Saitensprung 1.Pdf

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Saitensprung 1.Pdf AUSGABE 1 APRIL 2010 HERAUSGEBER: saiten INSTITUT FÜR JOURNALISTIK UND KOMMUNIKATIONSFORSCHUNG, HOCHSCHULE FÜR MUSIK UND THEATER HANNOVER ZEITSCHRIFT DES STUDIENGANGES MEDIEN & MUSIK MUSIKWELT HANNOVER Rol E F ZI LKE BRINGT HÄNDEL ZURÜCK (S. 7) · MORD IM HÖRSAAL (S. 18) · DUESENBERG- GITARREN FÜR DIE GROSSEN STARS (S. 23) · INSOLVENZ UND NEUBEGINN VON SPV (S. 39) 1 INHALT | EDITORIAL | IMPRESSUM EDITORIAL INHALT Als Felix Mendelssohn Bartholdy klagte, es Rock ’N’ ROLL FOREVER – immER DIENSTAGS ......................................... 4 werde „so viel über Musik gesprochen und Zu Gast beim „Ruby Tuesday“ so wenig gesagt“, da kannte er natürlich noch nicht den Studiengang „Medien und 250 Jahre IN DEN CHARTS ......................................................................... 7 Musik“. Denn seit anderthalb Jahren arbei- Rolf Zielke bringt Händel nach Hannover zurück ten Lehrende wie Lernende dieses neuen Ausbildungszweigs daran, musikalische DIE NORDSTADT-BrauT .............................................................................. 10 und kommunikative Kompetenz zu verei- Kunst auf Platte nen. Auf höchstem Niveau. Anspruch: Intel- ligent über Musik zu sprechen und dabei GRAND PRIX À LA HMTH ............................................................................. 13 allen etwas zu sagen. Beweis: Liegt gerade auf Ihrem Tisch und heißt „Saitensprung“. Musikwettbewerb Hören! 2010 Noch eine Musikzeitschrift also? Noch UNVERWÜSTLICH ........................................................................................ 15 eine. Aber eine, die auskommen will ohne Die Schallplatte kommt wieder! das, was der Musikkritiker Hans Heinz Stu- ckenschmidt einmal das „Abrakadabra“ der UNTERIRDISCH ............................................................................................ 16 Eingeweihten nannte. Ohne akademisches Glosse Brimborium. Ohne die Insiderphrasen des Popjargons. Eine, die journalistisch hin- DER EWIGE FÜNFTE .................................................................................... 17 schaut und Musik als Teil der Gesellschaft Hannover Concerts begreift. Und die in ihrer ersten Ausgabe einen Streifzug durch die oft so verkannte, MORD IM HÖRSAAL .................................................................................... 18 oft so unterschätzte Großstadt Hannover Interview zum Romandebut „Nachleben“ unternimmt. Vielleicht wird „Saitensprung“, das neue PLATTEN-KRITIK .......................................................................................... 21 Magazin des Instituts für Journalistik und Whitebuzz · Planet Emily · Die Blumen · Tanner Kommunikationsforschung (IJK), in dieser Großstadt ja bald ein Begriff sein. Stammt GITARREN FÜR DIE GROSSEN .................................................................... 23 es doch aus wahrhaft gutem Hause, einem Duesenberg stellt Instrumente her, die Stars entzücken Haus, das immer wieder bekannte Namen für Bühne, Konzertsäle und Medien hervor- LOVO EST RY .................................................................................................. 26 gebracht hat. Einem Haus, dem auch die Die Sprungseite im „Saitensprung“ Redaktion sehr verpflichtet ist. Denn ohne die Hilfe des Präsidiums der Hochschule ICH WILL MIT EUCH DEN FLÜGEL AUSEINANDERNEHMEN! .................... 28 für Musik und Theater Hannover und ohne Die Pianistin Yu Kosuge führt Kinder an Musik heran die Hilfe des IJK-Fördervereins „Kommuni- kationsKultur e.V.“ wäre dieses Heft nicht Das ALTE LIED MIT DER „ALTEN LIEBE“ ..................................................... 31 zustande gekommen. F ussballhymne ist nicht gleich Fangesang Wir danken herzlich dafür. RUTH MÜLLER-LINDENBERG/GUNTER REUS ALS AUTODIDAKT IN DIE „CHAMPIONS League“ ....................................... 33 Zu Besuch bei Hilko Schomerus IMPRESSUM FasT EINE PUNKTLANDUNG ....................................................................... 37 Herausgeber: Institut für Journalistik und Kommunikationsforschung, Hinter den Kulissen im Funkhaus Hannover Hochschule für Musik und Theater Hannover Redaktion: Dorian Gorr, Birk Grüling, PLEITEN, PECH UND POWER-METAL .......................................................... 39 Claudia Hamburger, Insolvenz und Neubeginn von SPV Joachim Haupt, Matthias Holz, Antonia Klöpf, Swantje Ludwig, Annick Manoukian, NEUE MÄNNER brauCHT DER CHOR ........................................................ 42 Dominique Mayr, Maria Mazo, Marc Möllmann, Christoph Reimann, Katharina Rupprich, „MAN MUSS SCHON VERDAMMT GUT SEin“ ............................................. 