ZSC-Meisterzeitung
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ZSC-Meisterzeitung Der Trainer Das Team Der Abschied Hans Kossmann war Von Rockstars, Gärtnern Teamkollegen, daran, in Kanada sein und Tanzkönigen – Coaches, Freunde Haus zu renovieren – Chris Baltisberger verrät und der Vater blicken nun hat er ein ungeahnte Talente zurück auf Mathias Meisterteam gebaut. der Meisterspieler. Segers grosse Karriere. 4 8, 9 14, 15 Emotionen setzen Energie in Bewegung. Als stolzer Sponsor gratulieren wir den ZSC Lions herzlich zum Meistertitel 2017/18. Tages-Anzeiger – Montag, 30. April 2018 ZSC-Meisterzeitung 3 Plötzlich erwachten die Löwen Hinter dem Titelsturm der ZSC Lions steckt eine verblüffende Geschichte. Und hinter ihren Erfolgen seit 2000 mit sechs Meistertiteln eine Stabilität, die von Präsident und Mäzen Walter Frey ausgeht. Von Simon Graf Es war ein kalter Abend am 21. März Es war erfreulich, dass im Playoff 1998 im Sportzentrum Herisau. Gerade eine neue Generation um Patrick mal 2905 Zuschauer waren gekommen, Geering und Reto Schäppi die ihr um den Überlebenskampf der ZSC zugedachte Leaderrolle übernahm. Lions zu sehen. Die Zürcher brauchten Und dass es dann aufwärtsging, als einen Punkt, um sich den Ligaerhalt Nothelfer Hans Kossmann auf Junge zu sichern, doch in der 48. Minute wie Tim Berni oder Marco Miranda gerieten sie in Rückstand. Es war kein setzte. Was uns noch kurz zu seinen grosses Eishockey, das sie in dieser Vorgängern Hans Wallson und Lars kapitalen Partie zeigten, doch sie Johansson führt. Die Idee, mit zwei kämpften leidenschaftlich und drehten reputierten Ausbildnern das Nach- das Spiel. Nach dem 2:1 bildeten sie auf wuchskonzept noch konsequenter dem Eis einen Tatzelwurm und kro- chen in Richtung Gästekurve zu ihren Eine neue Generation rund 1000 mitgereisten Fans. Das Projekt ZSC Lions, das im ersten um Geering und Winter viel Skepsis geerntet hatte, war Schäppi übernahm im vorerst gerettet. Playoff die Leaderrolle, 15 Trainer für 6 Meistertitel die ihr zugedacht war. Wer damals behauptet hätte, dass die Zürcher im neuen Jahrtausend eine Macht im Schweizer Eishockey werden umzusetzen, war richtig. Doch die würden, wäre für verrückt erklärt Zusammenarbeit erwies sich dann als worden. Seit 2000 aber haben die grosses Missverständnis. Die Schweden Lions sechs Meistertitel errungen, kümmerten sich kaum um die Jungen gleich viele wie der HC Davos und und wurden in ihrer ersten Trainersta- einen mehr als der SC Bern. Ist bei den tion im Ausland auch zu wenig geführt. Bündnern das Gesicht des Erfolgs der Gerade noch rechtzeitig zogen die ewigjunge Arno Del Curto, gaben sich Zürcher nach 16 Monaten die Not- die Coaches in Zürich die Klinke in die bremse. Wer Frey kennt, der ahnt, wie Hand. 15 verschiedene Trainer wirkten schwer es ihm wohl fiel, diese Ent- in dieser Zeit beim ZSC: Ruhnke, scheidung abzusegnen. In den letzten Huras, Rautakallio, Weber, Gruth, zwölf Jahren trennten sich die Lions Tamminen, Lautenschlager, Kreis, nur zweimal vorzeitig von ihren Trai- Simpson, Muller, Gustafsson, Hartley, nern: Im Oktober 2010 von Colin Crawford, Wallson, Kossmann. Und nur Muller, der in der Chefrolle überfordert zwei blieben nach dem Titel: Huras war, im Dezember 2017 nun von Wallson/Johansson. Die Profilierungssucht Kampf der Genügsamkeit anderer