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Wider das Vergessen Freitag, 13. November 2015, 20 Uhr Spätgotische Stadtkirche Stuttgart-Bad Cannstatt

418. Konzert der Musik am 13. 2

Am Ausgang erbitten wir Ihre Spende (empfohlener Betrag 10,- ¤). Herzlichen Dank dafür!

Die MUSIK AM 13. wird wohlwollend unterstützt durch die Stadt- und Luthergemeinde, die Gesamtkirchengemeinde Bad Cannstatt, den Evangelischen Oberkirchenrat, die Jörg-Wolff-Stiftung, die Martin Schmälzle-Stiftung, die Stadt Stuttgart und das Land Baden-Württemberg. Allen Förderern gilt unser herzlicher Dank. 3 Programm

Wider das Vergessen

Anton Bruckner 1824-1896 Locus iste WAB 23 Os justi WAB 30 Christus factus est WAB 11 Motetten für vierstimmigen Chor a capella

Luigi Nono 1924-1990 Ricorda cosa ti hanno fatto in Auschwitz (1966) (Erinnere dich, was sie dir in Auschwitz angetan haben) für Magnettonband

Anton Bruckner Libera me für fünfstimmigen Chor und Orgel WAB 22 Totenlied »O ihr, die ihr heut mit mir zum Grabe geht« WAB 47,1 Iam lucis orto sidere für vierstimmigen Männerchor WAB 18 Tantum ergo für vierstimmigen Chor und Orgel WAB 42 »Dir Herr, dir will ich mich ergeben« für vierstimmigen Chor WAB 12

Karlheinz Stockhausen 1928-2007 Gesang der Jünglinge im Feuerofen (1955) für Vierkanal-Elektronik

Anton Bruckner Virga jesse für vierstimmigen Chor a cappella WAB 52 Tota pulchra es für vierstimmigen Chor und Orgel WAB 46 Ave Maria für siebenstimmigen Chor a cappella WAB 6

Ioanna Solomonidou Orgel Otto Kränzler Elektronik Cantus Stuttgart Jörg-Hannes Hahn Leitung

19.15 Uhr Einführung Prof. Dr. Rudolf Frisius 4 Zum Programm

Größer könnten die Gegensätze kaum sein. Auf der einen Seite die Motetten Anton Bruckners, reduziert auf die menschliche Stimme und die physische Präsenz der Sänger im Raum. Auf der anderen Seite zwei Klassiker der frühen Elektronik. Als Karlheinz Stockhaus- en seinen Gesang der Jünglinge am 30. Mai 1956 im Großen Sendesaal des Westdeutschen Rundfunks uraufführte, war die Bühne bis auf zwei Lautsprecher leer. Das Publikum reagier- te entsprechend verstört. Wo keine Menschen aus Fleisch und Blut musizierten und sich stattdessen eine verzerrte, von elektronischen Klängen bedrohte, Knabenstimme durch den Raum bewegte, wurden Erinnerungen an die Vernichtungsmaschinerie des Zweiten Welt- kriegs wach, zumal die Vorstellung singender Jünglinge im Feuerofen den Zeitgenossen auch kaum Interpretationsspielraum ließ. Das sei »Gotteslästerung«, empörte sich einer der An- wesenden. Der junge Komponist hätte die Lautsprecher dieser ersten, vokal-elektronischen Raummusik allerdings am liebsten im benachbarten Kölner Dom aufgestellt. Dort jedoch hatte man den Wunsch des überzeugten Katholiken erschrocken abgelehnt. Ein ähnlich kühnes Ansinnen hatte die Kirche von Luigi Nono nicht zu befürchten. Der Kommunist nahm zehn Jahre später keinen Umweg über die Bibel, um an die Gräuel der noch immer jungen Geschichte zu erinnern. Auch in Ricorda cosa ti hanno fatto in Auschwitz sind die Sänger phy- sisch abwesend. Das Tonbandstück lebt von der Konfrontation der menschlichen Stimme mit den Mitteln des elektronischen Studios. Und gerade hier berühren sich die Werke von Nono und Stockhausen mit Anton Bruckners Motetten. Im Mittelpunkt steht der Gesang. Ob lebendige Menschen diese Klänge live im Raum hervorbringen oder ihre Stimmen zer- stückelt und transformiert aus den Lautsprechern klingen, ist zwar ein fundamentaler Un- terschied, ändert aber nichts an der möglichen Intensität des ästhetischen Erlebnisses. Die Abwesenheit der Sänger macht ihre Ferne umso eindringlicher erfahrbar.

