Priesterliche Existenz Bei Bundeskanzler Dr. Ignaz Seipel (1876–1932) Im Spiegel Seiner Tagebücher
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„Vor allem und über allem müsste doch der Priester stehen.“ – Priesterliche Existenz bei Bundeskanzler Dr. Ignaz Seipel (1876–1932) im Spiegel seiner Tagebücher Diplomarbeit zur Erlangung des akademischen Grades einer Magistra theologiae eingereicht von Mag.a Stephanie Glück, LL.M. bei Ao. Univ.-Prof.in Mag.a Dr.in theol. Michaela Sohn-Kronthaler Institut für Kirchengeschichte und Kirchliche Zeitgeschichte an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Karl-Franzens-Universität Graz Graz, Jänner 2019 Ehrenwörtliche Erklärung Ich erkläre ehrenwörtlich, dass ich die vorliegende Arbeit selbständig und ohne fremde Hilfe ver- fasst, andere als die angegebenen Quellen nicht benutzt und die den Quellen wörtlich oder inhaltlich entnommenen Stellen als solche kenntlich gemacht habe. Die Arbeit wurde bisher in gleicher oder ähnlicher Form keiner anderen Prüfungsbehörde vorgelegt und auch noch nicht veröffentlicht. Die vorliegende Fassung entspricht der eingereichten elektronischen Version. Ort, Datum Unterschrift 2 VORWORT „Vor allem und über allem müsste doch der Priester stehen.“ Dieses Zitat ist den Tagebüchern von Prälat Ignaz Seipel (1876–1932) entnommen, als er am 29. Juli 1920 über seine verschie- denen Ämter reflektierte. Das Thema meiner Diplomarbeit hat sich aus meiner beruflichen Tätigkeit am Institut für Kirchengeschichte und Kirchliche Zeitgeschichte an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Graz ergeben. Ich habe seit 2013 die Möglichkeit, am Institut angestellt zu sein, zuerst als Studienassistentin, dann als Projektmitarbeiterin und nun als Universitätsassistentin, und neben anderen Aufgaben auch am „Seipel-Projekt“, der Editierung der Tagebücher Ignaz Seipels, mitzuarbeiten. Aus dieser Nähe zu den Tagebüchern wuchs in mir der Wunsch, mich näher mit der Person Seipel zu beschäftigen und da es schon zahlreiche Veröffentlichungen über ihn als Politiker gibt, lag es nahe, die priesterliche Seite des Priesterpolitikers zu erfor- schen. Nicht genug danken kann ich Frau Prof.in Michaela Sohn-Kronthaler, die mich von Anfang an nicht nur umfassend unterstützt, sondern auch herausgefordert hat und mich durch ihr Wis- sen, ihren Ehrgeiz und ihre herzliche Art in meiner Arbeit als Kirchenhistorikerin geprägt hat. Der größte Dank gilt meinem Mann Christian, ohne dessen bedingungslose Unterstützung mir die Vollendung meines Studiums nicht möglich gewesen wäre. 3 INHALT 1. Einleitung ....................................................................................................... 6 2. Biografisches zur Person Ignaz Seipel ...................................................... 11 2.1 Kindheit, priesterliche und wissenschaftliche Anfänge............................................. 11 2.2 Universitätsprofessor in Salzburg .............................................................................. 14 2.3 Anfänge in der Politik ................................................................................................ 15 2.4 Seipel als Bundeskanzler ........................................................................................... 18 2.5 Letzte Lebensjahre ..................................................................................................... 21 3. Seipel und Politik ........................................................................................ 25 3.1 Selbstverständnis als Politiker ................................................................................... 25 3.2 Politischer Katholizismus in der Ersten Republik ..................................................... 29 3.3 Katholische Priester als Politiker ............................................................................... 32 3.3.1 Johann Nepomuk Hauser (1866–1927) ................................................................ 34 3.3.2 Johannes Ude (1874–1965) .................................................................................. 38 3.1 Beschluss der Österreichischen Bischofskonferenz zum Rückzug des Klerus aus der aktiven Politik ............................................................................................................ 42 4. Seipel als Priester ........................................................................................ 45 4.1 Priesterliche Existenz ................................................................................................ 45 4.2 Priesterliche Pflichten ................................................................................................ 46 4.3 Tagebücher von Ignaz Seipel .................................................................................... 49 4.4 Priesterliches Leben ................................................................................................... 