Müritz-Nationalpark
Nationalparkplan Bestandsanalyse Müritz-Nationalpark • Bestandsanalyse Nationalparkplan
Mecklenburg-vorpommern
Herausgeber: Landesamt für Forsten und Großschutzgebiete Mecklenburg-Vorpommern Fritz-Reuter-Platz 9 17139 Malchin Tel.:0 39 94-2 35-0 Fax: 0 39 94-2 35-4 33 e-mail: [email protected] www.lfg-malchin.de
und
Nationalparkamt Müritz Schloßplatz 3 17237 Hohenzieritz Tel.: 03 98 24-2 52-0 Fax: 03 98 24-2 52-50 e-mail: [email protected] www.nationalpark-mueritz.de
Titelfoto: Müritzufer mit Binnenmüritz und Specker Seen (Foto: Ulrich Meßner)
Druck: Offset Druck GmbH Rostock
Auflage: 280
Förderung: Die Erarbeitung des Müritz-Nationalparkplanes wurde aus Mitteln der Europäischen Union gefördert
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1 2.3 Landschaftsplanung 27 Inhalt 2.3.1 Vorläufiges Gutachtliches Landschaftsprogramm 27 2.3.2 Erster Gutachtlicher Landschaftsrahmenplan 28 I EINLEITUNG 6 2.3.3 Landschaftspläne 29
II ALLGEMEINE ANGABEN ZUM IV DER MÜRITZ-NATIONALPARK 30 NATIONALPARK UND ZUR NATIONALPARKREGION 7 1 Klima 1.1 Gro§klima 30 1 Lage im Raum 7 1.2 Meso- und Kleinklima 30
2 Abgrenzung der Nationalparkregion 7 2 Geologische Verhältnisse 32 2.1 Eiszeitliche und nacheiszeitliche Entwicklung 32 3 Siedlungs- und Landnutzungsgeschichte 8 2.2 Hydrogeologische Verhältnisse und Grundwasser 34 3.1 Frühgeschichtliche Entwicklung 8 2.2.1 Grundwasserleiter und Grundwasserstauer 34 3.2 Mittelalterliche Entwicklung 8 2.2.2 Grundwasserflie§geschehen 37 3.3 Neuzeitliche Entwicklung 9 2.2.3 Grundwasserbeschaffenheit 39 3.4 Siedlungsentwicklung 10 2.2.4 Grundwasserneubildung und Grundwasserdargebot 39 4 Größe und Flächenanteile 13 3 Böden 39 3.1 Bodensubstrate 40 5 Verwaltungsgliederung 13 3.2 Bodenbildungsprozesse 42
6 Naturräumliche Gliederung 14 4 Gewässer, Feuchtgebiete und Wasserhaushalt 44 4.1 Stehende und fließende Oberflächengewässer, Hydrologie 44 4.1.1 Gewässerbestand 44 III PLANUNGEN, GESETZE UND 4.1.2 Nährstoffverhältnisse und Schichtung 44 RICHTLINIEN 16 4.1.3 Wasserkreislauf, Gebietswasserbilanz 45 4.1.4 Wasserscheiden 52 1 Gesamtplanung 16 4.2 Arten und Lebensgemeinschaften 53 1.1 Erstes Landesraumordnungsprogramm M-V 16 4.2.1 Stehende Gewässer 53 1.2 Regionales Raumordnungsprogramm 16 4.2.2 Röhrichte 54 1.3 Bauleitplanung und bauliche Entwicklung 18 4.2.3 Riede 55 4.2.4 Fließgewässer 57 2 Naturschutz 21 4.3 Wasserwirtschaft 57 2.1 International 21 4.3.1 Organisation der Wasserwirtschaft 57 2.1.1 Natura 2000 Ð Gebiete 21 4.3.2 Baulich Ð technische Einrichtungen 58 2.1.2 Ramsar Ð Konvention 21 4.4 Fischerei 59 2.1.3 IUCN Ð Richtlinien 21 4.4.1 Berufsfischerei 59 2.1.4 Empfehlungen der 4.4.2 Sportfischerei und Angelvereine 61 EUROPARC Ð Federation 24 2.2 National 25 5 Wälder, Gehölze und Hecken 62 2.2.1 Bundesnaturschutzgesetz 25 5.1 Wälder 62 2.2.2 Landesnaturschutzgesetz M-V 25 5.1.1 Arten und Lebensgemeinschaften 62 2.2.3 Nationalparkverordnung 25 5.1.1.1 Natürliche und naturnahe Wälder 62 2.2.4 Geschützte Flächen im 5.1.1.2 Forstbestände 68 Nationalparkvorfeld 26 5.2 Gehölze und Hecken 70 2.2.4.1 Andere Gro§schutzgebiete 26 5.2.1 Arten und Lebensgemeinschaften 71 2.2.4.2 Landschaftsschutzgebiete 26 5.3 Waldbehandlung 71 2.2.4.3 Naturschutzgebiete 26 5.3.1 Waldflächen und Waldeigentümer 71 2.2.4.4 Geschützte Flächen nach 5.3.2 Waldstruktur 72 ¤ 20 LNatG M-V 27 5.3.3 Grundlagen der Waldbehandlung 74
2 6 Bereiche der Kulturlandschaft 76 3.1.4 Touristische Einrichtungen und Anlagen 119 6.1 Grünland und Staudenfluren 76 3.1.5 Camping 119 6.1.1 Arten und Lebensgemeinschaften 77 3.1.6 Wassersport 119 6.2 Äcker und Ackerbrachen 81 3.1.7 Hallen- und Freibäder, Saunen 119 6.2.1 Arten und Lebensgemeinschaften 81 3.1.8 Gastronomie 120 6.3 Vegetationsarme Flächen 83 3.1.9 Sonstige Angebote in der 6.3.1 Arten und Lebensgemeinschaften 83 Nationalparkregion 120 6.4 Sand-Magerrasen, Besenginster- und 3.1.10 Organisationsformen der Wacholderheiden 84 Tourismuswirtschaft 121 6.4.1 Arten und Lebensgemeinschaften 84 3.2 Tourismus und Erholung im Nationalpark 121 6.5 Landwirtschaft 85 3.2.1 Art und Umfang des Besucherverkehrs 121 6.5.1 Landwirtschaftliche Betriebe 85 3.2.1.1 Besucheraufkommen 121 6.5.2 Art und Intensität der Flächennutzung 86 3.2.1.2 Besucherbefragung 124 3.2.2 Besucherlenkung 126 7 Landschaftsbild 87 3.2.2.1 Touristisches Wegenetz 126 7.1 Aktuelles Landschaftsbild 87 3.2.2.2 Wasserwanderstrecken 127 7.1.1 Prägende Bereiche und Elemente der 3.2.2.3 Besuchereinrichtungen 128 Naturlandschaft 87 7.1.2 Prägende Bereiche und Elemente der 4 Information und Bildung 128 Kulturlandschaft 88 4.1 Informations- und Öffentlichkeitsarbeit 128 7.2 Weitere landschaftsbildprägende Elemente 88 4.1.1 Informationsstellen und Ausstellungen 128 4.1.2 Führungen und Veranstaltungen 129 8 Pflanzen und Tiere 89 4.1.3 Publikationen und Pressearbeit 131 8.1 Ergänzende Angaben zur Flora und Vegetation 89 4.2 Umweltbildung 131 8.1.1 Flora 89 4.2.1 Jugendwaldheim 132 8.1.2 Potenziell natürliche Vegetation (PNV) 91 4.2.2 Projekttage, Schülerinteressen- 8.2 Ergänzende Angaben zur Fauna 91 gemeinschaften 132 8.2.1 Vogelwelt 93 8.2.2 Säugetiere 97 5 Verkehr 133 8.3 Regulierung des Wildbestandes durch Jagd 101 5.1 Stra§en nach Klassifikation und 8.3.1 Organisation der Jagd 101 Verkehrsdichte 133 8.3.2 Wildarten und Wildbestandsdichte 101 5.2 Öffentlicher Personennahverkehr 136 8.3.3 Ergebnisse der Wildbestandsregulierung 102 5.2.1 Busverbindungen 136 8.3.4 Grundlagen der Wildbestands- 5.2.2 Bahnstrecken, Bahnhöfe und regulierung 102 Zugverbindungen 137 5.3 Häfen, Wasserstra§en und 9 Forschung und Dauerbeobachtung 103 Schiffsverbindungen 137 5.4 Flugplätze und Ziviler Flugverkehr 137 10 Flächeneigentum 106 5.5 Verkehrsarme Räume 137
V DIE NATIONALPARKREGION 107 6 Ver- und Entsorgung 138 6.1 Versorgung 138 1 Einwohnerzahl, Bevölkerungsdichte und 6.2 Entsorgung 140 Siedlungsstruktur 107 1.1 Einwohnerzahl 107 7 Rohstoffgewinnung 141 1.2 Bevölkerungsdichte und Siedlungsstruktur 107 8 Militärische Nutzung, Konversion 141 2 Wirtschaft und Erwerbsstruktur 112 VI LITERATUR 143 3 Tourismus und Erholung 114 3.1 Tourismus und Erholung in der Nationalparkregion 114 3.1.1 Touristische Nachfrage und Zielgruppen 114 3.1.2 Art und Umfang des Fremdenverkehrs 115 3.1.3 Erholungs- und Kurorte, Gesundheitstourismus 118
3 Verzeichnis der Abbildungen Tab. 13: Übersicht der hydromeliorativen Anlagen im Müritz-Nationalpark und deren Abb. 1: Einzelkomponenten der Standortsform Verbandszuordnung Abb. 2: Baumartenverteilung Tab. 14: Übersicht der Schöpfwerke im Abb. 3: Altersklassen der Baumart Kiefer Müritz-Nationalpark Abb. 4: Waldbehandlungskategorien 2002 und 2007 Tab. 15: Fischerei- und Angelnutzung der Gewässer Abb. 5: Übernachtungen in der Mecklenburgischen Tab. 16: Vergleich der Siedlungsdichte ausgewählter Seenplatte Vogelarten Abb. 6: Saisonale Verteilung der Gäste im Jahr 2000 Tab. 17: Gehölzarten der Naturverjüngung Abb. 7: Besucheraktivitäten im Müritz-Nationalpark Tab. 18: Ausgewählte forstliche Maßnahmen Abb. 8: Besucherzahlen im Jahresverlauf Tab. 19: Potenziell natürliche Vegetation Abb. 9: Besucherzahlen im Tagesverlauf Tab. 20: Ergebnisse Losungszählverfahren Abb. 10: Aktivitäten nach Besuchergruppen Tab. 21: Relative Schalenwild-Bestandsdichte Abb. 11: Durchschnittliche Nutzung der (Stück je 100 ha) Wasserwanderstrecken Tab. 22: Streckenergebnisse im Verwaltungsjagd- Abb. 12: Bootsbewegungen an der Schleuse Zwenzow bezirk des Müritz-Nationalparks Abb. 13: Entwicklung der Besucherzahlen der Tab. 23: Aktuelle Forschungsvorhaben im Informationsstellen Müritz-Nationalpark Abb. 14: Entwicklung der Führungen und Teilnehmer Tab. 24: Eigentumsverhältnisse im Abb. 15: Übernachtungen im Jugendwaldheim Müritz-Nationalpark Steinmühle Tab. 25: Bevölkerungsentwicklung der Abb. 16: Projekttage und Schüler-Interessengemeinschaften Nationalparkregion Abb. 17: Auswertung der Verkehrszählungen 1998-2001 Tab. 26: Relative und absolute Bevölkerungs- Abb. 18: Durchschnittliches Verkehrsaufkommen im entwicklung Müritz-Nationalpark 1998 – 2001 Tab. 27: Gemeinden und Einwohner nach Abb. 19: Benutzerzahlen des Nationalpark-Tickets Gemeindegrößengruppen Tab. 28: Siedlungsstrukturelle Daten Tab. 29: Landwirtschaftliche Betriebe und Bodennutzung Tab. 30: Beschäftigtenstruktur Tab. 31: Ausgewählte Fremdenverkehrsdaten Verzeichnis der Tabellen für die Nationalparkregion Tab. 32: Besucherzahlen an den Zählpunkten Tab. 1: Flächenanteile der Landkreise und Gemeinden Tab. 33: Durchschnittliches Besucheraufkommen im Nationalpark Tab. 34: Besucherzahlen der einzelnen Tab. 2: Stand der Flächennutzungsplanung in der Informationsstellen Nationalparkregion Tab. 35: Entwicklung der Führungen und Tab. 3: Gewerbliche Bauflächen Teilnehmer nach Kategorien Tab. 4: FFH-Gebiete im Müritz-Nationalpark Tab. 36: Vorträge und Teilnehmer Tab. 5: Ausgewählte Klimadaten Tab. 37: Ergebnisse des Erschlie§ungskonzeptes (Langjährige Mittelwerte 1951-80) für das Teilgebiet Serrahn Tab. 6: Luftschadstoffe: Jahresmittelwerte aus Tab. 38: Bergbauberechtigungen Halbstundenmittelwerten und maximale Tagesmittelwerte der Jahre 1992/93 für die Messstation Neubrandenburg Tab. 7: Stickstoffdeposition ausgewählter Messstationen Tab. 8: Hydrogeologisches Modell Quartär Verzeichnis der Textkarten (Teilgebiet Müritz) Tab. 9: Hydrogeologisches Modell Tertiär 1. Die Müritz-Nationalparkregion und (Teilgebiet Müritz) benachbarte Gro§schutzgebiete Tab. 10: Hydrogeologisches Modell Quartär 2. Kommunale Verwaltungszugehörigkeit (Teilgebiet Serrahn) 3. Naturräumliche Gliederung Tab. 11: Trophieklassifizierung und Schichtung 4. Schutzgebiete in der Nationalparkregion der Seen im Nationalpark 5. Ausgewählte Klimadaten Tab. 12: Seen im Nationalpark 6. Geologische Struktur
