Rote Liste Der Bockkäfer Kärntens
Total Page:16
File Type:pdf, Size:1020Kb
© Amt der Kärntner Landesregierung W. E. HOLZINGER, P. MILDNER, T. ROTTENBURG & C. WIESER (Hrsg.): Rote Listen gefährdeter Tiere Kärntens Naturschutz in Kärnten 15: 269 - 286 ? Klagenfurt 1999 Rote Liste der Bockkäfer Kärntens (Coleoptera, Cerambycidae) Siegfried STEINER Erforschungsstand sehr gut 105 Nachgewiesene Arten 168 Erwartete Gesamtartenzahl ? 170 Anzahl der Fundmeldungen ? 39 11 2 3 3 1 1 3 0 1 R 2 G 3 V ? - © Amt der Kärntner Landesregierung Bockkäfer 270 EINLEITUNG und werden mitunter, wie der Zottenbock Mit mehr als 25.000 bekannten Arten sind die (Tragosoma depsarium L.), am Licht gefangen. Bockkäfer eine der artenreichsten Käferfamilien der Welt. Nicht nur wegen ihrer beachtlichen Größe - der größte bekannte Käfer der Welt, Titanus giganteus L., ist ein Bockkäfer -, sondern auch UNTERFAMILIE LEPTURINAE wegen ihrer vielfältigen Gestalt und Färbung haben die Bockkäfer schon sehr früh das Interesse der Aus Kärnten wurden bisher 56 Arten bekannt Forscher und Sammler erregt. deren Vertreter überwiegend Blütenbesucher sind, einige davon wie z. B. Xylosteus spinolae Friv. Die Verbreitung der Bockkäfer erstreckt sich, findet man auf den Blättern von Haselsträuchern mit Ausnahme der Pole über die ganze Erde. Die (Corylus avellana) und nie auf Blüten. In größte Artenvielfalt findet man in Äquatornähe. Sie Südkärnten findet diese nicht seltene, aber schwer nimmt nach Süden und Norden zu ab. Bockkäfer zu findende Art auch ihre nördlichste Verbreitung. leben von Meereshöhe bis in die alpinen Regionen. Während Pachyta lamed L. vorwiegend auf dem Im Himalaya wurden Bockkäfer schon in Höhen bis Reisig von Fichten und nur sehr selten auf Blüten 4.000 m gefunden. gefunden wird, findet man Pachyta Die meisten der Arten entwickeln sich im Holz quadrimaculata L. (Vierfleckenbock) meist auf oder in den Stengeln und Wurzeln von krautigen Blüten (vorwiegend Doldenblütler und Pflanzen. Sie durchlaufen mehrere Larvenstadien, Spierstrauch) und nur sehr selten an den Strünken bis sie sich verpuppen und nach einer kurzen von Fichten. Eine besonders schöne Art ist Lep- Puppenruhe schlüpfen. Es gibt aber auch Arten (in tura aurulenta Fabr. Während man die Männchen Europa die Arten der Gattungen Neodorcadion, auf Blüten finden kann, sind die Weibchen auf dem Dorcadion und Vesperus), deren Larven in der Brutholz - fast alle bei uns vorkommenden Erde leben und sich von Wurzeln ernähren. Das Laubholzarten, mitunter auch Nadelholz - bei der Larvenstadium ist von einjährig (z. B. Agapanthia- Eiablage zu finden. Die Arten der Gattung Rhagium und Phytoecia - Arten) bis mehrjährig (Ergates (Zangenböcke) besuchen nur in Ausnahmefällen faber L. drei- bis fünfjährig). Die Larven einiger in Blüten, sie sind in der Regel auf dem Brutholz zu Holz lebender Arten wurden schon sehr früh als finden. Bei den Arten bifasciatum Fabr., inquisitor Schädlinge erkannt und daher besonders intensiv L. und mordax Deg. sind es sowohl Laub- als auch erforscht. Ein gutes Beispiel dafür ist der Hausbock Nadelhölzer, bei sycophanta Schrk. nur Laubhölzer (Hylotrupes bajulus L.), der an verbautem Holz, und hier meist Eichen. Durch den Rückgang