Zum 50. Todestag von E É H P R O ’ D

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Der Poet und seine »zehnte Muse«: kumentarischem Realismus zu zeigen. Der Avantgarde - der Kinematograph film LE SANG D’UN POÈTE (DAS BLUT EINES DICH -

u Wie alle avantgardistischen Künstler seiner Zeit zeigt TERS, 1931) steht an der Schwelle vom Stumm- zum a e

t Jean Cocteau (188 9–1963) großes Interesse am be - Tonfilm und prägt eine surrealistische Filmästhetik. Er c o ginnenden Kino und ist ein eifriger Besucher der ersten ist umstritten, Kritiker verurteilen seine skandalösen, C

n amerikanischen Stummfilme, deren Einfluss in seinen unmoralischen und homosexuellen Phantasien. Coc - a e

J Bühnenwerken spürbar ist, die ab 1915 vor allem in teau wendet sich daraufhin vorübergehend vom Kino den 1920er Jahren entstehen. Er versucht sich als ab und widmet sich wieder mehr dem Theater. 74 Filmkritiker und dreht 1925 einen Amateurfilm, der Cocteaus zweite Filmkarriere beginnt in den 1940er heute leider verschollen ist. Der Titel ist programma - Jahren, als er zunächst Drehbuchaufträge annimmt, tisch: JEAN COCTEAU FAIT DU CINÉMA (JEAN um sich finanziell über Wasser zu halten. Für Robert COCTEAU MACHT KINO) und lehnt sich an den franzö - Bresson schreibt er 1945 die Dialoge zu LES DAMES sischen Verleihtitel CHARLOT FAIT DU CINÉMA von DU BOIS DE BOULOGNE (DIE DAMEN VOM BOIS DE Charlie Chaplins A FILM JOHNNIE (1914) an. Durch BOULOGNE). Für seinen Protegé , mit dem den privaten Auftrag des Kunstmäzens Charles de Noa - er liiert ist und der auf der Bühne Hauptrollen in Coc - illes erhält Cocteau 1929 die Möglichkeit, einen Film teaus Stücken gespielt hat, sucht er nach einem Stoff auf professionellerer Basis zu drehen und das Medium mit einer großen (Liebes-)Rolle. In den Filmproduktio - in all seinen Facetten zu erforschen und zu erproben. nen dieser Zeit dominieren Bearbeitungen von fantasti - Cocteau entdeckt den Film als ein ergänzendes, visuel - schen, märchenhaften oder mythischen Stoffen, die les und akustisches »Vehikel der Poesie«, das die be - dem Publikum eine Flucht aus dem Alltag der Besat - sondere Eigenschaft besitzt, selbst die Irrealität mit do - zungszeit ermöglichen und bei der Zensur nicht an - ecken. Cocteau schreibt eine Liebesgeschichte nach Die Schwierigkeiten bei den Dreharbeiten seines Films dem keltischen Tristan-Stoff, die er, frei nach Nietz - LA BELLE ET LA BÊTE dokumentiert Cocteau in einem sche, L’ÉTERNEL RETOUR (DER EWIGE BANN, 1943) eigenen Buch. Die Abhängigkeit von den Produzenten nennt. Die Regie überlässt er seinem Freund Jean empfindet er als einen enormen Einschnitt in seine Delannoy, der als Filmregisseur bereits Erfolge vor - künstlerische Autonomie. Dennoch arbeitet er weiter zuweisen hat. Für die Filmmusik beauftragt er erneut für das Kino. Für Marais, der nun ein Filmstar ist, kon - Georges Auric, der sich seit LE SANG D’UN POÈTE zipiert er weitere Doppelrollen und schreibt das Dreh - einen Namen als Filmkomponist gemacht hat und auch buch zu RUY BLAS nach , das 1947 von an allen späteren Filmen Cocteaus mitarbeiten wird. Pierre Billon verfilmt wird. Als Regisseur verfilmt er Die düstere, unheilvolle Liebesgeschichte von Patrice selbst zwei seiner Theaterstücke, in denen Marais und Natalie (der neue Tristan und die neue Isolde) er - seine Theaterrollen im Film übernimmt: L’AIGLE À reicht im besetzten Frankreich des Jahres 1943 eine DEUX TÊTES (DER DOPPEL ADLER, 1947) und LES enorme Resonanz. Jean Marais und Madeleine Solo - PARENTS TERRIBLES (DIE SCHRECKLICHEN ELTERN, gne werden zu Film ikonen und beeinflussen sogar 1948). Für jeden der beiden Filme entwirft Cocteau ein Mode und Frisurstil jener Jahre. Als Reminiszenz an anderes Konzept der filmischen Adaption: In L’AIGLE À diesen Filmerfolg schreibt Cocteau für LES NOCES DE DEUX TÊTES suggeriert Cocteau mit seiner Kamerafüh - SABLE (TOCHTER DER WÜSTE, 1948) des Regisseurs rung ein Streben nach außen, während in LES PA - André Zwobada einen Kommentar, den er im Film auch RENTS TERRIBLES eher eine Stagnation nach innen selbst spricht. Die marokkanische Folklore-Erzählung, zum Ausdruck kommt. L’AIGLE À DEUX TÊTES wird hef - von der sich Zwobada inspirieren ließ, erinnert an die tig kritisiert als sein schlechtester Film. Cocteau gibt in Tristan-Legende. der Folge anderen Regisseuren sein Einverständnis, Nach dem großen Erfolg von L’ÉTERNEL RETOUR berei - frühere Werke von ihm zu verfilmen, wie Roberto Ros - tet Cocteau ein Projekt vor, das er nun auch alleine in - sellini für »La Voix humaine« (UNA VOCE UMANA – DIE szeniert. Die Dreharbeiten für LA BELLE ET LA BÊTE GELIEBTE STIMME, 1948) und Jean-Pierre Melville für (ES WAR EINMAL) beginnen 1945 nach einem Jahr LES ENFANTS TERRIBLES (DIE SCHRECKLICHEN KIN - Vorbereitungszeit. Cocteau greift auf das Märchen DER, 1950). Zu Melvilles Film schreibt Cocteau Dreh - (1757) von Jeanne-Marie Leprince de Beaumont zu - buch und Dialoge nach seinem gleichnamigen Roman rück und bietet Marais die Möglichkeit, in einer Doppel - und leiht dem Film seine Erzählerstimme. rolle sein schauspielerisches Talent zu beweisen. Er ist Seit 1947 arbeitet Cocteau, inzwischen ein angesehe - einerseits das furchterregende Monster, das aus Liebe ner Autorenfilmer, an seinem nächsten Filmprojekt zu Belle sterben wird. Andererseits ist er der gutaus - nach der antiken Sage des thrakischen Dichters und sehende und liebende junge Held mit dem sprechen - Sängers Orpheus, der sich in die Unterwelt begibt, um den Namen Avenant (deutsch: einnehmend), der auf - seine geliebte Frau Eurydike zurückzuholen. Die Produ - u a e grund seiner Habgier jedoch scheitern wird. Der Film zenten ziehen sich allerdings zurück, nachdem sie das t c o

