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Kontakt Fragen, Anregungen, Kritik? Als Mitarbeiter der Kultur-Redaktion freut sich KULTUR Andreas Ziesemer über Freitag, 5. April 2019 14 www.cellesche-zeitung.de/kultur Rückmeldungen unter Telefon (05141) 990-137.

Kurz & Bündig Kunst mit der Wärmebildkamera Hommage an die schönste Form der Mobilität Foto-Arbeiten und Installationen von Stephan Reusse im Kunstmuseum Celle CELLE. Hans-W. Fechtel (Gitarre, Ge- sang) und Arndt Gutzeit (Rezitation, VVo Doris Hennies Gesang) präsentieren am heutigen Freitag ab 20 Uhr in Kunst & Bühne, celle. Im Kunstmuseum Celle mit Nordwall 46, in Celle eine vergnügliche Sammlung Robert Simon ist derzeit Mischung von Songs, Sketchen, Texten einiges zu sehen, was eigentlich und Gedichten rund um das Fahrrad. gar nicht zu sehen ist. Unter dem Dabei werden nicht nur die Vorzüge Titel „Laser Works“ werden dort des lustvollen Radelns herausgestellt, Foto-Arbeiten und Installationen auch Radel-Rowdys und selbstherr- des renommierten Kölner Medien- liche Freizeit-Pedalisten kriegen ihr künstlers Stephan Reusse gezeigt. Kettenfett ab. Eine lustvolle Hommage Der Künstler arbeitet unter anderem an die schönste Form der Mobilität. mit Wärmebildkameras und speziell Tickets gibt es für 10 Euro. Einlass ist ausgerüsteten Hochleistungslasern ab 19 Uhr. Kartenreservierung unter und macht so Aspekte von Existenz [email protected]. sichtbar, die visuell eigentlich nicht zu erfassen wären. Meeresrauschen Reusse operiert mit Licht, Wärme und Zeit: Mit mehr als diesem einen von Folkert Rasch Moment, der üblicherweise von einem CELLE. Unter dem Titel „Meeresrau- Bild festgehalten wird. Das, was war schen“ zeigt die Celler Galerie Halbach, und Spuren hinterlässt, eine Wei- Großer Plan 14, ab dem heutigen Frei- le noch bleibt und nachklingt, be- tag Werke des Malers Folkert Rasch. schäftigt ihn. Und er nutzt moderne Der Künstler wird bei der Eröfnung Technologie für seine Kunst: Wärme- bildkameras und Laser, digitale Zei- um 19.30 Uhr anwesend sein. Die Bilder chenmöglichkeiten. Ein Foto zeigt voller Licht, Strand und Weite sind zu einen Stuhl aus Eis, darauf schemen- sehen bis zum 4. Mai dienstags bis haft die Konturen eines Körpers. Hier freitags, 10 bis 18 Uhr, samstags, 10 bis 14 Uhr, sowie nach Vereinbarung hat Stephan Reusse noch vor weni- Doris Hennies (3) gen Minuten gesessen, einen ther- unter Telefon (05141) 28421. mographisch messbaren „Abdruck“ Temperaturspuren von Stephan Reusse auf Thonetstühlen – mit einer Wärmebildkamera aufgefangen – oder die hinterlassen. Die Wärmebildkamera Laserarbeit „Jan mit Motte im Kopf“ zeigt das Kunstmuseum Celle in einer neuen Ausstellung. Künstler Stephan Junge und erfrischende hat diese „Restwärme“ aufgenommen Reusse im Gespräch mit Julia Otto, stellvertretende Leiterin des Kunstmuseums Celle (Foto unten rechts). Lyrik und Lieder und sichtbar gemacht. Etwas von ihm ist noch da. Ähnliche Ansätze zeigt suelle an Wahrnehmungen entgeht. ten Aufzeichnungen der Bewegung: eine Aura als Refexion menschlicher CELLE. Ein Literatur- und Musikabend die Serie „Leaving Shadows“ – sechs Er macht „blinde Flecken“ sichtbar, „Künstlerische Psychogramme“, die Erinnerung und Wahrnehmung von fndet am morgigen Samstag um 19 Uhr unterschiedliche Stuhlmodelle des die dennoch existieren und sich auf Bewegungsmuster festhalten. Die Bewegungssprache entstehen, die un- in der St.