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Zoologisch-Botanische Datenbank/Zoological-Botanical Database

Digitale Literatur/Digital Literature

Zeitschrift/Journal: Veröffentlichungen des Naturkundemuseums Erfurt (in Folge VERNATE)

Jahr/Year: 2005

Band/Volume: 24

Autor(en)/Author(s): Bößneck [Bössneck] Ulrich

Artikel/Article: Fauna des Stadtgebietes von Erfurt, Teil I: Libellen (Odonata) 109-145 Veröffentlichungen Naturkundemuseum Erfurt 24/2005 S. 109–145

Fauna des Stadtgebietes von Erfurt, Teil I: Libellen (Odonata)

ULRICH BÖSSNECK, Erfurt

Zusammenfassung die ihm zugänglichen unveröffentlichten Belege aus Im Rahmen einer lokalfaunistischen Bearbeitung Thüringer Museen und Privatsammlungen zu einer wurden mehr als 1500 überwiegend neuere Angaben Übersicht zum Vorkommen von Libellen in Thürin- zum Vorkommen von Libellen im Gebiet der Stadt gen zusammen (RAPP 1943). Als erste libellenkund- Erfurt zusammengefaßt und kritisch überprüft. Für liche Arbeit Thüringens mit ökologisch-lokalfaunis- insgesamt 44 Arten liegen Verbreitungskarten sowie tischem Charakter gilt die unveröffentlicht gebliebe- Anmerkungen zu Bestandsentwicklung und Ökolo- ne Bearbeitung von FALK (1956) über das mittlere gie vor. Als bedeutendster Libellen-Lebensraum im Saaletal. Stadtgebiet gelten die Tongruben bei Mittelhausen Innerhalb der heutigen Verwaltungsgrenzen der thü- (nördliches Stadtgebiet) mit Nachweisen von bis- ringischen Landeshauptstadt Erfurt wurde bis in die her 33 Arten. 1990er Jahre kaum Libellen-Faunistik betrieben. Abgesehen von Einzelangaben zu überwiegend weit Summary verbreiteten Taxa in der erwähnten Zusammenstel- The fauna of the city of Erfurt, Part I: Dragon- lung von Otto RAPP (1943) liegt nur für ein einziges flies (Odonata) Gebiet – das NSG „Alacher See“ – eine detaillier- During a local faunistic investigation 1500 new re- tere Artenliste aus früherer Zeit vor: In den Jahren cords of Dragonflies were summarized and viewed 1968 und 1969 konnte Wolfgang Zimmermann dort critical. From 44 species a distribution map and re- 16 verschiedene Libellen nachweisen (ZIMMERMANN marks to population development and ecology in the 1970 u. 1976). Ab der Mitte der 1990er Jahre setz- city area of Erfurt are given. The most important ha- te eine intensivere Geländearbeit zur Erfassung der bitat of dragonflies in the city area are the clay pits lokalen Libellenfauna ein. Allerdings wurden bis- near Mittelhausen (north part of the city) with cur- her nur für zwei Gebiete – den Standortübungsplatz rent records of 33 species. Drosselberg mit seinen zahlreichen Kleingewässern sowie die Tongruben bei Mittelhausen – Ergebnis- Key words: Fauna, Odonata, distribution, ecology, se von über mehrere Jahre geführten Untersuchun- Thuringia gen niedergelegt (BÖSSNECK 1996; KRECH, i.Pr.). In Publikationen zu einigen Schutzgebieten der Stadt Erfurt finden sich darüber hinaus kommentierte Ar- 1. Einführung tenlisten über die dort vorkommenden Libellenarten (BÖSSNECK &WEIPERT 1997,SPARMBERG &BÖSSNECK Im Unterschied zu anderen als Bioindikatoren weit- 2003, SPARMBERG et al. 2005, WEIPERT 1997, WEI- hin akzeptierten Wirbellosen-Gruppen wurden Li- PERT & BÖSSNECK 1999 u. 2001). Schließlich führ- bellen erst sehr spät als Objekte heimatkundlicher ten MAUERSBERGER & PETZOLD (1997) in einer Ar- Forschung oder faunistisch-ökologischer Untersu- beit über die Frühe Heidelibelle (Sympetrum fonsco- chungen „entdeckt“. Während für Käfer, Schmet- lombei) ebenfalls Fundorte aus dem Stadtgebiet auf. terlinge oder Mollusken bereits im 19. Jahrhundert Nahezu zeitgleich mit der vorliegenden Erfurter Lo- teils umfangreiche Lokal- und sogar Regionalfau- kalfauna ist der Verbreitungsatlas der Libellen Thü- nen aus Thüringen vorlagen, finden sich aus dieser ringens erschienen (ZIMMERMANN et al. 2005). In Zeit nur wenige Angaben zu Libellen im Schrifttum. diesem Übersichtswerk konnten die meisten Anga- Erstmalig stellte im Jahr 1943 der Erfurter Entomo- ben zu Erfurt vorab bereits berücksichtigt werden. loge Otto Rapp die verstreuten Literaturdaten sowie

109 Karte 1: Übersichtskarte zum Stadtgebiet von Erfurt

2. Untersuchungsgebiet und -methoden NN und im Westen im Bereich der Fahner Höhe et- 2.1. Naturraum und Gewässer im Gebiet der wa 350 m NN erreicht. Am Fuß und auf den flach Stadt Erfurt geneigten Ausläufern der Fahner Höhe und des Stei- ger-Drosselberg-Zeisigberg-Haarberg-Komplexes Der größte Teil des 269,1 Quadratkilometer gro- finden sich flachwellige, weitgehend von Äckern ßen Stadtgebietes von Erfurt gehört zum innerthü- bedeckte Lößmulden und -sattel. ringischen Ackerhügelland, das sich überwiegend Von Süd nach Nord durchziehen die mit ih- aus Gesteinen des Keupers, untergeordnet auch des ren Nebengerinnen sowie die in der Innenstadt vom Muschelkalks aufbaut. Flach gerundete Formen und Hauptfluß abgeschlagene Schmale Gera das Stadtge- weite Muldentäler mit breiten Talauen geringen Ge- biet. In die Gera fließen im Untersuchungsraum nur fälles kennzeichnen die Landschaft, aus der einige wenige größere Bäche. Als wasserreichste tangie- Härtlingshügel aus Gipsen des Mittleren Keupers ren Apfelstädt und Wipfra die administrativen Gren- herausragen (HIEKEL et al. 2004). Das Stadtzentrum zen des südlichen Stadtgebietes von Erfurt nur peri- von Erfurt liegt unweit des Durchbruchs der Gera pher im Einmündungsbereich. Wie die Gera gehört zwischen den Höhenrücken der Fahner Höhe und auch die zum --Elbe-Einzugs- des Steigerwaldes, der sich nach Osten zum Dros- gebiet. Neben der Gramme selbst, von der nur ein selberg-Zeisigberg-Haarberg-Komplex fortsetzt – al- kurzer Abschnitt des Oberlaufs im äußersten Osten le aus den relativ harten Gesteinen des Oberen Mu- zum Untersuchungsgebiet zählt, ist der Linderbach schelkalks bestehend. Diese Erhebungen, überwie- als wichtiger Zufluß erwähnenswert. Der gesam- gend mit artenreichen Laubmischwäldern bestockt, te Westteil von Erfurt wird von der Nesse entwäs- bilden Hügelplateaus, die zur Gera und in kleinere sert, die über die Hörsel ein Tributär der Werra ist Nebentälchen mehr oder weniger steil abfallen. In- (Karte 1). Die meisten Fließgewässer im Erfurter Ge- nerhalb des Stadtterritoriums werden im Gebiet der biet sind durch Ausbau und Begradigung weitgehend bewaldeten Muschelkalkplateaus im Osten 430 m verändert und ihrer natürlichen Dynamik beraubt. Le-

110 diglich die Gera selbst weist im südlichen Stadtgebiet lung nehmen die Kleingewässer auf dem bei Egstedt sowie sehr lokal im Norden abschnittsweise noch na- gelegenen Standortübungsplatz Drosselberg ein, der turnahe Verhältnisse auf (Abb. 1), außerdem der Wie- naturräumlich zur Ilm-Saale-Ohrdrufer (Muschel- senbach im Süden sowie der Weißbach im Norden – kalk-)Platte gehört. In flachen Geländemulden, die beides kleine Bäche des Gera-Systems. durch Verwitterungsmaterial und den militärischen In den stark anthropogen beeinflußten Bach- und Fahrbetrieb abgedichtet sind, haben sich in offener Flußauen des Erfurter Umfeldes finden sich heute Plateaulage zahlreiche Tümpel und wassergefüllte keine Altwässer oder Auentümpel mehr. Deren öko- Fahrspuren gebildet. Viele dieser Gewässer sind fast logische Funktion wurde teilweise von verschieden völlig vegetationsfrei, andere werden durch Röh- großen Kiesgruben unterschiedlicher Sukzessions- richt-Gesellschaften geprägt und neigen zum Ver- stadien vor allem im Norden von Erfurt übernom- landen (Abb. 8). Im Zuge der Umsetzung von Aus- men. Der Naßabbau mächtiger weichselkaltzeitli- gleichsmaßnahmen für den Bau der A 71 wurden auf cher Kieslagen der so genannten „Erfurter Tiefen- dem Standortübungsplatz im Jahr 2005 zahlreiche rinne“ ist hier mindestens seit Anfang des 20. Jahr- Tümpel neu angelegt, die zur weiteren Aufwertung hunderts belegt und dauert weiter an (Abb. 2). Zum des Lebensraumes beitragen. Untersuchungsgebiet gehören etwa ein Dutzend grö- Eine Übersicht zum Stadtgebiet von Erfurt ist aus ßere und zahlreiche kleinere Kiesgruben mit Grund- Karte 1 ersichtlich. wasseranschluß. An zwei Stellen – im Norden bei Mittelhausen und im Südwesten bei Bischleben – wurde Ton bzw. Lehm abgebaut. Während die klein- 2.2. Untersuchungsmethodik flächigen, heute mit Wasser gefüllten Lehmgruben bei Bischleben seit langem aufgelassen sind und sich Im Rahmen der vorliegenden Bearbeitung wurden ganz überwiegend in einem weit fortgeschrittenen alle für das Gebiet der Stadt Erfurt relevanten Anga- Sukzessionsstadium zeigen (Abb. 4 u. 5), wird nörd- ben über Vorkommen von Libellen ausgewertet. Als lich des Roten Berges nahe Mittelhausen weiterhin Datenquellen dienten neben wenigen publizierten abgegraben. Im ausgedehnten Abbaugelände befin- Beobachtungen insbesondere unveröffentlichte Ex- den sich ganz verschieden strukturierte kleinere und kursionsprotokolle und zahlreiche Gutachten. Davon größere Gewässer, wovon einige durch die andau- galten viele der Beurteilung von Eingriffen in natür- ernde bergbauliche Tätigkeit ständigen Veränderun- liche Lebensräume und deren Kompensation bzw. gen unterliegen (Abb. 3). der Untersetzung der Schutzwürdigkeit ausgewähl- Aus naturräumlichen Gründen sind im Stadtgebiet ter Gebiete. Außerdem wurden durch das Umwelt- von Erfurt nur sehr wenige Teiche vorhanden. Le- und Naturschutzamt der Stadt Erfurt zwischen 1995 diglich bei Schaderode im Westen sowie bei Win- und 2002 einige Spezialkartierungen aquatischer Or- dischholzhausen, Dittelstedt und Vieselbach/Hoch- ganismen (darunter auch Libellen) in Auftrag gege- stedt im Südosten und Osten sind kleinere Teiche ben. Die wenigen vorhandenen Sammlungsbelege bzw. Teichgruppen zu finden. Gleichfalls bei Hoch- aus den Naturkundemuseen in Gotha und Erfurt fan- stedt am Vieselbach sowie am Oberlauf des Weiß- den gleichfalls Berücksichtigung. Das gesamte Da- bachs bei Töttelstedt wurden landwirtschaftliche tenmaterial wurde einer Plausibilitätsprüfung unter- Speicher angelegt, die heute von Anglern genutzt zogen, Belege – soweit möglich und notwendig – werden. Als einzige natürliche Standgewässer sind kontrolliert. Insgesamt konnten 1519 Datensätze be- einige kleinere und mittelgroße wassergefüllte Erd- rücksichtigt werden. Die ältesten stammen vom An- fälle insbesondere im Steigerwald sowie im Willro- fang des 20. Jahrhunderts, die übergroße Mehrheit der Forst zu erwähnen. Diese sind meist stark be- wurde in den Jahren 1994 bis 2004 erhoben (Tab. 1). schattet und teilweise verlandet (Abb. 6 u. 7). Davon Einige Trockenpräparate bemerkenswerter Arten so- isoliert befindet sich im landwirtschaftlich genutzten wie Exuvien sind in den Sammlungen des Museums Offenland bei Töttelstedt ein weiterer größerer Erd- der Natur Gotha bzw. in den Privatsammlungen M. fall, der jedoch wechselfeucht ist. Eine Sonderstel- Krech (Halle) sowie des Autors hinterlegt.