51 4.4.1 Gebet und Betrachtung ......................................................................................... 51 4.4.2 Gewissenserforschung und Beichte...................................................................... 55 4.4.1 Eucharistieverehrung und heilige Messe .............................................................. 56 4.4.2 Liturgische Feiern ................................................................................................ 59 4.4.3 Exerzitien ............................................................................................................. 60 4.4.4 Heiligen- und Marienverehrung ........................................................................... 75 4 4.4.5 Predigten und Ansprachen ................................................................................... 79 4.5 Geistliche Ämter in katholischen Schwesterngemeinschaften .................................. 81 4.5.1 Superior bei den Dienerinnen des heiligsten Herzens Jesu .................................. 81 4.5.2 Geistlicher Leiter der Caritas Socialis .................................................................. 83 4.6 Seipels Verhältnis zum Wiener Erzbischof und zum Heiligen Stuhl ........................ 90 4.6.1 Seipel und Kardinal Piffl ...................................................................................... 90 4.6.2 Seipel und der Heilige Stuhl ................................................................................. 92 4.6.3 Kandidat bei Bischofsernennungen ...................................................................... 96 5. Zwischen Politik und Seelsorge ................................................................. 98 5.1 Übergang von der Monarchie zur Republik .............................................................. 98 5.2 Reise nach Rom 1923 – Regierungschef oder Priester? .......................................... 102 5.3 Der 15. Juli 1927 und seine Folgen – „Prälat ohne Milde“ ..................................... 104 6. Schlussbemerkungen ................................................................................ 110 Quellen- und Literaturverzeichnis ................................................................ 114 Personenregister .............................................................................................. 130 5 1. Einleitung Ignaz Seipel, der Priester, Politiker und Gelehrte, war einer der bedeutendsten, aber auch um- strittensten Staatsmänner der Ersten Republik.1 Um sein Denken und seine Handlungsweisen zu verstehen, muss man sich immer vor Augen halten, dass er sich in erster Linie als Priester und erst in zweiter Linie als Politiker verstand. Mit seinem asketischen Auftreten und seiner priesterlichen Kleidung, die er auch als Politiker nicht ablegte, ist er das Sinnbild des Politi- schen Katholizismus seiner Zeit, der nicht nur Bewunderer hatte, sondern vor allem von den Sozialdemokraten heftig bekämpft wurde. 2 Die vorliegende Diplomarbeit widmet sich der priesterlichen Existenz des Priesterpolitikers und geht unter vorwiegender Bezugnahme auf die Tagebuchaufzeichnungen Seipels der Frage nach, wie er sein Priestertum als Staatsmann ver- wirklicht hat. Zu Ignaz Seipel gibt es reichhaltige Literatur, die sein Leben skizziert und vorwiegend auf seine Politik Bezug nimmt. Die wichtigste und umfassendste Biografie stammt vom Historiker Friedrich Rennhofer aus dem Jahr 1978 und trägt den Titel „Ignaz Seipel. Mensch und Staats- mann“.3 Rennhofer bietet einen genauen chronologischen Überblick über das Leben Seipels und bezieht auch die Tagebuchaufzeichnungen mit ein, weswegen dieses Werk eine wichtige Grundlage für die vorliegende Arbeit darstellt. Allerdings ist diese Biografie nicht durchgehend kritisch, was die Person Seipel betrifft. Anders die zweite wichtige Biografie des deutsch-ame- rikanischen Gelehrten Klemens von Klemperer, „Ignaz Seipel. Christian Statesman in a Time of Crisis“, die 1972 auf Englisch verfasst wurde und ins Deutsche übersetzt im Jahr 1976 mit dem Titel „Ignaz Seipel. Staatsmann einer Krisenzeit“ als erste, modernen wissenschaftlichen Ansprüchen gerecht werdende, Biografie über Seipel erschienen ist.4 Frühere Werke über Seipel, die schon kurz nach seinem Tod 1932 verfasst wurden, stammen größtenteils aus der Feder von Nahestehenden der christlichsozialen Partei und hatten vorwie- gend eine ehrende Würdigung des Priesterpolitikers bzw. die eigene politische Legitimation zum Ziel, weswegen auf diese Veröffentlichungen nicht zurückgegriffen wurde.5 Das erste und einzige größere Werk, das Seipel als Priester in den Vordergrund stellt, ist das bereits 1933 veröffentlichte „Ignaz Seipel. Mensch, Christ, Priester in seinem Tagebuch“6 von 1 Vgl. Weinzierl, Kirche und Politik, 444. 2 Olechowski, Vom k.k. Minister zum Berichterstatter,