Anton Bruckner Locus iste / Os justi / Christus factus est

15 Jahre trennen die drei gemeinsam veröffentlichten Graduale, die Anton Bruckner in seiner Wiener Zeit komponierte. Zwischen 1886 bis zu seinem Lebensende 1896 widmete er sich vor allem der Arbeit an seinen Sinfonien und dem großbesetzten Te Deum, das er im selben Jahr wie Christus factus est herausgab. Locus iste entstand als jüngstes der drei Graduale be- reits 1869 für die Einweihung einer Votivkapelle im Mariä-Empfängnis-Dom in Linz. Die drei kurzen Zeilen dieser Motette erinnern an die alttestamentarischen Geschichten vom bren- nenden Dornbusch und der Jakobsleiter. »Locus iste« ist ein heiliger Ort, an dem Gott sich dem Menschen offenbart. Wie der Text gliedert sich auch die Musik in drei Teile, der Bruck- ner eine Coda anschließt. Die ruhige Symmetrie der Gesamtanlage und die ruhige Abfolge der einzelnen Blöcke schaffen den Eindruck einer festgefügten Architektur. Os justi verdankt seine Entstehung - und zum Teil auch seinen Charakter - dem Auftrag von Ignaz Traumihler, dem Chordirektor des Stifts St. Florian, dem Bruckner zuerst als Sänger- knabe und später als Stiftsorganist angehört hatte. Ignaz Traumihler war als Cäcilianer ein Anhänger der vorbarocken Vokalpolyphonie. Bei der Komposition dieses Graduale war sich Bruckner der engen, ästhetischen Grenzen dieser Restaurationsbewegung bewusst. 5 Er entschied sich für die lydische Kirchentonart und schickte dem Chordirektor die Noten mit den Worten: »Sehr würde ich mich freuen, wenn E. H. ein Vergnügen daran finden woll- ten. Ohne Kreuz und b, ohne Dreiklang der 7. Stufe, ohne 6/4 Akkord, ohne Vier- und Fünf- klänge.« In den Ohren des Cäcilianers muss diese bewusst schlicht gehaltene Musik aber dennoch zu modern geklungen haben. Erst mit der zweiten, überarbeiteten Fassung, in der Bruckner die weit aufgefächerte Mehrstimmigkeit am Schluss auf ein einstimmiges »Alleluja« reduziert, zeigte sich Traumihler zufrieden. Ohne an die stilistischen Zwänge und harmonischen Fesseln der katholischen Reforma- tionsbewegung gebunden zu sein, nutzt Bruckner in Christus factus est die Freiheit zu weiten Intervallsprüngen und chromatischen Schärfungen, letztere vor allem im Dienst der Textaus- deutung. Interessant ist hier aber auch – wie in seinem gesamten Motettenwerk – die In- szenierung des Tonraums, der sich wie eine bewegte Architektur ausdehnt, zusammenzieht, verdichtet und auffächert.

