Urheberrechtlich geschütztes Material © 2021 Verlag Ferdinand Schöningh, ein Imprint der Brill Deutschland GmbH Wollmarktstr. 115, D–33098 Paderborn Briefe 1795–1803 Kommentar

Urheberrechtlich geschütztes Material © 2021 Verlag Ferdinand Schöningh, ein Imprint der Brill Deutschland GmbH Wollmarktstr. 115, D–33098 Paderborn PHILIPP OTTO RUNGE

BRIEFE UND SCHRIFTEN

ZWEITER BAND

BEGRÜNDET VON KONRAD FEILCHENFELDT

HERAUSGEGEBEN VON YORK−GOTHART MIX

Urheberrechtlich geschütztes Material © 2021 Verlag Ferdinand Schöningh, ein Imprint der Brill Deutschland GmbH Wollmarktstr. 115, D–33098 Paderborn Urheberrechtlich geschütztes Material © 2021 Verlag Ferdinand Schöningh, ein Imprint der Brill Deutschland GmbH Wollmarktstr. 115, D–33098 Paderborn Der Herausgeber: York−Gothart Mix war von 2002 bis 2017 Professor für Neuere deutsche Literaturwissenschaft mit Schwerpunkt Komparatistik an der Philipps−Universität Marburg.

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© 2021 Verlag Ferdinand Schöningh, ein Imprint der Brill Gruppe (Koninklijke Brill NV, Leiden, Niederlande; Brill USA Inc., Boston MA, USA; Brill Asia Pte Ltd, Singapore; Brill Deutschland GmbH, Paderborn, Deutschland)

www.schoeningh.de

Einbandgestaltung: Anna Braungart, Tübingen Herstellung: Brill Deutschland GmbH, Paderborn

E-Book ISBN 978−3−657−79306−8 ISBN der Printausgabe 978−3−506−79306−5

Urheberrechtlich geschütztes Material © 2021 Verlag Ferdinand Schöningh, ein Imprint der Brill Deutschland GmbH Wollmarktstr. 115, D–33098 Paderborn inhaltsverzeichnis

Vorbemerkung. Hinweise zur Benutzung, Prinzipien des Kommentars . . . 1 Kommentar zu den Briefen 1795–1803 ...... 3 Kommentar zu den Briefen 1804–1810 ...... 297 Personenverzeichnis ...... 618 Ortsverzeichnis ...... 653 Empfängerverzeichnis nach Briefnummern ...... 665 Andere Briefschreiber mit den jeweilgigen Briefnummern ...... 667 Adlige Namen und Päpste ...... 668 Literaturverzeichnis ...... 673 Bibliotheken und Archive der Runge-Autografen ...... 681 Verzeichnis der Drucke ...... 682

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hinweise zur benutzung, prinzipien des kommentars

Die Kritische Ausgabe der Briefe Philipp Otto Runges enthält alle überlieferten Briefe des Künstlers. Im Kommentarteil werden Hinweise zur Überlieferungsge- schichte und zu relevanten Erstdrucken gegeben. Der Textteil umfasst 561 Briefe sowie das letzte, unvermittelt abbrechende Schreiben vom 3.10.1810. Die edierten Texte beruhen, soweit erhalten, auf dem Autograf. Ist die Originalhandschrift nicht überliefert, so wird der naheliegendste Druck wiedergegeben. Auf die Män- gel früherer Editionen wurde, soweit ein Abgleich mit dem Autograf möglich ist, hingewiesen. Selten beruht der edierte Brieftext auf einer Abschrift Dritter, dieser Sachverhalt wurde in der Angabe zur Provenienz kenntlich gemacht. Den Briefen beigegebene, im Autograf erhaltene Dichtungen von Philipp Otto Runge selbst oder Abschriften von seiner Hand wurden ebenfalls ediert. Das gilt auch für die Angaben und Hinweise in den Adressfeldern, für Randnotizen, Zusätze, Zeich- nungen und Skizzen des Künstlers sowie für Briefe und Briefnotizen Dritter, die sich auf demselben Briefbogen befinden und die zum allergrößten Teil bisher in keiner Edition Berücksichtigung fanden. Es handelt sich in diesen Fällen um Erst- drucke. Hier liegen in der Regel bis dato unbeachtete Schreiben enger Familien- angehöriger vor, die sich aber häufig auf die parallelen Briefe Philipp Otto Runges beziehen. Die Überschrift zu jedem Brief verzeichnet die Briefnummer, den Namen des Adressaten mit seinem Aufenthaltsort, den Absendeort und das Datum. Falsche Datierungen wurden korrigiert, wie andere ermittelte Angaben aber als solche gekennzeichnet und im jeweiligen Kommentarteil erläutert. Strei- chungen im Original wurden deutlich gemacht, alle Abkürzungen und Namens- kürzel übernommen. Ergänzungen des Herausgebers oder anderer Editoren stehen in Spitzklammern und sind kursiv gesetzt. Philipp Otto Runges eigenwillige Schreibweise wurde auch bei vielen, sich aus dem Schreibfluss ergebenden Liga- turen sowie ungewöhnlichen Groß- und Kleinschreibungen konsequent beibehal- ten und an keiner Stelle normiert.

In den Erläuterungen im Kommentar wurde keine allumfassende Deutung biografischer, werkgeschichtlicher und historischer Fragen und Sachverhalte an- gestrebt. Im Fokus der Kommentierung steht die zuverlässige Information über erwähnte Personen, künstlerische, literarische, wissenschaftliche und musikali- sche Werke, konkrete Sachverhalte und historische Zusammenhänge, die dem Verständnis des Textes dienlich ist. In diesem Zusammenhang wurden auch Namen und Benennungen aufgeschlüsselt, die im Schatten bisheriger historischer Überlieferung stehen, denen aber für die Kontextualisierung des Briefes und der

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Lebensverhältnisse Bedeutung zukommt. Da viele Briefe auch in einem familiären Kontext zu sehen sind und mehrere Personen ähnlich klingende oder sogar gleichlautende Vornamen und Kosenamen aufweisen, wurde grundsätzlich der vollständige Name mit den entsprechenden Lebensdaten angegeben. Von dieser Regel wurde auch bei prominenteren Namen nicht abgewichen. Zusätzlich wur- den bei vielen Künstlern, Literaten und Musikern die Verwandtschaftsverhältnisse erwähnt, um die auffälligen und bis dato wenig beachteten familiären Verflech- tungen innerhalb der intellektuellen Eliten in der Zeit um 1800 zu veranschauli- chen. In wenigen Fällen fand sich allerdings keine zuverlässige biografische Information in maßgeblichen Enzyklopädien und Nachschlagewerken, der ein- schlägigen Forschungsliteratur, den Geschlechterbüchern, den genealogischen Verzeichnissen der jeweiligen Familien oder in den betreffenden Archiven. Bei diesem Sachverhalt wurde eine schlüssige Erwähnung der in Frage kommenden Person in zeitgenössischen Adresskalendern, Einwohner-, Straßen- und Häuser- verzeichnissen, Staatshandbüchern, Hofkalendern und Almanachen oder in der relevanten Forschungsliteratur übernommen und mit der jeweiligen Angabe wört- lich zitiert.

Museale Bestände wurden mit der entsprechenden Inventarnummer und der heute gültigen Bezeichnung der Institution oder der Sammlung vermerkt. Davon ausgenommen sind jedoch die Werke des Künstlers im Bestand der , die das von Jörg Traeger publizierte Standardwerk Philipp Otto Runge und sein Werk. Monographie und kritischer Katalog (München 1975) fast ohne Aus- nahme vor Augen führt oder zumindest mit weiteren Informationen verzeichnet. Hier wurde die von Jörg Traeger angegebene Kh-Inventarnummer übernommen, um ein unkompliziertes Nachschlagen zu ermöglichen, da viele dieser Werke weder im Internet noch in den neueren oder den jüngst erschienenen Ausstel- lungskatalogen abgebildet oder erwähnt werden. Mittlerweile nicht mehr gültige Bestandsnachweise oder offensichtliche Zuordnungsfehler wie etwa bei dem von Jörg Traeger als Werk Philipp Otto Runges bezeichneten Bildnis Pauline im weißen Kleid von Maria Agatha Alberti wurden korrigiert und im jeweiligen Kommen- tarteil ausführlicher erläutert. Bei den Kommentaren zu den Scherenschnitten des Künstlers wurde auf den von Markus Bertsch und anderen 2010 herausgegebenen Ausstellungskatalog Kosmos Runge. Der Morgen der Romantik (München, Ham- burg 2010) sowie den begleitenden Aufsatzband Kosmos Runge. Das Hamburger Symposion (Hg. v. Markus Bertsch u. a., München, 2013) Bezug genom- men. Die entsprechenden Inventarnummern der Hamburger Kunsthalle richten sich dann nach diesen Angaben. Die bei Jörg Traeger nicht mehr verzeichnete, seit 1974 erschienene maßgebliche Forschungsliteratur wurde in einem gesonderten Literaturverzeichnis aufgelistet. Die Erläuterungen im Kommentar werden durch diese Bibliografie der Sekundärliteratur und die ergänzenden Personen- und Orts- register mit den entsprechenden Lebensdaten vervollständigt. Alle Angaben zu älteren Veröffentlichungen von Briefen oder einzelnen Passagen werden im ‘Verzeichnis der Drucke‘ bibliografisch aufgeschlüsselt.

Urheberrechtlich geschütztes Material © 2021 Verlag Ferdinand Schöningh, ein Imprint der Brill Deutschland GmbH Wollmarktstr. 115, D–33098 Paderborn 1 zusammen mit jakob friedrich runge an carl hermann runge in pleetz, wolgast 14. mai 1795

Überlieferung: Hamburger Kunsthalle, Sign. SO-Archiv 83–1. Druck: Degner 1940.S.2. Zeichensetzung verändert, abweichend und unvollständig.

3,5 Lotchen; 5 Mutter; 8 Daniel; 10 Davied] Erwähnt werden Maria Charlotte Frie- derica Hellwig (1790 - 1806), genannt ›Lottchen‹, Runges Mutter Magdalena Do- rothea Runge (1737 - 1818), geb. Müller, der älteste Bruder Johann Daniel Runge (1767 - 1856) in Hamburg sowie David Joachim Runge (1773 - 1843), der ältere Bru- der in Pleetz. 3,6 Ohrlecken] Gemeint ist eine nässende Gehörgangsentzündung. 3,11 Verwarung] Es soll ›Verwahrung‹ heißen. 3,14 Jacob Müllern; 14 Jacob; 24 Jacob M.] Es handelt sich um den Sohn des Hufschmiedemeisters Daniel Christian Müller d. J. (1739 - 1786) aus Wolgast, einen Vetter aus der Familie von Runges Mutter Magdalena Dorothea Runge (1737 - 1818), geb. Müller. 3,16 Concert; 16 der todt Jesu; 21 Tod Jesu ] Die Passionskantate Der Tod Jesu von Carl Heinrich Graun (1704 - 1759) nach einer freien Bearbeitung der Leidensge- schichte Jesu von Carl Wilhelm Ramler (1725 - 1798) wurde auf Initiative von Anna Amalia von Preußen (1723 - 1787) 1755 in uraufgeführt und war bis Mitte des 19. Jahrhunderts überaus populär. Zur gleichen Zeit entstand, ebenfalls nach der Vorlage von Carl Wilhelm Ramler, das weniger bekannte Oratorium Der Tod Jesu von Georg Philipp Telemann (1681 - 1767). 3,24 Mutter; 25 Mrieken; 26 Daniel] Runges Mutter Magdalena Dorothea Runge (1737 - 1818), geb. Müller, und seine Lieblingsschwester Maria Elisabeth Runge (1763 - 1839) lebten in Wolgast, der älteste Bruder Johann Daniel Runge (1767 - 1856) gründete 1793 in Hamburg die Kommissions- und Speditionshandlung Hülsenbeck, Runge & Co. 3,34 Pipgößel] In dem von Johann Friedrich Danneil (eigentl. Dannehl) (1783 - 1868) 1859 in Salzwedel veröffentlichten Wörterbuch der altmärkisch-platt- deutschen Mundart wird auf Seite 68 ein »Pipgössel« als »ein Mensch« bezeichnet, »der sehr empfindlich gegen jeden Körperschmerz ist und dabei sogleich weint und winselt.« 3,34 David; 34 Hellwig. 4,1 unsere liebe Schwester; 2 Hellwig; 2 Daniel] David Jo- achim Runge (1773 - 1843) begann 1791 als Achtzehnjähriger nach der Schulzeit eine Ausbildung als Landwirtschaftseleve bei seinem Schwager Jacob Christian

Urheberrechtlich geschütztes Material © 2021 Verlag Ferdinand Schöningh, ein Imprint der Brill Deutschland GmbH Wollmarktstr. 115, D–33098 Paderborn 4 22. Oktober 1795

Hellwig (1744 - 1797) auf Gut Pleetz, dem Ehemann seiner zweitältesten Schwester Ilsabe Dorothea Hellwig, geb. Runge (1764 - 1810). Johann Daniel Runge (1767 - 1856) lebte als Kaufmann in Hamburg. 4,5 Lottchen; 5 unsere Schwester; 6 David] Maria Charlotte Friederica Hellwig (1790 - 1806), genannt »Lottchen«, war die älteste Tochter von Runges Schwester Ilsabe Dorothea Hellwig (1764 - 1810), geb. Runge. David Joachim Runge (1773 - 1843) lebte und arbeitete auf dem von Friedrich II. von Hahn (1742 - 1805) gepachteten Gut des Schwagers Jacob Christian Hellwig (1744 - 1797) und dessen Ehefrau Ilsabe Dorothea Hellwig, geb. Runge. 4,6 Neubrandenburg; 7 Hutmacher Engel]ImErsten Band der von Georg Friedrich Most (1794 - 1845) publizierten Ausführlichen Encyklopädie der gesammten Staats- arzneikunde, die 1838 bei Heinrich Brockhaus (1804 - 1874) erschien, wird auf Seite 853 ein »Hutmacher Engel« unter dem Stichwort »Hutmacherbeize, giftige« genannt. Hier handelt es sich um Heinrich Engel (1804 - 1848), einen poetisch dilettierenden Sohn des Hutmachers, von dem 1851 postum in Neubrandenburg Gedichte gedruckt wurden. 4,9 Fr.] Gemeint ist die Stadt Friedland zwischen Neubrandenburg und Anklam, in unmittelbarer Nähe der Güter Pleetz, Salow, Roga und Brunn. 4,12 Posen] Nach dem Deutschen Wörterbuch von Jacob Ludwig Carl Grimm (1785 - 1863) und Wilhelm Carl Grimm (1786 - 1859) sind »Posen« ungeschnittene Federkiele oder Aufsätze für Pfeifen. In Johann Carl Dähnerts (1719 - 1785) Platt=Deutschen Wörter=Buch nach der alten und neuen Pommerschen und Rügi- schen Mundart (Stralsund 1781) wird für »Pose« auf Seite 357 »Ein Feder=Kiel. Ungeschnittene Schreibfedern« vermerkt.

2 an carl hermann runge in pleetz, hamburg 22. oktober 1795

Überlieferung: Hamburger Kunsthalle, Sign. SO-Archiv 83–2. Druck: Degner 1940.S.3–4. Zeichensetzung verändert, im Detail nicht immer genau.

4,20 Carl; 20 Herrman Müller] Die Genannten sind Runges Bruder Carl Hermann Runge (1779 - 1863) sowie der in Hamburg tätige Cousin aus der Familie der Mut- ter Magdalena Dorothea Runge (1737 - 1818), geb. Müller, ein Sohn des Onkels Daniel Christian Müller d. J. (1739 - 1786). 4,28 Olium] Runge meint ›Odium‹, hier im Sinne eines unangenehmen Geruchs. 4,33 Emigranten Regimenter] Runge spielt auf die von Otto Brandt (1892 - 1935)in seinem Standardwerk Geistesleben und Politik in Schleswig-Holstein um die Wende des 18. Jahrhunderts (Stuttgart 1925) erwähnten, nach Altona, Tremsbüttel und Emken- dorf geflüchteten Emigrantenkreise (S. 149–152) um Franc¸ois Valentin le Merchier de

Urheberrechtlich geschütztes Material © 2021 Verlag Ferdinand Schöningh, ein Imprint der Brill Deutschland GmbH Wollmarktstr. 115, D–33098 Paderborn 26. Januar 1796 5

Criminil (1753 - 1823), Charles-Franc¸ois du Pe´rier du Mouriez (1739 - 1823), genannt ›Dumouriez‹, Matthieu Dumas (1753 - 1837) oder Charles Claude Flahaut de La Billarderie (1730 - 1809) an. 4,34 Hamburg; 35 Obstbäume. 5,1 Hamburg] Wie Peter Andreas Nemnichs (1764 - 1822) 1800 in Tübingen bei Johann Friedrich Cotta (1764 - 1832) publizierte Beschreibung einer im Sommer 1799 von Hamburg nach und durch England ge- schehenen Reise zeigt, wurde mit dem Alten Land bei Hamburg seit jeher »viel schönes Obst« (S. 1) verbunden. 5,1 sc] Das Kürzel steht für ›Schilling‹. 5,2 Jacob; 2 Hellwig; 7 Daniel; 9 Karl; 12 David] Gemeint sind die Brüder Jakob Friedrich Runge (1771 - 1811), Johann Daniel Runge (1767 - 1856), Carl Hermann Runge (1779 - 1863), David Joachim Runge (1773 - 1843) sowie der Schwager Jacob Christian Hellwig (1744 - 1797), der Ehemann der Schwester Ilsabe Dorothea Hell- wig (1764 - 1810), geb. Runge. 5,5 staunden] Es soll ›Stunden‹ heißen. 5,7 Schrittschuh] Auch Friedrich Gottlieb Klopstock (1724 - 1803) feierte den Eis- lauf auf Stahlkufen in seinen emphatischen Oden Der Eislauf (1764) und Winter- freuden (1797).

3 an carl hermann runge in pleetz, hamburg 26. januar 1796 〈Adressiert an: 〉 Herrn Carl Herrmann Runge in Pleetz Wollgast

Überlieferung: Hamburger Kunsthalle, Sign. SO-Archiv 83–3. Druck: Degner 1940.S.4–5. Zeichensetzung verändert, ungenau.

5,23 deuvelmäßig] Hier im Sinne von ›verteufelt‹. 5,23 Rocken] Es muss ›Roggen‹ heißen. 5,25–26 Wollgast; 26 Br:; 28 Jb] Runges unverheiratete Schwestern, die Eltern so- wie die Brüder Jakob Friedrich Runge (1771 - 1811) und Gustav Runge (1781 - 1870) lebten in Wolgast. Das Kürzel »Br:« steht für ›Brief‹, »Jb« für den Namen ›Jakob‹. 5,28 H. M.] Der im Brief vom 22.10.1795 an Carl Hermann Runge (1779 - 1863) erwähnte »Herrman Müller« war ein in der Firma Hülsenbeck, Runge & Co. be- schäftigter Cousin aus der Familie von Runges Mutter Magdalena Dorothea Runge (1737 - 1818), geb. Müller, der Sohn des Schmieds Daniel Christian Müller d. J. (1739 - 1786). 5,30 engl agentur; 31 Commissionaires] Die von Johann Daniel Runge (1767 - 1856) und Friedrich August Hülsenbeck (1766 - 1834) 1793 in Hamburg gegründete Firma Hülsenbeck, Runge & Co. war eine auf den Handel mit England ausgerichtete Kommissions- und Speditionshandlung.

Urheberrechtlich geschütztes Material © 2021 Verlag Ferdinand Schöningh, ein Imprint der Brill Deutschland GmbH Wollmarktstr. 115, D–33098 Paderborn 6 4. Mai 1796

5,33 Carl] Runge schrieb, wie der Brief an Carl Hermann Runge (1779 - 1863) vom 22.10.1795 zeigt, den Namen seines Bruders nicht einheitlich. 5,37 Pleez] Runges Schwager Jacob Christian Hellwig (1744 - 1797) hatte das Gut Pleetz von Friedrich II. von Hahn (1742 - 1805) gepachtet. 6,3 Mühren] Es handelt sich im um eine Straße am Zollkanal in Hamburg. 6,7 Michaelisthurm; 8 Catrinen Thurm] Der Turm der 1786 festgestellten St. Micha- eliskirche ist 131 Meter, der Turm der St. Katharinenkirche 116 Meter hoch. 6,14 Zippelhause; 14 Zippelmenscher] Das 1535 neben der St. Katharinenkirche gebaute Haus diente den Händlern aus Bardowick als Lager und Verkaufsstelle für Zwiebeln und Gemüse. 6,17 Christoph Hoffmann; 18 Hoffmanns] Es geht hier um ein Mitglied der auf Seite VII in der 1829 in Greifswald publizierten Chronik der Stadt Wolgast von Carl Christian Heller (1770 - 1837) erwähnten Familie des Stadtmaurermeisters in Wol- gast. 6,20 Dütig] Die Rede ist offensichtlich von einem Hausbediensteten der Familie Runge in Wolgast. 6,20 Mutter; 21 Mutter] Gemeint ist Runges Mutter Magdalena Dorothea Runge (1737 - 1818), geb. Müller. 6,21 ehklich; 21 ehklich] Es soll ›eklig‹ heißen. 6,22 schrittschulaufen; 23 Schrittschuh] Wie im Brief vom 22.10.1795 an Carl Her- mann Runge (1779 - 1863) erwähnt, ließen sich Runge und Johann Daniel Runge (1767 - 1856) Schlittschuhe mit Stahlkufen aus England kommen. 6,23 Eiß] Runge spricht von ›Eis‹.

4 an carl hermann runge in pleetz, hamburg 4. mai 1796 〈Adressiert an: 〉 Herrn Carl Herm: Runge in Pleetz bey Friedland / hiebey 3 lolli Retour Waare

Überlieferung: Hamburger Kunsthalle, Sign. SO-Archiv 83–4. Druck: Degner 1940.S.6. Zeichensetzung verändert, fehlerhaft, falsch datiert.

6,30 David; 32 Jakob; 36 David; 37 David. 7,1 David; 5 David] Runges Bruder David Joachim Runge (1773 - 1843) absolvierte unmittelbar nach dem Schulbesuch eine Landwirtschaftslehre bei seinem Schwager Jacob Christian Hellwig (1744 - 1797) auf Gut Pleetz. Der Bruder Jakob Friedrich Runge (1771 - 1811) war Kaufmann in Wolgast. 6,30 Aßortiment] Wie im Brief von 14.5.1795 an Carl Hermann Runge (1779 - 1863) erwähnt, geht es um Proben mecklenburgischer Lammwolle.

Urheberrechtlich geschütztes Material © 2021 Verlag Ferdinand Schöningh, ein Imprint der Brill Deutschland GmbH Wollmarktstr. 115, D–33098 Paderborn 13. Mai 1796 7

6,37 Petschaft] Das Petschaft ist ein graviertes Siegel, das in warmen Siegellack oder auch Wachs gedrückt wird. 7,3 fl; 3 s; 4 fl; 4 s; 5 fl] Das Kürzel »fl« steht für ›Gulden‹ (›Florin‹), das »s« für ›Schilling‹. 7,4–5 Bw: Pantalons] Runge meint Baumwollhosen. 7,6 den Herrn u die Frau; 6 Stienchen; 6 Mienchen] Die Genannten sind der Schwa- ger Jacob Christian Hellwig (1744 - 1797) und seine Ehefrau, Runges Schwester Ilsabe Dorothea Hellwig (1764 - 1810), geb. Runge, auf Gut Pleetz sowie die un- verheirateten Schwestern in Wolgast, Anna Christina Runge (1769 - 1827), genannt »Stienchen«, und Maria Elisabeth Runge (1763 - 1839), genannt »Mienchen«.

5 zusammen mit jakob friedrich runge an carl hermann runge in pleetz, hamburg 13. mai 1796 〈Adressiert an: 〉 Herrn Carl Hermann Runge in Pleetz bey Friedland in Mecklenburg Strelitz / fr Anclam

Überlieferung: Hamburger Kunsthalle, Sign. SO-Archiv 83–5. Druck: Degner 1940.S.6. Zeichensetzung verändert, im Detail nicht immer genau.

7,15 Zeitung] Hier im Sinne von ›Nachricht‹. 7,15 Pfingstmontag] Der Pfingstmontag 1796 fiel auf den 16. Mai. 7,16 Speckter; 16 Wollgast; 16 Sonnenschmid; 17 Wollgast; 18 Sp.; 19 Mutter; 21 Wollgast; 33–34 Wollgast; 37 Sonnenschmidt] Johann Michael Speckter (1764 - 1845) war Geschäftspartner von Johann Daniel Runge (1767 - 1856); Runges Mutter Mag- dalena Dorothea Runge (1737 - 1818), geb. Müller, wohnte mit ihrem Ehemann und den unverheirateten Geschwistern in Wolgast in der Kronwiekstraße. Der Wol- gaster Kaufmann Johann Christian Sonnenschmidt (um 1740-nach 1804), Vater von Georg Christian Sonnenschmidt (1766 - 1838), stand mit Johann Daniel Runge in geschäftlicher Verbindung. 7,22 David seine Hose] David Joachim Runge (1773 - 1843) hatte sich, wie es im Brief vom 4.5.1796 an Carl Hermann Runge (1779 - 1863) hieß, in Hamburg »eine glatte wollne Strumpfhose machen« lassen. 7,25 Mr Purden] Es handelt sich um einen auch im Brief vom 11.11.1796 erwähnten englischen Kaufmann. 7,27 Hellwig] Nach der Schulzeit absolvierte Carl Hermann Runge (1779 - 1863) eine landwirtschaftliche Lehre bei seinem Schwager Jacob Christian Hellwig (1744 - 1797) auf Gut Pleetz. 7,32 Mutter; 33 liebe Mutter; 33 Karl; 35 Carl; 36 Otto. 8,4 Vater; 4 Mutter; 5 Otto; 5 Speckter; 6 Mutter] Die Genannten sind Runges Eltern Daniel Nikolaus Runge

Urheberrechtlich geschütztes Material © 2021 Verlag Ferdinand Schöningh, ein Imprint der Brill Deutschland GmbH Wollmarktstr. 115, D–33098 Paderborn 8 14. Oktober 1796

(1737 - 1825) und Magdalena Dorothea Runge (1737 - 1818), geb. Müller, sowie Carl Hermann Runge (1779 - 1863), Runge und Johann Michael Speckter (1764 - 1845). 7,37 rh] Die Abkürzung steht für ›Reichstaler‹. 8,5 W.] Der Buchstabe steht für ›Wolgast‹. 8,6 Pleez] Runges Schwager Jacob Christian Hellwig (1744 - 1797) und seine Ehe- frau Ilsabe Dorothea Hellwig (1764 - 1810), geb. Runge, lebten auf dem vom Groß- grundbesitzer Friedrich II. von Hahn (1742 - 1805) gepachteten Gut Pleetz zwi- schen Neubrandenburg und Anklam. 8,8 Comißion] Die von Johann Daniel Runge (1767 - 1856) 1793 in Hamburg mit- begründete Firma Hülsenbeck, Runge & Co. war eine Kommissions- und Spedi- tionshandlung, die sich mit ihrem Angebot an englischen Modeartikeln einen Namen machte. 8,9 David; 9 Otto; 10 Mutter; 10 Otto; 15 Wollgast; 17 W; 18 David] Gemeint sind der Bruder David Joachim Runge (1773 - 1843), Runge und die in Wolgast lebende Mutter Magdalena Dorothea Runge (1737 - 1818), geb. Müller. 8,19 Häster] Das 1867 in Leipzig erschienene Deutsche Sprichwörter=Lexikon von Karl Friedrich Wilhelm Wander (1803 - 1879) definiert »Hester« als »magere Gäule« (Sp. 626). 8,20 H] Das »H« steht für ›Hamburg‹. 8,20 Frau Helwige] Runges zweitälteste Schwester Ilsabe Dorothea Hellwig (1764 - 1810), geb. Runge, war seit 1787 mit dem Gutspächter Jacob Christian Hell- wig (1744 - 1797) verheiratet.

6 an carl hermann runge in pleetz, hamburg 14. oktober 1796 〈Adressiert: 〉 An Carl in Pleetz

Überlieferung: Hamburger Kunsthalle, Sign. SO-Archiv 83–7. Druck: Degner 1940.S.7–8. Zeichensetzung verändert, im Detail nicht immer genau.

8,24 dein Werthes] Hier ironisch im Sinne von ›ohne Nachricht Deiner geschätzten Person‹. 8,34 ledig] Runge spricht von einer leer geräumten Diele. 9,1 H: M:] Wie im Brief vom 26.1.1796 an Carl Hermann Runge (1779 - 1863) benutzt Runge die Initialen »H. M.« für den Namen seines auch im Schreiben vom 22.10.1795 an den Bruder erwähnten Cousins »Herrman Müller« aus der Familie seiner Mutter Magdalena Dorothea Runge (1737 - 1818), geb. Müller. 9,2 dum¯¯ finde] Es soll ›dumm finde‹ heißen.

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9,3 Frau Hellwig; 4 die Gören; 4 David] Die Genannten sind Runges Schwester Ilsabe Dorothea Hellwig (1764 - 1810), geb. Runge, deren Töchter Maria Charlotte Friederica Hellwig (1790 - 1806), Wilhelmina Sophia Hellwig (1791 - 1820) und Christine Hellwig (1793 - 1877) sowie der Bruder David Joachim Runge (1773 - 1843). 9,4 schon stärker geworden] Jakob Friedrich Runge (1771 - 1811) hatte Carl Hermann Runge (1779 - 1863) in seinem gemeinsam geschriebenen Brief von 14.5.1795 scherz- haft als »Pipgößel« bezeichnet.

7 an carl hermann runge in pleetz, hamburg 11. november 1796

Überlieferung: Hamburger Kunsthalle, Sign. SO-Archiv 83–8. Druck: Degner 1940.S.8–9. Zeichensetzung verändert, fehlerhaft.

9,18 Pädel] Der Begriff hat im 1781 in Stralsund von Johann Carl Dähnert (1719 - 1785) publizierten Platt=Deutschen Wörter=Buch nach der alten und neuen Pommerschen und Rügischen Mundart keinen Eintrag, es handelt sich hier wohl um ein ›Päckchen‹ oder ›Paket‹. 9,18 unser Neues haus] Bereits in seinem Schreiben vom 14.10.1796 an Carl Her- mann Runge (1779 - 1863) erwähnt Runge den geplanten Umzug. 9,22 H.; 33 H.; Engl] Gemeint ist Friedrich August Hülsenbeck (1766 - 1834), der auf Geschäftsreise in England war. 9,23 Mr. Purden] Ein mit der Firma Hülsenbeck, Runge & Co. in geschäftlicher Verbindung stehender englischer Kaufmann, der bereits im Brief vom 13.5.1796 an Carl Hermann Runge (1779 - 1863) erwähnt wird. 9,30 Mama; 30 Trinettchen] Die Rede ist von Margarethe Christiane Perthes (1748 - 1834), geb. Heubel, genannt ›Mama Perthes‹, und Johanna Catharina Hen- riette Claudius (1781 - 1863), genannt ›Trinette‹. 9,34 Hr Uhlenhoff] Das Neue Hamburger und Altonaer Addreß=Buch auf das Jahr 1797 (Hamburg [1797]) verzeichnet auf Seite 245 »Uhlenhoff, Andr. Wilh. Procur. jud. & Fiscalis, Plan, bey der Johanniskirche, no. 134 P. 4.«, »Uhlenhoff, Cl. Christo. Mehl, a. b. c. Straße, no 152 M. 10.« sowie »Uhlenhoff, Joh. Friedr. Herm. Kaufmann, Hopfenmarkt, no. 59.N.4.«. 9,34 Fux] Als ›Fuchs‹ bezeichnet man ein Pferd mit rötlichem, gelblichem oder hellbraunem Fell. 9,35 einen kleinen Wolf. 10,4 Wolf] Der Intertrigo perinealis ist eine nässende, rote Hautentzündung. 9,37 Hambrg. 10,3 St. Hbrg.] Runge spricht von der Stadt Hamburg.

Urheberrechtlich geschütztes Material © 2021 Verlag Ferdinand Schöningh, ein Imprint der Brill Deutschland GmbH Wollmarktstr. 115, D–33098 Paderborn 10 um Weihnachten 1796

10,4 Davidchen; 4–5 Helwigsch u Ihren Mann; 5 kleinen engelchens und Gansvogel- chens] Die Genannten sind David Joachim Runge (1773 - 1843), Ilsabe Dorothea Hellwig (1764 - 1810), geb. Runge, und ihr Ehemann Jacob Christian Hellwig (1744 - 1797) sowie deren Töchter Maria Charlotte Friederica Hellwig (1790 - 1806), Wilhelmina Sophia Hellwig (1791 - 1820) und Christine Hellwig (1793 - 1877). 10,7 Herm. sein Nachfolger] Der auch im Brief vom 22.10.1795 erwähnte »Herrman Müller« war der Sohn des Wolgaster Schmieds Daniel Christian Müller d. J. (1739 - 1786) und ein Cousin aus der Familie von Runges Mutter Magdalena Doro- thea Runge (1737 - 1818), geb. Müller. Er arbeitete ab 1797 in der Kommissions- und Speditionshandlung Hülsenbeck, Runge & Co., die Johann Daniel Runge (1767 - 1856) 1793 mitbegründetet hatte. 10,10–11 Neufoundlandschen Hund] Der im 18. Jahrhundert als ›Neufoundland dog‹ bezeichnete kräftige Hund mit dichtem Fell stammte ursprünglich von der kanadischen Atlantikküste und diente den Fischern dort auch als Arbeitstier.

8 an carl hermann runge, mit einer nachschrift von johann daniel runge an david joachim runge in pleetz, 〈hamburg um weihnachten 1796〉

Überlieferung: Hamburger Kunsthalle, Sign. SO-Archiv 83–6. Druck: Degner 1940.S.7. Zeichensetzung verändert, im Detail nicht immer genau.

10,17–18 eine Probkarte von schönen Sporen]ImDeutschen Wörterbuch von Jacob Ludwig Carl Grimm (1785 - 1863) und Wilhelm Carl Grimm (1786 - 1859) wird eine ›Probekarte‹ als Musterkarte definiert. 10,23 Daniel; 26 Jacob. 11,3 Jacob; 8 Jacob] Johann Daniel Runge (1767 - 1856) lebte in Hamburg, der zweitälteste Bruder Jakob Friedrich Runge (1771 - 1811) in Wol- gast. 10,24 Hr. D. Pust] Der auch im Brief vom 5.5.1797 an David Joachim Runge (1773 - 1843) und Carl Hermann Runge (1779 - 1863) genannte »Mr Pust« war offensichtlich der Sohn des im Neuen Hamburger und Altonaer Addreß=Buch auf das Jahr 1797 (Hamburg [1797]) auf Seite 189 genannten Maklers »Puhst, I. Hinr. Barth. Mackler, Dovenfleth, no. 41.C.9.« 10,29 Hermann Müller] Der in den Briefen mehrfach erwähnte »Hermann Müller« war ein Cousin aus der Familie von Runges Mutter Magdalena Dorothea Runge (1737 - 1818), geb. Müller, der ab 1797 in der Kommissions- und Speditionshandlung Hülsenbeck, Runge & Co. arbeitete. 11,2 Hr Sauer] Das Neue Hamburger und Altonaer Addreß=Buch auf das Jahr 1796 (Hamburg [1796]) vermerkt auf Seite 198 »Sauer, Heinr. Andr. Brauerstr. Leinen, no. 38.C.10.«

Urheberrechtlich geschütztes Material © 2021 Verlag Ferdinand Schöningh, ein Imprint der Brill Deutschland GmbH Wollmarktstr. 115, D–33098 Paderborn 3. März 1797 11

11,2 Crazius; 2 Wollgast; 4 Crazius; 4 Wollgast] Es handelt sich um den Wolgaster Kaufmann Johann Jürgen Crazius (1765-nach 1800). 11,5 Ihlenfeld] Der auch im Brief vom 26.9.1797 an Carl Hermann Runge (1779 - 1863) erwähnte »Fuhrmann Ihlenfeld« erledigte Speditionsaufträge zwi- schen Hamburg und Neubrandenburg. 11,6 Scheffelstheil] In Hamburg entsprach ein Scheffel Roggen dem Volumen von 105,26 Litern, in Wolgast waren das Äquivalent für einen Scheffel jedoch nur 40,48 Liter. 11,8 Jacob; 12–13 Hülsenbeck et Co] Als Kaufmann wickelte Jakob Friedrich Runge (1771 - 1811) einzelne Geschäfte zum beiderseitigen Nutzen über die Firma seines Bruders Johann Daniel Runge (1767 - 1856), die 1793 gegründete und 1807 liquidier- te Kommissions- und Speditionshandlung Hülsenbeck, Runge & Co., ab.

9 an carl hermann runge in pleetz, hamburg 3. märz 1797

Überlieferung: Hamburger Kunsthalle, Sign. SO-Archiv 83–9. Druck: Degner 1940.S.9–10. Zeichensetzung verändert, fehlerhaft.

11,18 die Nachricht vom Tode unsers Lieben Hellwig] Runges Schwager Jacob Chris- tian Hellwig (1744 - 1797) starb am 23.2.1797 in Pleetz. 11,20 unsrer lieben Schwester; 25 Ilschen. 12,5 Ilschen] Die Koseform »Ilschen« benutzte Runge mitunter für den Namen seiner zweitältesten Schwester Ilsabe Dorothea Hellwig (1764 - 1810), geb. Runge. 11,23 David; 33 David. 12,2 David; 6 David] So wie der jüngere Bruder Carl Her- mann Runge (1779 - 1863) ging auch David Joachim Runge beim Schwager Jacob Christian Hellwig (1744 - 1797) auf Gut Pleetz in die Lehre. 11,25 Hellwig; 25–26 Die kleinen; 26–27 ihr Vater] Jacob Christian Hellwig (1744 - 1797) und Ilsabe Dorothea Hellwig (1764 - 1810), geb. Runge, hatten drei Töchter: Maria Charlotte Friederica Hellwig (1790 - 1806), Wilhelmina Sophia Hellwig (1791 - 1820) und Christine Hellwig (1793 - 1877). 11,27–28 bisweilen wird mir wenn ich auch lange nicht ausgewesen, die Arbeit verdrieslich] Im September 1798 beendete Runge die ihn langweilende Büroarbeit in der Firma Hülsenbeck, Runge & Co., um sich ganz seiner künstlerischen Aus- bildung zu widmen. 11,33 David; 33 Daniel; 34 Mrieken; 34 Mutter; 35 Jacob; 36 Mutter; 36 Mrieken; 37 Mutter; 37 Mrieken. 12,6 Mutter; 6 Mrieken] Die Genannten sind Runges Brüder David Joachim Runge (1773 - 1843), Johann Daniel Runge (1767 - 1856) und Jakob Friedrich Runge (1771 - 1811) sowie die in Wolgast lebende Mutter Magdalena Dorothea Runge (1737 - 1818), geb. Müller, und die unverheiratete Schwester Maria Elisabeth Runge (1763 - 1839), genannt »Mrieken«.

Urheberrechtlich geschütztes Material © 2021 Verlag Ferdinand Schöningh, ein Imprint der Brill Deutschland GmbH Wollmarktstr. 115, D–33098 Paderborn 12 5. Mai 1797

12,3 Hermann Müler] Der bereits im Brief vom 22.10.1795 an Carl Hermann Runge (1779 - 1863) genannte »Herrman Müller« war ein Cousin aus der Familie der Mutter Magdalena Dorothea Runge (1737 - 1818), geb. Müller, und arbeitete ab 1797 in der von Johann Daniel Runge (1767 - 1856) 1793 mitbegründeten, auf den Handel mit England ausgerichteten, Kommissions- und Speditionshandlung Hülsenbeck, Runge & Co. Er war ein Sohn des Wolgaster Hufschmiedemeisters Daniel Chris- tian Müller d. J. (1739 - 1786).

10 an david joachim runge und carl hermann runge in pleetz, hamburg 5. mai 1797 〈Adressiert an: 〉 Mr. David Runge Pleetz

Überlieferung: Hamburger Kunsthalle, Sign. SO-Archiv 83–10. Druck: Degner 1940.S.10–11. Unvollständig und fehlerhaft.

12,15 Hrn Vetter Wittkop] Das Neue Hamburger und Altonaer Addreß=Buch auf das Jahr 1797 (Hamburg [1797]) verzeichnet auf Seite 263 »Wittkop, Siev. Frans, Schif- fer, 2 te Vorsetzen, über no. 106.« Runges Großmutter mütterlicherseits war eine verwitwete Siewert: Martha Müller (1700 - 1751), geb. Deuth, verw. Siewert. Runge bezeichnete auch Taufpaten als »Vetter«. 12,16 daniel; 20 Daniel; 22 Dan:; 23 Hrn Mettlerkamp junr.] Johann Daniel Runge (1767 - 1856) und David Christopher Mettlerkamp (1774 - 1850) waren gut befreundet. 12,16 empf] Runge meint ›empfangen‹. 12,18–19 Ober Leutenant Krüger ] Das Neue Hamburger und Altonaer Addreß=Buch auf das Jahr 1797 (Hamburg [1797]) listet in der Rubrik Ober=Lieu- tenants »Heinrich Matthias Krüger, Krayenkamp, no. 163.« auf Seite 296. 12,24 die alte Frau Wachs] Das Neue Hamburger und Altonaer Addreß=Buch auf das Jahr 1797 (Hamburg [1797]) verzeichnet folgende Witwe auf Seite 251: »Wachs, Wbe., Mart Christ. Thran, Schopenstehl, no. 6.P.5.« 12,25 Carl; 26 Mriek; 26 Lene. 13,4 David] Die Genannten sind Carl Hermann Runge (1779 - 1863), Maria Elisabeth Runge (1763 - 1839), genannt ›Mrieken‹, Mag- dalena Dorothea Runge (1737 - 1818), geb. Müller, sowie David Joachim Runge (1773 - 1843). 12,33 Mr Pust] Es handelt sich um den Sohn des im Neuen Hamburger und Alto- naer Addreß=Buch auf das Jahr 1797 (Hamburg [1797]) auf Seite 189 aufgeführten Maklers »Puhst, I. Hinr. Barth. Mackler, Dovenfleth, no. 41.C.9.«. 13,4 Specter] Johann Michael Speckter (1764 - 1845) war Geschäftspartner von Johann Daniel Runge (1767 - 1856).

Urheberrechtlich geschütztes Material © 2021 Verlag Ferdinand Schöningh, ein Imprint der Brill Deutschland GmbH Wollmarktstr. 115, D–33098 Paderborn 29. August 1797 13

13,6 Gustav; 6 Perthes] Runges jüngster Bruder Gustav Runge (1781 - 1870) begann 1798 eine Buchhändlerlehre bei Friedrich Christoph Perthes (1772 - 1843), die er jedoch ein Jahr später abbrach. 13,12 Hrn Metterkamp] David Christopher Mettlerkamp (1774 - 1850), Bleidecker, antinapoleonischer Freischärler und Mitbegründer des Kunstvereins in Hamburg, vermählte sich 1797 mit Friederike Margaretha Jäger (1778 - 1805), geb. Jäger.

11 an carl hermann runge in pleetz, hamburg 29. august 1797 〈Adressiert: 〉 An Carl Herm Rungen in Pleetz

Überlieferung: Hamburger Kunsthalle, Sign. SO-Archiv 83–11. Druck: Degner 1940.S.11–12. Zeichensetzung verändert, fehlerhaft.

13,21 eine Stunde im Zeichnen] Runges Zeichenlehrer war Heinrich Joachim Her- terich (1772 - 1852). 13,23 Herm:] Der auch im Brief vom 22.10.1795 an Carl Hermann Runge (1779 - 1863) erwähnte »Herrman Müller« war ein Cousin aus der Familie von Magdalena Dorothea Runge (1737 - 1818), geb. Müller, und arbeitete ab 1797 in der Firma Hülsenbeck, Runge & Co. 13,23 Besser; 24 Bohnschen Buchhandel; 24–25 der um 5 wochen nach der Univer- sität geht] Runges Freund Johann Heinrich Besser (1775 - 1826) absolvierte eine Lehre in der Verlagsbuchhandlung von Carl Ernst Bohn (1749 - 1827), studierte ab 1797 an der Universität Göttingen und wurde 1799 Teilhaber der Sortimentsbuch- handlung von Friedrich Christoph Perthes (1772 - 1843). Karl Friedrich Degner (1869 - 1942) spricht in seiner Edition Philipp Otto Runge. Briefe in der Urfassung (Berlin 1940) auf Seite 11 irrtümlich von »der Bokeschen buchhandl.«. 13,25 Herrn u Mad H:] Gemeint sind Friedrich August Hülsenbeck (1766 - 1834) und seine Ehefrau. 13,25 Eppendorf] Bis 1832 gehörte das Dorf zur evangelischen Stiftung Kloster St. Johannis. 13,26 Carl; 28 Hellwichsche; 29 David; 30 Daniel] Die Genannten sind Carl Her- mann Runge (1779 - 1863), Runges Schwester Ilsabe Dorothea Hellwig (1764 - 1810), geb. Runge, David Joachim Runge (1773 - 1843) und Johann Daniel Runge (1767 - 1856). 13,27 schnack] Das Wort »schnack« steht hier für ›Gerede‹. 13,31 Kosegarten] Gotthard Ludwig Theobul Kosegarten (1758 - 1818) war von 1785 bis 1792 Rektor der Knabenschule in Wolgast, 1792 ging er als Pfarrer nach Alten- kirchen auf Rügen.

Urheberrechtlich geschütztes Material © 2021 Verlag Ferdinand Schöningh, ein Imprint der Brill Deutschland GmbH Wollmarktstr. 115, D–33098 Paderborn 14 5. September 1797

13,31 Wollgast; 31 Vater; 32 Stienchen] Anna Christina Runge (1769 - 1827), genannt »Stienchen«, lebte wie Maria Elisabeth Runge (1763 - 1839) bei ihren Eltern Daniel Nikolaus Runge (1737 - 1825) und Magdalena Dorothea Runge (1737 - 1818), geb. Müller, in Wolgast in der Kronwiekstraße. 13,34 kleinen Kinderchen] Es handelt sich um die in Pleetz lebenden Töchter von Ilsabe Dorothea Hellwig, geb. Runge (1764 - 1810), und Jacob Christian Hellwig, (1744 - 1797): Maria Charlotte Friederica Hellwig (1790 - 1806), Wilhelmina Sophia Hellwig (1791 - 1820) und Christine Hellwig (1793 - 1877).

12 zusammen mit johann daniel runge an carl hermann runge in pleetz, hamburg 5. september 1797 〈Adressiert an: 〉 Herrn Carl Herm: Runge zu Pleetz bey Friedland in Mecklenburg Strelitz / fr Neubrandenburg

Überlieferung: Hamburger Kunsthalle, Sign. SO-Archiv 83–12. In dieser Form Erstdruck. Druck: Degner 1940.S.12. Zeichensetzung verändert, im Detail nicht immer genau, ohne die auf demselben Briefbogen befindliche Nachricht von Johann Daniel Runge.

14,9 Ihlenfeld] Wie aus dem Brief vom 26.9.1797 an Carl Hermann Runge (1779 - 1863) zu ersehen ist, handelt es sich um den »Fuhrmann Ihlenfeld«, den die Familie Runge mit dem Transport von Waren und Gütern von Hamburg nach Mecklenburg-Strelitz und retour betraute. 14,11 ledigen] Hier im Sinne von ›leeren‹. 14,12 J.; 12 Jacob] Jakob Friedrich Runge (1771 - 1811) war Kaufmann in Wolgast. 14,14 Schwester Hellwigen; 14 Bruder David] Runges zweitälteste Schwester Ilsabe Dorothea Hellwig, geb. Runge (1764 - 1810), war am 23.2.1797 Witwe geworden. David Joachim Runge (1773 - 1843) unterstüzte die Schwester bei der Verwaltung der Pachtgüter Pleetz, Salow, Bresewitz, Ramelow, Schwanbeck, Roga und Bassow nach dem Tod seines Schwagers Jacob Christian Hellwig (1744 - 1797). 14,16 etwas fisisches] Gemeint sind Lebensmittel. 14,17 Herrman] Der zuletzt im Brief vom 3.3.1797 an Carl Hermann Runge (1779 - 1863) genannte »Hermann Müler« war ein Cousin aus der Familie der Mutter Magdalena Dorothea Runge (1737 - 1818), geb. Müller, und arbeitete in der Firma Hülsenbeck, Runge & Co. 14,20 Altonaer Thor] Das westlichste der Hamburger Stadttore, das Millerntor, wurde auch Altonaertor genannt. 1806 wurde das Stadttor von den napoleoni- schen Besatzungstruppen geschleift.

Urheberrechtlich geschütztes Material © 2021 Verlag Ferdinand Schöningh, ein Imprint der Brill Deutschland GmbH Wollmarktstr. 115, D–33098 Paderborn 26. September 1797 15

13 an carl hermann runge in pleetz, hamburg 26. september 1797 〈Adressiert an: 〉 Herrn Carl Hermann Runge in Pleetz

Überlieferung: Hamburger Kunsthalle, Sign. SO-Archiv 83–13. Druck: Degner 1940.S.12–13. Zeichensetzung verändert, ungenau.

14,27 Einbeckschen Hause] Das ursprünglich als Rathaus genutzte Gebäude wurde 1284 durch den Stadtbrand weitgehend zerstört, wiederaufgebaut und diente im 18. Jahrhundert als Ratsweinkeller mit Ausschank als Ort für Versammlungen und Festlichkeiten, Pfandhaus, Sitz der Lotterie und Münze, Kaffeehaus, Ausstellungs- und Auktionssaal. Außerdem beherbergte es die 1765 gegründete Hamburgische Gesellschaft zur Beförderung der Künste und nützlichen Gewerbe. Das gewöhnlich als Einbecksche Haus bezeichnete Gebäude bekam seinen Namen durch den hier befindlichen konzessionierten Ausschank des beliebten alkoholreichen Einbecker Biers aus dem Kurfürstentum Hannover. 14,28 Herr Voght; 33 V.]ImNeuen Hamburger und Altonaer Addreß=Buch auf das Jahr 1797 (Hamburg [1797]) findet sich auf Seite 250 der Eintrag: »Voght, Casp. Kaufm. G. B. C. Neuenwall, no. 149.N.9.«. 14,32 Flotbeck] Klein und Groß Flottbek gehörten bis 1866 zum Herzogtum Hol- stein. 14,34 Ohnmacht] Landolin Ohnmacht (1760 - 1834) war als Bildhauer nach Stu- dienreisen nach Rom, Frankfurt am Main, Wien, und Hamburg bis zu seinem Tod in Straßburg tätig. 14,35 Herrngraben] Der Herrengraben wurde ursprünglich als Verteidigungsgra- ben angelegt, zwischen dem 17. und 19. Jahrhundert wurde das Herrengrabenfleet mit Kontorhäusern bebaut. 15,1 Epitaphiee] Runge meint ›Epitaphium‹. Bekannt ist die knieende Figur des römisch-deutschen Königs Adolf von Nassau (um 1250 - 1298) von Landolin Ohn- macht (1760 - 1834) im Dom zu Speyer. 15,3 New Foundland Dog] Einen »großen Neufoundlandschen Hund« erwähnt Runge schon in seinem Brief vom 11.11.1796 an Carl Hermann Runge (1779 - 1863). 15,4 allen fals] Es soll ›allenfalls‹ heißen. 15,7 Benjamin] Carl Hermann Runge (1779 - 1863) war der kleine, zweitjüngste Bruder Runges und wurde, so im gemeinsam mit Jakob Friedrich Runge (1771 - 1811) geschriebenen Brief vom 14.5.1795, auch scherzhaft als »Pipgößel« tituliert. 15,10 Hülsenbeck] Friedrich August Hülsenbeck (1766 - 1834) war Geschäftspartner von Johann Daniel Runge (1767 - 1856).

Urheberrechtlich geschütztes Material © 2021 Verlag Ferdinand Schöningh, ein Imprint der Brill Deutschland GmbH Wollmarktstr. 115, D–33098 Paderborn 16 28. September 1797

15,12–13 Fuhrmann Ihlenfeld] Der mit der Spedition zwischen Hamburg und Neu- brandenburg betraute »Fuhrmann Ihlenfeld« wurde bereits in den Briefen um Weihnachten 1796 und vom 5.9.1797 an Carl Hermann Runge (1779 - 1863) erwähnt. 15,13 Barkow] Es handelt sich um ein Mitglied der Familie des Theologen Chris- tian Joachim Friedrich Barkow (1755 - 1836) und seiner Ehefrau Christine Amalie Barkow (1769 - 1808), geb. Kriebel. Christine Amalie Barkow war eine Tochter des Wolgaster Pastors und Praepositus Johann August Kriebel (1735 - 1818), der mit Runges Vater Daniel Nikolaus Runge (1737 - 1825) in engerem Kontakt stand. 15,13 Nbr:brg] Runge benutzte das Kürzel »Nbr:brg« häufig für den Ortsnamen ›Neubrandenburg‹.

14 zusammen mit hermann müller an carl hermann runge in pleetz, hamburg 28. september 1797

Überlieferung: Hamburger Kunsthalle, Sign. SO-Archiv 83–14. Druck: Degner 1940.S.13–14. Zeichensetzung verändert, fehlerhaft.

15,20 Fuhrmann Ihlenfeld] Wie aus dem Brief vom 26.9.1797 an Carl Hermann Runge (1779 - 1863) hervorgeht, transportierte »Fuhrmann Ihlenfeld« die »Mehl- säcke« von Hamburg nach Neubrandenburg. Gut Pleetz liegt zwischen Neubran- denburg und Anklam. 15,21 Michaelistag] Der Michaelistag ist stets der 29. September. 15,23–24 Enoch Richter; 24 David; 24 Hr Bohn; 25 Besser; 25 Göttingen; 28 Enoch] Runges Freunde Carl Friedrich Enoch Richter (1778 - 1834) und Johann Heinrich Besser (1775 - 1826) lernten in der Verlagsbuchhandlung von Carl Ernst Bohn (1749 - 1827) in Hamburg und Kiel. Johann Heinrich Besser ging 1797 zum Studium nach Göttingen, Carl Friedrich Enoch Richter 1798 nach Leipzig, wo er 1800 eine eigene Verlagsbuchhandlung gründete und 1806 die Gleditsch’sche Buch- handlung übernahm. Johann Heinrich Besser wurde 1798 Geschäftspartner von Friedrich Christoph Perthes (1772 - 1843). 15,30 geköperten Nangkin] Es handelt sich um ein leinwandartiges Kattungewebe. 15,32 Brabander elle] Die Brabanter Elle maß in Hamburg, dem Kurfürstentum Hannover und dem Herzogtum Oldenburg 69,14 cm, in Leipzig aber 68,56 cm. 15,32 fl; 32 Crt; 33 Cours; 33 Pr Crt; 33 Bco; 33 bco] Die Abkürzungen »fl«, »Crt«, »Cours«, »Pr Crt«, »Bco« und »bco« stehen für ›Gulden‹, ›Kurant‹, ›Preußisch Kurant‹ sowie ›Banco‹. Der Gulden wurde auch ›Florin‹ genannt, kurante Mün- zen waren im Gegensatz zur Rechenwährung ›Banco‹ im Umlauf. 15,34 Jacob; 34 Daniel; 34 Hellwigsche] Die Genannten sind die Brüder Jakob Friedrich Runge (1771 - 1811) und Johann Daniel Runge (1767 - 1856) sowie die älteste Schwester Ilsabe Dorothea Hellwig (1764 - 1810), geb. Runge.

Urheberrechtlich geschütztes Material © 2021 Verlag Ferdinand Schöningh, ein Imprint der Brill Deutschland GmbH Wollmarktstr. 115, D–33098 Paderborn 16. November 1797 17

15,35 ellbr] Die Abkürzung steht für ›30 Brabanter Ellen‹ nach Hamburger Maß, auf die Breite gemessen. 15,36 Pantalons] Runge meint Beinbekleidung, Hosen. 16,1 Lottchen; 1 Schw: Helwiegen; 1 David] Runge fragt nach der ältesten Tochter seiner Schwester Ilsabe Dorothea Hellwig (1764 - 1810), geb. Runge, Maria Char- lotte Friederica Hellwig (1790 - 1806) sowie dem Bruder David Joachim Runge (1773 - 1843). 16,4 Herm:] Der erstmalig im Brief vom 22.10.1795 an Carl Hermann Runge (1779 - 1863) genannte »Herrman Müller« war ein Cousin aus der Familie der Mutter Magdalena Dorothea Runge (1737 - 1818), geb. Müller, der ab 1797 in der Kommissions- und Speditionshandlung Hülsenbeck, Runge & Co. arbeitete und später als Makler in Hamburg tätig war. Er war ein Sohn des Wolgaster Huf- schmiedemeisters Daniel Christian Müller d. J. (1739 - 1786). 16,6 Otterling; 11 Otto] Das 1781 in Stralsund von Johann Carl Dähnert (1719 - 1785) veröffentlichte Platt=Deutsche Wörter=Buch nach der alten und neuen Pommerschen und Rügischen Mundart weist auf Seite 340 keinen Eintrag zu diesem Wort auf. Es handelt sich um eine Verballhornung des zweiten Vornamens von Runge, die auch auf die Assoziation ›kleine Otter‹ zielt. »Otterling« ist auch ein schwedischer Familienname.

15 an johann heinrich besser in göttingen, hamburg 16. november 1797

Überlieferung: Druck: Hinterlassene Schriften II. 1841.S.4.

16,16 Mein Bruder] Der ältere Bruder Johann Daniel Runge (1767 - 1856) etablierte mit Johann Michael Speckter (1764 - 1845), Friedrich August Hülsenbeck (1766 - 1834) und Johann Friedrich Wülffing (um 1762 - 1815) die Firma Hülsenbeck, Runge & Co., die nach der Gründung 1793 offiziell 1797 eingetragen und 1807 aufgelöst wurde. 16,19–20 meinem Bruder in’s Auge sehe] Zu seinem Bruder, dem Kaufmann Johann Daniel Runge (1767 - 1856), stand der Briefschreiber in enger Beziehung. Das durch Fotografien überlieferte, 1805 geschaffene und 1931 beim Brand des Münchner Glaspalastes vernichtete Gemälde Wir Drei veranschaulicht diese besondere Bindung in einem als romantisches Freundschaftsportrait konzipierten Familienbild. 16,23 meine Mutter] Seine Mutter, Magdalena Dorothea Runge (1737 - 1818), Toch- ter des Wolgaster Huf- und Waffenschmieds Daniel Christian Müller d. Ä. (1698 - 1765), portraitierte der Maler mehrfach.

