Deutscher – 19. Wahlperiode – 203. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 13. Januar 2021 25561

Lothar Binding (Heidelberg) (A) wenn ich einen Kredit will, das alles nicht mehr in der b) Beratung des Antrags der Abgeordneten (C) Form – ganz schwierige Angelegenheit. Auch der Euri- , Renate Künast, Friedrich bor ist bei minus 0,5 Prozent. Das heißt, wenn die Banken Ostendorff, weiterer Abgeordneter und der sich wechselweise Geld geben, gilt auch da 0,5 Prozent. Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Die Zinsen sind absolut im Keller, mit einer Ausnah- Agrofortsysteme umfassend fördern me: der Dispozins für die armen Leute, die mal kurzfris- Drucksache 19/25316 tig überziehen müssen. Deshalb gilt es, da etwas zu tun. Auch hierfür ist eine Dauer von 30 Minuten vereinbart. (Beifall bei der SPD und der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE Ich begrüße die Agrarpolitiker und verabschiede die GRÜNEN) Finanzpolitiker. – Liebe Kollegen, bitte nehmen Sie Platz. Eine letzte Sache, zu . Ich finde es sehr gut, wenn der Olaf Scholz seinen Bürgern sagt: Kosten, Prei- Der erste Redner zu diesem Tagesordnungspunkt: der se, Zinsen sollt ihr vergleichen, um das günstigste Ange- Kollege , CDU/CSU-Fraktion. bot in Anspruch zu nehmen. (Beifall bei der CDU/CSU) Vielen Dank. (Beifall bei der SPD) Artur Auernhammer (CDU/CSU): Verehrter Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Das neue Jahr, 2021, beginnt mit Zuversicht: Vizepräsident Dr. Hans-Peter Friedrich: Einmal läuft die Impfung gegen Corona an, und nächste Vielen Dank. – Nehmen Sie Ihre Werkzeuge wieder Woche bekommen die USA wieder einen vernünftigen mit. Präsidenten. Ich schließe die Aussprache. (Beifall des Abg. [SPD] – Interfraktionell wird Überweisung der Vorlage auf [SPD]: Hoffen wir!) Drucksache 19/25065 an die in der Tagesordnung aufge- Eine seiner ersten Amtshandlungen wird sein, dem führten Ausschüsse vorgeschlagen. Gibt es andere Vor- Klimaschutzabkommen von Paris wieder beizutreten. schläge? – Das ist nicht der Fall. Dann verfahren wir so. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und Ich rufe die Tagesordnungspunkte 6 a und 6 b auf: der SPD) a) Beratung der Beschlussempfehlung und des Das ist eine gute Entscheidung; denn die Erderwärmung Berichts des Ausschusses für Ernährung und (B) und der Klimaschutz ist eine globale Herausforderung, (D) Landwirtschaft (10. Ausschuss) der auch wir in der Land- und Forstwirtschaft begegnen – zu dem Antrag der Fraktionen der CDU/ müssen. Gerade die Land- und Forstwirtschaft hat die CSU und SPD besten Antworten auf den Klimawandel. Sie ist vom Kli- Produktivität, Klimaresilienz und Bio- mawandel betroffen, hat aber auch den Lösungsansatz. diversität steigern – Agroforstwirt- Ein großer und wichtiger Lösungsansatz ist die Ver- schaft fördern bindung von Forst- und Landwirtschaft in sogenannten – zu dem Antrag der Abgeordneten Agroforstsystemen. Jetzt könnte man meinen, das ist eine , , neue Erfindung dieser erfolgreichen Regierungskoali- Jürgen Braun, weiterer Abgeordneter und tion. Nein, meine sehr verehrten Damen und Herren, der Fraktion der AfD schon seit Jahrhunderten gibt es Streuobstwiesen, gibt es Hutewälder, gibt es Hecken in den Feldrainen. Alles Neuanlage von Hecken als Bestandteile das ist schon vorhanden; das müssen wir wieder zurück- von modernen Agroforstsystemen för- holen und reaktivieren. dern Solche Agroforstsysteme sind ein gutes Beispiel, wie – zu dem Antrag der Abgeordneten Peter man biologische Vielfalt auch in der Fläche leben kann. Felser, , Stephan Es ist ein Beitrag zur Kulturlandschaft, und es hat auch Protschka, weiterer Abgeordneter und hervorragende Auswirkungen auf die Biodiversität, was der Fraktion der AfD das Wild, was die Hasen- und Rebhuhnpopulation anbe- Agroforstsysteme als ein nachhaltiges langt. Es ist eine gute Sache. Hier müssen wir endlich Anbausystem anerkennen und fördern vorankommen. Agroforstsysteme müssen auch gepflegt werden. Das heißt nicht nur pflanzen und wachsen lassen, – zu dem Antrag der Abgeordneten sondern irgendwann auch wieder auf den Stock zurück- Dr. , Dr. Gesine setzen. Das heißt, ich kann durch Holz in Form von Lötzsch, Lorenz Gösta Beutin, weiterer Hackschnitzeln und dergleichen Holzenergie generieren. Abgeordneter und der Fraktion DIE LIN- Deshalb ist das eine gute Sache. KE Der Antrag der Unionsfraktion und der SPD-Fraktion Agroforstwirtschaft möglich machen will jetzt endlich auch die Möglichkeiten der Förderung Drucksachen 19/24389, 19/23713, dieser Agroforstsysteme wieder mehr in den Vordergrund 19/23726, 19/14374, 19/24783 rücken, damit wir im Rahmen der Gemeinsamen Agrar- 25562 Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode – 203. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 13. Januar 2021

