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In memoriam

A 1$ die letzte Ausgabe unserer Werkzeilschrift druckfertig war, geschah das Unglück in Lengede. Wir stoppten den Druck. Wir wollten keine Zei tschrift herausgeben, die über diese Katastrophe nichts aussagte. Es wurde beschlossen, so lange zu warten, bis umfangreiches Malerial über Unglück und Rettung vo rlag. Das ist jetzt der Fall.

Dieses Sonderheft soll nicht nur für uns, sondern auch für die weite öffentlichkeit eine umfassende Informalion sein. Wenn dieses Heft hilft, Erfahrungen weiterzugeben, hai es seine Aufgabe erfüllt.

Was hier ausgesagt wird, steht unter dem Schatten des Todes von 29 Bergleuten. Sie konnten trolz größter Aufopferung aller an den Retlungsarbeiten Beteiligten nicht mehr lehend geborgen werden. 10 von ihnen müssen sogar SO Mater unter Tage begraben bleiben. Der Versuch ih rer Bergung wäre nur unter Lebensgefahr für die Bergungsmannschaften möglich gewesen. Bergbehörde, Staatsanwaltschaft, Gewerkschaft und Betriebsrat haben in einer gemeinsamen Beratung dieser schweren , aber einzig möglichen Entsche idung der Werksleitung zugestimmt.

Den leidgeprüften Hinterbliebenen gilt unsere ganze Anteilnahme. Für sie wurde Sorge getragen, daß sie keine wirtschaftliche Not leiden müssen. Den Rettern aber, die in unermudlichem Einsatz unsere Bergleute und einen Elektro­ monteur wieder an das Licht des Tages brachten, gilt Dank, Anerkennung und Bewunderung.

An der dramatischen Rettungsaktion, deren Erfolg oft in Frage gestellt war, weil noch niemals zuvor auf solche Weise Bergleute gereltet werden konnten, nahm die ganze Welt Anteil. Das galt besonders für die 3 Geretteten in Barbecke und die zuletzt geretteten 11 in Lengede. Presse, Rundfunk und Fernsehen waren die Mittler. Nicht zuletzt ist es auch dem Einsatz dieser Journalisten und Fernsehtechniker zu danken, daß für die Hinterbliebenen rund 11/. Millionen DM Spenden eingingen. Sie wurden von einem Kuratorium bis auf einen Rest, der im Laufe der nächsten Monate verteilt wird, ohne Ve rz ögerung den Witwen und Waisen we itergegeben.

Ocr Schacht " Mathi'de" hat vor einiger Zeit wieder einen Teil der Förderung aufgenommen. An der Instandsetzung der Grube wird weiter gearbeitet. Diese Entschei­ dung fällten Aufsichtsrat und Vorstand unter Zustimmung des Betriebsrates. Damit wurden "ielen Menschen die Arbeitsplätze erhalten . Das geschah auch im Interesse der 3800 Einwohner der Industriegemeinde Lengede, die der IIseder Hütte wirtschaftlich verbunden sind.

Den Toten wird von namhaften Künstlern eine würdige Gedenkstätte errichte!. Sie soll uns und nachfolgenden Generationen sagen, daß der Mensch die Technik zu beherrschen sucht, aber nicht immer ih r Herr ist. Sie soll uns mahnen, daß hier 29 Bergleute starben, Männer mit Frauen, Kindern, Eltern, Geschwistern und Freunden. Menschen wie Du und ich . Auf dem großen Grabmal dieser Gedenkstätte werden nicht nur ih re Namen eingemeißelt sein, sondern auch eine Schilderung der Katastrophe. Der letzte Satz, der auch uns eines Tages auf der Reise ohne Wiederkehr begleitet, soll heißen : Gott gebe ihnen Frieden!

Werner F. Medrow

Peine Lengede, im Mai 1964

4 Die Betriebe und Konlerngesellschaften ... Inhalt Seite

I1SEDER HTJTTE Unglück und Rettung in Lengede 6 Von Bergassessor a. D. Rudolf Stein Eisenerzbergbau: Grube Bülten-Adenstedt Grube lengede-Broistedt Grube Dörnten Ihre längste Schicht 32 Hochofenwerk Gr06 Iisede Die Geretteten von Lengede erzählen - Pelner Walzwerk Ein Funken Hoffnung blieb immer Stemkohlenbergwerke Friedrich der Gr06e, Herne Bergarbeiterwohnungsgesellschaft mbH ~ G luckau f H, Herne Die ganze Welt nahm Anteil 36 Gewerkschaft Konrad Rund 500 Journalisten berichteten in Presse, Funk und Industrie- und Handels-Aktiengesellschaft Pe ine Fernsehen Norddeu tsche Masch inen_ und Schraubenwerke AG, mit der Beteiligungsgesellschaft Ameriean Pecco Corporation, Noch ein Wunder von Lengede 40 New York Der Presse die Arbeit weitgehend erleichtert Hermann Ruter oHG, Langenhagen Peiner Stahlbau GmbH, Berlin­ Marienfelde Peiner StahJhandel GmbH, Berlin Wir haben Tag und Nacht gezittert 41 Peine-Ilseder Handelsgesellschaft Briefe und Au szüg e aus über 8000 Briefen zu dem mbH, Paine Grubenunglück in Lengede Peiner Slahlhandel GmbH, Langen­ hagen Painer Slahlhandel GmbH, Dortmund Peiner Stahlhandel GmbH, Mannheim Lengede - acht Monate danach 47 Gebr. B,erlein KG, Munchen Grubenfahrt der Landespressekonferenz Hannover Peiner Stahlexport GmbH, Pelne, München und Dusseldorf IIseder Bank, Sandow & Co, Peine Verzerrtes Bild 50 Werkzeilschrift im Zweiten Deutschen Fernsehen nur fü r Belriebu ngehörige der Ifseder Hülle

Herausgeber : Jlseder Hutte, Peinc. Im neuen Stahlwerk erste Charge erblasen 51 Für die allgemeinen Richtlinien velant­ wortlich Dr. Kurt Rasch. Schrlflleitung. Werner Medrow, Heinrich Molthan. Neue Männer im Aufsichtsrat 52 An schrift der Schriftleitung. IIleder Hutte, öffentlichkeitsarbeit, 315 Palne, Postfach, T Painc 051 71 I 482474 (Durchwahl), Fernschreiber 09 2665 ilshuette. Alle guten Wünsche begleiten sie 53 Redaklionsausschu6: Diedrich Oä.nnemark Jubilare (Vorsitzer), Helmuth Heintzmann, Dr. Ger­ hard Meyer, Dr. Kurt Rasch, GOnter Sehim­ ming, Rudol! Stein, Paul Bccker, Johannes Dlttloff, Guslav Evers, Willy Holzapfel, Josef Monno, Karl Petersen, Johannes Ernennungen und NeueinsteIlungen 57 Smentek, Adol! Stock leben. Druck: Münstermann-Druck GmbH, Han­ nover. Klischees: GOOI & Bondy, Hanno- ver. Sie bleiben unvergessen 58 Diese Ausgabe ILSEDER HOTTE er­ Mitarbeiter, die der Tod aus unserer Mitte nahm scheint in einer Auflage von 27000 Exem­ plaren. Oie Werkzeilschrift wird kostenlos und nur an Betriebsangehörige versandt. Fotos: AP, Bild-Ze itung, Deutsche Luft­ Titelbild : bild KG, Hamburg. Oiernen, dpa, Fratzer, Vierzehn Tage und vierzehn Nichte, v,erlehnmal vierundzwanzig Stunden Angst, Trexler. Skizz en und Obersichtskarten: IIseder Hülte. Eisenerzbergbau. Hoffnung und Holf'"lVngstos gkeil sind vOluber. Eine Ewigkeit ist zu Ende Sie Sind oben. wlfk hch und wah rhah,g Hetmut Webranitz spOrt d,e Arme leiner Layout: Heuwinkel. Helfel. Er i,t glucklich. g'uddid"l w'e alle' Foto : Helmut Tre.ter Unglück und ReHung in Lengede Von Bergassessor a. D. Rudolf Stein

Der Bericht über Lengede hätte als spannende Reportage geschrieben werden können . Diese zwei Wochen boten so viele Möglichkeiten, daß wir anfangs dazu neigten , eine dramatische Abhandlung zu schreiben. Doch die T ragik dieses Geschehens beeinfluBte uns, ei nen sachlichen, fach­ lichen Beri cht zu ve röffentlichen. Es sollte nicht nur berichtet, sondern es sollten auch Erfahrungen weitergegeben werden. Das schien uns wichtiger als geschriebene Sensation.

Am Abend des 24. Oktober 1963 wurde dem Streichen und einem allseitigen im Lagerstreichen aufgefahren sind. das Grubengebäude der zur Iiseder Einfallen zwischen 4° und 12°. Seine Sie verlaufen nicht in gleichmäßigem Hütte gehörenden Eisenerzgrube l en­ Ausdehnung beträgt 4,8 x 1,8 km bei Niveau. So liegt der tiefste Punkt gede-Broistedt durch Wasser- und Mächtigkeiten normalerweise zwischen der 60-m-Sohle beim Hauptbremsberg Schlammassen überflutet. Sie kamen 3 mund 6 m, die am Nordrand bis 12 m im Nordwesten, während die 100-m­ aus einem Klärbecken am Nordrand ansteigen. Oie Richtung der größeren Sohle nur im Schachtquerschlag echte der Lagerstätte. Währe nd dieser Kata­ Achse liegt NO-SW. Ihre größte 100 munter Rasenhängebank verläuft. strophe befanden sich 129 Bergleute Teufe erreicht die Lagermulde mit Der f lache Abstand der Sohlen beträgt der Mitlagsschicht in der Grube. Nach 110m zwischen den Orten Lengede 100-300 m. Zwischen ihnen wurden einigen Stunden konnten sich 79 Mann und Broistedt. Das Erzlager geht am früher im Abstand von jeweils 100 m, retten ; 7 weitere erreichte man nach Nordwestrand der M ulde auf ca. 1,5 km heute von 200 m, Bremsberge aufge­ 24 Stunden. 14 Bergleute wurden in streichender Länge zu Tage aus, wäh• fahren und dadurch rechteckige Abbau­ den nächsten zwei Wochen in zwei rend es sonst un ter diluvialen Kiesen felder geschaffen. Rettungsaktionen geborgen, die weil und Sanden auskeilt. Der Abbau erfolgt außer bei den gro­ über Lengede hinaus Aufsehen erregt Der Abbau begann in dem nordwest­ ßen Mächtigkeiten im Nordwesten in haben. 29 Bergleute sind als Opfer zu lich zu Tage austretenden, sehr mächti­ einer Scheibe. Ursprünglich wurde von beklagen. gen Te il des Lagers im Tagebau, der den Bremsbergen aus im streichenden Die A rt des Unglücks, für dessen Ur­ im wesentlichen 1940 beendet war. Kammerbau meist mit Spülversatz, sel­ sache bis heule noch keine Erklärung Aber bereits zu Beginn des ersten toner mit Bruchbau abgebaut, wobei gefunden werden konnte, und das In­ Weltkrieges erfolgte der allmähliche das Erz durch Schrapper in die in den teresse, welches über die Fachkreise übergang zum Tiefbau. Der heute als Bremsbergen hochgezogenen Wagen hinaus die öffentlichkeit an dem Ret­ Förderschacht dienende " Schacht Mat­ befördert wurde. tungswerk genommen hat, läßt es rich­ hi lde" wurde damals abgeteuft und 1955 wurde auf Großbetriebe mit Band ­ tig erscheinen, das gesamte Gesche­ reicht heute bis zur l00-m-Sohle, der förderung umgestellt. Hierbei werden hen nach einigem Abstand sachlich aus Hauptfördersohle. Ein beim Dorfe Broi­ von den nunmehr auf 200 m Abstand der Sicht der Betroffenen und Beteili g­ stedt am südöstlichen Ausgehenden angelegten Bremsbergen mit Sammel­ ten zu schildern. Zum notwendigen des Lagers bis zur GO-m-Sohle abge­ band in 20 m flachem Abstand strei­ Verständnis der späteren Darstellun­ teufter Wetterschacht wurde zwar noch chende Abbaustrecken mit Bandförde­ gen wird zunächst über die Grube Len­ durch einen Bremsberg im Lager mit (U(\g bis zum nächsten Bremsberg auf­ gede im allgemeinen und die beson­ der l00-m-Sohle ve rb unden, er wurde gefahren und in schwebendem Kam­ dere Aufbereitungstechnik berichtet. jedoch durch zahlreiche, bei Ausdeh­ me r-Pfeiler-Bruchbau tannenbaum artig nung des Grubengebäudes niederge­ zurückgebaut. Zum besseren Verständ• brachte Wetterbohrlöcher überflüssig. nis einer späteren Darstellung sei noch Die Grube Er dient heute als zusätzlicher Gru­ vermerkt, daß der Fortsch ritt des Rück­ Lengede-Broistedt benausgang. Des weiteren verbindet baus zwischen zwei Hauptbandbergen eine Materialeinfallende Osten 1 (0 1) nicht markscheiderisch vermessen wird, Die zur IIseder Hütte gehörende Grube von 240 m Länge im Nordwesten der sondern die Eintragungen auf dem Ab­ Le ngede-Broistedt baut seit etwa hu n­ Lagerstätte den Zechenplalz mit der bauriß vom Reviersteiger kammerweise dert Jahren auf einer Brauneisen-Trüm• 60-m-Sohle. vorgenommen werden. Hier können mererz-Lagerstätte der Oberkreide Das Grubengebäude selbst ist durch also bei den Eintragungen in die Ab­ (S anton). Das Lager bildet einen fla­ mehrere Sohlen (60-m-, 70-m-, 9O-m- und baurisse gewisse Ungenauigkeiten vo r­ chen elliptischen Trog mit umlaufen- l00-m-Sohle) aufgeschlossen, die alle kommen.

6 Schnitt durch das Erzlager

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übersichtskarto und Schnitt der Eisenorzbgers!ätte. Der Bruch fällt allgemein auf der werden, damit klares Wasser zur Ab­ Der Klärteich 9 macht insofern eine Grube schnell, dicht und in schweren leitung in die Vorflut bzw. zur Wieder­ Ausnahme, als er im südlichen An ­ Blöcken. Er kommt schon 20 m hinter verwendung in der Aufbereitung ent­ schluß an die Tagebauklärteiche durch der Abbaufront über Tage mit 60 % steht. Bei der bis zum Unglück er­ Hochziehen von Dämmen über der La­ Absenkung zur Ruhe . brachten Förderung von 4000-4500 t gerstätte angelegt ist. Der Wasser­ RoherzITag (= 1,1 bis 1,2 Mio t Roh­ stand greift infolge späterer Erhöhung erz jährlich), mußten jährlich 7000000 ml der alten Dämme inzwischen auch hier

~ "' l _ _"", ,,,, Aufbereitungstrübe durch Absetzbek­ auf den Bereich der enemaligen Tage­ lbbiuKheIN - 'fWCiIU ken geleitet werden mit einem Raum­ baue über. l bedarf von 560000 m entwässerten Die Tabelle zeigt, daß der Unglücks­ ===' .="~'" '''1.",1·. W. II "",,

1m Augenblick des Unglücks liefen drei der obengenannten Bandreviere mit jeweils rund 30---40 Mann Schichtbe­ legung und zwe isch ichtigem Betrieb: W (Westen) 910, 0 (Osten) 2OS/202 und 0 (Osten) 92. Bei 0 92 wurde we­ gen Unterbauens der Bu nd esbah n­ strecke -Hildesheim im unteren Teil Spülversatz eingebracht. Ferner waren im Nordwesten in der Nähe des Schachtes oberhalb der 60- rn -Sohle (Hauptbremsberg) in einem Restabbau der zweiten Scheibe 7 Mann eingesetzt sowie in der Ausrichtung in einem Feldort im äußersten SW der 100-m-Sohle weitere 3 Mann unter Auf­ sicht eines Fahrhauers. Die Unglückssch icht unter Tage um­ faß te einschließlich Aufsicht, Förder• Luhaufnahme der Kl ä.rleicne 6, 1, 8, 9 und 12 von Westen aus gesehen; rechts unten der FÖrderschach1. Freige geben durch das Luftaml Hamburg, Nr. 412214. und Bedienungspersonal insgesamt 128 Mann zuzüglich eines zufällig an­ wesenden Elektromonteurs einer frem­ Einen überblick über die in ehe mali­ vorhandene Standwasser verdrängt den Firma, der von der Morgenschicht gen Tagebauen angelegten Klärteiche und durch Schwallwirkung durch einen her überstunden verfahren hatte. gibt die nachstehende Tabelle: alten ungesicherten Bremsberg in die Grube gedrückt hatten. Durch Hinzu­ Aufbereilung 1( 1~' l e ic h . ziehung eines Gutachters sollte jedes Risiko ausgeschaltet werden. Der Sach ­ und Klärleichwirlschaft Lenllede B.,be"". verständige hat nach Erstellung eines Das Roh erz mit einem Fe-Gehalt von -,>" Gutachtens in Zusammenarbeit mit der ~-=- 26 bis 30 % konnte ursprünglich direkt .0.' Grubenleitung den Bau der Abdich­ . tungsschürze gegenüber dem Tiefbau in den Hochofen eingesetzt werden. , , ••,; , , Beim übergang zum Tiefbau ging je­ • • festgelegt und überwacht. Die Berg­ doch das kalkige Bindemittel des Bell in n de, behörde wu rde dabei ständig konsul­ Erzes immer mehr in toniges über, wei­ B• .,it1 .... , ltunll "" "" '''' "" "'" "" "" tiert und bei Baubeginn der Wortlaut ches entfernt werden mußte. Seit etwa O."'mhÖh. Ob" , , des Betriebsplanes mit inr besprochen. 1914 wird dieses Erz naß aufbereitet TOII' b ' Ulend (m) • ',' • Der Genehmigungsvermerk konnte da­ und durch läuterung von seinen Ton­ G,ö6te SI.u· '" " her sofort erteilt werden. bestandteilen befreit. Die hierbei ent­ höhe ("') ,",' ,",' ',' " " " Die langjährigen Erfahrungen der Gru­ stehende Aufbereitungstrtlbe muß zum In".11 (N ie "" J , '",n ',," 0,51 Absetzen in große Becken geleitet ',' ',' '," benleitung, die zusätzliche Hilfe durch

8 einen Sachverständigen und die Tat­ Hergang des Unglücks glUcksnacht zunächs t ve rzwei felt aus. sache , daß der letzte Abbau zwischen Abgeseh en von dem alarm ierenden Klärteich und 60-m-Sohle (250 m flache Am Abend des Un glückstages, etwa Reviersteiger sow ie einem Fahrsteiger Bauhöhe) im Jahre 1956 be endet und zwischen 19.30 und 19.50 Uhr, wurde und vier Handwerke rn, die sich von der hier ausschl ießlich im Spülversatz ab­ dem auf der 60-m-Sohle in der Nähe 60- m-S ohle durch den Schacht rellen gebaut war (und nich t wie zum Teil des Sch achtes zuständigen Revierstei­ konnten, lag lange Zeit über die an ge· bei den anderen Klärte ich en im Bruch­ ger von zwe i Lokfahrern ein Zufluß von fahre ne Belegschaft ke ine Nachricht bau), sch lo ssen bei den Beteiligten 3-5 mJ min. stark trüben Wassers vor. den Gedan ken an eine Gefahr für die aus einem der zum Klärteich 12 füh ­ Grube aus. renden Bremsberge gemeldet und mit­ Eine alarmierte Berufsleuerwe hr aus geteilt, daß die mitgerissen en Fest­ der Nachbarschaft wurde mit Strick­ Nach Planung des Gutachters wu rde stoffe zw ischen den Schienen zur Be­ leitern zum Wetterbohrloch W 14 ge­ der größte Teil der zum Tiefbau ge­ hinderung der Lokförderung führte n. schickt, welches mit 1 m Durchmesser ri ch teten Klärteichböschung durch eine 1100 m südwestl ich des Schachtes zu r neu aufzubringende Abdichtungsschür• Der Reviersteiger verständigte über SO-m-Sohle führt. Hier konnte um ze gesichert. Nu r im äußersten Osten, den diensttuenden Fahrsteiger so fort 22.30 Uhr die gesamte Belegschaft des wo eine dicke Sch icht (12-18 m) lei­ den Grubenbelriebsführer und wollta Rev ieres W 910 herausgeholt we rden. ner Aufbereitungsberge bzw. schaufel­ anschließend die Ursache und Her­ fähiger Grubenschlämme abgekippt kunft des Wassers feststellan. Hiarzu Diese Männer hatten sich nach AJar­ worden war , wurde vom Gutachter nach kam er abar nicht mehr. we il in zwi­ mierung zunächst in aller Ruhe auf der ei ng ehe nd en Boden- und Sickerproben schen gegen 20 .00 Uh r mit donnerarti­ SO-m- Sohle versammelt und waren in eine zusä tzl iche Abdichtung fü r über­ gem Getöse durch den Bremsberg W 2 Richtung Schach t geg angen, wo ihnen flüssig gehalten . Bis zum Un glück wa­ in vollem 3-m 2 -Querschnitt ein Wasser­ nach SOO m das Wasser en tgegenkam. ren an dieser Stelle darüber hinaus ei nbruch erfolgte. Der Reviersteiger Erst dann waren sie zur 60- m-Sohle bereits über 100000 m1 sedimentierte lief zum nächsten Telefon , alarmierte und zwangsläufig in Rich tung Wetter­ Feinsande und Tone abgelagert wo r­ alle Hauptreviere und kon nte sich nur bohrloch geflüchtet. Den unteren Tei l den. weil an dieser Stelle der Haupt· noch mit großer Not durch tiefes Was­ des glatten Loches rü steten sie selbst einlauf aus der Aufbereitung lag. ser zu der zu Tage fü hrenden Mate­ mit herbeigeschafften Fahrten aus und rialeinfa llenden 0 1 retten überwanden die le tz ten 24 m mit den Die unterhalb des Klärteiches 12 auf Strickleitern der Feuerwehr. 600 m st re ichender Länge verteilten Die späteren Beobachtungen über T age und zu r SO-m-Sohle hin ab führenden meldeten beim Klärteich 12 im öst­ Eine gleiche Aktion am WeIterbohr­ sieben Bremsberge (Westen 1 bis We­ lichen Teil ein starkes Ra uschen und loch H 11 im Osten hatte kei nen Er­ sten 7) waren im oberen Teil zum Teil eine erste Ein bruchsteIle im Bereich folg, da es ku rze Zeit vor der Rettung mit Dämmen, zum Teil mi t bis zu 80 m des Kopfes des Bremsberg es We­ im Westen dem größten Te il der Mann­ langen Spülversatzslopfen abgeschlos­ sten 2, die sich ständig vergrößerte. schaft des Südreviers 0 208 202 ge­ se n. Im übrigen sollten diese Brems­ Tro tz dem sprechen alle Berichte aus lang, sich über die Materialeinfallende berge sozusagen als Drainagewe ge der Grube bis über eine halbe Stunde o 1 zu re iten. Diese 42 Männer waren für Si ckerwassermengen dienen, die nach dem Einbruch nur von fließendem über die östl ich umJaufende60-m-Sohle - wie bei jedem Naturdamm - auch Wasser. Der Schlamm ist deutlich ab­ mit Hilfe von Belegschaftsmitgliedern durch die Abd ichtungsschürz e des Klär• gesetzt ers t später zug eflossen. herausgekommen, die von 0 I aus im tiefen Wasser stehend eine Kette ge ­ teiches 12 hindurchtre ten würden , wo­ In der Zeit von 20 .00 Uhr bis 4.00 Uhr durch der Bildung von Wassersäcken bildet hatten. Eine Gruppe von 6 Män­ morgens flossen aus dem Klärteich 12 nern dieses Revieres unter Führung vorgebeug t werden soll te. Die Men­ J 460000 m Sch lammwasser in die des Schichtsteigers mußte als verloren genveränderungen sowie die Klarheit Grube aus mit einer geschätzten Fest­ der am Fuße der sieben Bremsberge betrachtet werden. Diese halten ver­ stoffmenge von 100000 mJ • Bis anfa llenden Wässer soillen der Grube sucht, den Welterschacht im Süden zu 22.00 Uhr stand die 60-m -Sohle in erreichen und waren zuletzt auf der die Güte der Abdichtung anzeigen und ihren tieleren Teilen von 200 m west­ wurden daher vo rschriftsgemäß täglich 100-m-Sohle in tiefem, strudelndem lich des Schachtes bis 200 m östlich kontrolliert und das Ergebnis aufge­ Wasser am Ausbau hangelnd gesehen der Materialeinfallenden 0 1 hauptsäch­ worden. zeichnet lich du rch Stauwi rkung voll Schlamm und Wasser, bei 0 1 bis unter die Unter den Geretteten befand sich ne­ Der Klärteich 12 war im Aug ust 1962 be­ Firste. Nach 4.00 Uh r morgens des ben Förderpers onal und einigen Män• triebsbere it und wurde von da ab nach nächsten Tages begann der Wasser­ ne rn aus Hauptpumpenkammer, Ma­ einem genauen Füllungsplan langsam spiegel durch Au ffüllen sch wer zu­ te rial ausgabe usw. auch der Förder­ bis zum 1. Oktober 1963 aufgefüllt. Die gänglicher Grubenhohlräume, Bruch­ ste iger mit zwei Mann der Schachtbe­ Dichtungsschürze wu rde wäh rend die­ baugebiete usw. bis 20.00 Uhr um dienung, die zunächst zur ladestelle ser Zeit je nach Bedarf durch direktes 60 cm zu sinken und pendelte sich des Revieres 092 gelaufen waren. Hier Aufspülen von Schlämmen weiter ab­ etwa auf 1,60 munter Sch ienenober­ war vom Fördersteiger in der anstei­ gedichtet. kante der 60-m-Sohle Schacht Mathilde genden Hauptbandstrecke, aus der in ein. Die SO-m-Sohle blieb jedoch in Meterhöhe das Wasser (zu dieser Zeit Der Klärteich 11 (zwischen Nr. 8 und dem gen an nten Bereich durch Abla­ noch kein Schlamm) herausströmte. Nr. 12 gelegen) war zu diesem Zeit­ gerun g von Schlamm und Bruchmaterial kein Lebenszeichen festgestel1t wor­ punkt unter Einschaltung des gleichen unter Bildung von Wassersäcken un­ den. Die Gruppe hatte sich dann über Gu tachters betriebsbereit erstellt wor­ zu gänglich. di e östl ich umlaufende 90 /1oo-m-Sohle den. Er wird, ebenso wie der ursprüng ­ mit der Re vierbe legschaft von 0 208/202 lich in einem noch lau fenden Tagebau vereinigt. am südöstlichen Lagerrand (Erz-Ab­ Die ersten Stunden raumverhältnis = 1 : 11) geplante nach dem Unglück Auf diese Weise waren bis 1.00 Uh r gr06e Klärteich 10, nach den Erfah­ nachts 79 Angehörige der 129 Mann rungen des Ungtocks nicht mehr in Über Tage sah die Lage für die Gru­ starken MiUagsschicht als gerettet re­ Betrieb genommen werden. benleitung in der stark nebligen Un- gistri ert .

9 In diesem Augenblick fehlte noch jeg­ Einer der ers ten grundsätzlichen Be­ Versuche , die Wassermassen unter liche Meldung über: schlüsse war, die Kompressoren durch­ Kontrolle zu bekommen, wird später die gesamte Belegschaft des Re viers lau fe n zu lassen, um Eingeschlossenen noch berichtet. 092 mit 31 Mann, hauptbetroffen durch eine Luftzufuhr zu ermöglichen ; eine die Nähe der EinbruchsteIle ; logische Maßnahme, die sich als wich­ Suchbohrungen tig und wertvoll erwiesen hat. Am näch ­ 7 Hauer im Restabbau des Haupt­ sten Abend fiel der Preßluftdruck plötz• und Rettungsaktionen bremsberges oberhalb der 60-m-Sohle ; lich ab (wahrscheinlich durch Bruch ei­ Die wesentlichsten überlegungen gal­ 1 Fahrhauer und 3 Mann im Vorrich­ ner Leitung), pendelte sich aber nach ten aber von vornherein der Rettung tungsbetrieb lOD-m-Sohle Westen und kurzer Zeit bei vollem Lauf aller fünf Kompressoren mit 200 ml a. l. min. bei von noch vermißten Bergleuten. Die 2 Mann, die im Augenblick des Un­ 4,6 atü wieder ein. Preßl uft in größeren sehr schnell einsetzenden we iteren glücks im Schachtquerschlag lOD-m­ Mengen stand daher fü r andere Zwecke Rettungsarbeiten waren im wesentli­ Sohle gewesen se in mußten. nich t mehr zur Verfügung (z. 8. für chen Such- und Rettungsbohrungen - Mammutpum pen). insgesamt 15 in nerhalb der nächsten Erste Gegenmaßnahmen 14 Tage. Sie können in vier Gruppen Des we iteren wurde die Unternehmer­ eingeteilt werden, von denen sich die beiden letzten zeitlich überschneiden: Als erstes wurde der Wetterschacht firma, welche für die IIseder Hütte den im Süden begangen und die restlichen im Südosten laufenden, bereits erwähn• 1. Bohrungen 1-5 am Tage nach dem 14 Wetterbohrlöcher abgehorcht, ohne ten Tagebau betrieb, beauftragt, mit Unglück; dabei we iteren Erfolg zu haben. Hilfe ihres gesamten Gerätes die Ein­ bruchstelle am Klärteich zu verkippen. 2. Bohrungen 6-9 in Barbeck e; Neben der Alarmierung der genannten Die Aktion lief um 23.00 Uhr des Un­ 3. Bohrungen 10, 11 und 14 auf dem Berufsfeuorwehr und der eigenen glücksabends an , und es gelang, trotz Schachtgelände in das Bruchfeld Werksfeuerwehr wurden sofort zwei ständigen starken Nebels innerhalb 092 hinein; benachbarte Grubenwehren herbeige­ von 40 Stunden 12500 ml Mate rial zu 4. Bohrungen 12, 13 und 15 in der Nähe rufen. Diese befuhren meh rfach von verkippen und das Einbruchloch zu ver­ des Friedhofs Broi stedt. Westen und Osten durch die Wetter­ schließen. Hierdurch wurde der weitere bohrlöcher W 14 und H 11 die 60-m­ ZufluB von rd. 200000 m1 Sch lamm­ Sohle, ohne dort noch überlebende wasser der im Klärteich 12 verbliebe­ Bohrungen 1- 5 anzu tre ffen. Dabei wurde die bereits nen Reslmenge von 260000 m1 in die am Tage nach dem Ung lück berichtete Verfüllung der GO-m -S ohle Gru be verh indert. Der Zufluß auch die­ beiderseits der EinbruchsteIle festge­ ser Wassermenge hätte die Grube bis Noch in der ersten Nacht wurden die stellt. Es mußte teilweise mit Gerät zur Oberfläche gefüllt und die Ret­ Gerelteten der Miltagsschicht schwer­ vorgegangen we rden, da das allmäh­ tung von 18 der 21 ei ngeschlossenen punktweise über ihre Beobachtungen liche Vollaufen der Bruchfel der matte Bergleute unmöglich gem ach t. Später bei der Katastrophe und Rettung ver­ Wetter freisetzte. wurde die EinbruchsteIle durch einen nommen. weiter vorgelegten Querdamm end­ Um 1.00 Uh r nachts wurde der Schacht gültig gesperrt. Hierdurch wie durch die Lage der Ar­ mit einem Korb befahren (der andere beitsorte konnte die Rettungsleitung war auf der lOO-m-Sohle ve rkeilt) und Daß nach dem Ausfall der beiden sich schon bald eine klare Vorstellung dabei festgestellt, daß das Füllort der Pumpenkammern auf der 70- bzw. vom Verbleib von 13 de r 50 VermiBten SO-rn-Sohle bis fast unter die Firste mit 1OO-m -Sohle die Beschaffung von Pum­ machen. Davon waren die erwähnten ziemlich festem Sch lamm verfüllt war, pen bei allen erreichbaren Firmen und 6 Mann im Süden wahrsche inlich umge­ der glücklicherwe ise durch quergewor­ Gesellschaften durch den Maschinen­ kommen und 7 Mann im Hauptbrems­ fe ne Förderwagen kurz vor den betrieb des Erzbergbaus wäh rend der berg oberhalb der GO -m-Sohle durch Schachttüren abgeriegelt war. Der ersten Stunden, Tage und Wochen an die Schnelligkeit des Einbruchs wahr­ Wasserstand wurde mit 1,60 m unler vorderster Stelle stand, ist wohl nicht schei nlich lebend oberhalb der Was­ Füllortsohle gemessen. besonders herauszustellen. über die serlinie abgeschnitten. Ihnen galten daher auch die nächsten Rettungs­ maßnahmen. Noch in der Nacht zum 25 . Oktober 1963 wurden von der Rettungsleitu ng geeignet erscheine nde Bohrgeräte für die Suche und Ret"lung dieser Män­ ner alarmiert. Gleichzeitig wurde bei der HauptsteIle fü r das Grubenret­ tungswesen in Essen , die schon vorher über das Unglück unterrichtet war, die bekannte Dahlbusch-Bombe, eine tor­ pedoförmige Kapsel von 385 mm

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Obersichtsp lan der Grube Lengede-Broistedt mit eingezcidlrlllten We!lerbohrlöcher" und den nach dem Unglück nied(Hgebrachlen Ka tastro­ phenbohrlöchern . nenmens für Flach- und Untersuchungs­ festgelegt worden, die beide als Flucht­ le tzte Wetterverbindung 500 m rück• bohrungen aus dem Raum Celle be­ orte für Männer des Reviers 092 mög­ wärts durch ein Welterbohrloch (W gann am nächsten Morgen um 9.00 Uhr lich erschienen. 120). Nach Lage der Dinge mußte sich seine Bohrtätigkeit. Das Gerät , eine Auf das östliche Ende der 70-m-Sohle also in dem 500 m langen, im Lager um kombinierte An lage für Wasser- und wurde die Bohrung 4 mit dem bereits 5 m stark ansteigenden vordersten Luftspülung, bis 200 m Teufe einsetz­ bewährten Gerät M 60 Hangesetzt. Streckenstück eine Luftblase von min­ bar, mit 195 PS Antrieb und hydrau­ Der Durchschlag erfolgte um 17.00 Uhr destens 3500 ml bei Normaldruck ge· lischer übertragung, hat sich hier wie bei 63 m. ohne daß lebenszeichen fest­ bildet haben , die sich , durch die auf­ bei den späteren Suchbohrungen durch gestellt wurden. Da vor Ort mit matten lastende Wassersäule unter überdruck seine schnelle Arbeitsweise besonders Wettern gerechnet wurde, führte man stehend, entsprechend zusammenge­ bewährt. Als Spülung wurde hier wie mehrere Stunden Preßluft ein und gab drückt haben mußte. Hinzu kam, daß später Wasser mit Bentonit-(Clarsol-) immer wieder K lopfzeichen. Einem am Abend des zwe iten Tages luft ­ Zus atz verwende!. Nach 38 m stieß der Rettungstrupp gelang es in der Nacht austritt aus dem Welterbohrloch W 120 Meißel um 11.00 Uhr in die Strecke. bei sinkendem Wasserspiegel, die festgeste ll t wurde, was die Vermutung Klopfzeichen und später Schreib- und Strecke mit einem Floß zu befahren nahelegte, die Männer hätten vor Ort Rufverbindung durch d as wieder ein­ und das negative Ergebnis zu be­ die Preßluftleitung geöffnet. Der Was­ gelassene offene Gestänge (58 mm stätigen. serspiegel wurde im Bohrloch zu dieser Innen- nichl möglich war, Strecke, leider mit dem gleichen nega­ bei wurde nicht an die Mammutpum­ wurden zwei Bergungsbohrungen an­ tiven Ergebnis. In dieses Bohrloch penwirkung de r austretenden luft ge­ geselzt, eine mit einem Durchmesser wurde zum ersten Male auf Anregung dacht. (I n W irk lichkeit - durch spä• von 1200 mm durch eine Greiferanlage, eines Technikers des Norddeutschen tere Rechnung bestät igt - waren es die andere mit 800 mm durch ein Rundfunks ein hochempfindliches nur 1,4 atil.) Saugbohrgerät. Mikrofon eingelassen, welches unten Für eine Rettung unter diesen Bedin­ Wegen des bereits erwähnten Absin­ die kleinsten Geräusche reg istrierte gungen, welche die Erfahrung der Gru­ kens des Wasserspiegels durch Voll­ und eine weitere Bestätigung des vor­ benleitung überstieg, wurde zusätzliche laufen der Bruchgebiete gelang es am herigen Erg ebnisses gab. Aber auch Hilfe benötigt, und man bat die Tief­ späten Nachmittag einem Rettungs­ hier wurde vorsich tshalber noch einige bohringenieure einer Erdörgesellschaft trupp von vier Steigern, vom Fuß der Stunden Pre ßl uft eingeblasen. aus W ietze um ihren fachlichen Rat. Materialeinfallenden 0 1 aus mit ei· Sie wurden nach eingehender Diskus­ nem selbstgebauten Floß dicht unter Bohrungen 6-9 in Barbecke sion in der Nacht zum 26. Oktober 1963 der Firste fahrend den 80 m entfernten mit der leitung der abzuteufenden Hauptbremsberg zu erreichen und im Bei den weiteren überlegungen der Bohrungen beau ftragt. Pendelverkehr bis 19.00 Uhr d ie 7 Ein­ Retlungsleitung in Zusammenwirkung geschlossenen herauszuholen. mit hinzugezogenen Ärzten mußle auch Oie schwierige Aufgabe bestand darin, ein genügend großes Bohrloch in die Die beiden inzwischen 5 bzw. 8 m ti e­ eine überlebenschance für die im Strecke niederzubringen, ohne daß da­ fe n Bergungsbohrungen wurden dar­ Streckenvodrieb 1oo-m-Sohte Westen bei die Luft entweichen konnte. Den aufhin eingestellt, die beiden Bohr­ arbeitende Gruppe von 3 Hauern unter Erdölfirmen ist das Problem des über­ geräte wegen ihrer geringen Eignung ih rem Fa hrhauer gegeben sein. Ih re drucks in Bo hrlöchern bis zu mehreren fü r die gegebenen Verhältnisse nicht Alarmierung war bis zum schnellen Aus­ 100 atil von Gasbohrungen her be­ weiter eingesetzt. fall der Telefonverbindungen nicht er­ kannt. Hierbe i wird das Bohrloch durch In zwischen waren von der Rettungs­ folgt. Bei der länge der Strecke hatte eine Absperrvorrichtung, den soge­ leitung zwei weitere Ansatzpunkte fü r es für sie keine Fluchtmöglichkeit ge­ nannten Preventer, abgeschlossen , der Suchbohrungen auf tote Strecken­ geben. Di e Ortsbrust, 2,4 km vom gleichzeitig in beschränktem Umfang enden oberhalb des Wasserspiegels Schachtquerschtag en tfernt, halle ihre die Bewegung des Bohrgestänges ge­ stattet. Eine Preventeranlage besteht normalerweise aus einem unteren Teil mit ein oder zwei preßluftgesteuer• ten Schiebern für den Totalabschluß und einem oberen (Hydril-)Preventer, in dem Gummimanschetten, mittels Hochdruckpreßluft an das Bohrgestän• ge ge preßt, eine Abdichtung herbei­ führen. Wesentlich bei einer Preven­ terbohrung ist die luftdichte Einzemen­ tierung des oberen Teils der Bohr· lochverrohrung, eine zeitraubende Ar­ beit. In diesem Falle kam es gleichzeitig auf Schnelligkeit an, da nirgends Er­ fahrungen vorlagen, ob der mensch­ liche Körper für so lange Z eit einem (ursprünglich angenommenen) über• druck von 2,5 atü bei vollem Bewußt­ sein und ohne stärkere Schäden stand­ halten könnte. Es wurde daher beschlossen, sofort Die erste Suchbohrung nach dem Abschieben der Diluvialschich ten. mit dem bereits bewährten Kleingerät

12 eine Such bohrung hinunterzubringen und gleichzeitig mit einem größeren verfügbaren Bohrgerät aus Celle, einer fahrbaren Bohranlage vom Typ Failing 2500 mit 140 PS installierter Lei!>tung und einer freien Masthöhe von 14,65m, ein Bergungsbohrloch von 520 mm t1J zu beginnen. Um 8.00 Uhr früh des zwei ten Tages nach dem Unglück, also nach 36 Stun­ den, wurde die Suchbohrung begon­ nen. Zwischen dem Bohrgerät und der in 79 m Teufe angezielten Strecken­ firste lag dickbankiger harter Mergel, überdeckt von 9,5 m Diluvialschichten. Nach schnellem Durchbohren von 72 m (also 7 m über Streckenfirste) wurde eine Verrohrung von 7 Zoll (= 180 mm) einzementiert und ein Doppelpreventer mit zwei Vollabschlüssen und darüber• liegendem Hydril-Preventer aufgebaut, beide fü r 210 atü Bohdochdruck kon­ struiert. Ih re Einsatzfähigkeit wurde genaue­ stens erprobt. Am Nachmittag des drit­ ten Tages nach dem Unglück um 16.30 Uhr wurde weitergebohrt, nach­ dem auch der Rollenme ißel zur Abdich­ tung des Bohrgestänges mit einem Rückschlagventil versehen war. - Um 17.20 Uhr wurde der Durchschlag mit­ ten in die Strecke zwischen zwei Kap­ pen des eisernen Ausbaus erzielt, nach­ dem 1 m darüber beim Spülverlust der Preventerabschluß einwandfrei funktio­ niert hatte. Die von unten kommenden, überra• schend kräftigen Klopfzeichen verur­ sachten freudige Erregung. Die Lösung fand man in dem jetzt festgestellten niedrigeren überdruck von nur 1,4 atü mit entsprechend geringerer Belastung der eingeschlossenen Männer. Wenig später, nach Aufbau einer 3 m Einhängen der Verpflegungsbombe in die Schleuse des Versorgungsbohrloches in Ba/becke. hohen Rohrschleuse, wurde dann (wie­ der durch den Rundfunktechniker) ei ne mehr zu den 40 jetzt noch verscholle­ terJiegende Gebirge war einerseits für Wechselsprechverbindung hergestellt. nen Belegschaftsangehörigen. ein unverrohrles Bohrloch standfest Hierfür bot sich das Meßkabel einer Die drei Männer wu rden nunmehr lau­ genug, andererseits sollte aber jedes Spezialfirma für elektrische Bohrloch­ fend mit Nahrung, Kleidung und l icht Risiko eines Entweichens von l uft aus messungen für unter Druck stehende versorgt und standen über Sprechfunk der Druckblase verm ieden werden. Bohrungen an. Ohne zunächst an den unter ständiger Kontrolle von Ärzten, Der Bohrforlschritl mit dieser für den elektrischen Zweck zu denken, hatte unter denen sich mit überdruckkrank• notwendigen Bohrdurchmesser relativ man dieses extra glatte K abel, für das heiten besonders vertraute Spezial­ kleinen An lage war nur langsam. Un­ eine besondere Stopfbüchse am Kopf ärzte der Bu ndesanstalt für Luftfahrt­ vorhergesehene Störungen verzöger• der Schleuse eingebaut wurde, als För• forschung befanden. De r Gesundheits­ ten den Fortschritt. Da außerdem beim derseil zum Durchgang durch Schleuse zustand der Eingeschlossenen gab nach Nachmessen des zu erwartenden Durch­ und Preventer angefordert. Von den ihrer Meinung zu keinerlei Besorgnis bruchpunktes mit Hilfe der Eing eschlos­ sieben elektrischen Adern des Kabels Anlaß. senen festgestellt wurde, daß das konnten darüber hinaus zwei weitere Die Arbeiten gingen jetzt mit verstärk­ Bohrloch über der durch Stromausfall für Installation von Beleuchtung in der tem Nachdruck weiter. Nachts war hier unbeweglichen SIrecken lademaschine inzwischen in der Grubenwerkstatl her­ wie später die Bohrstelle taghell aus­ auskommen würde, entschloB man sich, gestellten Versorgungs bombe benutzt gefeuchtet, wozu die Fernsehanstalten eine gerade im Raum Quakenbrück werden. ihre Scheinwerferanlagen zur Verfü• frei gewordene größere Bohranlage Bei der ersten Sprechverbindung ge­ gung gestellt hatten. einer Bentheimer Erdölfirma vom Typ gen 19.00 Uhr meldeten sich leider nur Inzwischen hatte um 5.00 Uhr früh die Ideco H 525 mit 750 PS l eistung und die drei vor O rt beschäftigten Hauer. in aller Eile herbeigeschaffte Failing­ einer freien Höhe des Klappmastes Der dort ebenfalls vermutete Fahr­ Anl age ihre Bohrarbeit begonnen. Aus von 32 m herbeizubitten. Dieses Ge­ hauer hatte sich einige Zeit vor dem Sicherheitsgründen sollte hier die ein­ rät, bestehend aus drei fahrbaren Unglück zur Besorg ung von Material zuzementierende Verrohrung schon bei Transporteinheiten, ist die größte mo­ zum Schacht begeben und gehörte nun- 60 m eingebracht we rden . Das da run- bile Tiefbohranlage in Deutschland.

