Salzburger Entomologische Arbeitsgemeinschaft Haus der Natur

Leitung Dr. Patrick Gros Mag. Hans Christof Zeller-Lukashort

ISSN 2074-0247

Newsletter 1/2014

Liebe Mitglieder! Freunde der entomologischen Arbeitsgemein- schaft! Es freut mich, den neuen und diesmal sehr ressante Gruppe von Kleinschmetterlingen umfangreichen Newsletter der entomologi- vor, welche aufgrund ihrer großen Gespin- schen Arbeitsgemeinschaft präsentieren zu ste sicherlich dem einer oder anderen Lese- dürfen. Ausdrücklich möchte ich mich für rin bzw. Leser aufgefallen sind. die Arbeit meiner Kolleginnen und Kolle- Johann Machart und Dr. Johann Neumayer gen bedanken, ohne die dieser Newsletter berichten über die Wiederentdeckung einer nicht erscheinen könnte. Holzbienenart im Bundesland Salzburg. Mag. Michael Kurz, ein ausgezeichneter Dr. Helmut Wittmann und Dr. Inge Illich Kenner der Salzburger Schmetterlingsfau- behandeln in ihrer umfassenden Arbeit die na, berichtet über eine für Österreich neu Erstentdeckung der Feldgrille im Lungau. entdeckte Art aus dem Gasteiner Tal. Zwar liegt die Entdeckung bereits einige Jahre Abschließend präsentiert Sabine Flecht- zurück, aber der Fund ist deshalb so inte- mann weitere besondere Funde aus „ih- ressant, weil dieser Schmetterling nördlich rem“ Natrun bei Maria Alm. der Alpen bislang nur aus Weil am Rhein Ich wünsche Ihnen wieder viel Spaß beim an der deutsch-schweizerischen Grenze Lesen unseres Newsletters! bekannt war. Ihr Prof. Gernot Embacher stellt uns in seinem Artikel über die Gespinstmotten eine inte- Christof Zeller

Typhonia beatricis Hättenschwiler, 2000, eine für Österreich neue Sackträgerart (: Psychidae) Michael Kurz Im Sommer 1999 fanden die Geschwister heimer, 1810), sondern ein kleines Männ- Marion und Michael Kurz in Sportgastein, chen mit gedrungenen Flügeln und kräfti- im hintersten Gasteinertal, in gut 1600 m ger heller Fleckenzeichnung. Obwohl noch Höhe eine Raupe einer Typhonia -Art, die im selben Jahr die Beschreibung von Ty- zu Zuchtzwecken mit nach Hause genom- phonia beatricis Hättenschwiler 2000 pu- men wurde. Am 20.5.2000 schlüpfte bliziert wurde, wurde der Sache zunächst schließlich zur großen Überraschung nicht aber nicht weiter nachgegangen. Erst mehr die erwartete Typhonia ciliaris (Ochsen- als ein Jahrzehnt später wurde der Falter

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dann vom Autor doch einer näheren Über- befindet sich ein größerer Parkplatz für das prüfung unterzogen und mit den bei Hät- beliebte Wander- und Schigebiet in rund 1 tenschwiler (2000) angegeben Merkmalen Kilometer Entfernung vom Fundort. Ande- für die bekannten Typhonia -Arten vergli- rerseits ist ein autochthones Vorkommen chen. in den Alpen ebenfalls nicht völlig auszu- schließen. Interessant wird es sicherlich sein, ob die Art auch noch an anderen Stel- len in den Alpen aufgefunden werden kann, oder ob das Gasteiner Tier der einzi- ge Nachweis in den Alpen bleibt.

Abbildung 1: Typhonia beatricis , Hättenschwiler, 2000, ein Männchen. Neben dem gesamten Erscheinungsbild und der Größe von Falter und Sack zeigte vor allem die Zahl der Fühlerglieder, dass das Tier nur zu Typhonia beatricis gehören konnte und jedenfalls nichts mit T. ciliaris Abbildung 2: Zum Vergleich das deutlich größere zu tun hatte. Weibchen von Typhonia ciliaris , Ochsenheimer, 1810) mit zeichnungslos schwarzen Flügeln. T. beatricis ist nach der Beschreibung von Literatur Hättenschwiler (2000) im Mittelmeerraum Hättenschwiler, P. 2000. Typhonia beatricis sp. n., verbreitet und kommt hier durchaus auch eine möglicherweise aus dem östlichen Mittel- in vergleichbaren Höhenlagen wie im meerraum eingeschleppte Psychide (Lepidopte- Gasteinertal vor. ra, Psychidae). — Mitteilungen der entomologi- schen Gesellschaft Basel 50 (1): 2-17. Allerdings wird die einzige bisher aus Mit- Anschrift des Verfassers teleuropa bekannte Population vom Ran- Mag. Michael Kurz gierbahnhof Weil am Rhein an der Josef-Waach-Straße 13/1 deutsch-schweizerischen Grenze als einge- 5020 Salzburg schleppt betrachtet. Es ist daher zurzeit Email: [email protected] völlig unklar, ob das Tier aus Sportgastein ebenfalls eingeschleppt wurde. Jedenfalls

Die weißen Gespinstmotten der Gattung Yponomeuta (Lepidoptera) im Land Salzburg Gernot Embacher Spaziert man im Mai oder Juni entlang von oft sieht man kaum mehr Blätter oder Fluß- oder Bachufern, durch Auwälder Knospen auf der befallenen Pflanze. oder auf Wegen, begrenzt von vielfältigem Kennt man die Situation noch nicht, denkt Buschwerk, fallen einem manchmal Sträu- man zuerst an Spinnen. Aber, welche cher oder junge Bäume auf, die mehr oder Spinnen fertigen derart große Netze an und weniger mit einem feinen, weißlichen Netz wo sind die Tiere? Betrachtet man die Ge- überzogen sind. Manchmal scheint der spinste dann genauer, sieht man meist eine ganze Strauch eingesponnen zu sein, und große Anzahl kleiner Raupen, gelblich,

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weißlich oder grau gefärbt, mit vielen schieden werden. Die Grundfarbe der Vor- dunklen Punkten besetzt. Es sind die Rau- derflügel ist in den meisten Fällen rein pen einer bestimmten Art von kleinen weiß, durchsetzt mit einigen Reihen von Schmetterlingen, die sich hier bis zu ihrer kleinen, schwarzen Punkten. Sollte die Verpuppung von den Blättern ihrer Nah- weiße Grundfarbe teilweise grau überdeckt rungspflanze ernähren. Das kann in man- oder ein größerer dunkler Fleck zu sehen chen Fällen bis zum Kahlfraß führen. Aber sein, sind das wichtige artspezifische man braucht keine Angst vor der Vernich- Merkmale. Die Hinterflügel sind bei allen tung des Baumes oder des Strauches zu Arten dunkelgrau. Hinweise auf die Artzu- haben: nach Beendigung des Raupenfraßes gehörigkeit gibt in vielen Fällen auch die erholen sich die Pflanzen wieder und trei- Auswahl der Nahrungspflanze. ben neue Blätter aus.

Abbildung 3: Yponomeuta evonymella (Linnaeus, Abbildung 4: Gespinst von Yponomeuta evonymel- 1758) – die Traubenkirschen-Gespinstmotte. la. Die Raupen mancher Arten bleiben stets Am häufigsten findet man Yponomeuta dicht gedrängt in ihrem Gespinst beisam- evonymella (Linnaeus, 1758), die Trau- men und verlassen ihren Gespinstsack nur benkirschen-Gespinstmotte . Der wissen- zur Nahrungsaufnahme, die Raupen ande- schaftliche Name dieser Art ist irreführend, rer Arten leben nur in den ersten Stadien denn die Raupen leben nicht an Pfaffen- zusammen und trennen sich später vonei- hütchen ( Euonymus europaea ) sondern an nander. der Traubenkirsche ( Prunus padus ). Auch Findet man keine Raupen im Gespinst, ist an anderen Prunus -Arten und an das ein Zeichen dafür, dass die kleinen, Kreuzdorn ( Rhamnus carthaticus ) wurden verfressenen Tiere sich bereits zum Ver- Gespinste gefunden. Die Vorderflügel sind puppen begeben haben. Die Verpuppung immer weiß mit mehreren Reihen schwar- erfolgt je nach Art entweder im Gespinst zer Punkte. selber, wobei die Puppen meist eng mitei- An Pfaffenhütchen, auch Spindelstrauch nander zu einem Paket versponnen sind, genannt ( Euonymus europaea ) lebt Ypo- oder auch einzeln am Stamm des befalle- nomeuta cagnagella (Hübner, 1813), die nen Baumes beziehungsweise auf dem Pfaffenhütchen-Gespinstmotte . Sie ist in Boden darunter. Zurück bleibt im Gespinst der Regel etwas größer als die vorige Art meist der ursprüngliche Raupensack mit und hat eine andere Anordnung der den Exkrementen der Tiere. schwarzen Vorderflügelpunkte. Die Mitte Aus dem Land Salzburg sind bisher 7 Ar- der Vorderflügel weist keine Punkte auf. ten von Gespinstmotten der Gattung Ypo- Yponomeuta padella (Linnaeus, 1758) nomeuta bekannt. Die Arten sehen einan- heißt die Pflaumen-Gespinstmotte . Die der sehr ähnlich und können auch von Raupen leben an Prunus -Arten: Schlehe Spezialisten manchmal nur schwer unter- (P. spinosa ), Vogelkirsche ( P. avium),