111 Abb. 1: Strukturreiche, naturnahe Abschnitte der Gera finden sich im Stadtgebiet von Erfurt nur im Süden sowie lokal bei Gispersleben (Bild). Als einzige typische Fließgewässerart fliegt hier Calopteryx splendens. Foto: Archiv Umwelt- u. Naturschutzamt Erfurt

Tab. 1: Chronologische Struktur der Datensätze zur neben dem Verfasser auch Matthias Krech (vormals Libellenfauna von Erfurt Erfurt, jetzt Halle) und Dirk Junker (Erfurt) in der Erfurter Libellen-Datenbank verzeichnet. Zeitraum Anzahl Datensätze 1910 bis 1929 6 3. Ergebnisse 1930 bis 1949 7 3.1. Libellenarten im Gebiet der Stadt Erfurt – 1950 bis 1969 16 ein Überblick 1970 bis 1989 14 1990 bis 2005 1460 Bisher konnten im Gebiet der Stadt Erfurt 44 Libel- undatierte Museumsbelege 16 lenarten festgestellt werden. Davon sind jedoch nur gesamt: 1519 34 mit Sicherheit bodenständig, für Lestes virens und Coenagrion pulchellum kann jedoch die (zumin- 21 verschiedene Gewährsleute bzw. Finder lieferten dest zeitweilige) Bodenständigkeit als wahrschein- Angaben zum Vorkommen von Libellen im Stadt lich angenommen werden. Coenagrion lunulatum gebiet Erfurt sowie dessen unmittelbarer Umgebung: und Coenagrion armatum wurden von Zimmermann C. Beer, R. Bellstedt, M. Blei, U. Bößneck, A. Gärt- im Jahr 1969 am Alacher See jeweils nur als Ein- ner, M. Gemeinhardt, S. Getzin, D. Junker, M. Klöp- zeltiere registriert. Von beiden Arten blieb dies der pel, M. Krech, S. Krödel, S. Lorenz, T. Meineke, F. einzige Nachweis für Erfurt (ZIMMERMANN 1970, Petzold, O. Rapp, K. Reinhardt, H. Sparmberg, H. 1976). Im Rahmen einer faunistischen Untersu- Thieme, H. Tietze, J. Weipert und W. Zimmermann. chung für den Landkreis Sömmerda suchte T. Mei- Bei der Überprüfung der Belege leisteten insbeson- neke im Jahr 2000 auch einige Gewässer in unmit- dere W. Zimmermann und M. Krech Unterstützung. telbarer Nähe der Erfurter Stadtgrenze auf. Im Rah- Ein großer Teil der Funddaten ist auf Manfred Klöp- men ihres Aktionsradius erreichten die in Einzeltie- pel (Landsendorf) zurückzuführen, der im Auftrag ren u. a. dort festgestellten Großlibellen Gomphus des Umwelt- und Naturschutzamtes über viele Jahre pulchellus und Aeshna affinis mit Sicherheit auch Libellen und Amphibien im Stadtgebiet Erfurt kar- das Gebiet der Stadt Erfurt. Außerdem fand Meine- tierte. Mit jeweils weit über 100 Eintragungen sind ke im gleichen Jahr an einer Kiesgrube nur wenige

112 Tab. 2: Gesamt-Artenliste Libellen der Stadt Erfurt

RLT = Rote Liste der Libellen Thüringens (ZIMMERMANN 2001); Z = Zahl der Einzelnachweise; B = bodenständig/wahrscheinlich bodenstän- dig im Gebiet der Stadt Erfurt zwischen 1995 und 2005

Nr. wissenschaftlicher Name* Trivialname RLT Z B Bemerkung Zygoptera 1 Calopteryx splendens Gebänderte Prachtlibelle 53 ja 2 Calopteryx virgo Blauflügel-Prachtlibelle 2 3 nein 3 Lestes sponsa Gemeine Binsenjungfer 42 ja 4 Lestes dryas Glänzende Binsenjungfer 3 21 ja 5 Lestes virens Kleine Binsenjungfer 2 5 ja ? 6 Lestes viridis Weidenjungfer 37 ja 7 Lestes barbarus Südliche Binsenjungfer 2 10 ja 8 Sympecma fusca Gemeine Winterlibelle 3 25 ja 9 Platycnemis pennipes Gemeine Federlibelle 10 ja 10 Pyrrhosoma nymphula Frühe Adonislibelle 80 ja 11 Ischnura elegans Große Pechlibelle 149 ja 12 Ischnura pumilio Kleine Pechlibelle 3 14 ja 13 Enallagma cyathigerum Becher-Azurjungfer 113 ja 14 Coenagrion armatum Hauben-Azurjungfer 1 nein 1 Imago 1969 Alacher See 15 Coenagrion lunulatum Mond-Azurjungfer 2 1 nein 1 Imago 1969 Alacher See 16 Coenagrion mercuriale Helm-Azurjungfer 2 9 ja 17 Coenagrion puella Hufeisen-Azurjungfer 145 ja 18 Coenagrion pulchellum Fledermaus-Azurjungfer 2 2 ja ? 19 Erythromma viridulum Kleines Granatauge 3 1 nein whs. bodenständig an Kiesgrube an Stadtgr. Anisoptera 20 Gomphus pulchellus Westliche Keiljungfer 1 nein 1 Imago 2000 Alperstedter See 21 Brachytron pratense Kleine Mosaikjungfer 2 1 ja 1 Ex. 2005 Tongrube Mittelhausen 22 Aeshna affinis Südliche Mosaikjungfer 1 nein 1 Im. 2000 an Tümpel s NSG „Schwansee“ 23 Aeshna grandis Braune Mosaikjungfer 10 ja 24 Aeshna juncea Torf-Mosaikjungfer 3 6 ja 25 Aeshna mixta Herbst-Mosaikjungfer 41 ja 26 Aeshna cyanea Blaugrüne Mosaikjungfer 138 ja 27 Aeshna isosceles Keilflecklibelle 2 8 ja 28 Anax imperator Große Königslibelle 55 ja 29 Anax parthenope Kleine Königslibelle 3 8 ja 30 Cordulia aenea Gemeine Smaragdlibelle 8 ja 31 Somatochlora metallica Glänzende Smaragdlibelle 6 ja 32 Libellula depressa Plattbauch 61 ja 33 Libellula quadrimaculata Vierfleck 46 ja 34 Orthetrum brunneum Südlicher Blaupfeil 2 10 ja 35 Orthetrum cancellatum Großer Blaupfeil 83 ja 36 Orthetrum coerulescens Kleiner Blaupfeil 2 1 nein 1 Imago 1996 Tongr. Mittelhausen 37 Crocothemis erythraea Feuerlibelle 1 nein 1 Imago 2004 Tongr. Mittelhausen 38 Sympetrum danae Schwarze Heidelibelle 18 ja 39 Sympetrum flaveolum Gefleckte Heidelibelle 2 33 ja 40 Sympetrum fonscolombei Frühe Heidelibelle 6 ja 41 Sympetrum pedemontanum Gebänderte Heidelibelle 3 5 ja 42 Sympetrum sanguineum Blutrote Heidelibelle 67 ja 43 Sympetrum striolatum Große Heidelibelle 69 ja 44 Sympetrum vulgatum Gemeine Heidelibelle 115 ja

