Entwicklung der Massaria-Krankheit in Deutschland

Entwicklung der Massaria-Krankheit in Deutschland in den letzten Jahren

Recent development of Massaria disease of plane trees in Germany von Rolf Kehr

Zusammenfassung Summary

Seit mindestens zwei Jahrzehnten ist die Symp- Symptoms of Massaria disease ( tomatik der Massaria-Krankheit der Platane in platani , anamorph Macrodiplodiopsis platani ) Deutschland vorhanden, im Jahr 2003 wurde der have been present in Germany for at least two Erreger offiziell nachgewiesen. Das gegenwärtige decades. The involvement of the branch Wissen zur Biologie des Erregers und zur Symp- death, soft rot and subsequent branch breakage tomentwicklung wird im Artikel dargestellt. Da of spp. was officially recognized only in es eine Vielzahl von Rindenerkrankungen der 2003. The article gives the present knowledge on Platane mit der Gefahr der Verwechslung gibt, biology and symptom development of the disease. werden die typischen Symptome der Erkrankung The symptoms and causes of other, similar bark differentialdiagnostisch von anderen Krankheits- diseases of Platanus spp. are also presented. Typi- bildern der Rinde abgegrenzt. Dabei wird auch cal symptoms of newly recognized bark cankers of auf Krankheitsbilder am Hauptstamm der Pla- the main stem caused by Botryosphaeria dothi- tane eingegangen, die durch andere Pilzarten dea were found for the first time in Germany by ausgelöst werden können. Die Erfahrungen der the author in 2010. These are also illustrated and letzten Jahre zeigen, dass die Schadensdynamik discussed. The past years have shown that disease der Massaria-Krankheit durch ausgeprägte Tro- dynamics of Massaria disease are influenced to ckenperioden, nicht nur im Sommer, beeinflusst a great extent by periods of drought, not only in wird. Krankheitsschübe und damit ein erhöhter summer. Massive occurrence of symptoms and Kontroll- und Pflegebedarf entstehen erfahrungs- thus the necessity for increased tree controls and gemäß im Verlauf einiger Monate nach solchen tree care to prevent branch breakage usually take Trockenperioden. place within several months of drought periods.

1 Einleitung Baumkontrolle und Baumpflege ( DUJESIEFKEN et al. 2005). Seit dem Erstnachweis des Erregers Splanchnonema platani ( CES .) BARR (Syn. Massaria platani CES .) Inzwischen ist die Massaria-Krankheit fast überall in als Erreger der „Massaria-Krankheit“ an Platane in Deutschland zu finden, wobei das Ausmaß der Schäden Deutschland ( KEHR & KRAUTHAUSEN 2004) ist eine in- je nach Standort und geographischer Lage schwankt. tensive Diskussion zum Umgang mit der Krankheit Mit diesem Beitrag soll der Stand des Wissens zur entstanden ( DUJESIEFKEN et al. 2005; KEHR & DUJESIEFKEN Biologie und Schadensdynamik des Erregers darge- 2006; KEHR 2007; DUJESIEFKEN & KEHR 2008; BRELOER stellt werden. Dabei soll vor allem auf die Erfahrungen 2010). Es kommt bei der Massaria-Krankheit zwar und Entwicklungen der letzten Jahre eingegangen in der Regel nicht zum Tod von Bäumen, sondern le- werden. Weiterhin geht es darum, die typischen diglich einzelner Äste, aber die damit einhergehende Symptome der Erkrankung differentialdiagnostisch Bruchgefahr bedeutet einen erhöhten Aufwand bei von anderen Krankheitsbildern der Rinde abzugren-

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zen, damit unterschiedliche Krankheitsbilder in der Baumpflegepraxis korrekt zugeordnet werden.

2 Biologie und Verbreitung des Erregers der Massaria-Krankheit

S. platani ist ein Schwächeparasit aus der Klasse der Askomyzeten, der in Europa bereits seit längerer Zeit in Italien, Frankreich und Spanien als Verursacher von Rindenschäden an und P. × hybrida bekannt war ( NALLI 1981; CICCARONE 1988; GROSCLAUDE & ROMITI 1991). In den USA gilt der Pilz als Verursacher eines Zweigsterbens sowohl an P. oc- Abbildung 1: Spitz auslaufende, frische Rinden- cidentalis als auch an Acer ( SINCLAIR & LYON 2005). nekrose durch Massaria-Befall Die meisten Autoren sehen S. platani als einen von mehreren Parasiten, die geschwächte Platanenäste zum Absterben bringen können ( NALLI 1981; CICCARONE 1988; GROSCLAUDE & ROMITI 1991, PILOTTI 2002).

