Amtsblatt Der Pommerschen Evangelischen Kirche
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AMTSBLATT DER POMMERSCHEN EVANGELISCHEN KIRCHE Nr. 3 Greifswald, den 24. Februar 2012 2011 Inhalt 0. Hans-Jürgen.Benedict, Die Ausgegrenzten. Wie 103 vember 2011 die Gesellschaft sich mit der sozialen Spaltung 1.4.5 Kirchengesetz zur Bildung der Ersten 127 und Massenarmut abfindet, Kirche und Diako- Kirchenkreissynode des Pommerschen nie das aber nicht dürfen Evangelischen Kirchenkreises (Kirchen- kreissynodalwahlgesetz Pommern – KK- A. Kirchliche Gesetze, Verordnungen und Verfü- 111 SYnWahlG Pommern) vom 13. Novem- gungen ber 2011 1.4.6 Kirchengesetz über die Besetzung des 134 Nr. 1) Beschlüsse der Landessynode vom 11. bis 13. pröpstlichen Amtes im Pommerschen November 2011 Evangelischen Kirchenkreis (Pröpstebe- setzungsgesetz – PropstBG) vom 13. No- 1.1 Wahlen/Bestellungen vember 2011 1.1.1 Wahl Propstwahlausschuss 1.4.7 Evangelisches Regionalzentrum für 135 1.1.2 Wahl einer Vertreterin in den Rat des Di- übergemeindliche Dienste im Pommer- akonischen Werkes Mecklenburg-Vor- schen Evangelischen Kirchenkreis Sat- pommern e.V. zung vom 1.2 Finanzen 13. November 2011 1.2.1 Finanzsatzung 1.5 Sonstiges 137 1.3 Berichte 114 1.5.1 Psychosoziales Zentrum 1.3.1 Bericht des Bischofs 1.5.2 Zentrum für Mission und Ökumene 1.3.2 Bericht der Kirchenleitung 1.5.3 Partnerschaftsvertrag Växjö Stift 1.3.3 Berichte Diakonisches Werk und Diako- 1.5.4 Partnerschaftsvertrag Tansania 138 nische Konferenz 1.3.4 Berichte EKD und UEK Nr. 2) Vorruhestandsgesetz 1.3.5 Bericht Armut und Arbeitslosigkeit 115 1.3.6 Bericht Telefonseelsorge Nr. 3) Rechtsverordnung über das Verfahren für die 1.4 Kirchliche Gesetze/Ordnungen Aufnahme in die Ausbildung für den pfarramt- 1.4.1 Kirchengesetz über das Verfahren zur lichen Dienst (Vorbereitungsdienstverordnung – Regelung der Arbeitsverhältnisse Mitar- VorbDVO) vom 17. Dezember 2011 beiter im Dienst der Evangelisch-Luthe- rischen Landeskirche Mecklenburgs und Nr. 4) 11. gesetzesvertretende Verordnung zu Ände- 140 der Pommerschen Evangelischen Kirche rung des Besoldungs- und Versorgungsrechts (Arbeitsrechtsregelungsgesetz – ARRG. MP) vom 13. November 2011 Nr. 5) Ordnung zur Regelung der Rechtsverhältnisse 141 1.4.2 Erstes Kirchengesetz zur Änderung des 119 der kirchlichen Auszubildenden in Ausbildungs- Kirchengesetzes zur Ausführung des berufen nach dem Berufsbildungsgesetz (Azu- Kirchengesetzes über Mitarbeitervertre- biO-BBiG) vom 7. Juli 2011 tungen in der Evangelischen Kirche in Deutschland vom 13. November 2011 Nr. 6) Arbeitsrechtsregelung ( Beschluss) 5/11 bis 9/11 145 1.4.3 Verordnung zum Verfahren vor dem Ver- 121 vom 26. Januar 2011, 7. März 2011 und 27. April fassungs- und Verwaltungsgericht der 2011 Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands Nr. 7) Kollektenplan 2012 151 1.4.4 Vorläufige Kirchenkreisordnung für den Pommerschen Evangelischen Kirchen- Nr. 8) Besoldungstabellen 01. Januar 2011 153 kreis in der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland vom 13. No- Nr. 9) Besoldungstabellen 01. August 2011 156 102 Amtsblatt Heft 3/2011 Nr. 10) Besoldungstabellen ab 1. Januar 2012 158 Nr. 20) Beschluss der UEK zur Kirchengemeinschaft