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Traubenkirsche ( P. padus ) und an Weiß- Die Mauerpfeffer-Gespinstmotte (Ypo- dorn ( Crataegus spec.). Viele dieser Tiere nomeuta sedella Treitschke, 1832) lebt an haben auf den weißen Vorderflügeln einen Sedum -Arten, besonders an Großer Fett- grauen Schatten; es gibt aber auch rein henne ( Sedum maximus ) und an Weißem weiße Formen. Mauerpfeffer ( Sedum album ). Die Vorder- flügel dieser Art sind grau. In Salzburg gibt es erst 2 Fundorte dieser Art. Eine erst kürzlich in Salzburg entdeckte Art ist Yponomeuta irrorella (Hübner, 1796), deren Raupen wie andere auch an Pfaffenhütchen ( Euonymus europaea ) und Schlehe ( Prunus spinosa ) leben. Die wei- ßen Vorderflügel der Falter weisen je zwei deutliche dunkle Flecken auf. Eine weitere Art ist Yponomeuta malinel- Abbildung 5: Yponomeuta padella (Lineaus, 1758) lus Zeller, 1838, die Apfelbaum- – die Pflaumen-Gespinstmotte. Gespinstmotte . Ihre Gespinste findet man Eine weitere Art ist Yponomeuta plumbella an Apfelbäumen ( Malus sylvestris , M. do- (Denis & Schiffermüller, 1775), die Faul- mestica ). Von dieser Art gibt es im Land baum-Gespinstmotte . Neben dem Faul- keinen Beleg, nur eine alte Angabe vom baum ( Frangula alnus ) dient auch noch 11.7.1907 (MITTERBERGER , 1909). der Pfaffenhütchen-Strauch als Futter- pflanze. Die Art ist an einem größeren schwarzen Fleck im Vorderflügel gut zu erkennen.

Abbildung 7: Yponomeuta rorrella (Hübner, 1796) – die Weiden-Gespinstmotte. Eine Art, für die es in Salzburg bisher kei- nen Nachweis gibt, ist Yponomeuta rorrel- la (Hübner, 1796), die Weiden-Gespinst- motte . Sie überzieht Weiden-Arten mit ihren Gespinsten, vor allem Silberweide (Salix alba ), Grauweide ( S. cinerea ) und Korbweide ( S. viminalis ). Auch diese Art könnte in Salzburg noch aufgefunden wer- den. Imagines sind aber leicht mit denen von Y. cagnagella zu verwechseln. Wer mehr über die Arten wissen will, er- hält im Internet (Bestimmungshilfe des Lepiforums) Fotos und ausführliche Be- Abbildung 6: Gespinst von Yponomeuta sedella schreibungen, zu erzielen mit der Eingabe Treitschke, 1832 – die Mauerpfeffer-Gespinst- des wissenschaftlichen Namens in die motte. Google-Suchmaschine.

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Um unser Wissen über die Verbreitung Literatur dieser auffälligen Schmetterlinge zu erwei- MITTERBERGER , K. 1909: Verzeichnis der im Kron- lande Salzburg bisher beobachteten Mikrolepi- tern, ersucht der Autor interessierte Natur- dopteren (Kleinschmetterlinge). – In: Mitteilun- beobachter um Meldungen von beobachte- gen der Gesellschaft für Salzburger Landeskun- ten Raupengespinsten unter Angabe des de 49 : 195-552. Fundortes und der befallenen Baumart. Anschrift des Verfassers Vor allem wären Beobachtungen an Wei- Prof. Gernot Embacher den wichtig, um einen Nachweis für Y. Anton Bruckner-Str.3 rorrella zu erhalten: 5020 Salzburg Email: [email protected] [email protected] oder [email protected]

Xylocopa violacea Linnaeus, 1758, Erster Nachweis nach langer Zeit (?) für das Land Salzburg Johann Machart & Johann Neumayer Am Montag, den 14.10.2013, um die Mit- und stellte fest, dass es sich um den ersten tagszeit, sah ich (J.M.) am Balkon meiner Nachweis seit Jahrzehnten für das Land Wohnung in der Stadt Salzburg, Ortsteil Salzburg handeln muss. Ursprünglich Liefering, eine Blaue Holzbiene, die neben dachten wir, es sei überhaupt ein Erstfund, einigen Honigbienen an den Blüten der im bis sich herausstellte, dass Xylocopa vio- Balkonkistchen ausgepflanzten Dalmatini- lacea für Salzburg bereits nachgewiesen ist schen Glockenblumen ( Campanula porten- (SCHWARZ et al. 1996). Allerdings ist schlagiana Schult.) saugte. Da mir das In- weder ein Exemplar dieser auffälligen Art sekt nur aus den Mittelmeerländern be- in der Landessammlung am Haus der Na- kannt war, fing ich es ein um den Fund von tur noch konnte nach Rückfrage im Biolo- einem Experten begutachten zu lassen. giezentrum Linz geklärt werden, woher der ominöse Nachweis stammt.

Abbildung 8: Holzbienenmännchen in Salzburg- Liefering 14.10.2013. Deutlich sind die hell gefärb- ten und gekrümmten Fühlerglieder zu sehen, die eine Bestimmung der Männchen im Freiland zulas- sen. Johann Neumayer machte daraufhin einige Belegfotos des Exemplares, bestimmte es als ein Männchen von Xylocopa violacea Abbildung 9: Holzbienenmännchen in Salzburg- Liefering 14.10.2013.

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Es ist nicht unbedingt davon auszugehen, werden Holzbienen sehr alt und man kann dass sich ein Bestand etabliert haben muss. sie während eines großen Teils des Jahres Bienen der Größe wie die Holzbiene kön- beobachten. Dazu laden wir auch ein: Hal- nen weite Strecken zurücklegen. Auch eine ten Sie Ausschau nach den auffälligen Einschleppung über den Transport mor- schwarzen Bienen. Insbesondere große schen Holzes mit Holzbienenbrut ist nicht Lippen- und Schmetterlingsblumen wie gänzlich auszuschließen ebenso wie die Salbei und Glycinien sind bei Holzbienen „Fahrt mit Zug oder Auto“. Aber natürlich sehr begehrt. ist auch eine Arealerweiterung möglich, Literatur zumal Vorkommen im benachbarten SCHWARZ, M.; GUSENLEITNER, F.; WEST- Oberösterreich bekannt. RICH, P & DATHE, H.H. (1996): Katalog der Bienen Österreichs, Deutschlands und der Holzbienen schlüpfen im Herbst, fliegen Schweiz (Hymenoptera, Apidae). - Entomofau- dann einige Wochen ohne sich zu verpaa- na Suppl. 8, 398pp. ren. Dies geschieht nach der Überwinte- Anschrift der Verfasser rung und vor dem Beginn der Nestbauakti- Johann Machart vitäten. Nester werden in morschem Holz Rottweg 47 ausgenagt. Im Frühling sieht man dann die Salzburg A-5020 sammelnden Weibchen, die ihre Nester Email: [email protected] verproviantieren. Dabei versorgt jedes Dr. Johann Neumayer Weibchen seine eigene Brut solitär – es Obergrubstr. 18 gibt keine Staatenbildung. Wegen der für 5161 Elixhausen Bienen außergewöhnlichen Lebensweise Email: [email protected]