Urheberrechtlich geschütztes Material © 2021 Verlag Ferdinand Schöningh, ein Imprint der Brill Deutschland GmbH Wollmarktstr. 115, D–33098 Paderborn 18 10. Dezember 1797

16,23–24 meinen Bruder Karl] Zusammen mit seinem jüngeren Bruder Carl Her- mann Runge (1779 - 1863), dem späteren Gutspächter in Pleetz, besuchte Runge die Stadtschule in Wolgast und erhielt Unterricht bei dem Theologen, Almanachlyri- ker, Idyllen- und Romanautor Gotthard Ludwig Theobul Kosegarten (1758 - 1818).

16 zusammen mit hermann müller an carl hermann runge in pleetz, hamburg 10. dezember 1797 〈Adressiert an: 〉 Herrn Buchhalter oder Inspector Carl Herm: von Pleetz in Wollgast

Überlieferung: Hamburger Kunsthalle, Sign. SO-Archiv 83–15. Druck: Degner 1940.S.14–15. Zeichensetzung verändert, fehlerhaft.

17,7 Birmingham] Die 1793 von Johann Daniel Runge (1767 - 1856) mitbegründete Kommissions- und Speditionshandlung Hülsenbeck, Runge & Co. war stark in den Handel mit England involviert. 17,9 Petschaft] Es handelt sich um einen Stempel, der in warmen Siegellack oder Wachs eingedrückt wurde. 17,11 Gebummen] Hier im Sinne von ›herumbummeln‹. 17,14 Mrieken; 16 Mrieken; 17 Mrieken] Runges älteste Schwester, seine in Wolgast lebende, unverheiratete Lieblingsschwester Maria Elisabeth Runge (1763 - 1839), wurde im Familien- und Freundeskreis »Mrieken« genannt. 17,15 H:; 15 mit seiner Frau; 21 H u seine Frau] Der erstmalig im Brief vom 22.10.1795 an Carl Hermann Runge (1779 - 1863) genannte »Herrman Müller« war ein Cousin aus der Familie der Mutter Magdalena Dorothea Runge (1737 - 1818), geb. Müller, und arbeitete seit 1797 in der Firma Hülsenbeck, Runge & Co. Sein Vater, Daniel Christian Müller d. J. (1739 - 1786) war Hufschmiedemeister in Wolgast. 17,17 Br:] Das Kürzel steht hier für ›Brief‹. 17,22 David; 23 D] David Joachim Runge (1773 - 1843) unterstützte nach dem Tod seines Schwagers Jacob Christian Hellwig (1744 - 1797) seine Schwester Ilsabe Dorothea Hellwig, geb. Runge (1764 - 1810), bei der Verwaltung der Pachtgüter Pleetz, Roga, Salow, Bresewitz, Ramelow, Schwanbeck und Bassow, die alle in der Nähe von Friedland im Herzogtum Mecklenburg-Strelitz lagen. 17,24 Posen]ImDeutschen Wörterbuch von Jacob Ludwig Carl Grimm (1785 - 1863) und Wilhelm Carl Grimm (1786 - 1859) werden »Posen« als ungeschnittene Federkiele oder Aufsätze für Pfeifen definiert. 17,29 der Jungfernstieg] Schon im 18. Jahrhundert war der Hamburger Jungfern- stieg eine von Linden gesäumte Promenade. 17,30 gören] Gemeint sind die Töchter der verwitweten Schwester Ilsabe Dorothea Hellwig, geb. Runge (1764 - 1810), Maria Charlotte Friederica Hellwig (1790 - 1806), Wilhelmina Sophia Hellwig (1791 - 1820) und Christine Hellwig (1793 - 1877).

Urheberrechtlich geschütztes Material © 2021 Verlag Ferdinand Schöningh, ein Imprint der Brill Deutschland GmbH Wollmarktstr. 115, D–33098 Paderborn vor Weihnachten 1797 19

17,31 W.] »W.« steht hier für ›Wolgast‹. 17,35 Mutter; 35 Vater; 35 Schwestern; 35 Brüder] Wie die Eltern Daniel Nikolaus Runge (1737 - 1825) und Magdalena Dorothea Runge (1737 - 1818), geb. Müller, leb- ten die Schwestern Maria Elisabeth Runge (1763 - 1839) und Anna Christina Runge (1769 - 1827) sowie die Brüder Jakob Friedrich Runge (1771 - 1811) und Gustav Runge (1781 - 1870) in Wolgast. Die Schwester Ilsabe Dorothea Hellwig (1764 - 1810), geb. Runge, und die Brüder David Joachim Runge (1773 - 1843) und Carl Hermann Runge (1779 - 1863) waren zu dieser Zeit in Pleetz. 17,36 Carl Haack; 39 Anklam; 39 Carl Haack]ImAdressbuch der Zivil-Einwohner von Anklam 1840 nach Hausname wird unter der »Lfd. Nr.« 3720 der Kaufmann »Carl Haack« im 72. Lebensjahr genannt. »Carl Haack« wird auch im zusammen mit Johann Daniel Runge (1767 - 1856) geschriebenen Brief vom 13.3.1799 erwähnt. 18,2 Wier] Es soll ›wir‹ heißen.

17 an maria elisabeth runge in wolgast, hamburg vor weihnachten 1797

Überlieferung: Druck: Hinterlassene Schriften II. 1841.S.3.

18,10 (ausgeschnittenen) Sachen] Wie die Frühwerke Tempel der Zufriedenheit (Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett, Inv. Nr.: 48895) oder Tempel des Glücks (Privatbesitz) erkennen lassen, zeigte sich Runge schon in seinen Kinder- jahren bemüht, die gestalterischen Möglichkeiten des Scherenschnitts auszuloten und durchzuspielen. Erste Übungen in dieser Technik machte er mit seiner Mutter Magdalena Dorothea Runge, geb. Müller (1737 - 1818). Auch wenn die Symbol- sprache dieser frühen Arbeiten sich noch der Tradition einer sentimentalen Idyllik verpflichtet zeigt, verweist der Hang zur Motivabstraktion und Randornamentik bereits auf die später unter den kunsttheoretischen Vorzeichen der Romantik per- fektionierten Gestaltungsprinzipien der Bild-in-Bild-Komposition und der Rand- arabeske. Diesen Zusammenhang deutete bereits der Bruder Johann Daniel Runge (1767 - 1856) in seinen Erläuterungen zum Aquarell Die Freuden der Jagd (1808 - 1809)imErsten Theil der Hinterlassenen Schriften von Philipp Otto Runge, Mahler (Hamburg 1840.S.349–352) an. 18,26 Das unendliche liegt zwar in allen Künsten] Runge verweist hier auf einen frühromantischen, durch Wilhelm Heinrich Wackenroders (1773 - 1798) und Johann Ludwig Tiecks (1773 - 1853) Herzensergießungen eines kunstliebenden Klosterbruders (Berlin 1797) popularisierten Topos, der erst 1800 im Kapitel Charakter des Kunst- products in Friedrich Wilhelm Joseph Schellings (1775 - 1854) System des transcen- dentalen Idealismus (Tübingen 1800.S.463–470) theoretisch fundiert wurde.

Urheberrechtlich geschütztes Material © 2021 Verlag Ferdinand Schöningh, ein Imprint der Brill Deutschland GmbH Wollmarktstr. 115, D–33098 Paderborn 20 25. Dezember 1797

18,29 der Trieb dazu in mir] Runges romantische Idee einer schicksalhaften Be- rufung zur Kunst unterscheidet sich deutlich von der vom Hamburger Theologen Hermann Samuel Reimarus (1694 - 1768) in seinen Allgemeinen Betrachtungen über die Triebe der Thiere, hauptsächlich über ihre Kunst=Triebe (Hamburg 1760. S. 140–400) entwickelten Vorstellung vom Kunsttrieb, die auch Friedrich Wilhelm Joseph Schelling (1775 - 1854) 1804 verwirft, indem er diesen nicht als bloßes Resultat der intuitiven animalitas sieht.

18 an johann heinrich besser in göttingen, hamburg 25. dezember 1797

Überlieferung: Druck: Hinterlassene Schriften II. 1841.S.4–5.

19,2 Perthes] Friedrich Christoph Perthes (1772 - 1843) gründete 1796 die erste reine Sortimentshandlung in Hamburg. 19,2 Kolbe’s Landschaften] Der seit 1796 als Zeichenlehrer in Dessau tätige Maler und Grafiker Carl Wilhelm Kolbe d. Ä. (1759 - 1835) veröffentlichte 1796 - 1800 Blaetter groessentheils Landschaftlichen Inhalts in fünf Lieferungen, deren botani- scher Detailreichtum für Runge von besonderem Interesse war. 19,4 Schnitzwerk] Runge kommt hier auf seine vegetabilen Scherenschnitte zu sprechen, die er zu dieser Zeit, wie die nicht vollendete Arbeit Klippenfarn (?) (Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett, Inv. Nr.: 1926 - 136, 10,6 x 21,1 cm) zeigt, ohne Vorzeichnungen anfertigte. 19,19 Claudius’sche Familie] Runge war mit Matthias Claudius (1740 - 1815), seiner Ehefrau Anna Rebecca Claudius, geb. Behn (1754 - 1832), und vor allem deren Tochter Caroline Ilsabe Perthes, geb. Claudius (1774 - 1821), gut befreundet. 19,19 Enoch] Carl Friedrich Enoch Richter (1778 - 1834), der spätere Inhaber der Gleditsch’schen Buchhandlung in Leipzig, Runge und Johann Heinrich Besser (1775 - 1826) waren Freunde und häufiger Gast bei der Familie Claudius in Wandsbek. 19,20 Perthes] Caroline Ilsabe Perthes, geb. Claudius (1774 - 1821), die älteste Toch- ter des Herausgebers des Wandsbecker Bothen, hatte am 2.8.1797 den Buchhändler Friedrich Christoph Perthes (1772 - 1843) geheiratet.

19 an carl hermann runge in pleetz, 〈hamburg um den 12. januar 1798〉

Überlieferung: Hamburger Kunsthalle, Sign. SO-Archiv 83–16. Druck: Degner 1940.S.15–16. Im Detail nicht immer genau.

19,24–25 Mr Wulffings] Johann Friedrich Wülffing (um 1762 - 1815) war einer der

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drei Teilhaber der 1793 von Johann Daniel Runge (1767 - 1856) mitbegründeten Kommissions- und Speditionshandlung Hülsenbeck, Runge & Co. 19,25 very strong plated] Der Begriff »strong plated« entspricht der im Antiqui- täten- und Schmuckhandel gebrauchten Klassifizierung ›schwer versilbert‹. 19,30–31 Manchesterwaaren Velverets &c] Die Rede ist von dem erstmalig in Man- chester produzierten, strapazierfähigen Cordsamt aus Baumwolle. 19,31 Herm] Der erstmals im Brief vom 22.10.1795 an Carl Hermann Runge (1779 - 1863) genannte »Herrman Müller« war ein Cousin von Runge und arbeitete seit 1797 in der Firma Hülsenbeck, Runge & Co. 19,31 emfihlt] Es soll ›empfiehlt‹ heißen. 20,1 Mrieken] Runges älteste Schwester Maria Elisabeth Runge (1763 - 1839) wurde im Familien- und Freundeskreis »Mrieken« genannt.

20 an carl hermann runge in pleetz, hamburg 12. januar 1798 〈Adressiert an: 〉 Herrn Carl Herrmann Runge zu Pleetz

Überlieferung: Hamburger Kunsthalle, Sign. SO-Archiv 83–17. Druck: Degner 1940.S.16. Unvollständig und fehlerhaft.

20,8 Helwigsche; 8 David; 8 die Kleinen; 9 Gustav; 13 Jacob; 21 David] Die Genann- ten sind Runges Brüder David Joachim Runge (1773 - 1843), Gustav Runge (1781 - 1870) und Jakob Friedrich Runge (1771 - 1811) sowie die Schwester Ilsabe Dorothea Hellwig (1764 - 1810), geb. Runge, mit ihren Töchtern Maria Charlotte Friederica Hellwig (1790 - 1806), Wilhelmina Sophia Hellwig (1791 - 1820) und Christine Hellwig (1793 - 1877). 20,11 Daniel] Johann Daniel Runge (1767 - 1856) gründete nach seiner Lehrzeit in Lübeck und Hamburg 1793 die Kommissions- und Speditionshandlung Hülsenbeck, Runge & Co., die sich auf englische Modewaren spezialisierte. 20,14 Posen] Das Deutsche Wörterbuch von Jacob Ludwig Carl Grimm (1785 - 1863) und Wilhelm Carl Grimm (1786 - 1859) definiert »Posen« als ungeschnittene Federkiele oder Aufsätze für Pfeifen. 20,18 Hr von Scheven] Es handelt sich um den in der von Hans-Joachim Birkner (1931 - 1991) und anderen 1992 in Berlin und New York publizierten Kritischen Gesamtausgabe (5. Abt., Bd. 3) der Werke von Friedrich Daniel Ernst Schleierma- cher (1768 - 1834) auf Seite 171 als »Präsident des Armen-Directoriums Herr von Scheven« angeführten Verantwortlichen für die Berliner »Armen-Anstalten«. 20,18–19 nu s’ist doch noch der kliegste strach denn er saan leben ke- macht hatt] Sinngemäß für ›nun hat er doch noch den größten Respekt, den er in seinem Leben nicht erworben hat‹.

Urheberrechtlich geschütztes Material © 2021 Verlag Ferdinand Schöningh, ein Imprint der Brill Deutschland GmbH Wollmarktstr. 115, D–33098 Paderborn 22 6. Februar 1798

20,20 Schlittschuh] Johann Daniel Runge (1767 - 1856) hatte sich, wie aus dem Brief Runges an Carl Hermann Runge (1779 - 1863) vom 22.10.1795 hervorgeht, aus Stahl gefertigte »Schrittschuh von Engelland« besorgt. 20,22 Ad] Der an dieser Stelle vorhandene Textverlust ist zu ›Adieu‹ zu ergänzen.

21 an jakob friedrich runge in wolgast und carl hermann runge in pleetz, hamburg 6. februar 1798

Überlieferung: Hamburger Kunsthalle, Sign. SO-Archiv 83–18. Druck: Degner 1940.S.16–19. Zeichensetzung verändert, im Detail nicht immer genau.

20,28 Mama Claudius; 30 Madam P:. 21,1 Madam Hülsenbeck; 4 Mad. H.] Die Ge- nannten sind Anna Rebecca Claudius (1754 - 1832), geb. Behn, Caroline Ilsabe Per- thes (1774 - 1821), geb. Claudius, sowie die Ehefrau von Friedrich August Hülsen- beck (1766 - 1834). 20,29 Franz:] Runge spielt auf die Einnahme Berns, Murtens und Freiburgs durch französische Truppen im März 1798 an. 20,31 lb; 29 lb] Dieses Kürzel steht für ›Pfund‹, lateinisch ›libra‹ (Waage, Pfund). 20,31 lebendige Federn. 21,2 Duhnen; 4 Duhnen] Als »lebendige Federn« bezeich- nete man Federn und Daunen, die lebendigen Gänsen und Enten ausgerissen wurden. 21,5 Posen] Das Deutsche Wörterbuch von Jacob Ludwig Carl Grimm (1785 - 1863) und Wilhelm Carl Grimm (1786 - 1859) definiert »Posen« als ungeschnittene Federkiele oder Aufsätze für Pfeifen. 21,6 Birm] Die Abkürzung steht für ›Birmingham‹. 21,8 Wollgast] Jakob Friedrich Runge (1771 - 1811) lebte in Wolgast. 21,10 Amtage; 11 Amtag] Runge fragt nach dem Datum. 21,11–12 wes das Herz voll ist läuft die Feder noch sogleich nicht über] Runge verballhornt einen Satz des Lukas-Evangeliums (6:45). 21,17 Mutter; 17 Vater; 17 Stienchen; 17 Mrieken; 17 Gustav; 17 Carl; 17 David; 17 Müllers] Runge grüßt seine Eltern Magdalena Dorothea Runge (1737 - 1818), geb. Müller, und Daniel Nikolaus Runge (1737 - 1825), seine Schwestern Anna Christina Runge (1769 - 1827) und Maria Elisabeth Runge (1763 - 1839), genannt »Stienchen« und »Mrieken«, seine Brüder Gustav Runge (1781 - 1870), Carl Hermann Runge (1779 - 1863) und David Joachim Runge (1773 - 1843) sowie die Familie des im Brief vom 22.10.1795 erwähnten Cousins »Herrman Müller«. 21,21 Crt; 21 Rh; 24 Rh; 24 Ldr] Die Abkürzungen bezeichnen Kurant, Reichstaler und Louis d’or.

Urheberrechtlich geschütztes Material © 2021 Verlag Ferdinand Schöningh, ein Imprint der Brill Deutschland GmbH Wollmarktstr. 115, D–33098 Paderborn 6. Februar 1798 23

21,20 Mackler; 30 Mackler] Im Brief vom 5.5.1797 an David Joachim Runge (1773 - 1843) und Carl Hermann Runge (1779 - 1863) erwähnte Runge den Sohn des im Neuem Hamburger und Altonaer Addreß=Buch auf das Jahr 1797 (Hamburg [1797]) auf Seite 189 genannten Maklers »Puhst, I. Hinr. Barth. Mackler, Doven- fleth, no. 41.C.9.«. 21,32 Hülsenbeck; 34 Hülsenbeck] Friedrich August Hülsenbeck (1766 - 1834) war der Geschäftspartner von Johann Daniel Runge (1767 - 1856). 21,32 J.; 32 G.; 34 D:] Die Kürzel stehen für die Namen von Jakob Friedrich Runge (1771 - 1811), Gustav Runge (1781 - 1870) und David Joachim Runge (1773 - 1843). 21,41 Hr SCHICKEDANZ] Es handelt sich um den im Neuen Hamburger und Al- tonaer Adress=Buch auf das Jahr 1798 (Hamburg [1798]) auf Seite 219 genannten Händler »Schickedantz, Jacob Caspar, Spanische Leder und Corduans. und Leder- handl. B.C. vor Hamburg bey der 4 ten Einfarth von Altona, no. 326.« Im Deut- schen Geschlechterbuch (Bd. 21, Görlitz 1912.S.318) wird als Anschrift der bis nach Mecklenburg verzweigten Familie »Schickedanz« auch der »Hamburger Berg« genannt. 21,42 j:. 22,1 Carl; 2 Enoch; 3 Vater; 3 Mutter] Die erwähnten Personen sind die Brüder Jakob Friedrich Runge (1771 - 1811), Carl Hermann Runge (1779 - 1863), der Buchhändler Carl Friedrich Enoch Richter (1778 - 1834), der Vater Daniel Nikolaus Runge (1737 - 1825) und die Mutter Magdalena Dorothea Runge (1737 - 1818), geb. Müller. 22,9 Hbrgerberg] Der ›Hamburger Berg‹ liegt zwischen Hamburg und Altona und war um 1800 eine Vorstadt. 22,10 luftmaschiene] Runge spricht von einer ›Montgolfie`re‹. 22,12 das Haus Spulliren] Der Begriff wird hier im militärsprachlichen Sinne von ›von der Seite angreifen‹ oder ›die Front aufrollen und einen Durchbruch erzie- len‹ gebraucht. 22,16 den] Es soll ›denn‹ heißen. 22,16 he is weck] In Runges eigenwilliger Orthografie steht das Wort für ›er ist weg‹. 22,18 Jakob; 19 Carl Haak; 19–20 Augt Deuth; 21 Jacob Müller] Jakob Friedrich Runge (1771 - 1811) war Kaufmann in Wolgast. Mit »Carl Haack« ist der im Brief vom 10.12.1797 an Carl Hermann Runge (1779 - 1863) genannte Kaufmann »Carl Haack« aus Anklam gemeint. »Augt. Deuth« (August Deuth (1723 - 1807)) und »Jacob Müller« gehörten zur Verwandtschaft. Runges Großvater mütterlicherseits war Daniel Christian Müller d. Ä. (1698 - 1765), seine Großmutter Martha Müller (1700 - 1751) eine geborene Deuth. Der erwähnte »Jacob Müller« war ein Sohn des Schmieds Daniel Christian Müller d. J. (1739 - 1786), »Augt Deuth« heiratete eine Cousine Runges.

Urheberrechtlich geschütztes Material © 2021 Verlag Ferdinand Schöningh, ein Imprint der Brill Deutschland GmbH Wollmarktstr. 115, D–33098 Paderborn 24 16. März 1798

22,26 Gustav; 27 P] Gustav Runge (1781 - 1870) begann 1798 eine Buchhändlerlehre bei Friedrich Christoph Perthes (1772 - 1843), die er ein Jahr später abbrach. 22,26 Hermann] Der erstmals im Brief vom 22.10.1795 an Carl Hermann Runge (1779 - 1863) erwähnte »Hermann Müller« war ein Cousin aus der Familie der Mutter Magdalena Dorothea Runge (1737 - 1818), geb. Müller, und arbeitete seit 1797 in der Kommissions- und Speditionshandlung Hülsenbeck, Runge & Co. 22,29 Franz:; 29 Leopard] Es handelte sich um ein Schiff der französischen Kriegs- marine. 22,29 Baentier; 29 Bonenbart] Runge verballhornt hier französische Namen, »Bonenbart« steht für Napole´on Bonaparte (1769 - 1821).

22 an johann heinrich besser in göttingen, hamburg 16. märz 1798

Überlieferung: Druck: Hinterlassene Schriften II. 1841.S.5.

23,3 Mein Bruder] Johann Daniel Runge (1767 - 1856) absolvierte in Lübeck und Hamburg eine Ausbildung als Kaufmann und gründete 1793 mit Friedrich August Hülsenbeck (1766 - 1834) die Kommissions- und Speditionshandlung Hülsenbeck, Runge & Co. in Hamburg. 23,7 Herterich] Der Radierer, Maler und Lithograph Heinrich Joachim Herterich (1772 - 1852) arbeitete 1797 - 1798 als Zeichenlehrer in Hamburg und war eine Zeit lang Runges Mentor. 23,12–13 Meines Bruders Plan] Die Idee, Runge zusammen mit Johann Heinrich Besser (1775 - 1826) zur Vertiefung seiner Kenntnisse nach England reisen zu las- sen, zerschlug sich, da dieser 1799 als gelernter Buchhändler in der Firma seines späteren Schwagers Friedrich Christoph Perthes (1772 - 1843) gebraucht wurde. 23,16 einen Kunsthandel zu etablieren] Der von Runge und seinem Bruder Johann Daniel Runge (1767 - 1856) registrierte, gutgehende Verkauf von Kunstgegenstän- den aus dem Besitz emigrierter französischer Adliger bewog die Brüder, die Eta- blierung eines eigenen Kunsthandels zu erwägen. 23,22 mein Bruder] Johann Daniel Runge (1767 - 1856) sah sich selbst nicht nur als Kaufmann und wurde von seinem Bruder 1808 - 1809 entsprechend als nachdenk- licher, in ein Buch vertiefter Leser in unprätentiösem Habit portraitiert.

23 an carl hermann runge in pleetz, hamburg 3. april 1798

Überlieferung: Hamburger Kunsthalle, Sign. SO-Archiv 83–19. Druck: Degner 1940.S.19–20. Zeichensetzung verändert, fehlerhaft.

Urheberrechtlich geschütztes Material © 2021 Verlag Ferdinand Schöningh, ein Imprint der Brill Deutschland GmbH Wollmarktstr. 115, D–33098 Paderborn 3. April 1798 25

23,29 Hellwigsch] Runges zweitälteste Schwester Ilsabe Dorothea Hellwig, geb. Runge (1764 - 1810), lebte als Witwe mit ihren Töchtern zu dieser Zeit auf Gut Pleetz. 23,30 Marcus Regen; 31 Rauchboden] Das Neue Hamburger und Altonaer Adress=Buch auf das Jahr 1798 (Hamburg [1798]) verzeichnet auf Seite 202 »Regen, Marc. & Comp. Rauchfl. Bohnenstr. no. 146. N. G.« Runge mietete nach seiner Rückkehr aus Dresden eine Wohnung in der Bohnenstraße. 23,34 beschweeren. 24,1 beschweeren] Es soll ›beschweren‹ heißen. 23,35 Ihlenfeld] Der auch im Brief vom 26.9.1797 an den Bruder Carl Hermann Runge (1779 - 1863) in Pleetz genannte »Fuhrmann Ihlenfeld« transportierte Waren und Güter zwischen Hamburg und Neubrandenburg. 24,1 Jacob; 3 Jacob; 6 Daniel; 12 Carl] Gemeint sind die Brüder Jakob Friedrich Runge (1771 - 1811), Johann Daniel Runge (1767 - 1856) und Carl Hermann Runge (1779 - 1863). 24,1 Bernes] Das Neue Hamburger und Altonaer Adress=Buch auf das Jahr 1798 (Hamburg [1798]) nennt auf Seite 25 »Berndes, Joh. Rud. Oberalt. und Post=Inter- essent, B. C. Kremon, no. 81 N. 3«. 24,1 Decher] Der Decher war eine Zähleinheit im Leder- und Fellhandel und ent- sprach zehn Stück. 24,7 nurtelt] In Johann Carl Dähnerts (1719 - 1785) 1781 in Stralsund publiziertem Platt=Deutschen Wörter=Buch nach der alten und neuen Pommerschen und Rügi- schen Mundart wird ›nurteln‹ auf Seite 332 als »Mürrisch über etwas seyn. Brum- men« definiert. 24,12 Johannis] Der Johannistag ist der 24. Juni. 24,13–14 eine gute Zeichnung von meiner Visage zu fabriziren] Auch Jörg Traeger (1942 - 2005) lässt in seinem Standardwerk Philipp Otto Runge und sein Werk. Monographie und kritischer Katalog (München 1975) offen, ob die auf Seite 243 angeführte Kohlezeichnung mit dieser Äußerung Runges in Verbindung zu brin- gen ist. 24,15 andersch] Es soll ›anders‹ heißen. 24,17 hamburgerberg] Der ›Hamburger Berg‹ war um 1800 eine Vorstadt zwischen Hamburg und Altona. 24,18 Hermanns] Der im Brief vom 22.10.1795 an Carl Hermann Runge (1779 - 1863) und in anderen Schreiben erwähnte »Herrman Müller« war ein in der Firma Hülsenbeck, Runge & Co. tätiger Cousin Runges. 24,19 Schotts] Das Neue Hamburger und Altonaer Adress=Buch auf das Jahr 1798 (Hamburg [1798]) führt auf Seite 227 in Bezug auf Runges Ortsnennung »Schott, Gerh. Tabacksfabr. Zeughausmarkt, no. 121,M.4.« an.

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24,21–22 Buchhändler Barth] Der Buchhändler und -drucker Johann August Barth (1765 - 1818) war ab 1794 in Wismar tätig. 24,28 Carl Haak] Der im Brief vom 10.12.1797 an Carl Hermann Runge (1779 - 1863) genannte »Carl Haack« war Kaufmann in Anklam. Im Adressbuch der Zivil Ein- wohner von Anklam 1840 nach Hausname wird unter der »Lfd. Nr.« 3720 »Carl Haack« als »Kaufmann« im 72. Lebensjahr genannt. 24,29 Enoch] Der Buchhändler Carl Friedrich Enoch Richter (1778 - 1834) ging 1798 nach Leipzig. 24,30 David; 30 Helwigsch; 30 Gören] Runge grüßt den älteren Bruder David Joa- chim Runge (1773 - 1843) und die zweitälteste Schwester Ilsabe Dorothea Hellwig, geb. Runge (1764 - 1810) mit ihren Töchter Maria Charlotte Friederica Hellwig (1790 - 1806), Wilhelmina Sophia Hellwig (1791 - 1820) sowie Christine Hellwig (1793 - 1877). Da Ilsabe Dorothea Hellwigs Ehemann, Jacob Christian Hellwig (1744 - 1797), am 23.2.1797 starb, half ihr der Bruder David Joachim Runge bei der Verwaltung der Güter Pleetz, Roga, Salow, Bresewitz, Ramelow, Schwanbeck und Bassow.

24 an johann heinrich besser in göttingen, hamburg 30. april 1798

Überlieferung: Druck: Hinterlassene Schriften II. 1841.S.6.

25,2 traurigere Dinge] Runge spricht hier den Tod eines der Geschwister von Johann Heinrich Besser (1775 - 1826) an. 25,7 dritte Schwester] Runge meint seine ältere Schwester Anna Christina Runge (1769 - 1827), die unverheiratet blieb. Die drittgeborene Schwester Charlotte Regina Runge (1766 - 1784) starb bereits in seinen Kinderjahren.

25 an johann heinrich besser in göttingen, hamburg 8./21. mai 1798

Überlieferung: Druck: Hinterlassene Schriften II. 1841.S.6–7.

25,19–21 es ist doch die lebendige Natur allein, die so gewaltsam auf einen würkt, daß man vor Freudigkeit niedersinken möchte] Runge zeigt sich hier von den in den Briefen vom 10. Mai und 18. August in Johann Wolfgang Goethes (1749 - 1832) Roman Die Leiden des jungen Werther (Leipzig 1774) literarisierten Naturempfin- dungen beeinflusst. 25,23 Karl] Gemeint ist Runges jüngerer Bruder Carl Hermann Runge (1779 - 1863), der spätere Pächter des Gräflich Hahnschen Guts Pleetz in Mecklenburg. Über die

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enge Beziehung zwischen den Brüdern geben die Briefe vom 29.5. und 15.6.1798 an Carl Hermann Runge Auskunft. 25,28 Hochzeit von Anna Claudius und Jacobi] Anna Frederike Petrine Claudius (1777 - 1856) heiratete 1798 den Mediziner Carl Wigand Maximilian Jacobi (1775 - 1858). 25,29 Hamm] Der heutige Hamburger Stadtteil Hamm war im 18. Jahrhundert ein Ort der Sommerfrische und wurde im Belagerungswinter 1813/1814 von napoleo- nischen Truppen völlig zerstört. 25,29 Horn] 1894 wurde die 1306 erstmals urkundlich erwähnte Siedlung in die Stadt Hamburg eingemeindet.

26 zusammen mit jakob friedrich runge an carl hermann runge in pleetz, 〈hamburg〉 25. mai 1798 〈Adressiert: 〉 An Carl in Pletz

Überlieferung: Hamburger Kunsthalle, Sign. SO-Archiv 83–20. Druck: Degner 1940.S.20. Zeichensetzung verändert, ungenau.

26,9 D] Gemeint ist David Joachim Runge (1773 - 1843). 26,14 Packer Blauholz] Die Rede ist von einem Paket Blauholz, das zum Färben benutzt wurde. Im Zweyten Band von Johann Heinrich Ludwig Bergius (1718 - 1781) 1776 veröffentlichten Neuen Policey= und Cameral=Magazin, nach alphabetischer Ordnung wird auf Seite 295 darauf verwiesen, dass es den Färbern »bey Strafe der Confiscation« verboten war, mit Blauholz gefärbte Tücher »unter den Indigo zu melieren«. 26,14 Engel an Müller in Friedland] Runges Mutter Magdalena Dorothea Runge (1737 - 1818) war eine geborene Müller. Eine von Jörg Traeger (1942 - 2005)in seiner Publikation Philipp Otto Runge und sein Werk. Monographie und kritischer Katalog (München 1975) angeführte Federzeichnung aus dem Jahr 1799 Dicker Reiter auf galoppierendem Pferd (Heidelberg, Privatbesitz) wurde laut »Familien- tradition« als Bild eines »der dicke Müller« (S. 258f.) genannten Mannes bezeich- net. »Engel« ist der Name vom bereits im Brief vom 14.5.1795 an Carl Hermann Runge (1779 - 1863) erwähnten »Hutmacher Engel« in Neubrandenburg, der »Blauholz« zum Färben der Hüte benutzte. 26,15 Friedland] Alle von Ilsabe Dorothea Hellwig (1764 - 1810), geb. Runge, gepachteten Güter lagen in der Nähe von Friedland im Herzogtum Mecklenburg- Strelitz. 26,16 Neubrbrg] Das Kürzel steht für ›Neubrandenburg‹.

Urheberrechtlich geschütztes Material © 2021 Verlag Ferdinand Schöningh, ein Imprint der Brill Deutschland GmbH Wollmarktstr. 115, D–33098 Paderborn 28 29. Mai 1798

26,17 Frau Edzardi] Es handelt sich um ein Mitglied der Familie Deuth, Anna Charlotte Edzardi (1775-nach 1810), geb. Deuth. 26,19 Parsenow] Franz Friedrich Carl von Parsenow (1763 - 1793) war Landrat in Anklam, seine Schwester Magdalene Sophie von Kannewurf (1747 - 1822), geb. von Parsenow, hatte am 14.7.1769 Heinrich Gottlieb von Kannewurf (1726 - 1799) geheiratet. 26,20 Neddemin] Das Gut Neddemin wurde 1801 bis 1803 von David Joachim Runge (1773 - 1843) gepachtet.

27 an carl hermann runge in pleetz, hamburg 29. mai 1798 〈Adressiert: 〉 An Carl Herman Runge in Pleetz

Überlieferung: Hamburger Kunsthalle, Sign. SO-Archiv 83–21. Druck: Hinterlassene Schriften II. 1841.S.7. Abweichend und unvollständig. – Degner 1939. S. 9–10. – Degner 1940.S.20–21. Zeichensetzung verändert, fehlerhaft.

26,29 Perthes seine Frau ein Töchterchen] Das erste Kind von Caroline Ilsabe Per- thes (1774 - 1821), geb. Claudius, und Friedrich Christoph Perthes (1772 - 1843), Agnes Marie Perthes (1798 - 1868), wurde am 28.5.1798 in Wandsbek geboren. 26,30 Daniel] Johann Daniel Runge (1767 - 1856) fuhr im Juli 1798 nach Wolgast und wurde auf der Rückfahrt nach Hamburg von seiner älteren Schwester Maria Elisabeth Runge (1763 - 1839), genannt ›Mrieken‹ begleitet. 26,34 Matts Köhnke] »Matts Köhnke« war ein Verwandter des im Neuen Ham- burger und Altonaer Adress=Buch auf das Jahr 1798 (Hamburg [1798]) auf Seite 132 mit den Angaben aufgeführten »Köhncke, Joh. Hinr. Wein, B.C. unter Hinrich Köhncke, gr Buhrstah, unter no. 53.N9« aus Nienstedten an der Elbe. Otto Sigismund Runge (1805 - 1839) lebte nach Runges Tod 1810 einige Zeit bei der Familie Köhncke. 27,8 das Zeichnen und Mahlen] Bis Ende Juli 1798 nahm Runge Zeichenunterricht bei Heinrich Joachim Herterich (1772 - 1852). 27,9 dieser beständige Trieb in mir] Durch die Lektüre von Johann Ludwig Tiecks (1773 - 1853) 1798 bei Johann Friedrich Unger (1753 - 1804) in Berlin publiziertem Künstlerroman Franz Sternbalds Wanderungen. Eine altdeutsche Geschichte im Frühling 1798 wird Runges Wunsch, Künstler zu werden, nachhaltig befördert. 27,14 Was nützt die glühende Natur] Runge zitiert Johann Wolfgang Goethes (1749 - 1832) Monolog des Liebhabers aus dem Jahr 1789. 27,22 Dav; 22 Hellwigsche] Gemeint sind der Bruder David Joachim Runge (1773 - 1843) und die Schwester Ilsabe Dorothea Hellwig (1764 - 1810), geb. Runge.

Urheberrechtlich geschütztes Material © 2021 Verlag Ferdinand Schöningh, ein Imprint der Brill Deutschland GmbH Wollmarktstr. 115, D–33098 Paderborn 3. Juni 1798 29

28 an johann heinrich besser in göttingen, hamburg 3. juni 1798

Überlieferung: Druck: Hinterlassene Schriften II. 1841.S.9–11.

27,29 Franz Sternbald’s Wanderungen] Der 1798 bei Johann Friedrich Unger (1750 - 1804) in Berlin publizierte romantische Künstlerroman Franz Sternbalds Wanderungen. Eine altdeutsche Geschichte von Johann (1773 - 1853) beeinflusste Runges Künstlerbild entscheidend. 27,29 Tieck] Runge lernte den Autor von Franz Sternbalds Wanderungen. Eine altdeutsche Geschichte (Berlin 1798) erst 1801 während seines Studiums in Dresden persönlich kennen. In den Briefen dieser Jahre ging Runge wiederholt auf Johann Ludwig Tieck (1773 - 1853) ein. In der 1834 im Taschenbuch Urania publizierten Novelle Eine Sommerreise äußerte sich der Autor retrospektiv lobend über seinen Malerfreund. 27,30 T.] Gemeint ist Johann Ludwig Tieck (1773 - 1853). 27,31 sein Lieblingskind heißt] Auch (1772 - 1829) äußerte sich 1799 enthusiastisch über den Künstlerroman Franz Sternbalds Wanderungen. Eine altdeutsche Geschichte (Berlin 1798), der bei Johann Wolfgang Goethe (1749 - 1832) auf Ablehnung stieß und von vielen Zeitgenossen aber als wegweisend für die romantische Bewegung angesehen wurde. 28,3 Rafael] Raffaello Santi (1483 - 1520) wurde von den Frühromantikern Wilhelm Heinrich Wackenroder (1773 - 1798), Friedrich Schlegel (1772 - 1829) und Johann Ludwig Tieck (1773 - 1853) als exemplarische, wegweisende Künstlerfigur begrif- fen, die in besonderer Weise literarisch verklärt wurde. 28,3 Guido] Die Madonnenbildnisse von Guido Reni (1575 - 1642) kannte Runge aus zeitgenössischen Reproduktionsstichen sowie von Radierungen des Künstlers selbst aus dessen Schaffenszeit zwischen 1605 und 1625. 28,33–34 Bald kommt nun die Zeit, daß ich mich zur Kunst hinwende] Runges Entschluss, sich ganz der Kunst zu widmen und die ungeliebte Kontortätigkeit aufzugeben, wurde von seiner Familie unterstützt, und so studierte er nach ersten Zeichenübungen bei Heinrich Joachim Herterich (1772 - 1852) sowie Gerdt Har- dorff d. Ä. (1769 - 1864) bei Jens Juel (1745 - 1802) und Nicolai Abraham Abildgaard (1743 - 1809) an der Königlichen Kunstakademie in Kopenhagen. 28,39 Schlackerregen] Unangenehmer, nasskalter Schneeregen wird in Nordost- deutschland als Schlackerregen bezeichnet. 29,7 Enoch] Mit dem Hamburger Buchhändler Carl Friedrich Enoch Richter (1778 - 1834) war Runge befreundet. 29,7 Wandsbeck] Gemeint ist Wandsbek, der Wohnort des Dichters und Journalis- ten Matthias Claudius (1740 - 1815).

Urheberrechtlich geschütztes Material © 2021 Verlag Ferdinand Schöningh, ein Imprint der Brill Deutschland GmbH Wollmarktstr. 115, D–33098 Paderborn 30 15. Juni 1798

29,7 Daniel] Runges älterer Bruder Johann Daniel Runge (1767 - 1856) war Tauf- pate der ersten Tochter von Friedrich Christoph Perthes (1772 - 1843) und seiner Frau Caroline Ilsabe Perthes, geb. Claudius (1774 - 1821), Agnes Marie Perthes (1798 - 1868). 29,8 Perthes] Die enge Verbindung zwischen Friedrich Christoph Perthes (1772 - 1843) und der Familie von Matthias Claudius (1740 - 1815) wurde durch den ab 1794 in Hamburg, Eutin und zeitweilig in Wandsbek lebenden Schriftsteller Friedrich Heinrich Jacobi (1743 - 1819) gestiftet.

29 an carl hermann runge in pleetz, hamburg 15. juni 1798 〈Adressiert an: 〉 Herrn C H Runge zu Pleetz bey Friedland in Mecklenburg Streliz

Überlieferung: Hamburger Kunsthalle, Sign. SO-Archiv 83–22. Druck: Hinterlassene Schriften II. 1841.S.7–9. Bruchstückhaft. – Degner 1939.S.10–14.– Degner 1940.S.21–24. Zeichensetzung verändert, fehlerhaft.

30,3 Daniel; 11 Daniel; 13 D; 27 Vater; 26 Daniel; 28 Vater] Der literarisch ambi- tionierte Lieblingsbruder Runges, Johann Daniel Runge (1767 - 1856), arbeitete als Kaufmann in Hamburg und war Teilhaber der von ihm 1793 mitbegründeten Kom- missions- und Speditionshandlung Hülsenbeck, Runge & Co. Der Vater Daniel Nikolaus Runge (1737 - 1825) war Schiffsreeder und Kaufmann in Wolgast. 30,34 sorget nicht für Euer leben was Ihr eßen oder trinken möget] Runge zitiert das Matthaeus-Evangelium (6:25). 30,36–37 das Gras auf dem Felde das doch heute stehet und morgen in den Ofen geworfen wird] Runge rekurriert auf das Matthaeus-Evangelium (6:30). 31,1 Daniel; 2 Jacob; 2 Hochzeit; 3 Jacob] Die beiden ältesten Brüder Runges, Johann Daniel Runge (1767 - 1856) und Jakob Friedrich Runge (1771 - 1811) arbei- teten als Kaufleute. Jakob Friedrich Runge heiratete am 18.6.1802 die Gutsbesit- zerstochter Caroline Henriette Peters (1784 - 1868) aus Rossow. Als Hochzeitsge- schenk schuf Runge 1802 das als Grisaille konzipierte und als Supraporte dienende Gemälde Triumph des Amor im Format 66,7 x 172,5 cm (Hamburger Kunsthalle, Kh 2691). 31,8 Besser] Nach einer Buchhändlerlehre bei Carl Ernst Bohn (1749 - 1827) und einem kurzen Studium an den Georgia Augusta in Göttingen trat Johann Heinrich Besser (1775 - 1826) als Teilhaber 1799 in die Firma von Friedrich Christoph Perthes (1772 - 1843) in Hamburg ein. 31,9 Enoch] Carl Friedrich Enoch Richter (1778 - 1834) absolvierte wie Johann Heinrich Besser (1775 - 1826) eine Buchhändlerlehre beim Verlagsbuchhändler Carl Ernst Bohn (1749 - 1827). In den ersten Jahren in Hamburg war Carl Friedrich

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Enoch Richter mit Runge eng befreundet, 1798 ging er nach Leipzig und übernahm dort 1805 die traditionsreiche Gleditsch’sche Buchhandlung. 31,9 Herm; 9 Gustav; 9 Daniel; 9–10 Speckter] Der erstmals im Brief vom 22.10.1795 an Carl Hermann Runge (1779 - 1863) genannte »Herrman Müller« arbeitete in der von Johann Daniel Runge (1767 - 1856) 1793 mitbegründeten Firma Hülsenbeck, Runge & Co. und war ein Cousin aus der Familie der Mutter Magdalena Dorothea Runge (1737 - 1818), geb. Müller. Runges jüngster Bruder Gustav Runge (1781 - 1870) begann 1798 eine Buchhändlerlehre bei Friedrich Christoph Perthes (1772 - 1843), die er 1799 abbrach. Johann Michael Speckter (1764 - 1845) besaß eine umfangreiche Sammlung alter Druckgrafik und etablierte zusammen mit Johann Daniel Runge, Friedrich August Hülsenbeck (1766 - 1834) und Johann Friedrich Wülffing (um 1762 - 1815) die Kommissions- und Speditionshandlung Hülsenbeck, Runge & Co., die 1807 liquidiert wurde.

30 an johann heinrich besser in göttingen, hamburg 23. juni 1798

Überlieferung: Druck: Hinterlassene Schriften II. 1841.S.11–12.

31,13 Deinen Brief vom 10.] Ein Brief Johann Heinrich Bessers (1775 - 1826) vom 10.6.1798 ist nicht überliefert. 31,25 Johannis] Die Johannisnacht, oft gefeiert mit dem Johannisfeuer, ist die Nacht vom 23. auf den 24. Juni eines jeden Jahres. Der Johannistag am 24. Juni gilt als Geburtstag Johannes des Täufers, die Sommersonnenwende ereignet sich in der Zeit zwischen dem 20. und 22. Juni.

31 an johann heinrich besser in göttingen, hamburg 29. juni 1798

Überlieferung: Druck: Hinterlassene Schriften II. 1841.S.12.

31,27 Sternbald] Johann Ludwig Tiecks (1773 - 1853) Roman Franz Sternbalds Wan- derungen. Eine altdeutsche Geschichte (Berlin 1798) beeinflusste Runges Selbstver- ständnis als Künstler maßgeblich. 32,1–2 der Brief von Albrecht Dürer an Franz und das lezte Gespräch zwischen Beiden in Leiden] Runge spricht hier den fiktiven Brief im Sechsten Kapitel des Ersten Buchs sowie das Gespräch im Zweiten Kapitel des Zweiten Buchs im Künst- lerroman Franz Sternbalds Wanderungen. Eine altdeutsche Geschichte (Berlin 1798) an.

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32,2–3 der Franz in seiner Heimath und auf dem Wege] Die frühromantische Reflexion über die Imagination von Heimat und das Motiv des Wanderns findet sich bereits in Wilhelm Heinrich Wackenroders (1773 - 1798) und Johann Ludwig Tiecks (1773 - 1853) 1797 in Berlin anonym publizierten Herzensergießungen eines kunstliebenden Klosterbruders. 32,7 Schildener] Runge meint den 1798 an der Universität Jena zum Dr. jur. pro- movierten, späteren Professor und Rektor der Universität Greifswald Carl Schil- dener (1777 - 1843). 32,7 Quedlinburg] Der in Quedlinburg geborene Johann Heinrich Besser (1775 - 1826) war der Sohn des Geistlichen Wilhelm Christoph Besser (1736 - 1804) und dessen Ehefrau Sophie Amalie Besser (1743 - 1799), geb. Wolff. 32,13 Kiel] Die Reise führte über Lübeck bis nach Kiel. Zum Buchhändler und Verleger Carl Ernst Bohn (1749 - 1827), den Mitgliedern des Eutiner Kreises um Johann Heinrich Voß (1751 - 1826) und Friedrich Heinrich Jacobi (1743 - 1819) sowie den Gelehrten der Christian-Albrechts-Universität Kiel und dem Emkendorfer Kreis bestanden nähere Kontakte. 32,14 Daniel; 14 Speckter; 14 Perthes; 14 Herterich; 14 Wülffing; 15 Enoch Richter] Gemeint sind Runges älterer Bruder Johann Daniel Runge (1767 - 1856), der Kauf- mann, Kunsthändler und spätere Lithograph Johann Michael Speckter (1764 - 1845), der Buchhändler und Verleger Friedrich Christoph Perthes (1772 - 1843), der Maler und Grafiker Heinrich Joachim Herterich (1772 - 1852), der Kaufmann Johann Friedrich Wülffing (um 1762 - 1815) sowie der Buchhändler Carl Friedrich Enoch Richter (1778 - 1834). 32,15 Hermann Müller] Runges Mutter, Magdalena Dorothea Runge, geb. Müller (1737 - 1818), war die Tochter des Wolgaster Huf- und Waffenschmieds Daniel Christian Müller d. Ä. (1698 - 1765) und dessen Ehefrau Martha Müller, geb. Deuth, verw. Siewert (1700 - 1751). »Vetter Hermann Müller« lebte in Hamburg, er war der Sohn des Wolgaster Hufschmieds Daniel Christian Müller d. J. (1739 - 1786). 32,17 D.] In seinen Briefen benutzte Runge häufig die Abkürzung »D.« für den Namen seines Bruders Johann Daniel Runge (1767 - 1856).

32 an johann heinrich besser in göttingen, hamburg 11. juli 1798

Überlieferung: Druck: Hinterlassene Schriften II. 1841.S.13.

32,19 Lübeck; 20 Kiel] Der mehrtägige Ausflug ging über Lübeck und die bereits von Daniel Nikolaus Chodowiecki (1726 - 1801) und dem oldenburgischen Hof- maler Ludwig Philipp Strack (1761 - 1836) als idyllisch verklärte Holsteinische Schweiz nach Kiel.

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32,27 ein Mädchen] Die von Jörg Traeger (1942 - 2005) in seiner Publikation Phil- ipp Otto Runge und sein Werk. Monographie und kritischer Katalog (München 1975) auf Seite 245–246 angeführte Radierung Mädchen aus der Probstei gilt als ver- schollen. 32,27–28 aus der Propstey] Der Name Probstei steht für ein Amt nahe Schönberg in Holstein, aber auch für den westlichsten Teil der Halbinsel Wagrien östlich der Kieler Förde. 32,33 Herterich] Nach seiner ungeliebten, mit geringem Interesse verfolgten Kauf- mannslehre nahm Runge ab 1797 Zeichenunterricht bei dem Maler und Radierer Heinrich Joachim Herterich (1772 - 1852) in Hamburg. 33,3 D.] Runge kürzte den Namen seines älteren Bruders Johann Daniel Runge (1767 - 1856) häufig mit dem Anfangsbuchstaben »D.« ab.

33 an carl hermann runge in pleetz, hamburg 17. juli 1798 〈Adressiert: 〉 AnCarl Hermann Runge in Pleetz

Überlieferung: Hamburger Kunsthalle, Sign. SO-Archiv 83–23. Druck: Degner 1939.S.14–16. – Degner 1940.S.24–25. Zeichensetzung verändert, abwei- chend.

33,10 Daniel; 24 Reinfeld; 24–25 Papa Claudius; 25 sein Vater] Johann Daniel Runge (1767 - 1856) beabsichtigte, nach Wolgast zu reisen. Matthias Claudius (1740 - 1815) wurde in Reinfeld in Holstein als Sohn des Pastors Matthias Claudius (Vater) (1703 - 1773) und dessen Ehefrau Maria Claudius (1718 - 1780), geb. Lorck, geboren. 33,15 Poppenbüttel] Runges Fahrt nach Lübeck führte durch das Alstertal bei Pop- penbüttel, Bad Oldesloe und Reinfeld. 33,17 Gersbeck; 33,26 Lübeck; 32 Panzdorf; 32 Lübeck; 32 Eutin. 34,1 Eutin; 2 Eu- tin] Runge meint Jersbek in Stormarn. Die Route von Lübeck nach Eutin ging über Pansdorf, Ahrensbök in die ostholsteinische Residenzstadt des Fürstbistums Lübeck. 33,30 lebendigen Hecken] Runge meint die für Ostholstein typische Knickland- schaft. 33,36 dis rareste] In Runges eigenwilligem Sprachduktus steht »dis rare« für ›weil man das selten sieht‹. 33,37 D.. 34,10 Perthes; 10 Dan:; 10 Sp:; 11 Dan; 21 D] Runge wurde begleitet von Johann Daniel Runge (1767 - 1856), Friedrich Christoph Perthes (1772 - 1843) und Johann Michael Speckter (1764 - 1845). 34,1 Engl garten] Der von Johann Christian Löwen (um 1690 - 1760) als Barock- garten nach französischem Muster angelegte Eutiner Schlosspark wurde nach

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Ideen von Peter I. Friedrich Ludwig von Oldenburg (1755 - 1829)ab1788 vom Hofgärtner Daniel Rastedt (1761 - 1836) zum idealtypischen englischen Land- schaftsgarten umgestaltet. Für den Brückenbau griff man auch auf Entwürfe von William Chambers (1723 - 1796) zurück. 34,2 Plöhn; 3 kahlen Hügel; 4 Plöhn; 6 Plöhn] Die Aussicht auf die Seenlandschaft Ostholsteins von einem Hügel bei Plön wurde auch in Jens Immanuel Baggesens (1764 - 1826) Reisebeschreibung Labyrinten eller Reise giennem Tydskland, Schweiz og Frankerig (Kiøbenhavn 1792) enthusiastisch gefeiert. Auf Schloss Plön lebte der Bruder von Peter I. Friedrich Ludwig von Oldenburg (1755 - 1829), Peter Friedrich Wilhelm von Oldenburg (1754 - 1823), der auf die Regentschaft verzichten musste. 34,2 Ale] Runge meint ›Aale‹. 34,6 Lütgenburg; 7 lütgenburg; 9 Claudius sein Bruder] Christian Claudius (1750 - 1822) arbeitete als Arzt in Lütjenburg. 34,7 Rantzau] Das Schlossgut Rantzau war zu dieser Zeit in Besitz von Heinrich Christoph von Baudissin (1709 - 1786). Zuvor war der Bau vom Fürstbischof von Lübeck und späteren König Adolf Friedrich von Schweden (1710 - 1771) zum repräsentativen, dreiflügeligen barocken Landsitz umgestaltet worden. 34,10 Kiel; 12 Kiel; 16 Kiel] Die Universitätsstadt Kiel war 1773 von Katharina II., Kaiserin von Russland (1729 - 1796), dem König von Dänemark und Norwegen, Christian VII. (1749 - 1808), überlassen worden. 34,11 Probsteyer; 11–12 eine Zeichnung] Die von Jörg Traeger (1942 - 2005) in sei- nem Standardwerk Philipp Otto Runge und sein Werk. Monographie und kritischer Katalog (München 1975) auf Seite 245 angeführten Zeichnungen Skizzen von einer Reise nach Kiel gelten zum Teil, wie das Blatt Mädchen aus der Probstei, als ver- schollen. 34,19 solangweilig] Es soll ›so langweilig‹ heißen. 34,26 Mrieken; 26 D:] Auf der Rückreise von Wolgast nach Hamburg wurde Johann Daniel Runge (1767 - 1856) von seiner ältesten Schwester Maria Elisabeth Runge (1763 - 1839), genannt »Mrieken«, begleitet. 34,26–27 Lottchen Sieverts; 27 St:] »Lottchen Sieverts« war eine Verwandte von Runges Mutter Magdalena Dorothea Runge (1737 - 1818), geb. Müller, verw. Sie- wert. Da Johann Daniel Runge (1767 - 1856) mit Maria Elisabeth Runge (1763 - 1839) nach Hamburg reiste, war die unverheiratete, jüngste Schwester Anna Christina Runge (1769 - 1827), genannt ›Stienchen‹, ohne Gesellschaft im Wolgaster Elternhaus in der Kronwiekstraße. 34,30 Hülsenbeck; 30 sein Sohn oder Tochter] Da Friedrich August Hülsenbecks (1766 - 1834) Tochter Maria Hülsenbeck (1800 - 1832) erst ein Jahr später geboren wurde, kann es sich nicht um eines der von Runge in seinem Gemälde Die Hül- senbeckschen Kinder (Hamburger Kunsthalle,Kh1012) dargestellten drei Kinder handeln.

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34,31 David; 31 Hellwigsch; 31 die Kleinen] Runge grüßt den Bruder David Joachim Runge (1773 - 1843), seine Schwester Ilsabe Dorothea Hellwig (1764 - 1810), geb. Runge, und deren Töchter Maria Charlotte Friederica Hellwig (1790 - 1806), Wil- helmina Sophia Hellwig (1791 - 1820) sowie Christine Hellwig (1793 - 1877). Die Lieblingsnichte Wilhelmina Sophia Hellwig wurde von Runge portraitiert, das 1807 vollendete Bildnis Wilhelmine Helwig im Format 116,0 x 91,0 cm befindet sich heute im Pommerschen Landesmuseum in Greifswald (Inv. Nr.: B 226/41 925).

34 an johann heinrich besser in göttingen, hamburg 23. juli 1798

Überlieferung: Druck: Hinterlassene Schriften II. 1841.S.13–14.

35,14 daß du gar nicht schreibst] Runge hatte zuletzt in seinem Brief vom 11.7.1798 an Johann Heinrich Besser (1775 - 1826) von seinem mehrtägigen Ausflug nach Lübeck, Eutin, Plön und Kiel berichtet.

35 an carl hermann runge in pleetz, 〈hamburg ende juli 1798〉 〈Adressiert: 〉 An Carl Herrmann Runge mit einen Courier durch ExtraPost in Mecklenburg

Überlieferung: Hamburger Kunsthalle, Sign. SO-Archiv 83–24. Druck: Degner 1940.S.26. Zeichensetzung verändert, fehlerhaft.

35,20 F 〈rac〉htbrief] Der Textverlust wurde ergänzt. Es muss ›Frachtbrief‹ heißen. 35,20 Dan:; 28 D] Johann Daniel Runge (1767 - 1856) war Ende Juli 1798 nach Wol- gast gereist. 35,22 Bäuerin aus der Probstey nach den Leben gezeichnet] Die von Jörg Traeger (1942 - 2005) in seiner Publikation Philipp Otto Runge und sein Werk. Monographie und kritischer Katalog (München 1975) auf Seite 245 dokumentierte Radierung Mädchen aus der Probstei, die im Anschluss an die Reise nach Lübeck, Eutin, Plön und Kiel entstand, gilt als verschollen. Die Probstei war ein Amt nahe Schönberg in Holstein, der Name stand aber auch für den westlichsten Teil der Halbinsel Wagrien. 35,32 Prinzipal H von seiner Frau einen dickn Jungen] Gemeint ist der im Brief vom 22.10.1795 erwähnte, im Kontor der Kommissions- und Speditionshandlung Hül- senbeck, Runge & Co. tätige »Herrman Müller«, ein Cousin aus der Familie der Mutter Magdalena Dorothea Runge (1737 - 1818), geb. Müller. 35,33 Dan:; 34 D; 35 Mrieken] Johann Daniel Runge (1767 - 1856) beabsichtigte, seine älteste Schwester Maria Elisabeth Runge (1763 - 1839), genannt »Mrieken«, aus Wolgast nach Hamburg mitzunehmen.

Urheberrechtlich geschütztes Material © 2021 Verlag Ferdinand Schöningh, ein Imprint der Brill Deutschland GmbH Wollmarktstr. 115, D–33098 Paderborn 36 1. August 1798

35,33 Gustav; 34 Ratzeburg] Runges jüngster Bruder Gustav Runge (1781 - 1870) begann 1798 eine Buchhändlerlehre bei Friedrich Christoph Perthes (1772 - 1843)in Hamburg. Die Reiseroute nach Wolgast führte über Ratzeburg, Güstrow und Dem- min nach Wolgast.

36 an johann heinrich besser in göttingen, hamburg 1. august 1798

Überlieferung: Druck: Hinterlassene Schriften II. 1841.S.14–15.

36,11–12 bisweilen wie ein Wesen, was allem gleich eigen ist,] Runge formuliert hier seine auch in den Naturstudien und in seinem Zyklus Die Zeiten manifeste Vor- stellung von der Offenbarung Gottes in der sinnlich wahrnehmbaren Natur. Dem- entsprechend dominiert in seinen vegetabilen Darstellungen ungeachtet aller Kleinteiligkeit immer auch eine ganzheitliche, auf das Wesenhafte zielende Sicht, die sich deutlich vom Ornamental-Dekorativen abgrenzt. 36,14 sie] Möglicherweise ist hier die im Brief an Johann Heinrich Besser (1775 - 1826) vom 11.7.1798 erwähnte und als Mädchen aus der Probstey bezeichnete junge Frau gemeint, die Runge in einer Portraitstudie festhielt. 36,24 der Geist, der in den Antiken todt ist] In der Tendenz antizipiert Runge hier seine radikale, nach dem Misserfolg bei den Weimarer Preisaufgaben 1800–1801 in seinem Brief an den älteren Bruder Johann Daniel Runge (1767 - 1856) vom Februar 1802 aus Dresden vollzogene, Abwendung vom Klassizismus. 36,25 D.] Das Kürzel »D.« steht häufiger für den Namen seines ältesten Bruders.