* vollständige wissenschaftliche Namen im Kapitel 3.3. 113 Meter jenseits der Stadtgrenze ein relativ individu- der Regel individuenarmen Vorkommen von Platyc- enreiches Vorkommen von Erythromma viridulum. nemis pennipes im Erfurter Raum auf das Gerasys- Für alle drei Formen liegen keine weiteren Beobach- tem zu konzentrieren. Unter den euryöken Formen tungen aus Erfurt vor. nutzen neben Aeshna cyanea insbesondere Coena- Offenbar nur im Jahr 1996 flogen einige Orthetrum grion puella sowie Ischnura elegans auch ruhiger coerulescens an der alten Tongrube in Mittelhausen. fließenden Stellen der Gera zur Reproduktion. Diese Beobachtung von D. Junker ist durch einen Die kleineren Bäche im Erfurter Stadtgebiet werden Beleg gesichert. Inwieweit sich das Vorkommen von ebenfalls nur in sehr geringem Umfang von Libel- Crocothemis erythraea am gleichen Gewässer etab- len als Reproduktionshabitat akzeptiert. Calopteryx lieren kann, muß abgewartet werden (erstmals Ein- splendens dürfte zumindest an der Nesse sowie lo- zeltier 2004, M. Krech, in litt.). kal an Weißbach und Wiesenbach bodenständig sein. Die in Tabelle 2 verwendete Nomenklatur sowie die Ansonsten liegen nur Einzelbeobachtungen der er- Einstufung gemäß der Roten Liste Thüringens orien- wähnten Generalisten vor. tieren sich an ZIMMERMANN (2001 & 2002a). Aus naturräumlichen Gründen sind Wiesengräben im Gebiet der Stadt Erfurt im Wesentlichen auf die nörd- lich vom Stadtzentrum gelegene Gera-Aue sowie 3.2. Libellen-Lebensgemeinschaften im Gebiet auf die Niederung der Nesse im Westen beschränkt. der Stadt Erfurt Die Lebensgemeinschaft der Gräben wird ebenfalls von Generalisten bestimmt: Pyrrhosoma nymphula, Die Gera sowie die zum Gerasystem gehörigen grö- Ischnura elegans, Enallagma cyathigerum, Coenagri- ßeren Bäche bzw. Mühlgräben wie Schmale Gera on puella, Aeshna cyanea, Aeshna mixta, Sympetrum und Mahlgera werden nur von wenigen Arten besie- sanguineum, Sympetrum striolatum und Sympetrum delt. Relativ regelmäßig fliegt lediglich Calopteryx vulgatum, gelegentlich auch Sympecma fusca und Pla- splendens, auch scheinen sich die wenigen und in tycnemis pennipes. Auch Coenagrion mercuriale ge-

Abb. 2: Die großen Kiesgruben im Erfurter Norden – hier der Alperstedter See (links) und der Große Ringsee (rechts) bieten insbesondere Generalisten und Pionierbesiedlern geeignete Lebensbedingungen. Foto: D. Stremke

114 Abb. 3: Im Bereich der Tonlagerstätten am Roten Berg nördlich von Erfurt entstanden im Zuge des Abbaus mehrere Gewässer in mittlerweile ganz unterschiedlichen Sukzessionsstadien. Hier wurden bisher 33 verschiedene Libellenarten beobachtet. Foto: U. Bößneck

Abb. 4: Ehemals fischfreie Gewässer werden häufig illegal besetzt. Die früher an den größeren Lehmgruben bei Bischleben sehr individuen- reich fliegende Keilflecklibelle (Aeshna isosceles) ist hier wahrscheinlich aus diesem Grund erloschen. Foto: U. Bößneck

115 Abb. 5: Anmoorige Kleingewässer im GLB „Kalkhügel und Fasanenjagdgebiet“ bei Bischleben sind Lebensraum einer artenreichen Schlanklibellen-Fauna, darunter auch bestandsgefährdete Arten wie Lestes dryas und Lestes virens. Foto: Archiv Umwelt- u. Naturschutzamt Erfurt

Abb. 6: Der Ungeheure Sumpf im Erfurter Steigerwald ist ein halboffener Erdfall mit mittlerer Eignung als Libellen- Lebensraum. Foto: U. Bößneck

116 Abb. 7: Die meisten Erdfälle im Süden von Erfurt liegen inmitten der dort vorherrschenden Eichen-Hainbuchen-Wälder und sind stark be- schattet (im Bild: Kleiner Waldhausteich). Hier fliegen nur wenige anspruchslose Libellenarten wie Aeshna cyanea und Coenagrion puella. Foto: U. Bößneck hört zu dieser Synusie. Von zwei (oder drei) Vorkom- che Sukzessionsstadien auf. Durch die Vielzahl ver- men bei Töttleben, Stotternheim und eventuell Walli- fügbarer limnischer Mikrohabitate finden Pionierbe- chen konnte in den letzten Jahren jedoch nur noch das siedler ebenso wie Bewohner stark verlandeter und erstgenannte bestätigt werden. pflanzenreicher Kleingewässer ihr Auskommen. Ne- Die wenigen Teiche und landwirtschaftlichen Spei- ben euryöken Standgewässerformen mit weiter Ver- cher im Untersuchungsgebiet werden insbesondere als breitung im Thüringer Becken und um Erfurt finden Angelgewässer genutzt, intensive Fischhaltung findet hier kleinräumig auch anspruchsvollere und teils be- kaum statt. Einige Kleinteiche sind weitgehend fisch- standsgefährdete Arten ihr Auskommen: Lestes dryas, frei, an anderen Gewässern sichern von Fischen we- Sympecma fusca, Aeshna isosceles, Anax partheno- nig frequentierte Röhrichtzonen eine zumindest mitt- pe und – erstmals im Jahr 2005 – Brachytron praten- lere Eignung als Libellen-Lebensraum. Hier leben ins- se. Als Pionierbesiedler fliegen an geeigneten Ufer- besondere weit verbreitete und wenig anspruchsvolle abschnitten Ischnura pumilio, Libellula depressa, Formen wie Lestes sponsa, Lestes viridis, Pyrrhosoma Libellula quadrimaculata, Sympetrum pedemontanum nymphula, Ischnura elegans, Enallagma cyathigerum, und Orthetrum brunneum. Vor allem 1996 und 1998 Coenagrion puella, Aeshna grandis, Aeshna cyanea, (letztmalig 2003) konnte an verschiedenen Kiesseen Aeshna mixta, Anax imperator, Sympetrum sanguine- sowie der Tongrube Mittelhausen Sympetrum fons- um, Sympetrum striolatum und Sympetrum vulgatum. colombei nachgewiesen werden. Regelmäßig findet Als in Thüringen bestandsgefährdete Formen treten an sich auch Calopteryx splendens. Die Tiere stammen einigen Teichen mit gut entwickelten Röhrichtzonen vermutlich aus der unweit gelegenen Gera-Aue. Die Lestes dryas und Sympecma fusca hinzu. höchste Artendiversität aller Ton- und Kiesabbau- Die zahlreichen Kies- und Tongruben insbesondere im Gewässer im Erfurter Umfeld weist die aufgelassene Norden des Stadtgebietes weisen ganz unterschiedli- Tongrube Mittelhausen einschließlich der benachbart

117 Abb. 8: Die für Pionierbesiedler (z.B. Lestes barbarus) interessanten Tümpel und Fahrspuren im Bereich des militärischen Übungsplatzes auf dem Drosselberg bei Egstedt werden in trockenen Jahren durch Tritt und Nährstoffeintrag im Zuge der Schaf-Beweidung stark geschädigt. Foto: U. Bößneck liegenden Tümpel im derzeitigem Abbau-Gelände nierbesiedler Ischnura pumilio, Lestes barbarus, auf. Hier wurden bislang insgesamt 33 (!) Libellen- Sympetrum pedemontanum und Orthetrum brunne- arten festgestellt, für die überwiegend die Boden- um hervorzuheben. Ökologisch ungewöhnlich, re- ständigkeit an diesen Gewässern nachgewiesen bzw. produzierte in einem etwas größeren Tümpel zumin- wahrscheinlich gemacht werden konnte. dest über einige Jahre auch Aeshna juncea. Die Libellenfauna der zahlreichen Kleingewässer in den Erdfällen im bzw. am Rand des Erfurter Stei- 3.3. Verbreitung und Ökologie der Libellen im gers sowie des Willroder Forstes ist nicht sehr arten- Gebiet der Stadt Erfurt reich. Die Tümpel sind meist beschattet und weisen nur sehr schmale Röhrichtsäume auf, außerdem wur- Auf den im Anhang befindlichen Verbreitungskarten den einige illegal mit Fischen besetzt. Hier fliegen werden folgende Symbole verwendet: voller Kreis/ vor allem Lestes sponsa, Lestes dryas, Lestes viridis, volles Quadrat: bodenständig/wahrscheinlich boden- Pyrrhosoma nymphula, Ischnura elegans, Coenagri- ständig nach 1990; halbgefüllter Kreis/halbgefülltes on puella, Aeshna cyanea, Aeshna mixta, Libellula Quadrat: Flugbeobachtung nach 1990; Kreisring/Qua- depressa, Sympetrum sanguineum, Sympetrum stri- drat: alle Angaben vor 1990. olatum und Sympetrum vulgatum. Durch die hohe Konzentration verschiedenster Ty- Gebänderte Prachtlibelle – Calopteryx splendens pen von pflanzenreichen oder auch vegetationsfrei- (Harris, 1782) en Tümpeln und tieferen Fahrspuren mit teils wech- Obwohl ältere Angaben (vor 1993) zum Vorkommen selnder Wasserführung im Bereich des militärischen der Art im Stadtgebiet von Erfurt fehlen, scheint die Übungsgeländes auf dem Drosselberg bei Egstedt Gebänderte Prachtlibelle trotz der hohen organischen hat dieses Areal ebenfalls eine besonders hohe Be- Belastung des Gerasystems in der Vergangenheit nie- deutung als Libellen-Lebensraum. Bislang wurden mals völlig verschwunden gewesen zu sein. Höhere hier 23 verschiedene Arten beobachtet, fast alle mit Abundanzen werden von Calopteryx splendens min- nachgewiesener Reproduktion. Neben weit verbrei- destens seit Mitte der 1990er Jahre an den größeren teten euryöken Formen sind Vorkommen der Pio- Fließgewässern wie Gera, Schmaler Gera und Mahl-