der insbesondere Dachstühlen, beträchtlichen Schaden Eichenbestände in Kärnten ist Rhagium anrichten kann. Beim Hausbock wurde festgestellt, sycophanta Schrk. stark gefährdet und nur noch daß die Entwicklungsdauer der Larven zwischen selten zu finden. zwei und zehn Jahren schwankt. Systematisch werden die Bockkäfer UNTERFAMILIE NECYDALINAE gemeinsam mit den Blatt- und Samenkäfern zur Überfamilie der Chrysomeloidea zusammengefaßt. Die beiden Arten dieser Unterfamilie die in Von den 210 aus Österreich bekannten Arten sind Kärnten gefunden wurden, Necydalis major L. und in Kärnten 168 Arten gefunden worden. Sie werden Necydalis ulmi Chevr. (Wespenböcke), sind bei in sechs Unterfamilien eingeteilt. 5 Arten sind als uns verschollen. Sie sehen durch ihre verkürzten eingeschleppt zu betrachten. Die intensive For- Flügeldecken sehr untypisch für Bockkäfer aus. schung der letzten Jahrzehnte hat immerhin für Kärnten sieben neuentdeckte und drei eingeschleppte Arten erbracht. UNTERFAMILIE SPONDYLINAE In Kärnten gibt es neun Arten, die durchwegs UNTERFAMILIE PRIONINAE dämmerungs- und nachtaktiv leben. Die Arten der Gattung Tetropium (Fichten- und In Kärnten kommen vier Arten vor, deren Lärchensplintbock) findet man auch am Tag auf der Larven sich ausschließlich in totem Holz ent- Unterseite liegender Stämme sitzend. Dies gilt wickeln. Der Mulmbock (Ergates faber L.) ent- ebenso für Asemum striatum L. (Düsterbock) und wickelt sich in Nadelholz und ist mit ca. 60 mm der Arhopalus (= Criocephalus) rusticus L. (Hals - größte der heimischen Käfer. Alle Arten dieser grubenbock). Anisarthron barbipes Schrk. Unterfamilie haben eine nächtliche Lebensweise (Rosthaarbock), eine Art die bis in die Siebziger- © Amt der Kärntner Landesregierung 271 Bockkäfer jahre im Stadtgebiet von Klagenfurt auf Roßkasta- UNTERFAMILIE LAMIINAE nienstämmen zu finden war, ist fast gänzlich verschwunden. Viele Roßkastanien mußten den Mit sechsundfünfzig Arten ist die menschlichen Bedürfnissen weichen, so beim Aus- Unterfamilie der Lamiinae in Kärnten vertreten. Von bau der Rosentalerstrasse, und auch durch die der Färbung her eher unauffällige Tiere, die sich zunehmende Baumpflege wird dieser Art ihre sowohl im Holz, als auch in krautigen Pflanzen Lebensgrundlage entzogen. entwickeln. Der Weberbock (Lamia textor L.) gehört zu den gößten Vertretern dieser Unterfamilie. Er wird mitunter mehr als drei UNTERFAMILIE CERAMBYCINAE Zentimeter groß und weist eine unscheinbare graubraune bis schwarze Färbung auf. Zu den Bei den dreiundvierzig Arten in Kärnten sind großen Arten gehören auch die Vertreter der Färbung und Gestalt sehr unterschiedlich. Gattung Monochamus. Der Schusterbock Cerambyx cerdo L. (Großer Eichenbock), nach (Monochamus sutor L.) entwickelt sich in dieser Art erhielt die Familie der Bockkäfer ihren Nadelholz, bei uns überwiegend in Fichte, kann Namen, ist in Kärnten leider durch das mitunter sogar schädlich werden. Ebenso der etwas Ve rschwinden großer alter Eichenbestände extrem größere Schneiderbock (Monochamus sartor F.). selten geworden. Der kleinste Vertreter dieser Die längsten Fühler die ein Käfer im Verhältnis zu Gattung Cerambyx scopolii Fuesslins (Kleiner seiner Körperlänge hat, können wir