Über die Feldgrille ( Gryllus campestris Linnaeus, 1758) im Salzbur- ger Lungau Dr. Helmut Wittmann & Dr. Inge Illich

Keywords: Austria, faunistic record, grasshopper, Orthoptera, Gryllus campestris , Salzburg Erhebungstätigkeit, die wiederum zu einer besseren Kenntnis der jeweiligen Gruppe im Untersuchungsgebiet führt. Die Kartie- rung der Heuschrecken im Bundesland Salzburg ist dafür ein ausgesprochen gutes Beispiel. So wurde nach einer über 20 Jah- re andauernden Erhebungstätigkeit die Orthopteren-Fauna im Bundesland Salz- burg in Buchform veröffentlicht (ILLICH et al., 2010). In dieser Veröffentlichung wur- de der gesamte Wissensstand über die Heuschreckenfauna Salzburgs inklusive Abbildung 10: Die Feldgrille (Gryllus campestris ) Verbreitungskarten der 57 festgestellten wurde erstmals im Salzburger Lungau nachgewie- Arten, Angaben zu ihrer Ökologie und sen. ihrem Gefährdungsgrad publiziert. Bereits Einleitung kurz nach der Veröffentlichung dieser Or- thopteren-Fauna wurden zwei neue Heu- Zusammenfassende Darstellungen über schreckenarten für das Bundesland Salz- Teile unserer Flora und Fauna stellen nicht burg festgestellt und zwar die Krauss- nur für sich einen Erkenntnisgewinn dar, Höhlenschrecke ( Troglophilus neglectus ), sie bewirken zumeist auch eine gesteigerte die in mehreren Höhlen der Salzburger

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Kalkvoralpen gefunden werden konnte systematische Kartierung von Gryllus (OERTEL & ILLICH , 2011) und die Gemeine campestris im Lungau, ausgehend von den Sichelschrecke ( Phanoptera falcata ), die festgestellten Vorkommen nahe der Lan- als sich ausbreitende Art von Norden her desgrenze. Dabei wurden nicht nur das im Europaschutzgebiet Weidmoos gerade Murtal flussabwärts von Tamsweg und das das Bundesland Salzburg erreichte (STÖHR Tal des Thomataler Baches – also die an & ILLICH , 2011). Im Jahr 2013 gelang die im Jahr 2012 festgestellten Vorkom- schließlich der Erstnachweis der Vier- men angrenzenden Landschaftsteile – er- punkt-Sichelschrecke ( Phaneroptera nana ) hoben, sondern auch andere potentiell als in unserem Bundesland; einer Art, deren Lebensraum für Gryllus campestris gut Areal sich derzeit offensichtlich sehr stark geeignete Lokalitäten im Lungau. Eine ausweitet (WITTMANN & ILLICH , 2013). detaillierte Aufstellung der untersuchten Durch die bei ILLICH et al. (2010) präsen- Landschaftsteile wird im Kapitel „Ergeb- tierten Verbreitungskarten ist es nunmehr nisse“ wiedergegeben und zwar unter der sehr leicht möglich zu beurteilen, ob Or- Auflistung von Flächen, in denen Gryllus thopteren-Nachweise in gewissen Gebieten campestris im Jahr 2013 nicht aufgefunden etwas „Besseres“ sind oder ob sich zusätz- werden konnte. liche Funde in das bisher vorliegende Ver- breitungsmuster einordnen lassen. Im Jahr 2012 gelang den beiden Autoren erstmals der Nachweis der Feldgrille ( Gryllus cam- pestris ) im Salzburger Lungau und zwar im unmittelbaren Grenzbereich zum be- nachbarten Bundesland Steiermark. Dieser Erstnachweis war der Anlass, die Art im

Jahr 2013 in ihrer Verbreitung im Lungau Abbildung 11: Detailverbreitung der Feldgrille genauer zu erfassen und darzustellen. Die- (Gryllus campestris ) im Lungau im Jahr 2013. se Daten sollen nicht nur das bisher be- kannte Verbreitungsgebiet dieser Art im Die Kartierungen erfolgten von Ende April Bundesland Salzburg komplettieren, sie bis Mitte Juni an schönen, sonnigen und sollen auch einen möglichst exakten Ist- warmen Tagen, an denen die Art an ihren Zustand wiedergeben, der in Hinkunft Stridulationslauten sehr leicht nachzuwei- Aussagen über mögliche Ausbreitungsten- sen ist. An den Hauptkartierungstagen denzen, aber auch über Rückgänge – ver- wurden auch die Vorkommen im Bereich ursacht durch anthropogene Aktivitäten – nahe der Landesgrenze quasi als Referenz beurteilen lässt. mitkartiert. Damit ist sichergestellt, dass die Art am jeweiligen Tag entsprechende Material und Methoden Stridulationsaktivitäten zeigte, ein „Nicht- Der Erstnachweis von Gryllus campestris Nachweis“ an geeigneten Habitaten kann (Abbildung 10 ) im Lungau geht auf syste- daher als tatsächliches „Nicht- matische Kartierungen im Zuge eines Vorkommen“ gewertet werden. UVP-Verfahrens an den südexponierten Die vorgefundenen Populationen wurden Hängen westlich von Einöd bei Predlitz mit den jeweils GPS-vermessenen Fundda- zurück. Bei den schwerpunktmäßig bota- ten in die Biodiversitätsdatenbank am nisch-vegetationskundlich ausgerichteten Haus der Natur (Programm BioOffice 2.0) Erhebungen wurde auch die Frühjahrsflora eingegeben, die dargestellten Verbrei- umfangreich kartiert, weshalb eine „Mit- tungskarten wurden mit diesem Programm Berücksichtigung“ der Feldgrille gut mög- generiert. lich war. Angeregt durch diese Kartie- rungsergebnisse erfolgte im Jahr 2013 eine

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Ergebnisse dem keine Grillen festgestellt wurden. Dies obwohl in diesem Abschnitt ausgesprochen In Abbildung 11 ist die Verbreitung von gut geeignete Heuschrecken-Lebensräume Gryllus campestris im Jahr 2013 im Salz- vorliegen wie z. B. die südsüdwestlich burger Lungau dargestellt. Wie daraus her- exponierten mageren Straßenböschungen vorgeht, liegen die Vorkommen der Feld- im Umfeld der Haltestelle Hintering grille im Murtal zwischen Madling und (Abbildung 13 ). Diese Böschungen wurden Predlitz (Steiermark) an den südexponier- sogar als einer der „Hotspots“ der Heu- ten Hängen. Dies einerseits im nördlichen schreckenfauna im Bundesland Salzburg und nordöstlichen Umfeld von Raming- ausgewiesen, treten hier doch die aus Salz- stein und andererseits im nördlichen und burger Sicht extrem seltenen Arten Chort- nordöstlichen Umfeld von Kendlbruck hippus mollis und Stauroderus scalaris bzw. westlich vom Weiler Einöd. Im Be- zusammen mit der seltenen Rotflügeligen reich nördlich von Ramingstein tritt die Art Schnarrschrecke ( Psophus stridulus) auf. in den unmittelbar an die Mur angrenzen- Gryllus campestris wurde hier jedoch 2013 den Tallagen (Umgebung der Bahnlinie, nicht festgestellt. Güterweg zur Streusiedlung Stein) nicht auf. Allerdings kommt Gryllus campestris im Umfeld der Siedlung Stein mehrfach vor. Vor allem in der Umgebung eines in Richtung Nordosten führenden Karrenwe- ges konnten mehrere Grillenvorkommen im Juni 2013 registriert werden.