118 Windischholzhausen und südlich Rohda – keine po- tentiellen Lebensräume von C. virgo vorhanden sind oder waren. Da jedoch die Gera oberhalb von Erfurt auf längerer Strecke direkt am Rand des Steigers ver- läuft, könnte dies ein Indiz für das frühere Vorkom- men am Fluß selbst sein, denn es steht zu erwarten, daß bei unspezialisierten zeitgenössischen Gelegen- heitsaufsammlungen in aller Regel gerade nicht die Einzelindividuen seltener Arten erbeutet werden. Eine weitere, aus ökologischen Gründen allerdings wenig plausible Flug-Beobachtung von C. virgo be- zieht sich auf Gräben im Großen Ried nahe der nördli- Abb. 9: An Gera, Schmaler Gera und Nesse fliegt die Gebänderte Prachtlibelle (Calopteryx splendens) in teils hohen Dichten. chen Stadtgrenze von Erfurt. Bisher konnten keine Be- Foto: F. Leo lege überprüft werden, auch verliefen Nachsuchen er- gebnislos. Da C. splendens im fraglichen Gebiet häu- gera erreicht. Persistente Vorkommen gibt es daneben fig ist, liegt möglicherweise ein Schreibfehler in dem an einigen dauerhaft wasserführenden kleineren Bä- als Quelle genutzten Gutachten vor (Karte 3). chen, wie Oberlauf der Nesse, Linderbach und Wie- senbach (Abb. 9, Karte 2). Auffallend regelmäßig flie- Gemeine Binsenjungfer – Lestes sponsa (Hanse- gen einzelne Tiere auch an Speichern, Kies- und Ton- mann, 1823) gruben vor allem im nördlichen und westlichen Stadt- Als häufigste Binsenjungfer im Gebiet der Stadt Er- gebiet. Eine Reproduktion konnte dort bislang aller- furt kann Lestes sponsa sowohl in Kleingewässern dings noch nicht nachgewiesen werden. als auch in großen, wenig strukturierten Kiesseen er- folgreich reproduzieren. Bei Vorhandensein von Röh- Blauflügel-Prachtlibelle – Calopteryx virgo (Lin- richten oder Verlandungszonen werden sogar höhe- naeus, 1758) re Fischdichten in Teichen oder Kiesgruben toleriert. Die ökologischen Ansprüche dieser gegenüber Eutro- Insgesamt bevorzugt die Art im Erfurter Gebiet an- phierung und Gewässerausbau hoch empfindlichen scheinend kleinere Standgewässer, Gräben oder gar Prachtlibelle könnten derzeit im Stadtgebiet Erfurt al- Fließgewässer werden hingegen völlig gemieden. Auf- lenfalls an einem kleinen Abschnitt der Gera zwischen fällig ist zudem die relativ geringe Fundortdichte im der südlichen Stadtgrenze und der Einmündung der nördlichen Stadtgebiet, obwohl geeignet erscheinende Apfelstädt erfüllt sein. Aus diesem Bereich liegt al- Gewässer durchaus vorhanden sind (Karte 4). lerdings nur die Beobachtung eines Einzeltieres durch H. Sparmberg aus dem Jahr 1999 vor, spezielle Nach- Glänzende Binsenjungfer – Lestes dryas Kirby, 1890 suchen in folgenden Jahren verliefen ohne Ergebnis. Im Gebiet der Stadt Erfurt besiedelt die Glänzen- Möglicherweise war die Art jedoch in der ersten Hälf- de Binsenjungfer nahezu ausschließlich pflanzen- te des 20. Jahrhunderts an der Gera oberhalb Erfurt reiche Kleingewässer ohne nennenswerten Fischbe- bodenständig. So befindet sich ein undatierter, von C. stand. Insbesondere im südlich gelegenem Umfeld Beer vor 1943 gesammelter Beleg mit der Fundortbe- des Steigers und des Drosselberges sowie an den zeichnung „Steiger“ in der Sammlung des Museums aufgelassenen Lehmgruben nahe des Kalkhügels bei der Natur in Gotha (RAPP 1943). Das ursprünglich als Bischleben (GLB „Kalkhügel und Fasanenjagdge- C. splendens determinierte Tier wurde von W. Zim- biet“) fliegt die Art an fast allen geeignet erschei- mermann als C. virgo nachbestimmt. Widersprüchlich nenden Gewässern mit ausgeprägten Verlandungs- ist allerdings die Lokalisierung, Zimmermann nennt und/oder Röhrichtzonen. Im Erfurter Norden ist die „Haarberg“ als Fundort. Nachfolgend wird angenom- Fundortdichte hingegen wesentlich geringer, regel- men, daß die Angabe „Steiger“ korrekt sein könnte, da mäßig wird die Art nur in der alten Tongrube bei im Umfeld der beiden „Haarberge“ nahe Erfurt – bei Mittelhausen beobachtet (Karte 5).

119 Kleine Binsenjungfer – Lestes virens (Charpen- tier, 1825) Von Lestes virens liegen für das Umfeld der Stadt Erfurt bisher lediglich 5 Fundmeldungen vor. Neben zwei Be- legen im Museum der Natur Gotha aus der ersten Hälf- te des 20. Jahrhunderts von Ingersleben und Luisen- hall bei Stotternheim wurde die Art in den 1990er Jah- ren bei Bischleben und in der alten Tongrube bei Mit- telhausen festgestellt (Karte 6). Am letztgenannten Fundort beobachtete D. Junker im Jahr 1996 zahlrei- che Exemplare, eine neuerliche Bestätigung steht trotz Abb. 10: Auch die Federlibelle (Platycnemis pennipes) gehört zu Nachsuche aus. Da im Bereich der aufgelassenen und den eher seltenen Arten im Erfurter Stadtgebiet. Die Form repro- teils stark verlandeten Lehmgruben am Kalkhügel bei duziert lediglich an einigen Abschnitten der Gera, bodenständige Bischleben (GLB „Kalkhügel und Fasanenjagdge- Vorkommen an Standgewässern sind bisher nicht bekannt. Foto: F. Leo biet“) sowohl 1994 als auch 1996 einzelne Kleine Bin- senjungfern festgestellt werden konnten, ist zumindest ner Sträucher oder Bäume mit überhängenden Ästen eine zeitweilige Reproduktion in diesem Gebiet anzu- im Uferbereich, ein geschlossener Gehölzsaum ist nehmen. Auch hier verliefen neuere Untersuchungen nicht erforderlich. Lestes viridis wird gelegent- ohne Ergebnis, wobei die Art bei oft nur geringen Indi- lich auch an ruhigen Abschnitten der Gera und der viduendichten leicht übersehen werden kann. Nesse angetroffen. So gelang im Jahr 1999 die Be- obachtung kopulierender Exemplare in Höhe des Südliche Binsenjungfer – Lestes barbarus (Fab- Nordparks in Erfurt an der dort mäßig schnell flie- ricius, 1798) ßenden Gera (M. KLÖPPEL, in litt). Die Wärme liebende Südliche Binsenjungfer besie- delt in einer relativ individuenreichen Population die Gemeine Winterlibelle – Sympecma fusca (Van- Kleingewässer auf dem militärischen Übungsplatz der Linden, 1820) Drosselberg zwischen Melchendorf und Egstedt (Kar- Die Nachweise der Winterlibelle im Gebiet der Stadt te 6). Die Zahl der beobachteten Tiere ist dort von Erfurt konzentrieren sich auf die Kies- und Tongru- Jahr zu Jahr starken Schwankungen unterworfen. Ins- ben im Erfurter Norden. Relativ individuenreiche Vor- gesamt scheint durch die Umsetzung von Ausgleichs- kommen bestehen auch an einigen Standgewässern im maßnahmen im Gebiet in den Jahren 2004 und 2005 Westteil Erfurts sowie um Molsdorf. Einzeltiere flie- die Lebensraumqualität für diese Pionierart mittelfris- gen zudem an den Lehmgruben bei Bischleben (GLB tig gesichert zu sein (u.a. durch Anlage vieler neu- „Kalkhügel und Fasanenjagdgebiet“) und im Bereich er Gewässer). Ausgehend von diesem Hauptvorkom- der Kleingewässer auf dem Standortübungsplatz Dros- men fanden sich verschiedentlich Imagines der Art selberg (Karte 8). Die Art ist hinsichtlich der Wahl ih- an Kleingewässern im weiteren Umfeld, wo die Tiere res Reproduktionsgewässers wenig anspruchsvoll und auch Reproduktionsversuche unternahmen. Allerdings gilt zumindest im Erfurter Umfeld nicht als gefährdet. dürften sich an diesen isolierten Lokalitäten auf Grund Der überwiegende Teil der Beobachtungen stammt aus der fortschreitenden Sukzession keine langfristig exis- den Spätsommer- und Herbstmonaten. tenten Vorkommen etablieren können. Gemeine Federlibelle – Platycnemis pennipes Weidenjungfer – Lestes viridis (Vander Linden, (Pallas, 1771) 1825) Platycnemis pennipes tritt um Erfurt nur sporadisch Ähnlich Lestes sponsa fliegt die Weidenjungfer im auf. Ökologisch scheint diese Schlanklibelle im Erfur- Erfurter Gebiet fast überall an Standgewässern al- ter Umfeld die Fließgewässer eindeutig zu bevorzu- ler Art (Karte 7). Essentielle Bedingung für die Re- gen: Bis auf zwei ältere Nachweise aus der ersten Hälf- produktion ist das Vorhandensein wenigstens einzel- te des 20. Jahrhunderts wurden seit 1995 nur im Ge-

120 biet der Gera und ihrer Nebengerinne sowie einmal im Nesse-System (GLB „Quellgebiet der Nesse“) Feder- libellen beobachtet (Abb. 10, Karte 9). Offenbar ist die Gera selbst das Hauptreproduktionsgewässer im Raum Erfurt. Die Tiere fliegen meist in Anzahl nicht nur in ruhigen Bereichen und in der Nähe tieferer Kolke, son- dern auch an schneller fließenden Abschnitten.