Artur Auernhammer (A) politik in der ersten und zweiten Säule diese Systeme Landnutzungssysteme in die erste Säule der GAP aufzu- (C) fördern können, was bisher ein Hindernis in der Förde- nehmen; denn angesichts der strukturarmen Agrarstep- rung und auch ein Hindernis für die Betriebe draußen pen, die sich vielerorts in Deutschland ausgebreitet war. Das wollen wir wieder bewerkstelligen. haben, müssen wir endlich umsteuern. Ein Ende der Deutschland muss also Agroforstsysteme als förderfä- Agrarsteppen! hige landwirtschaftliche Landnutzung anerkennen. Als positive Wirkungen der Agroforstwirtschaft sind Deutschland muss auch eine klare und kontrollfähige zu nennen: Gehölzstreifen führen zur Senkung der Wind- Definition dieser Agroforstflächen vorlegen; denn hier geschwindigkeit. Sie verringern die Bodenerosion und gibt es sehr viele Voraussetzungen, sehr viele Kontroll- befördern den Humusaufbau. Sie ermöglichen zusätzli- möglichkeiten. Das muss alles praxisgerecht geregelt che Kohlenstoffspeicherung und die Verbesserung der sein. Wasserqualität – denn weniger Nährstoffauswaschung verringert die Nitratwerte im Grundwasser –, einen guten Deutschland muss den Bäuerinnen und Bauern für die- Ernteertrag mit verbesserter Klimaresilienz, die Förde- se Agroforstsysteme auch Rechtssicherheit geben. Wenn rung der Biodiversität und die Erweiterung des Angebots sich heute Landwirte entscheiden, etwas anzupflanzen, landwirtschaftlicher Produkte. etwas anzulegen, dann darf nicht in fünf oder in zehn Jahren jemand daherkommen und sagen: Das ist jetzt Die AfD wünscht zusätzlich auch die Einbeziehung ein Biotop; da machen wir jetzt die Ausweisung von von Hecken in das Agroforstsystem, die Aufhebung der einem Biotop oder einem Naturschutzgebiet. – Deshalb Mindestschlaggröße von 0,3 Hektar und keine Umtriebs- brauchen wir hier Rechtssicherheit, um Agroforstsysteme zeitbeschränkung, die die Standdauer der Gehölze bis in der Zukunft lukrativ für unsere Bäuerinnen und Bauern 20 Jahre limitiert. Es ist Rechtsverbindlichkeit zu schaf- zu machen. fen, dass Gehölze als Bestandteil von Agroforstsystemen nicht als besonders geschützte Landschaftselemente Ich bin mir sicher, dass diese Systeme in der Fläche angesehen werden. draußen, gerade wenn es um große Flächen geht, Poten- zial haben. Gerade wenn ich in die neuen Länder schaue, Eine Aufnahme der Agroforstwirtschaft in die land- in die Regionen in Sachsen-Anhalt, wo riesige Flächen wirtschaftliche Offizialberatung sollte vorgenommen sind, sehe ich sehr großes Potenzial für solche Agroforst- werden. Die übrigen Bundesländer müssen motiviert systeme, und ich kann nur dazu ermuntern, unserem An- werden, Agroforst zu fördern. Bisher tun das nur Bayern trag zuzustimmen. und Mecklenburg-Vorpommern. Ich hoffe und ich bin auch überzeugt, dass die Bundes- Es braucht eine Ermittlung der Kosten für die Umstel- lung konventioneller Landwirtschaft auf Agroforstbetrie- (B) regierung ihren Beitrag dazu leisten wird, dass wir bei (D) diesem Thema weiter vorankommen – im Sinne des Kli- be sowie die Auszahlung entsprechender Umstellungs- maschutzes, im Sinne einer Zuversicht im Jahr 2021. prämien für neue Agroforstleute. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. Dabei sagen wir ganz klar: Die Förderung der Agro- forstwirtschaft im Rahmen der GAP ist als erster Ansatz (Beifall bei der CDU/CSU) für die Renationalisierung unserer Agrarpolitik zu ver- stehen, gerade auch, weil es uns ja um eine Zurückdrän- Vizepräsident Dr. Hans-Peter Friedrich: gung der bürokratischen Hemmnisse geht, die von Brüs- Vielen Dank, Artur Auernhammer. – Die Reinigungs- sel ausgehen. arbeiten laufen an, und es macht sich bereit die Kollegin (Beifall bei der AfD) Franziska Gminder von der AfD-Fraktion. Wir wollen uns vom Brüsseler Regulierungswahn frei- (Beifall bei der AfD) machen. Brüssel war und ist das Problem, nicht die Lösung. Franziska Gminder (AfD): Es geht um die Wiederbelebung des ländlichen Rau- Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her- mes, um ein Ende der Landflucht und um die Renaissance ren! Vieles hat Herr Kollege Auernhammer schon gesagt. von Identität. Daher haben wir in unserem zweiten An- Ich hoffe, Sie nicht zu langeweilen, wenn ich da etwas trag zur Förderung der Agroforstsysteme auch ganz hineinpräzisiere. – Agroforstwirtschaft kombiniert bewusst den Aspekt der Neuanlage von Hecken einge- Gehölze mit Ackerkultur und/oder Tierhaltung auf der- bracht. Diese bieten Lebensraum für Insekten, Kleinsäu- selben Fläche – mit positiven Wechselwirkungen, ökolo- ger, Bodenbrüter und viele Zugvogelarten, deren Bestand gisch und ökonomisch. gefährdet ist, und