13 Fahrba re Ideco·Bohranlage in Ba,becke

Um 7.00 Uhr morgens des vierten Ta· Neben dieser Anlage, ebenso wie neo Weatherford·Zangen, die sonst nur für ges nach dem Unglück wurde der Ab· ben dem Failing·Bohrgerät, war jeweils das Verschrauben von Rohren vorge· bau unweit Quakenbrücks begonnen, ein großer Mobilkran aufgestellt, um sehen sind. Nach 11 Stunden war die Anlage Irans· das Hereinnehmen und Herauslegen Bei verständlicherweise langsamerem portbereit. (Zu dieser Arbeit werden der Mitnehmerstangen, der Schwer­ Bohrforlschrilt wu rde schließlich am normalerweise drei Tage angesetzt.) stangen und des Gestänges und der 1. November 1963 (7. Tag nach dem Mit Hilfe der Po lizei, die zum Teil Rohre wirksam unterstützen und be· Unglück) um 4.30 Uhr der Durchbruch 8 Peterwagen zum Geleit dieses schleunigen zu können. in die Strecke erzielt: wiederum mitten Schwertransportes eingesetzt hatte, Bereits nach einiger Zeit bestätigte zwischen zwei Ausbaukappen, ohne legte der Konvoi die 270 km lange sich die frühere Vermutung, daß d ie einen Ausbruch zu verursachen. Strecke nach 8arbecke in nur 6 Stun· neue große An lage die bereits seit Während der letzten Bohrmeter ha tt e den Fahrzeit zurück. 28 Stunden nach zwei Tagen laufe nde Fail ing·Anlage ständiger Sprechkontakt mit den Ein· Abruf begann das Gerät in Barbecke überholen würde. Wegen des günsti· geschlossenen bestanden. Sie waren seine Bohrarbeit auf Bohrung 8. geren Bohrpunktes wurde daher fest­ vorher angewiesen worden, sich einen gelegt, die Bohrung 8 mi t Verrohrung, erhöhten Standort in einem an der Zementierung und Preventeraulbau Or!sbrust vorhandenen Hochbruch her· vorzuziehen. Trotzdem sollte die Boh· zustellen. Durch die Versorgungslei· ru ng 7 aus Sicherheitsgründen eben· tu ng war darüber hinaus eine zusätz· faUs anschließend verrohrt und fe rt ig­ liche Preßluftzufuhr gelegt worden, so gesteilt, dann aber vorerst nicht wei­ daß selbst bei einem etwaigen Ent· tergebohrt we rden. weichen des überdrucks eine unmittel­ In 17 117 Stunden Bohrzei! erreichte die bare Gefahr für die Eingeschlossenen Ideco-Anlage zur gleichen Zeit wie die nicht bestand. Failing·Anlage die vorgesehene Ver­ Die Preventer schlossen jedoch bei roh rungstiefe von 60 m. Durchbruch in die Strecke dicht, und Nach Verfohrung, Zemenlierung und auch das anschließende Ziehen des Montage der Preventeranlage, welches Gestänges geschah ohne Schwierig­ insgesamt etwas länger als vo rgesehen keiten. gedauert hatte, wurde am nächs ten Mit besonderer Sorgfalt war inzwischen Tag (6. Tag nach dem Unglück) nach­ von den Fachleuten das A usschleusen mittags weitergebohrt. Bei einem Stand der Eingeschlossenen in den normalen des Meißels 10 m oberhalb der Firste Atmosphärendruck vorbereitet worden. wurde die viereckige Mitnehmerstange Höhere Außendrucke bewirken die lö· durch ein normales rundes Gestänge• sung von zusätzlichem Stickstoff im rohr ersetzt, um so dem Preventerab­ Blut. der bei plötzlichem Druckaus· schluß eine noch größere Sicherheit zu gleich zu Gasembolien führen kann. geben. Anstelle des Drehtisches be· Bei langsamem Druckübergang wird nutzte man als improvisiertes über· dagegen der überschüssige Stickstoff P'evenleranlage. Iragungsorgan für das Drehmoment normal über die Lunge entsprechend

14 Gesamlllns,dll der Rellungillelle in BlIrbe~e. Bohrungen 6 jVersorgungsbohrung _ B,ldm,ttel. 7 (link,) und 8 (Rettungsbohrung - redlls).

O,e auf den Prevenle, aufgesetzte Orucl

Oahlbul-Ch-Rellungsbomben und die in lengede be.. ut1te .. Versorgungsbombe.. . Nach Montage begann um 12.40 Uhr die Bergungsaktion durch die Ein fahrt des durch los bestimmten, vorher ärzt• lich untersuchten Grubenwehrmannes aus der Druckkammer in die Tiefe. Facharzt, Druckkammerfachmann und der Spezialist fürdie Dah lbusch-Bombe befanden sich oben in der Druckkam­ mer. Kurz nach 13.00 Uhr waren nach re ibungslosem Bergungsverlauf die drei Geretteten mit dem Grubenwehr­ mann oben in der Druckkammer. Der Preventer wurde geschlossen, und die lang same Druckentlastung begann. Um 15.40 Uhr des 1. November 1963 (8. Tag nach dem Unglück) verließen die drei Männer ohne sichtbare Schäden unter freudigom Beifall aller Anwesenden die Druckkammer. Sie konnten ihre Angehörigen in die Arme schließen und wurden dann in ein Krankenhaus ge­ fahren. Au,fahrt der drei aus der Oberdrudcblue ge- .­ reUeten Hauer.

16 Die Bohrstelle mit zahlreichem Gerät und vielen Fahrzeugen löste sich auf ; nur die Ideco-Anlage sollte erst am Montag abtransportiert werden und blieb daher über das Wochenende stehen, In der Zwischenzeit war vom Betriebs ­ rat an die Rettungsleitung die Bitte herangetragen worden, doch auch das 300 m entfernt liegende, ebenfalls noch unter Druck stehende entsprechende Strecken ende der 90-m-Sohle Westen durch eine Suchbohrung zu erkunden. Obwohl das gesamte Westrevier die­ ser Sohle geschlossen gerettet war, diese Stelle als Fluchtort also unwahr­ scheinlich war, wurde am 7. Tag nach dem Unglück nach bewährtem Muster eine Preventer-Bohrung (Nr. 9) kleinen • Durchmessers angesetzt. Am 9. Tag nach dem Unglück wurde sie gegen Mittag durchschlägig und erreichte eine Luftblase von 0,22 atü. ~~ Zur größten überraschung brachten die GJ an das Bohrgestänge geschlagenen Signale scheinbar eine unmittelbare, ~ auch mit der Hand fühlbare Rückant• N wort. Eine genauere Prüfung ergab je­ CJ) [J doch nach einiger Zeit, daß es sich um CJ)- eine akustische Täuschung handelte, 0 W hervorgerufen wahrscheinlich durch ci Rückschwingungen im Gestänge. Die­ hJ ses in aller öffentlichkeit stattfindende Ereignis stellte natürlich eine schwere Nervenbeanspruchung fü r die Beteilig­ W ten dar. Zur Sicherheit wurde, wie bei der Ver­ sorgungsbohrung 6, eine Versorgungs­ bombe mit Lichtquelle und Mikrofon und zusätzlich einem Wecker hinunter­ gelassen. Lebenszeichen wurden nicht festgestellt. Ein letzter Versuch wu rd e später mit einer speziellen Bohrloch­ Fernsehkamera einer Spezialfirma ge­ macht, die zusammen mit einer 500- Wall· Birne nach unten gelassen wurde. Bei einer Aus leuchtung von 3-4 m waren wiederum keine Lebenszeichen Abbausituation im Un gtUcksrevie. 092. erkennbar. Oie wei teren Untersuchung en wurden daher nach Mittern ach t eingestellt. Bohrungen 10, 11 und 14 Auf Grund der genauen Ein zeichnung Daß sich trotzdem die gesamte Mann­ des Abbaustandes der einzelnen Ab­ schaft, ve rstärkt du rch weitere Männer, auf dem Schachtgel ände baustrecken durch den in der Morgen­ die sich in der Nähe des Schachtes in das Bru chfeld sch icht gefahrenen Reviersteiger muß• befunden hatten, bis zur obersten von 0 92 te auch die Möglichkeit von etwaigen Abbaustrecke durchgeschlagen hatte, Luftblasen in Abbaukammern ausge­ ließ sich von oben nicht ausdenken. Von Anfang an hatten ganz besonders sch lossen werden. Die Flucht gegen das Wasser die alle Überlegungen dem geschlossen Au ch die Fluchtmöglichkeit in das Hauptbandstrecke hinauf hatte von den vermißten Revier 0 92 gegolten. Die­ Bruchgebiet der oberen Strecken wur­ unteren Hauern die Aufbietung der ses, in nächster Nähe der Einbruch­ de immer wieder erörtert. Eine Ober­ letzten Kräfte verlangt. Wie wenig bei steIle gelegen, war vom Wassere in­ lebensmöglichkeit schien aber wegen den versammelten Männern selbst der bruch unmittelbar überrascht worden . des dichten, ständig in Bewegung be­ Gedanke an die Möglichkeit eines Die Abbausituation im Augenblick der findlichen Bruches mit seiner steilen Rückzuges in den Bruch vorhanden Katastrophe zeigt die obenstehende Bruchkante insbesondere aber deshalb war, zeigt der verzweifelte und tödliche Abbildung. Obe r die einzige, allerdings nicht gegeben, weil sich der Wasser­ Ausbruchversuch eines Teils der Mann­ negative Beobachtung des Schacht­ spiegel 11-12 m oberhalb des liegen­ schaft unter dem schichtfüh renden Stei­ steigers an der Ladestelle des Rev iers den der obersten Abbaustrecke befand. ger (d arunter auch der Ortsälteste der auf der 9O-m-Sohle eine halbe Stunde Ansatzpunkte für Rettungsmöglichkei• obersten Abbaustrecke) über die vom nach Eintritt der Katastrophe ist be­ ten dieser großen Gruppe waren unter Wasser durchspülte Bandstrecke hin­ reits berichtet worden. diesen Umständen nicht zu sehen. weg in die Verlängerung der Abbau-

17 strecke 1 nach Westen. Sie wurden von Ein Bild der Lage gibt die Profilzaich­ 90 m lang war. Die Erfolgschance war der jetzt erst ankommenden Schlamm­ nung, die auf Grund späterer genaue­ unter diesen Umständen gering. flut allseitig abgeschnitten und kamen rer Messung en angefertigt wurde. Der Bohransatzpunkt wurde ausgehend ,m. Trotz aller negativen Überlegungen vom le tzten festen Erzstoß des ober­ Erst jetzt zogen sich die übriggeblie­ sten Abbaus mit einem angenommenen benen 21 Mann vor dem Schlamm in über Fluchtmöglichkeiten in den Bruch wurde von der Grubenleitung schließ• Bruchwinkel von 60 über die errech­ der obersten Abbaustrecke zum Ort hin nete Wasserlinie projektiert. Der zurück und verblieben dort eine Weile lich doch eine Suchbohrung in das Bruchgebiet gesetzt. Sie erfolgte auf zwangsläufig über den Daumen ge­ auf dem frisch geschossenen Hauf­ peilte Ansatzpunkt, etwa 150 m vom werk. Einer der Männer fand 15 m Grund eines Hinweises aus dem Kreise der Frühschicht-Hauer des Unglücksrc­ Schacht entfernt, lag jedoch auf einem unterhalb der Abbaustrecke eine Ein­ Geleise, welches mitten in der Nacht stiegsöffnung in den Bruch und stellte viers. Diese hatten am späten Abend des 9. Tages nach dem Unglück wäh• nicht so schnell beseitigt werden konn­ beim Höhersteigen plötzlich frischen rend eines Gespräches mit dem Berg­ te . Um keine Zeit zu verlieren, wurde Wetterzug fest. Erst nachdemderWas­ werksdirektor in der Grube ihre Ober­ daher kurzerhand der Ansatzpunkt 2 m serspiegel ständig weiter stieg, folgten nach Süden verschoben, ohne daß sich die anderen nach und erreichten den legungen über den Rückzug von An­ gehörigen des Reviers in mögliche dadurch der Ungenauigkeitsfaktor ver­ Einstieg teilweise schwimmand. Der größert hätte. Aufstie g ging in einer steilen links­ Spalten und OHnungen des Bruch­ ga bietes erwähn!. Bei einer anschlie­ kurve vonstatten. Schon in der ersten Kurz nach 3.00 Uhr früh (Sonntag, den Nacht fiel diese Einstiegsöffnung durch ßenden Besprechung dar Grubenlei­ 3. November 1963 = 10. Tag nach dem tung wurde zwar wegen der Höhe des wei teres Nachbrechen des Gebirges zu Unglück) begann die Bohrarbeit an und erschlug einen Teil der Männer. Wasserstandes auch unter diesen Vor­ Bohrung 10. Boi 39 m setzte langsamer Die übrigen krochen in den nächsten aussetzungen ein Reltungserfolg als Spü lverlust ein. Um 6.30 Uhr stieß der hoffnungslos angesehen. Dennoch wur­ Tagen, sich gegenseitig wiederholt aus­ Meißel bei 55 m Teufe überraschend de nach ku rzer Überlegung um 23.00 grabend, auf der Flucht vor dem immer in einen Hohlraum, der mit 3 m Tiefe Uhr beschlossen, eine Suchbohrung wieder rhythmisch fallenden Bruch, der bis zur Sohle abgetastet wurde. Erst weitere Opfer forderte, einen Ausgang in das Bruchgebiet 0 92 zu setzen. nach 10-15 Minuten ständigen Signal­ Erneut wurde das bereits mehrfach be­ suchend herum (nach ih ren eigenen gebens kamen die ersten, sehr schwa­ währte Flachbohrgerät alarmiert. chen Antwortzeichen von unten. Nach Angaben 40-50 m). Schließlich fanden kurzer Zeit war kein Zweifel mehr vor­ sich die später 11 Gerelteten auf Die Schwierigkeit bestand darin. daß einem etwa 5 x 2 x 3 m großen abge­ keinerlei präzise Angaben, Unterlagen handen, daß sich unten noch überle• schlossenen Bruchhohlraum 12-15 m oder Meßpunkte vorhanden waren und bende befanden . oberhalb der obersten AbbausIrecke das in Frage kommende 15-20 m t iefe Dor Meißel wurde nunmehr gezogen zusammengepfercht VOf. Bruchgebiet an der Bruchkante etwa und das Bohrgestänge wegen des stark , w. 1-t-, Bruchzon e o.

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W-O-Profil durch die Su chbohrung 10 "" - im Abbaufe fd 0.91 = o- 10 10 Ja No. - li.O '" "_.::.c._· _w~~ ; ~ ~N -IH "

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Bruchsituation und Profil durch die Suchbohrung 10 im Abbaufeld 092. 1a verbrochenen Gebirges unter Schwie­ SCH NIIl bung und Sk izzierung keine Klarheit rigkeiten mit offener Bohrkrone bis brachten, wurden ein kleiner Kompaß auf 57 m wieder eingesenkt. An den und ein Zollstock nach unten geschickt. Einbau einer normalen Verrohrung war nicht zu denken. A[s Versorgungsver­ Mit diesen Hilfsmitteln gaben die Ein­ bindung stand also in diesem Falle nur geschlossenen, ausgehend von der der freie Innenquerschnitt des Bohr­ vorhandenen Bohrung, den ih nen gün• gestänges mit nur 58 mm CI> zu r Ver­ stig erscheinenden Durchbruchspunkt fügung. Störend war die stark ausströ­ an. Auf dem gewünschten Ansatzpunkt, mende Luft, die auf eine gebrochene 2,25 m neben der Versorgungsbohrung, Preßluft[eitung unter Tage sch ließen wurden in aller Ei le die Vorbereitungen ließ. fijr den Aufbau der noch in Barbecke stehenden Ideco-Anlage getroffen. Die erste Zettel verbindung mit einer Diese traf um 18.00 Uhr zusammen mit Schnur brachte die Mitteilung, daß dem größten Teil der wieder aus dem 11 überlebende auf engstem Raum , Emsland herbeigeholten Bohrmann­ völlig durchnäßt und seit 10 Tagen schaft auf der neuen Bohrstelle ein. ohne ~ahrung und licht, eingeschlos­ sen selen. Beim Auffahren der schweren Anlage Die erneute Alarmierung der erprob­ auf die provisorischen Fundamente des ten Rettungsorganisation wa r inzwi­ Ansatzpunktes ereignete sich unten im schen erfolgt. Die ersten Getränke und Bruchhohlraum schwerer Steinfall durch leichte Nahrung, von den Ärzten fest­ Lösen einer Mergelplatte von 4 x 1 x gelegt, gingen in passenden kle inen Berg u ngsst~ ll~ 0. 92 0,5 m. Glücklicherweise wurde niemand Plastikffaschen, später in längeren, in­ Profit dllrch den Brllchhohtraum ; Zeichnung ernstlich verletzt. Dieses Ereignis zeig­ nach Angaben der Gorotteten und Konntni, te erneut die Labili tät des Bruches und zwischen in der Werkstatt angefertig­ des Bruchverhalten,. ten Rohrbehältern hinunter. Späterwur• des darin befindlichen Hohlraumes. Die den die ersten Kleidungsstücke zu weiteren Arbeiten mußten daher mit dünnen Würsten gedreht, eingelassen. noch größerer Sorge betrachtetwerden. Vom Rundfunk wurde wiederum eine Am nächsten Morgen um 3.00 (1 1. Tag Gegensprechanlage install iert. nach dem Unglück) begann das große Die ersten Gespräche mit den Eing e­ Gerät seine Arbeit am Bohrloch 11. Mit schlossenen, die im übrigen genaueste Rücksicht auf das aufgelockerte Ge­ Auskunft über alle aus dem Revier birge, das Gewicht sowie der für den o 92 und aus Schachtnähe noch Ver­ kleinen Hohlraum zu großen Menge mißten gaben, zeigten, da ß die Ret­ der notwendigen Spü!ung wurde be­ tungsaufgabe hier beträchtlich schwie­ schlossen, nur bis ca. 40 m in der riger und unsicherer war als in den bis­ herkömmlichen Weise mit Naßspülung herigen Fällen. zu arbeiten. Dann sollten 24 1h -Zoll­ Die Bohrung hatte den Hohlraum mit­ (= 622-mm-) Rohre einzementiert und ten im nördlichen Teil getroffen. Der anschließend sollte mit Luft weiterge­ ei ne Stoß mußte nach Beschrei bung boh rt werden. Zur Vermeidung eines der Männer an der Bruchkante liegen, Spü lungsübertritts in das nahe Versor­ d. h. er bestand aus angebrochenem, gungsloch wurde das dortige Gestänge aber noch im Gefüge verankertem Mer­ ebenfalls vorher einzementiert. gel. Die anderen Stöße setzten sich Bohrlöcher über 350 mm r.tJ waren bis­ aus Mergelbruch zusammen. Eine Vor­ her noch nicht mit Luftspülung nieder­ stellung liber den Hohlraum gibt die gebracht worden. Berechnungen erga­ Fotografie de, Bruchhoh traumes nach Süden. Skizze, die nach der Beschreibung der ben, daß wo hl die Menge von rd. 200 ml Männer und nach dem bekannten anges. Luft/Min., nicht aber der Druck Bruchverhalten des Mergels angefer­ von rd. 6 atli der Grubenkompressoren tigt wurde. Die beiden nebenstehenden für die vorgesehene Luftspülung beim Aufnahmen wurden von den Eing e­ Weiterbohren mit großem Durchmesser schlossenen später mit einer von einem über 40 m hinaus ausreichen würde. Zeitungsreporter zurVerfügung gestell­ ten Kleinstkamera aufgenommen. Die Mindestens 12-15 atli waren erforder­ Ei ngeschlossenen hatlen sich zum lich. In vie len Telefongesprächen wur­ Schutz gegen Sleinfall in Höhlungen de festgestellt, daß zufällig ein Zu satz­ zurückgezogen, die sich unter herab­ verdichter gen au passender Größe in gefallenen größeren Mergelplatten ge­ einer großen Maschinenfabrik des bi ldet halten. Zur Sicherung des Hohl­ Ruh rgebietes kurz vor der Auslieferung ra umes wurde den Eingeschlossenen ins Aus lan d stand. Er wurde schnell ­ so schnell wie möglich Ausbaumaterial stens bereitgemacht und ohne Probe­ in Form von Gasrohren verschiedener lauf in mehreren LKW-Lasten unter Länge mit Verschraubung hinunter­ Polizeischutz mit großer Mannschaft g.eschickl, später au~ Winkeleisen, auf den Weg gebracht und kam noch die nach Baukastenwelse zusammenzu­ so rechtzeitig zum erfolgreichen Ein­ schrauben waren. Sie steiften damit satz, daß die Rettungsbohrung nu r ihre Unterschlupfhöhlungen aus. wenige Stunden Verzögerung halte. Die vordringlichste Sorge war aber die Inzwischen war in aller Eile vom Kom­ Festlegung des Ansatzpunktes für die Sruchhohtraum mit S tick nach Norden; im Vor ­ pressorenhaus der Grube eine ge­ Reltungsbohrung. Nachdem Beschrei- dergrund du Versorgungsrohr. schweißte 400-mm-leitung zur Bohr-

19 stelle gelegt und Anschlüsse, Ventile Planmäßig sollte der Hohlraum bei rd. Spezialfirma für Bohrlochmessungen usw. waren hergestellt worden. 55 m angetroffen werden. Als nach herbeigeholt, die feststellte, daß das Vorher war die Rettungsbohrung plan­ 27stündiger Bohrzeit bei 62,3 m kein letzte Versorgungsloch (Nr. 14) eine mäßig angelaufen und hatte bis Mitter­ Durchschlag erfolgt war, wurde man Abweichung von 4,60 m nach Westen, sich darüber klar, daß die Bohrung nacht die Verrohrungsteufe von 41 ,5 m das erste Versorgungsloch (Nr. 10) erreicht. Die anschließende Verrohrung vorbeig elaufen war. Um das Beste dar­ eine solche von 1,90 m nach Norden machte in dem zerstörten Gebirge aus zu machen, wurde das Loch ganz und das Re ttungsbohrloch (NT. 11 ) bei Schwierigkeiten und erforderte das er­ verrohrt und die Verrohrung einzemen­ der derzeitigen Teufe von 40 m um neute gründliche Nachbohren des Lo­ tiert, um so durch Ankerwirk ung einen 0,40 m ebenfall s nach Norden aus dem ches mit entsprechendem Zeitaufwand. zusätz lichen Halt in das Gebirge zu Lot gelaufen war. Diese längere Bohrunterbrechung ver­ bringen. Die tatsächliche Lage des Hohlraumes ursachte bei den Eingeschlossenen Oberraschenderweise blieb der be­ läß t sich aus der Sk izze ersehen, in eine verzweifelte Unruhe. fürchtete psychologische Schock dieses die auch gestrichelt die angenommene Feh lschlages bei den Eingeschlosse· Lage in den verschiedenen Rettungs­ In der Zwischenzeit war von der Mark­ nen aus. Die Anschauung von der Lage phasen eingezeichnet ist, einmal nach scheiderei mit Hilfe eines orientierten des Hohlraumes hatte sich aber be i der Kompaßmessung der Eingeschlosse­ Gestänges, welches in die Versor­ Rettungsleitung nunmehr vollends ver­ nen mit ihrem Feh ler um 1800 und gungsbohrung eingelassen wurde, eine wirrt. Das Vorbeilaufen dieser Bohrung dann die markscheiderische Einmes­ Vermessung vorgenommen worden, die konnte seinen Grund entweder darin sung ohne Berücksichtigung der Bohr· feststellte, daß die Eingeschlossenen haben, daß die Lage des Hohlraumes lochabweichungen. sich bei ihrer ersten Kompaßmessung noch anders orientiert war als zu letzt Die Skizze zeigt, daß die zwe ite Ver­ 0 und Richtungsangabe um 180 geirrt angenommen, oder daß in dem verbro­ sorgungsbohrung von vo rnherein wenig hatten. Die inzwischen 25 m tiefe Ret­ chenen Gebirge Bohrlochabweichungen Chance gehabt hat, den Hohlraum tungsbohrung würde also nach Lage eingetreten waren. Obwohl normaler­ zu treHen, daß aber andererseits die der Bohransatzpunkte nicht an der ge­ weise Bohrlöcher routinemäßig nach­ Rettungsbohrung wegen ihrer wesent­ wünschten Stelle in den Hohlraum, son­ gemessen werden, hatte man bisher lich geringeren Abweichung in der dern 1,SO m nördlich daneben in den davon abgesehen, wei l alle bisherigen Nähe des Hohlraumes auskommen wür• Sloß laufen. Der Gedanke, eine zwe ite Löcher ihr Ziel ohne Abweichungen de. Es bestand jetzt sogar die Möglich­ große Rettungsbohrung anzusetzen, erreicht hatten. keit, daß der Hohlraum direkt getrof­ wurde wegen Raummangels und wegen Es wu rde nunmehr in all er Eile eine fen wurde. Da die Nordwestecke des der inzwischen erkannten Labilität des Hohlraumes verworfen. Es wurde daher beschlossen, eine zweite, normal zu verrohrende Versor· GRUNDRISS gungsbohrung mit entsprechend grö• ßerem Durchmesser abzuteufen, um den Eingeschlossenen Preßluftwerk­ zeuge zur Mithilfe bei der Herstellung des Durchbruchs zwischen Bergungs­ loch und Hohlraum, aber auch geeigne­ tes und stärkeres Ausbaumaterial hin­ unterzuschicken. Bei den entsprechen­ den Gesprächen mit den Eingeschlos­ senen stellte sich allerdings heraus, daß ihren physischen und psychischen Kräften keinerlei Beanspruchung mehr zugemutet werden konnte. Nunmehr sollte nur noch durch eine Schlauchlei­ tung ein von einer Ruhrgebietsfirma angebotenes, schnellabbindendes und zähflüssiges Material auf Kunststoff­ und Zementbasis heruntergedrückt und dort unten zum Ausfüllen von Hohl­ 8r l.10 räumen und Spalten und zum Aufbau von Unterstützungspfeil ern dienen. Die Handhabung des Schlauchendes glaub­ te man den erschöpften Männern zu ihrer eigenen Sicherheit noch zumuten zu können. 8r 1.1 4 Die neue Versorgungsbohrung Nr. 14 wurde mit dem vorhandenen Flachbohr­ gerät nach der Vorstellung, die man !:.agt des Hohlraumes ; zu diesem Zeitpunkt von der Lage des I Anga ~ c n gomäß Kompa ßmI'swng .' Hohlraumes hatte, 2 m südlich von der . dlH EtnQcsthlosscncn ersten Versorgungsbohrung (Nr. 10) 2. Nau. Rithtungsmgssvng kurz vor Mitternacht des 4. November von Ubc.tagc Bergungs st elle 0.92 1963 (11 Tage nach dem Unglück) an­ .... ~ 3. Endgültig. n i ch F~ l !.\ellvn <; ojg" gesetzt. Sie wurde bis 45 m mit Naß• ~..,::: ;==::E> Boh ' l oU.abw~,chvng spülung und anschließend mit Luft­ ~_".., ._ .~ __ -_ .. Bohrun9SYtr l ~ut spülung weitergebohrt, wofür bei dem geringen Durchmesser noch der Druck Grundri6 des Bruch nohlraumes und Vorstellung Ubel die Lage des Hoh lraumes in den von 6 atü genügte. verschiedenen Phasen der Rettung.

20 Hohlraumes, in die das Bohrloch zielte, mehr als 28stündiger Zwangs pause, lief für das Einlassen der Rettungsbombe zum ~ festen Stoßu gehörte, konnte die die Rettungsbohrung Nr. 11 mit voller vo rhanden. -Die erregenden Aug en­ Rettungsaktion von da ab wesentlich l uftspü lun g wieder an . Bei Annähe• blicke des Durchbruchs konnten später, zuversichtlicher betrachtet werden. rung an den Hohlraum wurde mit Boh r­ vom Tonband übertragen, die Ru nd­ drucl< und l uftmenge heruntergeg an­ fu nkhörer noch einmal nacherleben. Trotzdem wurden die Vorbereitungen gen. Das weitere Öffnen des Loches ohne zur Herstell ung des Durchbruchs zwi­ Die Eingeschlossenen waren inzwi­ Luft, der Einbau der unten mit Mann­ schen Rettungsbohrloch und Hohlraum schen mit geeigneten Schutzmitteln loch versehenen Verrohrung und das weiter betrieben. Von einem am Seil gegen den zu erwartenden Boh rstaub Ein hängen der Rettungsbombe ge­ hängenden Fahrgestell mit rundem beim Ein bruch des Boh rers in die Höh• schah in den nächsten Stunden schne ll Rost in Bohrlochdurchmesser als Stand­ lung ausgerüstet worden. Eine Konfe­ und reibungslos. fläche , versehen mit Beleuchtung und renzschaltung wurde hergestellt, durch Um 13.10 Uhr fuhr als erster ein Stei­ Gegensprechanlage, sollte mit extra welche in die normale Verbindung zwi­ ger, der der Grubenwehr angehört, leichten Abbauhämmern aus engstem schen Eingeschlossenen und Rettungs­ nach unten; ihm folg te ein Fahrsteiger. Raum heraus der Einbruch vorgenom­ leitung noch der Bohrmeisterstand, der Seide Männer sollten mit ihrer Autori­ men werden. Zur Aufnahme des Aus­ Bedienungsmann am Nachverdichter tät einen ruh igen Verlauf der Ausfahrt bruchs sollte das Bohrloch so tief wie und ein Mann am l uHsch nelischluß• gewährleisten. Sie brachten den Ein­ möglich als Keiler gebohrt werden. Am hahn eingeschaltet wurden . geschlossenen belegte Brote als erste Ende der Verrohrung von 480 mm Am 7. November 1963 (14. Tag nach kaufähige Nahrung nach 14 Tagen mit, Innen- ct> war ein Mannloch von 2 m d em Unglück) erfolgte um 6.07 Uhr bei die ihren Zwe ck der Ablenkung voll Höhe in halber Rohrbreite vorgese­ 55,9 m der Du rchschlag. Alles stand erfüllten. Im üb rigen war die Disziplin hen , wodurch sich der Arbei tsquer­ sofort still. Unten zog der Staub schne ll der Eingeschlossenen mustergültig. schnitt auf den Bohrlochdurchmesser ab, und es zeigte sich, daß der Bohrer Ihre Ausfahrt erfolgte in der von den von 580 mm erweiterte. Ausbaumate­ an dem nordwestlichen schrägen Stoß Ärzten festgelegten Re ihenfolge. Bis rial wurde bereitgelegt. Alle Hauer ein sicheiförmiges l och geöffnet hatle, zum letzten Augenblick wich wegen der meldeten sich für diese Arbei t, die in ohne daß Steinfall aufgetreten war. Die Gefährlichkeit des Hohlraumes die kurzfristiger Ablösung durchgeführt Öffnung lag gen au über den Schutz­ Sorge nicht von allen Beteiligten. End ­ werden soilte. höhlungen, die geräumt werden muß• lich, um 14.20 Uhr, war die Ausfahrt Um 23.00 Uhr des 13. Tages, also nach ten. Es war hier genügend freier Raum beende!.

Bohrsle!!e lengede (l uftaufnahme). Freigegeben vom Nds. Min. f. Wirtschaft u. Verkehr, Nr . 27/ 119/1.

21 Niemand der vi elen hunderl Anwesen ­ 2. Die zweite Voraussetzung für die den oder derjenigen, welche das Ge­ überlebenden waren frische Wet­ schehen am Bildschirm verfolgen konn­ ter, die offensichtlich durch eine ge­ ten, wird die Bilder dieses sonnigen brochene Preßluftieitung diesem Teil Novemberlages vergessen können, als des Bruches zuflossen. Wie das Auf­ die zutiefst Erschöpften einer nach dem treten matter Wetter auf der GO-m­ anderen mit der Rettungsbombe aus Sohle nach der Katastrophe beim dem Bohrloch gezogen wurden. Es gab Vollaufen der Bruchgebiete zeigte, keinen lauten Jubel, und es gab auch besteht im Bruch sonst keine Le­ keine groBen Worte. Die Erschütterung bensmöglichkeit. aller war zu groB. - Die Geretteten wurden sofort in verschiedene Kran­ 3. Das Auffinden des Hohlraumes war kenhäuser gefahren. ein reiner Zufall. Der Bohransatz­ punkt wurde, da im Bruch der Mark­ Das Wunder von Lengede scheider sein Recht verloren hat, auf Grund reiner Schätzungen festge­ Die letzte Rettungsaktion zur Bergung legt und nachträglich wegen des der im Bruchgebiet eingeschlossenen Schienenstrangs um 2 m verscho­ 11 Bergleute is t bei aller technischen ben. Dieses und die später festge­ Leistung von einer so großen Zahl stellte Abweichung des Bohrloches menschliches Denken übersteigender bewirkten den Treffer. Zufälle begünstigt, wenn nicht sogar nur dadurch ermöglicht worden, daß 4. Wie sich später nach dem Sümpfen schon bald von dem ~ Wunder von bei genauem Nachmessen heraus­ LengedeM gesprochen wurde. Hier noch stellte, lag der Ausgangspunkt für einmal im Zusammenhang diese einzig­ die Schätzungen des Ansatzpunktes, artigen Fügungen: nämlich der letzte Erzstoß der ober­ 1. Die erste und nicht geringste Vor­ sten Abbaustrecke, in Wirklichkeit aussetzung war, daß sich wider alle um 6 m weiter nach Westen als er Erfahrung und Erwartung begehbare auf dem Abbauriß eingetragen war. Hohlräume im dauernd weIter fal­ Dies war auf einen akkumulierten lenden Bruch bildeten und erhielten Eintragungsfehler der Steiger zu­ und daß schließlich die Eingeschlos­ rückzuführen, der im normalen Be­ senen den letzten Hohlraum mit hieb ohne Bedeutung ist. Bei ge­ einer relativen Stabilität 2 m über nauer Eintragung hätte der Bohr­ Einhlingen dei un ter.ten VerrohrungnUidcel dem hohen Wasserniveau erreich­ ansatzpunkt 6 m weiter nach Westen mit Mannloch. ten . gelegen.