Abbildung 13 : Die „Heuschreckenböschung bei Hintering“ ist mit mehreren sehr seltenen Arten einer der „Hot Spots“ der Orthopteren in unserem Bundesland - die Feldgrille konnte im Jahr 2013 hier jedoch nicht nachgewiesen werden, dies ob- wohl die Art westlich und östlich davon vorkommt. In Richtung Osten setzen sich die Vor- Abbildung 12 : Magere Wiesenböschung bei Al- kommen der Feldgrille wieder unmittelbar tenberg nahe Ramingstein, ein Lebensraum mit nördlich von Kendlbruck fort und zwar an mehreren Grillenvorkommen im Jahr 2013. den südexponierten Böschungen und Ma- Murabwärts von Ramingstein und zwar im gerwiesen im Umfeld der Haltestelle Umfeld der Siedlung Altenberg kommt die Kendlbruck. Von hier weiter in Richtung Feldgrille mehrfach an den Unterhängen Osten entlang des Murtalradweges häufen des sogenannten „Altenberges“ vor sich nun die Populationen dieser Art. Mehr (Abbildung 12 ). In diesem Bereich verläuft oder weniger sämtliche südexponierten parallel zur Murtalbahn die Fahrstraße und etwas mageren Wiesenabschnitte sind zwischen Ramingstein und Hintering und hier von der Feldgrille besiedelt ( Abbildung in den südexponierten, zum Teil relativ 14 und Abbildung 15 ). Bis hin zur Landes- steilen Wiesenböschungen ist die Art im grenze zur Steiermark repräsentieren die in Jahr 2013 mehrfach aufgetreten. Bemer- der Abbildung 11 eingetragenen Punkte eine kenswerterweise liegt zwischen den Vor- durchgehende größere Population. Die kommen im Umfeld von Altenberg und höchst gelegenen Vorkommen in diesem den weiter östlich gelegenen Populationen Bereich liegen bei 950 m, oberhalb dieser nördlich von Kendlbruck ein Bereich, in

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Höhenlinie konnte die Art nicht mehr fest- dere die Wiesenflächen unmittelbar nörd- gestellt werden. lich oberhalb der hier verlaufenden Fahr- Genau kartiert wurden auch die südexpo- straße würden sich gut als Grillen-Habitat nierten Wiesenflächen nördlich und nord- eignen. Noch ausgeprägte und größerflä- östlich von Madling, da hier sowohl ent- chige Magervegetation ist im Umfeld der lang der Murtalbahn als auch an Wegbö- Abzweigung ins Bundschuhtal (knapp süd- schungen der Straßen bzw. Forststraßen lich von Pichlern) gegeben, allerdings fehlt zum Weiler Muhr bzw. in den Steinerwald auch hier die Grille völlig. Erfasst wurde in gut geeignete Habitate für diese Art gege- diesem Bereich auch die Auffahrtstraße ben wären. Trotz mehrfacher Nachsuche von Madling über den Weiler Tafern zum (auch an Tagen, an denen die Feldgrille Krameterhof, da auch hier die südostexpo- murabwärts gut und leicht zu kartieren nierten Wiesenflächen den Biotopansprü- war), wurden hier keine Nachweise er- chen der Grille grundsätzlich entsprechen bracht. würden. Auch hier konnten jedoch keine Nachweise erbracht werden. Im Nachfolgenden werden jene Lokalitäten aufgelistet und kurz besprochen, in denen im Jahr 2013 vergeblich nach Grillenvor- kommen Ausschau gehalten wurde: Äußerer (nördlicher) Teil des Kendl- brucker Mühlbachgrabens südlich von Kendlbruck In diesem Bereich gibt es mehrere magere, von Felsen durchsetzte Wiesenflächen un- ter anderem auch mit ausgeprägter Tro- ckenvegetation, die gut als Grillenlebens- Abbildung 14 : Sämtliche südexponierten extensi- raum geeignet wären. Von der Exposition veren Wiesen zwischen Kendlbruck und der steiri- her sind diese – trotz des Auftretens von schen Landesgrenze - vor allem im Umfeld des Murtal-Radweges - sind von der Grille besiedelt. Trockenvegetation – nur suboptimal, aus- geprägte Südlagen fehlen. Murtal zwischen Tamsweg und Madling Äußerer (nördlicher) Abschnitt des Ta- Ein Großteil dieses Verlaufes der Mur liegt les des Klölingbaches südlich von Ra- in relativ engen, fast schluchtwaldähnli- mingstein chen Bereichen, die aufgrund der Bewal- dung einerseits und der fehlenden Sonnen- Auch in diesem Bereich liegen entlang der exponiertheit andererseits nicht für die Fahrstraße in Richtung Karneralm lokale Grille als Lebensraum in Frage kommen. Trocken- und Magerstandorte vor, die als Allerdings sind gerade südlich von Tams- Grillenhabitate durchwegs geeignet wären. weg im Umfeld der Kläranlage, aber auch Allerdings fehlen in diesem Bereich süd- in den murbenachbarten Offenlandberei- exponierte Lagen gänzlich. chen nordöstlich vom Tonibauer für Gril- West-Ost-verlaufender Abschnitt des len geeignete Wiesenbiotope vorhanden. Thomatalerbaches zwischen dem Weiler Die Wiesen sind großteils westexponiert, Pichlern und Madling zum Teil liegt auch Südwestexposition mit langer Sonnenexponiertheit vor. Nachwei- In diesem Gebiet, das sich zwischen den se konnten jedoch auch in diesem Bereich Ortschaften Pichlern, Gruben, Thomatal, trotz sehr intensiver Kartierung an mehre- Fegendorf, Winkl und Madling erstreckt, ren Tagen nicht erbracht werden. sind in relativ umfangreichem Ausmaß magere Mähwiesen und Weiden in direkter südexponierter Lage vorhanden. Insbeson-

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Südexponierte Hänge nordöstlich von würden. Sowohl die Böschungen der Stra- Tamsweg an der Straße in Richtung ße selbst als auch die darüber liegende Haiden naturnahe Kulturlandschaft lassen hier Auch in diesem Bereich sind vor allem im geradezu Vorkommen der Grille erwarten, Umfeld der ländlichen Zufahrtswege ma- sie fehlt jedoch offensichtlich in diesem gere Wiesenböschungen vorhanden, die für Bereich völlig. Gryllus campestris geeignet erscheinen. Murwinkel zwischen Schellgaden und Auch die Südexposition wäre in diesem dem Weiler Öllschützen Fall gegeben, allerdings liegen sämtliche Dieser Bereich, der aus Sicht der Flora und der potentiellen Lebensräume bereits deut- Vegetation am großflächigsten die lich über 1.000 m Seehöhe. Lungauer Trocken- und Magervegetation repräsentiert, wurde auch für die Erstellung des Salzburger Heuschreckenatlasses (IL- LICH et al., 2010) intensiv kartiert. Insbe- sondere der hier liegende so genannte „Steppenhang bei Muhr“, der sowohl aus Sicht der Heuschrecken mit Metrioptera saussureana , Stauroderus scalaris, Chort- hippus mollis und anderen, aber auch aus Sicht der Farn- und Blütenpflanzen mit Allium strictum, Sempervivum wulfenii, Abbildung 15 : Halbtrockenrasen bei Einöd nahe Avenula adsurgens ssp. außerdorferi und der steirischen Landesgrenze: hier tritt neben den z. anderen eine große Besonderheit darstellt, T. hochgradig gefährdeten Arten Chorthippus mol- ist bereits mehrfach orthopterologisch un- lis , Omocestus rufipes und Psophus stridulus auch tersucht worden. Im Jahr 2013 erfolgte die Feldgrille auf. nochmals eine spezielle Kartierung im Juni Süd- bzw. südostexponierte Wiesen an im Hinblick auf potentielle Grillenvor- der Straße zwischen dem Schloss Moos- kommen, jedoch ohne positives Ergebnis. ham und Mörtlsdorf Südhänge im Umfeld von Mariapfarr Die Unterhänge des Mitterberges weisen Kleinräumig südlich und noch etwas grö- hier relativ großflächige Wiesenbereiche ßerräumig westlich von Mariapfarr sind auf, die für Gryllus campestris gut geeig- noch extensivere Wiesen zum Teil mit net erscheinen. Zwar sind viele der Wiesen Magerrasencharakter in Südexposition bereits landwirtschaftlich intensiviert, vorhanden, die grundsätzlich für Gryllus trotzdem liegen noch ausreichend magere, campestris geeignete Habitate darstellen kurzgrasige Böschungen mit Mager- und würden. Hinsichtlich Sonnenreichtums Trockenflora vor, die als Lebensraum in (Mariapfarr ist einer der sonnenreichsten Frage kommen. Hinsichtlich der Expositi- Orte Österreichs!) und auch hinsichtlich on und der langen Sonnenscheindauer wä- der Habitatqualität wäre die Art zu erwar- re dieser Bereich optimal, allerdings liegt ten, allerdings liegen die potentiellen Le- auch er bereits über 1.000 m Seehöhe. bensräume in Seehöhen zwischen 1.080 Magerwiesenbereiche im Umfeld des und 1.150 m. Weilers Staig östlich von St. Michael im Aus den oben genannten Schilderungen Lungau geht hervor, dass das derzeit von Gryllus Nördlich bzw. westlich oberhalb der Straße campestris besiedelte Areal im Salzburger im Umfeld des Weilers Staig sind noch Lungau tatsächlich auf die in Abbildung 11 mehrere Magerrasenreste vorhanden, die dargestellten Bereiche beschränkt ist. In für die Grille geeignete Habitate darstellen westlicher Richtung geht die Art – zumin-