zwar nicht nur durch die Zerstörung Am 9. März 2020 gab es ein nichtöffentliches Fachge- ihrer Lebensräume hierzulande, sondern besonders beim spräch mit zahlreichen Experten zu diesem Thema, und Vogelzug durch die Bejagung im Mittelmeerraum mit der auch im Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft Tötung von 100 Millionen Zugvögeln jährlich. haben wir darüber diskutiert. Jetzt haben es die weitge- (Beifall bei der AfD) hend homogenen Anträge fast aller Parteien endlich ins Plenum geschafft. Das ist sehr erfreulich. Die Bildung neuer Habitate macht nur Sinn, wenn der Zugvogelfang für den Kochtopf endlich beendet wird. Leider sind Agroforstsysteme zurzeit keine anerkann- ten Landbausysteme. Daher münden alle Anträge in die- Wir bitten Sie, unserem Antrag zuzustimmen. selbe Richtung: Agroforstsysteme sind als förderfähige Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit. Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode – 203. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 13. Januar 2021 25563

Franziska Gminder (A) (Beifall bei der AfD) (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten (C) der CDU/CSU) Vizepräsident Dr. Hans-Peter Friedrich: Ich möchte mich an dieser Stelle aber auch besonders Für die SPD-Fraktion hat jetzt das Wort die Kollegin bei Frau Dr. Tackmann bedanken, die das Thema schon Isabel Mackensen. lange auf die Agenda gesetzt hat. Die Fraktion Die Linke hat in ihrem Antrag leider das Ganze als Gesetzesforde- (Beifall bei der SPD) rung formuliert, weshalb wir ihm leider nicht zustimmen können. Aber ich möchte mich an dieser Stelle trotzdem Isabel Mackensen (SPD): noch mal bei ihr für ihr Engagement bedanken. Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Kollegin- nen und Kollegen! Wir reden heute zum Thema Agro- (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeord- forstwirtschaft. Es ist zugegebenermaßen mein erster neten der SPD und der CDU/CSU) eigener Antrag, den ich als Berichterstatterin für Waldbau Wie das Ganze in Praxis aussieht, habe ich mir am verhandeln durfte. Ich möchte hier, an dieser Stelle, dem letzten Wochenende noch mal in Ebertsheim in der Pfalz Kollegen für die konstruktive Zusammen- angeschaut. Das ist in meinem Wahlkreis; das wird Sie arbeit danken, die es ermöglicht hat, dass wir diesen An- nicht überraschen. Da gibt es die promovierten Biologen trag zusammen mit der CDU/CSU heute vorlegen kön- Hannah und Jessy Loranger, die 2018 begonnen haben, nen. Aber Sie sehen: Wir beraten heute nicht nur unseren das Projekt eines Waldgartens umzusetzen. Das war eine Antrag, sondern es liegen insgesamt fünf Anträge vor. großartige Gelegenheit, auch wenn es jetzt im Winter Daran sieht man auch, wie wichtig dieses Thema ist war; sie waren ein bisschen traurig, dass man jetzt nicht und welche Bedeutung es innerhalb der anderen Fraktio- die ganze Vielfalt sehen konnte. Aber es war schon ein nen hat. Ich denke, dass es auch zu einer entsprechenden interessanter Blick. Sie haben sich extra eine Streuobst- Beschlussfassung kommen wird. wiese ausgesucht, die besonders in Mitleidenschaft gezo- (Beifall bei Abgeordneten der SPD) gen war. Der Boden war ausgedörrt, die Bäume haben nicht mehr viel getragen. Mit ihrem 2018 angelegten Was ist Agroforst? Ein multifunktionales Landnut- Waldgarten haben sie es geschafft, dass sich ein unglaub- zungssystem; das haben wir schon gehört. Sie alle kennen licher Humusaufbau und eine unglaubliche Bodenlocker- Streuobstwiesen; hier treffen beispielsweise Obstbäume heit entwickeln konnten, und ich konnte mich davon und grasende Schafe aufeinander. Es ist also eine Kombi- überzeugen – sogar im Winter –, wie großartig diese nation aus verschiedenen Nutzungssystemen, die es Systeme sind. Deshalb bin ich ganz positiv, dass wir schon – Herr Auernhammer hat es bereits gesagt – seit (B) mit diesem Antrag etwas Richtiges tun, in die richtige (D) Jahrhunderten gibt. Richtung gehen. Es gilt jetzt, dieses System wieder zurückzuholen in Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit. die Jetztzeit. Es gibt moderne Agroforstsysteme, die vor allem produktionsorientiert aufgebaut sind. Die Anlage (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten ist hier nicht durcheinander wie auf Streuobstwiesen, der CDU/CSU) sondern es wird in Reihen angelegt, damit auch maschi- nell bewirtschaftet werden kann. Der Vorteil hier ist, dass es die ökologischen Vorteile des Klima- und Umwelt- Vizepräsident Dr. Hans-Peter Friedrich: schutzes, die gerade schon dargestellt wurden – Stich- Der Nächste ist für die FDP-Fraktion der Kollege worte „Humusbildung“, „CO2-Speicherung“ und „Arten- . vielfalt“ –, trotzdem beibehält. Das ist ein ganz großartiges System. (Beifall