Jetzt s.nd sie .... ieder .... ohl.uf. D'e vierzehn in Barbecke und lengede Geretteten. Hinlere Reihe. '1011 links nach rechts: Siegfried Ebelillg, Adoll Herbst, Helmut Kondzia, Bernhard Wolter. Fri tz 811.r, Hermann lubke. Hein: Kuli. Sitzend, von linkt nach rechts_ Ge,hard Hanusch, Diele, Richey, He lmu t Wob.anrt : , Fr itz leder. Johllnnel Sitter, Rudol! Wiese, Em il Pohlai. 5. Durch den Meßfehler von 180° der Schlagen an das Bohrgestänge wieder­ Die später Eingeschlossenen richtelen Eingeschlossenen im Zu sammenwir­ um die akustische Täuschung der Rück• sich schnell auf ihre Lage ein. Alle ken mit den vorher nicht bekannten schwingungen ei n und verursachte ent­ Gruppen sparten sofort mit ih rem Li cht. verschiedenen Bohrlochabweichun­ sprechende Aufregung und Nerven­ Allerdings waren die Batterien am gen kam die Rettungsbohrung an belastung. Ende der Schicht schon weitgehend der günstigsten Stelle des Hohlrau­ Die Bohrung 15 wurde auf Anregung entladen, so daß diese Maßnahme nur mes aus, ohne daß eine Verbindung eines Hauers in das Bruchfeld des begrenzte Wirkung hatte. durch das Gebirge zwischen beiden Abbaus 0 202 gesetzt, vorsichtshalber Die 7 Eingeschlossenen im Haupt­ hergestellt werden mußte. ebenfalls mit Preventer. überdruck bremsberg im Norden beobachteten 6. Zur Durchführung der hier notwen­ stellte sich aber nicht ein ; vielmehr laufend den Wasserstand. Sie deckten digen und bei so großem Bohrloch­ fand man hier ab 60 m Teufe einen sich zum Schlafen mit zerschnittenen durchmesser erstmalig durchgeführ• normalen, mit Wasser vollgelaufenen Plastiklutlen zu und überstanden, auch ten Luftspülung war ein Zusatzkom­ Bruch mit Spalten und Hohlräumen von wegen der Kürze der Zeit, ohne Scha­ pressor notwendig, der in genau max. 40-50 cm. den das Unglück. Eine gefährliche Si­ passender Leistung zufällig bei einer Die Bohrungen wurden daraufhin ab­ tuation ergab sich dadurch, daß auch Maschinenfabrik kurz vor dem Ver­ gebrochen und die Suche insgesamt hier für kurze Zeit malte Wetter auf­ sand nach Belgien vorhanden war eingestellt. traten. und zur Verfügung gestellt wurde. Die 3 Eingesch lossenen von Barbecke Die Firma hat dann noch ohne Auf­ Verhalten der Bergleute wurden erst eineinhalb Stunden nach forderung eine zweite identische in der Katastrophe dem Einbruch vom Wasser erreicht. Sie Maschine nach Probelauf zur Sicher­ bemerkten gegen 20.30 Uhr ei nen star­ heit ebenfalls nach Lengede ge­ Die grundsätzliche Feststellung, daß ken Druck auf den Ohren, dem sie aber schickt, wo sie dann glücklicher­ sich die in der Grube durch den Was­ keine Bedeutung beimaßen. Trotz Aus­ weise nicht mehr benötigt wurde. sereinbruch überraschten Bergleute im fall von Strom und Telefon waren sie Andere, kleinere Zufälle sollen hier ganzen ruhig und ohne Panik verhalten nicht weiter beunruh igt und schossen gar nicht erwähnl werden. hätten, muß dadurch eingeschränkt kurz nach 21.00 Uhr den Abschlag ab . Auch die Eingeschlossenen waren sich werden, daß trotz dringender, zwangs­ Da sie ohne Strom mit ihrer Lade­ über das Verzweife lte ihrer Situation läufig kurzer Alarmdurchsage die Grö­ maschine nichl arbeiten konnten, gin­ im klaren. Als ihnen in einem der er­ ße der Gefahr nirgends erkannt wurde gen sie schließlich gegen 21.30 Uh r slen Gespräche auf die entsprechende und wohl auch nicht erkannt werden zum Schacht. Nach 600-700 m Weg Frage erläutert wurde, daß über Tage konnte. Aus diesem Grunde wurde kam ihnen dann sehr langsam (!) eine weder Klopfzeichen gehört noch son­ in allen Revieren wertvolle Zeit damit etwa 30-40 cm hohe Flutwelle ver­ stige Anhaltspunkte vorgelegen hätten, verloren, sich zu versammeln, zu be­ mischt mit Holzteilen entgegen. Sie sagte der Sprecher wörtlich: nlhr konn­ ratschlagen und zum Teil zu versuchen, wichen zurück, bauten sich in aller Eile tet uns hier gar nich t finden, das war über das inzwischen ausgefallene Te­ ein Gerüst in den Hochbruch vor Ort uns allen klar." lefon nähere Auskünfte zu bekommen. und legten einen Preßluftschiauch dort­ Wenn trotz dieser logischen überle• Insbesondere für das Südrevier 0 2081 hin. Das Wasser blieb zunächst 34 m gungen der Lebenswille dieser Männer 202 wäre genügend Zeit vorhanden ge­ vor Ort stehen. Nunmehr öffneten und unter den mörderischen Bedingungen wesen, sich gemäß der ausdrücklichen schlossen sie in länger dauerndem im Bruch erhalten blieb, so gehört dies Anweisung bei der Alarmdurchsage Rhythmus die Preßluflleitung, um - wie nichl an letzter Stelle zu den Wundern über die 100-m-Sohle zum südlichen sie hofften - durch Manometeraus­ von Lengede. Wetterschacht zu begeben. Es ist al­ schläge über Tage Aufmerksamkeit zu lerdings zu vermuten, daß diese Anwei­ erregen. Gleichzeitig vertrieben sie sung den verantwortlichen Steiger nicht durch die Preßluft die Schießschwaden Boh rungen 12, 13 und 15 erreicht hat. Die Männer warteten näm• und drängten das Wasser auf 200 m in der Nähe lich zunächst an der Ladestelle des Re­ zurück. Schon bald richteten sie sich des Friedhofs Broistedt viers. Erst als zwei Hauer, besonders auf einen längeren Aufenthalt in ihrem tüchtige und nüchterne Männer, die Gefängnis ein, da nach ihrer Meinung Abschließend sind noch drei Suchboh­ Meldung zurückbrachten, daß im Nor­ das Zurückgehen des Wassers durch rungen zu erwähnen, die, zu gleicher den der 60-m-Sohle an dDr Material­ Pumpen eingetreten war und nach ihrer Zeit wie die Bergungsbohrung 11 an­ einfallenden 0 1 schon das Wasser Rechnung mindestens 3 Tage ve rgehen gesetzt, in der Nähe des Friedhofs stände und dort kein Durchkommen würden, bis sie frei seien. Die letzten Broistedt auf das südliche Strecken­ mehr sei, kam ihnen der Umfang der Reste in den Kaffeeflaschen wurden system niedergebracht wurden. Die Gefahr zum BewußtSDin. Erst jetzt ver­ genau eingeteilt und später nur gerin­ Möglichkeit, dort überlebende der ver­ suchten die Männer, zum WeHerschacht ge Mengen aufgefangenen Tropfwas­ mißten Gruppe von 6 Mann aus dem zu gelangen, wichen jedoch vor dem sers getrunken. Ein kleines Feuerchen, Süd revier zu finden, war bisher ver­ ankommenden Wasser zur 60-m-Sohle die ganze Zeit mit Spänen unterhalten, neint worden, da der Weg dorthin an zurück. Nur der Schichtsteiger mit brachte ihnen in der umgebenden Tem­ der direkten Verbindung zum südlichen 5 Hauern setzte den erfolglosen peratur von 11_12° eine gewisse Wär• Wetterschacht vorbeiführte. Man wollte Durchbruch zum Wetterschacht fort. Die me und Trocknung ihrer Kleider, wo­ aber nach den letzten Erfahrungen Rettungsmöglichkeit über das Wetter­ durch sie einer bei 11 ° Lufttemperatur keine Zweifel übriglassen. bohrloch H 11 im Osten der60-m-Sohle und 98 % l uftfeuchtigkeit drohenden Die Suchbohrungen 12 und 13 zielten wurde dabei übersehen. Unterkühlung weitgehend entgingen. auf die beiden Enden einer Luftblase Auch ein Teil der Männer des direkt Das Feuer diente ihnen die ganze Zeit von 1.9 atü am Kopf des Bandberges betroffenen Reviers 092 hätte sich, auch als Beleuchtung. Zu ihrem Er­ o 202 in 79 m Tiefe und wurden daher nachträglich gesehen, noch retten kön• staunen brannten die Späne sehr hell, wieder mit Preventern ausgerüstet. Sie nen. Hier war aber für die Beteiligten was auf die durch Kompression hervor­ hatten keinen Erfolg. Zur überprüfung der überblick über die Gefahrensitua­ gerufene höhere Anreicherung der Vo­ wurden wiederum Mikrofone und Fern­ tion praktisch unmöglich. Auß erdemwar lumeneinheit Luft mit Sauerstoff zu­ sehsonde eingelassen. Bei der Boh­ .zu Anfang das Gefühl vorhanden, das rückzuführen war. Der Wasserstand rung 12 stellte sich bei der ersten Si­ Wasser würde bald ablaufen und höch• wurde ständig beobachtet und mit gnalgebung nach Durchschlag durch stens die unteren Sohlen füllen. Kreideslrichen markiert. Geschlafen

23 haben die Männer praktisch nicht und Gewisse Spannungsmomente waren Die ersten Untersuchungen und Maß­ wollten es auch nicht, um nicht über• unter den gegebenen Umständen na­ nahmen nach der Rettung sowie die rascht zu werden. Ih r Verhalten kann türlich nicht zu vermeiden. Aber immer Überführung in die geeigneten Kran­ insgesamt als überlegt und vorbildlich wieder waren es einzelne, die Mut kenhäuser wurden se lbstve rständlich bezeichnet werden. Ihr Vorteil war der zusprachen und die Hoffnung nicht sin­ von ihnen organisier!. große ihnen zur Verfügung stehende ken ließen; so der alte Hauer, der im ­ Oie Zusammenarbeit und der Gedan­ Raum , in dem sie sich bewegen und mer wieder Klopfsignale gab, den l e­ kenaustausch zwischen Technikern und betätigen konnten. benswillen der anderen anfachte und Ärzten war in Lengede stets eng und Ung leich ungünstiger war die Lage der im Hintergrund Ordnung hielt. Zu er­ fruchtbar. wähnen sind neben anderen die bei­ 11 zuletzt Geretteten. Abgesehen von Die speziell medizinischen Erfahrungen den jungen Hauer, die während der der Länge der Zeit, in der sie ohne von Lengede wurden von den zuständi• Rettungsaktion am Mikrofon Au ßerge• Nahrung und Licht völlig durch näßt gen Ärzten inzwischen in Vorträgen vor wöhnliches geleistet haben. eingeschlossen waren, bot der enge Fach leuten dargelegt und sollen in Raum ihnen nicht einmal die Möglich• einer medizinischen Fachzeitschrift ve r­ keit, sich lang auszustrecken. Die stän• Die Arbeit der Ärzte öffentlicht werden. di g durchstreichende Luft (ihre Ret­ tung!) verursachte zusätzliche Abküh• Von besonderer Wichtigkeit war in Der erfolgreiche Einsatz der Ärzte in lung bei dem mit 13° und 100 Ofo Luft­ Lengede von Anfang an die Mitwirkung Lengede ist aber nicht ohne das Wir­ feuchtigkeit gemessenen Raumk lima. der Ärzte. Anfängliche Fragen zu Le­ ken zahlreicher Einheiten des Deut­ bensmöglichkeiten ohne Nahrung so­ schen Roten Kreuzes und später des Alle erlitten daher starke Unterküh• wie unter überdruck, später die Ver­ Arbeiter-Samariterbundes zu denken. lungsschäden, die sich in Schwellungen pflegung, Betreuung und Ausschleu­ Der Einsatz von Spezial fahrzeugen und insbesondere der Füße äußerlich aus­ sung der Eingeschlossenen waren nur Gerät dieser Verbände und die selbst­ drückten. Nur zwei , die sich rechtzei­ von Ärzten zu beantworten und zu be­ lose Arbeit vieler Helfer und Helferin­ tig die Gummistiefel auszogen, die wältigen. nen haben das Ihre zum Gelingen des Füße säuberten und sich neue Fuß• Die nächsten und vertrauten Ärzte Rettungswerkes beigetragen. wickel machten, wurden davon ver­ schont. Die Unterkühlung und die ab­ wurden daher schon am ersten Tage solute Dunkelheit hatten zur Folge, daß alarmiert, die wiederum im Laufe der Pumpve rsu che Zeit einen großen ärztlichen Dienst or­ alle in den ersten 3 Tagen Hallu zina­ ganisierten mit speziellen Verantwort­ Oie Grube Lengede hatte vor dem Un­ tionen hatten, wie sie in ihrer Deutlich­ glück einen WasserzufJuß zwischen 7 keit auch bei den unter ähnlichen Um­ lichkeiten. Insgesamt waren 51 Ärzte und 12 ml/Min. Davon fielen etwa ständen kurz vorher geretteten zwei neben ihren Sprechstunden am Ret­ tungswerk beteiligt, davon 5 praktisch 4-5 m3 oberhalb der GO-rn-Sohle an amerikanischen Bergleuten aufgetreten während der ganzen Zeit. und liefen einer automatischen Pump­ waren. Später verschwanden diese Zu­ an lage zwisch en der GO- und 70-m­ Ärzte bestimmten jeweils die den Ein­ stände. Sohle zu. Der Rest, einschließlich der geschlossenen hinunterzuschickende In der ersten Nacht nach ihrem Ein­ Wässer aus dem Spülversalz, wurde Nahrung, die besonders auf die Unter­ stieg in den Bruch fielen alle in einen von der Pumpenanlage auf der 100-m­ küh lungssituation der Eingeschlosse­ vielstündigen Erschöpfungsschlaf, der Sohle erfaß!. Seide Wasserhaltungen nen abgestell t war. Die Nahrung war sie kaum das weitere Fallen des Bru­ mit 12 bzw. 24 ml/Min. installierter Lei­ leicht und salzarm. Stimulantia wie Kaf­ ches merken ließ, der eine Reihe ihrer stung fielen bei dem Unglück sofort fee und Tabak wurden ausgeschlossen. Kameraden erschlug. aus. Täglich mehrmals wurde Visite über Abgesehen von einer Ausnahme haben Schon in der ersten Nacht wurden das Mikrofon gehalten, in Barbecke di­ auch diese Männer das nach ihrer An­ von Herstellerfirmen und anderen Berg­ rekt mit jedem einzelnen, bei der letz­ sicht verseuchte Wasser aus einer Ver­ bauunternehmungen geeignet erschei­ ten Rettungsaktion me ist mit Hilfe tiefung des Hohlraumes in den ersten nende Pumpen angefordert. Ihr Einsatz eines früher als Nothelfer ausgebilde­ 5 Tagen nich t getrunken, später nur bot sich insbesondere an drei Stellen ten jungen Hauers in der Bruchhöhle, sehr vorsichtig. an : dem Hauptschacht, dem Wetter­ der Fieber maß, die übrigen nach An­ Gegenseitige Hilfe war selbstverständ• schacht im Süden und der Materialein­ weisung des Arztes ausfragte und dann lich. Sie schleppten einen Kameraden, fallenden 0 1. Darüber hinaus wurden Bericht erstattete. Festgestellte Un­ der sich schon unmittelbar nach dem die vorhandenen Wetterbohrföcher au f regelmäßigkeiten wurden so mit Hil fe Wassereinbruch in der Bandstrecke ihre Eignung als Ansatzpunkte für Pum­ geeigneter Medikamente ausgeglichen beide Beine gebrochen hatte, mit und pen geprüft. Hiervon konnte aber nur und der Gesundheitszustand der Ein­ gruben sich gegenseitig bei Zuschüt• das W etlerloch W 103 zur 100-m-Sohle, geschlossenen überwacht und verbes­ tungen durch Bruchfall mit den Händen ca. 300 m westlich des Schachtquer­ sert. Die wegen der l änge der Zeit bei aus. schlages herangezogen werden, weil den Eingeschlossenen eingetretenen Obwohl der eine der Hauer eine in­ nur hier günstige Vorflutverhältnisse psychischen Veränderungen konnten in takte Uhr hinübergerettet halte und die vorlagen. Zeit Jaufend verfolgte, glaubten sie im wiederholten persönlichen Gesprächen An allen Stellen wurden durch Kabel­ Augenblick der ersten Verbindungs­ zwischen Arzt und den einzelnen Män• verlegung und Aufstellung von Trans­ aufnahme, erst 8 Tage (statt 10 Tage) nern unter Kontrolle gehalten werden. formatoren die Voraussetzungen für die eingeschlossen zu sein. Oie Ausschleusung der drei Hauer aus in der Folge eingesetzten Pumpen ge­ Nach ihrer Rettung be richteten sie der Druckblase geschah unter Bera­ schaffen. Vom Wetterschacht wurde übereinstimmend, daß sie bis zu r er­ tung und nach Anweisung der zugezo­ darüber hinaus eine 2,8 km lange sten Nahrungsaufnahme kein ausge­ genen Spezialärzte. 400-mm-Leitung zum Klädeich g ver­ sprochenes Hungergefühl gehabt hät• Im Augenblick der Rettung selbst stand legt, um auftretendes Schlammwasser ten, dann aber Heißhunger aufgetreten jeweils ein vorbereitetes Chirurgen­ dorthin leiten zu können. Anfangs war sei. Im übrigen sei nach ihrer Auffin­ team mit fertigem Besteck bereit, um das Wasser noch klar genug, um di­ dung das viertägige Warten au f die im Fa lle von in letzter Minute eintre­ rekt in die Vorflut geleitet zu werden. endgültige Rettung viel unerträglicher tenden schweren Verletzungen durch gewesen als die ersten 10 Tage ohne Steinschlag o. ä. einfahren und helfen Oie ersten Pumpversuche scheiterten Verbindung. zu können. an der Art des eingebrochenen und zu

24 pu mpenden Materials. Insbesondere Erfahrungen sei n mit eingefügten elektrischen Lit· fielen eini ge Tauchpumpen, wie vor­ zen , wie es von der Spezialfirma für auszusehen, schon nach kürzester Frist Der Bergmann hat durch Lengede er· elektrische Bohrlochmessungen in Len­ aus. Hinzu kam , daß Schlammstopfen fahren könn en, in we lch entscheidender gede zur Ve rfügung gestellt wurde. die verschiedenen Pumpstellen vonein­ Weise die Bohrtechnik bei bestimmten Nu r so waren bei der Ba rbecker Aktion ander trennten und lange ke in einheit­ Rettungsaktionen helfen kann. Die aus Förderaufgaben mit Sprechverkehr und liches Niveau des Wasserspi egels in der Tiefbohrpraxis herrührende ausge· Beleuchtung zu verbinden. der ganzen Grube hergestellt werden feilte Technik zusammen mit ständigen Auch eine Gegensprechanl age mög· konn te . Improvisationen erm öglichte die Ret· lichst kle iner Abmessung müßte be­ Erst vier Wochen später, als nach den tung aus der Druckblase und wagte reitstehen. Die Erfahrungen der Rund· Rettungsaktionen die Kompressoren den en tscheidenden und gelungenen funkanstalten waren in Lengede wert· wieder frei wurden und Mammutpum­ Versuch der Luf1spü lung be i großen voll und wichtig. pen im Schacht eingesetzt werden Bohrdurchmessern. Wenn auch die da­ Ebenso ist provisorisches Ausbau­ konn ten , trat die entscheidende Wen­ bei gewonnenen Erfahrungen für die material im Baukastenprinzip zum Ein· de ein. Die Verstopfungen lösten sich, normale Bohrpraxis von geringerer Be· lassen auch durch kleine Querschnitte und der Wasserspiegel pendelte kom­ deutung sein werden, so sicherte die­ in vielen Fällen von großer Bedeu­ munizierend ein. ses berechnete Experiment in Lengede tung. Der in Lengede nicht mehr zur Zu diesem Zeitpunkt waren eingesetzt: den Rettungserfolg. Anwendung gekommene Gedanke, 1. Im Schacht: Als wichtigste allgemeine Erfahrung schnell abbin dende, zähflüssige Ze· 2 selbstgebaute Mammutpumpen aus den Boh raktionen ist mitzunehmen, ment-Kunststoff·Verbindungen großer mit ve rschiedener Ansaughöhe, aus­ daß grundsätzlich zuerst mit kleinem Festigkeit zu r Verstärkung von Hohl­ gestattet mit Lanzen für Druckwas­ Durchmesser vorgebohrt we rden soll· räumen durch Bohrlöcher hinunterzu­ ser und Preßluft zum Freispü len d er te, um schnell eine Verbindung für pum pen, wäre zu prüfen und weiter· Ansaugöffnung. Sie wurden ab­ Sprechverkehr und Versorgung zu be­ zu entwickeln. wechselnd betrieben und li eferten kommen. Dies is t nicht nur psycholo· Die Dah lbusch·Rettungsbombe hat sich 8-12 m' /Min. gisch für die Eingeschlossenen von auch in Lengede bewährt. Ihr Durch­ 2. Im südlichen Wetterschacht: großem Wert, sondern kann auch wich· messer ist allerdings mit 385 mm sehr 2 Kreiselpumpen von 6 und 10 m'l tige Hinweise für die eigentliche Ret· klein und sollte im Hinblick auf die Min., die abwechselnd dem Wasser­ tungsarbeit geben. Diese kann dann gröBeren Boh rlochdurchmesser, die stand folgend im Wetterberg her­ meist ohne Oberstürzung erfolgen. heute technisch ohne Schwierigkeiten untergelassen wurden. Eine weitere hergestellt werden können, ve rgrö· Pumpe stand in Reserve. Ein besonderes Augenmerk sollte kÜnf· Bert werden. Dadurch würde die Aus· tig dem Einsatz und der Weiterent­ 3. In der Materialeinfatlenden 1: schleusung leichter und sicherer. Eine 0 wicklung hochempfindlicher Mikrofone 3 Kreiselpumpen von 2-3 m'/Min. Neukonstruktion wäre auch in der Rich­ gelten. Der von der HauptsteIle für tung notwendig, daß ein Besteigen der Leistung. Von diesen Pumpen wu r­ das Grubenrettungswesen entsandte Bombe auch bei freien Höhen von de auch das Kühlwasser für den Horchtrupp war angesichts des feuch­ Zwischenverdid1ter an der Rettungs­ 1,50 m und darunter möglich ist, wie ten, sch allschluckenden Mergels ziem· sie jederzeit vorkommen könn en. bohrung 11 geliefert. lich macht los. Von über Tage her konn­ 4. Wetterbohrloch W '03: te er wegen der diluvialen Sandüber· Von großer Bedeutung ist in schwieri· 1 Mammutpumpe von ' ,3 mJ/Min. deckung keine Ansatzmöglichkeiten gen Rettungsfällen der Rat und die Leistung, nachdem auch hier eine finden. Ein untertägiger Einsatz schei· Hil fe von Ärzten, die daher immer so­ Tauchpumpe versagt hatte. terte daran, daß die geringste Entfer­ fort hinzugezogen werden sollten. Nach Anlaufen aller Pumpen wu rden nung von Horchpunkten zu einem mög• Das Interesse, das die öffentlichkeit schließlich 22-26 m'JMin. aus der Gru­ lichen Aufenthaltsort eingeschlossener insbesondere an Bergwerksunglücl

25 ten die gesamte Belegschaft der Grube An der Sümpfungsaktion waren 11 Un­ nen Ausdruck u. a. im Besuch von sowie Hilfskräfte von den Schwester­ ternehmen beteiligt. Weitere 7 Firmen Bundeskanzler Erhard und seiner An­ werken der IIseder Hütte zur Verfü• stellten fahrbare Kompressoren zur sprache über Mikrofon an die 11 Ein­ gung, jedoch reichten die vorhandenen Verfügung. Bei den notwendigen Rohr­ geschlossenen. Mittel für alle erforderlichen Sofort­ verlegungen waren 8 Firmen mit Die Hilfe eines jeden war wichtig und maßnahmen nicht aus, Es wurde daher 46 Mann eingesetzt. we rtvoll. Es wurde Außergewöhnliches von Anfang an überall Hilfe angefor­ Während des gesamten Katastrophen­ mit Se lbstverständlichkeit getan. Ich dert, die bereitwillig und schnell ge­ einsatzes waren weiterhin die öffent• denke dabei an die Steiger und die währt wurde. lichen Hilfsorganisationen mit einschlä• Männer der Grubenwehr, die mit letz­ Für die sofort ang elaufenen Abdich­ gigen Fahrzeugen und Gerät im Ein­ tem Einsatz immer wieder in die Grube tungsmaßnahmen wurde, wie bereits satz, und zwar das Deutsche Rote fuhren, um zu helfen und zu erkun­ erwähnt, ein beim Erzbergbau tätiges Kreuz, der Arbeiter-Samariterbund, das den; ich denke an den Oberingenieur Tiefbauunternehmen herangezogen. Technische Hilfswerk, zwei kommunale einer großen Bohrfirma, der persönlich Die Firma rief Fahrzeuge von allen um­ Feuerwehren, die Bundeswehr mit in der Nacht vor dem entscheidenden liegenden Baustellen ab, so daß nach Funktrupps sowi e die Polizei; insge­ Bohrdurchbruch in den Bruchhohlraum kürzester Zeit 32 SKW (Schwerkraft­ samt 450 Menschen. acht Stunden im Regen mit Kopfhörer wagen) von 12 t und 20 t Nutzlast mit Für die gesamten Katastrophenmaß• am Schnell schlußventil stand, um die dem notwendigen Lade- und Hilfsgerät nahmen ergibt sich daraus folgender Verantwortung für den schnellen Ab­ zu r Verfügung standen, um Abraum­ Personaleinsatz: schluß der Spülluft selbst zu überneh• men ; ich denke an die DRK-Helferin­ material vom 3 km entfernten Tagebau An- Per­ nen, die unermüdlich Tag und Nacht zur EinbruchsteIle zu transportieren. zahl sonen für Essen und Getränke sorgten ; ich Dor! waren 4 Planierraupen schwerster Bohrfirmen 6 163 denke an die Bohrleute, die mit bei­ J Bauart eingesetzt, d ie auch 1000 m Sonstige Hilfsfirmen 38 303 spielloser Präzision pausenlos ihre Diluvialüberdeckung über dem Haupt­ Institute, Verbände 8 35 heikle Arbeit verrichteten ; ich denke bremsberg abschoben, um die zur Auf­ Hilfsorganisationen 6 450 an die Reporter einer Zeitung, auf f indung der 7 zuerst Geretteten vor­ Summe 58 951 deren Veranlassung eine Sonderaus­ gesehenen Bohrungen direkt auf dem gabe ihres Blattes mit neutralem und Hinzu kommen 650 Männer von der festen Mergel ansetzen zu können. Für psychologisch erwünschtem Inhalt fü r Hseder Hütte, insbesondere der Grube die ihr gestellten Aufgaben hatte die die beiden eingeschlossenen Gruppen lengede. Firma 80 Mann abgestellt. gedruckt wurde ; ich denke an die In­ Der Schwerpunkt der Hil feleistung lag In dieser Summe sind nicht erfaßt genieure und Monteure der großen beim Rettungseinsatz selbst. Hier war 12 Firmen, die ohne Personaleinsatz Maschinenfabrik, die außerhalb des neben den eigentlichen Boh rfirmen sofort Maschinen und Spezialgerät zur Rampenlichtes in 26stündiger ununter­ noch eine gr06e Zahl von Spezialfir­ Verfügung gestellt haben, sowie die brochener Präzisionsarbeit den großen zahlreichen Werkstatt-, Transport- und men und Institutionen teilweise wäh ­ Zusatzkompressor fertigstelIten und rend der gan zen Rettungsdauer be ­ Polizeikräfte, die indirekt bei der Be­ nach lengede auf den Weg schickten. teiligt. re itstellung und Heranschaffung von Dies sind nur wenige Beispiele für Maschinen und Gerät mitgewirkt haben. viele. Allen, die mithalfen, sei auch an Einsatz bei den Reltungsbohrungen Zur Berichterstattung über das Re t­ dieser Stelle noch einmal Dank gesagt. tungswerk hatten sich 449 Reporter von Anzahl Presse, Fernsehen und Rundfunk na­ Der mit vielen glücklichen Fügungen mentlich eingetragen, erzielte Rettungserfolg in Lengede Fir- Per­ kann abe r nicht die Trauer um die Daß diesem großen Ei nsatz an Men­ men sonen 29 Bergleute überdecken, für die keine schen und Maschinen ein entsprechen­ Rettung mehr möglich war. Bohrungen (8 Bohran lagen) 6 163 der Materialverbrauch gegenüberstand, Bohrlochzementierungen sei nu r ergänzend erwähnt. (Einsatz von 4 Spezialze- mentierungsfahrzeugen) 8 Solange d.:lS Ret tungswerk nicht ab­ Gestellung von 5 schweren geschlossen war, wurde nach Kosten Spezial auto kränen 2 16 nicht gefragt. Schnelligkeit und Sicher­ Bohrlochvermessung, Fern - heit wu rde allem vorangestellt. sehuntersuchungen, Spe- zialbohrwerkzeuge 5 23 SchluBbetrachtung Errichtung eines stationären Sch raubenverdichters 10 Lengede und seine Rettungsaktionen Druckschleusengestellung, sind zu einem Begriff geworden. Tech­ technische Beratung und nische Präzision und Improvisation Durchführung der Drucken!- wurden in schwierigen Situationen ein­ sch leusung 4 10 gesetzt, um Menschenleben zu retten. Spezialdruckluftwerkze uge, In unbürokratischer Z usammenarbeit Beratung in Ausbaufragen und selbstverständlicher Einordnung und Gestellung dazugehöri- haben viele Hunderte Mensdlen ihre ger Ausbauteile und Geräte 6 12 letzten Kräfte eingesetzt. Sonstige Hilfsgeräte, Diese einmalige Solidarität zusammen Schlamm- und Wasserfahr- mit dem besonderen Schicksal der Ein­ zeu ge, Sprechfunkverbin - gesch lossenen hat durch die Massen­ dungen, Transportfahrzeuge, medien verm ittelt weit über lengede Strom- und Wasserve rsor- hinaus die Herzen bewegt und ein welt­ gung 9 88 weites Echo gefunden. Dies fand sei-

26 D,chter Nebcl behinderte in der ersten Nacht die Rettungsarbeiten in Lengede. . HÖrst Du mich?" . Ja, ich höre Dich ." . Nur Mut, die holen Diell raus, Vati."

Mit einem SeIll::.uchboot wurden die ersten sieben in lengede herausgeholt. Sie gehölan zu den Rettern der ersten sieben Bergleute. Einer von den ersten sieben, die 24 Stunden naell dem Unglück in lengede gerettet wurden. T Sohrköpfe aus Stahl. Sie fraßen sich zu den Rote·Kreuz·Schwestern und · Helfer und Arbe,tersama,,· Das M,krophon w.. d in die Ver· Eingeschlossenen durch te r halfe n überall. Hie r wird fur die dlei Eingoschlos· sorgungsbombe eingelegt senen von Stltbeck e ein Fischgericht zubere,tet

In Sarbecke. Die Frauen sprechen über das Wechselsprechm,krophon mit ,h'en Ein Sild. das um die ganze We lt gi ng. Die Eingeschlossenen Männe rn . die auf Rettung wOllen lOlograf,ellen s,ch. Fotolcporler hatten eine Kamera hinunter· gel auen. L,nks Gelhard Hanusch. rechts F,itz Leder

D,e d,e, Gerelleten von Barbecke ,n deI D,u schleuse zusammen m,t dem Hauer Syska (hnks). der Zu ,hnen m,t der Dahlbusch·Bombe ~H ngefah· ren war . Rechts d,e Hauer Gcrhard Hanusch, Flitz Leder und Em;1 Pohla, • Ein Villrlcl!ti;ndchlln Schlaf fur e,nen Bohrmann

Dllr Bundeskanller sprach zu den elf Eingeschlossenen Oie Ho//nung wllr vergebens! An einer Boh rs telle von Lengede. auf dem Friedhof Broisledt.

Der kllth. Bi!chof von Hilduhe,m, JIln5en und dllr ev. Landesbischof Lilje .n der Bohlltelle in Lengede " .. . Mach's gut!' Be,nhard Walte, is l dem Leben wiedergegeben

Re tt er, Helfe,. Journ

Besuch bei denGorettoton im Kran kMhau •. Hinten li ... k. Flitz Bär, vorne link. (Ruckon) Hermenn Lübke, In der MIlle BergaueSSOl a. D. SIein, rechts (Rücken) Siegfried Ebeling, neben ih m Sieglried Schröd

Prenekonferenz in Lengede. Vorn link. Bergassessor a. D. SIei.... 48 Prenekonfe,enzen in vlenehn Tagen. 449 Journaliste:"! erhielten Nächtliche Pre.. ekonlerenz Im Pre ..ue lt In Barbecke ,. Au . we i.e und Iragten, Iragten, frlgten. .. Ihre längste Schicht

Die Geretteten von Lengede erzähl en Ein Funken Hoffnung blieb immer

An einem kü hlen Februadage des Jahres 1964 saßen aussichtslos scheinenden Rettungsaktion. In der Ge­ sie wieder einmal zusammen: Die 11 G eretteten von schichte der Bergbaus ist sie ohne Beispie l. Das fol­ Lengede. Es war wenige Tage vor ih rer Reise nach gende Gespräch ist auszugsweise wiedergegeben. Die Spanien. In einem kleinen Gasthaus der Gemeinde, sprachlichen Eigenheiten der Bergleute sind im Wort­ deren Name Schlagzeilen in der Weltpresse machte. lau t geblieben. Verändert si nd lediglich die Namen. Sie saßen an einem Tisch bei einigen G läschen Bier Es wurde auch nicht ausd rücklich darauf hingewiesen, und Steinhäger und erzählten über ih re längste Schicht. wer etwas erzählte. So wollten es die Bergleute. Ihren Sie begann am 24. Oktober 1963, 14.00 Uhr, und en· W unsch haben wir respektiert. Dieses zwanglose Ge­ dete am 7. November 1963, 14.09 Uhr. In dieser Minute spräch mehrerer Männer ist dadurch zu einer Einheit war der lelzle der 11 von Lengede geborgen. Im geworden. Wichtig war uns, allen Belegschaftsmitglie­ ganzen Land ertönten die Sirenen. Sie gaben Kunde dern der Iiseder Hütte diesen Bericht aus erster Hand vom erfolweichen Ende einer schwierigen, manchmal zu vermitteln.

Am 24 . Oktober 1963 hatten wir die werk hartgemacht, zwei Kappen gelegt, Wassereinbruch .., Wir so forl auf zum runde Schicht - Mittagsschicht. Sie einen Unterzug gehängt, und dann die Hauptband. Dieses Hauptband li egt begann um 14.00 Uhr. An dem betref­ Erze soweit heruntergeschrappt, daß etwa 70 bis 80 cm höher als die Sohle fe nden Tage halten wir Reihenunter­ wir wieder oben ab bohren konnten. vom Bremsberg. Auf dem Band liefen suchung. Ich war daher bereits um ungefähr schon 10 cm Wasser, so daß halb eins in der Kaue. Ich habe d ie Wir waren gegen 20.00 Uhr mit dem im Berg selbst das Wasser bereits Reihenuntersuchung mitgemacht, die Abbohren oben fertig. Mein Kollege 80 cm hoch war. Die anderen Kame­ gerade statHand, bin hoch zur Kaue Wilhelm etwas früher. Er hatte bereits raden strebten nach den oberen Strek­ gegangen, habe mich umgezogen und seine Bohle und den Bohrhammer ken zu - nach Strecke 1. Wir schlos­ noch mit verschiedenen Kollegen da weggeräumt gehabt. Ich habe dann sen uns den Kameraden an . Ungefähr zusammengesessen ; aus dem einfa­ auch die Bohle und Bohrgestänge in Höhe von Strecke 4 5 gingen wir chen Grunde. ich bin Betriebsrat, und weggeräumt und sagte zu W il helm : schon bis zum Bauchnabel im Wasser, verschiedene Kollegen haben dann ~ Wir können anfangen mit Schrap­ und auf der Strecke 1 waren wir bei­ noch was auf dem Herzen. Sie wollen pen." Er sagte: " Wir können nicht nahe bis in Brusthöhe im Wasser. Wir wissen, ob es etwas Besonderes gibt schrappen, wir haben rot. U Rot bedeu­ hahen uns dort au f den übergang ge­ und so weiter. An dem Tage war nichts tet bei uns , es ist irgendeine Störung, schwungen. übergang ist dort, wo man weiter. das Hauptband und das Streckenband von dem Berg über das Hauptband laufen nicht. Dann teuchtet eine rote rüber in die Abbaustrecke kann. Da ist Lampe auf. Da habe ich nach vorn ge­ Um 14.00 Uhr begann unsere Seilfahrt. ein Hol zg estell gemacht. Dort stan­ Wie sonst auch, sind wir an diesem guckt, von der Strecke zum Berg hin, den bereits mehrere Kollegen. W ir ha­ und da war nichl rot, sondern schwarz, Tage mit dem Zug gefahren - nach ben uns dort auch hingestellt und dunkel, überhaupt kein Licht. Ichsagte: Osten 92 im Bundesbahnsicherheits­ haben jetzt beratschl agt, was wir an­ pfeiler. Dort war unser A rbeitsorl. Der "Wilhelm, es ist nicht rot, es ist dun­ fangen sollten. Es kamen dann noch Steiger hat uns alle auf unsere Arbei­ kel. Hörst du das Rauschen nicht?" Er mehr. ten eingeteilt. Eine jede Kamerad­ sagte: nJa, ich höre das Rauschen." In dem Augenblick haben einige noch schaft hat ihre bestimmte Strecke , da­ Ich sag' : "Da stimmt doch irgend elwas nicht gedacht, daß der Teich gebro­ nicht." "Na ja, sie werden über uns mit sie nicht jeden Tag woanders ist. u chen war. Andere sagten aber, ein Eine Kameradschaft beträgt zwei spü len. Ich sagte: "Nein, das kann Schlammteich ist eingebrochen. nicht möglich sein. H Denn wir waren Mann - der Ortsälteste und ein An diesem Tage haben 9 Kamerad­ j a in Strecke 8, und 7 war die lelzte Schlepper, der auch Hauer sein kann ; schalten am Bandberg gearbeitet, dazu Spülversatzslrecke, die erst gestern aber der Ortsälteste trägt die Ver­ die Spüler, die Schichtlöhner, die Auf­ angeschossen hatte. Ich sagte: "Da antwortung. sichtspersonen. ist vielleicht eine Preßluftleitung ge­ 34 Männer waren jetzt zusammenge­ brochen. Laß uns 'mal nach vorn ge­ An dem betreffenden Tage wu rde ich kommen. Das Licht in der Bandsirecke hen.u Wir sind bis zur Wasserstrecke nach Strecke 8 mit meinem Kollegen war aus, aber wir hatten unsere Gru­ gegangen, die parallel zum Bandberg Wilhelm eingeteilt. Wilhelm war Orts­ benlampen noch. Wir haben berat­ läuft und wo normalerweise das Was­ ältester. Wir fanden dort ein halbes schlagt, was werden sollte. Ersl ein­ ser aus dem alten Mann her vom Spü• Haufwerk vor. Hier lagen ungefähr mal blieben wir stehen. Der Steiger len herunterläuft, damit der Berg nicht noch 12 bis 13 cbm geschossene Erze. und verschiedene andere Kollegen ha­ verschlammen kann. Dort kam bereits Wir haben diese Erze weggeschrappt ben sich reinbegeben in den Bahnhof durch die Wasserstrecke Wasser - in und haben dann Sohle gebohrt. Nach der Strecke 1. Diese Strecke verband Kniehöhe. Hier isl irgend etwas nicht Abbohren der Sohle wurden die Z ünd­ Bandberg 92 mit Transportberg 91. in O rdnung. schnüre fertiggemacht und das O rt be­ Diese SIrecke jedenfalls, wir sagen setzt. Es wurde geschossen und an­ Ich wollte jetzt zurück , um meine Jacke dazu Bahnhof, die sollte späterhin 'mal schließend, ungefähr gegen 18.00 Uhr, zu holen, denn ich hatte nur ein kurz­ verspült werden. Aus dem einfachen g in gen wi r zum nFrühstück" . Nachhe r ärmeliges Hemd an. In dem Augenblick Grund war kurz vor 91 eine halbstei­ gingen wir, ungefähr gegen 18.45 Uhr, kamen auf dem Hauptband Kollegen nige Mauer gezogen. Die Kollegen wieder vor Ort. Hin gekommen, Hauf- an und riefen: " Raus, raus! Wir haben sind dort rüber gegangen.