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dest derzeit – nicht über die Ortschaft Ra- Diskussion mingstein hinaus, das Areal bis zur Lan- Bei ILLICH et al. (2010) wird im Hinblick desgrenze ist derzeit nicht geschlossen, vor auf Gryllus campestris Folgendes festge- allem im Bereich Hintering sind für Grillen halten: „Im Lungau fehlt die Feldgrille zur geeignete Lebensräume derzeit nicht be- Gänze. Höchstwahrscheinlich ist die Hö- siedelt. Im Hinblick auf die von Gryllus henlage des Lungaues für das Vorkommen campestris besiedelten Habitate ist eine dieser wärmeliebenden Art ein limitieren- starke und deutliche Präferenz für Halbtro- der Faktor“. Ergänzend wird jedoch ange- cken- und Magerrasen gegeben. Vor allem geben, dass die Feldgrille im Bundesland relativ kurzgrasige Vegetationseinheiten Salzburg in Höhenlagen zwischen 420 m mit kleineren Störstellen und lokalem und 1.200 m vorkommt, wobei die höchs- Rohbodencharakter (unter anderem durch ten Vorkommen in Höhenlagen von 1.200 extensive Beweidung) stellen den präfe- m am Taxberg (bei Taxenbach) und im rierten Habitattyp dar. Der Furchen- Schwarzenbachtal (bei Dienten) liegen. schwingel-Fingerkraut-Halbtrockenrasen Auch NADIG (1986) gibt eine obere Ver- (Potentillo-Festucetum sulcatae) stellt jene breitungsgrenze für Gryllus campestris von Vegetationseinheit dar, die in den beiden 1.300 m an. In der unpublizierten Arbeits- Teilarealen im Murtal zwischen Raming- karte des Archivs der ARGE HEUSCHRE- stein und Predlitz die höchsten Grillen- CKEN ÖSTERREICHS von Gryllus campest- dichten aufweist ( Abbildung 16 ). ris (ARGE HEUSCHRECKEN ÖSTERREICHS , 2011) zeigt die Art ausgehend von einem geschlossenen Verbreitungsgebiet in gro- ßen Teil der Steiermark ein lückiges Areal im Murtal, das bis unmittelbar an die Salz- burger Landesgrenze heranreicht. Ein Auf- treten der Art war daher a priori nicht völ- lig auszuschließen. Leider ist aufgrund der vorhandenen Datenlage nicht beurteilbar, ob es sich bei den nunmehr entdeckten Grillenvorkommen im Salzburger Lungau Abbildung 16 : Furchenschwingel-Fingerkraut- um jüngste Einwanderungen oder um ei- Halbtrockenrasen im Frühjahraspekt: in diesen, nen schon länger bestehenden Vorposten durch die Horste des Furchenschwingels ( Festuca des Teilareals im steirischen Murtal han- rupicola ) geprägten Vegetationseinheiten ist die delt. Zwar wurde im Zug der Orthopteren- Grille im untersuchten Teil des Murtales am häu- figsten. Kartierung im Bundesland Salzburg auch in diesem Teil des Murtales vergleichswei- In stärker gedüngten Vegetationseinheiten, se intensiv kartiert (westlich von Einöd die bereits in Richtung typischer Fettwiese befindet sich mit dem Lebensraum „Ma- (Alopecurus-Arrhenatheretalia- gerrasen in Einöd“ ein weiterer Hotspot Gesellschaft) tendieren, geht die Art zu- der Salzburger Orthopteren-Fauna), doch rück bzw. fehlt. Insbesondere in den ebe- erfolgten diese Kartierungen durchwegs im nen Wiesenflächen westlich von Einöd, die Spätsommer und Herbst. Da die Feldgrille bereits starke landwirtschaftliche Intensi- den Höhepunkt ihrer Gesangaktivität im vierungstendenzen aufweisen, und und in letzten Maidrittel erreicht und diese meist denen bereits im Frühjahr durch dichte bis Ende Juni beendet (ZUNA -KRATKY et Löwenzahn-Bestände kein Sonnenlicht al. 2009), ist ein „Übersehen“ der Art bei mehr auf den Wiesenboden gelangt, ist Kartierungen von August bis Oktober nicht Gryllus campestris kaum mehr zu finden auszuschließen. Allerdings ist angesichts (Abbildung 17 ). der Ausbreitungstendenzen vor allem wärmeliebender Orthopteren-Arten ( Pha-

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neroptera falcata – STÖHR & ILLICH , 2011; Übereinstimmung zwischen Gryllus cam- Sphingonotus caerulans – STÖHR , 2010, pestris und Asarum europaeum ssp. STÖHR 2012; Phaneroptera nana – WITT- caucasicum gegeben. MANN & ILLICH , 2013) auch eine Neuein- wanderung in den östlichsten Lungau nicht auszuschließen. Anhand der nunmehr ak- tuell erhobenen und relativ präzisen Ver- breitungsdaten ist es jedoch in Hinkunft möglich, weitere Arealexpansionen exakt festzuhalten. Insbesondere wird diesbezüg- lich zu beachten sein, ob es der Feldgrille gelingt, geeignete Lebensräume zwischen den beiden Teilpopulationen zwischen Ramingstein und der steirischen Landes- grenze zu besiedeln. Insbesondere die Abbildung 17 : In den vor allem durch mehrfache Südhänge bei Hintering oder auch bei Gülledüngung intensivierten Wiesen fehlt die Grille auch in den besiedelten Abschnitten des Lungauer Madling bieten sich für lokale Arealerwei- Murtales weitestgehend. terungen an. Aber auch eine Expansion ins westlich gelegene Tal des Thomatalerba- Interessant sind die zukünftigen Beobach- ches ist nicht ausgeschlossen. Sollte das tungen über das Areal der Feldgrille im Areal jedoch auch in den nächsten Jahren Murtal auch deshalb, da es sich bei dieser konstant bleiben, so ist in diesem Bereich Tallandschaft um einen der wesentlichen tatsächlich von einer klimatischen Areal- Ausbreitungs- und Wiederbesiedlungskor- grenze auszugehen. Dies erscheint nicht ridore der Orthopteren-Fauna im Bundes- unmöglich, da exakt in diesem Bereich des land Salzburg handelt. So wurde im Post- Bundeslandes Salzburg einzelne wärme- glazial unser Bundesland sowohl von Nor- liebende Pflanzenarten wie z. B. der Ki- den als auch von Nordosten über das Al- cher-Tragant (Astragalus cicer ) oder die penvorland und die Salzach- bzw. Saalach- Kaukasische Haselwurz ( Asarum europae- tal-Fuche besiedelt, während ein zusätzli- um ssp. caucasicum ) sehr ähnliche Areal- cher wesentlicher Einwanderungsraum muster und –grenzen aufweisen (WITT- durch das Murtal gegeben war. Diese zwei MANN et al. 1987). Auch diese Arten errei- getrennten Einwanderungsrouten führten chen im Murtal östlich von Madling gerade auch zu äußerst interessanten Areal- und noch das Bundesland Salzburg, es gelingt Sippendifferenzierungsvorgängen, wie dies ihnen offensichtlich nicht, ihr aktuelles z. B. für das Artenpaar Miramella alpina Areal in diesem Bereich des Bundeslandes und Miramella carinthiaca dargelegt wur- weiter Richtung Westen auszudehnen. Bei de (vgl. NADIG , 1989; BERG & ILLICH , der Kaukasischen Haselwurz sei noch er- 2009; ILLICH et al., 2010). Mit zukünftigen wähnt, dass diese ein zusätzliche Teilareal Beobachtungen der Feldgrille im Südosten im Bereich Bluntautal, Lammertal, des Bundeslandes Salzburg lassen sich also Salzachtal im Umfeld von Golling und im unter Umständen Ausbreitungsvorgänge Bereich Salzachdurchbruch besitzt (WITT- und Arealverschiebungen heimischer Ar- MANN & SIEBENBRUNNER , 1984). Auch die ten (keine Neozooen) beobachten und da- Feldgrille besitzt hier ein – allerdings we- mit detailliert die Wirkung geänderter kli- sentlich größeres - „Zweitareal“ im Bun- matischer Bedingungen indizieren. desland Salzburg, das den gesamten Flach- Andererseits zeigt auch Gryllus campestris gau, große Teile des Tennengaus und im Lungauer Murtal negative Trends ins- wärmebegünstigte inneralpine Tallagen besondere aufgrund der Auswirkungen der umfasst ( Abbildung 12 ). Im Lungauer Teil- immer intensiver werdenden Landwirt- areal ist jedoch eine außerordentlich gute schaft. So kennt einer der beiden Autoren

