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Nr. 120|29.10.2019

Editorial

Liebe Leser*innen,

mit dem von Anke Lipinsky, Alice Farneti und Heike Pantelmann verfassten Schwerpunktthema des vor Ihnen liegenden CEWSjournals wollen wir den Dialog zwischen Forschung und Praxis zum Thema der sexualisierten Gewalt in der Wissenschaft fördern. Das nächste CEWSjournal wird einen zweiten Beitrag zum gleichen Thema enthalten, darauf aufbauend sollen die strukturierten Informations- angebote des CEWS um eine entsprechende Themenseite ergänzt werden. Zudem lade ich Sie schon heute zum CEWS-Doppelkolloquium am 2. Dezember 2019 in Köln ein: Alice Farneti wird das Fallbeispiel der Montrealer Universitäten vorstellen, während Lisa Mense und Heike Mauer ihre aktuellen Untersuchungsergebnisse zur Umsetzung gesetzlicher Vorgaben zur Verhinderung sexualisierter Gewalt an NRW-Hochschu- len referieren werden. Auf diese Art und Weise kombiniert das CEWS Forschung und Wissenstransfer mit dem Ziel, effektive Strategien zur Gewährleistung eines für alle Geschlechter sicheren Lebens- und Arbeitsortes in der Wissenschaft implementie- ren zu können. Schwerpunkt: Die bereits 2003 gegründete bukof-Kommission „Sexualisierte Diskriminierung und Gewalt“ (SDG) definiert in ihrem 2018 veröffentlichten Grundsatzpapier „Sexualisierte Diskriminierungen und Gewalt sind Formen der Geschlechter- Gender-based Violence diskriminierung, Verstöße gegen den Grundsatz der Gleichbehandlung und Angriffe auf die Würde und Persönlichkeitsrechte der Betroffenen. Hierzu in Academia zählen unerwünschte sexualisierte Anspielungen und Handlungen bis hin zu schweren Straftaten wie Stalking, Nötigung oder Vergewaltigung.“ Bis heute gibt es in Deutschland keine bundesweite Untersuchung zu sexualisierter Diskri- minierung und Gewalt in der Wissenschaft, die Hochschul(en)leitungen zeichnen sich eher durch ein ambivalentes Verhaltensmuster aus: Fälle sexualisierter Gewalt, so sie überhaupt von den Betroffenen „gemeldet“ werden, bleiben möglichst unter der Decke, vermeintlich um der akademischen Reputation der Einrichtung nicht zu schaden. Täter*innen bleiben unsichtbar und haben keine einschneidenden Konsequenzen zu befürchten, die Opfer werden – auch präventiv – nicht geschützt. Das muss sich ändern. Ich wünsche Ihnen eine gewinnbringende Lektüre und grüße Sie herzlich

Jutta Dalhoff (Leiterin Kompetenzzentrum Frauen in Wissenschaft und Forschung CEWS) inhaltsverzeichnis

Inhalt

1.0 Neues aus dem CEWS...... 6 CEWS - Hochschulranking nach Gleichstellungsaspekten 2019 veröffentlicht...... 6 Vorträge zum Thema „Sexuelle Belästigung und sexualisierte Gewalt in der Wissenschaft“ bei GESIS in Köln...... 7 Gastwissenschaftlerin im CEWS: Dr. Delia Badoi ...... 8

2.0 Wissenschaftspolitik...... 9 Deutscher Bundestag: Chancen für Frauen in der Wissenschaft...... 9 Aktuelle OECD-Studie „Bildung auf einen Blick“ erschienen - Akademikerinnen weiter deutlich benachteiligt...... 10 Bildungsmonitor: Kaum noch Fortschritte...... 11 ifo Institut: Deutsche unterstützen Maßnahmen gegen Ungleichheit in der Bildung...... 12 Deutschland von außen: Humboldt-Stipendiat*innen bewerten Wissenschaftsstandort Deutschland...... 13 Nobelpreise 2019 „...und wieder fehlen Frauen...“...... 14

3.0 Gleichstellungspolitik...... 15 Bericht der AllBright Stiftung: Entwicklungsland - Deutsche Konzerne entdecken erst jetzt Frauen für die Führung...... 15 Diskriminierung gegenüber weiblichen Vorgesetzten...... 16 Strategien gegen die „Leaky Pipeline“: Wie bleiben Akademikerinnen in der Postdoc-Phase der Wissenschaft erhalten?...... 18 Gleicher Job, weniger Rente: Frauen erhalten 26 Prozent weniger gesetzliche Rente als Männer...... 18 Der Dritte Gleichstellungsbericht der Bundesregierung...... 19 women&work: Ausschreibung des Motto-Wettbewerbs und 10-jähriges Jubiläum in 2020...... 20 Bundesfamilienministerium zum Tod von Anke Fuchs...... 20 Frauen in den Rechtswissenschaften djb gründet neues Netzwerk: Juristinnen im Wirtschafts- und Steuerstrafrecht (JuWiSt) ...... 21 43. djb-Kongress: Prof. Dr. Maria Wersig als djb-Präsidentin bestätigt - Marie Elisabeth Lüders-Wissenschaftspreis 2019 verliehen...... 22 Vereinbarkeit von Familie und Beruf Modernes Rollenverständnis verbessert die Zufriedenheit der Eltern...... 22 Familienbild im Wandel...... 24 Frauen in MINT Deutscher Frauenrat: Positionspapier zur digitalen Zukunft...... 25 80 Prozent der Frauen arbeiten mit 30 Jahren nicht in erlerntem IT-Beruf...... 25 Klara Marie Faßbinder-Gastprofessur - Dr. Claudia Schon forscht zu Künstlicher Intelligenz...26

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Gastbeitrag: Mentoring Programm dynaMENT geht in die vierte Runde und wird ausgebaut.26 Emmy-Noether-Förderung für Anayancy Osorio...... 27 Dr. Josef Steiner Krebsforschungspreis 2019 geht an Bioinformatikerin...... 28 Internationale Auszeichnung für Göttinger Physikerin...... 29 Melanie Jaeger-Erben gewinnt Forschungspreis „Transformative Wissenschaft“...... 29 Konrad-Zuse-Medaille geht an Informatikerin des KIT...... 30 Bundesverdienstorden für Britta Nestler...... 30

4.0 Schwerpunktthema...... 31 Gender-based violence in academia - from practical interventions to research and back by Anke Lipinsky, Alice Farneti and Heike Pantelmann...... 31

5.0 Hochschulen, Hochschulforschung...... 37 Digitalisierung*verändern – Jahrestagung 2019 der Bundeskonferenz der Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten an Hochschulen (bukof)...... 37 „Gemeinsam fur eine geschlechtergerechte, vielfaltige Wissenschaft: Antifeministischen Positionen entgegentreten!“...... 39 Gastbeitrag: Neues Pilotprojekt an der Humboldt-Universität zu Berlin: Gemeinsame Website von HU-Forschungsverbünden zum Thema Gleichstellung und Familienfreundlichkeit (METIS)...... 40 1.000 zusätzliche Tenure-Track-Professuren zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses sind am Start...... 42 Sieben Millionen Euro für den wissenschaftlichen Nachwuchs...... 43 Beschäftigungschancen von Geisteswissenschaftler*innen...... 44 Rheinland-Pfalz: Geplante Änderungen im Hochschulgesetz - Uni-Professorinnen gegen Gleichstellungs-Pläne...... 45 Non Binary Universities ...... 46

6.0 Forschungseinrichtungen...... 47 Monika Motylinska vom IRS erhält als einzige außeruniversitäre Wissenschaftlerin Freigeist-Fellowship...... 47 Aktueller Veranstaltungshinweis: Frauenbewegung in der DDR und der Sowjetunion...... 47

7.0 Europa und Internationales...... 48 Index 2019: Still far from the finish line...... 48 Geschlechterquoten in Europa: Frauenanteil steigt am schnellsten, wenn harte Sanktionen drohen...... 49 Starting Grants 2019: Ergebnisse veröffentlicht...... 50 Tools des SwafS-Projekts EFFORTI: Gleichstellungsprogramme wirkungsorientiert und strategisch anlegen...... 51

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European Institute for Gender Equality (EIGE) raises awareness of gender-sensitive language...... 51 „CS Gender 3000-Bericht“: Ein Fünftel aller weltweiten Verwaltungsratspositionen ist mit Frauen besetzt...... 52

8.0 Frauen- und Geschlechterforschung...... 53 Kinder berufstätiger Mütter arbeiten als Erwachsene selber mehr...... 53 Launch der Open Gender Platform...... 54 blog interdisziplinäre geschlechterforschung veröffentlicht Beiträge zur geschlechtergerechten Sprache ...... 54 Trans*Formationen - Cornelia Goethe Colloquien im Wintersemester 2019/20...... 55 Genderlehrprojekt „Weiblich – männlich – divers? Geschlechterstereotypen in der Auflösung“...... 56 Geschlechterdifferenzen bei Twitter...... 57 „Wann ist man ein Mann?“ Wandel männlicher Lebenslagen und Transformation von Männlichkeit...... 57 POLITEIA-Preis der HWR Berlin: Rechtliche Zuordnung eines Kindes zu Mutter und Vater – noch zeitgemäß?...... 57 Nach 10 Jahren und 6500 Beiträgen - Neuer Genderblog löst ZtG-Blog ab...... 58 CfP: Freiburger Zeitschrift für Geschlechter Studien (fzg) - Digitalisierung, Geschlecht und Intersektionalität...... 59 CfP: AnaLize - Journal of Gender and Feminist Studies ...... 59 CfP: Feminist Responses to Populist Politics...... 59 Call for Papers: Journal 45 des Netzwerks Frauen- und Geschlechterforschung NRW...... 60 Offener Call der Zeitschrift GENDER...... 60

9.0 Diversity, Antidiskriminierung, Intersektionalität...... 61 Vielfalt am Arbeitsplatz: „Diversität ist wichtig, aber nicht in meinem Team!“...... 61 Internationale Diversity & Inclusion Study: Ein Drittel der befragten Berufstätigen in Deutschland erlebt Diskriminierung...... 62 Diskriminierungsrisiko: Vom Algorithmus benachteiligt...... 63 Make Wikipedia diverse! BIH-Diversithon während der Berlin Science Week...... 64 Jede elfte Person hat in den vergangenen drei Jahren Belästigung im Job erlebt...... 65 Menschenrassen gibt es nicht...... 66 Preiswürdig: Wie sich studentische Initiativen für Geflüchtete an Hochschulen einsetzen...... 67

10.0 Stiftungen, Preise, Förderung, Ausschreibungen...... 68 Förderbekanntmachung „Wissenschafts- und Hochschulforschung“...... 68 Gastbeitrag: Leadership-Programm der Humboldt-Universität zu Berlin...... 69

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Women in Tech: IUBH fördert Frauen mit 100 Stipendien für technikorientierte Fernstudien- gänge...... 70 Visiting Scholars Program (Summer Term 2020) ...... 71 Dr. Wilhelmy-VDE-Preis...... 72 Gerda Henkel Preis 2020...... 72 Ursula M. Händel-Tierschutzpreis...... 72

11.0 Weiterbildung, Karriereförderung...... 73 FOUNDress: TU Bergakademie Freiberg startet Gründerinnenprogramm...... 73

12.0 Termine, Call for Papers...... 74

13.0 Neuerscheinungen...... 79

14.0 Impressum...... 97

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neues aus dem cews

Das CEWS-Hochschulranking berücksichtigt das CEWS - Hochschulranking nach Fächerprofil der Hochschulen. Die Frauenanteile Gleichstellungsaspekten 2019 beispielsweise an den Promotionen oder den Pro- fessuren werden zum Frauenanteil in einer niedri- veröffentlicht geren Qualifikationsstufe (Studierende bzw. Pro- motionen) in Beziehung gesetzt. Damit wird eine Aktuelle Ausgabe des etablierten und langjäh- rigen Instruments zur Qualitätssicherung für Hochschule an dem Potenzial gemessen, das ihr Gleichstellung an Hochschulen zur Verfügung steht (Kaskadenmodell). Auf diese Weise ist die Vergleichbarkeit von technisch oder Mit dem Hochschulranking nach Gleichstel- sozialwissenschaftlich ausgerichteten Hochschu- lungsaspekten 2019 legt das Team CEWS (Kom- len gewährleistet. Das Ranking beruht ausschließ- petenzzentrum Frauen in Wissenschaft und For- lich auf Daten der amtlichen Hochschulstatistik. schung) die neunte Ausgabe dieses Instruments Zusätzlich zu dem Hochschulranking beinhaltet die vor. Seit seiner Erarbeitung im Jahr 2003 hat sich Veröffentlichung ein Ranking der Bundesländer, das Ranking als ein Bestandteil der Qualitäts- das auf ähnlichen Indikatoren beruht. sicherung für Gleichstellung an Hochschulen etabliert. Welche Hochschulen und Länder liegen vorn?

Zielstellung des Ranking ist es, die Leistungen der In das aktuelle Ranking flossen Daten aus dem Jahr Hochschulen bei der Gleichstellung von Frauen 2017 ein. Bei der Gesamtbewertung der Universi- und Männern mit Hilfe quantitativer Indikatoren täten in Deutschland belegen die Universitäten in kontinuierlich und bundesweit zu vergleichen. Bielefeld, Jena und Potsdam die Spitzenpositio- nen im Ranking nach Gleichstellungsaspekten. Methodik des CEWS-Rankings Bei den Fachhochschulen positionieren sich die Hochschule für Gesundheit Bochum, die Hoch- Für das Ranking entwickelte das CEWS ein mehr- schule Fulda, die Evangelische Hochschule Lud- dimensionales Indikatorenmodell. Der Blick auf wigsburg und die Fachhochschule Potsdam in der unterschiedliche Abschnitte der wissenschaft- Spitzengruppe. lichen Karriere (wie Promotion, PostDoc-Phase und Professuren) ermöglicht eine differenzierte Bei den künstlerischen Hochschulen sind dies die Bewertung der Gleichstellungssituation einer Hochschule für Bildende Künste Hamburg und die Hochschule. Zugleich ist die Anzahl der Indikato- Kunsthochschule für Medien Köln. Im Länderran- ren begrenzt (sechs an Universitäten, vier an king belegt Berlin unangefochten den ersten Platz Fachhochschulen und künstlerischen Hochschu- und verteidigt damit seine Spitzenposition, die es len), so dass die Position einer Hochschule im Ran- seit der ersten Erstellung des Länderrankings 2005 king nachvollziehbar ist. durchgehend belegen konnte.

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Welchen Stellenwert haben Gleichstellungser- folge im aktuellen Fördergeschehen? Vorträge zum Thema „Sexuelle Belästigung und sexualisierte Die 86 Hochschulen, deren Gleichstellungskon- zepte 2018 in der ersten Runde des Professorin- Gewalt in der Wissenschaft“ bei nenprogramms III (PP III) positiv bewertet wurden, GESIS in Köln sind im aktuellen CEWS-Ranking besser platziert als Hochschulen, die nicht an dem Programm teil- Im Rahmen der GESIS-Vortragsreihe wird das nehmen. CEWS am 2. Dezember 2019 bei GESIS-Köln im Konferenzraum OST ein Doppel-Kolloquium zum Nochmals besser platziert sind die zehn Hoch- Thema „Sexuelle Belästigung und sexualisierte schulen, denen im PP III das Prädikat „Gleichstel- Gewalt in der Wissenschaft“ veranstalten. lung: ausgezeichnet!“ für ihre Bemühungen bei der Personalentwicklung und –gewinnung auf Die Vortragenden sind: dem Weg zur Professur verliehen wurde. Dagegen sind die Universitäten, die im Juli 2019 im Rahmen Alice Farneti (Universität Bielefeld), sie wird zum der Exzellenzstrategie zu „Exzellenzuniversitäten“ Thema „The Movement against sexual violence on gekürt wurden, im CEWS-Gleichstellungsranking campus in Montrealer universities” sprechen. eher schlechter als andere Universitäten bewer- tet. Anders als im Vorgängerprogramm Exzellen- Dr. Lisa Mense und Dr. Heike Mauer (Netzwerk zinitiative scheinen Erfolge in der Gleichstellungs- Frauen- und Geschlechterforschung NRW) werden politik bei der diesjährigen Förderentscheidung den Vortrag „Activities against sexual harassment eine geringere Rolle gespielt zu haben. and gender-based violence in higher education. An analysis of Guidelines in NRW” halten. Das Hochschulranking nach Gleichstellungsas- pekten ist elektronisch zugänglich unter: Die Veranstaltung beginnt um 13.30 Uhr im Kon- ferenzraum Ost, die Vorträge - inklusive jeweils https://www.gesis.org/cews/unser-angebot/ publikationen/cewspublik anschließender Diskussion - enden um 15:30 Uhr. Die Vorträge der GESIS-Vortragsreihe werden, Wissenschaftliche Ansprechpartnerin: wenn die Vortragenden damit einverstanden sind, Dr. Andrea Löther, [email protected] per Live-Stream mit Folien und Ton ins Internet übertragen. Bibliographische Angaben: Löther, Andrea (2019): Hochschulranking nach Wissenschaftliche Ansprechpartnerin: Gleichstellungsaspekten 2019. Hg. v. GESIS Dr. Anke Lipinsky, [email protected] - Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften - Kompetenzzentrum Frauen in Wissenschaft und Kontaktadresse: Forschung CEWS: Köln (cews.publik, 23). Andrea Usadel, [email protected] https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:0168- ssoar-64113-9 PM - GESIS, 19.10.2019 Abstract - Alice Farneti The Movement against sexual violence on cam- https://www.gesis.org/gesis-news/article/cews- pus in Montrealer universities hochschulranking-nach-gleichstellungsaspekten-2019- veroeffentlicht After several high profile cases of sexual violence on cam- pus received extensive mediatic attention, in 2017 Quebec passed the Bill 151, an act to prevent and fight sexual violence in higher education institutions. The bill manda- tes universities to adopt policies against sexual violence before January 2019 and a code of conduct for student-

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professor intimate relationships. Overall, actors involved gender-based violence, providing insight on how these in the struggle against sexual assault have welcomed the institutions frame the problem of GBV (i.e. as an issue of adoption of the bill; however, many activists have raised abuse of power, as an issue of peer violence, as an issue criticism for the need of stronger minimum standards of marginalized groups and so forth). and oversight mechanisms. In Quebec, students’ unions and feminist groups had a leading role in opening the Dr. Lisa Mense and Dr. Heike Mauer are both research debate on sexual violence in universities and pushing the associates at the Coordination Office of the Women‘s institutions to create policies. Drawing from a preliminary & Gender Research Network NRW, University of research I carried in universities in Montreal, in this paper Duisburg-Essen. Their research focuses on Gender I focus on the conflicts between the activists and the Equality in Higher Education. They are co-writers of academic administrations. During the presentation, I will the “Gender-Report 2019. Hochschulentwicklungen, examine how students’ stakeholders and feminist groups Gleichstellungspraktiken, genderspezifische Entgeltsta- negotiate with the institutions to develop anti-violence tistik”, which will be published by the end of 2019. policies, with the aim of exploring the political process that stands behind the creation of policies.

Alice Farneti is a doctoral researcher at the Bielefeld Graduate School in History and Sociology (BGHS). Her Gastwissenschaftlerin im research project focuses on the politics against sexual violence in Quebecer universities. She is particulary CEWS: Dr. Delia Badoi interested in the activism against sexual violence on campus and its relation with the academic institutions. Delia Badoi, Ph.D., Assistant Professor an der Uni- Abstract - Dr. Lisa Mense & Dr. Heike Mauer versität Bukarest und wissenschaftliche Mitar- Activities against sexual harassment and beiterin beim Forschungsinstitut „Quality of Life“ gender-based violence in higher education. An der Rumänischen Akademie der Wissenschaft, ist analysis of Guidelines in NRW im Rahmen eines GESIS Grants zwei Monate zu Due to hashtag and debates on everyday Gast beim CEWS. sexism, GBV has regained awareness not only in pub- lic debate but also in the context of higher education. Recently, the German Rector’s Conference (Hochschul- rektorenkonferenz) and the Federal Conference of Equal Opportunities Representatives (BuKoF) published recommendations for universities in order to implement preventive measures, advance a non-discriminatory scien- tific culture and support persons affected. Despite these developments, the taboos surrounding the issues of sexu- alized discrimination and violence in academia remain still effective, while at the same time, research focusing Dr. Delia Badoi, on the extent of GBV in academia and/or on a better Universität Bukarest zu Gast beim CEWS gender theoretical understanding of all forms of GBV (including questions of sexual orientation, gender identity Dr. Badoi untersucht Prekarität in flexiblen or expression as well as an intersectional perspective) Beschäftigungsformen an Hochschulen in einer remains scarce. In our presentation, we address how Geschlechterperspektive. Dabei geht es ihr um higher education institutions in North Rhine-Westphalia die Konsequenzen, die die Normalisierung von (universities, universities for applied science as well as colleges of art and music) implement anti-discrimination Prekarität durch lange Unsicherheit bei law and how they put recommendations against sexual der Beschäftigung und eine geringe harassment and GBV into action. Our presentation is Lebensqualität auf die Individuen hat. based on research within the framework of the Gender- Report 2019, which will be published at the end of 2019. In Zusammenarbeit mit Dr. Andrea Löther entwi- Our study contributes to research findings on interven- ckelt Dr. Delia Badoi ein theoretisches Modell für tions against GBV in higher education, including training, policies and legal frameworks, as well as bystander die Untersuchung von Prekarität im wissenschaft- interventions. The presentation focuses on the measu- lichen Bereich, um dieses in einem zweiten Schritt res taken against GBV by the universities as well as an mit quantitativen und qualitativen Daten zu tes- analysis of the guidelines against sexual harassment and ten.

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wissenschaftspolitik

Die Strategie der Bundesregierung zur Erhöhung Deutscher Bundestag: Chancen des Frauenanteils im Wissenschaftssystem sei auf für Frauen in der Wissenschaft eine nachhaltige strukturelle Veränderung ange- legt. Im Rahmen des „Pakt für Forschung und Inno- vation“ hätten sich die Forschungseinrichtungen „Die Gleichstellung von Frauen in der Wissenschaft zu organisationsspezifischen Kaskadenmodellen entwickelt sich zwar stetig, aber ohne ausrei- verpflichtet und berichteten über die Veränderun- chende Dynamik.“ gen der Geschlechterquoten jährlich im Rahmen des Monitorings. Das wird aus der In den kürzlich abgeschlossenen Bund-Länder- Antwort der Bundesregierung (19/12248) Vereinbarungen zur „Exzellenzstrategie“, dem „Pakt für Forschung und Innovation IV“ und dem http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/19/111/1911194. „Zukunftsvertrag Studium und Lehre stärken“ pdf seien Elemente zur Stärkung der Chancengerech- auf die tigkeit enthalten. Mit der dritten Förderphase des Kleine Anfrage von Bündnis 90/Die Grünen Professorinnenprogramms habe die Bundesregie- (19/11194) rung eine spezifische zielgerichtete Maßnahme zur Erhöhung des Frauenanteils auf allen Qualifikati- http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/19/111/1911194. onsstufen bis in die Spitzenpositionen in der Wis- pdf senschaft aufgelegt. deutlich. Mehr Dynamik muss es laut Bundesre- gierung vor allem im Bereich der deutschen Hoch- Auch bei der Einstellung zusätzlichen Personals schulen, außeruniversitären Forschungseinrichtun- an den Hochschulen mit Mitteln aus dem „Hoch- gen und in den Ressortforschungseinrichtungen schulpakt 2020“ soll der Anteil von Frauen erhöht geben. werden. Im Vergleich zum Ausgangsjahr 2005 habe sich bis 2017 die Zahl der Frauen am hauptberuf- Insbesondere soll nach Ansicht der Bundesregie- lichen wissenschaftlichen und künstlerischen Per- rung bei der Personal- und Organisationsentwick- sonal an den Hochschulen in Vollzeitäquivalenten lung der Fokus auf die Erhöhung des Frauenanteils von 29.550 auf 51.695 erhöht. Mit dem „Zukunfts- in Führungspositionen gerichtet werden. vertrag Studium und Lehre stärken“, der dem Hochschulpakt ab 2021 nachfolgt, sollen insbe- Das BMBF schafft mit seinen Programmen, Pakten sondere dauerhafte Beschäftigungsverhältnisse an und Initiativen die notwendigen Rahmenbedin- den Hochschulen ausgebaut werden. Die Verwal- gungen für die Weiterentwicklung der wissen- tungsvereinbarung sieht vor, dass die Länder dabei schaftlichen Karriere von Frauen, betont die Bun- auf eine geschlechterparitätische Zusammenset- desregierung. zung des Personals hinwirken.

CEWSJournal Nr. 120| 29.10.2019 9 02 wissenschaftspolitikWissenschaftspolitik

In der „Exzellenzstrategie“ sei die Förderung und Verbesserung der Chancengleichheit ein zentrales Aktuelle OECD-Studie „Bildung Förderkriterium. auf einen Blick“ erschienen -

Sie werde dementsprechend in jeder Begutachtung Akademikerinnen weiter deut- in beiden Förderlinien (Exzellenzcluster und Exzel- lich benachteiligt lenzuniversitäten) thematisiert und bewertet. „Bildung zahlt sich aus – je höher der Abschluss, Auch zum Vergleich des Frauenanteils in der Wis- desto besser im Schnitt die Berufs- und Ver- senschaft in der Europäischen Union (EU) äußert dienstaussichten. Das gilt für Deutschland und sich die Bundesregierung in ihrer Antwort. Laut der OECD-weit, so die aktuelle Ausgabe der OECD- im Auftrag der Europäischen Kommission seit 2003 Studie Bildung auf einen Blick, deren Ergebnisse alle drei Jahre veröffentlichten Studie „She Figu- für Deutschland am 10. September 2019 in Ber- res“ sind 33,4 Prozent der Forscher aller Diszipli- lin vorgestellt wurden. Die wachsende Nachfrage nen in der EU Frauen. Deutschland liege mit einem nach höherer Bildung ist demnach eine positive Frauenanteil von 28,0 Prozent unter dem EU- Entwicklung, die allerdings durch kluge Maßnah- Durchschnitt (an Hochschulen, in Unternehmen, men für die Zukunftsfähigkeit der verschiedenen im Regierungs- sowie im privaten Non-Profit-Sek- Bildungsangebote begleitet werden sollte. tor). Diese Zahl verdeutliche, dass das Potential von Wissenschaftlerinnen in Deutschland noch nicht in Die Studie Bildung auf einen Blick ist Teil der ausreichendem Maße genutzt werde. OECD-Kampagne „I am the Future of Work“ zur Zukunft der Arbeit. Sie vergleicht Bildungssysteme Gleichwohl habe der Frauenanteil an den Promo- und Bildungsausgaben der 36 OECD-Länder und tionen in Deutschland und den EU-Mitgliedstaa- zehn weiterer Länder. ten seit 2007 weiter zugenommen. Mit einem durchschnittlichen Frauenanteil von 47 Prozent Die höhere akademische und berufliche Bildung ist werde auf EU-Ebene eine Geschlechterparität der diesjährige Schwerpunkt der Studie. Sie wird fast erreicht. Deutschland liege mit 45,2 Prozent OECD-weit immer stärker nachgefragt: 2018 hat- knapp unter dem EU-Durchschnitt. Dabei zeigten ten in den OECD-Ländern im Schnitt 44 Prozent sich deutliche fächerspezifische Unterschiede. In der jungen Erwachsenen zwischen 25 und 34 Jah- den Fächern der Informations- und Kommuni- ren einen solchen tertiären Abschluss. Zehn Jahre kationstechnologien sowie den Ingenieurwissen- vorher waren es nur 35 Prozent. In Deutschland schaften seien Frauen in Deutschland weiterhin hatten im vergangenen Jahr 32 Prozent der jungen stark unterrepräsentiert. Der Frauenanteil an den Erwachsenen einen tertiären Bildungsabschluss, W3-/C4- und vergleichbaren Professuren zwischen gegenüber 24 Prozent im Jahr 2008. Dass Deutsch- 2013 und 2016 ist in Deutschland von 17,3 Prozent land hier weit unter dem OECD-Durchschnitt liegt, auf 19,4 Prozent gestiegen. Damit liegt Deutsch- geht weitgehend auf die starke Stellung der dua- land auch hier weiterhin unter dem europäischen len Berufsausbildung zurück. Durchschnitt (23,7 Prozent).“ Die Studienergebnisse zeigen, dass trotz steigen- Quelle: Deutscher Bundestag - Heute im Bundes- der Studierendenzahlen an Fach- und Hochschu- tag (hib), 28.08.2019 len und in der höheren beruflichen Bildung das Angebot die Nachfrage nach höheren Qualifikati- https://www.bundestag.de/hib#url=L3ByZXNzZS9oaWI vNjU1NTAwLTY1NTUwMA==&mod=mod454590 onen nicht überschreitet. Im Gegenteil: „Wer einen höheren Bildungsabschluss besitzt, verdient im Schnitt mehr – und zwar über alle Fachrichtungen hinweg – und ist seltener arbeitslos...“

CEWSJournal Nr. 120| 29.10.2019 10 02 wissenschaftspolitikWissenschaftspolitik

Vereinigten Staaten (Curtis, 2011[17]). In einigen Fächer- „Geschlechtergefälle: Unter den jungen Erwach- gruppen ist das Ungleichgewicht zwischen den Geschlech- senen sind es OECD-weit vor allem Frauen, die tern noch ausgeprägter, wie z. B. in den MINT-Fachrich- über eine tertiäre Ausbildung verfügen. Im Schnitt tungen (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften der OECD-Länder haben 51 Prozent der Frauen im und Technik). Es besteht eine höhere Wahrscheinlichkeit, Alter zwischen 25 und 34 Jahren einen tertiären dass familiäre Verpflichtungen und eine fehlende formelle Abschluss, bei Männern der gleichen Altersgruppe Politik bzw. fehlende Programme zur Verringerung der Geschlechterkluft die Karriere und die berufliche Wei- sind es 38 Prozent. In Deutschland ist dieser terentwicklung von Frauen im akademischen Bereich Geschlechterunterschied kleiner: 34 Prozent der einschränken (Winslow and Davis, 2016[14]). Kürzlich jungen Frauen haben einen tertiären Abschluss und erfolgte politische Bestrebungen in den OECD-Ländern 31 Prozent der jungen Männer. Gleichzeitig ver- zielen auf einen Strukturwandel ab, um den Anteil von dienen aber besonders höherqualifizierte Frauen Frauen im akademischen Bereich zu erhöhen. So hat deutlich weniger als Männer mit vergleichbarem beispielsweise die Europäische Union stark in das Projekt Institutional Transformation for Effecting Gender Equality Abschluss. Ein Grund dafür mag sein, dass Frauen (INTEGER) investiert, um den Karriereweg von Forscherin- eher in Bereichen arbeiten, in denen niedrigere nen in europäischen Hochschulen und Forschungseinrich- Gehälter gezahlt werden, wobei bei der Berufswahl tungen zu verbessern (European Commission, 2016[18])...“ oft auch Stereotype zu männlichen oder weibli- chen Berufen eine Rolle spielen. Dem kann durch (Auszug der Studie, S. 513) Programme zur Förderung von Frauen und Män- http://www.oecd-berlin.de/download/OECD_2019_ nern in Feldern, in denen sie bisher unterrepräsen- Final.pdf tiert sind, begegnet werden. Zudem steigen Frauen auch häufiger aus familiären Begründen eine Zeit Projekt INTEGER: lang aus dem Arbeitsleben aus oder arbeiten mit https://www.gesis.org/cews/cews-home/ reduzierter Stundenzahl, was zu geringerer Bezah- drittmittelprojekte/projektarchiv/integer lung aber auch zu schlechteren Aufstiegschancen im späteren Berufsleben führen kann. Hier sind Pressestimme: Anreize sinnvoll, die Auszeiten zur Kindererziehung Studium lohnt sich für Männer mehr als für für beide Geschlechter in ähnlicher Weise attraktiv Frauen. machen, aber auch Maßnahmen, die eine bessere „Frauen werden schlechter bezahlt als Männer - vor allem Vereinbarkeit von Familie und Beruf fördern.“ dann, wenn sie einen akademischen Abschluss haben, zeigt eine neue OECD-Studie.“ Ein Beitrag von Susanne Quelle und weitere Informationen: PM - OECD, Klein auf sueddeutsche.de: Berlin Centre, 10.09.2019 https://www.sueddeutsche.de/karriere/oecd-bildung- https://www.oecd.org/berlin/presse/hoehere-bildung- frauen-gehalt-studium-1.4594794 lohnt-sich-kann-aber-noch-zukunftsgerechter- gestaltet-werden-10092019.htm

„Frauen sind insbesondere in den höchsten akademi- schen Positionen nach wie vor unterrepräsentiert. In Bildungsmonitor: Kaum noch den europäischen Ländern stellen Frauen nur ein Drittel Fortschritte der Forscher, und sie belegen nur ein Viertel der leiten- den akademischen Positionen (European Commission, 2019[15]), während sie bei den Doktoranden noch fast Seit 2004 untersucht das Institut der deutschen die Hälfte stellen (s. Indikator B7). Forscherinnen arbeiten mit einer höheren Wahrscheinlichkeit unter Vertragsver- Wirtschaft die Bildungssysteme der Bundeslän- hältnissen, die als „prekäre Beschäftigung“ gelten, und der. Im Jahr 2018 gibt es zum ersten Mal einen es bestehen weiterhin große Gehaltsunterschiede bei Rückschritt gegenüber dem Vorjahr, zudem fallen einer Tätigkeit in der wissenschaftlichen Forschung und die Fortschritte im langfristigen Vergleich immer Entwicklung (European Commission, 2019[15]). Auch in kleiner aus. Vor allem in Sachen Schulqualität, Bil- anderen Ländern sind Frauen ähnlich benachteiligt, z. B. in dungsarmut und Integration besteht dringender Australien (Winchester and Browning, 2015[16]) und den Handlungsbedarf.

CEWSJournal Nr. 120| 29.10.2019 11 02 wissenschaftspolitikWissenschaftspolitik

Es geht um die Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler, um Klassengrößen, Ganztagsbetreuung ifo Institut: Deutsche unter- und Bildungsausgaben: Anhand von 93 Einzelin- stützen Maßnahmen gegen dikatoren auf zwölf Handlungsfeldern analysiert das IW seit 15 Jahren die Bildungssysteme der 16 Ungleichheit in der Bildung Bundesländer. Die Deutschen unterstützen Maßnahmen zur Ver- Die Studie enthält Auswertungen nach ringerung von Ungleichheit in der Bildung. Das ist Geschlecht. das Ergebnis des neuesten ifo-Bildungsbarometers, für das 4000 Bundesbürger*innen befragt wurden. Ausgewählte Ergebnisse: Eine besonders hohe Zustimmung findet zum Bei- „Eine der Herausforderungen der kommenden spiel der Ausbau von Stipendienprogrammen für Jahre besteht darin, die beständigen signifikan- einkommensschwache Studierende mit 83 Prozent. ten Unterschiede zwischen Mädchen und Jungen bei den Mathematikkompetenzen abzubauen. Weiter sind 78 Prozent für die staatliche Über- Deutschland zählt in der aktuellen Erhebung zu den nahme von Kindergartengebühren. 67 Prozent sechs OECD-Staaten­ mit der größten Geschlech- halten die Einführung einer Kindergartenpflicht terdifferenz (Hammer et al., 2016, 244).“ (S.58) für ein sinnvolles Instrument, um Ungleichheit abzumildern. Für eine spätere Aufteilung auf wei- „Mit Blick auf das Bildungssystem sollte es das terführende Schulen nach der 6. Klasse plädieren Ziel der OECD-Länder­ sein, das Interesse junger 61 Prozent, für eine Erhöhung staatlicher Ausga- Menschen und insbesondere junger Frauen an ben für Schulen mit Schüler*innen aus benachtei- MINT-Fächern­ zu erhöhen, beispielsweise durch ligten Verhältnissen 81 Prozent. 64 Prozent finden, Arbeitsgemeinschaften­ oder Vertiefungskurse zur dass Lehrer*innen, die viele Kinder aus benachtei- frühen Talentför­derung (Renn, 2013), da die Ent- ligten Verhältnissen unterrichten, höhere Gehälter scheidung für zukünftige Berufe vergleichsweise bekommen sollten. Die Einführung eines Ganz- früh erfolgt. Gerade in Deutschland ist der Anteil tagsschulsystems befürworten 56 Prozent. Nur bei der Frauen unter den MINT-­Erstabsolventen in der Frage nach einem gemeinsamen Unterricht den vergangenen Jahren wieder leicht rückläu- von Kindern mit und ohne Lernschwächen fällt die fig. Besonders niedrig ist der Frauenanteil nach Zustimmung geringer aus, 44 Prozent sind dafür, wie vor im Bereich der Ingenieurwissenschaften 41 Prozent dagegen. „Trotz der hohen Zustim- (Anger­ et al., 2017). Unterschiede zwischen den mungsraten für Maßnahmen gegen Ungleichheit Geschlechtern manifestieren­ sich sehr früh. Schon spricht sich die Mehrheit der Deutschen dafür aus, in der Grundschule schätzen Mäd­chen ihre Mathe- zusätzliche Mittel gleichmäßig wie mit der Gieß- matikkenntnisse eklatant niedriger ein als Jungen, kanne zu verteilen, statt sie gezielt für benachtei- obwohl sich diese Einschätzung nicht durch Noten ligte Gruppen zu verwenden. Dies kann möglicher- erklären lässt (Weinhardt, 2017).“ (S.87) weise den Kampf gegen die Bildungsungleichheit erschweren“, sagt Forscher Philipp Lergetporer vom Quelle, Download der Studie und weitere Informa- ifo Zentrum für Bildungsökonomik. Die Gießkanne tionen: PM - Institut der deutschen Wirtschaft, bevorzugen 66 bis 76 Prozent der Deutschen, je 15.08.2019 nach abgefragtem Bildungsbereich, von den Kitas bis zur Hochschule. Zudem denken 85 Prozent der https://www.iwd.de/artikel/bildungsmonitor-kaum- noch-fortschritte-400490/ Befragten, dass ein hoher Bildungsabschluss eher von eigener Anstrengung als von äußeren Umstän- den abhängt. Gleichwohl halten 60 Prozent die Ungleichheit zwischen Kindern mit und ohne Mig- rationshintergrund für ein ernsthaftes oder sehr ernsthaftes Problem.

CEWSJournal Nr. 120| 29.10.2019 12 02 wissenschaftspolitikWissenschaftspolitik

rung von Ungleichheit befürworten die Deutschen?“...“ Das „Gute-Kita-Gesetz” findet mit 83 Prozent sehr Andererseits sind nur 25% für geschlechterspezifische hohe Zustimmung, wobei die zusätzlichen Mittel Förderung, um die Mathematikleistungen von Mädchen am ehesten für geringere Gebühren (56 Prozent), und Jungen anzugleichen, 56% sind gegen diesen Vor- höhere Gehälter der Erzieher*innen und kleinere schlag. Für geschlechterspezifische Förderung zur Anglei- Gruppen (jeweils 52 Prozent) eingesetzt werden chung der Leseleistungen sprechen sich ebenfalls nur 29% sollen. Falls es Platzmangel in den Kitas gibt, sind der Befragten aus, 49% sind dagegen.“ (S. 8) 78 Prozent für eine Bevorzugung von Familien Veröffentlichung: mit einem alleinerziehenden Elternteil, 66 Pro- zent für die Bevorzugung von Familien, in denen Grewenig, Elisabeth / Kersten, Sarah / Kugler, die Eltern in Vollzeit arbeiten, 65 Prozent für eine Franziska / Lergetporer, Philipp / Werner, Katharina bevorzugte Platzvergabe an Familien mit geringem / Wößmann, Ludger: Einkommen und 59 Prozent für eine Bevorzugung „Was die Deutschen über Bildungsungleichheit denken? – Ergebnisse des ifo Bildungsbarome- von Familien mit vielen Kindern. Eine Bevorzugung ters 2019“ von Familien mit Migrationshintergrund hat in der deutschen Bevölkerung dagegen keine Mehrheit in: ifo Schnelldienst (17), 2019, PDF (nur 36 Prozent dafür, 37 Prozent dagegen). https://www.ifo.de/publikationen/2019/ aufsatz-zeitschrift/was-die-deutschen-ueber- Während sich keine klaren Mehrheiten für oder bildungsungleichheit-denken gegen reguläre Studiengebühren ergeben (45 Pro- zent dafür, 43 Prozent dagegen), befürworten 66 Prozent der Deutschen Studiengebühren nach dem Studium in Abhängigkeit vom dann erzielten Ein- kommen. Deutschland von außen: Hum- Quelle: PM - ifo Institut, 28.08.2019 boldt-Stipendiat*innen bewer- https://www.ifo.de/node/45084 ten Wissenschaftsstandort Einige Auswertungen nach Geschlecht: Deutschland „Wie groß schätzen die Deutschen das Ausmaß der Bildungsungleichheit ein?“...“Um die wahrgenommene Wer aus dem Ausland mit einem Humboldt-Sti- Bildungsungleichheit in Deutsch­land zu erfassen, hat das pendium zum Forschen nach Deutschland kommt, ifo Bildungsbarometer zunächst Einschätzungen zu den macht sich ein Bild vom Wissenschaftsbetrieb an Mathematikleistungen unterschiedlicher gesellschaftlicher Gruppen – definiert nach Geschlecht, sozialer Herkunft, deutschen Universitäten und Forschungseinrich- Migra­tionshintergrund und geographischer Herkunft – in tungen und lernt Land und Leute kennen: Wie der 4. Klasse der Grundschule erfragt. 52% der Deutschen offen und tolerant begegnen die Deutschen ihren schätzen, dass Mädchen und Jungen in vergleichenden Gästen? Wie humorvoll, wie fortschrittlich ist man Mathematiktests gleich gut abschneiden (vgl. Abb. 2). hierzulande, wie bürokratisch, wie gastfreund- Lediglich 4% denken, dass Mädchen viel besser abschnei- lich? Wie gut sind die Labore ausgestattet und die den, weitere 25% denken, dass Mädchen eher besser abschneiden. Im Gegensatz dazu glauben 16% (3%), dass Bibliotheken? Wie steht es um Arbeitszeiten, Kin- Jungen etwas besser (viel besser) sind.“ (S. 6) derbetreuung oder die Karrierechancen für Nach- wuchsforschende? Dies sind Fragen, die die Hum- „Halten die Deutschen Bildungsungleichheit für ein Problem?“...„Fast die Hälfte der Befragten (49%) hält dies boldt-Stiftung ihren Geförderten zum Abschluss für gar kein Problem, während 11% diese Geschlechter- ihres Stipendiums stellt. Wissenschaftlerinnen unterschiede für ein ernsthaftes Problem halten und 3% und Wissenschaftler aus aller Welt beurteilen, wie für ein sehr ernst­haftes Problem. Werden die Befragten sie und ihre sie begleitenden Familien ihren im darüber infor­miert, dass die gemessenen Testleistungen Durchschnitt etwa eineinhalb Jahre dauernden von Jun­gen im Grundschulalter 3 Punkte höher sind als Forschungsaufenthalt erlebt haben. Die Befra- die von Mädchen, erhöht sich der Anteil derer, die gar kein Problem sehen, sogar auf 58%.“ (S. 8) gung bittet um offene Antworten, auch dazu, wie Deutschland im Vergleich zum eigenen Herkunfts- „Welche bildungspolitischen Maßnahmen zur Verringe- land abschneidet.