Luigi Nono Ricorda cosa ti hanno fatto in Auschwitz

Dass die menschliche Stimme den Nukleus dieses Ton- bandstücks bildet, ist bei Luigi Nono nicht ungewöhnlich. Im Gesang, vor allem in Frauenstimmen, offenbart sich seine Identifikation mit den Opfern von Kriegen, Koloni- alismus und Kapitalismus. Ausgangspunkt und Basis von Ricorda cosa to hanno fatto in Auschwitz (Erinnere dich, was sie dir in Auschwitz angetan haben) sind Chöre aus seiner Bühnenmusik zu Die Ermittlung von Peter Weiss, die 1966, also im Jahr zuvor, an der Berliner Volksbühne uraufgeführt worden war. Aus dieser Theater- musik wählt er für die Produktion im Studio für elektronische Musik des italienischen Rund- funks drei Gesänge, die von der allgemeinen Beschreibung des Lagers über ein individuelles Schicksal zum »Gesang von der Möglichkeit des Überlebens« führen. Dieser Struktur folgt die musikalische Dramaturgie, die mit der Exposition kurzer Motive und Materialbruchstücke beginnt, anschließend den Solosopran in den Mittelpunkt rückt, um sich im dritten Teil der Gemeinschaft der Opfer zu widmen. Die Stimmen der Sopranistin, eines Kinderchors, aber auch Material aus eigenen Werken verschmelzen zu einer Musik, die zugleich Anklage, Trauer und Utopie sein will, aber keine Geschichten erzählt. Luigi Nono nutzt den Kontrast zwi- schen Stimme und Elektronik, um die tödliche Gewalt der Vernichtungsmaschinerie mit den ihm zur Verfügung stehenden Mitteln zu erfassen. Der Gefahr, den Gräueln von Auschwitz mit der »Möglichkeit des Überlebens« ein falsches, gutes Ende anzudichten, erliegt er in keinem Augenblick. Der Schluss öffnet bestenfalls Räume, in denen sich in lyrischen Mo- menten eine Utopie andeutet. »Überleben« bedeutet hier, sich der Frage zu stellen, ob es überhaupt möglich ist, nach Auschwitz noch Lieder zu singen. Paul Celans Gedicht Faden- sonnen war 1965 gerade erst erschienen, als Nono mit der Arbeit an den Chören zur Ermitt- lung begann. »Es sind noch Lieder zu singen«, schrieb der Dichter damals, doch nur »..jenseits der Menschen.« 6 Anton Bruckner Libera me / Totenlied / Iam lucis / Tantum ergo / Dir, Herr, dir will ich mich ergeben

Vom Sterben, dem Jüngsten Gericht und der Auferstehung handeln diese fünf Motetten. Libera me ist die zweite Vertonung dieses Textes von Bruckner. Sie entstand 1854 während seines Aufenthaltes im Chorherrenstift Sankt Florian für die Beisetzungsfeier von Prälat Michael Arneth. Wie das lateinische Libera me steht auch der Text des ersten von zwei Toten- liedern in der unmittelbaren Ich-Form. Während sich das Flehen um Gnade beim Jüngsten Gericht an Gott wendet, richtet sich der Text des ersten Totenlieds an die Gemeinde. In dieser Motette in Es-Dur, die 1852 in St. Florian entstand, spendet der Tote selbst seinen letzten Begleitern Trost. Vom Tag bis in die Nacht und damit vom Leben bis in den Tod soll in Iam lucis der Schutz-engel den Menschen beistehen. Diese Motette auf den Text eines Ordensbruders des Zisterzienserstifts Wilhering existiert in zwei Fassungen. Für die erste wählte Bruckner die phrygische Kirchentonart, bei der zweiten, hymnisch schlichten Ver- sion für Männerstimmen von 1886 entschied er sich für g-Moll. Bruckner hat viele Texte in mehreren Fassungen vertont, dazu gehört auch Tantum ergo aus dem Pange Lingua des Thomas von Aquin. Hier steht der Kern des christlichen Glaubens - Tod und Auferstehung - im Mittelpunkt. Tantum ergo be-singt das Sakrament der Eucharistie und damit die Feier des letzten Abendmahls. Dir, Herr, dir will ich mich ergeben bildet den Abschluss dieser kleinen Motettenfolge. Bruckner hat den Choral wahrscheinlich 1844 oder 45 noch als Hilfslehrer in Kronstorf oder St. Florian für vier Stimmen ausgesetzt.

