Die Österreichische Eisenstraße als UNESCO-Weltkultur- und Naturerbe? Die Österreichische Eisenstraße als UNESCO-Weltkultur-Die Österreichische Eisenstraße und Naturerbe?

Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie

erstellt von Michael S. Falser

Ausschnitt aus der Scheda‘schen Generalkarte des Österreichischen Kaiserstaates, um 1850 ISBN 978-3-9501577-5-8 , Michael S. Falser Schriftenreihe des Nationalpark Kalkalpen Band 9

Impressum © Nationalpark O.ö. Kalkalpen Ges.m.b.H., 2009 Titelfoto Verein O.ö. EIsenstraße, Einklinker v.o.: Archiv Ennskraft, Verein O.ö. Eisenstraße, Michael S. Falser (2x), Erich Mayrhofer Autor Michael S. Falser Redaktion Erich Mayrhofer, Michael Falser, Franz Sieghartsleitner Lektorat Regina Buchriegler, Michael Falser, Franz Sieghartsleitner, Angelika Stückler Fotos Archiv Ennskraft, Michael Falser, Erich Mayrhofer, Nationalpark Kalkalpen, Franz Siegharts- leitner, Verein O.ö. Eisenstraße, Alfred Zisser Quellennachweis Michael S. Falser: Die Österreichische Eisenstraße als UNESCO-Weltkultur- und Naturerbe, Wien 2009 Herausgeber Nationalpark O.ö. Kalkalpen Ges.m.b.H., Nationalpark Allee 1, 4591 Molln Grafik Andreas Mayr Druck Friedrich VDV, Linz; 1. Auflage 3/2009

ISBN 978-3-9501577-5-8 INHALTSVERZEICHNIS

Danksagung des Autors...... 5

Landeshauptmann Niederösterreich...... 6 Landeshauptmann Oberösterreich...... 7 Univ.-Prof. Dr. Wilfried Lipp...... 8 Mag. Gabriele Eschig...... 9 Gottfried Schuh...... 10 Dr. Erich Mayrhofer...... 11 DI Werner Franek...... 11

Eine Zusammenfassung als Einleitung...... 13

Inhalt Teil I: Die Österreichische Eisenstraße (EIsenwurzen): Status Quo

1. Vorgeschichte: Zur Vision UNESCO-Welterbe Eisenstraße...... 15 2. Charakterisierung der Region Eisenwurzen...... 16 3. Die politische Situation und Meinungen bezüglich einer UNESCO-Nominierung...... 20 3. 1. Bundesland übergreifende Einrichtungen...... 20 3. 1. 1. Das Kulturministerium (Sektion Denkmalschutz, Abteilungsleitung 2007)...... 20 3. 1. 2. ICOMOS (Österreich)...... 21 3. 1. 3. Das Bundesdenkmalamt...... 21 3. 1. 4. UNESCO-Kommission...... 23 3. 1. 5. ARGE Österreichische Eisenstraße...... 23 3. 1. 6. Das Symposium The Heritage of 2006...... 23 3. 2. Einrichtungen in den involvierten Bundesländern...... 25 3. 2. 1. Niederösterreich...... 25 3. 2. 2. Oberösterreich...... 26 3. 2. 3. Steiermark...... 28 3. 3. Seitenblicke: Beispiele europäischer Netzwerke zur Industriegeschichte...... 30 3. 3. 1. Die Mitteleuropäische Eisenstraße, ein Kulturweg des Europarates...... 30 3. 3. 2. European Routes of Industrial Heritage (ERIH)...... 30 3. 4. Zusammenfassung der politischen Situation...... 31 3. 4. 1. Bundesland übergreifende Empfehlungen...... 31 3. 4. 2. Bundesland spezifische Entwicklungen ...... 32 4. Zonen, Städte und Ensembles...... 33 4. 1. Die VOEST-Alpine...... 33 4. 1. 1. Der Erzberg...... 33 4. 1. 2. Stahlwerk Donawitz...... 34 4. 2. Das Erzberg-Umfeld...... 35 4. 2. 1. Eisenerz...... 35 4. 2. 2. Vordernberg...... 37 4. 3. Periphere Städte der Eisenstraße...... 38 4. 3. 1. Leoben (Steiermark)...... 38 4. 3. 2. Steyr (Oberösterreich)...... 39 4. 3. 3. Waidhofen/Ybbs (Niederösterreich)...... 41 4. 4. Zusammenfassung: Zonen, Städte und Ensembles (Probleme und Potenziale)...... 42 5. Inventarisation, Auswahl und Klassifizierung der Denkmäler der (Eisen-) Wirtschaftslandschaft Eisenwurzen...... 44 5. 1. Inventarisation: Auflistung der empfohlenen Objekte in der Studie von 2004...... 44

3 INHALTSVERZEICHNIS

5. 2. Selektion, Kategorisierung...... 48 5. 3. Tabellarisierung der Objekte pro Bundesland/Gemeinde und Einordnung...... 56 5. 4. Planliche Darstellung: Lokalisierung und Verteilung...... 60 5. 5. Diskussion weiterer/fehlender Kategorien und Schwerpunkte...... 60 5. 5. 1. Weitere Kategorien der ‚Eisen-Wirtschaftslandschaft Eisenwurzen‘...... 60 5. 5. 2. Weitere Bearbeitung/Selektion der vorgeschlagenen Objektauswahl...... 62

Inhalt Teil II: UNESCO-Weltkulturerbe und die Eisenstraße

1. Einleitung...... 65 2. Passagen der General Guidelines zur Nominierung von UNESCO-Welterbe (2005)...... 65 3. Die UNESCO-Welterbe-Liste: Kategorien, Analysen, Vergleiche...... 75 3. 1. Kategorien, Tendenzen, Industrielles Erbe und die österreichische Perspektive...... 75 3. 2. Analyse der nominierten industriellen UNESCO-Weltkulturerbe-Stätten...... 77 3. 3. Kategorie, Maßstab, Schutzzone und Management nominierter Vergleichsobjekte...... 80 3. 3. 1. Einzeldenkmal – landschaftsprägendes Industrie-Ensemble...... 80 3. 3. 2. Abbauareal und Stadt (im Zusammenhang)...... 81 3. 3. 3. Netzwerk/Kulturlandschaft: Objekte-Zonen-Städte (serielle Nominierungen)...... 82 3. 3. 4. Aspekte von linearen Nominierungen (Routes, Straßen, Kanäle)...... 87 3. 3. 5. Das Konzept Ecomuseum (Vermarktungsverbund und UNESCO-Weltkulturerbe)...... 88 G3. 3. 6. G3. emischte Einreichung (mixed nomination von Natur und Kultur)...... 90 4. Die Österreichische Eisenstraße als UNESCO-Weltkulturerbe...... 93 4. 1. Varianten einer potenziellen Nominierung der Österreichischen Eisenstraße...... 93 4. 1. 1. Einzeldenkmal/Ensemble: The Iron Ore Mountain Erzberg ...... 93 A4. 1. 2. A4. bbauareal mit unmittelbarem Siedlungsumfeld: The cultural landscape of Erzberg with the historic towns of Eisenerz and Vordernberg...... 93 A4. 1. 3. A4. bbauareal und Stadt: Iron Trail with Erzberg and the old towns of Steyr, Waidhofen and Leoben...... 94 N4. 1. 4. N4. etzwerk (serielle Nominierung, Trail): Mining Landscape Erzberg and the Iron Trail Eisenwurzen...... 95 4. 1. 5. Das Konzept Ecomuseum Eisenwurzen...... 97 4. 1. 6. Gemischte Einreichung (mixed nomination von Natur und Kultur)...... 97 5. Abwägungen zur Nominierbarkeit der Eisenstraße zum UNESCO-Welterbe...... 101 5. 1. Auflistung der sechs möglichen Nominierungsvarianten...... 101 5. 2. Abwägung der Varianten und Empfehlung...... 101 5. 3. Ausblick: Drei Varianten und ein politischer Entschluss-Wille...... 101

Inhalt Teil III: Anhang

1. Liste kontaktierter Personen 2007...... 104 1. 1. Bundesland übergreifende Einrichtungen...... 104 1. 2. Bundesland spezifische Einrichtungen...... 104 1. 3. Internationale Kontakte...... 106 2. Bibliographie...... 106 2. 1. Literatur für das Gutachten...... 106 2. 2. Weiterführende Literatur...... 109 3. Abbildungsteil...... 114

4 DANKSAGUNG DES AUTORS

Das Thema der Eisenstraße und des Erzberges beschäftigt am Gutachten. Besonderer Dank gebührt Dipl.-Ing. Mag. mich seit vielen Jahren. Mit der Betreuung von Univ.-Prof. Dr. MinR Bruno Maldoner, Welterbe-Beauftragter im Bun- Dr. Ing. Manfred Wehdorn und Univ.-Prof. Dr. Gerhard desministerium für Unterricht, Kunst und Kultur für sein Stadler am Institut für Denkmalpflege und Industrie- wohlwollendes Einverständnis zu dieser Publikation. Das archäologie an der TU Wien, über die Vermittlung von HR Gutachten wäre in seiner Bandbreite nicht durchführbar Dr. Bouvier, ehemaliger Landeskonservator der Steiermark gewesen ohne die Hilfe unzähliger (inter-)nationaler Fach- und mit der wohlwollenden Unterstützung des damaligen leute, Politiker und ehrenamtlicher Mitarbeiter im Kontext Direktors der VOEST-ALPINE Erzberg, DI Umfer, konnte ich der Eisenstraße: Die unter Teil III.1. angeführte Aufzählung im Jahre 2001 meine Architektur-Diplomarbeit über den aller für das ursprüngliche Gutachten kontaktierter Fach- Steirischen Erzberg abschließen. 2006 erschien, mit der leute versteht sich somit als Dankesliste. Unterstützung des Kulturministeriums und der Steirischen Landesregierung, Abteilung Wissenschaft und Kultur, die Die vorliegende Machbarkeitsstudie ist eine Überarbeitung kondensierte Version der Erzberg-Studie als Buch (siehe des Gutachtens von 2007. Aus der Studie werden explizit Bibliographie). Mehrere Studien zum UNESCO-Welterbe, keine Verbindlichkeiten gegenüber den ursprünglichen darunter ein mehrmonatiger Aufenthalt im UNESCO- Auftraggebern abgeleitet, sondern sie ist als konstruktiver Weltkulturerbe-Zentrum in Paris, vertieften mein Interesse Baustein in der öffentlichen Diskussion um die Zukunft an der Frage von industriellem Weltkulturerbe. des herausragenden kulturellen wie naturräumlichen Er- bes der Eisenstraße zu verstehen. 2007 wurde ich dann, durch die Vermittlung von MR DI Franz Neuwirth, Kulturministerium (Abteilung Denkmal- Die Direktoren bzw. Geschäftsführer der Nationalparke schutz), HR Dr. Wilfried Lipp, oberösterreichischer Landes- Kalkalpen, Oberösterreich (Dr. Erich Mayrhofer) und Ge- konservator und Präsident von ICOMOS-Österreich und säuse, Steiermark (DI Werner Franek) haben mit ihrem Frau Mag. Gabriele Eschig, Geschäftsführerin der Österrei- Engagement die Drucklegung dieser Machbarkeitsstudie chischen UNESCO-Kommission, mit einem Gutachten zur überhaupt erst möglich gemacht. Dafür gilt es ihnen ganz potenziellen Einreichung der Österreichischen Eisenstraße besonders zu danken. zum UNESCO-Welterbe beauftragt. Zu danken ist dem Kul- turministerium und den Kulturabteilungen der Bundeslän- Dr. Dipl.-Ing. Mag. Michael Falser der Oberösterreich (HR Dr. Paulus Wall) und Niederöster- Wien, 30. 11. 2008 reich (Mag. Martin Grüneis) für die finanzielle Beteiligung

Die Österreichische Eisenstraße als UNESCO Weltkultur- und Naturerbe? – Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie 5 Schriftenreihe Nationalpark Kalkalpen Band 9 VORWORTE

Die niederösterrei- Ernennung zum UNESCO-Welterbe angesehen werden. chische Eisenstraße Eine solche Ernennung wäre ein wunderbarer „Ersatz“ für ist gewiss eines der das Eisen, das hier längst seine ursprüngliche Bedeutung kulturellen sowie verloren hat, und würde auch die Städte, Gemeinden und auch der land- Bundesländer, die Anteil an der Österreichischen Eisen- schaftlichen Aushängeschilder unseres Landes. Die Region straße haben, im wahrsten Sinne des Wortes fester „zu- erinnert gleichsam an jeder Ecke immer noch an längst sammenschmieden“. Für die vorliegende Studie, die dafür vergangene Zeiten und erzählt auf wunderschöne Art und vielleicht den Weg geebnet hat, danke ich dem Autor Dr. Weise von der Geschichte, der wirtschaftlichen Entwick- DI Mag. Michael Falser. lung und von den Wurzeln und der Tradition unserer Hei- mat. Es fällt nicht schwer, sich hier beim Erforschen der Als Landeshauptmann von Niederösterreich hoffe ich, Vergangenheit – etwa im „Kulturpark Eisenstraße“ oder dass der Traum vom „Welterbe Eisenstraße“, den Nie- beim Spazieren durch historische Städte und unberührte derösterreich, Oberösterreich und die Steiermark bereits Landschaften – in frühere Jahrhunderte zurück versetzt zu seit den Neunziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts fühlen und eine Auszeit vom eigenen Alltag zu nehmen. träumen, sich alsbald erfüllen möge.

Aus Sicht des Landes Niederösterreich gilt es unbedingt, Dr. Erwin Pröll der Eisenstraße jene Bedeutung zukommen zu lassen, die Landeshauptmann von Niederösterreich sie verdient. Als einzigartige Möglichkeit dafür kann die

6 Die Österreichische Eisenstraße als UNESCO Weltkultur- und Naturerbe? – Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie Schriftenreihe Nationalpark Kalkalpen Band 9 VORWORTE

Neben der Salz- leuchten zu lassen, der ursprünglich einer ganzen Region straße von Hallstatt zu Wohlstand und Arbeit, zu Kultur und Tradition verhol- über Gmunden fen hat. Die mit dieser Einreichung verbundenen Studien nach Budweis zählt und Forschungen haben gezeigt, dass die Eisenstraße die Eisenstraße vom über Jahrhunderte zu den Aushängeschildern unseres Erzberg über das Ennstal bis Steyr und weiter an die Do- Landes zählte. nau mit den angrenzenden Regionen in Niederösterreich zu den wichtigsten und ältesten Industrieschwerpunkten Als Landeshauptmann und Kulturreferent danke ich dem in unserem Land. Wirtschaftliche Entwicklung und kultu- Autor dieser Studie für seine engagierte und fundierte Ar- relle Tradition lässt sich an der Eisenstraße hervorragend beit und freue mich, wenn sie der entscheidende Beitrag nachvollziehen. Es ist wünschenswert, dass dieser Region für die Aufnahme dieser Region in das UNESCO-Welterbe in Verbindung mit dem Nationalpark Kalkalpen und der ist. Kulturlandschaft auch in unseren Tagen jene Bedeutung zukommt, die sie so lange gehabt hat. Dr. Josef Pühringer Landeshauptmann von Oberösterreich Die Ernennung zum UNESCO-Weltkultur- und -naturerbe wäre sicher geeignet, auch in der Zukunft einen Stern

Die Österreichische Eisenstraße als UNESCO Weltkultur- und Naturerbe? – Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie 7 Schriftenreihe Nationalpark Kalkalpen Band 9 VORWORTE

ICOMOS (International und weisen eine Reihe von interessanten Nominierungs- Committee On Monuments varianten der Österreichischen Eisenstraße zum UNESCO- and Sites) ist ein unabhän- Welterbe aus, von denen einige durchaus Realisierungs- giges Komitee auf höchster chancen besitzen sollten. fachlicher Ebene, das u.a. die UNESCO in Welterbe-Angelegenheiten berät. Auf Der Weg einer tatsächlichen Umsetzung ist aber überaus den jeweils nationalen Ebenen übernimmt ICOMOS die komplex, muss er doch sowohl von der Bundes- und Aufgabe allfällige Neuaufnahmen von Stätten des Kultur- zuständigen Landespolitik als auch – und das ist gerade und Naturerbes zu koordinieren, für die Einreichung mit für ein so weit verzweigtes System wie jenem der Eisen- vorzubereiten und bei tatsächlich erfolgreicher Aufnahme straße besonders wichtig – von den jeweils involvierten in die UNESCO-Welterbe-Liste bezüglich der weiteren Ent- Gemeinden und ihren Bewohnern bezüglich vertiefender wicklung zu beobachten und zu fördern. Nachforschung, Bestandsbewertung, Inventarisierung und Umsetzung aller Schutz­instrumentarien etc. mitgetragen Die Eisenstraße wurde schon vor geraumer Zeit mit Unter- werden. Dazu müssen freilich auch mögliche Barrieren stützung der drei Bundesländer Steiermark, Nieder- und zugunsten des gemeinsamen Anliegens überwunden Oberösterreich unter dem Titel „Iron Trail with Erzberg und die UNESCO-Welterbe-Nominierung als langfristig and the old town of Steyr“ in die tentative Welterbe-Liste gedachter Impuls zur integralen, natur- und kulturräumli- (Vorschlagsliste) aufgenommen. Zu den Aufgaben von chen Regionalentwicklung verstanden werden. ICOMOS Österreich zählt, alle in dieser nationalen Vor- schlagsliste angeführten Objekte bezüglich ihrer tatsäch- In diesem Sinne – und ganz entsprechend den Intentio- lichen Nominierbarkeit zu prüfen und wissenschaftliche nen von ICOMOS Österreich – sollte die vorgelegte Studie und politische Bemühungen der jeweiligen Interessens- einen konstruktiven Beitrag zur Bewusstseinsbildung und vertretungen zu fördern. Daher hat ICOMOS Österreich weiteren Konkretisierung des Vorhabens leisten. auch die mit dieser Publikation vorliegende Machbarkeits- studie von Dr. Michael Falser mitgetragen. Die Ergebnisse, Univ.-Prof. Dr. Wilfried Lipp die auf wichtigen Vorstudien basieren, beziehen sich ganz Präsident von ICOMOS-Österreich und konkret auf den aktuellen UNESCO-Nominierungskontext Landeskonservator von Oberösterreich

8 Die Österreichische Eisenstraße als UNESCO Weltkultur- und Naturerbe? – Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie Schriftenreihe Nationalpark Kalkalpen Band 9 VORWORTE

Die Österreichische UNESCO- die Erfahrungen mit den in Österreich nach UNESCO- Kommission (ÖUK) ist die Kriterien eingerichteten Biosphären-Parks, wie das Große nationale Koordinations- und Walsertal oder der Wienerwald. Das Biosphären-Konzept Verbindungsstelle aller Ar- der UNESCO ermöglicht eine an Nachhaltigkeit orientierte beitsbereiche der UNESCO Standortentwicklung in Gebieten, in denen national abge- in Österreich. Im Bereich des Kulturerbes bestimmen die sicherte Naturschutzzonen und Zonen mit menschlicher Kulturkonventionen der UNESCO die Arbeit der ÖUK, Interaktion ausgewiesen sind. Eben dieser Aspekt einer das sind vor allem das „Übereinkommen zum Schutz des nachhaltigen Standortentwicklung blieb in den bisherigen Kultur- und Naturerbes der Welt“ von 1972 und die 2003 Überlegungen zu österreichischen Welterbe-Stätten aus- beschlossene „Konvention zum Schutz des immateriellen geblendet und wurde auch im Vorfeld von Einreichungen Kulturerbes“. Dabei stimmt sich die Kommission mit dem zu wenig gründlich untersucht. zuständigen Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur, dem Bundesdenkmalamt, den Ländern sowie ICO- Umso mehr war zu begrüßen, dass ICOMOS Österreich MOS Österreich ab, um deren Aufgaben zu unterstützen sowie die Länder Oberösterreich und Niederösterreich und zu ergänzen. Die Schwerpunkte der ÖUK liegen dabei sowie das BMUKK die Mittel zur Verfügung stellten, eine im Bereich Bildung und Öffentlichkeitsarbeit, Vernetzung derartige Untersuchung schon vor Einreichung einer po- der österreichischen Welterbe-Stätten sowie der Beratung tenziellen Welterbe-Stätte durchzuführen. Das Gutach- in allen Belangen der Konvention, so z.B. auch bei der ten von Herrn Falser profiliert die immensen natur- und Nominierung von Natur- und Kulturerbe-Stätten für die kulturräumlichen Potenziale der Eisenstraßen-Region Welterbe-Liste. eben gerade aus der Perspektive einer integralen Regio- nalentwicklung, weist erstmals die nationalen und regi- Die Österreichische UNESCO-Kommission hat daher onalen Bedenken und Motivationen für eine potenzielle auch das mit dieser Publikation vorliegende Gutachten Welterbe-Nominierung für eine weitere Diskussion aus von Herrn Dr. Falser unterstützt und ihre Erfahrungen in und liefert letztlich in erstaunlicher Breite Vorschläge und die Diskussion über tragbare Schutzzonierungen (Kern-, Vermittlungsmöglichkeiten für ein weiteres konstruktives Puffer- und Entwicklungszonen) und Management Pläne Vorgehen. Darin liegt der große Mehrwert dieser Studie, zum potenziellen Welterbe Eisenstraße eingebracht. deren Verbreitung die Österreichische UNESCO-Kommis- sion unterstützen möchte. Wertvolle Orientierung zu der von Herrn Falser vorge- schlagenen, sog. „Gemischten Einreichung“ der Eisen- Mag. Gabriele Eschig straße als Kombination von Natur- und Kulturerbe geben Geschäftsführerin Österreichische UNESCO-Kommission

Die Österreichische Eisenstraße als UNESCO Weltkultur- und Naturerbe? – Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie 9 Schriftenreihe Nationalpark Kalkalpen Band 9 VORWORTE

Arbeitsgemeinschaft Österreichische Eisenstraße

Im September 2001 grün- gefasst werden, auch die Natur- und Nationalparke wären deten die Landeshauptleute mögliche Bestandteile der Welterbe-Region. von Niederösterreich, Stei- ermark und Oberösterreich Zwei Betrachtungen sollten in diese Überlegungen einge- im Rahmen eines Festaktes bracht werden: Einerseits die Innenschau: Wie sieht die auf dem Steirischen Erzberg Bevölkerung ihre eigene Wohn- und Lebensregion? Man die ARGE Österreichische weiß, dass im Alltag attraktive Elemente des eigenen Le- Eisenstraße. Die gesamte bensraumes immer mehr Glanz verlieren (können), wenn Eisenwurzen ist das Arbeits- nicht der bewusste Umgang mit diesen Elementen in allen gebiet der drei regionalen Bildungs- und Lebenseinrichtungen in eine andere Rich- Eisenstraßenvereine. tung weisen. Nur wer weiß, schätzt.

Seit der Jahrtausendwende bemüht sich die ARGE Öster- Andererseits die Außenschau: Besucher unserer Welterbe-, reichische Eisenstraße in NÖ, Stmk. und OÖ. um die Ein- Natur- und Nationalparkregion werden die Qualitäten un- reichung der gesamten Eisenstraße-Region als Weltkultur- seres Landstriches viel leichter erkennen und schätzen, als erbe. Nach vielen Vorbereitungsarbeiten, die in eine große dies die heimische Bevölkerung tun kann. Betrachtung der Region durch Herrn Prof. Roman Sand- gruber mündeten, erhielt die ARGE 2005 eine mündliche Die neuen Rahmenbedingungen für die Weltkulturerbe Absage: Die von der UNESCO formulierten Rahmenbedin- – Einreichungen lassen Hoffnungen wachsen: Das Herz gungen passten nicht für die Intention einer großen, stark Österreichs (ein großer Teil davon ist die Eisenwurzen) an „Eisenthemen“ orientierten Weltkulturerbe Region. wird jede Hilfe brauchen – es soll weiter schlagen und belebt (bewohnt) sein! Nun gibt es neue Erwartungen für eine Einreichung: Nicht nur die vielen attraktiven „Eisendenkmäler“, der Erzberg Gottfried Schuh und die herrlichen Städte Steyr und Waidhofen an der Obmann der oberösterreichischen Eisenstraße Ybbs könnten in einer Weltkulturerbe-Region zusammen-

Werkstätte Hans Schmidberger, Molln/Oberösterreich

10 Die Österreichische Eisenstraße als UNESCO Weltkultur- und Naturerbe? – Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie Schriftenreihe Nationalpark Kalkalpen Band 9 VORWORTE

Österreichs Natur- und Kulturerbe

Der Blahberg nahe Unter- 1758 errich- laussa weist auf eine frühe teten Holz- Eisenerzeugung mit „Ein- knechte die blasen von Luft in einen Große Klaus-Hütte am Großen Bach. Zwischen 1913 und Schmelzofen“ hin. Tatsäch- 1971 beförderte die Waldbahn große Mengen Holz aus lich hat der Abbau von Ei- dem Reichraminger Hintergebirge. Heute unternehmen senerz im heutigen Natio- auf der ehemaligen Waldbahntrasse Familien ihre Radtou- nalpark Kalkalpen bereits im ren und die Große Klaus-Hütte ist ein beliebter National- 12. Jahrhundert begonnen. park Stützpunkt. Die Blahbergalm wurde zum Treffpunkt vieler Knappen-Generationen und ist heute ein Die Eisenstraße führt durch urtümliche Wälder der Nati- beliebter Stützpunkt für Wanderungen durch die Wildnis. onalpark Kalkalpen Region. Uralte Steige, Hütten und an- dere Kulturdenkmäler sind neue Besucherziele geworden. Nordöstlich davon wurde 1550 die Borsee Klause am Wo einst Grafen, Knappen und Holzknechte lebten und Schleifenbach neu gebaut. Den Wald nutzte der Ham- arbeiteten, bestaunen heute Wanderer die zurückkeh- mermeister von Kleinreifling und der aufgestaute See rende Wildnis und die Zeitzeugen der Geschichte. Die diente der Holztrift. 1996 wurde die Klause wegen ihrer enge Verbindung zwischen Wildnis und Kultur kann hier Bedeutung als Naturjuwel durch den Nationalpark Kalk- auf spannende Weise erlebt werden. alpen und die Wildbach- und Lawinenverbauung wieder errichtet. Dr. Erich Mayrhofer Direktor Nationalpark Kalkalpen

Die Region ist von der ge- Besonderheiten und das hohe meinsamen Geschichte des Potenzial der Region gefördert Kulturraumes Eisenwurzen werden! Der Nationalpark Ge- mit seiner mehr als 800-jäh- säuse möchte gemeinsam mit rigen Nutzungsgeschichte dem Nationalpark Kalkalpen geprägt. Kultur und Natur und dem Wildnisgebiet Dürrenstein neue Akzente für sind hier eine besondere Bundesländer übergreifende Kooperationen setzen und Symbiose eingegangen und ein Partnernetzwerk zur Abstimmung von Maßnahmen haben einen einmaligen oder Managementplänen aufbauen. Gemeinsam mit den Naturraum erhalten und Partnern sollen Projekte ausgearbeitet und Finanzierungs­ gefördert: Weiträumige Gebiete mit den markanten Ge- möglichkeiten genutzt werden. birgsstöcken der Kalkalpen, sanftwellige Mittelgebirgsket- ten, geringe Siedlungsdichte und wenig Zerschneidung Ziel ist es, Möglichkeiten für Synergien und Kooperatio- sowie großer Waldreichtum und eine klein strukturierte nen zwischen den einzelnen Akteuren – in den Schutz- Kulturlandschaft zeichnen das Gebiet aus. Die Superlative gebieten, aber auch zwischen den Schutzgebieten – zu zeigen sich auch in einer hohen Artenvielfalt und der gro- erkennen. Sie sollen einer verstärkten Vernetzung der ßen Zahl an bereits bestehenden Schutzgebieten mit einer ökologisch wertvollen Flächen dienen und das Gebiet als Gesamtfläche von mehr als 200.000 ha. „Region der Natur“ stärken, so dass ein weiterer Schritt in Richtung „UNESCO-Welterbe“ gesetzt werden kann! Mit dem dreijährigen, alpenweiten Projekt „Econnect – Im- proving Ecological Connectivity in the Alps“, das im Sep- DI Werner Franek tember 2008 gestartet wurde, sollen die naturräumlichen Direktor Nationalpark Gesäuse

Die Österreichische Eisenstraße als UNESCO Weltkultur- und Naturerbe? – Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie 11 Schriftenreihe Nationalpark Kalkalpen Band 9 EINLEITUNG

Losenstein an der Enns (Oberösterreich) und an der Eisenstraße

12 Die Österreichische Eisenstraße als UNESCO Weltkultur- und Naturerbe? – Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie Schriftenreihe Nationalpark Kalkalpen Band 9 EINLEITUNG

Eine Zusammenfassung als Einleitung

Die Österreichische Eisenstraße, auch Eisenwurzen ge- am Erzberg selbst, gibt es aber auch sehr positive Entwick- nannt, erstreckt sich über die drei Bundesländer Nieder- lungen zu verzeichnen. Seit einigen Jahrzehnten wird der österreich, Oberösterreich und Steiermark. Das Gebiet herausragende Eisen geschichtliche und kulturelle Wert ist von einer über 800 Jahre nachweisbaren Erzabbau- der Eisenstraße sowohl auf regionaler als auch auf nationa- Tätigkeit am Steirischen Erzberg bis heute naturräumlich, ler Ebene erkannt: Ehrenamtliche Tätigkeiten – allen voran kulturell und materiell geprägt und ein historischer Wirt- die drei Eisenstraßenvereine der drei Bundesländer, heute schafts- und Kulturraum nachweisbar geblieben. Mit einer zusammengeschlossen zur Arbeitsgemeinschaft Österrei- kontinuierlichen bergbaulichen Nutzung im frühen Mit- chische Eisenstraße, wissenschaftliche Nachforschungen, telalter (erste Expansionsphase im 12. Jh.) war die Eisen- touristische Vermarktungsstrategien, Bundesland spezi- straße um 1550 die wichtigste Eisen produzierende Land- fische Förderprogramme bis hin zu erkennbaren Bemü- schaft Europas. Der Steirische Erzberg – ein gigantischer, hungen zur Erhaltung relevanter Baudenkmäler und zur stufenpyramidaler Erztagebau (bis vor Kurzem wurde auch bundesgesetzlichen Unterschutzstellung tragen Früchte. Untertage abgebaut) inmitten prächtigster Bergwelt – war und ist bis heute nicht nur das Zentrum der Eisenstraße, Die Bemühungen für und die Diskussion über eine No- sondern auch das bedeutendste Industriedenkmal Öster- minierbarkeit der Österreichischen Eisenstraße zum reichs und darüber hinaus eines der wichtigsten Zeugnisse UNESCO-Welterbe reichen bis in die 1990er Jahre. Heute europäischer Industriegeschichte überhaupt. Als Prototyp ist sie offiziell unter dem Titel Iron Trail with Erzberg and einer dezentral organisierten Wirtschaftslandschaft (eine the old town of Steyr auf der österreichischen Tentativ- Definition von Prof. Roman Sandgruber) reihten sich ent- (d.h. Warte-)Liste zum UNESCO-Welterbe geführt. 2001 lang der Eisenstraße industrielle Einrichtungen, Bauwerke, versammelten sich die Landeshauptleute der drei invol- Ensembles sowie Stadt- und Marktanlagen zu einem pro- vierten Bundesländer Niederösterreich, Oberösterreich zessual abgestuften Netzwerk zusammen, das Bergbaue, und Steiermark am Erzberg zur feierlichen Gründung der historische Orte der Eisengewinnung (z.B. Stuck- und Österreichischen Eisenstraße und standen damit Pate für Hochöfen), der Weiterverarbeitung, Halbzeug- und Final- die Bundesland übergreifende Vision Eisenstraße. 2002 produktion (z.B. Sensenhämmer, Messerer, Schmiede), legten sie während einer Landeshauptmänner-Konferenz Standorte von Eisen- und Provianthändlern bis zu not- ihre politische Unterstützung sogar schriftlich fest. Bisher wendigen Transportberufen umfasste. Heute schreiben er- ist die hohe Politik von der selbst verfassten Umsetzungs- folgreiche Eisen verarbeitende Betriebe wie das Stahlwerk intention weit entfernt geblieben. Donawitz oder die BMW-Werke in Steyr diese Geschichte fort. Neben den im unmittelbaren Abbaukontext stehen- Seither haben Fachgutachten, Tagungen und Studien den Siedlungen von Eisenerz und Vordernberg erstreckt die Tauglichkeit der Österreichischen Eisenstraße zum sich das Netzwerk der Eisenstraße bis an die bedeutenden UNESCO-Welterbe bestätigt. Die reale Umsetzbarkeit Handelsstädte von Steyr (Oberösterreich), Waidhofen/ scheidet aber bisher immer noch die bundes- bzw. regi- Ybbs (Niederösterreich) und Leoben (Steiermark) und onalpolitischen Geister. Die vorliegende Machbarkeitsstu- umfasst ungefähr eine Ausdehnung von 100 km West-Ost die stellt den bisherigen Endpunkt der Diskussion dar. Die (von Scharnstein in Oberösterreich bis Gusswerk in der bisher einseitige Ausrichtung im momentanen Nominie- Steiermark) und 70 km Nord-Süd (von Steyr in Oberöster- rungstitel (nur der Erzberg mit Steyr als einzige Stadt auf reich bis Leoben in der Steiermark). der gesamten Eisenstraße) will das Gutachten allerdings konstruktiv hinterfragen und stellt eine gesamtheitlichere Als Zeichen des postindustriellen Zeitalters weltweit un- Konzeption einer Eisenstraßen-Nominierung zur Diskus- terliegt auch die Region der Eisenstraße seit einigen Jahr- sion, die aufgrund ihrer nicht zu leugnenden Komplexität zehnten einem dramatischen Transformationsprozess. aber nur als Teil eines langfristigen Regionalentwicklungs- Parallel zu den wenig positiven Effekten der regionalen impulses zu realisieren ist. Alle kurzfristig gedachten Profit- Arbeitslosigkeit, Landflucht, Überalterung und dem bisher Erwartungen durch eine Welterbe-Nominierung sind hier noch nicht komplett ausgehandelten zukünftigen Status fehl am Platze. Die herkömmlich nur unter dem Aspekt

Die Österreichische Eisenstraße als UNESCO Weltkultur- und Naturerbe? – Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie 13 Schriftenreihe Nationalpark Kalkalpen Band 9 EINLEITUNG

der Kultur diskutierte Bedeutung der Eisenstraße ist eben straßen-Projekt, analysiert bereits bestehende Industrie- nur ein Aspekt. Als wirklich herausragende Chance muss Ensembles auf der Welterbe-Liste hinsichtlich Maßstab, viel mehr auf die naturregionale Qualität der Eisenstraßen- Zonierung und Management (II.3.) und präsentiert letzt- Region eingegangen werden. Über das Klischee einer lich nach einer Abwägung verschiedener Optionen (II.4.) überalteten, heute strukturschwachen Industrieregion sechs mögliche Nominierungsvarianten für eine denkbare hinweg, ist sie eine Region landschaftlich überwältigender Eisenstraßen-Bewerbung (II.5.). Schönheit. Die zwei Nationalparks Kalkalpen, Oberöster- reich und Gesäuse, Steiermark, stehen an der Spitze ei- Teil III bietet eine ausgewählte Bibliographie, eine Liste nes einmaligen Netzwerks von mehreren Naturparks der der kontaktierten Fachleute und den Abbildungsteil. Region, die in ihrer Gesamtheit sogar eines der größten Naturschutzagglomerationen innerhalb des gesamten Das Gutachten weist insgesamt sechs Nominierungsvari- Alpenbogens ausmachen. Wenn es gelänge, die ohne anten der Eisenstraße zum UNESCO-Welterbe als weitere Zweifel kulturell herausragende Dimension der Österrei- Diskussionsbasis aus und empfiehlt daraus folgende drei chischen Eisenstraße mit jener des Naturschutz-Potenzials Optionen: zu koppeln, so wäre die Vision des UNESCO-Welterbes Eisenstraße/Eisenwurzen nicht nur weitaus facettenreicher a) Nominierung des Abbauareals Erzberg mit dem unmit- diskutierbar als bisher, sondern auch ein wahres Unikum telbaren Siedlungsumfeld von Eisenerz und Vordern- weltweit: Naturschutz als gleichberechtigter Partner neben berg unter dem (Arbeits-)Titel: The cultural landscape Kulturschutz innerhalb ein und derselben industriell ge- of Erzberg with the historic towns of Eisenerz and Vor- prägten Region im Herzen Europas wurde so zwingend dernberg noch nie als UNESCO-Welterbe nominiert. Die mit 2005 b) Nominierung der linear-netzwerkartigen Struktur der novellierten Nominierungsrichtlinien der UNESCO haben Eisenwurzen als serielle Kultur- und Trail-Nominierung dafür, wie in diesem Gutachten nachlesbar (Stichwort Se- unter dem (Arbeits-)Titel Mining Landscape Erzberg rielle Nominierung), eindeutig den Weg geebnet. Andere and the Iron Trail Eisenwurzen Nationen wie z.B. England haben diesen Trend längst er- c) Nominierung der Eisenwurzen als ‚Gemischte Ein- kannt. reichung‘ (Kultur und Natur als gleichberechtigte Be- standteile) in einer einzigartigen Überlagerung des vor- Die vorliegende Machbarkeitsstudie ist aus einem Gutach- handenen Naturschutzsystems mit der Kultur-Variante ten für das Kulturministerium, die UNESCO-Kommission (b) unter dem (Arbeits-)Titel Iron Trail/Eisenwurzen und ICOMOS-Österreich hervorgegangen und wurde hierfür gekürzt. Die hier diskutierten Ergebnisse als Mach- Eine ‚Gemischte Einreichung‘ (c) wäre für den Aspekt der barkeitsstudie werden in drei Teilen vorgestellt: Natur-Kultur-Einheit Eisenwurzen die gesamtheitlichste, spannendste und zugleich (UNESCO-)nominierungspo- Teil I fasst nach einer Charakterisierung der Region Ei- litisch erfolgversprechendste Lösung. Für diese Variante senwurzen (I.2.) in einer Art Schnellinventur die politische spricht sich dieses Gutachten aus. Sie ist ohne Zweifel aber (Bundesland übergreifende und spezifische) Situation für auch die komplexeste und erfordert die politische Bereit- eine UNESCO-Nominierung stichpunktartig als Zustands- schaft für eine langfristig gedachte Vision, die UNESCO- und Empfehlungskatalog zusammen (I.3.), diskutiert die Welterbe nicht als schmucke Profilierung interpretiert, reale Umsetzbarkeit für die verschiedenen, potenziell in- sondern als intergalen Teil einer gesamtheitlichen Regio- volvierten Zonen, Städte und Ensembles (I.4) und wertet nalentwicklung. eine Inventarisationsstudie von 2004 in Richtung einer zu- künftigen Welterbe-Nominierbarkeit der Eisenstraße aus Allein entscheidend wäre jetzt der, alle Stakeholder ver- (I.5.). bindlich zusammenführende, politische Kooperationswille aller involvierten Instanzen, der per definitionemseit 2002 Teil II stellt die Nominierungsparameter für UNESCO- mit der Welterbe-Resolution der Landeshauptleute der Welterbe vor (II.2.), diskutiert Welterbe-Kategorien und Bundesländer Niederösterreich, Oberösterreich und Stei- die österreichische Perspektive in Bezug auf das Eisen- ermark eigentlich bereits amtlich festgehalten wurde.

14 Die Österreichische Eisenstraße als UNESCO Weltkultur- und Naturerbe? – Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie Schriftenreihe Nationalpark Kalkalpen Band 9 DIE ÖSTERREICHISCHE EISENSTRASSE Teil I (EISENWURZEN): STATUS QUO Teil II Teil III

1. Vorgeschichte: Zur Vision UNESCO-Welterbe Eisenstraße

Die Bemühungen für und die Diskussion über die Nomi- und amtlich niedergehalten: Im Hinblick auf die große In- nierbarkeit der Österreichischen Eisenstraße (Eisenwur- dustrie geschichtliche Bedeutung der in Niederösterreich, zen) zum UNESCO-Welterbe reichen bis in die 1990er Oberösterreich und Steiermark gelegene Eisenstraße un- Jahre. Es ist daher auch unmöglich, alle Bemühungen und terstützt die Landeshauptmänner-Konferenz die Bestre- Anläufe zu diesem Thema zusammenzutragen. Einige bungen um eine Aufnahme dieses Objektes in die Liste Hauptpunkte des Verlaufs seien aber als wichtige Etap- des Weltkultur- und Naturerbes.1 Von der energischen penziele herausgegriffen: Umsetzung dieser selbst formulierten Aufforderung des Jahres 2001/02 ist die hohe Politik heute allerdings weit Schon 1994 wurden der Erzberg und Steyr als getrennte entfernt. Objekte auf die österreichische UNESCO-Tentativliste (Ab- sichts- bzw. Warteliste) nominiert – die Grundvorausset- 2004 wurde unter Beteiligung der drei involvierten Bun- zung für eine Aufnahme in die UNESCO-Welterbe-Liste. desländer eine umfassende Studie unter der Leitung Zu dieser Zeit arbeiteten die drei Bundesland internen Ei- von Prof. Roman Sandgruber (Institut für Sozial- und senstraßen-Vereine von Niederösterreich, Oberösterreich Wirtschaftsgeschichte, Johannes Kepler Universität Linz) und Steiermark schon zusammen.

1997 hinterlegte Steyr ein umfangreiches Dossier beim Kulturministerium, doch die UNESCO-Weltkulturerbe- Nominierung Steyrs als ‚Historisches Stadtzentrum‘ wurde nicht durchgeführt und mit der folgenden, weltweit unge- bremsten Infl ation der v.a. europäischen Nominierungen zu dieser Kategorie in ihrer Aufnahme-Chance immer un- wahrscheinlicher. Nicht zuletzt aus diesen pragmatischen, aber auch aus Eisen geschichtlich richtigen Überlegungen wurden die beiden Objekte – die Stadt Steyr und der Erz- berg – zu einer Nominierungsoption zusammengeschlos- Abb.1: Die drei Landeshauptleute der Eisenstraße 2001: v.l.n.r.: LH Pühringer, sen. Heute heißt diese Nominierungsoption offi ziell Iron LH Klasnic und LH Pröll Trail with Erzberg and the old town of Steyr – ohne genau auszuweisen, was dieser Iron Trail als Eisenstraße zwi- gefertigt, die erstmals die Eisenstraße als ‚Prototyp einer schen dem Erzberg und der Stadt Steyr eigentlich genau dezentral organisierten (Eisen-)Wirtschaftslandschaft‘ dif- beinhalten könnte/sollte/müsste. ferenzierte und ihre linear-netzartige Verzweigungsstruk- tur im historischen Gesamtzusammenhang von Eisenge- 2001 versammelten sich die Landeshauptleute der drei winnung, -verarbeitung und Provianthandel anhand von involvierten Bundesländer von Niederösterreich (LH Pröll), einer Inventarisation dazu erhaltener Baudenkmäler pro- von Oberösterreich (LH Pühringer) und Steiermark (LH fi lierte. Eine relevante Selektion und Einordnung in den Klasnic) am Erzberg zur feierlichen Gründung der Öster- UNESCO-Kontext fand aber nicht statt. reichischen Eisenstraße, brachten ihre Landeswappen in Eisenguss (diese wurden in der Eisenstraßen-Installation 2005 wurde nach der Evaluierung der Studie von 2004, im sog. Dreiländereck verbaut) und standen damit Pate nach der Konsultierung der involvierten Landeskonser- für die gemeinsame, Bundesland übergreifende Vision Eisenstraße (siehe Abbildung 1). 1 Siehe dazu das amtliche Protokoll der Landeshauptmänner- 2002 schließlich wurde von den damaligen, oben genann- Konferenz von 2002, Aktenzeichen VST-2659/61 vom 14. 6. 2002 unter Punkt VII.e (UNESCO: Übereinkommen zum Schutz des ten Landeshauptleuten von Niederösterreich, Oberöster- Kultur- und Naturerbes der Welt; Aufnahme der Eisenstraße in die reich und Steiermark der folgende Beschluss schriftlich Liste des Weltkultur- und Naturerbes).

Die Österreichische Eisenstraße als UNESCO Weltkultur- und Naturerbe? – Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie 15 Schriftenreihe Nationalpark Kalkalpen Band 9 DIE ÖSTERREICHISCHE EISENSTRASSE Teil I (EISENWURZEN): STATUS QUO Teil II Teil III

vatoren und nach der negativ befundenen Prüfung der als einzige Stadt auf der gesamten Eisenstraße) rät das damals verfügbaren UNESCO-Kategorien Ensemble, Trail Gutachten allerdings ab. Es entspricht (a) nicht der an sich und Kulturlandschaft für die Nominierung der Eisenstraße völlig richtigen Defi nition der Eisenstraße als ‚Prototyp ei- von der Leitung des Österreichischen Bundesdenkmalam- ner dezentral organisierten (Eisen-)Wirtschaftslandschaft‘. tes von einer tatsächlichen Nominierung richtiger Weise Und es ignoriert (b) sowohl eine reiche Bandbreite gut abgeraten. Doch gerade im Jahr 2005 wurden dann aber erhaltener Eisen historischer Baudenkmäler in der gesam- die Operational Guidelines für die Nominierungprozedur ten Eisenstraßen-Region als auch die einmalige Chance zur UNESCO-Welterbe-Liste (siehe UNESCO 2005) ent- eines wichtigen Regionalentwicklungsimpulses durch eine scheidend novelliert und erweitert. Mit der neuen Kate- dezentral ausgerichtete UNESCO-Welterbenominierung. gorie einer ‚Seriellen Einreichung‘ (siehe Teil II.2) scheint Damit spricht sich das Gutachten dafür aus, die Objekte jetzt endlich, so die grundsätzliche Empfehlung des vorlie- des Erzberges und der Stadt Steyr in ein gesamtheitliche- genden Gutachtens, der sinnvolle Antragsrahmen für die res Konzept mit aufzunehmen. Österreichische Eisenstraße vorzuliegen. 2008 präsentierte der Autor dieses Gutachtens die Ergeb- 2006 fand schließlich in Steyr das bisher erste interna- nisse vor den für Welterbe zuständigen Repräsentanten tionale Symposium The Heritage of Iron zum Thema des Kulturministeriums, der Österreichischen UNESCO- Weltkulturerbe Eisenstraße statt, in der sich die zusam- Kommission und von ICOMOS-Österreich. Die Präsenta- mengekommenen Fachleute eindeutig für die Welterbe- tion als stark komprimierte Ausführung dieses Gutachtens Relevanz des Erzberges aussprachen – ohne jedoch (auch ist auf der Homepage von ICOMOS Österreich einsehbar aufgrund mangelnder Bereisungs- und Diskussionszeit) (www.icomos.at). eine eindeutige und schlüssige Empfehlung des Nominie- rungsmaßstabes für die ganze Eisenstraße formulieren zu Mit dem empfohlenen Konzept einer ‚gemischten Welt- können. erbe-Einreichung‘ des kulturellen wie natürlichen Erbes der Eisenstraßen-Region ist das bisherige Engagement der 2007 wurde nun das hiermit vorliegende Gutachten in beiden Nationalparks Kalkalpen, Oberösterreich und Ge- Auftrag gegeben, das sich nach einer nur dreimonatigen säuse, Steiermark, stärker in den Vordergrund gerückt. Die Bearbeitungszeit eindeutig für die Nominierbarkeit der Repräsentanten dieser beiden Nationalparks sind es auch, Eisenstraße ausspricht. Von der bipolaren Ausrichtung im die die Drucklegung dieses Gutachtens dankenswerter momentanen Nominierungstitel (nur der Erzberg mit Steyr Weise übernommen haben.

2. Charakterisierung der Region Eisenwurzen2

Die Österreichische Eisenstraße (Eisenwurzen) beinhal- 800 Jahre Kontinuität tet jenen Grenzraum der Bundesländer Niederösterreich, Mit einer zeitlichen Fixierung der kontinuierlichen berg- Oberösterreich und Steiermark, der aus einer über 800 baulichen Nutzung im frühen Mittelalter (erste Expansi- Jahre nachweisbaren Erzabbau-Tätigkeit am Steirischen onsphase im 12. Jh.), war die Eisenstraße/Eisenwurzen um Erzberg und damit in Zusammenhang mit den Tätigkei- 1550 die wichtigste Eisen produzierende Landschaft Eu- ten der Eisenverarbeitung, Eisenerzeugung, Weiterver- ropas. Die berühmte Eisen(end)verarbeitung der Region arbeitung und infrastrukturellen Vernetzung bis heute setzte sich bis in die unmittelbare Gegenwart fort und ist naturräumlich, kulturell und materiell geprägt und als ein heute v.a. durch technologische Spitzenpositionen und in- historischer Wirtschafts- und Kulturraum nachweisbar ge- novativen Leistungen im Bereich Stahlerzeugung weltweit blieben ist. (Abb.1 und 2) bekannt.

2 Die Ausführung dieser Kurzbeschreibung zitiert, aufbauend auf die aktuellste Perspektive in Richtung Weltkulturerbe, maßgeblich die Vorstu- die aus: Sandgruber 2004, S. 9 – 21.

16 Die Österreichische Eisenstraße als UNESCO Weltkultur- und Naturerbe? – Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie Schriftenreihe Nationalpark Kalkalpen Band 9 DIE ÖSTERREICHISCHE EISENSTRASSE Teil I (EISENWURZEN): STATUS QUO Teil II Teil III

Aufteilung nominierungstechnisch hoch relevant ist. Das Gebiet Durch die politische Aufteilung in drei Bundesländer war der Eisenstraße beschreibt den über 800-jährigen, ge- die Eisenstraße aber nie ein einheitlicher Verwaltungsbe- samtgeschichtlichen Prozesscharakter des vom Erzberg zirk oder eine Region im verwaltungstechnischen und po- ausgehend entlang der einzelnen Verarbeitungs- und litischen Sinne und wird auch heute oftmals nur in ihrem Vertriebsstufen vom Rohzustand bis zum hochspezialisier- jeweiligen Bundesland-Kontext wahrgenommen. Diese ten Endprodukt bearbeiteten Eisens. Insofern wurde die Entwicklung spiegelt sich auch in der Gründung der drei Region auch als Produktions- und Kulturlandschaft Eisen- Bundesland-internen Eisenstraßen-Vereine wider, die sich straße/Eisenwurzen charakterisiert, die sich aus den vor- aber trotz unterschiedlicher Struktur zur ‚Arbeitsgemein- industriellen Standortbedingungen ableitete: Der Erzberg schaft Österreichische Eisenstraße‘ zusammengeschlos- war der zu fördernde Ursprung des Eisens, die kargen und sen haben. engen Alpentäler ermöglichten die Eisenverarbeitung, die weiten Wälder die Versorgung mit Holzkohle, die kleinen Historisch gesehen wurde die Region, die als Wirtschafts- Nebenbäche die notwendige Energie für den Betrieb der landschaft im Spätmittelalter und der frühen Neuzeit Hämmer und die Bauern im ertragreichen Alpenland die ihre größte europäische Bedeutung erlangte, anhand Nahrungsmittel. Als Prototyp einer dezentral organisierten der Verwertung, Weiterverarbeitung und Absatz- und Wirtschaftslandschaft (Sandgruber 2004) reihten sich da- Handelsorte der Erzbergerze in einen Vordernberger und mit Einrichtungen, Bauwerke, Ensembles und Stadt- und einen Innerberger (Eisenerzer) Rad- und Hammerbezirk Marktanlagen zu einem prozessual abgestuften Netzwerk organisatorisch aufgegliedert. Gewissermaßen als Resultat zusammen: dieser Trennung der hochmittelalterlichen Privilegienpo- litik entwickelten sich am nördlichen Rand des Eisenstra- 1. Bergbaue: Abbau und Förderung der Erze, v.a. am Erz- ßen-Gebiets, heute die in Oberösterreich liegende Eisen- berg stadt Steyr (mit Enns noch weiter nördlich) und die am 2. Eisengewinnung: Stuck- und später Hochöfen südlichen Rand, heute in der Steiermark liegende Stadt 3. Stahlerzeugung: Welsch- und Zerrenhämmer, Leoben. Die Aufteilung in Widmungen bzw. Zuordnun- Frischwerke gen bestimmter Proviant- und Wald-Widmungsbezirke 4. Halbzeug- und Finalproduktion: Streck- und Blechhäm- für die Lebensmittel- und Holzversorgung gliederte die mer, Sensenhämmer, Messerer, Schmiede Eisenlandschaft wiederum: u.a. in den Scheibbser- oder 5. Eisen- und Provianthändler als Verleger, Händler und Dreimärkte-Proviantbezirk im Erlauf- und oberen Ybbstal, Kapitalgeber (Steyr, Leoben, Waidhofen, die drei Provi- den Waidhofener Proviantbezirk im mittleren und unteren antmärkte Scheibbs, Purgstall und Gresten und andere Ybbstal, den Steyrer und Windischgarstener Proviantbezirk wie Weyer-Markt oder die Proviantbezirke der Vordernberger Radwerks- 6. Holzfäller, Köhler, sonstige Zulieferer und Dienstleister und Hammerwerkswirtschaft. Andere Aufteilungen betra- 7. Transportberufe fen die Absatzgebiete oder Zunftbezirke. 8. Bauern, Müller, Gastwirte

Heute beinhaltet das Gebiet der Österreichischen Eisen- Ein linear-verzweigtes Netzwerk straße (Eisenwurzen) organisatorisch 76 Mitgliedsgemein- Das materielle, v.a. Industrie geschichtliche Erbe der Eisen- den der drei Eisenstraßen-Vereine (siehe Abb.2). straße reiht sich damit mehr oder weniger entlang eines linearen, in sich wiederum verzweigten und vom Erzberg Materialer Prozesscharakter/ökonomische ausstrahlenden (Fluss-, Eisenbahn- und Straßen-) Verbin- Logik: Die Eisenwurzen/Eisenstraße als der dungsnetzwerks auf und defi niert insgesamt fünf Äste: ‚Prototyp einer dezentral organisierten (Eisen-)Wirtschaftslandschaft‘ 1. Entlang der Enns über Weyer, Steyr und Enns zur Do- Der Begriff Eisenstraße (als historisch tradierter Begriff nau wird auch Eisenwurzen verwendet) beinhaltet damit eine 2. Weyer über Waidhofen/Ybbs und das mittlere/untere prozessuale und eine geographisch-erschließungstechni- Ybbstal sche Dimension, die nicht zuletzt für die Profi lierung als 3. Von der Enns über den Mendlingpass ins Ybbstal/Er- potenzielles UNESCO-Weltkulturerbe inhaltlich sowie lauftal und zur Donau

Die Österreichische Eisenstraße als UNESCO Weltkultur- und Naturerbe? – Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie 17 Schriftenreihe Nationalpark Kalkalpen Band 9 DIE ÖSTERREICHISCHE EISENSTRASSE Teil I (EISENWURZEN): STATUS QUO Teil II Teil III

4. In das obere Ennstal Richtung Liezen und über den im 20. Jh. mit der Etablierung der Fahrzeugindustrie Pyhrnpaß ins Stoder-/Kremstal weitere Höhepunkte durchlief. 5. Nach Süden über Trofaiach nach Leoben • Sensenherren Aspekte der Wirtschaftslandschaft Eisenstraße Die Sensenherren (auch als Schwarze Grafen bezeich- • Der Ursprung: der Steirische Erzberg net) bildeten die Hauptgruppe des vom Erzberg do- Der Erzberg (Abb.3 und 4) ist durch seine Form der 21 minierten Eisenwesens (Abb.9). Ihre Sensenhämmer Abbauterrassen von 12 bis 25 Meter Höhe eines der befanden sich an den Flüssen Alm und Krems, Steyr, markantesten Industriedenkmäler der Welt. Die Konti- Teichl und Steyrling, der Enns, Ybbs und Erlauf und be- nuität seiner bergbaulichen Nutzung lässt sich ins frühe lieferten weltweit. Die Sensenindustrie nahm im 16. Jh. Mittelalter datieren. Im 16. Jh. war der Erzberg Ursprung durch die entscheidende Neuerung der Verwendung und Quelle der wichtigsten Eisen produzierenden Land- der Wasserkraft zum Aufschmieden des Sensenblattes schaft in Europa. Die Eisenproduktion stellt ein bis heute einen bedeutenden Aufschwung und stieg zur wichtigs- für die österreichische Identität stark konstituierendes ten Exportbranche der Eisenstraße auf, die sich bis 1900 Moment dar, das sich vom berühmten norischen Eisen hielt und erst mit der Einführung der mechanischen der Antike über die Sensenhämmer und Sensenmarken Mähwerke verschwand. des 18. und 19. Jh. bis zu den innovativen Stahlwerken des 20. und 21. Jh. zieht. • Die vorindustrielle und neuzeitliche Rüstungsin- dustrie und neue Produktionslinien Mit der ersten großen Expansionsphase der Eisenpro- Ab dem 15. Jh. setzte in Steyr (neben dem zweiten duktionsphase am Steirischen Erzberg zwischen 1150 Standort von Gusswerk bei Mariazell) die Fertigung von und 1350 n. Chr. bildete sich eine Dreiteilung des Ei- Waffen, Rüstungen, Kanonenkugeln und Gewehren ein, senwesens heraus, in der die Radmeister den Bergbau die über die technischen Innovationen kompletter Waf- und das Eisenschmelzen, die Hammermeister die Wa- fensysteme und Ausrüstungsgegenstände im 17. Jh. die renproduktion und die städtischen Händler den Vertrieb verteidigungspolitische Wirkungskraft der Habsburg- sicherten. Mit der zunehmenden Dezentralisierung Monarchie sowie die wirtschaftliche Expansion der Stadt wurde der Erzberg Zentrum einer umfassenden Gewer- begünstigte. Nach Mitte des 19. Jh. war Steyr u.a. mit belandschaft. Seit der Nachkriegszeit ist der Erzberg in den Werndl’schen Gewehr-Produktionsstätten (als eine die betrieblichen Strukturen der VOEST-Alpine einge- der größten Waffenschmieden Kontinentaleuropas) bunden, die dort noch heute Erz abbauen. Der Unterta- auch eines der wichtigsten Rüstungszentren der K.u.K.- gebau wurde allerdings bereits eingestellt. Monarchie. Aber auch im 20. Jh. setzte Steyr seinen Standort als größte Industriestadt der Eisenwurzen er- • Verleger und Eisenhändler: die Städte Steyr und folgreich fort und entwickelte andere Produktionslinien Leoben als Zentren wie Elektrogeneratoren, Fahrräder und Automobile. Die oben erwähnten Handelswege bildeten reiche, Letztere zieht sich mit den Motorenwerken von BMW handelspriviligierte Stadtzentren aus, zu denen Steyr bis in die unmittelbare Gegenwart. im Norden (Abb.5) und Leoben im Süden (Abb.6) und andere kleinere Städte wie v.a. Waidhofen (Abb.7), die • Die Kleineisenindustrie Dreimärktestädte Scheibbs, Purgstall und Gresten, so- Die sog. Kleineisenindustrie der Eisenstraße war Öster- wie Weyer-Markt (Abb.8), , Kirchdorf reich-weit einzigartig und zeichnete sich durch eine spe- und Trofaiach zählen. Um 1450 erreichte die Stadt Steyr zialisierte Arbeitsteilung und breite Produktpalette aus. den Höhepunkt ihrer wirtschaftlichen und kulturellen Die spätmittelalterliche Messer-(Klingenschmieden) Entwicklung und war neben Wien die wohl wichtigste Industrie als häufi gste gewerbliche Berufssparte in der Stadt Österreichs, bevor sie im späten 17. und 18. Jh. als Eisenwurzen bildete sich v.a. in Steyr, Steinbach an der Hauptaktionär der Innerberger Hauptgewerkschaft und Steyr, Waidhofen an der Ybbs und Ybbsitz heraus. Die als Zentrum des Eisen-, Proviant- und Waffenhandels, Blüte kleingewerblich-hausindustrieller Tätigkeit lag im im 19. Jh. der Industrialisierung v.a. als Waffenfabrik und 16. und 17. Jh. Das Zentrum massenhafter Nägelherstel-