CEWSJournal Nr. 120| 29.10.2019 13 02 wissenschaftspolitikWissenschaftspolitik

Die Auswertung „Deutschland von außen“ fasst lerin Donna Strickland nach Maria Goeppert- die Befragungsergebnisse über Forschungsaufent- Mayer (1963) und 55 Jahren Pause geehrt. Seit halte in den letzten sechs Jahren, bis einschließlich Marie Curie diese Auszeichnung im Jahr 1903 als 2018, zusammen und wertet die Rückmeldungen erste Frau erhalten hatte, haben sich sehr viele von mehr als 1.800 Humboldt-Gastforschenden Wissenschaftlerinnen in der Physik einen Namen aus über 140 Ländern aus. gemacht, allerdings spiegelt sich das nicht annä- hernd in einer geschlechtergerechten Vergabe der Das Ergebnis zeigt, dass Deutschland und sein Wis- begehrten Auszeichnung wider. senschaftssystem überwiegend sehr positiv wahr- genommen werden und auch im internationalen Der polnischen Schrifstellerin Olga Tokarczuk wird Vergleich überzeugen. Doch es gibt auch Kritik, je in 2019 rückwirkend der Literaturnobelpreis ver- nachdem aus welchem Heimatland die Befragten liehen, denn in diesem Jahr wurden Preise für zwei stammen. Jahre verkündet, weil die Akademie 2018 infolge eines Vergewaltigungsskandals nicht beschluss- Ein Ergebnis: Die Gleichberechtigung der fähig war. Die Auszeichnung für 2019 geht an Geschlechter wurde positiv bewertet. den österreichischen Autor, Peter Handke. In der Geschichte des Literaturnobelpreises wurden bis- Quelle und weitere Informationen: lang 101 Männer ausgezeichnet und nur 15 Frauen.

https://www.humboldt-foundation.de/web/ Deutschland-von-aussen.html In ihrem Artikel auf Spiegel online vom 9.10. haben die Autoren Nils Hansson und Thorsten Halling die Situation um die Vergabe der Nobelpreise in den Bereichen Medizin, Physik und Chemie sehr treffend betitelt: „Der Nobelpreis hat ein Frauen- Nobelpreise 2019 „...und wieder problem - Dieselbe Prozedur wie im letzten Jahr: fehlen Frauen...“ Bei den Nobelpreisen wurden wieder nur ältere, weiße Männer ausgezeichnet. Erst 2069 wird man erfahren, ob überhaupt Frauen nominiert waren.“ In der Geschichte der Nobelpreisverleihungen spie- Quellen und weitere Informationen: len Frauen leider bis heute eine deutlich unterge- ordnete Rolle. Ökonomen für Forschung zu Armutsbekämpfung ausgezeichnet Während 869 (866) Männer einen oder mehrere „Zehn Jahre nach der ersten Frau erhält erneut eine Öko- Nobelpreise erhalten (haben), werden (wurden) nomin den Wirtschaftsnobelpreis. Sie und ihre Kollegen lediglich 54 (53) Frauen mit der höchsten Aus- erforschen, welche Instrumente helfen, Armut zu lindern.“ zeichnung im Bereich der Wissenschaft geehrt. https://www.zeit.de/wirtschaft/2019-10/ wirtschaftsnobelpreis-fuer-forschung-zur- Im Jahr 2019 wird die Französin Esther Duflo als bekaempfung-von-armut erst zweite Frau nach der US-Ökonomin Elinor Ostrom (2009) einen Nobelpreis für Wirtschaft Der Nobelpreis hat ein Frauenproblem erhalten, den sie sich mit ihren Ehemann, Abhijit „Dieselbe Prozedur wie im letzten Jahr: Bei den Nobelprei- Banerjee und Michael Kremer teilt. Duflo wünscht sen wurden wieder nur ältere, weiße Männer ausgezeich- sich mehr Respekt für Frauen, gerade von Seiten net. Erst 2069 wird man erfahren, ob überhaupt Frauen der Männer, und möchte sie ermuntern, ihre Arbeit nominiert waren.“ Ein Gastbeitrag von Nils Hansson und Thorsten Halling auf spiegel.de. mutig fortzusetzen. https://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/der- Der Physik-Nobelpreis wurde bisher an 210 (209) nobelpreis-hat-ein-frauenproblem-a-1290715.html Männer und nur drei Frauen verliehen. Im vergan- https://www.nobelprize.org/prizes/about/the-nobel- genen Jahr wurde die kanadische Wissenschaft- committee-for-physics

CEWSJournal Nr. 120| 29.10.2019 14 03 gleichstellungspolitik

gleichstellungspolitik

men in den USA haben bereits mehrere Frauen im Bericht der AllBright Stiftung: Vorstand – in Deutschland ist das mit 17 Prozent Entwicklungsland - Deutsche die Ausnahme. Und Deutschland ist nach wie vor das einzige Land im Vergleich, in dem kein einziges Konzerne entdecken erst jetzt Großunternehmen einen Frauenanteil von 30 Pro- Frauen für die Führung zent im Vorstand erreicht.

Es gibt Bewegung an den deutschen Unterneh- „Es kommt jetzt darauf an, noch engagierter an mensspitzen: Rekordverdächtig viele Wechsel einer Erhöhung des Frauenanteils in den Vor- haben im vergangenen Jahr zu mehr neuen Frauen ständen zu arbeiten, damit Deutschland endlich als sonst in den Vorständen der 160 deutschen Anschluss findet an den internationalen Stan- Börsenunternehmen geführt. Denn Männer räu- dard“, kommentieren die Geschäftsführer der AllB- men dort öfter ihre Posten: im vergangenen Jahr right Stiftung, Dr. Wiebke Ankersen und Christian hat jeder fünfte Mann sein Vorstandsmandat Berg. „Unternehmen sollten Frauen nicht nur för- abgegeben, aber nur jede 14. Frau. Immer öfter dern, sondern einfach konsequent befördern. Die werden Männer durch Frauen ersetzt. Da kommt Politik sollte das Ehegattensplitting abschaffen, also etwas in Bewegung – allerdings auf extrem mehr „Vätermonate“ beim Elterngeld einführen niedrigem Niveau, denn noch immer sind mehr und im Öffentlichen Dienst einen vorbildhaften als 90 Prozent der Vorstandsmitglieder Männer, Frauenanteil von 40 Prozent in Führungspositio- der Frauenanteil lag am 1. September 2019 bei nen durchsetzen. Und eine kritische Öffentlichkeit 9,3 Prozent. Wird das jetzige Tempo beibehalten, kann über Konsumverhalten und Arbeitsplatzwahl ist ein 40-prozentiger Frauenanteil in den Vorstän- ihre Macht nutzen und Chancengleichheit in den den in 22 Jahren erreicht. Unternehmen ebenso einfordern wie sie es bei- spielsweise beim Thema Nachhaltigkeit tut.“ Der Blick ins Ausland zeigt: Bei Vielfalt in der Führung ist Deutschland Entwicklungsland. Dass In jedem Jahr werden rund 100 Vorstandsposten Frauen nun für das Top-Management entdeckt in den 160 Börsenunternehmen neu besetzt. All- werden, geschieht mit einiger Verspätung, und es Brights Weiße, Graue und Schwarze Liste geben gibt viel aufzuholen. einen schnellen Überblick: Welchen Firmen gelingt es am besten, Frauen zu finden und zu halten, und Vergleicht man den Frauenanteil in den Vorständen welche sind damit besonders attraktiv für Män- der 30 großen DAX-Konzerne mit dem der Groß- ner und Frauen, die auf eine offene und inklusive unternehmen in Frankreich, Großbritannien, Polen, Unternehmenskultur Wert legen? Schweden und den USA, ist Deutschland nun nicht mehr Schlusslicht. Der Abstand zum Spitzenreiter Kontakt: Geschäftsführerin Wiebke Ankersen, USA hat sich jedoch seit 2018 noch vergrößert, Mobil: 0173-27 77 389; wiebke.ankersen(at)allb- das Veränderungstempo ist dort, ebenso wie in right-stiftung(dot)de Frankreich, höher. 90 Prozent der Großunterneh-

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Geschäftsführer Christian Berg, Mobil: 0173-565 33 40; christian.berg(at)allbright-stiftung(dot)dem Diskriminierung gegenüber weiblichen Vorgesetzten Quelle: PM - AllBright Stiftung, 23.09.2019

https://www.allbright-stiftung.de/berichte Beschäftigte können mit Kritik von Chefinnen offenbar schlechter umgehen.

Publikationen und Pressestimmen zum Themen- Beim Bildungsniveau haben Frauen ihre männ- feld: lichen Altersgenossen in vielen Ländern längst abgehängt. Auch bei den Führungskompetenzen haben sie Erhebungen zufolge Henry-Huthmacher, Christine; Neu, Viola: Mehrheit der Deutschen wünscht sich mehr https://hbr.org/2012/03/a-study-in-leadership- Frauen in verantwortungsvollen Positionen women-do „Die Mehrheit der Deutschen wünscht sich mehr Frauen in verantwortungsvollen Positionen. Dies ist ein Ergebnis inzwischen die Nase vorn. Trotzdem bleiben Frauen einer Umfrage, die von der Konrad-Adenauer-Stiftung in nicht nur in Spitzenpositionen, sondern auch im Auftrag gegeben wurde. So sagen insgesamt 78 Prozent mittleren Management großer Unternehmen mas- der Wahlberechtigten, dass sie eine Übernahme verant- siv unterrepräsentiert. wortungsvoller Positionen durch mehr Frauen begrüßen werden. Vor allem Frauen wünschen sich mehr Frauen https://www.catalyst.org/research/women-in-sp-500- (83 Prozent), während die Zustimmung der Männer mit companies/ 72 Prozent etwas zurückhaltender ausfällt. Hier, wie bei allen untersuchten Fragen, stehen sich die Meinungen der Die vielfältigen Erklärungsansätze reichen von Grünen-Anhänger und der Anhänger der AfD diametral Job- und Karrierepräferenzen über das Wettbe- entgegen. Mit 87 Prozent ist die Zustimmung bei den werbsverhalten Grünen-Anhängern am höchsten und mit 57 Prozent bei den Anhängern der AfD am niedrigsten...“ https://wol.iza.org/articles/gender-differences-in- competitiveness/lang/de https://www.kas.de/einzeltitel/-/content/mehrheit- der-deutschen-wuenscht-sich-mehr-frauen-in- von Frauen bis hin zu potenzieller Benachteiligung verantwortungsvollen-positionen bei Beförderungsentscheidungen.

Gleichstellung im Job: Worin Männer versagen https://newsroom.iza.org/de/archive/research/gender- promotion-gap-in-central-banking/ „Die Gleichstellung im Berufsleben wird nicht erreicht, weil viele Führungskräfte gar kein Interesse daran haben. In einem aktuellen IZA-Forschungspapier geht Das ist schade, und das können wir uns gar nicht leisten. Martin Abel einer weiteren möglichen Ursache Gastbeitrag von Martin Eisenhut auf süddeutsche.de. nach: Geschlechterdiskriminierung durch Unter- https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/a-t-kearney- gebene. gleichstellung-gastbeitrag-eisenhut-1.4583095 https://www.iza.org/en/publications/dp/12611/ do-workers-discriminate-against-female-bosses „Wir mussten uns immer wieder anhören, dass https://martinabel.net/ wir etwas mit dem Professor hätten“ Der Ökonom am Middlebury College im US-Staat „Sie behauptet sich seit Jahren in Männerdomänen als eine der wenigen Frauen im MINT-Bereich: Tanja Vermont bot über eine Online-Plattform reale Hochschild hat Technomathematik studiert, arbeitet als Arbeitsaufträge eines fiktiven Unternehmens an. Softwareentwicklerin - und musste schon jede Menge Den auf diese Weise gewonnenen 2.700 Arbeits- Machosprüche ertragen.“ Aufgezeichnet von Petra Maier kräften teilte er per Zufallsprinzip (ebenfalls fik- auf spiegel.de. tive) männliche oder weibliche Vorgesetzte zu, die den Beschäftigten im Verlauf ihrer Tätigkeit https://www.spiegel.de/karriere/mint-berufe-wir- frauen-stehen-uns-oft-selbst-im-weg-das-muss-sich- schriftliches Feedback zur Qualität der geleisteten aendern-a-1282157.html Arbeit gaben.

CEWSJournal Nr. 120| 29.10.2019 16 03 gleichstellungspolitik

Stärkere Reaktion auf weibliche Kritik: Bei negati- Potenzielle Maßnahmen: Um Abhilfe zu schaffen, ver Kritik an der Arbeitsleistung ging die Jobzufrie- bieten manche Unternehmen mittlerweile „Feed- denheit der Betroffenen erwartungsgemäß zurück. back-Coachings“ an, in denen Mitarbeiter lernen, Allerdings fiel dieserR ückgang um 70 Prozent Kritik nicht persönlich zu nehmen, sondern sich höher aus, wenn die Kritik von einer weiblichen auf den Inhalt zu konzentrieren. Auch verschie- Vorgesetzten kam. Im Vergleich zu gleichlautender dene Maßnahmen, die das Bewusstsein für diskri- Kritik durch männliche Vorgesetzte verdoppelte minierendes Verhalten schärfen, haben sich bishe- sich außerdem der Anteil der Beschäftigten, die riger Forschung zufolge als zielführend erwiesen. nach eigenen Angaben an einer weiteren Zusam- https://faculty.chicagobooth.edu/devin.pope/assets/ menarbeit mit dem Unternehmen nicht mehr files/Website_Awareness%20Discrimination.pdf interessiert waren. Diese diskriminierende Haltung gegenüber Chefinnen war bei männlichen und Dennoch bleibt Geschlechterdiskriminierung weiblichen Arbeitskräften gleichermaßen aus- gerade in hochqualifizierten Berufen ein ernstzu- geprägt. Nach Einschätzung des Forschers kann nehmendes Problem, etwa unter Medizinern derartiges Verhalten von Untergebenen die Füh- https://drive.google.com/file/d/12p8ShbobdqVWl51s0dr rungsambitionen von Frauen konterkarieren. Denn NxdZYHQIstja9/view oder Ökonomen. allzu ablehnende Reaktionen auf berechtigte Kritik könnte weibliche Vorgesetzte dazu bewegen, einen https://drive.google.com/file/ weniger effektiven Führungsstil zu pflegen, der d/1PUFdQAgmKcHK1NXm-bQKUNdn-oo_cGr5/view ihrem weiteren Aufstieg im Wege steht, oder sie Zwar betont Abel, dass sich seine in der „Platt- verzichten möglicherweise freiwillig auf zusätzli- formökonomie“ gewonnenen Erkenntnisse nicht che Personalverantwortung. zwingend auf klassischere Arbeitsumgebun- gen übertragen lassen. Allerdings seien sie nicht http://people.tamu.edu/~dserra/ ChakrabortySerraLeadershipFeb2019.pdf zuletzt deswegen besonders aufschlussreich, weil die modernen Möglichkeiten des flexiblen Arbei- Geschlechtsspezifische Rollenerwartungen: Doch tens insbesondere Frauen zugutekommen könnten, wie kommt es überhaupt zu den Überreaktionen zugleich jedoch wenig Schutz gegen Diskriminie- auf weibliche Kritik? Die Studie liefert dazu eine rung böten. Reihe von Hinweisen. Zunächst zeigt sich, dass Che- http://people.tamu.edu/~dserra/ finnen keineswegs ignoriert werden. Im Gegenteil: ChakrabortySerraLeadershipFeb2019.pdf Die Beschäftigten nehmen sich im Schnitt sogar etwas mehr Zeit, um das Feedback weiblicher Vor- Download der Studie: gesetzter zu verarbeiten. Auch implizite Vorurteile IZA Discussion Paper No. 12611 Do Workers spielen offenbar keine nennenswerte Rolle. Zwar Discriminate against Female Bosses? Martin Abel assoziieren die Beschäftigten tendenziell eher Männer mit Karriere und Frauen mit Familie, doch http://ftp.iza.org/dp12611.pdf das diskriminierende Verhalten gegenüber weib- Quelle: IZA-Newsroom, 09.10.2019 lichen Vorgesetzten ist davon weitgehend unab- https://newsroom.iza.org/de/archive/research/ hängig. Vielmehr deuten die Ergebnisse darauf do-workers-discriminate-against-female-bosses/ hin, dass geschlechtsspezifische Erwartungen an den Führungsstil ausschlaggebend sind. Während Lob dreimal häufiger mit weiblichen Vorgesetzten in Verbindung gebracht wird, wird Kritik doppelt so oft männlichen Chefs zugeschrieben. Wenn kri- tische Chefinnen also diesenR ollenerwartungen nicht gerecht werden, kann das die beobachteten negativen Reaktionen auslösen.

CEWSJournal Nr. 120| 29.10.2019 17 03 gleichstellungspolitik

Strategien gegen die „Leaky Gleicher Job, weniger Rente: Pipeline“: Wie bleiben Aka- Frauen erhalten 26 Prozent demikerinnen in der Postdoc- weniger gesetzliche Rente als Phase der Wissenschaft erhal- Männer ten? Studie der Universität Mannheim und der Tilburg University im Auftrag von Fidelity International Die Zeit nach einer erfolgreichen Promotion ist ein untersucht die Höhe der geschlechtsspezifischen besonderer Abschnitt im Karriereverlauf von Wis- Rentenlücke senschaftlerinnen: In dieser Postdoc-Phase ver- lassen anteilig mehr hochqualifizierte Frauen als ●● Bis zum Alter von 35 Jahren gibt es keinen großen Männer die Wissenschaft. Warum das so ist und Unterschied bei den gesetzlichen Rentenansprüchen was moderne Personal- und Gleichstellungsarbeit von Frauen und Männern, danach öffnet sich die dagegen tun kann, war Gegenstand des BarCamps Schere #fempostdoc. ●● Bisher umfangreichste wissenschaftliche­ Studie basie- Die besondere Situation von Wissenschaftlerinnen rend auf über 1,8 Millionen Arbeitnehmer­daten in der Postdoc-Phase war bereits bei der Fachta- gung „Geschlechtergerechte Personalentwick- ●● Eine 40-jährige Frau müsste 2,3 Prozent ihres Brutto- lung in der Wissenschaft“, die das Institut für jahreseinkommens zusätzlich sparen, um die Lücke zu Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) im Juli schließen 2018 gemeinsam mit der Friedrich-Alexander-Uni- versität Erlangen-Nürnberg (FAU) veranstaltete, Von wegen Gleichberechtigung: 26 Prozent – so von vielen Teilnehmenden betont worden. hoch ist die zu erwartende durchschnittliche Ren- tenlücke von Frauen im Vergleich zu Männern in https://www.iab-forum.de/personalentwicklung-in- der-wissenschaft-geschlechtergerecht-gestalten/ Deutschland. Das heißt: Frauen erhalten mehr als ein Viertel weniger gesetzliche Rente vom Staat Das Organisationsteam mit Prof. Dr. Annette Keil- als ihre männlichen Kollegen. In absoluten Zahlen hauer, Universitätsfrauenbeauftragte der FAU, Dr. bedeutet das: Im Schnitt hätte eine Frau, die mit Imke Leicht vom Büro für Gender und Diversity an 67 Jahren in den Ruhestand geht, nach heutiger der FAU, Prof. Dr. Karl Wilbers, Sonderbeauftragter Berechnung im Monat 140 Euro weniger gesetz- für Personalentwicklung der FAU, und Petra Wag- liche Rente als ein Mann. Bezieht diese Frau noch ner, Gleichstellungsbeauftragte des IAB, entschied 15 Jahre Rente, fehlen ihr demnach rund 25.000 sich dafür, die inhaltliche Auseinandersetzung mit Euro. Das ist das Ergebnis der wissenschaft­lichen diesem Thema in einem neuen Format anzugehen: Studie „The Gender Pension Gap in Germany“ einem BarCamp. von Prof. Alexandra Niessen-Ruenzi, Universität Mannheim, und Prof. Christoph Schneider, Tilburg University, im Auftrag von Fidelity International. Lesen Sie mehr dazu unter: Wagner, Petra (2019): Strategien gegen die Um die geschlechtsspezifische­ Rentenlücke zu „Leaky Pipeline“: Wie bleiben Akademikerinnen berechnen, haben die Professoren eine repräsenta- in der Postdoc-Phase der Wissenschaft erhal- tive Datenbank des Instituts für Arbeitsmarkt-­ und ten?, In: IAB-Forum 16. Oktober 2019: Berufsforschung (IAB) herangezogen und basie- https://www.iab-forum.de/strategien-gegen-die- rend hierauf die gesetzlichen Rentenansprüche leaky-pipeline-wie-bleiben-akademikerinnen-in-der- von über 1,8 Millionen Arbeitnehmern berechnet. postdoc-phase-der-wissenschaft-erhalten/ Somit konnten die Autoren die bisher umfang- reichste Analyse der unterschiedlichen gesetzli-

CEWSJournal Nr. 120| 29.10.2019 18 03 gleichstellungspolitik

chen Rentenansprüche von Frauen und Männern Kontakt: Prof. Dr. Alexandra Niessen-Ruenzi, Lehr­stuhl für Allgemeine Betriebswirtschafts­ lehre­ und Corporate in Deutschland durchführen. Governance, Universität Mannheim,Tel. 0621 181-1595, E-Mail: niessen(at)uni-mannheim.de Ab 35 Jahren öffnet sich die Rentenschere: Je nach Alter sind Frauen unterschiedlich stark vom „Gender Pension Gap“ betroffen: Bis zum Alter von 35 Jahren gibt es kaum einen Unterschied bei den erwarteten Rentenansprüchen von Frauen und Der Dritte Gleichstellungsbe- Männern. Die geschlechts­spezifische Rentenlü- richt der Bundesregierung cke beträgt bei den 26- bis 35-Jährigen nahezu 0 Prozent. Doch ab etwa 35 Jahren öffnet sich die Schere (vgl. Grafik 1, u.s. Link zur Pressemitteilung). Seit April arbeitet die elfköpfige Sachverständi- Danach erwerben Männer deutlich mehr Renten- genkommission für den Dritten Gleichstellungsbe- punkte als Frauen und erwarten später folglich richt der Bundesregierung an ihrem Gutachten zu höhere Rentenzahlungen. In der Altersgruppe der dem Thema gleicher Verwirklichungschancen von 36- bis 45-jährigen Frauen liegt die geschlechts­ Männern und Frauen in der digitalen Wirtschaft. spezifische Rentenlücke bei 15 Prozent, bei den 46- bis 55-Jährigen sogar bei 27 Prozent. Alex- Die Sachverständigen haben bisher die Schwer- andra Niessen-Ruenzi, Professorin für Allgemeine punktsetzung ihres Gutachtens erarbeitet und Betriebswirtschafts­ lehre­ und Corporate Gover- beschäftigen sich unter anderem mit den The- nance an der Universität Mannheim, sagt: „Der menkomplexen Erwerbs- und Sorgearbeit, Platt- wahrscheinlichste Grund für diese Entwicklung formökonomie, Weiterbildung, Berufswahl und ist, dass viele Paare in den Dreißigern eine Familie Nachhaltigkeit. Anfang November wird die dritte gründen. Da Frauen häufiger als Männer nach der Sitzung der Sachverständigenkommission stattfin- Geburt eines Kindes ihre Arbeits­zeiten reduzieren, den. Es geht dann um die Struktur des Gutachtens, beginnt sich das geschlechtsspezifische­ Lohnge- die Expertisen zum Gutachten und die Veranstal- fälle genau in dieser Altersgruppe zu entwickeln – tungsplanung für das nächste Jahr. mit drastischen Folgen für die Finanzen von Frauen und ihre spätere Rente. In der Literatur hat sich Aktuell ist auch der Webauftritt zum Dritten hierfür der Begriff ,Motherhood Penalty‘ durchge- Gleichstellungsbericht veröffentlicht worden. setzt.“ Unter

http://www.dritter-gleichstellungsbericht.de Die gute Nachricht: Der „Gender Pension Gap“ lässt sich mit zusätzlicher privater Vorsorge schließen: sind nun aktuelle Berichte über die Arbeit der Eine 40-jährige Frau müsste bei einer erwarte- Sachverständigenkommission und der Geschäfts- ten Rendite von 3 Prozent und einer jährlichen stelle sowie weitere Informationen zu den Sach- Inflationsrate­ von 1,5 Prozent beispielsweise 77 verständigen zu finden. Euro jeden Monat zusätzlich zurücklegen. Bei einer erwarteten Rendite von 5 Prozent reduziert sich Die Geschäftsstelle Dritter Gleichstellungsbericht der monatliche Vorsorgebetrag auf 57 Euro (vgl. twittert zudem laufend unter @gleichgerecht. Grafik 2). Das entspricht 2,3 Prozent des Brutto- Geschäftsstelle Dritter Gleichstellungsbericht der Bun- jahresgehalts. desregierung, E-Mail: gleichstellungsbericht@iss-ffm. de, Tel: +49 - 30 - 616 7179 - 0, Web: www.dritter- Quelle und weitere Informationen zur Studie: gleichstellungsbericht.de, Twitter: @gleichgerecht PM - Universität Mannheim, 17.09.2019 Institut für Sozialarbeit und Sozialpädagogik e. V., https://www.uni-mannheim.de/newsroom/presse/ Standort Berlin: Lahnstr. 19, 12055 Berlin, Standort pressemitteilungen/2019/september/gleicher-job- Frankfurt (Hauptsitz): Zeilweg 42 | 60439 Frankfurt am weniger-rente-frauen-erhalten-26-prozent-weniger- Main, Web: www.iss-ffm.de gesetzliche-rente-als-maenner/

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women&work feiert im kommenden Jahr 10-jäh- women&work: Ausschreibung riges Jubiläum des Motto-Wettbewerbs und Bis zum 15. November kann über das Kongress- 10-jähriges Jubiläum in 2020 programm 2020 abgestimmt werden.

Die women&work, Europas Leitmesse für Frauen Zehn Jahre women&work – das ist ein Jubiläum, und Karriere, schreibt einen Motto-Wettbewerb das der Rede wert ist. Europas Leitmesse und erste aus. Bis zum 30. November 2019 können Themen- Adresse für Frauen in der Wirtschaft ermöglicht vorschläge für das Schwerpunktthema 2021 des seit 2011 den direkten Kontakt zwischen (arbeit- Messe-Kongresses eingereicht werden. suchenden) Frauen und Unternehmen. Nächstes Jahr findet der Messe-Kongress am 9. Mai 2020 im „Seit 2013 haben wir die jährlichen Schwerpunkt- FORUM der Messe Frankfurt zum 10. Mal statt. Bis themen bestimmt“, sagt Melanie Vogel, Initia- Mitte November können Besucherinnen noch über torin der women&work, die im kommenden Jahr das Kongressprogramm 2020 abstimmen unter 10-jähriges Jubiläum feiert. „Im nächsten Jahr http://abstimmung.womenandwork.de stellen wir das letzte Schwerpunktthema, mit dem wir zum „Aufbruch der Zivilgesellschaft“ aufru- 247 Themen stehen zur Auswahl. fen. Diesen Aufruf möchten wir selbst zum Anlass nehmen und mit gutem Beispiel vorangehen. Wir Weitere Informationen gibt es unter sind davon überzeugt, dass es im women&work- http://www.womenandwork.de Kollektiv großartige Ideen zu zukunftsweisenden Schwerpunktthemen gibt. Denen möchten wir ab 2021 noch mehr Raum geben als bisher.“

Der erste Motto-Wettbewerb startete im Septem- Bundesfamilienministerium ber und endet am 30. November 2019. Gesucht zum Tod von Anke Fuchs wird der Themenschwerpunkt für die women&work 2021. „Der Vorlauf ist lang, weil das Schwerpunkt- thema rechtzeitig vor der nächsten women&work Anke Fuchs, Ministerin für Jugend, Familie und feststehen muss“, so Vogel. Außerdem wird eine Gesundheit von April bis Oktober 1982, ist am Jury über die eingereichten Themen entscheiden 14.10.2019 im Alter von 82 Jahren gestorben. und nach klar definierten Entscheidungskriterien die finale Auswahl für das Schwerpunktthema der Dazu Bundesfamilienministerin Dr. Franziska Gif- 11. women&work treffen. fey: „Mit Anke Fuchs verlieren wir eine starke Frau und Sozialdemokratin, die sich in ihrer politischen Informationen zum Wettbewerb gibt es unter Arbeit mit viel Kraft und Engagement für soziale Gerechtigkeit in Deutschland und vor allem für http://motto.womenandwork.de die Rechte von Frauen und berufstätigen Müttern Quelle und weitere Informationen zur Ausschrei- eingesetzt hat. Anke Fuchs stand für den politi- bung: PM - women & work, 02.09.2019 schen Kampf für eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie und nahm sich dieses Themas https://www.womenandwork.de/fileadmin/ user_upload/PM_women_work_schreibt_Motto- zu einer Zeit an, als die Gesellschaft weit davon Wettbewerb_aus.pdf entfernt war, Gleichberechtigung von Frauen und Männern zu erreichen. Es gehörte viel Mut dazu, das Thema damals so forsch auf die Tagesordnung zu setzen. Bei unserer Arbeit für Gleichberechti- gung profitieren wir bis heute vom Wirken von mutigen Frauen wie Anke Fuchs.“ Bundesgesund-

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heitsminister Jens Spahn: „Mit Anke Fuchs ver- Unternehmen oder Wirtschaftsprüfung. Wie der lieren wir eine engagierte Sozialpolitikerin. Sie hat djb versteht sich auch JuWiSt als interdisziplinäres sich immer mit deutlicher Stimme stark gemacht Netzwerk, das Juristinnen und Wirtschaftswissen- auch für die Belange der Menschen, die es nicht schaftlerinnen als Mitglieder begrüßt. so leicht haben im Leben. Als Staatssekretärin im Bundesministerium für Arbeit und Sozialordnung Gründerinnen und Sprecherinnen des Netzwerks und später als Bundesministerin für Jugend, Fami- sind RAin Dr. Anja Stürzl, LL.M., RAin Dr. Beat- lie und Gesundheit prägte sie die deutsche Sozial- rix Perkams und RAin Ana-Christina Vizcaino politik mit. Unsere Gedanken sind bei ihrer Familie Diaz, LL.M.. Ihre Motivation für ihr Engagement und ihren Freunden.“ beschreiben die Gründerinnen wie folgt: „Wir wollen - losgelöst von Klischees und Vorurteilen - Anke Fuchs war von April bis Oktober 1982 Bun- über Verbesserungen diskutieren und zielorientiert desministerin für Jugend, Familie und Gesundheit. Wege finden, Frauen bei ihrer Tätigkeit im Bereich Zuvor war sie Staatssekretärin im Bundesministe- des Wirtschafts- und Steuerstrafrechts auf allen rium für Arbeit und Sozialordnung. Von 1998 bis Ebenen zu unterstützen und besser zu vernetzen. 2002 war Anke Fuchs Vizepräsidentin des Deut- Wir freuen uns über das große Interesse und das schen Bundestages, von 2003 bis 2010 stand sie an positive Feedback sowie die vielseitige Unterstüt- der Spitze der Friedrich-Ebert-Stiftung. zung, die wir von Frauen und Männern aus der Branche erfahren haben.“ Quelle: PM - BMFSFJ,16.10.2019 Die Präsidentin des djb, Prof. Dr. Maria Wersig, https://www.bmfsfj.de/bmfsfj/aktuelles/presse/ pressemitteilungen/zum-tod-von-anke-fuchs/140132 begrüßt die Gründung des Netzwerks unter dem Dach des djb: „Der djb ist seit über 70 Jahren ein Ort, in dem sich Kolleginnen vernetzen und unterstützen. Wir freuen uns, dass mit JuWiSt ein offenes Netzwerk, das den Diskurs zu frauenspe- Frauen in den Rechtswissen- zifischen und fachlichen Themen im Bereich des Wirtschafts- und Steuerstrafrechts fördert und schaften sich für gleichberechtigte Teilhabe von Männern und Frauen am Wirtschaftsleben einsetzt, zu den vielfältigen Aktivitäten des djb hinzukommt.“

Die Auftaktveranstaltung fand am 11. Oktober 2019 in Bonn statt. djb gründet neues Netzwerk: Juristinnen im Wirtschafts- und Mehr Informationen unter: Steuerstrafrecht (JuWiSt) https://img1.wsimg.com/blobby/go/6c90b0fe-c59d- 4749-b4d8-eba82483ee89/downloads/JuWiSt%20 Programm.pdf Fachbezogene Netzwerke im Wirtschafts- und Steuerstrafrecht gibt es viele. Allerdings keines, Quelle: PM -djb, 11.10.2019 in dem auch frauenspezifische Themen adressiert https://www.djb.de/st-pm/pm/19-32/ werden. Der Deutsche Juristinnenbund e.V. (djb) möchte dies ändern. Zu diesem Zwecke wurde das Netzwerk für Juristinnen im Wirtschafts- und Steuerstrafrecht (JuWiSt) Anfang des Jahres ins Leben gerufen. Mitglied werden kann jede Kolle- gin, die im Bereich des Wirtschafts- und Steuer- strafrechts tätig ist, ob nun in Anwaltschaft, Justiz,

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schlag für eine relationale Rechtsanalyse“. Die 43. djb-Kongress: Prof. Dr. Laudatio zur Ehren der Preisträgerin wurde von Maria Wersig als djb-Präsiden- Prof. Dr. Anna Katharina Mangold, Europa Uni- versität Flensburg, gehalten. Der Preis, der vom djb tin bestätigt - Marie Elisabeth in Anerkennung hervorragender rechts- oder wirt- Lüders-Wissenschaftspreis 2019 schaftswissenschaftlicher Arbeiten alle zwei Jahre verliehen und nun bereits zum sechsten Mal vergeben wird, wird seit 2009 von Dr. Melitta Büchner-Schöpf gestiftet. Prof. Dr. Maria Wersig, amtierende Präsidentin des Deutschen Juristinnenbunds e.V. (djb), wurde Quelle: PM - djb, 14.9.2019 im Rahmen der Mitgliederversammlung auf dem https://www.djb.de/st-pm/pm/19-31/ 43. Kongress des djb vom 12. bis 15. September 2019 in Halle/Saale als Präsidentin in ihrem Amt für zwei weitere Jahre bestätigt. Als Vizepräsiden- tinnen wurden Oriana Corzilius, Syndikusrechtsan- wältin für eine dritte und Claudia Zimmermann- Vereinbarkeit von Familie Schwartz, Ministerialdirigentin a.D., Düsseldorf, für eine zweite Amtszeit wiedergewählt. Petra Lorenz und Beruf wurde in ihrem Amt als Schatzmeisterin bestätigt.

Als Kommissionsvorsitzende und in ihrer Funk- tion im Bundesvorstand wurden Prof. Dr. Heide Pfarr (Arbeits-, Gleichstellungs- und Wirtschafts- recht), Brigitte Meyer-Wehage (Zivil-, Familien-, Modernes Rollenverständnis Erbrecht, Recht anderer Lebensgemeinschaften), verbessert die Zufriedenheit der Dr. Leonie Steinl (Strafrecht), Dr. Ulrike Spangen- berg (Recht der sozialen Sicherung, Familienlas- Eltern tenausgleich) und Prof. Dr. Ulrike Lembke (Europa- und Völkerrecht) wiedergewählt. Nachdem Marion Dank der zunehmenden Freiheit, zwischen Eltern- Eckertz-Höfer nicht mehr kandidierte, wurde schaft und Erwerbstätigkeit zu wählen und die Kin- Dr. Sina Fontana zu ihrer Nachfolgerin als Kom- derbetreuung individuell zu gestalten, sind Mütter missionsvorsitzende (Verfassungsrecht, Öffentli- und Väter heute zufriedener mit ihrem Leben als ches Recht, Gleichstellung) gewählt. Als Beisitzerin vor 20 oder 30 Jahren. Das zeigt eine Studie auf bestätigt wurde Tanja Altunjan. Nachdem Leonie Basis von Daten der für Deutschland repräsenta- Babst ihre maximale Amtszeit erreicht hat, wurde tiven Langzeitstudie Sozio-oekonomisches Panel Kerstin Geppert zu ihrer Nachfolgerin, ebenfalls (SOEP) am DIW Berlin, die eine Forschungsgruppe als Beisitzerin gewählt. Gemeinsam vertreten sie um den Schweizer Soziologen Klaus Preisner die Juristinnen in Ausbildung im Bundesvorstand. erstellt hat. Die Studie wurde kürzlich in der Fach- In den Vorstand des Regionalgruppenbeirats wur- zeitschrift Gender & Society online veröffentlicht. den bereits im April Angela Kolb-Janssen, MdL, Henriette Lyndian und Andrea Rupp vorstehen. Die Mutter kümmert sich um die Kinder, der Vater arbeitet Vollzeit – dieses gesellschaftliche Rollen- Im Anschluss an die Mitgliederversammlung ver- verständnis hielt sich lange Zeit hartnäckig. In den lieh der djb in der Martin-Luther-Universität letzten Jahrzehnten aber haben sich die normati- Halle-Wittenberg den Marie Elisabeth Lüders- ven Erwartungen an Mütter und Väter verändert. Wissenschaftspreis 2019 des djb an Dr. Cara Röh- Mutterschaft ist heute für die weibliche Iden- ner. Geehrt wurde sie für ihre außerordentliche tität und ein erfülltes Leben als Frau nicht mehr Dissertation „Ungleichheit und Verfassung. Vor- zwingend. Von Müttern wird nicht mehr erwartet,

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dass sie ihre Erwerbsarbeit aufgeben, während es Tabus, kritisch über die Mutterschaft zu sprechen zunehmend selbstverständlich ist, dass sich Väter – wurde damals nicht eingelöst. «Mit zunehmen- an der Kindererziehung und -betreuung beteiligen. den Freiheiten, sich für oder gegen ein Kind zu entscheiden und die Elternschaft zu gestalten, Diskrepanz zwischen öffentlichen Diskussionen ist der sogenannte ‹maternal happiness gap› ver- und empirischen Daten: Zusammen mit Forschen- schwunden. Heute finden wir keine Unterschiede den der Universität Konstanz und des Deutschen mehr in der Lebenszufriedenheit von Müttern und Jugendinstituts in München hat der Soziologe kinderlosen Frauen», so Preisner. Klaus Preisner von der Universität Zürich (UZH) untersucht, wie sich diese veränderten gesell- Lebenszufriedenheit beider Elternteile hat zuge- schaftlichen Erwartungen auf die Lebenszufrie- nommen: Für die Männer gilt: Im Unterschied zu denheit von Eltern ausgewirkt haben. Um heraus- Frauen wurde von Vätern früher nicht erwartet, zufinden, wie sich die sozialen Normen bezüglich sich an der Kinderbetreuung zu beteiligen, Eltern- der Elternschaft im Laufe der Jahre entwickelt zeit zu nehmen oder die Erwerbsarbeit zumin- haben, analysierten die WissenschaftlerInnen dest zeitweise einzuschränken. Den Freuden der Angaben aus der Allgemeinen Bevölkerungsum- Vaterschaft standen also kaum häusliche Ver- frage der Sozialwissenschaften (ALLBUS). pflichtungen entgegen und Männer mit Kindern waren genauso zufrieden wie Männer ohne Kinder. https://www.gesis.org/allbus/allbus Obwohl sich die Erwartungen an Väter geändert Hier wurde auf einer vierstufigen Skala erfasst, haben, hat sich ihre Lebenszufriedenheit dadurch wie stark die westdeutschen Befragten folgender kaum verändert. Väter sind heute nach wie vor Aussage zustimmten: „Es ist für alle Beteiligten viel genauso zufrieden wie kinderlose Männer. «Der besser, wenn der Mann voll im Berufsleben steht Grund dafür liegt darin, dass Väter, die den neuen und die Frau zu Hause bleibt und sich um den Erwartungen gerecht werden, heute mit viel priva- Haushalt und die Kinder kümmert.“ Um die Verän- ter und öffentlicher Anerkennung für ihr Engage- derungen in der Lebenszufriedenheit zu erfassen, ment belohnt werden», sagt Preisner. werteten die WissenschaftlerInnen Angaben von 18.397 Frauen und 11.896 Männern aus den alten Moderne Familienpolitik nützt sowohl Eltern wie Bundesländern aus, die im Zeitraum von 1984 bis auch Kindern: Mit den veränderten normati- 2015 im SOEP befragt worden waren. Das Nachlas- ven Erwartungen seien auch neue familienpoli- sen sehr spezifischer normativer Erwartungen an tische Maßnahmen wie etwa die Elternzeit nach die Elternschaft zeigt sich in den ALLBUS-Daten: der Geburt eines Kindes sowie die Schaffung von Die Aussage «Es ist für alle Beteiligten viel besser, Betreuungsmöglichkeiten außerhalb der Familie wenn der Mann voll im Berufsleben steht und die möglich geworden, erklären die AutorInnen. So Frau zu Hause bleibt und sich um den Haushalt und könnten Mütter und Väter freier entscheiden, wie die Kinder kümmert“ wurde im Laufe der Jahre von sie ihre Elternschaft im Hinblick auf Eigen- und immer weniger Menschen unterstützt. Während in Fremdbetreuung gestalten wollen. Darüber hinaus den 1980er Jahren jede/r Zweite zustimmte, war es seien die Rollen und Aufgaben zwischen Müttern 2015 nur noch jede/r Fünfte. und Vätern heute weniger ungleich verteilt. Beides wirke sich positiv darauf aus, wie zufrieden Eltern «Während in der Öffentlichkeit in den letz- mit ihrem Leben sind. ten Jahren vermehrt thematisiert wurde, dass Eltern unter großen Belastungen stehen oder «Diese familienpolitischen Maßnahmen sind nicht ihre Elternschaft sogar bedauern, zeigt unsere nur im Sinne der Gleichstellung von Frauen und Analyse das Gegenteil», sagt Klaus Preisner. In Männern von großer Bedeutung. Ebenso wichtig den 1980er-Jahren gaben Mütter bei Befragun- sind sie im Hinblick auf die Lebenszufriedenheit gen mehrheitlich an, weniger zufrieden mit ihrem der Eltern und damit letztlich auch der Kinder», Leben zu sein als kinderlose Frauen. Das «Glücks- sagt Klaus Preisner. versprechen Kind» – auch eine Folge des damaligen

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Klaus Preisner, Franz Neuberger, Ariane Bertogg 80 Prozent meinen, er sollte die beruflichen Pläne und Julia M. Schaub. Closing The Happiness Gap: The Decline of Gendered Parenthood Norms seiner Partnerin unterstützen. Eltern selbst wün- and the Increase in Parental Life Satisfac- schen sich heute im Vergleich zu 2007 zunehmend tion, Gender & Society. August 27, 2019. DOI: eine gleichgewichtigere Aufteilung von Familie 10.1177/0891243219869365 und Beruf, während das sogenannte „Zuverdiener- modell“ an Bedeutung verloren hat. Entsprechend Quelle: PM DIW, 8.10.2019 hoch geschätzt sind die Elterngeldleistungen, die https://www.diw.de/sixcms/detail. Väter ermutigen, sich Zeit für ihre Kinder zu neh- php?id=diw_01.c.679878.de men und eine partnerschaftliche Vereinbarkeit unterstützen, in der Gesellschaft wie von den Pressemeinung im Themenfeld: Eltern selbst. 92 Prozent der Eltern bewerten das Das Bild der tüchtigen, aufopfernden Mutter 2007 eingeführte Elterngeld, 67 Prozent das jün- mag uns natürlich erscheinen, ist aber ein sozi- gere ElterngeldPlus (https://www.bmfsfj.de/bmfsfj/ ales Konstrukt. Die Westschweiz hat uns dieses themen/familie/familienleistungen/elterngeld- Verständnis voraus plus/73768) und 62 Prozent den Partnerschafts- Kommentar von Angelika Hardegger auf nzz.ch bonus positiv. Letztere erfahren Elterngeld, Eltern-

https://www.nzz.ch/meinung/merci-les-welsches- geldPlus und Partnerschaftsbonus nicht nur als und-danke-auch-andreas-glarner-ld.1512020 wichtige finanzielle Unterstützung, sondern auch als ein „mehr an Zeit“ für Mütter wie Väter und als Hilfe dabei, Familie und Beruf entsprechend den eigenen Vorstellungen zu verbinden.“

Familienbild im Wandel Quelle und weitere Informationen: PM - BMFSFJ, 09.09.2019 Dr. Franziska Giffey und Prof. Renate Köcher, https://www.bmfsfj.de/bmfsfj/themen/familie/ Geschäftsführerin des Instituts für Demoskopie moderne-familienpolitik-gestalten/138236 Allensbach, stellten am 9. September in Berlin aktuelle Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage Pressestimme: zum Thema Familie und Familienpolitik vor. Befragt Die Deutschen wünschen sich engagierte Väter wurden rund 1200 Personen zwischen dem 1. Feb- Ein Beitrag von Henrike Roßbach, Berlin auf süddeutsche. ruar und dem 15. August 2019. de:

https://www.sueddeutsche.de/politik/ Die Ergebnisse dokumentieren die zunehmende familien-familienpolitik-eltern-kinder- Bedeutung der stärkeren finanziellen Förderung familienministerium-1.4593855 von Familien mit kleinen Einkommen und die Erleichterung der Vereinbarkeit von Familie und Bitte beachten Sie auch den aktuell veröffentlichten: Beruf: Unternehmensmonitor Familienfreundlichkeit https://www.ifd-allensbach.de/fileadmin/IfD/sonstige_ 2019 pdfs/Rahmenbedingungen_Bericht.pdf Der „Unternehmensmonitor Familienfreundlichkeit 2019“ Ein Ergebnis: wurde zum sechsten Mal seit 2003 gefördert durch das Bundesfamilienministerium vom Institut der deutschen „Mehr partnerschaftliche Vereinbarkeit Wirtschaft Köln (IW Köln) vorgelegt. Der Unterneh- Dass immer mehr Väter Elterngeld nutzen und mensmonitor besteht seit der Erhebung 2015 aus einer sich um ihre kleinen Kinder kümmern, wird gesell- repräsentativen Unternehmensbefragung und einer schaftlich stark wahrgenommen, positiv bewertet repräsentativen Beschäftigtenbefragung. Er gibt Aus- und hat die Erwartungen gerade an Väter verän- kunft zum Stand der Familienfreundlichkeit in deutschen dert. Heute sagen 84 Prozent der Bevölkerung, ein Unternehmen. https://www.bmfsfj.de/unternehmensmonitor Vater sollte so viel Zeit wie möglich mit den Kin- dern verbringen.

