METZLER LEXIKON ENGLISCHSPRACHIGER AUTORINNEN UND AUTOREN 1 Achebe

Barbarei« war, daß die Afrikaner selbst das Wort Achebe, Chinua ergreifen müssen, um das Bild vom »dunklen Kon- Geb. 16. 11. 1930 in Ogidi, Nigeria tinent« zu korrigieren. In der Figur des Distrikt- verwalters stellt A. einen Hauptvertreter des afrika- Mehr als fünf Millionen Exemplare sind von nischen Kolonialromans bloß: Joyce Cary, der Chinua Achebes Erstlingsroman Things Fall Apart ebenfalls Distriktverwalter in Nigeria war. In A.s (1957; Okonkwo oder Das Alte stürzt, 1983) ver- Augen repräsentiert er die Arroganz und Ignoranz kauft worden. Er steht vielerorts in Lehrplänen des Autors im Kolonialdienst, der im Gegensatz afrikanischer Schulen und Universitäten, und über zum einfühlsamen Künstler der literarischen Tra- keinen afrikanischen Autor sind so viele wissen- dition des Westens steht. schaftliche Publikationen erschienen. Der Roman Things Fall Apart hat die realistische »Achebe handelt vom ersten Kontakt der Igbo mit der School« begründet. Die folgenden Romane Arrow Kolonialmacht Großbritannien, vom Beginn des of God (1964; Der Pfeil Gottes, 1965), No Longer at Kolonialismus. Geschrieben hat A. das Werk kurz Ease (1960; Heimkehr in ein fremdes Land, 1963), A vor der Unabhängigkeit Nigerias, am Ende der Man of the People (1966; Ein Mann des Volkes, Kolonialzeit. Er hat einen historisch verbürgten 1966) und die Kurzgeschichtensammlung Girls at Fall des Widerstands gegen das britische Vordrin- War (1972) führen A.s Projekt der Wortergreifung gen aufgegriffen. In seiner Fiktionalisierung rückt für eine afrikanische Geschichtsperspektive fort, er das Igbo-Dorf Umuofia in den Mittelpunkt, um von der Kolonialzeit in den 1920er Jahren über die die Spannungen zwischen kulturellem Wandel, Unabhängigkeitsbewegung bis zum ersten Militär- verkörpert durch Obierika, und konservativem putsch und dem Biafra-Krieg. Heute betrachtet die Beharren, verkörpert durch Okonkwo, Inbegriff Kritik A.s Erzählwerk differenzierter. Über die rein aller Igbo-Tugenden, zu illustrieren. Okonkwo hat reaktive Intention des Gegendiskurses (»writing sich als Krieger ausgezeichnet, ist aber durch zwei back«) werden A.s Romane als Illustration dessen Tötungsdelikte in einen Konflikt mit seiner Gesell- gelesen, was Theoretiker der Postkolonialität wie schaft geraten und endet ehrlos durch Selbstmord. Edward Said oder Kwame Anthony Appiah pro- Er hat einen Kolonialpolizisten getötet, um sein pagieren. Auch A. hat in seinen Essays die literari- Dorf zum Aufstand gegen die Briten anzustacheln. schen Repräsentationen der Postkolonialität durch An den Anfang des Romans stellt A. den Grün- theoretische Erwägungen ergänzt. In »The African dungsmythos Umuofias, der mit dem Sieg über Writer and the English Language« (1965) stellt er den Geist der Wüstenei die Überwindung des klar, daß die Nationalstaaten Afrikas eine histori- Chaos durch gesellschaftliche Ordnung verdeut- sche Konsequenz des Kolonialismus sind, also die licht. A. zeigt Umuofia als Gemeinwesen, das auf Autoren, die in den Kolonialsprachen schreiben, einer klaren Rechtsordnung aufgebaut ist: Erst die nur diesem Faktum Rechnung tragen. Aber A. Kolonialmacht verwirft diese Ordnung. Unter dem beansprucht für sich, die englische Sprache so zu Vorwand, den »Wilden« Zivilisation zu bringen, modifizieren, daß sie seinen Vorstellungen von öffnet sie der Korruption und Willkür die Tür. afrikanischer Expressivität genügt. Damit hat A., Okonkwos Selbstmord – ein Verstoß gegen die der seine Erzähltexte in Englisch, seine Lyrik aber Erdgöttin – symbolisiert den Zerfall der alten Ord- in Igbo schreibt, in dem Streit, in welcher Sprache nung. In der Schlußpassage gibt A. dem Distrikt- afrikanische Autoren schreiben sollten, eine prag- verwalter das Wort: Als Beleg seiner zivilisatori- matische Position markiert und eine Lanze für schen Mission wird er in seinem Buch über »Die sprachliche Experimente mit Varietäten des Eng- Befriedung der Wilden am Niger« der Geschichte lischen gebrochen. A. hat sich zudem mit der Okonkwos ein kleines Kapitel widmen. In diesem Imagologie und den hegemonialen Strukturen des scheinbar belanglosen Wechsel der Erzählperspek- Afrika-Diskurses auseinandergesetzt, wie er über tive faßt A. die Grundkonstellation postkolonialer den Kanon der »Great Tradition« perpetuiert wird. Literatur zusammen: Der Diskurs über Afrika wird Nachdem er Kolonialautoren wie Joyce Cary, Gra- von den Kolonialisten beherrscht, das Afrikabild ham Greene und John Buchan auf ihren Platz ist aus Ignoranz und rassistischer Arroganz ver- verwiesen hatte, nahm er sich in »African Litera- zerrt worden. Bis zu dieser Passage belegt der ture as Restoration of Celebration« (1991) einen Roman, daß die Geschichte Afrikas vor Ankunft Schlüsseltext dieser Tradition vor, Joseph Conrads der Weißen eben nicht »eine endlose Nacht der Heart of Darkness (1899): Er habe lange gebraucht, Achebe 2 bis ihm klar wurde, daß er nicht an Bord von Marlows Boot den Kongo aufwärts fahre, sondern Ackroyd, Peter einer der Wilden sei, die grimmassierend am Ufer Geb. 5. 10. 1949 in London tanzen; Conrad entwerfe ein Bild von Afrika als dem fundamental Anderen, der Antithese zu Eu- Peter Ackroyd, der als experimenteller Lyriker, ropa und zur Zivilisation, als Ort, an dem statt der Essayist, Kulturkritiker, Rezensent, Herausgeber, Intelligenz, Bildung und des Anstands die Bestiali- Biograph und Romanschriftsteller tätig ist, bewäl- tät des Menschen vorherrscht. Auch mit seinen tigt in seinen fiktionalen und kritischen Werken Essays hat A. eine neue Tradition begründet, die die Gratwanderung zwischen publikumswirksa- des Afrika-zentrierten kritischen Diskurses. Nach men Bestsellern und mehrfach preisgekrönter Li- 20jährigem Schweigen hat A. mit dem Roman teratur mit Bravour, obwohl die Texte als her- Anthills of the Savannah (1987; Termitenhügel in metisch verschrieene postmodern-dekonstruktivi- der Savanne, 1989) nochmals eine Neuorientie- stische Thesen auf hohem intellektuellem Niveau rung in der afrikanischen Literatur eingeführt: die reflektieren. Nach A.s Aussage finden sich die The- multiperspektivische Erzählweise. A. beschreibt men und theoretisch-philosophischen Vorannah- die Militärregime nach dem Bürgerkrieg von vier men seiner Biographien, Romane und lyrischen verschiedenen Standpunkten. Drei