Berlin Documentary Forum 3 M
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Basma Alsharif Alexa Karolinski Maria Thereza Alves Ursula von Keitz Yazid Anani Pedram Khosronejad Thordis Arrhenius Parviz Kimiavi Michael Baers Eva Knopf Erika Balsom Leonhard Christa Blümlinger Koppelmann Pauline Boudry Jesse Lerner Scott Bridges Sylvère Lotringer Stella Bruzzi Cornelia Lund Nicholas Bussmann Stephanie Metzger CAMP (Shaina Eva Meyer Anand & Ashok Sohrab Mohebbi Sukumaran) Rabih Mroué Sofia Canales Ingo Niermann Beatriz Colomina Uriel Orlow Catherine David Jorge Otero-Pailos Smadar Dreyfus Rawya Rageh Jimmie Durham David Riff Harun Farocki Roee Rosen Peter Fischli Ben Russell Bärbel Freund Werner Ružička Sergio González Ayako Saito Rodríguez Sakai Ko Hamaguchi Ryusuke Eran Schaerf Samir Harb Stefanie Schlüter Karl Heil Dalia Taha Richard Hill Andrea Thal Nikolaus Hirsch Eduardo Thomas Kay Hoffmann Koyo Yamashita Elfriede Jelinek Tim Zulauf Ampam Karakras Nathalie Karl 2 Das Berlin Documentary Forum findet alle zwei Jahre am Haus der Kulturen der Welt in Berlin statt. Interdisziplinär im Ansatz, widmet sich das Festival dem Dokumentarischen in den ver - schie densten Disziplinen wie Film, Fotografie, zeit genössische Kunst, Performance, Architektur und Kulturtheorie. Die dritte Ausgabe des Berlin Documentary Forums findet vom 29. Mai bis 1. Juni 2014 statt. The Berlin Documentary Forum is a biennial program held at the Haus der Kulturen der Welt in Berlin. Interdisciplinary in orientation, it engages with the “documentary” across the fields of film, photography, contemporary art, performance, architecture, and cultural theory. The third edition of the Berlin Documentary Forum runs from 29th May to 1st June, 2014. 1 Inhalt Vorwort Modernity’s Arrow Bernd M. Scherer Michael Baers → 4 → 43 Der Ort des Konflikts: Narration Ich hatte das Radio an. und das Dokumentarische Das war keine Absicht. Hila Peleg Eran Schaerf → 6 → 52 Ton und Bild im The Sounds of School dokumentarischen Film Smadar Dreyfus und Stella Bruzzi Erika Balsom → 10 → 59 Böse Medien Dokumentarische Fotografie, Shaina Anand und Fotojournalismus und Erika Balsom die Drogengewalt in Mexiko → 17 Jesse Lerner → 66 The Mexican Way of Death Sylvère Lotringer Dead and Alive → 24 Roee Rosen und Erika Balsom → 76 Ein gewisser Mangel an Zusammenhang Was bei Farockis »Parallele« Jimmie Durham (1988) auf dem Spiel steht. → 32 Christa Blümlinger → 81 Der König von Sardinien Jimmie Durham → 37 Programm/Program → 90 Content Preface I had the radio on. Bernd M. Scherer It was not my intention. → 125 Eran Schaerf → 158 The Struggle to Narrate Hila Peleg The Sounds of School → 127 Smadar Dreyfus and Erika Balsom Sound, Image → 164 and Documentary Stella Bruzzi Documentary Photography, → 130 Photojournalism, and Drug Violence in Mexico Evil Media Jesse Lerner Shaina Anand and → 170 Erika Balsom → 136 Dead and Alive Roee Rosen and The Mexican Way of Death Erika Balsom Sylvère Lotringer → 178 → 142 What’s at Play in Farocki’s A Certain Lack of Coherence “Parallel” Jimmie Durham (1988) Christa Blümlinger → 149 → 182 The King of Sardinia Jimmie Durham → 153 Impressum/Colophon → 206 Credits → 206 Dank/Thanks → 208 Vorwort Bernd M. Scherer, Intendant Haus der Kulturen der Welt Wie lässt sich sinnvoll von Deutschen West deutschen: Diese s uggeriert trotz Bildern sprechen – in einem Land, dessen Trennung eine gemeinsame »deutsche« nationaler Diskurs vom Nationalsozialis Realität, die als solche aber nicht existiert. mus kontaminiert und einige Jahrzehnte Sie legt die Wunde offen in einer Gesell des 20. Jahrhunderts zweigeteilt wurde? schaft, die eine Einheit proklamiert, diese Diese Frage ist der Ausgangspunkt aber nicht wirklich vollzieht. für eines der Projekte des dies jährigen Die Rolle Deutschlands in der heuti Berlin Documentary Forums. gen Finanzkrise und die Reaktionen vieler Aus der Perspektive des HKW möch anderer europäischer Staaten und Gesell te ich eben diesen Ausgangspunkt um schaften, bilden einen dritten Diskussions eine Beobachtung zur »Berliner Republik« kontext. Hier wurde der Vorwurf immer ergänzen: lauter, dass Deutschland als ökonomisch Seit der Wiedervereinigung und dem stärkste Macht in Europa »deutsche Umzug der Bundesregierung nach Berlin Tugenden« dem Rest Europas aufzuok entwickelten sich eine Reihe von Dis troyieren versucht. kursen, die auf das »Deutsche« Bezug Und schließlich gibt es immer wieder nahmen. Diese Diskurse, die sowohl in Versuche einzelner Gruppen und Parteien, Deutschland als auch im Ausland geführt das sogenannte »Deutsche« vor dem wurden, unterliegen divergierenden Einfluss anderer Kulturen, die nach Deutsch- Interessen bzw. politischen Haltungen. land migrieren, zu schützen. Auf der einen Seite finden sich Versu Kennzeichnend für diese Diskurse, che