In Deutschland wurde der Nachweis für den Pilz S. platani als Verursacher der Massaria-Krankheit an Platanen erstmals 2003 in Koblenz geführt ( KEHR & KRAUTHAUSEN 2004). In den folgenden Jahren häuften sich die Nachweise aus zahlreichen anderen Regionen Deutschlands, mit einem deutlichen Schwerpunkt der Schäden in wärmeren Gegenden Süd- und West- deutschlands ( DUJESIEFKEN et al. 2005; KEHR & DUJE - SIEFKEN 2006; KEHR 2007; DUJESIEFKEN & KEHR 2008). Inzwischen lässt sich durch zahlreiche Nachweise Abbildung 2: Rosa verfärbte, frisch auch ausländischer Wissenschaftler konstatieren, abgestorbene Rinde an der Astoberseite nach dass die Krankheit an Platanen in ganz Mitteleuropa Massaria-Befall und zumindest in Teilen Großbritanniens zu finden ist ( AGESTA 2004; CECH et al. 2007; NEVILLE F AY mündl. den nach dem Absterben schnell brüchig und werden Mitt.). Die Intensität des Befalls ist jedoch offenbar vom Wind ausgekämmt. Da die Nebenfruchtform des regional sehr unterschiedlich. In Deutschland gibt Pilzes in der abgestorbene Zweigrinde gebildet wird, es eindeutige Hinweise darauf, dass das Krankheits- lässt sich auf diese Weise das Vorhandensein des Erre- bild der Massaria-Krankheit in Süddeutschland seit gers in einem Platanenbestand nachweisen. den 1980er Jahren vorhanden ist ( DUJESIEFKEN & KEHR 2008). Werden Äste von der Massaria-Krankheit befallen, so handelt es sich zumeist um schwach wüchsige bzw. untergeordnete Äste, vor allem im unteren Kro- 3 Symptomatik nendrittel bzw. in weniger belichteten, inneren Kro- nenteilen. Nach den Erfahrungen der letzten Jahre S. platani kann als Schwächeparasit und „natür- können Äste bis deutlich in den Starkastbereich hin- licher Astreiniger“ zunächst dünnere, untergeordnete ein befallen werden (im Extremfall bis ca. 40 cm Ast- und schlecht belichtete Zweige in allen Kronenteilen, basisdurchmesser). auch in vitalen Platanen, befallen. Solche Zweige wer-

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Abbildung 3: Längliche Nekrosen auf der Ast- Abbildung 5: Gute Auskeimung der Konidien oberseite durch zeitlich nacheinander von Macrodiplodiopsis desmazieresii bei 35 °C ablaufende Schübe der Massaria-Krankheit. und Licht Die zuerst aufgetretene Nekrose ist als schma- ler, dunklerer Streifen deutlich zu erkennen chen. Daher zeigt der betroffene Ast in solchen Fällen zunächst keine Veränderungen in der Belaubung. Die breiteste Stelle des Nekrosestreifens befindet sich meist am Astansatz, während der Streifen sich in Richtung der Astspitze verjüngt. Dabei kann er, je nach Ausmaß des Drehwuchses, auch seitlich bzw. unten am Ast verlaufen, um schließlich nach einigen Dezimetern oder Metern spitzelliptisch auszulaufen (Abbildung 1). Die Nekrosenbildung auf der Oberseite von Ästen kann sich in mehreren zeitlichen Schüben entwi- ckeln. Gelegentlich bildet sich an der Oberseite der Astbasis eine schmale, nur wenige Zentimeter breite Rindennekrose, die zunächst zum Stillstand kommt. Einige Monate später, möglicherweise auch erst ein Jahr später, stirbt dann seitlich davon ein breiterer Abbildung 4: Astbruch einige Monate nach Rindenstreifen ab (Abbildung 3). Absterben des Astes durch S. platani Frisch abgestorbene, junge Rinde ist unmittelbar Bei Befall von Ästen gibt es zwei grundsätzliche Ver- nach dem Absterben hellrot bis rosa gefärbt (Abbil- laufsformen: Bei der einen stirbt der gesamte Ast rela- dung 2), aber dies ist nicht unbedingt ein spezifisches tiv rasch ab, was sich innerhalb der Vegetationsperio- Merkmal für die Massaria-Krankheit, da auch andere de durch vorzeitigen Laubfall bemerkbar macht. Diese Erreger von Rinden- und Kambiumnekrosen eine sol- Verlaufsform findet man häufiger bei dünneren, eher che Verfärbung auslösen können. steil angesetzten Ästen, auch in der oberen Krone. Bei der anderen Verlaufsform, die eher stärkere, waage- Im Verlauf einiger Monate nach dem Tod der Rinde recht wachsende Äste in der unteren Krone betrifft, bildet der Pilz im abgestorbenen Rindengewebe zu- stirbt das Rindengewebe streifenförmig ab, zumeist nächst die Pyknidien (Fruchtkörper) mit dunklen, (aber nicht immer) auf der Astoberseite. Dabei bilden vierzelligen Konidien der Nebenfruchtform, Macro- sich langgestreckte, scharf von dem noch lebenden diplodiopsis desmazieresii ( MONT .) PETRAK aus (Ab- Gewebe abgegrenzte Rinden- und Kambiumnekrosen, bildung 5). Später entstehen, teilweise vermischt mit die selten mehr als die Hälfte des Astumfangs errei- den Pyknidien, im Rindengewebe die Fruchtkörper