Schüler des Lu- Werke bereits in dem Essay Notes for a New Culture gard-Gymnasiums repräsentieren drei Entwick- (1976), dessen Titel auf T.S. Eliots Notes Towards lungsmöglichkeiten des unabhängigen Nigerias. the Definition of Culture (1948) anspielt. Dieses Sam, Chef der Militärjunta, steht für die autoritäre literarphilosophische Manifest faßt in polemisch Macht. Chris, Sams Informationsminister, vertritt zugespitzter Form die Erkenntnisse des nach dem die korrumpierte Privilegentia, die überall mit- Abschluß des Clare College in Cambridge spielt, solange sie persönlich profitieren kann. (1968–71) durch ein Stipendium ermöglichten Ikem, Journalist und Dichter, träumt von einer Studiums an der Yale University 1971–73 zusam- ›Graswurzel‹-Demokratie, die allein den afrikani- men, wo A. mit den Thesen der sogenannten Yale schen Humanismus politisch umsetzen könne. Critics konfrontiert wurde. Der Text deutet die Durch ihren Lebensweg und die persönliche englische Geistesgeschichte als Verfallsgeschichte, Freundschaft miteinander verbunden, werden die da England seit der Restauration den Anschluß drei zu tödlichen Kontrahenten. Ikem wird von an außerinsulare Modernisierungsschübe verpaßt Sams Geheimdienst ermordet, Sam fällt einem habe und sich bis in das 20. Jahrhundert an einem Putsch zum Opfer, Chris wird auf der Flucht von essentialistisch konzipierten aesthetic humanism einem Polizisten erschossen. Die vierte Perspektive festklammere. Dieser negativ konnotierte ›Huma- ist die von Beatrice, die zwar mit allen drei Män- nismus‹ manifestiert sich laut A. vornehmlich in nern liiert ist, aber ihre Unabhängigkeit bewahrt den Konzeptionen von Selbst, Welt und Sprache und als einzige überlebt. Sie repräsentiert das und ignoriert als modernistisch charakterisierte, (Über-)Lebensprinzip in einer von Männern kor- sprachzentriert-konstruktivistische Entwürfe von rumpierten, außer Kontrolle geratenen Gesell- Subjektivität, Realität und Kunst, die A. im Rück- schaft. Die feministische Kritik hatte A. wegen griff auf Theoretiker wie Roland Barthes, Jacques seines Frauenbildes in den früheren Romanen hef- Derrida und Jacques Lacan entwickelt. – Analog zu tig kritisiert. Anthills of the Savannah zeigt auch den Thesen des Essays verwischen sowohl A.s Bio- darin einen Neuansatz, daß Männerdominanz als graphien über Ezra Pound (1980), T.S. Eliot destruktiv gekennzeichnet wird und die maßgeb- (1984; T.S. Eliot, 1988), Charles Dickens (1991), liche Bedeutung der Feminität für die Aufrecht- William Blake (1995; William Blake: Dichter, Ma- erhaltung der Humanität betont wird. ler, Visionär, 2001) und Thomas More (1998) wie auch seine bislang neun Romane die ontologische Literatur: Ezenwa-Ohaeto. Chinua Achebe. Oxford 1997. Differenz zwischen Fiktion und Wirklichkeit. In – S. Gikandi. Reading Achebe. London 1991. – D. Car- The Life of Thomas More z.B. evozieren Anekdoten roll. Chinua Achebe: Novelist, Poet, Critic. London 1990 [1970]. – C.L. Innes. Chinua Achebe. Cambridge 1990. – und Briefe, Dialoge, juristische Dokumente und D.G. Killam. The Writings of Chinua Achebe. London mittelalterliche Kirchentexte ein in der betonten 1977 [1969]. Selektivität von Daten und Textsorten lebhaftes Eckhard Breitinger Bild Londons im Umbruch vom Katholizismus zum Anglikanismus. 3 Ackroyd

Auch A.s Romane stellen häufig das von der dueller Originalität und intertextuell geprägter Ko- (Literatur-)Geschichtsschreibung konstruierte Bild pie bei der Schöpfung einer personalen Identität historischer Personen in Frage, wenn z.B. The Last wie auch eines Kunstwerkes nachzugehen. Milton Testament of Oscar Wilde (1983; Das Tagebuch des in America (1996) schreibt das Leben des eng- Oscar Wilde, 1999) in Tagebuchform die Perspek- lischen Dichters John Milton (1608–74) nach dem tive des homosexuellen Ästhetizisten Wilde Sturz Oliver Cromwells fiktional in einer puritani- (1854–1900) auf seinen skandalumwitterten gesell- schen Siedlung in Amerika fort und stellt dem schaftlichen Abstieg imaginativ (re-)konstruiert. exzessiv schriftgläubigen John Milton mit seinem Besonders ausgeprägt in den magisch-esoterischen Diener Goosequill einen zwar des Lesens und Romanen Hawksmoor (1985; Der Fall des Baumei- Schreibens kundigen, jedoch dominant von sters, 1988), First Light (1989; Die Uhr in Gottes mündlichen Traditionen geprägten Charakter ge- Händen, 1992), The House of Doctor Dee (1993) genüber, um die kognitiven Codierungen eines und Dan Leno and the Limehouse Golem (1994; mündlich und eines schriftlich geprägten Bewußt- Der Golem von Limehouse, 1998) wirkt die trans- seins hinsichtlich des Selbstbildes, der Kommu- historisch-mythische Magie von London, dem be- nikationsformen und der politischen Ethik zu ver- vorzugten Handlungsort von A.s Fiktionen, aktiv anschaulichen. Gleichzeitig illustriert der Roman an der Auflösung fester Identitätsgrenzen mit, in- die Besonderheiten der oralen und literalen Kom- dem das seit Urzeiten an diesem Platz konzen- munikation, indem er Miltons von Goosequill trierte Wissen ›Englands‹ zeitübergreifend Charak- niedergeschriebene – und respektlos kommen- tere beeinflußt. Bereits A.s erster Roman, The tierte – Tagebucheinträge, Predigten und (innere) Great Fire of London (1982), überlagert historische Monologe, aber auch seitenlange, wie Dramen- und fiktionale Wirklichkeiten des 19. und 20. Jahr- texte notierte Dialogpassagen zwischen Goosequill hunderts, die sich um den viktorianischen Autor und seiner Frau wiedergibt. The Plato Papers Charles Dickens (1812–70) drehen. In Hawksmoor (1999) schließlich befaßt sich mit den Bedingun- unterminiert das okkulte Weltbild des Kirchenar- gen eines Denkens von Transzendenz und begreift chitekten Nicholas Dyer im 18. Jahrhundert, einer die transzendentale Obdachlosigkeit der (Post-) fiktionalen alter ego-Figur des historischen Nicho- Moderne als Chance, eine nicht absolut gesetzte las Hawksmoor (1661–1736), die dem Denken Transzendenz zu entdecken – oder zu konstru- der Aufklärung verpflichteten, rationalistisch-fort- ieren –, die sich an Derridas différance orientiert. schrittsgläubigen Überlegungen des Detektivs Das Konzept wird herausgearbeitet über den Pro- Nicholas Hawksmoor im London des 20. Jahr- tagonisten Plato, der in diesem historiographisch- hunderts bei seiner Suche nach dem Mörder von metafiktionalen