Die Weisse Zelle Des Faschismus Die Grosse Deutsche Kunstausstellung Und Die Entartete Kunst *
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______________________________________________________________________ Maximilian Wahlich DIE WEISSE ZELLE DES FASCHISMUS DIE GROSSE DEUTSCHE KUNSTAUSSTELLUNG UND DIE ENTARTETE KUNST * Erschienen 2020 auf ART-Dok URN: urn:nbn:de:bsz:16-artdok-70840 URL: http://archi !ub!uni-heide"ber#!de/artdok/ o""te$te/%0%0/7084 &'(: https://doi!or#/10!11)88/artdok!00007084 ______________________________________________________________________ CURATORIAL STUDIES – STATEMENTS *oethe-Universit+t Frankfurt a. Main 0ochschule f1r Bi"dende Künste45t+de"schule 6 &er or"ie#ende 7ssa8 ist 9ei" der :ub"ikationsreihe ;UR<9'R(<L 59U&(75 4 59<97/7N95! &abei hande"t es sich u. 7ssa8s= die au- her orra#ende /asterarbeiten zur1ck#ehen! &ie %0%0 ein#ereichte <rbeit >urde on ;arsten Ruh" und ,riedrich 9iet?en betreut! Maximilian Wahlich Die weiße Zelle des Faschismus ABSTRACT: Zur Zeit des Nationalsozialismus etablierte sich ein neues Raum onze!t "#r Ausstellun$en% das die ideolo$ischen &rundmuster der "aschistischen 'unstau""assun$ trans!ortierte( )*hrend zu+or der Raum mit dem Bereich zwischen ,b-e ten und Sub-e ten $ebildet wurde% onstituierte das neuere .o/ dell die )and als ab$renzende 0#lle( 1m$eben +on diesem archite tonischen 2lement onnten Din$e und .enschen ontrolliert werden( 3m 'onte4t der Ausstellun$ wurden sie so zum Teil des !olitischen S5stems% was den Do$men des totalit*ren Re$imes ents!rach( Dieser 6aradi$menwechsel soll in diesem 2ssa5 anhand der beiden Ausstellun$en Große Deutsche Kunstausstellung 7GDK% 89:;<89==> und Entar- tete Kunst 789:;> au"$ezei$t werden( Das neue 'onze!t beein"lusst die meisten musealen R*ume bis heute( S!*testens in den 89;?er @ahren wurde dieses .odell unter dem Aabel B)hite CubeC zu einer der !o!ul*rsten &estaltun$sweisen +on Ausstellun$sr*umen( SC0AA&)DRT2R: &roße Deutsche 'unstausstellun$ < 2ntartete 'unst < )hite Cube ABSTRACT: Durin$ the Nazi era% a new s!atial understandin$ emer$ed "or e4hibitions that con+e5ed the basic ideolo$ical "ramewor o" the "ascist conce!t o" art( )hereas s!ace had !re+iousl5 been understood as the area between the ob-ects and the sub-ects% this new model established the wall as that which demar/ cates s!ace( Thin$s and !eo!le could be controlled within this architectural element( The conte4t o" the e4hibition made it !ossible "or them to become !art o" the !olitical s5stem in line with the totalitarian re$imeEs do$mas( 3n the "ollowin$ essa5% this !aradi$m shi"t will be illustrated with the e4hibitions Große Deutsche Kunstausstellung 7&reat &erman Art 24hibitions% 89:;<89==> and Entartete Kunst 7De$enerate Art% 89:;>( This new conce!t o" s!ace in"luences most museum s!aces e+en toda5( 1nder the label Cwhite cube%F this model has become one o" the most !o!ular wa5s to desi$n e4hibition s!aces and has been so since the 89;?s at the latest( '2G),RDS: &reat &erman Art 24hibitions < De$enerate Art < )hite Cube Prolog Das heutige Haus der Kunst in .