Frühe Adonislibelle – Pyrrhosoma nymphula (Sul- zer, 1776)

Als euryöke Form stellt Pyrrhosoma nymphula keine Abb. 11: Die Becher-Azurjungfer (Enallagma cyathigerum) ist eine größeren Ansprüche an ihr Larval-Habitat. Pflanzen- häufige Art der großen Kiesgruben-Gewässer im Erfurter Norden, reiche Kleingewässer werden zwar bevorzugt, es sind ansonsten jedoch nur zerstreut im Stadtgebiet zu beobachten. Foto: F. Leo jedoch zahlreiche Ansiedelungen an Kiesgruben, Tei- chen und Speichern bekannt. Auch werden langsam beiden Stellen trugen in den letzten Jahren entweder fließende Abschnitte von Bächen und Gräben nicht Neuanlagen von Kleingewässern bzw. strukturver- völlig gemieden. Die Vorkommen sind über das ge- ändernde Maßnahmen an Uferabschnitten – beides samte Stadtgebiet ohne besondere Konzentrationsräu- im Rahmen von Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen me verteilt (Karte 10). Imagines konnten von Mai bis – zur mittelfristigen Verbesserung der Lebensbedin- Anfang August festgestellt werden. gungen dieser und anderer Pionierarten bei. Ausge- hend von beiden Hauptvorkommen werden auch in Große Pechlibelle – Ischnura elegans (Vander der Umgebung liegende Kleingewässer beflogen, Linden, 1820) wo die Kleine Pechlibelle mitunter ebenfalls zur Re- Wie durchaus erwartet, ist Ischnura elegans vermut- produktion schreitet (Karte 12). Diese Ansiedelun- lich die häufigste Libellenart um Erfurt. Die Gro- gen sind jedoch nicht persistent. ße Pechlibelle toleriert Gewässereutrophierung und -ausbau in einem erstaunlichem Maße, auch an Tei- Becher-Azurjungfer – Enallagma cyathigerum chen mit erheblichem Fischbesatz ist sie unter Um- (Charpentier, 1840) ständen bodenständig. An vielen teils gemauerten Obwohl nirgends auf größerer Strecke fehlend, Feuerlöschtümpeln inmitten der nach Erfurt einge- scheint die Becher-Azurjungfer die großen Kiesgru- meindeten Ortslagen dürfte sie die einzige dort auch ben (einschließlich Tongrube Mittelhausen) im Nor- reproduzierende Libelle sein. Regelmäßig fliegen den von Erfurt als Lebensraum zu bevorzugen (Abb. einige Tiere an Abschnitten der Gera. Unklar ist je- 11, Karte 13). Hier ist sie fast überall in hoher Dich- doch, ob die Larven dort zur Entwicklung gelangen. te anzutreffen. Erstaunlicherweise liegen bisher keine Die Gesamtverbreitung im Gebiet der Stadt Erfurt ist Beobachtungen dieser relativ anspruchslosen Art aus auf Karte 11 dargestellt. den Erdfall-Gewässern im Umfeld des Steigers vor, möglicherweise wegen deren oft geringer Exposition. Kleine Pechlibelle – Ischnura pumilio (Charpen- Des weiteren fliegen die Tiere auch nur selten an ru- tier, 1825) higen Abschnitten der Gera bzw. der Schmalen Gera, Dauerhafte Ansiedelungen der Kleinen Pechlibelle obwohl die individuenstark von Enallagma cyathige- sind aus dem Erfurter Raum lediglich von zwei Lo- rum besiedelten Kiesgruben mitunter nur wenige hun- kalitäten bekannt: Auf dem militärischen Übungs- dert Meter entfernt liegen. platz Drosselberg fliegt die wärmeliebende Art mit jährlich stark schwankender Abundanz an den zahl- Hauben-Azurjungfer – Coenagrion armatum reichen Tümpeln. Außerdem nutzt Ischnura pumilio (Charpentier, 1840) die Gewässer im Abbaugelände im Umfeld der alten Ein zoogeographisch sehr ungewöhnlicher Fund Tongrube bei Mittelhausen zur Reproduktion. An dieser Art im Gebiet der Stadt Erfurt bezieht sich

121 auf ein einzelnes weibliches Tier. Der mehrfach Hufeisen-Azurjungfer – Coenagrion puella (Lin- überprüfte Beleg dieses von W. Zimmermann am naeus, 1758) 24.5.1969 am Alacher See gefangenen Individuums Fast genau so häufig wie die Große Pechlibelle fliegt wird in der Sammlung des Museums der Natur Go- die ebenfalls wenig anspruchsvolle Hufeisen-Azur- tha aufbewahrt (Karte 14). Weder am Alacher See jungfer im gesamten Gebiet an Gewässern aller Art noch sonst in Thüringen gelangen später weitere (Karte 16). Neben beschatteten und exponierten Nachweise dieser nördlich verbreiteten Form (ZIM- Standgewässern jeder Größe werden daneben regel- MERMANN 1970, 1976 u. 2002a). mäßig Gräben und ruhige Abschnitte der Gera bzw. der Nesse zur Reproduktion genutzt. Im Vergleich Mond-Azurjungfer – Coenagrion lunulatum zur Großen Pechlibelle besteht anscheinend eine (Charpentier, 1840) etwas geringere Toleranz gegenüber Gewässerver- Auch von der Mond-Azurjungfer liegt bisher ledig- schmutzung und -eutrophierung. lich ein älterer Beleg eines Einzeltieres vom Ala- cher See vor (Karte 15). Dieser geht wiederum Fledermaus-Azurjungfer – Coenagrion pulchel- auf die im Jahr 1969 durchgeführte Untersuchung lum (Vander Linden, 1825) von W. Zimmermann zurück und wird im Museum Von der Fledermaus-Azurjungfer liegen nur zwei der Natur Gotha aufbewahrt (ZIMMERMANN 1970, Einzelnachweise vor, die beide die Möglichkeit ei- 1976). Nachsuchen in späteren Jahren blieben er- nes (ehemals) bodenständigen Vorkommens offen folglos. lassen (Karte 15). M. Klöppel beobachtete 1999 an einem größeren Tümpel mit Röhricht und submerser Helm-Azurjungfer – Coenagrion mercuriale Vegetation nahe der Autobahn bei Molsdorf einige (Charpentier, 1840) Exemplare der Art, die auch kopulierten. Der glei- Das Vorkommen der Helm-Azurjungfer um Erfurt che Gewährsmann stellte im Jahr 2000 Coenagrion wurde erst 1995 von M. Klöppel zunächst am Sie- pulchellum auf dem Hochzeitsflug am Rand der al- chengraben, einem Quellgraben zum Linderbach ten Tongrube bei Mittelhausen fest. Die zwei (poten- nahe Töttleben, entdeckt. Diese relativ individuen- tiellen) Reproduktionsgewässer genügen den ökolo- reiche Population ist bis heute stabil, nicht zuletzt gischen Ansprüchen der Art (SCHORR 1990). wegen einer im Winter 2003/2004 durchgeführten Sanierungsmaßnahme im Rahmen des thüringen- Kleines Granatauge – Erythromma viridulum weiten Artenhilfsprogramms für diese Schlankli- (Charpentier, 1840) belle. Ausgehend von diesem Vorkommen konnten Das einzige Reproduktionsgewässer von Erythrom- vagabundierende (?) Imagines auch an nahe gelege- ma viridulum im unmittelbaren Umfeld von Erfurt nen Gewässern beobachtet werden, so beispielswei- befindet sich nur wenige Meter außerhalb der ad- se an einem Graben bei Wallichen (Gesamtverbrei- ministrativen Grenzen der Stadt (Karte 3). An einer tung auf Karte 14). kleinen Kiesgrube unmittelbar südlich des Alpers- Eine zweite persistente Ansiedelung bestand im Be- tedter (Kies-)Sees mit ausgeprägter Schwimmblatt- reich der Gräben im Feuchtgebiet Luisenhall nahe Vegetation konnte T. Meineke am 14. August 2000 der nördlichen Stadtgrenze. Das kleine Vorkommen zahlreiche Kleine Granataugen beim Hochzeitsflug muß möglicherweise als erloschen gelten, wohl auf und der Eiablage beobachten. Es bleibt abzuwarten, Grund der teils ungenügenden Wasserqualität der ob die Tiere nahe gelegene Kiesgruben in fortge- Gräben und vor allem wegen der fortschreitenden schrittenen Sukzessionsstadien – diese befinden sich Verschilfung an den ohnehin nur kurzen, für die überwiegend innerhalb der Grenzen des Stadtgebie- Helm-Azurjungfer als Lebensraum geeigneten Ab- tes von Erfurt – zu besiedeln vermögen. schnitten. Eine Ende der 1990er Jahre durchgeführ- te Sanierung von Grabenabschnitten kam offenbar Westliche Keiljungfer – Gomphus pulchellus Se- zu spät, letztmalig wurden im Jahr 1997 wenige lys, 1840 Imagines dieser Art beobachtet. Offenbar auch im Zuge der Verbesserung der Was-

122 serqualität der Thüringer Fließgewässer seit Anfang der 1990er Jahre dehnt die ursprünglich nicht in Thüringen heimische Westliche Keiljungfer ihr Are- al in Richtung Nordosten aus (ZIMMERMANN 2002 a). In diesen Konsens ist die Beobachtung eines Einzel- tieres am 8. Juni 2000 am Alperstedter (Kies-)See nahe der Erfurter Stadtgrenze durch T. Meineke ein- zuordnen (Karte 17). Die Etablierung bodenständi- ger Ansiedelungen im Gebiet der mittleren/unteren Gera ist jedoch (noch) nicht zu erwarten.

Kleine Mosaikjungfer – Brachytron pratense (O.F. Müller, 1764) Bis 2004 lagen keinerlei Hinweise über das Vorkom- men dieser in Thüringen bisher nur selten nachge- wiesenen Großlibelle im Gebiet der Stadt Erfurt vor. Am 27.6.2005 konnte M. Krech eine einzelne, be- reits längere Zeit der Witterung ausgesetzte Exuvie von Brachytron pratense am Röhrichtsaum der al- ten Tongrube Mittelhausen sammeln (Abb. 12, Kar- te 18). Der Beleg befindet sich in der Sammlung des Verfassers. Möglicherweise hat sich die Art bei Mit- telhausen in der jüngsten Vergangenheit unbemerkt angesiedelt. In den ausgedehnten Wasser-Röhrich- Abb. 12: Die Bodenständigkeit der Kleinen Mosaikjungfer (Bra- ten der aufgelassenen Tongrube werden die ökologi- chytron pratense) um Erfurt ist erst seit 2004 bekannt. Foto: F. Leo schen Ansprüche an das Reproduktionshabitat offen- bar erfüllt (SCHORR 1990). gen jagender Imagines an einigen Kiesgruben im Er- furter Norden oder an Teichen und landwirtschaftli- Südliche Mosaikjungfer – Aeshna affinis Vander chen Speichern im Osten und Südosten von Erfurt Linden, 1820 sind nicht durch Bodenständigkeitsnachweise unter- Am 28.8.2000 wurde von T. Meineke ein einzelnes setzt (Abb. 13, Karte 18). Die einzigen regelmäßig ge- Männchen an einem eutrophen, besonnten Tümpel nutzten Larvalhabitate befinden sich in einigen Tüm- südlich des NSG „Schwansee“ beobachtet, nur we- peln und Kleingewässern auf dem Standortübungs- nige hundert Meter nordöstlich der Erfurter Stadt- platz Drosselberg. Allerdings scheint die Zahl der ei- grenze (Karte 19). Weitere Hinweise zum Vorkom- erlegenden Weibchen außerordentlich niedrig zu sein: men dieser bislang nur gelegentlich in Thüringen re- Sichtbeobachtungen von A.-grandis-Imagines fehlen produzierenden Invasionsart im Erfurter Umfeld feh- vom gut untersuchten Drosselberg fast gänzlich. len. Allerdings dürfte die generelle Klima-Tendenz zukünftige Ansiedelungen in wärmegetönten Regi- Torf-Mosaikjungfer – Aeshna juncea (Linnae- onen Thüringens – so auch im Thüringer Becken – us, 1758) begünstigen. Ausgehend von den ökologischen Ansprüchen der Torf-Mosaikjungfer war ein Vorkommen im Stadt- Braune Mosaikjungfer – Aeshna grandis (Lin- gebiet von Erfurt zunächst nicht zu erwarten gewe- naeus, 1758) sen. Der erstmalige Fund einer einzelnen Exuvie an Im Gegensatz zu anderen Naturräumen in Thüringen einem pflanzenreichen, nicht versauerten Kleinge- scheint die Braune Mosaikjungfer um Erfurt ziem- wässer auf dem Übungsplatz Drosselberg durch den lich selten zu sein. Die wenigen Einzelbeobachtun- Verfasser im Jahr 1994 galt daher als Überraschung.

