Bewegte Räume. Production Design + Film«
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»Bewegte Räume. Production Design + Film« Sonderausstellung des Filmmuseums Berlin vom 10. Februar bis 19. Juni 2005 begleitend zur Retrospektive 55. Internationalen Filmfestspiele Berlin »Moving Spaces« Special exhibition of the Filmmuseum Berlin from February 10 to June 19, 2005 accompanying the Retrospektive oft he 55th Berlin International Film Festival Ort: Filmmuseum Berlin, 1. Etage im Filmhaus am Potsdamer Platz (Sony Center) Potsdamer Str. 2, 10785 Berlin – Tiergarten Place: Filmmuseum Berlin at Potsdamer Platz, 1st Floor Potsdamer Str. 2, 10785 Berlin - Tiergarten Während der Berlinale 2005 täglich geöffnet von 10 – 18 Uhr, Do 10 – 20 Uhr The exhibition will be open every day during the Berlinale 2005 10 – 18 hrs, Thurs 10 – 20 hrs Gefördert durch den Hauptstadtkulturfonds Supported by Hauptstadtkulturfonds In Kooperation mit dem Deutschen Filmmuseum, Frankfurt am Main In cooperation with the Deutsches Filmmuseum, Frankfurt am Main www.filmmuseum-berlin.de / www.moving-spaces.de Pressemitteilung, Februar 2005 »Bewegte Räume. Production Design + Film« Sonderausstellung des Filmmuseums Berlin vom 10. Februar bis 19. Juni 2005 Das Filmmuseum Berlin zeigt parallel zur Retrospektive der Internationalen Filmfestspiele Berlin 2005 die Sonderausstellung »Bewegte Räume. Production Design + Film«. Die Ausstellung widmet sich der Arbeit der Production Designer, der Szenenbildner und Filmarchitekten. Im Zusammenspiel mit Kamera und Regie erschafft die Ausstattung Bildräume, beeinflusst die Dramaturgie und bestimmt die filmische Atmosphäre. Veranschaulicht wird dies anhand von fünf Raumsituationen: Labyrinthe, Privaträume, Transiträume, Machträume und Bühne. Zu jeder Raumsituation werden Filmbeispiele, Entwürfe und Modelle präsentiert. So dient ein interaktives Modell der »Villa Arpel« aus Jacques Tatis MON ONCLE (1956-58) der Veranschaulichung der »Privaträume«. Das Haus wird auf komödiantische Weise zum Mit- und Gegenspieler und parodiert zugleich das moderne Wohnen. »Transiträume« hingegen funktionieren als eine Art Schleuse, als Zwischenstation für Menschen auf der Durchreise oder auf der Flucht. Für Steven Spielbergs Film THE TERMINAL (2003/04) wurde im Studio ein kompletter Flughafenterminal realisiert, eines der größten Sets aller Zeiten. Die Ausstellung stützt sich auf Material aus den Beständen der Stiftung Deutsche Kinemathek, vor allem des Set Design-Archivs. Die Entwürfe prominenter Filmarchitekten wie Hermann Warm, Erich Kettelhut, Franz Schroedter und Robert Herlth bilden den Grundstock dieser bedeutenden Sammlung zur deutschen Filmarchitektur. Internationale Leihgaben aus Museen, Archiven und Privatsammlungen illustrieren unterschied- liche künstlerische und handwerkliche Ansätze und deren Umsetzung – als Studiobau, on location- Dreh oder Computeranimation. Durch die enge Kooperation mit dem Deutschen Filmmuseum, Frankfurt am Main, haben wir die Möglichkeit, einige Szenenbild-Entwürfe und Dokumente zu stilbildenden Filmen von Stanley Kubrick zu präsentieren. Neben der umfangreichen Filmreihe der Retrospektive 2005 beschäftigt sich auch der Talent Campus der Berlinale