Karlheinz Stockhausen Gesang der Jünglinge

»Die Arbeit an der elektronischen Komposition Gesang der Jünglinge ging von der Vorstellung aus, gesungene Töne mit elektronisch erzeugten in Einklang zu bringen; sie sollten so schnell, so lang, so laut, so leise, so dicht und verwoben, in so kleinen und großen Tonhöheninter- vallen und in so differenzierten Klangfarbenunterschieden hörbar sein, wie die Phantasie es wollte, befreit von den physischen Grenzen irgendeines Sängers«. Karlheinz Stockhausens ehrgeiziges Unterfangen, die Stimmaufnah- men des 12-jährigen Josef Protschka im Tonstudio elektronisch zu verarbeiten, hat den Ge- sang der Jünglinge gleich nach der Uraufführung im Kölner Rundfunk zu einem Referenzwerk erhoben. Zuvor hatte die strenge Kölner Schule darauf bestanden, nur mit rein elektronisch erzeugtem Material zu komponieren und nicht, wie die Konkurrenz in Paris, mit bereits ex- istierenden oder eigens dafür angefertigten Tonaufnahmen. Allein die Präsenz der men- schlichen Stimme - dazu noch der eines Kindes - musste damals in Köln Aufsehen erregen. Zugleich ist der Gesang der Jünglinge die erste elektronische Raumkomposition. In einer Zeit, als überall in Mono aufgenommen und gesendet wurde, schwebte dem jungen Kom- ponisten eine Musik aus fünf Kanälen vor, die aus vier Lautsprechern an den Saalseiten und einem an der Decke über den Zuhörern klingen sollte. Aus diesem fünften Kanal sollte, so 7 wird es überliefert, die Stimme Gottes klingen. Dafür war die Zeit allerdings noch nicht reif. Das modernste Tonbandgerät des Senders erlaubte lediglich das Abspielen von vier Kanälen, weshalb Stockhausen die vierte und fünfte Spur zusammenlegte. Dem Gesang der Jünglinge liegt ein Bibeltext aus dem Buch Daniel zu Grunde, der in un- terschiedlichen Graden der Textverständlichkeit zu hören ist. Die Geschichte erzählt von drei Männern, die sich weigerten, das Standbild des babylonischen Königs Nebukadnezar zu verehren und zur Strafe in den Feuerofen geworfen wurden. Gott jedoch, so heißt es, sandte einen Engel, der sie vor den Flammen schützte, worauf die Jünglinge inmitten des Feuers einen Lobgesang anstimmten. Für die Phantasie des ebenso technisch wie mystisch ver- anlagten Komponisten war dieses Wunder der geeignete Nährboden. Dass er den echten Gesang mit in den »Feuerofen« des Tonstudios nahm, hat ihm auf dem Gebiet der elektro- nischen Musik zum Durchbruch verholfen.

Anton Bruckner Virga Jesse / Tota pulchra es / Ave Maria

Mit Mariä Verkündigung und »Wurzel Jesse« stimmt die letzte Gruppe von Motetten auf den nahen Advent ein. Das Graduale Virga Jesse, das Bruckner 1885 in Wien komponierte, und zusammen mit Locus iste, Christus factus est und Os justi herausgab, ist eine seiner berühm- testen Motetten für unbegleiteten Chor. Den Text, der Jesus von Nazareth als Nachfolger von König David beschreibt, feiert die Vereinigung Gottes mit den Menschen. Mit den wech- selnden Einsätzen der hohen Frauen- und der tiefen Männerstimmen, die sich gleich im An- schluss im Gesamtklang mischen, illustriert Bruckner plastisch, wie sich in Jesus das Höchste und das Niedrigste vereinen. Das unbegleitete Ave Maria entstand 1861 in Linz und wurde im selben Jahr als Offertorium im Rahmen einer Messe im Linzer Dom uraufgeführt. Bruckner setzt hier den in sieben Stimmgruppen geteilten Chor gezielt ein, um den im Raum zu entfalten. Die physische Verteilung der Sänger, aber auch der Wechsel der Register schaffen einen ständigen Wandel von Weite, Höhe und auch Dichte. Die Frauenstimmen beginnen mit der Verkündigung des Engels, Tenor und Bass beantworten die Worte wie ein fernes Echo. Bruckner gelingt auch hier die Gratwanderung zwischen effektvollen Steigerungen wie bei der Anrufung Mariens und einem ausgesprochen schlichten Tonsatz, wie er im kollektiven »ora pro nobis« der Gemeinde seinen Ausdruck findet.

Martina Seeber 8 Texte

Locus iste a Deo factus est, Dieser Ort ist von Gott geschaffen, inaestimabile sacramentum, ein unschätzbares Geheimnis, irreprehensibilis est. kein Fehl ist an ihm

Os justi meditabitur sapientiam: Der Mund des Gerechten bedenkt Weisheit et lingua ejus loquetur judicium. und seine Zunge redet Gerechtigkeit. Lex Dei ejus in corde ipsius: Das Gesetz seines Gottes trägt er im Herzen et non supplantabuntur gressus ejus. und seine Schritte wanken nicht. Alleluia. Halleluja. Inveni David servum meum, Ich habe David, meinen Knecht, gefunden oleo sancto meo unxi eum. Ich habe ihn mit meinem heiligen Öl gesalbt. Alleluia. Halleluja.