4 7. Zuständigkeitsbereiche der Unteren Wasserbehörden Verzeichnis der Karten ausserhalb des Textes (StAUN, Lkrs.) sowie Verbandsgebiete der Wasser- und Bodenverbände (WBV) 1. Bodensubstrate 8. Fischereiliche Nutzung der Seen 2. Flächennutzung und Zonierung 9. Jagdbezirke, Hegegemeinschaften und Jagdruhezonen 3. Vegetation 10. Untersuchungsflächen 4. Erholung und Erschlie§ung 11. Unzerschnittene Freiräume und Freiraumbewertung
5 I Einleitung
Dieser Band Bestandsanalyse ist ein Teil des Müritz-Natio- Der hier vorliegende Band „Bestandsanalyse“ beinhaltet nalparkplanes. Das Ergebnis der Nationalparkplanung setzt Daten und Fakten über die räumliche Lage und Land- sich wie folgt zusammen: schaftsgeschichte des Nationalparkgebietes, die natür- lichen und kulturlandschaftlichen Verhältnisse, die soziale 1. Der Band „Leitbild und Ziele“ beschreibt und wirtschaftliche Situation der Nationalparkregion sowie ¥ das allgemeine Nationalparkleitbild, ein Quellenverzeichnis. ¥ die für den Müritz-Nationalpark besonderen Leitlinien und Entwicklungsziele Im Gegensatz zu den Bänden „Leitbild und Ziele“ und ¥ sowie Vorstellungen zur Einbindung des Nationalparks „Projektübersicht“ enthält diese Bestandsanalyse keine in die Region. ziel- oder umsetzungsbezogenen Aussagen, sondern dient in erster Linie als Hintergrundinformation. Sie ist ein 2. Der Band „Bestandsanalyse“ Nachschlagewerk und zugleich ein Zeitdokument über die stellt den Kenntnisstand über das Gebiet zusammen gegenwärtigen Verhältnisse in und um den Müritz- Nationalpark. 3. Die Projektübersicht enthält sowohl vom Nationalparkamt als auch von anderen Soweit möglich, wurden die Daten auf den Stand des Trägern vorgeschlagene, bereits abgestimmte oder schon Jahres 2002 aktualisiert. Dort, wo ältere Daten zugrunde realisierte Projekte, die Relevanz für die Erreichung der gelegt wurden, ist dies angegeben. Nationalparkziele besitzen. Die Projektübersicht wird entsprechend dem jeweils erreichten Arbeitsstand fort- laufend ergänzt.
6 II Allgemeine Angaben zum Nationalpark und zur Nationalparkregion
1 Lage im Raum Maßstäbe sehr heterogen und führen zu unterschiedlich großen Betrachtungsräumen: Der Müritz-Nationalpark liegt im Bundesland Mecklen- burg-Vorpommern im Bereich der Mecklenburgischen ¥ will man beispielsweise eine effektive Reduzierung des Seenplatte östlich der Müritz. Wildbestandes erreichen, so genügt räumlich eine Die nächstgelegenen größeren Städte sind Neubranden- Betrachtung des Nationalparks und angrenzender burg im Norden, Waren (Müritz) im Nordwesten und Wälder und Forsten; Neustrelitz im Osten zwischen beiden Teilgebieten des Nationalparks. Der Nationalpark erstreckt sich über Teile ¥ will man dagegen Aussagen über Ursachen, Umfang der Landkreise Müritz und Mecklenburg-Strelitz und dabei und Auswirkungen von Luftverschmutzung treffen, so über Flächen von sechs Ämtern und 16 Gemeinden. Eine müssten große Teile Europas in die Betrachtung detaillierte Darstellung der Verwaltungszugehörigkeit einbezogen werden. erfolgt in Kapitel II/ 5. Mit dem Ziel, Perspektiven für die Integration aller Die Anbindung an das überregionale Eisenbahnnetz ist Gro§schutzgebiete Mecklenburg-Vorpommerns in deren durch die Bahnhöfe Neustrelitz und Waren (Müritz) durch Vorfelder aufzuzeigen, hat das DEUTSCHE WIRT- die Regionalexpress-Strecke von Berlin nach Rostock SCHAFTSWISSENSCHAFTLICHE INSTITUT FÜR gegeben. FREMDENVERKEHR e.V. an der Universität München im Rahmen des von Bund und Land finanzierten Autobahnanbindung besteht durch die A 19 im Westen, Forschungs- und Entwicklungsvorhabens „Sozioökonomie die A 20 im Nordosten; au§erdem erschlie§t die von Berlin unter besonderer Berücksichtigung des Tourismus in den nach Sassnitz führende B 96 die Müritz-Nationalpark- Gro§schutzgebieten Mecklenburg-Vorpommerns und ihren region. Randbereichen“ u.a. Vorschläge zur Vorfeldabgrenzung erarbeitet (DWIF 1995). Danach umfasst die Nationalparkregion für den Müritz- 2 Abgrenzung der Nationalparkregion Nationalpark folgende Gebiete (vgl. Textkarte 1):
In ¤ 3 (Schutzzweck) der Nationalparkverordnung ¥ alle Gemeinden mit Flächen oder Enklaven im (vgl. Kap. III/ 2.2.3) hei§t es: Nationalpark und alle Anrainergemeinden des ãIn dem Nationalpark wird keine wirtschaftsbestimmte Nationalparks und der Müritz, Nutzung bezweckt; er soll aber zur Strukturverbesserung der Region beitragen“. ¥ nördlich des Nationalpark-Teilgebietes Müritz alle von der B 192 als wichtiger Verkehrsverbindung Die „Nationalparkregion“ setzt sich aus dem „National- geschnittene Gemeinden, parkvorfeld“ und dem Nationalpark selber zusammen. Wegen der zahlreichen und z. T. intensiven sozioöko- ¥ östlich von Neustrelitz alle Gemeinden im Nahbereich nomischen Wechselbeziehungen zwischen dem National- des Ortes Blankensee, park und seinem Vorfeld erstreckt sich die Bestandsanalyse auch auf das Nationalparkvorfeld. Die Nationalpark- ¥ östlich des Teilgebietes Serrahn das Gebiet bis Enklaven mit ihren Ortschaften haben noch weitergehende einschlie§lich Feldberg, Ortsteil der Gemeinde Feld- Wechselbeziehungen mit dem Nationalpark; sie bilden das berger Seenlandschaft als wichtigem Fremdenver- engere Vorfeld. kehrsort und ¥ südlich des Müritz-Nationalparks das ganze Gebiet bis Ebenso bestehen Wechselwirkungen in ökologischer Hin- zur Landesgrenze, also alle Gemeinden der sicht, wie beispielsweise Nährstoffein- oder austrag über Mecklenburgischen Kleinseenlandschaft als Bereich mit Wasser und Luft, Lebensraumvernetzungen wandernder hoher Übernachtungsintensität und Bedeutung für den Tierarten u.a. Auch sie verlangen einen Blick über die Fremdenverkehr. Nationalparkgrenzen hinaus. Sowohl in sozioökonomischer als auch in ökologischer Diese räumliche Umgrenzung der Nationalparkregion Hinsicht sind die für solche Betrachtungen anzulegenden darf allerdings nicht so starr und schematisch gehandhabt
7 werden, wie sie auf der Karte erscheint; vielmehr handelt Müritz-Gebiet hielt über mehrere Jahrhunderte an. Als sie es sich hierbei in erster Linie um ein funktionales Gebilde. das Land während der Völkerwanderung wieder verließen, eroberte der Wald die Felder zunächst zurück. Für manche Fragestellungen muss auch das Oberzentrum Neubrandenburg hinzugezählt werden und bei der Später (7./ 8. Jh.) drangen slawische Stämme aus dem überregionalen Betrachtung von Urlauberströmen sind Osten in den mecklenburgischen Raum ein. Im Müritz- Ballungsgebiete wie z.B. Berlin, Hamburg oder Hannover gebiet siedelte sich der Stamm der Obotriten an. Der allge- für den Nationalpark sozioökonomisch relevant. meine Landausbau erfolgte in einer ersten Periode im 7. bis 9. Jahrhundert. Im 11. und 12. Jh. wurden in einer Soweit jedoch Abweichungen nicht erwähnt sind, soll in zweiten Periode zahlreiche Siedlungen neu angelegt. diesem Nationalparkplan unter der Nationalparkregion das oben beschriebene gelten. Diese slawischen Siedlungen und Burgwälle wurden bevorzugt an Gewässern angelegt, wobei möglichst eine Im Rahmen des vorgenannten Forschungsvorhabens wurde natürliche Schutzlage angestrebt wurde (Halbinseln, ebenfalls ein ökologisches Vorfeld für den Nationalpark Inseln; z.B. Werder am Specker See, Burgwallinsel im ermittelt. Es umfasst Flächen, die in ökologischer Hinsicht Feisnecksee). Die Slawen nannten die Müritz “morcze”, mit dem Müritz-Nationalpark in funktionalem kleines Meer. Davon leitet sich der heutige Name ab (U. Zusammenhang stehen. Dies sind im wesentlichen: SCHOKNECHT; G. SCHLIMPERT unveröffentl.1989).