mit dem Thema »Production Design«. In Vorbereitung befindet sich außerdem ein Veranstaltungszyklus, der Berliner und Brandenburger Institutionen aus den Bereichen Design und Architektur einbinden wird. Ausführliche Informationen finden Sie auf der Homepage zur Ausstellung: www.moving-spaces.de. Pressekonferenz: 9.2., 11 Uhr, Eröffnung: 9.2., 19 Uhr Pressekontakt und Bildmaterial: Heidi Berit Zapke, Tel. 030/300 903 820 oder [email protected] www.filmmuseum-berlin.de / www.moving-spaces.de DIE AUSSTELLUNG Die Ausstellung »Bewegte Räume. Production Design + Film« präsentiert über 120 Entwürfe und Zeichnungen von 28 Production Designern, darunter so prominente Gestalter wie Erich Kettelhut, Alfred Hirschmeier, Hein Heckroth, Ken Adam und Alexandre Trauner. Neben Skizzen, Computeranimationen und Fotos veranschaulichen 14 Modelle die verschiedenen Raumkonstellationen. Zu den Höhepunkten gehören sicherlich das 2,20 x 3 Meter große interaktive Modell der „Villa Arpel“ aus Jacques Tatis MON ONCLE (1956-58) sowie das Modell eines Flughafenterminals, das der Production Designer Alex McDowell für Steven Spielbergs THE TERMINAL (2003/04) anfertigen ließ. Neben internationalen Leihgaben aus Archiven wie der Cinémathèque française, der Bibliothèque du Film, dem Svenska Filminstitutet u.a. kann sich die Ausstellung auf Material aus Privat- sammlungen von Production Designern stützen, darunter Anna Asp, Alex McDowell, Dante Ferretti, Uli Hanisch, Lothar Holler und K. D. Gruber Die Production Designer werden während der Berlinale 2005 oder in den Wochen danach auch für Vorträge und Diskussionen im Filmmuseum anwesend sein. Beachten Sie bitte unsere Veranstaltungshinweise. Aufgrund der engen Kooperation mit dem Deutschen Filmmuseum in Frankfurt am Main, das zur Zeit die Stanley Kubrick-Ausstellung im Martin-Gropius-Bau präsentiert, ist es gelungen, einige Szenenbild-Entwürfe und Dokumente zu stilbildenden Filmen von Stanley Kubrick – DR. STRANGELOVE (1963/64), THE SHINING (1978-80) und A CLOCKWORK ORANGE (1970/71) – in die Ausstellung zu integrieren. In fünf Großprojektionen sind 26 Filmausschnitte zu sehen, auf fünf Monitoren mit Ausschnitten aus Interviews und Dokumentationen kommen Ken Adam („Machträume“), Anna Asp („Privaträume“), Dante Ferretti („Labyrinthe“), Steven Spielberg und Alex McDowell („Transiträume“) sowie Jacques Saulnier und Volker Schlöndorff („Bühne“) zu Wort. www.filmmuseum-berlin.de / www.moving-spaces.de MACHTRÄUME Filmische Machträume sollen uneingeschränkte Kontrolle ermöglichen und die Herrschafts- verhältnisse abbilden. Beides gelingt durch die Lage, Architektur und Ausstattung. Machtzentralen leben von Widersprüchen und Übertreibung: sie sind von der Außenwelt abgeschirmt und befinden sich zugleich in exponierter Lage wie etwa das im obersten Stockwerk eines Wolkenkratzers situierte Büro von Joh Fredersen, dem Herrscher über METROPOLIS (1925/26). Großraumbüros als Massenarbeitsplätze finden sich in auffällig ähnlicher Gestaltung in THE APARTMENT (1959/60) und DER PROZESS (1962). Die streng lineare Anordnung der Arbeitsparzellen dient der Übersichtlichkeit, stößt jedoch im nächsten Moment in ihrer übertriebenen Aufeinanderfolge an die Grenzen der Kontrollierbarkeit. Zentralen