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Bitte lesen Sie auch: können. Der DF-Fachausschuss „Digitale Transfor- DIW Wochenbericht 35/2019 - Interview „Von mation und die Auswirkungen auf Lebensbereiche einer gleichmäßigen Aufteilung der Elternzeit von Frauen“ arbeitete von 2017 bis 2019 daran, zwischen Müttern und Vätern kann keine Rede die digitale Transformation als gesellschaftliches sein“ Querschnittsthema zu etablieren. Die Themenfel- der Bildung, Arbeit und Kommunikation im digi- https://www.diw.de/sixcms/detail. php?id=diw_01.c.673404.de talen Raum standen dabei im Mittelpunkt. Zu allen drei Schwerpunkten wurden umfangreiche DIW Wochenbericht 35/2019 - Beitrag „Eltern- Forderungen entwickelt und Handlungsfelder für geld und Elterngeld Plus: Nutzung durch Väter die Bundespolitik formuliert. Diese sind aus Sicht gestiegen, Aufteilung zwischen Müttern und der Frauenlobby Voraussetzung, damit die digi- Vätern aber noch sehr ungleich“ tale Gegenwart und Zukunft geschlechtergerecht https://www.diw.de/sixcms/detail. gestaltet werden können. php?id=diw_01.c.673403.de Quelle und Positionspapier als PDF: Warum die Elternzeit in Deutschland zum Zwang https://www.frauenrat.de/unser-neues-positionspapier- geworden ist zur-digitalen-zukunft/ „Mütter haben keine Wahl, wenn es um die Versorgung ihres Babys geht: Sie müssen Elternzeit nehmen, auch wenn sie lieber arbeiten gehen. Ein Beitrag von Caroline Rosales auf morgenpost.de.“

https://www.morgenpost.de/vermischtes/ 80 Prozent der Frauen arbeiten article227172371/Elternzeit-Zwang-fuer-Frauen- mit 30 Jahren nicht in erlern- Warum-Maenner-im-Vorteil-sind.html tem IT-Beruf

„Dass deutlich weniger Frauen als Männer eine Ausbildung im IT-Bereich machen, ist bekannt. Frauen in MINT Aber, dass diese Frauen nicht einmal in ihrem Beruf arbeiten, blieb bisher eher unbeachtet. Mit 30 Jahren arbeiten nur noch 20 Prozent der Frauen in ihrem erlernten IT-Beruf; mit 45 Jahren sind es sogar nur noch 9 Prozent. Auf diese Zahlen hat das Netzwerk „Gewinn“ aufmerksam gemacht. Im Deutscher Frauenrat: Positi- Netzwerk „Gender.Wissen.Informatik“ (Gewinn) onspapier zur digitalen Zukunft vernetzen sich Forschende und Unternehmen, um den Wissenstransfer von den Hochschulen an die Unternehmen zu fördern.“ Die digitale Transformation verändert unsere Gesellschaft in allen Bereichen nachhaltig. Wie Interview mit Nicola Marsden, Professorin der sich diese technologische Revolution auf das Leben Hochschule Heibronn, gesprochen. Sie forscht im und die Teilhabechancen von Frauen und Männern Bereich „Gender und IT“ und ist Teil des Netzwerks auswirkt, darüber wird in der Öffentlichkeit bisher „Gewinn“. viel zu wenig gesprochen. Mit dem Positionspa- pier Zukunft gestalten. Digitale Transformation Quelle und Radiobeitrag zum Nachhören: geschlechtergerecht steuern zeigt der DF auf, wel- Radio Dreyeckland, 14.10.2019 che Voraussetzungen gegeben sein müssen, damit https://rdl.de/beitrag/80-prozent-der-frauen-arbeiten- Frauen die digitale Transformation aktiv mitge- mit-30-jahren-nicht-erlerntem-it-beruf stalten und von ihren Entwicklungen profitieren

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durch das rheinland-pfälzische Wissenschafts- Klara Marie Faßbinder-Gast- minsterium vergeben. Sie hat zum Ziel, die Frauen- professur - Dr. Claudia Schon und Geschlechterforschung zu fördern. Benannt ist die Gastprofessur nach der ersten Frau, die an forscht zu Künstlicher Intelli- einer deutschen Universität studierte. Klara Marie genz Faßbinder engagierte sich in der Zeit des zwei- ten Weltkriegs zudem für Frieden und Völkerver- Die TH Bingen erhält im Wintersemester die Klara ständigung. Als erste Gastprofessorin hat bereits Marie Faßbinder-Gastprofessur des Landes Rhein- im Wintersemester 2012/2013 die Informatikerin land-Pfalz. Mit dem Programm kommt Dr. Claudia Dr. Andrea Herrmann an der TH Bingen geforscht. Schon an die Hochschule und forscht zum Thema http://www.th-bingen.de/campus/veranstaltungen Digitalisierung und Künstliche Intelligenz. Quelle: PM - TH Bingen, 18.10.2019 Frauen sind in der Informatik unterrepräsentiert. https://www.th-bingen.de/hochschule/presse- Das will die Technische Hochschule (TH) Bingen oeffentlichkeitsarbeit/mitteilung/gastprofessorin- ändern. Mit dem rheinland-pfälzischen Klara Marie forscht-zur-kuenstlichen-intelligenz/ Faßbinder-Programm lehrt und forscht Dr. Clau- dia Schon im Wintersemester an der Hochschule. Die Gastprofessorin erweitert mit ihrem Fachge- biet „Künstliche Intelligenz“ (KI) das Lehrangebot in einem Zukunftsthema. TH-Präsident Professor Klaus Becker erklärt: „Wir freuen uns sehr auf Dr. Mentoring Programm dyna- Schon. Mit ihr wird die Digitalisierung noch stärker MENT geht in die vierte Runde in der Forschung der TH Bingen verankert.“ und wird ausgebaut Claudia Schon promovierte 2016 und übernahm anschließend die Leitung eines KI-Forschungspro- Gastbeitrag von Anika Ostermaier-Grabow, jekts an der Universität Koblenz-Landau. KI-Sys- Universität Hamburg teme werden heutzutage vielseitig eingesetzt. So Zum Kick-Off der viertenR unde des Programms können sie zum Beispiel helfen zu prüfen, ob Men- dynaMENT „Mentoring for Women in Natural schen kreditwürdig sind oder wie wahrscheinlich Sciences“ fand im Center for Free-Electron Laser Straftäter oder Straftäterinnen rückfällig werden. Science (CFEL) auf dem Campus Bahrenfeld eine „Gerade bei diesen Systemen wünscht man sich, Festveranstaltung statt. Auch die Zweite Bürger- dass sie frei von Vorurteilen sind. Dies entspricht meisterin der Freien und Hansestadt Hamburg allerdings nicht immer der Realität“, weiß Schon. sowie Senatorin der Behörde für Wissenschaft, Bei ihrem Gastsemester an der TH Bingen hat sie Forschung und Gleichstellung, Katharina Fege- es sich zur Forschungsaufgabe gemacht, Vorurteile bank war anwesend und betonte in ihrer Rede die zum Beispiel in automatischen Assistenten wie Siri Notwendigkeit des Programms. Eröffnet wurde oder Alexa zu messen und die Gründe dafür zu die Festveranstaltung von Dr. Angelika Paschke- suchen. Außerdem möchte sie Vorschläge entwi- Kratzin, Gleichstellungsbeauftragte der Universi- ckeln, wie Stereotype vermieden werden können. tät Hamburg und Meike Johannsen, Hauptabtei- Dabei schaut sich Schon speziell geschlechterspe- lungsleiterin des Deutschen Elektronensynchrotron zifische Vorurteile an. DESY, die zusammen bekannt gaben, dass das Pro- gramm weiter ausgebaut wird: „Tatsächlich setzen Im Wintersemester wird sie interdisziplinäre Vor- wir die Entwicklung nicht einfach fort, sondern lesungen in den Studiengängen Mobile Com- haben die Bandbreite des Programms konzepti- puting, Maschinenbau, Informatik und Wirt- onell erweitert. In diesem Jahr bietet dynaMENT schaftsingenieurwesen halten. Die Klara Marie erstmals zwei individuelle Programme für unter- Faßbinder-Professur wird seit 2001 semesterweise schiedliche Zielgruppen an: einmal das einjährige

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Mentoring-Programm ‚dynaMENT doctorate‘ für Workshops für die Teilnehmerinnen statt, dyna- Doktorandinnen und zum anderen das zweijäh- MENT unterstützt die Wissenschaftlerinnen zudem rige Mentoring-Programm ‚dynaMENT advanced‘ bei der weiteren Planung und Entwicklung ihrer für Postdocs, Juniorgruppenleiterinnen und Juni- Karriere durch wissenschaftsspezifisch ausgerich- orprofessorinnen“, erklärte dynaMENT-Schirmfrau tete Trainings und strategische Vernetzungsevents. Angelika Paschke-Kratzin. Auch die Kooperation dynaMENT ist eine Kooperation zwischen dem zwischen der Universität Hamburg und dem DESY Deutschen Elektronensynchrotron (DESY) und der wird im Rahmen von dynaMENT gefestigt: Zukünf- Fakultät für Mathematik, Informatik und Natur- tig werden beide Einrichtungen das Programm als wissenschaften der Universität Hamburg mit gleichwertige Partner langfristig finanzieren und Beteiligung der Exzellenzcluster „CUI: Advanced weiter ausbauen. „Wir sind stolz darauf, dass wir Imaging of Matter“ sowie „Quantum Universe“. diese Aufgabe paritätisch angehen können und Wissenschaftlerinnen der Institute XFEL, Heinrich- zugleich ein gemeinsames Dach über die weitere Pette-Institut, Max-Planck-Institut für Struktur Entwicklung von dynaMENT spannen können,“ und Dynamik der Materie und Universitätsklinikum ergänzt dynaMENT-Schirmfrau Meike Johannsen. Hamburg-Eppendorf UKE können sich ebenfalls für das Programm bewerben. In einer feierlichen Zeremonie überreichten die beiden Schirmfrauen die Zertifikate an die Teilneh- Mehr Informationen: merinnen des abgelaufenen Programmjahres und https://www.dynament.de/ bedankte sich bei den Mentorinnen. Gleichzeitig wurden die neuen Teilnehmerinnen und Mentorin- nen begrüßt. Abgerundet wurde die Veranstaltung durch eine Diskussion zum Thema „Visibility of Women in Science“ mit Prof. Dr. Heinrich Graener, Emmy-Noether-Förderung für Dekan der Fakultät für Mathematik, Informatik Anayancy Osorio und Naturwissenschaften der Universität Ham- burg, Prof. Dr. Elisabetta Gallo, Leitende Wissen- schaftlerin bei DESY und Professorin an der Uni- Freiburger Chemikerin erhält 1,9 Millionen Euro versität Hamburg, Prof. Dr. Robin Santra, Leiter von der Deutschen Forschungsgemeinschaft der Theoriegruppe des CFEL und Professor an der Universität Hamburg, sowie Ayla Nawaz, dyna- Für ihre fächerübergreifende Arbeit in der Mate- MENT-Teilnehmerin vom DESY. Zum Abschluss rialwissenschaft und Werkstofftechnik hat richtete Katharina Fegebank einige Worte an die Dr. Anayancy Osorio bei der Deutschen For- Teilnehmerinnen: „Ich halte ein solches Programm schungsgemeinschaft (DFG) eine Förderung von für sehr wichtig und danke der Universität Ham- 1,9 Millionen Euro für eine Emmy-Noether-Nach- burg, der MIN-Fakultät und natürlich DESY für die wuchsgruppe eingeworben. Die Chemikerin wird gemeinsame Durchführung dieses Programms.“ die kommenden sechs Jahre am Institut für Mik- rosystemtechnik (IMTEK) der Technischen Fakultät Ziel von dynaMENT ist es, den Anteil der Frauen und am Freiburger Materialforschungszentrum auf allen Karrierestufen der Naturwissenschaft (FMF) der Universität Freiburg mit ihrer Gruppe zu zu erhöhen. Das englischsprachige Mentoring „Soft Matter Mikroengineering“ forschen. Programm richtet sich an Frauen in der natur- wissenschaftlichen Forschung, die eine Karriere Osorio hat Hydrogel-Biomaterialien entwickelt, die in der Wissenschaft anstreben. Im Fokus des Pro- mechanische Leistung von Geweben erbringen und gramms liegt die Eins-zu-eins-Beratung, das heißt dabei die Zellernährung und die biochemischen intensive, persönliche Gespräche mit einer erfah- Stoffumsätze zulassen. Das Ministerium für Wis- renen Führungsperson, die in einem individuellen senschaft, Forschung und Kunst Baden-Württem- Matching-Prozess ausgewählt wurde. Außerdem berg fördert sie für ihre Arbeit seit 2016 im „Mar- finden regelmäßige Netzwerkveranstaltungen und garete von Wrangell-Habilitationsprogramm für

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Frauen“. Die Wissenschaftlerin will nun versuchen, ihre neuartigen Soft-Funktionsmaterialien durch Dr. Josef Steiner Krebsfor- das 3D-Bioprintig-Verfahren zu drucken und schungspreis 2019 geht an damit einfacher zu vervielfältigen. Dafür wird sie mit Forschungsinstituten der Universitäten von Bioinformatikerin Lyon und Paris/Frankreich eng zusammenarbeiten und neue Netzwerke aufbauen. „Mein Ziel ist es“, Der mit einer Million Franken dotierte Dr. Josef erklärt Osorio, „weiche Materialien zu entwickeln, Steiner Krebsforschungspreis, der ursprünglich die mechanisch belastet werden können und auf auch als „Nobelpreis für Krebsforschung“ bezeich- Änderungen bestimmter Umgebungsgrößen mit net wurde, geht 2019 an Prof. Dr. Serena Nik- definierten Bewegungen reagieren. Sie sollen wie Zainal von der Universität Cambridge. Dank ihrer biologische Materialien aufgebaut sein, um deren Forschung können Mutationen in Krebstumoren mechanische oder zusätzliche funktionale Eigen- mittels neuer bioinformatischer Methoden analy- schaften aufzuweisen.“ siert werden, was neue Ansätze für gezielte Thera- pien ermöglicht. Die finanzielle Förderung des Emmy-Noether- Programms der DFG ermöglicht herausragenden Die Dr. Josef Steiner Krebsstiftung, die von Phy- Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissen- siologen der Universitäten Bern, Genf und Zürich schaftlern, sich durch die eigenverantwortliche unter Berner Leitung geführt wird, verleiht am Leitung einer Arbeitsgruppe für eine Hochschul- Freitag, 18. Oktober 2019 den Dr. Josef Steiner professur zu qualifizieren. Krebsforschungspreis 2019 an Prof. Dr. Serena Nik- Zainal. Die Bioinformatikerin vom Departement für Weitere Informationen zu Anayancy Osorio: Medizinische Genetik der Universität Cambridge erhält die Auszeichnung in Anerkennung ihrer http://www.imtek.de/professuren/sensoren/mitarbeiter/ anayancyosorio bahnbrechenden Forschung im Bereich der Ent- wicklung neuer Methoden der Bioinformatik zur Kontakt: Dr. Anayancy Osorio, E-Mail: anayancy. klinisch-relevanten Klassifizierung von Tumoren. osorio(at)imtek.uni-freiburg(dot)de 2019 wird der Dr. Josef Steiner Krebsforschungs- preis erstmals ungeteilt einer Frau verliehen. Quelle: PM - Universität Freiburg, 11.10.2019 Der von Dr. Josef Steiner, einem Apotheker aus Biel, https://www.pr.uni-freiburg.de/pm/personalia/emmy- noether-foerderung-fuer-anayancy-osorio in den 1980iger Jahren testamentarisch gestiftete Preis, wird dieses Jahr zum 21. Mal ausgerichtet. Emmy Nöther Programm Der renommierte und mit einer Million Franken dotierte Forschungspreis wird alle zwei Jahre an https://www.dfg.de/foerderung/programme/ einzelfoerderung/emmy_noether/ ein hervorragendes Projekt auf dem Gebiet der Krebsforschung vergeben. Die Preisträgerin oder Das Emmy Noether-Programm eröffnet besonders der Preisträger erhält zusätzlich eine persönliche qualifiziertenN achwuchswissenschaftlerinnen Anerkennung in der Höhe von 50‘000 Franken. und Nachwuchswissenschaftlern die Möglichkeit, sich durch die eigenverantwortliche Leitung einer Quelle und weitere Informationen zur Forschung Nachwuchsgruppe über einen Zeitraum von sechs von Prof. Dr. Serena Nik-Zainal, PM - Universität Jahren für eine Hochschulprofessur zu qualifizie- Bern, 18.10.2019 ren. Bewerben können sich Postdocs und befristet https://www.unibe.ch/aktuell/medien/media_relations/ beschäftigte Juniorprofessorinnen und-professo- veranstaltungen/verleihung_krebsforschungspreis/ ren in einer frühen Phase ihrer wissenschaftlichen index_ger.html Karriere.

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Internationale Auszeichnung Melanie Jaeger-Erben gewinnt für Göttinger Physikerin Forschungspreis „Transforma- tive Wissenschaft“ Die Physikerin Prof. Dr. Sarah Köster von der Uni- versität Göttingen hat die EPS Emmy Noether Der Forschungspreis „Transformative Wissen- Distinction for Women in Physics 2019 (Som- schaft“ des Wuppertal Instituts und der Zempelin- mer) der Europäischen Physikalischen Gesellschaft Stiftung im Stifterverband wird bereits zum drit- (European Physical Society, EPS) erhalten. Die EPS ten Mal vergeben. In diesem Jahr gewinnt Prof. zeichnet damit Kösters bahnbrechenden Beiträge Dr. Melanie Jaeger-Erben, Leiterin des Fachgebiets zur Physik biologischer Zellen und Biopolymere „Transdisziplinäre Nachhaltigkeitsforschung in der aus, insbesondere auf dem Gebiet der Intermediär- Elektronik“ an der TU Berlin, den mit 25.000 Euro filamente, sowie ihre eindrucksvollen Fähigkeiten dotierten Preis. Sie überzeugte die Jury mit ihrem in der Lehre und der Rekrutierung von Wissen- transdisziplinären Profil und ihren wissenschaftli- schaftlerinnen auf ihrem Forschungsgebiet, heißt chen Arbeiten an der Schnittstelle von Politik und es in der Auswahlbegründung. Gesellschaft. Die Preisverleihung findet am 17. März 2020 im Rahmen der Darmstädter Tage der Die internationale EPS Emmy Noether Distinction Transformation in der Schader-Stiftung statt. ist nach der Mathematikerin und ersten Profes- sorin Deutschlands, Emmy Noether, benannt. Die Transformative Wissenschaft versteht sich als Wis- Auszeichnung wurde 2013 von der EPS ins Leben senschaft, die mit inter- und transdisziplinären gerufen, um die Anerkennung von herausragenden Methoden gesellschaftliche Impulse auslöst, diese Physikerinnen zu fördern. Sie wird etwa halbjährig wissenschaftlich begleitet und die Zivilgesellschaft verliehen für außerordentliche Leistungen in For- mit einbezieht. Der Fokus des diesjährigen For- schung, Lehre, Öffentlichkeitsarbeit und Industrie. schungspreises lag auf Persönlichkeiten und For- schungsteams, die mit ihren wissenschaftlichen Weitere Informationen sind unter Arbeiten gesellschaftliche Veränderungsprozesse beeinflusst haben und die herausragende transfor- http://www.eps.org/page/distinction_prize_en mative Forschung auch in Zukunft erwarten lassen. zu finden. Mehr zur Preisträgerin, zum Forschungspreis und Wissenschaftliche Ansprechpartnerin: Prof. Dr. weitere Informationen: PM - Wuppertal Institut Sarah Köster, Georg-August-Universität Göttingen, für Klima, Umwelt, Energie gGmbH, 23.09.2019 Fakultät für Physik, Institut für Röntgenphysik, https://wupperinst.org/a/wi/a/s/ad/4851/ E-Mail: sarah.koester(at)phys.uni-goettingen(dot) de

http://www.uni-goettingen.de/en/569195.html Quelle: PM - Universität Göttingen, 23.09.2019

https://www.uni-goettingen.de/de/3240.html?id=5610

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Konrad-Zuse-Medaille geht an Bundesverdienstorden für Informatikerin des KIT Britta Nestler

Als erste Frau hat Dorothea Wagner, Leiterin des Feierliche Verleihung des Verdienstordens der Instituts für Theoretische Informatik des KIT, die Bundesrepublik Deutschland an die Karlsruher höchste Informatik-Auszeichnung Deutschlands Wissenschaftlerin zum Tag der Deutschen Ein- erhalten / „Informatikforschung an der Weltspitze“ heit. Die Karlsruher Wissenschaftlerin wurde für ihre bahnbrechende Arbeit in der Materialfor- Die Forschung von Dorothea Wagner zur automa- schung ausgezeichnet: „Britta Nestler nimmt tisierten Routenplanung findet täglich weltweit eine doppelte Vorreiterrolle ein: Die Informa- Anwendung. Mehr als 250 Arbeiten über Themen tikprofessorin wirkt sowohl an der Hochschule der Algorithmik hat die Informatikerin des KIT Karlsruhe als auch am Karlsruher Institut für zudem bislang verfasst. Die Professorin verbindet Technologie“, heißt es in der Begründung des theoretische und praktische Ansätze, unter ande- Bundespräsidialamts. „Dabei ist sie Brückenbau- rem um Energiesysteme zu optimieren. Die nun erin zwischen der Grundlagenforschung und der auf ihrer Jahrestagung durch die Gesellschaft für praktischen Anwendung. Ihre Computermodelle Informatik (GI) verliehene Konrad-Zuse-Medaille und -simulationen berechnen die Lebensdauer würdigt Dorothea Wagner als „überragende Wis- von Materialien, ermöglichen es, Ressourcen effi- senschaftlerin, deren Beiträge zur Informatikfor- zienter einzusetzen und haben Nachhaltigkeit im schung zur Weltspitze gehören“. Blick, sei es bei Alltagsgegenständen, Industrie- produktionen oder in der Weltraumforschung.“ Dass durch ihre Ehrung erstmals eine Frau mit Britta Nestler promovierte im Jahr 2000 an der der seit 1987 alle zwei Jahre vergebenen Kon- RWTH Aachen, an der sie zuvor auch ihre Diplome rad-Zuse-Medaille ausgezeichnet wird, hält die in Physik und Mathematik ablegte. Durch ein päd- Wissenschaftlerin für ein wichtiges Signal. „Trotz agogisches Begleitstudium beendete sie darüber- aller Anstrengungen ist es leider noch nicht hinaus das erste Staatsexamen. Zu ihren bisheri- gelungen, den Frauenanteil im Informatikstu- gen Auszeichnungen zählt der Leibniz-Preis der dium deutlich zu erhöhen, er liegt in der Regel DFG (2017) sowie der Landesforschungspreis für unter 20 Prozent“, so Wagner. Sie selbst wählte Angewandte Forschung (2007) des Ministeriums Informatik als Nebenfach ihres 1976 begonnenen für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden- Mathematikstudiums. An deutschen Universitäten Württemberg. Zusammen mit der Fakultät für begann sich die Informatik damals gerade erst zu Informatik und Wirtschaftsinformatik der Hoch- etablieren. „Für alle, die sich in dem Fach bewegen, schule Karlsruhe erhielt sie den Landeslehrpreis war immer klar, dass das Potenzial der Informa- (2009). Zudem gewann Nestler im Jahr 2014 den tik wächst“, sagt die Wissenschaftlerin, die an der Forschungspreis der Hochschule Karlsruhe, 2004 Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule den Materials Science and Technology Prizes der (RWTH) Aachen promoviert wurde und sich an Federation of European Materials Societies (FEMS) der TU Berlin mit einem Informatikthema habili- und 2002 den Richard-von-Mises-Preis der Gesell- tierte. Seit 2003 lehrt und forscht die Professorin schaft für Angewandte Mathematik und Mechanik in Karlsruhe und setzt sich neben ihrer Tätigkeit am (GAMM). Seit 2010 warb sie am KIT mehr als 10 KIT in zahlreichen Gremien und Wissenschaftsins- Millionen Euro Drittmittel für Forschung und Lehre titutionen für die Belange der Informatik ein. ein. Quelle und weitere Informationen: PM - KIT, Quelle und weitere Informationen: PM - KIT, 26.09.2019 02.10.2019

http://www.kit.edu/kit/pi_2019_125_konrad-zuse- https://www.kit.edu/downloads/pi/PI_2019_128_Bun- medaille-geht-an-informatikerin-des-kit.php desverdienstorden%20fuer%20Britta%20Nestler.pdf

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schwerpunktthema

university context. Following the two editions, Gender-based violence in aca- CEWS launches a new topical knowledge hub on demia - from practical inter- gender-based violence and sexual harassment as an online service on the topic, which adds to the ventions to research and back present portfolio of “Gender Bias in Science and Research” and “Family-friendly Academia”. A brief by Anke Lipinsky, Alice Farneti and presentation of this new service will be part of the Heike Pantelmann forthcoming CEWSJournal.

The case studies presented here originate from Gender-based violence in academia still recei- various academic disciplines. The article at hand ves too little attention, especially as a subject features two international studies by Alice Farneti, of research. Gender-based violence and sexual Universität Bielefeld, and Heike Pantelmann, Freie harassment are often treated as taboo issues Universität Berlin, which examine the role of stu- in universities and research organizations (Eyre dent stakeholder activist groups in anti-violence 2000; Paludi et al. 2006; Valls et al. 2016). Until policy-making and challenge the processes of the present day, no nation-wide survey has ever normalization of harassing behaviors and power been conducted on the topic in German acade- relations. But first, let’s take a look at some recent mia, though many people experience harassment empirical studies about victimization in the aca- and violence in everyday life. The importance of demy and the framework of implementing measu- research into this complex field is self-evident as res against sexual harassment. both, practical engagement with gender equality interventions and research projects aim at finding What do we know about victimization? new and effective strategies to make higher edu- cation a safe space for all genders. CEWS picks up Nationwide studies in Spain, Australia, or France the topic of research on gender-based violence, showed that between 20% and 45% of women stu- including sexual harassment in academia as we dents and staff experienced sexual harassment at target at advancing the implementation of effec- university, respectively experienced sexual assault tive gender equality policies in academia by com- between 10% and 20%, during the past twelve bining research and knowledge transfer. months (Krebs et al. 2007; Australian Human Rights Commission 2017). Underrepresented peo- Sexual harassment and gender-based violence on ple in academia of all sexes, such as handicapped, campus are the focus topics of the present and queer or international students seem to be at hig- the forthcoming edition of CEWSJournal. The her risk of victimization. Statistical evidence on two consecutive issues feature five internatio- the rate of sexual misconduct in academia hinges nal thought-provoking case studies, which cast on study variables (see Walby et al. 2017; Brubaker different research perspectives on the matter of et al. 2017) such as the definition of e.g. sexual gender-based violence and harassment in the harassment, local legislative context, whether all

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sexes or women only have been surveyed, whether of the Länder provide supplementary regulations incidences have been sampled by time, recurrence, for students, affiliates and other members of hig- and accumulation of incidents, etc. In contrast, her education institutions. In 2015, the Federal research studies that survey whether a behavior is Anti-Discrimination Agency issued a report on the “perceived” as sexual harassment or not, seem to legal framework on sexual harassment and points produce cross-cultural and historical comparable to several gaps of protection of students (Antidis- data (Bursik und Gefter 2011) – but measure per- kriminierungsstelle des Bundes 2015). CEWS’ data- sonal attitudes instead of prevalence. base of gender equality and higher education laws informs about regional specifics as higher educa- The most current large-scale research data on tion law complements AGG with regard to the role gender-based violence in German universities ori- of students as offenders and victims. In universities ginates from a survey among women students of of Baden-Württemberg and Saxony for example, 16 universities in 2009-2011. The study found that students can be suspended from university on the more than half of the respondents (54.7%) expe- grounds of sexual harassment if members, relati- rienced sexual harassment since enrolling in their ves, guests of the university have been victimized. studies and that women in the age group 18-24 The state equality laws of Berlin and Schleswig- years are twice as affected by sexual harassment Holstein as well as the women‘s advancement law as women in the age group 35-44 years (Feltes of Saxony require that those affected may not et al. 2012; List und Feltes 2015). A study among be disadvantaged on the basis of a complaint. In employees of Max-Planck Society institutes and most cases, the university women‘s representative research facilities found that female scientists of or equal opportunities representative is involved in non-German nationality reported a higher percen- the registration procedure and in the protection of tage of sexual harassment than their German col- those affected by harassment. leagues (Schraudner et al. 2019). Multiple studies highlight that only a fraction of sexual harassment As in Germany, dealing with gender-based vio- and even assault cases is being reported (Brubaker lence and sexual harassment in practice leaves et al. 2017; Cantalupo 2014; Schwarz et al. 2017). much space for configuration, the national net- Moreover, a recent study shows that victimized work bukof convenes universities women’s and women who reported the incident(s) themsel- gender equality agents in a long-standing working ves are socially and career-wise penalized, unlike party on sexualized discrimination and violence. women who did not report incidents themselves The panel supports the implementation of preven- (Hart 2019). If a harassment case is reported by tion methods and deals with public relations on a third person, the victimized women is seen as the issue as well as aiming at the improvement of moral, warm, and socially skilled, which is not the the legal frameworks. case if she speaks up for herself. Social sanctio- ning by colleagues and supervisors therefore poses However, the practical implementation of effec- additional obstacles to reporting sexual violence tive prevention and intervention measures remains and harassment at the workplace, on top of issues challenging in the light of conflicting interests. relating to unclear reporting procedures and pro- Several studies have pointed to the ambivalent cesses that do not primarily serve to protect the behavior of universities: Instead of instituting victimized person. mechanisms to effectively address sexual harass- ment and protect the victimized persons, univer- Policy framework and implementation in Germany sities try to distance the institutional reputation from sexist behavior by hiding incidents as they And yet, employers are obliged to protect emplo- fear harm to the organization’s academic standing yees from sexual harassment, as sexual harass- (Whitley und Page 2015; Anitha und Lewis 2018; ment in the workplace is discrimination as defined Zippel 2006), a topic which Heike Pantelmann’s by the German General Act on Equal Treatment study also addresses. Student unions and feminist (AGG). In some cases, the Higher Education Acts activist groups can play a crucial role in claiming

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more effective, victim-centered approaches (Lewis ignoring the systemic dimension of the problem. und Marine 2018). In her research project, Alice On the other hand, the activists stressed the impor- Farneti, University of Bielefeld, takes this role-con- tance of a survivor-centered approach, which pri- flict of universities as a starting point for her study oritizes the needs of survivors and examines the on student activist groups. barriers that prevent students from reporting.

During my permanence in Montreal, I was surprised Activism against sexual violence on campus by the intensity of the debate around sexual vio- Alice Farneti lence in academia. Students’ unions and feminist In December 2017, Quebec passed the Bill 151, an groups had a leading role in opening the debate act to prevent and fight sexual violence in higher and pushing the institutions to develop policies education institutions. The bill mandates universi- against sexual violence. Therefore, my attention ties to adopt policies against sexual violence before has focused on the conflicts between the activists January 2019 and a code of conduct for student- and the academic administration. In my research, professor intimate relationships. Thanks to Bill 151, I will first analyze how the phenomenon of sexual all universities in Quebec are reviewing their stra- violence has become a site of struggle between tegies to face sexual violence on campus and are different members of the Quebecer academic developing education programs on consent for all community; then, I will examine how students’ members of the academic community. Overall, the stakeholders and feminist groups negotiate with adoption of the bill has been welcomed by actors the institutions to develop anti-violence policies. involved in the struggle against sexual assault; The aim is to study the political process that stands however, it has raised some criticism regarding the behind the creation of policies, with a specific need of stronger minimum standards and oversight focus on the role of pressure groups. Until now, the mechanisms. In 2018, a movement led by students’ activists have advocated for clear reporting proce- unions from Concordia and McGill universities dures and protections of complainants; however, denounced the administrations’ mishandling of they have also stimulated a wider debate on the complaints for sexual misconduct, especially from social contexts where sexual violence occurs. As a professors. Later that year, an anonymous group result, they have made visible persisting barriers in from UQAM (Université du Québec à Montréal) academia based on gender and other structures of launched a poster campaign against the university inequality. administration for the same issue.

Alice Farneti is a doctoral researcher at the Bielefeld In 2018, I carried out a preliminary research in Graduate School in History and Sociology (BGHS). Her Montreal to explore the local policies against research project focuses on the politics against sexual sexual violence in academia. During my stay, I violence in Quebecer universities. She is particularly interviewed activists, social workers, professors, interested in the activism against sexual violence on students’ representatives and professionals of the campus and its relation with the academic institutions. contact: alice•farneti[at]uni-bielefeld•org universities involved in the issue. From my preli- minary study, I have discovered a vital activism against sexual violence on campus that has estab- lished a network of support and advocacy for sur- Student stakeholder involvement in designing and vivors. In recent years, the activists have developed implementing anti-violence protocols represents a a conflicting relation with the university’s adminis- good example how research projects can advance tration, denouncing the institutional mishandling the implementation of sexual harassment poli- of complaints and asking for an extensive revision cies in higher education. Also the research project of the existing policies. Former students who were introduced by Heike Pantelmann, Freie Universi- victims of sexual violence have publicly criticized a tät Berlin, brings in a new perspective on inter- punitive approach that heavily relies on survivors cultural and inter-institutional discourse on sexual to come forward against their aggressors, while harassment.

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and violence are inscribed in hierarchical gender Perspectives and discourses on sexual harass- ment relations of higher education institutions. These can be identified in all of the projects’ partnering Heike Pantelmann countries. Gender is not an addition to ongoing As sexual harassment is a global phenomenon and processes, gender is deeply embedded in organiza- universities in many countries (as well as societies tions (Acker 1990). There are different expressions as a whole) struggle with addressing the topic, our and forms of sexual harassment, but the hierar- research project “Perspectives and Discourses on chical and heteronormative power relations of the Sexual Harassment in International Higher Edu- different societies are always “translated” into ins- cation Contexts” is a joint attempt of researchers titutions. To understand the complexity of sexual from Latin American, Asian and German universi- harassment in higher education contexts, not only ties. We take into consideration practices and dis- gender but other interconnected systems of power courses on sexual harassment in higher education have to be considered, too. Therefore, it is indispen- contexts and implement an international perspec- sable to apply an intersectional perspective when tive on the topic in order to deepen our under- investigating sexual harassment in universities. standing and to achieve change in the respective higher education contexts. Structural, political In order to go where it hurts, our project explores and societal/cultural contexts vary in the different two intertwined dimensions: power relations and countries as do the higher education contexts. Dis- normalization. First, sexual harassment as a phe- courses on sexual harassment differ significantly nomenon in universities must be considered and and university members have varying degrees of seen in the field of gender-based violence. Struc- political awareness in each country. However, we tures of power relations as well as hierarchical and see not only differences but a surprising number of heteronormative gender relations exist and are similarities. A central similarity is that universities reproduced in higher education contexts. Second, tend to deny the incidence of sexual harassment. sexual harassment is widely normalized in univer- Organizations consider themselves, and very often sity contexts. Sometimes, it is even considered as are considered from the outside, as open minded part of hierarchical structures and dependencies and enlightened organizations. that determine relationships between the diffe- rent member groups of organizations, which is also This misconception also takes effect in Germany valid in academia. Both points are linked to the – probably even more so as universities in Ger- aspect of politicization. The politicization of sexual many have a long-standing history of implemen- harassment and gender-based violence makes it ting gender equality policies. The German project possible to deprivatize the topic (Ludwig 2010) and partners conducted surveys at their universities make sexual harassment a topic that can really be – the results give cautious indications that “nor- addressed in higher education contexts. That in malization” is also an important issue here. And as turn hopefully makes it possible to overcome insti- recent public discussions have shown, in Germany tutional inertia and achieve change. we tend to point to others when it comes to sexual harassment (Hark und Villa 2017). However, studies show that sexual harassment in Germany is alive and occurs – in all workplaces, including universi- ties (Antidiskriminierungsstelle des Bundes 2015). Dr. Heike Pantelmann is managing The reproduction of power relations in universities director of the Margherita von Brentano Center at Freie mirrors cultural practices of society – universi- Universität Berlin. Her fields of work are: gender and diversity in teaching; internationalization. She has a doc- ties as all organizations are integral to and have torate in business administration. Her research interests an interdependent relationship with society. The are: gender, diversity (management); gender order/gender aim of the project “Perspectives and Discourses on relations in organizations; power and control in organi- Sexual Harassment in International Higher Educa- zations; sexual harassment/assault in higher education tion Contexts” is to show that sexual harassment contexts. Foto: Bernd Wannenmacher

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The two studies shed light on who shapes the dis- Literaturverzeichnis course on gender-based violence at university, and how. In addition, they question the effects and Acker, Joan (1990): Hierarchies, Jobs, Bodies: A Theory methods how universities try to fulfill their res- of Gendered Organizations. In: Gender & Society 4 (2), S. ponsibility to put protection of victimized mem- 139–158. bers of the organization first. Often, studies show Anitha, Sundari; Lewis, Ruth (Hg.) (2018): Gender based the need for improvements of the legal frame- violence in university communities. Policy, prevention work, awareness raising measures, encouragement and educational initiatives. Bristol: Policy Press. of bystanders, and clear statements against sexist Antidiskriminierungsstelle des Bundes (2015): Sexuelle language and hate speech on campus. Belästigung im Hochschulkontext - Schutzlücken und Empfehlungen. Unter Mitarbeit von Eva Kocher und Stefanie Porsche. Antidiskriminierungsstelle des Bundes. Given the scope and impacts different forms of Online verfügbar unter https://www.antidiskriminierungs- gender-based violence can have, much more stelle.de/SharedDocs/Downloads/DE/publikationen/Exper- research in this field is needed to inform actions tisen/Expertise_Sexuelle_Belaestigung_im_Hochschulkon- that end the taboo and ultimately end gender- text.html, zuletzt geprüft am 13.08.2019. based violence in higher education. Australian Human Rights Commission (Hg.) (2017): Change the course: National report on sexual assault The forthcoming edition of CEWSJournal will and sexual harassment at Australian universities. Sydney. present more research case studies, e.g. on policy Online verfügbar unter https://www.humanrights.gov.au/ developments regarding gender-based violence in sites/default/files/document/publication/AHRC_2017_ ChangeTheCourse_UniversityReport.pdf, zuletzt geprüft French universities, university protocols on sexual am 13.08.2019. harassment from Israel, and an assessment of gui- delines to prevent gender-based violence in the Brubaker, Sarah Jane; Keegan, Brittany; et al. (2017): Measuring and reporting campus sexual assault: state of North Rhine-Westfalia (NRW), Germany. Privilege and exclusion in what we know and what we do. In: sociology compass 11 (12), S. 1–19. DOI: 10.1111/ soc4.12543. Contact us: Bursik, Krisanne; Gefter, Julia (2011): Still Stable After All Dr. Anke Lipinsky, Phone +49 (0)221 47 69 42 59, These Years. Perceptions of Sexual Harassment in Acade- anke•lipinsky[at]gesis•org mic Contexts. In: The Journal of Social Psychology 151 (3), S. 331–349. DOI: 10.1080/00224541003628081.

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Zippel, Kathrin S. (2006): The politics of sexual harass- ment. A comparative study of the United States, the European Union, and Germany. Cambridge, UK, New York: Cambridge University Press.

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hochschulen, hochschulforschung

Diese geschlechterpolitischen Auswirkungen sind Digitalisierung*verändern – durchaus ambivalent: Mobiles Arbeiten könnte die Jahrestagung 2019 der Bun- Vereinbarkeit von Erwerbstätigkeit mit anderen Lebensverhältnissen erleichtern, aber verbunden deskonferenz der Frauen- und mit traditionellen Geschlechterstereotypen auch Gleichstellungsbeauftragten an zu Karrierenachteilen und Vereinzelung von Frauen Hochschulen (bukof) führen. Erhöhte Arbeitsanforderungen durch die Digitalisierung von Hochschulverwaltung führen nicht zu einer besseren Vergütung von Stellen, die Ein Beitrag von Dr. Andrea Löther, CEWS mehrheitlich mit Frauen besetzt sind. In sozialen Medien finden wir eine Retraditionalisierung von Fast 300 Teilnehmende trafen sich vom 25.-27. Sep- Geschlechterbildern, Cybermobbing und Angriffe tember 2019 an der Universität Hamburg zur 31. gegen Geschlechterforschung und Gleichstel- Jahrestagung der bukof, die in diesem Jahr unter lungspolitik, aber auch mit dem „Netzfeminismus“ dem Thema „Digitalisierung“ stand. Die bukof neue Formen der Mobilisierung und Vernetzung. versteht sich als geschlechterpolitische Stimme im wissenschafts- und hochschulpolitischen Diskurs. Ziel der bukof-Jahrestagung war es, einen Anstoß Entsprechend nahmen Gleichstellungsakteur*innen für eine geschlechtergerechte Gestaltung und aus unterschiedlichen Funktionen der Hochschule Steuerung der Digitalisierung insbesondere an (Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte, Mitar- Hochschulen zu geben. beitende in Gleichstellungsbüros und Stabsstellen, Koordinator*innen der Landeskonferenzen und In ihrer Keynote „Zwei Schritte vorwärts, ein Schritt andere) an der Tagung teil. zurück?“ warf Prof. Dr. Ulrike Klinger (Weizenbaum Institut) einen kritischen Blick auf Digitalisierung Die Digitalisierung verändert gegenwärtig die und Geschlechterfragen. Zu ihrer These, dass die Lebens- und Arbeitsverhältnisse. Auch an Hoch- Digitalisierung mehr Fortschritt verspricht als sie schulen werden „Digitalisierungsoffensiven“ ein- hält, verwies sie u.a. auf den Einfluss von ressour- geführt, mit Folgen für Studium und Lehre, For- censtarken Personen in sozialen Medien, wie z.B. schung, Hochschulmanagement und Verwaltung bei Wikipedia, und die unterschiedliche Nutzung sowie Wissenschaftskommunikation. E-learning dieser Medien durch Frauen und Männer. Am Bei- und digitale Lehrkonzepte, die Verwendung digita- spiel der Amazon-Bewerbungssoftware oder der ler Ressourcen und Forschungsdatenmanagement, Nutzung von Künstlicher Intelligenz bei Schön- e-Government und die Nutzung sozialer Medien heitswettbewerben belegte sie, dass Algorithmen sind nur einige Schlaglichter für diesen Wandel diskriminieren und in Technologien soziale Werte in der Wissenschaft. Die Auswirkungen von Digi- eingeschrieben sind. Digitale Technologien werden talisierungsprozessen auf die Geschlechterverhält- von Männern gemacht, so ihre dritte These. Bei- nisse, insbesondere an Hochschulen und in der Wis- spielsweise ist der Frauenanteil in der Informatik senschaft werden dabei bisher meist ausgeblendet. seit der Mitte der 1980er Jahre zurückgegangen,

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während in den 1960er Jahren Programmierung weiblicher Selbstinszenierung in neuen Medien und als Frauentätigkeit galt. Digitalisierung verfestigt Umgang mit feministischer Hassrede im Netz über Ungleichheiten, so die vierte These von Ulrike Klin- Stereotype bei Technikkompetenzen, der Teilhabe ger. Abschließend plädierte sie dafür, die Mach- von Frauen in der Informatik und Monoedukation tasymmetrien vor und hinter den Benutzerober- in technischen Studiengängen bis zur Nutzung der flächen zu erkennen und sich Algorithmen- und Digitalisierung für die Gleichstellungsarbeit, z.B. digitale Kompetenz anzueignen. als Online-Mentoring oder in Wissenschaftsblogs. Materialien der Workshops werden auf der Web- Prof. Dr. Ada Pellert (Fernuniversität Hagen) seite der bukof zugänglich gemacht. beschrieb in ihrer Keynote Digitalisierung, Bildung https://bukof.de/veranstaltungen/bukof- und Gender als eine zu gestaltende Beziehung. Sie jahrestagung-2019/ plädierte dafür, Digitalisierung als gesellschaftli- chen Transformationsprozess und als gesellschaft- Den Abschluss der Tagung bildete ein Gespräch liches Phänomen zu begreifen. Der digitale Wandel „Wissenschaft trifft Politik“, das Dr. Julia Borg- darf nicht auf die technologische Seite begrenzt gräfe (Leiterin der Abteilung „Digitalisierung und werden, sondern entscheidend ist die Diskussion Arbeitswelt“ im Bundesministerium für Arbeit und des Gesellschaftsmodells, das mit der Datenöko- Soziales) und Prof. Dr. Ingrid Schirmer (Leiterin nomie und der Veränderung von Arbeitsweisen, der Arbeitsgruppe „Informationstechnikgestaltung insbesondere auch in Bildung und Forschung, ver- und Genderperspektive“ an der Universität Ham- bunden ist. Entsprechend dem Konzept von Gender burg) führten. Mainstreaming forderte Ada Pellert, dass Gender beim digitalen Wandel überall mitgedacht wer- Passend zum Tagungsthema wurden digitale den muss. Für die dafür notwendige Fachexpertise Medien und digitale Tools für die Veranstaltung bedarf es auch einer Stärkung der feministischen genutzt. In kurzen Videobotschaften nahmen die Technikforschung. Abschließend erinnerte Ada Pel- Musikerin und Aktivistin Sookee, die Autorin und lert an eine erfolgreiche Strategie in der Gleich- Netzaktivistin Anne Wizorek, Dr. Stevie Meriel stellungspolitik: Die Akteur*innen der Gleich- Schmiedel (Geschäftsführerin von Pinkstinks Ger- stellungsarbeit sollten die „Surfbretter“ (seien es many), Prof. Dr. Roland Fischer (Vizepräsident rechtliche Vorgaben und ökonomische Argumente der DFG), Mona Küppers (Vorsitzende des Deut- oder Digitalisierung) für ihre Politik nutzen, die in schen Frauenrats) und Prof. Dr. Peter-André Alt der Gegend herumständen. (Präsident der HRK) zum Tagungsthema bzw. zum bukof-Jahresmotto „University made me a femi- Die Keynotes von Ulrike Klinger und Ada Pellert nist“ Stellung. Auf einer „Social Wall“ der bukof- finden sich zum Nachschauen auf dem YouTube- Webseite Kanal der bukof: https://walls.io/u5yiq https://www.youtube.com/channel/UCBr5UlviK3S80Q8 9Bp5aDvg?fbclid=IwAR1XNf8cwtgvGffQXjjrdyDjzLnRAI sind die Beiträge aus den social media-Kanälen cPc_YjBHUGUDPhA7-8yUY3eACfpa4 der bukof (Twitter, Facebook und YouTube) zusam- mengeführt. Hier sind auch die Videobotschaften Die beiden Keynotes boten mit ihrer Auffächerung zugänglich. In Plenumsveranstaltungen wurde der geschlechterpolitischen Kritik an der Digitali- das Tool „Mentimeter“ für Rückfragen an die sierung und dem Plädoyer für eine geschlechterge- Referent*innen genutzt. rechte Mitgestaltung einen hervorragenden Rah- men für die Diskussion des Themas in zahlreichen Neben dem Tagungsthema „Digitalisierung“ Workshops. wurde die Positionsentwicklung der bukof wei- tergeführt. Alle Teilnehmenden konnten an Work- Die Themen reichten von Algorithmen und Diskri- shop-Ständen die bereits erstellten Themenpapiere minierung, Geschlecht und digitalisierter Medizin, kommentieren und diskutieren.