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und Sporen der zugehörigen Hauptfruchtform, S. pla- deren Pilzarten verursacht jedoch eine so rasch fort- tani . Spätestens einige Monate nach dem Absterben schreitende Holzfäule wie S. platani . Stark in ihrer ist die abgestorbene Rinde durch den Konidien- und Vitalität beeinträchtigte Platanen können nicht nur Sporenausstoß daher oftmals schwärzlich verfärbt. an Zweigen und Ästen, sondern auch am Hauptstamm Anschließend fällt die rissig gewordene Rinde in Stü- Rinden- und Kambiumschäden durch diese Schwä- cken ab. Die darunter erscheinende Oberfläche des cheparasiten aufweisen. Als Verursacher von Nekrosen Astholzes erscheint braun gescheckt, im Gegensatz zu am Hauptstamm wurde durch den Autor in der Ver- „normalem“ Totholz der Platane, dessen Oberfläche gangenheit nur in Ausnahmefällen Splanchnonema eher grau-weiß ist. platani gefunden, häufiger dagegen Apiognomonia veneta, Botryosphaeria dothidea und Fusarium spp. Nach dem Rindentod kann sich die Fäule im Holz so (KEHR et al. 2003; KEHR und KRAUTHAUSEN 2004). schnell entwickeln, dass es innerhalb weniger Monate zu den für die Massaria-Krankheit charakteristischen Sprödbrüchen kommen kann (Abbildung 4, DUJESIEF - 4.1 Ceratocystis platani KEN et al. 2011). Allerdings ist die Zeitspanne, bis zu der die Bruchgefahr deutlich ansteigt, abhängig von Das größte Potential für Rindennekrosen an starken der Breite der Nekrose und der Stärke des Astes. Die Ästen und am Hauptstamm der Platane hat der ag- Beobachtungen aus den zurückliegenden Jahren zei- gressive, zu den Askomyzeten gehörende Erreger des gen, dass sehr starke Äste mit nur schmaler, obersei- Platanenkrebses, Ceratocystis platani ( J. M. W ALTER ) tiger Nekrose und starkem, platanentypischem Stütz- ENGELBR . & T. C. HARR . Dieser Quarantäne-Erreger, gewebe auf der Astunterseite die Fäule längere Zeit der aus Nordamerika stammt und seit etwa Ende auf ein relativ schmales, flaches Segment des Holzes des Zweiten Weltkrieges im südlichen Europa auf begrenzen können. Dies ändert jedoch nichts an der dem Vormarsch ist, führt nicht nur zu mehrjährigen Tatsache, dass solche Nekrosen sich in den folgenden Krebsnekrosen, sondern auch zu einer Gefäßerkran- Jahren erweitern und somit auch das Ausmaß der kung ähnlich der Ulmenwelke und damit zum Ab- Fäule dann allmählich ansteigt. Die Einschätzung, sterben des Baumes. Er ist damit eindeutig die größte wie schnell an solchen Ästen tatsächlich akute Bruch- Bedrohung für Platanen ( WALTER et al. 1952; FERRARI gefahr und somit Handlungsbedarf entstehen, gehört & PICHENOT 1976; WULF 1995; PANCONESI 1999; ENGEL - zu den noch zu wenig erforschten Aspekten dieser BRECHT et al. 2004, OCASIO -M ORALES et al. 2007). Erkrankung, denn das Entfernen größerer Äste mit Massaria-Befall schafft naturgemäß große Astungs- Es gibt inzwischen zwar Hinweise auf resistentere Pla- wunden, die Eintrittspforten für Holzfäulepilze wie tanensorten ( VIGOROUX & OLIVIER 2004; PILOTTI et al. Inonotus hispidus (Zottiger Schillerporling) sind 2009), aber diese werden erst in Zukunft als Jungbäu- (STOBBE & DUJESIEFKEN 2011). Die bisherigen Beobach- me zur Verfügung stehen, so dass von einer generellen tungen lassen den Schluss zu, dass die durch S. plata- hohen Anfälligkeit unserer Hybridplatanen für den ni verursachte Fäule jedenfalls nicht von befallenen Platanenkrebs ausgegangen werden muss. Bislang Ästen in das Holz des Hauptstammes vordringen kann. hat es jedoch noch keinen Nachweis von C. platani an Platanen in Deutschland gegeben. Rindennekro- sen am Hauptstamm der Platane sind jedoch allein 4 Differentialdiagnose zu anderen wegen dieses (melde- und bekämpfungspflichtigen!) Rindenerkrankungen Erregers immer Anlass, eine genaue Differentialdia- gnose durch Experten durchführen zu lassen. Zweigsterben sowie Rinden- und Kambiumnekrosen an Platane können durch mehrere unterschiedliche Pilze ausgelöst werden. Die Gemeinsamkeit mit S. 4.2 Apiognomonia veneta platani liegt bei allen Arten, bis auf den Erreger des Platanenkrebses ( Ceratocystis platani ), darin, dass es Der zu den Askomyzeten gehörende Pilz Apiogno- sich um Schwächeparasiten handelt. Keiner dieser an- monia veneta ( SACC . & SPEGG .) HÖHN . verursacht in

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Abbildung 6: Welke der Blätter und Jungtriebe Abbildung 8: Absterben von einjährigen Zweigen durch den Erreger der Blattbräune, und Knospen durch Apiognomonia veneta im Apiognomonia veneta Frühjahr 2010

Abbildung 7: Rindennekrose durch Abbildung 9: Rindennekrose im Ausmaß etwa Apiognomonia veneta an Platanenzweig 40 × 10 cm durch Apiognomonia veneta an stärkerem Platanenast der Hauptsache die Blattbräune der Platane. Diese 1997). In aller Regel erholen sich die Bäume durch Erkrankung, die von Jahr zu Jahr in unterschied- einen vitalen Neuaustrieb im Laufe des Sommers. Bei licher Befallsstärke auftritt, führt zu Blattnekrosen Jungbäumen kann es jedoch zum Ausfall sämtlicher und Blattsterben sowie zum Tod von jungen Trieben Knospen und zur Abtötung des gesamten Laubes kom- (Abbildung 6, BUTIN 1996; WULF und BUTIN 1987; WULF men, so dass solche Bäume auch absterben können.