Christus factus est pro nobis obediens Christus ward für uns gehorsam bis zum Tod, usque ad mortem, mortem autem crucis. bis zum Tod am Kreuze. Propter quod et Deus exaltavit illum Daher hat ihn Gott über alle erhöht et dedit illi nomen, quod est super omne und ihm den Namen verliehen, der größer ist nomen. als alle Namen.

Libera me, Domine, de morte aeterna, Rette mich, Herr, vor dem ewigen Tod in die illa tremenda, an jenem Tage des Schreckens, quando coeli movendi sunt et terra, wo Himmel und Erde wanken, dum veneris judicare saeculum per ignem. da Du kommst, die Welt durch Feuer zu Tremens factus sum ego, et timeo, richten. dum discussio venerit, atque ventura ira. Zittern befällt mich und Angst, Dies illa, dies irae, denn die Rechenschaft naht und der calamitatis et miseriae, drohende Zorn. dies magna et amara valde. O jener Tag, Tag des Zorns, Dum veneris judicare saeculum per ignem. des Unheils, des Elends, Requiem aeternam dona eis, Domine, o Tag, so groß und so bitter, et lux perpetua luceat eis. da Du kommst, die Welt durch Feuer zu richten. Herr, gib ihnen die ewige Ruhe, und das ewige leuchte ihnen. O ihr, die ihr mit mir zum Grabe geht Und bei meinem Leichnam jetzt versammelt steht, Helfet eure Sinn und Herzen nicht an diese Eitelkeit? Sucht nur Gottes Reich und die Gerechtig- keit.

Iam lucis orto sidere Schon bei Sonnenaufgang Dignare, Custos Angele! Lass dich herbei, Schutzengel, Mentis fugare nubila Trübe Gedanken zu vertreiben 9 Et alma ferre lumina; Und das nährende Licht zu bringen! Me recta prudens edoce, Lehre mich klug das Richtige, Ut exsequar me commone. Damit ich das erreiche, ermahne mich!

Fidus venis qui coelitus Zuverlässig kommst du vom Himmel Illuc redisque nuncius! Und kehrst dorthin als Bote zurück. Preces labores lacrimas Bringe die Gebote, Mühen und Tränen Ad Regis aulam perferas; Vor den Königshof; Donum clientis parvulum Gib dem Geber der Gaben Reddas Datori munerum. Ein kleines Geschenk des Knechtes!

Fuga ruant quum turbida In stürmischer Eile sollen die Zeiten Mortalis aevi tempora: Des sterblichen Lebens dahinstürmen! Caduca fac me temnere, Lass mich das Vergängliche verachten Aeterna semper quaerere, Und immer das Ewige suchen, Ut heareat mens fervida Damit mein hehrer Geist Sublimis inter sidera. Im Himmel bleibt!

Urgente pugna lugubri Wenn der Todeskampf bevorsteht, Fortis paventi subveni; Steh mir Bebendem kräftig bei! Defende coram Judice Geleite mich durch den Todesschatten, Laetaque de sententia Und aufgrund des Freispruchs Fruar perenni gloria. Möge ich ewigen Ruhm genießen! Amen. Amen. Übers. Georg Nowotny/Elisabeth Grünberg

Tantum ergo sacramentum Sakrament der Liebe Gottes: veneremur cernui, Leib des Herrn, sei hoch verehrt, et antiquum documentum Mahl, das uns mit Gott vereinigt, novo cedat ritui. Brot, das unsre Seele nährt, praestet fides supplementum Blut, in dem uns Gott besiegelt sensuum defectui. seinen Bund, der ewig währt.

