vertreten durch die Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Mainz

Musikwissenschaftliche Editionen

JAHRESBERICHT 2020 Koordinierung der musikwissenschaftlichen Editionen: Dr. Tanja Gölz

© 2021 by Akademie der Wissenschaften und der Literatur | Mainz Alle Rechte einschließlich des Rechts zur Vervielfältigung, zur Einspeisung in elekt- ronische Systeme sowie der Übersetzung vorbehalten. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne ausdrückliche Genehmigung der Akademie unzulässig und strafbar. Gedruckt auf säurefreiem, chlorfrei gebleichtem Papier. Druck: Druckerei & Verlag Steinmeier, Deiningen Printed in Germany UNION DER DEUTSCHEN AKADEMIEN DER WISSENSCHAFTEN vertreten durch die Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Mainz

Musikwissenschaftliche Editionen

JAHRESBERICHT 2020

1. Koordinierung der musikwissenschaftlichen Vorhaben durch die Union der deutschen Akademien der Wissenschaften ...... 3

2. Berichte der einzelnen Projekte Beethovens Werkstatt: Genetische Textkritik und Digitale Musikedition ...... 5 , Neue Ausgabe sämtlicher Werke ...... 11 Christoph Willibald Gluck, Sämtliche Werke ...... 18 Georg Friedrich Händel, Hallische Händel-Ausgabe ...... 21 , Werke ...... 24 Bartholdy, Leipziger Ausgabe der Werke ...... 26 , Auswahlausgabe ...... 29 Arnold Schönberg, Sämtliche Werke ...... 33 Franz Schubert, Neue Ausgabe sämtlicher Werke ...... 36 Robert Schumann, Neue Ausgabe sämtlicher Werke ...... 39 Robert Schumann, Briefedition ...... 42 Richard Strauss, Werke. Kritische Ausgabe ...... 44 Richard Wagner Schriften (RWS), Historisch-kritische Gesamtausgabe ...... 49 Carl Maria von Weber, Sämtliche Werke, Tagebücher, Briefe und Schriften ...... 52 Bernd Alois Zimmermann-Gesamtausgabe. Historisch-kritische Ausgabe seiner Werke, Schriften und Briefe ...... 57 Corpus monodicum: Die einstimmige Musik des lateinischen Mittelalters ...... 60 OPERA – Spektrum des europäischen Musiktheaters in Einzeleditionen ...... 63 Répertoire International des Sources Musicales (RISM) Zentralredaktion Frankfurt ...... 65 Répertoire International des Sources Musicales (RISM) Arbeitsgruppe Deutschland ...... 72 Personenregister ...... 81

Musikwissenschaftliche Editionen

Bericht Albrecht Riethmüller und Tanja Gölz

1. Koordinierung der musikwissenschaftlichen Vorhaben durch die Union der deutschen Akademien der Wissenschaften

Vertreten durch die Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz koordiniert die Union der deutschen Akademien der Wissenschaften im Rahmen der Gemeinschaftsfinan- zierung des Bundes und der Länder derzeit 19 langfristige und bei keiner öffentlichen Einrichtung etatisierte musikwissenschaftliche Editions- und Dokumentationsvorhaben. Zur Koordinierung hat die Union (damals Konferenz) 1976 einen Ausschuss für musik- wissenschaftliche Editionen errichtet. Dessen Aufgaben, Zusammensetzung und Arbeits- weisen sind in einer am 1. Dezember 1995 durch Präsidium und Senat der Union verab- schiedeten geänderten Geschäftsordnung festgehalten (siehe den vollständigen Abdruck der Geschäftsordnung im Jahresbericht 1995 auf Seite V f.). Dem Ausschuss gehören an (Stand: 1. Januar 2021):

Prof. Dr.-Ing. Reiner Anderl (Darmstadt / Mainz), als Präsident der Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Mainz

Prof. Dr. Matthias Brzoska, Essen, für die Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften

Prof. Dr. Dr. h.c. Gernot Gruber, Wien, als kooptiertes Mitglied für die Österreichische Akademie der Wissenschaften

Prof. Dr. Dr. Hanns Hatt, Berlin, für die Union der deutschen Akademien der Wissenschaften

Prof. Dr. Jürgen Heidrich, Münster, für die Akademie der Wissenschaften zu Göttingen

Prof. Dr. Ulrich Konrad, Würzburg, für die Bayerische Akademie der Wissenschaften

Prof. Dr. Silke Leopold, Heidelberg, für die Heidelberger Akademie der Wissenschaften

Prof. Dr. Klaus Pietschmann, Mainz, als kooptiertes Mitglied

Prof. Dr. Albrecht Riethmüller, Berlin, für die Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Mainz (Vorsitzender des Ausschusses) 4 Prof. Dr. Dörte Schmidt, Berlin, für die Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften sowie als Präsidentin der Gesellschaft für Musikforschung

Prof. Dr. Christiane Wiesenfeldt, Heidelberg, für die Sächsische Akademie der Wissenschaften zu

Am 14. Juli 2020 verstarb nach schwerer Krankheit überraschend die Geschäftsführerin des Ausschusses für musikwissenschaftliche Editionen Dr. Gabriele Buschmeier, die die im Akademienprogramm geförderten Musikeditionen im Auftrag der Union an der Akademie der Wissenschaften und der Literatur in Mainz seit 1994 koordiniert hat. Durch ihre intensive Betreuung der Vorhaben hat sie sich an einer wichtigen Stelle um die Projekte und ihr Fach große Verdienste erworben. Das Wirken von Dr. Buschmeier wird der Ausschussvorsitzende durch einen Nachruf im Jahrbuch 2020 der Akademie der Wissenschaften und der Literatur würdigen. Als Nachfolgerin von Dr. Buschmeier wurden die Aufgaben zum 1. August Dr. Tanja Gölz übertragen, die bis dahin bei der Gluck- Gesamtausgabe beschäftigt war.

Die jährliche Sitzung des Ausschusses fand am 18. Dezember statt, bei der sich dessen Mitglieder vor allem mit den von den geförderten Vorhaben vorgelegten Jahresberichten beschäftigten. 5

2. Berichte der einzelnen Projekte

BEETHOVENS WERKSTATT Genetische Textkritik und Digitale Musikedition

Träger: Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Mainz. Projektleiter: Prof. Dr. Bernhard R. Appel, ; Prof. Dr. Joachim Veit, Detmold. Anschriften: Beethovens Werkstatt, Arbeitsstelle Bonn, Beethoven-Haus Bonn, Bonn- gasse 18–26, 53111 Bonn, Tel.: 0033-973182516 (Appel), 0228/98175-69 (Cox, Nova- ra), 0228/98175-89 (Sänger); E-Mail: [email protected], cox@beet- hovens-werkstatt.de, [email protected], saenger@beethovens-werk- statt.de. Arbeitsstelle Detmold, Musikwissenschaftliches Seminar Detmold/Paderborn, Hornsche Straße 39, 32756 Detmold, Tel.: 05231/975-672 (Münzmay), -669 (Herold, Kepper, Mo, Seipelt), -663 (Veit); E-Mail: [email protected], andre- [email protected], [email protected], seipelt@beethovens- werkstatt.de, [email protected], [email protected]. Internet: http://www.beethovens-werkstatt.de. Publikationen: Alle Arbeitsergebnisse des Projekts werden digital publiziert; Abschluss- berichte der Module und Tagungsergebnisse werden ggf. parallel dazu auch im Druck vorgelegt. Begleitend zu den Arbeiten werden die Methoden, Konzepte und Arbeits- schritte auf der Website des Projektes dokumentiert. Ziel ist die Entwicklung eines auch auf andere Komponisten übertragbaren textgenetischen Modells verbunden mit dessen dgitaler Umsetzung und die Bereitstellung entsprechender generischer Werkzeuge.

Beschäftigt sind in der Bonner Arbeitsstelle als Wissenschaftliche MitarbeiterInnen Dr. Elisa Novara (Vollzeit), Dr. des. Susanne Cox und Richard Sänger M.A. (beide 75% und auf Qualifikationsstellen). Seitens des Beethoven-Hauses werden die MitarbeiterInnen von Dr. Jens Dufner fachlich und administrativ unterstützt. In Detmold/Paderborn arbeiten als Wissenschaftliche MitarbeiterInnen Kristin Herold M.A. (75%), Agnes Seipelt M.A., Ran Mo M.A. (beide 50% und auf Qualifikationsstellen) und Dr. Johannes Kepper (bis 30. Juni 50%, danach Vollzeit). Dr. Andreas Münzmay ist auf einer W2-Akademie- professur auch mit für das Projekt zuständig. Als wissenschaftliche Hilfskraft (WHB) von Prof. Münzmay war nach einem Auslandssemester wiederum Salome Obert (ab Beginn des Sommersemesters) beschäftigt.

Zu Beginn des Jahres wurden die letzten Arbeiten am zweiten Modul abgeschlossen, das sich mit Beethoven als Bearbeiter eigener Werke beschäftigt. Die MitarbeiterInnen verfassten erläuternde Texte zu den in diesem Modul behandelten Fassungsvergleichen, die auf der Projekt-Website veröffentlicht wurden. In einem ausführlichen Abschluss- bericht wurden die Bedeutung dieses Moduls für den gesamten Projektkontext sowie Workflows und die Ergebnisse dieses Arbeitsabschnitts vorgestellt. Die im Projekt entwickelte „VideApp_Arr“, eine digitale Anwendung zum Vergleich zweier Fassungen 6 eines Werkes, wurde um eine neue Betrachtungsperspektive erweitert: Der sogenannte Harmonievergleich analysiert zwei Fassungen eines Werkes unabhängig voneinander im Hinblick auf ihre Harmonik und hebt die Unterschiede in den Analyseergebnissen hervor. Außerdem wurde eine Suchfunktion in der VideApp_Arr implementiert, mit der eine „unscharfe“ Suche in Notentexten möglich ist, d. h. dass auch nicht exakte Übereinstimmungen (Ähnlichkeiten) gefunden werden können. Diese Suchfunktion deckt die Anforderungen des zweiten Moduls bereits ab, stellt aber gleichzeitig eine wesentliche Vorarbeit für spätere Module (insbesondere Modul 4) dar. In der VideApp_Arr können fünf Eigenbearbeitungen Beethovens mit der jeweiligen Originalfassung verglichen werden (Klaviersonate E-Dur op. 14/1 und Beethovens Bear- beitung als Streichquartett in F-Dur, Opferlied op. 121b sowie Bundeslied op. 122 und die zugehörigen Klavierauszüge Beethovens, die Große Fuge für Streichquartett op. 133 und ihre vierhändige Klavierbearbeitung op. 134 sowie das Septett op. 20 mit der Bearbeitung als Trio op. 38). Zudem wird dort das Septett op. 20 auch der bei Hoffmeister erschienenen Fremdbearbeitung als Streichquintett gegenübergestellt. Diese Edition wurde über die ursprüngliche Modulplanung hinaus zusätzlich integriert, da sie als routinierte Hand- werksarbeit die kreativen Eigenbearbeitungen Beethovens exemplarisch kontrastiert und zugleich zeigt, dass die im Projekt entwickelte Darstellungsmethode auch auf fremde Bearbeitungen anwendbar ist. Weitere wichtige Ergebnisse erzielte das zweite Modul durch die Erarbeitung und Bereitstellung vollständiger MEI-Codierungen aller behandelten Werke (in die auch Annotationen zu Fehlern in den Codierungsvorlagen aufgenommen wurden) und die Veröffentlichung der den Codierungen zugrundeliegenden Richtlinien auf der Website. Der Schwerpunkt im Berichtszeitraum lag auf der Arbeit am Modul 3 zum Thema „Originalausgaben, variante Drucke und Beethovens Korrekturlisten“. Korrektur- und Revisionsverzeichnisse bezeugen einen markanten Arbeitsschritt innerhalb der letzten Phase der Werkgenese, der sich – im Unterschied zu anderen Arbeitsphasen – meist exakt datieren und innerhalb der zugehörigen Quellenkonstellation präzise einordnen lässt, aber unterschiedliche Konsequenzen für die jeweilige Werküberlieferung haben kann: Ein Revisionsverzeichnis optimiert einen handschriftlich oder bereits gedruckt vorliegenden Werktext, verfehlt aber dieses Ziel oder erfüllt es nur unvollkommen, wenn es nicht in eine Neufassung des Werktextes integriert und z. B. nur als separat gedrucktes Verzeichnis veröffentlicht wird. Dennoch sind derartige Verzeichnisse stets Teile des Werktextes. Im Vorjahr waren die überlieferten Korrektur- und Revisionslisten Beethovens anhand der Brief-Gesamtausgabe, der Konversationshefte und des Werkverzeichnisses bereits erfasst und ausgewertet worden. Auf dieser Grundlage wurden nun Revisionsdokumente ausgewählt, die ein breites textuelles Spektrum und möglichst unterschiedliche Quellenkonstellationen repräsentieren, um sie in Modul 3 aufzuarbeiten. Diese, mit Erläuterungstexten versehene Vorauswahl bezieht sich auf folgende Werke: Klavierkonzert Nr. 5 op. 73, Diabelli-Variationen op. 120, Streichquartett op. 127, Klaviersonaten op. 106 und op. 109, Streichquintett op. 104 und Irische Lieder WoO 152. Zunächst wurde die Revisionsliste zum Klavierkonzert op. 73 aufgearbeitet, die aufgrund des Umfangs und des einfachen Entstehungszusammenhangs für den Einstieg besonders 7 geeignet ist. Nach Erscheinen der Leipziger Originalausgabe des Konzerts erstellte Beethoven diese Revisionsliste, die der Verleger Breitkopf & Härtel in einer revidierten Ausgabe vollständig berücksichtigte. Von der Originalausgabe sind sowohl Exemplare ante correcturam (Ausgangsdokument) als auch post correcturam (Zieldokument) überliefert. Somit kann der Revisionsvorgang klar nachvollzogen werden. Da die Revisionsliste zum Klavierkonzert bislang unpubliziert ist, wurde eine Transkription erstellt und das Faksimile mit SVG-Shapes strukturiert erfasst. Im Anschluss an diese Arbeiten wurden die oben genannten, für das Modul vorgesehenen Revisionsdokumente inhaltlich aufgearbeitet und für eine digitale Umsetzung vorbereitet. Jedes Fallbeispiel wird in einem Dossier beschrieben. In technischer Hinsicht lag der Schwerpunkt der Arbeiten auf dem Abschluss der Arbeiten des zweiten Moduls; hier ist insbesondere ein von den Detmolder Mitarbei- terInnen vorgelegtes Paper zu nennen, welches die Entwicklungen des Moduls verall- gemeinert und für weitere Kontexte erschließt. Darüber hinaus wurden die inhaltlichen Überlegungen zum dritten Modul in eine technische Konzeption umgesetzt, die sich an den Arbeiten des ersten Moduls orientiert und so die Grundlage für eine Zusammen- führung der bisher erreichten Projektergebnisse legt. Auf dieser Basis wird im Berichtszeitraum ein erster Faksimile-basierter Zugang zu den Revisionslisten bereitge- stellt. Zudem entsteht in diesem Modul in Absprache mit der im Zentrum Musik – Edition – Medien (ZenMEM) tätigen Informatikerin Anastasia Wawilow ein Kollationstool, in dem gezielt auch spezifische Bedürfnisse des Projekts berücksichtigt werden, so dass der Vergleich von varianten Druckplatten erheblich vereinfacht, schneller und sicherer wird. Dieses Tool wird auch für die historisch-kritische Musikeditorik von großem Gewinn sein. Im Hinblick auf die Integration der VideApp_Arr und der übrigen Entwicklungen in den Gesamtzusammenhang des Projekts wurde die Struktur der Website überarbeitet. Diese orientiert sich nun stärker an der Modulgliederung, wodurch die Übersichtlichkeit erhöht wird. Die MitarbeiterInnen erstellten außerplanmäßig einen Kurzfilm (5 Minuten), der das Projekt und seine Ziele allgemein verständlich vorstellt und der anlässlich der Sitzung des Fachausschusses „Akademien“ der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz am 6. August in der Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Mainz, gezeigt wurde und über https://vimeo.com/449199986 oder die Projekt-Website verfügbar ist. Weitergeführt wurde auch die Arbeit an den Begriffen des Glossars (Modul 2: Fassungssynopse, Bearbeitungsmaßnahmen, Einzelnotenvergleich, Stimmenkontur, Harmonievergleich, Ereignisdichte; Modul 3: Revisionsdokument, Revisionstext, Moni- tum, Ausgangsdokument, Ausgangstext, Zieldokument, Zieltext). Anlässlich des Beethoven-Jubiläums wurde im Februar vom Beethoven-Archiv Bonn der Kongress „Beethoven-Perspektiven“ ausgerichtet. Beethovens Werkstatt veranstaltete im Rahmen dieser Tagung einen Roundtable zum Thema „Skizzen als Werkstatt- dokumente: Schaffensprozesse im Vergleich“. Im ersten Teil dieses Roundtables wurden Fallbeispiele zu vier Komponisten (J. Haydn, W. A. Mozart, L. v. Beethoven, R. Schumann, präsentiert von Annette Oppermann, Ulrich Konrad, Susanne Cox und Elisa Novara) vorgestellt, in denen die jeweilige Beziehung zwischen einer „Skizze“ und dem 8 ihr zugehörigen Werktext aufgezeigt wurde. Die spezifische kompositorische Funktion und arbeitstechnische Rolle des gewählten Skizzenbeispiels innerhalb des Schaffens- prozesses standen im Mittelpunkt der Kurzreferate. In einem sich anschließenden Podiumsgespräch wurden Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Fallbeispiele herausgearbeitet. Im zweiten Teil der Veranstaltung erläuterten die Referentinnen und Referenten in einem weiteren Kurzreferat die für ihr Beispiel gewählte Transkriptionsweise und wiesen auf Probleme bei deren Umsetzung und den Darstellungsoptionen hin. In dem sich an- schließenden Roundtable-Gespräch (unter Beteiligung von B. R. Appel, J. Kepper, J. Veit) wurden der Erkenntniswert und die Vor- und Nachteile der vorgestellten Transkrip- tionsmethoden diskutiert. Dabei wurde auch über die Erwartungen an digitale Werkzeuge zur Unterstützung der Arbeitsprozesse bei der Erfassung der unterschiedlichsten skripturalen und textbezogenen Aspekte der Skizzen gesprochen. Am 28. Januar besuchten Johannes Kepper und Agnes Seipelt die Bonner Arbeitsstelle. Bei diesem Treffen, an dem auch Jens Dufner vom Beethoven-Archiv teilnahm, wurden erstmals die im Jahr zuvor ausgewerteten Korrektur- und Revisionslisten Beethovens hinsichtlich ihrer Anforderungen an eine digitale Umsetzung systematisch untersucht, um den zu erwartenden Arbeitsaufwand und die damit verbundenen technischen Probleme und Anforderungen abschätzen zu können. Dadurch wurde ein erster Überblick geschaffen und eine Vorauswahl getroffen. Beim ersten großen Arbeitstreffen des Jahres, das vom 16. bis 19. März stattfand, wurden einerseits die Abschlussarbeiten am zweiten Modul koordiniert, andererseits die Arbeiten im dritten Modul konkretisiert. Die Fallbeispiele für Modul 3 wurden im Detail vorgestellt und zur Diskussion gestellt. Darüber hinaus wurden erste technische Überlegungen sowie interne Workflows festgelegt. Leider musste dieses Treffen – wie alle weiteren Treffen seitdem – Corona-bedingt online stattfinden. Durch die Aufteilung auf zwei Arbeitsstellen war das Projekt jedoch schon vorher grundsätzlich auf Online- Treffen eingestellt. Dennoch erschwerte insbesondere der Wegfall der wechselseitigen monatlichen Besuche jeweils eines Mitarbeitenden am anderen Projektstandort die engmaschige Abstimmung zwischen den Standorten. Gegenstand des ebenfalls digital durchgeführten zweiten großen Arbeitstreffens vom 28. September bis zum 1. Oktober war ebenfalls die Koordination der Arbeiten am dritten Modul. Die ausgewählten Beispiele (Op. 73, 104, 106, 109, 120, 127, WoO 152) wurden hinsichtlich ihrer inhaltlichen Fragestellungen und digitalen Herausforderungen diskutiert und erste Darstellungen ausprobiert. Beibehalten wurde zudem der wöchentliche feste Zoom-Termin mit allen Mitarbeitern zur Besprechung der laufenden Arbeiten, an dem einmal im Monat die Leiterin des Beethoven-Archivs, Prof. Dr. Christine Siegert, und Dr. Jens Dufner teilnahmen. Im Februar wurde Susanne Cox mit dem Thema „Das Skizzenbuch ‚Engelmann‘ – Untersuchungen zu Skizzen Beethovens aus dem Frühjahr 1823“ an der Universität Koblenz-Landau promoviert.

9

Lehrtätigkeit:

Im Sommersemester veranstaltete das Musikwissenschaftliche Seminar Detmold/Pader- born in Kooperation mit Beethovens Werkstatt, HfM Detmold und VHS Lemgo-Detmold im Rahmen von BTHVN2020 die Ringvorlesung „Beethoven | Räume. Kultur- wissenschaftliche Perspektiven, kulturelle Resonanzen“ mit sechs Gastvorträgen, die online gestreamt wurden; an der Universität Paderborn und der HfM Detmold wurde die Vortragsreihe durch ein von Andreas Münzmay und Vera Grund geleitetes Lektüre- seminar ergänzt. Im April und Mai veranstaltete Elisa Novara an der Universität Paderborn (Musik- wissenschaftliches Seminar Detmold/Paderborn) online ein Blockseminar mit dem Titel „Philologie und Editionspraxis am Beispiel von Schumann und Beethoven“. Dabei wurden Fragen der genetischen Textkritik thematisiert und der traditionellen Editions- philologie gegenübergestellt. An der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster veranstaltete Johannes Kepper ein Blockseminar zum Thema „Musikcodierung und Digitale Musikedition“. Das Seminar wurde ebenfalls online angeboten und griff an verschiedenen Stellen die Arbeiten aus Beethovens Werkstatt auf. Bei der diesmal digital durchgeführten Edirom-Summer-School vom 31. August bis 4. September gab Agnes Seipelt einen Kurs „MEI Einsteiger“ und Johannes Kepper „Advanced MEI“; Kristin Herold und Joachim Veit boten, unterstützt von Ran Mo, eine „Einführung in TEI“ an. Im Wintersemester 2020/2021 leitete Elisa Novara an der Universität Bonn ein Seminar mit dem Titel „Einführung in die Skizzenforschung: Beethovens Kompositionsprozesse unter die Lupe genommen“.