18 Die Österreichische Eisenstraße als UNESCO Weltkultur- und Naturerbe? – Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie Schriftenreihe Nationalpark Kalkalpen Band 9 DIE ÖSTERREICHISCHE EISENSTRASSE Teil I (EISENWURZEN): STATUS QUO Teil II Teil III

lung entstand u.a. in Losenstein. Die Trattenbacher Feitel Proviantstraßen und -märkten, wie Waidhofen/Ybbs, erreichten v.a. im 18. Jh. ihre landesweite Berühmtheit. Scheibbs, Purgstall und Gresten, organisierten und in Andere Kleineisenbereiche waren die Pfannenschmiede, einem Abhängigkeitsverhältnis ‚Brot gegen Eisen‘ ihren die Hackenschmiede, die Feilhauer, die Blech- und Boh- Handel betrieben. Daraus entwickelten sich sog. Provi- rerschmiede. Der Untergang dieses Industriezweiges antbezirke, die das Händlerumfeld privilegiert für das lässt sich ins 19. Jh. datieren. Eisenwesen um ihre Zentren festschrieben. Knoten der Proviantrouten Venediger-, Eisen-, Proviant- und Drei- • Der Wald als zweite Grundlage der Eisenstraße märktestraßen bildeten wiederum Subzentren aus, wie Die Versorgung mit Holzkohle bildete den entschei- z.B. in Weyer. Einzig der Fluss Enns war für Flößerei und dendsten Faktor für die Eisenverhüttung und die Schifffahrt geeignet, diese wurde ab dem 16. Jh. Betrie- Schmiede. Die Landesfürsten verordneten Waldwid- ben. Zu deren Bergfahrt wurde in entgegengesetzter mungsbezirke, die analog zum Bergregal als Waldregal Richtung auch ein sog. Treppelweg angelegt. Der Eisen-, die exklusive Holzentnahme im Einzugsbereich der Ei- Wald- und Materialseilbahnbau beendete die Flößerei senstraße für die Montanindustrie reservierten. Um die und Schifffahrt und wurde seinerseits durch den Kraft- Zulieferung zu verkürzen, wurden die Betriebsstandorte werksbau vom Straßentransport abgelöst. in Waldregionen verlegt und in der Folge entwickelte sich ein dichtes Holz-Transportsystem v.a. auf dem Was- • Großindustrie: Roheisen und Eisenverarbeitung serweg aus Triftstrecken, Rechenanlagen, Staubecken, Die Entwicklung der Mineralkohle in der Eisenerzeu- Kanälen, Klausen, Tunnel und Aufzügen. Über Rechen gung des 19. Jh. verdrängte Kleinerzeuger. Sie bewirkte (wie u.a. in Hiefl au) wurde das Holz aus den Flüssen die Errichtung der ersten Kokshochöfen, wie jenen gesammelt und entweder als Flöße weitertransportiert ersten auf der Eisenstraße in Hiefl au im Jahre 1887. Im oder vor Ort in Kohlemeilern zu Holzkohle verkohlt. Hüttenzentrum Vordernberg veranlasste Erzherzog Jo- Die Überschlägerung des Waldes folgte im 19. Jh., zu hann ab 1822 die technische Aufrüstung des Radwerks dieser Zeit entwickelten sich die ersten mit Braun- und IV und lieferte so den Impuls zum dortigen Aufbau des Steinkohle betriebenen Puddel- und Walzwerke, später innovativsten Eisen verarbeitenden Zentrums der Mon- die ersten Hochöfen. In Regionen wie z.B. Reichraming archie. Die Gründung der Österreichischen Alpine-Mon- entwickelte sich ein reichhaltiges Wirtschaftssystem aus tan-Gesellschaft im Jahre 1881 bewirkte eine weitere Forstwirtschaft, Eisenverarbeitung und Messingindustrie. Konzentration wichtiger Produktionsstätten und damit Dort, wie auch in anderen heute als Naturschutzregion die sukzessive Stilllegung anderer vereinzelter Holzkoh- ausgewiesenen Waldgebieten (Abb.10), entwickelte sich lehochöfen. Die Produktionsstätte in Donawitz wurde ein dichtes infrastrukturelles Netz aus Bergbau, Holz- aufgerüstet und dort 1891 der erste Kokshochofen an- wirtschaft, Holztrift, Waldbahn und Forststraßen. geblasen. Andere innovative, in der Folge großindustri- elle Betriebe wie jene von Andreas Töpper in Neubruck, • Die Landwirtschaft: Eisenstraßen und Proviant- Kienberg und Kasten oder von den Gebrüdern Böhler wege (Straßen, Flüsse, Eisenbahn) in Sonntagberg gingen aus dem 19. Jh. hervor. Noch Da die Bergbaulandschaft wenig fruchtbare Böden ga- heute schreiben Betriebe wie Böhler und ganz beson- rantierte, war das Wirtschaftssystem der Eisenwurzen ders die Leoben-Donawitzer ‚voestalpine Stahl‘-Werke auf die Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion (europaweit führende Schienen- und Drahterzeugung) des Alpenvorlandes angewiesen, wo sich Händler in die Eisentradition der Eisenstraße fort. (Abb.11) entgegengesetzter Richtung zu den Eisenstraßen auf

Die Österreichische Eisenstraße als UNESCO Weltkultur- und Naturerbe? – Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie 19 Schriftenreihe Nationalpark Kalkalpen Band 9 DIE ÖSTERREICHISCHE EISENSTRASSE Teil I (EISENWURZEN): STATUS QUO Teil II Teil III

3. Die politische Situation und Meinungen bezüglich einer UNESCO-Nominierung 3. 1. Bundesland übergreifende Einrichtungen 3. 1. 1. Das Kulturministerium (Sektion Denkmalschutz, Abteilungsleitung 2007)

Gesamtsicht zum UNESCO-Welterbe Desiderate zum UNESCO-Weltkulturerbe: Öster- in Österreich reichisches Nationalkomitee und Revision der Die heute nominierten UNESCO-Welterbe-Stätten in österreichischen Tentativ-Liste Österreich sind in der Mehrzahl zu einem Zeitpunkt no- Unbedingt notwendig für die Zukunft schon nominier- miniert worden, als die Richtlinien der UNESCO noch ter und zu nominierender UNESCO-Welterbe-Stätten in lockerer waren bzw. weniger streng eingeklagt wurden Österreich ist aus der Sicht des Kulturministeriums die (vor 2005). Damit vernachlässigte Österreich lange Zeit Etablierung eines österreichischen Nationalkomitees zum besonders die Erstellung kohärenter Managementpläne UNESCO-Weltkulturerbe: mit Vertretern der Ministerien und defi nierter Kern- und Pufferzonen in ihren Welterbe- für Kultur, Finanzen, Wirtschaft, Außenangelegenheiten, Nominierungen. Aus diesem Manko heraus resultiert Umwelt/Forst/Wasser, Soziales etc., der Sozialpartner- heute die anhaltende Reihe von erhitzten Diskussionen schaft, ICOMOS, UNESCO, der Kultur- und Natursektio- über umstrittene Bauvorhaben in und um Zonen von nen der Länder, des Bundesdenkmalamtes und anderen UNESCO-Weltkulturerbe-Stätten (Wien, Graz, Neusiedler NGOs. Es könnte damit beratende und/oder rechtskräftige See etc.). Andere österreichische UNESCO-Ambitionen Vernetzungs-, Informations-, Frühwarn- und Strategiefunk- werden durch die mangelhafte und/oder verspätet erar- tionen haben. beitete Erstellung von Managementplänen erschwert, er- Die Mehrzahl der auf der österreichischen Warte- bzw. müden die Teilnehmer, kosten viel Geld und schrecken Tentativliste befi ndlichen Objekte sind aus Bundesland pa- Mitgestalter potenzieller, zukünftiger Anträge ab. ritätischen, aber nicht unbedingt aus realistischen Perspek- tiven heraus nominiert. Eine Revision der österreichischen Die derzeitige Nominierungspolitik der UNESCO wird v.a. Tentativliste erscheint sinnvoll. von zwei Tendenzen dominiert. Erstens steht im Kontext der Global Strategy die Glaubwürdigkeit und Repräsenta- Perspektiven zur Eisenstraße: Kausalität, Maß- tivität der Welterbe-Liste im Vordergrund. Damit wird klar, stab, Schutz/Management dass in Zukunft nur diejenigen Nominierungen Erfolg ha- Die grundsätzliche Entscheidung des politischen Willens ben werden, die dezidiert Lücken/Nischen zwischen den zur Nominierung der Eisenstraße zum UNESCO-Welterbe schon üblichen und folglich überrepräsentierten Katego- ist mit der Willenserklärung/Beschlussfassung der drei rien (Altstädte, Sakralbauten, etc.) besetzen. So bremst die Landeshauptleute von Niederösterreich, Steiermark und UNESCO zweitens aber auch deutlich Nominierungen aus Oberösterreich gefallen. Jetzt muss es logischer Weise um dem (west-)europäischen Raum, der bisher die überwäl- die formale Umsetzung der Nominierung gehen. tigende Mehrheit der Welterbeobjekte präsentierte (siehe Teil II. 3.1). Nur mehr ganz exquisite Nischen und sehr gut Die Empfehlungen des Kulturministeriums (Sektion Denk- vorbereitete Objekte mit perfekten Managementplänen malschutz, 2007) zum Projekt Eisenstraße lassen sich ver- und genauen Kern- und Pufferzonen werden in West- kürzt auf drei Begriffe zusammenfassen: Kausalität, Maß- europa Erfolg haben. Im Moment geht der Trend auch stab, Schutz/Management. zu zusammenfassenden, sog. Serial Nominations, die versuchen, länderübergreifende Objektnominierungen • Eine Priorität der potenziellen Nominierung ist die strin- zu erstellen (z.B. der römische Limes, das Werk von Le gente Darstellung der Kausalität zwischen geschichtli- Corbusier). chen Kontexten und noch bestehenden Objekten der Eisenstraße. Wichtige Voraussetzungen zu diesem Punkt

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wurden mit der Profi lierung der Eisenstraße als ‚Proto- weniger durch ministeriale Direktiven (von oben) zu er- typ einer dezentral organisierten (Eisen)Wirtschafts- arbeiten, sondern durch die betroffenen Gemeinden in landschaft‘ und mit der kategorisierenden Inventarer- den Bundesländern (von unten): die zu prüfende Mög- stellung relevanter Objekte in der beauftragten Studie lichkeit von selbst gewollten und sich selbst zu verord- von 2004 (Prof. Dr. Sandgruber) geschaffen, auf die es nenden Ausnahmebestimmungen zu Bauordnung und aufzubauen gilt. Flächenwidmungsplan (Statut) in den betroffenen Ge- • Jetzt geht es um die Erörterung des Nominierungsmaß- meinden in Bezug auf Einzelobjekte und Ensembles als stabes, der sich im Falle der Eisenstraße um die Kate- Teil der UNESCO-Nominierung Eisenstraße, mit klaren gorien Seriennominierung, Kulturlandschaft und Trail Hinweisen zu Management, Denkmalschutz, Kern- und gruppieren kann. Ziel des vorliegenden Gutachtens war Pufferzonen. die Annäherung an diese Entscheidungsfi ndung. • Aus dieser Perspektive geht es auch um die Festschrei- • Als wichtigster Punkt wird die Frage der rechtlichen bung von der Bundesland-Gemeinde-paritätischen, Schutz- bzw. Durchführungsbedingungen und damit fi nanziellen Stützung von Erhaltungsmaßnahmen, die zusammenhängend der Erstellung eines Management fi nanzschwache Mitgliedsgemeinden zu UNESCO- Planes oder -systems gesehen. Diese Klärung ist aber Schutzmaßnahmen motivieren sollen.

3. 1. 2. ICOMOS (Österreich)

In der ursprünglichen Situation waren sowohl Steyr als Alt- die Hochhausdebatte in Wien und am Neusiedler See). stadt als auch der Erzberg zwei getrennte Objekte auf der Zu diesem Desiderat gehört auch die gesamtheitliche österreichischen Tentativ-Liste. Aufgrund ihres kausalen Schutzmöglichkeit, wie sie seit 2005 von der UNESCO Zusammenhangs wurden die beiden Objekte zusammen- mit Nachdruck in Form von wirksamen Management- gefasst. Der Maßstab des Eintrages als Erzberg and the plänen und -systemen eingefordert wird. Unklarheiten Old Town of Steyr blieb aber bis heute offen. In Hinsicht in diesem Punkt haben bisher zu unerfreulichen Rück- einer zukünftigen Nominierung der Eisenstraße formuliert stellungen österreichischer Nominierungen geführt und ICOMOS-Österreich drei Desiderate: bedeuten Imageverlust, Frustration und enorme Neu- kosten (Bregenzer Wald, Graz-Erweiterung etc.). • Die ernsthafte Prüfung der Gesamtwirkung aller öster- • Konkrete Überlegung zu Förderungen und Stützungen reichischen Gesetzesmöglichkeiten zur Unterschutzstel- als Anreizsystem betroffener (meist fi nanziell weniger lung im Rahmen einer UNESCO-Welterbe-Nominierung. gut situierten) Gemeinden und Betriebe (z.B. am Erz- Bereits zum UNESCO-Welterbe nominierte Stätten in berg und in Eisenerz). Nur mit einer eindeutig formu- Österreich wie z.B. Hallstadt und Teile der Wiener In- lierten Kosten-Nutzung-Unterstützungskonzeption kön- nenstadt stehen bis heute de facto nicht unter Schutz! nen (sonst durchaus berechtigte) Bedenken diskutiert Große Lücken in der zersplitterten Gesetzeslage gilt es und ggf. Ausgeräumt werden. hier zu schließen, da es gerade diese sind, die in der • Ein Aufruf zur politischen Überzeugungs- und Öffent- Vergangenheit nicht schutzkonforme Abriss-, Umbau- lichkeitsarbeit in dieser Richtung scheint notwendig, bzw. Neubauvorhaben inmitten deklarierter UNESCO- obwohl der Beschluss der Landeshauptleute zur Eisen- Welterbe-Zonen ermöglichten (siehe u.a. die Diskussio- straßen-Nominierung eigentlich schon klare Fakten und nen um ‚Kastner und Öhler‘ in der Grazer Altstadt oder einen eindeutigen Auftrag geschaffen hat.

3. 1. 3. Das Bundesdenkmalamt

Generalkonservatorat (Leitung 2007) gearbeitete Objektsammlung zu dünn und das Gebiet Das Ergebnis der Studie von 2004 wurde damals als noch stellte sich so mehr als Streugebiet denn als Straße (Trail) nicht UNESCO relevant genug eingeschätzt. Nach den dar. Waidhofen muss deutlicher als zuvor, im Vergleich bis 2005 geltenden UNESCO-Richtlinien war die heraus- zu Steyr, eine Eigenidentität im Kontext der Eisenstraße

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formulieren. Kulturelle Highlights im Eisenstraßen-Gebiet • ein Gutachten, das mit offenem Ausgang und über wie Stifte, Klöster, etc. sind Denkmäler sui generis, ihre regionalen Politikerstolz hinaus die Pros und Contras kulturgeschichtlich stringente Einbindung in den unmittel- darlegt baren Eisenstraßen-Gesamtkontext steht noch aus. Die als • ein potenzieller Management Plan (v.a. in der Region Streugebiet bewertete Eisenstraße war bis 2005 mit den um den Erzberg), der schon in Gang befi ndliche Rück- gängigen Kategorien der UNESCO wie Kulturlandschaft bauentwicklungen mit ausweist und festschreibt, sonst oder Trail alleine nicht nominierbar: keine echte Straße sind Absiedelung und Rechtfertigungsprobleme der (wie z.B. der Jakobsweg) und keine kohärente Kulturland- perfekte Konfl ikt (siehe andere Welterbe-Diskussionen) schaft (wie die Wachau). • zur Erhaltung der Siedlungsstruktur ein überregiona- les Komitee (Beratergremium) für Erhaltung und Res- Die damals einberufenen Gespräche mit den zuständi- taurierung mit wirklich rechtlichen Kompetenzen über gen Landeskonservatoren der drei Bundesländer hatten lokalpolitischen Einzelinteressen und Vertretern aus gezeigt, dass Bedenken bezüglich eines gesamtheitlichen allen Interessenvertretungen Denkmalschutzes bestünden (Überforderung). Solange • eine klare Darstellung der Aufgaben und Erfordernisse eine Nominierung nicht als Teil einer effi zienten Regio- (Verbindung von Wunsch und tatsächlicher Situation): nalplanung erkannt wird, sei auch von Seiten des Denk- erforderliche Voraussetzungen, der Nachweis einer län- malamtes Bedenken geäußert. Gerade die Situation der gerfristigen Lebensfähigkeit des Welterbes als Basis für Steirischen Eisenstraßen-Region ist von starken sozialen den Management Plan Problemen überschattet und momentane, grundsätzlich • ein Welterbe-Beauftragter vor Ort zur Koordination der engagierte Bauprogramme würden sich nicht um einen gesetzlichen, administrativen und fi nanziellen Verant- integralen Denkmalschutz kümmern – ganz im Gegenteil. wortlichkeiten Die Gemeinden Eisenerz und Vordernberg seien aufgrund der wirtschaftlichen Situation nicht in der Lage, einen ko- Abteilung Technische Denkmäler härenten Management Plan zur Altbestandssicherung zu des Bundesdenkmalamtes erstellen – ganz anders als z.B. in Steyr. Die Abteilung Technische Denkmäler des Bundesdenk- malamtes berichtet, dass am gesamten Erzberg kein Ob- Ein damaliger Brief an die zuständigen Landeskonservato- jekt unter Schutz steht! Initiativen des steirischen Landes- ren (2004/05) bestätigte die Tendenz: konservatorats (vor 2007) in dieser Richtung haben bisher ebenfalls keine Ergebnisse gebracht, da die Leitung am • keine verfügbaren UNESCO-Kategorien (Ensemble, Erzberg diese Vorstöße abblockte. Aktuelles Thema im Trail, Kulturlandschaft) Bereich ‚Technische Denkmäler‘ ist die Unterschutzstel- • kein eindeutiges Gebiet in unbeschädigtem Erhaltungs- lung der Erzbergbahn, deren Streckennetz zwischen Vor- zustand dernberg und Eisenerz (mit Ausnahme des Vordernberg- • zu hohe und kurzfristige (nicht nachweisbare) wirt- Viaduktes und des Schichtturm-Tunnels) erst kürzlich vom schaftliche Erwartungen (der Prozess müsste vielmehr Verein Erzbergbahn aus dem ÖBB-Besitz erworben wurde. als Langzeit-Rettungspaket verstanden werden, der Ge- In Österreich stehen andere Bahnsysteme bereits unter winn kommt nicht über Nacht!). Schutz (Wachauer-, Semmering-, Mittenwald- und jetzt • kein Nachweis zu Verpfl ichtungen (Klischee: UNESCO Erzbergbahn). Unterschutzstellungen punktueller Objekte als Hindernis für Betriebsansiedelungen) (z.B. Bahnhöfe) auf anderen Bahnlinien in der Region • Unbedingte Voraussetzung: Klärung der Verhältnisse Eisenwurzen sind anzuführen: von Erzberg/Eisenerz • auf der Strecke der Kronprinz-Rudolf-Bahn zwischen Als dringend notwendig erachtet wird: St. Valentin/Amstetten über Steyr/Waidhofen nach Kas- tenreith, weiter nach Hiefl au und Selzthal • der Nachweis, dass Weltkulturerbe in strukturschwa- • auf der Strecke der Pyhrn-Bahn von Linz nach Selzthal chen Regionen positive Impulse liefert (klare wirtschaft- • auf der Strecke der Kronprinz-Rudolf-Verbindungsbahn liche Hochrechnungen, Größenordnungen, notwendige von Leoben bis Hiefl au steht nichts unter Schutz Investitionsvolumen) • auf der Strecke der Ybbstalbahn

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Die Diskussion von Straßen- und Wasserkraft-Denkmälern ist noch zu führen.

3. 1. 4. UNESCO-Kommission

Die UNESCO-Kommission empfi ehlt eindeutig eine sehr onalen Forderungen nachgeliefert. In der Sektion Kultur konzentrierte, selektive Herangehensweise an die Eisen- fehlt eine Einbettung des Status UNESCO-Welterbe in die straßen-Nominierung. Gerade die in den letzten Jahren nationale Gesetzgebung schmerzlich. immer wieder zurückgestellten, österreichischen Welterbe- Anträge verdeutlichen die überproportional angestiegene Eine Dialog suchende Vernetzungsbereitschaft unter- Komplexität der Erstellung eines Nominierungsdossiers. schiedlicher Instanzen und Fachgremien zum Thema Besonders mangelhafte Managementpläne vergangener UNESCO-Weltkulturerbe in Österreich ist notwendig. Von Einreichungen zeigen die absolute Notwendigkeit kohären- der Konzentration auf singuläre Gutachter und Antragstel- ter Schutzmechanismen. In Beispielen wie den UNESCO- ler ist aufgrund der hohen internationalen Konkurrenzlage Biosphären-Nominierungen wie dem Walsertal und dem und der gestiegenen Komplexität der formalen wie rechtli- Wienerwald wurden nationale Schutzgesetzgebungen auf chen Einreichungsanforderungen dringend abzuraten. der Grundlage höchst engagierter Politiker den internati-

3. 1. 5. ARGE Österreichische Eisenstraße

Die Arbeitsgemeinschaft Österreichische Eisenstraße (seit gestimmte Durchführung von Schwerpunktveranstaltun- 1994) als Netzwerk mit 76 Gemeinden in drei Bundeslän- gen in den drei Teilregionen wie: Ferraculum – Interna- dern bildet sich aus den drei separaten Eisenstraßen-Ver- tionales Schmiedefestival in Ybbsitz/Niederösterreich, das einen der Bundesländer Niederösterreich, Steiermark und Internationale Sensenfestival in Oberösterreich oder die Oberösterreich und verfolgt das Ziel einer gemeinsamen Barbara-Feiern an der Steirischen Eisenstraße. Ein ganz Erforschung, Erhaltung, Vermarktung und Tourismusent- wesentlicher Projektbestandteil war und ist der Aufbau wicklung. Der Vorsitz der ARGE wird aus den Vereinen einer kooperativen Angebotsentwicklung und Vermark- gewählt. Damit wechselt auch der Verwaltungssitz der tung der Österreichischen Eisenstraße. Dazu wurde eine ARGE. Mit der Laufzeit von 2002 bis 2007 hat die ARGE Erlebniskarte der Österreichischen Eisenstraße erarbeitet. als LEADER-Projekt insgesamt über 500.000 Euro an För- Die ARGE publizierte u.a. schon 1992 einen Kulturführer derungen erhalten. Das ambitionierte Ziel des Projekts zur ‚Österreichischen Eisenstraße‘. Die Teilinitiativen der lag in der Vermarktung des gemeinsamen touristischen einzelnen Eisenstraßen-Vereine werden weiter unten Bun- Produkts Eisenstraße, sowohl nach innen als auch nach desland spezifi sch skizziert. außen. Dazu zählte auch die inhaltlich wie terminlich ab-

3. 1. 6. Das Symposium The Heritage of Iron 2006

Das UNESCO-Symposium The Heritage of Iron im Jahre Fachleute aus Deutschland, Schweiz, Ungarn etc. Ziel der 2006 in Steyr, Waidhofen und am Erzberg war bislang die Tagung unter der Schirmherrschaft der Österreichischen letzte international besetzte Fachtagung zum Thema Welt- UNESCO-Kommission war es, Möglichkeiten und Sinnhaf- kulturerbe Eisenstraße. Es versammelte nationale Vertreter tigkeit einer Eintragung als Österreichische Eisenstraße in der Kulturpolitik und der involvierten Städte und Gemein- die UNESCO-Welterbe-Liste zu diskutieren. Nach einem den, österreichische Denkmalpfl ege- und Tourismusfach- Tag der Diskussion in Steyr und einer eintägigen Exkur- leute (Kulturministerium, ICOMOS, Bundesdenkmalamt, sion zum Erzberg mit Abschluss in Waidhofen war das Landeskonservatoren etc.) und internationale UNESCO- Gremium sichtlich beeindruckt und grundsätzlich positiv.

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Eine einfache Lösung zum Nominierungsrahmen konnte Gegenteil. Der Erzberg ist das unbestrittene Zentrum aber (aus UNESCO-formalen und nicht zuletzt auch aus der Nominierung. Die Sandgruber-Studie 2004 wird als zeitlichen Gründen) nicht erarbeitet werden. Einzelne zu historisierend (v.a. spät-mittelalterlich) eingestuft, der Meinungen der Teilnehmer wurden für das vorliegende Reiz der Eisenstraße liegt eindeutig in der erlebbaren Gutachten rekonstruiert: Nutzungskontinuität bis in die unmittelbare Gegenwart (Donawitz, Erzberg-Abbau). Hinsichtlich des Nominie- ICOMOS-Österreich rungsrahmens ist ein Kern(Städte)-Insel(Ensembles)- ICOMOS-Österreich fasst die von allen Symposiumsteil- Verbindungslinien(Wege, Straßen, Flüsse)-Konzept denk- nehmern geäußerte, positive Stimmung bezüglich des bar, das aber mehr Gegenwartsbezug (vgl. Akzeptanz der Erzberges und seines outstanding universal value zusam- deutschen Nominierungen der Völklinger Hütte und der men. Notwendig ist jetzt die schlüssige Formulierung der Zeche Zollverein, und der geschichtliche Endpunkt ist auf etwaigen Erweiterung (und nicht Beeinträchtigung) des der Eisenstraße ja noch nicht einmal erreicht) und andere Erzberges mit weiteren Objekten wie Steyr, Waidhofen, Kategorien benötigt: Schwerpunkt Wissen (u.a. Montan- Leoben – und hochselektiven Objekten dazwischen. Die universität Leoben), Eisenbahn, Straßen und Wasserkraft- Möglichkeit einer mixed nomination (Kultur und Natur) nutzung. Die Abriss- und Entsorgungstendenz am Erzberg wird als Option positiv bewertet. Auch die Nominierung lässt sich mit einem anderen Beispiel parallelisieren: Da- des Neusiedler Sees war ursprünglich als reine Natur- und mals wurde im Stahlwerk Linz entgegen empörter Einsprü- wurde erst später als Natur-Kultur-Nominierung formuliert. che ausgewiesener Industriedenkmalpfl ege-Fachleute der In der Erzberg-Diskussion könnte es anders herum liegen: erste LD-Ofen als Österreich-originäre Erfi ndung demon- Kultur und jetzt Natur als gleichberechtigte Partner? tiert und in das Technische Museum dekontextualisiert. Heute fi nden in Linz Werksführungen statt – schmerzlich Österreichische UNESCO-Kommission ohne dieses bedeutende Objekt in originalem Umfeld. Die Diskussion um den Nominierungsrahmen der Eisen- Diese Fehler sollten am Erzberg unbedingt vermieden straße schwankte zwischen dem fachlich-idealistischen werden. Dortige Abrisse müssen unterbunden werden. Vorschlag einer zusammenhängenden Kulturlandschaft Ein anderes Problem liegt in der Frage des Umgangs mit und der pragmatischen Anzweifl ung der administrativen dem wirtschaftlichen Niedergang von Erzberg und Eisen- Machbar- und Umsetzbarkeit dieses Maßstabes mit der erz. Dort geht es um die physisch exemplarische Erhaltung Empfehlung einer selektiven Konzentration. Dem Erzberg und Präsentation der wichtigsten Objekte, die dezidiert wurde, ebenso wie Steyr, die Nominierungsfähigkeit aus- unbedingt auch das Thema Arbeitersiedlungen und Nach- gesprochen. Die UNESCO-Kommission tendiert zu einer kriegsmoderne beinhalten müssen und schon heute im konzentrierteren, selektiven Maßstabserstellung der Eisen- Flächenwidmungsplan ausgewiesen werden müssen. Als straßen-Nominierung: Es ist besser, eine kleinere Version Vergleichsobjekte bieten sich das Ecomuseum erfolgreich auf die Liste zu bringen und als funktions- und (Schweden) und UNESCO-Objekte wie Rammelsberg/ schutzfähige Einheit im Rahmen einer Serial-Nomination Goslar an (siehe II.3.). in weiteren Anträgen zu erweitern, als ein leicht als un- übersichtlich erscheinendes Gesamtkonzept mit hohem Prof. Dr. Roman Sandgruber (Institut für Risiko zu nominieren. Aus der positiven Signalwirkung ei- Industriegeschichte, Universität Linz) ner kleinen Einheit ist die Motivation anderer, ergänzender Prof. Sandgruber war für die Eisenstraßen-Studie von 2004 Beiträge von weiteren Gemeinden leichter zu erzielen. (Auftrag vom Kulturministerium, Bundesdenkmalamt) verantwortlich und fasst das Gesamtbild der Steyr-Tagung DI Rolf Höhmann, 2006 positiv. Alle Beteiligten waren optimistisch bezüg- Industriedenkmalpfl eger (Darmstadt) lich des Erzberges als Objekt. Die Dichte an Objekten ist Die Lage in Deutschland hinsichtlich einer zukünftigen, da, aber unterschiedlich gestört (wie übrigens auch am industriellen Weltkulturerbe-Nominierung ist ähnlich. Das Jakobsweg als Cultural Trail). Ein 3-Punkte-System um den sächsische Erzgebirge mit ähnlichen Schwerpunkten wird Erzberg mit Steyr und Waidhofen ist denkbar, ein Netzwerk zur Nominierung vorbereitet. Die oftmals kolportierten knüpfbar, jedoch eine fi ktive Linie zwischen den Objekten Sorgen einer zu dünnen Objektlage einer potenziellen ohne materielle Dichte schwierig vermittelbar. Die größten Eisenstraßen-Nominierung wird nicht geteilt – ganz im Probleme liegen aber sicherlich in der Konkurrenzhaltung

24 Die Österreichische Eisenstraße als UNESCO Weltkultur- und Naturerbe? – Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie Schriftenreihe Nationalpark Kalkalpen Band 9 DIE ÖSTERREICHISCHE EISENSTRASSE Teil I (EISENWURZEN): STATUS QUO Teil II Teil III der Bundesländer und in der Skepsis der Betriebsführung visuelle Komponenten von der umliegenden Landschaft am Erzberg. Gerade dort kann mit der Gefahr widmungs- und Siedlungsstruktur berücksichtigen müsste. Schlüssel fremder Nutzung das ganze Eisenstraßen-Projekt kippen. ist die rigorose Selektion im Hinblick auf Authentizität Vermittlungsarbeit ist ebenso dringend notwendig wie die und Integrität, die auch immaterielle Aspekte beinhalten Erhaltungsdiskussion der Sozialgeschichte. könnte und ganz entschieden die Frage der managebaren Schutzinstrumente (Management Plan) diskutieren muss. Dr. Tamas Fejerdy (Ungarn), Eine Möglichkeit besteht in der Ausgestaltung einzelner ICOMOS-Vizepräsident (2007) Managementpläne für jedes Objekt/Ensemble für sich Die augenscheinliche Komplexität der Eisenstraßen-Nomi- und die Kreation einer übergeordneten Schutzkoordina- nierung ist gleichzeitig ihre große Chance: Die Darstellung, tion (overall umbrella system) als Management System Bewahrung und Präsentation der Produktionskette vom oder Organisation. Im Kontext des essenziellen Nachwei- Erzabbau bis zur Endproduktion ist in dieser Form her- ses des outstanding universal value liegt die Herausfor- ausragend, gleichzeitig entsteht die Frage der Repräsen- derung und Chance in einer Darstellung der Produkti- tativität und der wirklich erhaltenen materiellen Substanz. onskette vom Abbau bis zur Endproduktion mit materiell/ Der Erzberg als Einzelobjekt könnte die UNESCO-Kultur- substanziell hervorragend erhaltener Beispielketten als landschaftskategorie Evolving Industrial Landscape (sich eine kohärente Iron Story. Nur diese Weise könnte zum entwickelnde Industrielandschaft) besetzen. Die Darstel- Nominierungserfolg führen. lung einer Pufferzone ist eine Herausforderung, die auch

3. 2. Einrichtungen in den involvierten Bundesländern 3. 2. 1. Niederösterreich

Kultursektion gründet, wurde der Verein mit den Gemeinden des Erlauf- Die Kultursektion Niederösterreich (St. Pölten) bekräftigt tals erweitert und beinhaltet derzeit 25 Gemeinden (ein ihr starkes Interesse am Thema Weltkulturerbe Eisenstraße Gebiet von über 1.400 km², über 65.000 Einwohner) mit und sieht sich als der bei weitem stärkste Beitragsleister in Sitz in Ybbsitz. Schon 1992 gründete sich der niederöster- dieser Richtung. Das Land hat die Beauftragung der Studie reichische Verband der Eisenstraßenmuseen (vgl. Steier- 2004 mit initiiert. Die Kooperation Land-Region-Kulturpark mark). Er beinhaltet heute: Eisenstraße ist gut. Die Sektion spricht sich deutlich dafür • Lederermuseum Purgstall aus, die oftmals forcierte Nominierungsvariante mit le- • Proviant und Eisenmuseum Gresten diglich drei Punkten (Erzberg, Steyr, Waidhofen) deutlich • Braumuseum Wieselburg weiter zu fassen und regionale Ressourcen (mehr Regio- • Feuerwehrmuseum Purgstall nalentwicklung als nur Befriedigung einzelner auch sonst • Burgarena Reinsberg lebensfähiger Städte) mit einzubeziehen, z.B. die Ybbsitzer • Schützenscheibenmuseum Scheibbs Schmiedemeile. Die Sektion sieht die weitere Richtungs- • Töppersche Bruderlade St. Anton/Jeßnitz entscheidung am Bundesdenkmalamt, im Kulturministe- • Hammerherrnmuseum Amonhaus rium und am Erzberg, ist aber für weitere Bearbeitungs- • Heimatmuseum Waidhofen, ab 2008: 5 Elemente Mu- schritte in Richtung Management Plan sehr motiviert. seum • FeRRUM Welt des Eisens, Ybbsitz Tourismus: Kulturpark Eisenstraße-Ötscherland - • Fahrngruber Hammer, Ybbsitz Verein NÖ Eisenstraße • Sichelmuseum Opponitz Der Verein Niederösterreichische Eisenstraße (Abb.12) • Webereimuseum, Hollenstein/Ybbs wurde 1990 mit dem Erhaltungsziel der regionalen Eisen- • Erlebniswelt Mendlingtal, Göstling geschichte gegründet und schloss sich 1994 der Bundes- • Schul- und Heimatmuseum Neumarkt/Ybbs land übergreifenden ARGE Eisenstraße an. Ursprünglich • Schaukraftwerk Schwellöd, Waidhofen/Ybbs mit sechs bzw. 13 Gemeinden des inneren Ybbstales ge-

Die Österreichische Eisenstraße als UNESCO Weltkultur- und Naturerbe? – Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie 25 Schriftenreihe Nationalpark Kalkalpen Band 9 DIE ÖSTERREICHISCHE EISENSTRASSE Teil I (EISENWURZEN): STATUS QUO Teil II Teil III

Das Gebiet der niederösterreichischen Eisenstraße wurde Die lokale Entwicklungsstrategie des Kulturpark Eisen- 1996 als Kulturpark Eisenstraße-Ötscherland (Verband zur straße-Ötscherland für die Leader-Förderperiode 2007 Förderung von Tourismus und dem Kulturgut Mostvier- – 2013 unter dem Motto „Da bin i gern – im Kulturpark tel-Eisenwurzen) mit dem Ziel der gesamtheitlich touris- Eisenstraße-Ötscherland“ beinhaltet fünf Aktionsfelder: tischen Erlebbarkeit (auf 14 ausgearbeiteten Themenwe- Spürbare Tourismusregion, Region mit Geschichte und gen) vom Land anerkannt und besitzt eigene Statuten. Als Zukunft, Lehrende und lernende Region, kulinarische Ge- Leitziel verfolgt der Verband die nachhaltige Bewahrung, nussregion, energieautarke Region. Das Wort ‚Eisenstraße‘ Entwicklung, Aufbereitung und Vermarktung des histori- kommt im Antrag nicht vor. schen und gegenwärtigen Kulturgutes der Eisenwurzen durch das kulturtouristische Produkt ‚Kulturpark Eisen- Repräsentanten der NÖ-Eisenstraße sehen das grundle- straße‘ für Bewohner, Gäste und Kunden. Der traditionelle gende Problem in der nach Bundesland und innerhalb Wirtschafts- und Kulturraum soll im Europa der Regionen der Bundesländer getrennten Tourismuskonzeptbildung. einen eigenständigen Platz einnehmen. Als LEADER-Er- Allein in Niederösterreich ist die touristische Entwick- gebnis entstand die Museumsvernetzung Verbund 13 als lungsstrategie in Zonen bzw. Teilregionen (Wein-, Wald-, Kinder- und Familienprogramm Ferraculus und ein Inven- Industrie- und Mostviertel) unterteilt, wobei die nieder- tarisationsprojekt mit Bibliotheken, Museen und Hobby- österreichische Eisenstraße wiederum an das Mostviertel forschern als ‚Schatzsuche-Datenbank‘ im Internet (über angehängt ist, selbst aber in ihrer Gesamtheit mit zwei an- 100.000 Datensätze). Seit 2000 ist der Verein zusätzlich deren Bundesländern zusammenhängt, die wiederum an- als Tourismusverband vergrößert worden, und ab 2001 dere Tourismuskonzepte verfolgen. Das Ungleichgewicht wurde er auf Entschluss des Landes zur großfl ächigeren zwischen größeren Städten und der weiten Region wird LEADER-Region Eisenstraße/Mostviertel zusammenge- erwähnt. Das Thema einer Österreichischen Eisenstraße legt. Damit ist die schon seit vielen Jahren mit LEADER- müsse vor Bundesland eigenen Interessen stehen. Geldern durchgeführte einzelgestellte Imagebildung der niederösterreichischen Eisenstraße zumindest relativiert. Landeskonservatorat Niederösterreich Eine eigene ‚Marke Eisenstraße‘ gibt es somit nicht (mehr). Das Thema Eisenstraße und Weltkulturerbe ist grundsätz- Der Verlauf befi ndet sich derzeit in einem ‚Submarken‘- lich positiv besetzt, hat derzeit aber keine inhaltliche Prio- Prozess: Heute erfährt der Tourist international erst vom rität. Die Bandbreite der Eisenstraßen-Studie von 2004 ist Mostviertel und kann (vielleicht) vor Ort auch noch auf eine schwierige Herausforderung, ebenso wie die Integ- die Eisenstraße stoßen. Die Hürde einer Bundesland über- ration von Objekten im Kontext von Proviantzulieferung greifenden Förderprojekt-Formulierung wird allgemein in von sakralen Objekten wie die Klösteranlagen in den der zeit- und kostenintensiven Vorbereitungsphase gese- Eisenstraßen-Kontext. hen, die schon in einem Bundesland die Gemeinde- und Vereinskapazitäten sprengt.

3. 2. 2. Oberösterreich

Landeskulturdirektion Sozialpolitik deklariert und die gleichzeitige Bewusstma- Die unbestritten größte Initiative der oberösterreichischen chung des Kulturraums Eisenwurzen und des Naturraums Kulturpolitik war die oberösterreichische Landesausstel- mit dem neu etablierten Nationalpark Kalkalpen propa- lung: Land der Hämmer – Heimat Eisenwurzen (Region giert (Beiträge von beiden Sparten im Katalog und im Pyhrn-Eisenwurzen) im Jahre 1998 (Abb.13). Als erstmals Ausstellungsprogramm). Mit 300 Mio. Schilling und 2.000 dezentral organisierte Landesausstellung konnten die Mitarbeitern an Vorarbeiten bis zum Rahmenprogramm Besucher an 26 Orten der Pyhrn-Eisenwurzen 28 Ausstel- wurde u.a. auch das EU-Programm ‚Eisenstraßen Wirte‘ lungen, 10 Schaubetriebe und 14 Themenwanderwege begleitet. Weyer-Markt war mit dem Innerberger Stadel besuchen. Die Ausstellung wurde damals eindeutig als (ein barocker Schüttkasten) Austragungsort der Leitaus- spartenübergreifender Motor für die Regionalentwicklung stellung ‚Land der Hämmer – Heimat Eisenwurzen‘. Die mit Hilfe der Wirtschafts-, Umwelt-, Agrar-, Kultur- und Ausstellungsorte waren (Abb.14):

26 Die Österreichische Eisenstraße als UNESCO Weltkultur- und Naturerbe? – Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie Schriftenreihe Nationalpark Kalkalpen Band 9 DIE ÖSTERREICHISCHE EISENSTRASSE Teil I (EISENWURZEN): STATUS QUO Teil II Teil III

• Bad Hall: OÖ Handwerkermuseum Eisenstraße ab und kooperiert grundsätzlich mit dem Ver- • Enns: Römisches Eisen in Lauriacum ein Oberösterreichische Eisenstraße. Das Regionalförder- • Garsten: Stift Garsten und die Eisenstraße programm LEADER+ mit Schwerpunkt Eisenstraße ist mit • Garsten: Krippenland der Eisenstraße 2005 ausgelaufen, das Produkt Eisenstraße wird nur noch • Garsten: Nagelschmiede im Dambachtal nebenbei mit betreut. Das Zentrum baut im Moment • Großraming: Brunnbachschule touristische Projekte im Kontext des Nationalpark Kalkal- • Grünburg-Leonstein: Auf den Spuren der Schwarzen pen und drei Technologiezentren auf. Da der Süden der Grafen Region generell industriearm ist, liegt der Entwicklungs- • Hinterstoder: Flötzer, Firn und steiler Fels schwerpunkt dort eindeutig auf Tourismus. • Klaus: Kraftvoller Lebensquell – Die Wasser der Steyr (Erlebnisweg) Der Tourismusverband entwickelt im Moment Konzepte • Laussa: Sensenschmiede Sonnleithner zum Nationalpark Kalkalpen mit neun Gemeinden, und es • Losenstein: Nagelschmiedeweg wird wohl zwei neue LEADER-Regionen geben: die südli- • Micheldorf: Sensen – Schiede – Kultur che Nationalpark Region und das östliche Voralpenland. • Molln: Leben und Arbeit an der Krummen Steyrling (Museum im Dorf, Schmiede- und Maultrommel- Naturschutz: Nationalpark Kalkalpen Schaubetriebe) und die Eisenstraße • St. Pankraz: Wilderer im Alpenraum – Rebellen der Die Verbindung zwischen dem Nationalpark Kalkalpen Berge (Abb.15) und dem Verein Oberösterreichischen Eisen- • Scharnstein: Mächtig dröhnt der Hämmer Klang straße ist beachtlich. Sie geht u.a. auf die oberösterrei- • Sierning: Heiß umfehdet wild umstritten – Leben und chische Landesausstellung ‚Land der Hämmer‘ von 1998 Überleben an der Eisenstraße (Wahlmühle) zurück. Der Nationalpark benützt z.T. historische Gebäude • Spital/Pyhrn: Huf- und Hackenschmiede Lindermayr als Betreuungs- und Bildungszentren (Knappenhaus Un- • Spital/Pyhrn: Pilger, Pass und Puschen terlaussa) und beteiligte sich mit 10 Mio. Schilling in Ei- • Steinbach/Steyr: Umbruch und Aufbruch an der Eisen- senstraßenprojekten (Brunnbachschule, Balgsetzerhaus in straße (Museum, inkl. Steyrtaler-Museumsbahn) Weyer). Der Nationalpark ist einfaches Mitglied im Verein. • Steinbach am Ziehberg: Kalkbrenner Der Nationalpark ist nach außen hin in zwei, gemeinnüt- • Steyr-Grünburg: Wo es raucht und pfaucht (Steyrtal- zige und unternehmerische GmbHs organisiert, hat ein Museumsbahn, Ausstellung Bahnhof, Bahn wurde 1982 Jahresbudget von 7 Mio. Euro und gehört in seiner Fläche eingestellt) zu 80 % den Bundesforsten (Republik). Der Park hat 55 • Steyr: Museum Industrielle Arbeitswelten vollberufl iche Mitarbeiter und ca. 215.000 Besucher/Jahr. • Industrieforum Steyr – Reithoffer-Werke: Tradition – In- Baulich vertritt der Nationalpark das Stützpunkte-Konzept novation (eine der frühesten Stahlbeton-Industriebau- und gibt 1,5 Mio. Euro für baulich-Denkmal pfl egerische ten in Österreich Revitalisierungsmaßnahmen aus. Der Nationalpark birgt • Steyr – BMW Motorenwerke: Drehmomente. Ausstel- aber auch baukulturelle Schätze: Schaustollen, historische lung und Werksrundgang Jagdhütten und Forsthäuser und die ehemalige Bahn- • Trattenbach: Im Tal der Feitelmacher trasse der Reichraminger Waldbahn. Die regionale Wert- • Weyer-Land: Knappenhaus Unterlaussa (Bauxitberg- schöpfung ist bisher gut, die Bevölkerungsakzeptanz muss werk Blahberg/Unterlaussa) hinsichtlich des Verständnisses zum Naturschutz noch ver- • Weyer-Markt: Balgsetzerhaus – Haus der Bäuerlichkeit bessert werden. Der Nationalpark setzt mit gewissen Prob- • Windischgarsten: Arkadenhof – Proviantstraße – Gab- lemen die von Österreich unterzeichneten Konventionen romagus wie Natura 2000, Artenschutz und Alpenkonvention um.

Regionalentwicklung - Tourismus Verein Oberösterreichische Eisenstraße Die Regionalmanagement Oberösterreich GmbH mit der Der Obmann berichtet von der momentan schwierigen Geschäftsstelle Steyr-Kirchdorf ist zuständig für die Region Situation des Vereins (Abb.16) aufgrund der problemati- Ennstal, Steyrtal und Steyr. Damit deckt sie in der Frage schen Finanz-, Unterstützungs- und Vernetzungsfragen in Regionalentwicklung weite Teile der Oberösterreichischen Kooperation mit dem Land. Der Verein ist ein Zusammen-

Die Österreichische Eisenstraße als UNESCO Weltkultur- und Naturerbe? – Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie 27 Schriftenreihe Nationalpark Kalkalpen Band 9 DIE ÖSTERREICHISCHE EISENSTRASSE Teil I (EISENWURZEN): STATUS QUO Teil II Teil III

schluss von ehrenamtlichen Interessenten und nicht, wie Landeskonservatorat Oberösterreich in Niederösterreich, professionell und vollberufl ich be- Das Landeskonservatorat berichtet von der Denkmal- setzt und mit einer Tourismusorganisation gekoppelt. Das schutz-Lage in Steyr. Als gesamtheitliches Desiderat wird bauliche Erbe wurde in der oberösterreichischen Region ein österreichisches Denkmalschutzgesetz mit Flächen-, durch die wirtschaftliche Entwicklung im Vergleich zu z.B. Zonen- oder Ensembleschutz angegeben. Heute ange- Niederösterreich (Schmiedemeile Ybbsitz) als stärker be- führte Schutzzonen wie in Steyr (aber auch schon no- einträchtigt eingeschätzt. Trotzdem haben Initiativen wie minierte Welterbe-Stätten) sind daher eigentlich nur ein das oberösterreichische Sensenfestival Erfolge erzielt, ob- akkumulierter Einzelobjektschutz. Eine Ensembleschutz- wohl die Eisenstraßen-Idee nicht an Eventismus gekoppelt Pilotstudie zu Steyr-Dorf stellte dort ca. 250 Objekte un- sein sollte, sondern eine ständige, tägliche Knochenarbeit ter Schutz. Steyr hat mit 450 Denkmalschutzobjekten die in der Erhaltung und Überlieferung bedeutet. Zu wenige größte Denkmalschutzdichte aller Städte in Oberösterreich. Objekte stehen bisher unter Schutz, die Teilnahme am Aus Mangel an Ensembleschutz-Gesetzen stehen auch in oberösterreichischen Museumsverbund ist hilfreich. Ab- Steyr Villenviertel und Arbeitersiedlungen (wie Münich- stimmungsprobleme zwischen Land, größeren Städten holz) nicht unter Zonenschutz. Das Ensemble Steyr-Werke wie Steyr und der Peripherie bezüglich EU-fi nanzierter stellt damit (obwohl Teile unter Schutz stehen) keine Aus- Programme verlangsamen weitere Erfolge. Trotz weit ge- nahme dar, obwohl auch hier eine ensemblehafte Unter- ringerer Subventionen vom Land wie bisher, scheint die schutzstellung – auch im Hinblick auf eine Miteinbezie- Reorganisation und Konsolidierung des Vereins vorerst hung in eine potenzielle UNESCO-Welterbe-Nominierung gesichert. – sinnvoll wäre.

3. 2. 3. Steiermark

Kultur • Heimatmuseum Schloss Stibichhofen, Trofaiach Die Kultur-Sektion der Steirischen Landesregierung be- • Radwerk IV und Lehrfrischhütte, Vordernberg teiligte sich nicht an der Finanzierung der vorliegenden • Stadtmuseum im Kammerhof, Eisenerz Studie. Mit LEADER-Förderungen wurde bis 2007 der Mu- • Paradeisstollen Radmer an der Stube seumsverbund Steirische Eisenstraße gegründet, der in • Montanmuseum Hiefl au im Köhlerzentrum einer Vernetzung von Leoben bis Gusswerk ein gemeinsa- • Österreichisches Forstmuseum Silvanum, Großreifl ing mes Veranstaltungs-, Werbungs- und Identitätsprogramm • Wasserleitungsmuseum Wildalpen mit (nicht mehr Heimat-, sondern) Schwerpunktmuseen • Montan- und Gießereimuseum Gusswerk etabliert hat. Dazu fehlt noch die touristische Schiene, als nächstes Projekt sind eine regionale Zeitung, ein gemein- Landesbaudirektion: Schwerpunkt samer Internet-Auftritt etc. geplant. Regionalentwicklung Eisenerz Die Landesbaudirektion in Graz ist u.a. für die Koordina- Zum Bedauern der Leitung des MuseumsCenter Leoben tion und Durchführung der geplanten Restrukturierung ist mit der Tourismusregion Hochsteiermark ein neues des Gebietes Erzberg/Eisenerz zuständig. Grundlage der Produkt entworfen worden, das die mühsam etablierte momentanen strukturellen Überlegungen ist die noch ca. Region Steirische Eisenstraße fragmentiert. Zu den hier 15-jährige Abbautätigkeit am Erzberg und die Errichtung selektiv aufgezählten Objekten im Steirischen Museums- der Erzberg-Stiftung, die das Land zum Mitdenken an wirt- verbund (Abb.17) befi nden sich jene, die eine potenzielle schaftlichen Zukunftsperspektiven motiviert. UNESCO- UNESCO-Nominierung sehr wohl unterstützen könnten Welterbe ist kein Thema. Die Landesbaudirektion sieht und sich in der Mehrzahl in den weiter unten empfohle- eine Konkurrenzlage zwischen Eventtourismus und mon- nen Objekten der Gemeinden befi nden: tanhistorischer Nutzung am Erzberg, ebenso wie bei der • MuseumsCenter Leoben und Metallurgiemuseum möglichen Errichtung einer Pelletieranlage mit zwischen-

Donawitz betrieblichen Nutzungen, CO2-Vorschriften und dem in Ei- • Museum Berg/Werk/Zeug in Schloss Friedhofen, senerz forcierten Recycling-Image. Zum Thema Redesign St. Peter-Freienstein Eisenerz unterstützt die Landesbaudirektion die Richtung

28 Die Österreichische Eisenstraße als UNESCO Weltkultur- und Naturerbe? – Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie Schriftenreihe Nationalpark Kalkalpen Band 9 DIE ÖSTERREICHISCHE EISENSTRASSE Teil I (EISENWURZEN): STATUS QUO Teil II Teil III von ‚Abtragen und Sanieren‘ (Rückbaubegleitung, lo- des ehemaligen Ochsenkarrenweges zur Bringung von kale Wirtschaftsförderung statt Rückzugsentwicklung) im Holz durch das Gesäuse. Zweitens das Projekt ‚Wasser- Kontext von leerstehenden Arbeiterwohnsiedlungen. Sie reich Steiermark‘ zum Thema Wasserkraft und Eisenstraße bemängelt das Problem der unzureichenden Eigentums- (Holztrift etc.). Weiters spielt die Diskussion einer touristi- bildungsmöglichkeit vor Ort, da die meisten Wohnobjekte schen und infrastrukturellen Aufwertung und Aktivierung immer noch in der Hand von Wohnbaugenossenschaften der historischen Nebenbahnen und Bahnstrecken der Re- liegen. Den Rückbauentscheidungen gingen zahlreiche gion (hier konkret die ÖBB-genutzte Gesäusebahn) eine Vorstudien voran. wichtige Rolle. Der Nationalpark Gesäuse spricht sich (wie auch der Nationalpark Kalkalpen) ganz dezidiert für eine Erschließung/öffentlicher Nahverkehr koordinative Zusammenarbeit der verschiedenen Natur- Im Rahmen einer vom Land Steiermark beauftragten parks der Region aus. Ganz konkrete Entwicklungen in Fahrgast-Potenzialanalyse wurden bis Ende 2007 regio- dieser Richtung waren Symposien (Ökologische Stränge, nale Anliegen formuliert, Nachfragemodelle und Progno- Alpen-Karpaten-Korridor, Alpenkonvention) und sind an- sen entwickelt (Abb.18). Eine S-Bahn-Linie auf der ehe- stehende Bundesland übergreifende Besprechungen. maligen Linie der Erzherzog-Rudolf-Verbindungsbahn mit Auswirkungen bis Graz/Mürzzuschlag/Knittelfeld könnte Landeskonservatorat Steiermark das Vordernberger Tal von Leoben erschließen und auch Der Landeskonservator der Steiermark beurteilt das die Fachwerkschule Kapfenberg integrieren. Diese Ent- UNESCO-Weltkulturerbe Eisenstraße relativ kritisch und wicklung ist zum Thema Tourismus/Weltkulturerbe nur bezweifelt den gemeinsamen Willen sowohl der VOEST teilweise relevant, da sich das Thema Werktagsverkehr am Erzberg als auch aller drei involvierter Bundesländer. (Angebot richtet sich an Nachfrage) mit (Wochenend-) Die Region der Steirischen Eisenstraße muss mit aktuellen Tourismus (Nachfrage richtet sich nach Angebot) anders Themen der Arbeitslosigkeit, Landfl ucht, Restrukturierung verhält. Beide Pole sind aber wichtig. die Idee Welterbe zwangsläufi g vorerst nachreihen. Es steht in Eisenerz viel unter Einzeldenkmalschutz. Es gibt Naturschutz: Nationalpark Gesäuse dort eine Ortsbildschutz-Zone, die in den 1990er Jahren Der Nationalpark Gesäuse (gegründet 2002, Abb.19) mit von der Gemeinde selbst gewollt worden war. Zurzeit läuft einer Fläche von 11.000 ha ist der drittgrößte der insge- ein Gutachten zur stellenweisen Revidierung dieser Zone samt sechs österreichischen Nationalparks und steht zu aufgrund von Abriss-Diskussionen in der Zone Krumpen- 99 % im Eigentum der Steiermärkischen Landesforste. tal. Die Gemeinden Johnsbach, Weng, Admont, Landl, Hief- lau und St. Gallen haben Anteil am Nationalpark und bil- Ortsbildschutz den die Nationalpark Region. Der Nationalpark Gesäuse Die Steiermark besitzt eine Ortsbildschutzkommission. hat sich zum Ziel gesetzt, die internationale Anerkennung In der Region der Steirischen Eisenstraße haben sich die der Kategorie II laut IUCN langfristig zu sichern. Der Na- Gemeinden Leoben, Trofaiach, Vordernberg und Eisenerz turpark Eisenwurzen hält 9 % der Parkfl äche, Natura 2000 in den 1980/90er Jahren freiwilligen Ortsbildstatuten un- umfasst 94 %. Der Nationalpark Gesäuse verortet sich terworfen, die jetzt aufgrund der ungebrochenen Tendenz essenziell mit der Eisen geschichtlichen Vergangenheit, von Landfl ucht, Arbeitslosigkeit und Gebäudeleerstand Gegenwart und Zukunft der Region Eisenstraße/Eisenwur- und der umstrittenen Tendenz der steirischen Raumpla- zen. In der Struktur von Vorträgen, Führungen (Landschaft nung zur Diskussion stehen. Dabei hat Ortsbildschutz im Wandel, Waldbild und Almenbewirtschaftung, Forstge- mehr entwicklungs- und schutztechnische Komponenten. schichte, Waldnutzung einst und jetzt in Verbindung mit Während Denkmalschutz ein Bundesgesetz ist, ist Orts- dem Nationalpark Partner Österreichisches Forstmuseum bildschutz weit weniger bindend. Novellierungen gab es Silvanum in Großreifl ing), Publikationen, Forschung (Pro- bis jetzt (auch im Hinblick auf den Weltkulturerbe-Status) jektanträge) und Themenwegen spielt die geschichtliche, für die Grazer Altstadt. aber auch ganz materiell verbundene Präsentation dazu eine wichtige Rolle. Dazu sind u.a. zum Thema Transport Verein Steirische Eisenstraße zwei Projekte angedacht: erstens der Themenweg der Der Verein Steirische Eisenstraße (gegründet 1987, Abb.20) grobsteingemauerten und mit Brücken begleitete Trasse mit Sitz in Eisenerz, besteht seit nunmehr 20 Jahren. Er ist

Die Österreichische Eisenstraße als UNESCO Weltkultur- und Naturerbe? – Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie 29 Schriftenreihe Nationalpark Kalkalpen Band 9 DIE ÖSTERREICHISCHE EISENSTRASSE Teil I (EISENWURZEN): STATUS QUO Teil II Teil III

u.a. aus dem Kontext der Steirischen Landesausstellung Der Verein hat federführend für die ARGE Eisenstraße ‚Erz und Eisen in der Grünen Mark‘ (1984) hervorgegan- aller Eisenstraßen Vereine ca. 2003 einen 200-300 seiti- gen. Sein Vereinsgebiet umfasst heute 19 Gemeinden. Er gen, neutral gehaltenen Objektkatalog für eine UNESCO- ist eine gemeinnützige Einrichtung. Seine Tätigkeit dient Nominierung Eisenstraße erarbeitet und wartet seither der Förderung der wirtschaftlichen und kulturellen Ent- auf weitere Direktiven der UNESCO-relevanten Entschei- wicklung im Vereinsgebiet unter Berücksichtigung des dungsträger in Wien und den Bundeslandhauptstädten: montanhistorischen Erbes. Die grundlegende Bedeutung Gemeindevertreter etc. haben bis heute keine gesamt- der Region für die industrielle Entwicklung der Steiermark heitlichen Information über Chancen und Risiken, Poten- und Österreichs soll anhand der reichen montanhistori- ziale und Verantwortlichkeiten einer möglichen UNESCO- schen Denkmäler, Tradition und Fertigkeiten der Bevölk- Nominierung. Der grundsätzliche Wille zum Welterbe erung aufbereitet und einem breiten Publikum in attrakti- ist jedoch ungebrochen. Für die Zukunft sind eine Regi- ver Form zugänglich gemacht werden. Seit 1996 betreibt onskarte und eine Gemeinde übergreifendes Tourismus- der Verein Steirische Eisenstraße eine eigene Incoming konzept geplant (LEADER 2007-2013). Die übergreifende Abteilung, deren Hauptaugenmerk die Angebotsgestal- Erarbeitung der Region Eisenstraße war schon früher vom tung, Organisation und fi nanzielle Abwicklung von Grup- Verein gewünscht, wurde aber vom Land Steiermark in penreisen in die Region ist. Richtung steiermärkische Tourismusvermarktung gelenkt (neu erfundene Tourismusregion Hochsteiermark).