123 sern oder Gräben, bei den wenigen Ausnahmen han- delt es sich wohl ausschließlich um jagende Tiere.

Blaugrüne Mosaikjungfer – Aeshna cyanea (O.F. Müller, 1764) Aeshna cyanea ist als häufigste Großlibelle des Er- furter Umfeldes an praktisch allen größeren Stand- gewässern bodenständig (Karte 21). Auch viele klei- nere Tümpel, wie die wassergefüllten Erdfälle im Steiger, die Kleingewässer auf dem militärischen Übungsplatz Drosselberg oder auch Gartenweiher bieten der Blaugrünen Mosaikjungfer einen geeig- Abb. 13: Die Braune Mosaikjungfer (Aeshna grandis) ist um Er- neten Larval-Lebensraum. Wesentlich seltener re- furt relativ selten zu beobachten. Lediglich für die Kleingewässer produziert A. cyanea in Gräben oder Fließgewäs- auf dem Übungsplatz Drosselberg bei Egstedt ist die Bodenstän- digkeit belegt. Foto: F. Leo sern. Patrouillierende oder jagende Männchen sind an der Gera und vielen kleineren Bächen allerdings In den darauf folgenden Jahren konnten dort regel- regelmäßig feststellbar. mäßig jeweils wenige Exuvien festgestellt werden, auch gelang die Beobachtung von Imagines. Mög- Keilflecklibelle – Aeshna isosceles (O.F. Müller, licherweise erfüllte nur ein einziger der mehr als ein 1767) Dutzend etwas größeren Tümpel auf dem Drossel- Wohl zufällig befinden sich die beiden einzigen bo- berg die ökologische „Erwartungshaltung“ der sehr denständigen Vorkommen der Keilflecklibelle in Er- kleinen und weiträumig isolierten A.-juncea-Popula- furt im Bereich aufgelassener Ton- bzw. Lehmgru- tion. Im Zuge fortschreitender Verlandung und eini- ben (Abb. 14, Karte 22). Wertbestimmendes Merk- ger trockener Sommer scheint das Vorkommen mög- mal der Reproduktionsgewässer sind ausgedehn- licherweise erloschen zu sein, letztmalig wurde im te Röhrichte und Verlandungszonen. Dies korreliert Jahr 2003 eine einzelne Exuvie festgestellt. Inwie- mit den Angaben bei SCHORR (1990), wonach zur weit eine Teilentlandung des Gewässers im Winter Fortpflanzung „reife“ Biotope mit langer Traditi- 2003/2004 doch nicht zu spät erfolgte, muß abge- on aufgesucht werden. Während die Ansiedlung in wartet werden. Außerhalb des Drosselberg-Gebietes der alten Tongrube bei Mittelhausen stabil und re- flog Aeshna juncea nur im Jahr 1996 an der alten Ton- lativ individuenreich erscheint, ist der aktuelle Sta- grube bei Mittelhausen, in späteren Jahren erfolgten tus der Art in den ehemaligen Lehmgruben nahe des dort keine weiteren Beobachtungen (Karte 19). Kalkhügels westlich Bischleben (GLB „Kalkhügel und Fasanenjagdgebiet“) unklar. In den 1990er Jah- Herbst-Mosaikjungfer – Aeshna mixta Latreille, ren fand W. Zimmermann dort eine relativ große 1805 Kolonie vor, neuere Untersuchungen führten jedoch Die Herbst-Mosaikjungfer ist um Erfurt deutlich sel- nicht zur Bestätigung des Vorkommens. Da in die tener als A. cyanea (Karte 20). Sie präferiert Kies- Gewässer trotz Verbots immer wieder Fische ge- und Tongruben sowie Teiche mit entwickelten Röh- setzt werden – im Jahr 2004 wurden im Zuge einer richtzonen, schreitet jedoch auch regelmäßig in Elektrobefischung unter anderem zahlreiche größere pflanzenreichen Kleingewässern – beispielsweise Zander (!) entnommen – liegt eine mögliche Ursa- auf dem Übungsplatz Drosselberg – zur Fortpflan- che auf der Hand. zung. Im Gegensatz zu Teilen Ostthüringens domi- Weitere Einzelnachweise der Keilflecklibelle be- niert in Mischpopulationen von A. mixta und A. cya- ziehen sich auf Flugbeobachtungen an Kiesseen im nea die größere Schwesternart (BREINL et al. 1997) Norden Erfurts. Möglicherweise handelt es sich da- Die Herbst-Mosaikjungfer fliegt um Erfurt noch selte- bei um Tiere, die in den nahe gelegenen Tongruben ner als die Blaugrüne Mosaikjungfer an Fließgewäs- bei Mittelhausen reproduzieren.

124 Abb. 14: Von der in Thüringen stark rückläufigen Keilflecklibelle (Aeshna isosceles) sind im Gebiet der Stadt Erfurt zwei bodenständige Vor- kommen bekannt. Foto: F. Leo

Große Königslibelle – Anax imperator Leach, 1815 den benachbarten Tümpeln im Ton-Abbaufeld. Seit- Anax imperator fliegt in der Stadt Erfurt vor allem an her wurde aufmerksam auf das Vorkommen der Art den Kies- und Tongruben im Norden, daneben wer- geachtet. Die Beobachtung von Eiablage und Paa- den auch pflanzenreiche Kleingewässer (beispiels- rung durch M. Krech im Jahr 2003 ließ die Boden- weise auf dem Standortübungsplatz Drosselberg so- ständigkeit an der alten Tongrube zunächst vermu- wie im GLB „Kalkhügel und Fasanenjagdgebiet“ bei ten. Der gleiche Gewährsmann belegte schließlich am Bischleben), einige Teiche und selbst Gartenweiher 27.6.2005 durch den Fund einer einzelnen Exuvie an zur Reproduktion genutzt (Karte 23). Bemerkenswer- einem pflanzenreichen Tümpel im Abbaufeld nahe der terweise konnten im Jahr 1996 am Rand eines stark alten Tongrube die erfolgreiche Reproduktion. vernässten Seggenriedes ohne nennenswerten Wasser- Beobachtungen von Imagines liegen des weiteren körper nahe Möbisburg einige Exuvien der Art gefun- von zwei Kiesgruben nahe Stotternheim vor. Mög- den werden. An Fließgewässern wird die Große Kö- licherweise korrespondieren diese Tiere mit der Po- nigslibelle um Erfurt kaum beobachtet. pulation bei Mittelhausen (Karte 22).

Kleine Königslibelle – Anax parthenope (Selys, Gemeine Smaragdlibelle – Cordulia aenea (Lin- 1839) naeus, 1758) Hinweise für das Vorkommen der Kleinen Königsli- Die Gemeine Smaragdlibelle wurde erstmals im Jahr belle im Erfurter Umfeld liegen seit dem Jahr 2000 1998 im Stadtgebiet von Erfurt festgestellt. Mittler- vor. Als erster fing M. Klöppel insgesamt 4 Imagi- weile liegen einige Beobachtungen aus dem Norden nes an der alten Tongrube in Mittelhausen sowie an und Südosten vor, überwiegend aus den Jahren 2003

125 bis 2005 (Karte 24). Dennoch gilt dies nicht als Hin- pflanzung in einem zwar weitgehend offenen, jedoch weis für eine Neuansiedelung oder Ausbreitung. Ver- nur etwa 20 cm im Durchmesser messenden Quell- mutlich wurde die Art auf Grund ihrer meist sehr ge- gumpen (bei maximal 5 cm Wassertiefe). ringen Individuendichten übersehen. Nach derzeitigem Kenntnisstand reproduziert Cordulia aenea in exten- Vierfleck – Libellula quadrimaculata Linnaeus, siv genutzten Kresseklingen im Dreienbrunnenfeld in 1758 Erfurt-Hochheim und möglicherweise auch in der al- Libellula quadrimaculata stellt ähnliche Ansprüche an ten Tongrube bei Mittelhausen: Für die Tongrube und den Lebensraum wie die vorgenannte Schwesternart. die Kleingewässer im derzeitigen Abbaugelände liegen An vielen Standgewässern im Erfurter Gebiet gibt es aus mehreren Jahren Flugbeobachtungen vor. Weitere sympatrische Vorkommen, allerdings ist die tenden- Nachweise beziehen sich auf Einzelexemplare an den zielle Bevorzugung vegetationsreicher Gewässer mit Teichen bei Windischholzhausen sowie einen nahe ge- ausgeprägten Verlandungszonen deutlich erkennbar. legenen Waldtümpel. Auch der Vierfleck fliegt nicht an Fließgewässern. Die Art ist um Erfurt etwas seltener als Libellula Glänzende Smaragdlibelle – Somatochlora metal- depressa. Besonders im Westteil des Stadtgebietes lica (Vander Linden, 1825) fehlt der Vierfleck fast völlig, wohl aus Mangel an Auch die Glänzende Smaragdlibelle gehört im Stadt- geeigneten Reproduktionsgewässern (Karte 26). gebiet Erfurt zu den eher seltenen Arten. Eine lokale Häufung von Flugbeobachtungen ist in der Nessenie- Südlicher Blaupfeil – Orthetrum brunneum (Fons- derung um Frienstedt zu verzeichnen, wo Somatochlo- colombe, 1837) ra metallica im Jahr 2000 beispielsweise an mehreren Im Juli 1999 fing M. Krech ein einzelnes Exemplar Gräben flog (Karte 24). Der Nachweis der Bodenstän- des Südlichen Blaupfeiles an der alten Tongrube bei digkeit blieb jedoch seinerzeit aus. Weitere Feststellun- Mittelhausen. Durch Exuvienfunde wurde 2001 die gen von Einzelindividuen – jedoch aus mehreren auf- Bodenständigkeit belegt, die in den folgenden Jahren einander folgenden Jahren – liegen von der ehemaligen sowohl an der alten Tongrube als auch an den Kleinge- Kiesgrube „Nordstrand“ in Erfurt-Ost vor. Dieses Ge- wässern im nahe gelegenen Ton-Abbaugebiet immer wässer wird seit Jahren im Rahmen von Freizeitsport wieder Bestätigung fand. Möglicherweise handelt es intensiv genutzt, Röhrichtsäume sind nur schwach aus- sich hierbei um eine erfolgreiche Neuansiedlung die- gebildet. Mit Sicherheit reproduziert die Glänzende ser wärmeliebenden Pionierart (Karte 27). Smaragdlibelle in der alten Tongrube bei Mittelhausen, Überraschenderweise fand der gleiche Gewährsmann wie ein Exuvienfund von M. Krech aus dem Jahr 2003 an einem Kleingewässer am Westrand des militäri- nahe legt. Wegen der ebenfalls meist sehr geringen In- schen Übungsplatzes Drosselberg bei Egstedt im Mai dividuendichten scheint auch die zweite Smaragdlibel- 2004 eine frische Exuvie von Orthetrum brunneum. len-Art der Erfurter Lokalfauna sich einem Nachweis Imagines konnten hier bisher nicht beobachtet wer- oftmals erfolgreich entziehen zu können. den, die weitere Entwicklung bleibt abzuwarten.