-Cyriacus-Kirche in Groß Heh- Labels Thonet wurden „besessen“, ihr Umfeld prägend auswirken“, heißt Bilder erinnern an Drahtskulpturen, problematisch gelesen werden kann. len, Lange Straße 44, statt. Zu hören stehen quasi noch in Korrespondenz es in der offziellen Beschreibung. Das Höhenlinien oder Tiefseequallen … Innere Bilder im Kopf erzeugen die ist junge Lyrik, die sich abwechselt mit mit dem Körper, der – bedingt durch gilt etwa für die knallrot und pink Assoziationen aus manifestierter Be- Werke von Stephan Reusse allemal. leichten Klängen der Klavierliteratur. Form und Konstruktion – individuel- eingefärbten Temperaturspuren von wegung. Einfacher ist es mit den an Ekaterina Karmanova-Beyer wird am le Wärmeabdrücke hinterlassen hat: Wasserfecken an Wänden oder das die Wand geworfenen Laserumrissen Die Ausstellung ist bis zum 11. Juni Klavier unter anderem Werke von Bach, eine sichtbar gemachte Beziehung, Video von der Beobachtung wilder – lediglich menschliche Bewegungsli- im Kunstmuseum Celle mit Samm- Débussy und Rossini spielen. Lesen ein Stück eingefangener Zeit. Wölfe per Wärmebildkamera. nien. Nachdenkliche „Men in Circle“ lung Robert Simon, Schlossplatz 7, werden Claudia Cordes und Marvin „Reusse rückt ins Bewusstsein, was Ein weiterer Schwerpunkt sind oder der in Abwehr und Furcht gefan- zu sehen. Öfnungszeiten: dienstags Gutsche. Durch den Abend führt Mi- uns bei der Fokussierung auf das Vi- Laser-Installationen mit vektorisier- gene „Mottenmann“ lassen dagegen bis sonntags, 11 bis 17 Uhr. chael Dierßen. Der Eintritt ist frei. „Die Celler Schlosskapelle – ein Raum zum Staunen“ VVo Anke Schlicht welten der Schlosskapelle mit der im Selbstversuch die Wirkung des Gegenwart in Form eines Live-Hör- mexikanischen Giftes Caratillo tes- CELLE. Sie kommen aus dem Off, spiels. „Die Ausstattung dieses ein- ten will. Nicht einmal eine Stunde durchqueren den dunklen, bebilder- zigartigen Kirchenraumes spiegelt bleiben ihm zu leben nach der In- ten Raum wie unsichtbare Pfeile und all das wider, was Menschen damals jektion. Eine Tonbandaufzeichnung landen direkt unter Haut. Die Wor- bewegte - ihre Ängste, Wünsche, soll nicht mehr als ein Protokoll der te sind die eines Sterbenden, der Hoffnungen“, erläutert Schmieg- Wirkungsweise sein. Doch die an- nach Leben schreit. Schauspieler litz-Otten am Mittwochnachmittag fängliche Abgeklärtheit – „Ich will Felix Meyer verleiht dem Monolog die Themen des visuellen Reichtums, nicht umsonst sterben, der Dienst an aus Horst Bieneks Hörspiel „Sechs der zum großen Teil auf Marten de der Forschung, das ist mein Motiv“, Gramm Caratillo“ eine Intensität, Vos zurückgeht. Der Antwerpener „Ich habe keine Angst“ – wandelt die den Rahmen des reinen Zuhö- Maler hat die psychische Befndlich- sich. „Eine merkwürdige Ruhe ist rens sprengt, den Schmerz des Ab- keit der Jahrzehnte des Umbruchs plötzlich in mir“, der Student erkennt schieds vom Leben mitfühlen lässt. nach der Kirchenspaltung eingefan- eine Zukunft, die etwas bereithiel- Für die zweite Ausgabe des For- gen. Hinter der Schönheit der Kunst te. „Es kann doch nicht alles vorbei mats „Ein Raum zum Staunen“ verbergen sich Bedrohung, Tod und sein! Was schert mich das ganze wis- haben sich die Leiterin des Resi- Teufel. Jedes noch so kleine Detail senschaftliche Getue! Macht doch denzmuseums, Juliane Schmieg- offenbart eine Geschichte. Die Men- die Zeit kaputt!“