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(WH) diesen Bereich des Lungaus auf- südöstlichsten Lungau besonders interes- grund seiner botanisch-vegetations- sant erscheinen. kundlichen Tätigkeit bereits seit mehreren Zusammenfassung Jahrzehnten. Der deutliche Rückgang von Halbtrockenrasen und der Übergang ur- Die Feldgrille ( Gryllus campestris ), für die sprünglich magerer und auch relativ steiler bisher ein Fehlen im Salzburger Lungau südexponierter Flächen in intensive Mäh- angenommen wurde, konnte im Jahr 2012 wiesen mit mehrfacher Gülleausbringung, erstmals im südöstlichsten Teil des Landes häufiger und zum Teil sehr früher Mahd Salzburgs nachgewiesen werden. Im Jahr und einer Bewirtschaftung durch heuschre- 2013 erfolgte eine Detailkartierung, die ckenfeindliche Mähmethoden (Kreisel- zwei kleine, voneinander getrennte Vor- mähwerk) hat unzweifelhaft zu biotopbe- kommen und zwar südlich bis südöstlich zogenen negativen Entwicklungstendenzen von Ramingstein und zwischen Kendl- nicht nur für Gryllus campestris , sondern bruck und Einöd an der steirischen Lan- auch für viele andere Arten der Heuschre- desgrenze erbrachte. Die Art siedelt aus- ckenfauna geführt. So zeigen auch die Er- schließlich an südexponierten Hängen, gebnisse im Untersuchungsgebiet, dass bevorzugt werden Mager- und Halbtro- eine gute Besiedlung durch Gryllus cam- ckenrasen, intensiver bewirtschaftete Wie- pestris nur in den mageren und kurzgrasi- senflächen werden auffällig gemieden. gen Wiesenflächen gegeben ist, während Zwischen den beiden Teilarealen fehlt die die Art in den intensiver genutzten Wie- Art trotz des Vorliegens geeigneter Habita- senflächen nicht oder nur sehr sporadisch te. Auch westlich von Ramingstein gibt es vorkommt. für Gryllus campestris geeignete Lebens- räume, die Art fehlt jedoch hier. Auch in Höhen über 950 m konnte die Feldgrille nicht mehr nachgewiesen werden. Ergän- zend wurden potentiell geeignete Grillen- Lebensräume im übrigen Lungau kartiert, jedoch ohne Nachweise. Die Frage, ob es sich um eine jüngst entstandene Ausbrei- tung oder um eine seit längerer Zeit beste- hende Arealgrenze handelt, wird diskutiert, kann jedoch nicht abschließend beantwor- tet werden. Auffällige Ähnlichkeiten mit seit längerer Zeit bestehenden und offen- sichtlich klimatisch bedingten Arealgren- zen von Pflanzenarten bestehen. Die detail- lierte Kartierung bildet eine gute Grundla- Abbildung 18 : Aktuell bekannte Gesamtverbrei- ge für weitere Untersuchungen der Feld- tung der Feldgrille ( Gryllus campestris ) im Bundes- grille in diesem Teil des Bundeslandes land Salzburg. Salzburg. Da hier möglicherweise zwei Es wirken hier also möglicherweise zwei Faktoren und zwar die Klimaerwärmung für die Heuschrecken wesentliche Areal- einerseits als fördernd und die landwirt- faktoren zusammen: Klimaerwärmung schaftliche Intensivierung andererseits als einerseits als fördernder Faktor und land- einschränkend bzw. zurückdrängend wir- wirtschaftliche Intensivierung andererseits ken, erscheinen ergänzende Untersuchun- als Areal reduzierender Einfluss. Gerade gen in Hinkunft besonders interessant. diese Konstellation und das nunmehr rela- tiv gut bekannte Arealbild lassen zukünfti- ge Beobachtungen über die Feldgrille im

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Dank WITTMANN , H., SIEBENBRUNNER , A., PILSL , P. & HEISELMAYER , P. (1987): Verbreitungsatlas Herrn Dr. Robert Lindner (Haus der Natur, der Salzburger Gefäßpflanzen. - Sauteria 2: Salzburg) sei sehr herzlich für seine Hilfe 1-403. bei der kartografischen Auswertung ge- ZUNA -KRATKY , TH., KARNER -RANNER , E., LEDE- dankt. RER , E., BRAUN , B., BERG , H.-M., DENNER , M., Literatur BIERINGER , G., RANNER , A. & ZECHNER , L. ARGE HEUSCHRECKEN ÖSTERREICHS (2011) (2009): Verbreitungsatlas der Heuschrecken Gryllus campestris - unpublizierte Arbeits- und Fangschrecken Ostösterreichs. – Verlag karte des Archivs der Arge Heuschrecken Naturhistorisches Museum Wien, 304 pp. Österreichs. STÖHR , O. (2010): Blauflügelige Sandschrecke, BERG , H.-M. & ILLICH , I. (2009): Orthoptera Sphingonotus caerulans (L INNAEUS , 1767) – (Heuschrecken). – in: RABITSCH , W. & ESSL , neu für Tirol. – Wiss. Jahrbuch Tiroler Lan- F.: Endemiten – Kostbarkeiten in Öster- desmuseen 3: 454 – 459. reichs Pflanzen- und Tierwelt. – Naturwiss. STÖHR , O. (2012): Erstfunde von Gottesanbete- Verein für Kärnten und Umweltbundesamt rin ( Mantis religiosa ) und Gemeiner Sichel- GesmbH., Klagenfurt, Wien, 595-602. schrecke ( Phaneroptera falcata ) für Tirol so- ILLICH I., WERNER S., WITTMANN H. & LINDNER wie weiterer Nachweise ausgewählter Heu- R. (2010): Die Heuschrecken Salzburgs. – schrecken (Insecta: Orthoptera) aus Ostti- Salzburger Natur-Monographien 1, Verlag rol. – Wiss. Jahrbuch Tiroler Landesmuseen Haus der Natur, Salzburg. 254 pp. 5: 466 – 483. OERTEL, A. & ILLICH, I. (2011): Erstnachweis STÖHR, O. & ILLICH, D. (2011): Die Gemeine der Krauss´s Höhlenschrecke ( Troglophilus Sichelschrecke, Phaneroptera falcata (Boda neglectus Krauss 1879 (Orthoptera: Rha- 1761) – Neu für das Bundesland Salzburg. – phidophoridae) für das Bundesland Salz- Mitt. Haus der Natur 19: 90-94. burg. – Mitt. Haus der Natur 19: 118-119 Anschrift der Verfasser NADIG, A. (1989): Die in den Alpen, im Jura, in Dr. Helmut Wittmann den Vogesen und im Schwarzwald leben- Haus der Natur – Museum für Natur und Technik den Arten und Unterarten von Miramella Museumsplatz 5 Dovnar-Zap. (Orthoptera, Catantopidae) 5020 Salzburg auf Grund populationsanalytischer Unter- Email: [email protected] suchungen. - Atti della Accademia Rove- retana degli Agiati 28(B):101-264. Dr. Inge Illich WITTMANN , H. & ILLICH , I. (2013): Die Vier- Haus der Natur – Museum für Natur und Technik Museumsplatz 5 punkt-Sichelschrecke ( Phaneroptera nana 5020 Salzburg FIEBER , 1853) nun auch im Bundesland Email: [email protected] Salzburg. – Mitt. Haus der Natur 21: 84 – 89. WITTMANN , H. & SIEBENBRUNNER , A. (1985): Die Gattung Asarum im Bundesland Salz- burg. - Stapfia 14: 135-140.