¥ Wald- und Forstflächen außerhalb des Nationalparks, die mit Wald- oder Forstflächen im Nationalpark in 3.2 Mittelalterliche Entwicklung Verbindung stehen, jeweils bis hin zu größeren Zerschneidungsachsen, Bereits in der ersten Hälfte des 10. Jh. unternahm der deut- sche Staat unter Heinrich I. erste Versuche zur ¥ die gesamte Müritz inklusive Kleiner Müritz, Unterwerfung der slawischen Stämme zwischen Elbe und Müritzarm und Müritzsee, die Seenkette nördlich Oder. Nach wechselvollen Kämpfen kam es aber erst zwei- Mirow, als vom Nationalpark angeschnittenes hundert Jahre später zu einer endgültigen Unterwerfung Gewässersystem, durch die Sachsen, die letztlich zum völligen Untergang des slawischen Reiches führte. ¥ unmittelbar au§erhalb des Nationalparks gelegene Nahrungsflächen des Kranichs und nordischer Gänse Die Politik der Sachsenherzöge und des slawischen Adels sowie war nach 1167 auf eine Verständigung und eine allmäh- liche Verschmelzung der verschiedenen Bevölkerungs- ¥ über das Landschaftsbild mit dem Nationalpark in gruppen gerichtet. Sie förderte in erheblichem Maße die Beziehung stehende Offenlandflächen wie die Enklave Einwanderung und Ansiedlung von niederländischen und Kratzeburg und die Bereiche um Boek, Roggentin, deutschen Bauern in den durch die kriegerischen Ausein- Userin, Neustrelitz, Wokuhl, Grünow und Carpin. andersetzungen verwüsteten und bevölkerungsarm gewor- denen Gebieten.
3 Siedlungs- und Landnutzungsgeschichte Sie ließen sich in bereits bestehenden slawischen Dörfern nieder (z.B. Federow 1230 gegr., Kargow Mitte 13. Jh. 3.1 Frühgeschichtliche Entwicklung gegr.) oder gründeten neue Siedlungen (z.B. Schmacht- hagen), wobei die Siedlungs- und Ackerflächen durch Etwa um 8000 v. Chr. besiedelten die ersten nomadisieren- Waldrodungen und Entwässerungen von Feuchtflächen den Sammler, Jäger und Fischer das Müritzgebiet. Mit der gewonnen wurden. Daneben kam es besonders im Müritz- Einführung des Ackerbaus und der Viehzucht wurden die gebiet auch zur Um- und Neuansiedelung slawischer Menschen in der Jungsteinzeit (ca. 3000 v. Chr.) sesshaft, Bauern. Das Ergebnis der Siedlungsphase des 12. und und es entstanden Siedlungen mit dörflichem Charakter. 13. Jh. war ein erheblicher Ausbau der Siedlungsstruktur Aus dieser Zeit existieren noch zahlreiche Großsteingräber und die starke Zurückdrängung der Waldfläche zugunsten (Serrahn, Gotthun). Die ebenfalls noch in gro§er Anzahl des Ackerlandes. vorhandenen Hügelgräber stammen aus der Bronzezeit (ca. 1800 Ð 600 v. Chr.). Auch die Ortsformen änderten sich. Neben den übernom- menen slawischen Weilern, Gassen-, Sackgassen- und In der darauf folgenden Eisenzeit, die bis in das 7. Jh. n. Zeilendörfern entstanden Planformen wie Angerdörfer Chr. reicht, wird Bronze durch das heimische Eisen ersetzt. (Kratzeburg), Straßendörfer (Groß Dratow) und Die relativ dünne Besiedelung durch Germanenstämme im Hagenhufendörfer (Ankershagen).
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Die Ablösung des Hakenpflugs durch den Bodenwende- sich die Gutswirtschaft voll ausgebildet und die mecklen- pflug führte zur Umwandlung der Blockfluren in lang- burgische Schlagwirtschaft durchgesetzt. Dabei gelangten gestreckte Gewannfluren, auf der eine Dreifelderwirtschaft die Güter zunehmend in die Hände bürgerlicher Besitzer. betrieben wurde. Viele der ehemals reichen Adelsgeschlechter verarmten oder starben aus. Mit der Zunahme der Bevölkerung und der Entwicklung des Handwerks wurde der Wald immer intensiver genutzt, Während des Siebenjährigen Krieges (1756-1763) hatte als Waldweide, zur Erzeugung von Brennholz, Bauholz Mecklenburg unter den erbarmungslos eingetriebenen preu- und Holzkohle. Teeröfen und Glashütten verursachten §ischen Kriegskontributionen zu leiden. Es entstanden gro- umfangreiche Rodungen. Wasserläufe wurden in ihrer §e Verluste, sowohl an Menschen, als auch finanzieller Art. Größe und ihrem Verlauf durch zahlreiche Mühlen verän- dert. Auf diesen Mühlenausbau ist letztendlich auch der beträchtliche Wasserspiegelanstieg der Müritz im 13. Jh. 3.3 Neuzeitliche Entwicklung um bis zu 2 m zurückzuführen. In der ersten Hälfte des 19. Jh. kam es durch neue Anbau- Verbesserte Produktionsinstrumente und die steigende Pro- methoden, verbesserte Düngewirtschaft und den allmäh- duktivität der Landwirtschaft führten zu einer zunehmen- lichen Einsatz landwirtschaftlicher Großgeräte (z. B. den Trennung von handwerklicher und agrarischer Produk- Dampfpflug) zu erheblichen Produktionssteigerungen. tion. In diese Zeit fallen auch die Stadtgründungen von Es konnte sogar exportiert werden. Röbel und Waren (Müritz) als wirtschaftliche Zentren des Handwerks und des Handels. Neben der Landwirtschaft Als wichtigste Handelsstra§e wurde 1798 die Elde Ð Havel war die Fischerei im gewässerreichen Müritzgebiet eine Ð Wasserstra§e ausgebaut und 1837 der Bolter Kanal wichtige Lebensgrundlage für die Bevölkerung. fertiggestellt. Durch diese Ma§nahmen sank der Wasser- spiegel der Müritz um ca. 2 Meter. Der Warener Hafen Der Prozess des mit der Ostexpansion begonnenen wirt- wurde zu einem für Mecklenburg bedeutsamen Waren- schaftlichen Aufschwungs und des Siedlungsausbaus umschlagplatz. setzte sich bis in die zweite Hälfte des 14. Jh. fort. Abgelöst wurde er von einer durch Pestepidemien, 1879 erhielt Waren (Müritz) den ersten Eisenbahn- Missernten und Viehseuchen hervorgerufenen, schweren anschluss. Wichtige Handelsstra§en liefen in Ost-West- Wüstungsphase. Kalte niederschlagsreiche Klimaperioden, Richtung vom Rhein über Havelberg und Burg Wesenberg die allgemein zu einem deutlichen Seespiegelanstieg und bis nach Stettin und in Nord-Süd-Richtung von Rostock damit zur Vernässung angrenzender oder tiefliegender über Waren (Müritz), Zierke und Lychen bis zur Donau. Grünland- bzw. Ackerflächen führten, verschlechterten die Bereits im Mittelalter kam der alten Salzstra§e, von Situation zusätzlich. Malchin über Pieverstorf, Templin und weiter zur Oder verlaufend, gro§e Bedeutung zu. Wichtig für das Gebiet Die Mehrzahl der Bauern war bis in das 16. Jh. hinein um Serrahn war in dem Zusammenhang die Goldenbaumer persönlich freigeblieben. Sie hatten das Erbrecht und die Landstra§e, die von Strelitz nach Feldberg führte. Zahlung der Erbpacht war die Regel. So fand der Bauern- krieg in Mecklenburg kein Echo. Die kirchliche Refor- Die 1821 in Kraft getretene Aufhebung der Leibeigen- mation fand dagegen schnell viele Anhänger. 1549 wurde schaft verbesserte die Lage der Landarbeiter kaum. Die in Mecklenburg die evangelisch-lutherische Kirche nach 1848 anhaltenden schlechten sozialen Verhältnisse offiziell gegründet. veranlassten eine gro§e Zahl von Mecklenburgern zur Auswanderung. Um die Auswirkungen dieser Landflucht Die schwersten Verwüstungen seiner Geschichte erlebte auszugleichen, wurden verstärkt ausländische Schnitter das Müritzgebiet wohl in der zweiten Hälfte des Dreißig- angeworben. Noch heute sind die ehemaligen Schnitter- jährigen Krieges (1618-1648). Mehrfach zogen verschie- kasernen erkennbar. dene Heere plündernd und mordend durch Mecklenburg. Nach der Reichsgründung von 1871 konnten in Mecklen- Die Bevölkerung Mecklenburgs hatte durch Hunger, Pest burg die Gro§grundbesitzer, denen etwa 60% der landwirt- und Kämpfe von ca. 300.000 vor dem Krieg auf schaftlichen Nutzflächen gehörten, ihre Machtposition 40 Ð 50.000 am Kriegsende abgenommen. weiter festigen. Die Städte erlebten zu dieser Zeit einen starken wirtschaftlichen Aufschwung. Nach dem Dreißigjährigen Krieg setzte in großem Umfang Um die Jahrhundertwende wurde das Müritzgebiet als das sogenannte Bauernlegen ein, d.h. die Konfiszierung beliebtes Ausflugs- und Erholungsgebiet entdeckt. des bäuerlichen Grundbesitzes durch die Gutsherren. Die Bauern gerieten dadurch in eine direkte Abhängigkeit von Bereits in den 20er Jahren wurden erste Bemühungen ihrem Gutsherrn. An der Wende vom 18. zum 19. Jh. hatte unternommen, das östliche Müritzufer unter Naturschutz