ünchen wurde 1937 erH""net und z*hlt zu den ersten H""entlichen Bauten der NS/Zeit. Nachdem der Architekt 6aul Audwig Troost8 kurz nach der &rundsteinle$ung 1934 verstorben war% übernahm seine Frau &erd52 die wei/ teren 6lanungen "ür das &eb*ude. An ihrer Seite stand Aeonhard &all, ehemali$er .it/ arbeiter ihres .annes. Die Auf$abenteilung zwischen &all und &erd5 Troost ist bis heute nicht eindeuti$ gekl*rt. 1nter dem damali$en Namen B0aus der Deutschen 'unstC 70dD'> "and von 1937 bis 1944 -*hrlich die Große Deutsche Kunstausstellung 7GDK> statt, eine Re!r*sentations/ und Ierkau"sschau mit vom nationalsozialistischen Re$ime $e"örderter Kunst(: 8 6aul Audwi$ Troost 78J;J<89:=> war ab 892J in Al"red Rosenber$s B'am!"bund "#r deutsche 'ulturC und der onser+ati+en Fach$ru!!e BDeutsche Archite ten und 3n$enieureC a ti+ und ab 89:? .it$lied der NSDA6( Troosts erster Au"tra$ unter 0itler war die 1m$estaltun$ des Palais Barlow 7Brantl 2??;% S( 29<:K>( 2 &erd5 Troost 789?=<2??:> und die anderen .it$lieder der ersten @ur5 wurden +on 0einrich 0o""/ mann ab$elHst 7N#ßlein 2?82% S( 8K9<8;9>( : 89:; wurden etwa 9?? )er e +on etwa LK? 'unstscha""enden $ezei$t( Ab 89:J nahm die Zahl der )er e enorm zu 7.eißner 89JJ% S( 2;;>( 2 Maximilian Wahlich Die weiße Zelle des Faschismus 2inen Ta$ nach der GDK erH""nete die Ausstellung Entartete Kunst in der .#nch- ner &i!ssammlung des Archäologischen 3nstituts. 1rs!r#nglich sollte die Ausstellung nur weni$e )ochen laufen(= )e$en des enormen 2r"ol$s wurde sie schließlich +erl*ngert und zog bis 89=8 als )anderausstellung durch ins$esamt zwHl" St*dte Deutschlands(L Die GDK und die Entartete Kunst stehen am Mber$an$ zweier Raumkonze!te( Nach dem *lteren Ierst*ndnis wurde Raum als der Bereich zwischen den ,bjekten auf$e"asst. Raum war demnach das Dazwischen der 'unstwerke oder der Abstand zwi/ schen den Betrachtenden und den Werken. 3m 0dD' wurde Raum -edoch mit der )and als umschließende 0ülle, als 'iste oder auch SchachtelK, konstituiert. Die )and begrenzte ihren 3nhalt, de"inierte und kontrollierte ihn. .it der r*umlichen 'onditionierung und &estalt der GDK beschä"ti$t man sich bis heute nur weni$% obwohl $erade gegenw*rtige Ausstellungsarchitekturen in 'unstmuseen kaum vom Raumkonze!t der GDK abweichen: 3nsbesondere sind ihnen die weiße )andfarbe, die ,berlichter und die "ehlenden Fenster $emein. Brisanz ge/ winnt die Thematik nicht nur we$en der 6opularit*t des Raumt5!s, sondern vor allem we$en seiner historischen Herkunft( Fotografierte Räume Die 'onstru tion +on Raum er"ol$t #ber +iele .ittel: Soziale 3ntera tionen im Raum% s!rachliche oder auch +isuelle .edien vermitteln seine Stru turen und &renzen( Zur An- schauung beschr*nke ich mich au" das +isuelle .aterial. Besonders relevant waren beim 0dD' die 3nnenau"nahmen(; Ierbreitet wurden diese unter anderem #ber die !opul*re Zeitschri"t Die Kunst im Deutschen Reich% ab 89== in Die Kunst im Dritten Reich umbenannt% die auch +on Leonhard &all mitheraus$e$eben wurde( Rund ein Sechstel aller Beitr*$e zwischen 89:; und 89=4 be"asste sich mit der GDK, was die Ausstellun$ zu dem meistbes!rochenen und wichti$sten 'ulturerei$nis in Nazi/Deutschland werden ließ(J Die un$emein $roße Zahl fotogra"ischer Dokumente zur GDK zeugt von der Rele/ vanz dieser Iermittlung( Die Fotogra"ien sind so stark kom!oniert worden, dass davon = 2n$elhardt 2??;% S( 9L und 9J( L Brantl 2??;% S( 9L( K ,EDohert5 899K% S( J?