Verfahren Zur Bestimmung Von Stress
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(19) *DE102009043485A120110331* (10) DE 10 2009 043 485 A1 2011.03.31 (12) Offenlegungsschrift (21) Aktenzeichen: 10 2009 043 485.2 (51) Int Cl.8: C12Q 1/68 (2006.01) (22) Anmeldetag: 30.09.2009 (43) Offenlegungstag: 31.03.2011 (71) Anmelder: (72) Erfinder: Henkel AG & Co. KGaA, 40589 Düsseldorf, DE Weiß, Thomas, Dr., 40591 Düsseldorf, DE; Ghosh, Robin, Dr., 40215 Düsseldorf, DE; Briese, Melanie, 40597 Düsseldorf, DE; Özka, Yasmin, 40225 Düsseldorf, DE Die folgenden Angaben sind den vom Anmelder eingereichten Unterlagen entnommen (54) Bezeichnung: Verfahren zur Bestimmung von Stress (57) Zusammenfassung: Die Erfindung betrifft ein Verfah- ren zur Bestimmung von Stress, insbesondere chronischem Stress, durch die Analyse von biologischem Material aus Haarfollikeln. DE 10 2009 043 485 A1 2011.03.31 Beschreibung [0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Bestimmung von Stress, insbesondere chronischem Stress, durch die Analyse von biologischem Material aus Haarfollikeln. [0002] Chronischer Stress kann zahlreiche Gesundheitsstörungen hervorrufen, wobei die Ausprägung man- nigfaltig ist: Migräne, Asthma, Tinnitus, Allergien, Burnout, Depressionen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Stö- rungen des Immunsystems, des Bewegungsapparats und der Fortpflanzungsfunktionen, Magen-Darm-Erkran- kungen, Hauterkrankungen oder Schmerz- und Schlafstörungen sind nur einige von vielen möglichen Erkran- kungen, bei denen Stress ein wichtiger Einflussfaktor sein kann. [0003] Nicht selten treten derartige Funktionsstörungen unmerklich ein, da tägliche Belastungen als ”normal” angesehen werden und dabei keine ungewohnte psychische Belastung erlebt wird. Manche Menschen reagie- ren dagegen eher psychisch sensibel, ohne dass Körperfunktionen beeinträchtigt sind. Ob stressbezogene Erkrankungen auftreten, hängt letztendlich von dem individuellen Zusammenspiel sehr vieler und äußerst un- terschiedlicher genetischer, biologischer und psychischer Faktoren ab, in deren Folge sich bestimmte Funkti- onsveränderungen des Gehirns ergeben können, welche dann psychische und körperliche Störungen hervor- rufen können. [0004] Die psychische Komponente von Stress wird von jedem Menschen subjektiv wahrgenommen. Das bedeutet, ein Mensch kann sich beispielsweise wohltuend belastet fühlen, obwohl der Körper bereits Signale ernster körperlicher Beschwerden aussendet. Man kann sich daher nicht alleine auf die subjektive Einschät- zung verlassen, wenn es um die Frage geht, ob man (zukünftigen) Belastungen gewachsen ist. [0005] Häufig sind praktizierende Mediziner bei der Diagnose stress-bedingter Erkrankungen allerdings allei- ne auf die subjektiven Angaben ihrer Patienten angewiesen. Eine differentielle Diagnostik zur Bestimmung der Beteiligung und/oder des Anteils von Stress als möglicher Auslöser einer organischen Erkrankung wie bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Hauterkrankungen etc. ist derzeit nicht möglich. Dies macht eine zielgerichtete medikamentöse oder psychotherapeutische Behandlung häufig schwierig. Des Weiteren besteht die Gefahr, die körperliche Folge-Erkrankung, aus Unkenntnis über die Ursache, rein symptombezogen, palliativ zu be- handeln, da aufgrund der mangelnden differentiellen Diagnostik kein kurativer Ansatz gewählt werden kann. [0006] In diesem Sinne ist es wichtig, den Einfluss von Stress, insbesondere von chronischem Stress frühzei- tig und quantitativ messbar beschreiben zu können, um anhand der zugrunde liegenden molekularen Mecha- nismen für jeden Patienten eine individuelle Therapieform wählen zu können. [0007] Es liegen im Stand der Technik nur wenige Instrumente vor, mit denen Stress, insbesondere chroni- scher Stress frühzeitig objektiv erkannt werden kann. Erste Ansätze hierzu wurden von einem Forschungs- team an der Universität Trier entwickelt. Das Diagnosesystem neuropatternTM misst neben der Bestimmung psychometrischer Parameter (über einen Fragebogen) den Cortisolgehalt im Speichel. Hierbei werden jeweils spezifische Muster an psychischen, biologischen und symptomatischen Veränderungen erfasst, die stressbe- zogene Störungen kennzeichnen. [0008] Nachteilig an der Auswertung von Parametern der Hypophysen-Hirnanhangsdrüsen-Nebennieren- Achse (HPA), wie dem Cortisol, ist die stark individualisierte Ausprägung. Beispielsweise kann neuropatternTM nicht bei allen Betroffenen Einsatz finden; Personen, die regelmäßig Psychopharmaka einnehmen, mit Corti- sol behandelt werden oder Frauen während der Schwangerschaft und der Stillzeit können nicht mit diesem Diagnosewerkzeug analysiert werden. [0009] Es wurde auch gefunden, dass Personen, die mit chronischem Stress belastet waren, in akuten Stress- Situationen einige der üblichen physiologischen Reaktionen, Anstieg der Herzrate und