gewinnt den französischen Filmpreis Louis Delluc des Drehbuch gelesen haben, in dem Tote Lebende lieben C

Jahres 1946, aber LA BELLE ET LA BÊTE erreicht nicht und Lebende Tote. Ihnen erscheint das Thema zu düs - n a e die Popularität von L’ÉTERNEL RETOUR. Mit der Befrei - ter für die Nachkriegszeit. Cocteau bietet die Rollen ver - J ung Frankreichs hat eine neue Ära begonnen, die die geblich Stars wie Marlene Dietrich, Greta Garbo, Gé - Erwartungen der Zuschauer und der Kritiker verändert rard Philipe und Jean-Pierre Aumont an. Schließlich 75 hat. Aus diesen Gründen wird auch ein 1944 begon - dreht er den Film mit eigenen Mitteln und verspricht nenes neues Filmprojekt zwischen Cocteau und Delan - seinen Darstellern einen prozentualen Anteil an den noy aufgegeben: Die filmische Umsetzung eines der Einnahmen des Films. Sein ehemaliger Lebensgefährte bekanntesten Romane der französischen Klassik, Jean Marais tritt in der Titelrolle auf, sein gegenwärti - »La Princesse de Clèves« von Marie-Madeleine de La ger Lebensgefährte, der Maler Édouard Dermit, spielt Fayette. Erst 1960 wird die Zusammenarbeit wieder Cégeste. Maria Casarès, deren Bekanntschaft Cocteau aufgenommen und der Film im darauf folgenden Jahr während seiner Mitwirkung an LES DAMES DU BOIS DE fertiggestellt. Jean Marais, der ursprünglich die Rolle BOULOGNE gemacht hat, verkörpert Orpheus’ Tod, in des jungen und unglücklich verliebten Herzogs von den er sich verliebt und für den er seine Ehefrau ver - Nemours spielen sollte, verkörpert knapp 15 Jahre spä - nachlässigt. Juliette Gréco ist die Bacchantenanfüh - ter nun den älteren Fürst von Clèves, der aus Liebe zu rerin Aglaonice. Ihre Rolle als Vertreterin einer Jugend - seiner Ehefrau stirbt. avantgarde mit Hauptsitz im Café des Poètes entspricht fast ihrer eigenen Position im damaligen Künstlermilieu erste Mal, dass Cocteau sich selbst mit seinen Kunst - von Saint-Germain-des-Prés. Der Ausstatter und Kos - werken filmen lässt und die Farbe erprobt. Doch tümbildner Christian Bérard, mit dem Cocteau die meis - Cocteau wird nie wieder in Farbe drehen. Er bevorzugt ten seiner Bühnen- und Filmproduktionen realisiert hat, die kunstvollen Licht- und Kontrasteffekte des Schwarz - stirbt kurz vor den Dreharbeiten. Cocteau widmet ihm weißfilms, die er schon in seinem ersten Film zu nutzen daraufhin seinen Film. ORPHÉE wird zwar 1950 bei den wusste und seitdem konsequent weiterentwickelte. Filmfestspielen in Venedig mit dem internationalen Kri - 1954 erleidet der 65-jährige Cocteau seinen ersten tikerpreis ausgezeichnet und ein Jahr später in Cannes Herzinfarkt, von dem er sich bald erholt. In dieser Zeit hors festival gezeigt. Doch der Darstellung einer Dop - beginnt auch eine Periode der Würdigungen und Eh - pelwelt gekoppelt mit einer Doppelliebe bleibt ein gro - rungen. Die Häufung an internationalen Auszeichnun - ßer Publikumserfolg versagt. gen bewirkt eine Neuauflage seiner Zeichnungs- und Nach dieser Enttäuschung zieht sich Cocteau erneut Gedichtbände und die Wiederaufführung einiger seiner aus der Filmbranche zurück und nimmt das Angebot Theaterstücke, während er massiv für Vorträge, Auf - seiner letzten Mäzenin, Francine Weisweiller, an, sich sätze, Vorworte, Interviews, TV- und Radiosendungen, zusammen mit Édouard Dermit in ihrer Ferienvilla an Schmuckentwürfe, Werbeartikel o. ä. beansprucht wird. der Côte d’Azur (Saint-Jean-Cap-Ferrat) zu erholen. In zwei ambitionierten Kunstfilmen (EINE MELODIE – Dermit hatte keine großen schauspielerischen Ambitio - VIER MALER von Herbert Seggelke, 1955, und 8 X 8 – nen wie Marais. Er wird Cocteaus Adoptivsohn und spä - A CHESS- SONATA IN 8 MOVEMENTS von Hans Richter, ter der Verwalter seines Nachlasses. Im Sommer 1951 1957) tritt er zusammen mit anderen namhaften Künst - entsteht ein »Amateurfilm«: LA VILLA SANTO-SOSPIR. lerkollegen als Maler auf. In einer lockeren Atmosphäre werden die Bewohner Mit LE TESTAMENT D’ORPHÉE plant Cocteau noch ein - der Villa gefilmt und die von Cocteau als Gastgeschenk mal ein letztes großes eigenes Werk, in dem er auch dekorierten Räumlichkeiten sowie seine dort entstan - vor der Kamera agiert. Der Film soll sein Vermächtnis denen Malereien und Zeichnungen gezeigt. Es ist das werden. Doch die Finanzierung des Projekts zieht sich u a e t c o C