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Vor allem in Jahren mit kühl-feuchter Frühjahrswit- terung fallen solche Schäden auf, zum Beispiel 2010 (Abbildung 6 und 8). An stark prädisponierten Bäu- men kann der Pilz aber auch größere Rinden- und Kambiumnekrosen an mehrjährigen Trieben (Abbil- dung 7), seltener auch an älteren Ästen (Abbildung 9) und sogar gelegentlich am Hauptstamm verursachen. Identifizierbar sind die Nekrosen einerseits durch Iso- lation des Pilzes aus dem Nekrosenrand, andererseits durch die Fruchtkörper der Discula -Nebenfrucht- form. In der Regel werden kleinere Nekrosen bis etwa 10 cm Länge und 2 cm Breite in den Folgejahren vom Baum überwallt; eine Holzfäule wird vom Erreger nicht verursacht.

4.3 Fusarium sp.

Fusarium solani ( MART .) SACC . ist ein weltweit ver- breiteter Pilz aus der Klasse der Askomyzeten, der als Schwächeparasit an zahlreichen Gehölzen Rinden- schäden verursachen kann ( BOYER 1961; DOCHINGER & SELISKAR 1962; WOOD & SKELLY 1964). Die oben zitierten Autoren betonen bei dieser Erkrankung den wichtigen Einfluss der Wirtsschwächung durch Faktoren wie Trockenstress. An Platane entstehen während der Ve- getationsruhe Nekrosen und mehrjährige Krebse der Rinde an Ästen und am Hauptstamm, vor allem im mediterranen Raum ( NALLI 1980; PILOTTI et al. 2002). An Platane im Saarland wurden entsprechende Schä- Abbildung 10: Etwa 20 × 5 cm große Nekrose den 2003 gefunden ( KEHR et al. 2003) und bislang am Hauptstamm einer Platane, verursacht vom Autor mehrfach im süddeutschen Raum identi- durch Fusarium sp. fiziert. Hierbei handelt es sich um wenige cm breite und nur etwa 2 bis 15 cm lange, ein- bis mehrjährige Nekrosen bzw. Krebse, die seitlich von Kalluswülsten unterschiedlicher Stärke eingefasst sind (Abbildung 10 und 11). Da die Nekrosen denen von Apiogno- monia veneta ähneln können, ist im Zweifelsfall eine mikrobiologische Differentialdiagnose nötig. Im Unterschied zur Massaria-Krankheit und wie bei A. veneta kommt es bei Fusarium -Nekrosen nicht zu langen, oberseitigen Rindennekrosen der Äste und auch nicht zu einer Holzfäule.

Abbildung 11: Querschnitt durch die Nekrose aus Abbildung 10

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4.4 Botryosphaeria dothidea

Botryosphaeria dothidea ( MOUGEOT ex FR.) CES . & DE NOT . ist ein weltweit verbreiteter Schwächeparasit, der an vielen Pflanzenarten, die meisten davon Laub- hölzer, parasitisch auftritt ( PUNITHALINGAM & HOLLIDAY 1973; SINCLAIR & LYON 2005). An Sequoiadendron gi- ganteum gelang 2004 für Deutschland der Erstnach- weis eines durch B. dothidea verursachten Triebster- bens ( KEHR 2004). Auch an der Platane war der Pilz seit längerem als Schwächeparasit und Verursacher von Rindennekrosen an Ästen und am Stamm be- kannt, bislang aber nur im mediterranen Klimaraum und in wärmeren Teilen Nordamerikas ( QUARONI et al. 1988; PILOTTI 2002). In Italien verursacht der Pilz Stammnekrosen auch an Rot-Eiche, Berg-Ahorn und Stiel-Eiche ( TURCO et al. 2006).

Im Jahr 2010 wurde B. dothidea vom Autor als Ver- ursacher streifenförmiger Kambiumnekrosen und dunkler Holzverfärbungen an Platanen im Mannhei- mer Raum nachgewiesen. Nach Kenntnis des Autors wurden Stammnekrosen der Platane in Deutschland bislang noch nicht mit diesem Krankheitserreger in Verbindung gebracht. Die Stammnekrosen nahmen am Stammgrund ihren Anfang und waren mehre- re Meter lang und ca. 10 bis 20 cm breit (Abbildung Abbildung 12: Befall durch Botryosphaeria 12). Das abgestorbene Splintholz hinter der Nekrose dothidea am Hauptstamm einer Platane war dabei dunkelbraun bis bläulich verfärbt, was zu- nächst an einen Befall durch den Platanenkrebs ( Ce- ratocystis platani ) denken lässt (Abbildung 13). Aus verfärbtem Holz wurde aber stets B. dothidea isoliert, und am Nekrosenrand waren die in Gruppen auf der Holzoberfläche stehenden Fruchtkörper der Haupt- fruchtform mit ihren etwa 22,5–24,5 × 9,5–12 µm messenden Askosporen ausgebildet (Abbildung 14 und 15). Anhand des seitlichen Überwallungswulstes konnten die Nekrosen auf ein Alter von etwa ein bis zwei Jahren datiert werden, was das Auffinden der Hauptfruchtform erklärt, denn diese erscheint in der Regel erst einige Zeit nach dem Gewebetod. In frisch Abbildung 13: Holzsegment aus dem in Ab- abgestorbenem Gewebe hingegen entstehen bald die bildung 12 gezeigten Befall mit abgestorbenem Pyknidien der Nebenfruchtform, die aufgrund ihres Kambium und deutlicher Holzverfärbung diagnostischen Wertes im Folgenden näher bespro- chen werden soll. der toten Rinde sowie am Nekrosenrand. Die Höh- lungen innerhalb der Stromata sind 150 bis 250 µm Die schwarzen pyknidialen Stromata der Nebenfrucht- im Durchmesser und produzieren die zunächst farb- form sind bis 1 mm groß und entwickeln sich unter losen, einzelligen, leicht zugespitzten und an der Basis