des Cortisolspiegels, nicht zeigten. Mit der Bestimmung des Cortisolgehaltes im Speichel können somit Personen, die unter chroni- schem Stress leiden, gar nicht erkannt werden. [0010] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es daher, ein einfaches, schnelles und verlässliches Testsys- tem bereitzustellen, welches die Nachteile des Standes der Technik vermeidet und Stress, insbesondere chro- nischer Stress frühzeitig objektiv, frühzeitig sowie quantitativ messen kann. 2/63 DE 10 2009 043 485 A1 2011.03.31 [0011] Diese Aufgabe wird gelöst durch ein Verfahren zur Diagnose von Stress, insbesondere chronischem Stress bei einem Lebewesen, bevorzugt einem Säugetier, insbesondere einem Menschen, das die folgenden Schritte umfasst: a) Bereitstellung einer Probe aus einem oder mehreren Haarfollikeln eines Lebewesens, bevorzugt einem Säugetier, insbesondere einem Menschen, b) Bestimmung der Expression mindestens eines Markers für Stress, insbesondere chronischen Stress ausgewählt aus der Liste gemäß Anhang 1, c) ggf. Bestimmung der Expression und/oder Konzentration eines oder mehrerer weiterer Marker für Stress, insbesondere chronischen Stress, in der gleichen oder einer weiteren Probe d) Korrelieren der Ergebnisse aus b) und ggf. c) mit der Diagnose von Stress, insbesondere chronischem Stress. [0012] Vorteilhafterweise können durch frühes Erkennen und detailliertes Beschreiben des Faktors Stress bei Erkrankungen und anschließende individualisierte Behandlungen die wirtschaftlichen Einbussen verhindert und vor allem das Wohlbefinden der betroffenen Personen nachhaltig verbessert werden. [0013] Überraschenderweise wurde gefunden, dass es möglich ist, durch die Analyse von biologischem Ma- terial aus Haarfollikeln im Hinblick auf ein oder mehrere Marker für chronischen Stress, eine objektive Methode zur Bestimmung von Stress, insbesondere von chronischem Stress. [0014] Gemäß einer besonders bevorzugten Ausführungsform des Verfahrens wurde in Schritt a) verwendete Probe durch die Anwendung einer nicht-invasiven Methode gewonnen. Geeignet sind in diesem Zusammen- hang alle nicht-invasiven Methoden. Darunter sind solche Methoden zu verstehen, die nicht die Anwesenheit eines Arztes/Chirugen oder ärztlichen Fachpersonals erfordern. [0015] Als bevorzugte Ausführungsformen bieten sich, um eine möglichst einfache und für den Patienten we- nig beeinflussende Probenentnahme zu gewährleisten, insbesondere die folgenden nicht-invasiven Methoden an, bevorzugt die Entnahme des Haarfollikels durch Zupfen von Kopfhaaren (analog der Methode, wie sie in DE 10 2005 011 957 und EP1859272 beschrieben ist, auf diese Anmeldungen wird hiermit im vollen Umfang Bezug genommen) oder der Abriss von obersten Hautschichten mittels der „Tape-Stripping” Methode, wie sie in der EP1112077 beschrieben ist, auf diese Anmeldung wird hiermit ebenfalls im vollen Umfang Bezug ge- nommen. Bei dieser Methode wird auf Unterarm oder sonstige behaarten Stellen ein Klebeband geeigneter Stärke und Klebekraft aufgebracht, mit dem die Haarfollikel aus der Haut gezogen werden können. [0016] Besonders bevorzugt ist das o. g. Zupfen des Haarfollikels. Bei der nicht invasiven Isolierung von Haar- follikeln werden dem Patienten Haare durch Zupfen entnommen. Derart isoliert der Fachmann den Grossteil des Haarfollikels, wobei die dermale Papille, das Steuerzentrum des Haarwuchses in der Kopfhaut verbleibt und dadurch den Haarwuchs wieder neu initiieren kann. Das derart gewonnene Gewebe wird im Folgenden fachgerecht verwahrt und für die Analysen aufgearbeitet. [0017] Nach einer alternativen Ausführungsform können auch die Abrisse von der Haut, welche Hautzellen enthalten, auf entsprechende Marker untersucht werden. [0018] Gemäß einer anderen besonders bevorzugten Ausführungsform erfolgt die Bereitstellung einer Probe, enthaltend ein oder mehrere Haarfollikel von einem Lebewesen, bevorzugt einem Säugetier, insbesondere einem Menschen, durch Aufbringung eines Klebestreifens auf die Haut und anschließendem Abziehen des Klebestreifens von der Haut (der bereit weiter oben beschriebenen Tape-Stripping-Methode). [0019] Beispielsweise können auch die „Endprodukte” von Enthaarungsprozeduren, d. h. die Klebestreifen nach der Epilation verwendet werden. Bei solchen Enthaarungsverfahren werden analog dem Tape-Stripping die Haarfollikel durch einen mit Wachs-, Klebstoffen (ggf. auch synthetischen Klebstoffen) oder Honig bestri- chenen Träger, beispielsweise Kunststoff-, Stoffstreifen oder Mullbinden etc., auf die Haut aufgebracht, ange- drückt bzw. glatt gestrichen, und anschließend die Haarfollikel, häufig mit einem Ruck gegen die Wuchsrich- tung epiliert. [0020] Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform des Verfahrens erfolgt die Bereitstellung der Probe aus einem oder mehreren Haarfollikeln gemäß Schritt a) aus 2 bis 50 Haarfollikeln, bevorzugt 3