Science-fiction-Roman 3705 n. in Dyers Kirchen aufgefundenen Leichen so ra- Chr. aus Fragmenten eine Mentalitätsgeschichte dikal, daß die Bewußtseinsinhalte von Dyer aus der Menschheit zu konstruieren sucht. Platos dem 18. Jahrhundert und diejenigen Hawksmoors ›Fehldeutungen‹ verschiedener Quellentexte aus im 20. Jahrhundert zu verschmelzen scheinen. der Era of Mouldwarp ca. 1500–2300 n.Chr., die Strukturell setzt ein Großteil der Texte in un- der Leser als Bruchstücke der für das 19. und 20. terschiedlichen Epochen angesiedelte Wirklich- Jahrhundert bedeutenden antimetaphysischen keitsentwürfe relativierend zueinander in Bezie- Wirklichkeitsmodelle von Charles Darwin (1809– hung, um sowohl den Konstruktcharakter der hi- 82), Karl Marx (1818–83) und Sigmund Freud storisch spezifischen Denkformationen als auch (1856–1939) erkennt, parodieren einerseits diese die interessengeleitete Nachträglichkeit der histo- Meisterdiskurse selbst, andererseits den Objektivi- riographischen oder biographischen Deutung auf- tätsanspruch historiographischer Rekonstruktion. zudecken. Im Zentrum dieser fiktionalen Dekon- So wird Darwins On the Origin of Species als struktion stehen die in Notes for a New Culture »comic masterpiece« eines Autors namens Dickens erwähnten Schlüsselkonzepte des Selbst oder der kategorisiert, Marx’ Werk dem absurden Humor Identität und der Sprache bzw. der Kunst. Die der Marx Brothers zugeordnet und Freud auf- historiographische Metafiktion Chatterton (1987; grund seines aus Platos Sicht satirisch reduzierten Chatterton, 1990) z.B. verknüpft exemplarische Menschenbildes als »a great comic genius of his Identitäts- und Kunstkonzepte von historischen age« namens Fraud gedeutet. und fiktionalen Künstlerfiguren des 18., 19. und 20. Jahrhunderts, um dem Verhältnis von indivi- Adams 4

Literatur: J. Gibson/J. Wolfreys. Peter Ackroyd: The Ludic In den 1980er Jahren war es in einer bestimmten and Labyrinthine Text. Basingstoke 2000. – S. Onega. gesellschaftlichen Gruppe (jüngere, eher kritische, Metafiction and Myth in the Novels of Peter Ackroyd. intellektuelle Männer) fast unverzichtbar, A.’ Ro- Columbia, SC 1999. – dies. Peter Ackroyd. Plymouth mane als Anspielungshorizont präsent zu haben. 1998. Die spielerische Art, in der A. Fragen wie die nach Anna-M. Horatschek dem Sinn des Lebens oder der Legitimität von Macht behandelt, entsprach dem damals weitver- breiteten Bedürfnis, sich mit grundsätzlichen Pro- Adams, Douglas [Noel] blemen zu befassen, ohne in die ideologische Ver- Geb. 11. 3. 1952 in Cambridge; bissenheit der vorhergehenden Dekade zu ver- gest. 11. 5. 2001 in Santa Barbara, Kalifornien fallen. Diese Zeit- und Milieugebundenheit hat wohl dafür gesorgt, daß es in den letzten Jahren Ein riesiger Computer rechnet 7.500.000 Jahre, vor seinem Tod ruhiger um A. geworden ist. An- um die Frage nach dem Leben, dem Universum dererseits sind Zaphod Beeblebrox, der Pangalakti- und dem ganzen Rest zu lösen, nur um als Lösung sche Donnergurgler und viele andere von A.’ Ein- 42 zu nennen und zu bemerken, daß niemand zu fällen schon lange Teil der Populärkultur, und für wissen scheint, wie eigentlich die Frage lautet. Der seine z.T. einfach umwerfend komischen Unter- Herrscher des Universums ist ein leicht verwirrter haltungsromane werden sich stets Leser finden, Herr in einer Hütte, der von heftigen erkenntnis- auch wenn das Publikum nicht mehr so groß sein theoretischen Zweifeln geplagt wird. Solch aber- wird wie zwischen 1980 und 1990. witzige Entdeckungen muß Arthur Dent, überle- Literatur: F. Kilian/H. Idensen. Die Ordnung der Dinge bender Bewohner der Erde, die einer Hyperraum- bei Douglas Adams: Die Medien in der Literatur von umgehungsstraße hat weichen müssen, auf seinen Douglas Adams im Kontext der medientheoretischen An- Reisen durch die Galaxis machen. Douglas Adams’ sätze von McLuhan, Baudrillard, Flusser, Kittler. Hildes- zunächst als BBC-Hörspiele, später als Romane heim 2000. – J. Göhring/H.-O. Hügel. Automatisiertes erschienenen Science-Fiction-Parodien The Hitch- und Wunderbares: Zum parodistischen Umgang mit der hiker’s Guide to the Galaxy (1979; Per Anhalter Gattung Science Fiction in Erzählungen von Douglas durch die Galaxis, 1981), The Restaurant at the End Adams. Hildesheim 1993. of the Universe (1980; Das Restaurant am Ende des Sven Strasen Universums, 1982), Life, the Universe and Every- thing (1982; Das Leben, das Universum und der ganze Rest, 1983), So Long, and Thanks for all the Fish (1985; Macht’s gut und danke für den Fisch, Addison, Joseph 1985) und Mostly Harmless (1992; Einmal Rupert Geb. 1. 5. 1672 in Milston, Wiltshire; und zurück, 1993) machten ihn zu einem der gest. 17. 6. 1719 in Holland House bei meistgelesenen englischen Autoren seiner Zeit. A.’ Kensington witziger und intelligenter Umgang mit Problemen aus ganz disparaten Bereichen – von Philosophie Joseph Addison gilt als eine der wichtigsten über Physik und Informatik bis zu Cricket –, der Repräsentationsfiguren des Hannoveranischen für seine Texte charakteristisch ist, hat ihm eine Englands. In seiner politischen Karriere brachte er enthusiastische Fangemeinde eingebracht, die ihm es bis zur Position eines Staatssekretärs in den auch die etwas geringere Qualität der letzten zwei Jahren 1717–18. Parteipolitisch gehörte A. zu den Anhalter-Bände und anderer späterer Romane renommiertesten Whigs seiner Zeit. – Zu A.s er- kaum verübelt hat. Der bemerkenswerteste Text sten Veröffentlichungen zählt Remarks on Several aus der Zeit nach 1982 ist wohl Last Chance to See Parts of Italy (1701; Anmerkungen über verschie- (1990; Die Letzten ihrer Art, 1991), ein zusammen dene Theile von Italien, 1752), in denen er in Form mit dem Zoologen Mark Carwardine verfaßter eines Reiseberichts die Verfassung Italiens mit der- Reisebericht, der ebenso unterhaltsam wie enga- jenigen Englands vergleicht, aber erst mit »The giert Expeditionen zu vom Aussterben bedrohten Campaign« (1705) wurde er einer größeren Öf- Tierarten schildert. – Wie häufig bei sogenannten fentlichkeit bekannt. Das Gedicht verehrt den Sieg Kultautoren ist der Erfolg A.’ kulturgeschichtlich des Herzogs von Marlborough bei Blenheim im fast interessanter denn als literarisches Phänomen. Jahre 1704. In seiner Tragödie Cato (1713; Cato, 5 Addison