9 zu stellen. Auf Initiative des Warener Beauftragten für Sie sind wesentliche Elemente der Landschaft und des Naturschutz, Karl Bartels, wurde 1931 ein kleines (280 ha) Landschaftsbildes und vermitteln regionale und lokale Naturschutzgebiet „Müritzhof“ gegründet. Identität (TÄNZER 1994). Dadurch beeinflussen sie auch die Erlebnisqualität des Betrachters. Die Schutzbemühungen wurden allerdings den Jagdinter- Die heutige Siedlungsstruktur entstand in ihren Gründun- essen des Leipziger Verlegers Dr. Herrmann nachgeordnet. gen bereits im 12. Ð 14. Jh. Im folgenden soll ein kurzer Dieser hatte zwischen 1927 und 1930 die Rittergüter Fede- Abriss zur historischen Siedlungsentwicklung gegeben row, Schwarzenhof und Speck gekauft und ein großzügi- werden. ges Jagdgatter errichten lassen.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden durch die am Stadt Waren (Müritz) 05. September 1945 beschlossene Bodenreform im Kreis Waren insgesamt 51 Güter enteignet. Die einzelbäuerlichen Die Stadtgründung Warens wird um das Jahr 1260 ver- Betriebe existierten ca. 6 Jahre lang, bevor 1952 die DDR mutet. Die Erstansiedlung fand rund um die Georgenkirche mit der Bildung großflächiger Landwirtschaftlicher Produk- und einen Marktplatz statt. Der rechtwinklige Verlauf der tionsgenossenschaften (LPG) begann. Diese spezialisierten Straßen deutet auf eine planmäßige Stadtanlage hin. Später sich auf eine industriemäßige Pflanzen- und Tierproduktion. verschmolz der Gründungskern mit einer zweiten Ansied- Dadurch entstanden riesige Ackerschläge, die der Boden- lung rund um eine Burg. 1699 fand der letzte der zahlrei- erosion Vorschub leisteten. Mit dem Ziel, jeden Quadratme- chen Großbrände statt, nach denen die Stadt völlig neu ter maximal zu nutzen, erlebte die Melioration (Entwäs- aufgebaut werden musste. Die Verkehrslösung und Umge- serung) landwirtschaftlicher Flächen ihren Höhepunkt. staltung in den 1970er Jahren veränderte das Aussehen der Stadt zum Teil grundlegend. Um die Jahrhundertwende 1949 wurde wiederum auf Antrag von Karl Bartels das war Waren noch ein kleines Landstädtchen mit rund 1.000 Naturschutzgebiet „Ostufer der Müritz“ gegründet, das in Sommerurlaubern Ð heute ist es ein Urlaubszentrum mit der DDR mit ca. 5.000 ha das Größte seiner Art war. 1952 jährlich zehntausenden Besuchern. kam es zur Gründung des Naturschutzgebietes „Serrahn”. 1954 wurde die „Zentrale Lehrstätte für Naturschutz Müritzhof“ als erste Einrichtung dieser Art in Mitteleuropa Gemeinde Kargow gegründet. Kargow Oberdorf ist ein ehemaliges Gutsdorf (Entstehung Ab 1970 nahm die Staatsjagd 80 % der Waldflächen des im 17./18. Jahrhundert) und entspricht in der Anlage einem Kreises Waren für sich in Anspruch, darunter auch nahezu Stra§endorf mit angerartiger Erweiterung im Gutsbereich. das ganze Naturschutzgebiet „Ostufer der Müritz”. 1986 wurde auch das Naturschutzgebiet „Serrahn” Teil eines Kargow Unterdorf wird im 13. Jahrhundert erstmals Sonderjagdgebietes. Diese Bereiche waren für die urkundlich erwähnt. Das ehemalige Bauerndorf ist als Öffentlichkeit größtenteils gesperrt. Erklärtes Ziel war die Haufensiedlung angelegt und besitzt eine Feldstein- Produktion einer möglichst hohen Geweihmasse, wofür Kirche. Die Wohnbebauung befindet sich noch weitgehend große Futterplätze, Wildäcker und besondere Wildgatter im ursprünglichen Zustand. angelegt wurden. Damerow wurde als einst wüste Dorfstelle im 17. Jahrhun- Im November 1989 vollzog sich in der DDR die politische dert wiederbesiedelt. Es ist eine Streusiedlung mit Einzel- Wende, die am 3. Oktober 1990 zur Wiedervereinigung gehöften. führte. Federow wird 1289 erstmals urkundlich erwähnt. Die Einer Bürgerinitiative ist es zu verdanken, dass das ehema- Dorfanlage entspricht einem Gutsdorf mit Katenbebauung, lige Staatsjagdgebiet und weitere Gebiete am 1. Oktober das ehemalige Gutshaus besitzt eine Parkanlage. Im Ort 1990 durch Beschluss des Ministerrates der DDR vom befinden sich die Gebäude einer ehemaligen Brennerei, 12.09.1990 zum „Müritz-Nationalpark” erklärt wurden sowie eine Kirche mit Friedhof. (nach MUNDT, RIECHERS 1994). Schwarzenhof entwickelte sich im 19. Jahrhundert aus einem Einzelgehöft zu einer Waldarbeiter-/Bauernsied- 3.4 Siedlungsentwicklung lung. Die Dorfanlage entspricht einem Stra§endorf. Zu Zeiten der Staatsjagd erfolgte eine unangepa§te bauliche Wie bereits erwähnt, stehen die (z. T. vom Nationalpark Erweiterung. umschlossenen) Ortschaften in einem engen Wechsel- verhältnis zum Nationalpark. Rehhof ist ein Einzelgehöft (Entstehung 1811).
10 Speck wird 1274 erstmals urkundlich erwähnt. Es handelt Zartwitz wird 1374 erstmals urkundlich erwähnt und ist sich um ein ehemaliges Gutsdorf und entspricht in der An- ein ehemaliges Gut. lage einem Stra§endorf. Das Jagdschloss mit Parkanlage wurde in den drei§iger Jahren erbaut. Zartwitzer Hütte entstand 1790 als Glashütte. Wie Amalienhof war es ein kleinerer Wohnplatz.
Gemeinde Ankershagen
Ankershagen wird erstmals im 13. Jahrhundert urkundlich Stadt Neustrelitz erwähnt. Es ist ein ehemaliges Gutsdorf und entspricht in der Anlage einem Stra§enangerdorf. Auf dem Dorfanger Die Geschichte der Stadt ist eng verknüpft mit der des befindet sich die Kirche. Das Gutshaus besitzt eine Park- 1931 eingemeindeten Strelitz, welches 1278 erstmals anlage. Im ehemaligen Pfarrhaus befindet sich das Schlie- urkundlich erwähnt wird. 1701 wurde Strelitz mann-Museum. Residenzstadt des Herzogtums Mecklenburg-Strelitz. Die Residenz ging später nach Neustrelitz, auf Grund der Friedrichsfelde entstand 1794 durch Teilung des Gutes günstigen Lange am Knotenpunkt vieler Straßen ließen Ankershagen. Es handelt sich um ein Stra§endorf mit sich in der Folge jedoch zahlreiche Kaufleute weiter in seitlich angelagertem Gut und Parkanlage. Strelitz nieder.
Bocksee war ursprünglich ein Einzelgehöft, im 19. Jahr- Neustrelitz wurde 1733 auf einen Aufruf des damaligen hundert entwickelte sich Bocksee zu einem Gutsdorf und Herzogs hin gegründet. Die Stadtanlage basiert auf einer entspricht in der Anlage einem Stra§endorf. Durch ver- italienischen Idealstadt-Vorlage des 16. Jahrhunderts. schiedene Bebauungen in jüngerer Zeit entstand eine sehr Nicht das Schloss sondern der Marktplatz bildet den heterogene Ortsstruktur. Mittelpunkt, von dem die Stra§en als achtstrahliger Stern abgehen. Die Herzöge behielten lange die Verfügungs- Bornhof entwickelte sich mit der Teilung des Gutes gewalt über Neustrelitz, bis 1912 gab es keine eigene Ankershagen Ende des 18. Jahrhunderts zu einem Au§en- Stadtverfassung. Zunächst wurde es überwiegend dem Hof gut. Es handelt sich um einen Wohnplatz in Gehöftform. verbundenen Personen gestattet, sich in der Handwerker- und Beamtenstadt anzusiedeln. Von 1918 bis 1933 war Neustrelitz Hauptstadt des Freistaates Mecklenburg- Gemeinde Groß Dratow Strelitz. 1945 wurde es fast vollständig zerstört und nach dem Zweiten Weltkrieg neu gestaltet. 1952 wurde es Groß Dratow wird 1284 erstmals urkundlich erwähnt. Es Kreisstadt. ist ein ehemaliges Gutsdorf und entspricht in der Anlage einem Stra§endorf. Die Gutsanlage ist nur noch in Resten Fürstensee entstand Ende des 18. Jahrhunderts und wurde erhalten. In der Ortsmitte befinden sich die Kirche mit als Angerdorf angelegt. dem Friedhof und die ehemalige Schmiede. Langhagen ist eine ehemalige Revierförsterei. In jüngerer Klein Dratow entstand vermutlich als Gutsdorf im Zeit wurden einige Bungalows errichtet. 18. Jahrhundert und ist als Stra§endorf angelegt. Prälank wird 1726 als Dominaldorf des Amtes Neustrelitz Schwastorf wird Ende des 13. Jahrhunderts erstmals urkund- genannt und ist bis heute ein kleiner Wohnplatz geblieben. lich erwähnt. Es ist ein ehemaliges Gutsdorf und entspricht in der Anlage einem Stra§endorf mit Ausfallstichen. Die histori- sche Wohngebäudesubstanz ist teilweise ungenutzt. Klockow entwickelte sich im Mittelalter zu einem Sied- Gemeinde Klein Vielen lungsplatz im Kreuzungsbereich bedeutender Handels- wege und entspricht in der Anlage einer Streusiedlung. Adamsdorf ist ein ehemaliges Gutsdorf. Die Dorfanlage entspricht einem Stra§endorf mit seitlich angelagertem Gut.
Liepen wird um 1400 erstmals urkundlich erwähnt. Es ist Gemeinde Rechlin ein ehemaliges Bauerndorf und entspricht in der Anlage einem Rundling. Zwei Gehöftanlagen, darunter die ehema- Boek wird 1273 erstmals urkundlich erwähnt. Es ist ein lige Schule (heute Wohnhaus) und die Kirche sind Reste ehemaliges Gutsdorf und entspricht in der Anlage einem der historischen Bebauung. In jüngerer Zeit wurden eine Stra§endorf. Der Ort besitzt Kirche und Friedhof. Reihe von Bungalows errichtet.
11 Gemeinde Kratzeburg wurde es danach neu errichtet und ist als Angerdorf an- gelegt. Kratzeburg wird Mitte des 13. Jahrhunderts erstmals urkundlich erwähnt. Die Anlage dieses ehemaligen Schillersdorf wird um 1230 erstmals urkundlich erwähnt. Bauerndorfes entspricht einem Angerdorf, daß später Ebenso wie Qualzow wurde es vor dem 2. Weltkrieg bandartig erweitert wurde. Die Kirche und der Friedhof evakuiert und zerstört, danach wieder neu errichtet. befinden sich auf dem Anger. Zietlitz, 1838 errichtet, ist ein kleiner Wohnplatz am Dambeck wird 1257 erstmals urkundlich erwähnt. Es ist Leppinsee. ein ehemaliges Gutsdorf, die Anlage entspricht einem Straßendorf. Südöstlich der Ortslage befindet sich ein Leussow wird erstmals 1270 urkundlich erwähnt. Es ist ein dendrologisch wertvoller Landschaftspark. ehemaliges Bauerndorf und entspricht in der Anlage einem weiträumigen Straßendorf. Pieverstorf wird 1273 erstmals urkundlich erwähnt. Es ist als Stra§endorf angelegt. Vom ehemaligen Gutskomplex sind nur noch Reste erhalten. Gemeinde Userin Dalmsdorf wird 1257 erstmals urkundlich erwähnt. Es blieb über die gesamte Zeit Bauerndorf und stellt ein Userin wird erstmals 1344 urkundlich erwähnt. Es ist ein typisches Stra§endorf dar. Es sind zum Teil gut erhaltene ehemaliges Bauerndorf und ursprünglich als Rundling Dreiseithöfe (Wohngebäude, Stall, Scheune) vorhanden. angelegt.