mit der UCC Nr. 11) Urkunde über die Errichtung des Evangelischen 163 Friedhofszweckverbandes Retzin B. Hinweise auf staatliche Gesetze und Verordnungen 172 Nr. 12) Satzung des Evangelischen Kirchengemeinde- C. Personalnachrichten verbandes Retzin (Friedhofszweckverband) D. Freie Stellen 173 Nr. 13) Urkunde über die Errichtung des Evangelischen 164 Friedhofszweckverbandes Kemnitz-Hanshagen E. Weitere Hinweise 176 Nr. 14) Satzung des Evangelischen Friedhofszweckver- 165 F. Mitteilungen für den Kirchlichen Dienst 177 bandes Kemnitz-Hanshagen Nr. 15) Urkunde über die Errichtung des Evangelischen 166 Friedhofzweckverbandes Katzow Nr. 16) Satzung des Evangelischen Friedhofsverbandes Katzow Nr. 17) Urkunde über die Stilllegung der Pfarrstelle 168 Auferstehungsgemeinde Stralsund und die Ver- einigung der Evangelischen Kirchengemeinden Auferstehungsgemeinde Stralsund und Luther- gemeinde Stralsund zur Evangelischen Kirchen- gemeinde Luther-Auferstehungsgemeinde Stral- sund des Kirchenkreises Stralsund Nr. 18) Unterstützervereinbarung, Greifswalder Bach- woche Nr. 19) Siegel der Evangelischen Kirchengemeinde Star- 171 kow und Velgast Heft 3/2011 Amtsblatt 103 0. Hans-Jürgen.Benedict: Die Ausgegrenzten Wie die Gesellschaft sich mit der sozialen Spaltung und Massenarmut abfindet, Kirche und Diakonie das aber nicht dürfen1 1. Ein Buch, die Option für die Armen und der soziale sind. Das finde ich gut, und doch muss ich etwas Wasser in den Rechtsstaat Wein des Lobs gießen. Anfang des Jahres ist ein dickes Buch von über 700 Seiten Um- Oft wird in den Artikeln nicht berücksichtigt, dass die guten so- fang erschienen: Kirchen aktiv gegen Armut und Ausgrenzung. zialethischen Forderungen der Bibel in einer völlig anderen ge- Theologische Grundlagen und praktische Ansätze für Diakonie sellschaftlichen Situation entstanden sind, der einer agrarischen und Gemeinde.2 Ein Buch, dick und schwer wie Ziegelstein. In Mangelgesellschaft, in der es keinen Rechtsanspruch auf Hilfe acht großen Kapiteln analysieren und diskutieren über 40 Auto- gab und die Armen tatsächlich auf die Barmherzigkeit ihrer Mit- ren, zu denen auch meine Wenigkeit gehört, alle Fragen zu Armut menschen angewiesen waren. Deswegen die häufigen Ermah- und Ausgrenzung – von den exegetisch-historischen Grundlagen nungen zur Nächsten- und Fremdenliebe, die ständigen Appelle, über theologisch-systematische und praktisch-theologische An- die Armen, Fremdlinge, die Witwen und Waisen zu schützen, die sätze, Kirche der Armen, sozialwissenschaftliche Zugänge, so- Tagelöhner am gleichen Tage zu entlohnen usw. Es wird so oft zialpolitische Perspektiven bis hin zu Armut und Bildung sowie angemahnt, weil es eben nicht selbstverständliche Praxis war. den Praxisfeldern der Armut. Wir dürfen nicht vergessen: Das Sozialrecht im alten Israel war Wie ein Cantus firmus zieht sich durch viele Beiträge dieses groß- kein positives Recht, sondern ein Erbarmensrecht, genauer so- en Sammelwerks der biblisch-theologische Bezug auf die Option gar nur ein Erbarmensappell, dessen Sanktion darin bestand, den Gottes für die Armen. Gott ergreift Partei für die Unterdrückten sozialen Unterdrückern Gottes Zorn anzudrohen. (Ex 22,21ff) (Ex 3,7). „Es sollte überhaupt kein Armer unter euch sein.