37 an johann heinrich besser in göttingen, hamburg 10. august 1798

Überlieferung: Druck: Hinterlassene Schriften II. 1841.S.16.

36,28 Herterich] Heinrich Joachim Herterich (1772 - 1852) war 1798 Runges Zei- chenlehrer in Hamburg. 36,28 Lüneburg] Die Hansestadt Lüneburg gehörte zum Kurfürstentum Braun- schweig-Lüneburg und stand kulturell ganz im Schatten Hamburgs. Die von Eber- hard Friedrich Justus Heinrich Berenberg (1776 - 1844) geführte Berenbergsche Buchdruckerei erwarb sich jedoch einen Ruf, der weit über die Grenzen des zwi- schen 1714 und 1837 in Personalunion mit Großbritannien verbundenen Kurfürs- tentums hinaus reichte. 36,30 Braunschweig] Die Postkutschenroute von Hamburg nach Dresden führte über Braunschweig und Leipzig. Dieser Route kam nach Friedrich Gottlob Leon-

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hardis (1757 - 1814) Geschichte und Beschreibung der Kreis= und Handelsstadt Leip- zig nebst der umliegenden Gegend (Leipzig 1799) eine so große Bedeutung zu, dass für die Linie Leipzig – Hamburg sowie Leipzig – Dresden jeweils zwei Schaffner angestellt werden mussten. 36,31 Salzdahlum] Das als Sommerresidenz von Anton Ulrich von Braunschweig- Wolfenbüttel (1633 - 1714) zwischen 1688 und 1694 erbaute Lustschloss wurde 1813 abgerissen, da die Unterhaltungskosten für den in preisgünstiger Holzbauweise errichteten Gebäudekomplex zu hoch waren. 36,32 Dresden; 33 Dr.] Durch die Sammelleidenschaft von Kurfürst Friedrich August I. von Sachsen (1670 - 1733) und dessen Sohn Friedrich August II. von Sachsen (1696 - 1763) sowie den gezielten Ankauf der herausragenden Kollektion von Francesco III. d’Este (1698 - 1780) erlangte die seit 1747 im umgebauten Stall- gebäude am Neumarkt untergebrachte Gemäldegalerie Dresdens enormes Renom- mee. 36,33 Galerie] Das von Johann Christoph Knöffel (1686 - 1752) zwischen 1744 und 1746 umgebaute Johanneum zeigte in dichter Petersburger Hängung die Samm- lung der sächsischen Kurfürsten sowie seit 1794 die Abgüsse des Antikenkabinetts im Erdgeschoss. Die Sixtinische Madonna (Madonna Sistina) von Raffaello Santi (1483 - 1520) wurde 1754 erworben. 36,35 Oncle] Der Onkel Heinrich Joachim Herterichs (1772 - 1852) in Dresden. 37,3 was soll nun aus mir werden?] Runges Identitätsfindung als Künstler war, ungeachtet der Unterstützung durch seine Familie, immer wieder von Zweifeln geprägt. Erst mit den Kompositionsentwürfen zum Gemälde Der Triumph des Amor (1802)(Hamburger Kunsthalle,Kh2691) gelang es ihm, Anerkennung zu finden. 37,4 Vater] Der Schiffsreeder und Kaufmann Daniel Nikolaus Runge (1737 - 1825) unterstützte die künstlerischen Ambitionen seines Sohnes. 37,5 D.] Runge kürzte den Namen seines älteren Bruders Johann Daniel Runge (1767 - 1856) häufig mit »D.« ab. 37,5 H.; 9 H.] Runge machte deutlich, dass er Heinrich Joachim Herterich (1772 - 1852) mehr als Freund denn als Lehrer schätzte.

38 an johann daniel runge in wolgast, hamburg 10. august 1798

Überlieferung: Druck: Hinterlassene Schriften II. 1841.S.15–16.

37,16 auf deiner Reise] 1798 unternahm Johann Daniel Runge (1767 - 1856) eine Reise zur Familie nach Wolgast.

Urheberrechtlich geschütztes Material © 2021 Verlag Ferdinand Schöningh, ein Imprint der Brill Deutschland GmbH Wollmarktstr. 115, D–33098 Paderborn 38 24. August 1798

37,17 W.] Die seit 1648 unter schwedischer Herrschaft stehende Hafenstadt Wol- gast erlebte nach den verheerenden Zerstörungen im Großen Nordischen Krieg 1713 Ende des 18. Jahrhunderts einen Aufschwung von Handel, Handwerk und Schifffahrt. 37,19 Herterich] Heinrich Joachim Herterich (1772 - 1852), Sohn des in gebürtigen Miniaturisten Johann Andreas Herterich (1725 - 1794), war 1797–1798 der Zeichenlehrer Runges. 37,19 Speckter] Johann Michael Speckter (1764 - 1845) stand im Zentrum des Freundeskreises um Runge. 37,21 seiner Mutter] Nach dem Tod seines Vaters Johann Andreas Herterich (1725 - 1794), der seit 1769 in Hamburg ansässig war, lag die Verantwortung für die Familie beim Sohn. 37,23 Speckter] Der Kaufmann und Grafiksammler Johann Michael Speckter (1764 - 1845) war Teilhaber der Firma Hülsenbeck, Runge & Co. 37,30 Vaters Willen] Runges Entscheidung, sich der Kunst zu widmen, wurde ein- gehend im Familienkreis besprochen. 37,31 H.] Heinrich Joachim Herterich (1772 - 1852) hoffte zunächst vergebens, in Lüneburg einträgliche Aufträge zu erhalten und zog dann nach Dresden um. 37,35 unsrer Schwester] Runges älteste Schwester Maria Elisabeth Runge (1763 - 1839) war im August 1798 zu Besuch in Hamburg und wurde von ihrem Bruder während dieses Aufenthaltes zweimal gezeichnet.

39 an daniel nikolaus runge in wolgast, hamburg 24. august 1798

Überlieferung: Druck: Hinterlassene Schriften II. 1841.S.17–18.

38,39 meiner lieben Mutter] Magdalena Dorothea Runge, geb. Müller (1737 - 1818), heiratete am 14.10.1762 den Wolgaster Kaufmann und Reeder Daniel Nikolaus Runge (1737 - 1825). 39,1 einen Brief] Runge spielt hier vermutlich auf die Episode im ersten Buch des zur Ostermesse 1798 bei Johann Friedrich Unger in Berlin erschienenen Künstler- romans Franz Sternbalds Wanderungen. Eine altdeutsche Geschichte von Johann Ludwig Tieck an. Hier wendet sich Albrecht Dürer als Romanfigur in einem freundschaftlich-belehrenden Brief an den jungen Künstler Franz Sternbald. Joseph Hellers (1798 - 1849) Das Leben und die Werke Albrecht Dürer’s erschien erst 1827 in Bamberg. 39,1 Albrecht Dürer gelesen] Die spekulative Naturphilosophie der Frühromantik erhob in ihrer idealistisch-kunstreligiösen Orientierung Albrecht Dürer (1471 - 1528) zum leuchtenden Vorbild.

Urheberrechtlich geschütztes Material © 2021 Verlag Ferdinand Schöningh, ein Imprint der Brill Deutschland GmbH Wollmarktstr. 115, D–33098 Paderborn 25. August 1798 39

40 an johann heinrich besser in göttingen, hamburg 25. august 1798

Überlieferung: Druck: Hinterlassene Schriften II. 1841.S.18.

39,8 Herterich; 8 Dresden; 10 Herterich; 14 Herterich] Von den Sommermonaten 1797 bis zum Juli 1798 nahm Runge täglich eine Stunde Zeichenunterricht bei Heinrich Joachim Herterich (1772 - 1852). Nach dem Studium an der Königlichen Akademie in Kopenhagen (Maler-, Billedhugger- og Bygnings-Academie) setzte er 1801–1804 seine Studien in Dresden bei (1736 - 1813) fort. 39,10 meinem Bruder] Der ältere Bruder Johann Daniel Runge (1767 - 1856) unter- stützte Runge mit aller Entschiedenheit in seiner künstlerischen Entwicklung. 39,11 Speckter] Johann Michael Speckter (1764 - 1845) war Mitbegründer der Firma Hülsenbeck, Runge & Co. und trug eine bedeutende Sammlung alter Druckgrafik zusammen. 39,12 Wolgast; 12 Vater] Der Vater von Philipp Otto Runge, Daniel Nikolaus Runge (1737 - 1825) war Kaufmann und Reeder in Wolgast. 39,18 Maria; 18 Daniel] Maria Elisabeth Runge (1763 - 1839), genannt ›Mrieken‹ und Johann Daniel Runge (1767 - 1856) zählten zu den Lieblingsgeschwistern des Malers.

41 an anna christina runge in wolgast, hamburg 26. oktober 1798

Überlieferung: Druck: Hinterlassene Schriften II. 1841.S.19.

39,24 Richter; 24 Lottchen Perthes] Gemeint sind Carl Friedrich Enoch Richter (1778 - 1834) und Wilhelmine Charlotte Christiane Perthes (1785 - 1872), die außer- eheliche Tochter von Margarethe Christiane Perthes, geb. Heubel (1748 - 1834). Bis zu ihrer Heirat 1803 mit Johann Heinrich Besser (1775 - 1826) wird sie in der Literatur auch unter dem Namen Wilhelmine Charlotte Christiane Schilling geführt. 39,24 Stinchen; 24 Maria. 40,5 Stinchen] Runges ältere, unverheiratete Schwestern Anna Christina Runge (1769 - 1827) und Maria Elisabeth Runge (1763 - 1839) wur- den im Familien- und Freundeskreis ›Stienchen‹ und ›Mrieken‹ genannt. 39,25 Bergedorf. 40,3 Bille] In der 1829 in Lübeck publizierten Topographie und Statistik von Lübeck und dem mit Hamburg gemeinschaftlichen Amte Bergedorf wird zur von 1420 bis 1867 unter beiderstädtischer Verwaltung Hamburgs und Lübeck stehenden Stadt lapidar auf Seite 279 erklärt: »1762 ward die Stadt von den Dänen besetzt.« Auf der gleichen Seite heißt es unter dem Stichwort »Bille«: »Ein kleiner für Böte schiffbarer Fluß«, der »längs dem Sachsenwalde nach Reinbek und Bergedorf« fließt.

Urheberrechtlich geschütztes Material © 2021 Verlag Ferdinand Schöningh, ein Imprint der Brill Deutschland GmbH Wollmarktstr. 115, D–33098 Paderborn 40 28. Dezember 1798

42 an daniel nikolaus runge in wolgast, hamburg 28. dezember 1798

Überlieferung: Druck: Hinterlassene Schriften II. 1841.S.19–20.

40,20 Hardorf] Der Hamburger Maler Gerdt Hardorff d. Ä. (1769 - 1864) war ein Schüler Giovanni Battista Casanovas (1730 - 1795) sowie Johann Anton Tischbeins (1720 - 1784) und in den Jahren 1798–1799 Runges Mentor. 1803 wurde er Zeichen- lehrer am renommierten Johanneum.

43 an magdalena dorothea runge, geb. müller, in wolgast, hamburg 1. januar 1799

Überlieferung: Druck: Hinterlassene Schriften II. 1841.S.20.

40,29 Maria] Gemeint ist Runges älteste Schwester Maria Elisabeth Runge (1763 - 1839), die sich auf Einladung Runges und Johann Daniel Runges (1767 - 1856) von Ende Juli bis zum 25.10.1798 in Hamburg aufhielt. 41,2 nach Gyps zeichnen] Runges Entschluss, »nach Gyps« zu zeichnen, war eine systematische Vorbereitung auf das Akademiestudium. Wie aus dem Brief vom 26.11.1799 an Heinrich Joachim Herterich (1772 - 1852) hervorgeht, gehörte die Schulung an Gipsabgüssen antiker Skulpturen zum Curriculum und wurde an der Kopenhagener Akademie in der von Nicolai Abraham Abildgaard (1743 - 1809) geleiteten Zeichenklasse exerziert. Die Kreidezeichnung Satyr mit der Fußklapper (Hamburger Kunsthalle,Kh1938/38 verso) und andere Blätter dokumentieren diese Praxis.

44 an friedrich christoph perthes in leipzig, hamburg 8. januar 1799

Überlieferung: Staatsarchiv Hamburg, (Bestand) 622–1/82 Perthes, Sign. Mappe 2 g, 2. Druck: Hinterlassene Schriften II. 1841.S.20. Ungenau und bruchstückhaft. – Degner 1939. S. 17 – Degner 1940.S.26–27. Zeichensetzung verändert, fehlerhaft.

41,9 1798] Runge hat sich offensichtlich verschrieben, es muss ›1799‹ heißen. 41,10 die Franzosen sind wieder in Rom; 12 Rom] Mit der Besetzung Roms durch französische Truppen wurde am 15.2.1798 die Tiberinische Republik gegründet. Papst Pius VI. (1717 - 1799) wurde für abgesetzt erklärt, zunächst nach Siena und Florenz verbannt, dann in die Zitadelle von Valence verschleppt, wo er am 29.8.1799 in der Haft verstarb. Aus Anlass dieser Ereignisse erschien 1800 in Ham- burg bei Carl Ernst Bohn (1749 - 1827) eigens die Publikation Pius der Sechste und

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sein Pontifikat. Eine historische und philosophische Schilderung. Bereits am 10.2.1798 hatte der Kommandant der Arme´e de Rome, Louis Alexandre Berthier (1753 - 1815), den Raub von wertvollen Gemälden, Büchern, Handschriften, Statuen und Kunst- gegenständen in Rom durch eine Proklamation (Artikel 14) für rechtens erklärt. Bei Plünderungen der Klöster wurden große Buchbestände vernichtet, Briefsamm- lungen und Pergamenthandschriften hingegen nach Gewicht verscherbelt. 41,15 Caroline; 15 Trinettchen; 15 Mama; 15 Agneschen; 15 lottchen] Gemeint sind Caroline Ilsabe Perthes (1774 - 1821), geb. Claudius, Johanna Catharina Henriette Claudius (1781 - 1863), genannt »Trinettchen«, Margarethe Christiane Perthes (1748 - 1834), geb. Heubel, genannt ›Mama Perthes‹, Agnes Marie Perthes (1798 - 1868) und Wilhelmine Charlotte Christiane Perthes (1785 - 1872), genannt »lottchen«. Letztere war die außereheliche Tochter von Margarethe Christiane Perthes, geb. Heubel. Bis zu ihrer Heirat 1803 mit Johann Heinrich Besser (1775 - 1826) wird sie in der Literatur auch unter dem Namen Wilhelmine Char- lotte Christiane Schilling geführt. 41,15–16 Kosegarten] Der Theologe und Dichter Gotthard Ludwig Theobul Kose- garten (1758 - 1818) war Rektor der Wolgaster Knabenschule. 41,21 Ernestine H] Es geht hier um das Familienleben im Haus des Malers Hein- rich Joachim Herterich (1772 - 1852). 41,27 Hertrich] Runge nahm 1797–1798 Zeichenunterricht bei dem nur wenige Jahre älteren Heinrich Joachim Herterich (1772 - 1852) und 1798–1799 bei Gerdt Hardorff d. Ä. (1769 - 1864).

45 zusammen mit johann daniel runge an carl hermann runge in pleetz, hamburg 15. januar 1799 〈Adressiert an: 〉 Pletz bey Friedland

Überlieferung: Hamburger Kunsthalle, Sign. SO-Archiv 83–25. Druck: Degner 1940.S.27–28. Zeichensetzung verändert, ungenau.

42,6 Geburtstag] Carl Hermann Runge (1779 - 1863) hatte am 12. Januar Geburts- tag. 42,11 Mrieken] Runges älteste Schwester Maria Elisabeth Runge (1763 - 1839) wur- de im Familie- und Freundeskreis »Mrieken« genannt. 42,12 Perthes; 13 Münster] Wie aus dem Standardwerk Geschichte als Ware. Der Verleger Friedrich Christoph Perthes (1772–1843) als Wegbereiter der modernen Ge- schichtsschreibung (Köln, Weimar, Wien 2008) von Dirk Moldenhauer (geb. 1971)zu ersehen ist, erbat Friedrich Christoph Perthes (1772 - 1843) bei dem »ihm freund- schaftlich verbundenen Bischof Caspar Max Droste-Vischering« (1770 - 1846) in

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Münster einen Kredit, der ihm auch in Höhe von »10800 Rß (30000 Mk Ct)« (S. 90) auf zehn Jahre gewährt wurde. 42,14 Str; 19 Str.] Runge meint das Herzogtum Mecklenburg-Strelitz, weniger das 1733 als barocke Residenzstadt gegründete Neustrelitz. 42,17 Angelika Kauffmann; 18 Tischbein] Die neben Louise-E´lisabeth Vige´e-Lebrun (1755 - 1842), Anna Dorothea Therbusch (1721 - 1782) und Mary Moser (1744 - 1819) zu den erfolgreichsten Malerinnen des ausgehenden 18. Jahrhunderts zählende Angelika Kauffmann (1741 - 1807) lebte im ehemaligen Wohnhaus von Anton Ra- phael Mengs (1728 - 1779) in Rom und war zu ihrer Zeit eine legendäre Berühmt- heit. Ihr Gemälde Lasset die Kindlein zu mir kommen – Christus segnet die Kinder im Format 191 x 230 cm entstand 1796 in Rom und wurde von Friedrich Leopold zu Stolberg-Stolberg (1750 - 1819) und Christian zu Stolberg-Stolberg (1748 - 1821) dort gekauft. Am 11.3.2009 wurde das Bild in München verauktioniert. Runge fertigte 1799 eine kleinere Kopie als Kreidezeichnung, die heute zum Bestand der Ham- burger Kunsthalle (Kh 34251) gehört. In St. Jacobi in Stralsund befinden sich zwei Altarblätter, die 1787 entstandenen Gemälde Himmelfahrt und Kreuzabnahme, von Johann Heinrich Tischbein d. Ä. (1772 - 1789), dem sogenannten ›Kasseler Tisch- bein‹. In den 1830 postum in Braunschweig und Leipzig erschienenen Denkwür- digkeiten und Reisen des Herzoglich Braunschweigischen Oberst August Wilhelm Fleischer von Nordenfels (1759 - 1821) werden diese »Altarblätter« als Kunstwerke klassifiziert, die »mit Recht bewundert« (S. 18) werden können. 42,20 die Zeitschrift von Göthe über die Kunst] Die von Johann Wolfgang Goethe (1749 - 1832) und Johann Heinrich Meyer (1760 - 1832) redigierte Kunstzeitschrift Propyläen erschien 1798–1800 in dem von Johann Friedrich Cotta (1764 - 1832) geführten Verlag in Tübingen. 42,25 Homer] Wie Günter Häntzschel (geb. 1939) in seiner Publikation Johann Heinrich Voß. Seine Homer-Übersetzung als sprachschöpferische Leistung (München 1977) darlegt, galt den Zeitgenossen um 1800 Homer (8.–7. Jhdt. v. Chr.) »als absolute Autorität« (S. 9) epischer Dichtkunst. 42,29 lb] Die Abkürzung »lb« (lat. ›libra‹) steht für ›Pfund‹. Ein Pfund entsprach im preußischen Berlin ca. 467, in Hamburg ca. 484 Gramm. 42,30 woll einen Ritt machen] Wie aus dem Brief vom 11.11.1796 an Carl Hermann Runge (1779 - 1863) zu ersehen ist, schätzte Runge das forcierte »Gallopieren« als Ausweis körperlicher Tüchtigkeit. 42,31 Richter] Gemeint ist der Buchhändler Carl Friedrich Enoch Richter (1778 - 1834). 42,33 David; 34 Brunn] David Joachim Runge (1773 - 1843) pachtete das Gut Brunn vom mecklenburgischen Großgrundbesitzer Friedrich II. von Hahn (1742 - 1805). 42,34 Hellwigsch. 43,1 Schwester; 1 Carl] Runges ältere Schwester Ilsabe Dorothea Hellwig, geb. Runge (1764 - 1810), lebte auf Gut Pleetz, 1806 kaufte sie die Güter

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Dahlen und Dishley für ihre Töchter. Carl Hermann Runge (1779 - 1863) arbeitete auf dem Pachtgut seiner Schwester. 42,38 Homers Odüssee von Voß] Homers Odüßee übersetzt von Johann Heinrich Voß erschien 1781 in Hamburg »auf Kosten des Verfassers«. Die Übersetzung des Epos von Homer (8.–7. Jhdt. v. Chr.) durch Johann Heinrich Voß (1751 - 1826) wurde ungeachtet eruditer Kritik für Generationen als stilbildend angesehen. 43,5 Lottchen; 5 Sonnenschmidts] Es handelt sich hier nicht um Wilhelmine Char- lotte Christiane Perthes (1785 - 1872), die auch »Lottchen« genannt wurde, son- dern um Maria Charlotte Friederica Hellwig (1790 - 1806) aus Pleetz. Der Wolgas- ter Kaufmann Johann Christian Sonnenschmidt (um 1740-nach 1804), Vater von Georg Christian Sonnenschmidt (1766 - 1838), stand mit Johann Daniel Runge (1767 - 1856) in geschäftlicher Verbindung. 43,6 der Fuhrmann] Der im Brief vom 26.9.1797 an Carl Hermann Runge (1779 - 1863) genannte »Fuhrmann Ihlenfeld« besorgte den Transport von Waren und Gütern zwischen Hamburg und Neubrandenburg. 43,8 rh] Das Kürzel steht für ›Reichstaler‹. 43,9 Becker; 9 Vater] Runges Vater, der Wolgaster Schiffsreeder und Kaufmann Daniel Nikolaus Runge (1737 - 1825), stand offensichtlich mit dem im Neuen Ham- burger und Altonaer Address=Buch auf das Jahr 1798 (Hamburg [1798]) auf Seite 19 genannten »Becker, Joh. Gottfried, unter der Firma von Pistorius & Becker, Müh- lenbrücke, no. 59.N.6.« in geschäftlicher Verbindung. 43,9 David; 10 Pachtung] Runges Schwester Ilsabe Dorothea Hellwig (1764 - 1810), geb. Runge, hatte die Güter Pleetz, Roga, Salow, Bresewitz, Ramelow, Schwanbeck und Bassow vom Großgrundbesitzer und Astronomen Friedrich II. von Hahn (1742 - 1805) gepachtet, der Bruder David Joachim Runge (1773 - 1843) das Gut Brunn, dann auch 1801 Neddemin, das er jedoch bald wieder aufgab.

46 an friedrich christoph perthes in leipzig, 〈hamburg〉 18. januar 1799

Überlieferung: Staatsarchiv Hamburg, (Bestand) 622–1/82 Perthes, Sign. Mappe 2 g, 3 Druck: Degner 1940.S.28–29. Ungenau.

43,16 David; 16 ein Gut] Runges älterer Bruder David Joachim Runge (1773 - 1843) pachtete zunächst, nachdem er bei seinem 1797 verstorbenen Schwager Jacob Christian Hellwig (1744 - 1797) eine Landwirtschaftslehre absolviert hatte, das Gut Brunn vom Erblandmarschall der Herrschaft Stargard, Friedrich II. von Hahn (1742 - 1805). 43,17 Carl; 19 Daniel; 22 Dan] Gemeint sind Carl Hermann Runge (1779 - 1863) und Johann Daniel Runge (1767 - 1856).

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43,19 Maskerade; 20 Caroline; 20 lottchen] Die karnevaleske Festivität besuchten Johann Daniel Runge (1767 - 1856), Runge und Caroline Ilsabe Perthes (1774 - 1821), geb. Claudius. Wilhelmine Charlotte Christiane Perthes (1785 - 1872) wurde, wie auch Maria Charlotte Friederica Hellwig (1790 - 1806), ›Lottchen‹ genannt. Wil- helmine Charlotte Christiane Perthes war die außereheliche Tochter von Marga- rethe Christiane Perthes, geb. Heubel (1748 - 1834). Bis zu ihrer Heirat mit Johann Heinrich Besser (1775 - 1826) wird sie auch unter dem Namen Wilhelmine Char- lotte Christiane Schilling geführt.

47 an carl hermann runge in pleetz, hamburg 13. februar 1799 〈Adressiert an: 〉 Carl Herrman Runge Pleetz

Überlieferung: Hamburger Kunsthalle, Sign. SO-Archiv 83–26. Druck: Degner 1940.S.29–30. Zeichensetzung verändert, abweichend.

43,30–31 Lottchen. 44,11 lottchen; 16 lottchen] Wie aus dem Brief vom 27.4.1799 an Carl Schildener (1777 - 1843) zu ersehen ist, handelt es sich um Wilhelmine Char- lotte Christiane Perthes (1785 - 1872), die außereheliche Tochter von Margarethe Christiane Perthes (1748 - 1834), geb. Heubel, genannt ›Mama Perthes‹. Bis zu ihrer Heirat 1803 mit Johann Heinrich Besser (1775 - 1826) wird sie auch unter dem Namen Wilhelmine Charlotte Christiane Schilling geführt. 44,1 medio Aprill] Eine andere Ausdrucksweise für ›Mitte April‹. 44,4 Kunstliebhaber Schmidt; 4 trahnmackler] Es handelt sich um den im Neuen Hamburger und Altonaer Address=Buch auf das Jahr 1798 (Hamburg [1798]) auf Seite 223 aufgeführten »Schmidt, Gerh Joach. Mackler, hohe Bleichen, no 265. M 10.«. Gerhard Joachim Schmidt (1742 - 1801) war auch im Hamburger Kunst- handel als Auktionator tätig, Runges 1800 entstandene Pinselzeichnung Triumph des Amor (Schmidtsche Hauptzeichnung) (Hamburg, Privatbesitz) im Format 26,5 x 39,5 cm weist auf der Rückseite einen Hinweis von der Hand Johann Daniel Run- ges (1767 - 1856) auf: »Original von P. O. Runge 1800 in Kopenhagen. Von ihm damals an die G. J. Schmidtsche Sammlung nach Hamburg geschenkt. Mir wie- dergeschenkt von Wilhelminen Behrmann Den 29. Nov. 1818 JD Runge«. Beata Katharina Wilhelmine Behrmann (1783 - 1862) war die spätere Ehefrau Johann Daniel Runges, sie heirateten am 11.5.1822 in Hamburg. In Runges Brief vom 8.2.1800 an Johann Daniel Runge heißt es: »Ich habe die Zeichnung für Schmidt (Triumph des Amor’s) beynahe fertig und hoffe, daß sie mir wohl geräth, dann will ich sie doch einmal Juel zeigen, und sehen, was sie sagen, da sie mir ja immer vom Selbstzeichnen abgerathen.« Jens Juel (1745 - 1802) war Runges akademischer Lehrer an der Kopenhagener Maler-, Billedhugger- og Bygnings-Academie.

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44,5 Jacob; 6 Dan:; 7 Sp:] Die Genannten sind Jakob Friedrich Runge (1771 - 1811), Johann Daniel Runge (1767 - 1856) und Johann Michael Speckter (1764 - 1845). Johann Michael Speckter war Geschäftspartner von Runges Bruder und besaß eine bedeutende Sammlung alter Grafik. 44,7 Braunschweig; 8 Salzdahlen; 8 Cassel; 8 Erfurth] Von kunsthistorischem Interesse für Runge waren die Gemäldegalerie des 1694 fertiggestellten und 1813 abgebrochenen Schlosses Salzdahlum, die in Braunschweig untergebrachten Bestände, die von Friedrich II. von Hessen-Kassel (1720 - 1785) für ein interessier- tes Publikum geöffnete Gemäldesammlung in Kassel sowie der Domberg in Erfurt. 44,9 Pleetz] Carl Hermann Runge (1779 - 1863) lebte in Pleetz bei Friedland im Herzogtum Mecklenburg-Strelitz. 44,19 David; 19–20 Hellwigsch und die Kleinen] Nach dem Tod seines Schwagers Jacob Christian Hellwig (1744 - 1797) half David Joachim Runge (1773 - 1843) seiner älteren Schwester Ilsabe Dorothea Hellwig (1764 - 1810), geb. Runge, bei der Ver- waltung der Pachtgüter Pleetz, Roga, Salow, Bresewitz, Ramelow, Schwanbeck und Bassow. Ilsabe Dorothea Hellwig, geb. Runge (1764 - 1810), hatte drei Töchter: Maria Charlotte Friederica Hellwig (1790 - 1806), Wilhelmina Sophia Hellwig (1791 - 1820) und Christine Hellwig (1793 - 1877). 44,23 im Kotzebue die Mohren] Runge spielt auf August von Kotzebues (1761 - 1819) 1796 bei Paul Gotthelf Kummer (1750 - 1835) in Leipzig erschienenes Stück Die Negersklaven. Ein historisch=dramatisches Gemälde in drei Aufzügen an. 44,23 Richter; 24 Besser; 24 Besser; 25 leipziger Meße] Mit den Buchhändlern Carl Friedrich Enoch Richter (1778 - 1834) und Johann Heinrich Besser (1775 - 1826) war Runge befreundet. Carl Friedrich Enoch Richter ging 1798 nach Leipzig. Als Teil- haber der Verlagsbuchhandlung von Friedrich Christoph Perthes (1772 - 1843) be- suchte Johann Heinrich Besser regelmäßig die Leipziger Messen. 44,24 Jacob M:; 24 ] Der bereits im Brief von 14.5.1795 an Carl Her- mann Runge (1779 - 1863) erwähnte »Jacob Müllern« war ein Cousin aus der Familie von Runges Mutter Magdalena Dorothea Runge (1737 - 1818), geb. Müller. Sein Vater war der Hufschmied Daniel Christian Müller d. J. (1739 - 1786). 44,26 Chr Hofmann] Der auch im Schreiben an Carl Hermann Runge (1779 - 1863) vom 26.1.1796 genannte »Christoph Hoffmann« gehörte zur Familie des in Carl Christian Hellers (1770 - 1837) Chronik der Stadt Wolgast (Greifswald 1829) auf Seite VII aufgeführten Wolgaster Stadtmaurermeisters »Altermann J. Hoffmann«. 44,26 Carl Haac] Der in den Briefen vom 10.12.1797 und 3.4.1798 an Carl Hermann Runge (1779 - 1863) genannte »Carl Haack« war Kaufmann in Anklam. Im Adress- buch der Zivil Einwohner von Anklam 1840 nach Hausname findet sich unter der »Lfd. Nr.« 3720 der Eintrag »Carl Haack«, »Kaufmann« im 72. Lebensjahr. 44,28 Daniel; 30 Gustävchen] Johann Daniel Runge (1767 - 1856) war mitverant- wortlich für die Hamburger Kommissions- und Speditionshandlung Hülsenbeck,

Urheberrechtlich geschütztes Material © 2021 Verlag Ferdinand Schöningh, ein Imprint der Brill Deutschland GmbH Wollmarktstr. 115, D–33098 Paderborn 46 13. März 1799

Runge & Co., Gustav Runge (1781 - 1870) hatte 1798 eine Buchhändlerlehre bei Friedrich Christoph Perthes (1772 - 1843) begonnen, die er 1799 abbrach. Gustav Runge war in seinen jungen Jahren von labiler Gesundheit. 44,29 heslichen] Es soll ›hässlich‹ heißen. 44,31 Frau Wachs] Die »alte Frau Wachs« wird auch im Schreiben vom 5.5.1797 an Carl Hermann Runge (1779 - 1863) erwähnt. Im Neuen Hamburger und Altonaer Addreß=Buch auf das Jahr 1797 (Hamburg [1797]) findet sich auf Seite 251 der Eintrag »Wachs, Wbe., Mart Christ Thran, Schopenstehl, no. 6.P.5.« 44,31 Metlerkamps] Runge war mit der Familie von David Christopher Mettler- kamp (1774 - 1850) befreundet.

48 zusammen mit johann daniel runge an carl hermann runge in pleetz, hamburg 13. märz 1799 〈Adressiert an: 〉 Pleetz bey Friedland im Strelitzischen

Überlieferung: Hamburger Kunsthalle, Sign. SO-Archiv 83–27. Druck: Degner 1940.S.30–31. Zeichensetzung verändert, ungenau.

45,6 Mama; 14 lottchen; 17 Lottchen; 17 Mama; 25 Mama; 25 ihre Tochter] Wilhel- mine Charlotte Christiane Perthes (1785 - 1872), die außereheliche Tochter von Margarethe Christiane Perthes (1748 - 1834), geb. Heubel, genannt ›Mama Per- thes‹, war zu dieser Zeit Gast in Wolgast. Bis zu ihrer Heirat 1803 mit Johann Heinrich Besser (1775 - 1826) wird sie auch unter dem Namen Wilhelmine Char- lotte Christiane Schilling geführt. 45,12 Wülffing; 14 W:] Johann Friedrich Wülffing (um 1762 - 1815) war Teilhaber der Kommissions- und Speditionshandlung Hülsenbeck, Runge & Co. 45,12 lübeck; 13 lübeck] Der Umweg über Lübeck wurde aus kulturgeschichtli- chem Interesse in Kauf genommen. 45,15 Pleez; 15 Nbrbrg] Das Gut Pleetz lag in der Nähe von Neubrandenburg. 45,17 Mutter; 18 Mutter; 19 Dan:] Gemeint sind Runges Mutter Magdalena Doro- thea Runge (1737 - 1818), geb. Müller, und der Bruder Johann Daniel Runge (1767 - 1856). 45,22–23 ’ich lobe mir bey dieser Gelegenheit die Alten’] Runge spielt auf die Rede des Ministers in Johann Wolfgang Goethes (1749 - 1832) 1790 bei Georg Joachim Göschen (1752 - 1828) in Leipzig erschienenem Dramentext Faust. Ein Fragment an. 45,28 Schifert] Runge meint den im Neuen Hamburger und Altonaer Address=Buch auf das Jahr 1798 (Hamburg [1798]) auf Seite 219 genannten »Schiff, Hertz Bendix«, einen Händler für »Cattun, Zitz und engl. Waaren, Alte=wallstr. no. 55.N.10.« Runge schrieb Namen und Begriffe immer wieder nach Gehör. Aus dem Brief vom

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28.9.1797 an Carl Hermann Runge (1779 - 1863) geht hervor, dass der Bruder in Pleetz größere Mengen Baumwollstoff aus Hamburg bezogen hatte. 45,29 Carl H:; 30 Dunker] Es handelt sich um die Handelsfirma in Anklam, bei der auch »Carl Haack« arbeitete, der in den Briefen vom 16.11.1797 und 13.2.1799 an Carl Hermann Runge (1779 - 1863) erwähnt wird. Im Adressbuch der Zivil Einwoh- ner von Anklam 1840 nach Hausnamen findet sich unter der »Lfd. Nr.« 3720 der Kaufmann »Carl Haack« im 72. Lebensjahr. Anna Maria Duncker, geb. Speckter (1850 - 1927), die Tochter von Otto Speckter (1807 - 1871) und Marie Auguste Speckter, geb. Bergeest (1824 - 1899) und Ehefrau von Arthur Duncker (1845 - 1928) heiratete 1872 in die begüterte Familie Duncker ein. 45,30 Dietr; 30 Mäheer] Es handelt sich um den im Brief vom 11.10.1800 an Johann Daniel Runge (1767 - 1856) erwähnten späteren Studienkollegen an der Kopenhage- ner Maler-, Billedhugger- og Bygnings-Academie, den »Theatermahler Hrn. Dietrich aus Greifswald«. Der Ausdruck »Mäheer« steht hier wohl für ›mein Herr‹. 45,32 Pleez] Auf dem Pachtgut Pleetz lebten Runges Schwester Ilsabe Dorothea Hellwig, geb. Runge (1764 - 1810), mit ihren drei Töchtern und Carl Hermann Runge (1779 - 1863). 45,40 abgeredet] Runge benutzt das Wort im Sinne von ›abgesprochen‹. 46,1 Otto; 2 Lottchen; 3 Mutter; 7 Lottchen; 8 Vater; 10 Jacob; 12 Otto] Die Genann- ten sind Runge, Wilhelmine Charlotte Christiane Perthes (1785 - 1872), genannt »Lottchen«, deren Mutter Margarethe Christiane Perthes (1748 - 1834), geb. Heu- bel, Runges Vater Daniel Nikolaus Runge (1737 - 1825) und der in Wolgast lebende Bruder Jakob Friedrich Runge (1771 - 1811). Bis zu ihrer Heirat 1803 mit Johann Heinrich Besser (1775 - 1826) wurde Wilhelmine Charlotte Christiane Perthes auch unter dem Namen Wilhelmine Charlotte Christiane Schilling geführt. 46,9 Sonnenschmidt] Der bereits im Brief vom 13.5.1796 an Carl Hermann Runge (1779 - 1863) genannte »Sonnenschmidt« war der mehrfach in Carl Christian Hellers (1770 - 1837) 1829 in Greifswald publizierter Chronik der Stadt Wolgast erwähnte Kaufmann Johann Christian Sonnenschmidt (um 1740-nach 1804), der Vater des Greifswalder Juristen Georg Christian Sonnenschmidt (1766 - 1838). 46,11 Carlken] »Carlken« ist ein Diminutiv von ›Carl‹.

49 an carl schildener in greifswald, hamburg 27. april 1799

Überlieferung: Druck: Hinterlassene Schriften II. 1841.S.21–22.

46,26–27 ’Stufenweise steigt der Mensch zur Vollkommenheit empor’; 27 gestiefelten Kater] In Johann Ludwig Tiecks (1773 - 1853) 1797 in Berlin unter dem Pseudonym »Peter Leberecht« publiziertem Märchenspiel Der gestiefelte Kater sagt die Figur

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des Dichters zu Beginn des dritten Aktes: »Denn stufenweise muss diese Ausbil- dung vor sich gehen.« (S. 100). 46,34 fällt] Es soll ›fehlt‹ heißen. 47,8 Rembrand; 11 Rembrand; 12 in dem bezaubernden Lichte] Der Brief vom 16.12.1799 an Friedrich Christoph Perthes (1772 - 1843) dokumentiert am deutlichs- ten Runges Begeisterung für Rembrandt Harmenszoon van Rijn (1606 - 1669). Run- ges Auseinandersetzung mit den Wirkungen des Lichts und der Bedeutung des Helldunkel zeigt sich zeitweilig, wie das Ölbild Petrus auf dem Meer (Hamburger Kunsthalle,Kh1007) zeigt, von der barocken Malerei des Niederländers inspiriert. Die frühromantischen Literaten teilten diesen Enthusiasmus für den niederländi- schen Barock nur sehr begrenzt. 47,10 Rafael; 16 Rafael; 18 Rafael] Ähnlich wie Michelangelo Buonarroti (1475 - 1564) gehörte Raffaello Santi (1483 - 1520) zu den idealtypischen Künstler- figuren der Frühromantiker. Runges Interesse für die Werke des Italieners wurden durch die Lektüre der Texte von Wilhelm Heinrich Wackenroder (1773 - 1798) und Johann Ludwig Tieck (1773 - 1853) nachhaltig beeinflusst. Mit den Werken von Raffaello Santi wurde Runge erstmals anhand der Grafiksammlungen von Gerdt Hardorff d. Ä. (1769 - 1864) und Johann Michael Speckter (1764 - 1845) in Hamburg näher konfrontiert. Die Dekorationen in der vatikanischen Loggia di Raffaello, die Runge 1801 durch die Stiche Giovanni Volpatos (1735 - 1803) kennenlernte, wurden, neben dem ihm durch Tafelwerke bekannten übrigen Œuvre, zur wichtigen Inspi- rationsquelle. 47,17 van der Neer] Bei seinem Studium des Clairobscur machte die Behandlung des Lichts in den Nacht- und Landschaftsbildern Aert van der Neers (1603 - 1677) einen ähnlichen Eindruck auf Runge wie das Helldunkel Rembrandt Harmenszoon van Rijns (1606 - 1669). 47,20 Perthes] Mit der Familie von Friedrich Christoph Perthes (1772 - 1843) war Runge eng befreundet. 47,22 Karl] Runges jüngerer Bruder Carl Hermann Runge (1779 - 1863) übernahm nach einer Landwirtschaftslehre bei seinem Schwager Jacob Christian Hellwig (1744 - 1797) die von seiner älteren Schwester Ilsabe Dorothea Hellwig, geb. Runge (1764 - 1810), gepachteten Güter des Erblandmarschalls Friedrich II. von Hahn (1742 - 1805) in Mecklenburg-Strelitz. 47,23 Mama Perthes] Die Mutter von Friedrich Christoph Perthes (1772 - 1843), Margarethe Christiane Perthes, geb. Heubel (1748 - 1834), wurde im Freundeskreis um Runge »Mama Perthes« genannt. 47,23 Wolgast] Runge lebte von 1777–1795 in seiner Heimatstadt Wolgast. 47,23 Tochter] Die außerehelich geborene Halbschwester von Friedrich Christoph Perthes (1772 - 1843), Wilhelmine Charlotte Christiane Perthes (1785 - 1872) (auch: Wilhelmine Charlotte Christiane Schilling) heiratete 1803 den mit Runge befreun-

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deten Buchhändler und Verleger Johann Heinrich Besser (1775 - 1826), der seit 1799 Teilhaber der Sortimentsbuchhandlung seines Schwagers war.

50 an carl hermann runge in pleetz, hamburg 31. juli 1799 〈Adressiert an: 〉 Herrn Carl Herm Runge zu Pleetz bey Friedland in Mecklenburg Streliz

Überlieferung: Hamburger Kunsthalle, Sign. SO-Archiv 83–28. Druck: Degner 1940.S.31–32. Zeichensetzung verändert, ungenau.

47,30 Wollgast; 32 Berner; 32 Jacob; 33 Wülffing] Runges Bruder Jakob Friedrich Runge (1771 - 1811) war Kaufmann in Wolgast, Johann Friedrich Wülffing (um 1762 - 1815) Geschäftspartner von Johann Daniel Runge (1767 - 1856). Zu »Berner« existiert kein Eintrag im Hamburgischen Adress=Buch auf das Jahr 1799 (Hamburg [1799]). Der Name findet sich um 1800 häufiger in der Gegend um Tüzen, unweit von Pleetz, dem Wohnort von Carl Hermann Runge (1779 - 1863). 47,35 Hermann] Der erstmals im Brief vom 22.10.1795 an Carl Hermann Runge (1779 - 1863) erwähnte »Herrman Müller« war ein Cousin aus der Familie der Mutter Magdalena Dorothea Runge (1737 - 1818), geb. Müller, und arbeitete in der Kommissions- und Speditionshandlung Hülsenbeck, Runge & Co. 47,37 Den Besser. 48,4 Besser] Runge spricht von seiner 1799 entstandenen Krei- dezeichnung Bildnis Johann Heinrich Besser im Format 50,0 x 36,9 cm (Kupferstich- kabinett, Staatliche Museen zu Berlin, Inv. Nr.: F III 2666, SZ Runge 33). Johann Heinrich Besser (1775 - 1826) war in den ersten Hamburger Jahren ein vertrauter Freund Runges. 48,2–3 Papa und Mama Claudius; 3 Gustav] Die Portraits Bildnis Matthias Claudius und Bildnis Anna Rebecca Claudius aus dem Jahr 1799 gelten als verschollen. Das Bildnis des Bruders Gustav im Format 43,6 x 34,0 cm befindet sich in der Ham- burger Kunsthalle (Kh 1939/23). Gustav Runge (1781 - 1870) hatte 1798 eine Buch- händlerlehre bei Friedrich Christoph Perthes (1772 - 1843) begonnen; mit Matthias Claudius (1740 - 1815) und Anna Rebecca Claudius (1754 - 1832) war Runge eng befreundet. 48,3 unsre Madam; 4 P: seine Frau; 4 P.] Die Genannten sind Margarethe Christi- ane Perthes (1748 - 1834), geb. Heubel, Caroline Ilsabe Perthes (1774 - 1821), geb. Claudius, sowie Friedrich Christoph Perthes (1772 - 1843). Die Zeichnungen Bildnis Margarethe Christiane Perthes und Bildnis Caroline Perthes gelten als verschollen, auch beim Bildnis Friedrich Perthes ist der Verbleib ungeklärt. 48,4 Hrn Stoll] Ob es sich um Caspar Joachim Stoll (1758-nach 1805) aus Rostock handelt, bleibt ungewiss.

Urheberrechtlich geschütztes Material © 2021 Verlag Ferdinand Schöningh, ein Imprint der Brill Deutschland GmbH Wollmarktstr. 115, D–33098 Paderborn 50 14. August 1799

48,5 Daniel; 5 Mienchen; 7 Wilhelm; 7 Perthes; 7 Frau und Kind] Die Genannten sind Johann Daniel Runge (1767 - 1856), Wilhelmina Sophia Hellwig (1791 - 1820), genannt »Mienchen«, Friedrich Christoph Perthes (1772 - 1843), Caroline Ilsabe Perthes, geb. Claudius (1774 - 1821), Agnes Marie Perthes (1798 - 1868) sowie der Sohn von Runges im Brief vom 22.10.1795 an Carl Hermann Runge (1779 - 1863) erwähntem Cousin »Herrman Müller«. 48,5 Rh] Das Kürzel steht für ›Reichstaler‹. 48,8 Lütgenburg] Es soll ›Lütjenburg‹ heißen. 48,8 Blattern] »Blattern« ist ein Synonym für ›Pocken‹ (Variola). 48,8 Dav] David Joachim Runge (1773 - 1843) hatte sich entschlossen, das Gut Brunn von Friedrich II. von Hahn (1742 - 1805) zu pachten. 48,9 Spiegelberg] Es handelt sich wohl um Johann Peter Paschen Spiegelberg (1753 - 1835) aus Friedland im Herzogtum Mecklenburg-Strelitz. 48,18 B] Runge meint die Kreidezeichnung Bildnis Johann Heinrich Besser (Kup- ferstichkabinett, Staatliche Museen zu Berlin, Inv. Nr.: F III 2666, SZ Runge 33). 48,19 Hellwigsch; 19 David] David Joachim Runge (1773 - 1843) hatte der seit dem 23.2.1797 verwitweten Schwester Ilsabe Dorothea Hellwig (1764 - 1810), geb. Runge, bei der Verwaltung ihrer Pachtgüter in Pleetz geholfen.

51 an magdalena dorothea runge, geb. müller, in wolgast, hamburg 14. august 1799

Überlieferung: Druck: Hinterlassene Schriften II. 1841.S.22–23.

48,24 Gustaf] Runges jüngerer, gesundheitlich labiler Bruder Gustav Runge (1781 - 1870) begann 1798 eine Buchhändlerlehre bei Friedrich Christoph Perthes (1772 - 1843), die er 1799 abbrach. 48,27 Portraits]Um 1800 vollendete Runge eine Portraitkreidezeichnung Bildnis der Mutter (38,0 x 28,5 cm) in der Manier eines ritratto di spalla, die 1945 im Pommerschen Landesmuseum Stettin vernichtet wurde. Auf das Jahr 1799 sind vier Kreidezeichnungen mit den Bezeichnungen Bildnis eines unbekannten jungen Man- nes (München, Privatsammlung), Bildnis Johann Friedrich Wülfing (?) (1945 ver- nichtet), Bildnis Johann Heinrich Besser (Kupferstichkabinett, Staatliche Museen zu Berlin, Inv. Nr.: F III 2666, SZ Runge 33) sowie Bildnis Friedrich Perthes (Essen, Privatsammlung) zu datieren. Die beiden ersten Portraits wurden in der älteren Forschung als Bildnisse der Brüder Gustav Runge (1781 - 1870) und Johann Daniel Runge (1767 - 1856) angesehen. Die von Jörg Traeger (1942 - 2005) in seinem Refe- renzwerk Philipp Otto Runge und sein Werk. Monographie und kritischer Katalog (München 1975) auf den Seiten 306–309 angeführte Kreidezeichnungen Bildnis des

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Bruders Karl Hermann sowie die Bildnisse des Vaters und der Mutter (verschollen) entstanden offenbar im Frühjahr 1801, das Bildnis Ludwig Berger (Kupferstichka- binett, Staatliche Museen zu Berlin, Inv. Nr.: F III 2581, SZ Runge 30) wurde zwi- schen 1801 und 1802 geschaffen. 48,27 G.] Da Gustav Runge (1781 - 1870) seit 1798 in Hamburg wohnte, kannte er Runges Arbeits- und Lebenssituation unmittelbar vor dem Beginn des Studiums an der Kopenhagener Akademie genau. 49,7 **] Vermutlich ist hier Gerdt Hardorff d. Ä. (1769 - 1864) gemeint. 49,8 Kopenhagen] Runge reiste am 18.10.1799 nach Kopenhagen, um an der Königlichen Akademie bei Nicolai Abraham Abildgaard (1743 - 1809) und Jens Juel (1745 - 1802) zu studieren.

52 an maria elisabeth runge in wolgast, hamburg 20. september 1799

Überlieferung: Druck: Hinterlassene Schriften II. 1841.S.23.

49,13 Daniel’s Bild] Jörg Traeger (1942 - 2005) bezieht in seinem Standardwerk Philipp Otto Runge und sein Werk. Monographie und kritischer Katalog (München 1975.S.255) diese Briefstelle auf eine 1799 entstandene Portraitzeichnung in schwarzer und weißer Kreide auf braunem Papier im Format 48,0 x 36,3 cm (Hamburger Kunsthalle,Kh1939/21). In der neueren Forschung wird dieses Bildnis jedoch als Portrait des Firmenteilhabers Johann Friedrich Wülffing (um 1762 - 1815) angesehen. Zu Johann Daniel Runge (1767 - 1856) hatte Runge ein be- sonders vertrauensvolles Verhältnis.

53 an daniel nikolaus runge in wolgast, hamburg oktober 1799

Überlieferung: Druck: Hinterlassene Schriften II. 1841.S.23–24.

49,20 Mutter; 25 Mutter] Magdalena Dorothea Runge, geb. Müller (1737 - 1818), heiratete 1762 den Wolgaster Kaufmann und Reeder Daniel Nikolaus Runge (1737 - 1825). 49,25 viel lockere Bursche unter den Künstlern] Ähnlich wie die fahrenden Truppen der Wanderbühnen waren auch unbestallte Künstler, sofern sie keinen respekta- blen Erfolg und entsprechende Revenuen hatten, Außenseiter ohne Sozialprestige. 49,26 schöne Seelen] Ähnlich wie in Friedrich Schillers (1759 - 1805) 1784 gehalte- ner Vorlesung Was kann eine gute stehende Schaubühne eigentlich bewirken? sieht Runge einen Zusammenhang zwischen dem sittlich und ästhetisch Schönen.

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50,1–3 auf einem Spatziergange deutlichere und bessere Erkenntnisse von einer Sache und ihrer Behandlung bekommen habe, als wenn ich grade darüber gesessen] Die spontan skizzierten, 1799 entstandenen Zeichnungen wie Ein Mann fährt seine Kinder im Schubkarren (Besitzer unbekannt), Inspektion eines Tierarztes (Besitzer unbekannt), Sitzendes Kind, mit seiner Zehe spielend (Besitzer unbekannt) oder Vier Männer, sich mit Früchten bewerfend (Kassel, Privatsammlung) belegen Runges Interesse für alltägliche Sujets jenseits akademischer Ausbildungstraditionen.

54 an carl hermann runge in pleetz, hamburg 5. oktober 1799 〈Adressiert an: 〉 Herrn Carl Runge Pleetz im Mecklenburg Strelitzschen / frey Brandebrg

Überlieferung: Hamburger Kunsthalle, Sign. SO-Archiv 83–29. Druck: Degner 1940.S.32–33. Zeichensetzung verändert, fehlerhaft.

50,17 Fuhrmann Ihlenfeld] Der auch im Brief vom 26.9.1797 an Carl Hermann Runge (1779 - 1863) genannte »Fuhrmann Ihlenfeld« transportierte Waren und Güter zwischen Hamburg und Neubrandenburg. 50,18 ellbr] Das Kürzel steht für eine Elle auf die Breite gemessen. 50,18 Casimir] Es handelt sich um ein Tuch aus feinem Wollgarn. 50,18 fl; 19 fl] Die Abkürzung steht für ›Gulden‹ (›Florin‹). 50,20 Barcow; 20 Neubrandenburg] Die gleiche Adresse nennt Runge in seinem Brief vom 26.9.1797 an Carl Hermann Runge (1779 - 1863). Es handelt sich um die Familie des Theologen Christian Joachim Friedrich Barkow (1755 - 1836). 50,21 Dan; 21 Jacob] Die Genannten sind Runges ältere Brüder, die Kaufleute Johann Daniel Runge (1767 - 1856) und Jakob Friedrich Runge (1771 - 1811). 50,23 Dan; 24 Ihlenfeld; 24 Jac:; 25 Jacob] Der bereits genannte »Fuhrmann Ihlen- feld« erledigte Speditionsaufträge für Johann Daniel Runge (1767 - 1856), Jakob Friedrich Runge (1771 - 1811) und Carl Hermann Runge (1779 - 1863). 50,25 Rech] Es soll ›Rechnung‹ heißen. 50,29–30 Dav. u Hellwigsch] David Joachim Runge (1773 - 1843) unterstützte seine Schwester bei der Bewirtschaftung ihrer Pachtgüter.

55 an carl hermann runge, david joachim runge und ilsabe dorothea hellwig, geb. runge, in pleetz, hamburg 16. oktober 1799 〈Adressiert an: 〉 Herrn Carl Herman Runge zu Pleez bey Friedland in Mecklenbg Streliz

Überlieferung: Hamburger Kunsthalle, Sign. SO-Archiv 83–30. Druck: Hinterlassene Schriften II. 1841.S.24–25. Vom Autograf abweichend. – Degner 1939. S. 17–19. – Degner 1940.S.33–34. Zeichensetzung verändert, ungenau.

Urheberrechtlich geschütztes Material © 2021 Verlag Ferdinand Schöningh, ein Imprint der Brill Deutschland GmbH Wollmarktstr. 115, D–33098 Paderborn 16. Oktober 1799 53

51,6–7 meinen Abschied; 13 Copenhagen; 13 mein eignes; 17 Copenhagen]Am 18.10.1799 ging Runge nach Kopenhagen, um sein Studium an der Maler-, Billed- hugger- og Bygnings-Academie aufzunehmen. 51,6 lieben Eltern; 7 um 13 Jahr; 8 Wollgast] Runges Eltern Daniel Nikolaus Runge (1737 - 1825) und Magdalena Dorothea Runge (1737 - 1818), geb. Müller, heirateten am 14.10.1762 in Wolgast. 1812, 13 Jahre nach der Datierung dieses Briefes, feierten sie ihren 50. Hochzeitstag. 51,11 Beßer; 11 sein Dan u Wülffings Porträt] Runge spricht über die Portraits Bildnis Johann Heinrich Besser (Kupferstichkabinett, Staatliche Museen zu Berlin, Inv. Nr.: F III 2666, SZ Runge 33) im Format 50,0 x 36,9 cm und Bildnis des Bruders Johann Daniel (Hamburger Kunsthalle,Kh1939/21) mit den Maßen 48,0 x 38,3 cm. Jörg Traeger (1942 - 2005) führt in seinem Referenzwerk Philipp Otto Runge und sein Werk. Monographie und kritischer Katalog (München 1975) auf Seite 255 eine Kreidezeichnung auf dunklem Papier mit den Abmessungen 52,0 x 40,0 cm an, die als Portrait von Johann Friedrich Wülffing (um 1762 - 1815) angesehen werden kann. Dieses Blatt mit der Bezeichnung Bildnis Johann Friedrich Wülffing (?) wird seit 1945 als Kriegsverlust betrachtet. 51,12 leipzig; 12 Enoch] Runges Freund, der Buchhändler Carl Friedrich Enoch Richter (1778 - 1834), arbeitete seit 1798 in Leipzig. 51,21 David] David Joachim Runge (1773 - 1843) unterstützte nach dem Tod von Jacob Christian Hellwig (1744 - 1797) seine Schwester Ilsabe Dorothea Hellwig (1764 - 1810), geb. Runge, in Pleetz bei der Verwaltung der Pachtgüter. 51,37 Schwester; 37 Kinder] Runge grüßt Ilsabe Dorothea Hellwigs, geb. Runge (1764 - 1810), Töchter Maria Charlotte Friederica Hellwig (1790 - 1806), Wilhelmina Sophia Hellwig (1791 - 1820) und Christine Hellwig (1793 - 1877). 52,1 die Alte Madam; 1 lottchen Perthes; 1–2 Perthes seine Kleine; 4 Caroline] Die Genannten sind Margarethe Christiane Perthes (1748 - 1834), geb. Heubel, ihre außereheliche Tochter Wilhelmine Charlotte Christiane Perthes (1785 - 1872) sowie die Tochter von Friedrich Christoph Perthes (1772 - 1843) und Caroline Ilsabe Per- thes (1774 - 1821), geb. Claudius, Agnes Marie Perthes (1798 - 1868). Das zweite Kind, Matthias Friedrich Perthes (1800 - 1859), wurde am 16.1.1800 in Hamburg geboren. Bis zu ihrer Heirat 1803 mit Johann Heinrich Besser (1775 - 1826) wurde Wilhelmine Charlotte Christiane Perthes auch unter dem Namen Wilhelmine Charlotte Christiane Schilling geführt. 52,4 Alte Frau Wachs; 5 die Alte Frau] Die »alte Frau Wachs« wird erstmals im Brief vom 5.5.1797 an David Joachim Runge (1773 - 1843) und Carl Hermann Runge (1779 - 1863) erwähnt. 52,4 Metlerkamps] Runge war mit der Familie von David Christopher Mettler- kamp (1774 - 1850) und Friederike Margaretha Mettlerkamp (1778 - 1805), geb. Jäger, befreundet.

Urheberrechtlich geschütztes Material © 2021 Verlag Ferdinand Schöningh, ein Imprint der Brill Deutschland GmbH Wollmarktstr. 115, D–33098 Paderborn 54 27. Oktober 1799

52,6 Cop:] Das Kürzel steht für ›Kopenhagen‹. 52,7 die Kleinen; 8 Künstlerin] Runge meint seine jüngste Nichte Christine Hellwig (1793 - 1877) und deren Schwestern Maria Charlotte Friederica Hellwig (1790 - 1806) und Wilhelmina Sophia Hellwig (1791 - 1820).

56 an daniel nikolaus runge in wolgast, kopenhagen 27. oktober 1799

Überlieferung: Druck: Hinterlassene Schriften II. 1841.S.26–27.