1753) setzt A. in typisch klassizistischer Manier die englische Nation mit der römischen gleich und Aidoo, Ama Ata feiert in der Person Catos Freiheitsethos, christlich Geb. 23. 3. 1940 in Abeadzi Kyiakor, Ghana modifizierten Stoizismus und Vaterlandsliebe. Das Drama war ein Publikumserfolg, weil sowohl Ama Ata Aidoo, die sich in ihren Werken Whigs als auch Tories es als Identifikationsobjekt mündlicher Traditionen sowie gelegentlicher Ein- für eigene politische Ziele und Werte vereinnahm- sprengsel aus dem Fanti bedient, war 1982/83 ten. Verglichen mit Cato haben A.s weitere drama- Ghanas Bildungsministerin und hat in Ghana, tische Werke, Rosamond, an Opera (1707) und The Simbabwe und den USA gelebt und gelehrt. A. ist Drummer, or, the Haunted House (1716; Das Ge- eine international geschätzte Vortragsrednerin, Es- spenst mit der Trummel, oder der wahrsagende sayistin und Interviewpartnerin. Ihre belletristi- Ehemann, 1741), eher marginalen Charakter. schen Arbeiten umfassen Theaterstücke, Kurzge- A. verdankte seinen literarischen Ruhm seiner schichtensammlungen für Kinder und Erwach- periodischen Essayistik. Zusammen mit Richard sene, Gedichtbände und zwei Romane. A.s Vielsei- Steele verfaßte A. zahlreiche Essays zunächst für tigkeit spiegelt sich nicht nur in den verschiedenen The Tatler (1709–11; Der Schwätzer, oder, die Lucu- Genres, sondern auch in den Themen wider, die brationen Isaak Bickerstaffs, 1772), schließlich für sie in ihren Werken verarbeitet. A.s Texte geben der The Spectator (1711–12; 1714; Der Zuschauer, feministischen Tradition Afrikas Ausdruck, die 1749–51). Als glänzender Essayist in der Tradition sich weder gegen Männer richtet noch ausschließ- Bacons und Montaignes gelang es A., schwierige lich mit Frauen befaßt, sondern immer die Ge- Themen der Zeit didaktisch für ein breites Publi- samtsituation beider Geschlechter und die Aus- kum aufzubereiten. Die beiden Essayblätter wur- wirkungen jeglicher Diskriminierung im privaten den zum Spiegel des augusteischen Zeitalters. Zen- wie politischen Bereich im Auge behält. So erfährt trale Themen von Tatler und Spectator waren: das Mädchen Adjoa in der Geschichte »The Girl Alltagsleben in London, Sozialverhalten, Frauen, Who Can« (in The Girl Who Can and Other Politik, Religion sowie Literaturkritik und -theo- Stories, 1997), das nicht dem geltenden Schön- rie. A.s Untersuchungen zum Begriff des ›wit‹ in heitsideal entspricht, aber mit seinen sportlichen »The Pleasures of the Imagination« (1712) zählen Leistungen Großmutter und Mutter beeindruckt, noch heute zu den bedeutenden Stationen der eine Ermutigung, sich nicht festlegen zu lassen, Imaginationslehre. Die unvergeßlichen Porträts und lernt, die autochthonen Geschlechterrollen- des »Spectator Clubs« repräsentieren typische zwänge zu hinterfragen. Die Auseinandersetzung Stände der zeitgenössischen Gesellschaft: Sir Roger mit der Kolonialgeschichte Afrikas, der Beziehung de Coverley vertritt einen veraltet wirkenden To- Ghanas zur britischen Kolonialmacht, den inter- ryismus, Will Honeycomb die Welt der Modetor- nen prä-, post- und neokolonialen Verhältnissen heiten, Sir Andrew Freeport das vom Whiggismus des Kontinents sowie der Beziehung zwischen favorisierte Unternehmertum und Will Sentry AfrikanerInnen und AmerikanerInnen afrikani- schließlich das Militär. A. versuchte vergeblich, mit scher Herkunft wird kritisch beleuchtet. Auch afri- den Essayblättern The Guardian (1713; Der Auf- kanischer Nationalismus und der damit manchmal seher oder Vormund, 1745) und dem whiggistisch zusammenhängende männliche Chauvinismus, ausgerichteten The Free-Holder (1715/16) an die die Problematik der Diaspora sowie die westafri- Erfolgsgeschichte von Tatler und Spectator anzu- kanische Eingebundenheit in verschiedene Reli- knüpfen. A.s literarhistorische Bedeutung besteht gionen und Traditionen werden behandelt. Mit in der Funktion eines (allerdings angepaßten) Auf- ihrem Roman Changes: A Love Story (1991; irre- klärers, der späteren Kritikern als »erster Viktoria- führend übersetzt als Die Zweitfrau: Eine Liebes- ner« galt. geschichte, 1998) rückt sie Veränderungen im Le- ben der Protagonistin Esi und eine im Übergang Werkausgaben: The Miscellaneous Works. Hg. A.C. Guth- befindliche Gesellschaft ins Blickfeld, die das (In- kelch. 2 Bde. London 1978 [1914]. – The Spectator. Hg. nen-)Leben von Frauen und Männern beeinflußt, D.F. Bond. 5 Bde. Oxford 1970 [1965]. – The Tatler. Hg. und präsentiert eine Liebesgeschichte, die auch als D.F. Bond. 3 Bde. Oxford/Cambridge, MA 1987 [1971]. Literatur: Ch.A. Knight. Joseph Addison and Richard Liebeserklärung an ihr Land verstanden werden Steele: A Reference Guide 1730–1991. New York/London kann. Dies ist insofern der Fall, als die Geschichte 1994. – R.M. Otten. Joseph Addison. Boston 1982. weit über den Horizont von Esi und Ali und Rudolf Freiburg Alfred 6 anderen Paaren hinausweist und deren Umgang gramm fort. Er verstand sich nicht lediglich als mit Gefühlen, den Mitmenschen und der Umwelt militärischer Führer und König, sondern auch als sowie den stereotypen LeserInnenerwartungen Förderer von Kunst und Bildung. Während seiner vom afrikanischen Chauvinisten und von der un- Regierungszeit gründete er eine Hofschule und terdrückten Afrikanerin ein lebendiges, sensibles holte Gelehrte wie den walisischen Kleriker Asser, Bild entgegensetzt, das die komplizierten Liebes- der A.s erster Biograph wurde (Life of King Alfred, beziehungen der Hauptpersonen in einen gesell- 893), an seinen Hof. Um wichtige Texte zugänglich schaftlichen Rahmen setzt. zu machen, ließ A. verschiedene lateinische Werke ins Altenglische übersetzen und betätigte sich auch Literatur: A.U. Azodo/G. Wilentz, Hg. Emerging Per- spectives on Ama Ata Aidoo. Trenton, NJ 1999. – V.O. selbst als Übersetzer. Zu diesen Übersetzungen Odamtten. The Art of Ama Ata Aidoo: Polylectics and zählt diejenige von Papst Gregors Cura pastoralis Reading Against Neocolonialism. Gainesville, FL 1994. (um 600), einem Handbuch zur Priesterausbil- Pia Thielmann dung. A.s Vorwort betont die Notwendigkeit einer Bildungsreform in Wessex und unterstreicht die Bedeutung der Umgangssprache; Übersetzungen sollen Zugang zu den einflußreichsten Werken des Alfred [the Great, Mittelalters gewähren und die Basis aller Bildung sein. Weitaus freier ist die Übersetzung von Boe- King of Wessex] thius’ De consolatione philosophiae (um 523), in Geb. 849 in Wantage, Berkshire; die A. auch andere Quellen einfließen läßt; wobei gest. 26. 