Genitori genitoque Lob und Dank sei Gott dem Vater, laus et jubilatio. der das Leben uns verheißt, Salus, honor, virtus quoque seinem Wort, dem ewgen Sohne, sit et benedictio! der im Himmelsbrot uns speist; Procedenti ab utroque auch der Born der höchsten Liebe compar sit laudatio! sei gelobt, der Heilge Geist. Amen. Amen. Übers. Friedrich Dörr

Dir, Herr, dir will ich mich ergeben, dir, dessen Eigentum ich bin. Nur du allein, du bist mein Leben. Und Sterben wird mir dann Gewinn. 10 Ich lebe dir, Ich sterbe dir. Sei du nur mein, so g‘nügt es mir.

Virga Jesse floruit: Die Wurzel Jesse ist erblüht: Virgo Deum et hominem genuit: Die Jungfrau gebar den Gott und Menschen: pacem Deus reddidit, Frieden gab Gott zurück, in se reconcilians ima summis. da er in sich das Niedrigste mit dem Höchsten Alleluja. versöhnte. Halleluja.

Tota pulchra es Maria. Vollkommen schön bist du, Maria, Et macula originalis non est in te. Und der Erbschuld Makel ist nicht in dir. Tu gloria Jerusalem. Du Ruhm Jerusalems, Tu laetitia Israel. du Freude Israels. Tu honorificentia populi nostri. Du Würdenträgerin unseres Volkes. Tu advocata peccatorum. Du Fürsprecherin der Sünder. O Maria, Maria! Maria, Virgo prudentissima. du klügste aller Jungfrauen. Mater clementissima. Sanftmütigste Mutter. Ora pro nobis. Bitte für uns. Intercede pro nobis Tritt für uns ein ad Dominum Jesum Christum. beim Herrn Jesus Christus.

Ave Maria, gratia plena, Gegrüßet seist du, Maria, voll der Gnade, Dominus tecum; der Herr ist mit dir. Benedicta tu in mulieribus, Du bist gebenedeit unter den Frauen, Et benedictus fructus ventris tui, Jesus. und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes, Sancta Maria, mater Dei, Jesus. Ora pro nobis peccatoribus, Heilige Maria, Mutter Gottes, Nunc et in hora mortis nostrae. bitte für uns Sünder Amen. jetzt und in der Stunde unseres Todes. Amen.

Mitwirkende

Rudolf Frisius studierte Mathematik, Philosophie und Musikwissenschaft mit Schwerpunk- ten in Neuer Musik, Musiktheorie und musikalischer Analyse, in elektroakustischer Musik und akustischer Kunst. Er lehrt und forscht seit 1972 in Karlsruhe, , Aix-en-Provence, Salzburg, Delphi, Athen, Paris, Kalkutta, Seoul, Kyoto und hat zahlreiche Bücher zur Neuen Musik, insbesondere zur Musik Karlheinz Stockhausens veröffentlicht.

Ioanna Solomonidou, geboren 1987, studierte am Nationalen Konservatorium ihrer Heimat- stadt Kasachstan Klavier und Orgel. Seit 2011 setzt sie ihre Studien an der Musikhochschule Stuttgart bei Ludger Lohmann fort. Als Organistin nahm sie an den internationalen Festivals 11 der Orgelmusik »Spring City« in Almaty und »Iuniores Priores Organorium Seinensis« in Polen-Litauen teil, wo sie die Meisterkurse beim Prof. J. Serafin besuchte. Sie ist erste Preis- trägerin des »Internationalen Sweelinck-Wettbewerb« 2012 in Gdansk (Polen) und Finalistin des diesjährigen »M.K. Ciurlionis International Organ Competition« in Vilnius, Litauen.

Der Tonmeister Otto Kränzler ist Gründer und Leiter des Audio Com- puter Studios im Künstlerhaus Stuttgart. Zuvor war er mehrere Jahre Mitarbeiter im Studio für Elektronische Musik des WDR Köln unter Karlheinz Stockhausen und Maurizio Kagel (1975 bis 1978) und realisierte zahlreiche Konzerte, Musikperformances, Videos, das „Audioart Sym- posium“ und „Computermusikfest“. Als Musiker und Künstler ist Otto Kränzler heute in den Sparten Videokunst und Audio-Art aktiv und un- terrichtet am Institut für Medienforschung und Medienentwicklung der Universität Ulm das Fach Audio-Design.