52,15 Kiel] Runge machte sich am 18.10.1799 auf den Weg nach Kopenhagen und kam dort, aufgrund widriger Wetterverhältnisse, erst am 26.10.1799 an. 52,16 Laaland] Runge meint die viertgrößte dänische Ostseeinsel Lolland, die Kiel gegenüber liegt und auf dem Seeweg nach Kopenhagen westlich passiert wurde. 52,17 Färöe] Runge spricht über eine östlich des Storstrømmen liegende Insel, die auf der Route von und nach Vordingborg passiert wurde. Es handelt sich offen- sichtlich um Farø. 52,19 Vordingborg] Runge nennt die südlichste Hafenstadt auf der Insel Seeland, am Eingang des Storstrøm. 52,23–24 Kreideberge (auf Möen)] Runge erwähnt die unter dem Namen Møns Klint bekannten Kreidefelsen auf der Insel Møn, die ähnlich wie der Königsstuhl auf Rügen ein markanter Orientierungspunkt sind. 52,28 Kopenhagen; 37 Kopenhagen] Runge ließ sich in der Nähe des Enghavevej ausschiffen. Sein Domizil war offensichtlich, wie im vorliegenden Brief an den Vater Daniel Nikolaus Runge (1737 - 1825) geschildert, in einem erhalten geblie- benen, repräsentativen Haus. Die Altstadt wurde 1795, wie Gerhard Ludvig Lahde (1765 - 1833) in seiner Darstellung Der Brand in Kopenhagen den 5, 6 und 7ten Junij, 1795 darlegt, in weiten Teilen zerstört.

57 an johann daniel runge in hamburg, kopenhagen 27. oktober 1799

Überlieferung: Druck: Hinterlassene Schriften II. 1841.S.27–28.

53,30–31 ’Harfenspiel und Gesang, die liebliche Zierde des Mahles.’] Runge zitiert hier aus der von Johann Heinrich Voß (1751 - 1826) 1781 »auf Kosten des Verfas- sers« in Hamburg publizierten Übersetzung der Odüßee Homers (8.–7. Jhdt. v. Chr.), wo es im Einundzwanzigsten Gesang auf Seite 415 heißt: »Aber es ist nun Zeit, den Abendschmaus zu besorgen, / Noch bei Tage! Nachher erfreue die scher- zenden Männer / Saitenspiel und Gesang, die liebliche Zierde des Mahles!«

Urheberrechtlich geschütztes Material © 2021 Verlag Ferdinand Schöningh, ein Imprint der Brill Deutschland GmbH Wollmarktstr. 115, D–33098 Paderborn 1. November 1799 55

58 an friedrich christoph perthes derzeit in leipzig, kopenhagen 1. november 1799

Überlieferung: Staatsarchiv Hamburg, (Bestand) 622–1/82 Perthes, Sign. Mappe 2 g, 4. Druck: Hinterlassene Schriften II. 1841.S.28–29. Vom Autograf abweichend. – Degner 1939. S. 19–22. Unvollständig, Zeichensetzung verändert, ungenau. – Degner 1940.S.35–37. Zeichensetzung verändert, ungenau.

54,7 Caroline; 7 Besser; 7 Mama; 7 lottchen; 8 das Herrliche Kind] Runge grüßt Caroline Ilsabe Perthes (1774 - 1821), geb. Claudius, und ihre Tochter Agnes Marie Perthes (1798 - 1868), Johann Heinrich Besser (1775 - 1826), Margarethe Christiane Perthes (1748 - 1834), geb. Heubel, genannt ›Mama Perthes‹, sowie deren außer- eheliche Tochter Wilhelmine Charlotte Christiane Perthes (1785 - 1872). Bis zu ihrer Heirat 1803 mit Johann Heinrich Besser (1775 - 1826) wurde Wilhelmine Charlotte Christiane Perthes auch unter dem Namen Wilhelmine Charlotte Chris- tiane Schilling geführt. 54,10 Hardorff] Gerdt Hardorff d. Ä. (1769 - 1864) unterrichtete Runge 1798–1799 im Zeichnen. 54,12 Hr Secr: Sander] Der deutschdänische Dichter Christian Lävin Sander (1756 - 1819) aus Itzehoe war Sekretär im dänischen Staatsdienst. 54,13 Adrbrief] »Adrbrief«, Adressbrief, steht hier für Empfehlungsschreiben. 54,16 beschuppen; 27 beschupt; 28 beschuppen] Johann Carl Dähnerts (1719 - 1785) 1781 in Stralsund erschienenes Platt=Deutsches Wörter=Buch nach der alten und neuen Pommerschen und Rügischen Mundart nennt auf Seite 35 für »beschuppen« »Mit Licht betrügen«. Das Verb signalisiert also das Gegenteil der Redewendung ›Es ist mir wie Schuppen von den Augen gefallen‹. 54,18 v: Br:] Eine Abkürzung für ›vorigen Briefen‹. 54,19 nütlich; 21 Eigang] Es soll ›nützlich‹ und ›Eingang‹ heißen. 54,29 Doctor Ehlers; 37 E. 55,1 E; 3 Ehlers; 8 Ehlers] Es handelt sich wohl um einen Sohn des mit Matthias Claudius (1740 - 1815) gut bekannten Pädagogen Martin Ehlers (1732 - 1800), bei dem auch Christian Lävin Sander (1756 - 1819) in Kiel studierte. Die aquarellierte Kreidezeichnung Bildnis Ehlers (?) aus dem Behnhaus in Lübeck (Inv. Nr.: AB 72) von Runge zeigt vermutlich den hier erwähnten Ehlers. 54,34 Hr Schifter] In seinem Brief vom 2.12.1799 an Carl Hermann Runge (1779 - 1863) nennt Runge die Anschrift von »Hr Schifter«: »Christianshaven over- gaden over Strandet«. 54,41 meinen Hrn Janssen] Es geht offenkundig um Runges Vermieter. 54,41 Mt] Das Kürzel steht für ›Montag‹, den 4.11.1799.

Urheberrechtlich geschütztes Material © 2021 Verlag Ferdinand Schöningh, ein Imprint der Brill Deutschland GmbH Wollmarktstr. 115, D–33098 Paderborn 56 1. November 1799

55,4 Sander; 11 Sander] Gemeint ist der deutschdänische Autor Christian Lävin Sander (1756 - 1819). 55,8 2 junge Grafen Reventlow] Cay Friedrich von Reventlow (1753 - 1834) war Leiter der Königlichen Bibliothek und Kunstkammer (Kongelige Bibliotek, Kongelige Kunstkammer) in Kopenhagen und ab 1797 Leiter der Deutschen Kanzlei (Tyske Kancelli), sein Bruder Friedrich Karl von Reventlow (1755 - 1828) dänischer Diplomat und Gutsherr auf Emkendorf. 55,9 Abilgor] Nicolai Abraham Abildgaard (1743 - 1809) war Runges akademischer Lehrer in Kopenhagen. 55,11 Mahler Lohrenzen] Der dänische Historienmaler Christian August Lorentzen (1749 - 1828) gehörte zu Runges Lehrern an der Maler-, Billedhugger- og Bygnings- Academie. 55,11 Rist] Der aus Niendorf in Holstein stammende Schriftsteller Johann Georg Rist (1775 - 1847) war 1797–1801 Privatsekretär von Heinrich Ernst von Schimmel- mann (1747 - 1831). 55,15 Kunstkammer; 16 Hr Green; 17–18 Gemäldesammlung; 20 Hr Green] In sei- nem 1828 in Kopenhagen erschienenen Stadtführer Kopenhagen mit der Umgegend; besonders zum Nutzen der Fremden und als Anleitung für sie beschreibt Frederik (Friedrich) Thaarup (1766 - 1845) die Kunstkammer als Sammlung von »Merkwür- digkeiten der Natur und Kunst« (S. 77) und die königliche Gemälde=Sammlung als »herrliche und große Sammlung« (S. 153). Die »vorzüglichsten Stücke« (S. 156) werden auf den Seiten 157–167 vorgestellt. »Hr Green« fungierte als Runges Cicerone. 55,19 Hamb:; 24 Hamb:] Die Abkürzung steht für ›Hamburg‹. 55,21 mein Portrait] Runges 1799 entstandenes Selbstbildnis, das Jörg Traeger (1942 - 2005) in seiner Publikation Philipp Otto Runge und sein Werk. Monographie und kritischer Katalog (München 1975) auf Seite 271 anführt, befand sich im ehe- maligen Pommerschen Landesmuseum in Stettin und gilt seit 1945 als Kriegsverlust. 55,26 Perthes; 27 Caroline; 27 W:] Runge bittet Friedrich Christoph Perthes (1772 - 1843) und Caroline Ilsabe Perthes (1774 - 1821), geb. Claudius, die Eltern und Geschwister in Wolgast zu grüßen. 55,27 das Neeschen] Gemeint ist Friedrich Christoph Perthes’ (1772 - 1843) und Caroline Ilsabe Perthes’ (1774 - 1821), geb. Claudius, erstes Kind, die Tochter Agnes Marie Perthes (1798 - 1868), hier »Neeschen« genannt.

Urheberrechtlich geschütztes Material © 2021 Verlag Ferdinand Schöningh, ein Imprint der Brill Deutschland GmbH Wollmarktstr. 115, D–33098 Paderborn 7. November 1799 57

59 an johann daniel runge in hamburg, kopenhagen 7. november 1799

Überlieferung: Druck: Hinterlassene Schriften II. 1841.S.29.

55,35 Abildgaard; 35 Juel] Nicolai Abraham Abildgaard (1743 - 1809) und Jens Juel (1745 - 1802) waren die wichtigsten Lehrer Runges an der Kopenhagener Maler-, Billedhugger- og Bygnings-Academie. 55,36 nach Gyps zu zeichnen] Nicolai Abraham Abildgaard (1743 - 1809), 1789–1791 und 1801–1809 Direktor der Maler-, Billedhugger- og Bygnings-Academie, war Lei- ter der Gipsklasse. In seinem Brief vom 16.11.1799 an Johann Daniel Runge (1767 - 1856) äußerte sich Runge dezidiert kritisch über das detailorientierte Zeich- nen nach Gipsabgüssen antiker Plastiken oder Fragmente.

60 an johann daniel runge in hamburg, kopenhagen 16. november 1799

Überlieferung: Druck: Hinterlassene Schriften II. 1841.S.29–30.

56,6 Figur] Runge zeichnete vor und während seiner Ausbildung vorzugsweise nach Grafiken, vor allem Figuren und Köpfe. Die Beschäftigung mit oder Wieder- gabe von komplexen Bildkompositionen stand für ihn nach dem Curriculum an der Maler-, Billedhugger- og Bygnings-Academie nicht im Vordergrund. 56,6 Abildgaard’s] Runges Lehrer, der Direktor der Königlich Dänischen Kunst- akademie Kopenhagen, Nicolai Abraham Abildgaard (1743 - 1809), zeigte sich von den Fähigkeiten seines Schülers so beeindruckt, dass er ihm eine Sondererlaubnis zur Nutzung seines Ateliers gewährte. 56,7 nach Gyps zu zeichnen] Normalerweise war vor dem Eintritt in die Gipsklasse erst die Elementarklasse, also das Kopieren von Stichen sowie das Freihandzeich- nen, als nächste Ausbildungsstufe an der Akademie zu absolvieren. 56,7 Homerskopf] Runge war, wie der Brief an Johann Daniel Runge (1767 - 1856) vom 27.10.1799 belegt, ein sehr guter Kenner der Odyssee, die genannte Zeichnung gilt als verschollen. 56,11 Stolberg] Der Hainbündler Friedrich Leopold zu Stolberg-Stolberg (1750 - 1819) übersetzte in seiner Zeit als Gesandter des Fürstbischofs von Lübeck in Kopenhagen 1778 die Ilias. 56,11 Ode auf Homer] Die 1775 entstandene Ode Homer widmete Friedrich Leopold zu Stolberg-Stolberg (1750 - 1819) dem Schweizer Johann Jakob Bodmer (1698 - 1783). 56,12–13 den alten Papa] Runges ironische Titulierung ist von Friedrich Leopold zu Stolberg-Stolbergs (1750 - 1819) Widmung An Vater Bodmer inspiriert und verweist

Urheberrechtlich geschütztes Material © 2021 Verlag Ferdinand Schöningh, ein Imprint der Brill Deutschland GmbH Wollmarktstr. 115, D–33098 Paderborn 58 26. November 1799

auf die zeitgenössische Auffassung, Homer (8.–7. Jhdt. v. Chr.) als Urvater der Dich- tung anzusehen. 56,14 Die Zeichnung] Runges 1799 entstandene Zeichnung Homerkopf gilt als ver- schollen. 56,16 Speckter] Johann Michael Speckter (1764 - 1845) gründete mit Johann Daniel Runge (1767 - 1856), Johann Friedrich Wülffing (um 1762 - 1815) und Friedrich August Hülsenbeck (1766 - 1834) das Hamburger Handelskontor Hülsenbeck, Runge & Co. 56,16 Odüssee; 17 erste Uebersetzung; 17 Voß ] Die Erstausgabe erschien mit den Titelblattangaben Homers Odüßee übersetzt von Johann Heinrich Voß, Hamburg, auf Kosten des Verfassers. 1781. Johann Heinrich Voß (1751 - 1826) war zu dieser Zeit Rektor der Lateinschule in Otterndorf an der Elbmündung. Runge orientierte sich an seiner Übersetzung. 56,19 Hr. Plötz] Gemeint ist der holsteinische Miniaturmaler Hans Heinrich Plötz (1747 - 1830). 56,19 Perthes] Der Verleger Friedrich Christoph Perthes (1772 - 1843) war mit Runge eng befreundet.

61 an heinrich joachim herterich in dresden, kopenhagen 26. november 1799

Überlieferung: Druck: Hinterlassene Schriften II. 1841.S.32–33.

57,3 wieder da] Heinrich Joachim Herterich (1772 - 1852) hielt sich, wie die Briefe vom 11.7.1798 an Johann Heinrich Besser (1775 - 1826) und vom 10.8.1798 an Johann Daniel Runge (1767 - 1856) belegen, längere Zeit in Dresden auf. 57,6 Mein Portrait] Das ursprünglich im Besitz des Pommerschen Landesmuseums Stettin befindliche, vermutlich im Jahre 1945 vernichtete Selbstbildnis im Format 24,0 x 19,0 cm war eine Zeichnung auf gelbbraunem Papier mit schwarzer und weißer Kreide. 57,7 Pr. A.] Runge benutzte das Namenskürzel häufiger für seinen Professor Nicolai Abraham Abildgaard (1743 - 1809), der 1789–1791 und 1801–1809 Direktor der Kopenhagener Akademie war. 57,9 den Homer] Die Zeichnung Homerkopf nach einem Gipsabguss der antiken Plastik gilt als verschollen. 57,11 idealischen Köpfen] Runge formulierte, wie der Brief vom 2.12.1799 an seinen Bruder Carl Hermann Runge (1779 - 1863) zeigt, schon zu Beginn des Studiums Unbehagen an den Prinzipien und dem Curriculum des akademischen Zeichenun- terrichts.

Urheberrechtlich geschütztes Material © 2021 Verlag Ferdinand Schöningh, ein Imprint der Brill Deutschland GmbH Wollmarktstr. 115, D–33098 Paderborn 26. November 1799 59

57,26 Abildgaard] Nicolai Abraham Abildgaard (1743 - 1809) war Runges akade- mischer Lehrer während seiner Studienzeit in Kopenhagen. 57,26 Antikensaal] Wie der Katalog der Gipsabgüsse und Marmorfiguren mit dem Titel Ny Fortegnelse over Marmor- og Gibs-Figurerne, samt Receptions-Stykkerne og flere Konstsager i det kongelige Maler-Billedhugger- og Bygnings-Academie paa Charlottenborg, med hosföyet Forklaring over de betydeligste Poster (Kiöbenhavn 1805) zeigt, bot der »Antikensaal« eine Fülle von Anschauungsmaterial. 57,27 diesem Kopf] Gemeint ist der Homerkopf aus Gips, der Runge offensichtlich als Vorlage diente. 57,29 Probezeichnung auf der 2ten Classe] Nach der Absolvierung der Elementar- klasse wurde der Studierende nach einem Leistungsnachweis in die Gipsklasse aufgenommen. 57,32 nach Gyps zeichnen] Da man als Studierender normalerweise erst nach vier Monaten aufrücken konnte, müssen Runge die Übungen der Elementarklasse erlassen worden sein. 57,32–33 Familienstück] Es handelt sich hier wohl um die 1799 entstandene Feder- zeichnung in Braun über Blei und Pinsel in Grau mit den Abmessungen 28,5 x 23,2 cm und dem Titel Heilige Familie mit dem Johannesknaben aus der Hamburger Kunst- halle (Kh 34245). 57,33 Lahde] Es geht um den Stecher und Portraitzeichner Gerhard Ludvig Lahde (1765 - 1833). 57,33 Juel] Der Hofmaler und Professor an der Königlichen Akademie Kopenha- gen, Jens Juel (1745 - 1802), war neben Nicolai Abraham Abildgaard (1743 - 1809) Lehrer Runges in der Kopenhagener Studienzeit. 57,35 Mein Bestes soll nun seyn, daß ich nach Körpern zeichne] Die Möglichkeit, nach lebenden Modellen zu zeichnen, bot sich erst nach bestandener Grundaus- bildung. 58,4 Laokoon] Die 1506 entdeckte Figurengruppe, die kurze Zeit später im Belve- dere des Vatikans (Cortile del Belvedere) aufgestellt wurde, beschäftigte schon Johann Joachim Winckelmann (1717 - 1768) und Gotthold Ephraim Lessing (1729 - 1781) intensiv und galt den Zeitgenossen als exemplarisches Beispiel für die Differenz zwischen Poesie und bildender Kunst.

Urheberrechtlich geschütztes Material © 2021 Verlag Ferdinand Schöningh, ein Imprint der Brill Deutschland GmbH Wollmarktstr. 115, D–33098 Paderborn 60 26. November 1799

62 an johann daniel runge in hamburg, kopenhagen 26. november 1799

Überlieferung: Druck: Hinterlassene Schriften II. 1841.S.30–31.

58,16–17 Hrn. Prof. Abildgaard’s] Nicolai Abraham Abildgaard (1743 - 1809) er- kannte, im Gegensatz zu den ›Weimarer Kunstfreunden‹, Runges Talent sofort und förderte ihn seit Beginn der Kopenhagener Studienzeit. 58,17 ein neues Logis] Runges erste Unterkunft, die er im Brief vom 27.10.1799 an seinen Vater Daniel Nikolaus Runge (1737 - 1825) genauer beschreibt, war offen- sichtlich zu teuer und luxuriös. 58,18 Herterich’s Zurückkunft] Heinrich Joachim Herterich (1772 - 1852), bei dem Runge ab 1797 Zeichenstunden nahm, hielt sich, wie die Briefe vom 11.7.1798 an Johann Heinrich Besser (1775 - 1826) und vom 10.8.1798 an Johann Daniel Runge (1767 - 1856) zeigen, längere Zeit in Dresden auf. 58,19 Dresden] Spätestens seit dem Ankauf von Raffaello Santis (1483 - 1520) 1513 vollendeter Sixtinischer Madonna (Madonna Sistina) im Jahr 1754 durch den säch- sischen Kurfürsten Friedrich August II. (1696 - 1763) und König von Polen genoss Dresden einen legendären Ruf als Kunststadt. 58,20 Hamburg] Anders als in Hamburg, wo Runge fest in den Freundes- und Familienkreis integriert war, fühlte er sich am Anfang seiner Kopenhagener Studienzeit als Außenseiter. 58,21 Hr. Plötz] Es handelt sich um den aus Rellingen stammenden Miniaturmaler Hans Heinrich Plötz (1747 - 1830). 58,29 Mutter] Magdalena Dorothea Runge, geb. Müller (1737 - 1818), die Tochter des Wolgaster Huf- und Waffenschmieds Daniel Christian Müller d. Ä. (1698 - 1765) und dessen Ehefrau Martha Müller (1700 - 1751), geb. Deuth, verw. Siewert, heiratete am 14.10.1762 den Reeder und Kaufmann Daniel Nikolaus Runge (1737 - 1825). 58,30–31 Als ich noch klein war und einmal sehr krank] Runge erkrankte in seiner Kindheit an Lungentuberkulose. 58,35 Mutter; 37 Mutter] Im zweiten Teil der von Johann Daniel Runge (1767 - 1856) 1841 veröffentlichten Hinterlassenen Schriften von Philipp Otto Runge, Mahler berichtet der Herausgeber im Kapitel Nachrichten von dem Lebens- und Bildungs- gange des Mahlers Philipp Otto Runge vom »Liebesblick« der Mutter, der Runge nach seiner schweren Krankheit in der Kindheit »zu seinem zweyten schöneren Leben« (S. 444) verholfen habe. 59,8 Portraits, die ich in Hamburg gemacht] Runge spricht schon im Brief vom 14.8.1799 an seine Mutter Magdalena Dorothea Runge, geb. Müller (1737 - 1818), über die projektierten oder in Arbeit befindlichen Portraits.

Urheberrechtlich geschütztes Material © 2021 Verlag Ferdinand Schöningh, ein Imprint der Brill Deutschland GmbH Wollmarktstr. 115, D–33098 Paderborn 2. Dezember 1799 61

59,10 Jacob] Jakob Friedrich Runge (1771 - 1811), Runges zweitältester Bruder, war Kaufmann in Wolgast und gründete dort 1802 eine Tabakfabrik. Er heiratete am 18.6.1802 die Gutsbesitzerstochter Friederike Caroline Henriette Peters (1784 - 1868). Runge plante das Wandbild Die Heimkehr der Söhne (Hamburger Kunsthalle, Kh 34128) für das neue Haus des Bruders und beschäftigte sich intensiv mit die- sem Projekt. 59,11–12 den Homer und mich] Runge meint hier sein 1799 vollendetes, 1945 ver- mutlich vernichtetes Selbstbildnis mit schwarzer und weißer Kreide auf gelbbrau- nem Papier aus dem Bestand des ehemaligen Pommerschen Landesmuseums Stettin sowie seine auch im Brief vom 26.11.1799 an Heinrich Joachim Herterich (1772 - 1852) erwähnte, verschollene Zeichnung Homerkopf nach einem Gipsabguss aus der Kopenhagener Antikensammlung.

63 an carl hermann runge in pleetz, kopenhagen 2. dezember 1799

Überlieferung: Hamburger Kunsthalle, Sign. SO-Archiv 83–31. Druck: Hinterlassene Schriften II. 1841.S.33–34. Vom Autograf abweichend. – Degner 1939. S. 22–24. Unvollständig, Zeichensetzung verändert, ungenau. – Degner 1940.S.37–39. Zeichensetzung verändert, ungenau.

59,16 meinen neuen Logis] Runge war, so der Brief vom 1.11.1799 an Friedrich Christoph Perthes (1772 - 1843), mit seiner ersten Wohnung gänzlich unzufrieden. 59,19 Cop:] Das Kürzel steht für ›Kopenhagen‹. 59,22–23 wenn du nun by de tol boden dich hast beschuppen laßen my lille dreng] Runge reiht plattdeutsche und dänische Wörter aneinander, sinngemäß heißt es: ›Wenn Du Dich nun an der Zollbude hast betrügen lassen, mein kleiner Junge.‹ 59,23–24 Amaliengaden] Die Amaliengade führt von den Esplanaden und dem Sankt Annæ Plads von zwei Seiten direkt auf das Amalienborg Slot (Schloss Ama- lienborg) zu. 59,25 der tolle Christian] König Christian VII. von Dänemark und Norwegen (1749 - 1808) war nicht im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte. Seit 1784 führte sein Sohn, der erst 1815 als König von Dänemark und Norwegen gekrönte Friedrich VI. (1768 - 1839), die Amtsgschäfte als Regent. 59,25–26 hie pißen die Schildwachen im Marmorne Baßins] Wörtlich heißt es: ›Hier pissen die Palastwachen in Mamorbecken‹. 59,26–27 großen Markt (Konges nye torv)] Der größte Platz der Altstadt Kopen- hagens, der Kongens Nytorv, wurde ab 1670 auf Initiative von Christian V. (1646 - 1699), König von Dänemark und Norwegen, beim Ausbau der Befesti- gungsanlagen angelegt.

Urheberrechtlich geschütztes Material © 2021 Verlag Ferdinand Schöningh, ein Imprint der Brill Deutschland GmbH Wollmarktstr. 115, D–33098 Paderborn 62 2. Dezember 1799

59,33 Probezeichnung] Die von Runge angesprochene Zeichnung ist nicht erhalten. 59,34 Pönitenz] Hier im Sinne von ›Buße‹, ›Strafarbeit‹. 60,3 Hr Cripendorff] »Hr. Cripendorff« (Krippendorf) war Hilfslehrer an der Wolgaster Schule. 60,4 Portraits] Wie aus dem Brief vom 16.10.1799 an Carl Hermann Runge (1779 - 1863), David Joachim Runge (1773 - 1843) und Ilsabe Dorothea Hellwig (1764 - 1810), geb. Runge, zu ersehen ist, hatte Johann Heinrich Besser (1775 - 1826) die Portraitzeichnungen Bildnis des Bruders Johann Daniel, Bildnis Johann Fried- rich Wülffing? sowie Bildnis Johann Heinrich Besser zu Carl Friedrich Enoch Rich- ter (1778 - 1831) nach Leipzig mitgenommen und dann nach Wolgast geschickt. 60,5 die junge Künstlerin] Die auch im Brief vom 16.10.1799 erwähnte »junge Künstlerin« ist Runges jüngste Nichte Christine Hellwig (1793 - 1877). 60,7 die Schöne; 7 Mamsel lottchen] Es handelt sich um Runges Nichten aus Pleetz, Maria Charlotte Friederica Hellwig (1790 - 1806), genannt ›Lottchen‹, und die von Runge als Schönheit bezeichnete Wilhelmina Sophia Hellwig (1791 - 1820), die spä- tere Ehefrau von Ferdinand August von Langermann und Erlenkamp (1788 - 1863). 60,12 Moscau; 13 Madera] Gemeint sind ›Moskau‹ und der Süßwein ›Madeira‹. 60,16 Hr Loft] »Hr Loft« war, wie aus der in Jörg Traegers (1942 - 2005) Referenz- werk Philipp Otto Runge und sein Werk. Monographie und kritischer Katalog (Mün- chen 1975) auf Seite 291 abgebildeten Federzeichnung Ein Wechselfälscher (Kassel, Privatbesitz) zu ersehen ist, ein Wirt in Kopenhagen. 60,20 Kupferstecher Lade; 32 Hr Lade] Gerhard Ludvig Lahde (1765 - 1833) unter- richtete Runge im Freihandzeichnen an der Maler-, Billedhugger- og Bygnings- Academie. 60,21 der Schell] In Johann Carl Dähnerts Platt=Deutschem Wörter=Buch nach der alten und neuen Pommerschen und Rügischen Mundart (Stralsund 1781) wird auf Seite 403 »Schelle« als »Schale, Haut, besonders von Früchten« definiert. 60,30–31 logis wo ich wohnte] In seinem Brief vom 1.11.1799 an Friedrich Christoph Perthes (1772 - 1843) äußerte sich Runge über seine erste Bleibe in Kopenhagen. 60,31 Hr Schifter] Runge nennt den Namen erstmals im Brief vom 1.11.1799 an Friedrich Christoph Perthes (1772 - 1843). 60,32–33 Madam Grube; 33 Hr Docktor Ehlers] Beide gehörten zum Bekannten- kreis von Friederike Sophie Christiane Brun (1765 - 1835), geb. Münter. Es handelt sich hier wohl um den auch im Brief vom 1.11.1799 genannten Sohn von Martin Ehlers (1732 - 1800). 60,35 Hoffmanns; 39 Wollgast] Es handelt sich um den in Carl Christian Hellers (1770 - 1837) Chronik der Stadt Wolgast (Greifswald 1829) auf Seite 29 genannten »Stadt=Maurermeister Jacob Hoffmann«.

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60,36 Pleez; 36 David] David Joachim Runge (1773 - 1843) hatte seine verwitwete Schwester Ilsabe Dorothea Hellwig (1764 - 1810), geb. Runge, auf Gut Pleetz bei den Verwaltungsangelegenheiten unterstützt.

64 an daniel nikolaus runge in wolgast, kopenhagen 10. dezember 1799

Überlieferung: Druck: Hinterlassene Schriften I. 1840.S.363.

61,2 Akademie] Gegenüber seinem ältesten Bruder Johann Daniel Runge (1767 - 1856) äußerte sich Runge in seinem Brief vom 16.11.1799 ausgesprochen kritisch über das Curriculum an der Maler-, Billedhugger- og Bygnings-Academie. 61,3 in Oel zu mahlen] Jens Juel (1745 - 1802), Direktor der Maler-, Billedhugger- og Bygnings-Academie in den Jahren 1795–1797 sowie 1799–1801, war Leiter der Malerklasse und Runges akademischer Lehrer. 61,5 Jacob’s Saal auszumahlen] Runge spricht von seinem Plan, die Familie auf einem repräsentativen Wandbild für den Saal im neuen Haus des älteren Bruders, des Wolgaster Kaufmanns Jakob Friedrich Runge (1771 - 1811), vereint darzustellen. Von mehreren Entwürfen ist die Feder- und Pinselzeichnung Die Heimkehr der Söhne im Format 44,7 x 63,0 cm (Hamburger Kunsthalle,Kh34128) die ausgear- beitetste Version.

65 an friedrich christoph perthes in hamburg, kopenhagen 16. dezember 1799

Überlieferung: Staatsarchiv Hamburg, (Bestand) 622–1/82 Perthes, Sign. Mappe 2 g, 5. Druck: Hinterlassene Schriften II. 1841.S.34–36. Vom Autograf stark abweichend. – Degner 1939.S.24–27. Unvollständig, Zeichensetzung verändert, abweichend. – Degner 1940. S. 39–41. Zeichensetzung verändert, abweichend.

61,18 Rembrand; 28 Rembrand] Bereits in seinem Brief vom 27.4.1799 hatte sich Runge bewundernd über Rembrandt Harmenszoon van Rijn (1606 - 1669) geäußert. 62,9 Daniel; 9 Gustav] Gemeint sind die Brüder Johann Daniel Runge (1767 - 1856) und Gustav Runge (1781 - 1870). 62,10 gestiefelten wesen] Runge spielt auf Johann Ludwig Tiecks 1797 erschienenes Märchenspiel Der gestiefelte Kater an. 62,11–12 Holsteinschen Geselschaft] Die deutsche Minderheit war die numerisch größte nicht dänische Gruppe in der Hauptstadt des dänisch-deutschen Gesamt- staates. Von der deutschsprachigen Führungselite wurde die Entstehung eines deutschen Milieus gegen den Widerstand der Dänen systematisch gefördert. Auf

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diese Weise etablierte diese Minorität, so Gesa Snell (geb. 1963) in ihrer Studie Deutsche Immigranten in Kopenhagen 1800–1870. Eine Minderheit zwischen Akzep- tanz und Ablehnung (Münster u.a. 1999), für sich eine »privilegierte Position« (S. 14). 62,13 pfrasen; 13 silberne Hochzeit; 14 unseren eignen Gänsen ] In August von Kotzebues (1761 - 1819) bei Paul Gotthelf Kummer (1750 - 1835) 1799 in Leipzig erschienenem Stück Die silberne Hochzeit. Ein Schauspiel in fünf Akten sagt Rose in der Ersten Scene im Vierten Akt zum Grafen: »Und Federn von unsern eignen Gänsen.« (S. 142). Runge zitiert nach dem Gedächtnis. 62,16 Herliche abend] Gemeint ist ›Weihnachtsabend‹. 62,19 Ehlers; 19–20 sein Portrait] Runge spricht offensichtlich von seiner zum Jah- reswechsel 1799/1800 entstandenen Zeichnung im Format 26,5 x 23,6 cm (Lübeck, Behnhaus, Inv. Nr.: AB 72) Bildnis Ehlers (?), die wahrscheinlich den im Brief vom 1.11.1799 an Friedrich Christoph Perthes (1772 - 1843) erwähnten »Doctor Ehlers« zeigt. 62,23–24 Fr Brun] Es handelt sich um die deutsch-dänische Schriftstellerin Frie- derike Sophie Christiane Brun (1765 - 1835), geb. Münter. 62,26 Lades] Gerhard Ludvig Lahde (1765 - 1833) unterrichtete Runge in Kopen- hagen im Freihandzeichnen. 62,30 Schrittschuh] Runge erwähnt seine Begeisterung für das Schlittschuhfahren im Brief vom 22.10.1795 an Carl Hermann Runge (1779 - 1863). 62,30 der Wolf] Der Zeichner und Illustrator Leo Wolf (1781 - 1829) war auch in Hamburg tätig und übernahm Aufträge für wohlhabende Kaufleute und Adlige in Nordelbien. 62,31 Sophie; 31 portrait; 35 Sophie] Das von Jörg Traeger (1942 - 2005) in seiner Publikation Philipp Otto Runge und sein Werk. Monographie und kritischer Katalog (München 1975) auf Seite 292 angeführte, verschollene Bildnis der Tochter des Spei- sewirts diente »als Überraschungsgeschenk für den Bräutigam zu Weihnachten 1799.« 62,33 segt he] In Runges plattdeutscher Mundart steht »segt he« für ›sagt er‹. 62,39 s lübsch] Die Abkürzung steht für Lübecker Schillinge. 62,40 Kronprinzen] Friedrich VI. (1768 - 1839) wurde am 31.7.1815 als König von Dänemark und Norwegen gekrönt. 62,40 herzogin von Augustenburg] Louise Auguste, Herzogin von Schleswig-Hol- stein-Sonderburg-Augustenburg (1771 - 1843) war die Ehefrau des Mäzens von (1759 - 1805), Friedrich Christian II., Herzog von Schleswig- Holstein-Sonderburg-Augustenburg (1765 - 1814).

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66 an johann daniel runge in hamburg, kopenhagen 31. dezember 1799

Überlieferung: Druck: Hinterlassene Schriften II. 1841.S.36–38.

63,8 ..d..] Es handelt sich vermutlich um Gerhard Ludvig Lahde (1765 - 1833). 63,12 ..t..] Gemeint ist der im Brief vom 11.10.1800 an Johann Daniel Runge (1767 - 1856) erwähnte »Theatermahler« »Dietrich aus Greifswald«. 63,18 Das ist nun ein Künstlerleben] Die von Johann Ludwig Tieck (1773 - 1853) im Zweiten Buch des Künstlerromans Franz Sternbalds Wanderungen. Eine altdeut- sche Geschichte (Berlin 1798) polarisierend thematisierte Unvereinbarkeit von Künstlertum und Bürgerleben wurde in der Zeit um 1800 zu einem Topos, den Runge, bedingt durch seine Herkunft und Lebensumstände, in den Kopenhagener Studienjahren so nicht teilte, obwohl er das Buch überaus schätzte. 63,31 Hamburg] Runge war in Hamburg fest in den Freundeskreis um Friedrich Christoph Perthes (1772 - 1843), Friedrich August Hülsenbeck (1766 - 1834) und Johann Heinrich Besser (1775 - 1826) eingebunden. 63,31 ..n..] Runge spricht wohl über den auch in den Briefen vom 6.3.1800 und 25.3.1800 an Johann Daniel Runge (1767 - 1856) genannten Maler Christian August Lorentzen (1749 - 1828). 63,34–35 Abildgaard] Runge respektierte zwar die künstlerischen Fähigkeiten von Nicolai Abraham Abildgaard (1743 - 1809), zweifelte aber an seinen didaktischen Fähigkeiten und Unterrichtsmethoden. 63,35 Juel] Auch seinen Lehrer Jens Juel (1745 - 1802) schätzte Runge als Künstler, aber weniger in seiner Rolle als Akademieprofessor. 64,16 E.] Das Kürzel steht für ›Esel‹. 64,19 Juel] Jens Juel (1745 - 1802) war der Leiter der Malklasse. 64,27 Brun’s; 27 Concerte] Friederike Sophie Christiane Brun (1765 - 1835), Tochter des Predigers Balthasar Münter (1735 - 1793), heiratete 1783 den dänischen Diplo- maten Johan Christian Constantin Brun (1746 - 1836) und war Mittelpunkt eines europaweit bekannten Salons in Frederiksdal und Kopenhagen, in dem regelmäßig Konzerte gegeben wurden. 64,29 ’überflüssige Taschenbuch’] Das Ueberflüßige Taschenbuch für das Jahr 1800 gab Johann Georg Jacobi (1740 - 1814) heraus. 64,34 Jacob’s Saal] Für die Längsseite im Saal des neuen Hauses seines Bruders Jakob Friedrich Runge (1771 - 1811) in Wolgast plante Runge das, allein durch das Format ungewöhnliche, indes nicht realisierte Familienstück Die Heimkehr der Söhne. 64,36 ’Triumph der Empfindsamkeit’] Johann Wolfgang Goethes (1749 - 1832) drama- tischer Text Der Triumph der Empfindsamkeit wurde 1778 am Weimarer Hoftheater

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uraufgeführt. Der Prinz Oronaro erfüllt in dem Stück auf ungewöhnliche Weise das Orakel, da er an Mandandane keinen Gefallen findet. 64,38–40 In der Perspectiv bin ich so weit, daß ich ein Kreuzgewölbe, eine Windel- treppe, eine Kugel u. s. w. in Perspectiv legen kann] Die entsprechenden Zeichnun- gen Runges sind erhalten, es handelt sich unter anderem um die Federzeichnun- gen Zwei perspektivische Konstruktionen einer dreischiffigen Halle (Privatsamm- lung, Kassel), Geometrische Konstruktion eines gewinkelten Treppenlaufs und einer Wendeltreppe (Privatsammlung, Kassel) sowie die mit Feder und Pinsel gestalteten Blätter Perspektivische Kugel-und Zylinderkonstruktionen (Privatsammlung, Kassel). 64,40 ..t..] Runge spricht über den im Brief vom 11.10.1800 an Johann Daniel Runge (1767 - 1856) genannten »Theatermahler« »Dietrich aus Greifswald«. 65,4 Aeneide; 4 Virgil’s] Es ist nicht sicher, ob Runge die 19 v. Chr. vollendete Aeneis (auch Äneide) von Vergil (Publius Vergilius Maro) (70 - 19 v. Chr.) tatsäch- lich gelesen hat. Eine deutsche Übersetzung von Johann Heinrich Voß (1751 - 1826) erschien 1799 bei Friedrich Vieweg (1761 - 1835) in Braunschweig. 65,4 Vater] Daniel Nikolaus Runge (1737 - 1825) förderte die Ausbildung seines Sohnes ebenso wie Johann Daniel Runge (1767 - 1856) nach Kräften. 65,5 Dresden] Runge setzte sein Studium 1801 bei Anton Graff (1736 - 1813)in Dresden fort. 65,6 Eiffe] Johann Gottfried Eiffe (1773 - 1818) studierte 1800 an der Kopenhagener Akademie und wechselte 1801 mit Runge nach Dresden.

67 an johann daniel runge in hamburg, kopenhagen 14. januar 1800

Überlieferung: Druck: Hinterlassene Schriften II. 1841.S.39–42.

65,10 von der zweyten Classe nach dem Gypssaal vorgerückt] Runges Lehrer Nicolai Abraham Abildgaard (1743 - 1809) war von den Fähigkeiten seines Schülers nach der Begutachtung einer Probezeichnung Anfang Dezember 1799 überzeugt und veranlasste die Aufnahme in die Gipsklasse. 65,11–12 nach einer Figur] Im Gegensatz zur Elementarklasse, wo Kupferstiche kopiert wurden, zeichnete man in der Gipsklasse nach plastischen Vorlagen. 65,11 Modellsaal] Nach erfolgreicher Absolvierung der Elementar- und der Gips- klasse war das Zeichnen nach lebenden Modellen vorgesehen. 65,14 Frau Brun geb. Münter] Die im thüringischen Gräfentonna geborene deutsch-dänische Dichterin Friederike Sophie Christiane Brun (1765 - 1835) war die Tochter von Balthasar Münter (1735 - 1793), dem Hauptprediger an der St. Petri- kirche in Kopenhagen.

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65,15 Concert] Die Gastgeberin war mit Johann Wolfgang Goethe (1749 - 1832), Carl Ludwig Fernow (1763 - 1808), Asmus Jacob Carstens (1754 - 1798), Bertel Thor- valdsen (1770 - 1844), Karl Viktor von Bonstetten (1745 - 1832) oder Friedrich von Matthisson (1761 - 1831) gut bekannt und führte einen berühmten Salon in Kopen- hagen. In der von ihm 1795 in Zürich herausgegebenen Sammlung der Gedichte von Friederike Brun, geb. Münter erklärte Friedrich von Matthisson, »daß die Gabe, reizende Lieder zu singen, ihr kleinstes Verdienst« (S. VII) sei. 65,15 ..h..; 17 ..h..; 25 ..h..; 35 ..h..] Nach Jörg Traeger (1942 - 2005) könnte es sich um jenen, wenig bekannten »Ehlers« (Philipp Otto Runge und sein Werk. Mono- graphie und kritischer Katalog. München 1975.S.271) handeln, der vermutlich auf der aquarellierten Kreidezeichnung Bildnis Ehlers (?) im Besitz des Behnhauses Lübeck (Inv. Nr.: AB 72) dargestellt ist. 65,27 Kratzfuß] Der sogenannte Kratzfuß war als galante Respekts- aber auch Dankesbezeugung gegenüber adligen oder vornehmen Kreisen eine übliche Geste. 66,2 ..h..; 12 ..h..; 17 ..h..] Gemeint ist der auch im Brief vom 1.11.1799 an Friedrich Christoph Perthes (1772 - 1843) genannte »Doctor Ehlers«. 66,2 Bonstetten] Der Schweizer Schriftsteller Karl Viktor von Bonstetten (1745 - 1832) war mit Thomas Gray (1716 - 1771), Sophie von La Roche (1730 - 1807), Johannes von Müller (1752 - 1809), Friedrich von Matthisson (1761 - 1831), Jean- Charles-Le´onard Simonde de Sismondi (1773 - 1842), (1767 - 1830), (1767 - 1845), Anne Louise Germaine de Stae¨l-Holstein (1766 - 1817) und Friederike Sophie Christiane Brun, geb. Münter (1765 - 1835), befreundet. 1829 gab von Matthisson in Frankfurt/Main die Briefe von Karl Viktor von Bonstetten an Friederike Sophie Christiane Brun heraus. Brun be- suchte von Bonstetten erstmals 1791 in Nyon/Waadt, wo er als Landvogt tätig war. 66,3 künstlichem Mondschein] Um die in Gedichten wie Elegie in den Ruinen eines alten Bergschlosses, Der Genfersee oder Elysium von Friedrich von Matthisson (1761 - 1831) poetisierten Sentimente zu visualisieren und imaginieren, wurden in vornehmen Salons Räume gedämpft illuminiert und mit entsprechendem Zim- merschmuck ausgestattet. Runge schuf das Gemälde Mondaufgang (Kunst Museum Winterthur, Stiftung Oskar Reinhart, Inv. Nr.: 342), das mit seinem ungewöhnli- chen Format von 93,0 x 202,5 cm und dem doppelt einschwingenden Rand als Sofaaufsatz gedacht war und im Haus von Friedrich Christoph Perthes (1772 - 1843) auch in einem Zimmer mit Sofa angebracht war. Die nächsten Besit- zer, Otto Speckter (1807 - 1871) und seine Ehefrau Marie Auguste Speckter, geb. Bergeest (1824 - 1899), platzierten das Ölbild im biedermeierlicher Gästezimmer. 66,4 Klopstock] Runge lernte Friedrich Gottlieb Klopstock (1724 - 1803) über Fried- rich Christoph Perthes (1772 - 1843) in Hamburg kennen. In Anlehnung an Klop- stocks Ode Die Lehrstunde schuf Runge das Gemälde Die Lehrstunde der Nachtigall (Zweite Fassung: Hamburger Kunsthalle,Kh1009).

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66,4 Claudius] Durch Friedrich Christoph Perthes (1772 - 1843) wird auch 1796 die Bekanntschaft mit Matthias Claudius (1740 - 1815) vermittelt, mit dem Runge sich anfreundete und ihm kleinere Arbeiten, wie beispielsweise einen künstlerisch gestalteten Ofenschirm, schenkte. 66,6 K.] Friedrich Gottlieb Klopstock (1724 - 1803) starb drei Jahre später im Alter von 78 Jahren. 66,11 Br.] Von ihren vielen Bildungsreisen brachte Friederike Sophie Christiane Brun, geb. Münter (1765 - 1835), immer wieder auch Kunstgegenstände mit. 66,12 Madonna della Sedia; 12 Rafael] Raffaello Santis (1483 - 1520) 1513–1514 ent- standenes Gemälde wurde aus dem Bestand des Palazzo Pitti in Florenz von napoleonischen Truppen geraubt und in Paris öffentlich präsentiert. 1815 wurde die Madonna della Sedia restituiert. 66,18 Dresden] Auch in der Zeit um 1800 war Dresden ein bedeutendes Zentrum des Kunstmarktes. 66,20 Hamburg; 22 Hamburg; 23 Hamburg] Als bürgerliche Handelsmetropole be- saß Hamburg keine repräsentative Kunstsammlung. Die vielfach erwähnte Kol- lektion von Johann Michael Speckter (1764 - 1845) bestand aus grafischen Blättern, vorzugsweise Kupferstichen und Radierungen. Die Hamburger Kunsthalle wurde erst durch die Aktivitäten des ersten Direktors (1852 - 1914)zu einem bedeutenden Museum. 66,23 Holstein; 23 Kiel] In den Nachrichten von dem Lebens- und Bildungsgange des Mahlers Philipp Otto Runge im Zweiten Theil der Hinterlassenen Schriften von Philipp Otto Runge, Mahler (Hamburg 1841.S.449) spricht Johann Daniel Runge (1767 - 1856) von einer »Erholungsreise über Lübeck und durch die schönen Gegenden des ostlichen [sic!] Holsteins nach Kiel und zurück, deren Reize und mannichfaltigen Abentheuer unser aller, am meisten aber Otto’s Sinne mit den lieblichsten Bildern füllten«. 66,25 Eutin; 25 Plön; 25 Preez] Das Kopenhagener Publikum war über die land- schaftlichen Schönheiten der Holsteinischen Schweiz und seiner Orte durch das Kapitel Die Straße nach Eutin in Jens Immanuel Baggesens (1764 - 1826) 1792 publizierter Schilderung Labyrinten eller Reise giennen Tydskland, Schweitz og Frankerig (Baggesen oder Das Labyrinth. Eine Reise durch Deutschland, die Schweiz und Frankreich. Altona, Leipzig 1793, in der Übersetzung von Carl Friedrich Cra- mer (1752 - 1807)) informiert. 66,29–30 des Mondes dämmerndem Scheine] Des Mondes dämmernder Schein ist in der Literatur des 18. Jahrhunderts ein Topos und verweist auf Werke Sophie von La Roche (1730 - 1807), Salomon Gessner (1730 - 1788), Ludwig Christoph Heinrich Hölty (1748 - 1776) oder auch Rudolf Zacharias Becker (1752 - 1822). 66,30 Abbt Vogler] Georg Joseph Vogler (Abbe´ Vogler) (1749 - 1814) war bis 1799 Hofkapellmeister und -komponist während und nach der Regentschaft des aus

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dem Haus der Herzöge von Schleswig-Holstein-Gottorf stammenden Königs Gustav III. von Schweden (1746 - 1792). 66,36 Bonstetten; 37 Br.] Friederike Sophie Christiane Brun, geb. Münter (1765 - 1835), lernte Friedrich von Matthisson (1761 - 1831) 1791 durch Christian Lävin Sander (1756 - 1819) in Lyon kennen, der sie dann im gleichen Jahr in Genf mit Karl Viktor von Bonstetten (1745 - 1832) bekannt machte. 66,38 so verwüstet worden] Die Frage, eine Studienreise nach Italien zu machen, beschäftigte Runge immer wieder, bevor er diese Idee dann endgültig verwarf. Im Italienfeldzug Napole´on Bonapartes (1769 - 1821) wurden 1796–1797 von den fran- zösischen Truppen zahlreiche Kunstschätze beschlagnahmt oder gerade auch aus dem Besitz der Herzogtümer Parma und Modena sowie dem Kirchenstaat als Kontributionsleistung unter Androhung von Gewalt konfisziert. 66,39 die Kunstwerke in Frankreich befinden] Der Kunstraub napoleonischer Trup- pen in Italien war ein viel erörtertes Thema in den Journalen und Almanachen der Zeit. Im Revolutions=Almanach von 1802 zitierte der Herausgeber Heinrich August Ottokar Reichard (1751 - 1828) eine längere Passage aus einem bis dato unveröf- fentlichten Reisejournal von Friederike Sophie Christiane Brun (1765 - 1835) in der Erläuterung der Bildtafeln Transport der Kunstsachen aus Rom für das Museum zu Paris (nach S. 78): »Letzter Besuch beym sterbenden Museum Pium Clementinum. Es war bitter schmerzlich, die Entweihung anzusehen. Im Cortile fand ich die fränkischen Commissarien herrschend und anordnend. Der Hercules war schon vom Piedestal. Mein holder Liebling Merkur ward eben zum Abheben gestützt, das heißt, es wurden Steine zur Stütze zwischen die Beine von unten aufgemauert. Noch standen Apollo und Laokoon unberührt. – ›Wenn du Apoll der Pythier bist, brauche deine Pfeile gegen die Barbaren!‹ In der Gallerie ward eben Trajan als Consul auf seiner marmornen Sella curulis auf Rollen hinweggeführt. Es war ein wehmütiger Anblick, wie er langsam die lange, prachtvolle Gallerie hinabglitt. – ›Fahre wohl, du sanfter Weiser – predige den Galliern Menschlichkeit!‹ Schon lag die herrliche Amazone im hölzernen Kasten, aber so stolz, als wolle sie ihn spren- gen. Die tragische Muse, meine beinah angebetete Melpomene, stand noch un- verrückt, aber doch schon als Sclavinn bezeichnet.« 66,42 Rom] Die wohlhabenden Häuser Roms wurden von napoleonischen Truppen systematisch geplündert. 67,10 Brun] Friederike Sophie Christiane Brun, geb. Münter (1765 - 1835), verlor durch eine Erkrankung zur Jahreswende 1788–1789 vollständig ihr Gehör. 67,10 ..h..] Es handelt sich wohl um den im Brief vom 1.11.1799 an Friedrich Chris- toph Perthes (1772 - 1843) erwähnten »Doctor Ehlers«. 67,13 einige Landschaften] Der schweizer Landschaftsmaler und Kupferstecher Ludwig Hess (1760 - 1800) war Sohn eines Metzgers und wurde durch die Werke Der Montblanc, Das Rütli sowie Die Tellskapelle über die Grenzen seiner Heimat

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bekannt. Er wurde durch Salomon Gessner (1730 - 1788) gefördert und wandte sich ab 1798 verstärkt gut verkäuflichen, in Kupfer geätzten Landschaftsveduten zu. 67,14 Bonstetten] Karl Victor von Bonstetten (1745 - 1832) irrte sich, der Veduten- maler Ludwig Hess (1760 - 1800) aus Zürich war der Sohn eines Metzgers. 67,15 Prospecte] Schweizer Landschaften von Ludwig Hess (1760 - 1800), (1734 - 1816), Matthias Pfenninger (1739 - 1813), Heinrich Pfenninger (1749 - 1815), Heinrich Rieter (1751 - 1818) oder auch Balthasar Anton Dunker (1746 - 1807) aus dem pommerschen Ort Saal waren angesichts der zeittypischen Begeisterung für die Schweiz ein gängiger Artikel auf dem Kunstmarkt. 67,16 Brun] Friederike Sophie Christiane Brun, geb. Münter (1765 - 1835), und Runge kannten sich bis dato kaum. 67,18–19 Im Norden könne und müsse ich nicht bleiben] Durch ihre wiederholten Besuche in Italien und ihre Bekanntschaft mit Angelika Kauffmann (1741 - 1807) war Friederike Sophie Christiane Brun, geb. Münter (1765 - 1835), wie viele deut- sche Maler davon überzeugt, dass sich eine ideale Künstlerexistenz eher in Italien verwirklichen ließe. 67,21 Straßburg] Viele Flüchtlinge aus dem von Revolutionären beherrschten Elsass emigrierten in den Norden Deutschlands, nach Hamburg, Ostholstein oder das Königreich Dänemark. 67,22 Holsteinischen Gesellschaft] Runge spielt hier auf seine Eindrücke an, die er auf der von seinem Bruder Johann Daniel Runge (1767 - 1856)imZweiten Theil der Hinterlassenen Schriften von Philipp Otto Runge, Mahler (Hamburg 1841) geschil- derten »Erholungsreise über Lübeck und durch die schönen Gegenden des ostli- chen [sic!] Holsteins nach Kiel und zurück« (S. 449) gewann. 67,27 Die Br.; 28 die Brun] Da Friederike Sophie Christiane Brun, geb. Münter (1765 - 1835), seit dem Jahreswechsel 1788–1789 taub war, benötigte sie zum Ver- ständnis leiser gesprochener Worte Hilfe. Ungeachtet ihrer Taubheit spielte die Musik eine große Rolle bei den geselligen Zusammenkünften in ihrem Hause. Die von Georg Joseph Vogler (1749 - 1814) vorgeführten Liedkompositionen entspra- chen ganz der vom gehobenen Bürgertum gepflegten musikalischen Praxis am Hausmöbel Klavier. 67,29–30 Rafael’s Madonna] Spätestens seit den programmatischen Veröffentli- chungen von Johann Ludwig Tieck (1773 - 1853) und Wilhelm Heinrich Wacken- roder (1773 - 1798) wurde Raffaello Santi (1483 - 1520) als wegweisende europäische Künstlerfigur angesehen. Seine durch die napoleonischen Truppen nach Paris ver- brachte und öffentlich zur Schau gestellte Madonna della Sedia war wiederholt Gegenstand zeitgenössischer Erörterungen.

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68 an friedrich christoph perthes, caroline ilsabe perthes, geb. claudius, undmatthias friedrichperthes in hamburg , kopenhagen 28. januar 1800 〈Adressiert an: 〉 Herrn Fr Perthes in Hamburg

Überlieferung: Staatsarchiv Hamburg, (Bestand) 622–1/82 Perthes, Sign. Mappe 2 g, 8. Druck: Dingedahl 1979.S.133. Modernisiert.

67,34 Perthes; 34 Caroline; 34 kleine Person] Das zweite Kind von Friedrich Chris- toph Perthes (1772 - 1843) und Caroline Ilsabe Perthes (1774 - 1821), geb. Claudius, Matthias Friedrich Perthes (1800 - 1859), wurde am 16.1.1800 in Hamburg geboren. 68,2 Flunck] Gemeint ist ›ohne Flunkerei‹, ›ohne Scherz‹. 68,4 Pfisischen] Es soll ›physischen‹ heißen. 68,5 Caroline; 6 Richter; 6 Rist; 10 Daniel; 27 Richter] Die Genannten sind Caroline Ilsabe Perthes, geb. Claudius (1774 - 1821), Carl Friedrich Enoch Richter (1778 - 1834), Johann Georg Rist (1775 - 1847) und Johann Daniel Runge (1767 - 1856). 68,10 Epigram] Meist in Distichen verfasste, kurze Sinngedichte waren ein über- aus beliebtes Genre der Spätaufklärung und der Klassik. 68,11 Euclides] Das in mehreren Auflagen herausgekommene maßgebliche Stan- dardwerk der Zeit war Euklids Elemente, funfzehn Bücher, aus dem Griechischen übersetzt von Johann Friedrich Lorenz, erstmalig 1781 in Halle in der ›Buchhand- lung des Waysenhauses‹ erschienen. Relevant für Runge war, wie es in der Ein- leitung heißt, die »Flächen- und Körper=Lehre« (unpag.) des griechischen Mathe- matikers (3. Jhdt. v. Chr.). Johann Friedrich Lorenz (1738 - 1807) wirkte am Pädago- gium des Klosters Berge, 1796 wurde er Professor. 68,13 Hertrich] Bei Heinrich Joachim Herterich (1772 - 1852) nahm Runge 1797–1798 Zeichenunterricht. 68,14 den B] Runge war mit dem Buchhändler und Geschäftspartner von Friedrich Christoph Perthes (1772 - 1843), Johann Heinrich Besser (1775 - 1826), eng befreundet. 68,16 Br] Das Kürzel »Br:« steht hier für ›Briefe‹. 68,17 Pr Juel] Jens Juel (1745 - 1802) war Runges Lehrer an der Kopenhagener Maler-, Billedhugger- og Bygnings-Academie. 68,19–20 Wandsbek] In Wandsbek lebten Matthias Claudius (1740 - 1815), Anna Rebecca Claudius (1754 - 1832), geb. Behn, Augusta Ernestina Wilhelmina Claudius (1779 - 1856), Johanna Katharina Henriette Claudius (1781 - 1863), Johannes Claudius (1783 - 1859), Carolina Rebekka Elisabeth Claudius (1784 - 1835), Friedrich Matthias Jacobus Claudius (1789 - 1862), Augustinus Ernst Carl Claudius (1792 - 1854) und Franz Claudius (1794 - 1866). 68,20 D; 20 Hr S:] Gemeint sind Johann Daniel Runge (1767 - 1856) und Christian Lävin Sander (1756 - 1819).

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68,22 Lofts] Der auch im Brief vom 2.12.1799 an Carl Hermann Runge (1779 - 1863) erwähnte »Hr Loft« war der Wirt, der »ein par hübsche töchter« hatte. 68,24 Rh] Das Kürzel steht für Reichstaler. Ein Kriegs- und Domänenrat verdiente im Königreich Preußen in dieser Zeit 600–800 Reichstaler im Jahr, ein Schullehrer zwischen 200–300 Reichstaler.

69 an johann daniel runge in hamburg, kopenhagen 28. januar 1800

Überlieferung: Druck: Hinterlassene Schriften II. 1841.S.42.

69,3 Herterich; 4–5 Speckter’s] Runge nahm bei Heinrich Joachim Herterich (1772 - 1852) in seiner ersten Zeit in Hamburg Zeichenstunden. Johann Michael Speckter (1764 - 1845) stand im Zentrum des Freundeskreises um Runge. 69,5 Weimarschen Preisaufgaben] Wie aus dem Brief vom 13.1.1801 an Johann Michael Speckter (1764 - 1845) zu ersehen ist, entschloss sich Runge im »Sommer mit um den Preis zu laufen«. Die zu gestaltenden Themen wurden unter der Überschrift Die neue Preisaufgabe auf 1801 auf den Seiten 163–165 im Zweiten Stück des Dritten Bandes (Tübingen 1800) der von Johann Wolfgang Goethe (1749 - 1832) unter Mitarbeit von Johann Heinrich Meyer (1760 - 1832) redigierten Zeitschrift Propyläen. Eine periodische Schrift veröffentlicht. Runge wählte die Aufgabe »Der Kampf Achills mit den Flüssen« (S. 164), hatte aber keinen Erfolg mit seiner Pin- selzeichnung Achill und Skamandros in Braun und Weiß auf braun grundiertem Papier im Format 52,7 x 66,3 cm (Hamburger Kunsthalle,Kh34231). Die negative Besprechung seiner Arbeit beförderte seine Abkehr von den ästhetischen Normen des Klassizismus. 69,9 Eiffe] Johann Gottfried Eiffe (1773 - 1818) besuchte wie Runge die Kopenha- gener Akademie. 69,11 Prof. Juel] Runge schätze Jens Juel (1745 - 1802) als Maler, aber nicht als akademischen Lehrer. 69,13 Zwey Franzosen; 16 Thlr.] Die gleiche Episode erzählt Runge im Brief vom 28.1.1800 an Friedrich Christoph Perthes (1772 - 1843), Caroline Ilsabe Perthes (1774 - 1821), geb. Claudius, und Matthias Friedrich Perthes (1800 - 1859). 69,14 meinem Speisewirth] Es handelt sich um den im Brief vom 2.12.1799 an Carl Hermann Runge (1779 - 1863) erwähnten Wirt »Hr Loft«.

