Entwicklung Der Massaria-Krankheit in Deutschland in Den Letzten Jahren

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Entwicklung Der Massaria-Krankheit in Deutschland in Den Letzten Jahren Entwicklung der Massaria-Krankheit in Deutschland Entwicklung der Massaria-Krankheit in Deutschland in den letzten Jahren Recent development of Massaria disease of plane trees in Germany von Rolf Kehr Zusammenfassung Summary Seit mindestens zwei Jahrzehnten ist die Symp- Symptoms of Massaria disease ( Splanchnonema tomatik der Massaria-Krankheit der Platane in platani , anamorph Macrodiplodiopsis platani ) Deutschland vorhanden, im Jahr 2003 wurde der have been present in Germany for at least two Erreger offiziell nachgewiesen. Das gegenwärtige decades. The involvement of the fungus branch Wissen zur Biologie des Erregers und zur Symp- death, soft rot and subsequent branch breakage tomentwicklung wird im Artikel dargestellt. Da of Platanus spp. was officially recognized only in es eine Vielzahl von Rindenerkrankungen der 2003. The article gives the present knowledge on Platane mit der Gefahr der Verwechslung gibt, biology and symptom development of the disease. werden die typischen Symptome der Erkrankung The symptoms and causes of other, similar bark differentialdiagnostisch von anderen Krankheits- diseases of Platanus spp. are also presented. Typi- bildern der Rinde abgegrenzt. Dabei wird auch cal symptoms of newly recognized bark cankers of auf Krankheitsbilder am Hauptstamm der Pla- the main stem caused by Botryosphaeria dothi- tane eingegangen, die durch andere Pilzarten dea were found for the first time in Germany by ausgelöst werden können. Die Erfahrungen der the author in 2010. These are also illustrated and letzten Jahre zeigen, dass die Schadensdynamik discussed. The past years have shown that disease der Massaria-Krankheit durch ausgeprägte Tro- dynamics of Massaria disease are influenced to ckenperioden, nicht nur im Sommer, beeinflusst a great extent by periods of drought, not only in wird. Krankheitsschübe und damit ein erhöhter summer. Massive occurrence of symptoms and Kontroll- und Pflegebedarf entstehen erfahrungs- thus the necessity for increased tree controls and gemäß im Verlauf einiger Monate nach solchen tree care to prevent branch breakage usually take Trockenperioden. place within several months of drought periods. 1 Einleitung Baumkontrolle und Baumpflege ( DUJESIEFKEN et al. 2005). Seit dem Erstnachweis des Erregers Splanchnonema platani ( CES .) BARR (Syn. Massaria platani CES .) Inzwischen ist die Massaria-Krankheit fast überall in als Erreger der „Massaria-Krankheit“ an Platane in Deutschland zu finden, wobei das Ausmaß der Schäden Deutschland ( KEHR & KRAUTHAUSEN 2004) ist eine in- je nach Standort und geographischer Lage schwankt. tensive Diskussion zum Umgang mit der Krankheit Mit diesem Beitrag soll der Stand des Wissens zur entstanden ( DUJESIEFKEN et al. 2005; KEHR & DUJESIEFKEN Biologie und Schadensdynamik des Erregers darge- 2006; KEHR 2007; DUJESIEFKEN & KEHR 2008; BRELOER stellt werden. Dabei soll vor allem auf die Erfahrungen 2010). Es kommt bei der Massaria-Krankheit zwar und Entwicklungen der letzten Jahre eingegangen in der Regel nicht zum Tod von Bäumen, sondern le- werden. Weiterhin geht es darum, die typischen diglich einzelner Äste, aber die damit einhergehende Symptome der Erkrankung differentialdiagnostisch Bruchgefahr bedeutet einen erhöhten Aufwand bei von anderen Krankheitsbildern der Rinde abzugren- Jahrbuch der Baumpflege 2011 179 3 Baumkrankheiten zen, damit unterschiedliche Krankheitsbilder in der Baumpflegepraxis korrekt zugeordnet werden. 2 Biologie und Verbreitung des Erregers der Massaria-Krankheit S. platani ist ein Schwächeparasit aus der Klasse der Askomyzeten, der in Europa bereits seit längerer Zeit in Italien, Frankreich und Spanien als Verursacher von Rindenschäden an Platanus orientalis und P. × hybrida bekannt war ( NALLI 1981; CICCARONE 1988; GROSCLAUDE & ROMITI 1991). In den USA gilt der Pilz als Verursacher eines Zweigsterbens sowohl an P. oc- Abbildung 1: Spitz auslaufende, frische Rinden- cidentalis als auch an Acer ( SINCLAIR & LYON 2005). nekrose durch Massaria-Befall Die meisten Autoren sehen S. platani als einen von mehreren Parasiten, die geschwächte Platanenäste zum Absterben bringen können ( NALLI 1981; CICCARONE 1988; GROSCLAUDE & ROMITI 1991, PILOTTI 2002). In Deutschland wurde der Nachweis für den Pilz S. platani als Verursacher der Massaria-Krankheit an Platanen erstmals 2003 in Koblenz geführt ( KEHR & KRAUTHAUSEN 2004). In den folgenden Jahren häuften sich die Nachweise aus zahlreichen anderen Regionen Deutschlands, mit einem deutlichen Schwerpunkt der Schäden in wärmeren Gegenden Süd- und West- deutschlands ( DUJESIEFKEN et al. 2005; KEHR & DUJE - SIEFKEN 2006; KEHR 2007; DUJESIEFKEN & KEHR 2008). Inzwischen lässt sich durch zahlreiche Nachweise Abbildung 2: Rosa