Cantus Stuttgart ist ein semiprofessionelles Vokalensemble, das mit diesem Konzert sein 25-jähriges Jubiläum feiert. Seit seiner Gründung im Jahr 1990 hat es ein umfangreiches Repertoire geistlicher und weltlicher a-cappella-Werke erarbeitet, das von der Renais- sance bis zur Gegenwart reicht. Überregionale Aufmerksamkeit erregte Cantus Stuttgart 2002 mit der Aufführung sämtlicher Bachmotetten in 14 Konzerten in Süddeutschland und dem benachbarten Ausland. Es folgten Einladungen zu Festivals in Japan und Korea, zum Festival Europäische Kirchenmusik Schwäbisch Gmünd, zum Oberstdorfer Musiksommer und zum Musikfest Stuttgart. Besondere Anerkennung erwarb es sich durch die Ur- und Erstaufführung einer Vielzahl von Werken der Gegenwart, so hob es u.a. Furcht und Zittern von Brice Pauset, Das Licht von Adriana Hölszky und in der vergangenen Saison Ungewisses Licht von Manfred Trojahn sowie Agnus Dei von Martin Smolka aus der Taufe. 2005 erschien eine CD mit der Einspielung der Messe op. 4 für Chor und Orgel von Camille Saint-Saëns. In der laufenden Saison wird Cantus Stuttgart zusammen mit dem Bariton Michael Volle Bach- Kantaten-Programm in Schaffhausen (Schweiz) gastieren und ein Werk des zeitgenössischen Komponisten Peter Ruzicka zur Aufführung bringen.

Jörg-Hannes Hahn ist künstlerischer Leiter der Reihe MUSIK AM 13. Er studierte Kirchenmusik, Orgel, Klavier und Dirigieren u.a. bei Werner Jacob, Ludger Lohmann (Stuttgart) und Marie-Claire Alain (Paris) und war Preisträger u.a. der Orgelwoche Nürnberg 1992. Mit zahlreichen Ur- und Erstaufführungen hat er sich um die Musik des 20. und 21. Jahrhunderts verdient gemacht (u.a. mit der UA von Adriana Hölszkys Das Licht (2004), Sidney Corbetts Maria Magdalena (2007) und Anno Schreiers Er ist nicht... (2011)). Verpflichtungen führten ihn in die meisten europäischen Länder, nach Russland, Israel, Südamerika und nach Japan, Korea und Singapur. Zahlreiche CD-und Rundfunkproduktionen do- kumentieren seine künstlerische Arbeit, darunter die Einspielung der Orgelwerke von C.P.E. Bach auf der historischen Marx-Migendt-Orgel in Berlin-Karlshorst. 2007 wurde er zum Pro- fessor an der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart und 2008 zum Kirchenkreiskantor für Stuttgart ernannt. 12

Konzertvorschau

22. November 2015, 19 Uhr Lutherkirche Stuttgart-Bad Cannstatt Konzert zum Ewigkeitssonntag Brahms, Ein deutsches Requiem & Rihm, Das Lesen einer Schrift Bespalovaite Sopran, Schenker-Primus Bariton, Bachchor Stuttgart, Südwestdeutsches Kammerorchester Pforzheim, Hahn Leitung 18.15 Uhr Einführung Ellen Freyberg

13. Dezember 2015, 18 Uhr Quempas-Singen Spätgotische Stadtkirche Stuttgart-Bad Cannstatt Offenes Liedersingen für Kinder und Erwachsene mit Musik von M. Praetorius, H. Schütz, Chr. Demantius und J.S. Bach; Cannstatter Kinderchor, Röser Einstudierung, Bachchor Stuttgart, Hahn Leitung und Orgel

19. Dezember 2015, 19 Uhr & 20. Dezember 2015, 17 Uhr Spätgotische Stadtkirche Stuttgart-Bad Cannstatt Johann Sebastian Bach: Weihnachts-Oratorium Ziesack Sopran, Eckstein Alt, Szigetvári Tenor, Nolte Bass, Bachchor Stuttgart, Barockorchester Baden-Württemberg, Hahn Leitung, Guckelsberger Sprecher

Wenn Sie regelmäßig über die Konzerte der MUSIK AM 13. informiert werden möchten, abonnieren Sie unseren Newsletter. Infos auf www.musik-am-13.de Programmheftredaktion: Ellen Freyberg, [email protected]