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Abbildung 14: Fruchtkörper von B. dothidea am Nekrosenrand des in Abbildung 12 gezeigten Abbildung 15: Aszi und reife Askosporen von Befalls B. dothidea

tum; das Myzel ist auf Malzextraktagar zunächst fast weiß und wird dann rasch grünlich-grau bis fast schwarz in älteren Kolonien (Abbildung 16). Gute Be- schreibungen der verschiedenen Nebenfruchtformen der Botryosphaeria -Arten finden sich bei WORRAL et al. (1986) und JACOBS & REHNER (1998).

SUTTON (1980) nennt Dothiorella aesculi PETRAK als Name der Nebenfruchtform. DENMAN et al. (2000) ha- ben allerdings nur die Gattungen Fusicoccum und Diplodia als Nebenfruchtformen von Botryosphaeria spp. vorgesehen, und PHILLIPS et al. (2005; 2008) er- achten den Namen Dothiorella als Nebenfruchtform nur für Botryosphaeria -Arten mit dunklen Konidien und dunklen, zweizelligen Askosporen als zulässig. Da B. dothidea zumindest anfangs farblose Konidien ausbildet, erscheint derzeit der Name Fusicoccum Abbildung 16: Kultur von B. dothidea nach aesculi für die Nebenfruchtform korrekt ( SMITH & etwa drei Wochen auf 2 % Malzextraktagar STANOSZ 2001; SLIPPERS et al. 2004). Dabei ist zu be- achten, dass neuere molekulardiagnostische Arbeiten teilweise deutlich abgeflachten Konidien. Diese sind die Trennung der von verschiedenen Autoren als eine in der Größe sehr variabel und messen etwa 22 bis Art aufgefasste B. dothidea und Botryosphaeria ri- 32 × 7 bis 10 µm. Gelegentlich werden auch 1 bis 1,5 bis GROSSENBACHER & DUGGAR unterstützen ( SLIPPERS et × 2,5 bis 4 µm messende Mikrokonidien gebildet. Äl- al. 2004). Morphologische Daten, besonders die Ko- tere Konidien nehmen teilweise eine hellbraune Farbe nidienlänge, stützen dies, denn bei B. dothidea sind an und können zwei- bis vierzellig sein. Erst einige die Konidien im Schnitt länger als 25 µm, bei B. ribis Monate bis etwa ein Jahr nach dem Gewebetod kön- kürzer ( PAVLIC et al. 2007). nen sich die Pseudothecien der Hauptfruchtform ent- wickeln, weswegen diese für die rasche Diagnose von Wesentliche Faktoren für die Entstehung von Ne- abgestorbenem Gewebe nicht in Frage kommen. In krosen durch B. dothidea , auch an zahlreichen an- Reinkultur auf Malzagar zeigt der Pilz besonders bei deren Gehölzgattungen, sind Wärme in Verbindung Temperaturen um 25 bis 30 °C ein schnelles Wachs- mit Trockenstress ( SINCLAIR & LYON 2005; BROOKS &