10. 899 die Rolle des Schicksals und der göttlichen Vorse- hung weitgehend christianisiert wird. Bei der Obgleich Alfred den Beinamen ›der Große‹ Übersetzung von Paulus Orosius’ Historia adversus erst im 16. Jahrhundert erhielt, wird er oft mit paganos (5. Jahrhundert) gilt A.s Interesse vor seinem kontinentalen Vorbild, Karl dem Großen, allem historischen und geographischen Aspekten. verglichen. Um beide Herrscher rankt sich eine A. geht äußerst selektiv vor, fügt aber eine Geo- Vielzahl von Legenden; beide veranlaßten diverse graphie Germaniens und eine Beschreibung der Reformen, die zu einer kulturellen Blüte ihrer Reisen von Ohthere und Wulfstan hinzu. Um- Länder führten. – Als A. 871 als letzter Sohn stritten ist, ob A. Augustinus’ Soliloquia (386/87) Æthelwulfs den westsächsischen Thron bestieg, und Bedas Historia ecclesiastica (731) selbst über- wurde das Land zum wiederholten Male von Dä- setzte. In der Übersetzung von Bedas Kirchenge- neneinfällen heimgesucht; A. gelang es allerdings, schichte fehlen einige Episoden, aber sie enthält mit ihnen Frieden zu schließen. Nach der Besied- andererseits auch eine westsächsische Version von lung Merziens und Nordhumbriens durch die Dä- Cædmon’s Hymn (7. Jahrhundert). – In angelsäch- nen und der Entstehung des Danelaw fielen die sischer Zeit zählte A. bereits zu den bedeutendsten Dänen 878 erneut in Wessex ein. In der Schlacht und einflußreichsten Herrschern, der Kult um den von Edington konnte A. die Dänen schlagen und König entwickelte sich allerdings erst seit dem 12. deren König Guthrum zum Christentum bekeh- Jahrhundert. Dabei spielten auch die A. zuge- ren. Die anschließende Zeit des Friedens nutzte A. schriebenen Sprichwörter eine maßgebliche Rolle. zum Wiederaufbau von Klöstern, Kirchen und Werkausgabe: The Whole Works of King Alfred the Great. Städten, zur Gründung neuer Klöster wie Athelney Hg. J.A. Giles. Oxford/Cambridge 1858. und Winchester und zur Errichtung von Befesti- Literatur: E.S. Duckett. Alfred the Great and his England. gungsanlagen. A. bemühte sich darum, die Gebiete London 1957. – C. Plummer. The Life and Times of außerhalb des Danelaw zu einen, und wurde 886 Alfred the Great. Oxford 1902. als König aller Angelsachsen angesehen. Als die Nicole Meier Dänen 892 vom Kontinent aus einen neuen Erobe- rungszug unternahmen, stand ihnen eine Allianz von Westsachsen, Merziern und Walisern gegen- über, die als vereinte Christen gegen die heidni- schen Gegner kämpften, welche 896 endgültig ka- pitulieren. Bis zu seinem Tod setzte A. sein Reformpro- 7 Amis

der frühen Kanonisierung von Lucky Jim ist die Amis, Kingsley [Sir] Wirkung A.’ durch den Titel eines Commander of Geb. 16. 4. 1922 in London; the British Empire 1981, den Booker Prize für gest. 22. 10. 1995 ebd. seinen Roman The Old Devils (1986) sowie den Adelstitel 1990 dokumentiert. Obwohl die Kritik kann als einer der einflußreich- nicht mit Vorwürfen geizte, welche A.’ Weg vom sten men of letters im Großbritannien der Nach- angry young man zum grumpy old man mit kriegszeit gelten: Er war erfolgreich als Lyriker, schwankenden politischen Allianzen ebenso be- Romancier, Kritiker und Essayist. Nach einem Stu- treffen wie die xenophobisch-insularen (I Like It dium in Oxford, Militärdienst und Lehrtätigkeiten Here, 1958; One Fat Englishman, 1963) bzw. miso- in Swansea, Cambridge und Princeton (1948–63) gyn-machistischen (Jake’s Thing, 1978; Stanley and konnte A. sich schon früh die Freiheit einer ganz the Women, 1984) Untertöne seiner Romane, wird auf das Schreiben ausgerichteten Karriere leisten. er andererseits mit seiner Verkörperung des bei- Zweimal verheiratet, davon 1965–83 mit der Ro- nahe stereotypen englischen Gentleman durch manautorin Elizabeth Jane Howard, lebte er ab Schrulligkeit, radikale Ablehnung von vorgeblicher Mitte der 1950er Jahre in London und wurde Kunsthaftigkeit und »arty posturing« als typisch zugleich Sprachrohr und Kritiker des literarischen britischer Autor geschätzt. Die weitgehend feh- Establishment. Sein Debütroman Lucky Jim (1954; lende technische Finesse seiner Romane, deren Glück für Jim, 1957) wurde strukturprägend für Hang zu Situationskomik, Groteske und bisweilen den neopikaresken Roman und die campus novel vulgär-umgangssprachlichem Ton, hat jedenfalls (Universitätsroman). Seine Lyrikbände standen eine große Zahl von Lesern nie abgeschreckt, A.’ vom Erstling Bright November (1947) bis zu den feines Ohr für Dialogwitz und beißende Ironie zu Collected Poems 1944–1979 (1979) fest in der Tra- goutieren, bis hin zu seinem letzten Roman, der dition der klaren, schnörkellosen und ›alltagstaug- Satire The Biographer’s Moustache (1995). Trotz lichen‹ Sprache des Movement. Neben über 20 des Vorwurfs, den nahtlosen Übergang vom Bil- Beiträgen zum Kriminal- (The Anti-Death League, derstürmer zum Reaktionär vollzogen zu haben, 1966) und Schauerroman (The Green Man, 1969), muß A. durchgängig eine intensive moralistisch- zur politischen Dystopie (The Alteration, 1976) demokratische Gesinnung bescheinigt werden. und zum Genre der Kurzgeschichte ist A. v.a. als Werkausgabe: The Letters. Hg. Z. Leader. New York Herausgeber von Lyrik- (The New Oxford Book of 2001. Light Verse, 1978; The Popular Reciter, 1978) und Literatur: R.H. Bell, Hg. Critical Essays on Kingsley Amis. Science-fiction-Anthologien (New Maps of Hell, London 1998. – P. Fussell. The Anti-Egotist: Kingsley 1960; Spectrum, 1961; The Golden Age of Science Amis, Man of Letters. Oxford 1994. Fiction, 1981), als selbsternannter Apologet der Göran Nieragden Detektivliteratur und, unter dem Pseudonym Ro- bert Markham, als Autor von James Bond-Ro- manen (The James Bond Dossier, 1965, Geheimakte 007: Die Welt des James Bond, 1986; Colonel Sun, Amis, Martin 1968, 007 James Bond: Liebesgrüße aus Athen, Geb. 25. 8. 1949 in Oxford 1991) hervorgetreten. Zahlreiche Glossen, Kultur- kolumnen und Buchkritiken sowie kritische Stu- Der enorme Bekanntheitsgrad von Martin dien bzw. Werkausgaben von Gilbert Keith Che- Amis, der zu den einflußreichsten zeitgenössischen sterton (1972), Alfred Lord Tennyson (1973) und Autoren Großbritanniens zählt, beruht zu einem Rudyard Kipling (1975) belegen die Produktivität Großteil auf seiner Biographie, die er in seinen und öffentliche Prominenz A.’ ebenso wie seine zum Bestseller avancierten Memoiren kontinuierlichen Einmischungen in die politisch- (2000) medienwirksam inszeniert hat. Besonders gesellschaftliche Diskussion, v.a. in den Bänden das problematische Verhältnis zu seinem berühm- Socialism and the Intellectual (1957), What Became ten Vater, dem Schriftsteller Kingsley Amis, und of Jane Austen and Other Questions (1970), On sein umstrittenes öffentliches Auftreten haben A. Drink (1972), The Folks That Live on the Hill seit dem Erfolg seiner ersten vier, von sexueller (1990), Memoirs (1990), The King’s English: A Explizität und Gewalt dominierten Romane – The Guide to Modern Usage (postum 1998). – Neben Rachel Papers (1973), (1975), Amis 8