bei der FDP) Jetzt ist natürlich die Frage: Warum mussten wir diesen Antrag schreiben, wenn es doch so unumstritten großartig Karlheinz Busen (FDP): ist? Es wurde auch schon gesagt: Die Rechtssicherheit Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die ver- fehlt an dieser Stelle. Eine Umtriebszeitbeschränkung fügbaren Flächen zum Anbau landwirtschaftlicher Er- ist wirklich schwierig, wenn man Angst haben muss, zeugnisse werden immer kleiner, fruchtbare Böden wer- dass das Ackerland zu Wald wird. Deshalb fordern wir den immer kostbarer, und die Bodenpreise schießen in die mit diesem Antrag, dass das Ministerium diese Regel- Höhe. Werden künftig Böden für Gehölze genutzt, kön- ungen insoweit ändert und die Grundlage dafür legt, nen dort langfristig keine Lebensmittel mehr angebaut dass die Bewirtschaftung für die Landwirtinnen und werden. Immer wieder gibt es Forderungen, der Lebens- Landwirte ermöglicht wird. mittelerzeugung den Vorrang einzuräumen; das gilt hier aber auch. Es schadet dem Klima sogar, wenn fruchtbare Es ist nämlich nicht so, dass wir von Berlin aus eine Flächen, wie wir sie hier in Deutschland haben, künftig fixe Idee haben und sagen: „Wir müssen dieses System für Gehölze genutzt werden. Die logische Konsequenz: den Landwirtinnen und Landwirten jetzt vorschreiben“, Heimische Kulturen werden wieder stärker importiert sondern an uns ist der Wunsch herangetragen worden, werden müssen. dieses System gerne umzusetzen. Das ist doch eine schö- ne Sache, wenn aus der Praxis heraus diese Forderung an (Rainer Spiering [SPD]: Was? – Marianne uns gestellt wird und wir das in einem Antrag an das Schieder [SPD]: Von Überschuss haben Sie Ministerium weitergeben können. noch nichts gehört?) 25564 Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode – 203. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 13. Januar 2021

Karlheinz Busen (A) Meine Damen und Herren, die Motive der Antragstel- zu revolutionär. Denn seit 200 Jahren wurde der Graben (C) ler mögen edel sein. Die Forderungen sind im Kern aber zwischen der Land- und Forstwirtschaft fast unüberwind- nicht durchdacht: bar vertieft, und in der Zeitschleife hängt der Kollege (Beifall bei der FDP) Busen auch noch. In anderen Ländern versteht man die- sen Konflikt überhaupt nicht. Kakao zum Beispiel wächst Erstens. Viele Landwirte bewirtschaften große Pacht- im Schatten von Bäumen, das berühmte Ibérico-Schwein flächen. Die Eigentümer solcher Flächen haben in der wird unter Bäumen gehalten. Regel kein Interesse daran, die Ertragskraft ihres frucht- baren Bodens auf Dauer zu minimieren. Die logische Aber in Deutschland gab es bisher viele Vorbehalte Folge beim Pflanzen von Gehölzen, die erst in vielen dagegen und Hürden. Dabei gibt es bereits spannende Jahren Erträge liefern, ist aber genau das. Außerdem Erfahrung mit Agroforstsystemen in Deutschland. Trotz- sind die Wechselwirkungen zwischen Gehölzen und dem war geradezu Pioniergeist notwendig, als im Acker bisher überhaupt nicht geklärt. Juni 2019 der Deutsche Fachverband für Agroforstwirt- schaft, DeFAF, gegründet wurde. Aber er hat richtig Zweitens. Sind die Bäume einmal gepflanzt, werden Dynamik in das Thema gebracht, und dafür großen Dank. plötzlich Habitate entstehen, die naturschutzrechtlich unter Schutz gestellt werden. So werden die Eigentümer (Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. durch die Hintertür enteignet. Harald Ebner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]) (Dr. [FDP]: So sieht es Denn Agroforstsysteme sind ein wichtiger Baustein für aus!) eine klimaschonendere und naturschutzgemäße Agrar- Drittens. Landwirtschaft und Forstwirtschaft sind nicht produktion. Die ist übrigens auch im eigenen Interesse ohne Grund getrennte Landnutzungssysteme. Wertholz der Landwirtschaft; denn Starkregen, Spätfröste oder lässt sich nicht mal so eben nebenbei produzieren. Dürren sind Ernte-, aber eben auch Einkommensrisiken (Beifall bei der FDP) in den Agrarbetrieben. Ernterisiken können ganz schnell zu Versorgungsrisiken werden. Das dürfen wir nicht ver- Die letzten Jahre haben gezeigt: Flexibilität ist das A gessen. und O in der Landwirtschaft. Eine Förderfähigkeit von Agroforstsystemen führt nicht zu einer sinnvollen Flä- (Beifall bei der LINKEN) chennutzung, sondern setzt völlig falsche Anreize. Ent- fällt die finanzielle Förderung irgendwann, verschwinden Auch das Verschwinden von Bestäubern bedroht die Ern- auch die Agroforstsysteme wieder ganz schnell. Von te, auch Einkommen und Versorgung. einer Dauersubventionierung von künstlich geschaffenen (B) Gute Landwirtschaft geht uns also alle was an. Dabei (D) Agroforstsystemen kann wohl keine Rede sein. geht es oft gar nicht darum, Dinge neu zu