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n a e J über zwei Jahre lang hin. Das Drehbuch wird als nicht Cozarinsky, Carole Weisweiller – K: Jean-Louis Léon, zeitgemäß angesehen, Cocteaus Ansatz wirkt in einer Dominique Antoine – 68 min, OmeU – Eine Montage von Sartre und Camus geprägten Zeit anachronistisch. aus Archivbildern, Zeichnungen, Audio- und Videointer - Letztendlich sind es private Mäzene und Freunde wie views sowie Ausschnitten aus Cocteaus Filmen. François Truffaut, die die Realisierung des Films er - Cocteau spricht über seine kulturgeprägte Kindheit, die möglichen. Ähnlich wie bei LE SANG D’UN POÈTE oder Persönlichkeiten, die seine Karriere beeinflusst haben, ORPHÉE erklären sich viele seiner Freunde und Be - über seine Erfolge, seine Ehrungen und seine Skandale. kannte – seien es Amateure, Schauspieler oder sons - – LE SANG D’UN POÈTE (DAS BLUT EINES DICH - tige Künstler – bereit, im Film als Statisten und Klein - TERS) – Frankreich 1931 – R+B: Jean Cocteau – K: darsteller mitzuwirken, teilweise sogar ohne Gage. LE Georges Périnal – M: Georges Auric – D: Enrique Ri - TESTAMENT D’ORPHÉE findet als die filmische Kunst - vero, Lee Miller, Pauline Carton, Féral Benga, Odette übung eines alternden Künstlers ohne zeitgenössi - Talazac, Jean Desbordes – 55 min, OmU – In einer äl - schen Bezug wenig Beachtung. Erst in den späten teren Stoffüberlieferung des Orpheus-Mythos, in der 1960er Jahren avancieren ORPHÉE und LE TESTA - die Eurydike-Figur noch nicht existierte, begibt sich MENT D’ORPHÉE zu Kultfilmen. Eine junge Generation Orpheus über die magische Kraft seiner Kunst alleine von Kritikern und Filmemachern der Nouvelle Vague ins Totenreich, um die Geheimnisse des Jenseits zu er - erkennt die Qualitäten von Cocteaus Filmen und rühmt forschen. Die Nicht-Orte des Traumes bilden eine ihre Absicht, die konventionellen Regeln des kommer - zweite Realität, eine »Sur-Realität«. Die ursprüngliche ziellen Unterhaltungskinos zu sprengen. Suche nach Unsterblichkeit wird zu einer Suche nach 1962, ein Jahr vor seinem Tod, dreht Cocteau erneut Poesie. einen Kurzfilm in der Villa Santo-Sospir: JEAN COCT - ▶ Donnerstag, 9. Januar 2014, 19.00 Uhr (Einführung: EAU S’ADRESSE … À L’AN 2000. Als Hintergrund Maryline Cestier) dient der Wandteppich »Judith et Holopherne«, der nach seinen Entwürfen angefertigt wurde. Cocteau L’éTERNEL RETOUR (DER EWIGE BANN) – Frank - wendet sich in visionärer Weise ein letztes Mal direkt reich 1943 – R: – B: Jean Cocteau – K: an sein Publikum, das diesmal ein zukünftiges sein Roger Hubert – M: Georges Auric – D: Jean Marais, wird. Das Drehbuch zu THOMAS L’IMPOSTEUR (THO - Madeleine Sologne, Jean Murat, Yvonne de Bray, Pié - MAS, DER BETRÜGER) bleibt wegen seines Todes un - ral – 103 min, OmU – Für das Drehbuch von L’ÉTER - vollendet. Franju stellt 1965 den Film ohne Cocteau fer - NEL RETOUR belebt Cocteau die Legende von Tristan tig, sichert sich aber die Mitarbeit dreier Weggefährten und Isolde neu und versetzt die Handlung in seine zeit - Cocteaus, die eng mit seinem Werdegang verbunden genössische Epoche, ohne den Handlungsstrang der sind: Georges Auric komponiert die Filmmusik, Édou - mittelalterlichen Quellen zu vernachlässigen. Er über - ard Dermit verkörpert den Hauptmann Roy, während nimmt die Kernmotive der Sage: die Brautwerbung, u a e Jean Marais mit seiner Off-Stimme präsent ist. Zwan - den Liebestrank, das belauschte Treffen, den entdeck - t c o

zig Jahre später setzt sich Jacques Demy mit PARKING ten Ehebruch, die gescheiterte Flucht, die zweite Isolde C

auf seine Weise mit dem filmischen Werk von Jean (hier die zweite Natalie) und ihren Verrat, schließlich n a e