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70 an johann daniel runge in hamburg, kopenhagen 8. februar 1800

Überlieferung: Druck: Hinterlassene Schriften II. 1841.S.42–43.

69,23 Herterich] Heinrich Joachim Herterich (1772 - 1852) erteilte Runge 1797–1798 Zeichenunterricht. 69,23 Dresden’s] Die Dresdner Allgemeine Kunst-Akademie der Malerei, Bildhauer- Kunst, Kupferstecher- und Baukunst wurde 1764 gegründet und hatte von 1791–1895 ihren Sitz in der 1789–1791 von Johann Gottfried Kuntsch (1735 - 1795) umgebauten Brühlschen Bibliothek am Elbufer. 69,27 Juel] Der 1795–1797 sowie 1799–1801 als Direktor der Kopenhagener Aka- demie tätige Jens Juel (1745 - 1802) war neben Nicolai Abraham Abildgaard (1743 - 1809) Runges respektierter, aber auch deutlich kritisierter akademischer Lehrer in der Studienzeit in Dänemark. 69,28 Eiffe] Johann Gottfried Eiffe (1773 - 1818) war bereits Runges Mitschüler beim Historienmaler Gerdt Hardorff d. Ä. (1769 - 1864). Er studierte wie Runge 1800 in Kopenhagen und anschließend 1801 in Dresden. Nach seiner Rückkehr nach Hamburg ging er in seinen letzten Lebensjahren als Bildnismaler des selbst- ernannten Königs Henri Christophe (1767 - 1820) nach Haiti, wo er 1818 verarmt verstarb. 69,30 Charlottenburg] Das 1672–1683 gebaute Schloss Charlottenborg war Wohn- sitz von Ulrik Christian Gyldenløve (1678 - 1719), einem unehelichen Sohn des dänisch-norwegischen Königs Christian V. (1646 - 1699) und Sophie Amalie Moths (1654 - 1719), und wurde 1754 der Königlich Dänischen Kunstakademie übereignet. 70,1 Juel] Runge erhielt Ende Mai 1800 die Erlaubnis, im Atelier des renommier- ten Portraitisten Jens Juel (1745 - 1802) zu arbeiten. 70,1 Abildgaard] Nicolai Abraham Abildgaard (1743 - 1809) war Runges Zeichen- lehrer in Kopenhagen und hat hinsichtlich der Zeichentechnik erkennbar Einfluss auf seinen Eleven ausgeübt. 70,2 Antikensaal] Ungeachtet seiner Abneigung gegen das akademische Gips- zeichnen hat Runge gerade in Kopenhagen seine zeichnerischen Fähigkeiten per- fektioniert. 70,3 Schmidt] Der Hamburger Makler Gerhard Joachim Schmidt (1742 - 1801) besaß eine große Sammlung von Kupferstichen und originalen Handzeichnungen. 70,3 Triumph des Amor’s] Runges Pinselzeichnung Triumph des Amor (Privatbesitz, Hamburg) im Format 26,5 x 39,5 cm, die 1800 in Kopenhagen entstand, weist die (später angeschnittene) Widmung »Für Herrn Schmidt in Hamburg von P O Runge« auf. Die Arbeit war ein Gastgeschenk für den kunstinteressierten Makler und gelangte später in den Besitz von Otto Speckter (1807 - 1871), dem Sohn von Runges Freund Johann Michael Speckter (1764 - 1845).

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70,4 Juel] Das heute als Triumph des Amor (Schmidtsche Hauptzeichnung) (Privat- besitz, Hamburg) bezeichnete Blatt fand den Beifall von Runges akademischem Lehrer Jens Juel (1745 - 1802). 70,5 vom Selbstzeichnen abgerathen] Die strikte Studienordnung an der Kopen- hagener Akademie favorisierte zunächst hauptsächlich Zeichenübungen nach Abgüssen und antiken Originalen vor jedem Selbstzeichnen.

71 an johann daniel runge in hamburg, kopenhagen 21. februar 1800

Überlieferung: Druck: Hinterlassene Schriften II. 1841.S.43–44.

70,15 Anatomie] Runge lieh sich von seinem Lehrer das von Bernardino Genga (1620 - 1690) und Giovanni Maria Lancisi (1654 - 1720) kommentierte und von Domenico de’ Rossi (1659 - 1730) nach Zeichnungen von Charles Errard (1606 - 1689) gestochene, 1691 in Rom erschienene Standardwerk Anatomia per uso et intelligenza del disegno aus. 70,15 Juel] Runge übte sich bei seinem Lehrer Jens Juel (1745 - 1802) vor allem in der Ölmalerei. Jens Juel war Leiter der Malklasse. Ungeachtet seiner deutlichen Kritik am akademischen Lehrbetrieb schätzte Runge die Malweise und die Kom- positionen seines Lehrers. 70,17 Schellerup] Runge erwähnt seinen Anatomielehrer, nach seiner Auskunft ein Chirurg, auch im Brief vom 23.8.1801 an Johann Wolfgang Goethe (1749 - 1832). 70,18 Abildgaard] In seinem Brief vom 8.2.1800 an seinen Bruder Johann Daniel Runge (1767 - 1856) erwähnt Runge die Konkurrenz zwischen den besten, aber auch um die fähigsten Studierenden, die zwischen Nicolai Abraham Abildgaard (1743 - 1809), anderen Professoren sowie unter den Studenten herrschte. 70,19 Juel] Ungeachtet seiner deutlichen Kritik am akademischen Lehrbetrieb schätzte Runge die Malweise und die Kompositionen seines Lehrers. Jens Juel (1745 - 1802) machte sich vor allem als Portraitist und Landschaftsmaler einen Namen. 70,20 Gypssaal] Aufgrund einer Sondererlaubnis durfte Runge bereits ab Novem- ber 1799 im Gipssaal nach Abgüssen antiker Plastiken arbeiten. 70,21 Kopf des Horatius Cocles] Die Zeichnung gilt als verschollen. 70,27 Herterich’s] Bei Heinrich Joachim Herterich (1772 - 1852) nahm Runge 1797 - 1798 täglich eine Stunde Zeichenunterricht. Im Juli 1798 ging Herterich nach Dresden, um sich dort fortzubilden. 70,28 Dresden] Durch die Lehre von Charles Franc¸ois Hutin (1715 - 1776), Bernardo Bellotto (1722 - 1780), Giuseppe Camerata (1718 - 1803), Giovanni Battista Casanova

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(1730 - 1795), Lorenzo Zucchi (1704 - 1799), Anton Graff (1736 - 1813) oder Adrian Zingg (1734 - 1816) besaß die Dresdner Akademie großes Renommee. 70,28 A.] Nicolai Abraham Abildgaard (1743 - 1809) erteilte Runge bereits ab Mitte November 1799 die Erlaubnis, in seinem Atelier zu zeichnen. Er erkannte die Fähigkeiten seines Schülers offenbar unmittelbar nach dessen Anfängen in Kopenhagen. 70,35 ’Einseitigkeit’ im Beurtheilen der hiesigen Lehranstalten] Runge übte immer wieder massive Kritik an der didaktischen Praxis und dem Curriculum der Aka- demie. 71,2–3 Herterich’s] Runge meinte Heinrich Joachim Herterichs (1772 - 1852) Ein- schätzung der Studienmöglichkeiten an der Dresdner Akademie. 71,3–4 der Aufsatz in den Propyläen über die neue Lehrart der Mahlerey (in Paris)] Wilhelm von Humboldt (1767 - 1835), der durch Jacques-Louis David (1748 - 1825) über beste Kontakte zur Pariser Kunstszene verfügte, publizierte im Ersten Stück des Dritten Bandes der 1798–1800 von Johann Wolfgang Goethe (1749 - 1832) herausgegebenen Zeitschrift Propyläen den Aufsatz Neue Art die Mah- lerey zu lehren (S. 110–116), in dem er die grundlegenden curricularen Reformen an der Pariser Akademie vorstellte. In Paris rückte die unreflektierte Nachahmung klassischer Muster zugunsten einer lebensnahen Praxis und theoretischer Fundie- rung in den Hintergrund. Diese Revision der Akademieausbildung stieß bei Runge angesichts seiner Kopenhagener Erfahrungen auf besonderes Interesse.

72 an johann daniel runge in hamburg, kopenhagen 4. märz 1800

Überlieferung: Druck: Hinterlassene Schriften II. 1841.S.44–45.

71,9 Herterich’s] Runge bezieht sich hier auf die im Brief an seinen Bruder Johann Daniel Runge (1767 - 1856) vom 21.2.1800 thematisierte Einschätzung der Dresdner Akademie seitens des ehemaligen Zeichenlehrers Heinrich Joachim Herterich (1772 - 1852). 71,11 Schmidt] Die im Jahr 1800 entstandene Zeichnung Triumph des Amor (Privatbesitz, Hamburg) war als Gastgeschenk und zur Bereicherung der bedeu- tenden Grafiksammlung des Hamburger Maklers Gerhard Joachim Schmidt (1742 - 1801) gedacht und kam 1818 dann in den Besitz von Johann Daniel Runge (1767 - 1856). 71,12 Juel] Ähnlich wie Friederike Sophie Christiane Brun, geb. Münter (1765 - 1835), äußerte sich auch Runges Lehrer Jens Juel (1745 - 1802) positiv über die Pinselzeichnung in Grau und Schwarz Triumph des Amor (Privatbesitz, Ham- burg) im Format 26,5 x 39,5 cm.

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71,17 Herterich] Angesichts der strikten Beschränkung der Plätze in der Malklasse riet Heinrich Joachim Herterich (1772 - 1852) seinem ehemaligen Schüler, sich zu- nächst durch bloßes Zuschauen zu schulen. 71,19 Mahler Lorenzen] Christian August Lorentzen (1749 - 1828) wurde nach Stu- dienreisen nach Holland, Flandern, Frankreich und Norwegen 1803 als Professor für Malerei an die Königlich Dänische Kunstakademie Kopenhagen berufen und hatte in seiner Zeit als Akademiedirektor (1809 - 1810) und in den Jahren danach erheblichen Einfluss auf die ihm folgende Künstlergeneration des ›Goldenen Zeit- alters‹ (›den danske guldalder‹).

73 an johann daniel runge in hamburg, kopenhagen 6./7. märz 1800

Überlieferung: Druck: Hinterlassene Schriften II. 1841.S.45–47.

72,6 Brun] In seinem Brief vom 31.12.1799 an seinen Bruder Johann Daniel Runge (1767 - 1856) erwähnte Runge erstmals, dass er in den Salon der deutsch-dänischen Dichterin Friederike Sophie Christiane Brun, geb. Münter (1765 - 1835), eingeladen wurde. 72,8 Tischbein] Es ist unwahrscheinlich, dass Runge hier tatsächlich den soge- nannten »Leipziger Tischbein« Johann Friedrich August Tischbein (1750 - 1812), den Cousin des »Goethe-Tischbein« Johann Heinrich Wilhelm Tischbein (1751 - 1829), meinte, der zwar 1777 eine Studienreise nach Neapel unternahm, aber bereits 1780 nach Deutschland zurückkehrte und nach Anstellungen an den fürst- lichen Höfen in Arolsen und Dessau als Nachfolger von Adam Friedrich Oeser (1717 - 1799) die Leitung der 1764 vom Regenten Franz Xaver von Sachsen (1730 - 1806) als Administrator gegründeten Leipziger Akademie für Malerei übernahm. 72,8 Leipzig] Die Leipziger Zeichnungs-, Malerey- und Architectur-Akademie, die 1763–1799 von Adam Friedrich Oeser (1717 - 1799) geleitet wurde, war in ihrer Anfangszeit zunächst der Dresdner Akademie unterstellt. 72,9 Neapolitaner] Der als ›Goethe-Tischbein‹ bekannte Johann Heinrich Wilhelm Tischbein (1751 - 1829) lebte von 1783–1799 in Italien und war von 1789–1799 Direktor der Accademia di Belle Arti in Neapel. 1808 wurde Tischbein Hofmaler von Peter I. Friedrich Ludwig von Oldenburg (1755 - 1829) und lebte in der Resi- denzstadt Eutin. 72,14 Composition] Runge meint seine Pinselzeichnung in Grau und Schwarz Triumph des Amor (Privatbesitz, Hamburg). 72,14 Schmidt] Im Hause des Hamburger Maklers Gerhard Joachim Schmidt (1742 - 1801) war es Usus, dass Künstler, die sich seine umfangreiche Grafiksamm- lung ansahen oder für Studienzwecke nutzten, selbst ein Blatt beisteuerten.

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72,20 nach Leipzig zu Tischbein] Runge meint hier offensichtlich nicht den »Leip- ziger Tischbein«, Johann Friedrich August Tischbein (1750 - 1812), sondern den sogenannten ›Goethe-Tischbein‹ Johann Heinrich Wilhelm Tischbein (1751 - 1829), der als Akademiedirektor in Neapel wirkte. 72,24 Mahler Lorenzen; 24–25 Landschafter] Der bereits im Brief vom 4.3.1800 erwähnte dänische Portrait- und Landschaftsmaler Christian August Lorentzen (1749 - 1828) wurde 1803 zum Professor an die Königliche Dänische Kunstakade- mie Kopenhagen berufen. 72,30 Tischbein] Vermutlich meint Christian August Lorentzen (1749 - 1828) hier den von 1801–1808 in Hamburg und vorher in Göttingen tätigen Johann Heinrich Wilhelm Tischbein (1751 - 1829), den Runge dann im Winter 1803 in Hamburg persönlich kennen lernte. 72,35 T.’s; 38 T.] Im März 1800 begann Runge sich eingehender mit Johann Hein- rich Wilhelm Tischbeins (1751 - 1829) Stichwerk Collection of Engravings From Ancient Vasen of Greek Workmanship: Discoverd in Sepulchres In The Kingdom Of The Two Sicilies But Chiefly in The Neighbourhood of Naples During The Course Of The Year MDCCLXXXIX and MDCCLXXXX Now In The Possession Of Sir Wm. Hamilton, His Britannic Maiesty’s Envoy Extry. And Plenipotentiary At The Court Of Naples. (4. Vol., Naples 1791–1795) auseinanderzusetzen. In diesem Kontext ent- standen unter anderem die als Griechische Vasenbilder bezeichneten Zeichnungen Runges Drei Amphoren (Hamburger Kunsthalle,Kh1738/142), Die Wirkung der komischen und der tragischen Maske (Hamburger Kunsthalle,Kh1926/131) oder Herakles Farnese (Hamburger Kunsthalle,Kh1928/101). 72,36 Br.] Friederike Sophie Christiane Brun, geb. Münter (1765 - 1835), verwech- selte in dem Gespräch mit Runge offensichtlich den ›Leipziger Tischbein‹ mit dem ›Goethe-Tischbein‹ Johann Heinrich Wilhelm Tischbein (1751 - 1829). 72,38–39 einer der besten jetzt lebenden Componisten] Runge war bis zum Sommer 1801 noch von den klassizistischen Normen überzeugt, die Johann Heinrich Wilhelm Tischbein (1751 - 1829) oder Asmus Jacob Carstens (1754 - 1798) vertraten. 72,40 Dresden] Runge wechselte 1801 an die Dresdner Akademie und setzte dort seine Studien bei Anton Graff (1736 - 1813) fort. 72,41 ..a... 73,12 ..a..; 19 ..a..; 22 ..a..] Es handelt sich wohl um Gerdt Hardorff d. Ä. (1769 - 1864). Er hielt sich, wie in Runges Brief vom 26.6.1801 an Johann Daniel Runge (1767 - 1856) hervorgeht, offensichtlich wieder in Dresden auf. 72,41 Gareis; 15 G.; 23 G.] Der Portraitmaler Johann Franz Peter Paul Gareis (1775 - 1803) arbeitete um 1800 in Berlin, verfügte aber auch über gute Kontakte zum sächsischen Hof. 73,1 Jacob’s] Gemeint ist Runges älterer Bruder Jakob Friedrich Runge (1771 - 1811). Runge spielt hier offensichtlich auf das für die Längswand im Saal des Hauses seines Bruders geplante großformatige Familienbild Die Heimkehr der Söhne (1800)

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an. Die als Vorlage für eine Ölskizze gedachte Zeichnung mit gleichem Titel be- findet sich in der Hamburger Kunsthalle (Kh 34128). 73,2 L. und Dr.] Runge ging hier noch davon aus, seine Studien in Leipzig und Dresden fortsetzen zu können. Über die Verwechslung von Johann Friedrich Au- gust Tischbein (1750 - 1812), der 1800 die Leitung der Leipziger Akademie über- nahm, mit Johann Heinrich Wilhelm Tischbein (1751 - 1829) klärte ihn später sein Zeichenlehrer Heinrich Joachim Herterich (1772 - 1852) auf. 73,6 die Bilder werden doch in L. auch nicht so ganz fehlen] Das Leipziger Museum der bildenden Künste wurde erst 1858 von Verlegern, Kaufleuten und Bankiers gegründet; die 1765–1790 in der Pleißenburg untergebrachte Leipziger Zeich- nungs-, Malerey- und Architectur-Akademie verfügte über keine berühmte Bilder- sammlung. 73,7 Juel’s und Lorenzen’s Rath] Obwohl beide Lehrer Runges Fähigkeiten schätz- ten, rieten sie ihm doch, zur weiteren Ausbildung die Akademie zu wechseln. 73,9 Besser] Als Buchhändler und Teilhaber der Perthes’schen Buchhandlung besuchte Johann Heinrich Besser (1775 - 1826) die Leipziger Ostermesse. 73,9 Leipzig] Das Privileg Kaiser Maximilians I. (1459 - 1519) unterstrich die Be- deutung der Messestadt, 1632 übertraf die Anzahl der hier präsentierten Bücher erstmals das Messeangebot in Frankfurt/Main. 73,13 Gareis; 25 G.] Das ungewöhnliche Faktum, dass der in Dresden von Giovanni Battista Casanova (1730 - 1795) geschulte Portraitist Johann Franz Peter Paul Gareis (1775 - 1803) bereits 1794 in der Akademie ausstellen konnte und 1796 eine kurfürstliche Pension von 100 Reichstalern gewährt bekam, machte ihn für die junge Künstlergeneration interessant. 73,15 Wien; 20 Wien] Johann Franz Peter Paul Gareis (1775 - 1803) hielt sich 1800 bereits in Berlin auf. 73,15 Herterich] Obwohl Runge zu dieser Zeit nichts in der Praxis mehr von seinem ehemaligen Zeichenlehrer lernen konnte, schätzte er das Urteilsvermögen von Heinrich Johann Herterich (1772 - 1852). 73,15 Aldenrath] Heinrich Jacob Aldenrath (1775 - 1844), Freund und Schüler des Plöner Portraitisten Carl Friedrich Gröger (1766 - 1838), studierte vor seiner Stu- dienreise nach Dresden und Paris an der Berliner Akademie. 73,16 Hamburg] Heinrich Jacob Aldenrath (1775 - 1844) hielt sich vor seiner end- gültigen Übersiedlung nach Hamburg im Jahr 1814 bereits in der Hansestadt auf, bevor er seine Studienreise nach Dresden und Paris antrat. Zum Bestand der Hamburger Kunsthalle gehört ein Doppelbildnis mit Carl Friedrich Gröger (1766 - 1838), die Kreide- und Tuschezeichnung Bildnis der Künstler untereinander (1801) im Format 58,7 x 44,8 cm (Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett). In der offenkundigen Symbolik dieses Werks manifestiert sich die von 1789–1838 währende Lebens- und Arbeitsgemeinschaft der beiden holsteinschen Künstler.

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73,16 Hardorf] Runges zeitweiliger Zeichenlehrer Gerdt Hardorff d. Ä. (1769 – 1864) lernte Johann Franz Peter Paul Gareis (1775 - 1803) in Dresden während seiner Studienzeit bei Giovanni Battista Casanova (1730 - 1795) kennen. 73,26 Wiener Akademie] Die seit 1786 im St. Annahof ansässige k.k. Hofakademie der Maler, Bildhauer und Baukunst erfuhr zwar 1751 während des Rektorats von Michelangelo Unterberger (1695 - 1758) eine symbolische Aufwertung durch Kai- serin Maria Theresia (1717 - 1780), blieb aber in der Zeit um 1800 hinter der Aka- demie in Dresden zurück. Zu den wichtigen Lehrern im 18. Jahrhundert zählten Paul Troger (1698 - 1762), Franz Anton Maulbertsch (1724 - 1796), Heinrich Fried- rich Füger (1751 - 1818) und Franz Christoph Janneck (1703 - 1761). Runge bezieht sich bei seiner Einschätzung offenbar auf die Tätigkeit von Heinrich Friedrich Füger als Direktor der Akademie.

74 an johann daniel runge in hamburg, kopenhagen 11. märz 1800

Überlieferung: Druck: Hinterlassene Schriften II. 1841.S.47–48.

74,2 Brun’s] Friederike Sophie Christiane Brun, geb. Münter (1765 - 1835), führte einen weit über die Grenzen Dänemarks bekannten literarischen und musikali- schen Salon. 74,3 Tischbein] Gemeint ist der ›Goethe-Tischbein‹, Johann Heinrich Wilhelm Tischbein (1751 - 1829). 74,3 Umrisse nach antiken Vasen] Der Diplomat und Vulkanologe William Douglas Hamilton (1730 - 1803) aus London stellte seine zweite Sammlung antiker Vasen in einem vierbändigen, von Johann Heinrich Wilhelm Tischbein (1751 - 1829) illus- trierten Kompendium vor. 74,4 Neapel; 11 Neapel] Johann Heinrich Wilhelm Tischbein (1751 - 1829) ging 1787 nach Neapel, wo er von 1789 bis zum Einmarsch napoleonischer Truppen 1799 als Direktor der Accademia di Belle Arti fungierte. 74,8 Odysseus] Runge kannte Homers (8.–7. Jhdt. v. Chr.) Epos in der von Johann Heinrich Voß (1751 - 1826) »auf Kosten des Verfassers« in Hamburg 1781 erschie- nenen Übersetzung. 74,9 T.] Friederike Sophie Christiane Brun, geb. Münter (1765 - 1835), besuchte Johann Heinrich Wilhelm Tischbein (1751 - 1829) im Mai 1796 in Neapel, wo sie auch dessen Bild Goethe in der römischen Campagna sah, das schließlich an den Bankier Christian Heigelin (1744 - 1820) verkauft wurde und seit 1887 im Städel Museum in Frankfurt/Main hängt. 74,10 L.] Auch an dieser Stelle wird deutlich, dass Friederike Sophie Christiane Brun, geb. Münter (1765 - 1835), im Gespräch mit Runge Johann Heinrich Wilhelm

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Tischbein (1751 - 1829) mit seinem Cousin Johann Friedrich August Tischbein (1750 - 1812), seit 1800 Akademiedirektor in Leipzig, verwechselte. 74,12 L.] Johann Friedrich August Tischbein (1750 - 1812) wurde als Nachfolger von Adam Friedrich Oeser (1717 - 1799) 1800 zum Direktor der Leipziger Zeich- nungs-, Malerey- und Architectur-Akademie ernannt.

75 an friedrich christoph perthes in hamburg, kopenhagen 25. märz 1800

Überlieferung: Staatsarchiv Hamburg, (Bestand) 622–1/82 Perthes, Sign. Mappe 2 g, 6. Druck: Degner 1940.S.42–43, Interpunktion verändert, im Detail ungenau.

74,16 Rist] Johann Georg Rist (1775 - 1847) war Diplomat und Schriftsteller. Seine Lebenserinnerungen erschienen 1880 in zwei Teilen in dem von Andreas Hansa Traugott Perthes (1813 - 1890) geführten Verlag Friedrich Andreas Perthes in Gotha. 74,16 Rh; 16 Courant] Die Bezeichnungen stehen für ›Reichstaler‹ und ›kurant‹, also eine umlaufende, vollwertige und allgemein akzeptierte Währung. 74,17 Schimmelmanns; 17 Sander] Heinrich Ernst von Schimmelmann (1747 - 1831) war von 1784–1814 dänischer Finanz- und Handelsminister, Christian Lävin Sander (1756 - 1819) Sekretär der Königlich dänischen ›General-Wegcommission‹. 74,18 fl] Das Kürzel steht für ›Gulden‹ (›Florin‹). 74,20 Hr Lade] Gerhard Ludvig Lahde (1765 - 1833) unterwies Runge an der Maler-, Billedhugger- og Bygnings-Academie im Freihandzeichnen. 74,23 Hamb; 24 Bohn] Der Buchhändler Carl Ernst Bohn (1749 - 1827) war ge- schäftlich in Hamburg und Kiel etabliert. 74,29 Leipziger Meße; 30 Pr et Storch] Es handelt sich um die im Intelligenzblatt der Allgemeinen Literatur-Zeitung vom Jahre 1800 (Jena 1800) auf Seite 395 genannten »Buchhändler« »Proft und Storch, in Coppenhagen«, die regelmäßig die Leipziger Messe besuchten. Die von Georg Proft (1763 - 1809) und Johann August Storch (um 1760-nach 1802) geführte Firma erwähnte Runge auch in seinem Brief vom 20.5.1800 an Friedrich Christoph Perthes (1772 - 1843). 74,33 Der neue Laden] In der Referenzpublikation von Dirk Moldenhauer (geb. 1971) Geschichte als Ware. Der Verleger Friedrich Christoph Perthes (1772–1843) als Wegbereiter der modernen Geschichtsschreibung (Köln, Weimar, Wien 2008) findet sich auf Seite 85 der Hinweis »Aus Platzgründen verlagerte Perthes 1799/1800 sein Geschäft in die Dom-Curie hinter St. Peter, und schließlich erfolgte im Herbst 1805 der Umzug in das geräumige Haus am Jungfernstieg Nr. 22.« 75,6 junge Perthes; 7 Frau Mutter; 8 Hrn Vater] Gemeint sind der am 16.1.1800 geborene Matthias Friedrich Perthes (1800 - 1859) und seine Eltern Caroline Ilsabe Perthes, geb. Claudius (1774 - 1821), und Friedrich Christoph Perthes (1772 - 1843).

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75,10 alte Species zettel] Die 1788 in Altona gegründete Schleswig-Holsteinische Speciesbank war die zweitgrößte des dänisch-deutschen Gesamtstaats, sie gab eine Papierwährung, sogenannte »zettel«, mit unterschiedlichem Nennwert aus. 75,13 stok; 15 stok] Hier im Sinne von ›steif‹, ›Eiszapfen‹. 75,16 S:] Gemeint sind ›die Schweden‹. 75,17 Muslintuch; 18 Camisöler] Musselin ist ein dünner Baumwollstoff, das Ka- misol ein Oberteil oder eine Weste, die vorne geschnürt oder geknöpft wird. 75,19 Wesent; 20 Kärner; 22 Amadeer] Runge meint ›Wesen‹ sowie ›Fuhrleute‹ oder ›Spediteure‹. In Band III. des von Johann Evangelist Stadler (1804 - 1868) begonnenen Vollständigen Heiligen=Lexikon oder Lebensgeschichten aller Heiligen, Seligen etc. etc. aller Orte und aller Jahrhunderte, deren Andenken in der katholi- schen Kirche gefeiert oder sonst geehrt wird, unter Bezugnahme auf das damit in Verbindung stehende Kritische, Alterthümliche, Liturgische und Symbolische in alphabetischer Ordnung heißt es zum Stichwort »Amadeer« auf Seite 385: »Johan- nes Petrus Menesius, (10. Aug.), ein Franciscaner, der später den Namen Amadeus (nach Hub. Men. auch Amator) erhielt, und von welchem die Congregation der Amadeer in Mailand gegründet wurde.« 75,24 Caroline; 24 Mama; 24 lottchen; 24 Herrlichen Kinder; 25 Besser] Die Genann- ten sind Caroline Ilsabe Perthes (1774 - 1821), geb. Claudius, Margarethe Christiane Perthes (1748 - 1834), geb. Heubel, genannt ›Mama Perthes‹, ihre außereheliche Tochter Wilhelmine Charlotte Christiane Perthes (1785 - 1872), genannt ›Lottchen‹, die Kinder Agnes Marie Perthes (1798 - 1868) und Matthias Friedrich Perthes (1800 - 1859) sowie der Buchhändler Johann Heinrich Besser (1775 - 1826). Bis zu ihrer Heirat mit Johann Heinrich Besser (1775 - 1826) wurde Wilhelmine Charlotte Christiane Perthes auch unter dem Namen Wilhelmine Charlotte Christiane Schil- ling geführt. 75,25 Richter] Runges Freund aus den frühen Hamburger Jahren, der Buchhändler Carl Friedrich Enoch Richter (1778 - 1834), etablierte sich 1798 in Leipzig.

76 an johann daniel runge in hamburg, kopenhagen 25. märz 1800

Überlieferung: Druck: Hinterlassene Schriften II. 1841.S.48–50.

75,31 Herterich] Bevor Runge 1798 täglich Zeichenunterricht bei Gerdt Hardorff d. Ä. (1769 - 1864) nahm, war Heinrich Joachim Herterich (1772 - 1852) 1797 - 1798 sein Lehrer. 75,34 Gareis] Runge lernte Johann Franz Peter Paul Gareis (1775 - 1803) während seiner Zeit in Dresden persönlich kennen.

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76,1 T.] Gemeint ist Johann Heinrich Wilhelm Tischbein (1751 - 1829), der soge- nannte ›Goethe-Tischbein‹. 76,2 Br.] Die deutsch-dänische Dichterin Friederike Sophie Christiane Brun, geb. Münter (1765 - 1835), besuchte Johann Heinrich Wilhelm Tischbein (1751 - 1829)im Mai 1796 in seinem Atelier in Neapel. 76,9 Tischbein] Aufgrund einer Verwechselung glaubte Runge, dass Johann Hein- rich Wilhelm Tischbein (1751 - 1829) Akademiedirektor in Leipzig sei und hoffte zeitweilig, bei ihm seine Studien fortsetzten zu können. 76,11 Juel] Als bedeutender Maler seiner Zeit war Jens Juel (1745 - 1802), seit 1784 an der Kopenhagener Akademie, Runges Lehrer und gestattete ihm, ab Mai 1800 in seinem Atelier zu arbeiten. 76,11 Lorenzen] Wie andere akademische Lehrer erwartete auch der an der Maler-, Billedhugger- og Bygnings-Academie Kopenhagen tätige Maler, 1803 zum Professor ernannte, Christian August Lorentzen (1749 - 1828), dass sich der Studierende für einen Mentor entschied. 76,14 T.] Runge nahm zu dieser Zeit noch aufgrund einer falschen Information von Friederike Sophie Christiane Brun, geb. Münter (1765 - 1835), an, Johann Hein- rich Wilhelm Tischbein (1751 - 1829) sei Akademiedirektor. 76,23 von der Brun ein Werk, die Umrisse nach den antiken Vasen] Friederike Sophie Christiane Brun, geb. Münter (1765 - 1835), lieh Runge das von William Douglas Hamilton (1730 - 1803) herausgegebene und von Johann Heinrich Wilhelm Tisch- bein (1751 - 1829) illustrierte mehrbändige Kompendium Collection of Engravings From Ancient Vases of Greek Workmanship: Discoverd in Sepulchres In The Kingdom Of The Two Sicilies But Chiefly in The Neighbourhood of Naples During The Course Of The Years MDCCLXXXIX and MDCCLXXXX Now In The Possession Of Sir Wm. Hamilton, His Britannic Maiesty’s Envoy Extry. And Plenipotentiary At The Court Of Naples (4 Vol., Naples 1791 - 1795) aus. 76,24–25 da ich den Laokoon, den Fechter, und den Farnesischen Hercules in Kup- ferstichen hier habe] Runges Zeichenübungen nach den Stichvorlagen antiker Vasen zu Laokoon und dem Borghesischen Fechter gelten als verschollen, eine Federzeichnung in Braun über Blei Herakles Farnese befindet sich im Bestand der Hamburger Kunsthalle (Kh 1938/101). 76,34 Homer] Runge kannte Homers (8.–7. Jhdt. v. Chr.) Epen Ilias und Odys- see durch Johann Heinrich Voß’ (1751 - 1826) 1793 sowie 1781 in Hamburg veröf- fentlichte Übersetzungen. 76,34 Winkelmann] Runge meinte Johann Joachim Winckelmanns (1717 - 1768) bei Georg Conrad Walther (1710 - 1778) verlegtes zweibändiges Hauptwerk Geschichte der Kunst des Alterthums (Dresden 1764). 76,36 Practica est multiplex] Die zum Sprichwort gewordene lateinische Sen- tenz (›Die Praxis ist variantenreich‹) wurde mehrfach in der Literatur aufgegriffen,

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unter anderem von Georg Herwegh (1817 - 1875). Der von Karl Friedrich Wilhelm Wander (1803 - 1879) 1873 in Leipzig herausgegebene Dritte Band des Deutschen Sprichwörter=Lexikons nennt auf den Seiten 1384–1385 sechs populäre Varianten.

77 an johann daniel runge in hamburg, kopenhagen 31. märz / 1. april 1800

Überlieferung: Druck: Hinterlassene Schriften II. 1841.S.50–51.

77,8 Der Erbprinz; 12 Prinz; 16 Prinz; 18 Prinzen] Friedrich VI. (1768 - 1839) wurde erst am 31.7.1815 als König von Dänemark und Norwegen gesalbt und gekrönt. 77,11 den kleinen Apollo] Ob es sich bei der genannten gezeichneten Figur um den in Frederik (Friedrich) Thaarups (1766 - 1845) Stadtführer Kopenhagen mit der Um- gegend; besonders zum Nutzen der Fremden und als Anleitung für sie (Kopenhagen 1828) auf Seite 86 in der Rubrik Das königliche Kunstmuseum genannten kleinen »Apollo« in »Bronze« handelt, bleibt ungewiss. 77,13 Juel; 16 Juel; 17 Juel] Runges akademischer Lehrer Jens Juel (1745 - 1802) war 1795–1797 sowie 1799–1801 Direktor der Maler-, Billedhugger- og Bygnings-Acade- mie. 77,24 Prinzen; 28 Prinz; 35 Prinz; 38 Prinz] Der erst am 31.7.1815 zum König von Dänemark und Norwegen gekrönte Friedrich VI. (1768 - 1839), der bereits seit 1784 als Kronprinzregent mit Unterstützung von Andreas Peter von Bernstorff (1735 - 1797) die Regierungsgeschäfte führte, war ein überzeugte Anhänger der Aufklärung. 78,4–5 Medicäischen Venus] Gemeint ist die römische Kopie einer Statue der grie- chischen Aphrodite (um 300 v. Chr.), die ursprünglich im Besitz der Medici war und heute in der Gallerie degli Uffizi in Florenz ausgestellt ist. 78,6 Sohn des Laokoon’s] Runge spricht von der skulpturalen Darstellung des To- deskampfes von Laokoon und seiner Söhne, die sich in den Musei Vaticani in Rom befindet. 78,9 Brun; 10 Brun’s; 11 Bonstetten’s] Es handelt sich um Friederike Sophie Chris- tiane Brun (1765 - 1835), geb. Münter, und Karl Viktor von Bonstetten (1745 - 1832). 78,14 Möppel] Die Rede ist von einem kleinen englischen Mops.

78 an johann daniel runge in hamburg, kopenhagen 8./15. april 1800

Überlieferung: Druck: Hinterlassene Schriften II. 1841.S.52.

78,19 Eiffe; 20 Kopenhagen; 20 Dresden; 37 Dresden] Johann Gottfried Eiffe (1773 - 1818) aus Hamburg nahm wie Runge 1798 Zeichenunterricht bei Gerdt

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Hardorff d. Ä. (1769 - 1864) und ging mit ihm zum Studium an die Akademien in Kopenhagen und Dresden. 78,29 Juel] Runges Lehrer Jens Juel (1745 - 1802) war der Leiter der Malklasse und 1795 - 1797 sowie 1799 - 1801 Direktor der Kopenhagener Maler-, Billedhugger- og Bygnings-Academie.

79 an johann daniel runge in hamburg, kopenhagen 14. mai 1800

Überlieferung: Druck: Hinterlassene Schriften I. 1840.S.363.

79,2 Familienstücks] Bei der für die Längswand des Saales im Haus seines älteren Bruders Jakob Friedrich Runge (1771 - 1811) geschaffenen Entwurfszeichnung Die Heimkehr der Söhne (1800) handelt es sich um die Feder- und Pinselzeichnung in Grau über Blei aus dem Kupferstichkabinett der Staatlichen Museen zu Berlin (Inv. Nr.: F III 2200, SZ Runge 23). 79,3 Böhndel] Conrad Christian August Bøhndel (Böhndel) (1779 - 1847) war wie Runge Schüler von Nicolai Abraham Abildgaard (1743 - 1809) sowie Jens Juel (1745 - 1802) an der Kopenhagener Akademie und wurde für seine Leistungen mehrfach ausgezeichnet. 79,3 Juel] Als Leiter der Malklasse an der Kopenhagener Akademie betreute der seit 1784 als Professor tätige Jens Juel (1745 - 1802) auch Runges Freund Conrad Christian August Bøhndel (Böhndel) (1779 - 1847). 79,4 Wiedewelt] Der dänische Hofbildhauer Johannes Wiedewelt (1731 - 1802) war bis 1794 Direktor an der Kopenhagener Kunstakademie.

80 an daniel nikolaus runge in wolgast, kopenhagen 14. mai 1800

Überlieferung: Druck: Hinterlassene Schriften I. 1840.S.363.

79,10 unsre Familie zu mahlen] Runges Projekt, für die Längswand des Saales im Haus des Kaufmanns und älteren Bruders Jakob Friedrich Runge (1771 - 1811) ein großes Familienbild im Querformat zu schaffen, wurde nie realisiert. 1800 fertigte er mehrere Skizzen (u.a. Hamburger Kunsthalle,Kh34128; Staatsgalerie Stuttgart, Inv. Nr.: C 52/436) zu dem Die Heimkehr der Söhne genannten Vorhaben an.

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81 an friedrich christoph perthes in hamburg, kopenhagen 20. mai 1800

Überlieferung: Staatsarchiv Hamburg, (Bestand) 622–1/82 Perthes, Sign. Mappe 2 g, 12. Druck: Degner 1940.S.43–44. Im Detail ungenau.

79,16 Hrn. Prof Wahl; 17 Fl Dan:; 17 Paris; 17 seine Frau; 27 Wahl seiner Frau] Der in in Norwegen geborene (1749 - 1804) war der führende skan- dinavische Botaniker seiner Zeit. 1799–1800 hielt er sich zu Forschungszwecken in Holland und Paris auf, in dieser Zeit regelte seine Ehefrau die geschäftlichen Dinge in Kopenhagen. Martin Vahl war in Uppsala einer der herausragenden Schüler Carl von Linne´s (1707 - 1778). Nach dem Tod von (1728 - 1791) führte er die Edition des 1761 begonnenen und erst 1874 abgeschlos- senen, bis 1861 dreisprachig publizierten monumentalen Tafelwerks FLORA DA- NICA fort. Der erste von Martin Vahl publizierte Band war der Sechste Band (XVI., XVII. und XVIII. Heft) der Gesamtreihe und erschien 1792 in Kopenhagen unter dem Titel Abbildungen der Pflanzen welche in den Königreichen Dännemark und Norwegen, in den Herzogthümern Slesvig, Holstein und Oldenburg wild wachsen, zur Erläuterung unter dem Titel auf Königl. Befehl veranstalteten Werks von diesen Pflanzen; Herausgegeben von Martin Vahl. 79,17 illuminirt] Von der Flora Danica erschien auch jeweils eine handkolorierte Ausgabe. 79,18 Michaeli] Der Michaelistag ist der 29. September, zu dieser Zeit fand die Messe in Leipzig statt. 79,19 Lade] Der aus Bremen stammende Gerhard Ludvig Lahde (1765 - 1833) ging 1786 nach Kopenhagen und wurde 1799 zum Hofkupferstecher ernannt. 79,21 Pr & Storch] Die von Christian Gottlob Proft (um 1736 - 1793) betriebene Kopenhagener Buchhandlung wurde nach seinem Tod von seinem Sohn Christian Georg Proft (1763 - 1809) zusammen mit dem Schwager Johann August Storch (um 1760-nach 1802) fortgeführt. 79,24 Rh; 24 Crt; 25 Rh; 25 gll; 25 fl; 25 s; 25 Ba; 25 Crt; 25 Rh] Die Abkürzungen stehen für ›Reichstaler‹, ›Kurant‹, ›Gulden‹ (›Florin‹) und ›Schilling‹. ›Kurant‹ steht für ein allgemein anerkanntes, gangbares Zahlungsmittel, »Ba«, hier für ›Banco‹, ist eine Rechnungseinheit im Handels- und Finanzwesen. Ein ›Reichs- taler‹ hatte 24 »gll«, also 24 ›gute Groschen‹. 79,31 Caroline; 31 Mama; 31 lotchen; 32 Neeschen; 32 Maz] Die Genannten sind Caroline Ilsabe Perthes (1774 - 1821), geb. Claudius, Margarethe Christiane Perthes (1748 - 1834), geb. Heubel, hier »Mama« Perthes, ihre außereheliche Tochter Wilhelmine Charlotte Christiane Perthes (1785 - 1872), im Brief erwähnt als ›Lott- chen‹, Agnes Marie Perthes (1798 - 1868), »Neeschen« genannt, sowie Matthias Friedrich Perthes (1800 - 1859), hier mit dem Kose- und Reimwort »Maz« bedacht.

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Bis zu ihrer Heirat mit Johann Heinrich Besser (1775 - 1826) wurde Wilhelmine Charlotte Christiane Perthes auch unter dem Namen Wilhelmine Charlotte Chris- tiane Schilling geführt.

82 an friedrich christoph perthes in hamburg, kopenhagen 24. mai 1800 〈Adressiert an: 〉 Herrn Friedr Perthes Hamburg

Überlieferung: Staatsarchiv Hamburg, (Bestand) 622–1/82 Perthes, Sign. Mappe 2 g, 13. Druck: Degner 1940.S.44. Zeichensetzung verändert, fehlerhaft.

80,4 Fl: Danica; 6 Frau Professorin Wahl] Da der auch im Brief vom 20.5.1800 an Friedrich Christoph Perthes (1772 - 1843) genannte Botaniker und Herausgeber des von Georg Christian Oeder (1728 - 1791) initiierten Tafelwerks FLORA DANICA sich mit einem Regierungsstipendium 1799–1800 in Holland und Paris aufhielt, kümmerte sich die Ehefrau von Martin Vahl (1749 - 1804) in dessen Abwesenheit um die geschäftlichen Belange. 80,5 Proft & Storch] Es handelt sich um die auch im Brief vom 20.5.1800 an Fried- rich Christoph Perthes (1772 - 1843) erwähnte, von Christian Georg Proft (1763 - 1809) und dessen Schwager geführte Kopenhagener Traditionsbuchhand- lung. 80,5 Rh; 8 Rh] Das Kürzel steht für ›Reichstaler‹. 80,9 Pr & Storch] Ähnlich wie Friedrich Christoph Perthes (1772 - 1843) war Christian Georg Proft (1763 - 1809) auch Verleger. 80,16 Daniel; 16 Mühlholz; 17 Jacob] Die Rede ist von den Brüdern Johann Daniel Runge (1767 - 1856) und Jakob Friedrich Runge (1771 - 1811) sowie dem von Jörg Traeger (1942 - 2005) in seiner Publikation Philipp Otto Runge und sein Werk. Monographie und kritischer Katalog (München 1975) auf Seite 291 erwähnten »klei- nen Handelsmann namens Mühlholz«, der Runge und Conrad Christian August Bøhndel (Böhndel) (1779 - 1847) »die Wege« der Pfingsten 1800 unternommenen »Fußwanderung durch Seeland« beschrieb und zeigte. 80,17 Cours] Gemeint ist ›Kurs‹. 80,17 verihren] Es soll ›verlieren‹ heißen.

83 an friedrich christoph perthes in hamburg, kopenhagen 7. juni 1800

Überlieferung: Staatsarchiv Hamburg, (Bestand) 622–1/82 Perthes, Sign. Mappe 2 g, 14. Druck: Degner 1939. Unvollständig, Interpunktion verändert, fehlerhaft. – Degner 1940. S. 44–46. Interpunktion verändert, fehlerhaft. – Dingedahl 1979.S.134. Bruchstück, fehler- haft.

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80,21 Mutter ihr Geburtstag] Runges Mutter Magdalena Dorothea Runge (1737 - 1818), geb. Müller, hatte am 7. Juni Geburtstag. 80,24 Wanderung] Über den Verlauf der Wanderung gibt die von Johann Daniel Runge (1767 - 1856) in den Ersten Theil der Hinterlassenen Schriften von Philipp Otto Runge, Mahler (Hamburg 1840) auf den Seiten 374–417 aufgenommene Erlebnis- schilderung Fußreise in Seeland, oder: Erzählung aller kleinen und großen Vorfälle auf einer Wanderung durch das nordliche Seeland im Pfingsten 1800, gesammelt und herausgegeben, auch mit interessanten Bildern verzieret, durch C.C.A. Bøhndel und P.O. Runge Auskunft. 80,23 Flora Danica; 25 Pr & St; 27 Profeßor Wahl; 31 Wahl; 33 Wahl. 81,2 W; 3 Fl. D:; 4 illuminiren] Runge verhandelte mit der von Christian Georg Proft (1763 - 1809) und dessen Schwager geführten Kopenhagener Buchhandlung über den Preis eines handkolorierten Exemplars des vom Botaniker Martin Vahl (1749 - 1804) herausgegebenen Tafelwerks FLORA DANICA, das auch im Brief vom 20. Mai 1800 an Friedrich Christoph Perthes (1772 - 1843) erwähnt wird. 81,1 Rh] Das Kürzel steht für ›Reichstaler‹. 81,9 Reise; 10 eine kleine Scizze; 11 Mrieken; 11 Stienchen] Runges Reisebericht Fußreise in Seeland ist, wie die Druckfassung (1840) zeigt, der Schwester Anna Christina Runge (1769 - 1827), genannt »Stienchen«, gewidmet. Runges ältere Schwester Maria Elisabeth Runge (1763 - 1839) wurde im Familien- und Freundes- kreis »Mrieken« genannt. 81,9 düstern brok] Runge hatte das Düsternbrooker Gehölz am Westufer der Kieler Förde, das ›Königliche Gehölz‹ mit der von Christian Cay Lorenz Hirsch- feld (1742 - 1792) gegründeten Baumschule, auf seiner Reise nach Lübeck, Osthol- stein und Kiel im Juni 1798 kennengelernt. 81,15 helsige] Runge meint ›Helsingør‹. 81,16 den Kronprinzen] Der Kronprinzregent Friedrich VI. (1768 - 1839) wurde erst am 31.7.1815 offiziell zum König von Dänemark und Norwegen gekrönt. 81,18–19 Insel Hven] Ven, dänisch Hven, ist eine zu Schweden gehörende Insel im Öresund zwischen Schonen und Seeland. 81,20 Ennerom] Nördlich im Wald von Enrum findet sich der von Runge gemein- te, 1786 vom dortigen Landbesitzer renovierte Brunnen Kongs Carls Kilde (Karls Kilde). 81,20 Mann aus Saxe Gotha; 21–22 Quelle Carolus des XII] Über die »Inschriften auf die Quelle Karl’s des zwölften« (S. 380) schreibt Runge in seinem von Johann Daniel Runge (1767 - 1856)imErsten Theil der Hinterlassenen Schriften von Philipp Otto Runge, Mahler (Hamburg 1840) auf den Seiten 374–417 publizierten Reise- schilderungen Fußreise in Seeland. In diesem Kontext erwähnt Runge auch den »Sachsen-Gothaer, der dort Gärtner war« (S. 379).

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81,25 Elseneur; 32 Elseneur; 33 Elseneur] »Elseneur« ist die französische Bezeich- nung für ›Helsingør‹. 81,26 Kumme] Eine »Kumme« ist ein henkelloses Gefäß. 81,27 Kronenburg] Seit 1785 diente das von Lambert van Haven (1630 - 1695) 1690 erweiterte Kronborg Slot nur noch als Festungsanlage. 81,30 Mühlholz; 35 M] Der auch im Brief vom 24.5.1800 an Friedrich Christoph Perthes (1772 - 1843) erwähnte Kaufmann fungierte als Cicerone. 81,31 Marienlust] Die dänische Bezeichnung des Ortes ist Marienlyst. 81,36 Schimmelmanschen Gewehrfabr] Die von Heinrich Carl von Schimmelmann (1724 - 1782) errichtete Gewehrfabrik in Hellebæk spielte im atlantischen Drei- eckshandel mit Schusswaffen, Sklaven, Zucker und Rum eine wichtige Rolle. 81,42 Friedensburg] Fredensborg Slot wurde 1720–1722 auf Veranlassung von König Friedrich IV. von Dänemark und Norwegen (1671 - 1730) nach Plänen von Johan Cornelius Krieger (1683 - 1755) erbaut. 82,2 hornebeck; 4 Hornebek] Gemeint ist Hornbæk. 82,5–6 Friedensburg; 6 Esseroms Kloster; 7 Friedensburg] Das 1151 von den Zister- ziensern gegründete Kloster liegt an der Nordseite des Esrum Sø, gegenüber dem Fredensborg Slot. 82,11–12 Hrn Mansa] Johan Ludvig Mansa (1740 - 1820) war Schlossgärtner und ab 1799 Verwalter vom Fredensborg Slot. 82,13 9 Zimmer vol Gemälde meistentheils Copien; 15 Aussage der Frau; 15 Rafaels; 15 Titians; 15 Rubens] In Runges Fußreise in Seeland, postum 1840 im Ersten Theil der Hinterlassenen Schriften von Philipp Otto Runge, Mahler von Johann Daniel Runge (1767 - 1856) veröffentlicht, heißt es auf Seite 407 zu den Aussagen der Führerin, es handele sich um die »schönsten Originale«: »Das fanden wir aber gar nicht, einige Skizzen ausgenommen, die sehr schön waren.« In zeitgenössischen Quellen, wie etwa der 1807 in Leipzig erschienenen Zeitung für die elegante Welt, wird im Siebenten Jahrgang auf Seite 1080 Fredensborg mit Arbeiten von »Salvator Rosa, Poussin, Rubens« in Verbindung gebracht. Gemälde von Tiziano Vecellio (um 1488 - 1576) oder Raffaello Santi (1483 - 1520) gab es in Fredensborg nur in Kopien. 82,17 Friedrichsburg; 18 Schloß; 27 Friedrichsthalerholz] Frederiksborg Slot wurde von Christian IV. (1577 - 1648), König von Dänemark und Norwegen, im nordi- schen Renaissancestil erbaut. 82,18 die Kronprinzeßin] Marie Sophie Friederike, Prinzessin von Hessen-Kassel (1767 - 1852), hatte den dänischen Kronprinzregenten am 31.7.1790 geheiratet. 82,26 Kollekale; 27 Fossees] Runge spricht vom Ort KolleKolle und dem Furesø. 82,33 Caroline; 34–35 die Kinder; 35 Mama; 35 lottchen; 35 Daniel] Die Genannten sind Caroline Ilsabe Perthes (1774 - 1821), geb. Claudius, Agnes Marie Perthes

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(1798 - 1868), Matthias Friedrich Perthes (1800 - 1859), Margarethe Christiane Perthes (1748 - 1834), geb. Heubel, genannt ›Mama Perthes‹, ihre außereheliche Tochter Wilhelmine Charlotte Christiane Perthes (1785 - 1872), genannt ›Lott- chen‹, sowie Runges Bruder Johann Daniel Runge (1767 - 1856). Bis zu ihrer Heirat mit Johann Heinrich Besser (1775 - 1826) wurde Wilhelmine Charlotte Christiane Perthes auch unter dem Namen Wilhelmine Charlotte Christiane Schilling geführt. 82,35 Beyschlag] Hier im Sinne von ›beiliegender Umschlag‹. 82,36 Flora Danica] Friedrich Christoph Perthes (1772 - 1843) interessierte sich für den Vertrieb des nach dem Tod von Georg Christian Oeder (1728 - 1791) von Martin Vahl (1749 - 1804) herausgegebenen Tafelwerks Flora Danica. 82,36–37 Sophie jetzige Mad: Wolf] Es handelt sich um die auch im Brief vom 16.12.1799 an Friedrich Christoph Perthes (1772 - 1843) erwähnte Braut, deren Por- trait Runge 1799 anfertigte. Das von Jörg Traeger (1942 - 2005) in seiner Publika- tion Philipp Otto Runge und sein Werk. Monographie und kritischer Katalog (Mün- chen 1975) auf Seite 272 erwähnte Bildnis der Tochter des Speisewirts gilt als verschollen.

84 an carl hermann runge in pleetz, kopenhagen 13. juni 1800

Überlieferung: Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg, Sign. NPOR : 216–217. Druck: Degner 1940.S.47–48. Zeichensetzung verändert, im Detail ungenau.

83,9 Hamb] Das Kürzel steht für ›Hamburg‹. 83,10 Bruns garten; 10 Dichterin Fr: Brun geb Munter] Die Dichterin und Salonnie`re Friederike Sophie Christiane Brun (1765 - 1835), geb. Münter, lebte im Sommer auf ihrem Landsitz Sophienholm bei Kopenhagen. 83,14 Prof: Juel] Runges Lehrer Jens Juel (1745 - 1802) war Leiter der Malklasse an der Kopenhagener Maler-, Billedhugger- og Bygnings-Academie. 83,15 W:; 15 ein paar Zeichnungen geschickt] Johann Heinrich Besser (1775 - 1826) hatte Runge Zeichnungen, wie aus dem Schreiben vom 16.10.1799 an Carl Hermann Runge (1779 - 1863), David Joachim Runge (1773 - 1843) und Ilsabe Dorothea Hellwig (1764 - 1810), geb. Runge, zu ersehen ist, von Leipzig aus nach der Michaelismesse an Runges Familie nach Wolgast geschickt. 83,18 die Reisebeschreibung; 19 Zeichnungen] Runges Beschreibung Fußreise in See- land, oder: Erzählung aller kleinen und großen Vorfälle auf einer Wanderung durch das nordliche Seeland im Pfingsten 1800, gesammelt und herausgegeben, auch mit interessanten Bildern verzieret, durch C.C.A. Bøhndel und P.O. Runge wurde von Johann Daniel Runge (1767 - 1856)imErsten Theil der Hinterlassenen Schriften von

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Philipp Otto Runge, Mahler (Hamburg 1840.S.374–417) veröffentlicht. Die von Jörg Traeger (1942 - 2005) in seiner 1975 in München erschienenen Publikation Philipp Otto Runge und sein Werk. Monographie und kritischer Katalog angeführten Skizzen von einer Fußwanderung durch Seeland (S. 291–293) gelten bis auf die auf Seite 291 abgebildeten Blätter Alte Frau mit Besenstiel (recte) und Ein Pfeifenraucher. Zwei männliche Köpfe (verso) (Kupferstichkabinett, Staatliche Museen zu Berlin, Inv. Nr.: F III 1908, SZ Runge 10) als verschollen. 83,22–23 unser Familienstück] Runge spricht über die verloren gegangene Gesamt- konzeption für das geplante monumentale Wandbild Die Heimkehr der Söhne. 83,23 G.; 23 Vater; 23 Mutter; 23 helwigsch; 24 Jacob seine braut; 26 David; 31 Mutter; 31 Mienchen; 32 Lottchen; 33 hellwigsche; 33 Mutter; 33–34 Stienchen hel- wig; 35 David; 35–36 Jacob seine braut; 35 Jacob; 38 Daniel] Die Genannten sind der jüngste Bruder Gustav Runge (1781 - 1870), die Eltern Daniel Nikolaus Runge (1737 - 1825) und Magdalena Dorothea Runge (1737 - 1818), geb. Müller, die Schwes- ter Ilsabe Dorothea Hellwig, geb. Runge (1764 - 1810), mit ihren Töchtern Wilhel- mina Sophia Hellwig (1791 - 1820), genannt »Mienchen«, Maria Charlotte Friede- rica Hellwig (1790 - 1806), mit dem Kosenamen »Lottchen«, Christine Hellwig, bezeichnet als »Stienchen helwig«, der Bruder Jakob Friedrich Runge (1771 - 1811) mit seiner Braut Friederike Caroline Henriette Peters (1784 - 1868) sowie der älteste Bruder Johann Daniel Runge (1767 - 1856). Jakob Friedrich Runge und Friederike Caroline Henriette Peters heirateten am 18.6.1802 in Wolgast. 83,32 Mereau. 84,14 Mereau] Gemeint ist nicht die zu dieser Zeit populäre Dich- terin Sophie Friederike Mereau (1770 - 1806), geb. Schubart, sondern die Hauskatze »Mereau«, die Maria Charlotte Friederica Hellwig (1790 - 1806) »durch einen Tonnenband springen« lässt. 83,38 Mrieken; 39 Dan:; 40 Stinchen; 40 du; 41 dir. 84,1 Stienchen; 1 Vater; 2 Stien- chen; 3 Mutter; 3 Mienchen; 4 Gustav; 5 Jacob; 9 Vater; 9 dich; 9 Stienchen; 9 Daniel; 10 Mrieken; 10 Lottchen; 11 Mienchen; 11 Mutter; 11 Hellwigsch; 11 stienchen; 11 David; 12 Jacob und seine Frau; 12 Gustav; 13 Lottchen; 14 Daniel; 14 Mrieken; 15 Stienchen; 15 Vater; 15 Mutter; 16 Mienchen; 16 Stienchen Hellwigsch; 16 David] Runge beabsichtigte, in seinem geplanten Wandbild Die Heimkehr der Söhne alle Mitglieder der Familie in der freudigen Stimmung des Wiedersehens darzustellen: Die unverheirateten Schwestern Maria Elisabeth Runge (1763 - 1839), genannt »Mrieken«, und Anna Christina Runge (1769 - 1827), als »Stienchen« sowie »Stin- chen« angesprochen, die Brüder Johann Daniel Runge (1767 - 1856), Carl Hermann Runge (1779 - 1863), Gustav Runge (1781 - 1870), David Joachim Runge (1773 - 1843) und Jakob Friedrich Runge (1771 - 1811) mit seiner Braut Friederike Caroline Hen- riette Peters (1784 - 1868), die verwitwete Schwester Ilsabe Dorothea Hellwig, geb. Runge (1764 - 1810), mit ihren Töchtern Maria Charlotte Friederica Hellwig (1790 - 1806), mit dem Kosenamen »Lottchen«, Wilhelmina Sophia Hellwig (1791 - 1820), genannt »Mienchen«, und Christine Hellwig (1793 - 1877), genannt

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»Stienchen Hellwigsch«, sowie die Eltern Daniel Nikolaus Runge (1737 - 1825) und Magdalena Dorothea Runge (1737 - 1818), geb. Müller. Da Runge mit einer baldigen Heirat von Jakob Friedrich Runge und Friederike Caroline Henriette Peters rech- nete, wurde die Braut hier bereits als »seine frau« dargestellt. 84,22 frau H: u kinder; 22 David u die Mamsel; 23 Kindern] Runge grüßt die ver- witwete Schwester Ilsabe Dorothea Hellwig (1764 - 1810) und ihre Töchter sowie den Bruder David Joachim Runge (1773 - 1843) und dessen Verlobte Sophia Christina Regina Otto (1785 - 1853). 84,23 blattern] Gemeint sind die Pocken (Variola).