erfinden. Oft (Beifall bei der FDP) reicht es schon, traditionelles Wissen neu aufzugreifen, es Statt bürokratisch künstliche Agroforstsysteme mit anzupassen und weiterzuentwickeln. Und genau so ein hohen Beträgen zu fördern, sollten besser einzelne sinn- Beispiel sind die Agroforstsysteme. Mich interessiert – volle Maßnahmen stärker unterstützt werden. Wallhe- vielen Dank, Frau Mackensen – dieses Thema schon sehr, cken sind die besten Beispiele für einen aktiven Natur- sehr lange. Gerade als Linke will ich, dass die Potenziale schutz, weil eine Wallhecke in vielfältiger Art und Weise von Bäumen auf Äckern und Weiden endlich auch bei uns zum Naturschutz, zur Verhinderung von Landerosion bei- gut genutzt werden können. trägt. Wir Freien Demokraten lehnen deshalb alle hier (Beifall bei der LINKEN) vorgelegten Anträge ab. Danke. Dafür hatte ich übrigens schon vor einigen Jahren eine Ausschussreise nach Frankreich und Großbritannien ini- (Beifall bei der FDP) tiiert; an das Versuchsgut in der Nähe von Montpellier kann ich mich noch sehr gut erinnern. Die positiven Vizepräsident Dr. Hans-Peter Friedrich: Wechselwirkungen dort zwischen Weizen und Walnuss Vielen Dank, Kollege Busen, auch für die eingesparte oder Weiden und Speierling waren damals für mich Zeit. - sehr beeindruckend. Diese positiven Wechselwirkungen werden noch deutlicher angesichts des beginnenden Kli- (Dr. Kirsten Tackmann [DIE LINKE]: Das hat mawandels, aber auch mit wachsenden Erfahrungen und nicht so viel zu sagen!) dem praktischen Umgang mit solchen Systemen. Die nächste Rednerin ist die Kollegin Dr. Kirsten Tackmann, Fraktion Die Linke. Aber mindestens genauso beeindruckt war ich von dem völlig neuen Agrarlandschaftseindruck. Dieses land- (Beifall bei der LINKEN) wirtschaftlich intensiv genutzte Versuchsgut wirkte wie ein großer Landschaftspark. Und auch viele Lebewesen Dr. Kirsten Tackmann (DIE LINKE): haben dort neue Lebensräume gefunden. Und ja, als Tier- Herr Präsident! Frau Ministerin! Liebe Kolleginnen ärztin sage ich auch: Bäume gehören auch als natürliche und Kollegen! In dieser Debatte geht es um Agroforst- Schattenspender auf Weiden, erst recht nach den Hitze- systeme, also um die Kombination des Anbaus von Bäu- sommern. Und sie gehören auch in die Freilandhaltung men und Ackerkulturen oder auch Weidetierhaltung. von Hühnern; denn Hühner sind eigentlich Waldbewoh- Klingt selbstverständlich, ist in unserem Land aber nahe- nende. Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode – 203. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 13. Januar 2021 25565

Dr. Kirsten Tackmann (A) All das spricht eben für Agroforstsysteme. Deswegen scher Ratspräsidentschaft komplett vergeigt wurde. Die (C) hatte Die Linke als erste Fraktion bereits vor einem Jahr eingangs genannten Wasserversorger sagen dazu Folgen- einen Antrag vorgelegt. Wir haben das Fachgespräch ini- des: tiiert. Es ist gut, dass heute der Antrag der Koalition vor- Die Vorfestlegungen des EU-Parlaments und des liegt. Wir werden diesem auch zustimmen; denn es muss (Agrarminister-) Rats stehen der dringend benötig- jetzt endlich vorangehen. ten GAP-Neuausrichtung im Weg … Vielen Dank. Größer kann ein Verriss kaum sein, und von einem Sys- temwechsel, Frau Ministerin, ist da keine Spur. (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeord- neten der SPD und der Abg. Alois Gerig [CDU/ (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) CSU] und Harald Ebner [BÜNDNIS 90/DIE Dass Sie jetzt mit dem Antrag davon ablenken wollen, GRÜNEN]) dass Sie mit Ihrer Politik den Systemwechsel systema- tisch verhindern, lassen wir Ihnen nicht durchgehen. Der Vizepräsident Dr. Hans-Peter Friedrich: Antrag selber ist an sich in Ordnung. Wir haben ein paar Vielen Dank, Frau Kollegin. – Für Bündnis 90/Die handwerkliche Ergänzungen. Aber wenn das alles ist, Grünen ist der nächste Redner der Kollege Harald Ebner. was Ihnen angesichts der großen Aufgabe, Landwirt- schaft zukunftsfähig zu machen, einfällt, dann wird es (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) wirklich allerhöchste Zeit, dass diese Koalition und Legislatur enden. Harald Ebner (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Danke schön. Sehr geehrter Herr Präsident! Werte Kolleginnen und (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) Kollegen! Vor gut zwei Tagen haben Wasserversorger aus ganz Europa um Hilfe gerufen. Sie fordern eine beherzte zukunftsfähige Transformation der Agrarwirtschaft zum Vizepräsident Dr. Hans-Peter Friedrich: Schutz unseres Trinkwassers. Ja, eine Agrarwende ist Der Nächste für die CDU/CSU-Fraktion ist der Kolle- nötig. Dazu braucht es Anpassungsstrategien an die Kli- ge Alois Gerig. makrise genauso wie natur- und