32 Sie haben versucht, mit Stempeln die dafür, daß in dem Wasser nun auch Fällen lange Zeit eine solche Höhle Mauer zu durchbrechen. Dann hörten Schlamm mitkam. Von dieser Zeit an bildet. Deshalb konnten auch anfangs wir aber nu r noch, daß drüben gesagt war kein Fallen mehr zu bemerken, 21 Mann hinein. bzw. gerufen wurde: "Hier ist genau­ sondern nur noch ein Ansteigen, und Ich möchte hierzu aber noch etwas sa­ soviel Wasser wie drüben.'· Das hieB, zwar in ziemlich kurzer Zeit. Unsere gen. Ars wir dort am Alten Mann an­ in 91 floß genausoviel Wasser hinaus letzte Möglichkeit bestand für uns, in kamen, da war da eine mächtig große wie in 92. den Alten Mann zu gehen, weil das Mergelplalte. Ungefähr in der Stärke Wasser jetzt immer weiter stieg, so von einem starken Meter. Und viel­ Als bei uns das Wasser immer höher daß wir schwimmen mußten. Denn dort. leicht 6 bis 7 m lang. Auf dieser Mer­ kam , ve rsuchte ein Kollege mit einem wo die oberen Strecken enden, war gelplatte wurde es allmählich oben Stempel, den er vom Bahnhof aus nach Bruchbau. Dort werden die Erze raus­ glitschig, we il wir selbst ja jetzt naß dem Streckenband der Strecke 1 ge­ geholt, die Stempel nachher geraubt waren. Verschiedene Kameraden wa­ legt hatte, wieder zu uns rüber zu und der ganze Bau geht zusammen. ren jetzt noch nicht dort, und weil die turnen. Das Wasser kam jetzt also be­ Im Laufe der Zeit fällt dann das ganze ja schwimmend dort ankamen, konnten reits in einer Höhe von ungefähr 2 m Gebirge zusammen und über Tage gibt die sich ja schlecht alleine in den Al­ angeschossen und brachte mit sich es dann Mulden. Jetzt haben wi r uns ten Mann begeben. Da haben wir eine Holz, Bandbleche und alles mögliche, gesagt, für uns bleibt noch die einzige Schlange gebildet, gegenseitig uns die was es erlaßt hatte. Von einem Stem­ Möglichkeit, daß wir uns dort in dieses Hand gegeben, festgehalten, und der pel wurde dieser Kollege erfaßt, und Gebirge, was runtergebrochen war, unterste Kamerad, der hat denen, die es wu rde ihm ein Bein gebrochen. Er zurückziehen. Es war auch ein Teil Ka­ jetzt angeschwommen kamen, die H and schrie auf, wir wußten nicht, was er meraden dort mittlerweile zusammen­ gegeben. Als ersten zogen wir Paul halle. Er wäre last runtergefallen. Wir gekommen mit Ausnahme von Hein­ hoch. Heinrich kam als letzter. Weil ich haben ihn uns geschnappt, und er rich , dann der mit seinem gebrochenen unten neben 0110 stand, haben wir sagte: " Mein Bein ist kaputt. " Da haben Bein und Albert, den wir neben ihn beide den Heinrich gefaßt und haben wir das auch gesehen. Der Knochen gesetzt hatten. Die waren noch vorne ihn dort mit hochgeschleift, denn er war durchgebrochen. Und dann war geblieben. das Problem, den Verletzten muBten hat gar nicht mehr die Kraft gehabt, Da mittlerwei le das Wasser aber vorn wir wegschaffen, er saß da im Wege. selbständig dort hochzugehen. Und so weit gestiegen war, daß Heinrich Da haben wir einen Ventilator weg­ dann sind wir so weit in den Alten nur noch einen halben Meter bis zu gerissen und zur Seite geschoben. Der Mann hochgeklettert, wie es irgend der Firste gehabt hat, sah er jetzt war auf zwei T-Eisen mit Pfählen drü• ging. auch für sich die letzte Möglichkeit. be r. Das war ungefähr so wie ein Re­ schwimmend zu uns zu kommen. Kurt, Unsere Beleuchtung haben wir noch gal an der Wand. Da haben wir den der Verletzte, hat ihn dann gebeten, gehabt. Aber wir konnten kaum was verletzten Kollegen oben drauf gesetzt. ihn dort nicht im Stich zu lassen. Dann sehen. Wir haUen uns schon vorher Außerdem hatten wi r bei uns einen ist ein Stempel, ein Stück Holz, ange­ gesagt, daß verschiedene die Lampen Kameraden, der war schwimmunkun­ kommen. das hat er Kurt unter den ausmachen sollten, um die Ballerien dig, und der hat uns gebeten, wir möch• Arm gedrückt. Kurt hat diesen Stem­ zu schonen. Als das gegen 20.00 Uhr ten ihn mit dort oben rauf setzen. Den pel erfaßt und hat sich mit der Flut zu passierte, war unsere Schicht bald rum , haben wir dann neben den Verletzten uns zum Alten Mann treiben lassen. so daß wir uns voll und ganz schon gesetzt. Von den anderen Kameraden Albert wollte auch mitkommen. Hein­ ausgearbeitet halten. Durch diese Stra­ im Bremsberg haben wi r dann nichts rich konnte ihm aber nicht helfen, pazen waren wir noch mehr ermüdet. mehr gehör!. Als das Wasser jetzt im­ und er ist vor seinen Augen in den Als wir uns zum Schlafen hinlegten. mer mehr stieg im Bahnhof l , Osten92, Fluten versunken. Heinrich selbst ist hatten alle ihre Lampen noch an. haben wir uns in die Strecke 1 hin­ dann auch losgeschwommen in seiner Es kamen schon einzelne Brocken. Je­ einbegeben. An der Seite ist ein Luft­ vollen Arbeitskleidung mit G ummistie­ der wollte gucken. Jeder wollte sich rohr für Preßlu ft mit Drähten festge­ feln und allem. Als wir das stete Stei­ vo r den Brocken in Sicherheit bringen. bunden. Wir haben gesagt, immer nur gen des Wassers bemerkten, da haben Wir haben, jedenfalls ich persönlich, ein Kollege auf ein Rohr, von einem wir gar keine überlegungen mehr ge­ die Nacht ve rh ältnismäßig gut geschla­ Draht bis zum anderen, damit dieses troffen und sind einfach da in den fen. Ich habe nicht wahrgenommen , Rohr nicht abriß. Dann haben wir uns Alten Mann reingestürzt. Wie wir drin daß ich dort unten war. Ich war der dortweitergeschwungen in die Strecke 1. waren, haben wir uns gesagt. aha. Ansicht, ich schlafe zu Hause im Bett. Strecke 1 baut nach oben erst einmal Einer von uns war vorher schon mit Ich habe einen mächtigen Krach ge­ von der Strecke aus einen Aufhieb rauf drei Mann drin, ich weiß nicht, wer es hört, als wenn sich unten auf der Straße und außerdem nach Strecke 2 runter noch war. Er sagte: "Da halten wir vor meinem Haus ein paar schlagen, einen Abhieb. keine Luft im Alten Mann. U Hilferufe usw. Und so habe ich dann den nö.chslen Tag, als ich aufgewacht Der Abhieb war dort bereits abgebaut Für uns war noch die einzige Rettung, bin. wann ich aufgewacht bin, weiß ich worden, desgleichen ein Teil von dem wie ich auch schon sagte, uns in den nicht. mich erst einmal ganz wild um­ Bein. Der Aufhieb war angeschossen, Alten Mann, in dieses Gebirge zurück• zuziehen, obwohl das lebensgefähr• geguckt: Wo bisl du denn überhaupt? und wir begaben uns dann alle auf das So viele Menschen um mich herum. Haufwerk im Aufbruch. Und von dort lich ist. Wie wir uns zum Alten Mann begeben Mancher hat laut gestöhnt. Das weiß aus haben wir dann beobachtet, ob ich auch noch. das Wasser stieg oder fiel. An dem haben. da haben wir stellenweise Stempel war eine Markierung. schwimmen müssen. Denn dort stand Am anderen Morgen nach dem Auf­ schon so viel Wasser, daß wir stehend wachen fragten viele Kollegen : " Wo Und das Wasser stieg und fiel, stieg nicht mehr durchkamen. sind wir? Was ist überhaupt los?" Wir und ficI. Also mal 20 cm steigen, dann Ob in dem Alten Mann eine so große sagten dann: "Ja wir si nd doch ein­ wieder 15 cm fallen. Wir waren jetzt Höhle war, wußten wir übrigens bis zu geschlossen. " Allmählich wurde dann der Ansicht, daß sich das Wasser mit dem Unglück nicht. allen klar, was überhaupt passiert war der Zeit ve rlaufen würde. Die Flüssig• Das Wort Wunder ist hier oft ein biß• die Nacht vorher. Ich fragte: " Wo ist keit ging allmählich ins Bräunliche und chen miBbraucht worden, sagt man, denn mein Kollege W ilhelm?" " Ja, Wil­ floß jetzt nicht mehr so plätschernd, aber trotzdem, wir wissen ja als Berg­ helm ist unten an der Ladestelle und sondern mehr träge, also ein Zeichen leute, daß ein Alter Mann in seltenen hilft aufräumen. ~ Ich fragte dann: nWar-

33 um sind wir denn hier? Warum gehen man das vorher nicht. Durch diesen etwas sandig war. Ich hatte immer Pech wi r dort nicht auch hin? ~ ~ Ja wir kön• Steinfall nachts haben versch iedene in der Schlange. Ich stand ganz oben. nen da nicht hin, wir sind ja einge­ Kameraden die Helme verloren , darun­ Jedesmal, wenn das Gefäß hoch kam, sch lossen ." ~ Abe r wie ist der denn ter auch ich. Dann haben wir die Helme war es leergelrunken. Einige haben nach der Ladestelle gekommen? " Auf der Kameraden genommen, die er­ gedacht, ich spinne. Vor mir stand einmal drehte ich mich um, da stand schlagen waren. Es war nicht ange­ Heinz. Der hat mächtigen Durst ge­ me in Kollege Wilhelm neben mir. Ich neh m, einen solchen Helm aufzuset­ habt. Der hat dauernd gesoffen. Drei sagte: "Wilhelm, was machst du denn zen. Es war Blut daran. Aber der Helm Helme voll. War ja 2 Meter groß. hier, du warst doch an der Lade­ war ja das halbe Leben. Wie ich schon vorher sagte, Hunger­ stefle ?U "Nein," sagte er, "ich war im­ Bis zum achten Tag waren wir wohl gefühl haben wir nicht gehabt. Hun­ mer hier." Mittlerweile waren dann alle der Meinung, daß es acht Tage gergefühl kam erst die letzte Nacht, verschiedene Kol legen zusammenge­ waren, die wir unten waren. Doch da bevor wir gefunden wurden. Wir fingen kommen. Andere haben da an der an­ äußerte jemand, wenn es wirklich acht da an zu spinnen. Der eine: zwei Pfund deren Se ite gelegen. Ich nahm an, sie Tage wären , wären wir schon verhun­ Gehacktes und zehn Brötchen, der an­ schlie fen noch. Aber sie schliefen gert. Die meisten glaubten an dem dere: ein Teller Bratkartoffeln und ein nicht, sie waren tot. Wir haben in der Sonntag, an dem wir gefunden wu r­ paar saure Heringe zu usw. Gegrillte ersten Nacht sechs Kollegen durch den, es sei Sonnabend, wir hatlen uns Hähnchen. Einer sprach von 20 Stück, Steinschlag verloren . Die Kollegen , die also um einen Tag verrechnet. Einige die er in den letzten 14 Tagen angeb­ durch Steinschlag getötet waren, die waren auch der Ansicht, wir könn ten lich aufgelultert haUe . hatten keine großen äußerlichen Ver­ ersl drei Tage unten sein, da wir sonst Wir haben dann Geräusche wahrge · letzungen, man konnte fast gar nichts mehr Hunger haben müßten. De r Hun­ nommen, als wenn auf der 70-m -Sohle, sehen. Das waren wohl kle ine Brocken, ger war nicht groß. Obwoh l die me i­ die ja oberha lb ungefähr 15 m von uns die sie an den Kopf bekommen hatten. sten Kollegen starke Raucher waren, entfernt war, als wenn dort bereits bestand auch kein großes Rauchbe­ In der ersten Nacht ist der ganze Bau Züge fuhren. Es war, als ob der Zug dürfnis. Am vierten Tag stellte sich das hinter uns zugefallen, so daß wir nicht über die Laschen der Schienen fuhr. Durstgefühl ein. Wir waren ja jetzt mehr rauskamen. Dann hörte es sich auch an, als wenn ziemlich skeptisch, weil wir ja wußten, das Wasser abzog. Das hat uns im mer Wir sind übrigens in die Höhle rein­ im Laufe der Zeit, wo der Berg ge­ wieder Hoffnung gegeben, immer wie­ gegangen da, wo es sanft anstieg. worfen hatte, sind wir ja weil höhe r der Auftrieb. Dann haben wir versucht, Dann hat uns das Wasser erreicht. Da gestiegen. Die Kameraden, die wir sind wir dann durchgeklettert und da zur 70-m-Sohle durchzustoßen. Material verloren hallen, waren ve rschüllet. Von oben war ein größerer Raum. Wir sind hallen wir ja nicht da. Mit unseren uns waren auch welche verschüttet. Fingern haben wir dann da oben ge­ dann in den Raum gekommen, der aus­ In der einen Nacht war es schlimm. sah wie ein Dom. Da konnten wir auch klaubt. Es wurden die Kameraden ein­ Da haben vier oder fünf Kameraden nicht alle an der höchsten Stelle sitzen. geteilt, jetzt gehen die drei, dann kom­ drunter gelegen. Unter anderem war Die zuerst da waren, saßen oben. Die men die dran und dann die. Die waren ich auch dabei. unten saßen , wurden vom Wasser er­ dann eine Zeit dort oben. "Wi r sind reicht. Das letzte, was wir gemerkt hat­ Wir wußten ja nun, daß in dem Was­ jetzt zwe i Stunden oben, jetzt kommen ten war, daß uns das Wasser erreicht ser die toten Kameraden lagen, und die dran. Wir haben schon ein Loch wir wollten an das Wasser nicht ran­ hatte und daß das stete Steigen auf­ von 2 m gekratzt. U Als wi r dann hin· gehört hatte. Aber die Luft wurde dann gehen, wei l leichengift drin sein kamen, war das ein Loch von 10 cm. sehr schlecht. Wir bekamen alle Kopf­ konnte. Trotzdem war bei uns das Von dem Kollegen Arthur, der war ja schmerzen. Wir schliefen dann alle und Durstgefühl so groß, daß wir mit der Lok fahrer, hatten wir die Trillerpfeife. hatten uns damit abgefunden, am an· Hülle unseres CO-Filters Wasser ge­ Da hat Heinrich gepfiffen und gepfif­ deren Morgen wären wir nicht mehr da. schöpft haben. Licht hatlen wir ja fen und dann gings auf Kommando: keins mehr, das war nach dem zwei­ " Hil fe , Hilfe, rettet uns !" So ging das Wir haben später einen Luftzug ge­ ten Tag schon aus . vier, fünf Stunden, bis wir zum Schluß habt, daß wir dabei gefroren haben. Wir haben da rumgewühlt, und jemand heiser waren und sagten: " Also macht Wir konnten uns nicht vorstellen, woher hat Wasser gefunden. Wir haben eine was ihr wollt, die holen uns hier nicht der Luftzug kam. Vielleicht kam er von Schlange gebildet und durch Zuruf raus. Wir verrecken hier elendig. Wir einer defekten Preß luftleitung, die hat wurde jetzt das Wasser in diesen Be­ machen den Kintopp nicht mehr mit. " das Wasser in Wallung gebracht. Die hältern weitergegeben, denn sehen Denn mittlerweile war es uns selbst Luft kam übrigens erst am anderen konnten wir ja nichts. Wir haben nicht über. Morgen. Sie zog immer nach oben. Es direkt eine Dunkelheit wahrgenommen , Absol ute Hoffnungslosigkeit gab es war, als wenn Wasser abgesaugt wurde. sondern mehr so ein Grau-Schimmern, für uns aber trotzdem nicht. Durch Ge­ Wir sind ja alle sehr dünn bekleidet als wenn es Spätdämmerung war. Man räusche gab es immer wieder Hoff­ dort reingekommen. Aber ich bin nie hat allerhand Gegenstände dort ge­ nung. W ir wußten aber nicht, wo sie auf den Gedanken gekommen, einem sehen, die gar nicht vo rha nden waren. herkamen. Und am ers ten Tag haben wir gesagt, von diesen toten Kameraden die Strick. Daß wir noch ganz leichte Hoffnung jeder einen Schluck Wasser. jacke oder Jacke auszuziehen. Keiner. gehabt haben, daß wir dort rausgeholt Am fünften Tag haben wir uns dann werden - vielleicht jeder für sich In den Nächten hat der Berg von in der Nacht gegenseitig angerufen , still im Unterbewußtsein - , das weiB 24.00 bis 3.00 Uhr gearbeitet. Danach daß ke in er zum Schlafen kam, weil wi r ich eigentlich nicht so genau, denn ich konnte man regelrecht seine Uhr stel· dachten , wenn jemand das leichengift habe bereits am ersten Sonnabend len - man hÖrte es dann von fern zu sich nimmt, der schläft allmählich gesagt: " Kollegen, wir werden uns am ankommen wie ein Gewitter, dieses ein. Wird er aber wachgehalten, dann nächsten Sonnabend sprechen, wir sit­ Grollen. kann das eventuell vorübergehen. So zen dann noch hier drin." Alle schrien : Wir als Bergleute haben da schon im­ haben wir uns die Nacht gegenseitig "Mach uns nicht verrückt mit dem dus­ mer aufgepaßI. W ir wußten, nachts angerufen. Frilz, Max, Hans, Paul usw. seligen Gerede.u Und als der nächste geht der Berg meistenteils zu. Hier Am nächsten Tag haben wir nicht mehr Son nabend kam - als wir ungefähr merkten wir: Es war nachts zwischen gewach t. Das Wasser hat prima ge­ so dachten, es könnte Sonnabend 24.00 und 3.00 Uhr. So gen au wußte schmeckt, wenn es auch zum Schluß sein - habe ich gesagt: "Was sagt

34 ihr jetzt, wir sitzen noch hier unten?" abgenommen wurde und die Schnur Einige waren un ter uns , die immer Ich habe das alles nicht so richtig mit­ wieder eingezogen wurde, erst da war essen wollten. Es war nicht möglich, gekriegt und keinen Hunger bekom­ man oben wohl davon überzeugt, da denen klarzumachen, daB das, was men. Ein Auge war mir tief schwarz und un len sind Leute. wir bekamen, auf unseren Bedarf ab­ eins war grau. Wenn ich jetzt wohin Dann bekamen wir einen Notizblock gestellt war. wollte, ich wollte ja auch mit helfen, runter mit einem Bleistift daran. Oben Am letzten Tage, als die Rettungsboh­ Wasser zu holen, dann sagten die an· stand geschrieben: ~ Wieviel Mann seid rung in kleinem Maßstab durchge­ deren zu mir: ~ Ble i b bloß in deiner ihr?g In unserer Aufregung hatten wir kommen war, und der Staub sich dann Ecke liegen. ~ Dann bin ich aber trotz· den Langen vergessen und raulge­ ve rz og, wurde Eugen aufgefordert dem losgetorkelt. sduieben: ~ 10 Mann." Dann kam wie­ nachzusehen, ob das Rohr durdlge­ Dann kam die Bohrung nachher. Das der ein Zettel und da stand drauf: "Na­ kommen war. Oie Rettungsbohrung hab ich gehört, ganz deutlich. Vorher mentlich angeben. U Und da merkten war an einer ganz günstigen Stelle - so träumte ich - sagte Wilhelm zu wir, daB wir einen vergessen hatten. durchgekommen. Wegen der Rettungs· mir: " Also jetzt ist es aus, ich mache Wir waren 11 Mann. Nachdem wir Licht bombe muBte noch ein halber Meter das nichl mehr mit, entweder wir sler· hatten und sahen, wie es dort unten runtergebohrt werden. Es war aber zu ben alle oder gar keiner. Wir schnei­ aussah, sind wir in eine Abzweighöhle befürchten, wenn weitergebohd wurde, den uns die Pulsadern auf.;' Ich sag: gegangen. Es war dort eine große daß in der Höhle, in der wir uns jetzt .. Warte noch ein' Tag." Im Wachtraum Schale, eine Mergelplatte, runterge­ die letzten vier Tage aufgehalten hat­ hatte ich immer noch Hoffnung auf fallen, die hatte sich so gestellt, daß ten , irgend etwas zusammenbrechen Rettung. dahinter eine kl einer Hohlraum war. konnte. Wir mußten daher da raus und Hin ter diese Mergelplatle sind wir ge­ Zur Bohrung selbst könnten wir hier sind in den sogenannten Keller ge­ krochen. Vorher konnte man sich noch wohl noch etwas sagen. Sie ist Sonn­ gangen. Wir hatten uns dort so hin­ hinlegen. Oie vier Tage hinter der Mer­ lag früh durchgekommen. Wir waren gelegt, wie wir rausfahren wollten. Al s gelplatte haben wir aber auf engstem ja der Ansicht, wir hätten Sonnabend. erster sollte der Lange raus , als zwei­ Raum zusammengesessen. Wir haben die Nacht gelegen. Wir hal­ ter Paul, als dritter ich und so fort. ten vorher ziemlich viel Streitigkeiten Wir hatten als Bergleute das Gefühl, Al s dann der Steiger Habich kam , der mit dem Platz. Oie Nacht war viel Stein· es ist sicherer, hier unter der Mergel­ sagte gleich, vom Arzt ist bestimmt, schlag runtergekommen. Die Höhle platte zu bleiben, als wieder da raus zuerst kommt der und der raus. Ich wu rde im mer kleiner. Ich selbst hatte zu gehen. Wenn jetzt noch etwas run­ kann das hier sagen, es ist mir schwer­ einen ziemlich schlechten Platz. Ich terfiel, wäre es auf die Platte gefal­ gefallen rauszufahren. Ich haUe den hatte den Eckplatz. Ich rief: ~ Wir ha­ len und abgerutscht. Gedanken, du kommst jetzt als erster ben keinen Platz, wir müssen weiter Wenn man übrigens mal einen Brok­ raus. Passiert dort unten irgend etwas, dann bist du gerettet und die anderen ranrÜcken . U Plötzlich hörten wir wieder ken abbekommen hat, der runterkam , dieses Geräusch, als wenn auf der 70· durch Schmerzgefühl hat man das nicht bleiben drin . Als ich oben ins Klino­ m·Sohle ein Zug fuhr. Jemand sagte: wahrgenommen. An meiner rechten mobil kam, meine Frau saB bereits ~ Hört ihr das Bohren? ~ Wir haben Hand war der Zeigefinger gebrochen. drin, sie wollte mit mir sprechen, ich dann alle gehorcht und haben das Das wurde erst feslgestellt, nachdem konnte nichts sagen. Ich habe nur im­ Bohrgeräusch wahrgenommen. ich schon vier Tage im Krankenhaus mer gesagt: ~ Sind die anderen Ka­ war. Oie linke Hand wurde wieder glatt meraden schon raus?" Bis dann au f Anschließend fand jetzt ein Brechen und normal, die rechte aber nicht. Oie einmal die Sirene ging und das hieß, statt. So als wenn wieder Gestein ein· Hand wurde geröntgt und dabei wurde der letzte war raus. In dem Moment stürzte. Dann hörten wir ein Wasser­ festgestellt, daß der Zeigefinger ge­ war mir so, als wenn mir ein Panzer rausehen. Wir haben alle aufgeschrien : brochen war. Unten habe ich das nicht von der Brust genommen wu rd e. "Wir versaufen.u Wir haben nicht an eine Rettungsbohrung gedacht. Was­ bemerkt. Eines möchte ich hier noch sagen, die sereinbruch haben wir gedacht! All­ Unter den einzelnen war ja jetzt alles Be treuung in den Krankenhäusern war mählich wurde es uns dann aber doch so ein biBchen gespannt. Wollte man einmalig. Sie konnte gar nicht besser klar, daß es eine Bohrung war. Wir das rechte Bein hochheben, dann sein, auch die Behandlung von den waren alle naß geworden davon. Einer mußte man zum Kollegen sagen: ~ Heb Ärzten, den Schwestern.JederWunsch, hat dann ein Stuck Mergel genommen 'mal dein linkes Bein hoch. g Ausstrek­ den wir gehabt haben, wu rde uns er­ - er hatte im Dunkeln alles abgefühlt ken konnte man seine Beine nicht füllt. Ein Privatpatient 1. Klasse konnte und hat tatsächlich das Rohr zu fassen mehr, man konnte sie nur anheben. nicht besser behandelt werden. Ich gekriegt - und ein Klopfzeic:hen ge­ Unsere Stiefel halten wir ja die ganzen wurde jeden Morgen gefragt: "Was geben. Da aber keine Reaktion von Tage noch an. Als wir dann gefunden wollen Sie heute morgen essen, was oben kam, hat er in die Tasche ge­ wurden, sagten wir: ~ Gebt uns erst heute mittag und was wollen Sie heute faBt, er hatte ein Taschenmesser bei einmal ein Messer . ~ Oben wurde man abend essen?" Und das gab es auch. sich, und hat damit noch einmal Zei­ skeptisch: Zu was brauchen die ein Ich wurde immer gefragt, ob ich was chen gegeben. Und durdl dieses Ta­ Messer? Um unsere Stiefel aufzu­ zu trinken wollte. Wir hatten jeder schenmesser, das ist ja hart, Eisen auf schneiden! Sie wollten erst nicht. Doch eine Schwester für uns. Das hat uns Eisen, haben die oben das Geräusch wir haben dann tro tzdem ein Küchen• viel geholfen. wahrgenommen und haben das Rohr messer runtergekriegt. Wir haben uns Bald kamen wir nach Hause. Ziemlich eingezogen. Trotzdem sind die oben die Stiefe l aufgeschni tten. Im Laufe gesund, glücklich. Alle waren wir dank­ wohl skeptisch gewesen. Wir bekamen der Zeit bekamen wir ja auch RoB· bar. Wir lebten. Man hatte uns mit jetzt einen Bindfaden herunter und haarsocken, so daß wi r die Stiefel fort­ übermenschlichen Anstrengungen ge­ daran hingen ein paar Bolzen. In uno werfen konnten. rettet. Au ch unsere Frauen und Kinder serer Aufregung haben wir diese Das Anziehen war Arbeitsbeschaffung. sind dankbar. Schnur gefaßt und nicht losgelassen. In dem Moment hatten wir ja etwas zu Mit der Zeit sind wir dann doch zu tun. Das war gut so. Wir haben dann uns gekommen, haben die Schnur los­ auch Unterhosen verlangt. Und eine Nach diesem Gespräch in dem kleinen gelassen, die Schnur wu rde hochgezo­ Unterhose anzuziehen, das war natür• Raum einer Dorfgaststätte in Lengede gen. Hinlerher kam die Taschenlampe. lich Kraftanstrengung auf dem engen herrschte nur noch Schweigen. Als die Taschenlampe dann von uns Raum. Copyrighl by IIseder HOlte

35 Die ganze Welt nahm Anteil

Presse, Film, Fu nk und Fernsehen informierten die ganze Welt fast stünd­ lich über das Rettungswerk. Oie öffentlichkeit nahm regen Anteil. Men­ schen aus allen Ländern spendeten 1,2 Millionen DM für die Hinter­ bliebenen. Rund 500 Journalisten waren in den letzten Tagen in Lengede. Sie berichteten Tag und Nacht - fast ohne Schlaf. Sie waren immer zur Stelle. Und sie berichteten nicht nur, sie halfen auch. So stellte der Rund­ funk Mikrophone zu r Verfügung, das Fernsehen erleuchtete mit licht­ starken Schei nwerfern die Bohrstellen; sie halfen dadurch den Re ttungs­ mannschaften. Bildreporter ließen Kameras in die Tiefe. Die Eingeschlos­ senen fotografierten ihre n Arbeitsort in Barbecke oder die Höhle in Len­ gede. Die Fotos vermi ttelten den Fach leuten wertvolle Hinweise über den Zustand unte r Tage. Journalisten gaben Ratschläge über die beste Form der Durchführu ng von Pressekonferenzen oder die schnellste Information durch die Iiseder HUtte an sie und damit an die öffentlichkeit. Auch ihnen gilt unser Dank. Sie alle haben sich bis zu m äußersten eingesetzt. Ihre Berichterstattung in den Zeitungen und Sendern der freien Welt war - von wenigen A usnahmen abgesehen - fair und korrekt. Es ist nicht wahr, daß " die Presse" sich danebenbenommen habe. Wir, die wir Tag und Nacht mit diesen Journalisten zusammenarbeiteten, wissen das am besten.

DonMrs.... 24. Oktolar 1 M3 "Hamburger Abendblatt" Gegen 20.00 Uhr bricht der Ktlrteich. nEs ist unmöglich, daß sich aus der 90 Meter tiefen Soh le noch jemand retten konnte", Obe r 500 000 cbm Wuser und Sd1lamm sagte ein während der Ung1ilclcssch icht in der 50-Meter· Sohle tätig gewesener Steiger. d Orten in die Grube. nWir hörten über uns plötzlich einen lärm, als würde die Grube zusammenbred1en. Der heftige luftdruck ließ uns zuerst eine E~p l os i on vermuten. Dann schossen uns Wassermassen entgegen. Sie kamen aus den Nebenstollen und stürzten aus allen Schächten auf uns herab."

Freitag, 25. Oktob~ 1163 .. Der Abend" 79 der 129 Bergleute wurden gerettet Zahlreiche Angehörige, vor allem Frauen und Mütter, warteten auch die ganze letzte oder konnten sel bst die G rube verlassen. Nacht über verzwei felt auf gute Nachrichten. Aber einer der 79 Bergleute, die sich 50 werden vermi 81 , darunter ein Monteur sofort nach der Katastrophe retten konnten, sagte : n1ch glaube nicht, daS wir noch der Firma Siemens. viele lebend wiedersehen werden. Um uns herum waren nur nodl Wasserstrudel, die alles mit sich rissM. ~ Sieben Bergleute, die sieh von der SO-Meter-Sohle 20 Meter weit in die Höhe gearbeitet hatten, wurden gestern abend unter schwierigsten Um­ ständen in dem eiskalten Wasser mit einem Floß geborgen.

" Frankfu rter Allgemeine" Am Freitagvormittag, um 10.35 Uhr, konnten die Rettungsmannsdlaften du rch oin Bohrloch eine Verbindung zu einer Gruppe von sieben Bergleuten herstell en. Durdl U Rufzeichen gelang die erste Verständigung. , Preßluft kaputt, Wetter gut - das war die erste, auf einen kleinen nassen Zettel gekritzelte Nachricht, die die sieben in einer toten Strecke eingeschlossenen Bergleute an einem Drahtsei! an die Erdoberfläche sandten. Die Nachricht erfüllte die Rettungsmannschaften mit neuer Hoffnung. Sie be­ sagte, daß die Atemluft in der toten Strecke gut war und keine unmittelbare Gefahr für die Eingeschlossenen bestand. An einem Se il wurden drei Tasdlenlampen in die Tiefe gelassen sowie ein Blatt Papier mit verschiedenen Fragen, auf dem die Ein­ geschlossenen den Rettungsmannsdlaften Einzelheiten über ihre Lage mitteilen sollen. Um die Mittagszeit konnten die Rettungsmannschaften telefonische Verbindung mit den sieben, unter Tage eingeschlossenen Bergleuten herstellen.

Samst.g, 26. Oktober 1963 " Berliner Morgenpost" In einer Teufe von 79 Meter bei Bar­ Gleichzeitig suchten den ganzen Tag über andere Rettungstrupps in einem etwa acht becke soll lia. unter dem W asserspiegel Quadratkilometer großen Gelände über den unterirdischen Schachtanlagen der Erz­ eine Luftblase gebildet haben. Am Ende grube mit Mikrofon-Sonden nach eventuell noch Eingeschlossenen. Obgleich die Aus­ eines Streckenvort riebs w erden vier Min­ sichten gering sind, läßt die Bergwerksleitung das gesamte Gebiet der Sch achtanlage nervermulet. Es wi rd auch hier eine Such­ systematisch nach Klopfzeichen abho rchen. bohrung angeselzt. De r Oberdruck in der Luftblase muß erhalten b leiben. sonst strömt das W asser nach und d ie vier ertrinken. Sonntag, 27. Oktober 1963 .. Westdeutsche All gemeine" Die ersten Klopfzeichen werden gehört, Fast 72 Stunden nach dem sdlweren Unglück in der Erzgrube Lengede der IIseder Mit einem Mikrofon des NDR wird Sp rech ­ Hütte bei Peine in Niedersachsen steht fest, daß noch drei Bergleute der Schacht­ verbindung hergestellt. Drei Männer leben anlage " Mathitde ~ leben. Diese Gewißheit erhielten die Rettungsmannschaften Sonn­ unter einem Druck von 1,4 atO , Ein vierter, tag um 17.12 Uhr, nachdem bei Barbecke - drei Kilometer vom Ungillcksschacht den man auch dort vermutete, ist nicht entfernt - eine Bohrung an der Stelle niedergebracht werden konnte, wo die dabei. Eingeschlossenen in 90 Meter Tiefe vermutet wurden. Bereits am Samstag war die Vermutung geäußert worden, daß sich vier Bergleute in einem Seitenstollen befinden, in dem eine . Luftblase" das Eindringen des Wassers verhindert hat. Nach einem dramatischen Wettlauf mit der Zeit sackte Sonntag nachmittag um 17.12 Uhr die Bohr· stange in die Luftmasse. Sdlon eine Minute darau f wurden Klopfzeichen gehOrt, die sich später mehrfach wiederholten. Nachdem ein Mikrofon herabgelassen worden war,

36 stellte sich heraus, daß sich nur drei Bergleute - Em il Pohlai Fritz Leder und Gerhard Hanusch - an dieser Stelle befinden. Ober den Verbleib vo~ Karl Eull, der ebenfalls hier vermutet wu rde, ist nichts bekannt. Die Sprechverbindung zu den Eingeschlos­ senen wurde um 19.1 8 Uhr hergestellt. Ein Arzt versicherte daß alles getan werde, um sie zu bergen. Er frag te: " Hat jemand Schmerzen? " Die' Antwort: . Niemand. ~ Arzt: " Ihr müßt etwas essen. Wollt ihr etwas Besonderes haben?" Die Antwort: . Zigare tten. " Dieser Wunsch mußte den Eingeschlossenen jedoch ve rw ehrt werden, we il der Druck in der Luftblase zu groß ist. Ansch ließend konnten die Ehefrauen der drei Bergleute mit ihren Mä nnern sprechen. Durch die etwa 15 cm breite Versorgungsleitung wu rden den Eingeschlossenen dann Tee, Nahrungsmittel, Medikamente eine Taschenlampe und Schreibzeug hinuntergeschickt. '

Mont.,. 28. Oktob... 1963 " D ie Welt" Auf dem Acker in Barbecke sind eine Seit Sonntag abe nd stehen die Retter in pausenlosem Sprechkontakt mit den drei große Zah l von Helfern t ä.t ig. Rotes Kreuz, Männern. In der Nacht zum Montag konnte man die drei werkeln und hämmern hören. Arbeiter-Samariter, Bundesweh r, Grenz­ Bänke bauten s!e sich, auf denen sie abwechselnd schl iefen. Durch die Versorgungs­ schutz, Polizei, Technisches Hil fswer k, bohrung geht eine 1,80 Meter lange Spindel auf und ab. Sie ist in einzelne Fächer Feuerwehr, Berg fach leute und die uner­ aufgeleil.t, in die L~bensm i ttel , warme K leidung, Licht und Spiele gepackt werden; müd lichen Bohrmänner. 150 Journali sten zur VorSicht mit Isolierband festgeklebt. Zum Frühstück am Montag: Tee, Knäckebrot, aus ilii er Welt sind da. Vilamintabletlen. Zweites Frühstück um neun; Mittagessen' Kaffee und Kuchen am Nachm ittag; zum Abend Würstchen, Fleischbrühe und Toast: Bohnenkaffee und Ziga­ retten haben die Arzte streng verboten. Halma, Mensch ärgere dich nicht und Schwar­ zer Peter spielen die Männer un ten, Skat - der dritte kann es nicht. Eull hätte es gekonnt.

Dienst. g. 29. Oktober 1963 " H annoversche Allgemeine" Die erste Bohrung in Barbecke hat um Dienstag, 9.30 Uhr: Ich sitze zusammen mit Frau Pohlai im Sprechwagen der Kontakt­ Mitternacht eine Teufe von 52 Metern. Die bohrung. Sie hat ih re älteste Tochter mitgebracht, die beiden Kleinen, zwe i und sechs zweite Bohrung hat 42 Meter Teufe. Tau­ Jahre alt, sind beim Großvater zu Hause und warten. Die Pohlais sind Sudetendeut­ sende von Schilulustigen. sehe. Seit 15 Jahren fährt ihr Mann, der heute mit 34 Jahren der jüngste der drei Eingeschlossenen ist, in die Grube ein. ~Und imme r war er vor Ort, nie ist ihm etwas pass iert. Aber", und die blasse Frau mit dem von den vielen schlaflosen Nächten, den Stunden des zermürbenden Wartens auf die erste positive Nachricht gezeichn eten Gesicht, seufzt tief auf, ~ aber be i einem solchen Unglück hilft doch alle Erfahrung nicht. " Sie hatte sich gleich gedacht, daß ihr Mann Halsschme rz en bekommen würde . • Da ist er empfindlich, und nun die Kälte immerzu da unten. U Aufgeregt drückt sie ihre Hände zusammen, als endlich gegen 11 Uhr be i der nächsten Verständigung Gerhard Hanusch ihren Mann ans Mikrofon holt. " Emil, bist du es? Ist es schlimm mit dem Hals? " - " Nein, nein, Anni, ist wie immer, mir geht es gul." - "Ja, Emir, bleibe nur tapfer, die hoten dich jetzt bald raus. "

Mittwoch, 30. Oktober 1963 " Bifd" Ei ne we itere Boh rung hat 62 Meter Teufe Direktor Stein zu BILD: . Es kommt jetzt nicht mehr auf ein paar Stunden an. Wir erreicht. Bohrungen werden verrohrt und wollen unter allen Umständen auf Nummer Sicher gehen. Dafür haben die drei Männer zement iert. da unten das beste Verständnis. Und um die geht es ja schließlich. " Tatsächlich zeigen die drei Kumpel in ihrem 78 Meter tiefen feuchten Gefängnis eine bewunderns­ werte Moral. Zuerst waren sie natü rlich nicht begeistert, als sie gestern erfuhren, daß sie noch eine Nacht ausharren müssen. Em ;1 Poh lai über Mikrofon zu Betriebsleiter Uilrich: . Was, so lange noch?" Aber schon kurze Zeit später hatten sie sich gefaßt. Gerhard Hanusd1: . Sagt me iner Frau, sie soll eine Gartenschere mitbr ingen! Dann können wir uns we nigstens die Haare schnei de n. ~

DonnenUlg, 31 . Oktober 1963 " Braunschweiger Zeitung" Die Luft-Preventer sind montiert. Der Ze­ Die Geduld der drei Berg leute, die seit einer Woche in SO Meter Tiefe des Erz­ ment ist wieder fest. Die Bohrarbeit en berg werks Lengede-Sroistedt in einer Lu ftblase eingeschlossen sind, wurde am geh en we iter. Sieben Tage sind die drei Donnerstag auf eine harte Probe gestellt. Gerhard Hanusch, Fritz Leder und Emil Berg leute schon eingeschlossen. Pohlai müssen eine weitere Nacht - die achte - unter Tage zubringen. Ein Fehler an dem Preventer, der beim Durchstoßen des Bohrers durch den Berg das Entweich en der Luft aus dem Stollen der eingeschlossenen Bergleute verhindern soll, hat den Wiederbeginn der Bohrung am Donnerstag um mehrere Stunden verzögert.

" Der Telegraf" Der Preventer hat die Aufgabe, bei einem Durchbruch der Bohru ng in den Stollen jedes Entwe ichen von Luft auszuschließen. Ein plötzliche r Druckabfall würde die Berg­ leute soforl tölen, Im gleichen Augenblick würde das in dem Stollen stehende Wasser in die Luftblase eindringen. Die drei Eingeschlossenen hallen sich in der Nacht zum Donnerstag auf Anweisung der Bergleitung rund 50 Mete r von der Stelle entfernt, wo der Durchbruch erfolgen soll. Die Kumpel haben an diesem Platz einen Schutzraum ausgebaut, in den sie aueh das Mikrofon mi tnahmen, das sie während des Bohr­ vorganges mit den Rettern verband. Als Pioniertat sondergleichen wi rd diese Rettungs­ aktion in die Geschichte des internationalen Bergbaues eingehen.

Fr.MI. 1. Novembet' 1M3 " Hannoversche Rundschau" 3.20 Uhr dringen durd1 klüft iges Ge'rlirge Freude herrschte nach der Rettung unter den wartenden Bergleuten und den vielen 25 cbm Bohrspillung (I nhalt des Bohr­ Zuschauern. Manch einer we inte. Naeh 184 Stunden Gefangenschaft in 79 Meter Tiefe lodles) in die Luftblasenkammer der Ein­ wurden am gestrigen Freitag die drei Bergleute Gerhard Hanusch (43), Emil Pohlai geschlossenen. Der Preventer wird so fort (34) und Fritz Leder (36) unversehrt geborgen. Die Rettungsaktion zäh lt zu den prä­ gesd1lossen. Bei gesd1lossenem Preven­ zisesten und aufwendigsten in der Geschichte des Bergbaus. Mit der sogenannten ter mü ssen noch 1,80 Meter weitergebohrt Dahlbusch-Bombe wurden die Männer innerhalb von knapp 20 Minuten aus ei ner werden. 4.30 Uhr ist die Bohrung vo ll Lufttasche, die sich nach einem Wassereinbruch in den Schacht Mathilde der lIseder durch. 12.09 Uhr wird der er.te Einge­ Hütte am 24. Oktober gebildet hatte, geborgen. Nach der geglückten Rettung mußten schlouene gerettet. 12.32 Uhr sind alle die Bergleute, die acht Tage und Nächte unter einem Oberdruck von rund 1,4 Atmo­ drei Eingeschlosunen mit der Dahlbusch­ sphären lebten, mehr als dreieinhalb Stunden in einer Schleuse verbringen, damit sie Bombe gerettet. Sie sind in erstaunlich sich wieder an normale Dru ckverhältnisse gewöhnte n. Erst dann konnten die Männer guter Verf ..sung. ihre wartenden Frauen in die Arme schließen. Nach Mitteilung des SpeZialarztes Dr. Hartmann haben die Bergleute ih re strapaziöse Gefangenschaft unter Tage ver-

37 ~lüffend gut überstand~n. Vorsichtshalber aber wu rden sie in Begleitung dreier Ärzte In das Krankenhaus Pelne gebracht. Dem Konvoi folgte auf Tiefladern die Druckluft­ schleuse. nlübecker Morgen" Ober 200 Helfer, die sich nicht kannten, schufteten oder bangten gemeinsam um das Leben von drei wildfremden Menschen - und sie schämten sich ihrer Tränen nicht als sie nach tagelanger. nervenzermürbender Ungewißheil die ersten Klopfzeiche~ aus der Tiefe hÖrten. Nirgends und niemals gab es einen Mißklang. Vielleich t war es der unb~nd ig e Wi lle, der Katastrophe nicht noch mehr Opfer.zu überlassen, der sie ve rband. Dieses Gefühl beflügelte aucl1 zu der großartigen technischen und med izini­ schen Konzeption des Rettungsunternehmens, das noch vor wenigen Jahren technisch unmöglich gewesen wäre. Das Feh len praktischer Erfahrungen in vergleichbaren Fällen vergr?Berte die Summe de.r Unwägbarkeiten .dies.er Aktion. Jeder ~e l eiligte.wußte , daß lecl1nlsches oder menschliches Vers agen, Vielleicht sogar nur eine Fehleinschätzung auf diesem wissenschaftlichen Neuland, den sicheren Tod der drei bedeutet hätte. Und dennoch zögerten die Verantwortlichen keine Sekunde, das Risi ko eines völlig neuen W eges im deutschen Bergbau und Rettungswesen zu verantworten.

