Die Kleinstadt Aus Der Sicht Von Kleinmeistern, Schriftstellern Und Gelehrten : Druckgrafische Stadtansichen Zwischen 1780 Und 1880

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Die Kleinstadt Aus Der Sicht Von Kleinmeistern, Schriftstellern Und Gelehrten : Druckgrafische Stadtansichen Zwischen 1780 Und 1880 Die Kleinstadt aus der Sicht von Kleinmeistern, Schriftstellern und Gelehrten : druckgrafische Stadtansichen zwischen 1780 und 1880 Autor(en): Keller, Rolf E. Objekttyp: Article Zeitschrift: Kunst + Architektur in der Schweiz = Art + architecture en Suisse = Arte + architettura in Svizzera Band (Jahr): 53 (2002) Heft 4: Stadtansichten = Vues de villes = Vedute di città PDF erstellt am: 10.10.2021 Persistenter Link: http://doi.org/10.5169/seals-394225 Nutzungsbedingungen Die ETH-Bibliothek ist Anbieterin der digitalisierten Zeitschriften. Sie besitzt keine Urheberrechte an den Inhalten der Zeitschriften. Die Rechte liegen in der Regel bei den Herausgebern. Die auf der Plattform e-periodica veröffentlichten Dokumente stehen für nicht-kommerzielle Zwecke in Lehre und Forschung sowie für die private Nutzung frei zur Verfügung. 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Keller Die Kleinstadt aus der Sicht von Kleinmeistern, Schriftstellern und Gelehrten Druckgrafische Stadtansichten zwischen J780 und 1880 .Ältere Stadtansichten Stadtansichten sind spätestens seit dem Y- Mittelalter bekannt. Die realistische Wiedergabe "Y.\ von Städtebildern niederländischer oder mx m ¦r-r niederländisch geschulter Maler im Spätmittelalter YY ¦11X y: hat gelegentlich zur Annahme verleitet, Y dass eine bestimmte Stadt darauf abgebildet m sei. In Wirklichkeit war eine ideale Stadt, oft das Himmlische Jerusalem, damit gemeint. Die erste naturgetreue Wiedergabe einer Schweizer Yi Stadt, nämlich die von Basel, ist neben :>- Phantasiedarstellungen im 1493 in Nürnberg gedruckten Liber chronicarum von Hartmann y Schedel zu finden. Vereinzelt tauchen auch Am anderswo Stadtansichten auf. So schuf Martin Y Martini ungefähr 100 Jahre später einen Stadtplan sSI 1 von Luzern, der Grossgrafiken in der Art ~X'm é^\,M von Jacopo de Barbaris Perspektivplan von m Venedig (138 x 282 cm) aus dem Jahr 1500 folgte. s&m& Zahlreiche Schweizer Städte wurden erstmals in der 1547 erschienenen Stumpf-Chronik fesrgehalten (Abb. 1).' Diese Ansichten, so Die Ansichren zeigen aber auch ein Interesse 1 Ansiebt von Schaffhausen, 1547, Holzschnitt aus der genannte Veduten, wurden oft kopiert oder an friedlicher Urbanität. Wenn keine Feuersbrunst Chronik von Johannes Stumpf variiert. Für viele kleinere Städte sollte es aber und kein das Stadtbild wesentlich Krieg Zeichner: vermutlich Hans fast noch 100 bis Matthaeus verändert hatte, bildete die Merian'sche Jahre dauern, Asper; Formschneider: vermutlich Merian 1642 in seiner Fopographia Helvetiae, Ansicht während fast noch eines weiteren RudolfWyssenbach. - Rhaetiae et Valesiae eine völlig neue Sicht eines Jahrhunderts die Grundlage für jüngere Nachdem viele Schweizer Städte Stadtplans vorlegte, bildete er doch die Stadt Stadtansichten. Am häufigsten wurden Merians erstmals in der Stumpf-Chronik dargestellt wurden, bildeten in ihrer Umgebung ab.2 Städtebilder in späteren Topografiebänden ko- diese Ansichten aus der Vogelschau Die Veduten die Städte als und allenfalls variiert. Einzelne zeigen jeweils pierr etwas währendfast eines künstliche, von Menschenhand geschaffene Blätter wie beispielsweise der 1723 erstmals er- Jahrhunderts die Grundlagefür Gebilde, die durch ihre Stadtmauern klar vom sch ienene Jüngere Zuger Stadtkalender konzentrieren weitere Städtebilder. Umland und der Natur getrennt sind. Ihre sich wieder stärker auf die ummauerte Bürger heben sich von der Landbevölkerung Stadt, geben die einzelnen Gebäude individueller ab und haben besondere Rechte und Pflichten. wieder und halten auch jüngere Bauwerke Öffentliche Gebäude wie das Rathaus und fest (Abb. 2).4 Doch bleibt die Stadt aus der die Kirche werden - manchmal vergrössert - Vogelperspektive gesehen stets ein künstliches deutlich hervorgehoben. Krumme Wege sowie Gebilde, das durch die Mauern deutlich von schlechte und schmutzige Strassen kommen der Landschaft abgehoben wird. dagegen nicht vor. Dank der Betonung charakteristischer Merkmale und einer Vor der Kleinstadt vereinfachenden Darstellungsweise geben die Druckgrafiken ein einprägsames und idealisiertes Mit Albrecht von Hallers Lehrgedicht «Die Bild der Stadt wieder. «Die Stadtdarstellung Alpen» (1732) und später mit den Schriften formt also die Stadt erst eigentlich zum Kunstwerk, von Jean-Jacques Rousseau, gestützt durch das zumindest versucht sie, das reale urba- literarische Zürich aus der Feder von Johann nistische Kunstwerk zu perfektionieren.»3 Jakob Bodmer, Salomon Gessner und Johann 21 t w ^ J nes Landschaftsbild um den See gelungen, doch liess sich die Stadt in der steilen Sicht nur schwer darstellen, geschweige denn eine Übersicht über sie gewinnen. Seine kolorierte te •-, Umrissradierung hat darum auch keine Nachfolge gefunden. Ganz anders die elf Jahre jüngere ?