Cocteau auseinander: Er greift den Orpheus-Mythos den Tod der Liebenden. Die Musik von Georges Auric J wieder auf, überträgt ihn ebenfalls in die Gegenwart, spielt dabei eine große dramaturgische Rolle. Yvonne aber diesmal als modernes Musical. Jean Marais, der de Bray glänzt in ihrer ersten Filmrolle als böse »Stief - 77 »Cocteau’sche Orpheus«, erscheint in der Rolle des tante«. Todesrichters Hades. PARKING ist Demys einzigartige ▶ Freitag, 10. Januar 2014, 18.30 Uhr (Einführung: Hommage an den multimedialen Künstler Cocteau, der Maryline Cestier) sich Zeit seines Lebens mit seiner Rolle als Künstler be - fasste. Eine Thematik, die sich wie ein roter Faden LA BELLE ET LA BÊTE (ES WAR EINMAL) – Frank - durch seine Filmtrilogie LE SANG D’UN POÈTE – ORP - reich 1946 – R+B: Jean Cocteau, nach der Erzählung HÉE – LE TESTAMENT D’ORPHÉE zieht. von Jeanne-Marie Leprince de Beaumont – K: Henri Maryline Cestier Alekan – M: Georges Auric – D: Jean Marais, Josette Day, Mila Parély, Nane Germon, Marcel André, Michel JEAN COCTEAU – AUTOPORTRAIT D’UN INCONNU Auclair – 93 min, OmU – In seiner filmischen Bearbei - (SELBSTPORTRäT EINES UNBEKANNTEN) – Frank - tung des Stoffes »Die Schöne und das Biest« kreiert reich 1983 – R: Edgardo Cozarinsky – B: Edgardo Cocteau eine Märchenwelt ohne Zauberfeen im Sinne eines »merveilleux réaliste« (). Für die BLES, weiter, durch schnelle Kamerabewegungen wer - Darstellung des luxuriösen Reiches des Ungeheuers den mitreißende Effekte erzeugt. »Mit L’AIGLE À DEUX einerseits und des ärmlichen Alltags am väterlichen TÊTES wollte ich einen theatralischen Film machen.« Bauernhof von Belle andererseits dienten Gustave (Cocteau) Dorés Märchen illustrationen sowie Jan Vermeers Ge - ▶ Freitag, 17. Januar 2014, 18.30 Uhr mälde als Vorbild. Unvergesslich in der Geschichte des Kinos bleibt das Schloss, in dem menschliche Kerzen - IL MISTERO DI OBERWALD (DAS GEHEIMNIS VON leuchter sich von allein an zünden oder auslöschen, in OBERWALD) – Italien 1980 – R: Michelangelo Anto - dem Türen sprechen und Statuen still aber aufmerk - nioni – B: Michelangelo Antonioni, Tonino Guerra, nach sam wachen. dem Theaterstück »L’Aigle à deux têtes« von Jean ▶ Samstag, 11. Januar 2014, 18.30 Uhr Cocteau – K: Luciano Tovoli – M: Guido Turchi – D: Monica Vitti, Paolo Bonacelli, Franco Branciaroli, Luigi LE BEL INDIFFéRENT (DER SCHÖNE GLEICHGÜL - Diberti, Elisabetta Pozzi – 129 min, OmeU – Michelan - TIGE) – Frankreich 1957 – R+B: Jacques Demy, nach gelo Antonionis Adaption von Cocteaus »Doppeladler« dem Theaterstück von Jean Cocteau – K: Marcel Fra - bedient sich einer experimentellen Farbdramaturgie. détal – M: Maurice Jarre – D: Jeanne Allard, Angelo »So ist der Film eine virtuose Variierung der seriellen Bellini – 30 min, OmU – UNA VOCE UMANA (DIE GE - Fernsehproduktion von Melodramen, eine Art Überset - LIEBTE STIMME) – Italien 1948 – R+B: Roberto Ros - zung des Zeige-Charakters der Pop-Bilder aus den sellini, nach dem Theaterstück »La Voix humaine« von 1960er Jahren auf das elektronische Medium. Das Jean Cocteau – K: Robert Juillard – M: Renzo Rossel - Theaterstück von Cocteau funktioniert wie Andy War - lini – D: Anna Magnani – 35 min, OmU – O QUE ARDE hols Bilder von mythischen Filmstars, die Farbverfrem - CURA (AS THE FLAMES ROSE) – Portugal 2012 – dungen stellen ihren Charakter als Abziehbilder aus, R+B: João Rui Guerra da Mata, nach dem Theater - die Antonioni nun als späte Ent deckung in den Struktu - stück »La Voix humaine« von Jean Cocteau – K: Rui ren von Fernsehbotschaften wiederfindet.« (Claudia Poças – D: João Pedro Rodrigues – 27 min, OmeU – Lenssen) Das Thema der enttäuschten Liebe in zwei Theaterstü - ▶ Samstag, 18. Januar 2014, 18.30 Uhr cken von Cocteau: Eine Frau redet auf ihren untreuen Liebhaber ein, der in »Le bel Indifférent« anwesend ist LES PARENTS TERRIBLES (DIE SCHRECKLICHEN EL - und stumm auf der Bühne steht, während sie in »La TERN) – Frankreich 1949 – R+B: Jean Cocteau, nach Voix humaine« mit ihm nur ein mehrfach unterbroche - seinem Theaterstück – K: Michel Kelber – M: Georges nes Telefonat führt. In O QUE ARDE CURA lässt João Auric – D: Jean Marais, Yvonne de Bray, Josette Day, Rui Guerra da Mata das Telefonat von einem Mann vor Marcel André, Gabrielle Dorziat – 105 min, OmU – In

u dem Hintergrund der Feuersbrunst im Lissabon von vielen indiskreten Nah- und Großaufnahmen kommt ein a e t 1988 führen. Die Gefühle verbrennen wie die Stadt. autarker Familienmikrokosmos zum Vorschein, der eng c