Granzin wird 1257 erstmals urkundlich erwähnt. Es ist ein Useriner Mühle, 1399 erstmals urkundlich erwähnt, ist ein ehemaliges Bauerndorf und entspricht in der Anlage einem Gebäude der ehemaligen Wassermühle. Die Mühlenanlage Angerdorf, dessen Form bis in die heutige Zeit sehr gut besteht noch, daneben gibt es einige Wohngebäude. erhalten blieb. Auf dem Anger befindet sich die Kirche mit Friedhof. Zwenzow wird 1350 erstmals urkundlich erwähnt, fällt danach aber lange Zeit wüst. 1780 wird es wieder als Granziner Mühle entstand als Wassermühle. Erhalten blieb Büdnerdorf genannt und ist als Straßendorf angelegt. nur das Wohngebäude.
Krienke wird 1416 erstmals urkundlich erwähnt. Es blieb Gemeinde Carpin in seiner Entwicklung stets Bauerndorf und ist als Stra§en- dorf angelegt. Carpin wird erstmals 1393 urkundlich erwähnt. Es ist als Stra§endorf angelegt.
Gemeinde Roggentin Bergfeld wird erstmals 1322 urkundlich erwähnt. Es ist ein ehemaliges Gutsdorf und entspricht in der Anlage einem Roggentin wird 1301 erstmals urkundlich erwähnt. Es Stra§endorf. blieb stets Bauerndorf und ist als Angerdorf mit auf dem Anger befindlicher Kirche angelegt, wurde jedoch in Goldenbaum wird 1393 erstmals urkundlich erwähnt. Es jüngerer Zeit bandartig erweitert. ist ein ehemaliges Gutsdorf, die Anlage entspricht einem Stra§endorf. Babke wird 1266 erstmals urkundlich erwähnt. Das ehe- malige Bauerndorf ist als Stra§endorf mit angerartiger Serrahn wird urkundlich bis ins 15. Jahrhundert erwähnt, Erweiterung im Süden angelegt. Die Kirche mit Friedhof fiel dann aber lange Zeit wüst. Es ist ein kleiner Wohn- grenzt an den Anger. platz. Darüber hinaus befindet sich hier eine Au§enstelle des Nationalparkamtes Müritz. Blankenförde wird 1256 erstmals erwähnt, Kakeldütt 1342. Die beiden früher eigenständigen Orte werden durch die Havel getrennt. Die Anlage entspricht einem Stra§endorf. Die ehemalige Gutsanlage befindet sich in Kakeldütt, eben- Gemeinde Wokuhl so der Friedhof, die Kirche in Blankenförde. Wokuhl wird erstmals 1285 urkundlich erwähnt und ist als Qualzow wird 1270 erstmals urkundlich erwähnt. Nach Angerdorf mit Kirche auf dem Anger angelegt. Die Orts- 56seiner Evakuierung und Zerstörung vor dem 2. Weltkrieg bebauung gliedert sich in zwei Teile (Ober- und Unterdorf).
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Wutschendorf wird erstmals 1393 urkundlich erwähnt. 4 Größe und Flächenanteile Es ist ein ehemaliges Gutsdorf und ein kleiner ländlicher Wohnort mit historischer Wohnbebauung. Der Müritz-Nationalpark hat insgesamt eine Flächengröße von 32.199 ha (322 km2) und besteht aus zwei Teilflächen. Herzwolde wird im 14. Jahrhundert erstmals urkundlich Das westlich gelegene Teilgebiet Müritz ist 25.969 ha erwähnt. Es ist als einseitiges Straßendorf angelegt groß. Seine größte Nord-Süd Ausdehnung beträgt 21 km, (Zeilendorf). Nordwestlich der Ortslage schlie§en sich der seine größte Ost-West Ausdehnung 18 km. Friedhof und eine Bungalowsiedlung an. Das kleinere, weiter östlich gelegene Teilgebiet Serrahn um- Grammertin wird erstmals 1310 urkundlich erwähnt. Es ist fasst ein Areal von 6.230 ha. Dort misst die maximale Nord- ein ehemaliges Gutsdorf und entspricht in der Anlage Süd Ausdehnung 8 km und die Ost-West Ausdehnung 12 km. einem Stra§endorf. Die Fläche des Nationalparks ist gemäß der Nationalpark- verordnung in drei verschiedene Zonen unterteilt (vgl. Karte 3). Danach gehören 9.320 ha (29 %) der Kernzone, 890 ha Gemeinde Grünow (3 %) der Pflegezone und 21.990 ha (68 %) der Entwicklungszone an. Grünow wird erstmals 1337 urkundlich erwähnt. Es ist ein ehemaliges Bauerndorf und als langgestrecktes Angerdorf angelegt. Kirche und Friedhof befinden sich auf dem Anger.
5 Verwaltungsgliederung Gemeinde Dolgen Die Kommunalverwaltung im Schutzgebiet setzt sich wie Koldenhof wird 1353 erstmals urkundlich erwähnt. Es ist folgt zusammen (vgl. Textkarte 2): ein ehemaliges Bauerndorf und entspricht in der Anlage einem Stra§endorf. 1. Landkreis Müritz 1.1 Stadt Waren (Müritz) Triepkendorf wird 1393 erstmals urkundlich erwähnt. 1.2. Amt Waren Land mit den Gemeinden Früher als Angerdorf angelegt, ähnelt es heute mehr einem 1.2.1 Kargow Stra§endorf. Die Wohnbebauung besteht hauptsächlich aus 1.2.2 Gro§ Dratow historischen Gebäuden. 1.3 Amt Penzliner Land mit den Gemeinden 1.3.1 Möllenhagen Gnewitz wird 1295 erstmals urkundlich erwähnt. Es ist ein 1.3.2 Ankershagen kleiner, als Streusiedlung angelegter Wohnplatz. 1.4 Amt Rechlin mit der Gemeinde 1.4.1 Rechlin Labee wird 1393 erstmals urkundlich erwähnt, fällt kurze Zeit 2. Landkreis Mecklenburg-Strelitz danach aber wüst. Ab 1635 ist es wieder Pachtbauernhof. 2.1 Stadt Neustrelitz Labee ist heute ein kleiner Wohnplatz mit wenigen Häusern. 2.2 Amt Neustrelitz Land mit den Gemeinden 2.2.1 Kratzeburg Waldsee ist eine dreigeteilte Streusiedlung. Der historische Wohn- 2.2.2 Klein Vielen gebäudebestand befindet sich an der Südspitze des Schulzensees. 2.2.3 Userin Das um 1900 errichtete und im Laufe der Zeit umgebaute und 2.2.4 Wokuhl Ð Dabelow mit verschiedenen Nebengebäuden erweiterte Schloss wird als 2.2.5 Carpin Pension, Restaurant und Cafe genutzt. 2.2.6 Grünow 2.3 Gemeinde Feldberger Seenlandschaft (Feldberg, Dolgen, Lüttenhagen) Gemeinde Rödlin-Thurow 2.4 Amt Wesenberg mit der Stadt 2.4.1 Wesenberg Zinow wird 1349 erstmals urkundlich erwähnt und fiel im 2.5 Amt Mirow mit der Gemeinde Dreißigjährigen Krieg wüst. Heute besteht es aus Unter- 2.5.1 Roggentin dorf (Revierförsterei) und Oberdorf. Es handelt sich um eine Streusiedlung mit Einzelgehöften. Die Flächenanteile der Landkreise und Gemeinden inner- halb des Müritz - Nationalparks sind in Tabelle 1 dargestellt. Somit gehören 60 % der Nationalparkfläche zum Landkreis Mecklenburg-Strelitz und 40 % zum Landkreis Müritz.
13 Tabelle 1: Flächenanteile der Landkreise und Gemeinden im Nationalpark
*HPHLQGH *HPHLQGH )OlFKHQDQWHLO )OlFKHQDQWHLO /DQGNUHLV /DQGNUHLV ÁlFKH KD KD 0ULW] 0HFNOHQEXUJ 6WUHOLW] :DUHQ 0ULW] ; .DUJRZ ; 0|OOHQKDJHQ ; $QNHUVKDJHQ ; *UR'UDWRZ ; 5HFKOLQ ; 1HXVWUHOLW] ; .UDW]HEXUJ ; .OHLQ9LHOHQ ; 8VHULQ ; :RNXKO'DEHORZ ; &DUSLQ ; *UQRZ ; )HOGEHUJHU ; 6HHQODQGVFKDIW :HVHQEHUJ ; 5RJJHQWLQ ; 6XPPHKD
Quelle: * Statistisches Landesamt M-V sowie Angaben der Gemeinden, **Katasterämter Waren (Müritz)/Neustrelitz
6 Naturräumliche Gliederung nördlichen (Pommerschen) und südlichen (Frankfurter) Hauptendmoränenzug der Weichselkaltzeit, die etwa im Der Müritz-Nationalpark ist biogeografisch wie folgt Abstand von 20-30 km parallel zueinander verlaufen. einzuordnen: Global gehört der Nationalpark gemäß dem System der Auf Landesebene wird die Mecklenburgische Seenplatte ãTerrestrischen biogeographischen Reiche“ (UDVARDY naturräumlich wie folgt hierarchisch weiter untergliedert 1975) dem „Paläarktischen Reich“ und innerhalb diesem (HURTIG 1957, KLAFS & STÜBS 1987, IWU 1995), der biogeographischen Provinz ãMittel- und Osteuro- wobei nur diejenigen naturräumlichen Einheiten auf- päische Wälder“ an und ist durch den Biomtyp „Sommer- gezählt sind, an denen der Müritz-Nationalpark Anteile hat: grüne Laubwälder, -gebüsche und subpolare Strauch- formationen“ typisiert. Nach dieser Klassifikation ergibt ¥ Landschaftszonen sich die Code Ð Nr. 2.11.3. + Gro§landschaften Ð Landschaftseinheiten Auf europäischer bzw. bundesweiter Ebene kann den biogeographischen Regionen und naturräumlichen ¥ Höhenrücken und Seenplatte Haupteinheiten nach SSYMANK (1994) zufolge der + Mecklenburger Gro§seenlandschaft Nationalpark in die „kontinentale (mitteleuropäische) – Großseenland mit Müritz, Kölpin- und Fleesensee Region“ bzw. in die naturräumliche Haupteinheit D04- + Neustrelitzer Kleinseenland ãMecklenburgische Seenplatte“ eingeordnet werden. Die Zuordnung zur kontinentalen (mitteleuropäischen) ¥ Rückland der Seenplatte Region wird auch bei der Anwendung der FLORA- + Oberes Tollensegebiet FAUNA-HABITAT-RICHTLINIE (FFH) der Euro- Ð Kuppiges Tollensegebiet mit Werder päischen Union zugrunde gelegt (vgl. Kap. III/2.1.1). Der Nationalpark befindet sich im nordostdeutschen Tief- Demnach ist das Nationalparkgebiet überwiegend der land östlich der Müritz. Im letzten Abschnitt der Landschaftszone „Höhenrücken und Seenplatte“ und darin Erdgeschichte (Quartär) wurden hier oberflächlich teilweise zur Gro§landschaft ãMecklenburger Gro§seen- Lockersedimente abgelagert. Das vor allem durch die landschaft“ und teilweise zur Großlandschaft „Neustre- letzte Eiszeit geprägte Gebiet befindet sich zwischen dem litzer Kleinseenland“ zugeordnet.