Vorträge, Tagungen, Kooperationen des Projekts:

20. Januar: Sitzung von Susanne Cox, Elisa Novara und Richard Sänger zum Thema „Genetische Textkritik und Digitale Musikedition“ im Rahmen des Seminars „Einführung in die Musikwissenschaft / Sound Studies“ an der Universität Bonn; 11. Februar: Roundtable „Skizzen als Werkstattdokumente: Schaffensprozesse im Ver- gleich“ beim Kongress „Beethoven-Perspektiven“ in Bonn (Bernhard R. Appel, Susanne Cox, Johannes Kepper, Elisa Novara, Joachim Veit); 13. Februar: Vortrag von Andreas Münzmay zum Thema „Beethovens Eigenbearbei- tungen und digitale Heuristik. Erfahrungen mit den synoptischen Doppeleditionen und Analysewerkzeugen des Projekts Beethovens Werkstatt“ beim Kongress „Beethoven- Perspektiven“ in Bonn; 26. Februar: Eröffnung des Ausstellungsprojekts „Inside Beethoven! Das begehbare Ensemble“ im Heinz Nixdorf MuseumsForum in Paderborn; ab 30. Juli war das Projekt im Foyer der Deutschen Nationalbibliothek in Frankfurt am Main und ab 27. August in der Deutschen Nationalbibliothek in Leipzig zu erleben. Die Termine im Beethoven-Haus Bonn und im Haus der Musik Wien wurden wegen der Pandemie auf 2021 verschoben; 10

3. März: Joachim Veit: „Würgegriff oder Rettungsanker? – Interpretationsspielräume handschriftlicher (Musik-)Quellen im digitalen Kontext“ und Johannes Kepper: „Zu den Anforderungen einer musikalischen Stilometrie“, Vorträge bei der DHd2020 an der Universität Paderborn. Die MitarbeiterInnen des Projekts unterstützten auch die organisa- torische Durchführung dieser Tagung; 20. Mai: Andreas Münzmay: Vortrag per Videokonferenz zum Thema „Musik – Edition – Medien, oder: Warum multimodale digitale Forschungsdaten einen erweiterten Begriff vom wissenschaftlichen ‚Text’ erfordern“ im Rahmen der Ringvorlesung „Forschungs- datenmanagement“ an der Goethe-Universität Frankfurt am Main; 27.–28. Mai: Im Rahmen der Music Encoding Conference Boston 2020 hielten Kristin Herold, Johannes Kepper, Ran Mo und Agnes Seipelt einen Vortrag unter dem Titel „MusicDiff: A Diff Tool for MEI“, bei dem eine aus dem engeren Beethoven-Kontext herausgelöste Fassung der VideApp_Arr vorgestellt wurde, mit der beliebige MEI- Codierungen verglichen werden können. Gemeinsam mit Klaus Rettinghaus und Daniel Röwenstrunk stellte Johannes Kepper überdies ein Poster mit dem Titel „Integrating Score Rendition in the MEI Garage“ vor. Er war außerdem maßgeblich an der Vorbereitung und Durchführung dieser digitalen Konferenz beteiligt; 24. Juni: Vortrag per Videokonferenz von Johannes Kepper im Rahmen einer „Tool Gallery“ der ÖAW Wien mit einer Einführung in MEI; 25. Juni: Vortrag per Videokonferenz von Susanne Cox zum Thema „Beethovens Engelmann-Skizzenbuch – Völlige Unordnung oder geordnetes Chaos?“ im Rahmen der digitalen Ringvorlesung „Beethoven | Räume. Kulturwissenschaftliche Perspektiven, Kulturelle Resonanzen“ des Musikwissenschaftlichen Seminars Detmold/Paderborn; August: Im August startete das auf 33 Monate angelegte Projekt „Beethoven in the House“ (Projektleitung: Johannes Kepper), welches als Kooperationsprojekt mit dem Beethoven-Haus Bonn und der University of Oxford hausmusikalische Bearbeitungen von Beethovens Werken in den Blick nimmt und technisch auf den Arbeiten im zweiten Modul von Beethovens Werkstatt aufsetzt. Die enge Kooperation beider Projekte beschreibt ein gemeinsam verfasster Artikel, der in den Mitteilungen des Beethoven-Hauses „Appassionato“ im November erschienen ist; 15.–17. September: Joachim Veit, gemeinsam mit Axel Berndt, Aristotelis Hadjakos und Simon Waloschek, Poster „A Musical Installation for a New Listening Perspec- tive“ bei der Audio-Mostly Graz; 16. Oktober: Roundtable per Videokonferenz „Pensiero e scrittura nell’officina di Beethoven. Nuove indagini sul processo compositivo“, Siena, Jahrestagung der italienischen Gesellschaft für Musikforschung (SidM), mit Vorträgen von Elisa Novara und Richard Sänger; 5. November: Vortrag von Susanne Cox mit dem Titel „Beethoven's ‚Concept‘: Wor- king Manuscripts between Sketch and Fair Copy“ bei der Videokonferenz „Beethoven and the Piano: Philology, Context and Performance Practice“ in Lugano.

11

Im Berichtszeitraum erschienen folgende Publikationen:

Brückenschläge zwischen Musikwissenschaft und Informatik. Theoretische und prakti- sche Aspekte der Kooperation. Beiträge der Symposien zur Digitalen Musikwissenschaft Osnabrück 2018 und Paderborn 2019 im Rahmen der Jahrestagungen der Gesellschaft für Musikforschung. In Verbindung mit der Fachgruppe Digitale Musikwissenschaft hrsg. von Stefanie Acquavella-Rauch, Andreas Münzmay und Joachim Veit (= Musik- wissenschaft: Aktuelle Perspektiven, Bd. 3), Detmold 2020. Dieser, über musiconn.publish zugängliche Tagungsbericht (DOI: 10.25366/2020.87) enthält den Beitrag: Susanne Cox und Richard Sänger, „Digitale Fassungsvergleiche am Beispiel von Beet- hovens Eigenbearbeitungen“, S. 97–104; Band 1 des Tagungsberichts, Freie Beiträge zur Jahrestagung der Gesellschaft für Musikforschung 2019, hrsg. von Nina Jaeschke und Rebecca Grotjahn (DOI: 10.25366/2020.42), enthält den Beitrag: Elisa Novara, „Eine Schumann-Werkstatt? Zur Übertragbarkeit der Methoden vom Projekt ‚Beethovens Werkstatt‘ auf andere Komponisten“, S. 244–259; Über das Projekt Beethovens Werkstatt berichtete Wolfram Goertz in der „Rheinischen Post“ (1. Februar 2020) und im Sonderheft ZEIT Geschichte „Beethoven. Die Revolution der Musik“, Nr. 2/2020, S. 66–68; Über die Konzeption und die öffentliche Wahrnehmung des Projekts „Inside Beetho- ven!“ wurde in verschiedenen Rundfunk- und Presse-Beiträgen berichtet, z. B. in der neuen musikzeitung, Jg. 68, Nr. 12 (Dezember 2019) und in „Forschung und Lehre“, Jg. 27, Nr. 4 (April 2020).

JOHANNES BRAHMS Neue Ausgabe sämtlicher Werke

Träger: Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. Herausgeber: Musikwissenschaftliches Institut der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel in Verbindung mit der Johannes Brahms Gesamtausgabe e. V. und der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien. Editionsleitung: Forschungszentrum Kiel. Projektleiter: Prof. Dr. Siegfried Oechsle. Anschrift: Johannes Brahms Gesamtausgabe, Forschungszentrum Kiel, Musikwissen- schaftliches Institut der Christian-Albrechts-Universität, Olshausenstraße 40 (uni-intern: Rudolf-Höber-Str. 3), 24098 Kiel, Tel.: 0431/880-2632 (Eich), -5040 (Behr), -5509 (Hauschildt), -7149 (Wiechert), -2304 (Struck), -5341 (Bibliothek); Fax: 0431/880-1697, E-Mail: [email protected] Internet: http://www.brahmsausgabe.uni-kiel.de. Verlag: G. Henle Verlag, München. Umfang der Ausgabe: Geplant sind 67 Notenbände mit eingebundenen Kritischen Berichten. Seit 1991 sind 31 Notenbände erschienen. 12

Am Kieler Forschungszentrum der Johannes Brahms Gesamtausgabe (JBG) arbeiten haupt- amtlich Dr. Katrin Eich (Arbeitsstellenleitung), Dr. Johannes Behr, Dr. Jakob Hauschildt und Dr. Bernd Wiechert sowie ehrenamtlich Dr. Michael Struck. In der am Austrian Centre for Digital Humanities and Cultural Heritage der Österreichischen Akademie der Wissen- schaften angesiedelten Wiener Arbeitsstelle sind Vasiliki Papadopoulou M.A. PhD (50%) sowie im Rahmen eines Zusatzprojektes Mag. Monika Jaroš (30%) tätig. Bis Ende Februar war darüber hinaus am Musikwissenschaftlichen Institut der Universität Kiel eine Aka- demie-Juniorprofessur mit Schwerpunkt Editionsphilologie eingerichtet (Stelleninhaberin: Prof. Dr. Kathrin Kirsch). Als wissenschaftliche Hilfskräfte waren Erko Petersen M.A. so- wie Anna-Lena Bach M.A. (bis Ende Januar), Mareike Jordt M.A. (Mai bis August) und Yuval Dvoran (seit Mitte November) tätig. Auf Honorarbasis übernahmen Rüdiger Bornhöft (Bremen) und Almut Jedicke Korrekturlese- und Bibliotheksarbeiten. An der Ausgabe sind in begrenztem Umfang externe Bandherausgeber beteiligt.

Im Berichtszeitraum sind folgende Bände erschienen:

Triumphlied op. 55 (V/5), herausgegeben von Johannes Behr und Ulrich Tadday.

Als erster Band der Serie V (Chorwerke) wurde die Edition des Triumphliedes op. 55 vorgelegt. Der Band enthält sowohl die im November 1872 bei N. Simrock in Berlin erschienene dreisätzige Endfassung des Werkes als auch eine Frühfassung des 1. Satzes, die bereits am 7. April 1871 in Bremen unter Leitung des Komponisten erklungen war. Die abschriftlichen bzw. autographierten Orchester- und Chorstimmen zu dieser Aufführung blieben im Archiv der Bremer Philhar- monischen Gesellschaft erhalten und wurden dort 2012 von Katrin Bock und Ulrich Tadday entdeckt. Schon die von den beiden Findern erstellte vorläufige Partitur, auf deren Grundlage eine erste Wiederaufführung im Eröffnungskonzert des Schleswig-Holstein Musik Festivals 2014 stattfand, ließ erkennen, dass sich die Frühfassung des 1. Satzes nicht nur im Umfang (190 statt 206 Takte), in der Tonart (C-Dur statt D-Dur) und in der Besetzung (ohne Kontrafagott und Tuba), sondern auch in zahlreichen Details der kompositorischen Faktur von der späteren Druckfassung unterscheidet. Die nunmehr von Ulrich Tadday im Anhang des JBG-Bandes vorgelegte Edition lädt die Musikforschung und -praxis dazu ein, die wiederentdeckte Frühfassung im Vergleich mit der Endfassung oder als eigenständige ‚Bremer Fassung‘ näher kennenzulernen. Auch das dreisätzige Triumphlied selbst harrt gewissermaßen einer Wiederentdeckung, ist es doch seit Jahrzehnten eines der am seltensten aufgeführten Werke von Brahms überhaupt. Ihren Grund hat die Zurückhaltung der Konzertveranstalter in den politischen Konnotationen des Stücks, zu dessen Komposition sich Brahms vom deutsch-französischen Krieg 1870/71 und der damit einhergehenden Gründung des Deutschen Kaiserreiches hatte anregen lassen. Das Werk knüpfte damit an die von Händels Dettinger Te Deum exemplarisch verkörperte Tradition des Te Deums zur Feier eines militärischen Sieges an und ist denn auch von zeitgenössischen Rezensenten als „Deutsches Te Deum“ (in Analogie zum Deutschen op. 45) bezeichnet worden. Schon bald aber löste sich das Triumphlied von seinem Entstehungsanlass und wurde bis ins frühe 20. Jahrhundert hinein überwiegend in gewöhnlichen Abonnementskonzerten, in großen Musikfest- Konzerten und in Konzerten zu verschiedenen feierlichen Gelegenheiten (wie Jubiläen von Chorvereinen, Verabschiedungen von Dirigenten etc.) aufgeführt. Unter 94 ermittelten Auffüh- rungen des Werkes zwischen 1871 und 1933, die das entsprechende Einleitungskapitel vollständig auflistet, wurden nur vier ausdrücklich mit der Erinnerung an den Krieg oder die Reichsgründung verbunden. 1933 erklang das Triumphlied fünfmal in Konzerten zum 100. Geburtstag von 13

Brahms; danach fanden bis 1945 keine Aufführungen mehr statt, sodass von einer nationalsozia- listischen Vereinnahmung keine Rede sein kann. Dennoch wurde das Werk nach dem Zweiten Weltkrieg aufgrund seines deutsch-patriotischen Entstehungshintergrundes (es erschien 1872 mit Widmung an Kaiser Wilhelm I.) als ‚belastet‘ empfunden und im Konzertleben weitgehend gemieden. Zur negativen Beurteilung trug sicherlich bei, dass man lange glaubte, Brahms habe den Titel „Triumphlied“ ursprünglich mit dem martialischen Zusatz „auf den Sieg der deutschen Waffen“ versehen wollen. Wie sich nun zeigen ließ, stammte diese Wendung nicht von Brahms, sondern wurde vom Musikschriftsteller Franz Gehring als journalistische Umschreibung des Entstehungsanlasses in die Literatur eingeführt und von späteren Autoren als vermeintlicher Titelzusatz missverstanden. Die Einleitung des Bandes enthält außerdem eine detaillierte Rekonstruktion des Widmungsvorgangs (anhand von Quellen, die Bernd Wiechert im Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz ausfindig machen konnte) und eine (vom Mitherausgeber Ulrich Tadday verfasste) differenzierte Darstellung der zeitgenössischen Rezeption.

Mehrstimmige Gesangswerke mit Klavier oder Orgel: Chorwerke und Vokalquartette I (VI/1), herausgegeben von Jakob Hauschildt.

Der vorliegende Band enthält verschiedene von Brahms selbst in Druck gegebene Vokalwerke. Das Geistliche Lied op. 30 für vierstimmigen Chor mit Orgel oder Klavier ging aus kontra- punktischen Studien hervor, die der Komponist im Jahr 1856 im Austausch mit intensiv betrieb. Die überlieferte autographe Partitur des Opus (Untertitel: „Doppel-Canon in der None“) basiert – wie sich aus charakteristischen Verschreibungen schließen ließ – bereits auf einer früheren Niederschrift als Vorlage. Brahms könnte die Reinschrift im Herbst 1860 hergestellt haben, um sie für zwei frühe private Aufführungen im Saal der Sängerin und Mäzenin Livia Frege nach Leipzig zu übermitteln. Den 13. Psalm für dreistimmigen Frauenchor mit Orgel oder Klavier op. 27 sowie das Wechsellied zum Tanze für vier Singstimmen und Klavier op. 31 Nr. 1 komponierte er 1859: die Psalmver- tonung im Sommer für seinen Hamburger Frauenchor, das Wechsellied dann im Herbst, als er letztmals saisonal am Detmolder Hof wirkte. Die Neckereien sowie den Gang zum Liebchen op. 31 Nr. 2 und 3 nennt das eigenhändige Werkverzeichnis unter dem Datum des 24. Dezember 1863, und möglicherweise hatte erst eine Anfrage Breitkopf & Härtels nach neuen Werken den Komponisten angeregt, beide Vokalquartette auszuarbeiten. So publizierte er die Opera 29–31 im Juli 1864 bei Breitkopf & Härtel in Leipzig, den 13. Psalm bereits im Mai des Jahres bei C. A. Spina in Wien. Die Liebeslieder op. 52 sowie die Neuen Liebeslieder op. 65 sind gleichfalls im vorgestellten Band versammelt. Zur 1869 erschienenen Originalfassung von op. 52 für Klavier zu vier Händen und Gesang ad libitum (in autographer Partitur überliefert, abschriftliche Stichvorlage verschollen) traten bald eine zu Lebzeiten ungedruckt gebliebene Auswahl für Gesang und Orchester (1869/70), eine im Klaviersatz teilweise geänderte vierhändige Fassung ohne Gesang (erschienen 1874) sowie die im Band ebenfalls publizierte Fassung für Gesang und Klavier zu zwei Händen (erschienen 1875). Die genannten vier Fassungen der Liebeslieder op. 52 mitsamt ihren Quellen sind entstehungsgeschichtlich eng miteinander verwoben: Beispielsweise enthält die Skizze zu „Wohl schön bewandt war es vorehe“ op. 52 Nr. 7 eine Fioritur, die zwar nicht in die Original- fassung, wohl aber in die Fassung für Klavier zu vier Händen ohne Gesang op. 52a einfloss. Ferner zog Brahms sein ursprüngliches, mit autographen Zusätzen und Änderungen versehenes 1. Hand- exemplar der Originalfassung Jahre später heran, um darin mittels Streichungen, Tekturen und sonstigen Änderungen die vierhändige Fassung op. 52a einzurichten. Folglich waren bei der Klassifikation und Bewertung der Einträge im 1. Handexemplar dessen verschiedene Funktionen jeweils kritisch zu bewerten, zumal der Komponist es schließlich noch als Vorlage zur Nieder- schrift der Fassung für Gesang und Klavier zu zwei Händen nutzte: Nachdem er sich für op. 52a wiederum in das Werk vertieft hatte, entwickelte er binnen weniger Tage den Klavierpart der lange 14

avisierten zweihändigen Fassung mit Gesang. Deren Singstimmen sollten nach seinen Worten „nach dem vierhändigen Original“ gestochen werden, wofür offenbar ein Exemplar der damals aktuellen (deutsch/englisch textierten) Auflage als Teil-Stichvorlage herangezogen wurde. Zwar gingen einige fehlerhafte Lesarten in den Vokalpart der zweihändigen Fassung ein, doch wurden andere Stichfehler in den Singstimmen entdeckt und parallel auch für die Folgeauflagen der Originalfassung korrigiert. Dreizehn Skizzenseiten mit Material zu den Liebesliedern op. 52 und den Neuen Liebesliedern op. 65 aus dem Besitz der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien geben wertvolle Einblicke in die frühe Kompositionsphase. Neben der Übertragung dieser Blätter im Anhang des Bandes sind dort zwei alternative Fassungen erstmals im Notensatz publiziert: die innerhalb der autographen Partitur überlieferte Frühfassung in fis-Moll/Fis-Dur von „Schwarzer Wald“ op. 65 Nr. 12 (mit abweichendem Vokalpart ab T. 25) sowie die als autographes Albumblatt erhaltene Fassung von „Ihr schwarzen Augen“ op. 65 Nr. 4 für Gesang und Klavier zu zwei Händen. Hinzu kommen die A-Dur-Fassung von „O die Frauen“ op. 52 Nr. 3 (basierend auf Brahms’ Transpositionshinweis in seinem 2. Handexemplar) sowie ein Fragment zu einer Frühfassung von op. 65 Nr. 14 („Flam- menauge“). Bereits im Winter 1869/70 schrieb Brahms eine Orchesterfassung seines späteren op. 65 Nr. 9 nieder („Nagen am Herzen“). Die Originalfassung der Neuen Liebeslieder gab er 1875 in Druck, und auch die vierhändige Fassung ohne Gesang op. 65a entstand bereits in jenem Jahr (publiziert erst 1877). Dass Brahms für op. 65a als Stichvorlage nicht ein „Exemplar der Erstausgabe“ von op. 65 (Margit L. McCorkle, Brahms-Werkverzeichnis, S. 280) hernahm und überarbeitete, son- dern vielmehr einen Vorabzug entsprechend umgestaltete, war für die Edition von op. 65 insofern von Bedeutung, als sich der Druckstatus dieses Abzugs heranziehen ließ, um Lesart-Differenzen zwischen der abschriftlichen Stichvorlage und dem Erstdruck näher zu bestimmen. Zudem lagen dem Herausgeber mit der (zeitweilig verschollenen) autographen Partitur sowie der abschrift- lichen, von Brahms redigierten Stichvorlage zwei zentrale Manuskripte vor, die der alten Gesamt- ausgabe seinerzeit nicht zur Verfügung standen. Zur Erarbeitung der Neuedition war die Auswer- tung dieser Quellen von großem Gewinn.

Folgende Bände befinden sich ganz oder teilweise im Verlag:

II/8 (Violinsonaten op. 78, 100, 108, Violinfassung der Klarinettensonaten op. 120 Nr. 1 und 2, „F. A. E.-Sonate“ von Albert Dietrich, Robert Schumann und Johannes Brahms), herauszugeben von Bernd Wiechert (op. 78–120) und Michael Struck („F. A. E.-Sonate“); V/2 (Ein deutsches Requiem op. 45), herauszugeben von Michael Musgrave, New York, und Michael Struck; IX/5 (Klavierauszug von Franz Schuberts Messe Es-Dur D 950, Anh. Ia Nr. 18), heraus- zugeben von Vasiliki Papadopoulou, Wien.

Im Berichtsjahr wurde außerdem an folgenden Editionen gearbeitet:

III/2 (Werke für Klavier zu vier Händen I), herauszugeben von Jakob Hauschildt; VA/4 (Triumphlied op. 55, Klavierauszug und Arrangement für Klavier zu vier Händen), herauszugeben von Johannes Behr; IX/4 (Orchestrierungen von Liedern Franz Schuberts), begonnen von Robert Pascall (†), Nottingham, weitergeführt von Katrin Eich.