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bukof - Vorstandswahlen „Gemeinsam fur eine Bei der Mitgliederversammlung wurde u.a. der geschlechtergerechte, Vorstand gewählt. Mechthild Koreuber (FU Ber- lin) und Kathrin van Riesen (Leuphana Universi- vielfaltige Wissenschaft: Anti- tät) kandidierten nicht wieder. Die Teilnehmenden feministischen Positionen ent- der Tagung verabschiedeten sie mit stehenden gegentreten!“ Ovationen. Wieder gewählt wurden Uschi Baaken (Universität Bielefeld), Sybille Jung (Universität des Saarlandes) und Anneliese Niehoff (Universi- Bundeskonferenz der Frauen- und Gleichstel- tät Bremen); neu gewählt wurden Birgit Fritzen lungsbeauftragten an Hochschulen (bukof) ver- (Hochschule für Musik, Theater und Medien Han- öffentlicht aktuelles Positionspapier nover) und Birgit Hohmann (Hochschule Fulda). „Seit 70 Jahren ist die Gleichberechtigung von Weiter verabschiedete die Mitgliederversammlung Frauen und Männern als Verfassungsgut im Grund- Anträge zur Aufnahme medizinischer Methoden gesetz der Bundesrepublik verankert. Der Staat ist zum Schwangerschaftsabbruch in das medizi- aufgefordert, die tatsächliche Durchsetzung der nische Curriculum, zur Verwendung einer alle Gleichberechtigung zu fördern und auf die Besei- Geschlechter inkludierenden Sprache an Hoch- tigung bestehender Nachteile hinzuwirken. Die- schulen und zur Geschlechterperspektive in För- ser Auftrag gilt auch und in besonderem Maße für derprogrammen zur Digitalisierung von Hoch- Wissenschaft und Hochschulen. Ihn konsequent schulen. voranzutreiben, befördert die Weiterentwicklung des Wissenschafts- und Hochschulsystems und Außerdem wurde über Mentorings für Frauen- und stärkt seine Grundwerte wie Freiheit, Integrität, Gleichstellungsbeauftragte diskutiert. Für 2020 Verantwortung und Demokratie (HRK 2019). Hoch- wurde „Fairnetzt Euch“ zum Jahresmotto gewählt schulen müssen heute mehr denn je dazu beitra- gen, demokratische Prinzipien, staatsbürgerliches Mit einem großen Dank an die Organisatorinnen Engagement und soziale Verantwortung zu stär- der Tagung, insbesondere an die Gleichstellungs- ken. beauftragte der Universität Hamburg Dr. Angelika Paschke-Kratzin und ihr Team im Gleichstellungs- Ein innovatives, ethisch verantwortliches und büro, endete die Tagung. zukunftsorientiertes Wissenschafts- und Hoch- schulsystem beruht auf respektvoller Zusammen- Die 32. bukof-Jahrestagung wird vom arbeit und kritischer Reflexion in Studium, Lehre, 16. – 18. September 2020 in Halle stattfinden! Forschung, Kunst, Krankenversorgung und Ver- waltung. Dies gilt für institutionelle Herausfor- Weitere Informationen derungen wie einen wertschätzenden Umgang auf der Webseite der bukof: mit Diversität, die Stärkung des Diskriminierungs- schutzes und die Aufgabe, allen Mitgliedern der https://bukof.de/veranstaltungen/bukof- jahrestagung-2019/ Gesellschaft eine forschungsbasierte, informierte Beteiligung an gesellschaftlichen Debatten zu ermöglichen (HRK 2017).

In jüngster Zeit finden Vertreter*innen autoritä- rer Positionen zunehmend Gehör, die traditionelle Geschlechterrollenzuschreibungen, Ideologien der Ungleichwertigkeit und Ausgrenzung propagie- ren, um existierende Privilegien für ausgewählte Gruppen zu konservieren, (neue) Ausschlüsse zu

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produzieren und Vielfalt zu vermeiden. Im Zuge des Erstarkens rechtspopulistischer und rechtsex- Neues Pilotprojekt an der tremer Strömungen kommt es dabei neben rassis- Humboldt-Universität zu Ber- tischen und antisemitischen Übergriffen zuneh- mend auch zu antifeministischen Anfeindungen lin: Gemeinsame Website von und Angriffen auf Gleichstellungsakteur*innen an HU-Forschungsverbünden Hochschulen. zum Thema Gleichstellung und Familienfreundlichkeit (METIS) Die Bundeskonferenz der Frauen- und Gleichstel- lungsbeauftragten an Hochschulen (bukof) nimmt die antifeministischen Anfeindungen und Angriffe Ein Gastbeitrag von Dr. Anne Freese, HU Berlin gegenüber der Gleichstellungspolitik und ihren Akteur*innen sehr ernst und versteht sie auch als http://www.metis.hu-berlin.de Angriffe auf den Kern des Hochschul- und Wis- senschaftssystems. Daher ist es notwendig, dass HU-Forschungsverbünde haben gemeinsam sich Hochschulleitungen und Wissenschaftspoli- eine neue Informationsplattform entwickelt, die tik geschlossen den demokratiefeindlichen Kräf- ihre Expertisen, Erfahrungen und Ideen rund ten entgegenstellen und sich zur Förderung von um Gleichstellungsaktivitäten in der Forschung Geschlechtergerechtigkeit als Qualitätsmerkmal sichtbar macht. guter wissenschaftlicher Praxis bekennen.“ Die Förderung von Chancengleichheit und Famili- Hier geht es zum vollständigen Positionspapier enfreundlichkeit ist in allen Exzellenzclustern, Son- der bukof vom 20. September 2019: derforschungsbereichen, (Internationalen) Gradu- iertenkollegs und weiteren Forschungsverbünden https://bukof.de/wp-content/uploads/2019-09-19- Positionspapier-bukof-Antifeminismus-entgegentreten. an der Humboldt-Universität zu Berlin (HU) ein pdf zentrales Thema: Wie kann eine familienfreund- liche Arbeitsumgebung gefördert werden und wie kann mehr Chancengleichheit zwischen Männern und Frauen in der Forschung geschaffen werden, so dass mehr Wissenschaftlerinnen akademische Karrieren einschlagen und Leitungspositionen innehaben? Schließlich waren im Jahr 2018 nur 25 % der bestehenden Professuren an Universitä- ten wie Hochschulen mit Frauen besetzt.1

Aus der Beratung des GeCo-GenderConsultings zu Gleichstellungsmaßnahmen aus zweckgebun- denen DFG-Mitteln entstand an der HU die Idee, mittels einer Website Aktivitäten zu Gleichstellung und Familienfreundlichkeit in der Forschung sicht- barer zu machen und zugleich HU-Forschungsver- bünde für einen intensiven Austausch darüber zu vernetzen. 1 Vgl. Statistisches Bundesamt (Destatis): Personal an Hochschulen - Vorläufige Ergebnisse -, 1. Dezember 2018, erschienen am 5. Juli 2019, S. 92 und S. 183, URL: https:// www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Bil- dung-Forschung-Kultur/Hochschulen/Publikationen/_pub- likationen-innen-hochschulen-personal.html?nn=206104, abgerufen am 16.10.2019.

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Das Ergebnis dieser Überlegungen, die englisch- Darüber hinaus möchte die Seite dazu anregen, sprachige Website „METIS“ (www.metis.hu-berlin. sich intensiver mit dem Thema Chancengerech- de) von und für HU-Forschungsverbünde(n), ist tigkeit in der Forschung auseinanderzusetzen. So in dieser Form deutschlandweit einzigartig. Sie ist geben etwa Mitglieder der akademischen Com- nach der Göttin Metis benannt, die in der griechi- munity in Kurzinterviews persönliche Einblicke in schen Mythologie für klugen Rat und Scharfsinn ihr Erleben von (fehlender) Gleichstellung in der steht. Wissenschaft und bieten unterschiedliche Denk- anstöße und Argumente, warum die Karriereförde- Das Projekt wurde seit dem Sommer 2018 von rung von Wissenschaftlerinnen und die Vereinbar- sechs Forschungsverbünden der HU von der ers- keit von Wissenschaft und Familie für sie weiterhin ten Idee bis zum finalen Livegang im März 2019 drängende Themen bleiben. gemeinsam entwickelt und wird aus DFG-Gleich- stellungsmitteln finanziert. Seit Beginn wird es von Das übergreifende Ziel von METIS besteht darin, dem Beratungsservice GeCo-GenderConsulting aus die Gleichstellung der Geschlechter in Wissen- dem Büro der zentralen Frauenbeauftragten der HU schaft und Forschung an der Humboldt-Univer- koordiniert. Im Juli und Oktober 2019 sind weitere sität zu Berlin weiter voranzutreiben. Dahinter Partner zum Projekt dazu gestoßen. Sukzessive hat steht die Überzeugung, wie es die DFG in den sich auch das Projekt erweitert: Neben der Website Forschungsorientierten Gleichstellungsstandards ist zukünftig eine jährliche METIS-Veranstaltung von 2008 beschreibt, dass ein chancengerechtes zu einem Gleichstellungsthema geplant. Wissenschaftssystem ausdrücklich wissenschaftli- che Exzellenz befördert: „Gleichstellung wirkt sich Die Website richtet sich in erster Linie an die auf die Qualität der Forschung aus, da Talente aus Mitglieder der Verbünde, aber auch an die inte- einer größeren Grundgesamtheit geschöpft wer- ressierte (akademische) Öffentlichkeit: an Wis- den können, eine Vielfalt von Forschungsperspek- senschaftlerinnen, die eine akademische Karri- tiven gefördert wird und die blinden Flecken zur ere anstreben und verfolgen, an Eltern, die mehr Bedeutung von Gender in den Forschungsinhalten Vereinbarkeit von Wissenschaft und Familie leben und -methoden beseitigt werden können.“2 wollen, Mittelverantwortliche und Vorgesetzte, die nach Inspiration für mögliche Maßnahmen Nicht zuletzt die erneute Auszeichnung der HU im suchen sowie an alle, die sich für Genderforschung Exzellenzstrategie-Wettbewerb des Bundes und und Antidiskriminierung interessieren. METIS der Länder, als Teil der „Berlin Universities Alliance“, dient zielgruppenübergreifend als Plattform, um bestätigt, dass die Universität hier auf einem sehr Erfahrungswissen und Ideen für Gleichstellungs- guten Weg ist. Interessierte Forschungsverbünde aktivitäten nachhaltig zu sichern und die vielfäl- mit HU-Bezug können sich vierteljährlich am Ver- tigen Gleichstellungsangebote in und um Berlin bundprojekt METIS beteiligen. Bitte kontaktieren anschaulich hervorzuheben. In der Rubrik „News“ Sie dafür Dr. Anne Freese, GeCo-GenderConsulting, präsentiert die Website aktuelle, auf die Wissen- geco-genderconsulting(at)hu-berlin(dot)de, Tel.: schaft zugeschnittene Veranstaltungen und Work- +49 30 2093-12836, shops zum Themenbereich in Berlin und darüber hinaus, informiert unter „Services for Members“ Website: über Möglichkeiten, die DFG-Gleichstellungsmit- https://frauenbeauftragte.hu-berlin.de/de/beratung/ tel gemäß den Richtlinien einzusetzen und zeigt geco-genderconsulting die vielfältige Gleichstellungsarbeit sowie „Best Practice“-Beispiele der beteiligten Partner. Jeden

Monat erscheint ein Newsletter, der die relevan- 2 Vgl. Forschungsorientierte Gleichstellungsstandards ten Veranstaltungen des kommenden Monats und der DFG, 2008, S. 1-6, S. 1, URL: https://www.dfg.de/ Publikationen im Gleichstellungsbereich zusam- download/ pdf/foerderung/grundlagen_dfg_foerderung/ menfasst. chancengleichheit/forschungsorientierte_gleichstellungs- standards_2008.pdf, abgerufen am 16.10.2019.

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METIS-Partner: (Reihenfolge nach Laufzeit) • GRK 1772: Computational Systems Biology 1.000 zusätzliche Tenure-Track- https://www.berlin-csb.de/ Professuren zur Förderung des • IGRK 1740: Dynamical Phenomena in Complex Net- wissenschaftlichen Nachwuch- works: Fundamentals and Applications https://www.physik.hu-berlin.de/de/irtg1740 ses sind am Start • IGRK 1792: High Dimensional Nonstationary Time Series Am 12. September 2019 wurden die Förderent- https://www.wiwi.hu-berlin.de/de/forschung/irtg/home scheidungen in der zweiten Bewilligungsrunde des Programms zur Förderung des wissenschaftlichen • SFB 1315: Mechanisms and disturbances in memory consolidation: From synapses to systems Nachwuchses getroffen: Deutschlandweit werden https://www.biologie.hu-berlin.de/en/ nun insgesamt 1.000 Tenure-Track-Professuren gruppenseiten-en/sfb1315 zusätzlich gefördert. In einem wissenschaftsge- • TRR 154: Mathematical Modelling, Simulation and leiteten Verfahren hat das Auswahlgremium 532 Optimization Using the Example of Gas Networks Tenure-Track-Professuren an 57 Hochschulen zur https://trr154.fau.de/index.php/en/sfb-transregio- Förderung ausgewählt. In der ersten Bewilligungs- 154-en runde 2017 wurden bereits 468 Tenure-Track-Pro- • GRK 2386: Extrospection. External access to higher fessuren vergeben, damit profitieren insgesamt 75 cognitive processes Universitäten und gleichgestellte Hochschulen von http://www.mind-and-brain.de/rtg-2386/ dem Programm. • SFB 951: Hybrid Inorganic/Organic Systems for Opto- Electronics Durch die Förderung von insgesamt 1.000 zusätz- https://www.physik.hu-berlin.de/de/sfb951 lichen Tenure-Track-Professuren wollen Bund • GRK 1939: Philosophy, Science and the Sciences und Länder die Tenure-Track-Professur als eigen- https://ancient-philosophy.hu-berlin.de/en/ancient- ständigen Karriereweg neben dem herkömm- philosophy lichen Berufungsverfahren auf eine Professur • GRK 2458: The Dynamics of Demography, Democratic dauerhaft und breit an deutschen Universitäten Processes and Public Policy etablieren. Die Universitäten mussten im Rah- https://www.sowi.hu-berlin.de/en/dynamics men der Antragstellung Gesamtkonzepte vorle- • GRK 2483: Dynamic Integration: Law in-between gen, die systematische Überlegungen auch zur Harmonisation and Plurality in Europe Weiterentwicklung der Personalstruktur und der https://www.rewi.hu-berlin.de/de/lf/oe/rhp/about- Karrierewege für Nachwuchswissenschaftlerin- dynamint nen und -wissenschaftler insgesamt enthalten. • EXC 2002: Science of Intelligence Das Programm zur Förderung des wissenschaftli- https://www.scienceofintelligence.de/ chen Nachwuchses läuft – verteilt auf zwei Bewilli- • EXC 2049: NeuroCure gungsrunden – von 2017 bis 2032. Innerhalb dieses https://neurocure.de/ Zeitraums werden die ausgewählten Universitäten für einen Zeitraum von bis zu 13 Jahren gefördert. Ehemalige Partner (Förderende) Der Bund stellt hierfür bis zu eine Milliarde Euro • GRK 1651: Service-oriented Architectures for the bereit, die Sitzländer der geförderten Hochschulen Integration of Software-based Processes stellen die Gesamtfinanzierung sicher. Die Länder https://www.informatik.hu-berlin.de/en/forschung-en/ stellen auch sicher, dass der mit dem Programm gebiete/soamed-en erreichte Umfang an Tenure-Track-Professuren auch nach dem Ende der Laufzeit des Programms Website „METIS“ erhalten bleibt. Zugleich haben die Länder zuge- sagt, die Zahl der unbefristet beschäftigten Pro- http://www.metis.hu-berlin.de fessorinnen und Professoren an ihren antragsbe- rechtigten Universitäten dauerhaft um 1.000 zu erhöhen.

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Weitere Informationen zum Bund-Länder-Pro- Eine strukturierte Ausrichtung der Promotions- gramm zur Förderung des wissenschaftlichen programme und eine hervorragende Betreuung an Nachwuchses: den Universitäten und Fachhochschulen des Lan- des sollen den Promovierenden exzellente Bedin- https://www.gwk-bonn.de/themen/foerderung-von- hochschulen/wissenschaftlicher-nachwuchs/ gungen bieten. Sie erhalten über drei Jahre eine monatliche Grundfinanzierung von 1.500 Euro. https://www.bmbf.de/tenuretrack Hinzu kommen Zuschüsse für Auslandsaufent- Quelle, Stellungnahmen und Übersicht der in der halte, eine Kinderzulage sowie einen Zuschlag für zweiten Bewilligungsrunde zur Förderung ausge- die Kinderbetreuung. wählten Universitäten: PM - GWK, 12.09.2019 Die Wissenschaftliche Kommission Niedersachsen https://www.gwk-bonn.de/fileadmin/Redaktion/ Dokumente/Pressemitteilungen/PM_14_19.pdf (WKN) hat alle Anträge in einem zweistufigen Ver- fahren begutachtet. Zunächst wurden zu jedem Antrag jeweils zwei schriftliche Gutachten von fachnahen und unabhängigen Experten eingeholt. Auf Grundlage dieser Gutachten hat dann eine Sieben Millionen Euro für den vergleichende Auswahl stattgefunden. wissenschaftlichen Nachwuchs Das Niedersächsische Promotionsprogramm wird alle zwei bis drei Jahre ausgeschrieben. In der der- Mit sieben neuen Promotionsprogrammen fördert zeit laufenden Förderperiode vom 1. Oktober 2016 das Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft bis 30. September 2020 werden zwölf Promotions- und Kultur (MWK) den wissenschaftlichen Nach- programme gefördert. wuchs an den niedersächsischen Hochschulen. Hierfür werden insgesamt rund sieben Millionen Die neue Förderperiode läuft vom 1. Oktober 2019 Euro aus dem Niedersächsischen Vorab der Volks- bis zum 30. September 2024. wagen Stiftung bereitgestellt. Eine Liste der insgesamt geförderten Promotions- „Die Promotionsprogramme sind ein wichtiges Ins- programme finden Sie hier: trument zur Qualifizierung und Ausbildung von https://www.mwk.niedersachsen.de/startseite/ Fach- und Führungskräften“, sagt der Niedersächsi- forschung/forschungsforderung/ausschreibungen_ sche Minister für Wissenschaft und Kultur, Björn programme_forderungen/niedersaechsisches- Thümler. „In dieser Förderrunde liegt der Schwer- promotionsprogramm-118874.html punkt neben der Kooperation von Universität und Fachhochschule auf der digitalen Transformation Ein gefördertes Projekt: von Gesellschaft und Wissenschaft. Damit spielen die Promotionsprogramme eine bedeutende Rolle TU Braunschweig, Hochschule Braunschweig/Wol- in der Digitalisierungsoffensive des Landes. Ich fenbüttel, Hochschule für Bildende Künste Braun- freue mich sehr, dass unsere Hochschulen sich die- schweig: ser Aufgabe hochmotiviert stellen wollen.“ Konfiguration von Mensch, Maschine und Geschlecht Insgesamt haben die Hochschulen 31 Anträge eingereicht. Die Sozialwissenschaften sind dabei https://www.tu-braunschweig.de/kommag/index.html ebenso vertreten wie die Naturwissenschaften, die Quelle: PM - Niedersächsisches Ministerium Informatik oder die Gesundheitswissenschaften. Ministerium für Wissenschaft und Kultur (MWK), 16.10.2019

https://www.mwk.niedersachsen.de/startseite/aktuelles/ presseinformationen/sieben-millionen-euro-fur-den- wissenschaftlichen-nachwuchs-181682.html

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schaft (IW), die von der Gerda Henkel Stiftung und Beschäftigungschancen von dem Stifterverband gefördert wurde: Geisteswissenschaftler*innen „Anhand der drei Indikatoren Anforderungsniveau der Tätigkeit, Häufigkeit von Führungs- und Auf- Zwei - von der Gerda Henkel Stiftung geförder- sichtsaufgaben sowie Nettoeinkommen wurde die te - Studien des Instituts der deutschen Wirtschaft Adäquanz der Beschäftigung von Geisteswissen- und des Stifterverbandes haben sich aktuell mit schaftlern gemessen. Danach sind sie insgesamt Beschäftigungschancen und beruflichen Perspek- häufiger als der Durchschnitt der Akademiker tiven von Geisteswissenschaftler*innen auseinan- inadäquat beschäftigt. Werden allerdings nur die in dergesetzt. Vollzeit Erwerbstätigen betrachtet, dann erreichen sie nahezu ebenso häufig ein der akademischen Für die Studie: „Bietet die Digitalisierung Ausbildung entsprechendes Anforderungsniveau Beschäftigungschancen für Geisteswissenschaft- der Tätigkeit wie der Durchschnitt der Akademi- ler?“ wurde eine Umfrage unter 1.100 Unterneh- ker. Bei den Karrierepositionen und vor allem beim men durchgeführt. Es wurde deutlich: Bei stark Einkommen sind die Unterschiede zwar größer, die digitalisierten Unternehmen ergeben sich keine Mehrheit der Geisteswissenschaftler findet sich vermehrten Beschäftigungschancen. „Unter diesen aber ebenso wie die Mehrheit der Akademiker in Unternehmen, die stark Beschäftigung aufbauen, einer mittleren Einkommensgruppe wieder.“ signalisiert nur jedes zehnte einen steigenden Bedarf, knapp jedes vierte geht aber von einem Ausgewählte Ergebnisse: sinkenden Bedarf an Geisteswissenschaftlern aus. „Mit einem Anteil von 8,2 Prozent an allen Studierenden Bei großen Digitalunternehmen sehen die Perspek- und einem Anteil von 5,6 Prozent an allen rund neun Mil- tiven besser aus als bei kleineren. Trotzdem bieten lionen erwerbstätigen Akademikern stellen die Geisteswis- sich Geisteswissenschaftlern auch Chancen: Stark senschaftler ohne Berücksichtigung der Lehramtsabsol- venten eine vergleichsweise kleine Gruppe in Studium und digitalisierte Unternehmen haben einen hohen Beruf dar. Ihr markantester Unterschied zum Durchschnitt Bedarf an Personen mit Kommunikations- und der Akademiker ist ihr hoher Frauenanteil, der wiederum Kooperationskompetenzen und schreiben diese in der Erwerbstätigkeit zu einem überdurchschnittlich Kompetenzen in besonderem Maße Geisteswissen- hohen Anteil an zumeist freiwilliger Teilzeitbeschäftigung schaftlern zu. Aber nur wenn diese auch digitale führt.“ (S.3) Grundkenntnisse und Zusatzqualifikationen mit- „Je nach persönlichen und beruflichen Merkmalen stellt bringen, bieten sich ihnen zusätzliche Chancen auf sich die Adäquanz der in Vollzeit beschäftigten Geistes- dem Arbeitsmarkt 4.0.“ wissenschaftler unterschiedlich dar: Für Frauen, jüngere Erwerbstätige, Bachelor- und Masterabsolventen sowie für die in studienuntypischen Berufen und Branchen Studie: Beschäftigten fallen die Ergebnisse ungünstiger aus als für den Durchschnitt der Akademiker.“ (S.3) Christiane Konegen-Grenier | Beate Placke | „Mehrheitlich sind die erwerbstätigen Akademiker in Mathias Winde: Vollzeit beschäftigt. Bei den Geisteswissenschaftlern liegt Bietet die Digitalisierung Beschäftigungschancen der Anteil der Teilzeitbeschäftigten mit rund 35 Pro- für Geisteswissenschaftler? zent allerdings deutlich höher als in der Gesamtheit der Akademiker (22,4 Prozent). Das könnte an dem ebenfalls Herausgegeben von Stifterverband und dem Institut deutlich höheren Frauenanteil liegen, die weitaus häufiger für deutsche Wirtschaft (IW) in Teilzeit beschäftigt sind als die Männer. Von den Frauen Gefördert durch die Gerda Henkel Stiftung, 26 Seiten, mit Hochschulabschluss waren 2017 rund 37,7 Prozent in Erschienen im September 2019 Teilzeit beschäftigt, bei den Männern mit Hochschulab- schluss dagegen nur 9,8 Prozent (StatistischesBundesamt, 2018c).“ (S.10/11) Der IW-Report: „Geisteswissenschaftler auf dem „Männer mit einem geisteswissenschaftlichen Studien- Arbeitsmarkt“ fußt auf den Ergebnissen einer abschluss sind zu knapp 68 Prozent auf Expertenniveau Untersuchung des Instituts der deutschen Wirt- beschäftigt, Frauen dagegen – auch wenn sie in Vollzeit

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beschäftigt sind - nur zu 54 Prozent. Bei ihnen ist nahezu jede Vierte nicht ausbildungsadäquat auf Fachkräfte- oder Helferniveau tätig, während dieser Anteil bei den Rheinland-Pfalz: Geplante Männern nur etwa halb so groß ist. Eine Erklärung für Änderungen im Hochschul- diese Unterschiede könnte sein, dass Frauen sich häufiger als Männer auf Stellen bewerben, für die eine akademi- gesetz - Uni-Professorinnen sche Ausbildung nicht erforderlich ist, wie eine Untersu- gegen Gleichstellungs-Pläne chung zum Suchverhalten arbeitsloser Akademiker zeigt (Malin et al., 2019).“ (S.23) „Das neue Hochschulgesetz soll die Rolle der „Wie schon im Hinblick auf das Anspruchsniveau der Frauen in der Wissenschaft verbessern. Doch viele Tätigkeit zeigen sich auch hinsichtlich der Führungs- und Aufsichtsfunktionen deutliche Unterschiede zwischen Betroffene fürchten, dass genau das Gegenteil ein- Männern und Frauen, obgleich in beiden Gruppen nur tritt. Sie fordern Änderungen vom Wissenschafts- die in Vollzeit tätigen berücksichtigt werden: Häufiger minister. als weibliche Absolventen der Geisteswissenschaften übernehmen die Männer (41,4 Prozent gegenüber 29,5 71 Professorinnen der Universität Mainz haben Prozent) leitende Aufgaben und liegen damit noch nahe einen offenen Brief an den rheinland-pfälzi- am Durchschnittswert für alle Akademiker.“ (S.26) schen Wissenschaftsminister Konrad Wolf (SPD) „Wie schon bei Anforderungsniveau und Führungsaufga- geschrieben, der dem SWR vorliegt. Die Wissen- ben sichtbar, unterscheiden sich Männer und Frauen auch schaftlerinnen sind der Ansicht, mit den geplan- im Hinblick auf das Gehalt. Geisteswissenschaftlerinnen erreichen deutlich weniger häufig die höchste Gehalts- ten Gesetzesänderungen würden die Frauen nicht klasse als Geisteswissenschaftler (7,0 Prozent gegenüber gestärkt, sondern vielmehr benachteiligt.“ 17,2 Prozent). Gleichzeitig sind sie – trotz ausschließlich Betrachtung der in Vollzeit Erwerbstätigen – mit einem Konkret geht es unter anderem um den Plan, dass Anteil von 37,8 Prozent sehr viel häufiger als die Män- in den Gremien der rheinland-pfälzischen Hoch- ner (24,1 Prozent) in der niedrigsten Einkommensgruppe schulen künftig genauso viele Frauen wie Männer vertreten. Weitere Analysen sind erforderlich, um diese großen Unterschiede zu klären. So könnte beispielsweise sitzen sollen. Das klinge zwar im ersten Moment die Entscheidung für eine individuell ungünstige Steuer- nicht schlecht, so die Professorinnen. In For- klasse im Rahmen des Ehegattensplittings bei verheira- schungsbereichen, in denen es deutlich weniger teten Geisteswissenschaftlerinnen eine Rolle spielen, da Frauen als Männer gibt, bedeute das für die Wis- im Mikrozensus nur die Nettoeinkommen berücksichtigt senschaftlerinnen aber, dass sie durchschnittlich in werden.“ (S.31) dreimal so vielen Gremien tätig sein müssten, wie ihre männlichen Kollegen. Diese Zeit fehle dann Studie: zum Forschen. Für eine wissenschaftliche Karriere seien Forschungsergebnisse aber entscheidend – Christiane Konegen-Grenier: und nicht die Arbeit in Gremien. Außerdem hal- IW-Report 32/19 Geisteswissenschaftler auf ten die Unterzeichnerinnen es für diskriminierend dem Arbeitsmarkt - Berufe, Branchen, Karri- und kontraproduktiv, dass nach den Plänen des erepositionen Ministeriums in Zukunft Fragen der Gleichstellung explizit von einer Gleichstellungsbeauftragten und Gefördert von der Gerda Henkel Stiftung und dem Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft. einer Stellvertreterin geregelt werden sollen. Erschienen am 4. September 2019 Quelle, Video und weitere Informationen: Südwes- Quelle, weitere Informationen und Download der trundfunk, 5. September 2019 Studien: Sendung vom Do, 5.9.2019 12:00 Uhr, Aktuell um 12, https://www.stifterverband.org/medien/future-skills- SWR1 Rheinland-Pfalz digitalisierung-geisteswissenschaftler

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geschlechtliche Personen, oder als (inter) Frauen Non Binary Universities bzw (inter) Männer.

Die aktuell erschienenen Publikationen: Die Möglichkeiten der Ungleichbehandlung finden sich beispielsweise Non Binary Universities - Vademekum zu geschlechtergerecht(er)en Hochschulen ●● bei den Immatrikulationen von Studierenden trans. inter*. nicht-binär. Lehr- und Lernräume an Hochschulen geschlechter-reflektiert gestal- ●● in der Verwaltung von Mitarbeiter_innen ten ●● in den Inhalten von Forschung, Entwicklung öffnen den Blick auf weitere Geschlechter-Katego- und Erschließung der Künste und Lehre rien und leiten einen Diskurs zum Abbau potenti- eller sex/gender Diskriminierung ein. „Non-Binary ●● in der alltäglichen Kommunikation Universities“ will mit dem analytischen Aufbrechen der Geschlechterbinarität einer besseren Abbil- ●● bei der räumlichen Ausstattung (Stichwort: dung der sozialen Realität von Geschlecht gerecht Sanitäranalagen, Umkleiden, etc.). werden. Für diese Handlungsfelder wurden im Projekt Maß- Das Vademekum fasst die Projektergebnisse des nahmen entwickelt mit dem Ziel, strukturelle Dis- „Non Binary Universities“ Projektes zusammen, das kriminierungen in den Hochschulen abzubauen. an der Akademie der bildenden Künste Wien im Zeitraum von 2017-2019 durchgeführt wurde. Hochschulen können bei gesellschaftlichen Her- ausforderungen als Vorbilder agieren und prakti- https://www.akbild.ac.at/Portal/organisation/uber- uns/frauenfoerderung-geschlechterforschung- kable Lösungen entwickeln und anbieten. diversitaet/non-binary-universities/ NonBinaryUniversitiesVADEMEKUM_ Insbesondere deshalb, weil Universitäten nicht nur AkademiederbildendenKunsteWien_2019.pdf neues Wissen generieren, sondern auch neu-gene- riertes Wissen zur Anwendung bringen sollen. Die Maßnahmen im Bereich der Hochschuldidaktik vorgeschlagenen „Instrumente“ sind als Anregun- werden in der sehr anschaulich gestalteten Bro- gen zum Abbau von strukturellen Diskriminierun- schüre „trans. inter*. nicht-binär. Lehr- und Lern- gen und bürokratischen Hürden für alle Universi- räume an Hochschulen geschlechterreflektiert täten und Hochschulen zu verstehen. gestalten“ vorgestellt. Bestellung bei: i.schacherl(at)akbild(dot)ac(dot)at https://www.akbild.ac.at/Portal/organisation/uber-uns/ frauenfoerderung-geschlechterforschung-diversitaet/ non-binary-universities/non-binary-uni-accessible- Download und weitere Informationen unter: 300ppi.pdf http://www.akbild.ac.at/non-binary-universities Das erklärte Ziel des Projektes war es, Strategien zu entwickeln, welche die geschlechtliche Vielfalt von Menschen an Universitäten – und darüber hin- aus – anerkennen helfen und Hochschulen dabei unterstützen, etwaige Diskriminierungen gegen- über nicht-binären Personen zu erkennen und in der Folge zu beseitigen. Nicht-binäre Personen können oder wollen unter Umständen nicht in die Kategorie „Mann“ oder „Frau“ passen. Sie identifi- zieren sich als transgender Personen oder als inter-

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forschungseinrichtungen

Monika Motylinska vom IRS Aktueller Veranstaltungshin- erhält als einzige außeruniver- weis: Frauenbewegung in der sitäre Wissenschaftlerin Frei- DDR und der Sowjetunion geist-Fellowship Gespräch mit Feminist*innen und Gender- Wissenschaftler*innen aus Russland und ande- Was haben deutsche Bauunternehmen wie Bilfin- ren Ländern der ehemaligen Sowjetunion am ger Berger und HOCHTIEF zur Globalisierung der 1. November 2019. Architektur beigetragen? Noch nie wurde diese Frage umfassend, aus der Sicht unterschiedlicher Das Leibniz-Institut für Geschichte und Kul- Disziplinen untersucht. Für ihre wegweisende Pro- tur des östlichen Europa (GWZO) lädt ein zu jektidee erhielt die IRS-Architekturhistorikerin einem Gespräch mit Feminist*innen und Gender- Monika Motylinska eine Freigeist-Fellowship der Wissenschaftler*innen aus Russland, der Ukraine VolkswagenStiftung. Die Förderung erlaubt es und anderen Nachfolgestaaten der Sowjetunion. Motylinska fünf Jahre lang zu forschen und dabei Es geht um die Geschichte der Frauenbewegung bis zu drei Doktorandinnen oder Doktoranden in der Sowjetunion und die Aktualität dieser auszubilden. Diese Nachwuchsgruppe wird mit Geschichte. 1979 publizieren Leningraderinnen die der Bauhaus-Universität Weimar assoziiert sein. erste dissidentische feministische Zeitschrift in der Das IRS als Institut der Leibniz-Gemeinschaft ist Sowjetunion. Ihre Kritik an den Lebensumständen damit in der aktuellen Förderrunde die einzige von Frauen in der Sowjetunion und am System außeruniversitäre Forschungseinrichtung mit ist fundamental. Gibt es Parallelen zur Situation einem Freigeist-Fellow. der Frauen in der DDR, gab es hier wie dort ähnli- che Protestformen? Und welche Rolle spielt diese Rund 90 Forscherinnen und Forscher hatten zum Geschichte heute für Leipzig, Deutschland, Russ- Stichtag im vergangenen Oktober Ideen einge- land, die Ukraine oder Georgien? reicht. Die Veranstaltung wird organisiert von der Kul- Quelle und weitere Informationen zu den Freigeist- turwerkstatt Zhaba zusammen mit dem Leipziger Fellowship der VolkswagenStiftung und zu Monika Leibniz-Institut für Geschichte und Kultur des öst- Motylinska: PM- Leibniz-Institut für Raumbezo- lichen Europa (GWZO) und dem Soziokulturellen gene Sozialforschung (IRS), 12.09.2019 Zentrum Frauenkultur.

https://leibniz-irs.de/aktuelles/meldungen/2019/09/ auf-den-globalen-spuren-der-deutschen-bauindustrie- Weitere Informationen: monika-motylinska-erhaelt-freigeist-fellowship-der- https://www.facebook.com/events/716760968746994/ volkswagenstiftung/

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europa und internationales

“Gender inequality is holding Europe back from Gender Equality Index 2019: reaching its full potential. I am proud of what we Still far from the finish line have achieved, however now our actions need to make a difference on the ground. Our Work- Life Balance Directive adopted this year will be a The EU continues its snail’s pace when it comes game-changer for women and men across Europe. to gender equality progress. The latest Gender The rules will support more equal sharing of caring Equality Index from the European Institute for responsibilities, which will allow women to stay on Gender Equality (EIGE) shows that the EU’s score the labour market and take on challenging roles or for gender equality is up just one point to 67.4, management positions,” said Věra Jourová, Euro- since the 2017 edition. Sweden continues to top pean Commissioner for Justice, Consumers and the EU scoreboard, with 83.6 points, followed by Gender Equality. Denmark with 77.5. Greece and Hungary have the most ground to make up, with both scoring less Focus on work-life balance: Work-life balance than 52. The biggest improver is Portugal, with an and its connection to gender equality is a special increase of 3.9 points, followed closely by Estonia focus of this year’s Index. Parental leave is one of with 3.1 points. the important policy measures to support parents who balance caring duties with work but it is not “We are moving in the right direction but we are available to all. In the EU, 28 % of women and 20 still far from the finish line. Our Index, which sets % of men are ineligible for parental leave. a benchmark for gender equality in the EU, shows that almost half of all Member States fall below Access to affordable and good quality childcare the 60 point mark. As the new EU Parliament and services is important for work-life balance, but it is Commission shape and renew EU priorities for the not only children who need looking after. Ageing next strategic framework, it is crucial that gender and disability rates are rising in the EU, which equality gathers speed,” said Virginija Langbakk, pushes up demand for long-term care services for Director of the European Institute for Gender older people and people with disabilities. Women Equality (EIGE). of pre-retirement age do the bulk of informal long- term caring in the EU. The difference is remarkable The lowest scoring domain is power, which looks in the 50-64 age group: 21 % of women and 11 % at equality in decision-making. Yet, it is the area of men care for older people and/or people with with the biggest progress. This has been mainly disabilities at least several days a week. driven by the rise of women on company boards, although in just a few Member States. France is As part of the work-life balance analysis, the Index the only one to have at least 40 % of each gender also examined whether women and men have the on the boards of publicly listed companies. same opportunities to work flexibly, to attend trai-

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ning courses, to use transport and commute. An important pillar of work-life balance is flexible Geschlechterquoten in Europa: working arrangements. EIGE’s work-life balance Frauenanteil steigt am schnells- scoreboard presents the different options people have to balance their work and personal life. It ten, wenn harte Sanktionen shows whether these options are equally availa- drohen ble to women and men and it gives new ideas for monitoring the European Pillar of Social Rights Daten des European Institute for Gender Equa- lity ausgewertet – Frauenanteil in höchsten Kon- and its Work-Life Balance Initiative. troll- beziehungsweise Entscheidungsgremien ist in europäischen Ländern mit Geschlechter- The Gender Equality Index is a tool to measure quoten und harten Sanktionen auf knapp 40 the progress of gender equality in the EU, deve- Prozent gestiegen – Entwicklung in Ländern mit loped by the European Institute for Gender Equa- moderaten Sanktionen wie Deutschland deutlich lity (EIGE). The Index has six core domains - work, langsamer – freiwillige Selbstverpflichtungen helfen fast gar nicht money, knowledge, time, power and health – and two additional domains: violence against women Von freiwilligen Selbstverpflichtungen zur Erhö- and intersecting inequalities. It gives more visibi- hung des Frauenanteils in Spitzengremien der Pri- lity to areas that need improvement and ultimately vatwirtschaft oder sanktionslosen Geschlechter- supports policy makers to design more effective quoten ist wenig zu erwarten. Das ist das zentrale gender equality measures. Ergebnis einer aktuellen Analyse des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin). The Index also shows the diverse realities that Demnach ist der Erfolg einer Geschlechterquote different groups of women and men face. It exa- eindeutig damit verbunden, wie genau diese aus- mines how factors such as disability, age, level of gestaltet ist. Drohen den Unternehmen bei Nicht- education, country of birth and family type, inter- einhaltung der Quote harte Sanktionen, wie bei- sect with gender to create different pathways in spielsweise in Norwegen die Zwangsauflösung oder people’s lives. For the first time, the Index high- hohe Geldstrafen, steigt der Frauenanteil deutlich lights the situation of LGBTQI+ people and Roma stärker als in Ländern mit moderaten Sanktionen and Muslim women in areas where statistics are wie Deutschland. Eine völlig sanktionslose Quote available. ist derweil immer noch wirkungsvoller als gar keine Quote oder eine bloße Empfehlung zur freiwilligen Contact: Veronica Collins, +370 5 2157 449, vero- Erhöhung des Frauenanteils. „Geschlechterquoten nica.collins(at)eige(dot)europa(dot)eu; Source and wirken tatsächlich, und zwar umso mehr, je strik- further information: PR - EIGE, 15.10.2019 ter sie ausgelegt sind“, sagt Katharina Wrohlich, Leiterin der Forschungsgruppe Gender Economics https://eige.europa.eu/news/gender-equality-index- 2019-still-far-finish-line am DIW Berlin. „Oft wird das noch immer bestrit- ten und auf die Eigeninitiative der Unternehmen vertraut. Wenn es um Quotenregelungen auch Gender Equality Index 2019 / Country scores https://eige.europa.eu/gender-equality-index/2019 für andere Bereiche wie Politik, Wissenschaft oder Medien geht, sollte also allen Beteiligten klar sein, Germany dass von freiwilligen Selbstverpflichtungen oder https://eige.europa.eu/publications/gender-equality- index-2019-germany#downloads-wrapper Quoten ohne Sanktionen nicht sehr viel zu erwar- ten ist“, so Wrohlich. Ausführliche PM der EU- Kommission (dt.): Gleichstellungsindex 2019: Mitgliedstaaten sind Norwegen ist Vorreiter und hat höchsten Frauen- noch weit vom Ziel entfernt, Deutschland auf anteil – dank harter Sanktionen Platz zwölf https://ec.europa.eu/germany/news/20191015-gleich- Für die Studie hat Katharina Wrohlich gemein- stellung_de sam mit Paula Arndt Daten des European Insti-

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tute for Gender Equality (EIGE) beziehungsweise ●● Infografik (Druckauflösung) (JPG, 3.84 MB) der Datenbank „Women and Men in Decision https://www.diw.de/sixcms/detail. Making“ seit dem Jahr 2003 ausgewertet. Damals php?id=diw_01.c.678508.de hat Norwegen als erstes Land eine verbindliche Geschlechterquote für hohe Führungspositionen ●● Interview mit Katharina Wrohlich in börsennotierten Unternehmen und Unterneh- https://www.diw.de/de/diw_01.c.678560.de/publika- men im Staatsbesitz eingeführt. Seitdem hat sich tionen/wochenberichte/2019_38/.html der Frauenanteil dort mehr als verdoppelt (von 20 auf 41 Prozent). In Norwegen drohen harte Sank- Hier geht es zur vollständigen Pressemitteilung tionen, wenn sich die Unternehmen nicht an die vom 18. September 2019 inkl. Grafiken und weite- gesetzlichen Vorgaben halten, genau wie in Frank- ren Informationen. reich, Belgien und Italien. Im Durchschnitt liegt der https://www.diw.de/de/diw_01.c.678713.de/ Frauenanteil in Spitzengremien großer Unterneh- geschlechterquoten_in_europ...harte_sanktionen_ men in dieser Ländergruppe heute bei 39 Prozent. drohen.html 16 Jahre zuvor waren es erst acht Prozent. Dem- gegenüber ist der Frauenanteil in den Ländern mit moderaten Sanktionen, zu denen neben Deutsch- land Österreich und Portugal gehören, nur von sie- ben auf 29 Prozent gestiegen. Ähnlich verlief die Starting Grants 2019: Ergeb- Entwicklung in den Ländern mit sanktionslosen nisse veröffentlicht Geschlechterquoten (Steigerung von sechs auf 29 Prozent). Deutlich weniger tut sich, wenn Länder den Unternehmen nur Empfehlungen zu Gender Der ERC hat am 3. September 2019 die Wissen- Diversity im Rahmen von Leitlinien zur Unterneh- schaftlerinnen und Wissenschaftler bekannt gege- mensführung geben (Steigerung von zwölf auf 23 ben, die einen Starting Grant 2019 erhalten. Die Prozent) oder nicht einmal das tun (Steigerung von Ergebnisse der 2019er Ausschreibungsrunde sehen elf auf 17 Prozent). wie folgt aus:

„Jede Geschlechterquote – ganz gleich, wie sie ●● Von insgesamt 3106 eingereichten Anträgen ausgestaltet ist – ist besser als keine Geschlech- wurden 408 zur Förderung vorgeschlagen. Die terquote“, so Wrohlich. „Wenn es ein Land bezie- Erfolgsquote liegt damit bei 13 %. hungsweise dessen Regierung jedoch wirklich ernst meint mit der Gleichstellung, muss es harte Sank- ●● 73 Grants gehen nach Deutschland, 64 nach tionen für den Fall der Nichterfüllung der Quote Großbritannien, 53 in die Niederlande. geben. Und die Unternehmen müssen wissen, dass die Sanktionen nicht nur auf dem Papier stehen, Insgesamt werden mit dieser Ausschreibung sondern im Zweifel auch angewandt werden.“ 621 Mio. EUR auf die geförderten Projekte ver- Links: teilt. StG-Projekte können mit maximal 1,5 Mio. Euro (zuzüglich bis zu weiteren 500.000 Euro für ●● Studie im DIW Wochenbericht 38/2019 bestimmte zusätzliche Kosten) gefördert werden. (deutsch) Zielgruppe der ERC StG sind exzellente Nach- https://www.diw.de/de/diw_01.c.678541.de/publika- wuchswissenschaftler/innen, die eine unabhängige tionen/wochenberichte/2019_38/.html Karriere starten und eine eigene Arbeitsgruppe aufbauen möchten. ●● Studie im DIW Weekly Report 38/2019 (eng- Die Pressemitteilung des ERC, die Statistiken (Frau- lisch) (PDF, 0.56 MB) enanteile) und die vollständige Projektliste finden Sie https://www.diw.de/documents/publikationen/73/ unter: diw_01.c.678647.de/dwr-19-38-1.pdf https://www.eubuero.de/erc-stg.htm#Ergebnisse

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Grantees by nationality and gender

https://erc.europa.eu/sites/default/files/document/file/ European Institute for Gender erc_2019_stg_statistics.pdf Equality (EIGE) raises awareness Quelle: of gender-sensitive language https://www.eubuero.de/erc-aktuelles.htm

Etwas mehr als jede dritte Förderung (38 Pro- This toolkit is one of a series of documents produ- zent) geht an eine Wissenschaftlerin. ced by the European Institute for Gender Equality (EIGE) to raise awareness of gender-sensitive lan- https://erc.europa.eu/news/StG-recipients-2019 guage. Other useful documents include a glossary to explain the meaning of key terms linked to gen- der equality and a thesaurus exploring the rela- tionship between different terms, both accessible Tools des SwafS-Projekts at EIGE‘s Gender Equality Glossary and Thesaurus. EFFORTI: Gleichstellungspro- https://eige.europa.eu/thesaurus/overview gramme wirkungsorientiert und strategisch anlegen Why use gender-sensitive language?