3. 3. Seitenblicke: Beispiele europäischer Netzwerke zur Industriegeschichte 3. 3. 1. Die Mitteleuropäische Eisenstraße, ein Kulturweg des Europarates

Eine ganz andere Entwicklung gilt es im Rahmen des Euro- Der Europarat in Straßburg fördert die Einrichtung und parates anzudeuten. 2007/8 anerkannte die ‚Mitteleuropä- Auszeichnung der Kulturwege Europas seit nunmehr 20 ische Eisenstraße‘ den Kulturweg. Der Erzberg und seine Jahren, was in diesem Jahr (2007) durch mehrere Ver- an montanhistorischen Denkmälern und Kulturobjekten anstaltungen, unter anderem durch eine internationale reiche Umgebung sind das natürliche Zentrum eines Kul- Konferenz über den Jakobsweg, ein Netzwerk von Pilger- turweges des Eisens in Mitteleuropa. Andere international- straßen über ganz Europa, besonders gefeiert wurde. Ziel europäische Kulturwege des The Council of Europe Cultu- aller dieser Kultur-Initiativen soll es sein, den Zusammen- ral Routes-Programmes (seit 1987) sind z.B. The Santiago halt und das Verständnis der Völker Europas untereinan- de Compostella Pilgrim Routes (nicht zu verwechseln mit der zu stärken, persönliche, soziale und wissenschaftliche der spanischen UNESCO-Nominierung des Pilgerweges Themen freundschaftlich und offen zu diskutieren und zu mit ausschließlich spanischen Etappen), European Route fördern. of Jewish Heritage etc.

3. 3. 2. European Routes of Industrial Heritage (ERIH)

Mit der Europäischen Route der Industriekultur (ERIH) und ihren Erhalt als Antrieb für die Entwicklung von Re- haben sich unter der Führung des Nordrhein-Westfalen gionen, die oftmals vom wirtschaftlichen Verfall bedroht Tourismus e.V. (Köln) und Partnern in England, den Nie- sind, zu nutzen. ERIH möchte sich als europäische Marke derlanden und Deutschland dutzende Behörden, Univer- für Industriekultur etablieren. Das ERIH Netzwerk soll den sitäten, gemeinnützige Industrie-Organisationen sowie transnationalen Erfahrungsaustausch, die Entwicklung ge- Tourismusstellen zusammengeschlossen und in einer Pro- meinsamer Marketingstrategien und grenzübergreifender jektphase von 2002 – 2007 die Umsetzung des Master- Initiativen anregen. Ein zentrales Element des Projektes planes ERIH I erarbeitet. Das gemeinsame Ziel war es, die ist es, ein Netzwerk von Ankerpunkten, ca. 60 wichtigen europäischen Standorte der Industriekultur zu schützen industriekulturellen Denkmälern, die über eine gut ent-

30 Die Österreichische Eisenstraße als UNESCO Weltkultur- und Naturerbe? – Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie Schriftenreihe Nationalpark Kalkalpen Band 9 DIE ÖSTERREICHISCHE EISENSTRASSE Teil I (EISENWURZEN): STATUS QUO Teil II Teil III

wickelte Tourismus-Infrastruktur verfügen, zu entwickeln. regen, die Industriedenkmäler in der Region zu besuchen Für die Auswahl der Ankerpunkte wird ein Qualitätssiegel und somit den Tourismus vor Ort ankurbeln. ERIH plant, entwickelt. Die Entwicklung der regionalen Routen, die in das Netzwerk europaweit auszudehnen und Partner aus den Partnerregionen durchgeführt wird, soll Touristen an- anderen Ländern zu integrieren.

3. 4. Zusammenfassung der politischen Situation 3. 4. 1. Bundesland übergreifende Empfehlungen

Die Bundesland übergreifende Beschlussfassung und Wil- • Die vorausschauende Integration der regionalen Rück- lenserklärung der Landeshauptleute 2001 zur Nominie- bautendenzen in struktur- und fi nanzschwachen Ge- rung der Österreichischen Eisenstraße gilt als Grundvor- meinden (Eisenerz) in einen Welterbe-Management aussetzung. In logischer Konsequenz muss es jetzt um die Plan, um zukünftige Konfl ikte zu vermeiden. schutzrechtliche und formale Umsetzung des Projektes • Eine höhere Dialog- und Vernetzungsbereitschaft zwi- gehen. Die Bundesland übergreifenden Empfehlungen schen Fachinstanzen für zukünftige Nominierungen in des Kulturministeriums (Sektion Denkmalschutz), der Österreich, um der gestiegenen Einreichungskomplexi- österreichischen UNESCO-Kommission, von ICOMOS- tät und internationalen Konkurrenzlage von UNESCO- Österreich, des Bundesdenkmalamtes und Experten des Einrichtungen entgegenwirken zu können. Steyr-Symposiums gruppieren sich im Wesentlichen um die folgenden Themen: Politische Überzeugungs- und Öffentlichkeitsarbeit Denkmalschutzmanagement • Eine breitenwirksame Öffentlichkeitsarbeit involvierter • Eine zentrale Forderung ist die Etablierung eines Ös- Politiker zum Thema Welterbe Eisenstraße terreichischen Nationalkomitees (Beratungsgremium) • Eine fundierte Aufstellung und Kommunikation der Vor- zum österreichischen UNESCO-Weltkulturerbe als Ver- teile, Bedingungen, Verpfl ichtungen, Langzeitstrategien netzungs-, Informations-, Frühwarn- und Strategieplatt- und regionaler Fördereffekte zum Thema Weltkultur- form erbe (v.a. in fi nanzschwachen Gemeinden wie Eisenerz • Etablierung eines Welterbe-Koordinators für die Region und gewinnorientierten Betrieben wie der VOEST am Eisenstraße Erzberg!) als ein langfristiges Rettungspaket gegenüber • Die Revision der österreichischen Tentativliste für eine kurzfristig erhofften Gewinnen effektivere Finanz- und Kräftebündelung zukünftiger • Entschlossene, vermittelnde Abwendung kurzsichtiger Nominierungen Rückbau- und Abriss-, aber auch Event touristischer • Die Prüfung der Gesamtwirkung der österreichischen Tendenzen (Eisenerz, Vordernberg, Erzberg) Gesetzesmöglichkeiten zur Unterschutzstellung, um die Lücken der zersplitterten Gesetzeslage zu schließen Maßstab, Kategorien, Nominierungsrahmen und um zukünftige Streitfälle zu verhindern • Erarbeitung des Nominierungsmaßstabes (Problem • Die Etablierung von rechtlichen Schutzbestimmungen Dichte, Streugebiet, Integrität und die Kategorien Kultur- zum Welterbeschutz in den betroffenen Gemeinden (ei- landschaft, Trail, Seriennominierungen) zur Profi lierung gens verordnete Denkmalschutz-Statuten mit Zonen) der Eisenstraße als Prototyp einer dezentral organisier- • Erarbeitung eines Management Systems (umbrella ten Eisen industriellen Wirtschaftslandschaft system) zur Koordination der Gemeinde spezifi schen • Vermittlung zwischen Kernen und Zwischenstationen Schutz- und Präsentationskonzepte (Statuten) (Städten, Ensembles) und Verbindungswegen (Trans- • Die Prüfung der Bundesland übergreifenden, paritäti- portwege Straße, Flüsse, Bahn) schen, Finanzierungs- und Stützungsmöglichkeiten von • Präsentationsschwerpunkt einer Erlebbarkeit der ein- UNESCO-Welterbe in fi nanzschwachen Gemeinden als maligen Nutzungskontinuität bis in die unmittelbare Schutz- und Anreizsystem Gegenwart (Schwerpunkt Gegenwart, Werksführungen, Sozial- und Arbeitergeschichte, Nachkriegsmoderne)

Die Österreichische Eisenstraße als UNESCO Weltkultur- und Naturerbe? – Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie 31 Schriftenreihe Nationalpark Kalkalpen Band 9 DIE ÖSTERREICHISCHE EISENSTRASSE Teil I (EISENWURZEN): STATUS QUO Teil II Teil III

• Komplexität als einmalige Nominierungs- und Erfolgs- rung einer kohärenten Iron-Story vom Spätmittelalter chance: rigorose, aber gesamtheitliche Auswahl relevan- bis ins 21. Jahrhundert. ter Etappen, Objekte, Eisenkategorien für die Nominie-

3. 4. 2. Bundesland spezifi sche Entwicklungen

Im Vergleich der involvierten Bundesländer fällt die • Der Nationalpark Kalkalpen als forciertes Entwicklungs- starke Disparität der Situation Kulturpolitik-Tourismus- projekt spricht sich vehement und kooperativ für eine Strukturentwicklung-Verein-Denkmalschutz auf, die einer gesamtheitliche und Bundesland übergreifende Strate- gesamtheitlichen, Bundesland übergreifenden UNESCO- gie von Natur- und Kulturschutz in der Region Eisen- Welterbe-Nominierung Österreichische Eisenstraße ein- straße aus. Wichtige Schritte in diese Richtung sind deutig abträglich ist. Der Abstimmungsbedarf über die gesetzt. altbekannten Bundeslandbarrieren hinweg ist in Zukunft • Der ehrenamtliche Verein Oberösterreichische Eisen- absolut notwendig. straße wird vom Land nicht mehr basisfi nanziert und sucht neue Impulse. Förderprojekte sind nicht in Sicht, Niederösterreich die montanhistorische Vernetzung zum ‚mächtigen • Die niederösterreichische Kultursektion setzt sich ve- Partner Steyr‘ leidet unter regionalpolitischem Solidari- hement für das Thema Weltkulturerbe Eisenstraße ein tätsdefi zit. Der Denkmalschutz in der Region Oberös- und unterstützt die regionalen Vereins- und Tourismus- terreichische Eisenstraße ist zu stark auf die Stadt Steyr Entwicklung auch zu diesem Thema. fokussiert. • Mit der Etablierung der touristischen Region Mostvier- tel-Eisenstraße ist die Marke, das Produkt und der Name Steiermark Eisenstraße ins Hintertreffen geraten. • Kulturpolitisch kann die Steiermark für den Bereich • Der Verein Niederösterreichische Eisenstraße wird pro- Steirische Eisenstraße Erfolge verzeichnen (Museums- fessionell, hochmotiviert und vollzeitbeschäftigt geführt, verbund etc.), obwohl die verweigerte Finanzierungs- hat mit der Etablierung des Kulturparks Eisenstraße-Öt- beteiligung an der vorliegenden Studie in eine andere scherland, von Themenwegen, einer Erlebniskarte, ei- Richtung zu weisen scheint. ner Museumsvernetzung und einer Internet-Datenbank • Mit der förderungstechnischen und touristischen Eta- sehenswerte Erfolge erarbeitet und wehrt sich gegen blierung der neuen Region Hochsteiermark wird das den Verdrängungsprozess der Marke Eisenstraße. Image, der etablierte Name und das Produkt ‚Steirische • Regionalpolitisch werden der Idee Weltkulturerbe Ei- Eisenstraße‘ relativiert. Immer neuere Produktnamen senstraße oftmals weniger gute Zeugnisse ausgestellt. scheinen für den Erfolg für LEADER-Projekte notwen- Es fehlt an Impulsen und Direktiven. dig, auch wenn damit die Langzeitperspektive fraglich erscheint. Oberösterreich • Entwicklungstechnisch (Landesbaudirektion) ist Welt- • Die Kultursektion zeigt sich heute gegenüber der Idee kulturerbe Eisenstraße kein Hauptthema. Der Fokus Weltkulturerbe Eisenstraße skeptischer als vor 10 Jahren, steht auf Rückbaubegleitung und Neustrukturierung (Ei- als die erstmals dezentral organisierte oberösterreichi- senerz), das Interesse an montanhistorischer Ressour- sche Landesausstellung ‚Land der Hämmer‘ (1998) de- censchonung ist gering. zidiert einen Regionalentwicklungsakzent zum Thema • Das Landeskonservatorat Steiermark (Leitung 2007) Eisenstraße gesetzt hatte. Der Erklärungsbedarf hinsicht- steht dem Thema Weltkulturerbe skeptisch gegenüber lich der Nachhaltigkeit dieses Impulses 10 Jahre später – die Region habe andere Sorgen. Ein Multiplikatoreffekt steht im Raum. von Welterbe für regionalen Denkmal- und Struktur- • Die Regionalentwicklung der Region hat den Namen schutz wird ausgeblendet, obwohl gerade die Steier- Eisenstraße nicht mehr als vorrangiges Produkt im Pro- mark mit dem Instrument Ortsbildschutz (dieses wird gramm. Neue, frischere Regionen sind der Fokus: das in Gemeinden heute weniger unterstützt als vor 10/20 Voralpenland und der Nationalpark Kalkalpen.

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Jahren) eine gute Basis (Leoben, Trofaiach, Vordernberg, • Naturschutz: Der Nationalpark Gesäuse spricht sich Eisenerz) besitzt, die es zu verteidigen gäbe. wie der Oö. Nationalpark Kalkalpen dezidiert für eine • Der Verein Steirische Eisenstraße beschäftigt sich konse- gesamtheitliche Vermarktung und Koordination der quent mit der Angebots- und Produktentwicklung ‚Stei- Natur- und Kulturregion Eisenstraße aus. Bundesland rische Eisenstraße‘. Er konstatiert aber ein mangelhaftes übergreifende Initiativen sind gesetzt. Feedback von Bundesland übergreifenden Instanzen (Kulturministerium, UNESCO etc.) für zukünftige Ent- wicklungen.

4. Zonen, Städte und Ensembles 4. 1. Die VOEST-Alpine 4. 1. 1. Der Erzberg

Stiftung Erzberg 2005 wurde ein kompletter Gebäudekatalog mit 24 Objekten Der Erzberg wurde mit der Errichtung der Erzberg-Stiftung erarbeitet, der das Gebäudeensemble am Oswaldirücken 2005 privatisiert (Abb.21). Der Stiftungsbeirat regelt die von 1834 bis heute chronologisch, erhaltungstechnisch Übergangsphase der Eigentumsverhältnisse und Verant- und nutzungsorientiert diskutiert (Abb.27, 28). Während wortlichkeiten des Erzberges. In der Stiftung sind Vertreter des hoffentlich noch verlängerten Abbauprozesses heute der VOEST Linz, Erzberg und Donawitz und des Landes oder aber auch nach Schließung der Erzabbautätigkeit Steiermark (mit dem Eisenerzer Bürgermeister) vertreten. am Erzberg, steht in der ausgewählten Zone ein beein- Falls der Betrieb am Erzberg eingestellt würde, wäre das druckendes Gebäude- und Flächenpotenzial von Ruinen, Land Steiermark Letztbegünstigter/Endbesitzer des Ber- intakten, industriellen Gebäudehüllen bis voll funktions- ges. Sowohl der jetzige als auch der ehemalige Bergdirek- technischen Industriehallen der Erzaufbereitung zur Ver- tor am Erzberg äußern Beschränkungssorgen hinsichtlich fügung. Im Kerngebiet Oswaldirücken sind fast 9.000 m² einer UNESCO-Nominierung, solange nicht andere Tatsa- überbaut, die gesamte Geschossfl äche wird auf 35.000 chen und Garantien vermittelt und ausgehandelt würden. m² geschätzt. Mit allen Gebäuden auch der anderen Zo- nen am Erzberg, entsteht ein Nutzungspotenzial von ca. Der Erzberg und seine kultur- 50.000 m². Somit stellt die Industrielandschaft Erzberg und naturräumlichen Potenziale nicht nur das bedeutendste Industriedenkmal Österreichs Eine genaue Analyse der kultur- und naturräumlichen aus der Sicht der Landschaftsprägung dar, auch seine Qualitäten der Industrielandschaft Erzberg (Abb.22, 23) technische, historische wie aktuelle Gebäudeausstattung wurde in der Publikation ‚Industrie – Landschaft – Kunst. am Oswaldi-rücken ist beachtlich und fraglos Teil einer Der Steirische Erzberg‘ (Falser 2006, Abb.24) vorgelegt. diskutierten Nominierung. Darin wurden 13 charakteristische Teilbereiche dargestellt (Abb.25, 26), die Erzbergfl äche beträgt mehr als 5 km². Forcierter Event Tourismus Abenteuer Erzberg In einem zweiten Schritt wurde die montanhistorische Die Leitung am Erzberg forciert seit einigen Jahren ei- Entwicklung am Erzberg (unter und über Tage) herausge- nen Event Tourismus am Berg, der durchaus internatio- arbeitet, anhand von historischen Karten und Fotos doku- nale Beachtung gefunden hat, obwohl Technikhistoriker, mentiert. In einem dritten Schritt wurde der momentane Denkmalpfl eger und Kulturpolitiker vor einer zu kurzfristig Erzabbau- und Verarbeitungsprozess dargestellt, dessen gedachten Vermarktung des für Österreich geschichtlich touristisch erlebbare Präsentation (das bedingt aber nicht so identifi katorischen Montandenkmals Erzberg warnen. zwangsläufi g eine Beeinträchtigung der laufenden Pro- Nach Informationen konnte der Umsatz von ‚Abenteuer duktion!, vgl. Werksführungen im Stahlwerk Donawitz) in Erzberg‘ zwischen 1996 und 2006 von 550.000 auf einer intendierten UNESCO-Nominierung des Erzberges 800.000 Euro gesteigert werden. 150.000 Besucher und nach Meinung des Verfassers ebenso wichtig erscheint 4,5 Mio. Euro Umsatz werden 2013 erwartet. Die Veran- wie der Fokus auf die historische Relevanz vor Ort. Dazu staltungsübersicht mit dem Leitsatz ‚Erzveredelung im

Die Österreichische Eisenstraße als UNESCO Weltkultur- und Naturerbe? – Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie 33 Schriftenreihe Nationalpark Kalkalpen Band 9 DIE ÖSTERREICHISCHE EISENSTRASSE Teil I (EISENWURZEN): STATUS QUO Teil II Teil III

Wandel der Zeit und Technologien – Living Mountain‘ Ein Naturschutzbescheid (Wiederbegrünung) zum weist neben dem Schaubergwerk selbst v.a. Roadshows Thema Erzberg steht aufgrund der einhelligen Sicht des (Erzberg-Rodeo) und Motorsport, für die Zukunft Enduro- Erzberges als Montandenkmal außer Frage. Einer dezi- Offroad-Parks aus. Diese Aktivitäten werden als Stiftungs- diert touristischen Nutzung steht nichts im Wege, ein ziele (nachhaltige Erhaltung des Denkmal Erzberges notwendiger Abschlussbetriebsplan wird (wie in jedem und Imagebildung als Gesamtregion Erzbergland) und Fall) auch am Erzberg einen Maßnahmenkatalog zur ‚Leuchtturm für eine ganze Region‘ ausgewiesen. Ein Er- Betriebsplanung und Sicherheit etc. beinhalten müssen. lebniszentrum Oswaldirücken ist projektiert, wobei Erleb- • Die Ausrichtungen Event Tourismus und montanhistori- nis, Abenteuer und Spaß im Vordergrund stehen. Denk- sche Nutzung sind bisher nicht zusammengedacht wor- mal gerechte Erhaltung und montanhistorisch relevante den, sondern werden als Konkurrenten gesehen. Nach- bzw. Umnutzungen sind darin nicht formuliert. Für • Falls sich die VOEST zum Bau einer modernen Erzauf- die Erzberg-Spitze sind u.a. ein Erzberghotel, eine Gastro- bereitungsanlage (Pelletieranlage) am Standort Erzberg/ terrasse, High Thrill Ride, Mountainglider, Skyglider, eine Oswaldirücken im Krumpental entschließen sollte, wäre Seilbahn etc. in Aussicht gestellt. Höhepunkt ist u.a. ‚Der der Abbau mit mehr Mitarbeitern für die nächsten 15- Traum vom Fliegen von der Erzbergspitze zum Erlebnis- 20 Jahre gesichert. Sonst würde der Standort Linz sich zentrum Oswaldirücken‘. Eine Auto-Direkterschließung zunehmend aus dem Erzberg-Standort ausklinken, was des Erzberges (auf Kosten der weiteren Isolierung der aber aufgrund der hohen internationalen Nachfrage Stadt Eisenerz?) wird als ‚Verkehrsberuhigung Altstadt Ei- von Erz/Eisen/Stahl unwahrscheinlich ist. Die Pelletier- senerz‘ defi niert. anlage im Krumpental soll auf dem zur Zeit mit histori- schen Wohnbauten besetzten Bauplatz errichtet werden Perspektiven zum Erzberg (Thema Abriss, Ortsbildschutz). • Bergbehörde: Grundsätzlich sieht das ehemalige Ös- • Eine Panoramastraße in Richtung Ramsau über den Erz- terreichische Berggesetz (heute Mineral- und Rohstoff- berg/Direktion Voglbichl ist geplant, eine Studie dazu in gesetz) vor, dass aufgelassene Bergbaue in ihren (so Auftrag gegeben. weit möglich) natürlich Ursprungszustand rückzuführen • Ein Versuchslabor-Tunnel (Untertagebau-Forschung) seien. Diese Regelung brachte der Schließung des Unter- und Versuchsstollen der Montanuniversität Leoben ste- tagebaus am Erzberg 80 Mio. Schilling und ermöglichte hen zur Diskussion. die Projektierung eines touristischen Schaubergwerkes.

4. 1. 2. Stahlwerk Donawitz

Touristische Werksführungen Geschichteclub der VOEST Donawitz Das moderne VOEST-Stahlwerk Donawitz (Abb.29) ist und Montanhistorischer Verein eines der traditionsreichsten und bedeutendsten Stahl- In Verbindung dazu gibt es den Geschichtsclub der VOEST industriestandorte Österreichs. Heute befi nden sich am seit 2002, der diverses Archivmaterial im Metallurgischen Werkgelände keine historischen Anlagen mehr, bei den Museum vor Ort konzentriert und zugänglich gemacht hat. ermöglichten, touristischen Führungen kann der Besucher Es besteht eine lose Kooperation mit dem Montanhisto- den Hochofen, das Stahlwerk und das weltweit berühmte rischen Verein (ebenfalls in Leoben), unweit des Werks- Schienenwalzwerk sehen (Abb.30). Die Tour dauert 1-3 geländes. Eine ähnliche Konzeption besteht am Erzberg Stunden. Das Stahlwerk liegt beeindruckend in einer länd- in den Verarbeitungshallen am Oswaldirücken bisher (lei- lich geprägten Tallandschaft, die spannende Blicke auf das der) nicht. Werkgebiet erlaubt. Für einen gesamtheitlichen Rundgang zur Industriegeschichte in Donawitz gehören die Arbeiter- siedlung und die 1954 eingeweihte, Architektur geschicht- lich einzigartige Eisenfachwerkskirche der Pfarre Leoben (Abb.31).

34 Die Österreichische Eisenstraße als UNESCO Weltkultur- und Naturerbe? – Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie Schriftenreihe Nationalpark Kalkalpen Band 9 DIE ÖSTERREICHISCHE EISENSTRASSE Teil I (EISENWURZEN): STATUS QUO Teil II Teil III

4. 2. Das Erzberg-Umfeld 4. 2. 1. Eisenerz

Die Situation in der Gemeinde Eisenerz (Abb.32, 33) ist Re-design Eisenerz einerseits von Problemen der steten Bevölkerungsabwan- Die Studie ‚Re-design Eisenerz‘ zur Verbesserung der derung und des Wohnungsleerstandes, andererseits von Wohnsituation in Eisenerz wurde vom Architektur-Büro einer neuen Welle der Initiativen, Projekte und Neuorien- Nussmüller (Graz) 2006 im Auftrag des Landes Steier- tierungen gekennzeichnet. mark und der Gemeinde Eisenerz als Endbericht vorgelegt und beschäftigt sich mit dem Thema Wohnungsmarkt in Rahmenentwicklungskonzept 2021 schrumpfenden Städten – wie eben auch in Eisenerz. In Das ‚Rahmenentwicklungskonzept Stadterneuerung und der Projektgruppe waren auch die vier relevanten Wohn- redesign Eisenerz 2021‘ wurde vom Eisenerzer Gemein- baugenossenschaften (v.a. GIWOG, WAG) beteiligt. Die derat beschlossen und wird im Moment in enger Koope- Studie präsentierte eine koordinierte und partizipative ration mit der Landesbaudirektion abgewickelt. Im Leitbild Vorgangsweise in einem Entwicklungsplan. Als Problem- dazu wird die kulturprägende Rolle der Eisenstraße, des bündel wurden leerstehende Wohnungen (im Zentrum Erzberges und Eisenerz betont (‚Schätze in sachgerech- 700), benachteiligte Wohnlagen, Mobilitätsdefi zite und Sa- ter Form für die Zukunft sicherstellen‘), die Gründung nierungsengpässe diskutiert. Als Lösungen gelten Konzen- der Stiftung Erzberg und die Trägerschaft des Landes tration auf die Altstadt, die Entwicklung des bevorzugten Steiermark nach einer Stilllegung des Erzberg-Betriebes Wohngebietes Trofeng und Rückbau in selektiven Gebie- dargestellt und das Mission Statement der strategischen ten wie in den Arbeiterwohnsiedlungen (Münichtal etc.). Positionierung erwähnt: ‚Entwicklung neuer intelligen- August/September 2007 wurden die Maßnahmen des ter Wert- und Werkstoffe in einem außergewöhnlichen Rückbaus begonnen (Abb.34), Details zur Umsiedelung natürlichen und kulturellem Umfeld für die Gesellschaft und dem Rückbau von Arbeiterwohnsiedlungen konnten des 21. Jahrhunderts‘. Dazu wurden 7 Leit-Themen nicht in dieses Gutachten einfl ießen. 28 Mio. Euro werden bzw. 7 Umsetzungs-Strategien formuliert, die die Ko- für die Re-Organisation des Wohnungsmarktes in Eisenerz operation Verein Eisenstraße Stadt Eisenerz VA Erzberg für die nächsten 15 Jahre ausgewiesen (Rückbau 5 Mio. GmbH betont und ein Modellprojekt im Rahmen der Euro). neuen Regionalentwicklung ‚regionext.stmk‘ anvisiert. Als LEADER(Regionalentwicklung)-Leitbild ‚Eisen+Region‘ hat Die Gemeindepolitik sich die Region mit den Slogans ‚HIGH-TECH – Werk- und Abwanderung und Investitionsprojekte betreffen u.a. das Wertstoffe der Zukunft – von der Natur lernen‘ und ‚HIGH- Krumpental und das Gebiet Münichtal. Ziel soll es sein, FEELING – Lebensgefühl der Zukunft – sich mit der Natur wieder mehr Bewohner in das unmittelbare Zentrum der erleben‘ positioniert und 7 Leitstrategien für ‚EISEN+ERZ Stadt zu bringen: für dieselbe Miete mit einer besseren 2021’ ausgewiesen, das Thema Weltkulturerbe kommt im Wohnung. Über Wettbewerbe und die sog. ‚Re-design‘- Zukunftskonzept nicht vor: Studie hinaus steht die Finanzierungszusage für den • Attrahierung der Altstadt incl. Re-design Eisenerz entwi- geplanten Rückbau bis 2010. Damit wird das Problem ckeln Umsiedelung ein brisantes Thema. Grundsätzlich wurde • Abenteuer am Erzberg forcieren zur Projektierung von selektivem Rückbau und selektiver • Arbeitskultur für Wert- und Werkstoffe sicherstellen Strukturverbesserung ein Trägerverein gegründet, in dem • Bildungs- und Kulturprofi l bis 2011 verstärken die maßgeblichen Wohnbauträger (v.a. GIWOG, WAG, • Soziale Infrastrukturen sichern und Initiativen setzen Ennstaler), das Land und die Stadt (als Mehrheit) arbeiten. • Die Eisenerzer Bergwelt, Ramsau und Leopoldstein ver- Abbruchverhandlungen betreffen auch das Stadtzentrum, markten wo angeblich bis zu 700 Wohnungen leer stehen. Zum • Verkehrsinfrastrukturen lokal und regional realisieren Thema ‚geordneter Rückbau‘ geht es um selektiven Ab-

Die Österreichische Eisenstraße als UNESCO Weltkultur- und Naturerbe? – Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie 35 Schriftenreihe Nationalpark Kalkalpen Band 9 DIE ÖSTERREICHISCHE EISENSTRASSE Teil I (EISENWURZEN): STATUS QUO Teil II Teil III

riss und um Sondernutzungen (Feriensiedlung Münichtal, Ortsbildschutz und der Leopoldsteiner See). Zum Thema ‚Revitalisierung‘ wurde Rückbau historischer Gebäude ein Kernteam gegründet, zum Thema Stadtkern werden Eisenerz besitzt seit 1980 eine sich selbst verordnete Orts- die Ziele Ansiedelung, Neugestaltung der Ortseinfahrt, bildschutz-Zone, die von der Steirischen Ortsbildkommis- Historic Hotel und ein zentrales Outlet Zentrum diskutiert. sion überwacht wird. Die Abgrenzung des Schutzgebietes Gleichzeitig zu den Bemühungen der Bevölkerungsrück- umfasst folgende Bereiche (Text der Ortsbildschutzver- holung beklagt die Stadt die Bestrebungen des Verkehrs- ordnung 1980): planungsbeirates (Obersteiermark Ost) zur weiteren Re- • Der historische Altstadtkern wird begrenzt durch den duzierung des öffentlichen Nahverkehrs. Bereich an der Kirche St. Oswald, den Zugang ins Krum- pental, den Talfuß des Gradsteines, den Zugang in die Im Bereich Tourismus werden einige Schwerpunkte nur Trofeng und das Schulviertel. Dieses älteste, geschlos- als Zusatz erarbeitet. Eisenerz wird als klassischer Indus- sene Gebiet umfasst den wesentlichsten Teil der histori- triestandort verstanden, der eine komplette Ausrichtung schen Baulichkeiten und bildet aufgrund seines Maßsta- auf Tourismus nicht erlaubt. Es ist eine Kulturmeile ange- bes und der Raumfolgen ein harmonisches Gesamtbild dacht: Bergmannsplatz, Pfarrhof-Sanierung, Oswaldisanie- aus den verschiedenen Epochen. rung, Abtragung des ‚störenden‘ Zubaus am Schichtturm. • Das Krumpental führt vom historischen Altstadtkern Das Thema Industrie transportiert das ‚Extrem-Image‘: gegen Süden. Dieser Schutzgebietsteil umfasst den Be- Erlebnisregion Erzberg, Schaubergwerk, Bergextrem, im reich bis zum südlichen Zusammenschluss der Krum- Sport das Nordische Ausbildungszentrum in der Ramsau. pentalerstraße mit der Flutergasse. Hier lagen früher die Die Bevölkerung habe gelernt mit der Industrie zu leben, meisten Radwerke von Eisenerz. die Politik betreibt dazu das Image der Unternehmer- • Der Schutzgebietsteil der Trofeng reicht vom Altstadt- Freundlichkeit. Das Thema ‚Wert/Werkstoff-Region‘ wird kern beginnend nach Osten und liegt am Fuße jenes mit einem Recycling Park und der Projektierung der Abtra- Hügels, auf welchem die Taboranlage ruht. Er wird gung des Schlackenberges Münichtal vorangetrieben. Ein im Norden begrenzt durch den Hang, welcher vom regionaler Forschungsverbund mit Vordernberg, Eisenerz, Trofengbach zum Friedhofsgelände aufsteigt. Die öst- Radmer und dem Erzberg bearbeitet Perspektiven. Die liche Begrenzung dieses Schutzgebietsteiles bildet das touristische Entwicklung des Schlosses Leopoldsteiner See sog. Ledererviertel mit seinen alten Wehranlagen am zum Ferienstandort ist ebenso ein (Dauer-)Thema (der- Trofengbach. Dieser Teil des Schutzgebietes ist insofern zeit ein Jugendheim) wie eine ähnliche Entwicklung der wichtig, als er eine harmonische Abrundung des histori- Siedlung Münichtal (ehemalige Herman-Göring-Siedlung) schen Altstadtkerns darstellt. durch einen deutschen Entwickler. • Das Schulviertel aus neuerer Zeit grenzt direkt an den historischen Altstadtkern nach Norden an und bildet Solange der Erzberg als Zentrum jeder Welterbe-Diskus- aufgrund seines Maßstabes und der Raumfolgen einen sion nicht ein klares Interesse zeigt, hat die Gemeinde schützenswerten Bereich. Im direkten Zusammenhang keinerlei Interesse und Ressourcen, das Thema Welterbe mit dem Schulviertel liegt der nördliche Eingangsbe- voranzutreiben. Der Gemeinde fehlen zum Thema Welt- reich zur historischen Altstadt. Hier befi nden sich meh- kulturerbe klare Hinweise zu Nutzung und Risiken, Vor- rere historische Gebäude, die ein Ensemble von schüt- leistungen und Verpfl ichtungen der UNESCO-relevanten zenswertem Charakter bilden, das darüber hinaus den Entscheidungsträger: Im Rahmen der neuen Initiativen nördlichen Zugang zur eigentlichen Altstadt markiert. will man sich keinerlei Entwicklungsbehinderungen • Der Landschaftsteil Schichtturm/St. Petrus südwestlich (Denkmalschutz etc.) einhandeln. Der Eisenerzer Bürger- der Altstadt wurde wegen seiner bestimmenden und meister ist auch im Stiftungs- und Aufsichtsrat der Stiftung mehrere Schutzbereiche (historischer Altstadtkern, Erzberg (als politischer Vertreter des Landes Steiermark) Krumpental und Schulviertel) zusammenfassenden vertreten. Die Kooperation zwischen Eisenerz und dem Wirkung in die Schutzzone einbezogen. Erzberg ist damit nicht ganz freiwillig (als klarer Auftrag des Landeshauptmannes), aber z.T. hilfreich und letztlich Im August 2007 fand zum Thema Rückbau auch eine Be- absolut notwendig und bisher wenig konstruktiv. gehung der Ortsbildkommission statt. Nach Meinung der Vorsitzenden der Steiermärkischen Ortsbildkommission

36 Die Österreichische Eisenstraße als UNESCO Weltkultur- und Naturerbe? – Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie Schriftenreihe Nationalpark Kalkalpen Band 9 DIE ÖSTERREICHISCHE EISENSTRASSE Teil I (EISENWURZEN): STATUS QUO Teil II Teil III sind die aktuellen Rückbaubestrebungen in Eisenerz das Pelletieranlage) und in den ehemaligen Arbeitersiedlun- Bild einer ‚übereilten Verzweifl ung‘, das ‚Abräumen‘ von gen wie Münichtal und Vogelweide (Abb.35, 36) vor der Zeitdokumenten der Nachkriegszeit für die Sichtbarma- Umsetzung. chung der kontinuierlichen Geschichte fatal. Die grund- sätzliche Motivation von Eisenerz sei löblich, die Richtung Der Verein zur Rettung der Oswaldikirche unter dem ehe- in Sachen Denkmal- und Ortsbildschutz fraglich. Kon- maligen Bergdirektor DI Umfer sammelt und verbaut jähr- kret stehen reihenweise Abrisse und Absiedelungen von lich bis zu 150.000 Euro an Spenden. Wohngebäuden im Bereich Krumpental (für die geplante

4. 2. 2. Vordernberg

Der Bürgermeister der Gemeinde Vordernberg (Abb.37, der einzige noch vollausgestattete Holzkohlen-Hochofen 38) sieht seine Gemeinde industrie- und kulturgeschicht- Österreichs. Der Tourismus in Vordernberg beläuft sich lich als Einheit mit Eisenerz, betont die gute Zusammen- im Moment auf 21.000 Besucher/Jahr – Tendenz steigend. arbeit mit der Nachbargemeinde und spricht sich mit Im Kontext von LEADER+ wurde u.a. das Thema Historic vollem Engagement für eine mögliche Nominierung zum Hotel untersucht und der ehemalige Gasthof zum Rad- Weltkulturerbe aus. Die Gemeinde hat mit 2006 ein ört- meister ausgewählt. liches Entwicklungskonzept inkl. Flächenwidmungs- und Ortsbildschutzplan erstellt, das sich in Sachbereichskon- Eisenbahn zepte unter der ‚Strategie Agenda 21‘ mit der gewollten Das Thema Eisenbahn ist mit zwei Projekten aktuell. Ers- Zusammenarbeit mit der Bevölkerung in vier Arbeitsgrup- tens ist die Erzbergbahn-Strecke ab Vordernberg Markt pen unterteilt (Tourismus, wirtschaftliche und infrastruktu- vom Verein Erzbergbahn gekauft worden (die ÖBB relle Fragen/Ortsbild, Soziales, Jugend und Senioren und hält noch das Vordernberg-Viadukt und den Eisenerzer Kunst/Kultur/Identität). Grundsätzliches Dauerproblem Schichtturm-Tunnel), wird demnächst unter Denkmal- der Gemeinde ist (wie in Eisenerz) die Abwanderung der schutz gestellt, und die touristische Betreibung der Stre- Bevölkerung und der Gebäudeleerstand. Die Bevölkerung cke Vordernberg-Eisenerz (Abb.41, 42) (Krumpental) über liegt derzeit bei 1.230, die Absiedelung zwischen 1991 und und durch den Erzberg ist Teil einer Machbarkeitsstudie 2001 lag bei 25 % (damit erster Platz in Österreich). Teile (Thema authentisches Lokmaterial, Studie Rettensteiner der Gebäude der Genossenschaften GIWOG und STI- 2006). Die Wiederaufnahme eines Dampfbetriebes auf der WOG wurden von Automatenhändler Wolf 1997 erwor- Erzbergbahn ist technisch machbar. Eine Kostenschätzung ben und z.T. weiterverkauft, andere stehen zum Abriss zur bis 2013 (LEADER-Projekt) liegt vor. Zweitens erarbeitet Diskussion. Ein Gesamtinventar der Bebauungstruktur ist das Planungsbüro Verkehr Plus eine Machbarkeitsstudie ein langer Wunsch, ein Bebauungsplan existiert nicht und zur (vormals extra eingestellten) S-Bahn-Erschließung wird nur bei konkreten Anlässen selektiv angefertigt. des Vordernberger Tals von Leoben aus. Vier Bahnhöfe (Präbichl, Vordernberg Markt für die Erzbergbahn und Vor- Montanhistorische Sehenswürdigkeiten dernberg Süd und Friedawerk für die mögliche S-Bahn) Ein (nicht klar ausgewiesener) Besichtigungsweg er- stehen zu Diskussion. Eine Vernetzung der Museum- und schließt dem Besucher die montanhistorischen Relikte des Normalbahnen etc. bis nach Steyr wäre wünschenswert. Ortes (Abb.39, 40): Radwerke, Gewerken- und Rathaus, der Gründungsbau der Montanhistorischen Universität Ortsbildschutz Leoben, die Ruine der Laurenziröst, Kirchen, Erzbergbahn Vordernberg besitzt seit 1982 ein rechtskräftiges Orts- etc. Das Radwerk IV (das besterhaltene von ehemals 14 bildschutzgebiet (siehe Abb.38). Der Auszug aus dem Radwerken und schon 1928 unter Schutz gestellt) und Ortsbildschutz-Text lautet: Das Vordernbergertal weist die Lehrfrischhütte sind Höhepunkt der Besichtigung und eine für Europa wohl einmalige, nahezu kontinuierliche Teil des Museumsverbundes Steirische Eisenstraße. Das Entwicklung des Verhüttungswesens von der Römerzeit Radwerk ist bis auf den Erzberg selbst vielleicht die größte bis in unsere Tage auf. So ist es sicher kein Zufall, dass Sehenswürdigkeit entlang der Steirischen Eisenstraße und sich hier die erste Montanistische Hochschule, die heute

Die Österreichische Eisenstraße als UNESCO Weltkultur- und Naturerbe? – Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie 37 Schriftenreihe Nationalpark Kalkalpen Band 9 DIE ÖSTERREICHISCHE EISENSTRASSE Teil I (EISENWURZEN): STATUS QUO Teil II Teil III

weltbekannte Montanuniversität, entwickelte, die 1840 (Pfarrkirche Maria Himmelfahrt, 1461), mitunter aber auch als ‚Steiermärkisch-Ständische Montanlehranstalt zu Vor- aus kleinen Holzschindeln (Laurentiuskirche, 1453) oder dernberg‘ ihren Ursprung hat […] Das Kernstück in der heute aus Eternit bzw. anderen Materialien besteht. Die Kette von montanistischen Zeugnissen liegt im heutigen Gebäude stehen mit ihrer Längsseite meist zur Talrichtung, Vordernberg. Hier spiegeln die Reste einer großen Zahl sodass sie den Stürmen eine möglichst geringe Angriffs- von Hochöfen, Gleistrassen und anderer mit der Verhüt- fl äche bieten. Einige Bauten weisen nach Norden hin so- tung zusammenhängende Bauten, die sehr schnell wech- gar einen regelrechten Bug auf, der gegen die Gewalt der selnden frühen Phasen der industriellen Entwicklung des Winterstürme schützen soll. Diese Wohnbauten werden vergangenen Jahrhunderts wider. Das Ortsbild von Vor- überall von Restgebäuden des Verhüttungswesens und dernberg wird in allen Bereichen von der engen Tallage, alten Bahndämmen der Zubringergleise zu den einzelnen eingezwängt zwischen gewaltigen Bergmassiven, geprägt. Radwerken umgeben. Früher blieben derartige Bauten Es kann in keinem Bereich von der umgebenden Land- nach der Betriebseinstellung einfach stehen und verfi elen schaft getrennt werden. Die Lage in unmittelbarer Fortset- nach einer gewissen Zeit. Erst jetzt wurde der Wert dieser zung vom Präbichl nach Süden schafft besonders im Win- Bauten bzw. Baureste als Studienobjekte und Zeugnisse ter ein äußerst raues Klima, das sowohl die Stellung als der Geschichte der technischen Entwicklung, aber auch auch die äußere Gestalt der Wohnbauten, Herrenhäuser als touristische Attraktion erkannt, und es wird nun zumin- und anderer Gebäude bestimmt hat. So weisen alle älte- dest teilweise eine Sicherung bzw. Renovierung (Radwerk ren Bauten an der Nordseite einen erhöhten Wärme- und IV) vorgenommen. Das Schutzgebiet umfasst: den Markt, Windschutz auf, der zumeist aus einer Holzverschalung Friedawerk, Steinhaus, Almhäuser.

4. 3. Periphere Städte der Eisenstraße 4. 3. 1. Die Stadt Leoben (Steiermark)

Priorität innerstädtischer Strukturentwicklung che Koordination der Landesgeschichte, von Schrift und Zum Thema innerstädtische Strukturentwicklung ist in letz- Brauchtumsforschung, Quellen, des Geschichtsvereins ter Zeit in Leoben eine Menge an Projekten durchgeführt und des Montanhistorischen Vereins. worden, besonders hervorzuheben die moderne Stadt- platz-Eckbebauung und -Beleuchtung und der Ausbau Denkmalschutz des ehemaligen Dominikanerklosters als Einkaufszentrum. Dezidierter Denkmalschutz wird im Moment von der Beide Projekte haben die historische Ensemble-Integrität unmittelbaren Stadtplatz Zone in nördlicher Richtung er- beeinträchtigt. weitert. Impulse zur Kulturpolitik erwartet man sich 2009 mit dem Erzherzog-Johann-Jahr. Dazu ist auch die Akti- Kulturpolitische Aspekte – Museen und Vereine vierung einer historischen Dampfl ok auf der ehemaligen Das MuseumCenter im Kultur_Quartier Leoben präsen- Erzherzog-Rudolf-Verbindungsbahn von Leoben nach tierte 2007 in einer neuen Aufmachung und Struktur (jetzt Vordernberg geplant. Die Abteilung Raumplanung/Stadt- mehr Regional- als Stadtmuseum) 2.000 Jahre Stadt-, vermessung bestätigt, dass das Thema Rückbau/Abbruch Regional- und Montangeschichte mit der Ausstellung‚ (im Gegensatz zu Eisenerz und Vordernberg) in Leoben 7 Schienen in die Vergangenheit‘. Das Museum ist Teil des nicht brisant ist. Leerstand ist aber ein Problem in den ‚Museumsverbundes Steirische Eisenstraße‘ und die trei- alten Arbeitersiedlungen. Dazu wurden Wohnbaustudien bende Kraft zukünftiger Projekte. Der Montanhistorische von der Bauabteilung durchgeführt. Momentan gibt es Verein in Leoben widmet sich der wissenschaftlich-volks- neben einfacheren Maßnahmen wie den Einbau von Lif- kundlichen Erforschung der Eisenstraße, hat seine eigene ten etc., aber keine innovativen Entwicklungsideen. Die Publikationsreihe res monetarum und steht in enger Ver- führende Wohnbaugenossenschaft hat kein Interesse an bindung mit der Steirischen Eisenstraße. Die Historische Wohnungszusammenlegungen. Der Trend geht zur Ab- Landeskommission (HLK) übernimmt die ehrenamtli- wanderung und zu Siedlungstourismus.

38 Die Österreichische Eisenstraße als UNESCO Weltkultur- und Naturerbe? – Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie Schriftenreihe Nationalpark Kalkalpen Band 9 DIE ÖSTERREICHISCHE EISENSTRASSE Teil I (EISENWURZEN): STATUS QUO Teil II Teil III

Ortsbildschutz der so genannte Josefee aus, eine weitläufi ge, von Kas- Leoben besitzt seit 1988/9 sieben Ortsbildschutzgebiete tanien- und Akazienalleen umsäumte Wiese. Der mittel- (Abb.43): Altstadt, Göss (vorstädtische Besiedelung), St. alterliche Stadtkern hebt sich noch heute deutlich ab; im Erhard (Kirche und Friedhof), Judendorf (Wohnbebauung Norden Erzherzog-Johann-Straße, im Westen und Osten um 1900), die Arbeitersiedlungen Ehrenheimweg (um der Murfl uss, im Süden die Glacis-Allee. Die Umfassungs- 1920, Abb.44), Donawitz (1. Hälfte 20. Jh.) und Seegra- mauern mit mehreren Wehrtürmen sind nur mehr zum ben (NS-Zeit) (Abb.45). Der Text der Ortsbildverordnung Teil erhalten, so der Freimannsturm im Südwest-Eck. An lautet: der Nordwest-Ecke errichteten die Dümmerstorffer nach 1261 eine Burg, die 1418 landesfürstlich wird (seit 1613 „Bodenfunde seit der jüngeren Steinzeit beweisen die Sied- Jesuitenkollegium) und im Nordost-Eck ein Dominika- lungskontinuität im klimatisch und verkehrsmäßig begüns- nerkloster; beide als Bollwerke in das Befestigungssystem tigten Leobener Becken. Römische Funde aus der nähe- miteinbezogen. Ein quadratisches Wohnstraßennetz um- ren Umgebung Leobens weisen auf eine Siedlung und auf schließt den zentral gelegenen Hauptplatz. Von den Toran- den Verkehrsweg hin, der Flavia Solva/Leibnitz über Bruck lagen ist nur mehr der Mautturm (westlicher Brückenkopf) an der Mur mit der Norischen Hauptstraße Aquileia/Grado erhalten. 1889 wurde gegen Norden eine neuzeitliche, – Ovilava/Wels verband. Der Weg zum Erzberg gewann rasterförmige Stadterweiterung durchgeführt. Durch den besonders im 3. Jh. n. Chr. an Bedeutung. Seit 1160 erst Abbruch eines Teiles der nördlichen Häuserzeile verlor der ist mit dem ‚forum Leoben‘ die Marktsiedlung Alt-Leoben Hauptplatz seine ursprüngliche Geschlossenheit. Zu einer um die St. Jakobs-Kirche bezeugt. Der unbefestigte, auf al- weiteren Stadterweiterung kam es schließlich durch die tem Aribonenbesitz entstandene, nur durch Wehrbauten Eingemeindungen von Donawitz und Göß im Jahre 1939. in der Umgebung geschützter Ort war Stapelplatz für das Das Schutzgebiet umfasst den mittelalterlichen Stadtkern ‚Leobner Eisen‘. Die Stadt ist eine rechteckige, vollkommen mit Waasenvorstadt, das Gründerzeitviertel, die Massen- regelmäßige Anlage mit den Schmalfronten nach Osten burg, den Bereich der Klosteranlage in Göß, den Bereich und Westen gekehrt. Das Zentrum durchzieht der schöne, um St. Erhard, Judendorf und die Siedlung Ehrenheimweg 200 m lange und 40 m breite Nord-Süd orientierte Haupt- als montangeschichtliches Ensemble.“ platz, von einer breiten Quergasse, an deren einer Ecke sich der Rathausturm erhebt, durchschnitten und von Leoben und das UNESCO-Weltkulturerbe Parallelgassen fl ankiert. Die Straßen sind breit und meist Bürgermeister und Stadtamtsdirektor sprechen ihre grund- von zweigeschossigen stattlichen Häusern fl ankiert. Vor sätzliche Bereitschaft zum Weltkulturerbe aus, beteuern der Südfront der Stadt liegt das Glacis, eine freundliche, aber, dass dazu eine inhaltsvolle Informationspolitik not- von einer schattigen Kastanienallee durchzogene Anlage. wendig sei, die dezidiert Vor- und Nachteile, Konsequen- Gegen Nordosten dehnt sich außerhalb der Stadtmauer zen und Arbeitsschritte formuliert.

4. 3. 2. Steyr (Oberösterreich)

Fachabteilung für Altstadterhaltung, Dachlandschaft zu erhalten. Die Abteilung vergibt u.a. als Denkmalpfl ege und Stadterneuerung Auszeichnung gelungener Erhaltungsprojekte die Plakette Die Stadt Steyr (Abb.46, 47) besitzt als eine der wenigen ‚Steyrer Panther‘ dreimal jährlich an Hauseigentümer und Städte dieser (geringen) Größe in Österreich eine eigene Praktiker. Richtlinien für die Förderung baulicher Maßnah- Fachabteilung für Altstadterhaltung, Denkmalpfl ege und men aus Mitteln zur Altstadterhaltung, Denkmalpfl ege und Stadterneuerung. Größere Projekte neben dem täglichen Stadterneuerung wurden seit 1996 detailliert ausgewiesen. Geschäft der Altstadterhaltung waren/sind z.B. das Unter- nehmen ‚Stadtplatz im Aufbruch‘ (2002f), wo gezielt Ent- Denkmalschutz als kumulativer Ensembleschutz wicklungs- und Erhaltungsaspekte zu den Themen Verkehr, Weite Zonen der Altstadt und der umliegenden Areale Gestaltung, Handel und Kultur behandelt wurden/werden. (Wehrgraben und Steyr-Dorf) stehen unter kumulativem Zum Thema Altstadterhaltung hat die Abteilung auch ei- Einzelschutz (Abb.48, 49). Ein Denkmalinventar wurde nen neu-alten Dachziegel entworfen, um die Ästhetik der erstellt.

Die Österreichische Eisenstraße als UNESCO Weltkultur- und Naturerbe? – Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie 39 Schriftenreihe Nationalpark Kalkalpen Band 9 DIE ÖSTERREICHISCHE EISENSTRASSE Teil I (EISENWURZEN): STATUS QUO Teil II Teil III

Die Stadt Steyr besitzt eine Art Ortsbild- und Altstadt- schutzzone, die (wie in Oberösterreich üblich) von der Ein anderes Areal betrifft die ehemalige NS-Arbeiter-Werk- Gemeinde selbst bestimmt und evaluiert wird. Diese Zone siedlung Münichholz (1939 - 45) der Wohnungs AG der unterliegt aber keiner rechtlichen Grundlage, sondern ist ehemaligen Reichswerke Hermann Göring: die wohl größte eine Art Sensibilisierungszone. Zum Thema Entwicklungs- zusammenhängende, weitestgehend komplett erhaltene konzept und Altstadt geht es im Moment um die Ausar- NS-Bebauung Österreichs mit Einzelwohn-, Geschoss- beitung von Bebauungsplänen. Außerhalb stehen Areale und Reihenhausbauten. Nur 10 % der Bauten sind heute wie das ehemalige Kasernengelände zum Verkauf und zur noch in Besitz der Wohnbaugenossenschaft WAG Linz, Entwicklung an. Ein Not-Konzept zum Hochwasserschutz 90 % der Gebäude sind privatisiert. Dezidierter Denkmal- wurde bis zu einem Wasserstand von über sechs Meter schutz konnte in diesen Arealen nicht durchgesetzt wer- erarbeitet, konkrete Maßnahmen betreffen u.a. temporäre, den. Es herrscht eine hohe Identifi kation der Bevölkerung mobile Wasserblockaden. mit dem Stadtteil, die infrastrukturelle Versorgung ist sehr gut, der Stadtteil ist als Subzentrum selbständig. Es hat im Gestaltungsbeirat Verfahren zur Erstellung des Bebauungsplanes nahezu Der Gestaltungsbeirat besteht seit 1990 und wird aus drei keine Einwände aus der Bevölkerung gegeben. Die Mit- nationalen Architekten (bestellt im 3-Jahresrhythmus) einbeziehung dieses Areals in eine UNESCO-Zone wäre und einem ständigen Mitglied des oberösterreichischen wünschenswert. Eine Besichtigungsmöglichkeit moderner, Landeskonservators besetzt. Die Statuten weisen aus, zeitgenössischer Betriebe in Kontinuität zur Eisen- bzw. unter welchen Voraussetzungen (v.a. Größe des Projek- Stahlverarbeitung wurde im Rahmen der Oberösterreichi- tes) Neu- bzw. Umbauprojekte zum Thema qualitätsvolle schen Landesausstellung 1998 mit den Werken von BMW Einzelobjekt-Städtebaugestaltung dem Gestaltungsbeirat getestet. Zusammen mit den ehemaligen Steyr-Werken vorgelegt werden müssen. Eine exklusive Stadtzone ist für wären diese Areale im Sinne einer Erlebbarkeit der Eisen- den Kompetenzradius des Beirats nicht defi niert, betrifft Kontinuität (vgl. VOEST in Donawitz, Erzberg) touristisch aber dezidiert die Altstadtzone und umliegende Areale ex- zu überdenken. ponierter Lage. Der Beirat hat lediglich beratende Funktion und übernimmt die Begutachtung zum Ortsbildschutz für Die Stadt Steyr und das UNESCO-Welterbe das Amt der Stadtplanung. Steyr bemüht sich unter der treibenden Kraft der Fachab- teilung für Altstadterhaltung, Denkmalpfl ege und Stadter- Zum Erbe des 19. und 20. Jh. bis heute neuerung seit vielen Jahren um den Status des UNESCO- Mit dem Museum Arbeitswelten, einem modernisierten Weltkulturerbes. Eine Einzelnominierung als historische und adaptierten Industriestandort am Steyrer Wehrgraben Altstadt ist heute aufgrund der europäischen und weltwei- (Abb.50), liegt seit der OÖ. Landesausstellung 1998 ein ten Entwicklung des UNESCO-Weltkulturerbes nicht mehr modernes und zeitgemäßes Informations- und Dokumen- durchsetzbar. Seit 2002 wurde die Aufnahme der Stadt tationszentrum zur Eisengeschichte der Stadt Steyr und Steyr im Rahmen der geplanten Nominierung ‚Eisenstraße darüber hinaus vor. Zum baulichen Erbe des 19. und 20. mit Erzberg und Steyr‘ zum Weltkulturerbe vorbereitet, Jh. (Thema Erlebbarmachung der bis heute bestehenden unter der Fachabteilung Altstadterhaltung ein Rohkonzept Nutzungskontinuität zum Thema Eisenverarbeitung): Das inkl. Inventar erarbeitet und eine potenzielle Kern- und baulich höchst relevante Erbe der ehemaligen Steyr-Werke Pufferzone der Stadt skizziert. Damit ist Steyr mit Abstand steht nicht unter Denkmalschutz, der Rückbau von Hallen die hinsichtlich UNESCO-Weltkulturerbe am besten vor- ist derzeit nicht geplant. Teile des ehemaligen Steyr-Daim- bereitete Stadt der Österreichischen Eisenstraße, wenn ler-Puch-Werksareals werden heute zergliedert von unter- auch konkrete Aspekte eines kohärenten Management schiedlichen Firmen (MAN etc.) genutzt. Eine Integration Planes (vgl. Management Plan zur Altstadt Graz) noch von Teilen der ehemaligen Steyr-Daimler-Puch-Werke in nicht vorliegen (können). eine kohärente Schutzzone wäre wünschenswert, ist aber aus Gründen der privaten, nicht öffentlichen Nutzung schwierig.

40 Die Österreichische Eisenstraße als UNESCO Weltkultur- und Naturerbe? – Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie Schriftenreihe Nationalpark Kalkalpen Band 9 DIE ÖSTERREICHISCHE EISENSTRASSE Teil I (EISENWURZEN): STATUS QUO Teil II Teil III

4. 3. 3. Waidhofen/Ybbs (Niederösterreich)

Kulturpolitische Aspekte Der Gestaltungs- bzw. Stadtbaubeirat (Kulturstadtrat, Stadtarchiv) Der Stadtbaubeirat soll die Einfügung der beantragten Die vielleicht für die Kultur touristische Wahrnehmung Bauvorhaben (Neubauten, Umbauten und Zubauten) in der expliziten Eisen- und Provianthandelsgeschichte das Stadtbild in dem, in den Statuten festgelegten Aus- Waidhofens relevanteste Präsentation fand 1998 (paral- maß/Maßstab/Stadtradius begutachten, entsprechend be- lel zur oberösterreichischen Landesausstellung ‚Land der urteilen und auch Verbesserungsvorschläge an die Planer Hämmer‘) statt. Unter dem Titel ‚Zeitreisen‘ erarbeitete weitergeben. Auf Grund des § 56 der NÖ Bauordnung die Stadt Themenwege, die aus den Stationen Stadt und 1996 muss die harmonische Einfügung eines Bauvorha- Recht im Turm, Metalle zur Ehre Gottes, Vom Wasserrad bens in das Ortsbild (Stadtbild) überprüft werden, diese zur Turbine/Schaukraftwerk Schwellöd, Lebensbilder aus Aufgabe würde ansonsten dem Bausachverständigen der Stadt und dem Heimatmuseum bestanden. zufallen. Um diesbezüglich ein unabhängiges Gremium aus mehreren Personen mit dieser Aufgabe zu befassen, Waidhofen (Abb.51, 52), touristisch als ‚Stadt der Türme‘ wurde der Stadtbaubeirat installiert. Der Zuständigkeitsbe- beworben, will sich zukünftig kulturell als Wissenschafts- reich des Beirats umfasst (laut Statuten) sämtliche Projekte stadt und Forschungszentrale positionieren. Zum Thema in der Altstadt (innere Stadt, einschließlich des Grabens Eisenstraße gibt es hier das Niederösterreichische Stadt- und der angrenzenden Straßenzüge, wie der Mühlstraße, archiv und die Bundesland übergreifende Bezirks- und der beginnenden Wienerstraße, Unter der Burg), in der Eisenstraßen Bibliothek für montanhistorische Literatur. Ybbszeile (von der Unterzellerbrücke bis zur Florianibrü- Über die letzte Niederösterreichische Landesausstellung cke, Ybbsitzerstraße bis zur Riedmüllerstraße), in der Zell ‚Feuer und Erde‘ in Waidhofen und St. Peter/Au (2007) (Unterzellerbrücke bis Florianibrücke, entlang der Burg- hinaus (die Region Eisenstraße steht nicht im Mittelpunkt, friedstraße, des Hauptplatzes und der Schmiedestraße). sondern wird im Hintergrund mit vermittelt!) ist mit dem Der Gestaltungsbeirat ist in Stadtbaubeirat umbenannt Waidhofener Standort Rothschild Schloss ein nachhaltiger worden. Im Jahre 2000 fand das Projekt ‚Innenstadtgestal- Wissenschafts-Cluster mit Archiv-Museum zum Thema tung 2000‘ statt. Eisenstraße geplant. Einer der Kuratoren ist Prof. Sandgru- ber als der ehemalige Koordinator der Eisenstraßenstudie Stellenwert und Präsentation von 2004. Waidhofens als Teil der Eisenstraße Die montan- bzw. provianthistorische Stellung Waidhofens Andere Initiativen beinhalten das Projekt Eisen als Bauma- leitet sich insofern nur indirekt ab, da montanhistorische terial, in dem über die ARGE Eisenstraße regional architek- Zeugnisse über das Altstadt- und Platzensemble der Stadt tonische und künstlerische Ideen aus dem Material Eisen/ (repräsentative Stadt-, Handels- und Herrenhäuser) und Metall im öffentlichen Raum (z.B. die neue Fußgängerbrü- die beeindruckende Ybbs-Uferlandschaft hinaus (dort cke zum Waidhofener Rothschild Schloss) unterstützt wer- bestehen gut erhaltene Zeugnisse der ehemaligen Klein- den. Weiters wird das Projekt Museumsbahn Ybbstalbahn eisenindustrie) kaum bestehen bzw. bisher kaum forciert von Waidhofen aus mit dem Verein Pro Ybbstalbahn un- dargestellt werden. Ein Schleifsteinbruch (im Moment terstützt und im Kontext der Landesausstellung touristisch verfallen, kaum zugänglich) und ein Schleifmühlenweg mit eingebunden. (Mühlstein-Produktion zum Thema Proviantherstellung) sind in Diskussion, haben aber momentan keine Priori- Denkmalschutz tät. Dabei wäre die Präsentation der Schleifstein-Themas Die Baurechtsabteilung der Stadt Waidhofen bestätigt, insofern für eine potenzielle Nominierung der Eisenstraße dass 75 % des Stadtzentrums unter Schutz stehen, sehr als verzweigte Wirtschaftslandschaft relevant, als es sich wohl Flächenwidmungspläne (Abb.53), aber keine aktua- als eines der letzten Glieder in die lange Reihe der Eisen- lisierten Denkmalschutzpläne existieren. Die Waidhofener verarbeitung und des entgegengesetzten Provianthandels Denkmalschutz Objekte werden über das Niederösterrei- einreiht. Dazu müsste in Zukunft die Unterschutzstellung chische Landeskonservatorat betreut. dieser Objekte zählen.

Die Österreichische Eisenstraße als UNESCO Weltkultur- und Naturerbe? – Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie 41 Schriftenreihe Nationalpark Kalkalpen Band 9 DIE ÖSTERREICHISCHE EISENSTRASSE Teil I (EISENWURZEN): STATUS QUO Teil II Teil III

4. 4. Zusammenfassung: Zonen, Städte und Ensembles (Probleme und Potenziale)

Die VOEST-Alpine: Der Erzberg und Donawitz Das Erzberg-Umfeld: Eisenerz und Vordernberg Der Erzberg ist das bedeutendste montanhistorische, In- Auch die Gemeinde Eisenerz befi ndet sich mit markanten dustrie geschichtliche Denkmal Österreichs. Er garantierte Strukturverbesserungs-Maßnahmen (Rahmenentwick- Generationen von Menschen Arbeit und einer ganzen lungskonzept und Re-Design) in einer Umstrukturierung. Region Handel und damit Wohlstand. Der Erzberg besitzt Es geht auch um notwendige Maßnahmen der Altstadt- mit über fünf km² Fläche und einer Höhendifferenz von attrahierung und Wohnstrukturverbesserung. Dabei wird mehreren Hundert Metern ein überreiches natur- und die eingeleitete Tendenz von Rückbau (begleitet von der kulturlandschaftliches Potenzial, sein baulicher Bestand Steirischen Landesbaudirektion) und Umsiedelung von reicht von 1834 bis heute, variiert von einem Stollensys- vielen Seiten als übereilte Verzweifl ung gewertet, die nicht tem unter Tage, über Ruinenanlagen, Gebäudehüllen der zuletzt auch bauhistorische Ressourcen von morgen besei- Kriegs- und Nachkriegszeit bis zu voll funktionsfähigen, tigt (Arbeitersiedlungen, Nachkriegsmoderne, historische modernen Erzaufbereitungsanlagen. Heute befi ndet sich Wohnbauten im Krumpental) und die selbstverordneten der Erzberg in seiner vielleicht markantesten Umstruktu- Richtlinien des Ortsbildschutzes untergräbt. Ohne Rich- rierungsphase. Die seit 2005 errichtete Erzberg-Stiftung tungsbestimmung am Erzberg und eine klare Präsentation koordiniert die Übergangssituation, in der zuletzt das der Vor- und Nachteile mit Langzeitstrategien wird sich die Land Steiermark als Endbesitzer hervorgehen wird. Wei- Gemeinde für die Idee von einem Weltkulturerbe Erzberg/ ter- und Umnutzungskonzepte reichen von der Errichtung Eisenerz aber nicht einsetzen. einer neuen Erzröstanlage im Krumpental, einer Panora- mastraße, Forschungsstollen bis Event touristischen Attrak- Als montangeschichtliche Einheit mit dem Erzberg und tionen mit neumodischen Trendnamen. Einzig die Frage Eisenerz steht Vordernberg – gerade aufgrund von Ab- der montanhistorischen Erforschung, Denkmalpfl ege und wanderung und Strukturschwächen – eindeutig hinter Bestandsicherung ist bis dato ausgeblendet, obwohl mit der Welterbe-Idee. Neben der schon bestehenden Orts- dem Land als Endeigentümer auch der Erzberg in das bildzone sind ein Gesamtinventar historischer Gebäude Licht des öffentlichen Interesses (bisherige Steuersub- und ein Bebauungs- und Baualtersplan des bedeutenden ventionen, Gemeingut österreichischer Geschichte) rückt/ Ortes überfällig und projektiert. Welterbe relevant ist hier rücken muss. Dieser montanhistorisch umsichtigen Um- die touristische Aktivierung der bald denkmalgeschützten gangsverpfl ichtung gegenüber der Allgemeinheit entzieht Erzbergbahn und die projektierte Wieder-Erschließung sich bisher die Politik. des Vordernberger Tales auf der ehemaligen Trasse der Erzherzog-Rudolf-Verbindungsbahn von Leoben aus. Das moderne Stahlwerk Donawitz (angeblich kein histori- scher Bestand mehr) ermöglicht touristische Werksbesich- Periphere Städte der Eisenstraße: tigungen. Der VOEST-Geschichtsclub, das metallurgische Leoben, Steyr und Waidhofen Museum und der Montanhistorische Verein erforschen Leoben fokussiert auf innerstädtische Strukturverbesse- und sichern historische Bestände. rung und erweitert gleichzeitig den altstädtischen Denk- malschutz. Mit dem neu gestalteten MuseumsCenter steht Es wäre eine kulturpolitische Herausforderung, einen ein modernes Eisen historisches Regionalmuseum zur modernen, erfolgreichen und für die österreichische Verfügung, das den Museumsverbund Steirische Eisen- (Eisen/Straßen-) Geschichte so relevanten Konzern wie straße forciert. Zusammen mit den ausgewiesenen Orts- die VOEST von der Möglichkeit einer imageträchtigen bildschutzzonen, die auch Arbeitersiedlungen beinhalten, Patronage der Welterbe-Idee Eisenstraße zu überzeugen, den Werksführungen im Stahlwerk Donawitz, der Arbeit die weltweit wahrgenommen würde. Ein erster wichti- des Montanhistorischen Vereins, dem Metallurgischen ger Schritt diesbezüglich wäre die Dialogsuche mit dem Museum des VOEST-Geschichtsclubs und der möglichen Vorstand der Erzberg-Stiftung, ein konstruktiver Kontakt Neuetablierung der Bahnstrecke der ehemaligen Erzher- wurde 2007 bereits aufgenommen. zog-Rudolf-Verbindungsbahn ins Vordernberger Tal, stellt

42 Die Österreichische Eisenstraße als UNESCO Weltkultur- und Naturerbe? – Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie Schriftenreihe Nationalpark Kalkalpen Band 9 DIE ÖSTERREICHISCHE EISENSTRASSE Teil I (EISENWURZEN): STATUS QUO Teil II Teil III

Leoben damit eine spannende, südliche Erschließungs- telbare Gegenwart wäre für ein Gesamtkonzept Welterbe möglichkeit der angedachten Welterbe-Region Eisenstraße Eisenstraße (als Gegenpunkt zu Leoben am südlichen dar. Aber auch der Bürgermeister von Leoben fordert klare Ende) wünschenswert. Rahmenbedingungen für dieses Vorhaben. Waidhofen/Ybbs positioniert sich – besonders zum Thema Die Stadt Steyr erfüllt zum Thema Welterbe Eisenstraße Eisengeschichte – als Wissenschaftsstadt und Forschungs- bei weitem die meisten Kriterien und ist der große Motor zentrale und könnte als Wissenschafts-Cluster zum Welt- der Welterbe Diskussion: eine eigene Fachabteilung für erbe Eisenstraße beitragen. Die klar einleuchtende, v.a. Altstadterhaltung, Denkmalpfl ege und Stadterneuerung bauhistorisch ablesbare Stringenz Waidhofens zur Region verfasste Denkmalpfl ege-Förderrichtlinien für das Zent- Eisenstraße muss erst noch erarbeitet werden: Denkmal- rum, für Steyrdorf und das Wehrgrabenviertel ausgewie- schutz- und Bebauungspläne sowie nominierungsrele- sene Denkmalschutzareale (akkumulierter Einzelschutz), vante Denkmalinventare sind zu erstellen, montan- bzw. ein potenzielles Welterbe Inventar, Statuten für einen Eisen- und Proviantwege historische Ressourcen (Ybbs- Gestaltungsbeirat, das Museum Arbeitswelt im Wehrgra- landschaft, Schleifsteinbruch) als potenziell relevante ben. Restriktive Teilbebauungspläne für das bauliche Erbe Entwicklungselemente der Eisenstraßen Geschichte zu des 20. Jh. (Beispiel NS-Siedlung Münichholz) bieten eine aktivieren. Das Thema Welterbe Eisenstraße ist – ganz an- reiche Grundlage für eine mögliche Welterbe Nominie- ders als in Steyr – in der kulturpolitischen Positionierung rung. Die Ausweitung der Denkmalschutz-Ambitionen in Waidhofens (noch) nicht wirklich als zentrales Anliegen zu Richtung 20. Jh. und einer touristischen Präsentation der erkennen (auch nicht dezidiert in der Landesausstellung baulichen Eisenverarbeitungs-Kontinuität bis in die unmit- von 2007).

Fahrngruberhammer in Ybbsitz/Niederösterreich

Die Österreichische Eisenstraße als UNESCO Weltkultur- und Naturerbe? – Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie 43 Schriftenreihe Nationalpark Kalkalpen Band 9 DIE ÖSTERREICHISCHE EISENSTRASSE Teil I (EISENWURZEN): STATUS QUO Teil II Teil III

5. Inventarisation, Auswahl und Klassifi zierung der Denkmäler der (Eisen-) Wirt- schaftslandschaft Eisenwurzen (Stand: Sandgruber 2004, S. 22-37) 5. 1. Inventarisation: Aufl istung der empfohlenen Objekte in der Studie von 2004

In der Folge wird die Auswahl heute noch relevanter Bau- i. Modernstes Stahlwerk mit Hochofen, Stahl- denkmäler der Eisenwurzen vorerst unkommentiert vor- werk und Schienenwalzwerk gestellt, wie sie im Textteil in der Studie von 2004 (Sand- ii. Arbeitersiedlung des 19. und 20. Jh. (inkl. gruber, Auer, Grün, Jeitler, Pfau) gegliedert ausgewiesen Kirchenbau) wurde. Als parallele Auswertung werden diejenigen Ob- jekte, die im Hinblick auf Erhaltungszustand, Nutzung, 4. Hammerwerke Denkmalschutz etc. genauer analysiert und insgesamt ge- a. Grabner-Hammer in Gaming (NÖ) sehen als UNESCO-‚tauglich‘ interpretiert werden können, b. Strunz/Eybl-, Fahrngruber- und Einödhammer, als Diskussionsgrundlage kursiv gesetzt. Werk Sonneck in Ybbsitz (NÖ) (Abb.54) c. Hammerwerk und Weiler Groß-Mendling, als A. Denkmäler der Eisenwirtschaft im engeren Sinn geschlossenes, guterhaltenes Ensemble mit einer der letzten Triftanlagen in Mitteleuropa 1. Der Steirische Erzberg, 19./20 Jh. (Stmk) (zusammen als Ensemble Mendlingtal und a. Erzbergpyramide Hammer Am Hof in Großegg (NÖ) b. Ensemble der z.T. ruinösen, stillgelegt erhalte- d. Treffengut, Wentstein, Pfannenhammer in Hol- nen und noch aktiven Erzaufbereitungsanlagen lenstein (NÖ) (Abb.55) am Oswaldirücken, 19. bis 20. Jh. e. Kesselhämmer und -schloss in Unterlaussa/ c. Stollensystem, Schaubergwerk Weyer-Land (OÖ) f. Rameishammer in Trattenbach bei Ternberg 2. Der Bergort Eisenerz (Stmk) (Tal der Feitelmacher) (OÖ) a. Altstadt, Repräsentationsbauten b. Kirchen, Schichtturm 5. Gewerken-/Hammerherrenhäuser und Schloss- c. Arbeitersiedlungen Münichtal, Trofeng, Vogel- anlagen weide a. Platzhammer bzw. das Urkäufi sche Haus in d. Hammerherren-Schloss Geyeregg Unterlaussa/Weyer-Land, Spätmittelalter, frühe e. Erzbergbahn(hof) Neuzeit (OÖ) f. Herrenhaus Kriechbaumhof b. Amonhaus in Lunz am See, Renaissance (NÖ) (Abb.56) 3. Schmelz- und Verhüttungsanlagen (Stmk) c. Herrenhaus und Töpperbrücke, Kasten bei a. Die Hüttensiedlung Vordernberg, v.a. 19. Jh. Lunz am See, 18./19. Jh. (NÖ) i. Denkmäler der Roheisenproduktion: Teile d. Alter Kasten in Großreifl ing,Renaissance (Stmk) der 14 Radwerke mit dazugehörigen Be- (Abb.57) triebs-, Wirtschafts-, Verwaltungs- und Ver- e. Türkenhaus in Reichraming (Renaissance) (OÖ) sorgungseinrichtungen, davon Radwerk IV f. Schloss Geyeregg (siehe Stadt Eisenerz), als einzig noch voll ausgestatteter Holzkoh- Schloss Greifenberg in Radmer (Stmk) lenhochofen Mitteleuropas g. Hammerhaus des Hammers in Leinbach ii. Arbeiterwohn- und Herrenhäuser h. Rötzhube in Hafning, 17. Jh. (Stmk) iii. Erzbergbahn i. Haus auf der Tanzstatt in Ybbsitz, Stixlehen in iv. Anlagen und Trassen der Dulnig’schen Erz- Göstling, Häringslehenhammer in Gresten, förderanlagen Stohmühle in Randegg (alle NÖ) b. Hütte Donawitz, 20. Jh. bis in unmittelbare Ge- j. Hammerschmiedriess in Losenstein (OÖ) genwart k. Pantzhaus in St. Gallen (Stmk)

44 Die Österreichische Eisenstraße als UNESCO Weltkultur- und Naturerbe? – Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie Schriftenreihe Nationalpark Kalkalpen Band 9 DIE ÖSTERREICHISCHE EISENSTRASSE Teil I (EISENWURZEN): STATUS QUO Teil II Teil III

l. Tulleck’sche Werksgaden in Wildalpen (Stmk) 8. Denkmäler der großindustriellen Eisenerzeu- m. Schloss in Neubruck mit Töpperkapelle, Garten, gung und -verarbeitung Blechwalzwerks- und Wasserkraftanlagen, 19. a. Werk Donawitz, Feinwalzwerk, Drahtzuganlage, Jh., Historismus (NÖ) größte Schienenproduktion Europas, 20. Jh. (Stmk) 6. Sensenwerke b. Blechwalzwerk bei Neubruck bei Scheibbs a. Schmiedleithen in Grünburg, Sensenschmie- (Töpper-Ensemble), 19. Jh. (NÖ) den-Ensemble aus mehr als 20 Betriebs- und c. Ehemalige Gasröhrenfabrik und ehemalige Wohngebäuden, eines der am besten erhalte- Heiser-Werke in Kienberg, 19./20. Jh. (NÖ) nen Beispiele vor- und frühindustrieller Sensen- d. Böhler Ybbstalwerke GmbH in Sonntagberg, werkensembles (OÖ) 19./20. Jh. (NÖ) b. Gradn Werk in Micheldorf (OÖ) e. Riess-Werke und Welser Profi le in Ybbsitz, c. Haupthaus des Edelhofes, Micheldorf, 19./20. Jh. (NÖ) 16. – 19. Jh. (OÖ) f. Stahlwerk Busatis, Purgstall an der Erlauf, 19./20. d. Ensemble Grubbachstraße/Geyerhammer in Jh. (NÖ) Scharnstein, 16. – 19. Jh. (OÖ) g. Steyr-Werke mit ursprünglichem Zentrum in e. Ensemble Kollerwerk mit Herrenhaus in Molln, Letten und im Steyrer Wehrgraben, 19./20. Jh. 18. Jh. (OÖ) (OÖ) f. Sensenbetrieb Weinmeisterwerk (Lindenhof), h. Vögerl-Betrieb in Stiedelsbach bei Losenstein, Lindermayrschmiede und Schmied in der Au, 19./20. Jh. (OÖ) Sensenschmiede auf der Schröckenherberg, Hofschmiede, Biedermeier Wohnkultur von 9. Proviantkästen Sensengewerken-Familien, Spital am Pyhrn a. Getreidekästen in Eisenerz und Steyr (siehe (OÖ) Eisenerz, Steyr) (Stmk, OÖ) g. Sensenwerk Sonnleithner, Laussa (OÖ) b. Kasten bei Lunz (siehe Lunz, Kasten und Töp- h. Hammer am Bach, Opponitz, eine der bester- perbrücke) (NÖ) haltenen Sensen- und Sichel-Werksanlagen der c. Kasten/Taverne in Kastenreith/Weyer-Markt Eisenwurzen, 17. – 19. Jh. (NÖ) d. Kasten, Alter und Neuer Kasten und Kirche in i. Herrenhaus des Unteren Sensenhammers am Großreifl ing (siehe Gewerkenhaus), Spätgotik, Spitzenbach bei St. Gallen, Sensenzentrum, 16. – 18. Jh. (Stmk) 18. Jh. (Stmk) 10. Holz-/Köhlereiwirtschaft sowie Wasserbauten/ 7. Kleineisenindustrie -wege a. Nagelschmieden in Stiedelsbach/Losenstein, a. Köhlerzentrum und Rechen in Hiefl au, 16. – 19 Jh. (OÖ) 16. - 20. Jh. (Stmk) (Abb.59) b. Unterdambach bei Garsten, mehrteiliger Ge- b. Prescenyklause in Gusswerk, größte Massiv- bäudekomplex, 16 – 19. Jh. (OÖ) Steinklause in Österreich, 19. Jh. (NÖ) c. Werkstätte der Messererinnung (Messerermu- c. Holztriftanlage in der Mendling, letzte in Mit- seum), Steinbach/Steyr, 19. Jh. (OÖ) (Abb.58) teleuropa, Staudamm mit Rechen, Holzrinnen, d. Feitel-Werkstätten, Wohn- und Wirtschaftsge- Brücken, Stege, Auslenkkanal, Köhlerhüttenru- bäude, Staustufen-, Wehr- und Fluderanlagen ine, 19./20. Jh. (NÖ) (mit Rameishammer) in Trattenbach, 19. – 20. Jh. (OÖ) 11. Zulieferbetriebe e. Habacher-Schmiede, St. Gallen, 17. – 18. Jh. a. Balgsetzerhaus in Weyer-Markt, früh-neuzeit- (Stmk) liches Blasbalg-Handwerkerhaus (siehe Stadt Weyer-Markt), ab 16. Jh. (OÖ)

Die Österreichische Eisenstraße als UNESCO Weltkultur- und Naturerbe? – Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie 45 Schriftenreihe Nationalpark Kalkalpen Band 9 DIE ÖSTERREICHISCHE EISENSTRASSE Teil I (EISENWURZEN): STATUS QUO Teil II Teil III

B. Denkmäler der Eisenwirtschaft im weiteren Werndl’sche Unternehmervilla, ehemalige Sinne Hackwerke als Museum Arbeitswelt, ab 16. Jh. d. Werndl’sche Waffenfabrik, Fabrikensemble, 1. Einkehrgasthöfe 19./20. Jh. a. Ehemalige Schlosstaverne in Losenstein, e. Fabrikensemble Reithoffer-Werke ehemalige Zunfttaverne der hiesigen Nagel- f. Arbeitersiedlungen, 1920er Jahre, Siedlungs- schmiede, Renaissance (OÖ) bauten der NS-Zeit b. Ehemaliges Wirtshaus im Bäckergraben bei Ternberg, ab 16. Jh. (OÖ) 3. Waidhofen/Ybbs (NÖ) c. Kasten/Taverne an der Enns bei Weyer-Markt, a. Spätmittelalterliches Parzellengefüge, Gewerbe- gestaffelte Gebäudegruppe, heute Enns- und Handelsstadt museum Kastenreith, ab 17. Jh. (OÖ) (Abb.60) b. Dreiseitiger Umriss der Altstadt (Ybbs, Schwarz- d. Radstatthof in Mooslandl, ab 16. Jh. (Stmk) bach, Graben) c. Stadtmauer, Türme, Tore M ühlen2. Mühlen2. d. Pfarrkirche Hl. Maria Magdalena und Lambert a. Hörmühle in Waldneukirchen, Mühlenkomplex Schloss ab 17. Jh., (OÖ) e. Stadtteil Leithen, Straßenzüge Unter den Leit- b. Haunoldmühle in Grünburg, späthistoristisches hen, Ybbsitzer Straße, spätmittelalterliche und erweitertes Ensemble, 19./20. Jh. (OÖ) Gewerbevorstadt für Kleingewerbe von u.a. (Abb.61) Sensen, Nägeln, Messern, Zirkel, Handwerker- c. Sierninghofenstraße/Wahlmühle (Brauerei) im häuser, Flusslandschaft Sierninger Ortsteil Sierninghofen, Mühlen- und f. Zeitlinger-Haus und Haus Redtenbachstraße 2 Gasthausviertel, ab 16. Jh. (OÖ) d. Gartlmühle in Gresten, ab 16. Jh. (NÖ) D. Kunstdenkmäler exzeptionellen Charakters e. Zausmühle in Unterdambach bei Garsten, ab 16. Jh. (OÖ) 1. Sakralarchitektur der Eisenwurzen (Diskussion nur im Stadt- und Eisenkontext) C. Verlags- und Handelsorte a. Stadtpfarrkirche Hl. Ägydius und Koloman, Steyr, 15. Jh. (OÖ) 1. Die Eisen- und Universitätsstadt Leoben (Stmk) b. Pfarrkirche Hl. Oswaldi in Eisenerz, 15. Jh. a. Altstadt, Hauptplatz (Stmk) b. Ehemalige Bürger-, Handels- und Gewerken- c. Stiftskirche in Göss, Leoben, 16. Jh. (Stmk) häuser, wie Hacklhaus, Gasthof Schwarzer d. Pfarrkirche Hl. Bartholomäus von Landl, 16. Jh. Adler, Altes Rathaus, Dreifaltigkeitssäule, Berg- (Stmk) mannsbrunnen e. Kartause Marienthron in Gaming, v.a. 16./17. Jh. c. Alte Akademie, heute Montanuniversität (NÖ) (Abb.62) f. Stifts-/Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt in Garsten, d. Städtisches Theater 17. Jh. (OÖ) e. Schwammerlturm g. Stifts-/Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt in Spital f. Stadtpfarrkirche Hl. Franz Xaver am Pyhrn, 18. Jh. (OÖ) h. Jesuiten-/Stadtpfarrkirche Hl. Franz Xaver in Le- 2. Die Eisenstadt Steyr (OÖ) oben (Stmk) a. Stadtzentrum i. Hl. Michael-Kirche in Steyr (Stmk) b. Steyrdorf, Zentrum der Messerer, ab 16. Jh. j. Pfarr- und Wallfahrtskirche Hl. Dreifaltigkeit/Hl. c. Steyrer Wehrgraben, Eisenverarbeitung und Michael in Sonntagberg (NÖ) andere Produktionszweige, Fabrikanlagen, Wohnsiedlungen, Sozialeinrichtungen und

46 Die Österreichische Eisenstraße als UNESCO Weltkultur- und Naturerbe? – Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie Schriftenreihe Nationalpark Kalkalpen Band 9 DIE ÖSTERREICHISCHE EISENSTRASSE Teil I (EISENWURZEN): STATUS QUO Teil II Teil III

2. Burgen und Schlösser (von Gewerken gekauft E. Herausragende bewegliche Objekte, Grabdenk- als repräsentativer Wohnsitz) mäler, etc. a. Schlösser Mell und Stibichhofen in Trofaiach, a. Messerermonstranz in der Stadtpfarrkirche zu Gewerkesitz des Historismus (Stmk) Waidhofen/Ybbs, Direkteinfl uss des Eisenge- b. Zmell bei Hafning werbes auf sakrale Kunst (NÖ) c. Friedhofen und Freienstein in St. Peter-Freien- b. Figurengruppe in evangelischer Pfarrkirche in stein (Stmk) Mitterbach am Erlaufsee, Eisengusskunst bei d. Leopoldstein in Eisenerz (siehe Eisenerz) Mariazell (NÖ) (Stmk) c. Grabdenkmal am Friedhof in Gaming und e. Stockschloss in Gai (Stmk) Amon-Grabmal an Pfarrkirche in Lunz am See, f. Burg Gallenstein, Kontrolle der Eisenstraße und eindrucksvollste Grabdenkmäler der Eisenwur- Ladestätte der Ennsfl öße, ab 13. Jh., St. Gallen zen (NÖ) (Stmk) d. Kirchgrabner-Kreuz in Steinbach am Ziehberg, g. Brandhof am Seebergsattel bei Gusswerk, Mus- schmiedeeisernes Prachtkreuz, 18. Jh. (OÖ) terlandwirtschaft unter Erzherzog Johann, 19. Jh. e. Schoiswohl-Kreuz in Pfarrkirche von Windisch- (Eisenkontext?) (Stmk) garsten, eines der schönsten Schmiedeeisen- h. Burgruine Losenstein (Eisenkontext?) (OÖ) kreuze in Österreich, um 1700 (OÖ) i. Burgruine Reinsberg/Schloss Stiebar in Gresten f. Töppermausoleum am ehemaligen Friedhof in (Eisenkontext?) (NÖ) Scheibbs (NÖ) g. Töpperbrücke in Kasten bei Lunz am See (siehe Kasten bei Lunz), repräsentative Werksweiler- zufahrt, 19. Jh. (NÖ) (Abb.63)

Alter Getreidekasten in Laussa/Oberösterreich

Die Österreichische Eisenstraße als UNESCO Weltkultur- und Naturerbe? – Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie 47 Schriftenreihe Nationalpark Kalkalpen Band 9 DIE ÖSTERREICHISCHE EISENSTRASSE Teil I (EISENWURZEN): STATUS QUO Teil II Teil III Zukünftige Nutzung in Diskussion Abriss-Vorhaben, neue Initiativen Zugänglichkeit moderner Betriebe!? Nutzungsinfo Kommentar tungsbetrieb der VOEST- Alpine in Wohn-Leerstand zung, z.T. Zentrum und Siedlungen stand d. Arbeitersiedlungen museale Objekte Abteilung Altstadterhaltung Nutzung (Ja/Nein) J Erzabbau- und -verarbei- J und N und Gewerbenut- Wohn- J Wohn-Leer- Stadtgebiet, z.T. J Stadt- und Gewerbegebiet J und N und Gewerbegebiet, Wohn- J Stadt- und Gewerbegebiet, (Ja/Nein) Denkmalschutz J und N, Denkmal- und Ortsbildschutz J und N, Denkmal- und Ortsbildschutz J und N, Denk- malschutz und Stadtbaubeirat J und N. Denkmal- und Ortsbildschutz J und N, Denkmalschutz, Altstadterhaltung/ Gestaltungsbeirat mangelhaft mangelhaft Sehr gut bis befriedigend gut 13. – 20. Jh. 20. – 13. Jh. Stmk Jh. 19./21. Gut/sehr gut N Stmk Jh – 21. 13. Sehr gut bis Stmk Jh. – 21. 13. Sehr gut bis OÖ Jh. – 21 11. Sehr gut bis NÖ Eisenerz Eisenerz, Krum- pental, Münichtal, Trofeng Leoben, Donawitz, Ehrenheimweg, Donawitz, u.a. Christkindl, Föhrenschacherl, Gleink, Hinterberg, Jägerberg, Sarning, Stein, Steyr Waidhofen/Ybbs Vordernberg Stmk – 19. va. 16. Sub-Gruppe Stadt/Gemeinde Land Zeit Zustand Selektion, Kategorisierung modernes Abbau-Ensemble Oswaldirücken, Schaubergwerk und Stollensystem, Schüttareale, Erzbergbahn und Sakralbauten, tions-, Wohn- Betriebe, Arbeitersiedlungen, Getreidekasten, Herrenhaus Kriechbaumhof und Schloss Geyregg und Sakralbauten, tions-, Wohn- Eisen/Stahlverarbeitung, Arbei- tersiedlungen, Abbaustätten, Montanuniversität Altstadtzentrum, Repräsenta- und Sakralbauten, tions-, Wohn- Eisen/Stahlverarbeitungsbetriebe und -viertel (Steyrwerke, Wehr- graben), Arbeitersiedlungen, Getreidekasten und Sakralbauten, tions-, Wohn- hist. Gewerbevorstadt Leithen siedlung, Repräsentations-, und Sakralbauten, Wohn- Erzbergbahn, Reste der Dulnig´schen Erzförderanlage 5. 2. Erzberg Erzbergpyramide, hist. und Eisenerz Altstadtzentrum, Repräsenta- Leoben Altstadtzentrum, Repräsenta- Steyr Waidhofen Altstadtzentrum, Repräsenta- Vordernberg Ensemble ehemalige Hütten- Kategorie Objekt Montandenkmal Eisenstadt – Ver- lag und Handel Hüttensiedlung

48 Die Österreichische Eisenstraße als UNESCO Weltkultur- und Naturerbe? – Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie Schriftenreihe Nationalpark Kalkalpen Band 9 DIE ÖSTERREICHISCHE EISENSTRASSE Teil I (EISENWURZEN): STATUS QUO Teil II Teil III Ensembleweg von Hollenstein, Webereimu- seum Schloss Unterleithen, bei Naturpark Eisenwurzen, Verbindung Mendlingtal, Ybbstalbahn Nähe Naturpark Eisenwurzen, der Frage Integrität durch Rekonstruktion mer-Herrenhaus besterhaltenen Herrenhäuser der Eisenwurzen, Nähe Kessel- hämmer Bei Kartause Gaming erhalten, Ring europäischen der Schmiedestätten Nutzungsinfo Kommentar Schauschmiede, Unterleithen Schauschmiede, des Teil Webereimuseum Hollensteiner Sagenwegs: Eisenstraßen-Erlebnisweg ins Hammerbachtal. lingtal Eisenwarenfachmarkt und Schauschmiede Nutzung (Ja/Nein) J und N als Treffengut N der Erlebniswelt Mend- Teil J Nicht öffentlich zugänglich Eine der J stillgelegt, heute 1960 J und N Museums- und Erlebnisweg Schmiedemeile (Ja/Nein) Denkmalschutz J J und N J und N saniert, z.T unbewohnt Z.T. Nähe Platzham- J mangelhaft mangelhaft mangelhaft 17. – 19. Jh. – 19. 17. Gut bis 18. – 20. Jh.18. Gut Jh. – 19. 16. J Gut J – 20. Jh.16. Gut bis OÖ Jh. 16./17. Gut bis NÖ OÖ Um 1600 Gut J NÖ NÖ NÖ Unterlaussa bei (Weyer-Land) Altenmarkt (an der Ybbs) Unterlaussa bei (Weyer-Land) Altenmarkt Gaming Ybbsitz Lassing/Grossegg bei Göstling Sub-Gruppe Stadt/Gemeinde Land Zeit Zustand Herren-, Meister- und Personal- haus sowie Eßkobl Hammerwerke, Herrenhäuser, (Groß)Hollenstein sches Haus, Großtrum- Urkäufi mer Hammerherrenhaus, Platzhämmer, Trummerhämmer, Platzschloß, Blechhammer am Platzl stöcke) Hammer-Ensemble an der musealen Schmiedemeile Hammerwerk mit Werksweiler, Schmiedegesellenhaus, Salz- und Eisenmauthaus, Werksan- lage, Triftanlage Ensemble Werks- weiler Kesselhäm- mer und -schloss Treffengut, Went- Treffengut, stein, Pfannen- hammer sches Haus Urkäufi Platzhammer bzw. Grabner-Hammer Kleineisen Industrie (Schraub- Strunz/Eybl-, und Fahrngruber- Einödhammer Ensemble Mendlingtal Kategorie Objekt Gewerken-/ Hammerher- renhäuser und -schlossanlagen Hammerwerke

Die Österreichische Eisenstraße als UNESCO Weltkultur- und Naturerbe? – Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie 49 Schriftenreihe Nationalpark Kalkalpen Band 9 DIE ÖSTERREICHISCHE EISENSTRASSE Teil I (EISENWURZEN): STATUS QUO Teil II Teil III Ensemble mit Kohlwaage, an der Ennstalbahn Eines der besterhaltenen Herrenhäuser, Nähe See und Ybbstalbahn Nostalgiebahn Ybbstalbahn St. Gallen- Dorf-Ensemble mit Habacher- Schmiede, Burgruine Gallenstein Ensemble Wildalpen Nutzungsinfo Kommentar Forstmuseum Silvanum Forstmuseum matmuseum St. Bundesforste, Pantz- haus: Infobüro Naturpark Eisenwurzen museum Nutzung (Ja/Nein) J Österreichisches J und N Unterschiedliche Besitzer J Hammerherren- und Hei- J Privat J Sensenhammer/Pfeifferhaus: J Wiener Wasserleitungs- Z.T.: (Ja/Nein) Denkmalschutz J gut 16. – 20. Jh.16. Gut J 18./19. Jh.18./19. Gut J: Brücke 16. – 20. Jh.16. Sehr gut J NÖ NÖ NÖ Göstling an der Ybbs Bei Lunz am See ingGroßreifl – 18. 16. OÖ Jh. Sehr gut bis Losenstein OÖ Jh. 18./19. Gut J Wildalpen Stmk Jh. – 10. 18. Gut J St. Gallen Stmk Jh. – 19. 17. Gut J Sub-Gruppe Stadt/Gemeinde Land Zeit Zustand Repräsentatives Häuserensem- ble Herrenhaus (ehemalige Funk- tion als Dikasterialgebäude der Innerberger Hauptgewerkschaft, und Brücke Werksgebäude Kirche, Getreidespeicher (und Kohlwaage) Ehemaliges Herrenhaus mit Wirtschaftsgebäude, Stöckl, Kapelle Ehemaliges Herrenhaus, Kanzlei- Herrenhaus, Ehemaliges stöckl, Wagnerhaus, Arbeiter- wohnhaus, Gegenschreiberhaus Herrenhammer- bzw. Gewer- Herrenhammer- bzw. kenhaus, Altes Gericht, Fürsten-, Grieß-, Fürsten-, Fasszieher-, Kellerhaus, Her- renhammerhäuser Stixlehen, Am Hammer, Großzer- renhammer Herrenhaus und Töpperbrücke Alter Kasten Herren- und Gewerkenhaus, Amonhaus Hammerherrenhaus Lunz am See Hammer- schmiedriess Hammerwerke Sensenbach, Tulleck’sche Werksgaden Unterer Sen- senhammer zu Spitzenbach, Pantz-Pfeifferhaus, haus Kategorie Objekt

50 Die Österreichische Eisenstraße als UNESCO Weltkultur- und Naturerbe? – Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie Schriftenreihe Nationalpark Kalkalpen Band 9 DIE ÖSTERREICHISCHE EISENSTRASSE Teil I (EISENWURZEN): STATUS QUO Teil II Teil III Nachweis Eisenkontext notwendig Ybbstalbahn Anschluss Burgverein Gallenstein Eines der besterhaltenen Sensenwerkare- ale der Pyhrn- Eisenwurzen Nicht öffentlich zugänglich Nutzungsinfo Kommentar z.T. Trachten/Heimatmuseum z.T. Friedhofen: kulturelles Friedhofen: Zentrum des Marktes; u. a. mit der Einrichtung eines Salinenmuseums und der Unterbringung einer Berg- Werk-Zeug-Sammlung zentrum (u.a. das renom- mierte St. Gallen) Festival zertsaal, Themenwanderweg schule St. Martin Nutzung (Ja/Nein) J Mell.: Privat, Stiebichofen: N Leerstand J Privat J Kulturelles Veranstaltungs- J Sensenmuseum, Kon- Z.T. J Stockschloss: Haushaltungs- (Ja/Nein) Denkmalschutz J: Stiebichofen, N: Mell N: Freienstein J privat Freienstein: J: Kapelle, N: Schloss und Fabrik J Freienstein: Freienstein: mittel bis schlecht mangelhaft (Kapelle) schlecht 17. – 20. Jh. 17. Friedhofen: Historis- mus, Stiebi- chofen: v.a. Jh. 17. 19./20. Jh.19./20. Gut bis ab 12. Jh.ab 12. Gut bis Stmk Um 1600 Schlecht J NÖ OÖ – 20. Jh. 16. Gut J NÖ Radmer Neubruck/Scheibbs Grünburg/Kirchdorf an der Krems Gössgraben/Gai StmkSt. Gallen Jh. – 19. 16. Gut N Sub-Gruppe Stadt/Gemeinde Land Zeit Zustand Jagdhaus Großhaus, Schloss Greifenberg, Kapelle, Stöckl, Stall- und Wirtschaftsgebäude Schlossanlage mit Eisenkontext St. Peter-Freienstein Stmk Freienstein: Gewerkensitze im Eisenkontext Trofaiach Stmk Mell: v.a. Schloss, Kapelle, Papierfabrik und Walzwerk, Garten Ensemble, mehr als 20 Betriebs- und Wohngebäude Schloss samt Stöckl, Meierhof und Mühle öße) und Ladestätte der Ennsfl Großhaus, Schloss Greifenberg Schloss Fried- hofen/Freienstein Schloss Mell und Stiebichofen Töppersch´sches Ensemble Schmiedleithen Sensenschmieden-Werksweiler- Stockschloss bzw. Stockschloss bzw. Schloss Oberndorf Burg Gallenstein Burg (Kontrolle der Eisenstraße Kategorie Objekt Sensenwerke

Die Österreichische Eisenstraße als UNESCO Weltkultur- und Naturerbe? – Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie 51 Schriftenreihe Nationalpark Kalkalpen Band 9 DIE ÖSTERREICHISCHE EISENSTRASSE Teil I (EISENWURZEN): STATUS QUO Teil II Teil III 1996 bei Lan- 1996 desausstellung saniert, Museum Das ehemalige größte Schmie- denwerk in Micheldorf Authen- Frage tizität durch Rekonstruktionen renoviert, mit Hofschmiede als Ensemble bahn An der Steyrtal- Bahn Nutzungsinfo Kommentar Brandstätter Hammer: weltgrößte Sammlung handgeschmiedeter Nägel, Schaubetrieb seum und Klangwelten Kulturveranstaltungen der Feitel- Museumsweg ‚Tal macher‘ (mit Rameisham- mer) mit Schaubetrieben, Verein Klingenschmiede, Schleifer und Messerer Nutzung (Ja/Nein) J J: Nagelschmiedemuseum J Heute Sensenschmiedenmu- J Sensenschmiedenmuseum, J Privatbesitz, Schauschmiede fraglich Z.T. J Sichelmuseum, Schaubetrieb An der Ybbstal- J, privat Gewerbemuseum der (Ja/Nein) Denkmalschutz 17. – 19. Jh. – 19. 17. Gut J OÖ – 20. Jh. 18. Gut J NÖ OÖ Jh. – 19. 16. Gut J und N Stiedelsbach/Losen- stein Kirchdorf/Micheldorf OÖ Jh. – 19. 16. GutScharnstein J OÖ Jh. – 19. 16. Gut J Spital/Pyhrn OÖ Jh. – 19. 16. Opponitz Gut J Steinbach/Steyr OÖ Jh. 19. Trattenbach/Tern- berg Gut N Sub-Gruppe Stadt/Gemeinde Land Zeit Zustand häuser Sensenschmieden, Herren- häuser Sensenschmieden, Herrenhäu- ser, Kapelle Wirtschaftsgebäude, Pferde- schwemme, Schleife, Gartenan- lage und Brücke Ehemalige Schleiferwerkstätten, später Messerfabrik (mit Rameis-Feitelwerkstätten hammer) Gradnwerk Sensenschmieden, Herren- Ensemble Grubbachstraße/ Geyerhammer Nagelschmieden Nagelschmieden Schröckenherberg, Lindenhof, Linder- mayr-schmiede Hammer am Bach Hammerwerk, Herrenhaus und Ehemalige d. Werkstätten Messererinnung Feitel-Werkstätten, und Wirt-Wohn- schaftsgebäude, Staustufen-, Wehr- und Fluderanlagen Kategorie Objekt Kleineisenin- dustrie

52 Die Österreichische Eisenstraße als UNESCO Weltkultur- und Naturerbe? – Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie Schriftenreihe Nationalpark Kalkalpen Band 9 DIE ÖSTERREICHISCHE EISENSTRASSE Teil I (EISENWURZEN): STATUS QUO Teil II Teil III Welterbe nomi- Welterbe nierbar, mehr Ergänzung len Wohnbaus, überformt, Zugänglichkeit begrenzt, nur Ergänzung des Welter- bes? Thema: Übergang in eine neue Zeitgrenze der Eisenwurzen Töpper-Ensemble Privater Betrieb, kein öffentlicher Zugang Nutzungsinfo Kommentar Jahre von der Firma Worthington Cylinders GmbH (USA) übernommen Nutzung (Ja/Nein) J Stahlwerk, Wohngebiet Schwer als J Stahlwerk, Wohnbau Beispiele sozia- J Privat N J Ende der 1980er Privat: Teil (Ja/Nein) Denkmalschutz N: Werk; Ortsbild-N: Werk; der schutz: Teile Arbeitersiedlung mangelhaft (Siedlungen) 19./20. Jh.19./20. Gut N Jh.19. Gut Jh.19. N Schlecht Jh.19. J Gut N OÖ, NÖ Stmk Jh. 19./20. Sehr gut bis NÖ NÖ NÖ NÖ Leoben Sonntagberg Neubruck bei Scheibbs Kienberg bei Gaming Kienberg bei Gaming Sub-Gruppe Stadt/Gemeinde Land Zeit Zustand Modernes Stahlwerk und Arbei- tersiedlung, Eisenkirche Betriebsanlagen mit bis zu Einzelbauten (Bruckbach, 16 Gerstlwerk, Böhlerwerk), Ver- waltungsbauten, Siedlungs- und Arbeiterwohnhäusern sowie den Wasserkraftanlagen und sozialen Einrichtungen Schloss, Kapelle, Papierfabrik und Walzwerk, Garten Eisenwarenfabrik: Werksge- bäude und Arbeiterwohnhäuser Herrenhaus, Fabrikgebäude, Arbeiterwohnhäuser und zahl- reiche Nebengebäude Stahlwerk Dona- witz Böhler Ybbstal- werke GmbH Blechwalzwerk des Töpper-Ensembles: Teil Ehemalige Töpper´sche Gasröhrenfabrik Ehemalige Heiser- Werke Kästen Eisenerz, Steyr, Lunz Eisenerz, Steyr, Lunz Stmk, Kategorie Objekt Denkmäler der großindustriellen Eisenerzeugung und -verarbei- tung Getreidekästen

Die Österreichische Eisenstraße als UNESCO Weltkultur- und Naturerbe? – Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie 53 Schriftenreihe Nationalpark Kalkalpen Band 9 DIE ÖSTERREICHISCHE EISENSTRASSE Teil I (EISENWURZEN): STATUS QUO Teil II Teil III in Mitteleuropa, Authentizität/Re- konstruktion (?) werk Anbindung Ennstalbahn Integrität, Rekonstruktion, Vernachlässigung des Rechens Die größte Massivklause Österreichs Verein Balgset- Verein zerhaus Rückführung der Stubenverklei- dung aus dem Joanneum/Graz? werk Nutzungsinfo Kommentar Forstmuseum Silvanum Forstmuseum auKöhlerzentrum Hiefl Fragwürdige Fassbinderwerkstätte Nutzung (Ja/Nein) J Erlebniswelt MendlingtalJ Letzte Triftanlage Wasserkraftwerk J Flößertaverne, EnnsmuseumJ Nahe Ennskraft- Österreichisches Museum N (2004) Leerstand J Museum: Balgsetzer- und J Gasthof J Flößertaverne, Ennsmuseum Nahe Ennskraft- (Ja/Nein) Denkmalschutz J J J und N Privat, J saniert rekonstruiert schlecht zwei Restau- rierungen 19./20. Jh.19./20. Gut, z.T. OÖ Jh. 19. Wird saniert J Stmk Jh. 19. Gut, 1975 OÖ Jh. 17. GutStmk J – 20. Jh. 16. Rechen: NÖ OÖ Jh. 17. Gut J Molln Weichselboden/ Gusswerk Kastenreith bei Weyer-Markt ingGroßreifl au Hiefl Stmk– 18. 16. Jh. Sehr gut J Lassing bei Göstling Losenstein OÖ Jh. – 18. 16. Mangelhaft J Mooslandl Stmk Jh. 16./17. Sehr gut, Kastenreith bei Weyer-Markt Sub-Gruppe Stadt/Gemeinde Land Zeit Zustand Wasserkraftwerk Kasten und Flößer-Taverne, Kasten und Flößer-Taverne, ehemaliger Umschlagplatz der Innerberger Hauptgewerkschaft Ensemble Kasten, Kirche, Kohlwaage Holzrechen rinnen, Brücken und Stegen, Auslenkkanal, Köhlerhüttenruine Kraftwerk Steyr- durchbruch Kasten/Taverne am Kasten/Taverne Kasten Alter und Neuer Kasten Köhlerzentrum/ Rechen Presceny-Klause Klause aus Stein Holztriftanlage Staudamm mit Rechen, Holz- Balgsetzerhaus Blasebalg-HerstellungZunfttaverne Zunfttaverne Weyer-Markt OÖ Jh. 16. Gut J Radstatthof Gasthof Taverne am KastenTaverne Flößer-Taverne Kategorie Objekt Holz-/Köhlerei- wirtschaft sowie Wasserbauten/- wege Zulieferbetriebe Einkehrgasthöfe

54 Die Österreichische Eisenstraße als UNESCO Weltkultur- und Naturerbe? – Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie Schriftenreihe Nationalpark Kalkalpen Band 9 DIE ÖSTERREICHISCHE EISENSTRASSE Teil I (EISENWURZEN): STATUS QUO Teil II Teil III Nicht zugäng- der lich, Frage Tauglichkeit Gesamtkonzept fehlt neue Nutzung, Restaurierung notwendig Nutzungsinfo Kommentar Nutzung (Ja/Nein) J Privatbesitz J und N Kulturzentrum Wahlmühle Ensemble- J Altstoffhof, privat verpachtet Altstoffhof, Zur Regelung diverser Angelegeheiten und zur Repräsentation der Kirchdorf-Micheldorfer Sensenschmiedezunft (Oberösterreich) fand jährlich am 25. Juli der „Jahrtag“, mit einem bis zu 15 Gänge umfassenden Festmahl für die Meister, statt. (Ja/Nein) Denkmalschutz J N schlecht Überformun- gen OÖ – 20. Jh. 16. Gut bis OÖ Jh. – 19. 17. Fraglich N

Schleifenbachklause in Weyer/Oberösterreich Sierninghofen bei Steyr Grünburg/Steyr- Land Grünburg OÖ – 20. Jh. 17. Schlecht, Sub-Gruppe Stadt/Gemeinde Land Zeit Zustand Mühlen- und Gasthausviertel (Wahl-, Hammer-, Ursprung- und Drahtzugmühle) Ensemble Sier- ninghofenstraße und Wahlmühle Hörmühle Mühlenkomplex Haunoldmühle Mühlen-Ensemble

Kategorie Objekt Köhlerei Roidinger in Leonstein/Oberösterreich Mühlen

Die Österreichische Eisenstraße als UNESCO Weltkultur- und Naturerbe? – Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie 55 Schriftenreihe Nationalpark Kalkalpen Band 9 DIE ÖSTERREICHISCHE EISENSTRASSE Teil I (EISENWURZEN): STATUS QUO Teil II Teil III

5. 3. Tabellarisierung der Objekte pro Bundesland/Gemeinde und Einordnung

Die Eisenwurzen/Eisenstraße als der Prototyp ei- Involvierte Gemeinden pro Bundesland ner dezentral organisierten (Eisen-) Wirtschafts- Aufgrund der Objektselektion aus der Studie 2004 sind landschaft: Kategorien 1-18 folgende 31 Gemeinden (Steiermark 12 Gemeinden, Nie- 1. Montandenkmal derösterreich 9 Gemeinden, Oberösterreich 10 Gemein- 2. Abbau (Erz, Kupfer, Stollen, Schaubergwerk) den) involviert: 3. Schmelzen und Verhüttung • Steiermark (12 Gemeinden): Eisenerz, Gai, Gusswerk, 4. Großindustrielle Eisenverarbeitung/Verarbeitung Hiefl au, Landl, Leoben, Radmer, St. Gallen, St. Peter- 5. Hammerwerke Freienstein, Trofaiach, Vordernberg, Wildalpen 6. Sensenwerke • Niederösterreich (9 Gemeinden): Gaming, Göstling, 7. Kleineisenindustrie Hollenstein, Lunz am See, Opponitz, Scheibbs, Sonn- 8. Proviantkästen tagberg, Waidhofen, Ybbsitz Zulieferer9. Zulieferer9. • Oberösterreich (11 Gemeinden): Grünburg, Kirchdorf/ Mühlen10. Mühlen10. Krems, Losenstein, Molln, Scharnstein, Sierning, Spital/ 11. Holz/Köhler/Wasserwege, -bauten Pyhrn, Steinbach/Steyr, Steyr, Ternberg, Weyer (Markt 12. Eisenbahn und Land) 13. Handelsstädte, großfl ächigere (Alt-)Stadtensembles 14. Gewerke- und Herrenhäuser, Schlösser, Burgen (siehe Tabelle) 15. Arbeitersiedlungen 16. Einkehrgasthöfe 17. Wissenschaft/Kultur/Kunst 18. Sakralbauten, -ensembles

Als Gebläse für die Essen dienten mittels Wasserrad angetriebene Blasbälge. Im Balgsetzerhaus in Weyer wurden Blasbälge hergestellt und repariert.