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Landschaftszone „Höhenrücken und Seenplatte” Die Sanderebenen, von Schmelzwasserabflussbahnen unterbrochen, tragen dagegen ausgedehnte Kiefernforsten. Dieser Höhenrücken hebt sich im Bereich des Müritz- Nationalparks deutlich von seiner Umgebung ab. Den nordöstlichen Anschluss bildet der stärker landwirt- Landschaftszone „Rückland der Seenplatte“ schaftlich genutzte und waldarme Bereich der Grund- moränen und Gletscherzungenbecken, während im Süden Der nordöstliche Teil des Teilgebietes Serrahn ragt bereits eine ausgedehnte Sanderebene mit Binnendünen und tief in die Landschaftszone „Rückland der Seenplatte“ mit eingeschnittenen Schmelzwasserabflussbahnen angrenzt. ihrer Gro§landschaft ãOberes Tollensegebiet“ und deren Landschaftseinheit ãKuppiges Tollensegebiet mit Werder” Der Müritz-Nationalpark erstreckt sich dabei im wesent- hinein. lichen über zwei Großlandschaften, dem „Neustrelitzer Kleinseenland” im Osten und der „Mecklenburger Die weitere naturräumliche Untergliederung innerhalb der o. Großseenlandschaft“ mit ihrer Landschaftseinheit a. Einheiten ist in Textkarte 3 dargestellt. Wesentliche Krite- „Großseenland mit Müritz, Kölpin- und Fleesensee” in rien dieser Untergliederung sind die Substrat- und Hydro- den der Müritz nahen Bereichen. morphieverhältnisse sowie deren Genese (IWU 1996). Zu dieser Landschaftseinheit, die auch als „Obere Seen” bezeichnet wird, gehören die 117 km2 große Müritz, die Danach gehört der ganz überwiegende Teil der National- Specker Seen und der Rederangsee. Im Bereich des parkfläche dem Naturraumtyp „Schmelzwasserbildung“ an. Nationalparks ist insbesondere das Ostufer der Müritz mit seinen ausgedehnten Moorbereichen, subrezenten Kliffen Ebenfalls großflächig tritt der Naturraumtyp „holozäne und Strandwällen Teil dieser Naturraumeinheit. Als Moorbildung“ auf. Fließgewässer einschließlich der morphogenetische Besonderheit ist das gehäufte Auftreten Rinnenseen werden diesem Typ zugeordnet, da sie in der von postglazialen Binnendünen südlich der Specker Seen Regel von vermoorten Talungen begleitet werden, die den zu erwähnen. flächenmäßig größten Anteil einnehmen. Diesem Natur- raumtyp gehören die Havelniederung (vom Käbelicksee Die Großlandschaft „Neustrelitzer Kleinseenland“ ist bis einschließlich Görtowsee) und das Gebiet um durch einen kleinflächigen Wechsel der glazialen Serie mit Woterfitz- und Caarpsee an. unterschiedlichen Landschaftselementen gekennzeichnet. Neben Stauchendmoränen, die insbesondere im Teilgebiet Darüber hinaus werden größere Gewässer (z.B. Seen ab Serrahn dominieren und erhebliche Höhenunterschiede 500 ha) als eigene Naturräume ausgewiesen. Dabei wird aufweisen, sind vorgelagerte Sander und mesotrophe zwischen geschichteten und ungeschichteten Gewässern Rinnenseen für diese Naturraumeinheit charakteristisch. unterschieden. Im Müritz-Nationalpark bildet nur der So bildet der Hirschberg (143,5 m HN) bei Grünow im Useriner See, einschlie§lich Krams- und Zierzsee einen Bereich des Strelitzer Bogens die höchste Erhebung des solchen eigenen Naturraum. Gebietes. Im Teilgebiet Müritz kommen südlich des Woterfitzsees mit 58,5 m HN die niedrigsten Gelände- Flächenmäßig untergeordnet treten die Naturraumtypen höhen im Nationalpark vor. Im Bereich des Strelitzer „Äolische Bildung“ (Teilgebiet Müritz) sowie „Grund- Endmoränenbogens stocken ausgedehnte Buchenwälder. moräne“ und „Endmoräne“ (Teilgebiet Serrahn) auf.
15 III Planungen, Gesetze und Richtlinien
1 Gesamtplanung In den Vorranggebieten ist dem Naturschutz Vorrang vor anderen Nutzungen einzuräumen; alle raumbedeut- 1.1 Erstes Landesraumordnungsprogramm M-V samen Planungen und Maßnahmen müssen mit den Zielen des Naturschutzes vereinbar sein. In den Vorsorge- Im Ersten Landesraumordnungsprogramm (LROP) M-V räumen sind alle raumbedeutsamen Planungen und Maß- (WIRTSCHAFTSMINISTERIUM M-V 1993) werden u.a. nahmen so abzustimmen, dass diese Gebiete hinsichtlich folgende für das Gebiet des Müritz-Nationalparks bzw. ihrer besonderen Bedeutung für Naturschutz und Land- seine angrenzenden Bereiche relevante Ziele bestimmt: schaftspflege möglichst nicht beeinträchtigt werden.
Gemäß der Richtlinie des Ministeriums für Bau, Landes- Überfachliche Ziele entwicklung und Umwelt M-V in der Fassung vom 14. Juli 1995 zur Ausarbeitung und Aufstellung Regionaler Raum- ¥ Das Gebiet des Müritz-Nationalparks ist der Raum- ordnungsprogramme in Mecklenburg-Vorpommern können kategorie „Ländliche Räume” zu zuordnen. nach raumordnerischer Abwägung weitere Flächen des Ländliche Räume sind als gleichwertiger und Nationalparks als Vorranggebiete dargestellt werden. eigenständiger Lebensraum unter Wahrung der ländlichen und landschaftstypischen Eigenarten zu ¥ Der Nordwestteil des Müritz-Nationalparks wird von entwickeln. einem ãVorsorgeraum Trinkwassersicherung” überlagert.
¥ Als „zentrale Orte“ sind in der Nationalparkregion In ãVorsorgeräumen Trinkwassersicherung” sind alle folgende Städte ausgewiesen: raumbedeutsamen Planungen und Ma§nahmen so abzu- Neubrandenburg Oberzentrum stimmen, dass diese Gebiete in ihrer besonderen Bedeu- Waren (Müritz) Mittelzentrum tung für den Trinkwasserschutz möglichst nicht beein- Neustrelitz Mittelzentrum trächtigt werden.
Das Gebiet des Müritz-Nationalparks lässt sich den ¥ Die Flächen des Nationalparks, die nicht„Vorranggebie- jeweiligen Einzugsbereichen der zentralen Orte zuordnen. te Naturschutz und Landschaftspflege” sind, sind als „Raum mit besonderer natürlicher Eignung für Frem- ¥ Als die Nationalparkregion betreffende überregionale denverkehr und Erholung” ausgewiesen. Achsen werden festgelegt: (Hamburg) Ð Boizenburg/Hagenow/Ludwigslust Ð Dieser Raum soll möglichst weder durch andere Nutzung- Parchim Ð Waren (Müritz) – Neubrandenburg en noch durch die Erholungsnutzung selbst beeinträchtigt (Wittstock) Ð Neustrelitz/Neubrandenburg werden. (Skandinavien/Baltikum) Ð Sa§nitz Ð Greifswald/ Demmin Ð Neubrandenburg Ð Neustrelitz Ð (Berlin) ¥ Für die durch den Westteil (Teilgebiet Müritz) des Nationalparks verlaufende Bahntrasse ist eine Einbezie- In den Achsen vollzieht sich der Leistungsaustausch hung in das IC-Netz der Deutschen Bahn AG geplant. zwischen den Teilräumen bzw. Städten des Landes. Die davon ausgehenden Entwicklungsimpulse sollen vor ¥ Schutzgebiete sollen, soweit dies der Schutzzweck allem in den im Zuge der Achsen liegenden zentralen erlaubt, der Allgemeinheit zugänglich gemacht und für Orten wirksam werden, damit aber zugleich deren die naturkundliche Information der Öffentlichkeit Umland stärken. genutzt werden.
Fachliche Ziele 1.2 Regionales Raumordnungsprogramm
¥ Die Kernzonen des Müritz-Nationalparks sind als Der Müritz-Nationalpark befindet sich in der Planungs- ãVorranggebiete für Naturschutz und Landschafts- region 4 ãMecklenburgische Seenplatte“. Für diese Pla- pflege” ausgewiesen. Die übrigen Flächen sowie die nungsregion liegt das Regionale Raumordnungsprogramm meisten Flächen des Nationalparkvorfeldes sind als (RROP) in der Endfassung seit 1998 vor. Das RROP ãVorsorgeräume für Naturschutz und Landschafts- enthält folgende für das Gebiet des Müritz-Nationalparks pflege“ ausgewiesen. bzw. seine angrenzenden Bereiche relevante Ziele:
16 Überfachliche Ziele der berührten Gemeinden im Sinne der Eigenentwicklung nicht behindern.“ ¥ Als „zentrale Orte“ sind in der Nationalparkregion folgende Orte ausgewiesen: ¥ Im Nationalparkvorfeld sind die Bereiche um den Serrahner Nationalparkteil, südlich der Lieps, bei Waren (Müritz) Mittelzentrum Prälank, bei Klein Quassow und südlich von Neustrelitz Mittelzentrum Wesenberg, zwischen Boek und Mirow sowie südlich Röbel Unterzentrum von Mirow, südlich von Rechlin, westlich der Müritz, Mirow Unterzentrum einige Flächen um Waren (Müritz) sowie weitere kleine Wesenberg ländlicher Zentralort Flächen als „Vorsorgeräume Naturschutz und Rechlin ländlicher Zentralort Landschaftspflege“ dargestellt. Feldberg ländlicher Zentralort Blankensee ländlicher Zentralort In Vorsorgeräumen Naturschutz und Landschaftspflege Penzlin ländlicher Zentralort sind alle raumbedeutsamen Planungen und Ma§nahmen so Möllenhagen ländlicher Zentralort abzuwägen und abzustimmen, dass diese Räume in ihrer hervorgehobenen Bedeutung für Naturschutz und Das Gebiet des Müritz-Nationalparks lässt sich den Landschaftspflege und die landschaftsbezogene Erholung jeweiligen Einzugsgebieten der zentralen Orte zuordnen. möglichst nicht beeinträchtigt werden.