Gleichstellungsbeauftragten und Diversity-Mana- In order to tackle gender inequality, we must look ger/innen stehen heutzutage eine umfangreiche at the way we communicate. Using gender-sen- Forschung und zahlreiche Tools zur professionellen sitive language can: Make it easier to see impor- Entwicklung ihrer Maßnahmen und Programme zur tant differences between the needs of women and Verfügung. Die Forschungen sind jedoch zum Teil men; Challenge unconscious assumptions people widersprüchlich und die Tools erfordern aufgrund have about gender roles in society; Lay the found- ihrer Komplexität oft eine hohe Einarbeitungs- ation for greater gender equality throughout soci- zeit. Das im Programm „Wissenschaft mit der und ety; Raise awareness of how language affects our für die Gesellschaft“ geförderte Projekt EFFORTI behaviour; Make people more comfortable with („Evaluation Framework for Promoting Gender expressing themselves and behaving in ways that Equality in Research and Innovation“) bietet zwei were once not considered ‘typical’ of their gender. Tools mit einer kompakten, praxistauglichen Auf- bereitung des vorhandenen Forschungswissens an, Purpose of the toolkit and the intended audience: die Licht in das gegenwärtige Informationsdickicht This toolkit provides guidelines for the use of gen- bringt. Gleichstellungsbeauftragte sowie Diversity- der-sensitive language in writing. Although it pro- Manager/innen sollen darin unterstützt werden, vides tips and examples for the English language, ihre Arbeit noch professioneller und strategischer the underlying principles for gender-sensitive wri- auszurichten und somit noch wirkungsvoller zu ting are universal and remain relevant when using gestalten. other languages.

Zusammenfassung der Tools: https://blog.iao. fraunhofer.de/gleichstellung-in-fe-toolbox-fuer-mehr- Source and further information: wirksamkeit/ https://eige.europa.eu/publications/gender-sensitive- Zugang zur Toolbox: https://www.efforti.eu/efforti- communication/overview toolbox-intro Wissenschaftliche Zusammenfassung von EFFORTI: https://www.tandfonline.com/doi/abs/10.1080/0308018 8.2019.1603873 Quelle: DLR Projektträger, NKS Wissenschaft mit der und für die Gesellschaft, Newsletter, 3. September 2019 http://www.nks-wg.de

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Die Region Asien Pazifik verzeichnet ebenfalls einen „CS Gender 3000-Bericht“: Ein schwachen Aufwärtstrend – allerdings schwankt Fünftel aller weltweiten Ver- die Bandbreite von Land zu Land beträchtlich, mit Werten zwischen 3 % bis zu 30 %. Obwohl waltungsratspositionen ist mit der absolute Frauenanteil in Verwaltungsräten in Frauen besetzt Japan tief ist, bleibt festzuhalten, dass der Anteil zu Beginn des Jahrzehnts bei unter 1 % lag und Das Credit Suisse Research Institute (CSRI) regulatorische Massnahmen getroffen wurden, um hat am 10. Oktober seinen dritten „CS Gender die Vertretung von Frauen in Verwaltungsräten zu 3000“-Bericht veröffentlicht. verbessern. Dieser zeigt unter anderem Folgendes: Den grössten Frauenanteil weisen Länder auf, in ●● Der Frauenanteil in Verwaltungsräten hat sich denen es Quoten oder ähnliche Ziele gibt, wie etwa im letzten Jahrzehnt weltweit verdoppelt Norwegen, Frankreich, Schweden und Italien. Die Länder mit dem grössten proportionalen Anstieg ●● Der Frauenanteil im Management in den USA in den letzten fünf Jahren waren Malaysia, Frank- und in der Region Asien Pazifik (ausser Japan) reich, Australien, Deutschland und Österreich (zwi- ist grösser als in Europa schen 9,4 % und 12,8 %).

●● Die Erkenntnisse der Berichte aus den Vorjah- Quelle und weitere Informationen: ren werden bekräftigt: Es gibt eine signifikante PM - Credit Suisse, 10.10.2019 Korrelation zwischen einem grösseren Anteil https://www.credit-suisse.com/about-us-news/de/ von Frauen in Entscheidungspositionen in articles/media-releases/cs-gender-3000-report-shows- Unternehmen und ihrer Börsen- und Unterneh- one-fifth-of-board-positions-globall-201910.html mensleistung

Der Frauenanteil in Verwaltungsräten liegt neu weltweit bei 20,6 %. Dieser Anteil hat sich seit Beginn des laufenden Jahrzehnts in etwa verdop- pelt und seit dem letzten Bericht im Jahr 2016 einen Anstieg von rund 15,3 % verzeichnet.

Die verschiedenen Regionen unterscheiden sich jedoch erheblich: In Japan beträgt der Anteil nur 5,7 %, in Europa hingegen liegt er bei fast 29,7 %. In Europa hält der Rückenwind durch eine Reihe von Regulatorien und Initiativen, welche die Geschlechtervielfalt in Verwaltungsräten fördern, weiter an.

In Nordamerika wurden die deutlichsten Verbes- serungen ohne formellen regulatorischen Druck erzielt: Der Anteil von Frauen in Verwaltungsräten stieg von 17,3 % im Jahr 2015 auf 24,7 % an.

Der starke Aufwärtstrend in Nordamerika hat sich in Südamerika nicht gezeigt, wo nur eine leichte Verbesserung auf 7,8 % zu beobachten war.

CEWSJournal Nr. 120| 29.10.2019 52 08 Frauen- und geschlechterforschung

frauen- und geschlechterforschung

vor allem bei Müttern ohne Hochschulbildung und Kinder berufstätiger Mütter mit geringem Einkommen. Er ist im Falle von Töch- arbeiten als Erwachsene selber tern zwar ausgeprägter, lässt sich jedoch auch bei Söhnen nachweisen, ist also offenbar nicht allein mehr eine Frage der Geschlechterrollen.

Wichtige Vorbildfunktion vor allem für Töchter Positive Einstellung zur Erwerbsarbeit: Mit Blick auf mögliche Wirkungsmechanismen schließen die Inwieweit sich der Arbeitsmarkterfolg über die Autorinnen und Autoren Netzwerkeffekte, berufs- Generationen hinweg „vererbt“, ist für Wissen- spezifisches Humankapital und lokale Arbeits- schaft und Politik von Interesse, wenn es um marktbedingungen weitgehend aus. Mit anderen Chancengleichheit und soziale Mobilität geht. Worten: Die höhere Erwerbsneigung der Kinder Dass die Verdienstchancen eng mit dem Elternhaus rührt nicht daher, dass die Mütter ihnen aktiv Jobs zusammenhängen, ist inzwischen vielfach belegt. verschaffen, zumal es bei den betrachteten Mut- Bislang kaum erforscht ist jedoch, welche Rolle ter-Kind-Paaren nicht ausschlaggebend war, ob die Erwerbstätigkeit der Mutter für die generelle sie im gleichen Beruf, der gleichen Branche oder Erwerbsneigung der Kinder spielt. In einem aktuel- überhaupt am gleichen Ort tätig waren. Vielmehr len IZA-Forschungspapier gehen Gabriela Galassi, sprechen die Ergebnisse für eine wichtige Vor- David Koll and Lukas Mayr dieser Frage anhand von bildfunktion von Müttern: Entscheidend sei nach Daten der Langzeiterhebung National Longitudi- Einschätzung der Autoren, dass Kinder die Berufs- nal Survey of Youth in den USA nach. Die Forscher tätigkeit der Mutter miterleben, um selbst eine betrachten dabei die Erwerbsverläufe von 1.373 „positive Einstellung“ zur Erwerbsarbeit zu entwi- Müttern und 2.339 zugehörigen Kindern. ckeln. Politische Maßnahmen zur Förderung sozi- aler Mobilität sollten daher noch stärker auf die Enger Zusammenhang bei der Dauer der Erwerbs- Arbeitsmarktintegration von Müttern mit gerin- tätigkeit: Die Analyse zeigt eine deutliche Korre- gem sozioökonomischem Status abzielen, so die lation zwischen der Erwerbstätigkeitsdauer von Schlussfolgerung der Forschenden. Müttern und Kindern, jeweils im Alter von 25 bis 45 Jahren. In Zahlen ausgedrückt: Für jedes zusätzliche IZA Discussion Paper No. 12595 The Intergene- Erwerbsjahr der Mutter verlängert sich die durch- rational Correlation of Employment: Is There a schnittliche Erwerbstätigkeit des Kindes statistisch Role for Work Culture? Gabriela Galassi, David Koll, Lukas Mayr betrachtet um elf Wochen. Selbst unter Berück- sichtigung von Faktoren wie kognitive Fähigkei- http://ftp.iza.org/dp12595.pdf ten, Bildungsniveau und Wohlstand der Eltern, die das Verdienstpotenzial der Kinder und damit Quelle: PM - IZA Newsroom, 19. September 2019 auch deren Arbeitsangebotsentscheidung beein- https://newsroom.iza.org/de/archive/research/mothers- flussen, bleibt eine Korrelation, die sechs Wochen employment-encourages-children-to-work-more-as- entspricht. Der positive Zusammenhang zeigt sich adults/

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zudem eine breite Rezeption ihrer Ergebnisse. Die Launch der Open Gender Plat- Open Gender Platform zeigt, welche Zeitschriften form und Projekte Open Access und Open Science in der Geschlechterforschung vorantreiben.

Am 26. September 2019 ist die Open Gender Plat- Das neue Open-Access-Angebot wurde im Rahmen form online gegangen. des BMBF-Projektes Open Gender Platform am Margherita-von-Brentano-Zentrum der Freien https://opengenderplatform.de/ Universität Berlin entwickelt. Die Plattform bietet neue Open-Access-Formate, https://www.mvbz.fu-berlin.de/publizieren/open- Tools für offenes Publizieren sowie Informations- gender-platform/index.html angebote zu Technologien, Geschäftsmodellen und Qualitätssicherung. Dazu kooperiert das Projekt unter Leitung von Dr. Anita Runge mit der Fachgesellschaft Das Informationsangebot richtet sich an Geschlechterstudien. Die Fachgesellschaft über- Autor*innen, Redaktionen und Herausgeber*innen nimmt im Anschluss an die Projektlaufzeit die Trä- aus der Geschlechterforschung. Es unterstützt gerschaft der Plattform. diese bei der Transformation zu offenem wissen- schaftlichem Publizieren und vernetzt sie mit der Quelle und weitere Informationen: PM - Open-Access-Community. Margherita-von-Brentano-Zentrum, 26.09.2019

https://www.mvbz.fu-berlin.de/news/launch_open- Mit der Open Gender Platform erhält die Geschlech- gender-platform_2019.html terforschung einen Ort für neue, offene Publikati- onsformate: Sie ermöglicht die Veröffentlichung von Open-Access-Sammelbänden, dazu gehören insbesondere die Open-Access-Tagungsbände der Fachgesellschaft Geschlechterstudien, die in blog interdisziplinäre Kooperation mit dem Open Gender Journal unter geschlechterforschung ver- dem Label „Open Gender Collections“ erscheinen. öffentlicht Beiträge zur Ganz im Sinne der Vernetzung steht die frei geschlechtergerechten Sprache nutzbare Gutachter*innen-Datenbank: Sie dient Zeitschriften-Redaktionen dazu, passende und Auf dem blog interdisziplinäre geschlechterfor- qualifizierte Personen zur Qualitätssicherung ein- schung wurden anlässlich der Frankfurter Buch- gereichter Beiträge zu finden. Ein hilfreiches Tool messe einige Beiträge zum Thema „Geschlechter- für die Umsetzung von Open Access ist auch der gerechte Sprache“ veröffentlicht: Schlagwortindex GenderOpen. Er kann von allen Projekten genutzt werden, die Inhalte mit aussa- „Geschlechtergerechte Sprache ist ein heißes gekräftigen Begriffen beschreiben und auffindbar Thema. Denn für selbsternannte Hüter der deut- machen wollen. schen Sprache steht nicht selten die gesamte Sprachkultur in Literatur und Medien, Verwaltung Open Access verfolgt das Ziel, wissenschaftliche und Alltag auf dem Spiel, sollten Sprachformen um Publikationen für alle Menschen frei zugänglich sich greifen, die alle Geschlechter sprachlich ein- und nutzbar zu machen. Durch die Unterstützung beziehen. Dabei werden gerne die Diskursebenen von Open Access leistet Geschlechterforschung, von Sprachgeschichte, Sprachhandeln, Linguistik die sich wissenschaftlich mit intersektionalen und dem, was jeweils als gesellschaftlich angemes- Macht- und Ausschlussmechanismen beschäftigt, sen betrachtet wird, gegeneinander verschoben. einen Beitrag zum Abbau von Zugangsbarrieren. Die Debattenwoche zum Thema „Sprache“ ver- Die größere öffentliche Sichtbarkeit ermöglicht sammelte unterschiedliche Perspektiven auf das

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in der Folge der heftigen Angriffe gegen gendergerechte Thema „Sprache und Geschlecht“ und entwirrt die Sprache zum Weltfrauentag 2019 (vgl. Hartmann 2019) vermischten Ebenen.“ meldeten sich auch Autorinnen und Autoren zu Wort. Bis dahin schien das Thema in der aktuellen gesellschaftli- chen und literarischen Debatte bestenfalls eine Neben- Damaris Nübling: rolle zu spielen...“ Sprache // Sprachwandel und Geschlecht – Zu einigen Irrtümern in der Genderdebatte Hier geht es zum Blogbeitrag vom 16. Oktober 2019: https://www.gender-blog.de/beitrag/sprache-des- „Bei der aktuellen Kontroverse darüber, ob sprachliche patriarchats/show/ Geschlechtergerechtigkeit nötig oder möglich ist und wie man sie ggf. realisiert, ist man immer auf den gegen- wärtigen Sprachzustand fixiert, der als absolut unverän- Sprache // Wer wird Millionärin? Interview mit derlich postuliert wird. Interessanterweise beschwören Prof. Dr. Luise F. Pusch viele (allen voran der Verein Deutsche Sprache (VDS)), die „Die Sprachwissenschaftlerinnen Luise F. Pusch und Senta sich gegen geschlechtergerechtes Formulieren wenden, Trömel-Plötz gelten als die Begründerinnen der feministi- die Sprachgeschichte – in der irrigen Annahme, dass das, schen Linguistik in Deutschland. Pusch hatte Professuren wofür die plädieren, es schon immer gegeben habe, dass an den Universitäten Hannover, Duisburg, Konstanz und Sprache somit stabil und unveränderlich sei, ja, dass man Münster inne. Als Herausgeberin zahlreicher Bücher inspi- ihr sogar Gewalt antue, würde man sie an neue Erforder- zierte sie mit kritischen Beiträgen die Herrenkultur, fragte, nisse anpassen. Dabei ist Sprachwandel nichts anderes ob das Deutsche eine Männersprache sei oder verlangte als die ständige Anpassung an gesellschaftliche Neuerun- zur Abwechslung mal „Alle Menschen werden Schwes- gen...“ tern“. Die Linguistin hat eine umfassende Datenbank an Hier geht es zum Blogbeitrag vom 14. Oktober 2019: Frauenbiographien erarbeitet und schreibt regelmäßig https://www.gender-blog.de/beitrag/sprachwandel- Glossen über alltägliche Sexismen...“ und-geschlecht/show/ Hier geht es zum Blogbeitrag vom 18. Oktober 2019: https://www.gender-blog.de/beitrag/sprache-inter- view-pusch/show/ Sabine Sczesny: Sprache // Wieso muss das sein?! Zum Nutzen geschlechtergerechter Sprache „Psychologische Forschung hat in den vergangenen Jahrzehnten intensiv untersucht, wie sich der Gebrauch Trans*Formationen - Cornelia von Sprache auf die Sichtbarkeit von Frauen und Männern auswirkt, mit Folgen für deren Selbstbeurteilung und Goethe Colloquien im Winter- Beurteilung durch andere. Seit vielen Jahrzehnten wird in semester 2019/20 Deutschland immer wieder, oft sehr unsachlich, über die Verwendung geschlechtergerechter Sprache diskutiert. Bedauerlicherweise finden die umfangreichen Forschungs- Die Kämpfe von Trans*Personen werden seit eini- ergebnisse jedoch in den öffentlichen Diskussionen kaum gen Jahren verstärkt sichtbar. Mit der zunehmen- Beachtung...“ den rechtlichen Anerkennung („Dritte Option“) Hier geht es zum Blogbeitrag vom 15. Oktober 2019: stellt sich in Bezug auf die Aufrechterhaltung https://www.gender-blog.de/beitrag/nutzen-geschlech- zweigeschlechtlicher Ordnungen die Frage nach tergerechter-sprache/show/ Spielregeln, Begründungen, Widerständen und Sanktionen. Gleichzeitig werden die vielfältigen Tina Hartmann: Lebensweisen, –realitäten und -erfahrungen von Sprache // Pfeile zu Wörtern – Amazonen, Müt- Trans*Personen vor allem im Kontext der Trans* und ter und die Sprache des Patriarchats Queer Studies verstärkt untersucht und diskutiert. „Niemand hat die Klage darüber, dass mit der patriar- Im Rahmen akademischer und aktivistischer Kon- chalen Sprache keine weibliche Stimme zu erheben ist, texte wird dabei ein Perspektivenwechsel initiiert: schöner gesungen als Ingeborg Bachmann in Malina. Zuvor marginalisierte Perspektiven, Erfahrungen „Hier ist keine Frau“ und „es war Mord“ endet der Roman. und Wissensproduktionen von Personen, die sich Seit Anfang des Jahres diskutieren wir endlich wieder die als nicht-binär, trans*, inter*, gendervariant oder Rolle der Sprache für eine gendergerechte Welt und den gender-nonkonform verstehen, werden ins Zent- potenziellen Beitrag der Literatur. Bereits kurz vor und rum gerückt. Aus einer neuen Position wird so ein

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Licht auf vielfältige Trans*Lebensweisen geworfen. Die sich seit zwei Jahrzehnten auch in Deutsch- Genderlehrprojekt „Weiblich – land formierenden Transgender Studies nehmen männlich – divers? Geschlech- diese Fragen in den Blick und verstehen sich expli- zit als (wissenschafts)kritisches Projekt. In Abgren- terstereotypen in der Auflö- zung von Ansätzen, die Trans*Geschlechtlichkeit sung“ als Phänomen beleuchten, an dem sich das Nor- male und Allgemeine konkretisieren lässt, setzen Im Genderlehrprojekt „Weiblich – männlich – divers die Transgender Studies Trans*Perspektiven zent- - Geschlechterstereotypen in der Auflösung?“ an ral. Ausgehend von der Infragestellung der Norm der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe werden naturalisierter Zweigeschlechtlichkeit und den Pri- sich im Wintersemester 2019/20 Seminare aus ver- vilegien, die mit der Identifikation mit einem bei schiedenen Disziplinen (Alltagskultur und Gesund- der Geburt zugewiesenen Geschlecht verbunden heit, Deutsche Sprache und Literatur, Evangelische sind (Cisgenderismus), sind Analysen medizinischer und Katholische Theologie, Geographie, Psycholo- und rechtlicher Regulierungen, unterschiedlich gie und Soziologie) über die gesamte Vorlesungs- gelagerter Diskriminierungs- und Gewalterfahrun- zeit mit dem Thema Gender befassen. gen sowie eigensinniger Existenzweisen, kulturel- ler und künstlerischer Artikulationen und Poten- Gestartet wurde das vom Gleichstellungsbüro ziale kollektiver Praktiken von Trans*Personen organisierte und koordinierte interdisziplinäre wichtige, inter/transdisziplinäre Forschungsfelder. Projekt von einer Kick-off-Veranstaltung am So können nicht nur verändernde, objektivierende 21. Oktober 2019 mit einem Vortrag von Katharina und pathologisierende Modi akademischer Wis- Kurz zum Thema „Mal unsichtbar, mal offenbar - senschaftsproduktion in Frage gestellt, sondern Gender im Design“. auch neues Wissen hervorgebracht werden. Als interdisziplinärer Ansatz weisen die Transgender Eine kleine Broschüre gibt einen Überblick über die Studies dabei vielfältige Schnittstellen mit anderen teilnehmenden Veranstaltungen und die Konzep- Forschungsperspektiven und Disziplinen auf. tion des Projekts:

https://www.ph-karlsruhe.de/fileadmin/user_upload/ Im aktuellen Colloquium werden insbesondere ph-karlsruhe.de/st/gleichstellung/pdf/19_10_15_ Fragen der Bildung und Pädagogik adressiert. Broschuere_Genderlehrprojekt_online.pdf

Konzeption: Bettina Kleiner, Marianne Schmid- Weitere Infos zum Programm: baur, Franziska Vaessen, Tina Breidenich http://ph-karlsruhe.de Koordination: Lucas Schucht

Zeit und Ort: Goethe-Universität, Campus West- Quelle: end, Theodor- W.- Adorno-Platz 6, PEG-Gebäude, https://www.ph-karlsruhe.de/events/details/mal- R. 1.G 191, jeweils mittwochs, 18-20 Uhr c.t., unsichtbar-mal-offenbar-gender-im-design-1 Der Eintritt ist frei!

Weitere Informationen und Programm:

http://www.cgc.uni-frankfurt.de/cornelia-goethe- colloquien/

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projekt ‚Neujustierungen von Männlichkeiten‘ ver- Geschlechterdifferenzen bei schiedenen Männergruppen in unterschiedlichem Twitter Alter und in verschiedenen Städten in Deutschland gestellt. Sie scheint heute nicht mehr so einfach und vor allem nicht eindeutig zu beantworten. Im Eine aktuelle Studie dokumentiert die fehlende Gegenteil, oft löst die Frage zögerliches Suchen Sichtbarkeit von Wissenschaftlerinnen auf der nach einer passenden Antwort aus. Diese Reaktion Social Media Plattform Twitter. verstehen wir als deutliches Zeichen der Reflexi- vierung und Flexibilisierung von Männlichkeiten. Die Autor*innen beschreiben vor allem geschlechts- Routinierte Erzählungen à la ‚Ein richtiger Mann spezifische Unterschiede bei der Twitter-Nutzung ist …‘, die für alle befragten Männer gleichermaßen in der Medizin, halten die Resultate ihrer Forschung gelten, sind nicht mehr verfügbar.“ aber auch relevant für andere Wissenschaftsge- biete. So haben Akademikerinnen nur etwa die Blogbeitrag: Hälfte der Follower im Unterschied zu männlichen https://www.gender-blog.de/index.php?id=403&tx_ Forschern, unabhängig von ihrer Twitter-Aktivität p2blog_pi1[post]=100&tx_p2blog_pi1[action]=show oder ihrem beruflichen Status und können daher entsprechend geringeren Einfluss ausüben. Dr. Diana Baumgarten ist Projektkoordinatorin im Projekt „Neujustierungen von Männlichkeiten“ an Quellen: der TU Dortmund und Lehrbeauftragte im Bereich Studie: Zhu JM, Pelullo AP, Hassan S, Siderowf an den Universitäten Basel und L, Merchant RM, Werner RM. Gender Differen- St. Gallen (beide CH). Ihre Forschungsgebiete sind ces in Twitter Use and Influence Among Health Familie, Mutterschaft und Vaterschaft, Konstrukti- Policy and Health Services Researchers. JAMA onen von Geschlecht; insbesondere von Männlich- Intern Med. Published online October 14, 2019. doi:10.1001/jamainternmed.2019.4027 keit.

https://jamanetwork.com/journals/ jamainternalmedicine/article-abstract/2753117

InsideHigherEd, October 15, 2019, POLITEIA-Preis der HWR Berlin: by Colleen Flaherty Rechtliche Zuordnung eines https://www.insidehighered.com/news/2019/10/15/ Kindes zu Mutter und Vater – women-have-about-half-followers-men-twitter-and- otherwise-diminished-influence noch zeitgemäß?

Für ihre herausragenden Arbeiten zur Frauen- und Geschlechterforschung wurden Studierende mit dem POLITEIA-Preis sowie mit POLITEIA-Medaillen „Wann ist man ein Mann?“ der HWR Berlin ausgezeichnet. Um die Etablierung Wandel männlicher Lebensla- der Frauen- und Geschlechterforschung zu för- dern, prämiert die HWR Berlin jedes Jahr die besten gen und Transformation von studentischen Arbeiten aus diesem Themenfeld. Männlichkeit Der POLITEIA-Preis ging in diesem Jahr an Konsu- Beitrag von Dr. Diana Baumgarten auf dem blog latssekretär Pawel Rydygier, Absolvent des Fach- interdisziplinäre geschlechterforschung: bereichs Rechtspflege.E r stellte in seiner Abschlus- sarbeit die Frage, ob eine rechtliche Zuordnung „ ‚Was bedeutet es für euch, ein Mann zu sein?‘ – eines Kindes zu Mutter und Vater gem. §§ 1591, Diese Frage haben wir für unser DFG-Forschungs- 1592 BGB noch zeitgemäß sei. Das Thema betreffe

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all die Menschen mit Kinderwunsch, die nicht dem Quellen und weitere Informationen: klassischen Familienmodell entsprechen, zum Bei- https://www.hwr-berlin.de/aktuelles/neuigkeiten/ spiel durch Samenspende, Eizell- und Embryos- neuigkeit-detail/937-politeia-medaillen-vergeben/ pende oder Leihmutterschaft Eltern werden oder sind, sagt Pawel Rydygier. Die daraus folgenden https://www.hwr-berlin.de/meta/presse/ pressemitteilungen/pressemitteilung-detail/935- abstammungsrechtlichen Probleme seien vielen rechtliche-zuordnung-eines-kindes-zu-mutter-und- nicht bewusst. Er fordert: „Der Gesetzgeber sollte vater/ meines Erachtens sowohl die soziale Elternschaft als auch das Kindeswohl bei der Zuordnung stärker in den Fokus rücken. Letztlich spielt es keine Rolle, https://www.hwr-berlin.de/politeia/ für welche Art der künstlichen Fortpflanzung ein Paar sich entschieden hat – wer die tatsächliche Elternrolle übernimmt, sollte auch die rechtliche Elternschaft erhalten. Nach 10 Jahren und 6500 Bei- Die Übergabe der POLITEIA-Medaillen durch den trägen - Neuer Genderblog Präsidenten der HWR Berlin, Prof. Dr. Andreas Zaby, fand in Anwesenheit von Dr. Ina Czyborra, löst ZtG-Blog ab wissenschaftspolitische Sprecherin der SPD-Frak- tion im Abgeordnetenhaus Berlin, statt. Beide Nach 10 Jahren und 6.500 Beiträgen hat das Zen- lobten die Wichtigkeit des Preises und das beein- trum für transdisziplinäre Geschlechterstudien druckende Engagement der Studierenden, aktu- (ZtG) das parallele Konzept von Blog und Mailing- elle gesellschaftliche Themen der Frauen- und liste aufgegeben und Raum für Neues geschafft. Geschlechterforschung zu analysieren. So hat das Zentrum einen neuen Genderblog kre- iert: Dort werden zukünftig insbesondere Ergeb- Die mit einer POLITEIA-Medaille geehrten Arbeiten nisse, Projekte und Debatten aus Forschung Lehre in diesem Jahr sind vielfältig. Franziska Brekenfel- der Gender Studies an der HU vorgestellt. Damit der beschäftigte sich mit „Betrieblicher Kinderbe- soll das Engagement der Forschenden, Lehren- treuung für kleine und mittlere Innovationsunter- den sowie der Studierenden an der HU sichtbar nehmen als Maßnahme zur Mitarbeiterbindung“. gemacht und wertgeschätzt werden. Außerdem Ein arbeitsmarktpolitisches Thema untersuchte werden Neuigkeiten vom ZtG, Veranstaltungsan- Annika Felske: „Spezifische Herausforderungen kündigungen, Neuerscheinungen und Personen, der Arbeitsmarktintegration geflüchteter Frauen“. wie beispielsweise Mitarbeiter_innen, Koopera- Nina Skorna und Elisabeth Zieger widmeten sich tionspartner_innen und Absolvent_innen, vor- den Entwicklungen im Nonprofit-Sektor: „Gender gestellt. Insofern wird dieser Blog auch das halb- Diversity im Nonprofit-Sektor: wie steht es um die jährlich erscheinendes Bulletin-Info ersetzen. Der Führungsebenen von morgen? – Eine Befragung ehemalige ZtG Blog ist archiviert, die bewährte ausgewählter Studierender in Deutschland.“ zentrum-news-Mailingliste bleibt bestehen.

Seit 2001 prämiert die HWR Berlin die besten Das Team des Zentrums für transdisziplinäre Studierendenarbeiten aus allen Studienfächern Geschlechterstudien (ZtG) freut sich über Besuche zur Frauen- und Geschlechterforschung mit dem auf dem neuen Genderblog! POLITEIA-Preis. Der Preis ist mit 1.000 Euro dotiert, https://genderblog.hu-berlin.de/ zusätzlich werden bis zu drei Medaillen mit je 400 Euro verliehen.

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questions such as: to what extent the raising need for care provision put extra-burden on women shoulders CfP: Freiburger Zeitschrift für in post-communist societies? How does migration for Geschlechter Studien(fzg) - working in care services contribute to the re-shaping of gender roles inside families? Who takes over the care Digitalisierung,Geschlecht und work when women are abroad? Does the gender balance Intersektionalität in care work change when there is more to do? What is the size of „nanny phenomenon“ in the region and what is the impact of women‘s migration for work in care services „Kaum ein Begriff verfügt aktuell über eine derartige Ver- on their own families? breitung und diskursive Offenheit wie die Digitalisierung. Unter diesem in seiner Bedeutung nicht ganz abschlie- This special issue of Analize welcomes both theoretical ßend geklärten Dachbegriff vereinen sich zahlreiche and empirical contributions tackling the connection bet- technologische, politische, soziale, ökonomische, recht- ween demographic change, transformation of care work liche und praktische Fragen und Szenarien, die oftmals and gender roles in post-communist societies.“ nahtlos in Dystopien bzw. Utopien aufgehen. So dient die Digitalisierung etwa als buzzword der Infrastrukturpolitik, Issue Coordinators: Mălina Voicu (Research Insti- wenn etwa die Bundesregierung Deutschland den flächen- tute for the Quality of Life, Romanian Academy) deckenden Ausbau von Breitbandinternetverbindungen fördert. Weitere Diskurse spielen auf technologische and Delia Bădoi Innovationen an, die etwa eine optimierte Vernetzung, Geschwindigkeit und Autonomie im Datenfluss sowie der Extended Deadline: November, 15. Speicherung, Verbreitung, Sicherheit und Zugangsmög- lichkeiten zu digitalen Daten versprechen. Angefangen bei http://www.analize-journal.ro/call-for-papers-1 Kommunikationstechnologien und individueller Mobi- lität (,selbstfahrende Autos‘) über Produktionsstätten der Fabrik 4.0 und Logistik hin zu den Arten und Weisen der Datenverarbeitung selbst: machine learning, deep learning und künstliche Intelligenz sowie die Algorithmen CfP: Feminist Responses to auf denen sie basieren, haben ein völlig neues Paradigma geschaffen.“ Populist Politics

Einreichung bis 31.03.2020. Issue of Volume 25 of EJES (The European Jour- nal of English Studies) that will be published in Weitere Informationen entnehmen Sie bitte dem 2020-2021. Call for Papers:

http://www.fzg.uni-freiburg.de/de/CfPfzg27_2021dt. Guest editors: Mónica Cano Abadía (University of Graz), engl..pdf Sanja Bojanić (University of Rijeka), Adriana Zaharijević (University of Belgrade) „ ‚Populism’ is as slippery a term as the political soil it rhizomes in. During the last decade, it has been tested in political reality on numerous occasions and with CfP: AnaLize - Journal of Gen- varying outcomes. The distinction between right and left populisms has also become a staple in everyday acade- der and Feminist Studies mic, policy, and civil society discourses. On the left or the right, populisms often act as a bogeyman, as a threat to politics as usual, and as a sure sign that the world is, yet Special issue on Care work at home and abroad. again, out of joint. But are these misgivings of any subs- „Demographic changes, technological development and tance? Perhaps the world is actually disjointed. It may be the transformation of social policies addressing the that populisms, left or right, fill in the cracks and fissures new societal challenges are among the factors that are that have been lain open for only a short period of time, re-shaping care work in the past decades around the one that coincides with decades of sustained feminist globe...“ efforts to change the world for the better. Despite the gains, much of what has been won is now being brought „The current issue focuses on the countries in Central to a halt – and it seems that populisms play their share and Eastern Europe, aiming to answer to several research in this stoppage. It is therefore vital to ask what feminist

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responses to populisms could be. Can the answer to this question be reduced to the issue of political allegiance, Redaktionsschluss ist der 18.11.2019 or is it a matter of needing to adjust to new political https://www.netzwerk-fgf.nrw.de/fileadmin/media/ realities? Would this imply then embracing these realities media-fgf/download/cfp/CfP_Journal_45.pdf as well? What is the role that populisms now play in shaping the relationship between radical and mainstream ? If we claim that feminism has always been populist to a certain extent, then we have to have a clear notion of the populus at its core. Alternatively, we might categorically posit that feminist populism is a contradic- Offener Call der Zeitschrift tion in terms and therefore also reject the possibility of GENDER left populist feminisms. This special issue addresses feminist visions of politics as a different answer to populisms’ challenges. Für den Offenen Teil der GENDER. Zeitschrift We wish to mark ambivalences and name conceptual für Geschlecht, Kultur und Gesellschaft werden reasons for why it is insufficiently daring or even reac- Autor_innen eingeladen, Beiträge aus unter- tionary to place feminist emancipatory strategies close schiedlichen Disziplinen einzureichen, in denen to politically divisive contemporary tendencies. Instead, sie sich aus theoretischer oder empirischer Per- we call for a return to notions of feminist resistance and spektive mit den Geschlechterverhältnissen in resilience – notions that put an emphasis on agency, verschiedenen gesellschaftlichen und kulturellen change, and hope in the face of the grave challenges we are faced with around the world. The following topics Bereichen auseinandersetzen. Die GENDER ist ein may be addressed: What does ‘feminist populism’ refer interdisziplinäres Forum für die deutschsprachige to? To what does feminist resistance to populism refer? Frauen- und Geschlechterforschung mit Schwer- How does feminist resilience function? What are the punkten in den sozial- und kulturwissenschaftli- consequences, challenges and possible solutions that chen Disziplinen. Erwünscht sind daher Beiträge feminist resilience can bring about in civil society and aus Politikwissenschaft, Film- und Medienwissen- institutions?“ schaft, Soziologie, Kommunikationswissenschaft, Detailed proposals (up to 800 words) for full essays Literaturwissenschaft, Geschichtswissenschaft, (7,500 words), as well as a short biography (max. 100 Erziehungswissenschaft, Kunstgeschichte, Psycho- words) should be sent to all of the editors by logie, Religionswissenschaft u. v. m. Zugleich sind 31 December 2019: Mónica Cano Abadía (monica. auch Fragestellungen aus dem naturwissenschaft- cano-abadia(at)uni-graz(dot)at), Sanja Bojanić lich-technischen Bereich, z. B. aus der Medizin, (sanja.bojanic(at)uniri(dot)hr), Adriana Zaharijević der Gesundheitswissenschaft, der Ökologie, der (zaharijevic(at)instifdt.bg.ac(dot)rs)​„ Umweltforschung und den Ingenieurwissenschaf- ten, sehr willkommen. Bei Fragen wenden Sie sich bitte an die Redaktion unter: [email protected]. Weitere Infor- mationen finden Sie außerdem im Call for Papers sowie Call for Papers: Journal 45 auf der Website der Zeitschrift GENDER. https://www.netzwerk-fgf.nrw.de/fileadmin/media/ des Netzwerks Frauen- und media-fgf/download/cfp/Offener_Call_GENDER_2018. Geschlechterforschung NRW pdf Abgabe bis 31.12.2019 | Papersprache deutsch Für das kommende Journal lädt die Redaktion ein, und englisch aus aktuellen Projekten zu berichten, Diskussions- beiträge aus dem Kontext der Genderforschung Sie finden diese und weitere aktuelle Calls auf beizusteuern sowie auf Netzwerk-Neuigkeiten, der CEWS-Homepage: Personalia oder Neuerscheinungen hinzuweisen. Auch Tagungsberichte und Rezensionen sind will- https://www.gesis.org/cews/news-events/call-for- kommen. papers

CEWSJournal Nr. 120| 29.10.2019 60 09 diversity, antidiskriminierung, …

diversity, antidiskriminierung, intersektionalität

Einerseits sehen sie einen Wert in der Vielfalt, die Vielfalt am Arbeitsplatz: „Diver- dazu führen kann, dass verschiedene Sichtweisen sität ist wichtig, aber nicht in eingebracht werden, neue Ideen und innovative Lösungen entstehen. Anderseits vermuten sie, dass meinem Team!“ es schwierig sein könnte, mit einer Person zusam- menzuarbeiten, die ganz andere Perspektiven hat, Diversität am Arbeitsplatz gilt als sehr wünschens- eine andere Sprache spricht oder einen anderen wert, bei der konkreten Umsetzung hapert es aber Arbeitsstil pflegt. noch häufig. Eine neue Studie zeigt, dass Menschen Diversität eher bei anderen favorisieren, für sich Die konkrete Bewertung von Diversität ist abhän- selber es dagegen vorziehen, mit Personen zusam- gig von der Entscheidungsperspektive. Aufbauend menzuarbeiten, die ihnen möglichst ähnlich sind. auf bestehenden Theorien, zeigen die Forschenden, Über diesen Befund berichtet ein Forschungsteam dass die Bedenken zur Umsetzbarkeit von Diversität der Universitäten Basel und Koblenz-Landau in der stärker ins Gewicht fallen, wenn die eigene Person Fachzeitschrift „Journal of Experimental Social betroffen ist. Geht es also um die eigene Arbeits- Psychology“. gruppe, bevorzugen Menschen eher Teammitglie- der, die ihnen ähnlich sind. Entscheiden Menschen Viele Webseiten von grossen Unternehmen beto- hingegen für andere Personen, steht dies weniger nen heutzutage die Wichtigkeit von Diversität im Fokus. In der Regel wird dann auch ein Team oder Vielfalt. Ein Blick in aktuelle Statistiken zeigt mit einer höheren Diversität zusammengestellt. jedoch, dass die typische Führungskraft in der Regel immer noch weiss und männlich ist. Offensichtlich Konsequenzen unterschiedlicher Präferenzen: Im gibt es eine Abweichung zwischen der Absicht zu Ergebnis bedeutet dies, dass Organisationen diver- Diversität und der unternehmerischen Realität. ser werden könnten, wenn Einstellungs- und Team- entscheide nicht (nur) von den direkt Betroffenen, Ein Forschungsteam unter der Leitung von sondern (auch) von anderen Personen getroffen Dr. Mariela Jaffé von der Fakultät für Psychologie werden, die später nicht unmittelbar in die Tages- der Universität Basel hat diese Abweichung nun arbeit der Gruppe involviert sind. aus sozialpsychologischer Sicht untersucht. Dafür wurden vier Studien mit einer Stichprobe von ins- „Die Forschung zeigt, dass die Wahrnehmung und gesamt 605 Personen durchgeführt. Die Ergebnisse Bewertung von Diversität wichtige Implikationen zeigen, dass es einen wichtigen Unterschied aus- für die Entscheidung von Menschen hat“, erklärt macht, ob Menschen bei der Auswahl von Mitar- Jaffé. „Im nächsten Schritt wäre es wichtig, diese beitenden für sich selbst oder für Dritte entschei- Bewertung besser zu verstehen, um Bedenken den. bezüglich etwaiger Nachteile von Diversität zu dis- kutieren und aufzulösen. So könnte erreicht wer- Wie bewerten Personen Diversität? Menschen den, dass Menschen auch eine ihnen unähnliche können Diversität sehr differenziert bewerten. Person für das eigene Team auswählen.“

CEWSJournal Nr. 120| 29.10.2019 61 09 diversity, antidiskriminierung, …

Wissenschaftliche Ansprechpartnerin: Dr. Mariela Jaffé, Universität Basel, Fakultät für Psychologie, Internationale Diversity & Tel. +41 61 207 06 14, E-Mail: mariela.jaffe(at) Inclusion Study: Ein Drittel unibas(dot)ch der befragten Berufstätigen in Originalpublikation: Deutschland erlebt Diskriminie- rung Jaffé, M. E., Rudert, S. C., & Greifeneder, R. You should go for diversity, but I‘d rather stay with similar others: Social distance modulates Arbeitgeber überbieten sich derzeit darin, sich mit the preference for diversity. ihrem Engagement für Vielfalt und Weltoffenheit Journal of Experimental Social Psychology (2019), zu brüsten. Zu wichtig ist dieser Aspekt für die Job- doi: 10.1016/j.jesp.2019.103881 suche geworden und zu groß die Angst, dringende benötigte Fachkräfte durch mangelnde Kompetenz https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/ in diesem Bereich abzuschrecken. Wie sieht aber S0022103118304906?via%3Dihub die Realität von Berufstätigen in Deutschland aus? Quelle und weitere Informationen, PM -Universi- Erleben Sie Diskriminierung am Arbeitsplatz? tät Basel, 12.09.2019 Glassdoor veröffentlicht Ergebnisse der interna- https://www.unibas.ch/de/Aktuell/News/Uni-Research/ Vielfalt-am-Arbeitsplat-Diversitaet-ist-uns-sehr- tionalen Diversity & Inclusion Study wichtig--aber-nicht-in-meinem-Team-.html Glassdoor, eine der größten Job- und Recruiting- Plattformen weltweit, ist diesen Fragen mit der Bitte lesen Sie auch: internationalen “Diversity & Inclusion Study 2019” Our Job To Be Done: Status Diversity mit Thomas nachgegangen, die Einblicke in alltäglich erlebte Sattelberger Diskriminierung bei der Arbeit in Deutschland, „Wo stehen deutsche Unternehmen und die Gesellschaft Großbritannien, Frankreich und den USA ermög- wirklich bei Diversity? In welchen Bereichen funktioniert licht. Mehr als ein Drittel der befragten deutschen Vielfalt bereits gut und was gilt es konkret zu tun, um Berufstätigen gab an, bereits Diskriminierung diese weiter zu fördern? Ein Austausch mit Thomas Sat- am Arbeitsplatz selbst erfahren oder beobachtet telberger.“ Ein Beitrag von Johannes Ceh auf lead-digital. zu haben. Die Umfrage wurde unter 645 deut- de. schen Berufstätigen im Juli 2019 durchgeführt. https://www.lead-digital.de/our-job-to-be-done- Gleichzeitig förderte eine Analyse von Stellenan- status-diversity-mit-thomas-sattelberger/ zeigen auf Glassdoor zu Tage, dass Arbeitgeber in Deutschland ihre Anstrengungen für Vielfalt und Inklusion im Vergleich zum Vorjahr verstärkt haben, indem sie 79% mehr Jobs in diesem Bereich ausgeschrieben haben.

Benachteiligung aufgrund des Geschlechts mit 24% am häufigsten angegeben

Die Umfrageergebnisse legen den Schluss nahe, dass die Wirklichkeit in Unternehmen in Deutschland nicht mit der schönen Fassade, die Toleranz und Offenheit suggerieren möchte, Schritt halten kann. 37% der befragten Berufstätigen haben bereits in einer Form Diskriminierung am Arbeitsplatz selbst erfahren oder beobachtet. Nach spezifischen For-

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men der Benachteiligung gefragt, rangiert die Dis- tendenziösen Daten arbeiten und auf eigentlich kriminierung aufgrund des Geschlechtes mit 24% geschützte Merkmale zurückgreifen“, so der Autor. an erster Stelle. Gefolgt von Altersdiskriminierung Hierzu gehören vor allem Alter, Geschlecht, ethni- mit 22%, Rassismus mit 21% oder Benachteiligung sche Herkunft, Religion, sexuelle Orientierung oder aufgrund von sexueller Orientierung mit 15%. In Behinderungen. allen Fällen wurden die Umfrageteilnehmenden danach gefragt, ob sie diese Art der Diskriminie- Welche Ursachen diese Formen der Diskriminierung rung bereits selbst am Arbeitsplatz selbst erfahren haben, wie sie sich auf die Gesellschaft auswirken oder beobachtet haben. und sich Diskriminierungsrisiken künftig verrin- gern lassen, hat Carsten Orwat im Auftrag der Quelle und weitere Informationen: PM - Glass- Antidiskriminierungsstelle des Bundes eingehend door, 23.10.2019 untersucht. Die Studie „Diskriminierungsrisiken durch Verwendung von Algorithmen“ veranschau- https://www.glassdoor.de/blog/ein-drittel-der- befragten-berufstaetigen-in-deutschland-erlebt- licht anhand von 47 Beispielen, wie Algorithmen diskriminierung/ auf unterschiedliche Weise diskriminieren können und wie man dies nachweisen kann.