15

Im Rahmen der Arbeit an der Edition der Brahms’schen Orchestrierungen von Liedern Franz Schuberts (IX/4) sichtete Katrin Eich die von dem im Jahr 2018 verstorbenen exter- nen Herausgeber Robert Pascall vorbereiteten Textdateien, die insbesondere die Einlei- tung und die Kapitel „Quellenbestand und -beschreibung“ sowie „Quellengeschichte und -bewertung“ umfassen; daneben unternahm sie Recherchen und Quellenvergleiche für die Bearbeitungen der Lieder „Memnon“, „Gruppe aus dem Tartarus“, „Geheimes“ und „Greisengesang“ (Anh. Ia Nr. 13–16). Außerdem unterstützte sie die Edition des von Brahms mitverantworteten Klavierauszugs von Schuberts Messe Es-Dur D 950 (IX/5) so- wohl in der Phase vor der Abgabe von Notentext und Worttexten an den Verlag als auch während der Drucklegung (Notentext) durch Korrekturlesungen und Beratung. Darüber hinaus organisierte sie mit Sönke Holst (Kieler Musikwissenschaftliches Institut) einen umfassenden Relaunch der Projekt-Website. Johannes Behr nahm abschließende inhaltliche und redaktionelle Arbeiten an der gemeinsam mit Ulrich Tadday (Bremen) vorbereiteten Edition des Triumphliedes op. 55 (V/5) vor. Nachdem die Notentext-Satzvorlagen der definitiven Werkfassung und der Frühfassung des 1. Satzes bereits im Vorjahr an den Verlag gegangen waren, wurden im Mai auch die Worttext-Teile (Einleitung, Kritischer Bericht) für den Satz fertiggestellt. Über die folgenden Monate führten beide Herausgeber die nötigen Korrekturgänge für sämtliche Teile des Bandes durch, worauf dieser plangemäß im November erscheinen konnte. Im Sommer befasste sich Johannes Behr daneben mit einem bislang unbekannten Albumblatt in Privatbesitz, das augenscheinlich eine Notenaufzeichnung von fremder Hand mit hinzugefügter Widmung von Brahms enthält, und erstellte ein Gutachten zur Frage der Authentizität des seltsamen Blatts. Im September begann er mit der Arbeit an der Edition des Klavierauszugs und des vierhändigen Klavierarrangements zum Triumph- lied (VA/4), deren Erscheinen für das Jahr 2022 vorgesehen ist. Jakob Hauschildt brachte im Frühjahr des Jahres die Worttexte seiner Edition der Chorwerke und Vokalquartette I (VI/1) zum Abschluss und übergab sie dem Verlag. Im Sommer führte er die in der Zeit der Drucklegung anfallenden Korrekturlesungen von Wort- und Notentexten durch, wobei er abschließend von Jana Kinast unterstützt wurde; der Band wurde im November ausgeliefert. Ferner begann Jakob Hauschildt im Herbst mit der Arbeit an der Edition der Werke für Klavier zu vier Händen I (III/2). Im Zuge der Recherchen zu diesem Band gelang es ihm, den gegenwärtigen Standort der 2014 in der Schweiz versteigerten autographen Partitur der Variationen Es-Dur für Klavier zu vier Händen über ein Thema von Robert Schumann op. 23 zu ermitteln, Kontakt zum privaten Besitzer aufzunehmen und die Quelle schließlich selbst einzusehen (Brahms-Werkver- zeichnis, S. 79 f.: Autograph a). Bernd Wiechert widmete sich der weiteren Ausarbeitung der Edition der Violinsonaten op. 78, 100 und 108 sowie der Violinfassung der beiden Klarinettensonaten op. 120 (II/8), wobei die Worttexte der Einleitung (Entstehungs-, Publikations- und Rezeptionsgeschich- te) und des Kritischen Berichts (Quellengeschichte und -bewertung) zur Violinsonate Nr. 2 und zur Violinfassung der Klarinettensonaten den Schwerpunkt bildeten. Glück- licherweise hatte der Herausgeber das Partiturautograph zum 1. Satz der Sonate op. 100 – die einzige erhaltene handschriftliche Quelle zu diesem Werk – bereits zu einem früheren 16

Zeitpunkt in der Biblioteka Jagiellońska, Krakau, autopsieren können, sodass die pande- miebedingten Restriktionen im Berichtsjahr diesbezüglich keine Hindernisse darstellten. Die Notensatzvorlagen der im Band enthaltenen Kompositionen wurden im Spätherbst an den Verlag geschickt; sämtliche Worttexte sollen in Abstimmung mit dem Mitherausgeber Michael Struck im Frühjahr 2021 folgen. Bernd Wiechert übernahm außerdem Korrektur- lesungen von Teilen der Worttexte aus den Editionen des Triumphliedes (V/5) und der Vokalensembles mit Begleitung I (VI/1). Vasiliki Papadopoulou setzte die Arbeit an der Edition des von Brahms miterstellten Klavierauszugs von Franz Schuberts Messe Es-Dur D 950 (Anh. Ia Nr. 18) fort (IX/5). Nachdem der Notentext bereits im Januar an den Verlag gegangen war, schloss sie bis Jahresende die Erarbeitung der Worttexte weitgehend ab; außerdem führte sie erste Korrekturlesungen des gesetzten Notentextes durch. Für mehrere der in Arbeit bzw. nun im Druck befindlichen Editionen übernahm sie Quellenrecherchen und -autopsien in Wiener Bibliotheken und Archiven. Außerdem koordinierte sie im Rahmen eines von der Stadt Wien geförderten Sonderprojektes erste Schritte zu einer technisch-inhaltlichen Überarbeitung der bestehenden Rezeptionsdatenbank der JBG, wobei sie von Monika Jaroš und Katrin Eich unterstützt wurde. Die Datenbank selbst wurde durch Monika Jaroš um Einträge zur Wiener Brahms-Rezeption erweitert. Michael Struck war Anfang des Jahres mit der Korrekturlesung der vom Verlag gesetzten Einleitung zu der von ihm und Michael Musgrave herauszugebenden Edition des Deutschen Requiems (V/2) und mit der abschließenden Korrekturlesung des ebenfalls bereits gesetzten Notentextes befasst. Nach letzten Korrekturarbeiten, an denen – wie schon bei der Einleitung – Katrin Eich mitwirkte, gingen zudem die Kapitel „Quellen- bestand und -beschreibung“ und „Quellengeschichte und -bewertung“ sowie im Sommer alle Abbildungsvorlagen an den Verlag. Bis zum Spätherbst führte Michael Struck die Endredaktion des umfangreichen Editionsberichtes durch. In den ersten Monaten des Jahres war er darüber hinaus mit der praktischen Ausgabe des Requiems befasst. Denn auf Wunsch beider beteiligter Verlage (für den Gesamtausgabenband: G. Henle; für die praktische Ausgabe: Breitkopf & Härtel) sollte diese ausnahmsweise vor dem Abschluss des Gesamtausgaben-Bandes erscheinen. Eine erste Aufführung auf der Grundlage der neuen Materialien erfolgte am 2. März in der Carnegie Hall durch die Oratorio Society New York (die auch bei der US-amerikanischen Erstaufführung im Jahr 1877 mitgewirkt hatte) unter Leitung von Kent Tritle. Diese Wiedergabe diente zugleich einer letzten Kontrolle der praktischen Edition, die dann Anfang Juli bei Breitkopf & Härtel erschien (siehe unten die Liste der sonstigen Publikationen). Die Dirigierpartitur umfasst ein Vor- wort beider Herausgeber sowie den von Michael Struck erarbeiteten Notentext samt einer Auswahl hierauf bezogener text- und quellenkritischer sowie editionsspezifischer Bemer- kungen. Im Rahmen der Arbeiten an Band II/8 (siehe oben die Ausführungen zu Bernd Wiechert) schloss Michael Struck zudem den Quellenvergleich der im Herbst 1853 von Albert Dietrich, Robert Schumann und Johannes Brahms für Joseph Joachim komponierten „F. A. E.-Sonate“ ab; außerdem autopsierte er die beiden relevanten Manuskripte (Partitur und Vio-linstimme) in der Berliner Staatsbibliothek. 17

Als Beitrag zu den beiden parallelen Lehrveranstaltungen „Methoden des musikwissen- schaftlichen Arbeitens“ (Leitung: Dr. Alexander Lotzow) übernahmen Johannes Behr und Katrin Eich am 27. Februar je eine Seminarsitzung und referierten vor Studierenden des Musikwissenschaftlichen Instituts der Universität Kiel über editorische Fragestellungen aus der aktuellen Arbeit der JBG. An der im Berichtsjahr erstmalig virtuellen Edirom Summer School nahmen Ende August bzw. Anfang September Katrin Eich, Erko Petersen, Monika Jaroš und Vasiliki Papadopoulou teil; darüber hinaus besuchten Katrin Eich und Vasiliki Papadopoulou Anfang November den ebenfalls virtuellen, von Kristina Richts und Margrethe Støkken Bue organisierten MEI-Metadaten-Workshop. Siegfried Oechsle und Katrin Eich waren am 6. Januar in Wien bei den Feierlichkeiten zum 150-jährigen Jubiläum des Musikvereins vertreten. Johannes Behr moderierte am 9. September ein Konzert mit Liedern des vor 100 Jahren gestorbenen Brahms-Schülers Gustav Jenner, das anlässlich der Kieler Woche von Ulf Bästlein (Bariton) und Carl-Martin Buttgereit (Klavier) im Kieler ‚KulturForum‘ gegeben wurde. Schon für eine im Frühjahr erschienene CD mit Jenner-Liedern nach Gedichten von Klaus Groth und Theodor Storm (Ulf Bästlein/Charles Spencer) hatte Johannes Behr einen ausführlichen Booklet-Text geschrieben.

Im Laufe des Berichtsjahres erschien folgende einschlägige Publikation:

Katrin Eich: Frühe Proben und Aufführungen als Kontext für die Bewertung der Partitur- und Stimmenquellen bei Johannes Brahms’ Streichsextett op. 18, in: Aufführung und Edi- tion, hrsg. von Thomas Betzwieser und Markus Schneider, Berlin/Boston 2019 (= Beihefte zu editio, hrsg. von Winfried Woesler, Bd. 46), S. 143–152. Hinzu kommen folgende aus den Editionen der JBG abgeleitete praktische Ausgaben:

Johannes Brahms. Klarinettenquintett h-Moll op. 115, Urtext-Ausgabe und Studien-Edi- tion, hrsg. von Kathrin Kirsch, München (G. Henle Verlag); Johannes Brahms. Zigeunerlieder für vier Singstimmen und Klavier op. 103, hrsg. von Bernd Wiechert, Wiesbaden (Breitkopf & Härtel); Johannes Brahms. Ein deutsches Requiem op. 45, (Dirigier-)Partitur, Orchester- stimmen, hrsg. von Michael Struck und Michael Musgrave, Urtext der neuen Brahms- Gesamtausgabe, Wiesbaden (Breitkopf & Härtel). Die Vokalpartien der Neuedition werden auch wiedergegeben in den bei Breitkopf & Härtel parallel erschienenen Neuausgaben des Klavierauszuges und der Bearbeitung für Soli, Chor, zwei Klaviere und Pauken von Heinrich Poos.

18

CHRISTOPH WILLIBALD GLUCK Sämtliche Werke

Träger: Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Mainz. Herausgeber: Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Mainz; Vorsitzender des Herausgeber-Gremiums ist Prof. Dr. Klaus Pietschmann, Mainz. Projektleitung: Dr. Gabriele Buschmeier (bis 14. Juli) (†) bzw. Dr. Tanja Gölz und Prof. Dr. Klaus Pietschmann (beide seit 22. Juli). Anschriften: Gluck-Gesamtausgabe, Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Geschwister-Scholl-Str. 2, 55131 Mainz, Tel.: 06131/577-208 bzw. -240 und -241, Fax: 06131/577-122, e-mail: [email protected], [email protected], Yin- [email protected], [email protected], [email protected]; Akademieprofessur / Gluck-Gesamtausgabe, Institut für Musikwissenschaft (FB 09), Goethe-Universität, Senckenberganlage 31, 60325 Frankfurt a.M., Postfach 111 932, 60054 Frankfurt a.M., Tel.: 069/798-22161 bzw. -22167, e-mail: [email protected], [email protected]; Internet: http://www. gluck-gesamtausgabe.de. Verlag: Bärenreiter-Verlag, Kassel. Umfang der Ausgabe: Geplant sind 60 Bände, davon 53 Notenbände mit in der Regel eingebundenen Kritischen Berichten, 3 separate Kritische Berichte und 4 Supplementbän- de sowie ein kumulativ zu erstellendes Online-Werkverzeichnis; erschienen sind seit 1951 51 Bände.

Wissenschaftliche Mitarbeiter der Gluck-Gesamtausgabe (GGA) sind Jun.-Prof. Dr. habil. Stefanie Acquavella-Rauch (50%), PD Dr. Daniel Brandenburg, Dr. Tanja Gölz (bis 31. Juli), Yin-Shao Liu M.A. (50%, seit 1. November), Prof. Dr. Daniela Philippi (50%), Franziska Reich M.A. (65%, seit 1. November) und Dr. Yuliya Shein. Als wissen- schaftliche Hilfskräfte sind Laura Hafner M.A. (bis 31. März und erneut seit 1. Oktober) in der Mainzer und Anita Hoffmann M.A. in der Frankfurter Arbeitsstelle tätig. An der Ausgabe arbeiten externe Bandherausgeber mit.

Im Berichtsjahr ist erschienen:

Soliman second, ou Les Trois Sultanes (IV/4), herausgegeben von Yuliya Shein.

Bei der vorliegenden kritischen Edition handelt es sich um die Musik zur Verskomödie „Soliman second, ou Les Trois Sultanes“ von Charles-Simon Favart (1710–1792), welche dem Wiener höfi- schen Publikum am 18. Mai 1765 im Laxenburger Schlosstheater dargeboten wurde, aufgeführt von der französischen Truppe des Burgtheaters. Seine erfolgreiche Premiere feierte das Favart’sche Schauspiel bereits am 9. April 1761 an der Pariser Comédie-Italienne. Es basierte auf einer ebenso humoristischen wie gesellschaftskritischen gleichnamigen Erzählung aus Jean- François Marmontels (1723–1799) „Contes moraux“; die Bühnenmusik lieferte Paul-César Gibert (1717–1787). Als beliebte Komödie, die insbesondere für ihr exotisches Kolorit bekannt war, fand „Soliman second“ rasche Verbreitung auf vielen europäischen Bühnen. Durch die Vermittlung des Hoftheaterdirektors Graf Giacomo Durazzo gelangte das dazugehörige Textbuch auch nach 19

Wien. Wie gewohnt durchlief das Stück zunächst die dortige Zensur, wobei nur einige wenige Änderungen im Hauptext der Komödie vorgenommen wurden. Möglicherweise wurde Gluck als „Direttore della Musica“ am Wiener Burgtheater und als versierter Autor französischer Opéras- comiques mit der Komposition der in der Komödie vorgesehenen Gesangsnummern – vier Solo- Airs und ein Duett – beauftragt. Diese Beschäftigung mit Schauspielmusik stellt nach heutigem Kenntnisstand einen Sonderfall in seinem künstlerischen Schaffen dar. Die Musik zu „Soliman second“ ist als Stimmensatz und Particell überliefert, die in zeitlicher Nähe zur Erstaufführung in Laxenburg im Auftrag des Fürsten Joseph Adam von Schwarzenberg (1722–1782) in der Wiener Kopistenwerkstatt Bonifacius Carl Champée angefertigt wurden und heute im Staatlichen Regionalarchiv, Český Krumlov aufbewahrt werden. Beispielhafte Auszüge aus den Quellen sowie das Textbuch zur Erstaufführung sind im vorgelegten Band faksimiliert. Neben einer detaillierten Einleitung zur Werkgeschichte enthält der Band den Kritischen Bericht, worin die Quellenlage, Bemerkungen zur Editionstechnik und zur Aufführungspraxis eingehend kommentiert werden. In der jetzt erschienenen Neuausgabe liegt Glucks Musik zur Favart’schen Komödie erstmals im Druck vor.

Im Berichtsjahr wurden die Arbeiten fortgeführt an:

II/3 (Ballettmusiken), herauszugeben von Irene Brandenburg, Salzburg, mit einem Vorwort von Bruce Alan Brown; III/2 (Fragmentarisch überlieferte Opere serie), herauszugeben von Tanja Gölz; IV/8 (Cythère assiégée, 1. Fassung), herauszugeben von Bruce Alan Brown; VI/1 (Kirchenmusik / Weltliche Vokalmusik), herauszugeben von Yuliya Shein; VII/3 (Briefe), herauszugeben von Daniel Brandenburg; VII/4 (Dokumente), herauszugeben von Stefanie Acquavella-Rauch; Gluck-Werkverzeichnis (GluckWV) online: www.gluck-gesamtausgabe.de/gwv.html.

Aufgenommen wurden die Arbeiten an:

Vorwort zu III/28 (Le feste d’Apollo, Teilband a und b), herauszugeben von Gabriele Buschmeier, mit einem Vorwort von Franziska Reich; VII/2 Gluck-Werkverzeichnis, herauszugeben von Daniela Philippi und Yuliya Shein.

Im Berichtsjahr wurde mit der Aufnahme der Werke aus den Incerta- und Korrigenda- Abteilungen in das GluckWV-online begonnen.

Vom 31. August bis 25. September hat Patrick Jackson, Studierender der Goethe-Uni- versität, Frankfurt am Main, ein Praktikum in der Frankfurter Arbeitsstelle absolviert.

Die jährliche Sitzung des Herausgeber-Gremiums der Gluck-Gesamtausgabe fand am 21. September statt, eine außerordentliche Sitzung am 18. November.

Im Sommersemester 2020 sowie im Wintersemester 2020/21, die beide wegen der COVID-19-Pandemie digital zu realisieren waren, führte Daniela Philippi am Institut für Musikwissenschaft der Goethe-Universität Lehrveranstaltungen durch zu den Themen 20

„Im Spannungsfeld zwischen kompositorischer Idee und Verschriftlichung − was uns die Quellen ‚erzählen‛“ und, gemeinsam mit Prof. Dr. Thomas Betzwieser, „Christoph Willibald Glucks Musiktheater − Aspekte der Komposition und Interpretation“; zudem organisierte sie im Sommersemester das Forschungskolloquium und im Wintersemester das Einführungsseminar. Im Wintersemester 2019/20 führte Daniel Brandenburg an der Universität Bayreuth im Studiengang Musiktheaterwissenschaft ein Seminar zum Thema „Lektüre Musik- und Musiktheatertexte – Quellentexte zum italienischen Musiktheater des 18. und 19. Jahrhun- derts“ durch. Im Sommersemester 2020 führte Stefanie Acquavella-Rauch an der Johannes Gutenberg- Universität ein Hauptseminar zum Thema „Digitale Edition von Musik und Text“ als virtuelle Veranstaltung durch.

2020 erschien im Bärenreiter Verlag Kassel usw. der achte Band der Gluck-Studien „Gluck, der Reformer? Kontexte, Kontroversen, Rezeption. Symposiumsbericht Nürnberg 18.–20. Juli 2014“, hrsg. von Daniel Brandenburg, der von diesem den Aufsatz „Gluck, der italienische Opernbetrieb und die Reform“ enthält sowie von Daniela Philippi den Beitrag „Klavierauszüge als Dokumente der Musikrezeption − betrachtet am Beispiel von Glucks ‚Iphigénie en Tauride‘“.

Ebenfalls im Berichtsjahr erschien im LIT-Verlag Wien der Tagungsbericht „Opera as Institution: Networks and Professions (1730–1917)“, hrsg. von Christina Scuderi und Ingeborg Zechner, der u. a. einen Beitrag von Daniel Brandenburg zum Thema „Italian Operisti as Cultural Network: Insights of the Pirker Correspondence“ beinhaltet.

Als Weltersteinspielung enthält die 2020 bei „Orfeo“ erschienene CD „Care pupille“ des Sopranisten Samuel Mariño u. a. zwei Arien und die Sinfonia aus „Antigono“ auf Grund- lage der Edition von Irene Brandenburg sowie je eine Arie aus „La Sofonisba“ und „Il Tigrane“ auf Grundlage der von Tanja Gölz vorgelegten Edition. Das der Einspielung zugrundeliegende Programm wurde unter der Leitung von Michael Hofstetter (Händelfestspielorchester Halle) am 5. Oktober 2019 in Marburg und am 31. Oktober 2019 in Halle aufgeführt.

In der österreichischen Forschungsstelle in Salzburg, die unter anderem mit Mitteln des Österreichischen Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Forschung finan- ziert wird, arbeitete Dr. Matthew Werley (50%, bis 30. September).

21

GEORG FRIEDRICH HÄNDEL Hallische Händel-Ausgabe – Kritische Gesamtausgabe –

Träger: Georg-Friedrich-Händel-Gesellschaft e.V., Halle. Präsident: Prof. Dr. Wolfgang Hirschmann. Herausgeber: Georg-Friedrich-Händel-Gesellschaft e.V., Halle. Editionsleiter: Prof. Dr. Wolfgang Hirschmann, Halle, und Prof. Dr. Donald Burrows, Cranfield/UK. Projektleiter: Prof. Dr. Wolfgang Hirschmann. Anschrift: Hallische Händel-Ausgabe, c/o Händel-Haus, Große Nikolaistraße 5, 06108 Halle, Tel.: 0345/50090-230, -231, -232 oder -233, Fax: 0345/50090-235, E-Mail: blaut@ musik.uni-halle.de, [email protected], [email protected], [email protected], [email protected], hen- [email protected]; Internet: http://www.haendel.de. Verlag: Bärenreiter-Verlag, Kassel. Umfang der Ausgabe: Geplant sind 116 Notenbände mit Kritischen Berichten und Faksi- miles der Libretti bei Opern und Oratorien sowie ca. 10 Bände Supplemente; seit 1955 sind 93 Notenbände mit Kritischen Berichten, 8 Revisionsbände und 6 Bände Supple- mente erschienen.

Dem Editorial Board der Hallischen Händel-Ausgabe (HHA) gehören neben den Editions- leitern an: Prof. Dr. Graydon Beeks, Claremont/USA, Dr. Hans Dieter Clausen, Hamburg, Jun.-Prof. Dr. Matthew Gardner, Tübingen, Prof. Dr. Hans Joachim Marx, Hamburg, Prof. Dr. John H. Roberts, El Cerrito/USA, Prof. Dr. Colin Timms, Birmingham/UK und Dr. Terence Best, Brentwood/UK (Emeritus Member).

Die Redaktion bilden die hauptamtlichen Wissenschaftlichen Mitarbeiter Stephan Blaut M.A., Dr. Annette Landgraf, Dr. Michael Pacholke (bis zum 18. September Vollzeit, danach 70%), Teresa Ramer-Wünsche M.A. (bis zum 18. September in Elternzeit, danach 60%), Phillip Schmidt M.A. (70%) und Hendrik Wilken M.A. (bis zum 18. September als Elternzeitvertretung, 50% danach 30%). Die Mitarbeiter sind auch mit der Edition von Bänden betraut. Die HHA arbeitet mit exter- nen Bandherausgebern zusammen.

Im Berichtsjahr wurden veröffentlicht:

Song for St Cecilia’s Day, HWV 76 (I/15: Notenband mit Kritischem Bericht), heraus- gegeben von Stephan Blaut, Leipzig.

Die kurze, im Autograph mit „Song“ überschriebene „kleine Cäcilienode“ – so die im Deutschen öfter verwendete Bezeichnung für HWV 76 – komponierte Händel im September 1739. Als Textvorlage diente ihm eine 1687 von John Dryden (1631–1700) gedichtete Ode mit dem Titel 22

„A Song for St Cecilia’s Day“. Auf welche Weise der Komponist mit Drydens Text vertraut wur- de, ist nicht überliefert. Für Händels 1736 erstmalig aufgeführte große Cäcilienode, „Alexander’s Feast“, HWV 75, hatte Newburgh Hamilton (1691–1761) diese ebenfalls von Dryden verfasste Dichtung geringfügig bearbeitet und in Rezitative, Arien und Chöre untergliedert; möglicherweise tat Hamilton das auch bei der kleinen Cäcilienode. Das Londoner Publikum war in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts Aufführungen gewohnt, in denen dreiteilige Opern oder Oratorien erklangen. Da „Alexander’s Feast“ nur aus zwei Teilen bestand, hatte Händel das Werk zuerst durch drei Konzerte und eine Kantate erweitert und entsprach dadurch der erwarteten Länge der musikalischen Veranstaltung. Mit der Vertonung von Drydens kürzerer Cäcilien-Dichtung bot sich Händel nun die Gelegenheit, „Alexander’s Feast“ mit einem nicht nur dem Umfang nach passenden, sondern auch inhaltlich korrespondierenden Werk zu kombinieren und damit in den zwei ersten Aufführungen der neu komponierten Ode am 22. und 27. November 1739 einen vollwertigen Konzertabend zu veranstalten. In späteren Wieder- holungen von HWV 76 ersetzte Händel „Alexander’s Feast“ durch andere passende Werke: „Acis and Galatea“, HWV 49a, und „L’Allegro ed il Penseroso“, HWV 55 (ohne den 3. Teil, „Il Mode- rato“). Die Neuedition von Händels „Song for St Cecilia’s Day“ bietet im Hauptteil Musik und Text in der Fassung der Erstaufführung. Auch wenn nicht genau bekannt ist, welche Musik als instrumentale Einleitung der Ode erklang, wurden – der autographen Überlieferung entsprechend – als Einleitungsstücke die in der Kompositionspartitur der Ode vorhandenen Instrumentalsätze wiedergegeben. Der Anhang I des Bandes enthält Frühfassungen von drei Sätzen, die noch vor der Uraufführung gekürzt oder beträchtlich erweitert wurden. Bei den drei Stücken des Anhangs II handelt es sich um Änderungen bzw. um eine Neuvertonung der Arie „The soft complaining flute“, die Händel für nach der Premiere der Ode veranstaltete Aufführungen ausgeführt hatte, um den neuen Sängern seines Ensembles gerecht zu werden.

Semele, HWV 58 (I/19: Notenband mit Kritischem Bericht), herausgegeben von Mark Risinger

Nach seiner Rückkehr aus Dublin und der im Februar 1743 erfolgten Uraufführung von „Samson“, HWV 57, begann Händel am 3. Juni 1743 mit der Komposition von „Semele“, die er am 4. Juli desselben Jahres abschloss. Ähnlich wie „Hercules“, HWV 60, entspricht auch „Semele“ weder den Gattungskriterien der Oper noch des Oratoriums. In den Libretti wurde „Semele“ daher „The Story of Semele“ tituliert; die „London Daily Post“ kündigte die Aufführung von „SEMELE. After the manner of an Oratorio“ an. Letztere Bezeichnung wird „Semele“ in der anklingenden Abwer- tung der Komposition nicht gerecht. Es empfiehlt sich, hinsichtlich der Terminologie den Blick auf „Hercules“ zu richten: Händel verwendete hier die Bezeichnung „A New Musical Drama“. Es ist ein in Abwägung der weitaus weniger zutreffenden Alternativen getroffener Kompromiss, den Terminus des „Musikalischen Dramas“ auch für „Semele“ anzuwenden. Noch vor der Uraufführung komponierte Händel die ursprünglich für einen Tenor vorgesehene Partie des Athamas gänzlich neu. Insbesondere der erste Akt erfuhr im Zuge dieser Revision massive Eingriffe. Die Frühfassung ist weitgehend rekonstruierbar. Die Uraufführung von „Semele“ fand im Covent Garden Theatre in London am 10. Februar 1744 statt. Es sangen die Sopranistin La Francesina (Semele), der Tenor John Beard (Jupiter, Apollo), der Countertenor Daniel Sullivan (Athamas), die Altistinnen Esther Young (Juno, Ino) und Christina Maria Avolio (Iris) sowie der Bassist Henry Theodore Reinhold (Cadmus, High Priest, Somnus). Eine zweite Aufführungsserie im Dezember 1744 fand ohne Daniel Sullivan statt, da die Partie des Athamas wieder von einem Tenor gesungen wurde. Ferner zeigen zahlreiche Rezitative und Arien, dass Ino, möglicherweise auch Juno, von der Sopranistin Catherine „Citty“ Clive gesungen wurden. „Semele“ wurde nach Dezember 1744 zu Händels Lebzeiten nicht mehr aufgeführt. Die Übernahmen aus „Semele“ in spätere Werke Händels sind von geringer Zahl; hervorgehoben seien 23

der Chor Nr. 16 sowie die zusammengehörigen Nr. 17 (Arie) und 18 (Chor), die mit angepasster Textunterlegung in der späten Wiederaufführung von „Susanna“, HWV 66, im Jahre 1759 erklan- gen. Nach Händels Tod ist die erste Wiederaufführung im Jahre 1762 nachweisbar. Die vorliegende Edition der HHA präsentiert die drei zu Lebzeiten Händels nachweisbaren Fassungen von „Semele“. Die Rekonstruktion der im Dezember 1744 aufgeführten Spätfassung ist hinsichtlich der Quellenlage deutlich schwieriger als jene der Frühfassung: In etlichen Fällen fehlen in der Direktionspartitur die entsprechenden Einschübe für Athamas im Tenor, bei denen lediglich auf Grundlage vergleichbarer vorhandener Nummern davon ausgegangen werden kann, dass auf die Frühfassung zurückgegriffen wurde. In den wenigen Fällen, in denen selbst die Frühfassung nur fragmentarisch überliefert ist, konnten beide Anhangsfassungen nicht zur Gänze rekonstruiert werden. Zu den besonderen editorischen Herausforderungen zählte auch die Ergründung der Erstaufführungsfassung, die weder im Autograph noch in der Direktionspartitur vollständig vorliegt. Die Sekundärquellen, die überwiegend auf einer unabhängig von der Direktionspartitur entstandenen Abschrift des Autographs beruhen, boten Lösungen etlicher edito- rischer Probleme.

Im Berichtsjahr wurden die Arbeiten an folgenden Bänden fortgeführt:

I/10 (Esther, HWV 50b), herauszugeben von Annette Landgraf (Vorabpartitur ist 2017 erschienen); I/4.2 (Il trionfo del Tempo e della Verità, HWV 46b), herauszugeben von Michael Pacholke; II/17 (Scipione, HWV 20), herauszugeben von Reinhard Strohm, Oxford; II/36 (Giustino, HWV 37), herauszugeben von Wolfgang Hirschmann; II/21 (Siroe, Re di Persia, HWV 241), herauszugeben von Phillip Schmidt; S.II4 (Schauspielmusiken), herauszugeben von Christine Martin, Tübingen.

Von Wolfgang Hirschmann ist der Aufsatz „‚Was er angriff, wurde sein eigen‘ – Händels Exzerpierpraxis im Horizont der Genieästhetik“, in den „Berichten zur Wissenschafts- geschichte“ 43 (2020), S. 203–217, erschienen. Außerdem hat sich die Hallische Händel- Ausgabe unter Federführung von Wolfgang Hirschmann an dem erfolgreichen Antrag zur Konstituierung des NFDI4Culture (Consortium for Research Data on Material and Im- material Cultural Heritage) mit dem Entwurf eines Drittmittelantrags für ein „Händel- Portal“, das auch ein revidiertes digitales Verzeichnis der Werke des Komponisten ent- halten soll, beteiligt (Letter of Commitment im Task Area 7: Governance). Am 17. und 18. August hat Wolfgang Hirschmann eine Forschungsreise an die Staats- und Univer- sitätsbibliothek Hamburg unternommen zu einer Autopsie der Direktionspartitur von „Giustino“ (HWV 37).

Ausdrücklich hinzuweisen ist darauf, dass im Berichtsjahr die Arbeiten an der Ausgabe, vor allem hinsichtlich der Beschaffung von Quellenkopien, Forschungsreisen und wissen- schaftlicher Kommunikation, durch die COVID-19-Pandemie stark beeinträchtigt worden sind.

24

JOSEPH HAYDN Werke

Träger: Joseph Haydn-Institut e.V., Köln, unter Vorsitz von Prof. Dr. Wolfram Steinbeck (bis Juni) bzw. Prof. Dr. Arnold Jacobshagen (seit Juli). Herausgeber: Joseph Haydn-Institut, Köln, unter Leitung von Dr. Armin Raab. Projektleiter: Prof. Dr. Wolfram Steinbeck (bis Juni) bzw. Prof. Dr. Arnold Jacobshagen (seit Juli). Anschrift: Joseph Haydn-Institut, Blumenthalstraße 23, 50670 Köln, Tel.: 0221/733796, Fax: 0221/1208695, E-Mail: [email protected], Internet: http://www.haydn- institut.de (dort auch die E-Mail-Adressen der einzelnen Mitarbeiter*innen). Verlag: G. Henle Verlag, München. Umfang der Ausgabe: Geplant sind 111 Noten- und zwei Textbände, 104 Kritische Berichte sowie ein Werkverzeichnis (in dem auch der ursprünglich geplante Register-band aufgeht) und eine Briefausgabe. Seit 1958 sind davon 110 Bände (108 Notenbände, zwei Textbände) und 101 Kritische Berichte erschienen. Außerdem wurden 43 Hefte „Haydn- Studien“ veröffentlicht.

Im Joseph Haydn-Institut arbeiteten im Berichtsjahr als hauptamtliche Wissen- schaftler*innen Dr. Andreas Friesenhagen (90%), Friederike Mühle M.A., Dr. Armin Raab und Dr. Heide Volckmar-Waschk (90%) sowie als Sachbearbeiterin Silke Schloen (85%). Hinzu kamen stundenweise als studentische Hilfskräfte Yuval Dvoran, Felix Eichert und Katharina Schauerte.

Im Berichtsjahr ist erschienen:

Haydn-Studien XI/3 (Oktober 2020; Armin Raab: Haydn-Bibliographie 2012–2020).

Diese sechste in den „Haydn-Studien“ veröffentlichte Folge der Haydn-Bibliographie (nach III/3– 4 von 1974, V/4 von 1985, VI/3 von 1992, VIII/2 von 2001 und X/2 von 2011) verzeichnet 731 Titel, darunter auch einzelne Nachträge für den Zeitraum 2002–2011. Wie die vorangehenden Folgen ist sie als kommentierte Bibliographie angelegt und wird durch Register und Vorwort erschlossen. Als Anhänge enthält das Heft Nachrufe auf drei Wissenschaftler, die zu den ersten Mitarbeitern des Joseph Haydn-Instituts gehörten und die Forschungseinrichtung in unterschiedlicher Weise über einen längeren Zeitraum geprägt haben, nämlich Dr. Horst Walter, Prof. Dr. Hubert Unver- richt und Dr. Friedrich Lippmann. Es folgt ein Nachruf auf Dr. Gabriele Buschmeier, die als Vertreterin der Mainzer Akademie der Wissenschaften und der Literatur über viele Jahre dem Kuratorium des Trägervereins angehörte. Ergänzt wird das Heft durch Mitteilungen über die aktuellen Arbeiten des Haydn-Instituts. Die Publikation wurde von Silke Schloen redaktionell betreut; sie richtete auch im Auftrag des G. Henle Verlags den Satz ein.

Im Bericht für 2019 wurde der Band Konzerte für Orgel (Cembalo) und Orchester (XV/1), herausgegeben von Armin Raab und Horst Walter unter Mitwirkung von Sonja Gerlach, 25 als erschienen angegeben, da noch im Oktober mit der termingerechten Veröffentlichung bis Jahresende ausgegangen werden konnte. Durch Verzögerungen beim Verlag wurde die Herstellung jedoch für mehrere Monate unterbrochen, so dass der Band letztlich erst 2020 herauskam. Unmittelbar nach dem Erscheinen des Bandes erfolgte eine Ersteinspielung nach diesem Notentext durch Melodie Zhao (Klavier), David Nebel (Violine) und die Camerata Schweiz unter Leitung von Howard Griffiths. Armin Raab verfasste für das Booklet der CD einen Einführungstext mit Schwerpunkt auf den editorischen Besonderheiten.

In Herstellung beim Verlag befinden sich:

XXIII/2 (Messen Nr. 5–8), neu herauszugeben von Andreas Friesenhagen. Diese Neu- edition tritt an die Stelle des zunächst vorgesehenen nachträglichen Kritischen Berichts zu dem 1958 zur Eröffnung der Gesamtausgabe erschienenen Band. Alle vier darin enthal- tenen Messen sind gesetzt und Korrektur gelesen.

XXVI/4 (Bearbeitungen von Arien, Szenen und Ensembles anderer Komponisten, 2. Fol- ge), herauszugeben von Sebastian Biesold und Christine Siegert. Für den Satz des Noten- textes konnten teilweise die Daten von Arbeitspartituren herangezogen werden, die für die Quellenkollation erstellt worden waren. Sie wurden dafür als Music-XML exportiert. Der Notenteil ist gesetzt und bereits fertig Korrektur gelesen.

Erste Texte der Briefausgabe, herauszugeben von Friederike Mühle und Heide Volckmar- Waschk, wurden bereits 2019 beim Verlag eingereicht, blieben dort aber wegen anderer Prioritäten zunächst unbearbeitet. Erst nach mehreren Monaten wurden Probesätze erstellt und mit dem Institut abgestimmt. Inzwischen hatten sich Ergänzungen und Korrekturen ergeben, so dass die Herausgeberinnen die Dateien noch einmal überarbeiteten. Auch die Aufnahme von Abbildungen wurde geklärt.

Für das Werkverzeichnis wurden inzwischen alle Daten zur Quellenbeschreibung aus den Kritischen Berichten der Gesamtausgabenbände in einen XML-Editor für die vorgesehene Online-Quellendatenbank übertragen. Fremdbearbeitungen von Werken Haydns waren in den Karteien des Instituts nicht vollständig erfasst worden und mussten nach anderen Quellen ergänzt werden; vervollständigt wurden auch Verlagsanzeigen aus historischen Zeitschriften. Fortgeführt wird weiterhin die Bearbeitung einzelner Werkgruppen durch hauptamtliche Mitarbeiter*innen des Instituts mit Erstellung der nur in der gedruckten Fassung erscheinenden Werkgeschichte.

Der Bärenreiter Verlag, Kassel, veröffentlicht weiterhin pro Jahr auf Basis der Gesamt- ausgabe ein bis zwei Dirigierpartituren (samt Aufführungsmaterial) von Sinfonien Haydns. 2020 erschien Sinfonie Hob. I:77 (mit neuem Vorwort von Andreas Friesen- hagen). 26

Der G. Henle Verlag setzte mit Partituren der Sinfonien Hob. I:89–104 die Reihe von Studien-Editionen nach dem Notentext der Gesamtausgabe fort; außerdem wurden die drei auf der Gesamtausgabe beruhenden Bände mit Klaviersonaten in überarbeiteter Form neu veröffentlicht. Diese praktischen Ausgaben enthalten jeweils ein neues Vorwort und einen Bemerkungsteil, der die Ergebnisse der wissenschaftlichen Edition in konzentrierter Form zusammenfasst. Die Texte wurden von derzeitigen und ehemaligen Mitarbeiter*innen des Joseph Haydn-Instituts verfasst (zu den Studien-Editionen von Andreas Friesenhagen, Friederike Mühle, Heide Volckmar-Waschk und Ulrich Wilker, zu den Klaviersonaten von Silke Schloen); im Notentext konnten Druckfehler der Gesamtausgabenbände berich- tigt werden. Im ersten Band der Klaviersonaten erfolgten zudem einige Umstellungen unter Berücksichtigung des neuesten Forschungsstandes: Stücke, von denen man mittlerweile weiß, dass sie von einem anderen Autor stammen oder nicht zu den Klaviersonaten gehören, wurden weggelassen, in der Echtheit zweifelhafte Werke aus dem Hauptteil in einen Anhang verschoben (diese Maßnahmen werden im Vorwort des Bandes von Armin Raab erläutert). Zu einzelnen Sonaten sind auch Einzelausgaben mit neuem Vorwort und Bemerkungsteil erschienen.

Infolge der Maßnahmen gegen die COVID-19-Pandemie wurden die Arbeiten des Instituts soweit wie möglich im Home-Office absolviert, was durch gute Organisation und großes Engagement aller Beteiligten ohne jede Verzögerung selbst für die Arbeiten der studen- tischen Hilfskräfte möglich war.

FELIX MENDELSSOHN BARTHOLDY Leipziger Ausgabe der Werke

Träger: Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig. Projektleiter: Professor Dr. Christian Martin Schmidt, Berlin. Adresse: Karl-Tauchnitz-Straße 1, 04107 Leipzig. Anschrift für Briefe: Postfach 100 440, 04004 Leipzig; Tel. 0341/69764236, Fax 0341/ 69764244, E-Mail: [email protected], Internet: http://www.saw-leipzig.de/lma. Verlag: Breitkopf & Härtel, Wiesbaden. Umfang der Ausgabe: Geplant sind ca. 80 Notenbände mit eingebundenen Kritischen Berichten, ca. 75 Bände Briefe, Schriften und Tagebücher, eine noch unbestimmte Anzahl Dokumentenbände sowie ein Band Werkverzeichnis. Seit 1997 sind davon 43 Notenbände sowie eine Studien-Ausgabe des Werkverzeichnisses (MWV) erschienen.

Hauptamtliche wissenschaftliche Mitarbeiter der Forschungsstelle sind Tobias Bauer, M.A. (50%), Dr. Clemens Harasim, Birgit Müller, M.A. (75%) und Dr. Ralf Wehner. An der Edition sind externe Bandherausgeber beteiligt.

27

Erschienen ist folgender Band:

Weltliche Werke für Männerstimmen und Orchester (VII/3), herausgegeben von Birgit Müller und Ralf Wehner.

Felix Mendelssohn Bartholdy lebte in der Blütezeit des Männergesangs. Früh war der Komponist mit dem charakteristischen Repertoire durch seinen Lehrer Carl Friedrich Zelter und die 1809 gegründete Berliner Liedertafel in Berührung gekommen, hatte durch die Leipziger Liedertafeln eigene Erfahrungen gesammelt und stand im Laufe seines Lebens mit einer Vielzahl von Chören in Kontakt. Aus der immer höher werdenden Zahl an Männergesangvereinen und den zunehmen- den Aktivitäten resultierte ein wachsender Bedarf an neuen Kompositionen, der sich primär, aber nicht nur, auf vierstimmige Lieder beschränkte. Das veranlasste auch Felix Mendelssohn Bartholdy, Werke für zwei Tenöre und zwei Bässe bzw. Werke mit Beteiligung eines Männer- chores zu komponieren. In seiner weltlichen Vokalmusik finden sich dazu drei Hauptbereiche: die Lieder a cappella, der Komplex an Schauspielmusiken sowie jene vier Festmusiken für Männer- stimmen und Orchester, die den Inhalt des vorliegenden Bandes bilden. Dabei handelt es sich durchweg um Auftragskompositionen, die in den 1820er- und 1840er-Jahren zu verschiedenen repräsentativen Anlässen entstanden. Der Band umfasst folgende Werke, die zwischen 1828 und 1846 komponiert wurden: „Begrüßung“ MWV D 2 für Solostimmen, Männerchor und kleines Orchester; „Festgesang“ MWV D 4 für Männerchor und zwei Blech-Blasorchester; „Bei Enthüllung der Statue Friedrich Augusts von Sachsen“ MWV D 5 für zwei Männerchöre und zwei Blech-Blasorchester; „Festgesang an die Künstler“ op. 68 MWV D 6 für Männerstimmen und Blech-Blasorchester. Zwei Kompositionen erhielten im Laufe der Rezeption ebenso griffige wie unautorisierte Populär- titel. Der 1840 geschriebene „Festgesang“ MWV D 4 wurde im selben Jahr mit dem sperrigen Untertitel „componirt zur Eröffnung der am ersten Tage der Säcularfeier der Erfindung der Buch- druckerkunst auf dem Markt zu Leipzig Statt findenden Feierlichkeiten“ gedruckt und schon von den Zeitgenossen – wohl auch in Abgrenzung zu Mendelssohns „Festgesang an die Künstler“ MWV D 6 – verkürzt als „Gutenberg-Kantate“ bezeichnet. Dagegen haben die Zusatznamen für die „Begrüßung“ MWV D 2 ihren Ursprung im 20. Jahrhundert und hängen mit der Wieder- entdeckung des Werkes (1928) sowie mit den Aufführungen seit den 1950er-Jahren zusammen. Durch die in diesen Kontexten entstandenen Publikationen kamen die Beinamen „Naturforscher- Kantate“ beziehungsweise „Humboldt-Kantate“ auf. Zwei Werke, der „Festgesang“ von 1840 und der „Festgesang an die Künstler“ von 1846, wurden bereits zu Lebzeiten gedruckt. Die beiden anderen gelangten erst im 20. Jahrhundert zur Publikation. Als Besonderheit ist hervorzuheben, dass Mendelssohn vier Jahre nach Entstehung der „Gutenberg-Kantate“ den Männerchorsatz des Werkes zu einer Fassung für gemischten Chor umarbeitete, als es darum ging, eine Drucklegung für England vorzubereiten. Die beiden Vokalpartituren der deutschen und der englischen Fassung werden im vorliegenden Band zusammen mit dem Klavierauszug in einer synchron-optischen Darstellungsweise übereinan- dergestellt, was den Vergleich zwischen den beiden Fassungen und damit den analytischen Zugang zu Mendelssohns Bearbeitungspraxis vereinfacht.

In Herstellung befinden sich folgende Bände:

I/8A Ouvertüren I, Fassungen, herauszugeben von Christian Martin Schmidt; II/10 Klavierkonzertante Werke, Bd. II, herauszugeben von Daniil Petrov; 28

VI/2 Geistliche Werke für Chor (auch Solostimmen) mit Continuo- bzw. Orgelbegleitung, herauszugeben von Clemens Harasim; VI/11D Elias, Kritischer Bericht von Christian Martin Schmidt.

Die Arbeiten an folgenden Bänden wurden aufgenommen oder weitergeführt:

III/6 Werke für Violine und Klavier, herauszugeben von Birgit Müller; VI/8 Psalmkantaten II (Der 95. Psalm), herauszugeben von Wolfgang Dinglinger; VII/5 Lieder und Gesänge für gemischten Chor, herauszugeben von Ralf Wehner; VII/6 Sololieder und Gesänge, herauszugeben von Christian Martin Schmidt; VII/7 Weitere weltliche Vokalwerke, herauszugeben von Tobias Bauer und Ralf Wehner.

Der Berichtszeitraum wurde von zeitaufwändigen Korrekturlesungen, abschließenden Ar- beiten am erschienenen Band, Erstellung von Satzvorlagen, Recherchen zu Textvorlagen sowie von mehreren Bibliotheksreisen geprägt. Eine Reise führte Ralf Wehner in die Bodleian Library, University of Oxford, und die British Library, London. Dabei konnte ein als Depositum gelagerter und noch nicht kata- logisierter Bestand von Auktionskatalog-Handexemplaren der Traditionsfirma Leo Liep- mannssohn (Berlin) eingesehen und ausgewertet werden. Es handelt sich um die von den Auktionatoren mit Preisen und weiteren Details annotierten Originalkataloge, wodurch sich etliche bisher ungelöste Fragen zur Provenienz bestimmter Handschriften beantwor- ten ließen. Tobias Bauer untersuchte in der Biblioteka Jagiellońska, Kraków, den umfangreichen Bestand weltlicher Vokalkompositionen mit Schwerpunkt Duette und gemischte Chöre, die für zwei unmittelbar bevorstehende Bände relevant sind. In der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden konnte Birgit Müller eine vom Druck abweichende Fassung der Konzert-Ouvertüre Nr. 2 „Die Hebriden“ MWV P 7 aus dem Vorbesitz von Julius Rietz autopsieren. Weitergeführt wurde das Projekt der Digitalisierung von Nachlassbänden Mendelssohns in der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz. Im Laufe der Jahre konnten mittlerweile rund zwanzig dieser teilweise umfangreichen Konvolute mit Autographen des Komponisten auf Initiative der Forschungsstelle online gestellt werden. Anlässlich eines Besuches von Studierenden aus Mainz und Heidelberg führten Clemens Harasim und Birgit Müller in die spezifischen Belange und Arbeitsmethoden einer historisch-kritischen Gesamtausgabe am Beispiel der Leipziger Mendelssohn- Ausgabe ein.

Folgender Beitrag erschien im Druck:

Clemens Harasim: Kammermusikalische Werke ohne Klavier, in: Mendelssohn Handbuch, hrsg. von Christiane Wiesenfeldt, Kassel/Berlin 2020, S. 344–362.