Naturparadies Natrun: Wo sogar die ganz kleinen ganz groß sein können Sabine Flechtmann Wer als Laie ohne entsprechende, umfang- genannt werden. Und mit annähernd 600 reiche Fachliteratur Kleinschmetterlinge zu Arten repräsentieren die Wickler hier die bestimmen versucht, sieht sich möglicher- artenreichste Familie. weise vor einer Herausforderung. Von den Der Wickler Phiaris metallicana (HÜB- ca. 4600 Arten Schmetterlingen, die in NER, 1799) Mitteleuropa vorkommen, gehören etwa 2950 Arten zu den Kleinschmetterlingen, Die Tortricidae, auf Deutsch "Wickler" die bei Liebhabern auch gern "Mikros" oder "Blattroller", haben ihren umgangs-

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sprachlichen Namen daher, dass die Rau- zur Mittagszeit einen 10 mm kleinen Falter pen beispielsweise die Blätter ihrer Nah- auf einem Kleeblatt ruhend fand ( Abbildung rungspflanzen zusammenspinnen oder die 19 ). Zweieinhalb Stunden später fand sich Blattkanten seitlich zusammenrollen, wo- an gleicher Stelle ein zweites Tier auf ei- rin die Raupen sich verstecken können. Es nem Grashalm sitzend (Abbildung 20 ): we- gibt aber auch Wicklerarten, die an Pflan- gen seiner wunderbar glänzenden, silbri- zenstängeln oder Wurzeln leben. gen Schuppen bekam er den Arbeitstitel "Silberstreifen-Wickler".

Abbildung 19 : Phiaris metallicana (HÜBNER, 1799) am 20.05.2011 Abbildung 21 : Preiselbeere ( Vaccinium vitis-idaea , L.) Die Imagines vieler Arten sind schmal- Die Bestimmung dieser kleinen Schönheit schultrig und legen die Vorderflügel dach- musste bis zur Rückkehr nach Nord- förmig gegeneinander, so dass sie von deutschland warten, aber hier kam der Zu- oben betrachtet etwa dreieckig wirken. fall zu Hilfe. Ohne Fachliteratur bietet sich Zudem ist bei zahlreichen Arten zu be- die online Bestimmungshilfe des Lepifo- obachten, dass die Vorderflügel eine Art rum e.V. an, die man wie ein Bilderbuch Falte bilden, so dass die Tiere von hinten durchblättern kann. Auf der Suche nach betrachtet omegaförmig aussehen. Mit einem anderen Falter bin ich an Phiaris diesen beiden Anhaltspunkten kann auch metallicana (HÜBNER, 1799) "vorbeige- ein Laie relativ schnell einen unbekannten kommen", der zwar etwas dunkler braun Falter dieser Familie zuordnen. war, aber von der Grundanlage der Zeich- nung her meinem "Silberstreifen-Wickler" recht ähnlich sah. Die Überraschung war groß, denn es gab nur ein einziges Foto der Art, und die stammte nicht aus dem deutschsprachigen Raum, sondern aus dem südlichen Finnland. Arten mit wenigen Abbildungen deuten darauf hin, dass sie entweder selten gefunden werden oder für eine sichere Artbestimmung eine Genital- untersuchung notwendig ist. Abbildung 20 : Phiaris metallicana (HÜBNER, Trotz intensiver Internetrecherche fanden 1799) am 20.05.2011 sich nur sehr wenige Fotos von Phiaris So mancher Fund speziell vom Natrun hat metallicana , aber die einzige Abbildung auch eine eigene, kleine Geschichte, wie auf der Plattform des Finnish University der Wickler ohne deutschen Namen Phia- and Research Network (Funet) glich mei- ris metallicana . nem "Silberstreifen-Wickler" genau ebenso Am 20.05.2011 war ich wieder mit dem wie das Foto auf der polnischen Seite über Fotoapparat am Natrun unterwegs, als ich "European Butterflies and Moths". Hier

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fand sich auch die erste Möglichkeit einer gab. Für Oberösterreich gebe es nur zwei Plausibilitätsprüfung: wie groß sind die ältere, bestätigungsbedürftige Angaben, Tiere, an welchen Pflanzen leben die Rau- und auch für das angrenzende Bayern nur pen und sind diese am Fundort vorhanden? unüberprüfbare Angaben. Der zeitlich letz- te Hinweis auf das Vorkommen im Bun- desland Salzburg wurde mit der Publikati- on von MITTERBERGER (1909) assozi- iert.

Abbildung 22 : Heidelbeere ( Vaccinium myrtillus , L.) Die Größe der Falter wird mit einer Spann- weite von 17 – 23 mm ausgewiesen, was sehr gut zum Fund am Natrun passte. Als Abbildung 23 : Phiaris metallicana (HÜBNER, Nahrungspflanze der Raupen wird dort 1799) am 26.05.2011 Heidelbeere ( V. myrtillus L.), Preiselbeere Zuversicht bezüglich der richtigen Be- (V. vitis-idaea L.) und Rauschbeere ( V. stimmung und Zweifel hielten sich fast die uliginosum L.) angegeben. Heidelbeere ist Waage, aber für mich als Laien war es un- am Natrun die vorherrschende Pflanze im geheuer spannend. Im Lepiforum wurde Unterbewuchs des Waldes, an den felsig- das Tier angefragt und von einem hervor- schottrigen Wegrändern gibt es Preiselbee- ragenden Kenner der Kleinschmetterlinge, ren. Die Rauschbeere kommt am Natrun Rudolf Bryner aus der Schweiz, bestätigt – nicht vor. mit der Anmerkung, dass er selbst die Art noch nie als lebendes Tier gesehen habe. Die zweite Möglichkeit einer Plausibili- Vielleicht können Sie als Leser sich vor- tätsprüfung ist die Klärung der Frage, wo stellen, welch große Freude mir dieser die vermutete Art vorkommt. Fundmel- Fund war. Auch wenn mir über die im Jahr dungen waren im Internet zu finden u. a. 2011 aktuelle Verbreitung in Österreich für Polen mit vier Digitalfotos, Finnland, nichts bekannt war, hielt ich es für ange- Norwegen mit drei Funddaten und Schwe- messen, diesen Fund an die Entomologi- den mit 72 Meldungen aus den Jahren zwi- sche Arbeitsgemeinschaft Salzburg zu schen 1968 - 2010. Mein Eindruck war, melden. Und die Freude war enorm, als dass die vermutete Art in kühleren Gebie- mir Herr Prof. Embacher mitteilte: "Es ist ten stärker verbreitet ist als in wärmeren. dies der erste Nachweis der Art in Salz- Richtig spannend wurde die Detektivar- burg seit der Publikation von MITTER- beit, als ich bei der Internetrecherche die BERGER (1909)." Arbeit von EMBACHER (2002) über die Seit dem 20.05.2011 gab es auf dem Nat- "Tortricidae des Bundeslandes Salzburg, run nur einen einzigen weiteren Nachweis Österreich" fand, in der Phiaris metallica- (Abbildung 23 ). na kurz behandelt wird: das Vorkommen in Salzburg wurde dort als von anderen Die Verbreitung für Österreich nach Bun- Autoren früherer Arbeiten als sehr fraglich desländern sieht nach HUEMER (2013) so eingeschätzt zitiert, weil es keine Beleg- aus: stücke in der Salzburger Landessammlung

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Abbildung 24 : Verbreitung in Österreich Abbildung 26 : spadicella (HÜBNER, 1796) am 21.05.2011 Soweit mir Informationen zur Verfügung stehen, geben GAEDIKE & HEINICKE Bei einem anderen Falter, den ich am (1999) sowie GAEDIKE (2008) die Ver- 21.05.2011 am Licht fotografierte, schlu- breitung für Deutschland nach Bundeslän- gen sämtliche Bestimmungsversuche fehl. dern an: Es fiel jedoch ein Merkmal besonders auf, von dem ich hoffte, dass dieses ein Schlüs- sel für eine Artzuordnung sein könnte: der 14 mm kleine Falter hatte an der Fühlerba- sis eine sehr auffällige, knotenartige Ver- dickung. Herr Prof. Embacher von der Entomologi- schen Arbeitsgemeinschaft hat den Fund dankenswerterweise bestimmen können; es handelte sich um den Zünsler Selagia spadicella (HÜBNER, 1796) aus der Fami- lie der . Prof. Embacher schrieb mir dazu: "Die einzige Meldung aus Salz- burg stammt aus dem Jahre 1925 und wur- de von OSTHELDER 1939 publiziert."