56 Die Österreichische Eisenstraße als UNESCO Weltkultur- und Naturerbe? – Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie Schriftenreihe Nationalpark Kalkalpen Band 9 DIE ÖSTERREICHISCHE EISENSTRASSE Teil I (EISENWURZEN): STATUS QUO Teil II Teil III 18 17 x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x 10 11 12 13 14 15 16 Kategorie x x x x x x x x x x 1 2 3 4 5 6 7 8 9 Hammerwerke Sensenbach, Tulleck’sche Werksgaden Hammerwerke Sensenbach, Tulleck’sche Großhaus, Schloss Greifenberg, Kupfermuseum, Kupferschaustollen Paradeisstollen x Burg Gallenstein, Unterer Sensenhammer zu Spitzenbach, Pfeifferhaus, Pantzhaus Schlösser Friedhofen und Freienstein Schlösser Friedhofen Schlösser Mell und Stiebochofen Ensemble ehemalige Hüttensiedlung, Repräsentations-, Wohn- und Sakralbauten, Ensemble ehemalige Hüttensiedlung, Repräsentations-, Wohn- Erzbergbahn, Reste d. Dulnig´schen Erzförderanlage, Gründungsbau der Leobener Montanuniversität Eisen- und Universitätsstadt Leoben: Altstadt, Repräsentationsbauten, Kirchen, Stadt- platz, Arbeitersiedlungen (Donawitz mit Kirche, Ehrenheimweg, Seegraben), Stahlwerk Donawitz mit Metallurgiemuseum, Montanuniversität Herren- und Gewerkenhaus, Kasten und Kohlwaage in Großreifl ing, Radstatthof in Herren- und Gewerkenhaus, Kasten und Kohlwaage in Großreifl Mooslandl Rechen (mit Köhler-Museum) Stockschloss bzw. Schloss Oberndorf Stockschloss bzw. Prescenyklause Bergort Eisenerz: Altstadt, Repräsentationsbauten, Kirchen, Schichtturm, Arbeitersied- Hammerherren-Schloss Geyeregg, Herren- Vogelweide), lungen (Münichtal, Trofeng, haus Kriechbaumhof, Proviantkasten, Erzbergbahn(hof), Gasthöfe Erzberg Wildalpen Radmer St. Gallen St. Peter-Freienstein Trofaiach Vordernberg Leoben Landl Hiefl au Hiefl Gai Gusswerk Eisenerz Gemeinde Objekte Kategorien: 1. Montandenkmal, 2. Abbau (Erz, Kupfer, Stollen, Schaubergwerk), 3. Schmelzen und Verhüttung, 4. Großindustrielle Verarbeitung/Eisenverarbeitung, 5. Hammerwerke, 6. Sensenwerke, 7. Kleineisen-indust- 5. Hammerwerke, 6. Sensenwerke, 7. 4. Großindustrielle Verarbeitung/Eisenverarbeitung, Montandenkmal, 2. Abbau (Erz, Kupfer, Stollen, Schaubergwerk), 3. Schmelzen und Verhüttung, Kategorien: 1. 14. Gewerke- und Herrenhäuser, Schlösser, Burgen, ächigere (Alt-)Stadtensembles, Handelsstädte, großfl Eisenbahn, 13. Holz/Köhler/Wasserwege, -bauten, 12. Mühlen, 11. rie, 8. Proviantkästen, 9. Zulieferer, 10. Sakralbauten, -ensembles Wissenschaft/Kultur/Kunst, 18. Einkehrgasthöfe, 17. Arbeitersiedlungen, 16. 15. Stmk Eisenerz BL

Die Österreichische Eisenstraße als UNESCO Weltkultur- und Naturerbe? – Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie 57 Schriftenreihe Nationalpark Kalkalpen Band 9 DIE ÖSTERREICHISCHE EISENSTRASSE Teil I (EISENWURZEN): STATUS QUO Teil II Teil III x 18 x 17 x x x x x x x x x x x x x x x 10 11 12 13 14 15 16 Kategorie x x x x x x x x x x x x 1 2 3 4 5 6 7 8 9 Göstling: Fürsten-, Grieß-, Fasszieher-, Kellerhaus, Herrenhammerhäuser Stixlehen, Grieß-, Fasszieher-, Göstling: Fürsten-, Lassing: Ensemble Mendlingtal (HammerwerkAm Hammer, Großzerrenhammer. Schmiedegesellenhaus, Salz- und Eisenmauthaus, Werksanlage, mit Werksweiler, Triftanlage) Altenreith: Ehemaliger Grabner-Hammer, Kienberg: Ehemalige Heiser-Werke, ehema- Altenreith: Ehemaliger Grabner-Hammer, Kienberg: Ehemalige Heiser-Werke, Gasröhrenfabrik lige Töpper’sche Treffengut, Wentstein, Pfannenhammer Wentstein, Treffengut, Amonhaus bei Lunz: Herrenhaus und Töpperbrücke Hammer am Bach Neubruck bei Scheibbs: Blechwalzwerk (Teil des Töpper-Ensembles: Schloss, Kapelle, des Töpper-Ensembles: Neubruck bei Scheibbs: Blechwalzwerk (Teil Papierfabrik und Walzwerk, Garten) Einzelbauten (Bruckbach, Böhler Ybbstalwerke GmbH: Betriebsanlagen mit bis zu 16 Gerstlwerk, Böhlerwerk), Siedlungs- und Arbeiterwohnhäusern Verwaltungsbauten, sowie den Wasserkraftanlagen und sozialen Einrichtungen Schmiedemeile: Strunz/Eybl-, Fahrngruber- und Einödhammer, HauptplatzSchmiedemeile: Strunz/Eybl-, Fahrngruber- Altstadtzentrum, und Sakralbauten, historische Gewerbevor- Repräsentations-,Wohn- stadt Leithen Göstling Hollenstein Lunz am See Opponitz Scheibbs Sonntagberg Ybbsitz Waidhofen Gemeinde Objekte Kategorien: 1. Montandenkmal, 2. Abbau (Erz, Kupfer, Stollen, Schaubergwerk), 3. Schmelzen und Verhüttung, 4. Großindustrielle Verarbeitung/Eisenverarbeitung, 5. Hammerwerke, 6. Sensenwerke, 7. Kleineisen-indust- 5. Hammerwerke, 6. Sensenwerke, 7. 4. Großindustrielle Verarbeitung/Eisenverarbeitung, Montandenkmal, 2. Abbau (Erz, Kupfer, Stollen, Schaubergwerk), 3. Schmelzen und Verhüttung, Kategorien: 1. 14. Gewerke- und Herrenhäuser, Schlösser, Burgen, ächigere (Alt-)Stadtensembles, Handelsstädte, großfl Eisenbahn, 13. Holz/Köhler/Wasserwege, -bauten, 12. Mühlen, 11. rie, 8. Proviantkästen, 9. Zulieferer, 10. Sakralbauten, -ensembles Wissenschaft/Kultur/Kunst, 18. Einkehrgasthöfe, 17. Arbeitersiedlungen, 16. 15. NÖ Gaming BL

58 Die Österreichische Eisenstraße als UNESCO Weltkultur- und Naturerbe? – Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie Schriftenreihe Nationalpark Kalkalpen Band 9 DIE ÖSTERREICHISCHE EISENSTRASSE Teil I (EISENWURZEN): STATUS QUO Teil II Teil III 18 17 x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x 10 11 12 13 14 15 16 x Kategorie x x x x x x x x x x x x x x 1 2 3 4 5 6 7 8 9 Platz-Ensemble, Balgsetzerhaus Unterlaussa: Ensemble Werksweiler, Kesselhämmer und -schloss; Urkäufi sches Haus, Kesselhämmer und -schloss; Urkäufi Unterlaussa: Ensemble Werksweiler, Großtrummer Hammerherrenhaus, Platzhämmer, Platzschloss, Blechhammer am Platzl. Kastenreith: Kasten und Trummerhämmer, Flößer-Taverne Trattenbach: Feitel-Werkstätten, Wohn- und Wirtschaftsgebäude, Wohn- Staustufen-, Wehr- Feitel-Werkstätten, Trattenbach: Fluderanlagen Schröckenherberg, Lindenhof, Lindermayr-Schmiede: Sensenschmieden, Herrenhäuser, Kapelle Ehemalige Werkstätten der Messererinnung Ehemalige Werkstätten Altstadtzentrum, und Sakralbauten, historische und moderne Repräsentations-, Wohn- Eisen-/Stahlverarbeitungsbetriebe und -viertel (Steyrwerke, Arbeitersied- Wehrgraben), lungen, Getreidekasten, Ausbildungszentrum Schmiedleithen: Sensenschmieden-Werksweiler-Ensemble, mehr als 20 Betriebs- und Schmiedleithen: Sensenschmieden-Werksweiler-Ensemble, Haunoldmühle, Hörmühle Wohngebäude; Gradnwerk: Sensenschmieden, Herrenhäuser Zunfttaverne, Burgruine, Hammerschmiedries (ehemaliges Herrenhaus mit Wirtschafts- gebäude, Stöckl, Kapelle); Stiedelsbach: Nagelschmieden Ensemble Grubbachstraße/Geyerhammer: Sensenschmieden, Herrenhäuser Ensemble Sierninghofenstraße und Wahlmühle: Mühlen- Gasthausviertel (Wahl-, Hammer-, Ursprung- und Drahtzugmühle) Wasserkraftwerk: Steyrdurchbruch Weyer/Markt Weyer/Land Ternberg Spital/Pyhrn Steinbach Steyr Kirchdorf Losenstein Scharnstein Sierning Molln Gemeinde Objekte Kategorien: 1. Montandenkmal, 2. Abbau (Erz, Kupfer, Stollen, Schaubergwerk), 3. Schmelzen und Verhüttung, 4. Großindustrielle Verarbeitung/Eisenverarbeitung, 5. Hammerwerke, 6. Sensenwerke, 7. Kleineisen-indust- 5. Hammerwerke, 6. Sensenwerke, 7. 4. Großindustrielle Verarbeitung/Eisenverarbeitung, Montandenkmal, 2. Abbau (Erz, Kupfer, Stollen, Schaubergwerk), 3. Schmelzen und Verhüttung, Kategorien: 1. 14. Gewerke- und Herrenhäuser, Schlösser, Burgen, ächigere (Alt-)Stadtensembles, Handelsstädte, großfl Eisenbahn, 13. Holz/Köhler/Wasserwege, -bauten, 12. Mühlen, 11. rie, 8. Proviantkästen, 9. Zulieferer, 10. Sakralbauten, -ensembles Wissenschaft/Kultur/Kunst, 18. Einkehrgasthöfe, 17. Arbeitersiedlungen, 16. 15. OÖ Grünburg BL

Die Österreichische Eisenstraße als UNESCO Weltkultur- und Naturerbe? – Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie 59 Schriftenreihe Nationalpark Kalkalpen Band 9 DIE ÖSTERREICHISCHE EISENSTRASSE Teil I (EISENWURZEN): STATUS QUO Teil II Teil III

5. 4. Planliche Darstellung: Lokalisierung und Verteilung

Die aus der Inventarisation und Selektion hervorgegange- sich diese Interpretation deutlich von der Präsentation der nen, potenziellen Gemeinden eines UNESCO-Welterbes Sandgruber-Studie (2004) ab, anhand deren Kartenabbil- Eisenstraße werden in zwei Karten lokalisiert (Abb.64). dung ohne Zweifel der Eindruck eines Streugebietes ent- stehen konnte. Damit kann man von drei Kategorien im Selektion und Mitkartierung des Wegenetz ausgehen (Abb.65): Wegenetzes (Straßen, Flüsse, Eisenbahn) Transport- und Wegenetz erster Ordnung: Dabei wird das mittelalterliche bis aktuelle Transport- und • Leoben – Erzberg – Weyer – Steyr Wegenetz der Eisen-Produktionslandschaft Eisenwurzen Transport- und Wegenetz zweiter Ordnung (u.a.): (Straßen, Flüsse für Transport und Wasserkraft, Bahnver- • Steyr-Kirchdorf/Micheldorf bindungen) mitkartiert, um eine potenzielle räumliche • Weyer – Waidhofen – Ybbsitz – Gresten – Scheibbs Struktur besser fassen zu können. Genau aus diesem • Waidhofen – Opponitz – Hollenstein – Göstling – Lunz Grunde der Sichtbarmachung wird unter Punkt 5.5. auf – Gaming weiter notwendige Ergänzungen der Objekterfassung ein- Transport- und Wegenetz dritter Ordnung (u.a.): gegangen. • Altenmarkt – Spital/Pyhrn • Hiefl au – Radmer Kein Streugebiet, sondern ein System von • Landl – Wildalpen – Gusswerk Haupt- und Nebensträngen (Trails) Es handelt sich bei der Eisenwurzen also nicht, wie oft- Diese These der Wege erster bis dritter Ordnung gilt es mals kritisiert, um ein Streugebiet, sondern um ein kom- mit historischem Handelskontext zu hinterfragen (Trans- plexes System von handels- und verarbeitungsbedingten portmengen, Handelsvolumen, Arbeitermigration, Bewoh- Haupt- und Nebensträngen (Kategorie Trail). Damit setzt nerzahlen etc.). Diese Diskussion folgt unter Punkt II.4.1.4.

5. 5. Diskussion weiterer/fehlender Kategorien und Schwerpunkte 5. 5. 1. Weitere Kategorien der ‚Eisen-Wirtschaftslandschaft Eisenwurzen‘

In der Folge wird eine Reihe von weiteren Kategorien Jahre gesicherten Erzabbau) festgesetzt werden, obwohl vorgestellt, deren Vertiefung, weitere Erfassung und/oder von einer Auffi ndung des Erzberges im Jahre 712 berichtet gesamtheitliche Sichtbarmachung nach Meinung dieses wird. Für eine fundierte Ausweisung der relevanten Zeit- Gutachten noch geleistet werden müsste, um die ganze spanne (period of signifi cance) wird es aber notwendig Bandbreite der Eisen-Wirtschaftslandschaft Eisenwurzen sein, konkrete materielle (archäologische) Fundstätten noch besser ausweisen zu können. Dazu kommt der auszuweisen, die im Gebiet Erzberg den Beginn der Ab- Vorschlag, einen deutlicheren Schwerpunkt auf die Nut- bautätigkeit belegen. zungskontinuität bis in die unmittelbare Gegenwart zu legen, da dieser Aspekt u.U. einer der wichtigsten Nomi- Erlebbare Nutzungskontinuität nierungskriterien der Eisenwurzen als UNESCO-Welterbe bis in die unmittelbare Gegenwart sein könnte. Die unbestrittene Stärke der (Eisen-)Wirtschaftslandschaft Eisenwurzen ist ihre Nutzungskontinuität von ca. 800 Jah- Archäologie: Präzisierung eines zeitlich ren. Um diese Behauptung aber auch erleb- und nomi- und materiell nachweisbaren Anfangs nierbar zu machen, sollte der Objektkatalog entschlosse- Im Allgemeinen kann der zeitliche Nominierungsrahmen ner hinsichtlich relevanter Nutzungskategorien des 20./21. der Eisenwurzen als UNESCO-Welterbe mit der ersten Jahrhunderts erweitert werden. (Vorläufi ger) Endpunkt großen Expansionsphase der Eisenproduktion am Steiri- dieser erlebbaren Eisenkontinuität stellen sicherlich die schen Erzberg zwischen 1150 und 1300/1350 (also ca. 800 großindustriellen Erzabbau- und Eisen- bzw. Stahlverarbei-

60 Die Österreichische Eisenstraße als UNESCO Weltkultur- und Naturerbe? – Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie Schriftenreihe Nationalpark Kalkalpen Band 9 DIE ÖSTERREICHISCHE EISENSTRASSE Teil I (EISENWURZEN): STATUS QUO Teil II Teil III

tungsbetriebe der Region Eisenwurzen (VOEST, Böhler) dar. • Straße und ihre Begleitbauten Genau dort wird eine mit selbstgewolltem und -verpfl ich- Kontinuität Trail der Nominierung: z.B. Thematisierung tendem Denkmalschutz gepaarte Objektnominierbarkeit der sog. Eisenbundesstraße B 115 aber schwierig. Genau hier bedarf es einer genauen Erfas- • Wasserkraft sung und diplomatischen Diskussion mit den Betreibern, Kontinuität der Enns- und Steyr-Wassernutzung und um beiden Interessen gleichermaßen gerecht werden zu Trail, z.B. Wasserkraftwerke wie Steyrdurchbruch und können. Dazu gehört eine umfassende Darstellung der ihre Eisenrelevanz Vor- und Nachteile einer UNESCO-Nominierung, um den • Arbeitersiedlungen und Sozialbauten Betreibern ihre z.T. berechtigte Skepsis zu nehmen: Ohne als ausgleichender Pol gegenüber der etablierten Kate- den Erzberg wird es kein Eisenstraßen-Weltkulturerbe gorie Herren- und Gewerkenhäuser geben! Dabei ist es essenziell, kulturpolitisch fundierte • Architektur-Moderne Vermittlungs- und Überzeugungsarbeit zu leisten, um den Schwerpunkt Nachkriegsmoderne bis in die 1960er berechtigten, zukunftorientierten Nutzungs- und Entwick- Jahre als das heute schwer zu vermittelnde, abrissge- lungsfreiraum moderner Betriebe nicht zu stören, aber fährdete Erbe von morgen gleichzeitig auf die Notwendigkeit einer nicht nur kurz- • Kategorie Eisen-Wissen fristig-betrieblichen Gewinnperspektiven gehorchenden Montanhistorische Sammlungen, Montanuniversität Erhaltungsoption der ganzen Bandbreite materiell nach- Leoben, andere Archive, Sammlungen, Bibliotheken weisbarer Eisengeschichte zu drängen (Stichwort staatli- und Museen che Betriebssubventionen und öffentliches Interesse). • Kategorie Wald- und Wiesennutzung Damit könnte sich aber auch die Möglichkeit eröffnen, als Ergänzung der Kategorie Köhler, z.B. Forst-, Jagdhäu- dass sich gerade regional prägende Abbau- und Eisen-/ ser, Bauernhöfe (?) etc. Stahlbetriebe wie die VOEST, Böhler etc. ihrer Tradition und Verantwortung bewusst werden und damit das ‚Label Kategoriale Präzisierung Weltkulturerbe‘ sogar als Auszeichnung und Image-Ge- Eine einmal so reiche Wirtschaftslandschaft wie die Eisen- winn verstehen können. Damit sind v.a. folgende Stand- wurzen hat eine ganze Bandbreite materiell hoch qualita- orte angesprochen: tiver Zeugnisse und baulicher Errungenschaften hervorge- • VOEST-Alpine Erzberg (Stmk) bracht. Für eine Nominierung zum Weltkulturerbe in der • VOEST-Alpine Stahl Donawitz (Stmk) Überkategorie ‚Industrielles Erbe‘ wird es aber notwendig • BÖHLER-Werke Sonntagberg (NÖ) sein, genauere Nachweise des unmittelbaren Eisenkontex- • Steyr-BMW-Werke und andere Werke in Steyr (OÖ) tes zu liefern, um inhaltlich nicht zu breit und zu beliebig zu werden. Dies betrifft v.a. die ‚nachzuprofi lierenden‘ Ka- Kategoriale Auffächerung/Erweiterung tegorien: Um der erlebbaren Kontinuität der Eisen-Wirtschaftsland- • Kategorie Schlösser, Burgen und Herrensitze schaft Eisenwurzen auch über den bisher erarbeiteten Fo- z.B. welche Burgen hatten die dezidierte Sicherung der kus auf das 16. - 19. Jh. (Studie 2004) v.a. mit materialen Eisenstraße inne, welche Schlossanlagen stehen wirklich Zeugnissen des 20. Jh. gerecht werden zu können, plädiert in einer Eisentradition? dieses Gutachten für eine Auffächerung bzw. Erweiterung • Sakralarchitektur und Kunstobjekte der bereits etablierten Kategorien. Dazu gehören: z.B. der stringente Nachweis von Kirchen/Klöstern/Kar- • Eisenbahn tausen wie Gaming zum Eisenkontext Kontinuität Trail der Nominierung: z.B. Ennstal-, Ybbstal- • Tavernen, Gasthöfe bahn, Kronprinz-Rudolf-Bahn, Erzbergbahn, Waldbah- nen

Die Österreichische Eisenstraße als UNESCO Weltkultur- und Naturerbe? – Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie 61 Schriftenreihe Nationalpark Kalkalpen Band 9 DIE ÖSTERREICHISCHE EISENSTRASSE Teil I (EISENWURZEN): STATUS QUO Teil II Teil III

5. 5. 2. Weitere Bearbeitung/Selektion der vorgeschlagenen Objektauswahl

Präzisere Darstellung der Lage eine Wahrnehmungs-, Erschließungs- und Schutzeinheit der Objekte (Karten, GIS-Datenbank) zusammenzuführen. Dazu müssen die Gemeinde, die Be- Die weiter vorne angeführte Liste ist keineswegs verbind- nützer/Besitzer und Interessenvertretungen auf ihren Mit- lich oder defi nitiv, sondern stellt eine Diskussionsbasis gestaltungswillen befragt werden. Nur so können Objekte aufgrund der 2004-Studie (Sandgruber) dar. Notwendig im Nominierungskatalog verbleiben. Dazu sollten die Ge- für die zukünftige UNESCO-Nominierbarkeit ist aber meinden die notwendigen Rahmenbedingungen für sich grundsätzlich eine genaue Erfassung der Objekte in ei- selbst bestimmen, da sie auch in Zukunft essenzieller Teil ner Datenbank und ihre präzise Lokalisierung in Stadt-, eines überregionalen Management-Systems wären. Dazu Dorf- und Landschaftskontext anhand genauer Karten sollten die Gemeinden mit Hilfe der einreichenden Ins- und eines modernen GIS-Systems (heute Standard jeder titution (UNESCO-Kommission, Kulturministerium) denk- europäischen UNESCO-Nominierung). malpfl egerisch gesicherte, touristische Rundgänge (Er- schließbarkeit) zu ihrem Objekt-Cluster vorschlagen und Prüfung der Bereitschaft der Gemeinden, Benüt- diese in Gemeinde verpfl ichtenden, parteiübergreifenden zer, Betreiber und Unterhaltungs- und Erschlie- Schutzzonen-Verordnungen festschreiben, die damit aus ßungsmöglichkeiten (Zugänglichkeit, Denkmal- der täglichen parteipolitischen Flächenwidmungsdiskus- schutz, Vereine etc.) sion herausgenommen sind. In diesem Gutachten wird vorgeschlagen, die pro Stadt/ Gemeinde/Landkreis ausgewiesenen Objekt-Cluster in

Ein Proviantweg führte von Windischgarsten über den Hengstpaß nach Altenmarkt ins Ennstal

62 Die Österreichische Eisenstraße als UNESCO Weltkultur- und Naturerbe? – Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie Schriftenreihe Nationalpark Kalkalpen Band 9 DIE ÖSTERREICHISCHE EISENSTRASSE Teil I (EISENWURZEN): STATUS QUO Teil II Teil III

Bergknappenkapelle Unterlaussa/Oberösterreich

Die Österreichische Eisenstraße als UNESCO Weltkultur- und Naturerbe? – Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie 63 Schriftenreihe Nationalpark Kalkalpen Band 9 DIE ÖSTERREICHISCHE EISENSTRASSE Teil I (EISENWURZEN): STATUS QUO Teil II Teil III

Die Sensenproduktion war noch in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts das „Herzstück“ der gesamten vom steirischen Erzberg ausgehenden Eisenverarbeitung.

64 Die Österreichische Eisenstraße als UNESCO Weltkultur- und Naturerbe? – Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie Schriftenreihe Nationalpark Kalkalpen Band 9 UNESCO-WELTKULTURERBE UND Teil I Teil II DIE EISENSTRASSE Teil III

1. Einleitung

Im Folgenden werden die für jede Weltkulturerbe-No- reichungsrichtlinen absolut notwendig ist, haben die als minierung absolut verbindlichen Anforderungen stark mangelhaft abgewiesenen bzw. für eine Nachbearbeitung gekürzt vorgestellt, wie sie in den Operational Guidelines zurückgestellten Nominierungs- bzw. Erweiterungsanträge for the Implementation of the World Heritage Convention Österreichs der letzten Jahre bestätigt. der UNESCO seit 2005 vorliegen (siehe UNESCO 2005). Für die in diesem Gutachten umfangreichere Ausführung Da in Teil II, Kapitel 3-5 auf alle in den Guidelines for- dieser Richtlinien spricht, dass diese eben seit 2005 in mulierten Begriffe zurückgegriffen wird, dient dieser erste stark veränderter/erweiterter Form vorliegen und ganz Teil dem Leser als nützlicher Rückbezug. Die Gliederung entscheidende Neuerungen in den Nominierungsanfor- der folgenden Informationen bezieht sich streng auf die derungen – v.a. eine Comparative Analysis (Vergleichsstu- der Guidelines. Die hier vorgeschlagene Übersetzung und die), ein Assessment of the outstanding universal value Textzusammenfassung stammt vom Verfasser dieses Gut- (Begründung des überragenden, universellen Wertes) und achtens. Für den Eisenstraßen-Kontext wenig relevante die Forderung eines Management Plan – gebracht haben. Passagen wurden ausgelassen. Englische Fachbegriffe Entscheidend für die Diskussion des Maßstabs einer po- sind kursiv angeführt. Für den Kontext der Erzberg-Dis- tenziellen Nominierung der Eisenstraße ist die Neuerung kussion sind besonders relevante Passagen unterstrichen einer Serial Nomination (serielle Nominierung). Dass die hervorgehoben. konzentrierte Erarbeitung und Einhaltung der neuen Ein-

2. Passagen der General Guidelines zur Nominierung von UNESCO-Welterbe (2005)

I.A. Die Vorgangsrichtlinien für die Anwendung in Kraft. Die Staatengemeinschaft hat sich dem Konzept der Welterbe-Konvention (§1f) der Langfrist-Stabilität und -Entwicklung (sustainable de- Die Operational Guidelines ermöglichen die Implementie- velopment) für Kultur- und Naturerbe verschrieben. Die rung der UNESCO Convention für die Einschreibung von Konvention setzt sich für die Identifi kation, Protektion, Objekten in die Weltkulturerbe-Liste, für den Schutz und Erhaltung, Präsentation und transgenerationelle Überliefe- die Erhaltung der Welterbe-Stätten, für die Abwicklung rung des Kultur- und Naturerbe von außergewöhnlichem, von internationaler Hilfe und des Weltkulturerbe-Fonds universellen Wert ein. Kriterien und Konditionen für die und für die Mobilisierung von (inter-)nationaler Unterstüt- Einschreibung auf die Welterbe-Liste wurden entwickelt, zung der Konvention. um die außergewöhnlichen, universellen Werte zu evalu- ieren und um die Beitragsstaaten im Schutz und Manage- I.B. Die Welterbe-Konvention (§4f) ment von Welterbe-Stätten zu führen. Das UNESCO-Kultur- und Naturerbe steht über natio- nalen Interessen und ist für die gesamte Menschheit re- I.C. Mitgliedstaaten (State Parties) der Welterbe- levant. Sein Verlust würde aus dieser Perspektive einen Konvention (§10f) weltweit spürbaren Verlust darstellen. Da es von außer- Staaten werden zum Beitritt zur Convention motiviert. gewöhnlichem, universellem Wert (outstanding universal Mitgliedsstaaten werden dazu angehalten, die Beteiligung value) ist, geht auch sein Schutz alle und nicht nur die einer weiten Bandbreite von Beteiligten/Anteilhabern nominierende Nation etwas an. Um diesen weltweiten (stakeholders) zur Identifi kation, Nominierung und zum Schutz zu garantieren, wurde die Welterbe-Konvention Schutz von Weltkulturerbe-Stätten zu garantieren, dar- (World Heritage Convention) von den UNESCO Mitglieds- unter site manager, lokale und regionale Verwaltungen, staaten 1972 unterschrieben. Die Konvention regelt das lokale Gemeinden, ehrenamtliche/außerstaatliche (non- Welterbe-Komitee (World Heritage Committee) und den governmental) Organisationen und Vereine und andere Welterbe-Fonds (World Heritage Fund) – beide seit 1976 Interessensgruppen und –partner (I.C.12).

Die Österreichische Eisenstraße als UNESCO Weltkultur- und Naturerbe? – Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie 65 Schriftenreihe Nationalpark Kalkalpen Band 9 UNESCO-WELTKULTURERBE UND Teil I Teil II DIE EISENSTRASSE Teil III

Mitgliedsstaaten zur Konvention sind zu folgenden Punk- Glaubwürdigkeit der Welterbe-Liste (Credibility), zur ten (u.a.) verpfl ichtet zu(r) (I.C.15): Sicherstellung effektiver Erhaltung der Welterbe-Ob- • Identifi kation, Nomination, Erhaltung und Pfl ege, Prä- jekte (Conservation), zur Förderung der Kapazität des sentation und generationellen Weitergabe des jeweili- Vertragsstaaten (Capacity-Building) und zur Öffentlich- gen Kultur- und Naturerbes keitsarbeit zum Weltkulturerbe (Communication). • Anwendung allgemeiner Grundsatz-Vereinbarungen (policies) zur Verankerung dieses Erbes in seiner Funk- I.F. Das Sekretariat für das Welterbe-Komitee: tion im Leben der Gemeinschaft/Gemeinde das Welterbe-Zentrum (World Heritage Cen- • Integration des Erbeschutzes in umfassende Planungs- tre) (§27f) programme (-konzepte) • Das Welterbe-Zentrum assistiert dem Welterbe-Komi- • Etablierung von Einrichtungen für den Schutz, die Erhal- tee und wurde 1992 gegründet. Es arbeitet mit den Ver- tung und die Präsentation des Erbes tragsstaaten und den regionalen Niederlassungen der • Entwicklung von wissenschaftlichen und technischen UNESCO (fi eld offi ces) zusammen. Studien zur Identifi kation von Maßnahmen gegen die • Das Welterbe-Zentrum erhält, registriert, überprüft, ar- Beeinträchtigung des Erbes chiviert und verteilt Welterbe-Nominierungen. Es ko- • Erstellung von angemessenen rechtlichen, wissenschaft- ordiniert Studien und Aktionen, die Teil der globalen lichen, technischen, administrativen und fi nanziellen Strategie einer repräsentativen, ausgewogenen und Maßnahmen zum Schutz des Erbes glaubwürdigen Welterbe-Liste (Global Strategie for a • Förderung nationaler und regionaler Trainingszentren Representative Balanced and Credible World Heritage zum Erbeschutz und zu wissenschaftlichen Studien List) sind. • Unterlassung von Maßnahmen (in-)direkter Bedrohung • Es organisierte/koordiniert das Periodic Reporting, das des Erbes Reactive Monitoring, internationale Assistenz, die Mo- • Überreichung eines Objektinventars möglicher Einreich- bilisierung von Fördergeldern, die Hilfe zur Umsetzung objekte (Warte- bzw. Vorschlagsliste) (Tentative List) an der Komitee-Programme und -Projekte und die Beför- das Welterbe-Komitee derung von Weltkulturerbe und der Konvention. • Etablierung von Erziehungs- und Informations-Aktionen zu Verständnis, Bewusstmachung und Wertschätzung I.G. Beratungsgremien (Advisory Bodies) des von Kultur- und Naturerbe Weltkultur-Komitees (§30f) • Die Beratungsgremien des Welterbe-Komitees sind I.E. Das Welterbe-Komitee (The World Heritage ICCROM (the International Centre for the Study of Committee) (§19f) the Preservation and Restoration of Cultural Property), • Zu den Hauptaufgaben des Komitees gehören (u.a.): ICOMOS (the International Council on Monuments and – die Identifi zierung nominierbarer Welterbe-Objekte Sites) und IUCN (The World Conservation Union). – die Prüfung der Erhaltungsbedingungen von Welt- • Die Aufgabe der Beratungsgremien sind (u.a.): erbe-Objekten durch den Prozess des Reactive Mo- – die Hilfestellung zur Entwicklung und Implementie- nitoring (Reaktive Überwachung) und des Periodic rung der ‚Globalen Strategie einer repräsentativen, Reporting (periodische Berichterstattung) ausgewogenen und glaubwürdigen Welterbe-Liste’ – die Entscheidung zur Aufnahme/Streichung etwaiger – die Überwachung und Prüfung (monitoring) des Er- Welterbe-Objekte auf die/von der World Heritage List haltungszustandes des Welterbe-Objektes und die Be- of Danger (gefährdetes Weltkulturerbe) gutachtung von Ansuchen internationaler Assistenz. – die Entscheidung der Listen-Streichung des Objektes – (im Falle von ICOMOS und IUCN) die Evaluation der – die Prüfung von internationaler Hilfe (International zur Einschreibung auf die Welterbe-Liste nominierten Assistance) Objekte und die Erarbeitung von Evaluierungsberich- – die Erstellung eines Berichts an die Generalversamm- ten an das Komitee lung der Mitgliedsstaaten und an die UNESCO- • ICOMOS(§34, 35) Hauptkonferenz – ICOMOS ist eine politisch unabhängige (non-govern- • Das Komitee erarbeitet Strategische Ziele und Schwer- mental) Organisation (gegründet 1965), die sich für punkte (Strategic Objectives – 4 C’s) zur Stärkung der die Umsetzung von Theorie, Methodik und wissen-

66 Die Österreichische Eisenstraße als UNESCO Weltkultur- und Naturerbe? – Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie Schriftenreihe Nationalpark Kalkalpen Band 9 UNESCO-WELTKULTURERBE UND Teil I Teil II DIE EISENSTRASSE Teil III

schaftlichen Techniken der Denkmalpfl ege einsetzt. – (Einzel-)Denkmäler (monuments): (Einzel-)Objekte Ihre Grundlagen basieren auf der International Char- der Architektur, monumentaler Skulptur und Malerei, ter on the Conservation and Restoration of Monu- archäologische Elemente oder Strukturen, Inschrif- ments and Sites (the Venice Charter), der sog. Charta ten, Höhlenbehausungen und Objektkombinationen von Venedig zur Denkmalpfl ege, 1964/65. weltweiter Einzigartigkeit aus geschichtlicher, künstle- – Ihre spezielle Rolle in Relation zur Konvention betrifft rischer oder wissenschaftlicher Perspektive die Evaluierung von potenziellen Weltkulturerbe-Ob- – Denkmalgruppen, Ensembles (groups of buildings): jekten für die Weltkulturerbe-Liste, die Überwachung Gruppen separater oder verbundener Gebäude, die des Erhaltungszustandes schon nominierter Objekte in ihrer Architektur, Homogenität und ihrer land- und die Abwicklung internationaler Assistenz. schaftlichen Platzierung weltweit einzigartig sind, aus • IUCN (§36-37) geschichtlicher, künstlerischer oder wissenschaftlicher – IUCN (mit Stützpunkt in Gland, Schweiz) bringt Nati- Perspektive onalregierungen, NGOs und Wissenschaftler zu einer – Orte ( sites): Werke von Menschenhand oder in Ver- weltweiten Partnerschaft zusammen. Ihre Mission ist bindung mit der Natur und archäologische Areale, die weltweite Unterstützung zur Bewahrung der Inte- von weltweit einzigartigem Wert aus der Perspektive grität und Diversität der Natur. von Geschichte, Ästhetik, Ethnologie oder Anthropo- logie I.I. Partner zum Schutz von Weltkulturerbe (§38f) • Naturerbe (natural heritage) • Eine partnerschaftliche Herangehensweise zur Nomi- – Natürliche Charakteristika physischer und biologischer nierung, zum Management und zur Schutzbeobach- Formationen oder Gruppen dieser Formationen mit tung (Monitoring) stellt einen signifi kanten Beitrag zum weltweit einzigartigem Wert; geologische und phy- Schutz von Welterbe-Objekten und (damit) zur Imple- siographische Formationen und exakt eingrenzbare mentierung der UNESCO-Konvention dar. Areale der Wohnstätten gefährdeter Tier- und Pfl an- • Partner für den Schutz und die Erhaltung von Weltkul- zenspezien mit weltweit einzigartigem Wert aus wis- turerbe können solche individuellen oder andere Inte- senschaftlicher oder schützenswerter Sicht ressensgruppen/Teilhaber (stakeholders), besonders – Natürliche (oder abgrenzbare Teil-)Orte mit welt- lokale Gemeinden und Gruppen, politische oder unpo- weit einzigartigem Wert aus wissenschaftlicher und litische Organisationen ((non-) governmental organisa- schützenswerter Sicht oder von weltweit einzigartiger tions) sein, die eine Interesse an und eine Anteilnahme Schönheit in dem Schutz und Management von Weltkulturerbe- Objekten haben. • Die Kombination von Kultur- und Naturerbe (mixed cul- tural and natural heritage, §46) I.J. Andere Konventionen, Empfehlungen, Pro- – Objekte einer Kombination von Kultur- und Natur- gramme (§41f) erbe sind jene, die einem (Ganz-)Teil beider Defi niti- • Das Welterbe-Komitee anerkennt die Vorteile einer en- onen von Kultur- und Naturerbe entsprechen geren Koordination seiner Arbeit mit anderen UNESCO- Programmen und deren Konventionen und anderen • Kulturlandschaften (§47) internationalen Organisationen zum Schutz von Kultur- – Kulturlandschaften sind kulturelle Objekte und reprä- und Naturerbe. sentieren die Symbiose von Mensch und Natur. Sie sind illustrativ in der Entwicklung der menschlichen II. Die Weltkulturerbe-Liste (The World Heritage Gesellschaft und Besiedelung über die Zeit, unter List) dem Einfl uss physischer Einschränkung und/oder Ermöglichung ihrer Naturumgebung und von sukzes- II.A. Defi nitionen von Weltkulturerbe (§1 und 2 siver sozialer, ökonomischer und kultureller (sowohl der Weltkulturerbe-Konvention zu Kultur- externer als auch interner) Kraft. und Naturerbe) • Kulturerbe (cultural heritage, §45)

Die Österreichische Eisenstraße als UNESCO Weltkultur- und Naturerbe? – Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie 67 Schriftenreihe Nationalpark Kalkalpen Band 9 UNESCO-WELTKULTURERBE UND Teil I Teil II DIE EISENSTRASSE Teil III

• Der außergewöhnliche, universelle Wert (outstanding • Ab 2006 werden jährlich nur noch höchstens zwei An- universal value, §49f) träge pro Mitgliedsstaat zur Evaluation angenommen – Der außergewöhnliche, universelle Wert bedeutet (wobei davon mindestens ein Objekt aus der Kategorie eine kulturelle und/oder natürliche Signifi kanz, die so ‚Naturobjekt’ stammen muss) (§61). Maximal 45 Nomi- exzeptionell ist, das sie nationale Grenzen überschrei- nierungen werden pro Jahr angenommen und eine Pri- tet und von einer allgemeinen Wichtigkeit für gegen- orität auf unter- oder weniger repräsentierte Kategorien wärtige und zukünftige Generationen der gesamten gelegt. Menschheit ist. In dieser Auslegung ist der dauerhafte Schutz diese Erbes von allerhöchster Wichtigkeit der II.C Tentativ- (Vorschlags- oder Warte-)Liste (Ten- gesamten internationalen Gemeinschaft. Das Komi- tative List) (§62f) tee defi niert die Kriterien für die Einschreibung der Es können nur Objekte aus den jeweiligen Tentativlisten Objekte in die Weltkulturerbe-Liste. (als Inventar aller in Zukunft evtl. vorzuschlagenden Ob- – Mitgliedsstaaten der Konvention sind eingeladen, Kul- jekte eines Landes) der Mitgliedsstaaten von jenen als tur- und/oder Naturobjekte mit außergewöhnlichem, Welterbe vorgeschlagen werden (§62, §63) universellen Wert zur Einschreibung einzureichen. Sie Mitgliedsstaaten werden dazu angehalten, ihre Tentativlis- legen dem Komitee damit die Darstellung des her- ten in Absprache und Mitwirkung einer großen Bandbreite ausragenden, universellen Wertes als Hauptreferenz von Mittragenden (Teilhabern) (stakeholders) zu erstellen, für den zukünftigen effektiven Schutz und das Ma- darunter site manager, lokale und regionale Regierungen, nagement des Objektes vor (§50, 51). örtliche Gemeinden, nicht-politische Organisationen und – Nominierungen für das Komitee müssen die volle andere interessierte Parteien und Partner (§64). Bereitschaft des Mitgliedsstaates zum Schutz des Ob- Die Absichtslisten aller Mitgliedsstaaten unter: http://whc. jektes demonstrieren. Darin enthalten ist der Rahmen unesco.org/en/tentativelists (§69). angemessener, abgesicherter politischer, rechtlicher, Mitgliedsstaaten sind dazu aufgerufen, Analysen bezüglich wissenschaftlicher, technischer, administrativer und der Welterbe- und Vorschlagsliste zur Identifi kation von fi nanzieller Maßnahmen zum Schutz des Objektes Lücken auf der Welterbe-Liste zu konsultieren (Vergleiche und dessen universellen Wertes (§53). zu Themen, Regionen, geokulturelle Gruppierungen, bio- geographische Provinzen) (§71). II.B. Eine repräsentative, ausgewogene und glaub- Mitgliedsstaaten sind dazu angehalten, die spezifi schen würdige Weltkulturerbe-Liste (§54f) Themenstudien (specifi c thematic studies) der Beratungs- • Das Komitee ist bemüht, eine repräsentative, ausgewo- gremien zur Harmonisierung der Absichtslisten zu konsul- gene und glaubwürdige Weltkulturerbe-Liste zu erarbei- tieren (§72). ten (§54). Mitgliedsstaaten sollten ihre Absichtslisten auf regionalen • Die ‚Globale Strategie für eine repräsentative, ausge- und thematischen Ebenen harmonisieren und ggf. revi- wogene und glaubwürdige Weltkulturerbe-Liste’ (i.d.F. dieren und für zukünftige Nominierungen ggf. mit ande- ‚Strategie’) wurde geschaffen, um maßgebliche Lücken ren Mitgliedsstaaten kooperieren (§73). Dazu kann auch (major gaps) auf der Welterbe-Liste zu identifi zieren internationale Assistenz inkl. regionalem Training und und zu füllen und fordert die Mitgliedsstaaten zur Mit- Workshops beantragt werden (§75). hilfe in ihrem Nominierungsverhalten (Absichts- und Welterbe-Liste) auf (§55). II.D. Kriterien zur Bestimmung des herausragen- • Dazu wurden regionale und thematische Global Strat- den, universellen Wertes (Assessment of out- egy-Treffen organisiert und Vergleichsstudien (compa- standing universal value) rative and thematic studies) angefertigt. • Nach den Bestimmungen des Komitees muss ein Welt- • Die Mitgliedsstaaten werden dazu angehalten, ihr Erbe erbe-Objekt zumindest eines der folgenden Kriterien auf der Liste auf seine Repräsentanz zu prüfen und ihre von herausragendem, universellem Wert besitzen (§77). weiteren Nominierungen ggf. zu reduzieren, bzw. auf Dazu repräsentieren die Kriterien (i)-(vi) kulturelle und die ausgewiesenen, unterrepräsentierten Kategorien die Kriterien (vii)-(x) Naturobjekte. zu beschränken (§59) und dazu den Austausch multi- (i) es repräsentiert ein Meisterstück eines menschli- lateraler Expertisen zu befördern (§60). chen, kreativen Genies

68 Die Österreichische Eisenstraße als UNESCO Weltkultur- und Naturerbe? – Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie Schriftenreihe Nationalpark Kalkalpen Band 9 UNESCO-WELTKULTURERBE UND Teil I Teil II DIE EISENSTRASSE Teil III

(ii) es stellte ein wichtige Wechselwirkung mensch- II.E. Integrität und/oder Authentizität (Integrity licher Werte, über eine gewisse Zeitspanne oder and Authenticity) kulturelle Ära der Welt, in Bezug auf Entwicklun- gen der Architektur oder Technologie, der mo- Authentizität numentalen Künste, der Stadtplanung oder des • Ein Objekt unter Kriterium (i) bis (vi) muss die Bedin- Landschaftsdesign dar gungen der Authentizität erfüllen. Annex 4 dieser Gui- (iii) es ist ein einzigartiges oder zumindest exzeptionel- delines führt das sog. Nara Document on Authenticity les Zeugnis einer (noch lebenden oder verschwun- als Nachweisführung an (§79). denen) kulturellen Tradition oder Zivilisation • Die Fähigkeit der glaubhaften und ehrlichen Wertzuord- (iv) es ist ein herausragendes Beispiel eines Gebäu- nung gegenüber einem Objekt hängt vom Maßstab der detypus, eines architektonischen oder technologi- Informationsquelle bzw. des Informationsstandes ab. schen Ensembles oder einer Landschaft, das/die Das Wissen gegenüber und das Verständnis hinsichtlich signifi kante Entwicklungsschritte (oder einen Ent- dieser Informationsquellen, in Relation zu originalen wicklungsschritt) in der Menschheitsgeschichte und folgenden Charakteristika und Bedeutungsinhalten illustriert des jeweiligen Kulturerbes, sind die unersetzliche Basis (v) es ist ein herausragendes Beispiel von einer tradi- für die Einschätzung aller Authentizitätsaspekte (§80). tionellen, menschlichen Siedlung, von Land- oder • Kulturerbe muss aus dem ihm inhärenten kulturellen Wasserbenutzung, welches repräsentativ für eine Kontext heraus beurteilt werden (§81). Kultur (für Kulturen) oder der menschlichen In- • Folgende Attribute zur Authentizitätsdiskussion sind zu teraktion mit der Umwelt ist, im speziellen wenn prüfen (§82) es anfällig gegenüber der Einwirkung irreversibler – Form und Gestalt (form and design) Einfl usswirkungen geworden ist – Material(ien) und Substanz (materials and subs- (vi) es ist direkt oder greifbar assoziierbar mit Ge- tance) schehnissen oder lebenden Traditionen, mit – Gebrauch und Funktion (use and function) Ideen oder Glaubensinhalten, mit künstlerischen – Traditionen, Techniken und Management Systeme und literarischen Arbeiten von überragender uni- (traditions, techniques and management systems) verseller Signifi kanz – Ort und Situation/Lage (location and setting) (vii) es stellt einen Superlativ eines Naturphänomens – Sprache, andere Formen immateriellen Erbes oder exzeptioneller Schönheit und ästhetischer – Geist und Gefühl (spirit and feeling) Wichtigkeit dar – andere interne und externe Faktoren (viii) es ist ein herausragendes Beispiel eines signifi kan- • Diese Quellen ermöglichen die Erarbeitung der spezifi - ten Entwicklungsprozesses der Erde schen künstlerischen, historischen, sozialen und wissen- (ix) es ist ein herausragendes Beispiel eines signifi kan- schaftlichen Dimensionen des zu prüfenden Kulturerbes. ten, noch andauernden ökologischen und biologi- Als Informationsquellen (information sources) können schen Entwicklungsprozesses der Erde alle physischen, aufgeschriebene, mündlichen und fi - (x) es enthält die wichtigsten und signifi kantesten Na- gurativen Quellen bezeichnet werden, die die Kenntnis turhabitate (biologische Diversität, Aussterbens- der Spezifi ka, der Bedeutung und der Geschichte von gefahr einzigartiger Tier- und Pfl anzengattungen) kulturellem Erbe erleichten/ermöglichen (§84). • Um als außergewöhnlicher, universeller Wert einge- • Bei der Authentizitätsprüfung soll der nominierende schätzt werden zu können, muss ein Objekt außerdem Mitgliedsstaat alle anwendbaren, signifi kanten Au- die Bedingungen der Integrität und Authentizität erfül- thentizitätsattribute identifi zieren. Die Begründung der len und weiters einem adäquaten Schutz- und Manage- Authentizität (statement of authenticity) soll den vor- ment System unterliegen (§78). handenen Grad der Authentizität in den signifi kanten Attributen prüfen (§85). • Rekonstruktion von archäologischen Überresten oder historischen Gebäuden ist nur unter außergewöhnli- chen Umständen und nur auf Basis eine kompletten

Die Österreichische Eisenstraße als UNESCO Weltkultur- und Naturerbe? – Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie 69 Schriftenreihe Nationalpark Kalkalpen Band 9 UNESCO-WELTKULTURERBE UND Teil I Teil II DIE EISENSTRASSE Teil III

und detailierten Dokumentation ohne jegliche Spekula- nahmen nationaler und regionaler Ebenen garantieren tion (conjecture) geduldet (§86). (§98).

Integrität (Integrity) Grenzen effektiven Schutzes (Kernzonen) (Bound- • Nominierte Weltkultur-Objekte müssen Bedingungen aries for effective protection) der Integrität erfüllen (§87). • Die Ausweisung der Schutzgrenzen ist eine essenzielle • Integrität ist ein Maßstab für die Komplettheit und In- Anforderung zur Herstellung effektiven Schutzes des taktheit (wholeness and intactness) des Kultur- und/ nominierten Objektes. Grenzziehungen sollten den oder Naturerbes und seiner Attribute. Zu prüfen ist der vollständigen Ausdruck des außergewöhnlichen, univer- Umfang, in dem das Objekt sellen Wertes und die Integrität und Authentizität des – alle notwendigen Elemente besitzt, um seinen her- Objektes ermöglichen (§99) ausragenden, universellen Wert auszudrücken • Für Objekte der Kriterien (i) bis (iv) sollten die Grenzzie- von einer – von einer adäquaten Größe ist, um eine komplette hungen alle Areale und Attribute der direkten, materiel- Repräsentation der Merkmale der Objektsignifi kanz len Expression des universellen Wertes beinhalten, aber zu ermöglichen auch jene, die im Rahmen weiterer Nachforschungs- unter – unter störenden/schädlichen Entwicklungs- und Ver- möglichkeiten dazu und zum Verständnis beitragen nachlässigungseffekten leidet können (§100). – Die Gesamtheit dieser Bewertung soll in die Begrün- • Die Grenzziehungen können sich mit einer oder meh- dung der Integrität (statement of Integrity) erfasst reren schon bestehenden oder geplanten Schutzzonen werden (§88). (wie Nationalparks, Naturreservate, Biosphärenareale • Für Objekte der Kriterien (i) bis (iv) sollte die physische oder Denkmalzonen) überlappen. Während solche Objekt-Erscheinung (physical fabric) in gutem Zustand etablierten Schutzareale mehrere Managementzonen sein und der Verschlechterungsprozess kontrollierbar beinhalten können, können vielleicht nur einige davon sein. Eine signifi kante Proportion der notwendigen Ele- die Nominierungskriterien erfüllen (§102). mente des Gesamtwertes des Objektes sollte bestehen. Charakteristische Beziehungen und dynamische Funkti- Pufferzonen (Buffer zones) onen in gegenwärtigen Kulturlandschaften, historischen • Eine adäquate Pufferzone sollte dort eingerichtet wer- Städten oder belebten Objekten sollten ebenfalls erhal- den, wo sie zum geeigneten Schutz des Objektes not- ten werden (§89). wendig ist (§103). • Eine Pufferzone umgibt eine Kernschutz-Zone und hat II.F. Schutz und Management (Protection and ma- zusätzliche Gebrauchs- und Entwicklungseinschrän- nagement) (§96f) kungen als zusätzliche Schutzschicht des Objektes und • Schutz und Management von Weltkulturerbe-Objekten sollte die unmittelbare Einbettung des nominierten Ob- sollte die Erhaltung des außergewöhnlichen, universel- jekts, wichtige Sicht- und Blickbeziehungen und andere len Wertes und die Bedingungen von Integrität und Areale oder Attribute inkludieren und durch angemes- Authentizität zum Zeitpunkt der Einschreibung und dar- sene Mechanismen festgelegt werden. Größe, Charak- über hinaus gewährleisten (§96). teristika und autorisierte Nutzungen der Pufferzone wie • Alle Weltkulturerbe-Objekte müssen adäquaten, dauer- auch ihre planliche Ausweisung sollten zur Einreichung haft legislativen, regulatorischen, institutionellen und/ angeführt sein (§104). oder traditionellen Schutz und Management zur Erhal- • Eine klare Beschreibung ist notwendig, wie die Puf- tung aufweisen. Der Schutz muss in adäquat ausge- ferzone zum Schutz des Objektes beiträgt (§105). Wo wiesenen Grenzen umschrieben werden und von den keine Pufferzone angeführt ist, muss dies begründet Mitgliedsstaaten nach nationalen, regionalen, gemeind- werden. (§106) lichen und/oder traditionellen Ebenen demonstriert • Obwohl Pufferzonen normalerweise nicht Teil des no- und in erklärenden Textwerken nachgewiesen werden minierten Objektes selbst sind, sollten alle Änderungen (§97). der Pufferzone vom Welterbe-Komitee bewilligt werden • Mitgliedsstaaten müssen die vollständige und effektive (§107). Umsetzung der legislativen und regulativen Schutzmaß-

70 Die Österreichische Eisenstraße als UNESCO Weltkultur- und Naturerbe? – Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie Schriftenreihe Nationalpark Kalkalpen Band 9 UNESCO-WELTKULTURERBE UND Teil I Teil II DIE EISENSTRASSE Teil III

Management Plan oder System(e) (Management • Die Vertragsstaaten sind selbst für die Umsetzung der plan or system(s)) effektiven Management Aktionen verantwortlich und • Jedes nominierte Objekt sollte einem Management Plan sind zu einer engen Zusammenarbeit mit Objektmana- oder einem Management System effektiven Schutzes gern, zum Management befugte Einrichtungen (agency unterliegen, der/das spezifi ziert, wie der herausragende with management authority) und anderen Partnern universelle Wert des Objektes geschützt wird – vorzugs- und Teilhabern (stakeholder) angehalten (§117). weise in einer partizipatorischen Herangehensweise • Das Komitee empfi ehlt den Vertragsstaaten den Aspekt (participatory means) (§108, 109). der Bereitschaft zu Risikofaktoren (risk preparedness) in • Das effektive Management System hängt vom Typ, der den Management Plan einzubauen (§118). Charakteristik, den Notwendigkeiten, den verschiede- • Welterbe-Objekte können einer ökologisch und kul- nen kulturellen Perspektiven, erhältlichen Ressourcen turell verträglichen, dem Objekt nicht schädlichen/ und anderen Faktoren des nominierten Objektes ab abträglichen Vielzahl von bereits stattfi ndenden und und kann traditionelle Praktiken, vorhandene städtische vorgeschlagenen Gebrauchsformen vor Ort unterliegen und regionale Planungsinstrumente oder andere, for- (§119). melle wie informelle, kurz- und langfristige agierende Planungskontroll-Mechanismen beinhalten (§110, 112). III. Der Nominierungsprozess zum • Elemente eines effektiven Management Systems kön- Weltkulturerbe nen sein (§111) Ein – Ein gesamtheitlich geteiltes Verständnis aller Teilha- III.A. Die Erstellung der Nominierung ber/Mitgestalter (stakeholders) • Das Nominierungsdossier mit allen relevanten Informa- Ein – Ein Zyklus von Planung, Implementierung, Beobach- tionen ist die Grundlage der Einreichung, dessen Nomi- tung, Evaluierung und Rückmeldung (planning, im- nierungsanforderungen (Annex 3) und -zyklus klar in plementation, monitoring, evaluation and feedback) den Guidelines beschrieben sind (§120-122). Die – Die Einbeziehung von Partnern und Teilhabern/Mit- • Die Partizipation der breiten, lokalen Bevölkerung und gestaltern einer weiten Bandbreite von Teilhabern (stakeholders) Die – Die Zuweisung notwendiger Ressourcen (allocation wie Site Manager, lokale und regionale Regierungen, of necessary resources) lokale Gemeinden, gemeinnützige Einrichtungen und – Kapazitätsbildung (capacity-building) andere Interessensvertretungen am Nominierungspro- Eine – Eine nachweisbar transparente Funktionsbeschrei- zess ist essenziell für deren optimale Einbindung in ge- bung des Management Systems teilte Verantwortlichkeiten zur Objekterhaltung (§123). • Bei Serienobjekten garantiert ein Management System • Kontakt zum Weltkulturerbe-Sekretariat im Rahmen der oder -Mechanismus die Koordination des Manage- Vorbereitung ist erwünscht, Hilfe zur Nominierungser- ments der Einzelkomponenten und muss als solches stellung (preparatory assistance) kann gewährt werden ausgewiesen werden (§114) (§124, 125) für: Pläne, Vorbild-Nominierungen, helfende • In manchen Umständen kann ein Management Plan Richtlinien zu verschiedenen Objekttypen und seriellen (System) zur Zeit der Nominierung eventuell noch nicht und grenzüberschreitenden (serial and transboundary etabliert sein. In diesem Fall sollte ein verbindlich kon- objects) Objekten (§126). kreter Umsetzungs- und Funktionsplan angeführt sein • Vertragsstaaten können freiwillig auch Nominierungs- (§115). entwürfe zur Kommentierung durch das Sekretariat • Wo die wesentlichen Qualitäten (intrinsic qualities) vorlegen (§128). des Objektes von Menschenhand gefährdet sind, aber noch die Kriterien der Authentizität und Integrität er- III.B. Format und Inhalt der Nominierung füllen, sollte im Nominierungsdossier ein Aktionsplan • Das Nominierungsformat ist in Annex 5 verbindlich vor- für korrektive Maßnahmen vorlegen. Sollten diese im gegeben (§129). angeführten Zeitrahmen nicht durchgeführt werden, • Für eine als komplett erachtete Einreichung sind fol- kann dies zur Aberkennung des Welterbe-Status führen gende Anforderungen notwendig (§132): (§116) 1. Identifi kation des Objektes:

Die Österreichische Eisenstraße als UNESCO Weltkultur- und Naturerbe? – Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie 71 Schriftenreihe Nationalpark Kalkalpen Band 9 UNESCO-WELTKULTURERBE UND Teil I Teil II DIE EISENSTRASSE Teil III

– Klar angeführte Grenzziehungen von Kern- und – Angabe relevanter Textpassagen dieser Schutz- Pufferzone maßnahmen (oder eine Zusammenfassung der- – Detailiertes, inkl. topographisches Kartenmaterial selben) in Englisch oder Französisch der Objektinhalte – Die Darstellung des Management Plans oder der 2. Beschreibung des Objektes Dokumentation des Management Systems, inkl. – Identifi kation des Objektes, ein Überblick über der Versicherung seiner Implementierung seine Geschichte und Entwicklung, Karten aller – Anführung des Management Plan/System in Kopie nominierten Teile. Bei Serien-Nominierungen die (einer engl. oder franz. Detailzusammenfassung) Beschreibung aller Komponenten und einer detailierten Analyse und Erklärung – In der Darstellung von Geschichte und Entwick- – Die Einreichung wird als inkomplett erachtet, so- lung: Wie ist das Objekt zu seiner gegenwärtigen lange der erklärte Management Plan nicht vollstän- Form gekommen, welche signifi kanten Verände- dig (dargestellt und umgesetzt) ist rungen sind passiert? Anführung aller Fakten, die 6. Beobachtung/Überwachung/Kontrolle (Monitoring) den herausragenden, universellen Wert und die – Darstellung aller Schlüsselindikatoren (key indi- Bedingungen zu Integrität und Authentizität bele- cators) und Verantwortlichen (responsible autho- gen rities) zur periodischen Schutz-, Zustands- und 3. Rechtfertigung der Einschreibung Erhaltungskontrolle – Ausweisung der Kriterien und deren Begründung 7. Dokumentation – Darauf aufbauend die Begründung zum herausra- – Darstellung aller Dokumente zur Rechtfertigung genden, universellen Wert (Statement of outstan- der Nominierung (documentation to substantiate ding universal value) the nomination) – Eine Vergleichsstudie (comparative analysis) des – Dazu Photographien, Diapositive, Bildinventar und Objektes in Relation zu ähnlichen, gelisteten oder photographisches Authorisierungsformat nicht gelisteten, nationalen und internationalen – Abgabe der Nominierung in Druckform und auf Objekten. Die Darstellung der Wichtigkeit des Ob- CD-Rom) jektes in seinem nationalen und internationalen 8. Kontaktinformation der verantwortlichen Behörden/ Kontext Instanzen – Die Begründung von Integrität und Authentizität 9. Unterschrift des Vertragsstaates (Statement of integrity and/or authenticity) 10. Menge der Druckexemplare 4. Erhaltungszustand und Beeinträchtigungsfaktoren – 2 Kopien des Kulturerbe-Nominierungsdossiers (3 des Objektes bei Naturerbe und 4 bei einer ‚gemischten Einrei- – Darstellung des gegenwärtigen Zustandes (inkl. chung’) des physischen Erhaltungszustandes und der Er- 11. Papier und elektronisches Format haltungsmaßnahmen) – A4-Format und CD-Rom, eine Druckversion in – Darstellung der beeinträchtigenden Effekte (inkl. ungebundenem Zustand zur etwaigen Vervielfäl- Bedrohungen (threats)) tigung – Eine Datenaufl istung zur weiteren Überwachung Adresse12. des Objektes (baseline data for future monito- – UNESCO World Heritage Centre, 7, place de Fon- ring) tenoy, 75352 Paris 07 SP 5. Schutz und Management (protection and manage- ment) III.C. Erfordernisse bei der Nominierung – Aufl istung der rechtlichen, regulatorischen, ver- verschiedener Objekt-Typen traglichen, planerischen, institutionellen und/oder • Grenzüberschreitende, transnationale (transboundary) traditionellen Schutzmaßnahmen Objekte (§135) – Darstellung der Funktionsweise dieser Schutzmaß- • Serielle Objekte (serial properties) (§137) nahmen – Eine serielle Nominierung inkludiert abhängige Teil- komponenten