Immobilien, Kredite, Justiz und mehr: Vielfältige Beispiele für Diskriminierungsrisiken Diskriminierungsrisiko: Vom Algorithmus benachteiligt Der Autor der Studie beschreibt beispielsweise Vor- gänge auf dem Immobilien- und Kreditmarkt oder im Strafvollzug. In den USA gebe es mehrere doku- Studie des KIT zeigt vielfältige Möglichkeiten der mentierte Fälle, in denen die Algorithmen Sozialer Ungleichbehandlung – und empfiehlt präventive Medien Wohnungsanzeigen zugelassen hätten, die Maßnahmen durch den ‚Fair Housing Act‘ geschützte Personen- gruppen nicht zu sehen bekamen – etwa Migran- Nicht nur Unternehmen, auch staatliche Institu- ten, Menschen mit Behinderung oder Nicht-Wei- tionen setzen verstärkt auf automatisierte Ent- ßer Hautfarbe, so der Studienautor. In Finnland scheidungen durch algorithmenbasierte Systeme. wurde ein Kreditinstitut zu Strafzahlungen verur- Ihre Effizienz spart Zeit und Geld – birgt jedoch teilt, weil sein Algorithmus bei der automatisierten vielfältige Gefahren der Benachteiligung einzel- Online-Kreditvergabe Männer gegenüber Frauen ner Menschen und ganzer Bevölkerungsgruppen. und finnische gegenüber schwedischen Mutter- Zu diesem Ergebnis kommt eine jetzt vorgestellte sprachlern bei der Kreditvergabe benachteiligte. Studie der Technikfolgenabschätzung des Karlsru- Eine Ungleichbehandlung, die nach dem finni- her Instituts für Technologie (KIT) im Auftrag der schen Antidiskriminierungsrecht verboten ist. US- Antidiskriminierungsstelle des Bundes. amerikanische Richter arbeiten bei der Entschei- dung über vorzeitige Haftentlassungen mit einem Ob bei der Kreditvergabe, der Auswahl neuer Mit- umstrittenen System, das Risikoscores berechnet. arbeitender oder bei juristischen Entscheidungen Journalisten- und Menschrechtsverbände kritisie- – in immer mehr Bereichen werden Algorithmen ren, dass das System das Rückfallrisiko von Schwar- dazu eingesetzt, menschliche Entscheidungen zen Menschen systematisch zu hoch bewertet. vorzubereiten oder sie ihnen gleich ganz abzu- nehmen. „Dass dies zwangsläufig zu objektiveren „Bei Systemen des maschinellen Lernens wird es und damit faireren Entscheidungen führt, erweist häufig problematisch, wenn KI-Systeme mit Daten sich heute leider oft als Trugschluss“, so Carsten trainiert werden, die Ungleichbehandlungen oder Orwat, vom Institut für Technikfolgenabschätzung Stereotypen abbilden“, erklärt Carsten Orwat. und Systemanalyse (ITAS) des KIT. „Kritisch wird „Dann spiegeln auch die so erzeugten Algorith- es insbesondere dann, wenn die Algorithmen mit men die Ungleichbehandlungen oder Stereotypen

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wider. Werden Daten verarbeitet, die Bewertungen von Menschen über anderer Menschen beinhal- Make Wikipedia diverse! BIH- ten, so können sich Ungleichheiten und Diskrimi- Diversithon während der Berlin nierungen sogar verbreiten oder verstärken.“ Das zeigte sich beispielsweise in den USA bei einem Science Week System für Lebensmittel- und Gesundheitskontrol- len, das auf diskriminierenden Bewertungen von Während der Berlin Science Week veranstaltet das Restaurants basierte. Berlin Institute of Health am 6.11.2019 einen BIH- Diversithon. Empfehlungen zur Regulierung Der Diversithon ist ein Wikipedia Edit-a-thon mit Die Gesellschaft muss diese Ungleichbehandlungen dem Ziel, die Sichtbarkeit von Wissenschaftle- aber nicht tatenlos hinnehmen. Die Studie nennt rinnen und anderen in den Lebenswissenschaften mehrere Ansatzmöglichkeiten, um Diskriminierun- unterrepräsentierten Gruppen zu erhöhen. Das BIH gen bei algorithmenbasierten Differenzierungen lädt dazu Teilnehmer*innen aus der Wissenschaft zu begegnen. „Am sinnvollsten erscheinen präven- und der Medizin ein. tive Maßnahmen“, sagt Carsten Orwat. So könnten Firmen ihr Personal bzw. ihre IT-Mitarbeitenden Nur 17,7% der englischsprachigen und 15,6% von Antidiskriminierungsstellen beraten lassen. der deutschsprachigen Biografien bei Wikipedia Diese Angebote könnten auch dazu sensibilisieren, handeln von Frauen. Auch People of Colour und nur solche Datensätze zu verwenden, die keine Wissenschaftler*innen anderer Ethnien sind unter- diskriminierenden Praktiken oder Ungleichheiten repräsentiert. Das BIH möchte dieses Ungleichge- widerspiegeln. wicht ändern und lädt daher zu einem Diversithon ein. Das Ziel sei es, so Orwat, dass Algorithmen in Zukunft „diskriminierungsfrei by design“ werden. Der Workshop beginnt um 14 Uhr mit einem Vor- Dazu müssten Programme bereits während ihrer trag von Dr. Jess Wade, preisgekrönte Physikerin Entwicklung geprüft werden. Letztlich gehe es am Imperial College, London, und eine der „Ten dabei immer um den Schutz von gesellschaftlichen People who Mattered” 2018 der Zeitschrift Nature, Werten wie Gleichheitsziele oder Schutz der freien über die Gründe, warum so wenige Wissenschaft- Entfaltung der Persönlichkeit. Damit diese auch lerinnen auf Wikipedia zu finden sind und die Fol- angesichts der rasanten Entwicklungen von „Big gen, die dieses Nicht-Vorhandensein für sie hat . Data“ und KI gewährt bleiben, sei es an verschie- denen Stellen nötig, das Antidiskriminierungs- und Kelly Forster, Wikimedian of the Year 2017, gibt Datenschutzrecht zu verbessern. anschließend eine Einführung in die Wikipedia Welt und dann haben die Teilnehmer*innen die Die vollständige Studie als PDF zum Download: Gelegenheit, selbst Wikipedia Einträge zu erstellen und zu bearbeiten. Zum Ausklang des Workshops https://www.antidiskriminierungsstelle.de/SharedDocs/ Downloads/DE/publikationen/Expertisen/Studie_ wird zu Snacks und Getränken eingeladen. Diskriminierungsrisiken_durch_Verwendung_von_ Algorithmen.html Die Veranstaltung findet auf Englisch statt, die Teilnehmer*innen können ihre Artikel aber auch Quelle: PM - KIT, 14.10.2019 auf Deutsch verfassen.

https://www.kit.edu/kit/pi_2019_135_ diskriminierungsrisiko-vom-algorithmus-benachteiligt. Wikipedia Kenntnisse sind nicht notwendig, Enthu- php siasmus und ein Laptop genügen. Das BIH hält eine Liste bereit mit Wissenschaftler*innen der bisher unterrepräsentierten Gruppen, die einen Wikipedia Eintrag auf Deutsch oder Englisch erhalten sollten.

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Gern können die Teilnehmer*innen aber auch selbst schließlich oder überwiegend Männer als Täter an. Vorschläge herausragender Wissenschaftler*innen mitbringen, über die sie schreiben wollen. Die Studie zeigt außerdem, dass die Betroffenen sexuelle Belästigung vielfach als erniedrigend und Veranstaltungsort: Berlin Institute of Health, abwertend sowie auch als bedrohlich empfanden. Anna-Louisa-Karsch-Str.2 in 10178 Berlin. So sagten 48 Prozent der betroffenen Frauen, sie hätten sich durch die Belästigung mittel bis sehr Anmeldung und weitere Informationen über die stark erniedrigt und abgewertet gefühlt (Männer folgende Website: 28 Prozent). Von mittelstarken bis sehr starken psychischen Belastungen berichteten 41 Prozent http://www.bihealth.org/en/diversithon der Frauen und 27 Prozent der Männer. 30 Prozent der Frauen und 21 Prozent der Männer empfanden die Situation als mittel bis stark bedrohlich.

Jede elfte Person hat in den Wie gehen Betroffene mit Belästigungserfah- vergangenen drei Jahren Beläs- rungen am Arbeitsplatz um? Die Mehrheit der Betroffenen gab an, sich unmittelbar nach der tigung im Job erlebt Belästigung verbal gewehrt zu haben (66 Pro- zent). In späterer Folge wandten sich vier von zehn Sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz ist nach wie Betroffenen sexueller Belästigung an Dritte, davon vor stark verbreitet. Das zeigt eine Studie im Auf- am häufigsten an Kolleginnen und Kollegen (47 trag der Antidiskriminierungsstelle des Bundes, Prozent), Vorgesetzte (36 Prozent), Freundinnen/ die am 25. Oktober veröffentlicht wurde. Jede elfte Freunde oder Familie (15 Prozent) oder Beratungs- erwerbstätige Person (neun Prozent der Befrag- stellen bzw. therapeutische Einrichtungen (elf Pro- ten) hat demnach in den vergangenen drei Jah- zent). Umgerechnet auf alle Betroffenen haben ren sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz erlebt. damit nur vier Prozent eine professionelle Unter- Frauen waren mit einem Anteil von 13 Prozent stützung in Beratungsstellen und anderen Einrich- mehr als doppelt so häufig wie Männer (fünf Pro- tungen gesucht. zent) betroffen. Mehr als 40 Prozent aller Beschäftigten hatten Mehr als die Hälfte (53 Prozent) der Belästigungen keine Kenntnis über betriebsinterne Beschwerde- ging von Dritten - Kundinnen und Kunden, Pati- stellen bei Diskriminierung und sexueller Belästi- entinnen und Patienten, Klientinnen und Klienten gung. Gesetzlich sind nach § 13 des Allgemeinen – aus. Bei 43 Prozent der belästigenden Personen Gleichbehandlungsgesetzes (AGG) alle Arbeitgeber handelte es sich um Kolleginnen und Kollegen; bei verpflichtet, eine betriebsinterne Beschwerdestelle 19 Prozent waren es Vorgesetzte oder betrieblich einzurichten und Informationen über solche Stel- höhergestellte Personen. len bekannt zu machen.

Der Studie zufolge wurden von den Betroffenen Die Studie „Strategien im Umgang mit sexueller am häufigsten verbale Belästigungen wie sexu- Belästigung am Arbeitsplatz – Lösungsstrategien alisierte Kommentare (62 Prozent) oder Beläs- und Maßnahmen zur Intervention“ wurde von tigungen durch Blicke und Gesten (44 Prozent) Juni 2018 bis Mai 2019 durchgeführt, geleitet von genannt. Unerwünschte Berührungen oder kör- Vertr. Prof. Dr. Monika Schröttle am Institut für perliche Annäherungen erfuhren rund ein Viertel empirische Soziologie an der Universität Erlangen- (26 Prozent) der Betroffenen. Bei den meisten Nürnberg (ifes). Sie beinhaltet eine vom Bielefel- Belästigungserfahrungen handelte es sich nicht der SOKO Institut durchgeführte repräsentative um einmalige Vorfälle – acht von zehn der Befrag- Telefonbefragung von 1.531 Personen, die in den ten erlebten mehr als eine solche Situation. Darü- vergangenen drei Jahren beschäftigt waren (inklu- ber hinaus gaben 82 Prozent der Betroffenen aus- sive Auszubildenden,Praktikantinnen/Praktikanten

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und Selbständigen), einen qualitativen Studienteil mit Vertiefungsinterviews von Betroffenen sowie Menschenrassen gibt es nicht Fokusgruppendiskussionen mit verschiedenen Ziel- gruppen. Daneben wurden Rechtsfälle ausgewer- Der Präsident der Friedrich-Schiller-Universität tet. Jena und der Vorstand der Deutschen Zoologi- schen Gesellschaft unterstützen die anlässlich der Die Antidiskriminierungsstelle des Bundes star- 112. Jahrestagung der Deutschen Zoologischen tet zeitgleich zur Veröffentlichung der Studie die Gesellschaft in Jena vorgestellte Erklärung, die den Informationskampagne #betriebsklimaschutz, die Begriff „Rasse“ als rassistisches Konstrukt aufdeckt. Arbeitgebern Hilfestellungen gibt, wie sie effektiv Mit der „Jenaer Erklärung“ rufen die Verfasser ihren Schutzpflichten nachkommen und sexueller dazu auf, den Ausdruck nicht länger zu verwenden Belästigung vorbeugen können. und sich gegen rassistische Diskriminierung einzu- setzen.

„Umgang mit sexueller Belästigung am Arbeits- https://www.uni-jena.de/190910_JenaerErklaerung. platz - Lösungsstrategien und Maßnahmen zur html Intervention“ Am 9. August jährte sich zum 100. Mal der Todes- https://www.antidiskriminierungsstelle.de/SharedDocs/ tag des Jenaer Professors Ernst Haeckel, der als Downloads/DE/publikationen/Expertisen/Umgang_ „deutscher Darwin“ zum bekanntesten deutschen mit_sexueller_Belaestigung_am_Arbeitsplatz. html?nn=6575434 Zoologen und Evolu­tionsbiologen avancierte. Als Begründer der Stammesgeschichtsforschung hat Kurzfassung „Umgang mit sexueller Belästigung er durch seine Anordnung von Menschen„rassen“ am Arbeitsplatz - Lösungsstrategien und Maß- in einem „Stammbaum” zu einem angeblich wis- nahmen zur Intervention“ senschaftlich begründeten Rassismus beigetragen.

https://www.antidiskriminierungsstelle.de/SharedDocs/ Downloads/DE/publikationen/Expertisen/Umgang_mit_ Das Konzept der Rasse ist das Ergebnis von Ras- sexueller_Belaestigung_am_Arbeitsplatz_Kurzfassung. sismus: Die Einteilung der Menschheit in „Rassen“ html?nn=6575434 hat zur Verfolgung, Versklavung und Ermordung von Abermillionen Menschen geführt. Auch heute Quelle mit den Stellungnahmen von Bernhard noch wird der Begriff „Rasse“ im Zusam­ menhang­ Franke, kommissarischer Leiter der Antidiskrimi- mit menschlichen Gruppen vielfach verwendet. „Es nierungsstelle des Bundes und Bundesfrauenmi- gibt hierfür aber keine biologische Begründung nisterin Dr. Franziska Giffey: PM - Antidiskrimi- und tatsächlich hat es diese auch nie gegeben“, nierungsstelle des Bundes, 25.10.2019 stellen die Ver­fasser der Jenaer Erklärung fest. Und weiter: „Das Konzept der Rasse ist das Ergebnis von https://www.antidiskriminierungsstelle.de/SharedDocs/ Aktuelles/DE/2019/PK_Schroettle_Studie_Sexuelle_ Rassismus und nicht dessen Voraussetzung.“ Erst Belaestigung.html durch die wissenschaftliche Erforschung der gene- tischen Vielfalt der Menschen wurden die Rassen- konzepte endgültig als typologische Konstrukte entlarvt: „Anstelle von definierbaren Grenzen verlaufen zwischen menschlichen Gruppen gene- tische Gradienten. Es gibt im menschlichen Genom unter den 3,2 Milliarden Basenpaaren keinen ein- zigen fixierten Unterschied, der zum Beispiel Afri- kaner von Nicht-Afrikanern trennt. Es gibt – um es explizit zu sagen — somit nicht nur kein einziges Gen, welches ‚rassische‘ Unterschiede begründet, sondern noch nicht mal ein einziges Basenpaar“, so die Jenaer Wissen­schaftler. „Wir sind uns dessen

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bewusst, dass eine bloße Streichung des Wortes 1. Platz: „Bunte Hände“, Hochschule für Ange- ,Rasse‘ aus dem Sprachgebrauch Rassismus nicht wandte Wissenschaften Hamburg verhindern kann“, so der Präsident der Fried- 2. Platz: „MEDIDUS - Medizinische Flüchtlings- rich-Schiller-Universität Jena, Prof. Dr. Walter hilfe Düsseldorf“, Heinrich-Heine-Universität Rosenthal. „Wir können jedoch als Wissenschaft- Düsseldorf lerinnen und Wissenschaftler dazu beitragen, dass 3. Platz: „Mathematik für Geflüchtete“, Univer- sich Rassismus nicht weiter auf uns berufen kann. sität zu Köln In Jena hat die unheilvolle biologische Begrün- dung von Rassen ihren Anfang genommen und Die Platzierungen wurden zuvor in einem öffent- in Jena wird sie nun enden.“ Die Jenaer Erklärung lichen Online-Voting bestimmt. Die Preisgelder in schließt daher mit einem Appell an die Mitglieder Höhe von 10.000, 5.000 und 3.000 Euro sollen für ihrer Institutionen und alle in Forschung und Lehre den Ausbau und die Weiterentwicklung der Ange- Tätigen: „Sorgen wir also dafür, dass nie wieder bote im Rahmen der Initiativen eingesetzt werden. mit scheinbar biologischen Begründungen Men- schen diskriminiert werden und erinnern wir uns Studieninteressierten mit Fluchthintergrund den und andere daran, dass es der Rassismus ist, der Weg in ein Studium an einer deutschen Hoch- Rassen geschaffen hat und die Zoologie/Anthropo- schule erleichtern: Dieses Ziel verfolgt das Pro- logie sich unrühmlich an vermeintlich biologischen gramm „Welcome - Studierende engagieren sich Begründungen beteiligt hat.“ für Flüchtlinge“, das der DAAD fördert. Das Bun- desministerium für Bildung und Forschung (BMBF) Quelle und weitere Informationen: finanziert das Programm seit 2015. Allein im ver- PM - Universität Jena, 10.09.2019 gangenen Jahr profitierten nahezu 30.000 studier- fähige Geflüchtete von den vielfältigen Angeboten https://www.uni-jena.de/190910_JE.html der ehrenamtlichen Initiativen, die von Sprachtan- dems über studienvorbereitende Seminare bis hin zu Rechtsberatungen reichen.

Preiswürdig: Wie sich studenti- Aktuell nehmen bundesweit 456 ehrenamtliche sche Initiativen für Geflüchtete Studierendeninitiativen an 137 Hochschulen am Welcome-Programm teil, das das BMBF jähr- an Hochschulen einsetzen lich mit mehr als vier Millionen Euro finanziert. Jede(r ) achte Ehrenamtliche hat eine eigene Flucht- BMBF und DAAD zeichnen beispielhafte Initiativen geschichte und hatte zuvor selbst Unterstützung aus im Rahmen der Welcome-Initiativen erhalten. Der Wunsch vieler Geflüchteter etwas zurückzugeben Drei besonders herausragende Studierendeninitia- macht diese jungen Menschen zu Multiplikatoren tiven, die zur Integration studierfähiger Geflüchte- und Vorbildern für eine gelingende Integration. ter ins Studium beitragen, wurden am 16. Septem- ber in Berlin vom Bundesministerium für Bildung Quelle, Stellungnahmen von Bundesbildungsmi- und Forschung (BMBF) und dem Deutschen Aka- nisterin Anja Karliczek und DAAD-Präsidentin demischen Austauschdienst (DAAD) mit dem Wel- Prof. Margret Wintermantel sowie weitere Infor- come-Preis ausgezeichnet. mationen: PM - BMBF, 16.09.2019

https://www.bmbf.de/de/preiswuerdig-wie-sich- Der Parlamentarische Staatssekretär im BMBF studentische-initiativen-fuer-gefluechtete-an- Dr. Michael Meister und DAAD-Generalsekretärin hochschulen-einsetzen-9646.html Dr. Dorothea Rüland zeichneten drei besonders herausragende Initiativen für ihr beeindruckendes Engagement aus:

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stiftungen, preise, förderung, ausschreibungen

Förderschwerpunkt „Wissenschafts- und Hoch- Förderbekanntmachung „Wis- schulforschung“ des Bundesministeriums für Bil- senschafts- und Hochschulfor- dung und Forschung (BMBF).

schung“ Mit der vorliegenden Förderrichtlinie sollen inno- vative Forschungsansätze in der empirischen Richtlinie zur Förderung von „Nachwuchsfor- Bildungsforschung (inklusive der Hochschulfor- schungsgruppen in der empirischen Bildungsfor- schung) gefördert und gleichzeitig die natio- schung“, Bundesanzeiger vom 02.09.2019 nale Forschungslandschaft strukturell gestärkt werden. Hierfür soll insbesondere dem Bedarf an „Bildung ist unerlässlich für ein selbstbestimmtes längerfristigen Beschäftigungsperspektiven und Leben. Sie beeinflusst die Lebenschancen jedes gezielten fachlichen und überfachlichen Weiter- Menschen ebenso wie seine Möglichkeiten zur qualifizierungsmöglichkeiten im Anschluss an die gesellschaftlichen Teilhabe. Damit sind gelingende Promotion begegnet werden. Die Förderung richtet Bildungsprozesse in allen Bildungsetappen auch sich an exzellente Postdoktorandinnen und Post- eine Grundbedingung für jede demokratische doktoranden in der frühen Karrierephase. Diesen Gesellschaft. Sie sind ein Schlüssel für Wachstum, soll im Rahmen von Nachwuchsforschungsgrup- Wohlstand und eine nachhaltige wirtschaftliche pen die Möglichkeit eröffnet werden, ein eigenes Entwicklung. Das Bildungssystem bedarf konti- Forschungsprojekt zu einer Fragestellung aus der nuierlicher Weiterentwicklung, um sich den Her- empirischen Bildungsforschung zu entwickeln ausforderungen unserer Zeit zu stellen und allen, und umzusetzen. Die Leitung einer Nachwuchs- die in Deutschland leben, bestmögliche Bildungs- forschungsgruppe soll dazu beitragen, das eigene chancen zu eröffnen –unabhängig von Herkunft, wissenschaftliche Profil weiterzuentwickeln, Lei- Geschlecht, sozialem Status, religiöser oder tungskompetenzen zu erwerben sowie Berufungs- sexueller Orientierung. Dafür muss fortlaufend fähigkeit in der Wissenschaft zu erlangen oder sich geklärt werden, unter welchen Bedingungen Bil- für herausgehobene Positionen in Bildungspraxis dungsprozesse optimal gestaltet werden können. und -administration zu qualifizieren. Exzellente Bildungsforschung schafft die Wissens- grundlagen für rationale Entscheidungen in Bil- Bewerbungsschluss ist der 14. Januar 2020. dungspolitik und Bildungspraxis dadurch, dass sie Beschreibungs- und Erklärungswissen erzeugt und Förderbekanntmachung und weitere Informatio- Handlungs- und Veränderungswissen erarbeitet. nen:

https://www.bmbf.de/foerderungen/ Die Stärkung des wissenschaftlichen Nachwuchses bekanntmachung-2607.html im Bereich der Bildungsforschung ist ein wichtiger Baustein einer exzellenten Bildungsforschung und damit ein wichtiges Strukturziel im „Rahmenpro- gramm empirische Bildungsforschung“­ und dem

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kraft, das ihnen durch die unterschiedlichen Pro- Leadership-Programm der grammbausteine vermittelt wird. Humboldt-Universität zu Berlin Der Programminhalt besteht aus drei Bausteinen, die den Bedürfnissen der Teilnehmerinnen ange- Gastbeitrag von Dr. Ursula Fuhrich-Grubert und passt werden. Im Baustein zur „Kompetenzer- Dr. Anne Freese, HU Berlin weiterung in Führungsthemen“ werden fünf bis sechs eintägige Workshops zu Themen der guten Nach sieben erfahrungsreichen Durchgängen Führung bei verschiedenen Trainerinnen besucht. des Leadership-Programms für Professorinnen Die Führungsthemen umfassen beispielsweise Rol- legt die Humboldt-Universität zu Berlin (HU) ihr lenklärung, Kommunikations- und Kritikfähigkeit, erfolgreiches Personalentwicklungsprogramm Konflikt- und Zeitmanagement, Machtrhetorik neu auf. und Gesprächsführung sowie die Führung von Teams. Die Reflexion über die eigene Arbeitspra- In seinen ersten Programmdurchlauf startete das xis und der Austausch mit den anderen Teilneh- Leadership-Programm für Professorinnen im April merinnen nehmen einen besonderen Stellenwert 2013. Unter dem Dach des Caroline von Humboldt- ein. In insgesamt drei anschließenden Follow Up- Programms, dem strategischen Gleichstellungs- Workshops, jeweils einem pro Jahr, vertiefen die konzept der HU, und aus Mitteln des Zukunfts- Teilnehmerinnen einen weiteren Aspekt guter Füh- konzeptes der HU finanziert, wurde das Programm rung und treffen als Gruppe wieder zusammen. im Büro der zentralen Frauenbeauftragten pass- genau für Professorinnen in verantwortungsvol- Bereits zu Beginn des Programms nehmen die len Positionen konzipiert. Seit Programmbeginn Professorinnen als Teil des Bausteins „Führungs- haben nunmehr 35 Professorinnen der HU dieses stilanalyse und Einzelcoaching“ in Kooperation Angebot genutzt und ihre individuellen Führungs- mit der LMU München an einer qualitativ hoch- kompetenzen gestärkt und erweitert. Sie wurden wertigen, individualisierten und gendergerechten anhand ihrer Bewerbung nach bestimmten Krite- Führungsstilanalyse teil. Dies ist ein Verhaltens- rien (u.a. Verschiedenheit von Fachzugehörigkeit, und Kompetenzanalyseinstrument, das praxisnah Karrierealter, HU-Erfahrung) ausgewählt und pro auf Entscheidungsprozesse in der Wissenschaft Jahrgang zu einer Gruppe von fünf Frauen zusam- zugeschnitten ist. So erhalten die Teilnehmerinnen mengestellt. Das ganzjährige Programm sowie Einblicke in ihr Entscheidungsverhalten und in die die anschließenden Follow-Up Workshops mit Auswirkungen auf die Qualität und die Implemen- Ausnahme des Einzelcoaching nahmen die Teil- tierungschancen der getroffenen Entscheidungen. nehmerinnen als Gruppe stets gemeinsam wahr. In dem sich anschließenden Einzelcoaching mit bis Zu den Zielen des Leadership-Programms gehört zu sechs Sitzungen mit einer Coach ihrer Wahl aus die individuelle Personalentwicklung von Wis- dem Leadership-Programm können die Teilneh- senschaftlerinnen der HU, die sich aufgrund ihrer merinnen spezifische Fragen im Führungsprozess Tätigkeit bereits in einer verantwortungsvollen individuell und lösungsorientiert bearbeiten. Die Position befinden (d.h. W2/C3- und W3/C4-Pro- Vernetzung der Professorinnen wird mit dem drit- fessorinnen auf Dauerstellen) und ihre individuel- ten Baustein „Networking“ unterstützt. Ein weit- len Kompetenzen als Führungskraft erweitern und verzweigtes Netzwerk ist eine Grundvoraussetzung stärken wollen. Als Managerinnen, Sprecherinnen für erfolgreiche Führung und zukunftsträchtige und Mediatorinnen übernehmen sie ein großes Kooperationen. Ziel ist es ein interdisziplinäres Spektrum an Führungsaufgaben in der Wissen- Netzwerk aufzubauen, das über das Leadership- schaft und universitären Selbstverwaltung. Die Programm hinaus Wirkung in Richtung der För- Erfüllung dieser verschiedenen Rollen erfordert derung von Vielfalt und Chancengleichheit in der daher ein solides Wissen und reflektiertes Selbst- Wissenschaft entfaltet. Im Rahmen des Leadership- verständnis über ex- und implizite Erwartungen Programms finden jährlich folgende Netzwerk- sowie über die eigenen Fähigkeiten als Führungs- veranstaltungen über die Grenzen der Disziplinen

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und der Wissenschaft hinaus statt: eine Auftakt- das Programm derzeit auch in seinen langfristi- veranstaltung mit Programmteilnehmerinnen aller gen Auswirkungen evaluiert. Zu seinen Erfolgen Jahrgänge sowie mit einem Ehrengast aus Politik, zählt, dass nach ihrer Teilnahme am Leadership- Wirtschaft oder Wissenschaft, eine „Bergveran- Programm Professorinnen der HU u.a. folgende staltung“ mit einer Professorin „aus den eigenen höhere Ämter übernommen haben: Universitäts- Reihen“, eine Abschlussveranstaltung mit einem Präsidentin, Universitäts-Vizepräsidentin, Dekanin weiteren Ehrengast sowie übergreifende Netz- (alle Dekaninnen der HU waren Teilnehmerinnen), werkabende für Führungsfrauen unter dem Titel Institutsdirektorin und Sprecherin einer Graduate „Wirtschaft, Wissenschaft und Politik im Dialog“. School. Die letztgenannte Veranstaltung findet in Koope- ration mit Monika Schulz-Strelow, der Präsidentin An diese Erfolge möchte die Fortsetzung des Pro- des Vereins Frauen in die Aufsichtsräte (FidAR) e. V. gramms ab dem Jahr 2020 anknüpfen. Hierfür und Katja Mast, Mitglied des deutschen Bundesta- ist geplant, den Fokus auf das Thema Führung zu ges und stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende, erweitern. Zusätzlich sind Kooperationsveranstal- statt. Ziel ist es, die jeweiligen Führungsstile, Füh- tungen mit anderen universitären Leadership-Pro- rungserfahrungen und auch Führungsausbildung grammen angedacht. Aktuelle Informationen zur in Wissenschaft, Wirtschaft und Politik herauszu- Fortsetzung des Leadership-Programms werden arbeiten und sich zu vernetzen. auf der Website der zentralen Frauenbeauftragten der HU veröffentlicht. Kontinuierlich wurde das Leadership-Programm im Laufe seines siebenjährigen Bestehens wei- Kontakt und weitere Informationen: Büro der zen- terentwickelt, den Bedarfen der Teilnehmerinnen tralen Frauenbeauftragten der Humboldt-Univer- angepasst sowie unter ihrem Einfluss geformt. sität zu Berlin, Tel: +49 30 2093-12830, E-Mail: Zunächst wurde das Programm partizipativer [email protected] gestaltet, indem die Teilnehmerinnen das Thema https://frauenbeauftragte.hu-berlin.de/de/foerderung/ des letzten gemeinsamen Workshops sowie auch professorinnen/leadership der Follow Up-Workshops aus einem Themenpool gemeinsam auswählen. Des Weiteren wurde das Programm mit seiner Übertragung vom akademi- schen auf das kalendarische Jahr stärker in den Jahresrhythmus eingefasst. Mit den neu einge- Women in Tech: IUBH fördert führten Rahmenveranstaltungen Orientierungs- Frauen mit 100 Stipendien für treffen und Abschlussevaluation wurden insge- samt die Erwartungen an das Programm, seine technikorientierte Fernstudien- Leistungen und damit einhergehende Verpflich- gänge tungen sowie die dadurch erweiterten Kompeten- zen intensiver reflektiert und begleitet. Schließ- Der Anteil von Frauen in der IT-Branche ist nach wie lich erfuhr der Programmbaustein „Networking“ vor gering. In Deutschland sind gerade einmal 20 einen Zugewinn, indem die Teilnehmerinnen selbst Prozent der IT-Studierenden weiblich. In den gro- eine Netzwerkveranstaltung „aus den eigenen ßen Tech-Unternehmen wie Apple, Google, Face- Reihen“ initiierten sowie eine Kooperation mit book und Amazon fällt die Frauenquote bei den dem Verein FidAR e.V. und dem deutschen Bun- – in der Regel gut bezahlten – technischen Jobs destag für gemeinsame Netzwerkveranstaltungen ähnlich aus. Die IUBH Internationale Hochschule im Leadership-Programm eingegangen wurde. möchte Frauen bei ihrem Start in eine technische Seit seinem Beginn wird das Leadership-Programm Karriere künftig stärker unterstützen und damit regelmäßig evaluiert. So werden die Qualität der den Gender Pay Gap zwischen den Geschlechtern angebotenen Workshops sowie die Zielführung verringern: Sie vergibt 100 Stipendien exklusiv an der enthaltenen Programmpunkte sichergestellt. Frauen für alle technikorientierten Studiengänge Im Rahmen eines HU-Forschungsprojektes wird des IUBH Fernstudiums.

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Dank Onlinestudium flexibel auf die technische Karriere vorbereiten: Die neuen IUBH-Fernstudi- Visiting Scholars Program umsstipendien richten sich insbesondere an Frauen, (Summer Term 2020) die bereits berufstätig sind oder gerade in Eltern- zeit stehen – und sich bei den technologischen Entwicklungen, die die Welt verändern, mehr ein- The Call for Applications for the Visiting Scholars bringen möchten. „Wir möchten Frauen dazu moti- Program (Summer Term 2020) of the Margherita vieren, ihre Karriere neben den Herausforderungen von Brentano Center at Freie Universität Berlin des Alltags voranzutreiben – und gleichzeitig mehr (www.mvbz.fu-berlin.de) is now open! weibliche Präsenz in männerdominierten Branchen erreichen,“ so Dr. Carmen Thoma, Chief Operating Through the program, every year the MvBZ offers Officer im IUBH Fernstudium. Neben Gründen der non-stipendiary, visiting fellowships to excellent Gleichberechtigung hilft Diversität auch der Wirt- scholars who are conducting research related to schaft: Eine aktuelle Studie der Internationalen one of our current research focuses. These are: Arbeitsorganisation (ILO) bestätigt, dass Firmen ab einem Frauenanteil von 30 Prozent in Führungspo- ●● Sexual Harassment, Discrimination and Vio- sitionen profitieren, insbesondere in den Bereichen lence Kreativität, Innovation und Unternehmenskultur. ●● Knowledge Production, Power, and Gender Stipendien gelten für neun IUBH-Bachelor- und Relations in Academia and Beyond Masterprogramme mit Technikfokus: Die Bewer- bung für ein Stipendium startete am 19. Septem- ●● Digital Transformations, Gender Equality, Inclu- ber und funktioniert unkompliziert über ein kurzes siveness Statementvideo unter ●● Feminist, Diversity and Intersectional Politics https://www.iubh-fernstudium.de/women-in-tech/ Please find on this homepage the Call for Summer Term 2020. Deadline for applications is November Die insgesamt 100 Stipendien setzen sich aus 30, 2019. 10 Vollzeitstipendien und 90 Teilzeitstipendien zusammen. Sie werden von September 2019 bis In case of any further questions please do not hes- einschließlich Juni 2020 für alle 14 technikorien- itate to contact tierten IUBH-Fernstudiengänge auf Bachelor- und Masterniveau gegeben, darunter B.A. Digital Busi- Dr. Sabina García Peter, E-Mail: sabina.garcia. ness, B.Sc. Informatik oder M.Sc. Artificial Intelli- peter(at)fu-berlin(dot)de. gence. Um die Stipendiatinnen bestmöglich auf https://www.mvbz.fu-berlin.de/ausschreibungen/calls/ ihrem Karriereweg zu unterstützen, erhalten sie index.html während und nach ihrem Studium Zugang zu Kar- rierecoaches und einem internen Karrierenetzwerk. Bitte beachten sie auch die Ausschreibungen in Quelle: PM - IUBH, 19.09.2019 den anderen Rubriken dieses Journals und die Liste https://idw-online.de/de/news723827 Förderprogramme für Frauen in Wissenschaft und Forschung Stand: Juli 2019

https://www.gesis.org/fileadmin/cews/www/download/ FrauenF%C3%B6Prog_standjuli2019.pdf

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nen ab sofort exzellente und international aner- Preise kannte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die in den von der Stiftung geförderten Disziplinen und Förderbereichen herausragende Forschungs- leistungen erzielt haben und weitere erwarten las- sen. Der Gerda Henkel Preis ist mit 100.000 Euro dotiert und wird in einem Turnus von zwei Jahren Dr. Wilhelmy-VDE-Preis vergeben. Der Schwerpunkt der Förderung der Gerda Henkel Stif- Alle Elektroingenieurinnen, die 2019 ihre Disser- tung liegt auf den Historischen Geisteswissenschaften. tation mit Bestnoten abschließen und dabei nicht Die Stiftung nimmt Vorschläge für Forscherinnen und älter als 35 Jahre sind, können sichür den mit 3.000 Forscher der Disziplinen Archäologie, Geschichtswis- Euro dotierten Dr. Wilhelmy-VDE-Preis bewerben. senschaften, Historische Islamwissenschaften, Kunst- geschichte, Rechtsgeschichte, Ur- und Frühgeschichte sowie Wissenschaftsgeschichte entgegen. Pro Jahr wird der Preis an bis zu drei Ingenieu- rinnen verliehen. Neben einem herausragenden Quelle und weitere Informationen: Promotionsabschluss muss die Doktorandin ihre PM - Gerda Henkel Stiftung, 17.10.2019 Dissertation im deutschsprachigen Raum verfasst https://www.gerda-henkel-stiftung.de/ haben. Der VDE und die Dr. Wilhelmy-Stiftung pressemitteilung?page_id=120839#top haben den Preis 2014 ins Leben gerufen, um junge Nachwuchswissenschaftlerinnen der Elektro- und https://www.gerda-henkel-stiftung.de/preis Informationstechnik zu fördern. Die Dr. Wilhelmy- Stiftung stellt für das Programm pro Jahr eine För- dersumme von bis zu 9.000 Euro für maximal drei Preisträgerinnen zur Verfügung. Für die Durchfüh- Ursula M. Händel-Tierschutz- rung des Programms ist der VDE verantwortlich. preis

Bewerberinnen können ihre Dissertation bis zum 31. März 2020 beim Ausschuss Elektroingenieu- Ziel des mit bis zu 80 000 Euro dotierten Ursula M. rinnen im VDE einreichen. Händel-Tierschutzpreises ist die Auszeichnung von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, die Weitere Informationen sich besonders um die Förderung des Tierschutzes in Wissenschaft und Forschung verdient machen. https://www.vde.com/de/elektroingenieurinnen/preise- ehrungen/wilhelmy-vde-preis/wilhelmy-vde-preis- Der Preis wird für wissenschaftliche Forschungs- preisaufruf projekte vergeben, die dazu beitragen, die Belas- tung für die in einem Tierversuch eingesetzten Tiere zu vermindern, deren Zahl zu reduzieren oder sie zu ersetzen (3-R-Konzept: Reduction, Refine- ment, Replacement). Für den Preis können sowohl Gerda Henkel Preis 2020 abgeschlossene Projekte als auch vielverspre- chende laufende Arbeiten berücksichtigt werden. Die Gerda Henkel Stiftung schreibt den Gerda Henkel Preis 2020 aus. Die Stiftung wendet sich Bewerbungen können bis zum 15. Januar 2020 an Universitäten und namhafte kulturelle und wis- eingereicht werden. senschaftliche Institutionen in Deutschland und weltweit. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaft- Weitere Informationen: ler dieser Einrichtungen sind eingeladen, bis zum https://www.dfg.de/foerderung/programme/preise/ 17. Januar 2020 geeignete Kandidatinnen und haendel-preis/index.html Kandidaten vorzuschlagen. Nominiert werden kön-

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weiterbildung, karriereförderung

FOUNDress: TU Bergakademie die mit gründungsspezifischen Themen in Berüh- Freiberg startet Gründerinnen- rung kommen. programm Die Förderung von Gründungen bildete auch den Mittelpunkt der Regionalkonferenz zur Gründungs- Um das Potential junger Gründerinnen zu stärken initiative GO! am 8. Oktober 2019 in Chemnitz mit und sie bei der Entwicklung ihrer Gründerpersön- Peter Altmaier, Bundesminister für Wirtschaft und lichkeit zu unterstützen, hat Prof. Karina Sopp von Energie. Mit ihm sprach Prof. Sopp unter anderem der TU Bergakademie Anfang Oktober das FOUND- über die Rolle von Universitäten bei Gründungen ress-Programm ins Leben gerufen. Das Programm und Ansätze zur Förderung von Gründungen durch ergänzt die bestehenden Gründerprogramme der Frauen. Teile des Gesprächs sind in der zweiten Epi- TU. Über die Zielsetzungen sprach sie auch mit sode des FOUNDress-Podcasts nachzuhören. Bundesminister Peter Altmaier. Die Gründungsinitiative GO! des Bundesministeri- ums für Wirtschaft und Energie läuft seit Novem- Das mehrmonatige Programm ist kostenlos und bie- ber 2018 und soll junge Menschen wieder vermehrt tet maximal 15 Teilnehmerinnen im Wintersemes- zum Schritt in die Selbstständigkeit ermutigen und ter 2019/20 unter anderem Coachings, Diskussions- den Gründergeist in Deutschland stärken. runden, Treffen mit erfolgreichen Personen aus der

Gründerszene und Workshops, die speziell auf die Wissenschaftliche Ansprechpartnerin: Bedürfnisse von Gründerinnen ausgerichtet sind. Prof. Dr. Karina Sopp; Tel.: +49 3731 39-2734 Weitere Informationen: Welche Erfahrungen die Gründerinnen auf ihrem https://tu-freiberg.de/fakult6/entrepreneurship- Weg in die Selbständigkeit machen und wie sie steuerlehre/projekte/foundress (FOUNDress-Projekt) sich im Laufe des Semesters unternehmerisch https://tu-freiberg.de/fakult6/entrepreneurship- weiterentwickeln, zeigt der begleitende Podcast: steuerlehre/projekte/foundress/dein-gruenderinnen- podcast (Gründerinnen Podcast) „FOUNDress – Dein Gründerinnen Podcast“, der https://www.existenzgruender.de/DE/GO/inhalt.html gemeinsam mit dem Medienzentrum der TU Berg- (Gründungsinitiative GO!) akademie Freiberg produziert wird. Der auf Spotify, Quelle: PM - TU Bergakademie Freiberg, 15.10.2019

iTunes, Deezer und Soundcloud veröffentlichte https://tu-freiberg.de/presse/foundress- Podcast bietet zudem Interviews mit Unternehme- tu-bergakademie-freiberg-startet- gruenderinnenprogramm rinnen und Unternehmern und anderen Personen,

CEWSJournal Nr. 120| 29.10.2019 73 12 Termine · call for papers

termine · call for papers

04.11.19 06.11.19 - 08.11.2019 Equal Pay Day Auftaktforum: Auf Augenhöhe Workshop: Die Organisation von Familie, verhandeln – WIR SIND BEREIT. Generativität und Geschlecht zwischen Re- Naturalisierung und Vergesellschaftung Ort: Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen Gesellschafts-und geschlechtertheoretische Perspekti- und Jugend, Glinkastraße 24, 10117 Berlin ven im Dialog Ort: Ruhr-Universität Bochum https://www.equalpayday.de/fileadmin/public/ http://www.sowi.rub.de/sozsug/veranaktuell.html.de dokumente/Programm_Foren/2019-10-09_EPD_ Auftaktforum_Programm.pdf 07.11.2019 Dialoginitiative Niedersachsen - Tagung 04.11.19 „Geschlechtergerechte Hochschulkultur“ Diskussionsveranstaltung: Mit Recht gegen Ort: Dormero Hotel Hannover Sexismus und Hate Speech https://www.gesis.org/fileadmin/cews/www/pdf/ Ort: Vertretung der Freien und Hansestadt Hamburg Programm_07.11.2019_final.pdf beim Bund, Jägerstraße 3, 10117 Berlin-Mitte https://www.djb.de/Veranstaltungen/2019/191104_ Veranstaltung/ 07.11.19 - 09.11.2019 7. Jahrestagung ÖGGF „Geschlecht und 05.11.19 Geschlechterverhältnisse in Transformation: 26. Prädikatsvergabe TOTAL E-QUALITY Räume - Relationen – Repräsentationen“ Ort: Bayerische Akademie der Wissenschaften (BAdW), Ort: Innsbruck München https://www.uibk.ac.at/congress/oeggf2019/programm. html https://www.total-e-quality.de/media/modelfield_ files/dokumente/dokument/datei/Einladung_ 08.11.2019 Pr%C3%A4dikatsvergabe_2019_xs.pdf Symposium „Was Frauen forschen - Ein wis- senschaftliches Kaleidoskop“ und Verleihung 06.11.19 - 07.11.2019 des Maria Gräfin von Linden-Preises Relevante Techniken für alle: Wege zu gender- Ort: Universität Stuttgart, Keplerstraße 7, Senatssaal kompetenter Lehre in Ingenieurwissenschaften und Informatik Der Verband Baden-Württembergischer Wissenschaftle- Ort: Ingolstadt rinnen (VBWW) verleiht in diesem Jahr zum 10. Mal den Maria Gräfin von Linden-Preis in den Kategorien ‚Geistes- https://www.diz-bayern.de/component/redevent/ und Kulturwissenschaften‘ sowie ‚Lebenswissenschaften‘. details/4-diz-termin?xref=161724:neu-relevante- Nehmen Sie als Jury-Mitglied teil! techniken-fuer-alle-wege-zu-genderreflektierter- lehre-in-informatik-und-ingenieurwissenschaften https://www.vbww.net/symposien/2019.html https://genderfoli.de/termine/