einer neuen Konstruktion nationaler die im wesentlichen »Kampf diskurse« Identität, welche die Wiedervereinigung sind, ist, eine deutsche nationale Identität Deutschlands zum Anlass nehmen, in als gegeben vorauszusetzen. einem durchaus restaurativen Sinne direkt Es stellt sich aber die Frage, ob es an Traditionen des 19. Jahrhunderts anzu eine gesellschaftliche Realität jenseits knüpfen. Man glaubt, dabei die Jahre dieser Diskurse gibt, die eine Verwendung des Faschismus überspringen zu können, des Wortes »deutsch« erlauben. um direkt an die Traditionen des »guten« Das Haus der Kulturen der Welt als Deutschlands, geprägt durch den Huma Ort scheint mir besonders dafür geeignet, nismus von Klassik und Romantik, an dieser Frage nachzugehen. Auf der einen knüpfen zu können. Nicht selten gehen Seite ist es die Aufgabe des HKW, gerade diese Positionen mit dem Versuch einher, die Grenzen des Nationalen im Hinblick die deutsche Gesellschaft in einer durch auf globale Entwicklungen zu verschieben/ eine rasante Geschwindigkeit geprägten neu zu verorten, auf der anderen Seite sind Globalisierung zu verorten, ihr eine eigene das Gebäude und der Ort, von denen Identität zu geben. aus diese Verschiebungen/Neuverortungen Eine ganz andere Gefühls und stattfinden, gesättigt mit deutscher Gemengelage offenbart die Unter Geschichte. Ist es doch eben der Ort, an scheidung zwischen Ostdeutschen und dem die Bürgerblockaden der Revolution 4 1848 standen. In unmittelbarer Nähe reiben und damit wiederum neue Ver diente Hitler die Krolloper als Podium, das bindungen ziehen. Das Forum wird so zu Ermächtigungsgesetz zu verkünden. einem Ort des Ver handelns einer Realität, Und im Kalten Krieg wurde die damalige die in diesem gemeinsamen Prozess Kongresshalle, nahe der Berliner Mauer erst hergestellt wird. gelegen, zum architektonischen Symbol Entscheidend ist dabei, dass die des freien Westens in einer geteilten Stadt. Besucher des Berlin Documentary Forum 3 Ich bin den Mitarbeitern des Projekts ein internationales Publikum darstellen. »Geschichte des dokumentarischen Films Innen und Außen perspektiven sind in Deutschland 1945 bis 2005« und darum zunächst gleichberechtigt. »Nicht Werner Ružička sehr dankbar, dass sie deutsche« Erfahrungen sind Teil Filme des von der DFG geförderten mehr der »deutschen« Realitätskonstruktion. jährigen Forschungsprojektes so aufberei Der Titel des Projektes lautet teten, dass wir diesen Fragen im Rahmen Deutsche Bilder, nicht etwa »Deutsche des Berlin Documentary Forums unter Blicke«, weil für diesen Prozess die »Wider dem Titel Deutsche Bilder nachgehen standskraft« der Bilder eine wesentliche können. Das Forschungsprojekt ist für Rolle spielt. Ganz im Sinne des »gedehn diese Frage insbesondere deshalb interes ten Blickes« von Wilhelm Genazino geht es sant, weil es Filme während der Teilung nicht um ein Stempeln der Bilder mit dem Ost und Westdeutschlands aufarbeitet. Prädikat »deutsch«, also um ein schnelles Damit bilden diese Filme ein RealExperi Wiedererkennen. Vielmehr geht es darum, ment ab, welches das »Deutsche« zu das Zurückblicken der Bilder auszuhalten, mindest in zweifacher Weise artikuliert sich ihnen auszusetzen. und schon damit einen vereinfachenden Mit dem Projekt »Deutsche Bilder« Identitäts diskurs unterminiert. Die Filme laden wir Sie also dazu ein, in einem Forum sind gerade auch deshalb so aufschluss mit uns und den Filmen eine gemeinsame reich, weil sie eben nicht das Motiv der Realität herzustellen, die der Begriff vor Repräsentation des Nationalen reprodu gibt zu beschreiben. Es würde uns freuen, zieren, sondern komplexen gesellschaft wenn Sie diese Einladung annehmen. lichen Prozessen nachgehen. Ich bin allen Teilnehmern der dritten Das bedeutet aber auch, dass mit Ausgabe des Berlin Documentary Forums dem Prädikat »Deutsch« in Deutsche sehr dankbar. Gleicher Dank gilt den Bilder nicht einfach auf eine Realität ver Künstlern, Filme machern, Wissenschaft wiesen werden soll, welche die Filme abbil lern und Kuratoren für ihr langjähriges den. Vielmehr soll, ganz im Sinne des Engagement und die Vorbereitungsarbeit Forum-Gedankens, der dem Berlin Docu en für das Festival. mentary Forum zugrunde liegt, ein Ihre einmalige Zusammenarbeit und Diskursfeld eröffnet werden, in dem die die Projekte, die die ver schiedensten Zuschauer anhand der Filme gemeinsam Disziplinen vereinen, machen das Berlin verhandeln, was an den vorgeführten Documentary Forum nicht nur zu einem Realitätsperspektiven »deutsch« sein paradigmatischen Projekt des Hauses könnte. Es eröffnet sich ein Möglichkeits der Kulturen der Welt, sondern auch zu raum, in dem die Betrachter Beziehungen einem außergewöhnlich inspirierenden zur eigenen Erfahrungswelt herstellen, öffentlichen Event. sie auf die Filme übertragen, sich an ihnen 5 Der Ort des Konflikts: