Müritz-Nationalpark

Nationalparkplan Bestandsanalyse Müritz-Nationalpark • Bestandsanalyse Nationalparkplan

Mecklenburg-vorpommern

Herausgeber: Landesamt für Forsten und Großschutzgebiete Mecklenburg-Vorpommern Fritz-Reuter-Platz 9 17139 Tel.:0 39 94-2 35-0 Fax: 0 39 94-2 35-4 33 e-mail: [email protected] www.lfg-malchin.de

und

Nationalparkamt Müritz Schloßplatz 3 17237 Tel.: 03 98 24-2 52-0 Fax: 03 98 24-2 52-50 e-mail: [email protected] www.nationalpark-mueritz.de

Titelfoto: Müritzufer mit Binnenmüritz und Specker Seen (Foto: Ulrich Meßner)

Druck: Offset Druck GmbH Rostock

Auflage: 280

Förderung: Die Erarbeitung des Müritz-Nationalparkplanes wurde aus Mitteln der Europäischen Union gefördert

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1 2.3 Landschaftsplanung 27 Inhalt 2.3.1 Vorläufiges Gutachtliches Landschaftsprogramm 27 2.3.2 Erster Gutachtlicher Landschaftsrahmenplan 28 I EINLEITUNG 6 2.3.3 Landschaftspläne 29

II ALLGEMEINE ANGABEN ZUM IV DER MÜRITZ-NATIONALPARK 30 NATIONALPARK UND ZUR NATIONALPARKREGION 7 1 Klima 1.1 Gro§klima 30 1 Lage im Raum 7 1.2 Meso- und Kleinklima 30

2 Abgrenzung der Nationalparkregion 7 2 Geologische Verhältnisse 32 2.1 Eiszeitliche und nacheiszeitliche Entwicklung 32 3 Siedlungs- und Landnutzungsgeschichte 8 2.2 Hydrogeologische Verhältnisse und Grundwasser 34 3.1 Frühgeschichtliche Entwicklung 8 2.2.1 Grundwasserleiter und Grundwasserstauer 34 3.2 Mittelalterliche Entwicklung 8 2.2.2 Grundwasserflie§geschehen 37 3.3 Neuzeitliche Entwicklung 9 2.2.3 Grundwasserbeschaffenheit 39 3.4 Siedlungsentwicklung 10 2.2.4 Grundwasserneubildung und Grundwasserdargebot 39 4 Größe und Flächenanteile 13 3 Böden 39 3.1 Bodensubstrate 40 5 Verwaltungsgliederung 13 3.2 Bodenbildungsprozesse 42

6 Naturräumliche Gliederung 14 4 Gewässer, Feuchtgebiete und Wasserhaushalt 44 4.1 Stehende und fließende Oberflächengewässer, Hydrologie 44 4.1.1 Gewässerbestand 44 III PLANUNGEN, GESETZE UND 4.1.2 Nährstoffverhältnisse und Schichtung 44 RICHTLINIEN 16 4.1.3 Wasserkreislauf, Gebietswasserbilanz 45 4.1.4 Wasserscheiden 52 1 Gesamtplanung 16 4.2 Arten und Lebensgemeinschaften 53 1.1 Erstes Landesraumordnungsprogramm M-V 16 4.2.1 Stehende Gewässer 53 1.2 Regionales Raumordnungsprogramm 16 4.2.2 Röhrichte 54 1.3 Bauleitplanung und bauliche Entwicklung 18 4.2.3 Riede 55 4.2.4 Fließgewässer 57 2 Naturschutz 21 4.3 Wasserwirtschaft 57 2.1 International 21 4.3.1 Organisation der Wasserwirtschaft 57 2.1.1 Natura 2000 Ð Gebiete 21 4.3.2 Baulich Ð technische Einrichtungen 58 2.1.2 Ramsar Ð Konvention 21 4.4 Fischerei 59 2.1.3 IUCN Ð Richtlinien 21 4.4.1 Berufsfischerei 59 2.1.4 Empfehlungen der 4.4.2 Sportfischerei und Angelvereine 61 EUROPARC Ð Federation 24 2.2 National 25 5 Wälder, Gehölze und Hecken 62 2.2.1 Bundesnaturschutzgesetz 25 5.1 Wälder 62 2.2.2 Landesnaturschutzgesetz M-V 25 5.1.1 Arten und Lebensgemeinschaften 62 2.2.3 Nationalparkverordnung 25 5.1.1.1 Natürliche und naturnahe Wälder 62 2.2.4 Geschützte Flächen im 5.1.1.2 Forstbestände 68 Nationalparkvorfeld 26 5.2 Gehölze und Hecken 70 2.2.4.1 Andere Gro§schutzgebiete 26 5.2.1 Arten und Lebensgemeinschaften 71 2.2.4.2 Landschaftsschutzgebiete 26 5.3 Waldbehandlung 71 2.2.4.3 Naturschutzgebiete 26 5.3.1 Waldflächen und Waldeigentümer 71 2.2.4.4 Geschützte Flächen nach 5.3.2 Waldstruktur 72 ¤ 20 LNatG M-V 27 5.3.3 Grundlagen der Waldbehandlung 74

2 6 Bereiche der Kulturlandschaft 76 3.1.4 Touristische Einrichtungen und Anlagen 119 6.1 Grünland und Staudenfluren 76 3.1.5 Camping 119 6.1.1 Arten und Lebensgemeinschaften 77 3.1.6 Wassersport 119 6.2 Äcker und Ackerbrachen 81 3.1.7 Hallen- und Freibäder, Saunen 119 6.2.1 Arten und Lebensgemeinschaften 81 3.1.8 Gastronomie 120 6.3 Vegetationsarme Flächen 83 3.1.9 Sonstige Angebote in der 6.3.1 Arten und Lebensgemeinschaften 83 Nationalparkregion 120 6.4 Sand-Magerrasen, Besenginster- und 3.1.10 Organisationsformen der Wacholderheiden 84 Tourismuswirtschaft 121 6.4.1 Arten und Lebensgemeinschaften 84 3.2 Tourismus und Erholung im Nationalpark 121 6.5 Landwirtschaft 85 3.2.1 Art und Umfang des Besucherverkehrs 121 6.5.1 Landwirtschaftliche Betriebe 85 3.2.1.1 Besucheraufkommen 121 6.5.2 Art und Intensität der Flächennutzung 86 3.2.1.2 Besucherbefragung 124 3.2.2 Besucherlenkung 126 7 Landschaftsbild 87 3.2.2.1 Touristisches Wegenetz 126 7.1 Aktuelles Landschaftsbild 87 3.2.2.2 Wasserwanderstrecken 127 7.1.1 Prägende Bereiche und Elemente der 3.2.2.3 Besuchereinrichtungen 128 Naturlandschaft 87 7.1.2 Prägende Bereiche und Elemente der 4 Information und Bildung 128 Kulturlandschaft 88 4.1 Informations- und Öffentlichkeitsarbeit 128 7.2 Weitere landschaftsbildprägende Elemente 88 4.1.1 Informationsstellen und Ausstellungen 128 4.1.2 Führungen und Veranstaltungen 129 8 Pflanzen und Tiere 89 4.1.3 Publikationen und Pressearbeit 131 8.1 Ergänzende Angaben zur Flora und Vegetation 89 4.2 Umweltbildung 131 8.1.1 Flora 89 4.2.1 Jugendwaldheim 132 8.1.2 Potenziell natürliche Vegetation (PNV) 91 4.2.2 Projekttage, Schülerinteressen- 8.2 Ergänzende Angaben zur Fauna 91 gemeinschaften 132 8.2.1 Vogelwelt 93 8.2.2 Säugetiere 97 5 Verkehr 133 8.3 Regulierung des Wildbestandes durch Jagd 101 5.1 Stra§en nach Klassifikation und 8.3.1 Organisation der Jagd 101 Verkehrsdichte 133 8.3.2 Wildarten und Wildbestandsdichte 101 5.2 Öffentlicher Personennahverkehr 136 8.3.3 Ergebnisse der Wildbestandsregulierung 102 5.2.1 Busverbindungen 136 8.3.4 Grundlagen der Wildbestands- 5.2.2 Bahnstrecken, Bahnhöfe und regulierung 102 Zugverbindungen 137 5.3 Häfen, Wasserstra§en und 9 Forschung und Dauerbeobachtung 103 Schiffsverbindungen 137 5.4 Flugplätze und Ziviler Flugverkehr 137 10 Flächeneigentum 106 5.5 Verkehrsarme Räume 137

V DIE NATIONALPARKREGION 107 6 Ver- und Entsorgung 138 6.1 Versorgung 138 1 Einwohnerzahl, Bevölkerungsdichte und 6.2 Entsorgung 140 Siedlungsstruktur 107 1.1 Einwohnerzahl 107 7 Rohstoffgewinnung 141 1.2 Bevölkerungsdichte und Siedlungsstruktur 107 8 Militärische Nutzung, Konversion 141 2 Wirtschaft und Erwerbsstruktur 112 VI LITERATUR 143 3 Tourismus und Erholung 114 3.1 Tourismus und Erholung in der Nationalparkregion 114 3.1.1 Touristische Nachfrage und Zielgruppen 114 3.1.2 Art und Umfang des Fremdenverkehrs 115 3.1.3 Erholungs- und Kurorte, Gesundheitstourismus 118

3 Verzeichnis der Abbildungen Tab. 13: Übersicht der hydromeliorativen Anlagen im Müritz-Nationalpark und deren Abb. 1: Einzelkomponenten der Standortsform Verbandszuordnung Abb. 2: Baumartenverteilung Tab. 14: Übersicht der Schöpfwerke im Abb. 3: Altersklassen der Baumart Kiefer Müritz-Nationalpark Abb. 4: Waldbehandlungskategorien 2002 und 2007 Tab. 15: Fischerei- und Angelnutzung der Gewässer Abb. 5: Übernachtungen in der Mecklenburgischen Tab. 16: Vergleich der Siedlungsdichte ausgewählter Seenplatte Vogelarten Abb. 6: Saisonale Verteilung der Gäste im Jahr 2000 Tab. 17: Gehölzarten der Naturverjüngung Abb. 7: Besucheraktivitäten im Müritz-Nationalpark Tab. 18: Ausgewählte forstliche Maßnahmen Abb. 8: Besucherzahlen im Jahresverlauf Tab. 19: Potenziell natürliche Vegetation Abb. 9: Besucherzahlen im Tagesverlauf Tab. 20: Ergebnisse Losungszählverfahren Abb. 10: Aktivitäten nach Besuchergruppen Tab. 21: Relative Schalenwild-Bestandsdichte Abb. 11: Durchschnittliche Nutzung der (Stück je 100 ha) Wasserwanderstrecken Tab. 22: Streckenergebnisse im Verwaltungsjagd- Abb. 12: Bootsbewegungen an der Schleuse Zwenzow bezirk des Müritz-Nationalparks Abb. 13: Entwicklung der Besucherzahlen der Tab. 23: Aktuelle Forschungsvorhaben im Informationsstellen Müritz-Nationalpark Abb. 14: Entwicklung der Führungen und Teilnehmer Tab. 24: Eigentumsverhältnisse im Abb. 15: Übernachtungen im Jugendwaldheim Müritz-Nationalpark Steinmühle Tab. 25: Bevölkerungsentwicklung der Abb. 16: Projekttage und Schüler-Interessengemeinschaften Nationalparkregion Abb. 17: Auswertung der Verkehrszählungen 1998-2001 Tab. 26: Relative und absolute Bevölkerungs- Abb. 18: Durchschnittliches Verkehrsaufkommen im entwicklung Müritz-Nationalpark 1998 – 2001 Tab. 27: Gemeinden und Einwohner nach Abb. 19: Benutzerzahlen des Nationalpark-Tickets Gemeindegrößengruppen Tab. 28: Siedlungsstrukturelle Daten Tab. 29: Landwirtschaftliche Betriebe und Bodennutzung Tab. 30: Beschäftigtenstruktur Tab. 31: Ausgewählte Fremdenverkehrsdaten Verzeichnis der Tabellen für die Nationalparkregion Tab. 32: Besucherzahlen an den Zählpunkten Tab. 1: Flächenanteile der Landkreise und Gemeinden Tab. 33: Durchschnittliches Besucheraufkommen im Nationalpark Tab. 34: Besucherzahlen der einzelnen Tab. 2: Stand der Flächennutzungsplanung in der Informationsstellen Nationalparkregion Tab. 35: Entwicklung der Führungen und Tab. 3: Gewerbliche Bauflächen Teilnehmer nach Kategorien Tab. 4: FFH-Gebiete im Müritz-Nationalpark Tab. 36: Vorträge und Teilnehmer Tab. 5: Ausgewählte Klimadaten Tab. 37: Ergebnisse des Erschlie§ungskonzeptes (Langjährige Mittelwerte 1951-80) für das Teilgebiet Serrahn Tab. 6: Luftschadstoffe: Jahresmittelwerte aus Tab. 38: Bergbauberechtigungen Halbstundenmittelwerten und maximale Tagesmittelwerte der Jahre 1992/93 für die Messstation Tab. 7: Stickstoffdeposition ausgewählter Messstationen Tab. 8: Hydrogeologisches Modell Quartär Verzeichnis der Textkarten (Teilgebiet Müritz) Tab. 9: Hydrogeologisches Modell Tertiär 1. Die Müritz-Nationalparkregion und (Teilgebiet Müritz) benachbarte Gro§schutzgebiete Tab. 10: Hydrogeologisches Modell Quartär 2. Kommunale Verwaltungszugehörigkeit (Teilgebiet Serrahn) 3. Naturräumliche Gliederung Tab. 11: Trophieklassifizierung und Schichtung 4. Schutzgebiete in der Nationalparkregion der Seen im Nationalpark 5. Ausgewählte Klimadaten Tab. 12: Seen im Nationalpark 6. Geologische Struktur

4 7. Zuständigkeitsbereiche der Unteren Wasserbehörden Verzeichnis der Karten ausserhalb des Textes (StAUN, Lkrs.) sowie Verbandsgebiete der Wasser- und Bodenverbände (WBV) 1. Bodensubstrate 8. Fischereiliche Nutzung der Seen 2. Flächennutzung und Zonierung 9. Jagdbezirke, Hegegemeinschaften und Jagdruhezonen 3. Vegetation 10. Untersuchungsflächen 4. Erholung und Erschlie§ung 11. Unzerschnittene Freiräume und Freiraumbewertung

5 I Einleitung

Dieser Band Bestandsanalyse ist ein Teil des Müritz-Natio- Der hier vorliegende Band „Bestandsanalyse“ beinhaltet nalparkplanes. Das Ergebnis der Nationalparkplanung setzt Daten und Fakten über die räumliche Lage und Land- sich wie folgt zusammen: schaftsgeschichte des Nationalparkgebietes, die natür- lichen und kulturlandschaftlichen Verhältnisse, die soziale 1. Der Band „Leitbild und Ziele“ beschreibt und wirtschaftliche Situation der Nationalparkregion sowie ¥ das allgemeine Nationalparkleitbild, ein Quellenverzeichnis. ¥ die für den Müritz-Nationalpark besonderen Leitlinien und Entwicklungsziele Im Gegensatz zu den Bänden „Leitbild und Ziele“ und ¥ sowie Vorstellungen zur Einbindung des Nationalparks „Projektübersicht“ enthält diese Bestandsanalyse keine in die Region. ziel- oder umsetzungsbezogenen Aussagen, sondern dient in erster Linie als Hintergrundinformation. Sie ist ein 2. Der Band „Bestandsanalyse“ Nachschlagewerk und zugleich ein Zeitdokument über die stellt den Kenntnisstand über das Gebiet zusammen gegenwärtigen Verhältnisse in und um den Müritz- Nationalpark. 3. Die Projektübersicht enthält sowohl vom Nationalparkamt als auch von anderen Soweit möglich, wurden die Daten auf den Stand des Trägern vorgeschlagene, bereits abgestimmte oder schon Jahres 2002 aktualisiert. Dort, wo ältere Daten zugrunde realisierte Projekte, die Relevanz für die Erreichung der gelegt wurden, ist dies angegeben. Nationalparkziele besitzen. Die Projektübersicht wird entsprechend dem jeweils erreichten Arbeitsstand fort- laufend ergänzt.

6 II Allgemeine Angaben zum Nationalpark und zur Nationalparkregion

1 Lage im Raum Maßstäbe sehr heterogen und führen zu unterschiedlich großen Betrachtungsräumen: Der Müritz-Nationalpark liegt im Bundesland Mecklen- burg-Vorpommern im Bereich der Mecklenburgischen ¥ will man beispielsweise eine effektive Reduzierung des Seenplatte östlich der Müritz. Wildbestandes erreichen, so genügt räumlich eine Die nächstgelegenen größeren Städte sind Neubranden- Betrachtung des Nationalparks und angrenzender burg im Norden, (Müritz) im Nordwesten und Wälder und Forsten; im Osten zwischen beiden Teilgebieten des Nationalparks. Der Nationalpark erstreckt sich über Teile ¥ will man dagegen Aussagen über Ursachen, Umfang der Landkreise Müritz und Mecklenburg-Strelitz und dabei und Auswirkungen von Luftverschmutzung treffen, so über Flächen von sechs Ämtern und 16 Gemeinden. Eine müssten große Teile Europas in die Betrachtung detaillierte Darstellung der Verwaltungszugehörigkeit einbezogen werden. erfolgt in Kapitel II/ 5. Mit dem Ziel, Perspektiven für die Integration aller Die Anbindung an das überregionale Eisenbahnnetz ist Gro§schutzgebiete Mecklenburg-Vorpommerns in deren durch die Bahnhöfe Neustrelitz und Waren (Müritz) durch Vorfelder aufzuzeigen, hat das DEUTSCHE WIRT- die Regionalexpress-Strecke von Berlin nach Rostock SCHAFTSWISSENSCHAFTLICHE INSTITUT FÜR gegeben. FREMDENVERKEHR e.V. an der Universität München im Rahmen des von Bund und Land finanzierten Autobahnanbindung besteht durch die A 19 im Westen, Forschungs- und Entwicklungsvorhabens „Sozioökonomie die A 20 im Nordosten; au§erdem erschlie§t die von Berlin unter besonderer Berücksichtigung des Tourismus in den nach Sassnitz führende B 96 die Müritz-Nationalpark- Gro§schutzgebieten Mecklenburg-Vorpommerns und ihren region. Randbereichen“ u.a. Vorschläge zur Vorfeldabgrenzung erarbeitet (DWIF 1995). Danach umfasst die Nationalparkregion für den Müritz- 2 Abgrenzung der Nationalparkregion Nationalpark folgende Gebiete (vgl. Textkarte 1):

In ¤ 3 (Schutzzweck) der Nationalparkverordnung ¥ alle Gemeinden mit Flächen oder Enklaven im (vgl. Kap. III/ 2.2.3) hei§t es: Nationalpark und alle Anrainergemeinden des ãIn dem Nationalpark wird keine wirtschaftsbestimmte Nationalparks und der Müritz, Nutzung bezweckt; er soll aber zur Strukturverbesserung der Region beitragen“. ¥ nördlich des Nationalpark-Teilgebietes Müritz alle von der B 192 als wichtiger Verkehrsverbindung Die „Nationalparkregion“ setzt sich aus dem „National- geschnittene Gemeinden, parkvorfeld“ und dem Nationalpark selber zusammen. Wegen der zahlreichen und z. T. intensiven sozioöko- ¥ östlich von Neustrelitz alle Gemeinden im Nahbereich nomischen Wechselbeziehungen zwischen dem National- des Ortes , park und seinem Vorfeld erstreckt sich die Bestandsanalyse auch auf das Nationalparkvorfeld. Die Nationalpark- ¥ östlich des Teilgebietes Serrahn das Gebiet bis Enklaven mit ihren Ortschaften haben noch weitergehende einschlie§lich Feldberg, Ortsteil der Gemeinde Feld- Wechselbeziehungen mit dem Nationalpark; sie bilden das berger Seenlandschaft als wichtigem Fremdenver- engere Vorfeld. kehrsort und ¥ südlich des Müritz-Nationalparks das ganze Gebiet bis Ebenso bestehen Wechselwirkungen in ökologischer Hin- zur Landesgrenze, also alle Gemeinden der sicht, wie beispielsweise Nährstoffein- oder austrag über Mecklenburgischen Kleinseenlandschaft als Bereich mit Wasser und Luft, Lebensraumvernetzungen wandernder hoher Übernachtungsintensität und Bedeutung für den Tierarten u.a. Auch sie verlangen einen Blick über die Fremdenverkehr. Nationalparkgrenzen hinaus. Sowohl in sozioökonomischer als auch in ökologischer Diese räumliche Umgrenzung der Nationalparkregion Hinsicht sind die für solche Betrachtungen anzulegenden darf allerdings nicht so starr und schematisch gehandhabt

7 werden, wie sie auf der Karte erscheint; vielmehr handelt Müritz-Gebiet hielt über mehrere Jahrhunderte an. Als sie es sich hierbei in erster Linie um ein funktionales Gebilde. das Land während der Völkerwanderung wieder verließen, eroberte der Wald die Felder zunächst zurück. Für manche Fragestellungen muss auch das Oberzentrum Neubrandenburg hinzugezählt werden und bei der Später (7./ 8. Jh.) drangen slawische Stämme aus dem überregionalen Betrachtung von Urlauberströmen sind Osten in den mecklenburgischen Raum ein. Im Müritz- Ballungsgebiete wie z.B. Berlin, Hamburg oder Hannover gebiet siedelte sich der Stamm der Obotriten an. Der allge- für den Nationalpark sozioökonomisch relevant. meine Landausbau erfolgte in einer ersten Periode im 7. bis 9. Jahrhundert. Im 11. und 12. Jh. wurden in einer Soweit jedoch Abweichungen nicht erwähnt sind, soll in zweiten Periode zahlreiche Siedlungen neu angelegt. diesem Nationalparkplan unter der Nationalparkregion das oben beschriebene gelten. Diese slawischen Siedlungen und Burgwälle wurden bevorzugt an Gewässern angelegt, wobei möglichst eine Im Rahmen des vorgenannten Forschungsvorhabens wurde natürliche Schutzlage angestrebt wurde (Halbinseln, ebenfalls ein ökologisches Vorfeld für den Nationalpark Inseln; z.B. Werder am Specker See, Burgwallinsel im ermittelt. Es umfasst Flächen, die in ökologischer Hinsicht Feisnecksee). Die Slawen nannten die Müritz “morcze”, mit dem Müritz-Nationalpark in funktionalem kleines Meer. Davon leitet sich der heutige Name ab (U. Zusammenhang stehen. Dies sind im wesentlichen: SCHOKNECHT; G. SCHLIMPERT unveröffentl.1989).

¥ Wald- und Forstflächen außerhalb des Nationalparks, die mit Wald- oder Forstflächen im Nationalpark in 3.2 Mittelalterliche Entwicklung Verbindung stehen, jeweils bis hin zu größeren Zerschneidungsachsen, Bereits in der ersten Hälfte des 10. Jh. unternahm der deut- sche Staat unter Heinrich I. erste Versuche zur ¥ die gesamte Müritz inklusive Kleiner Müritz, Unterwerfung der slawischen Stämme zwischen Elbe und Müritzarm und Müritzsee, die Seenkette nördlich Oder. Nach wechselvollen Kämpfen kam es aber erst zwei- , als vom Nationalpark angeschnittenes hundert Jahre später zu einer endgültigen Unterwerfung Gewässersystem, durch die Sachsen, die letztlich zum völligen Untergang des slawischen Reiches führte. ¥ unmittelbar au§erhalb des Nationalparks gelegene Nahrungsflächen des Kranichs und nordischer Gänse Die Politik der Sachsenherzöge und des slawischen Adels sowie war nach 1167 auf eine Verständigung und eine allmäh- liche Verschmelzung der verschiedenen Bevölkerungs- ¥ über das Landschaftsbild mit dem Nationalpark in gruppen gerichtet. Sie förderte in erheblichem Maße die Beziehung stehende Offenlandflächen wie die Enklave Einwanderung und Ansiedlung von niederländischen und und die Bereiche um Boek, Roggentin, deutschen Bauern in den durch die kriegerischen Ausein- , Neustrelitz, Wokuhl, Grünow und . andersetzungen verwüsteten und bevölkerungsarm gewor- denen Gebieten.

3 Siedlungs- und Landnutzungsgeschichte Sie ließen sich in bereits bestehenden slawischen Dörfern nieder (z.B. Federow 1230 gegr., Mitte 13. Jh. 3.1 Frühgeschichtliche Entwicklung gegr.) oder gründeten neue Siedlungen (z.B. Schmacht- hagen), wobei die Siedlungs- und Ackerflächen durch Etwa um 8000 v. Chr. besiedelten die ersten nomadisieren- Waldrodungen und Entwässerungen von Feuchtflächen den Sammler, Jäger und Fischer das Müritzgebiet. Mit der gewonnen wurden. Daneben kam es besonders im Müritz- Einführung des Ackerbaus und der Viehzucht wurden die gebiet auch zur Um- und Neuansiedelung slawischer Menschen in der Jungsteinzeit (ca. 3000 v. Chr.) sesshaft, Bauern. Das Ergebnis der Siedlungsphase des 12. und und es entstanden Siedlungen mit dörflichem Charakter. 13. Jh. war ein erheblicher Ausbau der Siedlungsstruktur Aus dieser Zeit existieren noch zahlreiche Großsteingräber und die starke Zurückdrängung der Waldfläche zugunsten (Serrahn, ). Die ebenfalls noch in gro§er Anzahl des Ackerlandes. vorhandenen Hügelgräber stammen aus der Bronzezeit (ca. 1800 Ð 600 v. Chr.). Auch die Ortsformen änderten sich. Neben den übernom- menen slawischen Weilern, Gassen-, Sackgassen- und In der darauf folgenden Eisenzeit, die bis in das 7. Jh. n. Zeilendörfern entstanden Planformen wie Angerdörfer Chr. reicht, wird Bronze durch das heimische Eisen ersetzt. (Kratzeburg), Straßendörfer (Groß Dratow) und Die relativ dünne Besiedelung durch Germanenstämme im Hagenhufendörfer ().

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Die Ablösung des Hakenpflugs durch den Bodenwende- sich die Gutswirtschaft voll ausgebildet und die mecklen- pflug führte zur Umwandlung der Blockfluren in lang- burgische Schlagwirtschaft durchgesetzt. Dabei gelangten gestreckte Gewannfluren, auf der eine Dreifelderwirtschaft die Güter zunehmend in die Hände bürgerlicher Besitzer. betrieben wurde. Viele der ehemals reichen Adelsgeschlechter verarmten oder starben aus. Mit der Zunahme der Bevölkerung und der Entwicklung des Handwerks wurde der Wald immer intensiver genutzt, Während des Siebenjährigen Krieges (1756-1763) hatte als Waldweide, zur Erzeugung von Brennholz, Bauholz Mecklenburg unter den erbarmungslos eingetriebenen preu- und Holzkohle. Teeröfen und Glashütten verursachten §ischen Kriegskontributionen zu leiden. Es entstanden gro- umfangreiche Rodungen. Wasserläufe wurden in ihrer §e Verluste, sowohl an Menschen, als auch finanzieller Art. Größe und ihrem Verlauf durch zahlreiche Mühlen verän- dert. Auf diesen Mühlenausbau ist letztendlich auch der beträchtliche Wasserspiegelanstieg der Müritz im 13. Jh. 3.3 Neuzeitliche Entwicklung um bis zu 2 m zurückzuführen. In der ersten Hälfte des 19. Jh. kam es durch neue Anbau- Verbesserte Produktionsinstrumente und die steigende Pro- methoden, verbesserte Düngewirtschaft und den allmäh- duktivität der Landwirtschaft führten zu einer zunehmen- lichen Einsatz landwirtschaftlicher Großgeräte (z. B. den Trennung von handwerklicher und agrarischer Produk- Dampfpflug) zu erheblichen Produktionssteigerungen. tion. In diese Zeit fallen auch die Stadtgründungen von Es konnte sogar exportiert werden. Röbel und Waren (Müritz) als wirtschaftliche Zentren des Handwerks und des Handels. Neben der Landwirtschaft Als wichtigste Handelsstra§e wurde 1798 die Elde Ð war die Fischerei im gewässerreichen Müritzgebiet eine Ð Wasserstra§e ausgebaut und 1837 der Bolter Kanal wichtige Lebensgrundlage für die Bevölkerung. fertiggestellt. Durch diese Ma§nahmen sank der Wasser- spiegel der Müritz um ca. 2 Meter. Der Warener Hafen Der Prozess des mit der Ostexpansion begonnenen wirt- wurde zu einem für Mecklenburg bedeutsamen Waren- schaftlichen Aufschwungs und des Siedlungsausbaus umschlagplatz. setzte sich bis in die zweite Hälfte des 14. Jh. fort. Abgelöst wurde er von einer durch Pestepidemien, 1879 erhielt Waren (Müritz) den ersten Eisenbahn- Missernten und Viehseuchen hervorgerufenen, schweren anschluss. Wichtige Handelsstra§en liefen in Ost-West- Wüstungsphase. Kalte niederschlagsreiche Klimaperioden, Richtung vom Rhein über Havelberg und Burg Wesenberg die allgemein zu einem deutlichen Seespiegelanstieg und bis nach Stettin und in Nord-Süd-Richtung von Rostock damit zur Vernässung angrenzender oder tiefliegender über Waren (Müritz), Zierke und Lychen bis zur Donau. Grünland- bzw. Ackerflächen führten, verschlechterten die Bereits im Mittelalter kam der alten Salzstra§e, von Situation zusätzlich. Malchin über Pieverstorf, Templin und weiter zur Oder verlaufend, gro§e Bedeutung zu. Wichtig für das Gebiet Die Mehrzahl der Bauern war bis in das 16. Jh. hinein um Serrahn war in dem Zusammenhang die Goldenbaumer persönlich freigeblieben. Sie hatten das Erbrecht und die Landstra§e, die von Strelitz nach Feldberg führte. Zahlung der Erbpacht war die Regel. So fand der Bauern- krieg in Mecklenburg kein Echo. Die kirchliche Refor- Die 1821 in Kraft getretene Aufhebung der Leibeigen- mation fand dagegen schnell viele Anhänger. 1549 wurde schaft verbesserte die Lage der Landarbeiter kaum. Die in Mecklenburg die evangelisch-lutherische Kirche nach 1848 anhaltenden schlechten sozialen Verhältnisse offiziell gegründet. veranlassten eine gro§e Zahl von Mecklenburgern zur Auswanderung. Um die Auswirkungen dieser Landflucht Die schwersten Verwüstungen seiner Geschichte erlebte auszugleichen, wurden verstärkt ausländische Schnitter das Müritzgebiet wohl in der zweiten Hälfte des Dreißig- angeworben. Noch heute sind die ehemaligen Schnitter- jährigen Krieges (1618-1648). Mehrfach zogen verschie- kasernen erkennbar. dene Heere plündernd und mordend durch Mecklenburg. Nach der Reichsgründung von 1871 konnten in Mecklen- Die Bevölkerung Mecklenburgs hatte durch Hunger, Pest burg die Gro§grundbesitzer, denen etwa 60% der landwirt- und Kämpfe von ca. 300.000 vor dem Krieg auf schaftlichen Nutzflächen gehörten, ihre Machtposition 40 Ð 50.000 am Kriegsende abgenommen. weiter festigen. Die Städte erlebten zu dieser Zeit einen starken wirtschaftlichen Aufschwung. Nach dem Dreißigjährigen Krieg setzte in großem Umfang Um die Jahrhundertwende wurde das Müritzgebiet als das sogenannte Bauernlegen ein, d.h. die Konfiszierung beliebtes Ausflugs- und Erholungsgebiet entdeckt. des bäuerlichen Grundbesitzes durch die Gutsherren. Die Bauern gerieten dadurch in eine direkte Abhängigkeit von Bereits in den 20er Jahren wurden erste Bemühungen ihrem Gutsherrn. An der Wende vom 18. zum 19. Jh. hatte unternommen, das östliche Müritzufer unter Naturschutz

9 zu stellen. Auf Initiative des Warener Beauftragten für Sie sind wesentliche Elemente der Landschaft und des Naturschutz, Karl Bartels, wurde 1931 ein kleines (280 ha) Landschaftsbildes und vermitteln regionale und lokale Naturschutzgebiet „Müritzhof“ gegründet. Identität (TÄNZER 1994). Dadurch beeinflussen sie auch die Erlebnisqualität des Betrachters. Die Schutzbemühungen wurden allerdings den Jagdinter- Die heutige Siedlungsstruktur entstand in ihren Gründun- essen des Leipziger Verlegers Dr. Herrmann nachgeordnet. gen bereits im 12. Ð 14. Jh. Im folgenden soll ein kurzer Dieser hatte zwischen 1927 und 1930 die Rittergüter Fede- Abriss zur historischen Siedlungsentwicklung gegeben row, Schwarzenhof und Speck gekauft und ein großzügi- werden. ges Jagdgatter errichten lassen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden durch die am Stadt Waren (Müritz) 05. September 1945 beschlossene Bodenreform im Kreis Waren insgesamt 51 Güter enteignet. Die einzelbäuerlichen Die Stadtgründung Warens wird um das Jahr 1260 ver- Betriebe existierten ca. 6 Jahre lang, bevor 1952 die DDR mutet. Die Erstansiedlung fand rund um die Georgenkirche mit der Bildung großflächiger Landwirtschaftlicher Produk- und einen Marktplatz statt. Der rechtwinklige Verlauf der tionsgenossenschaften (LPG) begann. Diese spezialisierten Straßen deutet auf eine planmäßige Stadtanlage hin. Später sich auf eine industriemäßige Pflanzen- und Tierproduktion. verschmolz der Gründungskern mit einer zweiten Ansied- Dadurch entstanden riesige Ackerschläge, die der Boden- lung rund um eine Burg. 1699 fand der letzte der zahlrei- erosion Vorschub leisteten. Mit dem Ziel, jeden Quadratme- chen Großbrände statt, nach denen die Stadt völlig neu ter maximal zu nutzen, erlebte die Melioration (Entwäs- aufgebaut werden musste. Die Verkehrslösung und Umge- serung) landwirtschaftlicher Flächen ihren Höhepunkt. staltung in den 1970er Jahren veränderte das Aussehen der Stadt zum Teil grundlegend. Um die Jahrhundertwende 1949 wurde wiederum auf Antrag von Karl Bartels das war Waren noch ein kleines Landstädtchen mit rund 1.000 Naturschutzgebiet „Ostufer der Müritz“ gegründet, das in Sommerurlaubern Ð heute ist es ein Urlaubszentrum mit der DDR mit ca. 5.000 ha das Größte seiner Art war. 1952 jährlich zehntausenden Besuchern. kam es zur Gründung des Naturschutzgebietes „Serrahn”. 1954 wurde die „Zentrale Lehrstätte für Naturschutz Müritzhof“ als erste Einrichtung dieser Art in Mitteleuropa Gemeinde Kargow gegründet. Kargow Oberdorf ist ein ehemaliges Gutsdorf (Entstehung Ab 1970 nahm die Staatsjagd 80 % der Waldflächen des im 17./18. Jahrhundert) und entspricht in der Anlage einem Kreises Waren für sich in Anspruch, darunter auch nahezu Stra§endorf mit angerartiger Erweiterung im Gutsbereich. das ganze Naturschutzgebiet „Ostufer der Müritz”. 1986 wurde auch das Naturschutzgebiet „Serrahn” Teil eines Kargow Unterdorf wird im 13. Jahrhundert erstmals Sonderjagdgebietes. Diese Bereiche waren für die urkundlich erwähnt. Das ehemalige Bauerndorf ist als Öffentlichkeit größtenteils gesperrt. Erklärtes Ziel war die Haufensiedlung angelegt und besitzt eine Feldstein- Produktion einer möglichst hohen Geweihmasse, wofür Kirche. Die Wohnbebauung befindet sich noch weitgehend große Futterplätze, Wildäcker und besondere Wildgatter im ursprünglichen Zustand. angelegt wurden. Damerow wurde als einst wüste Dorfstelle im 17. Jahrhun- Im November 1989 vollzog sich in der DDR die politische dert wiederbesiedelt. Es ist eine Streusiedlung mit Einzel- Wende, die am 3. Oktober 1990 zur Wiedervereinigung gehöften. führte. Federow wird 1289 erstmals urkundlich erwähnt. Die Einer Bürgerinitiative ist es zu verdanken, dass das ehema- Dorfanlage entspricht einem Gutsdorf mit Katenbebauung, lige Staatsjagdgebiet und weitere Gebiete am 1. Oktober das ehemalige Gutshaus besitzt eine Parkanlage. Im Ort 1990 durch Beschluss des Ministerrates der DDR vom befinden sich die Gebäude einer ehemaligen Brennerei, 12.09.1990 zum „Müritz-Nationalpark” erklärt wurden sowie eine Kirche mit Friedhof. (nach MUNDT, RIECHERS 1994). Schwarzenhof entwickelte sich im 19. Jahrhundert aus einem Einzelgehöft zu einer Waldarbeiter-/Bauernsied- 3.4 Siedlungsentwicklung lung. Die Dorfanlage entspricht einem Stra§endorf. Zu Zeiten der Staatsjagd erfolgte eine unangepa§te bauliche Wie bereits erwähnt, stehen die (z. T. vom Nationalpark Erweiterung. umschlossenen) Ortschaften in einem engen Wechsel- verhältnis zum Nationalpark. Rehhof ist ein Einzelgehöft (Entstehung 1811).

10 Speck wird 1274 erstmals urkundlich erwähnt. Es handelt Zartwitz wird 1374 erstmals urkundlich erwähnt und ist sich um ein ehemaliges Gutsdorf und entspricht in der An- ein ehemaliges Gut. lage einem Stra§endorf. Das Jagdschloss mit Parkanlage wurde in den drei§iger Jahren erbaut. Zartwitzer Hütte entstand 1790 als Glashütte. Wie Amalienhof war es ein kleinerer Wohnplatz.

Gemeinde Ankershagen

Ankershagen wird erstmals im 13. Jahrhundert urkundlich Stadt Neustrelitz erwähnt. Es ist ein ehemaliges Gutsdorf und entspricht in der Anlage einem Stra§enangerdorf. Auf dem Dorfanger Die Geschichte der Stadt ist eng verknüpft mit der des befindet sich die Kirche. Das Gutshaus besitzt eine Park- 1931 eingemeindeten Strelitz, welches 1278 erstmals anlage. Im ehemaligen Pfarrhaus befindet sich das Schlie- urkundlich erwähnt wird. 1701 wurde Strelitz mann-Museum. Residenzstadt des Herzogtums Mecklenburg-Strelitz. Die Residenz ging später nach Neustrelitz, auf Grund der Friedrichsfelde entstand 1794 durch Teilung des Gutes günstigen Lange am Knotenpunkt vieler Straßen ließen Ankershagen. Es handelt sich um ein Stra§endorf mit sich in der Folge jedoch zahlreiche Kaufleute weiter in seitlich angelagertem Gut und Parkanlage. Strelitz nieder.

Bocksee war ursprünglich ein Einzelgehöft, im 19. Jahr- Neustrelitz wurde 1733 auf einen Aufruf des damaligen hundert entwickelte sich Bocksee zu einem Gutsdorf und Herzogs hin gegründet. Die Stadtanlage basiert auf einer entspricht in der Anlage einem Stra§endorf. Durch ver- italienischen Idealstadt-Vorlage des 16. Jahrhunderts. schiedene Bebauungen in jüngerer Zeit entstand eine sehr Nicht das Schloss sondern der Marktplatz bildet den heterogene Ortsstruktur. Mittelpunkt, von dem die Stra§en als achtstrahliger Stern abgehen. Die Herzöge behielten lange die Verfügungs- Bornhof entwickelte sich mit der Teilung des Gutes gewalt über Neustrelitz, bis 1912 gab es keine eigene Ankershagen Ende des 18. Jahrhunderts zu einem Au§en- Stadtverfassung. Zunächst wurde es überwiegend dem Hof gut. Es handelt sich um einen Wohnplatz in Gehöftform. verbundenen Personen gestattet, sich in der Handwerker- und Beamtenstadt anzusiedeln. Von 1918 bis 1933 war Neustrelitz Hauptstadt des Freistaates Mecklenburg- Gemeinde Groß Dratow Strelitz. 1945 wurde es fast vollständig zerstört und nach dem Zweiten Weltkrieg neu gestaltet. 1952 wurde es Groß Dratow wird 1284 erstmals urkundlich erwähnt. Es Kreisstadt. ist ein ehemaliges Gutsdorf und entspricht in der Anlage einem Stra§endorf. Die Gutsanlage ist nur noch in Resten Fürstensee entstand Ende des 18. Jahrhunderts und wurde erhalten. In der Ortsmitte befinden sich die Kirche mit als Angerdorf angelegt. dem Friedhof und die ehemalige Schmiede. Langhagen ist eine ehemalige Revierförsterei. In jüngerer Klein Dratow entstand vermutlich als Gutsdorf im Zeit wurden einige Bungalows errichtet. 18. Jahrhundert und ist als Stra§endorf angelegt. Prälank wird 1726 als Dominaldorf des Amtes Neustrelitz Schwastorf wird Ende des 13. Jahrhunderts erstmals urkund- genannt und ist bis heute ein kleiner Wohnplatz geblieben. lich erwähnt. Es ist ein ehemaliges Gutsdorf und entspricht in der Anlage einem Stra§endorf mit Ausfallstichen. Die histori- sche Wohngebäudesubstanz ist teilweise ungenutzt. Klockow entwickelte sich im Mittelalter zu einem Sied- Gemeinde lungsplatz im Kreuzungsbereich bedeutender Handels- wege und entspricht in der Anlage einer Streusiedlung. Adamsdorf ist ein ehemaliges Gutsdorf. Die Dorfanlage entspricht einem Stra§endorf mit seitlich angelagertem Gut.

Liepen wird um 1400 erstmals urkundlich erwähnt. Es ist Gemeinde ein ehemaliges Bauerndorf und entspricht in der Anlage einem Rundling. Zwei Gehöftanlagen, darunter die ehema- Boek wird 1273 erstmals urkundlich erwähnt. Es ist ein lige Schule (heute Wohnhaus) und die Kirche sind Reste ehemaliges Gutsdorf und entspricht in der Anlage einem der historischen Bebauung. In jüngerer Zeit wurden eine Stra§endorf. Der Ort besitzt Kirche und Friedhof. Reihe von Bungalows errichtet.

11 Gemeinde Kratzeburg wurde es danach neu errichtet und ist als Angerdorf an- gelegt. Kratzeburg wird Mitte des 13. Jahrhunderts erstmals urkundlich erwähnt. Die Anlage dieses ehemaligen Schillersdorf wird um 1230 erstmals urkundlich erwähnt. Bauerndorfes entspricht einem Angerdorf, daß später Ebenso wie Qualzow wurde es vor dem 2. Weltkrieg bandartig erweitert wurde. Die Kirche und der Friedhof evakuiert und zerstört, danach wieder neu errichtet. befinden sich auf dem Anger. Zietlitz, 1838 errichtet, ist ein kleiner Wohnplatz am Dambeck wird 1257 erstmals urkundlich erwähnt. Es ist Leppinsee. ein ehemaliges Gutsdorf, die Anlage entspricht einem Straßendorf. Südöstlich der Ortslage befindet sich ein Leussow wird erstmals 1270 urkundlich erwähnt. Es ist ein dendrologisch wertvoller Landschaftspark. ehemaliges Bauerndorf und entspricht in der Anlage einem weiträumigen Straßendorf. Pieverstorf wird 1273 erstmals urkundlich erwähnt. Es ist als Stra§endorf angelegt. Vom ehemaligen Gutskomplex sind nur noch Reste erhalten. Gemeinde Userin Dalmsdorf wird 1257 erstmals urkundlich erwähnt. Es blieb über die gesamte Zeit Bauerndorf und stellt ein Userin wird erstmals 1344 urkundlich erwähnt. Es ist ein typisches Stra§endorf dar. Es sind zum Teil gut erhaltene ehemaliges Bauerndorf und ursprünglich als Rundling Dreiseithöfe (Wohngebäude, Stall, Scheune) vorhanden. angelegt.

Granzin wird 1257 erstmals urkundlich erwähnt. Es ist ein Useriner Mühle, 1399 erstmals urkundlich erwähnt, ist ein ehemaliges Bauerndorf und entspricht in der Anlage einem Gebäude der ehemaligen Wassermühle. Die Mühlenanlage Angerdorf, dessen Form bis in die heutige Zeit sehr gut besteht noch, daneben gibt es einige Wohngebäude. erhalten blieb. Auf dem Anger befindet sich die Kirche mit Friedhof. Zwenzow wird 1350 erstmals urkundlich erwähnt, fällt danach aber lange Zeit wüst. 1780 wird es wieder als Granziner Mühle entstand als Wassermühle. Erhalten blieb Büdnerdorf genannt und ist als Straßendorf angelegt. nur das Wohngebäude.

Krienke wird 1416 erstmals urkundlich erwähnt. Es blieb Gemeinde Carpin in seiner Entwicklung stets Bauerndorf und ist als Stra§en- dorf angelegt. Carpin wird erstmals 1393 urkundlich erwähnt. Es ist als Stra§endorf angelegt.

Gemeinde Roggentin Bergfeld wird erstmals 1322 urkundlich erwähnt. Es ist ein ehemaliges Gutsdorf und entspricht in der Anlage einem Roggentin wird 1301 erstmals urkundlich erwähnt. Es Stra§endorf. blieb stets Bauerndorf und ist als Angerdorf mit auf dem Anger befindlicher Kirche angelegt, wurde jedoch in Goldenbaum wird 1393 erstmals urkundlich erwähnt. Es jüngerer Zeit bandartig erweitert. ist ein ehemaliges Gutsdorf, die Anlage entspricht einem Stra§endorf. Babke wird 1266 erstmals urkundlich erwähnt. Das ehe- malige Bauerndorf ist als Stra§endorf mit angerartiger Serrahn wird urkundlich bis ins 15. Jahrhundert erwähnt, Erweiterung im Süden angelegt. Die Kirche mit Friedhof fiel dann aber lange Zeit wüst. Es ist ein kleiner Wohn- grenzt an den Anger. platz. Darüber hinaus befindet sich hier eine Au§enstelle des Nationalparkamtes Müritz. Blankenförde wird 1256 erstmals erwähnt, Kakeldütt 1342. Die beiden früher eigenständigen Orte werden durch die Havel getrennt. Die Anlage entspricht einem Stra§endorf. Die ehemalige Gutsanlage befindet sich in Kakeldütt, eben- Gemeinde Wokuhl so der Friedhof, die Kirche in Blankenförde. Wokuhl wird erstmals 1285 urkundlich erwähnt und ist als Qualzow wird 1270 erstmals urkundlich erwähnt. Nach Angerdorf mit Kirche auf dem Anger angelegt. Die Orts- 56seiner Evakuierung und Zerstörung vor dem 2. Weltkrieg bebauung gliedert sich in zwei Teile (Ober- und Unterdorf).

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Wutschendorf wird erstmals 1393 urkundlich erwähnt. 4 Größe und Flächenanteile Es ist ein ehemaliges Gutsdorf und ein kleiner ländlicher Wohnort mit historischer Wohnbebauung. Der Müritz-Nationalpark hat insgesamt eine Flächengröße von 32.199 ha (322 km2) und besteht aus zwei Teilflächen. Herzwolde wird im 14. Jahrhundert erstmals urkundlich Das westlich gelegene Teilgebiet Müritz ist 25.969 ha erwähnt. Es ist als einseitiges Straßendorf angelegt groß. Seine größte Nord-Süd Ausdehnung beträgt 21 km, (Zeilendorf). Nordwestlich der Ortslage schlie§en sich der seine größte Ost-West Ausdehnung 18 km. Friedhof und eine Bungalowsiedlung an. Das kleinere, weiter östlich gelegene Teilgebiet Serrahn um- Grammertin wird erstmals 1310 urkundlich erwähnt. Es ist fasst ein Areal von 6.230 ha. Dort misst die maximale Nord- ein ehemaliges Gutsdorf und entspricht in der Anlage Süd Ausdehnung 8 km und die Ost-West Ausdehnung 12 km. einem Stra§endorf. Die Fläche des Nationalparks ist gemäß der Nationalpark- verordnung in drei verschiedene Zonen unterteilt (vgl. Karte 3). Danach gehören 9.320 ha (29 %) der Kernzone, 890 ha Gemeinde Grünow (3 %) der Pflegezone und 21.990 ha (68 %) der Entwicklungszone an. Grünow wird erstmals 1337 urkundlich erwähnt. Es ist ein ehemaliges Bauerndorf und als langgestrecktes Angerdorf angelegt. Kirche und Friedhof befinden sich auf dem Anger.

5 Verwaltungsgliederung Gemeinde Dolgen Die Kommunalverwaltung im Schutzgebiet setzt sich wie Koldenhof wird 1353 erstmals urkundlich erwähnt. Es ist folgt zusammen (vgl. Textkarte 2): ein ehemaliges Bauerndorf und entspricht in der Anlage einem Stra§endorf. 1. Landkreis Müritz 1.1 Stadt Waren (Müritz) Triepkendorf wird 1393 erstmals urkundlich erwähnt. 1.2. Amt Waren Land mit den Gemeinden Früher als Angerdorf angelegt, ähnelt es heute mehr einem 1.2.1 Kargow Stra§endorf. Die Wohnbebauung besteht hauptsächlich aus 1.2.2 Gro§ Dratow historischen Gebäuden. 1.3 Amt mit den Gemeinden 1.3.1 Möllenhagen Gnewitz wird 1295 erstmals urkundlich erwähnt. Es ist ein 1.3.2 Ankershagen kleiner, als Streusiedlung angelegter Wohnplatz. 1.4 Amt Rechlin mit der Gemeinde 1.4.1 Rechlin Labee wird 1393 erstmals urkundlich erwähnt, fällt kurze Zeit 2. Landkreis Mecklenburg-Strelitz danach aber wüst. Ab 1635 ist es wieder Pachtbauernhof. 2.1 Stadt Neustrelitz Labee ist heute ein kleiner Wohnplatz mit wenigen Häusern. 2.2 Amt Neustrelitz Land mit den Gemeinden 2.2.1 Kratzeburg Waldsee ist eine dreigeteilte Streusiedlung. Der historische Wohn- 2.2.2 Klein Vielen gebäudebestand befindet sich an der Südspitze des Schulzensees. 2.2.3 Userin Das um 1900 errichtete und im Laufe der Zeit umgebaute und 2.2.4 Wokuhl Ð Dabelow mit verschiedenen Nebengebäuden erweiterte Schloss wird als 2.2.5 Carpin Pension, Restaurant und Cafe genutzt. 2.2.6 Grünow 2.3 Gemeinde Feldberger Seenlandschaft (Feldberg, Dolgen, Lüttenhagen) Gemeinde Rödlin-Thurow 2.4 Amt Wesenberg mit der Stadt 2.4.1 Wesenberg Zinow wird 1349 erstmals urkundlich erwähnt und fiel im 2.5 Amt Mirow mit der Gemeinde Dreißigjährigen Krieg wüst. Heute besteht es aus Unter- 2.5.1 Roggentin dorf (Revierförsterei) und Oberdorf. Es handelt sich um eine Streusiedlung mit Einzelgehöften. Die Flächenanteile der Landkreise und Gemeinden inner- halb des Müritz - Nationalparks sind in Tabelle 1 dargestellt. Somit gehören 60 % der Nationalparkfläche zum Landkreis Mecklenburg-Strelitz und 40 % zum Landkreis Müritz.

13 Tabelle 1: Flächenanteile der Landkreise und Gemeinden im Nationalpark

*HPHLQGH *HPHLQGH )OlFKHQDQWHLO )OlFKHQDQWHLO /DQGNUHLV /DQGNUHLV ÁlFKH KD KD  0ULW] 0HFNOHQEXUJ 6WUHOLW] :DUHQ 0ULW]    ; .DUJRZ    ; 0|OOHQKDJHQ    ; $QNHUVKDJHQ    ; *UR‰'UDWRZ    ; 5HFKOLQ    ; 1HXVWUHOLW]    ; .UDW]HEXUJ    ; .OHLQ9LHOHQ    ; 8VHULQ    ; :RNXKO'DEHORZ    ; &DUSLQ    ; *UQRZ    ; )HOGEHUJHU    ; 6HHQODQGVFKDIW :HVHQEHUJ   ; 5RJJHQWLQ    ; 6XPPHKD     

Quelle: * Statistisches Landesamt M-V sowie Angaben der Gemeinden, **Katasterämter Waren (Müritz)/Neustrelitz

6 Naturräumliche Gliederung nördlichen (Pommerschen) und südlichen (Frankfurter) Hauptendmoränenzug der Weichselkaltzeit, die etwa im Der Müritz-Nationalpark ist biogeografisch wie folgt Abstand von 20-30 km parallel zueinander verlaufen. einzuordnen: Global gehört der Nationalpark gemäß dem System der Auf Landesebene wird die Mecklenburgische Seenplatte ãTerrestrischen biogeographischen Reiche“ (UDVARDY naturräumlich wie folgt hierarchisch weiter untergliedert 1975) dem „Paläarktischen Reich“ und innerhalb diesem (HURTIG 1957, KLAFS & STÜBS 1987, IWU 1995), der biogeographischen Provinz ãMittel- und Osteuro- wobei nur diejenigen naturräumlichen Einheiten auf- päische Wälder“ an und ist durch den Biomtyp „Sommer- gezählt sind, an denen der Müritz-Nationalpark Anteile hat: grüne Laubwälder, -gebüsche und subpolare Strauch- formationen“ typisiert. Nach dieser Klassifikation ergibt ¥ Landschaftszonen sich die Code Ð Nr. 2.11.3. + Gro§landschaften Ð Landschaftseinheiten Auf europäischer bzw. bundesweiter Ebene kann den biogeographischen Regionen und naturräumlichen ¥ Höhenrücken und Seenplatte Haupteinheiten nach SSYMANK (1994) zufolge der + Mecklenburger Gro§seenlandschaft Nationalpark in die „kontinentale (mitteleuropäische) – Großseenland mit Müritz, Kölpin- und Fleesensee Region“ bzw. in die naturräumliche Haupteinheit D04- + Neustrelitzer Kleinseenland ãMecklenburgische Seenplatte“ eingeordnet werden. Die Zuordnung zur kontinentalen (mitteleuropäischen) ¥ Rückland der Seenplatte Region wird auch bei der Anwendung der FLORA- + Oberes Tollensegebiet FAUNA-HABITAT-RICHTLINIE (FFH) der Euro- Ð Kuppiges Tollensegebiet mit Werder päischen Union zugrunde gelegt (vgl. Kap. III/2.1.1). Der Nationalpark befindet sich im nordostdeutschen Tief- Demnach ist das Nationalparkgebiet überwiegend der land östlich der Müritz. Im letzten Abschnitt der Landschaftszone „Höhenrücken und Seenplatte“ und darin Erdgeschichte (Quartär) wurden hier oberflächlich teilweise zur Gro§landschaft ãMecklenburger Gro§seen- Lockersedimente abgelagert. Das vor allem durch die landschaft“ und teilweise zur Großlandschaft „Neustre- letzte Eiszeit geprägte Gebiet befindet sich zwischen dem litzer Kleinseenland“ zugeordnet.

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Landschaftszone „Höhenrücken und Seenplatte” Die Sanderebenen, von Schmelzwasserabflussbahnen unterbrochen, tragen dagegen ausgedehnte Kiefernforsten. Dieser Höhenrücken hebt sich im Bereich des Müritz- Nationalparks deutlich von seiner Umgebung ab. Den nordöstlichen Anschluss bildet der stärker landwirt- Landschaftszone „Rückland der Seenplatte“ schaftlich genutzte und waldarme Bereich der Grund- moränen und Gletscherzungenbecken, während im Süden Der nordöstliche Teil des Teilgebietes Serrahn ragt bereits eine ausgedehnte Sanderebene mit Binnendünen und tief in die Landschaftszone „Rückland der Seenplatte“ mit eingeschnittenen Schmelzwasserabflussbahnen angrenzt. ihrer Gro§landschaft ãOberes Tollensegebiet“ und deren Landschaftseinheit ãKuppiges Tollensegebiet mit Werder” Der Müritz-Nationalpark erstreckt sich dabei im wesent- hinein. lichen über zwei Großlandschaften, dem „Neustrelitzer Kleinseenland” im Osten und der „Mecklenburger Die weitere naturräumliche Untergliederung innerhalb der o. Großseenlandschaft“ mit ihrer Landschaftseinheit a. Einheiten ist in Textkarte 3 dargestellt. Wesentliche Krite- „Großseenland mit Müritz, Kölpin- und Fleesensee” in rien dieser Untergliederung sind die Substrat- und Hydro- den der Müritz nahen Bereichen. morphieverhältnisse sowie deren Genese (IWU 1996). Zu dieser Landschaftseinheit, die auch als „Obere Seen” bezeichnet wird, gehören die 117 km2 große Müritz, die Danach gehört der ganz überwiegende Teil der National- Specker Seen und der Rederangsee. Im Bereich des parkfläche dem Naturraumtyp „Schmelzwasserbildung“ an. Nationalparks ist insbesondere das Ostufer der Müritz mit seinen ausgedehnten Moorbereichen, subrezenten Kliffen Ebenfalls großflächig tritt der Naturraumtyp „holozäne und Strandwällen Teil dieser Naturraumeinheit. Als Moorbildung“ auf. Fließgewässer einschließlich der morphogenetische Besonderheit ist das gehäufte Auftreten Rinnenseen werden diesem Typ zugeordnet, da sie in der von postglazialen Binnendünen südlich der Specker Seen Regel von vermoorten Talungen begleitet werden, die den zu erwähnen. flächenmäßig größten Anteil einnehmen. Diesem Natur- raumtyp gehören die Havelniederung (vom Käbelicksee Die Großlandschaft „Neustrelitzer Kleinseenland“ ist bis einschließlich Görtowsee) und das Gebiet um durch einen kleinflächigen Wechsel der glazialen Serie mit Woterfitz- und Caarpsee an. unterschiedlichen Landschaftselementen gekennzeichnet. Neben Stauchendmoränen, die insbesondere im Teilgebiet Darüber hinaus werden größere Gewässer (z.B. Seen ab Serrahn dominieren und erhebliche Höhenunterschiede 500 ha) als eigene Naturräume ausgewiesen. Dabei wird aufweisen, sind vorgelagerte Sander und mesotrophe zwischen geschichteten und ungeschichteten Gewässern Rinnenseen für diese Naturraumeinheit charakteristisch. unterschieden. Im Müritz-Nationalpark bildet nur der So bildet der Hirschberg (143,5 m HN) bei Grünow im Useriner See, einschlie§lich Krams- und Zierzsee einen Bereich des Strelitzer Bogens die höchste Erhebung des solchen eigenen Naturraum. Gebietes. Im Teilgebiet Müritz kommen südlich des Woterfitzsees mit 58,5 m HN die niedrigsten Gelände- Flächenmäßig untergeordnet treten die Naturraumtypen höhen im Nationalpark vor. Im Bereich des Strelitzer „Äolische Bildung“ (Teilgebiet Müritz) sowie „Grund- Endmoränenbogens stocken ausgedehnte Buchenwälder. moräne“ und „Endmoräne“ (Teilgebiet Serrahn) auf.

15 III Planungen, Gesetze und Richtlinien

1 Gesamtplanung In den Vorranggebieten ist dem Naturschutz Vorrang vor anderen Nutzungen einzuräumen; alle raumbedeut- 1.1 Erstes Landesraumordnungsprogramm M-V samen Planungen und Maßnahmen müssen mit den Zielen des Naturschutzes vereinbar sein. In den Vorsorge- Im Ersten Landesraumordnungsprogramm (LROP) M-V räumen sind alle raumbedeutsamen Planungen und Maß- (WIRTSCHAFTSMINISTERIUM M-V 1993) werden u.a. nahmen so abzustimmen, dass diese Gebiete hinsichtlich folgende für das Gebiet des Müritz-Nationalparks bzw. ihrer besonderen Bedeutung für Naturschutz und Land- seine angrenzenden Bereiche relevante Ziele bestimmt: schaftspflege möglichst nicht beeinträchtigt werden.

Gemäß der Richtlinie des Ministeriums für Bau, Landes- Überfachliche Ziele entwicklung und Umwelt M-V in der Fassung vom 14. Juli 1995 zur Ausarbeitung und Aufstellung Regionaler Raum- ¥ Das Gebiet des Müritz-Nationalparks ist der Raum- ordnungsprogramme in Mecklenburg-Vorpommern können kategorie „Ländliche Räume” zu zuordnen. nach raumordnerischer Abwägung weitere Flächen des Ländliche Räume sind als gleichwertiger und Nationalparks als Vorranggebiete dargestellt werden. eigenständiger Lebensraum unter Wahrung der ländlichen und landschaftstypischen Eigenarten zu ¥ Der Nordwestteil des Müritz-Nationalparks wird von entwickeln. einem ãVorsorgeraum Trinkwassersicherung” überlagert.

¥ Als „zentrale Orte“ sind in der Nationalparkregion In ãVorsorgeräumen Trinkwassersicherung” sind alle folgende Städte ausgewiesen: raumbedeutsamen Planungen und Ma§nahmen so abzu- Neubrandenburg Oberzentrum stimmen, dass diese Gebiete in ihrer besonderen Bedeu- Waren (Müritz) Mittelzentrum tung für den Trinkwasserschutz möglichst nicht beein- Neustrelitz Mittelzentrum trächtigt werden.

Das Gebiet des Müritz-Nationalparks lässt sich den ¥ Die Flächen des Nationalparks, die nicht„Vorranggebie- jeweiligen Einzugsbereichen der zentralen Orte zuordnen. te Naturschutz und Landschaftspflege” sind, sind als „Raum mit besonderer natürlicher Eignung für Frem- ¥ Als die Nationalparkregion betreffende überregionale denverkehr und Erholung” ausgewiesen. Achsen werden festgelegt: (Hamburg) Ð Boizenburg/Hagenow/Ludwigslust Ð Dieser Raum soll möglichst weder durch andere Nutzung- Parchim Ð Waren (Müritz) – Neubrandenburg en noch durch die Erholungsnutzung selbst beeinträchtigt (Wittstock) Ð Neustrelitz/Neubrandenburg werden. (Skandinavien/Baltikum) Ð Sa§nitz Ð Greifswald/ Ð Neubrandenburg Ð Neustrelitz Ð (Berlin) ¥ Für die durch den Westteil (Teilgebiet Müritz) des Nationalparks verlaufende Bahntrasse ist eine Einbezie- In den Achsen vollzieht sich der Leistungsaustausch hung in das IC-Netz der Deutschen Bahn AG geplant. zwischen den Teilräumen bzw. Städten des Landes. Die davon ausgehenden Entwicklungsimpulse sollen vor ¥ Schutzgebiete sollen, soweit dies der Schutzzweck allem in den im Zuge der Achsen liegenden zentralen erlaubt, der Allgemeinheit zugänglich gemacht und für Orten wirksam werden, damit aber zugleich deren die naturkundliche Information der Öffentlichkeit Umland stärken. genutzt werden.

Fachliche Ziele 1.2 Regionales Raumordnungsprogramm

¥ Die Kernzonen des Müritz-Nationalparks sind als Der Müritz-Nationalpark befindet sich in der Planungs- ãVorranggebiete für Naturschutz und Landschafts- region 4 ãMecklenburgische Seenplatte“. Für diese Pla- pflege” ausgewiesen. Die übrigen Flächen sowie die nungsregion liegt das Regionale Raumordnungsprogramm meisten Flächen des Nationalparkvorfeldes sind als (RROP) in der Endfassung seit 1998 vor. Das RROP ãVorsorgeräume für Naturschutz und Landschafts- enthält folgende für das Gebiet des Müritz-Nationalparks pflege“ ausgewiesen. bzw. seine angrenzenden Bereiche relevante Ziele:

16 Überfachliche Ziele der berührten Gemeinden im Sinne der Eigenentwicklung nicht behindern.“ ¥ Als „zentrale Orte“ sind in der Nationalparkregion folgende Orte ausgewiesen: ¥ Im Nationalparkvorfeld sind die Bereiche um den Serrahner Nationalparkteil, südlich der Lieps, bei Waren (Müritz) Mittelzentrum Prälank, bei Klein Quassow und südlich von Neustrelitz Mittelzentrum Wesenberg, zwischen Boek und Mirow sowie südlich Röbel Unterzentrum von Mirow, südlich von Rechlin, westlich der Müritz, Mirow Unterzentrum einige Flächen um Waren (Müritz) sowie weitere kleine Wesenberg ländlicher Zentralort Flächen als „Vorsorgeräume Naturschutz und Rechlin ländlicher Zentralort Landschaftspflege“ dargestellt. Feldberg ländlicher Zentralort Blankensee ländlicher Zentralort In Vorsorgeräumen Naturschutz und Landschaftspflege ländlicher Zentralort sind alle raumbedeutsamen Planungen und Ma§nahmen so Möllenhagen ländlicher Zentralort abzuwägen und abzustimmen, dass diese Räume in ihrer hervorgehobenen Bedeutung für Naturschutz und Das Gebiet des Müritz-Nationalparks lässt sich den Landschaftspflege und die landschaftsbezogene Erholung jeweiligen Einzugsgebieten der zentralen Orte zuordnen. möglichst nicht beeinträchtigt werden.

¥ Als die Nationalparkregion betreffende innerregionale Zur Siedlungsentwicklung werden folgende Aussagen Achse wird festgelegt: getroffen: Neustrelitz Ð Ð (Pasewalk) ¥ ãIn den Gemeinden, die nicht als zentrale Orte Innerregionale Achsen sollen das Netz der überregionalen ausgewiesen sind, ist die Siedlungstätigkeit an deren Achsen ergänzen und unter Nutzung der vorhandenen und eigener Entwicklung zu orientieren.“ auszubauenden Bandinfrastruktur insbesondere zur Entwicklung des ländlichen Raumes der Region beitragen. Die überwiegende Siedlungstätigkeit soll sich am vorhandenen Siedlungsbestand orientieren. Dabei sind neue Standorte im Zuge der baulichen Entwicklung des Fachliche Ziele Ortes unter Beachtung der jeweils spezifischen Siedlungs- form und -funktion sowie unter ökologischen Aspekten ¥ Das Gebiet des Müritz-Nationalparks ist im RROP behutsam in bzw. an den Bestand zu integrieren. Die insgesamt als ãVorranggebiet für Naturschutz und Entstehung neuer und die Erweiterung vorhandener Landschaftspflege“ dargestellt. Splittersiedlungen und Streubebauungen sind zu vermeiden. In Vorranggebieten Naturschutz und Landschaftspflege ist dem Naturschutz Vorrang vor anderen Nutzungen einzu- Zum Tourismus werden folgnde Aussagen getroffen: räumen. Alle raumbedeutsamen Planungen und Ma§nah- men müssen mit den Zielen des Naturschutzes vereinbar ¥ Im Nationalparkvorfeld sind um Waren (Müritz), sein. Neustrelitz und in der Kleinseenplatte Tourismusschwer- punkträume und ansonsten überwiegend Tourismus- In der Begründung dazu heißt es: entwicklungsräume dargestellt und letztere z. T. als ãTourismusräume im Bereich der Naturparke“ bzw. „Der Müritz-Nationalpark besteht aus den zwei Teilflächen als ãTourismusräume im Bereich der historischen Müritz und Serrahn. Er stellt aufgrund seiner weitgehend Kulturlandschaften“ spezifiziert. ursprünglichen natürlichen Ausstattung mit einzigartigen Biotopen, insbesondere den Gewässer-, Wald- und Grün- In den ãTourismusschwerpunkträumen“ kommt der Touris- landkomplexen, sowie mit einer Vielfalt an standort- musentwicklung besondere wirtschaftliche Bedeutung zu. typischen und gefährdeten Tier- und Pflanzenarten auf Entsprechend haben in den Tourismusschwerpunkträumen einer Gesamtfläche von 319 km2 ein herausragendes Gro§- Belange des Tourismus gegenüber den Belangen anderer schutzgebiet von internationaler Bedeutung und mit gro§er Wirtschaftszweige besonderes Gewicht. Dabei ist der Imagewirkung für die Region dar. Die weitere Entwick- Tourismus so zu entwickeln und zu ordnen, dass lung regelt sich auf Grund des Nationalparkplanes im landschaftlich und ökologisch sensible Gebiete geschont Sinne integrierter Schutz- und Nutzkonzepte. Die Fest- werden. Vorrangig im Bereich der in den Tourismus- setzung des Nationalparks für eine Vorrangnutzung von schwerpunkträumen liegenden bzw. von ihnen berührten Naturschutz und Landschaftspflege soll die Bauleitplanung Städte und Dörfer soll eine attraktive touristische

17 Infrastruktur ausgebaut werden. Die Städte sollen als Verringerung des motorisierten Individualverkehrs in Fremdenverkehrszentren entwickelt werden. Verbindung mit der Förderung des ÖPNV und des Radver- kehrs, Erhalt großer unzerschnittener und störungsarmer In den ãTourismusentwicklungsräumen“ soll der Landschaftsräume und gezielte Verkehrsberuhigung, unter- Tourismus vorrangig durch die Schaffung von stützt das Verkehrswesen die Erhaltung dieser Umwelt- touristischen Angeboten in bzw. in Anbindung an qualität.“ Siedlungen entwickelt werden. Geeignete Ma§nahmen zur Tourismusentwicklung sollen möglichst zur Erschließung ¥ Im Müritz-Nationalpark sind bei Schwarzenhof, bei und Aufwertung der Landschaft beitragen. Klockow, bei Bornhof und bei Goldenbaumer Mühle ãVorranggebiete für Trinkwassersicherung“ dargestellt. Für den Müritz-Nationalpark selber heißt es: Wasserversorgungsanlagen mit entsprechenden Wasser- ¥ „Der Müritz-Nationalpark soll in seinen ökologisch schutzzonen befinden sich auch bei Kratzeburg, Krienke, weniger sensiblen Bereichen durch geeignete Einrich- Serrahn, Blankenförde, Zwenzow und Carpin. tungen und Formen der Öffentlichkeitsarbeit sowie Besucherlenkung für die ruhige, landschaftsgebundene In ãVorranggebieten Trinkwassersicherung“ müssen alle Erholung und naturkundliche Bildung der Besucher raumbedeutsamen Planungen und Ma§nahmen mit dem erschlossen werden, soweit dies sein Schutzzweck Trinkwasserschutz vereinbar sein. zulässt. Anlagengebundene Erholungseinrichtungen sind nur in den bestehenden, au§erhalb der National- ¥ Im Nordwestteil des Müritz-Nationalparks ist ein parkgrenze liegenden Siedlungsbereichen oder in ãVorsorgeraum für Trinkwassersicherung“ dargestellt. Anbindung daran zulässig. Dabei müssen die touris- tischen Einrichtungen und Angebote der Anliegerge- In ãVorsorgeräumen Trinkwassersicherung“ sollen alle meinden in ihrer Gesamtkapazität und ihrem Zusam- raumbedeutsamen Planungen, Vorhaben und Ma§nah- menwirken mit dem Schutzzweck des Nationalparks men so abgestimmt sein, dass diese Gebiete in ihrer vereinbar sein.“ besonderen Bedeutung für den Trinkwasserschutz nicht beeinträchtigt werden. ¥ Im Verlauf Mirow Ð Granzow Ð Woterfitzsee Ð Caarpsee Ð Bolter Kanal und entlang der Havelstrecke ¥ Im Westteil des Müritz-Nationalparks sind die 110 kV- Kratzeburg Ð Granzin Ð Krienke Ð Babke Ð Blanken- Hochspannungsleitungen Waren (Müritz) - Neustrelitz förde – Userin sind jeweils Wasserwanderwege sowie davon abzweigend in Richtung Osten als Bestand dargestellt. dargestellt.

Gewässerbezogene Tourismusformen, insbesondere das Zur Stabilisierung der Versorgung der Planungsregion Wasserwandern, sind unter Schonung von ökologisch mit Elektroenergie ist u.a. die Rekonstruktion der sensiblen Gewässerbereichen möglichst naturverträglich 110 kV-Leitung Neustrelitz-Waren (Müritz) vorgesehen. zu entwickeln. ¥ Im Westteil des Müritz-Nationalparks sind zwei Zur Verkehrsentwicklung hei§t es: „Konversionsflächen“ dargestellt.

¥ ãBei der Gestaltung der Verkehrsinfrastruktur in der In Räumen mit Sicherungs- und Eignungscharakter Planungsregion ist durch Ma§nahmen zur Verkehrsver- (z. B. Naturschutzvorrangflächen) sollen „Konversions- meidung sowie zur Reduzierung von Lärm und Schad- flächen“ in ihrer weiteren Verwendung den Sicherungs- stoffimmissionen daraufhin zu wirken, dass die und Eignungszielen entsprechen. Umweltbelastungen durch den Verkehr reduziert werden und durch sorgfältige Trassenwahl eine sparsa- 1.3 Bauleitplanung und bauliche Entwicklung me und schonende Flächeninanspruchnahme erfolgt.“ Einen Überblick über den Stand der Aufstellung von In der Begründung dazu heißt es: Flächennutzungsplänen (F-Plänen) in den Gemeinden der Nationalparkregion gibt Tabelle 2. Demnach verfügen nur 9 ãDie Planungsregion zeichnet sich durch eine hohe der Gemeinden über genehmigte F-Pläne, von 23 Umweltqualität aus. Mittels gezielter Maßnahmen zur Gemeinden liegen Entwürfe vor und von 8 Gemeinden Verringerung der Belastungen von Natur und Landschaft liegt weder ein genehmigter F-Plan noch ein Entwurf vor. durch den Verkehr, wie beispielsweise Bündelung des Die meisten Gemeinden haben im Rahmen der Bauleitpla- Verkehrs auf möglichst wenige, aber leistungsfähige nung Bebauungspläne (B-Pläne) erarbeitet. Im Randbereich Trassen mit dem Aufbau eines funktionalen Stra§ennetzes, der Städte konzentrieren sich Wohnbauplanungen.

18 Tabelle 2: Stand der Flächennutzungsplanung in der Nationalparkregion

'EMEINDE & 0LAN 4EIL & 0LAN %NTWURFFàR +EIN& 0LAN GENEHMIGT GENEHMIGT & 0LANVORLIEGEND VORLIEGEND

1RUGWHLO $QNHUVKDJHQ  *UR‰'UDWRZ ; *UR‰3ODVWHQ  *UR‰9LHOHQ  .DUJRZ  .OLQN  0DULKQ ; 0|OOHQKDJHQ  0ROOHQVWRUI  3HQ]OLQ6WDGW  7RUJHORZDP6HH ; :DUHQ 0ULW] 6WDGW  2VWWHLO &DUSLQ  'DEHORZ  )HOGEHUJHU6HHQODQGVFKKDIW *HQHKPLJWH)3OlQHIUGLH2UWVWHLOH1HXIDVVJ(QWZXUI1RY *RGHQGRUI  *UQRZ ; +RKHQ]LHULW]  .OHLQ9LHOHQ  .UDW]HEXUJ  1HXVWUHOLW]6WDGW   5|GOLQ7KXURZ ; 8VHULQ  :RNXKO  6GWHLO %XFKKRO]  'LHPLW]  /lU]  0LURZ6WDGW  3ULERUQ  3ULHSHUW  5HFKOLQ  5RJJHQWLQ  6FKZDU]  :HVHQEHUJ6WDGW  :XVWURZ  :HVWWHLO *RWWKXQ ; /XGRUI ; 5|EHO0ULW]6WDGW  6LHWRZ  9LSSHURZ ;

Quelle: Amt für Raumordnung und Landesplanung Mecklenburgische Seenplatte (2002)

19 Dass hier die Wohnungsbestandszahlen z.T. erheblich und Mirow mit knapp zwei Drittel der rund 3.000 in den gestiegen sind zeigt, dass diese Planungen auch vielfach 90-er Jahren fertiggestellten Wohnbauten. bereits umgesetzt wurden. Die Intensität der Wohnbau- Damit bestanden zum Jahresende 2000 17.612 Wohnge- planungen ist jedoch in den letzten Jahren stark rückläufig bäude mit 42.625 Wohnungen in der Region, von denen und wird vorraussichtlich auch künftig auf niedrigerem sich fast vier Fünftel in Ein- und Zweifamilienhäusern Niveau verlaufen. Das findet auch Ausdruck in der Ent- konzentrieren. Das entspricht dem Landeswert. Die Spann- wicklung der erteilten Baugenehmigungen und der erfolg- breite dieser Anteile der vier Teilgebiete schwankt ten Baufertigstellungen von Wohngebäuden. zwischen 76 % (Osten) und 86 % (Süden).

Konzentrationen der Wohngebäude bestehen in Waren Wohnungsbestandsentwicklung seit 1990: (Müritz), Neustrelitz, Feldberg, Röbel/ Müritz mit mehr als Knapp ein Sechstel der Wohngebäude ist nach 1990 ent- der Hälfte des Bestandes. Der Anzahl der Wohnungen nach standen. Besonders starke Wohnbauaktivität haben die befinden sich zwei Drittel in diesen Kommunen. Gemeinden Schloen, , Userin, Carpin und Klink zu verzeichnen. Hier ist der Anteil dieser Ein weiterer Schwerpunkt der kommunalen Planungen ist Wohnbauten bei über einem Viertel des Gesamtbestandes. die Entwicklung von Gewerbegebieten (vgl. Tab. 3). In den beiden großen Städten Waren (Müritz) und Neustrelitz Niedrige Wohnbautenanteile haben die Gemeinden Buch- konzentriert sich der Gewerbeflächenanteil. Vielfach holz, Gro§ Vielen, Gro§ Dratow, Grünow und Möllenbeck, haben sich bereits Unternehmen und Dienstleister in den die unter der Hälfte des Niveaus der gesamten Region liegen. Gewerbegebieten der Nationalparkregion angesiedelt. Den- Die höchsten absoluten Zahlen haben die Städte Waren noch ist nicht zu übersehen, dass bei den bestehenden Gewer- (Müritz), Neustrelitz, Feldberg, Röbel/Müritz, Wesenberg begebieten noch Ansiedlungspotenziale vorhanden sind.

Tabelle 3: Gewerbliche Bauflächen

)OlFKH *HSODQWH *HPHLQGH *HZHUEHJHELHW KD (UVFKOLH‰XQJ $QVLHGOXQJ :HVHQEHUJHU&KDXVVHH ,QGXVWULH 1HXVWHOLW] %1RUG  HUVFKORVVHQ +DQGZHUN ,QGXVWULH 0LURZ $P:HLQEHUJ  HUVFKORVVHQ +DQGZHUN 1HXVWUHOLW] *HZHUEHSDUN2VW  HUVFKORVVHQ 3URG*HZHUEH +DQGZHUN 1HXVWUHOLW] 6LHGOXQJ.DONKRUVW%6G  HUVFKORVVHQ 'LHQVWOHLVWXQJ +DQGZHUN :HVHQEHUJ $P'URVHGRZHU:HJ  HUVFKORVVHQ 'LHQVWOHLVWXQJ *HZHUEH0LVFKJHELHW 'LHQVWOHLVWXQJ $P+HL]NUDIWZHUN6FKZDU]HU )UHL]HLWEHUHLFK 1HXVWUHOLW] :HJ  HUVFKORVVHQ +DQGZHUN 3URG*HZHUEH :HVHQEHUJ $P3XPS  HUVFKORVVHQ 'LHQVWOHLVWXQJ :DUHQ 0ULW] :DUHQ:HVW*(0,  HUVFKORVVHQ N$ +DQGZHUN :DUHQ 0ULW] :DUHQ2VW  HUVFKORVVHQ 'LHQVWOHLVWXQJ *HZHUEH /lU]0ULW]IOXJSODW]5HFKOLQ/lU]  SHULSKHUHUVFKORVVHQ ,QGXVWULH 5|EHO0ULW] ,QGXVWULHJHELHW  WHLOHUVFKORVVHQ 3URG*HZHUEH 3URG*HZHUEH 3HQ]OLQ $QGHU%% WHLOZ62  WHLOHUVFKORVVHQ %DX0|EHOPDUNW NHLQH(LQVFKUQDFK 0|OOHQKDJHQ $QGHU%  HUVFKORVVHQ %DX*% 5HFKOLQ 6G  HUVFKORVVHQ 3URG*HZHUEH *UR‰3ODVWHQ 1RUG$QGHU%  WHLOHUVFKORVVHQ +DQGZHUN 6FKORHQ $QGHU%  HUVFKORVVHQ +DQGZHUN Quelle: Amt für Raumordnung und Landesplanung Mecklenburgische Seenplatte (Stand 2002)

20 2 Naturschutz „prioritäre Lebensräume“ bezeichnet, die mit erhöhter Dring- lichkeit zu sichern sind. Die zu schützenden Arten und „prioritären Arten“ sind in Anhang II der Richtlinie 2.1 International aufgeführt.

Sowohl die DDR als auch die Bundesrepublik Deutschland Zur Wiederherstellung und Wahrung eines günstigen waren bzw. sind durch Unterzeichnung von internationalen Erhaltungszustandes der natürlichen Lebensräume und der Vereinbarungen oder Beitritt zu internationalen Organisationen Arten von gemeinschaftlichem Interesse sind besondere internationale Naturschutzverpflichtungen eingegangen. Schutzgebiete auszuweisen. Gebiete, die als solche Als für den Müritz-Nationalpark bedeutende internationale besonderen Schutzgebiete gelten können, werden von den Naturschutzverpflichtungen sind die Vogelschutzrichtlinie einzelnen Mitgliedstaaten vorgeschlagen. und die Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie der Europäischen Gemeinschaft sowie die Ramsar-Konvention zu nennen. Mecklenburg-Vorpommern hat innerhalb des Müritz- Nationalparks die in folgender Tabelle 4 aufgeführten FFH – 2.1.1 Natura 2000 – Gebiete Gebiete nach Art.4 (1) der FFH Ð Richtlinie vorgeschlagen (Stand 14.12.1999). Nach Art. 3 der „Richtlinie zur Erhaltung der natürlichen Über das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Lebensräume sowie der wildlebenden Tiere und Pflanzen” Reaktorsicherheit erfolgte eine Weitergabe des Vorschlags an (92/43/EWG vom 21.05.1992) soll ein kohärentes die EU-Kommission. europäisches ökologisches Netz besonderer Schutzgebiete mit der Bezeichnung „Natura 2000“ errichtet werden. Diese Diese bisher vorgeschlagenen FFH-Gebiete entsprechen mit Richtlinie wird als „Flora – Fauna – Habitat – Richtlinie“ ihren insgesamt 11.158 ha 34,6 % der Fläche des (kurz FFH Ð Richtlinie) bezeichnet und ist das erste Nationalparks. Eine Ergänzung der Gebietsvorschläge ist für umfassende Rahmengesetz der Europäischen Union zum 2003 vorgesehen, sie konnte hier jedoch aus redaktionellen Naturschutz. Gründen nicht mehr berücksichtigt werden.

Das ökologische Netz „Natura 2000“ setzt sich aus den eigentlichen FFH Ð Gebieten (die in der FFH Ð Richtlinie 2.1.2 Ramsar – Konvention näher geregelt werden) und den „Europäischen Vogelschutzgebieten“ zusammen, die aufgrund der Richtlinie Dem „Übereinkommen über Feuchtgebiete, insbesondere als des Europäischen Rates vom 02.04.1979 über die Erhaltung Lebensraum für Wasser- und Watvögel, von internationaler der wildlebenden Vogelarten (79/409/EWG) zu benennen Bedeutung”, das 1971 in der iranischen Stadt Ramsar verein- sind. Für letztere findet auch die Bezeichnung (Special bart wurde, trat die DDR am 30.11.1978 bei. Das gleichzeitig Protection Areas = SPA) Verwendung. als „Feuchtgebiet internationaler Bedeutung” gemeldete rd. 5.000 ha große Naturschutzgebiet „Ostufer der Müritz” liegt vollständig im heutigen Nationalpark. Europäische Vogelschutzgebiete Dieses Gebiet wurde mit der DDR-Naturschutzverordnung vom 18.05.1989 als „Geschütztes Feuchtgebiet” gesichert. Das Land Mecklenburg-Vorpommern kam dieser Nach Artikel 9 des Einigungsvertrages gelten die Bestim- Verpflichtung zur Benennung am 14.12.1992 durch die mungen fort. verbindliche Bezeichnung der Gebiete nach. Danach ist der Müritz-Nationalpark insgesamt als Europäisches Vogelschutzgebiet geschützt. 2.1.3 IUCN – Richtlinien Spezielle Vogelarten sind im Anhang I der Richtlinie aufgeführt und genießen danach vollständigen Schutz. Die Weltnaturschutzorganisation IUCN (The World Con- servation Union) hat 1994 ihre „Richtlinien für Manage- mentkategorien von Schutzgebieten”, darunter auch die für Flora – Fauna – Habitat – Richtlinie Schutzgebiete der Kategorie II „Nationalpark” neu gefasst. Auf dieser Grundlage wurde im Jahr 2000 durch EURO- Die FFH – Richtlinie zielt auf den Schutz von Lebensräumen PARC und IUCN eine spezielle Fassung mit Interpretation sowie Tier- und Pflanzenarten mit gemeinschaftlicher Bedeu- und Anwendung der Management-Kategorien in Europa tung (d.h. mit Bedeutung für das Gebiet der Europäischen herausgegeben, die den für Europa charakteristischen Beson- Union). derheiten (z.B. der weit zurückreichenden Entwicklung der Besiedlung und Landnutzung) Rechnung trägt. Diese Die besonders zu schützenden Lebensräume sind in Anhang I Fassung wurde auch in einer deutschen Übersetzung der Richtlinie aufgeführt. Darüber hinaus werden noch veröffentlicht.

21 Tabelle 4: FFH-Gebiete im Müritz-Nationalpark

&&(n,EBENSRAUMTYPEN%5n#ODE &&(n!RTEN GEMʔ!NHANG)DER&&(n2ICHTLINIE GEMʔ!NHANG))DER&&(n2ICHTLINIE PRIORITÊRE,EBENSRAUMTHYPEN PRIORITÊRE!RTEN &&( 'EBIET.Ru4EILEDES-àRITZ .ATIONALPARKS3ERRAHN h HA %REMIT 4EICHmEDERMAUS -OPSmEDERMAUS 'RO”ES-AUSOHR "IBER &ISCHOTTER +AMMMOLCH 2OTBAUCHUNKE 3TEINBEI”ER 'RO”E-OOSJUNGFER

$/ -OORWÊLDER  /LIGO BISMESOTROPHESTEHENDE'EWÊSSER MIT6EGETATIONDER,ITTORELLETEAUNImORAE UNDODERDER)SOETO .ANOJUNCETEA

 /LIGO BISMESOTROPHEKALKHALTIGE 'EWÊSSERMITBENTHISCHER6EGETATIONAUS !RMLEUCHTERALGEN  .ATàRLICHEEUTROPHE3EENMITEINER 6EGETATIONDES-AGNOPOTAMIONSODER (YDROCHARITIONS  $YSTROPHE3EENUND4EICHE  &EUCHTE(OCHSTAUDENmURENDERPLANAREN UNDMONTANENBISALPINEN3TUFE

 ÃBERGANGS UND3CHWINGRASENMOORE  4ORFMOOR 3CHLENKEN2HYNCHOSPORION

 (AINSIMSEN "UCHENWALD,UZULO &AGETUM  7ALDMEISTERn"UCHENWALD!SPERULO n&AGETUM &&( 'EBIET.Ru4EILEDES-àRITZ .ATIONALPARKSEHEM.3'/STUFERDER-àRITZ h HA 4EICHmEDERMAUS 'RO”ES-AUSOHR &ISCHOTTER +AMMMOLCH 2OTBAUCHUNKE 3TEINBEI”ER %REMIT 'RO”ER&EUERFALTER 'RO”E-OOSJUNGFER +RIECHENDER 3CHEIBERICH &IRNISGLÊNZENDES3ICHELMOOS

 +ALKREICHE3àMPFEMIT#LADIUMMARISCUS UND!RTENDES#ARICIONDAVALLINAE

$/ -OORWÊLDER  /LIGO BISMESOTROPHEKALKHALTIGE 'EWÊSSERMITBENTHISCHER6EGETATIONAUS !RMLEUCHTERALGEN  .ATàRLICHEEUTROPHE3EENMITEINER 6EGETATIONDES-AGNOPOTAMIONSODER (YDROCHARITIONS  &ORMATIONENVON*UNIPERUSCOMMUNISAUF +ALKHEIDENUNDnRASEN  +ALKREICHE.IEDERMOORE  !LTEBODENSAURE%ICHENWÊLDERAUF 3ANDEBENENMIT1UERCUSROBUR Quelle: Umweltministerium M-V (1999)

22 Diese Richtlinien stellen lediglich Empfehlungen dar und Erholung bilden eine vorrangige Aufgabe des Schutzge- haben keinen verbindlichen Charakter. bietsmanagements. »Förderung von Umweltbildung und Naturverstehen« Nach diesen Richtlinien unterscheidet die IUCN folgende wird deshalb als zusätzliches Managementziel Schutzgebiets-Kategorien: hervorgehoben.

I. Strenges Naturschutzgebiet / Wildnisgebiet ¥ Beendigung und sodann Unterbinden von Nutzungen II. Nationalpark oder Inanspruchnahme, die dem Zweck der Ausweisung III. Naturmonument entgegenstehen; IV. Biotop-/ Artenschutzgebiet Diese Forderung gilt auch für Gebiete, in denen das V. Geschützte Landschaft / Geschütztes marines Gebiet Land vor der Ausweisung zum Schutzgebiet in irgend VI. Ressourcenschutzgebiet mit Management einer Form der Nutzung unterworfen war und die nach der Ausweisung der natürlichen Sukzession überlassen Für den Entwicklungsnationalpark Müritz gelten die Ziele, wurden. die in Kategorie II enthalten sind, sie sollen deshalb »Nutzung« schließt Jagd und Fischerei ein. In Einzelfäl- nachfolgend wiedergegeben werden (die zur Interpretation len ist es die Pflicht der für das Schutzgebiet der und Anwendung der Richtlinien für Europa dienenden Kategorie II zuständigen Stelle, Maßnahmen zu Ergänzungen sind durch Kursivdruck kenntlich gemacht): ergreifen, die die vorrangigen Managementziele sichern. „Kategorie II Nationalpark: Schutzgebiet, das hauptsächlich zum Schutz von Ökosystemen und ¥ Respektierung der ökologischen, geomorphologischen, zu Erholungszwecken verwaltet wird religiösen oder ästhetischen Attribute, die Grundlage für die Ausweisung waren; Definition ¥ Berücksichtigung der Bedürfnisse der eingeborenen Natürliches Landgebiet oder marines Gebiet, das Bevölkerung einschließlich deren Nutzung bestehender ausgewiesen wurde um (a) die ökologische Unversehrtheit Ressourcen zur Deckung ihres Lebensbedarfs mit der eines oder mehrerer Ökosysteme im Interesse der heutigen Ma§gabe, dass diese keinerlei nachteilige Auswir- und kommender Generationen zu schützen, um (b) kungen auf die anderen Managementziele haben. Nutzungen oder Inanspruchnahme, die den Zielen der Aus- weisung abträglich sind, auszuschließen und um (c) eine Auswahlkriterien Basis für geistig-seelische Erfahrungen sowie Forschungs-, Bildungs-, Erholungsangebote für Besucher zu schaffen. ¥ Das Gebiet muss ein charakteristisches Beispiel für Sie alle müssen umwelt- und kulturverträglich sein. Naturregionen, Naturerscheinungen oder Landschaften von herausragender Schönheit enthalten, in denen Managementziele Pflanzen- und Tierarten, Lebensräume und geomorphologische Erscheinungen vorkommen, die ¥ Schutz natürlicher Regionen und landschaftlich reizvol- von besonderer Bedeutung sind in geistig-seelischer ler Gebiete von nationaler und internationaler Bedeu- Hinsicht sowie für Wissenschaft, Bildung, Erholung tung für geistige, wissenschaftliche, erzieherische, und Tourismus. touristische oder Erholungszwecke; ¥ Das Gebiet muss gro§ genug sein, um eines oder ¥ Erhaltung charakteristischer Beispiele physiographi- mehrere vollständige Ökosysteme zu erfassen, die durch scher Regionen, Lebensgemeinschaften, genetischer die laufende Inanspruchnahme oder menschliche Ressourcen und von Arten in einem möglichst natür- Nutzungen nicht wesentlich verändert wurden. lichen Zustand auf Dauer, damit ökologische Stabilität und Vielfalt gewährleistet sind; Zuständigkeiten

¥ Besucherlenkung für geistig-seelische, erzieherische, Die oberste zuständige Behörde eines Staates sollte im kulturelle und Erholungszwecke dergestalt, dass das Normalfall Eigentümer des Schutzgebietes und dafür Gebiet in einem natürlichen oder beinahe natürlichen verantwortlich sein. Die Verantwortung kann aber auch Zustand erhalten wird; einer anderen Regierungsstelle, einem Gremium von Erholung gründet sich in diesen Gebieten zuallererst Vertretern der eingeborenen Bevölkerung, einer Stiftung und vor allen Dingen auf Begegnung mit und Erleben oder einer anderen rechtlich anerkannten Organisation von unberührter Natur. Umwelt- und Naturbildung als übertragen werden, die das Gebiet einem dauerhaften Teil des Programms für Besuchermanagement und Schutz gewidmet hat.

23 In Europa ist die höchste zuständige Stelle des Landes Daneben sind sowohl EUROPARC wie auch IUCN/WCPA verantwortlich für die rechtliche Ausweisung von bereit, den Staaten bei der Verbesserung des Managements Schutzgebieten dieser Kategorie. Diese Stelle muss solcher Gebiete dahingehend zu helfen, dass die Kriterien dafür Sorge tragen, dass das Gebiet entsprechend den der Kategorie II erfüllt werden. Managementzielen verwaltet wird. Neben den Definitionen zu den einzelnen Schutzgebiets- kategorien geben die IUCN-Richtlinien auch allgemeine Überlegungen zur Anwendung der Kategorien Hinweise zu deren Anwendung: in Europa

Kategorie II Zonierung innerhalb der Schutzgebiete

Die besonderen Charakteristika Europas – seine verhält- Obwohl die Hauptziele des Managements entscheidend für nismäßig hohe Bevölkerungsdichte und die lange die Zuordnung zu einer bestimmten Kategorie sind, sehen Geschichte der Umgestaltung der Landschaft durch den die Managementpläne oft für verschiedene Zonen unter- Menschen – verkomplizieren die Ausweisung von Schutz- schiedliche Zielsetzungen vor, je nach den jeweils am Ort gebieten, die groß und natürlich genug sind, um die Krite- herrschenden Bedingungen. Als Voraussetzung dafür, dass rien dieser Kategorie zu erfüllen. Zur Sicherstellung des eine eindeutige Zuordnung zur zutreffenden Kategorie Schutzes des repräsentativen europäischen Naturerbes ist erfolgen kann, müssen mindestens drei Viertel, wenn mög- die Kategorie II jedoch unverzichtbar. lich noch mehr des Gebietes dem Hauptziel entsprechend verwaltet werden; das Management auf den Restflächen Zu Naturgebieten können auch solche gehören, die in der darf hierzu nicht in Widerspruch stehen. Fälle, in denen Vergangenheit während eines begrenzten Zeitraums und Teilen einer Verwaltungseinheit rechtsverbindlich auf begrenzter Fläche genutzt wurden; ohne dass die verschiedene andere Managementziele vorgeschrieben natürliche Vielfalt an Habitaten und Arten wesentlich werden, sind unter „Mehrfachzuordnung“ abgehandelt. verändert wurde, und die wieder der natürlichen Maßnahmen auf den Restflächen, die einem Schutzzweck Sukzession überlassen wurden, (»restoration ecology«) dienen, wie z.B. Schaffung und Wiederherstellung von ohne unvereinbare Nutzung der natürlichen Ressourcen. Habitaten, Schutz bestimmter Arten, Erhalt abwechs- lungsreicher Strukturen oder traditioneller, nachhaltiger In Gebieten, die vor der Ausweisung als Schutzgebiet vom Formen der Landnutzung, stehen nicht in Widerspruch zu Menschen verändert wurden, in denen aber die ökolo- dem vorrangigen Schutzziel. Die Gliederung in Zonen gischen Prozesse nach der Ausweisung ungehindert ablau- anhand der Prinzipien der sechs Managementkategorien fen dürfen, können gewisse Maßnahmen zur Wieder- ist ein wertvolles Instrument, das aber nicht dazu herange- herstellung (z. B. die Entfernung fremdländischer zogen werden sollte, ein einzelnes Schutzgebiet mehr als Baumarten) nötig werden, um den Ausgangszustand von einer IUCN-Kategorie zuzuordnen. Habitaten zu verbessern. Solches Management zur Wieder- herstellung muss in zeitlicher und räumlicher Hinsicht klar begrenzt sein und darf nicht in Widerspruch zu dem Haupt- Das Umland von Schutzgebieten Schutzziel stehen. Schutzgebiete sind keine isolierten Einheiten, sondern in Erholung und Freizeitaktivitäten in derartigen Gebieten ökologischer, wirtschaftlicher, politischer und kultureller sollten nicht in Widerspruch zu dem Haupt-Schutzziel Hinsicht mit ihrer Umgebung verzahnt. Aus diesem Grund stehen. Solche Aktivitäten sollten deshalb naturorientiert müssen Planung und Management von Schutzgebieten in und dem Naturschutz untergeordnet sein. Schutzgebiete die Regionalplanung eingebettet sein und darüber hinaus sollten nicht Testgelände für alle Arten von technischer auch Unterstützung seitens der Landesplanung erfahren. Ausrüstung wie Mountainbikes, Motorräder, Gelände- wagen, Gleitschirme und niedrigfliegendes Fluggerät sein. Beim Einsatz des Klassifikationssystems jedoch, das Schutzgebiete und Pufferzonen kennt, müssen für beide Politische Ambitionen in manchen Ländern können die getrennt die richtigen Kategorien gefunden und festgelegt Anwendung dieser Kategorie problematisch machen. werden. Einige Nationalparke, die für Kategorie II vorgesehen sind, genügen nicht den gesetzten Standards und passen eigentlich in keine Kategorie richtig. Die IUCN ist bereit, 2.1.4 Empfehlungen der EUROPARC – Federation auf Anforderung ein Zertifikat darüber auszustellen, ob ein bestimmtes Gebiet der Ausweisung als Schutzgebiet der Die Mitgliederversammlung von EUROPARC (Föderation Kategorie II würdig ist. der Natur- und Nationalparke Europas) hat in Helsinki am

24 6. September 1992 folgende Grundsatzerklärung zum Voraussetzungen eines Naturschutzgebietes erfüllen und Naturschutzziel in Schutzgebieten der Kategorie II sich in einem überwiegenden Teil ihres Gebietes in einem (Nationalparke) einstimmig bestätigt. vom Menschen nicht oder wenig beeinflussten Zustand befinden oder geeignet sind, sich in einen Zustand zu Ebenso wie die IUCN-Richtlinie hat auch diese Erklärung entwickeln oder in einen Zustand entwickelt zu werden, lediglich empfehlenden Charakter: der einen möglichst ungestörten Ablauf der Naturvorgänge in ihrer natürlichen Dynamik gewährleistet. ¥ Die Natur hat sich seit Jahrmillionen unabhängig vom Menschen entwickelt. Auch heute kann sie ohne Pflege (2) Nationalparke haben zum Ziel, im überwiegenden Teil durch den Menschen existieren. In natürlichen Lebens- ihres Gebietes den möglichst ungestörten Ablauf der gemeinschaften laufen ständig dynamische Prozesse ab. Naturvorgänge in ihrer natürlichen Dynamik zu gewährlei- sten. Soweit es der Schutzzweck erlaubt, sollen National- ¥ Schutzgebiete der Kategorie II (Nationalparke) dienen parke auch der wissenschaftlichen Umweltbeobachtung, vorrangig dem Schutz natürlicher Lebensgemein- der naturkundlichen Bildung und dem Naturerlebnis der schaften und damit dem Schutz natürlicher Prozesse. Bevölkerung dienen. Deshalb ist die Nutzung der natürlichen Ressourcen durch Jagd, Forstwirtschaft, Wasserwirtschaft, Fischerei, (3) Die Länder stellen sicher, dass Nationalparke unter Weidewirtschaft und anderes grundsätzlich nicht zu- Berücksichtigung ihres besonderen Schutzzweckes sowie lässig. Dies gilt für die weit überwiegende Fläche des der durch die Großräumigkeit und Besiedlung gebotenen Schutzgebietes. Ausnahmen wie Naturschutzgebiete geschützt werden.

¥ In Gebieten, die seit Jahrhunderten genutzt werden, ist aus kulturellen und sozioökonomischen Gründen bis zur 2.2.2 Landesnaturschutzgesetz M-V Einstellung der Nutzungen eine Übergangszeit zulässig. In natürlichen Lebensgemeinschaften gibt es keine Gemäß § 21 (1) LNatG M-V in der Fassung vom 15. Katastrophen. Windwurf in Wäldern, Massenvermeh- August 2002 werden Nationalparke durch Gesetz errichtet. rung von Insekten, Lawinen oder Brände sind ökolo- Gemäß § 75 (1) bleiben Verordnungen, ..., die aufgrund gische Phänomene und erfordern keine Eingriffe, aus- des ... Umweltrahmengesetzes vom 29. Juni 1990 (GBl. I genommen benachbarte Gebiete werden gefährdet. Aus- Nr. 42 S. 649) zum Schutz oder zur einstweiligen Sicher- gerottete Tier- und Pflanzenarten können nach sorg- stellung von Nationalparken, ... erlassen oder gefasst fältiger Prüfung des Einzelfalles dann, wenn sie nicht worden sind, in Kraft, sofern sie nicht ausdrücklich aufge- auf natürliche Weise zurückwandern, wiederangesiedelt hoben werden oder ihre Geltungsdauer abläuft. werden. Damit gilt auch die Verordnung über die Festsetzung des Nationalparks „Müritz-Nationalpark“ vom 12.9.1990, ¥ In Schutzgebieten der Kategorie II sind nicht zuletzt geändert durch Verordnung vom 20.11.1992, fort. autochthone Arten unerwünscht. Maßnahmen zu ihrer Für ihre Aufhebung oder Änderung gelten die Zuständig- Beseitigung sind im Einzelfall zu prüfen und sorgfältig keits- und Verfahrensvorschriften des Landesnaturschutz- die positiven und negativen Folgen abzuwägen. In gesetzes entsprechend. Europa soll ein Netzwerk gro§er Reservate geschaffen werden, das repräsentative Beispiele aller biogeogra- phischen Regionen mit ihren typischen Ökosystemen 2.2.3 Nationalparkverordnung umfasst. Die Verordnung über die Festsetzung des Nationalparks „Müritz-Nationalpark“ vom 12.09.1990 (GBl. DDR, Sonder- 2.2 National druck Nr. 1468) legt in ¤ 3 den Schutzzweck wie folgt fest:

2.2.1 Bundesnaturschutzgesetz (1) Der Nationalpark dient dem Schutz der großflächigen, typisch mecklenburgischen Wald- und Seenlandschaft im Das Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) in der Fassung norddeutschen Tiefland östlich der Müritz. Allgemeiner vom 25. März 2002 regelt Nationalparke in § 24 wie folgt: Schutzzweck ist eine freie, vom Menschen unbeeinflusste Naturentwicklung. Spezielle Schutzzwecke sind: (1) Nationalparke sind rechtsverbindlich festgesetzte - die ungestörte Waldentwicklung im größten Teil des einheitlich zu schützende Gebiete, die Gebietes, - die Wiederherstellung eines natürlichen Wasserhaushaltes 1. großräumig und von besonderer Eigenart sind, zur Regenerierung der zahlreichen Moore 2. in einem überwiegenden Teil ihres Gebietes die - der Erhalt der Artenvielfalt bei Pflanzen und Tieren,

25 - der Erhalt von Gro§vogelpopulationen und von Pflanzen- am See und Goldberg im Westen der Naturpark Nossen- arten extensiv bewirtschafteter Weiden, tiner/Schwinzer Heide auf einer Fläche von etwa 365 km2. - die Ermöglichung großflächiger, ungestörter Sukzes- sionen auf den derzeitigen Truppenübungsplätzen. Etwas weiter in nördlicher Richtung vom Nationalpark entfernt liegt zwischen Waren (Müritz), Krakow am See, (2) In dem Nationalpark wird keine wirtschaftsbestimmte Teterow und der ca. 674 km2 gro§e Naturpark Nutzung bezweckt; er soll aber zur Strukturverbesserung Mecklenburgische Schweiz und Kummerower See. der Region beitragen. Der Naturpark Feldberger Seenlandschaft umschlie§t das Zur Umsetzung des Schutzzweckes und zur Entwicklung Teilgebiet Serrahn und erstreckt sich zusammen mit dem des Nationalparks gelten u.a. eine Reihe von Geboten. angrenzenden Naturpark Uckermärkische Seen (Land Dazu hei§t es im ¤ 5: Brandenburg) auf einer Fläche von 1.100 km2 zwischen Rödlin – Thurow und Woldegk im Norden, sowie Templin (1) Im Nationalpark ist es geboten, und Fürstenberg im Süden. 1. in der Schutzzone I vorrangig durch geeignete Schutz- maßnahmen die ungestörte Entwicklung natürlicher und naturnaher Lebensgemeinschaften zu sichern sowie 2.2.4.2 Landschaftsschutzgebiete gestörte Lebensgemeinschaften in natürlichere oder naturnahe Zustände zu überführen, Das LSG Mecklenburger Gro§seenland schlie§t sich mit 2. in den Schutzzonen II und III vorrangig durch gezielte einer Gesamtfläche von etwa 400 km2 an die gesamte Pflege- und Renaturierungsma§nahmen die standort- nordwestliche, westliche und südwestliche Grenze des typische Mannigfaltigkeit der heimischen Tier- und Teilgebietes Müritz an. Pflanzenwelt zu erhalten und zu fördern, Das LSG Neustrelitzer Kleinseenplatte (120 km2) grenzt 3. durch geeignete Ma§nahmen der Verkehrs- und abschnittsweise von Süden und Südosten an. Besucherlenkung den Ruhecharakter des Gebietes insgesamt stärker auszuprägen, Eine Teilfläche des LSG Havelquellseen (6 km2) befindet 4. der Öffentlichkeit den Nationalpark für Bildung und sich in der Nationalparkenklave Kratzeburg (Hohe Rhön), Erholung durch geeignete Einrichtungen und Formen bzw. grenzt im Nordwesten des Teilgebietes Müritz der Öffentlichkeitsarbeit sowie Besucherlenkung zu zwischen Ankershagen und dem Kreutzsee an den erschlie§en, soweit es der Schutzzweck erlaubt, Nationalpark an. 5. den wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn vorrangig zu Das LSG Feldberger Seenlandschaft (300 km2) schlie§t Fragestellungen der Nationalparkentwicklung zu sich von Westen an das Teilgebiet Serrahn an. ermöglichen und zu fördern, 6. die Bestandsregulierung von wildlebenden Tierarten entsprechend den Zielsetzungen für den Nationalpark in 2.2.4.3 Naturschutzgebiete den Schutzzonen I und II nach Ma§gabe und in der Schutzzone III im Einvernehmen mit dem National- Die Flächen von 15 ehemaligen Naturschutzgebieten parkamt vorzunehmen. (7.523 ha) sind in den Müritz-Nationalpark aufgegangen.

(2) Zur Umsetzung der in Absatz 1 genannten Gebote Es handelt sich um die Gebiete Ostufer der Müritz (C 20; sowie zur Erhaltung, Pflege und Entwicklung des 4832 ha), Ostufer der Feisneck (C 73; 32 ha), Blankenför- Nationalparks soll in angemessener Frist ein Pflege- und de (C 23; 41 ha), Useriner Horst (C 24; 38 ha), Zotzensee Entwicklungsplan erstellt werden. (C 83; 117 ha), Jäthensee (C 84; 284 ha), Gründlingsmoor (C 58; 5 ha), Degensmoor (C 61; 10 ha), Leussowsee (C 62; 50 ha), Bullowsee (C 57; 150 ha), Felschensee 2.2.4 Geschützte Flächen im Nationalparkvorfeld (C 60; 15 ha), Vaucksee und Lieper See (C 56; 50 ha), Krummer See (C 63; 100 ha), Serrahn (C 30; 1784 ha) Einen Überblick über die Lage geschützter Flächen im und Schwarzer See (C 49; 50 ha). Nationalparkvorfeld vermittelt Textkarte 4. In Nachbarschaft zum Teilgebiet Serrahn und im Natur- park Feldberger Seenlandschaft liegen u.a. die Natur- 2.2.4.1 Andere Großschutzgebiete schutzgebiete Heilige Hallen (66 ha), Comthureyer Berg, (10 ha), Keetzseen (330 ha), Kulowseen (235 ha), Nordwestlich des Teilgebietes Müritz des Nationalparks Sandugkensee (67 ha), Zahrensee (10 ha), Krüselinsee und erstreckt sich zwischen Kölpinsee im Osten sowie Krakow Mechowsee (500 ha), Hauptmannsberg (42 ha), Schmaler

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Luzin (340 ha) und Sprockfitz (26 ha). Das Gutachtliche Landschaftsprogramm und die im Für das NSG Brückentinsee wurde das Festsetzungsver- folgenden Kapitel genannten Gutachtlichen Landschafts- fahren eröffnet. rahmenpläne erfüllen dabei folgende Funktionen:

Zwischen beiden Teilgebieten des Nationalparks liegen die ¥ Sie sind Fachplanungen des Naturschutzes und bilden NSG Kalkhorst (78 ha), Grundloser See (44 ha), Rothes damit eine Arbeitsgrundlage für die Naturschutzbehörden. Moor (90 ha), Klein Vielener See (162 ha), Zippelower ¥ Sie stellen querschnittsorientiert die Erfordernisse und Bachtal (190 ha), Ziemenbachtal (175 ha), Hellberge (48 Ma§nahmen des Naturschutzes und der Landschafts- ha), Nonnenbachtal (60 ha) und Nonnenhof (958 ha). pflege für andere Fachplanungen dar. ¥ Sie stellen die Erfordernisse und Ma§nahmen des Südlich und westlich des Teilgebietes Müritz liegen u.a. Naturschutzes und der Landschaftspflege für die die NSG Zerrinsee bei Qualzow (33 ha), Mirower Holm integrierende räumliche Gesamtplanung dar. (58 ha), Müritzsteilufer (210 ha) und Großer Schwerin mit ¥ Sie informieren die Öffentlichkeit über die Ziele und Steinhorn (320 ha). Erfordernisse von Naturschutz und Landschaftspflege.

Das Vorläufige Gutachtliche Landschaftsprogramm 2.2.4.4 Geschützte Flächen nach § 20 LNatG M-V (GutLaPro) (UMWELTMINISTERIUM M-V 1992) enthält u.a. folgende Ziele und Darstellungen: Einige seltene, in einem starken Rückgang begriffene oder besonders gefährdete Biotoptypen und Geotope unter- liegen nach ¤ 20 LNatG MV einem besonderen Schutz. Landesweite Ziele Solche Biotope oder Geotope dürfen grundsätzlich nicht zerstört oder erheblich oder nachhaltig beeinträchtigt ¥ Die über einen langen Zeitraum von den Naturkräften werden. geformte und in geschichtlicher Zeit vom Menschen Es ist hier nicht möglich, alle nach dieser Rechtsvorschrift gestaltete Natur und Landschaft von Mecklenburg- geschützten Flächen im Vorfeld des Nationalparks zu nen- Vorpommern soll in ihrer besonderen Vielfältigkeit, nen. Beispielhaft sollen einige für die Nationalparkregion Schönheit und Eigenart geschützt, gepflegt und wichtige Biotope oder Geotope genannt werden: entwickelt werden. ¥ Naturnahe Moore und Sümpfe, Sölle, Röhrichtbestände Grundsätzlich sollen in jeder naturräumlichen Region und Riede, seggen- und binsenreiche Nasswiesen die typischen Ökosysteme vorhanden sein, so dass darin ¥ Naturnahe und unverbaute Bachabschnitte alle charakteristischen Pflanzen- und Tierarten sowie ¥ Quellbereiche, Torfstiche und stehende Kleingewässer deren Gesellschaften in langfristig überlebensfähigen einschlie§lich der Ufervegetation, Verlandungsbereiche Populationen bestehen können. stehender Gewässer ¥ Zwergstrauch- und Wacholderheiden, Trocken- und Magerrasen Regionale Ziele für die Seenplatte ¥ Naturnahe Bruch-, Sumpf- und Auwälder, Gebüsche und Wälder trockenwarmer Standorte, Feldgehölze und ¥ Die Seenplatte wird im besonderen Ma§e durch den Feldhecken Gewässerreichtum charakterisiert. Der Schutz der ¥ Findlinge Gewässer verschiedener Typen und der sie umgebenden ¥ Offene Binnendünen Ökosysteme ist daher vorrangig. In diesem Bereich sind besonders viele Ökosystemen noch gut und großflächig Übersichten zum Vorkommen geschützter Biotope und erhalten. Wichtige Schutz- und Entwicklungsaufgaben Geotope werden bei den Landkreisen geführt. sind durch den „Müritz-Nationalpark“ zu übernehmen.

Für das Gebiet der Seenplatte werden folgenden Öko- 2.3 Landschaftsplanung systemen Prioritätsstufen der Schutz-, Pflege- und Entwicklungsbedürftigkeit zugeordnet: 2.3.1 Vorläufiges Gutachtliches Landschafts- programm ¥ Vorrangig schutz- und entwicklungsbedürftige Ökosysteme: Gemäß § 12 des Landesnaturschutzgesetzes werden die Traubeneichen – Buchenwälder, arme Traubeneichen Ð Erfordernisse und Ma§nahmen des Naturschutzes und der Buchenwälder, nährstoffarme Seen und Weiher, Landschaftspflege für das Land im Gutachtlichen Bachläufe, kleine Flussläufe, Quellen, Hochmoore, Landschaftsprogramm dargestellt. nährstoffarme Riede, Sümpfe und Feuchtwiesen

27 ¥ Besonders schutz- und entwicklungsbedürftige Artenvielfalt und die Ermöglichung großflächiger, Ökosysteme: ungestörter Sukzessionen auf ehemaligen subatlantische Buchenmischwälder, Erlen- und Erlen- Truppenübungsplätzen .... Eschenwälder der Niedermoore, Altarme, nährstoff- reiche Seen und Weiher, Flüsse, renaturierte Moore, In den Karten des GutLaPro sind u.a. folgende Ziele und nährstoffreiche Riede, Sümpfe und Feuchtwiesen, Darstellungen für den Nationalpark relevant: Trockenrasen, Magerrasen Das Gebiet des Müritz-Nationalparks ist zusammen mit weiten Teilen des Naturparks Feldberger Seenlandschaft ¥ Sonstige schutzbedürftige, z.T. auch entwicklungs- als Raum mit herausragender Bedeutung für Natur und bedürftige Ökosysteme: Landschaftspflege dargestellt. Die Nationalparkvorfeld- Feuchtgebüsche, Gräben, Grünland mittlerer Standorte, bereiche um die Lieps, südlich der Linie Mirow-Wesen- wildkrautreiche Äcker, Ruderalfluren berg-Neustrelitz, um die Müritz einschließlich ihrer Rand- flächen und um Waren (Müritz) sind als Räume mit besonderer Bedeutung für Naturschutz und Landschafts- Ziele für die Nationalparke pflege dargestellt. Das Nationalparkvorfeld ist darüber hin- aus in weiten Bereichen als Raum mit besonderer Bedeu- Nationalparke sollen tung für die landschaftsgebundene Erholung dargestellt ¥ natürliche und naturnahe Landschaften vor der (Karte III a). Zerstörung bewahren, Das westliche Teilgebiet des Nationalparks gehört über- ¥ bedrohten heimischen Tier- und Pflanzenarten wiegend zu einem über 500 km2 gro§en Landschaftsraum, Lebensraum innerhalb ihrer typischen Lebensgemein- der weder durch Autobahnen, Bundesstra§en noch Eisen- schaften bieten, bahnen zerschnitten ist. Der östliche Nationalparkteil gehört mit Teilen des Naturparks Feldberger Seenland- ¥ den möglichst ungestörten Ablauf der Naturvorgänge schaft und grenzüberschreitend mit brandenburgischen sichern, Gebieten zu einem ebensolchen unzerschnittenen Land- schaftsraum (Karte II a). ¥ grundsätzlich keiner wirtschaftsbestimmten Nutzung unterliegen und der wissenschaftlichen Beobachtung, Derzeit wird das Gutachtliche Landschaftsprogramm der naturkundlichen Bildung und dem Naturerlebnis der fortgeschrieben. Bevölkerung zugänglich sein, soweit es der Schutz- zweck erlaubt. 2.3.2 Erster Gutachtlicher Landschaftsrahmenplan Nationalparke sollen in Zonen abgestufter Schutzintensität gegliedert sein, wobei den naturnahen und natürlichen Gutachtliche Landschaftsrahmenpläne sollen die Aussagen Kernzonen eine hohe Bedeutung zukommt. des Gutachtlichen Landschaftsprogramms inhaltlich ver- tiefen und räumlich konkretisieren. Sie werden für die vier Zum Müritz-Nationalpark heißt es im GutLaPro: Planungsregionen des Landes (Westmecklenburg, Mitt- leres Mecklenburg / Rostock, Mecklenburgische Seen- ¥ Der Müritz-Nationalpark repräsentiert einen charak- platte und Vorpommern) durch das Landesamt für Umwelt, teristischen Ausschnitt der Mecklenburgischen Seen- Naturschutz und Geologie Mecklenburg-Vorpommern platte zwischen den Städten Neustrelitz und Waren erarbeitet. (Müritz) sowie östlich von Neustrelitz. Er umfasst großflächig waldbestandene Endmoränen-, Sander-, Die räumliche Abgrenzung der Planungsregionen und der und Niederungslandschaften, in denen eine mannig- Darstellungsma§stab 1:100.000 entsprechen den Regio- fache und häufig noch ursprüngliche Naturausstattung nalen Raumordnungsprogrammen. Dadurch wird der erhalten ist ..... Für die Großvogelpopulation (größte unmittelbare Bezug zwischen Landschaftsrahmenplanung Siedlungsdichte von See- und Fischadlern in Mecklen- und Regionalplanung gesichert und die Integration der burg-Vorpommern, international bedeutsames Feuchtge- Inhalte der Landschaftsrahmenpläne in die Regionalen biet gemäß Ramsar – Konvention und wichtiges Rastge- Raumordnungsprogramme erleichtert. biet von Wat- und Wasservögeln und Kranichen) hat das Schutzgebiet eine besondere Bedeutung. Die in den Landschaftsrahmenplänen erarbeiteten Allgemeiner Schutzzweck ist eine freie, vom Menschen Ma§nahmen und Erfordernisse des Naturschutzes und der unbeeinflusste Naturentwicklung, speziell die Landschaftspflege erhalten erst durch ihre Integration in ungestörte Waldentwicklung in größeren Teilen des die Regionalen Raumordnungsprogramme Rechtsverbind- Gebietes, der Erhalt von Feuchtbiotopen, der Erhalt der lichkeit.

28 Der Erste Gutachtliche Landschaftsrahmenplan (GLRP) Entwicklung von Natur und Landschaft vorgesehen. für die Region Mecklenburgische Seenplatte (LANDESAMT FÜR UMWELT UND NATUR M-V ¥ Zusammenhängende Bereiche landwirtschaftlich 1997) beinhaltet für das Gebiet des Müritz-Nationalparks genutzter Flächen, etwa in der Havelniederung, u.a. folgende Erfordernisse und Ma§nahmen des Müritzhof und das Ostufer der Feisneck sowie einzelne Naturschutzes und der Landschaftspflege: Seen gelten als Schwerpunktbereiche der erhaltenden Pflege und Bewirtschaftung von Natur und Landschaft. ¥ Der Müritz-Nationalpark ist in seiner Gesamtheit ein „Bereich mit herausragender Bedeutung für den ¥ In den zu entwickelnden Waldbereichen überwiegt das Naturhaushalt”. Ziel der Förderung naturnaher Wälder. Bereiche mit obiger Bedeutung sollen im Regionalen Raumordnungsprogramm als ãVorranggebiete für Natur- ¥ In der Havelniederung, aber auch im südlichen Raum schutz und Landschaftspflege” übernommen werden. des Teilgebietes Serrahn steht die Wiederherstellung In diesen Vorranggebieten sollen sämtliche Planungen, natürlicher Wasserregime und die teilweise Förderung Ma§nahmen und Nutzungen ausgeschlossen werden, naturnaher Gewässerstrukturen im Vordergrund. In den die mit den Zielen des Naturschutzes und der Land- Randbereichen des Nationalparks ist an einigen Stellen schaftspflege nicht vereinbar sind. die Anpassung der Erholungsnutzung an die ökolo- gischen Erfordernisse als Ma§nahmenziel dargestellt. ¥ Um dem Hauptschutzziel der Nationalparke gerecht zu werden, sind im Ersten Gutachtlichen Landschafts- rahmenplan große Landschaftsräume vor allem in der 2.3.3 Landschaftspläne Kernzone des Nationalparks als Schwerpunktbereiche für die ungestörte Naturentwicklung festgelegt. Landschaftspläne liegen zum gegenwärtigen Zeitpunkt für Außerhalb davon gelegene, überwiegend größere die Gemeinde Kargow, die Stadt Neustrelitz und die Stadt Waldflächen sind als Schwerpunktbereiche zur Waren (Müritz) (Entwurf) vor.

29 IV Der Müritz-Nationalpark

1 Klima hier vorhandenen gro§en geschlossenen Buchenwald- gebiet entsprechende lokalklimatische Einflüsse ausgehen. 1.1 Großklima Klein- oder lokalklimatische Besonderheiten treten u.a. in Großklimatisch gehört der Müritz-Nationalpark zur der stark gegliederten Endmoräne des Teilgebietes Serrahn ãZone des mecklenburgischen Landrückens und der Seen“. auf. Hier kommt es in von Wald umgebenen Senken (z.B. Klimatisch-phänologisch und pflanzengeographisch Klockenbruch, Serrahner See) sehr oft zur Bildung gesehen ist diese Zone von Nordwesten nach Südosten sogenannter „Kaltluftseen“, die zu einer Häufung von durch den Übergang von subatlantischem zu subkontinen- Früh- und Spätfrosttagen führen. talem Klima gekennzeichnet. Voraussetzung für die Herausbildung solcher Kaltluftseen ist das Auftreten windschwacher und wolkenarmer Wetter- lagen (Hochdrucklagen). In diesen Fällen tritt der 1.2 Meso- und Kleinklima dynamische Austausch weitgehend zurück, während der thermische Austausch die Lufttemperatur der boden- Der Nationalpark liegt in einem klimatischen Übergangs- nächsten Luftmassen bestimmt. bereich, in dem der ozeanische Einfluss nur noch schwach ausgeprägt ist und ebenso kontinentale Einflüsse erst Gro§en Einfluss auf lokalklimatische Verhältnisse hat geringe Bedeutung haben. Wichtige klimatische Daten insbesondere die Ausprägung der Vegetationsdecke. So sind in Tabelle 5 und Textkarte 5 dargestellt (ATLAS DER steigt mit Zunahme der Vegetation die relative Luftfeuchte BEZIRKE ROSTOCK, SCHWERIN UND NEUBRAN- der bodennahen Luftschichten, d.h. sie ist in Wäldern DENBURG 1962, DEUTSCHER WETTERDIENST- höher als im Offenland. WETTERAMT ROSTOCK 1995). In Waldbeständen ist auch die horizontale Luftbewegung Das Klima der Warener Umgebung einschlie§lich der je nach Dichte und Ausdehnung des Waldes vermindert bis westlichen Teile der Niederungslandschaft wird wesentlich ganz unterbunden. Deshalb liegen die Lufttemperaturen in durch die Müritz beeinflusst. Der Jahresgang der Tempera- Waldgebieten tagsüber niedriger, bzw. nachts höher als im tur ist durch die gro§e Wasserfläche sowohl bei der Erwär- Offenland. mung im Frühjahr als auch bei der Abkühlung im Herbst verzögert. Solch ein Offenlandgebiet mit sehr geringem oder fehlen- dem Pflanzenbewuchs ist beispielsweise der ehemalige So wird in Waren (Müritz) im langjährigen Mittel mit Truppenübungsplatz bei Speck. Hier sind die Temperatur- -4 ¡C die niedrigste Februartemperatur der ehemaligen unterschiede zwischen Tag und Nacht aufgrund der fast Nordbezirke der DDR (Mecklenburg-Vorpommern) ungehinderten Ein- und Ausstrahlung besonders extrem. registriert (JESCHKE et al 1980). Weiterhin kann So stellte KLEIN (1993) bei seinen Messungen Tempe- angenommen werden, dass die Müritz und ihre Trabanten- raturunterschiede von bis zu 50 °C in Bodennähe fest. seen die Nebel- und Taubildung sowie den Verlauf der Zudem trat während des gesamten Untersuchungszeit- Gewitterzugbahnen beeinflussen. Da Niederschläge häufig raumes (18.03.-25.06. und 28.08.-23.10.1993) wiederholt schon über den westlichen mecklenburgischen Gro§seen Bodenfrost auf. und am Westufer der Müritz fallen, herrscht am östlichen Ufer relative Niederschlagsarmut. Die vorherrschende Windrichtung (45 %) für den Müritz- Nationalpark ist West bzw. Südwest. Östliche Winde treten Der Raum Neustrelitz-Serrahn-Feldberg weist bereits eine mit 22 % und nördliche mit nur 12 % auf. etwas stärkere Kontinentalität und deutlich höhere Im Jahresverlauf ist die Verteilung der Windrichtungen Niederschlagsmengen besonders im Juli auf. Als Ursache recht unterschiedlich. So können im Frühjahr Winde aus wird die starke sommerliche Erwärmung der Sander- östlicher Richtung häufiger auftreten, während im Sommer flächen und die damit verbundene erhöhte Gewittertätig- Winde aus westlicher Richtung vorherrschen. keit angenommen. Als weitere Besonderheit treten in Die größte Sturmhäufigkeit tritt im Februar auf, jedoch Serrahn die weitaus höchsten Niederschlagsmengen im können Stürme als Gewitterbegleiterscheinung auch im gesamten Nationalparkgebiet auf (vgl. Tab. 5). Dies dürfte Sommer auftreten. Windstille Tage sind mit 4 % (15 Tage) auf den besonders deutlich herausgehobenen Strelitzer an der Gesamtwindverteilung beteiligt. Lobus (bis über 110 m HN) der Pommerschen Endmoräne zurückzuführen sein. Ebenso dürften jedoch auch von dem

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Tabelle 5: Ausgewählte Klimadaten (Langjährige Mittelwerte 1951-80)

+LIMADATEN 7AREN-àRITZ .EUSTRELITZ

MITTLERES*AHRESMITTELDER,UFTTEMPERATURIN #     MITTLEREJÊHRLICHE!NZAHLDER3OMMERTAGE-AXIMUM› #     MITTLEREJÊHRLICHE!NZAHLDER&ROSTTAGE-INIMUM› #     MITTLERES%INTRITTSDATUMDESERSTEN&ROSTES /KT /KT -ITTLERES%INTRITTSDATUMDESLETZTEN&ROSTES !PRIL -AI FROSTFREIE:EIT 4AGE 4AGE MITTLERE*AHRESSUMMEDER3ONNENSCHEINDAUERIN3TUNDEN   MITTLERES*AHRESMITTELDER7INDGESCHWINDIGKEITENINMS     MITTLEREJÊHRLICHE!NZAHLDER'EWITTERTAGE     MITTLERE*AHRESSUMMENDER.IEDERSCHLAGSHÚHEINMM   MITTLERE!NZAHLDER4AGEMITEINER3CHNEEHÚHE›CM    

-ITTLERE*AHRESSUMMENDER.IEDERSCHLÊGEINMM

7ETTER 7AREN -àRITZ "OEK 'RANZIN -IROW 7ESEN 0ENZLIN .EUSTRE 3ERRAHN #ARPIN &ELD STATION -àRITZ HOF BERG LITZ BERG .MM            Quelle: ATLAS DER BEZIRKE ROSTOCK, SCHWERIN UND NEUBRANDENBURG 1962, DEUTSCHER WETTERDIENST - WETTERAMT ROSTOCK 1995

Tabelle 6: Luftschadstoffe: Jahresmittelwerte aus Halbstundenmittelwerten und maximale Tagesmittelwerte der Jahre 1992/1993 für die Messstation Neubrandenburg

+OMPONENTE &2 6FKZHEVWDXE 62 12 12 2 $IMENSION —JP —JP —JP —JP —JP —JP *AHR             4AGESMITTEL WERT             MAX4AGES MITTELWERT             Quelle:Luftgütebericht (Umweltministerium 1992/93)

Tabelle 7: Stickstoffdeposition ausgewählter Messestationen

3TATION :EITRAUM .IEDERSCHLAG ./ . .( . .ANORG MMA KGHAA KGHAA KGHAA 1HXEUDQGHQEXUJ      %HUOLQ      7UHEELQ      /DXFKKDPPHU     

Quelle: SPIESS (1992)

Luftbelastung relevant. Diese Verbindungen entstammen vorwiegend aus der Tierproduktion, aber auch aus Düngemitteln Für den mitteldeutschen Raum hat die Immission von (Freisetzung aus Stickstoffdüngern). Die Ergebnisse der Schwefeldioxid und Schwebstaub durch Verbrennung Messstation Neubrandenburg in Tabelle 7 zeigen jedoch, fossiler Brennstoffe nur geringe Bedeutung (vgl. Tab. 6) dass die Belastung mit anorganischen Stickstoff ver- (UMWELTMINISTERIUM 1992/93). gleichsweise gering ist. Als Beispiel gibt SPIESS (1992) für den Zwirnsee im Teilgebiet Serrahn eine atmosphäri- Für den Müritz-Nationalpark sind vor allem NO3 - bzw. sche Gesamtstickstoffdeposition von 23,57 kg/ha/a und NH4 -Emittenten aus der benachbarten Landwirtschaft einen P-Eintrag von 0,5 kg/ha/a an.

31 2 Geologische Verhältnisse Lokal entwickelten sich im Zuge des frankfurtstadialen Eiszerfalls auf den Grundmoränenflächen Staubecken mit Das Kapitel 2 folgt der Darstellung des Geologischen Lan- Beckentonen. Das unmittelbar südwestlich des Müritz- desamtes M-V (SCHULZ 1994). Die dazugehörige hofes liegende Tonvorkommen wurde in der 2. Hälfte des Textkarte 6 wurde von gleichem Autor verfasst. 19. Jahrhunderts für die Herstellung von Ziegeln abgebaut (H. SCHMIDT 1962).

2.1 Eiszeitliche und nacheiszeitliche Entwicklung Weitere Tonvorkommen unterhalb der Sandersande sind südlich vom Woterfitzsee sowie nördlich vom Jäthensee Das Teilgebiet Müritz des Nationalparks umfasst im bei Babke bekannt. GEINITZ (1915) erwähnt ferner wesentlichen den Sander des Pommerschen Stadiums der Beckentone am Ostufer des Woterfitzsees bis Zartwitz. Weichselvereisung zwischen der frankfurtstadialen Grund- In Analogie zu ähnlichen Erscheinungen im jüngeren moräne im Raum Wesenberg Ð Mirow Ð Rechlin im SW Weichselglazial sind, entgegen der Auffassung von DEPPE und der Pommerschen Haupteisrandlage bei Schloen, & PRILL (1958), mehrere kleine Staubecken anzuneh- Möllenhagen, Ankershagen und Peckatel im NE. men, worauf die in den Lithofazieskarten ausgewerteten Das Teilgebiet Serrahn umfasst die Endmoräne des Bohrungen hinweisen. Pommerschen Stadiums, den vorgelagerten Sander, rückwärtige Schmelzwassersande sowie mehrere, durch Die Sanderhochfläche setzt im Raum Waren (Müritz) in Rinnenseen markierte Gletschertore. +80 m NN, bei Kratzeburg in +85 m NN an der Hauptend- moräne des Pommerschen Stadiums an. In der Endmo- ränengabel von Möllenhagen schneiden sich der Ostpeene- Teilgebiet Müritz und der Peckatel-Möllenhagener Lobus der Pommerschen Die Südwestgrenze des Teilgebietes ist etwa lageidentisch Hauptendmoräne. In dieser Endmoränengabel, deren mit der geschlossenen Verbreitung der Sandersande des Geschiebemergel sich durch zahlreiche Schollen und Pommerschen Stadiums der Weichselvereisung. Schlieren von mitteloligozänem Rupelton und pleistozänen Südwestlich dieser etwa von Boek über Schillersdorf und Beckentonen auszeichnet, liegt die Sanderwurzel von Roggentin nach Wesenberg verlaufenden Linie ragt die Rethwisch in ca. +110 m NN. Die gro§e Kiesgrube des glaziale Serie des Frankfurter Stadiums durch den Betonwerkes Rethwisch schlie§t eine typische Sander- auskeilenden Sandersand durch oder bildet weiträumig die wurzel mit groben Kiesen und eingelagerten Blockpak- heutige Oberfläche. kungen auf. Die Sanderbildungen erreichen hier ein Mäch- Die Frankfurter Haupteisrandlage ist zwar nicht so massiv tigkeit von 40 m (REINCKE & SÜLTMANN 1966). Von entwickelt wie die des Pommerschen Stadiums; sie lässt hier aus dürfte ein großer Teil der Sandersande im sich jedoch an den morphologischen Vollformen der End- Nationalpark aufgeschüttet worden sein. moräne sowie am Ansatz eines 3 bis 10 km breiten Sander- gürtels deutlich vom Südende des Plauer Sees bei Bad Stu- er bis Zechlin verfolgen. Nach SW nehmen Korngröße und Mächtigkeit der Sander- sande kontinuierlich ab. Am Ostufer der Müritz sowie am Die Geschiebemergeloberfläche der frankfurtstadialen Großen Labussee beträgt die Mächtigkeit nur noch 10 bis Grundmoräne wird nordöstlich der Linie Boek – Wesen- 15 m, und die heutige Oberfläche des Sanders fällt auf +65 m berg vom Sander des Pommerschen Stadiums bedeckt. Sie NN ab. Das Relief der Sanderhochfläche wird gegliedert fällt flach nach NE ein; nach den in den Lithofazieskarten durch mehrere Hohlformen (Rinnen) sowie durch einige Quartär ausgewerteten Bohrungen liegt die Oberfläche die- morphologische Vollformen (Endmoränen und Dünen). ser Grundmoräne im Raum Boek bei rd. +60 m NN, im Raum Müritzhof – Federow bei rd. +50 m NN. Die Rinnen sind häufig bereits in der Grundmoräne des Mit dem Abtauen des frankfurtstadialen Inlandeises Pommerschen Stadiums angelegt (Signatur „tf“ in der Kar- entwickelten sich gro§e Toteisfelder, die von Sander- te); sie durchbrechen die Pommersche Hauptendmoräne in sanden des erneut vorsto§enden Inlandeises im Pommer- Erosionskerben, die als Gletschertore zu deuten sind (z.B. schen Stadium verschüttet wurden. Mit der spätglazialen östlich Schloen, westlich Ankershagen, südwestlich Erwärmung taute auch das verschüttete Toteis auf. An Stel- Pieverstorf und nordöstlich Kratzeburg); sie setzen sich als len größter Toteismächtigkeiten bildeten sich jetzt Senken tiefe Rinnenseen oder schmale, vertorfte Senken im auf der Sanderoberfläche, die sich zu rundlichen, relativ Sander fort. Dabei wird die radiale Richtung (NE-SW) flachen Seen entwickelten (z.B. Specker Seen, Rederang-, häufig von der marginalen Richtung (NW-SE) Woterfitz-, Zotzen- und Jäthensee). bajonettartig abgelöst. Wahrscheinlich spiegelt sich in Auch die flacheren Teile der Müritz lassen sich auf diesem Richtungswechsel das durch Toteisreste plombierte Toteisplomben aus dem Frankfurter Stadium zurückführen. Spaltennetz im frankfurtstadialen Inlandeis wider.

32 LUNG Ferner wird das Relief der Sanderhochfläche durch einige Teilgebiet Serrahn Vollformen gegliedert, die als Durchragungen von älteren Im Unterschied zum Teilgebiet Müritz, wo Endmoränen- Endmoränen gedeutet werden. Deren Zahl, Verlauf und bildungen nur am Rand in das Schutzgebiet einbezogen stratigraphische Stellung ist jedoch noch nicht ausreichend sind, umfasst das Teilgebiet Serrahn die Hauptendmoräne geklärt. SCHMIDT (1962) nimmt an, dass sich in der des Pommerschen Stadiums sowie ihr Vor- und Hinterland Sanderhochfläche 6 bis 8 Staffeln von Satzendmoränen in einem ca. 12 km langen Abschnitt. des ausklingenden Brandenburger Stadiums verbergen. In einer jüngeren Arbeit (SCHMIDT 1966) wird die Zahl der Die Hauptendmoräne des Pommerschen Stadiums bildet ãnicht durch Aufschlüsse belegten Endmoräne“ reduziert zwischen Weisdin und Feldberg den Strelitzer Lobus aus. und über Untiefen der Müritz an Eisrandlagen im Raum Durch die hohe Reliefenergie (Höhen bis +142 m NN) ist angeschlossen. die Endmoräne als ackerbauliche Nutzfläche nicht geeig- net; sie war seit Jahrhunderten mehr oder weniger bewal- Nach der in den Lithofazieskarten Quartär vorgenomme- det. Deshalb blieb das Relief anthropogen weitgehend nen großräumigen Auswertung der Bohrungen lassen sich unverändert. die untergeordneten Endmoränen westlich und nördlich Federow sowie südöstlich Speck und zwischen Granzin Von NW nach SE unterscheidet SCHMIDT (1969) und Steinwalde mit einer eigenen Grundmoräne mehrere Zweig-Loben: korrelieren. Es liegt deshalb nahe, die die Sanderhoch- fläche westlich und nördlich Federow, südöstlich Speck Zinower, Serrahner, Schweingarten (zwischen Serrahn und sowie zwischen Granzin und Steinwalde um 5 bis 10 m Willerts Mühle), Goldenbaumer und Grünower Lobus. überragenden Kiessand-Rücken dem frühpommerschen Eisvorsto§ (= Maximalausdehnung des Inlandeises zur Diese Gliederung ergab sich auch aus der Kartierung der Zeit des Pommerschen Stadiums) zuzuordnen. Kammlinien der Endmoränen (JESCHKE, SCHMIDT & MÜLLER 1979). Dem Substrat nach herrschen in der End- Die Hauptendmoräne des Pommerschen Stadiums be- moräne grobe Schmelzwasserbildungen mit einer grenzt das Teilgebiet Müritz im NE. Der Abschnitt Waren- quasinatürlichen Bestreuung durch große Geschiebe vor. Möllenhagen bildet die Ostflanke des Ostpeene-Lobus Geschiebemergel ist überwiegend in den nördlichen i.S.v. RICHTER (1963). An der bereits genannten Stauchwällen entwickelt. Möllenhagener Endmoränengabel geht er in den Lobus Möllenhagen-Peckatel über. Die Struktur der Endmoräne In Hohlformen, die durch verschüttetes Toteis bedingt ist durch die geologische Übersichtskartierung sind, lagerten sich im Holozän mächtige Mudden und Seg- Mecklenburgs grob bekannt. Blockpackungen in einer san- gen-Torfe ab. In einer dunkelgrünen Detritusgyttja mit viel digen Matrix treten im Abschnitt Kargow und Rockow Birken-Pollen konnte MÜLLER (1959) mehrfach ein 1 bis (= Ostpeene-Lobus) sowie bei Freidorf und Pieverstorf 5 mm mächtiges Tuffband nachweisen; der Tuff wurde in (= Möllenhagen-Peckateler Lobus) auf. Die bereits ge- der allerödzeitlichen Wärmeschwankung (zwischen nannte Anreicherung von Schollen und Schlieren von Älterer und Jüngerer Dryaszeit, ca. vor 11.000 Jahren) Rupelton bei Möllenhagen lassen auf eine Stauchendmo- vom Laacher-See-Vulkan in der Eifel ausgesto§en. Er räne im Bereich der Gabel schließen. stellt damit einen bedeutenden Leithorizont im Spätglazial Mitteleuropas dar. Im Spätglazial sowie in Perioden intensiver Waldnutzung erfolgte auf vegetationsarmen Flächen eine Umlagerung Im Gegensatz zu den durch verschüttetes Toteis von eisrandfernen, feinkörnigen Sandersanden durch den entstandenen Aussparhohlformen stehen die glazifluvia- Wind. Flugsandfelder bedecken die Sanderhochfläche des tilen Rinnen, die in der Eisvorsto§richtung (NE-SW) südlichen Teilgebietes Müritz zwischen Boek und Prälank. liegen und sich von der Grundmoräne, wo sie als subgla- Im allgemeinen treten unregelmäßig angeordnete ziale Tunneltäler in Funktion waren, durch Gletschertore Kuppendünen bis 6 m Höhe (maximal 12 m Höhe am in der Endmoräne bis in den Sander erstrecken. Ostufer des Woterfitzsees) auf; in der Verbreitung bevor- zugen die Dünen die Ostufer der Toteisseen. Zu diesen Rinnen sind folgende Seenketten zu stellen: - Seen nördlich Serrahn, Hinnensee, Fürstensee Auf eine andere Form der Flugsandverbreitung weist - Rödliner See, Schlesersee, Schweingartensee, Willerts SCHMIDT (1962) hin. Die endmoränennahen Sander- Mühle, Lutowsee flächen wurden früher landwirtschaftlich genutzt. In der - Grünower See, Mühlenteich vegetationsarmen Jahreszeit erfolgte hier eine Auswehung - Dolgener See der Äcker und lokal die Aufwehung einer bis 0,5 m mächtigen Decke von humosen Flugsanden. Der Sander im Vorland der Pommerschen Hauptend- moräne erreicht eine Mächtigkeit von ca. 20 m. Sein welli-

33 ges Relief ist nicht nur ein Ergebnis von verschüttetem größere Verbreitungslücken auf (etwa zwischen Woter- Toteis sondern auch eine Folge äolischer Umlagerungen fitzsee, Priesterbäker See und Granziner See, z.T. auch im (Dünen 2 km westlich Serrahn). Gebiet Kratzeburg bis Dambecker See). Demzufolge bestehen hier z.T. hydraulische Verbindungen zwischen Die Grundmoräne im Hinterland der Endmoräne wird GWL 2 und GWL 3. überwiegend von Schmelzwassersanden gebildet, die dem Geschiebemergel aufliegen und deshalb in der Zerfalls- Der GWL 3 wird gleichfalls in weiträumiger Verbreitung phase des Pommerschen Stadiums gebildet wurden. erwartet. Größere Verbreitungslücken sind im Raum Rechlin Ð Woterfitzsee Ð Schillersdorf, bei Boek sowie nordöstlich des Zotzensees belegt. Die Mächtigkeiten liegen im Westen des Teilgebietes zwischen 5 Ð 10 m, in 2.2 Hydrogeologische Verhältnisse und den zentralen Bereichen zwischen 10 Ð 20 m und 20 Ð 50 Grundwasser m im Norden und Nordosten.

2.2.1 Grundwasserleiter und Grundwasserstauer Nördlich der Linie Boeker Schlamm – Käflingsberg Ð Dalmsdorf ist der Liegendstauer des GWL 3 nicht ausgebil- Das Kapitel 2.2.1 folgt der Darstellung von REINSCH det. Damit ist hier eine großräumige hydraulische Verbin- (1995). dung zwischen den Grundwasserleitern 3 und 4 gegeben.

Der Müritz-Nationalpark liegt im Bereich einer hydrogeo- Der GWL 4 fehlt Ð ausgenommen sind Bereiche am logischen Struktureinheit vom Tafeltyp mit z.T. mächtiger, Ostufer der Müritz und nordöstlich von Dalmsdorf und flächenhaft ausgebildeter Lockergesteinsbedeckung. Langhagen – fast vollständig. Bei Boek werden Mächtig- keiten von 2 – 20 m, nordöstlich von Langhagen Mächtig- keiten von > 10 Ð 20 m erreicht. Der Liegendstauer S I ist Teilgebiet Müritz nach bisheriger Kenntnis weitflächig vorhanden. Das hydrogeologische Modell Quartär weist für das Teilgebiet Müritz des Nationalparks sowie sein Der GWL 5 fehlt im Norden des Teilgebietes Müritz sowie regionales Umfeld folgende Grundwasserleiter (GWL) in seinem zentralen Teil. Bei Vorhandensein erreicht er und Grundwasserstauer (GWS) aus (vgl. Tab. 8): Mächtigkeiten von 20 – 40 m im Norden und 5 – 10 m im Süden. Der quartäre Liegendstauer E ist in weiten Teilen Holozäne Ablagerungen sind im Teilgebiet Müritz mit des nördlichen und zentralen Müritzgebietes nicht aus- Mächtigkeiten über 2 m in der Umrandung des Rederang- gebildet. sees, nördlich des Specker Sees sowie insbesondere in den Niederungen um den Woterfitzsee, den Zotzensee sowie Die Quartärbasisfläche liegt im Teilgebiet Müritz überwie- den Jäthensee verbreitet. gend zwischen -25 m (Hochlage zwischen Specker See und Boeker Mühle) und -50 m NN. Eine quartäre Rinne ist Der GWL 1 ist im nördlichen Teil des Teilgebietes Müritz bei Blankenförde belegt (Teufe > 100 m). Das unterhalb (etwa bis zur Linie Federow Ð Klockow Ð Bocksee Ð folgende hydrogeologische Modell Tertiär ist durch Ulrichshof – Pieverstorf) flächenhaft ausgebildet. Seine folgende Horizonte gekennzeichnet (vgl. Tab. 9): Mächtigkeiten erreichen im allgemeinen Werte von 20 und mehr Metern. Der GWL 6 ist im Teilgebiet Müritz lediglich am Nord- Als GWS steht hier lokal Geschiebemergel W II bzw. Südrand verbreitet. Er besitzt als Grundwasserleiter oberflächig an. Seine Gesamtverbreitung entspricht in keine Bedeutung. etwa der des GWL 1. Der GWL 7.1 fehlt im Uferbereich der Müritz und im Der GWL 2 ist nach bisheriger Kenntnis im Teilgebiet östlichen Bereich zwischen Henningsfelde – Langhagen Müritz nahezu flächendeckend vorhanden. Er bildet und Ulrichshof Ð Ankershagen. weiträumig einen oberen, unbedeckten Grundwasserleiter. Seine Mächtigkeiten liegen im südlichen Bereich (etwa Der GWL 7.2 ist weiträumig mit Mächtigkeiten von über zwischen Zotzensee, Jäthensee und Kramssee) bei 5 – 10 50 m ausgebildet. Beide Grundwasserleiter bilden flächen- m, sonst vielfach zwischen >10 Ð 20 m. Westlich des haft eine hydraulische Einheit. Woterfitzsees werden nur Mächtigkeiten von 2 – 5 m Infolge des Fehlens des Liegendstauers der Malli§er Folge erreicht. (Horizont 13) und der Elster – Grundmoräne (Horizont 11) sind hydraulische Verbindungen zu den quartären Der GWS wird vom Geschiebemergel WI gebildet. Er ist Grundwasserleitern grundsätzlich gegeben. insgesamt weitflächig verbreitet, weist jedoch auch

34 Tabelle 8: Hydrogeologisches Modell Quartär (Teilgebiet Müritz)

(ORIZONT 'RUNDWASSERLEITER'7, 'RUNDWASSERSTAUER'73  (O'ESCHIEBEMERGEL (OLOZÊN  '7,7N (O GLAZImUVIATILE.ACHSCHàTTESANDE7EICHSELKALTZEIT UND(OLOZÊN  7))'ESCHIEBEMERGEL 7EICHSELKALTZEIT))  '7,7N 7V GLAZImUVIATILE.ACHSCHàTTESANDE7EICHSELKALTZEIT UND6ORSCHàTTESANDE7EICHSELKALTZEIT  7)'ESCHIEBEMERGEL 7EICHSELKALTZEIT)  '7,3N 7V GLAZImUVIATILE.ACHSCHàTTESANDE3AALEKALTZEITU UND6ORSCHàTTESANDE7EICHSELKALTZEIT  3)))))'ESCHIEBEMERGEL 3AALEKALTZEIT))U)))  '7,3N 3V GLAZImUVIATILE.ACHSCHàTTESANDE3AALEKALTZEIT UND6ORSCHàTTESANDE3AALEKALTZEITU  3)'ESCHIEBEMERGEL 3AALEKALTZEIT)  '7,%N 3V GLAZImUVIATILE.ACHSCHàTTESANDE%LSTERKALTZEIT UND6ORSCHàTTESANDE3AALEKALTZEIT  %'ESCHIEBEMERGEL %LSTERKALTZEIT Quelle: REINSCH (1995)

Tabelle 9: Hydrogeologisches Modell Tertiär (Teilgebiet Müritz)

(ORIZONT 'RUNDWASSERLEITER'7, 'RUNDWASSERSTAUER'73  '7,"-A -ALLI”ER&OLGE&ORMSANDHORIZONT  "-AODER"-&-ALLI”ER&OLGE ODER-IOZÊNER&LÚZ HORIZONT

 '7,"-Ú -ÚLLINER3CHICHTEN  '7,""+ "3à "ROOKER3CHICHTENUND3àLSTORFER3CHICHTEN Quelle: REINSCH (1995)

Teilgebiet Serrahn Der GWL 1 ist im Norden des Teilgebietes (bis etwa Gol- Für das Teilgebiet Serrahn sowie sein weiteres Umfeld denbaum/ Goldenbaumer Mühle und Koldenhof) flächen- zeigt das hydrogeologische Modell Quartär folgende haft verbreitet. Er ist hier jedoch überwiegend geringmäch- Grundwasserleiter (GWL) und Grundwasserstauer (GWS) tig (< 2 m) und nur saisonbedingt wasserführend. Als (vgl. Tab. 10): grundwasserleitend eingestuft wird er lediglich nördlich des Gro§en Serrahnsees. Als GWS ist der Geschiebemer- Holozäne Ablagerungen besitzen im Teilgebiet Serrahn gel W II verbreitet. Er steht vielfach auch oberflächig an. keine hydrogeologische Bedeutung. Der GWL 2 ist im westlichen und südöstlichen, z. T. auch im südlichen Bereich des Teilgebietes Serrahn verbreitet.

35 Tabelle 10: Hydrogeologisches Modell Quartär (Teilgebiet Serrahn)

(ORIZONT 'RUNDWASSERLEITER'7, 'RUNDWASSERSTAUER'73  (O'ESCHIEBEMERGEL (OLOZÊN  '7,7N (O GLAZImUVIATILE.ACHSCHàTTESANDE7EICHSELKALTZEIT UND(OLOZÊN

 7))'ESCHIEBEMERGEL 7EICHSELKALTZEIT))  '7,7N 7V GLAZImUVIATILE.ACHSCHàTTESANDE7EICHSELKALTZEIT UND6ORSCHàTTESANDE7EICHSELKALTZEIT

 7)'ESCHIEBEMERGEL 7EICHSELKALTZEIT)  '7,3N 7V GLAZImUVIATILE.ACHSCHàTTESANDE3AALEKALTZEIT UND6ORSCHàTTESANDE7EICHSELKALTZEIT  3)))'ESCHIEBEMERGEL 3AALEKALTZEIT)))  '7,3N GLAZImUVIATILE.ACHSCHàTTESANDE3AALEKALTZEIT  3))'ESCHIEBEMERGEL 3AALEKALTZEIT))  '7,3N 3V GLAZImUVIATILE.ACHSCHàTTESANDE3AALEKALTZEIT UND6ORSCHàTTESANDE3AALEKALTZEIT  3)'ESCHIEBEMERGEL 3AALEKALTZEIT)  '7,%N 3V GLAZImUVIATILE.ACHSCHàTTESANDE%LSERKALTZEIT UND6ORSCHàTTESANDE3AALEKALTZEIT  %))'ESCHIEBEMERGEL %LSTERKALTZEIT))  '7,%N %V GLAZImUVIATILE.ACHSCHàTTESANDE%LSTERKALTZEIT UND6ORSCHàTTESANDE%LSTERKALTZEIT  %)'ESCHIEBEMERGEL %LSTERKALTZEIT)  '7,%V GLAZImUVIATILE6ORSCHàTTESANDE%LSTERKALTZEIT Quelle: REINSCH (1995)

Er bildet hier großflächig einen oberen, unbedeckten Der GWL 3 fehlt nach bisherigem Kenntnisstand lediglich Grundwasserleiter. Seine Mächtigkeit erreicht im west- im südöstlichen Teilbereich (östlich Waldsee - Gnewitz) lichen Teilgebiet z. T. >20 Ð 50 m. Liegendstauer ist der und ist damit geschlossen verbreitet. Seine Mächtigkeiten Geschiebemergel W I. Er ist fast im gesamten Teilgebiet liegen überwiegend bei 5 – 10 m. Der Liegendstauer S III Serrahn vorhanden. Fehlstellen sind im NW südlich fehlt z.T. im NW und südwestlich Grünow. Hier sind Ochsenkrug sowie im Bereich des Plasterinsees belegt. jeweils hydraulische Verbindungen zwischen GWL 3 und In beiden Bereichen sind gleichzeitig hydraulische Ver- GWL 4 belegt. bindungen zwischen GWL 2 und GWL 3, z. T. auch GWL 4 nachgewiesen. Im südlichen Bereich des Teilgebietes Der GWL 4 ist nur regional ausgebildet, er fehlt analog zu Serrahn steht der Geschiebemergel WI oberflächig an. GWL 3 im Südosten. Seine Mächtigkeiten erreichen in der

36 Regel 2 Ð 5 m, z.T. auch 5 Ð 10 m und mehr. Liegendstauer Müritz-Einzugsgebiet und dem Haveleinzugsgebiet ab ist der Geschiebemergel S II. (Verlauf von Klein Dratow im Norden zunächst bogen- förmig nach Osten, dann generell N-S). Im Bereich der Im GWL 5 sind Fehlstellen bisher östlich Ochsenkrug im oberen unbedeckten Grundwasserleiter sind im Bereich Norden und zwischen Goldenbaumer Mühle – Waldsee Ð morphologischer Erhebungen bzw. insbesondere auch der Hasselförde erfasst. Seine Mächtigkeit beträgt 2 – 5 m, zahlreichen oberirdischen Wasserscheiden Aufwölbungen z.T. auch deutlich mehr. Der Liegendstauer S I ist nur der Grundwasseroberfläche, z.T. auch Grundwasser- regional verbreitet. Analoges gilt für den GWL 6 mit scheiden zu erwarten. Mächtigkeiten von überwiegend 5 – 10 m. Die zahlreichen Oberflächengewässer bzw. einzelnen Die GWS E II und E I sowie der eingeschaltete Grundwas- Vorflutsysteme des Teilgebietes Müritz stehen mit hoher serleiter 7 sowie der GWL 8 sind nur lückenhaft bzw. lokal Wahrscheinlichkeit mit dem Grundwasser in nachgewiesen und deshalb ohne Bedeutung. unmittelbarem Zusammenhang und werden von diesem auch gespeist bzw. durchströmt. Unterhalb des Quartärs folgen jungtertiäre süßwasser- führende Schichten (Grundwasserleiter in der Mallißer Die einzelnen Grundwassereinzugsgebiete werden analog Folge, Mölliner Folge und den Cottbusser Schichten). Sie zu den oberirdischen Einzugsgebieten beschrieben: führen bis in Teufen von -50 (östlicher Teil) bzw. -150 m NN Süßwasser. Der Einzugsbereich der Ostpeene (nördlich der oberir- dischen Hauptwasserscheide) liegt teilweise au§erhalb des Teilgebietes Müritz. Generell sind hier Grundwasserfließ- 2.2.2 Grundwasserfließgeschehen richtungen um NW zu erwarten.

Im Teilgebiet Müritz stehen fast flächendeckend obere, Im heutigen Einzugsgebiet des Mühlenbaches (Tollense) unbedeckte Grundwasserleiter unterschiedlicher deutet sich auf Grund der morphologischen und hydrogra- stratigraphischer Stellung (GWL 1 und GWL 2) an, in phischen Gegebenheiten ein allseitiger Grundwasser- denen sich ein freier Grundwasserspiegel ausgebildet hat. zustrom aus nördlicher, westlicher und Ð untergeordnet Ð Über hydraulische Verbindungen, aber auch Grundwasser- auch südlicher Richtung an. neubildungsvorgänge über quartäre Geringleiter (Grundwas- serstauer) bestehen vielfältige Wechselwirkungen zu tieferen Im Bereich der oberirdischen Hauptwasserscheide bedeckten Grundwasserleitern des Quartärs und Tertiärs. zwischen den „Havelquellseen“ (SCHELLER und VOIGTLÄNDER 1992) und Diekenbruch wird – begün- Das Gebiet der Müritz-Seen-Platte stellt für die tieferen stigt auch durch die östlich und westlich gelegenen süßwasserführenden Schichten, z.T. auch für die darunter Erhebungen Ð eine Aufwölbung der Grundwasserober- liegenden salzwasserführenden hydrogeologischen fläche erwartet. Diese Aussage wäre durch eine Son- Komplexe, ein Haupteinzugsgebiet dar. dierung im oberen Bereich des Diekenbruchs bzw. durch Das Grundwasserflie§geschehen zeigt wesentliche Ana- Wasserstandsmessungen in den Gräben zu bestätigen. logien zum oberirdischen Abflussgeschehen und damit zur Unstrittig ist ein Grundwasserabfluss aus dem Mühlensee Morphologie des Gebietes. Bestimmend für die Grund- über das Diekenbruch vor der Schaffung des Mühlen- wasserdynamik der oberen quartären Grundwasserleiter grabens. sind die morphologischen Hochgebiete im Norden des Nationalparks, wo sich eine Druckhochfläche von über Die abflusslosen Seen (Hinbergsee und Fittensee) +70 m NN (z.T. bis über +75 m NN) ausgebildet hat. zwischen der oberirdischen Hauptwasserscheide und der weiter südlich verlaufenden weiteren markanten ober- Die Grundwasserscheiden verlaufen vielfach parallel zu irdischen/ unterirdischen Wasserscheide liegen im Bereich den oberirdischen Wasserscheiden (z.B. zur oberirdischen von Depressionen der Grundwasseroberfläche. Hauptwasserscheide zwischen Ostsee und Nordsee), Der Lehmsee speist vermutlich über das Grundwasser den können jedoch auch – insbesondere im Bereich breiterer nordwestlich gelegenen Wittsee. Hochflächen – deutlich verschoben sein. Im westlichen Anschluss an die oberirdische Hauptwasser- Der Lieper See am nordöstlichen Rand des Nationalparks scheide verläuft eine markante Grundwasserscheide nach ist allseitig von einer Grundwasserdepression umgeben Westen über Federow bis in den Bereich des Warener (Zehrgebiet). Stadtforstes. Im Einzugsgebiet der Müritz liegt nördlich der bis in das Eine weitere deutliche Grundwasserscheide zeichnet sich Gebiet der Warener Tannen reichenden Grundwasserschei- im Bereich der oberirdischen Wasserscheide zwischen de das Einzugsgebiet des Feisnecksees. Die Grundwasser-

37 depression des Feisnecksees schließt an die Müritz- Die Grundwasserflurabstände liegen im Teilgebiet Müritz Depression an. Südlich der Wasserscheide (Teileinzugs- in den morphologischen Hochgebieten im Norden und gebiete Wienpietschseen und Warnker See mit Moorsee) Osten z.T. großflächig über 10 m. Dies gilt auch für eine herrschen bei insgesamt geringem Gefälle Fließrichtungen Reihe von lokalen Hochlagen im Bereich der zur Müritz vor. Vernässungszonen treten relativ oberirdischen Wasserscheiden. großflächig auf. Im Teilgebiet Serrahn stehen sowohl obere, unbedeckte Die Grundwassereinzugsgebiete des Rederangsees sowie Grundwasserleiter (GWL 1, GWL 2) mit freiem Grund- des Specker Sees zeigen prinzipiell das gleiche Bild. wasserspiegel als auch Grundwassergeringleiter unter- Nordöstlich der ebenen Scharbank am Ostufer der Müritz schiedlicher stratigraphischer Stellung an, unter denen in bzw. der Seen ist die Grundwasseroberfläche deutlich der Regel gespanntes Grundwasser auftritt. Im Bereich differenzierter und gegliedert. Von den Druckhochgebieten hydraulischer Verbindungen bestehen Wechselwirkungen im Bereich der nördlichen bzw. z.T. auch östlichen zu tieferen quartären und jungtertiären Grundwasserleitern. Grundwasserscheiden (etwa +75 m NN) ist ein deutliches Druckgefälle (+62,5 m NN) zu beobachten. In Richtung Infolge der Druckhöhen der Grundwasseroberfläche stellt Müritz beträgt das Gefälle dann nur noch 0,5 m. Die Seen das Gebiet überwiegend ein Speisungsgebiet für tiefere sind z.T. weiträumig von Vernässungszonen umgeben. Grundwasserleiter dar.

Für die Zillmannseen sind Möglichkeiten des Grundwas- Das Grundwasserflie§geschehen zeigt ebenfalls deutliche serabflusses nach Süd bis Südwest (zum Priesterbäker See) Übereinstimmungen zum oberirdischen Abflussgeschehen gegeben. Begrenzte Möglichkeiten des Grundwasser- bzw. zum Relief des Gebietes. Deutliche Abweichungen abstroms bestehen auch für den Springsee und die Langen zeigen sich innerhalb der Geschiebemergelverbreitung. Seen insbesondere in Richtung SW. Abflüsse in Richtung Granziner See sind infolge der Lage der postulierten Insgesamt ergeben sich auf Grund der teilweise starken Wasserscheiden unwahrscheinlich. Reliefunterschiede und der Anordnung der Stand- und Fließgewässer relativ komplizierte hydrodynamische Die Grundwassereinzugsgebiete der Havel sind durch Verhältnisse. Druckhochgebiete in den nordwestlichen bis westlichen bzw. nordöstlichen Randbereichen (jeweils etwa +70 m bis Etwa im zentralen Bereich des Teilgebietes Serrahn +65 m über NN) sowie z.T. weiträumige Depressionen (< verläuft zunächst von NW nach SE, ab Südende des +60 m NN) gekennzeichnet. Insgesamt zeigt sich hier eine Schweingartensees von W nach E eine markante Grund- sehr starke Differenzierung. wasserscheide, von der das Grundwasser in nördliche bzw. südliche Richtung abströmt. Im Bereich des vermuteten (derzeitigen) Quellgebietes der Havel liegt die Grundwasseroberfläche bei 65 m NN. Eine Eine weitere Grundwasserscheide schließt sich südwest- relativ schmale, langgestreckte (N-S) Grundwasserdepres- lich des Schweingartensees an, verläuft über Herzwolde sion schließt u. a. den Dambecker See und den Röthsee ein nach Süden und biegt dann in westliche Richtung um. und öffnet sich dann mit Erreichen des Käbelicksees unter Einschluss des Gro§en Bodensees im Osten bzw. des Die Druckhöhen im Bereich der zentralen Wasserscheide Granziner Sees im Westen. Im Umfeld der Seen liegen die liegen zwischen > +90 m und +70 m NN, die Grund- Grundwasserstände überwiegend unter 62,5 m NN. wasserdepressionen nördlich und südlich des Gebietes erreichen jeweils Werte unter +65 m NN. In der Umrandung des Zotzensees bzw. des weiteren Havelverlaufs liegen die Grundwasserspiegel bei +60 m Im nördlichen Teil des Untersuchungsgebietes strömt das NN. Mit Eintritt in den Jäthensee weitet sich auch hier die Grundwasser zunächst in nordöstliche Richtung (Depressi- Grundwasserdepression deutlich entsprechend dem on nördlich Serrahn). Beginnend im Umfeld des Schleser weiteren Havellauf auf. Sees und des Rödliner Sees (Einzugsgebiet der Tollense) zeichnet sich eine weiträumige Depression der Grundwas- Östlich der im Nordosten vom Kramssee und Useriner See seroberfläche ab. Wenn sich dieses Bild bestätigt, ergeben gelegenen Grundwasserscheide flie§t das Grundwasser in sich deutliche Unterschiede zwischen oberirdischem und Richtung Zierker See. unterirdischem Abflussgeschehen.

Im Teileinzugsgebiet des Woterfitzsees ist ebenfalls eine Die Gebiete südlich der zentralen Grundwasserscheide großräumige Grundwasserdepression unter +60 m NN bei sind durch Grundwasserfließrichtungen Nord-Süd einem generellen Grundwasserabfluss in südliche (Westhälfte) bzw. NE-SW (Osthälfte) bei einem generellen Richtung ausgebildet. Abstrom in Richtung Havel gekennzeichnet.

38 Die Grundwasserflurabstände liegen im ungespannten 2.2.4 Grundwasserneubildung und Grundwasser vielfach über 10 m. Mit Annäherung an das Grundwasserdargebot oberirdische Gewässernetz sinken sie deutlich ab, in der engeren Umrandung überwiegen <2 m. Das Teilgebiet Müritz ist insgesamt als ein Gebiet bevorzugter Grundwasserneubildung anzusehen. Gro§- flächig beträgt der Versickerungsanteil durchschnittlich 2.2.3 Grundwasserbeschaffenheit 20 Ð 25%, z. T. auch noch darüber. Als Zehrflächen (0 % Versickerung) sind der relativ hohe Untersuchungen zur Grundwasserbeschaffenheit des Natio- Flächenanteil der Gewässer, aber auch die z. T. großflächi- nalparkgebietes wurden nicht durchgeführt. Infolge der gen Vernässungszonen (Gebiete am Ostufer der Müritz weitgehend forstwirtschaftlichen Nutzung ist jedoch zwischen Müritz und Rederangsee, Specker See und grundsätzlich eine gute bis sehr gute Grundwasserqualität Priesterbäker See sowie Woterfitzsee) einzustufen. zu erwarten. Das Teilgebiet Müritz gehört überwiegend zu einem Infolge der vielfältigen Wechselwirkungen der Gebiet mit sehr hohem nutzbaren Grundwasserdargebot Grundwässer zu den Oberflächengewässern sind deutliche (Dargebotsklasse I). Beziehungen zwischen Grundwasser- und Oberflächen- Der nordwestliche Randbereich bzw. der Zentralteil des wasserbeschaffenheit vorauszusetzen. Gebietes (etwa von den Springseen über Granziner See und Käbelicksee bis zum Jäthensee im Süden) wird einem Die Süß-/ Salzwassergrenze liegt im Nationalparkgebiet in hohen Dargebot (Dargebotsklasse II) zugeordnet. Teufen von -50 m bis -100 m NN, z. T. auch darunter. Geogene Versalzungen sind damit im Bereich der Das Teilgebiet Serrahn gehört in seiner Gesamtheit zu unbedeckten Grundwasserleiter auszuschlie§en. einem Gebiet mit sehr hohem nutzbaren Grundwasser- dargebot (Dargebotsklasse I). Der Geschütztheitsgrad des Grundwassers ist im gesamten In den Bereichen der oberflächig anstehenden Grund- Teilgebiet Müritz gering (Geschütztheitsgrad A), im wasserleiter beträgt der Versickerungsanteil durch- Teilgebiet Serrahn gering im westlichen und südöstlichen schnittlich 20 Ð 25 %, bei Geschiebemergelverbreitung Bereich, bzw. relativ geschützt (B) bis geschützt (C) in mit geringmächtiger Sandauflage etwa 10 – 20 % und bei Bereichen höherer Grundwasserneubildung über anstehendem Geschiebemergel etwa 5 Ð 10 %. Geschiebemergel. Als Zehrflächen gelten neben den Gewässerflächen die weiträumig verstreuten Vernässungszonen. Im Bereich der Siedlungsgebiete ist im oberen, unbe- deckten Grundwasser z. T. mit anthropogenen Verunrei- nigungen zu rechnen. Dies gilt auch für Altlastenver- 3 Böden dachtsflächen und das in deren Grundwasserstrom gelegene Umfeld. Grundwassergefährdungen treten jedoch Die forstliche Standortskartierung hat die Standortsverhält- nur vereinzelt auf (z. B. an ehemaligen Tankstellen in nisse des Müritz-Nationalparks auf der Grundlage eines Bornhof, Bocksee und Dalmsdorf oder Anlagen der kombinierten Verfahrens (SEA 95) beschrieben. Kartiert Tierproduktion in Bornhof und Dalmsdorf). wurden in der topischen Dimension Feinbodenformen, Grund- und Stauwasserstufen, reliefbedingte Mesoklima- Bedeutung besitzen in diesem Zusammenhang eigenschaften und Makroklimaformen. Des weiteren möglicherweise die ehemaligen Schießplätze zwischen wurden im Gelände unter Zuhilfenahme der Bodenvegeta- Speck und Granzin sowie bei Neustrelitz. Im Teilgebiet tion die Humusformen flächendeckend kartiert, die aus Serrahn sind derartige Gefährdungen nicht ausgewiesen Bodenvegetationsformen abgeleitet wurden, getrennt für (HK 50, Karte der Grundwassergefährdung). Am Rand Stamm- (potentielle) und Zustandseigenschaften (aktuelle). sich befindende Deponien, Gro§stallanlagen, ehemalige Als Auswerteeinheit wurden aus den Standortsformen Technikstützpunkte usw. liegen hier generell im Standortsformengruppen abgeleitet, in der ökologisch eng Abstrombereich des Teilgebietes. Möglichkeiten des verwandte Standortsformen zusammengefasst werden Grundwasseranstroms (und damit Gefährdungen des (vgl. Abb. 1). Gebietes bei Nachweis eines Gefährdungspotentials) bestehen lediglich im Osten (Koldenhof bis Gräpkenteich). Im folgenden werden einige für die postglaziale Landschafts- entwicklung wesentliche Ergebnisse stratigrafischer, geo- morphologischer und geoarchäologischer Untersuchungen sowie einige Befunde der Standortskartierung dargestellt. Auf eine katalogartige Beschreibung von Haupt- und Fein- bodenformen sowie Humusformen einschlie§lich ihrer

39 Abb.1: Einzelkomponenten der Standortsform

6WDQGRUWVIRUP 

0DNUR UHOLHIEHGLQJWH 5HOLHIIRUP %RGHQIRUP *UXQGE]Z +XPXVIRUP NOLPDIRUP 0HVRNOLPDIRUP 6WDXZDVVHUIRUP

6WDPP(LJHQVFKDIWHQ =XVWDQGV(LJHQVFKDIWHQ

Quelle: Landesamt für Forsten und Großschutzgebiete (2002) Erläuterung: *= Die beiden Zustands-Eigenschaften bezeichnen Standortskomponenten, die durch den Menschen relativ leicht veränderbar sind.

flächenhaften Verbreitung wird hier verzichtet. Sie ist Im Teilgebiet Serrahn bestehen die Ausgangssubstrate für Bestandteil des Schriftsatzes zur Standortskartierung im die Bodenbildung flächenmäßig etwa zu gleichen Teilen Müritz-Nationalpark (Landesamt für Forsten u. Großschutz- aus weichselkaltzeitlichen Moränenablagerungen und San- gebiete; in Vorbereitung). dersanden im Vorland der Pommerschen Hauptendmoräne. In geringem Umfang, z.B. westlich des Gro§en Serrahn- sees und nördlich des Schulzensees treten Dünenbildungen 3.1 Bodensubstrate bzw. Flugsanddecken hinzu. Im Nordteil sind sandige Ablagerungen der Hauptendmoräne westlich des Schwein- Im Müritz-Nationalpark werden die Ausgangssubstrate der gartensees und östlich des Grünower Sees verbreitet, Bodenbildung durch Lockersedimente des Weichselglazials während Geschiebemergel im zentralen Bereich zwischen gebildet. beiden o.g. Seen anstehen. Sande und Geschiebemergel der Grundmoräne sind eben- Das Teilgebiet Müritz prägen glazifluviatile Sandersande falls am nördlichen Rand des Nationalparks (allerdings im Vorland der Endmoräne der Pommerschen Eisrandlage. flächenmäßig untergeordnet) am Substrataufbau beteiligt. Sie bestehen aus geschichtetem Material, dessen Korn- Die Sandersande nehmen den gesamten südlichen Raum größen von der Sanderwurzel mit zunehmender Transport- des Teilgebietes ein. entfernung abnehmen. Südlich und östlich der Müritz treten (besonders im Raum Boek und am Rederangsee) pleistozäne Beckensedimente auf, die sich als Feinsande, Anhydromorphe Mineralböden Schluffe und Tonablagerungen von den Sandersanden abgrenzen. Alle anhydromorphen Mineralböden sind bis zu mindes- tens 0,6 m Tiefe frei (oder fast frei) von Grund- oder Zu den holozänen Bildungen gehören in erster Linie Stauwasserspuren (0,8 m bei Tieflehm/-ton). Dünen und Moore. Binnendünen treten vor allem in den Revieren Boek und Babke auf. Es wird dem geologischen Das Bodenformenmosaik der Sanderflächen im Teilgebiet Alter nach zwischen Jung- und Altdünen unterschieden. Müritz wird von Sand-Braunerden bestimmt. Unterschiede Moore sind am Ostufer der Müritz, am Woterfitzsee und in im primären Ton-Schluff-Gehalt und in der Korngröße der Havelniederung mit nennenswerten Flächenausdeh- führen zu einem differenzierten Nährstoffdargebot der nungen anzutreffen (vgl. Karte 1). Substrattypen und damit zu einer Aufgliederung der

40 anstehenden Braunerden in Staubsand- und Bänderstaub- Dabei zeigen anthropogen veränderte Böden einen räum- sand- sowie Sand- und Grand (=Grobsand)-Braunerden. lichen Bezug zu archäologischen Befunden. Standorte Sowohl Braunerden mit dem Substrat Staubsand und holzzehrender Industrien des 17. u. 18. Jahrhunderts (Glas- Bändern als auch solche mit dem Substrat Grand (mit und hütten, Teeröfen, Kalkbrennereien) sind in Areale gering ohne Bänder) sind in der Nährstoffversorgung besser entwickelter Böden eingebettet. einzuschätzen. Für den endmoränennahen Sander ist eine Vergesellschaf- Besonders stark erodierte Oberflächen befinden sich im tung bänderfreier Braunerden mit Bändersand-Braunerden Raum Prälank und im Bereich ehemals militärisch und entsprechenden Grobsand (Grand)-formen typisch. genutzter Flächen (ehem. Schießplatz der GUS-Truppen). Die Nährkraftausstattung ist im nördlichen Teil nahe der Rohböden, Ranker und Saumpodsole treten hier Pommerschen Endmoräne gut. großflächig auf.

Eine Besonderheit sind völlig skelettfreie und gleichkör- Die unter Wald verbreitet vorkommenden Saumpodsole nige Braunerden. Sie befinden sich heute auf Dünen sind durch langzeitliche Bodenversauerung (einige hundert (Altdünen), ihr Substrat wurde äolisch (durch den Wind) Jahre) entstanden. Sie stehen am Endpunkt der Entwick- sedimentiert. Demzufolge ist auch keine Differenzierung lung vom Rohboden über den Ranker zum Saumpodsol. von Skelettteilen in den einzelnen Bodenbildungszonen zu finden, wie es sonst bei Braunerden in unterschiedlicher Entwickelte Podsole zeigen eine deutliche Profildifferen- Intensität anzutreffen ist. Diese Dünen entstanden zur Zeit zierung durch abwärts gerichtete Sesquioxid- und des Überganges vom Pleistozän in das Holozän, als die Humusverlagerung und weisen im O-Horizont klima- Oberfläche noch vegetationslos oder spärlich mit Vege- bedingt hohe Humusmengen („Filzpodsole“) auf. Sie sind tation bedeckt war. In der Nährkraftausstattung sind solche im Untersuchungsgebiet nur mäßig verbreitet. Podsole Braunerden ziemlich arm bis mittelnährstoffversorgt. sind z.T. auf Altdünen zu finden. Die Nährkraft der anhydromorphen Böden ist hier am Exposition und anthropogene Landschaftsveränderungen schwächsten. bewirkten die Entstehung gekappter Böden (Rumpfrost- erden) als sekundäre Bildungen der Braunerden. Die Das primär-natürliche Bodenformenmosaik im Teilgebiet Bezeichnung „Rost“ bezieht sich auf den noch vorhande- Serrahn unterscheidet sich deutlich von dem des Müritz- nen unteren Teil des durch Silikatverwitterung (Verbrau- Teils. Die Endmoräne der Pommerschen Eisrandlage wird nung) gefärbten Bv-Horizontes, dem schwach braun von Sand- und Bändersandbraunerden, sowie Lehm- und gefärbten (Bv). Ihr Vorkommen ist ein Beleg für histo- Tieflehm-Fahlerden geprägt. Die im westlichen Teil mit rische Bodenerosion, die in beiden Teilgebieten selbst in dem Sander wechselnde Grundmoräne zeigt ähnliche heute sehr naturnah erscheinenden Waldgebieten Bodenformenvergesellschaftungen. anzutreffen ist (DIECKMANN u. KAISER 1998). Die Nährkraft der Böden ist hier bedeutend günstiger als in den Sanderebenen der Müritz. Die Zerstörung der Vegetationsdecke infolge Rodung, Beackerung oder Beweidung setzte vermutlich mit der sla- Während Untersuchungen zur Waldgeschichte des Mess- wischen Besiedlung dieses Raumes ein und setzte sich tischblattes Thurow (SCAMONI 1963) keine Hinweise auf während des Mittelalters oder der Frühneuzeit fort. Die historische Bodenerosion lieferten, wurden im Ergebnis Freilage des Bodens führte zum Verlust der periglazialen der forstlichen Standortskartierung bisher nicht dokumen- Deckschicht. Resedimentationen der gekappten Horizonte tierte Erosionsspuren beschrieben (DIECKMANN u. KAI- bilden heute Kolluvialerden (Wassererosion) bzw. SER 1998). Rohböden (Ranker bzw. Regosole) und Saumpodsole auf Flugsanddecken (Winderosion). Sander und Endmoräne zeigen stark erodierte Oberflächen, einzelne Jungdünenfelder laufen bis in die Endmoräne hin- In den ebenen bis flachwelligen moränenfernen ein. Nahezu alle Senken der stark bewegten Endmoräne Sandergebieten haben offenbar mehrphasige Erosionser- zeigen z.T. mächtige Kolluvialerden. scheinungen eine bedeutende Flächenausdehnung erreicht. Auf den übersandeten und vollständig bis zur periglazialen Hier ist die Nährkraft der Sand-Braunerden substratbe- Oberfläche erodierten Böden treten im Raum Serrahn dingt schwächer. Eine Besonderheit bildet das von Dünen Sand- Saumpodsole auf. Das Vorkommen von Sand- und Flugsanddecken überlagerte Sander- bzw. Becken- Rankern ist auf den stärker erodierten östlichen Bereich sandgebiet am Ostufer der Müritz. Es entstand eine Ver- des Serrahner Teils begrenzt. gesellschaftung von Abtrags- und Auftragsböden, die das ursprünglich aus Sand- Braunerden bestehende Bodenfor- Auf den Grundmoränenböden im Raum Goldenbaum – meninventar modifiziert. Carpin sind Erosionsspuren in auffällig geringem Maße vorhanden. Die Nährkraftausstattung dieser Böden ist hoch.

41 Semi- und vollhydromorphe Böden; Moore (Anmoore und Moorgleye sind am häufigsten; seltener fin- det man Gleymoore, das typische Moor [organische Aufla- Semihydromorphe Böden zeigen zwischen dem Ober- ge über 80 cm] tritt flächenmäßig stark zurück). Hier boden und dem Gleyhorizont einen anhydromorphen haben sich unter anderem ausgedehnte Bestände von Zwischenhorizont. Grund- bzw. Stauwasserspuren setzen Moorbirke, vergesellschaftet mit Binsenschneide, oberhalb von 0,6 m ein (0,8 m bei Tieflehm/-ton). Sumpfreitgras, Pfeifengras, Sumpflappenfarn u.a., oft auf Ein Teil dieser Böden entwickelt sich unter ständig hoch Bülten erhalten. anstehendem Grundwasser (z.B. an See- und Moor- rändern), ist aber gegenwärtig noch nicht ausgereift (d.h., In der forstlichen Standortskartierung ist der Begriff Moor- diese Böden sind Übergangsformen zu den hydromorphen böden an das Vorhandensein von organischen Decken in Mineralböden. einer Mächtigkeit von mehr als 40 cm und einem Gehalt Als eine Hauptbodenform der semihydromorphen Sandbö- an organischer Substanz von mehr als 30 % gebunden. den sind Sand-Gleypodsole häufig im Randbereich von Der Nährstoffgehalt der Moore ist unterschiedlich und größeren Armmooren oder von Kesselmooren und Söllen insbesondere von der Beschaffenheit des zugeführten Was- zu finden. sers abhängig. So gibt es vom reichen Moor bis zum armen Moor alle Übergänge und ebenso vielgestaltig ist Die hydromorphen Mineralböden sind durch ein AÐG-Pro- die Bestockung. fil mit hoher feuchtebedingter Humusanreicherung im Wachsende Moore weisen eine ständige organische A-Horizont (> 1600 dt/ha) gekennzeichnet. Das ganze Stoffakkumulation auf, bedingt durch einen Wasser- Solum ist durch starke Grund- und Stauwasserspuren überschuss am Standort. Die erzeugte Biomasse ist norma- geprägt. lerweise von einer Humifizierung ausgeschlossen. Der Hydromorphe Mineralböden kommen überall verstreut im dadurch bedingt unterbrochene Nitrifizierungsprozess Nationalpark vor, sowohl in den Niederungen als auch führt zu einer Anreicherung von Stickstoff im Torf. Ebenso innerhalb der Hochflächen in Becken und Senken. ist der Kohlenstoffkreislauf unterbrochen (KOPP 1982).

Als besonders erhaltungswürdige Naturräume im Müritz- Der größte Teil der Moore wird gegenwärtig landwirt- Nationalpark sind die Moore im Müritz-Teil des schaftlich genutzt, meist als Grünland. Stark entwässerte Nationalparks hervorzuheben. und torfgenutzte Moore, wo die verbliebene, stark verdich- Ihre Entstehung ist, nach gravierenden Veränderungen des tete Torfschicht wesentlich geringmächtiger geworden ist, Wasserhaushaltes und der Seeniveaus der mecklenbur- können unter der organischen Deckschicht bei dem nun gischen Gro§seenlandschaft im Alt- und Mittelholozän, tiefer anstehenden Grundwasser erste Podsolierungs- eine Folge der bereits im 13. Jahrhundert einsetzenden, prozesse zeigen. überwiegend anthropogenen Seespiegelveränderungen Eine Regeneration ist in solchen Fällen nicht mehr mög- (KAISER 2001). lich; sie setzt mindestens einen stärkeren Torfkörper voraus. Der Müritz-Seespiegel lag im älteren Präboreal (ca. 7.500 v.u.Z.) um ca. 5 m tiefer als heute (KAISER 1996). Die ausgedehnten Verlandungsmoore am Ostufer der 3.2 Bodenbildungsprozesse Müritz sind demnach ein Resultat der durch 3 Abflüsse (Elde; Vorläufer des Bolter Kanals; Boeker Mühlgraben) Auf den mineralischen Bodeneinheiten haben sich vorwie- bedingten Seespiegelveränderungen. Das Aufstauen von gend terrestrische Böden ohne Hydromorphiemerkmale Seen zur Wasserkraftgewinnung diente dem Betrieb von entwickelt. Wassermühlen und ist in Mecklenburg seit dem 12. Braunerden bildeten sich auf Bodeneinheiten, die aus Jahrhundert urkundlich belegt (KAISER 1996). sandigen Ausgangssubstraten bestehen und sind der dominierende Bodentyp im Müritz-Nationalpark. Der Die SCHMETTAUSCHE Karte lässt in diesem Bereich Verbraunungshorizont ist mit unterschiedlicher Mächtig- seit 1788 stärkere Verlandungsprozesse erkennen. In den keit ausgebildet. Vor allem in Kuppenlagen wird nur letzten 180 Jahren senkte sich der Wasserspiegel der geringmächtige Verbraunung angetroffen. Die Braunerden Müritz um etwa 2 m, beginnend mit dem Bau der Elde- weisen unterschiedliche Podsolierungsgrade (Brauner- Wasserstra§e. depodsol) auf.

Heute findet man daher zwischen dem Specker See und Zu Podsol haben sich vor allem die karbonatfreien der Müritz – den sogenannten „Boeker Schlamm“ und die Dünensande (Bodeneinheit dS) entwickelt. Auf Böden der Binnenmüritz – ausgedehnte Verlandungsflächen, deren Bodeneinheit „Sande der Grund- und Endmoränen“ organische Bildungen nur wenige Dezimeter mächtig sind bildeten sich Braunerden, die z.T. Lessivierung aufweisen

42 und sich zum sekundären Podsol weiterentwickeln. Der bezeichnen. In Abhängigkeit vom Relief können in gegenwärtige Grad der Podsolierung ist unterschiedlich Muldenlagen Pseudogleye und auf Kuppen als seltene und reicht von schwach podsoliger Braunerde bis zum Bodenart Pararendzina angetroffen werden. Braunerdepodsol. Verbreitet ist dieser Bodentyp Aus der Bodeneinheit ãtonige z.T. mergelige Bildungen“, hauptsächlich westlich des Schweingartensees und östlich die vor allem am Rand von größeren Gewässern vor- des Grünower Sees. kommt, haben sich Pelosole (= Böden mit ausgeprägtem polyedrischen bis prismatischen Absonderungsgefüge) Die Humusform kann je nach Bestockung (Laubwald, gebildet. Durch Stauwassereinfluss können sich Böden in Nadelwald) und Basenversorgung zwischen Rohhumus bis ebener Lage auf dieser Bodeneinheit zu Pelosol-Pseudo- Moder schwanken. Auf gut basenversorgten, d.h. nähr- gleyen weiterentwickeln. Ihre potentielle Nährkraft stoffreichen Böden mit naturnahem Laubwald ist Mull bis schwankt von „mittel“ bis „reich und kräftig“. Sie weisen mullartiger Moder vorhanden. Bei Böden mit fortgeschrit- oft einen hohen Wassergehalt auf, die nutzbare Feldka- tener Degradierung und z.B. unter Nadelwaldbeständen pazität ist jedoch gering. kann sich nur Rohhumus bilden. Untergeordnet ist in der Umgebung der größeren Gewässer Die potentiellen Nährkraftstufen der terrestrischen Böden im Westteil des Nationalparks bei hohem Grundwasser- auf den sandigen Bodeneinheiten (Sa, dS, SB, SH, S) sind stand Podsolgley bzw. Gleypodsol (semiterrestrische recht differenziert. Für die Braunerden auf Sandersanden Böden) entwickelt. Bei gleicher potentieller Nährkraft ist besteht allgemein die Tendenz der Abnahme der potentiel- die Verfügbarkeit von Nährstoffen gegenüber len Nährkraft in Schüttungsrichtung des Sanders, d.h. nach terrestrischen Böden geringer. Süden. So finden sich die nährstoffreichsten Braunerden unmittelbar im Vorfeld der Pommerschen Hauptendmoräne Semiterrestrische Böden beschränken sich nur auf besonders südöstlich von Kargow und westlich von Bereiche mit hohem Grundwasserstand, das sind im Ankershagen. Die nährstoffärmsten Braunerden bzw. Teilgebiet Müritz die Gebiete in der Umgebung der Seen. Podsole sind an Dünenbildungen bzw. Flugsanddecken Am Ostufer der Müritz hat sich auf der Bodeneinheit gebunden und beispielsweise zwischen Priesterbäker See, „holozäne Sande“ bei hochanstehendem Grundwasser ein Zotzensee und Woterfitzsee zu finden. noch unentwickelter Moder-Gley gebildet. Dieser Gley wird in einer Tiefe von 80 Ð 130 cm von einem 15 Ð 30 cm Mit fortschreitender Podsolierung erfolgt eine starken Band aus reinem Humus oder stark humosen Sand Umverlagerung (Auswaschung) der Nährstoffe in den durchzogen. Die Humusform auf diesem Bodentyp konnte Unterboden bei gleichzeitiger Verringerung der Verfügbar- nicht näher bestimmt werden, z.T. liegt unzersetzte organi- keit der Nährstoffe. Die nutzbare Feldkapazität, d.h. das sche Substanz vor (Forstliche Standortkartierung 1962). pflanzenverfügbare Bodenwasser, kann unterschiedlich Der Gley ist nährstoffreich (potentielle Nährkraftstufen sein und hängt wesentlich vom Schluffgehalt und vom „reich und kräftig“ bis „kräftig und mittel“), die Verfüg- Podsolierungsgrad ab. Sie reicht von „gering“ bis „hoch“ barkeit der Nährstoffe ist allerdings bei Gleyen relativ (50 – 200 mm). Die Stabilität von Braunerden bei gering (SCHEFFER/SCHACHTSCHABEL 1992). Die Nadelwaldnutzung sinkt durch Rohhumusbildung, da Roh- Bodenbildung konnte auf ehemaligem Seeboden (Absen- humus eine Versauerung des Bodens und damit die kungsterrassen) infolge der großflächigen Grundwasserab- Podsolierung fördert. senkung in der Müritz-Region (Ausbau der Elde- und Bei der Bodeneinheit „Sande der Grund- und Endmoräne“ Havelwasserstra§e) einsetzen. Es handelt sich somit um mit unterlagerndem Geschiebemergel (S/M) können durch relativ junge Böden, die noch am Anfang ihrer Staunässe verursacht, Hydromorphiemerkmale vorhanden Entwicklung stehen. sein (Pseudovergleyung im Unterboden). Die potentielle Nährkraft der organischen Böden ist im Für die Bodeneinheit „Geschiebemergel/-lehme“ ist das Müritz-Nationalpark überwiegend hoch (reich und kräftig Auftreten von Parabraunerden bis Fahlerden charak- bis mittel), vor allem im Verlandungsbereich der größeren teristisch. Diese Bodentypen sind jedoch für das Teilgebiet Seen. Durch die Entwässerung ergeben sich Nährkraftver- Müritz nur von untergeordneter Bedeutung. Im zentralen änderungen, die mit einer Erhöhung der Trophie der Böden Bereich des Teilgebietes Serrahn (zwischen Schwein- verbunden ist. gartensee und Grünower See) ist dieser Bodentyp jedoch In Abhängigkeit vom Zusammenwirken der Landschafts- weitflächig verbreitet. faktoren (z. B. Relief, Nährstoffangebot im Grundwasser Die potentielle Nährkraft dieser Böden ist reich und und der umgebenden Landschaft) bzw. vom hydrolo- kräftig, ihre nutzbare Feldkapazität hoch (140 – 200 mm). gischen Moortyp treten jedoch auch „arme“ und „ziemlich Aufgrund der guten Basenversorgung sind diese Böden arme“ organische Böden auf. Dazu zählen die als gegenüber anthropogenen Einflüssen als relativ stabil zu „Hochmoortorf“ eingestuften Flächen im Sander.

43 4 Gewässer, Feuchtgebiete und Jäthensee natürlich existiert. Danach wurde auch das Wasserhaushalt ehemalige, mäandrierend verlaufende Havelbett zwischen Zotzen- und Jäthensee, der Havelbach, künstlich angelegt. 4.1 Stehende und fließende Oberflächen- gewässer, Hydrologie Der gesamte Havellauf ist reguliert (vgl. Kap. IV /4.3.2), weitgehend kanalartig ausgebaut und begradigt. Dazu 4.1.1 Gewässerbestand erfolgte beispielsweise Anfang des 19. Jahrhunderts eine Umverlegung vom Havelbach in den heutigen Flussab- Die 107 Seen (Gewässer über 1 ha) und der 500 ha große schnitt zwischen Zotzensee und Jäthensee. Uferstreifen der Müritz nehmen zusammen eine Fläche Die etwa 700 m lange Flie§strecke der Havel zwischen von ca. 4.100 ha (= 13 % der Nationalparkfläche) ein. Dar- Granziner Mühle und Pagelsee kann als relativ naturnah über hinaus befinden sich 10 Teiche (90 ha) der künstlich eingeschätzt werden. In diesem Abschnitt kommt es angelegten Teichanlage Boek im Gebiet (vgl. Karte 2). aufgrund fehlender Uferbefestigung zur Mäanderbildung. In den letzten Jahrzehnten erfolgte hier im Gegensatz zu Bei der Mehrzahl der Seen handelt es sich um kleine bis den übrigen Flussabschnitten keine Unterhaltung des mittelgroße (1 bis 50 ha), seichte bis mäßig tiefe Gewässer Gewässerbettes und der Ufer, so dass sich eine den (1 bis 12 m). Standortverhältnissen entsprechende natürliche Vegetation Zu den größten Seen zählen u.a. der Jäthensee (130 ha), entwickelt hat. der Rederangsee (204 ha), der Specker See (227 ha), der An der Granziner Mühle befand sich eine betonierte Käbelicksee (261 ha), der Woterfitzsee (287 ha) und der Panzerfurt, etwa 300 m südlich führten 2 Panzerbrücken Useriner See (372 ha). Größere Tiefen weisen beispiels- (ebenfalls mit Betonfundamenten) über die Havel. Diese weise der Krumme See bei Zwenzow (16,0 m), der Gro§e Bauwerke wurden von den ehemaligen GUS-Truppen für Bodensee (16,8 m), der Zwirnsee (17,5 m), der Hinbergsee militärische Übungen genutzt und sind inzwischen rückge- (18,9 m) und der Schweingartensee (31,0 m) auf (KAISER baut. 1990, BRUSDEYLINS 1994). Der Godendorfer Mühlenbach befindet sich in einer An einer Vielzahl der Seen erfolgt eine künstliche Regulie- Geländerinne, die glazifluviatilen Ursprungs ist rung der Wasserstände. Dies betrifft u.a. alle Seen, die über (GEOLOGISCHES LANDESAMT M-V 1994). Dies die Havel verbunden sind, weiterhin die Bodenseen, den deutet auf seine natürliche Entstehung hin. In Steinmühle Caarp- und Woterfitzsee, sowie den Ankershagener befindet sich ein alter Mühlenstau. Über einen Stau an der Mühlensee mit Born- und Trinnensee. Indirekt werden Goldenbaumer Mühle wird der Wasserstand im Mühlen- auch die mit der Müritz in Verbindung stehenden Seen teich reguliert. Unterhalb des Grünower Sees befinden sich reguliert, so der Feisneck- und der Rederangsee (vgl. Kap. Anlagenreste einer Nutriafarm. Das Bachbett ist dort, wie IV/ 4.3.2). auch unmittelbar an der Goldenbaumer Mühle befestigt. Ungeachtet dessen weisen alle Seen einen weitgehend Insbesondere unterhalb der Goldenbaumer Mühle weist naturnahen Zustand auf. der Mühlenbach einen naturnahen Zustand auf. Der Bodenbach und der Kotzengraben sind mit Sicherheit Fließgewässer spielen aufgrund der Geländeverhältnisse künstlich angelegt, machen aber einen relativ naturnahen und der Wasserscheidenlage nur eine untergeordnete Rolle. Eindruck. Der Bodenbach ist im Oberlauf auf etwa 150 m Ihr Bestand wird im wesentlichen durch die Abschnitte der verrohrt. Der genaue Zeitpunkt ihrer Entstehung ist nicht Havel (von der Mündung in den Middelsee bis zur bekannt. Straßenbrücke Zwenzow), des Bolter Kanals (vom Auslaufgraben der Teichanlage Boek bis zum Einlauf in Der Bolter Kanal wurde zwischen 1831 Ð 1837 gebaut. den Leppinsee) und des Godendorfer Mühlenbaches (vom Auslauf Grünower See bis zum Einlauf Grammertiner Teich), sowie durch den Bodenbach und Kotzengraben 4.1.2 Nährstoffverhältnisse und Schichtung gebildet. Daneben gibt es weitere ca. 43 km künstlich angelegte Gräben (vgl. Kap. IV/ 4.3.2). BRUSDEYLINS (1993, 1994) ermittelte für die 106 im Rahmen des „Seenkatasters Müritz-Nationalpark“ Als Fließgewässer natürlichen Ursprungs sind aber nur die untersuchten Seen (außer Binnenmüritz) u.a. die Havel (mit Einschränkung), der Godendorfer Mühlenbach Nährstoff- und Schichtungsverhältnisse. und das Quellgebiet der Ostpeene anzusehen. TREICHEL (1957) geht davon aus, dass die gesamte Die Ergebnisse sind in der Tabelle 11 zusammengefasst. Havel nördlich des Käbelicksees bereits vor 1273 Danach gelten : künstlich angelegt wurde. VOIGTLÄNDER (1992) hält es - 21 Seen (ca. 20 %) als mesotroph, bzw. mesotroph- sogar für wahrscheinlich, dass die Havel erst ab dem eutroph

44 Tabelle 11: Trophieklassifizierung und Schichtung der Seen im Nationalpark

4ROPHIE PHVRWURSK PHVRWURSK PHVRELV PHVRELV HXWURSK HXWURSK STUFE HXWURSK HXWURSK 3CHICHTUNG LQVWDELO VWDELO LQVWDELO VWDELO LQVWDELO VWDELO JHVFKLFKWHW JHVFKLFKWHW JHVFKLFKWHW JHVFKLFKWHW JHVFKLFKWHW JHVFKLFKWHW !NZAHL   3EEN  

4ROPHIE HXELV HXELV K\SHUWURSK K\SHUWURSK SRO\WURSK G\VWURSK STUFE K\SHUWURSK K\SHUWURSK 3CHICHTUNG LQVWDELO VWDELO LQVWDELO VWDELO LQVWDELO LQVWDELO JHVFKLFKWHW JHVFKLFKWHW JHVFKLFKWHW JHVFKLFKWHW JHVFKLFKWHW JHVFKLFKWHW !NZAHL   3EEN Quelle: BRUSDEYLINS (1993, 1994) *) eutroph mit dystrophem Charakter

- 69 Seen (ca. 65 %) als eutroph, bzw. eutroph-hypertroph Landwirtschaft (Flächenentwässerung) und Abwässer. Für - 13 Seen (ca. 12 %) als hypertroph, bzw. polytroph den Caarp- und Woterfitzsee kommen frühere Nährstoff- - 3 Seen (ca. 3 %) als dystroph. einträge aus der damals intensiv betriebenen Teichanlage und Forellenanlage Boek in Betracht. Die Dominanz instabil geschichteter Seen (62 %) resultiert Die Fließgewässer weisen nach Einschätzung des Staat- aus den überwiegend geringen Gewässertiefen. lichen Amtes für Umwelt und Natur Neubrandenburg die Mesotrophe, bzw. mesotroph-eutrophe Seen treten Güteklasse II (Godendorfer Mühlenbach, Bolter Kanal), überwiegend in den nährstoffarmen, kalkreichen Sanderge- bzw. III (Havel) auf (DOLGENER mdl. Mitt. 1995). bieten auf, wie beispielsweise Fürstenseer See, Zwirnsee, Tabelle 12 enthält für die einzelnen Seen Angaben zu den Hinnensee, die Krummen Seen bei Kratzeburg und Flächen und Tiefen, zu den Nährstoff- und Schichtungs- Zwenzow, Gro§er Bodensee, Babker See, Janker See oder verhältnissen sowie eine Charakterisierung ihres auch in der Endmoräne, wie Hinbergsee, Trinnen- und Naturraumtyps. Mühlensee. Es handelt sich ausnahmslos um tiefere Gewässer, die aus dem Grundwasser gespeist werden (Durchströmungs- und Kesselseen). 4.1.3 Wasserkreislauf, Gebietswasserbilanz

Ein räumlicher Verbreitungsschwerpunkt eutropher Ge- Das Gebiet des Müritz-Nationalparks ist grundsätzlich als wässer lässt sich aus den Untersuchungen nicht ableiten, sie Quellgebiet zu bezeichnen, Fließgewässer, wie die Ostpee- sind im gesamten Nationalparkgebiet vorzufinden. Es ne und die Havel entspringen hier. Ebenso wird die Elde handelt sich ganz überwiegend um seichte bis mäßig tiefe aus dem Einzugsgebiet der Müritz gespeist (VOIGTLÄN- Gewässer mit unterschiedlichem hydrologischen Status. DER 1992). Der Trophiestatus ist nur in wenigen Fällen auf unmittel- Mit Ausnahme des Godendorfer Mühlenbaches fehlen bare anthropogene Beeinträchtigungen zurückzuführen, wie dagegen Zuläufe mit deutlichem Einfluss auf die Gebiets- beispielsweise am Bornsee, Käbelicksee, Granziner See Wasserbilanz. oder Zotzensee. In den meisten Seen ist bedingt durch die geringen Tiefen, von einer morphometrischen, d.h. Angaben zur Gesamt-Gebietswasserbilanz des National- natürlichen Eutrophie auszugehen (ODUM 1959). parks liegen nicht vor. Vergleichsweise beträgt der lang- jährige mittlere Niederschlag für Mecklenburg-Vorpom- mern 638 mm (620 – 670 mm für die westlichen und 540 – Sehr nährstoffreiche (hyper- bzw. polytrophe) Seen sind 610 mm für die östlichen Landesteile). u.a. der Schulzensee (Granzin), Jäthensee, Görtowsee, Zierzsee, Landsee, Caarpsee, Woterfitzsee und Feutschsee. Davon verdunsten durchschnittlich 73 % (465 mm) und Bei der Mehrzahl dieser Gewässer resultiert der hohe 27 % (173 mm) gelangen zum Abfluss (UMWELTMINI- Trophiestatus aus Nährstoffeinträgen, insbesondere durch STERIUM M-V 1994).

45 Tabelle 12: Seen im Nationalpark

3EENAME 3EEmËCHE 4IEFEM 'ESAMTBEWERTUNG .ATURRAUMTYP HA MAXMITTL %DENHU6HH    PHVRWURSK ]LHPOLFKNOHLQHUPHVRWURSK VWDELOJHVFKLFKWHW DONDOLVFKHU.HVVHO7LHIVHH XQYHUEXQGHQ %LQQHQPULW]  N$ N$ N$ N$

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46 3EENAME 3EEmËCHE 4IEFEM 'ESAMTBEWERTUNG .ATURRAUMTYP HA MAXMITTL )LWWHQVHH  N$  HXWURSKQLFKWVWDELO ]LHPOLFKNOHLQHUHXWURSK 1RUG JHVFKLFKWHW DONDOLVFKHU3IDQQHQ XQYHUEXQGHQ 6HLFKWVHH )UVWHQVHHU    PHVRWURSK JUR‰HUPHVRWURSK 6HH VWDELOJHVFKLFKWHW DONDOLVFKHU5LQQHQ7LHIVHH GXUFKÁRVVHQ *|UWRZVHH    HXWURSK NOHLQHUHXWURSKDONDOLVFKHU QLFKWVWDELOJHVFKLFKWHW 6FKDOHQ)ODFKVHH XQYHUEXQGHQ *UDQ]LQHU6HH    HXWURSKKRFKHXWURSK PLWWHOJUR‰HUHXWURSK VWDELOJHVFKLFKWHW KRFKHXWURSKDONDOLVFKHU 5LQQHQ7LHIVHH GXUFKÁRVVHQ *VWHUSRKO    HXWURSK ]LHPOLFKNOHLQHUHXWURSK QLFKWVWDELOJHVFKLFKWHW DONDOLVFKHU6FKDOHQ +DOEWLHIVHHXQYHUEXQGHQ +DXVVHH    HXWURSK G\VWURSKHU ]LHPOLFKNOHLQHUHXWURSK 6HUUDKQ &KDUDNWHU QLFKWVWDELO G\VWURSK DONDOLVFKHU JHVFKLFKWHW 6FKDOHQ)ODFKVHH XQYHUEXQGHQPRRUXPJHEHQ +LQEHUJVHH    PHVRWURSK ]LHPOLFKNOHLQHU VWDELOJHVFKLFKWHW PHVRWURSKDONDOLVFKHU .HVVHO7LHIVHH XQYHUEXQGHQ +LQQHQVHH    PHVRWURSKHXWURSK PLWWHOJUR‰HUPHVRWURSK VWDELOJHVFKLFKWHW HXWURSKDONDOLVFKHU5LQQHQ 7LHIVHHPLWRIIHQHU 9HUELQGXQJ]XP )UVWHQVHHU6HH +RIVHH    HXWURSK JUR‰HUHXWURSKDONDOLVFKHU 6SHFN QLFKWVWDELOJHVFKLFKWHW 7URJ+DOEWLHIVHH YHUEXQGHQ +RKOHU%DXP  N$  HXWURSK HXWURSKDONDOLVFKHU 6HH QLFKWVWDELOJHVFKLFKWHW 0XOGHQ6HLFKWSIXKO PLW$EÁX‰ -lWKHQVHH    KRFKHXWURSK JUR‰HUKRFKHXWURSK QLFKWVWDELOJHVFKLFKWHW DONDOLVFKHU3IDQQHQ )ODFKVHHGXUFKÁRVVHQ -DPHONHQVHH    HXWURSK HXWURSKDONDOLVFKHU QLFKWVWDELOJHVFKLFKWHW 3IDQQHQSIXKO XQYHUEXQGHQ -DQNHU6HH    PHVRWURSK ]LHPOLFKNOHLQHU VWDELOJHVFKLFKWHW PHVRWURSKDONDOLVFKHU 6FKDOHQWLHIVHH PLW$XVÁXVV .lEHOLFNVHH    HXWURSK JUR‰HUHXWURSKDONDOLVFKHU QLFKWVWDELOJHVFKLFKWHW 6FKDOHQ7LHIVHH GXUFKÁRVVHQ .lOEHUVHH    HXWURSK NOHLQHUHXWURSKDONDOLVFKHU QLFKWVWDELOJHVFKLFKWHW 6FKDOHQ)ODFKVHH .HVVHOVHH    HXWURSK WLHIHUHXWURSKVXEQHXWUDOHU VWDELOJHVFKLFKWHW 6FKDOHQ3IXKOXQYHUEXQGHQ PRRUXPJHEHQ

47 3EENAME 3EEmËCHE 4IEFEM 'ESAMTBEWERTUNG .ATURRAUMTYP HA MAXMITTL .UDPVVHH    PHVRWURSKHXWURSK JUR‰HUPHVRWURSKHXWURSK VWDELOJHVFKLFKWHW DONDOLVFKHU.HVVHO7LHIVHH PLW=XÁXVV .UHEVVHH    HXWURSK NOHLQHUHXWURSKVXEQHXWUDOHU VWDELOJHVFKLFKWHW .HVVHO+DOEWLHIVHH XQYHUEXQGHQ .UXPPHU6HH    PHVRWURSKHXWURSK ]LHPOLFKNOHLQHUPHVRWURSK .UDW]HEXUJ VWDELOJHVFKLFKWHW HXWURSKDONDOLVFKHU 5LQQHQ+DOEWLHIVHH XQYHUEXQGHQ .UXPPHU6HH    PHVRWURSKHXWURSK PLWWHOJUR‰HUPHVRWURSK =ZHQ]RZ VWDELOJHVFKLFKWHW DONDOLVFKHU5LQQHQ7LHIVHH XQYHUEXQGHQ .XQNHO    HXWURSK NOHLQHUHXWURSKDONDOLVFKHU QLFKWVWDELOJHVFKLFKWHW 6FKDOHQ)ODFKVHH GXUFKÁRVVHQ /DQGVHH    SRO\WURSK NOHLQHUSRO\WURSK QLFKWVWDELOJHVFKLFKWHW DONDOLVFKHU6FKDOHQ +DOEWLHIVHHPLW$XVÁXVV /DQJHU6HH*U    HXWURSK ]LHPOLFKNOHLQHUHXWURSK QLFKWVWDELOJHVFKLFKWHW DONDOLVFKHU7URJ)ODFKVHH XQYHUEXQGHQ /DQJHU6HH.O    PHVRWURSK NOHLQHUPHVRWURSK VWDELOJHVFKLFKWHW DONDOLVFKHU.HVVHO +DOEWLHIVHHXQYHUEXQGHQ /DQJKlJHU6HH    HXWURSK ]LHPOLFKNOHLQHUHXWURSK 1RUG QLFKWVWDELOJHVFKLFKWHW DONDOLVFKHU6FKDOHQ +DOEWLHIVHHXQYHUEXQGHQ /DQJKlJHU6HH    PHVRWURSK PLWWHOJUR‰HUPHVRWURSK 6G VWDELOJHVFKLFKWHW DONDOLVFKHU.HVVHO7LHIVHH XQYHUEXQGHQ /HKPVHH    HXWURSK NOHLQHUHXWURSK .UDW]HEXUJ QLFKWVWDELOJHVFKLFKWHW DONDOLVFKHU6FKDOHQ +DOEWLHIVHHXQYHUEXQGHQ /HKPVHH    HXWURSK NOHLQHUHXWURSK 3LHYHUVWRUI QLFKWVWDELOJHVFKLFKWHW DONDOLVFKHU.HVVHO +DOEWLHIVHHXQYHUEXQGHQ /LHSHU6HH    HXWURSKKRFKHXWURSK PLWWHOJUR‰HUHXWURSK QLFKWVWDELOJHVFKLFKWHW KRFKHXWURSKDONDOLVFKHU 3IDQQHQ)ODFKVHH XQYHUEXQGHQ 0DGHQVHH    KRFKHXWURSK NOHLQHUKRFKHXWURSK QLFKWVWDELOJHVFKLFKWHW DONDOLVFKHU3IDQQHQ 6HLFKWVHHXQYHUEXQGHQ 0HZHQVHH    G\VWURSK G\VWURSKHU6FKDOHQSIXKO QLFKWVWDELOJHVFKLFKWHW XQYHUEXQGHQPRRUXPJHEHQ 0LGGHOVHH    HXWURSK NOHLQHUHXWURSKDONDOLVFKHU QLFKWVWDELOJHVFKLFKWHW 3IDQQHQ)ODFKVHH GXUFKÁRVVHQ 0|QFKVHH    HXWURSK NOHLQHUHXWURSKDONDOLVFKHU QLFKWVWDELOJHVFKLFKWHW 3IDQQHQ)ODFKVHHPLW $XVÁXVV

48 3EENAME 3EEmËCHE 4IEFEM 'ESAMTBEWERTUNG .ATURRAUMTYP HA MAXMITTL -OORSEE       EUTROPH KLEINER EUTROPHSUBNEUTRALER +RATZEBURG NICHTSTABILGESCHICHTET 0FANNEN &LACHSEE UNVERBUNDEN MOORUMGEBEN -OORSEE   K!   EUTROPH ZIEMLICHKLEINER EUTROPH 7AREN NICHTSTABILGESCHICHTET ALKALISCHER3CHALEN &LACHSEE UNVERBUNDEN -àHLENSEE       MESOTROPH EUTROPH MITTELGRO”ERMESOTROPH !NKERSHAGEN GESCHICHTET EUTROPHALKALISCHER4ROG (ALBTIEFSEE MIT!USmUSS -àHLENTEICH       HOCHEUTROPH ZIEMLICHKLEINER 'OLDENBAUM NICHTSTABILGESCHICHTET HOCHEUTROPHALKALISCHER 4ROG &LACHSEE DURCHmOSSEN -àHLENTEICH       HOCHEUTROPH KLEINER HOCHEUTROPH 'RANZIN NICHTSTABILGESCHICHTET ALKALISCHER0FANNEN 3EICHTSEE DURCHmOSSEN -àRENSEE       EUTROPH KLEINER EUTROPH LEICHTDYSTROPHER SUBNEUTRALER3CHALEN #HARAKTER (ALBTIEFSEE UNVERBUNDEN STABILGESCHICHTET MITDYSTROPHEM %RSCHEINUNGSBILD .IETINGSEE   K! K! HOCHEUTROPH KLEINER HOCHEUTROPH NICHTSTABILGESCHICHTET ALKALISCHER0FANNEN 3EICHTSEE DURCHmOSSEN 0AGELSEE       EUTROPH MITTELGRO”ER EUTROPH NICHTSTABILGESCHICHTET HOCHEUTROPHALKALISCHER 2INNEN (ALBTIEFSEE DURCHmOSSEN 0LASTERINSEE       EUTROPH MITTELGRO”ER EUTROPH NICHTSTABILGESCHICHTET ALKALISCHER3CHALEN (ALBTIEFSEE UNVERBUNDEN 0RÊLANKSEE +L   K!   EUTROPH ZIEMLICHKLEINER EUTROPH NICHTSTABILGESCHICHTET ALKALISCHER0FANNEN 3EICHTSEE UNVERBUNDEN 0RIESTERBÊKER       EUTROPH GRO”ER EUTROPHALKALISCHER 3EE NICHTSTABILGESCHICHTET 3CHALENHALBTIEFSEE VERBUNDEN 0RIESTERSEE   K! K! EUTROPH KLEINER EUTROPHALKALISCHER NICHTSTABILGESCHICHTET 0FANNEN 3EICHTSEE

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49 3EENAME 3EEmËCHE 4IEFEM 'ESAMTBEWERTUNG .ATURRAUMTYP HA MAXMITTL 5|WKVHH    KRFKHXWURSK ]LHPOLFKNOHLQHUHXWURSK =DUWZLW] QLFKWVWDELOJHVFKLFKWHW VXEQHXWUDOHU6FKDOHQ +DOEWLHIVHHXQYHUEXQGHQ 6lINRZVHH*U    PHVRWURSKHXWURSK PLWWHOJUR‰HUPHVRWURSK² VWDELOJHVFKLFKWHW HXWURSKDONDOLVFKHU6FKDOHQ +DOEWLHIVHHPLW$XVÁXVV

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50 3EENAME 3EEmËCHE 4IEFEM 'ESAMTBEWERTUNG .ATURRAUMTYP HA MAXMITTL 3PRINGSEE       EUTROPH KLEINER EUTROPHALKALISCHER NICHTSTABILGESCHICHTET 3CHALEN (ALBTIEFSEE UNVERBUNDEN 3TÚCKERSEE       EUTROPH KLEINER EUTROPHALKALISCHER STABILGESCHICHTET 3CHALEN (ALBTIEFSEE MIT !USmUSS 4ANNENSEE       EUTROPHBISHOCHEUTROPH KLEINER EUTROPHALKALISCHER STABILGESCHICHTET 3CHALEN (ALBTIEFSEE MIT !USmUSS 4ECHTINSEE       EUTROPH KLEINEREUTROPHALKALISCHER NICHTSTABILGESCHICHTET 3CHALEN &LACHSEE MIT :UmUSSUND!BmUSS 4EICHSàDLICH       EUTROPH KLEINER EUTROPHALKALISCHER 3CHWEINGARTEN NICHTSTABILGESCHICHTET 3CHALEN &LACHSEE DURCHmOSSEN 4EICHSàDLICH   K! K! EUTROPH KLEINER EUTROPHALKALISCHER 3CHWEINGARTEN NICHTSTABILGESCHICHTET 4ROG 3EICHTSEE DURCHmOSSEN 4EUFELSKRUG       EUTROPH KLEINER EUTROPHALKALISCHER STABILGESCHICHTET +ESSEL (ALBTIEFSEE MIT !USmUSS 4IEFER:INOW       EUTROPH KLEINER EUTROPHALKALISCHER NICHTSTABILGESCHICHTET 4ROG (ALBTIEFSEE 4ONLOCH       EUTROPH TIEFER EUTROPH ALKALISCHER STABILGESCHICHTET 3CHALEN 0FUHL 4RINNENSEE      MESOTROPH EUTROPH ZIEMLICHKLEINERMESOTROPH STABILGESCHICHTET EUTROPHALKALISCHER3CHALEN (ALBTIEFSEE DURCHmOSSEN 4àRZSEE       EUTROPH KLEINER EUTROPHALKALISCHER NICHTSTABILGESCHICHTET 3CHALEN (ALBTIEFSEE UNVERBUNDEN 5SERINER3EE       EUTROPH GRO”ER EUTROPHALKALISCHER NICHTSTABILGESCHICHTET 4ROG (ALBTIEFSEE 6AUCKSEE   K! K! HOCHEUTROPH ZIEMLICHKLEINER NICHTSTABILGESCHICHTET HOCHEUTROPHALKALISCHER 0FANNEN &LACHSEE MIT:UmU” 7ARNKER3EE       EUTROPH ZIEMLICHKLEINER EUTROPHBIS NICHTSTABILGESCHICHTET HOCHEUTROPHER ALKALISCHER 3CHALEN &LACHSEE MIT !USmUSS 7EI”ER3EE       EUTROPH ZIEMLICHKLEINER EUTROPH NICHTSTABILGESCHICHTET ALKALISCHER0FANNEN 3EICHTSEE MIT!USmUSS 7ENSCHSEE       EUTROPH ZIEMLICHKLEINER EUTROPH STABILGESCHICHTET ALKALISCHER+ESSEL (ALBTIEFSEE UNVERBUNDEN 7IENPIETSCHSEE       EUTROPH EUTROPHBISHOCHEUTROPH .ORD STABILGESCHICHTET SUBNEUTRALER3CHALEN 3EICHTPFUHL UNVERBUNDEN MOORUMGEBEN 7IENPIETSCHSEE       EUTROPH HOCHEUTROPH EUTROPHBISHOCHEUTROPHER 3àD NICHTSTABILGESCHICHTET SUBNEUTRALER3CHALEN &LACHSEE UNVERBUNDEN MOORUMGEBEN

51 3EENAME 3EEmËCHE 4IEFEM 'ESAMTBEWERTUNG .ATURRAUMTYP HA MAXMITTL :LWWVHH    HXWURSK ]LHPOLFKNOHLQHUHXWURSK VWDELOJHVFKLFKWHW DONDOLVFKHU6FKDOHQ +DOEWLHIVHHPLW=XÁXVV :RWHUÀW]VHH    KRFKHXWURSK JUR‰HUKRFKHXWURSKHU QLFKWVWDELOJHVFKLFKWHW DONDOLVFKHU3IDQQHQ +DOEWLHIVHHGXUFKÁRVVHQ =LHU]VHH    KRFKHXWURSK PLWWHOJUR‰HUHXWURSK QLFKWVWDELOJHVFKLFKWHW DONDOLVFKHU3IDQQHQ +DOEWLHIVHHGXUFKÁRVVHQ =LOOPDQQVHH*U    HXWURSK ]LHPOLFKNOHLQHUHXWURSK QLFKWVWDELOJHVFKLFKWHW DONDOLVFKHU7URJ)ODFKVHH XQYHUEXQGHQ =LOOPDQQVHH.O    HXWURSK ]LHPOLFKNOHLQHUHXWURSK QLFKWVWDELOJHVFKLFKWHW DONDOLVFKHU6FKDOHQ +DOEWLHIVHHXQYHUEXQGHQ =RW]HQVHH    HXWURSK PLWWHOJUR‰HUHXWURSK QLFKWVWDELOJHVFKLFKWHW DONDLVFKHU3IDQQHQ )ODFKVHHGXUFKÁRVVHQ =ZLUQVHH    PHVRWURSK PLWWHOJUR‰HUPHVRWURSK VWDELOJHVFKLFKWHW DONDOLVFKHU.HVVHO7LHIVHH PLWNQVWOLFKHP=XXQG $EÁXVV

Quelle: BRUSDEYLINS (1993,1994)

4.1.4 Wasserscheiden Das oberirdische Einzugsgebiet ist durch eine Wasser- scheide in die Flussgebiete der Müritz (Elde und Elbe) und Die Hauptwasserscheide zwischen den Einzugsgebieten der Havel aufgegliedert. Die Wasserscheide verläuft etwa der Ostsee und der Nordsee erfasst sowohl das Teilgebiet von Ulrichshof nach SW durch die Springtannen, östlich Müritz wie auch das Teilgebiet Serrahn. Ihr Verlauf wird vom Springsee und Langen See, dann weiter unmittelbar wesentlich durch die Pommersche Hauptendmoräne östlich des Großen und Kleinen Zillmannsees, durch den bestimmt. Boeker Forst in Richtung Boeker Mühle (zwischen Müritz und Boeker Fischteichen). Demzufolge entwässern nur einige kleine endmoränennahe Bereiche des Nationalparks über die Peene bzw. Tollense Über künstlich angelegte Verbindungen (Bolter Kanal, zur Ostsee, wie das Peeneholz, der Raum Ankershagen mit Müritz-Havel-Wasserstraße) entwässert die Müritz aber Bornsee, Trinnensee und Mühlensee, Wittsee, der Lieper teilweise auch zur Havel. See, der Dröge See und der Serrahnsee. Die genannten Seen im Raum Ankershagen wurden erst Beide oberirdische Einzugsgebiete sind in weitere mit dem Bau eines Mühlengrabens an das Ostsee-Einzugs- Teilflussgebiete bzw. Seeneinzugsgebiete zu unterteilen gebiet angeschlossen (TREICHEL1957, GLANDER 1965, (VOIGTLÄNDER 1992, REINSCH 1994). VOIGTLÄNDER 1992). Danach gehören zum Müritz-Einzugsgebiet folgende Teileinzugsgebiete: Bei den u.a. von VOIGTLÄNDER genannten Teileinzugsbereichen Hinbergsee und Fittensee handelt es - Feisnecksee mit Hofsee und Krummer See bei Kargow sich jeweils um Gewässer, die keine oberirdischen Zu- und - Wienpietschseen Abflüsse besitzen. Die abflusslosen Senken sind damit - Moorsee und Warnker See weder unmittelbar dem Einzugsbereich der Ostsee noch - Rederangsee mit Janker See der Nordsee zuzuordnen (REINSCH 1994). - Specker See mit Hofsee und Priesterbäker See sowie Mühlensee, Weißer See und Binnenmüritz Das Teilgebiet Müritz des Nationalparks entwässert über- - Zillmannseen wiegend über die Havel und die Elde zur Nordsee. - Springsee und Langer See

52 Das Haveleinzugsgebiet umfasst die Teileinzugsgebiete: seltener auch Wasserpest-Tauchfluren sowie Armleuchter (Chara delicatula, Ch. hispida, Ch. intermedia, Ch. tomen- - Dambecker See mit Diekenbruch und Tannensee (die tosa)- und Nixkraut (Najas marina ssp. intermedia)- „Havelquellseen“, lt. SCHELLER und VOIGTLÄNDER Grundrasen. In den mesotrophen Gewässern (z. B. Janker-, sind dies Wittsee, Bornsee, Trinnensee, Mühlensee wer- Hinberg-, Zwirnsee, Krummer See) reicht die Vegetations- den hier dem Einzugsgebiet der Ostsee zugeordnet, s. o.) grenze bis in Tiefen von 6 Ð 9 m. Flachseen, wie der Re- - Krummer See, Schulzensee und Babker See derangsee und das Spukloch weisen nahezu flächen- - Käbelicksee mit Röthsee und Bodenseen deckende Grundrasen und Tauchfluren auf. In den nähr- - Granziner See mit Pagelsee stoffreicheren Gewässern treten Tauchfluren je nach Tro- - Zotzensee phiegrad bis in Tiefen von 2 Ð 4 m auf. - Jäthensee mit Großem Säfkowsee, Bullowsee und Leussowsee Innerhalb der Schwimmblattvegetation dominieren - Görtowsee mit Rotem See und Jamelsee Schwimmdecken der Gelben Teichrose (Nuphar lutea) und - Useriner See mit Kramsee der Wei§en Seerose (Nymphaea alba) und im Kontakt mit - Langhäger See und Wenschsee Röhrichten auch Froschbiss-Decken. In einigen Seen kom- - Woterfitzsee mit Caarpsee men au§erdem Krebsscheren-Schwimmfluren vor. In den Kleingewässern und Grabensystemen treten besonders Im Teilgebiet Serrahn entwässert das nördlich der häufig Wasserlinsen-Schwimmdecken sowie zumeist Hauptwasserscheide gelegene Gebiet über die Tollense kleinflächig Wasserstern-Schwimmfluren auf. Au§erdem bzw. Peene zur Ostsee. In diesem Gebiet liegen der Ser- kann auch die Wasserfeder (Hottonia palustris) Dominanz- rahnsee und der Haussee. Der südliche Teil mit Fürstenseer bestände ausbilden. See (einschlie§lich Nebenseen) und Schweingartensee bis Lutowsee entwässern über den Woblitzsee nach SW zur Havel. Der Grünower See, der Mühlenteich und der Gram- Fauna mertiner Teich über den Godendorfer Mühlenbach sowie das Einzugsgebiet des Schulzensees jeweils in südliche Verschiedene Mollusken, wie Teichmuschel (Anodonta Richtung zur Havel. cygnea), Posthornschnecke (Planorbarius corneus), Schlammschnecke (Lymnea stagnalis) und Sumpfdeckel- Eine Vielzahl untergeordneter oberirdischer Wasserschei- schnecke (Viviparus contectus) sind typische Charakter- den gliedern das Gebiet in eine größere Zahl von Teilein- arten der eutrophen Flachseen des Nationalparks. zugsgebieten bzw. abflusslose Senken. Typische Vertreter der Fischfauna in diesen Gewässern Durch künstliche Durchbrüche bzw. Wasserbauma§nah- sind Blei (Abramis brama), Güster (Blicca björkna), Hecht men wurden auch hier im Laufe der Jahrhunderte kleinere (Esox lucius), Schleie (Tinca tinca), Plötze (Rutilus Gewässer bzw. Vernässungszonen von bis dahin abflusslo- rutilus), aber auch Karausche (Carrassius carrassius) sen Senken an die Vorflutsysteme angeschlossen (z.B. sowie Moderlieschen (Leucaspius delineatus). Bemerkens- Anschluss kleiner Gewässer um den Großen Serrahnsee wert ist das Vorkommen des Welses (Silurus glanis) in bzw. des Serrahnsees selbst nach NE, Entwässerung eines mehreren Seen des Nationalparks. In Folge früherer nordwestlichen Vorflutsystems über den Zwirnsee zum Besatzma§nahmen zur Intensivierung der fischereilichen Fürstenseer See, Anschluss des Schweingartensees und Nutzung kommen darüber hinaus in einigen Gewässern von Nebengewässern in Richtung Lutowsee usw.). allochtone Arten, wie Karpfen (Cyprinus carpio), Silberkarpfen (Hypophthalmichthys molitrix), Marmorkarpfen (Aristichthys nobilis) und Graskarpfen 4.2 Arten und Lebensgemeinschaften (Ctenopharyngodon idella) vor (BORK, BERKHOLZ, KNIZIA mdl. 1994). 4.2.1 Stehende Gewässer In den nährstoffarmen tieferen Seen (Janker See, Hinberg- Vegetation see, Zwirnsee) tritt die Kleine Maräne (Coregonus alba) auf (SPIESS 1990, DRESBACH 1992, MOESCHKE 1992). Untersuchungen zur Vegetation ausgewählter Seen erfolg- Aus einigen Seen sind Vorkommen des Edelkrebses ten u.a. durch DOLL (1979, 1982, 1983), KAISER (1992), (Astacus astacus) bekannt (ME§NER, BERKHOLZ mdl. SPIESS (1990), GEBEL (1994) und BRUSEDEYLINS 1994, RIDDER 2000). (1994). Von den insgesamt 14 in Mecklenburg-Vorpommern Die charakteristische Unterwasservegetation der Mehrzahl beheimateten Amphibien wurden bisher 11 für das Natio- der Seen sind Laichkraut-, Hornblatt-, Tausendblatt- und nalparkgebiet nachgewiesen. Die Gewässer sind Nah-

53 rungs- und Laichgebiet u. a.von Teichfrosch (Rana 4.2.2 Röhrichte lessonae), Wasserfrosch (Rana esculenta), Moorfrosch (Rana arvalis) und Kammolch (Triturus cristatus). Das In der Flachwasserzone vieler Seen bilden die Röhrichte Vorkommen der Rotbauchunke (Bufo bombina) beschränkt mehr oder weniger geschlossene Vegetationsgürtel aus. Da sich dagegen auf wenige Kleinstgewässser, vorwiegend im diese bisweilen nur wenige Meter breit sind, waren sie in landwirtschaftlich genutzten Offenlandbereich der der Karte der Vegetation (Karte 3) jedoch nur in wenigen Endmoräne. Fällen darstellbar.

Den letzten gesicherten Nachweis zum Vorkommen der Europäischen Sumpfschildkröte (Emys orbicularis) gibt es Vegetation aus dem Jahr 1984. Aktuelle Vorkommen werden jedoch im Ostuferbereich der Müritz und dem Schwarzen See bei Unter der Kartierungseinheit ãWasser-Röhricht“ werden Grammertin vermutet (BECKER 1993). durch VOIGTLÄNDER (1995) alle im Flachwasserbe- reich oder im direkten Kontakt zum Gewässer (bei hohen Für zahlreiche Vertreter der Avifauna sind insbesondere die Wasserständen Überflutung möglich) wachsenden Röh- Flachseen bevorzugtes Nahrungs-, Brut- und Rastbiotop. richte zusammengefasst. Die weitaus häufigsten Groß- Hierbei sind die Vorkommen von etwa 12 See- und 20 röhrichte sind die Schilf-Röhrichte in verschiedenen Aus- Fischadlerpaaren (Haliaetus albicilla, Pandion haliaetus) prägungen (z.B. Wasserlinsen-Schilf-Röhrichte, Wasser- sowie des Kranichs (Grus grus) Ð auch in ihrer Bedeutung schlauch-Schilf-Röhrichte, Steifseggen-Schilf-Röhrichte). für die Gesamtbestände in Deutschland – hervorzuheben. Am Müritzufer im Bereich Müritzhof wächst auf nassen, Zu den charakteristischen Brut- und Rastvögeln auf den teilweise mehrere Monate überstauten Flächen ein Nationalparkgewässern gehören die Enten- und Gänsevögel. Nachtschatten-Schilf-Röhricht. Hier findet das Gemeine Die häufigste Entenart im Gebiet, die Stockente (Anas platy- Schilf (Phragmites australis) zum Teil optimale Bedin- rhynchos) brütet zahlreich an allen Gewässern des Gebietes. gungen und erreicht Höhen bis über 2 m. Zu den wenigen Sehr viel seltener sind dagegen Krick- (Anas crecca), regelmäßigen Begleitarten gehören Bittersüßer Nacht- Schnatter- (Anas strepera) und Löffelenten (Anas clypeata). schatten (Solanum dulcamara), Sumpflabkraut (Galium palustre), Gemeiner Gilbweiderich (Lysimachia vulgaris), In zum Teil bemerkenswerter Anzahl rasten Entenarten auf Steif-Segge (Carex elata) und Ufer-Wolfstrapp (Lycopus den Seen des Nationalparks. So auf dem Warnker See, wo europaeus). sich alljährlich im Herbst zehntausende Reiher- (Aytha fuligula) und Tafelenten (Aythya ferina) einfinden. Neuer- Weitere Röhricht-Gesellschaften werden vom Breitblätt- dings wird hier auch ie Kolbenernte (Netta rufina) in rigen und Schmalblättrigen Rohrkolben (Typha latifolia u. bemwerkenswerter Anzahl beobachtet. Auf dem Mühlen- Typha angustifolia) und der Teichsimse (Schoenoplectus see bei Speck sind es vorwiegend Knäk- (Anas querquedu- lacustris) gebildet. Erstere Art wächst vor allem in kleineren la) und Pfeifenten (Anas penelope). Seen mit breiten Verlandungszonen und in Torfstichen. Die beiden letzteren kommen auch in größeren Gewässern vor Unter den Gänsearten brütet nur die Graugans (Anser und sind hier vielfach den Schilf-Röhrichten seeseitig vor- anser) im Gebiet. Sie bevorzugt u.a. die wiesengesäumten gelagert oder bilden eigenständige Gürtel aus. Havelseen, den Specker Hofsee und das Ostufer der Müritz. Im Herbst und im Frühjahr dominieren nordische Eine gewisse Ausnahme bilden die u.a. bei Müritzhof Saat- (Anser fabalis) und Bläßgänse (Anser albifrons). festgestellten Schneiden-Röhrichte. Die Binsen-Schneide Bekannte Schlafplätze sind die Specker Seen, der (Cladium mariscus) kommt nur selten in Form reiner Rederangsee und der Woterfitzsee. Dominanzbestände vor. Weitaus häufiger sind Schneiden- Schilf-Röhrichte (EGGERS 1994, VOIGTLÄNDER Besonders im Winter finden sich auf der eisfreien Müritz 1994). Großflächig und besonders charakteristisch hunderte Sing- (Cygnus cygnus) und Zwergschwäne entwickelten sich solche Bestände auf der Absenkungs- (Cygnus columbianus) ein und im Herbst und Frühjahr terrasse zwischen dem Rederang- und dem Gro§en sind verschiedene Limikolenarten an den abgelassenen Specker See. Sie stellen ein eng verzahntes und floristisch Boeker Fischteichen auf Nahrungssuche. differenziertes Mosaik aus Schilf-, Schilf-Schneiden- und Schneiden-Röhrichten sowie Pfeifengras-Kleinseggen- Der Fischotter (Lutra lutra) kommt an zahlreichen Gewäs- und reinen Pfeifengras-Rasen dar. sern im Nationalparkgebiet vor. Im Bereich des Godendor- fer Mühlenbachs werden seit einigen Jahren Biber (Castor Das Verteilungsmuster dieses Mosaiks wurde über lange fiber) beobachtet, ein weiteres Einwandern in das Zeit von der Flächennutzung (Streunutzung, Beweidung) Nationalparkgebiet ist als wahrscheinlich anzusehen. und den kurz- bis längerfristigen Wasserstandsschwan-

54 kungen bestimmt. In nassen Perioden dehnten sich die 4.2.3 Riede Schneiden-Röhrichte aus, in trockenen Zeitabschnitten die Kleinseggen- und Pfeifengras-Rasen. In den letzten In den Verlandungszonen vieler Klein- und Kleinstge- Jahrzehnten übte auch die Rotwildäsung einen gewissen wässer sowie in vermoorten Senken und Kesselmooren Einfluss aus. Regelmäßige Begleiter in Rieden von haben sich verschiedene torfmoosreiche Seggen- und Binsen-Schneide (Cladium mariscus) und Gemeinem Wollgras-Riede herausgebildet. Ihre Hauptverbreitung Schilf (Phragmites australis) als namengebende Arten sind liegt in den Sandergebieten beider Teilgebiete des Müritz- Moor-Reitgras (Calamagrostis stricta), Gemeines Nationalparks. Helmkraut (Scutellaria galericulata), Sumpf-Haarstrang (Peucedanum palustre), Wasserminze (Mentha aquatica), Die Gro§seggen- und Binsen-Riede einschlie§lich der Gemeiner Blutweiderich (Lythrum salicaria), Gemeiner Sumpfreitgras-Riede wurden als eigenständige Kartie- Gilbweiderich (Lysimachia vulgaris), Steifsegge (Carex rungseinheiten erfasst. Besondere Verbreitungsschwer- elata) und Ufer-Wolfstrapp (Lycopus europaeus). punkte bilden mehr oder weniger eutrophe Standorte im Sander. In den ausgedehnten Schneiden-Röhrichten zwischen dem Flöttergraben und dem Rederang-Kanal liegen die einzigen Vegetation Vorkommen des Schwarzen Kopfriedes (Schoenus nigricans). Dominierend sind die Sumpfseggen (Carex acutiformis)- Riede. Relativ häufig sind sie in nassen, zum Teil perio- Deutlich seltener und kleinflächiger treten Kleinröhrichte disch überstauten Senken und in den Randzonen einiger auf. An den Seeufern sind es vor allem Röhrichte der Seen zu finden. Vielfach bilden sie Regenerationsstadien Gemeinen Sumpfsimse (Eleocharis palustris). Im Bereich nach Aufgabe einer Mähnutzung und/oder nach erfolgter ausgeprägter Verlandungszonen nährstoffreicher Seen, in Wiedervernässung. In den ausgedehnten Niederungsge- Kleinstgewässern sowie in Söllen, Gräben und Torfstichen bieten wurden sie durch Meliorationsma§nahmen bis auf gehören z.B. Igelkolben (Sparganium erectum)-, Frosch- kleinste Restflächen in Grasland umgewandelt. löffel (Alisma plantago-aquatica)-, Merk (Berula erecta)-, Brunnenkresse (Nasturtium microphyllum)-, Wasser- In den Uferzonen vieler Gewässer treten Steifseggen fenchel (Oenanthe aquatica)- und Teichschachtelhalm (Carex elata)- Riede auf. Sie bilden hier in Höhe der (Equisetum fluviatile)- Kleinröhrichte zu den charak- Mittelwasserlinie unterschiedlich breite Übergangszonen teristischen Vegetationsformen. Auf ihre Darstellung in der zu den seeseitig anschließenden Schilf-Röhrichten. Karte der Vegetation (Karte 3) wurde verzichtet. Manchmal sind regelrechte Steifseggen-Schilf-Röhrichte entstanden (z.B. am Nordufer des Zotzensees). Eine sehr heterogene Gruppe bilden die Landröhrichte. In dieser Kartierungseinheit wurden alle Röhrichte zusam- Andere Großseggen-Riede nährstoffreicher Standorte mengefasst, die auf Flächen entstanden sind, die nicht oder werden nur selten angetroffen. Zu ihnen gehören Uferseg- nur in Ausnahmefällen vollständig überflutet werden. In gen (Carex riparia)-, Blasenseggen (Carex vesicaria)-, der Regel sind es Sekundär-Gesellschaften, die sich im Kammseggen (Carex disticha)- und Schlankseggen (Carex Bereich aufgelassenen Graslandes oder auf Absenkungs- gracilis)- Riede. Die wenigen gut entwickelten terrassen entwickelt haben. Die häufigsten Landröhrichte Schnabelseggen-Riede wurden zu den Vegetationstypen sind Brennnessel (Urtica dioica)- Schilf-Röhrichte. Weiter der Armmoore gestellt. kommen mehrfach Nachtschatten (Solanum dulcamara)- Schilf-Röhrichte und verschiedene Ausbildungen der Stau- Flatterbinsen (Juncus effusus)- Riede sind eine typische denröhrichte, z.B. Wasserdost (Eupatorium cannabinum)- Erscheinung in basenarmen grund- und stauwasserver- und Weidenröschen (Epilobium palustre)- Schilf-Röhrichte nässten, vielfach vermoorten Senken und in Kesselmoo- vor, die bereits zu den Staudenfluren überleiten. ren, wo sie zumeist im Kontakt mit Sumpfreitgras (Calamagrostis canescens)- Rieden oder Pfeifengras Rohrglanzgras- und Wasserschwaden-Röhrichte treten nur (Molinia caerulea)- Gesellschaften vorkommen. selten und dann zumeist nur in den äußeren Randzonen der Dominanzbestände der Flatterbinse treten auch in vernäss- Seenverlandungszonen im Kontakt mit Erlen-Bruch- ten Geländedepressionen innerhalb des Graslandes auf. wäldern oder Grauweiden-Gebüschen, in stark sammel-, Hier besitzen sie aber eine von den erstgenannten deutlich stau- oder grundwasserbeeinflussten Senken innerhalb der verschiedene Artenzusammensetzung und stehen den Graslandflächen sowie entlang von Gräben auf. Vegetationsformen des Graslandes bzw. der Flutrasen deutlich näher als den Rieden.

Fauna Noch häufiger treten im Müritz-Nationalpark verschiedene Angaben zur Fauna sind im Kapital 4.2.3 enthalten. Ausbildungsformen eines Sumpfreitgras (Calamagrostis

55 canescens)-Riedes auf. Es ist als eine charakteristische Moose Verlandungsgesellschaft ursprünglich mesotropher Seen anzusehen und folgt in der Regel auf Röhrichte und Die Moosflora der Schneideriede zeichnet sich durch Gro§seggen-Riede. Oftmals sind auch Sumpfreitgras- gefährdete oder vom Aussterben bedrohte Arten, wie Scor- Riede zu beobachten, die sich nach dem Absterben der pidium scorpioides, Campylium stellatum, Fissidens Gehölzvegetation (Birken- und Kiefern-Gehölze) infolge adianthoides, Drepanocladus revolvens und Plagiomnium eines Wiederanstieges des Wasserspiegels ausgebreitet elatum aus. haben. Die oligo- bis mesotroph sauren Zwischenmoore werden Innerhalb der Sumpfreitgras-Riede lassen sich auf nähr- zum größten Teil durch Torfmoosrasen, Torfmoos- stoffreicheren und sehr nassen Flächen solche mit dem Schlammseggen-Riede und Grünen Torfmoosschlenken Rohrglanzgras (Phalaris arundinacea), auf jüngeren gebildet. Zu den in diesen Vegetationseinheiten mit hoher Verlandungsflächen solche mit der Steifsegge (Carex Stetigkeit vorkommenden Arten gehören Sphagnum fallax, elata) und auf nährstoffarmen Böden solche mit dem Sphagnum angustifolium, Aulacomnium palustre, Callier- Pfeifengras (Molinia caerulea) unterscheiden. Die gon stramineum, Polytrichum strictum und Drepanocladus letzteren dominieren im Müritz-Nationalpark. fluitans. Zu den selteneren Moosarten der Armmoore Regelmäßige Begleitarten sind unter anderem der Sumpf- gehören u.a. Sphagnum magellanicum, Sphagnum caapilli- Haarstrang (Peucedanum palustris), der Strau§-Gilbweide- folium, Sphagnum subsecundum und Helodium lanatum. rich (Lysimachia thyrsiflora), der Fieberklee (Menyanthes trifoliata), das Sumpfblutauge (Potentilla palustris), der Das Vorkommen von Splachnum ampullaceum im Teufels- Wolfstrapp (Lycopus europaeus), die Blutwurz (Potentilla bruch zählt zu den letzten in Mecklenburg-Vorpommern. erecta), das Sumpf-Veilchen (Viola palustris), die Flatter- Weiterhin erwähnenswert ist das Vorkommen des borealen Binse (Juncus effusus) und das Hunds-Strau§gras (Agrostis Torfmooses Sphagnum fuscum im Teufelsbruch (WIEHLE canina). 1994) und im Kiebitzmoor (PAULSON 1995).

Für die basenarmen Arm- und Zwischenmoore sind torfmoosreiche Schnabel-Seggen (Carex rostrata) - und Pilze Faden-Seggen (Carex lasiocarpa)- Riede eine typische Erscheinung. In reiner Ausprägung kommen sie jedoch Zu den Pilzarten der Torfmoos-Seggen- bzw. Torfmoos- selten vor, da sie meistens mit Sumpfreitgras- oder Wollgras-Riede zählen Häublinge (Galerina sp.), der Torf- Wollgras-Rieden zahlreiche Übergangsformen bilden. moos-Schwefelkopf (Hypholoma elongatipes), Rötlinge (Rhodophyllus sp.) und Saftlinge (Hygrocype sp.). An Die Hauptvorkommen von Torfmoos-Wollgras-Rieden Moorrändern wächst der mit Kiefern mykorrhizierende einschlie§lich der verschiedenen Torfmoosrasen sowie seltene Moor-Röhrling (Suillus flavidus). Kiefern-Torfmoos-Rasen liegen in oligotroph- sauren Kes- selmooren und weitgehend verlandeten Kleingewässern. Bestandsbestimmende Arten sind zahlreiche Torfmoose Fauna (Sphagnum spec.), das Schmalblättrige und das Scheidige Wollgras (Eriophorum angustifolium u. E. vaginatum) Die Besiedlung amphibischer Lebensräume wird wesent- sowie verschiedene Seggen, die Moosbeere (Oxycoccus lich durch die Dynamik des Wassers bestimmt. Ausschlag- palustris), der Rundblättrige Sonnentau (Drosera gebend für die Verbreitung einzelner Faunenelemente ist rotundifolia), die Polei-Gränke (Andromeda polifolia) und außerdem die Größe und Struktur des Lebensraumes. das Wei§e Schnabelried (Rhynchospora alba). Direkten Einfluss auf die Vegetation und auf die Fauna In entwässerungsbedingten Degradationsstadien kommt es haben auch anthropogene Störungen und Beeinträchti- vielfach zur Vorherrschaft des Pfeifengrases (Molinia gungen durch Nährstoffeintrag, Erholung, Fischerei, caerulea). Einige Moore zeigen deutliche Entwicklungs- Schilfmahd usw. Die Fläche unbeeinträchtigter Röhrichte tendenzen zu Sumpfporst- und Birken-Kiefern-Moor- und Riede (Moore) im Müritz-Nationalpark ist nur gering. wäldern. So ist z.B. das Torfmoos-Wollgras-Ried im Als Folge umfangreicher Entwässerungsmaßnahmen sind Andromedamoor südlich des Kleinen Zillmannsees fast fast alle Moore mit Wald bedeckt oder werden als vollkommen mit Birkenanflug bedeckt. Die noch erkenn- Grünland genutzt. baren alten Kiefernstubben zeigen, dass das Moor schon einmal deutlich stärker bewaldet war. Neben den genann- Aktuelle faunistische Untersuchungen dieses Lebensraums ten Arten kommen hier auch Kamm-Wurmfarn wurden auf den Flächen am Müritzhof, am Schwarzen See (Dryopteris cristata), Drahtschmiele (Avenella flexuosa) und im Andromeda-Moor durchgeführt. und Heidekraut (Calluna vulgaris) vor.

56 Als Charakterart der gut ausgeprägten Cladium-Riede Fauna (Cladium mariscus) am Ostufer der Müritz gilt Laelia coe- nosa, ein Schmetterling, dessen Larve in den gro§- Die geringen Strömungsgeschwindigkeiten der Havel, flächigen Beständen der Binsenschneide lebt (URBAHN relativ kurze Fließstrecken und anthropogene Überformun- 1963) gen (Ausbau, Gewässerbelastung) bedingen das Vorkom- men lenitischer, meist euryöker Arten, wie sie auch in den Von den durch HAMANN et al (1994) nachgewiesenen von ihr durchflossenen Seen anzutreffen sind. Dies auch, Heuschreckenarten gelten insbesondere die mit hohen weil über die Havel Wanderbewegungen aquatischer Orga- Abundanzen vorkommenden Arten Conocephalus nismen zwischen den Seen stattfinden. Stellenweise dorsalis, Chrysochraon dispar und Chorthippus montanus Vorkommen des Gründlings (Gobio gobio) sind für derartige Feuchtgebiete als charakteristisch. nachgewiesen (WATERSTRAAT 1994 mdl.).

Die waldfreien basenarmen Arm- und Zwischenmoore Zu den wenigen natürlichen und abschnittsweise weisen aufgrund ihrer extremen Lebensbedingungen naturbelassenen Fließgewässern des Nationalparks gehört (Nährstoffarmut) zwar eine geringe faunistische Arten- der Godendorfer Mühlenbach. Hier ist das Vorkommen des struktur auf, jedoch treten hier stark spezialisierte Arten Steinbei§ers (Cobitis taenia) hervorzuheben, Drei- und auf. So bevorzugen die Larvenstadien der Kleinen Moos- Neunstachliger Stichling (Gasterosteus aculeatus u. Gas- jungfer (Leussorhinia dubis), der Speer-Azurjungfer terosteus pungitius) treten ebenfalls auf (WATERSTRAAT (Coenagrion hastulatum) und des Vierflecks (Libellula 1994 mdl.). flava) offene Schlenken in Schwingrasen und Moorkolke. An diesem Fließgewässer befindet sich auch das einzige Eine große Rolle für das Arteninventar in Röhrichten Brutgebiet der Gebirgsstelze (Montacilla cinerea) stellen vorjährige Halme dar. So leben die Larven ver- im Nationalpark. Im Winter sind hier regelmäßig Wasser- schiedener Schmetterlingsarten, wie Schilfeulen (Mythim- amseln (Cinclus cinclus) zu Gast. na-Gruppe), Rohreulen (Nonagria und Archanara), Rohrbohrer (Phragmataecia castaneae) und Schilfwickler (Orthopthelia sparganella) endophag in diesen Halmen. Für viele weitere terrestrische Wirbellose, wie z.B. 4.3 Wasserwirtschaft kälteempfindliche Asseln, Diplopoden, Spinnen, Ameisen und Laufkäfer sind die hohlen Stängel als Winterquartiere 4.3.1 Organisation der Wasserwirtschaft von Bedeutung. Die Aufgaben und Zuständigkeiten der Wasserwirtschaft, Zur typischen Avifauna der Röhrichte gehört der sowie die Ordnung der Gewässer ergeben sich aus dem Drosselrohrsänger (Acrocephalus arundinaceus), die Wassergesetz des Landes M-V (LWaG) vom 30.11.1992. Gro§e Rohrdommel (Botaurus stellaris) und das Danach sind die Staatlichen Ämter für Umwelt und Natur Tüpfelsumpfhuhn (Porzana porzana). (StAUN Neubrandenburg und Lübz) an den Gewässern 1. Ordnung zuständig für die Aufgaben der Unteren Zu den Kleinsäugerarten (Mammalia), die an die Bedin- Wasserbehörde. Im Nationalparkgebiet betrifft dies die gungen in nährstoffarmen Mooren angepasst sind, gehört Havel (von der Mündung aus dem Middelsee bis zur die Nordische Wühlmaus (Microtus oeconomus). Diese Art Straßenbrücke Zwenzow) und den Bolter Kanal (vom schwimmt und taucht hervorragend und ernährt sich Auslaufgraben der Teichanlage Boek bis zum Einlauf in vorwiegend von Wollgras. Die Wasserspitzmaus (Neomys den Leppinsee), einschlie§lich der von ihnen fodies) gilt als Indikatorart für strukturreiche Uferhabitate durchströmten Seen, sowie angrenzend die Müritz und Gewässer mit hervorragender Wasserqualität. Als Le- (Bundeswasserstraße). Darüber hinaus sind die Staatlichen bensraum kommen für die Wasserspitzmaus auch Röhrich- Ämter technische Fachbehörde (vgl. Textkarte 7). te und Riede an Kleinstgewässern (Sölle, Moorkolke) in Betracht (SCHRÖPFER 1985). Für die Gewässer 2. Ordnung (alle übrigen Seen, hydro- meliorative Anlagen) werden die Aufgaben der Unteren Wasserbehörde durch die Landkreise Mecklenburg-Strelitz und Müritz wahrgenommen. Die Unterhaltung dieser Ge- 4.2.4 Fließgewässer wässer wird im Nationalparkgebiet von drei Wasser- und Bodenverbänden auf Grundlage des Gesetzes über die Vegetation Wasser- und Bodenverbände (WVG) vom 12.02.1991 und der einzelnen Verbandssatzungen durchgeführt. Die Die Fließgewässer des Müritz-Nationalparks sind bisher Verbände unterstehen der Rechtsaufsicht durch die nicht vegetationskundlich beschrieben worden. Landkreise.

57 Im einzelnen handelt es sich um folgende Wasser- und Der Abfluss der Havel wird im Nationalparkgebiet durch 2 Bodenverbände: Wehre (Babke, Useriner Mühle) und die Schleuse Ð WBV ãObere Havel/Obere Tollense“ Zwenzow gesteuert. Der Abfluss des Bolter Kanals wird Ð WBV „Müritz“, Röbel einerseits über die Schleuse Fleeth reguliert, andererseits Ð WBV „Obere Peene“, aber auch durch den Zulauf am Wehr Bolter Schleuse und an der Schleuse Mirow beeinflusst. Ein weiterer Zulauf Die flächen- und anlagenmäßig größte Ausdehnung im erfolgt zeitweilig (beim Ablassen der Teiche) über die Nationalparkgebiet hat der WBV ãObere Havel/Obere Tol- Teichanlage Boek. Ebenso wird für die dort vorhandene lense“. Er ist am 01.01.2003 aus dem Zusammenschluss Forellenanlage Wasser aus dem Oberlauf des Bolter der beiden bis dahin bestehenden WBV ãObere Tollense“ Kanals entnommen und nach Passage der Anlage in den und „Obere Havel“ hervorgegangen. Die zweitgrößte Unterlauf eingeleitet. Für beide Anlagen besteht eine Ausdehnung hat der WBV „Müritz“, das Verbandsgebiet wasserrechtliche Genehmigung zur Entnahme (und des WBV „Obere Peene“ tangiert den Nationalpark nur Wiedereinleitung) von 3,8 Mio. m3/a (StAUN 1993). kleinflächig im Norden (vgl. Textkarte 7). Die Regulierung der Müritz erfolgt über die Schleusen Mirow und Plau, sowie das Wehr Bolter Schleuse. 4.3.2 Baulich – technische Einrichtungen Die Gewässer 1. Ordnung sind überregional in das Gesamtsystem der Havel-, bzw. Elde- Wasserstra§e Nach VOIGTLÄNDER (1992) ist das Gebiet des Müritz- integriert, sie werden nach festgelegten Stauzielen Nationalparks grundsätzlich als Quellgebiet zu bezeich- bewirtschaftet. nen. Wasserzuläufe, die deutlichen Einfluss auf die Was- serbilanz des Gebietes haben, fehlen weitestgehend. Die Mehrzahl der baulich-technischen Einrichtungen an Deshalb dienen die baulich-technischen Einrichtungen den Gewässern 2. Ordnung steht im unmittelbaren vornehmlich der Steuerung des Abflussgeschehens zur Zusammenhang mit der landwirtschaftlichen und teilweise Regulierung der Wasserstände in den Gewässern und deren auch forstlichen Flächennutzung. Mittels entsprechender Einzugsgebieten. Grabensysteme und Staueinrichtungen wird der Wasser-

Tabelle 13: Übersicht der hydromeliorativen Anlagen im Müritz-Nationalpark und deren Verbandszuordnung

:%9 *HVDPWOlQJH GDYRQRIIHQ GDYRQYHUURKUW 6WDXH 6FK|SI 9RUÁXWHU P ZHUNH 2EHUH+DYHO      2EHUH7ROOHQVH 0ULW]      2EHUH3HHQH      *HVDPW      Quelle: WBV (1994), Nationalparkamt Müritz (2002) * Davon liegen 4 Schöpfwerke im grenznahen Bereich außerhalb des Nationalparks, Teilbereiche ihrer Polder-, bzw. Einzugsgebiete liegen jedoch im Schutzgebiet.

Tabelle 14: Übersicht der Schöpfwerke im bzw. am Müritz-Nationalpark 6FK|SIZHUN (LQ]XJVJHELHW KD 3ROGHUJHELHW KD JHVDPW 1/3)OlFKH JHVDPW 1/3)OlFKH .DNHOGWW 6:     %ODQNHQI|UGH 6:     %DENH 6:     +HQQLQJVIHOGH 6:     5RJJHQWLQ, 6:     5RJJHQWLQ,, 6:   6:'LHNHQZLHVH     *HVDPW    

Quelle: WBV (1994), Nationalparkamt Müritz (2002)

58 haushalt auf diesen Flächen reguliert. Das Drainwasser Die fischereiliche Bewirtschaftung wird von 6 Unter- gelangt über freie Vorflut oder Schöpfwerke in unterlie- nehmen ausgeübt. Dabei ist der prozentuale Anteil der im gende Gewässer. Nationalpark liegenden Gewässer -bezogen auf die In besonders hohem Ma§ erfolgt eine Regulierung auf den Gesamtbewirtschaftungsfläche der einzelnen Unterneh- grünlandgenutzten Moorstandorten entlang der Havel, men- sehr unterschiedlich: sowie auf den grundwassernahen Niederungsflächen am Ostufer der Müritz, hier konzentrieren sich wasserwirt- – Müritz – Plau – Fischerei GmbH: 3,7 % schaftliche Einrichtungen (VOIGTLÄNDER 1992). Ð Havelquellseenfischerei Berkholz & Berkholz GbR: 85,1 % Die in Tabelle 13 angegebenen Längen umfassen den Ð Havel Ð Nationalpark Fischerei Knizia & Bestand der Gewässer 2. Ordnung (Vorfluter), darüber hin- Schade GbR: 85,5 % aus gibt es eine Vielzahl offener Binnengräben und unterir- – Seenfischerei „Obere Havel“ e.G.: 15,7 % discher Drainagesysteme. Für 7 Schöpfwerke werden im Ð Fischerei GmbH Neustrelitz: 22,3 % Nationalpark liegende Gewässer als Vorfluter genutzt (vgl. Ð Fischerei Reimer GbR: 11,0 % Tab. 14). So der Middelsee (SW Diekenwiese), Zotzensee (SW 13), die Havel zwischen Zotzen- und Jäthensee (SW Für den gewerblichen Fischfang werden die allgemein 7), der Jäthensee (SW 5, SW 6) und der Görtowsee (SW gebräuchlichen Fanggeräte, wie Reuse, Stell- und Zugnetz, 17, SW 18). Aalschnur sowie Elektrofanggerät verwendet. Am Wehr Babke wird ein Aalfang betrieben. Darüber hinaus werden für die meisten Gewässer Angelerlaubnisscheine an Privat- 4.4 Fischerei personen verkauft (vgl. Kap. 4.4.2).

4.4.1 Berufsfischerei Alle Unternehmen verfügen über mehr oder weniger umfangreiche Verarbeitungskapazitäten, bzw. bauen solche Von den rd. 3.600 ha natürlicher Gewässerfläche des Na- auf, sowie über eigene Vermarktungslinien. tionalparks (ohne Müritzufer) werden gegenwärtig ca. 3.060 ha, bzw. 85 % fischereilich bewirtschaftet (vgl. Text- Im Vorfeld der fischereilichen Verpachtung der Gewässer karte 8 und Tab. 15). Die fischereiliche Nutzung erfolgt im Nationalpark wurden 1993 grundsätzliche und gewäs- weitestgehend unabhängig von der Zonierung des serspezifische Regelungen zwischen Nationalparkamt, Nationalparks. Darüber hinaus befinden sich 10 Teiche (ca. Landwirtschaftsministerium und den Fischerei-Unterneh- 90 ha) der Teichanlage Boek im Nationalparkgebiet. men abgestimmt.

Tabelle 15: Fischerei- und Angelnutzung der Gewässer

*HZlVVHU =RQH *U|‰H )LVFKHUHL $QJHO KD QXW]XQJ QXW]XQJ %DENHU6HH ,    %LQQHQPULW] ,    %RGHQVHH.O ,    %RGHQVHH*U ,    %RUQVHH ,,,    %UHVHQ*U ,,,    %ULOOHQVHH ,,,    %XOORZVHH ,    &DDUSVHH ,    'DPEHFNHU6HH ,,,    'LHNVHH*U ,,,    (LFKKRUVWVHH.O ,    (LFKKRUVWVHH*U ,    )DXOHU6HH ,,,    )DXOHU6HH )DXOHU2UW ,    )HLVQHFNVHH ,,,    )HOVFKHQVHH ,,,  

59 *HZlVVHU =RQH *U|‰H )LVFKHUHL $QJHO KD QXW]XQJ QXW]XQJ )HXWVFKVHH ,,,    )LWWHQVHH ,    )UVWHQVHHU6HH ,,,    *UDQ]LQHU6HH ,,,    *|UWRZVHH ,,,    *VWHUSRKO ,,,    +DXVVHH 6HUUDKQ ,    +LQEHUJVHH ,,,    +LQQHQVHH ,,,    +RIVHH 6SHFN ,,,    +RKOHU%DXP6HH ,,,    -DPHONHQVHH ,,,    -DQNHU6HH ,,,    -lWKHQVHH ,    .lEHOLFNVHH ,,,    .lOEHUVHH ,,,    .HVVHOVHH ,    .UDPVVHH ,    .UHEVVHH ,,,    .UXPPHU6HH .UDW]HEXUJ ,    .UXPPHU6HH =ZHQ]RZ ,    /DQGVHH ,,,    /DQJHU6HH*U ,    /DQJHU6HH.O ,    /DQJKlJHU6HH1RUG ,    /DQJKlJHU6HH6G ,,,    /HKPVHH 3LHYHUVWRUI ,,,    /HKPVHH 'DPEHFN ,,,    /LHSHU6HH ,    0DGHQVHH ,,,    0LGGHOVHH ,,,    0|QFKVHH ,,,    0RRUVHH :DUHQ ,    0RRUVHH .UDW]HEXUJ ,    0HZHQVHH ,    0KOHQVHH $QNHUVKDJHQ ,,,    0KOHQVHH 6SHFN ,,,    0KOHQWHLFK *ROGHQEDXP ,,,    1LHWLQJVHH ,,,    3DJHOVHH ,,,    3LDQ ,,,    3ODVWHULQVHH ,,,    3UlODQNVHH.O ,,,    3ULHVWHUElNHU6HH ,    3ULHVWHUVHH ,,,    5DFNZLW]VHH.O ,    5DFNZLW]VHH*U ,    5HGHUDQJVHH ,    5RKUVHH ,,,    5|WKVHH 'DPEHFN ,,,    5|WKVHH =DUWZLW] ,,,    6lINRZVHH*U ,    6FKlIHUHLQ3|KOH1RUG ,,,   

60 *HZlVVHU =RQH *U|‰H )LVFKHUHL $QJHO KD QXW]XQJ QXW]XQJ 6FKlIHUHLQ3|KOH6G ,,,    6FKOLHVHH ,,,    6FKOLSZDUN ,,,    6FKPDUVVHH.O ,,,    6FKPDUVVHH*U ,,,    6FKXO]HQVHH .UDW]HEXUJ ,,,    6FKXO]HQVHH *UDQ]LQ ,,,    6FKXO]HQVHH :DOGVHH ,,,    6FKZDU]HU6HH *ROGHQEDXP ,,,    6FKZHLQJDUWHQVHH ,    6HUUDKQVHH*U ,    6SHFNHU6HH ,    6SULQJVHH ,    6SXNORFK ,,    6W|FNHUVHH ,,,    7DQQHQVHH ,,,    7HFKHQWLQVHH ,,,    7HXIHOVNUXJ ,,,    7LHIHU=LQRZ ,,,    7RQORFK ,,    7ULQQHQVHH ,    7U]VHH ,,,    8VHULQHU6HH ,,,    9DXFNVHH ,    :DUQNHU6HH ,,,    :HL‰HU6HH ,,,    :HQVFKVHH ,    :LHQSLHWVFKVHH ,,,    :LWWVHH ,,,    :RWHUÀW]VHH ,,,    =LHU]VHH ,    =LOOPDQQVHH.O ,    =LOOPDQQVHH*U ,    =RW]HQVHH ,    =ZLUQVHH ,    6XPPHLQKD    Quelle: Nationalparkamt Müritz Erläuterung: + Fischereiliche bzw. Angelnutzung findet statt (+) Nutzung findet in eingeschränkter Form statt - keine fischereiliche bzw. Angelnutzung

Darüber, in welchem Umfang die abgestimmten natur- 4.4.2 Sportfischerei und Angelvereine schutzrechtlichen Regelungen Bestandteil der Pachtver- träge wurden, liegen dem Nationalparkamt aber nur Durch die Berufsfischerei werden für ca. 2.190 ha lückenhafte Kenntnisse vor. (= 71,5 %) der von ihr im Nationalpark bewirtschafteten Die Dauer der abgeschlossenen Pachtverträge beläuft sich Gewässerfläche Angelerlaubnisscheine ausgegeben. Dabei auf 12 Jahre, d.h. in der Regel bis 2005. erfolgt die Angelnutzung auf 1.485 ha ohne jegliche Einschränkung. Unter besonderer Berücksichtigung der Seitens der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft Ortsangelvereine ist auf den übrigen 655 ha eine einge- und Fischerei werden zwei Gewässer (Janker See, Röthsee schränkte Beangelung (z. B. zahlenmäßig begrenzte Aus- b. Zartwitz) als Forschungsgewässer genutzt. Hier soll ins- gabe von Angelerlaubnisscheinen, Beangelung nur vom besondere die Entwicklung fischereilich nicht genutzter Boot oder von bestimmten Uferabschnitten) festgelegt. Fischbestände untersucht werden. Durch den Landesanglerverband M-V, er ist Mitglied des

61 Verbandes der Deutschen Sportfischer (VDSF), werden der- am Spukloch und ein Eichen-Hainbuchen-Mittelwald am zeitig auf der Grundlage von Pachtverträgen 12 Gewässer Müritzhof sind Reste historischer Waldnutzungsformen. mit insgesamt 61 ha genutzt, sie entsprechen einem Anteil von 1,7 % der Gesamt-Gewässerfläche im Nationalpark.

Damit erfolgt auf insgesamt ca. 2.250 ha (= 62,5 % der 5.1.1 Arten und Lebensgemeinschaften Nationalpark-Gewässerfläche) eine angelsportliche Nutzung. Sie orientiert sich teilweise an der bestehenden 5.1.1.1 Natürliche und naturnahe Wälder Zonierung (vgl. Tab. 15). – Wälder oligotropher bis mesotropher Der Landesanglerverband zählt mit über 65.000 organi- mineralischer und organischer Nassstandorte sierten Anglern zu den mitgliederstärksten Verbänden des Landes. Er ist auf unterer Organisationsebene in Kreis- und Ortsvereine strukturiert. Da die Mitgliederstärken der Ortsvereine im Nationalpark- Vegetation gebiet und seinem Vorfeld nicht vollständig vorliegen, sind genauere Angaben dazu nicht möglich, es ist aber von über Birken-Erlen-Bruchwälder tausend Mitgliedern auszugehen. Birken-Erlen-Bruchwälder wachsen zumeist auf mesotro- Weiterhin ist zu berücksichtigen, dass es neben den Orts- phen Verlandungsmooren sowie grundwassernahen Absen- vereinen des LAV eigenständige Angelvereine (z.B. kungsterrassen und bilden hier eine recht eigenständige Blankenförde/Kakeldütt) und eine beträchtliche Anzahl Vegetationsform aus. Soziologisch stehen sie zwischen den nichtorganisierter Angler gibt. Sumpflappenfarn-Erlen-Bruchwäldern und den Pfeifen- gras-Birken-Wäldern. Neben dem hohen Birkenanteil zeichnen sie sich insbesondere durch eine charakteristische Bodenvegetation mit dem häufig dominierenden Pfeifen- 5 Wälder, Gehölze und Hecken gras (Molinia caerulea) und vielen Moosen aus. Auf etwas trockeneren Standorten dringt vielfach auch die Eiche 5.1 Wälder (Quercus robur) ein, womit die weitere Entwicklung zu Birken-Eichen-Wäldern angedeutet wird. Der Müritz-Nationalpark ist ein Wald-Nationalpark. Etwa 72 % (23.180 ha) der Fläche sind mit Waldgesellschaften Birken- und Kiefern- Wälder auf Nassstandorten bedeckt (vgl. Karte 2). In Armmooren, wie z.B. in Kesselmooren, in zentralen Be- In den Sandergebieten sind es vor allem ausgedehnte reichen von Verlandungsmooren und auf großflächigen monotone (forstlich begründete) Kiefernbestände und grundwassernahen Absenkungsterrassen wie beispielswei- natürliche Birken-Kiefern-Vorwälder. Die Buchenwälder se am Ostufer der Müritz wachsen verschiedene Birken-, des Strelitzer Bogens der Endmoräne um Serrahn sind Teil Kiefern- und Birken-Kiefern-Wälder. Sie besitzen in der eines der größten zusammenhängenden Buchenwaldgebie- Regel vorwaldartigen Charakter und gehören zu den weit- te Deutschlands. Die Endmoränenbögen im Teilgebiet gehend natürlichen Vegetationsformen innerhalb des Müritz weisen dagegen nur vereinzelt geschlossene Müritz-Nationalparks. Buchenwaldgebiete auf. Auf den genannten Standorten ist die Kiefer (Pinus syl- Zu den typischen Waldformen der Absenkungsterrassen vestris) als eine sich natürlich einfindende Pionierbaumart und Niedermoore gehören die Bruchwälder. In zu bezeichnen. Bei Erreichen eines bestimmten Verlan- Abhängigkeit von den Nährstoff- und Wasserverhältnissen dungsstadiums, bzw. in trockeneren Klimaperioden dringt dominieren auf reicheren Standorten Erlen- oder Erlen- sie in die Torfmoos-Wollgras-Riede ein und bildet anfangs Eschen-Bruchwälder, während auf mesotrophen Stand- allein oder zusammen mit der Moor-Birke (Betula pubes- orten Birken-Erlen- bzw. Birken-Bruchwälder vorherr- cens) niedrige und lockere Torfmoos-Birken-Kiefern- schen. In den nassen Armmooren und nährstoffarmen Gehölze. In Vernässungsphasen können sie auch wieder grundwassernahen Flächen der Absenkungsterrassen ganz oder teilweise absterben. Bei weiter voranschrei- wachsen Kiefern- und Birken-Kiefernwälder. tender Verlandung oder bei künstlicher Entwässerung entstehen aus ihnen Sumpfporst (Ledum palustre)-, Pfei- Waldgesellschaften, die aus traditionellen, meist extensi- fengras (Molinia caerulea)- sowie Trunkelbeeren (Vacci- ven Nutzungen hervorgegangen sind, fehlen im Müritz- nium uliginosum)- und Pfeifengras-Blaubeeren (Vaccinium Nationalpark weitgehend. Lediglich die Wacholderheide myrtillus)-Kiefern-Vorwälder.

62

So wird beispielsweise die äußere, verhältnismäßig breite See) gewinnt man den Eindruck, dass sie anschlie§end Randzone des Schwarzen Sees bei Serrahn von einem unter anderem mit Eichen aufgeforstet wurden und damit Sumpfporst-Kiefern-Moorbirkenwald eingenommen. Die die heutigen Zwischenwälder künstlich begründet oder lockere Baumschicht bilden Gemeine Kiefer (Pinus gefördert wurden. Auch die Aufgabe der Weidenutzung sylvestris) und Moorbirke (Betula pubescens). Eine förderte die Waldentwicklung. Strauchschicht ist kaum ausgebildet. Die Bodenvegetation wird vom Pfeifengras (Molinia caerulea) beherrscht. Eine zusätzliche Begünstigung des Gehölzaufwuchses und Zwischen den Horsten wachsen Sumpfporst (Ledum insbesondere der Eiche erfolgte spätestens mit dem Bau palustre), Heidelbeere (Vaccinium myrtillus), Gemeine des sogenannten „Herrmannsgrabens“ nach 1930. Er be- Moosbeere (Oxycoccus palustris), Heidekraut (Calluna wirkte eine weitere Absenkung der Binnenmüritz, der vulgaris) und Scheidiges Wollgras (Eriophorum Specker Seen und der Grundwasserstände der umliegen- vaginatum). Auf trockeneren Teilflächen geht der den Flächen. Neben der Förderung der Eiche ermöglichte Sumpfporst-Kiefernwald in einen Pfeifengras-Birken- die Wasserspiegelabsenkung auch die spontane Einwan- Kiefern-Wald über. derung der Buche, die die weitere Entwicklung der Birken- Auf den Absenkungsterrassen beschränkt sich die Kiefer Eichen-Zwischenwälder zu Stieleichen-Buchenwäldern als Pionierbaumart auf ausgesprochene Rohböden mit andeutet. hohen Grundwasserständen. Auf den übrigen Flächen besitzt die Birke eine höhere Konkurrenzkraft. Bei fort- Stieleichen-Kiefern-Wälder grundwassernaher Standorte schreitender Sukzession entstehen Birken-Kiefern- und Birken-Eichen-Wälder. Bei etwas höheren Nährstoffgehal- Obwohl die Stieleichen (Quercus robur)-Kiefern-Wälder ten oder leicht veränderten Humusformen kann sowohl auf in der Karte der Vegetation (Karte 3) bereits zu den den Moorstandorten als auch auf den Seesandsubstraten Zwischenwäldern frischer bis trockener Standorte gestellt die Moorbirke die Kiefer als Pionierholzart ablösen und wurden, bilden sie auf alten, sich oft nur wenige Zenti- hauptsächlich Torfmoos- bzw. Pfeifengras-Birken-Vor- meter über die restliche Absenkungsterrasse emporhe- wälder ausbilden. Sie bilden im Müritz-Nationalpark eine benden Riffen einen relativ eigenständigen Waldtyp. Diese recht charakteristische Waldform. Ihre weitere Entwick- als Zwischenwald anzusehende Vegetationsform stellt ein lung vollzieht sich in der Regel zu Stieleichen-Birken- und Bindeglied zwischen den Birken-Eichen-Kiefern-Wäldern Birken-Stieleichen-Zwischenwäldern, aus denen bei weite- grundwasserfernerer, den Birken-Kiefern-Wäldern grund- rer Austrocknung und Humusveränderung letztlich Stielei- wassernaher Standorte und den Birken-Eichen-Wäldern chen-Buchenwälder hervorgehen. Die Entwicklung eines der Absenkungsterrassen dar. solchen Waldes ist im Bereich des Dammmoores südwest- lich des Zotzensees zu beobachten. Alle genannten Vegeta- Ein typisches Beispiel hierfür bildet der bis 160 Jahre alte tionsformen wurden zu einer Kartierungseinheit (Birken)-Stieleichen-Kiefern-Wald auf dem schmalen und zusammengefasst. langgestrecken Riff am Ostufer der Müritz zwischen Eck- tannen und der Schnakenburg. Eine ähnliche Entwick- Birken-Eichen-Wälder feuchter Standorte lungsrichtung nehmen die Birken-Kiefern-Wälder nördlich und südlich des Hermannsgrabens. Auf der Absenkungsterrasse der Müritz im Bereich der Warenschen, Röbelschen und Boeker Wohld sowie auch auf einigen anderen grundwassernahen und nährstoffarmen Pilze Sandstandorten und auf wenigen weiteren Moorflächen haben sich aus den vorgenannten Birken- und Birken- Untersuchungen zur Pilzflora auf nährstoffarmen Kiefern-Vorwäldern Birken-Eichen-Wälder entwickelt, die Moorstandorten gibt es durch MÜLLER (1970). In einem bereits zu den Zwischenwäldern zu stellen sind. Altkiefern Moor-Birkenwald bei Serrahn wurden typische Birken- treten nur noch vereinzelt oder horstweise auf, junge begleiter, wie der Birkenpilz (Lecinum scabrum), der Kiefern fehlen. Auch vorhandene Wacholder sind bis auf Gelbblättrige Ritterling (Tricholoma flavobrunneum) und wenige Einzelexemplare verschwunden. der Grasgrüne Täubling (Russula aeruginosa) nachge- In der Mehrheit machen sie einen naturnahen Eindruck wiesen. Die abgestorbenen Birkenstämme werden durch und für viele Flächen ist auch eine natürliche Einwan- den Birkenporling (Piptoporus betulinus) und die Rötende derung der Eiche anzunehmen. Sie muss zumindest auf Tramete (Trametes confragosa) besiedelt. den wenig höher liegenden Waldflächen recht früh begon- nen haben, denn schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden dort neben Erlen und Birken auch Eichen geschla- Fauna gen (VOIGTLÄNDER 1982). Teilweise entstanden regel- rechte Kahlschläge. Zumindest für einige dieser Flächen Mit zunehmender Entwässerung dieser nährstoffarmen und (zum Beispiel zwischen dem Rederang- und dem Specker zumeist sauren Lebensräume kann sich die Faunenvielfalt

63 ganz wesentlich erhöhen. Spezialisten waldfreier Stadien Die Untergliederung der Erlen-Bruchwälder hängt wesent- verschwinden jedoch in kürzester Zeit. So treten z.B. ne- lich von den Basen- und Nährstoffverhältnissen und zu- ben den hygrophilen Laufkäferarten Pterostichus diligens sätzlich von den hydrologischen Bedingungen (z.B. Höhe und Pterostichus minor in degradierten Armmooren auch und Dauer von Überstauungen) ab. So lassen sich auf Waldarten, wie die Goldleiste (Carabus violaceus) auf nährstoff- und basenarmen Standorten ein seltener Torf- (HAMANN 1993). moos (Sphagnum)-, auf mesotrophen Standorten ein Sumpflappenfarn (Thelypteris palustris)- und auf nähr- Die lebendgebärende Kreuzotter (Vipera berus) und in stoffreichen Standorten ein Gro§seggen (Carex)- Erlen- trockneren Partien die Waldeidechse (Lacerta vivipera) Bruchwald unterscheiden. In der Übergangszone zu Erlen- sind typische Vertreter der Reptilien in diesem Lebens- Eschen-Wäldern bzw. auf leicht entwässerten Standorten raum, während Amphibien weitgehend fehlen (JESCHKE kommt mehrfach auch ein Mädesüß (Filipendula ulmaria) 1986). - Erlen-Bruchwald vor. Bei stärkeren künstlichen Wasser- spiegelabsenkungen entwickelt sich häufig ein Brenn- Mit zunehmender Bewaldung der Moore stellen sich wald- nessel (Urtica dioica)- Erlen-Bruchwald. Auf nährstoffrei- bewohnende Vogelarten wie Buchfink (Fringilla coelebs), cheren Flächen mit tieferen Grundwasserständen, die nicht Fitislaubsänger (Phyloscopus trochilus) und Singdrossel mehr oder nur noch in Ausnahmefällen überstaut werden, (Turdus philomelos) ein. haben sich wiederholt Frauenfarn (Athyrium filix-femina) - Erlen-Bruchwälder herausgebildet.

Der größte zusammenhängende Erlen-Bruchwaldkomplex – Wälder eutropher mineralischer und organischer innerhalb des Müritz-Nationalparks befindet sich im Nassstandorte Bereich des Caarp- und Woterfitzsees. Hier wurde neben der Schwarz-Erle (Alnus glutinosa) vielfach auch die Vegetation Grau-Erle (Alnus incana) angebaut.

Erlen-Bruchwälder Nördlich des Specker Sees wächst auf weniger eutrophen Torfböden ein relativ naturnaher Sumpflappenfarn-Sumpf- Eine häufige und landschaftsprägende Waldform innerhalb seggen-Erlen-Bruchwald, der zu den wertvollsten Erlen- der Seebecken und Niederungsgebiete bilden die Erlen- Bruchwäldern zählt. und Erlen-Eschen-Bruchwälder. Sie gehören zu den na- türlichen Waldformationen des Müritz-Nationalparks und Erlen-Eschen-Wälder treten in Abhängigkeit von den jeweiligen Standortbe- dingungen in zahlreichen unterschiedlichen Ausbildungs- Dieser Kartierungseinheit wurden nicht nur die echten formen auf. Erlen (Alnus glutinosa)- Eschen (Fraxinus excelsior)- Wälder, sondern alle anderen eschenreichen Wälder und Relativ selten sind die Quell-Erlen-Bruchwälder. Ihre Gehölze feuchter bis frischer Standorte zugeordnet. Ihre Verbreitungsschwerpunkte liegen in den Randbereichen Verbreitung im Müritz-Nationalpark konzentriert sich der Becken und Niederungen mit angeschnittenen Grund- hauptsächlich auf einen schmalen Saum der äußeren Rand- wasserleitern. In Karte 3 wurden nur solche mit eindeutig zonen der Seebecken und Niederungen mit nährstoff- erkennbarem Quelleinfluss dieser Einheit zugeordnet. War reichen flachgründigen Torfböden, oder stark humosen dies nicht der Fall, wurden sie zu den Erlen-Bruchwäldern Mineralböden mit hochliegenden Grundwasserständen nasser Standorte gestellt. An Hand der vorhandenen Vege- oder schwachem Quellwassereinfluss. tation lassen sich die Quell-Erlen-Bruchwälder in Schaum- kraut (Cardamine amara)- und Sumpfseggen (Carex acuti- Soziologisch sind sie mehrheitlich den Flattergras (Milium formis)-Erlen-Bruchwälder untergliedern. Bei gestörtem effusum)- Erlen-Eschen-Wäldern zuzuordnen. Seltener und Wasserhaushalt (Entwässerung) kann auch die Brennnessel ausschlie§lich auf Torfböden treten auch Mädesüß stark eindringen. (Filipendula ulmaria)- Erlen-Eschen-Wälder auf.

Die häufigste Form bilden die Erlen-Bruchwälder nasser Standorte. Die hauptsächlichen Vorkommen liegen im Be- Flechten und Moose reich der Verlandungs- und Ufergürtel der Gewässer. Sie sind vielfach mit anderen Gehölzen (Birken, Eichen) durch- In den Erlenbruchwäldern kommen relativ wenige setzt. Manchmal ist auch eine deutliche Zonierung Flechten vor. Typisch für diesen Lebensraumtyp sind Arten erkennbar, dabei wachsen die Erlen direkt entlang der Ufer- wie Lepararia incana, Cladonia coniocrayea und kante, die Birken auf der Terrassensohle und am Böschungs- Cladonia digidata, seltener Parmelia sulcata und hang Birken-Eichen- oder Eichen-Kiefern-Wälder. Platismatia glauca (LITTERSKI 1994).

64 Die relative Standortvielfalt in Erlenwäldern bedingt aber – Wälder auf Normalstandorten eine Vielzahl vorkommender Moosarten. Mit hoher Stetig- keit wurden im Erlenbruchwald nördlich des Specker Sees Vegetation Arten wie Mnium hornum und Hypnum cupressiforme nachgewiesen. Vorwiegend in den quelligen Bereichen tre- Birken- und Birken-Kiefern-Wälder trockener Standorte ten ausgesprochen seltene Moosarten auf. Hierzu zählen Climacium dendroides, Cratoneuron filicinum und In dieser Kartierungseinheit wurden nur natürlich entstan- Fissidens adianthoides. dene Birken- und Birken-Kiefern-Vorwälder auf grund- wasserfernen Sandböden zusammengefasst.

Pilze Besonders gut zu beobachten ist ihre Entstehung im Be- reich der ehemaligen militärischen Übungsplätze. Hier Die Pilzflora der Erlenbruchwälder gilt allgemein als beginnt die Sukzession in der Regel mit dem Eindringen artenarm. Lediglich der Strahlige Schillerporling (Inonotus von Birken und Kiefern in die Sand-Magerrasen oder Be- radiatus) kommt auf abgestorbenem Erlenholz vor senginster-Heiden. Dabei dominiert die Kiefer vor allem (MÜLLER 1970). auf den vegetationsarmen und -losen ausgesprochenen Rohböden. Auch in den Silbergras-Rasen besitzt die Kiefer zumeist deutlich bessere Keimungs- und Entwicklungs- Fauna chancen als die Birke.

Unter den Tagfalterarten hat das Waldbrettspiel (Pararge Dagegen ist die Birke in den Besenginster-Heiden, in den aegeria) in den Erlenbruchwäldern einen Verbreitungs- Schafschwingel-Rasen und zum Teil auch in den Draht- schwerpunkt, hinzu kommen aber auch euryöke Arten, wie schmielen-Rasen der Kiefer gegenüber im Vorteil. So z.B. der Gro§e und Kleine Kohlwei§ling (Pieris brassicae entstehen je nach der Ausgangsvegetation und den speziel- und P. rapae) sowie der Rapswei§ling (Pieris napi) len Standortbedingungen, unter denen die Humusform eine (HAMANN et al 1994). Zu den im Erlenwald am Nord- wichtige Rolle spielt, Vorwälder mit unterschiedlichen ufer des Specker Sees festgestellten Nachtfalterarten ge- Anteilen beider Baumarten. hören Thumanta senex und Pelosia obtusa, deren Raupen In älteren Vorwaldstadien beginnt bei entsprechender Hu- sich ausschließlich von Erlenflechten ernähren. musform die Stieleiche einzuwandern, womit die Entwick- Hervorzuheben ist auch die nach der Roten Liste Branden- lung zu Birken- und Kiefern-Stieleichen- Zwischenwäl- burgs als vom Aussterben eingestufte Art Senta flammea dern eingeleitet wird. (HOPPE 1995). Kiefern- und Birken-Eichen-Wälder Eine charakteristische Vogelart der Bruchwälder ist der Graue Kranich (Grus grus), der bei hohen Wasserständen Eine weitere, jedoch sehr selten auftretende Vegetations- ideale Brutmöglichkeiten findet. So brüteten im nieder- form trockener Standorte, sind die kiefern-, birken- und schlagsreichen Jahr 1993 im 90 ha gro§en Serrahnbruch hainbuchenreichen Eichenwälder. Ihr Verbreitungsschwer- sieben Kranichpaare, im gesamten Nationalpark sind es punkt sind die mehr oder weniger steil ansteigenden Rand- etwa 60 Paare. Weitere Vogelarten, die Bruchwälder als zonen vieler Seebecken, die vormals extensiv beweidet Nahrungs- und Bruthabitat nutzen, sind der Schwarzstorch wurden. Schon während der Beweidungsphase waren die (Ciconia nigra), der Bruchwasserläufer (Tringa glareola), Schwingelrasen mit Besenginster, Wacholder, Wei§dorn, aber auch Kleinspecht (Dendrocopus minor) und Weiden- Rosen, Birken und Kiefern durchsetzt, die sich nach der meise (Parus montanus). Greifvögel sind in geschlossenen Einstellung der Beweidung sehr schnell verdichteten und Erlenbruchwäldern selten, nur der Mäusebussard (Buteo zu Kiefern-Birken-Vorwäldern entwickelten, aus denen die buteo) brütet vereinzelt auf alten Erlen. heutigen naturnahen Kiefern- und Birken-Eichen- Zwischenwälder entstanden. Erlenbrüche mit ihrem reichen Nahrungsangebot sind wichtiger Lebensraum für verschiedene Fledermausarten, Flechten und Moose wie Zwergfledermaus (Pipistrellus pipistrellus), Rauhaut- fledermaus (Pipistrellus nathusii) und Braunes Langohr Unter den lichten Birken-Kiefern-Vorwaldstadien bildet (Plecotus auritus). Für die Wasserfledermaus (Myotis Pleurozium schreberi zusammen mit weiteren Astmoosen daubentoni) sind Erlenbrüche nur Fortpflanzungsbiotop, sowie Dicranum scoparium und Dicranum polysetum da diese Art fast ausschließlich über offenem Wasser jagt. ausgedehnte Bestände. In den älteren Sukzessionstadien im nördlichen Randbereich des ehemaligen Übungsplatzes finden sich neben dominie- renden Cladonia-Arten auch seltenere Flechtenarten, wie

65 Hypogymnia physodes, Lecanora conizaeoides und Placynt- Typische Vogelarten sind z.B. Tannenmeise (Parus ater), hiella oligothropha auf Holz ein (LITTERSKI 1994). Mönchsgrasmücke (Sylvia atricapilla) und Singdrossel (Turdus philomelos). Unter den Greifvögeln sind der Baumfalke (Falco subbuteo) und Habicht (Accipiter genti- lis) erwähnenswert. Fauna Die Kleinsäuger sind vor allem durch Gelbhalsmaus Die nach Brand bzw. nach mechanischer Zerstörung der (Apodemus flavicollis) und Waldmaus (Apodemus sylvati- Vegetation spontan wiederbewaldeten Flächen des ehe- cus) vertreten, von den Fledermausarten sind Breitflügel- maligen Übungsplatzes sind durch ein mosaikförmiges fledermaus (Eptesicus serotinus), Kleine Bartfledermaus Nebeneinander fast aller Waldentwicklungsphasen mit (Myotis mystacinus) und Gro§er Abendsegler (Myotis unterschiedlichen mikroklimatischen Bedingungen sowie myotis) für solche Biotopstrukturen typisch. vertikalen und horizontalen Raumstrukturen gekenn- zeichnet. Buchen- und Eichen-Buchen-Wälder

Der ãWaldrand nach oben“ stellt in einem Naturwald keine In dieser Kartierungseinheit wurden alle von der Buche zweidimensionale Ebene, sondern eine dreidimensionale (Fagus sylcatica) beherrschten Haupt (Klimax)-wälder Landschaft mit recht unterschiedlichen Habitaten, einer zusammengefasst. Sie gehören zu den bedeutendsten gro§en Insektenvielfalt und damit optimalen Nahrungs- naturnahen Vegetationsformen im Müritz-Nationalpark. bedingungen für eine Vielzahl von Kleinsäugern und Größere zusammenhängende Buchen-Wälder bestehen Vögeln dar (JÜDES 1991). derzeit nur im Teilgebiet Serrahn.

Die Birken- und Birken-Kiefern-Vorwälder sind Lebens- raum von bemerkenswerten Arten wie dem Warzenbei§er (Decticus verucivorus) der in allen Entwicklungsstadien Vegetation (Ei, Larve, Imago) zu den thermophilsten einheimischen Heuschreckenarten gehört. Weitere mit sehr hohen Die wichtigsten Vegetationsformen der Buchenwälder sind Abundanzen vorkommende Heuschreckenarten sind der Perlgras-Buchenwälder in mittleren und ärmeren Ausbil- Heidegrashüpfer (Stenobothrus lineatus), die Westliche dungsformen, Stieleichen-Buchenwälder und als eine Bei§schrecke (Platycleis albopunctata) und die Zwei- Besonderheit im Teilgebiet Serrahn auch Traubeneichen- farbige Schrecke (Metrioptera bicolor), die innerhalb der Buchenwälder. Dort kommen auch Bestände vor, in denen Heuschrecken als Leitarten für Zwergstrauch- und Ginster- die Winkel-Segge (Carex remota) regelmäßig vertreten ist heiden sowie Vorwaldstadien gelten. Hervorzuheben ist und die SCAMONI (1965) deshalb zu einem Winkel- au§erdem das Vorkommen des sehr seltenen Vierflecks seggen-Buchenwald zusammenfasst. (Libellula flava), einer Libellenart die strukturreiche Wälder als Jagdrevier nutzt (HAMANN 1994). In Schattenblumen-Buchenwäldern, wie sie auch für Teile der Buchenwälder bei Serrahn typisch sind, dominieren in Die in diesen Vorwäldern ebenfalls häufig vorkommende der Krautschicht Arten wie Zweiblättrige Schattenblume Aspe (Populus tremula) wurde wegen der Übertragung des (Maianthemum bifolium), Einblütiges Perlgras (Melica Kieferndrehrostes, einer Pilzkrankheit an Kiefern, in den uniflora), Wald-Sauerklee (Oxalis acetosella), Dorniger Wirtschaftswäldern meist herausselektiert. Neben Nacht- Wurmfarn (Dryopteris carthusiana), Hain-Veilchen (Viola falterarten wie Cerura vinula oder Furcula bifida, deren riviniana), Hain-Rispengras (Poa nemoralis), Wald- Raupen auch an anderen Weidenarten leben, entwickelt Flattergras (Milium effusum) und Dreinervige Nabelmiere sich der Bockkäfer Saperda perforata ausschlie§lich im (Moehringia trinervia). Auffallend ist das häufige Auftre- Bast von Aspen. ten der Winkel-Segge (Carex remota).

Aussagen zur Spinnenfauna der Vorwälder macht KLEIN Eine Waldzwenken-Ausbildungsform des Schattenblumen- (1994). Er zählt zu den Differenzialarten dieser Lebens- Buchenwaldes mit Waldzwenke (Brachypodium sylva- raumgruppe die gefährdete und seltene Plattbauchspinne ticum), Gemeinem Wurmfarn (Dryopteris filix-mas), Hasen- (Gnaphosa bicolor) sowie Alopecosa aculeata, eine Art pfoten-Segge (Carex leporina), Eichenfarn (Gymnocarpium aus der Gattung der Wolfsspinnen. Unter den vorkommen- dryopteris), Goldnessel (Galeobdolon luteum) und Gemei- den Spinnenarten befinden sich sowohl Kennarten lichter nem Rainkohl (Lapsana communis) wächst auf etwas Laubmischwälder und bodensaurer Mischwälder wie z.B. reicheren Standorten, so z.B. bei Grünow. die Wanderspinne (Zora nemoralis), als auch Charakter- arten offener Lebensräume, wie die Krabbenspinne (Xysti- Auf Standorten des Traubeneichen-Buchenwaldes wächst cus robustus) als thermophile Art der Halbtrockenrasen. stellenweise ein Kiefern-Buchenwald. Die sehr lockere

66 oberste Baumschicht wird von der Gemeinen Kiefer montanum und Atrichum undulatum. Zu den sehr selten in (Pinus sylvestris) gebildet. Sie stammt aus einer dem Buchenwälder festgestellten Moosarten zählen Metzgeria Buchenwald vorausgehenden Kiefernwald-Generation. furcata, Ptilidium pulcherrimum und Sharpiella seligeri. Darunter wächst in zweiter Baumschicht Gemeine Buche (Fagus sylvatica), der vereinzelt auch Traubeneiche (Quer- cus petraea) beigesellt sein kann. Diese Kiefern-Buchen- Pilze Wälder gehören noch zu den Zwischenwäldern. Es ist sicher, dass die Kiefer im Zuge einer natürlichen Weiter- Die Pilzflora in Buchwäldern ist durch Mykorrihiza-Pilze entwicklung allmählich verschwindet und sich nicht dieser Baumart gekennzeichnet. Dazu zählen der Buchen- wieder ansiedelt, denn echte Hauptwälder mit nennenswer- Reizker (Lactarius blennius), der Gallen-Täubling (Russu- ten Kiefernanteilen sind unwahrscheinlich. la fellea) und der Amethyst-Bläuling (Laccaria amethy- stia). Sehr häufig ist auch der im Buchenlaub vorkom- Sehr vereinzelt sind noch Buchen-Altbestände mit Hute- mende langstielige Knoblauch-Schwindling (Marasmius waldcharakter zu finden. In ihnen kommen neben der alliaceus). Buche auch Stieleichen und in der Strauchschicht unter anderem Wei§dorn, Schlehe und Wacholder vor. Selten Besonders charakteristisch ist die Pilzflora der im Zerfalls- findet man auch Eichen-Buchen-Wälder mit sehr viel stadium befindlichen Flächen. An alten abgestorbenen Hasel in der Strauchschicht, ebenfalls ein Zeichen früherer Eichen fruktifiziert der vom Aussterben bedrohte Pilz Weidenutzung bzw. Niederwaldwirtschaft. Xylobolus frustulatus, während Totholzbuchen mit den Konsolen vom Echten Zunderschwamm (Fomes fomen- Neben natürlichen Verjüngungen gibt es zahlreiche tarius) besetzt sind. künstlich begründete Verjüngungsbestände. Dabei wurden Buchen-Jungpflanzen mehrheitlich in lockere und gegat- terte Altbestände eingebracht. Junge künstlich angelegte Fauna Buchenkulturen ohne einen Schirm aus Altbäumen sind selten. Vor allem in den letzten Jahren wurde die Buche Ein wesentliches Unterscheidungsmerkmal zwischen auch unter Kiefern und anderen Nadelbäumen gepflanzt. natürlichen bzw. naturnahen Wäldern und Forstgesell- schaften ist das Vorhandensein von Totholz und ãbiolo- gisch reifem Altholz“. Diese typischen Elemente der ver- Flechten und Moose schiedenen Zerfallsphasen sind in ausreichender Menge nur in nichtbewirtschafteten Wäldern mit einer über länge- Buchenwälder sind relativ artenarm an Flechten (DOLL re Zeiträume andauernden ungestörten Vegetationsent- 1975). Trotzdem lassen die nachgewiesenen Krusten- und wicklung zu finden. Eine Vielzahl von Organismen haben Strauchflechten Bindungen zum Lebensraum Buchenwald sich im Laufe der Evolution an Totholz angepasst. erkennen. Eine der häufigsten Flechten, die an Buchen Naturnahe, totholzreiche Buchenwälder sind zusammen- eine artenarme Gesellschaft bildet, ist Phlyctis argena. hängend nur in der Umgebung von Serrahn erhalten Weiterhin siedeln vorwiegend an glatten Buchenstämmen geblieben. Sie sind besonders reich an Holzbiotopen mit die Arten Hypogymnium physodes, H. sulcata, Lecanora einer naturnahen Strukturdynamik (Verjüngung, Reifung, subfuscata und Buellia punctata (LITTERSKI 1994). Alterung, Zerfall) und besonders reich an Kleinlebens- räumen mit einer facettenreichen Fauna. Die seit etwa 40 Jahren nicht mehr bewirtschafteten So stellte MÖLLER (1994) bei Erhebungen in diesem Buchenwälder bei Serrahn haben gegenüber den bewirt- Gebiet besonders zahlreich holz- und totholzbewohnende schafteten Wäldern bei Grünow fast doppelt soviel Moos- Käfer fest, die spezifisch an einen durch mikroklimatische, arten (WIEHLE 1994). Dieses Ergebnis bestätigt auch chemische und strukturelle Parameter eng abgegrenzten MÜLLER (1993), der als Ursache den sehr hohen Tot- Kleinlebensraum gebunden sind. Mit der Bunten Faulholz- holzanteil und den damit vorhandenen Besiedlungsraum motte (Schiffermuelleria stroemella) wurde ein deutschland- für Moose ansieht. Weiterhin macht sich die gro§e Struk- weit nur noch in wenigen Einzelfällen vorkommendes turvielfalt aufgrund des Vorhandenseins aller Altersklassen „Urwaldrelikt“ nachgewiesen. Zu den überregional gefährde- bemerkbar. ten Arten gehört auch der Zwergstutzkäfer (Acritus minutus). Auch herrschen in diesen Buchenwäldern mikroklima- Diese Charakterart ernährt sich von Fliegenlarven, die unter tische Verhältnisse, wie z.B. höhere Luftfeuchtigkeit sowie der bereits gelockerten feuchten Rinde liegender Buchen- unterschiedliche Licht- und Temperaturverhältnisse, die stämme zahlreich vorkommen (MÖLLER 1994). eine Moosbesiedlung begünstigen. Der laubbedeckte Boden wird dagegen nur selten besie- Die Untersuchungen zu holzbewohnenden Insekten delt. Zu den mit hoher Stetigkeit vorkommenden Moosen (Xylobionten) im ehemaligen Serrahner Buchentotal- gehören u.a. Hypnum cupressiforme, Orthodicranum reservat belegen allerdings auch, dass selbst dort echte

67 Tabelle 16: Vergleich der Siedlungsdichte ausgewählter Vogelarten

6HUUDKQ *UQRZ %HVFKUHLEXQJGHU %XFKHQZDOG -DKUH ZHQLJH %XFKHQZDOG ²-DKUH  8QWHUVXFKXQJVÁlFKH .LHIHUQXQG7UDXEHQHLFKHQ  NOHLQHUH6WLHOHLFKHQ'RXJODVLHQXQG -DKUH EHLJHPLVFKW)RUWJHVFKULWWHQH )LFKWHQKRUVWHEHLJHPLVFKW2SWLPDOSKDVH =HUIDOOVSKDVHPLWHLQHPKRKHQ PLWQXULPlOWHUHQ7HLOEHJLQQHQGHU 7RWKRO]DQWHLOXQGJUR‰ÁlFKLJHU %XFKHQQDWXUYHUMQJXQJ*HVFKORVVHQHU %XFKHQQDWXUYHUMQJXQJ7HLOZHLVH .URQHQVFKLUP,QWHQVLYHIRUVWOLFKH DXIJHORFNHUWHU.URQHQVFKLUP6HLWHWZD %HZLUWVFKDIWXQJELV -DKUHQNHLQHIRUVWOLFKH%HZLUWVFKDIWXQJJ $UWHQ]DKO   $Q]DKO%UXWSDDUH   %UXWSDDUHKD   $QWHLO+|KOHQEUWHU   $QWHLO)UHLEUWHU   $EXQGDQ]+|KOHQEUWHU KD KD $EXQGDQ])UHLEUWHU KD KD 'RPLQDQ]YRQK|KOHQ .RKOPHLVH  .RKOPHLVH  EUWHQGHQ$UWHQ %XQWVSHFKW  %XQWVSHFKW  %ODXPHLVH  %ODXPHLVH  0LWWHOVSHFKW  0LWWHOVSHFKW  7DQQHQPHLVH  7DQQHQPHLVH  6FKZDU]VSHFKW  6FKZDU]VSHFKW  1RQQHQPHLVH  1RQQHQPHLVH  *DUWHQEDXPOlXIHU  *DUWHQEDXPOlXIHU  .OHLEHU  .OHLEHU  :DOGEDXPOlXIHU  :DOGEDXPOlXIHU  +RKOWDXEH  +RKOWDXEH  7UDXHUVFKQlSSHU  7UDXHUVFKQlSSHU  6WDU  6WDU  =ZHUJVFKQlSSHU  =ZHUJVFKQlSSHU  *DUWHQURWVFKZDQ]  *DUWHQURWVFKZDQ]  Quelle: PRILL (1994)

Urwaldreliktarten fehlen. Der in Mecklenburg-Vorpom- (1994) die in Tabelle 16 dargestellten Unterschiede fest. mern vom Aussterben bedrohte Scheckenbock (Acantho- Zu den typischen Alt- und Totholzbewohnern zählen auch deres clavipes) wie auch der Düsterkäfer (Dircaea einige Fledermausarten. OLDENBURG und HACKE- australis), der sich eigentlich in verpilztem Buchenstark- THAL (1994) nennen als Charakterarten den Kleinen und holz entwickelt, konnten nicht nachgewiesen werden. den Gro§en Abendsegler (Nyctalus leisleri u. N. noctula), die als baumbewohnende Arten in Spechthöhlen ihre Es wird vermutet, dass hier durch frühere forstliche Ein- Wochenstuben und Winterquartiere finden. griffe ein Teil des ehemaligen Arteninventars verloren ging, bzw. eine Zuwanderung auf Grund der isolierten Lage in Wirtschaftsforsten bisher nicht stattfinden konnte. 5.1.1.2 Forstbestände Ähnliches gilt für den Hirschkäfer (Lucanus cervus) als charakteristischen Alteichenbewohner, der obwohl entspre- Den flächenmäßig absolut vorherrschenden Lebensraum chende Biotopstrukturen vorhanden sind, im Nationalpark im Müritz-Nationalpark bilden forstlich begründete Kie- als verschollen gilt. fernbestände. In besonderem Maße gilt dies für die großen zusammenhängenden Waldflächen im Sanderbereich. Deutliche Unterschiede ergeben sich auch aus dem Ver- gleich zwischen bewirtschafteten und totholzarmen sowie Auf den nährstoffreicheren Standorten der Endmoräne sind jahrelang unbeeinflussten Buchenwäldern hinsichtlich der vorwiegend arealfremde Baumarten (Lärche, Douglasie, Siedlungsdichte bestimmter Vogelarten. So stellte PRILL Fichte, Weymouthskiefer) gepflanzt worden.

68 Die Bestände sind vielfach monostrukturiert und weisen sanden. Innerhalb dieses Bestandstyps ist eine Flattergras eine geringe Baumartenvielfalt auf (vgl. Kap. 5.3.2). Die (Milium effusum)- und eine Waldzwenken (Brachypodium Artenanzahl phytophager Organismen ist gegenüber natür- sylvaticum)- Ausbildungsform zu unterscheiden. lichen Waldgesellschaften gering, die Individuendichte jedoch oftmals sehr hoch. Am häufigsten treten Drahtschmielen (Avenella flexuosa)- Kiefernbestände auf. Ihre typischen Standorte sind mäßig saure und mäßig frische Sandböden. Die artenarme Boden- Vegetation vegetation wird von der Drahtschmiele beherrscht. Weitere typische Arten sind der Sauerklee (Oxalis acetosella), das Laubholzbestände Rot-Strau§gras (Agrostis tenuis), der Besenginster (Saro- thamnus scoparius), das Harz-Labkraut (Galium harcyni- Über den gesamten Müritz-Nationalpark verteilt und auf cum), die Pillen-Segge (Carex pilulifera) und auf frische- fast allen Standorten wurden verschiedene Laubbaum- ren Standorten auch der Siebenstern (Trientalis europaea). forsten angelegt. Am verbreitetsten sind Eichenbestände In einigen Ausbildungen können auch das Ruchgras mit Stiel-Eiche (Quercus robur) und Rot-Eiche (Quercus (Anthoxanthum odoratum), der Wiesen-Wachtelweizen rubra). Sie treten in allen Altersklassen auf. Viele Birken- (Melampyrum pratense), das Silber-Fingerkraut (Potentilla Eichen-Gehölze auf trockenen Sandstandorten sind aus argentea) und die Echte Sternmiere (Stellaria holostea) Eichen-Aufforstungen hervorgegangen. auftreten. In ihnen ist wiederholt eine natürliche Kiefern- verjüngung zu beobachten. Sie leiten zu den Blaubeer-Kie- Die sehr wenigen von der Eiche dominierten Altholz- fern-Beständen über. Die Blaubeere (Vaccinium myrtillus) bestände mit naturnahem Charakter enthalten immer einen fehlt aber noch oder kommt nur mit geringen Deckungs- gewissen Buchenanteil und wurden den Buchen- und graden vor. Auch die Buche und die Stieleiche finden sich Eichen-Buchen-Wäldern zugeordnet. regelmäßig ein. Eine relativ häufige Erscheinung sind Schwarzpappel Östlich des Wei§en Sees bei Speck kommt auf trockenen (Populus nigra)- bestände. Sie wurden mehrheitlich nährstoffarmen Sanden eine Sandseggen-Ausbildungsform zwischen 1950 und 1970 auf aufgelassenen landwirtschaft- mit Sandsegge (Carex arenaria), Haar-Hainbinse (Luzula lichen Nutzflächen angelegt. Spätere Pappelpflanzungen pilosa), Kleinem Habichtskraut (Hieracium pilosella) und spielen im Müritz-Nationalpark keine Rolle. Ältere vorwiegend in den älteren Beständen vereinzelt auch Schwarzpappeln findet man nur als lineare Elemente ent- Heidekraut (Calluna vulgaris) vor. Vorrangig in die lang von Verkehrswegen und anderen Grenzlinien. Jungbestände dringen regelmäßig auch Land-Reitgras (Calamagrostis epigejos) und Adlerfarn (Pteridium Alle anderen Laubholzbestände sind nur von untergeord- aquilinum) sowie Jungpflanzen der Stieleiche (Quercus neter Bedeutung. Zu ihnen gehören unter anderem Pflan- robur) ein. zungen der Winterlinde (Tilia cordata) und des Bergahorns Eine hohe Stetigkeit in diesen Beständen besitzt auch der (Acer pseudoplatanus). Absolute Ausnahmen sind Robi- Besenginster (Sarothamnus scoparius). Er entwickelt sich nien (Robinia pseudoacacia)- Gehölze, die vor allem in in Kulturen und lichten Jungbeständen und kann sich über der Nähe einiger Ortschaften spontan entstanden sind. Sie viele Jahre unter den aufwachsenden Kiefern erhalten. In wurden jedoch mit den Laubholzbeständen zu einer den aufgelichteten Altholzbeständen findet er auch wieder Kartierungseinheit zusammengefasst. Möglichkeiten für eine Neuansiedlung. Sein Vorkommen unterstreicht den vorwaldartigen Charakter von Kiefern- forsten. Nadelholzbestände Auf stärker sauren, mäßig frischen bis mäßig trockenen Auf Grund der bisherigen Geländebeobachtungen lassen Sanden ist der Blaubeeren (Vaccinium myrtillus)- sich zumindest Himbeer-, Drahtschmielen-, Blaubeer- und Kiefernbestand zu finden. Sein Verbreitungsschwerpunkt Flechten-Kiefernbestände unterscheiden. liegt im Teilgebiet Serrahn. In der zumeist gering ent- wickelten Strauchschicht können wiederum die Buche Der Himbeer (Rubus idaeus)- Kiefernbestand stellt eine (Fagus sylvatica) sowie die Stiel- und Traubeneiche Ersatz-Vegetationsform der Perlgras-Buchenwälder dar. Er (Quercus robur, Q. petraea), die Eberesche (Sorbus aucu- zeichnet sich in der Regel durch dichte Himbeer- und paria) und die Sandbirke (Betula pendula) vorkommen. Brombeerbestände aus und wächst auf reicheren Stand- In diesem Waldtyp sowie in den Flechten-Kiefernbe- orten. Fast immer lässt sich ein spontaner Eichen- und ständen konnte eine natürliche Kiefernverjüngung am häu- Buchenaufwuchs beobachten, der bisher aber stark figsten beobachtet werden. In einigen älteren Beständen verbissen wurde. hat sich der Wacholder (Juniperus communis) erhalten. In Verbreitungsschwerpunkt sind die Grund- und Endmo- der Vegetationskarte (Karte 3) wurde er durch entspre- ränengebiete mit frischen lehmigen Sanden und Lehm- chende Zusatzsignaturen dargestellt. Kennzeichnende Ar-

69 ten der Bodenvegetation sind au§er der Blaubeere (Vacci- Arten wie Myrmeleotettix maculatus, Oedipoda nium myrtillus) der Wiesen-Wachtelweizen (Melampyrum caerulescens und Chorthippus biguttulus vertreten pratense), die Drahtschmiele (Avenella flexuosa), die (HAMANN et al 1994). Behaarte Simse (Luzula pilosa) und die Preiselbeere (Vaccinium vitis-idaea). Dazu gehören unter den Kleinsäugern die Waldmaus (Apo- demus sylvaticus) als euryöke Art, unter den Vogelarten die Auf den sehr trockenen und nährstoffarmen Sanden haben Feldlerche (Alauda arvensis), die Heidelerche (Lullula sich Flechten-Kiefernbestände entwickelt. Sie finden sich arborea), der Steinschmätzer (Oenanthe oenanthe), die vor allem im Bereich der Binnendünenfelder (Boeker Goldammer (Emberiza citrinella) und der Ziegenmelker Forst) und in den Randbereichen der militärischen (Caprimulgus europaeus). Übungsplätze. Gekennzeichnet sind sie durch das Vorkom- men zahlreicher Flechten sowie des Silbergrases (Cory- Mit zunehmendem Alter der sehr dichten Aufforstungen nephorus canescens), der Drahtschmiele (Avenella werden zuerst lichtliebende krautige Pflanzen, später auch flexuosa), des Heidekrautes (Calluna vulgaris) und der Pionierbaumarten ausgeschattet, so dass auch das fau- Sand-Segge (Carex arenaria). Auch der Kleine Sauer- nistische Arteninventar rapide abnimmt. In der sogenann- ampfer (Rumex acetosella) und der Schaf-Schwingel ten Dickungsphase kommen dann nur noch einige Kiefern- (Festuca ovina) können auftreten. spezialisten und Allerweltsarten, wie Kiefernschwärmer (Hyloicus pinastri), Nonne (Lymantria monacha), Spinner- Die relativ kleinflächig vorhandenen Fichten-, Lärchen-, eule (Colocasia colyri), Sichelflügel (Drepana falcataria) Douglasien- und anderen Nadelholzbestände besitzen in und Kiefernsaateule (Agrostis vestigialis) vor. der Regel eine so artenarme Krautschicht, dass eine sinn- volle Gliederung in verschiedene Vegetationsformen nicht In Kiefernaltbeständen haben das Vorhandensein und die möglich ist. Ausprägung einer zweiten Baumschicht erheblichen Ein- luss auf das faunistische Arteninventar. Vornehmlich die Eiche als natürliche Zwischenwald-Baumart hat dabei eine Moose wesentliche Bedeutung. Eichen (Quercus spec.) korrespon- dieren mit mindestens 500 phytophagen Tierarten. Von Als häufige Moose treten in den Kiefernbeständen Pleuro- allen heimischen Baumarten ist dies nach Weiden (Salix zium schreberi und Dicranum undulatum auf. spec.) die zweithöchste Anzahl (MÖLLER 1994). Solche mehrschichtigen Laub-Nadelwälder sind im Müritz-Natio- nalpark auf einer Fläche von etwa 6.000 ha vorhanden. Pilze Die Anzahl der mit arealfremden Baumarten direkt Ausgesprochene Massenpilze in den trockenen Kiefernfor- korrespondierenden einheimischen Tierarten ist äußerst sten der Sandergebiete sind der Gelbe Knollenblätterpilz niedrig. Insbesondere xylophage und phloephage Primär- (Amanita citrina), der Seidenstreifling (Amanita fulva) und besiedler können diese Neophyten kaum nutzen, da das der Butterpilz (Suillus luteus). Hinzu kommt an Kiefern- Holz in den frühen Besiedlungsphasen noch nicht durch stümpfen der Wurzelschwamm (Fomitopsis pinicola), die Tätigkeit von Pilzen in seiner Beschaffenheit verändert sowie der – oft zu flächigem Absterben von Kiefern- wurde (MÖLLER 1994). Jede Baumart ist in ihrem ange- kulturen führende – Hallimasch (Armillaria mellea). stammten Lebensraum in ein vielfältiges Netz aus Phyto- Bemerkenswert ist der Nachweis der bryophilen Art phagen, Xylophagen und abbauenden Pilzen eingebunden, Cotylidia undulata in der Nähe von Klockow. Dieser Pilz die ihrerseits wieder die Grundlage für komplexe Nah- stellt einen Neufund für Mecklenburg-Vorpommern dar. rungsgefüge darstellen. Diese Wechselbeziehungen Ebenso hervorzuheben ist der Fund des Pilzes Ditiola zwischen den einzelnen Arten haben sich innerhalb lokal radicata, der bisher als verschollen galt (SCHURIG 1995). vorhandener Biotope in evolutionsgeschichtlichen Zeiträu- men herausgebildet und fehlen deshalb in arealfremden Lebensräumen weitgehend. Fauna

In Nadelholzforsten ist nach Kahlhieb und Neuaufforstung 5.2 Gehölze und Hecken der Fläche zunächst ein größeres faunistisches Arteninven- tar festzustellen. Dies ist u.a. auf ein hohes Angebot an Diese Kategorie umfasst verschiedene linien- oder flächen- Blütenpflanzen zurückzuführen. förmige Lebensraumtypen. Ihre Hauptverbreitung haben Die auftretenden Arten sind typische Offenlandbewohner, Hecken und Feldgehölze innerhalb der End- und Grund- die auch auf Ackerfluren verbreitet sind. Die Heu- moränengebiete im Bereich der Äcker, Ackerbrachen schrecken werden beispielsweise durch xerothermophile (Babke, Goldenbaum) und des Grünlandes, wo sie entlang

70 verschiedener Grenzlinien oder als kleine Gebüsche auf Die Struktur- und Florenvielfalt der Hecken bei Babke Kuppen, Steilhängen und in Hohlformen auftreten. widerspiegelt sich z.B. in der Anzahl der registrierten Seltener haben sie sich auch unter Hochspannungs- Nachtschmetterlingsarten. Besonders dominant treten Ar- leitungen entwickelt. In der Sanderlandschaft beschränken ten wie Harpyia milhauseri, Drymonia querna und Peri- sie sich hauptsächlich auf die steileren Seerandzonen. dea anceps auf, deren Raupen monophag an Eichen leben. Zu den Hauptnahrungspflanzen der Raupen von Calli- Waldsäume sind häufig, aber recht kleinflächig an vielen clystis chloerata gehört die Schlehe, zu denen von Hemi- Wald-Feldrändern vorhanden. Ihre Entstehung wurde stola chrysoprasaria das Europäische Pfaffenhütchen. oftmals durch den Einsatz gro§er Maschinen in der Land- Auch Arten, deren Raupen monophag an Weide, Gei§blatt wirtschaft und dadurch entstandener Veränderungen der und Birke fressen, wurden festgestellt (HOPPE 1994). Wald-Feldgrenze gefördert. Dieser Nahrungsreichtum wird wiederum von zahlreichen Vogelarten wie dem Neuntöter (Lanius collurio), der Klap- Sehr gut ausgeprägte Streuobstwiesen, allerdings nur mit pergrasmücke (Sylvia curruca) und der Dorngrasmücke einem geringen Flächenanteil, sind in der Goldenbaumer (Sylvia communis) genutzt. Feldmark vorhanden. In den breiten, tiefgegliederten Hecken finden Säugetiere wie Fuchs (Vulpes vulpes) und Dachs (Meles meles) Möglichkeiten, ihre großen Baue anzulegen oder andere 5.2.1 Arten und Lebensgemeinschaften wie Igel (Erinaceus europaeus) und Hermelin (Mustela erminea) hervorragende Schlaf- und Nahrungshabitate. Vegetation

Bei der Kartierung wurden in dieser Einheit alle Wei§dorn 5.3 Waldbehandlung (Crataegusspec)-, Schlehen (Prunus spinosa)-, Hasel (Corylus avellana)- und Holunder (Sambucus nigra)- 5.3.1 Waldflächen und Waldeigentümer Hecken, sowie die flächig nur in geringem Umfang vorkommenden Streuobstwiesen, Feldgehölze und Bis 1991 wurden die Wälder von den Staatlichen Forst- Waldsäume zusammengefasst. wirtschaftsbetrieben Waren und Neustrelitz bewirtschaftet. Heute erfolgt eine forstwirtschaftliche Behandlung durch Am häufigsten sind Wei§dorn-Schlehen-, Holunder-Schle- verschiedene Eigentümer/Bewirtschafter. Aufgrund dieser hen- und Hasel-Schlehen-Hecken. In der Bodenvegetation Tatsache ergeben sich unterschiedliche forstliche Verwal- dominieren Arten der Wiesenkerbel (Anthriscus sylves- tungs- und Organisationsstrukturen, die im folgenden tris)- und der Wiesenkerbel-Brennessel (Urtica dioica)- dargestellt werden. Staudenfluren. Landesforstverwaltung Die häufigste Art der Feldgehölze ist die Stieleiche (Quercus robur). Daneben treten aber auch Bergahorn Die Landesforstverwaltung im Müritz-Nationalpark lag bis (Acer pseudoplatanus), Moorbirke (Betula pubescens), 31.12.1995 im Zuständigkeitsbereich der Forstdirektion Gemeine Birke (Betula pendula), Aspe (Populus tremula), Ost des Landes Mecklenburg-Vorpommern mit Sitz in Schwarzerle (Alnus glutinosa) u.a. auf. Häufige Sträucher Neustrelitz. sind z.B. Schlehe (Prunus spinosa), Schwarzer Holunder (Sambucus nigra), Eingriffliger Wei§dorn (Crataegus Mit Umsetzung des Gro§schutzgebietsorganisationsge- monogyna) und Zweigriffliger Wei§dorn (C. oxyacantha). setzes vom 18.12.1995 erfolgte zum 01.01.1996 eine Die Bodenvegetation setzt sich aus wenigen Waldarten Strukturveränderung im Bereich der Nationalpark- und sowie Pflanzen nitrophiler Staudenfluren zusammen. Forstverwaltung. Die Forstverwaltung im Bereich des Müritz-Nationalparks wurde mit der Nationalparkverwal- tung vereint. Das Nationalparkamt fungiert seither als Fauna Untere Forst- und Naturschutzbehörde für das Gebiet des Müritz-Nationalparks. Hecken bieten auf engstem Raum die größte Vielfalt an Kleinstandorten, die in der mitteleuropäischen Kultur- Insgesamt waren bis zum 31.12.1995 209 Angestellte und landschaft vorkommen und gehören somit zu den arten- Arbeiter in den Forstämtern im Gebiet des Nationalparks reichsten Lebensräumen überhaupt. Dies gilt sowohl für beschäftigt, davon 91 % als Bedienstete des Landes M-V. das Klima, wie auch für das Strukturangebot (KAULE Mit Umsetzung des Gro§schutzgebietsorganisations- 1986). Sie stellen gewissermaßen Rückzugsräume dar, aus gesetzes wurde aus dem Bereich der Landesforstverwal- denen Kulturflächen durch viele Artengruppen schnell tung folgende Anzahl an Mitarbeitern in das Nationalpark- wiederbesiedelt werden können. amt Müritz übernommen:

71 höherer Dienst 4 Stiftung Umwelt und Naturschutz M-V ca. 675 ha Wald. gehobener Dienst 26 Die Betreuung einschlie§lich der Bewirtschaftung dieser mittlerer Dienst 14 Flächen erfolgt auf vertraglicher Basis durch das National- Forstwirte 88 parkamt. Das Nationalparkamt Müritz hat derzeit rd. 140 Mitarbeiter. BVVG-Wald Durch die vollzogene Verwaltungsreform gelang es, die Effektivität und Effizienz der Verwaltung des Schutzgebie- BVVG-Waldflächen haben eine Größe von insgesamt tes erheblich zu verbessern. Im Nationalpark befinden sich 1.160 ha. Ab 2003 gehen diese jedoch in das Eigentum des ca. 14.150 ha Wald in Landeseigentum, die durch das Landes M-V über (vgl. Kap. IV/10). Nationalparkamt bewirtschaftet bzw. behandelt werden.

Im Teilgebiet Serrahn überwiegt eindeutig der Landeswald (97 %). Im Teilgebiet Müritz sind die Eigentumsverhältnisse 5.3.2 Waldstruktur weitaus differenzierter, jedoch haben auch hier landeseigene Flächen mit mehr als 53 % den größten Anteil. Einen Überblick zur Baumartenverteilung und Altersklassengliederung im Müritz-Nationalpark geben die Bundesforstverwaltung Abbildungen 2 und 3. Sie basieren auf dem Datenspeicher Wald (LANDESAMT FÜR FORSTEN UND Das Bundesforstamt Neubrandenburg (Sitz in Neustrelitz) GRO§SCHUTZGEBIETE M-V 2002). der Oberfinanzdirektion Rostock betreut die bundesei- Danach dominiert mit Abstand die Kiefer im Ergebnis der genen Liegenschaften. Die forstfachliche Dienstaufsicht früheren forstlichen Bewirtschaftung mit 69 %. Sie bildet obliegt der Forstinspektion Ost bei der Oberfinanz- deshalb auch den Schwerpunkt bei der Waldbehandlung. direktion Berlin. Oberster Dienstherr ist das Bundesfinanz- Da bei der Zuordnung in die einzelnen Behandlungs- ministerium. kategorien u.a. das Alter der Bestände eine Rolle spielt Innerhalb des Nationalparks werden Flächen auf den ehe- (vgl. Kap. 5.3.3), wird in der Abbildung 3 ihre Alters- maligen Truppenübungsplätzen der GUS-Staaten und wei- klassenverteilung dargestellt. tere Flächen insbesondere im Raum Boek durch drei Revierförstereien bewirtschaftet. Es handelt sich insgesamt Kiefernbestände mit weiteren Baumarten, um ca. 3.560 ha Wald. Naturverjüngung

Kommunalwald Bei der Erfassung der aktuellen Vegetation durch VOIGTLÄNDER (1994) wurden neben den jeweils Im Schutzgebiet befinden sich Flächen des Stadtwaldes dominanten Arten in der obersten Baumschicht auch die von Waren (Müritz) (Revier Waren-Tannen), die durch ein weiteren vorkommenden Baumarten unabhängig von eigenständiges städtisches Forstamt verwaltet werden (ca. ihrem Auftreten in der Baum- oder Strauchschicht kartiert. 700 ha). Danach weisen mehr als 5.200 ha der Kiefernbestände Privatwald weitere Baumarten auf, bzw. sind strukturiert, wobei der Schwerpunkt in Beständen mittleren Alters liegt. Im Nationalpark existieren ca. 1.440 ha Privatwald. Der Hinsichtlich der vorkommenden Arten und ihrer flächen- größte zusammenhängende Privatwald befindet sich im mäßigen Ausdehnung (bezogen auf die Kiefernbestände) Raum Klockow. Forstbetriebsgemeinschaften oder eigen- macht VOIGTLÄNDER folgende Angaben: Buche (992 ständige Privatforstämter gibt es aber nicht. ha), Eiche (514 ha), Birke (445 ha), Spätblühende Trau- benkirsche (532 ha), Buche/Eiche (1.147 ha), Eiche/Birke Kirchenwald (480 ha), Wacholder (117 ha). Ihr Auftreten ist nur zum geringen Teil auf Anpflanzungen zurückzuführen, in der Insgesamt 125 ha Waldfläche befinden sich in Kirchen- Hauptsache handelt es sich um Naturverjüngung bzw. eigentum, davon eine größere zusammenhängende Fläche natürliches Einwandern. in der Gemarkung Blankenförde (80 ha). Diese Wälder Im Rahmen des Schalenwildgutachtens der BUNDES- werden von einer Kirchlichen Forstbetriebsgemeinschaft FORSCHUNGSANSTALT FÜR FORST- UND HOLZ- betreut. WIRTSCHAFT (BFH 1995) wurden im Nationalpark- gebiet ebenfalls die Gehölzarten in für eine Körperschaftswald Naturverjüngung geeigneten Beständen stichprobenweise aufgenommen. Danach stellt sich die Naturverjüngung wie Der Jost-Reinhold-Stiftung gehören ca. 1.000 ha und der folgt dar (vgl. Tab. 17):

72 Abb. 2: Baumartenverteilung

1% 1% 1% 3% 2% 4% KI 5% RBU BI RER 6% EI FI 8% LÄ SND 69% SHLB SWLB

Quelle: Landesamt für Forsten und Großschutzgebiete M-V (2002) Erläuterung: KI: Kiefer, FI: Fichte, BI: Birke , LÄ: Lärche, RBU: Rotbuche, SND: sonstige Nadelbäume, RER: Roterle SHLB: sonstige Hartlaubbäume, EI: Eiche, SWLB: sonstige Weichlaubbäume

Abb. 3: Altersklassen der Baumart Kiefer

2857,43 2234,35 3000 1416,60 1711,02 2500 728,42 203,78 2000 115,10 71,17 1500 3,98 3,69 Hektar 1000 2,10

500

0 I II III IV V VI VII VIII IX X XI XII XIII Altersklasse

Quelle: Landesamt für Forsten und Großschutzgebiete M-V (2002) Erläuterung: Akl. I: 0 - 20 Jahre; Akl. II: 21 - 40 Jahre; .... Akl. XIII: 241 - 260 Jahre

73 Baumartendiversität Mit zunehmender Höhe nimmt der Anteil der Eberesche stetig ab, sie verschwindet aber nicht völlig. Die Buche Teilgebiet Müritz macht in der untersten Höhenstufe noch 20 % der Innerhalb der 125 Aufnahmestreifen wurden insgesamt 23 Individuen aus. In der oberen Höhenstufe geht ihr Anteil Baum- oder Straucharten erfasst. Spitz- und Feldahorn, auf 3 % zurück. Der Eichenanteil bleibt mit ca. 10 % in Birne, Gemeiner Schneeball, Europäische Lärche und allen Höhenstufen relativ konstant. Der Kiefernanteil ist Hasel wurden auf den untersuchten Flächen nicht fest- mit über 20 % am höchsten in der Stufe 0 – 20 cm und in gestellt. Sie sind jedoch im Teilgebiet Müritz, wenn auch der Stufe 161 Ð 240 cm. mit geringer Frequenz, vertreten. Die Hainbuche ist oberhalb von 40 cm nicht mehr vor- Teilgebiet Serrahn handen, Bergahorn und Salweide fehlen oberhalb von 80 Innerhalb der 41 Aufnahmestreifen wurden insgesamt 14 cm, Aspe und Moorbirke oberhalb von 160 cm. Baum- oder Straucharten erfasst. Traubenholunder wurde auf keiner der untersuchten Flächen festgestellt. Er ist je- doch im Teilgebiet Serrahn mit geringer Frequenz ver- Teilgebiet Serrahn treten. In der Naturverjüngung wurden 7.250 Individuen/ha nachgewiesen. Damit herrscht hier eine höhere Ver- jüngungsdichte, als im Teilgebiet Müritz. Die Buche domi- Baumartendiversität in Abhängigkeit von der Höhe niert dabei deutlich (6.000 Ind./ha). Eberesche mit 300 und Eiche mit 550 Ind./ha sind noch relativ individuenreich. Teilgebiet Müritz In der Höhenstufe 0 – 20 cm wurden 16 Baum- oder Bezogen auf die einzelnen Höhenstufen ergibt sich folgen- Straucharten nachgewiesen. Dabei dominiert keine Baum- des Bild: Die Buche ist in den unteren beiden Höhenstufen art, d.h. die Verjüngung scheint gut gemischt. mit 83 % überproportional häufig an der Gesamtindi- In der Höhenstufe 161 – 240 cm sind nur noch 8 Arten viduenzahl vertreten. Zwischen 40 cm und der oberen Hö- vertreten, was einen Artenschwund von 50 % bedeutet. henstufe nimmt ihr Anteil bis auf knapp 60 % ab. Demge- Auch hier dominiert noch keine Art. Allerdings ist der An- genüber nimmt der relative Anteil der Eiche mit steigender teil der eigentlich verbisstoleranten Buche von 21,1 % auf Höhe kontinuierlich zu. Der Bergahorn ist oberhalb von 80 3,4 % abgesunken. Ebenfalls abgesunken ist der Anteil der cm völlig verschwunden. Oberhalb von 160 cm sind dann Eberesche, während Faulbaum und Spätblühende Trauben- auch die wenigen Restexemplare von Eberesche, Faul- kirsche, bekannterma§en Arten, die wenig verbissen baum, Moorbirke, Sandbirke und Holunder ausgefallen. werden, eine relative Zunahme zeigen. Fazit: Sowohl die Diversität der Baumarten in den unteren Teilgebiet Serrahn Höhenstufen als auch deren Individuendichte spiegeln ein Hier stellt sich die Situation ganz anders dar. In der hohes Naturverjüngungspotential wider. Mit zunehmender unteren Höhenstufe (0 – 20 cm) sind 12 Arten vertreten, Wuchshöhe wird die Naturverjüngung jedoch durch dabei dominiert die Buche eindeutig (92,2 %). In der Wildverbiss deutlich und selektiv dezimiert. oberen Höhenstufe (161 – 240 cm) sind nur noch 3 Arten vertreten. Der Buchenanteil ist auf 57,1% gesunken, die Anteile der Eiche auf 29,6 % bzw. die der Kiefer auf 5.3.3 Grundlagen der Waldbehandlung 13,3 % gestiegen. Die beiden zuletzt genannten Arten erreichen nur in den Kiefern-Bestandestypen die Höhen- Von 1991 bis 1998 erfolgte die Waldbehandlung auf der stufe 161 Ð 240 cm. Obwohl hier nur wenige Eichen und Grundlage einer vom Umweltministerium und vom Land- Kiefern ankommen, erreichen relativ viele die obere wirtschaftsministerium des Landes Mecklenburg-Vorpom- Höhenstufe. mern gemeinsam erlassenen ãRichtlinie zur Behandlung der Wälder im Müritz-Nationalpark”. Sie diente als Grundlage für die Abstimmung von waldbaulichen Ma§nahmen zwi- Individuendichte der Naturverjüngung schen der Landesforstverwaltung und dem Nationalparkamt.

Teilgebiet Müritz Gemäß dieser Richtlinie durften in der Kernzone keine In der Naturverjüngung der holzigen Arten wurden 6.250 forstlichen Eingriffe vorgenommen werden, geplante Ma§- Individuen/ha nachgewiesen. Die Eberesche hat mit 1.500 nahmen der Forstämter in der Entwicklungszone mussten Ind./ha die höchste Dichte. Es folgen Faulbaum, Buche, mit dem Nationalparkamt abgestimmt werden. Das Einver- Eiche und Kiefer mit ca. 900 Ind./ha. Weitere häufige nehmen zwischen beiden Behörden wurde jährlich durch Arten sind Spätblühende Traubenkirsche mit 500 und eine einzelbestandsweise und damit flächenkonkrete Sandbirke mit 250 Ind./ha. Planung hergestellt.

74 Tabelle 17: Gehölzarten der Naturverjüngung

*HK|O]DUW 7HLOJHELHW 7HLOJHELHW 0ULW] 6HUUDKQ (EHUHVFKH ; ; (LFKH ; ; )DXOEDXP ; ; 5RWEXFKH ; ; 6DQGELUNH ; ; .LHIHU ; ; 6SlWEO7UDXEHQNLUVFKH ; ; %HVHQJLQVWHU ;  )LFKWH ;  %HUJDKRUQ ; ; :DFKROGHU ; ; $SSIHO ;  *HZ|KQO7UDXEHQNLUVFKH ;  0RRUELUNH ; ; 6DOZHLGH ;  6FKZDU]HU+ROXQGHU ; ; (VFKH ; ; $VSH ;  +DLQEXFKH ;  6FKZDU]GRUQ ;  9RJHONLUVFKH ;  :HL‰GRUQ ;  :LQWHUOLQGH ;  3IDIIHQKWFKHQ  ; )HOGXOPH  ; Quelle: BFH (1995)

Zur besseren Anpassung der forstlichen Ma§nahmen an Kategorie B: In die Bestandskategorie B fallen über- die Erfordernisse eines Nationalparks wurde 1998 eine wiegend Nadelholzbestände mittleren neue Waldbehandlungsrichtlinie erarbeitet und für den Alters, welche im derzeitigen Landes- und Treuhandwald im Müritz-Nationalpark für Forsteinrichtungszeitraum (01.01.1998 Ð verbindlich erklärt. 31.12.2007) noch einer Behandlung bedürfen. Nach Ablauf dieses Zeitraumes Nach dieser Richtlinie erfolgt die Waldbehandlung im werden diese Bestände in die natürliche Müritz-Nationalpark unabhängig von der Zonierung und Entwicklung entlassen. ist nicht nutzungsorientiert. Sie dient ausschlie§lich der Verbesserung der Stabilität und Vitalität der überwiegend Kategorie C: Die Kategorie umfasst jüngere Nadelholz- naturfernen Nadelholzreinbestände. Zu dem hat sie das bestände, die noch über den Forsteinrich- Ziel, die natürliche Waldentwicklung hin zu natürlichen tungszeitraum (10 Jahre) hinweg einer Laub- und Mischwaldgesellschaften zu fördern. Nach der Pflege bedürfen. Waldbehandlungsrichtlinie findet eine Einteilung der Waldflächen in 3 Kategorien statt. Diese Waldbehandlungsrichtlinie war zugleich Grundlage Kategorie A: In diese Kategorie fallen alle für die Forsteinrichtung der Landes- und Treuhandflächen Laubholzbestände, Nadelalthölzer und die zum 01.01.1998. Dem schloss sich die Bundesforstverwal- verschiedenen Sukzessionswaldgesell- tung an, die ihre im Müritz-Nationalpark gelegenen schaften auf den ehemaligen militärischen Flächen ebenfalls nach dieser Waldbehandlungsrichtlinie Übungsplätzen. Diese Bestände werden der einrichtete. Die Waldbehandlungsrichtlinie gilt inzwischen natürlichen Entwicklungsdynamik über- ebenso uneingeschränkt für den Kommunalwald der Stadt lassen, forstliche Ma§nahmen finden nicht Waren (Müritz) (Gerichtsurteil), die Stiftungsflächen (Jost mehr statt. Reinhold Stiftung, Stiftung für Umwelt und Naturschutz)

75 Abb. 4: Waldbehandlungskategorien 2002/2007 Nach Ablauf des Forsteinrichtungszeitraumes Ende 2007 wird der Anteil der Kategorie A (behandlungsfrei) voraussichtlich auf 75 % gestiegen sein. 2002 Eine Übersicht über ausgewählte forstliche Maßnahmen (nur landeseigene Flächen) innerhalb der letzten 10 Jahre enthält Tabelle 18.

28% An Hand der dargestellten Maßnahmen lässt sich das Jahr 1996 als ein wichtiger Zeitpunkt in der Waldbehandlung festmachen. Durch die Neubildung des Nationalparkamtes Müritz (vgl. Kap. 5.3.1) machte sich eine Neuorientierung in der Waldbehandlung erforderlich und führte im weiteren 59% zu einer neuen Waldbehandlungsrichtlinie. Der reine Holz- einschlag ging durch die Ausrichtung auf die Pflege mit 13% dem Ziel der Verbesserung der Stabilität und Vitalität zurück. Der Zaunbau sowie Aufforstungen (Vor- und Unterbauten) wurden eingestellt, da die natürlich Sukzes- sion und das vorhandene Verjüngungspotential diese Ma§nahmen nicht mehr rechtfertigten.

2007 Aussagen zur Erschlie§ung des Waldes durch Wirtschafts- wege und deren Entwicklung sind in Kap. V / 5.5 enthalten.

20%

6 Bereiche der Kulturlandschaft

5% Im folgenden Kapitel erfolgt eine Beschreibung der kultur- abhängigen Lebensräume, d.h. der Lebensräume, deren Existenz auf menschliche Nutzung bzw. Tätigkeit zurück- zuführen ist. Ihre Ausprägung wird neben den stand- örtlichen Bedingungen in hohem Maße von der Art und 75% Weise der Nutzung bestimmt.

Kulturabhängige Lebensräume sind vor allem Resultat landwirtschaftlicher Nutzung (Grünland und Äcker). A B C Deshalb erfolgt in diesem Kapitel auch eine Beschreibung der Landwirtschaft im Nationalpark.

Quelle: Landesamt für Forsten und Großschutzgebiete M-V (2002) Daneben gibt es aber auch solche, die durch wiederholte Zerstörung der Waldvegetation entstanden sind, wie z.B. die Sandmagerrasen und Heiden im Bereich der und die privaten Flächen der Saatzucht Steinach (Siche- ehemaligen Truppenübungsplätze. rung im Grundbuch). Für andere private Waldflächen wird ihre Anwendung empfohlen. 6.1 Grünland und Staudenfluren Die Abbildung 4 macht deutlich, dass im Müritz-National- park bereits heute der Flächenanteil der Kategorie A Die derzeitige Fläche des Grünlandes beträgt ca. 1.610 ha überwiegt. Während im Teilgebiet Serrahn die ausge- bzw. 5 % der Nationalparkfläche (vgl. Karte 2). dehnten Buchenwälder den hohen A-Anteil ausmachen, Der Lebensraum des Grünlandes ist vor allem gekenn- sind es im Teilgebiet Müritz die Kiefer – Birken – Suk- zeichnet durch variierende Nutzungsintensität in Form von zessionswaldgesellschaften auf den ehemaligen militä- Mahd und/oder Beweidung und die unterschiedlichen rischen Übungsplätzen. Standortbedingungen.

76 Tabelle 18: Ausgewählte forstliche Maßnahmen (landeseigene Flächen)

-DKU           +RO]HLQVFKODJJ  Pó          -XQJZXFKV-XQJ         EHVWDQGVSSJ ÁHJH KD =DXQEDX NP           9RU8QWHUEDX KD          

Verbreitungsschwerpunkt des Feuchtgrünlandes sind die Die weniger als 200 Jahre andauernde Vegetationsentwick- natürlich nährstoffreichen, tiefgelegenen Bereiche der Ver- lung auf den Absenkungsterrassen verlief grundsätzlich in landungsmoore und der Havelniederung sowie grund- zwei Richtungen. Bei nur kurzzeitiger oder ganz ausblei- wassernahe humose Sande. Neben der Bewirtschaftungsin- bender Weide- und Mähnutzung vollzog sich die Entwick- tensität hat der Faktor Wasser einen entscheidenden lung recht schnell über Gebüsch- und /oder Vorwaldstadien Einfluss auf die Flora und Fauna des Nass- und Feucht- zu Zwischenwäldern, die sich in einigen Fällen bereits in grünlandes. Umwandlung zu Haupt (Klimax)- wäldern befinden (z. B. Damerower Werder). Bei andauernder, vorrangig exten- Das trockenere Grasland grenzt in der Regel an die äußeren siver Weidenutzung entwickelten sich allmählich die arten- Ränder der Becken und Niederungen oder liegt von diesen reichen Pfeifengras-Wiesen und Kleinseggen-Rasen, wie völlig losgelöst in den Moränenhochflächen (z.B. nördlich sie in weitgehend optimaler Ausbildung noch heute bei- Fitten- und Hinbergsee, Gemarkung Goldenbaum) und spielsweise am Ostufer der Müritz (zwischen Schnaken- wurde vielfach über längere Zeit als Acker genutzt oder ist burg und Rederang-Graben, Prälitzsee) zu finden sind. zumindest ackerfähig und gehört damit nicht zu den soge- nannten „natürlichen Grünlandstandorten“. Typische Arten sind Pfeifengras (Molinia caerulea), Zitter- gras (Briza media), Hirse-Segge (Carex panicea), Kleiner Alle im Müritz-Nationalpark aufgenommenen Stauden- Baldrian (Valeriana dioica), Gemeines Ruchgras (Antho- fluren gehören ebenfalls zu den nutzungsbedingten xanthum odoratum), Gemeiner Wassernabel (Hydrocotyle Vegetationsformen. Hauptsächlich entstanden sie nach vulgaris) und Gemeine Braunelle (Prunella vulgaris), Auflassung von Graslandflächen auf entwässerten Wiesen-Rispengras (Poa pratensis), Rotschwingel (Festuca eutrophen Standorten. rubra), Wolliges Honiggras (Holcus lanatus), Rasen- schmiele (Deschampsia cespitosa), Scharfer Hahnenfu§ (Ranunculus acris), Sumpf-Hornklee (Lotus uliginosus), 6.1.1 Arten und Lebensgemeinschaften Wei§klee (Trifolium repens) und Moor-Labkraut (Galium uliginosum). Vegetation Die häufigste Vegetationsform der Pfeifengras- und Durch VOIGTLÄNDER (1994) wurden innerhalb des Kleinseggen-Rasen ist der Dreizahn-Pfeifengras-Rasen. Grünlandes fünf Vegetationsformen-Gruppen unter- Seine kennzeichnenden Arten sind vor allem Dreizahn- schieden. Traubenhafer (Sieglingia decumbens), Blaugrüne Segge (Carex flacca), Kriechweide (Salix repens), Herzblatt Pfeifengras- und Kleinseggen-Rasen (Parnassia palustris), Wiesen-Flockenblume (Centaurea jacea), Blutwurz-Fingerkraut (Potentilla erecta), Spitz- Die Vegetationsformengruppe der mesotrophen bis wegerich (Plantago lanceolata), Gemeines Hornkraut schwach eutrophen Pfeifengras- und Kleinseggen-Rasen (Cerastium holosteoides), Erdbeer-Klee (Trifolium fra- beschränkt sich im Müritz-Nationalpark mit äußerst giferum) sowie mit einiger Einschränkung auch Weide- wenigen Ausnahmen ausschließlich auf die jüngsten Kammgras (Cynosurus cristatus), Wiesen-Alant (Inula Seeabsenkungsterrassen und deren Randzonen. britannica), Großblütiger Augentrost (Euphrasia Verbreitungsschwerpunkte sind die Absenkungsterrasse rostkoviana) und Purgier-Lein (Linum catharticum). der Müritz (im Bereich des früheren NSG „Ostufer der Müritz“) und des Zotzensees. Die Böden der Terrassen In verschiedenen Ausprägungsformen kommen die bestehen entweder aus nährstoffarmen, kalkhaltigen, ton- Dreizahn-Pfeifengras-Rasen auf den sandig tonigen oder torfunterlagerten Seesanden oder Seeverlandungs- Flächen der Müritz-Absenkungsterrasse im Bereich der torfen. Spuklochkoppel und der Warenschen Wohld vor.

77 Vor allem in den nassen Übergangsbereichen von den So sind sie beispielsweise auf den Grünlandflächen bei Feuchtwiesen zu Großseggen-Rieden oder Röhrichten von Goldenbaum vertreten. In den Randzonen des Teufels- Seeverlandungssäumen, bzw. zu nassen Bruchwäldern bruches und des Gro§en Bruches, sowie am Zotzensee kommen Gliederbinsen-Pfeifengras-Rasen vor. Verbrei- wurden sie in den 80-er Jahren durch die intensive Bewirt- tungsschwerpunkte sind entsprechende Standorte an der schaftung und eine relative Niederschlagsarmut bis auf Nord- und Südwestseite des Zotzensees. einige Restflächen zurückgedrängt. Bei ausreichend hohen Auf Grund ihres Auftretens in den genannten Übergangs- Wasserständen (wie beispielsweise im Jahre 1994), einer bereichen wird die Vegetationsform charakterisiert durch deutlichen Verringerung des Düngereinsatzes und Aufrech- die Kombination von Arten der Pfeifengras-Rasen und der terhaltung einer Mähweidenutzung ist aber eine schnelle mäßig eutrophen Großseggen-Riede, wie Glieder-Binse Regeneration möglich. (Juncus articulatus), Wasserminze (Mentha aquatica), Gemeiner Blutweiderich (Lythrum salicaria), Sumpf-Lab- Floristisch ist diese Vegetationsform durch ihren Gräser- kraut (Galium palustre), Ufer-Wolfstrapp (Lycopus euro- reichtum gekennzeichnet. Neben den Charakterarten dieser paeus) und Steif-Segge (Carex elata). Weitere bestim- Vegetationsformengruppe kommen unter anderem Wiesen- mende Arten sind Wiesen-Segge (Carex nigra), rispengras (Poa pratensis), Rotschwingel (Festuca rubra), Schuppenfrüchtige Gelbsegge (Carex lepidocarpa), Wolliges Honiggras (Holcus lanatus), Rasenschmiele Sumpf-Dreizack (Triglochin palustre), Sumpf-Dotter- (Deschampsia cespitosa), Wiesen-Schwingel (Festuca blume (Caltha palustris) und Steifblättriges Knabenkraut pratensis), Wei§es Strau§gras (Agrostis stolonifera) und (Dactylorhiza incarnata). Gemeines Rispengras (Poa trivialis) mit hoher Stetigkeit vor. Weiterhin treten Gliederbinse (Juncus articulatus), Nach Auflassung von Pfeifengras-Rasen können sich in Sumpf-Kratzdistel (Cirsium palustre), Sumpf-Segge Abhängigkeit von den Grundwasser- und Nährstoffverhält- (Carex acutiformis) und Moorlabkraut (Galium nissen Röhrichte, Staudenfluren, Weiden-Gebüsche oder uliginosum) auf. auch Vorwälder (Kreuzdorn-Birken-Gehölze) herausbil- den. Sie enthalten noch den Grundartenbestand der Drei- Kammgras-Wiesenschwingel-Feuchtweiden wurden nur zahn- und Gliederbinsen-Pfeifengras-Rasen. Die meisten auf drei Flächen festgestellt. Eine größere Ausdehnung Differenzialartengruppen dieser Vegetationsformen fehlen besitzen die Bestände südlich von Müritzhof. Je eine aber bereits. Dafür dringen Gehölze wie Grauweide (Salix kleine Fläche liegt in der Havelniederung östlich des Gran- cinerea), Purgier-Kreuzdorn (Rhamnus cathartica), Moor- ziner Sees (schmaler Streifen entlang der Havel) und am birke (Betula pubescens), Gemeiner Wacholder (Juniperus Südwestrand des Warnker Sees. Die Substrate der mäßig communis) und Faulbaum (Frangula alnus) ein. feuchten Standorte bestehen aus geringmächtigen Torfen oder humosen Sanden der Seeabsenkungsterrassen. Feuchtwiesen und -weiden Diese artenreiche Vegetationsform ist neben den genannten Zu den charakteristischen Feuchtwiesenarten zählen unter Feuchtwiesenarten vor allem durch Arten mäßig nähr- anderem Wiesen-Platterbse (Lathyrus pratensis), stoffversorgter Frischwiesen und -weiden wie Weide- Kuckucks-Lichtnelke (Lychnis floscuculi), Kohl- Kammgras (Cynosurus cristatus), Wiesen-Flockenblume Kratzdistel (Cirsium oleraceum), Wasserminze (Mentha (Cerntaurea jacea), Zittergras (Briza media), Roter Zahn- aquatica), Sumpf-Schachtelhalm (Equisetum palustre), trost (Odontites rubra), Erdbeerklee (Trifolium fragife- Ufer-Wolfstrapp (Lycopus europaeus) und Gemeiner rum), Gänseblümchen (Bellis perennis), Herbstlöwenzahn Blutweiderich (Lythrum salicaria). Die kennzeichnenden (Leontodon autumnalis), Kriechendes Fingerkraut (Poten- Artengruppen der Pfeifengraswiesen und Kleinseggen- tilla reptans) und Gemeine Schafgarbe (Achillea millefo- rasen treten nur noch sehr vereinzelt auf. lium) gekennzeichnet.

Weitere floristische Differenzierungen der Feuchtwiesen Bei den im folgenden beschriebenen Vegetationsfor- und -weiden ergeben sich durch die Art und Intensität der mengruppen des Graslandes handelt es sich generell um Flächennutzung (Verhältnis zwischen Mahd und Bewei- Saatgrasland. Flächenmäßig dominieren derartige Grün- dung, Grad der Entwässerung, Höhe des Düngemittel- landflächen im Müritz-Nationalpark. Sie wurden bereits einsatzes u. a.). über längere Zeiträume mehr oder weniger intensiv bewirt- schaftet und unterscheiden sich floristisch erheblich von In fast allen untersuchten Flächen sind Sumpfseggen- den vorgenannten Rasen, Feuchtwiesen und -weiden. Wiesenschwingel-Feuchtwiesen mit unterschiedlichen Die Differenzierung des Saatgraslandes hat ihre Anteilen und Ausbildungsformen vertreten. Sie bilden den wesentliche Ursache in der unterschiedlichen Grenzbereich zwischen den regelmäßig, aber weitgehend Wasserversorgung. Danach werden Grasländer feuchter, extensiv genutzten Feuchtwiesen und dem mit unter- frischer und trockener Standorte unterschieden. schiedlicher Intensität genutzten Grasland.

78 Grasland feuchter Standorte Gemeine Quecke (Agropyron repens), Gemeine Kuhblume (Taraxacum officinale), Gemeine Schafgarbe (Achillea mil- Das Grasland feuchter Standorte ist in den gro§en Niede- lefolium), Gras-Sternmiere (Stellaria graminea), Spitzwe- rungen des Zotzen- und Rederangsees sowie auf den Ab- gerich (Plantago lanceolata) und Kriechendes Fingerkraut senkungsterrassen auf zumeist mäßig entwässerten Torfen (Potentilla reptans). In typischer Ausprägung ist es auf der und humosen Sanden recht weit verbreitet. Insgesamt Müritzhof vorgelagerten Grünlandfläche zu finden. Neben lassen sich 3 Ausbildungsformen unterscheiden: den genannten Arten kommen hier auch Wiesen- Flockenblume (Centaurea jacea), Gemeiner Frauenmantel Die floristische Ausstattung des Wiesenschwingel-Rasen- (Alchemilla vulgaris), Wiesen-Glockenblume (Campanula schmielen-Graslandes wird wesentlich von der Intensität patula), Gänseblümchen (Bellis perennis), Wiesen- der Eingriffe in den Standort, der Bewirtschaftung und der Labkraut (Galium mollugo), Gemeine Braunelle (Prunella Ausgangsvegetationsform bestimmt. Ihm fehlen mit vulgaris), Gemeines Ruchgras (Anthoxanthum odoratum) wenigen Ausnahmen alle soziologisch eng an die Feucht- und Zahntrost (Odontites rubra) vor. wiesen gebundenen Arten. Ausgangsvegetationsformen sind Feuchtwiesen schwach bis mäßig eutropher Standorte, Grasland frischer Standorte seltener auch Frischwiesen. Großflächig ist diese Graslandform am Teufelsbruch sowie Diese Vegetationsformengruppe ist flächenmäßig die ver- auf den Grünlandflächen am Rederang- und Zotzensee breitetste innerhalb des Müritz-Nationalparks. Sie tritt vorhanden. Als charakteristische Arten treten vor allem schwerpunktmäßig auf stark entwässerten, zumeist flach- mehrere Futtergräser wie Wiesen-Rispengras (Poa praten- gründigen Torfen sowie den angrenzenden Zonen mit sis), Wolliges Honiggras (Holcus lanatus), Wiesen-Liesch- humosen oder lehmigen Sanden auf. gras (Phleum pratense), Rasenschmiele (Deschampsia Wenige Futtergräser wie Wiesen-Rispengras (Poa pra- cespitosa) und Wiesenschwingel (Festuca pratensis) sowie tensis), Rotschwingel (Festuca rubra), Gemeine Quecke Wiesenkräuter mit weiter ökologischer Amplitude, zu (Agropyron repens), Gemeines Knaulgras (Dactylis denen Kriechender und Scharfer Hahnenfu§ (Ranunculus glomerata) und einige Kräuter wie vor allem Gemeine repens u. R. acris), Behaarte Segge (Carex hirta), Wiesen- Kuhblume (Taraxacum officinale), Hirtentäschel (Capsella Sauerampfer (Rumex acetosa) und Gras-Sternmiere bursa-pastoris) und Gemeine Schafgarbe (Achillea mille- (Stellaria graminea) gehören. folium) dominieren. Je nach Pflegezustand und Alter der Bei Beweidung wandern Weidezeiger wie Wei§klee (Trifo- Ansaaten kommen weitere Acker-Wildkräuter und Stauden lium repens), Breitwegerich (Plantago major), Gänsefin- (vor allem Distelarten) hinzu. Auf Grund standörtlicher gerkraut (Potentilla anserina), Vogel-Knöterich (Polygo- Differenzierungen lassen sich 3 Ausbildungsformen num aviculare) und Krauser Ampfer (Rumex crispus), erkennen, deren Hauptvorkommen innerhalb des Ackerwildkräuter wie Vogelmiere (Stellaria media) und Zotzensee-Jäthensee-Beckens, an der Nordseite des Hirtentäschel (Capsella bursa-pastoris) aber auch nitro- Bullowsees, südlich des Caarpsees, am Rande des Großen phile Stauden wie Gro§e Brennnessel (Urtica dioica) und Bruches und in der Lehmhorst liegen. Acker-Kratzdistel (Cirsium arvense) ein. Am häufigsten ist das Honiggras-Knaulgras-Grasland Auf sammelwassergeprägten Moorstandorten mit aus- verbreitet. Zu den wichtigsten bestandsbildenden Pflanzen geprägten Bodenverdichtungen und sommerlichen Aus- gehören hier neben den genannten Charakterarten Wolliges trocknungsphasen (Wechselfeuchtigkeit) sowie in Honiggras (Holcus lanatus), Wiesen-Lieschgras (Phleum Muldenlagen innerhalb anderer Graslandvegetationsformen pratense), Wei§klee (Trifolium repens), Kriechender Hah- entwickelt sich häufig ein Knickfuchsschwanz-Rohrglanz- nenfu§ (Ranunculus repens), Gras-Sternmiere (Stellaria gras-Grasland. Die kennzeichnenden Arten sind unter ande- graminea), Gemeines Hornkraut (Cerastium holosteoides), rem Knick-Fuchsschwanz (Alopecurus geniculatus), Flat- Spitzwegerich (Plantago lanceolata) und Kriechendes terbinse (Juncus effusus), Rohrglanzgras (Phalaris Fingerkraut (Potentilla reptans). Typisch sind auch nitro- arundinacea), Gänsefingerkraut (Potentilla anserina), phile Arten wie Gemeine Quecke (Agropyron repens), Kriechender Hahnenfu§ (Ranunculus repens) und Wei§es Acker-Kratzdistel (Cirsium arvense) und Gro§e Brennnes- Strau§gras (Agrostis stolonifera). sel (Urtica dioica). Gleichzeitig sind aber auch schon Arten trockener Standorte wie Rotschwingel (Festuca rubra) und Den trockensten Flügel des Graslandes feuchter Standorte Rotstrau§gras (Agrostis capillaris) regelmäßig vertreten. bildet das Herbstlöwenzahn-Rasenschmielen-Grasland. Arten feuchterer Standorte wie Flatterbinse (Juncus effus- Grasland trockener Standorte us), Sumpf-Hornklee (Lotus uliginosus) und Rohrglanzgras (Phalaris arundinacea) sind hier kaum noch vorhanden. Es Auf trockenen schwach bis mäßig humosen enthält dafür bereits Arten des Quecken-Knaulgras-Gras- Mineralbodenstandorten mit sandigen Substraten haben landes wie Gemeines Knaulgras (Dactylis glomerata), sich verschiedene Formen eines Rotstrau§gras-Graslandes

79 entwickelt. Sie sind in der Regel aus künstlichen nässung kann zumindest vorübergehend auch zu Schilf- Knaulgras- oder Weidelgras-Ansaaten, möglicherweise mit oder Rohrglanzgras-Röhrichten führen. Beimischung des Rotstrau§grases (Agrostis capillaris), her- vorgegangen. Teilweise sind ausgesprochene Brennnessel-Dominanz- bestände (Brennnessel-Staudenfluren) entstanden, in denen Die vorrangige Nutzungsform ist die Beweidung, deren andere Arten kaum eine Entwicklungschance haben. Die Intensität auch hier zusammen mit den verwendeten jährlich absterbenden Brennnesseln bilden am Boden dichte Grasmischungen, dem Nährstoffhaushalt und der Was- Streudecken. Die einzigen mehr oder weniger regelmäßig serversorgung die floristische Zusammensetzung der auftretenden Arten sind neben Gro§er Brennnessel (Urtica Bestände bestimmen. Die wichtigsten bestandsbildenden dioica) Gemeine Quecke (Agropyron repens), Gemeines Ris- Gräser sind neben Rotstraußgras (Agrostis capillaris), pengras (Poa trivialis), Kletten-Labkraut (Galium aparine) Gemeines Knaulgras (Dactylis glomerata), Gemeine und Kohl-Kratzdistel (Cirsium oleraceum), stellenweise Quecke (Agropyron repens), Rotschwingel (Festuca rubra) auch Gemeines Schilf (Phragmites australis). und Wiesen-Rispengras (Poa pratensis). Weitere durchgän- Örtlich haben sich Wasserdost-Brennnessel-Staudenfluren gige Arten sind Hirtentäschel (Capsella bursa-pastoris), (beispielsweise im Bereich der Priesterwiese), sowie Gemeine Kuhblume (Taraxacum officinale), Gemeine Ackerkratzdistel-Sumpfreitgras-Staudenfluren (am Südrand Schafgarbe (Achillea millefolium), Ackerwinde (Convol- der Lehmhorst) entwickelt. vulus arvensis), Kanadisches Berufskraut (Conyza canadensis), Gemeiner Reiherschnabel (Erodium cicutarium) und Kleiner Sauerampfer (Rumex acetosella). Moose und Flechten Die Vegetationsdecke ist oftmals lückig. Der Besatz mit Moosen im Grünland hängt wesentlich von Das Berufskraut-Strau§gras-Grasland ist als Normal-Vege- der Lückigkeit der Blütenpflanzenbestände ab. Die Moos- tationsform des Graslandes trockener Standorte anzusehen. flora auf Grünland gilt jedoch allgemein als artenarm. Zu Es kann aus Sandermagerrasen, die als Hutungsflächen den erfassten Moosarten auf den Grünlandflächen bei genutzt wurden, aber auch aus Knaulgras- und Weidelgras- Goldenbaum gehören u.a. Calliergonella cuspidata, Ansaaten unterschiedlichen Alters hervorgegangen sein. Drepanocladus aduncus, seltener Brachythecium rivulare sowie Plagiomnium ellipticum und Trichodon cylindricus. Auf trockenen nährstoffarmen Sandböden am Rande der Zu den Besonderheiten gehört der Nachweis von Drepano- Becken und Niederungen und innerhalb der höher gele- cladus sendtneri auf einem kalkreichen Standort bei genen Moränenflächen entwickelt sich auf künstlich Müritzhof. begründeten Graslandflächen ein Hasenklee-Rotstraußgras- Grasland. Die hier vorkommenden Futtergräser sind Die Anzahl der Flechten auf Grünland ist sehr gering. Auf Gemeine Quecke (Agropyron repens) und Rotstrau§gras den Flächen bei Goldenbaum wurde lediglich eine (Agrostis capillaris). Die häufigsten Kräuter sind Arten der Flechtenart (Peltigera didactyla) nachgewiesen. Sand-Magerrasen bzw. Wildkräuter der Sand-Äcker. Zu nennen sind Kleiner Sauerampfer (Rumex acetosella), Schmalblättrige Wicke (Vicia angustifolia), Hasenklee (Tri- Fauna folium arvense), Kanadisches Berufskraut (Conyca canadensis), Rauhhaarwicke (Vicia hirsuta), Hirtentäschel Die hydrologische Situation der Feuchtgrünlandflächen (Capsella bursa pastoris), Feldklee (Trifolium campestre), beeinflusst das faunistische Arteninventar erheblich. So Ackerwinde (Convolvulus arvensis) und Gemeine kommt es bei ausreichender Wasserversorgung und Schafgarbe (Achillea millefolium). jahreszeitlichen Überstauungen relativ schnell zur Wiederbesiedelung verarmter Flächen durch Arten wie Erd- Staudenfluren kröte (Bufo vibidis), Kreuzkröte (Bufo calamita) und Kreuzotter (Vipera berus). Zu den nach Auflassung von Graslandflächen auf entwäs- serten eutrophen Standorten entstehenden Staudenfluren Unter den Nachtfaltern können Hepialus humuli, Chorto- zählt die Kohldistel-Brennnessel-Staudenflur. Typisch sind des minima und Chortodes pygmina als typische Vertreter Acker-Kratzdistel (Cirsium arvense), Gro§e Brennessel der Feuchtwiesen angesehen werden. Die Raupen des Wur- (Urtica dioica), Kohl-Kratzdistel (Cirsium oleraceum), zelbohrers (Hepialus humuli) ernähren sich unterirdisch, Klettenlabkraut (Galium aparine), Rasenschmiele (De- z.B. an Wurzeln von Löwenzahn, Sauerampfer, Huflattich, schampsia cespitosa), Stechender Hohlzahn (Galeopsis Klette und anderen Pflanzen. Die Raupen von Chortodes tetrahit), Gras-Sternmiere (Stellaria graminea) und Sumpf- minima und C. pygmina entwickeln sich an verschiedenen hornklee (Lotus uliginosus). Bleiben die Flächen trocken, Gräsern wie Rasenschmiele, Sumpf-Rispengras und ver- entwickeln sich Erlen-Wälder. Eine wirksame Wiederver- schiedenen Seggenarten. Vier weitere Arten (Cerastis

80 leucographa, Cucullia umbratica, Gortyna flavago und in waldfreien Sonderstandorten hatten. Ein Gro§teil der Panemeria tenebrata) haben ihr Raupenhabitat in trockene- Pflanzen- und Tierarten stammt aus mediterranen oder ren Wiesenbereichen. waldfreien osteuropäischen Gebieten (KAULE 1986). Die Zu den charakteristischen Tagfalterarten des Feuchtgrün- Methoden der modernen Landwirtschaft haben jedoch zu landes gehören das Große Ochsenauge (Maniola jurtina), einem Schwund solcher Artengemeinschaften geführt das Landkärtchen (Araschnia levana) und der Spiegelfleck- (BFANL 1994). Dickkopffalter (Heteropterus morpheus) (HOPPE 1994). Die Ackerflächen innerhalb des Müritz-Nationalparks Auf trockenen Magerwiesen dominieren thermophile liegen sowohl in den südlichen Randzonen der Pommer- Bewohner, die durch Konkurrenz leicht verdrängt werden. schen Hauptendmoräne (Flächen zwischen Hinberg- und So sind auf „intakten“ extensiv und regelmäßig bewirt- Fittensee, um Dambeck, in der Gemarkung Goldenbaum), schafteten Magerrasen und Streuwiesen die höchsten im Bereich kleiner Zwischenstaffeln (südlich des Arten- und Individuenzahlen bei den Schmetterlingen zu Caarpsees) als auch auf höher gelegenen Sanderflächen finden. Au§erdem kommen Magerrasen als Ausweich- (um Babke, am Görtowsee, südlich Federow). Dadurch biotope für Arten ähnlicher Sukzessionsstadien in Frage. weisen die Flächen deutliche Standortunterschiede auf. So z. B. für den gefährdeten, xerothermophilen Wolfs- milchschwärmer (Celerio euphorbiae) der seine Eier an Durch die in den letzten Jahren erfolgten Stillegungen der Zypressenwolfsmilch ablegt (KOCH 1988). Auch eines größeren Teiles der ackerbaulich genutzten Flächen unter den bevorzugt Grasland besiedelnden Heuschrecken im Müritz-Nationalpark entstanden Ackerbrachen. Dabei (Saltatoria) finden sich Arten mit ausgeprägter Habitat- handelt es sich insbesondere um sogenannte Grenzstand- bindung. So bevorzugen Mecostethus grossus, Chrysocha- orte mit nährstoffarmen, mehr oder weniger trockenen ron dispar, Conocephalus dorsalis und Tetrix subulata Sanden und sehr niedrigen Ackerwertzahlen. Feuchtwiesen, während Chorthippus biguttulus, Ch. brun- neus und Ch. apricarius als xerothermophile Arten Mager- rasen besiedeln (HAMANN et al 1994). 6.2.1 Arten und Lebensgemeinschaften

Zur typischen Avifauna des Feuchtgrünlandes gehören Vegetation Limikolen, die jedoch nur mit wenigen Brutvogelarten wie Kiebitz (Vanellus vanellus) oder Bekassine (Gallinago Den floristischen Grundstock der zwei durch VOIGT- gallinago) im Müritz-Nationalpark vertreten sind. LÄNDER (1994) ausgeschiedenen Vegetationsformengrup- Weiterhin sind Wiesenpieper (Anthus pratensis), pen der Äcker bilden allgemein verbreitete Wildkräuter mit Feldlerche (Alauda arvensis), Braunkehlchen (Saxicola einer sehr breiten ökologischen Amplitude. Zu ihnen gehö- rubetra) und der Mäusebussard (Buteo buteo) Charakter- ren Vogel-Knöterich (Polygonum aviculare), Gemeiner arten des Grünlandes. Winden-Knöterich (Fallopia convolvulus), Wei§er Gänse- fu§ (Chenopodium album), Gemeiner Windhalm (Apera Zahlreiche Kleinsäuger wie der Europäische Maulwurf spica-venti), Feld-Stiefmütterchen (Viola arvensis), Acker- (Talpa europaea), die Feldmaus (Microtus arvalis), die Vergi§meinicht (Myosotis arvensis), Hirtentäschel (Capsel- Schermaus (Arvicola terrestris) u.a. treten regelmäßig auf la bursa-pastoris), Vogelmiere (Stellaria media), Korn- (NARBERHAUS 1993). Zu den typischen Bewohnern Flockenblume (Centaurea cyanus), Rauhhaarwicke (Vicia reich strukturierter Grünlandflächen gehören ebenso Reh hirsuta) und Geruchlose Kamille (Matricaria maritima). (Capreolus capreolus) und Hase (Lepus europaeus). Auf Ackerflächen mit nährstoffarmen Sandböden ent- wickelt sich eine Ackerspark-Knäuel-Ackerwildkraut- 6.2 Äcker und Ackerbrachen Flur, zu deren Differenzialarten insbesondere Acker- spergel (Spergula arvensis), Einjähriger Knäuel Ca. 640 ha bzw. 2 % der Nationalparkfläche sind Äcker (Scleranthus annuus), Grüne Borstenhirse (Setaria viridis), und Ackerbrachen (vgl. Karte 2). Schmalblättrige Wicke (Vicia angustifolia), Gemeiner Äcker sind durch die menschliche Nutzung in besonderem Reiherschnabel (Erodium cicutarium), Kleiner Sauer- Maße gekennzeichnet. Diese führt zu Uniformität und ampfer (Rumex acetosella), Ackerschmalwand periodischer Entfernung der Pflanzendecke, sowie zu einer (Arabidopsis thaliana) und Kanadisches Berufskraut Störung der Bodenentwicklung bzw. -struktur. (Conyza canadensis) gehören. Deutlich seltener sind Acker-Hohlzahn (Galeopsis ladanum), Vogelfu§ (Ornitho- Extensiv genutzte Äcker wiesen ursprünglich eine artenrei- pus perpusillus) und Lämmersalat (Arnoseris minima). che, typische Fauna und Flora auf. Sie wurden durch Tier- Auf stärker durchlässigen Böden treten Hasenklee und Pflanzenarten besiedelt, die ihren Lebensraum in der (Trifolium arvense) und Quendel-Sandkraut (Arenaria Naturlandschaft beispielsweise in dynamischen Auen und sepyllifolia) hinzu.

81 Diese Ausbildungsform wurde unter anderem auf der Ackerspark-Knäuel-Ackerwildkraut-Flur. Ackerfläche bei Dambeck nachgewiesen. Besondere Verbreitungsschwerpunkte bestehen aber nicht. Auf der Ackerbrache bei Dambeck kommen neben den Auf stärker kalkhaltigen Flächen tritt auch Feld-Ritter- genannten Arten Rotstrau§gras (Agrostis capillaris), sporn (Consolida regalis) zusammen mit Gemeinem Gemeines Ferkelkraut (Hypochoeris radicata), Einjähriger Ackersinau (Aphanes arvensis) und Saatmohn (Papaver Knäuel (Scleranthus annuus) Acker-Filzkraut (Filago dubium) auf. arvensis), Geruchlose Kamille (Matricaria maritima), Feld-Ehrenpreis (Veronica arvensis), Rauhaarwicke (Vicia Vor allem in Wintergetreideäckern auf stark durchlässigen hirsuta), Schmalblättrige Wicke (Vicia angustifolia), Korn- Sanden ohne Krumenvernässung entwickelt sich die Hun- Flockenblume (Centaurea cyanus) und Gemeine Quecke gerblümchen-Ausbildungsform mit einigen frühjahrsanuel- (Agropyron repens) vor. Möglicherweise hängt dies mit len Arten wie Frühlings-Hungerblümchen (Erophila ver- der jahrzehntelangen Fäkalienausbringung auf dieser na), Dreiteiliger Ehrenpreis (Veronica triphyllos) und Fläche zusammen. Sand-Vergi§meinnicht (Myosotis stricta). Weniger verbreitet ist die Sonnenwendwolfsmilch-Kamil- len-Ackerwildkraut-Flur. Sie entwickelt sich auf Böden Moose und Flechten mit höheren Lehm- oder Humusanteilen oder lehmunter- lagerten Sanden. In ihr erreichen einige Arten wie Acker- Die Untersuchungen zur Bryophytenflora belegen eine Kratzdistel (Cirsium arvense), Gemeiner Beifu§ (Arte- extreme Artenarmut der Ackerflächen. Bedingt durch die misia vulgaris), Efeu-Ehrenpreis (Veronica hederifolia), Bodenverhältnisse (Sand) und die Bodenbearbeitung sind Feld-Ehrenpreis (Veronica arvensis) und Acker-Schachtel- auf den eigentlichen Ackerflächen nur Ceratodon purpu- halm (Equisetum arvense) höhere Stetigkeiten. Die Arten reus und Bryum argenteum vertreten. der Sandäcker fallen vollständig aus. Verbreitungsschwerpunkte sind die Ackerflächen in der Die untersuchten Ackerflächen waren weitgehend frei von Nähe von Babke. Flechten. Lediglich auf der blockreichen Ackerfläche bei Goldenbaum wurden auf Granitsteinen Arten wie Acaro- Auf Flächen mit höherer Nährstoffversorgung und höheren spora fuscata, Buellia aethalea und Cladonia corilliza Humusgehalten, so z.B. am nördlichen Rand der nachgewiesen. In der Ackerbrache bei Babke dominieren Jäthenseeniederung treten weitere Arten wie Spreizende mit Buellia punctata, Calicium viride und verschiedenen Melde (Atriplex patula), Rauhe Gänsedistel (Sonchus Cladonia-Arten typische Bewohner der Sandmagerrasen. asper), Klettenlabkraut (Galium aparine), Kleinblütiges Franzosenkraut (Galinsoga parviflora), Stängelumfas- sende Taubnessel (Lamium amplexicaule), Purpurrote Fauna Taubnessel (Lamium purpureum) und Gemeiner Erdrauch (Fumaria officinalis) u. a. hinzu. Zu den charakteristischen Faunenbestandteilen dieses Lebensraumes zählen die Großschmetterlinge (Lepi- Im Bereich der Ackerflächen um Goldenbaum wurde eine doptera). Ihre Artenzusammensetzung und Häufigkeit ist weitere Ausbildungsform mit Feld-Rittersporn (Consolida vom Blütenangebot der Fläche abhängig. Die Verbrei- regalis), Feld-Ehrenpreis (Veronica arvensis), Gemeinem tungspräferenzen der nachgewiesenen Arten Schachbrett Ackerfrauenmantel (Aphanes arvensis), Gemeinem (Melanargia galathea), Resedafalter (Pontia daplidice), Rapünzchen (Valerianella locusta) und Saatmohn Schwarzkolbiger Dickkopffalter (Adopaea lineola) und (Papaver dubium) kartiert. des Kleinen Perlmuttfalters (Issoria lathonia) spiegeln eine relativ hohe Biotopvielfalt der untersuchten Acker- Die floristische Zusammensetzung der Vegetationsdecke flächen im Müritz-Nationalpark wieder (HAMANN et al der Ackerbrachen hängt außer von den natürlichen Stand- 1994). ortgegebenheiten sehr wesentlich von der vorherigen Bewirtschaftungsform der brachgelegten Äcker sowie dem Bemerkenswert ist der Nachweis des äußerst seltenen Alter und der Behandlung der Brachen ab. Alle Vegeta- Nachtfalters Eremboia ochroleuca bei Babke. Diese tionsaufnahmen wurden zu einer als Berufskraut-Quecken- xerothermophile Nachtfalterart bevorzugt die trockenen Ackerbrache bezeichneten Vegetationsform zusammen- und sonnigen Bereiche der Ackerbrache, wo sich die gefasst. Je nach Bodenfeuchtigkeit ist Gemeine Quecke Raupen an verschiedenen Gräsern (z. B. Alopecurus (Agropyron repens) (z. B. in sammel- oder grundwasser- pratensis, Cynosurus crutatus) entwickeln. beeinflussten Senken) oder mit zunehmender Trockenheit Kanadisches Berufskraut (Conyza canadensis) aspekt- Unmittelbare Auswirkungen hat das Nebeneinander von bildend. Weitere Arten sind vor allem Wildkräuter der Äckern und Ackerbrachen auch auf die Zahl nachgewiesener

82 Laufkäferarten (Carabidae). Mit 36 Arten wurde auf dem Moose und Flechten Acker bzw. der Ackerbrache bei Babke die zweithöchste Artenzahl aller Untersuchungsflächen ermittelt. Die reinen Sandflächen sind weder durch Moose noch Charakteristisch ist das Vorkommen xerothermophiler Offen- durch Flechten besiedelt. Innerhalb der frühen Sukzes- landarten (z. B. Arten der Gattungen Amara und Harpalus). sionstadien siedeln als erste Moosarten Polytrichum Darüber hinaus sind als Charakterarten trockener vegetations- piliferum und Ceratodon purpureus. Unter den Flechten armer Sandstandorte Broscus cephalotes, Cicindela hybrida wurde lediglich Digitaria ischaemum festgestellt. und Cicindela sylvatica anzusehen. Der Nachweis der Pilze wurden ebenfalls nicht nachgewiesen. typischen Löß-Ackerart Carabus auratus und der in Meck- lenburg als verschollen geltenden Art Harpalus signaticornis (MÜLLER-MOTZFELD 1992) ist ebenfalls hervorzuheben. Fauna

Durch die Stilllegung von Ackerflächen sind zwischen- Die offenen Sandstandorte werden von Libellen (Odonata) zeitlich selten gewordene Vogelarten wieder regelmäßiger insbesondere als Nahrungshabitat genutzt. Neben der zu beobachten. Dazu zählen insbesondere die Wachtel Herbst-Mosaikjungfer (Aeshna mixta) konnte der Gro§e (Coturnix coturnix) und das Rebhuhn (Perdix perdix). Blaupfeil (Libellula quadripunctata) in vielen Bereichen Die Säugetierfauna der Acker und Ackerbrachen ist ähn- der offenen Sande nachgewiesen werden. Diese häufige Art lich der des Grünlandes. Das Arteninventar wird jedoch zeigt neben dem Abfliegen von Säumen eine Präferenz für durch Größe und Struktur einer Ackerfläche sowie durch helle und vegetationsfreie Stellen, auf denen sie verharrt. angrenzende Biotopstrukturen bestimmt. So wies NAR- Von den fünfzehn durch HAMANN et al (1994) für den BERHAUS (1993) auf der Ackerfläche bei Babke Klein- Müritz-Nationalpark nachgewiesenen Heuschreckenarten säugerarten der Wiesengesellschaften, Hecken und tief- (Saltatoria) sind auf den reinen Sandflächen nördlich des gegliederten Waldsäume, wie z.B. die Brandmaus Pagelsees nur vereinzelte Individuen der xerothermophilen (Apodemus agrarius) nach. Zu den häufig auf Äckern Art Myrmeleotettix maculatus nachgewiesen worden. jagenden Säugern gehört der Fuchs (Vulpes vulpes). Weitere Bewohner der Sandgebiete sind Ameisenjungfern (Myrmeleonidae), deren Juvenilstadien, die Ameisen- 6.3 Vegetationsarme Flächen löwen, eingegraben im sandigen Substrat leben. Als ty- pischer Vertreter dieser Art ist hier die Dünen-Ameisen- Zu diesem Lebensraumtyp zählen vertikale und horizon- jungfer zu nennen. Die Larve dieser Art baut ihre Fang- tale Erdaufschlüsse (z.B. Kies- und Tongruben), Hohl- trichter im freien Sandbereich weitgehend ungeschützt, wege, sandige Wege oder Abbruchkanten. Sie sind häufig teilweise im Windschutz von Trockenrasenstellen (MÜL- Ergebnis menschlicher Tätigkeit oder durch die erodie- LER et al 1993). rende Wirkung des Wassers und des Windes entstanden. Großflächige Rohböden finden sich im Müritz-National- Ein Gro§teil der auf den Sandstandorten vorkommenden park im Bereich der ehemaligen Truppenübungsplätze, wo Laufkäfer (Carabidae) lebt auch in den angrenzenden durch militärische Übungstätigkeit etwa 60 ha nahezu jungen Sukzessionsstandorten der Sandmagerrasen und vegetationsfrei geworden sind. Neben der Vegetations- Ginsterheiden. Doch ist insbesondere Broscus cephalotes armut sind das Auftreten von Dünenschleiern durch typischer Vertreter vegetationsloser Sandflächen. Unter Winderosion und warm-trockene Klimaverhältnisse we- den Spinnenarten ist die Wolfsspinne (Arctosa perita) sentliche Faktoren für diesen Lebensraum. besonders auffällig und charakteristisch. Ihr Vorkommen ist auf die offenen Sandflächen beschränkt, wo sie Wohn- röhren gräbt, die zur Stabilisation mit einem Gespinst 6.3.1 Arten und Lebensgemeinschaften ausgekleidet werden. Die Art kommt allgemein an san- digen Stellen wie Stränden, Dünen und Ackerflächen vor Vegetation (PESCHEL et al 1993).

Die äußerst artenarmen und sehr schütteren Initialstadien Als einzige Vogelart konnte in diesem Biotoptyp der im zentralen Bereich des ehemaligen Truppenübungs- Flu§regenpfeifer (Charadrius dubius) nachgewiesen platzes bei Granzin werden durch einen Silbergras-Schaf- werden (KREMP 1994). Säuger fehlen auf diesen Flächen, schwingel-Sandmagerrasen gebildet. Charakterarten sind während von den Reptilienarten nur eine Art, die Zaun- Silbergras (Corynepherus canescens), Echter Schafschwin- eidechse (Lacerta viridis) vertreten ist. gel (Festuca ovina), Drahtschmiele (Avenella flexuosa), Ausdauernder Knäuel (Scleranthus perennis) und Gemei- nes Ferkelkraut (Hypochoeris radicata).

83 6.4 Sand-Magerrasen, Besenginster- und Auf den nur sporadisch bewaldeten Flächen im Zentrum des Wacholderheiden ehemaligen Truppenübungsplatzes dominiert ein Draht- schmielen-Rasen. Der Standort ist durch trockene, stark Die Sand-Magerrasen, Besenginster- und die Wacholder- durchlässige Sande mit geringen Humusgehalten geprägt. Heiden innerhalb des Müritz-Nationalparks haben eine Physiognomisch zeichnen sich die innerhalb der militä- sehr unterschiedliche Entwicklung genommen. So sind rischen Übungsplätze und Waldlichtungen aufgenommenen Magerrasen und Besenginster-Heiden vor allem in Folge Drahtschmielen-Rasen durch die hohe Dominanz von der wiederholten Zerstörung der Waldvegetation Drahtschmiele (Avenella flexuosa) aus. Weitere regelmäßig (mechanisch und insbesondere durch Feuer) auf den vertretene Arten sind Sand-Segge (Carex arenaria), Rot- ehemaligen militärischen Übungsgebieten entstanden. strau§gras (Agrostis capillaris), Haar-Hainbinse (Luzula pilosa), Kleines Habichtskraut (Hieracium pilosella), Klei- Die Wacholder-Heiden entstanden ausnahmslos im Be- ner Sauerampfer (Rumex acetosella), Bergjasione (Jasione reich von Hutungsflächen und waren in der Vergangenheit montana) und Gemeines Ferkelkraut (Hypochoeris radi- gebietsweise deutlich weiter verbreitet. Sie wurden ent- cata) sowie Silbergras (Corynephorus canescens) und weder durch Aufforstungen oder natürlich entstandene Besenginster (Sarothamnus scoparius). Etwas weniger Vorwaldstadien fast vollständig abgelöst. häufig sind Frühlings-Spergel (Spergula vernalis), Bauernsenf (Teesdalia nudicaulis) und Heidekraut (Calluna Ihre ehemaligen Vorkommen lassen sich in einigen Fällen vulgaris). noch ansatzweise durch die Existenz von einzelnen leben- Im Mosaik mit Drahtschmielen-Rasen, Silbergras-Schaf- den oder toten Exemplaren des Wacholders (Juniperus schwingel-Rasen und Besenginsterheiden hat sich vor communis) erkennen. Sie befinden sich vor allem in den allem in den etwas feuchteren Teilbereichen eine fast Sander- und Binnendünengebieten wie beispielsweise im völlig gehölzfreie Adlerfarn-Flur herausgebildet, hier ist Bereich des Boeker Forstes und innerhalb einer relativ Adlerfarn (Pteridium aquilinum) aspekt- und struktur- schmalen Zone entlang der Ränder der Seebecken und bildend. Ein weiterer Hauptbestandsbildner ist die Draht- Niederungen. schmiele (Avenella flexuosa). Die weiteren Begleiter sind zumeist charakteristische Arten der Sand-Magerrasen.

6.4.1 Arten und Lebensgemeinschaften Auf den jüngeren Strandwällen der Müritz entwickelt sich ein Sandseggen-Hornkraut-Pionierrasen, dessen charakte- Vegetation ristische Arten Sand-Segge (Carex arenaria) und Acker- Hornkraut (Cerastium arvense) sind. Au§erdem treten Sandmagerrasen noch einige Arten mit höheren Nährstoffansprüchen (Stickstoff) auf. Werden diese Rasen beweidet, gehen sie Magerrasen treten vor allem auf den trockensten und nähr- bei gleichzeitiger Aushagerung allmählich in Grasnelken- stoffärmsten Sandböden auf. Dazu gehören die verschiede- Schafschwingel-Sandmagerrasen über. nen Ausbildungsformen der Silbergras-Schafschwingel- Sandmagerrasen mit den bestandsbildenden Arten Ginsterheiden Silbergras (Corynephorus canescens), Schafschwingel (Festca ovina) und teilweise der Drahtschmiele (Avenella Sowohl die Silbergras-Schafschwingel-Rasen als auch die flexuosa). Drahtschmielen-Rasen wandeln sich bei ungestörtem Auf Flächen, deren Vegetationsdecke über längere Zeit Sukzessionsablauf zu Besenginster-Heiden. Durch Vegeta- nicht völlig zerstört wurde und in der den Kiefernforsten tionsaufnahmen belegte Bestände besitzen eine den vorgelagerten Randzonen treten neben den genannten genannten Rasen sehr ähnliche floristische Grundstruktur. Arten die Sand-Segge (Carex arenaria), Sand-Strohblume Beiden gemeinsam sind Arten wie Drahtschmiele (Avenel- (Helichrysum arenarium), Bergjasione (Jasione montana), la flexuosa), Silbergras (Corynephorus canescens), Kleiner Kleines Habichtskraut (Hieracium pilosella) und Feld-Bei- Sauerampfer (Rumex acetosella), Sand-Segge (Carex fuss (Artemisia campestris) auf. arenaria), Rotstrau§gras (Agrostis capillaris), Gemeines Ferkelkraut (Hypochoeris radicata), Heidekraut (Calluna Die Aufnahmen auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz vulgaris) und Besenginster (Sarothamnus scoparius). nördlich des Pagelsees zeigen die unbeeinflusste Vege- tationsentwicklung auf Rohböden, die letztlich über Die scheinbare Stabilität der Besenginster-Heide im Ginster-Gebüsche zu Birken-Kiefern-Vorwäldern führt. Bereich der Übungsplätze ist eine Folge des wiederholten Gleichzeitig können sie aber auch Hinweise für die Suk- Ausbruches von Flächenbränden, die die tiefliegenden zessionsrichtung beweideter Vegetationsformen nach deren Rhizome in der Regel gut überstehen. Bleiben diese aus, Auflassung geben. dringen je nach den örtlichen Standortbedingungen sehr

84 schnell Brombeeren, Rosen, Schlehen sowie auch Birken ehemaligen Truppenübungsplatz bei Speck fast 50 % aller und Kiefern ein und es entstehen dichte Gebüsche und bisher für das Gebiet des Müritz-Nationalparks nachgewie- Vorwälder. In der Karte der Vegetation (Karte 3) konnten senen Nachtfalterarten registriert. nur größere zusammenhängende Flächen dargestellt werden. In Wirklichkeit existiert ein sehr feingliedriges Obwohl die Heidekrautbestände (Calluna vulgaris) im Mosaik aller Entwicklungsstadien der Sandmagerrasen, Untersuchungsgebiet relativ klein sind, dienen sie einigen Besenginster-Heiden und Pioniergehölze. Arten als Raupennahrungspflanze. So lebt die Raupe des Eulenfalters (Anaria myrtilli) monophag an dieser Pflanze. Wacholderheiden Der Besenginster (Sarothamnus scoparius) ist Nahrungs- pflanze für die Raupen von Dasychira fascelina und Die einzige gegenwärtig noch existierende Wacholder- Chesias rufata. heide liegt innerhalb der Spuklochkoppel am Ostufer der Müritz. Sie hat sich erst nach 1940 auf Grund abnehmen- Zum typischen Spektrum der vorkommenden Vogelarten der Beweidungs- und Pflegeintensität aus einer Hutungs- zählen u.a. Heidelerche (Lullula arborea), Steinschmätzer fläche entwickelt. (Oenanthe oenanthe), Goldammer (Emberiza citrinella) und der Ziegenmelker (Caprimulgus europaeus). Hinzu Innerhalb der Wacholderheide kommen immer wieder kommt noch der Brachpieper (Anthus campestris) und aus- wacholderfreie oder wacholderarme Flächen mit einem nahmsweise der Wiedehopf (Upupa epops). Rotstrau§gras-Rotschwingel-Magerrasen vor. JESCHKE (1974) hat noch auf die Ausscheidung einer eigenen Wacholder-Gesellschaft verzichtet. Seitdem haben sich die 6.5 Landwirtschaft Bestände abschnittsweise deutlich verdichtet, so dass es berechtigt erscheint, eine eigene als Rosen-Wacholder- Im Müritz-Nationalpark ist die landwirtschaftliche Heide zu bezeichnende Vegetationsform auszuscheiden, in Nutzung flächenmäßig von relativ untergeordneter Bedeu- der die Rasenvegetation fast vollständig verdrängt wurde. tung. Die landwirtschaftliche Nutzfläche beträgt 7 % der Gesamtfläche des Nationalparks und untergliedert sich in Am Rande der sehr dicht stehenden Wacholderbüsche ca. 1.610 ha Grünland sowie 640 ha Ackerland (vgl. Karte haben sich Arten nitrophiler Staudenfluren wie Gro§e 2). Die Böden sind arm und weisen Bodenwertzahlen von Brennnessel (Urtica dioica), Acker-Kratzdistel (Cirsium durchschnittlich unter 30 Punkten auf. arvense), Schwarzer Nachtschatten (Solanum nigrum), Vogelmiere (Stellaria media), Gemeiner Kletten-Kerbel Die landwirtschaftlichen Flächen konzentrieren sich in fol- (Torilis japonica) und andere angesiedelt. genden Bereichen: - vom Moorsee östlich der Müritz bis zu den Specker Seen Moose und Flechten erstrecken sich größere Grünlandflächen, - entlang der Havelniederung im Bereich der Ortschaften In den offenen Silbergras-Schafschwingel-Sandmagerrasen Dambeck, Kratzeburg, Granzin, Babke befinden sich bilden Moosarten, wie Polytrichum piliferum großflächig größere Grünlandflächen, diese sind teilweise begleitet entwickelte Rasen, die von Becher- und Strauchflechtenar- von Ackerflächen, ten mosaikartig durchsetzt sind. Vor allem rotfrüchtige - kleinere landwirtschaftliche Bereiche mit Grünland- und Cladonia-Arten (Cladonia macilenta, Cl. coccifera, Cl. Ackernutzung befinden sich um Charlottenhof und um subulata) zeigen hier ausgedehnte Vorkommen. den Ort Goldenbaum im Teilgebiet Serrahn, - kleinere landwirtschaftliche Flächen am Woterfitz- und In den dichten Drahtschmielen-Rasen sind Flechten bereits am Bullowsee, sowie weitere Splitterflächen. deutlich zurückgedrängt oder verschwunden. Von den Moosen kommen stellenweise Brachythecium rutabulum, Polytrichum piliferum und Polytrichum juniperum zur 6.5.1 Landwirtschaftliche Betriebe Ausbreitung. An dem Moos Cephaloziella hampeana siedeln kleine Restbestände der o.g. Flechtenarten. Aus den Landwirtschaftlichen Produktionsgenossen- schaften (LPG) der ehemaligen DDR, die im Gebiet des Fauna heutigen Nationalparks wirtschafteten, gingen Agrarbetrie- be unterschiedlicher Rechtsform hervor, wie bäuerliche Eindrucksvoll ist insbesondere die Anzahl der vorkom- Betriebe im Haupt- und Nebenerwerb, sowie andere Ge- menden Tag- und Nachtfalter, Heuschrecken- und sellschaften, u.a. Genossenschaften. Gesondert betrachtet Spinnenarten im Bereich der Sandmagerrasen und Besen- werden muss die Lebenshilfswerk Waren gGmbH mit dem ginster-Heiden. So wurden durch HOPPE (1993) auf dem Landschaftspflegehof Müritzhof.

85 Agrargesellschaften Zwei festangestellte Mitarbeiter leiten die Arbeit mit Be- hinderten. Zur Zeit werden 42 Fjällrinder, 165 Gotland- 76 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche des National- schafe und 17 Shetlandponys gehalten. Die Trägerschaft parks werden von drei Agrargesellschaften bewirtschaftet. durch die Lebenshilfswerk gGmbH ermöglicht eine Be- triebsführung, die keinen vordergründigen landwirtschaft- Hierbei handelt es sich um: lichen Zielsetzungen unterliegt und somit unter besonderer - die Landhöfe GmbH Kargow, deren Wirtschaftsflächen Berücksichtigung der Naturschutzziele erfolgen kann. sich zu 75 % im Nationalpark befinden, sie liegen zwischen Waren (Müritz) und Speck sowie im Bereich Weitere landwirtschaftliche Privatbetriebe um Charlottenhof; - die Roggentiner Hof GmbH, die im Nationalpark Flächen 4 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche im Nationalpark zwischen dem Zotzen- und Jäthensee sowie am Bullow- werden durch kleinere landwirtschaftliche Privatbetriebe und Leussowsee bewirtschaftet, diese entsprechen genutzt. Es werden vorwiegend Schafe mit Viehbeständen 31 % der Betriebsgröße; von 1 bis 2 GVE gehalten. - die Rindfleisch- und Milcherzeuger GmbH Dalmsdorf, die 41 % ihrer Flächen im Nationalpark bewirtschaftet, Weitere Angaben über die Struktur der Landwirtschaft in sie liegen um die Ortschaften Dambeck, Kratzeburg, der Nationalparkregion finden sich in Kap. V / 2. Granzin, Henningsfelde und Krienke.

Diese drei Agrargesellschaften haben eine durchschnitt- 6.5.2 Art und Intensität der Flächennutzung liche Betriebsgröße von 1.200 ha, ihre Arbeitnehmerzahlen liegen zwischen 7 und 19. Die Produktion ist mit durch- Ca. 66 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche befinden schnittlichen Viehbeständen von 320 Großvieheinheiten sich in der Entwicklungszone, die Durchführung einer ord- (GVE) auf Milch- und Rindfleischerzeugung ausgerichtet. nungsgemäßen Landwirtschaft unterliegt somit keinen Vorwiegend werden die Rinderrassen Schwarzbuntes Einschränkungen seitens der Nationalparkverordnung. Milchrind, Saler, Galloway und Hereford gehalten. 34 % der landwirtschaftlichen Fläche befinden sich in der Pflegezone, hier ist nur eine eingeschränkte Düngung Die Wirtschaftsflächen dieser Großbetriebe befinden sich möglich, d.h. eine mineralische Düngung ist nicht erlaubt. in unterschiedlichen Eigentums- und Besitzverhältnissen, sie setzen sich zum größten Teil aus Pachtflächen zusam- Mit der Einführung sog. „Industriemäßiger Produktions- men. Als Verpächter treten im wesentlichen das Land M-V methoden“ in den siebziger Jahren wurden auch im Gebiet sowie Privatpersonen auf. des heutigen Müritz-Nationalparks komplexe Meliora- tionen durchgeführt. Noch heute entwässern 7 Schöpf- Bäuerliche Betriebe im Haupterwerb werke landwirtschaftliche Flächen mit einem Einzugs- gebiet von 1.603 ha und einem Poldergebiet von 397 ha im 10 % der landwirtschaftlichen Flächen werden von drei Nationalpark (vgl. Kap. IV/ 4.3.2). bäuerlichen Haupterwerbsbetrieben genutzt. Die Flächen liegen um Goldenbaum, bei Charlottenhof und am Die Grünlandflächen innerhalb des Nationalparks betragen Woterfitzsee. Die durchschnittliche Betriebsgröße beträgt rd. 1.610 ha bzw. 5 % seiner Gesamtfläche. 130 ha. Die Viehbestände liegen zwischen 10 und 220 Mit gegenwärtig ca. 72 % wird der überwiegende Teil des GVE. Es werden Schafe und Rinder (Höhenfleckvieh, Grünlandes gemäß dem Programm zur Naturschutzgerech- Saler, Hereford, Schwarzbuntes Milchrind) gehalten. ten Grünlandnutzung bewirtschaftet (Stand Juli 2002). Dieses Programm hat den Erhalt bzw. die Regeneration Nebenerwerbsbetriebe von extensiv genutztem Dauergrünland zum Ziel. Hierzu werden unter anderem bestimmte Verpflichtungen zur 5 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche werden von 6 Düngung, Bodenbearbeitung, Mahd, Beweidung und zum Betrieben im Nebenerwerb bewirtschaftet, die unterschied- Wasserregime getroffen. lich strukturiert sind. Die Flächen liegen verstreut im Die Nutzung des Grünlandes erfolgt vorwiegend in Kom- Nationalpark. Sie weisen Betriebsgrößen von 9 bis 230 ha bination von Mahd und Beweidung, vereinzelt werden auf. Die Viehbestände belaufen sich auf 0 bis 25 GVE. Flächen nur gemäht. Nach der Beweidung wird häufig ein Pflegeschnitt durchgeführt. Landschaftspflegehof Müritzhof Die Laufzeit der Verträge beträgt jeweils 5 Jahre. Da an dem Programm zur Naturschutzgerechten Grünland- In Trägerschaft der gemeinnützigen Lebenshilfswerk nutzung seitens der landwirtschaftlichen Betriebe und des Waren GmbH werden insgesamt 227 ha bewirtschaftet, die Nationalparkamtes auch weiterhin Interesse besteht, wer- sich aus Grünland, Wald und Ödland zusammensetzen. den Vertragsverlängerungen bzw. -erweiterungen angestrebt.

86 Ca. 640 ha bzw. 2 % der Nationalparkfläche sind Äcker schaftlich geprägt. So ergeben sich die charakteristischen und Ackerbrachen. Landschaftsbilder sowohl aus Bereichen und Elementen Auf den Ackerflächen werden vorwiegend Getreide, Ei- der Naturlandschaft als auch der Kulturlandschaft. weißpflanzen, Ölsaaten und Öl-Lein angebaut, für die es von der EU Ausgleichszahlungen gibt. Ein relativ hoher Das Landschaftsbild im Müritz-Nationalpark wird Anteil der ackerbaulich genutzten Flächen ist im Rahmen insbesondere durch ein vielfältiges Vegetationsmosaik der der EU-Richtlinien in Form von Rotations- oder Dauerbra- Waldgesellschaften, die darin eingebetteten Seen, Moore chen stillgelegt. und Sukzessionsflächen, sowie durch die landwirtschaft- lichen Flächen und Dörfer bestimmt. Gerade dieser 45 % der Ackerflächen im Nationalpark werden nach den Abwechslungsreichtum der Landschaftsbilder sowie die Regeln des Ökologischen Landbaus bewirtschaftet. Sie Vielfalt der Grenz- und Übergangsbereiche zwischen werden im Rahmen von Extensivierungsrichtlinien des Natur- und Kulturlandschaft werden vom Betrachter als Landwirtschaftsministeriums M-V aus EU-Mitteln reizvoll empfunden. gefördert.

Die restlichen Ackerflächen werden konventionell genutzt. 7.1.1 Prägende Bereiche und Elemente der Hier erfolgt ein Einsatz von Bioziden und Düngemitteln, Naturlandschaft sowie eine konventionelle Bodenbearbeitung. Bei Dam- beck und in der Enklave Kratzeburg wird kommunales Sowohl im Teilgebiet Müritz als auch im Teilgebiet Ser- Abwasser der Stadt Neustrelitz verregnet. rahn des Nationalparks nehmen Wälder den mit Abstand größten Flächenanteil ein. Sie überziehen weite Teile der Höhenzüge (Endmoränen) und der Niederungslandschaft 7 Landschaftsbild (zumeist als Bruchwälder), sowie der flach bis schwach reliefierten Sanderlandschaft. Bereiche und Elemente der Das Kapitel 7 folgt den Darstellungen von PULKENAT & Naturlandschaft lassen sich hierbei noch insbesondere auf STROBL (1995) sowie NOACK & PETZOLD (1995). der Grund- und Endmoräne im Teilgebiet Serrahn, sowie in den Niederungen am Ostufer der Müritz erkennen. Der Begriff des Landschaftsbildes bezeichnet die äußere, durch den Menschen sinnlich wahrnehmbare Erscheinung Weithin berühmt ist die Buchenwaldlandschaft im Teilgebiet von Natur und Landschaft. Darin sind alle menschlichen Serrahn des Nationalparks. Blütenteppiche weißer Busch- Sinne zur Wahrnehmung von Natur eingeschlossen. Den windröschen, dunkelgrüne Moosteppiche und rotbraune Schwerpunkt bei der Landschaftsbetrachtung setzt in der Laubstreu kennzeichnen den farblichen Jahresgang am Wald- Regel der am besten ausgebildete Sinn, der Sehsinn, boden. Das lichtdurchflutete Grün des frisch austreibenden insbesondere bei großräumiger Wahrnehmung (WINKEL- Buchenlaubes gehört ebenso wie das gelb und rot entflam- BRANDT 1991). Naturerlebnis erfolgt wesentlich über die mende Herbstlaub der Buche zu den eindruckvollsten Farber- sinnliche und/oder rationale Wahrnehmung des Land- scheinungen norddeutscher Landschaft. Schattige Kühle und schaftsbildes (WÖBSE in BFANL 1991). dunkel gedämpftes Grün herrschen im Sommer, grausilberne und grünbemooste Stämme, bizarres Geäst und Nebelschleier Mit dem Begriff Landschaftsbild sind die in ¤ 1 BNatSchG bestimmen den Eindruck im Spätherbst und Winter. genannten Begriffe wie Vielfalt, Eigenart und Schönheit von Natur und Landschaft angesprochen, die als Auf den feuchten und nassen Niederungsflächen bestim- Lebensgrundlage des Menschen und für seine Erholung men Moore, Röhrichte, Riede und Bruchwälder aus Erlen, nachhaltig zu sichern sind (KOLODZIEJCOK und Weiden und Birken das Landschaftsbild. Besonders an RECKEN 1977). nebligen Tagen entfaltet sich eine melancholische und geheimnisvolle Stimmung, die Sümpfe und Moore umgibt Erholung und naturkundliche Bildung sind, soweit es und die Phantasie der Menschen seit jeher beflügelte. das Schutzziel der ungestörten Entwicklung von Natur- prozessen erlaubt, ausdrückliches Ziel von Nationalparken. Seinen ganz besonderen Reiz erhält der Nationalpark jedoch durch die Seen. Das glitzernde Spiel der Wellen und die stimmungsvolle Ruhe am Wasser üben eine unvergleich- 7.1 Aktuelles Landschaftsbild liche Faszination auf den Betrachter aus. Die das Licht und die Farbe des Himmels widerspiegelnden Wasserflächen Der Müritz-Nationalpark umfasst einen typischen sind optische Anziehungspunkte in der Landschaft. Die Ausschnitt der Mecklenburgischen Seenplatte. Durch die Seen und ihre fließenden Übergänge zu Bruchwäldern und Tätigkeit des Menschen wurde die ursprüngliche Natur- Röhrichten tragen so insbesondere zur Vielfalt dieser landschaft in weiten Teilen verändert oder kulturland- Landschaft bei.

87 Dem Nationalparkbesucher erschlie§en sich zudem eine beschränkt sich vornehmlich auf die Niederungsbereiche. Vielzahl von faszinierenden Naturerlebnissen. Brütende Diese Gebiete zeugen noch häufig durch vereinzelte Fischadler, Seeadler bei der Jagd, das Trompeten balzender Röhrichtbestände und Weiden- oder Erlengebüsche von Kraniche und Scharen von Wildgänsen und Enten, die auf ihrem ursprünglich feuchteren und meist moorigen ihrem Zug in die Winterquartiere an den zahlreichen Seen Standort. im Müritzgebiet rasten. Besonders beeindruckend ist auch Auf den trockeneren Mineralstandorten der Sanderflächen das Röhren der Hirsche, das zur Brunft im Herbst durch die und Endmoränen überwiegen Ackerflächen, auf denen nebligen Wälder hallt. schwerpunktmäßig Getreide und Kartoffeln angebaut werden. Äcker und Ackerbrachen bieten dem Betrachter im Sommer, wenn diese sich zur Blüte der Ackerwildkräu- 7.1.2 Prägende Bereiche und Elemente der ter in ein buntes Meer verwandeln, einen ganz besonderen Kulturlandschaft Aspekt.

Beim überwiegenden Teil der Wälder im Müritz-National- Unter den bewaldeten Bereichen ist das Peeneholz mit park handelt es sich nicht um natürliche (Ur-) Wälder, son- ehemals als Bauernwald genutzten Teilen, die dementspre- dern um künstlich begründete und bisher intensiv genutzte chend Reste von Mittelwaldstrukturen aufweisen, als Kiefernbestände. So werden weite Teile des Gebietes kulturhistorisches Relikt einzustufen: im Oberstand durch monotone Stangenholzbestände und Schonungen befinden sich hier Buchen und im Mittelstand Birken, geprägt. Hainbuchen und Hasel. Kiefernaltbestände hingegen bieten trotz der Strukturarmut Im Umfeld und am Rande des Peeneholzes befinden sich und der Gleichförmigkeit der Bäume in Alter und Wuchs Hügelgräber. Markant ist der ca. 1 km lange Lesesteinwall eindrucksvolle optische Reize. Seidig wehende Gräser, am Südrand (ehemalige Gemeindegrenze Schwastorf/Kar- säulenartige, deutlich zweifarbige Stämme, ein blaugrünes gow), der bemerkenswerte Moosvorkommen aufweist. lichtes Nadeldach, Zweige und Äste schaffen einen weit- läufigen stimmungsvollen Raum. Die offenen Kulturlandschaften mit eingestreuten kleinen Dörfern spielen zwar in Bezug auf den Flächenanteil nur Als Teil einer erhalten gebliebenen historischen Kultur- eine untergeordnete Rolle, doch finden sich gerade hier die landschaft stellt die zwischen Spukloch und Müritz liegen- abwechslungsreichsten Landschaftsbilder. Der Wechsel de Wacholderheide mit ihren bizarren Baumformen eine von Wald und Offenland, freiliegende Reliefformen, Besonderheit dar. Sie hat sich erst nach 1940 aus einer Siedlungen, Wiesen und Weiden, Äcker und Brachen, Hutungsfläche entwickelt und ist im Müritz-Nationalpark Alleen und Feldgehölze vermitteln den Eindruck die einzige heute noch existierende. harmonischer Kulturlandschaft.

Die traditionell extensiv landwirtschaftlich genutzten Bereiche östlich des Rederangsees mit Pfeifengraswiesen 7.2 Weitere landschaftsbildprägende Elemente und Kleinseggen-Rasen, die auch als Nahrungs- bzw. Rast- flächen für Kraniche bedeutsam sind und die zwischen Generell wird das Landschaftsbild auch von baulichen Müritzhof und Müritz gelegenen Feuchtwiesen und Strukturen beeinflusst. Z.B. gehen von der Bahnstrecke -weiden sind landschaftlich sehr reizvoll. Darüber hinaus Rostock-Berlin visuelle und akustische Störungen für das besitzen sie ein au§erordentlich hohes Inventar an seltenen Landschaftserleben aus. Von einigen Punkten aus sind die Pflanzen und Tierarten. leuchtend hellgrauen Beton- und Stahlmasten der Ober- leitungen weithin sichtbar, der Gro§teil der Strecke bleibt Die am Ostufer des Feisnecksees kleinflächig vorkommen- jedoch verborgen. Stärker als die visuelle ist die akus- den Magerrasen und Halbtrockenrasen und damit zusam- tische, von Windrichtung und -stärke abhängige Störung menhängende Gehölze sind als besonderer Kulturland- als Beeinträchtigung zu werten. schaftsbereich einzuordnen. Hier sind es Arten wie Wiesen-Kuhschelle (Pulsatilla pratensis), Karthäuser-Nel- Erhebliche Beeinträchtigungen des Landschaftsbildes ke (Dianthus carthusianorum), Ästige Graslilie (Anthe- stellen die zwei 110-kV Leitungen dar, die das Gebiet des ricum ramosum), Ohrlöffel-Leimkraut (Silene otites) und Müritz-Nationalparks auf einer Gesamtlänge von 33 km Tauben-Scabiose (Scabiosa columbaria), die als vom Aus- zerschneiden: die Trasse Fürstenberg-Waren (Müritz), auf sterben bedroht bzw. als stark gefährdet gelten. einer Strecke von 22 km zwischen Useriner Mühle (über Abzweig Granzin) und Federow sowie zwischen dem Die weiteren Offenlandschaften des Nationalparks werden Abzweig Granzin bis zum Umspannwerk Neustrelitz auf von z.T. ausgedehnten Sukzessionsflächen sowie von land- einer Länge von 11 km. Die durchschnittliche Mastenhöhe wirtschaftlich genutzten Flächen geprägt. beträgt 23 m; die Seekreuzungsmasten sind bis zu einer Die in der Regel extensive Wiesen- und Weidenutzung Höhe von 60 m ausgelegt. Aus Sicherungsgründen ist ein

88 60 m breiter baumfreier Schutzstreifen unter den Lei- eine Vielzahl von Stra§enverkehrszeichen, Schilder zur tungen notwendig. Sicherung der ehemaligen Truppenübungsplätze und einige private Werbetafeln wie z.B. von der Gastronomie Besonders gravierend ist die weithin sichtbare 275 m lange u.ä. Bei der Gestaltung und der Standortwahl dieser Überspannung des Pagelsees. Etwa 18 km der Leitung Schilder sind landschaftsästhetische Gesichtspunkte liegen relativ versteckt im Kiefernwald, rund 15 km offensichtlich in vielen Fällen zu kurz gekommen. überspannen verschiedene Offenlandschaften sowie noch Besonders die Eingangsbereiche, die für den Besucher weitere kleine Seen. Zwischen Federow und Rehhof tritt eine wichtige visuelle “Begrüßung” und Einladung verkör- die Leitung, von der Stra§e aus gut sichtbar, dominant in pern, werden in ihrem Erscheinungsbild teilweise durch Erscheinung. eine regelrechte Schilderflut stark abgewertet (KLEMMER & REICHLE 1995). Darüber hinaus verlaufen noch auf insgesamt ca. 58 km Länge 20 kV- und Niederspannungsleitungen, die im Nationalpark gelegene Ortslagen und Gehöfte mit 8 Pflanzen und Tiere Elektrizität versorgen. 8.1 Ergänzende Angaben zur Flora und Vegetation Der Müritz-Nationalpark wird von einem rund 80 km langen öffentlichen Stra§ennetz durchzogen, dies ent- 8.1.1 Flora spricht einer Dichte von 2,6 m Stra§e/ha. Es sind zum überwiegenden Teil einfache Sandpisten oder sie haben Ergänzend zu den ökosystemaren Darstellungen in den Beläge in Form von Asphalt, Betonspuren und in geringem Kapiteln IV/4 Ð IV/6 erfolgen hier Betrachtungen zu den Umfang Betonpflaster. Mit Ausnahme der uralten, wunder- floristischen Besonderheiten des Müritz-Nationalparks. schönen natursteingepflasterten Goldenbaumer Land- stra§e, aber auch der Granitpflasterstra§e Granzin Ð Den in Kapitel II/ 6 dargestellten naturräumlichen Einhei- Kratzeburg stellen insbesondere die Betonspurbahnen und ten entsprechen bestimmte floristische Wuchsbezirke Asphaltstraßen eine Beeinträchtigung für das Landschafts- (VOIGTLÄNDER u. SCHMIDT 1995). Im Vergleich dazu bild dar. fällt auf, dass die Areale zahlreicher östlich verbreiteter Arten der Trocken- und Magerrasen innerhalb des Rück- Die Erschlie§ung des Nationalparks mit i.d.R. unbefes- landes der Mecklenburgischen Seenplatte bis in das Tolle- tigten Wirtschaftswegen, die nach dem System der Forst- nsegebiet, zum Teil bis in das Teterower und Malchiner abteilungen angelegt sind, zersplittert die Landschaft in Becken und vereinzelt sogar bis in das Hügelland um War- kleine, optisch voneinander isolierte Teilareale. Dabei fällt now und Recknitz sowie das Satower Bergland mit Hoher insbesondere die planmäßige rechtwinklige Anordnung der Burg reichen. Das Gebiet des Müritz-Nationalparks berüh- Wege auf. ren sie jedoch nur im Norden und Osten und reichen nur ganz selten bis in dieses hinein. Typische Arten hierfür Eine weitere Störung für das Landschaftsbild geht von sind z. B. Campanula bononiensis, Koeleria pyramidata, nicht landschaftsgerecht gestalteten Bebauungselementen Salvia pratensis, Astragalus cicer, Phleum phleoides, Eu- aus. Dazu zählen Wohnbebauungen (insbesondere Wohn- phorbia exigua, Hordelymus europaeus und Camelina blöcke), einige Feriensiedlungen und landwirtschaftliche microcarpa. Produktionsanlagen. Auch von Siloanlagen, Sendemasten und Feuerwachtürmen geht eine Beeinträchtigung aus. Im Gegensatz dazu reichen zahlreiche westlich oder boreal Ebenso erzeugen der auffallende technische Gewässer- verbreitete Arten sowie Arten armer Sandstandorte und ausbau der Boeker Fischteiche und die kanalisierten basenarmer Moore bis in den Raum des Müritz-National- Abschnitte der Havel ein naturfernes Landschaftsbild. parks oder haben in ihm einen regelrechten Verbreitungs- schwerpunkt. Zu diesen Arten gehören unter anderem Die in großer Zahl errichteten jagdüblichen Einrichtungen Ornithopus perpusillus, Arnoseris minima, Anthoxanthum (Jagdschirme, Hochsitze) sind insbesondere in den aristatum, Carex arenaria, Nardus stricta, Galeopsis lada- Offenlandschaften oft als das Landschaftsbild störend num, Spergula morisonii, Eriophorum vaginatum, Drosera einzustufen. Häufig an einen Solitärbaum in der Feldflur rotundifolia, Oxycoccus palustris, Ledum palustre, Carex genagelt oder in einer Gebüschgruppe aufgestellt, sind die- limosa, Cladium mariscus, Linnaea borealis, Vaccinium se Objekte weithin sichtbar und wirken auffallend in die vitis-idaea und Juniperus communis. Landschaft hinein. Auch die Untersuchungen von FUKAREK (1968) und Zur Besucherlenkung wurden von der Nationalparkver- VOIGTLÄNDER (1970) ergaben, dass einige Arten subat- waltung eine Reihe von Hinweis- und Verbotsschildern lantischer Verbreitung innerhalb des Müritz-Nationalparks sowie Informationstafeln aufgestellt. Hinzu kommen noch oder wenig östlich davon in Mecklenburg-Vorpommern

89 ihre östliche Verbreitungsgrenze erreichen. Damit gehört algen (Characeen)- Grundrasen. Weitere beachtenswerte der Müritz-Nationalpark zu den pflanzengeographisch Arten sind die Krebsschere (Stratiotes aloides) und die interessantesten Gebieten Mecklenburg-Vorpommerns. drei Wasserschlaucharten Utricularia vulgaris, U. interme- dia und U. minor. Als Arten der Uferzonen sollen Alisma Gleichzeitig kann er zu den floristisch reichhaltigsten gramineum, Apium repens und Schoenoplectus americanus Gebieten des nordostdeutschen Raumes gezählt werden. erwähnt werden. Vor allem in und an Kleingewässern Diese floristische Vielfalt begründet sich neben den ab- wachsen Hottonia palustris und Sparganium minimum. wechslungsreichen Standortbedingungen vor allem in der Art und im Wandel der Landnutzung der letzten Jahr- Unter den Röhrichtarten ragt ganz besonders Cladium hunderte (vgl. Kap. II/ 3). Bis zur Mitte des vorigen Jahr- mariscus heraus. Die Art bildet im Müritz-Nationalpark hunderts wurde das wegen der Ertragsarmut der überwie- die in Mecklenburg-Vorpommern größten zusammen- gend sandigen Böden dünn besiedelte Gebiet von großen hängenden Cladium-Röhrichte. An einigen Seen treten zusammenhängenden Ackerflächen, Heide- und Hutungs- Carex elata, Calamagrostis stricta und C. canescens, flächen (einschließlich der Waldhutegebiete), Feucht- und Ranunculus lingua, Ophioglossum vulgatum, Pedicularis Frischwiesen bzw. -weiden sowie von zahlreichen kleinen palustris, Epipactis palustris und Dryopteris cristata im und kleinsten Flurelementen geprägt. Größere zusammen- Röhricht auf. hängende Waldgebiete waren auf wenige Teilflächen begrenzt. Dadurch besa§en Arten der anthropogen gepräg- Zu den erwähnenswerten Arten der Moore zählen vor ten Offenlandschaften, insbesondere der nährstoffarmen allem Andromeda polifolia, Rhynchospora alba, Scheu- trockenen Heiden und Hutungen und der extensiv genutz- chzeria palustris, Drosera anglica, D. intermedia, D. ten Feuchtgrünländer zu dieser Zeit einen hohen prozen- rotundifolia, Hammarbya paludosa, Eriophorum angus- tualen Anteil. tifolium, E. latifolium, Erica tetralix, Juncus bulbosus, Potentilla palustris sowie einige Seggen wie Carex limosa, Die Formung des gegenwärtigen Florenbestandes setzte im C. diandra, C. echinata, C. lasiocarpa und C. rostrata. wesentlichen etwa in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhun- derts mit der großflächigen Aufforstung bzw. Wiederbewal- Zu den besonders bemerkenswerten Arten des Grünlandes dung von landwirtschaftlichen Grenzertragsstandorten und gehören die Enzianarten Gentianella baltica, G. uliginosa den großräumigen Entwässerungen des bis dahin extensiv sowie die Orchideen Orchis morio, Dactylorhiza minor, genutzten Feuchtgrünlandes in den Niederungsgebieten ein. D. majalis, D. incarnata, Gymnadenia conopsea, Liparis loeselii, Listera ovata, Platanthera bifolia und Epipactis Im Vergleich zu anderen Gebieten ist der Anteil der Neo- palustris, die vor allem im Bereich der Spuklochkoppel phyten (eingebrachte Arten) und adventiven (eingewander- (Müritzhof) auftreten. Zu den floristischen Besonderheiten te) Arten am Gesamtflorenbestand auffallend gering. Dies zählen hier auch größere Vorkommen von Pinguicula ist ein Hinweis für den relativ großen Natürlichkeitsgrad vulgaris, Taraxacum paludosum, Galium boreale, Parnas- der Pflanzendecke des Müritz-Nationalparks. Ähnliches sia palustris, Blysmus compressus, Cirsium acaule, gilt für die in vielen anderen Gebieten zu beobachtende Euphrasia stricta, E. rostkoviana, Nardus stricta, Polygala Massenausbreitung nitrophiler Arten; innerhalb des vulgaris, Rhinanthus serotinus, Serratula tinctoria, Selinum Müritz-Nationalparks ist diese Tendenz deutlich weniger carvifolia, Succisa pratensis, Inula britannica, Leontodon ausgeprägt und beschränkt sich weitgehend auf die Berei- saxatilis, Salix repens, Viola canina und einige Kleinseggen che des stark entwässerten und intensiv genutzten Grün- wie Carex flacca, C. panicea, C. fusca und C. distans. landes sowie auf Ackerflächen. Die Ursachen dafür liegen unter anderem in der geringen Die Trocken- und Magerrasen bilden sowohl den Vorkom- Siedlungsdichte, den relativ geringen wirtschaftlichen mensschwerpunkt für die wenigen östlich verbreiteten Aktivitäten einschließlich des Verkehrs und in der Abge- Arten trockenwarmer Standorte, die von Osten her bis in schiedenheit gro§er Bereiche des Nationalparks. den Müritz-Nationalpark hineinreichen, als auch für subat- lantisch verbreitete Arten armer trockener Sandstandorte, Bisher konnten im Müritz-Nationalpark 901 Gefäßpflan- die von Westen her bis in den Nationalpark und die Meck- zen nachgewiesen werden (VOIGTLÄNDER 1994), lenburgische Kleinseenplatte vordringen. Einige der cha- davon allein im Bereich des früheren Naturschutzgebietes rakteristischen Arten sind Genista pilosa, Armeria elon- „Ostufer der Müritz“ über 700 Arten. gata, Antennaria dioica, Botrychium lunaria, Astragalus arenarius, Carex ligerica, C. caryophyllea, C. ericetorum, Bemerkenswerte Arten in den Gewässern sind verschiede- Filago minima, Holosteum umbellatum, Dianthus deltoi- ne Laichkräuter wie Potamogeton acutifolius, P. alpinus, P. des, D. carthusianorum, Saxifraga granulata, S. tridac- berchtoldii, P. filiformis, P. friesii, P. gramineus, P. nitens, tylitis, Anthericum ramosum, Orobanche arenaria, O. P. obtusifolius, P. polygonifolius und P. praelongus, sowie purpurea, Anthyllis vulneraria, Koeleria glauca, K. pyra- die in den mesotrophen Seen verbreiteten Armleuchter- midata, Trifolium montanum, T. alpestre, Salvia pratensis

90 und Geranium sanguineum. Au§erdem wachsen in diesem Die Darstellung der potenziell natürlichen Vegetation darf Vegetationskomplex einige Arten armer Sandäcker wie deshalb auch nicht als Darstellung des Nationalpark- Arnoseris minima, Veronica dillenii, V. verna und Antho- Schutzzieles, welches alle Phasen natürlicher Sukzessions- xanthum puelii. prozesse umfasst, missverstanden werden.

Auf den Ackerflächen sind Arnoseris minima, Anthoxan- Entsprechend der klimatischen Differenzierung Mecklen- thum puelii, Galeopsis ladanum, Hypochoeris glabra, burg-Vorpommerns erfolgte durch KOPP (1991) die Ab- Centaurea cyanus, Consolida regalis und Euphorbia grenzung verschiedener Vegetationsgebiete. Im Müritz- exigua hervorzuheben. Nationalpark dominiert demnach die ãVegetation des feuchten Tieflandklimas“ (Klimastufe a,m ). Zu den floristischen Besonderheiten in den Nadelbaum- wäldern, insbesondere in den Kiefernbeständen gehören Die innere Differenzierung dieses Vegetationsgebietes ist einige Wintergrünarten wie Chimaphila umbellata, Mone- durch eine Zuordnung der PNV-Einheiten nach KOPP & ses uniflora, Pyrola chlorantha, P. minor und P. rotundi- JESCHKE (1992) zu den im Gebiet vorliegenden Stamm- folia, sowie Bärlappgewächse wie Lycopodiella inundata, Standortsformen möglich. L. clavatum, Diphasium complanatum, D. tristachyum und Huperzia selago. Weiterhin zu nennen sind Goodyera Danach ist die potenziell natürliche Vegetation des Müritz- repens und Linaea borealis. Am häufigsten sind sie in den Nationalparks auf allen trockenen bis feuchten Standorten Erstaufforstungen bzw. in jüngeren Altersklassen. kräftiger bis mäßiger Nährstoffversorgung ein reiner Buchenwald. Auf den ärmeren Standorten tritt an seine In den Laubwäldern der Mineralbodenstandorte sind in Stelle der Stieleichen-Buchenwald bzw. im Endmoränen- erster Linie die Waldorchideen wie Cephalanthera gebiet um Serrahn der Traubeneichen-Buchenwald. damasonium, C. longifolium, C. rubra und Corallorhiza Auf nassen Standorten mit kräftiger bis mäßiger Nährstoff- trifida hervorzuheben. versorgung bilden Stieleichen-Erlenwälder und bei ärme- ren Nährstoffverhältnissen Stieleichen-Moorbirkenwälder Für die Bruchwälder sind Arten erwähnenswert, die bzw. Moorbirkenwälder die PNV. beispielsweise auch in Feuchtwiesen, Mooren, Rieden und Röhrichten auftreten. Dazu zählen u.a. Crepis paludosa, Auf sehr nassen Standorten mit kräftiger bis mäßiger Listera ovata, Angelica sylvestris, Valeriana dioica, Nährstoffversorgung dominieren Erlenwälder, bei ärmeren Hydrocotyle vulgaris, Ranunculus lingua, Stellaria Nährstoffverhältnissen Moorbirkenwälder. palustris und Potentilla palustris. Dauerhaft überstaute, bzw. wassergesättigte Moore sind waldfrei.

8.1.2 Potenziell natürliche Vegetation (PNV) Einen Überblick über die im Müritz-Nationalpark zu erwartende potenziell natürliche Vegetation im Zusam- TÜXEN (1957) prägte den Begriff „potenziell natürliche menhang mit der Stamm-Standortsform gibt die Tabelle 19 Vegetation“ und verstand darunter das schlagartige (verändert nach KOPP und JESCHKE 1992). Vorhandensein einer dem realen Standort entsprechenden Klimaxvegetation. Ausdrücklich wurden durch ihn Sukzessionen und anthropogene Standortveränderungen 8.2 Ergänzende Angaben zur Fauna ausgeklammert. Ergänzend zu den ökosystemaren Darstellungen in den Durch ELLENBERG (1986) und KOWARIK (1987) Kapitel IV/4 Ð IV/6 erfolgen hier spezifische Betrach- wurde der Begriff weiterentwickelt und auch inhaltlich tungen einzelner Arten und Artengruppen: verändert. STURM (1991) definierte ihn insbesondere in Anlehnung an KOWARIK neu: Für die Spinnenfauna liegen u.a. Angaben für den Bereich Wienpietschseen und das Ostufer Feisnecksee vor (MAR- „Die potenziell natürliche Vegetation soll als Zeiger für ein TIN 1983). Jüngste Untersuchungen erfolgten im Bereich andauernd sich wandelndes (Entwicklungszeitraum) des ehemaligen militärischen Übungsgeländes. Dort Ökosystem verstanden werden. Vom Menschen nur durch konnten 53 Arten nachgewiesen werden, die in der Roten unvermeidbare indirekte Eingriffe beeinflusst (Entwick- Liste (RL) für Mecklenburg-Vorpommern verzeichnet lungsbedingungen), setzt sich dieses theoretisch erdachte, sind, hinzu kommen acht weitere Arten, deren Vorkommen zufallsbeeinflusste und multivariable Sukzessionsmosaik für Mecklenburg-Vorpommern bisher nicht bekannt war. aus einem standort- und arealgemäßen Vegetations- spektrum auf aktueller Standortgrundlage zusammen. Im Müritz-Nationalpark wurden bisher 171 Laufkäferarten Namengebend ist die biomassereichste Entwicklungsphase“. nachgewiesen (GÄBLER 1967, MEYER 1993, HAMANN

91 Tabelle 19: Potenziell natürliche Vegetation

3TAMM 3TAMMn.ËHRKRAFTSTUFE FEUCHTE 5HLFK .UlIWLJ 0l‰LJ ]LHPOLFKDUP DUP STUFE 3TAMMn6EGETATIONSFORMNACH(AUPT :WISCHEN UND6ORWALDPHASE OBEN -ITTEUNDUNTEN 7URFNHQ /XQJHQNUDXW *ROGQHVVHO +DLQULVSHQ 6FKDWWHQEOXPHQ 'UDKWVFKPLHOHQ 7 'UDKWVFKPLHOHQ %XFKHQZDOG 6WLHOHLFKHQ²%XFKHQZDOG /XQJHQNUDXW *ROGQHVVHO +DLQULVSHQ 6FKDWWHQEOXPHQ 'UDKWVFKPLHOHQ 'UDKWVFKPLHOHQ 6WLHOHLFKHQ +DLQEXFKHQ6WLHOHLFKHQ]ZLVFKHQZDOG %LUNHQ6WLHOHLFKHQ .LHIHUQ ]ZLVFKHQZDOG ]ZLVFKHQZDOG %LUNHQYRUZDOG %LUNHQ.LHIHUQ YRUZDOG 0l‰LJ /XQJHQNUDXW 5LHVHQVFKZLQJHO +DLQULVSHQ 6DXHUNOHH%ODXEHHU %ODXEHHU IULVFK 7 %XFKHQZDOG 6WLHOHLFKHQ²%XFKHQZDOG XQG /XQJHQNUDXW 5LHVHQVFKZLQJHO +DLQULVSHQ 6DXHUNOHH%ODXEHHU %ODXEHHU : %LUNHQ 6WLHOHLFKHQ +DLQEXFKHQ6WLHOHLFKHQ]ZLVFKHQZDOG 6WLHOHLFKHQ .LHIHUQ PLW%HUJDKRUQ ]ZLVFKHQZDOG ]ZLVFKHQZDOG %LUNHQYRUZDOG %LUNHQ.LHIHUQ YRUZDOG )ULVFK 3IHLIHQJUDV6DXHUNOHH 3IHLIHQJUDV%ODXEHHU 7 ZLHEHLPl‰LJIULVFK %ODXEHHU 6WLHOHLFKHQ%XFKHQZDOG 3IHLIHQJUDV6DXHUNOHH 3IHLIHQJUDV%ODXEHHU %ODXEHHU6WLHOHLFKHQ %LUNHQ6WLHOHLFKHQ %LUNHQ]ZLVFKHQZDOG .LHIHUQ]ZLVFKHQZDOG %LUNHQYRUZDOG 3IHLIHQJUDV.LHIHUQ %LUNHQYRUZDOG )HXFKW 5DVHQVFKPLHOHQ 5DVHQVFKPLHOHQ 5DVHQ 6DXHUNOHH3IHLIHQJUDV 3IHLIHQJUDV%XFKHQ 2 /XQJHQNUDXW 5LHVHQVFKZLQJHO VFKPLHOHQ 6WLHOHLFKHQ%XFKHQZDOG 6WLHOHLFKHQZDOG XQG (VFKHQ 1 %XFKHQZDOG %XFKHQZDOG 5DVHQVFKPLHOHQ 5DVHQVFKPLHOHQ 5DVHQ 6DXHUNOHH3IHLIHQJUDV 3IHLIHQJUDV /XQJHQNUDXW 5LHVHQVFKZLQJHO VFKPLHOHQ +DLQEXFKHQ6WLHOHLFKHQ]ZLVFKHQZDOG %LUNHQ6WLHOHLFKHQ]ZLVFKHQZDOG PLW%HUJDKRUQ %LUNHQYRUZDOG 1DVV 5RKUJODQ]JUDV 5RKUJODQ]JUDV 5RKUJODQ]JUDV 6DXHUNOHH7RUIPRRV 7RUIPRRV 2 /XQJHQNUDXW 5LHVHQVFKZLQJHO 6WLHOHLFKHQ 0RRUELUNHQZDOG XQG (UOHQ(VFKHQZDOG 0RRUELUNHQZDOG 1 6WLHOHLFKHQ(UOHQZDOG %LUNHQYRUZDOG 0RRUELUNHQYRUZDOG 6HKUQDVV *UR‰VHJJHQ :DO]HQVHJJHQ .OHLQVHJJHQ :ROOJUDV 2 (UOHQ (UOHQZDOG%LUNHQZDOG 0RRUELUNHQZDOG %LUNHQYRUZDOG 0RRUELUNHQYRUZDOG 2 5|KULFKW6FKQHLGHULHG0RRUH :ROOJUDV7RUIPRRV0RRUH Quelle: verändert nach KOPP und JESCHKE (1992) Erläuterung: 1.) Auf südexponierten Lagen der Endmöräne bei Serrahn Trauben-Eiche statt Stiel-Eiche

92 1994), darunter auch der vom Aussterben bedrohte Gro§e 8.2.1 Vogelwelt Puppenräuber (Calosoma sycophanta). Hervorzuheben ist auch der Nachweis von Harpalus signaticornis, der nach Der Schutz und die Erforschung der Vogelwelt auf dem der RL Mecklenburg-Vorpommern (MÜLLER-MOTZ- Gebiet des Müritz-Nationalparks haben eine lange FELD 1992) als verschollen galt. Tradition. Schon in den 20er Jahren dieses Jahrhunderts gab es erste Bemühungen zum Schutz der Vogelwelt am Von den 625 im Müritz-Nationalpark nachgewiesenen Ostufer der Müritz durch den Warener Ornithologen Karl Nachtgro§schmetterlingen (nur Arten, die nach 1990 Bartels (vgl. Kap. II/3.3). festgestellt wurden) sind 80 Arten in der RL der gefährde- ten Nachtgro§schmetterlinge Brandenburgs enthalten. Ma§geblich beteiligt an der wissenschaftlichen Erfor- schung der Vogelwelt im heutigen Teilgebiet Serrahn Bisher wurden von den 21 Reptilien- und Amphibienarten waren u.a. die Ornithologen H. Weber und H. Prill. So Mecklenburg-Vorpommerns 16 Arten für den Müritz- wurden in Serrahn in der von 1970 Ð 80 laufenden Nationalpark nachgewiesen. Darunter die vom Aussterben Beringungsaktion „Baltik” zehntausende Vögel beringt bedrohte Sumpfschildkröte (Emys orbicularis) und die und vermessen. stark gefährdete Kreuzotter (Vipera berus) sowie die stark gefährdeten Amphibienarten Rotbauchunke (Bufo Im Müritz-Nationalpark wurden bisher 250 Vogelarten bombina) und Kammolch (Triturus c. cristatus). nachgewiesen. Davon sind 137 Arten Brutvögel, weitere 100 Vogelarten nutzen das Gebiet als Rast- und Nahrungs- Von den 51 autochthonen Fischarten Mecklenburg-Vor- habitat, 13 Arten wurden als sogenannte Irrgäste festge- pommerns wurden bisher 26 Arten im Müritz-National- stellt. Unter den Brutvögeln sind 46 nachgewiesene Arten park nachgewiesen. Neben dem Vorkommen der stark und 11 Arten mit Brutverdacht, die zu den 116 für gefährdeten Arten Elritze (Phoxinus phoxinus) und Wels Mecklenburg-Vorpommern als ausgestorben bzw. gefähr- (Silurus glanis) ist insbesondere auch das Auftreten der det geltenden Brutvogelarten zählen. Aufgrund ihrer gefährdeten Kleinen Maräne (Coregonus albula), des Bedeutung für die Gesamtbestände in Deutschland ist Bitterlings (Rhodeus sericeus amarus) und des Steinbei- insbesondere die bemerkenswert hohe Anzahl von See- §ers (Cobitis taenia) bemerkenswert. und Fischadlern, sowie von Kranichen hervorzuheben.

Nachfolgend sollen die Vögel und Säugetiere an dieser Unter den Vogelarten, die zu den beeindruckendsten Stelle aus verschiedenen Gründen ausführlicher behandelt gehören und im Müritz-Nationalpark in erstaunlicher werden: Dichte vorkommen, gehören die Greifvögel. Allen voran Zum einen handelt es sich bei ihnen um Tierarten, deren der Seeadler (Haliaetus albicilla) mit etwa 12 Ð 15 Brut- Lebensräume sich oft weit über einen Ökosystemtyp paaren. Ist sein Brutgebiet ungestört, kommt er in ausge- hinaus erstrecken und schon deshalb eine spezielle dehnten Kiefernforsten ebenso vor, wie in Erlenbruch- und Betrachtung erfordern. Buchenwäldern. Die Population des Fischadlers (Pandion haliaetus) zählt zu den größten in ganz Europa. Etwa Darüber hinaus erfordern der gleichzeitige Status des 20 Paare brüten im Gebiet, wobei die Vögel im Teilgebiet Müritz-Nationalparks als Europäisches Vogelschutzgebiet Müritz vorwiegend auf den Masten der 110 kV-Leitung und in Teilen als Feuchtgebiet internationaler Bedeutung und im Teilgebiet Serrahn ausschließlich auf Bäumen sowie die besondere Zielstellung des ¤ 3 der Nationalpark- nisten. Der Schreiadler (Aquila pomarina) brütet nicht verordnung (Schutz der Gro§vogelpopulationen) eine mehr im Nationalpark, jedoch lassen regelmäßige Früh- besondere Darstellung des Gebietes als Vogellebensraum. jahrs- und Sommerbeobachtungen eine Wiederbesiedelung Schlie§lich ist dies auch aufgrund des regionalen und erwarten. überregionalen Interesses an der Avifauna, dass sich z.B. durch zahlreiche ornithologisch orientierte Besucher im Unter den Bussarden ist der Mäusebussard (Buteo buteo) Gebiet dokumentiert, geboten. der häufigste. Er besiedelt fast alle Lebensräume und verbleibt auch im Winter im Gebiet. Sehr viel seltener ist Im Hinblick auf die Säugetiere ergibt sich dieses dagegen der Wespenbussard (Pernis apivorus), ein reiner Erfordernis u.a. aus ¤ 5 (1) Ziff. 6 der Nationalparkver- Waldbewohner der nur noch mit wenigen Paaren vor- ordnung, wonach es geboten ist, Bestandsregulierungen kommt und eine negative Bestandsentwicklung aufweist. von wildlebenden Tieren entsprechend den Zielsetzungen Als regelmäßiger Brutvogel tritt der Habicht (Accipiter für den Nationalpark vorzunehmen. Dies zielt insbeson- gentilis) auf. Der in den letzten Jahren selten gewordene dere auf die Regulierung des Schalenwildbestandes. Als Sperber (Accipiter nisus) besiedelt auch jüngere Bestände Entscheidungsgrundlage dafür wird hier und im Kapitel und nistet mit Vorliebe auf Lärchen. In den Übergangsbe- IV/ 8.3 die Situation der Wildarten und anderer Säugetier- reichen zum Wald und in Feldgehölzen lebt der Rotmilan arten dargestellt. (Milvus milvus), er zählt neben Mäusebussard und Rohr-

93 weihe zu den häufigen Greifvögeln. Einige Exemplare wenigen Fließgewässern anzutreffen. Ebenfalls nur au§er- überwintern regelmäßig im Gebiet. Der etwas seltenere halb der Brutzeit ist die Rotdrossel (Turdus iliacus) in Schwarzmilan (Milvus migrans) bevorzugt dagegen großen Schwärmen zu beobachten. Gewässerränder als Bruthabitat. Zaunkönig (Troglodytes troglodytes), Ringeltaube (Colum- Unter den Falkenarten sind Baumfalke (Falco subbuteo) ba palumbus), Rotkehlchen (Erithacus rubecula), und Turmfalke (Falco tinnunculus) Brutvögel im National- Sumpfmeise (Parus palustris) und Star (Sturnus vulgaris) park. Ihre Habitatansprüche sind jedoch sehr unterschied- sind über das ganze Nationalparkgebiet verbreitet. lich. Während der Baumfalke gern in Kiefernalthölzern mit vorgelagerten Wiesen und Feldern nistet, bevorzugt Auf Flächen des ehemaligen Übungsplatzes, wo waldfreie letzterer den siedlungsnahen Bereich, wo er in Kirchen Sandmagerrasen und Ginsterheiden dominieren, liegt der und anderen hohen Gebäuden brütet. Der Wanderfalke Verbreitungsschwerpunkt des Ziegenmelkers (Caprimul- (Falco peregrinus) war seit etwa 1960 als Brutvogel gus europaeus). Die gleiche Habitatstruktur nutzen Stein- ausgestorben, jüngste Beobachtungen in der Brutzeit schmätzer (Oenanthe oenanthe), Heidelerche (Lullula lassen jedoch eine Wiederbesiedelung des Gebietes arborea), Raubwürger (Lanius excubitor), Brachpieper erwarten. Eine ähnliche Bestandsentwicklung war auch (Anthus campestris) und Wiedehopf (Upupa epops). beim Kolkraben (Corvus corax) zu beobachten. In den Letzterer scheint in jüngster Zeit wieder heimisch gewor- 1960er Jahren war die Population bis auf wenige Paare den zu sein. weitgehend erloschen. Jedoch erholte sich der Bestand und kann heute als nicht mehr bedroht eingeschätzt werden. Unter den Eulenarten ist der Waldkauz (Strix aluco) Ausschlie§liche Wintergäste auf den Offenlandflächen sicherlich am häufigsten. Er ist vornehmlich im Februar sind Rauhfu§bussard (Buteo lagopus) und Merlin (Falco und März häufig zu hören. Die an natürlichen Baumhöhlen columbarius). reichen Altbuchenwälder um Serrahn bieten auch für die Waldohreule (Asio otus) Brut- und Lebensmöglichkeiten. Zu den reinen Nadelwaldbewohnern zählen Wintergold- Über den Steinkauz (Athene noctua), der früher als Brut- hähnchen (Regulus regulus), Sommergoldhähnchen (Regu- vogel am Ostufer der Müritz vorkam, liegt kein gesicherter lus ignicapillus), Tannenmeise (Parus ater) und Nachweis mehr vor. Dagegen sind vom Rauhfu§kauz Haubenmeise (Parus cristatus). Lichte Nadelwälder be- (Aegolius funereus) in den letzten Jahren vermehrt Ruf- vorzugen Trauerschnäpper (Ficedula hypoleuca), Mistel- Nachweise für den Raum Granzin, Speck und Klockow drossel (Turdus viscivorus), Wacholderdrossel (Turdus erbracht worden. pilaris), Turteltaube (Streptopelia turtur) Fitis (Phyllos- copus trochilus), Zilpzalp (Phylloscopus collybita), Auf Höhlenreichtum sind auch die Hohltaube (Columba Kleiber (Sitta europaea) und Waldbaumläufer (Certhia oenas) und die Schellente (Bucephala clangula) ange- familiaris). wiesen. Unter den heimischen Entenarten stellt die Schell- ente eine Besonderheit dar. Sie nutzt Baumhöhlen zur In jungen Fichten- und Kiefernkulturen sind Baumpieper Eiablage, die sich oft weitab vom nächsten Gewässer (Anthus trivialis), Gimpel (Pyrrhula pyrrhula), Schwanz- befinden. Ihre noch flugunfähigen Jungen verlassen schon meise (Aegithalos caudatus), Goldammer (Emberiza unmittelbar nach dem Schlupf die 10 Ð 15 Meter hoch citrinella) und Neuntöter (Lanius collurio) ebenso häufig gelegene Bruthöhle. Meistens sind es Höhlen, die von wie in Hecken oder Waldrändern. Der Eichelhäher (Garru- Schwarzspechten (Dryocopus martius) angelegt wurden lus glandarius) besiedelt selbst dichteste Nadelbaumdik- und später eine Nachnutzung durch Hohltauben und kungen. Ähnlich anspruchslos sind Heckenbraunelle (Pru- Schellenten erfahren. Weitere Spechtarten wie Wendehals nella modularis), Amsel (Turdus merula), Singdrossel (Jynx torquilla), Mittelspecht (Dendrocopos medius) (Turdus philomelos) und Kohlmeise (Parus major) an ihr bevorzugen laubbaumdominierte Wälder. Der Buntspecht Bruthabitat. (Dendrocopos major) und der Grünspecht (Picus viridis) sind weitere im Nationalpark heimische Arten. Die Bachstelze (Motacilla alba) kann sowohl in Nadelwäl- dern, als auch in Siedlungen vorkommen, während die Gebirgsstelze (Motacilla cinerea) ausschlie§lich an Flie§- Die Waldschnepfe (Scolopax rusticola) ist hinsichtlich gewässern brütet. Der Eisvogel (Alcedo atthis) benötigt ihrer Ansprüche an die Biotopausstattung nicht sehr wähle- frische Uferabbrüche, um seine Brutröhren anzulegen, er risch. In unterholzreichen Laubwäldern ist sie häufiger zu brütet jedoch auch fernab der Gewässer in Wurzeltellern beobachten. Der Schwarzstorch (Ciconia nigra) hingegen umgestürzter Bäume. benötigt störungsarme, reichstrukturierte Altholzbestände. Diese finden sich in ausreichender Größe nur im Teilgebiet Die Wasseramsel (Cinclus cinclus), ein regelmäßiger aber Serrahn. Der Bruterfolg des Schwarzstorches ist aber auch seltener Durchzügler im Winter, ist vornehmlich an den hier sehr wechselhaft.

94 Ein reiner Laubwaldbewohner ist der in Nordindien Durch ihre charakteristischen Rufe sehr auffällige Winter- überwinternde Zwergschnäpper (Ficedula parva), der die gäste sind Sing- (Cygnus cygnus) und Zwergschwan geschlossenen Buchenwälder des Teilgebietes Serrahn in (C. columbianus). Nicht selten sind Trupps mit bis zu erstaunlicher Dichte besiedelt. Der Bergfink (Fringilla 100 Exemplaren auf der eisfreien Müritz zu beobachten. montifringilla) kann zur Buchenmast sehr häufig auftreten, Als typische Vogelart der größeren Gewässer gilt der Schwärme von mehreren hunderttausend Exemplaren Höckerschwan (Cygnus olor), dessen Bestand Mitte dieses konnten in Serrahn schon beobachtet werden. In laub- Jahrhunderts stark bedroht war, heute aber als stabil einge- baumdominierten Wäldern kommen auch Waldlaubsänger schätzt werden kann. (Phylloscopus sibilatrix), Mönchsgrasmücke (Sylvia atricapilla), Buchfink (Fringilla coelebs), Kernbei§er Ein ebenso charakteristischer Vertreter der Gewässer ist der (Coccothraustes coccothraustes), Blaumeise (Parus caeru- Haubentaucher (Podiceps cristatus). Er kommt an fast allen leus) und Pirol (Oriolus oriolus) vor. größeren Seen im Gebiet vor. Im Herbst sind Trupps mit bis zu 500 Exemplaren auf der Müritz keine Seltenheit. Das Ostufer der Müritz, die Havelseen und die vielen Seltener ist der Zwergtaucher (Tachybaptus ruficollis), der kleinen Waldseen sind für zahlreiche Wasservogelarten eher auf kleinen bzw. stark verlandeten Gewässern brütet. sowohl Brut-, als auch Nahrungs-, Rast- und Überwin- Nur von wenigen Gewässern gibt es Nachweise über das terungsgebiete. So ist es nur folgerichtig, dass ein Teil des Vorkommen des Rothalstauchers (Podiceps grisegena). Die Nationalparks als Feuchtgebiet von internationaler Bedeu- übrigen Taucherarten wie Prachttaucher (Gavia arctica), tung (RAMSAR Ð Gebiet) deklariert wurde. Sterntaucher (Gavia stellata) und Schwarzhalstaucher Ein besonderes Naturschauspiel bietet sich dem Beobach- (Podiceps nigricollis) sind seltene Durchzügler. ter mit dem jährlichen Gänsezug. Im September finden sich auf den Specker Seen, dem Rederangsee und dem Das Blässhuhn (Fulica atra) ist ebenfalls an vielen Seen Woterfitzsee einige tausend Graugänse (Anser anser) ein. zu beobachten. Sein Brutbestand scheint sich nach einem Sie ist auch die einzige im Gebiet brütende Gänseart. Bestandeseinbruch in den 1980er Jahren wieder erholt zu Wenig später, im Oktober bis Ende November folgen in haben. Auf der Müritz sind Ansammlungen von 1.000 noch größerer Anzahl die Saat- und Blässgänse (Anser Bläßrallen keine Seltenheit. fabalis u. A. albifrons). Bis zu 25.000 Exemplare wurden Zu den Wasservogelarten des Gebietes zählen auch drei schon am Ostufer der Müritz und den Havelseen regis- Sägerarten. Während der Gänsesäger (Mergus merganser) triert. Immer wieder finden sich auch Kurzschnabelgans ein zahlreicher Durchzügler ist und manchmal auch im (Anser brachyhynchus), Ringelgans (Branta bernicla), Gebiet brütet, sind Zwergsäger (Mergus albellus) und Mit- Wei§wangengans (Branta leucopsis) und Kanadagans telsäger (Mergus serrator) nur selten zu beobachten. (Branta canadensis) als seltene Durchzügler auf den Gewässern des Nationalparks ein. Ein künstlicher, jedoch für einige Vogelarten sehr interes- santer Lebensraum im Müritz-Nationalpark sind die Boe- Außerordentliche Bedeutung hat das Gebiet auch für ker Fischteiche. Die abgelassenen Teiche ziehen vorwie- rastende Entenarten. So sind Tafelente (Aythya ferina) und gend im Herbst und im Frühjahr tausende Limikolen an Reiherente (Aytha fuligula) eher spärliche Brutvögel im Alpenstrandläufer (Calidris alpina), Flußuferläufer (Actitis Gebiet. Um so häufiger treten sie aber als Durchzügler am hypoleucos), Kiebitzregenpfeifer (Pluvialis squatarola), Warnker See, Rederangsee und der Müritz auf. Bis zu Zwerg- und Sichelstrandläufer (Caldris minuta u. C. ferru- 50.000 rastende Reiherenten wurden schon gezählt. In ginea), Regenbrachvogel (Numenius phaeopus), weitaus geringerer Anzahl ziehen Schnatterente (Anas stre- Dunkelwasserläufer (Tringa erythropus), Grünschenkel pera), Krickente (Anas crecca), Löffelente (Anas (Tr. nebularia) und Bruchwasserläufer (Tr. glareola) clypeata), Stockente (Anas platyrhynchos) und Knäkente zählen dort zu den regelmäßigen Durchzüglern. (Anas querquedula) durch, Entenarten die auch als Brutvö- gel im Gebiet vorkommen. Seltener nutzen Mornellregenpfeifer (Charadrius morinel- lus), Steinwälzer (Arenaria interpres), Seeregenpfeifer In den Trupps anderer Entenarten finden sich gelegentlich (Charadrius alexandrinus), Sandregenpfeifer (Ch. hiati- Spie§ente (Anas acuta) und Pfeifente (Anas penelope) ein. cula), Säbelschnäbler (Recurcirostra avosetta), Austern- Unregelmäßige Sommergäste und nur ausnahmsweise fischer (Haematopus ostralegus), Odinshühnchen Brutvögel sind Brandente (Tadorna tadorna) und Kolben- (Phalaropus lobatus), Temmickstrandläufer (Calidris ente (Netta rufina). temminckii), Sanderling (C. alba) und Knutt (C. canutus) Als sehr seltene Wintergäste kommen Meeresenten wie die Schlickflächen der abgelassenen Teiche zur Trauerente (Melanitta nigra), Samtente (Melanitta fusca), Nahrungssuche. Eiderente (Somateria mollissima), Eisente (Clangula hye- malis) sowie Bergente (Aythya marila) und Moorente (Ay- Verschiedene Möwenarten sind ebenfalls Brutvögel und thya nyroca) vornehmlich auf den größeren Gewässern vor. Nahrungsgäste. So die Lachmöwe (Larus ridibundus),

95 deren Brutbestand auf 20 Paare geschätzt wird. Sie ist Nur noch unregelmäßig brütet die Sumpfohreule (Asio auch außerhalb der Brutzeit regelmäßig auf allen größeren flammeus) im Nationalpark. Weitere in diesem Lebens- Seen zu beobachten. Gleiches gilt für Zwergmöwe (Larus raum vorkommende Vogelarten sind Wasserralle (Rallus minutus), Sturmmöwe (L. canus) sowie Silber- und Wei§- aquaticus), Teichhuhn (Gallinula chloropus) und das selte- kopfmöwe (Larus argentatus u. L. cachinnans). ne Tüpfelsumpfhuhn (Porzana porzana). Dagegen treten Heringsmöwe (Larus fuscus), Mantelmöwe (L. marinus) und verschiedene Raubmöwen (Stercorarius In den zeitweilig überstauten, gebüschreichen Mooren und spec.) nur selten als Durchzügler und Wintergäste auf. Verlandungszonen der Seen brütet der Kranich (Grus grus). Er baut sein Nest auch in Erlenbrüchen und kleinen Feldsöllen, vorausgesetzt, sie sind zur Brutzeit ausreichend Ein ebenfalls regelmäßiger Gast an den Gewässern ist die mit Wasser gefüllt. Ähnliche Habitatansprüche hat der Flu§seeschwalbe (Sterna hirundo) deren einziges Waldwasserläufer (Tringa ochropus), während die bekanntes Brutvorkommen an den Boeker Fischteichen Bekassine (Gallinago gallinago) große zusammenhän- liegt. Das Brutvorkommen der Trauerseeschwalbe gende Feuchtgebiete bevorzugt. (Chlidonias niger) vom Useriner See hingegen dürfte erlo- schen sein. Sie nutzte dort in den See gerammte Pfähle als Der Sumpfrohrsänger (Acrocephalus palustris) ist nicht an Brutplatz. Die Raubseeschwalbe (Sterna caspia) ist Gewässerränder gebunden. Er besiedelt auch reichstruk- vorwiegend im August-September als regelmäßiger Durch- turierte Feldgehölze, Weidengebüsche und Staudenfluren. zügler an den Fischteichen und an der Müritz zu beobach- Ebenso nutzen Feldschwirl (Locustella naevia) und ten. Weitere Seeschwalbenarten wie Weißflügel- Schlagschwirl (L. fluviatilis) diesen Lebensraum. In den seeschwalbe (Chlidonias leucopterus), Zwergseeschwalbe ausgedehnten Moorwäldern finden sich zur Zugzeit große (Sterna albifrons) und Brandseeschwalbe (St. sandvicen- Schwärme des Erlenzeisigs (Carduelis spinus). sis) sind sehr seltene Durchzügler. In unmittelbarer Seenähe an herabhängenden Birkenästen brütet die Beutelmeise (Remiz pendulinus). Die Weiden- Zu den charakteristischen Vogelarten der fischreichen meise (Parus montanus) ist ebenfalls ein Charaktervogel Gewässer des Müritz-Nationalparks gehören Kormoran der Birken- und Erlenbruchwälder. Hier hat auch der (Phalacrocorax carbo) und Graureiher (Ardea cinera). Als Kuckuck (Cuculus canorus) seinen Verbreitungsschwer- Brutvogel eher selten, treten sie jedoch als häufige Nah- punkt. Interessant sind die in den letzten Jahren häufiger rungsgäste an allen größeren Seen des Gebietes auf. Die werdenden Beobachtungen des Karmingimpels (Carpo- einzige Graureiherkolonie, in der auch einige Kormorane dacus erythrinus). Ursprünglich weiter im Osten beheima- brüten, befindet sich bei Zwenzow. tet, hat er sein Verbreitungsgebiet stetig erweitert. Dagegen ist das Vorkommen des Wei§sternigen Blaukehlchens Zu den Vogelarten, die in den ausgedehnten Röhrichten (Luscinia svecica) am Ostufer der Müritz nicht bestätigt, und Seggenrieden am Ostufer der Müritz und den zahl- obwohl die ausgedehnten Moore einen idealen Lebens- reichen Gewässern des Nationalparks auftreten, gehört die raum darstellen. selten zu beobachtende aber um so eindrucksvoller zu Der Grauschnäpper (Muscicapa striata) ist wie der Klein- hörende Rohrdommel (Botaurus stellaris), die mit 4 Ð 6 specht (Dendrocopos minor) in weichholzreichen rufenden Exemplaren am Ostufer der Müritz ihren Verbrei- Beständen heimisch, brütet aber auch in Siedlungen. tungsschwerpunkt hat. Die Zwergdommel (Ixobrychus minutus) gilt als ausgestorben. Nur auf dem Durchzug Die Grünlandflächen weisen ebenfalls eine charakteris- werden noch einige Exemplare registriert. tische Avifauna auf. So sind Wiesenpieper (Anthus Den gleichen Lebensraum nutzen auch Teichrohrsänger pratensis), Feldlerche (Alauda arvensis) und Braun- (Acrocephalus scirpaceus), Drosselrohrsänger (A. arundi- kehlchen (Saxicola rubetra) häufige, der Kiebitz (Vanellus naceus), Rohrschwirl (Locustella luscinoides), Rohrammer vanellus) hingegen ein eher spärlicher Brutvogel. Früher (Emberiza schoeniclus), Bartmeise (Panurus biarmicus) zahlreich vorkommend, heute jedoch nur noch auf weni- und der seltene Schilfrohrsänger (Acrocephalus schoeno- gen Grünländern wie am Müritzhof und auf den Rederang- baenus). Vom Seggenrohrsänger (A. paludicola) fehlen wiesen zu finden, ist die Schafstelze (Motacilla flava). aktuelle Nachweise. Mit der Intensivierung der Landwirtschaft und einher- Von den drei Weihenarten brütet nur die Rohrweihe gehender Entwässerung der Niedermoorstandorte sind eine (Circus aeruginosus) im Gebiet. Als Bodenbrüter nutzt sie Reihe von Brutvögeln aus dem Gebiet verschwunden. ausgedehnte Röhrichtzonen und baumfreie Moore. Die Dazu gehören Wachtelkönig (Crex crex), Gro§er Brach- Kornweihe (Circus cyaneus) tritt als regelmäßiger Durch- vogel (Numenius arquata), Uferschnepfe (Limosa limosa) zügler und Wintergast auf. Die Wiesenweihe (C. pygargus) und Rotschenkel (Tringa totanus). Seit den 1950er Jahren wird nur sehr selten beobachtet. ist auch das Birkhuhn (Tetrao tetrix) im Gebiet ausge-

96 storben. In geringer Anzahl und oft übersehen sind Zwerg- Bindenkreuzschnabel (L. leucoptera) und Kiefernkreuz- schnepfe (Lymnocryptes minimus) und Kampfläufer schnabel (L. pytyopsittacus) auf. Der Fichtenkreuzschnabel (Philomachus pugnax), noch seltener Pfuhlschnepfe ist vermutlich auch Brutvogel. (Limosa lapponica) und Doppelschnepfe (Gallinago media) als Durchzügler zu beobachten. Als Irrgäste wurden folgende Arten nachgewiesen: Polarbirkenzeisig (Carduelis hornemanni), Hakengimpel Der Wei§storch (Ciconia ciconia) als Brutvogel der um- (Pinicola enucleator), Grüner Laubsänger (Phylloscopus liegenden Dörfer nutzt ebenfalls das reichhaltige trochiloides), Gelbbraunenlaubsänger (P. inornatus), Nahrungsangebot der Feuchtwiesen und Weiden. Seine Berglaubsänger (P. bonelli) und Blauschwanz (Tarsinger Brutdichte scheint sich in den letzten Jahren zu stabili- cyanurus). sieren.

Durch die Stillegung gro§er Ackerflächen haben sich die Bestände des Rebhuhns (Perdix perdix) und der Wachtel 8.2.2 Säugetiere (Coturnix coturnix) offensichtlich erholt. Ihre charakteris- tischen Rufe sind in den letzten Jahren auf den Acker- Von den 75 ehemals in Mecklenburg-Vorpommern flächen um Goldenbaum und bei Charlottenhof häufiger vorkommenden Säugetierarten gelten 25 Arten als bereits zu hören. ausgestorben oder stark gefährdet. So sind beispielsweise Im Herbst finden sich auf den abgeernteten und umge- die Vorkommen von Elch (Alces alces) und Wolf (Canis brochenen Feldern zahlreiche Vogelarten zur Nahrungs- lupus) schon im Mittelalter erloschen, wobei jedoch beide suche ein. So sind Saatkrähe (Corvus frugilegus), Dohle Arten in der Roten Liste Mecklenburg-Vorpommerns als (monedula) und Nebelkrähe (corone cornix) oft in gro§en gefährdete Wandergäste eingeordnet sind, da sie vereinzelt Schwärmen zu beobachten. Auch Schneeammer (Plectro- und sporadisch nachgewiesen werden. phenax nivalis) und Goldregenpfeifer (Pluvialis apricaria) rasten im Herbst und im Frühjahr auf brachliegenden Im Müritz-Nationalpark wurden bisher 52 Arten nach- Feldern. gewiesen. Hierzu zählen zahlreiche insektenfressende Säu- gerarten (Insektivora). Der Braunbrust-Igel (Erinaceus Zu den Vogelarten, die ihren Lebensraum in Hecken, europaeus) bewohnt reich gegliederte und deckungsreiche Obstgärten und Alleebäumen haben, gehören Hänfling Lebensräume. Aufgrund der im Nationalpark großflächig (Carduelis cannabina), Grünling (Carduelis chloris) strukturarmen Waldbestände liegt die Siedlungsdichte Gartenbaumläufer (Certhia brachydactyla), Dorngras- deutlich unter der, die in Wäldern möglich ist. mücke (Sylvia communis), Gartengrasmücke (Sylvia borin) und Gartenrotschwanz (Phoenicurus phoenicurus). Die Der Europäische Maulwurf (Talpa europaea) bewohnt vor- Nachtigall (Luscinia megarhynchos) ist nur im Teilgebiet wiegend Biotope mit lockeren Böden, Wiesen und Felder. Serrahn in der heckenreichen Landschaft um Goldenbaum Sandige, felsige und moorige Böden werden weitest- nachgewiesen. gehend gemieden. Im Nationalpark ist er allgemein in den Ähnliche Strukturen bevorzugen Sprosser (Luscinia entsprechenden Lebensräumen verbreitet. luscinia), Klappergrasmücke (Sylvia curruca) und Sperbergrasmücke (S. nisoria), sie kommen aber auch Die Spitzmäuse werden durch drei Arten vertreten. Die fernab von Siedlungen vor. Waldspitzmaus (Sorex araneus) bevorzugt feuchtkühle Lebensräume und eine dichte Vegetation. Aufgrund ihrer Im siedlungsnahen Raum leben Gelbspötter (Hippolais hohen Anpassungsfähigkeit ist sie jedoch auch in anderen icterina), Feldsperling (Passer montanus) und Stieglitz Lebensräumen, wie Waldrändern und Wäldern (Kiefern- (Carduelis carduelis). Als ausgesprochene Kulturfolger, wälder) zu finden. Im Nationalpark tritt sie in feuchten die nur im unmittelbaren Siedlungsraum vorkommen, Bereichen besonders häufig auf, so im Erlenbruchwald am gelten Türkentaube (Streptopelia decaocto), Rauchschwal- Nordrand des Specker Sees, im Moor bei Müritzhof und be (Hirundo rustica), Mehlschwalbe (Delichon urbica), im Schwarzen See-Bruch. Die Wasserspitzmaus (Neomys Hausrotschwanz (Phoenicurus ochruros), Haussperling fodiens) benötigt klare, fließende oder stehende Gewässer, (Passer domesticus), Girlitz (Serinus serinus) und Elster weshalb sie auch als Biotopgüteanzeiger herangezogen (Pica pica). Die Schleiereule (Tyto alba) dürfte ebenfalls werden kann. Im Nationalpark sind bisher nur ein Nach- in den umliegenden Siedlungen auftreten. weis im Feuchtgebiet im Südteil des Grünlandes bei Goldenbaum und einer am Serrahnsee (PRILL 1970) Als Invasionsvögel treten Birkenzeisig (Carduelis flam- gelungen. Die Zwergspitzmaus (Sorex minutus) bevorzugt mea), Berghänfling (Carduelis flavirostris), Tannenhäher dichte Wiesen, Schilfgebiete und Moore. Im Nationalpark (Nucifraga caryocatactes), Seidenschwanz (Bombycilla gibt es Nachweise dieser Art im Erlenbruchwald am garrulus), Fichtenkreuzschnabel (Loxia curvirostra), Specker See und im Moor bei Müritzhof.

97 Das Artenspektrum der Fledermäuse im Nationalpark ist werden (OLDENBURG & HACKETHAL 1994). Die beachtlich, wobei besonders auf das Vorhandensein Mopsfledermaus (Barbastella barbastellus) lebt bevorzugt seltener Arten hinzuweisen ist (OLDENBURG & in bewaldeten Habitaten. Von dieser im Nationalpark HACKETHAL 1994). Der Lebensraum des Abendseglers seltensten Art gibt es nur zwei zurückliegende Nachweise (Nyctalus noctula) umfasst Laub- und Mischwälder, von PRILL (1969) im Teilgebiet Serrahn. Gärten und Parks. Diese Art ist im ganzen Nationalparkge- Die in lichten Laub- und Mischwäldern lebende Rauhhaut- biet verbreitet. Normalerweise auf Spechthöhlen ange- fledermaus (Pipistrellus nathusii) ist regelmäßig in Fleder- wiesen, wurde sie in letzter Zeit aber auch in Fleder- maus- und Vogelkästen anzutreffen, wurde aber auch mauskästen angetroffen. Im Bereich Waren (Müritz)- wiederholt in Gebäuden gefunden. Im Gebiet von Eck- Ecktannen wurden jährlich 80 – 100 adulte Weibchen tannen ist eine ständige Population (ca. 200 – 250 adulte nachgewiesen. Von 1971 sind zwei Nachweise aus Speck Weibchen) nachgewiesen. Nachweise dieser Art sind auch und Müritzhof bekannt. Aus dem Teilgebiet Serrahn sind in Rehhof und vom Feisnecksee bekannt (OLDENBURG aus den Jahren 1977 – 1983 einige Fänge und Totfunde & HACKETHAL 1988, 1994). bekannt (PRILL 1995 mdl.). Die Teichfledermaus (Myotis dasycneme) zeigt eine relativ Das Braune Langohr (Plecotus auritus), dessen Lebens- starke Bindung an größere, stehende Gewässer. Der letzte raum hauptsächlich offene Wald- und Buschlandschaften Nachweis dieser Art, der dreimal durch Einzelfunde aus sind, besiedelt Baumquartiere, Fledermaus- und Vogel- dem Gebiet belegt ist, stammt von 1993 (STUBBE mdl. kästen, aber auch Dachstühle von Gebäuden. Diese Art, 1994). Die Wasserfledermaus (Myotis daubentoni) kommt wie auch die Breitflügelfledermaus (Eptesicus serotinus) vor allem in seenreichen Gebieten und an langsam flie§en- wurden im Nationalpark relativ häufig nachgewiesen, den Gewässern vor und ist überall im Müritzgebiet ver- letztere besonders häufig in Siedlungsnähe. breitet. Die Quartiere befinden sich in Spechthöhlen in Gewässernähe. In den Winterquartieren (Eiskeller Waren Die Fransenfledermaus (Myotis natteri) hält sich gern in (Müritz), Burgkeller Penzlin, Alte Brauerei Neustrelitz) Wassernähe auf und bewohnt meist lichte Wälder sowie wurden allerdings nur wenige Individuen nachgewiesen. Parklandschaften. Unter anderem wurde sie regelmäßig in Wenige Nachweise aus den 70er Jahren gab es auch am den Winterquartieren (Eiskeller in Waren (Müritz), Feisnecksee (OLDENBURG & HACKETHAL 1994). Von Neustrelitz und Penzlin) angetroffen, wogegen aus dem PRILL sind ebenfalls aus den 70er Jahren einige Exempla- Nationalpark nur der Nachweis einer Wochenstube in re aus dem Teilgebiet Serrahn bekannt. Müritzhof bekannt ist. Einzelnachweise gibt es aus dem Die Zweifarbenfledermaus (Vespertilio discolor) bewohnt Teilgebiet Serrahn, wo ausschließlich männliche Tiere in vorwiegend Bergwälder und gegliederte Kulturland- den 70er Jahren meist am Schlossberg nachgewiesen schaften und ist 1993 erstmals in Amalienhof gefunden wurden (PRILL 1995 mdl.). Die Gro§e Bartfledermaus worden. Es gibt weitere Funde neueren Datums aus (Myotis brandti) stellt ähnliche Ansprüche an ihren Mecklenburg die darauf schlie§en lassen, dass die Art in Lebensraum. Es gibt nur zwei Nachweise aus Fleder- Norddeutschland nicht so selten ist, wie bisher angenom- mauskästen in Waren (Müritz)-Ecktannen (OLDENBURG men (STUBBE mdl. 1994). Die offenes Gelände und lichte & HACKETHAL 1988). Wälder bevorzugende Zwergfledermaus (Pipistrellus pipi- Das Gro§e Mausohr (Myotis myotis) kommt vorwiegend in strellus) ist nach OLDENBURG & HACKETHAL (1994) lichten Auwäldern und strukturreichen Feld- und Wiesen- die häufigste Art im Gebiet. Die Wochenstubengesell- landschaften vor. Von dieser Art ist gegenwärtig nur eine schaften sind vorwiegend in Gebäuden aller Ortschaften Wochenstube in der Warener Marienkirche bekannt (ca. 60 des Müritz-Nationalparks zu finden, in den bekannten adulte Weibchen). Das bedeutendste Winterquartier befindet Winterquartieren (Eiskeller Waren (Müritz), Burgkeller sich im ehemaligen Eiskeller in Waren (Müritz), wenige Tie- Penzlin, Alte Brauerei Neustrelitz) fehlt sie jedoch. re treten kontinuierlich im Teilgebiet Serrahn auf (PRILL 1969). Der zu den Pflanzenfressern (Herbivora) gehörende Feld- hase (Lepus europaeus) stammt aus Steppenlandschaften, Der Kleine Abendsegler (Nyctalus leiseri) ist ein ausge- ist heute jedoch in agrarisch geprägten Landschaften und sprochener Waldbewohner, der Laubwälder bevorzugt. Er auch in Wäldern zu finden. Da der Großteil des National- ist mit Sicherheit im Müritzgebiet verbreitet, konnte aber parks kein optimales Hasenbiotop darstellt, ist die Dichte bisher nur einmal in Serrahn nachgewiesen werden im allgemeinen gering. Auch das Vorkommen des Wild- (PRILL 1970). Die Kleine Bartfledermaus (Myotis kaninchens (Oryctolagus cuniculus) beschränkt sich auf mystacinus) kommt meist in Wassernähe vor. Sie ist sicher wenige Gebiete bei Zinow, Grünow und Waldsee sowie im bedeutend häufiger, als die wenigen Nachweise in den Revier Federow (STÖCKER 1993). bekannten Winterquartieren (Eiskeller Waren (Müritz), Burgkeller Penzlin, Alte Brauerei Neustrelitz) beweisen. Das Eichhörnchen (Sciurus vulgaris) ist ein Laub-, Misch- Sommerquartiere konnten bisher noch nicht nachgewiesen sowie Nadelwaldbewohner und im Nationalpark häufig zu

98 beobachten. Der Siebenschläfer (Glis glis) bevorzugt flächen bei Dambeck und Babke, aber auch an feuchten gemischte, wärmebegünstigte Laubwälder mit reichlichem Gräben des Grünlandes Teufelsbruch nachgewiesen. Unterwuchs. Aus dem Gebiet des Nationalparks sind nur vier Siebenschläferbeobachtungen bekannt, wobei drei Die Rötelmaus (Clethrionomys glareollus) lebt in Wäldern davon im Teilgebiet Serrahn und eine im Teilgebiet Müritz und Hecken. In besonders hoher Anzahl tritt sie in den erfolgten. Aufgrund der günstigen Biotopstrukturen lässt alten Buchenwäldern bei Serrahn und Steinmühle, aber sich jedoch ein höherer Anteil vermuten (STÖCKER 1993). auch in den Erlenbruchwäldern am Specker See und am Schwarzen See auf. Gewöllnachweise gibt es aus den Die Brandmaus (Apodemus agrarius) lebt vorwiegend in Gebieten Warensche Wohld, Müritzhof, Feisnecksee und Gebüschen, Waldrändern, Feldrainen und auch in Wäldern dem Teufelsbruch. Die Nordische Wühlmaus (Microtus mit dichter Krautschicht. Nachweise dieser Art konnten oeconomus) ist an relativ feuchte Böden wie Moorwiesen auf den Grünlandflächen bei Goldenbaum und Hennings- und Erlenbrüche gebunden. Nachweise dieser Art gibt es felde, den Ackerflächen bei Dambeck und in den Wäldern im Nationalpark im Feuchtbiotop des Grünlandes im Teilgebiet Serrahn erbracht werden. Weiterhin sind Goldenbaum und im Serrahnbruch (NABERHAUS 1993). Nachweise durch Gewöllfunde aus dem Teufelsbruch bekannt. Die Bisamratte (Ondatra zibethica) wurde aus Nord- amerika eingebürgert und lebt an Gewässerufern mit Die Gelbhalsmaus (Apodemus flavicollis) lebt in Laub- dichter Vegetation. Aus dem Teilgebiet Müritz sind Sicht- und Mischwäldern sowie Gebüschen. Verbreitungsschwer- beobachtungen vom Janker See, Rederangsee, Feisneck- punkte mit sehr hohen Individuenzahlen wurden im see, Woterfitzsee und aus der Teichanlage Boek bekannt. Nationalpark in den Buchenwäldern bei Serrahn und Stein- Aus dem Teilgebiet Serrahn sind Beobachtungen von fast mühle, in den feuchten Erlenbruchwäldern am Schwarzen allen Seen bekannt (STÖCKER 1993). See und am Specker See sowie den höheren Hecken nahe Der an Bächen und Flüssen mit dichter Ufervegetation der Ackerfläche westlich von Goldenbaum nachgewiesen. lebende Nutria (Myocastor coypus) stammt aus Süd- Weitere Nachweise gibt es durch Gewöllfunde. amerika und wurde eingebürgert. Sichtbeobachtungen erfolgten im Teilgebiet Müritz am Mühlensee, als Die Hausmaus (Mus musculus) lebt fast ausschlie§lich in Vermehrungsort ist der Woterfitzsee bekannt. Im Teilgebiet menschlichen Behausungen, Ställen, Scheunen und Serrahn sind aus der Mitte der 60er Jahre Freilandbeobach- Kellern, sowie in Feldrainen, Wiesen und Hecken. Neben tungen im Raum Steinmühle bekannt. Dort war eine Nutria- Fängen innerhalb menschlicher Behausungen sind aus dem farm angesiedelt, aus der die Tiere offensichtlich stammen Zeitraum 1961 – 1974 Freilandfänge aus dem Teilgebiet (STÖCKER 1993). Serrahn bekannt. Die Waldmaus (Apodemus sylvaticus) bewohnt Wälder, Der Biber (Castor fiber) bevorzugt Gewässer mit Wegböschungen und Waldränder, meidet jedoch Moore laubholzreichen Uferzonen. Er hat sich im Süden des und Heiden. So sind im Müritz-Nationalpark hauptsächlich Teilgebiets Serrahn etabliert und befindet sich weiter in Nachweise auf Ackerflächen, wie bei Dambeck und Ausbreitung. Babke, sowie auf einer jungen Schonung vor Klockow erbracht. Gewöllnachweise dieser Art gab es u.a. am Südu- Zu den im Nationalparkgebiet vorkommenden Raubtieren fer des Feisnecksee und am Teufelsbruch erbracht worden. (Carnivora) zählen in erster Linie verschiedene Marder- arten. Der Baummarder (Martes martes) benötigt relativ Die Zwergmaus (Micromys minutus) lebt vor allem in großflächige, naturnahe Waldgebiete mit hohem Altholz- feuchten Wiesen mit hohem Gras, an dichtbewachsenen anteil. Der Bestand des Baummarders ist in den letzten Ufern von Flüssen und Bächen sowie in stark vergrasten Jahren stark zurückgegangen, er ist jedoch im National- Nadelholzkulturen. Im Nationalpark sind Direktnachweise park noch als regelmäßig vorkommend einzustufen. im Grünland von Goldenbaum, aus dem Moor bei Müritz- Der Steinmarder (Martes foina) lebt an Waldrändern, in hof und aus den Wäldern um Serrahn bekannt, sowie aus lichten Wäldern und in der Nähe menschlicher Siedlungen. dem Warenschen Wohld durch Schleiereulengewölle Im Gebiet des Müritz-Nationalparks ist er relativ häufig (NABERHAUS 1993). verbreitet.

Die Erdmaus (Microtus agrestris) bevorzugt feuchtkühle Das Hermelin (Mustela ermina) ist Bewohner reich geglie- Biotope und ist im Müritz-Nationalpark regelmäßig derter Landschaften. Obwohl keine konkreten Angaben verbreitet. Nachweise gibt es am Schwarzen See, im über Sichtbeobachtungen vorliegen, ist es vermutlich Grünland bei Goldenbaum und in Nadelholzkulturen im regelmäßig verbreitet. Teilgebiet Serrahn. Die Feldmaus (Microtus arvalis) bewohnt offene, trockene Flächen, Wiesen und Felder. Sie Der Iltis (Mustela putorius) lebt in aufgelockerten Waldge- wurde im Gebiet des Müritz-Nationalparks auf den Acker- bieten mit Wiesen und Feldern, häufig auch in Siedlungs-

99 nähe. Im Teilgebiet Müritz sind einzelne Beobachtungen jüngster Zeit einzelne Beobachtungen von umherstreifen- am Ostufer der Müritz, im Revier Rehhof (1985) und in den solitären Wölfen (aus Polen zugewandert). den 70er Jahren am Rederangsee bekannt. Im Teilgebiet Serrahn sind Sichtbeobachtungen regelmäßig von 1985 – Der Luchs (Lynx lynx) bevorzugt zusammenhängende, un- 1988 im Revier Herzwolde gemacht worden, das auch als terholzreiche Wälder mit eingestreuten Lichtungen. Er gilt ein Vermehrungsort gilt. in Mecklenburg-Vorpommern als ausgestorben. Auch Vor- kommen der Wildkatze (Felis sylvestris) sind nicht bekannt, Das Mauswiesel (Mustela nivalis) ist in verschiedensten sie gilt ebenfalls als ausgestorben (STÖCKER 1993). Biotopen anzutreffen. Es gilt im Müritz-Nationalpark als regelmäßig verbreitet. Der Dachs (Meles meles) ist im Die wildlebenden Paarhufer werden im Nationalparkgebiet gesamten Müritz-Nationalpark mit einer stabilen, relativ durch Wildschwein, Reh, Damhirsch, Rothirsch und Muff- starken Population vertreten. lon vertreten. Alle Arten unterliegen dem Jagdgesetz und der jagdlichen Bestandsregulierung. Unter diesem Der Europäische Nerz (Mustela lutreola) ist durch die Zer- Gesichtspunkt sollen sie entsprechend ¤ 2 BJagdG im störung seiner Lebensräume und die starke Konkurrenz folgenden als Wild bzw. Schalenwild bezeichnet werden durch den eingebürgerten Mink (Amerikanischer Nerz) in (vgl. Kap. IV/8.3.2). Die nachfolgenden Bestandsangaben Mecklenburg-Vorpommern und auch im Nationalpark aus- wurden von der BUNDESANSTALT FÜR FORST UND gestorben. Vom ursprünglich aus Nordamerika stammen- HOLZWIRTSCHAFT (2001) aus dem Trend der regel- den Mink (Mustela vison) gibt es im Teilgebiet Müritz mäßig stattfindenden Losungszählverfahren ermittelt. unter anderem regelmäßige Sichtbeobachtungen im Revier Müritzhof, am Woterfitzsee, an der Havel und am Feis- Das Schwarzwild (Sus scrofa) lebt bevorzugt in Laub- und necksee. Im Teilgebiet Serrahn liegen Sichtbeobachtungen Mischwäldern mit Wiesen und Sumpfgebieten. Es ist im am Großen Lanzsee und an der Steinmühle vor. gesamten Nationalpark verbreitet. Sein Bestand wird für das Teilgebiet Müritz mit 500 – 700 und für das Teilgebiet Der Fischotter (Lutra lutra) bevorzugt Binnengewässer Serrahn mit 200 Ð 300 Tieren angegeben. aller Art mit dichtbewachsenen, unzugänglichen Ufer- zonen. Er ist im Nationalpark regelmäßig verbreitet. So Das Damwild (Cervus dama) stammt aus Kleinasien und sind aus dem Teilgebiet Müritz (Herrmannskanal, Binnen- wurde bereits von den Römern nach Mitteleuropa müritz, Boeker Fischteiche, Bullowsee und Mühlensee), gebracht. Es ist im Müritz-Nationalpark die häufigste aber auch aus dem Teilgebiet Serrahn (Serrahnsee, Schalenwildart. Im Teilgebiet Müritz beträgt sein Bestand Goldenbaumer Mühle und Schulzenseer Bruch) Sichtbeob- 2.000 Ð 2.250 und im Teilgebiet Serrahn 700 Ð 900 Tiere. achtungen und Fährtennachweise bekannt. Jährlich werden Ebenso ist das Muffelwild (Ovis ammon musimon) eine mehrere Fischotter entlang der B 198 am Nordrand des eingebürgerte Art, es stammt aus dem mediterranen Raum. Teilgebietes Serrahn überfahren. Die im Teilgebiet Serrahn in den 70er Jahren ausgewil- derte Muffelpopulation ist inzwischen erloschen. Im Teil- Der Marderhund (Nyctereutes procyonides) stammt gebiet Müritz kommt es insbesondere in den mittleren ursprünglich aus Nordostasien und bevorzugt unterholzrei- Bereichen (ehemaliger Truppenübungsplatz) und im Nord- che Laubwälder und Röhrichtzonen von Gewässern. Nach- westen mit etwa 150 Individuen vor. dem zwischen 1985 und 1992 Sichtbeobachtungen und Erlegungen nur sporadisch vorkamen, hat der Marderhund Das Rotwild (Cervus elaphus) ist eine heimische Art, als inzwischen alle ihm zusagenden Biotope im Müritz-Natio- ursprünglich typischer Offenlandbewohner wurde es nalpark besiedelt. jedoch durch den Menschen zunehmend in die Wälder verdrängt. Das Rotwild hat einen deutlichen Verbreitungs- Der Rotfuchs (Vulpes vulpes) ist im gesamten National- schwerpunkt in der Westhälfte des Teilgebietes Müritz, parkgebiet verbreitet und häufig. Der aus Nordamerika sein Bestand beträgt hier 700 – 800 Tiere. Im Teilgebiet stammende Waschbär (Procyon lotor) ist ein Bewohner Serrahn hingegen leben nur zwischen 20 Ð 30 Individuen. strukturreicher Laubwälder. Ausgehend von Nordhessen hat er inzwischen nahezu das gesamte Bundesgebiet besie- Das heimische Rehwild (Capreolus capreolus) bewohnt delt und ist auch im Nationalpark ein relativ häufiger Wälder, Waldränder und Offenlandschaften. Im gesamten Vertreter. Durch seine ausgesprochene Nachtaktivität sind Müritz-Nationalpark kommt es mit großer Häufigkeit vor. Sichtbeobachtungen jedoch ausgesprochen selten. Sein Bestand liegt im Teilgebiet Müritz mit 1.000 – 1.200 Tieren deutlich über dem im Teilgebiet Serrahn (100 Ð 200). Der früher nahezu überall vorkommende Wolf (Canis lupus) ist in Mecklenburg-Vorpommern und somit auch im Der u.a. in Nordeuropa beheimatete Elch (Alces alces) Nationalpark ausgestorben. Es existieren jedoch auch aus wurde in den 30er Jahren am Ostufer der Müritz

100 ausgesetzt. Das Vorkommen erlosch nach dem Zweiten Hegegemeinschaften Weltkrieg. Jedoch gelang eine Beobachtung in jüngerer Zeit, 1984 wurde in der Warenschen Wohld ein Stangen- Für Rot-, Dam- und Schwarzwild sind nach §10 Landes- elch gesichtet (STÖCKER 1993). jagdverordnung M-V Hegegemeinschaften in den Grenzen zu bilden, die den Lebensräumen des Schalenwildes entsprechen. Den Hegegemeinschaften obliegen: 8.3 Regulierung des Wildbestandes durch Jagd - die Umsetzung der Wildbewirtschaftungsrichtlinie Geschichte - die Anpassung der Wildbestände an ihren Lebensraum - die Abstimmung von Hegema§nahmen Im Jahre 1929 kaufte der Staatsrat Dr. Kurt Herrmann - die Erstellung des Gesamtabschussplanes zusammenhängende Ländereien östlich der Müritz und verwirklichte dort seine Jagdinteressen. Gro§e Teile seines Im Bereich des Müritz-Nationalparks bestehen Jagdreviers lagen in einem der interessantesten Feucht- 3 Hegegemeinschaften, die z.T. weit über das Gebiet des gebiete Europas. Nationalparks hinausreichen. Es sind dies:

Nach dem Zweiten Weltkrieg waren diese Flächen ab 1958 - die Hegegemeinschaft Mirower Heide (Revier Bestandteil eines gro§en Wildforschungsgebietes, welches Blankenförde, Revier Zwenzow) dann ab 1970 dem Staatlichen Jagdwirtschaftsbetrieb - die Hegegemeinschaft Östliches Müritzgebiet (Teilgebiet “Ostufer der Müritz” unterstand. Als personenbezogene Müritz ohne vorgenannte Reviere) Staatsjagd wurden Teilgebiete bis Ende 1989 jagdlich - die Hegegemeinschaft Wilhelminenhof/ Zinow intensiv bewirtschaftet. (Teilgebiet Serrahn)

Im ehemaligen Naturschutzgebiet Serrahn nahm die Die Hegegemeinschaften haben das Ziel, einen Beitrag zur Arbeitsgemeinschaft für Jagd- und Wildforschung 1957 Erhaltung des Wildes als Teil der Vielfalt der heimischen ihre Forschungsarbeiten auf, seit Anfang der 80er Jahre Natur in der überregionalen natürlichen Umwelt zu leisten wurde das Gebiet ebenfalls entsprechend den Zielen der (¤ 2 der Satzung der HGM Wilhelminenhof/ Zinow, 1994). Staatsjagdgebiete behandelt (vgl. Kap. II/3.3). Gemäß Satzung verfolgen sie insbesondere folgende Ziele:

Ð Aufbau und Erhaltung von gesunden und der 8.3.1 Organisation der Jagd Lebensraumkapazität angepassten Schalenwildbeständen Ð Erhaltung und Verbesserung der Lebensgrundlagen des Die Jagd wird im Müritz-Nationalpark flächendeckend Schalenwildes durchgeführt, ausgenommen davon sind die per Jagd-Ver- – Förderung einer möglichst gleichmäßigen Verteilung der ordnung ausgewiesenen Jagdruhezonen (vgl. Kap. 8.3.4). Wildbestände in den Lebensräumen Die jagdliche Revierstruktur stellt sich wie folgt dar (vgl. Ð Begrenzung der Wildschäden an landwirtschaftlichen Textkarte 9): Kulturen und am Wald – die Jagdinteressen mit den sonstigen öffentlichen Eigenjagdbezirke Belangen, insbesondere mit denen der Landeskultur, des Naturschutzes und der Landschaftspflege sowie des Der überwiegende Teil der Jagdausübung im Müritz- Müritz-Nationalparks in Einklang zu bringen. Nationalpark erfolgt in Eigenjagdbezirken. Den größten Eigenjagdbezirk hält das Nationalparkamt mit rund 16.000 In den letzten Jahren hat sich zunehmend eine enge ha Jagdfläche (ohne Wasser). Die bundeseigenen Liegen- Zusammenarbeit zwischen dem Nationalparkamt und den schaften mit einer Größe von rund 3.400 ha werden vom Hegegemeinschaften entwickelt. Im Vordergrund stehen Bundesforstamt Neubrandenburg bejagt. dabei die Reduktion der Schalenwildbestände und die Aus- Über weitere Eigenjagdbezirke verfügen die Stadt Waren richtung der Jagd entsprechend den Erfordernissen eines (Müritz) (750 ha), die Saatzucht Steinach GmbH (700 ha) Nationalparks. und die Jost-Reinhold-Stiftung (1.000 ha).

Gemeinschaftliche Jagdbezirke 8.3.2 Wildarten und Wildbestandsdichte

Der Flächenanteil der gemeinschaftlichen Jagdbezirke um- Im Müritz-Nationalpark kommen folgende Schalenwild- fasst rund 4.200 ha. Diese Flächen sind in der Regel von arten vor: Rotwild, Damwild, Muffelwild, Rehwild und den Jagdgenossenschaften an ortsansässige Jäger verpachtet. Schwarzwild (vgl. Kap. 8.2.2).

101 Dabei ist das Damwild zahlenmäßig am stärksten ver- Jagdliche Einrichtungen treten. Das Rotwild verteilt sich überwiegend im Bereich des Ostufers der Müritz. Der Schwarzwildbestand ist vor Für die Regulierung des Schalenwildes sind jagdliche allem unter dem Aspekt der Europäischen Schweinepest Einrichtungen (Jagdsitze, Kirrungen) unverzichtbar. Sie und der Wildschäden kritisch zu sehen und weist auf sind jedoch auf das unbedingt notwendige Ma§ zu Grund mehrerer Jahre mit Eichen- und Buchenmast eine beschränken und sollen möglichst unauffällig dem Land- steigende Tendenz auf. schaftsbild angepasst sein. Die Jagdverordnung für die Nationalparke Mecklenburg-Vorpommerns unterstützt dies Zur Ermittlung der Wildbestände kommt neben Strecken- dadurch, dass die Errichtung jagdlicher Einrichtungen in rückrechnungen, Verbissweiserflächen und Beobachtungen nicht bundes- oder landeseigenen Jagdbezirken der Zu- vor allem das Losungszählverfahren zur Anwendung. Die stimmung des Nationalparkamtes bedarf. Ergebnisse des Losungszählverfahrens stellen in erster Linie die Trendentwicklung der Wildbestände dar und Das Anlegen von Fütterungen ist grundsätzlich verboten liefern insoweit wichtige Anhaltspunkte für die Planung (vgl. Kap. IV/ 8.3.4). jagdlicher Ma§nahmen. Mit diesem Verfahren wurde im März 2002 flächendeckend der Winterbestand an Rot-, Dam- und Rehwild ermittelt (vgl. Tab. 20). Die daraus ermittelten relativen Wilddichten sind in Tabelle 21 8.3.4 Grundlagen der Wildbestandsregulierung dargestellt. Neben den allgemeinen jagdrechtlichen Bestimmungen unterliegt die Jagdausübung im Müritz-Nationalpark den 8.3.3 Ergebnisse der Wildbestandsregulierung Bestimmungen der Verordnung zur Regelung der Jagd- ausübung in den Nationalparken des Landes Mecklenburg- Die Ergebnisse der Wildbestandsregulierung sind in Vorpommern (NLP-JagdVO) vom 8. Juni 1998. Tabelle 22 dargestellt. Insgesamt muss eingeschätzt werden, dass der Bestand an Dam- und Schwarzwild nach Danach dient die Jagdausübung in den Nationalparken der wie vor zu hoch ist (vgl. Kap. IV/ 8.3.2). Wildbestandsregulierung. Sie verfolgt ausschlie§lich das Ziel der Erhaltung gesunder, naturgemäß gegliederter Beim Schwarzwild beruht dies vor allem auf mehreren Schalenwildbestände in einer Dichte, die das Ankommen Mastjahren in Folge bei Eiche und Buche und dem hohen und den Aufwuchs natürlicher Verjüngung in den Wäldern Futterangebot auf landwirtschaftlichen Flächen. Dies nicht behindert und Wildschäden an landwirtschaftlichen führte zu einer sehr hohen Reproduktionsrate, die trotz Kulturen möglichst ausschließt. Besuchern soll es ermög- eines verstärkten Abschusses noch nicht ausgeglichen licht werden, wildlebende Tiere in ihren natürlichen werden konnte. Lebensräumen beobachten zu können.

Wenngleich auch beim Damwild der Bestand trotz Die Jagdausübung beschränkt sich auf Schalenwild, Fuchs, enormer Anstrengungen und deutlicher Erhöhung der Marderhund, Waschbär und Mink. Streckenergebnisse immer noch zu hoch ist, kann jedoch eingeschätzt werden, dass ein weiterer Bestandsanstieg Die Fütterung von Wild ist verboten, ebenso sind die unterbunden und eine leichte Reduktion erreicht werden Errichtung oder Unterhaltung von Jagdgattern und die Fal- konnte. Das gemeinsame Bemühen insbesondere im lenjagd nicht zulässig. Bereich des Landkreises Mecklenburg-Strelitz wird hier Standorte von Jagdsitzen oder von Kirrungen in nicht weiter führen. bundes- oder landeseigenen Jagdbezirken bedürfen der Zustimmung des Nationalparkamtes. Dabei ist die Anlage Das Rotwild wird insbesondere im Bereich der Hegege- oder Unterhaltung von Kirrungen ausschlie§lich zur meinschaft Östliches Müritzgebiet sehr intensiv im Rah- Bestandsregulierung von Schwarzwild zulässig. men einer Gruppenabschussplanung bejagt. Durch diese Reduktion konnten die Zielbestände nahezu erreicht In festgelegten Wildschutzgebieten und Jagdruhezonen ist werden. Es ist jedoch in einigen Schwerpunktbereichen die Jagd untersagt. Im Müritz-Nationalpark sind als solche (Ostufer Müritz und ehemaliger Truppenübungsplatz) eine folgende Gebiete (7,9 % der Gesamtfläche) ausgewiesen starke Konzentration des Rotwildes festzustellen. (vgl. Textkarte 9):

Der Bestand des Rehwildes ist deutlich rückläufig. Dies - Ostufer der Müritz 1.492 ha scheint durch die hohen Bestände der anderen Schalen- - Serrahn 612 ha wildarten bedingt zu sein, die den Lebensraum des Reh- - Lieper See/ Krummer See 211 ha wildes einengen. - Caarpsee 215 ha

102

Tabelle 20: Ergebnisse des Losungszählverfahrens

7ILDART 4EILGEBIET3ERRAHN  4EILGEBIET-àRITZ  "FO!UND%*"  GESAMT

2OTWILD     $AMWILD     2EHWILD     Quelle: Nationalparkamt Müritz (2002) Erläuterung: )1 Eigenjagdbezirke des Landes )2 Bundesforstamt und sonstige Eigenjagdbezirke

Tabelle 21: Relative Schalenwild-Bestandsdichte (Stück je 100 ha)

7ILDART 2OTWILD $AMWILD 3CHWARZWILD 2EHWILD

4EILGEBIET-àRITZ     n  4EILGEBIET3ERRAHN     n n Quelle: Nationalparkamt Müritz (2002)

Tabelle 22: Streckenergebnisse im Verwaltungsjagdbezirk des Nationalparkamtes Müritz

:LOGDUW (UOHJWHV:LOG 6WFN-DJGMDKU        5RWZLOG        'DPZLOG        0XIIHOZLOG        5HKZLOG        6FKZDU]ZLOG        )XFKV        Quelle: Nationalparkamt Müritz

Darüber hinaus ist während der Zeit des herbstlichen rangig zu Fragen der Nationalparkentwicklung ermöglicht Kranichzuges die Jagd im Umkreis von 1000 Meter um die und gefördert werden. Dies darf jedoch zu keiner Kranichschlafplätze so auszuüben und durch Allgemein- Gefährdung der Schutzziele führen, d.h. die verfügung der Nationalparkämter zu regeln, dass Stö- wissenschaftlichen Aktivitäten und die durch sie rungen und Beeinträchtigungen der Kraniche vermieden ausgelösten Störungen und Beeinträchtigungen müssen werden. Dies betrifft im Müritz-Nationalpark das Gebiet vertretbar und mit dem Schulzweck vereinbar sein. um den Rederangsee. Anfang 1999 wurde für den Müritz-Nationalpark mit der Erarbeitung eines umfassenden Monitoring-Konzeptes 9 Forschung und Dauerbeobachtung begonnen. Ziel ist die Erhebung von Daten, um langfris- tige Entwicklungsprozesse sichtbar zu machen. Zugleich In der Vergangenheit lagen die Schwerpunkte für For- sollen auch die Gewährleistung der Schutzziele und die schungsarbeiten im heutigen Gebiet des Müritz-National- Effektivität der vom Nationalparkamt durchgeführten parks im wesentlichen in den ehemaligen Naturschutz- Ma§nahmen belegt werden. Vor diesem Hintergrund liegt gebieten Ostufer der Müritz und Serrahn. Dabei spielten der Schwerpunkt auf folgenden Beobachtungen: die 1954 gegründete Lehrstätte für Naturschutz des Institu- tes für Landschaftskunde und Naturschutz in Müritzhof - Entwicklung von Natur und Landschaft sowie die Biologische- und Naturschutzstation Serrahn - Entwicklung ausgewählter Arten eine herausragende Rolle. - Daten zu abiotischen Faktoren (Klima, Hydrologie) - Sozioökonomische Entwicklung innerhalb des National- Nach ¤ 5 (1) Ziff. 5 der Nationalpark-Verordnung soll im parks und seines Umfeldes (sozioökonomisches Nationalpark der wissenschaftliche Erkenntnisgewinn vor- Monitoring).

103 Die wichtigsten bisher begonnenen Monitoring Ð Vorhaben - Pegelmessungen (Grund- und Oberflächenwasser). sind: Begonnen 1994, fortlaufend.

Waldmonitoring - Kormoranzählung. Begonnen 1996, fortlaufend.

Die Erhebungen erfolgen seit 1998 entsprechend der - Kranich-Monitoring. Hier werden Verhalten und Anzahl Anweisung zur Grundaufnahme in Naturwaldreservaten der Besucher und deren Auswirkungen auf die am Rede- und Naturwaldvergleichsflächen in Mecklenburg-Vorpom- rangsee rastenden Kraniche in der herbstlichen Zugzeit mern. Es werden umfassende Informationen zum Standort, erfasst. Begonnen 2001, jährliche Wiederholung. zur Bodenvegetation, zur lebenden und toten Dendromasse sowie zur Verjüngung erhoben. - Fischottererfassung im Teilgebiet Serrahn. Begonnen Im Müritz-Nationalpark wurden 14 Waldmonitoring- 1997. flächen eingerichtet (vgl. Textkarte 10). Auf jeder dieser Flächen wurde ein Gitternetz von ca. 30 Gitternetzpunkten - Laufkäfer. Auf den Waldmonitoringflächen werden Lauf- im Abstand von 100 mal 100 Metern eingemessen. Die käfer als Leitarten für ökologische Parameter untersucht. Erhebungen erfolgen innerhalb von Probekreisen an diesen Begonnen 2001. Gitternetzpunkten. Die Auswahl der Waldmonitoring- flächen repräsentiert nach Standort, Baumarten und - Brutvogelkartierungen. Singvögel sind als Leitarten für Bestockungsstruktur die wichtigsten Waldtypen im Müritz- ökologische Beobachtungen besonders geeignet. Deshalb Nationalpark. werden seit 2001 Brutvögel in den Waldmonitoring- Es ist vorgesehen, die Aufnahmen in zehnjährigem Turnus flächen kartiert. zu wiederholen. Die Waldmonitoringflächen sind auch Basis für weitere - Erhebungen zur Ausbreitung der Spätblühenden Trauben- (z.B. faunistische) Erhebungen und für weitere kirsche (Prunus serotina). Begonnen 1997, Wiederholung Forschungsvorhaben. 2007 geplant.

- Losungszählverfahren zur Ermittlung der Wilddichte. Besuchermonitoring Begonnen 1997, jährliche Wiederholung.

Im Rahmen des Besuchermonitorings werden Erkenntnisse - Vegetationsaufnahme auf Verbissweiserflächen. über die Anzahl der Besucher im Müritz-Nationalpark, Untersuchungen zur Waldentwicklung unter Einfluss von ihre Verteilung im Gebiet und ihre Aktivitäten im sowie Wildverbiss. Begonnen 1993, jährliche Wiederholung. ihre Ansprüche an das Schutzgebiet gewonnen. Au§erdem werden Meinungen der Besucher zu festgestellten - Waldschutzmonitoring im Rahmen der landesweiten Störungen, zu den Maßnahmen des Nationalparkamtes und Ermittlung abiotischer und biotischer Waldschäden. zur Akzeptanz des Schutzgebietes eingeholt. Mit einem Begonnen 1990, jährliche Wiederholung. planmäßigen Besuchermonitoring wurde 1999 begonnen. Dazu gehören: Seit 2002 werden darüber hinaus umfassende Datenerhe- bungen im Rahmen des EU-Life-Projektes in der Zotzen- - stichprobenweise Zählungen der Besucher im Gebiet see-Niederung sowie zur Beobachtung der natürlichen - Erhebungen der Teilnehmerzahlen bei geführten Sukzession auf einer durch Sturmschäden beeinflussten Veranstaltungen des Nationalparkamtes sowie des Waldfläche durchgeführt. Jugendwaldheimes - Erfassung der Besucherzahlen bei touristischen Anbietern In engem Zusammenhang zum Monitoring stehen im Bereich des Müritz-Nationalparks Forschungsarbeiten im Müritz-Nationalpark. Diese werden - Erfassung der Besucher in den Nationalpark- i.d.R. durch Universitäten und andere wissenschaftliche Informationen Einrichtungen ausgeführt. - Besucherbefragungen Zur Koordinierung der Forschungsarbeiten hat das Natio- nalparkamt ein gesondertes Konzept erarbeitet. Darin sind die folgenden inhaltlichen Schwerpunktaufgaben fixiert: Weiterhin werden folgende Monitoring-Vorhaben im Müritz-Nationalpark umgesetzt: - Erforschung natürlicher Prozesse - Vergleichende Forschung inner- und au§erhalb des Natio- - Wetterbeobachtungen mit Hilfe zweier automatischer nalparks Messstationen in Schwarzenhof und Serrahn. Begonnen - Anthropogene Einflüsse, wie verbleibende Nutzungen, 1997, fortlaufend. Besucherverkehr, Wild, Neophyten, Neozoen,...)

104

Tabelle 23: Aktuelle Forschungsvorhaben im Müritz-Nationalpark

.DWH 7KHPD )RUVFKXQJVHLQULFKWXQJ %HJLQQ $EVFKOXVV JRULH E]Z JHSODQWHU $EVFKOXVV )9 9LUXVXQWHUVXFKXQJHQEHL&HUYLGHQ ,QVWLWXWIU=RRXQG   :LOGWLHUIRUVFKXQJ%HUOLQ

)9 )RUPLFDH[VHFWDDOV/HLWDUWIU 8QL+DOOH   2IIHQODQGELRWRSH

)9 8QWHUVXFKXQJLQKDOERIIHQHQ 8QL2OGHQEXUJ   :HLGHODQGVFKDIWHQ ²0RVDLNSURMHNW² )9 =XNXQIWVRULHQWLHUWH:DOGZLUWVFKDIW 8QL/QHEXUJ8QL*UHLIVZDOG   )9 %LRORJLVFKH9LHOIDOW /DQGHVDPWIU*UR‰VFKXW]JHELHWH   ²1DWXUVFKXW]VWDQGDUGVIUGLH GHV/DQGHV%UDQGHQEXUJ %HZLUWVFKDIWXQJYRQ%XFKHQZlOGHUQ )9 =RR|NRORJLVFKH8QWHUVXFKXQJHQDXI 8QL*UHLIVZDOG   :LQGZXUIÁlFKHQLP0ULW]1/3 )9 8QWHUVXFKXQJGHU)RUVWVFKXW]VLWXDWLRQ /DQGHVDPWIU)RUVWHQXQG   DXI:LQGZXUIÁlFKHQLP0ULW]1/3 *UR‰VFKXW]JHELHWH09'H]HUQDW IRUVWOLFKHV9HUVXFKVZHVHQ )9 9,67$ 8QL2OGHQEXUJ   (PSÀQGOLFKNHLWYRQgNRV\VWHPHQ (83URMHNW EHLP:HFKVHOYRQ/DQGQXW]XQJHQ '$ 6XN]HVVLRQVSUR]HVVHLQ 8QL5RVWRFN$EW$OOJHPHLQH   6DQGPDJHUUDVHQGHV0ULW]1/3 VSH]LHOOH%RWDQLN '$ (UDUEHLWXQJHLQHV%LOGXQJVSURJUDPPV )+6DFKVHQ$QKDOW%HUQEXUJ   IU6FKOHU]XP7KHPD0RRUUHQDWX ULHUXQJ '$ (QWZLFNOXQJYRQ1DWXUVFKXW]XQG 78%HUOLQ   7RXULVPXVLP0ULW]1DWLRQDOSDUN '$ 9HUJOHLFKGHU9HJHWDWLRQVHQWZLFNOXQJ )+(EHUVZDOGH   LQUHQDWXULHUWHQ0RRUHQ '$ 8QWHUVXFKXQJGHU/LEHOOHQ)DXQDLP )+(EHUVZDOGH   7HLOJHELHW6HUUDKQ '$ =HUVFKQHLGXQJXQG=HUVLHGOXQJGHU )+*|WWLQJHQ   1DWLRQDOSDUNUHJLRQ²3UREOHPHXQG /|VXQJVDQVlW]H Quelle: Nationalparkamt Müritz (2002) Erläuterung: FV: Forschungsvorhaben, DA: Diplomarbeit

- Unterstützung von Maßnahmen des Nationalparkamtes Das Nationalparkamt Müritz bietet im Rahmen seiner (Prognosen, Hypothesen, Trendanalysen, Effizienz- Internet-Seiten eine Liste von für den Nationalpark bedeut- kontrollen) samen Forschungsthemen an. Diese Liste wird jährlich - Beiträge zum Monitoring (Erstellen wissenschaftlicher aktualisiert. Konzeptionen für Monitoring- Verfahren, wissenschaft- liche Interpretation von Monitoring- Ergebnissen, Durch- Für die Unterstützung besonders wichtiger Forschungsvor- führung spezifischer Erhebungen) haben verfügt das Nationalparkamt über einen aus - Klärung von Sonderzusammenhängen Stiftungsgeldern finanzierten Förderfonds. Für die Anwen- dung der Fondsmittel wird die fachliche Beratung eines externen wissenschaftlichen Beraterkreises in Anspruch genommen.

105 10 Flächeneigentum Bundeseigene Flächen sind zum großen Teil identisch mit den ehemaligen militärischen Übungsplätzen der GUS. Einen Überblick über die Eigentumsverhältnisse (Stand: Das Land M-V hat hier großflächig Restitutionsansprüche 01.09.02) im Müritz-Nationalpark gibt Tabelle 24. gestellt. Das Ostufer der Müritz ist ebenfalls eine Liegen- Am 21.08.2002 erfolgte die Unterzeichnung eines Vertra- schaft des Bundes. ges zwischen der BVVG und dem Land M-V zur Über- gabe von 5.513 ha bisher treuhänderisch durch die BVVG Bei den Flächen der BVVG handelt es sich vor allem um verwalteter Flächen (ca. 17 % der Nationalparkfläche) an Splitterflächen und Wege, die dem Land nicht übertragen das Land. Er ist Grundlage für die schrittweise Flächen- wurden. übertragung ab 2003. Zusammen mit den bereits zuvor landeseigenen Flächen ist das Land Mecklenburg-Vorpom- Das kommunale Eigentum beträgt 10 %, wovon die Stadt mern damit der größte Flächeneigentümer im Gebiet des Waren (Müritz) einen bedeutenden Anteil (rd. 1.000 ha) besitzt. Nationalparks. Das Teilgebiet Serrahn ist nahezu voll- ständig im Eigentum des Landes. Privatbesitz hat ebenfalls einen Anteil von 10 % und besteht in der Regel aus kleineren Flurstücken, jedoch Tabelle 24: Eigentumsverhältnisse im befinden sich im Raum Klockow auch größere zusammen- Müritz-Nationalpark hängende Waldflächen in Privathand. Wesentliche Anteile dieser Eigentumsform liegen auf landwirtschaftlich (LJHQWPHU KD  genutzten Flächen, ein typisches Beispiel dafür ist der /DQG09   Bereich um die Ortschaft Goldenbaum. %XQG   .RPPXQHQ   Die Kirche besitzt insgesamt 125 ha, ein größerer und 3ULYDW   zusammenhängender Grundbesitz liegt in der Gemarkung 6WLIWXQJHQ   Blankenförde (70 ha). .LUFKH   %99*  ² Bei einigen Flächen treten Gemeinden auf Grundlage des 6XPPH   Vermögenszuordnungsgesetzes (VZOG) als Verfügungsbe- Quelle: Nationalparkamt Müritz (2002) rechtigte auf. Dies trifft u.a. für eine Reihe von Gewässern zu.

106 V Die Nationalparkregion

1 Einwohnerzahl, Bevölkerungsdichte und Natürliche und räumliche Bevölkerungsentwicklung Siedlungsstruktur Die Zahl der Geburten nahm seit 1998 von 628 auf 724 im Jahr 2000 deutlich zu. Die Zahl der Gestorbenen lag 1.1 Einwohnerzahl relativ konstant bei jährlich etwa 950. Bezogen auf 1.000 Einwohner belief sich der Saldo der natürlichen Entwick- In der Nationalparkregion (vgl. Kap. II/ 2) leben derzeit lung (Gestorbenenüberschuss) in der Nationalparkregion knapp 86.900 Einwohner, die annähernd zu gleichen auf einen Wert zwischen 3 und 4 Menschen. Teilen auf die Kreise Müritz und Mecklenburg-Strelitz ent- fallen. Über die Hälfte (52 %) der Bewohner lebt in den Relativ hohe Gestorbenenüberschüsse hat das Gebiet im Städten Neustrelitz und Waren (Müritz). Süden, sie liegen nahezu doppelt so hoch wie in der Gesamtregion. Ursachen sind die Altersstruktur der hier Seit 1990 ist die Bevölkerungszahl in der Nationalpark- lebenden Menschen und das Überwiegen der Fortzüge region rückläufig. Bis zum Jahr 2000 verringerte sich die junger Menschen. Einwohnerzahl um mehr als 6.800 Menschen. Verhältnismäßig günstig ist die Situation im östlichen Teil Die Ursachen dieser Verringerung liegen zu annähernd der Nationalparkregion. Hier ist auch der Anteil der Ge- gleichen Teilen in der Abwanderung aus der Region wie meinden mit einer positiven natürlichen Entwicklung auch in der natürlichen Bevölkerungsentwicklung. höher. Vorwiegend ist dieser Umstand auf Zuzugsüber- schüsse junger Menschen in diese Gemeinden (z. B. Car- Obwohl der Bevölkerungsrückgang grundlegende Tendenz pin, Feldberger Seenlandschaft, Userin) zurück zu führen. ist, gibt es in einigen Gemeinden auch gegensätzliche Dass die Bevölkerungsentwicklung in diesem Teilgebiet Entwicklungen, die den negativen Trend aber nicht kom- dennoch rückläufig ist, resultiert aus der negativen natür- pensieren. So nahm beispielsweise in (annähernde lichen und räumlichen Bevölkerungsentwicklung in der Verdreifachung der Bevölkerungszahl), Torgelow am See, Stadt Neustrelitz. Im Hinblick auf den räumlichen Aspekt Userin und Carpin die Einwohnerzahl deutlich zu. Aus der ist davon auszugehen, dass viele der in die beispielhaft Entwicklung der Altersstruktur der Bevölkerung kann genannten Orte Zugezogenen aus Neustrelitz stammen und geschlossen werden, dass hier vorwiegend ältere Men- den Suburbanisierungsprozess beschleunigen. schen ihren Altersruhesitz gewählt haben. Im Norden und Westen der Nationalparkregion ent- sprechen die demografischen Prozesse in etwa dem Durch- Besonders die Städte Waren (Müritz) und Neustrelitz schnitt der gesamten Region. verloren einen beträchtlichen Teil ihrer Einwohner, so verlor Waren (Müritz) mehr als 2.100 und Neustrelitz fast Zusammengefasst sind für die gesamte Nationalparkregion 3.300 Menschen. Damit bestimmen beide Städte maßgeb- geringe Wanderungsverluste und ein relativ hoher lich die Gesamtentwicklung in der nördlichen und öst- Gestorbenenüberschuss kennzeichnend. In allen vier lichen Nationalparkregion. Teilräumen der Nationalparkregion ist die natürliche Bevölkerungsentwicklung der dominierende und damit Im überwiegend ländlich geprägten Süden verlief die ausschlaggebende Faktor. (vgl. Tab. 25 u. 26) Bevölkerungsentwicklung moderater, war aber auch hier rückläufig. So verloren die Städte Wesenberg und Mirow zusammen knapp 700 Einwohner. 1.2 Bevölkerungsdichte und Siedlungsstruktur Im Westteil der Nationalparkregion ist seit 1990 ein Rück- gang von etwa 10 % zu verzeichnen. Die Stadt Röbel Die Nationalparkregion umfasst ein Gebiet von rd. 1.743 verlor beispielsweise annähernd jeden sechsten Einwohner km2. Dies entspricht etwa 7,5 % der Fläche des Landes (ca. 1.100 Menschen). Mecklenburg-Vorpommern. Mit einer Bevölkerungsdichte von 50 EW/km2 werden nur In den letzten Jahren (ca. ab 1998) zeichnete sich eine zwei Drittel des Landeswertes von 77 EW/km2 erreicht. gewisse Stabilisierung der Bevölkerungsentwicklung ab. Damit zählt die Nationalparkregion zu den sehr dünn Ursache hierfür ist ein gegenüber der ersten Hälfte des besiedelten Räumen Mecklenburg-Vorpommerns, dem zurückliegenden Jahrzehnts zu verzeichnendes Anwachsen Bundesland mit der niedrigsten Bevölkerungsdichte der Geburtenzahlen gegenüber den Sterbefällen. Deutschlands (Bundesdurchschnitt 228 EW/km2).

107 Tabelle 25: Bevölkerungsentwicklung der Nationalparkregion

%INWOHNER 'EMEINDE     $QNHUVKDJHQ     *UR‰'UDWRZ     *UR‰3ODVWHQ     *UR‰9LHOHQ     .DUJRZ     .OLQN     0DULKQ     0|OOHQKDJHQ     0ROOHQVWRUI     3HQ]OLQ6WDGW     7RUJHORZDP6HH     :DUHQ 0ULW]     1|UGOLFKHU7HLO     &DUSLQ     'DEHORZ     )HOGEHUJHU6HHQODQGVFKDIW     *RGHQGRUI     *UQRZ     +RKHQ]LHULW]     .OHLQ9LHOHQ     .UDW]HEXUJ     1HXVWUHOLW]     5|GOLQ7KXURZ     8VHULQ     :RNXKO     gVWOLFKHU7HLO     %XFKKRO]     'LHPLW]     /lU]     0LURZ     3ULERUQ     3ULHSHUW     5HFKOLQ     5RJJHQWLQ     6FKZDU]     :HVHQEHUJ     :XVWURZ     6GOLFKHU7HLO     *RWWKXQ     /XGRUI     5|EHO0ULW]     6LHWRZ     9LSSHURZ     :HVWOLFKHU7HLO     1DWLRQDOSDUNUHJLRQ    

Quelle: Statistisches Landesamt Mecklenburg-Vorpommern

108 Tabelle 26: Relative und absolute Bevölkerungsentwicklung

%HY|ONHUXQJVHQWZLFNOXQJ  %HY|ONHUXQJVHQWZLFNOXQJ DEV

      *HPHLQGH       $QNHUVKDJHQ       *UR‰'UDWRZ       *UR‰3ODVWHQ       *UR‰9LHOHQ       .DUJRZ       .OLQN       0DULKQ       0|OOHQKDJHQ       0ROOHQVWRUI       3HQ]OLQ6WDGW       7RUJHORZDP6HH       :DUHQ 0ULW]       1|UGOLFKHU7HLO       &DUSLQ       'DEHORZ    )HOGEHUJHU6HHQODQGVFKDIW       *RGHQGRUI       *UQRZ       +RKHQ]LHULW]       .OHLQ9LHOHQ       .UDW]HEXUJ       1HXVWUHOLW]       5|GOLQ7KXURZ       8VHULQ       :RNXKO       gVWOLFKHU7HLO       %XFKKRO]       'LHPLW]       /lU]       0LURZ       3ULERUQ       3ULHSHUW       5HFKOLQ       5RJJHQWLQ       6FKZDU]       :HVHQEHUJ       :XVWURZ       6GOLFKHU7HLO       *RWWKXQ       /XGRUI       5|EHO0ULW]       6LHWRZ       9LSSHURZ       :HVWOLFKHU7HLO       1DWLRQDOSDUNUHJLRQ      

Quelle: Statistisches Landesamt Mecklenburg-Vorpommern, eigene Berechnungen

109 Der Nationalparkregion werden 40 Städte und Gemeinden Die Siedlungsdichte spiegelt die Anzahl der Einwohner zugeordnet. 75 % dieser Gemeinden haben unter 1.000 pro Quadratkilometer Siedlungs-, Verkehrs- und Freifläche Einwohner und sind somit sehr klein. Der Bevölkerung wieder. Sie charakterisiert die Nationalparkregion eben- nach leben in diesen kleinen Gemeinden nur knapp 20 % falls als sehr dünn besiedelten ländlichen Raum mit Aus- der Menschen der Nationalparkregion (vgl. Tab. 27). nahme weniger städtischer Siedlungen, in denen sich die Aus dieser Verteilung ergibt sich eine Differenzierung der Bevölkerung konzentriert. Mit 950 EW/km2 liegt die Bevölkerungsdichten zwischen 10 und 190 EW/km2. Nationalparkregion unter dem Landeswert von 1.144 EW/km2. Im Müritz-Nationalpark selbst bzw. von ihm umschlossen liegt die Gemeinde Kratzeburg (539 EW), deren Bevölke- Der Besiedlungsgrad ist Ausdruck der Flächeninanspruch- rung sich auf fünf voneinander räumlich getrennte Orts- nahme durch Siedlungs-, Verkehrs- und Freiflächen im teile verteilt. Einige Gemeinden haben einzelne Ortsteile Verhältnis zur Gesamtfläche der Gemeinden. Hier liegt die im Nationalpark, die jeweils sehr niedrige Einwohner- Nationalparkregion mit 5,3 % Flächenanteil auch unter zahlen aufweisen: Kargow: Schwarzenhof und Speck, dem Landesmittel von 6,7 %. Die Spannbreite liegt Gro§ Dratow: Klockow, Neustrelitz: Langhagen, Rechlin: zwischen 1,5 % in Ludorf und 10,1 % in Neustrelitz. Amalienhof, Zartwitz und Zartwitzer Hütte, Roggentin: Die Pro-Kopf-Ausstattung mit Siedlungsflächen liegt in Babke, Carpin: Serrahn, Goldenbaum, Goldenbaumer der Nationalparkregion jedoch über der des Landes (vgl. Mühle. Es handelt sich hier um kleine Dörfer und Weiler, Tab. 28). z.T. auch Einzelgehöfte, die teilweise als Freizeitwohnsitze genutzt werden (Langhagen, Amalienhof, Zartwitz, Ursache hierfür sind die vergleichsweise geringen Einwoh- Zartwitzer Hütte). nerzahlen. Landesweit sind es 8,7 m2/EW, in der National- parkregion 10,5 m2/EW. Zwischen den Gemeinden Insgesamt leben im Müritz-Nationalpark bzw. in von ihm existiert eine gro§e Spannbreite der Pro-Kopf-Ausstattung. umschlossenen Ortschaften oder Gehöften ca. 1.000 Im Nord- und Westteil liegt sie mit 7,7 m2 unter der des Menschen. Daraus ergibt sich eine Bevölkerungsdichte Landes, im Ostteil mit 10,3 m2 geringfügig darüber und im von 3 EW/km2. Südteil mit 19,3 m2 doppelt so hoch.

Tabelle 27: Gemeinden und Einwohner nach Gemeindegrößengruppen

*HPHLQGH]DKOQDFK*U|‰HQJUXSSHQ *U|‰HQJJSSUXSSH 1RUGHQ 2VWHQ 6GHQ :HVWHQ 1/35HJLJ RQ XQWHU(:      ²(:      ²(:      ²(:      ²(:      ²(:      EHU(:      *HVDPW      (LQZRKQHUQDFK*HPHLQGHJU|‰HQJUXSSHQ *UXSSHQJ U|‰H 1RUGHQ 2VWHQ 6GHQ :HVWHQ 1/35HJLRQ XQWHU(:      ²(:      ²(:      ²(:      ²(:      ²(:      EHU(:      *HVDPW      Quelle: Statistisches Landesamt Mecklenburg-Vorpommern, eigene Berechnungen

110 Tabelle 28: Siedlungsstrukturelle Daten

'EMEINDE &LÊCHE 3IEDLUNGS "EVÚLKERUNGS 3IEDLUNGS "ESIEDLUNGS UND DICHTE DICHTE GRAD 6ERKEHRS mÊCHE !NKERSHAGEN       'RO”$RATOW       'RO”0LASTEN       'RO”6IELEN       +ARGOW       +LINK       -ARIHN       -ÚLLENHAGEN       -OLLENSTORF       0ENZLIN       4ORGELOWAM3EE       7AREN-àRITZ       .ORDTEIL       #ARPIN       $ABELOW       &ELDBERGER 3EENLANDSCHAFT       'ODENDORF       'RàNOW       (OHENZIERITZ       +LEIN6IELEN      +RATZEBURG       .EUSTRELITZ       2ÚDLIN 4HUROW       5SERIN       7OKUHL       /STTEIL       "UCHHOLZ       $IEMITZ       ,ÊRZ       -IROW       0RIBORN       0RIEPERT       2ECHLIN       2OGGENTIN       3CHWARZ       7ESENBERG       7USTROW       3àDTEIL       'OTTHUN       ,UDORF       2ÚBEL-àRITZ       3IETOW       6IPPEROW       7ESTTEIL       .ATIONALPARKREGION       Quelle: Statistisches Landesamt Mecklenburg-Vorpommern, eigene Berechnungen

111 2 Wirtschaft und Erwerbsstruktur standort ist Röbel mit 4 Betrieben und über 600 Beschäftigten. Landwirtschaft Es muss eingeschätzt werden, dass in der Nationalpark- Die Landwirtschaft hat in der Nationalparkregion traditionell region auch das Verarbeitende Gewerbe einem beträcht- eine wichtige Funktion als Erwerbszweig und für die lichen Bedeutungsverlust in den 90er Jahren unterworfen Entwicklung der Kulturlandschaft. Der Strukturwandel zu war. Mecklenburg-Vorpommern hat mit derzeit 27 Indus- Beginn der 90er Jahren führte zu erheblichen Veränderungen. triebeschäftigten je 1.000 Einwohner den niedrigsten Wert So verringerte sich landesweit die Zahl der Arbeitskräfte in aller Bundesländer. Im Bundesdurchschnitt sind es landwirtschaftlichen Betrieben seit 1991 um zwei Drittel 78 Industriebeschäftigte je 1.000 Einwohner. auf knapp 23.700, die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe hingegen nahm von 3.176 auf 5.176 zu. Für die Deutliche Unterschiede im Hinblick auf die im Industrie- Nationalparkregion wird angenommen Ð vergleichbare bereich Beschäftigten bestehen zwischen den Kreisen rückwärtige Daten liegen auf Gemeinde- bzw. Ämterebene Mecklenburg-Strelitz und Müritz. Mecklenburg-Strelitz nicht vor – dass sich hier eine ähnliche Entwicklung hat 13 Industriebeschäftigten je 1.000 Einwohner, der vollzogen hat. 1999 existierten in der Nationalparkregion Müritzkreis liegt mit 37 sogar über dem Landesmittel. 444 landwirtschaftliche Betriebe mit einer Bewirtschaf- tungsfläche von 89.500 ha. Bezogen auf Landesebene sind Das Baugewerbe hat von der Zahl der Betriebe und auch dies 8,6 % der Betriebe bzw. 6,6 % der Wirtschaftsfläche der Zahl der Beschäftigten größeres wirtschaftliches (vgl. Tab. 29). Gewicht. Mitte 2000 existierten 111 Betriebe im Bau- haupt- und 52 im Ausbaugewerbe mit insgesamt über Produzierendes Gewerbe und Handwerk 3.400 Arbeitsplätzen. Aufgrund der allgemeinen Situation auf dem Bausektor ist jedoch nicht auszuschlie§en, dass Im Verarbeitenden Gewerbe als industrieller Kernbereich die gegenwärtige Anzahl der insgesamt 163 Betriebe existierten im Jahr 2000 43 Betriebe in der Nationalparkre- geringer wird. So sind landesweit etwa 17.000 Arbeitsplät- gion. Schwerpunktbereiche sind Vorleistungs- und ze (ein Drittel) im Bauhauptgewerbe seit 1995 bereits Investitionsgüterproduzenten, die rund drei Viertel aller weggefallen. Betriebe stellen. Verbrauchsgüterproduzenten machen ein knappes Viertel der Betriebe dieses Wirtschaftszweiges Handwerksunternehmen haben mit etwa 750 Einzel- aus. Schwerpunkte des Verarbeitenden Gewerbes sind die betrieben einen ma§geblichen Anteil an der Wirtschafts- Städte Waren (Müritz) (18 Betriebe) und Neustrelitz (9). struktur in der Nationalparkregion. Nach Wirtschafts- In beiden Städten sind knapp 1.200 bzw. über 550 zweigen geordnet sind es knapp 150 Betriebe im Verar- Beschäftigte tätig. Ein weiterer nennenswerter Industrie- beitenden Gewerbe, über 350 im Baugewerbe und etwa

Tabelle 29: Landwirtschaftliche Betriebe und Bodennutzung

*HELHW %HWULHEH %RGHQQXW]XQJ 0LWWOHUH LQVJH GDUXQWHUPLWHLQHU ODQGZLUWVFKDIWOLFKJHQXW]WH %HWULHEV VDPW ODQGZLUWVFKDIWOLFK )OlFKH JU|‰H JHQXW]WHQ)OlFKH YRQELVKD 8QW   GDUXQWHU    ,QVJHV $FNHU 'DXHU ODQG JUQODQG $Q]DKO $Q]DKO $Q]DKO $Q]DKO KD KD KD KD 1|UGOLFKHU7HLO         gVWOLFKHU7HLO         6GOLFKHU7HLO         :HVWOLFKHU7HLO         1DWLRQDOSDUNUHJLRQ         /DQGNUHLV0HFNOHQEXUJ         6WUHOLW] /DQGNUHLV0ULW]         Quelle: Statistisches Landesamt Mecklenburg-Vorpommern, eigene Berechnungen

112 250 im Bereich der Dienstleistungen. Zusammen bieten sie entlasten das Umland. Dagegen ist das Arbeitsplatzangebot rund 9.000 Arbeitsplätze. Im Durchschnitt haben die im Bereich der Gemeinden der Ämter Penzliner Land Handwerksbetriebe 12 Beschäftigte. (117) und Neustrelitz-Land (180) stark unterdurch- schnittlich. Auch im Handwerk sind Konzentrationen in den Städten Für beide Bereiche kann angenommen werden, dass sich Waren (Müritz) und Neustrelitz deutlich sichtbar. In beiden beträchtliche Pendlerströme in Richtung der Zentren Städten bietet das Handwerk ein Mehrfaches an Arbeits- Neubrandenburg (523), Neustrelitz und Waren (Müritz) plätzen wie in der Industrie (jeweils etwa 2.800 Arbeits- orientieren. plätze). Mit über 900 Beschäftigten ist das Handwerk auch in der Stadt Röbel ein bedeutender Arbeitgeber. Unter Land-, Forstwirtschaft und Fischerei boten Mitte des Berücksichtigung der Bevölkerungszahl haben in der Feld- Jahres 2000 rund 2.700 Beschäftigten einen Arbeitsplatz. berger Seenlandschaft, im Raum Wesenberg, in der Stadt In Mecklenburg-Vorpommern liegt der Anteil der Mirow und im Bereich des Amtes Penzliner Land Hand- Landwirtschaftsbeschäftigten bei 4,5 %. Mit 8,5 % liegt werksbetriebe ebenfalls erhebliches wirtschaftliches die Nationalparkregion deutlich über dem Landeswert Gewicht. (vgl. Tab. 30). Besonders auffällig ist der hohe Anteil im Süden. Um Mirow, Wesenberg und Rechlin bestehen Beschäftigung nach Wirtschaftszweigen deutliche Konzentrationen von Landwirtschaftsbeschäf- tigten. Allerdings ist hier auch die Bezugsgröße von Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte (alle Beschäftig- insgesamt etwa 3.100 Beschäftigten relativ niedrig. ten ohne Beamte, Selbständige und mithelfende Familienangehörige) nach Wirtschaftszweigen (WZ93) Im Produzierenden Gewerbe sind in der Nationalparkre- sind eine wichtige Kenngröße zur Wirtschaftsstruktur und gion rund 9.300 Beschäftigte tätig. Auch hier liegt der zur Arbeitsmarktsituation. Mitte 2000 waren etwa 31.500 Anteil von 29,5 % über dem Landesmittel von 25,8 %. Sozialversicherte in der Nationalparkregion beschäftigt. Im Westteil ist die höchste Konzentration von Beschäf- tigten im Produzierenden Gewerbe festzustellen. Zwei In Mecklenburg-Vorpommern gehen von 1.000 Einwoh- Fünftel der insgesamt 3.900 Beschäftigten arbeiten hier. nern 333 einer sozialversicherungspflichtigen Beschäfti- Im Norden sind es knapp 3.700 Sozialversicherte, die im gung nach. In den Kreisen Mecklenburg-Strelitz und Produzierenden Gewerbe arbeiten, der Schwerpunkt liegt Müritz sind es 263 bzw. 321. Die Nationalparkregion dabei in der Stadt Waren (Müritz). erreicht mit 328 Beschäftigten je 1.000 Einwohner Dies trifft in ähnlicher Weise auch auf die Stadt Neustrelitz annähernd den Landeswert und bietet anteilig mehr und den östlichen Teil zu. Von den rund 3.100 Beschäf- Arbeitsplätze wie im Mittel (299) der Kreise Mecklen- tigten des Produzierenden Gewerbes arbeiten annähernd burg-Strelitz und Müritz. drei Viertel in Neustrelitz und ein Sechstel in der Gemein- de Feldberger Seenlandschaft. Dabei bestehen aber beträchtliche Unterschiede. Die Der Süden der Region ist in deutlich geringerem Ausma§ Städte Röbel (446), Waren (Müritz) (441) und Neustrelitz vom Produzierenden Gewerbe geprägt. Von den etwa (432) liegen mit der Beschäftigungsquote deutlich über 3.100 Beschäftigten des Gebietes ist etwas über ein Viertel dem Landesmittel, d. h. sie bieten mehr Arbeitsplätze und hier tätig.

Tabelle 30: Beschäftigungsstruktur

%HVFKlIWLJWH QDFK:LUWVFKDIWV]ZHLJHQ /DQGXQG 3URGX]LH +DQGHO 6RQVWLJH *HELHW )RUVWZLUWVFKDIW UHQGHV *DVWJHZHUEH 'LHQVWOHLV )LVFKHUHL *HZHUEH XQG9HUNHKU WXQJHQ

 1|UGOLFKHU7HLO     gVWOLFKHU7HLO     6GOLFKHU7HLO     :HVWOLFKHU7HLO     1DWLRQDOSDUNUHJLRQ     /DQGNUHLV0HFNOHQEXUJ6WUHOLW]     /DQGNUHLV0ULW]     Quelle: Statistisches Landesamt Mecklenburg-Vorpommern, eigene Berechnungen

113 In Handel, Gastgewerbe und Verkehr sind annähernd 7.500 dem Campingwesen auch FDGB-Heime, Betriebsheime, Beschäftigte (23,8 %) tätig. Damit entspricht der Anteil Kinderferienlager und Privatzimmer entstanden etwa dem Landeswert von 24,0 %. (ALBRECHT G. und W. 1992). Im Osten der Nationalparkregion arbeiten mit knapp 3.100 die meisten Beschäftigten in diesem Sektor. Danach folgt Im Gegensatz dazu stellt der überwiegende Teil des heutigen der nördliche Teil mit nahezu 2.800. Nationalparks kein traditionelles Tourismusgebiet dar, da er aufgrund der damaligen „Sonder“-Nutzungen (Staatsjagd- Der Bereich Sonstige Dienstleistungen liegt dem Beschäf- gebiet, militärisches Übungsgelände) von dieser Entwick- tigungsanteil nach in der Nationalparkregion mit 38,2 % lung weitestgehend ausgeklammert war (vgl. Kap. II/3.3). deutlich unter dem Landesdurchschnitt (45,7 %), aber über den Mittelwerten der Kreise Mecklenburg-Strelitz und Mit der Wende 1989/90 brach das bislang staatlich organi- Müritz. Dies ist insbesondere auf dessen hohen Anteil in sierte Erholungswesen völlig zusammen. Die Besucher- den beiden Kreisstädten Waren (Müritz) (46,0 %) und zahlen gingen stark zurück. Der Übergang zu einem Neustrelitz (46,8 %) zurückzuführen. nachfrageorientierten Tourismus gestaltete sich insofern schwierig, als die betrieblichen und staatlichen Ferienein- Im nördlichen Teil der Nationalparkregion arbeiten rund richtungen sowohl hinsichtlich ihrer Ausstattung als auch 5.000 Beschäftigte in diesem Bereich, im Osten ca. 5.300. ihres baulichen Zustandes nicht den heutigen Ansprüchen Im Süden und Westen liegt der Anteil der im Dienstleis- genügten. Einer notwendigen Modernisierung standen tungsbereich Tätigen bei etwa einem Viertel aller Beschäf- zudem oftmals ungeklärte Eigentumsverhältnisse gegen- tigten. Insgesamt arbeiten in der Nationalparkregion knapp über (IES 1993). 12.000 Menschen im Bereich Sonstige Dienstleistungen. In den letzten Jahren hat die touristische Entwicklung aber bereits einen beträchtlichen Aufschwung erfahren. Aus landesplanerischer Sicht stellen gro§e Teile der National- 3 Tourismus und Erholung parkregion Tourismusschwerpunkträume dar, so u. a. Gebiete südlich von Wesenberg, Mirow und Rechlin bis 3.1 Tourismus und Erholung in der zur Landesgrenze sowie westlich der Müritz. Nationalparkregion Hier bestehen günstige Voraussetzungen zur Entwicklung Geschichte ländlich geprägter Erholungsorte bei Beibehaltung ihres dörflichen Charakters. Erholungssuchende finden eine Der Fremdenverkehr in der Mecklenburgischen Seenplatte reiche Naturausstattung, Ruhe und saubere Luft zum weist eine relativ lange Tradition auf. Grundpfeiler der Entspannen. Mit Pensionen, Landgasthöfen, Camping- Tourismusentwicklung war die reiche Naturausstattung der plätzen, Bade- und Wassersportmöglichkeiten einschließ- abwechslungsreichen Wald- und Seenlandschaft mit ihren lich Bootsanlegestellen, Reitmöglichkeiten, Radwandern kleinen Dörfern. Die Entwicklung des Fremdenverkehrs u. a. m. steht bereits eine vielschichtige touristische war eng verbunden mit der verkehrlichen Erschlie§ung der Infrastruktur zur Verfügung. Region durch die Eisenbahnlinie Berlin Ð Neustrelitz Ð Waren (Müritz) – Warnemünde. So kamen die meisten Gäste um die Jahrhundertwende als Sommerfrischler aus Berlin (KÜHNEL 1993). Waren (Müritz) entwickelte sich 3.1.1 Touristische Nachfrage und Zielgruppen in dieser Zeit bereits zu einem beliebten und stark frequentierten Bade- und Kurort (BLAUSCHMIDT- Aussagen zur touristischen Nachfrage in der Nationalpark- HIRCHE 1992). region lassen sich anhand mehrerer regionaler Unter- suchungen, wie z. B. durch die vom Landesfremdenver- Der Umfang des damaligen Tourismus war allerdings Ð kehrsverband M-V (LFV) im Sommer 1994 landesweit verglichen mit den Besucherzahlen zu DDR-Zeiten Ð durchgeführte Urlauberbefragung machen. Der Referenz- bescheiden, denn zu dieser Zeit setzte ein verstärkter raum ist hierbei weiter gefasst als die Nationalparkregion, Ausbau zu einem ausgesprochenen Sommerurlaubsgebiet er betrachtet das gemeinsame Vorfeld der drei Gro§- ein. Dabei entwickelte sich ein unterschiedlich struktu- schutzgebiete Nossentiner/Schwinzer Heide, Müritz- riertes Erholungswesen. Nationalpark und Feldberger Seenlandschaft, doch können die Ergebnisse durchaus auf die Nationalpark- Besonders in der Neustrelitzer Kleinseenplatte dominierte region übertragen werden. Insgesamt wurden in diesem der Campingtourismus mit allein 40 Campingplätzen Raum während der Hauptsaison 3.135 Gäste befragt, zwischen Mirow und Wesenberg, während im Raum darunter 97 Tagesausflügler. Die Auswertung ergab Waren (Müritz), Malchow, , Silz, neben folgendes Bild:

114 Die Hauptquellgebiete des Fremdenverkehrs der Gro§- der übrigen Fremdenverkehrsregionen Mecklenburg- schutzgebietsregion Mecklenburgische Seenplatte sind die Vorpommerns. Bundesländer Niedersachsen inklusive Bremen (13,5 %), Berlin/Brandenburg (12 %) und Nordrhein-Westfalen Die Zahl der Gäste, die an naturorientierten Aktivitäten (10,9 %), gefolgt von Sachsen (9 %), Mecklenburg- interessiert ist, nimmt mit Nähe zum Nationalpark zu: Vorpommern selbst (7,5 %) und Hamburg (7,3 %). Erleben der Natur: 95 %, Besuch des Nationalparks 68 % Insgesamt dominieren die Besucher aus den alten (LFV 1995). Bundesländern mit rd. 60% der Nachfrage. Entsprechend der Nachfrage und dem touristischen Ange- bot können die wichtigsten Zielgruppen für die National- Als Anreiseverkehrsmittel fällt die Wahl eindeutig auf den parkregion abgeleitet werden: eigenen PKW (73,7 %) oder ein Wohnmobil (11,5 %). Lediglich 6,4 % der Gäste reisen mit der Bahn und nur Urlauber: Hier dominiert der 14-Tage-Aufenthalt, 3 % mit dem Bus an. Ein relativ gro§er Anteil von 2,1 % allerdings mit abnehmender Tendenz. Landschaft und wählt die Anreise per Motor- oder Segelboot. Natur, Ruhe und Erholung wie auch Besichtigung der Sehenswürdigkeiten der Region sind wichtige Als Verkehrsmittel am Urlaubsort steht zwar weiterhin der Reisemotive. PKW unangefochten an erster Stelle (36,1 %), jedoch mit weit weniger Bedeutung als für die Anreise. Dafür spielt Kurgäste: Sie sind zwar zahlenmäßig noch untergeordnet, das Fahrradfahren (25,6 %) oder das Laufen zu Fu§ (22,3 werden aber mit weiterer Realisierung von Planungen im %) eine wichtige Rolle. Aufgrund der naturräumlichen Kurbereich (Gesundheitstourismus) an Bedeutung Ausstattung kommt auch dem Boot als Verkehrsmittel ein gewinnen. Typisch ist ein vierwöchiger Aufenthalt. relativ hoher Stellenwert zu (13,1 %). Kurzurlauber/Wochenendgäste: Sie bleiben zwei bis vier Nach soziodemographischen Merkmalen betrachtet, sind Tage und sind nach den Urlaubern die wichtigste Zielgrup- etwa 50 % der Urlauber der Altersgruppe 31 bis 50 Jahre pe. Quellgebiete sind vor allem die großen Städte Berlin zuzuordnen, allerdings sind auch die über 60-jährigen mit und Hamburg. Neben sportlichen Aktivitäten (Wassersport, 11 % vertreten. Der Anteil junger Menschen (unter 20) Radfahren und Wandern) haben auch die Erholung in beträgt nur 3,7 %. Natur und Landschaft einen gro§en Stellenwert.

In der Hauptsaison (Mai - Oktober) liegt die durch- Tagesausflügler: Die Aufenthaltsdauer beträgt durch- schnittliche Aufenthaltsdauer in der Region bei 11 Tagen. schnittlich 6 Ð 10 Stunden. Es dominieren im Sommer Dies ist darauf zurückzuführen, dass in diesem Zeitraum Badegäste und sportlich Orientierte sowie Naturliebhaber. rd. 60 % der Gäste ihren Jahresurlaub hier verbringen. Außerhalb der Hauptsaison überwiegen eindeutig die Aktuellere Angaben zur touristischen Nachfrage ergeben Kurzurlauber (1-3 Nächte), worauf sich die niedrigere, sich aus den durch das Nationalparkamt Müritz in den aufs Jahr bezogene Aufenthaltsdauer begründet. Auch was Jahren 1999 bis 2001 durchgeführten Besucherbefra- die Gästeanzahl anbelangt, ist die Region von hoher Saiso- gungen. Die Ergebnisse sind in Kap. V/3.2.1.2 nalität geprägt. dargestellt.

Als wichtigstes Reisemotiv für den Urlaub in der Meck- lenburgischen Seenplatte werden die reizvolle Landschaft 3.1.2 Art und Umfang des Fremdenverkehrs mit dem Müritz-Nationalpark und die regionale Kultur (23,3 %) genannt. Aber auch das gesunde Klima und die Übernachtungsreiseverkehr in der Ruhe (17,2 %), sowie die Möglichkeiten zum Badeurlaub Nationalparkregion (15 %) wie auch Neugier (12,3 %) spielen bei der Reise- entscheidung eine wichtige Rolle. Innerhalb des Fremdenverkehrsaufkommens des Landes Mecklenburg-Vorpommern mit insgesamt rd. 19,8 Mio. Die Aktivitäten, die Gäste im Urlaubsgebiet ausüben Übernachtungen in gewerblichen Beherbergungsbetrieben wollen, entsprechen im allgemeinen den typischen Formen im Jahr 2001 entfallen auf die Nationalparkregion (gerech- der landschaftsgebundenen Erholung. Vorrangig werden net wurden hier die Landkreise Müritz und Mecklenburg- Wandern, Radfahren, Natur beobachten, Baden und Strelitz) ca. 1,9 Mio. Übernachtungen. Dabei waren es im Wassersport genannt, doch spielt auch die Besichtigung Landkreis Müritz knapp 1,3 Mio. und im Landkreis Meck- kultureller Sehenswürdigkeiten eine wichtige Rolle. lenburg-Strelitz gut 600.000 Übernachtungen.

Besonders der Anteil der Wassersportler und der Radfahrer Bei diesen Zahlen ist zu beachten, dass neben den gewerb- an der Gesamturlauberzahl liegt deutlich über den Werten lichen Tourismusbetrieben noch zahlreiche Privatquartiere

115 zur Verfügung stehen, die jedoch, wie auch die Camping- 2000 im Landkreis Müritz um über 5.000, d.h. um 250 % plätze nicht in dieser Statistik enthalten sind. D. h. die zu. Damit lag die Kapazitätsentwicklung deutlich über der tatsächliche Zahl der Übernachtungen liegt noch deutlich des Landes (185 %). Die Entwicklung im Landkreis Meck- höher. lenburg-Strelitz entspricht in etwa dem Landesniveau, der Gästebettenzuwachs belief sich hier auf knapp 2.700. Bei Gegenüberstellung der Zahlen von 2001 mit denen früherer Jahre wird eine erhebliche Steigerung des Die regionale Verteilung der Gästebetten ergibt folgendes Fremdenverkehrsaufkommens im Land, als auch in der Bild: Sowohl im nichtgewerblichen als auch im gewerb- Nationalparkregion deutlich. So lag die Zahl der Über- lichen Bereich befindet sich ungefähr die Hälfte des Ange- nachtungen z. B. im Jahr 1996 bei 10,8 bzw. 0,7 Mio., d. h. botes im nördlichen Teil der Nationalparkregion (Waren auf Landesebene fand in den letzten fünf Jahren nahezu (Müritz). Die andere Hälfte verteilt sich vor allem auf den eine Verdopplung und in der Nationalparkregion sogar fast östlichen (Neustrelitz, Feldberg) sowie den südlichen Teil eine Verdreifachung statt. (Kleinseenplatte) und nur in einem geringen Umfang auf die westliche Nationalparkregion. Auch die vom Regionalen Fremdenverkehrsverband Mecklenburgische Seenplatte ausgewiesenen und in der Die beiden größten Anbieter der Region sind das Müritz- Abbildung 5 dargestellten Werte untermauern diese Hotel Klink (rd. 800 Betten) im Norden und das Ferien- Entwicklung, wenngleich sie mit denen des Statistischen dorf Granzow (rd. 600 Betten) im Süden. Landesamtes nicht unmittelbar vergleichbar sind. Die Eine Übersicht zur regionalen Verteilung der Beherber- insgesamt höheren Werte ergeben sich einerseits aus der gungsstätten, Bettenkapazitäten, Gästeankünfte und Erfassung der Übernachtungen nicht nur im gewerblichen -übernachtungen im Juli 2000 gibt Tabelle 31. Bereich, darüber hinaus umfasst das Verbandsgebiet neben den Landkreisen Müritz und Mecklenburg-Strelitz auch Die weitaus größten Kapazitäten stellen mit rd. 8.400 den Landkreis Parchim und die Stadt Neubrandenburg. Übernachtungsplätzen die Campingplätze (Berechnung des DWIF 1996: Zahl der Stellplätze x 2,8 = ca. Zahl der Dabei verlief der Zuwachs in der näheren National- Übernachtungsplätze). Der eindeutige Schwerpunkt im parkregion (Landkreise Mecklenburg-Strelitz und Müritz) Camping-Tourismus liegt in der Mecklenburgischen Klein- aber unterschiedlich: Während im Landkreis Mecklenburg- seenplatte mit rd. zwei Drittel der gesamten Camping- Strelitz die Zahl der Übernachtungen zwischen 1997 und Übernachtungskapazitäten. Dies entspricht etwa der Hälfte 1999 um 22 % stieg, waren dies im Landkreis Müritz im der gesamten Beherbergungsmöglichkeiten der Region gleichen Zeitraum 49 %. (vgl. Kap. V/3.1.5). Unterschiede gab es auch bei der Entwicklung der Betten- Verschiedene Studien weisen jedoch darauf hin, dass abge- kapazitäten in Tourismusbetrieben mit 9 und mehr Betten. sehen von den Monaten Juli/August, die Auslastung der So nahm die Zahl der Gästebetten zwischen 1995 und Campingplätze relativ gering ist, d.h. die o.g. Übernach-

Abb. 5: Übernachtungen in der Mecklenburgischen Seenplatte

4500000 3854566 4048000 4000000 3500000 3167957 2745947 3000000 2527416 2500000 2000000 1500000 1000000 500000 0 1997 1998 1999 2000 2001

Quelle: RFV Mecklenburgische Seenplatte e. V. (2001)

116 tungskapazität nur ungenügend ausgenutzt wird. Die Ursa- hat der Norden. Dies wird auf die Attraktivität von Waren chen dafür werden u.a. in der reinen Wasserorientierung (Müritz) als Luftkurort und Klink als Erholungsort und der Plätze gesehen. deren vergleichsweise gro§e, zum Teil auch saisonunabhän- gige Angebotspalette zurückgeführt. Anteil an dieser Das Verhältnis von Übernachtungen zu Gästeankünften Entwicklung haben auch die bestehenden Kur- und Rehabi- beschreibt die durchschnittliche Aufenthaltsdauer der litationseinrichtungen. Gäste. Ohne Berücksichtigung der Campingplätze ergibt sich für das Jahr 2000 eine durchschnittliche Aufenthalts- Ausflugsverkehr in der Nationalparkregion dauer von 3,2 Tagen. Im Westteil lag die Aufenthaltszeit mit 2,5 Tagen deutlich darunter, im Südteil mit mehr als 6 Der Ausflugsverkehr ist von zwei Teilmärkten abhängig: Tagen beträchtlich darüber (STATISTISCHES dem Wohnortausflugsverkehr (Personen, die von ihrem LANDESAMT M-V 2001). Wohnort aus für einen Tag in die Region kommen, jedoch nicht übernachten) und dem Urlauberausflugsverkehr (Per- Der Fremdenverkehr in der Region ist stark saisonal sonen, die Ausflüge vom Ort des Übernachtungsaufent- geprägt. Dies soll am Beispiel des Jahres 2000 veranschau- haltes aus unternehmen). licht werden. Etwas über 80 % aller Ankünfte und Über- Das Hauptquellgebiet des Wohnortausflugsverkehrs stellt nachtungen entfallen auf die Zeit von April bis Oktober. die Region um Neubrandenburg dar, in geringerem Um- Stärkster Urlaubsmonat ist der August mit 14,7 % der fang die Städte Rostock, Berlin und Hamburg. Die Wohn- Ankünfte und 17,8 % der Übernachtungen. In dieser Zeit ortausflügler verteilen ihre Besuche generell über das liegt mit etwas über 4 Tagen auch die höchste ganze Jahr, wenn auch in der Saison Konzentrationen durchschnittliche Aufenthaltsdauer (vgl. Abb. 6). festzustellen sind. Spitzentage sind in der Regel Sommer-, Sonn- und Feiertage sowie Ferientage mit sehr schönem Dabei bestehen in den Teilgebieten der Nationalparkregion Wetter. Mehr als 15 Ð 20 derartige Tage werden allerdings etwas unterschiedliche Saisonspitzen. Während im Süden erfahrungsgemäß nicht erreicht. der saisonale Höhepunkt bei den Übernachtungen bereits Eine bundesweite Repräsentativbefragung zum Ausflugs- im Juli mit einem Anteil von 20 % erreicht wird und im verkehr wies für den Raum Mecklenburgische Seenplatte und August auf gleichem Niveau verbleibt, haben die anderen Mecklenburgische Schweiz 11,2 Mio. Ausflüge (bei 1 Mio. Teilgebiete ihre Saisonspitzen erst im August, sie variieren Übernachtungen in gewerblichen Betrieben) für 1993 aus. hier zwischen 16 % und 21 % Jahresanteil. Das Aufkommen im Urlauberausflugsverkehr bewegt sich Den günstigsten saisonalen Verlauf – mit verhältnismäßig analog zu den Übernachtungszahlen. Die zeitliche guten Fremdenverkehrszahlen in der Vor- und Nachsaison Ð Konzentration ist somit identisch mit der Touristensaison.

Tabelle 31: Ausgewählte Fremdenverkehrsdaten für die Nationalparkregion

'EBIET *ULI GEÚFFNETE"E HERBERGUNGS ANGEBOTENE 'ËSTEANKàNFTE 'ËSTEàBER STËTTEN 'ËSTEBETTEN NACHTUNGEN AB"ETTEN :DUHQ 0ULW]     $PW3HQ]OLQHU/DQG     $PW:DUHQ/DQG     1HXVWUHOLW]     )HOGEHUJHU6HHQODQGVFKDIW     $PW1HXVWUHOLW]/DQG     $PW0LURZ     $PW:HVHQEHUJ     $PW5HFKOLQ     5|EHO0ULW]     $PW5|EHO/DQG     1DWLRQDOSDUNUHJLRQ     /DQGNUHLV0HFNOHQEXUJ6WUHOLW]     /DQGNUHLV0ULW]     Quelle: Statistisches Landesamt M-V

117 Abb. 6: Saisonale Verteilung der Gäste im Jahr 2000

18 4,5 16 4,0 14 3,5

12 3,0 Tage 10 2,5 8 2,0 Prozent 6 1,5 4 1,0 2 0,5 0 0,0 Juli Mai Juni April März August Januar Februar Oktober Dezember November September Ankünfte Übernachtungen Aufenthalt (%) (%) (Tage)

Quelle: Statistisches Landesamt Mecklenburg-Vorpommern, eigene Berechnungen

Geht man davon aus, dass jeder der 1,9 Mio. Übernach- Die Prädikatisierung als staatlich anerkannter Luftkurort tungsgäste bei einer durchschnittlichen Aufenthaltsdauer verfolgen auch Klink und Röbel/Müritz. Feldberg strebt von 3,2 Tagen etwa jeden dritten Tag einen Ausflug unter- den Status Kneipp-Heilbad an. nimmt, kann für die Region im Rahmen des Urlauberaus- Kur- und Rehabilitationseinrichtungen in der National- flugsverkehrs mit etwa 0,6 Mio. Urlauberausflügen als parkregion und der weiteren Umgebung befinden sich in Minimalwert gerechnet werden. Rheinsberg, Plau am See, Malchow, Klink, Waren (Müritz) und Feldberg. An den genannten Zahlen wird ersichtlich, dass für die Der weitere Ausbau von Kur- und Reha - Einrichtungen ist Nationalparkregion der Ausflugsverkehr quantitativ von derzeit weitgehend zum Stillstand gekommen. Insbesonde- deutlich größerer Bedeutung ist als der Übernachtungs- re die Sparma§nahmen im Gesundheitswesen mit einer reiseverkehr. Diesem Umstand muss vor allem bei der niedrigeren Rate an Reha- und Kurbewilligungen führen Schaffung von touristischen Angeboten und Infrastruk- zu Einschnitten bei der Umsetzung weiterer Planungen. turen Rechnung getragen werden. Der Gesundheitstourismus wird dennoch als Zukunftsbran- che eingeschätzt, er soll deshalb künftig noch stärker ausgebaut werden. Er stellt neben der Wiederherstellung und Förderung der Gesundheit ein beträchtliches Dienst- 3.1.3 Erholungs- und Kurorte, leistungspotenzial mit saisonverlängernder Wirkung und Gesundheitstourismus erheblichen Wertschöpfungsanteilen dar. Damit verbunden sind positive Effekte auf den Arbeitsmarkt. Nach vorlie- Mit Inkrafttreten der neuen Kurortsgesetzgebung genden Konzepten werden entsprechende Planungen ins- (24.02.1993) sind die Kriterien für die Anerkennung als besondere in den Gemeinden Feldberger Seenlandschaft, Kur- und Erholungsort neu festgeschrieben worden, Mirow, Wesenberg, Waren (Müritz), Klink und Röbel/ wodurch es einiger Anstrengungen und Qualitäten bedarf, Müritz verfolgt. um als Kur- oder Erholungsort anerkannt zu werden. Der Nationalpark steht in enger Beziehung mit der Ent- Staatlich anerkannte Erholungsorte in der Nationalpark- wicklung des Kurwesens in der Nationalparkregion. Dies region sind derzeit die Gemeinden (bzw. Ortsteile) Röbel/- wird z.B. bei der Auswahl der Standorte für solche Müritz, Klink, Feldberger Seenlandschaft (Feldberg, Car- Einrichtungen deutlich. Der Nationalpark Ð als Sinnbild witz, Hullerbusch, Laeven, Neuhof, Rosenhof, Schlicht) für unverbrauchte Natur und gesunde Umgebung – kann und Wesenberg (Wesenberg, Klein Quassow). Die Städte imagefördernd für den Gesundheitstourismus wirken. Waren (Müritz) und Plau am See sind staatlich anerkannte Nicht zuletzt sind die Kur- und Reha-Gäste als mögliche Luftkurorte (Bekanntmachung des Sozialministeriums Gäste des Nationalparks auch Zielgruppe für dessen M-V vom 30.09.2002). Öffentlichkeitsarbeit.

118 3.1.4 Touristische Einrichtungen und Anlagen anderen Campingplätze werden in der Mehrzahl von April bis Oktober betrieben. Feriendörfer und größere touristische Anlagen Seit 1993 ist eine deutliche Niveauanhebung in der In der Nationalparkregion sowie im weiteren Umfeld Ausstattung mit Versorgungs- sowie Sport- und Freizeit- bestehen u.a. folgende Feriendörfer und größere touris- einrichtungen eingetreten. So konnten sechs Camping- tische Anlagen bzw. sind geplant: plätze vom ADAC ausgezeichnet werden. Dies sind die Linstow: ãFeriendorf Linstow“ Zeltplätze „Am Weißen See“, „Am Großen Labussee“, Rheinsberg: ãMarina Wolfsbruch“ „FKK-Camping am Useriner See“, „Camping- und Ferien- Göhren-Lebbin: ãFerien- und Freizeitressort Schloss park Havelberge“, „Am Drewensee“ und „Camping am Blücher“ Bauernhof“. Silz: „Hafendorf Silz“ (geplant) Im Müritz-Nationalpark existiert mit dem ehemaligen C 59 Klink: „Müritz-Hotel“ („FKK-Camping am Useriner See“) ein Campingplatz mit Granzow: ãFeriendorf Granzow“ ca. 300 Stellplätzen. Die Campingplätze am Labussee Boek: ãUrlaubsparadies Müritzufer“, (Zwenzow), am Jamelsee (Blankenförde), am Käbelicksee „Feriendorf Boeker Mühle“ (Kratzeburg), an der Müritz (Ecktannen, Boek), am Lep- Zartwitz: ãFerienzentrum Zartwitz“ pinsee (Zietlitz) und in Klockow befinden sich in unmittel- Rechlin: „Lagunendorf“ (geplant) barer Nähe zum Nationalpark, bzw. grenzen direkt an. Kratzeburg: „Ferienhaussiedlung am Käbelicksee“ Dadurch sind Gäste der Campingplätze in hohem Maße (geplant) potentielle Besucher des Nationalparks und eine Zielgrup- Dambeck: „Familienerholungsstätte Dambecker pe für dessen Öffentlichkeitsarbeit. Park“ Userin: „Ferienzentrum“ „Familienpark am Kleinen Labussee“ 3.1.6 Wassersport „Ferienhotel Labussee“ Die Nationalparkregion ist auf dem Wasserweg von Süden (Berlin) über die Havelwasserstraße und von Nordwesten Jugendherbergen (Hamburg) über die Eldewasserstraße gut zu erreichen. Sportboothäfen bzw. Marinas für die Freizeitschifffahrt In der Nationalparkregion stehen in vier Jugendherbergen bestehen in Waren (Müritz), Röbel, Rechlin, Neustrelitz, rd. 390 Übernachtungsplätze zur Verfügung. Sie befinden Wesenberg und Mirow. Hier gibt es auch Anlegestellen für sich in Waren (Müritz), Zielow, Mirow und Feldberg. Fahrgastschiffe, eine weitere Anlegestelle befindet sich am Leppinsee (Zietlitz). Wasserskistrecken bestehen auf der Müritz vor Klink 3.1.5 Camping sowie auf dem Feldberger Haussee.

Im Gebiet Mecklenburgische Schweiz und Seenplatte In der Nationalparkregion ist nur die Müritz ein ausgespro- liegen mit 62 knapp 40 % der Campingplätze des Landes, chenes Surf- und Segelgewässer. Mäßige Surf- und sie besitzen aber nur 25 % aller Stellplätze. D.h. im Segelbedingungen existieren au§erdem auf dem Labussee, Vergleich zu anderen Regionen, wie z.B. der Ostseeküste, der Woblitz und dem Zierker See. Ausgewiesene Segel- ist die Stellplatzkapazität je Campingplatz deutlich und Surfgebiete auf den Gewässern des Müritz-National- geringer, die Zeltplatzdichte jedoch hoch. parks sowie ausgewiesene Tauchgewässer gibt es nicht.

Etwa 3.000 Stellplätze befinden sich auf Campingplätzen der Nationalparkregion. Sie liegen bevorzugt an Seeufern, 3.1.7 Hallen- und Freibäder, Saunen besonders entlang der Müritz und im Bereich der Klein- seenplatte. Eine besondere Konzentration von Camping- In Röbel und Göhren-Lebbin befinden sich Thermen plätzen ist im Süden der Kleinseenplatte mit beträchtlichen (Hallenbäder mit Spiel- und Spaßmöglichkeiten, Sauna Übernachtungskapazitäten zu verzeichnen, hier stehen etc.) In Klink existiert ein Hotelschwimmbad, dass auch allein etwa 2.300 Stellplätze zur Verfügung. für die öffentliche Nutzung zur Verfügung steht. Eine Um die Zielgruppe der Wasserwanderer zu erreichen, Reihe von Hotels bieten Saunen an, die i.d.R. auch von haben viele Campingplätze auf ihrem Gelände gesonderte Nicht-Hotelgästen genutzt werden können (z.B. Hotels in Areale für sie ausgewiesen. Waren (Müritz), Klink, Zwenzow, Boek).

Ganzjährige Campingangebote haben die Plätze „Camping In der Nationalparkregion sind entlang der Seen zahlreiche am Bauernhof“, „Sietower Bucht“ und „Pappelbucht“. Die Badestellen mit unterschiedlicher Ausstattung vorhanden.

119 Öffentliche Badestellen in Form von Frei-/ Strandbädern sierten internationalen Künstlerpleinairs geschaffen. Von befinden sich in den Städten Waren (Müritz), Röbel, den seither rd. 80 weitgehend aus Naturmaterialien (Holz, Neustrelitz, Mirow, Wesenberg und Feldberg sowie in wei- Stein) geschaffenen Kunstwerken wurden jedoch einige teren größeren Orten. Die am Wasser gelegenen schon kurz nach ihrer Aufstellung zerstört oder beschädigt, Campingplätze verfügen ebenfalls über Badestellen. andere sind aufgrund der verwendeten Materialien nicht mehr vorhanden. Im Nationalpark befinden sich größere Badestellen am Nordufer des Feisnecksees, am Nord-, Ost- und Westufer Das kulturelle Leben in der Nationalparkregion ist viel- des Käbelicksees, am Südufer des Granziner Sees und des fältig und wird durch Angebote in der weiteren Umgebung Mühlensees (Ankershagen), am Nordwestufer des Pagel- ergänzt (z. B. durch das Oberzentrum Neubrandenburg). sees, am Ostufer des Useriner Sees und am Fürstenseer Zahlreiche Feste, Veranstaltungen und Konzerte haben See. Darüber hinaus bestehen weitere Badestellen mit zu- sich etabliert und beleben insbesondere die Sommer- meist örtlicher Bedeutung, die keine oder nur geringe infra- monate. Ein weiteres Angebot sind eine Reihe von Museen strukturelle Ausstattung besitzen (z. B. Jankersee, Specker in der Region. Es lässt sich jedoch feststellen, dass die Hofsee, Kälbersee, Dambecker See, Krummer See u. a.) Angebote sowohl saisonal als auch regional ungleich- mäßig verteilt sind. Eine größere Auswahl an Kultur- und weiteren Veranstaltungen haben die Städte Waren (Müritz) und Neustrelitz zu bieten. Das geringste Angebot besteht 3.1.8 Gastronomie im südlichen und östlichen Teil der Nationalparkregion.

In der Gastronomie hat sich nach der Wende ein relativ Kulturhistorische Sehenswürdigkeiten bzw. Zeugnisse der schneller Strukturwandel vollzogen, in dessen Ergebnis Besiedlung des Gebietes sind aus mehreren Epochen erhal- eine breit gefächerte Palette gastronomischer Angebote ten, so die Großsteingräber im Raum Ankershagen aus der und Einrichtungen entstanden ist. Dieser Prozess kann der- Jungsteinzeit (3000 Ð 1800 v.Chr.), Hügelgräber aus der zeit noch nicht als abgeschlossen angesehen werden. Aller- Bronzezeit (1800 Ð 600 v.Chr.) in der Umgebung von dings hat die Entwicklung nicht flächendeckend stattge- Ankershagen und Kratzeburg sowie Burgwälle aus der Zeit funden. der germanischen Besiedlung (bis 800 n.Chr.) bei Pievers- torf sowie der nachfolgenden slawischen Besiedlung Gastronomisch gut versorgt sind Mirow, Neustrelitz, (8. Ð 10. Jh.), wie die Burgwälle bei Fürstensee, am Wesenberg, Feldberg sowie die touristischen Zentren an Pagelsee und die Burgwallinsel im Feisnecksee. der Müritz (Waren (Müritz), Klink, Röbel). Insbesondere kleinere Gemeinden der Nationalparkregion sind zum Teil Besonders sehenswert sind ebenso die vielen kleinen noch schlecht versorgt, wobei z. B. Boek mit vier Dorfkirchen wie auch die Gutshäuser (teilweise auch gastronomischen Betrieben eine Ausnahme darstellt. Schlösser), die noch heute den Charakter der Dörfer in der Der Erfolg der Gastronomie in der Nationalparkregion ist Region prägen. Dabei gehen die ältesten Kirchenbauten im hohen Maße von der touristischen Nachfrage abhängig auf das Mittelalter zurück (Federow, Gro§ Dratow). Zu und damit starken saisonalen Schwankungen ausgesetzt. den bedeutenden Dorfkirchen zählen u. a. die der Orte Dennoch hängt das Wohlergehen der Gastronomie ebenso Gro§ Dratow, Ankershagen, Kratzeburg, Liepen, Peckatel, von der Nachfrage der einheimischen Bevölkerung ab, die Kargow, Speck, Boek, Roggentin, Userin, Blankenförde, derzeit aber durch die wirtschaftlich schlechte Lage vieler Babke, Wokuhl, Grünow, Dolgen und Triepkendorf. Haushalte gesunken ist. Gutshäuser und Schlösser sind in der Regel ab dem 18. Jh. entstanden, nachdem die Region zuvor durch den 30-jähri- gen Krieg stark in Mitleidenschaft gezogen wurde. Zu den 3.1.9 Sonstige Angebote in der Nationalparkregion bedeutenden Gutshäusern und Schlössern zählen u. a. die der Orte Klink, Torgelow, Federow, Speck, Boek, Klein Das Veranstaltungsprogramm des Müritz-Nationalparks Plasten, Gro§ Plasten, Wendorf, Rumpshagen, Marihn, (Führungen, Vorträge, Ausstellungen usw.) ist für die Regi- Ankershagen, Friedrichsfelde, Dambeck, Peckatel, on von gro§er Bedeutung, deckt allerdings thematisch nur Hohenzieritz. einen Teilbereich eines ausgewogenen kulturellen Angebo- tes ab (vgl. Kap. V/3.2 u. 4.). Weitere historisch interessante Gebäude sind die alten Dorfschmieden (z.B. Peckatel, Speck, Gro§ Dratow, Eine Verbindung zwischen Kultur und Natur stellt der Bergfeld) und ehemalige Wasser- oder Windmühlen Kunstring um den Müritz-Nationalpark dar. Von 1992 bis (Useriner Mühle, Bolter Mühle, Hasselförde) sowie die 1998 wurden dazu jährlich Kunstwerke im Rahmen eines verbliebenen Heckenhäuser um das ehemalige Wildgehege durch den Förderverein Müritz-Nationalpark e.V. organi- um Serrahn.

120 3.1.10 Organisationsformen der Touristen-Information Röbel/Müritz Tourismuswirtschaft Waren (Müritz) Information Tourist-Information Mirow Die Belange des Tourismus werden in den Landkreisen Informationsbüro Wesenberg Müritz und Mecklenburg-Strelitz sowohl von den Wirt- Stadtinformation Neustrelitz schafsförderungsgesellschaften als auch von den Planungs- Verkehrsbüro Feldberg ämtern wahrgenommen. In beiden Kreisen wird dem Tourist-Information Penzlin Tourismus ein hoher Stellenwert zugeordnet. In den Städten ist die Tourismusentwicklung dem Bauamt oder der Wirtschaftsförderung zugeordnet. Die Amtsge- 3.2 Tourismus und Erholung im Nationalpark meinden Amt Waren-Land, Amt Penzliner Land, Amt Rechlin, Amt Neustrelitz-Land, Amt Mirow, Amt Wesen- 3.2.1 Art und Umfang des Besucherverkehrs berg, Gemeinde Feldberger Seenlandschaft verfügen i.d.R. über ein Sachgebiet Tourismus. Allgemein ist 3.2.1.1 Besucheraufkommen Tourismusförderung jedoch eine freiwillige Aufgabe der Gemeinden. Seit 1999 wird durch das Nationalparkamt ein Besucher- monitoring durchgeführt, um quantitative und qualitative Fremdenverkehrsverbände/ -vereine, Informationen zum Besucheraufkommen im Schutzgebiet Tourist-Informationen zu erhalten. Dabei werden an ausgewählten Punkten und festgelegten Tagen die Besucher gezählt sowie ihre Akti- Die Nationalparkregion liegt im Verbandsgebiet des vitäten registriert um daraus Daten zu Art und Umfang des Regionalen Fremdenverkehrsverbandes Mecklenburgische Besucherverkehrs im gesamten Gebiet des Müritz-Natio- Seenplatte e.V. mit Sitz in Röbel. Dieser Verband ist einer nalparks abzuleiten (vgl. Kap. IV/9). der sieben Regionalverbände, die im Landesfremden- Nachfolgend sollen insbesondere die Ergebnisse des Jahres verkehrsverband zusammengeschlossen sind. Eine wesent- 2001 dargestellt werden. liche Aufgabe der Regionalverbände ist das Innen- und Danach dominieren in Bezug auf die Aktivitäten eindeutig Außenmarketing für die jeweilige Region. die Radwanderer, gefolgt von Wanderern und Boots- touristen (Wasserwanderer) (vgl. Abb. 7). Eine Auf lokaler Ebene haben sich Fremdenverkehrsvereine vergleichbare Situation wurde auch in den anderen Jahren gebildet, deren Aufgabenfelder, Strukturen und Mitglieds- festgestellt. stärken sehr unterschiedlich sind. Sie übernehmen i.d.R. das Marketing und die Werbung auf lokaler Ebene, sowie Der Jahresverlauf des Besucheraufkommens ist vor allem die örtliche Zimmervermittlung und Gästebetreuung. im Frühjahr und Herbst stark vom Witterungsverlauf Teilweise betreiben sie Tourist-Informationsstellen. abhängig. So blieb der Wert zu Ostern 2001deutlich unter dem des Vorjahres. Ursache dafür war offensichtlich das Einige Tourist-Informationen werden kommunal betrieben, sehr kühle Wetter. Auch in der Nachsaison gab es bei in Neustrelitz existiert z. B. eine städtische Informations- vergleichbarer Tendenz ein etwas niedrigeres Besucherauf- stelle. In Waren (Müritz) wird die Tourist-Information von kommen, als im Jahr 2000, wo die Witterung im Herbst für der Kur- und Tourismus GmbH betrieben. den Tourismus au§erordentlich gute Voraussetzungen bot. Dadurch wurden 2001 insgesamt ca. 10.000 Besucher In der Nationalparkregion bestehen folgende Fremdenver- weniger registriert, als im Vorjahr (s.u.). kehrsvereine, bzw. Tourist-Informationen: Fremdenverkehrsverein „Müritzkreis“ e.V., Röbel/Müritz Die höchsten Werte erreichen die Besucherzahlen - wie Verkehrsverein Waren e.V., Waren (Müritz) auch in der Nationalparkregion (vgl. Kap. 3.1.2) - in den Fremdenverkehrsverein „Penzlin“ e.V., Penzlin Monaten Juni bis August, wobei der insgesamt größte Wert Fremdenverkehrsverein „Havelquellseen“ e.V., Kratzeburg wiederum Anfang Juni (Pfingsten) festgestellt wurde (vgl. Fremdenverkehrsverein ãIm Land der Seen und Wälder“ Abb. 8). e.V., Mirow Fremdenverkehrsverein „Seen- und Havellandschaft“ e.V., Bei differenzierter Betrachtung der Besucherzahlen nach Wesenberg den Aktivitäten zeigen sich saisonale Unterschiede (vgl. Fremdenverkehrsverein ãSeenlandschaft Serrahn-Wanzka“, Abb. 10). Abgesehen von Ostern und Pfingsten ist die Zahl Blankensee der Wanderer relativ konstant. Vom Frühjahr bis zum Spät- Fremdenverkehrsverein ãFeldberger Seenlandschaft“ e.V., herbst ist mit täglich ca. 500 Wanderern zu rechnen. Feldberg Für die Radfahrer beginnt die Saison etwa im Mai. Danach Fremdenverkehrsverein „Südliche Müritzregion“ e.V., steigen die Zahlen sprunghaft an, Anfang September gehen Rechlin sie ebenso schnell wieder zurück.