klimaverträgliche Wirt- (Beifall bei der CDU/CSU) schaftsweisen. Es ist also höchste Zeit, dass sich auch die Regierungskoalition mit dem Thema Agroforst befasst; Alois Gerig (CDU/CSU): (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Ministerin, schön, (B) dass Sie bei diesem Thema hier vor Ort sind! Liebe Kol- (D) denn Agroforstsysteme können ein wichtiger Schritt zu leginnen und Kollegen! Meine sehr verehrten Damen und mehr Biodiversität und mehr Klimaschutz in der Land- Herren! Die Beschäftigung mit Agroforst ist in der Tat ein wirtschaft sein. Sie halten Wasser in der Fläche, schützen schöner Einstieg in ein agrarpolitisches Jahr, das sicher- Böden vor Erosion und Kulturen vor künftig zu starker lich noch viele Herausforderungen für uns bereithalten Sonneneinstrahlung. Sie schaffen Rückzugsräume für wird. Ich wünsche Ihnen für dieses Jahr alles erdenklich Tiere und Pflanzen und stellen neben Nahrungsmitteln Gute, insbesondere Gesundheit. Fast noch wichtiger auch Rohstoffe wie Bau- und Energieholz bereit. Das sind – wenn wir es weltweit betrachten – genügend Nah- haben hier wohl alle kapiert, außer dem Kollegen Busen. rungsmittel. Für die Menschen bei uns eine Selbstver- Der jahrzehntelangen Industrialisierung der Agrar- ständlichkeit: Die Regale sind voll; die Lebensmittel wirtschaft mit katastrophaler Ausräumung unserer Kul- sind zum Leidwesen der Bäuerinnen und Bauern viel zu turlandschaften haben die Agroforstpioniere was ent- günstig. Aber in der Welt verhungern die Menschen. gegengesetzt. Agroforstanbausysteme verbessern den Klimawandel, Wetterextreme, Ernteausfälle, Heu- Strukturreichtum der Landschaft und damit ihre ökologi- schreckenplage – das sind die Sorgen, die die Menschen sche Stabilität und setzen diese neue Struktur gleichzeitig begleiten. Ich sage das vor dem Hintergrund, dass hier auch betriebswirtschaftlich in Wert. Aber dazu muss wieder manche versuchen, Greenwashing zu betreiben Agroforst raus aus der Nische und rein in die Fläche, oder die Welt schönzureden. Das funktioniert definitiv und dazu braucht es zielgerichtete Förderung und Bera- nicht. tungsangebote. Und da ist es außerordentlich bedauer- (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU) lich, dass sich das im Haushalt 2021 überhaupt nirgends abbildet. So, liebe Kolleginnen und Kollegen von Union Deshalb, meine sehr verehrten Damen und Herren, muss und SPD, läuft Ihr heutiger Antrag ins Leere und wird die Politik die Landwirtschaft stärken. Und sie muss bei zum Feigenblatt. Solange Sie nicht endlich wirksamen uns in Deutschland insbesondere für Nahrungsmittelsi- Klimaschutz betreiben, Agrarpolitik ändern und Insek- cherheit sorgen, das heißt, die Produktion im Land halten tenschutz voranbringen, Frau Ministerin, ist das Ganze und nicht wie jetzt, täglich Marktanteile verlieren; auch nur eine Luftnummer. das ist wichtig im Zusammenhang mit Agrarpolitik. In diesem Sinne handeln wir und treiben das voran. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) Dennoch kann die Landwirtschaft ohne Zweifel – das Dieser Antrag kann nicht darüber hinwegtäuschen, wissen auch unsere Bauern draußen – durchaus ökologi- dass die Chance, die Gemeinsame Europäische Agrar- scher werden, wenn auch zuallererst selbstverständlich politik endlich umweltverträglich zu machen, unter deut- Lebensmittelproduktion im Fokus steht. Und das wird 25566 Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode – 203. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 13. Januar 2021

Alois Gerig (A) sie auch. Deswegen haben wir gemeinsam mit der SPD – Agroforst ist ein wichtiges Instrument. Ich freue mich (C) danke, liebe Isabel Mackensen, dass wir so konstruktiv über die breite Zustimmung. zusammengearbeitet haben – diesen Antrag erarbeitet. In Vielen Dank, sehr geehrte Damen und Herren. der Koalition klappt es nicht bei allen Themen gleicher- maßen, aber bei uns in der Agrarwirtschaft sehr wohl. (Beifall bei der CDU/CSU) (Zuruf des Abg. Harald Ebner [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]) Vizepräsident Dr. Hans-Peter Friedrich: Vielen Dank, Alois Gerig. – Der letzte Redner zu die- Ja, für mich ist der Bauer der Zukunft derjenige, der sem Tagesordnungspunkt ist der Kollege Rainer eine multifunktionale Landwirtschaft betreibt, das heißt Spiering, SPD-Fraktion. Lebensmittelproduktion plus Klimaschutz plus Biodiver- sität, das heißt, Klima-, Insekten-, Umweltschutz und (Beifall bei der SPD) Artenschutz und Bodenschutz in seiner Produktion mit- einander zu vereinen. Das geht sehr wohl. Dazu braucht Rainer Spiering (SPD): er einen großen Werkzeugkasten mit vielen Instrumenten. Herr Präsident! Kolleginnen und Kollegen! Dank an Diese Instrumente muss die Politik anbieten, und sie die Verhandler Alois Gerig und Isabel Mackensen, muss sie mit Fördergeldern bespeisen. Eines dieser Dank an Kirsten Tackmann, die das so wohlwollend Instrumente ist eben der Agroforst. begleitet und sich fachlich mit eingebracht hat. Schade, (Beifall bei der CDU/CSU) dass Harald Ebner immer so verbissen reagieren muss und nicht einmal anerkennen kann, wenn etwas Gutes Es wurde technisch vieles dazu gesagt, deswegen kann gemacht wird. ich mich da etwas kürzer fassen. Ich freue mich über die breite Zustimmung aus den unterschiedlichen Parteien. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord- Und ja, dass die Grünen immer noch eine Agrarwende neten der SPD – [BÜNDNIS 90/ wollen und die Welt schlechtreden, kennen wir, und dass DIE GRÜNEN]: Das ist ja so verbissen! Immer die FDP – auch das ist gängige Praxis – zunächst mal gegen die Grünen!) dagegen ist, beobachtet und nachher weiß, was alles Vielleicht noch ein Nachsatz an der Stelle: Das ist ein falsch war, erleben wir auch alle Tage. Koalitionsantrag. An dieser Stelle über die Ministerin (Zurufe von der FDP) herzufallen, ist sachlich einfach völlig falsch. Hier kom- men wir als Koalition daher. Sparen Sie sich das auf für Das hat beim Nichtregierenwollen, liebe Kolleginnen die Ministerin, wenn sie dran ist. Hier sind wir als Koali- und Kollegen, doch schon angefangen. (B) tionäre dran. (D) (Beifall bei der CDU/CSU) (Beifall bei Abgeordneten der SPD und der Der ökologische Mehrwert von Agroforst ist unum- CDU/CSU – Michael Grosse-Brömer [CDU/ stritten. CSU]: Jetzt machen die Grünen Opposition, und es ist auch wieder falsch!) (Karlheinz Busen [FDP]: Ist null!) Für die SPD sage ich: Der Antrag zur Förderung von Da geht es um Artenschutz, um Bodenschutz. Wir fordern Agroforstwirtschaft ist ein wichtiger Schritt hin zur För- deswegen, Agroforst in die Förderkulisse einzubauen. derung von Ökosystemdienstleistungen als Element einer Deswegen brauchen wir gar nicht unbedingt riesige regenerativen Landwirtschaft. Das ist das, was wir wol- Haushaltsansätze – Kollege Ebner, hören Sie mir bitte len: öffentliches Geld für öffentliche Leistungen. Damit zu –, sondern wir wollen, dass dieses Instrument mit gehen wir einen wichtigen Schritt in die richtige Zukunft. Mitteln aus Brüssel, Berlin und den Bundesländern, mit Mitteln der GAP und der GAK gespeist wird. Das ist eine (Beifall bei der SPD sowie des Abg. Michael gute Möglichkeit für die Bauern, passgenau Landwirt- Grosse-Brömer [CDU/CSU] – Zuruf von der schaft zu betreiben. Die konkreten Richtlinien werden FDP: „Richtige Zukunft“? Wie viele gibt es sicher noch ausformuliert. Das System Agroforst passt denn?) auch hervorragend zum Green Deal und zur Farm-to- In Vorbereitung dieser Rede ist mir ein Bild von zu Fork-Strategie. Deswegen sage ich: Danke schön. Mit- Hause eingefallen. Der letzte Sommer war ja nicht so einander geht es, miteinander kriegen wir das hin. schrecklich heiß wie der vorherige, aber er war heiß. Und wir haben bei uns tatsächlich die vielen Blühstreifen, Agroforst fördern heißt für mich, ackerbauliche Vor- die vielen Waldstreifen, die wir hatten, wie Artur teile wie Verhinderung von Erosion, wie Wasser- und Bodenschutz mit ökologischen Vorteilen zu kombinieren. Auernhammer das beschrieben hat, verloren. Jetzt musste der arme Landwirt zwischen Hochspannungsmasten eine Wir fordern in unserem Antrag die Bundesregierung auf, grüne Matte spannen, damit die Kühe darunter Schatten solche Agroforstsysteme zu implementieren, die Förder- fanden. Ich finde, man kann auch mal anerkennen, dass programme auszubauen; sowohl in der ersten als auch in der zweiten Säule sollen sie sich wiederfinden. Es braucht das, was jetzt gemacht wird, dafür Sorge trägt, dass Tiere wieder eine angemessene Umwelt bekommen, sich gut Planungssicherheit. Möglichst bald müssen auch die bewegen und sich wohlfühlen können. Dafür ist der An Details feststehen, damit unsere Landwirte wissen, auf - was sie sich einstellen können. Natürlich braucht es trag ein ganz, ganz wichtiger Schritt. Umbruchbeschränkungen, damit die Pachtflächen und (Beifall bei Abgeordneten der SPD und der -verträge gesichert sind. Aber all das ist gut möglich. CDU/CSU) Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode – 203. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 13. Januar 2021 25567