_: Vft Druckgrafik von Johann Jakob Biedermann Î^YV ¦'S* (1763-1830):7 Von Nordosten gesehen, *8 ¦ÇÏa-iV Ü-V gewährt sie einen Blick diagonal durch die Stadt FT--JK und schliesst so nahe gelegene Gebirge wie -<-':-sa den und die aber auch ^:S^ Zugerberg Rigi ein, gibt x die Sicht auf die ferneren Berner Alpen frei Ä (Abb. 4). Biedermann zeigt Zug mit seinen Bauwerken, verzichtet .-»'Y signifikanten jedoch bewusst im Gegensatz zu den älteren Ansichten auf ein übersichtliches Stadtbild. Die Stadt M ist nun kein künstliches, durch die Mauern von der Umgebung abgegrenztes Gebilde mehr. Vielmehr wird sie naturnah gezeigt; 2 Stadtansicht von Zug, aus Caspar Lavater, änderte sich das Bild von der Bäume dürfen einen Teil der Mauern verdecken. dem Jüngeren Zuger Schweiz in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts Auch wird die Vogelperspektive zugunsten Stadtkalender, seit 1723; Zeichner: grundlegend. Galt sie als republikanischer des Blickwinkels eines Wanderers aufgegeben, Johannes Brandenberg; Stecher: Staat im Zeitalter des der sich der Stadt nähert. Biedermanns Jacob Andreas Fridrich d. A. - europäischen Obwohl grundsätzlich aufder Absolutismus als schwer regierbar und mangels Umrissradierung wurde häufig kopiert und Ansicht von Matthaeus Merian monumentaler Schlossbauren als unattraktiv, variiert - bis weit ins 19. Jahrhundert hinein beruhend, ist die Wiedergabe so interessierte sich der Reisende nun für die war sie die beliebteste Ansicht von Zug. der Stadt wesentlich präziser. Landschaft und ihre Bevölkerung und erst an Folgen wir dem englischen Historiker und zweiter Stelle für die Stadt. Neben der Grand Reiseschriftsteller William Coxe, so entsprechen Tour nach Italien und einem längeren Aufenthalt die Beschreibungen in der damaligen in Paris wurde der Besuch der Schweiz zu Reiseliteratur der Sicht Biedermanns und seiner einer wichtigen Station für die europäischen Nachfolger:8 «Zug, die Hauptstadt des Bildungsreisenden und in der Folge für die Cantons, und die einzige bemauerte in den Tourisren. Diese wollten auch eine Erinnerung demokratischen, liegt köstlich auf dem Ufer an ihren Aufenthalt oder einen Ersatz für eines schönen Sees[...].» Auch der aus dem die ausgebliebene Reise haben, wozu sie ein Waadtland stammende reformierte Pfarrer Gemälde, ein Aquarell oder eine Gouache Philippe-Sirice Bridel hebt die schöne Lage erwarben. Neu kam die kolorierre Umrissradierung der Kleinstadt Zug hervor:9 «Jtzt landen wir in hinzu, die der in Bern tätige Johann Ludwig Zug an, einer niedlichen kleinen Stadt, in einer Aberli (1723-1786) gleichsam erfand. herrlichen Lage, dem einzigen mit Mauern Optisch vom Aquarell kaum zu unterscheiden, umgebenen Ort, den man in allen kleinen erlaubte sie eine raschere Herstellung von Cantonen findet[...].» An Aarau scheint Bridel Ansichten. Als Variante gab es das preisgünstigere, ebenfalls Gefallen gefunden zu haben, die mit Pinsel und Tusche lavierte Blatt. Neben Stadt sei nämlich «ungemein angenehm gelegen, den bekannten idealen Landschaftsbildern ziemlich gut gebaut, und reich an waren jetzt auch topografisch möglichst Messendem Wasser [...]».10 Zwar weist Bridel auf genaue Veduten in kleinem und mittlerem ein oder zwei bedeutende Bauwerke hin, doch Format gefragt. Diesem Bedarf kamen die was gefällt, ist die Lage der Stadt; die Stadt als aArbeiten der Kleinmeister nach, einer neuen solche weiss weniger zu faszinieren. Deutlicher Berufsgruppe, die sich aus dem Zeichner, dem und kritischer äussert sich der Journalist Carl Koloristen, dem Stecher, dem Drucker und Julius Lange über Zug:11 «Diese Stadt, die eine Verleger zusammensetzte, wobei auch eine schöne und angenehme Lage am Zuger-See einzelne oder zwei Personen das breite Tätigkeitsfeld hat, ist alt und schlecht gebaut. Die Strassen abdecken konnten.5 sind eng und schmuzig, und man findet nur Das neue Bild von der Schweiz blieb nicht hier und da einmal ein Haus, das - einem ohne Auswirkung auf die Stadtansichten.
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