(1978) und : A Mystery Story (1980; schen postmodernen Erzählverfahren, allen voran Die Anderen: Eine mysteriöse Geschichte, 1997) – unterschiedliche Formen narrativer Selbstreflexivi- den zweifelhaften Ruf des stilsicheren Zynikers, tät, die radikale Unterminierung traditioneller Fi- dem Talent und Einfluß in die Wiege gelegt wur- gurenkonzeptionen, die Kontaminierung ontolo- den, eingetragen. Seine Essays, die in vier Sammel- gischer Ebenen, die experimentelle Transforma- bänden veröffentlicht wurden (Invasion of the tion von Prätexten und das Doppelgängermotiv. – Space Invaders, 1982; The Moronic Inferno and Seit Mitte der 1990er hat sich die Öffentlichkeit Other Visits to America, 1986; Visiting Mrs. Nabo- weniger mit den fiktionalen Werken – dem Roman kov and Other Excursions, 1993; The War Against (1997; Night Train, 1998) und dem Cliché: Essays and Reviews 1971–2000, 2001), of- Kurzgeschichtenband Heavy Water (1998; Schweres fenbaren dagegen ein humanistisches Weltbild, das Wasser und andere Erzählungen, 2000) – als mit der sich dezidiert gegen die Entmenschlichung durch Person A.’ beschäftigt, was sich jedoch nach der den Spätkapitalismus wendet. Diese ethischen Vor- Veröffentlichung seines neuesten Romans wieder stellungen und eine postmoderne Ästhetik in der ändern dürfte. Denn die Ankündigung, daß im Tradition von William Burroughs, J.G. Ballard, Zentrum des nächsten Werks die 14jährige Tochter Anthony Burgess, Joseph Heller und v.a. Saul des fiktiven Königs von England, Henry IX, in ein Bellow und Vladimir Nabokov sind auch charak- Netz aus Pädophilie und Pornographie gerät, wo- teristisch für die von einigen seiner Kritiker als durch die Glaubwürdigkeit der Monarchie zutiefst pornographische Effekthascherei mißverstande- erschüttert wird, sorgt bereits vor dessen Veröf- nen Bestsellerromane, mit denen A. sich nach 1980 fentlichung in den Medien Großbritanniens für endgültig in der literarischen Szene Großbritan- eine Aufmerksamkeit, die nach wie vor nur we- niens etablieren konnte. nigen Literaten in England zuteil wird. Im Gegensatz zum geschichtsrevisionistischen Literatur: S. Mecklenburg. und Graham Roman Time’s Arrow (1991; Pfeil der Zeit, 1993) Swift: Erfolg durch bodenlosen Moralismus im zeitgenössi- wendet sich A. in den satirischen Romanen : schen britischen Roman. Heidelberg 2000. – J. Diedrick. A Suicide Note (1984; Gierig, 1991), Understanding Martin Amis. Columbia, SC 1995. (1989; 1999, 1995) und (1995; Bruno Zerweck Information, 1996) zeitgenössischen Themen zu: Eifersucht, Gewalt und Pornographie, Macht- und Geldstreben, die Fragmentierung des Indivi- duums, der dehumanisierende Einfluß des Kapita- Anand, Mulk Raj lismus und der Medien- und Popkultur sowie Geb. 12. 5. 1905 in Peschawar, nicht zuletzt die Auswirkungen der nuklearen Be- [heute] Pakistan drohung auf den Menschen, um die sich auch die Kurzgeschichten in Einstein’s Monsters (1987; Ein- Die vernehmbarste Stimme der ersten Genera- steins Ungeheuer: Träume im Schatten der Bombe, tion moderner indischer Schriftsteller englischer 1987) drehen. Der dystopische Roman London Sprache ist zweifellos Mulk Raj Anand, dessen seit Fields, A.’ formal anspruchsvollste Inszenierung Mitte der 1930er Jahre veröffentlichten realisti- dieser zeitkritischen Motive, schildert die Suche schen Romane über die Situation der unterdrück- der suizidalen Nicola Six nach ihrem eigenen Mör- ten Bevölkerungsteile Indiens auf das Interesse der, in deren Verlauf zwei weitere Figuren, der liberal-radikaler Kreise Englands stießen (wo seine Kleinkriminelle Keith Talent und der kultivierte Romane zunächst erschienen) und nach der Unab- Guy Clinch, in ein Geflecht von sexuellen und hängigkeit 1947 auch auf dasjenige indischer Leser, psychischen Intrigen gelockt werden. Der Erzähler die ihn jedoch oft des Marxismus bezichtigten und Samson Young, der die Geschichte Nicolas mit seine Werke als ›unindisch‹ z.T. scharf ablehnten. vielen metafiktionalen Einschüben berichtet, ver- A.s Kritik an der Haltung der Kastengesellschaft sucht vergebens, die Kontrolle über seine Erzäh- gegenüber Unberührbaren in seinem ersten Ro- lung zu behalten, und wird letztlich gegen seinen man, Untouchable (1935; Der Unberührbare, schöpferischen Willen selbst zum Mörder Nicolas. 1954), der seither millionenfach aufgelegt, in viele Wie fast alle Werke A.’ kontrastiert der Roman Sprachen übersetzt und zu einem Klassiker sui groteske Komik mit abgründigem Pessimismus generis avancierte, weitet sich in den rasch folgen- und verbindet zugleich die für den Autor typi- den Romanen Coolie (1936; Kuli, 1953), Two 9 Anand

Leaves and a Bud (1937; Zwei Blätter und eine Literatur: P.K. Rajan. Mulk Raj Anand: A Revaluation. Knospe, 1958) sowie der sogenannten Lalu-Trilogie Neu-Delhi 1995. – R.K. Dhawan, Hg. The Novels of aus. Hier prangert er die Ausbeutung der ver- Mulk Raj Anand. Neu-Delhi 1992. armten Bauern durch Land- und Fabrikbesitzer Dieter Riemenschneider an, verurteilt aber auch das Kolonialregime (was wegen des angeblich pornographischen Inhalts von Two Leaves and a Bud zum vorübergehenden Verbot des Buches führte). A.s radikal-sozialkriti- Anthony, Michael sche Haltung wurzelt in seiner Sensibilität und im Geb. 10. 2. 