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– der gleichen historisch-kulturellen Gruppe (same ANNEX 3: Leitfaden zur Nominierung spezieller historico-cultural group) Objekttypen auf der Welterbe-Liste – des gleichen Objekttypus, charakteristisch für die jeweilige geographische Zone I. Kulturlandschaften, Städte, Kanäle und Rou- – der gleichen geologischen, geomorphologischen ten/Wege/Straßen Ausbildung, derselben biogeographischen Ge- • Das Weltkulturerbe-Komitee hat verschiedene spezifi - gend oder desselben Ökosystems sche Typen von Kultur- und Naturobjekten defi niert und – In der Darstellung ist es die der Serie/Aufzählung dafür spezielle Nominierungsrichtlinien festgeschrieben. eingeschriebene Ganzheit – und nicht notwendiger- Sie behandeln: weise ihre jeweiligen Einzelteile – die den außerge- – Kulturlandschaften wöhnlichen, universellen Wert bestimmt. – Historische Städte und Stadtzentren – Die serielle Nominierung kann von einem einzelnen – Kanäle Staat (Serielle Nationalnominierung – serial national – Routen/Wege/Straßen property) oder auf dem (nicht zwangsläufi g zusam- • Kulturlandschaften (cultural landscapes) (§ 6-12) menhängenden) Gebiet verschiedener (damit einver- – Kulturlandschaften sind kulturelle Objekte und reprä- standener) Staaten (serielle, transnationale Objektno- sentieren die Symbiose von Mensch und Natur. Sie minierung – serial transnational property) erfolgen. sind illustrativ in der Entwicklung der menschlichen – Serielle Nominierungen können zur Evaluierung in Gesellschaft und Besiedelung über die Zeit, unter mehreren Nominierungszyklen eingereicht werden, dem Einfl uss physischer Einschränkung und/oder vorausgesetzt, dass der herausragende, universelle Ermöglichung ihrer Naturumgebung und von sukzes- Wert schon bei der ersten Einreichung nachgewiesen siver sozialer, ökonomischer und kultureller (sowohl wurde. Die Absicht des Vertragsstaates zu einer mehr- externer als auch interner) Kraft. (§6) zyklischen Seriennominierung sollte dem Komitee zur – Sie sollten aufgrund ihres außergewöhnlichen Wertes besseren Planung bekannt gegeben werden (§139). und ihrer Repräsentativität in Form einer klar defi - nierten geokulturellen Region und hinsichtlich ihrer III.E. Evaluierung der Beratungsgremien Möglichkeit der Illustration der essenziellen und dis- (Advisory Bodies) tinktiven kulturellen Elemente der Region ausgewählt • ICOMOS überprüft Kultur- und IUCN Natur-Objekte, werden. im Falle einer Einreichung als Kulturlandschaft oder Ge- – Der Begriff Kulturlandschaft umfasst eine Vielzahl mischtes Objekt (mixed property) wird der Antrag von von Manifestationen der Interaktion zwischen der beiden Gremien geprüft (§143-146) Menschheit und ihrer natürlichen Umwelt. • Im Falle eines Antrages des Weltkulturerbe-Komitees, – Kulturlandschaften veranschaulichen oft spezifi sche führen ICOMOS und IUCN Thematische Studien (the- Techniken von nachhaltiger Land-/Bodennutzung matic studies) aus. Diese sind nicht mit der Vergleichs- und die damit verbundenen Charakteristika und Ein- studie (comparative analysis) zu verwechseln, die im schränkungen durch ihre natürliche Lage. (§9) Rahmen einer Einreichung vom jeweiligen Vertragsstaat – Kulturlandschaften umfassen drei Hauptkategorien selbst auszuführen ist. (i) Landschaften, die aus (ästhetischer) Absicht von Menschenhand gestaltet und kreiert wurden Relevante Beilagen in den Guidelines (Annexes) (Gärten, Parks, mit/ohne Gebäudeensembles) (landscapes designed and created intentionally V.a. drei Beilagen werden in der Diskussion der poten- by man) ziellen Einreichung der Österreichischen Eisenstraße he- (ii) Organisch entstandene Landschaften (organi- rangezogen: cally evolved landscape), die aus sozialen, öko- • ANNEX 3: Leitfaden zur Nominierung spezieller nomischen, administrativen und/oder religiösen Objekttypen auf der Weltkulturerbe-Liste Imperativen und damit in Abhängigkeit zu ihren • ANNEX 4: Authentizität im Kontext der Weltkul- Naturumfeldern geformt wurden. turerbe-Konvention • abgeschlossene (oder fossile) Landschaft (relic/ • ANNEX 5: Nominierungsformat zur Einreichung fossil landscape), in der dessen charakteristi-

Die Österreichische Eisenstraße als UNESCO Weltkultur- und Naturerbe? – Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie 73 Schriftenreihe Nationalpark Kalkalpen Band 9 UNESCO-WELTKULTURERBE UND Teil I Teil II DIE EISENSTRASSE Teil III

scher Entwicklungsprozess abrupt oder kon- • Historische Kanäle (Heritage Canals) (§16f) tinuierlich zu einem Abschluss gefunden hat, – Ein Kanal ist ein von Menschenhand ingenieurstech- jedoch noch sichtbar ist. nisch konzipierter Wasserweg. Sein Wert kann sich • fortbestehende Landschaft (continuing land- geschichtlich oder technologisch ableiten. Ein Kanal scape), die ihre aktive soziale Rolle in der kann ein monumentales Werk, eine lineare Kultur- gegenwärtigen Gesellschaft in traditionellen landschaft prägendes Element oder eine integrale Lebensformen behalten hat, dessen Entwick- Komponente einer komplexen Kulturlandschaft sein. lungsprozess noch besteht und die gleichzeitig (§17) aber auch noch signifi kante Materialhinweise – Die Entwicklung des Kanals inkl. seiner verschiedenen ihrer Entwicklungsgeschichte aufweist. (technologischen) Benützungsformen über eine län- (iii) Assoziative Kulturlandschaft (associative cultural gere Zeit kann seinen kulturellen Wert mit defi nieren, landscape) religiöser, künstlerischer oder kultu- ebenso wie bewegliche und assoziierte Objekte und reller Assoziationskraft Strukturen (Boote, Brücken) • Der Nominierungsumfang hängt ab von der Funktiona- – Die Signifi kanz eines Kanals kann unter technologi- lität und Erkennbarkeit. Ein gewählter Ausschnitt muss schen, ökonomischen, sozialen und landschaftlichen substanziell die charakteristische Gesamtheit der Land- Faktoren dargestellt werden: schaft illustrieren. Die Möglichkeit einer Ausweisung – Technologie (u.a. Ingenieursbauten, Konstruktions- längerer Linien, die kulturell signifi kante Transport- und methoden, Technologietransfer) Kommunikationsnetzwerke repräsentieren, sollte dezi- – Ökonomie (Nationenbildung, landwirtschaftliche diert nicht ausgeschlossen werden. (§11) und/oder industrielle Entwicklung, Wohlstandsge- • In Bezug auf die Bewahrung und das Management ist neration, die Entwicklung anderer ingenieurstech- auf die gesamte, kulturelle wie natürliche Bandbreite nischer Fähigkeiten) der repräsentativen Landschaftswerte sowie auf die in- – Soziale Faktoren/Konsequenzen (Wieder/Neuord- tegrale Miteinbeziehung und das Gutheißen betroffener nung von Wohlstand mit seinen sozialen und kul- Gemeinden Rücksicht zu nehmen. (§13) turellen Implikationen, Bewegung von Menschen • Historische Städte und Stadtzentren (historic towns und die Interaktion verschiedener kultureller Grup- and town centres) (§14f) pen) – Es werden drei Hauptgruppen unterschieden: – Landschaft (großmaßstäbliche Ingenieursbauten (i) Nicht mehr bewohnte Städte als Einfl uss auf die Natur, verwandte industrielle (ii) Noch bewohnte Städte, die sich entwickelten und Tätigkeiten und wechselnde Siedlungsmuster als immer noch entwickeln unter dem Einfl uss des sichtbare Wechsel von Landschaftsformen und (permanenten) sozio-ökonomischen und kultu- -mustern) rellen Wechsels (change), was die Erfassung ihrer • Routen/Wege/Straßen/Verbindungen (heritage rou- Authentizität, ihre Erhaltungsrichtlinien problema- tes) (§21f) tisiert – Das Konzept der Heritage Routes ermöglicht einen • Schwerpunkt liegt auf ihrer bemerkenswer- reichen, fruchtbaren und privilegierten Rahmen ten architektonischen Gestalt und damit ihrer (Netzwerk), in dem gegenseitiges Verständnis, eine räumlichen Organisation, Struktur, Materialge- plurale Annäherung zu Geschichte und Friedenskul- stalt, Form und spezifi scher Gebäudefunktio- tur (§22). nen. Vier Kategorien beinhalten (a) komplett – Eine Route besteht aus fassbaren Elementen, deren überlieferte, erhaltene Städte mit ihrem Umfeld, kulturelle Signifi kanz von Tauschbeziehungen, mehr- (b) charakteristische Stadtviertel, (c) historische dimensionalem Dialog über Länder und Regionen Stadtzentren mit exakt ausgewiesenen Grenzen, hinweg und der Illustration der Interaktion in Bewe- (d) überdauerte Sektoren einer ansonsten un- gung, in Raum und Zeit (§23). tergegangen Stadtgeschichte – Das Konzept der Heritage Routes basiert auf (iii) Neustädte des 20. Jh. – der Dynamik der Bewegung und der Idee des Aus- tauschs, in Kontinuität in Raum und Zeit

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der – der Ganzheit der Summe verschiedener beitragen- – der Mehrdimensionalität verschiedener (religiöser, der Elemente administrativer, kommerzieller) Entwicklungsas- dem – dem Austausch und Dialog zwischen Ländern und pekte Regionen – Eine historische Route kann als eine spezielle, dyna- mische Form einer Kulturlandschaft defi niert werden.

3. Die UNESCO-Welterbe-Liste: Kategorien, Analysen, Vergleiche 3. 1. Kategorien, Tendenzen, Industrielles Erbe und die österreichische Perspektive

Die folgende Analyse ist eine Zusammenfassung einer Prä- ler nominierten Objekte auf der Welterbe-Liste stammen sentation, die der Verfasser dieses Gutachtens im Mai 2007 aus dieser Region – eine deutliche Disparität gegenüber in Wien während des UNESCO-World Heritage Meeting anderen Regionen. Dieser Trend scheint sich in den Tenta- for follow-up on periodic reporting for Western Europe tivlisten leicht zu revidieren. Hier bildet sich die derzeitige gehalten hat (siehe Falser 2007). Darin ging es um die UNESCO-Politik ab, in Zukunft europäische (Kultur-)No- Tendenzen der weltweiten und v.a. (west-)europäischen minierungen noch stärker zu selektieren. Im Allgemeinen Welterbe- bzw.- Tentativlisten und um einen Ausblick auf sind Mixed-Nominierungen auf den Tentativlisten prozen- die österreichische Situation. Somit nimmt diese Analyse tuell am deutlichsten gestiegen. bezug auf den Stand des UNESCO-Welterbes vom Mai 2007 und berücksichtigte noch nicht die 2007 wenig spä- Welterbe- und Tentativlisten ter und 2008 neu aufgenommenen Objekte. Die Tenden- im Europa-regionalen Vergleich zen sind dennoch ablesbar und für die hier zu führende Europa als Objekt-stärkste Weltregion auf den Welterbe- Diskussion der potenziellen Eisenstraßen-Nominierung und Tentativlisten ist in fünf Sub-Regionen aufgeteilt wichtig. (Abb.3): Ost-, Zentral-, Südost-, Mediterran-, West- und Nord/Baltisches Europa. Im Vergleich dieser Sub-Regionen Nominierungen (Stand 2007) auf liefern sowohl Mediterran- als auch West-Europa (in die- der Welterbe- und Tentativliste ser Sub-Region befi ndet sich auch Österreich) die meis- Im Frühjahr 2007 waren insgesamt 830 Objekte auf der ten Einträge in beiden Listen. Auffällig ist, dass hier die Welterbe-Liste vertreten, darunter 644 Kultur-, 162 Na- Kategorie Kultur fast die gesamte Objektmenge ausmacht. tur- und 24 Kultur/Natur-Objekte (Abb.1). Der Trend der Natur- und Mixed-Nominierungen sind selten; doch nur weltweit dominanten Kultur-Nominierungen gegenüber diese scheinen in der Zukunft noch (wenn überhaupt) Natur- und Mixed-Nominierungen setzt sich auf der welt- Chancen auf eine Welterbe-Nominierung zu haben. weiten Tentativliste fort: von insgesamt 1371 Objekten sind 904 aus der Kultur-, 292 aus der Natur- und (immer- Welterbe- und Tentativlisten im hin prozentuell angestiegen) 175 Mixed-Nominierungen. westeuropäischen Vergleich (mit Österreich) Allein die Addition beider Listen (mehr als 2000 Objekte) West-Europa als die zweitstärkste Europa-Region (Abb.4) verdeutlicht die Notwendigkeit, die Anzahl zukünftiger No- zählt zehn Länder: Belgien, Deutschland, England, Frank- minierungen stark zu reduzieren und v.a. in der Kategorie reich, Irland, Luxemburg, Monaco, Niederlande, Öster- Kultur hochselektiv zu agieren. Einen größeren Freiraum reich und Schweiz. Frankreich und Deutschland liefern bei lassen demnach Mixed-Nominierungen zu. weitem die meisten Objekte auf der Welterbe-Liste, und auch bei ihnen stellt die Kategorie Kultur fast alle Objekte. Welterbe- und Tentativlisten Österreich hat acht Objekte auf der Liste und alle sind aus im Welt-regionalen Vergleich der Kategorie Kultur: Analysiert man die prozentuelle Welterbe-Verteilung der • Schloss und Park Schönbrunn (1996) sechs Weltregionen (Abb.2), so bildet sich deutlich ab, • Altstadt von Salzburg (1996) dass die Region Europa/Nordamerika bei weitem die • Kulturlandschaft Hallstatt-Dachstein- meisten Objekte auf beiden Listen besitzt: genau 50 % al- (1997)

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• Semmeringbahn und umgebende Landschaft (1998) Kulturobjekte auf den (west-)europäischen • Altstadt von Graz (1999) Welterbe- und Tentativlisten • Kulturlandschaft Wachau (2000) Wendet man die 12 Kultur-Subkategorien auf die (west-) • Historisches Zentrum von Wien (2001) europäischen Welterbe- und Tentativlisten an, so ergibt • Kulturlandschaft Neusiedler See/Fertö (2001, mit Un- sich folgendes Bild (Abb.5): Die drei stärksten Subkate- garn) gorien der europäischen Welterbe-Liste sind Building/ Ensemble (64), Historic Centre/Settlement (88!) und Reli- Fast gleich sieht die Situation auf der Tentativliste Öster- gious (57). Die schwächsten fünf Subkategorien sind Ver- reichs aus: Neun Kultur-Objekte, nur ein Natur-Objekt und nacular (4), Route/Trail (6), Burial (7), Symbolic/Memo- kein Mixed-Objekt. Damit folgt Österreich auf der Tenta- rial (8) und Modern (11). Eben dieser Befund bildet sich tivliste bisher nicht dem Umstrukturierungstrend anderer auch auf die westeuropäische Welterbe-Liste ab, obwohl Länder wie Frankreich oder Irland: dort haben Mixed-No- hier das komplette Fehlen der Kategorien Burial (0) und minierungen stark zugenommen. Österreich beliefert also Vernacular (0) auffällt. in seinem Nominierungsverhalten (der Welterbe- sowie Relativ ähnlich das (west-)europäische Bild der Tentativ- der Tentativliste) den globalen, v.a. europäischen und in liste (Abb.6): Die schwächsten drei Kategorien der west- Zukunft wenig Erfolg versprechenden Trend einer über- europäischen Tentativlisten sind Route/Trail (4), Burial (0) proportionalen Kultur-Gewichtung. und Vernacular (0).

Global Strategy: Harmonisierung der Welterbe- Kulturobjekte in (West-)Europa und Tentativliste und die ICOMOS-Studie und die österreichische Tentativliste Filling the Gaps (2005) Überblendet man nun die neun Kulturobjekte der österrei- Die UNESCO und ICOMOS haben auf die globalen Trends chischen Tentativliste über jene der (west-)europäischen reagiert und 2005 im Rahmen der Global Strategy zur Welterbe-Liste (Abb.7), so lässt sich konstatieren, dass Ös- Harmonisierung der Welterbe-Liste die Studie Filling the terreich zumeist stark repräsentierte Kultur-Subkategorien Gaps (Das Füllen der Lücken) herausgegeben (siehe ICO- beliefert: nämlich Historic Centre/Settlement (2), Religious MOS 2005). Darin wurde versucht, die bisher nur unter (3) und Cultural Landscape/Garden (2). Spannende Aus- Kultur zusammengefasste Übergruppe in Unterkategorien nahme ist die Konstellation der stark unterrepräsentierten zu zerlegen und die thematische Bandbreite zukünftiger Subkategorie Route/Trail. Hier bietet die österreichische Kulturnominierungen zu verbessern. Zugunsten einer Tentativliste ein Objekt an, welches damit aus der rein Komprimierung der Analyse hat der Verfasser dieses Gut- statistischen Analyse der Welterbe- und Tentativlisten für achtens 12 kulturelle Unterkategorien zusammengefasst. den (west-)europäischen Raum eine hohe Nominierungs- chance haben sollte: die Österreichische Eisenstraße. 1. Archaeological Rock Art Huminid Fossil 2. Building/Ensemble 3. Historic Centre/Settlement 4. Vernacular 5. Religious 6. Agricultural/Industrial/Technological 7. Military/Defense 8. Cultural Landscape/Garden 9. Route/Trail 10. Burial 11. Symbolic/Memorial 12. Modern

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Die zehn Kultur- und Naturnominierungen der österreichischen Tentativ- (also Warte-)liste: Objektname (offi ziell) Vorschlagsdatum Kategorie Abbey of Kremsmünster 01/08/1994 Culture Bregenzerwald (Bregenz Forest) 01/08/1994 C Cathedral of Gurk 01/08/1994 C Cultural Landscape of Innsbruck-Nordkette/ 23/01/2002 C Heiligenkreuz Abbey 01/08/1994 C Hochosterwitz Castle 01/08/1994 C Iron Trail with Erzberg and the old town of Steyr 23/01/2002 C National Park Hohe Tauern 11/02/2003 Nature Old part of Hall in Tirol 01/08/1994 C The City of Graz – Historic Centre and Schloss Eggenberg (extension to City of 08/02/2005 C Graz – Historic Centre)

Auf die kulturellen Subkategorien angewendet ergibt sich liste sehr genau profi lieren, was bisher nach dieser Analyse daraus folgendes Bild: jedoch kaum passiert ist. Österreich beliefert in seinem • dreimal Religious: Religiöse Bauten von Kremsmünster, (bisher bereits aufgenommenen und zukünftig geplanten) Gurk und Heiligenkreuz Nominierungsverhalten stark bis überproportional reprä- • zweimal Historic Centre/Settlement: Graz/Eggenberg sentierte Kultur-Subkategorien. Markante Ausnahme stellt (Erweiterung) und Hall/Tirol eben die Objektwahl der Österreichischen Eisenstraße dar, • zweimal Cultural Landscape: Bregenzer Wald, Inns- die als Route/Trail eindeutig eine besonders unterreprä- bruck/Nordkette/Karwendel sentierte kulturelle Sub-Kategorie darstellt. • einmal Military/Defense: Burg Hochosterwitz • eine Route/Trail: Iron Trail with Erzberg and the Damit kann aus dieser rein statistischen Analyse heraus old town of Steyr festgestellt werden, dass die potenzielle Nominierung ‚Ei- senstraße mit Steyr‘ das wohl erfolgversprechendste Kul- Zusammenfassung der tur-Objekt auf der österreichischen Tentativliste darstellt. österreichischen Perspektive Aus rein statistischer Auswertung heraus, sollte Österreich Österreich ist als relativ sehr kleines Land stark auf der seine Tentativliste korrigieren, überrepräsentierte Kultur- Welterbe-Liste vertreten (acht Objekte) und kann, wenn sparten herausnehmen, einige wenige Objekte profi lieren überhaupt, in Zukunft nur mehr mit sehr wenigen erfolg- und mehr Gewicht auf Natur- und Mixed-Nominierungen reichen Nominierungen rechnen; dies umso mehr, als es legen. Nur so kann eine zukünftige Nominierung (wenn sich in der Weltregion Europa und darin in der europäi- überhaupt noch) erfolgreich sein. Gerade die Österreichi- schen Sub-Region Westeuropa befi ndet, die beide sowohl sche Eisenstraße bietet sich, wie in der Folge herausgear- auf der Welterbe- als auch auf der Tentativliste stark über- beitet wird, als Mixed-Objekt (Kultur und Natur) an. repräsentiert sind. Damit muss Österreich seine Tentativ-

3. 2. Analyse der nominierten industriellen UNESCO-Weltkulturerbe-Stätten

Industrielles Weltkulturerbe als erbe-Objekte schneller wächst. Im Herbst 2007 gab es ins- unterrepräsentierte UNESCO-Kategorie gesamt 851 Objekte auf der Welterbe-Liste. Davon waren Die Kategorie ‚Industrielles Erbe‘ (wie auch Trail) ist eine lediglich 46 Objekte unter der Kultur-Kategorie Industrial unterrepräsentierte Kultur-Kategorie der UNESCO-Welt- Heritage geführt: das sind ca. 5 % der gesamten Liste. Die erbe-Liste (Abb.8). Diese Tendenz nimmt trotz weiterer große Mehrheit der Industrie-Objekte kommt dabei aus Industrie-Nominierungen zu, da die Gesamtzahl der Welt-

Die Österreichische Eisenstraße als UNESCO Weltkultur- und Naturerbe? – Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie 77 Schriftenreihe Nationalpark Kalkalpen Band 9 UNESCO-WELTKULTURERBE UND Teil I Teil II DIE EISENSTRASSE Teil III

Europa (32 von 46), darunter v.a. aus England (7). Die Die Erzabbau- und Verarbeitungsstätten am Erzberg (En- Welterbe-Liste ist 2008 erneut angewachsen. semble Oswaldirücken, Stollen) stellen keine typologi- schen und Industrie technischen Unikate dar. Differenzierung der industriellen Welterbe-Stätten: Maßstäbe • Lineares Industriedenkmal (4 Objekte) Um die potenzielle Nominierung der Österreichischen Ei- Je zwei der vier Linearen Industriedenkmäler (v.a. 19. senstraße und ihre Positionierung als Ensemble (Erzberg/ Jh.) sind Eisenbahnlinien bzw. Kanalsysteme (das kana- Eisenerz/Vordernberg), als Trail und Industrieerbe (= Ei- dische Schiffskanal-System Canal Rideau ist über 200 senstraße) besser einordnen zu können, wurden die 46 km lang und beinhaltet eine Brücke, Dämme, Gebäude schon nominierten Industrie-Objekte im ursprünglichen Etc.). Österreich ist mit der Semmering-Bahn (41 km Gutachten in eine Tabelle übernommen und hinsichtlich Länge) vertreten. Herkunft, Einschreibejahr, offi zieller Kurzbeschreibung, nominierter Zeitrahmen, Nutzung, Fläche (Kern- und Puf- Die Eisenstraße ist zwar durch lineare Transportwegesys- ferzone) und Einschreibekriterien differenziert. Hier wer- teme (Straßen, Flüsse, Eisenbahn) vernetzt, es existieren den die 46 Industrie-Objekte der Welterbe-Liste bezüglich aber kaum mehr überragende Objekte (wie z.B. das nicht ihres Objekt- und Themenumfangs in sieben Maßstabs- mehr erhaltene System der Holzrechen- oder Triftanlagen). gruppen unterteilt – in dieser Spanne (vom Einzeldenkmal Die gut erhaltene Erzbergbahn ist eine ingenieurstechni- zur Industrielandschaft) bewegt sich schließlich auch die sche Meisterleistung, steht aber allein schon im Maßstab Diskussion der potenziellen Eisenstraßen-Nominierung. deutlich hinter der (schon nominierten) Semmering-Bahn. Die meisten nominierten Industrie-Objekte (15) sind Ein- Allerdings sind verschiedene Nominierungsdefi nitionen zel- bzw. Ensemble-Objekte, zu den selteneren Maßstäben der Beispiele durchaus lehrreich für den kumulativen gehören u.a. Lineare Industriedenkmäler (4) und dezidiert Trail-Charakter der Eisenstraße. Darunter fällt auch die als solche ausgewiesene Industrie/Kulturlandschaften (6 nicht-industrielle Trail-Nominierung des Jakobsweges als Objekte): Pilgerweg.

• Einzelobjekt/Ensemble (15 Objekte) • Abbau/Minen (4 Objekte) • Lineares Industriedenkmal (4 Objekte) Vier Abbau- bzw. Minenkomplexe stehen auf der Welt- • Abbau/Minen (4 Objekte) erbe-Liste: Die Wielicka Salzmine in Polen (ab dem 13. • Ideale Industriesiedlung/-stadt (4 Objekte) Jh.), die römischen Goldminen Las Medulas in Spanien • Mine und Stadt (10 Objekte) (1./2. Jh. n. Chr.), die neolithischen Feuersteinminen in • Abbau/Verarbeitung mit Siedlung und Landschafts- Spiennes/Belgien und der Kohlenminen- und -verarbei- arealen (3 Objekte) tungs-Komplex der Zeche Zollverein in Essen/Deutsch- • Industrielandschaft (Industrial Landscape) (6 Objekte) land (20. Jh.).

Typen, Zeitspanne und Maßstab und Als eines der bedeutendsten Montandenkmäler Europas ihre Relevanz zur Eisenstraßen-Diskussion wäre der Erzberg als in sich geschlossener Erzabbau- und Verarbeitungskomplex (ohne die umliegenden Stadtstruk- • Einzelobjekt/Ensemble (15 Objekte) turen) nominierbar. Jedoch stellt er eine so prägnante his- Neben singulären Exotika (wie eine Radiostation oder torische Einheit mit seiner städtischen (zugleich relativ gut eine Druckerei) sind die meisten Objekte mit dem Me- erhaltenen) Umgebung dar, dass eine Einzelnominierung dium Wasser assoziiert (römisches Aquädukt, Schiffshe- des Erzberges nur als (einziger) Ausweg sinnvoll wäre. beanlage, Dampfpumpstation, Brücke). Zwei Objekte weisen Eisenwerke aus: die schwedischen Engelsberg • Ideale Industriesiedlung/-stadt (4 Objekte) (17./18. Jh.) und die deutschen Völklingen Vier industrielle Idealstädte des 18. – 20. Jh. befi nden Ironworks (19./20. Jh., Fläche 6 ha). Beide wurden v.a. sich auf der Welterbe-Liste, sind aber im Kontext Erz- aufgrund ihrer typologischen Objekteinzigartigkeit no- berg/Eisenstraße ohne relevante Vergleichbarkeit. miniert.

78 Die Österreichische Eisenstraße als UNESCO Weltkultur- und Naturerbe? – Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie Schriftenreihe Nationalpark Kalkalpen Band 9 UNESCO-WELTKULTURERBE UND Teil I Teil II DIE EISENSTRASSE Teil III

• Mine und Stadt (10 (Objekte) Die Betonung der landschaftsprägenden Komponente 10 ‚Mine und Stadt‘-Nominierungen fi nden sich auf der ist auch für die potenzielle Nominierung des Erzberges Welterbe-Liste. Sie betreffen den Abbau von Silber (4), oder der Erzberg-Landschaft relevant. Damit sind die um- Erzen (2), Kupfer (2), Gold (1) und Salpeter (1). Die liegenden Ensembles zwar wichtig, aber zweitrangig. An- nominierte Zeitspanne ist hier oftmals sehr lang ange- dere Städte und Objekte außerhalb einer dominierenden setzt (v.a. ab dem 16. Jh. bis ins 20. Jh.). Die Objekte Erzberg-Landschaft wären dann aber nicht inkludiert. befi nden sich entweder in Mittel- und Südamerika (6) oder in Europa (4). Die sicherlich relevanteste Ver- • Industrielandschaft (Industrial Landscape) gleichsnominierung zum Thema Erzabbau und Stadt (6 Objekte) (neben Bianska Stiavnica in der Slowakei) ist die deut- Den größten Maßstab industrieller Nominierungen sche Nominierung (1994) von ‚Erzmine Rammelsberg haben Industrielandschaften. Von ihnen fi nden sich und die Stadt Goslar‘ (in dieser Reihenfolge: zuerst die sechs Objekte auf der Welterbe-Liste, sie umfassen Kaf- Mine, dann die Stadt!). Der Komplex wird als in ganz fee- (Cuba), Wein- und Agave-Anbaulandschaften (Por- Zentraleuropa größte und älteste (10.-20. Jh.) Metall tugal und Mexiko) sowie drei montanistische Abbau-, produzierende, ingenieurstechnische Meisterleistung Produktions- und Kulturlandschaften: die Blanavon und weltweit einmalig erhaltene, abbautechnische und Industrial Landscape (Eisen- und Kohleabbau, Sied- politische Minen-Stadt-Einheit ausgewiesen. lungen, 18./19. Jh.), die Cornwall and West Devon Mi- ning Landscape (Kupfer- und Zinnabbau, Siedlungen, Die durchaus mögliche Nominierungseinheit ‚Erzberg mit 18./19. Jh.) (beide in England) und die Iwami Ginzan Eisenerz und Vordernberg‘ kann neben Rammelsberg/ Silver Mine and its Cultural Landscape (16. - 20. Jh.) Goslar ohne Probleme bestehen, da der deutsche Kom- in Japan. Ihr nominierter Maßstab der Kernzone variiert plex zwar über eine höhere Erhaltungsdichte der Mine von 4 km² (Iwami) bis zu 350 km² (Cornwall Mining und der Stadt verfügt, der Erzberg aber in seiner stufen- Landscape). Die deutsche Nominierung der Kulturland- pyramidalen Erscheinung einer bis heute aktuell kontinu- schaft Mittelrhein umfasst 272 km²! In diesem Kontext ierlichen Abbautätigkeit einzigartig ist und die technischen kommt der kumulative Denkmalcharakter (serial nomi- Denkmäler der Umgebung überaus bedeutend sind (Rad- nation) zum Tragen: Nicht mehr jedes einzelne Objekt werk IV, Erzbergbahn, Arbeitersiedlungen etc.). Dieser No- hat für sich Welterbe-Qualität, sondern die Kohärenz minierungsmaßstab ist sicherlich einer der relevantesten, aller vernetzten Teile als Gesamtheit. Besonders wich- er schließt andere Eisen-Städte (Leoben, Steyr) allerdings tig zu erwähnen ist, dass die Tendenz zu großfl ächigen ebenso aus wie alle anderen potenziellen Klein-Objekte Industrielandschafts-Nominierungen in den letzten Jah- auf der Eisenstraße selbst. ren zugenommen hat. Dies ist auch als eine verstärkte Motivation zur Nominierung netzwerkartiger, komplexer • Abbau/Verarbeitung mit Siedlung und Landschafts- Industrie- als Wirtschaftslandschaften zu interpretieren. arealen (3 Objekte) In diesem Segment landschaftsprägender Abbau-, Ver- Mit der seit 2005 etablierten Kategorie der Seriellen arbeitungs- und Siedlungskomplexe befi nden sich drei Nominierung zeichnet sich ein Nominierungstrend zur Objekte, wobei die englische Nominierung von Iron inhaltskomplexen Großmaßstäblichkeit ab: verzweigte, Bridge Gorge eine der frühesten (1986) und sicherlich nicht mehr notwendiger Weise komplett zusammenhän- weltweit bekanntesten industriellen UNESCO-Nominie- gende Cluster zu komplexen Industrielandschaften. Die rungen darstellt, wird sie doch als der Geburtsort der In- Kategorie Industrielandschaft ist in gewisser Weise (mit dustriellen Revolution tituliert. Als Vergleich zum Erzberg der Überlagerung der Charakteristik ‚Linearer Industrie- bietet sich aber mehr die schwedische Nominierung denkmäler’) die Richtlinie einer aus selektiven Einzeltei- (2001) der Mining Area of the Great Copper Mountain len bestehenden Nominierung (serial nomination) der in Falun (Zeitspanne 17. - 19. Jh.) an, die erstmals mit Österreichischen Eisenstraße. Ob in dieser Variante nun dem Namen Kupferberg sowohl die abbautechnische, nur die städtischen Eckpunkte um die Erzbergzone, oder als auch die landschaftlich-ästhetische Komponente mehrere Zwischenstationen als Einheit nominiert werden, (most striking feature of a landscape) betonte. Beson- gilt es noch zu klären. Die oftmals kritisierte Weitläufi gkeit ders die Nominierungskriterien sind interessant. ist damit kein Ausschlussgrund (mehr).

Die Österreichische Eisenstraße als UNESCO Weltkultur- und Naturerbe? – Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie 79 Schriftenreihe Nationalpark Kalkalpen Band 9 UNESCO-WELTKULTURERBE UND Teil I Teil II DIE EISENSTRASSE Teil III

3. 3. Kategorie, Maßstab, Schutzzone und Management nominierter Vergleichsobjekte 3. 3. 1. Einzeldenkmal – landschaftsprägendes Industrie-Ensemble

Mining Area of the Great Copper Mountain in Bedeutung. Dies betrifft öffentliche Institutionen ebenso Falun (Schweden) wie private und unternehmerische Objekte, regelt auch den Umgang mit cultural reserves und unterliegt der Das Gebiet des Großen Kupferberges in Falun (Abb.9) County Administration in Kombination mit dem Buil- wurde 2001 in die UNESCO-Weltkulturerbe-Liste aufge- ding and Planning Act (1987). Die gesamte Objektfl ä- nommen, unter den damals geltenden Kategorien site che wurde als eine series of areas of national interest (Einzeldenkmal) und als cultural landscape (Kulturland- erklärt. schaft). In dieser Kombination wird diese Nominierung • Planning and Building Act/Ordinance (1987/1997): Lo- als Vergleichsbeispiel für den potenziellen Nominierungs- kales Planungs- und Entwicklungsinstrument mit staatli- maßstab The iron ore mountain Erzberg herangezogen chem Einspruchsrecht zu nationalen Fragen. (siehe weiter unten). • National Heritage Board: übergeordnete Überwachung aller Kulturobjekte. • Geschichte und offi zielle Objektbeschreibung Die enorme Abbaustätte, bekannt unter dem Namen • Management (laut Information 2001) Great Pit in Falun, ist ein überwältigendes Zeugnis einer Besitz der nominierten Objekte ist aufgeteilt zwischen der (Industrie-)Landschaft der regionalen Kupferproduktion Stora Kopparbergs Berglags AG (die Falun-Mine, gema- seit dem 13. Jh. Der Abbau wurde 1992 eingestellt. Das nagt vom Dalarnas Museum in Falun), der Falun Muni- Objekt ist ein lebhaftes Zeugnis einer weltweit wichtigs- cipality und individuellen Besitzern von Gebäuden. 1998 ten, über Jahrhunderte aktiven Abbaulandschaft (mining wurde ein übergeordneter Entwicklungs- und Schutzplan areas). Die Nominierung umfasst den Großen Kupferberg für Falun (und auch für Zonen außerhalb) erarbeitet. Dazu (300 auf 350 Meter Fläche, 90 Meter tief) und verschie- wurde ein Konzept für ein Ekomuseum erstellt als gemein- dene Objekte um den Kopparbergslagen, wie die heute schaftliches Projekt der Gemeinde Falun, der Stora und begehbaren Förderschächte. Die Kernzone besteht aus ehrenamtlichen Vereinen. Ein umfassender Management der historischen Mine in Falun mit Übertage- und Un- Plan wurde explizit von ICOMOS nachgefordert! tertage-Objekten. Andere Baudenkmäler sind Hochöfen, Wassersysteme, Teiche, Kanäle und die alte Arbeitersied- • Statement of Signifi cance (2001) lung. Darüber hinaus gibt es eine spezifi sche Landschaft „The Great Copper Mountain and its cultural landscape aus Schlackenbergen und Hochöfen nördlich der Mine. at Falun graphically illustrate one of the most signifi cant Dazu kommen die im Schachbrettmuster angelegte Plan- areas of mining and metals production. Mining ceased stadt Falun aus dem 17. Jh. mit erhaltenen Holzhäusern, at the end of the 20th century, but over many centuries it vier Zonen von Free Miner Landscapes und Überreste had exerted a strong infl uence on the technological, eco- der Transportwege in die norwegische Minenstadt Roros nomic, social, and political development of and (ebenfalls zum UNESCO-Welterbe nominiert). Europe. The history of the mining industry can be seen in the abundant industrial and domestic remains cha- • Schutz (laut Information von 2001) racteristic of this industry that still survives in the natural Die nominierten Objekte sind aufgrund der schwedischen landscape around Falun which has been moulded and Gesetzeslage zu Kultur- und Umweltschutz geschützt, transformed by human ingenuity and resourcefulness.” dazu zählen: • The Cultural Monuments Act (1988/1996): ausgewiese- Einschreibungskriterien (ii)(iii)(v) ner Denkmalschutz, Interventionen bedürfen der Au- Criterion (ii): Copper mining at Falun was infl uenced by thorisation des National Heritage Board. German technology, but this was to become the major • The Environmental Code (1997): Raumplanungsinstru- producer of copper in the 17th century and exercised a ment zu Land- und Wassernutzung in ihrer kulturellen

80 Die Österreichische Eisenstraße als UNESCO Weltkultur- und Naturerbe? – Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie Schriftenreihe Nationalpark Kalkalpen Band 9 UNESCO-WELTKULTURERBE UND Teil I Teil II DIE EISENSTRASSE Teil III

profound infl uence on mining technology in all parts of Criterion (v): The successive stages in the economic and the world for two centuries. social evolution of the copper industry in the Falun region, from a form of “cottage industry” to full industrial pro- Criterion (iii): The entire Falun landscape is dominated duction, can be seen in the abundant industrial, urban, by the remains of copper mining and production, which and domestic remains characteristic of this industry that began as early as the 9th century and came to an end in still survive. the closing years of the 20th century.

3. 3. 2. Abbauareal und Stadt (im Zusammenhang)

Mines of Rammelsberg and Historic Town of Gos- • Abgrenzungen, Kern- und Pufferzonen lar (Niedersachsen, Deutschland) (Information von 2005 Periodic Reporting) Die Nominierung ‚Erzminen von Rammelsberg und die Die Abgrenzungen sind adäquat, Pufferzonen wurden von historische Stadt Goslar‘ (Abb.10) wurde 1992 in die ICOMOS als nicht notwendig erachtet, da die relevanten UNESCO-Weltkulturerbe-Liste aufgenommen. Diese No- Areale von Landschaftsgebieten geschützt sind. Das ge- minierung wird als Vergleichsbeispiel für den potenziellen samte Stadtzentrum von Goslar und die Minen von Ram- Nominierungsmaßstab The iron ore mountain Erzberg melsberg stehen unter Denkmalschutz nach Niedersäch- and the historic towns of Eisenerz and Vordernberg he- sischem Ensembleschutz (Neubau- Veränderungs- und rangezogen (siehe weiter unten). Abrissschutz im visuellen Kontext des Objektes). Südlich der Stadt befi ndet sich seit 1966 eine große Naturschutz- • Geschichte und offi zielle Objektbeschreibung zone. Der Niedersächsische Denkmalschutz umfasst das Die Erzminen von Rammelsberg liegen einen Kilometer nominierte Areal, zusätzlicher Schutz besteht für den Sta- südöstlich der Stadt Goslar im Harzgebirge. Sie waren der tus einer Kulturlandschaft (Landschaftsschutzgebiet). Standort von Metallverarbeitung (Silber, Kupfer, Blei, Zink und Gold) seit dem 3. Jh. v. Chr. Die ersten gesicherten • Management (laut Information von 2005 Peri- Zeugnisse erwähnen Rammelsberg im 11. Jh. Die Silber- odic Reporting) vorkommen waren wichtige Ressourcen von Heinrich Es existiert keine Steuerungsgruppe. Ein Management II, der in Goslar seine erste Reichsversammlung abhielt. System wurde auf der Basis existierender Strukturen er- Die Stadt wuchs mit Minen und Verarbeitungsbetrieben, arbeitet: Der Stadtrat und die Stadtverwaltung von Gos- Handelsniederlassungen und einer mittelalterlichen Stadt- lar sind verantwortlich für das Welterbe-Management in struktur aus Befestigungsanlagen, Kirchen, öffentlichen enger Kooperation mit dem Minenmuseum Rammels- Gebäuden und Herrenhäusern zur Kaiserresidenz und berg (zu 96 % in Besitz der Stadt). Der Bürgermeister wichtigen Hansestadt mit ihrem Höhepunkt um 1450. Gos- ist Mitglied des Aufsichtsrates, es gibt keinen site mana- lar spielte in der weiteren politischen (später preußischen) ger, aber einen Direktor und 13 Mitarbeiter. Persönliche Geschichte eine sehr wichtige Rolle. Die Abbau- und Ver- Information nach Direktor Dipl.-Kfm. Jahns (2007): „Die arbeitungsbetriebe wurden 1988 geschlossen. Die erhalte- Entwicklung speziell des Welterbes Rammelsberg ist ge- nen montanhistorischen Zeugnisse sind außergewöhnlich: prägt von einem stetigen Ausbau des ehemaligen Erz- Abraumhalden ab den 10. Jh. und ihre Produktionsanla- bergwerkes seit Schließung 1988. Es wurde zunächst als gen, ein Tunnel- und Förderstollensystem, Wasserräder, reines Besucherbergwerk weitergeführt und inzwischen Schäfte, Industrieanlagen und Arbeitersiedlungen des 19. zu einem international bedeutenden Museum und Be- und 20. Jh. Die authentisch erhaltene Stadt- und Gebäu- sucherbergwerk ausgebaut. Gleichzeitig entwickelten sich destruktur von Goslar spiegelt den Handelswohlstand und die Besucherzahlen auf ein Niveau von ca. 100.000 Perso- die politische Relevanz wider: Kirchen, Paläste, Brunnen, nen jährlich. Die Träger des Weltkulturerbe-Objektes sind Marktanlagen, Herrenhäuser, ein Spital, Fachwerkhäuser gesellschaftsrechtlich hauptsächlich die Stadt Goslar und und im Allgemeinen gotische, Renaissance zeitliche und einige Klein-Gesellschafter. Die fi nanziellen Träger sind barocke Gebäude hoher Qualität. einerseits die Stadt Goslar, andererseits und hauptsäch- lich das Land Niedersachsen. Beide Einrichtungen tragen

Die Österreichische Eisenstraße als UNESCO Weltkultur- und Naturerbe? – Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie 81 Schriftenreihe Nationalpark Kalkalpen Band 9 UNESCO-WELTKULTURERBE UND Teil I Teil II DIE EISENSTRASSE Teil III

etwa die Hälfte des operativen Budgets, die andere Hälfte Criterion (iv): The extensive medieval mining and me- wird durch Besucher-Eintritte und Veranstaltungen ein- tallurgical area and the administrative and commercial genommen. Ein zusätzliches, großes fi nanzielles Thema settlement that grew up alongside it is a very characteris- ist die laufende Denkmalpfl ege und Instandsetzung; hier tic form of urban-industrial ensemble which has its most müssen große Projekte mit jeweils neuen Förderern durch complete and best preserved expression in Europe at Bund, Land und diverse Stiftungen zusammengestellt wer- Rammelsberg-Goslar. den. Eine gute Voraussetzung für das Welterbe Rammels- berg/Goslar ist das touristische Umfeld, in dem sich der • Erweiterung ‚Oberharzer Wasserregal‘ (2008) Harz befi ndet, wodurch ein gewisses Grundkontingent an Für 2008 plant Deutschland die Welterbe-Nominierung optionalen Besuchern gegeben ist.“ Rammelsberg/Goslar mit dem ‚Oberharzer Wasserregal‘ zu erweitern. Informationen zum Erweiterungsantrag wa- • Einschreibungskriterien (i)(iv) ren noch nicht öffentlich zugänglich. Das Kulturdenkmal Criterion (i): As the largest and longest-lived mining and Oberharzer Wasserregal ist ein weitläufi ges System von 65 metallurgical complex in the central European metal-pro- Teichen, 70 km Gräben (künstliche Bachläufe) und 20 km ducing region whose role was paramount in the economy Wasserläufen (wasserführende Stollen) zur Nutzung der of Europe for many centuries, Rammelsberg-Goslar, like Wasserkraft und damit eines der großartigsten Zeugnisse the Ironbridge Gorge (U.K.), included on the World He- des europäischen Bergbaus aus der Zeit von 1534 bis ritage List in 1986, can with justice be considered to be a 1864. masterpiece of the creative genius of man.

3. 3. 3. Netzwerk/Kulturlandschaft: Objekte-Zonen-Städte (serielle Nominierungen)

Die folgenden Vergleichsbeispiele werden sowohl für den Montanregion Erzgebirge potenziellen Nominierungsmaßstab Iron Trail: Iron Ore- (Deutschland/Tschechien, in Vorbereitung) Landscape Erzberg and the historic town of Steyr als auch für den Maßstab einer gemischten Einreichung Erzberg Die geplante, transnationale Nominierung ‚Montanregion and the Iron Trail (Eisenwurzen) (Prototyp einer dezentral Erzgebirge’ (Abb.11–13) ist das einer Eisenstraßen-Nomi- organisierten Eisen-Wirtschaftslandschaft) herangezogen nierung am nächsten liegende Projekt. Es defi niert sich (siehe weiter unten). Die Menge der miteinbezogenen als eine ganze Montanregion (eines Einzugsgebietes von Objekte kann hier variieren zwischen wenigen Städten ca. 50 km Nord-Süd und 150 km West-Ost, vergleichbar (nur Steyr, oder Steyr/Waidhofen/Leoben) oder eben mit mit der Eisenstraße), die durch serielle, räumlich vonei- all diesen und ausgewählten Einzelobjekten und Ensemb- nander getrennte Einzelobjekte unterschiedlicher Größe les auf der Eisenstraße selbst. (von Stadt über Mine, Verarbeitungsensemble und Ein- zeldenkmal) verbunden ist. Diese Kategorie Kultur/Mon- Drei Welterbe-Projekte werden vorgestellt: tanlandschaft als serielle Nominierung ist erst seit der No- • Montanregion Erzgebirge (Deutschland/Tschechien, in vellierung der Operational Guidelines von 2005 möglich Vorbereitung) geworden. • Cornwall and West Devon Mining Landscape (England, 2005) • Vorgeschichte und Projektverlauf • Iwami Ginzan Silver Mine and its Cultural Landscape Das Welterbe-Projekt Montanregion Erzgebirge wurde als (Japan, 2007) Kulturlandschaftsprojekt 1998 von der BRD auf Antrag des Freistaates Sachsen in die deutsche Tentativliste für die Aufnahme in das Welterbe der UNESCO aufgenommen. Dazu wurde im Jahre 2000 die Arbeitsgruppe Montanre- gion Erzgebirge gegründet, zu deren Mitgliedern Vertreter von Ministerien, Denkmalbehörden und externe Fach-

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leute berufen wurden. 2001 wurde eine Machbarkeits- Erschließbarkeit etc.) erfasst und für eine etwaige zukünf- studie durch das Institut für Wissenschafts- und Technik- tige Auswahl zum UNESCO-Weltkulturerbe in die Daten- geschichte (IWTG) der TU Bergakademie Freiberg unter bank eingespeist. der Leitung von Prof. Dr. Helmuth Albrecht erarbeitet, die die Welterbe-Eignung, eine etwaige Objektauswahl und • (Inter)nationale Vernetzung – Empfehlungen zur inhaltlichen wie organisatorischen Öffentlichkeitsarbeit Projektumsetzung beinhaltete. Diese Studie ergab die Parallel zu den Bemühungen auf deutscher Seite wer- Eignung der Region zum Weltkulturerbe als ‚noch nicht den bilaterale Kontakte zu den tschechischen Instanzen abgeschlossene Kulturlandschaft‘ und empfahl die Nomi- aufgebaut. Das Ergebnis der tschechischen Seite wurde nierung in Zusammenarbeit mit der Tschechischen Repu- 2006 vorgelegt und schlug insgesamt sechs Objekte vor, blik. 2006 wurde eine vorläufi ge Liste von insgesamt 33 deren genauere Erfassung begonnen werden soll. Zur Objekten/Ensembles nach UNESCO-Welterbe-Richtlinien nationalen und internationalen Vernetzung zum Thema präsentiert und den zuständigen Gebietskörperschaften vergleichbarerer Kulturlandschafts- und Welterbe-Projekte zur Akzeptanz-Diskussion und Prüfung für etwaige Stadt- ist auch der UNESCO-Lehrstuhl für Interkulturelle Studien ratsbeschlüsse vorgelegt. 2002 wurden mit der Unterstüt- an der BTU Cottbus eingebunden. Im Sommer 2009 soll zung des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung in Freiberg unter der Leitung von Prof. Albrecht der XIV. (EFRE) und der EU-Gemeinschaftsinitiative INTERREG III Internationale Kongress des Komitees für die Erhaltung A weitere Studien zu wirtschaftlichen wie touristischen des Industriellen Erbes (TICCIH) mit dem Thema Indus- Auswirkungen und der Nachweis der regionalen Projekt- trial Heritage, Economy and Ecology stattfi nden, an dem unterstützung erbracht. sich der Förderverein Montanregion Erzgebirge mit einem eigenen Symposium beteiligen wird. Die wissenschaftlich- • Stakeholder Teilnehmer akademische Forschung zum Thema Erzgebirge wurde Darüber hinaus wurde im Juni 2003 in Freiberg auf Ini- intensiv gefördert, Kooperationsprojekte, Diplomarbeiten tiative des Regionalmanagements Erzgebirge, der SAXO- etc. angeregt. Zum Thema Öffentlichkeitsarbeit initiierte NIA Standortentwicklungs- und -verwaltungsgesellschaft der Förderverein zahlreiche Informationsveranstaltungen mbH und des IWTG der TU Bergakademie Freiberg der in der Region für politische Vertreter, Bürgerforen, Vereine Förderverein Montanregion Erzgebirge e.V. mit der Ziel- etc. Zum Verlauf des Projektes unter: www.montanregion- setzung gegründet, das Welterbe-Projekt Montanregion erzgebirge.de (Zugriff 11/2008). Erzgebirge ideell und materiell zu fördern sowie für die- ses Projekt in der Region zu werben. Dazu schlossen sich • Nominierungsmaßstab und 2005 die drei betroffenen Landkreise sowie zehn Städte UNESCO-Welterbe-Kriterien zum Schlüsselthema Regionalmanagement Erzgebirge zu- Das Welterbe-Projekt Montanregion Erzgebirge verortet sammen und für das Regionalmanagement die SAXONIA sich im Rahmen der UNESCO-Welterbe-Richtlinien und Standortentwicklungs- und -verwaltungsgesellschaft mbH -Kategorien als transnationale, fortbestehende Kulturland- in Freiberg beauftragt. Der gegründete Verein begann schaft mit insgesamt ca. 39 Objekt- bzw. Ensemblegruppen die erforderliche Objektdokumentation. Im Rahmen des diesseits und jenseits der deutsch-tschechischen Grenze EU-Förderprogramms LEADER+ wurde dafür die LEADER- und wendet für seinen intendierten Netzwerkcharakter Region Osterzgebirge als Pilotregion zur Entwicklung ei- die UNESCO-Kriterien für serielle Nominierungen an. Die nes geoinformationsgestützten Datenbanksystems zur formulierten Kriterien (outstanding universal value): Erfassung der Objekte und Ensembles unter dem Namen MontE ausgewählt. Das sächsische Landesdenkmalamt (ii) Die Montanregion Erzgebirge stellt für einen Zeitab- sowie das Landesamt für Umwelt und Geologie stellten schnitt und in einem Kulturgebiet der Erde einen bedeu- als Projektpartner ihre Daten zu den von ihnen erfassten tenden Schnittpunkt menschlicher Werte in Bezug auf Kulturdenkmalen bzw. Geo- und Biotopen sowie Natur- Entwicklung der Architektur, der Technik, des Städtebaus und Landschaftsschutzgebieten zur Verfügung. In drei und der Landschaftsgestaltung dar. Teilprojekten wurden zwischen 2004 und 2007 in der Re- gion Osterzgebirge mehr als 400 Einzelobjekte mitsamt (iii) Die Montanregion Erzgebirge stellt ein einzigartiges ihren infrastrukturellen Zusatzinformationen (touristische oder zumindest außergewöhnliches Zeugnis einer kultu-

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rellen Tradition dar, die bis heute in der Region weiterhin übergeordnete Kategorie der (Abbau industriellen, zum lebendig ist. Teil noch nicht abgeschlossenen, daher) sich weiter ent- wickelnden Kulturlandschaft, der zeitliche Umfang (vom (iv) Die Montanregion Erzgebirge bildet ein hervorragen- Mittelalter bis in die unmittelbare Gegenwart), die fa- des Beispiel für einen Typus von Gebäuden, architektoni- cettenhafte und serielle Objekt- und Ensembleauswahl schen und technologischen Ensembles und Landschaften, (Abbaufl ächen, Stollen, Arbeitersiedlungen, Altstädte, die bis heute einen bedeutsamen Abschnitt der Mensch- Herrenhäuser, assoziierte Kunst und tradiertes Brauch- heitsgeschichte versinnbildlichen. tum etc.) als auch der Flächen-Maßstab sind erstaunlich ähnlich. Dadurch entsteht eine gewisse Konkurrenzsitu- (vi) Die Montanregion Erzgebirge ist in unmittelbarer und ation zum österreichischen Objekt Eisenstraße. erkennbarer Weise mit künstlerischen, literarischen und wissenschaftlichen Werken von außergewöhnlicher uni- • Vorteil Erzberg/Eisenstraße: Highlights, land- verseller Bedeutung verknüpft. schaftliche Qualitäten, potenzielle Einheit von Kultur- und Naturschutz • Objekte und Facetten Erzgebirge-Region Die deutsche Studie nennt keine mit der Montanre- 1. Über- und untertägige Montandenkmale gion Erzgebirge vergleichbaren industriellen Kultur- Bergwerks- und Hüttenanlagen der (vor-)industriellen landschaften. Bei einem genaueren Vergleich erscheint Zeit, Schächte, Förderanlagen, Mundlöcher, historische das österreichische Projekt Eisenstraße inhaltlich be- Maschinen und Anlagen etc. deutender. Sowohl der Erzberg selbst als vielleicht 2. Montanlandschaften einschließlich der vom Montanwe- monumentalstes, sicher aber in seiner Lage und Aus- sen geprägten oder mit ihm verbundenen Fauna und prägung einzigartiges Industriedenkmal Mitteleuropas, Flora, Biotope und Geotope, Halden, Teiche, Gräben, als auch eine überragend gut erhaltende Altstadt wie geologische und mineralogische Sammlungen etc. Steyr und die heute noch bestehende, beeindruckende 3. Bergsiedlungen und Bergstätte einschließlich der vom Eisenindustrie (u.a. mit den voll im Betrieb stehenden Montanwesen geprägten Bauwerke, Bergarbeiterhäu- Förder- und Produktionsstätten der VOEST am Erzberg ser und -siedlungen, Bergstädte, archäologische Stät- und in Donawitz), zeichnen das österreichische Projekt ten, Profan- und Sakralbauten (Rathäuser, Bürgerhäu- aus. Damit sollte dieser zeitgenössisch-kontinuierliche ser, Herrenhäuser) etc. Industrieprozess bei einer österreichischen Nominie- 4. Kunst, Kunsthandwerk, Musik und Literatur rung nicht als Hemmschuh, sondern gerade als Quali- 5. Volkskunst und Brauchtum tätsmerkmal einer fortbestehenden Industrielandschaft 6. Bildung, Wissenschaft, Technik und Landespolitik herausgearbeitet werden. Weiters einzigartig ist die 7. Wirtschafts- und Infrastrukturentwicklung naturräumliche Schönheit und die Dichte der Natur- Montanwesen-Infrastruktur: Straßen-, Brücken- und Ka- schutzräume (bis zu den zwei Nationalparks Gesäuse nalbauten, historische Entwicklungslinien vom Montan- und Kalkalpen), die eine Bewerbung der Österreichi- eisen zur modernen Industrieentwicklung Sachsens schen Eisenstraße evtl. auch in einer Gleichgewichtung zwischen Kultur und Natur (Kategorie Mixed) hervorhe- Kommentar zur Realisierungsstudie Montanre- ben könnten. gion Erzgebirge in Relation zum österreichischen Projekt Steirischer Erzberg und Österreichische • Vorteil Montanregion Erzgebirge: Organisation, Eisenstraße Systematik, politischer Wille, breite Vernetzung, transnationale Ausrichtung • Ähnlichkeiten: Kategorie, zeitlicher und geogra- Bei einer von außen analysierten Beurteilung der bei- phischer Umfang, Objekte und Maßstab den Projekte fällt die systematischere und breitere Im Vergleich zu anderen schon nominierten und zur (parallel wissenschaftliche, öffentlichkeitswirksamere, Nominierung vorgeschlagenen Welterbe-Stätten ist das regionalpolitisch weitaus entschiedener mitgetragene) deutsch-tschechische Projekt Montanregion Erzgebirge Organisationsstruktur des deutschen Projektes auf sicherlich das dem österreichischen Erzberg-Eisenstraße- (Universitäts- und Vereinsverbund, gezielt in Richtung Projekt weltweit am nächsten liegende. Sowohl die Nominierung eingesetzte LEADER- und INTERREG-