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C Sonntag, 12. Januar 2014, 18.30 Uhr und fest in einer zweifachen Dreiecksbeziehung veran -

n kert ist. Cocteaus Kamera folgt den Figuren von Zim - a e

J L’AIGLE À DEUX TETES (DER DOPPELADLER) – mer zu Zimmer in ihre Privatsphäre. Ihre Bewegungen Frankreich 1947 – R+B: Jean Cocteau, nach seinem sind von der Enge der Räumlichkeiten eingeschränkt, 78 Theaterstück – K: Christian Matras – M: Georges Auric was den klaustrophobischen Zustand des familiären – D: Edwige Feuillère, Jean Marais, Silvia Monfort, Jean Lebens noch hervorhebt. Als eine fünfte Person in Debucourt, Jacques Varennes, Édouard Dermit – diese Familie einzudringen droht, führt dies zur Desta - 95 min, OmU – Zwei Figuren bilden, emblematisch ge - bilisierung und schließlich zur Katastrophe. sprochen, zwei Köpfe ein und desselben Reichsadlers: ▶ Freitag, 31. Januar 2014, 18.30 Uhr eine anarchistische Königin und ein königlicher Anar - chist. Wenn aber nur einer der beiden Adlerköpfe ab - LES ENFANTS TERRIBLES (DIE SCHRECKLICHEN getrennt wird, stirbt der andere mit. Was beide eint, ist KINDER) – Frankreich 1950 – R: Jean-Pierre Melville – nicht nur die verblüffende Ähnlichkeit des Studenten B: Jean Cocteau, nach seinem Roman – K: Henri Stanislas mit dem verstorbenen König, dem die Königin Decaë – D: Nicole Stéphane, Édouard Dermit, Renée immer noch nachtrauert, sondern ihr gemeinsamer Cosima, Jacques Bernard, Roger Gaillard – 105 min, Drang zur grenzenlosen Freiheit. Die Einstellungen des OmU – Die elternlosen Geschwister Elisabeth und Paul Films sind deshalb, anders als in LES PARENTS TERRI - bilden zusammen eine Einheit, die geschützt vor der E T Ê B

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Außenwelt für sich allein sorgt. Beruhend auf der fran - schritt. – 8 X 8 – A CHESS-SONATA IN 8 MOVE - zösischen Idiomatik des enfant terrible (deutsch: MENTS – USA 1957 – R+B: Hans Richter – M: John Familien- bzw. Bürgerschreck) verursachen die Ge - Gruen, Robert Abramson, Douglas Townsend, Hans schwister allerdings heftige Turbulenzen, sobald sie Richter – K: Arnold Eagle, Al Goldman – Mit Jean Arp, sich nach draußen begeben. Ganz in der Tradition der Jacqueline Matisse, Yves Tanguy, Marcel Duchamp,

Doppelgängergeschichten gehen die beiden Geschwis - Alexander Calder, Max Ernst, Dorothea Tanning, Jean u a e ter zugrunde, sobald ihre Verbundenheit bedroht wird. Cocteau, Paul Bowles – 70 min, OF – Eine dadaisti - t c o

Laut Hauptdarstellerin Nicole Stéphane half Cocteaus sche Filmcollage in Anlehnung an Lewis Carroll. Acht C

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suggestive Erzählerstimme den Schauspielern, sich in Schachpartien, gestaltet von prominenten Künstlern. a e die Figuren seines Romans aus dem Jahr 1929 hinein - Cocteaus Beitrag QUEENING THE PAWN entstand in J zuversetzen. der Villa Santo-Sospir. 79 ▶ Samstag, 1. Februar 2014, 18.30 Uhr ▶ Sonntag, 2. Februar 2014, 18.30 Uhr