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FERRIN 1994). Dieser Erreger hat von allen hier be- Wund- und Schwächeparasiten, der an entsprechend schriebenen Schwächeparasiten vermutlich das größ- prädisponierten Bäumen Rinden- und Kambiumne- te Potential, Nekrosen am Hauptstamm der Platane krosen auslösen und dabei auch Zweige und dünnere auszulösen, in deren Folge Fäulepilze wie der Zottige Äste abtöten kann. Die frisch abgestorbene, dünne Schillerporling ( Inonotus hispidus ) eindringen und Rinde ist hier rosa verfärbt, was zu Verwechslungen die Statik gefährden könnten. Da es aufgrund der bis- mit der Massaria-Krankheit führen kann. Eine wei- weilen bläulichen Holzverfärbungen und länglichen tere Verwechslungsmöglichkeit besteht darin, dass Stammnekrosen zu Verwechslungen mit dem noch Cryptosporiopsis -Nekrosen an stärkeren Ästen schmal nicht in Deutschland vorhandenen Platanenkrebs und spitz-elliptisch auslaufen können, wie diejeni- (Ceratocystis platani ) kommen könnte, ist dem gen der Massaria-Krankheit. Ein ähnliches Befalls- Auftreten dieses Erregers hohe Bedeutung beizumes- muster zeigen übrigens auch Rindennekrosen durch sen. Die dunklen Holzverfärbungen sind auch in der Phomopsis -Arten und Cytospora -Arten, beides eben- Literatur beschrieben worden ( QUARONI et al. 1988; falls Schwächeparasiten, die gelegentlich an Platane TURCO et al. 2006). Entsprechende Stammnekrosen gefunden werden. Im Unterschied zu Befall durch S. und Holzverfärbungen sollten künftig aufmerksam platani verfärbt sich bei all diesen Pilzen jedoch die verfolgt und mikrobiologisch auf ihre Ursache hin Rinde anschließend nicht durch Sporen dunkel, und untersucht werden. es entsteht keine so intensive Holzfäule im Splintholz unterhalb der Nekrosen. P. cinnamomea hat jedoch zumindest bei kleineren Zweigen eine Funktion als 4.5 Weitere Schwächeparasiten „Astreiniger“ und ist daher auch in der Lage, das Holz soweit zu vermorschen, dass die getöteten Zweige ab- Eine weitere Botryosphaeria -Art, nämlich Botry- brechen. osphaeria stevensii SHOEMAKER (Nebenfruchtform Diplodia mutila FR. apud MONT .), tritt gelegentlich als Schwächeparasit an Platane auf und wurde von 5 Entwicklung bei der Massaria- KEHR und KRAUTHAUSEN (2004) auch bei der Untersu- Krankheit in den letzten Jahren chung von Platanen in Koblenz gefunden. Der Pilz ist wie viele verwandte Arten aus der Gattung Botry- Der Erreger der Massaria-Krankheit ist inzwischen in osphaeria ein Schwächeparasit, der besonders durch praktisch allen Regionen Deutschlands nachgewiesen starken Wassermangel geschwächte Bäume angreifen worden. Zumindest im Feinreisig- und Schwachastbe- kann, auch in den Gattungen Malus, Pyrus, Vitis und reich ist S. platani in zahlreichen Platanen etabliert. Quercus ( VAJNA 1986). Die Rindennekrosen ähneln Die Befallsstärke in Bezug auf stärkere Äste ist regi- denen von A. veneta und anderen Schwächeparasiten onal und in Abhängigkeit des Standorts jedoch sehr und sind daher ohne mikroskopische bzw. mikrobio- unterschiedlich. Ein besorgniserregender Trend der logische Untersuchung nicht eindeutig dem Erreger letzten Jahre ist, dass in den wärmeren Regionen, ins- zuzuordnen. B. stevensii spielt im Vergleich mit den besondere im klimatischen Einfluss des Rheintales, anderen Erregern bislang eine eher untergeordnete immer stärkere Äste befallen werden, durchaus bis Rolle an Platane. Eine Holzfäule wie bei der Massaria- 40 cm Basisdurchmesser. Dieses Phänomen wird auch Krankheit ist auch hier nicht vorhanden. von niederländischen Kollegen für die Niederlande und Belgien bestätigt ( JAN -W ILLEM DE G ROOT mündl. An Platane kann man immer wieder Rindennekro- Mitt.). sen an unterschiedlich starken Ästen finden, die mit Fruchtkörpern der Cryptosporiopsis -Anamorphe Nach wie vor gibt es keine Anhaltspunkte dafür, dass von Pezicula cinnamomea (DC.: FR.) SACC . besetzt sich die Aggressivität von S. platani erhöht hat. Es sind. Bei diesem Pilz, der auf einer ganzen Reihe von muss weiterhin angenommen werden, dass die Befalls- Baumarten vorkommt ( VERKLEY , 1999) und auch von zunahme und der Befall stärkerer Äste vorwiegend auf KEHR und KRAUTHAUSEN (2004) bei den Untersuchungen einer gestiegenen Prädisposition beruhen, also einer in Koblenz gefunden wurde, handelt es sich um einen durch zeitlich begrenzt wirkende Umweltfaktoren be-