der Macht sind – wie in DAS EXPERIMENT (2000/01), MINORITY REPORT (2001/02) oder DR. STRANGELOVE (1963/64) – nicht selten als Herz oder Gehirn tief im Inneren der Überwachungsanordnung versteckt. Eine Verbindung nach außen wird durch hoch spezialisierte Technik gewährleistet; Bildschirme, Leuchtdisplays, Weltkarten, Knöpfe und Tastaturen ermög- lichen Überwachung und Einflussnahme. Die zur Ausstattung der Machträume verwendeten Materialien zeichnen sich durch Glätte und Kühlheit aus; schweres Mobiliar aus dunklem Holz, Ledergarnituren, glatte, harte Oberflächen aus Metall oder Beton schaffen den nötigen Abstand zu den Besuchern und Untergebenen. Das Licht fällt durch riesige, meist vergitterte Panorama- scheiben oder aber es stammt aus künstlichen Lichtquellen, die den Raum nur punktuell beleuchten, so dass nie ganz sicher ist, wer beobachtet und wer beobachtet wird. PRIVATRÄUME Privaträume erzählen etwas über ihre Bewohner und sie haben wie Kostüme oder Schauspiel eine dramaturgische Funktion. Mit der Erschaffung der persönlichen Umwelt einer Person hat der Production Designer unendliche Möglichkeiten, dem Publikum etwas über die Menschen zu berichten, die sich in diesen Räumen bewegen. Ein erster Blick gilt der historischen Verortung, Filme wie DAS WUNDER VON BERN (2002/03) oder GOOD BYE, LENIN! (2002/03) lassen vergangene Zeiten im Filmstudio auferstehen. Häufig werden Klischees und Polarisierungen genutzt, um den Figuren scharfe Konturen und der Dramaturgie größere Spannung zu geben. So spielt Ang Lees THE ICE STORM (1996/97) stark mit der Akzentuierung und emotionalen Aufladung des Dekors in den Häusern der beiden befreundeten Familien. In SOLO SUNNY (1978-80) ist die Wohnung der Protagonistin ihre Bühne, aber auch Spiegel ihres Charakters, eine von der Realität inspirierte Erweiterung in den filmischen Raum. Die modernistische Villa Arpel in Jacques Tatis Film MON ONCLE (1956-58) besitzt zwei Bullaugen mit wandernden Pupillen, die den Besucher permanent verfolgen. Innerhalb der Villa Arpel – einem Bauhauskubus mit durchdesignter kühler Innenausstattung – richtet sich nichts nach menschlichem Maß. Außenhaut und Einrichtung des Gebäudes dienen der Repräsentation und wenden sich gegen Besucher und Gäste. Das Production Design zu FANNY OCH ALEXANDER (1981/82) lässt die Zeit um 1900 auferstehen und ist von dem Charakter der Protagonisten inspiriert. Durch die Spannung, die durch Gegensätze zwischen den Dekors erzeugt wird, kommunizieren neben den Protagonisten auch deren Räume miteinander. LABYRINTHE Labyrinthe sind verwirrend und rätselhaft. Beim klassischen Labyrinth ist der Weg linear, es gibt keine Kreuzungen. Irrgärten hingegen bestehen aus zahlreichen Verzweigungen und Sackgassen. Umgangssprachlich werden Irrgärten und Labyrinthe unter dem Begriff der Labyrinthe zusammengefasst. Filmische Labyrinthe scheinen vor allem psychologische Räume zu sein. Der Perspektive des Akteurs kommt eine besondere Bedeutung zu, ob er nun schlafwandlerisch durch Säle und Korridore flaniert – wie in Alain Resnais’ L’ANNÉE DERNIÈRE À MARIENBAD (1960/61) – oder voller Panik durch die engen Gänge eines Raumschiffs flüchtet – wie in Ridley Scotts ALIEN www.filmmuseum-berlin.de