85 an johann daniel runge in hamburg, kopenhagen 1./19. juli / 16. august 1800

Überlieferung: Druck: Hinterlassene Schriften II. 1841.S.53–54.

84,28 Juel] Obwohl Runge meinte, vom Leiter der Malklasse an der Kopenhagener Akademie, Jens Juel (1745 - 1802), nicht viel lernen zu können, schätzte er ihn als Portrait- und Landschaftsmaler. 84,30–31 Ich halte mich an die Theorie, die ich mir vorher davon zusammengelesen] Runge scheint sich kaum mit den einschlägigen Handbüchern von Charles Le Brun (1619 - 1690), Agostino Carracci (1557 - 1609) oder Odoardo Fialetti (1573 - 1638) beschäftigt zu haben. Nachweisbar ist seine Lektüre der Lehrbücher von Johann Friedrich Lorenz (1738 - 1807) und Johann Heinrich Lambert (1728 - 1777) zur Verbesserung perspektivischer Bildkonstruktionen. Auffällig ist sein dezidiertes Interesse für das Licht-Schatten-Verhältnis, Hell-Dunkel-Kontras- te und differenzierte Lavierungen. 84,35 Hamburg] Runges Erwägung, nach Hamburg zurückzukehren, zeigt seine situationsbedingte Enttäuschung über den Fortgang des Studiums in Kopenhagen. Außerdem erwog er zeitweilig, sich dem Kunsthandel zu widmen. Im Sommer kaufte Runge eine Reihe von Kupferstichen für eine von seinem älteren Bruder Johann Daniel Runge (1767 - 1856) in Hamburg projektierte Kunsthandlung an. 84,37 Helsingörer Reise] Im Juni 1800 unternahm Runge mit seinem Studienfreund Conrad Christian August Bøhndel (Böhndel) (1779 - 1847) eine Fußreise durch Seeland. 85,1 Speckter’s] Johann Michael Speckter (1764 - 1845) heiratete 1800 Catharina Schott (1781 - 1842), die Tochter des Hamburger Tabak- und Kaffeehändlers Gerhard Schott (1741 - 1817). 85,5 Juel; 17 Juel] Da Runge die Fähigkeiten von Jens Juel (1745 - 1802) in der akademischen Lehre sehr kritisch bewertete, verursachte dessen Lob eher Irrita- tionen.

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85,17 Böhndel] Mit seinem Studienfreund Conrad Christian August Bøhndel (Böhndel) (1779 - 1847), Johann Gottfried Eiffe (1773 - 1818) und anderen gründete Runge im Oktober 1800 eine ›Privatakademie‹, um das als unzureichend empfun- dene Studium in Kopenhagen nach Maßgabe der Pariser E´cole spe´ciale de peinture, de sculpture et d’architecture, der späteren E´cole royale et spe´cial des beaux-arts,zu komplettieren.

86 an johann daniel runge in hamburg, kopenhagen 23. august 1800

Überlieferung: Druck: Hinterlassene Schriften II. 1841.S.54.

85,25 Eiffe] Johann Gottfried Eiffe (1773 - 1818) war mit Runge seit dem gemein- samen Zeichenunterricht bei Gerdt Hardorff d. Ä. (1769 - 1864) freundschaftlich verbunden und folgte ihm 1800 an die Kopenhagener Akademie. 85,27 Prof. Juel] Wie im Brief vom 8.–15.4.1800 an Johann Daniel Runge (1767 - 1856) angedeutet, ging es bei dem Treffen mit Runges Professor Jens Juel (1745 - 1802) um eine Präsentation seines Studienfreundes Johann Gottfried Eiffe (1773 - 1818). 85,28 Flaxman’schen Umrisse] Der durch seinen strengen Linearstil bekannt ge- wordene Zeichner und Bildhauer John Flaxman (1755 - 1826) schuf in seiner Zeit in Rom 1787–1794 eine Fülle von Zeichnungen, darunter auch die von Runge ange- sprochenen Blätter zu Homer (8.–7. Jhdt. v. Chr.) und Aischylos (525–456 v. Chr.). 85,30 Hetrurischen Vasen] Runge meinte die von Johann Heinrich Wilhelm Tischbein (1751 - 1829) in seinem mit William Douglas Hamilton (1730 - 1803) pu- blizierten Stichwerk gezeichneten Vasen. Das große Interesse an den hetrurischen Vasen wurde auch in der zeitgenössischen Zeitschriftliteratur thematisiert, so zum Beispiel im 38. Band der Neuen allgemeinen deutschen Bibliothek (1798), die im ersten Heft eine Besprechung von Johann Heinrich Wilhelm Tischbeins (1751 - 1829) Werk sowie Carl August Böttigers (1760 - 1835) Publikation Griechi- sche Vasengemälde mit archäologischen und artistischen Erläuterungen der Origi- nalkupfer (Weimar 1797) brachte. 85,30 Br.] Die deutsch-dänische Dichterin Friederike Sophie Christiane Brun, geb. Münter (1765 - 1835), lieh Johann Heinrich Wilhelm Tischbeins (1751 - 1829) mehr- bändiges Stichwerk über die von William Douglas Hamilton (1730 - 1803) für Emma Hamilton (1765 - 1815), geb. Lyon (der Tänzerin und späteren Geliebten von Horatio Nelson (1758 - 1805)) zusammengetragene Sammlung antiker Grabgefäße (Vasen) aus. 85,31 Aeschylus] John Flaxmans (1755 - 1826) Illustrationen zu Aischylos (525–456 v. Chr.) wurden wie seine abstrahierenden Umrisszeichnungen von Frühroman-

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tikern wie August Wilhelm Schlegel (1767 - 1845) positiv bewertet, während Johann Wolfgang Goethe (1749 - 1832) die Manier als dilettantisch klassifizierte. Wilhelm von Humboldt (1767 - 1835) plante im Rahmen eines an Pierre Brumoys (1688 - 1742) Kompendium Le the´aˆtre des Grecs (1730) orientierten Standardwerks Übersetzungen der Werke von Aischylos. Dieses Projekt stellte er 1792 im Gespräch mit Friedrich August Wolf (1759 - 1824) vor. Heinrich Voß (1779 - 1822) arbeitete seit 1804 an einer Übersetzung der Tragödien von Aischylos, die jedoch erst 1826 von seinem Vater Johann Heinrich Voß (1751 - 1826) nach seinem Tod vollendet und bei Christian Friedrich Winter (1773 - 1858) in Heidelberg publiziert wurde. Friedrich Leopold zu Stolberg-Stolberg (1750 - 1819) gab 1802 bei Friedrich Christoph Perthes (1772 - 1843) in Hamburg Vier Tragödien des Aischylos heraus. Runges Kenntnisse des Griechischen reichten mitnichten für eine Lektüre im Original. 85,33 bange vor den Engländern] Erst am 1.–2.4.1801 vernichtete die Royal Navy durch das taktische Geschick von Admiral Horatio Nelson (1758 - 1805) die däni- sche Flotte auf der Kopenhagener Reede. 85,33 Friedrichsberg] Das Schloss Frederiksborg wurde unter Christian IV. von Dä- nemark und Norwegen (1577 - 1648) mit Mitteln aus dem Sundzoll großzügig aus- gebaut und war Ort hoher Feierlichkeiten. 85,34 Escadron Husaren] Nach einer Definition aus dem Jahr 1781 im 11. Band des Deutschen Museums bestand ein Kavallerieregiment aus zwei oder vier Eskadro- nen, ein Eskadron aus vier Kompanien und eine Kompanie aus 42 Mann (Vgl. den Aufsatz: Neuester Zustand der holländischen Landmacht von Christian Conrad Wilhelm von Dohm (1751 - 1820), S. 176). Husaren waren eine Truppengattung der leichten Kavallerie. 85,35 Batterien] Zur Zeit der napoleonischen Kriege bestand eine Batterie aus sechs Geschützen mit etwa 150 Trainsoldaten und Kanonieren. 85,36 Helsingör. 86,1 Helsingör] Von der dänischen Hafenstadt Helsingør konnte die Durchfahrt durch den Kattegatt kontrolliert werden. 85,37 Sunde] Runge meinte den zwischen Seeland und Schonen liegenden Øresund. 86,3 Schilling]Um1800 hatte eine Silberkurantmark 16 Schilling (Kurant).

87 an daniel nikolaus runge in wolgast, kopenhagen 30. august 1800

Überlieferung: Druck: Hinterlassene Schriften II. 1841.S.54–56.

86,16 Böhndel] Mit Conrad Christian August Bøhndel (Böhndel) (1779 - 1847) grün- dete Runge einen kleinen Kreis zur Vertiefung des Studiums in Theorie und Praxis, an dem auch Johann Gottfried Eiffe (1773 - 1818) teilnahm, mit dem Runge in dieser Zeit zusammen wohnte.

Urheberrechtlich geschütztes Material © 2021 Verlag Ferdinand Schöningh, ein Imprint der Brill Deutschland GmbH Wollmarktstr. 115, D–33098 Paderborn 94 30. August 1800

86,23 Juel] Runges Lehrer, der dänische Landschafts- und Portraitmaler Jens Juel (1745 - 1802), war 1795–1797 und 1799–1801 Direktor der Kopenhagener Maler-, Billedhugger- og Bygnings-Academie und Leiter der Malklasse. 86,25 Portrait nach der Natur in Oelfarben] Das früheste, erhaltene Ölportrait ist das Selbstbildnis mit braunem Kragen im Format 37,0 x 31,5 cm aus dem Jahr 1802 (Hamburger Kunsthalle,Kh1002). 86,26 D.] Der älteste Bruder Johann Daniel Runge (1767 - 1856) gründete mit Fried- rich August Hülsenbeck (1766 - 1834) 1793 die Kommissions- und Speditionshand- lung Hülsenbeck, Runge & Co. und lebte in Hamburg. 86,28 Familienstück] Runge spricht vom geplanten Wandbild für den Saal im neu- en Haus seines Bruders Jakob Friedrich Runge (1771 - 1811) in Wolgast. Zu diesem Vorhaben existieren mehrere Zeichnungen, der avancierteste Entwurf ist das Blatt Die Heimkehr der Söhne im Format 44,7 x 63,0 cm (Hamburger Kunsthalle, Kh 34128). 87,1 Die Engländer scheren uns hier entsetzlich] Runge thematisiert die politischen Spannungen, die zum Angriff der Royal Navy und zur Seeschlacht von Kopen- hagen am 1.–2.4.1801 führten. 87,5 Helsingör; 5 Kronborg] Das Kronborg Slot in Helsingør diente seit 1785 nur noch als Kaserne und Festung am nördlichen Eingang zum Øresund. 87,12 Mengmus] Das Wort steht für ›Mischmasch‹.

88 an johann daniel runge in hamburg, kopenhagen 30. august 1800

Überlieferung: Druck: Hinterlassene Schriften II. 1841.S.56.

87,21 Kronprinzen] Friedrich VI. (1768 - 1839) entmachtete 1784 Ove Høgh-Guld- berg (1731 - 1808) und regierte in den Folgejahren mit der Unterstützung des auf- geklärten Staatsministers Andreas Peter von Bernstorff (1735 - 1797). 1808 wurde er Nachfolger von Christian VII. (1749 - 1808). Zum König von Dänemark und Norwegen wurde er jedoch erst am 31.7.1815 gekrönt. 87,22 die Kerls] Da Dänemark, Preußen, Russland und Schweden auf dem Status der bewaffneten Neutralität beharrten, drohte Großbritannien mit einem Angriff der Royal Navy, da man diese Position als Unterstützung der französischen Republik begriff. Am 2.4.1801 griff die britische Flotte die dänische Marine vor Kopenhagen an und schlug ihren Gegner vernichtend.

Urheberrechtlich geschütztes Material © 2021 Verlag Ferdinand Schöningh, ein Imprint der Brill Deutschland GmbH Wollmarktstr. 115, D–33098 Paderborn 26. September 1800 95

89 an johann daniel runge in hamburg, kopenhagen 26. september 1800

Überlieferung: Druck: Hinterlassene Schriften II. 1841.S.56–57.

87,25–26 Verzeichniß der Flaxman’schen Zeichnungen auch zur Odüssee] Die 1787 - 1794 in Rom entstandenen Zeichnungen von John Flaxman (1755 - 1826), darunter seine Illustrationen zu Aischylos (525–456 v. Chr.), Dante Alighieri (1265 - 1321) und vor allem Homer (8.–7. Jhdt. v. Chr.), stießen um 1800 überall in Europa auf reges Interesse. 87,32 Böhndel] Conrad Christian August Bøhndel (Böhndel) (1779 - 1847) studierte seit 1796 an der Kopenhagener Akademie und war mit Runge und (1774 - 1840) befreundet. 88,9 Eiffe] Johann Gottfried Eiffe (1779 - 1818) war ebenso wie Runge Schüler von Gerdt Hardorff d. Ä. (1769 - 1864) und ging nach seiner Kopenhagener Zeit mit Runge 1801 nach Dresden. Bekannt ist Eiffes Kopie eines Selbstbildnisses von Runge in der Hamburger Kunsthalle. 88,20 Lambert (freye Perspectiv)] Runge spricht hier von der Abhandlung Die freye Perspektive, oder Anweisung, Jeden Perspektivischen Aufriß von freyen Stücken und ohne Grundriß zu verfertigen (Zürich, Bey Heidegger und Compagnie, 1759) des Physikers, Mathematikers und Philosophen Johann Heinrich Lambert (1728 - 1777).

90 an johann daniel runge in hamburg, kopenhagen 11. oktober 1800

Überlieferung: Druck: Hinterlassene Schriften II. 1841.S.57–58.

88,30 Die Odüssee; 33 Iliade; 34 Odüssee] Runge meint die 1793 in Rom publizierte Ausgabe The Iliad and Odyssey of Homer, Engraved From the Compositions of John Flaxman Sculptor des Stechers Tommaso Piroli (1752 - 1824). 88,31 künstlerisches Gutachten] In seinem Brief vom 14.10.1800 an den Bruder Johann Daniel Runge (1767 - 1856) äußert Runge seine Kritik dezidiert. 88,33 Hrn. Professor Juel] Runges akademischer Lehrer Jens Juel (1745 - 1802) war Leiter der Malklasse an der Kopenhagener Maler-, Billedhugger- og Bygnings- Academie. 88,33–34 Aeschylus] John Flaxman (1755 - 1826) schuf seine Illustrationen zu Aischylos (525 - 456 v. Chr.) 1795. 88,34 Dante; 34 Flaxman] Die 1793 im Auftrag des Aristokraten Thomas Hope (1769 - 1831) geschaffenen Zeichnungen von John Flaxman (1755 - 1826) zu Dante Alighieris (1265 - 1321) Commedia (›Divina Commedia‹) wurden von Tommaso Piroli (1752 - 1824) gestochen.

Urheberrechtlich geschütztes Material © 2021 Verlag Ferdinand Schöningh, ein Imprint der Brill Deutschland GmbH Wollmarktstr. 115, D–33098 Paderborn 96 14. Oktober 1800

88,35 Speckter] Mit dem Geschäftspartner von Johann Daniel Runge (1767 - 1856), Johann Michael Speckter (1764 - 1845), war Runge befreundet. 88,37 Böhndel; 37 Eiffe; 38 Architekten Krohn; 38 Theatermahler Hrn. Dietrich; 39 Greifswald] Conrad Christian August Bøhndel (Böhndel) (1779 - 1847), Johann Gottfried Eiffe (1773 - 1818), der Architekt »Krohn« aus Holstein und der Greifs- walder Theatermaler »Dietrich« gehörten zu dem im Brief vom 30.8.1800 an den Vater Daniel Nikolaus Runge (1737 - 1825) beschriebenen Zirkel, der das Curricu- lum an der Kopenhagener Maler-, Billedhugger- og Bygnings-Academie eigen- initiativ zu ergänzen suchte.

91 an johann daniel runge in hamburg, kopenhagen 14. oktober 1800

Überlieferung: Druck: Hinterlassene Schriften II. 1841.S.58–60.

89,2 Flaxman’sche Odüssee] Wie aus dem Brief vom 14.10.1800 an Johann Daniel Runge (1767 - 1856) zu ersehen ist, wurde über die 1793 in Rom erschienene, von Tommaso Piroli (1752 - 1824) im Auftrag von John Flaxman (1755 - 1826) besorgte Ausgabe The Iliad and the Odyssey of Homer, Engraved From the Compositions of John Flaxman Sculptor in dem von Runge gegründeten Privatzirkel eingehend debattiert. Da die Druckplatten von Tommaso Piroli nach den Zeichnungen von John Flaxman zur Odyssey of Homer, die für eine zweite Londoner Ausgabe ge- nutzt werden sollten, den Londoner Verleger nie erreichten, muss Runge die in Rom publizierte Ausgabe vorgelegen haben. The Iliad wurde 1795 separat publi- ziert, eine weitere Auflage beider Serien erschien erst 1805 in London. 89,10 (Ges. II. 109. 110.)] Runge belegt das Zitat aus Homers (8.–7. Jhdt. v. Chr.) Hexameterepos Odyssee mit dem Verweis auf den Gesang (»Ges.«) und die Zeile. Homers Odyssee lag seit 1781 vollständig in deutscher Übersetzung von Johann Heinrich Voß (1751 - 1826) vor. Die Erstausgabe erschien »auf Kosten des Verfas- sers«, im Selbstverlag, 1781 in Hamburg unter dem Titel Homers Odüßee übersetzt von Johann Heinrich Voß, die allerdings, wie Johann Heinrich Voß am 20.7.1780 an Christian Rudolf Boie (1757 - 1795) schrieb, vom Göttinger Altphilologen Christian Gottlob Heyne (1729 - 1812)»professormässig« (Wilhelm Herbst: Johann Heinrich Voss. Bd. I. Leipzig 1872.S.246) abgekanzelt wurde. 89,13 P.] Gemeint ist Penelope, die Frau des Odysseus. 91,1 Hetrurischen Vasen] Runge erwähnt die in Johann Heinrich Wilhelm Tisch- beins (1751 - 1829) Stichwerk dargestellten Vasen bereits in seinem Brief an Johann Daniel Runge (1767 - 1856) vom 23.8.1800.ImZweiten Band von Johann Heinrich Wilhelm Tischbeins 1861 postum in Braunschweig publizierter Autobiographie Aus meinem Leben heißt es über die Entstehung der Darstellungen auf Seite 179: »Von allen Seiten wurden mir homerische Darstellungen zugeschickt; nicht bloß

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aus Italien, sondern auch aus Frankreich, ja aus Polen und Constantinopel. / So entstand das Werk, welches den Titel führte ›Recueil de gravures d’apre`s des vases antiques la plus part ouvrage grec, trouve´s dans des tombeaux dans le royaume des deux Siciles, mais principalement dans les environs de Naples l’an- ne´e 1789 & 1790 tire´ du cabinet de Monsieur le Chevalier Hamilton, envoye´ ex- traordinaire et ple´nipotentiaire de S.M. Britanique a` Naples aves des observations sur chacun de vases par l’auteur de cette collection. Tom. I. II. III.; publie´ par Guillaume Tischbein, Directeur de l’academie Royale de peinture a` Naples 1791–1795.‹« Eine deutsche Ausgabe erschien 1797 in Weimar.

92 an johann daniel runge in hamburg, kopenhagen 1. november 1800

Überlieferung: Druck: Hinterlassene Schriften II. 1841.S.61.

91,18 meine Recension] Runge bezieht sich auf seinen ausführlichen Kommentar zu den Umrisszeichnungen zu Homers (8.–7. Jhdt. v. Chr.) Epos Odyssee von John Flaxman (1755 - 1826) in seinem Brief an Johann Daniel Runge (1767 - 1856) vom 14.10.1800. 91,21 Speckter] Johann Michael Speckter (1764 - 1845) war Kunstsammler und Geschäftspartner von Johann Daniel Runge (1767 - 1856). 91,30 Scene mit dem sterbenden Hunde] Runge meint die im XVII. Gesang der Odyssee (300–327) geschilderte Szene, in der der alte Hund Argos Odysseus nach langen Jahren wiedererkennt und dann stirbt. Die Szene wurde auch von Friedrich Preller d. Ä. (1804 - 1878) 1875 in der Farblithographie Odysseus von seinem sterbenden Hunde erkannt dargestellt. 91,35 Dante] 1793 vollendete John Flaxman (1755 - 1826) 111 Umrisszeichnungen zu Dante Alighieris (1265 - 1321) 1321 vollendeter Commedia (›Divina Comme- dia‹), die im Auftrag von Thomas Hope (1769 - 1831) geschaffen wurden, aber nur im engeren Freundes- und Bekanntenkreis des Kunstsammlers bekannt wa- ren. Die Zeichnungen John Flaxmans befinden sich heute, zu einem Album gebunden, mit dem Familienwappen von Thomas Hope versehen, in der Hough- ton Library, Harvard College Library. Ein Skizzenbuch von John Flaxman zum Inferno der Commedia ist im Besitz des Fitzwilliam Museum, Cambridge. Eine erste Prosaübersetzung des Werks von Dante Alighieri ins Deutsche von Lebrecht Bachenschwanz (1729 - 1802) erschien 1767–1769.

93 an friedrich christoph perthes in hamburg, kopenhagen 2. dezember 1800 〈Adressiert an: 〉 Herrn Friedr Perthes berühmter buchhändler in Hamburg

Überlieferung: Staatsarchiv Hamburg, (Bestand) 622–1/82 Perthes, Sign. Mappe 2 g, 17. Druck: Degner 1940.S.49–51. Zeichensetzung verändert, fehlerhaft.

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92,8 Caroline; 8 C:; 8 M:; 8 N:; 8 m:] Runge benutzt neben dem Vornamen von Caroline Ilsabe Perthes (1774 - 1821), geb. Claudius, Paraphen für die im Brief vom 20.5.1800 an Friedrich Christoph Perthes (1772 - 1843) genannten Namen oder Kosenamen. Demnach ist »C:« Wilhelmine Charlotte Christiane Perthes (1785 - 1872) mit dem Ruf- und Kosenamen ›Charlotte‹ und ›Lottchen‹. Bis zu ihrer Heirat 1803 mit Johann Heinrich Besser (1775 - 1826) wurde Wilhelmine Charlotte Christiane Perthes auch unter dem Namen Wilhelmine Charlotte Christiane Schil- ling geführt. »M:« steht für ›Mama Perthes‹, also Margarethe Christiane Perthes (1748 - 1834), geb. Heubel, »N:« abgekürzt für »Neeschen«, demnach für Agnes Marie Perthes (1798 - 1868) und das klein geschriebene »m:« somit für den jüngs- ten, am 16.1.1800 geborenen Matthias Friedrich Perthes (1800 - 1859), genannt »Maz«. 92,14 Besser] Johann Heinrich Besser (1775 - 1826) war in Runges ersten Hambur- ger Jahren ein enger Freund. 92,15 Br:] Die Abkürzung bedeutet ›Brief‹. 92,17 Lahde] Gerhard Ludvig Lahde (1765 - 1833) unterrichtete Runge an der Aka- demie im Freihandzeichnen. 92,18 Rh; 18 crt] Die Kürzel stehen für ›Reichstaler‹ und ›Kurant‹. 92,19 Rolf Krage; 20 Anna Colbiornsen; 23 Meno Haas; 23 Paulsen] Die vom ehe- maligen Studenten der Kopenhagener Akademie, Meno Haas (1752 - 1833), gesto- chenen und von Gerhard Ludvig Lahde (1765 - 1833) zum Verkauf angebotenen Kupferplatten wurden nach den Bildern Rolf Krake og hans mœnd springer over ilden (1780, gestochen 1782) (heute im Viborg Stiftsmuseum / Statens Museum for Kunst, Kopenhagen) und Anna Colbiørnsen i Norderhaug Præstega˚rd (1779, gesto- chen 1780) von Erik Pauelsen (1749 - 1790) geschaffen. In Runges Orthografie sind weder die Titel noch der Text richtig wiedergegeben. 92,26 Disse too deilige cobbers] Im Wortsinn ›Diese zwei Kupfer‹. 92,31 Flaxmann] Wie aus dem Brief vom 14.10.1800 an Johann Daniel Runge (1767 - 1856) zu ersehen ist, ging es nicht um eine angeforderte, sondern um eine von Runge verschickte Ausgabe von Tommaso Pirolis (1752 - 1824) The Iliad and the Odyssey of Homer, Engraved From the Compositions of John Flaxman Sculptor, die 1793 in Rom veröffentlicht wurde. 92,34 Rist; 34 Bruuns; 35 Hrn sein Geburtstag; 36 Rist] Der dänische Diplomat und deutschsprachige Schriftsteller Johann Georg Rist (1775 - 1847) hatte am 23. Novem- ber Geburtstag. Er gehörte zum Freundeskreis der Salonnie`re Friederike Sophie Christiane Brun, geb. Münter (1765 - 1835). 92,38 Rosencranz] Es handelt sich um den im norwegischen Øyestad geborenen Diplomaten und Staatsmann Niels Rosenkrantz (1757 - 1824). 93,1 Der kleine Wunderlich] Gemeint ist das jüngste Kind von Caroline Ilsabe Perthes (1774 - 1821) und Friedrich Christoph Perthes (1772 - 1843), Matthias Fried- rich Perthes (1800 - 1859).

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94 an johann daniel runge in hamburg, kopenhagen 9. dezember 1800

Überlieferung: Druck: Hinterlassene Schriften II. 1841.S.61–62.

93,8 Büsch] Laut Beschluss der Hamburgischen Gesellschaft zur Beförderung der Künste und nützlichen Gewerbe vom 20.11.1800 sollte zu Ehren des Ökonomen und Publizisten Johann Georg Büsch (1728 - 1800) das erste öffentliche Personendenk- mal Hamburgs errichtet werden. Der Sandsteinobelisk mit weißen Marmorkrän- zen, einer Schrifttafel und zwei Bronzereliefs wurde nach Plänen von Johann August Arens (1757 - 1806) realisiert und am 27.7.1801 auf der Bastion Vincent der Hamburger Wallanlage feierlich enthüllt. 93,9 Britannia; 10 Flaxman’s Idee; 10 London] 1799 projektierte John Flaxman (1755 - 1826) eine 230 Meter hohe Statue zur Glorifizierung der britischen Siege mit der Bezeichnung Britannia By Divine Providence Triumphant, die er in Greenwich, am Ort des Nullmeridians, aufstellen lassen wollte. Die gigantische Statue der mit Speer, Helm und Schild bewaffneten Britannia in antikisierender Manier sollte, flankiert von einem Löwen, an diesem symbolträchtigen Ort einen göttlich legi- timierten Anspruch Großbritanniens auf die Weltherrschaft veranschaulichen. 93,10 ’Hamburgia’] Die Hamburgia war wie die Britannia, Germania, Italia, Hel- vetia oder Marianne eine weibliche Symbolfigur und Patronin, die als personifi- zierte Allegorie für den Stadtstaat stand. Im 1871 in Leipzig publizierten Katalog von Carl Heinrich Haase’s Sammlung von Münzen und Medaillen findet sich in der Rubrik Hamburg auf Seite 146 eine Gedenkmedaille »auf das 1000jährige Jubiläum der Stadt 1803« mit der Beschreibung »Hamburgia unter einem Eichbaume sit- zend«. 93,13 Contribution] Hier im Sinne einer Sondersteuer zu Finanzierung der nach Hamburg einmarschierten dänischen Truppen. 93,19 die Engländer sollen nur kommen] Angesichts der Besetzung der dänischen Kolonien in Westindien und der Attacken auf dänische Schiffe durch die Royal Navy waren die Beziehungen zum britischen Königreich angespannt. 93,20 Etatsrath Brun] Gemeint ist Johan Christian Constantin Brun (1746 - 1836).

95 an carl hermann runge in pleetz, kopenhagen 23. dezember 1800 〈Adressiert: 〉 An Herrn HCo Hülsenbeck, Runge & Comp: Hamburg

Überlieferung: Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg, Sign. NPOR : 221. Druck: Degner 1940.S.51. Zeichensetzung verändert, fehlerhaft.

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93,29 Kindern. 94,4 3 Kinder] Gemeint sind Maria Charlotte Friederica Hellwig (1790 - 1806), Wilhelmina Sophia Hellwig (1791 - 1820) und Christine Hellwig (1793 - 1877). 93,30 die junge Künstlerin] Runge erhielt wiederholt Zeichnungen von Christine Hellwig (1793 - 1877). 93,31 in der Cour] Hier im Sinne von ›in der Zeichenstunde‹. 94,4 Hellwigsch; 4 David; 4–5 Mrieken] Die Genannten sind Runges zweitälteste Schwester Ilsabe Dorothea Hellwig (1764 - 1810), geb. Runge, sein älterer Bruder David Joachim Runge (1773 - 1843) und seine älteste Schwester Maria Elisabeth Runge (1763 - 1839), genannt »Mrieken«.

96 an johann daniel runge in hamburg, kopenhagen 23. dezember 1800

Überlieferung: Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg, Sign. CS 17 : Runge PO : 1. Druck: Degner 1940.S.51–52. Zeichensetzung verändert, fehlerhaft.

94,10 Gloerfelt & Sohn] Es handelt sich wohl um einen Verwandten des im Vademecum Kronos. Genealogisch=historischen Jahrbuch für 1821 (Leipzig 1821) auf Seite 214 genannten »Isaac Glörfeld, Cons. u. Postcommissair«, der schwedischer Generalkonsul in Kopenhagen war. 94,13 Grube’s] Die von Runge genannten »Grube’s« zählten zum Freundes- und Bekanntenkreis der deutsch-dänischen Autorin Friederike Sophie Christiane Brun, geb. Münter (1765 - 1835). 94,15 ein Manuscript] Runge spricht über die Beschreibung Fußreise in Seeland, oder: Erzählung aller kleinen und großen Vorfälle auf einer Wanderung durch das nordliche Seeland im Pfingsten 1800, gesammelt und herausgegeben, auch mit inter- essanten Bildern verziert, durch C.C.A. Bøhndel und P.O. Runge, die Johann Daniel Runge (1767 - 1856)imErsten Theil der Hinterlassenen Schriften von Philipp Otto Runge, Mahler (Hamburg 1840, Seite 374–417) publizierte. 94,16 Eiffes] Johann Gottfried Eiffe (1773 - 1818) studierte mit Runge in Kopenhagen. 94,17 Propiläen] In der von Johann Wolfgang Goethe (1749 - 1832) unter Mitwir- kung von Johann Heinrich Meyer (1760 - 1832) publizierten Kunstzeitschrift Pro- pyläen, die 1798–1800 erschien, wurden auch die Preisaufgaben der ›Weimarer Kunstfreunde‹ publiziert. 94,17–18 deinen geliebten Geburtstag] Johann Daniel Runge (1767 - 1856) hatte am 29. November Geburtstag. 94,19 Flaxmann; 20 Perthes] Runge meint die auch im Brief vom 2.12.1800 an Friedrich Christoph Perthes (1772 - 1843) erwähnte Edition von Tommaso Piroli (1752 - 1824) The Ilias and the Odyssey of Homer, Engraved From the Compositions of John Flaxman Sculptor.

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94,19 Fauche]ImNeuen Hamburger und Altonaer Address=Buch auf das Jahr 1798 (Hamburg [1798]) ist die Firma auf Seite 67 »Fauche, Pierre Franc¸ois, franz Buch- handl. Jungfernstieg, no. 16 P. 2.« vermerkt. Die Familie von Pierre Franc¸ois Fauche (1763 - 1814) stammte aus der Schweiz. 94,20 Büsch; 20 Monument]Am 27.7.1801 wurde der Sandsteinobelisk ad memo- riam Johann Georg Büsch (1728 - 1800) auf der Bastion Vincent der Hamburger Wallanlagen enthüllt. 94,21 wegen den Britten will ich dich beruhigen] Bereits in seinem Brief vom 9.12.1800 an Johann Daniel Runge (1767 - 1856) hatte Runge die wachsenden Span- nungen zwischen Großbritannien und Dänemark während des Zweiten Koali- tionskrieges thamatisiert. 94,23 beyden Bäume] Runge spielt hier auf die nordische Mythologie, vor allem auf die Figuren von Ask und Embla an. 94,25 ein König regiren; 25 Ch; 31 Ch] Christian VII. (1749 - 1808), König von Däne- mark und Norwegen, galt als geisteskrank und war der Regierungsgeschäfte ent- hoben. 94,29–30 Goldne Zeitalter] Die Vorstellung vom Goldenen Zeitalter (lat. aurea aetas oder aurea saecula) wurde von Friedrich von Hardenberg () (1772 - 1801) unter frühromantischen Prämissen aktualisiert. Die herausragende kulturelle Bedeutung Dänemarks in den Jahren 1800–1850 wurde retrospektiv als das ›Goldene Zeitalter‹ Dänemarks (dän. ›den danske guldalder‹) bezeichnet. 94,30 1000jährige Reich] Die Vorstellung wird mit unterschiedlicher Bedeutung in der Offenbarung des Johannes und dem Allgemeinen Brouillon (1798 - 1799) von Friedrich von Hardenberg (Novalis) (1772 - 1801) thematisiert. 94,37 Johanna mein Weip] Im Brief vom 2.12.1799 an Carl Hermann Runge (1779 - 1863) wird der Wirt »Hr Loft« erwähnt, der »ein paar hübsche töchter« hatte. Eine dieser Töchter ist Runges »Nachbarin bey tische«. Ob es sich bei »Johanna« um diese Tischnachbarin handelt, ist nicht eindeutig.

97 an johann daniel runge, katharina hülsenbeck, geb. fesser, undcaroline ilsabe perthes, geb. claudius, in hamburg, kopenhagen 6. januar 1801

Überlieferung: Druck: Hinterlassene Schriften II. 1841.S.62–63.

95,6–7 verbeten und verboten] Im Dezember 1800 begründeten Schweden, Däne- mark, Preußen und Russland die Nordische Koalition, deren Grundlage die be- waffnete Neutralität gegenüber Großbritannien war. Angesichts der Bedrohung dänischer Schiffe durch britische Kaperfahrer, Verhaftung dänischer Händler in englischen Hafenstädten, der Besetzung der dänischen Besitzungen in der Karibik

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und der Attacke der Royal Navy unter Horatio Nelson (1758 - 1805) auf die däni- sche Flotte im März 1800 wurde die politische Situation als äußerst bedrohlich eingestuft. 95,8 Hamburg] Offensichtlich feierte Johann Daniel Runge (1767 - 1856) das Zen- tenarium gemeinsam mit den Familien von Friedrich August Hülsenbeck (1766 - 1834) und Caroline Ilsabe Perthes, geb. Claudius (1774 - 1821). 95,11 Glitsche] Gemeint war eine Eis- oder Schlitterbahn aus vereistem oder ge- presstem Schnee zum Wintervergnügen. 95,16 Vexierglases] Vexiergläser waren doppelwandig und vermittelten durch die Flüssigkeit zwischen Außen- und Innenseite den Eindruck, stets voll zu sein. 95,19 Zuhausereise] Johann Daniel Runge (1767 - 1856) machte den Vorschlag, zu- sammen nach Wolgast zu fahren. 95,27 Brun’schen Hause] Runge war im Haus und Salon der deutsch-dänischen Dichterin Friederike Sophie Christiane Brun, geb. Münter (1765 - 1835), mehrfach zu Gast. 95,32 D.] Gemeint war Runges älterer Bruder, der Briefempfänger Johann Daniel Runge (1767 - 1856). 95,32 Hamburg] Geplant war eine Reise nach Wolgast über Hamburg.

98 an johann michael speckter in hamburg, kopenhagen 13. januar 1801

Überlieferung: Druck: Hinterlassene Schriften II. 1841.S.63–64.

96,9–10 Preisertheilung in Weimar und Beschreibung der eingegangenen Stücke] Die Beurteilung der auf das Preisausschreiben in den Propyläen eingegangenen Arbeiten durch Johann Heinrich Meyer (1760 - 1832) erschien im ersten Stück des Dritten Bandes unter der Überschrift Preisertheilung und Recension der eingegan- genen Concurrenzstücke (S. 130–149) der Kunstzeitschrift mit den Abbildungen von den für preiswürdig gehaltenen Arbeiten von Christian Ferdinand Hartmann (1774 - 1842) aus Stuttgart und Heinrich Christoph Kolbe (1771 - 1836) aus Düsseldorf. 96,12 Tod des Rhesus] Runge hatte sich, ohne am Wettbewerb teilzunehmen, mit den Preisaufgaben beschäftigt und in diesem Kontext die Zeichnungen Diomedes und Odysseus überraschen Rhesos (Hamburger Kunsthalle,Kh34243) sowie Dio- medes und Odysseus entweichen zum Lager der Griechen (Hamburger Kunsthalle, Kh 34244) als Übungsstücke gestaltet. 96,20–21 Die beiden neuen Aufgaben]Im Zweiten Stück des Dritten Bandes der Propyläen wurde auch die nächste Aufgabe unter der Überschrift Die neue

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Preisaufgabe auf 1801 (S. 163–165) mit zwei Themen aus der von Johann Heinrich Voß (1751 - 1826) übersetzten Ilias bekannt gemacht. 96,23 Flaxman’s] Der britische Bildhauer John Flaxman (1755 - 1826) schuf als Auf- tragsarbeit für den Unternehmer und Mäzen Josiah Wedgewood (1730 - 1795) während seiner Studienreise nach Rom 1793 Zeichnungen zur Ilias, die 1795 von Tommaso Piroli (1752 - 1824) in Kupfer gestochen wurden. 96,27 Dresden] Runge studierte von 1801 bis 1804 an der Dresdner Allgemeinen Kunst-Akademie der Malerei, Bildhauer-Kunst, Kupferstecher- und Baukunst beim Klassizisten Anton Graff (1736 - 1813). 96,29 in dem jüngsten Heft der Propyläen] Runge meint das Zweite Stück des Drit- ten Bandes der Propyläen, das Zitat findet sich auf Seite 165. 96,34 Juel] Bei den seinem Lehrer Jens Juel (1745 - 1802) präsentierten Blättern handelt es sich nicht um die 1945 vernichteten Skizzenbücher aus dem Bestand des Pommerschen Landesmuseums Stettin, sondern eher um die größtenteils verschol- lenen Skizzen von einer Fußwanderung durch Seeland. 97,2 Eiffe] Johann Gottfried Eiffe (1779 - 1818) war seit 1798 mit Runge befreundet.

99 an johann daniel runge in hamburg, kopenhagen 24. januar / 10. februar 1801

Überlieferung: Druck: Hinterlassene Schriften II. 1841.S.64–65.

97,8 Zwey Englische Kriegsschiffe liegen bey Helsingör] Die von Admiral Hyde Parker (1739 - 1807) geführte englische Flotte erreichte erst am 24.3.1801 den nörd- lichen Eingang zum Øresund bei Helsingør. Es handelte sich also offenbar um ein Vorauskommando zur Beobachtung des Schiffsverkehrs in der Meerenge sowie zu erwartenden dänischen Operationen. 97,9 Aufgebot] Da dem dänischen Vizeadmiral Johan Olfert Fischer (1747 - 1829)zu wenig Mannschaften zur Verfügung standen, wurden zur Verteidigung Seelands und Kopenhagens auch zivile Kräfte verpflichtet. 97,10 unsre Reise] Runge verließ Kopenhagen am 27.3.1801 und reiste nach einem kurzen Aufenthalt in Hamburg nach Wolgast zu seinen Eltern. 97,16 der alte Eckhard] Bei dem Angesprochenen handelt es sich nicht um den Maler und Kunstliteraten Georg Ludwig Eckhardt (1770 - 1794), sondern um den 1774 erstmals bei den Auktionen im Hamburger Börsen-Saal auftretenden, renom- mierten Kunsthändler Johann Jobst Eckhardt (1732 - 1815). 97,18 Speckter’s] Johann Michael Speckter (1764 - 1845) gründete mit Johann Da- niel Runge (1767 - 1856), Friedrich August Hülsenbeck (1766 - 1834) und Johann

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Friedrich Wülffing (um 1762 - 1815) die Hamburger Speditionsgesellschaft Hülsen- beck, Runge & Co. 97,19 ..h..] Gemeint ist offensichtlich der im Brief vom 16.12.1799 genannte »Ehlers«, der Runge bei den Konzerten im Salon von Friederike Sophie Christiane Brun, geb. Münter (1765 - 1835), einführte. 97,20 runden Thurm] Das im Auftrag von Christian IV. (1577 - 1648), König von Dänemark und Norwegen, 1637–1642 nach Plänen von Hans van Steenwinckel d. J. (1587 - 1639) errichtete Bauwerk Rundeta˚rn diente der Kopenhagener Universität bis 1861 als Observatorium. 97,33 Nun laß die Engländer denn kommen] Die Seeschlacht von Kopenhagen am 2.4.1801 endete mit einem Sieg der britischen Flotte und ihres stellvertretenden Kommandanten Horatio Nelson (1758 - 1805).

100 an johann daniel runge in hamburg, kopenhagen 17. februar 1801

Überlieferung: Druck: Hinterlassene Schriften II. 1841.S.65–66.

98,2 Hardorf] Bei Gerdt Hardorff d. Ä. (1769 - 1864) nahm Runge 1798–1799 täglich Zeichenunterricht. 98,8 Paris; 8 David’s] Jacques-Louis David (1748 - 1825) war der führende Maler der Revolutionsepoche und Mitglied der Pariser Acade´mie des Beaux-Arts sowie der 1793 geschlossenen Acade´mie royale de peinture et de sculpture. 98,8 da ist es ganz anders] Runge stand dem Curriculum der Kopenhagener Aka- demie sehr skeptisch gegenüber und gründete im Spätsommer 1800, inspiriert von den reformierten Studieninhalten in Paris, mit seinen Kommilitonen Conrad Christian August Bøhndel (Böhndel) (1779 - 1847), Johann Gottfried Eiffe (1773 - 1818) und anderen einen eigenen studentischen Arbeitskreis. 98,14 Juel mahle nicht gut] Runge äußerte Kritik an den pädagogischen Fähigkei- ten seines akademischen Lehrers Jens Juel (1745 - 1802), nicht aber an dessen künstlerischen Qualitäten.

101 an johann daniel runge in hamburg, kopenhagen 14. märz 1801

Überlieferung: Druck: Hinterlassene Schriften II. 1841.S.66–67.

98,20 so gehe ich morgen über acht Tage ab] Runge verließ Kopenhagen am 27.3.1801 und reiste zunächst zu seinem Bruder Johann Daniel Runge (1767 - 1856) nach Hamburg.

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98,30–31 Es hat mich nie eine Stelle in der Bibel oder in irgend einem Buche so bewegt, wie die vom ersten Ostertage, wie Christus: Maria! sagt] Runge meint folgende Stelle aus dem 20. Kapitel des Johannes-Evangeliums: »Spricht Jesus zu ihr: Weib, was meinest du? Wen suchest Du? Sie meint, es sei der Gärtner, und spricht zu ihm: Herr, hast du ihn weggetragen, so sage mir, wo hast du ihn hingelegt, so will ich ihn holen. Spricht Jesus zu ihr: Maria! Da wandte sie sich um und spricht zu ihm: Rabbuni (das heißt: Meister)!« 98,32–33 Traum vom alten Rembrand] Runge spricht hier seinen im Brief vom 16.12.1799 an Friedrich Christoph Perthes (1772 - 1843) geschilderten Traum an, in dem Rembrandt Harmenszoon van Rijn (1606 - 1669) als Akademieprofessor erscheint und ihn umarmt. 99,4 Dresden] Nach seinen ambivalenten Erfahrungen an der Kopenhagener Aka- demie setzte Runge große Hoffnungen auf die Fortsetzungen seiner Studien von 1801 bis 1803 bei Anton Graff (1736 - 1813) in Dresden. Runge kam am 20.6.1801 in der sächsischen Hauptstadt an und verließ die Stadt am 9.11.1803.

102 an johann daniel runge in hamburg, kopenhagen 24. märz 1801

Überlieferung: Druck: Hinterlassene Schriften II. 1841.S.67.

99,9 Packetboot] Nach den Informationen in Johann Gottfried Seumes (1763 - 1810) Reisebeschreibung Mein Sommer 1805 nahm das Paketboot zwischen Kopenhagen und Kiel die Route entlang der dänischen Inseln Møn, Falster und Langeland. Die einfache Fahrt kostete 1805 für einen Kajütplatz ohne Verpflegung 4 Reichstaler. 99,14 Königlichen Befehl, wie alle andern Schiffe, nicht auszugehen] Angesichts der Bedrohung durch die britische Flotte unter dem Kommando von Hyde Parker (1739 - 1807), die seit dem 19.3.1801 im Skagerrak kreuzte, um die Dänen zur Auf- gabe ihrer bewaffneten Neutralität zu zwingen, bestand ein Verbot, aus den Häfen auszulaufen. Am 24.3.1801 erreichten die Briten die Festungsstadt Helsingør. 99,15 zu Lande reisen] Auf der Landroute bestand anfangs ein Paketpostverkehr zwischen Hamburg über Kiel nach Kopenhagen. Erst ab 1834 verkehrte eine Post- kutsche täglich auf dieser Route. Die Rubrik Nachricht von den sämmtlichen abge- henden und ankommenden Posten in Hamburg auf den Seiten 353–360 des Hambur- gischen Adress=Buchs auf das Jahr 1800 verzeichnet auf der Seite 359 »die Königl. Dänische fahrende Post« mit einer Linie über Itzehoe, Neumünster, Kiel, Flensburg und Hadersleben (Haderslev) »nach ganz Jütland« alle »14 Tage«, auf der Seite 356 am »Mittwoch« mit der Land- und Schiffsroute über Itzehoe, Schleswig, Hadersle- ben (Haderslev), Odense, Korsör (Korsør) nach »Copenhagen«. 99,16–17 Die Engländer liegen bey Helsingör] Der aus insgesamt 48 Kriegsschiffen bestehende britische Flottenverband passierte am 24.3.1801 die Meerenge zwischen Helsingør und Helsingborg.

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103 an conradchristian august b øhndel (böhndel) in kopenhagen, hamburg 10. april 1801

Überlieferung: Druck: Hinterlassene Schriften II. 1841.S.68.

99,23 viel gute Sachen] Ob Runge hier die Grafiksammlung der von der Hambur- gischen Gesellschaft zur Beförderung der Künste und nützlichen Gewerbe gegrün- deten Zeichenschule, die schon vom Domherrn Friedrich Johann Lorenz Meyer (1760 - 1844) erwähnten, gut beschickten Kupferstich- und Gemäldeauktionen oder die Sammlungen von Gerdt Hardorff d. Ä. (1769 - 1864) und Johann Michael Speckter (1764 - 1845) meint, ist nicht eindeutig. 99,24 Ruisdael] Mit dem in der Kopenhagener Schlossgalerie präsenten Werk von Jacob Isaackszoon van Ruisdael (1628 - 1682) setzte sich Runge bereits in seinen frühen Studienjahren auseinander. 99,24 van der Werf] Runge meint den niederländischen Genremaler Adriaen van der Werff (1659 - 1722), der von Kurfürst Johann Wilhelm von der Pfalz (1658 - 1716) zum Hofmaler ernannt wurde. 99,24 Teniers] Wie die Zeichnung mit der Bezeichnung Flötenspieler. Nach Teni- ers (?) aus dem Bestand der Hamburger Kunsthalle (Kh 1938/117) belegt, hat sich Runge bereits vor seiner Kopenhagener Studienzeit auf Anregung von Gerdt Har- dorff d. Ä. (1769 - 1864) mit der niederländischen und flämischen Kunst sowie David Teniers d. J. (1610 - 1690) oder David Teniers d. Ä. (1582 - 1649) auseinan- dergesetzt. 99,26 Kopenhagen] Runges Haltung gegenüber der Kopenhagener Akademie und ihrem Zeichencurriculum war von Anfang an kritisch, obwohl er sich später auch anerkennend über seine Lehrer Jens Juel (1745 - 1802) und Nicolai Abraham Abild- gaard (1743 - 1809) äußerte.

104 an conradchristian august b øhndel (böhndel) in kopenhagen, wolgast 25. april 1801

Überlieferung: Druck: Hinterlassene Schriften II. 1841.S.69.

100,3 Eiffe] Johann Gottfried Eiffe (1779 - 1818) besuchte gemeinsam mit Runge ab 1799 die Maler-, Billedhugger- og Bygnings-Academie in Kopenhagen. 100,4–5 Ich möchte jetzt, und Hardorf stimmte mir bey, ich wäre gar nicht dort gewesen] Die gegenüber seinem Mentor Gerdt Hardorff d. Ä. (1769 - 1864) und anderen geäußerte Kritik an der Kopenhagener Akademie richtete sich vor allem gegen die vom Curriculum schematisch vorgeschriebenen Zeichenübungen und

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weniger gegen die künstlerischen Leistungen seiner Lehrer Jens Juel (1745 - 1802) und Nicolai Abraham Abildgaard (1743 - 1809). 100,6 Hamburg; 6 Perthes] Hamburgs erster Sortimentsbuchhändler, der in Rudol- stadt geborene Friedrich Christoph Perthes (1772 - 1843), war mit dem umtriebigen Kunstsammler Johann Michael Speckter (1764 - 1845) eng befreundet. 100,7 Radirungen von Piranesi] Giovanni Battista Piranesis (1720 - 1778) Werke Antichita` romane de’ tempi della Repubblica e de’ primi imperatori (1748), Opere varie di architettura, prospettiva, groteschi, antichita` sul gusto degli antichi romani inventale (1750) und vor allem Le Carceri d’ Invenzione (1750) zählen zu den bedeutendsten Werken der Radierkunst im 18. Jahrhundert. 100,8 Hrn. Brun] Der deutsch-dänische Unternehmer und Kaufmann Johan Christian Constantin Brun (1746 - 1836), Ehemann der Salonnie`re und Dichterin Friederike Sophie Christiane Brun, geb. Münter (1765 - 1835), war mitverantwort- lich für den außerordentlich profitablen dänischen Westindienhandel und einer der reichsten Bürger Dänemarks. 100,8 Mousnier] Der aus Paris stammende Hofkünstler Jean-Laurent Mosnier (1743 - 1808) arbeitete ab 1790 als Gesellschaftsmaler und Miniaturist in London, Hamburg und St. Petersburg und wurde für seine brillante Darstellung der Stoff- lichkeit gerühmt. 100,9 Brun’s Portrait] Runge meint das repräsentative, großformatige Portrait von Johan Christian Constantin Brun (1746 - 1836), das Jean-Laurent Mosnier (1743 - 1808) 1800 in Hamburg malte und das sich heute im Museum Sophienholm, dem ehemaligen Landsitz der Familie Brun, befindet. 100,10 Colorit; 10 Atlas] Das gelungene Zusammenspiel von Farbigkeit, Falten- wurf und Schattierung wurde in der Malkunst des 16.–18. Jahrhunderts als Signum ästhetischer Raffinesse und individueller Handschrift gesehen. 100,11 Juel’s; 12 J.] Auch die von Runge gepflegte Malkultur seines Lehrers Jens Juel (1745 - 1802) wurde ungeachtet ihrer betonten Schlichtheit aufgrund ihrer subtilen Wiedergabe unterschiedlicher Oberflächenstrukturen von transparenten und farblich changierenden Geweben oder Glanzeffekten auf Metall sowie Leder gewürdigt. 100,14 Mousnier’s] Obwohl der Hofmaler der französischen Königin Marie Antoi- nette (1755 - 1793), Jean-Laurent Mosnier (1743 - 1808), nach seiner Emigration aus Frankreich 1790 sich in London dem englischen Publikumsgeschmack anzupassen suchte, galt er als Künstler des Ancien Re´gime. Jean-Laurent Mosnier portraitierte mehrere Mitglieder der Familie von Friederike Sophie Christiane Brun, geb. Mün- ter (1765 - 1835). 100,17 das Französisch manierirte] Das 1808 von Jean-Laurent Mosnier (1743/44–1808) gemalte Portrait von Johan Christian Constantin Brun (1746 - 1836) zeigte den deutsch-dänischen Geschäftsmann zwar bürgerlich am Sekretär,

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sprengte gleichzeitig durch die selbstbewusste Pose des Dargestellten sowie den durch mächtige Säulen im Hintergrund ins Weite geführten Blick jeden eng oder intim wirkenden Rahmen. Damit visualisierte Jean-Laurent Mosnier den sozialen Machtanspruch des vornehm und distinkt gekleideten Unternehmers. 100,14 J.; 18 J.] Das Kürzel steht für Jens Juel (1745 - 1802).

105 an johann daniel runge in hamburg, wolgast 25. april 1801

Überlieferung: Druck: Hinterlassene Schriften II. 1841.S.68–69.

100,23–24 wie ich hieher kam] Runge reiste Anfang April von Kopenhagen nach Hamburg und von dort nach einem kurzen Aufenthalt nach Wolgast. 100,24 Vaters und Jacob’s Beschäftigungen; 27 Jacob] Runges Vater, Daniel Nikolaus Runge (1737 - 1825), war als Schiffsreeder und Kaufmann in Wolgast tätig, sein älterer Bruder Jakob Friedrich Runge (1771 - 1811) war ebenfalls Kauf- mann und gründete 1802 die erste Tabakfabrik in Wolgast. 100,27 St.] Es handelt sich offenkundig um Joachim Dietrich Stavenhagen (1780 - 1833) aus Anklam, der mit der Familie Runge befreundet war. 100,27 Anklam] Die an der Peene liegende Stadt wurde 1283 Mitglied der Hanse und zählte um 1801 etwa 4400 Einwohner. 100,28 Portraite] Runge schuf in Wolgast mehrere Kreidezeichnungen mit Por- traits seiner Eltern, seines Bruders Carl Hermann Runge (1779 - 1863) sowie seiner Schwestern Maria Elisabeth Runge (1763 - 1839) und Ilsabe Dorothea Hellwig, geb. Runge (1764 - 1810). 100,29 Dresden] Runge kam am 20.6.1801 zusammen mit seinem Studienfreund Johann Gottfried Eiffe (1779 - 1818) in Dresden an. 100,29–30 Antiken (Gypsabgüssen)] Ähnlich wie an der von Runge zwiespältig bewerteten Kopenhagener Akademie wurde auch an der 1764 als Allgemeine Kunst-Akademie der Malerei, Bildhauer-Kunst, Kupferstecher- und Baukunst ge- gründeten Dresdner Hochschule das Zeichnen nach Gipsabgüssen eingehend geübt. 100,32 Hamburg] Runge hielt sich nach seiner Rückkehr aus Kopenhagen nur kurze Zeit bei seinem älteren Bruder und Förderer Johann Daniel Runge (1767 - 1856) in Hamburg auf. 100,33 Eiffe] Zusammen mit Runge ließ sich Johann Gottfried Eiffe (1779 - 1818) 1798–1799 in Hamburg von Gerdt Hardorff d. Ä. (1769 - 1864) Zeichenunterricht geben und war dann in Kopenhagen auch Schüler von Jens Juel (1745 - 1802).

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100,34 Hamburg] Die Hamburger Hochschule für bildende Künste, die seit 1970 den Rang einer künstlerisch-wissenschaftlichen Hochschule hat, entwickelte sich aus der 1767 von der Hamburgischen Gesellschaft zur Beförderung der Künste und nütz- lichen Gewerbe gegründeten Schule für Kunst und Gewerbe. Seit 1791 wurde in diesem Rahmen kontinuierlich ein ›Lehrvortrag für Künstler und Handwerker in den ersten und praktischen Grundsätzen der Technologie, Mechanik, Naturlehre und Chemie‹ angeboten. Über den Nutzen und das respektable Niveau dieser Institution äußerte sich Garlieb Helwig Merkel (1769 - 1850) in seinen 1801 in Leipzig bei Johann Friedrich Hartknoch d. J. (1769 - 1819) erschienenen Briefen über Hamburg und Lübek (S. 338f).

106 an johann daniel runge in hamburg, wolgast 19. mai 1801

Überlieferung: Druck: Hinterlassene Schriften II. 1841.S.69–70.

101,2 Eiffe] Im Mai 1801 gingen Johann Gottfried Eiffe (1779 - 1818) und Runge gemeinsam nach Dresden, um ihre Studien fortzusetzen. 101,2 hier angekommen] Der Seeweg von Kopenhagen nach Wolgast ist wesent- lich kürzer als die über Kiel und Hamburg führende Route, die Runge nahm. 101,3 Wolgast] Die von Wolgast durch die Peene getrennte Insel Usedom war seit dem Stockholmer Frieden endgültig 1720 preußisches Territorium. 101,4–5 für einen Engländer angesehen und arretirt] Die englische Flotte unter dem Kommando von Horatio Nelson (1758 - 1805) stach am 6.5.1801 in See, um die in Reval stationierten russischen Flottenverbände zu neutralisieren. 101,6 Jacob] Der ältere Bruder Jakob Friedrich Runge (1771 - 1811) war Kaufmann und Unternehmer in Wolgast. 101,11–13 daß ein Mahler nicht sowohl sich bestrebte, selbst die Stufe der Alten zu erreichen, als vielmehr nur zu ergründen, wie sie erreicht werden könne] Runge zeigt sich hier als Verfechter des von Johann Ludwig Tieck (1773 - 1853) in seinem 1798 in Berlin bei Johann Friedrich Unger (1753 - 1804) veröffentlichten Roman Franz Sternbalds Wanderungen. Eine altdeutsche Geschichte entworfenen Künstlerbildes. 101,14 Dresden] Runge setzte sein Studium 1801 an der von Friedrich Christian von Sachsen (1722 - 1763) gegründeten Allgemeinen Kunst-Akademie der Malerei, Bildhauer-Kunst, Kupferstecher- und Baukunst fort. 101,14–15 die Besten] Zu den bedeutenden Vertretern der Dresdner Akademie in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts zählten Giovanni Battista Casanova (1730 - 1795), Ismael Mengs (1688 - 1764), Johann Eleazar Zeissig (1737 - 1806), Christian Leberecht Vogel (1759 - 1816), Jakob Crescenz Seydelmann (1750 - 1829) sowie vor allem auch Runges Lehrer Anton Graff (1736 - 1813).