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bindung gebracht werden. Bei chronischer Bodentro- ckenheit bzw. mangelnder Wasserverfügbarkeit kam es nachfolgend zu einer höheren Rate Massaria-be- fallener Äste, während bewässerte Bäume geringeren Befall hatten ( GAERTIG & BERGMANN 2011). GROSCLAUDE & ROMITI (1991) erwähnen, dass bei Jungbäumen in Südfrankreich S. platani bei Vorliegen von starkem Trockenstress von absterbenden Seitenzweigen in den Hauptstamm gelangen und den Baum auf diese Wei- se zum Absterben bringen kann. In Deutschland sind Nekrosestreifen durch S. platani am Hauptstamm älterer Platanen allerdings bislang die Ausnahme, ebenso wie Massaria-Befall an den Stammköpfen von Abbildung 17: Massaria-Befall am Stammkopf Kopfbäumen (Abbildung 17). einer als Kopfbaum erzogenen Platane Welche Rolle Wärme bei der Krankheitsentstehung dingten Anfälligkeit der Platane. Der erhöhte Infekti- hat, ist noch unklar. Wärme verstärkt zunächst wäh- onsdruck durch die hohe Sporenproduktion des Pilzes rend sommerlicher Trockenphasen die Verdunstung kann dabei ein zusätzlicher Faktor sein. Da S. platani des Baumes und erhöht damit den Wasserbedarf. In in stark befallenen Platanenbeständen neben dem Be- Berichten aus Südeuropa und Nordamerika wird hin- fall größerer Äste auch Feinreisig tötet, baut sich mit sichtlich der Prädisposition der Bäume stets auf die der Zeit im Kronenraum durch die massive Sporenpro- Rolle großer Trockenheit in Verbindung mit hoher duktion ein erheblicher Infektionsdruck auf. Untersu- Sommerwärme hingewiesen ( NALLI 1981; CICCARONE chungen in Köln haben gezeigt, dass innerhalb befal- 1988; GROSCLAUDE & ROMITI 1991; SINCLAIR & LYON 2005). lener Platanen die gesunden Äste der unteren Krone Solche Bedingungen führten nach den Sommern 2003 auf der Astoberseite nahe der Stammbasis die höchsten und 2006 zu ausgeprägten „Massaria-Schüben“. Kei- Sporenzahlen des Erregers aufweisen ( RAMIN & KEHR mungsversuche mit Konidien der Nebenfruchtform 2008). An dieser Stelle findet sich jeweils auch in den zeigten bereits im Jahr 2007, dass Licht und Tempe- meisten Fällen der Ausgangspunkt des Befalls. Unter- raturen um 35 °C für die Konidienkeimung besonders suchungen zur Pathogenese und zum Holzaufbau an förderlich sind ( KEHR unveröffentlicht). Inzwischen der Astbasis müssen zeigen, ob die Nekrosen aufgrund konnte SCHITTKO (2010) zeigen, dass das Myzelwachs- des hohen Infektionsdrucks hier beginnen oder ob an- tum von S. platani ein Optimum von etwa 28 °C hat dere, gewebespezifische Faktoren eine Rolle spielen. und durch hohe Lichtmengen gefördert wird, so dass der Pilz eindeutig als wärmeliebend charakterisiert Wenn die Platane unter starken Trockenstress, vor werden kann. allem chronische Trockenheit, gerät, kommt es zu Befallsschüben, die zahlreiche Äste betreffen. In der Die Erfahrungen der letzten Jahre zeigen aber, dass Regel entstehen einige Monate nach ausgedehnten es auch nach langen Trockenphasen während der Trockenperioden (ca. sechs und mehr Wochen mit Vegetationsruhe zu einem „Massaria-Schub“ kom- erheblichen Niederschlagsdefiziten) die charakteri- men kann. Insofern lässt sich vorsichtig folgern, stischen rötlichen Verfärbungen auf der absterbenden dass Wassermangel in Kombination mit hohen Tem- jungen Platanenrinde. Bereits zu diesem Zeitpunkt peraturen noch schädlicher ist als nur Trockenheit, kann man im Rahmen der Baumkontrolle und aber dass Trockenheit bzw. die Wasserversorgung Baumpflege beginnen, Äste mit solchen langen, ober- des Baumes die entscheidende Rolle bei der Krank- seitigen Verfärbungen zu entnehmen. heitsausprägung spielt. Dies zeigt, dass man sich hinsichtlich des Zeitpunkts der Baumkontrolle und In einer Untersuchung in Mannheim konnte die Stär- Baumpflege nicht darauf verlassen kann, dass die ke des Massaria-Befalls mit der Bodenfeuchte in Ver- Krankheitsschübe stets nach der Vegetationsperiode