( ; Besonders +iele Foto$ra"ien und Ierlin un$en "indet man au" der )ebsite &D' Research: htt!:NNwww($d /research(deNdbNa!sisa(dllNete 7letzter Zu$ri"": L( @uni 2?2?>( J Schmidt 2?8?% S( 888( : Maximilian Wahlich Die weiße Zelle des Faschismus Abb( 8: 0dD'% GDK 89:;% Raum 8=% )andabwic lun$( Die drei .oti+e bilden o""ensichtlich eine 2inheit( Die beiden &eb*udeansichten rahmen das 6ortr*t des Archite ten 6aul Audwi$ Troost in der .itteO Foto: )ilhelm Nortz ausge$an$en werden ann, dass sie einer 3dee von Raum Abbild verleihen sollten. Sie hatten also nicht nur einen dokumentarischen )ert, sie waren selbst konstruktiver Teil bei der 0erausbildung der Iorstellun$en von Raum. Die Fotos zeigen zu einem großen Teil Dreier/ oder Iierer/Arrangements, meist ohne Besuchende, und s!aren die Raum/ höhe aus, was die 6roportionen der )erke völlig verzerrt 7Abb. 1). Die Bildreihen an den )*nden und die Ainien des ,berlichts strukturieren die Raum"luchten. Ferner scheint es kein Zu"all, dass die weiße )and $enau die "arbliche Mbersetzungskra"t der Schwarz/)eiß-Foto$ra"ie er"üllt. Obendrein wurde mit einem elektrischen ,berlicht f#r = Maximilian Wahlich Die weiße Zelle des Faschismus Abb( 2: 0dD'% GDK 89:;% Raum 8L( Die Abbildun$ zei$t einen der beiden zentralen% $roßen Ausstellun$sr*ume des 0dD'O Foto: 'urt 0uhle die Fotogenit*t der R*ume $esor$t(9 Diese aufwendi$e und kosts!ieli$e Techni ermH$/ licht eine $leichm*ßi$e Ierteilung von Aicht( 0ier wandelten sich die Ausstellungsr*ume in -ene steril/"otogene Studiosituation, in der sie "otogra"isch vermittelbar waren( Dass aus$erechnet der Berufs"oto$ra" 0einrich 0o""mann in uratorischer Funktion "#r die GDK t*ti$ war% best*r t die These pro!a$andistisch eingesetzter Fotogra"ien (Abb. 2>. 9 BSB% Abteilun$ Nachlassre"erat der Abt( 0andschri"ten und Alte Druc e% .a!!e zum 0aus der Deutschen 'unst% Nachlass 6aul Audwi$ Troost% 3n+(Nr( Ana :2L% B PK22Q N .a!!e 'orres!ondenzen% Brie"wechsel des Atelier Troosts ab Dezember 89:=( 2benso wurden 89:L 24!erimente "#r eine o!timale Beleuchtun$ durch$e"#hrt( Das &utachten erstellten 6ro"( Conrad 0ommel% 6ro"( @ose!h )ac erle und &eneraldire tor 2rnst Buchner( Aeider ist das &utachten nicht mehr +orhanden 7BSB% Abteilun$ Nachlassre"erat der Abt( 0andschri"ten und Alte Druc e% Nachlass 6aul Audwi$ Troost% 3n+(Nr( Ana :2L% B PK22Q N .a!!e 'orres!ondenzen% Brie" +om 8:( A!ril 89:L>( L Maximilian Wahlich Die weiße Zelle des Faschismus Abb( :: 0dD'% GDK 89:;% Raum :;% ,ber$eschoss( Das ,ber$eschoss wurde mit Stellw*nden in +iele Nischen unterteilt% in denen lein"ormati$e &em*lde und &ra"i en hin$enO Foto: )ilhelm Nortz Der Raum als Behälter Die beiden 2tagen im 0dD' unterscheiden sich in den 6roportionen der R*ume. 3m 2rdgeschoss be"inden sich große S*le% welche durch ihre enorme 0öhe und )eite auf/ "allen. 3m oberen &eschoss sind die R*ume erheblich niedri$er und wurden anl*sslich der GDK mit Zwischenw*nden zahlreich unter$liedert.