verfärbte, frisch auch ausländischer Wissenschaftler konstatieren, abgestorbene Rinde an der Astoberseite nach dass die Krankheit an Platanen in ganz Mitteleuropa Massaria-Befall und zumindest in Teilen Großbritanniens zu finden ist ( AGESTA 2004; CECH et al. 2007; NEVILLE F AY mündl. den nach dem Absterben schnell brüchig und werden Mitt.). Die Intensität des Befalls ist jedoch offenbar vom Wind ausgekämmt. Da die Nebenfruchtform des regional sehr unterschiedlich. In Deutschland gibt Pilzes in der abgestorbene Zweigrinde gebildet wird, es eindeutige Hinweise darauf, dass das Krankheits- lässt sich auf diese Weise das Vorhandensein des Erre- bild der Massaria-Krankheit in Süddeutschland seit gers in einem Platanenbestand nachweisen. den 1980er Jahren vorhanden ist ( DUJESIEFKEN & KEHR 2008). Werden Äste von der Massaria-Krankheit befallen, so handelt es sich zumeist um schwach wüchsige bzw. untergeordnete Äste, vor allem im unteren Kro- 3 Symptomatik nendrittel bzw. in weniger belichteten, inneren Kro- nenteilen. Nach den Erfahrungen der letzten Jahre S. platani kann als Schwächeparasit und „natür- können Äste bis deutlich in den Starkastbereich hin- licher Astreiniger“ zunächst dünnere, untergeordnete ein befallen werden (im Extremfall bis ca. 40 cm Ast- und schlecht belichtete Zweige in allen Kronenteilen, basisdurchmesser). auch in vitalen Platanen, befallen. Solche Zweige wer- 180 Jahrbuch der Baumpflege 2011 Entwicklung der Massaria-Krankheit in Deutschland Abbildung 3: Längliche Nekrosen auf der Ast- Abbildung 5: Gute Auskeimung der Konidien oberseite durch zeitlich nacheinander von Macrodiplodiopsis desmazieresii bei 35 °C ablaufende Schübe der Massaria-Krankheit. und Licht Die zuerst aufgetretene Nekrose ist als schma- ler, dunklerer Streifen deutlich zu erkennen chen. Daher zeigt der betroffene Ast in solchen Fällen zunächst keine Veränderungen in der Belaubung. Die breiteste Stelle des Nekrosestreifens befindet sich meist am Astansatz, während der Streifen sich in Richtung der Astspitze verjüngt. Dabei kann er, je nach Ausmaß des Drehwuchses, auch seitlich bzw. unten am Ast verlaufen, um schließlich nach einigen Dezimetern oder Metern spitzelliptisch auszulaufen (Abbildung 1). Die Nekrosenbildung auf der Oberseite von Ästen kann sich in mehreren zeitlichen Schüben entwi- ckeln. Gelegentlich bildet sich an der Oberseite der Astbasis eine schmale, nur wenige Zentimeter breite Rindennekrose, die zunächst zum Stillstand kommt. Einige Monate später, möglicherweise auch erst ein Jahr später, stirbt dann seitlich davon ein breiterer Abbildung 4: Astbruch einige Monate nach Rindenstreifen ab (Abbildung 3). Absterben des Astes durch S. platani Frisch abgestorbene, junge Rinde ist unmittelbar Bei Befall von Ästen gibt es zwei grundsätzliche Ver- nach dem Absterben hellrot bis rosa gefärbt (Abbil- laufsformen: Bei der einen stirbt der gesamte Ast rela- dung 2), aber dies ist nicht unbedingt ein spezifisches tiv rasch ab, was sich innerhalb der Vegetationsperio- Merkmal für die Massaria-Krankheit, da auch andere de durch vorzeitigen Laubfall bemerkbar macht. Diese Erreger von Rinden- und Kambiumnekrosen eine sol- Verlaufsform findet man häufiger bei dünneren, eher che Verfärbung auslösen können. steil angesetzten Ästen, auch in der oberen Krone. Bei der anderen Verlaufsform, die eher stärkere, waage- Im Verlauf einiger Monate nach dem Tod der Rinde recht wachsende Äste in der unteren Krone betrifft, bildet der Pilz im abgestorbenen Rindengewebe zu- stirbt das Rindengewebe streifenförmig ab, zumeist nächst die Pyknidien (Fruchtkörper) mit dunklen, (aber nicht immer) auf der Astoberseite. Dabei bilden vierzelligen Konidien der Nebenfruchtform, Macro- sich langgestreckte, scharf von dem noch lebenden diplodiopsis desmazieresii ( MONT .) PETRAK aus (Ab- Gewebe abgegrenzte Rinden- und Kambiumnekrosen, bildung 5). Später entstehen, teilweise vermischt mit die selten mehr als die Hälfte des Astumfangs errei- den Pyknidien, im Rindengewebe die Fruchtkörper Jahrbuch der Baumpflege 2011 181 3 Baumkrankheiten und Sporen der zugehörigen Hauptfruchtform, S. pla- deren Pilzarten verursacht jedoch eine so rasch fort- tani . Spätestens einige Monate nach dem Absterben schreitende Holzfäule wie S. platani . Stark in ihrer ist die abgestorbene Rinde durch den Konidien- und Vitalität beeinträchtigte Platanen können nicht nur Sporenausstoß daher oftmals schwärzlich verfärbt. an Zweigen und Ästen, sondern auch am Hauptstamm Anschließend fällt die rissig gewordene Rinde in Stü- Rinden- und Kambiumschäden durch diese Schwä- cken ab. Die darunter erscheinende Oberfläche des cheparasiten aufweisen. Als Verursacher von Nekrosen Astholzes erscheint braun gescheckt, im Gegensatz zu am Hauptstamm wurde durch den Autor in der Ver- „normalem“ Totholz der Platane, dessen Oberfläche gangenheit nur in Ausnahmefällen Splanchnonema
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