Sem.teg, 2. Nonmber 1963 " Hamburger Abendblatt" Gegen Abend werden in lengede weitere Seit 2.52 Uhr heute früh rotiert in Lengede wieder der mächtige Bohrme ißel von 65 cm Suchbohrungen angesetzt. Es bestehl die Durchmesser, lärmende Aggregate und Kompressoren. Die Rettungsak tion für eil entfernte Vermutung, daß im sogenann­ Mann, die schon für tot erklärt worden waren, läuft auf Hocl1touren. Noch weiß nie­ ten . Allen Mann" noch Oberlebende sind. mand, ob diese Bergung gelingt. Oie Chancen stehen vielleicht SO: SO. Jeder in Der Hauer Hütter hatte von Kumpel-Ge­ Lengede weiß , daß der .• Alte Mann u, in dem die Männer seit nunmehr fast zehn Tagen sp rächen in der Waschkaue berichtet. ausharren, jeden Augenblick zusammenbrechen kann. Das weiß niemand besser als Eine Stunde nach seiner Mitteil ung wird die Eingeschlossenen selbst. Einige der zehn Toten, mit denen sie dort unten auf entschieden: Bohren ! engem Ra um zusammengepfercht sind, kamen durch herabfallende Gesteinsbrocken um . 6.45 Uhr: Der Meißel bricht durch das Gestein. Das Gestänge zeigt 58 Meter Tiefe. Nichts, kein Laut. Die Bohrmannschaft steht ratlos und wartet. Da, nacl1 zwölf Minuten, plötzlich : ganz deutlich Hammerschläge am Gestänge. Die Bohrmannschaft zieh t hoch und schick t sofort einen langen Sondenkorb mi t einer brennenden Taschenl am pe, Papier und Bl eistift hinunter. Einige Minuten verstreichen. Dann ganz deutlich: vier klare Hammerschläge, Pause, dann noch einmal zwei Hammerschläge. Das bedeutet unter Bergleuten: "Se il fahrt langsam auftu und sagt: "Zieht den Korb wieder hoch, aber vorsichtig! " Oben l indet die Mannschaft einen ZeUel in der Sonde, auf dem eil Namen stehen: die Nam en der Mä nner, die dort unten nach zehn Togen noch leben. " Ruhr-Nachrichten" ~ E s ist ein Wu nder, daß wir die Stelle gefunden haben ... Wir halten wider besseres Wissen gebohrt ... Ohne die geringste Hoffnung." Das sagte Bergwerksdirektor Stein zu dem unerwarteten Erfolg der 11. Bo hrung auf dem Gebiet der Unglücksgrube, die zehn Tage nach der Katastrophe elf weitere überlebende finden ließ. " Hauer hatten uns wenige Stunden vor Beginn der Bohrung in einer lagebesprechung gesagt, d aß es in dem ,Alten Mann' möglicl1erweise einen trockenen Schlupfwinkel für verschont Gebliebene der Katastrophe vom 24. Oktober geben könnte", erklärte Stein die späte Suche und den schnellen Erfolg. Der . Alte Mann" ist das bereits .w Bruch geg angene und bereits von Erz geräumte Abbaufeld der gO-Meter-Sohle, die der schrägen Lage. rung des Erzgesleins bis in 60 Meter Höhe fo lgt. "Die Presse", Wien Am Sonntag, als die Kirchenglocken gerade zum Frühgottesdienst zu läuten begannen, gesch ah in de r norddeutschen Bergwerksstadt Lengede ein Wunder: Man hörte Klopf­ zeichen aus der Tiefe. Seither gibt es dort neuerlich ein dram atisches Wettrennen mit dem Tod, der die im Schacl1t eingeschlossenen Bergleute schon sicher in seinen Armen zu haben schien. Nach den Anwe isungen von Spezialisten des Bergbaus und der Medizin, unter Einsatz modernster technischer Geräte, getrieben von der neu entflamm ten Hoffnung der Angehörigen und der Kameraden wird nun fieberhaft und doch mit aller Ums icl1 t ein neuer Rettungsschacht gebohrt, durch den man die nun schon elf Tage lang in 80 Meter Tiefe Eingeschlossenen zu bergen hofft. Nicht aus­ zudenken. was geschehen wäre, wenn man - nach der glücklichen Re ttung der drei Kumpel am Atle rheiligent ag - nicht gegen alle menschliche EinsieH noch weiter ge· sucht hätte! Noch sind die elf dem Leben nicht wiedergeschenkt, noch wird die un­ Sonntag, 3. November 1963 vorstellbar schwere und gefährliche Arbeit der Rettungsmannschaften vom Glauben Die Suchbohrung zu den Eingesch losse­ und von den Gebelen der Wartenden unterstützt werden müssen. Doch es bleibt ein nen im 8Alten Mann" ist erfolgreich. 267 Wunder, daß man zu den Totgeglaubten fand - ein Wunder, dessen freudige Fest­ Stunden nach dem Wassereinbruch we iß stellung freilich das sch were Opfer jener, die der Berg behalten hat, nicht übertönen man : Noch elf Bergleute leben. darf. Montag, 4. November 1963 " Abendzeitung" Es muß mit äußerster Vorsicht gebohrt Die Wogen der Erregung schlugen gestern hoch in Lengede. Warum wurden die elf werden. Ein Hauer behauptet in einer eingeschlossenen Bergleute erst am Sonntag entdeckt? Hatte die ZechenJeitung die Pressekonferenz, man erzähle sch on seit Männer zu früh aufgegeben? Oder - wurden die Retter erst zu spät darau f aufmerk­ Tagen von einer Rettungsmöglichkeit in sam gemacht, daß über dem Stollen "Alter Mann " ein Ges teinsbruch eine Höhle dem ~Alten Mann ~ . Er selbst hat es nur gebildet hat, die 18 Mete r hinauf in den Berg ragt? von Dritten gehört, da er krank war. Seine In einer erregten Pressekonferenz behauptete der 28jäh rige Hauer Manfred Söllinger, Anschuldigungen lösen harte Angriffe der die Zechenleitung habe schon in der vergangenen Woche von der Höhle "Alter Mann " Presse gegen die Werksleitung und die gewußt. Aber er verwickelte sich in Widersprüche. Schl ießlicl1 sagte er, man habe im Bergbehörde aus. Auf die Frage, warum Kreise von Bergleuten "unter sich " darüber gesprochen. Offiziell dürfe man nämlich er nicht schon vorher etwas gesagt habe, nichts von den Bruchkavernen über aufgelassenen Stollen wissen: " Es ist nacl1 be rg­ sagt er, zuerst ein Betriebsratsmitgli ed, polizeilichen Bestimmungen streng verboten, darin herumzuklettern - und wir hatten dann ein Mitglied der Werksleitung infor­ Angst um unsere Werkswohnungen .. . " miert zu haben. Einen Namen kann oder Um so glaubwürdiger konnte der Zechendirektor Stein darnach versichern, daß er erst möchte er aber nicht nennen. Er sagt aber am späten Samstagabend von der Möglicl1 keit am "Alten Mann " unterrichtet worden auch: . W ir wollten unsere Werkswohnung sei. Auch der Betriebsrat stellte sich hinter die Direktion. Anscheinend ist der Stollen nicht verlieren.- Er weiß, daß viele Werks­ ~ A lter Mann ~ erst kurz vor dem Unglück aufgegeben worden. Oie Höhle e ~ istier t noch wohnungen an Werksfremde verm ietet nicht lange. Und der zuständige Steiger, der die sicl1erste Auskunft hätte geben kön• werden mußten, we il mehr Wohnungen als nen, blieb bei der K atastrophe im Schacht ...

38 Bergarbeiterfamilien vorhanden waren. " Berliner Zeitung" (BZ) Am nächsten Tage dementiert er. Doch Zwei Hauer, Georg Ossatnik (37) und Manfred Söllinger (28), sprengten mit ihren darüber wird kaum noch berichtet. Das Anschuldigungen die von der Betriebsleitung anberaumte Pressekonferenz. Sie be­ Interesse wendet sich wieder der Ret­ haupteten, schon in der vergangenen Woche hätten erfahrene Bergleute im Beisein tungsaktion zu. eines BetriebsfOh rers in der Waschkaue auf die Mög lichkeit hingewiesen, daß im nAlien Mann M noch Kumpel sein könnten. Aber sie sagten auch: ~ Wi r waren das nicht, es waren andere.- Wer diesen Hinweis gab und wem er ihn gab - damit wollten die beiden Wortführer der empörten Kumpel nicht rausrOcken. Mit der nicht sehr glaubwOrdigen Entschuldigung : ~ Wir haben Angst um unsere Werkswohnungen .~ Von allen Seiten mit Fragen bestürmt, wurden ihre VorwOrfe allmählich zu Au sflüchten. Schließlich sind die beiden aus der ganzen Sache sang- und klanglos .ausgestiegen" . Zu einer neuen Aussprache erschienen sie gar nicht mehr. Direktor Stein, einige Minuten lang zur Nebenrolle degradiert, faßte sich sch nell. Er konterte: ~ Erst am Samstag um 21.30 Uhr hörte ich, daß das Gerede umgeht, im ,Alten Mann' sei noch Leben. Ich hielt das zwar für ausgeschlossen. Schließlich hatten wir tagelang Ober den Plänen gebrütet. Aber dieser Streckenabschnitl war noch nicht verzeip,net. Nach Absprache mit dem Tech nischen Direktor Dr. Ferling nahmen wir die neue Suchbohrung noch in der gleichen Nacht in Angriff. Daß wir damit tatsächlich auf die Männer stieBen ist ein reines Wunder. Was in Barbecke Berechnung war: Hier half uns der Zufall .M

Diensteg, 5. November 1963 " Rhein·Post" In lengede wird eine zweite Versorgungs­ Fotografische Aufnahmen, die von den verunglOckten Kumpels mit einer Kleinstbild­ bohrung niedergebracht. Die Eingeschlos­ kamera gemad'lt worden waren, sind inzwischen entwickelt und ausgewertet worden. senen werden weiter verpflegt. Am Fried· Sie geben wichtige Anhaltspunkte für geologische Verän derungen im Gebirge und hof Bro istedt wird ebenfalls gebohrt. Kei­ lassen ROckschlOsse auf die künftigen Stabilisieru ngsarbeiten zu. Die Hoffnung, die ne lebenszeichen. in der Nacht zum Dienstag aufgekommen war, hat sich nicht bestätigt : In der Nähe des Broistedter Friedhofes, wo sich noch fOnf Bergleute lebend befinden sollten, wurden auf der angebohrten 9O-Meter-Sohle keine Lebenszeichen entdeckt. In den Morgenstunden ließ man neben einem Horchgerät einen Wecker in den Stollen, der um 10.30 Uhr abrasseIte. Auch auf dieses Signal meldete sich niemand.

"Westdeutsche Allgemeine" Die Bergung der elf in 62 Meter Tiefe eingeschlossenen Bergleute der Erzgrube Lengede wird immer schwieriger und verzögert sich weiter. Die Männer für die die l Rettungschancen am Dienstagabend noch 50 : 50 standen, können nach Clen neuesten Berechnungen frühestens in der Nacht zum Donnerstag aus ihrem naßkalten Gefängn is befreit werden. Zwei der Eingeschlossenen sind durch herabfallende Gesteinsbro cken verletzt worden, zwei andere an fiebrigen Erkältungen erkrankt. Mittwoch, 6. November 1963 "Kieler Nachrichten" Die zweite Versorgungsbohrung verfehlt Menschen die unter der Atombombe und in Kriegsfurcht leben müssen, haben ge­ die Höhle. Um 16 Uhr werden die Bohr­ panzerte Herzen. Kaum etwas außerh alb der eigenen Familie vermag noch diese arbeiten mit luftspülung wieder aufge­ gewachsene Schale aufzubrechen. Das Grubenunglück von Lengede aber, und vor nommen. Es wird mit äußerster Vorsicht allem die Nachricht am Sonntagvormitlag, daß noch elf Oberlebende im Dunkel des gebohrt. Bergbehörde, Betriebsrat und Schachtes aufgespOrt wurden, hat die ganze Bevölkerung tief erschOttert. Wohl alle Gewerkschaft stellen sich erneut vor die Sendungen des Sonntags traten in ih rer Wichtigkeit in den Hintergrund; die Fernseh­ Zechenleitung: ~Es wurde nichts ver­ besitzer wie die Rundfunkhörer hingen über Stunden hinweg mit Auge und Ohr an säumt. " ihren Geräten, auf gute Nachrichten hoffend. Die Reportagen, die direkt aus lengede kamen, waren ein wirkliches Dabeisein. Kaum jemals ist das Fernsehen in den letzten zehn Jahren seiner Aufgabe so gerecht geworden wie am letzten Sonntag. Was es brachte, bedurfte keiner Regie, nur einer Handvoll Männerr die zu den Bildern - trotz aller eigenen inneren Erregung - die rechten Worte faMen. Und auch das verdient hervorgehoben zu werden: Aus der " Sensation q wurde kein Kapital geschlagen. Die Kameras suchten nicht das leid im menschlichen Antlitz der nahen Angehörigen, sie befleißigten sich jener Zurückhaltung, die die Stunde und sauberer Journalismus geboten. Diese Anerkennung soll den Fernsehleuten nicht versagt werden. "Aaehener Volkszeitung" ~ Alle deutschen Herzen sind bei Ihnen in der Tiefe", rief Erhard über die Sprechver­ bindung im Obertragungswagen den elf Eingeschlossenen zu, nachdem er sie mit den Worten ~ Meine lieben deutschen landsleute ~ begrOBt hatte. Der Bundeskanzler sprach den Eingeschlossenen Mut und Zuversicht zu und versicherte ihnen, daß ailes getan werde, um sie aus ihrer Zwangslage zu befreien. nlch habe gute Nachrichten für Sie- , sagte Erhard. Er habe gehört, daß gute Aussichten fOr ihre baldige Rettung bestOnden. Einer der Eingeschlossenen, der Hauer Siegfried Ebeling, erwiderte mit frischer Stimme: "Vielen Dank, Herr Bundeskanzler.- Nach den Worten Ebelings hellten sich die Züge Erhards, der das kurze Gespräch mit ernstem Gesicht geführt hatte, auf. Mit leichtem l achen rief er den Männern in der Tiefe ein ~ Glück aufa zu, das sie mit einem "GlOck auf, Herr Bundeskanzler" beantworteten. Mit einer Rettung der Ein­ geschlossenen ist voraussichtlich nicht vor Donnerstag abend zu rechnen.

Donnerstag, 7. November 1963 " Der Abend" Gerettet! Steiger Habich und Fahrsteiger Es war 6.48 Uhr. Ober den Fernschreiber lief die AnkOndigung: " Eilmeldung aus len­ Ax waren in die Höhle eingefahren, um gede". Und dann kam die sensationelle Nachricht, mit der noch niemand gerechnet den elf Bergleuten beim Einsteigen in die hatte: Um 6.01 Uhr sind die Rettungsarbeiten in die Höhle der Eingeschlossenen vor­ Dahlbusch·Bombe behilflich zu sein. Sie gestoBen. Die gröBten Schwierigkeiten bei der Rettungsaktion, die die ganze Welt hatten sich zusammen mit anderen frei­ mit angehaltenem Atem verfolgte, sind damit Oberwunden. Der Bohrmei ßel durch­ willig für die Aktion gemeldet. 13.22 Uhr brach das Deckengebirge der Höhle bereits in einer Tiefe von knapp 56 Metern. kam der erste Bergmann nach oben. Zwischen der MOndung des Bohrloches und der Sohle der Höhle liegt ein Zwischen­ 14.25 Uhr war diese dramatische Ret­ raum von zwei Metern. tungsaktion beende!. Als letzte verließen Der erfolgreiche und glatte Durchbruch hat nicht nur die eingeschlossenen Bergleute, die Steiger Ax und Habich die Höhle im sondern auch die Rettungsmannschaften von einem Alpdruck befreit. Denn es bestand .,A!ten Mann~ , die in den letzten Tagen die Gefahr, daß mit dem Boh rmeißel lockeres Gestein in die Höhle fallen und die immer mehr zusammengefallen war. Heinz Kumpel verschütten konnte. Aber die BefOrchtungen bestätigten sich nicht. Alle Ein­ Kuli, einer der Geretteten, sagte nach der geschlossenen meldeten sich kurz nach dem Durchbruch über die Sprechverbindung Rettung: nMir war, als würde mir ein Pan- mit den Worten: "Wir sind wohlauf. a

39 zer von der Brust genommen. ~ Er sprach "Die Welt" aus, was alle empfanden: die Geretteten, Die wohl schwierigste Rettungsaktion in der Geschidlte des Bergbaus ist am Don­ die Angehörigen, die Retter und Millionen nerstag um Uhr beende! worden. In nur einer Stunde und zwanzig Minuten wur­ Menschen in der ganzen Weil, die seit 14.25 den die elf Eingesdllossenen von Lengede mit der ~ Oahlbu sch-Bombe" an die Ober­ zwei Wocnen dieses Ringen um Men­ smenleben in Barbecke und Lengede ver­ fläche geholt. Fast vierzehn volle Tage hatten sie in der 60 Meter tiefen Höhle eines folgten. Aber alles wurde überschattet Abbruchs ausharren mOssen. Fast zehn Tage waren sie ohne Nahrung gewesen. Die Steiger Habich und Ax waren lIon 13.08 Uhr an nacheinander abwärtsgefahren, von der liefen Trauer um 29 Bergleute, um den elf Männern beim Einsteigen in das Rettungsgerät behilflich zu sein. Seit die ihr leben verloren. 6.12 Uhr am lIergangenen Sonntag morgen waten die erlorderlichen Vorarbeiten in pausenloser Anstrengung geleistet worden. "Der Telegraf" "Versuchen Sie nicht, den Männern die Hand zu drücken. Geben Sie ihnen auch keine Blumen. Regen Sie die l eute nicht unnötig auf. " Mit diesen Uber lautsprecher ver­ kündeten Worten bat gestern Mittag ein Arzt die lIielen hundert Wartenden rund um den Rettungsschacht auf der Erzgrube " Mathilde~ in l engede um Rüdcs ichtnahme gegenllber den elf Männern, die nach vierzehn Tagen Finsternis in qua111oller Enge sich in diesem Augenblick auf ihre Rettung vorbereiteten. Es war fürwahr ein histo­ rischer Augenblick in der Geschichte des Bergbaues, als kurz nach 1.00 Uhr mittags die Steiger Ax und Habich in der Rettungsbombe hinuntergelassen wurden, um ihren

elf Kumpel bei der Rettung zu assistieren. Hunderttausendej ja Millionen waren zu dieser Zeit Augen- und Ohrenzeugen der Fernseh- und RUndfunkübertragungen. Re­ porter aus aller Welt waren in diesen Stunden gleichfalls dabei. Wer diese erschüt• ternden Augenblicke eines einmaligen Geschehens wachen Sinnes miterlebt hatte, stimmte gewiß in den von einem Rundfunkchor intoniertem Choral mit ein: ~ Nun danket alle Gott ..." Noch ein Wunder von Lengede Der Presse die Arbeit weitgehend erieicht. rt Aus .die feder·, Monat81eitschrift fOr Journalisten und Bildberichter. Heft 12, Dezember 1963

Die Zeitungen in aller Welt nannten die Rettungserlolge von der-. Aber nicht als das kleinste. Kollegen, die nicht dabei lengede ein nWunder ". Wenn man auch mit solchen Behaup­ waren, staunten, als der Norddeutsche Rundfunk mit den Ein­ tungen zurückhaltend sein sollte, so kann man doch in diesem geschlossenen Sprechverbindung aufnahm, als Agenturen Ka­ Fall den Kollegen keinen Vorwurf machen, denn es geschah meras in die Tiefe lieBen und die von den Kumpels belichteten in lengede zumindest viel Wunderbares und Bewunderungs­ Fi lme ausgewertet wurden. Diese Aufnahmen waren eine Sen­ wUrdiges. Dazu gehört auch die Behandlung der Presse. sation. Sie waren fUr die Angehörigen und die Millionen ban­ gender Menschen aber auch Trost und Hoffnung. Von unserem Wir Journalisten, und in diesem Fall besonders wir Presse· Standpunkt aus aber war es eine Sensation, deß eine Werks­ fotografen, haben bei ähnlichen Ereignissen bisher fast aus­ leitung so viel Courage und Entgegenkommen zeigte. schließlich sdllechte Erfahrungen gemacht. Die Presse stand draußen. Spärlich und oft aus unsauberen Quellen tröpfelten Eine Vielzahl von Pressekonferenzen, bei denen sich die Werks­ Nachrichten aus den betroffenen Werken. Mit Teleobjektiven leitung den peinlichen Fragen aussetzte, hielt die Journalisten und in Zigarrenkisten eingebauten Kameras versuchten Presse­ auf dem laufenden. Knapp 50 Meier vom Hauptbohrloch auf fotografen auf - nun eben auch nicht ganz sauberen - Wegen dem Werksgelände durlten die Wohnwagen der großen Agen­ zu einem Bildbericht zu kommen. Angst lIor öffentlicher Ver­ turen stehen, die sich Telefonleitungen dorthin legen lieBen. antwortung und auch Angst vor der angeblich nlOsternen Sen­ 449 Journalisten und ihre Mitarbeiter bekamen anstandslos sationspresse" verschlossen die Tore und die MUnder. Vor ver­ Werksausweise. Es konnte ein polnischer Rundfunkreporter sdJlossenen Türen und Informationen aber werden die Journa­ genauso wie der Kollege aus westlichen ländern aus nächster listen leider allzuoft zur sogenannten RJournailleM, und der Nähe sehen, fragen und berichten. FUr das Fernsehen und die Teufelskreis ist perlekt. Wort- und Bildberichter wurden am Tage der Rettung der elf Bergarbeiter extra Holzturme aufgerichtet. Und wo ein Kollege Anders in Lengede. Ein schweres UnglUdc war geschehen, ge­ dennoch ~ e i gene Wege- ging, wurde auch ein Auge zugedrückt. folgt von einer Reihe dramatischer und wunderbarer Rettungs­ aktionen. Es gab Kritik, faire, harte und auch unfaire Kritik in Die Rettungsmannschaften hatten, wenn smon keinen anderen der öffentlichkeit. Kritik nahezu an allem und jedem. Tag f(lr Lohn - den sie auch gar nicht erwarteten - , so doch den, in Tag spien die Rotationen von Wladiwostok bis San Francisco der ganzen Welt Anerkennung zu finden. Durch die umfassende neben sachlichen Berichten auch die Fragen aus: Wie konnte Berichterstattung wurde in der ganzen Welt eine Welle von das passieren, warum verzögern sich die Rettungsaktionen? Mitgefühl und Hilfsbereitschaft ausgelöst. So hat sich die Offen­ Warum wurden l ebende zu frUh abgesdJrieben? heit der IIseder Hütte fUr alle gelohnt. Es geht auch anders als Dennoch scheute man in l engede nicht die öffentlichkeit. Die es leider meist Ublich ist. Das wurde hier bewiesen. Tore blieben offen, und das empfanden wir als kleines "Wun- Kurt Strumpf

Journalisten aus der ganzen Welt wurden kurz vor der Rettung der Bergleute au f einem Lkw mit Anhinger an die Rettungsstelle gefahren. Fünfzehn Meter trennten sie 110m Ausstiegs­ loch der Druckschleuse, aus der die Bergleute ins Tageslicht traten.

40 Briefe und Auszüge aus über 8000 Briefen zu dem Grubenunglück in Lengede

Ein Mann aus Wiebelsbach ü. Dieburg schreibt: Französische Bergleute telegrafierten: " An die Zechen -Verwal tung Lengede! "Die Bergleute der Erzgrube Sancy in Trieux (Metz) über­ Wie alle Rundfunk- und Fernsehteilnehmer habe auch ich mitteln ih re aufrichtige Teilnah me den Fam ili en der von in den letzten Tagen regen Anteil an den erschütternden der Katastrophe Betroffenen, wünschen den Verletzten Vo rk ommnissen in Ihrem Zechenbereich genommen, und eine baldige Genesung sowie Mutzuspruch und Glück­ ich habe oft mit bangem Gefühl alle die Handlungen ver­ wünsche für die Rettungsmannschaften. folg t, die sich bei Ihnen und Ihrer braven Belegschaft und Oie Bergleute unter und über Tage. " von seiten aller mitbeteiligten Organe abgewickelt haben. Es war fast eine Erlösung der Nervenanspannung, als auch Eine Frau aus Berlin: der letzte Lebende ans Tageslicht kam. Ich habe mich in " An die Bergwerksleitung der IIseder Hütte! keiner Weise geschämt, al labendlich für die wacke ren Hiermit möchte ich Sie bitten, den drei tapferen Berg­ Helden zu beten und zu bangen. In der Anlage habe ich leuten Hanusch, Pohlei und Leder unsere herzlichen meine Gefühle in Poesie niedergeschrieben, und ich über• Glückwünsche zu ihrer Rettung zu übermit1eln. Ich spreche sende sie Ihnen als eine Art Widmung fü r die gesamte diese nicht nur im Namen meiner Mutter und in mei nem tapfe re Belegschaft und ihre Führung !U ei genen aus, sondern kann wohl sagen, daß viele unserer Bekannten und meiner Arbeitskollegen - das kam immer Der Brief eines Londoners: wieder in Gesprächen zum Ausdruck - gleich uns emp­ "Sehr gee~rter Herr ! finden. Un s hat dies Ereignis tief bewegt. Au ch hier bei Das Unglück und die Rettung der vierzehn Männer der uns gab es ein allgemeines Aufatmen, als wir am Nach­ Mathilde Mine hat einen tiefen Eindruck gemacht, und ich mittag des 1. Novembers von der abgeschlossenen ge­ habe das eingelegte Li ed geschrieben. Ich erlaube mir glückten Rettung erfuhren. Auch bei uns flossen Freuden ~ hiermit Sie zu bitten, den Arbeitern der Mine dieses kleine tränen. " Geschenk zu übergebe n. " Das Lied heißt " To Lengede U und beginnt mit den Wor­ Eine Frau aus Schweden: ten " Vom Finstern in die Sonne wieder, Vertrauen hat "Wir alle hier, Deutsche und Schweden, haben in bangen euch gut gedient. U SIunden Ihrer gedacht und erlebten nun , vera nlaßt durch Presse, Radio und Fernsehen das Glück Ihrer Rettung. Eine Frau aus einem Dorf bei Leipzig: Herzliche Grüße und die allerbesten Wünsche den Ge­ retteten und Retlern.u " An die lJseder Hütte, Lengede Elf Leuten haben Sie gestern das Leben wiedergegeben. Die Betriebsgewerkschaftsleitung eines " Volkseige­ Wieviel Wünsche und Hoffnungen haben bei Tag und nen Betriebes" in MiHeldeutschland telegrafiert: Nacht alle Helfer begleitet, bis das sch were Werk vollen­ ~ B e tr iebsra t der Eisenerzgruben Lengede/Broistedt det war. Wie sehnten und warteten auch wir hier das glück­ Zur geglückten Rettungsaktion unserer Kameraden und liche Ende ab . Unsern Dank und unsere Mitfreude nehmen Kollegen übermitteln wir auch im Auftrage der gesamten Sie bitte auch von uns entgegen. - über de n Lebenden Be le gschaft unseren Glückwunsch." wi rd auch keiner die Toten vergessen." Eine Frau aus Belgien (Monshainaut) schreibt: Jungen und Mädchen einer holländischen Schule nDie Witwe des Generaldirektors der bel gischen Stein­ in Haarlern: kohlengruben nimmt teil an Ihrer Freude und an der der " Dies ist die 3. Klasse der Maria-Schule in Haarlem. Wir Fam ilien und gratuliert den Retlern zu ihrer Ausdauer und beglückwünschen Sie zu der Rettung. Es ist sehr traurig, ihrer Technik." daß die 29 anderen dem Unglück zum Opfer fielen. Es ist schön, daß die 11 gerettet wurden, und daß die Kapsel Bergleute aus England telegrafieren: funktioniert hat, und daß die Krankenwagen so schnell n Wir bitlen Sie, den Angehörigen derjenigen Be rgleute, zur Stelle waren, und daß der Behäller gut fest saß. Was die ih r Leben in Le ngede bei dem tragischen Unglück waren da viele Tragen : Di e Ärzte waren schn ell mit den verloren haben, unser tiefstes Beileid auszusprechen. Oie Sonnenbrillen zur Stelle. In Haarlem hatten die Leute Gewerkschaft der Bergleute ourham/Eng land. Diese Ge­ Angst um die Bergleute, die eingeschlossen waren . Wir we rkschaft ist gern bereit, einem Fonds, der für die Unter­ haben viel gebetet, das hat sehr geholfen. U stützung der Hinterbliebenen gebildet wu rde, finanzielle Mittel zur Verfügung zu stellen . ~ Eine Frau aus Hamme (Belgien) schreibt: "Eine Frau aus Belgien möchte die Bergwerksingenieure Ein ehemaliger Kriegsgefangener aus Florenz beglückwünschen zu der Heldentat, die ihnen mit Gottes schreibt an den Peiner Bürgermeister: Hilfe gelungen ist. Ich habe eine heilige Messe lesen "Sehr geehrter Herr Bürgermeister! lassen und mir den Text der heiligen Tafel genau ein­ Ich bin ein ehemaliger Kriegsgefangener und war zwei geprägt. Es war unser Herr, der den Eingeschlossenen Jahre in einem Lager in Peine. Daß ich lebend davon­ die Kraft gegeben hat auszuha rren , bis das Rettungswerk gekommen bin, habe ich der humanen Haltung und all zum guten Ende geführt werden konnte. Ich habe viel dem Guten Ihrer Peiner Bevölkerung zu danken. Jetzt geweint und gebetet und allen Schmerz der Eingeschlos­ habe ich von dem großen Grubenunglück, welches in der senen mitempfunden. Die Menschen in Belgien, die über Umgebung von Peine passierte, gehört. Ich teile den tie­ Radio und Fernsehen die Rettungsaktion verfolgten, teil­ fen Schmerz mit Euch, und hoffe, daß noch so viele wie ten die Sorge und den Schmerz mit dem deutschen Volke. möglich gerettet werden könn en. Sind Sie, Herr Bürger­ Nehmen Sie meine he rz lichsten Grüße entgegen. " meister, meiner aufrichtigen Antei lnahme gewiß."

41 Bergarbeiterschaft Deutschlands aus Luxemburg: Der Betriebsrat des Volkswagenwerkes: " Belegschaft Iiseder Hütte, Peine "Zur gelungenen Rettungsaktion he rzlichen Glückwunsch ." Verwaltungsausschuß Internationaler Christlicher Berg ar­ beiterverbände am 9. November in Bruxelles versammelt Die Stadtverwaltung Marburg an der Lahn: grüßt Gerettete . Wünscht ihnen rasche gute Genesung. "Herzlichen Glückwunsch zur Bergung. Glückauf für die Stop. Beglückwünscht Rettungsmannschaften. Stop. Den vierzehn Kollegen. Herzliches Beileid für die ums Leben Hinterbliebenen der so tragisch verstorbenen Bergleute gekommenen Kollegen." aufrichtiges Beileid. U Arbeiter eines Magnesitbergbaues aus Kärnten: Der Deutsche Gewerkschaftsbund aus Hannover: "Bezüglich Ihres Grubenunglücks und der damit ver­ " liebe Kollegen ! bundenen Rettung der Bergleute sprechen wi r Ihnen Nachdem unser Vorsitzend er Hermann Grote bereits am tiefstes Mitgefühl und Bewunderung aus und wünschen le tzten Freitag durch seine Anwesenheit auf der Grube Ihnen weiterhin ein herzliches Glückauf!" Mathilde die Anteilnahme aller DGB-Gewerkschaftler des Landesbezirks bekundet hat, spricht Euch und den Hinter­ bl iebenen der Opfer der DGB-Landesbezirksvorstand sein Polnische Bergleute aus Bytom schreiben: tiefem pfunden es Be ileid aus. Wir hoffen auf baldige er­ "Wir Bergleute von der Karsten-Centrum-Grube in Ober­ folgreiche Rettung der Eingeschlossenen. Wir danken schlesien sind noch jetzt ganz benommen von den fan ­ allen, die sich um die Rettung der Verunglückten Kame­ tastischen Leistungen der elf eingeschlossenen und glück ­ raden verdient machen. Die DGB-Landesbezirke Nord­ lich geretteten Bergleute sowie der Rettungsleitung. Für• mark und Nordrhein-Westfalen haben uns gebeten, Euch wahr, es läßt sich in Worten kaum beschreiben, wie wir die das tiefe Mitgefühl der Kolleginnen und Kollegen zu über• Tragödie miterlebten, und die glückliche Rettung in uns mitteln. " ei nen Vulkan der Freude und Anerkennung auslöste."

Bergleute aus Herne schreiben: Eine Frau aus Hannover-Döhren: "Zur einmaligen erfolgreichen Rettung Glückwu nsch und " An die Kum pels vom Bergwerk Mathilde! Anerkennung, aufrichtige Teilnahme an die im Berg Ver­ Als Tochter eines Bergmanns möchte ich auf diesem bl iebenen und deren Angehörige.'; Wege meine Anteilnahme und alles Gute wünschen. Wir waren noch klein, als unser Vater von uns ging. " Betriebsrat und Personal der Flugschule Bremen: ~ M it herzlicher Anteilnahme und mitfühlendem Bangen Die Gemeinde eines Dorfes im Kreis Peine schreibt: waren Betriebsrat und Personal der Flugschule Bremen ~ Au s Anlaß der Katastrophe auf der Schachtanlage Mal­ in den vergangenen vierzehn Tagen in Gedanken bei hi lde sprechen wir hierdurch den Hinterbliebenen der Ihnen. Zu der erfolgreichen Rettung, die ein Beweis ist tödlich verunglückten Bergleute unsere aufrichtige An­ fü r den Wer! fachl ich höchstqualifizierter Gemeinsch afts­ teilnahme aus. Als Bergbau-Gemeinde fühlen wir uns mit arbeit, übermitieln wir Rettern und Geretteten herzliche den leid tragenden der Opfer ganz besonders verbunden." Glückwünsche. Den Hinterbliebenen der Opfer gilt unsere innige Anteilnahme." Ein süd afrikanisches Institut für Bergwerke und Me· tallurgie aus Johannesburg (Süd afrika) schreibt: Vorstand der SPD: .. Der Präsident, Ra t und Mitglieder des südafrikanischen " Der Vorstand der Sozialdemokratischen Partei Deutsch­ Institutes für Bergbau und Hüttenkunde beglückwünschen lands hat mit großer Bestürzung von der Katastrophe in Sie und Ihre Mitarbeiter zu der hervorragenden techni­ Lengede gehört. Wir bitten Sie, den Angehörigen der ver­ schen Leistung, die Sie bei den erfolg reichen Rettu ngs­ unglückten Bergleute unser aufrichtiges Beileid auszu­ arbeiten so klar unter Beweis gestellt haben." sprechen:'

Die Mädchen und Jungen einer belgischen Schule : Eine Frau aus Smedstorp, Schweden: " In der Schule haben wir noch kein Deutsch gelernt, weil .. Zur glücklichen Rettung der elf (vierzehn) Bergleute nach wir erst elf Jahre alt sind. Wir hoffen, daß Sie unsere dem schweren Unglück möchte ich Ihnen unser aller Be­ Sprache verstehen. In der Klasse haben wir regelmäßig wunderung und Hochachtung aussprechen. Bitte grüßen die Nachrichten über Lengede im Radi o gehört. Das Radio Sie die Herren Wolter, Lübke und Ebeling besonders. halle unser Lehrer mitgebracht, damit wir alle hören Wir haben in diesen Tagen mit Ihnen allen gebangt, ge­ konnten, welche Schwierigkeiten und Rückschläge es bei be,tet und gehofft." der Rettungsarbeit gab. Nun sind wir alle sehr froh . Wir wünschen allen Ingenieuren, allen Ärzten , allen Tech­ Der Präsident des Abgeordnetenhauses von Berlin: nikern und allen anderen, die mitgeholfen haben, um "Im Namen des Abgeordnetenhauses von Berlin über• diese Menschen zu retten, viel Glück. Den Überlebenden mittle ich herzliche Glückwünsche für die Rettung der vier­ dieses Bergwerksunglücks wünschen wir eine baldige zehn Bergleute. Ich bille Sie. den Rettungsmannschaften Genesung und senden ihnen unsere herzlichsten Grüße . den Dank der Vertretung der Berliner Be völkerung für den Den Hinterbliebenen der tödlich verunglückten Bergleute unermüdlichen und erfreulicherweise erfolgreichen Einsatz sprechen wir unsere innigste Teilnahme aus:' zu übermitteln."