Abbildung 25 : Verbreitung in Deutschland Der Fund vom Natrun ist offenbar in der Checkliste für Österreich berücksichtigt worden. Zur Höhenverbreitung ist bei MITTERBERGER (1909) die Angabe zu Abbildung 27 : Selagia spadicella (HÜBNER, finden, dass die Art in den Alpen noch in 1796) am 10.05.2012 großen Höhen bis 2500 m gefunden wurde. SCHÜTZE gibt als Nahrungspflanzen der Raupen Heidekraut der Gattung , Der Zünsler Selagia spadicella (HÜB- die Raupenzeit im Juni und die Flugzeit NER, 1796) der Imagines mit Juli – August an. Das Funet nennt als weitere Nahrungspflanze

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der Raupen Gamanderarten der Gattung run, und tatsächlich zeigte mein Foto . Nemophora ochsenheimerella (HÜBNER, Am 10.05.2012 kam die Art ein weiteres 1813). Heute kann der Interessierte im Mal zum Licht der Hausbeleuchtung ge- Salzburgwiki nachlesen, dass 2011 der flogen; dieses Stück befindet sich in der erste Nachweis der Art für die Salzburger wissenschaftlichen Sammlung am Haus Schieferalpen gelang. der Natur in Salzburg (Abbildung 27 ). Literatur Embacher, G. (2002): Die Tortricidae (Lepidoptera) des Bundeslandes Salzburg, Österreich. Beiträ- ge zur Entomofaunistik 3: 65-79. European Butterflies and Moths: www.lepidoptera.pl / www.lepidoptera.eu. Finnish University and Research Network (Funet), [http://ftp.ipv6.funet.fi/index/Tree_of_life/intro. html]. Gaedike, R. & Heinicke, W. (Hrsg.) (1999): Ver- zeichnis der Schmetterlinge Deutschlands (En- tomofauna Germanica 3). Entomologische Nachrichten und Berichte (Dresden) Beiheft 5, 1-216. Abbildung 28 : Ochsenheimers Langhornfalter Gaedike, R (2008): Nachträge und Korrekturen zu: Nemophora ochsenheimerella (HÜBNER, 1813) Verzeichnis der Schmetterlinge Deutschlands am 26.05.2011 (Microlepidoptera). Entomologische Nachrich- ten und Berichte Band 52, Heft 1, 9-49. Ochsenheimers Langhornfalter Nemo- Verein Lepiforum e.V.: [www.Lepiforum.de]. phora ochsenheimerella (HÜBNER, Huemer, P. (2013): Die Schmetterlinge Österreichs 1813) (Lepidoptera): Systematische und faunistische Checkliste. Studiohefte 12, Tiroler Landesmu- Ein dritter besonderer Fund aus 2011 soll seum, Innsbruck. hier nur kurz erwähnt werden. Am Mitterberger, K. (1909): Verzeichnis der im Kron- 26.05.2011 fand sich gerade für die Dauer lande Salzburg bisher beobachteten Mikrolepi- dopteren (Kleinschmetterlinge): 320. Gesell- eines Fotos eine Langhornmotte an der schaft für Salzburger Landeskunde. Eingangsleuchte am Natrun ein, die ich Schütze, K. (1931): Die Biologie der Kleinschmet- zunächst irrtümlich für Nemophora dege- terlinge unter besonderer Berücksichtigung ihrer erella (LINNAEUS, 1758) hielt. Wegen Nährpflanzen und Erscheinungszeiten. Verlag der mangelhaften Qualität des Bildes wur- des Internationalen Entomologischen Vereins e.V., Frankfurt/Main. de dieses vorübergehend in Papierkorb des Sommerfugler i norge: [www.lepidoptera.no] PC entsorgt. Auf einer meiner zahlreichen Stadt- und Regionalwiki des Bundeslandes Salz- Internetsuchen entdeckte ich am burg: [www.salzburgwiki.at], [besucht am 24.06.2011 das Salzburgwiki und schaute 24.06.2011, zuletzt am 27.01.2014]. mich dort bei den Nachtfaltern um. Großes Svenska dagfjärilar och nattfjärilar: [www.lepidoptera.se], [besucht am 09.06.2011, Erstaunen brachte die Seite über Ochsen- zuletzt am 26.01.2014]. heimers Langhornfalter: diese hübsche, sehr kleine Art war 99 Jahre lang im Bun- Anschrift der Verfasserin desland Salzburg verschollen gewesen und Sabine Flechtmann Klaus-Groth-Weg 33 konnte bei gezielten Suchexkursionen wie- 22844 Norderstedt der nachgewiesen werden. Die Abbildung Email: [email protected] erinnerte mich sofort an das Foto vom Nat-

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Vortrag

Montag, 24. Feber 2014 um 19:00 Uhr Dr. Elisabeth Geiser (Salzburg)

Jamaica - Insekten, Bromelien und andere seltsame Lebewesen

Jamaica, die zweitkleinste Insel der Großen Antillen, verbindet man meist mit typischen Kari- bik-Klischees, die aber höchstens in den Kunstwelten der Touristen-Ressorts vorkommen. Die Vortragende war auf Einladung der Westindischen Universität Kingston zwei Wochen mit Kollegen der biologischen Fachrichtungen unterwegs in Gebieten, die der durchschnittliche Tourist nie besucht. Man kann dort Käfer sehen, die größer sind als manche Vögel.

Die Ergebnisse der Aufsammlungen führten anschließend zu einem umfangreichen Projekt über die Lebewelt der Bromelientrichter unter der Leitung von Prof. Foissner von der Universität Salzburg.

Treffpunkt: 18.30 Uhr Ort: Haus der Natur – ÖNJ-Heim Eingang zum ÖNJ-Heim: vom Haupteingang des Hauses der Natur nach links und dann geradeaus bis zur Ecke des Gebäudes.

Um Anmeldung bei [email protected] oder [email protected] wird gebe- ten!

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Termine Arbeit an den Sammlungen, wissenschaftliche Arbeiten im Haus der Natur jeweils am 2. Montag im Monat, ab 19 Uhr

Bildernachweis Abbildung 1 Michael Kurz Abbildung 2 Christof Zeller Abbildung 3 Dieses Bild basiert auf dem Bild http://en.wikipedia.org/wiki/File:Yponomeuta_evonymella-02_(xndr).jpg und ist unter der Lizenz „Creative Commons Attribution 2.5 Generic“ veröffentlicht. Bildautor: Svdmolen Abbildung 4 Dieses Bild basiert auf dem Bild http://en.wikipedia.org/wiki/File:20050616_yponomeuta_evonymella_HPIM0871.JPG und ist unter der Lizenz „Creative Commons Attribution 2.5 Generic“ veröffentlicht. Bildautor: Per Erik Strandberg Abbildung 5 Dieses Bild basiert auf dem Bild http://en.wikipedia.org/wiki/File:Yponomeuta.padella.jpg und ist unter der Lizenz „Creative Commons Attribution-Share Alike 2.5 Generic“ veröffent- licht. Bildautor: James K. Lindsey at Ecology of Commanster . Abbildung 6 Michael Kurz Abbildung 7 Dieses Bild basiert auf dem Bild http://en.wikipedia.org/wiki/File:20050616_yponomeuta_evonymella_HPIM0871.JPG und ist unter der Lizenz „Multi-license with GFDL and Creative Commons CC-BY-SA-2.5 and older versions (2.0 and 1.0)“ veröffentlicht. Bildautor: Sarefo Abbildung 8-9 Johann Neumayer Abbildung 10-18 Dr. Helmut Wittmann & Dr. Inge Illich Abbildung 19-23 Sabine Flechtmann Abbildung 24 Verbreitungskarte Phiaris metallicana für Deutschland unter Bearbeitung einer Basiskarte von NordNordWest [GFDL ( http://www.gnu.org/copyleft/fdl.html ) or CC-BY-SA-3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via Wikimedia Commons Abbildung 25 Verbreitungskarte Phiaris metallicana für Österreich unter Bearbeitung einer Basiskarte von Lencer [GFDL (http://www.gnu.org/copyleft/fdl.html ) or CC-BY-SA-3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via Wikimedia Commons Abbildung 26-28 Sabine Flechtmann

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Herausgeber : Salzburger Entomologische Arbeitsgemeinschaft am Haus der Natur Adresse: c/o Haus der Natur, Museumsplatz 5, 5020 Salzburg, ZVR-Zahl: 783468358 Redaktion : Mag. Hans Christof Zeller-Lukashort, Dr. Patrick Gros Webseite : http://www.hausdernatur.at/arge-entomologie.html Archiv : http://www.hausdernatur.at/entomologie-newsletter-archiv.html

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