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Entwicklungsgelder, regionalpolitische Projektunter- und West Devon der Industriellen Revolution im übrigen stützung). Der deutsche Teil des Erzgebirge-Projektes England beisteuerten und des fundamentalen Einfl usses, liegt (administrativ effi zienter) lediglich in einem Bun- diese Region auf den Rest der Welt ausübte. Cornish desland (Sachsen), während das österreichische Projekt technology umfasste Maschinen, Maschinenhäuser und bisher eindeutig an den internen Bundeslandgrenzen Abbau-Equipment und wurde in die ganze Welt exportiert. und deren politischen, von der Regionalentwicklung Cornwall und West Devon waren die Zentren der Minen- und bis zur Tourismusvermarktung separat forcierten Abbau-Technologie. Als hier der Abbaubetrieb in den Imperativen gescheitert ist. Als Vorteil für das deutsche 1860er Jahren abnahm, emigrierten viele Arbeitskräfte ins Projekt erweist sich auch die von der UNESCO dezidiert Ausland und lebten in Minen-Gemeinden nach Cornwall- unterstützte transnationale Ausrichtung, obwohl diese scher Tradition, z.B. in Südafrika, Australien, Zentral- und in genauerer Betrachtung der nominierungsrelevanten Südamerika, wo noch heute Cornwallsche Maschinenhäu- Objektverteilung (33 in Deutschland, 6 in Tschechien) ser existieren. Der sich weit erstreckende Maßstab konzen- mehr aus nominierungstaktischen als aus wirklich in- triert sich auf die authentischsten und historisch wichtigs- haltlich notwendigen Überlegungen heraus defi niert ten Komponenten der Cornwall and West Devon Mining scheint: Die deutsche Projektseite der Montanregion Landscape von 1700 bis 1914. Das Areal hat 19,808 ha (ca. Erzgebirge könnte an sich auch alleine nominiert wer- 200 km²) und weist keine Pufferzone aus. Es umfasst zehn den, die tschechische Seite ist noch unentschlossen. Ein historische, von einander räumlich getrennte(!) Kernzo- gewisser Nachteil für das Land Sachsen (und damit ein- nen, die in ihrer montanhistorischen Identität eine Einheit hergehend mit einer zeitlichen Verzögerung der Erzge- bilden, verschiedene (technologische wie soziale) Facet- birge-Nominierung) könnte die drohende Aberkennung ten zum Oberthema Erzabbau-Landschaft beitragen und des UNESCO-Weltkulturerbe-Status der Dresdener Elb- z.T. als relic landscape (abgeschlossene Landschaft – kein Auenlandschaft sein. aktiver Abbau mehr) beschrieben werden. Essenziell im historisch kohärenten Präsentationskonzept ist auch das Cornwall and West Devon Mining Transportsystem aus Zugstrecken und (Wasser-)Straßen. Landscape (England, 2005) • Schutz Die Nominierung Cornwall and West Devon Mining Das nominierte Gebiet gehört sowohl öffentlichen als auch Landscape (Abb.14–18) wurde 2005 in die UNESCO- privaten Organisationen und ehrenamtlichen Institutionen. Weltkulturerbe-Liste aufgenommen, unter der damals gel- Die Mehrheit ist in der Hand von kleinen Privatbesitzern. tenden Kategorien site (Einzeldenkmal) und als cultural In England ist Weltkulturerbe (wie auch in Österreich) landscape (Kulturlandschaft). bisher nicht in Planungsgesetze integriert. Einzelobjekte des Weltkulturerbe-Gebietes sind durch eine Reihe von In dieser Kombination wird diese Nominierung als Ver- Ausweisungen und lokalen Verordnungen geschützt. Die gleichsbeispiel für den potenziellen Nominierungsmaß- meisten Einzelobjekte stehen unter Schutz, während stab Erzberg and the Iron Trail (Eisenwurzen) (Prototyp weite Teile der Kulturlandschaft keinen Schutzstatus be- einer dezentral organisierten Eisen-Wirtschaftslandschaft) sitzen. Teile der Landschaft (6 %) sind Kandidaten für das herangezogen (siehe weiter unten). Programm European Special Areas of Protection und 26 Objekte sind unter dem Titel Sites of Special Scientifi c In- • Geschichte und offi zielle Objektbeschreibung terest aufgrund ihrer geologischen Relevanz ausgewiesen. Die Landschaft von Cornwall und West Devon entstand Alle diese Instrumente gewähren einen indirekten Schutz größtenteils im 18. und 19 Jahrhundert als Resultat des für Kulturobjekte im designierten Gebiet und verhindern schnellen Ausbaus des pionierhaften Kupfer- und Zinnab- so gewisse (schädliche) Entwicklungsvorhaben. baus. Ihre tiefen Untertage-Minen, Häfen, Schmelzanlagen, Neustädte, Gewerbegebiete und anschließenden Indust- • Management rien verdeutlichen die bedeutsame industrielle Innovati- Ein umfassender Management Plan wurde zum Schutz onsgeschichte einer Region des 19. Jhs., von der aus zwei der großen, fragmentierten und sehr unterschiedlichen Drittel des weltweiten Kupferbedarfs gedeckt wurden. Be- Zonen erarbeitet. Er listet Schutz-Verordnungen (poli- deutsame Relikte sind Zeugen des Anteils, den Cornwall cies) auf. Das Netzwerk besteht aus 73 stakeholder or-

Die Österreichische Eisenstraße als UNESCO Weltkultur- und Naturerbe? – Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie 85 Schriftenreihe Nationalpark Kalkalpen Band 9 UNESCO-WELTKULTURERBE UND Teil I Teil II DIE EISENSTRASSE Teil III

ganizations, etablierten sechs Zuständigkeitsgruppen der • The remains of mines, engines houses foundries, new Regionalverwaltungseinheiten (district councils) und zwei planned towns, villages, smallholdings, ports, harbors, Themengruppen (thematic panels) als Richtlinie für die railways, canals, and tramways together are testimony, Nominierung. Eine Arbeitsgruppe von Repräsentanten in an inter-linked and highly legible way the energy, to wichtiger staatlicher und nicht-staatlicher Organisationen the sophistication and success of early, large-scale, in- wurde eingerichtet, bis eine staatlich-koordinierte Nach- dustrialized, non-ferrous mining. folgerinstitution aufgebaut sein wird. Essenziell sind die lo- • The survival of Cornish engine houses in Spain, Me- kalen Koordinationseinrichtungen (site offi ces) in den no- xico, South Africa and Australia refl ects the migration of minierten Gebieten zur Durchführung des Management Cornish miners from the 1820s, and particularly in the Plans. Diese Einrichtungen bestehen aus einem vollzeitli- 1860s and 1870s, to mines around the world. chen Site-Co-ordinator und Research Offi cer und einem halbzeitlichen Team zur Erstellung der Pläne historischer • Einschreibungskriterien (ii)(iii)(iv) Landschaften. Sie erhalten umfassende Informationen zu Criterion (ii): The development of industrialized mining in Planungseinheiten der Provinzverwaltung und zum Denk- Cornwall and West Devon between 1700 and 1914, and malamt (English Heritage). Beiträge zur Durchführung particularly the innovative use of the steam engine, led to des Management Plans kommen von unterschiedlichen the evolution of an industrialized society manifest in the Partnern wie dem Denkmalamt, dem National Trust und transformation of the landscape through the creation of dem europäischen Regionalentwicklungsfond. new towns and villages, smallholdings, railways, canals, docks and ports, and this had a profound impact on the • Evaluierung growth of industrialization in the United Kingdom and Die Evaluierungseinheit (ICOMOS) streicht bei ihrer Be- then on industrialized mining around the world. ICOMOS gutachtung die eindrucksvolle Erarbeitung von Bauaufnah- considers that the property meets this criterion. men, Inventaren und v.a. eines GIS-Systems zur Erfassung des weiten Gebietes heraus. Lücken im v.a. landschaftli- Criterion (iii): The extent and scope of the remains of cop- chen Schutzsystem werden erwähnt. In einer risk analysis per and tin mining, and the associated transformation of werden potenzielle Gefahren für das nominierte Gebiet the urban and rural landscapes, including the now dis- ausgewiesen: Bauentwicklung (development), Umwand- tinctive plant communities of waste and spoil heaps and lung (conversion), weitere Abbaunutzung (wo schädlich, estuarine areas, presents a vivid and legible testimony resumption of mining), Schad- bzw. Reststoffl ager (waste to the success of Cornish and West Devon industrialized heaps) und Landwirtschaft (farming activities). IUCN mining when the area dominated the world’s output of evaluierte die Naturschutzzonen (37 % des Gebietes copper, tin and arsenic. ICOMOS considers that the pro- als Area of Outstanding Natural Beauty, Kategorie 5) perty meets this criterion. und erwähnte spezifi sch im Schadstoff- bzw. Abbauareal entwickelte Pfl anzen- und Tiergattungen. IUCN lobte die Criterion (iv): The mining landscape of Cornwall and West umfassende Würdigung der Naturcharakteristika im No- Devon, and particularly its characteristic engine houses minierungsgebiet. and steam engines, as a technological ensemble in a landscape, refl ect the substantial contribution the area • Outstanding universal value: made to the industrial revolution and formative changes General Statement in mining practices around the world. • Between 1700 and 1814, the industrialization of non-fer- rous mining in Cornwall and West Devon transformed • Empfehlung im Einreichungsprozess the landscape and the structure of society and contribu- Es wurde von ICOMOS und IUCN empfohlen, die Nomi- ted substantially to the development of an industrialized nierung der State Party zurückzuweisen (referral) um die economy in Britain and around the world. • Zonen klarer zu defi nieren und zu profi lieren, nicht zu- • The mines of Cornwall and West Devon, through the letzt auch aufgrund der starken baulichen Entwicklungs- development and use of steam technology, became gefahr der Region proponents of industrialized mining processes that had • Schutzregelungen genauer zu verankern a profound effect on mining around the world.

86 Die Österreichische Eisenstraße als UNESCO Weltkultur- und Naturerbe? – Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie Schriftenreihe Nationalpark Kalkalpen Band 9 UNESCO-WELTKULTURERBE UND Teil I Teil II DIE EISENSTRASSE Teil III

• Klärung des Artenschutzes im Kontext hochkontami- setzung dieser Nominierung und ihres Nachbearbeitungs- nierter Böden und Bauwerke zu ermöglichen. auftrages von ICOMOS wird hier allerdings nicht näher darauf eingegangen. Interessant für die Eisenstraße ist Iwami Ginzan Silver Mine and its aber ihr explizit neu formulierter Aspekt einer dezidierten Cultural Landscape (Japan, 2007) Serial Nomination für eine industrielle Kulturlandschaft (Abb.19), wie sie implizit auch schon die englische No- Als weiteres Beispiel einer industriellen Kulturlandschaft minierung Cornwall and West Devon Mining Landscape wird die erst kürzlich aufgenommene Nominierung der (siehe oben) dominierte. Auch die japanische Einreichung Iwami Ginzan Silver Mine and its Cultural Landscape in wurde nur unter der Bedingung einer weiteren Spezifi zie- das vorliegende Gutachten aufgenommen. Aufgrund der rung der Management- und Schutzbedingungen aufge- mehrheitlich archäologisch ausgerichteten Schwerpunkt- nommen.

3. 3. 4. Aspekte von linearen Nominierungen (Routes, Straßen, Kanäle)

Eine großmaßstäbliche Diskussion der Eisenstraße (also und Dörfer mit über 1.800 Pilger-assoziierten Gebäuden nicht der Option einer konzentrierten Nominierung mit (Kirchen, Herbergen, Klöster, Spitäler etc.) nominiert. Als ausschließlich dem Erzberg oder dem Erzberg mit Eisen- Pufferzone wurden je 30 Meter zu beiden Seiten des erz und Vordernberg) muss sich aufgrund der netzartigen Weges festgelegt. 10 % der Route wurden 1993 als nicht Verzweigtheit der Eisenstraße zwangsläufi g mit dem As- mehr existent ausgewiesen (Straßenüberbauungen etc.). pekt der Linearität und der Möglichkeit ihrer Nominier- Interessant für die Eisenstraßen-Diskussion ist der Aspekt, barkeit (Stichwort Kern-, Übergangs- und Pufferzonen) dass auch bei dieser UNESCO-Nominierung nicht aus- beschäftigen. Drei lineare Nominierungen zum UNESCO- schließlich auf materiellen Wert, sondern auch immateri- Weltkulturerbe sollen hier kurz erwähnt und ihre planliche elle, bis heute identifi katorisch und assoziativ andauernde Aufbereitung dargestellt werden: Werte erwähnt wurden. Was der Pilgerweg als v.a. religi- öse Kommunikationsroute war und ist, ist die Eisenstraße • Route of Santiago de Compostella (Spanien, 1993) als assoziativer Begriff einer ganzen Region mitsamt ihren • Canal du Midi (Frankreich, 1996) Einwohnern in Österreich. Schon die Sandgruber-Studie • The Rideau Canal (Canada, 2006) von 2004 sprach von einer ‚assoziativen Kulturlandschaft Eisenstraße‘. Diese Wahrnehmung der Hauptstrecke der Route of Santiago de Compostella (Spanien, 1993) Eisenstraße von Leoben bis Steyr wurde sogar mit der Be- nennung der Bundesstraße B 115 als ‚Eisenbundesstraße‘ Obwohl der Pilgerweg von Santiago de Compostella kein im 20. Jh. weitergeschrieben, obwohl diese Straßenverbin- industrielles Erbe darstellt (Abb.20), ist es bis heute (ne- dung nur sehr bedingt etwas mit der Eisenwirtschaft selbst ben militärischen, linearen Baudenkmälern wie die Chi- zu tun hatte. nesische Mauer oder der Limes, letzterer eine aktuelle, serielle Nominierung über ganz Europa!) das vielleicht So lässt es sich auch erklären, dass die Kriterienwahl für bekannteste Lineardenkmal der UNESCO-Weltkulturerbe- die Einreichung des Pilgerweges mehrheitlich auf imma- Liste in Europa. Die Route wurde schon 1987 vom Euro- terielle Aspekte (historical and spiritual signifi cance) an- parat als erste Europäische Kulturroute ausgewiesen, der spielt. Dieser immaterielle Aspekt ‚Straße‘ muss, neben Fokus darin lag aber nicht so sehr auf der materiellen dem Hauptaspekt materieller Überlieferung einer der Überlieferung, sondern in der immateriellen Bedeutung bedeutendsten Wirtschaftsnetzwerke Europas vom Mit- des Weges in seiner Funktion als Kommunikationsroute, telalter bis heute, für die Linearität der Eisenstraße mit for- Kunstübertragung etc. Damals wurde auch die ganze muliert werden: europäische Route nominiert und nicht, wie in diesem UNESCO-Zusammenhang, nur der spanische Teil. Zum Criterion (ii): The Pilgrimage Route of St James of Com- spanischen UNESCO-Weltkulturerbe wurden Streckenab- postella played a fundamental role in facilitating the schnitte durch alle fünf autonomen Regionen, 166 Städte two-way interchange of cultural developments between

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the Iberian Peninsula and the rest of Europe during the 17. Jh.) als Symbol und Denkmal der frühindustriellen Ei- Middle Ages. senepoche Europas. Ihr Zentrum ist der Erzberg als das vielleicht bedeutendste, monumentalste Montandenkmal Criterion (iv): Pilgrimages were an essential part of Eu- Abbau-ingenieurstechnischer Leistung (Mittel-)Europas. ropean spiritual and cultural life in the Middle Ages and the routes that they took were equipped with facilities Interessant ist, dass unter Kriterium (v) des Canal du Midi for the spiritual and physical wellbeing of pilgrims. The auch die kontinuierliche Nutzung der Wasserstraße – mit Route of St James of Compostella has preserved the most oder gerade aufgrund einer dezidiert neuen Rolle für Tou- complete material record in the form of ecclesiastical and rismus und Erholung – bis heute mit defi niert wird: eine secular buildings, settlements both large and small, and Defi nition, die eine strukturschonende Umwidmung (vgl. civil engineering structures. Erzberg-Tourismus mit Schaubergwerk etc.?) in ein Nomi- nierungskriterium mit integriert. Criterion (vi): The Route of St James of Compostella is outstanding testimony of power and infl uence of faith The Rideau Canal (Canada, 2006) among people of all classes and countries in Europe du- ring the Middle Ages and later. Die jüngste Nominierung eines industriellen Lineardenk- mals (somit mit den neuen Nominierungsrichtlinien ab Canal du Midi (Frankreich, 1996) 2005) ist der kanadische Rideau Canal (Abb.22). Er ist als site nominiert und hat eine Länge von 202 km und eine Der Canal du Midi (Abb.21) stellt eine 360 km lange Was- Fläche von 21.454,81 ha (eine Pufferzone von 2.363,20 serstraße aus dem 17. Jh. dar, die mit 328 Schleusen, Brü- ha). Seine Kriterien weisen ihn als bedeutendsten ameri- cken, Tunnels, Aquädukten etc. eine komplett künstliche kanischen Binnen- und Militärkanal des 19. Jh. (bis heute Wasserverbindung zwischen dem Mittelmeer und dem benutzt) aus: mit Kanaldämmen, Schleusen, Brücken, Atlantik herstellte. Die Nominierung wurde nicht als Kul- Schließhäusern, Verteidigungsstrukturen, Forts und Tür- turlandschaft, sondern als Ensemble (group of buildings) men. Seine Pufferzone verläuft nur 30 Meter außerhalb ausgewiesen (vgl. die Eisenstraße, die keine Kulturland- der nominierten Uferstruktur. ICOMOS thematisierte be- schaft ist, sondern ein an einem Wegenetz ausgerichtetes sonders den Schutz der visuellen Qualität des Kanals. Eisen-Wirtschaftssystem). In den Nominierungskriterien (i)(ii)(iv)(v) wurde u.a. darauf hingewiesen, dass der Ca- Um die kontinuierliche Nutzung des linearen Eisenstra- nal du Midi eine ingenieurstechnische Meisterleistung ßen-Netzwerkes bis heute zu betonen, gilt es v.a. die Stra- und ein Symbol einer signifi kanten Periode Europas war ßen-, Bahn- und Wasserkraftstrukturen des 19. - 21. Jh. he- und ist. rauszuarbeiten. Mit der Diskussion der Bahnerschließung kommt aber ebenso der Aspekt der visuellen Wahrneh- Die Symbolhaftigkeit dieses Lineardenkmals kann im mung in die Diskussion (Präbichl-Pass mit dem Blick auf übertragenen Sinne auch für die Eisenstraße beansprucht den Erzberg und/oder den Blick ins Vordernberger Tal), werden: die Eisenstraße in ihrer Ausprägung als Prototyp wie der bisher kaum eruierte Aspekt einer landschaftlich einer linear-netzwerkartig organisierten Eisen-Wirtschafts- orientierten Straßenführung der Eisenbundesstraße nach landschaft und (mit ihrer bedeutendsten Ausprägung im dem 2. Weltkrieg im Zeichen des Automobil-Zeitalters.

3. 3. 5. Das Konzept Ecomuseum (Vermarktungsverbund und UNESCO-Weltkulturerbe)

Obwohl der Typ eines Ecomuseum nicht ein von der Vorgeschichte: Ecomusée Creusot-Montceau UNESCO-Konvention mitgetragener Begriff ist, soll er hier (Saone-et-Loire, Frankreich) deshalb als eine Nominierungvariante im Erzberg-Kontext erwähnt werden, weil dieser Typ eine regionale Manage- Das Ecomusée Creusot-Montceau wurde als erstes ment Struktur ermöglicht, die u.a. auch Teile von UNESCO- Museum seiner Art 1972 unter dem Namen Musée de Welterbe gelisteten Objekten in sich aufnehmen kann. l’Homme et de l’Industrie gegründet. Es beabsichtigt(e)

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die Identifi kation, die Erforschung und die anerkennende holm entfernt. Das Ekomuseum erstreckt sich auf einer Wahrnehmung/Vermarktung der Industrieregion (Metall- Fläche von 250 km (Nord-Süd) auf 50 km (Ost-West) und verarbeitung, Kohlenminen, Glashütten, Keramikwerke) beinhaltet heute 48 Besuchsobjekte einer 2.000-jährigen seit dem 18. Jh. Die aktive Miteinbeziehung der Lokalbe- Eisengeschichte. Das Areal des Ekomuseums umfasst völkerung, von ehrenamtlicher Tätigkeit, von Werkstätten ca. 85.000 Einwohner in insgesamt 26 Gemeinden. Die und Forschungs- und Wirtschaftsinstitutionen ermöglich- Objekte können nur mit dem Auto erschlossen werden, ten die Wahrnehmung, Wertschätzung und Vermarktung da sie sich außerhalb der mit Bus und Bahn vernetzten der Stätten des industriellen Erbes, den Aufbau von Samm- Ortschaften befi nden. Die Bandbreite der 48 Objekte lungen und Archiven über einen reinen abstrahierenden beinhaltet: Arbeitermuseen, Hammer- und Hüttenwerke, Museumsbetrieb hinweg. Das Museum verbindet auf ei- Siedlungsgehöfte, Eisenbahnrelikte, Erz- und Kupferberg- ner Rundstrecke von 100 km 21 Stätten des industriellen werke, einen Hafen, Bergbaumuseen und das UNESCO- Erbes, aber auch anderer bedeutender Kultur Highlights. Weltkulturerbe (1993). Heute gibt Das Ecomusée Creusot-Montceau ist heute mit seinen es in Schweden zehn Ecomuseen. Das Ekomuseum Bergs- Forschungsinitiativen, Ausstellungen, Publikationen und lagen erhielt 1989 den European Museum Award als das Konferenzen eines der bedeutendsten Forschungs- und beste Technik- und Industriegeschichtliche Museum. Denkmalpfl ege-Institutionen. • Organisation – Management Das Ekomuseum Bergslagen 1990 wurde ein trust gegründet, der aus zehn Gründungs- mitgliedern besteht: die Bundesländer Dalarna und Väs- … eine Industrieregion in zwei Bundesländern, mit 48 tmanland zusammen mit sieben Gemeinden, die zwei unabhängigen, an- und abkoppelbaren, touristisch un- Bundesland-Museen und die Tourismusorganisation Väs- terschiedlichen Einzelobjekten der Industriegeschichte in tmanland. Der Aufsichtsrat (board) besteht aus 13 Reprä- sieben Gemeinden in einem freiwilligen Vermarktungs- sentanten der zehn Gründungsmitglieder: je fünf Politiker und Managementverbund, inkl. eines einzelnen indust- der Bundesländer, die zwei Direktoren der Bundesland- riellen UNESCO-Weltkulturerbes (Engelsberg Ironworks) Museen, der Direktor der Tourismusorganisation und ein (Abb.23). Chairman der Kommune , County of Dalarna. Das übergreifende Netzwerk Ekomuseum Bergslagen mit • Entwicklung – Lage 48 Einzelstationen/-objekten wird von einer einzigen Per- Die Region Bergslagen (vergleichbar mit dem Begriff son, der Direktorin Christina Lindeqvist (2007), im Zentral- Eisenwurzen) befi ndet sich in Schweden in einer wichti- büro in Smedjebacken/Dalarna koordiniert. Sie kooperiert gen Industrieregion (Berge, Wald, Flüsse, die Vorkommen mit den Provinzmuseen und den zuständigen Kultur- und von Silber, Kupfer, Eisen), umfasst zwei Bundesländer Tourismusbeamten der Gemeinden. Ein Treffen mit allen (counties) und steht seit dem 15. Jh. stark in der Tradi- Verantwortlichen zum Thema Management, Ziele, Finan- tion des Bergbaus. Heute sind keine Förderanlagen mehr zen etc. fi ndet mehrmals im Jahr statt. Die 48 Einzelobjekte in Betrieb, eine spezialisierte Stahlindustrie besteht aber werden jeweils von einer ehrenamtlichen, gemeinnützi- noch. Das Ekomuseum Bergslagen entstand (nach dem gen Organisation/Vereinsstruktur unterstützt, die stark auf ersten Ecomuseum Husbyringen im Jahre 1970) im Jahre Einzelengagement basiert. Die Besichtigungsstätten sind 1986 als Initiative des county museum Dalarma (später entweder in Privat-, Assoziations- oder Gemeindebesitz mit dem Museum Västmanland). Es bezog sich auf das und ca. 1.500 (meistens pensionierte) Menschen sind Modell des Ecomusée du Creusot-Montceau-les mines darin involviert. Das Ekomuseum Bergslagen besitzt kein (siehe oben) und geht in gewisser Hinsicht auch auf die Objekt, sondern koordiniert das Netzwerk und defi niert schwedische Bewegung der Arbeitswelt-Museen (seit 1991, sich selbst als dynamische (an- und abkoppelbare!) Netz- heute 241 Museen) zurück. Das Ekomuseum Bergslagen werkstruktur. Diese non-profi tOrganisationen (Eco-associ- hat als Überthema die Eisenproduktion, vom Abbau bis ations) als Verbund Ekorat treffen sich regelmäßig, wählen zur Weiter- und Endverarbeitung. einen Vorsitzenden und entsenden Repräsentanten zum Eco-Board. Die zwei involvierten County Museen sind Das Ekomuseum befi ndet sich in einer schwach besiedel- Teil des Netzwerkes von landesweit 21 County Museen, ten Region, ca. 1 ½ Stunden von der Hauptstadt Stock- die ihrerseits den Stockholmer Zentralmuseen unter der

Die Österreichische Eisenstraße als UNESCO Weltkultur- und Naturerbe? – Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie 89 Schriftenreihe Nationalpark Kalkalpen Band 9 UNESCO-WELTKULTURERBE UND Teil I Teil II DIE EISENSTRASSE Teil III

staatlichen Administration des National Heritage Board nineteenth centuries, with important technical remains unterstehen. EU-Funding ist in den letzten Jahren stark and with both offi ces and homes preserved. zurückgegangen. Heute besteht ein education project mit lediglich 20.000 Euro. Die totalen Einkünfte des Museums • Ökonomie/Tourismus/Netzwerk betrugen 2005 umgerechnet ca. 230.000 Euro. Die Welt- Das Ekomuseum Bergslagen wurde in einer Zeit (1986) kulturerbe-Stätte Engelsberg Ironworks (1993 nominiert), gegründet, als die lokale Industrie stark abnahm, viele Be- als eine der Hauptattraktionen, hat einen privaten Besitzer, triebe aufgaben und die soziale Situation vieler Tausend das Unternehmen Nordstiernan, und die Hauptgebäude Personen extrem deprimierend war. Das Museum moti- sind heute Besuchern kaum zugänglich. Die Stätte wird vierte verschiedene neue Betriebsgründungen, die heute von diesem Besitzer und der Gemeinde Fagersta gema- fi nanziell auf eigenen Beinen stehen können. Heute geht nagt. Letztere koordiniert den Tourismus und die Führun- der Trend aber eindeutig in Richtung Kulturtourismus. gen. Zusätzlich gibt es noch eine non-profi t organisation, Nicht zuletzt aufgrund der exponierten Lage ist der Touris- die Theateraufführungen organisiert. mus der Region nicht stark entwickelt. Ca. 500.000 Leute besuchen die Region und besichtigen das Ekomuseum. • Das Weltkulturerbe Engelsberg Ironworks Nur 5 % davon sind internationale Touristen. Das Welt- im Ekomuseum Bergslagen kulturerbe Engelsberg Ironworks hatte im Sommer 2006 Engelsberg Ironworks in Västmanland wurde 1681 errich- ca. 4.000 Besucher, das lokale Museum der anliegenden tet und war zwischen 1700 und 1800 eines der moderns- Stadt Fagersta 140.000 Tagestouristen. Das Ekomuseum ten Eisenwerke Europas. Das Werk schloss 1919. Heute be- Bergslagen arbeitet zusammen mit IRES Piemonte (Ins- inhaltet das Areal 50 Objekte, darunter ein Herrenhaus mit tituto di Richeche Economico Sociali) in Turin. Jährliche Park, Arbeitsräume, Arbeiterhäuser und Industriegebäude Workshops arbeiten an einem Netzwerk europäischer Eco- und stellt damit das in Schweden besterhaltene Eisenwerk museen (2006 in Bergslagen, 2007 in Arezzo/Toskana). dar. Erst 1993 wurden die Engelsberg Ironworks als ein Teil des schon bestehenden Ekomuseum (dieses wurde Die Diskussion der Vor- und Nachteile der Ecomuseums- aber nicht mitnominiert) als UNESCO-Weltkulturerbe struktur im Kontext einer UNESCO-Welterbe-Nominierung nominiert. Die Begründung des Weltkulturerbe-Komitees Erzberg und/oder Eisenwurzen folgt unter II.4.1.5. 1993 dazu: Engelsberg is an outstanding example of an important European industry from the seventeenth to the

3. 3. 6. Gemischte Einreichung (mixed nomination von Natur und Kultur)

Im Frühjahr 2007 waren insgesamt 830 Objekte auf der Pyrénées – Mont Perdu Welterbe-Liste vertreten, darunter 644 Kultur-, 162 Natur- (Spanien/Frankreich 1997/99) und 24 Kultur/Natur-(mixed-)Objekte (knapp 3 %!). Pyrénées – Mont Perdu wurde als transnationale Nomi- Bisher bezog sich die Diskussion der Eisenstraße aus- nierung mit Spanien und Frankreich eingereicht und re- schließlich auf Kultur-Objekte. Um sich aber der weiter präsentiert eine der wenigen Gemischten Nominierungen, unten angeführten Option einer Kultur-Natur-, also Ge- d.h. eine Welterbe-Listung unter der Kategorie Kultur mischten Nominierung (mixed nomination) der Österrei- UND Natur. chischen Eisenstraße begriffl ich nähern zu können, wird auf ein (älteres) Beispiel einer mixed nomination einge- • Evaluierung der Natur-Charakteristika gangen. Wichtig dabei ist, dass beide Aspekte der Nomi- durch IUCN nierung (also Natur UND Kultur) separat Welterbe-Status Die transnationale Nominierung der Pyrénéen liegt im Or- haben müssen. Sie werden von zwei getrennten Evaluie- dessa und teilweise im Pyrénéen-Nationalpark, während rungsbehörden untersucht: ICOMOS für den Kultursektor drei Wildlife Sactuaries und ein Site Classé eine Gesamt- und IUCN für den Natursektor. fl äche von 30.639 ha (306 km²) ausmachen (Abb.). Das nominierte Objekt liegt um den Gipfel des Mont Perdu,

90 Die Österreichische Eisenstraße als UNESCO Weltkultur- und Naturerbe? – Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie Schriftenreihe Nationalpark Kalkalpen Band 9 UNESCO-WELTKULTURERBE UND Teil I Teil II DIE EISENSTRASSE Teil III einem Kalkmassiv mit einer Höhe von 3.352 m. Es besitzt • Offi zielle Beschreibung Evaluierung zwei der größten und tiefsten Schluchten von Europa auf der Kultur-Werte (ICOMOS) spanischer Seite und drei große cirque walls an den stei- Die Nominierung ist nach den Guidelines eine ‚fortbeste- leren Hängen auf der französischen Seite. Es herrscht ein hende Kulturlandschaft‘ (continuing cultural landscape), feucht-maritimes Klima an den nördlichen und ein trocke- und nach der Konvention eine site. neres mediterranes Klima an den südlichen Hängen. Es gibt sechs Vegetationszonen von mediterranen Nadelwäl- Die menschliche Einfl ussnahme auf die Landschaft ist dern in den tieferen Zonen bis zu Stein- und Geröllfeldern überall sichtbar, die Natur-Mensch-Symbiose ist bemer- auf den Gipfeln, 3.500 erfasste Gefäß-Pfl anzenarten, von kenswert. Als Grenzscheide zwischen alten Kontinental- denen 200 endemisch sind. Wildtierarten sind typisch platten bildeten sich spezielle Formen der Geologie, des für die Region und es gibt eine reiche (nicht bedrohte) Reliefs, der Hydrologie und des Klimas aus, die wiederum Insektenfauna. Die Gegend ist reich an menschlicher die menschlichen Umweltreaktionen beeinfl ussten [...] Geschichte und das Zwischenspiel von kulturellen und und in dieser Bergregion spezielle Kommunikations-, Le- landschaftlichen Faktoren ist im Speziellen interessant. bens- und Bauformen ausprägten [...]. Die Kulturlandschaft Das Gebiet wurde nach den Naturkriterien (i) und (iii) als wurde nach den Kultur-Kriterien (iii), (iv) und (v) einge- Kulturlandschaft eingereicht. 2007 sind das die Kriterien reicht: The Pyrenees-Mont Perdu area between France (vii) und (ix): and Spain is an outstanding cultural landscape which combines scenic beauty with a socioeconomic structure (vii) Es stellt einen Superlativ eines Naturphänomens oder that has its roots in the past and illustrates a mountain von exzeptioneller Schönheit und ästhetischer Wichtigkeit way of life that has almost disappeared elsewhere in Eu- dar. rope. 1999 wurde die Kulturlandschaft um eine Siedlungs- struktur ergänzt. (ix) Es ist ein herausragendes Beispiel eines signifi kanten, noch andauernden ökologischen und biologischen Ent- Verschiede Aspekte dieser ‚Gemischten Einreichung‘ sind wicklungsprozesses der Erde. für eine Diskussion einer ebensolchen Kategorie für die Österreichischen Eisenwurzen interessant: Das Gebiet der Pyrénéen ist streng genommen keine Naturlandschaft, da sie seit Jahrhunderten von Menschen- Wie Mont Perdu sind die meisten Flächen der Naturregi- hand verändert wurde. Viel wurde getan, um das natürli- onen der Eisenwurzen von Schutzgebieten unterschied- che System wieder herzustellen, doch das Zusammenspiel licher Kategorien geschützt. Auch hier dominieren zwei von Mensch und Natur ist überall sichtbar. Landentwick- Nationalparks der IUCN-Kategorie II. Hier wie dort kann lung hat im Gesamteindruck die Geologie und Landfor- man eigentlich wenig von total unberührter Natur spre- men kaum verändert, solange sie keine Siedlungsformen chen, v.a. in der Eisenwurzen wurden die Ressourcen Holz, betrafen. Modifi kationen waren, wenn sie auftraten, har- Wasser und Stein (Erze etc.) stark ausgebeutet. Trotzdem monisch, was den zu nominierenden Charakter als Kul- – oder gerade deshalb? - haben sich landschaftliche Ge- turlandschaft unterstreicht (ICOMOS-Evaluierung). Zwei biete erhalten, die sowohl von einzigartiger Schönheit, als Nationalparks machen 70 % der nominierten Fläche aus auch von seltener Artenvielfalt sind. Gerade diese Dialek- und ihr Management ist von hoher Qualität. In den ande- tik könnte besondere Potenziale enthalten. Trotzdem sind ren, weniger geschützten Gebieten sind keine Bedrohun- die Eisenwurzen in ihrer Gesamtheit heute keine (Eisen-) gen auszumachen. Eine spezifi sche transnationale Natur- Kulturlandschaft im strengen Sinne mehr, da die Stringenz schutzcharta (Mont Perdu Charter) wurde erarbeitet. Die zwischen historischer Rohstoffgewinnung und -ausbeu- IUCN Management-Kategorie ist II. tung in der Produktionskette der Eisenherstellung nicht mehr existiert.

Die Österreichische Eisenstraße als UNESCO Weltkultur- und Naturerbe? – Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie 91 Schriftenreihe Nationalpark Kalkalpen Band 9 UNESCO-WELTKULTURERBE UND Teil I Teil II DIE EISENSTRASSE Teil III

Rameishammer im Tal der Feitelmacher, Ternberg/Oberösterreich

92 Die Österreichische Eisenstraße als UNESCO Weltkultur- und Naturerbe? – Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie Schriftenreihe Nationalpark Kalkalpen Band 9 UNESCO-WELTKULTURERBE UND Teil I Teil II DIE EISENSTRASSE Teil III

4. Die Österreichische Eisenstraße als UNESCO-Weltkulturerbe 4. 1. Varianten einer potenziellen Nominierung der Österreichischen Eisenstraße 4. 1. 1. Einzeldenkmal/Ensemble: The Iron Ore Mountain Erzberg

Die kleinste mögliche Nominierungsvariante im Kontext Erzberg mit ihrem Stiftungsbeirat kann sich mit Hilfe und zur Eisenstraße wäre der Erzberg selbst (Abb.24). Als her- Mitgestaltung des Letztbegünstigten, dem Bundesland ausragendes Montandenkmal ist er das Symbol der ganzen Steiermark (und damit der öffentlichen Hand im Sinne Eisenstraße, ihr Ursprung und ihr Entstehungsgrund. Damit des öffentlichen Interesses von Seiten des Denkmalschut- wäre diese Nominierung nach der UNESCO-Konvention zes) dazu entschließen. Diese Nominierung könnte also ein Ort/Areal (site) und nach den Operational Guidelines mit und ohne Abbaubetrieb umgesetzt werden, wenn in – solange der Erzberg noch in Betrieb ist – eine fortbe- ersterem Fall der ungestörte Betrieb neben dem UNESCO- stehende (Montan-)Landschaft (continuing landscape). Status gesichert bliebe. Im Falle einer Stilllegung müsste Mit der Schließung jeglichen montanistischen Betriebs gesichert werden, dass keine widmungsfremden Nutzun- würde der Erzberg in den Status einer abgeschlossenen gen den Berg besiedelten und dass die Erzberg-Terrassen Landschaft (relic landscape) übergehen. Dann beginnt zu einem repräsentativen Anteil von Pfl anzenbefl ug frei die Diskussion um die montanhistorisch-denkmalpfl e- blieben. Die Kernzone umschreibt den Erzberg (mit dem gerisch-touristische Nachnutzung, falls der Bescheid des Oswaldirücken und der Trasse der Erzbergbahn). Die Puf- Österreichischen Berggesetzes (heute Mineral- und Roh- ferzone ist dort skizziert, wo sich zwischen Kernzone und stoffgesetz) zur Wiederbegrünung des Berges abgelehnt Grünland ausgewiesene Bauland- und Siedlungsstruktu- würde (was sich schon jetzt abzeichnet und beschlossen ren befi nden, die in ihrer zukünftig unkontrollierten Bau- scheint). Zur montanhistorisch adäquaten Präsentation entwicklung eventuell die exponierte Perspektive auf den und Nominierung des Erzberges als Montandenkmal ge- Berg beeinträchtigen könnten (v.a. die Perspektive vom hören die verschiedenen Abbau- und Schüttareale über Präbichl-Pass, vom Krumpental und von der Stadt Eisenerz und unter Tage, der Erzbergsee, die gesamte bauliche aus). Südlich des Erzberges sind keine Pufferzonen aus- Verarbeitungskette am Oswaldirücken von seinen ältesten gewiesen, da dort die Kernzone unmittelbar in Grünland Relikten des 19. Jh. bis zu den Neubauten der 1980er Jah- (Wiesen, Wald) übergeht. Jede Pufferzone sollte generell ren im Krumpental. Essenziell zur Wahrnehmung des Erz- als dynamische, niemals starr festgeschriebene Sensibi- berges sind Erzbergbahn- und Straßenerschließung zwi- lisierungszone defi niert werden – damit kann und sollte schen Erzberg/Eisenerz und Vordernberg (auf der Karte sie mit Veränderungen der Flächenwidmung (Umnutzung Abb.24 extra schutztechnisch ausgewiesen) und die damit von Grünland zu Bauland) gekoppelt bleiben. Montanhis- mit inszenierten Sichtbeziehungen der gesamten umlie- torisch ist diese Nominierungsoption sicherlich zweifelhaft, genden Berg- und Talsituation auf den Berg mit seinem waren und sind doch die Orte Eisenerz und Vordernberg terrassenartigen Aussehen (Mitkartierung der Sichtkegel integrale Bestandteile der Erzberg-Landschaft und mit ihr vom Krumpental, Präbichl-Pass und von Münichtal her). seit Jahrhunderten sozial, kulturell und identifi katorisch Diese Nominierung wäre sicherlich die einfachste Reali- verzahnt. sation als Weltkulturerbe, vorausgesetzt die VOEST-Alpine

4. 1. 2. Abbauareal mit unmittelbarem Siedlungsumfeld: The cultural landscape of Erzberg with the historic towns of Eisenerz and Vordernberg

Im Rahmen einer erweiterten Nominierungsvariante – und ser Weise noch immer im Schatten des Erzberges und bil- damit im Gegensatz zur bloßen Einzelnominierung des den mit ihm eine kulturhistorisch, ingenieurstechnisch wie Erzbergs (siehe oben) – ist die Einreichung der Erzberg- topographisch einzigartige, montanhistorische Kulturland- Landschaft mit Erzberg-Eisenerz-Vordernberg sicherlich schaftseinheit (Abb.25, 26). Auch diese Nominierungva- die sinnvollste. Beide Städte standen und stehen in gewis- riante wäre nach der UNESCO-Konvention ein Ort/Areal

Die Österreichische Eisenstraße als UNESCO Weltkultur- und Naturerbe? – Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie 93 Schriftenreihe Nationalpark Kalkalpen Band 9 UNESCO-WELTKULTURERBE UND Teil I Teil II DIE EISENSTRASSE Teil III

(site) und nach den Operational Guidelines – solange der Struktur der Arbeitersiedlungen Münichtal, Vogelweide Erzberg noch in Betrieb ist – eine fortbestehende (Mon- und Trofeng und anderen bis heute zu wenig beachteten tan-)Landschaft (continuing landscape). Sobald am Erz- Zeugnissen den 20. Jh.), die Eisenbahn- und Straßener- berg jeglicher montanistischer Betrieb geschlossen würde, schließung und die Altstadtensembles mit Kirchen, Bürger- würde der Erzberg in den Status einer abgeschlossenen häusern etc. Im Vordernberger Tal zwischen dem Präbichl Landschaft (relic landscape) übergehen. Natürlich stehen und dem Ort selbst sind neben der Erzbergbahn auch die die beiden Orte Eisenerz und Vordernberg heute nicht noch archäologisch und topographisch nachweis- und mehr in unmittelbarem arbeitstechnischen Entwicklungs- sichtbaren Spuren der Dulnig’schen Förderbahn und an- zusammenhang mit dem Berg. Nur mehr die wenigsten dere Ruinen wie die Laurenziröst etc. elementar und des- Bewohner beider Orte arbeiten direkt am Erzberg selbst halb in die Kernzone integriert. Die Kernzone nach Süden (was sich vielleicht mit einer touristisch-denkmalpfl egeri- endet – an den Radwerk-Ruinen und über die dominan- schen Nachnutzung wieder schrittweise ändern könnte). ten steinernen Eisenbahn-Viadukte hindurch – mit dem Zur nominierten, gewissermaßen zweigeteilten, durch die Bahnhof Vordernberg Friedawerk, wo der Verein Erzberg- Straßen- und Eisenbahnführung über den Präbichlpass bahn seine historische Remise besitzt. Von dort wäre die verbundenen Kernzone, gehören hier alle Einrichtungen S-Bahn-Anbindung bis nach Leoben auf der ehemaligen am Erzberg (siehe oben), alle kultur-, sozial und mon- Trasse der Kronprinz-Rudolf-(Verbindungs-)Bahn ebenso tanhistorisch relevanten Objekte und Ensembles der bei- möglich, wie jene von Eisenerz aus bis nach Steyr. den Orte Eisenerz und Vordernberg (inkl. der prägenden

4. 1. 3. Abbauareal und Stadt: Iron Trail with Erzberg and the old towns of Steyr, Waidhofen and Leoben

Das aus einer langen Nominierungs-Diskussion hervor- ren, ist alleine der Tentativtitel fragwürdig. Erstens ist gegangene Objekt der österreichischen Tentativliste mit Steyr nicht die einzige wichtige Stadt an der Eisen- dem aktuellen Titel Iron Trail with Erzberg and the old straße (neben Waidhofen und Weyer spielt v.a. Leoben town of Steyr wird in diesem Gutachten als wenig sinn- eine wichtige Rolle). Weiters scheint die, der Region voll erachtet. Nach Analyse der Nominierungs-Richtlinien an sich richtig zugeschriebene Bezeichnung Iron Trail und der Industrie geschichtlichen Vergleichsbeispiele auf mit lediglich zwei Punkten, die noch dazu über 100 km der UNESCO-Welterbe-Liste, der Durchsicht der Objekt- auseinander liegen, kaum plausibel nominier- und ver- Inventare und einer Bereisung der Gegend, sind folgende mittelbar zu sein. Gründe gegen diese Variante anzuführen: c) Drittens widerspricht die wirtschaftsgeschichtlich stim- mige Beschreibung der Eisenstraße als ‚Prototyp einer a) Erzberg und Steyr waren auf der österreichischen Ten- dezentral organisierten (Eisen-)Wirtschaftslandschaft‘ tativliste vormals getrennt geführte Objekte. Erst durch (Sandgruber 2004) dem Konzept einer pragmatischen die dramatische Infl ation weltweiter Nominierungen Nominierung mit lediglich zwei Punkten. Eine Ignorie- von historischen Städten auf die UNESCO-Welterbe- rung anderer wichtiger Städte und zahlreicher, eisen- Liste, nach der offensichtlich zu spät ergriffenen, öster- historischer Kleindenkmäler an der Eisenstraße wäre reichischen Möglichkeit einer Nominierung von Steyr somit kulturpolitisch, regionalentwicklungs- wie nomi- (damals hätte es Steyr vielleicht noch auf die Liste nierungstechnisch und wissenschaftlich-inhaltlich der geschafft) und aufgrund der veränderten Aufnahme- falsche Weg. Politik der UNESCO, wurden die Objekte Erzberg und d) Aus diesen Gründen scheidet nach Meinung dieses Steyr aus pragmatischen Gründen unter dem Motto Gutachtens aber auch die erweiterte Städtevariante mit Eisenstraße zusammengelegt – die Eisenstraße selbst Erzberg im Zentrum, Leoben im Süden und Waidhofen kommt in dieser Formulierung allerdings inhaltlich gar und Steyr im Norden aus (Abb.27), die letztlich aus nicht mehr vor. Bundesland paritätischen Gründen in die Diskussion b) Obwohl der Erzberg als Quelle und Steyr als reiche eingeführt wurde. Diese Variante wiederum würde aus Eisenhandelsstadt Endpunkte der Eisenstraße markie- der Sicht der UNESCO mit hoher Wahrscheinlichkeit

94 Die Österreichische Eisenstraße als UNESCO Weltkultur- und Naturerbe? – Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie Schriftenreihe Nationalpark Kalkalpen Band 9 UNESCO-WELTKULTURERBE UND Teil I Teil II DIE EISENSTRASSE Teil III

als eine (durch die Hintertür?) Nominierung histori- werden, in der der Inhalt Eisenstraße thematisch (als scher Städte mit dem Aufhänger Erzberg interpretiert WEG!) kaum vertreten wäre.

4. 1. 4. Netzwerk (serielle Nominierung, Trail): Mining Landscape Erzberg and the Iron Trail Eisenwurzen

Der Begriff der seriellen Nominierung ist mit der Novel- Gewichtung der Moderne noch genauer inventarisiert lierung der Operational Guidelines 2005 neu eingeführt werden: Stauwehre und Wasserkraftwerke, Erzherzog- worden. Damit sind (damals eindeutig richtige) Beden- Rudolf-, Ennstal-, Ybbstal- und Steyrtalbahn und die Eisen- ken einer Nominierbarkeit der Eisenstraße vor 2005 mit bundesstraße B115. den Kategorien Kulturlandschaft und Trail jetzt zumindest nominierungstechnisch zu entkräften. Damit ist natürlich Drei Kategorien der Verbindungsstränge noch nicht geklärt, ob sich eine kohärente Eisengeschichte der Eisenstraße der Eisenstraße aufgrund von ausreichend erhaltenen Ob- Wie bereits konkretisiert wurde, ist es möglich, das lineare jektbeispielen erzählen lässt. Ein positives Zeichen dazu Verbindungsnetz der Eisenstraße in drei Kategorien zu zer- wurde unter I.5. erarbeitet. Dieses Gutachten weist nach legen (Abb.65, Teil I), die sowohl historische Wertigkeiten Überarbeitung, Klassifi zierung und Lokalisierung der er- als auch den repräsentativen Erhaltungszustand (Integrität stellten Objekt-Inventare die Option einer seriellen Nomi- und Authentizität) der Einzelobjekte berücksichtigen: nierung der Eisenstraße als erfolgsversprechend aus, wenn • Hauptstrang in der Zukunft weitere, weiter unten zusammengefasste – von Leoben über die Kernzone Vordernberg-Erzberg- kulturpolitische wie wissenschaftlich-montanhistorische Eisenerz nach Weyer/Markt und schließlich nach Arbeitsschritte durchlaufen werden. Steyr • Nebenstrang erster Ordnung Wie der ausführlichere Text der Guidelines (siehe II.2., – Weyer – Waidhofen – Ybbsitz – Opponitz – Hollen- §137) ausführt, inkludieren serielle Nominierungen (se- stein – Göstling – Lunz/See rial properties) Teilkomponenten der gleichen historisch- – Steyr – Sierning – Steinbach – Molln – Kirchdorf kulturellen Gruppe (same historico-cultural group), des • Nebenstrang zweiter Ordnung gleichen Objekttypus (charakteristisch für die jeweilige – Trofaiach – Gai geographische Zone) und/oder der gleichen geologischen, – Hiefl au – Radmer geomorphologischen Ausbildung, derselben biogeogra- – Altenmarkt – St. Gallen oder nach Spital/Pyhrn phischen Gegend oder desselben Ökosystems. In der Dar- – Landl – Wildalpen – Gusswerk (Prescenyklause) oder stellung ist es die der Serie/Aufzählung eingeschriebene Landl – Lassing – Göstling Ganzheit – und nicht notwendigerweise ihre jeweiligen – Lunz am See über Gaming nach Scheibbs (Neubruck) Einzelteile –, die den außergewöhnlichen, universellen – Ybbsitz nach Gresten Wert bestimmt. Diese Defi nition scheint für eine serielle – Ternberg – Steinbach Darstellung montanhistorischer Ensembles und Kleinob- – Kirchdorf – Scharnstein jekte in der netzartig-linear und dezentral organisierten (Eisen)-Wirtschaftslandschaft Eisenwurzen mit dem mo- Hauptstrang: Leoben-Erzberg/Vordernberg/ numentalen Zentrum am Erzberg sehr gut passend. Eisenerz – Weyer/Markt – Steyr In dieser Konzeption als Hauptstrang der (Eisen-)Wirt- Moderne Nutzungen und Verbindungen: schaftslandschaft Eisenwurzen muss in weiterer Nachfor- Wasserkraft, Eisenbahn, Bundesstraße schung und Inventarisation eine dichte Kette an Punkten In einer ersten Analyse der Verbindungswege wurden lokalisiert werden, die in ihrer Menge und Dichte den die wichtigen Flussläufe, Eisenbahnverbindungen und Hauptstrang defi nieren und bestenfalls zu einer durch- Straßenführungen berücksichtigt (Abb.28). Diese ingeni- gehenden Kernlinie (vgl. Kernzone) verschmelzen. Da- eurstechnische Erschließung fand zu einem großen Teil im bei sind Unterbrechungen (Pufferzonen) aufgrund von 19. und 20. Jh. statt und muss im Rahmen einer stärkeren strukturellen, baulichen Überformungen nicht zu vermei-

Die Österreichische Eisenstraße als UNESCO Weltkultur- und Naturerbe? – Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie 95 Schriftenreihe Nationalpark Kalkalpen Band 9 UNESCO-WELTKULTURERBE UND Teil I Teil II DIE EISENSTRASSE Teil III

den (vgl. die Diskussion vom Pilgerweg von Santiago de bäude (2), Bahnhof Großreifl ing (3), Bahntrasse der Enns- Compostella, siehe weiter vorne). Die bisher wichtigsten talbahn (4) Stationen dieses Hauptstranges sind: • Leoben mit seiner Altstadt inkl. Stadtplatz, Montanuni- Leoben als Teil des Welterbes Eisenstraße versität und regionales Eisenmuseum (MuseumsCenter), Weiter vorne wurde die aktuelle Situation Leobens im den Arbeitersiedlungen und der Gemeinde Donawitz Rahmen von Denkmal- und Ortsbildschutz zum Thema mit Werksführungen im modernen Stahlwerk Donawitz Montangeschichte angedeutet. Mit der angeführten Abbil- inkl. Metallurgisches Museum dung (Abb.31) wird jetzt skizzenhaft eine potenzielle Zone • Historische Streckenführung der ehemaligen Erzherzog- angedacht, die im Rahmen einer seriellen Nominierung Rudolf-Verbindungsbahn zwischen Leoben und Vor- der Eisenwurzen weiter detailliert werden müsste. Dazu dernberg würden gehören: die Ortsbildschutzzone Altstadt (1), die • St.Peter-Freienstein, Trofaiach, Gai mit Eisen histori- Ortsbildschutzzonen Arbeitersiedlung Seegraben (NS- schem Schlossmuseen (Museumsverbund) Zeit)(2), Arbeitersiedlung Ehrenheimweg (um 1920)(+3), • Kernzone Vordernberg/Erzberg/Eisenerz inkl. Erzberg- Arbeitersiedlungskern Donawitz (erste Hälfte 20. Jh., zu bahn (Karte Abb.26) erweitern)(4), die Industriezone des Stahlwerks Donawitz • Erzherzog-Rudolf-Bahn ab Eisenerz über Hiefl au bis mit Metallurgischem Museum, Archiv etc. (5), Bahnhöfe Steyr (Ennstalbahn) und Bahntrasse der ehemaligen Erzherzog-Rudolf-Verbin- • Hiefl au mit Rechen und Köhlermuseum (Museumsver- dungsbahn ins Vordernberger Tal. bund) • Großreifl ing/Landl mit Kasten, Kohlwaage, Forstmu- Waidhofen als Teil des Welterbes Eisenstraße seum Silvanum (Museumsverbund), Ennstalbahn Weiter vorne wurde die aktuelle Situation Waidhofens • Altenmarkt/St. Gallen mit Hammerwerken und Herren- zum Thema Eisen- und Provianthandelsgeschichte an- häusern gedeutet. Mit der angeführten Abbildung (Abb.32) wird • Weyer/Land: Unterlaussa: Hammer- und Herrenhaus jetzt skizzenhaft eine potenzielle Zone angedacht, die im Ensembles; Kastenreith: Kasten und Flößer-Taverne Rahmen einer seriellen Nominierung der Eisenwurzen • Weyer/Markt: Platz-Ensemble, Balgsetzerhaus weiter detailliert werden müsste. Dazu würden gehören: • Losenstein: Nagelschmieden, Taverne, Herrenschloss, das Stadtzentrum mit den Plätzen, das Rothschild Schloss, Burgruine die Gewerbevorstadt Leithen, d.h. die Ybbsuferlandschaft • Trattenbach/Ternberg: Tal der Feitelmacher mit ehemaligen und noch aktiven Betrieben, das Schau- • Steyr: Altstadt, Wehrgraben, Steyrdorf, Industrieanlagen, wasserkraftwerk Schwellöd (nicht auf der Abbildung, wei- Arbeitersiedlungen ter östlich), Themenwege im Kontext von Provianthandel und Schleifsteingeschichte (nicht auf der Karte), das pro- Beispiel einer seriell nominierten Station auf jektierte Forschungs- und Archivzentrum zur Eisenstraße dem Hauptstrang Leoben-Erzberg-Steyr: im Rothschild Schloss. Großreifl ing (Steiermark) Die gut erhaltenen Proviantkästen der Innerberger Haupt- Steyr als Teil des Welterbes Eisenstraße gewerkschaft sind heute ein denkmalgeschütztes En- Alleine Steyr hat als vielleicht wichtigste Stadt im Kontext semble inkl. Kirchenanbau und sind als Österreichisches der Geschichte der Eisenstraße potenzielle Inventare, aus- Forstmuseum Silvanum Teil des Museumsverbundes der gewiesene Altstadt- und Industrieareale und Ansätze von Steirischen Eisenstraße. Zusammen mit der erhaltenen, wirksamem UNESCO-Welterbe-Schutzmanagement etab- hölzernen Kohlwaage (Abb.29, 30) und dem historischen liert (Abb.33). Eine von der Fachabteilung für Altstadterhal- Bahnhof als Haltestelle der Ennstalbahn, soll hier exemp- tung, Denkmalpfl ege und Stadterneuerung (Dr. DI Kaiser) larisch und skizzenhaft eine potenzielle Station einer Se- vorgelegte Zonierung weist eine potenzielle Schutz- und rien-Nominierung Eisenwurzen vorgestellt werden. Dazu Pufferzone für Steyr als Teil der Welterbe-Nominierung dienen Luftbild, Kataster- und Flächenwidmungsplan als aus, die als Grundlage einer zu realisierenden Zonierung Orientierung, Pufferzonen sind in dieser Skizze (noch) hilfreich ist. Die Frage der Repräsentativität der bis heute nicht enthalten. Dazu würde gehören: Österreichisches andauernden Eisengeschichte des 19. bis 21. Jh. bleibt zu Forstmuseum Silvanum (1), Kohlwaage und Nebenge- diskutieren (Stichwort Arbeitersiedlungen, Steyr-Werke

96 Die Österreichische Eisenstraße als UNESCO Weltkultur- und Naturerbe? – Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie Schriftenreihe Nationalpark Kalkalpen Band 9 UNESCO-WELTKULTURERBE UND Teil I Teil II DIE EISENSTRASSE Teil III

etc.). Dazu zählen: Altstadtzone nach der Haager Konven- tion (1, grün umrandet), Altstadtzone, Wehrgraben und Steyrdorf inkl. Umgebung (2, Kernzone), Pufferzone (3).