Die Wirtschaftsvereinigung Eisen- und Stahlindustrie Ein Mann aus Frankreich: schreibt: "Die Be rgleute der lothringischen Erzberg werke wünschen ~ M it tiefer Anteiln ahme haben wir die Rettungsaktion auf den elf geretteten Kameraden baldige Genesun g, be­ der Grube Lengede/Broistedt verfolgt. Wir bewundern die glückwünschen die unerschrockene Rettungsmannschaft unerschütterliche Ausdauer der Verschütteten und die Tat­ und sprechen erneut den Familien der Opfer ihr tiefstes kraft der Rettungsmannschaften. Herzlich en Glückwu nsch Beileid aus. a zur erfolgreichen Rettung. Den elf Bergleuten gelten unsere besten Genesungswünsche. Dabei gedenken wir Ein Ehepaar aus der CSSR: voller Traue r der 29 Männer, die das Opfer ihres Berufes "Herzliche Glückwünsche zur wunderbaren Rettung der wurden. ~ elf Berg leute und ihren Helfern. "

42 Eine Frau aus Westfalen; Ein Kalifornier aus Santa Monica: .. An die Bergwerksleitung der IIseder Hütte ., Sehr geehrte Herren! Mit herzlicher Anteilnahme habe auch ich die furchtbare Als Mensch und in meiner Eigenschaft als Aktionär der Bergwerkskatastrophe verfolgt. Jeden Tag war ich bei den IIseder Hütte möchte ich Ihnen und allen an der Rettung eingeschlossenen Bergleuten bis zu dem Tage ih rer Ret­ der Bergleute beteiligten Personen me ine Bewunderung tung. - Der Ort Lengedc ist für viele Menschen ein und Anerkennung auf diesem Wege ausdrücken. Diese Begriff geworden. Nehmen Sie auch von mir auf diesem Aktion wird ein Ehrenbtalt in der Geschichte der IIseder Wege die herzlichsten Glückwünsche entgegen. Ich bin Hütte werden." zwar nur eine kleine Angestellte und habe gerade in dem Augenblick der Rettung mein eigenes Schicksal vor Augen Ein Italiener aus 5poleto: gehabt. Vor 20 Jahren war ich bei der Wehrmacht dienst­ " Der Rat der Bergwerkstadt Spoleto spricht an läßlich des verpflichtet. Am 30. Januar 1945 habe ich dann durch den Unglücks im Schacht Mathilde sein innigstes Beileid aus. Untergang der ~ Wilhelm Gustloff" selbst dem Tod ins Gleichzeitig gratuliert er Ihnen und beglückwünschi Sie Auge gesehen. Auch diese Stunden wurden für mich un­ zu der gelungenen Rettungsaktion. ~ vergeßlich. Einer der Reporter sagle bei den Rettungs­ arbeiten ... diese ·rchlbare Katastrophe solle den Män­ Eine Frau aus Antwerpen: nern nur ein böser, raum sein. Ja, das ist gut gesagt, aber ., Sehr geehrte Herren! so elwas kann man nicht auswischen. Man gibt sich oft Unter den vielen Glückwünschen. die Sie betr. der Ret­ und oft große Mühe, aber ganz sch windet das nie aus dem tung Ihrer Bergleute bekommen haben und bestimmt noch Gedächtnis. Ich begehe den 30. Januar eben als meinen bekommen werden, wird mein Schreiben sicher verloren­ zweiten Geburtstag. - So möchte ich den geretteten gehen ; trotzdem habe ich das große Bedürfnis, Ihnen auf Bergleuten und nicht zuletzt allen, die an dieser Bergung diesem Wege meinen tiefempfundenen Dank auszuspre­ mitgeholfen haben, nochmals herzlichst gratulieren. Aber chen. Als geborene Deutsche und damalige Angestellte auch der nicht Heimgekehrten, die der Berg nicht zurück• der Barbara Erzbergbau AG, Hauptverwaltung, fühle ich gab, wollen wir in stiller Trauer gedenken." mich auch heute noch zum deutschen Eisenerzbergbau hingezogen, zumal auch, da mein Vater lange Jahre in Ein Bundesminister schreibt: einer Siegerländer Grube beschäftigt war. Als ich von dem Grubenunglück hörte, war ich, wie bestimmt sehr viele ~ In dieser bewegten Stunde der Rettung der elf Berg­ leute, die für vierzehn Tage unter der Erde eingeschlos­ andere, tief erschüttert und habe die Retlungsarbeiten sen waren, gelten meine aufrichtigen Glückwünsche den Stufe für Stufe übers Radio verfolg!. Wie froh war ich. Gerel1eten und ihren Angehörigen. Gefühle größter Dank­ als man die ersten drei Männer gerettet hatte; und barkeit empfinde ich auch für alle, die in selbstfosem heule - nachdem sie es vierzehn Tage dort unten im Einsatz und durch eine ungeheure technische und organi­ Dunkeln ausgehalten haben, haben Sie die anderen elf satorische Leistung das Rettungswerk vollbracht haben. " Bergleute retten können. Ihnen und der ganzen Rettungs­ mannsch aft gilt der größte Dank, da sie keine Mühen und Kosten gescheut haben. um diese Leute wieder ans Ein führender Gewerkschaftler aus Frankfurt schreibt: Tageslicht bringen zu können. Es ist schwer, seine Ge­ " Sehr geehrte Herren! fühle in Worte umzusetzen. aber ich kann Ihnen sagen, Ich beglückwünsche Sie zu dem heute nachmittag gelun­ daß ich geweint habe wie ein kleines Kind, als man die genen Erfolg, die in einer Höhle eingeschlossenen elf Leute in der Reltungsbombe nach oben brachte. Jetzt ist Bergleute lebend zu retten. Mit dieser Tat wird hoffent­ mir wieder leichter ums Herz, denn auch hier im Hause lich auch die in letzter Zeit aufgekommene Erregung über - viele Kilometer von Ihnen entfernt - herrschte tag e­ die Vorfälle gemildert werden können. " la ng große Spannung. Für die elf Familien , die ihre Väter, Söhne und Männer heute zurückgcschenkt bekommen Eine Frau aus Annaberg-Buchholz (Erzgebirge): haben, wird es bestimmt der glücklichste Tag ihres Lebens "Liebe Bergleute von Lengede ! gewesen sein, jedoch für die anderen, deren Männer ihr Herzlichen Glückwunsch zur Rettung Eurer vierzehn Kum­ Leben in der Grube verloren, wi rd es der dunkelste und pel. Wir haben mit Euch gebangt, gebetet und gehofft, schwerste gewesen sein. Ihnen bleibt nur der Trost, daß daß die Reltungsversuche gelingen mögen. Allen Rettern sie ihre Liebsten am jü ngsten Tage wiedersehen werden. und an der Rettung Beteiligten innigsten Dank. Wir wün• Ich möchte nochmals allen an der Rettung Beteil igten schen baldige Genesung den geretteten Berg leu te n. ~ meinen und meiner Fami lie herzlichsten Dank aus­ sprechen.·'

Ein Bundesminister aus Bonn: An den deutschen Botschafter in GroBbritannien ~ Soeben habe ich am Radio die wunderbare Rettung der schickte der Bezirksrat von Aberdare das folgende elf tapferen Bergleute vernommen. Ich übermittle den Schreiben: Geretteten und ihren Angehörigen und allen, die durch "Exzellenz, selbstlosen Einsatz das Rettungswerk vollbrachten, herz­ der Bezirksral dos Ortes Aberdare hat am Montag, dem liche Grüße und Glückwünsche. Angehörigen der Opfer 11. November 1963, seine monatliche Sitzung abgehalten. des schweren Unglücks gilt in dieser Stunde meine be­ Auf dieser Sitzung erwähnte der stellvertretende Vorsit­ sondere Anteiln ahme. " zende, Mr. R. Jones, mit Teilnahme das schwere Unglück, das sich vor ku rz em in dem Erzbergwerk Mathilde in len­ Die CDU/ CSU-Fraktion, Bonn: gede ereignet hat. Verschiedene andere Mitglieder des ~ Die CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag hat mit Rates bezeugten ebenfalls ihr tiefes Mitgefühl mit der großer Freude von dem gelungenen Rellungswerk in Len­ Gemeinde, die diesen tragischen Verlust erlitten hat, und gede erfahren. Stop. Unser besonderer Glückwunsch gilt es wurde daher einstimmig beschlossen, den Familien der den Gerelteten und ih ren Familien. Stop. Unser besonde­ Verunglückten das Beileid des Rates auszusprechen. Ich rer Dank gilt den Rettungsmannschaften, die unermüdlich bin beauftragt worden, Ihnen zu schreiben und die Teil­ alles getan haben, um das Leben ihrer eingeschlossenen nahme und das tiefe Mitgefühl des Bezirksrates und der Kameraden zu retten. Stop. Vor allem aber gilt unsere Bevölkerung von Abe rdare zu m Ausdruck zu bringen. Ich besondere Anteilnahme den Angehörigen jener, die bei wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie diese Mitteil ung an dem schweren Unglück ihr Leben lassen mußten." die zuständige Stelle weiterleiten würden."

43 Ein Unternehmen aus Duisburg: Ein englischer Pastor aus Southampton: "Sehr geehrte Herren! nSehr geehrte Herren! Das Unglück, das Ihre Grube Lengede traf, hat uns, wie Als Pastor erlaube ich mir, Ihnen meine höchste Anerken­ alle Welt, tief ergriffen. Es ist leider das Schicksal des nung auszusprechen für die hervorragende Zusammen­ Bergbaus, daß trotz aller Sicherungsmaßnahmen solche arbeit all Ihrer Leute, die Tag und Nacht arbeiteten, um K atastrophen immer noch auftreten können, ohne daß die eingeschlossenen Bergleute zu befreien, die so tapfer ein schuldhaftes menschliches Versagen vorliegt. So kön• und ruhig auf ihre Reltung warteten. Als Kirchengemeinde nen wir Ihnen nur unser tiefes Bedauern und unsere herz­ möchten wi r Sie wissen lassen, daß wi r Ihnen im Gebet liche Anteilnahme darüber zum Ausdruck bringen, daß Beistand leisteten, daß der allmächtige Gott ihre Be ­ gerade Ihre Grube das Opfer dieses schweren Schick­ mühungen segnen und die Arbeit bzw. das Rettungswerk salsschlages war, der den Tod so vieler braver Be rgleute zu einem glücklichen Ende führen möge. Wir sind fest forderte. Unsere Anteilnahme gilt sowohl der Betriebs­ davon überzeugt, daß das Versehen, welches beim Lesen leitung als auch der Belegschaft und den Angehörigen des Kompasses unterlaufen ist, kein Zufall, sondern eine der Opfer." Fügung Gottes war, als Antwort auf die Gebete seiner Gemeinde in der ganzen Welt. Eine Bank aus Essen : Wir bitten Sie, unsere christlichen Grüße denjenigen zu "Sehr geehrte Herren! übermitteln, die aus der tiefen, dunklen Grube gerettet Auch wir wollten nicht ve rsäumen, Ihnen in aufrichtiger wurden und sind überzeugt, daß diese Leute durch dieses Bewunderung unsere herzlichen Glückwünsche für die seelische Erlebnis die Liebe Goltes, unseres Herrn und gestern abgeschlossene Reltung der elf Bergleute, die Erlösers, erkannt haben." nur durch überm enschlichen Einsatz aller Kräfte über Tage möglich wa r, auszusprechen. Diese Freude ist getrübt Ein Bergamt aus West-Australien: durch die Anteilnahme an dem Schicksal derer, die das "Wir haben Ihre Bemühungen mit Besorgnis und Hoff­ Unglück nicht überlebt haben. Zugleich möchten wir Ihnen nung verfolgt. Glückwünsche zu dem hervorragend durch­ mitteilen, daß eine unserer Korrespondenzbanken in Lon­ geführten Rettungswerk." don gestern nur wenige Minuten nach Abschluß der Ret­ tungsarbeiten ein an uns gerichtetes geschäftliches Fern­ Der Bischof von Hildesheim: schreiben mit folgendem Zusatz versehen hat: nZutiefst erschütiert über das tragische Unglück bekunde Herzlichste Glückwünsche den Menschen von Len­ ich meine innigste Anteilnahme den Angehörigen, dem gede und Deutschland für die großartige Rettung. Werk und allen Betroffenen." Wir wollten nicht verfehlen, Ihnen von dieser Anteilnahme einer groBen englischen Bank Kenntnis zu geben." Ein Mann aus Duisburg: Ein Unternehmen aus : " An die Rettungsleitung der Erzgrube Lengede! Wir haben mit großer Freude die Rettung der drei und "Sehr geehrte Herren! elf eingeschlossenen Bergleute miterlebt und danken vor Ihnen unsere herzliche Anteilnahme an läßlich der Kata­ allen Dingen Golt und den Rettungsmannschaften, die strophe auszusprechen, die Ihre Schachtanlage Mathilde sich tbar unter Seiner Führung standen. Denn wären sie so hart getroffen hat, ist uns ein au frichtiges Bedürfnis. menschlichem Verstande gefolgt, wäre keiner von ihnen Auch im Namen der Belegschaftsmitglieder unserer Ge­ gerettet wo rden. Wir haben noch eine herzliche Bit1e: sellschaft bilten wi r, den Hinterbliebenen unsere Anteil­ versuchen Sie bitte die 13. Bohrung am Friedhof Broistedt nahme wissen zu lassen." in verschiedenen Tiefen, besonders die um Mitternacht erreichte, nochmal abzuhören , z. B. mit der Grubenalarm­ Oie Gemeinde und Bergleute eines Dorfes in Italien: klingel. Ich hatte keine Ruhe und muß Ihnen das mitteilen. "Die Gemeind e und auch das Syndikat des Bergwerks Versuchen Sie es doch noch mal mit Gottes Hilfe. Mit den CODESTAnehmen tei l an Ihrem Scnmerz und bekl agen besten Wünschen für einen Erfolg." mit Ihnen den Ve rlust derjenigen Bergleute, die ihr Leben bei dem Unglück in Ihrem Bergwerk verloren haben. Wir Die Klasse 6 b der Mittelschule I in Hann_ Münden sprechen unse r t ie fstes Beileid aus, gleichzeitig aber auch schreibt u. a.: unsere Hochachtung den Menschen aller Rassen , die so schnell ihre Hilfe anboten. Wir möchten ihnen allen dafür " Liebe Lebensretter der eingeschlossenen Bergleute! danken. " Alle Tage warteten wir gespannt auf die Zeitung, die uns von den Bergungsarbeiten berichtete. Wir wünschten so Ein Ingenieur aus der Türkei: sehr, daß sie gelingen würden, damit die armen einge­ ~ Seh r geenrter Herr Direktor! schlossenen Kumpel wieder befreit würden. Sicher waren Wir bedauern d as Bergwerksunglück sehr und möchten Sie sehr traurig, als die eine Bohrung scheiterte. Daß die unser tiefstes Beileid aussprechen für diejenigen, die dem Bergung der vierzehn Bergleute geglückt ist, dafür dankt Unglück zum Opfer fielen. Wir sind sehr glücklich, daß Ihnen ganz Deutschland, vielleicht die ganze Welt." einige Leute durch die Bohrlöcher gereltet werden konn­ ten. Wir wären Ihnen dankbar, wenn Sie uns nähere In­ Ein Bundesminister schreibt: formationen über den Wassereinbruch geben könnten. nTief bewegt habe ich die Rettung Ihrer elf Mitarbeiter Wir haben Erweiterungsstollen unter dem Schwarzen verfolgt. Meine herzlichen Glückwünsche verbinde ich mit Meer. Wir würden gern Näheres über das Unglück erfah­ einem aufrichtigen Dank an alle, die durch ihren unermüd• ren, sobald die Untersuchungen es erlauben." lichen Einsatz zu diesem Retiungswerk beigetragen haben. Der besondere Dank gilt den bei den Männern, die für Professoren, Assistenten und Studenten der Studien­ die Rettung ihrer Kameraden das eigene Leben wagten. richtungen Bergwesen, Markscheidewesen, Tiefbohr. Ihre Arbeit und der geduldige Mut der Eingeschlossenen technik und Erdölgewinnung der Hochschule leobenl haben uns gezeig t, was Menschen ve rmögen, we nn sie Steiermark telegrafieren: alle gu ten Tugenden herzhaft einsetze n. Ich gedenke auch "Wi r beglückwünschen alle Beteiligten zu der he rvo r­ der Toten und ihrer Angehörigen. Ich habe in diesen ragenden bergmännische n l eis tung und sagen den Ge­ Tagen gespürt, wie seh r das ganze deutsche Volk und relteten ein he rz liches Glückauf fü r eine baldige Ge­ auch das Ausland das Lengeder Schicksal mitgetragen nesung. " haben."

44 Ein Berg- und Hüttenwerk aus Goslar: Der Präsident des Niedersächsischen Landtages: nDas schwere Grubenunglück auf Ihrer Eisenerzgrube "Der IIseder Hütte spreche ich das Beileid des Nieder­ Lengede-Broistedt hat auch uns tief betroffen. Wir hof­ sächsischen Landtages zu dem schweren Bergwerks­ fen, daß es gelingen wird, noch einige eingeschlossene unglück, das die Grube Lengede betroffen hat, aus. Als Bergleute zu retten. Wir sprechen Ihnen und den Ange­ ich am Fre itag in der Grube war, habe ich die disziplinierte hörigen der Verunglückten - gleichzeitig auch im Namen Ruhe und die Einsatzbereitschaft der Grubenleitung, der unserer Belegschaft und namens unserer Zweigniederlas­ Bergaufsicht und aller eingesetzten Rettungsmannschaften sung - in kameradschaftlichem und nachbarlichem Mit­ bewundert und daraus für die eingeschlossenen Bergleute empfinden unsere tie fgefühlte Anteilnahme aus. Wir sind Hoffnung geschöpft. Der Berg war stärker. Tieferschülted weiterhin jederzeit bereit, Ihnen mit unseren Gruben­ haben wir von dem Verlust von Bergleuten erfahren. Allen wehren oder auf jede andere Weise Hilfe zu leisten, Angehörigen gehört unsere tiefe Anteilnahme. Gleichzeitig wenn es erforderlich sein sollte. ~ gilt unser Dank allen unermüdlichen Helfern, denen die Rettung von sieben Bergleuten gelungen ist. Für die vier Ein Vorstandsmitglied der Barbara Erzbergbau noch Eingeschlossenen hoffen wir mit Ihnen und den GmbH, Düsseldorf, schreibt u. s.: Angehörigen .~ " In stiller Ergriffenheit habe ich die dramatische Bergung der elf Bergleute der Schachtanlage Mathilde am Fernseh· Der Kirchenrat von WolfenbüUel: schirm verfolgen können. Alle meine Gedanken galten "Hoch zu verehrende Herren! dem Wunsche, daß die letzte Phase der Rettung glücklich Sie haben uns in unserem Heininger Werk so oft unter verlaufen möge. Nun, nach geglückter Bergung, ist es mir die Arme gegriffen und damit geholfen, daß wir unsere ein aufrichtiges Bedürfnis, Ihnen meine hohe Anerken­ Arbeit an den Heimatlosen auch durch schwierigste Zeiten nung und zugleich me inen herzlichen Glückwunsch zum hindurchführen kon nten. Wir haben uns überlegt, was wir Ausdruck zu bringen. In den letzten vierzehn Tagen gal. nun für die IIseder Hütte tun könnten. Uns ist zunächst ten die Gedanken vieler Bergleute auch Ihnen. Neben den nichts anderes möglich, als daß wir mit unserer Fürbitte Angehörigen der Opfer dieser Katastrophe waren Sie es, hinter Ihnen stehen. Im Gottesdienst des vorigen Sonn­ die von der ganzen Wucht dieses Unglücks getroffen wur­ tag haben wir in der Freude über die drei Geretteten den. Aus meiner persönlichen Kenntnis der örtlichen Ver­ stehend den Choral : ,Nun danket alle Galt!' gesungen. hältnisse der Grube Barbecke, die denen Ihrer Grube in Als der Gottesdienst gerade beendet war, erreichte uns Lengede glichen, war mir die äußerst schwierige Lage der die Nachricht, daß wir noch auf Rettung der elf Brüder el f eingeschlossenen Bergleute sofort klar. Ich kann Ihnen hoffen dürfen. In der vergangenen Woche hatte ich einen nur beipflichten, daß eine glückliche Vorsehung genau die alten Bergmann zu beerdigen. Kameraden in ihrem Berg­ Stelle hat treffen lassen, an der die unglücklichen Men­ mannsk!eid hielten die Totenwacht, da haben wir auch in schen waren." der Fürbitte der Hinterbliebenen der tödlich Verunglückten gedacht. Mit diesen Zeilen möchte ich Ihnen, hoch zu Die Mädchen der Volksschule in Wasserburg am Inn verehrende Herren, nur zum Ausd ruck: bringen, daß wir schickten uns einen mit Edelweiß und Kleeblättern uns Ihnen und Ihrer Sorgen und ungeheuren Anstren­ verzierten Brief, in dem es heißt: gungen verbunden wissen." ~ lie be Bergleute! Wie geht es Euch jetzt? Hoffentlich habt Ihr Euch schon Der ev. Landesbischof schreibt: ein wenig erholt. Wir haben die Rettungsaktion am Fern­ " In Gedenken an die von dem schweren Grubenunglück sehschirm verfolgt. Wir zitterten vor Aufregung und be­ im Schacht Mathilde Betroffenen und in dankbarer Ver­ teten für Euch. Jedesmal wenn die Bombe aus der Grube bundenheit mit den Geborgenen spreche ich den Ange­ kam , jubelten wir auf. Ihr werdet Euch jetzt sicher doppelt hörigen sowie der Belegschaft und der Betriebsabteilung an Wiesen, Wäldern und den le tzten warmen Strah len meine herzliche Anteilnahme aus." der Herbstsonne freuen. Auch wir achten nun mehr auf diese Dinge, seit wir von Eurem Unglück tief unter der Erde gehörl haben. In der Zeitung lasen wir zu unserem Der Bundespräsident: Erstaunen, daß Ihr nach Eurer Wiederherstellung weiterhin " Auf Veranlassung des Herrn Bundespräsidenten wird als Bergleute arbeiten wollt. Da haben wir großen Respekt Ihnen folgender TeKt aus Tokio zugeleitet: Bitte über• vor Euch. Euch verdanken wir viele Gegenstände, die wir mitteln Sie den geretteten Bergleuten und ihren Ange­ täglich brauchen. Ihr setzt dafür sogar Euer leben ein. hörigen meine herzlichen Glückwünsche. Aus weiter Fe rne Wir wünschen Euch weiterhin gute Genesung und daß Ihr habe ich die dramatischen Ereignisse verfolgt, die sich die schrecklichen Tage bald vergessen könnt. Hoffentlich zwischen ihrer Auffindung und ihrer Bergung abspielten, bringen Euch die beiden Kleeblätter viel Glück. " weil es kaum ein e Zeitung gab, die nicht über das Uno glück ausführlich berichtete. Mit unserem ganzen Volk teilte ich in diesen Tagen Furcht und Hoffnung. Nun erfüllt Der Grafschaftsrat von Monmouthshire schreibt: mich eine tiefe Freude über den vollen Erfolg der be­ "EKze lienz! wundernswerten Anstrengungen der Rettungsmannschaf­ Ich bin beauftragt worden, den Ehefrauen und Fam ilien ten. Allen, die dazu beigetragen haben, spreche ich mei­ der Bergleule, die ihr Leben bei dem Grubenunglück in nen Dank und meine Anerkennung aus. Den Gerelteten lengede verloren haben, das tiefste Mitgefühl der Rats­ wünsche ich , daß sie bald die durchlittenen Schrecken herren und Abgeordneten des Grafschaftsrats von Mon­ und die gesundheitlichen Schäden überwinden." mouthshire an ihrem l eid zu übermitteln. Monmouthshire ist eng mit der Bergbauindustrie verbunden, und viele Fa­ milien, die in der Grafschaft leben, haben in der Ver­ Der Sozialausschuß des Europäischen Parlaments, gangenheit selbst das leid erfahren , das aus Gruben­ Luxemburg, schreibt: ung lücken entsteht. Die Bevölkerung von Monmouthsh ire "Tiefbewegt von dem Unglück, das die Arbeiterschaft der hat tief bewegt von der bewundernswerten Bergungsarbeit Zeche Mathilde und die Zechen leitung betroffen hat, ve r­ der Rettungsmannschaften gehört, denen es gelang, einige folgt der Sozial ausschuß des Europäischen Parlaments der verschütteten Männer zu retten. Der Grafschaftsrat die Rettungsarbeiten. Es fühlt sich den noch Eingeschlos­ möchte all denen, die an der Rettungsarbeit beteiligt senen verbunden und hofft mit ihnen und ih ren Familien waren, zu ihrem Mut und ihrerGeschicklichkeit gratulieren. ~ auf ein baldiges glückliches Gelingen der Rettung."

45 Ein Pole aus W arschau: Ein alter Bergmann aus Sarstedt: "Liebe und brave Grubenmannschaft von Lengede! " 'ch war früher Bergmann bei Ihnen und bekomme heute Bitte mir verzeihen zu wollen, daß ich erst jetzt diese paar meine Knappschaftsrente. Als ich von dem schweren Zeilen schreiben kann . War nämlich in letzter Zeit schwer Grubenunglück hörte, war ich tief erschüttert. Möchte krank gewesen, habe aber dennoch Eure Bedrängnisse hiermit den Angehörigen der Kumpel mein Beileid aus­ und Oualen während Eurer Abdrosselung von der Außen• sprechen. Möchte höflich bitten, daß ich von den Betrof­ welt tie fstens miterlebt und um Euer Leben gebangt. Erst fenen die Namen erfahren dürfte. ~ nach Eurer Bergung fiel mir der Stein vom Herzen. Nun ist alles wieder Gott sei Dank gut. Sie frag en mich wohl, Ein M ann aus Dre sden: warum ich alles so besonders empfunden habe, dann ~ G es tatt en Sie uns, Ihnen sowie allen von der Gruben­ muß ich Euch erklären, daß Ich doch audl fast als Euer katastrophe Betroffenen, die herzlichsten Glückwünsdle Landsmann angesehen werden kann, da idl dodl in zur Rettung der elf Bergmänner sowie die aufrichtigste Wilten Ruhr geboren bin. Obwohl ich ein Pole bin. muß Anteilnahme fü r die Hinterbliebenen der vor Ort geblie­ ich doch meine große Sympathie tapferen Menschen ent­ benen Kumpel auszusprechen. Als Mitarbeiter einer geolo­ gegenbringen. Gegenseitige Sympathie zwischen Men­ gischen Dienststelle und damit mit dem Bergbau eng ver­ schen kann Wunder erzeugen und Menschen unterein­ bunden, ist es uns ein besonderes Bedürfnis, uns ere

ander werden Freunde und Brüder. M ungeteilte Hoch achtung all denjenigen gegenüber zum Ausdruck zu bringen, seien es die Männer an den Bohr­ Ein Italiener schreibt an die deutsche Botschaft in geräten, die Kameraden der Eingeschlossenen, die Arzte Rom: sowie die techn ischen K ollegen am Mikrofon , die Helfer des DRK und all die anderen selbstlosen Helfer, die in " Ich habe durch das Radio, Fernsehen und in der Presse einer wahrhaft dramatischen und in ihrer Art in der Ge· die Bemühungen der Rettungsmannschaften verfolgt, die schichte des Bergbaus beispiellos zu bezeichnenden Ret­ schließlich zur Bergung der eingeschlossenen Bergleute tungsaktion dazu beitrugen, am heutigen Tag elf ein­ führten, diese Bergung, die mit soviel klarem Verstand, geschlossene Bergleute zu befreien. Was in diesen tragi­ kritischem Geist und Patriotismus zum glücklichen End e schen Stunden an menschlicher Größe, Bergmannstreue gebracht wurde. Ich möchte meine Bewunderung darüber und Opferbereitschaft offenbar wurde, ist mit Worten nicht aussprechen, mit welcher Unermüdlichkeit, mit welchem wiederzugeben. So wie Tau sende von Menschen in beiden großen Können und mit welcher Präzision gearbeitet Teilen Deutsdlfands und in aller Welt in den letzten vier­ wurde, um das Rellungswerk zum guten Ende zu bringen. zehn Tagen mit Anteilnahme und Hoffnung zu Ihnen nach Bitte übermitteln Sie meine Glückwünsche und Gratulation Lengede geblickt haben, haben auch wir den heutigen jenen Glücklichen, die gerettet werden konnten. Ich be­ Tag erwartet, an dem dieses große bergmännische Ret­ wundere Ihre Ausdauer und Ihren großen Glauben. Ich tungswerk, bei dem persönliche, materielle und gesell. empfinde mit Ihnen den Schmerz über die Opfer der schaftliche Probleme vollkommen in den Hintergrund K atastrophe und bitte Sie, den Angehörigen der toten traten, erfolgreich zu Ende gebracht wurde. M Bergleute in meinem Namen das inn igste Beileid auszu­ sprechen. Idl bitte auch im Namen meiner Familie darum. Eine Bergwerksgesellschaft aus Rom: Ich wäre Ihnen sehr verbunden, wenn Sie in diesem Sinne ~ Die Bergwerksgesellschaf1 Monte Am iata Abbadia San­ kurz den Betroffenen von meinem Sch reiben Mitteilung salvatore Siena bittet, den Hinterbliebenen der Opfer der machen würden. U Bergwerkskatastrophe in Lengede d as innigste Beileid auszusprechen, gratuliert den Glücklichen, die gerettet Ein Mann aus Pretoria, Südafrikanische Union, werden konnten und wünscht ihnen baldige Genesung. ~ schreibt: Ein kirchlicher Würdenträger aus Mitteldeutschland: "Wir würden Ihnen sehr dankbar sein, wenn Sie uns Aus­ künfte (oder Abschrift eines Berichtes) zukomm en lassen Hü ber alle trennenden Grenzen hinweg nehmen wir herz­ könnten bezüglich des Unfalls bei der Mathilde Grube, lich Anteil an dem schweren Grubenunglück, das so vielen vom 24. Oktober 1963. Oie gewünschten Auskünfte sind: Bergleuten in Lengede das Leben gekostet und über so 1. Reltungsmothode, insbesondere der Boh rtechnik ; viele Familien großes Leid gebracht hat. Wir sind von 2. Schwierigkeiten techn ischer wie geologischer Art und Herzen dankbar dafür, daß durch den Einsatz aller mensch­ Lösung der im Zusammenhang hiermit en tstandenen Pro­ lichen Kräfte und aller Mittel der Technik die Rettung bleme ; 3. Sch lüsse aus den gewonnenen Erfahrungen. von drei unter Tage eingeschlossenen Bergleuten gelun­ Es liegt in unserem Bestreben, die von Ihnen gewonnenen gen ist, und bitten zu Gott, daß auch die Rettung der Erfahrungen bei Unglücken ähnlicher Art in Süd-Afrika inzwischen entdeckten we iteren elf Bergleute gelingen auszuwerten. u möge. Wir gedenken im Gottesdienst der Gemeinde der Verunglückten und ihrer Familien, der Geretteten und der noch unter Tage Eingeschlossenen, der Rettu ngsmann­ Eine Frau aus Meiringen in der Schweiz: schaften und der ganzen Belegschaft der Erzgrube Len· . Seh r geehrte Herren! gede sowie ihrer Leitung und befeh len sie alle der Gnade Wir wohnen in einem kleinen Ort in den Berner Alpen Gottes und der Kraft seines Friedens. Der so verborgen und haben durch Radio und Presse von der schwe ren mit uns Menschenkindern in dieser Welt handelt, hat von Katast rophe, die Ihre Grube betroffen hat und von der dem Ostersieg des Gekreuzigten her für uns alle die wunderbaren Rettung der ei ngeschlossenen Bergleute überwindende und tröstende Gewißheit des Glaubens gehört. Es liegt uns Schweizern nicht, unsere Gefühle in bereit, ,daß weder Tod noch Leben uns scheiden mag großen Worten auszudrücken, abe r wir möchten doch der von der Liebe Gotles, die in Christo Jesu ist, unserem ganzen Rett ungsmannschaft für ihren pausenlosen Ein· Herrn '. Röm. 8, 28--29. '; satz, allen Gerelteten fUr ihr diszipliniertes, tapferes Aus· harren und allen Angehörigen und Hin terbliebenen , die Die Staats kanzlei des Niedersächsischen Minister· wohl die ganze Skala von Schreck, Leid, Hoffen , Bangen, präsidenten: Angst und Freude du rchgemacht haben, unsere aller­ nSehr geehrte Herren! größte Bewunderung und Hochach tung aussprechen. Wir In der Anlage wird eine liste der bei der Landesregierung hoHen sehr, daß die Gerelteten mit der gleichen Kraft, eingegangenen Beileidskundgebungen überreicht. Der die ihnen das Ausharren ermöglichte, auch die Nachwir­ Herr Ministerpräsident wäre dankbar, wenn die liste den kungen dieses Erlebnisses meistern werden." Hinterbliebenen der Opfer übermittelt werden kÖnnte .~

46 Ein Vorstandsmitglied des Volkswagenwerkes: Der Unternehmensvetband Eisenerzbergbau, ~ Sehr geehrte Herren! Düsseldorf: Namens des Vorstandes und der Belegschaft der Volks­ "Die Nachricht von dem schweren Unglück, das Ihre wagenwerk AG möchte ich allen, die von dem großen Grube Lengede betroBen hat, hat bei allen Eisenerzberg­ Unglück berührt werden, me in sehr herzlich empfundenes leuten Bestürzung und Schrecken ausgelöst. Unsere Beileid aussprechen. Wir tei len Ihre Trauer - darin liegt Trauer wendet sich den Fam ilien der tödlich verunglück• wohl der einzige Trost, der den unmittelbar Betroffenen ten Bergleute zu. Möge es ihnen geschenkt werden, ihr gegeben werden kann, ein sehr spärlicher Trost, wie mir Leid tapfer zu tragen und Trost zu finden. Viele unserer wohl bewußt ist. Zugleich beglückwünschen wir alle an der Herren kennen die Grube und haben mit Freude und einzigartigen Rettungsaktion Beteiligten aus vollem Her­ Interesse verfolgt, wie es Ihnen gelungen isl, aus diesem zen. Im Glück der Geretteten und dem ihrer Angehörigen Betrieb in den letzten Jahren eines der besten Eisenerz­ liegt doch ein gewisses Gegengewicht zum Kummer der bergwerke der Bu ndesrepublik zu machen, in dem zu anderen, denen unser tiefes Mitempfinden gilt. Unser Mit­ arbeiten die Angestellten und Bergleute stolz waren. Wir gefühl sowohl mit Ihrer Trauer als auch mit Ihrem Glück wünschen Ihnen, daß Ihr Unterneh men möglichst bald die ist so einheitlich bei allen zu unserem Werk Gehörenden, schweren menschlichen und materiellen Verluste über• daß es müßig wäre, irgendeine Gruppe in den Vorder­ windet und daß die Grube Lengede in nicht zu ferner Zeit grund zu stellen, und wenn ich diesen Brief unterzeichne, wieder zum Nutzen Ihres Unternehmens voll in Förderung so tue ich es stellvertretend für alle." kommt."

U " Die Welt , 6. 6. 1964 Lengede -acht Monate danach

Anfang Juni 1964 inform ierte sich dia Landes­ ~ressekonferenz Niedersachsen über die Situa· tion in Lengede. Zwölf Journalisten fuhren in die Grube ein und überzeugten sich von dem Fortgang der Wiederinstandsetzung$arbeiten. Ei war das erstemal nach dem Unglüdc. daß eine grö6ere Gruppe von Preueleuten unter Tage war. Den folgenden Berich t über seine Eindrüdce und die anschlie6ende Pressekon­ ferenz schrieb der hannoversche Korrespon­ dent der . Welt", Rolf Seulert. Wie sieht es mehr als ein halbes Jahr nach dem Unglildc in der Grube Lengede aus? Ober diese Frage informierte $idl die Landespre$sekonlerenz Ni edersadlsen an Ort und Stelle. Im Gänsemarsch stapfen die J ournal isten durch das Schlammwancr der 9O-m-Sohle Ost.

Lengede, 5. Juni 1964 Nicht selten waten wir bis über die aufgenommen werden. Bis die Grube Bergwerksdirektor Rudolf Stein zuckt Kn öchel durch Wasser. Es ist das nor­ allerdings die volle Förderleistung er­ bedauernd die Schullern. "Eigentlich male Grubenwasser. Zehn Kubikmeter reicht, dürfte voraussichtlich noch run d sollte in diesen Tagen die Förderung fließen je Minute in den Schacht und ein Jahr ve rgehen. auf der 100-Meter-Sohle beginnen. Aber we rden abgepumpt. "Wir fördern in Nur wenige Bergleute haben nach der die Schwierigkeiten waren größer als der Grube mehr Wasser als Erz ", sagt Katastrophe die Grube verlassen. Sie erwartet. " Direktor Stein. zählt 540 Beschäftigte, ein paar Dut­ In knapp zehn Sekunden war der För­ zend weniger als im Herbst vergan­ derkorb in die Tiefe gesaust. Wir ste ­ Zusätzliche Sicherungen genen Jahres. hen auf der 60-Meter-Sohle der Erz­ Ein Kreuz aus vier Backsteinen er­ grube ~ Mathilde " in Lengede. Acht Das Wasser also ist den Kumpels von innert au f der 1oo-Meter-Sohle an die Monate nach der Katastrophe. Lengede nich ts Ungewöhnliches. War Todesopfer. Die Bergleute haben es in Spätestens in drei Wochen wird die dies vielleicht mit ein Grund, daß man eine Wand gemauert, nachdem sie dort Seilfahrt 40 Meter weiter abwärts am 24. Oktober 1963 die ersten Mel­ sechs tote Kameraden geborgen hat­ führen. Bis auf 600 Meter ist man mit dungen über denWassereinbruch nicht ten . Die zehn Toten im nAlien Mann" den Räumungsarbeiten auf der 100- so ernst nahm? hat man aufgegeben. Nach Rücksprache Meier-Sohle an den Förderschachl In den vergangenen Monaten hat man mit dem Betriebsrat, der Staatsanwalt­ herangekommen. Wenn dieses letzte eine Reihe zusätzlicher Sicherungen schaft und dem Bergamt. Ihre Bergung Stück frei ist, wird die Grube wieder eingebaut. Auf der 60-Meter-Sohle, in wäre lebensgefährlich gewesen. Nur voll befahrbar sein. Höhe der angrenzenden Klärteiche, einer de r 29 Toten wurde bisher nicht Kilometerweit sind die Stollen, die wurden sechs Bollwerke aus Eisen­ gefunden. damals von hellgrauen, zähen Schlamm­ trägern errichtet. "Das geschah nicht Die IIseder Hütte, zu der die Grube massen mannshoch gefüllt waren, wie­ zuletzt deshalb, um der Be legschaft gehört, hat die Katastrophenkosten der frei. Nur hier und da erinnern ein absolutes Gefühl der Sicherheit zu bisher auf 12,6 Mil !. Mark veranschlagt. Seitenstollen, bis zur Decke voll von geben ", erläutert Betriebleiter Qtto Davon entfallen 2 Millionen auf die hartgewordenem Schlamm, an den Bilges. Rettungsaktion und 6,5 Millionen auf Wassereinbruch. Man ließ sie so, weil Mitte Juli soll die Förderung im Erz­ das Entsumpfen, Aufräumen und die sie nicht mehr benötigt werden. lager auf der loo-Meter-Sohle wieder- Bergung der Toten ; der Re st mußle 47 für Instandsetzungarbeiten ausg ege­ ben werden. Die Endsumme wird noch um rund 2 Millionen Mark größer sein. 68 Firmen beteiligten sich an den Re l­ tungsarbeiten. Die meisten berechne­ ten nur die Selbstkosten. Einige sogar forderten keinen Pfennig. Ob sich die Wiederinstandsetzung der Grube überhau pt lohnt? Direktor Stein ist fest davon überzeugt: " Auch dann, wenn wir die G rube aufgelassen hät• ten, wären rund 9 Millionen Mark für die Rettungsaktion und die Ber­ gung der Toten erforderlich gewesen. Jetzt können wir damit rechnen, daß in einem Jahr im Un tertagebau wieder täglich mehr als 3000 t Erz gefördert werden. Gegenwärtig liegt die Förder• leistung bei knapp 900 t. " Unaufgeklärt ist nach wie vor, wie es Das Wasser ist abgewgen, der Sch tamm ist gebli eben. Bis zur Firste hat er die Strecken ver­ vor acht Mon aten zur Katastrophe stopft wie z. B. in d ieser noch nicht gerä.umten Nebensirecke. kam. Werden die Experten die Ant­ wort auf die Frage, wie die Wasser­ An dieser Stelle, dem Anfang der massen aus dem Klärteich 12 in die Abbaustrecke 1 des Reviers Osten 92, versammelte sich am Abend des Schachtanlage eindringen konnten, 24. Oktober 1963 die Mannschaft schuldig bleiben müssen? " Ich habe des Unglücksrevrers. 21 Bergleute hin und her überlegt, aber ich habe zogen sich vor dem Wasser durch ke ine Erklärung gefunden ", sagt Di· die etwa 26 m lange Strecke ill den Bruch zurück und kletterten darin rektor Stein. vor dem steigenden Wasser 15 Me­ Ie r höhe. als der Streckeneingang war. Sie erreichten schließlich deli Die entscheidende Frage Bruchhohlraum, ill dem sie dalln ge­ funde" wurden. Hinter ihnen fiel Soviel allerdings ist sicher: der Vor· der Bruch zusammen ulld später auch die Abbaustrecke 1. wurf, daß bei den Retlungsarbei ten irgend etwas unterlassen worden sei , kann nicht erh oben werden. In dieser Richtung si nd nach Angaben des Hil­ desheimer Oberstaatsanwalts Topf die Ermittlungen abgeschlossen. Und die Frage nach der Ursache? Die Antwort darauf hängt von dem Gut­ achten des Bundesamtes für Boden­ Die Aufwältigung der Grube ist forschung in Hannover ab. In Zusam­ mühsam. Mit Wasse r wird der zähe menarbeit mit dem OberbergamtClaus­ Schlamm wieder aufgespritzt, damit Ihal·Zellerfeld hat Oberstaatsanwalt ihll die Pumpen aus der Grube sau­ gen könnell. Topf dem Bundesamt konkrete Fragen gestellt Erst vor wenigen Wochen hat das Bundesamt neue Unterlagen von den Markscheidern der Grube angefordert. Es geht um die entscheidende Frage, wie es zum fraglichen Zeitpunkt in den abgebauten Stollen am Klärteich 12 ausgesehen hat Bisher haben die Markscheider darüber keine sicheren Angaben machen können. Oberstaatsanwalt Topf: "Erd dann, wenn ich genau sagen kann, so und so hat sich das Unglück ereignet, kann die Frage nach einer eventuellen Schu ld gestellt werden."

Blumen blühen heute am Bohrloch. Vor sieben Monaten stand hier die große Bohranl age, und .. die Welt blickte auf diese Stelle, als die elf Eingeschlossenen nach vierzehn Tagen da s licht der Sonne wiedersahen. Aber Lengede ist nicht nur Rettung. Zehn Männer hai der Berg an dieser Stelle begraben. Später wird hier eine Gedenk stätte erstehen zum Gedenken an alle Toten und zum Gedächtnis an das Unglück von Lengede.