Rainer Spiering (A) An den Jäger Busen gerichtet: Wer den Antrag gelesen Unter Buchstabe b seiner Beschlussempfehlung emp- (C) hat, der weiß, dass dieser Antrag Artenvielfalt bedeutet, fiehlt der Ausschuss die Ablehnung des Antrags der Frak- der weiß, dass dieser Antrag bedeutet, dass Niederwild tion der AfD auf Drucksache 19/23713 mit dem Titel wieder Platz findet, der weiß, dass Jagdwild wieder „Neuanlage von Hecken als Bestandteile von modernen Deckung findet. Agroforstsystemen fördern“. Wer stimmt für die Be- schlussempfehlung des Ausschusses? – CDU/CSU, (Zuruf der Abg. Dr. Kirsten Tackmann [DIE SPD, Grüne, Linke und die FDP. Gegenprobe? – Die LINKE]) AfD, logischerweise. Enthaltungen? – Keine. Die Be- Aber das ist ihm offensichtlich nicht aufgegangen, dem schlussempfehlung des Ausschusses ist angenommen. Jäger Busen. Was sein Prinzip ist, das ist klar: Acker- Des Weiteren empfiehlt der Ausschuss unter Buch- boden bis zum Anschlag ausnutzen und alles, was Klima- stabe c seiner Beschlussempfehlung die Ablehnung des schutz bedeutet, ablehnen. Antrags der Fraktion der AfD auf Drucksache 19/23726 (Beifall bei der SPD – mit dem Titel „Agroforstsysteme als ein nachhaltiges [FDP]: Das Wortspiel haben Sie aber lange Anbausystem anerkennen und fördern“. Wer stimmt für geübt!) die Beschlussempfehlung? – Das sind wiederum alle Fraktionen mit Ausnahme der AfD. Dagegen stimmt die Der zweite Vorteil – dazu haben wir schon einen An- AfD. Enthaltungen? – Keine. Die Beschlussempfehlung trag eingebracht – ist die Nutzung von Wertholz. Wir des Ausschusses ist angenommen. haben jetzt die Möglichkeit, eine stabile Wertholznutzung aufzubauen, und zwar divers. Ich habe bei Gängen bei Der Ausschuss empfiehlt unter Buchstabe d seiner Be- uns durch den heimischen Wald gesehen – natürlich, schlussempfehlung die Ablehnung des Antrags der Frak- wie alle anderen auch –, welche Baumarten von der Hitze tion Die Linke auf Drucksache 19/14374 mit dem Titel betroffen waren. Wenn wir jetzt dieses Agroforstsystem „Agroforstwirtschaft möglich machen“. Wer stimmt für gut aufbauen, dann können wir auf Vielfalt, dann können die Beschlussempfehlung des Ausschusses? – CDU/ wir auf Beständigkeit und dann können wir auf Zukunfts- CSU, SPD und FDP. Wer stimmt dagegen? – Bündnis 90/ festigkeit setzen. Das ist unsere große Hoffnung bei dem Die Grünen, Linke und AfD. Enthaltungen? – Keine. Die Antrag. Beschlussempfehlung des Ausschusses ist angenommen. Letzter Punkt: GAP. Das muss natürlich Bestandteil Wir stimmen ab über den Antrag von Bündnis 90/Die der Förderkulisse GAP werden, der ersten Säule und Grünen auf Drucksache 19/25316 mit dem Titel „Agro- der zweiten Säule. Dazu will ich auch noch loswerden: forstsysteme umfassend fördern“. Wer stimmt für diesen Antrag? – Die Grünen, die Linken und die AfD. Wer (B) Wenn man das vernünftig machen will, dann muss es (D) natürlich digitale Lösungen geben, dann müssen die Leu- stimmt dagegen? – CDU/CSU, SPD und FDP. Enthaltun- te, die Agrarforstwirtschaft betreiben, die Möglichkeit gen? – Keine. Der Antrag ist abgelehnt. haben, kurzfristig digital einen Antrag zu stellen, um Ich rufe die Zusatzpunkte 1 bis 3 auf: für die Leistung, die sie für die Gesellschaft erbringen, kurzfristig Geld zu generieren. ZP 1 Beratung des Antrags der Abgeordneten , Renate Künast, Harald Herzlichen Dank fürs Zuhören. Ebner, weiterer Abgeordneter und der Fraktion (Beifall bei der SPD) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Landwirtschaft eine Zukunft geben – EU- Vizepräsident Dr. Hans-Peter Friedrich: Agrarpolitik neu ausrichten und ambitioniert Vielen Dank. – Ich schließe die Aussprache. umsetzen Wir kommen zur Abstimmung über die Beschlussemp- Drucksache 19/25796 fehlung des Ausschusses für Ernährung und Landwirt- Überweisungsvorschlag: schaft auf Drucksache 19/24783. Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft Der Ausschuss empfiehlt unter Buchstabe a der Be- ZP 2 Beratung des Antrags der Abgeordneten Dr. Gero schlussempfehlung die Annahme des Antrags der Frak- Clemens Hocker, , , tionen CDU/CSU und SPD auf Drucksache 19/24389 mit weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP dem Titel „Produktivität, Klimaresilienz und Bio- Faire Bedingungen für Lebensmittel aus deut- diversität steigern – Agroforstwirtschaft fördern“. Wer scher Landwirtschaft im EU-Wettbewerb stimmt für die Beschlussempfehlung? – CDU/CSU, SPD, Bündnis 90/Die Grünen und Die Linke. Wer stimmt Drucksache 19/25794 dagegen? Überweisungsvorschlag: Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft (f) ( [AfD]: Wir waren dafür!) Finanzausschuss Ausschuss für Wirtschaft und Energie – Die AfD ist auch dafür, Entschuldigung. – Also, die Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit AfD ist auch dafür. Einzig dagegen ist die FDP, wenn Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union ich das richtig sehe. Enthaltungen? – Keine. Die Be- ZP 3 Beratung der Beschlussempfehlung und des schlussempfehlung ist damit mit großer Mehrheit ange- Berichts des Ausschusses für Ernährung und nommen. Landwirtschaft (10. Ausschuss) zu dem Antrag