121 Abb. 7: Besucheraktivitäten im Müritz-Nationalpark

12,6%

2,7%

Radfahrer Wanderer 22,7% Sonstige Bootstouristen 61,9%

Quelle: Nationalparkamt Müritz (2002)

Abb. 8: Besucherzahlen im Jahresverlauf

5000 *2 4500 4000 3500 3000 2500 2000 Besucher 1500 *1 1000 500

0 04.04.01

03.05.01 22.06.01 04.07.01 02.08.01 08.09.01

05.10.01 03.06.01

16.10.01 24.09.01 19.08.01 21.07.01 22.05.01 15.04.01

Zähltage

Quelle: Nationalparkamt Müritz (2002) Erläuterung: *1 = Ostern *2 = Pfingsten

Abb. 9: Besucherzahlen im Tagesverlauf

350 300 250 200 150 100 50 0 9-10 10-11 11-12 12-13 13-14 14-15 15-16 16-17 17-18 18-19 Uhr Uhr Uhr Uhr Uhr Uhr Uhr Uhr Uhr Uhr

Quelle: Nationalparkamt Müritz (2002)

122 Abb. 10: Aktivitäten nach Besuchergruppen

3500

Radfahrer 3000 Wanderer Bootstouristen sonstige 2500

2000

1500

1000

500

0 04.04.2001 15.04.2001 03.05.2001 22.05.2001 03.06.2001 22.06.2001 04.07.2001 21.07.2001 02.08.2001 19.08.2001 08.09.2001 24.09.2001 05.10.2001 16.10.2001

Quelle: Nationalparkamt Müritz (2002)

Tabelle 32: Besucherzahlen an den Zählpunkten

=lKOSXQNW 5DGIDKUHU :DQGHUHU VRQVWLJH %RRWH %RRWV 3HUVRQHQ LQVDVVHQ JHVDPW (LQJDQJVEHUHLFK:DUHQ     5HGHUDQJVHH     6FKZDU]HQKRI     .UDW]HEXUJ=HOWSODW]     'RSSHONLHIHUJUDEHQ     )|UVWHUHL%RHN     =ZHQ]RZ     0KOHQVHH$QNHUVKDJHQ     6FKPLHGH6SHFN     =DUWZLW]HU.UHX]     3DUNSODW]=LQRZ     2UWVODJH/DQJKDJHQ     %ROWHU0KOH    +DYHOEUFNH%DENH    8PWUDJHVWUHFNH*UDQ]LQ    6XPPH       Quelle: Nationalparkamt Müritz (2002)

123 Tabelle 33: Durchschnittliches Besucheraufkommen

7HLOJHELHW %HVXFKHU %HVXFKHU %HVXFKHU SUR7DJ MHKD MHNP:HJ 1RUGZHVWHQ    2VWXIHUGHU0ULW]    6GZHVWHQ    6GHQ    +DYHOTXHOOJHELHW    6HUUDKQ    Quelle: Nationalparkamt Müritz (2002)

Ähnlich verhält es sich mit den Bootstouristen. Bei gün- Besucheraufkommen im Teilgebiet Müritz insgesamt stigem Wetter verschiebt sich deren Saison noch mehr in wesentlich höher, als im Teilgebiet Serrahn. den Herbst als bei den Radfahrern. Der Beginn des Bootstourismus war 2001 durch die kühle Innerhalb des Teilgebietes Müritz konzentriert sich das Witterung im Frühjahr deutlich verzögert. Besucheraufkommen auf den Nordwesten (Raum Waren Ð Sonstige Besucher weisen bedingt durch die Pilzsaison bei Federow), das Ostufer der Müritz (einschließlich Speck) insgesamt geringen Anteilen wie in den Vorjahren einen und den Südwesten (Raum Boek). Ein etwas geringeres leichten Anstieg in den Herbstmonaten auf. Besucheraufkommen lässt sich für den Süden (Granzin – Blankenförde – Userin) feststellen. Hier trägt insbesondere Die tageszeitliche Verteilung des Besucheraufkommens ist die Wasserwanderstrecke „Obere Havel“ zum in Abbildung 9 dargestellt. Sie zeigt den gleichen Verlauf Besucheraufkommen bei. Für das Havelquellgebiet wie in den Vorjahren mit insgesamt etwas niedrigeren (Kratzeburg Ð Ankershagen) ergeben sich die geringsten Werten. Die Werte stellen einen Durchschnitt der in den Besucherzahlen im Teilgebiet Müritz. jeweiligen Zeitabschnitten gezählten Besuchersummen aus allen Zähltagen dar. Das Maximum wird zwischen 11 und Unter Zugrundelegung der Besucherzählungen im 15 Uhr erreicht. Vor 9 Uhr und nach 19 Uhr sind nur Gelände, der Besucher in den Informationsstellen äußerst wenig Besucher zu erwarten. (vgl. Kap. V/4.1.1) sowie der Teilnehmer an Führungen des Nationalparkamtes (vgl. Kap. V/4.1.2) und der touristi- Bezogen auf die Zählpunkte stellt sich die räumliche schen Unternehmen wurde für das Jahr 2001 die Zahl von Verteilung der Besucher wie folgt dar: insgesamt ca. 495.000 Nationalparkbesuchern errechnet. Die höchsten Zählergebnisse und Zuwächse wurden 2001 am Doppelkiefergraben und an der Schmiede Speck Dieser Wert liegt ca. 21 % unter dem Wert des Jahres 2000 registriert. Besonders trifft dies auf die Umgebung von (630.000 Besucher), was in erster Linie auf die ungünstige Boek zu, wo zwei Zählpunkte in geringer Entfernung von Witterung in der Vor- und Nachsaison zurückzuführen ist. einander liegen. Der Zuwachs am Zählpunkt Speck kann Diese Annahme wird indirekt durch die wieder höher mit der Attraktivität des Käflingsberg -Turmes erklärt liegenden Besucherzahlen des Jahres 2002 bestätigt, für werden. das rd. 536.000 Besucher ermittelt wurden. Aber auch am Eingangsbereich Waren wurden im Jahre 2001 24 % mehr Besucher als im Vorjahr gezählt. Deutlich geringere Besucherzahlen als im Vorjahr gab es am Rederangsee, in Schwarzenhof, an der Försterei Boek 3.2.1.2 Besucherbefragung und an der Umtragestrecke Granzin. Der Zählpunkt in Zinow ergab noch weniger Besucher als im Jahre 2000 Im Rahmen des Besuchermonitorings fanden auch (vgl. Tab. 32). Besucherbefragungen statt. Hierzu wurden Fragebögen an Konzentrationspunkten des Besuchergeschehens (z. B. Durch Zusammenfassung der Ergebnisse der einzelnen Informationsstellen) in der Vor-, Haupt- und Nachsaison Zählpunkte entsprechend ihrer räumlichen Lage ist eine verteilt, um möglichst alle Besuchergruppen entsprechend Aussage zur Besucherverteilung insgesamt möglich. ihrer Anteile an der Gesamtheit zu erreichen. Danach lassen sich innerhalb des Nationalparks Gebiete unterschiedlichen Besucheraufkommens feststellen (vgl. Bezogen auf das Jahr 2001 wurden insgesamt 540 Frage- Tab. 33). bögen verteilt, die Rücklaufquote betrug knapp 62 % (334 Wie auch schon in den Vorjahren festgestellt, liegt das Bögen). Daraus ergibt sich folgendes Bild:

124 Altersgruppen: Verkehrsmittel für die Anreise am Befragungstag: unter 18 27 Personen = 8,1 % PKW 152 Personen = 31,5 % 18 bis 30 37 Personen = 11,1 % Wohnmobil 6 Personen = 1,2 % 31 bis 45 128 Personen = 38,3 % Motorrad 3 Personen = 0,6 % 46 bis 60 79 Personen = 23,6 % ÖPNV (mit NLP-Ticket) 51 Personen = 10,6 % über 60 61 Personen = 18,3 % ÖPNV (ohne NLP-Ticket) 10 Personen = 2,1 % ohne Angabe 2 Personen = 0,6 % Reisebus 6 Personen = 1,2 % Schiff / Boot 22 Personen = 4,6 % Im Vergleich zur Befragung 2000 ist eine leichte Verschie- Fahrrad 180 Personen = 37,3 % bung zu den jüngeren Altersgruppen bei Abnahme der Zu Fu§ 46 Personen = 9,5 % Altersgruppe der 46- bis 60-jährigen zu verzeichnen. Sonstige 4 Personen = 0,8 % Wie auch in den Vorjahren sind die 31- bis 45-jährigen am ohne Angabe 2 Personen = 0,4 % stärksten vertreten. Im Vergleich zur Befragung 2000 ergaben sich folgende Geschlechterverhältnis: Veränderungen: Der Anteil der PKW sank um 5,8 %. Bei Männlich 157 Personen = 52,3 % Schiff/Boot stieg der Anteil um 0,8 %, beim Fahrrad um Weiblich 158 Personen = 47,3 % 4,3 %, bei Fußgängern um 2,0 %. Die Ticketlinien und ohne Angabe 1 Person = 0,3 % andere öffentliche Verkehrsmittel haben nahezu die glei- chen Anteile wie im Jahr 2000. Das Geschlechterverhältnis der Befragten zeigt gegenüber den Vorjahren keine Veränderungen. Aufenthaltsdauer: 1 Tag 61 Personen = 18,3 % Herkunft: 1 bis 3 Tage 91 Personen = 27,3 % Bayern 38 Personen = 13,7 % max. 2 Wochen 157 Personen = 47,0 % Baden-Württemberg 33 Personen = 12,0 % über 2 Wochen 24 Personen = 7,2 % Niedersachsen 27 Personen = 9,8 % ohne Angabe 1 Person = 0,3 % Berlin 23 Personen = 8,4 % Hessen 19 Personen = 6,9 % Danach stieg der Anteil der Personen mit einer Aufent- Nordrhein-Westfalen 19 Personen = 6,9 % haltsdauer von bis zu zwei Wochen gegenüber dem Vorjahr Sachsen 18 Personen = 6,6 % um fast 8 %. Gesunken ist sowohl der Anteil der Besucher, MV (weitere Umgebung) 16 Personen = 5,8 % die sich nur 1-3 Tage aufhalten, als auch der, die über 2 MV (direkt am NLP) 8 Personen = 2,9 % Wochen bleiben. Schleswig-Holstein 12 Personen = 4,4 % Thüringen 12 Personen = 4,4 % Hamburg 11 Personen = 4,0 % Häufigkeit der Nationalparkbesuche: Rheinland-Pfalz 10 Personen = 3,6 % Häufig 108 Personen = 32,3 % Sachsen-Anhalt 8 Personen = 2,9 % Gelegentlich 52 Personen = 15,6 % Brandenburg 6 Personen = 2,2 % nur heute 35 Personen = 10,5 % Bremen 6 Personen = 2,2 % wei§ nicht 22 Personen = 6,6 % Ausland 5 Personen = 1,8 % ohne Angabe 117 Personen = 35,0 % (2 x Holland, 2 x Österreich, 1 x Schweiz) ohne Angabe 2 Personen = 0,7 % Die Angaben zur Häufigkeit zeigen zwar leichte Saarland 1 Person = 0,4 % Abweichungen gegenüber dem Vorjahr, ohne jedoch eine Tendenz erkennen zu lassen. Danach kommen die meisten Besucher aus Bayern, Baden-Württemberg, Niedersachsen, Berlin, Hessen und Nordrhein-Westfalen. Gruppengröße (Anzahl Personen): allein 21 Personen = 6,3 % Übernachtungsort: 2 bis 4 267 Personen = 79,9 % au§erhalb des NLP 169 Personen = 50,6 % 5 bis 10 Personen 25 Personen = 7,5 % innerhalb des NLP 143 Personen = 42,8 % über 10 Personen 21 Personen = 6,3 % Tagesgäste 21 Personen = 6,3 % ohne Angabe 1 Person = 0,3 % Die Anteile allein reisender Personen und größerer Gruppen sanken. Mittelgro§e Gruppen verzeichnen leicht Damit ergibt sich gegenüber 2000 eine Verschiebung zu- gestiegene Anteile. Wesentliche Veränderungen sind hier gunsten der Übernachtungen im Nationalpark um knapp 3 %. aber nicht feststellbar.

125 Durchgeführte bzw. geplante Aktivitäten: 3.2.2 Besucherlenkung Natur beobachten 273 Personen = 81,7 % Stille und Ruhe genie§en 249 Personen = 74,6 % 3.2.2.1 Touristisches Wegenetz Erholen und Entspannen 222 Personen = 66,5 % Radfahren 218 Personen = 65,3 % Das Fußwanderwegenetz des Müritz-Nationalparks um- Info-Angebote nutzen 191 Personen = 57,4 % fasst insgesamt 48 Wanderwege mit einer Gesamtlänge Natur fotografieren 165 Personen = 49,4 % von 424 km. Die Streckenlängen liegen zwischen 1,5 Wandern (ohne Führung) 146 Personen = 43,7 % (Grüner Baum-Weg) und 160 km (Müritz-Nationalpark- Baden 84 Personen = 25,1 % Weg). Da sich zum Teil mehrere Wanderwegerouten Kanu / Boot fahren 76 Personen = 22,8 % überschneiden, reduziert sich die absolute Länge der Wandern (mit Führung) 62 Personen = 18,6 % Fu§wanderwege auf rund 320 km. ohne Angabe 12 Personen = 3,6 % Das Radwanderwegenetz besteht aus sieben Radrund- Reiten 5 Personen = 1,5 % wanderwegen und mehreren Radverbindungswegen mit einer Länge von insgesamt rund 195 km. Auf ca. 80 km Bei den Aktivitäten gibt es hinsichtlich der Anteile nur Länge überschneiden sich diese Radwanderwege mit dem unwesentliche Unterschiede zu den Angaben des Fu§wanderwegenetz. Die verbleibenden 90 km Radwan- Vorjahres. Natur beobachten, Stille und Ruhe genie§en, derwege ergeben zusammen mit den 320 km Fu§wander- Erholen und Entspannen sowie Radfahren sind die wegen insgesamt 410 km gekennzeichnete Rad- und dominierenden Aktivitäten. Fu§wanderwege.

Durch das Wirtschaftsministerium des Landes wurde der Weiterempfehlung des Müritz-Nationalparks: Landesverband des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs auf jeden Fall 306 Personen = 91,6 % (ADFC) beauftragt, ein landesweites Netz von Radfern- eher ja 21 Personen = 6,3 % routen zu entwickeln. eher nein 3 Personen = 0,9 % Einige von ihnen verlaufen auch durch den Müritz-Natio- auf gar keinen Fall 0 Personen nalpark. Es handelt sich hierbei um folgende Fernrouten: ohne Angabe 4 Personen = 1,2 % Mecklenburgische Seenplatte Mecklenburgische Seenplatte Ð Rostock Mecklenburgische Seenplatte – Rügen Festgestellte bzw. empfundene besondere Störungen: Kfz Verkehr 23 Personen = 6,9 % 1998 wurde die Fernroute ãMecklenburger Seenradweg“ zu viele Menschen 7 Personen = 2,1 % ausgewiesen, der von Lüneburg nach Wolgast verläuft. Lärm durch Besucher 2 Personen = 0,6 % Dieser nimmt im Gebiet des Müritz-Nationalparks jedoch Flugverkehr 2 Personen = 0,6 % die Streckenverläufe der o. g. Routen auf, so dass einige Motorboote 2 Personen = 0,6 % Strecken mehrfach beschildert sind. Fällarbeiten 2 Personen = 0,6 % Im Jahr 2001 ist die Fernroute „Berlin-Kopenhagen“ freilaufende Hunde 1 Person = 0,3 % ausgewiesen worden. Diese Route quert das Nationalpark- Müll 1 Person = 0,3 % gebiet von Wesenberg in Richtung Waren (Müritz). Des weiteren wurden durch die Landkreise Müritz und Mecklenburg - Strelitz zwei regionale Radrouten aus- Änderungsvorschläge der Besucher: geschildert, die auch das Gebiet des Müritz-Nationalparks Keine Änderungen 167 Personen = 50,0 % betreffen: Informationsangebote 68 Personen = 20,4 % Der Müritz-Rundweg verläuft im Nationalpark über die Verhaltensvorschriften 54 Personen = 16,2 % Fernrouten entlang des Ostufers der Müritz. Der Havel- Geführte Wanderungen 26 Personen = 7,8 % quellseen-Radweg verläuft in zwei Streckenvarianten von Besuchereinrichtungen 19 Personen = 5,7 % Kratzeburg über Babke – Blankenförde – Zwenzow nach Besucherzahl 14 Personen = 4,2 % Neustrelitz und hat hier den selben Verlauf wie der Fern- wei§ nicht 19 Personen = 5,7 % radweg Berlin-Kopenhagen, die zweite Variante verläuft ohne Angabe 23 Personen = 6,9 % über Langhagen.

Im Vergleich zum Vorjahr fällt auf, dass ein gestiegener Angaben zu Art und Umfang des Besucheraufkommen auf Anteil der Besucher Veränderungen der Informations- den Fu§- und Radwanderwegen im Nationalpark sind in angebote und der Besucherzahlen (hier i.d.R. Verringerung Kap. V/3.2.1.1 enthalten. gemeint) vorschlägt. Der Anteil derer, die Verhaltensvor- schriften geändert haben möchten, ist leicht rückläufig. Gemäß § 28 (6) Landeswaldgesetz M-V sind durch die Landkreise im Einvernehmen mit den zuständigen

126 Abb. 11: Durchschnittliche Nutzung der Wasserwanderstrecken

400

350

300

250 Umtragestrecke Granzin Havelbrücke Babke 200

Anzahl Bolter Mühle 150

100

50

0 Boote Personen

Quelle: Nationalparkamt Müritz (2002)

Abb. 12: Bootsbewegungen an der Schleuse Zwenzow

16000

14000

12000

10000

8000

6000

Boote; P=Personen 4000

2000 57.440 P. 41.480 P. 26.400 P. 50.660 P. 20.562 P. 30.753 P. 16.938 P.

0 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002

Quelle: Staatliches Amt für Umwelt und Natur Neubrandenburg (2002)

Forstbehörden bzw. dem Nationalparkamt Reit- und Träger der Straßenbaulast keine verkehrsbehördliche Kutschwege im Wald auszuweisen. In diesem Zusammen- Anordnung erwirkt wurde, die diese Nutzung einschränkt hang entstand im Nationalpark ein Reitwegenetz (über- oder ausschließt. Insofern steht zusätzlich ein für den Pfer- regionale Reitwege) von insgesamt ca. 49 km Länge, das desport geeignetes öffentliches Stra§en- und Wegenetz von Anschluss an die au§erhalb des Schutzgebietes gelegenen 80 km Länge zur Verfügung. Eine Darstellung des touristi- Reitwege hat. schen Wegenetzes ist in Karte 4 (Erholung und Örtlich ansässigen Kremserunternehmen wird das Befahren Erschlie§ung) enthalten. nichtöffentlicher Wege im Nationalparkgebiet mit Kutschen auf der Grundlage von ¤ 8 (Befreiungen) der Nationalpark- Verordnung ermöglicht. 3.2.2.2 Wasserwanderstrecken

Unabhängig von den vorgenannten Wegen können im Im Müritz-Nationalpark befinden sich zwei traditionelle Müritz-Nationalpark grundsätzlich alle dem öffentlichen Wasserwanderstrecken: Verkehr gewidmeten Stra§en und Wege als Kutsch- oder Ð der Woterfitz- und Caarpsee mit dem Bolter Kanal, die Reitweg benutzt werden, soweit durch den jeweiligen Teil einer als „Alte Fahrt“ bezeichneten Rundtour sind,

127 – die „Obere Havel“ zwischen Kratzeburg und der Sie weisen u.a. auf Wanderrouten, Führungstermine, Schleuse Zwenzow. geschichtliche Hintergründe und Sehenswürdigkeiten hin. Derzeit sind über das Nationalparkgebiet verteilt ca. Die Benutzung motorgetriebener Wasserfahrzeuge ist im 130 Informationstafeln vorhanden. Nationalpark nicht gestattet. Das Wasserwandern erfolgt vorrangig mit Kajak, Kanu und Faltbooten. Insbesondere Beobachtungseinrichtungen ermöglichen schöne Aus- die „Obere Havel“ wird durch Wasserwanderer stark sichten auf die unterschiedlichen Landschaftsräume des frequentiert. Saisonale Spitzen sind die Wochenenden um Nationalparks und dienen der ungestörten Tierbeobach- Himmelfahrt und Pfingsten. Anhand der Ergebnisse des tung. Bei den punktuell an Rad- und Fu§wanderwegen durch das Nationalparkamt für das Jahr 2001 durchge- angebundenen Einrichtungen werden Aussichtstürme, führten Besuchermonitorings ergeben sich für die Zähltage Beobachtungsstände, Aussichtsplattformen und Sichtschir- die in der Abbildung 11 dargestellten Durchschnittswerte. me unterschieden. Neben diesen errichteten Beobachtungsmöglichkeiten Weitere Hinweise zum Boots- und Besucheraufkommen erschlie§t das touristische Wegesystem auch im Gelände auf der Wasserwanderstrecke „Obere Havel“ und vorhandene natürliche Aussichtspunkte. insbesondere zur Entwicklung über die Jahre ergeben sich aus den Zählungen an der Schleuse Zwenzow (vgl. Abb. Rastplätze sind punktuell an Wanderwege und Wasserwan- 12). Sie wurden bzw. werden täglich innerhalb der derstrecken angebunden und unterschiedlich ausgestattet gesamten Schleusensaison durchgeführt. Dabei ist jedoch (Sitzgruppe oder Bänke, Schutzhütte, Fahrradständer, zu beachten, dass die Zählungen richtungsunabhängig Informationstafel). erfolgen, d.h. sie enthalten Boote und Personen, die in das Nationalparkgebiet fahren, als es auch verlassen. Der Naturerlebnispfad im Serrahner Teil des Nationalparks Dennoch lässt sich hieran eine deutliche Zunahme des führt unter dem Titel ãDer lange Weg zum Urwald“ über Boots- und Besucheraufkommens erkennen. mehrere Stationen vom Eingangsbereich Zinow bis zur Nationalparkinformation in Serrahn.

3.2.2.3 Besuchereinrichtungen Moorstege machen den schwer zugänglichen Lebensraum Moor für Besucher erlebbar und schützen gleichzeitig die Eingangsbereiche sind eine Kombination einzelner trittempfindliche Moorvegetation. Derzeit gibt es drei Elemente der Besucherinformation und -lenkung (Park- Moorstege im eigentlichen Sinne (Wienpietschseen, platz, Informationstafel, Eingangstafel, Wegweiser und Priesterbäker See, Serrahnsee). Wanderwegebeschilderung als Mindestausstattung). Sie In einigen Fällen (z. B. Rederangsee, Schnakenburg) sind Ausgangspunkte für das „Erlebnis Nationalpark“. gewährleisten sie auch bei vor allem im Frühjahr erhöhten Wasserständen den Zugang zu Beobachtungseinrichtungen. Der touristische Kraftfahrzeugverkehr soll zielgerichtet zu Eine Darstellung der Besuchereinrichtungen ist in Karte 4 den Eingangsbereichen geführt und dort aufgefangen enthalten. werden. Sie sollen deshalb vorzugsweise an eine Ortslage am Rande des Nationalparks gebunden sein.

In Ergänzung der genannten Kombination können eine 4 Information und Bildung Nationalparkinformation (vgl. Kap. V/4.1.1), Sitz- und Rastgelegenheiten sowie Fahrradständer, Toiletten und 4.1 Informations- und Öffentlichkeitsarbeit eine ÖPNV-Haltestelle vorhanden sein. 4.1.1 Informationsstellen und Ausstellungen

Im Müritz-Nationalpark sind derzeit 16 z.T. unterschied- Informationsstellen sind wichtige Anlaufpunkte und lich ausgestattete Eingangsbereiche vorhanden. Sie befin- Schnittstellen zwischen Nationalparkbesuchern und dem den sich in den Ortschaften Waren (Müritz), Federow, Nationalpark. Gro§ Dratow, Bocksee, Ankershagen, Kratzeburg, Userin, In Neustrelitz besteht seit 1997 das Nationalpark-Zentrum Zwenzow, Blankenförde, Schillersdorf, Boek, Fürstensee, mit einer größeren Ausstellung und Informationseinrich- Zinow, Carpin, Grünow und Herzwolde. tung. In den Eingangsbereichen Boek, Federow, Fried- richsfelde und Kratzeburg, sowie in den Orten Schwarzen- Informationstafeln stellen ein wichtiges Element der Infor- hof und Serrahn befinden sich weitere Nationalpark- mation und Besucherlenkung dar. Die an ausgewählten Informationen, die durch das Nationalparkamt betrieben Punkten am und im Gebiet stehenden und mit einem bzw. betreut werden. Kartenausschnitt ausgestatteten Tafeln dienen der Informa- Im Eingangsbereich Waren (Müritz) sowie in Speck und tion und Orientierung der Nationalparkbesucher. Userin gibt es drei Informationsstellen auf privater Basis.

128 Darüber hinaus bietet der Förderverein Müritz-National- Die Besucherzahlen in den Informationsstellen lassen park e.V. Informationen in Waren (Müritz) an und der Einschätzungen zur Frequentierung der Eingangsbereiche Müritz-Nationalpark ist auch im Rahmen der Regional- wie auch der Zielgebiete der Besucher innerhalb des schau in der Scheune präsent. Nationalparks zu (vgl. Kap.V/ 3.2.1.1).

Die Informationsstellen geben mindestens Grundinforma- Eine weitere Nationalpark-Information ist in Blankenförde tionen zum Nationalpark, ebenso kann Info-Material geplant. Au§erdem soll in Waren (Müritz) in den nächsten erworben werden. In den durch das Nationalparkamt Jahren ein gro§es erlebnisorientiertes Besucherzentrum betreuten Einrichtungen stehen darüber hinaus Mitarbeiter mit Fokus auf den Müritz-Nationalpark entstehen. des Nationalparkdienstes als Ansprechpartner für die Besucher zur Verfügung. Des weiteren ist in der Regel jeweils eine thematische 4.1.2 Führungen und Veranstaltungen Ausstellung vorhanden. In Federow und Friedrichsfelde besteht für die Besucher Das umfangreiche Führungsprogramm des Nationalpark- zusätzlich die Möglichkeit, per Videoanlage das Gesche- amtes ist ein zentraler Bestandteil der Öffentlichkeitsarbeit hen an einem Fischadler- bzw. Wei§storchhorst live zu für den Müritz-Nationalpark. Es richtet sich an verschiede- verfolgen. ne Zielgruppen. So werden Erwachsene (Einheimische, Die Frequentierung der Informationsstellen geht aus Tabel- Urlauber) genauso angesprochen wie Kinder und Jugendli- le 34 und Abbildung 13 hervor. che. In den letzten drei Jahren lag die Anzahl der regulären

Tabelle 34: Besucherzahlen der einzelnen Informationsstellen

(LQULFKWXQJ        %RHN        )HGHURZ [ [      6FKZDU]HQKRI [[[[[  .UDW]HEXUJ [ [ [     )ULHGULFKVIHOGH [ [ [     1HXVWUHOLW] [       6HUUDKQ        6SHFN        %HUJIHOG     6SHFNHU6WUD‰H    6XPPH        Quelle: Nationalparkamt Müritz (2002) Erläuterung: x = nicht vorhanden - = nicht gezählt

Abb. 13: Entwicklung der Besucherzahlen der Informationsstellen

120000

100000

80000 r

60000 Besuche 40000

20000

0 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002

Quelle: Nationalparkamt Müritz (2002)

129 Veranstaltungen (nach Programm) bei jeweils ca. 500 Das Nationalparkamt ist mit seinen Informations- und Führungen. Speziell auf Familien zugeschnittene Füh- Aktionsständen regelmäßig an regionalen Veranstaltungen rungen finden im Rahmen der Umweltbildung des Jugend- (z. B. Dorffeste, Nationalparktage, Müritz – Sail u. a.), waldheimes (JWH) statt (ca. 200 pro Jahr). aber auch überregional z.B. an verschiedenen Messen beteiligt. Sie kamen in den letzten Jahren jeweils zwischen Neben den Führungen laut Programm werden auch 12 bis 24 mal zum Einsatz. (Sonder-) Führungen nach Anmeldung (in den letzten Jahren zwischen 60 und 100 Veranstaltungen pro Jahr) Als weitere Veranstaltungen sind die Aktivitäten im Rah- angeboten (vgl. Tab. 35 und Abb. 14). men von Schüler – Interessensgemeinschaften, Projekt- tagen (vgl. Kap. V/4.2) und speziellen Kooperationen zu Vorträge zu allgemeinen wie auch speziellen Nationalpark- nennen. Beispielgebend für letztere ist die Zusammen- themen finden in der Regel auf Anfrage statt, ihre Häufig- arbeit mit der Nationalpark-Patenschule, dem Neustrelitzer keit ist deshalb recht unterschiedlich (vgl. Tab. 36). Gymnasium Carolinum.

Tabelle 35: Entwicklung der Führungen und Teilnehmer nach Kategorien

1DFK3URJUDPP 1DFK$QPHOGXQJ -:+ 6XPPH $Q] 71 $Q] 71 $Q] 71 $Q] 71                                                     Quelle: Nationalparkamt Müritz (2002)

Abb. 14: Entwicklung der Führungen und Teilnehmer

16000

14000

12000

10000

8000 807 F. 790 F. 694 F. 1.069 F. 726 F. 892 F. , F=Anzahl Führungen 6000

4000 Teilnehmer 2000

0 345 F. 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002

Quelle: Nationalparkamt Müritz (2002)

Tabelle 36: Vorträge und Teilnehmer      $Q]DKO      7HLOQHKPHU      Quelle: Nationalparkamt Müritz (2002)

130 Inzwischen zur Tradition geworden sind die alljährlichen Weiterführende Informationen halten verschiedene Waldgottesdienste zu Himmelfahrt und Pfingstkonzerte in Faltblätter und Broschüren, ein Wanderführer, Wander- Steinmühle mit jeweils mehreren hundert Gästen. Einen karten, eine Imagebroschüre, Videos als auch das Internet festen Platz haben auch die jährlich stattfindenden Natio- bereit. Diese Angebotspalette wird kontinuierlich erwei- nalparktage. tert. So sollen in den kommenden Jahren ein Familien- wanderführer, weitere Faltblätter mit Tourentipps und eine Die beiden an den Müritz-Nationalpark angrenzenden DVD erscheinen. Naturparke Nossentiner/Schwinzer Heide und Feldberger Seenlandschaft bieten ebenfalls Ausstellungen, Führungen Über den Müritz-Nationalpark wird auch in Publikationen und Veranstaltungen sowie Informationsmaterial an. Seit von Kooperationspartnern des Nationalparkamtes infor- 2001 erscheint eine gemeinsame Veranstaltungsbroschüre miert. So stellt z.B. EUROPARC Deutschland die Familie („Unterwegs [Jahr]“) der drei Schutzgebiete. der deutschen Nationalparke in einer eigenen Broschüre vor. Die Deutsche Bahn AG bringt im Rahmen der Koope- Die Zahl der durch die Mitarbeiter des Nationalparks ration „Fahrtziel Natur“ Informationen über den Müritz- betreuten Besucher ist in den vergangenen Jahren konti- Nationalpark bundesweit unter ihre Kunden. Auch die nuierlich gestiegen, beispielsweise von 2001 auf 2002 um Commerzbank hält im Rahmen der Ausschreibung des 8,1 %. Wie die Ergebnisse des Besuchermonitorings „Praktikums für die Umwelt“ Informationen zum zeigen, konnte die Qualität der Führungen verbessert Nationalpark bereit. werden. Dabei spielt die amtsinterne Weiterbildung der Mitarbeiter des Nationalparkamtes eine wichtige Rolle. Die Pressearbeit ist ein wichtiger Baustein der Öffentlich- Die touristischen Anbieter der Nationalpark-Region warten keitsarbeit sowohl in der Nationalpark-Region als auch ebenfalls mit einem umfangreichen Führungsprogramm darüber hinaus. Kernpunkte sind dabei eigene Pressemit- und weiteren Angeboten auf. In den letzten Jahren nahmen teilungen, Pressekonferenzen und Vor-Ort-Termine mit ca. 20.000 Besucher/Jahr deren Angebote in Anspruch. Journalisten. Kontinuierlich werden sowohl allgemeine Anfragen von Journalisten als auch von Fachjournalisten Insgesamt ist allerdings festzustellen, dass aktuell weniger beantwortet. als 10 % der Besucher des Nationalparks an Führungen Schwerpunkt der Pressearbeit sind die Lokalzeitungen, teilnehmen. Vergleiche mit anderen Gro§schutzgebieten Anzeigenblätter und behördliche Mitteilungsblätter. verdeutlichen, dass dieser Anteil ausgebaut werden kann. Berichterstattungen über den Müritz-Nationalpark finden Das ist ein wichtiges Ziel für die nächsten Jahre. aber auch ihren Weg in überregionale Zeitungen und Journale. So hat das Nationalparkamt im Jahr 2002 u.a. 43 eigene Pressemitteilungen herausgegeben. 113 Presseartikel sind 4.1.3 Publikationen und Pressearbeit durch das Mitwirken des Nationalparkamtes entstanden und 260 Artikel erschienen ohne Mitwirkung des National- Verschiedene Formen von Veröffentlichungen sind wich- parkamtes. tige Instrumente zur Information der hiesigen Bevölkerung und der Besucher und somit auch eine Grundlage zur Mit zunehmender Tendenz ist der Nationalpark auch Verbesserung der Akzeptanz für das Schutzgebiet. Thema in Rundfunk und Fernsehen. In Bezug auf das Grundinformationen bieten dabei ein Basisfaltblatt (ab Fernsehen berichten neben dem Lokalfernsehen vor allem Mitte 2003 als Basisbroschüre), die Ausstellungen in den der NDR, aber auch weitere Sender öffentlicher wie priva- Nationalpark-Informationen sowie das Internet. Letzteres ter Anstalten über den Nationalpark. Berichte über touristi- wird weitgehend tagesaktuell gepflegt. Eine Publikation sche Aktivitäten stehen dabei zumeist im Vordergrund. mit Basisinformationen für Kinder und Jugendliche fehlt noch, ist aber in Planung. 4.2 Umweltbildung Für aktuelle Informationen spielen neben der Pressearbeit ebenfalls das Internet, eine Veranstaltungsbroschüre Zweifelsfrei beinhaltet die in Kapitel V / 4.1 dargestellte (ãUnterwegs [Jahr] in der Mecklenburgischen Seen- Informations- und Öffentlichkeitsarbeit in vielfältiger Wei- platte“), diverse Faltblätter (Projekte, Projekttage im se auch Umweltbildung, d.h. eine Trennung ist eigentlich Rahmen der Umweltbildung) und Aushänge eine wichtige nicht möglich. Rolle. Ein wichtige aktuelle Daten- und Faktensammlung In diesem eigenen Kapitel soll aber die Bildungsarbeit des sind die seit 1997 erscheinenden Jahresberichte. Nationalparkamtes dargestellt werden, die sich insbeson- Dieses Angebot soll zukünftig durch eine Nationalpark- dere auf die Zielgruppe der Schüler, Kinder und Jugend- Zeitung komplettiert werden. lichen richtet.

131 Für die Umweltbildung bestehen folgende Schwerpunkte: Das Jugendwaldheim richtet sich mit seinen Angeboten - den Müritz-Nationalpark als „Lernort Natur“ etablieren aber auch an Multiplikatoren, d. h. an Lehrer und interes- - Freude an der Natur wecken sierte Erwachsene. So finden regelmäßig Fortbildungen - Wissen über die Lebensräume und die stattfindenden und Erfahrungsaustausche statt, weiter zählt hierzu die Prozesse vermitteln und Naturerfahrungen ermöglichen Entwicklung bzw. Bereitstellung von Unterrichtsprogram- - Interesse und Verständnis für die Ziele des Müritz- men und -materialien für den Schul-Unterricht. Nationalparks wecken und Akzeptanz fördern - Auseinandersetzung mit dem Verhältnis zwischen Darüber hinaus findet über das Jugendwaldheim aber auch Mensch und Natur und Aufzeigen von Wegen für eine die Anleitung und Weiterbildung insbesondere der Mitar- Veränderung des Verhaltens gegenüber der Umwelt beiter des Nationalparkdienstes statt, die mit der Kinder- - langfristige gemeinsame Bildungsprojekte mit Partnern und Jugendarbeit z. B. im Rahmen von Projekttagen und aus der Region aufbauen Schülerinteressengemeinschaften (vgl. Kap. V/4.2.2) sowie Familienführungen (vgl. Kap. V/4.1.2) beschäftigt sind. 4.2.1 Jugendwaldheim

Das durch das Nationalparkamt betriebene Jugendwald- 4.2.2 Projekttage, Schülerinteressengemeinschaften heim Steinmühle ist Kernstück der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. Von April bis Oktober werden für Schulklas- Für Schulklassen (Klasse 1 bis 13) bzw. Kinder- und sen (Klassen 4 bis 13) eigens entwickelte Bildungspro- Jugendgruppen werden im Rahmen von Projekttagen und gramme zu verschiedenen Schwerpunktthemen angeboten. -wochen nahezu ganzjährig altersgerechte Veranstaltungen Die Aufenthaltsdauer beträgt in der Regel vier Tage. Das mit aufeinander aufbauenden Programmen angeboten. Zur Angebot richtet sich an Schulklassen aus der Region, als Orientierung gibt es hierfür ein eigenes Veranstaltungs- auch darüber hinaus. faltblatt („Projekttage für Schulklassen [Jahr]“). Neben Schulen richtet sich dieses Angebot auch an Beherber- Die Nachfrage ist in den letzten Jahren erheblich gestie- gungseinrichtungen in der Region (z. B. Jugendherbergen, gen, so dass das Jugendwaldheim stets ausgelastet ist und Schulbauernhof). der Bedarf z.T. sogar größer ist, als die vorhandene Kapa- An einigen Grundschulen in der Region bestehen durch zität. Die Belegungszahlen der letzten Jahre sind in der das Nationalparkamt betreute Schülerinteressengemein- Abbildung 15 dargestellt. schaften. Ihre Zahl lag in den letzten Jahren zwischen fünf Während der Schulferien bietet das Jugendwaldheim darü- und drei. Au§er in den Ferien treffen sich die Schüler ber hinaus einwöchige Ferienprogramme an, die sowohl einmal im Monat mit Mitarbeitern des Nationalpark- Ferienspa§ als auch Wissensvermittlung beinhalten. dienstes zu einem IG-Nachmittag. Die Themen sind an den

Abb. 15: Übernachtungen im Jugendwaldheim Steinmühle

3500

3000

2500

2000 Übernachtungen Personen 1500

1000

500

0 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002

Quelle: Nationalparkamt Müritz (2002)

132 Abb. 16: Projekttage und Schüler-Interessengemeinschaften

1400

1200

1000

800

600

400

200

0 Teilnehmer, V-Anzahl Veranstaltungen V-Anzahl Teilnehmer, 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002

Quelle: Nationalparkamt Müritz (2002)

Jahreszeiten orientiert. Höhepunkte sind die Fahrten und Kreisstra§en 8 (Adamsdorf Ð Granzin) und 2 (Abzweig L Exkursionen in den Nationalpark, aber auch Arbeitsein- 25 bei Zwenzow – Babke), sowie im Landkreis Müritz die sätze und Tierbeobachtungen. Kreisstra§e 11 (Federow Ð Speck) bzw. Rechlin-Boek.

Eine Übersicht über die durchgeführten Projektveranstal- Die Kreisstra§e 30 (Landkreis Mecklenburg-Strelitz) führt tungen und Interessengemeinschaften gibt Abbildung16. von Carpin über Goldenbaum bis Koldenhof durch den Serrahner Teil des Nationalparks.

5 Verkehr Der überwiegende Teil der Bundes-, Landes- und Kreis- stra§en ist in Asphalt gebaut, die Kreisstra§e 8 (MST) 5.1 Straßen nach Klassifikation und Verkehrsdichte teilweise in Beton. Die Kreisstra§en 30 im Abschnitt Goldenbaumer Mühle bis Koldenhof und 8 im Abschnitt In einem Abstand von ca. 30 km westlich des Müritz- Kratzeburg bis Granzin sind als Natursteinpflasterstra§e Nationalparks verläuft die Autobahn A19 Berlin Ð erhalten geblieben. Rostock. Über die Abfahrten Röbel im Süden und Waren (Müritz) im Norden ist das Schutzgebiet auf Bundes- Unterhalb der genannten Straßengruppen setzt sich das ört- stra§en zu erreichen. Als weitere Autobahn, die für die liche Stra§en- und Wegenetz aus öffentlichen (Gemeinde- Erreichbarkeit Bedeutung hat, ist die derzeit in Teilab- straßen und sonstige öffentliche Straßen), sowie nichtöf- schnitten fertiggestellte A 20 (Ostseeautobahn) zu nennen. fentlichen Wegen zusammen. Von einem Widmungs- und Sie verläuft ca. 30 km nordöstlich des Müritz-National- Einstufungsverfahren für diese öffentlichen Stra§en ist von parks. Des weiteren ist der Müritz-Nationalpark von Süden Seiten der Gemeinden in der Regel kein Gebrauch aus über die B 96 zu erreichen. gemacht worden. Vielmehr wird sich auf ¤ 62 Abs. 1 Das Teilgebiet Müritz wird von drei Bundesstraßen – der B StrWG M-V berufen, wonach alle Stra§en, die nach 198 im Süden, der B 192 im Norden und der B 193 im bisherigem Recht die Eigenschaft einer öffentlichen Stra§e Osten Ð umschlossen. besitzen, öffentliche Straßen bleiben. Des weiteren führen Das Teilgebiet Serrahn wird im Norden von der B 198 einige Gemeinden noch kein Stra§enverzeichnis, in der die tangiert. Anzahl und der Verlauf der öffentlichen Stra§en im jewei- ligen Gemeindegebiet geführt wird. Ausgehend von diesem Ring verlaufen mehrere Erschlie- §ungsstra§en in Richtung Schutzgebiet. Dies sind inner- Eine Bestandsaufnahme der Gemeindestra§en und halb des Teilgebietes Müritz im Landkreis Mecklenburg- sonstigen öffentlichen Stra§en erweist sich aus diesen Strelitz die Landesstra§e L 25 (Zwenzow Ð Roggentin), die Gründen als schwierig, bzw. führt teilweise zu wider-

133 sprüchlichen Ergebnissen. Insoweit können nur diejenigen Haupt- und Nachsaison) und 12 Zählpunkten Daten Gemeindestraßen und sonstigen öffentlichen Stra§en und gewonnen. Wege als öffentlich betrachtet werden, bei denen eine Verkehrsbedeutung und Zweckbestimmung im Sinne von Im Vordergrund stehen dabei Zählpunkte, die sich an ¤ 3 Ziff. 3 StrWG M-V erkennbar ist, wonach Gemeinde- Straßen mit größerer Verkehrsbedeutung im bzw. am straßen „....überwiegend dem Verkehr innerhalb einer Schutzgebiet befinden. Durch Vergleich der Zählpunkte Gemeinde oder zwischen benachbarten Gemeinden zu die- untereinander lassen sich die Verkehrsströme durch den nen bestimmt sind. ....“ Müritz-Nationalpark ermitteln. Durch die Einbeziehung des Besuchermonitorings in die Auswertungen sind Beim Ausbau der Ortsverbindungsstra§en im Nationalpark Beziehungen zwischen dem Verkehrs- und dem wurden die Verkehrskonzepte sowie die Belange von Besucheraufkommen erfassbar. Naturschutz und Landschaftspflege durch die Ausbauart Das an den einzelnen Zählpunkten ermittelte Verkehrs- und durch Verkehrsbeschränkungen in Form von Teilein- aufkommen weist deutliche Unterschiede auf und differiert ziehungen berücksichtigt. Hierbei steht im Schutzgebiet im Vergleich der Jahre 1998-2001 (vgl. Abb. 17). Der vor allem die Trennung des touristischen motorisierten stärkste Kraftfahrzeugverkehr wurde an den Zählpunkten Individualverkehrs vom notwendigen Anwohnerverkehr in Kratzeburg (Ortsein- bzw. Ðausgang) sowie an der im Vordergrund. Eine grundsätzlich geeignete Form stellt Bolter Mühle festgestellt. eine Allgemeinverfügung nach § 46 der Straßenverkehrs- ordnung dar, nach der ein Nutzerkreis einer Strecke exakt Alle drei Zählpunkte liegen an Kreisstraßen. Der starke definiert werden kann. Zuwachs an Kraftfahrzeugen am Zählpunkt Bolter Mühle ist auf das gute touristische Angebot der Gemeinde und die Verkehrsdichte Eröffnung des Feriendorfes am Bolter Kanal zurückzu- Das Nationalparkamt Müritz führt seit Anbeginn stich- führen. Dies macht sich z.B. am hohen Anteil der gezähl- probenartige Erfassungen des Verkehrsaufkommens im ten Kraftfahrzeuge mit auswärtigen Kennzeichen (über 50 Gebiet des Müritz-Nationalparks durch. %) bemerkbar. Im Vergleich dazu liegt deren Anteil an den Seit 1998 wurden an jeweils 4 Zähltagen pro Jahr (Vor-, Zählpunkten in Kratzeburg nur bei etwa 25 %.

Abb. 17: Auswertung der Verkehrzählungen 1998-2001

1200

1000

800

1998 1999 600 2000 2001 nzahl KFZ/Tag A 400

200

0

Speck Zinow Federow Langhagen Schillersdorf Bolter Mühle Goldenbaum Zartwitzer Kreuz Granziner Mühle Havelbrücke Babke Kratzeburg (Dambeck) Kratzeburg (Pieverstorf) Zählpunkte

Quelle: Nationalparkamt Müritz (2001)

134 Unterschiede gibt es auch hinsichtlich der tiefer in das Kreuz ist zwischen 1998 und 2001 leicht gestiegen. Eine Schutzgebiet verlaufenden Verkehrsströme. Während ein Rolle spielt dabei sicherlich auch der im Jahr 2000 fertig- Gro§teil des Kraftfahrzeugverkehrs durch entsprechende gestellte Stra§enbau Richtung Pagelsee. touristische Angebote und verkehrsregulierende Ma§nah- men in Boek gebunden werden kann (nur ca. 100 Kfz pro Auffallend ist auch der 2001 festgestellte Anstieg des Tag fahren von hier aus weiter), nimmt der Durchgangs- Kraftfahrzeugverkehrs am Zählpunkt Schillersdorf. Der verkehr aus Richtung Kratzeburg nur langsam ab. gegenüber den Vorjahren wesentlich höhere Wert könnte durch die Asphaltierung der Stra§e zum Campingplatz am Das ist teilweise darin begründet, das sich die Ortsteile der Leppinsee erklärt werden. Diese Strecke wird nun als Gemeinde Kratzeburg im Nationalparkgebiet befinden. Hauptzufahrt genutzt und übt für den motorisierten Die touristische Infrastruktur (Campingplatz, Kanuver- Verkehr eine Bündelungsfunktion aus. leihe, Gaststätten) verteilt sich über Kratzeburg, Dalmsdorf und Granzin. Anwohner- und touristischer Kraftfahrzeug- verkehr summieren sich hier. Erst hinter Granzin (Zähl- Der an der Kreisstra§e zwischen Carpin und Koldenhof punkt Granziner Mühle) wurden Werte unter 100 Kraft- gelegene Zählpunkt Goldenbaum (größter Ort im fahrzeugen je Richtung und Tag erhoben. Teilgebiet Serrahn) ist ebenfalls stark frequentiert. Im Vergleich der Jahre 1998-2001 ergeben sich an den Eine vergleichbare Situation stellt sich im Raum Federow Zählpunkten Goldenbaum, Langhagen und Zinow keine Ð Speck dar. Die touristischen Zentren Federow, Schwar- nennenswerten Änderungen. zenhof und Speck werden von Besuchern gleicherma§en Die bisherigen Ergebnisse der Verkehrszählungen zeigen, besucht. Aber anders als in Kratzeburg, wird ein Gro§teil dass der größte Anteil des individuellen touristischen des individuellen Kraftfahrzeugverkehrs bereits im Kraftfahrzeugverkehrs in den Eingangsbereichen und Eingangsbereich Federow zurückgehalten. Das zeigt sich Orten am Rande des Nationalparks endet. beispielsweise am Zählpunkt „Einmündung Ziegeleiacker- weg“. Hier wurden nur durchschnittlich 500 Kfz je Zähltag Die Besucher erkunden das Nationalparkgebiet von diesen erfasst. Dies ist auch darauf zurückzuführen, dass viele Ausgangspunkten aus überwiegend zu Fuß oder per Rad. Besucher das Nationalpark-Ticket für die Weiterfahrt in Eine Ausnahme bilden die Räume Kratzeburg und Speck. bzw. durch den Nationalpark nutzen. Anhand der ebenfalls stattfindenden Besucherzählungen Die Zählungen zeigen, dass das Zartwitzer Kreuz im ist ein Vergleich zwischen der Anzahl der erfassten Hinblick auf den Kraftfahrzeugverkehr einen Konzen- Kraftfahrzeuge und der Besucher möglich: Im Jahr 2000 trationspunkt darstellt. Hier treffen die Verkehrsströme der war ein Anstieg der Besucherzahlen gegenüber 1999 um Betonspurbahn Speck Ð Boek, der Verbindung Granzin Ð 46 % zu verzeichnen. Auch die Zahl der erfassten Kraft- Boek und aus dem Raum Mirow (über Zartwitz) zusam- fahrzeuge nahm gegenüber dem Vorjahr um 13,6 % zu. men. Die Zahl der erfassten Kraftfahrzeuge am Zartwitzer Im Vergleich der Jahre 2000 und 2001 stellte sich die

Abb. 18: Durchschnittliches Verkehrsaufkommen im Müritz-Nationalpark 1998-2001

5.000

4.500

4.000

3.500

3.000

2.500 3.947 4.486 4.678 2.000 3.428 Anzahl KFZ/Tag 1.500

1.000

500

0 1998 1999 2000 2001

Quelle: Nationalparkamt Müritz (2001)

135 Situation, sicherlich wetterbedingt, anders dar. Die Zahl Richtungen zwischen Waren (Müritz) – Federow – Speck- der erfassten Kraftfahrzeuge stieg leicht, während die Zahl Boek. Aufgrund der guten Auslastung fährt diese Linie der Besucher, die sich im Gebiet aufhielten, zurückging kostendeckend. (vgl. Kap. V / 3.2.1.1). Ebenso wurde 1997 im Landkreis Mecklenburg-Strelitz eine Nationalpark-Ticketlinie (Fischadler-Linie) einge- Insgesamt hat in den letzten Jahren eine Zunahme des Ver- führt, die zunächst zweimal wöchentlich zwischen Neu- kehrsaufkommens stattgefunden (vgl. Abb. 18). Die Er- strelitz und Babke bzw. Neustrelitz und Dabelow ver- gebnisse zeigen aber auch, dass die Frequentierung durch kehrte. Ab 1998 verkehrte diese Ticket-Linie täglich im lokalen und regionalen Kraftfahrzeugverkehr in den ver- 2-Stunden-Takt zwischen Mirow, Kratzeburg und Ankers- gangenen Jahren weitgehend konstant blieb. D.h. dass der hagen. Aufgrund der geringen Auslastung wurde Zuwachs des Kraftfahrzeugverkehrs in den vergangenen inzwischen der Fahrbetrieb auf die Sommersaison (Juli, Jahren vorrangig auf die Zunahme des touristischen Indivi- August) eingeschränkt und der Takt weiter reduziert. Die dualverkehrs während der Hauptsaison zurückzuführen ist. Linie verkehrt aktuell von Neustrelitz über Kratzeburg und Granzin nach Boek. Zwischen Wesenberg und Zietlitz ver- kehrt sie als Linien- bzw. Anrufsammeltaxi. 5.2 Öffentlicher Personennahverkehr Eine weitere Ticketlinie ist die Müritz-Südlinie. Sie 5.2.1 Busverbindungen verkehrt im Juli und August zwischen Röbel und Granzow (über Rechlin, Boek und Mirow). Sie wurde 2001 einge- Die Busverbindungen im Nationalpark und im National- führt und ist noch in der Testphase. parkvorfeld sind in ihrer Bedienungsqualität sehr unter- schiedlich. Von geringer Bedeutung für das Nationalparkgebiet ist die Die Städte mit Bundesstraßenanbindung im Nationalpark- Naturparklinie (Otter-Linie), die von Feldberg ausgehend vorfeld besitzen eine ausreichende Anbindung. Die Orte (im Serrahner Teil des Nationalparks) am Schulzensee das innerhalb des Nationalparks sind dagegen meist nur Hotel anfährt. schwer erreichbar. So verkehrt zum Beispiel zwischen Neubrandenburg und Neustrelitz stündlich ein Bus im Pen- Auf den übrigen Strecken wird ein Großteil der Linien delverkehr, während viele Orte im Nationalpark lediglich gerade in touristisch relevanten Zeiten nicht durchgehend mit dem Schülerverkehr angefahren werden. angeboten: an den Wochenenden bestehen keine Busver- bindungen in die Nationalparkgemeinden, in den Ferien Mit der 1997 erfolgten Einführung des Nationalpark- erfolgt wochentags nur ein erheblich reduzierter Bus- tickets von Mai bis Oktober (1996 fand ein Probebetrieb verkehr (Ausfall des Schülerverkehrs). Auch fehlen von 4 Wochen statt) hat sich hier die Situation wesentlich insbesondere Anschlussmöglichkeiten und Vernetzungs- verbessert. Diese Linie verkehrt im Stundentakt in beiden strukturen.

Abb. 19: Benutzerzahlen des Nationalpark-Tickets

50000 45000 40000 1996 35000 1997 30000 1998 25000 1999 20000 2000 15000 2001 10000 5000 0 Fahrgäste Fahrräder Fahrgäste Fahrräder

Fischadlerlinie Fischadlerlinie Müritzlinie Müritzlinie

Quelle: Personenverkehr- Müritz und Verkehrsgesellschaft Mecklenburg-Strelitz

136 5.2.2 Bahnstrecken, Bahnhöfe und Zugverbindungen 5.5 Verkehrsarme Räume

Die Bahnstrecke Berlin Ð Rostock quert im Abschnitt Nach dem Gutachtlichen Landschaftsrahmenplan für die Waren (Müritz) – Neustrelitz den Norden des Teilgebietes Planungsregion Meckenburgische Seenplatte (vgl. Kap. Müritz. Beide Bahnhöfe werden im 2-Stunden-Takt durch III/2.3.2) befindet sich das Nationalparkgebiet innerhalb Regionalexpresszüge angefahren. Die im Nationalpark an von drei störungsarmen Räumen. Die Siedlungs- und dieser Bahnstrecke gelegenen Ortschaften Klockow und Verkehrsfläche beträgt hier überwiegend bis max. 1,5 % Kratzeburg werden ebenfalls im 2-Stunden-Takt durch der Gesamtfläche. In einzelnen Teilgebieten, wie beispiels- Nahverkehrszüge (Regionalbahn) angefahren. weise die Nationalparkfläche nördlich der Bahnlinie Waren (Müritz)-Neustrelitz macht der Anteil der Verkehrs- Auf der Nahverkehrsstrecke von Neustrelitz nach Mirow und Siedlungsfläche bis zu 3 % aus. verkehren ebenfalls sieben Zugpaare am Tag. Die Eisen- bahnstrecke zwischen Mirow und Rechlin (bis zur Schiffs- Auf Grund der Zielsetzung eines Nationalparks, gro§e werft GmbH) wird derzeit nur für den Güterverkehr zusammenhängende und weitgehend unzerschnittene genutzt. Es ist aber beabsichtigt, diese Strecke einer touris- Naturräume zu sichern bzw. zu entwickeln, ist jedoch eine tischen Nutzung zuzuführen (Projekt Müritz – Strelitz - differenzierte Betrachtung von störungsarmen Räumen Express). und der Zerschnittenheit der Landschaft notwendig. Daher wurden neben allen öffentlichen Stra§en und Wegen auch Die Verbindung von Kargow Unterdorf nach Möllenhagen touristisch genutzte Wege innerhalb des Nationalparks als ist gleichfalls eine reine Güterzugverbindung. zerschneidende Strukturen betrachtet und bewertet.

Die Eisenbahnverbindung Neustrelitz Süd - Feldberg ist im Die im Müritz-Nationalpark direkt von Verkehrs- und Jahre 2000 stillgelegt worden. Hier verkehrt inzwischen ein touristischen Wegen in Anspruch genomme Fläche beträgt Schienenersatzverkehr. ca. 1,6 km2. Darüber hinaus sind die Störzonen entlang der Verkehrswege zu betrachten. Sie ergeben sich aus der Von Seiten der Deutschen Bahn AG bestehen Planungen, bis Reichweite von Störwirkungen, wie Emmissionen, Lärm zum Jahre 2007 die Strecke Berlin – Rostock für eine Ge- und der Beeinträchtigung des Landschaftsbildes (vgl. Text- schwindigkeit bis 160 km/h auszubauen (derzeit 120 km/h). karte 11). Daraus ergibt sich eine weitere indirekte Flächeninanspruchnahme von rund 155 km2 (48 % der Nationalparkfläche). 5.3 Häfen, Wasserstraßen und Schiffsverbindungen Die dazwischen verbleibenden Kernflächen sind unzer- Die Nationalparkregion ist von Süden (Berlin) über die schnittene Freiräume, deren Qualität von ihrer Größe Havelwasserstra§e und von Nordwesten (Hamburg) über abhängt. Die Bewertung der Freiraumqualität wurde in die Eldewasserstra§e zu erreichen. Sowohl an der Gro§- Anlehnung an das durch das Landesamt für Umwelt, seenplatte als auch im Neustrelitzer Kleinseengebiet Naturschutz und Geologie (LUNG 2001) entwickelte existieren eine Reihe von Wasserwanderstützpunkten und System vorgenommen. Da die Nationalparkgrenze kein Marinas. zerschneidendes Element in der Landschaft darstellt, In Waren (Müritz) bieten zwei Gesellschaften Schiffs- wurden die Flächen zum Teil über die Grenze hinaus bis fahrten an. In Röbel, Neustrelitz, Mirow und Wesenberg zum nächstgelegenen Verkehrsweg einbezogen. existieren ebenfalls Schifffahrtsgesellschaften. Im Rahmen des Müritz-Nationalpark-Tickets wird ein Schiffslinienver- Ca. 33 % der Kernfläche (83 km2) haben eine geringe kehr zwischen Boek, Klink und Waren (Müritz) sowie von Freiraumqualität, d.h. es handelt sich um Flächen von sehr Mirow zum Leppinsee angeboten. geringer Größe. Etwa 31 % (80 km2) besitzen eine mittlere Qualität. Rund 36 % (90 km2) der Flächen sind von hoher Freiraumqualität, sie sind die größten unzerschnittenen 5.4 Flugplätze und Ziviler Flugverkehr Räume im Nationalpark. Die höchste Bewertungsstufe (ab über 24 km2) kommt im Gebiet allerdings nicht vor. In der Nationalparkregion und darüber hinaus werden drei zivile Flugplätze betrieben. Die Flugplätze in Lärz bei Rechlin und in Vielist bei Waren (Müritz) befinden sich in Das Ergebnis belegt einen relativ hohen Zerschneidungs- einer Entfernung von etwa 5 bzw. 8 Kilometern zum grad für den Müritz-Nationalpark sowie einen geringen Nationalpark. Der Flugplatz ist etwa 23 Anteil großer Freiräume für eine ungestörte Naturent- Kilometer entfernt. wicklung.

137 Wirtschaftswege im Wald 6 Ver- und Entsorgung

In der Intensität und Qualität der Erschließung durch Fahr- wege nehmen die Wälder Deutschlands weltweit eine Spit- 6.1 Versorgung zenposition ein. Der hohe Standard der Walderschlie§ung mit mehr als 40 lfd. m/ha ist ein Kennzeichen der Energieversorgung modernen Forstwirtschaft. Kraftwerksstandorte existieren im Nationalpark und Wie in Kap. IV/5.3.3 dargestellt, geht die Zielsetzung des dessen näherer Umgebung nicht. Nationalparks jedoch grundsätzlich in eine andere Rich- tung: Hier wird mittelfristig die Entwicklung vom Wirt- Zwischen Neustrelitz und dem Teilgebiet Serrahn verläuft schaftswald zum Naturwald angestrebt. Aufgrund der eine 380 KV-Trasse, die von Fürstenberg kommend in Großflächigkeit bilden die Wälder im Nationalpark den Richtung Neubrandenburg führt. Der geringste Abstand Grundstock zum Erhalt und zur Entwicklung gro§er zum Nationalparkgebiet beträgt etwa 500 Meter. Diese ungestörter Lebensräume. Bezogen auf die Erschließung Leitung gehört zum überregionalen Verbundsystem, sie hat ist deshalb eine schrittweise Verringerung der Wegedichte für die Energieversorgung der Region keine Bedeutung. anzustreben. Das Nationalparkgebiet wird von zwei oberirdischen 110 Vor diesem Hintergrund wurde für das Teilgebiet Serrahn KV-Trassen auf einer Gesamtlänge von 32 km durchquert. ein neues Erschlie§ungskonzept erarbeitet. Insbesondere Sie wurden 1936 errichtet. Es handelt sich zum einen um ging es darum, das vorhandene Wegenetz grundsätzlich die Verbindung zwischen den Umspannwerken Fürsten- der Situation bei der Waldbehandlung anzupassen, eine berg - Waren (Müritz) (im Abschnitt Useriner Mühle bis Mehrfacherschlie§ung zu unterbinden und eine Gebiets- Federow 22 km), zum anderen um die Verbindung vom beruhigung zu erreichen. Abzweig bei Henningsfelde bis zum Umspannwerk Neu- Zusammenfassend ist festzustellen, dass die Wegedichte strelitz (10 km). Sie bilden die Grundlage für die regionale um fast 50 % reduziert werden konnte. Daraus ergibt sich Stromversorgung. eine Verringerung der Anzahl „zerschnittener“ Teilräume von bisher 317 auf nunmehr 109 (vgl. Tab. 37). Beide 110 KV- Leitungen wurden in den Jahren 2000 bis 2002 unter Beibehaltung der Trassen vollständig erneuert. Die revierweise Planung zeigte, dass es kein allgemeingül- Dabei wurden die Belange hinsichtlich des Fischadler- tiges Patentrezept für die Erschließung gibt. Jedes Revier schutzes beachtet und wiederum Nisthilfen installiert. hat seine spezifischen Rahmenbedingungen bezüglich zukünftiger Waldbehandlung, Jagd, bestehender Zonierung In den Umspannwerken wird der Strom auf Mittelspan- und Eigentumsverhältnisse, Brandschutz, Freileitungen nung (20 KV) transformiert. Die Energieversorgung des und nicht zuletzt aufgrund der Geländegegebenheiten. Nationalparkgebietes und seines Umfeldes erfolgt über die Umspannwerke in Fürstenberg, Neustrelitz, Im Rahmen der Waldbehandlungsplanung für das Röbel und Waren (Müritz). Von dort wird der Strom Teilgebiet Müritz soll auch hier ein aktuelles Waldwege- über ein weit verzweigtes Netz von 20 KV- und konzept erstellt werden. Die Wegeplanung ist ein Prozess, Niederspannungsleitungen bis zu den Abnehmern, der in regelmäßigen Abständen wiederholt werden muss. d. h. zu allen Orten, Wohnplätzen und zu weiteren Spätestens dann, wenn sich die o. g. Rahmenbedingungen Abnahmestellen verteilt. Auch dieses Netz verläuft geändert haben. größtenteils oberirdisch.

Tabelle 37: Ergebnisse des Erschließungskonzeptes für das Teilgebiet Serrahn 5HYLHU :HJHGLFKWHDOW :HJHGLFKWHQHX 5HGX]LHUXQJ 7HLOUlXPHDOW 7HLOUlXPHQHX OIGPKD OIGPKD  Q Q *UQRZ      :DOGVHH      *ROGHQEDXP      +HU]ZROGH      6HUUDKQ      'XUFKVFKQLWW    *HVDPW  

Quelle: Nationalparkamt Müritz (2000)

138

Die Versorgung mit Elektroenergie erfolgt durch die entsorgung obliegt. Die damit verbundenen Aufgaben wur- Energie Nord AG (e.dis), auf örtlicher Ebene teilweise in den an private Unternehmen übertragen. So erfolgt die Verantwortung der Stadtwerke. Versorgung ganz überwiegend durch die Stadtwerke Waren GmbH und Stadtwerke Neustrelitz GmbH. Die Städte Neustrelitz, Waren (Müritz) und Feldberg sowie die Gemeinde Rechlin verfügen teilweise über eine Fern- Die Stadtwerke Waren betreiben Trinkwassergewinnungs- wärmeversorgung. Sie beliefern vornehmlich die Neubau- anlagen im unmittelbaren Nationalpark-Vorfeld in gebiete dieser Orte mit Heizungsenergie und Warmwasser. Federow, Kargow, Gro§ Dratow und Ankershagen. Das Die Fernwärmeerzeugung erfolgt auf der Basis von Öl nördlich vom Feisnecksee gelegene Wasserwerk III der oder Erdgas, für das Neubaugebiet Waren (Müritz)-Papen- Stadt Waren (Müritz) sowie die Trinkwasserfassungen berg wird teilweise Erdwärme als Energiequelle genutzt. Speck und Schwarzenhof befinden sich innerhalb des In Feldberg handelt es sich um ein BiomasseÐHeizkraft- Nationalparks. werk auf der Basis von Holzhackschnitzeln, mit dem Die Stadtwerke Neustrelitz fördern Trinkwasser innerhalb gleichzeitig Elektroenergie erzeugt wird. des Nationalparks in Kratzeburg und Langhagen sowie im unmittelbaren Vorfeld in Strelitz-Alt, Blankenförde, Alle weiteren Orts- und Gebäudelagen im städtischen, wie Roggentin, Leussow, Carpin und Grünow. im ländlichen Raum werden weitestgehend über Eigen- Weitere Trinkwassergewinnungsanlagen anderer Rechts- anlagen beheizt. Besonders in den privaten Haushalten träger befinden sich in Dambeck (Verein Rehabilitation fanden dafür bis vor wenigen Jahren überwiegend feste und Weiterbildung e.V. Güstrow) und außerhalb des Natio- Brennstoffe wie Holz und Kohle Verwendung, heute dürfte nalparks in Bolter Mühle (MEWA Ð Röbel) und Bornhof die Nutzung von Erd- und Flüssiggas sowie Heizöl (Saatzucht Steinach), sowie eine Anlage in Bocksee (Saat- dominieren. zucht Steinach), die aber nur noch zur Brauchwasser- gewinnung genutzt wird. Erdgas gelangt über ein Gasfernleitungsnetz in die Region. Die Fördermengen der ländlichen Wasserfassungen sind Es tangiert die Städte Neustrelitz, Waren (Müritz), Wesen- relativ gering, durchschnittlich betragen sie z.B. für berg und Mirow. Eine Erdgasregionalleitung verläuft von Blankenförde 20, Kratzeburg 45, Federow 25, Bocksee 65, Mirow über Röbel nach Waren (Müritz). Das National- Kargow 81, Ankershagen 95 und für Groß Dratow 113 parkgebiet durchqueren keine Gasleitungen. Zuständige m3/d. Größere Mengen werden im Wasserwerk III Waren Unternehmen sind die Verbundnetz-Gas AG Nord (Fernlei- (Müritz) (800 – 1.200 m3/d) und in Strelitz-Alt (6.000 Ð tungen) und die Ostmecklenburgische Gas AG (örtliche 7.000 m3/d) gefördert (STADTWERKE mdl. 1995). Versorgung). Entsprechend des Generalplanes Trinkwasserversorgung (UMWELTMINISTERIUM 1994) ist in den nächsten Trinkwasserversorgung Jahren insgesamt eine weitere Zentralisierung der Trink- wasserversorgung vorgesehen. Größere Trinkwasserschutzgebiete existieren im National- parkgebiet nicht, jedoch sind um die einzelnen Trinkwas- Sonstige Benutzungen nach Wasserhaushaltsgesetz serfassungen Schutzzonen eingerichtet. Sie haben in der Regel einen Radius von 100 m (Schutzzone II) und 300 m Zu den sonstigen Benutzungen von Gewässern gehört u.a. (Schutzzone III) um die Brunnen. Die Schutzzonen von die Wasserentnahme zur Beregnung landwirtschaftlich 12 Trinkwasserfassungen (s. u.) liegen vollständig oder genutzter Flächen. teilweise im Nationalparkgebiet. Eine aktuelle (seit 2002) wasserrechtliche Genehmigung liegt für den Bornsee (46.500 m3/a) vor. Im Nationalpark gibt es 24 Standorte von Grundwasser- Alte Rechte dazu bestehen für den Käbelicksee (1,1 Mio. beobachtungsrohren, die im Zeitraum von 1969 bis 1991 m3/a), jedoch wurden hier in der Vergangenheit nur eingerichtet wurden. Die Mehrzahl der Standorte konzen- durchschnittlich ca. 55.000 Ð 65.000 m3/a entnommen. triert sich im Raum nördlich der Linie Kratzeburg Ð Speck – Müritzhof. Es ist nicht auszuschließen, dass noch einige Telekommunikation vor diesem Zeitraum eingerichtete Beobachtungsrohre existieren, sie sind jedoch für Messungen bedeutungslos. Fernkabel der Telekom verlaufen unterirdisch vorwiegend Die Grundwasserrohre sind regionalen, bzw. landesweiten in ostwestlicher Richtung durch das Nationalparkgebiet. Messnetzen zugeordnet und dienen vorrangig der quantita- tiven Erkundung und Beobachtung des Grundwassers. Alle Orte und Wohnplätze sind an das Fernsprechnetz angeschlossen. Diese Leitungen verlaufen mittlerweile In den Landkreisen Mecklenburg-Strelitz und Müritz größtenteils unterirdisch. Oberirdische Verbindungen bestehen Wasser-/ Abwasserzweckverbände, denen die bestehen im Nationalparkgebiet derzeit noch zwischen Organisation der Trinkwasserversorgung und Abwasser- Waren (Müritz) und Müritzhof, zwischen Bocksee und

139 Klockow, zwischen Boek und Fauler Ort, Granzin und Abwasserbeseitigung Henningsfelde sowie zwischen Carpin und Serrahn. Die Situation hinsichtlich der Abwasserbeseitigung und Innerhalb des Nationalparks befindet sich ein Mobilfunk- -behandlung in den im Nationalparkgebiet und dessen mast bei Speck auf dem Käflingsberg. Auf der Grundlage Randbereich gelegenen Ortschaften hat sich in den letzten einer Vereinbarung zwischen der Telekom und dem Land Jahren deutlich verbessert. So existieren mittlerweile für M-V wird er gleichzeitig als Aussichtsturm und zur die meisten größeren Ortschaften zentrale bzw. dezentrale Waldbrandüberwachung genutzt. Lösungen bzw. bestehen hierzu weitere Planungen. Ein weiterer Mast steht in Klockow (Bahnfunk). In abgelegenen bzw. kleineren Orten und Wohnplätzen erfolgt die Beseitigung über individuelle Abwasseranlagen In Blankenförde, Kratzeburg und Carpin befinden sich (Kleinkläranlagen bzw. abflusslose Sammelgruben) die Mobilfunkmaste in unmittelbarer Nachbarschaft zum z. T. der Sanierung, d. h. der Anpassung an die geltenden Nationalparkgebiet. Vorschriften bedürfen.

In zentralen Kläranlagen (Standort) werden die Abwässer von Boek (Rechlin), Userin (Gro§ Quassow), Zwenzow 6.2 Entsorgung (Wesenberg) und Fürstensee (Neustrelitz) behandelt. Über eine Abwasserdruckleitung werden die gereinigten Abwäs- Abfallbeseitigung ser der Stadt Neustrelitz auf landwirtschaftlichen Flächen bei Dalmsdorf und Dambeck zur Verregnung gebracht. Bis Die Abfallentsorgungspflicht im Nationalparkgebiet Oktober 1993 wurde das Abwasser lediglich mechanisch obliegt den beiden Landkreisen. Die damit verbundenen aufbereitet und mit Seewasser verdünnt. Seitdem wird es Aufgaben wurden privaten Firmen übertragen. Im Land- vor der Verregnung in der neuen Kläranlage Neustrelitz kreis Mecklenburg-Strelitz ist dies die SDL (Stadtwirt- dreistufig aufbereitet (ca. 4 Mio. m3/a). schaftliche Dienstleistungen Mecklenburg GmbH), im Landkreis Müritz die Firma Rethmann. In der Gemeinde Kratzeburg werden die Abwässer der Beide Landkreise sind Mitglied im DSD (Duales System Orte Kratzeburg, Dambeck und Dalmsdorf in einer neu Deutschland). Sortieranlagen des DSD existieren in errichteten Teichkläranlage behandelt. Möllenhagen und Neubrandenburg. Kompostierwerke werden in Wustrow und Möllenhagen betrieben. In Speck werden die Abwässer von Schloss und Wohn- block unterirdisch nahe des Hofsees versickert. Kleinklär- 1991 wurde die Ostmecklenburgisch-Vorpommersche Ver- anlagen existieren in Ankershagen/ Friedrichsfelde (Em- wertungs- und Deponie GmbH (OVVD) gegründet. In ihr scherbrunnen) und in Schwarzenhof (Oxydationsteiche). haben sich die Landkreise Demmin, Mecklenburg-Strelitz, Im Hinblick auf die Abwasserentsorgung für die Orte, in Müritz, Uecker-Randow und die Stadt Neubrandenburg denen bisher noch keine Modernisierung erfolgte, ist zusammengeschlossen. aufgrund der Entfernungen und der verhältnismäßig Die wesentliche Aufgabe der OVVD besteht in der Pla- geringen Abwassermengen überwiegend von dezentralen nung und Errichtung einer modernen, dem Stand der Tech- oder weiterhin individuellen Lösungen auszugehen. nik entsprechenden komplexen Abfallwirtschaft, mit den Soweit noch nicht erfolgt, müssen diese Anlagen durch Elementen Sortierung, Kompostierung, Müllverbrennung Erneuerung bzw. Sanierung bis zum 31.12.2005 an die und Deponierung. So wurde eine zentralen Deponie bei wasserrechtlichen Vorgaben angepasst werden. errichtet. Gegenwärtig in der Bauausführung ist der Abwasseran- Im Bereich des Müritz-Nationalparks sind mehrere ehe- schluss von Ankershagen / Friedrichsfelde über Wendorf malige wilde Mülldeponien und Altlasten Ð Verdachts- an die Kläranlage Möllenhagen, verbunden mit der Still- flächen bekannt (GEOLOGISCHES LANDESAMT 1993). legung des Emscherbrunnens.

Die beiden ehemaligen Truppenübungsplätze sind in ihrer Für die Verbringung des Ablaufwassers der Kläranlage Gesamtheit als Altlasten-Verdachtsflächen einzuschätzen. Neustrelitz wurden mehrere Varianten geprüft. Eine der Großflächige Belastungen mit Munition und Munitions- Varianten sieht eine Versickerung im Nationalparkgebiet teilen, sowie örtliche Kontaminationen des Bodens durch nördlich von Rudow (ehem. Truppenübungsplatz) vor. Öle und Treibstoffe (ehemalige Tankstelle und Montage- Derzeit wird vom Vorhabensträger geprüft, ob hierfür gruben) sowie Müll- und Schrottablagerungen sind Alternativflächen zur Verfügung stehen. insbesondere für den Übungsplatz Speck – Granzin bekannt. In den zurückliegenden Jahren erfolgten jedoch zahlreiche Entsorgungsma§nahmen.

140 Tabelle 38: Bergbauberechtigungen

1DPH /DJH]XP1/3 6WDQGGHU*HQHKPLJXQJ =HLWGDXHUGHU 6WDWXV %HUHFKWLJXQJ *UR‰'UDWRZ6G JUHQ]WGLUHNWDQ %HZLOOLJJJXQJVYHUIDKUHQ  .DUJRZ8QWHUGRUI JUHQ]WGLUHNWDQ *HZLQQXQJJJVJHELHW  0|OOHQKDJHQ NPHQWIHUQW $XIVXFKXQJVDQWUDJ XQEHIULVWHW 5HWKZLVFK 6RSKLHQKRI1RUG JUHQ]WGLUHNWDQ *HZLQQXQJJJVJHELHW  1HXVWUHOLW]6WHLQZDOGH JUHQ]WGLUHNWDQ *HZLQQXQJJJVJHELHW XQEHIULVWHW 6WHLQZDOGH2VW JUHQ]WGLUHNWDQ *HZLQQXQJJJVJHELHW  :HVHQEHUJ1RUG ]7 KD LP1/3 *HZLQQXQJVJHELHW XQEHIULVWHW JS8QWHUJUXQGVSHLFKHU  (UGZlUPH:DUHQ ]7LP1/3 *HZLQQXQJJJVJHELHW 

Quelle: Bergamt Stralsund (1993, 2000)

7 Rohstoffgewinnung Nach Einschätzung des Geologischen Landesamtes M-V ist „die lagerstättengeologische Situation im Müritz-Natio- Innerhalb des Nationalparks bestehen keine Bergbaube- nalpark durch die weitflächige Verbreitung von Kies- rechtigungen auf oberflächennahe Bodenschätze, jedoch sanden im Sanderbereich vor der Hauptendmoräne des gibt es in unmittelbarer Nähe bzw. direkt angrenzend eine Pommerschen Stadiums der Weichsel-Kaltzeit charakte- Reihe derartiger Bergbauobjekte. In zwei Fällen gibt es risiert. Im Ergebnis von Übersichtsuntersuchungen (Such-, durch Nutzung des tieferen Untergrundes Überschnei- Test-, und Höffigkeitsarbeiten) in den letzten rd. 25 Jahren dungen mit dem Nationalparkgebiet (BERGAMT wurden im Raum Neustrelitz NW (Kratzeburg Ð Liepen Ð STRALSUND 1993, 2000). Adamsdorf) und Goldenbaum Ð Koldenhof Kiessand- vorkommen und kiessandhöffige Gebiete nachgewiesen. Für die Bergbauberechtigungen oberflächennaher Boden- Bei ihnen handelt es sich um lagerstättengeologische Inter- schätze außerhalb des Nationalparks bestehen keine essengebiete, deren Nutzung nach Auskiesung der Lager- Nutzungskonflikte, da diese Handlungen nicht von den stätte Steinwalde wirtschaftliche Bedeutung erlangen Verboten des ¤ 6 der Nationalpark-Verordnung betroffen wird.“ (GEOLOGISCHES LANDESAMT 1993) sind. Des weiteren wurden bei der Erteilung der Bergbau- In den Nationalparken werden jedoch keine neuen Gewin- berechtigung die erforderlichen Abstimmungen mit den nungsrechte oberflächennaher Rohstoffe vergeben Behörden vorgenommen und entsprechende Abstandsrege- (BERGAMT STRALSUND 1993). lungen zu Waldflächen, Nationalparkflächen und anderen Schutzgebietsflächen getroffen und in den bergrechtlichen Zulassungsverfahren berücksichtigt. Die Folgenutzungen 8 Militärische Nutzung, Konversion der Tagebaue sehen überwiegend naturbelassene Entwicklungen vor. Die militärische Nutzung im Bereich des heutigen Müritz- Nationalparks reicht bis in die 30er Jahre zurück. Teile der Bei den Bergbauberechtigungen „Erdwärme Waren“ und im Jahr 1934 durch den großen Brand zerstörten Wald- ãWesenberg Nord“ handelt es sich um Nutzungen des flächen im Raum Speck – Klockow sollen durch die Wehr- tieferen Untergrundes. Der Aufschluss erfolgt punktuell macht bereits als Übungsfläche genutzt worden sein, mittels Bohrungen. Die bereits existierenden übertägigen sichere Quellenangaben liegen hierfür jedoch nicht vor. Anlagen befinden sich außerhalb des Müritz-National- Als sicher hingegen gilt, dass in Priesterbäk eine Test- parks, so dass übertägige Nutzungskonflikte nicht gegeben station für Torpedos bestand und diese auf den umlie- sind. genden Seen (Priesterbäker See, Zillmannsee) erprobt wurden. Gebiete südlich des Nationalparks (Raum Rechlin Darüber hinaus gibt es im Nationalparkgebiet einige kleine Ð Boek Ð Schillersdorf) wurden von der Luftwaffen- aufgelassene Kies- und Sandgruben, die ehemals örtliche erprobungsstelle Rechlin genutzt. Bedeutung besa§en. Teilweise werden sie noch unregel- mäßig (individuell) genutzt, wie z. B. westlich Kratzeburg Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die militärische und bei Zartwitz. Östlich von Amalienhof befindet sich Übungstätigkeit durch die Sowjetarmee (später Armee der eine aufgelassene, ca. 5 ha gro§e Grube, aus der bindiger Gemeinschaft Unabhängiger Staaten – GUS) intensiv Boden für den Bau der Boeker Fischteiche entnommen fortgesetzt. Etwa 3.500 ha (einschließlich der Flächen bei wurde. Steinwalde) wurden u.a. als Panzerübungs- und Schieß-

141 platz, sowie Bereitstellungsraum genutzt. Dem Übungs- Mit sehr hoher Intensität wurde der nordostdeutsche platz zugehörig waren umfangreiche Gebäudeanlagen Luftraum durch militärischen Flugbetrieb der GUS- bzw. (Kasernen, Werkstatt, Tankstelle und Schießstände) bei der DDR-Armee genutzt, so auch im Bereich des National- Granzin, sowie eine Vielzahl von Panzerstra§en. Die parks. Mit wesentlich geringerer Intensität erfolgt seit militärische Übungstätigkeit wurde mit dem Abzug der 1994 ein militärischer Flugbetrieb durch die Bundeswehr. GUS-Truppen im August 1993 beendet. Der Müritz-Nationalpark lag auch im Bereich eines Nacht- Tiefflugkorridors. Im November 1995 erfolgte jedoch eine Die baulichen Einrichtungen sind inzwischen vollständig Neufestlegung der Flugkorridore, so dass Nachttiefflüge beräumt, jedoch sind die mit der militärischen Nutzung (unter 300 m) über dem Gebiet nicht mehr stattfinden einhergehenden Veränderungen der Vegetation (insbe- (LUFTWAFFENAMT 1995). sondere durch Kettenfahrzeuge und Brände) und des Reliefs noch deutlich zu erkennen. Auch gelten diese Durch die Planungen der Bundeswehr, in der Wittstocker Flächen als „munitionsverseucht“, eine Munitions- Heide einen Bombenabwurfplatz einzurichten, ist wieder beräumung erfolgte bisher nur in Teilbereichen, bzw. an mit vermehrtem bzw. starkem militärischen Flugbetrieb der Oberfläche. über dem Gebiet des Müritz-Nationalparks zu rechnen, da die Anflüge aus nord- bzw. nordöstlicher Richtung vorgese- Ca. 2.270 ha der ehemaligen Übungsplatz- Flächen und hen sind. Dies würde zu einer erheblichen und nicht vertret- 1.000 ha ehemaliger Reichsbesitz sind seit 1997 im baren Beeinträchtigung der Schutzziele des Nationalparks Eigentum des Bundes. und des touristischen Images der Region führen.

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149 Erarbeitung von Vorschlägen zu deren Rückbau; WEHNER, A. (1991): Analyse, Bewertung und Gutachten im Auftrag des Nationalparkamtes M-V; Waren Kartierung umweltbelastender Faktoren in ausgewählten (Müritz) (unveröffentlicht) landwirtschaftlichen Produktionsstätten am Rande des Müritz-Nationalpark; Hrsg.: Agraringenieurschule; VOIGTLÄNDER, U. (1994): Die Vegetation des Müritz- Malchow Nationalparks, Teil 2: Die Vegetation des Graslandes, der Äcker und Ackerbrachen sowie ausgewählter Monitoring- WIEHLE, W. (1994): Bryophytenflora des Müritz- Flächen; Gutachten im Auftrag des Nationalparkamtes Nationalpark. Ð Gutachten im Auftrag des M-V; Waren (Müritz) (unveröffentlicht) Nationalparkamtes M-V; Waren (Müritz)

VOIGTLÄNDER, U. (1995): Gutachten über die aktuelle WIRTSCHAFTSMINISTERIUM DES LANDES Vegetation des Müritz-Nationalparks; Gutachten im MECKLENBURG-VORPOMMERN (1993): Auftrag des Nationalparkamtes M-V; Waren (Müritz) Tourismuskonzeption Mecklenburg-Vorpommern Ð Ziele (unveröffentlicht) und Aktionsprogramm; Schwerin.

VOIGTLÄNDER, U., SCHMIDT, J. (1995): Die WIRTSCHAFTSMINISTERIUM DES LANDES naturräumliche Gliederung Mecklenburg-Vorpommerns. Ð MECKLENBURG-VORPOMMERN (1993): Erstes In: Repräsentanz von Naturschutzgebieten in Mecklen- Landesraumordnungsprogramm M-V; Schwerin burg-Vorpommern, SALIX – Büro für Landschaftsplanung WFM (WIRTSCHAFTSFÖRDERUNG MÜRITZ VOIGTLÄNDER, U., J. KNIESZ & E. WILSKI GMBH) (1994): Der Müritzkreis – Ländliche (1999): Das Müritzgebiet, Historische Entwicklung. Werte Tourismusregion im Spannungsfeld zwischen nationaler der deutschen Heimat 60: 27-39; Weimar Hauptstadt und Ostseeküste; Röbel

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