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Verzerrtes Bild im Zweiten Deutschen Fernsehen

Am 10. Februar 1964 brachte das Herr Dr. Wünsche auf Grund einer kur­ er sich der Mühe unterzogen hätte, Zweite Deut sche Fernsehen In zen Belahrung zu dem kühnen Schluß: entweder selbst einzufahren oder sich Mainz eine Send ung, die sich be­ Der Bergbau in Salzgitter ist - weil wenigstens zu informieren. sonders durch mangelnde Sach­ eine G ründung des Hitlerreiches - kenntnis auszeichnete. Es war ge­ unrentabel. Man kann von einem Laien nicht ver­ langen, daß er Begriffe wie " Ausrich­ wissermaßen ein "Sch nellschuß ". u Der Fachmann ve rsteht darunter Wir haben nichts gegen Herrn Dr. Wün• tung ~ und " Abbau kennt oder daß eine Sache, die aus Zeitnot oder sche, er soll aber die Finger von The­ er Bohrwasser von aus dem Gebirge aus anderen Gründen ohne g ründ• men lassen, von denen er wegen man­ zusitzenden Wässern unterscheidet. liche Prüfung " geschossen " wird. gelnder Sachkenntnis zuwenig versteht. Man muß aber erwarten, daß aus fal­ Das Thema geht auch die Erzgru­ Dem Zweiten Fernsehen ist mit aller schen Betrachtungen nicht völlig falsche ben der Iiseder Hütte an. Wir druk­ Deutlichkeit anzuraten, dafür zu sor­ Schlußfolgerungen gezogen werden, ken deshalb einen Aufsatz ab, den gen, daß nicht durch derartig unquali­ wie es die Bemerkungen über einen die Werkzeitsch rift der Salzgitter fizierte und unsachliche Sendungen ~ Streckenvortrieb im Wasser" auf AG " Die Brücke" als An two rt auf Unruhe in die Familien unserer Berg­ Konrad gezeigt haben. diese Fernsehsendung veröffent• leute wegen angeblicher Unsicherheit lichte. Wir brauchen nicht zu kom­ ih rer Arbeitsplätze getragen wird. Die Liste der Falschme ldungen könnte noch beliebig fortgesetzt werden ; wich­ mentieren. Jeder Bergmann, der Glücklicherweise sind aber die Betrof­ tiger erscheint uns jedoch auf das hin­ diese Sendung sah, wird sich seine fenen - und das sind wir alle im Salz­ Meinung selbst bilden. zuweisen, was Herr Or. Wünsche gänz• gittergebiet - über die wirklichen Zu­ lich übersehen hat und was für die Be­ sammenhänge besser orientiert als urteilung der von ihm behandelten Wer schon etwas älter ist, der weiB, Herr Dr. Wünsche. Deshalb konnte uns Fragen von wesentlicher Bedeutung daß bei jungen Menschen nicht auf An­ die Sendung auch nicht erschüttern, ist: Daß der englische Stahl gut und hieb alles gelingt, was sic probieren sondern nur verärgern. auf dem Weltmarkt konkurrenzfähig und unternehmen. Man ist ihnen des­ Einige "Rosinen " aus derSendungwol­ ist, wird niemand bezweifeln. Weniger wegen nicht gleich böse ; die Toleranz len wir im folgenden kurz unter die bekannt dürfte sein, daß der größte hört aber auf, wenn ihre unüberlegten Lupe nehmen: Teil des englischen Stahls aus eisen­ Handlungen unbeabsichtigt schädliche armen sauren und basischen Erzen, Folgen haben. Es fing an mit der lothringischen Mi­ die etwa den gleichen Eisengehalt ha­ nette, der auch der Untergang voraus­ ben wie unsere Erze, erzeugt wird. Wir wollen es daher der Jugend und gesagt wird, weil einige alte Tagebaue Unerfahrenheit des Zweiten Fernse­ am Ausgehenden der Lagerstätte, die Ein weiterer Punk t ist die unbestreit­ hens zuschreiben, wenn die Sendung schon immer schlechtes Erz förderten, bare Tatsache, daß aus unserem so mit dem wahrscheinlich witzig gemein­ schließen mußten. Bekanntlich liegt sch lecht beurteilten Erz im Hüttenwerk ten Titel ~ Glückab im Erzbergbau" voll­ das Kerngebiet der Minelte aber in Salzgitter nach einem besonderen, ei­ kommen danebenging. Das Schlimme den Departements Meuse und Meurthe­ gens für dieses Erz entwickelten ist nur, daß der Redakteur Dr. Horst et-Moselle; das hier im Tiefbau ge­ Schmelzverfahren wettbewerbsfähiges Wünsche, der für diese Sendung mi t wonnene Erz ist und bleibt die wirt­ Roheisen erschmo!zen wird. Seine dem Fliegergruß " Glückab" verantwort­ schaftliche RohstoHbasis der 10th ring i­ Verhüttungskosten liegen nicht über lich zeichnet, auf Grund seiner an den schen Hüttenwerke. den Durchschnittskosten der Ruhr­ Tatsachen teilweise völlig vorbeige­ hütten, obwohl diese das angeblich henden Schilderungen zu Schlußfolge­ Der zwe ite Bergbaubetrieb, bei dem so billige hochprozentige Auslandserz rungen kommt, die man nur als unver­ es sich angeblich ~ nicht mehr lohnt", einsetzen. Bei unseren HüHenleuten antwortlich bezeichnen kann. Unsere ist der bekannte österreichische Erz­ hätte Herr Dr. Wünsche ohne weiteres Landsleute in Bayern oder in Schles­ berg in der Steiermark. Daß das hier die wenigen, aber en tscheidenden Hin­ wig-Holstein dürfte es nur am Rande gewonnene Erz nur zum geringen Te il weise über die günstigen verhüttungs• interessieren, wenn sie sich im warmen in der kleinen und alten Hütte Oona­ technischen Eigenschaften unserer Erze Z immer sitzend e rzäh len lassen, einer witz, die Masse aber in dem wegen erhalten können. der ältesten Industriezweige in Deutsch­ seiner Qualitätserzeugnisse berühm• land höre bald auf zu bestehen. Uns len Hüttenwerk in Linz an der Donau So vermittelt diese Sendung ein völlig Sa lzg itteranern aber die Mär aufbin­ verschmolzen wird, war Herrn Dr. Wün• verzerrtes und falsches Bild. Insbe­ den zu wollen, daß unsere Schachtan­ sche wiederum unbekannt. Die schö• sondere hat Herr Dr. WUnsche nicht lage Kon rad , die geradc mit dem nen Bilder vom Tagebau in Kiruna den grundlegenden Unterschied zwi­ Schweiß unserer Kumpel und neben­ (Nord-Sdlweden) sind zwar sehr inter­ schen ~ erzge bundenen u und " kohle­ u bei mit vielen Millionen DM aufgebaut essant - aber leider von nur noch gebundenen Hütten erkann!. wird, auch bald wieder zumachen müßte historischem Wert. Der Tagebau ist und daß wir nur aus Auslandserzen nämlich ebenso wie unser Tagebau Bei den erzgebundenen Hüllen wird konkurrenzfähiges Roheisen erschmel­ Haverlahwiese fast ausgeerzt; die För­ das Erz in unmittelbarer Nähe der Hütte gefördert, wobei der Verhüt• zen können, ist absurd. Wir können derung kommt zu 90 % aus dem unter über soviel Unwissen nur den Kopf dem Tagebau umgehenden Tiefbau. tungsprozeß ganz auf dieses Erz ein­ schütteln. gestellt ist. So wird in Lothringen, in Die zahlreichen bewundernden Hin ­ England, in Peine, in Su lzbach-Rosen­ Entgegen allen exakten Planungen und weise auf die Mechanisierung im aus­ berg (Maxhülte) und in Salzgitter trotz Berechnungen, die Fachleute beim Aus· ländischen Bergbau hätte Herr Dr. aller Konkurrenz von Fremderzen aus bau des Hüttenwerks Salzgitter und Wünsche auch auf unseren Erzbergbau dem eigenen Erz immer noch ein kon­ des Erzbergbaus anstellten, kommt in Salzgitter ausdehnen können, wenn kurrenzfähiger Stahl erblasen.

50 Andererseits kann man es den kohle­ ser Erze im Hochofen sehr geri ng ist. dem Fleiß und dem Kön nen unserer gebundenen Ruhrhülten nicht verübeln, Ob es allerdings volkswirtschaftlich zu Be legschaft gebauten Werke auch in wenn sie den Großteil ihrer eigenen verantworten war, die eigenen Lager­ der Zukunft bestehen werden - nicht über ganz Deutschland verstreuten stätten so rigoros aufzugeben, wird weil sie dem Bund gehören, sondern Erzgruben stillgelegt haben. Eisen­ erst die Zukunft beweisen. weil der aus unserem Erz erzeugte armes Erz und weite Frachtwege ver­ Wir in Salzgitter bleiben jedoch bei Stahl in qualitativer und preislicher tragen sich wirtschaftlich nichl. Das gilt unserem alten Bergmannsgruß "Glück­ Hinsich t konkurren zfähig ist. Pr. besonders dann, wenn der Antei l die- auf", denn wir wissen, daß die hier mit

Im neuen Stahlwerk erste Charge erblasen

Der 11. Mai 1964 ist für die IIseder Hütte ein historischer Tag . Im neuen Stahlwerk, dessen Bau über 100 Millio­ nen DM koste te , wurde die erste Charge nach dem LOAC-Verfahren er­ blasen. Der erzeugte Stahl war von einwandfreier Qualität. Das Ausbrin­ gen war überraschend gut. Bis zur vo ll en Produktion braucht dieses Stahl­ werk noch eine gewisse Anlaufzeit. Bei vollem Betrieb des neuen Slas­ stahlwerkes erreichen die drei Stahl­ werke der IIseder Hütte eine Kapazi­ tät von 1,4 bis 1,5 Millionen Tonnen pro Jahr. 1962 wurden rund 900 OOO Ton­ nen erreicht. Die Steigerung beträgt demnach 50 bis 60 Prozent.

Das technische Vorstandsmitglied Hüt• tendirektor Or.- Ing. Gerhard Mcyer er­ klärte dazu im Namen des Vorstandes:

~ Diese Charge bedeutet einen Wende­ punkt in der Geschichte der IIseder Hütte. Der Vorstand erhofft sich damit Ein neUIlS Wahrzllid1en für Peine sind die drei Kamine dlls Blasstahlwerkes. Sie deuten darauf nicht nur eine Produktionssteigerung, hin, daß das Stahlwe,~ mit d,ei Konyertern aus gerüs te t is t. sondern zug leich eine Qualitätsver• besserung des Stahles und eine Ko­ stensenkung. Außerdem wird nach werden, möge es werden ein Segen beitskräften im mer spürbarer. Rüter er­ wirbt in Wietze Gelände und Werk­ Stillegung des Thomasstahlwerks in für die Umgegend und mögen seine absehbarer Zeit ein Wahrzeichen der Produkte dermaleinst zur Ehre redli­ stätten von der Deutschen Erdöl- AG., die hier ihre Werksdirektion der Auf­ Stadt Peine verschwinden: die ,braune cher deutscher Arbeit gereichen !" Wolke'. Das neue Stahlwerk ist eine schluß- und Gewinnungsbetriebe hat. (Ausführliche Reportage über das neue Freiwerdende Arbeitskräfte der DEA der wichtigsten Etappen innerha lb un­ Stahlwerk in der nächsten WZ-Aus­ sollen künftig bei der Firma Rüter lätig seres umfangreichen Investitions pro­ gabe.) grammes, dessen Endziel ein Unter­ sein. Nach ei ner Einarbeitungszeit in langenhagen kehren sie dann in die neh men mit neuen AnJagen sein wird. " Rüter errichtet Produktionsställe Wielze zurück. Ein äh nlich er Wendepunkt in der Ge­ Zweigbetrieb in Wietze schichte der IIseder Hütte liegt über Die übergabe der Anlagen und die 80 Jahre zurück. Am 6. September 1882 übernahme der Mitarbeiter war freund­ wurde im neuen Thomasslahlwerk die Die Firma Rüter, Langenhagen/Han­ schaftlich vorbereitet worden. Härten ersle Charge erblasen. Zur feierlichen nover, Gesell schaft der IIseder Hütte, werden verm ieden. Besonders bei den Grundsteinlegung, die am 7. April 1881 Peine, baut ein neues Werk. Es soll Beratungen über personelle Fragen stattfand, sagte damals der Geheime in Wielze (Landkreis Celle), gut zwischen den Werksleitungen und den Kommerzienrat Gerhard Lukas Meyer: 30 Kilometer nördlich von Hannover, Betriebsräten hat sich ein freundschaft­ entstehen. Das seil 1878 bestehende licher Stil gezeigt. In einer Zusammen­ .,Möge der Segen Gottes auf dem im Unternehmen beschäftigt sich mit kun ft in Wietze machten sich die Ab­ besten Glauben gegründeten Unter­ Stahlbau. Zur Zeit hat es 600 Mit­ teilungsleiter von Rüter mit zuständi­ nehmen ruhen; möge das neue Werk arbeiter. Das neue, zweite Werk wu rde gen Herren der DEA und der Ge­ werden eine Quelle des Vorteiles für notwendig, da in der ha nnoverschen meindeverwaltung bek ann t. Di re ktor die Gesellschaft, welche es gründel, Randgemeinde langenhagen keine Ex­ Reinig von der Firma Rüter stellte möge es befördern das Wohl aller pansion mehr möglich war. Außerdem seine Mitarbeiter vor. Direktor Ditlrich derer, welche in ihm beschäftigt sein wurde de r Mangel an geeigneten Ar- von der DEA gab einen überblick über

51 die Geschichte seines Unternehmens in Wietze. Künftig werden in der Neue Männer im Aufsichtsrat loH. 4300 Seelen zählenden Gemeinde zwei Unternehmen bedeutender Größe (Rü• In der lelzten Hauptversammlung der Itseder Hütte wurden zwei neue Männer in den Aufsichts· teriliseder Hütte und DEA) tätig sein. rat gewählt. Wir geben einen ku rzen Oberblidc Obe r ihren Lebenslauf. Die Stah lbaufirma aus Langenhagen will vo rerst im ersten Bauabschnitt 150 Arbeitsplätze schaffen. Es sind Betriebsratsvorsitzer Am 3. Mai 1928 wurde Johannes Ditt­ drei Hallen von 60 m Breite und 60 m Johan nes Oittloff loff in Marienburg/Westpreußen gebo­ Länge vorgesehen. Vermutlich wird die ren . Er erlernte den Beruf eines Satt­ Produktion in der Zukunft noch er­ ler-Polsterers und Dekorateurs und weitert. legte die Gesellenprüfung ab. Am 16. Februar 1947 begann er bei den Steinkohlenbergwerken "Friedrich der Große " als Bergmann. 1950 machte Neue stellvertretende Johannes Diltloff se ine Hauerprüfung. Vorstandsmitglieder In der Kohlengewin nung arbeitete er der Norddeutschen fünf Jahre als Rutschenmeister. 1957 Maschinen- und wählte ihn die Be legschaft in den Be­ Schraubenwerke AG triebsrat. Danach war er als freigestell­ tes fahrendes Ausschußmitglied tätig. 1963 wurde er Betriebsratsvorsitzer auf Ve rkaufsdirektor Richard Bühring und ,. Friedrich derGroße " . Seit 1956 gehört der Leiter der Allgemeinen Verwal­ er der Grubenwehr an. Johannes Ditt­ tung, Prokurist Dipl.-Kfm. Winfried Ku­ lo ff nahm insgesamt 20 Wochen an bitz, wurden zu stellvertretenden Vor­ Lehrgängen der IG Bergbau und Ener­ standsmitgliedern der Norddeutsche gie teil. In der Ortsgruppe 25 seiner Maschinen- und Sch raubenwerke AG , Industriegewerkschaft ist er 2. Vorsit­ Peine, bestellt. Diesen Beschluß faßte zender. Auße rdem ist er Arbeitsrichter de r Aufsichtsrat in einer außerordent­ in Herne. In mehreren Vereinen wirkt lichen Sitzung am 6. Mai 1964. Direk­ er als Vorstandsmitglied. Johannes tor Bühring ist 37 Jahre alt und seit Dittloff gilt als sach licher und toleran­ 1958 bei den Schraubenwerken tätig. ter Gewerkschaftler. Er ist Arbeitneh­ Ihm unterstehen die Verkaufsabteilun­ mervertreter im Aufsichtsrat. gen und der Einkauf. Direktor Kubitz ist 45 Jahre alt und seit 1962 bei den Schraubenwerken beschäftigt. Ihm un­ tersteht die gesamte innere Verwal­ Professor Or .-I ng. Schenck wurde am tung. 11 . Juni 1900 in Marburg/Lahn geboren. Er studierte zunächst Wirtschaftswis­ Direktor Heinz-Georg Keiper ist im senschaften und Chemie an der Univer­ Einvernehmen mit dem Aufsichtsrat sität Münster ; später studierte er Eisen­ Ende November 1963 aus dem Vor­ Professor Or.- Ing. hüttenwesen an der Technischen Hoch­ stand ausgeschieden . Or.-Ing. E. h. schule Breslau. Sein Diplomexamen in Hermann Schenck Eisenhüttenkunde legte er ander Tech­ nischen Hochschule Aachen ab. Nach mehrjähriger Tätigke it als Ass istent an Hochschulen promovierte er 1927 zum Or.-Ing. Er wurde Stahlwerkschef bei Krupp, danach Werksdirektor be i der Hüttenwerke Siegerland AG , anschlie­ ßend Vorstandsmitglied bei der Bo­ chumer Verein für Gußstahlfabrika• tion AG. Seit April 1951 ist er Pro­ fessor und Direktor des Instituts für Eisenhüttenwesen der Technischen Hochschule Aachen. Bereits 1950 hatte Professor Schenck den Vorsitz des Ver­ eins Deutscher Eisenhüttenleute erhal­ ten . Professor Schenck ist Ehrenmit­ glied vieler international anerkannter Institute und Vereinigungen. Er ist Trä• ger mehrere Goldener Medaillen füh• render metallurgischer Gesell schaften des ln- und Auslandes. Seil 1962 ist er außerdem Ehren-Vizepräsident des Iron and Steel Institute, London. Professor Dr. -Ing. Dr.-ln9. E. h. Schenck, der im Aufsichtsrat der Hseder Hütte die An­ teilseigner vertritt, ist weit über die Grenzen Deutschlands hinaus als Eisenhüttenmann von hohen Graden bekannt.

52 Alle guten Wünsche begleiten sie Die Jubilare der Iiseder Hütte, ihrer Betriebe und Gesellschaften 50JAHRE

schaft ist er im Kollegenkreis wie auch Herm. nn Ahke bei seinen Vorgesetzten sehr beliebt. Jahrzehn telang wid met er sich in seiner Freizeit der Jugendarbeit in der DJK und konnte dort ebenfalls schon sein 1f;;' 50jähriges Mitgliedsjubillum feiern.

Ewald Schoke

Einen ehrenvollen Auftrag nannte es der Sein Vater war 40 Jahre im Hochofenwerk stellvertretende Peiner BürgermeisterGal• tätig. Hermann Ahke aus Groß IIsede, der linis, einen Ma nn auszu zeichnen, der sein Sohn, machte am 22. April die 50 voll. ganzes Arbeits leben lang einem Arbeit· 90 Jahre wirkten sie /Ur die Hütte. Eine geber selbstlos und treu gedient hat. Die­ lange Zeit. So meinte auch Hermann ser Mann heiBt Heinrich Goslar, Schicht· Ahke, der lokomotivfOhre r, als er in der meister im Maschin enhelrieb der Iiseder WZ-Redaktion eine Jubiläumszigarre Hütte in Peine. Der BundespräSident hat rauchte .• lch bin froh über meinen Le­ ihn aus Anlaß seines fOnfzigjährig en Ar­ bensabend", sagte er, ~ denn erwirdschön beitsjubiläums mit dem Bundesverdiensl­ sein." Die Rente stimmt, die drei Kinde r krellz am Bande ausgezeichnet. Nach der sind seh r gut ausgebildet und machen Verleihung, bei der die Industrie- und den Eltern Freude. Der Illteste Sohn ist Es gibt nur wen ig e, fOr die Humor ein Handelskammer und die Gewerkschaft zu­ Diplom.Volkswirt, der jOngste hat das Teil des Charakters ist. Ewald Schoke gegen waren, dankte ein Vertreter der Kapitänspatent für Kleine Fahrt, dient liseder HOlte dem Ausgezeichneten herz­ gehört dazu. Am 11. Dezember 1963 war jener Mann, der mehr schmunzelt als aber jetzt beim Wasse rzoll. Die Tochter lich fü r seine Betriebstreue und wünschte ist Rel igionslehrerin und Kirchenmusikerin. ihm für seinen weiteren Lebensweg alles Trübsal bläst, 50 Jahre bei der IIseder Hütte. So vielseitig wie er ist, war au ch Nur d ie Gesundheit läßt sich nicht immer Gu te. Der Jubilar ist gebürtiger Peiner. so rech t kommandieren. Wer fünf Jahr­ Als lehrling hatte er vor fünfz ig Jahren sein Berufsleben. Der gebürtige Aden­ stedter begann 1913 beim Erz bergbau zehnte gearbeitet hat, bleibt nicht frisch angefangen. Als langjähriger Schichtme i­ wie eine neue lokomotive. Und von loko­ ster wird er sich nach Vollendung seines Bülten als kaufmännischer lehrling, 1917 war er Expedient in der Versandabteilung motiven weiß der LokfOhrer a. D. viel. Sie 65. lebensjahres zur Ru he setzen. Am fesselten ihn schon als Junge. Damals liebsten hätte Heinrich Goslar si ch den Bü lten, 1922 - als 23jähriger - leiter der Vers an dabteilung in lengede. 1932, sp ielte er in der Stube mit seiner Eisen­ Ehrungen entzogen und wäre unauffällig bahn und später, 1925, wurde er " Kom­ seinem Tagewerk nachgegangen. Er kommt als mancher arbeits los werden mußte, wirkte er noch ein halbes Jahr als Bade­ mandant" eines großen Ungetüms. Fast ohne die Jupiterlampen der öffentlich• 40 Jahre blieb er auf dem Führerstand keit aus. Nach seinem Steckenpferd ge­ meiste r in Bülien. Doch 1933 mußte er für ein Jahr "freiberuflich" tätig sein. vo n We rk loks. Gelegentlich fuhr er auch fragt, me inte er; " Mei n Steckenpferd ist - wenn er gebraucht wurde - einen die Arbeit. ~ Aber er blicb der Hütte als Miet- und Pach teinnehmer verbunden. 1934 wurde er Diesel-Tr iebwagen. Stolz war er, wenn wieder fest angestellt und wirkte in der es ihm gelang , einen besonders schweren Wilhelm Wienke Kanzlei der IIseder Hütte in Peine. 1936 Zu g ohne Verspätung ans Ziel zu bringen. wurde Ewald Schoke leiter der Sozial­ Das ist der Ehrgeiz aller lokfOhrer. Her· abtei tung. Damit hatte er ein Aufgaben­ mann Ahke begann 1914 in der Dreherei gebiet zu leiten , das auf ihn zugeschnit­ des Hochofenwerkes als lehrling. Dann, ten war. Er leitete diese Abteilung bis zu als losgesprochener Geselle, arbeitete er seiner Pens ionieru ng Ende 1963, al so ober auch einige Jahre in der elektrischen Ab­ 37 Jahre. Die Erteilung der Handlungs­ teilung des Peine r Walzwerks, bis er 1925 vollmach t im Jahre 1961 war für den Ab­ lokführer wurde_ Heute, da der Jubilar teilungsleiter Schoke nicht ndas Übliche", Zeit hat, liest er gern ein gutes Bum. sondern in besonderem Maße eine An­ Am liebsten schmökert er in Expeditions­ erkennung. Alte, die ihn kennen und beschreibungen. Die Polarforscher haben se ine ganze Sympathie. Verwandt mit die­ sch älzen , haben das so verstanden. Er, sem Hobby ist seine Freude am Reisen. der Unermüd liche , nahm diesen "Orden" mit einem verschmitzten Lächeln in den Geteilt wird diese Freude von seiner Frau. Der kaufmännische Angestellte Wilhelm Augen an_ Ewatd Schokes Hobby ist es, Ein Eisenbahner, der nicht gern reist, wAre auch eine paradoxe Sache. Reisen bildet. Wienke beging am 2. April 1964 sein 50- mehrere Hobbys zu haben. Das nütz• jährig es Dienstjubiläum bei der I1seder lichste ist se ine Schreinerwerkstatl, die Das hat Hermann Ahke erfahren. Er will es noch recht lange so halten. Hütte, Steinkohlenbergwerke Friedrich der ihn fa st auf die Ebene der mittleren Klein­ Große. Er wurde am 28. November 1899 betriebe hebt. Er werkelt nicht, weil der in Herne geboren und besuchte von 1906 Arzt dafOr war, sondern aus Spaß an der Emil Plog bis 1914 die Volksschule. Am 2. April 1914 Freud'. Ewald Schoke baut ganze Kü• trat er zuerst als 80te in die Dienste un­ ch en und andere Möbel. Vielleicht wird serer Gesellschaft und wurde in der Mar­ er eines Tages sogar noch hauptberuflich ke nkontrolle der Schachtanlage 1111 ein­ Möbel produzieren. Doch diese Entschei­ gesetzt. Nach Beendi9ung einer folgen­ dung fällt erst, wenn seine nebenberuf­ den dreijährigen kaufmännischen Lehre liche ReiseUl.tigkeit, seine Repräsentan• wurde Wilhelm Wienke am 1. Juli 1918 in tentätigkeit und seine ~i llega le· TIUigkeit das Angestelltenverhältnis Qbernommen. als Journalist bei Veranstaltungen, die Als kaufmänn ischer Angestellter war er nur akkreditierten Presse leuten offenste­ in den Abteilungen Buchhaltung, Kasse hen, ihm Ze it lassen. Denn Zeit hat er und Registratur tätig. 1939 wurde er zur wen ig. Das ist die . Bürde ~ seines Ruhe­ Personalabteilung versetzt und wird dort standes. Er trägt sie wie ein Junger. Ohne bis zur Vollendung seines 65. Lebens­ Ermüdungserscheinungen. Zu guter Letzt jahres seinen Dienst ausüben. Wegen erhielt er noch das Bundesverdienstkreuz. Auch er gehört zu denen! die in drei Ge­ seiner Bescheidenheit und Hilf.berei t- Er hat es wirklich verdient. nerationen bei uns arbetten_ Sein Vater

53 war 46 Jahre im Peine r Walzwerk tätig, 50 Jahre rund hat, ist das für alle, die hart gerät. - Außerdem wurde ihm das Bun­ zuletzt als Loldahrer; er - Ern il Plag - anfassen müssen, schon ei n Arbeitsrekord. desverdienstkreuz verlieh en. Doch das arbeitet rund 50 Jahre in Peine, und sein In seiner Fam il ie ist er aber nur ,, 2. Sie­ hatte er uns nicht ve rraten . Sohn, der 28jährige, arbeitet auf dem Trä­ ger", denn der Vater bewältigte 51 Jahre gerf e1d. Ernil Plogs Bruder, der vor zwei und 11 Monate. Ob der eine der zwei OUo Waatsack Jahren in Pension ging, begann 1916. S i. Söhne, der Maschinenschlosser wird, diese eher g ibt es noch manchen anderen aus Leistung übert ri fft, ist heute schwer zu dieser Familie, der irgendwie mit der sagen. Der zweite wird ganz sicher außer Hütte verbunden ist. Erni! Plog war zuletzt Konkurren z bleiben, denn er studiert an K okitlenkontrollcur im Thomasstahlwerk, der Pädagogischen Hochschule in Braun­ Eine Au fgabe, die Zuverlässigkeit erfor­ schweig, um Lehrer zu werden. Eines Ta­ dert. Allerdings in der letzten Zeit , da er ges wird er vielleicht man chen Jungen für mit den schweren Gießformen zu tun hatte, das Leben vorbereiten, der jahrzehntelang ging es nich t mehr so rech t. Das H erz wiederum zur Hütte geht. So schließt sich - oder wie man hi orzulande sagt: die immer wieder der Krei s. - Albert Fricke Kogn ak pumpe - war nicht mehr so zäh aber macht sich um seinen Ru hestand wie seine Fäl.lste. Deshalb muB te er auf­ keine Sorgen. Ihn trösten das eigene hören. Die Puste fehlt e, so sagte er. M it Haus und der eigene Garten. 45 Ruten rund 65 Jahren geht sich 's schlechter als sind es, so sagte er, und wer es genau mit 15. Das wissen alle, die schon mal 15 wissen wil!, hört auch die dezimetrische Auch Dito Wa,lIsack stammt - wie die waren. Deshalb betreibt er auch heute Zahl: 900 Quadratmeter. Allerdings - Frau meisten Jubilare - aus einer Hüttenfa­ sei ne Landwirtschaft nicht mehr, die ihn und Söhne helfen fleißig mit bei de r Be­ mi lie. Vater, Kinder, Geschwi ster - sie früher mit ih,en acht Morgen Land, zw ei stellung. Doch immerhin, we r den Spaten alle waren oder sind in unserem Erzberg­ Kühen. zwei Schweinen und einer W iese durch so vic\ Land stechen muß, weiß , wo bau oder im Hochofenwerk tätig. Mit voller Hühner nnebenbei" ganz schö n be­ der Muskelkater zu Hause ist. 50 Arbeitsjahren ist Dito Waatsack der schäftigte. So wi e wir modernen Zeit­ Dienstälteste. Und alle fün f Jah rz ehnte genossen heute nach Feierabend in die blieb er in der gleich en Abteilung. 1914 Willy Mahlfeld Fernsehröl1 re sta rren, so bewirtschaftete begann der Junge in der Tischlerei des er damals nacl1 der Scl1icht seinen Hof. Hochofenwerkes als Zimmermann. Er be­ Jetzt begnügt er sich mit einigen Hühnern endete seine Lehre und führte weiterhin und Kaninchen. Damit auch das Dach sei­ mit Eifer Reparaturen in Werk swohnungen nes Hauses nicht unwirtschaftlich bleibt, durch, oder er war beim Gerüstbau e in­ beherbergt es die Brieftauben seines noch gesetzt. Gerüstbau - eine nich t immer unverheirateten Sohnes. Soine drei Töch­ ungefährliche Angelegenheit. Aber in der ter dagegen haben schon längst Familie. Tischlerei gab es nie einen sch weren Un­ Em!! Plog begann als Lauf junge auf dem fa ll, solange Otto Waatsack eine beson­ Siemens-Martin -Stahl werk. Später war er dere Aufgabe darin sah, Unfälle zu ver­ im Thomasstahlwerk als Zettel- und Pro­ huten. Glück? Zufall? Wenn man ihm zuhört. dann glaubt man, benträger tätig. Dann wirkte er im Stahl­ werksbüro. Schließlich kam er zurück ins daß er doch viel dazu beigetragen hat. Thomasstahlwerk und arbe itete einige Auch wenn er es nicht wahrhaben möchte. Jahre am Konverter. Die letzten 20 Jah re Bei der IIseder Hütte gibt es vermutlich 1950 wurde der Zimmergeselle Vorarbei ­ wa r er Kokillenkonlrolleur. Heute singt einige, die den Flugzcugftlhrer- oder Pi­ ter in der Tischlerei. 14 Jahre lang gab er der Pensionär in zw ei Gesangvereinen als totenschein besi tz en. Doch Willy Mahl­ sich Mühe, als Vorgesetzter das gute Bei­ 1. Tenor im gemischten Chor. Einst feld ist der erste 50-Jahr-Jubilar, über den spiel auf andere zu übertragen. Sicher war es nicht immer leicht, denn wo gehobelt schaffto er das hohe C, jetzt braucht er solches berichtet werden kann. Zwar liegt schon für das A eine Leiter. Aber er das Jahr dieser Pilotenprüfung schon recht wird, fallen Späne - besonders in ei ne r zwingt es. Sicher wird er das noch lange weit zurück. 1917 sollte der frisch ge­ Tischlerei. In Zukunft wird D ito Waatsack nicht mehr hobeln und auch kei ne Gerüsle tun. Denn - so sagte er schmunzelnd - prüfte Flug zeugführer an der Front die mehr bauen. Die Enkelkinder sind se ine Unkraut vergeht nicht. Als ehemaliger Wende zu Deutschlands Sieg bringen. Landwirt weiß er das. Daß es nicht gelang, ist gewiß nicht seine neuen Arbeitgeber. Sie garantieren ihm Schu ld. Aber seit dieser Zeit ist bei ihm Dauerbeschäftigung. Etwas Zeit muß für den Garten bleiben. Spazieren geht er Alben Fricke die Liebe zur Fliegerei lebendig geblie­ auch. Ein gutes Buch liegt immor auf dem ben. Sie wurde zwar aus finanziellen Nachttisch. Otto Waatsack wird kein gries. Gründen immer platonischer. Aus den glei­ grämiger, gelangweilter Pensionär sein. chen überlegungen wandte er sich dem Dazu hat er einfach keine Zeit. Motorrad- und Autosport zu. Und der Ra usch für die Geschwindigkeit blieb. Als Gust a." Schult offizieller nationaler Zeitnehmer war er auf den meisten Eilenriede-Rennen als ehrenamtlicher ADAC-Mann aktiv. Au s der Lu ft gekommen, . Iandete" er auf der Rennpiste und sah manchen mit berühm ­ tem Namen an se iner Stoppuhr vorbei­ ras en. Seine Erfahrungen machten sich auch Sportfreunde in Peine zu nutze und Be i unseren 50-Jahr-Jubilaren, die gegen­ gewannen ihn fü r das bekanntgewordene wärtig auf ein halbes Jahrhundert aktiver Sandbahn-Rennen als O rganisator und Arbeit bei der IIseder Hütte zurUcksch auen Berater. könne n, ist es oft so, daß drei Generatio­ W illy Mah lfeld kam 19 14 ins Labor des nen im selben Unternehmen arbeiten. Al­ Hochofenwerkes. Dem Beruf des Labo­ bert Fricke ka nn mi t seiner Familie sogar ranten bl ieb er bis heute treu. Als erster vier Generationen nennen, die Hüttenleute Laborant " mischte" er kräftig mit und Auch er gehört zu der groBen Zahl d er waren oder sind. Großvater, Vater, Soh n sorgte dafür, daß Falschanalysen verm ie­ 50-Jahr-Jubilare, die wir in diesem Jahr und Enkel schafften hier und sind damit den wu rden. In Abendkursen hatte er sich feiern können. 191 4 machte Gustav Schulz ein Teil der Unternehmensgeschichte. AI­ in den ersten Jahren seiner lehre mit den die ersten " Ge hversuche~ se ines beruf­ berl Fricke, der jetzt als Maschinist wirkt Ge heimnissen der Chemie vertraut ge­ lichen Wirk ens. Als Schlosseriehriing im und in diesen Tagen in die wohlverdiente macht, frei nach Goethe: Mach sieben und Maschine nbetrieb des Walzwe rkes lernte Pens ion geht, begann 1914 als Hochofen­ acht, so ist's vollbracht: Und neun ist eins, er unter den prü fenden Augen der Alt­ lehrling. Zwei Jahre Maurerbetrieb, dann und zehn ist kelns. Das ist das Hexen­ gesellen und Me ister mit Hammer, Schrau­ Zeiten als ., Maschine njunge" im Maschi­ Ein maleins. benschlüssel, Schraubenzieher und Werk­ nenbetrieb mit der Aufgabe zu pu tz en, zu Willy Mahlfeld wird keine Elemente mehr bank umzugehen. 1920 hatte der Geselle ölen, au f Störungen zu achten und was es kochen oder blaue Laugen mit dem che­ einen Unfall, der sei n Berufsleben än• sonst noch alles IUr ei nen ganz Jungen zu mischen Zauberstab zur Blütenwe iße derte. Er verlor den rechten Unterarm und tun gibt, gingen voraus, bevor er als 20- hexe n. Aber er wird basteln .• Ich sehe konn te nich t mehr mit dem Werkzeug jähriger bereits 1. Maschinist war. Seine mich im Hause um und verbessere und schaffen, das zum Handwerk des Schl os­ Verantwortung lag bei den Gebläsema• repariere, wo ich kann. " Er wird sicher sers gehörte. Gustav Schulz schulte um schinen, die kürzlich dem neuen Kraftwerk Wort halten. Ein Flieger und Motorsport­ und arbeitete fortan im Techn ischen Büro, weichen mußten. Seit Ende 1963 ist er Ier kan n sich keinen Defekt leisten. Auch in der Lichtpause re i und im Zeichnungs­ Maschinist im Pumpenhaus. Wenn er seine nicht an der KOchenuhr oder am Radio- archiv. 1924 wa r er wieder im Maschi nen -

54 betrieb, dann fuhr or den RoUgang von PEIN ER WALZWERK einer SleuerbOhne aus, und danach wurde er eingesetzt als Blodcabwieger. 1930 gab Wilhelm Weidlich, Werkgärtnerei, 9. 5. 1963 es fOr ihn als Bote auf dem TrAgerfeld Willi Wagener, Mechanische Werkstatt, 19. 6. 1963 neue Aufgaben. 1939 ging Guslav SdlUlz Arnold Rhein, Maschinenbetrleb, 30. 7. 1963 lU rOck in die .Schreibstube- - ins Tri ­ Hennann Rohde, Elektrobetrieb, 30. 7. 1963 gerversandbDro. Diese Aufgaben blieben Paul Seifert, Mechanische Werkstatt, 30. 7. 1963 ihm bis zu seiner Pensionierung Ende Gusla. Papenburg, Lokbetrieb, 12. 12. 1963 1963. Ein wechselvolles Wirken im Peiner Albert Brenneeke, Walzwerk 2, 6. 3. 1964 Walzwerk, das ihm so manches Neuland erschloß. Zwei Söhne folgten dem Vater NORDDEUTSCH E MASCHINEN- auf die HOtte; sie wuSten, daS ih m die UND SCHRAUBENWERKE AG, PE INE Arbeil dort Zufriedenheit gab. Der e ine wirkt jetzt im Trlgerversandbü,o, wo de r Richa rd Heilige nlag, Allgemeinbetrieb, 14. 8. 1963 Vater zuletzt arbeitete. Der andere ging unter die Kaufleute und ist bei der PIH. So ist bereils die dritte Generation bei unserem Unternehmen, denn der GroB­ vater tat senon 32 Jahre seinen Dienst. Gustav Schulz hat - wie viele Werks­ angehörige - se in eigenes Haus mi t Gar­ ten. Oie Arbeit füll t seine Freizeit als Ruheständler au s. Aber neben d iesem körperlichen Training betätigt er sich ge­ 25 JAHRE wissermaßen volkswirtschaftlich. Er kauft für die Familie ein. Einmal , um der Frau zu helfen, zum andorn aber, um die gUn· stigsten Einkaufsquellen zu erkunden. So HAUPTVERWAL TUNG gelingt es ihm im ständigen Preisver· gleich, den monatlichen Haushaltsetat um Wa lter Gl anz, Rechnungs· und Finanzwesen, 1.7. 1963 rund 15 Prozent zu senken. Er wei6, wo Willi Senr. de r, Steucrabteilung, 1. 8. 1963 man gut und gUnstig kault. Ein Hobby, Arnold Kreth, Ein kauf, 15. 9. 1963 das selten zu linden is t. Er pflegt es Ewald Kratz, Rechnungs. und Finanzwesen, 1. 11 . 1963 simer nodl lange, denn seine Gesundheit Will; Grobe, Gehaltsabrechnung, , . 4. 1964 madlt ihm weniger Sorge als anderen sei· Helmut Peinz, Verkauf Nebenerzeugnisse, 1. 4. 1964 nes Jahrgangs. Rudi Wedemeye r, Rechnungs- und Finanzwesen, 1. 4. 1964