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101,16 Galerie] Die vom sächsischen Kurfürst Friedrich August II. von Sachsen (1696 - 1763) und König von Polen mit hohem finanziellen Aufwand geförderte Dresdner Gemäldegalerie zählte aufgrund ihrer systematischen Erwerbspolitik seit der Mitte des 18. Jahrhunderts zu den bedeutendsten Sammlungen in Europa.

107 an johann daniel runge in hamburg, dresden 26. juni 1801

Überlieferung: Druck: Hinterlassene Schriften II. 1841.S.71–74.

101,18 Eiffe] Runge war mit dem Hamburger Maler Johann Gottfried Eiffe (1779 - 1818) seit 1798 befreundet. 101,18 David] David Joachim Runge (1773 - 1843) war seit 1801 Pächter des nörd- lich von Neubrandenburg gelegenen Gutes Neddemin. 101,22 Prof. Meil] Der aus Gotha stammende Kupferstecher, Medailleur und Maler Johann Heinrich Meil (1729 - 1803) wurde vor allem durch seine Almanachkupfer bekannt, er gehörte seit 1798 der Königlichen Akademie der bildenden Künste und mechanischen Wissenschaften zu Berlin an und fungierte in seinen letzten Lebens- jahren als deren Direktor. 101,22–23 Kunstakademie] Die 1801 als Königliche Akademie der bildenden Künste und mechanischen Wissenschaften zu Berlin firmierende Preußische Akademie der Künste wurde 1696 als Mahl-, Bild- und Baukunst-Akademie vom späteren König in Preußen, Friedrich I. (1657 - 1713), gegründet. 101,24 Neffen] Da der Bruder von Johann Heinrich Meil (1729 - 1803), der in Altenburg geborene Johann Wilhelm Meil (1733 - 1805), ledig blieb, handelt es sich wohl um einen Sohn nicht weiter nachweisbarer Geschwister. 101,24 Galerie] Der Bestand der Königlichen Akademie der Künste und mechani- schen Wissenschaften fiel 1743 einem Brand zum Opfer, es geht hier also in der Hauptsache um die durch einen von Friedrich Anton von Heynitz (1725 - 1802) bewilligten Fonds neu angeschaffter Gipsmodelle, Kupferstiche, Zeichnungen und Abgüsse. 101,26 eben wie in Kopenhagen] Die an der Kopenhagener Maler-, Billedhugger- og Bygnings-Academie von Jens Juel (1745 - 1802) und Nicolai Abraham Abildgaard (1743 - 1809) realisierte Ausbildung sah Runge genauso wie Johann Gottfried Eiffe (1779 - 1818) als praxisfremd und wenig hilfreich an. 101,27–28 ein erstaunlich ausgeführtes Gemählde von Rembrand, ich meyne: Chris- tus als Knabe im Tempel] Rembrandt Harmenszoon van Rijn (1606 - 1669) setzte sich mehrfach mit dem Thema Christus unter den Schriftgelehrten auseinander. 101,30 Niederländischen Schule] Runge meint die niederländische Kunst des so- genannten ›Goldenen Zeitalters‹ (›de Gouden Eeuw‹) im 16. und 17. Jahrhundert,

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die mit ihren Stillleben, Portrait-, Genre- und Landschaftsbildern stilbildend wurde. 101,31 Bacchanal von Rubens] Peter Paul Rubens (1577 - 1640) beschäftigte sich mit dem Thema wiederholt, bekannt sind die Gemälde Bacchanal: Der träumende Silen (Gemäldegalerie der Akademie der bildenden Künste, Wien), Bacchanal auf Andros (Nationalmuseum, Stockholm) sowie Bacchanal (Staatliches Museum für Bildende Künste A. S. Puschkin, Moskau). 101,32 Teniers] David Teniers d. Ä. (1582 - 1649), David Teniers d. J. (1610 - 1690) sowie dessen Sohn David Teniers (1638 - 1685) sind als Vertreter einer seinerzeit marktgängigen Genremalerei in fast allen Gemäldegalerien Europas vertreten. 101,35 ] Eine detaillierte Beschreibung des Bestands auf Schloss gab Matthias Oesterreich (1716 - 1778) 1764 im Potsdamer Verlag von Christian Heinrich Voß (1724 - 1795) unter dem Titel Beschreibung der Königlichen Bildergal- leri und des Kabinets im Sans=Souci heraus. 1773 und 1775 ergänzte er diesen Führer durch die Beschreibung und Erklärung der Grupen, Statuen, ganzen und halben Brust=Stücke, Basreliefs, Urnen und Vasen von Marmor, Bronze und Bley, sowohl von antiker als moderner Arbeit welche die Sammlung Sr. Majestät, des Königs von Preußen, ausmachen sowie das Bändchen Beschreibung aller Gemählde, Antiquitäten, und anderer kostbarer und merkwürdiger Sachen, so in denen beyden Schlößern von Sans=Souci wie auch in dem Schloße zu Potsdam und Charlottenburg enthalten sind. 102,8 Thlr.] Das Kürzel steht für ›Reichstaler‹. 102,10 Schloßgarten] Runge meint nicht die Weinbergterrassen des Schlosses Sans- souci, sondern den das 1769 vollendete Neue Palais umgebenden Park. 102,11 Sanssouci; 12 Bildergalerie] Die neben dem 1745–1747 gebauten Schloss Sans- souci 1764 fertiggestellte Bildergalerie beherbergte die von König Friedrich II. von Preußen (1712 - 1786) neu zusammengetragene Gemäldesammlung. Neben flämi- scher und holländischer Barockmalerei gehörten auch antike Skulpturen, franzö- sische Plastiken der Zeit sowie Werke der italienischen Renaissance zum Bestand. 102,17 Marmor-Palais] Das nach Plänen von Carl von Gontard (1731 - 1791) von König Friedrich Wilhelm II. von Preußen (1744 - 1797) 1787–1793 am Seeufer in Potsdam errichtete diente als Sommerresidenz und privates Refu- gium für den Regenten und seine Mätresse Wilhelmine Encke (1753 - 1820), die von Anna Dorothea Therbusch (1721 - 1782) portraitierte, sogenannte ›schöne Wilhelmine‹. 102,19 Orangerie] Runge meint nicht das erst 1864 von König Friedrich Wilhelm IV. (1795 - 1861) in Auftrag gegebene, am Nordrand der Parkanlage von Sanssouci gelegene Orangerieschloss, sondern das von Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff (1699 - 1753) 1747 als Orangenhaus errichtete und später von Georg Christian Unger (1743 - 1799) zum Gästewohnhaus umgestaltete Gebäude, dessen Inventar

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Matthias Oesterreich (1716 - 1778) in seiner 1775 in Potsdam erschienenen Be- schreibung von denen Sieben neu erbaueten Zimmern, zwey Sälen, und zwey Gal- lerien, in dem gewesenen Orangen=Hause in Sans=Souci, wie auch aller Gemählde, Alterthümer und andern Kostbarkeiten, so darinnen befindlich sind erläutert. 102,20 Friedrich’s des Großen; 21 Chodowiecky] Runge hat hier die bekannte Dar- stellung von König Friedrich II. von Preußen (1712 - 1786) mit zwei Hunden vor der Gartenseite des Schlosses Sanssouci im Sessel sitzend von Daniel Nikolaus Chodowiecki (1726 - 1801) vor Augen. 102,25 Belitz] Durch die Einquartierung der Husareneskadrons von König Friedrich Wilhelm I. in Preußen (1688 - 1740) wurde das südlich von Potsdam gelegene Beelitz 1731 Garnisonsstadt. 102,27 Sächsisch Geld] Runge meint sächsische Konventionsspeciestaler. 102,37 Jessen] Der Ort Jessen wurde erst 1816 durch den Wiener Kongress preußisch. 103,6 Fuß] Das Längenmaß eines Preußischen Fußes entsprach 34,385 cm. 103,6 Groschen] Ein preußischer Reichstaler entsprach 24 Groschen a` 12 Pfennig. 103,10 Stückknechtes] Stückknecht ist eine alte Bezeichnung für den Pferdeknecht. 103,14–15 Gesellschaft politischer Kannengießer] Kannegießer ist ein Synonym für ›Schwätzer‹. Die Bezeichnung wurde durch Ludvig Holbergs (1684 - 1754) 1722 uraufgeführtes Auftragswerk Den politiske Kandestøber popularisiert. 103,24 Chaise] Als Chaise bezeichnete man eine leichte, zweisitzige Kutsche mit halboffenem Verdeck. 103,25–26 Erlaubnißschein für die Galerie vom Präsidenten] Seit 1747 befand sich die Dresdner Gemäldegalerie im Obergeschoss des von Johann Christoph Knöffel (1686 - 1752) umgebauten Johanneums, im Erdgeschoss war das Antiken-Kabinett untergebracht. 103,28 Hardorf’s] Runge nahm beim Zeichenlehrer Gerdt Hardorff d. Ä. (1769 - 1864) vor seiner Kopenhagener Studienzeit Unterricht. 103,29 Pochmann in Berlin] Traugott Leberecht Pochmann (1762 - 1830) war Schüler von Anton Graff (1736 - 1813) und von Giovanni Battista Casanova (1730 - 1795). Er ging 1801–1803 zur Vertiefung des Studiums nach Paris und Rom, 1815 wurde er zum Professor an die Allgemeine Kunst-Akademie der Malerei, Bildhauer-Kunst, Kupfer- stecher- und Baukunst in Dresden berufen. 103,30 Demiani; 36 H. und Speckter] Carl Friedrich Demiani (1768 - 1823) studierte an der Dresdner Akademie und unternahm 1801 eine Studienreise nach Hamburg, wo er Gerdt Hardorff d. Ä. (1769 - 1864) und Johann Michael Speckter (1764 - 1845) näher kennenlernte. In späteren Jahren äußerte er sich, wie Johanna Henriette Schopenhauer (1766 - 1838) berichtet, missgünstig über Runge. 103,31 Herterich] Heinrich Joachim Herterich (1772 - 1852) erteilte Runge 1797–1798 den ersten Zeichenunterricht in Hamburg.

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108 an conradchristian august b øhndel (böhndel) in kopenhagen, dresden 6. juli 1801

Überlieferung: Druck: Hinterlassene Schriften II. 1841.S.74–75.

104,7 Corsöer; 12 Corsöer] Korsör (Korsør) im Westen der Insel Seeland (Sjælland) gelegen, war bis zur Einweihung der Storebøltsbroen ein wichtiger Fährhafen. 104,8–9 meinem damaligen Reisegefährten] Im Mai 1801 brachen Runge und Johann Gottfried Eiffe (1779 - 1818) von Kopenhagen nach Hamburg auf. 104,9 Roeskilde die Domkirche] Der um 1170 als Backsteinbau begonnene Dom in Roskilde wurde 1280 mit dem Abschluss des gotischen Chores vollendet. 104,9–10 Peter der Große hatte sich dort gegen Christian I. gemessen; 11 Peter] Nach Maßgabe der im Dom von Roskilde befindlichen Königssäulen überragte Christian I. (1426 - 1481), König von Dänemark, Norwegen und Schweden, den russischen Zaren Peter I. (1672 - 1725) mit seiner ungewöhnlichen Körpergröße um elf Zentimeter, also eine Handbreit. 104,13 Nyborg; 18 Nyborg] Runge erwähnt nicht den verheerenden Brand von 1797, der über die Hälfte der Stadt verwüstete. 104,16 Fühnen] Gemeint ist die drittgrößte dänische Insel Fünen (Fyn). 104,19 Kolding] Das 1268 ursprünglich als Burg von König Erik V. Klipping (1249 - 1286) erbaute Schloss diente der Grenzsicherung gegen das Herzogtum Schleswig. 104,27 Altona] Nach der Hauptstadt Kopenhagen zählte die zweitgrößte dänische Stadt Altona um 1803 etwa 24000 Einwohner. Die sechs zum sogenannten Ham- burger Berg weisenden Stadttore behinderten den Verkehr mit der zum Alten Reich gehörenden Stadt Hamburg nicht sonderlich. 104,27 wo die Dänen lagen] Palmsonntag 1801 (29.3.1801) besetzten 1200 dänische Soldaten unter der Führung des dänischen Statthalters der Herzogtümer Schles- wig und Holstein, Karl von Hessen-Kassel (1744 - 1836), mehrere Wachen und einen Teil des Walls der Hansestadt Hamburg und beschlagnahmten alles engli- sche Eigentum.

109 an johann daniel runge in hamburg, dresden 17. juli 1801

Überlieferung: Druck: Hinterlassene Schriften II. 1841.S.75–76.

104,32 Hardorf] Gerdt Hardorff d. Ä. (1769 - 1864), ein Schüler von Johann Anton Tischbein (1720 - 1784) und Giovanni Battista Casanova (1730 - 1795), etablierte

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sich ab 1794 als Maler in Hamburg und erteilte Runge vor seiner Kopenhagener Zeit 1798–1799 Zeichenunterricht. 104,32 Rafael; 35 Madonna; 36 Rafael] Das 1512–1513 von Raffaello Santi (1483 - 1520) für die Klosterkirche San Sisto in Piacenza geschaffene Altarbild mit der Bezeichnung Sixtinische Madonna wurde 1754 von Kurfürst Friedrich August II. von Sachsen (1696 - 1763) und König von Polen erworben und im gleichen Jahr nach Dresden gebracht. 105,3 Die Nacht von Correggio] Das Auftragswerk Die Heilige Nacht (Adorazione dei pastori) wurde vermutlich 1530 von Antonio da Correggio (1489 - 1534) vollen- det, im 18. Jahrhundert vom sächsischen Kurfürst Friedrich August II. (1696 - 1763) gekauft und 1746 erstmals in Dresden ausgestellt. Unter der Bezeichnung famosa notte firmierend, galt es bis zum Ende des 18. Jahrhunderts als das berühmteste Bild in der Dresdner Sammlung. 105,5 Annibal Caracci] Das 1844 in Dresden erschienene Verzeichniss der königli- chen Gemälde-Galerie zu Dresden von Friedrich Matthäi (1777 - 1845) führt als Nr. 846 und Nr. 847 zwei Gemälde (Die Himmelfahrt der Maria und Maria steht vor einem Tische) von Annibale Carracci (1560 - 1602) auf. 105,7–8 Die Restaurationen sind über jeden Begriff schlecht und alle aus dem 17. Jahrhundert] Eine um Genauigkeit bemühte Auseinandersetzung mit der An- tike setzte erst mit Joachim Winkelmanns (1717 - 1768) zweiteiligem, 1764 in Dres- den bei Georg Conrad Walther (1710 - 1778) erschienenem Werk Geschichte der Kunst des Alterthums ein. Die Dresdner Antikeninspektoren forderten zu Beginn des 19. Jahrhunderts eine kritische Sichtung des Bestandes ein. Hermann Hettners (1821 - 1882) Katalog Die Bildwerke der Königlichen Antikensammlung zu Dresden führt in der dritten Auflage 1875 die Ergänzungen sowie falsch angefügten Teile bei den antiken Objekten auf und weist auf inkorrekte Zuschreibungen hin. 105,15–16 wie Hercules den heiligen Dreyfuß raubt, den Apollo ihm wieder nimmt] Runge bezieht sich hier offensichtlich auf das Marmorfragment, das in Hermann Hettners (1821 - 1882) Katalog Die Bildwerke der Königlichen Antiken- sammlung zu Dresden (Dresden 3. Aufl. 1875) auf den Seiten 71–74 dem Fünften Saal unter der Nr. 106 Die s.g. Dreifussbasis zugeordnet wird. 105,21 Penaten] In der römischen Antike waren die Penaten die Schutzgötter der Vorräte. 105,22 Seraphim] Seraphim bezeichnet die hebräische Pluralform von Seraph, ei- nem mit jeweils drei Flügelpaaren ausgestatteten himmlischen Wesen, das die göttliche Herrlichkeit preist. 105,23 Arabesken] In seiner Beschreibung der sogenannten Dreifussbasis hebt Her- mann Hettner (1821 - 1882) die Arabeskengewinde und Arabeskenverzierung explizit wegen ihrer bemerkenswerten Qualität hervor.

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105,27 Vestalin] Der Direktor der Dresdner Königlichen Antikensammlung Her- mann Hettner (1821 - 1882) listet in seinem 1875 in dritter Auflage erschienenen Katalog Die Bildwerke der Königlichen Antikensammlungen zu Dresden unter der Nr. 38 die Statue der s.g. Vestalin Tuscia und unter der Nr. 164 die Statue eines Mädchens aus Herculaneum mit den Bezeichnungen »Vestalin« auf, deren Köpfe ergänzt wurden. 105,29 Karl Brun] Es handelt sich um den Sohn von Friederike Sophie Christiane Brun, geb. Münter (1765 - 1835), Carl Friedrich Balthasar Brun (1784 - 1869). 105,29 Freyberg] Gemeint ist die zwischen Dresden und Chemnitz gelegene Silberbergbaustadt Freiberg. 105,29 seine Mutter] Runge lernte Friederike Sophie Christiane Brun, geb. Münter (1765 - 1835), in Kopenhagen kennen und war wiederholt Gast in ihrem Salon. 105,30–31 Prof. Becker] Wilhelm Gottlieb Becker (1753 - 1813) war Herausgeber des Taschenbuchs zum geselligen Vergnügen, Professor für Moral und Geschichte an der Ritterakademie in Dresden sowie Inspektor der Antikensammlung des sächsischen Königs. 105,31 Hartmann] Christian Ferdinand Hartmann (1774 - 1842) gewann 1799 das Preisausschreiben der ›Weimarischen Kunstfreunde‹ und ging 1803 auf Vermitt- lung der Fürstin Luise Henriette Wilhelmine von Anhalt-Dessau (1750 - 1811) nach Dresden. 105,31 Hrn. Neumann; 31 dessen Tochter] Der Oberkriegs- und Oberproviant- Commissar Johann Leopold Neumann (1745 - 1813) trat auch als Lieddichter und Journalist hervor. Seine Tochter Cora Natalie (1782 - 1827) war Sängerin und Pianistin. 105,32 Galerie] Die Dresdner Gemäldesammlung befand sich seit 1747 im Ober- geschoss des umgebauten Johanneums.

110 an johann daniel runge in hamburg, dresden 7. august 1801

Überlieferung: Druck: Hinterlassene Schriften II. 1841.S.76–79.

106,10 Stinchen Hellwig] Christine Hellwig (1793 - 1877) war die dritte Tochter von Runges Schwester Ilsabe Dorothea Hellwig (1764 - 1810), geb. Runge, und heiratete 1812 den Landwirt und Amtsrat Gottlob Rudolf Nauck (1787 - 1847). 106,15–16 ich werde wo möglich noch etwas nach Weimar zu der Preisaufgabe senden] Runge entschied sich im Januar 1801, an dem von der Redaktion der Zeitschrift Propyläen im Zweiten Stück des Dritten Bandes unter der Überschrift Die neue Preisaufgabe für 1801 (S. 163–165) ausgeschriebenen Wettbewerb für Bil- dende Künstler teilzunehmen.

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106,16–17 Achill im Kampf mit dem Skamandros] Es handelt sich hier bei der angesprochenen Zeichnung mit schwarzer und weißer Kreide auf blaugrauem Papier um die von Gustav Pauli (1866 - 1938) in seiner Publikation Philipp Otto Runge’s Zeichnungen und Scherenschnitte in der Kunsthalle zu Hamburg (Berlin 1916) angeführte Zeichnung 27 aus dem Hamburger Bestand (Kh 34224). 106,18–19 Hartmann] Christian Ferdinand Hartmann (1774 - 1842), der bei einer früheren Ausschreibung erfolgreich war, beriet Runge bei der Gestaltung der Weimarer Preisaufgabe. 106,19 von der ersten Aufgabe in den Propyläen] Die Weimarer Preisaufgaben wur- den von 1799 bis 1805 ausgeschrieben, 1804 wurde auf eine Preisverleihung verzichtet. 106,19–20 dieser ist nun so mein Führer] Christian Ferdinand Hartmann (1774 - 1842) sprach sich dafür aus, die Figur des Achill in Runges Entwurf für die Weimarer Preisaufgabe in einer Vorderansicht darzustellen. 106,26 Tod des Rhesus] Im Rahmen der Weimarer Preisaufgabe des Jahres 1800 wurden die Themen Hektors Abschied sowie der Tod des Rhesos neunzehnmal beziehungsweise neunmal von insgesamt achtzehn Teilnehmern gestaltet. Christian Ferdinand Hartmann (1774 - 1842) bearbeitete beide Themenstellungen. Runges Zeichnung Doimedes und Odysseus überraschen Rhesos aus dem Bestand der Hamburger Kunsthalle (Kh 34243) war als ein erster Versuch zu sehen, die Weimarer Preisaufgabe für sich zu bewältigen. Die Zeichnung sandte er jedoch nicht nach Weimar. 106,29 in einem Moment] Runge spricht über die Kreidezeichnung auf blaugrauem Papier Achill und Skamandros im Besitz der Hamburger Kunsthalle (Kh 34224). 106,31 Flußgott] Dem antiken Hexameterepos Ilias zufolge wurde der Flussgott lediglich bei den Menschen Skamandros, bei den Göttern im Olymp hingegen Xanthos genannt. 106,37–38 Demiani; 40 D.] Der Dresdner Maler und Portraitist Carl Friedrich Demiani (1768 - 1823) besprach mit Runge mögliche Änderungen an der Kompo- sition der Kreidezeichnung Achill und Skamandros (Hamburger Kunsthalle, Kh 34224). 106,38 Xanthos] In der griechischen Mythologie wird der Fluss Skamandros von den Göttern Xanthos genannt. 107,4 daß er auch dabey war] Christian Ferdinand Hartmann (1774 - 1842) beteilig- te sich wie Runge an dem Weimarer Wettbewerb. 107,7 Goethe] Da sich das Interesse von Johann Wolfgang Goethe (1749 - 1832) und Johann Heinrich Meyer (1760 - 1832) auf das Pathos des Heroischen richtete, waren die Darstellungsmöglichkeiten keineswegs so frei.

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107,9 21. Gesang] Der 21. Gesang der Ilias ist durch den Kampf der Götter unter- einander so ereignisreich, dass Christian Ferdinand Hartmann (1774 - 1842) das komplexe Geschehen symbolhaft zu fokussieren suchte. 107,12 Ilias] Nachdem Hephaistos den Flussgott Skamandros durch sein Feuer bändigt, kommt es zum Kampf der Götter untereinander. 107,13 so wie Flaxmann genommen] John Flaxman (1755 - 1826) schuf 1793 Illus- trationen zum Epos Ilias von Homer (8.–7. Jhdt. v. Chr.), die im gleichen Jahr von Tommaso Piroli (1752 - 1824) in Kupfer gestochen, in Rom publiziert wurden. 107,14–16 Xanthos hatte ihn umfaßt und Simois wälzte Leichen auf ihn, hinten die Nymphen, die den Fluß noch mehr anfüllen, und in den Wolken Here, die den Hephästos zu seiner Hülfe abschickt] Skamandros und der ihm beistehende Simoeis können erst durch den von Hera zur Unterstützung von Achill eigens geschickten Hephaistos gebändigt werden. 107,24 Achill] Runge bezieht sich auf seine Zeichnung Achill und Skamandros (Hamburger Kunsthalle,Kh34227) im Format 45,3 x 57,0 cm. 107,32 Troische Heer] Die im 19. Jahrhundert geläufige Bezeichnung ›troisch‹ steht für ›trojanisch‹. 107,33 in den Wolken schüttelt Pallas die Aegis und Juno schickt den Vulcan ab] Runge bezieht sich hier auf seine dritte Version des Themas Achill und Skamandros, die Pinselzeichnung über Blei auf blaugrauem Papier (Hamburger Kunsthalle,Kh34227). 107,40 Hartmann’s Composition] Die von Wolfgang Pfeifer-Belli (1900 - 1980)in seiner Abhandlung Goethes Kunstmeyer und seine Welt (Zürich, Stuttgart 1959) kritisch bewertete Arbeit wurde von Runge in Hinsicht auf die a priori als zwei- felhaft angesehene Wettbewerbsaufgabe als mögliche Bildlösung angesehen. 108,7 Herterich] Der Maler und Grafiker Heinrich Joachim Herterich (1772 - 1852) war 1797–1798 Runges Mentor. 108,7 Schäfer (dem jungen Architekten)] Der Architekt Carl Schaefer (1778–?), Sohn des Bildhauers Carl Friedrich Schaefer (um 1740 - 1782), stand mit Runge in Dresden in Verbindung. 108,13 Verbiage] Das Wort ist ein noch im 19. Jahrhundert geläufiges Synonym für ›Geschwätz‹ 108,17 Prof. Schubert] Gotthilf Heinrich Schuberts (1780 - 1860) Einfluss auf Runge wird von Jörg Traeger (1942 - 2005) in seinem Standardwerk Philipp Otto Runge und sein Werk. Monographie und kritischer Katalog (München 1975) eingehend hervorgehoben. 108,18 Prof. Becker] Wilhelm Gottlieb Becker (1753 - 1813) war Professor an der Ritterakademie in Dresden und ab 1795 Inspektor der Kurfürstlich sächsischen Antikengalerie und des Münzkabinetts.Ab1794 redigierte er das überaus erfolg- reiche Leipziger Taschenbuch zum geselligen Vergnügen.

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108,19–21 Eben kommt mir die Neigung, recht schöne Musik zu hören, drum gehe ich, da es heute Sonntag ist, zur Katholischen Kirche] Die mit einer von Johann Daniel Silbermann (1717 - 1766) geplanten Orgel ausgestattete barocke Hofkirche in Dresden war im 18. und 19. Jahrhundert ein Zentrum katholischer Kirchen- musik. In der Nachfolge von Jan Dismas Zelenka (1679 - 1745), Johann Gottlieb Naumann (1741 - 1801) und Johann Georg Schürer (um 1720 - 1786) prägte Vincenzo Rastrelli (1760 - 1842) das musikalische Leben an der Hofkirche. An jedem Sonn- und Feiertag wurden um 11 Uhr eine Messe und um 16h eine Vesper angeboten.

111 an johann wolfgang goethe in weimar, dresden 23. august 1801 〈Adressiert an: 〉 SE Herrn J. W. v Goethe hiebey ein versiegelt Kiste gest POR in Waimar / frey Leipzig

Überlieferung: Klassik Stiftung Weimar, Goethe- und Schiller-Archiv, Sign. 30/238 Bl. 130–133. Druck: Degner 1940.S.53–55. Zeichensetzung verändert, fehlerhaft. – Maltzahn 1940. S. 20–23. Orthografie, Interpunktion und Syntax modernisiert, im Detail ungenau.

108,29 Herr Hartman] Über die Diskussion zwischen Christian Ferdinand Hartmann (1774 - 1842) und Runge über die Weimarer Preisaufgabe gibt auch der Brief vom 7.8.1801 an Johann Daniel Runge (1767 - 1856) Auskunft. 108,34 stk] Das Kürzel steht für ›Stück‹. 108,34 Propiläen] Johann Wolfgang Goethe (1749 - 1832) gab die Kunstzeitschrift Propyläen zusammen mit Johann Heinrich Meyer (1760 - 1832) von 1798–1800 im Verlag von Johann Friedrich Cotta (1764 - 1832) in Tübingen heraus. 109,1 Wollgast; 1 Schwed Pomern]Von1648 bis 1815 stand die Hafenstadt Wolgast an der Peene unter schwedischer Herrschaft. 109,1 Vaterstadt; 1 Vater] Runges Vater, der Reeder und Getreidehändler Daniel Nikolaus Runge (1737 - 1825) aus Wolgast, befürwortete die künstlerischen Ambi- tionen seines Sohnes. 109,7 bey meinen Bruder in Hamburg aufs Comtoir hätte gehen sollen] Runges ältester Bruder, der Hamburger Kaufmann und Teilhaber der Firma Hülsenbeck, Runge & Co., Johann Daniel Runge (1767 - 1856), unterstützte den Künstler zeit seines Lebens. 109,8–9 Sammlung von schönen Gemälden; 9 Börsensaal] Im Saal der durch Ernst Georg Sonnin (1713 - 1794) umgebauten Hamburger Börse fanden regelmäßig von Maklern organisierte Auktionen statt. Nach Maßgabe der Auktionskataloge lag der Schwerpunkt auf dem Verkauf von Bildern der flämischen, holländischen und deutschen Schule des 16. und 17. Jahrhunderts. Gemälde von David Vinckboons (1576 - 1632) erzielten beispielsweise Höchstpreise.

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109,11 Papierschnitzen] Runge beschäftigte sich, wie die Papierarbeiten Tempel der Zufriedenheit sowie Tempel des Glücks (Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett, Inv. Nr.: 48895 sowie Privatbesitz) zeigen, seit seiner Kinderzeit mit den gestal- terischen Möglichkeiten des Scherenschnitts. Der Blick für diese von ihm virtuos beherrschten Technik lässt sich auch, wie das Blatt Achill über den Baum steigend (Hamburger Kunsthalle,Kh34225), belegt, in seinem zeichnerischen Werk nachweisen. 109,15 am meisten trieb ich aber die Landschaft] Erhalten sind zahlreiche Scheren- schnitte mit Pflanzen- und Tiermotiven sowie eine idyllisierende, weiße Silhou- ette auf grauem Papier mit dem Titel Sommertag (Hamburger Kunsthalle, Kupfer- stichkabinett, Inv. Nr.: 1917–81), im Format 10,7 x 17,2 cm, die Jörg Traegers (1942 - 2005) Referenzwerk Philipp Otto Runge und sein Werk. Monographie und kritischer Katalog (München 1975) nicht aufführt. 109,16–17 da stellte mein Bruder mir vor ob es nicht weit beßer wäre ich ginge davon ab] Mit Zustimmung seines Bruders Johann Daniel Runge (1767 - 1856) brach Runge seine Kaufmannslehre in Hamburg ab. 109,19 Herrn Hardorff] Der Maler Gerdt Hardorff d. Ä. (1769 - 1864) erteilte Runge 1798–1799 Zeichenunterricht. 109,20 Casanova] Gerdt Hardorff d. Ä. (1769 - 1864) studierte bei dem Direktor der Dresdner Akademie, Giovanni Battista Casanova (1730 - 1795), dem Bruder des Schriftstellers und Abenteurers Giacomo Girolamo Casanova (1725 - 1798). 109,22–23 große liebhaber der Kunst] Im Kreis um Johann Daniel Runge (1767 - 1856) und Johann Michael Speckter (1764 - 1845) wurde das Interesse an der bildenden Kunst sowie an belletristischer und philosophischer Lektüre intensiv gepflegt. Auf Anregung von Johann Michael Speckter setzte sich der Zirkel mit dem Werk Immanuel Kants (1724 - 1804) auseinander, die Kunstsammlung des Teilhabers der Kommissions- und Speditionshandlung Hülsenbeck, Runge & Co. ging durch die Vermittlung des Kunsthändlers Georg Ernst Harzen (1790 - 1863)in den Bestand der Hamburger Kunsthalle ein. 109,24–25 das erste von den Propiläen] Runge meint die zum Jahresende 1798 erschienene erste Lieferung der Kunstzeitschrift Propyläen. 109,29–30 eine Academie besuchen] Runge studierte 1799 bis 1801 an der königli- chen Maler-, Billedhugger- og Bygnings-Academie in Kopenhagen. 109,31 Prof: Abilgaard; 33 mit dem Brande des Schloßes] Durch den verheerenden Brand des von Elias David Häusser (1687 - 1745) 1736 erbauten Christiansborg Slot (Schloss Christiansburg) wurden der Hauptflügel, die Schlosskirche, die königli- che Musikbibliothek und der Zyklus allegorischer Wandbilder von Runges Lehrer Nicolai Abraham Abildgaard (1743 - 1809)am26.2.1794 zerstört. 109,34–35 Prof Juel] Jens Juel (1745 - 1802), ein Schüler des Hamburger Malers Johann Michael Gehrmann (1707 - 1770), war Runges akademischer Lehrer in Kopenhagen.

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109,39 bis die Engländer mich am Ende vertrieben] Über die militärischen Vorbe- reitungen, die zur Seeschlacht von Kopenhagen am 2.4.1801 und zur Vernichtung der dänischen Flotte führten, spricht Runge in seinem Brief vom 23.8.1800 an Johann Daniel Runge (1767 - 1856). 109,40 einigen Freunden] Zusammen mit Johann Gottfried Eiffe (1773 - 1818) und anderen Kollegen gründete Runge in Kopenhagen seine sogenannte ›Privataka- demie‹, die das offizielle Curriculum des Studiums ergänzen sollte. 110,1–2 ich hörte die Anatomie von einen sehr geschickten Chirurgus] In seinem Brief vom 21.2.1800 an Johann Daniel Runge (1767 - 1856) nennt Runge den Anatomielehrer »Schellerup« auch einen »äußerst geschickten Mann«. 110,11 Antiken] Die vom sächsischen Kurfürst Friedrich August I. (August II.) (1670 - 1733), König von Polen-Litauen, begründete Antikensammlung war die erste ihrer Art in einer deutschen Residenzstadt. 110,12 Mengsischen Sammlung] Die 833 Stücke zählende Gipsabgusssammlung aus dem Nachlass von Anton Raphael Mengs (1728 - 1779) wurde in Rom 1783 ange- kauft und von den Studierenden der Allgemeinen Kunst-Akademie der Malerei, Bildhauer-Kunst, Kupferstecher- und Baukunst im Unterricht genutzt. 110,13 Casanova] Giovanni Battista Casanova (1730 - 1795) war Schüler von Giovanni Battista Piazzetta (1682 - 1754) und Anton Raphael Mengs (1728 - 1779) und wurde nach seiner Rückkehr aus Rom 1764 Mitbegründer und Professor der Dresdner Akademie. 110,13 Rafael] Runge spricht hier seine im Juli 1801 angefertigten Kopien (Ham- burger Kunsthalle,Kh1938/78–83) nach Raffaello Santis (1483 - 1520) Transfigura- tion (Trasfigurazione) an, die offenbar nach Nachzeichnungen von Giovanni Battista Casanova (1730 - 1795) entstanden. 110,14 Hr Hartmann] Christian Ferdinand Hartmann (1774 - 1842) nahm wie Runge an den Wettbewerben der ›Weimarer Kunstfreunde‹ teil. 110,16–17 einige Compositionen die ich als Zimmer Verzierungen für einen meiner Brüder machen wolte] Runge meint seine Vorarbeiten für die als Supraporte ge- malte Darstellung Der Triumph des Amor (Hamburger Kunsthalle,Kh2691) und das geplante Wandbild Die Heimkehr der Söhne (Hamburger Kunsthalle,Kh34128), die beide für das Haus seines zweitältesten Bruders Jakob Friedrich Runge (1771 - 1811), Kaufmann und Tabakfabrikant in Wolgast, gedacht waren. 110,20 Vater] Runges in Wolgast lebende Eltern waren Daniel Nikolaus Runge (1737 - 1825) und Magdalena Dorothea Runge, geb. Müller (1737 - 1818). 110,29 C.F.E. Richter] Carl Friedrich Enoch Richter (1778 - 1834) absolvierte seine Lehre bei Carl Ernst Bohn (1749 - 1827), gehörte zum Freundeskreis um Johann Daniel Runge (1767 - 1856) und Johann Michael Speckter (1764 - 1845) und über- nahm die von Johann Friedrich Gleditsch (1653 - 1716) gegründete Verlagsbuch- handlung in Leipzig.

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112 an david joachim runge in hamburg, dresden 24. august 1801

Überlieferung: Druck: Hinterlassene Schriften II. 1841.S.80.

111,2 Aufgabe von Goethe] Der von den ›Weimarischen Kunstfreunden‹ ausge- schriebene Wettbewerb forderte die Bearbeitung des Themas Achill auf Skyros oder alternativ des Themas Achills Kampf mit den Flüssen. Der ersten Aufgabe widmeten sich 15, der zweiten acht Künstler. Der erste Preis für das Wettbewerbs- jahr wurde in zwei halbe geteilt, die Joseph Hoffmann (1764 - 1812) und Johann August Nahl d. J. (1752 - 1825) für ihre lavierten Pinselzeichnungen zu Achill auf Skyros zugesprochen wurden. 111,3 meine Zeichnung] Für das Thema Achills Kampf mit den Flüssen erarbeitete Runge mindestens sieben Varianten. Die letzte, schließlich eingereichte Pinsel- zeichnung in Braun und Weiß im Format 52,7 x 66,3 cm, heute im Besitz der Hamburger Kunsthalle (Kh 34231), zeigt, dem Rat von Christian Ferdinand Hartmann (1774 - 1842) folgend, den Held Achill in einer Frontalansicht im Kampf mit Skamandros. 111,4 David; 5 Karl’n] Es handelt sich um Runges Brüder David Joachim Runge (1773 - 1843) und Carl Hermann Runge (1779 - 1863). 111,6 Rafael] Für Runge war Raffaello Santis (1483 - 1520) 1754 vom sächsischen Kurfürsten August II. (1696 - 1763), König von Polen, angekaufte Sixtinische Madonna (Madonna Sistina) das herausragende Gemälde im Dresdner Bestand. 111,7 einen prächtigen Menschen] Runge meint seine spätere Ehefrau Pauline Bassenge (1785 - 1881), die jüngste Tochter des Dresdner Handschuhfabrikanten Charles Fre´de´ric Bassenge (1748 - 1829) und seiner Frau Marie Fre´de´rique Bassenge, geb. Bassenge (1754 - 1818).

113 an johann daniel runge in hamburg, dresden 12. september 1801

Überlieferung: Druck: Hinterlassene Schriften II. 1841.S.83–85. – Hinterlassene Schriften I. 1840.S.218.

111,30 Hochzeitsgedicht] Gedichte zu festlichen Anlässen, sogenannte Kasualkar- mina oder Gelegenheitsgedichte, waren in der Zeit um 1800 kein hoch angese- henes, aber immer noch beliebtes poetisches Genre. 111,30 Jacob] Runges zweitältester Bruder, der Wolgaster Kaufmann und Tabak- fabrikant Jakob Friedrich Runge (1771 - 1811), heiratete am 18.6.1802 die Gutsbesit- zerstochter Friederike Caroline Henriette Peters (1784 - 1868) aus Rossow in Mecklenburg.

Urheberrechtlich geschütztes Material © 2021 Verlag Ferdinand Schöningh, ein Imprint der Brill Deutschland GmbH Wollmarktstr. 115, D–33098 Paderborn 122 12. September 1801

111,31 Zeichnung (Triumph des Amor’s als Thürstück)] Runge plante für das Haus seines Bruders Jakob Friedrich Runge (1771 - 1811) in Wolgast zwei Supraporten mit den Titeln Der Triumph des Apoll sowie Der Triumph des Amor (Hamburger Kunst- halle,Kh2691). 112,1 Leipzig] Die Leipziger Novitätenmesse fand alljährlich zu Michaelis (29.9.) statt. 112,1 Besser’n] Der Buchhändler Johann Heinrich Besser (1775 - 1826) gehörte zum engsten Freundeskreis von Runge und dessen Bruder Johann Daniel Runge (1767 - 1856). 112,11 Sieh’, ich bin verliebt, sehr verliebt] Wie aus dem Brief an seinen Bruder Johann Daniel Runge (1767 - 1856) vom 24.8.1801 hervorgeht, hatte Runge im Som- mer 1801 seine spätere Ehefrau, die fünfzehnjährige Pauline Bassenge (1785 - 1881), kennengelernt. 113,9 unsre liebe Mutter] Runges Eltern, Magdalena Dorothea Runge (1737 - 1818), geb. Müller, und der Schiffsreeder Daniel Nikolaus Runge (1737 - 1825) heirateten am 14.10.1762 in Wolgast. 113,9 Lotten Perthes] Gemeint ist die Halbschwester von Friedrich Christoph Perthes (1772 - 1843), Wilhelmine Charlotte Christiane Perthes (1785 - 1872, auch unter dem Namen ›Schilling‹), die 1803 den mit Runge eng befreundeten Buch- händler und Verleger Johann Heinrich Besser (1775 - 1826), seit 1799 Teilhaber der Sortimentsbuchhandlung von Friedrich Christoph Perthes, heiratete. 113,12 Vater und Mutter] Runge war das neunte von insgesamt elf Kindern der Eheleute Daniel Nikolaus Runge (1737 - 1825) und Magdalena Dorothea Runge (1737 - 1818), geb. Müller. 113,16 ein neuer Freund] Mit dem Komponisten, Pianisten und Musikpädagogen Carl Ludwig Heinrich Berger (1777 - 1839) verband Runge seit dem Spätsommer 1801 eine enge Freundschaft, über die er auch in seinem Brief vom 16.3.1802 an seinen Vater, Daniel Nikolaus Runge (1737 - 1825) berichtete. Runges Zeichnung mit schwarzer und weißer Kreide auf braunem Papier Bildnis Ludwig Berger (Kup- ferstichkabinett, Staatliche Museen zu Berlin, Inv. Nr.: F III 2581, SZ Runge 30) zeigt den Musiker ohne die üblichen berufsspezifischen Attribute, sondern mit einem die romantische Entrückung und ästhetische Innerlichkeit andeutenden Blick. 113,17–18 der führt mich zu der Musik in die Katholische Kirche] Wie intensiv die ihm von Carl Ludwig Heinrich Berger (1777 - 1839) nahe gebrachte katholische Sakralmusik in der Dresdner Hofkirche auf Runge wirkte, schilderte er auch in seinem Brief vom 7.12.1801 an seinen Vater, Daniel Nikolaus Runge (1737 - 1825). 113,24 es ist natürlich, daß ein Künstler ausschweifend wird] Ähnlich wie Johann Ludwig Tieck (1773 - 1853) und Wilhelm Heinrich Wackenroder (1773 - 1798) schreibt auch Runge dem ernsthaften Künstler göttliche Inspiration und sponta- nen Enthusiasmus zu.

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114 an johann daniel runge in hamburg, dresden 27. september 1801

Überlieferung: Druck: Hinterlassene Schriften II. 1841.S.86.

114,2 Waagen] Der Bildnis- und Landschaftsmaler Friedrich Ludwig Heinrich Waagen (1750 - 1825) eröffnete 1793 eine Zeichen- und Malschule in Hamburg. 114,2 zwey Zeichnungen von meinem Achilleskampf] Runge spricht hier offensicht- lich von der Kreidezeichnung auf blaugrauem Papier im Format 45,7 x 58,5 cm aus dem Bestand der Hamburger Kunsthalle (Kh 34224). Bei der anderen Zeichnung handelt es sich, wie Jörg Traeger (1942 - 2005) in seiner Publikation Philipp Otto Runge und sein Werk. Monographie und kritischer Katalog (München 1975) auf Seite 311 erläutert, entweder um die Federzeichnung im Format 45,9 x 62,8 cm (Hamburger Kunsthalle,Kh34229) oder die Kreidezeichnung mit den Maßen 50,5 x 63,6 cm (Hamburger Kunsthalle,Kh34230). Insgesamt sind sieben Varianten zum Thema Achill und Skamandros bekannt. 114,11 die Rafael’schen Tapeten] Die 1728 von Kurfürst Friedrich August I. (August II.) von Sachsen (1670 - 1733), König von Polen-Litauen, aus dem Besitz des Generalfeldmarschalls Jacob Heinrich von Flemming (1667 - 1728) erworbenen sechs Gobelins wurden nach den vom späteren englischen König Charles I. (1600 - 1649) 1623 angekauften, großformatigen Originalentwürfen Raffaello Santis (1483 - 1520) in der englischen Tapisseriemanufaktur in Mortlake gewebt. Drei der in der Gemäldegalerie Alte Meister in Dresden ausgestellten Bildteppiche sind dem Leben des Apostels Petrus, die anderen drei der Vita des Apostels Paulus gewid- met. Die 1517–1521 entstandenen Vorbilder nach den Originalkartons wurden im Auftrag von Papst Leo X. (1475 - 1521) in Brüssel gefertigt und befinden sich in der Pinacoteca Vaticana in Rom. Die Entwürfe von Raffaello Santi werden als Leihgabe der britischen Königin im Victoria and Albert Museum in London aufbewahrt.

115 an conradchristian august b øhndel (böhndel) in kopenhagen, dresden september 1801

Überlieferung: Druck: Hinterlassene Schriften II. 1841.S.80–82.

115,5 Architekten] Den jungen Architekten Karl Friedrich Schäffer d. J. (1779 - 1837) erwähnt Runge auch in seinem Brief vom 7.8.1801 an seinen ältesten Bruder Johann Daniel Runge (1767 - 1856). 115,6 Musikus] Im Sommer 1801 hatte sich Runge, wie aus dem Brief vom 12.9.1801 an Johann Daniel Runge (1767 - 1856) hervorgeht, mit dem Komponisten, Pianisten und Musikpädagogen Carl Ludwig Heinrich Berger (1777 - 1839) angefreundet.

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115,8–9 Sonntags stets zum Katholischen Gottesdienst] Carl Ludwig Heinrich Berger (1777 - 1839) hatte Runge mit der katholischen Sakralmusik in der Dresdner Hofkirche vertraut gemacht. Der von Joseph Augustin Gürlich (1761 - 1817) ausge- bildete Carl Ludwig Heinrich Berger hatte ursprünglich die Absicht, seine musi- kalische Ausbildung beim Dresdner Hofkapellmeister Johann Gottlieb Naumann (1741 - 1801) fortzusetzen. Dieser verstarb aber kurz nach Carl Ludwig Heinrich Bergers Ankunft am 23.10.1801. 115,14 Composition des Achill’s und Skamandros] Runge spricht hier von der für den Wettbewerb der ›Weimarer Kunstfreunde‹ 1801 geschaffenen, letzten Version des Themas Achill und Skamandros, einer Pinselzeichnung in Braun und Weiß im Format 52,7 x 66,3 cm, die heute zum Bestand der Hamburger Kunsthalle (Kh 34231) gehört. 115,15–16 Leuten zu zeigen] Runge hatte vor allem mit dem Maler Christian Fer- dinand Hartmann (1774 - 1842) die kompositorische Bewältigung der Weimarer Preisaufgabe erörtert. 115,28–29 in jedem Dinge den Zusammenhang des menschlichen Lebens studiren]In Friedrich Wilhelm Joseph Schellings (1775 - 1854) postum veröffentlichtem System der gesammten Philosophie und der Naturphilosophie insbesondere heißt es in § 97 vergleichbar, dass »jedem Ding ein doppeltes Leben« zukomme, »ein Leben in der Substanz und ein Leben in sich selbst«. In der Abhandlung Von der Weltseele (1798) war Friedrich Wilhelm Joseph Schelling zu dem Schluss gekommen, dass der gesamten Natur selbstbildende Potenzen immanent sein müssen, da sonst die Entstehung des Organischen nicht begreiflich sei. 115,32 ’Dem trefflichsten Genie wird’s kaum einmal gelingen’] In Johann Wolfgang Goethes (1749 - 1832) dramatischer Miniature Künstler’s Apotheose aus dem Jahr 1788 spricht der Meister: »Allein du übst die Hand, / Du übst den Blick, nun üb’ auch den Verstand. / Dem glücklichsten Genie wird’s kaum einmal gelingen, / sich durch Natur und durch Instinkt allein / zum Ungemeinen aufzuschwingen: / Die Kunst bleibt Kunst! Wer sie nicht durchgedacht, / Der darf sich keinen Künstler nennen; / Hier hilft das Tappen nichts, eh’ man was Gutes macht, / Muß man es erst recht sicher kennen.« 116,14 Rubens] Während Runges Malerfreund Friedrich August von Klinkow- ström (1778 - 1835) an Peter Paul Rubens (1577 - 1640) und Antoon (Anthonis) van Dyck (1599 - 1641) die Virtuosität des Farbauftrags und die weichen Übergänge in den Tönen lobte, schätzte Runge die flämischen Barockmaler zu diesem Zeitpunkt weniger. 116,23–24 erscheinen sie dir nicht mehr wie zwey gesonderte Wesen] Bereits Wilhelm Heinrich Wackenroder (1773 - 1798) suchte in der Auseinandersetzung mit Alexander Gottlieb Baumgartens (1714 - 1762) Begriff der sinnlichen Erkennt- nis (›cognitionis sensitivae‹) sowie Johann Gottfried Herders (1744 - 1803) Ge- fühlsbegriff nach Möglichkeiten, die von Immanuel Kant (1724 - 1804) konstatierte Dichotomie von Vernunft und Sinnlichkeit zu überwinden.

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116,27–28 man muß doch auch die Enden erst kennen, um das rechte Mittel treffen zu können] Runge rekurriert hier wieder auf Johann Wolfgang Goethes (1749 - 1832) Verse aus der Miniature Künstler’s Apotheose.

116 an johann daniel runge in hamburg, dresden 6. oktober 1801

Überlieferung: Druck: Hinterlassene Schriften II. 1841.S.86–94.

117,23 Speckter’s Angst] Trotz seiner dezidiert künstlerischen Interessen blieb der Teilhaber der Kommissions- und Speditionsgesellschaft Hülsenbeck, Runge & Co., der Kunstsammler Johann Michael Speckter (1764 - 1845), stets dem Merkantilen verbunden. 117,27–28 daß die wahre Kunst das einzige sey, was gesucht werden sollte; 29 wahre Kunst] Ganz der frühromantischen Programmatik entsprechend zeigt sich Runge als ein Verfechter der Sakralisierung der Kunst. 117,40 verkehrt laufenden Fluth] Runge wendet sich deutlich gegen den Schema- tismus marktgängiger ästhetischer Konventionen sowie unreflektierte Konformi- tät und betont den transitorischen Charakter sakralisierter Kunst. 118,3 Mengs; 7 Himmelfahrt in der hiesigen Katholischen Kirche] Nach der Weihe der katholischen Hofkirche in Dresden wurde Anton Raphael Mengs (1728 - 1779) 1751 beauftragt, ein Hochaltarbild zum Thema der Himmelfahrt Jesu Christi zu schaffen. Das Werk kam, nachdem Anton Raphael Mengs 1751 zum Oberhofmaler ernannt wurde und mit seiner Schwester Theresia Concordia Maron (1725 - 1806), geb. Mengs, nach Rom ging, erst 1766 nach Dresden. Hier wurde es in einem Rahmen des Hofgaleriebildhauers Joseph Deibel (1716 - 1793) an seinem Bestim- mungsort über den Hochaltar platziert. 118,35 Casanova. 119,7 Casanova] Giovanni Battista Casanovas (1730 - 1795) frühklassizistische Ästhetik lehnte Runge brüsk als akademisch ab. 119,5 Gareis; 18 Gareis] Der Portraitist und Zeichner Johann Franz Peter Paul Gareis (1775 - 1803) war Schüler von Giovanni Battista Casanova (1730 - 1795)an der Dresdner Akademie. 119,6 Hardorf; 12 Hardorf] Auch Runges Mentor Gerdt Hardorff d. Ä. (1769 - 1864) studierte 1788–1794 bei Giovanni Battista Casanova (1730 - 1795)in Dresden. 119,8–9 von vorn herein auf diese äußere Composition; 11 Mengs] Runge wandte sich hier vehement gegen den Eklektizismus von Giovanni Battista Casanova (1730 - 1795), der ähnlich wie Anton Raphael Mengs (1728 - 1779) die Auffassung vertrat, man könne die charakteristischen Stilmittel der kanonisierten Meister in einem innovativen, neuartigen Ganzen zusammenführen.

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119,13–14 nicht die Gedanken erst und dann die Composition, sondern umgekehrt angefangen] Runges Vorstellungen von ästhetischer Subjektivität waren nicht mit der starren Kompositionsmanier der akademischen Ausbildung vereinbar. 119,20 Grassi] Josef Mathias Grassi (1757 - 1838) war seit 1799 Professor an der Dresdner Kunst-Akademie der Malerei, Bildhauer-Kunst, Kupferstecher- und Bau- kunst und stieß bei Runge ebenfalls auf Ablehnung. 121,4 sie] Runge spricht hier von seiner zukünftigen Gattin Pauline Bassenge (1785 - 1881). 121,5 der Familie] Gemeint ist die Familie von Charles Fre´de´ric Bassenge (1748 - 1829) und seiner Ehefrau Marie Fre´de´rique Bassenge, geb. Bassenge (1754 - 1818). 121,8 Speckter’s] Es handelt sich um Johann Michael Speckter (1764 - 1845). 121,14 Goethe; 3 Propyläen] Johann Wolfgang Goethe (1749 - 1832) gab die Kunst- zeitschrift Propyläen 1798–1800 unter der Mitwirkung von Johann Heinrich Meyer (1760 - 1832) heraus. 121,22–23 Gerne will ich arbeiten, kann ich dadurch dich und die Unabhängigkeit in der Kunst erhalten] Runge wurde von seinem ältesten Bruder Johann Daniel Runge (1767 - 1856) und seiner Familie in Wolgast tatkräftig unterstützt. 121,24 Dann, daß Pauline mein wird] Runge spricht von seiner Geliebten und zukünftigen Ehefrau, der sechzehnjährigen Pauline Bassenge (1785 - 1881). 121,27 Inspector Pechwell] Der Maler August Joseph Pechwell (1757 - 1811) war Schüler von Charles Franc¸ois Hutin (1715 - 1776) und wurde nach seinen Studi- enjahren in Rom zweiter Inspektor der kurfürstlichen Gemäldegalerie in Dresden. 121,30–31 Dann möchte ich wohl ein Jahr in Wien seyn, weil die Akademie dort die besten und zweckmäßigsten Sachen enthält] Die Wiener k.k. freye, vereinigte Aka- demie der bildenden Künste wurde 1772 auf Weisung des Staatskanzlers Wenzel Anton von Kaunitz-Rietberg (1711 - 1794) reformiert und etablierte sich 1786 im sogenannten St.-Anna-Gebäude in der Wiener Annagasse. Durch die weithin be- achtete Veranstaltung öffentlicher Kunstausstellungen und durch bedeutende Akademiemitglieder wie Paul Troger (1698 - 1762), Franz Christoph Janneck (1703 - 1761) oder Franz Anton Maulbertsch (1724 - 1796) zählte die Wiener Schule wieder zu den wichtigsten und renommiertesten Akademien in Europa. 121,32 Füger] Heinrich Friedrich Füger (1751 - 1818) wurde nach der Reorganisation der Wiener k.k. freyen, vereinigten Akademie der bildenden Künste durch Wenzel Anton von Kaunitz-Rietberg (1711 - 1794) 1783 zum Vizedirektor berufen, 1795 wurde er Akademiedirektor, 1806 Direktor der kaiserlichen Gemäldegalerie. 121,33 diesen Winter radiren zu lernen] Als grafische Reproduktionstechnik erlebte die Radierung durch die große Nachfrage nach illustrierten Druckmedien einen enormen Aufschwung. Im Gegensatz zu den Reproduktionsstechern plante der Peintre-graveur von vornherein, seine Werke auch als Grafik zu vertreiben.

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121,37 Rafael] Raffaello Santi (1483 - 1520) verkörperte für die Frühromantiker das Idealbild des Künstlers. 122,15–17 Deine Worte, daß du von deiner Seite zu meiner Ausübung der Kunst den Erwerb hinzufügen wolltest, setzten mich, ich gestehe es, etwas mit mir selbst in Streit] Runges Entschluss, nicht wohlfeil den Markt zu bedienen, machte ihn von der finanziellen Unterstützung durch den Bruder Johann Daniel Runge (1767 - 1856) abhängig. 122,20 Perthes; 20 Speckter] Friedrich Christoph Perthes (1772 - 1843) und Johann Michael Speckter (1764 - 1845) waren mit Runge und seinem ältesten Bruder Johann Daniel Runge (1767 - 1856) eng befreundet. 122,25–26 so fange ich diesen Winter hier noch mit dem Musikus Italiänisch an] Runge freundete sich im Sommer 1801 mit dem Pianisten und Komponisten Carl Ludwig Heinrich Berger (1777 - 1839) an. Ob Runge zu diesem Zeitpunkt noch vorhatte, nach Italien zu gehen, ist nicht eindeutig. Später verwarf er derartige Ideen mit Entschiedenheit.

117 an johann daniel runge in hamburg, dresden 27. oktober 1801

Überlieferung: Druck: Hinterlassene Schriften II. 1841.S.94–96.

122,32 Berger] Mit dem Pianisten und Komponisten Carl Ludwig Heinrich Berger (1777 - 1839) freundete sich Runge, wie aus dem Brief vom 12.9.1801 an seinen Bruder Johann Daniel Runge (1767 - 1856) hervorgeht, im Spätsommer 1801 an. 122,36 Naumann, der Capellmeister ist todt; 37 N.. 123,2 N.] Johann Gottlieb Naumann (1741 - 1801) war Schüler von Giuseppe Tartini (1692 - 1770), Giovanni Battista Martini (1706 - 1784) sowie Johann Adolph Hasse (1699 - 1783) und wurde nach mehreren Studienjahren in Italien 1776 Dresdner Hofkapellmeister. Auf Ein- ladung von König Gustav III. von Schweden (1746 - 1792) reorganisierte er die Kungliga Hovkapellet (Hofkapelle) und arbeitete für das 1773 gegründete Kungliga Teatern (Königliche Theater). 122,36 mein Musikus] Gemeint ist Carl Ludwig Heinrich Berger (1777 - 1839). 123,16–17 ich habe nur den Weg gefunden, meinen Weg muß ich nun gehen ] Runge erläuterte im Brief vom 6.10.1801 an seinen ältesten Bruder und Förderer Johann Daniel Runge (1767 - 1856) seine künstlerischen Ziele und Auffassungen. 123,18 wahre Kunst] Auch seine Vorstellung von ›wahrer Kunst‹ im Gegensatz zu uninspirierter Marktgängigkeit präzisierte Runge in seinem Brief vom 6.10.1801 an Johann Daniel Runge (1767 - 1856). Seinen künstlerischen Enthusiasmus ver- sucht er in seinem Brief vom 9.3.1802 an seinen Bruder in Worte zu fassen.