29

MAX REGER Auswahlausgabe

Träger: Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Mainz. Herausgeber: Max-Reger-Institut/Elsa-Reger-Stiftung Karlsruhe; Kuratoriumsvorsitzen- der: Prof. Dr. Thomas Seedorf. Editionsleitung: Prof. Dr. Susanne Popp und Prof. Dr. Thomas Seedorf. Projektleitung: Prof. Dr. Susanne Popp und Prof. Dr. Thomas Seedorf (Institut für Musik- informatik und Musikwissenschaft, Hochschule für Musik Karlsruhe); Kooperation mit Prof. Dr. Christoph Seibert (Institut für Musikinformatik und Musikwissenschaft, Hoch- schule für Musik Karlsruhe). Anschrift: Reger-Werkausgabe im Max-Reger-Institut/Elsa-Reger-Stiftung, Pfinztalstraße 7, 76227 Karlsruhe-Durlach, Tel.: 0721-854501, Fax: 0721-854502, E-Mail: rwa@max- reger-institut.de, Internet: http://www.max-reger-institut.de. Verlag: Carus-Verlag, Stuttgart. Umfang der Ausgabe: Geplant sind folgende, in Module (Abteilungen) gegliederte Berei- che: I. Abteilung: Sämtliche Orgelwerke – 7 Bände, II. Abteilung: Lieder und Chöre – 11 Bände sowie III. Abteilung: Bearbeitungen – 11 Bände. Jeder Band wird mit gedrucktem Kritischem Bericht sowie gleichzeitig mit in digitaler Form beigegebenem Quellen- material erscheinen, das mit Band II/2 erstmals online auf www.reger-werkausgabe.de erscheinen wird. Seit 2008 wurden zehn Bände vorgelegt.

Wissenschaftliche Mitarbeiter sind: Nikolaos Beer M.A. (Verbundstelle Musikedition), Dr. Christopher Grafschmidt, Dr. Stefan König und Dennis Ried M.A. (50%). An der Aus- gabe arbeiten keine externen Bandherausgeber mit; die Einzelbände werden von den wissenschaftlichen Mitarbeitern der RWA verantwortet. Hilfskräfte: David Koch M.A., Yanxi Long B.A., Alexander Nguyen; Praktikant/-innen: Jannik Franz, Elke Steinhauser (beide Tübingen).

Für die erste Jahreshälfte war die Veröffentlichung von Band II/2 (Lieder II) vorgesehen, bei dem erstmals der zugehörige digitale Apparat nicht mehr bandspezifisch auf einem Datenträger, sondern in seiner Gesamtheit online zur Verfügung gestellt werden soll (RWA siehe unten). Der editorische Prozess ist abgeschlossen; die letzte Korrektur wurde im April dem Carus-Verlag übergeben. Auch der Aufbau des digitalen Apparats sowie der um die Bandinhalte erweiterten digitalen Enzyklopädie ist weit fortgeschritten. Eine Verschiebung der Veröffentlichung ins Frühjahr 2021 ist den Auswirkungen der COVID- 19-Pandemie geschuldet: Mit Eintritt des Lockdowns verzögerten sich die Abbildungs- genehmigungen für wichtige Quellen innerhalb der neuen Online-Publikation (siehe unten), die erst im Herbst vorlagen. Aufgrund der allgemein eingeschränkten Produktions- kapazitäten wurde daraufhin in Absprache mit dem Carus-Verlag eine Verschiebung der Veröffentlichung auf Frühjahr 2021 beschlossen.

30

Derzeit befinden sich in Bearbeitung:

II/2 (Lieder II), herauszugeben von Stefan König und Dennis Ried unter Mitarbeit von Alexander Becker, Nikolaos Beer und Christopher Grafschmidt.

Der zweite Band umfasst in chronologischer Folge die von 1899 bis 1901 entstandenen Lieder Max Regers: „Sechs Lieder“ für mittlere Singstimme und Klavier op. 35, „Fünf Gesänge“ für mittlere Sing- stimme und Klavier op. 37, „Acht Lieder“ für hohe bzw. mittlere Singstimme und Klavier op. 43, „Sieben Lieder“ für mittlere Singstimme und Klavier op. 48, „Zwölf Lieder“ für hohe (1–6) bzw. mittlere (7–12) Singstimme und Klavier op. 51, „Fünfzehn Lieder“ für hohe (1–6) bzw. mittlere (7–15) Singstimme und Klavier op. 55, „Der Tod, das ist die kühle Nacht“ WoO VII/21, „Letzte Bitte“ WoO VII/22, „Nachtgeflüster“ WoO VII/23, „Süße Ruh“ WoO VII/24, „Brautring“ WoO VII/25, „Geheimnis“ WoO VII/26, „Mädchenlied“ WoO VII/27, „Hoffnungslos“ WoO VII/28, „Sonnenregen“ WoO VII/29 (jeweils für Singstimme und Klavier) Von insgesamt acht Liedern aus den Opera 43, 48, 51 und 55 haben sich autographe Trans- positionen Regers erhalten, die im gedruckten Anhang des Bands publiziert werden. Als Leitquellen zur Edition der Liedersammlungen Opera 35, 37, 43, 48, 51 und 55 dienten die von Reger während der Drucklegung selbst korrigierten Erstdrucke. Im Falle der von 1900 bis 1902 zunächst als Zeitungsbeigaben in der Neuen Musik-Zeitung erschienenen Lieder WoO VII/23–29, von denen kein Autograph erhalten ist, stützt sich die Edition in der RWA auf die 1910 innerhalb der Sammlung Liebeslieder (Verlag Zschocher) publizierten Neuausgaben, für die Reger den Notentext revidierte. Für die Edition des Lieds „Der Tod, das ist die kühle Nacht“ WoO VII/21, das erst posthum herausgegeben wurde, war Regers Erstschrift als einzige erhaltene autographe Quelle maßgeblich. Lediglich bei „Letzte Bitte“ WoO VII/22 (Erstdruck ebenfalls posthum) konnte auf keine von Reger geschriebene oder bearbeitete Quelle zurückgegriffen werden. Eine quellenspezifische Besonderheit dieses Bands stellen die erhaltenen Doppelautographen von Liedern aus den Opera 35 und 37 dar. Diese Lieder hatten ursprünglich unter einer Opuszahl erscheinen und Elsa von Bercken gewidmet werden sollen – Regers späterer Ehefrau. Für sie erstellte Reger Widmungsexemplare – zumeist Erstschriften –, die im Unterschied zu den Stichvorlagen etwa mit Atemzeichen versehen sind. Bei der Abschrift der für den Verlag vorgesehenen Stichvorlagen nahm Reger Verbesserungen im Notentext sowie Verfeinerungen auf Vortragsebene vor. Die Widmung wurde schließlich aus persönlichen Gründen fallen gelassen, das Opus wurde getrennt, und es wurden drei neue Lieder mit aufgenommen; zwei Lieder (WoO VII/21 und 22), die der ursprünglichen Sammlung angehört hatten, wurden hingegen von Reger nicht zum Druck eingereicht. Sie erschienen erst posthum. Die Transpositionen fertigte Reger eigens für die Interpreten Ludwig Hess, Josef Loritz, Iduna Walter-Choinanus und Arthur Henry van Eweyk an. Die drei Erstgenannten begleitete er selbst bei Konzerten am Klavier. Als Vorlagen der Transpositionen dienten vermutlich stets die Erst- drucke. Gegenüber diesen variierte Reger insbesondere die Vortragsebene (Dynamik, Phrasie- rungsbögen) und nahm zudem einige Korrekturen vor, die auch für die Edition der Original- versionen innerhalb der RWA relevant sind. Die Kompositionsdaten der in diesem Band vereinigten Lieder fallen in die Jahre 1899 bis 1901, die Reger in Weiden verbrachte. Die Lieder entstanden im Umkreis großer Orgel- und Kammermusikwerke und waren mit Blick auf Aufführungen in Musikzentren geschrieben. Im September 1902 zog Reger mit seinen Eltern nach München, wo er sich als brillanter Klavier- begleiter einen Namen machte und verstärkt eigene Lieder – oft in Gegenüberstellung mit solchen seiner Zeitgenossen – auf die Programme setzen konnte. Die zumeist dem modernen, von Hugo Wolf geprägten Deklamationsstil verpflichteten Liedsammlungen erregten mit avancierter Harmonik und starken Neigungen zur musikalischen Prosa allerorten Aufsehen und wurden in der 31

Kritik kontrovers diskutiert. Als Vorlagen nutzte Reger fast ausschließlich Ge zeitgenössischer Lyriker (u.a. Gustav Falke, Richard Dehmel, Christian Morgenstern), die er unter anderem in interdisziplinären Kulturzeitschriften fand. Editorische Herausforderungen ergaben sich in diesem Liederband im Bereich der Bogensetzung sowie der Halsung bei Akkorden in mehrstimmiger Schreibweise. Die Erstdrucke weisen dies- bezüglich erhebliche Unterschiede zu den Lesarten der Stichvorlagen auf. Oftmals ist von Standardisierungen oder von Fehlinterpretationen der Lesarten der Stichvorlagen auszugehen, die in diesen Bereichen in der Edition besonders stark gewichtet wurden.

Die Arbeitsprozesse an Band II/9 (Werke für gemischten Chor a cappella II), sind bis zur abschließenden dritten Korrektur gediehen, die Ende April dem Carus-Verlag übergeben wurde. Aufgrund der knappen Produktionskapazitäten wurde auch deren Bearbeitung zunächst zurückgestellt. Die Durchführung der Schlusskorrekturen wird Anfang 2021 abgeschlossen sein und der Band im Anschluss an Band II/2 voraussichtlich Mitte 2021 erscheinen.

II/9 (Werke für gemischten Chor a cappella II), herauszugeben von Christopher Graf- schmidt unter Mitarbeit von Nikolaos Beer, Stefan König und Dennis Ried.

Der zweite Teilband umfasst in chronologischer Folge die nach 1902 entstandenen gemischten A- cappella-Chöre Max Regers: „Vier Kirchengesänge“ WoO VI/20, „Motette ,Mein Odem ist schwach‘„ op. 110 Nr. 1, „Vater unser“ WoO VI/22, „Motette ,Ach Herr, strafe mich nicht!‘„ op. 110 Nr. 2, „“ WoO VI/23, „Lasset uns den Herren preisen“ WoO VI/24, „Motette ,O Tod, wie bitter bist du‘„ op. 110 Nr. 3, „Good Night“ WoO VI/25, „Zwölf Chöre aus dem Volksliederbuch“ WoO VI/26, „Abschiedslied“ WoO VI/27, „Acht geistliche Gesänge“ op. 138 Als Leitquellen dienten auch in diesem Band, soweit möglich, die von Reger während der Drucklegung selbst korrigierten Erstdrucke. Dies gilt für die Opera 110 Nr. 1–3 sowie die WoO VI/20 und VI/24–26; unter den WoO konnten lediglich bei den „Chören aus dem Volks- liederbuch“ zumindest einige Stichvorlagen zusätzlich herangezogen werden. Bei den für die Evangelical Lutheran Church in North America entstandenen „Responsories“ WoO VI/23 wurde die Stichvorlage zur Leitquelle erhoben, da Reger in die Drucklegung offenkundig nicht involviert war; der Erstdruck enthält allerdings einige interessante Änderungen der Textverteilung durch die muttersprachlichen Herausgeber. Das (fragmentarische) „Vater unser“ WoO VI/22 sowie das „Abschiedslied“ WoO VI/27 wiederum erschienen erst 1961 in Bd. 27 der Gesamtausgabe, daher war für die RWA das jeweilige Autograph relevant. Bei Opus 138 schließlich ist der nicht mehr von Reger freigegebene, posthume Erstdruck die Leitquelle, da die Stichvorlage verschollen ist. Was die Quellenlage etwas verkompliziert, ist, dass Reger möglicherweise zumindest den Korrekturabzug der Partitur durchgesehen hat, genau dieses Exemplar jedoch verschollen ist. Nach Regers Tod übernahm Karl Straube die noch notwendigen Korrekturen; sein Anteil wiederum lässt sich nicht genau eingrenzen.

Durch die Verschiebung der oben genannten Band-Veröffentlichungen war es möglich, bereits intensiv an den Bänden II/3 (Lieder III) und II/11 (Werke für gemischten Chor und Klavier) zu arbeiten. Die Kollationierungsarbeiten an beiden Bänden sind abgeschlos- sen und die Stichvorlagen für den Verlag vorbereitet. Auch sind die digitalen Teile weitgehend ausgearbeitet.

32

Die Umstellung von Einzelband-Desktop-Applikationen zu einer ganzheitlichen, sich sukzessive erweiternden und frei zugänglichen Online-Publikation auf dem neuen Portal RWA ONLINE (ab Publikation Band II/2: www.reger-werkausgabe.de) birgt zahlreiche Neuerungen, sowohl für die Arbeit der Editoren als auch für die späteren Nutzer. Für die Erstellung der digitalen Inhalte ergeben sich umfangreiche Workflow-Erleichterungen. So müssen im Sinne der Nachhaltigkeit nicht mehr einzelne Datenpakete aus dem Daten- bestand des Max-Reger-Instituts extrahiert und gesondert aufbereitet werden, sondern können direkt weiterverwendet, angereichert/erweitert und wieder reintegriert werden. Auf Nutzerseite wird die Darstellung der Inhalte grundlegend modernisiert und an vielen Stellen intuitiver gestaltet. So werden verschiedene Einstiegspunkte in die Gesamtheit der Editionen eingerichtet, die sich an unterschiedlichen Fragestellungen orientieren und bspw. einen konkreten Werkkontext zunächst nicht in den Mittelpunkt des Nutzer- interesses stellen. Ebenso profitieren Interessierte gleichsam wie die Editoren von der nahtlosen Verknüpfung der RWA-Inhalte mit den seit 2020 sukzessive online zugäng- lichen Forschungs- und Katalogdaten des Max-Reger-Instituts auf dem Max-Reger-Portal (www.maxreger.info). Nicht zuletzt wird es erstmalig eine durchgängige deutsche und englische Benutzerführung geben. RWA ONLINE wird technisch eine Erweiterung des Max-Reger-Portals mit jedoch eigenständiger, in Abstimmung mit dem Carus-Verlag entworfener „Corporate Identity“ sein und zukünftig in Eigenregie durch die Reger-Werkausgabe bzw. das Max-Reger- Institut betrieben. Der Carus-Verlag hat sich bereit erklärt, dieses Angebot mit einer umfangreichen Erlaubnis, spezifische Bandinhalte und Notensatzausschnitte in RWA ONLINE darstellen zu dürfen, zu unterstützen. Die RWA und das MRI erwarten, dass sich der Wechsel des digitalen Publikations- modells positiv auf die Nachhaltigkeit, die Zugänglichkeit und die Reichweite des Projekts und seiner Inhalte auswirkt.

Präsentationen und Termine mit Beteiligung der RWA: 17. Januar: Gastvortrag zum Thema „Digitale Musikedition“ im Rahmen des Editions- seminars von Jun.-Prof. Dr. Matthew Gardner an der Universität Tübingen durch Nikolaos Beer; 18. Januar: Vortrag „Notationsprobleme in den Liedern Max Regers“ bei der Tagung „Notensatz im 21. Jahrhundert. Entwicklungen und Perspektiven“, Mozarteum in Salz- burg, durch Dennis Ried; 13. Februar: Vortrag „‚Epitexte‘ in der Reger-Werkausgabe“ bei der Tagung „Werk und Beiwerk. Zur Edition von Paratexten“, Tagung der Arbeitsgemeinschaft für germa- nistische Edition, Deutsches Literaturarchiv Marbach a. N., durch Dennis Ried. Im Rah- men dieses Vortrags wurden Einblicke in die Konzeption des Max-Reger-Portals (MRP) gegeben; 3./4. September: Dennis Ried (RWA) hielt zusammen mit Tobias Bachmann (OPERA) den Kurs „Edirom / Digitale Editionstechnik“ auf der Edirom-Summerschool 2020 ab. In diesem Workshop wurden Einblicke in das Arbeitsspektrum sowie in die grundlegenden 33

Workflows beider Projekte gegeben. Auch die unterschiedlichen Herangehensweisen von RWA und OPERA an den Edirom-Kontext in vergleichender Betrachtung waren Themen- inhalt dieser Schulung; 22./23. September: Teilnahme am Diskussions-Workshop „Musikalische Schrift und Digitalität“, gemeinschaftlich organisiert und ausgerichtet von Mitarbeitern der Paul Sacher Stiftung Basel, des Instituts für Musikwissenschaft und Musikpädagogik der Justus-Liebig-Universität Gießen sowie des Musikwissenschaftlichen Seminars der Universität Basel, Teilnahme durch Dennis Ried; 2.–4. November: MEI Metadata working meeting, Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz (online durchgeführt), Teilnahme durch Nikolaos Beer und Dennis Ried.

Im Berichtszeitraum wurden folgende projektbezogene Aufsätze und Zeitschriftenartikel geschrieben:

Christopher Grafschmidt: Neue Spuren im Fall Margaret von Seydewitz. Ein Nachtrag zu den Mitteilungen der IMRG 36, in: imrg Internationale Max Reger Gesellschaft. Mitteilungen, 38. Heft (2020), S. 35; Dennis Ried: „Epitexte“ in der Reger-Werkausgabe, Schriftfassung des Vortrags vom 13. Februar 2020, Tagung der Arbeitsgemeinschaft für germanistische Edition 2020 (Druck in Vorbereitung); Dennis Ried: „auch auf gesanglichem Gebiete überaus thätig“ – Max Reger und das Lied, in: Musik in Baden-Württemberg. Jahrbuch 2019/2020, S. 115–126.

ARNOLD SCHÖNBERG Sämtliche Werke

Träger: Gesellschaft zur Förderung der Arnold Schönberg-Gesamtausgabe e.V., Mainz. Vorsitzender: Prof. Dr. Christian Sprang, Wiesbaden. Herausgeber: Unter dem Patronat der Akademie der Künste, Berlin, begründet von Josef Rufer, herausgegeben von Rudolf Stephan (†) unter Mitarbeit von Reinhold Brinkmann (†), Richard Hoffmann, Leonard Stein (†) und Ivan Vojtĕch. Verantwortlicher Leiter der Edition war bis zu seinem Tod Prof. Dr. Rudolf Stephan, Berlin. Anschrift: Arnold Schönberg-Gesamtausgabe, Forschungsstelle, Jägerstraße 22/23, 10117 Berlin, Tel.: 030/20370338, Fax: 030/20370222, E-Mail: [email protected], Internet: http://www.schoenberg-gesamtausgabe.de. Verlag: Schott Music, Mainz, und Universal Edition AG, Wien. Umfang der Ausgabe: Geplant sind 78 Bände in zwei Reihen sowie Supplemente; seit 1969 sind 76 Bände erschienen. Die Reihe A enthält die vollendeten Werke und die auf- führbaren unvollendeten Werke, die Reihe B die Frühfassungen vollendeter Werke, unvollendete Werke, Skizzen und Entwürfe sowie den Kritischen Bericht. Darüber hinaus 34 werden in den Bänden der Reihe B Dokumente zur Werkgeschichte und Erläuterungen zum Verständnis des Materials vorgelegt.

In der Berliner Forschungsstelle sind als hauptamtliche Wissenschaftliche Mitarbeiter und Herausgeber PD Dr. Ulrich Krämer (Arbeitsstellenleiter), Dr. Hella Melkert, Dr. Philine Lautenschläger (50%) sowie Dr. Andrea Hanft als Sachbearbeiterin (75%, bis Juni 50%) tätig. Die Schönberg-Gesamtausgabe beschäftigt nur selten externe Mitarbeiter.

Im Berichtsjahr ist erschienen:

17, 1 B („Die Jakobsleiter“: Kritischer Bericht, Dichtung), herausgegeben von Ulrich Krämer.

Der Teilband enthält den Revisionsbericht zu dem in Reihe A, Band 17 vorgelegten Notentext des fragmentarisch hinterlassenen Particells der „Jakobsleiter“ sowie eine kritische Edition der vollständigen Dichtung einschließlich sämtlicher Konzept- und Textentwürfe. Die musikalischen Quellen umfassen neben dem umfangreichen Skizzenmaterial die Erste Niederschrift, die in Gestalt unterschiedlich langer, in nicht linearer Folge notierter Verlaufsentwürfe im IV. Skiz- zenbuch überliefert ist, die als Hauptquelle dienende Tintenniederschrift des Particells und eine Particellreinschrift der ersten 44 Takte mit deutlich reduzierter Orchesterbesetzung, die Schönberg 1944 im amerikanischen Exil angefertigt hat. Die Erste Niederschrift weist zwar zwei kleinere Lücken auf, ist dafür jedoch um 16 Takte länger als das Particell. Während diese letzten 16 Takte des Fragments in der als Supplementband zur Gesamtausgabe von Rudolf Stephan heraus- gegebenen Partiturfassung von Winfried Zillig (vgl. Reihe A, Bd. 29) aus musikalisch-praktischen Gründen miteingeschlossen sind, werden sie in der vorliegenden Ausgabe im zweiten Teilband im Zusammenhang mit den Skizzen abgedruckt und kommentiert. Da die mit dem besonderen Quellentypus des Particells unmittelbar verbundene variable Seiten-, Akkoladen- und System- aufteilung aufgrund des übergroßen Formats der Vorlage im Notentext der GA nicht beibehalten werden konnte, werden sämtliche das Layout betreffenden Abweichungen der Particell- niederschrift in einer tabellarischen Übersicht im Anschluss an deren Beschreibung mitgeteilt. Das Quellenmaterial zum selbstgedichteten Text der „Jakobsleiter“ ist nicht nur umfangreicher, sondern auch vielschichtiger als das zur Musik. Dies hängt in erster Linie damit zusammen, dass Schönberg die Dichtung nicht nur fertiggestellt, sondern unmittelbar nach Abschluss der defini- tiven Fassung sogleich zum Druck befördert hat. Dementsprechend sind Quellen aus allen Stadien der Textgenese überliefert: von den umfangreichen Vorarbeiten in Gestalt der Konzept- und Textentwürfe über die teilweise aus Vorentwürfen zusammenmontierte und mittels Streichungen und Überklebungen vielfach überarbeitete Erste Niederschrift, die Tintenreinschrift, das als Kompositionsvorlage dienende Typoskript mit zwei jeweils eigene Korrekturen aufweisenden Durchschlägen, den 1917 erschienenen Erstdruck, von dem diverse Handexemplare im Nachlass des Komponisten erhalten sind, bis hin zum leicht revidierten Neudruck im Rahmen des Sammelbandes „Texte“ von 1926 einschließlich der zugehörigen Korrekturfahnen. Die unter- schiedlichen Lesarten der Textquellen werden im Zusammenhang mit dem Abdruck des emendierten Texts der Dichtung mitgeteilt. Die zahlreichen Konzept- und Textentwürfe sind nicht nur für die Werkentstehung, sondern vor allem auch für den geistig-ideellen Hintergrund des Oratoriums von Interesse. Sie dokumentieren Schönbergs Ringen um die mit dem religions- bzw. moralphilosophischen Kern der Dichtung ganz unmittelbar verbundene Stufenfolge der als Typen angelegten Figuren ebenso wie etwa die Tatsache, dass die Figuren des Aufrührerischen und des Ringenden einer gemeinsamen Typologie entsprangen, deren Aufspaltung erst nach und nach erfolgte, oder dass Schönberg die Figur des 35

Auserwählten als Prototyp des Genies mit unverkennbar autobiographischen Zügen konzipiert hat. Die Anordnung und die Art der Präsentation der Textentwürfe verfolgt dabei nicht die Absicht, die Chronologie der Entstehung nachzuvollziehen – ein Unterfangen, dass aufgrund der Komple- xität der Anlage und der Sprunghaftigkeit der Assoziationsfäden ohnehin zum Scheitern verurteilt wäre –, sondern bemüht sich darum, die inhaltlichen Zusammenhänge zu verdeutlichen, um auf diese Weise eine weitergehende Beschäftigung mit dem gedanklichen Gehalt der Dichtung auch auf einer kontextuellen Ebene anzuregen. Um einen möglichst vollständigen Überblick über die Materialien zu ermöglichen, wurden teilweise auch die Überklebungen innerhalb der Entwürfe und der Ersten Niederschrift gelöst bzw. die jeweils verdeckte Frühschicht einzelner Text- abschnitte mit Hilfe von Durchlichtscans und digitaler Bildbearbeitung soweit wie möglich sichtbar gemacht. Abgerundet wird der Band durch den Abdruck des vertonten Textes des Oratoriums in der Fassung der Gesamtausgabe.

Folgende Bände befanden sich im Berichtsjahr in unterschiedlichen Stadien der Bearbei- tung:

17, 2 B („Die Jakobsleiter“: Skizzen, Entstehungs- und Werkgeschichte, Dokumente; Anhang: Symphoniefragment), herauszugeben von Ulrich Krämer; 30 B (Werkverzeichnis), herauszugeben von Hella Melkert, Philine Lautenschläger und Bernd Wiechert unter Mitarbeit von Andrea Hanft und Ulrich Krämer.

Neben den allgemeinen editionsvorbereitenden Arbeiten, der redaktionellen Betreuung der im Berichtszeitraum erschienenen bzw. zum Erscheinen vorbereiteten Bände und den zeitaufwändigen Korrekturarbeiten wurden auch die diversen editionsbegleitenden Pro- jekte (Quellenkatalog, Beschreibung der Skizzenbücher, Chronologie der musikalischen Werke und Schriften, Verzeichnis der Papiersorten) weitergeführt. Die bibliographische Datenbank der Publikationen zum Schaffen Arnold Schönbergs wurde aktualisiert und das Korrespondenzarchiv erweitert.

Aufgrund der COVID-19-Pandemie arbeiteten die Mitarbeiter*innen der Schönberg- Gesamtausgabe seit März überwiegend im Homeoffice. Eine von Hella Melkert für April/Mai geplante zweiwöchige Forschungsreise nach Wien für Archivarbeiten am Arnold Schönberg Center in Verbindung mit dem Werkverzeichnis musste auf unbe- stimmte Zeit verschoben werden.

Veröffentlichungen und sonstige Aktivitäten der Mitarbeiter:

Ulrich Krämer, „Schönbergs Mission zur Rettung der Tonkunst: Vom ,Komponieren mit Tönen‘ zur Zwölftonkomposition“, in: Journal of the Arnold Schönberg Center 17/2020, S. 39–64; „Ein Skizzenblatt zu Schönbergs Serenade op. 24“, in: ebda., S. 186–192. Hella Melkert, „Arnold Schönbergs nachgelassene Fragmente und ihre Datierung. Über- legungen und Fallbeispiele im Kontext des Arnold Schönberg Werkverzeichnisses“, in: Journal of the Arnold Schönberg Center 17/2020, S. 9–25; „Zwei abgebrochene Verto- nungsansätze als kreative Dokumente eigenen Rechts. Zu Schönbergs George-Lied op. 15 Nr. 14“, in: ebda., S. 126–131. 36

Am 8. Januar hielt Ulrich Krämer am Wissenschaftszentrum „Arnold Schönberg und die Wiener Schule“ der Universität für Musik und darstellende Kunst, Wien, die Schönberg- Lecture „Schönbergs Mission zur Rettung der Tonkunst: Vom ,Komponieren mit Tönen‘ zur Zwölftonkomposition“. Vom 31. August bis 4. September nahm Andrea Hanft an der diesjährigen Online- Ausgabe der Edirom-Summer-School teil, um sich auf dem Gebiet der digitalen Musik- edition weiterzubilden.

Im Wintersemester 2019/20 hatte Ulrich Krämer die Schönberg-Professur am Wissen- schaftszentrum „Arnold Schönberg und die Wiener Schule“ der Universität für Musik und darstellende Kunst, Wien, inne, in deren Rahmen er ein Seminar zum Thema „Schönbergs Werkzeugkasten: Dodekaphone Hilfsmittel als Schlüssel zum Werk?“ abhielt.

FRANZ SCHUBERT Neue Ausgabe sämtlicher Werke

Träger: Eberhard Karls Universität Tübingen. Internationale Schubert-Gesellschaft e.V., Tübingen; Vorsitzender: Prof. Dr. Thomas Seedorf, Karlsruhe. Herausgeber: Internationale Schubert-Gesellschaft e.V., Tübingen. Editionsleitung: Dr. Rudolf Faber, PD Dr. Michael Kube, Dr. Christine Martin, Tübingen. Projektleiter: Prof. Dr. Thomas Seedorf, Karlsruhe. Anschriften: Neue Schubert-Ausgabe, Schulberg 2, 72070 Tübingen, Tel.: 07071/2972- 336 oder -337, E-Mail: [email protected]. Neue Schubert-Ausgabe, Vordere Zollamtsstraße 3, A-1030 Wien, Tel.: 43/1/51581-3708, Fax: 43/1/51581-2400, E-Mail: [email protected]. Internet: http://www.schubert-ausgabe.de sowie https://www.oeaw.ac.at/acdh/musikwis- senschaft/forschung/musikedition-und-quellendokumentation/franz-schubert/. Verlag: Bärenreiter-Verlag, Kassel; Verlag der Internationalen Schubert-Gesellschaft e.V., Tübingen (nur Kritische Berichte). Umfang der Ausgabe: Geplant sind 84 numerische Bände (103 reale Bände); erschienen sind bisher 70 Bände sowie ein Teilband (88 reale Bände). Diese Notenbände werden er- gänzt durch „Quellen und Lesarten“, die beigebunden sind oder separat als Beiheft vor- liegen. Von den Kritischen Berichten (geplant sind 76 Bände) erschienen bisher 62 Bände.

In der Tübinger Arbeitsstelle arbeiten als hauptamtliche wissenschaftliche Angestellte Dr. Rudolf Faber, Dr. Christine Martin (80%), Dr. Felix Loy (50%) und PD Dr. Michael Kube (50%). Dr. Matthew Gardner hat am Musikwissenschaftlichen Institut der Eberhard Karls Universität Tübingen eine Akademie-Juniorprofessur inne, die der Lehre und Forschung sowie der editorischen Tätigkeit an der Neuen Schubert-Ausgabe dient. In der Wiener Arbeitsstelle arbeiten als hauptamtliche wissenschaftliche Angestellte an der Abteilung Musikwissenschaft des Austrian Centre for Digital Humanities and Cultural 37

Heritage der Österreichischen Akademie der Wissenschaften Dr. Katharina Loose-Einfalt sowie aus Fördermitteln der Stadt Wien finanziert Marlene Peterlechner M.A. (50% bis Juni, 75% seit Juli). Bis Juni befand sich Katharina Loose-Einfalt in Elternzeit und wurde von Dr. Vasiliki Papadopoulou (50%) und Clemens Gubsch M.A. (25%) vertreten. Seit Juli befindet sich Katharina Loose-Einfalt in Elternteilzeit (50%) und wird von Dr. Vasi- liki Papadopoulou (50%) vertreten. – An der Ausgabe sind vereinzelt externe Bandheraus- geber beteiligt.

Im Berichtsjahr ist erschienen:

Ouvertüren (V/5), herausgegeben von Michael Kube.

Das Aufleben des öffentlichen bürgerlichen Konzertwesens nahm an der Wende zum 19. Jahr- hundert nicht nur Einfluss auf die Hörgewohnheiten und Aktivitäten der Kenner und Liebhaber, sondern auch auf die musikalischen Gattungen selbst. Dies gilt für die repräsentative Sinfonie, mehr aber noch für die Ouvertüre – zum einen ästhetisch, was die Art der Komposition angeht, zum anderen hinsichtlich ihrer Funktion in einem größeren musikalischen Kontext wie auch in- nerhalb der Institution „Konzert“, von der einleitenden Funktion zu einem Bühnenwerk hin zu einer instrumentalen Komposition „sui generis“. In diesem Kontext nehmen die insgesamt acht selbständig überlieferten, vollendeten Ouvertüren von Franz Schubert (zwei davon in zwei Fassungen) eine vielfach unterschätzte Position ein. Mit Ausnahme der „Ouvertüre in D“ (D 4), die sich auf das dreiaktige Lustspiel „Der Teufel als Hydraulicus“ von Johann Friedrich Ernst Albrecht (1752–1814) bezieht, und der „Ouvertüre in D“ (D 26), deren ursprünglicher Titel aus dem Manuskript herausgeschnitten wurde, handelt es sich durchweg um Werke, die weder mit einem Drama noch mit einem Programm verbunden sind. Sie repräsentieren damit zu einem erstaunlich frühen Zeitpunkt den Typus der Konzertouvertüre und entsprechen diesem auch ter- minologisch durch Schuberts expliziten Verzicht auf jeglichen weiteren Zusatz im Titel. Der mit der „Ouvertüre in C“ (D 591) verbundene und später auch auf die „Ouvertüre in D“ (D 590) über- tragene Beiname „im italienischen Stil“ entstammt der zeitgenössischen Rezeption und wurde für die posthume Erstausgabe von D 591 verlagsseitig vergeben. Schon zu Beginn seiner schöpferischen Entwicklung hat Schubert offenbar über klare musika- lische Vorstellungen verfügt, die sich auch auf Sinfonie und Ouvertüre (in all ihren Spielarten) erstreckten. In den drei vollendeten, chronologisch vor der „Sinfonie Nr. 1 in D“ (D 82) stehenden frühen Ouvertüren D 4, D 12 und D 26 spiegeln sich seine im Orchester des Stadtkonvikts nahezu täglich erweiterten Repertoirekenntnisse und Erfahrungen, während die 1817 entstandenen Ouvertüren D 556, D 590 und D 591 in einem größeren zeitlichen Rahmen die „Sinfonie Nr. 6 in C“ (D 589) sekundieren. Den „Jahren der Krise“ ist bereits die „Ouvertüre in e“ (D 648) zuzurech- nen, mit der Schubert in seinem sinfonischen Œuvre unüberhörbar nach einer neuen Ausrichtung des Ausdrucks strebt. Mit ihr kam auch die Produktion von Konzertouvertüren zum Erliegen, als für Schubert zugleich die Möglichkeiten für Aufführungen im privaten Rahmen versiegten. – Die ursprünglich im Rahmen der sogenannten „Spendou-Kantate“ (D 472) entstandene „Ouvertüre in B“ (D 470) wurde von Schubert bereits separat notiert und aufführungspraktisch verselbständigt. Zu allen acht Ouvertüren standen vollständig überlieferte autographe Partituren zur Verfügung, von denen das Manuskript der Ouvertüre D 26 neben zahlreichen Korrekturen auch so großflä- chige Überarbeitungen aufweist, dass es erforderlich war, das Werk in seinen beiden Fassungen doppelt vorzulegen. Dass Schubert im Fall einer eigenhändigen Ausschrift des Stimmenmaterials gleichzeitig Revisionen vornahm, zeigen die an der Ouvertüre D 470 vorgenommenen Präzi- sierungen, mehr aber noch die teilweise Überarbeitung der „Ouvertüre in C“ (D 591), auch wenn von den derzeit verschollenen Stimmen lediglich die erste Seite der Violine I als Faksimile zur 38

Verfügung stand. In Zusammenhang mit dem 1865 in Wien erschienenen Erstdruck (in Stimmen und Partitur) sowie der erhaltenen Stichvorlage zur Alten Gesamtausgabe konnte für diese weithin bekannte Komposition eine im 19. Jahrhundert vorgenommene Mischung der Quellen nachgewie- sen werden, die bis heute in der Aufführungspraxis höchst lebendig nachwirkt. Demgegenüber wird im vorliegenden Band das Werk in seinen beiden authentischen Fassungen wiedergegeben; desgleichen konnte der aufführungspraktisch tradierte, jedoch signifikant verdorbene mu- sikalische Verlauf der „Ouvertüre in D“ (D 590) erstmals in einer Edition richtiggestellt werden. – Die von Ferdinand Schubert posthum ergänzten bzw. alternativen Bläserstimmen zur Ouvertüre D 566 und D 648 werden im separat erscheinenden „Kritischen Bericht“ wiedergegeben. Ferner wurden die wenigen dokumentarisch, oftmals jedoch ohne konkrete Werkangaben nach- weisbaren, in der Forschung vielfach mit Vermutungen, Irrtümern und Verwechslungen verbun- denen Aufführungsdaten für den Zeitraum von 1817 bis 1845 im Rahmen des Vorworts einer klärenden Evaluierung unterzogen.

In Vorbereitung befinden sich:

I/4 (Messen IV), herauszugeben von Rudolf Faber (Redaktion: Christine Martin); I/8 (Kleinere kirchenmusikalische Werke I), herauszugeben von Michael Kube (Redak- tion: Felix Loy); II/5 (Die Zwillingsbrüder), herauszugeben von Matthew Gardner (Redaktion: Christine Martin); II/11 (Der Spiegelritter), herauszugeben von Felix Loy (Redaktion: Rudolf Faber); II/16 (Opernpläne), herauszugeben von Manuela Jahrmärker und Till Gerrit Waidelich (Redaktion: Christine Martin); III/1 (Mehrstimmige Gesänge mit Orchesterbegleitung), herauszugeben von Katharina Loose-Einfalt und Vasiliki Papadopoulou (Redaktion: Michael Kube);

III/3 (Mehrstimmige Gesänge für gleiche Stimmen mit Klavierbegleitung), Kritischer Bericht, herauszugeben von Christine Martin; V/5 (Ouvertüren), Kritischer Bericht, herauszugeben von Michael Kube.

Publikationen im Berichtszeitraum:

Vasiliki Papadopoulou, „‚[...] über die outrirte, willkürliche Bezeichnung‘: Joseph Jo- achim und die instruktiven Ausgaben des 19. Jahrhunderts – ein Beitrag zur Interpreta- tionsforschung“, in: Die Musikforschung, Jg. 73, Heft 1 (2020), S. 17–30; Thomas Seedorf, „Die Neue Schubert-Ausgabe“, in: Musik in Baden-Württemberg. Jahrbuch 25 (2019/20), S. 29–37; Nach dem Urtext der Neuen Schubert-Ausgabe erschien im Bärenreiter-Verlag Kassel die praktische Ausgabe von Schuberts Klaviersonaten, Bd. III (D 958, D 959, D 960), mit einem Vorwort von Walburga Litschauer und aufführungspraktischen Hinweisen von Mario Aschauer. Die Arbeit an verschiedenen editionsbegleitenden Projekten wurde kontinuierlich fortge- führt. Dazu zählen die Aktualisierung des Deutsch-Verzeichnisses und die Erfassung der relevanten Literatur. Die Datenbank LISA (Literatur-Index-Schubert-Ausgabe) steht unter 39 https://www.schubert-literatur.de im Internet zur Verfügung und umfasst derzeit 7.026 Titelaufnahmen.

Die dem Band „Quellen I. Franz Schuberts Autographe“ (VIII/7) angeschlossene Daten- bank „Schubert digital“ wurde ausgebaut. Die Daten wurden im xml-Format nach Richt- linien der Music Encoding Initiative transferiert, zur Dateneingabe wurde MerMEID im- plementiert und aktualisiert.

Die von der Wiener Arbeitsstelle betreute Datenbank www.schubert-online.at konnte wei- ter ausgebaut und aktualisiert werden.

Auch 2020 wurde fortgeschrittenen Studierenden die Möglichkeit gegeben, Grundlagen editorischer Tätigkeit durch ein Praktikum zu lernen. Ein solches Praktikum hat in diesem Jahr Frau Pia Schumacher (Tübingen) erfolgreich absolviert. Die Arbeitsstellen der Neuen Schubert-Ausgabe in Tübingen und Wien erhielten zahl- reiche Anfragen von Forschern, Musikschaffenden und Studierenden des In- und Aus- landes.

ROBERT SCHUMANN Neue Ausgabe sämtlicher Werke

Träger: Robert-Schumann-Forschungsstelle e.V.; Vorsitzender: Prof. Dr. Ulrich Konrad. Herausgeber: Robert-Schumann-Gesellschaft e.V., Düsseldorf, in Verbindung mit dem Robert-Schumann-Haus Zwickau; Editionsleitung: Dr. Armin Koch, Düsseldorf. Projektleiter: Prof. Dr. Ulrich Konrad, Würzburg. Anschriften: Robert-Schumann-Forschungsstelle e.V., Karl-Arnold-Haus der Wissen- schaften, Palmenstraße 16, 40217 Düsseldorf, Tel.: 0211/131102, E-Mail: info@schu- mann-ga.de; Robert-Schumann-Haus Zwickau, Hauptmarkt 5, 08056 Zwickau, Tel. und Fax: 0375/213757, E-Mail: [email protected], Internet: http://www.schumann- ga.de. Verlag: Schott Music, Mainz. Umfang der Ausgabe: Geplant sind ca. 53 Notenbände mit eingebundenen Kritischen Berichten sowie 7 Bände Studien und Skizzen bzw. Schriften und Supplemente. Seit 1991 sind 39 Bände bzw. Teilbände erschienen.

In der Düsseldorfer Forschungsstelle arbeiten hauptamtlich Tirza Cremer M.A. (25%), Dr. Timo Evers, Dr. Armin Koch, Dr. Christina Thomas. Im Robert-Schumann-Haus Zwickau ist cand. phil. Isabell Tentler M.A. (75%) angestellt. Als wissenschaftliche Hilfskräfte arbeiten Tobias Engbers, M.A., Jacqueline Häuser, B.A. und Jie Meng M.A. in der Düsseldorfer Forschungsstelle in Teilzeit, Dr. Sandra Dewald in Vollzeit.

40

Im Berichtsjahr sind erschienen:

Klavierwerke, 6, 1–2 (III/1/6, Teilband 1, Notenteil; Teilband 2, Kritischer Bericht): Werke für Klavier zu zwei Händen: Vier Fugen op. 72, Vier Märsche op. 76, Waldscenen op. 82, herausgegeben von Timo Evers, Bunte Blätter op. 99, herausgegeben von Michael Beiche, Drei Fantasiestücke op. 111, Drei Clavier-Sonaten für die Jugend op. 118, herausgegeben von Timo Evers, Albumblätter op. 124, herausgegeben von Michael Beiche, Sieben Clavierstücke in Fughettenform op. 126, Gesänge der Frühe op. 133, Thema mit Variationen Anhang F39, herausgegeben von Timo Evers.

In dem Band sind zehn Werke vereint, die in mehrfacher Hinsicht ein breites Spektrum der Kompositionen Robert Schumanns für Klavier zu zwei Händen bilden. Zum einen sind es Klavierwerke ganz unterschiedlicher Genres mit teilweise kulturpolitisch bzw. pädagogisch motivierten Aufführungsintentionen und Rezeptionskontexten; zum anderen stammen die frühesten Stücke dieses Bandes in ihren ersten Versionen – die zunächst noch nicht als solche bezeichneten Albumblätter op. 124/1, 3, 12 und 15 – aus den Jahren 1832/1833, das zu Lebzeiten des Komponisten nicht publizierte Klavierwerk Thema mit Variationen Es-Dur Anhang F39 wurde dagegen erst Ende Februar 1854 niedergeschrieben. Damit repräsentieren die hier in historisch-kritischer Edition vorgelegten Klavierwerke nahezu den gesamten Zeitraum, in welchem Schumann – nach den Jugendjahren der dichterischen und kompositorischen Orien- tierung und vor seiner Einweisung in die privat betriebene Anstalt in Endenich im März 1854 – in professioneller Weise Kompositionen schuf und veröffentlichte. Deutlich wird auch, dass es Kompositionen sind, die mit den Hauptwirkungsorten Robert Schumanns verbunden sind, nämlich – neben der recht kurzen, jedoch kompositorisch sehr fruchtbaren Schaffensepisode in Wien – vor allem Leipzig, Dresden und Düsseldorf. Alle in diesem Band versammelten Werke sind nach der jeweiligen Originalausgabe ediert worden. Eine Ausnahme bildet das Thema mit Variationen Anhang F39, von welchem – neben einem fragmentarisch überlieferten Arbeitsmanuskript – lediglich Schumanns Reinschrift und eine hiervon abhängige korrigierte Kopisten-Abschrift bekannt sind. Darüber hinaus werden in den Notenanhängen und sowohl im Faksimile-Beiheft flankierend als auch in ausführlichen Quellen- beschreibungen kommentierend erstmals die überlieferten umfangreichen Arbeitsmanuskripte und Entwürfe zu op. 82, 111, 118, 126 vollständig und bisher kaum bekannte Skizzen und Entwürfe zu op. 72, 99 und 124 in Auswahl vorgelegt; auf deren Basis werden nicht nur detaillierte Einblicke in Schumanns Werkstatt ermöglicht; mehr noch werden sowohl die musikalischen Quellen als auch die darauf Bezug nehmenden Textzeugnisse Schumanns und seiner Zeitgenossen überhaupt erstmals historisch-kritisch eingeordnet und im Kritischen Bericht mit ausführlichen Kapiteln zu den ästhetischen und entstehungsgeschichtlichen Voraussetzungen kontextualisiert. Aus diesem Vorgehen resultieren grundsätzlich entstehungsgeschichtliche wie mit Blick auf Schumanns Poetische Welt ästhetische Neuerkenntnisse, wie der aufgezeigte Wandel der kompositorischen Arbeitsweise Schumanns, neue Einblicke in die gemeinsam mit betriebenen Kontrapunkt- und Fugenstudien oder die Neubewertung des poetischen Kontexts der Revolution, des Waldes, der Frühe (Hölderlin) und der Kindheit als Widerlager dazu

In Herstellung beim Verlag befinden sich zum Jahresende folgende Bände:

I/1/1 (1. Symphonie op. 38), herauszugeben von Timo Evers (Notenteil); 41

III/1/1, Teilband 1 (Werke für Klavier zu zwei Händen: Abegg-Variationen op. 1, Papillons op. 2, Capricen nach Paganini op. 3, Intermezzi op. 4), herauszugeben von Timo Evers, Riyo Chong (Okayama) und Matthias Wendt (Krefeld) (Notenteil); VI/1 (Lieder; Bd. 1: Liederkreis op. 24; Myrthen op. 25; Drei Gedichte op. 30; Drei Gesänge op. 31; Wallfahrt nach Kevelaer Anhang M3), herauszugeben von Tirza Cremer, Tina Evers, Armin Koch, Isabell Tentler und Christina Thomas; VI/8 (Lieder; Bd. 8: Drei Gedichte op. 29; Vier Duette op. 34; Drei zweistimmige Lieder op. 43; Vier Duette op. 78; Mädchenlieder op. 103; Drei Lieder op. 114 und Som- merruh WoO 7, Mailied Anhang M13 sowie Liedchen von Marie und Papa Anhang M14), herauszugeben von Birgit Spörl (Leipzig/Gera) (Notenteil).