1932 in Mayaro, Trinidad Thirties Movement, dem er sich während seines langjährigen Aufenthaltes in England (seit Mitte Trotz einer recht umfangreichen Produktion der 1920er Jahre) verbunden fühlte (s. Conversa- ist Michael Anthony v.a. durch seinen ersten Ro- tions in Bloomsbury, 1981). Literarisch betonte der man, A Year in San Fernando (1965), im Gedächt- Autor u.a. den Einfluß von James Joyce. Die Ge- nis seiner Leserschaft gegenwärtig. Es handelt sich staltung des Schicksals seiner meist jungen Pro- um einen Text, der in die besonders von H.D. tagonisten schlug sich stilistisch in der Verwen- DeLisser und George Lamming begründete Tradi- dung moderner Techniken der Bewußtseinsdar- tion des karibischen Bildungsromans gehört. Der stellung nieder, ohne daß dies mit einem Verzicht zwölfjährige Francis wird von einer armen länd- auf herkömmliche Verfahren etwa des Erzähler- lichen Familie in die Stadt San Fernando geschickt kommentars einherging, was A. den Vorwurf man- und soll in der wohlhabenden Familie der Chandl- gelnder künstlerischer Konsequenz eingetragen es ein Jahr als Diener arbeiten. Die Kritik hat sich hat. Sprachliches Experimentieren mit ›indischem‹ lange von der scheinbaren Einfachheit der Hand- Sprachmaterial und wörtlichen Übertragungen lung täuschen lassen. Francis lernt mit Mühe und aus dem Pandschabi trug ein übriges dazu bei, ihn einer – etwas mulmigen – Faszination, sich in der des Exotismus zu bezichtigen, mit dem er nicht- für ihn riesigen Stadt und den zunächst undurch- indische Leser ansprechen wolle. Dem Vorwurf schaubaren Familienbeziehungen zurechtzufin- mangelnder Authentizität muß jedoch mit A.s hu- den. Seine Erkenntnisprozesse sind mit Enttäu- manistischem Engagement begegnet werden, das schung und Entsetzen verbunden, als er das von den Unterdrückten seiner Gesellschaft zum ersten Raffgier, Geiz und Unmoral geprägte Verhalten der Mal eine Stimme verlieh. – Seit den 1960er Jahren Erwachsenen verstehen lernt. Kognitive Schlüs- wandte er sich der Verknüpfung autobiographi- selvokabeln wie know und see (jeweils im umfas- scher und fiktionaler Erzählmomente zu und ver- senden Sinn) geben sein wachsendes Verständnis wandte unterschiedliche Textgattungen (Brief, Ta- der korrupten Welt der Erwachsenen wieder. Mit gebuch, Essay) in den vier bislang erschienenen dem Sterben der alten Mrs. Chandles, die sich für Bänden des Prosazyklus Seven Ages of Man, dar- Francis von einer schroffen, geizigen Alten zu einer unter Confession of a Lover (1976), The Bubble spröden Verbündeten wandelte, lernt der Junge (1984). In ihrem Mittelpunkt steht die Lebens- kurz vor seiner Heimreise auch unumstößliche geschichte Krishans, die sich eng an die A.s an- Fakten der menschlichen Existenz kennen. Der lehnt. Der unvollendete fünfte Band And So He Reifeprozeß des Helden, der weitgehend aus seiner Plays His Part enthält dramatische Szenen, vorab beschränkten Sicht gezeigt wird, ist in präzise Na- als Little Plays of Mahatma Gandhi (1991) publi- turbeobachtungen und in überschaubare soziale ziert. – Neben Romanen und sieben Erzählsamm- Zusammenhänge gestellt und wird sprachlich sub- lungen zeichnen zahllose Essays über indische til und ökonomisch vermittelt. Kunst, Literatur, Politik und Philosophie A. als A. stammt wie sein Protagonist aus dem dörf- einen der herausragenden Indian men of letters des lichen Mayaro. Er wanderte 1954 nach England 20. Jahrhunderts aus, was ihm vielfache nationale aus, wo er in Fabriken, bei der Bahn und bei der und internationale Anerkennung eingetragen hat. Post arbeitete und zu schreiben begann. Als er Sein humanistisches Weltbild, 1945 in Apology for 1968 England verließ und für zwei Jahre im di- Heroism vorgestellt, prägt nicht nur das literarische plomatischen Dienst Trinidads in Brasilien tätig und essayistische Werk, sondern auch sein prak- war, hatte er zwei Romane und eine Reihe von tisch-sozialengagiertes Wirken. Kurzgeschichten veröffentlicht. Er lebt seit 1970 in Trinidad, wo er für den National Cultural Council Arden 10 des Landes arbeitet und auch Schulbücher und frau Margaretta D’Arcy ein, die mehrere bereits historische Werke für ein allgemeines Publikum vorhandene Tendenzen verstärkt: ein tiefes Inter- veröffentlicht. Von seinen späteren Werken sind esse für das bühnenerweiternde ›vital theatre‹, ein die Romane The Games Were Coming (1963), Experimentieren mit Workshop-Ansätzen sowie Streets of Conflict (1976) und All That Glitters den Versuch, das Theaterpublikum neu zu er- (1981) sowie die Kurzgeschichtensammlung Crick- finden. Das selbstreflexive, metatheatralische Hör- et in the Road (1973) zu erwähnen. Wie schon in spiel The Bagman (1970) zeigt einen Dramatiker, The Year in San Fernando ist A. besonders über- der mit den Möglichkeiten seines Mediums und zeugend, wenn er jugendliche Helden und ihre seiner sozialen Rolle hadert. In den irischen The- durch Familie und Nachbarn begrenzte Welt por- men gewidmeten Werken The Ballygombeen Be- trätiert. quest (1972; Das Erbe von Ballygombeen, 1976), The Non-Stop Connolly Show (1975) und Vanda- Literatur: R.I. Smyer. »Enchantment and Violence in the Fiction of Michael Anthony.« Literary Half-Yearly 16 leur’s Folly (1980) haben die Kräfte der Ordnung (1975), 95–124. – P. Edwards/K. Ramchand. »The Art of nicht den stärkeren Part. – Für den jung gefeierten, Memory: Michael Anthony’s The Year in San Fernando.« aber nie kassenerfolgsverwöhnten A. wird die Journal of Commonwealth Literature 6 (1969), 59–72. ideologische Luft dünner, die jüngeren poètes en- Wolfgang Binder gagés bzw. enragés laufen ihm den Rang ab, die neuen finanziellen Sachzwänge sind seiner Drama- turgie nicht förderlich. Es erfolgt eine Verlagerung des Interesses auf das Hörspiel, wo er mit dem das Arden, John Irland der spannungsreichen 1630er Jahre evozie- Geb. 26. 10. 1930 in Barnsley, Yorkshire renden Pearl (1980), dem der Frühgeschichte des Christentums nachgehenden Whose is the King- Die Werke des unbequem-engagierten, histo- dom? (1988) sowie dem public-school-Drama Woe risch-politische wie anglo-irische und kirchenge- Alas, the Fatal Cash-Box (1999) Späterfolge feiern schichtliche Themen bevorzugenden Dramatikers darf. Ein erster Roman, Silence Among the Wea- John Arden sind aus der britischen Bühnenge- pons, sowie der historische Roman Books of Bale schichte der Jahre 1956–72 schwerlich wegzuden- (1988) erweitern zwar A.s Gattungs-, nicht aber ken, in die Geschichte der Jahrzehnte danach aber seine Themenpalette. – A. ist dezidiert homme de schwerlich noch hineinzudenken. Kaum ein eng- théatre. Seine Stücke sind eher zum Gesehen- als lischer Dramatiker hat die dramaturgischen wie zum Gelesenwerden. Nicht die Sprache steht im politischen avatars der Epoche so intensiv nach- Mittelpunkt, sondern ein die vorhandenen Mittel vollzogen, kaum einer ist ihnen so radikal zum ausschöpfendes Bühnengeschehen. Erstere kommt Opfer gefallen. – A., der bereits als Edinburgher in A.s Œuvre generell etwas kurz, wirkt spröde, Architekturstudent zu schreiben anfing, gehört zu kantig, wobei die Stoffe ihm leicht zu Lehrstücken den vom Royal Court Theatre off-West-End ent- gerinnen. Wer aber Sergeant Musgrave’s Dance in deckten Nachkriegstalenten. Dort wurde 1959 das einer gelungenen Aufführung erlebt hat, hat un- mit leicht abgewandelten Brechtschen Mitteln vergeßlich erfahren, wie episches Theater über sich operierende Serjeant Musgrave’s Dance (Der Tanz hinauszuwachsen und -weisen vermag. des Sergeanten Musgrave, 1965) uraufgeführt, das Werkausgabe: Plays. 