¥ Als die Nationalparkregion betreffende innerregionale Zur Siedlungsentwicklung werden folgende Aussagen Achse wird festgelegt: getroffen: Neustrelitz Ð Woldegk Ð (Pasewalk) ¥ ãIn den Gemeinden, die nicht als zentrale Orte Innerregionale Achsen sollen das Netz der überregionalen ausgewiesen sind, ist die Siedlungstätigkeit an deren Achsen ergänzen und unter Nutzung der vorhandenen und eigener Entwicklung zu orientieren.“ auszubauenden Bandinfrastruktur insbesondere zur Entwicklung des ländlichen Raumes der Region beitragen. Die überwiegende Siedlungstätigkeit soll sich am vorhandenen Siedlungsbestand orientieren. Dabei sind neue Standorte im Zuge der baulichen Entwicklung des Fachliche Ziele Ortes unter Beachtung der jeweils spezifischen Siedlungs- form und -funktion sowie unter ökologischen Aspekten ¥ Das Gebiet des Müritz-Nationalparks ist im RROP behutsam in bzw. an den Bestand zu integrieren. Die insgesamt als ãVorranggebiet für Naturschutz und Entstehung neuer und die Erweiterung vorhandener Landschaftspflege“ dargestellt. Splittersiedlungen und Streubebauungen sind zu vermeiden. In Vorranggebieten Naturschutz und Landschaftspflege ist dem Naturschutz Vorrang vor anderen Nutzungen einzu- Zum Tourismus werden folgnde Aussagen getroffen: räumen. Alle raumbedeutsamen Planungen und Ma§nah- men müssen mit den Zielen des Naturschutzes vereinbar ¥ Im Nationalparkvorfeld sind um Waren (Müritz), sein. Neustrelitz und in der Kleinseenplatte Tourismusschwer- punkträume und ansonsten überwiegend Tourismus- In der Begründung dazu heißt es: entwicklungsräume dargestellt und letztere z. T. als ãTourismusräume im Bereich der Naturparke“ bzw. „Der Müritz-Nationalpark besteht aus den zwei Teilflächen als ãTourismusräume im Bereich der historischen Müritz und Serrahn. Er stellt aufgrund seiner weitgehend Kulturlandschaften“ spezifiziert. ursprünglichen natürlichen Ausstattung mit einzigartigen Biotopen, insbesondere den Gewässer-, Wald- und Grün- In den ãTourismusschwerpunkträumen“ kommt der Touris- landkomplexen, sowie mit einer Vielfalt an standort- musentwicklung besondere wirtschaftliche Bedeutung zu. typischen und gefährdeten Tier- und Pflanzenarten auf Entsprechend haben in den Tourismusschwerpunkträumen einer Gesamtfläche von 319 km2 ein herausragendes Gro§- Belange des Tourismus gegenüber den Belangen anderer schutzgebiet von internationaler Bedeutung und mit gro§er Wirtschaftszweige besonderes Gewicht. Dabei ist der Imagewirkung für die Region dar. Die weitere Entwick- Tourismus so zu entwickeln und zu ordnen, dass lung regelt sich auf Grund des Nationalparkplanes im landschaftlich und ökologisch sensible Gebiete geschont Sinne integrierter Schutz- und Nutzkonzepte. Die Fest- werden. Vorrangig im Bereich der in den Tourismus- setzung des Nationalparks für eine Vorrangnutzung von schwerpunkträumen liegenden bzw. von ihnen berührten Naturschutz und Landschaftspflege soll die Bauleitplanung Städte und Dörfer soll eine attraktive touristische
17 Infrastruktur ausgebaut werden. Die Städte sollen als Verringerung des motorisierten Individualverkehrs in Fremdenverkehrszentren entwickelt werden. Verbindung mit der Förderung des ÖPNV und des Radver- kehrs, Erhalt großer unzerschnittener und störungsarmer In den ãTourismusentwicklungsräumen“ soll der Landschaftsräume und gezielte Verkehrsberuhigung, unter- Tourismus vorrangig durch die Schaffung von stützt das Verkehrswesen die Erhaltung dieser Umwelt- touristischen Angeboten in bzw. in Anbindung an qualität.“ Siedlungen entwickelt werden. Geeignete Ma§nahmen zur Tourismusentwicklung sollen möglichst zur Erschließung ¥ Im Müritz-Nationalpark sind bei Schwarzenhof, bei und Aufwertung der Landschaft beitragen. Klockow, bei Bornhof und bei Goldenbaumer Mühle ãVorranggebiete für Trinkwassersicherung“ dargestellt. Für den Müritz-Nationalpark selber heißt es: Wasserversorgungsanlagen mit entsprechenden Wasser- ¥ „Der Müritz-Nationalpark soll in seinen ökologisch schutzzonen befinden sich auch bei Kratzeburg, Krienke, weniger sensiblen Bereichen durch geeignete Einrich- Serrahn, Blankenförde, Zwenzow und Carpin. tungen und Formen der Öffentlichkeitsarbeit sowie Besucherlenkung für die ruhige, landschaftsgebundene In ãVorranggebieten Trinkwassersicherung“ müssen alle Erholung und naturkundliche Bildung der Besucher raumbedeutsamen Planungen und Ma§nahmen mit dem erschlossen werden, soweit dies sein Schutzzweck Trinkwasserschutz vereinbar sein. zulässt. Anlagengebundene Erholungseinrichtungen sind nur in den bestehenden, au§erhalb der National- ¥ Im Nordwestteil des Müritz-Nationalparks ist ein parkgrenze liegenden Siedlungsbereichen oder in ãVorsorgeraum für Trinkwassersicherung“ dargestellt. Anbindung daran zulässig. Dabei müssen die touris- tischen Einrichtungen und Angebote der Anliegerge- In ãVorsorgeräumen Trinkwassersicherung“ sollen alle meinden in ihrer Gesamtkapazität und ihrem Zusam- raumbedeutsamen Planungen, Vorhaben und Ma§nah- menwirken mit dem Schutzzweck des Nationalparks men so abgestimmt sein, dass diese Gebiete in ihrer vereinbar sein.“ besonderen Bedeutung für den Trinkwasserschutz nicht beeinträchtigt werden. ¥ Im Verlauf Mirow Ð Granzow Ð Woterfitzsee Ð Caarpsee Ð Bolter Kanal und entlang der Havelstrecke ¥ Im Westteil des Müritz-Nationalparks sind die 110 kV- Kratzeburg Ð Granzin Ð Krienke Ð Babke Ð Blanken- Hochspannungsleitungen Waren (Müritz) - Neustrelitz förde – Userin sind jeweils Wasserwanderwege sowie davon abzweigend in Richtung Osten als Bestand dargestellt. dargestellt.
Gewässerbezogene Tourismusformen, insbesondere das Zur Stabilisierung der Versorgung der Planungsregion Wasserwandern, sind unter Schonung von ökologisch mit Elektroenergie ist u.a. die Rekonstruktion der sensiblen Gewässerbereichen möglichst naturverträglich 110 kV-Leitung Neustrelitz-Waren (Müritz) vorgesehen. zu entwickeln. ¥ Im Westteil des Müritz-Nationalparks sind zwei Zur Verkehrsentwicklung hei§t es: „Konversionsflächen“ dargestellt.
¥ ãBei der Gestaltung der Verkehrsinfrastruktur in der In Räumen mit Sicherungs- und Eignungscharakter Planungsregion ist durch Ma§nahmen zur Verkehrsver- (z. B. Naturschutzvorrangflächen) sollen „Konversions- meidung sowie zur Reduzierung von Lärm und Schad- flächen“ in ihrer weiteren Verwendung den Sicherungs- stoffimmissionen daraufhin zu wirken, dass die und Eignungszielen entsprechen. Umweltbelastungen durch den Verkehr reduziert werden und durch sorgfältige Trassenwahl eine sparsa- 1.3 Bauleitplanung und bauliche Entwicklung me und schonende Flächeninanspruchnahme erfolgt.“ Einen Überblick über den Stand der Aufstellung von In der Begründung dazu heißt es: Flächennutzungsplänen (F-Plänen) in den Gemeinden der Nationalparkregion gibt Tabelle 2. Demnach verfügen nur 9 ãDie Planungsregion zeichnet sich durch eine hohe der Gemeinden über genehmigte F-Pläne, von 23 Umweltqualität aus. Mittels gezielter Maßnahmen zur Gemeinden liegen Entwürfe vor und von 8 Gemeinden Verringerung der Belastungen von Natur und Landschaft liegt weder ein genehmigter F-Plan noch ein Entwurf vor. durch den Verkehr, wie beispielsweise Bündelung des Die meisten Gemeinden haben im Rahmen der Bauleitpla- Verkehrs auf möglichst wenige, aber leistungsfähige nung Bebauungspläne (B-Pläne) erarbeitet. Im Randbereich Trassen mit dem Aufbau eines funktionalen Stra§ennetzes, der Städte konzentrieren sich Wohnbauplanungen.
18 Tabelle 2: Stand der Flächennutzungsplanung in der Nationalparkregion
'EMEINDE & 0LAN 4EIL & 0LAN %NTWURF FàR +EIN & 0LAN GENEHMIGT GENEHMIGT & 0LAN VORLIEGEND VORLIEGEND
1RUGWHLO $QNHUVKDJHQ *UR'UDWRZ ; *UR3ODVWHQ *UR9LHOHQ .DUJRZ .OLQN 0DULKQ ; 0|OOHQKDJHQ 0ROOHQVWRUI 3HQ]OLQ6WDGW 7RUJHORZDP6HH ; :DUHQ 0ULW] 6WDGW 2VWWHLO &DUSLQ 'DEHORZ )HOGEHUJHU6HHQODQGVFKKDIW *HQHKPLJWH)3OlQHIUGLH2UWVWHLOH1HXIDVVJ(QWZXUI1RY *RGHQGRUI *UQRZ ; +RKHQ]LHULW] .OHLQ9LHOHQ .UDW]HEXUJ 1HXVWUHOLW]6WDGW 5|GOLQ7KXURZ ; 8VHULQ :RNXKO 6GWHLO %XFKKRO] 'LHPLW] /lU] 0LURZ6WDGW 3ULERUQ 3ULHSHUW 5HFKOLQ 5RJJHQWLQ 6FKZDU] :HVHQEHUJ6WDGW :XVWURZ :HVWWHLO *RWWKXQ ; /XGRUI ; 5|EHO0ULW]6WDGW 6LHWRZ 9LSSHURZ ;
Quelle: Amt für Raumordnung und Landesplanung Mecklenburgische Seenplatte (2002)
19 Dass hier die Wohnungsbestandszahlen z.T. erheblich und Mirow mit knapp zwei Drittel der rund 3.000 in den gestiegen sind zeigt, dass diese Planungen auch vielfach 90-er Jahren fertiggestellten Wohnbauten. bereits umgesetzt wurden. Die Intensität der Wohnbau- Damit bestanden zum Jahresende 2000 17.612 Wohnge- planungen ist jedoch in den letzten Jahren stark rückläufig bäude mit 42.625 Wohnungen in der Region, von denen und wird vorraussichtlich auch künftig auf niedrigerem sich fast vier Fünftel in Ein- und Zweifamilienhäusern Niveau verlaufen. Das findet auch Ausdruck in der Ent- konzentrieren. Das entspricht dem Landeswert. Die Spann- wicklung der erteilten Baugenehmigungen und der erfolg- breite dieser Anteile der vier Teilgebiete schwankt ten Baufertigstellungen von Wohngebäuden. zwischen 76 % (Osten) und 86 % (Süden).