CEWSJournal Nr. 120| 29.10.2019 74 12 Termine · call for papers

11.11.19 - 12.11.2019 15.11.19 Erfolg mit MINT – Karrieren gestalten, Poten- Geschlechterforschungskolloquium „Gender ziale entfalten im Fokus“ Ort: dbb forum berlin Ort: Alfried Krupp Wissenschaftskolleg, Greifswald https://www.bmbf.de/files/Tagungsprogramm%20final. https://izfg.uni-greifswald.de/fileadmin/uni-greifswald/ pdf einrichtungen/izfg/Call_for_Papers_19.pdf

11.11.19 - 13.11.2019 15.11.19 - 16.11.2019 InterGender, Consortium and Research School Media, gender and sexuality in contemporary in Interdisciplinary Gender Studies Europe Ort: Linköping University, Sweden Ort: University of Padua (Italy) http://www.intergender.net/pdf/Feminist%20 https://gcecrea.wixsite.com/gendercommunication/g-c- Methodologies%20InterGender%20course.pdf conference-2019

12.11.19 15.11.19 - 17.11.2019 Jubiläum: 100 Jahre Soziologie an der Goethe Girls for Global Goals - Ingenieurinnen für Universität Nachhaltigkeit Ort: Campus Westend, Festsaal Casino Ort: HAW Hamburg https://hundertjahresoziologie.uni-frankfurt.de/ http://www.dibev.de/ festveranstaltung/

18.11.19 - 19.11.2019 14.11.19 „Relevante Techniken für alle: Wege zu Ständig wi(e)der Widerstände: Studieren, For- genderkompetenter Lehre in Ingenieurwissen- schen & Lehren auf dem Gendercampus schaften und Informatik“ Ort: Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg Ort: Bremen http://www.kgc-sachsen-anhalt.de/CfP_ https://genderfoli.de/termine/ Widerst%C3%A4nde_Geschlechterforschung_2019. html 20.11.19 Workshop „Feminist Data Protection“ 14.11.19 - 15.11.2019 Ort: Landesvertretung Schleswig-Holstein in Berlin DIVERSITY 2019 https://www.forum-privatheit.de/veranstaltungen/20- Ort: Allianz Forum, Pariser Platz 6, 10117 Berlin 11-2019-cfp-workshop-on-feminist-data-protection/ https://www.cvent.com/events/diversity- konferenz-2019/event-summary-c0002f957eca4e5494 0c0c26690f1eb8.aspx 21.11.19 - 22.11.2019 Festveranstaltung „40 Jahre Frauen- und Geschlechterforschung in der DGS“ 15.11.19 Ort: Teikyo Hotel & Jugendgästehaus, Schmöckwitzer „Geld und Geschlecht“ Damm 1G, 12527 Berlin-Schmöckwitz Jahrestagung des Netzwerks Frauen und https://www.fg-gender.de/wp-content/ Geschlechterforschung NRW uploads/2019/06/Festprogramm-40-Jahre-Frauen-und- Ort: Ruhr-Universität in Bochum Geschlechterforschung-2019.pdf

https://www.netzwerk-fgf.nrw.de/netzwerk-interaktiv/ veranstaltungen/veranstaltungen-netzwerk-fgf/

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21.11.19 - 22.11.2019 02.12.2019 Tagung: Haltung zeigen – Antifeminismus GESIS-Doppelveranstaltung zum Thema solidarisch begegnen „Sexuelle Belästigung und sexualisierte Ort: Factory Campus, Erkrather Str. 401, Düsseldorf Gewalt in der Wissenschaft“ https://calendar.boell.de/de/event/haltung-zeigen- Ort: GESIS - Köln, Unter Sachsenhausen 6-8, 50667 antifeminismus-solidarisch-begegnen Köln, Konferenzraum Ost

Die Vortragenden sind: 21.11.19 - 22.11.2019 Alice Farneti (Universität Bielefeld), sie wird zum Thema FiF-Brüsselfahrt für Wissenschaftlerinnen - EU „The Movement against sexual violence on campus in vor Ort Montrealer universities” sprechen. https://www.eubuero.de/fif.htm Dr. Lisa Mense und Dr. Heike Mauer (Netzwerk Frauen- und Geschlechterforschung NRW) werden den Vortrag „Activities against sexual harassment and gender-based violence in higher education. An analysis of Guidelines in 21.11.19 - 23.11.2019 NRW” halten. International Conference “Gender Studies and Die Veranstaltung beginnt um 13.30 Uhr im Konferenz- Research in 2019: Centenary Achievements raum Ost, die Vorträge - inklusive jeweils anschließen- and Perspectives” der Diskussion - enden um 15:30 Uhr. Die Vorträge der Ort: Universiteto st. 3, Vilnius, Lithuania GESIS-Vortragsreihe werden, wenn die Vortragenden http://www.genderconference.kf.vu.lt/ damit einverstanden sind, per Live-Stream mit Folien und Ton ins Internet übertragen. Bitte beachten Sie aktuelle Hinweise auf https://www.gesis.org/cews/. 22.11.19 - 24.11.2019 Erste Convention zu Künstlicher Intelligenz und Gender 02.12.2019 - 03.12.2019 Ort: Festung Mark in Magdeburg Save the Date: https://ki-convention.com/ 1. Deutsche Antidiskriminierungstage Ort: Haus der Kulturen der Welt (HKW), John-Foster- Dulles-Allee 10, 10557 Berlin 28.11.19 - 29.11.2019 Weitere Informationen folgen! Internationale Fachtagung „Gender(Studies) in https://www.antidiskriminierungsstelle.de der Theologie – Warum und Wozu?“ Ort: Münster https://www.uni-muenster.de/FB2/tff/ 04.12.2019 - 06.12.2019 Digital Approaches to Increasing Equity in Higher Education – Opening Universities for 29.11.19 - 30.11.2019 Refugees Metropolitan Masculinities - Narratives of Gender Ort: Humboldt-Universität zu Berlin and Urban Space https://success-eng.uni-mainz.de/events/ Ort: Ruhr University Bochum https://metro-masculinities.blogs.ruhr-uni-bochum.de/ 06.12.2019 Vernetzungstreffen Gender Studies NRW – 29.11.19 - 30.11.2019 Zentren und Studiengänge „Feministische Visionen vor/nach 1989 – Ein- Das diesjährige Vernetzungstreffen der Gender Studies mischen, Gestalten, Provozieren“ NRW findet im Zentrum für Gender Studies an der Uni- Ort: HU Berlin versität Siegen statt. https://www.gender.hu-berlin.de/de/index https://www.netzwerk-fgf.nrw.de/netzwerk-interaktiv/ veranstaltungen/veranstaltungen-netzwerk-fgf/

CEWSJournal Nr. 120| 29.10.2019 76 12 Termine · call for papers

06.12.2019 10.02.20 - 11.02.20 efas-Fachtagung 2019 und Forschungsforum (Re-)präsentationen, Positionen und Perspekti- 2019 ven der Geschlechterforschung“ 17. efas-Fachtagung 2019 / Thema: Perspektiven der Ort: Akademie der Wissenschaften, Berlin feministischen Ökonomie auf Digitalisierung https://www.uni-vechta.de/fileadmin/user_ Ort: HTW, Berlin upload/Sozialwissenschaften/Gender_Zertifikat/ https://efas.htw-berlin.de/wp-content/uploads/Call_ Bildersammlung/CfP_Gender_Konferenz_in_ efas_Tagung_2019.pdf Berlin_2020_ProKo_Uni_Vechta.pdf

12.12.2019 18.02.20 - 22.02.20 Workshop: MINT meets Gender 11. meccanica feminale 2020 Ort: Seminarraum 1‘308, Erwin-Schrödinger-Zentrum Ort: Hochschule Furtwangen (ESZ), Rudower Chaussee 26, 12489 Berlin

https://scientifica.de/bildungsangebote/meccanica- http://www2.gender.hu-berlin.de/ztg-blog/wp-content/ feminale/ueber-diemeccanica-feminale/ uploads/2019/09/Flyer_MINTmeetsGender.pdf

26.02.20 13.01.20 - 14.01.2020 Social partners, power and (in)equalities in the Feministische Perspektiven auf Medien European Union Ort: Hildesheim Ort: Brussels https://www.uni-hildesheim.de/zfg/aktuelles/ https://research.uta.fi/gepoco/cfp-social-partners- power-and-inequalities-in-the-european-union- seminar-in-brussels-feb-2020/ 16.01.20 - 18.01.2020 Care-Practices of Fathers in International Comparison: Do Policies Matter? 08.03.20 - 09.03.2020 Ort: Hochschule Landshut Gender Summit 18 – Africa Ort: Nairobi https://fatherresearchconference.wordpress.com/ https://gender-summit.com/

29.01.20 - 30.01.2020 08.03.20 - 10.03.2020 Arbeitstagung der „Konferenz der Einrichtun- „POLITIK MACHT GESUNDHEIT. GENDER IM gen für Frauen- und Geschlechterstudien im FOKUS“ deutschsprachigen Raum (KEG)“ Ort: TU Berlin Ort: TU Berlin https://www.armut-und-gesundheit.de/ http://www.genderkonferenz.eu/deutsch/ arbeitstagungen/arbeitstagungen.htm 18.03.20 - 21.03.2020 European Social Science History conference 30.01.20 - 31.01.2020 ESSHC 2020 Save the Date: Fachgesellschaft Geschlechter- Ort: Leiden University studien - Jubiläumstagung https://esshc.socialhistory.org/ Ort: Technische Universität Berlin https://www.fg-gender.de/category/2020-10jahre_ fachgesellschaft/

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24.04.20 24.06.20 - 26.06.2020 Women Power - 17. Karrierekongress für Gender, Work & Organization: 11th Biennial Frauen : Let’s get louder in Times of Transfor- International Interdisciplinary Conference mation Ort: University of Kent, Canterbury, UK Ort: Hannover, Convention Center https://blogs.kent.ac.uk/kbs-news-events/files/2019/02/ https://www.hannovermesse.de/de/rahmenprogramm/ GWO2020-Overview.pdf specials/womenpower/

02.07.20 - 04.07.2020 04.05.20 - 06.05.2020 36th EGOS Colloquium Organizing for a STS Conference Graz 2020 Sustainable Future: Responsibility, Renewal & Ort: Hotel „Das Weitzer“ located at Grieskai 12-16, Resistance 8020 Graz Sub-theme 61: The Sociomaterial Organizing of Work and its Consequences for the Constitution of Diversity https://sts-conference.isds.tugraz.at/event/10/ and Inequalities Ort: University of Hamburg 13.05.20 - 15.05.2020 https://www.egosnet.org/2020/hamburg/General- Theme ATGENDER Spring Conference 2020 - Caring in Uncaring Times Ort: Middlesex University, The Burroughs, Hendon, 23.07.20 - 25.07.2020 NW4 4BT, London, UK. Weibliche Partizipationsräume in Geschichte und Gegenwart https://atgender.eu/ Ort: Stuttgart-Hohenheim https://frauen-und-geschichte.de/website. php?id=termine.html 13.05.20 - 15.05.2020 Contested Reproductive Rights in Turbulent Times - International Workshop 28.07.20 - 01.08.2020 Ort: Ruhr University Bochum (Germany) informatica feminale Baden-Württemberg http://www.sowi.rub.de/mam/content/sozsug/ Ort: Technische Fakultät der Albert-Ludwigs-Universi- cfp_contested_reproductive_rights_bochum_may_13- tät Freiburg 15_2020.pdf https://scientifica.de/bildungsangebote/informatica- feminale-bw/call-for-lectures/

22.06.20 - 24.06.2020 Council for European Studies Conference in 16.09.20 -18.09.2020 Reykjavik Save the Date: XI European Conferences on Ort: Reykjavik Gender Equality in Higher Education 2020 https://councilforeuropeanstudies.org/conferences/ Ort: Madrid upcoming-conferences/11-meetings-and- conferences/358-27th-international-conference-call- Weitere Informationen folgen. for-proposals

Finden sie diese und weitere Termine/CFP ausführlich auf dem CEWS-Portal:

https://www.gesis.org/cews/news- events/veranstaltungskalender/

CEWSJournal Nr. 120| 29.10.2019 78 13 neuerscheinungen

neuerscheinungen

er eine mit § 96 Abs. 2 AktG nF vergleichbare Regelung Gleichstellungspolitik für den Vorstand einführen dürfte. Während die rechtliche Zulässigkeit einer verbindlichen nationalen oder euro- parechtlichen Regelung des Frauenanteils in Aufsichts- räten bereits Gegenstand zahlreicher wissenschaftlicher Barsch, Christian (Hrsg.): Abhandlungen ist, wird die Frage der Zulässigkeit einer Frauen und Männer: Gleiche Rechte, gleiche verbindlichen Quotenregelung für den Vorstand bislang Chancen? recht stiefmütterlich behandelt. Die Arbeit der Autorin Die großen Themen unserer Zeit. Autoren im Dialog. leistet einen wesentlichen Beitrag zur Schließung dieser 27. Ausgabe Forschungslücke. Schwerpunkte der Arbeit bilden die Frieling & Huffmann GmbH & Co. KG, August 2019 umfassende Prüfung der Zulässigkeit einer nationalen ISBN: 978-3-8280-3487-7 Quotenregelung für den Vorstand anhand des Verfas- sungsrechts und der europäischen Grundfreiheiten. Die Arbeit gewährt zudem einen Überblick über die Entwick- „Der lebendige Austausch über gesellschaftlich und lung der nationalen und europäischen Gesetzgebung und politisch relevante Themen ist für eine Demokratie Rechtsprechung zu Quotenregelungen für Gesellschafts- maßgebend. Deshalb liegt dem Frieling-Verlag Berlin ein organe. Schließlich werden die für öffentliche Unterneh- offener und engagierter Dialog zu den richtungsweisen- men geltenden Besonderheiten verdeutlicht.“ den Themen unserer Zeit am Herzen. In dem Sammelband DIE GROßEN THEMEN UNSERER ZEIT • AUTOREN IM DIALOG beziehen Autorinnen und Autoren zu aktuellen Vogel, Melanie: Fragen Stellung und diskutieren ihre Beobachtungen zum Women&work: Female Recruiting Report Zustand der Welt und ihrer direkten Umgebung. Dabei werden bewusst auch kontroverse Sichtweisen veröffent- VogelPerspektive, September 2019 licht. Der vorliegenden Band umfasst auch Beiträge zum ISBN: 978-3-946302-49-0 Schwerpunktthema „Frauen und Männer: Gleiche Rechte, gleiche Chancen?“ “Vielfalt ist ein wichtiger Faktor für den Unternehmenser- folg, denn 50:50 ist nicht nur der aktuelle Gender-Vertei- lungsschlüssel in fast allen Ländern weltweit, sondern er Noltin, Anne: sollte auch zum „natürlichen Zustand“ in jedem Unter- Frauen- oder Geschlechterquoten für den Vor- nehmen werden – und zwar in allen Positionen, Funkti- stand von Aktiengesellschaften onen und Abteilungsebenen. Als Marktführer im Bereich „FEMALE RECRUITING“ und Veranstalter der europäischen Dr. Kovac Verlag, Oktober 2019 Leitmesse women&work, veröffentlicht die AGENTUR SBN 978-3-339-11336-8 ohne NAMEN in regelmäßigen Abständen den „FEMALE RECRUITING-Report“ - das bundesweit erste und einzige „Der Frauenanteil im Vorstand deutscher Aktiengesell- Magazin, das sich inhaltlich mit den Fragen beschäftigt, schaften ist trotz des Inkrafttretens des Gesetzes für die wie Frauen angesprochen, rekrutiert und an das Unter- gleichberechtigte Teilhabe von Frauen und Männern an nehmen gebunden werden können, um den weiblichen Führungspositionen in der Privatwirtschaft und im öffent- Talent-Pool nachhaltig aufzustocken.“ lichen Dienst noch immer sehr niedrig.

Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, welche Maß- nahmen dem Gesetzgeber zur Erhöhung des Frauenanteils im Vorstand zur Verfügung stehen und insbesondere, ob

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wage labour supply responses from fathers. Our results Chamorro-Premuzic, Thomas: imply that policies increasing the wage of mothers will Warum so viele inkompetente Männer in Füh- be associated with marked increases in labour market rungspositionen sind participation and in the working hours of mothers in the Haffmanns & Tolkemitt, 15.10.2019 Australian labour market, with little offsetting decline in ISBN: 9783942048682 the labour supply of fathers.“

„Dieses aktuelle und provokante Buch stellt zwei Fragen: Warum ist es für inkompetente Männer so leicht, Chef Dhuey, Elizabeth; Lamontagne, Jessie; Zhang, zu werden? Und warum ist es so schwer für kompetente Tingting: Menschen - besonders für kompetente Frauen - aufzu- The Impact of Full-Day Kindergarten on Mater- steigen? Tomas Chamorro-Premuzic zeigt auf der Basis nal Labour Supply aktuellster wissenschaftlicher Erkenntnisse, dass Männer statistisch schlechtere Führungskräfte als Frauen sind.“ IZA DP No. 12507 http://ftp.iza.org/dp12507.pdf

Fileborn, Bianca; Loney-Howes, Rachel (Hrsg.): Abstract: „We examine the impact of offering full-day #MeToo and the Politics of Social Change as a replacement for half-day kindergarten on mothers‘ labour supply using the rollout of full-day kindergarten Springer International Publishing, Oktober 2019 in Ontario, Canada. We find no impact on the extensive ISBN: 9783030152123 margin but do find one on the intensive margin. In parti- cular, we find that access to full-day kindergarten incre- “#MeToo has sparked a global re-emergence of sexual ases weekly hours worked and decreases absenteeism violence activism and politics. This edited collection uses for mothers of four-year-olds. We find that this effect the #MeToo movement as a starting point for interroga- is driven by specific sub-groups, namely non-immigrant ting contemporary debates in anti-sexual violence acti- mothers of only one child with low education levels who vism and justice-seeking. It draws together 19 accessible live in urban areas.“ chapters from academics, practitioners, and sexual vio- lence activists across the globe to provide diverse, critical, and nuanced perspectives on the broader implications Duchardt, Deborah, Bossmann, Andrea B., Denz, of the movement. It taps into wider conversations about Cornelia (Hrsg.): the nature, history, and complexities of anti-rape and Vielfältige Physik - Wissenschaftlerinnen schrei- anti-sexual harassment politics, including the limitations ben über ihre Forschung of the movement including in the global South. It features both internationally recognised and emerging academics Springer Verlag 2019 from across the fields of criminology, media and com- ISBN 978-3-662-58035-6 munications, film studies, gender and queer studies, and law and will appeal broadly to the academic community, „Physik ist spannend, faszinierend – und vielfältig! In activists, and beyond.” diesem Buch begeistern Sie mehr als 30 Wissenschaftle- rinnen für die Physik. Sie geben überraschende Einblicke in ihre aktuelle Forschung, erklären anschaulich komplexe Mumford, Karen A.; Parera-Nicolau, Antonia; Pena- Sachverhalte und stellen neu entdeckte Phänomene der Boquete, Yolanda: modernen Physik verständlich dar. Jedes Kapitel wird mit Labour Supply and Childcare: Allowing Both einer persönlichen Biographie der Wissenschaftlerin und Parents to Choose hilfreichen Tipps eingeleitet. So lernen Sie inspirierende IZA DP No. 12500 Frauen aus der Wissenschaft kennen und erfahren, was ihnen an der Physik Spaß macht. Das Buch richtet sich http://ftp.iza.org/dp12500.pdf an angehende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaft-

ler, Schülerinnen und Schüler – und alle Interessierten, Abstract: „We develop and estimate a structural model die mehr über spannende Forschung am Puls der Zeit of labour supply for two parent families in Australia, erfahren möchten. Es beinhaltet folgende Themen: Physik taking explicit account of the importance of childcare und Gesellschaft: Philosophie und Physik, Wissenschafts- related variables. Our main contribution is to consider the geschichte, Didaktik und Geschlechterforschung in der labour supply decisions of both parents and their choice Physik; Kern- und Teilchenphysik; Festkörper-, Nano- und of childcare simultaneously. Labour supply decisions of Materialphysik; Quantenoptik und Photonik; Nichtlineare mothers are found to be substantially more responsive Physik; Bio- und Medizinphysik; Astro- und Planetenphy- to changes in their own wage (at intensive and extensive sik.“ margins) than is the case for fathers, with minimal cross-

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Frage, wie Erwerb- und Sorgearbeit gerecht zwischen Brenøe, Anne Ardila; Zölitz, Ulf: den Geschlechtern aufgeteilt werden kann, stand dabei Exposure to More Female Peers Widens the im Fokus der Beiträge und Diskussionen. Am 1. und 2. Gender Gap in STEM Participation Oktober 2018 diskutierten dazu zahlreiche nationale IZA DP No. 12582 und internationale Expertinnen und Experten aus Politik, Wissenschaft und Verbänden in Berlin unterschiedliche http://ftp.iza.org/dp12582.pdf Ansatzpunkte. Bundesministerin Dr. Franziska Giffey eröffnete das Fachgespräch und nahm in ihrer Rede Abstract: „This paper investigates how high school gen- insbesondere Bezug auf den Stand der EU-Vereinbar- der composition affects students‘ participation in STEM keitsrichtlinie und den Zweiten Gleichstellungsbericht der at college. Using Danish administrative data, we exploit Bundesregierung. Durch das Programm führten Debora idiosyncratic within-school variation in gender compo- Gärtner und Lena Reinschmidt.“ sition. We find that having a larger proportion of female peers reduces women‘s probability of enrolling in and graduating from STEM programs. Men‘s STEM partici- pation increases with more female peers present. In the Fuchs, Michaela; Rossen, Anja; Weyh, Antje; long run, women exposed to more female peers are less Wydra-Somaggio, Gabriele: likely to work in STEM occupations, earn less, and have Why do women earn more than men in some more children. Our findings show that the school peer regions? environment has lasting effects on occupational sorting, the gender wage gap, and fertility.“ IAB Discussion Paper 11/2019 http://doku.iab.de/discussionpapers/2019/dp1119.pdf

„Der vorliegende Beitrag liefert erstmalig Erkennt- Reihe „Women in Tech“ auf jaxenter.de nisse zum Ausmaß der regionalen Unterschiede in der In der Artikelserie „Women in Tech“ werden inspirierende geschlechtsspezifischen Lohnlücke. Mit Hilfe von Daten Frauen vorgestellt, die erfolgreich in der IT-Branche Fuß zu allen Vollzeitbeschäftigten führen wir Zerlegungen gefasst haben. der unbereinigten Lohnlücke für Deutschland durch und erklären mit theoriebasierten individuellen, betriebsbe- https://jaxenter.de/?s=Women+in+Tech zogenen und regionalen Charakteristika die regionalen Unterschiede in der Lohnlücke. Der Einfluss dieser Fakto- ren variiert sehr stark zwischen den Regionen. Während betriebsbezogene Faktoren insbesondere in Regionen mit Dokumentation des Fachgesprächs „Abkehr einer hohen Lohnlücke wichtig sind, spielen individuelle vom Zuverdiener-Modell – aber wohin? Gleich- Eigenschaften vor allem in Regionen mit einer negativen stellungspolitische Zielsetzungen und Anforde- oder leicht positiven Lücke eine Rolle. Unsere Ergebnisse rungen an Vereinbarkeitspolitik“ unterstreichen die hohe Relevanz der vor Ort ansässi- gen Unternehmen und daraus folgend der angebotenen https://www.beobachtungsstelle-gesellschaftspolitik. Arbeitsplätze bei der Erklärung der regionalen Unter- de/file/?f=2882c4121d.pdf&name=2019_Doku_ schiede in der Lohnlücke. Frauen verdienen in solchen Vereinbarkeit-Gleichstellung_DE.pdf Regionen mehr, in denen es eine eher schwache öko- nomische Basis gibt. In diesen Regionen fehlen oftmals „Die Beobachtungsstelle für gesellschaftspolitische Ent- Großbetriebe mit gut bezahlten Arbeitsplätzen in der wicklungen in Europa hatte das EU-Vereinbarkeitspaket Industrie, von denen Männer in Regionen mit einer hohen zum Anlass genommen und gemeinsam mit dem BMFSFJ Lohnlücke profitieren.“ 2017/18 zu einer Reihe Europäischer Fachgespräche zur Vereinbarkeitspolitik eingeladen. Ziel war es, den europa- weiten Austausch von Ideen und Good-Practice-Beispie- Spitzenverdienerinnen - So erreichen Frauen len zu verschiedenen vereinbarkeitspolitischen Aspekten ein sechsstelliges Gehalt und Fragestellungen zu fördern. Der Schwerpunkt der „Sie ziehen sich für die Familie öfter als Männer aus ersten beiden Fachgespräche lag auf Freistellungsoptio- dem Berufsleben zurück, arbeiten häufiger in Teilzeit und nen für berufstätige Personen mit Sorgeverantwortung. erreichen seltener Führungspositionen: Verglichen mit Das dritte Fachgespräch legte den Fokus auf die not- ihren männlichen Kollegen erreichen weibliche Fachkräfte wendige Infrastruktur im Bereich Kindertagesbetreuung. noch immer deutlich seltener Spitzengehälter. Nur 15 Mit dem vierten und abschließenden Fachgespräch Prozent aller Fachkräfte, die ein Jahresgehalt von mehr der Reihe wurde ein Perspektivwechsel vollzogen. Die

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als 100.000 Euro erzielen, sind Frauen. Sie verdienen im economic, migration and political challenges. This impor- Schnitt 130.200 Euro. Das zeigt eine Analyse des StepS- tant book is a welcome contribution to discussions about tone Gehaltsplaners, der auf rund 200.000 Datensätzen gender equality in European societies looking at the basiert. Die Auswertung zeigt, unter welchen Vorausset- interplay of policies, culture and public opinion.“ zungen Frauen heute gute Aussichten auf ein sechsstelli- ges Gehalt haben.“ Jungwirth, Ingrid; Bauschke-Urban, Carola (Hrsg.): https://www.stepstone.de/Ueber-StepStone/press/ Gender and Diversity Studies – European Per- spitzenverdienerinnen-2/ spectives

Jahresbericht der Bundesregierung zum Stand Verlag Barbara Budrich, 07.10.2019 der Deutschen Einheit 2019 ISBN: 978-3-8474-0549-8 „Die Erwerbsbeteiligung von Frauen ist in Ostdeutschland noch immer höher als in Westdeutschland; die Werte “What concepts of ‘gender’ and ‘diversity’ emerge in the nähern sich jedoch – unter anderem wegen steigender different regions and pertinent research and practical Erwerbsneigung der Frauen in Westdeutschland – weiter fields? On the back drop of current European develop- an. Die Erwerbstätigenquote der ostdeutschen Frauen (15 ments – from the deregulation of economy, a shrinking bis unter 65 Jahre) betrug 2018 73,9 Prozent (West: 71,6 welfare state to the dissolution and reinforcement of Prozent, insgesamt: 72,1 Prozent), die der Männer 78,0 borders – the book examines the development of Gender Prozent (West: 80,0 Prozent, insgesamt: 79,6 Prozent).“ and Diversity Studies in different European regions as S.38/39 well as beyond and focuses on central fields of theoretical reflection, empirical research and practical implementa- „Betrachtet man die Monatsverdienste in West- und tion policies and politics. Anti-discrimination policies of Ostdeutschland jeweils getrennt für Männer und Frauen the EU contribute to an institutionalization of Gender zeigt sich, dass der Unterschied bei den Frauen deutlich and Diversity Studies and interact with legal, political, geringer ausfällt als bei den Männern. Nach Zahlen des societal and economic factors which shape the academic Statistischen Bundesamtes ist der Unterschied bei den and practical fields. Pressure towards the deregulation Verdiensten von Frauen etwa halb so groß wie bei den of economy, the reduction of welfare state institutions, Verdiensten von Männern (Bruttomonatsverdienste von increased requirements of mobility for individuals and, Vollzeitbeschäftigten).“ S.52 at the same time, stronger regulations of migration have an impact on research and theory development in the https://www.bundesregierung.de/breg-de/suche/ field of Gender and Diversity Studies. While certain rights jahresbericht-der-bundesregierung-zum-stand-der- and anti-discrimination policies are being strengthened deutschen-einheit-2019-1675300 within the EU, and while inner borders between member states dissolve and – recently at the same time partially also increase – external borders of Europe are simultane- Europa und Internationales ously being enforced. The large flows of refugee migration towards and into Europe has put these questions on top of the agenda. Taking these processes as well as social Lomazzi, Vera; Crespi, Isabella: and political changes in different European and border and Gender Equality in regions into account, the state of the art as well as future Europe perspectives of Gender and Diversity Studies are debated Policies, Culture and Public Opinion from multiple European and border perspectives. What concepts of ‘gender’ and ‘diversity’ emerge in the different Policy Press 2019 regions and fields of studies? The book examines the ISBN 978-1447317692 development of Gender and Diversity Studies in diffe- rent European regions as well as beyond and focuses on „With gender equality so prominent in public debate, this central fields of theoretical reflection, empirical research timely book reviews the impacts of gender mainstreaming and practical implementation policies and politics in the on political, social and cultural issues around Europe. It following fields: anti-discrimination, law and policies; explores the origins and evolution of mainstreaming, the social movements and politics; work and organizations; theory’s contribution to gender equality legislation so far higher education and the sciences; intersectionality.“ and its potential to drive change in the future. Drawing on extensive data, the book compares and contrasts pro- gress in various European countries, taking into account the multidimensionality of gender equality. Finally, the book considers the limits of gender mainstreaming amid

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Näser-Lather, Marion: Neuhauser, Johanna; Sittel, Johanna; Weinmann, Ein Land für Frauen: Ethnographie der italieni- Nico (Hrsg.): schen Frauenbewegung “Se Non Ora Quando?” Arbeit und Geschlecht im Wandel – Impulse aus Lateinamerika Waxmann, August 2019 ISBN: 978-3-8309-4031-9 Campus, Oktober 2019 ISBN: 978-3593510224 „Die gesellschaftliche Benachteiligung von Frauen und das sexistische Frauenbild in den Medien war 2011 in „Bereits in den 1970er-Jahren entstanden in Latein- Italien Anlass zur Gründung der feministischen Bewegung amerika Pionierstudien zur Verschränkung von Klasse Se Non Ora Quando? (wenn nicht jetzt, wann dann?). und Geschlecht. Dieses Buch verbindet eine historische Diese Ethnographie untersucht Strukturbildungsprozesse, Rückschau mit gegenwärtigen Entwicklungen der dortigen politische Visionen, Kommunikationsformen und Protest- Arbeits- und Geschlechterverhältnisse. Es trägt Erfah- praktiken der Bewegung. Die Autorin beleuchtet die Frage rungswissen aus dem »globalen Süden« in die Debatten politischen Engagements auf der Basis der Kategorie des »globalen Nordens« hinein, um gängigen eurozentris- Geschlecht und zeigt unter anderem am Beispiel des tischen Perspektiven entgegenzuwirken.“ Umgangs mit digitalen Medien, dass die Möglichkeits- räume aktivistischen Denkens und Handelns in hohem Maße von Überzeugungen und Interaktionstraditionen Khadivi, Golrang: beeinflusst werden können, die sich auch entgegen der Islamischer Feminismus im Iran - Aus der Pers- Intentionen der Aktivistinnen in deren Diskurse und pektive der männlichen Denker seit der Revolu- Praktiken einschreiben. Als fruchtbar für die Analyse der tion von 1979 zugrunde liegenden Dynamiken erweist sich das in der Europäischen Ethnologie bislang noch nicht bekannte Nomos Verlag 2019 Konzept der sozialen Automatismen.“ Reihe Theologie, Bildung, Ethik und Recht des Islam, Band 3 ISBN 978-3-8487-5782-4 European Commision: Co-design towards the first strategic plan for „Nach der Islamischen Revolution 1979 haben die patriar- Horizon Europe - Brief interim report on the chalen religiös orientierten Vorschriften die Frauen in ihren web-based consultation Rechten benachteiligt und änderten somit ihre Stellung in Page 10: “Respondents strongly support gender equality Gesellschaft und Politik. Islamischer Feminismus in Iran being set as a cross-cutting issue in R&I and underline als ein postrevolutionärer Diskurs befasst sich mit dieser the need to integrate the gender dimension within each Thematik und sucht gleichzeitig nach einer neuen Möglich- component of Horizon Europe“. keit für die zeitgemäße Interpretation der religiösen und religiös geprägten Normen. Hierfür reflektiert die Autorin https://www.kowi.de/Portaldata/2/Resources/fp9/ die Denkrichtungen und Argumentationshintergründe der HE-consultation-interim-report-092019.pdf männlichen Denker in der Debatte um die Frauenrechte in Iran seit der Entstehung der Islamischen Republik.“

Consolidated annual activity report of EIGE 2018 Wittek, Kathleen: „EIGE is the only European Union agency focusing exclu- Die literarische Umsetzung von Identitäts- und sively on gender equality. By providing reliable and policy- Krisenerfahrungen : Die Suche nach einer oriented research, it paves the way for greater awareness modernen weiblichen Identität in der VR China and increased understanding of gender equality in all der 1990er Jahre areas of society as well as supporting policymakers in Verlag Dr. Kovač, September 2019 improving the lives of both women and men. By 2018, ISBN: 978-3-339-11104-3 EIGE has strengthened its position as the EU knowledge centre and number one source of information on gender „Die Darstellung der Situation von Frauen in der Frau- equality. The Institute continued to provide comparable enliteratur in der VR China findet in dem untersuchten and reliable data on important topics affecting women Zeitraum den Anschluss an die westliche Moderne. Das and men across the EU.“ betrifft die formale Gestaltung ebenso wie das Vorstoßen in vorherige Tabubereiche. Dabei umfasst der Terminus https://eige.europa.eu/about/documents-registry/ „Frauenliteratur“ von Frauen verfasste literarische Texte, consolidated-annual-activity-report-eige-2018 die sich mit der Thematik „Frau“ beschäftigen.

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Es wird auf die literaturwissenschaftliche Diskussion in dem analytischen Aufbrechen der Geschlechterbinari- der VR China in den 1990er Jahren eingegangen und auf tät einer besseren Abbildung der sozialen Realität von Überschneidungen mit feministischer und Gender-Litera- Geschlecht gerecht werden. Das Vademekum fasst die tur. Die Frage wird erörtert, inwiefern Frauenliteratur in Projektergebnisse des „Non Binary Universities“ Projektes den 1990er Jahren im Kontext der nachgeholten Moderne zusammen, das an der Akademie der bildenden Künste ein eigenständiges Genre darstellt, das sich als ein Wien im Zeitraum von 2017-2019 durchgeführt wurde. solches definieren lässt. Dafür war die Erarbeitung eines geeigneten Bewertungskataloges erforderlich. Es konnte https://www.akbild.ac.at/Portal/organisation/uber- herausgearbeitet werden, dass es sich bei der Frauenli- uns/frauenfoerderung-geschlechterforschung- teratur jenes Zeitraums aufgrund der Vielzahl von Texten diversitaet/non-binary-universities/ um eine eigenständige Strömung handelt, dass die soziale NonBinaryUniversitiesVADEMEKUM_ Frage der Frau erstmals von der marxistisch-maoistischen AkademiederbildendenKunsteWien_2019.pdf Eschatologie der Menschheitsemanzipation gelöst behan- delt wurde, sowie dass in den bisherigen Taburaum der Maßnahmen im Bereich der Hochschuldidaktik werden Verweigerung der sozialen wie biologischen Rolle der Frau in der sehr anschaulich gestalteten Broschüre „trans. vorgestoßen wurde: als Ehefrau, Mutter, sowie als Part- inter*. nicht-binär. Lehr- und Lernräume an Hochschulen nerin von Männern, bspw. bei der Schilderung lesbischer geschlechterreflektiert gestalten“ vorgestellt. Beziehungen. Die Autorinnen Can Xue, Chi Li, Xu Kun und insbesondere Chen Ran erschlossen in einem über andere https://www.akbild.ac.at/Portal/organisation/uber-uns/ Autorinnen hinausgehenden Maße neue künstlerische frauenfoerderung-geschlechterforschung-diversitaet/ Räume.“ non-binary-universities/non-binary-uni-accessible- 300ppi.pdf

Hochschulen/Hochschulforschung Kruger, Michele; Nel, Hannelie: The Development of Women and Young Professi- Kahlert, Heike: onals in STEM Careers. Tips and Tricks Wissenschaft als Beruf? Karriereorientierung und –pläne des wissenschaftlichen Nachwuchses CRC Press 17.09.2019 ISBN 9780367334406 Verlag Barbara Budrich, September 2019 ISBN: 978-3-86649-399-5 “This book encourages the young professionals and women in STEM to know that they are not alone and „Dass im deutschen Hochschul- und Wissenschaftssystem provides insight into their ability to deal with the stress eine Vielzahl von einmal begonnenen wissenschaftlichen of developing into a successful professional... This book Karrieren von Frauen nach dem Abschluss der Promotion is ideal for those new to the engineering, science and nicht fortgesetzt werden, ist empirisch belegt. Warum consulting fields, students in science and engineering weniger Frauen als Männer nach der Promotion das education, administrators, libraries, those involved in Karriereziel einer ordentlichen Universitätsprofessur ver- leadership, organization behavior, human resources, STEM folgen, ist bisher für das deutsche Hochschulwesen kaum and other areas as well.“ erforscht. Heike Kahlert untersucht die Einflussfaktoren auf akademische Karriereentscheidungen auf der Grund- lage von 60 qualitativen Interviews mit Promovierenden Laming, Madeleine Mattarozzi; Morris, Aileen; und Promovierten.“ Martin-Lynch, Pamela (Hrsg.): Mature-Age Male Students in Higher Education. Experiences, Motivations and Aspirations Non Binary Universities (S.a. S. 47 im Journal) Palgrave Macmillan 26.10.2019 Die aktuell erschienenen Publikationen: ISBN 9783030244774

Non Binary Universities - Vademekum zu „This book explores the unique set of challenges faced geschlechtergerecht(er)en Hochschulen by mature-age male undergraduates as they adapt to trans. inter*. nicht-binär. Lehr- und Lernräume university study. The authors examine the motivations of an Hochschulen geschlechter-reflektiert gestal- mature male students for enrolling in higher education ten and their aspirations for life after graduation, in doing so filling a crucial gap in the current literature. Later access öffnen den Blick auf weitere Geschlechter-Kategorien und to higher education carries numerous benefits, including leiten einen Diskurs zum Abbau potentieller sex/gender improved social mobility: it is therefore paramount to Diskriminierung ein. „Non-Binary Universities“ will mit understand why men tend to be underrepresented among

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mature students. Exploring the intersections of socioeco- „When it comes to silencing women,“ writes Mary Beard, nomic status, ethnicity, culture and gender, and paying „Western culture has had thousands of years of practice.“ careful attention to the stories of the students themsel- Academe is no exception. A recent conference at Stanford ves, the authors provide a thought-provoking analysis of University featured 30 speakers — all of them men, all of an underrepresented student group. The book will be of them white. The incident sparked ridicule and outrage, as interest and value to students and scholars of mature- well as a sense that higher education is facing a recko- age male students, and aspirations and motivations ning. Over the past few months, amid mounting revela- within higher education more generally.“ tions of sexual harassment, The Chronicle Review asked presidents and adjuncts, scientists and humanists, senior scholars and junior professors to take on the theme of Bramberg, Andrea; Eder, Elisabeth; Fischer, Martin; women and power in academe. Here are their responses.“ Fritz, Isabella; Kronberger, Silvia; Sorgo, Gabriele: Soziale Räume für egalitäre Bildungsbeteiligung – Fokus Geschlecht Sanders, Robert: Women don beards to highlight gender bias in Studien Verlag Ges. m.b.H., Oktober 2019 science ISBN: 978-3-7065-5945-4

https://news.berkeley.edu/2019/08/15/women-don- „Soziale Räume für egalitäre Bildungsbeteiligung – Fokus beards-to-highlight-gender-bias-in-science/ Geschlecht basiert auf einem Forschungsprojekt, das darauf abzielt, Geschlechtergerechtigkeit in Schulen zu Dieser Artikel verweist auf das Bearded Lady Project: stärken und Gleichstellung der Geschlechter in Bildungs- „The Bearded Lady Project“ is a documentary film and institutionen zu fördern. Forscher*innen an Pädagogi- photographic project celebrating the work of female pale- schen Hochschulen analysieren den Zusammenhang von ontologists and highlighting the challenges and obstacles Geschlecht und Bildung auf unterschiedlichen Ebenen der they face. Herstellung/Entstehung sozialer Ungleichheiten: Identität, Interaktion, Institution, Gesellschaft und Wissen. Sie ent- http://thebeardedladyproject.com/ falten Geschlecht und Bildung auf den genannten Ebenen, und sie diskutieren, entwickeln und optimieren konkrete Bildungsinitiativen für Lehre und Unterricht.“ Klischeefrei Faktenblatt | Studienabbruch von Frauen und Männern Kurzbeschreibung: „Wie viele Frauen und Männer eines Lažetić, Predrag: Jahrgangs brechen ihr Studium ab? Gibt es Unterschiede Studying similarities and differences in higher zwischen den Geschlechtern, zwischen den Fächergruppen education organisations based on their websites oder auch zwischen den Hochschularten? Und welche – comparative methodological approaches and Gründe führen überhaupt zu einem Studienabbruch? Die research potential Initiative Klischeefrei hat zu diesen Fragen ein doppelsei- „This article discusses the possible ways in which visual tiges Infoblatt zusammengestellt.“ research methodologies can be extended and applied to study similarities and differences in higher education https://www.klischee-frei.de/dokumente/pdf/190607_ institutions (and systems) in the context of the visual and Faktenblatt_15_UA_Studienabbruchquote_final- digital turn in social science methodologies. The article barrierefrei.pdf focuses on the methodological potential of the institutio- nal website analysis as a fruitful approach in comparative Bitte beachten Sie hier auch das Statistikportal higher education research. The article further focuses on des CEWS: two specific comparative methodological issues: different https://www.gesis.org/cews/unser-angebot/infor- purposes of comparisons and different organisational mationsangebote/statistiken/thematische-suche/ aspects which can be compared.“ detailanzeige/article/studienabbruchquoten-fuer-deut- sche-studierende-an-universitaeten-und-fachhoch- https://www.tandfonline.com/doi/abs/10.1080/1364557 schulen-nach-studiengaenge 9.2019.1672286 https://www.gesis.org/cews/unser-angebot/ The Awakening - Women and Power in the informationsangebote/statistiken/thematische-suche/ Academy detailanzeige/article/studienabbrecherquoten- deutscher-ba-studierender-an-universitaeten-nach- The Chronicle of Higher Education studienfach-2016 https://www.chronicle.com/interactives/the-awakening

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Frauenquote an deutschen Hochschulen und Frauen- und Geschlechterforschung Universitäten: Hier arbeiten die meisten Profes- sorinnen Brenssell, Ariane; Lutz-Kluge, Andrea (Hrsg.): Partizipative Forschung in Gender-Kontexten. Anlässlich des Wintersemester-Starts hat die WBS Emanzipatorische Forschungsansätze weiterden- GRUPPE die 50 größten Hochschulen und Universitäten ken bezüglich ihres Frauenanteils befragt. Verlag Barbara Budrich 09.09.2019 https://www.wbs-gruppe.de/index.php?id=116 ISBN 9783847420958

„Der Band führt in die feministisch-partizipative Aktions- forschung ein. Dazu versammelt er Forschungsprojekte Ehmann, Annick; Franzke, Amna; Tröger, Julius; aus dem deutschsprachigen sowie angelsächsischen Blickle, Paul: Raum und verschiedenen Arbeitsfeldern des Sozialen, die Studienanfängerinnen: So viele Frauen wie noch sich thematisch mit der Frage von Geschlechterrealitäten nie auseinandersetzen. Vom Standpunkt einer feministischen „Frauen wollen Pädagogik studieren, Männer etwas Wissenschaftskritik her wird damit eine Forschungs- Technisches. Stimmt‘s? Unsere Datenanalyse zeigt, wie haltung gestärkt, deren Kern in dem Anspruch besteht, sich das Geschlechterverhältnis bei Studienanfängern gemeinsam mit – statt über – Menschen über deren verändert hat. Mädchen haben in der Schule die besseren konkrete Lebenssituationen zu forschen.“ Noten, machen öfter Abitur und beginnen häufiger ein Studium als gleichaltrige Jungen. An den Unis gibt es des- wegen mittlerweile so viele Studentinnen wie nie zuvor. Timmermanns, Stefan; Böhm, Maika (Hrsg.): Das zeigen Daten des Statistischen Bundesamtes, die ZEIT Sexuelle und geschlechtliche Vielfalt. Interdiszi- Campus ONLINE ausgewertet hat. Demnach haben sich im plinäre Perspektiven aus Wissenschaft und Praxis vergangenen Herbst 222.951 Frauen zum ersten Mal für Beltz Juventa 09.10.2019 ein Studium eingeschrieben. Wir wollten wissen: Was stu- ISBN 978-3-7799-3899-6 dieren Frauen und Männer in Deutschland? Ist es wirklich so, dass Männer sich für ein technisches Fach und Frauen häufiger zum Beispiel für Pädagogik entscheiden? Oder ist „Traditionelle Vorstellungen eines binären Geschlechter- das ein altes Bild und die Realität in den Hörsälen sieht systems, Lebens-, Liebens- und Begehrensformen sowie anders aus?“ Kategorien sexueller Orientierungen diversifizieren sich immer mehr. Die Autor_innen versammeln erstmalig https://www.zeit.de/campus/2019-10/ unterschiedliche disziplinäre Perspektiven aus Wissen- geschlechterverhaeltnis-studiengaenge-frauen- schaft und Praxis. Mit Beiträgen aus Erziehungswissen- maenner-studium-universitaet schaft, Psychologie, Medizin, Soziologie, Sozialer Arbeit und weiteren Disziplinen ermöglicht der Sammelband sowohl interessierten Fachkräften wie auch Forschenden, Lehrenden und Studierenden interdisziplinäre Perspektiven auf Themen sexueller und geschlechtlicher Vielfalt.“

Forster, Edgar; Kuster, Frederike; Rendtorff, Bar- bara; Speck, Sarah (Hrsg.): Geschlecht-er denken – Theoretische Erkundun- gen

Verlag Barbara Budrich Oktober 2019 ISBN: 9783847422969

„Feministische Traditionen und Geschlechterforschung haben in den vergangenen Jahrzehnten gesellschaftliches Wissen und eine Vielzahl neuer theoretischer Erkenntnisse hervorgebracht. Zugleich haben sich die Felder und For- men der Wissensproduktion verschoben und erweitert. Die Autor*innen nehmen die reiche Geschichte des Feminis- mus und der Geschlechterforschung auf und fragen nach Anregungen für künftige Theorie und Politik.“

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Sauerborn, Elgen: Derboven, Wibke: Gefühl, Geschlecht und Macht. Affektmanage- Elternschaft als Arbeit. Familiales Care-Handeln ment von Frauen in Führungspositionen für Kinder. Eine arbeitssoziologische Analyse

Campus 18.09.2019 Transcript 27.09.2019 ISBN 9783593511382 ISBN 9783837649413

„Das Verhältnis von Gefühlen, Geschlecht und Macht „Eltern geraten oft an die Grenzen ihrer Belastbarkeit: ist vertrackt und von sozialen Zuschreibungen, Mythen Kinder zu versorgen ist harte Arbeit, die zunehmend unter und Stereotypen geprägt. Daraus entstehen Spannun- ungenügenden sozio-ökonomischen Rahmenbedingun- gen und Konflikte, die Frauen in Führungspositionen in gen realisiert werden muss. Dennoch konzentrieren sich eine ›Lose-Lose-Situation‹ versetzen. Für sie existieren Wissenschaft und Politik in ihren Analysen immer noch keine eindeutigen Emotionsnormen, die den Gefühlen auf die Erwerbsarbeit. Diese Studie ändert das: Wibke einen sozialen Rahmen geben und die Grundlage für Derboven blickt unter arbeitssoziologischer Perspek- Emotionsarbeit sind. Mit dem Begriff des Affektmanage- tive tief hinein in die Arbeit von Eltern verschiedenster ments legt die Autorin eine affektsensible Erweiterung gesellschaftlicher Bereiche. Ihre Ergebnisse zeigen ein des soziologischen Konzepts der Emotionsarbeit vor. Sie gleichermaßen breites wie differenziertes Bild elterlicher zeigt, wie Managerinnen widersprüchliche Erwartungen Arbeitsweisen und machen deutlich: Eltern haben zum Teil an sie verhandeln und dabei auch geschlechtsspezifische höhere Anforderungen zu meistern als Erwerbsarbeitende Diskurse nutzen.“ der obersten Hierarchieebenen.“

Knobloch, Ulrike (Hrsg.): Macht, Alexandra: Ökonomie des Versorgens. Feministisch-kritische Fatherhood and Love – The Social Construction Wirtschaftstheorien im deutschsprachigen Raum of Masculine Emotions

BeltzJuventa 18.09.2019 Springer International Publishing, Oktober 2019 ISBN 978-3-7799-3948-1 ISBN: 9783030203573

„Geschlechterforschung ist in den Wirtschaftswis- “This book explores how contemporary men understand senschaften noch wenig selbstverständlich. Gleich- love in the realm of family life and how they integrate zeitig gibt es auch im deutschsprachigen Raum it into their identity. Drawing from Ian Burkitt’s aesthe- Wissenschaftler*innen und Netzwerke, die sich seit tic theory of emotions, Macht presents rich data from langem mit feministisch-kritischer Wirtschaftstheorie qualitative interviews and observations with Scottish and und Wirtschaftsethik beschäftigen. In diesem Sammel- Romanian involved fathers, to reveal how they maintain band geben Wissenschaftlerinnen aus drei Generationen closeness to their children, their partners and their own – Nachwuchs-, berufstätige und pensionierte Wissen- family of origin. Reflecting on distances, separations, schaftlerinnen – Einblick in ihren eigenen Zugang zur power, worry and intergenerational experiences of love feministisch-kritischen Ökonomie, an dem sie meist schon Fatherhood and Love hypothesizes that fathers’ identities viele Jahre und Jahrzehnte arbeiten.“ and emotionality rely on a variety of social relationships in their intimate environment. A new concept, ‘emotional bordering’, is introduced, to portray the tensions inherent Jurczyk, Karin; Keddi, Barbara: in fathers’ identities and illuminate why gender progress Gender und Familie. (Un)klare Verhältnisse happens slowly. Engaging with literature on love, mas- culinity, culture and father’s involvement from a unique Verlag Barbara Budrich 09.09.2019 perspective, this book will be of interest to students and ISBN 978-3-8474-0033-2 scholars across a range of social science disciplines.”