2 Bde. London 1994. zweifelsohne herausragende pazifistische Stück Literatur: F. Gray. John Arden. London 1982. zwischen Willis Halls The Long and the Short and Richard Humphrey the Tall (1958) und Peter Brooks fulminantem US (1966). 1963 folgte The Workhouse Donkey (Der Packesel, 1965), eine bühnenwirksame Farce des kommunalpolitischen Filzes im englischen Nord- Armah, Ayi Kwei osten. Der beiden Stücken inhärente Konflikt zwi- Geb. 10. 10. 1939 in Sekondi-Takoradi, Ghana schen Ordnung und Anarchie prägt auch das be- merkenswerte Historiendrama zur Magna Charta, Ayi Kwei Armah gehört zu den kontroversesten Left-Handed Liberty (1965), und wird zum Le- Autoren Afrikas. A. hat sich immer geweigert, am bensthema. – Etwa 1960 setzt eine Kooperation Literaturbetrieb teilzunehmen. Interviewgierige mit der irischen Dramatikerin und späteren Ehe- Kritiker hat er als »The Lazy School of African 11 Armah

Criticism« (1985) beschimpft. Gerade weil A. seine Opfer der großen Politik, aber auch die Geschichte Lebensführung als Privatsache ansieht, sein Er- der Opfer des Kolonialismus. Er entwirft eine leben sich aber in seinem Œuvre niedergeschlagen Langzeitgeschichte, fragmentiert Chronologie und hat, ist über die autobiographischen Hintergründe Erzählstruktur und pointiert die afrikanische Per- seines ethischen Radikalismus spekuliert worden. spektive so, daß ihm Rassismus vorgeworfen A.s Lebensweg drängte zu den Brennpunkten der wurde. A.s Vision ist die eines afrikanischen »We- politischen Bewegungen. Er studierte Soziologie in ges«, bei dessen Beschreiten die westlichen Geistes- Harvard während des Civil Rights Movement. haltungen therapiert werden müssen. Das Bild Über das revolutionäre Algerien kehrte er nach vom Autor, der ein literarisches Antibiotikum ge- Ghana zurück, fühlte sich als Drehbuchautor gen Geschichts- und Traditionslosigkeit produ- durch die Zensur düpiert, arbeitete für Jeune ziert, wird hier realisiert. Afrique im revolutionären Paris von 1968, ging an Literatur: D. Wright, Hg. Critical Perspectives on Ayi die Columbia University während der Black Pan- Kwei Armah. Washington 1992. – Ders. Ayi Kwei Armah’s ther-Zeit und schließlich nach Tansania, wo sich Africa: The Sources of His Fiction. London 1989. – R. die linken Intellektuellen versammelten. Selber zur Priebe. Myth, Realism and the West African Writer. Tren- Elite Afrikas gehörig, wurde A. zum schärfsten ton, NJ 1988. – R. Fraser. The Novels of Ayi Kwei Armah. Kritiker der Meinungsführer in den postkolonialen London 1980. Ländern. In »One Writer’s Education« (1985), der Eckhard Breitinger einzigen Äußerung zur eigenen Person, begründet er seine Rolle als Schriftsteller mit der Inten- tion, »die am wenigsten parasitäre Option zu le- ben … Dabei fühle ich mich wie die Spore eines Arnold, Matthew Pilzes, die noch nicht weiß, ob sie jemals Penicillin Geb. 24. 12. 1822 in Laleham, Surrey; produzieren werde«. Dieses Bild aus der Medizin gest. 15. 4. 1888 in Liverpool beschreibt die Verpflichtung des Künstlers zum Heilen. Die Wirkung Matthew Arnolds, der als ältester Mit dem Roman The Beautiful Ones Are Not Sohn des Bildungsreformers und Direktors von Yet Born (1968; Die Schönen sind noch nicht ge- Rugby, Dr. Thomas Arnold, geboren wurde und in boren, 1971) hat sich A. unter dem Einfluß von Oxford studierte, ist kontrovers. A., der zehn Jahre Frantz Fanon und Albert Camus von der realisti- Professor of Poetry in Oxford war, war der einfluß- schen »Achebe School« abgewandt. Vor dem realen reichste Literatur- und Kulturkritiker seiner Zeit. Hintergrund von Kwame Nkrumahs Ghana setzt Der New Criticism schob den als »educator« (T.S. A. eine fundamentalkritische Allegorie in Szene. Eliot) bespöttelten Viktorianer im 20. Jahrhundert Die Hauptfigur, »der Mann«, verweigert sich der ins Abseits. A. hatte bereits 1882 die Diskussion Korruption und wird in den Niedergang des Lan- um die ›beiden Kulturen‹ angestoßen, die C.P. des gezogen, während seine früheren Freunde aus Snow 1953 popularisierte (Leavis-Snow contro- dem wirtschaftlichen Ruin Profit schlagen, auch versy). Auch der Gegensatz zwischen dem He- wenn sie dazu durch eine Kloake kriechen müssen bräischen und Hellenischen, den James Joyce zur (das Schlußtableau). A. initiiert das Genre der zentralen Struktur des Ulysses machte, ist eine »novel of disillusionment« in Afrika. The Beautiful Referenz auf A. – A. war bereits anerkannter Ge- Ones fand bei der Kritik allerdings ein geteiltes dankenlyriker (The Strayed Reveller, and Other Echo. Im Westen pries man den Stil und die Poems, 1849; Empedocles on Etna, and Other intellektuelle Integrität, in Afrika kritisierte man Poems, 1852; Poems, Second Series, 1855; New das Fehlen einer afrikanischen Perspektive und die Poems, 1867), als er das Dichten zugunsten von Kritik am Projekt der Unabhängigkeit, wo doch Literaturkritik aufgab. Sein bekanntestes Gedicht gerade jetzt positive Visionen erforderlich waren. – »Dover Beach« (1867) entstand 1851 auf seiner Mit den beiden historischen Romanen The Healers Hochzeitsreise. New Poems enthält »Heine’s Grave«, und Two Thousand Seasons (beide 1979) hat A. in dem sein Tadel an England, aber auch sein nochmals Neuland erschlossen. Er setzt die Ge- kreativer Blick über den Kanal deutlich wird. A.s schichtsrevision Cheik Anta Diops in eine fiktio- Kultur- und Literaturkritik ist vor dem Hinter- nale Struktur um und schreibt Geschichte von grund des desolaten viktorianischen Schulwesens unten im doppelten Sinne: die Geschichte der zu sehen, das er ab 1851 als königlicher Schulin-