beim Eichenbock oder Buchenbock) entwickelt sich Männchen des Zimmermannsbocks (Acanthocinus nicht nur in Eiche, sondern auch in anderen Laub- aedilis L.) bewundern. Während der Körper ca. 12 - hölzern, vor allem in Buche, und wird daher noch 20 mm lang ist, erreichen die Fühler die fünffache recht häufig in den Tälern der Karawanken und Körperlänge. Die Fühler der Weibchen sind nur Karnischen Alpen gefunden. Einer der schönsten etwas mehr als doppelt so lang wie der Körper. Der Vertreter der Bockkäfer ist wohl Rosalia alpina L. Große Pappelbock (Saperda carcharias L.) kann an (Alpenbock). Diese Art steht in fast allen Ländern Pappeln schädlich werden, da die Larve lebende wo sie vorkommt unter Naturschutz. Der Bäume befällt und junge Bäume zum Absterben Alpenbock entwickelt sich in abgestorbenen bringen kann. Zu den kleinsten Bockkäfern zählt Stämmen von Buchen. Viele dieser Brutbäume sind auch das Pflaumenböckchen (Tetrops praeusta L., kaum zugänglich und dadurch, daß sie in einem 3 - 5 mm). Erst vor wenigen Jahren wurde Tetrops Bannwald stehen auch geschützt. Leider legen die starki Chevr., eine sehr ähnliche Art, in Kärnten Weibchen sehr oft ihre Eier auf Buchenklaftern ab entdeckt. In den Stengeln der Zypressenwolfsmilch und diese werden dann als Brennholz entwickelt sich Oberea erythrocephala SCHRK., ein abtransportiert. Neben dem Großen Eichenbock, kleiner ganz schmaler Bock. Die Käfer findet man im einem der größten Vertreter der Bockkäfer, finden Juni auf den Blättern der Zypressenwolfsmilch. Ein wir mit Nathrius brevipennis Muls. (Kleiner Kuriosum ist Anoplophora malasiaca Thoms. aus Kurzdeckenbock, 4 - 7 mm) und Gracilia minuta Japan. Mehrere Exemplare dieser Art schlüpften Serv. (Kleinbock, 2,5 - 7mm) in dieser Unterfamilie aus den Stämmen von Bonsai-Bäumchen, die von auch die kleinsten Vertreter dieser Käferfamilie. Japan nach Kärnten gebracht wurden. Die Käfer Beide Arten wurden mit Weidenkörben nach fressen die Rinde dünner Apfelbaumzweige. Eine Kärnten eingeschleppt und sind als ausgestorben Einbürgerung in Mitteleuropa wäre durchaus zu betrachten. Der wohlriechendste Bockkäfer ist denkbar, ist aber eher unwahrscheinlich. Aromia moschata L. (Moschusbock), der durch Grundsätzlich kann bemerkt werden, daß der seinen moschusartigen Geruch und seine Erforschungsgrad der Bockkäfer in Kärnten sehr metallisch grüne Färbung auffällt. Zu erwähnen gut ist, das Artpotential ist mehr oder minder sind noch die Widder- und Wespenböcke der vollständig erfaßt. Neufunde sind möglich, aber verschiedenen Clytus und Plagionotus Arten, die eher nicht zu erwarten. Obwohl in Kärnten intensiv Wespen täuschend ähnlich sehen können. gesammelt wird, werden faunistische Daten kaum Chlorophorus annularis F. (Bambusbock) wird veröffentlicht. Die Erstellung von Ver- mitunter mit Bambus aus Ostasien bei uns breitungsbildern wird dadurch etwas erschwert und eingeschleppt, kann aber hier nicht heimisch muß sich auf ältere Daten stützen. Durch die werden. Auch der schon erwähnte Hausbock allgemein gute Kenntnis der Bockkäfer war die gehört in diese Unterfamilie. Gefährdungsabschätzung und Zuordnung zu Gefährdungskategorien relativ problemlos möglich. © Amt der Kärntner Landesregierung