Konzentrationen der Wohngebäude bestehen in Waren Wohnungsbestandsentwicklung seit 1990: (Müritz), Neustrelitz, Feldberg, Röbel/ Müritz mit mehr als Knapp ein Sechstel der Wohngebäude ist nach 1990 ent- der Hälfte des Bestandes. Der Anzahl der Wohnungen nach standen. Besonders starke Wohnbauaktivität haben die befinden sich zwei Drittel in diesen Kommunen. Gemeinden Schloen, Torgelow am See, Userin, Carpin und Klink zu verzeichnen. Hier ist der Anteil dieser Ein weiterer Schwerpunkt der kommunalen Planungen ist Wohnbauten bei über einem Viertel des Gesamtbestandes. die Entwicklung von Gewerbegebieten (vgl. Tab. 3). In den beiden großen Städten Waren (Müritz) und Neustrelitz Niedrige Wohnbautenanteile haben die Gemeinden Buch- konzentriert sich der Gewerbeflächenanteil. Vielfach holz, Gro§ Vielen, Gro§ Dratow, Grünow und Möllenbeck, haben sich bereits Unternehmen und Dienstleister in den die unter der Hälfte des Niveaus der gesamten Region liegen. Gewerbegebieten der Nationalparkregion angesiedelt. Den- Die höchsten absoluten Zahlen haben die Städte Waren noch ist nicht zu übersehen, dass bei den bestehenden Gewer- (Müritz), Neustrelitz, Feldberg, Röbel/Müritz, Wesenberg begebieten noch Ansiedlungspotenziale vorhanden sind.
Tabelle 3: Gewerbliche Bauflächen
)OlFKH *HSODQWH *HPHLQGH *HZHUEHJHELHW KD (UVFKOLHXQJ $QVLHGOXQJ :HVHQEHUJHU&KDXVVHH ,QGXVWULH 1HXVWHOLW] %1RUG HUVFKORVVHQ +DQGZHUN ,QGXVWULH 0LURZ $P:HLQEHUJ HUVFKORVVHQ +DQGZHUN 1HXVWUHOLW] *HZHUEHSDUN2VW HUVFKORVVHQ 3URG*HZHUEH +DQGZHUN 1HXVWUHOLW] 6LHGOXQJ.DONKRUVW%6G HUVFKORVVHQ 'LHQVWOHLVWXQJ +DQGZHUN :HVHQEHUJ $P'URVHGRZHU:HJ HUVFKORVVHQ 'LHQVWOHLVWXQJ *HZHUEH0LVFKJHELHW 'LHQVWOHLVWXQJ $P+HL]NUDIWZHUN6FKZDU]HU )UHL]HLWEHUHLFK 1HXVWUHOLW] :HJ HUVFKORVVHQ +DQGZHUN 3URG*HZHUEH :HVHQEHUJ $P3XPS HUVFKORVVHQ 'LHQVWOHLVWXQJ :DUHQ 0ULW] :DUHQ:HVW*(0, HUVFKORVVHQ N$ +DQGZHUN :DUHQ 0ULW] :DUHQ2VW HUVFKORVVHQ 'LHQVWOHLVWXQJ *HZHUEH /lU]0ULW]IOXJSODW]5HFKOLQ/lU] SHULSKHUHUVFKORVVHQ ,QGXVWULH 5|EHO0ULW] ,QGXVWULHJHELHW WHLOHUVFKORVVHQ 3URG*HZHUEH 3URG*HZHUEH 3HQ]OLQ $QGHU%% WHLOZ62 WHLOHUVFKORVVHQ %DX0|EHOPDUNW NHLQH(LQVFKUQDFK 0|OOHQKDJHQ $QGHU% HUVFKORVVHQ %DX*% 5HFKOLQ 6G HUVFKORVVHQ 3URG*HZHUEH *UR3ODVWHQ 1RUG$QGHU% WHLOHUVFKORVVHQ +DQGZHUN 6FKORHQ $QGHU% HUVFKORVVHQ +DQGZHUN Quelle: Amt für Raumordnung und Landesplanung Mecklenburgische Seenplatte (Stand 2002)
20 2 Naturschutz „prioritäre Lebensräume“ bezeichnet, die mit erhöhter Dring- lichkeit zu sichern sind. Die zu schützenden Arten und „prioritären Arten“ sind in Anhang II der Richtlinie 2.1 International aufgeführt.
Sowohl die DDR als auch die Bundesrepublik Deutschland Zur Wiederherstellung und Wahrung eines günstigen waren bzw. sind durch Unterzeichnung von internationalen Erhaltungszustandes der natürlichen Lebensräume und der Vereinbarungen oder Beitritt zu internationalen Organisationen Arten von gemeinschaftlichem Interesse sind besondere internationale Naturschutzverpflichtungen eingegangen. Schutzgebiete auszuweisen. Gebiete, die als solche Als für den Müritz-Nationalpark bedeutende internationale besonderen Schutzgebiete gelten können, werden von den Naturschutzverpflichtungen sind die Vogelschutzrichtlinie einzelnen Mitgliedstaaten vorgeschlagen. und die Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie der Europäischen Gemeinschaft sowie die Ramsar-Konvention zu nennen. Mecklenburg-Vorpommern hat innerhalb des Müritz- Nationalparks die in folgender Tabelle 4 aufgeführten FFH – 2.1.1 Natura 2000 – Gebiete Gebiete nach Art.4 (1) der FFH Ð Richtlinie vorgeschlagen (Stand 14.12.1999). Nach Art. 3 der „Richtlinie zur Erhaltung der natürlichen Über das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Lebensräume sowie der wildlebenden Tiere und Pflanzen” Reaktorsicherheit erfolgte eine Weitergabe des Vorschlags an (92/43/EWG vom 21.05.1992) soll ein kohärentes die EU-Kommission. europäisches ökologisches Netz besonderer Schutzgebiete mit der Bezeichnung „Natura 2000“ errichtet werden. Diese Diese bisher vorgeschlagenen FFH-Gebiete entsprechen mit Richtlinie wird als „Flora – Fauna – Habitat – Richtlinie“ ihren insgesamt 11.158 ha 34,6 % der Fläche des (kurz FFH Ð Richtlinie) bezeichnet und ist das erste Nationalparks. Eine Ergänzung der Gebietsvorschläge ist für umfassende Rahmengesetz der Europäischen Union zum 2003 vorgesehen, sie konnte hier jedoch aus redaktionellen Naturschutz. Gründen nicht mehr berücksichtigt werden.
Das ökologische Netz „Natura 2000“ setzt sich aus den eigentlichen FFH Ð Gebieten (die in der FFH Ð Richtlinie 2.1.2 Ramsar – Konvention näher geregelt werden) und den „Europäischen Vogelschutzgebieten“ zusammen, die aufgrund der Richtlinie Dem „Übereinkommen über Feuchtgebiete, insbesondere als des Europäischen Rates vom 02.04.1979 über die Erhaltung Lebensraum für Wasser- und Watvögel, von internationaler der wildlebenden Vogelarten (79/409/EWG) zu benennen Bedeutung”, das 1971 in der iranischen Stadt Ramsar verein- sind. Für letztere findet auch die Bezeichnung (Special bart wurde, trat die DDR am 30.11.1978 bei. Das gleichzeitig Protection Areas = SPA) Verwendung. als „Feuchtgebiet internationaler Bedeutung” gemeldete rd. 5.000 ha große Naturschutzgebiet „Ostufer der Müritz” liegt vollständig im heutigen Nationalpark. Europäische Vogelschutzgebiete Dieses Gebiet wurde mit der DDR-Naturschutzverordnung vom 18.05.1989 als „Geschütztes Feuchtgebiet” gesichert. Das Land Mecklenburg-Vorpommern kam dieser Nach Artikel 9 des Einigungsvertrages gelten die Bestim- Verpflichtung zur Benennung am 14.12.1992 durch die mungen fort. verbindliche Bezeichnung der Gebiete nach. Danach ist der Müritz-Nationalpark insgesamt als Europäisches Vogelschutzgebiet geschützt. 2.1.3 IUCN – Richtlinien Spezielle Vogelarten sind im Anhang I der Richtlinie aufgeführt und genießen danach vollständigen Schutz. Die Weltnaturschutzorganisation IUCN (The World Con- servation Union) hat 1994 ihre „Richtlinien für Manage- mentkategorien von Schutzgebieten”, darunter auch die für Flora – Fauna – Habitat – Richtlinie Schutzgebiete der Kategorie II „Nationalpark” neu gefasst. Auf dieser Grundlage wurde im Jahr 2000 durch EURO- Die FFH – Richtlinie zielt auf den Schutz von Lebensräumen PARC und IUCN eine spezielle Fassung mit Interpretation sowie Tier- und Pflanzenarten mit gemeinschaftlicher Bedeu- und Anwendung der Management-Kategorien in Europa tung (d.h. mit Bedeutung für das Gebiet der Europäischen herausgegeben, die den für Europa charakteristischen Beson- Union). derheiten (z.B. der weit zurückreichenden Entwicklung der Besiedlung und Landnutzung) Rechnung trägt. Diese Die besonders zu schützenden Lebensräume sind in Anhang I Fassung wurde auch in einer deutschen Übersetzung der Richtlinie aufgeführt. Darüber hinaus werden noch veröffentlicht.
21 Tabelle 4: FFH-Gebiete im Müritz-Nationalpark
&&( n ,EBENSRAUMTYPEN %5 n #ODE &&( n !RTEN GEMÊ !NHANG ) DER &&( n 2ICHTLINIE GEMÊ !NHANG )) DER &&( n 2ICHTLINIE PRIORITÊRE ,EBENSRAUMTHYPEN PRIORITÊRE !RTEN &&( 'EBIET .R u4EILE DES -àRITZ .ATIONALPARKS 3ERRAHN h HA %REMIT 4EICHmEDERMAUS -OPSmEDERMAUS 'ROES -AUSOHR "IBER &ISCHOTTER +AMMMOLCH 2OTBAUCHUNKE 3TEINBEIER 'ROE -OOSJUNGFER
$/ -OORWÊLDER /LIGO BIS MESOTROPHE STEHENDE 'EWÊSSER MIT 6EGETATION DER ,ITTORELLETEA UNImORAE UND ODER DER )SOETO .ANOJUNCETEA
/LIGO BIS MESOTROPHE KALKHALTIGE 'EWÊSSER MIT BENTHISCHER 6EGETATION AUS !RMLEUCHTERALGEN .ATàRLICHE EUTROPHE 3EEN MIT EINER 6EGETATION DES -AGNOPOTAMIONS ODER (YDROCHARITIONS $YSTROPHE 3EEN UND 4EICHE &EUCHTE