STE IN KOHLENBERGWERKE FR IEDR ICH DER GROSSE, HERNE Johannes Preikschs, Grubenbehieb, 2. 5. 1963 40 JAH RE He nnann Rigusch, Grubenbetri eb, 2. 5. 1963 Johann Wroblewski , Maschinenbetrieb, 2. 5. 1963 Alf red Sche lle nbe rger, Grubenbetrieb, 25. 5. 1963 HAUPTVERWAL TUNG Bruno Schielke, Grubenbetrieb, 25. 5. 1963 Waldemar Bocnmann, Masch inenbetrieb, 1. 6. 1963 Otto Hardte, Rechnungs. und Finanzwesen, 15. 10. 1963 Karl Bürger, Grubenbetri eb, 1.6. 1963 Theodor Gorir: iewicz, Maschinenbetrieb, 1. 6. 1963 Hans Maraun, Grubenbetrieb, 1.6. 1963 STEINKOHLENBERGWERKE FRfEDRIC H DER GROSSE, Olto Laube, Grubenbetrieb, 20. 6. 1963 HERNE Wilhelm Wolters, Lehrwerkstatt, 5. 7. 1963 Anton Nowak, Bauabteilung, 18.7. 1963 Fritz Petrowski, Grubenbclrieb, 15. 7. 1963 Afhed Amting, Maschinenbetrieb, 20. 10. 1963 Wilhelm Buttler, Grubenbehieb, 16. 7. 1963 Joh.nn Mnberg, We rk - und Feuerschutz, 17. 11. '963 Peter Vogelhofer, Maschinenbetrieb, 16. 7. 1963 Erich Teske, Grubenbetrieb, a. 12. 1963 Johannes Zimme rmann. Gtubcnbclrie b, 1.8. 1963 He inrich Nölke r, Magazin, 21. 1. 1964 Theodor Klostetmann, Maschinenbetrieb, 9. 8. 1963 Georg Krumphofz, Maschinenbelrieb, 15. 2. 1964 Johann Maczkowiak, Gru benbetrieb, 20. 8. 1963 Wilhelm Wegner, Maschinenbetrieb, 26. 2. 1964 Herbert Balonia k, Lehrwerk statt, 25. B. 1963 Peter Koppelmann, Maschinenbetrieb, 27. 2. 1964 He nnann Kannwischer, Grubenbetrieb, 3. 9. 1963 He inrich Luetwig, Grubenbelrieb, 20. 3. '964 Heinrich Baer, Masch in e nbetrieb, 6. 9. 1963 P. ul B.. r , Maachinenbetrieb, 21. 3. 1964 Alfred Möllers, Maschinenbetrieb, 8. 9. 1963 Emil Fischer, Schichtmeisterei, 28. 3. 1964 Eduard Hii usler, Grubenbetrieb, 19. 9. 1963 Otto Crede, Lehrwerkstatt, 19. 4. 1964 Heinrich B.ndilla, Maschinenbetrieb, 10. 10. 1963 Kari Bigdun, Grubenbetrieb, 10. 10. 1963 Johann Hegmann, Maschinenbetrieb, 10. 10. 1963 ERZ BERGBAU BOL TEN ·AD ENSTEDT Richard Tomaschewski , Grubenbetrieb, 10. 10. 1963 Karl Will e, Gru benbelrieb, 10. 10. 1963 Heinrich Brandas. Obertagebelrieb, 3. 5. '963 Ad am Konowalski, Grubenbetrieb, 22. 10. 1963 Gustav Hebofd, Untertagebetrieb, 11 . 5.1963 Heinrich Wischens!!i, Maschinenbehieb, 25. 10. 1963 Heinrich Klingebiel, Untertagebetrieb, 18. 6. 1963 Thomas Grebowski, Grubenbetrieb, 4. 11 . 1963 Hennann Voge s, Unte rt agebetrieb, 6. 9. 1963 Heinrich Wolf, Grubenbetrieb, 10. 11 . 1963 Gusta. Stahl, Obertagebe trieb, 11. 9. 1963 Karl Schemmer, Masch inenbetrieb, 1,. 1,. 1963 HU90 Raul s, Obertagebetrieb, 8.1.1964 Heinz August, Grubenbelrieb, 1. 12. 1963 Wil hetm Thiele , Grubenbetriebsführer, 28. 3. 1964 Friedrich Günthe r, Grubenbetrieb, 1. 12. 1963 Barnhard We gwe rth, Obertagebetrieb, g. 4. 1964 Josef Monarcha, Grubenbehieb, 30. 12. 1963 Peter We rtenbruch. Bauabteil ung, 13. 1. 1964 ERZB ERGBAU LENGEDE· BROISTEDT Wil helm Jöhring, Gtubenbehieb, 8. 2. 1964 Johann Gasper, Grubenbetrieb, 1. 3. 1964 Wil heJm Löhr, Obertagcbetrieb, 16. 7. 1963 Wladis!. Maridewicz, Bauabteilung, 1. 3. 1964 Albert Mehler, Obertagebetrieb, 30. 10. 1963 Gust.v Pitsch, Kokerei, 1.3.1964 Robert Funke, Untertagebetrieb, 26.1.1964 Jose' Zielke, Werk· und Feuerschutz, 21. 3. 1964 Karl Püllmann, Obertagebetrieb, 8. 2. 1964 Erwin Becker, Grubenbeirieb, 1. 4. 1964 Willi BrzO$OW liki , Grubenbetricb, 1. 4. 1964 HOCHOFENWERK GROSS Josef Goem, Grubenbetrieb, 1. 4. 1964 Johann Madry, Grubenbetrieb, 1. 4. 1964 Hennann Hotopp, Personalabteilung Lohnempfänger, 4. 6. 1963 Anton Miters Iei , Grubenbehieb, 1. 4. 1964 Gustav Leinemann, Maschinenbetrieb, 13. 11. 1963 Johann Smoczyk. Maschinenbetrieb, , . 4. 1964 He inrich Kielhorn, Eisenbahn und Hafen, Fahrbelricb Sild, Hei nrich Schull, Grubenbetrieb, 1. 4. 1964 11. 3. 1964 Heinrich Wolf, Maschincnbetrieb, 1. 4. 1964 Ernst KluBmann, Eleklrobetrieb, 13. 3.1964 Jose' Kaczmarek, Grubenbetrieb, 3. 4. 1964

55 Franl Siomiany, Maschinenbetrieb, 3. 4. 1964 Kad Stolte, Maurerbetrieb, 17. 10. 1963 Wilhelm Hollmann, Masdlinenbetrieb, 4. 4. 1964 Georg Krüger, Fahrbetrieb Süd, 27. 10. 1963 Karl Stoltmann, Maschinenbetrieb, 4. 4. 1964 Fritz Mücke , Platzbetrieb, 13.2. 1964 JohOlnn Watkowski. G rubenbetrieb, 4. 4. 1964 Richard Paulmann, Werkschutz, 13. 2. 1964 Friedrich Grünheit, Grubenbetrie b, 12. 4, 1964 Wilhelm Oelkers, Elektrobetrieb, 16. 3. 1964 Waller Chmielewski , Maschinenbetrieb, 15. 4. 1964 Walle r Lauenstein, Maschinenbetrieb, 17.3.1964 lose' FortnIlgei, Gru benbetrieb, 17. 4. 1964 Wilhelm Begau, Hochofenbetrieb, 27. 3. 1964 Kerl Hoppenhöfer, Grubenbetrieb, 17.4.1964 Wernet Kau ne, Hochofenbetrieb, 28. 3. 1964 Franz Ki rsch, Werk- und Feuerschutz, 17.4.1964 Er ich Kaune, Fahrbetrieb Süd, 1. 4. 1964 Jakop Ludwig, Maschinenbetrieb, 17. 4. 1964 Erwin Söchting, Fahrbclrieb Nord, 1. 4. 1964 Anton Krzywosz, Grubenbetrieb, 18. 4. 1964 Pau! Secke r, Betriebsrat, 11.4. 1964 Heinz lubowilz, Grubenbetrieb, 22. 4, 1954 Fritz De nkmillnn, Betriebswirtschaftsstelle, 11. 4. 1964 Alfred Sawatzki, Maschinenbetrieb, 25. 4. 1964 Kad Heinz Froböse , Eisenbahn und Hafen, Fahrbetrieb Süd, 11 .4. 1964 ERZBERGBAU BOL TEN -AOE NSTEDT Rolf Nothmann, Lakomotiv- und Wagenwerkstatt, 11. 4. 1964 Guslav Schrader, Ele ktrobetrieb, 1 I. 4. 1964 Adolf Schwenke, Dreherei, 11. 4. 1964 Bernhard Bohnen, Un lertagcbetrieb, 16. S. 1963 Hei nz Vogt, Eisenbahn und Hafen, Fahrbetrieb Süd, 11. 4. 1964 Hermann Monibkewitz. Oberlagcbetrieb, 27. 5. 1963 He ini Melberg. Obertagebetrieb, 1. 6. 1963 PEINER WAL ZWERK Emma StaUmann, Obert agebetrieb, 7. 6. 1963 Paul Wapp. Unlertagebetrieb, 13.6. 1963 Kar! Ahre ns, Maschinenbetrieb, 2. 5. 1963 Eduard Ritschel. Untertagebetrieb, 16. 6. 1963 Friedrich Dietrich, Malerei, 7. 5. 1963 Emil Kn äpper, Obertagebelricb, 30. 6. 1963 Heinrich Kroll, Kraftwagenbetrieb, 12. 5. 1963 Olto Mehrmann, Obcrlagcbelrieb, 25. 8. 1963 Alfred Ehle rs, Walzwerk 11 1, 30. 5. 1963 Heinrich Laue, Verwalt ung, 26. 9. 1963 Friedrich Wili lkling, Bauabteilung, 1. 6. 1963 Hans·Werner Bäthge, Untertagebetrieb, 4. 10. 1963 Ku rt Kindling, Maschinenbetrieb, 2. 6. 1963 Katl Kühne, übertagebetrieb, 10. 12. 1963 Er ich Bank, Malerei, 3. 6. 1963 Willi Heuer, Obertagebetrieb, 2. 1. 1964 Erwin Schmidt, Walzendreherei, 8. 6. 1963 Alfred Orzesek, Untertagebetrieb, 17. 1. 1964 Leo Peler, B!ockwalzwerk, 8. 6. 1963 Karl Rosenthai, Obertagebetrieb, 23. 1. 1964 Ludwig Walsack, Ma urerei, 12.6. 1963 Franz Choroba, Unterlagebetrieb, 26. 1. 1964 Pau! Kemn ill , Lohnbüro, 13.6. 1963 Ftitz Mücke, Obertagebetrieb, 9. 2_ 1964 Ftida Busse, Hausverwaltung, 16.6.1963 Karl Ryba, Un tertagebetrieb, 20. 2. 1964 Paul Tiedga, Eisenbahn und Hafen, Fahrbetrieb Nord, 17. 6. 1963 Albert Schicke, Untertagebetrieb, 21. 2. 1964 S erthold Watsack, Trägerversand, 17.6.1963 Olto Me ier, Untertagebelrieb, 1. 3. 1964 Oipl..lng_ Ftanz Baumgarten, Versuchsanstalt, 1. 7. 1963 Rudol! Weidemeier, Untertagebetrieb, 4. 4. 1964 Anton De ubler, Walzwerk 11, Adjustage, 19. 7. 1963 Louis Vorlop, Ma rkscheiderei, 11.4. 1964 Dip l. -Ing_ Rudolf Feldmann, Maschinenabteilung, 21. 7. 1963 Max Ge rth, Untertagcbclrieb, 29. 4. 1964 Wi lhelm Hildebrandt, Werkschutz, 3. 8_ 1963 Kurt Walkling, Werkschutz, 8. 8. 1963 ERZBERGBAU LENGEDE·BROISTEDT 0110 Kauna, Walzwerk 111,26. 8. 1963 Frillnz Be rwar, Maschinenbelrieb, 27. 8. 1963 Albert Lemm ermann, Untertagebelrieb, 2. 5. 1963 Wilhelm Kn iep, Elektrische Werkstatt, 5. 9. 1963 Pete r Gasle ier, Obertagebetrieb, 21. 5. 1963 Gustav Ebert, Trägerversand, 16. 9. 1963 Emil Posdzich, Untertagebetrieb, 21. 6. 1963 Louis Hanlelmann, Maurerei, 21. 9. 1963 Albert Stolze, Untertagebetrieb, 1. 9. 1963 Olto Wille, Maschinenbetrieb, 21. 9. 1963 Hans Lullermann, Untertagcbelrieb, 3. 10. 1963 Rober! Leinemann, Maurerei, 23. 9. 1963 Franz Burdzik, Untertagebetrieb, 20. 10. 1963 Hermann Körner, Maurerei, 23. 9. 1963 Frilz B.lke, Obertagebetrieb, 28. 10. 1963 Konstanti n Leschik, Stabeisenversand, 27. 9. 1963 Karl Glormes, Untertagebetrieb, 29. 10. 1963 Or .. lng_ Olto Baer, Spundwandabteilung, ,. 10. 1963 Longi n Urbanczyk, Obertagebelrieb, 1. 11. 1963 Wilhelm Niemann, Lohnbüro, 1. 10. 1963 Gusl." Kl ann, Obertagebelrieb, 2. 11. 1963 P.ul Bäht, Thomasschlacken.Mahlanlage, 17. 10. 1963 Hugo M. ck rodt, Untertagebelrieb, 17. 11. 1963 Adolf Küster, Lokbetrieb, 25. 10. 1963 0 11 0 Bilges, Grubenbetriebsführer, 24.11.1963 Kurt Uttikal, Elektrabetrieb, 27. 10. 1963 Olto He lm edag, Unlertagebetrieb, 9.1. 1964 Friedrich He ise , Thomasstahlwerk, 1. 11. 1963 Josef Ni esyto, Untertagebetrieb, 20. 1. 1964 Heinz Wahl, Eleklrobelrieb, 5. 11. 1963 J osef Gorczok, Obertagebetrieb, 20. 1. 1964 Hermann Kükelhahn, Maurerei, 17. 11. 1963 Franz GoczoJ , Untertagebetrieb, 1. 2. 1964 Bernhard Penz, Feinwerk, 19. 11. 1963 Heinrich Daniel, Obertagebelrieb, 7. 2. 1964 OUo Heue r, Stabstahlversand, 2. 12. 1963 Edua rd Koziol, Obertagebetrieb, 9. 2. 1964 August Hillebrachl, Maurerei, 6.12.1963 Horst N.8ner, Untertagebetrieb, 12. 2. 1964 Alex Knoch, Knappschaftliche Geschäftsstelle, ,. 1. 1964 Heinrich Jakobs, Untertagebetrieb, 13.4.1964 Hermann Holland, Maschinenbetrieb, 13. 1. 1964 Georg Knacksledt, Maschinenbetrieb, 1. 2. 1964 Willi Nordhausen, Werkschutz, 1. 2. 1964 HOCHOFENWER K GROSS ILSEDE Alfred Richter, Maurerei, 7. 2. 1964 Oipl.-Ing. Gerhard Thiele, Elektro- und Kranbetrieb, 15. 2. 1964 Walter Ballermann, Eisenbahn und Hafen, Fahrbelrieb Süd, Gün!er Dick, Betriebswirtschaftsstelle, 16.2.1964 9. 5. 1963 Karl Paelecke, Elektrobelrieb, 4. 3. 1964 Alwin Rühmann, Werkschutz, 9. 5. 1963 Hermann Fticke, Werkschutz, 16. 3. 1964 Otto Mackenthun, Sinteranlage, 16. 5. 1963 Karl Happe, Werkschutz, 17. 3. 1964 Albert Helbsing, KOhlenwertstoffanlage, 18. 5. 1963 Erich Penke, Kranbetrieb, 18. 3. 1964 Heinz Meyer, Lokomotiv- und Wagenwerkstatt, 18. 5. 1963 Hermann Kaufmann, Versuchsanstalt, 23. 3. 1964 Alfred Henniges, Eisenbahn und Hafen, Fahrbelrieb Nord, Heinz Ahrens, Mechanische Werkstatt, 1.4. 1964 23. 5. 1963 0 110 Behnke, Elektrische Werkstatt, 1. 4. 1964 Wil helm Barnowski, Eisenbahn-Maschinendienst, 14. 6. 1963 Friedel Bohn, Knappschaftliche Geschäftsstelle, 1. 4. 1964 He rm.nn Hundertmark, Hochofenbetrieb, 21. 7. 1963 Karl Br.ndes, Mechanische Werkstatt, 1.4. 1964 Willi KluBm an n, Werkschutz, 21. 7. 1963 Ernst Feuerharmel, Maschinenabteilung, ,. 4. Ig64 Friedrich Diestel, Eisenbahn und Hafen, Fahrbetrieb Süd, Heinz Fischer, Walzendreherei, 1. 4. 1964 1.8. 1963 Erien Ftick, Thomasstahlwerk, 1. 4. 1964 Qlto Petrikat, Sinteranlage, 1. 8. 1963 Rudi Gödike, Blockwalzwerk, 1. 4.1964 Heinrich Stahl, Hochofenbetrieb, 1. 8. 1963 Artur Ku nth, Maschinenabteilung, 1. 4. 1964 He rm. nn Tölke, Labo ratorium, 1. 8. 1963 Paul Kurz, Masch inenbetrieb, 1. 4. 1964 Hugo Thöne, Kraftwagenbetrieb, 9. 8. 1963 Gerd Mühe, Siemens·Martin·Stahlwerk, 1. 4. 1964 Albe rt Wagner, Wärmestelle, 15. 8. 1963 Be rnhard Pape, Konstruktionswerkstatt, 1.4. 1964 Re inhold Sartels, Eisenbahn-Maschinendienst, 26. 9.1963 Willi Reihe rs, Mechanische Werkstatt, 1. 4. 1964 Theodor Helms, Maurerbetrieb, 1. 10. 1963 He rm ann Wulfes, Elcktrobelrieb, \. 4. 1964 KarJ Hensel, Reparatur- und Baubetriebe, 1. 10. 1963 Fritz Ziesche, Maschinenabteilung, 1. 4. 1964 Gustav Hille, Schmiede , 1. 10. 1963 WiJ hel m Koscie lny, Maschinenbetrieb, 4. 4. 1964 Robert Mayer, Kokerei, 1. 10. 1963 Johill nnes Klin genberg, Eisenbahn und Hafen, Fahrbetrieb Nord, Alfred Slaats, Dreherei, 1. 10. 1963 5. 4. 1964

56 NORDDEUTSCHE MASCHINEN- PEINE-ILSEDER HANDELSGESELLSCHAFT MBH, PEINE UND SCHRAUBENWERKE AG, PE INE Rudolf Hotopp, Abteilung Eisen In land , 1. 9. 1963 A9nes Heimes, Verwaltung, ,. 7. 1963 Ludwig Hornbostel, Allgemeinbelrieb, Werk 1, 6. 7. 1963 HERMANN RO TER OHG, LANGENHAGEN/ HANNOVER Gerhard Jürges, Kranbau-Magazin, Werk 111 , 12. 9. 1963 Wilhelm Schmidt, Preßbau, Werk 1, 28. g. 1963 Rudol! Ulianowski, Montageabteilung, 23. 5. 1963 Bruno Mauritz, Preß bau, Werk 1,3. 10. 1963 Kurt Hennecke, PreBbau, Werk I, 10. 11. 1963 Wilhelm Bertram, Hauptmagazin, 14. 11. 1963 Heinrich Matthies, Hofkolonne, Werk 111 , 13. 12. 1963 Karl Behrens, Hofkolonne, Werk 1, 6.3. 1964

Ernennungen und NeueinsteIlungen

HAUPTVERWALTUNG Horst Manhoff als Grubenfahrsteiger im Walter Sehamweber zum Meister im Grubenbetrieb, Elektrobelrieb, Am I. November 1963 wurde ernannt: Günter Schwartl als Grubenfahrsteiger Rudi Wedemeyer zum Abteilungsleiter der im Grubenbetrieb, am 1. März 1964 wurde eingestellt: Selbstkostenabteilung des Rechnungs­ Klaus Skrliplyk als Maschinenfahrsteiger DipL-lng. Klaus Köhler als Betriebsassi· und Finanzwesens, übe r Tage in der Abteil ung Wirtschafts­ slen! im Hochofenbetrieb, stelle, am 1. Dezember 1963 wurde eingestellt: Kurt Voss als 1. Elektrosteiger im Gru­ am 15. Februar 1964 wurde ernannt: Dipl.-Kfm. Feodor Mattstedt als Prokurist benbetrieb. Oberingenieur Dipl.-Ing. Willy Herberi in der Abteilung Verk auf Walzstahl, zum Direktor des Hochofenbelriebes und am 1. Januar 1964 wurden ernannt: ERZBERGBAU BOL TEN-ADENSTEDT zum Stellvertreter des Werkdirektors des Hochofenwerks. Wilhelm Evers zum Leiter der Sozial­ Am 1. Juli 1963 wurden ernannt: abteilung, Hermann Teich zum Direktor und leiter Fritz Krüger zum Grubenbetriebsführer, PEINER WALZWERK der Konzernrevision, Wilhelm Weisheit zum Obersteiger, Am 1. Juli 1963 wurde eingestellt: am September 1963 wurden ernannt: am ,. Februar 1964 wurde eingestellt: 1. Wemer Kratl als Schichtmeister im Elek­ Dipl.-Kfm. Friedel KrüBmann als Prokurist Herbert Winkrer zum Rcviersteiger, trobetrieb, in der Abteilung Verkauf Walzstahl, Friedrich Wöbbeking zu m Fahrsteiger, am 1. Juli 1963 wurde ernannt: am 1. Oktober 1963 wurden ernannt: am I. April 1964 wurde eingestellt: Heinrich Schrader zu m Tagesobermeister Gerhard Weise als Prü fungsassistent in Hilbert Bischoff zum Obermeister, im Blockwalzwerk und im Walzwerk 111, der Konzernrevision. Gerhard Borna! zum 1. Masch inensteiger, Hermann Harms zum Meister, am 1. August 1963 wurde ernannt: Heini Melberg zum 1. Elektromeister, STEINKOHLENBERGWERKE Dipl.-Ing. Wilhelm Bariels zum Oberinge­ FRIEDRICH DER GROSSE, HER NE am ,. März 1964 wurde eingestellt: nieur und zum Leiter der Versuchsanstalt und des Laboratoriums, Bergassessor Jörg Brockhon. Am , . Mai 1963 wurden ernannt: am 1. September 1963 wurden ernannt: Karlheinz Wiegmann zum Eleklrofahrslei­ ger unter Tage im Maschinenbetrieb, ERZBERGBAU LENGEDE-BROISTEDT Hermenn Streckert zum Schichtmeister im Günther Schwinning zum 1. Elektrosteiger Am 1. Juli 1963 wurde ernannt: Feineisenwalzw erk, unter Tage im Maschinenbetrieb, Georg Wilczynski zum Schichtmeister im Klaus Meissner zum Revierste iger, FeineisenwaJzwerk, am 1. Juni 1963 wurden ernannt: am 1. Oktober 1963 wurden ernannt: am 1. Oktober 1963 wu rden ernannt: Karl Kopecz zum 1. Masch inensleiger Helmut Gille zum ,. Elektromeister, Gerhard Fieber zum Schicht meister im unter Tage im Grubenbetrieb, Walter Pickert zum Werkstattmeister, Walzwe rk 11 , Friedhelm Sorge zum Reviersteiger im Siegfried Pillemann zum L Masch inen­ Dietrich Gehrmann zum Meister im Ma­ Grubenbetrieb, ste iger, Herbert Voss zum 1. Maschinensteiger schinenbelrieb, unter Tage im Grubenbetrieb, am 1. Januar 1964 wurde ernannt : Ing. Erieh Richariz zum Betriebsingenieur Kl aus Hillemann zum Fahrsteiger, fUr den Betrieb und die Adjustage, am I. Juli 1963 wurde ernannt: Artur Tatl zum Rottenmeister in der Ab· Karl Dudziak zum 1. Maschinensteiger am 1. März 1964 wurde eingestellt: teilung Eisenbahn und Hafen ~ Nord ", unter Tage im Grubenbetrieb, Heinrich Hahne als Grubensteiger. am 1. Oktober 1963 wurde eingestellt: am 1. Mai 1963 wurde eingestellt: Dipl.-Ing. GUnter Neubauer als Ass isten t Ass ess or des Berg'achs Karl-Richard ERZBERGBAU DöRNTEN in der Versuchsanstalt, Haa rmann al s Wirtschaftsingenieur im Grubenbetrieb, Am 1. April 1964 wu rden ernannt : am ,. November 1963 wurde eingestellt: Karl-Heinz Bewig zum Re'liersteiger, Dipl.-Ing. Heinz Schiller als Betriebsassi­ am 1. Juli 1963 wurde eingestellt: Hermann Nagel zum Fahrsteiger und zum stent im Blockwalzwerk/Walzwe rk 111 , Assessor des Bergfachs Carl-Hermann stellvertretenden Betriebsführe r. Enneker als Betriebsinspektor im Gruben­ am 1. Januar 1964 wurde ernannt: betrieb, HOCHOFENWERK GROSS ILSEOE Kurt Nick zum Betriebslei ter des Chemi­ schen Laboratoriums der Versuchsanstalt, am 1. Oktober 1963 wurde eingestellt: Am 1. Juli 1963 wurde eingesteHt: Waldemar Hoppe als Grubenfahrsteiger Dipl.-Ing. Reimer Haack als Elektroinge­ am ,. Januar 1964 wurde eingestellt: im Grubenbetrieb, nieur im Elektrobetrieb, Ing. Heinz Oamme als Betriebsingenieur im Masch inenbetrieb, am 1. Dezember 1963 wurde ernannt: am 1. Oktober 1963 wurden ernannt: Klaus Mayer zum Grubenfahrsteiger im Walter Ballermann zum Rottenmeister in am 1. Februar 1964 wurde ernannt: Grubenbetrieb, der Abteilu ng Eisenbahn und Hafen "Süd", Guslav Grobe zum Meister in der Spund­ Manfred Conrad zum Rangiermeister in wandwerkstatt, am Februar 1964 wurde ernannt· 1. der Ableilung Eisenbahn und Hafen nSüd", Hans PreiB zum Reviersteiger im Gruben­ Walter Oeppe zum Schichtmeister im Ma­ am 15. Februar 1964 wu rden ernannl : betrieb; schinenbetrieb, Oberingenieur Dipl.-Ing. Gus!n EnB zum Siegfried Langeheine zum Sch ichtmeister Direktor der Maschinenabteilung und der am 1. April 1964 wurden eingestellt: im Maschinenbetrieb, zu seinem Dienstbereich gehörenden Ma­ Lothar Eismann als L Elektrosteiger im Walter Mehlhase zum Rottenmeister in schinen-, Elektro- und Kranbelriebe und Grubenbetrieb, der Abteilung Eisenbahn und Hafen . SUd ", Werkstätten,

57 aetriebsc:hef Dipl.-Ing. Helmut Peter Lauff Betriebschef Gerhard Thiele zum leiter Dipl..lng. Adolf Wagner zum Handlungs­ zum Oberingenieur der Wärmestelle des des Kranbetriebes, außerdem übernimmt bevollmächtigten des Technischen Bll ros 11. Peiner Walzwerks - einschließlich Fein­ Herr Thiele die Betreuung samtlicher Auf­ mechanische Werkstatt - und der Wärme• zugsanlagen und schienenloser Fahrzeuge, PEINE-l l SEDER HANDE LSGESEll­ steIle des Hochofenwerks, Oberingenieur Dipl.-Ing. Ernst Meier-Cor­ am 1. Mai 1954 wurden e rnannt: SCHAFT MBH , PEINE tes zum Direktor aller Stahlwerksbetriebe, Dr.-lng. Karl Kurt Aschendorff zum Be­ Am 1. Januar 1963 wu rde ernannt: einschließlich der dazugehörenden Neben­ triebschef für die Metallurgische Abteilung, Jose' Schober zum Handlungsbevollmäch­ anlagen, Betriebsleite r Dipl.-Ing. Karl-Joachim tigton in der Abteilung Düngemittel- Brenn­ Bunte zum Betriebschef fllr das Siemens­ stoffe. am 25. Februar 1964 wurde ernannt: Mart in -Stahlwerk, Betriebsleiter Dr.-lng. Hans-Georg Fleige Willi Reck zum Betriebsingenieur im Ma­ PEINER STAHLHANDEL GMBH , schinenbetrieb, und Betriebsleiter Ingenieur GUnter Hol­ ba uer zu den Betriebschefs für das Tho­ DORTMUND am 1. März 1964 wurden ernannt: mas- und Blasstahlwerk, Am 1. Jul i 1963 wurde ernannt: Werne, aautz zum Schichtmeister im Betriebsleit.r Oipl.-Ing. GüntetMeyer zum Heinz Brecht zum Handlungsbevollmäch• Walzwerk 111 , Betriebschef für das Fe in eisenwalzwerk. tig ten. Karf Mehnnann zum Schich tmeister in der NORDDEUTSCHE MASCHINEN- UND Adjustage, Walzwerk 111 , PEINER STAHLHANDEL GMBH , Günther Wuttke zum Umbau meister im SCHRAUBEN WERKE AG, PEINE Walzwe rk 111, Am 6. Juni 1963 wurden ernannt: MANNHEIM Helmut Bielefeldt zu m Handlungsbevoll­ Am 1. Januar 1964 wurde ernannt: am 1. April 1954 wurden ernannt: mächtigten in der Lochkartenabteilung, Hans Schwarz zum Prokuris ten. Wilhelm aarthold zum Meister in der Me­ Heinz Gehnnann zum Handlungsbevoll­ chanischen Werkstatt, mächtigten in der Abtei lung Schrauben­ PEINER STAH LEXPORT GMBH , PEINE Wilhelm Heine zum Wagenmeister in der verkauf, Abteil ung Eisenbahn und Hafen . Nord ", Hans- Dieler Reuscher zum Handlungsbe­ Am I. Januar 1964 wurde ernannt: Günter Peters zum Me is ter im Maschinen· vollmächtigten in der Abteilung Baugeräte, Gunter Steffe ns zum Prokuristen. betrieb, Karf Schmidt zum Rangiermeister in der am 1. Januar 1964 wurde e ingestell t: Abteilunj;! Eisenbahn und Hafen . Nord ", Dr.-lng. Günther Fritsche als Oberingenieur Dieter Slppel zum Sicherheitsmeister im für das Technische Büro. Arbeitsschutz, HERMANN RO TE R OHG, am 13. April 1964 wurden ernannt: LANGEN HAGEN Betriebschef Dipl.-Ing. Mn Hoppichler Am 4. Dezember 1963 wurden ernannt: zum Leiter des Elektrobetriebes und zum Dlpl.-Ing. Günter von K,meke zum Ober­ Vertreter des Abteil ungschefs, ingenieur des Technischen Büros IV,

HAU PTVER WALTUNG PEIN ER WALZWERK Hlnl Kopmann, Rech .- u. Fin .. W.,* 14. 1. 1899,t9. 10. 1963 Erich Hein.eke, Eisenbahnbetrieb, • 13. 12. 1923, t 5.5. 1963 Ing. Henn. Funk, Rech.- u. Fin .-W. , *4. 1.1899, t9.3. 1964 Waltet Ziech, Maschinenbetrieb, • 23.8. 1925, t 9. 6. 1963 Alf,.d Reupke, Walzendreherei, • 21. I. 1910, t 14.6.1963 STEINKOHLE NBERGWER KE FR IEDRICH DER GROSSE, Bamh.rct Dr.bner, Stabstahlvers., • 28. 7.1913, t 9. 7. 1963 HERNE Karl Müller, Elektrische Werkst., • 19.7.1898, t 14. 6. 1963 Friedrich Knizia, Grubenbetrieb, • 6.10. 1908, t 21.5. 1963 Hennann Heuer, Elektrobelrieb, • 18.6.1910, t 4. 8. 1903 JOlef Skalecki, Grubenbetrieb, • 20. I. 1913, t 24.5. 1963 Karl Stiegelbauer, Walzwerk 111, • 24. 11. 1922, t 23.9.1963 Heinz KUl niercnk, Grubenbetr., • 9.7.1934, t 13.6.1963 Willy Schmidt. Gu6- U. Reservemag., • 9. 10. 1906, t 8. 10. 1963 Dieler N,pieranl, Grubenbetrieb, • 9.6.1942, t 5. 7. 1963 Wilhelm Rüffler, lok betrieb, • 21. 12. 1898, t 22.10.1963 Adam Ciesielski, Tagesbetrieb, • 28. 12.1922, t 24. 8.1963 Wilhelm aerk.feld, Kranbetr., • 16.1 1. 1902, t 15.11.1963 Wemer Mösch, Grubenbetrieb, * 13. 4.1932, t 25.8.1963 QHo Weber, Blockwalzwerk, " 25.4.1903, t 19.11.1963 MIX Wower, Grubenbetrieb, • 30.1.1938, t 21.9. 1963 Alfred lehnisch, Zentral werkst., "18.12. 1904, t 27.1. 1964 Erich Hülsmenn, Bau abteilung, • 7.2.1904, t 28.9. 1963 Bemhlrd Schneller, Werkschutz, " 2. 8.1906, t 21.2. 1964 Plul SeiH. WirtschaftsbOro, • 23.9. 1902, t 15. 10. 1963 Augult Wildhagen. Gärtnerei, • 29. 10.1913, t 22.2.1964 Paul Wöhrmann, Grubenbetrieb, • 4.8.1925, t 23. 10. 1963 Semh. Nordmeyer, Thomasstahlw., • 5.5.1906, t 27. 2. 1964 Heinz Koschin, Grubenbetrieb, • 27. 10.1931 , t 24. 10. 1963 Waltar Deichsel, Stabstahlvers., • 4. 11.1933, t 2.3.1964 Günter Kumstel, Grubenbelrieb, • 30.4. 1923, t 1.11.1963 Wolfgang Fei.t, Stabstahlvers., • 22.9. 1937. t 2.3.1964 Horst Schnell, Grubenbetrieb, • 14 . 11. 1932, t 8. 11.1963 Wilhelm Mathi'I, Wärmestelle, • 17.2.1914, t 13.3. 1964 HainrichSchmidt, Grubenbetrieb, • 5. 11. 1928, t24. 11 . 1963 Frlnz Scholz. Grubenbetrieb, • 29.1 1. 1912, t 10.1. 1964 Allans Kalk" Grubenbetrieb, • 18.4. 1907, t 19. I. 1964 NORDDEUTSCHE MASCHINEN- Hennann Best, Tagesbetrieb, • 27.2.1938, t 21. I. 1964 UND SCHRAUBENWERKE AG, PEINE AlexanderNawrolh. Tagesbetrieb, • 16. 2.1904, t 29. 2. 1964 Helmut Buchwald, Grubenbetrieb, • 18.5.1934, t 8.3. 1964 Obering. H. RoHhaus. Tech.Büro, • 3.10.1927, t 6.6. 1963 Reinhold EicherI, Grubenbetrieb, * 16.6.1920, t 25.3.1964 Klaus-Dieter Schmidt, Kranbau, • 20.12.1938, t 27. 6. 1963 Sieglried Goldbe rg, Turmbau, • 13. 5.1931, t 12.8. 1963 ER ZBERGBAU LENGEDE· BROISTEDT Josef Klauber, Holkol., Werk I, • 6.6.1906, t 31 . 12.1963 Klrl Schilno, Untertagebetrieb, • 21.3.1909, t 10. 12. 1963 Plul Schneider, Elektroingenieur, • 9.6.1902, t 6.1.1954 Osker Hempel, Dreherei, Werk 111 , • 26.1.1925, t 5. 2. 1964 HOCHOFENWERK GROSS ILSEDE Heinrich Kroll, Werkschutz, • 30.9.1909, t 21. 5. 1963 HERMANN ROTER OHG, lANGENHAGEN/HANNOVER Emir Neukirch, Ma urerbetrieb, • 9.7.1911 , t 6. 6.1963 OHo llges, Magazin, • 25.7. 1904, t 3. 2. 1964 Fritz Schmedes. Werkstatt, · 18.4. 1899, t 20. 5. 1963

58 HÜTTEN DIREKTOR I. R. JU llU S FR OMME Am Morgen des 31. August 1963 hatten wir die trau rige Gewißheit. Hüttendirektor i, R. Julius Fromme ist für immer eingeschlafen. Wenige Tage später, am 5. September, wäre er 82 Jahre alt geworden. Sein K ampf gegen eine schwere K rankheit war zu Ende. Alle, die von seinem Leiden wuBten, glaubten, daß er sich noch einmal erholen würde. Doch das Schicksal war stärker als die Hoffnung. Rund 57 Jahre wirkte er für die IIseder Hütte. A ls 26jähriger kam er zu d iesem Unternehmen. Bereits mit 37 Jahren wurde er Vorstandsmitglied. Es war 1918. Im Jahre 1941 berief ihn der Aufsichtsrat zum Vorstandsvarsitzcr, 1945 sch ied dei last 65jährige aus dem Vorstand aus und trat in den Aufsichtsrat ein. 1952 über· nahm Juliu$ Fromme dessen Vorsitz. Vor etwa eineinhalb Ja hren legte er dieses wichtige Amt in die Hände eines Jüngeren: Bergassessor a. D. Clemens von Velsen. l ange Zeit war er auch im Aufsichtsratsvorsitz verschiedener Gesellschaften der IIseder Hütte. Außerdem gehörte er noch Aufsichtsräten anderer Unternehmen an. Julius Fromme war über die Grenzen Niedersachsens hinaus bekannt. Schon als junger Mann sammel te er kaufmänn ische Erfahrungen in London und Hinterindien. Im Raume Peine baute Julius Fromme viele Abteilungen auf oder organisierte sie neu. Mit diesen Erfolgen wurden seine Vorgesetzten auf ihn besonders au fmerk­ sam. Die Berufung in den Vorstand war der sichtbare Beweis se iner Wertschätzung. In den schweren Inflationsjahren 1922/23 übernahm das etwa 40j ährige Vorstands­ mitglied die Leitung der Finanzverwaltung des gesamten Konzerns. 1932 wurde ihm noch die kaufmännische Oberleitung der Gewerkschaft Friedrich der Große in Herne übertragen. In Vertretung des Repräsentanten erhielt er Generalvoll macht. Die Beru fung zum Vorslandsvorsitzer im Jahre 1941 war ein Höhepunkt sein es Lebens. Als er 1952 den Vorsitz des Aufsichtsrates übernahm, dem er nach Aus­ scheiden aus dem Vorstand im Jahre 1945 schon Jahre angehörte, war Julius Fromme der erste Repräsentant des gesamten Konzerns. Mit dem Hinscheiden dieses Mannes ging zugleich eine Etappe des Geschehens bei der IIseder Hütte zu Ende. Der Name Julius Fromme bleibt mit diesem Unter­ nehmen ve rbunden.

PROFESSOR DR.-ING. GROSSE In den Vormittags stunden des 30. Juli 1963 ist Di rektor Professor Or. -Ing. Walter Grossc im Alter von 62 Jahren plötzlich verstorben. Pro fessor Dr. Grosse war der Leiter der Versuchsanstal t und des Laboratoriums des Peiner W alzwerk s der II seder Hütte in Peine. Der Tod ereilte ihn in seinem Büro. Er starb mitten in seiner Arbeit, die se in Leben ganz ausfüllte. Professor Dr. Grosse wurde 19oo in Conz bei Trier geboren. Er sludierte an der Technischen Hochschule Aachen und erwarb 1924 sein Diplom als Ingenieur der Hüttenkunde. 1926 promovierte er zum Dr.• lng. und habilitierte 1939 an der TH Aachen. 1950 wu rde Dr.-Ing. Grosse vom Kultusminister des Landes Niedersachsen wegen seiner Tätigkeit als Dozent an der Berg akademie Clausthal zum Professor ernannt. Der Verstorbene war 1931 zur IIseder HOtte als Leiter der Versuchsanstalt und des Laboratoriums gekommen. Vorher wirkte er in Saarbrü cken , in Aachen und in Rheinhausen. Bereits 1935 war er in Peine zum Oberingenieur ernannt worden. Anfang 1960 wurde er Direktor. Professor Grosse ist durch zahlreiche wissenschaftliche Veröffentlichungen hervor. getreten, die seinen Namen in Deutschland und im Ausland bekannt machten. Der Schwerpunkt seines Wirkens lag in der Erforschung der An forderungen moderner Verarbeitungsverfahren an die Stahlqualität. Besonders auf dem Gebiet der Erzeu­ gung schweißbarer Stähle waren seine Ideen bahnbrechend. Mit se inem Tod verliert die deu tsche Stahl industrie einen hervorragenden Wissenschaftler. Die IIseder Hütte und ihre Mitarbeiter trauern um eine Persönlichkeit, die nur schwer zu ersetzen sein wird.

PROKURIS T ROlF SCHÄFER Es war ein Freitag , an dem wir etwas Furchtbares wußten. Rolf Schäfer ist lot. Viele, die an diesem Tage noch ein gutes Gespräch mit ihm führen wollten, die anderen, die froh waren, daß es ihn überhaupt gab, sie alle waren wie gelähmt. Am Donnerstag, dem 29. August 1963, raffte ihn, den 41jährigen, ein Herzschlag dahin. Er, der wenig rauchte, den Alkohol mied, wo es eben ging, der sportliche. gut gelaunte, optimistische, fleißige Verkaufsprokurist sollte nie mehr das Gebäude der Hauptverwaltung in Peine betreten. Nach vielen Stunden des Entsetzens folgte die tiefe Trauer. Dabei hatte Rolf Schäfer erst vor wenijen Monaten beim Verkauf der II seder Hütte begonnen. Er sollte hier wichtige Au gaben übernehmen. nach­ dem er vorher bei der PIH tätig war. Insgesamt 12 Jahre wirk te der beliebte Kaufmann in unserem Unternehmensbereich. Er war ein Mann mi t vielen sprühen• den Ideen. Sein Wesen führte ihm viele Freunde zu. Er hatte Charakter. Se in Wort galt. Schon sein Händedruck erweckte Sympathie. Der Vorstand und die Verkaufs­ leitung wissen nicht, wie sie diesen Mann ersetzen sollen. Als sein Tod offenbar war, wurde das schnelle Urteil über Kaufleute - sie seien in jeder Situation kalt und hart - annulliert: Alle seine Mitarbeiter, Kollegen und Vorgesetzten waren bleich. Und einige hatten feuchte Augen. Es war ein harter Schlag für seine Familie, seine vielen Freunde und für die IIseder Hütte. Echte Erschütterung und innige Ante ilnahme sprechen aus allen Briefen, die uns erreichten. Sie zeigen uns, welch Ansehen Roll Schäfer hatte. In Dortmund haben wir ihn begraben. So wünschte es seine junge Frau.

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