188 Jahrbuch der Baumpflege 2011 Entwicklung der Massaria-Krankheit in Deutschland

entstehen, sondern man muss unter Umständen nach Literatur trockener Winterwitterung bereits im Spätwinter und AGESTA , G. I., 2004: Nuevas plagas en los Plátanos Españoles. http:// Frühjahr verstärkt kontrollieren. www.arbolonline.org/Archivos/3-nuevas_plagas_plátanos.htm. BOYER , M. G., 1961: A Fusarium canker disease of Populus deltoides Eine wichtige Frage im Hinblick auf den künftigen Marsh. Canadian Journal of Botany 39, 1195–1204. BRELOER , H., 2010: Massaria-Befall und FLL-Baumkontrollrichtlinie. Umgang mit der Platane ist, inwiefern Schnittmaß- AFZ Der Wald 65, 31–32. nahmen den Befall reduzieren können. Erste Hinweise BROOKS , F. E.; FERRIN , D. M., 1994: Branch dieback of southern Ca- hierzu geben STOBBE und DUJESIEFKEN (2011). lifornia chaparral vegetation caused by Botryosphaeria dothi- dea . Phytopathology 84, 78–83. BUTIN , H., 1996: Krankheiten der Wald- und Parkbäume. Georg Thieme Verlag, Stuttgart, 261 S. 6 Ausblick CECH , T. L.; BRANDSTETTER , M.; TOMICZEK , C., 2007: Massaria-Krankheit der Platane nun auch in Österreich. Forstschutz Aktuell, Wien, (40): 26–27. Die Massaria-Krankheit kommt vermutlich schon CICCARONE , C., 1988: Macrodiplodiopsis desmazieri (sic!) su albe- seit über 20 Jahren in Deutschland vor. Mit den Pro- rate di Platanus orientalis L. in Emilia. Mic. Ital. 1, 27–30. blemen, die als Klimawandel beschrieben werden, DENMAN , S.; CROUS , P. W.; TAYLOR , J. E.; KANG , J.; WINGFIELD , M. J., 2000: An overview of the taxonomic history of Botryosphaeria and a sind auch die Schäden durch die Erkrankung gestie- re-evaluation of its anamorphs based on morphology and ITS gen. Das größere Wissen um die Krankheit und die rDNA phylogeny. Stud. Micology, 45, 129–140. verstärkten Kontrollen haben ebenfalls dazu geführt, DOCHINGER , L. S.; SELISKAR , C. E., 1962: Fusarium bark-canker of Yellow-Poplar. Phytopathology 52, 8. dass in kurzer Zeit zahlreiche Befälle bekannt gewor- DUJESIEFKEN , D.; KEHR , R., 2008: Die Massaria-Krankheit in Deutsch- den sind. Auf Grund der Prognosen zum Klimawandel land als Folge des Klimawandels? Stand des Wissens und Emp- muss man erwarten, dass die Schadensdynamik der fehlungen für den weiteren Umgang mit der Platane. In: DU- Krankheit auch in bislang kühleren und feuchteren JESIEFKEN , D.; KOCKERBECK , P. (Hrsg.): Jahrbuch der Baumpflege 2008, Haymarket Media, Braunschweig, 49–56. Regionen verstärkt auftreten wird. An heißen, som- DUJESIEFKEN , D.; KEHR , R.; POTSCH , T.; SCHMITT , U., 2005: Akute mertrockenen innerstädtischen Standorten könnte Bruchgefahr an Platane ( Platanus × hispanica MÜNCH .). Un- die Platane in den kommenden Jahrzehnten an die tersuchungen zur Biologie und Schadensdynamik der Massa- ria-Krankheit ( Splanchnov nema platani [ CES .] BARR ). In: Grenzen der Verwendbarkeit für das städtische Grün DUJESIEFKEN , D; KOCKERBECK , P. (Hrsg.): Jahrbuch der Baumpflege kommen, so dass alternative, trockenheitstolerantere 2005, Thalacker Medien, Braunschweig, 61–73. Baumarten dort bereits jetzt für Neupflanzungen DUJESIEFKEN , D.; LÜER , B.; SCHMITT , U.; FROMM , J., 2011: Warum verläuft erwogen werden sollten. Dennoch ist die Platane die Fäulnisentwicklung bei der Massaria-Krankheit der Platane so rasch. In: DUJESIEFKEN , D. (Hrsg.): Jahrbuch der Baumpflege auf Grund ihrer günstigen baumbiologischen Eigen- 2011, Haymarket Media, Braunschweig, 191–197. schaften weiterhin eine wichtige Baumart unserer ENGELBRECHT , C. J. B; HARRINGTON , T. C.; STEIMEL , J.; CAPRETTI , P., 2004: Städte. In den meisten Kommunen sollte es auch ge- Genetic variation in eastern north American and putatively in- troduced populations of Ceratocystis fimbriata f. platani. Mol. lingen, mit einer Kombination aus gut organisierter Ecol. 13,2995–3005. Baumkontrolle und Baumpflege mit dem Problem FERRARI , J. 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Mycologia 90, 601–610. nicht nachgewiesenen, meldepflichtigen und für die KEHR , R., 2004: Triebsterben an Mammutbäumen ( Sequoiaden- Bäume tödlich verlaufenden Platanenkrebs ( Cerato- dron giganteum ) durch Botryosphaeria dothidea . In: DUJE - cystis platani ) wäre dies hoch problematisch. SIEFKEN , D.; KOCKERBECK , P. (Hrsg.): Jahrbuch der Baumpflege 2004.Thalacker Medien, Braunschweig, 213–221. KEHR , R., 2007: Neue Krankheiten an Platane, Linde und Ahorn. In: DUJESIEFKEN , D.; KOCKERBECK , P. (Hrsg.): Jahrbuch der Baumpflege 2007, Haymarket Media, Braunschweig, 144–156.

Jahrbuch der Baumpflege 2011 189 3 Baumkrankheiten

KEHR , R.; DUJESIEFKEN , D., 2006: Zur Verbreitung der Massaria-Krank- STOBBE , H.; DUJESIEFKEN , D., 2011: Können vorbeugende Schnittmaß- heit der Platane in Deutschland. In: DUJESIEFKEN , D.; KOCKERBECK , nahmen in der Krone den Befall durch die Massaria-Krankheit P. (Hrsg.): Jahrbuch der Baumpflege 2006. Thalacker Medien, vermindern? In: DUJESIEFKEN , D; (Hrsg.): Jahrbuch der Baum- Braunschweig, 21–40. pflege 2011, Haymarket Media, Braunschweig, 208–214. KEHR , R.; KRAUTHAUSEN , H. J., 2004: Erstmaliger Nachweis von Schä- SUTTON , B. C., 1980: The Coelomycetes. Commonwealth Mycol. Inst., den an Platanen ( Platanus × hispanica ) durch den Pilz Kew, 696 S. Splanchnonema platani in Deutschland. Nachrichtenblatt des TURCO , E.; MARIANELLI , L.; VIZZUSO , C.; RAGAZZI , A., 2006: First report of Deutschen Pflanzenschutzdienstes 56: 245–251. 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