Präsidenten Der neue Sportchef Sven Leuenberger, ist Walter Frey fremd. der ohnehin kein Fan der Schweden gewesen war, brachte neuen Schwung Er lässt die Fachleute in den Club. Er trat an, um die Genüg- in Ruhe arbeiten. samkeit zu bekämpfen – und so einigen auf die Füsse. Letztlich wurde er dafür belohnt, dass er trotz turbulenter 2001 für einige Monate und Crawford Monate nicht bereit war, die Saison 2014. Auch Kossmann verabschiedet frühzeitig abzuschreiben. Der Titel- sich nun als Meister – er wird durch sturm zeigte, dass die ZSC Lions Kana- Serge Aubin ersetzt. GC-Eishockeysektion zu übernehmen. etwas aufbauen und viel Know-how Ein wichtiger Erfolgsfaktor ist auch dier brauchen, um Erfolg zu haben – Die Stabilität, die erfolgreiche Bei der Fusion 1997 mit dem ZSC versammeln. Sportchef Simon Schenk die Nachwuchspyramide, die die ZSC auch ihr sechster Meistertrainer der Sportorganisationen auszeichnet, wurde er zum ersten und bisher einzi- stellte schnellstmöglich eine Meister- Lions nach der Fusion initiierten. Es Neuzeit stammt aus dem Eishockey- haben die ZSC Lions also nicht an der gen Verwaltungsratspräsidenten der mannschaft zusammen. 2007 stiess brauchte seine Zeit, bis sich die Bemü- Mutterland. Sie brauchen Coaches, die Bande, sondern an der Spitze. Wenn Lions, seither führt er den Club mit viel Verbandsdirektor Peter Zahner als hungen auf höchster Ebene auszahlten. gelegentlich laut werden können oder man sich dieser Tage den Intrigenstadl Augenmass und Grosszügigkeit. Geschäftsführer zum Club – auch er ein War in den Meisterteams von 2000 die Peitsche schwingen. bei Fussball-Rekordmeister GC vor Die Profilierungssucht vieler ande- Mann mit viel Fachwissen und einem und 2001 nur je ein Spieler zu finden, Auch der Löwe, das Zürcher Wap- Augen führt, wird einem noch mehr rer Präsidenten oder Geldgeber ist ihm Auge fürs Detail. Man werde nach der der im eigenen Nachwuchs gross pentier, ist von Natur aus eher träge. bewusst, was für ein Glücksfall Walter fremd. Und obschon er sich genau Saison trotz des Erfolgs im Playoff noch geworden war, waren es 2008 schon 6 Erst, wenn man ihn reizt, zeigt er, dass Frey für das Stadtzürcher Eishockey übers sportliche Geschehen informiert, einmal über die enttäuschende Regular «Eigen gewächse», 2012 deren 10, zwei er der König der Tiere ist. So wie die ist. 1986 konnte der Autoimporteur lässt er die Fachleute in Ruhe arbeiten. Season reden müssen, kündigte er Jahre später 14 und diesmal 13, die ZSC Lions nun auch erst im Playoff ihr überzeugt werden, das Präsidium der So konnten die ZSC Lions langfristig bereits an. regel mässig zum Einsatz kamen. wahres Gesicht zeigten. Die ZSC Lions seit der Fusion 1997 EV Zug HC Lugano HC Davos HC Lugano SC Bern HC Davos HC Lugano HC Davos HC Davos SC Bern HC Davos SC Bern HC Davos SC Bern SC Bern titel Meister- Final f Playof Playof Playo verpasst verpasst Halbfinal final Viertel- 1997/98 1998/99 1999/00 2000/01 2001/02 2002/03 2003/04 2004/05 2005/06 2006/07 2007/08 2008/09 2009/10 2010/11 2011/12 2012/13 2013/14 2014/15 2015/16 2016/17 2017/18 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. Qualifikation 8. 9. 10. 11. 