LA VILLA SANTO-SOSPIR – Frankreich 1952 – R+B: EINE MELODIE – VIER MALER – BRD 1955 – R+B: Jean Cocteau – K: Wladimir Iwanow – M: Johann Se - Herbert Seggelke – K: George Meunier, Walter Schmidt bastian Bach, Antonio Vivaldi – Mit Jean Cocteau, – M: Johann Sebastian Bach – Mit Jean Cocteau, Gino Édouard Dermit, Francine Weisweiller – 33 min, OmeU Severini, Ernst Wilhelm Nay, Hans Erni – 15 min – Vier – Cocteau dokumentiert und kommentiert sein Arbeiten Maler der klassischen Moderne zeichnen zur »Französi - in der Villa seiner Mäzenin. – JEAN COCTEAU schen Suite in E-Dur« von Johann Sebastian Bach. S’ADRESSE … À L’AN 2000 – Frankreich 1962 – Jean Cocteau spricht den Kommentar in deutscher R+B: Jean Cocteau – Mit Jean Cocteau – 24 min, Sprache. – LES DAMES DU BOIS DE BOULOGNE (DIE OmeU – Cocteau wendet sich an die Jugend der Jahr - DAMEN VOM BOIS DE BOULOGNE) – Frankreich tausendwende. Er sitzt im Esszimmer der Villa Santo- 1945 – R+B: Robert Bresson, nach einer Episode aus Sospir und spricht über Kunst, Wissenschaft und Fort - dem Roman »Jacques le fataliste et son maître« von Denis Diderot – K: Philippe Agostini – M: Jean-Jacques dienen und der Sand wie »brennender Schnee« wirkt, Grunenwald – D: Maria Casarès, Elina Labourdette, während »die ewige und sprachlose Maske des Todes« Paul Bernard, Lucienne Bogaert, Jean Marchat – überall und unermüdlich lauert. 86 min, OmeU – Eine von ihrem Liebhaber ver - ▶ Freitag, 7. Februar 2014, 18.30 Uhr schmähte Dame aus der Pariser Aristokratie fasst den Entschluss, sich an ihm zu rächen. Die Dialoge, die LA PRINCESSE DE CLÈVES (DIE PRINZESSIN VON Cocteau schrieb, variieren zwischen wahren Bekennt - CLEVE) – Frankreich 1961 – R: Jean Delannoy – B: nissen und falschen Geständnissen. Sie zeichnen sich Jean Cocteau, nach dem Roman von Marie-Madeleine durch ihre besondere Musikalität aus. de La Fayette – K: Henri Alekan – M: Georges Auric – ▶ Mittwoch, 5. Februar 2014, 18.30 Uhr D: Marina Vlady, Jean Marais, Jean-François Poron, Annie Ducaux, Léa Padovani – 108 min, OmU – Am LES NOCES DE SABLE (TOCHTER DER WÜSTE) – Hofe Heinrichs II. von Frankreich verweigert sich eine Marokko 1948 – R+B: André Zwobada – K: André Bac mit einem viel älteren Mann verheiratete Hofdame – M: Georges Auric – D: Denise Cardi, Itto Bent Lahsen, ihren Gefühlen für einen attraktiven und gleichaltrigen Larbi Tounsi, Himmoud Brahimi – 90 min, OmU – Herzog. Die strenge Hofetikette, der alle Protagonisten Inspiriert von einer Berberlegende schildert der Film die unterworfen sind, spiegelt sich in den eng sitzenden verbotene Liebe eines morgenländischen Prinzen zu historischen Kostümen wider, die die Figuren fast zu er - einem schönen Waisenmädchen. Ihre Idylle endet auf drücken scheinen. Als Kennzeichen für die erneute Zu - tragische Weise in der Wüste, ihr Liebestod bringt je - sammenarbeit zwischen Delannoy und Cocteau er - doch ein Wunder hervor. Zwobada dreht an Original - scheint die dem Drama neu hinzugefügte Figur des in - schauplätzen im Süden von Marokko. Cocteaus Erzäh - triganten Hofnarren, der wie in L’ÉTERNEL RETOUR von lerstimme, die den Film durchzieht, unterstreicht das Piéral gespielt wird und »die Boshaftigkeit des Schick - Märchenhafte: Die Wüste besteht aus einem »Meer sals« (Delannoy) verkörpert. ohne Wasser«, in dem die »Palmenhaine als Brücken« ▶ Samstag, 8. Februar 2014, 18.30 Uhr u a e t c o C