4. 1. 5. Das Konzept Ecomuseum Eisenwurzen

Das Konzept Ecomuseum wurde weiter vorne disku- bildung zwischen Erhalten, Entwickeln, wirtschaftlicher tiert. Der Begriff Ecomuseum selbst ist kein Begriff der und touristischer Nutzung UNESCO-Konvention, kann aber Welterbe-Objekte in • Keine Bedenken einer internationalen Einfl ussnahme, sich aufnehmen. Alle hier diskutierten Maßstäbe des po- da völlig selbstständig gestaltbar, fl exibler und in gewis- tenziellen UNESCO-Welterbe Erzberg-Eisenstraße fi nden ser Weise kreativer in der Gestaltung und Ausrichtung in diesem Rahmen Platz. Damit ist hier keine konzeptuelle • Weniger Implikationen bezüglich materialer Integrität Karte anzuführen, denn alle bisher (und weiter hinten) und Authentizität angeführten Varianten sind hier kombinierbar. • Scheinbar kompatibler zwischen den Bereichen Denk- malschutz, Tourismus, ehrenamtlichen Engagements, Vorteile der Struktur Ecomuseum Themenpfaden etc. • Flexible An- und Abkoppelung von interessierten, eigen- • Scheinbar einfachere Management-Organisation: Betei- ständig verwalteten Einzelprojekten und damit keine ligte aller Gemeinden, Städte, Tourismusorganisationen, starre Fixierung eines Status Quo politischen Vertreter, Industrie und Gewerbe etc. • Die Möglichkeit einer gesamtheitlichen, gesamtregiona- len Vermarktung (Tourismus, Name nach außen) trotz/ Vorteil der Struktur UNESCO-Weltkulturerbe neben nur einer UNESCO-Weltkulturerbe-Nominierung • Die Auszeichnung Weltkulturerbe ist weitaus bekann- lediglich einer Zone (im Ekomuseum Bergslagen die ter, etablierter, prestigereicher und damit auch als Zug- Engelsberg Ironworks, im Falle eines Ecomuseums Ös- pferd für selbst gewollte Denkmalerhaltung und seriöse terreichische Eisenstraße der Erzberg mit/ohne Eisenerz Tourismusentwicklung griffi ger. und Vordernberg) • Das Konzept Ecomuseum wird oftmals eher folkloris- • Geringere ideologische Vorbelastung (Bedenken der tisch interpretiert, in dem seriöse Denkmalpfl ege weni- Einschränkung) des Namens Ecomuseum als UNESCO- ger im Zentrum steht. Weltkulturerbe mit dessen klischeehaft verbreiteten • Schutz-, Erhaltungs- und Entwicklungsrichtlinien zum Implikationen (‚die UNESCO will etwas verbieten, ver- Weltkulturerbe sind strikter defi niert, damit besser eva- hindert Entwicklung‘) und damit bessere Kompromiss- luierbar (Monitoring) und dem Baubestand für eine langfristige Erhaltung mehr zuträglich.

4. 1. 6. Gemischte Einreichung (mixed nomination von Natur und Kultur)

Zum neuen Impuls aus dem Naturschutz wo die anfängliche Euphorie verfl ogen scheint, darauf Nach einer Vorstudie zur internationalen Alpenkonven- verständigt, in Zukunft sehr eng miteinander zu arbeiten tion ‚Grenzübergreifender ökologischer Verbund‘ des (Abb.35). Das könnte eine angrenzende Fläche von 1.500 Netzwerkes Alpiner Schutzgebiete (Abb.34) und dem km² (inkl. 5.000 km² nicht angrenzend) ergeben. Die ko- Befund einer starken Naturschutz-Agglomeration in der operative Strukturgleichheit ist dabei förderlich: bei 50 % Eisenstraßen-Region besteht die Tendenz, die in der Re- Republik und 50 % Bundesland bleiben auch bei Zusam- gion der Eisenstraße liegenden 15 Schutzgebiete unter- menschlüssen die Verhältnisse der Republik gleich. Die schiedlicher Kategorien in einen ökologischen Verbund Überlagerung natur- und kulturhistorischer Komponenten zusammenzuführen. Die drei betroffenen Bundesländer der Eisenwurzen-Region ist augenfällig die Basis für eine haben sich, ganz im Gegensatz zur Kulturperspektive, Gemischte Einreichung (Abb.36).

Die Österreichische Eisenstraße als UNESCO Weltkultur- und Naturerbe? – Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie 97 Schriftenreihe Nationalpark Kalkalpen Band 9 UNESCO-WELTKULTURERBE UND Teil I Teil II DIE EISENSTRASSE Teil III

Übersicht, Kategorien und Defi nition an Schutzgebieten im Verbund: Schutzgebiet: Fläche [ha] Status zusammenhängende Gebiete Naturschutzgebiet Haller Mauern 1.253 Naturschutzgebiet Naturschutzgebiet Wildalpen Salzatal 51.300 Naturschutzgebiet Naturpark Nö. Eisenwurzen 4.934 Naturpark Naturpark St. Eisenwurzen 58.435 Naturpark Wildnisgebiet Dürrenstein 2.383 Wildnisgebiet Nationalpark Gesäuse 11.034 Nationalpark Nationalpark Kalkalpen 20.850 Nationalpark 7 Schutzgebiete 150.195

derzeit ohne gemeinsame Grenze Naturschutzgebiet Pürgschacher Moor 1.615 Naturschutzgebiet Naturschutzgebiet 24.001 Naturschutzgebiet Naturschutzgebiet Warscheneck Süd 1.924 Naturschutzgebiet Naturschutzgebiet Bosruck 289 Naturschutzgebiet Naturpark Ötscher Tormäuer 9.300 Naturpark Naturpark Buchenberg 240 Naturpark Landschaftsschutzgebiet Warscheneck 305 Landschaftschutzgebiet Quellschutzwälder Stadt Wien – FV 14.400 Quellschutzwälder 8 Schutzgebiete 52.074

Naturschutzkategorien – Defi nitionen • Kategorie V: Geschütze Landschaft/Geschützes Mari- Defi nitionen fi nden sich in den Naturschutzgesetzen nes Gebiet: Gebiet, dessen Management hauptsächlich der Länder und in den IUCN Management-Richtlinien: auf den Schutz einer Landschaft oder eines marinen Quellschutzwälder, Landschaftsschutzgebiete, Naturpark, Gebietes ausgerichtet ist und der Erholung dient; Naturschutzgebiet, Naturdenkmal, Wildnisgebiet, Natio- • Kategorie VI: Ressourcenschutzgebiet mit Manage- nalpark. Die IUCN verwendet ein 1978 eingeführtes und ment: Schutzgebiet, dessen Management der nachhalti- 1994 überarbeitetes System, in das alle Schutzgebiete der gen Nutzung natürlicher Ökosysteme dient. Erde kategorisierbar sind: • Kategorie I: Strenges Naturgebiet/Wildnisgebiet: Das System fi ndet bei der Erstellung der UN-Liste (Uni- Schutzgebiet, das hauptsächlich zum Zwecke der For- ted Nation) der Schutzgebiete durch das UNEP-WCMC schung oder des Schutzes der Wildnis verwaltet wird; (World Conservation Monitoring Centre) Anwendung, zu- • Kategorie II: Nationalpark: Schutzgebiet, das haupt- letzt 2003. Die World Conservation Union wurde gegrün- sächlich zum Schutz von Ökosystemen und zu Erho- det als International Union for the Protection of Nature lungszwecken verwaltet wird; (IUPN) nach einer internationalen Konferenz im franzö- • Kategorie III: Naturdenkmal: Schutzgebiet, das haupt- sischen Fontainebleau. Ihren heutigen Namen erhielt die sächlich zum Schutz einer besonderen Naturerschei- Organisation im Jahre 1956. Die Verwendung des Namens nung verwaltet wird; World Conservation Union begann in den 1990er Jahren, • Kategorie IV: Biotop-/Artenschutzgebiet mit Manage- aber viele gebrauchen auch weiterhin den bekannten voll- ment: Schutzgebiet, für dessen Management gezielte ständigen Namen zusammen mit der Abkürzung. (IUCN Eingriffe erfolgen; Richtlinien: http://www.europarc.org/international/sources/ IUCN-d.pdf) (Zugriff 11(2008).

98 Die Österreichische Eisenstraße als UNESCO Weltkultur- und Naturerbe? – Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie Schriftenreihe Nationalpark Kalkalpen Band 9 UNESCO-WELTKULTURERBE UND Teil I Teil II DIE EISENSTRASSE Teil III

Natur-Welterbe-Relevanz am Beispiel des Nati- – 800 Quellen, 200 km Bäche, Feuchtgebiete onalpark Kalkalpen (Exzerpt aus einer Einschät- – 25 km zusammenhängendes unerforschtes Höhlen- zung durch Direktor Dr. Erich Mayrhofer) system – 30 verschiedene Waldgesellschaften, Felsformationen, Bezugnehmend auf die UNESCO-Weltkulturerbe-Liste alpine Rasen und die Kriterien zu den Operational Guidelines, Punkt • Rückzugsgebiet bedrohter Arten wie Bär, Luchs, Auer- 77; VII-X ist Folgendes ausführen: In Mitteleuropa gibt es wild sowie zahlreicher Greifvögel und Blütenpfl anzen derzeit keine über 20.000 ha großen, zusammenhängen- (siehe Kriterium x); siehe dazu Publikation „Schutzgüter den Wildnis-Gebiete mit verschiedenen, autochthonen im Nationalpark Kalkalpen“, Band 6 Schriftenreihe. Lebensräumen und vollständig intaktem Artenspektrum. Der Nationalpark Kalkalpen mit einer Größe von 20.850 ha Grundidee: Gemischte Einreichung Eisenwurzen dürfte am ehesten diesen Ansprüchen gerecht werden Der Option einer gemischten Einreichung mit jeweils und verfolgt daher auch das Ziel, größtes Wildnisgebiet Welterbe-relevanten Kultur- UND Naturschutzarealen von Mitteleuropa zu werden. Der Mensch wird zum stil- stellt den größtmöglichen Maßstab in der Eisenstraßen- len Beobachter und die Wildnis-Strategie wird von vorerst Diskussion dar (Abb.37). Sie bringt damit die meisten inf- 15.600 ha auf 18.000 ha ausgeweitet. Folgende Kriterien rastrukturellen und vernetzungstechnischen Herausforde- sprechen für eine Natur-Welterbe Nominierung: rungen, hat aber eine Reihe an (leicht kommunizierbaren) • Schutz signifi kanter, ökologischer und biologischer Pro- Vorteilen: zessabläufe (siehe Kriterium (ix) der Kriterien zum Welt- • Unterrepräsentierte Kategorie ‚Mixed Nomination‘ naturerbe, II.2.§ 45, 77): Eine gemischte Einreichung unter dem hier vorgeschla- – größtes zusammenhängendes Waldgebiet der Ostal- genen Titel ‚Eisenwurzen‘ würde eine UNESCO-Nominie- pen und rungsvariante beliefern, die weltweit so weit unterreprä- – größter Wald-Nationalpark Österreichs sentiert ist, dass bei einer formal richtigen Antragstellung – mehr als 200 km natürliches Bach- und Schluchtsys- die von allen diskutierten Varianten höchste Erfolgschance tem besteht. Sie entspricht der derzeitigen UNESCO-Nominie- – Urwald-Reste, natürliche Lebensräume mit dynami- rungspolitik (Stichwort Global Strategy). schen Abläufen • Impuls für die kulturelle Eisenstraßen-Diskussion • Herausragende natürliche Phänomene und Areale na- Die bisher rein kulturell ausgerichtete Eisenstraßen- türlicher Schönheit, die für Nationalpark Besucher zu- Diskussion ist aufgrund ihrer Dauer, Bundesland-Kon- gängig gemacht wurden (siehe Kriterium vii) wie z.B.: kurrenz und zunehmend versiegenden Geldquellen für – Bodinggraben: enge Verzahnung Schluchtwälder und weitere Entwicklungsschritte auf einem emotionalen ehemals fürstliches Jagdgebiet mit Baudenkmälern Tiefpunkt angelangt, den verschiedene skeptisch for- – Reichramingbach, Große Klause: Nebeneinander von mulierte Fachmeinungen zur Nominierbarkeit noch ver- Felsformationen, Gebirgsbächen und natürlichen stärkt haben. Der frische und neuere Impuls aus dem Waldgesellschaften mit Anlagen der Holzgewinnung Naturschutz (hier scheinen Bundesland übergreifende wie Waldbahn, Klausen, Holzknechthütten Konsensbildungen eher möglich) kann die Kulturschutz- – Hengstpaß: Die auf 900 m Höhe liegenden Almen am Diskussion neu beleben, weitertragen und neue Ideen Hengstpaß werden umrahmt von den über 2.200 m einbringen. Beide Natur- und Kulturbereiche können hohen Haller Mauern. Von dort führt der alte Knap- damit voneinander profi tieren, da auch der Naturschutz pensteig durch die Waldwildnis zur Blahbergalm der Region auf die etablierte Wertschätzung aus dem • Hohe natürliche Dynamik durch Hochwässer, Lawinen, Kultursektor zurückgreifen kann. Stürme und andere Klimaeinfl üsse und deren Auswir- • Neuartige Förderungen für ein gemeinsames Ziel kungen auf die biologischen Prozesse sowie auf die Aufgrund der in allen drei involvierten Bundesländern zahlreichen Lebensgemeinschaften der Pfl anzen und ersichtlichen Kurskorrektur in der Regionalentwick- Tiere (siehe Kriterium ix) lungs-Förderung steht dem rein kulturell ausgerichteten • Natürliche Lebensräume mit sehr hoher Artenvielfalt Eisenstraßen-Projekt zunehmend weniger Geld zur Ver- und wissenschaftlich, universeller Bedeutung (siehe fügung. Ganz anders die Tendenz im Naturschutz: Ge- Kriterium x): rade die beiden Nationalparks Kalkalpen und Gesäuse,

Die Österreichische Eisenstraße als UNESCO Weltkultur- und Naturerbe? – Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie 99 Schriftenreihe Nationalpark Kalkalpen Band 9 UNESCO-WELTKULTURERBE UND Teil I Teil II DIE EISENSTRASSE Teil III

aber auch andere Naturparks, sind entwicklungsförderi- • Strukturgleichheit des natürlichen und kulturellen sche Zielpunkte geworden. Da aber hier die infrastruk- Raumes turelle Abwicklung stark mit der Eisenstraße und ihren Wie eine Skizze zur naturräumlichen Schutzstruktur be- montanhistorisch-materiellen Ressourcen verbunden ist weist (Abb.38), sprechen beide (Kultur- und Natur-)Sei- (z.B. Wiederaufbau der Reichraminger Waldbahn, mon- ten von denselben Parametern: Kern- und Pufferzonen, tanhistorische Themenwege wie Holztrift etc., Besucher- (lineare) Korridore und Trittsteine. Die weiter vorne ge- einrichtungen und Hotels in historischen Strukturen wie führte, kulturell geprägte Diskussion um die Nominier- z.B. Knappenhaus Unterlaussa), wäre ein übergreifen- barkeit des linear-netzwerkartigen Systems der dezen- des Erhaltungsmanagement möglich. tral organisierten (Eisen-)Wirtschaftslandschaft fi ndet • Der beste thematische Rahmen sich hier wieder. Natur- und Kulturschutz sprechen im Rein thematisch wäre diese Einreichung auch der dem Zusammenschluss von Einzelbausteinen, also dieselbe historischen Raum der Eisenwurzen am meisten ent- Sprache für ein und dieselbe Region: die Eisenstraße. sprechende Rahmen. In einer Überlagerung der mate- In diesem Zusammenhang wäre auch der Begriff Eisen- riellen Netzwerkstruktur der Eisenstraße (Täler, Straßen, wurzen endlich wirklich mit allen Facetten sinnvoll. Die Flüsse) mit den Naturschutzzonen würde die historische vom Öko-Verbund vorgeschlagene Organisationstruktur Verquickung um die elementaren Ressourcen der Eisen- für die geplante LEADER+-Periode 2007-2013 ist auch wurzen umfassend präsentiert: Holz/Wald (Wildnis, vor- für die Sektion Kulturschutz-Management Eisenwurzen her Holzlieferant), Stein/Berge (Naturschönheit, vorher hilfreich (Abb.39). z.B. Erzabbau) und Wasser (Bäche, vorher Nutzung der • Themengleichheit: Erlebnis von Kultur und Wildnis Wasserkraft etc.). Das im Rahmen des Kulturtourismus der Eisenstraße • Vermeidung der UNESCO-Kategorie Kulturlandschaft lange etablierte Schlagwort Erlebnis begleitet den Tou- In einer gemischten Einreichung müssen beide nomi- risten vom Schaubergwerk am Erzberg über das Schie- nierten Sparten (Natur und Kultur) für sich Welterbe- nenstrang-Stahlwerk in Donawitz bis in die Natur: Dort Status haben. Sie werden beide von verschiedenen Fach- wird mit dem Slogan ‚Wildnis erleben‘ geworben. Auf instanzen der UNESCO (IUCN für Natur und ICOMOS beiden Seiten muss aber im Detail – neben dem oft für Kultur) evaluiert. Damit könnte man auch die von überreizten Erlebnis-Charakter für die freizeitaktive Ge- vielen Fachleuten berechtigte Skepsis gegenüber der sellschaft – die tägliche Arbeit am Schutz der kulturellen Nominierung einer gesamtheitlichen Kulturlandschaft wie natürlichen Ressourcen stehen. Mit ausschließlich Eisenwurzen umgehen, die wahrlich alle administrati- medien- und (oftmals banal-)touristisch ausgelegten ven und fi nanziellen Rahmen sprengen würde. Beide Motorrad-Rennen am Erzberg lässt sich dieses seriöse, Kategorien bestehen für sich, sind miteinander verzahnt, dem öffentlichen Erhaltungsinteresse verpfl ichtete Ziel aber gehorchen unterschiedlichen Schutzmaßnahmen. ebenso wenig erreichen wie (nur) mit Wanderevents Damit ist diese Einreichungsform auch fl exibler und zu- durch unberührte Natur. gleich genauer im Detail ohne auszuufern.

Schieferstein und Ötscher: Bundesländer übergreifende Perspektiven

100 Die Österreichische Eisenstraße als UNESCO Weltkultur- und Naturerbe? – Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie Schriftenreihe Nationalpark Kalkalpen Band 9 UNESCO-WELTKULTURERBE UND Teil I Teil II DIE EISENSTRASSE Teil III

5. Abwägungen zur Nominierbarkeit der Eisenstraße zum UNESCO-Welterbe 5. 1. Aufl istung der sechs möglichen Nominierungsvarianten

Sechs verschiedene Nominierungsvarianten wurden vor- 3. Abbauareal und Stadt: Iron Trail with Erzberg and the gestellt, die hier nochmals im Überblick dargestellt wer- old towns of Steyr, Waidhofen and Leoben den. Ihr Maßstab nimmt von 1 bis 6 ständig zu. 4. Netzwerk (serielle Kultur-Nominierung, Trail): Mining Landscape Erzberg and the Iron Trail Eisenwurzen 1. Einzeldenkmal – Ensemble: The Iron Ore Mountain 5. Das Konzept Ecomuseum Eisenwurzen (Vermarktungs- Erzberg verbund und Weltkulturerbe) 2. Abbauareal mit unmittelbarem Siedlungsumfeld: The 6. Gemischte Einreichung (Natur und Kultur): Iron Trail/ cultural landscape of Erzberg with the historic towns of Eisenwurzen Eisenerz and Vordernberg

5. 2. Abwägung der Varianten und Empfehlung

Nach der Abwägung der Vor- und Nachteile, die adminis- 2. Abbauareal mit unmittelbarem Siedlungsumfeld: The trative, landeskultur- wie UNESCO-politische und fi nanzi- cultural landscape of Erzberg with the historic towns of elle Parameter vereint, spricht sich dieses Gutachten für Eisenerz and Vordernberg die folgenden drei Varianten (2, 4, 6) aus – das Konzept 4. Netzwerk (serielle Kultur-Nominierung, Trail): Mining Ecomuseum ist in allen Maßstäben realisierbar: Landscape Erzberg and the Iron Trail Eisenwurzen 6. Gemischte Einreichung (Natur und Kultur): Iron Trail/ Eisenwurzen

5. 3. Ausblick: Drei Varianten und ein politischer Entschluss-Wille

Die letztliche Entscheidung für eine der hier empfohlenen Erzberg-Umfeld-Variante (Variante 2) die pragmatisch ge- drei Varianten hängt jetzt weniger von der wissenschaft- sehen sinnvollste wäre. lich-formalen Durchführbarkeit ab. Allein entscheidend wäre jetzt der, alle Stakeholder zu- Hier wäre eine Gemischte Einreichung (Variante 6) für sammenführende, politische Beschluss-Wille der invol- den Aspekt der Gesamtheitlichkeit der Einheit Eisenwur- vierten Instanzen. zen die beste Lösung, während der kleinere Maßstab einer

Die Österreichische Eisenstraße als UNESCO Weltkultur- und Naturerbe? – Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie 101 Schriftenreihe Nationalpark Kalkalpen Band 9 UNESCO-WELTKULTURERBE UND Teil I Teil II DIE EISENSTRASSE Teil III

Die Bezeichnung Eisenwurzen bezog sich ursprünglich nur auf den steirischen Erzberg. Erst später verstand man darunter jenen geografi schen Raum im Grenz- gebiet von Oberösterreich, Niederösterreich und der Steiermark, wo sich die typische eisenverarbeitende Gewerbe- und Industrielandschaft herausbildete.

Sensenwerk Schröckenfux in Roßleithen/Oberösterreich

102 Die Österreichische Eisenstraße als UNESCO Weltkultur- und Naturerbe? – Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie Schriftenreihe Nationalpark Kalkalpen Band 9 UNESCO-WELTKULTURERBE UND Teil I Teil II DIE EISENSTRASSE Teil III

Maultrommelmanufaktur Wimmer-Bades in Molln/Oberösterreich

Schnittpunkt Blahbergalm/Oberösterreich: frühe Eisengewinnung und neuer Stützpunkt in der Wildnis

Die Österreichische Eisenstraße als UNESCO Weltkultur- und Naturerbe? – Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie 103 Schriftenreihe Nationalpark Kalkalpen Band 9 Teil I Teil II Teil III ANHANG

1. Liste kontaktierter Personen 2007 1. 1. Bundesland übergreifende Einrichtungen

Mag. Gabriele Eschig, Geschäftsführerin der Österreichi- Dr. Hans Marte, Vorstandsvorsitzender der Österreichi- schen UNESCO-Kommission schen UNESCO-Kommission

Mag. Sibylle Grün, Österreichische Akademie der Wissen- MR DI Franz Neuwirth, Welterbe-Beauftragter im Bundes- schaften ministerium für Kultur (Abteilung IV/3 Denkmalschutz)

HR Dr. Eva-Maria Höhle, Generalkonservatorin des Öster- Mag. Ulrike Pfau, Österreichisches Bundesdenkmalamt reichischen Bundesdenkmalamtes DI Raimund Rhomberg, Österreichisches Bundesdenk- HR Dr. Ulrike Knall, Abteilung Denkmalinventar des Öster- malamt, Vorarlberg reichischen Bundesdenkmalamtes DI Dr. Richard Wittasek-Dieckmann, Abteilung Technische HR Univ. Prof. Dr. Wilfried Lipp, Präsident des Österreichi- Denkmale des Österreichischen Bundesdenkmalamtes schen ICOMOS-Nationalkomitees

1. 2. Bundesland spezifi sche Einrichtungen

Niederösterreich Mag. Eva Zankl, Stadtarchiv/Stadtbücherei, Waidhofen/Ybbs Werner Aigner, Baubehörde Magistrat Waidhofen/Ybbs Mag. Gorazd Zivkovic, Gebietsreferent im Landeskonser- Mag. Martin Grüneis, Amt der NÖ-Landesregierung, Abtei- vator Niederösterreich, Bundesdenkmalamt lung für Kultur und Wissenschaft Oberösterreich Josef Hofmarcher, Bürgermeister von Ybbsitz DI Alois Aigner, Geschäftsstellenleiter, Regionalmanage- Josef Kerschbaumer, Baubehörde Magistrat ment Oberösterreich GmbH, Geschäftsstelle Steyr-Kirch- Waidhofen/Ybbs dorf

HR Dr. Peter König, Landeskonservator Niederösterreich, DI Günther Grabner, Fachabteilung Stadtentwicklung und Bundesdenkmalamt Stadtplanung in Steyr

Mag. Werner Krammer, Kulturstadtrat, Waidhofen/Ybbs DI Dr. Hans-Jörg Kaiser, Fachabteilung für Altstadterhal- tung, Denkmalpfl ege und Stadterneuerung in Steyr HR Dr. Berthold Panzenböck, Obmann des Vereins NÖ Eisenstraße-Kulturpark Eisenstraße-Ötscherland HR Dr. Wilfried Lipp, Landeskonservator Oberösterreich, Bundesdenkmalamt Mag. Gudrun Streicher, Vorsitzende/Geschäftsführe- rin des Vereins NÖ Eisenstraße-Kulturpark Eisenstraße- Dr. Erich Mayrhofer, Direktor des Nationalpark Kalkalpen Ötscherland Prof. Dr. Roman Sandgruber, Institut für Sozial- und Wirt- schaftsgeschichte, Johannes Keppler Universität Linz

104 Die Österreichische Eisenstraße als UNESCO Weltkultur- und Naturerbe? – Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie Schriftenreihe Nationalpark Kalkalpen Band 9 Teil I Teil II Teil III ANHANG

Mag. Andreas Schilcher, LEADER-Koordinator, Regio- Walter Hubner, Bürgermeister, Marktgemeinde Vordern- nalmanagement Oberösterreich GmbH, Geschäftsstelle berg Steyr-Kirchdorf Mag. Thomas Iraschko, Wirtschaftsabteilung am Bürger- Gottfried Schuh, Bürgermeister von Losenstein und meisteramt Eisenerz Obmann Verein Oberösterreichische Eisenstraße DI Alfred Joham, Bauangelegenheiten am Bürgermeister- Dr. Lothar Schultes, Abteilung Kunstgeschichte, amt Leoben OÖ. Landesmuseen, Schlossmuseum Linz Dr. Robert Konopasek, Geschäftsführer, Montanhistori- Mag. Franz Sieghartsleitner, Nationalpark Kalkalpen scher Verein Österreich

HR Dr. Paulus Wall, Amt der OÖ Landesregierung, Dr. Matthias Konrad, Bürgermeister von Leoben Landeskulturdirektion Mag. Susanne Leitner-Böchzelt, MuseumsCenter Leoben – Kunsthalle Leoben Mag. Udo B. Wiesinger, Museum Arbeitswelt Steyr DI Horst Lackner, Museumsleiter, Metallurgiemuseum Steiermark Donawitz/Geschichteclub der voestalpine

HR Dipl.Ing. Dr. Friedrich Bouvier, Landeskonservator Veronika Ladstätter, Tourismus Abenteuer Erzberg, Steiermark, Bundesdenkmalamt Eisenerz

Herr Cmagar, Geschäftsführer, Verein Steirische Petra Loitzl, Informationsbüro Eisenerz Eisenstraße Adelheid Maxl, Assistentin der Geschäftsführung, Mag. Christa Eisner, Amt der Steiermärkischen Landes- voestalpine Stahl Donawitz GmbH & Co KG regierung, Abteilung für Kultur DI Alois Murnig, Landeskonservatorat Steiermark Dr. Josef Fegerl, Vorstandvorsitzender der Erzberg- Stiftung DI Werner Nussmüller, Architekt, Graz

Thomas Fraiss, Tourismuskoordination, VA Erzberg GmbH HR Dipl.-Ing. Gerda Missoni, Vorsitzende der Steiermärki- schen Ortsbildkommission DI Werner Franek, Geschäftsführer, Nationalpark Gesäuse GmbH Ing. Helmut Orthacker, Bauamtsleiter, Magistrat Trofaiach

Mag. Gerhard Freiinger, Bürgermeister Eisenerz Dr. Stefan Petermann, Geschäftsführer der VA Erzberg GmbH, Eisenerz Dr. Markus Frewein, Geschäftsführer, Verkehrplus, Prognose, Planung und Strategieberatung GmbH Heidi Pichler, Sekretariat, Verein Steirische Eisenstraße

Dr. Sigrid Günther, Direktorin, Museum Eisenerz Dipl.-Ing. Max Pumpernig, Ortsbildsachverständigter Eisenerz DI Gunther Hasewend, Landesbaudirektor Dr. Gabriele Russ, Abteilungsleitung, Amt der Steiermärki- Ingo Heim, GIS-Referat an der Landesbaudirektion schen Landesregierung, Abteilung für Kultur

Die Österreichische Eisenstraße als UNESCO Weltkultur- und Naturerbe? – Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie 105 Schriftenreihe Nationalpark Kalkalpen Band 9 Teil I Teil II Teil III ANHANG

Johann Schaffetter, Öffentlichkeitsarbeit, voestalpine Stahl DI Harold Umfer, Direktor i.R. der VA Erzberg Donawitz GmbH & Co KG Dr. Harald Vetter, Abteilung Volkskultur, Amt der Steier- Prof. Dipl.-Ing. DDr. Gerhard Sperl, Präsident Montan- märkischen Landesregierung, Abteilung für Kultur historischer Verein Österreich Dr. Hansjörg Weidenhofer, Inventarisation, Landeskonser- René P. Thaller, Vorsitzender Verein Erzbergbahn vatorat Steiermark

1. 3. Internationale Kontakte

Prof. Dr. Helmuth Albrecht, Lehrstuhl für Technikgeschichte Dipl.-Kfm. Achim Jahns, Geschäftsführer, Weltkulturerbe und Industriearchäologie TU Freiberg, Deutschland. Vor- Rammelsberg/Goslar, Deutschland standsstellvertreter des Fördervereins Montanregion Erz- gebirge e.V. Christina Lindeqvist, Direktorin, Ecomuseum Bergslagen, Ludvika, Schweden Regina Biakowski, Sekretariat, Lehrstuhl für Technikge- schichte und Industriearchäologie TU Freiberg, Deutsch- DI Christoph Machat, ICOMOS-Deutschland, Rhein, Amt land für Denkmalpfl ege, Pulheim, Deutschland

Dr. Tamas Fejerdy, Präsident, ICOMOS-Ungarn Dr. Axel Mykleby, ICOMOS-Norwegen

Dipl.-Ing. Rolf Höhmann, Büro für Industriearchäologie, Dr. Ray Bondin, Präsident, CIVVIH / ICOMOS Malta Darmstadt, Deutschland Univ.-Prof. Dr. Andrzej Tomaszewski, Präsident ICOMOS- Polen

2. Bibliographie 2. 1. Literatur für das Gutachten

• Albrecht, Helmuth: UNESCO-Welterbe-Projekt Mont- tage Centre UNESCO, Paris (2001). Internet: http://whc. anregion Erzgebirge. Realisierungsstudie 2007 in Fort- unesco.org/archive/ind-study01.pdf (Zugriff 11/2007). schreibung der Machbarkeitsstudie aus dem Jahre 2001. Studie im Auftrag des Fördervereins Montanregion Erz- • Falser, Michael: Industrie – Landschaft – Kunst. Der Stei- gebirge e.V. für das Sächsische Staatsministerium des rische Erzberg. Entstehungsgeschichte, Inventarisation Innern. Freiberg 2007. und Umnutzung in einen Ausstellungsbezirk für Land- Art, Objektkunst und Multimedia. Industriearchäologie, • Buchner, Kurt et al.: Stützpunktekonzept Nationalpark Band 5, Chemnitz 2006. oö. Kalkalpen. Molln 2006. • Falser, Michael: Das UNESCO-Welterbe und der Vor- • Fahrengruber, Reinhard: Entlang der Eisenstraße. Kultur, schlag für eine Österreichische Tentativliste. In: ISG Ma- Natur und Industrie. Steyr 2007. gazin, 4/2007, S. 15 – 17.

• Falser, Michael: Global Strategy Studies: Under-repre- • Falser, Michael: Gutachten zur potenziellen Einreichung sented categories (Industrial Heritage). In: World Heri- der Österreichischen Eisenstraße (Eisenwurzen) zum UNESCO-Welterbe (interner Bericht). Eine Zusammen-

106 Die Österreichische Eisenstraße als UNESCO Weltkultur- und Naturerbe? – Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie Schriftenreihe Nationalpark Kalkalpen Band 9 Teil I Teil II Teil III ANHANG

fassung als Download unter: http://www.icomos.at/Ak- • Koch, Helmut et al.: Machbarkeitsstudie Wiederaufbau tuelles (Zugriff 11/2008). der Reichraminger Waldbahn, Verkehrskonzept Na- tionalpark Infozentrum Reichraming, Schlussbericht • Franek, Werner: Ökologischer Verbund in der Region 1999/2000. Schriftenreihe Nationalpark Kalkalpen Band Nördliche Kalkalpen/Eisenwurzen (Interner Bericht). 3, Eigenverlag. Nationalpark O.ö. Kalkalpen GesmbH, 2007. Molln 2000.

• Hajós, Geza (Hg.): Monument – Site – Cultural Land- • Kugler, Jens: Marketingstudie Montanregion Erzgebirge scape exemplifi ed by the Wachau (Proceedings of an im Rahmen des UNESCO-Projekts‚ Montanregion Erz- International Conference, 12-15 October 1998, Dürn- gebirge. Kleinvoigtsberg 2002. stein, ). Wien 1999. • Landeshauptmänner-Konferenz 2002: Punkt VIIe • Höhle, Eva-Maria: Stellungnahme zum Weltkulturerbe (Übereinkommen zum Schutz des Natur- und Kultur- Eisenstraße. Internes Schreiben vom 15.2.2005. Bun- erbes der Welt. Aufnahme der Eisenstraße in die Liste desdenkmalamt Aktenzeichen 1319/9/2005. des Weltkultur- und Naturerbes. Aktnummer: VST 2659/61,14.6.2002. • IBA Emscher Park GmbH (Hg.): Industriegeschichte, In- dustriedenkmalpfl ege, Museumsarbeit. Emscherpark • Leitner-Böchzelt; Mittersteiner; Reinhard: Museums- Tagungsbereichts 4. Gelsenkirchen 1991. verbund Steirische Eisenstraße. Vorläufi ger Enbericht. Leoben 2005. • IBA Emscher Park. In: Topos 26/1999. München 1999. • Mayrhofer, Erich: Klosterwege. Wandern auf den Spu- • ICOMOS: Thematic studies, unter: http://www.icomos. ren der Benediktiner im Ennstal. Steyr 2006. org/studies/ (Zugriff 11/2008) • Mayrhofer, Erich: Ökologischer Verbund in der Region • ICOMOS: The World Heritage List. Filling the Gaps – an Nördliche Kalkalpen/Eisenwurzen. Molln 2007. Action Plan for the Future. ICOMOS, Vol. XII. Paris 2005. Unter: http://whc.unesco.org/uploads/pages/docu- • Montania (Hg.): Vom steirischen Erzberg. Bilder der Ar- ments/document-273-1.pdf (Zugriff 3/2009) beit, Förderung, Verhüttung. In: Die Eisenblüte (7). Graz 19 97. • ICOMOS UK: Nomination of Bleanavon Industrial Landscape for the Inclusion in the World Heritage List. • Netzwerk Alpiner Schutzgebiete (Hg.): Grenzübergrei- 1999. Unter: http://www.world-heritage-blaenavon.org. fende Schutzgebiete und ökologisches Netzwerk in uk/whs-info/documents/nomination.pdf and http:// den Alpen. Grenzübergreifender ökologischer Verbund. www.world-heritage-blaenavon.org.uk/whs-info/docu- Netzwerk Alpine Schutzgebiete. Alpensignale 3. Inns- ments/Blaenavon_Man_Plan.pdf (Zugriff 11/2007) bruck 2004.

• ICOMOS UK: Nomination of the Cornwall and West • Nordrhein-Westfalen Tourismus e.V.: Europäische Devon Mining Landscape for Inclusion on the World Route der Industriekultur. Unter: [email protected] (Zugriff Heritage List (Part 1), Justifi cation for Inscription, Ma- 7/2007). nagement Plan (Part 3). 1999. Unter: http://whc. unesco.org/en/list/1215/documents/ (Zugriff 11/2007) • Nussmüller; Pichler; Rosegger: Wohnungsmarkt in schrumpfenden Städten. Re-design Eisenerz. Erstel- • ISG Magazin – Internationales Städteforum Graz, Neue lung eines Maßnahmenkatalogs zur Verbesserung der Funktionen für alte Industrieregionen. Heft 3a/1995. Wohnsituation in Eisenerz. Graz 2006.

Die Österreichische Eisenstraße als UNESCO Weltkultur- und Naturerbe? – Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie 107 Schriftenreihe Nationalpark Kalkalpen Band 9 Teil I Teil II Teil III ANHANG

• Ortsbildschutz-Erlässe der Steirischen Ortsbildschutz- • UNESCO: Convention for the Safeguarding of the Int- kommission (für Leoben, Trofaiach, Vordernberg und angible Cultural Heritage (2003), unter: http://www. Eisenerz). Unter: http://www.umwelt.steiermark.at/cms/ unesdoc.unesco.org/images/00132540e.pdf (Zugriff beitrag (Zugriff 8.2007). 11/2008)

• Rettensteiner, Verkehrsplanung und Regionalentwick- • UNESCO: Welterbe-Konvention. Paris 1972. lung: Mit Volldampf auf den Präbichl. Machbarkeitsstu- die Ausbau der Touristenattraktion Erzbergbahn durch • UNESCO: Man and the Biosphere (MAB) Programme. Einsatz dampfl okbespannter Museumszüge. Graz Unter http://www.unesco.org/mab/ (Zugriff 11/2008) 2006. • UNESCO: Convention on Biological Diversity (1992). • Sandgruber, Roman et al.: Österreichische Einsenstraße Unter: http://www.biodiv.org/convention/artucles.asp. (Eisenwurzen) – Eisen als Bindeglied zwischen der (Zugriff 11/2008) Steiermark, Oberösterreich und Niederösterreich. Eine Bestandsaufnahme. Hartberg, Linz, Schärding, Wien • UNESCO: Global Strategy, unter: http://whc.unesco.org/ 2004. en/globalstrategy, http://whc.unesco.org/archive/2004/ whc04-28com-13b1e.pdf (bzw. 132e.pdf), und http:// • Sputnik GbR.: Wirtschaftliche Chancen im Zusammen- whc.unesco.org/en/globalstrategy (Zugriff 11/2008) hang mit der Ernennung der Montanregion Erzgebirge zum UNESCO-Welterbe. 2006. Unter: http://www.wiwi. • UNESCO: Publications. Unter: http://whc.unesco.org/ tu-freiberg.de/iwtg/monte/index2.php?option=com_ en/publications docman&task=doc_view&gid=70&Itemid=99999999 (Zugriff 3/2009) • UNESCO: Tentative lists. Unter: http://whc.unesco.org/ en/tentativelists • Steirische Eisenstraße: Symbiose aus Natur und Tech- nik. In: ISG Magazin (Internationales Städteforum Graz) • VA Erzberg: Präsentation Abenteuer Erzberg. Eisenerz 3a/1995 (Neue Funktionen für alte Industrieregionen), 2007. S.8. • VOEST-Alpine; Klimbacher: Projekt Schleifsteinbruch • Stieber, Julius (Hg.): Land der Hämmer, Heimat Eisen- Waidhofen a.d. Ybbs. Eisenerz 2002. wurzen (Region Pyhrn-Eisenwurzen). Oberösterreichi- sche Landesausstellung 1998. Salzburg 1998. • Weber, Leopold: (Vorläufi ges) Geologisch-geotechni- sches Gutachten zur Ermittlung des von den Stollen- • Stmk. Landesbaudirektion/Stadt Eisenerz: Rahmen-Ent- objekten NÖ096 Waidhofen/Ybbs, Fuchsbauernstein- wicklungs-Konzept: Stadterneuerung + redesign Eisen- bruch ausgehenden Gefährdungspotentials. Auftrag erz 2021. Graz, Eisenerz 2007. BIG. Wien 2002.

• The Council of Europe Cultural Routes/European Insti- • Weineck, Horst: Dokumentation der untertägigen tute of Cultural Routes (EICR). Unter: www.culture-rou- Schleifsteingewinnung im Raume Waidhofen/Ybbs. tes.lu (Zugriff 7/2007). Montanhistorische Arbeit. Eisenerz 2003.

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108 Die Österreichische Eisenstraße als UNESCO Weltkultur- und Naturerbe? – Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie Schriftenreihe Nationalpark Kalkalpen Band 9 Teil I Teil II Teil III ANHANG

2. 2. Weiterführende Literatur

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112 Die Österreichische Eisenstraße als UNESCO Weltkultur- und Naturerbe? – Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie Schriftenreihe Nationalpark Kalkalpen Band 9 Teil I Teil II Teil III ANHANG

Blick vom Peternpfad ins Ennstal, Nationalpark Gesäuse/Steiermark

Die Österreichische Eisenstraße als UNESCO Weltkultur- und Naturerbe? – Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie 113 Schriftenreihe Nationalpark Kalkalpen Band 9 Teil I Teil II Teil III ANHANG

3. Abbildungsteil

114 Die Österreichische Eisenstraße als UNESCO Weltkultur- und Naturerbe? – Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie Schriftenreihe Nationalpark Kalkalpen Band 9 ABBILDUNGEN ZU TEIL I

1.) Die Eisenstraße (Eisenwurzen) (Arbeitsgemeinschaft Kartografie)

2.) Die Eisenstraße (Eisenwurzen) mit den involvierten Gemeinden (Arbeitsgemeinschaft Kartografie)

Die Österreichische Eisenstraße als UNESCO Weltkultur- und Naturerbe? – Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie 115 Schriftenreihe Nationalpark Kalkalpen Band 9 ABBILDUNGEN ZU TEIL I

3.) Der Erzberg (VOEST-Alpine 1982)

4.) Der Erzberg (VOEST-Alpine Erzberg) 5.) Blick auf die Altstadt von Steyr (Falser 2007)

116 Die Österreichische Eisenstraße als UNESCO Weltkultur- und Naturerbe? – Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie Schriftenreihe Nationalpark Kalkalpen Band 9 ABBILDUNGEN ZU TEIL I

6.) Stadtplatz Leoben (Falser 2007) 7.) Waidhofen/Ybbs (Falser 2007)

8.) Weyer, Stadtplatz (Falser 2007) 9.) Micheldorf, Sensenmuseum (Falser 2007)

10.) Wald- und Flussgebiet entlang der Enns (Falser 2007) 11.) Das Stahlwerk Donawitz (Falser 2007)

Die Österreichische Eisenstraße als UNESCO Weltkultur- und Naturerbe? – Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie 117 Schriftenreihe Nationalpark Kalkalpen Band 9 ABBILDUNGEN ZU TEIL I

12.) Das Gebiet der niederösterreichischen Eisenstraße (Fahrengruber 2007)

13.) Land der Hämmer, Oberösterreichische Landesausstellung 1998 14.) Land der Hämmer, Oberösterreichische Landesausstellung 1998, Einzugs- (Katalog) gebiet (Katalog)

118 Die Österreichische Eisenstraße als UNESCO Weltkultur- und Naturerbe? – Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie Schriftenreihe Nationalpark Kalkalpen Band 9 ABBILDUNGEN ZU TEIL I

15.) Das Gebiet des oberösterreichischen Nationalpark Kalkalpen (Nationalpark Kalkalpen)

16.) Das Gebiet der oberösterreichischen Eisenstraße (Fahrengruber 2007) 17.) Das Gebiet des linear ausgerichteten Museumsver- bundes stmk. Eisenstraße (Steirischer Museumsverbund)

Die Österreichische Eisenstraße als UNESCO Weltkultur- und Naturerbe? – Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie 119 Schriftenreihe Nationalpark Kalkalpen Band 9 ABBILDUNGEN ZU TEIL I

18.) Erlebniszug Leoben – Vordernberg (Rettensteiner 2007)

19.) Das Gebiet des steirischen Nationalpark Gesäuse (Nationalpark Gesäuse)

120 Die Österreichische Eisenstraße als UNESCO Weltkultur- und Naturerbe? – Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie Schriftenreihe Nationalpark Kalkalpen Band 9 ABBILDUNGEN ZU TEIL I

20.) Das Gebiet der steirischen Eisenstraße (Fahrengruber 2007)

21.) Struktur der Erzberg Stiftung (VOEST 2007)

Die Österreichische Eisenstraße als UNESCO Weltkultur- und Naturerbe? – Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie 121 Schriftenreihe Nationalpark Kalkalpen Band 9 ABBILDUNGEN ZU TEIL I

23.) Der Oswaldirücken am Erzberg (Falser 2007)

22.) Erzberglandschaft im Winter (Museum Eisenerz) 24.) Der Steirische Erzberg (Falser 2006)

122 Die Österreichische Eisenstraße als UNESCO Weltkultur- und Naturerbe? – Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie Schriftenreihe Nationalpark Kalkalpen Band 9 ABBILDUNGEN ZU TEIL I

25.) Die Abbaufläche am Erzberg in einem Höhenschichtlinienplan (Falser 2006)

26.) Analyse der Landschaftsaspekte am Erzberg, rot: Abbaufläche, grün: Waldfläche, türkis: kommerzielle Nutzung, blau: Forschung (Falser 2006)

Die Österreichische Eisenstraße als UNESCO Weltkultur- und Naturerbe? – Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie 123 Schriftenreihe Nationalpark Kalkalpen Band 9 ABBILDUNGEN ZU TEIL I

27.) Chronologie der Bauten am Oswaldi-Rücken (Falser 2006)

28.) Umnutzungspotenziale der Bauten am Oswaldi-Rücken (Falser 2006)

124 Die Österreichische Eisenstraße als UNESCO Weltkultur- und Naturerbe? – Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie Schriftenreihe Nationalpark Kalkalpen Band 9 ABBILDUNGEN ZU TEIL I

29.) Das Stahlwerk Donawitz (Falser 2007) 30.) Das Stahlwerk Donawitz (VOEST 2007)

31.) Pfarre Donawitz (Falser 2007) 32.) Eisenerz (Falser 2007)

Die Österreichische Eisenstraße als UNESCO Weltkultur- und Naturerbe? – Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie 125 Schriftenreihe Nationalpark Kalkalpen Band 9 ABBILDUNGEN ZU TEIL I

33.) Die Gemeinde Eisenerz nördlich des Erzberges, Flächennutzungsplan und Ausweisung des Ortsbildschutzes (gelb) (GIS Steiermark 2007)

34.) Rückbau einer Schule in Eisenerz (Falser 2007) 35.) Siedlung Münichtal (Falser 2007)

126 Die Österreichische Eisenstraße als UNESCO Weltkultur- und Naturerbe? – Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie Schriftenreihe Nationalpark Kalkalpen Band 9 ABBILDUNGEN ZU TEIL I

36.) Arbeitersiedlung Vogelweide (Falser 2007) 37.) Blick auf Vordernberg (Falser 2007)

38.) Die Gemeinde Vordernberg südöstlich des Erzberges, Höhenschichtlinien und Ausweisung des Ortsbildschutzes (gelb) (GIS Steiermark 2007)

Die Österreichische Eisenstraße als UNESCO Weltkultur- und Naturerbe? – Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie 127 Schriftenreihe Nationalpark Kalkalpen Band 9 ABBILDUNGEN ZU TEIL I

40.) Radwerk IV in Vordernberg (Falser 2007)

39.) Sehenswürdigkeiten Vordernberg (Vordernberg 2007)

41.) Erzbergbahn Plakat (Verein Erzbergbahn) 42.) Erzbergbahn-Strecke (Verein Erzbergbahn 2007)

128 Die Österreichische Eisenstraße als UNESCO Weltkultur- und Naturerbe? – Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie Schriftenreihe Nationalpark Kalkalpen Band 9 ABBILDUNGEN ZU TEIL I

43.) Die Stadt Leoben in einem Flächennutzungsplan (gelb: Ortsbildschutzzonen) (GIS Steiermark 2007)

44.) Siedlung Ehrenheimweg/Leoben (Falser 2007) 45.) Siedlung Seegraben/Leoben (Falser 2007)

Die Österreichische Eisenstraße als UNESCO Weltkultur- und Naturerbe? – Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie 129 Schriftenreihe Nationalpark Kalkalpen Band 9 ABBILDUNGEN ZU TEIL I

46.) Steyr, Luftbild (Steyr 2007)

49.) Steyr und seine Denkmalschutzzonen (Steyr 2007)

130 Die Österreichische Eisenstraße als UNESCO Weltkultur- und Naturerbe? – Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie Schriftenreihe Nationalpark Kalkalpen Band 9 ABBILDUNGEN ZU TEIL I

47.) Der Steyrer Stadtplatz (Falser 2007) 48.) Steyr-Dorf (Falser 2007)

50.) Brücke zum Wehrgraben (Falser 2007) 51.) Waidhofen, Ybbsufer-Landschaft (Falser 2007)

52.) Waidhofen, Rotschild Schloss (Falser 2007)

Die Österreichische Eisenstraße als UNESCO Weltkultur- und Naturerbe? – Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie 131 Schriftenreihe Nationalpark Kalkalpen Band 9 ABBILDUNGEN ZU TEIL I

53.) Waidhofen in einem Flächenwidmungsplan (Waidhofen 2007)

54.) Hammer in Ybbsitz (Falser 2007) 55.) Hammer, Hollenstein (Falser 2007)

56.) Herrenhaus, Lunz am See (Falser 2007) 57.) Großreifling, Österreichisches Forstmuseum Silvanum (Falser 2007)

132 Die Österreichische Eisenstraße als UNESCO Weltkultur- und Naturerbe? – Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie Schriftenreihe Nationalpark Kalkalpen Band 9 ABBILDUNGEN ZU TEIL I

58.) Steinbach, Messerermuseum (Falser 2007) 59.) Hieflau, Ennsrechen (Falser 2007)

60.) Taverne Kastenreith (Falser 2007) 61.) Haunoldmühle, Steinbach (Falser 2007)

62.) Montanuniversität Leoben (Falser 2007) 63.) Töpperbrücke in Kasten bei Lunz/See (Falser 2007)

Die Österreichische Eisenstraße als UNESCO Weltkultur- und Naturerbe? – Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie 133 Schriftenreihe Nationalpark Kalkalpen Band 9 ABBILDUNGEN ZU TEIL I

64.) Planliche Darstellung aller erfassten und ausgewählten Orte für eine potenzielle Welterbe-Nominierung (Falser 2007)

65.) Ausgewählte Orte entlang des historisch nachweisbaren Wegenetzes der Eisenstraße (Falser 2007)

134 Die Österreichische Eisenstraße als UNESCO Weltkultur- und Naturerbe? – Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie Schriftenreihe Nationalpark Kalkalpen Band 9 ABBILDUNGEN ZU TEIL II

3. UNESCO-Welterbe: Kategorien, Analysen, Vergleiche

1.) Welterbe auf der Welterbe-Liste und auf der Tentativliste (Falser 2007)

2.) Welterbe-Verteilung auf der Liste und der Tentativliste (weltweit) (Falser 2007)

3.) Welterbe-Verteilung auf der Liste und der Tentativliste (europaweit) (Falser 2007)

Die Österreichische Eisenstraße als UNESCO Weltkultur- und Naturerbe? – Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie 135 Schriftenreihe Nationalpark Kalkalpen Band 9 ABBILDUNGEN ZU TEIL II

4.) Welterbe-Verteilung auf der Liste und der Tentativliste (west-europaweit) (Falser 2007)

5.) Verteilung der Kulturkategorien (Falser 2007) auf der Liste

6.) Verteilung der Kulturkategorien (Falser 2007) auf den Tentativlisten

136 Die Österreichische Eisenstraße als UNESCO Weltkultur- und Naturerbe? – Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie Schriftenreihe Nationalpark Kalkalpen Band 9 ABBILDUNGEN ZU TEIL II

7.) Verteilung der Kulturkategorien im Vergleich Welt – Europa – Österreich (Falser 2007)

8.) Weltkulturerbe und die Kategorie Industrieerbe (Falser 2007)

Die Österreichische Eisenstraße als UNESCO Weltkultur- und Naturerbe? – Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie 137 Schriftenreihe Nationalpark Kalkalpen Band 9 ABBILDUNGEN ZU TEIL II

9.) Weltkulturerbe Falun (Schweden) (Falun 2007)

10.) Weltkulturerbe Rammelsberg/Goslar und die Erweiterung mit dem Harzer Wasserregal (Deutschland) (Goslar 2007)

138 Die Österreichische Eisenstraße als UNESCO Weltkultur- und Naturerbe? – Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie Schriftenreihe Nationalpark Kalkalpen Band 9 ABBILDUNGEN ZU TEIL II

11.) Das potenzielle Welterbe Montanregion Erzgebirge (Albrecht 2007)

12.) Das potenzielle Welterbe Montanregion Erzgebirge (Albrecht 2007)

13.) Das potenzielle Welterbe Montanregion Erzgebirge (Albrecht 2007)

Die Österreichische Eisenstraße als UNESCO Weltkultur- und Naturerbe? – Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie 139 Schriftenreihe Nationalpark Kalkalpen Band 9 ABBILDUNGEN ZU TEIL II

14.) Weltkulturerbe Cornwall and West Devon Mining Landscape (Welterbe Cornwall 2005)

15.) Weltkulturerbe Cornwall and West Devon Mining Landscape (Welterbe 16.) Weltkulturerbe Cornwall and West Devon Mining Landscape (Welterbe Cornwall 2005) Cornwall 2005)

17.) Weltkulturerbe Cornwall and West Devon Mining Landscape (Welterbe 18.) Weltkulturerbe Cornwall and West Devon Mining Landscape (Welterbe Cornwall 2005) Cornwall 2005)

140 Die Österreichische Eisenstraße als UNESCO Weltkultur- und Naturerbe? – Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie Schriftenreihe Nationalpark Kalkalpen Band 9 ABBILDUNGEN ZU TEIL II

19.) Weltkulturerbe Iwami Ginzan Silver Mine and its cultural landscape (Welterbe Iwami 2007)

23.) Ekomuseum Bergslagen (Bergslagen 2007)

Die Österreichische Eisenstraße als UNESCO Weltkultur- und Naturerbe? – Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie 141 Schriftenreihe Nationalpark Kalkalpen Band 9 ABBILDUNGEN ZU TEIL II

21.) Weltkulturerbe Canal du Midi (Welterbe Canal du Midi 1996)

20.) Welterbe Route of Santiago de Compostella (Welterbe Santiago 1993)

22.) Welterbe The Rideau Canal, (Welterbe Rideau Canal 2006)

142 Die Österreichische Eisenstraße als UNESCO Weltkultur- und Naturerbe? – Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie Schriftenreihe Nationalpark Kalkalpen Band 9 ABBILDUNGEN ZU TEIL II

24.) Weltkulturerbe ‘The Iron Ore Mountain Erzberg’ (GIS Steiermark 2007, Falser 2007)

25.) Die Topographie der Erzberg-Landschaft (GIS Steiermark 2007)

Die Österreichische Eisenstraße als UNESCO Weltkultur- und Naturerbe? – Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie 143 Schriftenreihe Nationalpark Kalkalpen Band 9 ABBILDUNGEN ZU TEIL II

26.) Weltkulturerbe The Cultural Landscape of Erzberg with the historic towns of Erzberg and Vordernberg (GIS Steiermark 2007, Falser 2007)

27.) Weltkulturerbe Iron Trail with Erzberg and the old towns of Steyr, Waidhofen and Leoben (Falser 2007)

144 Die Österreichische Eisenstraße als UNESCO Weltkultur- und Naturerbe? – Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie Schriftenreihe Nationalpark Kalkalpen Band 9 ABBILDUNGEN ZU TEIL II

28.) Welterbe Mining Landscape Erzberg and the Iron Trail Eisenwurzen (Falser 2007)

29.) Großreifling: Kohlwaage (Falser 2007)

Die Österreichische Eisenstraße als UNESCO Weltkultur- und Naturerbe? – Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie 145 Schriftenreihe Nationalpark Kalkalpen Band 9 ABBILDUNGEN ZU TEIL II

30.) Welterbe Mining Landscape of Erzberg and the Iron Trail Eisenwurzen, Großreifling (GIS-Steiermark 2007, farbliche Bearbeitung Falser 2007)

146 Die Österreichische Eisenstraße als UNESCO Weltkultur- und Naturerbe? – Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie Schriftenreihe Nationalpark Kalkalpen Band 9 ABBILDUNGEN ZU TEIL II

31.) Welterbe Mining Landscape of Erzberg and the Iron Trail Eisenwurzen, Leoben (GIS- Steiermark, fachliche Bearbeitung Falser 2007)

32.) Welterbe Mining Landscape of Erzberg and the Iron Trail Eisenwurzen, Waidhofen/Ybbs (Waidhofen 2007, farbliche Bearbeitung Falser 2007)

Die Österreichische Eisenstraße als UNESCO Weltkultur- und Naturerbe? – Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie 147 Schriftenreihe Nationalpark Kalkalpen Band 9 ABBILDUNGEN ZU TEIL II

33.) Welterbe Mining Landscape of Erzberg and the Iron Trail Eisenwurzen, Steyr (Steyr 2007, farbliche Bearbeitung Falser 2007)

34.) Grenzübergreifender ökologischer Verbund über der Eisenstraßen-Region (GIS-Steiermark 2007, Nationalpark Kalkalpen/Gesäuse 2007)

148 Die Österreichische Eisenstraße als UNESCO Weltkultur- und Naturerbe? – Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie Schriftenreihe Nationalpark Kalkalpen Band 9 ABBILDUNGEN ZU TEIL II

35.) Ökologischer Verbund (Mayrhofer, Franek 2007)

36.) Ökologischer Verbund (Mayrhofer, Franek 2007)

Die Österreichische Eisenstraße als UNESCO Weltkultur- und Naturerbe? – Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie 149 Schriftenreihe Nationalpark Kalkalpen Band 9 ABBILDUNGEN ZU TEIL II

37.) Welterbe (Mixed Nomination): ‚Eisenwurzen’ (Falser 2007)

38.) Ökologischer Verbund (Mayrhofer, Franek 2007)

150 Die Österreichische Eisenstraße als UNESCO Weltkultur- und Naturerbe? – Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie Schriftenreihe Nationalpark Kalkalpen Band 9 ABBILDUNGEN ZU TEIL II

39.) Ökologischer Verbund (Mayrhofer, Franek 2007)

Die Österreichische Eisenstraße als UNESCO Weltkultur- und Naturerbe? – Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie 151 Schriftenreihe Nationalpark Kalkalpen Band 9 Renoviertes Wasserrad in Trattenbach bei Ternberg Noch heute werden in drei Mollner Maultrommelwerkstätten beachtliche Stückzahlen produziert.

Auf den Spuren der schwarzen Grafen im Sensenschmiedeensemble Schmiedleithen in Leonstein. In der Sensenschiedetracht vor dem alten Herrenhaus.

152 Die Österreichische Eisenstraße als UNESCO Weltkultur- und Naturerbe? – Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie Schriftenreihe Nationalpark Kalkalpen Band 9 Die Österreichische Eisenstraße als UNESCO-Weltkultur- und Naturerbe? Die Österreichische Eisenstraße als UNESCO-Weltkultur-Die Österreichische Eisenstraße und Naturerbe?

Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie

erstellt von Michael S. Falser

Ausschnitt aus der Scheda‘schen Generalkarte des Österreichischen Kaiserstaates, um 1850 ISBN 978-3-9501577-5-8 Nationalpark Kalkalpen, Michael S. Falser Schriftenreihe des Nationalpark Kalkalpen Band 9