„Ist es möglich, Familie jenseits von Vater/Mutter- und Mann/Frau-Dualismen zu denken? Wie kann ein diffe- Giardina, Christian: renzierter Blick auf Familie heute jenseits der Klischees Freiheit, Gleichheit, Differenz. Eine Archäologie aussehen? Welche Familienstrukturen sind im Hinblick auf der ehelichen Geschlechtergesellschaft Geschlecht schon im Wandel begriffen?“ Ulrike Helmer Verlag 29.09.2019 ISBN 9783897414396

„Christian Giardina begibt sich auf die Suche nach dem Wissen, in welchen Verhältnissen sich Männlichkeit und

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Weiblichkeit voneinander abgrenzen, denn: In ihrer Iden- differences significantly affect the clinical presentation of tität als Frau oder Mann müssen sich Menschen als frei physical and mental health disorders as well as responses und gleich, aber auch als unterschiedliche Geschlechter to treatments. This text highlights these issues, while at denken. Vom Ansatzpunkt der historisch einzigartigen the same time reflecting on the practical implications of Situation ihrer rechtlichen Symmetrie als BürgerInnen, the theoretical knowledge presented. It also examines the (Ehe-)PartnerInnen und Eltern her betrachtet, bietet sich organization of social and health services, which should die jahrtausendealte europäische Ehegeschichte an, um increasingly take into account the specificities related jene Geschlechterbilder zu rekonstruieren, auf denen die to gender differences and where equality is based on rechtliche Ungleichheit von Frauen und Männern beruhte. truly embracing these differences. The final part provides Die Geschichte der Eheordnung wird so erstmals mit insights into the experiences and testimonies collected Fokus auf die Herstellung von Geschlechtsidentitäten by the authors of the book. Written by a multidisciplinary in den Blick genommen. Diese historische Perspektive team of medical, psychosocial and humanities professio- auf das Paar ermöglicht Antworten auf weiterhin offene nals, this book is of interest to health professionals and Fragen der Geschlechterbeziehungen.“ medical students.”

Scheuermann, Manuela; Zürn, Anja (Hrsg.): Nitz, Julia; Schäfer, Axel R. (Hrsg.): Gender Roles in Peace and Security. Prevent, Woman and U.S. Politics: Historical and Contem- Protect, Participate porary Perspectives. Essays in Honor of Hans- Jürgen Grabbe Springer 25.09.2019 ISBN 9783030218898 Universitätsverlag Winter GmbH Heidelberg, Oktober 2019 „This volume examines the specific gender roles in peace ISBN: 978-3-8253-4648-5 and security. The authors analyse the implementation process of United Nations Security Council Resolution “This collection maps the field of women and U.S. politics 1325 in various countries and discuss systemic challen- on the basis of leading international and interdisciplinary ges concerning the Women, Peace and Security agenda. scholarship informed by political science, cultural studies, Through in-depth case studies, the authors shed new literary studies, history, and media studies. The volume light on topics such as the gender-related mechanisms focuses in particular on women’s political activism, how of peace processes, gender training practices for police politics affects women, and the role of gender in politics. personnel, and the importance of violence prevention. Recent research has called for an integrated interdiscipli- The volume studies the role of women in peace and nary approach in analyzing women’s roles in U.S. politics, security as well as questions of gender mainstreaming by pointing out the shortcomings of earlier investigations, adopting various theoretical concepts, including feminist which mostly confined themselves to one subject area. theories, concepts of masculinity, organizational and Using this as a starting point, the volume features security studies. It also highlights regional and transna- research that analyzes the agency women have possessed tional approaches for the implementation of the Women, in the political sphere in the U.S. from various disciplinary Peace and Security agenda, namely the perspectives of perspectives. Its essays trace the role of women in U.S. the European Union, NATO, the UN bureaucracy and the politics from the Early Republic until today. Contributions civil society. It presents best cases and political advice for include examinations of fictional and non-fictional nego- tackling the problem of gender inequality in peace and tiations of gendered politics in a range of media, as well security.“ as investigations of how U.S. politics past and present are conceptualized and practiced in relation to gender.” Tarricone, Ilaria; Riecher-Rössler, Anita (Hrsg.): Health and Gender. Resilience and Vulnerability Babka, Anna: Factors for Women’s Health in the Contemporary Postcolonial-queer – Erkundungen in Theorie Society und Literatur Springer International Publishing, Oktober 2019 Verlag Turia + Kant, Oktober 2019 ISBN: 9783030150372 ISBN: 978-3-85132-928-5

“This book presents a concise and comprehensive over- „Begriffe wie »gender, queer« und »postkolonial« bil- view of the most important protective and risk factors for den den theoretischen Fokus und zugleich den Ort der women‘s health, and reviews the main areas of medical Entfaltung und transdisziplinären Perspektivierung des science from a gender perspective. Numerous scienti- Bands, der einen weiteren Baustein zur Verankerung der fic experiments and studies have shown how gender

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Gender-, Queer- und Postcolonial Studies in der (ger- Harris, Alton B.; Kramer, Andrea S.: manistischen) Literatur- und Kulturwissenschaft liefern It’s Not You, It’s the Workplace: Women’s Con- soll. Im Abschnitt I werden Überblicke und Einsichten zu flict at Work and the Bias that Built it den verschiedenen Studies bereitgestellt - in kürzeren Darstellungen zu Gayatri Spivak oder zu den Zusammen- Nicholas Brealey Publishing, 5. September 2019 hängen von Gender,- Queer- und Postkolonialer Theorie, in längeren Beiträgen zu Kanonisierungsprozessen von “Why is it that many women believe that working with Theorie, zu Vergleichen von Denkfiguren verschiedener other women is harder than working with men? A clue: Theoretiker_innen (Homi Bhabha und Judith Butler) oder it‘s not because women actually are harder to work with. zu Reflexionen auf seminale Texte (Trinh T. Minh-ha). Im After decades of working to help women to succeed Abschnitt II des Bands treten Lektüre und Theorieimpulse at work, Andie Kramer and Al Harris noticed the same in ein oszillierendes Verhältnis mit dem Ziel, einen dyna- thing over and over again: Women‘s relationships with mischen Raum der Wechselwirkungen zwischen theo- other women are causing conflict in the workplace and retischen Erkenntnissen und literarischen Erkundungen this is hindering careers across the board. Their research zu eröffnen. Im literarischen Fokus dieses Wechselspiels demonstrates that at the root of these clashes lie stereo- stehen deutschsprachige Texte, die patriarchale und/oder types, toxic assumptions and societal expectations about »koloniale« Machtdiskursen thematisieren und die Kons- how women should behave. Through extensive research truktion und Produktion geschlechtlicher und kultureller and hundreds of interviews, Andie and Al have identi- Identitäten zugleich beschreiben und performieren. Das fied the most fraught scenarios of women working for, Spektrum dieser Lektüren reicht von der Literatur des 18. working with, supervising, and collaborating with other Jahrhunderts (Heinch v. Kleist), des 19. Jahrhunderts (Karl women.“ May), der Literatur der Jahrhundertwende und Moderne (Robert Michel und Else Lasker-Schüler), bis hin zur Literatur des 20. Jahrhunderts (Barbara Frischmuth und Dackweiler, Regina Maria; Rau, Alexandra; Schäfer, Elfriede Jelinek) oder der Literatur nach der Jahrtausend- Reinhild: wende (Semier Insayif).“ Frauen und Armut – Feministische Perspektiven

Verlag Barbara Budrich, Oktober 2019 Schmidt, Francesca: ISBN: 9783847422037 Netzpolitik. Eine feministische Einführung „Woran liegt es gesellschaftlich, dass Frauen von einem Verlag Barbara Budrich 09.09.2019 besonderen Armutsrisiko betroffen sind? Gesellschafts-, ISBN 978-3-8474-2216-7 Armuts- und Prekarisierungstheorien haben auf diese Frage bisher wenig Antworten gefunden. Der Sammelband „Die Publikation führt in die Thematiken einer femi- analysiert aus feministischen Perspektiven diese theore- nistischen Netzpolitik ein und zeigt deren Potentiale tischen Ein- und Auslassungen der Kategorie Geschlecht. auf. Zudem unternimmt sie den Versuch, einen neuen Dabei rekonstruiert er auch Armutsdiskurse sowie Gesellschaftsvertrag des Digitalen zu entwerfen. Anhand die Prozesse des Verwundbarmachens. Zudem werden von zwei zentralen Themen- und Diskussionsfeldern, Armutspolitiken untersucht und mögliche feministische „Digitale Gewalt“ und „Überwachung versus Privatheit“ Alternativen diskutiert.“ wird ein Ausblick auf eine geschlechtergerechte digitale Gesellschaft gegeben. Netzpolitik für und in der digitalen Gesellschaft ist einem steten Wandel unterworfen. Als Baumgartinger, Persson Perry klassisches Politikfeld noch im Entstehen, fehlen bislang Die staatliche Regulierung von Trans tiefergehende feministische Analysen für diesen Prozess. Der Transsexuellen-Erlass in Österreich (1980- Die Publikation zeichnet bisherige feministische Perspek- 2010). Eine Dispositivgeschichte tiven, etwa Cyberfeminismus oder Netzfeminismus, nach. Es wird sowohl auf die lange feministische politische Aus- Reihe: Gender Studies einandersetzung mit dem Internet als auch auf das immer TRANSCRIPT VERLAG 2019 noch entstehende Politikfeld Netzpolitik eingegangen. Bis- ISBN 978-3-8394-4854-0 herige Entwicklungslinien, Erkenntnisse und Standpunkte „Geschlecht wird noch immer staatlich reguliert. Durch werden zusammengeführt, um daraus entsprechende Gesetze, Erlasse und medizinische Richtlinien wird Visionen und Perspektiven zu entwickeln.“ über Körper, Beziehungen und Lebensweisen bestimmt. Aktivist_innen kämpfen seit Jahrzehnten gegen eine solche Regulierung an, doch die binäre Geschlechtervor- stellung bleibt zentral. Am Beispiel des österreichischen Transsexuellen-Erlasses (1980-2010) arbeitet Persson

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Perry Baumgartinger die wirkmächtigen ‚Reparaturmecha- engaging in gender balancing. Namely, reviewers favor nismen‘ des Zwei-Geschlechter-Dispositivs heraus, welche the minority gender in each field of study but, except for zur Konservierung des binären Geschlechterverständnisses STEM, all fields are female-dominated. Our simulations beitragen.“ show that the interview plays an important role, but the quantitative scoring has a more profound effect on the award allocation. Merging administrative records on the Régner, Isabelle; Thinus-Blanc, Catherine; Netter, population of graduates from a large university, we docu- Agnès; Schmader, Toni; Huguet, Pascal: ment an important gender gap in participation. We find Committees with implicit biases promote fewer that high-GPA female graduates are much less likely to women when they do not believe gender bias apply to the fellowship program. The combination of the exists gender gaps in participation and success in the program imply that high-GPA female graduates are almost 50% In: Nature Human Behaviour, 26 August 2019 less likely to obtain a fellowship than their male counter- https://www.nature.com/articles/s41562-019-0686-3 parts.“

Abstract: „Whether gender bias contributes to women’s under-representation in scientific fields is still controver- Dato, Simon; Nieken, Petra: sial. Past research is limited by relying on explicit questi- Gender differences in sabotage: the role of onnaire ratings in mock-hiring scenarios, thereby ignoring uncertainty and beliefs the potential role of implicit gender bias in the real world. We examine the interactive effect of explicit and implicit Experimental Economics, 2019. gender biases on promotion decisions made by scientific DOI 10.1007/s10683-019-09613-2 evaluation committees representing the whole scientific spectrum in the course of an annual nationwide com- „Professorin Petra Nieken beschäftigt sich als Leiterin des petition for elite research positions. Findings reveal that Lehrstuhls für Human Resource Management am KIT mit committees with strong implicit gender biases promoted Anreiz- und Motivationsmechanismen. Gemeinsam mit Dr. fewer women at year 2 (when committees were not remin- Simon Dato, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut ded of the study) relative to year 1 (when the study was für angewandte Mikroökonomik der Universität Bonn, announced) if those committees did not explicitly believe hat sie Verhaltensunterschiede zwischen Männern und that external barriers hold women back. When commit- Frauen im Wettbewerb untersucht. „Uns ging es darum, tees believed that women face external barriers, implicit den Geschlechterunterschied in unethischem Verhalten, biases did not predict selecting more men over women. This der Sabotage, klar aufzuzeigen und die zugrundeliegenden finding highlights the importance of educating evaluative Mechanismen zu verstehen, um langfristig Gegenmaß- committees about gender biases.“ nahmen entwickeln zu können“, so die Wirtschaftswissen- schaftlerin. Die Ergebnisse ihres kontrollierten Laborex- periments haben sie unter dem Titel „Gender difference Farré, Lídia; Ortega, Francesc: in sabotage: the role of uncertainity and beliefs“ in der Selecting Talent: Gender Differences in Parti- Fachzeitschrift Experimental Economics veröffentlicht.“ cipation and Success in Competitive Selection Processes Gebhardt, Eveline; Thomson, Sue; Ainley, John; IZA DP No. 12530 Hillman, Kylie (Hrsg.): http://ftp.iza.org/dp12530.pdf Gender Differences in Computer and Information Literacy. An In-depth Analysis of Data from ICILS

Abstract: „We investigate whether competitive selection Springer Open 27.09.2019 processes generate gender inequality in the context of a ISBN 9783030262020 prestigious graduate fellowship program. All applications are scored remotely by expert reviewers and the highest „This open access book presents a systematic investiga- ranked are invited to an in-person interview. The data tion into internationally comparable data gathered in show a very large gender gap in success rates: women‘s ICILS 2013. It identifies differences in female and male success rate is 36% lower than men‘s. About one third students’ use of, perceptions about, and proficiency in of this gap is due to the lower grades of female candi- using computer technologies. Teachers’ use of computers, dates, which is surprising given women‘s higher GPA in and their perceptions regarding the benefits of computer the population of college graduates. Adjusting for GPA use in education, are also analyzed by gender. When com- and a rich set of fixed-effects, women‘s success rate puter technology was first introduced in schools, there remains 16% lower than for comparable male candi- was a prevailing belief that information and communi- dates. We show that this gap is explained by reviewers

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cation technologies were ‘boys’ toys’; boys were assumed Lindemann, Hilde: to have more positive attitudes toward using computer An Invitation to . technologies. As computer technologies have become more established throughout societies, gender gaps in Second Edition students’ computer and information literacy appear to be Oxford University Press 10.10.2019 closing, although studies into gender differences remain ISBN 9780190059316 sparse.´The IEA’s International Computer and Information Literacy Study (ICILS) is designed to discover how well „Feminist ethics addresses how power, through gender, students are prepared for study, work, and life in the affects moral practice and theory. This enterprise is digital age. Despite popular beliefs, a critical finding of more important than ever before in an age of sharpened ICILS 2013 was that internationally girls tended to score attention and concern for feminist issues and injustices. more highly than boys, so why are girls still not entering Yet the number of terms which have entered mainstream technology-based careers to the same extent as boys? discussion can quickly overwhelm the novice: intersectio- Readers will learn how boys and girls differ in their com- nality, gender neutrality, androcentrism. An Invitation to puter literacy (both general and specialized) and use of Feminist Ethics offers an easy-to-understand, hospita- computer technology, and how the perceptions held about ble approach to the study of feminist moral theory and those technologies vary by gender.“ practice from a renowned ethicist, underscoring its need and the clarifying light it casts on some of the most pressing topics in contemporary society. The work surveys Breda, Thomas; Napp, Clotilde: Girls‘ Comparative Advantage in Reading Can feminist ethical theory, beginning with an explanation Largely Account for the Gender Gap in Math- of ethics, feminism, and gender before discussing the Intensive Fields concepts of discrimination, oppression, gender neutrality, and androcentrism. The work further discusses in-depth IZA DP No. 12503 intersectionality and microagressions before examining personal identities and how identities are vulnerable to http://ftp.iza.org/dp12503.pdf oppression, and what can be done about it. The book also

includes a helpful overview of three standard moral the- Abstract: „Gender differences in math performance are ories—social contract theory, utilitarianism, and Kantian now small in developed countries and they cannot explain ethics—and a discussion of their failings from a feminist on their own the strong under-representation of women point of view, followed by introductions to feminist care in math-related fields. This latter result is however no theory and feminist responsibility ethics. A „close-ups“ longer true once gender differences in reading perfor- section explores three social practices—bioethics, violence, mance are also taken into account. Using individual-level and the globalized economy—within which these concepts data on 300,000 15-year-old students in 64 countries, we are applied, and the need for feminist ethics is most show that the difference between a student performance urgent.“ in reading and math is 80% of a standard deviation larger for girls than boys, a magnitude considered as very large. When this difference is controlled for, the gender gap in Franzway, Suzanne; Moulding, Nicole; Wendt, students‘ intentions to pursue math-intensive studies and Sarah; Zufferey, Carole; Chung, Donna (Hrsg.): careers is reduced by around 75%, while gender gaps in The Sexual Politics of Gendered Violence and self-concept in math, declared interest for math or atti- Women‘s Citizenship tudes towards math entirely disappear. These latter vari- ables are also much less able to explain the gender gap in Policy Press 01.10.2019 intentions to study math than is students‘ difference in ISBN 978-1447337799 performance between math and reading. These results are in line with choice models in which educational decisions „The challenge of violence against women should be involve intra-individual comparisons of achievement and recognised as an issue for the state, citizenship and the self-beliefs in different subjects as well as cultural norms whole community. This book examines how responses by regarding gender. To directly show that intra-individual the state sanction violence against women and shape comparisons of achievement impact students‘ intended a woman’s citizenship long after she has escaped from careers, we use differences across schools in teaching a violent partner. Drawing from a long-term study of resources dedicated to math and reading as exogenous women’s lives in Australia, including before and after variations of students comparative advantage for math. a relationship with a violent partner, it investigates Results confirm that the comparative advantage in math the effects of intimate partner violence on aspects of with respect to reading at the time of making educational everyday life including housing, employment, mental choices plays a key role in the process leading to women‘s health and social participation. The book contributes to under-representation in math-intensive fields.“ theoretical explanations of violence against women by

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reframing it through the lens of sexual politics. Finally, it Zeitschrift: Ariadne. Forum für Frauen- und offers critical insights for the development of social policy Geschlechtergeschichte and practice.“ 75/2019 – Gleichberechtigung als Prozess. Ideen – Ent- wicklungen – Folgen Faust, Friederike: https://www.addf-kassel.de/publikationen/ariadne-75/ Fußball und Feminismus. Eine Ethnografie geschlechterpolitischer Interventionen „Das neueste Heft der Zeitschrift Ariadne ist erschienen. Budrich UniPress 2019 Anlässlich 70 Jahre Formulierung der Gleichberechtigung ISBN 978-3-86388-819-0 zwischen Frau und Mann sowohl in der Verfassung der DDR als auch im Grundgesetz der BRD, wendet sich das „Fußball, ein Männersport? Was lange selbstverständlich Heft dem Prozess der Gleichberechtigung zu. Neben Arti- war, wird zunehmend bezweifelt. Die Geschlechterverhält- keln, die einzelne Aspekte der Gleichberechtigung in den nisse sind in Bewegung geraten und Frauen fordern ihren Blick nehmen, stehen Arbeiten, die eine umfassende Ana- Platz auf dem Rasen. Dr. Friederike Faust vom Institut für lyse der Gleichberechtigungsforderung vornehmen. Neben Europäische Ethnologie an der Humboldt-Universität zu der Entwicklung in DDR und BRD stehen auch Abhandlun- Berlin hat eine feministische Frauenfußballorganisation gen, die sich mit der Schweiz und Österreich beschäftigen. bei ihren lokalen und internationalen Aktivitäten begleitet Hier zeigt sich, wie eng dieser Prozess mit der Entwicklung und darüber eine ethnografische Studie erstellt. Ihre von nationaler Geschichte verbunden ist.“ Arbeit zeigt die Chancen, aber auch Grenzen, die entste- hen, wenn die vermeintlichen Gegensätze Fußball und Feminismus aufeinandertreffen. DiGeSt Journal of Diversity and Gender Studies

New Publisher for the Journal DiGeSt from 2020 Schmidbaur, Marianne; Wischermann, Ulla: onwards (Hrsg.): Feministische Erinnerungskulturen. 100 Jahre „We hereby announce that the publication of the Journal Frauenstimmrecht – 50 Jahre Autonome Frauen- of Diversity and Gender Studies (DiGeSt) will be taken bewegung. over by Ghent University Open Access Journal Platform from 2020 onwards. The final volume published by Leuven Frankfurt am Main 2019 University Press, volume 6.2, will be a special issue and will appear in October 2019. All back issues of the journal „In dieser Online-Broschüre werden die historische und will stay available for subscribers.“ die aktuelle Frauenbewegung aus dem Blickwinkel der Erinnerungskultur diskutiert und nach ihrer heutigen https://lup.be/collections/series-digest-journal-of- Aktualität und politischen Relevanz befragt. Die Auto- diversity-and-gender-studies rinnen sind renommierte Wissenschaftlerinnen aus dem In- und Ausland.“ querelles-net „Am 30. September 2019 haben wir eine Doppelausgabe Zeitschrift des Interdisziplinären Zentrums für abgeschlossen: Sieben Rezensionen sind sukzessive Geschlechterforschung (IZFG) erschienen und bilden die Ausgaben 20-2 und 20-3. Die Genderstudies – Streik und Geschlecht Ausgabe 20-3 finden Sie ab jetzt als „Aktuelle Ausgabe“. Die kommenden Rezensionen werden dann nach und nach die Ausgabe 20-4 bilden. Ihr Erscheinen wird jeweils auf http://www.izfg.unibe.ch/e85925/e85991/e90007/ der Startseite von querelles-net mitgeteilt.“ e868170/genderstudies_def_ger.pdf https://www.querelles-net.de/index.php/qn/index „Jeweils auf Semesterbeginn erscheint unsere Zeit- schrift genderstudies zu Lehre und Forschung in Gender Studies an der Universität Bern. Neben Hinweisen auf Veranstaltungen gibt sie auch einen Einblick in aktuelle Forschungsprojekte und gegenwärtige Diskussionen im Bereich Geschlechterforschung. Diese Ausgabe widmet sich dem Spannungsfeld von Streik und Geschlecht.“

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Diversity, Antdiskriminierung, Intersektionalität with societal and legal norms. Moreover, binary legal frameworks prevent them from enjoying the rights to access identification documents, start a family, or be free Seeliger, Martin, Gruhlich, Julia (Hrsg.): from discrimination in all areas including employment Intersektionalität, Arbeit und Organisation and sports. To elaborate on intersex violations that ema- nate from binary laws, this book examines the situation BeltzJuventa 18.09.2019 of intersex rights in regional jurisdictions worldwide and ISBN 978-3-7799-6104-8 within the European Union in particular. In the process, it

identifies current legal barriers and suggests how intersex „Soziale Ungleichheit und Vielfalt sind Schlüsselthe- people could be accommodated under legal frameworks men der Arbeits- und Organisationsforschung, wurden and achieve sex/gender equality beyond binary defini- bislang aber nur selten aus intersektionaler Perspektive tions.” betrachtet. Der Band schließt diese Lücke. Er versammelt theoretische und empirische Beiträge, die aufzeigen, wie multiple Benachteiligungen und Diskriminierungen Ewert, Felicia: in Unternehmen, Universitäten, Forschung, Parteien, Trans. Frau. Sein. Aspekte geschlechtlicher Mar- Krankenhäusern, Pflegeagenturen und Gewerkschaften ginalisierung produziert werden und was Organisationen davon abhält, allen Menschen unabhängig von ihrer sozialen Zugehörig- Edition Assemblage Oktober 2019 keit gleiche Arbeitsbedingungen zu bieten.“ ISBN 978-3-96042-040-8

„Das Buch beschreibt bestehende Diskriminierungsme- Greif, Elisabeth; Ulrich, Silvia: chanismen, die sich gegen transgeschlechtliche Menschen Legal Gender Studies und Antidiskriminierungs- richten. Die Kritik der Autorin bietet auf gesellschaftlicher recht Ebene Einblicke in rechtliche Aspekte des „Transsexuel- lengesetzes“, in medizinischpsychologische Bereiche wie 2. Auflage z. B. die Gutachtenpraktiken und auch in ausschließende MANZ Verlag Wien September 2019 Mechanismen cisnormativer Feminismen. Trans. Frau. ISBN: 978-3-214-06847-9 Sein. ist eine Kombination wissenschaftlicher Arbeit, überspitzter satirischer Darstellung, Dekonstruktion von „Das vorliegende Buch führt in die wichtigsten Fragestel- Cissexismus und autobiographischer Elemente aus dem lungen und Methoden der Legal Gender Studies und des persönlichen (Er)-Leben der Autorin.“ Antidiskriminierungsrechts ein. Es behandelt die men- schenrechtlichen Grundlagen gesellschaftlicher Vielfalt sowie die unterschiedlichen Dimensionen von Gleichheit Young, Eris: und deren Steuerungspotenzial für die Gleichstellung der They/Them/Their Geschlechter und anderer diskriminierungsgefährdeter Gruppen.“ Jessica Kingsley Publishers, 19. September ISBN: 978-1785924835

Pikramenou, Nikoletta: “Showing what life is like as a nonbinary or genderqueer Intersex Rights – Living Between Sexes person, this book explores relationships, mental and phy- sical health, language use and identity and appearance, Springer International Publishing, Oktober 2019 providing advice for nonbinary people and how friends ISBN: 9783030275549 and family can support them.”

“This book addresses intersex rights violations and analyses intersex people’s legal demands as expressed by Kantor, Jodi; Twohey, Megan: intersex activists themselves and delivered through state- She Said: Breaking the Sexual Harrasement ments and reports issued by intersex rights organisations, Story That Helped Ignite a Movement the United Nations and the Council of Europe. Intersex Penguin Press, 10. September people are born with sex characteristics that do not fit ISBN: 978-0525560340 typical notions of male or female bodies, as a result of which they are stigmatised, marginalised and denied the „The book details the behind-the scenes and publically recognition of their fundamental rights. Often, they are known processes the authors employed to investigate subjected to involuntary and harmful sex “normalising” and publish stories uncovering sexual harassment and surgeries at birth, which violate their bodily integrity, sexual abuse by recent widely known persons described self-determination and informed consent, so as to comply

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as malefactors. It details new information that helped Fröba, Stefan: break the Weinstein story, including sources, documents, Ältere Migranten, Männlichkeiten und Margina- and chasing leads. The book follows the reporters „from lisierungen – Eine sozialraumbezogene Intersek- the first exploratory phone calls, to a mounting trail of tionsanalyse evidence, to a final face off with a [well known] bel- ligerent“ accused person. It also deals with the open Budrich-Verlag, 09.09.2019 questions about which behaviors and gray areas should ISBN: 978-3-8474-2337-9 constitute sexual harassment: Kantor admitted that there is “a mounting sense of unfairness on both sides” about a system that no one thinks “works for the accuser, or the „Alter Mann, was nun? Im Alltag von älteren Migranten accused.“ Their job remains, as Kantor put it, to ask the führen spezifische soziale Kategorien und Ungleichheits- three main questions surrounding any allegation: “What merkmale zu Marginalisierung. Vor dem Hintergrund von is the scope of the behaviors under scrutiny?;” “How do Männlichkeitsstrukturen und Integrationsansprüchen we get the facts right?;” and “What should punishment analysiert der Band jene Kategorien und Merkmale. and accountability look like?” The authors continue Aus einer postmigrantischen Perspektive vollzieht die to investigate societal answers to these questions. To Argumentation eine Umkehrung: Engagementbereiche help persuade sources to talk to them, the sources were älterer Migranten im multiethnisch-nachbarschaftlichen told, what happened in the past cannot be changed but Zusammenleben können als positive Ressource und „together we may be able to use your experience to help Beitrag für städtische Quartiere wirken. Im Zentrum des protect other people.“ Bandes stehen geschlechts- und altersspezifische Aspekte der Migration, die in der Forschung lange vernachlässigt wurden.“ Ging, Debbie; Siapera, Eugenia (Hrsg.): Gender Hate Online. Understanding the New Anti-Feminism Friese, Heidrun; Nolden, Marcus; Schreiter, Miriam (Hsg.): Palgrave Macmillan 13.09.2019 Rassismus im Alltag. Theoretische und empiri- ISBN 978-3319962252 sche Perspektiven nach Chemnitz.

„Gender Hate Online addresses the dynamic nature of Transcript Verlag 2019 ISBN: 978-3-8376-4821-8 : how it travels, what technological and cultural affordances support or obstruct this and what impact „Chemnitz im Herbst 2018: Proteste, aufgebrachte reappropriated expressions of misogyny have in other Bürger_innen und eine Stadt in Aufruhr. Die Beiträge des cultures. It adds significantly to an emergent body of Bandes setzen sich kritisch mit einem spezifischen Phäno- scholarship on this topic by bringing together a variety men auseinander, das den Ereignissen in der sächsischen of theoretical approaches, while also including reflec- Stadt zugrunde lag: ein Rassismus, der sich im Alltägli- tions on the past, present, and future of feminism and chen zeigt, in unangemessenen Bemerkungen, in Bildern its interconnections with technologies and media. It also und Diskursen, in sozialen Praktiken und Ausschlussme- addresses the fact that most work on this area has been chanismen, in Gewalt und auch in Versuchen, ihn selbst focused on the Global North, by including perspectives zu leugnen. Aus unterschiedlichen Perspektiven werden from Pakistan, India and Russia as well as intersectional die Mobilisierung rechter Szenen, antisemitische Ein- and transcultural analyses. Finally, it addresses ways stellungen, Hass und Radikalisierung in sozialen Medien in which women fight back and reclaim online spaces, sowie die Erfahrungen von Betroffenen analysiert. Damit offering practical applications as well as critical analyses. werden Einblicke in die aktuelle Forschung ermöglicht, die This edited collection therefore addresses a substantial auch engagierte Bürger_innen adressiert.“ gap in scholarship by bringing together a body of work exclusively devoted to this topic. With perspectives from a variety of disciplines and geographic bases, the volume Film: Diversity an der Universität Zürich will be of major interest to scholars and students in the fields of gender, new media and hate speech.“ „Vielfalt fördern - leben - nutzen: Die Universität Zürich setzt sich aktiv und konsequent für die Förderung von Vielfalt sowie gegen Diskriminierung ein. Sie bekennt sich zu Diversität als Wert und damit zu einer Kultur der gelebten Vielfalt.“

https://www.gleichstellung.uzh.ch/de/politik/diversity. html

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„Wie kann mit Differenz umgegangen werden, die einer Sonstiges grundsätzlichen Ebenbürtigkeit Sorge trägt? Das ist die Frage, die sowohl feministische Bewegungen als auch Streidl, Barbara: den interreligiösen Dialog bewegt. Diese Differenzlinien, Feminismus. 100 Seiten Religion und Geschlecht, scheinen im wissenschaftlichen Diskurs eher getrennt voneinander betrachtet zu werden, Reclam 25.09.2019 während sie gesellschaftlich meist verschränkt mitei- ISBN 9783150205419 nander verhandelt werden. Die Ängste vor dem religiös Anderen bzw. dessen Ablehnung und Ausgrenzung werden „›Den‹ Feminismus gibt es nicht, die Haltungen seiner häufig mit der (vermeintlichen) Sorge um Geschlechter- VertreterInnen sind so vielfältig wie die jeder anderen gerechtigkeit begründet: Wie gehen die mit ihren Frauen politischen Bewegung auch. Dass in Sachen Gleichbe- um? Müssen wir nicht unsere Frauen vor solchen Männern rechtigung längst noch nicht alles erreicht ist (man denke schützen? In diesem Buch unternehmen Theologen und nur an #metoo), darüber sind sich jedoch alle, die für Theologinnen des interreligiösen Dialogs eine Expedition die Rechte der Frauen kämpfen, einig. Die Journalistin durch Regionen der wissenschaftlichen Diskussion von Barbara Streidl, die selbst gern zu feministischen Fragen Geschlecht, um die Wechselwirkung zwischen religiöser Position bezieht, stellt die wichtigsten Strömungen vor und geschlechtlicher Differenz besser in den Blick zu und klärt, ob auch Männer Feministen sein können, mit bekommen und weiterführende Erkenntnisse für den welchen Schwierigkeiten Frauen in der Geschichte zu Dialog zu sammeln.“ kämpfen hatten und warum manche Menschen glauben, eine Feministin dürfe sich nicht schminken.“ Waldmann, Maximilian: Queer/Feminismus und kritische Männlichkeit – We are Feminists! Eine kurze Geschichte der Ethico-politische und pädagogische Positionen Frauenrechte. Budrich UniPress, 07.10.2019 Mit einem Vorwort von Magarete Stokowski. Illusstrati- ISBN: 9783863888213 onen von Rebecca Strickson Prestel 14.10.2019 ISBN 978-3-7913-8597-6 „Subjekte kritischer Männlichkeit werden erst in den Antworten auf die vielfältigen Ansprüche des feministi- schen Erbes zu dem, was sie sind. Das Buch ergründet aus „Im Jahr 2019 feiert Deutschland 100 Jahre Frauenwahl- profeministischer Perspektive das Konzept einer so gear- recht – für junge Frauen im Zeitalter von #metoo und teten kritischen Männlichkeit. Vor welche Ansprüche sind #timesup unvorstellbar, dass Frauen erst seit etwas mehr Männer gestellt, die sich eine eigene Position zu aktuellen als drei Generationen die vollen bürgerlichen Rechte Geschlechterpolitiken erarbeiten wollen? Worauf und wie innehaben! Grund genug, einen Blick zurück auf die antworten sie, wenn sie einen Beitrag zu einer gerechte- Geschichte der internationalen Frauenbewegung zu wer- ren Geschlechterordnung leisten wollen?“ fen. Als Chronologie der wichtigsten Ereignisse und Errun- genschaften im Kampf um Frauenrechte, vermittelt »We are Feminists« alles Wissenswerte über Namen, Daten und Motakef, Mona; Wimbauer, Christine: Fakten: in modernem Buchdesign verpackt und gespickt Prekarität im Lebenszusammenhang – eine um mit Illustrationen, Karten und Grafiken. Dazu werden die Anerkennung erweiterte Perspektive auf prekäre wichtigsten Protagonistinnen vorgestellt, die den Femi- Erwerbs- und Lebenslagen nismus in über 150 Jahren geprägt haben – von Emmeline Pankhurst, Simone de Beauvoir und Alice Schwarzer bis zu [126 Absätze]. Forum Qualitative Sozialforschung / Chimamanda Ngozi Adichie, Michelle Obama und Malala Forum: Qualitative Social Research, 20(3), Art. 34, Yousafzai. Ein Handbuch für eine neue Generation von Frauen, die für ihre Rechte einstehen.“ http://dx.doi.org/10.17169/fqs-20.3.3222

„Recognition has not previously played a systematic role Roloff, Carola; Drechsler, Katja; Hoogstraten, in precarity research, even though precarity—closely rela- Marius von; Markowsky, Andreas: ted to employment or expanded to the life context— also Interreligiöser Dialog, Gender und dialogische challenges the recognition of relationships. Consequently, Theologie we have developed an empirically based perspective of precarity of life arrangements that is expanded by Waxmann Verlag, September 2019 recognition (HONNETH, BUTLER). The empirical founda- ISBN 978-3-8309-4064-7 tion is provided by partially guideline-based and par- tially narrative-based individual and couple interviews

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with 24 precarious workers (who are employed insecure, Lechter, Sharon: flexible or e.g., part time and/or have low income) which Napoleon Hills „Denke nach und werde reich“ we have evaluated in a case-reconstructive and case- mit Best-Practice-Beispielen von über 300 comparative manner, based on the hermeneutic sociology erfolgreichen Frauen of knowledge. We illustrate the strengths of our eight- dimensional heuristics in excerpts by using the example Aus dem Amerikanischen von Jordan Wegberg of one precarious worker and two precariously employed Ariston 2019 couples. With our perspective expanded by recogni- ISBN: 978-3-424-20212-0 tion the subject-oriented and knowledge-sociological interpretations of precariously employed „individuals in „. In ihrer Neuinterpretation des Klassikers aus weibli- relationships,“ as well as the accumulations of various cher Sicht lässt sie über dreihundert Frauen aus Politik, strains essential for life-arrangement research, become Wirtschaft, Gesellschaft und Geschichte zu Wort kom- visible. In addition, this allows to understand the con- men, die ihr Erfolgswissen und ihre Einsichten aus den stitutional contexts, relations and interconnections of verschiedensten Erfahrungshintergründen teilen, darunter different precarity dimensions . Our research heuristics Angela Merkel, J.K. Rowling, Oprah Winfrey, Ellen deGe- can therefore also inspire further research that is focused neres, Madonna, Gisele Bündchen, Marianne Williamson, on the multidimensionality and complexity of insecure Melinda Gates, Sara Blakely, Marianna Huffington und living conditions.“ viele andere mehr.“

Frohn, Judith; Gramespacher, Elke; Süßenbach, Shell Jugendstudie 2019: Jugendliche melden Jessica: sich zu Wort Stand und Perspektiven der sportwissenschaft- lichen Geschlechterforschung: Jahrestagungen „Jugendliche melden sich vermehrt zu Wort und artikulie- der dvs-Kommission Geschlechterforschung ren ihre Interessen und Ansprüche nicht nur untereinan- 2012 und 2018 der, sondern zunehmend auch gegenüber Politik, Gesell- schaft und Arbeitgebern. Dabei blickt die Mehrheit der Feldhaus Verlag, September 2019 Jugendlichen eher positiv in die Zukunft. Ihre Zufrieden- ISBN 978-3-88020-676-2 heit mit der Demokratie nimmt zu. Die EU wird überwie- gend positiv wahrgenommen. Jugendliche sind mehr- „In diesem Band werden auf theoretischer und empiri- heitlich tolerant und gesellschaftlich liberal. Am meisten scher Grundlage Standortbestimmungen, Umbrüche und Angst macht Jugendlichen die Umweltzerstörung.“ perspektivische Entwicklungen der sportwissenschaftli- Auszug Summary S. 25: „Fragt man Jugendliche, wie sie chen Geschlechterforschung umfassend dargelegt. Die sich die partnerschaftliche Aufteilung der Erwerbstätig- hier zusammengeführten Beiträge der Jahrestagungen keit wünschen würden, wenn sie 30 Jahre alt wären und 2012 und 2018 der dvs-Kommission Geschlechterfor- ein zweijähriges Kind hätten, sind sich junge Männer und schung zeigen die Bandbreite der sportwissenschaftlichen Frauen recht einig bezüglich der idealen Rollenverteilung: Geschlechterforschung und verweisen eindrücklich auf die In einer Partnerschaft mit kleinem Kind sollte die Frau Relevanz der Kategorie Geschlecht, auch in ihrer Verflech- und nicht der Mann beruflich kürzer treten. 65 % der tung mit anderen sozialen Zugehörigkeiten (z. B. Ethnie, Frauen würden gerne maximal halbtags arbeiten – und soziales Milieu, Alter etc.). Die vielfältigen Themen, die 68 % der jungen Männer wünschen sich genau das von sowohl aus geistes- und verhaltenswissenschaftlicher als ihrer Partnerin. Viele Männer wünschen sich eine Rolle als auch aus sozialwissenschaftlicher Perspektive das kom- »aktiver Vater«, der sich an der Kinderbetreuung beteiligt, plexe Zusammenspiel individueller Handlungsmöglichkei- und nur 41 % von ihnen möchten in der beschriebenen ten und struktureller gesellschaftlicher Rahmungen in den Familiensituation in Vollzeit arbeiten. Von den jungen Blick nehmen, geben geschlechtertheoretisch fundierte Frauen wünschen sich etwas mehr (51 %), dass der Vater Einblicke in Bildungsinstitutionen, in den organisierten in Vollzeit arbeitet. Insgesamt haben beide Geschlechter Sport, in sportpolitische und sportökonomische Bereiche, also recht ähnliche Vorstellungen, was die Erwerbstätig- in geschlechtsbezogene Repräsentationen in den Medien, keit eines Vaters und einer Mutter angeht. ...“ zu Fragen von Gesundheit sowie zu sozialen und sportiven Praktiken in verschiedenen Settings und im Lebensverlauf. Download über: https://www.shell.de/ueber-uns/shell-jugendstudie.html

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Redaktion: Andrea Usadel

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