12. Grafik mrue, mt 1997/98 1998/99 1999/00 2000/01 2001/02 2002/03 2003/04 2004/05 2005/06 2006/07 2007/08 2008/09 2009/10 2010/11 2011/12 2012/13 2013/14 2014/15 2015/16 2016/17 2017/18 4 ZSC-Meisterzeitung Tages-Anzeiger – Montag, 30. April 2018 Hans im Meisterglück Fast schon vergessen, wurde Hans Kossmann (56) bei den ZSC Lions zum Meistertrainer. Und zeigte eine ganz andere Seite von sich. Simon Graf befasst hatten, wer genau was beizusteu- Zürich ern hatte. Kossmann hingegen zerbrach sich stundenlang den Kopf, wer in wel- Es war ein verfrühtes Weihnachts- cher Rolle aufblühen könnte. geschenk für Hans Kossmann, als Mitte Ende Januar sagte er nach einem Dezember auf seinem Handy-Display nicht gerade ermutigenden 1:3 in Zug: eine Schweizer Nummer aufleuchtete. «Ich glaube, ich kriege Kenins hin.» Er Der alte Bekannte Sven Leuenberger war habe nun begriffen, was der Lette brau- am anderen Ende der Leitung und hatte che und wie er ihn anpacken müsse. Es ein dringliches Anliegen: Er wollte wis- fragte sich nur, ob die Zeit reichen sen, ob sich Kossmann vorstellen könne, würde, um für jeden den richtigen Platz die kriselnden ZSC Lions zu überneh- zu finden. Denn bis zum Playoff-Start men. Bis Ende Saison. Ja, das könne er, waren es nur noch sechs Wochen, und sagte der 56-Jährige, ohne zu zögern. Da- dazwischen lag noch die Olympiapause, mit war die Zusammenarbeit besiegelt. während der zahlreiche Schlüsselspieler Die finanziellen Details regelte Leuen- fehlten. berger mit Kossmanns Agenten. Der Kanadaschweizer weilte mit sei- Die Zahlen logen ner Frau im Vorruhestand in Victoria auf Nach Pyeongchang waren die guten An- Vancouver Island, einem wunderschö- sätze von vorher denn auch wie weg- nen Flecken. Sie hatten ein altes Haus gewischt. Und jene, die gern mit Zahlen gekauft, mit einer halben Hektare Land, argumentieren, schlugen Kossmann nur fünf Minuten entfernt von der An- nach Abschluss der Qualifikation um die legestation der Fähre, und sich daran- Ohren, dass der Punkteschnitt der ZSC gemacht, es zu renovieren. «Meine Frau Lions unter ihm sogar noch gesunken ist Innenarchitektin, sie hat die guten war – von 1,54 pro Spiel auf 1,4. Ideen, und ich bin der Handwerker, der Man hätte es ihm von Herzen ge- sie umsetzt», erzählt Kossmann. «Ich gönnt, hätte er Erfolg gehabt mit den kann ein bisschen mit Holz umgehen Zürchern. Weil er so bodenständig ist, und kenne mich aus mit Elektro- und gänzlich frei von Allüren. Doch es sollte Sanitärarbeiten.» offenbar nicht sein. Das Bild, das von ihm gezeichnet worden war aufgrund Eine komplizierte Renovation einer Videosequenz vor fünf Jahren, Genau einen solchen Mann brauchten wurde ihm jedenfalls nicht gerecht. Da die Zürcher: einen Allrounder, der sich benützte er als Freiburger Trainer in nicht scheut, schwierige Aufgaben anzu- der ersten Pause des fünften Finalspiels packen. Die Renovation eines alten gegen Bern den bekanntesten engli- Hauses sei stets komplizierter, als es auf schen Kraftausdruck ein bisschen zu oft. den ersten Blick aussehe, sagte Koss- Und schon war er abgestempelt als «har- mann. «Man reisst den alten Balkon ab ter Hund». Doch das ist er nicht. Er mag und merkt dann, dass das Holz dahinter ein Coach alter Schule sein, aber keiner, auch morsch ist. Je tiefer man geht, der sein Team ständig zusammenfaltet. desto mehr Baustellen tauchen auf.» Was er damit sagen wollte: Er ahnte, Er hatte nichts zu verlieren dass auch die Renovation der ZSC Lions In Zürich tat er genau das Gegenteil.