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Y U R THOMAS L’IMPOSTEUR (THOMAS, DER BETRÜGER) nen. Jacques Varennes, der schon in L’AIGLE À DEUX – Frankreich 1965 – R: Georges Franju – B: Jean TÊTES den zwielichtigen Grafen von Foëhn verkörpert Cocteau, nach seinem Roman – K: Marcel Fradétal – hat, ist in der Rolle als Todesrichter zu sehen. M: Georges Auric – D: Fabrice Rouleau, Emmanuelle ▶ Freitag, 14. Februar 2014, 18.30 Uhr (Einführung: Riva, Jean Servais, Michel Vitold, Édouard Dermit – Maryline Cestier) 94 min, OmU – Ein opportunistischer junger Mann nimmt während des Ersten Weltkrieges eine neue Exis - LE TESTAMENT D’ORPHéE OU NE ME DEMANDEZ tenz unter einem leicht abgewandelten Namen an. An PAS POURQUOI (DAS TESTAMENT DES ORPHEUS) – der Front glaubt er dem Tod entkommen zu können, Frankreich 1960 – R+B: Jean Cocteau – K: Roland indem er ihn fingiert, wie er sein Leben unter einem an - Pontoizeau – M: Georges Auric, Martial Solal – D: Jean deren Namen fingiert hat. Schließlich stirbt er, wie er Cocteau, Jean Marais, Maria Casarès, François Périer, gelebt hat, als Fremder unter einer falschen Identität. Édouard Dermit, Jean-Pierre Léaud, Pablo Picasso, Franju bereichert den Film u. a. mit einer Szene von Charles Aznavour, Françoise Sagan, Yul Brynner, Da - grausamer Ästhetik, die ihm eigen ist: Ein Kriegspferd, niel Gélin, Francine Weisweiller – 80 min, OmU – In sei - dessen Mähne in Flammen steht, galoppiert über die nem letzten Film sucht Cocteau als Orpheus nicht mehr ganze Breite der Leinwand, ehe es tot zusammenbricht. nach der verstorbenen Eurydike, sondern versucht sein ▶ Sonntag, 9. Februar 2014, 18.30 Uhr Gesamtkunstwerk zu beleben, das er als Vermächtnis weitergeben möchte. Dafür muss er eine tote Hibiskus - RUY BLAS (DER GELIEBTE DER KÖNIGIN) – Frank - blüte wieder zum Blühen bringen. Zu diesem Zweck reich 1947 – R: Pierre Billon – B: Jean Cocteau, nach dringt der Autor hinter dem Spiegel in seine eigene dem Theaterstück von Victor Hugo – K: Michel Kelber – Schöpfungswelt ein und stößt dabei auf seine einst M: Georges Auric – D: Jean Marais, Danielle Darrieux, konzipierten Filmfiguren, die über ihn Gericht halten Gabrielle Dorziat, Marcel Herrand, Alexandre Rignault – und seine Kunst hinterfragen. 89 min, OmU – Ende des 17. Jahrhunderts: Die Lie - ▶ Samstag, 15. Februar 2014, 18.30 Uhr (Einführung: besbeziehung eines jungen Mannes aus dem Volk zur Maryline Cestier) Königin von Spanien wird als Intrige benutzt, um sie zu kompromittieren und beim König zu diskreditieren. PARKING – Frankreich 1985 – R+B: Jacques Demy, Nach Fertigstellung des Drehbuchs übergab Cocteau nach »Orphée« von Jean Cocteau – K: Jean-François aus gesundheitlichen Gründen die Regie an Pierre Bil - Robin – M: Michel Legrand – D: Francis Huster, Lau - lon, der sich schon im Bereich der Literaturverfilmung rent Malet, Keiko Ito, Gérard Klein, Marie-France Pisier, behauptet hatte. Die Entwürfe für Dekor und Kostüme Jean Marais, Hugues Quester – 90 min, OmeU – richten sich nach den spanischen Malern des Barock. Jacques Demys Hommage an Cocteau, in der die

In den Actionszenen des Mantel-und-Degen-Abenteu - Orpheusfigur zu einem Popstar der Gegenwart wird, u a e ers stellt Jean Marais zum ersten Mal seine sportlichen nach dem Vorbild von Jim Morrison oder John Lennon. t c o

Fähig kei ten unter Beweis. Eurydike ist Japanerin und übt sich in der Bildhauer - C

▶ Mittwoch, 12. Februar 2014, 18.30 Uhr kunst. Sie stirbt nicht mehr an einem Schlangenbiss n a e

wie in der antiken Sage, sondern an einer Überdosis J ORPHéE – Frankreich 1950 – R+B: Jean Cocteau – K: Heroin. Der Weg in die Unterwelt geht nun nicht mehr Nicolas Hayer – M: Georges Auric – D: Jean Marais, durch einen Spiegel, sondern durch die Tiefgaragen 81 Maria Casarès, Marie Déa, François Périer, Juliette von Paris. Demy stellt dem Film folgende Widmung Gréco, Édouard Dermit, Renée Cosima, Jean-Pierre voran: À Jean Cocteau qui aimait ces mots magiques: Melville – 102 min, OmU – Cocteaus Orpheus der »Il était une fois …« 1950er Jahre lebt zurückgezogen auf dem Land und ▶ Sonntag, 16. Februar 2014, 18.30 Uhr steckt nicht nur in einer Schaffens- sondern auch in einer Ehekrise. Cocteau perfektioniert seine in LE SANG D’UN POÈTE erprobten Effekte und inszeniert die Passage in die andere Welt auf unterschiedliche Weise. In dieser Version des Mythos überwindet Orpheus die Spiegelfläche weniger, um seine Frau Eurydike aus dem Totenreich zurückzuholen, sondern mehr, um mit der geheimnisvollen Prinzessin vereinigt sein zu kön -