Plattbauch – Libellula depressa Linnaeus, 1758 Großer Blaupfeil – Orthetrum cancellatum (Lin- Der Plattbauch fliegt im Umfeld der Stadt Erfurt aus- naeus, 1758) schließlich an Standgewässern. Besondere Ansprüche Als eine der häufigsten Großlibellenarten im Erfurter an den Reproduktionslebensraum werden nicht ge- Umfeld stellt der Große Blaupfeil keine besonderen stellt: Teilbeschattete Erdfälle, offene Kleingewäs- Ansprüche an seinen Lebensraum. Die Regelmäßig- ser, Teiche, insbesondere aber Ton- und Kiesgruben keit der Nachweise im Bereich der Kies- und Tongru- werden im gesamten Stadtgebiet zur Eiablage genutzt ben im Erfurter Norden (Karte 28) belegt die Bevor- (Karte 25). Als Pionierart bevorzugt Libellula depres- zugung größerer Standgewässer mit überwiegend nur sa allerdings vegetationsarme Ufer bzw. neu entstan- gering ausgebildeter Röhricht- und Schwimmblatt-Ve- dene Gewässer. Im GLB „Lohfinkensee“ bei Egstedt getation. Der Große Blaupfeil fliegt auch an Teichen, gelang dem Plattbauch über mehrere Jahre die Fort- offenen Kleingewässern und Gräben, jedoch kaum an

126 den teilweise beschatteten Erdfällen im Erfurter Stei- lassenen, mittlerweile stark verwachsenen Lehmgru- ger. In Habitaten mit fortgeschrittener Sukzession sind ben im GLB „Kalkhügel und Fasanenjagdgebiet“ bei die Individuendichten der Art oftmals sehr gering. Bischleben sowie an einem pflanzenreichen Tümpel westlich Molsdorf bodenständig. Andere Vorkommen Kleiner Blaupfeil – Orthetrum coerulescens (Fa- gelten als erloschen (NSG „Alacher See“) oder es feh- bricius, 1798) len Reproduktionsnachweise (Karte 30). Der bisher einzige Nachweis eines Kleinen Blau- pfeils im Stadtgebiet von Erfurt geht auf ein Männ- Gefleckte Heidelibelle – Sympetrum flaveolum chen zurück, welches am 20.8.1996 an der Tongru- (Linnaeus, 1758) be bei Mittelhausen von D. Junker gefangen wurde Die Verbreitung der Gefleckten Heidelibelle im (Karte 27). Der mehrfach überprüfte Beleg wird in Gebiet der Stadt Erfurt orientiert sich am Vorhan- der Sammlung des Verfassers aufbewahrt. densein von pflanzenreichen Tümpeln und Klein- Da das Fundgebiet als gut untersucht gilt und spä- gewässern. So reproduziert die Art beispielswei- tere Beobachtungen ausblieben, dürfte es sich ver- se im Bereich des militärischen Übungsplatzes auf mutlich um einen Irrgast gehandelt haben. Dies dem Drosselberg bei Egstedt, in den stark verlande- wird auch durch das Fehlen geeigneter Larvalha- ten Lehmgruben im GLB „Kalkhügel und Fasanen- bitate (quellbeeinflußte Biotope in Kalkflachmoo- jagdgebiet“ bei Bischleben, im ND „Walterslebener ren, Hochmoorschlenken, Wiesengräben u. -bäche; Sumpf“ bei Waltersleben oder auch in Gräben im SCHORR 1990) am Fundort oder in der näheren Um- Feuchtgebiet „Luisenhall“ bei Stotternheim. Selbst gebung gestützt. an einem beschatteten Erdfall im Steigerwald wur- den einzelne Weibchen bei der Eiablage beobachtet. Feuerlibelle – Crocothemis erythraea (Brullé, 1832) Demgegenüber tritt die Zahl der Beobachtungen an Im Jahr 2001 wurde die wärmeliebende Feuerlibelle den großen Kies- und Tongruben im Erfurter Norden erstmals in Thüringen festgestellt (ZIMMERMANN 2002 stark hinter der der anderen Heidelibellen-Arten zu- a). Mittlerweile liegen zahlreiche Beobachtungen aus rück, die Bodenständigkeit an diesen Gewässern ist Nord-, Ost- und Mittelthüringen vor (BUTTSTEDT & bisher nicht belegt (Karte 31). KLEEMANN, in litt.; Zimmermann mdl.). Die Nachwei- se konzentrieren sich auf besonnte, schnell erwärmba- Frühe Heidelibelle – Sympetrum fonscolombei re flache Gewässer wie Kiesgruben oder Regenwas- (Selys, 1840) serspeicher. Hierzu paßt die Beobachtung eines Ein- Im Jahr 1996 erfolgte erstmals ein starker Flug die- zelindividuums vom 26.6.2005 an der alten Tongrube ser wärmeliebenden Invasionsart in verschiedenen Mittelhausen durch M. Krech (Karte 29). Möglicher- Naturräumen Thüringens (BREINL et al. 1997, MAU- weise gelingt der Art im Zuge der allgemeinen Verän- ERSBERGER & PETZOLD 1997). Im Norden des Erfur- derung der klimatischen Verhältnisse auch die dauer- ter Stadtgebietes konnten in dieser Zeit an 4 Kiesgru- hafte Ansiedelung im Erfurter Umfeld. ben (eine davon sehr klein und mit weit fortgeschrit- tener Verlandung) Frühe Heidelibellen in teils hohen Schwarze Heidelibelle – Sympetrum danae (Sul- Individuendichten beobachtet werden (Karte 17). zer, 1776) Bei einer Nachkontrolle im Jahr 1998 wurde eins Die Schwarze Heidelibelle ist im Erfurter Umfeld ver- dieser Vorkommen (Kiesgrube „Großer Ringsee“ gleichsweise wenig verbreitet, wohl aus Mangel der nördlich Stotternheim) erneut bestätigt. Hier sam- bevorzugten anmoorigen bzw. schwach sauren Repro- melte M. GEMEINHARDT am 5.10.1998 eine Larve, duktions-Habitate. Relativ individuenreiche Kolonien die W. Zimmermann zur Verifikation vorlag (ZIM- bestehen an der alten Tongrube bei Mittelhausen so- MERMANN et al. 2005). Nach 1998 blieben weitere wie im Bereich der Kleingewässer auf dem Drossel- Nachweise zunächst aus, erst am 8. Juni 2003 wies berg bei Egstedt. Hier fliegen die Tiere insbesondere M. KRECH an der alten Tongrube bei Mittelhausen an verlandeten Teilabschnitten der Tümpel. Weiterhin erneut ein einzelnes Exemplar nach. ist Sympetrum danae an den seit Jahrzehnten aufge-