Folgende Bände befinden sich in Bearbeitung:

I/1/1 (s. o., Textteile); III/1/1, Teilband 1 (s. o., Textteil zu op. 2; zu op. 1 und op. 3–4 abgeschlossen und übersetzt); VI/3 (Lieder; Bd. 3: Belsatzar op. 57; Romanzen u. Balladen Heft I–IV op. 45, 49, 53, 64; Lieder und Gesänge Heft I–IV op. 27, 51, 77, 96; Zwei Balladen-Fragmente (1840) Anh. M4), herauszugeben von Tirza Cremer, Isabell Tentler, Julia Maria Schlothmann und Christina Thomas; VI/4 (Lieder; Bd. 4: Frauenliebe und Leben op. 42; Dichterliebe op. 48; Lieder für die Jugend op. 79), herauszugeben von Rufus Hallmark, Isabell Tentler und Armin Koch; VI/5 (Lieder; Bd. 5: Drei Gesänge op. 83, Der Handschuh op. 87, Sechs Gesänge (Von der Neun) op. 89, Sechs Gedichte (Lenau) und Requiem op. 90, Drei Gesänge (Byron) op. 95, Wallfahrt nach Kevelaer (Heine) Anh. M3, Albumblatt für Niels W. Gade (1844) Anh. M6), herauszugeben von Armin Koch; VI/8 (s. o., Textteile).

Derzeit konzentriert sich das Projekt vollständig auf den Abschluss der Serien bzw. Werkgruppen Symphonien, Klavierwerke und Lieder.

Von Mitarbeitern und Mitgliedern der Forschungsstelle bzw. mit deren Beteiligung erschienen folgende Publikationen:

Anna Bielok (Übersetzung) und Timo Evers (Einleitung und Kommentar): „Ein russisches Schumann-Plädoyer von 1910“, in: Correspondenz. Mitteilungen der Robert-Schumann- Gesellschaft e.V. Düsseldorf, Nr. 42, April 2020, hrsg. von Irmgard Knechtges-Obrecht, S. 78–100.

Kristin R. M. Krahe und Isabell Tentler: Personen- und Werkregister, in: Clara Schumann. Jugendtagebücher 1827–1840. Nach den Handschriften herausgegeben von Gerd Nauhaus und Nancy B. Reich unter Mitarbeit von Kristin R. M. Krahe, 1. sowie 2., rev. Aufl. Hildesheim usw. 2019, S. 479–658. 42

Enge Kooperationen bestehen weiterhin im Rahmen des Schumann-Netzwerkes (Ge- schäftsstelle Bonn) und vor allem mit der Schumann-Briefedition. Die gemeinsam mit letzterem Projekt betreute und finanzierte Schumann-Briefdatenbank konnte inhaltlich erweitert und gepflegt werden, sie enthält Einträge zu mehr als 20.000 Schriftstücken.

ROBERT UND CLARA SCHUMANN SCHUMANN BRIEFEDITION Serie II: Freundes- und Künstlerbriefwechsel

Träger: Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig. Herausgeber: Robert-Schumann-Haus Zwickau und Musikwissenschaftliches Institut der Hochschule für Musik „Carl Maria von Weber“ Dresden in Verbindung mit der Robert- Schumann-Forschungsstelle Düsseldorf und der Sächsischen Akademie der Wissenschaf- ten zu Leipzig. Projektleiter: Prof. Dr. Michael Heinemann, Dresden, und Dr. Thomas Synofzik, Zwickau. Anschriften: Schumann-Briefedition, Freundes- und Künstlerbriefwechsel, Arbeitsstelle Dresden, Palaisplatz 3, 01097 Dresden, Tel.: 0351/563941-31, E-Mail: kopitz@saw- leipzig.de; Schumann-Briefedition, Freundes- und Künstlerbriefwechsel, Arbeitsstelle Zwickau, Robert-Schumann-Haus, Hauptmarkt 5, 08056 Zwickau, Tel.: 0375/3531159, E-Mail: [email protected], Internet: www.schumann-briefedition.de. Verlag: Musikverlag Christoph Dohr, Köln. Umfang der Ausgabe: Geplant ist die Edition von ca. 12.000 Briefen in 29 Bänden. Seit 2009 erschienen davon 13 Bände (in 15 Teilbänden).

Hauptamtliche wissenschaftliche Mitarbeiter: Dr. Klaus Martin Kopitz (Arbeitsstelle Dresden), Dr. Annegret Rosenmüller (Arbeitsstelle Zwickau). Beide werden von zwei wissenschaftlichen Hilfskräften unterstützt. Daneben sind an der Edition externe Heraus- geber beteiligt.

Im Berichtsjahr sind erschienen:

4 Briefwechsel mit Maria und Richard Fellinger, Anna Franz geb. Wittgenstein, Max Kalbeck und anderen Korrespondenten in Österreich, herausgegeben von Klaus Martin Kopitz, Anselm Eber und Thomas Synofzik.

16 Briefwechsel mit Bernhard Scholz und anderen Korrespondenten in Frankfurt am Main, herausgegeben von Annegret Rosenmüller und Anselm Eber (zwei Teilbände).

In Arbeit befanden sich:

43

3 Briefwechsel mit Johannes Brahms, herauszugeben von Thomas Synofzik (zwei Teil- bände).

7 Briefwechsel mit Julius Stockhausen und anderen Sängerinnen und Sängern, herauszu- geben von Jelena Josic und Thomas Synofzik.

8 Briefwechsel mit der Familie List und anderen Münchner Korrespondenten, herauszu- geben von Ekaterina Smyka.

22 Briefwechsel mit Freunden und Kollegen in Dresden, herauszugeben von Carlos Lozano Fernández, Michael Heinemann und Renate Brunner.

27 Briefwechsel mit Freunden und Kollegen in Österreich, Böhmen und Ungarn, herauszugeben von Klaus Martin Kopitz, Michael Heinemann, Anselm Eber, Jelena Josic und Carlos Lozano Fernández (zwei Teilbände).

Die besondere Aufmerksamkeit der Mitarbeiter gilt der Aktualisierung der Materialbasis durch systematische Bibliotheks- und Archivrecherchen, durch Beobachtung des Auk- tionsmarktes und Antiquariatshandels und durch die Auswertung von Auktionskatalogen. Unterstützt wird die Arbeit durch eine Briefdatenbank, die auf gemeinschaftlichen Vor- arbeiten der Robert-Schumann-Forschungsstelle Düsseldorf und des Robert-Schumann- Hauses Zwickau beruht und online zugänglich ist (http://sbd.schumann-portal.de). Sie wur- de im Laufe des Projekts durch Ergänzung zahlreicher Briefvolltexte, Kurzbiographien der Korrespondenzpartner u. a. optimiert.

Am 23. Januar nahm Klaus Martin Kopitz in Leipzig am jährlichen Treffen der Arbeits- stellenleiter der Akademie teil und recherchierte anschließend in der Deutschen National- bibliothek.

Die jährliche Sitzung der projektbegleitenden Kommission, die für den 24. April geplant war, musste in Anbetracht der COVID-19-Pandemie abgesagt werden. Im Rahmen dieser Sitzung sollten ursprünglich auch abschließende Fragen zur Durchführungskontrolle des Projekts besprochen werden. Dies geschah deshalb auf schriftlichem Wege.

Vom 1. bis 3. September hielt sich Annegret Rosenmüller in Frankfurt am Main auf und recherchierte in der dortigen Universitätsbibliothek sowie im Institut für Stadtgeschichte.

Am 13. September gestaltete Annegret Rosenmüller gemeinsam mit Thomas Synofzik eine musikalische Lesung im Rahmen der Sonderausstellung des Zwickauer Robert-Schu- mann-Hauses „Die Schumanns und die Technik“ und stellte den Briefwechsel Robert Schumanns mit der Zwickauer Chemiefabrikantenwitwe Johanna Devrient vor. Die Korrespondenz war von Annegret Rosenmüller in Schumann-Briefedition Serie II, Band 19, ediert worden. 44

RICHARD STRAUSS Werke. Kritische Ausgabe

Träger und Herausgeber: Bayerische Akademie der Wissenschaften, München. Projektleiter: Prof. Dr. Hartmut Schick. Anschrift: Forschungsstelle Richard-Strauss-Ausgabe, Institut für Musikwissenschaft der LMU München, Geschwister-Scholl-Platz 1, 80539 München; Tel. 089/2180-6409 (Bolz/Leipold), -6825 (Heine), -6808 (Kech), -6411 (Pernpeintner), -6899 (Schenk); Fax 089/2180-3949; E-Mail: [email protected]; Internet: http://www.richard- strauss-ausgabe.de Verlage: Verlag Dr. Richard Strauss, Schott Music, Edition Peters Group und Boosey & Hawkes. Umfang der Ausgabe: Geplant sind 52 Notenbände (aus teilweise mehreren Teilbänden) mit eingebundenen Kritischen Berichten sowie auf der Online-Plattform www.richard- strauss-ausgabe.de zu veröffentlichende synoptische Textdokumentationen zu den Vokal- werken und Dokumentensammlungen zu den Bühnenwerken und Tondichtungen. Auch die Textteile der Notenbände werden ein Jahr nach Erscheinen online publiziert. Ediert werden die wichtigsten Werkgruppen bzw. Gattungen im Schaffen von Richard Strauss: sämtliche Bühnenwerke, genuine Orchesterwerke, Lieder und Gesänge sowie kammer- musikalische Werke (ohne Bearbeitungen fremder Werke). Seit 2011 sind 9 Notenbände erschienen.

Als hauptamtliche wissenschaftliche Mitarbeiter waren im Berichtsjahr in der Forschungs- stelle tätig: Dr. Claudia Heine, Dr. Adrian Kech, Dr. Andreas Pernpeintner und Dr. Stefan Schenk, Sebastian Bolz M.A. (50%) und Dominik Leipold M.Sc. M.A. (50%), als Eltern- zeitvertretung Dominik Leipold (von September bis Dezember) und Sebastian Bolz (von Januar bis Dezember). Als wissenschaftliche Hilfskräfte arbeiteten Patrick Dziurla M.A., Philipp Leibbrandt M.A., Tabea Umbreit M.A. und Franziska Weigert M.A. mit, als stu- dentische Hilfskräfte Jakob Gierens B.A. (ab April), Hanna van der Heijden B.A., Stefanie Pohl B.A. (bis März) und Mario Sögtrop. An der Edition sind in eingeschränktem Maße externe Band-Mitherausgeber beteiligt. Das Projekt wird durch einen Projektausschuss (Vorsitz: Prof. Dr. Hartmut Schick) und einen Projektbeirat (Vorsitz: Prof. Dr. Ulrich Konrad) betreut.

Im Berichtszeitraum sind erschienen:

Elektra op. 58 (I/4), vorgelegt von Alexander Erhard, redaktionell überarbeitet, eingeleitet und um einen Kritischen Bericht ergänzt von Sebastian Bolz und Adrian Kech (im Druck).

Der Band enthält die zwischen 1906 und 1908 entstandene „Elektra“ inklusive der vom Komponisten vorgeschlagenen Striche. In Strauss’ Opernschaffen markiert das Werk den Beginn der Ära Hugo von Hofmannsthal, die bis zum Tod des Dichters 1929 andauern sollte und bei Strauss bis zum Spätwerk „Liebe der Danae“ fortwirkte. In „Elektra“ besaß die Zusammenarbeit zunächst nicht jene kooperative Qualität, die sich mit dem „Rosenkavalier“ einstellte: Strauss hatte 45

das Schauspiel aus dem Jahr 1903 anfangs „zum Hausgebrauch zusammengestrichen“ und erst während der Komposition bei Hofmannsthal um Textergänzungen gebeten. Das textliche wie das klangliche Resultat galten dem Komponisten – wie vielen seiner Kritiker – in der Rückschau als Grenzüberschreitung. Neben die Größe des Orchesterapparats und die Komplexität der Poly- phonie trat eine Harmonik, von der Strauss später behauptete, sie mit Abstand zum Werk selbst nicht auffassen zu können. Wie die für den Band erstmalig ausgewertete Korrespondenz zwischen dem Verlag Adolph Fürstner und Richard Strauss aus dem Jahr 1908 zeigt, folgte die Drucklegung der „Elektra“ einem Verfahren, das im Wesentlichen auch für die anderen Großprojekte mit dem Fürstner-Verlag gegolten haben dürfte. Im Rahmen einer Produktion, in der die Schritte vom Abschreiben des Strauss’schen Autographs über die Ausschrift von Orchesterstimmen und Klavierauszug bis hin zur Erstellung einer reduzierten Fassung ineinandergriffen, erfolgte die Herstellung aller nötigen Materialien innerhalb weniger Monate. Entscheidend beteiligt waren insbesondere der von Strauss geschätzte Kapellmeister Otto Singer (Klavierauszug und reduzierte Fassung) und der Kopist Rabbeis (Großteil der Stichvorlage). Die Entstehung des Bandes begleitete der Kontakt mit der musikalischen Praxis: In die Gestaltung flossen Erkenntnisse aus Probespielen am Landestheater Linz und der Hamburger Staatsoper ein.

Lieder mit Klavierbegleitung op. 46 bis op. 56 (II/4), herausgegeben von Andreas Pern- peintner.

Mit den Liedern op. 46 bis op. 56 umfasst der Band eine Hochphase der Strauss’schen Liedkom- position: die Jahre 1900 bis 1906. Richard Strauss präsentiert sich hier stilistisch ausgesprochen vielseitig und zeigt zwischen gefälligen kleinen Liedern wie „Ich schwebe …“, der rund 20- seitigen, balladenartigen Komposition „Von den sieben Zechbrüdern“ sowie den avancierten Liedern op. 56, in denen er manche Kühnheit der „Elektra“ vorab im Kleinen erprobte, ein breites Ausdrucksspektrum. Anders als in den Jahren zuvor, in denen sich Strauss besonders auf die Vertonung zeitgenössischer Dichtung konzentriert hatte, griff er häufig wieder auf ältere Text- vorlagen zurück. Strauss und seine Ehefrau, die Sopranistin Pauline Strauss-de Ahna, führten etliche der Lieder selbst öffentlich auf – auch in den USA, wohin sie 1904 eine ausgedehnte Konzertreise unternahmen. Die musikalischen Eintragungen des Ehepaars in den Handexemplaren der Lieder sind für die Forschung sowie als Inspiration für heutige Interpretationen in der Neuedition exakt dokumentiert. Dennoch sind die meisten dieser Lieder im Repertoire weniger etabliert als manche Strauss-Lieder früherer Schaffensjahre („Zueignung“, „Allerseelen“, „Morgen!“ etc.). Einzig „Freundliche Vision“ erlangte ähnliche Popularität. Dies bedeutet umgekehrt, dass der Editionsband viele Lied- entdeckungen bereithält – auch wenn es sich um Kompositionen handelt, die seit über hundert Jahren gedruckt vorliegen. Ein besonderes Kuriosum ist die textlos notierte Liedkomposition „Der Graf von Rom“ TrV 218, die in zwei Fassungen vorliegt und hier erstmals ediert wird. Ihrem eigentümlichen Entstehungshintergrund, der in engem Zusammenhang mit der als Gefälligkeit für Kaiser Wilhelm II. verfassten „(Volks-)Hymne“ TrV 218a steht, wird in der Einleitung auf Basis neuer Quellenfunde nachgespürt.

Aus Italien. Sinfonische Fantasie für großes Orchester op. 16 (III/3), Partitur und eigen- händige Klavierbearbeitung des Komponisten, herausgegeben von Stefan Schenk, mit einer Einleitung von Walter Werbeck.

Die 1887 in München uraufgeführte sinfonische Fantasie „Aus Italien“ markiert einen Übergang. Hatte sich Strauss mit seiner zuvor komponierten 2. Sinfonie noch in der Tradition von Brahms bewegt, so zeigt „Aus Italien“ den beginnenden Einfluss der „Neudeutschen“ auf den jungen 46

Komponisten. Von Alexander Ritter, den Strauss in seiner Zeit als Dirigent des Meininger Hof- orchesters kennengelernt hatte, waren ihm die Werke von Liszt, Berlioz und Wagner nahegebracht worden. So kommt es, dass die Sinfonische Fantasie mit ihren vier Sätzen nur noch äußerlich an die Form einer Symphonie klassischer Prägung erinnert. Eine untypische Reihenfolge der Sätze (z. B. hätte man den schwebenden ersten eher als Binnensatz gesehen), die zudem mit programmartigen Überschriften versehen sind, sowie eine musikalische Sprache, die einzig die „poetische Idee“ als form- und entwicklungsauslösendes Moment begreift, sind charakteristisch für diese interessante programmatische Komposition. Die zeitgenössische Kritik zeigte sich gespalten gegenüber dem progressiven Werk, das selbst den Widmungsträger und Mentor von Strauss, Hans von Bülow, zu irritieren vermochte. Einige Rezensenten würdigten wohlwollend den Vorstoß in die neue musikalische Richtung, die sich in den Tondichtungen „Macbeth“ (Bd. III/4) und „Don Juan“ (Bd. III/5) bald zu Strauss’ eigenem Stil weiterentwickeln sollte. Strauss selbst, in einer gewissen revolutionären Grundstimmung, schätzte sein neues Werk und kommentiert selbstbewusst: „das erste Werk, das auf die Opposition des großen Haufens gestoßen ist; da muß es doch nicht unbedeutend sein“ (Brief an Dora Wihan). Die neue Edition umfasst neben der Orchesterpartitur auch eine von Strauss selbst erstellte vierhändige Klavierfassung.

Praktische Ausgabe der Cellosonate, 1. Fassung, herausgegeben von Florence Eller, Andreas Pernpeintner und Stefan Schenk.

Auf der Grundlage der Kritischen (Erst-)Ausgabe Band VI/4 (2019) erschien bei Schott Music Anfang 2020 eine Einzelausgabe der Cellosonate (1. Fassung, mit Einführungstext der Herausgeber), um dem regen Interesse der Musikpraxis an dieser Komposition Rechnung zu tragen.

Online-Plattform zur Kritischen Ausgabe der Werke von Richard Strauss (www.richard- strauss-ausgabe.de): Einleitung und Kritischer Bericht zu Band I/3a (Salome op. 54, deutsche Fassung); Textsynopsen und Dokumente (Briefe, Schreibkalenderauszüge und Rezensionen) zu Band I/4 (Elektra op. 58); Einleitung und Kritischer Bericht zu Band II/3 (Lieder mit Klavierbegleitung op. 31 bis op. 43); Textsynopsen zu Band II/4 (Lieder mit Klavierbegleitung op. 46 bis op. 56); Dokumente (Briefe und Rezensionen) zu Band III/3 (Aus Italien op. 16).

In Herstellung befinden sich folgende Bände:

I/3b (Salome op. 54, weitere Fassungen), herauszugeben von Claudia Heine (im Druck).

Im Berichtsjahr wurde ferner an folgenden Bänden gearbeitet:

I/5 (Der Rosenkavalier op. 59), herauszugeben von Adrian Kech; I/6a (Ariadne auf Naxos op. 60, 1. Fassung), herauszugeben von Sebastian Bolz; I/8 (Die Frau ohne Schatten op. 65), herauszugeben von Claudia Heine; I/10 (Intermezzo op. 72), herauszugeben von Adrian Kech; 47

II/5 (Lieder mit Klavierbegleitung ab op. 66), herauszugeben von Andreas Pernpeintner und Sebastian Bolz; III/6 (Tod und Verklärung op. 24), herauszugeben von Stefan Schenk; VI/1 (Streicherkammermusik), herauszugeben von Bernd Edelmann.

Zum „Salome“-Band I/3b führte Claudia Heine die Endredaktion des Materials für die Online-Plattform (Briefe, Rezensionen, Synopsen von Textfassungen) durch. Ferner been- dete sie die Arbeiten an Band I/3b: für letzte Quellenstudien für die Textteile reiste sie kurzfristig nach Paris, sie führte die noch notwendigen Herausgeberkorrekturen im Noten- teil durch, ferner beendete sie die Endredaktion der Textteile des Bandes (Einleitung und Kritischer Bericht) und die Satzkorrekturen, sodass er in den Druck gehen konnte. Für den „Elektra“-Band I/4 stellten Sebastian Bolz und Adrian Kech Noten- und Textteile vollends fertig bzw. führten sowohl für den gedruckten Band als auch für die digital präsentierten Dokumente der Online-Plattform die Endredaktion durch. Für den „Rosenkavalier“-Band I/5 (in zwei Teilbänden projektiert) begann Adrian Kech die 1. Herausgeberkorrektur des I. Aktes. Ferner erarbeitete er die Stichvorlage der ersten Hälfte des II. Aktes, die beim Verlag zur Produktion des Neusatzes eingereicht wurde. Beim III. Akt wurde mit der Kollation begonnen. Parallel zur Erarbeitung des Noten- materials führte Adrian Kech die Arbeit an den Textteilen (Einleitung und Kritischer Bericht) fort. Für den Band I/6a „Ariadne auf Naxos“ (1. Fassung) vervollständigte Sebastian Bolz Quellenrecherchen und -beschaffung und erstellte ein Editionskonzept, das insbesondere den hybriden Werkcharakter und die Bearbeitungsgeschichte des Textes bis zu den Materialien der Erstfassung 1912 berücksichtigt. Daneben begann er mit der Kollation des ersten Werkteils. Für den Band I/8 „Die Frau ohne Schatten“ führte Claudia Heine die Quellenrecherche und -beschaffung in München, Garmisch-Partenkirchen, Dresden, Wien und Stuttgart fort; für Quellenstudien reiste sie nach Garmisch-Partenkirchen und Stuttgart; sie begann mit der Sichtung der Verlagskorrespondenz und der Einrichtung des Kollationsmaterials zum I. Akt. Für den Band I/10 „Intermezzo“ beschaffte Adrian Kech weitere editionsrelevante Quellen und setzte die Sichtung der Verlagskorrespondenz fort. Für den Liederband II/4 stellte Andreas Pernpeintner die Einleitung und den Kritischen Bericht fertig und führte die Herausgeberkorrekturen sowie die Endredaktion durch. Für den Liederband II/5 schlossen Andreas Pernpeintner und Sebastian Bolz die Quellenrecherche sowie in großen Teilen den Quellenvergleich ab und begannen mit der Erarbeitung der Stichvorlage (für die Lieder ab op. 77 von Sebastian Bolz weitgehend ab- geschlossen), der Textteile (Einleitung und Kritischer Bericht) sowie der Textsynopse für die Online-Plattform. Für den Band III/3 „Aus Italien“ stellte Stefan Schenk den Kritischen Bericht fertig und führte die Herausgeberkorrekturen sowie die Endredaktion durch. 48

Für den Band III/6 „Tod und Verklärung“ konnte Stefan Schenk die Quellenrecherche abschließen und die Kollation fertigstellen. Er arbeitete an der Stichvorlage und am Kriti- schen Bericht und bereitete weitere Dokumente für die Online-Plattform vor.

Neben der allgemeinen Pflege der im Rahmen des Projekts entwickelten Software und der Migration zu aktuellen Versionen der zugrundeliegenden Frameworks befassten sich Dominik Leipold und Mario Sögtrop mit der Überarbeitung der ODD-Schemata für alle Datensatzarten, insbesondere für eine Veröffentlichung des TEI-basierten Datenmodells als Teil einer FAIR-Data-Publikation. Die Entwicklung einer von Microsoft Word unab- hängigen Infrastruktur zur Bearbeitung und Publikation der Textteile der Notenbände wurde weiter vorangetrieben, insbesondere durch die Entwicklung einer benutzerdefinier- ten Eingabeansicht für den oXygen XML Editor. Außerdem wurden verschiedene Werk- zeuge zur Unterstützung von Dokumenttranskriptionen mit OCR-Technologien erprobt und in die Workflows des Projekts integriert.