David Borghof David litz-Otten, und das frühere Mitglied schen jener Zeit waren aufgewühlt, Aus dem Monolog des Sterbens des Schlosstheater-Ensembles, Felix das Wesen des Existentiellen war wird ein Plädoyer für das Leben – Eine einzigartige Kulisse für einen Monolog, der Meyer, etwas Besonderes einfallen berührt. grandios dargeboten von Felix Mey- unter die Haut ging: Utensilien des zum Suizid bereiten lassen. Sie verknüpfen die im 16. Genau dieses stellt der junge Me- er. Großes Kino vor Schlosskapellen- Medizinstudenten – ein Tonbandgerät, eine Uhr, ein Spiegel. Jahrhundert geschaffenen Bilder- dizinstudent auf die Probe, als er Kulisse. Kompositionen von stehen im Mittelpunkt Countertenor Philippe Jaroussky und das Ensemble Artaserse überzeugen bei NDR-Konzert

VVo Jörg Worat lung: 30 seiner Opern sind erhalten das Schlagwerk von Michèle Claude ganz und gar überfüssig erscheinen: Zu Höhepunkten des Abends wur- geblieben, nicht weniger als 15 davon sehr spezielle Akzente setzen, und Es ging nicht darum, ob hier ein Mann den, weil besonders intensiv vorge- HANNOVER. Schon seit Monaten klangen in Jarousskys Zusammen- zuweilen driftete die Sache fast ein wie eine Frau singt, sondern nur da- tragen, „Che città“ aus „L’“ war der Große Sendesaal des NDR stellung an. wenig in jazzige Geflde. rum, dass hier ein Countertenor wie und zum Abschluss „All‘armi, mio ausverkauft: Unter den Counterte- Schon der erste Programmblock Jaroussky machte seinerseits mit ein Countertenor singt. core“ aus „Statira, principessa di nören ist Philippe Jaroussky zurzeit machte klar, in welche Richtung die Arien aus „Il Xerse“ und „Il “ sehr Persia“. Einige Ovationen im Ste- wohl der König. Nicht zu Unrecht, Reise gehen würde. Das Ensemble Ar- schnell deutlich, wo seine Stärken lie- hen, drei Zugaben, darunter „Si wie er mit tatkräftiger Unterstützung taserse eröffnete mit der Sinfonia zum gen: Er kann elegisch singen und be- dolce è‘l tormento“ von Claudio des Ensembles Artaserse an diesem Prolog von „“ und legte schwingt, wechselt mühelos zwischen Monteverdi. Abend bewies. eine etwas herbere Intonation an den diesen Stimmungen, und überhaupt Kuriosum am Rande: Lightshows Wobei es sich der französische Sän- Tag, wie das beim Gebrauch histori- ist das Unangestrengte sein Marken- können ja ganz amüsant sein, doch ger hätte einfacher machen können, scher Instrumente wie Zink, Theorbe zeichen – er entwickelte auch nicht weshalb während des Konzerts völ- denn Francesco Cavalli (1602–1676), oder Violone eben gerne der Fall ist. mehr Strahlkraft als unbedingt nötig lig unmotiviert mehrfach Teile des mit dessen Kompositionen er fast das Einschmeichelnder Schönklang stand und vermied so alles Penetrante. Zu- Saallichts an- und ausgingen, blieb

gesamte Programm bestritt, ist jetzt da weniger zu erwarten, dafür wurde dem ließ die Selbstverständlichkeit Simon Fowler offen – tags darauf war die Ursache nicht unbedingt der prominenteste es immer wieder recht zupackend – seiner Interpretationen die üblichen für den technischen Defekt noch Name. Aber ein Garant für Abwechs- im weiteren Verlauf sollte besonders Debatten über Geschlechtsspezifka Philippe Jaroussky nicht ermittelt.