127 Gebänderte Heidelibelle – Sympetrum pedemon- im Steiger (an teilexponierten Erdfällen jedoch gele- tanum (Allioni, 1766) gentlich zu beobachten). An Gera, Schmaler Gera und Bodenständig ist die Gebänderte Heidelibelle im Ge- den kleineren Fließgewässern konnte die Art bislang biet der Stadt Erfurt vermutlich nur an der alten Ton- ebenfalls nicht festgestellt werden (Karte 33). grube bei Mittelhausen einschließlich der Kleinge- wässer im benachbarten Abbau-Gebiet (Karte 29). Gemeine Heidelibelle – Sympetrum vulgatum Sympetrum pedemontanum flog des weiteren zumin- (Linnaeus, 1758) dest 1996 (wahrscheinlich auch in späteren Jahren) Als eine der häufigsten Großlibellen um Erfurt ist an den Tümpeln auf dem militärischen Übungsplatz Sympetrum vulgatum vermutlich an nahezu allen grö- auf dem Drosselberg bei Egstedt, allerdings nur in ßeren und mittleren Standgewässern bodenständig sehr geringer Individuendichte. Die ökologischen An- (Karte 34). Auch Kleingewässer und Gräben sind be- sprüche der Libelle als wärmeliebende Pionierart mit flogen. Anscheinend werden sonnige, kaum beschat- Präferenzen für stark bewachsene Kleingewässer im tete Habitate präferiert. Sympetrum vulgatum kann als Offenland sind auf dem Drosselberg erfüllt, allerdings einzige Heidelibelle der Erfurter Lokalfauna wahr- fehlt bislang der Reproduktionsnachweis für die- scheinlich auch in Fließgewässern reproduzieren, wie ses Gebiet. An einer dritten Lokalität, der Kiesgrube zahlreiche Flugbeobachtungen an der Gera und der „Schwerborner See“ südlich Stotternheim, wurden im Schmalen Gera nahe legen. Außerdem wurden im Jahr gleichen Jahr (1996) einige Gebänderte Heidelibellen 2000 von M. Klöppel an der Nesse bei Frienstedt meh- beobachtet. Offen bleibt, ob es sich hierbei um Tiere rere frisch geschlüpfte Imagines der Art festgestellt. der Kolonie im Bereich der alten Tongrube bei Mittel- hausen gehandelt haben könnte. Dank Blutrote Heidelibelle – Sympetrum sanguineum (O.F. Müller, 1764) Der Verfasser schuldet Dr. Wolfgang Zimmermann Die Blutrote Heidelibelle stellt keine höheren An- (Weimar) und Matthias Krech (Halle) für die Über- sprüche an ihren Lebensraum und fliegt im gesamten prüfung von Belegen und weitere nützliche Hinwei- Stadtgebiet von Erfurt regelmäßig an Kies- und Ton- se Dank. gruben, Teichen und Kleingewässern. Auch in den Frank Leo (Elsterberg) stellte Abbildungen zur Ver- teilweise beschatteten Erdfällen im Erfurter Steiger fügung, Matthias Haufe und Regina Leiser (beide vermag Sympetrum sanguineum erfolgreich zu re- Erfurt) waren maßgeblich an der Erstellung der Da- produzieren (Karte 32). Im Einzugsbereich der Nes- tenbank sowie der Karten beteiligt. Auch bei ihnen se bei Bindersleben (GLB „Quellgebiet der Nesse“) möchte sich der Autor bedanken. werden anscheinend auch schwach fließende Gräben als Larvalhabitate akzeptiert. Für die Fließgewässer im Erfurter Umfeld wie Gera und Schmale Gera lie- Literatur gen hingegen bisher keine Beobachtungen vor. BÖSSNECK, U. (1996): Beitrag zur Libellen-Fauna des Standortübungs- platzes Drosselberg bei Erfurt (Insecta: Odonata). – Veröff. Na- Große Heidelibelle – Sympetrum striolatum turkundemuseum Erfurt 15: 144-151. (Charpentier, 1840) BÖSSNECK, U. & J. WEIPERT (1997): Die Schutzgebiete der Landes- hauptstadt Erfurt (Thüringen). Teil I: Flora und Fauna des GLB Auch die Große Heidelibelle ist im Gebiet der Stadt „Kalkhügel und Fasanenjagdgebiet“. – Veröff. Naturkundemu- Erfurt durchaus verbreitet und lokal häufig, so insbe- seum Erfurt 14: 37-70. BREINL, K.; COBURGER, K. & F. LEO (1997): Zum Kenntnisstand der sondere im Norden. Hier fliegt die Art an den großen Verbreitung von Libellen (Odonata) und Heuschrecken (Sal- Kiesseen und den Gewässern der Tongrube Mittelhau- tatoria) im Landkreis Greiz und der Stadt Gera. – Veröff. Mu- sen ebenso wie an Gräben und Tümpeln. Auch im üb- seum Gera, Naturwiss. R. 24: 5-93. FALK, L. (1956): Die Archiptera (Odonata) des mittleren Saaletales. rigen Stadtgebiet werden Teiche, Kleingewässer und Eine faunistisch-ökologisch-biologische Untersuchung. – Di- Gräben als Lebensraum akzeptiert, allerdings fehlt plomarbeit, Fr.-Schiller-Universität Jena. HIEKEL, W.; F. FRITZLAR, A. NÖLLERT & W. WESTHUS (2004): Die Na- Sympetrum striolatum an den beschatteten Erdfällen turräume Thüringens. – Naturschutzreport 21: 1-381.

128 KRECH, M. (i.Pr.): Die Libellenfauna der Tongruben bei Mittelhau- ZIMMERMANN, W. (1970): Ökologische Studien an Odonatenpopula- sen. – Thür. Faun. Abh. XI. tionen stehender Gewässer in West-Thüringen. – Diplomarbeit, MAUERSBERGER, R. & F. PETZOLD (1997): Nachweise der Frühen Hei- Museum für Naturkunde der Humboldt-Universität Berlin. delibelle, Sympetrum fonscolombii (Selys), im östlichen Deutsch- – (1976): Faunistisch-ökologische Analyse der Odonatenfauna land (Odonata, Libellulidae). – Ent. Nachr. Ber. 41: 173-177. westthüringischer Gewässer (Insecta, Odonata). – Abh. Ber. RAPP, O. (1943): Beiträge zur Fauna Thüringens 7 (Odonata, Plecop- Mus. Nat. Gotha 9: 19-48. tera, Orthoptera). – Selbstverlag, Naturkundemuseum Erfurt. – (2001): Rote Liste der Libellen (Odonata) Thüringens. 3. Fas- SCHORR, M. (1990): Grundlagen zu einem Artenhilfsprogramm Libel- sung, Stand: 10/2001. – Naturschutzreport 18: 76-79. len der Bundesrepublik Deutschland. – Wetteren. – (2002a): Checkliste der Libellen (Odonata) Thüringens. – SPARMBERG, H. & U. BÖSSNECK (2003): Die Schutzgebiete der Lan- Check-Listen Thüringer Insekten und Spinnentiere 10: 5-11. deshauptstadt Erfurt (Thüringen). Teil IX: Flora und Fauna des – (2002b): Libellen (Odonata). – In: GÖRNER, M. (Hrsg.): Thü- GLB „Feuchtwiese Schwansee“. – Veröff. Naturkundemuse- ringer Tierwelt. – Jena, S. 263-273, 340-341. um Erfurt 22: 91-113. ZIMMERMANN, W.; F. PETZOLD & F. FRITZLAR (2005): Verbreitungs- SPARMBERG, H., A. KOPETZ & U. BÖSSNECK (2005): Fauna und Flora atlas der Libellen (Odonata) im Freistaat Thüringen. – Natur- des Feuchtgebietes zwischen Luisenhall, Nöda und Stottern- schutzreport 22: 1-220. heim (Stadt Erfurt und Landkreis Sömmerda / Thüringen). – Thür. Faun. Abh. X: WEIPERT, J. (1997): Die Schutzgebiete der Landeshauptstadt Erfurt. Teil II: Zur Fauna des GLB „Feuchtwiesen und Kleingewässer am Strohbergtümpel“ und des Oberen Peterbachtales (Stadt Er- Anschrift des Autors: furt und Landkreis Weimarer Land / Thüringen). – Thür. Faun. Abhandlungen IV: 173-196. WEIPERT, J. & U. BÖSSNECK (1999): Die Schutzgebiete der Landes- Dr. Ulrich Bößneck hauptstadt Erfurt (Thüringen). Teil IV: Flora und Fauna des Stadtverwaltung Erfurt GLB „Lohfinkensee“ und dessen Umgebung. – Veröff. Natur- Umwelt- und Naturschutzamt kundemuseum Erfurt 18: 93-108. WEIPERT, J. & U. BÖSSNECK (2001): Die Schutzgebiete der Landes- Stauffenbergallee 18 hauptstadt Erfurt (Thüringen). Teil VI: Flora und Fauna des D-99085 Erfurt GLB „Dorfstattwiese“. – Veröff. Naturkundemuseum Erfurt 20: 57-80.

Anhang: Verbreitungskarten

Karte 2: Gebänderte Prachtlibelle (Calopteryx splendens)

129 Karte 3: Blauflügel-Prachtlibelle (Calopteryx virgo) [Kreis] Kleines Granatauge (Erythromma viridulum) [Quadrat]

Karte 4: Gemeine Binsenjungfer (Lestes sponsa)

130 Karte 5: Glänzende Binsenjungfer (Lestes dryas)

Karte 6: Kleine Binsenjungfer (Lestes virens) [Kreis] Südliche Binsenjungfer (Lestes barbarus) [Quadrat]

131 Karte 7: Weidenjungfer (Lestes viridis)

Karte 8: Gemeine Winterlibelle (Sympecma fusca)

132 Karte 9: Federlibelle (Platycnemis pennipes)

Karte 10: Frühe Adonislibelle (Pyrrhosoma nymphula)

133 Karte 11: Große Pechlibelle (Ischnura elegans)

Karte 12: Kleine Pechlibelle (Ischnura pumilio)

134 Karte 13: Becher-Azurjungfer (Enallagma cyathigerum)

Karte 14: Helm-Azurjungfer (Coenagrion mercuriale) [Quadrat] Hauben-Azurjungfer (Coenagrion armatum) [Kreis] 135 Karte 15: Fledermaus-Azurjungfer (Coenagrion pulchellum) [Kreis] Mond-Azurjungfer (Coenagrion lunulatum) [Quadrat]

Karte 16: Hufeisen-Azurjungfer (Coenagrion puella)

136 Karte 17: Frühe Heidelibelle (Sympetrum fonscolombei) [Kreis] Westliche Keiljungfer (Gomphus pulchellus) [Quadrat]

Karte 18: Braune Mosaikjungfer (Aeshna grandis) [Kreis] Kleine Mosaikjungfer (Brachytron pratense) [Quadrat] 137 Karte 19: Torf-Mosaikjungfer (Aeshna juncea) [Kreis] Südliche Mosaikjungfer (Aeshna affinis) [Quadrat]

Karte 20: Herbst-Mosaikjungfer (Aeshna mixta)

138 Karte 21: Blaugrüne Mosaikjungfer (Aeshna cyanea)

Karte 22: Keilflecklibelle (Aeshna isosceles) [Kreis] Kleine Königslibelle (Anax parthenope) [Quadrat] 139 Karte 23: Große Königslibelle (Anax imperator)

Karte 24: Gemeine Smaragdlibelle (Cordulia aenea) [Kreis] Glänzende Smaragdlibelle (Somatochlora metallica) [Quadrat] 140 Karte 25: Plattbauch (Libellula depressa)

Karte 26: Vierfleck (Libellula quadrimaculata)

141 Karte 27: Kleiner Blaupfeil (Orthetrum coerulescens) [Kreis] Südlicher Blaupfeil (Orthetrum brunneum) [Quadrat]

Karte 28: Großer Blaupfeil (Orthetrum cancellatum)

142 Karte 29: Gebänderte Heidelibelle (Sympetrum pedemontanum) [Kreis] Feuerlibelle (Crocothemis erythraea) [Quadrat]

Karte 30: Schwarze Heidelibelle (Sympetrum danae)

143 Karte 31: Gefleckte Heidelibelle (Sympetrum flaveolum)

Karte 32: Blutrote Heidelibelle (Sympetrum sanguineum)

144 Karte 33: Große Heidelibelle (Sympetrum striolatum)

Karte 34: Gemeine Heidelibelle (Sympetrum vulgatum)

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