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123,26 Madonnna von Rafael] Runge meint die für die kurfürstlichen Sammlungen angekaufte Sixtinische Madonna (Madonna Sistina) von Raffaello Santi (1483 - 1520). 123,27 Jupiterskopf der Alten] In der Beschreibung der Churfürstlichen Antiken- Galerie in Dresden, zum Theil nach hinterlassenen Papieren Herrn Johann Friedrich Wacker’s ehemaligen Inspector’s dieser Galerie, bearbeitet von Johann Gottfried Lipsius (1754 - 1820) und 1798 in Dresden publiziert, werden mehrere in Frage kommende Plastiken angeführt. Hermann Hettners (1821 - 1882) Verzeichnis Die Bildwerke der Königlichen Antikensammlungen zu Dresden, 1869 in zweiter Auflage in Dresden publiziert, listet unter der Nr. 137 einen spätrömischen Jupiterkopf im Bestand des Dritten Saals der Antikensammlung auf. Der mit Runge bekannte Taschenbuchredaktor Wilhelm Gottlieb Becker (1753 - 1813) geht in seiner 1837 in Leipzig durch Wilhelm Adolph Becker (1796 - 1846) in zweiter Auflage herausge- gebenen Beschreibung Augusteum. Dresdens antike Denkmäler im Kapitel XXXIX auf Darstellungen des Jupiter im Dresdner Bestand ein. 123,29 meiner Geliebten] Runge spricht von seiner zukünftigen Gattin Pauline Bassenge (1785 - 1881), Tochter des Dresdner Handschuhfabrikanten Charles Fre´de´ric Bassenge (1748 - 1829) und dessen Ehefrau Marie Fre´de´rique Bassenge, geb. Bassenge (1754 - 1818). 123,34–35 die andern Schwestern sind so verheirathet worden] Aime´e Friederike Löwe, geb. Bassenge (1774 - 1837), heiratete am 5.6.1797 in Dresden den Jagdse- kretär Traugott Benjamin Löwe (1764 - 1845), Wilhelmine Elisabeth Georgi, geb. Bassenge (1775 - 1850), am 21.1.1798 den im Churfürstlich Sächsischen Hof= und Staats=Calender auf das Jahr 1794 im Abschnitt General=Kriegs=Gerichts=Colle- gium genannten Accessisten Friedrich Christian Georgi (1769 - 1825).

118 an conradchristian august b øhndel (böhndel) in kopenhagen, dresden 7. november 1801

Überlieferung: Druck: Hinterlassene Schriften II. 1841.S.96–97. – Hinterlassene Schriften I. 1840.S.218–219, 223.

124,14 ich bin in der Kunst jetzt ganz frey] In seinem Brief vom 6.10.1801 äußerte sich Runge gegenüber seinem Bruder Johann Daniel Runge (1767 - 1856) ausführ- licher über seine künstlerischen Ziele und seine Lebensplanung. 124,18–19 ich bin verliebt, und habe bis dahin noch die schönsten Hoffnungen] Runge spricht über seine Geliebte und die zukünftige Gattin Pauline Bassenge (1785 - 1881). 124,21 mit meinem Bruder in Hamburg] Runges ältester Bruder Johann Daniel Runge (1767 - 1856) war Kaufmann in Hamburg und Teilhaber der Kommissions- und Speditionshandlung Hülsenbeck, Runge & Co.

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124,22–24 wir werden einmal zusammen uns etabliren, denn die Kunst soll doch den Künstler nicht ernähren, sondern der Künstler die Kunst. Das reinste der Kunst ist schlechterdings nicht anders zu erlangen und zu begreifen] Runge zeigt sich hier als Verfechter des Begriffs einer ›reinen‹ Kunst, den auch Wilhelm Heinrich Wackenroder (1773 - 1798) und Johann Ludwig Tieck (1773 - 1853) in den Herzens- ergießungen eines kunstliebenden Klosterbruders (Berlin 1797) und im Roman Franz Sternbalds Wanderungen. Eine altdeutsche Geschichte (Berlin 1798) postulierten. Johann Daniel Runge (1767 - 1856) unterstützte Runges Entschluss, Künstler zu werden, nachhaltig. 124,25–26 Von einem Stücke, welches ich dieser Tage entworfen, findest du hierin eine kleine Skizze] Runge meint das 1803 entstandene Ölbild Die Lehrstunde der Nach- tigall (1931 in München verbrannt), das vor allem von Friedrich Gottlieb Klopstocks (1724 - 1803) 1775 zu Papier gebrachter Ode Die Lehrstunde, 1798 im Zweyten Band der Oden (Leipzig bei Georg Joachim Göschen (1752 - 1828)) er- schienen, sowie seiner Liebe zu seiner späteren Ehefrau Pauline Bassenge (1785 - 1881) inspiriert wurde. Die an seinen Freund Conrad Christian August Bøhndel (Böhndel) (1779 - 1847) gesandte Skizze gilt als verloren. 124,26–27 nach Klopstock] Runges erster Entwurf seines Bildes Die Lehrstunde der Nachtigall (Hamburger Kunsthalle,Kh1926/130) zeigt unterhalb der Zeichnung die aus dem Gedächtnis rekapitulierte fünfte Strophe von Friedrich Gottlieb Klopstocks (1724 - 1803) Ode Die Lehrstunde aus dem Jahr 1775. 124,27–28 Psyche, Amor seine Frau] Runge rekurriert bei seinem Entwurf für das Gemälde Die Lehrstunde der Nachtigall nicht allein auf Friedrich Gottlieb Klopstocks Gedicht Die Lehrstunde, sondern auch auf die antike Erzählung von Amor und Psyche von Apuleius von Madauros (um 125 - 180 n. Chr.), wobei er der Figur der Psyche die Züge seiner zukünftigen Gattin Pauline Bassenge (1785 - 1881) gab. Die Vorstellung, dass Psyche die vor ihr auf einem Ast sitzende Amorette musikalisch unterweise, wird in der Rahmenarabeske mit den geflügelten Amo- retten und Nachtigallen in verschlungenem Pflanzenwerk visualisiert. 124,30 meine Liebe] Runge meint die im Brief vom 27.10.1801 an seinen Bruder Johann Daniel Runge (1767 - 1856) als »Geliebte« bezeichnete Pauline Bassenge (1785 - 1881). 124,31 Basrelief] Runges 1802 fertiggestelltes Ölbild Der Triumph des Amor (Ham- burger Kunsthalle,Kh2691) im Format 6,5 x 172 cm wirkt durch die Grisaille- Malerei wie ein Basrelief und war als Supraporte für das Haus seines Bruders Jakob Friedrich Runge (1771 - 1811) in Wolgast gedacht. 125,6 Kinder] Im frühromantischen Kindheitsmotiv verbinden sich zivilisations- kritische und utopische Momente zu einem Ideal ungebrochener, ursprünglicher Naivität. Im Werk Johann Ludwig Tiecks (1773 - 1853) und anderer Romantiker wird die Kindheit topisch als Gegenentwurf zum zivilisatorischen Erscheinungs- bild der Gegenwart begriffen.

Urheberrechtlich geschütztes Material © 2021 Verlag Ferdinand Schöningh, ein Imprint der Brill Deutschland GmbH Wollmarktstr. 115, D–33098 Paderborn 130 13./14. November 1801

119 an johann daniel runge in hamburg, dresden 13./14. november 1801

Überlieferung: Druck: Hinterlassene Schriften II. 1841.S.97.

125,10 Veith] Johann Philipp Veith (1768 - 1837) arbeitete um 1800 für die Meissener Porzellan-Manufaktur und war Schüler des Malers und Kupferstechers Adrian Zingg (1734 - 1816). 125,11 in die Harmonie in’s Concert, wo auch gewisse Leute sind] Die am 20.2.1786 gegründete, seit 1800 unter dem Namen Harmonie firmierende, zunächst nur auf 100 Mitglieder beschränkte Gesellschaft von Akademikern und Künstlern verfügte über Clubräume in der Plauenschen Gasse in der Wilsdruffer Vorstadt Dresdens. 125,13 daß ich sie nicht sehe] Charles Fre´de´ric Bassenge (1748 - 1829) sprach sich zunächst gegen eine Verbindung seiner Tochter Pauline Bassenge (1785 - 1881) mit Runge aus. 125,17 Eiffe] Unzufrieden mit dem Curriculum der Kopenhagener Akademie grün- dete Runge in Kopenhagen zusammen mit Conrad Christian August Bøhndel (Böhndel) (1779 - 1847) und Johann Gottfried Eiffe (1773 - 1818) einen privaten Zirkel zur praktischen und theoretischen Weiterbildung. 125,20 Mir ist nun die Musik noch ganz etwas anderes] Angeregt durch seinen Freund, den Komponisten und Pianisten Carl Ludwig Heinrich Berger (1777 - 1839), entwickelte Runge ein ausgeprägtes Interesse für die in der Hofkir- che dargebotene katholische Sakralmusik. Am 14.11.1801, einem Samstag, kam hier die aus 60 Musikern bestehende Kurfürstlich-Sächsische Kapelle ihrem Kirchen- dienst nach.

120 an david joachim runge in neddemin im strelitzischen, dresden 21. november 1801

Überlieferung: Druck: Hinterlassene Schriften II. 1841.S.97–98.

125,28 Deine glücklichen Bräutigamstage] Runges älterer Bruder David Joachim Runge (1773 - 1843) ging 1791 als Landwirtschaftseleve zu seinem Schwager Jacob Christian Hellwig (1744 - 1797), dem Ehemann seiner Schwester Ilsabe Dorothea Hellwig, geb. Runge (1764 - 1810). Kurz vor seiner Heirat mit der Gutspächter- tochter Sophia Christina Regina Otto (1785 - 1853)am25.11.1801 pachtete er die Güter Neddemin und Brunn im Amtsgerichtsbezirk Neubrandenburg. 125,29 unsre Schwester Maria] Runges ältere Schwester Maria Elisabeth Runge (1763 - 1839), genannt ›Mrieken‹, blieb unverheiratet und lebte in Wolgast im Haus in der Kronwiekstraße. Die beiden Kreidezeichnungen Runges mit der gleichen

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Bezeichnung Bildnis der Schwester Maria Elisabeth im Profil (Hamburger Kunst- halle,Kh1926/128 sowie Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett, Inv. Nr.: F III. 1904, SZ Runge 6) entstanden 1798. 126,15–17 Ich kann keinen so sichern Weg gehen, wie der in der vollen Würklichkeit des bürgerlichen Lebens ist] Bereits in seinem Brief vom 6.10.1801 an seinen Bruder Johann Daniel Runge (1767 - 1856) erläuterte Runge seine künstlerischen Ziele und seine Bereitschaft, eine bürgerliche Wohlsituiertheit als zweitrangig anzusehen. 126,18 muß die Liebe mir das feste und sichere Steuer seyn] Wie Runges Arbeiten zum Bildkomplex Die Lehrstunde der Nachtigall zeigen, rückte die Liebe zu Pauline Bassenge (1785 - 1881) in das Zentrum seiner ästhetischen Praxis.

121 an johann daniel runge in hamburg, dresden 2. dezember 1801

Überlieferung: Druck: Hinterlassene Schriften II. 1841.S.98–100.

127,2 Graff] Der aus Winterthur stammende Portraitmaler Anton Graff (1736 - 1813) wurde 1766 an die Dresdner Allgemeine Kunst-Akademie der Malerei, Bildhauer-Kunst, Kupferstecher- und Baukunst berufen und arbeitete als Hofmaler für den sächsischen Kurfürsten Friedrich August III. (1750 - 1827). 127,5 Tieck; 8 Tieck; 11 T.] Runge und der 1802 nach Ziebingen bei Frank- furt/Oder übergesiedelte Johann Ludwig Tieck (1773 - 1853) teilten ähnliche Auf- fassungen über die Rolle der Kunst. 127,6 daß ich seine Schriften so gut kenne] Runge beschäftigte sich intensiv mit Wilhelm Heinrich Wackenroders (1773 - 1798) und Johann Ludwig Tiecks (1773 - 1853) Herzensergießungen eines kunstliebenden Klosterbruders (Berlin 1797) sowie Tiecks Künstlerroman Franz Sternbalds Wanderungen. Eine altdeutsche Geschichte (Berlin 1798). 127,7 Eiffe] Runge kannte Johann Gottfried Eiffe (1773 - 1818) seit den gemeinsa- men Zeichenstunden bei Gerdt Hardorff d. Ä. (1769 - 1864) in Hamburg. 127,8 Hartmann] Runge stand mit dem Maler Christian Ferdinand Hartmann (1774 - 1842) seit seiner Auseinandersetzung mit der Weimarer Preisaufgabe 1801 und seinen Entwürfen zum Thema Achill und Skamandros in regem Austausch. 127,8 Faber] Der Hamburger Maler und Kupferstecher Johann Joachim Faber (1778 - 1846) lebte von 1797–1802 in Dresden und war mit Runge befreundet. 127,9 Dürer] In Johann Ludwig Tiecks (1773 - 1853) Künstlerroman Franz Stern- balds Wanderungen. Eine altdeutsche Geschichte (Berlin 1798) wird Albrecht Dürer (1471 - 1528) zu einer idealen Künstlerfigur stilisiert.

Urheberrechtlich geschütztes Material © 2021 Verlag Ferdinand Schöningh, ein Imprint der Brill Deutschland GmbH Wollmarktstr. 115, D–33098 Paderborn 132 7. Dezember 1801

127,14 Hrn. Oberconsistorialraths] »Schnack« steht hier nicht für einen Personen- namen, sondern für den norddeutschen Begriff ›Schnack‹, gleichbedeutend mit Geschwätz, Gerede. 127,16 Gareis; 17 Gareis; 24 G.] Johann Franz Peter Paul Gareis (1775 - 1803) war Schüler von Giovanni Battista Casanova (1730 - 1795) und galt seit seiner ersten Ausstellung 1794 als herausragendes Talent. 127,17 Herr B.] Carl August Böttiger (1760 - 1835) äußerte sich, wie Johann Daniel Runge (1767 - 1856)imZweyten Theil der Hinterlassenen Schriften (Hamburg 1841. S. 99) belegt, voreilig über die von Johann Franz Peter Paul Gareis (1775 - 1803) und Runge eingereichten Arbeiten zum Wettbewerb der ›Weimarer Kunstfreunde‹ 1801 in der Allgemeinen Zeitung. 127,18 Rafael] Raffaello Santi (1483 - 1520) wurde von den Frühromantikern als Idealbild eines Künstlers verehrt. 127,23 Es würde mich freylich sehr schmerzen, wenn auch Goethe] Tatsächlich stieß Runges zum Weimarer Preisausschreiben 1801 eingereichte Pinselzeichnung in Braun und Weiß Achill und Skamandros (Hamburger Kunsthalle,Kh34231) bei Johann Wolfgang Goethe (1749 - 1832) und den Kunstfreunden auf Ablehnung. 127,26 meine Zeichnung] Runge meint seine für den Weimarer Wettbewerb einge- sandte Pinselzeichnung im Format 52,7 x 66,3 cm zum Thema Achill und Skaman- dros (Hamburger Kunsthalle,Kh34231).

122 an daniel nikolaus runge in wolgast, dresden 7. dezember 1801

Überlieferung: Druck: Hinterlassene Schriften II. 1841.S.100–101.

128,17 Dichter Tieck] Runge freundete sich gegen Ende des Jahres 1801 mehr und mehr mit Johann Ludwig Tieck (1773 - 1853) an. Tiecks Minnelieder aus dem Schwäbischen Zeitalter erschienen 1803 in der Realschulbuchhandlung in Berlin mit Kupfern nach Zeichnungen von Runge. 128,17 (Triumph des Amor’s)] Es handelt sich um die als Gesamtkomposition be- zeichnete Kreidezeichnung im Format 30,0 x 73,1 cm (Hamburger Kunsthalle, Kh 34239). 128,32 Mein Freund der Musikus] Runge und Carl Ludwig Heinrich Berger (1777 - 1839) hatten sich im Sommer 1801 näher kennengelernt. 128,32 Naumann’s Tod] Der weit über die Grenzen Sachsens bekannte Hofkapell- meister Johann Gottlieb Naumann (1741 - 1801) starb am 23.10.1801 an einem Schlaganfall.

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128,33 hiesigen Capelle] Die aus 60 Musikern bestehende Kurfürstlich-Sächsische Kapelle, die Vorgängerformation der Sächsischen Staatskapelle Dresden, besaß als herausragender Klangkörper einen europaweiten Ruf und zog immer wieder be- deutende Musiker wie Johann David Heinichen (1717 - 1729), Jan Dismas Zelenka (1679 - 1745), Johann Adolph Hasse (1699 - 1783) oder Johann Gottlieb Naumann (1741 - 1801) an. Die von Carl Ludwig Heinrich Berger (1777 - 1839) komponierte ›Trauercantate‹ wurde anlässlich der Trauerfeier für Johann Gottlieb Naumann in der Dresdner Kreuzkirche aufgeführt. 129,1 auf dem großen Altarblatt von Mengs] Das großformatige Gemälde Christi Himmelfahrt von Anton Raphael Mengs (1728 - 1779) wurde 1767 in der Dresdner Hofkirche aufgestellt. 129,3–4 Alfanzereien des Katholicismus] Als Protestant schätzte Runge die katho- lische Kirchenmusik, bewahrte aber gegenüber der unvertrauten Liturgie Distanz. 129,7 Löwenapotheker in der Willschen Gasse] Das Privileg zur Etablierung einer zweiten Apotheke am Dresdner Markt wurde am 3.2.1560 erteilt. 129,8 Eiffe] Das ursprünglich enge Verhältnis zu Johann Gottfried Eiffe (1773 - 1818) hatte sich im Spätsommer 1801 deutlich abgekühlt, da Eiffe den stren- gen künstlerischen Anspruch Runges nicht teilte. 129,11 Rubens] Wie der Brief vom September 1801 an Conrad Christian August Bøhndel (Böhndel) (1779 - 1847) zeigt, brachte Runge dem flämischen Barockmaler Peter Paul Rubens (1577 - 1640) nicht immer die hier geäußerte Wertschätzung entgegen.

123 an johann daniel runge in hamburg, dresden 13. dezember 1801

Überlieferung: Druck: Hinterlassene Schriften II. 1841.S.102.

129,18 Von Weimar] Runge meint das Votum der ›Weimarischen Kunstfreunde‹ über seine zum Wettbewerb 1801 eingereichte Zeichnung Achill und Skamandros (Hamburger Kunsthalle,Kh34231) in Braun und Weiß auf braun grundiertem Papier. 129,19 Mein Amor ist jetzt auf die Leinewand gezeichnet] Das am 20.3.1802 vollen- dete, als Grisaille einem Basrelief täuschend ähnliche Ölbild im Format 66,7 x 172,5 cm mit dem Titel Triumph des Amors (Hamburger Kunsthalle,Kh2691) wurde unmittelbar nach der Fertigstellung mit Erfolg auf der Dresdner Jahresausstellung zum Namenstag des Kurfürsten (5.3.1802) ausgestellt. 129,20 Tieck; 28 T.] Runge freundete sich, wie aus dem Brief vom 2.12.1801 an seinen Bruder Johann Daniel Runge (1767 - 1856) hervorgeht, in Dresden im Haus von Johann Joachim Faber (1778 - 1846) mit dem Frühromantiker Johann Ludwig Tieck (1773 - 1853) an.

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129,21 Vater] Daniel Nikolaus Runge (1737 - 1825) verfolgte mit großem Interesse, aber auch mit Sorge die künstlerische Entwicklung seines Sohnes. 129,29 Hartmann] Christian Ferdinand Hartmann (1774 - 1842) beriet Runge bei der Konzeption der für den Wettbewerb der ›Weimarer Kunstfreunde‹ eingereich- ten Zeichnung Achill und Skamandros (Hamburger Kunsthalle,Kh34231). 129,29 er las uns ein Lustspiel von Holberg vor] Runge waren die Lustspiele des dänisch-norwegischen Dichters Ludvig Holberg (1684 - 1754), wie der auf das Stück Den politiske Kandestøber (1722) rekurrierende Begriff ›Kannegießer‹ im Brief an seinen Bruder Johann Daniel Runge (1767 - 1856) vom 26.6.1801 erkennen lässt, durchaus präsent.

124 an conradchristian august b øhndel (böhndel) in kopenhagen, dresden 18. dezember 1801

Überlieferung: Druck: Hinterlassene Schriften II. 1841.S.102–105.

130,23–24 mein Bruder in Hamburg] Runges ältester Bruder Johann Daniel Runge (1767 - 1856) lebte in Hamburg und war Teilhaber der Firma Hülsenbeck, Runge & Co., die am 11.5.1807 aufgrund der zeitbedingten wirtschaftlichen Pertubationen aufgelöst wurde. 130,27 liebenswürdigen Weibes] Runge lernte Pauline Bassenge (1785 - 1881)im Sommer 1801 kennen. Ihr Vater Charles Fre´de´ric Bassenge (1748 - 1829) erhob zu- nächst, so der Brief vom 13.11.1801, massive Einwände gegen eine Verbindung seiner Tochter mit Runge. 130,29 Durch Charlatanerien muß ich mir den Weg zu ihr bahnen] Wie der Brief vom 13.11.1801 an seinen Bruder Johann Daniel Runge (1767 - 1856) erkennen lässt, versuchte Runge auf verschiedene Weise, die Bedenken seines zukünftigen Schwiegervaters Charles Fre´de´ric Bassenge (1748 - 1829) zu entkräften. 130,38 Hans ohne Sorgen] Das Märchen Hans ohne Sorgen gilt als schwäbisches Volksmärchen und wurde 1852 durch die Sammlung Deutsche Volksmärchen aus Schwaben. Aus dem Munde des Volkes gesammelt von Ernst Heinrich Meier (1813 - 1866) popularisiert. 131,4 Professor Wiedewelt; 4 Juel; 4 Abildgaard] Runge studierte bei Jens Juel (1745 - 1802) und Nicolai Abraham Abildgaard (1743 - 1809), versuchte aber durch die Vermittlung von Conrad Christian August Bøhndel (Böhndel) (1779 - 1847) mit dem Bildhauer Johannes Wiedewelt (1731 - 1802) in Kontakt zu kommen, da er dessen Rat bei seiner Beschäftigung mit dem geplanten monumentalen Wandbild Die Heimkehr der Söhne suchte. Runge, der die akademische Lehre von Jens Juel und Nicolai Abraham Abildgaard nicht sonderlich schätzte, wurde dennoch von

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beiden Professoren beeinflusst. So inspirierten ihn beispielsweise Nicolai Abra- ham Abildgaards Repoussoirkompositionen oder Jens Juels auf einem genauen Lichtstudium beruhende Portraitmalerei. 131,14 Veith] Johann Philipp Veith (1768 - 1837) war Schüler von Adrian Zingg (1734 - 1816) und mit Runge befreundet. Johann Philipp Veith arbeitete für die Meissener Porzellanmanufaktur, 1802 unternahm er mit einem kurfürstlich säch- sischen Stipendium eine Studienreise nach Italien. 131,30–31 Brunschen Hause] Friederike Sophie Christiane Brun (1765 - 1835), geb. Münter, führte einen weit über die Grenzen Dänemarks bekannten Salon in Kopenhagen. 131,38 Grassi] Wie aus dem Brief vom 6.10.1801 an seinen Bruder Johann Daniel Runge (1767 - 1856) hervorgeht, schätzte Runge den Professor an der Dresdner Akademie, Josef Mathias Grassi (1757 - 1838), als wenig eigenständigen Künstler ein. 131,41 Graff. 132,15 Graff] Der Portraitmaler Anton Graff (1736 - 1813) übte, wie das 1802 entstandene Selbstbildnis mit braunem Kragen (Hamburger Kunsthalle, Kh 1002) zeigt, erkennbaren Einfluss auf Runge aus. 131,42 Prof. Juel; 42 Prof. Wiedewelt. 132,15 Prof. Wiedewelt; 15 Juel] Conrad Chris- tian August Bøhndel (Böhndel) (1779 - 1847) war Schüler des Hofbildhauers Johan- nes Wiedewelt (1731 - 1802); Jens Juel (1745 - 1802) empfahl Runge dem Dresdner Professor Anton Graff (1736 - 1813). 132,1 Hartmann] Runge beriet sich mit Christian Ferdinand Hartmann (1774 - 1842) über die Kompositionsprinzipien seiner Zeichnung Achill und Skamandros (Hamburger Kunsthalle,Kh34231). 132,2 Klengel] Johann Christian Klengel (1751 - 1824) war Schüler von Christian Wilhelm Ernst Dietrich (1712 - 1774) und wurde 1802 als Professor an die Allge- meine Kunst-Akademie der Malerei, Bildhauer-Kunst, Kupferstecher- und Baukunst in Dresden berufen. 132,3 Mechau] Der Landschaftsmaler und Radierer Jakob Wilhelm Mechau (1745 - 1808) war Schüler von Bernhard Rode (1725 - 1797) und ein enger Freund Heinrich Friedrich Fügers (1751 - 1818). 132,4 Schulz] Christian Gottfried Schultze (1749 - 1819) studierte als Hofstipendiat bei (1715 - 1808) in Paris und fertigte um 1780 den ersten Reproduktionsstich von Raffaello Santis (1483 - 1520) Sixtinischer Madonna (Madonna Sistina) an. 132,5 Mengsische Sammlung] 1783 wurden 833 Gipsabgüsse vornehmlich griechi- scher und römischer Antiken für das Dresdner Johanneum aus dem Nachlass von Anton Raphael Mengs (1728 - 1779) angekauft, die 1794 im Erdgeschoss Aufstel- lung fanden.

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132,5 Kupferstichcabinet] 1720 wurde auf Weisung von Friedrich August I. (August II.) (1670 - 1733) Kurfürst von Sachsen, König von Polen-Litauen, ein eigenes Museum für grafische Kunst etabliert. 132,15 Clemens] Johann Friedrich Clemens (1746 - 1831) war dänischer Hofkupfer- stecher in Kopenhagen. 132,20 Eiffe] Runges Verhältnis zum Studienkollegen Johann Gottfried Eiffe (1773 - 1818) hatte sich im Sommer 1801 aufgrund künstlerischer Differenzen deut- lich abgekühlt.

125 an daniel nikolaus runge in wolgast, dresden 24. dezember 1801

Überlieferung: Druck: Hinterlassene Schriften II. 1841.S.105–106.

132,28 Tieck’s Frau] Johann Ludwig Tieck (1773 - 1853) heiratete am 3.5.1798 Maria Amalia Alberti (1769 - 1837), genannt ›Malchen‹, die Tochter des Hamburger Theo- logen Julius Gustav Alberti (1723 - 1772) und Schwägerin des Komponisten Johann Friedrich Reichardt (1752 - 1814). 132,31 Leuchtermanschetten] Es handelt sich um Scherenschnitte, die gegen das Licht gehalten wie ein Schattenriss oder ein Silhouettenfries wirkten und vor einer Kerze platziert wurden. 132,31–32 ein Buch Schaumgold] Als Schaumgold bezeichnet man sehr dünne Blättchen aus einer Legierung von Kupfer und Zink, die als unechtes Gold auf Messingteile aufgebracht wurden. 132,32 Wachsstock] In katholischen Gebieten wurden zu Maria Lichtmess am 2. Februar dünne, aufgerollte Kerzen verschenkt, die bei Lichtmangel vor Ort an- gezündet werden konnten. 132,36 Meine Wirthin Apothekerin] Seit 1798 war Karl Gottfried Bünger (1768 - 1813) Pächter der Löwenapotheke in Dresden. 133,15–16 ich sehe es gewiß so recht lebhaft ein, was meine Lage für Vorzüge vor Andrer Lage hat] Runge reagiert hier offensichtlich auf die Antwort von Daniel Nikolaus Runge (1737 - 1825) auf seinen Brief vom 7.12.1801. Runges Vater unter- stützte die künstlerischen Ambitionen seines Sohnes, äußerte aber auch seine Sorge über die materiellen Unsicherheiten einer Malerexistenz.

126 an maria elisabeth runge undcarl hermann runge in mecklenburg , dresden 27. dezember 1801

Überlieferung: Druck: Hinterlassene Schriften II. 1841.S.107–108.

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133,23 Schwester] Runges älteste Schwester Maria Elisabeth Runge (1763 - 1839) lebte in der Kronwiekstraße in Wolgast und blieb unverheiratet. Runge fertigte 1798 zwei Kreidezeichnungen mit ihrem Portrait im Profil an. 133,29 Jeremiaden] Jeremiade bezeichnet in Anlehnung an den biblischen Pro- pheten Jeremia ein Klagelied oder eine Jammerrede. 134,20 Marien] Runge meint seine Schwester Maria Elisabeth Runge (1763 - 1839). 134,23–24 Helwigschen Kinder] Aus der Ehe von Ilsabe Dorothea Hellwig, geb. Runge (1764 - 1810), und dem Gutspächter Jacob Christian Hellwig (1744 - 1797) gingen die Töchter Maria Charlotte Friederica Hellwig (1790 - 1806), Wilhelmina Sophia Hellwig (1791 - 1820) sowie Christine Hellwig (1793 - 1877) hervor. 1806 - 1807 portraitierte Runge seine sechzehnjährige Nichte Wilhelmina Sophia Hellwig (1791 - 1820). Das Ölbild mit der Bezeichnung Bildnis Wilhelmine Helwig im Format 116 x 91 cm lässt deutliche Anklänge an das Bildnis der Charlotte Bartholin-Eichel erkennen, das Runges Lehrer Jens Juel (1745 - 1802)um1800 schuf. Jens Juels Portrait wurde vom schwedischen Maler Gunnar Borjeson (1877 - 1945) minutiös kopiert. 134,24 Daniel] Runges ältester Bruder Johann Daniel Runge (1767 - 1856) war Kaufmann in Hamburg. 134,33 P.] Runge spricht über seine Geliebte und zukünftige Ehefrau Pauline Bassenge (1785 - 1881).

127 an caroline ilsabe perthes, geb. claudius, in hamburg, dresden 29. dezember 1801 〈Adressiert: 〉 An Caroline P.

Überlieferung: Staatsarchiv Hamburg, (Bestand) 622–1/82 Perthes, Sign. Mappe 2 g, 19. Druck: Degner 1939.S.30–35. – Degner 1940.S.56–58. Zeichensetzung verändert, fehlerhaft.

135,8 B:] Runge meint hier den Kompagnon von Friedrich Christoph Perthes (1772 - 1843), Johann Heinrich Besser (1775 - 1826), der ihm ein enger und langjäh- riger Freund war. 135,14 Göthe] In Johann Wolfgang Goethes (1749 - 1832) Stück Das Jahrmarktsfest zu Plundersweilern (1773/1778) ruft das Pfefferkuchenmädchen »Pfeffernüß! ha, ha, ha!«. 135,21 Faber] Im Haus des befreundeten Malers Johann Joachim Faber (1778 - 1846) lernte Runge den Dichter Johann Ludwig Tieck (1773 - 1853) kennen. 135,21 Alberti] Maria Agatha Alberti (1767 - 1812), die sechste Tochter des Ham- burger Predigers Julius Gustav Alberti (1723 - 1772), stand in freundschaftlichem Kontakt mit der Familie von Matthias Claudius (1740 - 1815). Als Malerin vertiefte sie ihre Kenntnisse bei einem Studienaufenthalt in Dresden.

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135,22–23 transparenteleuchtermanschetten] Bereits in seinem Brief vom 24.12.1801 an seinen Vater Daniel Nikolaus Runge (1737 - 1825) schreibt Runge über die als Scherenschnitte gestalteten Leuchtermanschetten, die wie ein Silhouetten- fries wirkten. 135,23 Hampelleuten] Im Brief vom 24.12.1801 an seinen Vater Daniel Nikolaus Runge (1737 - 1825) ist von »einem Hampelmann« die Rede. 135,24 buch Gold; 33 Buch Gold] Runge meint hier, wie der Brief an Daniel Nikolaus Runge (1737 - 1825) zeigt, Schaumgoldblättchen aus einer Legierung von Kupfer und Zink, die wie ein Buch zusammengebunden waren. 135,32 Cartoffeln mit der Schell] Es handelt sich um in der Schale gegarte Kartoffeln. 135,37 Swetschenprinzen] Wie aus dem Brief vom 24.12.1801 an seinen Vater Daniel Nikolaus Runge (1737 - 1825) hervorgeht, dienten »Menschen aus Back- pflaumen und Rosinen« als Weihnachtsgabe. 136,8 Ramdor] Friedrich Wilhelm Basilius von Ramdohr (1757 - 1822) war kurhan- noverscher Diplomat und Mitglied der 1751 gegründeten Gesellschaft der Wissen- schaften zu Göttingen. 136,9 Dorothea; 26 Dorothea] Es handelt sich um die Tochter von Johann Ludwig Tieck (1773 - 1853) und Maria Amalia Tieck (1769 - 1737), geb. Alberti, Dorothea Tieck (1799 - 1841). 136,12 Parze] In der römischen Mythologie wurden die Schicksalsgöttinnen Parzen genannt. 136,13 Schulz; 19 Schultz] Christian Gottfried Schultze (1749 - 1819) studierte als Hofstipendiat bei Johann Georg Wille (1715 - 1808) in Paris und fertigte um 1780 den ersten Reproduktionsstich von Raffaello Santis (1483 - 1520) Sixtinischer Madonna (Madonna Sistina) an. 136,14 Tieck; 18 T:; 24 Tieck] Mit dem Schriftsteller Johann Ludwig Tieck (1773 - 1853) war Runge eng befreundet. 1803 schuf Runge fünf Illustrationen für die von Johann Ludwig Tieck bearbeiteten und herausgegebenen Minnelieder aus dem Schwäbischen Zeitalter, die im gleichen Jahr in der Realschulbuchhandlung in Berlin erschienen. 136,17 Unterricht auf der Scheere] Seit seiner frühen Jugend perfektionierte Runge die gestalterischen Möglichkeiten der Silhouette und des Scherenschnitts. 136,18 hartmann; 18 H:] Seit seiner Teilnahme an den Weimarer Preisaufgaben 1801 schätzte Runge den Rat des aus Stuttgart stammenden Malers Christian Ferdinand Hartmann (1774 - 1842). 136,18 seine Frau] Maria Amalia Alberti (1769 - 1837) heiratete 1798 Johann Lud- wig Tieck (1773 - 1853). 136,27 Agneschen] Agnes Marie Perthes (1798 - 1868) war die älteste Tochter von

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Caroline Ilsabe Perthes (1774 - 1821), geb. Claudius, und Friedrich Christoph Perthes (1772 - 1843). 136,28–29 Meße in der Cathol: Kirche] Runge berichtet wiederholt in seinen Brie- fen von seinen durch Carl Ludwig Heinrich Berger (1777 - 1839) angeregten Besuchen in der katholischen Hofkirche in Dresden. 136,30 Enoch] Der Buchhändler Carl Friedrich Enoch Richter (1778 - 1834) gehörte in seiner Hamburger Zeit zum Freundeskreis um die Brüder Runge. 136,32 Deutschen Magazin] Die Zeitschrift Deutsches Magazin erschien 1791–1800 in Hamburg. Der Herausgeber war der Kameralist Christian Ulrich Detlev von Eggers (1758 - 1813). 136,36 Tieck] Johann Ludwig Tiecks (1773 - 1853) Märchenspiel Der gestiefelte Kater erschien 1797 in Berlin unter der pseudonymen Autorschaft »Peter Leberecht«. 137,1–2 Perthes Besser Lotte Mama Daniel Specter Trienchen Hülsenbeck seine Frau Wülffing] Es handelt sich um folgende Personen: Friedrich Christoph Perthes (1772 - 1843), Johann Heinrich Besser (1775 - 1826), Wilhelmine Charlotte Christiane Perthes (Schilling) (1785 - 1872), Margarethe Christiane Perthes (1748 - 1834), geb. Heubel, genannt ›Mama Perthes‹, Johann Daniel Runge (1769 - 1856) und Johann Michael Speckter (1764 - 1845), Catharina Speckter (1781 - 1842), geb. Schott, genannt »Trienchen«, die Ehefrau von Friedrich August Hülsenbeck (1766 - 1834) sowie Johann Friedrich Wülffing (um 1762 - 1815). 137,2 Herman] Runges jüngerer Bruder Carl Hermann Runge (1779 - 1863) war 1801 alleiniger Leiter der Pachtgüter seiner verwitweten Schwester Ilsabe Doro- thea Hellwig, geb. Runge (1764 - 1810), mit dem beachtlichen Jahresgehalt von 1000 Reichstalern. 137,2–3 Papa und Mama und alle andern in Wandsbeck] Gemeint ist die Familie von Matthias Claudius (1740 - 1815) und Anna Rebecca Claudius (1754 - 1832), geb. Behn, in Wandsbek. 137,3 Schotts; 3 Hertrich] Johann Michael Speckter (1764 - 1845), Teilhaber der Firma Hülsenbeck, Runge & Co., ehelichte 1800 die Hamburger Kaufmannstochter Catharina Schott (1781 - 1842), Heinrich Joachim Herterich (1772 - 1852) war Runges Zeichenlehrer in den frühen Hamburger Jahren. 137,5 Caroline] Caroline Ilsabe Perthes (1774 - 1821), die älteste Tochter von Matthias Claudius (1740 - 1832), vermählte sich am 15.3.1797 mit dem Sortiments- buchhändler Friedrich Christoph Perthes (1772 - 1843).

128 an johann daniel runge in hamburg, dresden 29. dezember 1801 Überlieferung: Druck: Hinterlassene Schriften II. 1841.S.108–109.

137,8 Speckter’s] Johann Michael Speckter (1764 - 1845), Teilhaber der Firma Hül- senbeck, Runge & Co., war ein sachkundiger Grafiksammler.

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137,8 Hardorf’s] Runges Mentor Gerdt Hardorff d. Ä. (1769 - 1864) studierte bei Giovanni Battista Casanova (1730 - 1795) und war ab 1803 als Zeichenlehrer am Johanneum in Hamburg tätig. 137,9 Achillesbild] Friedrich Ludwig Heinrich Waagen (1750 - 1825) nahm bei sei- nem Aufenthalt in Dresden 1801 mehrere Zeichnungen von Runge zur Ansicht für den Bruder Johann Daniel Runge (1767 - 1856) mit, unter anderem auch die Zeich- nung Achill und Skamandros (Hamburger Kunsthalle,Kh34229). 137,15–16 Amorsbild mache ich zu der hiesigen Ausstellung fertig] Wie aus dem Schreiben an Johann Daniel Runge (1767 - 1856) vom 13.12.1801 und dem Brief an Daniel Nikolaus Runge (1737 - 1825) vom 24.12.1801 hervorgeht, beschäftigte sich Runge seit längerem mit seinem schließlich 1802 vollendeten Ölbild Der Triumph des Amor (Hamburger Kunsthalle,Kh2691). Er beabsichtigte, wie er seinem Vater im Weihnachtsbrief andeutet, es »zur hiesigen Ausstellung« in Dresden »auszu- arbeiten«.

129 an friedrich christoph perthes und johann daniel runge in hamburg, dresden 〈12. januar〉 1802 〈Adressiert an: 〉 Herrn Friedr Perthes. Hamburg

Überlieferung: Staatsarchiv Hamburg, (Bestand) 622–1/82 Perthes, Sign. Mappe 2 g, 21. Druck: Degner 1939.S.33–39. Unvollständig, Zeichensetzung verändert, fehlerhaft, im Detail ungenau. – Degner 1940.S.58–63. Zeichensetzung verändert, fehlerhaft, im Detail ungenau. – Hinterlassenen Schriften II. 1841.S.109–110. Bruchstück, vom Autograf stark abweichend.

137,28 Carls Geburtstag] Carl Hermann Runge (1779 - 1863) hatte am 12.1. Geburts- tag. 137,31 Caroline] Caroline Ilsabe Perthes, geb. Claudius (1774 - 1821), und Friedrich Christoph Perthes (1772 - 1843) heirateten am 2.8.1797. 137,32 Daniel] Runges ältester Bruder, Johann Daniel Runge (1767 - 1856), war eng mit der Familie von Friedrich Christoph Perthes (1772 - 1843) befreundet. 138,1 Tiek; 2 Tieck] Johann Ludwig Tiecks (1773 - 1853) Phantasien über die Kunst, für Freunde der Kunst waren 1799 im Verlag von Friedrich Christoph Perthes (1772 - 1843) in Hamburg erschienen. 138,3 ich habe ein sehr großes Zutrauen] Runge hatte Johann Ludwig Tieck (1773 - 1853) im November 1801 bei Johann Joachim Faber (1778 - 1846) schätzen gelernt. 138,14 Umgang mit Menschen] Adolph Franz Friedrich Ludwig von Knigges (1752 - 1796) Schrift Ueber den Umgang mit Menschen wurde 1788 in zwei Teilen in der Schmidtschen Buchhandlung in Hannover publiziert.

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138,14 Ifland] Wie August Ferdinand Bernhardi (1769 - 1820), August Wilhelm Schlegel (1767 - 1845) oder Friedrich Schlegel (1772 - 1829) sah auch Runge die Theaterstücke von August Wilhelm Iffland (1759 - 1814) als seichte Unterhaltung an. Bernhardis im Berlinischen Archiv der Zeit und ihres Geschmacks von 1789–1800 veröffentlichte Theaterbesprechungen waren eine kritische Auseinandersetzung mit dem Repertoire des Königlichen National-Theaters in Berlin. Bernhardi war 1799–1805 mit der jüngeren Schwester von Tieck, Sophie Tieck (1775 - 1833) verheiratet. 138,16 Veith; 20 V:] Der Maler und Kupferstecher Johann Philipp Veith (1768 - 1837) war Schüler von Adrian Zingg (1734 - 1816). 138,18 Sp] Gemeint ist Johann Michael Speckter (1764 - 1845), Teilhaber der Kom- missions- und Speditionshandlung Hülsenbeck, Runge & Co. 138,21 B hause; 23 B hause] Runge spricht hier über das Haus der Familie von Charles Fre´de´ric Bassenge (1748 - 1829) und seiner Ehefrau Marie Fre´de´rique Bassenge, geb. Bassenge (1754 - 1818). 138,24 die Mutter] Es geht um Pauline Bassenges (1785 - 1881) Mutter, Marie Fre´de´rique Bassenge, geb. Bassenge (1754 - 1818), die Ehefrau des Dresdner Hand- schuhfabrikanten Charles Fre´de´ric Bassenge (1748 - 1829). 138,24 geschoßen] Runge meint ›verschossen‹, ›verliebt‹ oder von Amor »geschoßen«. 138,31 P:] Wie Runge in seinem Brief vom 13.11.1801 an Johann Daniel Runge (1767 - 1856) berichtete, unternahmen die Eltern von Pauline Bassenge (1785 - 1881) zunächst alles, um die Liaison ihrer Tochter mit Runge zu unterbinden. 138,37 unter mahlung meines bildes] Das Ölbild Der Triumph des Amor (Hamburger Kunsthalle,Kh2691) wurde 1802 vollendet. 138,40 Demiani und Hartman] Runge suchte wiederholt den Rat von Christian Ferdinand Hartmann (1774 - 1842), aber auch von Carl Friedrich Demiani (1768 - 1823). 139,4 Graff] Anton Graff (1736 - 1813) war seit 1789 Professor für das Portraitfach an der Dresdner Akademie und Runges Lehrer. 139,13 Müllersbriefen; 14 Frau B] Friederike Sophie Christiane Brun, geb. Münter (1765 - 1835), die Runge aus Kopenhagen kannte, publizierte 1802 anonym die Briefe Johannes von Müllers (1752 - 1809) an Karl Victor von Bonstetten (1745 - 1832) unter dem Titel Briefe eines jungen Gelehrten an seinen Freund im renommierten Verlag von Johann Friedrich Cotta (1764 - 1832) in Tübingen. 139,21 Faber; 21 Tieck] Der Hamburger Maler Johann Joachim Faber (1778 - 1846) hielt sich 1797–1802 in Dresden auf. Wie Runge bereits im Brief vom 2.12.1801 an seinen Bruder Johann Daniel Runge (1767 - 1856) schrieb, lernte er Johann Ludwig Tieck (1773 - 1853) bei Johann Joachim Faber kennen.

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139,21 Wagen] Friedrich Ludwig Heinrich Waagen (1750 - 1825) war Leiter einer von ihm ins Leben gerufenen Hamburger Mal- und Zeichenakademie. Er war der Schwager von Johann Friedrich Reichardt (1752 - 1814). 139,23 Veith] Johann Philipp Veith (1768 - 1837) war seit 1798 als Motivzeichner für die Meissener Porzellan-Manufaktur tätig. 139,40 die Freuleins, vom Weihnachten bey Tiecks her] In seinem Brief vom 29.12.1801 an Caroline Ilsabe Perthes (1774 - 1821) berichtete Runge von »2 Freu- leins Töchter eines General Adjutanten«. 139,42 Caroline] Gemeint ist Caroline Ilsabe Perthes (1774 - 1821), geb. Claudius. 140,1 Ober Kriegs Kommisair Neuman] Johann Leopold Neumann (1745 - 1813) war Oberkriegskommissar, Schriftsteller, Komponist und Übersetzer. 140,1 The Dansant] In der Zeit um 1800 wurde der in England in Mode gekom- mene ,Tea dance oder ,The´ dansant als geschlossene nachmittägliche Gesellschaft im privaten Kreis organisiert. 140,2 Franz Sternbald; 3 Tieck; 4 T:; 6 Tieck; 7 Tieck; 8 T:] Johann Ludwig Tieck (1773 - 1853) veröffentlichte seinen Künstlerroman Franz Sternbalds Wanderungen. Eine altdeutsche Geschichte 1798 in Berlin im Verlag von Johann Friedrich Unger (1753 - 1804). 140,4–5 Sommernachtstraum] August Wilhelm Schlegel (1767 - 1845) übersetzte William Shakespeares (1564 - 1616) Komödie A Midsummer Night’s Dream. 140,5 Hofsecretair Ernst] Ludwig Emanuel Ernst (1752 - 1826) war der Schwager von Friedrich Schlegel (1772 - 1829) und August Wilhelm Schlegel (1767 - 1845). 140,7 Cora Neumann] Unter diesem Namen erschien 1800 in Dresden eine Folge von sechs Radierungen, zum Teil nach Zeichnungen von Franz Gareis (1776 - 1803). Cora Natalie Neumann (1782 - 1827), verh. Gebhard, war eigentlich Sängerin und Pianistin. 140,8 Hartman] Gemeint ist Christian Ferdinand Hartmann (1774 - 1842). 140,10 Caroline Graf] Caroline Susanne Graff (1781 - 1824), die Tochter des Malers Anton Graff (1736 - 1813), heiratete 1805 den Landschaftsmaler Carl Ludwig Kaaz (Katz) (1773 - 1810), der Johann Wolfgang Goethe (1749 - 1832) in Karlsbad Zei- chenunterricht erteilte und von Charlotte Elisabeth Konstantia von der Recke (1756 - 1833) gefördert wurde. Anton Graff portraitierte seine Tochter Caroline Susanne Graff 1801 (Hamburger Kunsthalle,Kh269). 140,14 Veith] Johann Philipp Veith (1768 - 1837) war nicht nur mit Runge, sondern auch mit Caspar David Friedrich (1774 - 1840) gut bekannt. 140,19 den jungen Schädler] Der aus Konstanz stammende Maler und Radierer Johann Georg Schaedler (1777 - 1866) studierte an der Wiener k.k. freyen, verei- nigten Akademie der bildenden Künste.

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140,21 den Hoffmann; 21 der tollen Kroß] Es handelt sich um Joseph Hoffmann (1764 - 1812), der mehrfach beim Wettbewerb der ›Weimarer Kunstfreunde‹ einen Preis bekam. Im Adressbuch Dresden zur zweckmäßigen Kenntniß seiner Häuser und deren Bewohner (Zweyte Ausgabe. Dresden 1799) findet sich zu »Kroß« auf Seite 230 folgender Eintrag: »Kroß, Fdr., Lohngerbermeister, Wllßd. Vst. Gerber- gasse N. 878.« 140,22 bey Neuwiet] Das 190 n. Chr. erbaute Kastell in Neuwied wurde seit 1791 mehrfach durch Grabungen untersucht. 140,33 Göttin der Vernunft ] Der 1793–1794 herrschende Kult der Vernunft ›Culte de la Raison‹ äußerte sich auch in Kirchenschändungen, ikonoklastischen Hand- lungen und Plünderungen. 141,1 Caroline ist schon außer Gefahr] Carolin Ilsabe Perthes (1774 - 1821), geb. Claudius, wurde am 10.1.1802 von ihrer zweiten Tochter Luise Caroline Henriette Perthes (1802 - 1880) entbunden. Runge stellte sie als Dreijährige auf dem Ölbild Die kleine Perthes (Klassik Stiftung Weimar, Museen, Inv. Nr.: G 948) 1805 dar.

130 an carl hermann runge in pleetz, dresden 12./13./14. januar 1802 〈Adressiert an: 〉 Herrn Carl Herman Runge zu Pleetz bey Friedland in Mecklenburg Streliz

Überlieferung: Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg, Sign. NPOR : 218–220. Druck: Degner 1940.S.63–66. Zeichensetzung verändert, fehlerhaft, im Detail ungenau.

141,8 der 12te ist doch beßer] Carl Hermann Runge (1779 - 1863) wurde am 12.1. geboren, er hatte also Geburtstag. 141,12 Pachtgeschichte; 13 Hellwigsch; 14 Hrn d’Hahn] Carl Hermann Runge (1779 - 1863) erlernte die Landwirtschaft bei seinem Schwager Jacob Christian Hellwig (1744 - 1797), dem Ehemann seiner Schwester Ilsabe Dorothea Hellwig (1764 - 1810), geb. Runge. Jacob Christian Hellwig war Pächter der Güter Roga, Salow, Bresewitz, Ramelow, Schwanbeck und Bassow bei Friedland, die zum Besitz des Erblandmarschalls und Reichsgrafen Friedrich II. von Hahn (1742 - 1805) auf Schloss Basedow am Malchiner See gehörten. Der Reichsgraf war einer der größten Großgrundbesitzer Norddeutschlands und korrespondierte mit Johann Gottfried Herder (1744 - 1803) und dem dänischen Außenminister Andreas Peter von Bernstorff (1735 - 1797). Ab 1801 war Carl Hermann Runge alleiniger Leiter der Pachtgüter seiner verwitweten Schwester mit einem Jahressalär von 1000 Reichs- talern. 141,12 Vater] Daniel Nikolaus Runge (1737 - 1825) lebte als Schiffsreeder und Kauf- mann in Wolgast.

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141,15 Faber] Johann Joachim Faber (1778 - 1846) war Schüler von Friedrich Lud- wig Heinrich Waagen (1750 - 1825). 1797–1802 studierte er an den Akademien in Dresden und Prag, 1802–1804 in Wien. Nach seinem Romaufenthalt 1806–1808 lebte Faber hauptsächlich von Portraitaufträgen in Hamburg und auf der Insel Helgoland. 141,16 Dav] Gemeint ist Johann Daniel Runge (1767 - 1856), Runges ältester Bruder. 141,21 Eiffe] Runge wohnte in den ersten Wochen in Dresden mit Johann Gott- fried Eiffe (1773 - 1818) zusammen. 141,23 ’wer nicht liebt Weib Wein’] In dem von Johann Gustav Büsching (1783 - 1829) 1817 in Breslau herausgegebenen Aufsatzband Der Deutschen Leben, Kunst und Wissen im Mittelalter findet sich Christoph Ziemssens (1747 - 1824) Beitrag mit dem Titel Nachricht von dem Pokal, welchen die Universität zu Witten- berg Luthern zum Hochzeitsgeschenk verehrt hat, nebst einer Beschreibung desselben, der deutlich macht, dass die Auffassung, die Liedzeile stamme von Martin Luther (1483 - 1546), durch das von Heinrich Ludwig Theodor Giesebrecht (1792 - 1873)in Friedrich Heinrich Karl de la Motte-Fouque´s (1777 - 1843) Frauentaschenbuch für das Jahr 1816 veröffentlichte Gedicht Die Hochzeitsgabe wesentlich befördert wurde. Eine Autorschaft Luthers ist ebenso wenig gesichert wie die von Johann Heinrich Voß (1751 - 1826). 141,32 meine Liebes Afaire] Runge meint seine Zuneigung zu seiner Geliebten Pauline Bassenge (1785 - 1881). 141,37 Dl] Es handelt sich um ein von Runge häufiger gebrauchtes Kürzel für den Namen seines ältesten Bruders Johann Daniel Runge (1767 - 1856). 142,1 deine Braut] Runges Bruder Carl Hermann Runge (1779 - 1863) heiratete am 9.8.1805 Heinrike Wilhelmine Brückner (1786 - 1852), Tochter des Arztes und Hof- rates Adolf Friedrich Brückner (1744 - 1823) und dessen Ehefrau Ernestine Clara Sophie Marie Brückner (1758 - 1827), geb. Lemcke. 142,4 das Mädchen; 11 Pauline; 17 P:] Runge spricht von seiner zukünftigen Ehefrau Pauline Bassenge (1785 - 1881). 142,9 Veith; 15 Veith; 19 Veith; 22 Veith] Laut dem Neuen Nekrolog der Deutschen, 1839 im 15. Jahrgang in Weimar erschienen, lebte Johann Philipp Veith (1768 - 1837) um 1800 vom Verkauf der auf seiner Studienreise nach Italien erworbenen Meis- terzeichnungen und als Kupferstecher und Motivzeichner der Meissner Porzellan- Manufaktur. Später wurde er Professor an der Dresdner Akademie. 142,10 als gehülfen] Charles Fre´de´ric Bassenge (1748 - 1829) und Marie Fre´de´rique Bassenge, geb. Bassenge (1754 - 1818), versuchten den Kontakt ihrer Tochter Pau- line Bassenge (1785 - 1881) zu Runge zunächst zu unterbinden. 142,14 die Alte Graff] Anton Graff (1736 - 1813) heiratete 1771 die 17 Jahre jüngere Tochter des Schweizer Philosophen und Ästhetikers Johann Georg Sulzer

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(1720 - 1779), Elisabetha Sophie Augusta Sulzer (1753 - 1812). Graff portraitierte seine Ehefrau mehrfach, besonders bekannt ist das Ölbildnis aus dem Jahr nach der Hochzeit (1772) aus der ehemaligen Sammlung Briner und Kern Winterthur. 142,18 ihre Mutter] Gemeint ist Marie Fre´de´rique Bassenge, geb. Bassenge (1754 - 1818). 142,18 Adspecten] In seiner spontanen, individuellen Rechtschreibung redet Runge von ›Aspekten‹. 142,24 athen] Das unüblich geschriebene Wort steht für ›Atem‹. 142,27 Vater; 27 Mutter] Daniel Nikolaus Runge (1737 - 1825) und seine Ehefrau Magdalena Dorothea Runge, geb. Müller (1737 - 1818), waren seit dem 14.10.1762 verheiratet. 142,21 die Pauline; 29 die Pauline] Gemeint ist Pauline Bassenge (1785 - 1881), Runges zukünftige Ehefrau. 142,35–36 das letzte mahl mit Tiek] In seinem Brief vom 12.1.1802 an Friedrich Christoph Perthes (1772 - 1843) und Johann Daniel Runge (1767 - 1856) berichtete Runge von ausgelassenen Tanzabenden des Freundeskreises von Johann Ludwig Tieck (1773 - 1853). 142,37 lichtmanschetten] Bereits in seinem Brief an seinen Vater Daniel Nikolaus Runge vom 24.12.1801 schreibt Runge von »Leuchtermanschetten« als Feiertags- schmuck. 142,37–38 sehr hübsche freuleins] Schon in dem Brief an Caroline Ilsabe Perthes, geb. Claudius (1774 - 1821), vom 29.12.1801 und im auf den 12.1.1802 zu datierenden Schreiben an Friedrich Christoph Perthes (1772 - 1843) und den Bruder Johann Daniel Runge (1767 - 1856) ist von den »2 Freuleins« die Rede. 142,41 Ich arbeite nun an Jacob seinen Thürstück] Nachdem Runge die Pläne für ein großes Wandbild im neuen Wolgaster Haus von Jakob Friedrich Runge (1771 - 1811) aufgegeben hatte, nahm er ein älteres Projekt aus dem Jahr 1800 noch einmal auf und konzipierte in Dresden jetzt eine zweite Version mit dem Titel Triumph des Amor, die als Supraporte dienen sollte. 143,8 Reisebeschreibung durch Seeland] Mit Conrad Christian August Bøhndel (Böhndel) (1779 - 1847) unternahm Runge von Kopenhagen aus eine Wanderung, die im Ersten Theil der Hinterlassenen Schriften von Philipp Otto Runge, Mahler (Hamburg 1840.S.374–414) unter dem Titel Fußreise in Seeland, oder: Erzählung aller kleinen und grossen Vorfälle auf einer Wanderung durch das nördliche Seeland im Pfingsten 1800 beschrieben wird. 143,8 David] David Joachim Runge (1773 - 1843) war Pächter der Güter Neddemin und Brunn im Amtsgerichtsbezirk Neubrandenburg und war seit dem 25.11.1801 mit Sophia Christina Regina Runge, geb. Otto (1785 - 1853), verheiratet.

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143,13 die neue Schwester] Gemeint ist die Schwägerin Sophia Christina Regina Runge (1785 - 1853), geb. Otto. 143,13 Mrieken] »Mrieken« war der Kosename für Runges älteste Schwester Maria Elisabeth Runge (1763 - 1839). 143,16 Neuwiet; 16–17 eine Alte Römische Stadt unter der Erde] Runge sprach bereits im Brief vom 12.1.1802 an Friedrich Christoph Perthes (1772 - 1843) und sei- nen ältesten Bruder Johann Daniel Runge (1767 - 1856) über das in Neuwied seit 1791 mehrfach durch Grabungen untersuchte römische Kastell aus dem Jahr 190 n. Chr.

131 an johann daniel runge in hamburg, dresden 18. januar 1802

Überlieferung: Druck: Hinterlassene Schriften II. 1841.S.110.

143,27–28 Zuversicht, daß mir die schönste süßeste Liebe würklich werden kann] Runge spricht von seiner Liebe zu Pauline Bassenge (1785 - 1881). 143,30–31 ’Gott ist allein, der Glauben hält, sonst wär’ kein Glaub’ mehr in der Welt’] Diese Sentenz findet sich unter anderem in der Ausgabe Das Andäch- tig=Singende Evangelische Zion. Oder Vollständiges Gesang=Buch, Welches in sich hält Zwölf Hundert Lieder, Die in denen Chur= und Fürstl. Sächsischen Kirchen, auch andern Orten, gesungen werden; Dem zugleich beygefüget ist ein Gebet=Buch, die 1736 in Zwickau erschien.

132 zusammen mit johann ludwig tieck an carl friedrich enoch richter in leipzig, dresden 24. januar 1802

Überlieferung: Autograf in ungenanntem Privatbesitz.

144,5 Genoveva] Johann Ludwig Tiecks (1773 - 1853) Trauerspiel Leben und Tod der heiligen Genoveva entstand 1799 und erschien 1800 im zweiten Band der Roman- tischen Dichtungen (S. [1]–330) im Verlag von Carl Friedrich Ernst Frommann (1765 - 1837) in Jena. 144,7 ’Oktavianus’] Auch das Lustspiel in zwei Teilen Kaiser Octavianus publizier- te Johann Ludwig Tieck (1773 - 1853) 1804 bei Carl Friedrich Ernst Frommann (1765 - 1837) in Jena. 144,13 Frd’or] Gemeint ist die Münzeinheit Franc d’or. 144,23 Tieck] Runge hatte sich 1801 mit Johann Ludwig Tieck (1773 - 1853) ange- freundet.

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