“ (Dt In einem ersten „Sozialgesetz“, dem Bundesbuch, werden die 15,4) Gleich zu Beginn wird eine wichtige Passage aus der EKD- Armen, die Witwen und Waisen und die Fremdlinge unter den Denkschrift „Gerechte Teilhabe“ zitiert: „Die Hinnahme von un- Schutz Gottes gestellt. Ein Existenzminimum wird angemahnt. freiwilliger Armut in der Gesellschaft stellt ein individuelles wie (Ex 22,25f) Es dauert aber noch ein Jahrhundert, bis in Israel die gesellschaftliches Versagen vor Gottes Angesicht und seinen Ge- Randgruppen strukturell geschützt werden. Durch die Einrich- boten dar. Unsere Gesellschaft verfügt über ein in der Geschichte tung einer Sozialsteuer (statt Abgabe an König und Tempel) und noch nie dagewesenes Ausmaß an Ressourcen; deswegen gibt es durch ein Schuldenerlassjahr sollten durch Missernten und feu- keine Entschuldigung, unzureichende Teilhabe und Armut nicht dale Tribute erzwungene soziale Verwerfungen wieder rückgän- entschieden überwinden zu wollen.“3 . Und dann heißt es wei- gig gemacht werden. (Dt 14,22ff;15,1ff) Das Recht diente also, ter: „Seit Jesus Christus gehört es zur Kernaufgabe der Kirchen, damals durchaus fortschrittlich, dazu, die Wirtschaft zu regulie- sich gegen Armut und Ausgrenzung zu engagieren. Der wesent- ren, die keineswegs eigengesetzlich gesehen wurde und dazu, die liche Beitrag des Christentums zur Kultur des Abendlandes ist rechtlos Gemachten wieder mit Rechten zu versehen. Das ist der die Erhebung der Niedrigen“, wie sie im Magnificat formuliert Sinn der Barmherzigkeit, die auf Gerechtigkeit zielt. ist.4 Das klingt mir etwas zu vollmundig und stimmt so formu- Ob der Schuldenerlass im 7. Jahr in Israel gängige Praxis war, liert auch nicht ganz – Kernaufgabe war doch die Verkündung ist nicht direkt belegt. Allerdings deutet die Mahnung in Dt 15,9, des Evangeliums, zu deren praktischer Seite die Armenfürsorge dem armen Bruder auch vor dem 7. Jahr noch zu leihen, darauf gehörte, die denn auch ein Mittel seiner Ausbreitung war. Aber hin. Man kann den Gedanken der Entschuldung als „Recht auf dies große Sammelwerk verdient allen Respekt. Es ist geschrie- einen Neuanfang“ (Ebach) interpretieren. Schulden sind sowohl ben von Professoren, Diakoniedirektoren und leitenden Pfarrern, konkret materiell als auch psychologisch-spirituell. Verschul- die sich alle professionell und anwaltlich mit der Armutsfrage dung führt zur Schuldknechtschaft, zu Hunger, Elend und Ar- beschäftigen (denn sie selbst gehören einer gutsituierten Mittel- mut wie zu Schuldgefühlen, Selbstvorwürfen und Selbstzwei- schicht an), auch einige Praktiker von der unteren und mittleren feln. Entschuldung wie Schuldvergebung befreien von diesen Leitungsebene sind dabei. Der Band zeigt, wie wachsam und knechtenden Verhältnissen und den sie begleitenden Gefühlen.5 sensibel Kirche und Diakonie in der Armutsfrage inzwischen Das zeigt sich noch in der entsprechenden Bitte des Vaterunsers 1 Ich habe diesen Vortrag auf 2 Armutskonferenzen der Pommerschen Evangelischen Kirche in Stralsund und in Torgelow im Mai und Juni 2011 gehalten. In Stralsund wurde er ergänzt durch das Referat des Sozialrichters David von Glisczynski, der einen Ein- blick in die Prozesse zu Hartz IV lieferte,