45 Alexander Schories, Sebastian Steinhardt, Maya Stockmann Das Orchestermusik-Studium birgt ein berufliches Risiko V.i.S.d.P.: Gunter Reus, Ruth Müller-Lindenberg MIT NIVeau UND SEHR VIEL SpaSS ����������������������������������������������������������� 48 Herstellung: Layout · Satz und Druck Michael Heiland Das Junge Schostakowitsch-Ensemble Lister Damm 5–7 30163 Hannover AUF DER DURCHREISE — FRANK TURNER ................................................ 51 2 3 GO L CKSEE GLOCKSEE Der Weg zum Café Glocksee ist fins- den kleinen Club zwängen, um ihnen bis ter. Entlang einer unbeleuchteten Grün- dato zumeist unbekannten Bands zu lau- anlage am Ihme-Ufer führt er vorbei an schen. Viele von ihnen sind Stammpub- alten Fabrikhallen in einen leicht ranzig likum und kommen regelmäßig – wenn riechenden, mit aufgerissenem Kopfstein auch mit persönlichen Präferenzen: „Man gepflasterten Hinterhof. Aus dem Gebäu- merkt schon, dass die Leute auch gezielt dekomplex linkerhand dröhnt der dumpfe bestimmte Konzerte besuchen. Es kom- ZU GAST BEIM Sound der hier beherbergten Proberäu- men unterschiedliche Gäste, je nachdem „RUBY TUESDAy“ me. Auf einem der zahlreichen Graffitis ob hier ein Singer/Songwriter-Duo auf- steht „Rock ’n’ Roll forever“ – befinden tritt oder eine Rockband spielt“, erklärt IM HANNOVERSCHEN wir uns an einem Ort für die Ewigkeit? Drecka. Während er das sagt, trinkt er mit In der hintersten Ecke des in der winter- Genugtuung einen Schluck Bier und lässt SZENE-TREFFPUNKT lichen Dunkelheit trostlos wirkenden In- seinen Blick durch den Laden schweifen. nenhofs findet sich schließlich das Café Von der Decke hängen Deko-Elemente, CAFÉ GLOCKSEE Glocksee. Jeden Dienstag treffen sich hauptsächlich Kleinzeugs wie alte Auto- hier Liebhaber von Rock- und Indieklän- teile, eine rostige Gießkanne oder eine gen, um den Ruby Tuesday zu feiern. Die Totenkopfkette. „Das Set ist immer noch Konzertreihe ist seit Jahren einer der Sze- so, wie es auch ursprünglich, als der Ruby netipps in Hannover. Tuesday 2003 konzipiert wurde, gedacht war. Rote Tischdecken, rote Möbel, rotes Das Prinzip der Veranstaltung ist Licht, so ein bisschen Loungeatmosphä- denkbar einfach: Woche für Woche steht re“, berichtet Drecka weiter. Im Moment, eine Band auf der Bühne des Cafés wir haben kurz nach 21 Uhr, wirkt es auch Glocksee, um die Zuschauer zu begeis- noch gemütlich und entspannt – von den tern. Das Spektrum reicht von regionalen angekündigten 200 Besuchern ist nicht Künstlern bis hin zu Gruppen aus ganz viel zu sehen. Europa. Da der Eintritt frei ist, kommen immer zahlreiche Besucher. 200 seien Backstage wartet währenddessen es jede Woche, sagt Drecka, der eigent- Norton, die Band des heutigen Abends, lich Matthias Kurek heißt und als Boo- gespannt auf ihren Auftritt. Sie zeigen ker für das musikalische Programm des sich etwas nervös. In ihrer Heimat Por- Ruby Tuesday zuständig ist. Wie jeden tugal sowie im benachbarten Spanien Dienstag werden sie sich auch heute in sind sie bereits in Szenekreisen bekannt, RK’ OC N’ ROLL FOREVER Der M STAM GAST-CHECK: – iMMER DIENSTAGS Uli, 20: „Ich komme gern zum Ruby Tuesday, weil es mich hier an meine Lieblings-Location in Berlin, das Kassiopeia, erinnert.“ „Wenn du verschwitzte Körper und glückliche Gesichter sehen willst, Wunderheiler Dirk, 47: „Für mich ist das Besondere am Ruby Tuesday die kulturelle Begeg- dann geh dienstags ins Café Glocksee zum Ruby Tuesday.“ nung unserer lieben Mitbürger, in einer zauberhaften Welt von Herzen gerührt, und der An- So oder zumindest so ähnlich klingt die Antwort, die Zugezogene sporn, die Kultur zu halten und das gesprochene Wort sowie die Musik in Rhythmen zu genie- auf die Frage bekommen, was das hannoversche Nachtleben denn ßen in der vollen Auflösung unserer selbst, um Seelen wieder frei dem Himmel zuzuführen.“ unter der Woche zu bieten habe. Die seit 2003 stattfindende dienstägliche Konzertreihe ist eine Institution in Hannovers Musikszene geworden. Annick Manoukian Michelle und Tessi, 21: „Wir kommen gerne zum Ruby Tuesday, weil wir das Sofa und Marc Möllmann haben versucht, das Phänomen zu ergründen – hinten in der Ecke lieben und zuhause keins haben.“ und sich selbst vom Ruby-Tuesday-Fieber infizieren lassen. 4 5 GLOCKSEE HÄNDEL in Deutschland spielen sie heute aber Gut 60 Minuten später, kurz nach Er hüpft auf und ab und wirbelt die Mit viel guter Laune und Charme mo- zum ersten Mal. „Seit einem Jahr haben Ende ihres Gigs, zeigt sich die Band im Beine in die Luft: mal nach links, mal deriert Rolf Zielke seine Händelinterpre- wir eine Bookingagentur in Deutschland, Backstageraum euphorisiert. Bassist Le- nach rechts. Springt immer wieder auf. tationen an, fast immer mit einem Augen- die hat uns die Auftritte hier organisiert“, onal Soares schwärmt: „Wahnsinn, dass Nein. Dieser Mann ist kein Hochleistungs- zwinkern. So seien die Handlungen von meint Rodolfo Matos, der Schlagzeuger so viele Leute da waren. Und es scheint sportler. Rolf Zielke
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