Alle Mitarbeiter beteiligten sich außerdem an der Lehre im BA- und MA-Studium Musikwissenschaft an der LMU München, u. a. mit einem gemeinsamen Seminar „Quel- len und Edition“ sowie einer Übung zum Thema „Digital Humanities“. Dominik Leipold vertrat das Projekt bei den Treffen des Arbeitskreises „dhmuc. Digital Humanities in München“ und besuchte gemeinsam mit Sebastian Bolz und Claudia Heine eine im Rahmen dieses Gremiums durchgeführte Informations- und Diskussionsveranstaltung zum Thema „FAIR Data und Creative-Commons-Lizenzen“. Sebastian Bolz und Dominik Leipold nahmen Anfang März an der Jahrestagung der „Digital Humanities im deutsch- sprachigen Raum“ (DHd) in Paderborn teil, Sebastian Bolz außerdem an der digitalen „Music Encoding Conference“ Ende Mai. Zur Weiterbildung nahmen Sebastian Bolz, Dominik Leipold, Andreas Pernpeintner, Stefan Schenk, Mario Sögtrop, Tabea Umbreit und Franziska Weigert an der Edirom-Summer-School teil. Adrian Kech und Sebastian Bolz referierten im November im Doktoranden-Kolloquium über die (autorisierten) Striche im „Rosenkavalier“ und die Textedition bei der Erstfassung von „Ariadne auf Naxos“. Ferner verfolgte das Team aktiv die Entwicklungen im Zuge der Gründung von NFDI4Culture als Konsortium im Rahmen der Nationalen Forschungsdateninfrastruktur. In der Forschungsstelle wurde eine Praktikantin betreut. Von Oktober 2019 bis März 2020 war Ryan Prendergast von der University of Illinois als DAAD-Stipendiat an der Forschungsstelle zu Gast. Am 24. Januar fand in der Großen Aula der LMU als gemeinsame Veranstaltung des Instituts für Musikwissenschaft und der Bayerischen Akademie der Wissenschaften ein Präsentationskonzert zum Editionsband VI/4 (Werke für ein Streichinstrument und Klavier) statt. Die Cellistin Raphaela Gromes und der Pianist Julian Riem spielten die von der Richard-Strauss-Ausgabe erstmals edierte Frühfassung der Violoncellosonate op. 6, die somit nach rund 140 Jahren wieder in einem großen Konzert öffentlich erklang. Die Geigerin Lena Neudauer führte mit Riem die Violinsonate op. 18 und das späte Allegretto für Geige und Klavier auf. Von Riem eigens für das Konzert verfasste Klaviertrio- Arrangements des Liedes „Morgen!“ und einer von ihm erstellten „Rosenkavalier“- 49

Walzerfolge vervollständigten das Programm. Die Herausgeber*innen Florence Eller, Andreas Pernpeintner und Stefan Schenk stellten den Band und die darin edierten Werke in kurzen Vorträgen vor. Anfang Februar erschien bei Sony Classical die in Zusammen- arbeit mit der Richard-Strauss-Ausgabe vorbereitete Ersteinspielung der Cellosonaten- Frühfassung durch Raphaela Gromes und Julian Riem. Sowohl zum Konzert als auch zur Erstausgabe und Ersteinspielung der Frühfassung der Cellosonate erschienen zahlreiche Presse- und Rundfunkberichte. Die auf der Kritischen Ausgabe basierende CD von Gromes und Riem kam im März auf Platz 8 der offiziellen Klassik-Charts und wurde beispielsweise im Magazin „Rondo“ als „eine echte Sensation“ bezeichnet. Am 25. Mai erschien im „Münchner Merkur“ ein Interview mit dem Projekt- leiter Hartmut Schick über die Arbeit der Forschungsstelle.

Im Berichtsjahr wurden von Mitgliedern des Projekts folgende Beiträge zur Strauss- Forschung verfasst bzw. publiziert:

Adrian Kech: „Junger Münchner, klassische Schule“. Zu Richard Strauss‘ Bläserserenade op. 7, in: Programmheft zum Konzert des Symphonieorchesters des Bayerischen Rund- funks am 27.11.2020, S. 4–7; ders.: Das instrumentierte Hochzeits-Opus. Zu den Orchesterfassungen der Vier Lieder op. 27 von Richard Strauss, in: ebd., S. 8–12; Andreas Pernpeintner: CD-Booklet zu „Richard Strauss Cello Sonatas“, Raphaela Gromes und Julian Riem, Sony Classical und Bayerischer Rundfunk, 2020; Andreas Pernpeintner: Rezension zu „Ästhetik der Innerlichkeit. Max Reger und das Lied um 1900“, hrsg. von Stefan Gasch, für: Musik in Bayern (im Druck). Hartmut Schick: Richard Strauss Werke. Kritische Ausgabe mit Online-Plattform [Projektdarstellung], in: BAdW Jahrbuch 2019, S. 20–23.

RICHARD WAGNER SCHRIFTEN (RWS) Historisch-kritische Gesamtausgabe

Träger: Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Mainz. Projektleiter: Prof. Dr. Ulrich Konrad. Anschrift: Richard Wagner Schriften (RWS), Julius-Maximilians-Universität Würzburg, Institut für Musikforschung, Domerschulstraße 13, 97070 Würzburg, Tel.: 0931/31- 88709, 0931/31-82828; Fax: 0931/31-82830; E-Mail: margret.jestremski@uni-wuerz- burg.de, [email protected]; Internet: http://www.musikwissenschaft.uni- wuerzburg.de/rws (dort auch E-Mail-Adressen und Rufnummern der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter). Umfang der Ausgabe: Geplant ist die Edition der Schriften Richard Wagners in acht ge- druckten Textbänden sowie die Publikation der Apparate und Kommentare einschließlich Dokumentarmaterial auf einer Online-Plattform. 50

Hauptamtliche wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter: Sarah Finke M.A (50%), Dr. Debora Helmer, Georg Högl M.A. (50%), Martin Jedamzik M.A., Dr. Margret Jestremski, Dr. Birgit Schmidt (40%) und Dr. Bettina Schwemer (70%). Wissenschaft- liche und studentische Hilfskräfte (mit unterschiedlichem Stundenvolumen): Marvin Biehler, Dominic Neusch Dipl-Inf (FH), Christoph Schuller. Auf Honorarbasis oder ehrenamtlich leisten Dr. Christa Jost und Dr. Andreas Rawitzer textkritische Arbeiten.

Richard Wagner war zeitlebens nicht nur als schöpferischer Musiker produktiv, sondern hat sich darüber hinaus einerseits dichterisch als Verfasser von Dramentexten für eigene musiktheatrale Werke, andererseits publizistisch als Kommentator seines musikalischen Schaffens, aber auch des Geschehens in Kunst, Geschichte, Philosophie, Religion, Politik und Gesellschaft seiner Zeit betätigt. Sein im Zeitraum eines Halbjahrhunderts entstande- nes, umfangreiches poetisch-publizistisches Œuvre an – in Wagners Terminologie – „Dichtungen“ und „Schriften“ gehört als integraler Bestandteil zum Gesamtwerk des Künstlers. Es ist zugleich ein herausragendes geistes- und kulturgeschichtliches Zeugnis des 19. Jahrhunderts mit denkbar breiter Ausstrahlung. Das Editionsprojekt „Richard Wagner Schriften (RWS)“ widmet sich erstmals der wissenschaftlichen Erschließung der „Schriften“ Wagners mit dem Ziel einer historisch-kritischen Ausgabe. Sie ist als Hybrid- Edition konzipiert und nutzt neben den herkömmlichen Druckmedien alle sinnvollen Möglichkeiten der digitalen Texterfassung und -verarbeitung.

Im Berichtsjahr wurden folgende Arbeiten durchgeführt:

1. Textkritische Arbeiten Der Schwerpunkt der Arbeiten lag im Berichtsjahr weiterhin auf der Textkonstitution. Für Modul I sind sowohl die textkritischen Arbeiten als auch die Quellenbeschreibungen vollständig, für Modul II zu 90% abgeschlossen. Abgeschlossen werden konnten außer- dem textkritische Arbeiten und Quellenbeschreibungen einiger Schriften aus den Modulen III und IV, darunter umfangreiche Abhandlungen der Zürcher Zeit wie „Oper und Drama“ und „Das Judenthum in der Musik“ (beide Fassungen) sowie kleinere Aufsätze („Kunst und Klima“, „Spontini“). Für die Textkonstitution wurden alle relevanten Quellen (Autographe, Abschriften, Handexemplare, Umbruchkorrekturen, GSD) kollationiert, bewertet und die editionsrelevanten Textzeugen in der XML-basierten Arbeitsumgebung gemäß TEI-Standard im Variantenapparat verzeichnet. Vorangetrieben wurde ebenfalls die Bearbeitung weiterer Schriften aus den Modulen III und IV, darunter „Das Kunstwerk der Zukunft“, „Zukunftsmusik“ und „Deutsche Kunst und Deutsche Politik“. Die Kollation sämtlicher Quellen zur vierbändigen Autobiographie „Mein Leben“ konnte abgeschlossen und mit der Verzeichnung des Variantenapparates im XML-Format begonnen werden. Außerdem wurden weitere Transkriptionen autographer Materialien, darunter Konzept- aufzeichnungen, unvollendete oder zu Lebzeiten nicht publizierte Schriften Wagners, abgeschlossen und deren Überführung in die XML-Struktur vorgenommen („Wie ein 51 armer Musiker in Paris starb“, „Symphonie fantastique“, „Zum ersten Male Norma von Bellini“).

Fortgesetzt wurde die Korrektur bereits bearbeiteter Texte und deren in der XML-Struktur gesammelten Daten. Der Korrekturgang umfasst die Überprüfung des textkritischen Ap- parates, der Beschreibung und Bewertung der Quellen einschließlich Abgleich mit dem Quellenmaterial. Abgeschlossen wurde dieser Schritt bereits bei einer größeren Reihe an Texten aus den Modulen I–III, darunter „Korrespondenz-Nachrichten aus Paris 1–9“, „Ein Brief von Richard Wagner über Franz Liszt“, „Die Kunst und die Revolution“. Abgeschlossen werden konnte im Berichtszeitraum die Zweitkorrektur des Editionsbe- standes (Kollation der Editionstexte am Erstdruck) für die Module I–VIII. Die Korrek- turlesung der nach TEI-Standard erfassten, in Wagners „Gesammelten Schriften und Dichtungen“ (GSD) veröffentlichten Schriften wurde weitergeführt und ist etwa zur Hälfte abgeschlossen. Weiterhin wurde mit Vorarbeiten für die Kommentierung begonnen, insbesondere mit Ausführungen zur Verortung der Schriften im jeweiligen Entstehungskontext.

2. Weiterentwicklung des RWS-Datensystems Das projekteigene TEI-P5-Schema und die Validierung mit Hilfe von Schematron wur- den im Hinblick auf die sich weiterentwickelnden Editionsrichtlinien und zur Optimierung des Workflows kontinuierlich angepasst und aktualisiert. Die Anwenderoberfläche wurde an die Erfordernisse der Textaufbereitung und -darstellung angeglichen und die Doku- mentation des digitalen Systems stetig weitergeführt. Aufgenommen wurde die Vorbereitung des Drucks der Textbände. In Zusammenarbeit mit einem externen Unternehmen konnten anhand einer umfangreichen Probedatei die technischen Anforderungen geklärt und der Aufwand für die Generierung der Druckfas- sung aus den XML-Daten genauer kalkuliert werden. In Kooperation mit Verlag und Satzbüro wurde ein Layoutmodell für die Textbände entwickelt.

3. Projektübergreifende Arbeiten Weitergeführt wurde die Pflege bereits erfasster Daten. Handschriftlich überlieferte No- tate und Aufzeichnungen verschiedener Art, die bislang von der Forschung noch nicht erschlossen waren, konnten im Zuge intensiver textkritischer Arbeit identifiziert und einzelnen Schriften zugeordnet werden. Ebenso wurde die Bibliographie für eingesehene und verwendete Sekundärliteratur stetig ergänzt und für die Überführung der Daten in die XML-Struktur vorbereitet. Fortgeführt wurde außerdem die Durchsicht aktueller Auk- tions- und Antiquariatskataloge einschließlich Aktualisierung der Daten.

4. Sonstiges Mitglieder des Projekts publizierten im Berichtsjahr Beiträge zur Wagner-Forschung: Georg Högl, „Richard Wagner, Gustav Nauenburg und das ‚Pasticcio, von Canto Spia- nato‘“, in: wagnerspectrum, Bd. 33 (im Druck). 52

Ulrich Konrad, „Richard Wagner. Parsifal. Autograph Nationalarchiv der Richard-Wag- ner-Stiftung Bayreuth“, Faksimile und Kommentar, Kassel u.a. 2020 (= Documenta Musi- cologica, Zweite Reihe, Band LVI).

CARL MARIA VON WEBER Sämtliche Werke, Tagebücher, Briefe und Schriften

Träger: Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Mainz. Herausgeber: Im Auftrag der Akademie der Wissenschaften und der Literatur | Mainz, der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz und der Universität Paderborn herausgegeben von Prof. Dr. Gerhard Allroggen, Hamburg. Editionsleiter: Prof. Dr. Joachim Veit, Detmold. Projektleiter: Prof. Dr. Joachim Veit, Detmold. Anschriften: Carl-Maria-von-Weber-Gesamtausgabe, Arbeitsstelle Berlin, Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung, Unter den Linden 8, 10117 Berlin, Tel.: 030/266435-210, -212 oder -383, E-Mail: [email protected], bandur@ weber-gesamtausgabe.de, [email protected]. Arbeitsstelle Detmold, Musikwissenschaftliches Seminar Detmold/Paderborn, Hornsche Straße 39, 32756 Det- mold, Tel.: 05231/975-663 oder -676, Fax: 05231/975-668, E-Mail: veit@weber-gesamt- ausgabe.de, [email protected]; Internet: http://www.weber-gesamtausga- be.de. Verlag: Schott Music, Mainz. Umfang der Ausgabe: Geplant sind 54 Notenbände einschließlich Kritischer Berichte, 8 Bände Tagebücher, 10 Bände Briefe und 2 Bände Schriften sowie als Ergänzung 5 Bände Dokumente und ein Werkverzeichnis. Die Textteile der Edition werden digital publiziert. Seit 1993 sind 35 Notenbände und 10 Bände Weber-Studien erschienen; für die Ver- öffentlichung der Briefe, Tagebücher, Schriften und Dokumente wurde Version 4.2 der Anzeigeoberfläche erstellt.

An der Weber-Gesamtausgabe arbeiteten hauptamtlich in Berlin Dr. Markus Bandur, Frank Ziegler und Dr. Solveig Schreiter (75%), in Detmold/Paderborn Peter Stadler M.A. und Prof. Dr. Joachim Veit, der zugleich die Arbeiten koordiniert. An der Erarbeitung der Kommentare waren ehrenamtlich Dagmar Beck und Eveline Bartlitz (letztere kurzzeitig auch durch einen Werkvertrag) beteiligt. In Detmold arbeiteten als studentische Hilfs- kräfte Charlene Jakob und Fabian Schmidt, letzterer im vierten Quartal als wissenschaft- liche Hilfskraft und dazu parallel Tim Hüttemeister als studentische Hilfskraft zur geziel- ten Unterstützung der Werkedition. In Berlin war bis Februar noch Jakob Schmidt als Hilfskraft tätig. Zu danken ist wiederum dem Musikwissenschaftlichen Seminar Det- mold/Paderborn für die Unterstützung bei der Beschäftigung der Hilfskräfte. 53

Seit Beginn des Jahres werden die von der Mainzer Akademie bewilligten Mittel kom- plett von der Universität Paderborn verwaltet, die damit den früheren Trägerverein abge- löst hat. Die Arbeiten im laufenden Jahr waren durch die Maßnahmen im Kontext der COVID- 19-Pandemie erheblich beeinträchtigt, da nicht nur der Zugang zu fremden Bibliotheken, sondern auch zu den jeweiligen Arbeitsplätzen in Berlin und Detmold zeitweise gesperrt blieb und seit Ende März Home-Office zum Regelfall wurde. Da insbesondere die Edition der musikalischen Werke unter fehlenden Zugriffsmöglichkeiten auf Quellen bzw. teils auch unter technisch eingeschränkten Arbeitsbedingungen litt, entschlossen sich die Mitarbeiter*innen zu einer vorübergehenden Verschiebung des Fokus’ auf die Edition der Textteile. Dies betraf die Textteile der beiden vorzubereitenden großen Operneditionen, aber vor allem die digitale Edition der Briefe, Tagebücher und Schriften, deren Kommen- tare und Dokumentationen von dieser Schwerpunktbildung erheblich profitierten (zu den Details vgl. die nachfolgenden Ausführungen).

Fortgeführt wurde die Arbeit an folgenden Bänden:

VII, 4 (Werke für Klavier zu vier Händen, WeV T.1–3), herauszugeben von Markus Bandur und Joachim Draheim, Redaktion: Joachim Veit. Die für Frühjahr vorgesehene Fertigstellung der Edition wurde einerseits durch den Lockdown unterbrochen, der den notwendigen Rückgriff auf Referenz- und Rezeptions- quellen erschwerte, zum anderen erfolgte ein Wechsel in der Herausgeberschaft, da im Hinblick auf ein baldiges Erscheinen des Bandes Markus Bandur zum Mitherausgeber und neu Joachim Veit als Redakteur des Bandes bestimmt wurden, was zugleich mit konzep- tionellen Änderungen einherging.

III, 7 (Oberon, Partitur, 2 Bände, WeV C.10), herauszugeben von Frank Ziegler, Libretto- Teil von Solveig Schreiter, Redaktion: Joachim Veit. Die Arbeiten am Notentext konnten weitgehend abgeschlossen werden. Die Erstellung des Kritischen Berichts wurde fortgesetzt. Inklusive Übersetzung und im endgültigen Lay- out liegen bereits vollständig vor: die Darstellung der Werkgenese (Libretto, Stoffge- schichte, Vertonung), der Fassungsproblematik (Einrichtung des für die englische Bühne geschriebenen Werks für den deutschen Sprachraum) und ausgewählter Aspekte der Werkrezeption (zur Uraufführung sowie ausgewählten Produktionen bis zum Ende des ersten Drittels des 19. Jahrhunderts, besonders aber zu der bis in die Moderne reichenden Bearbeitungstradition; daneben zu speziellen Gesichtspunkten des Urheber- und Verlagsrechts). Auch die Quellenbeschreibungen wurden abgeschlossen. Nach Fertigstel- lung und Redaktion der Variantenverzeichnisse können die Bände in der ersten Jahres- hälfte 2021 in Druck gehen. Die bisherige Druckvorlage des Librettos (Dialoge und unterlegte Texte) wurde im Anschluss an die Erstellung der Vorlagen des Notentextes an die Erfordernisse der Partituredition angepasst. Die auf der 2018 veröffentlichten Libretto-Edition beruhenden Quellenbeschreibungen wurden für den Gesamtausgabenband erweitert, wobei neu die 54

2. Auflage des Erstdrucks zur Uraufführung von 1826, die gegenüber der 1. Auflage wich- tige Korrekturen enthält, ergänzt werden konnte. In Zusammenhang mit der Edition wurden – als digitale Erweiterung der Darstellung zur Werkrezeption – zahlreiche einschlägige Texte auf der Homepage der Gesamtausgabe ediert und kommentiert; die Darstellung zur Werkrezeption im Bd. III/7 nimmt auf diese Schriften, Briefe und Dokumente Bezug und schafft somit eine Verbindung zwischen den gedruckten und den digital publizierten Bereichen des Editionsprojekts.

VII, 2 Variationen für Klavier zu zwei Händen (WeV R.4–7, 9–11), herauszugeben von Markus Bandur, Redaktion: Joachim Veit. Aufgrund der Maßnahmen zur Bekämpfung der COVID-19-Pandemie, die im Früh- jahr/Sommer zu umfangreichen Einschränkungen der Arbeitsmöglichkeiten in der Ber- liner Arbeitsstelle führten, musste die Fertigstellung des Bandes in das Jahr 2021 verlegt werden.

III, 6 Euryanthe (WeV C.9). Partitur, 3 Bde., herauszugeben von Solveig Schreiter und Joachim Veit. Zwei weitere Quellen zum Libretto im GSA Weimar (vermutlich von 1824), die den Werktext in unterschiedlicher Fassung überliefern, wurden vor Ort ausgewertet und an- schließend (wie die übrigen Quellen) im TEI-Format codiert. Die Arbeit an den Text- genese-Kapiteln und an der Quellenbeschreibung wurde weitergeführt, wobei eine Über- arbeitung der chronologischen Reihenfolge der Quellen zugunsten einer systematisch gegliederten Ordnung und Beschreibung als notwendig erachtet wurde. Aufgrund der überaus komplexen Überlieferung des Textes in vielen einzelnen Teilen erscheint eine Strukturierung nach charakteristischen bzw. inhaltlichen Merkmalen sinnvoll (Szenarien – Quellen der zweiaktigen Fassung – Quellen, die die dreiaktige Version der Uraufführung überliefern). Eine weitere Rubrik betrifft die Rezeption des Werkes mit Änderungen, die teilweise noch auf Webers Einflussnahme zurückgehen. Des Weiteren wurde das schwierig zu sortierende Berliner Materialkonvolut zum Libretto (Weberiana Cl. II.A.g.4) nach inhaltlichen Gesichtspunkten nochmals eingehend untersucht und ausgewertet, wobei die darin repräsentierten Fassungen und Varianten neu geordnet und teils durch Briefdokumente datiert werden konnten. Auf der Basis des Partiturautographs wurden große Teile des Notentextes des I. Akts der Partitur in einer Rohversion erstellt und Details der weiteren Einrichtung mit einem Dirigenten abgestimmt. Für die Kapitel zur Entstehung und Überlieferung wurden Tage- bücher, Briefe und Drittbriefe im Zeitraum von Ende 1821 bis 1826 ausgewertet, zudem ein Quellenüberblick und erste Quellenbeschreibungen angefertigt. Fabian Schmidt arbeitete umfangreiche Mikrofilm-Digitalisate zu Stimmen, Partituren und Klavieraus- zügen dieser Oper ein. Zwei Aufenthalte in der Dresdner Universitäts- und Landesbib- liothek dienten der Autopsie des Autographs und der autorisierten Kopie für Frankfurt a. M. sowie der Sichtung von Korrespondenzen aus dem Umfeld Webers. Noch vor Beginn der Pandemie konnte Joachim Veit in Weimar die „Euryanthe“-Materialien des Deutschen National-Theaters autopsieren. Bei dieser Gelegenheit wurden ihm durch Dr. 55

Christoph Meixner auch die wieder aufgetauchte autorisierte „Freischütz“-Partitur für Altenburg, eine „Oberon“- und eine sehr frühe „Abu-Hassan“-Abschrift zugänglich ge- macht.

Dem etablierten halbjährlichen Releasezyklus der digitalen Edition der WeGA folgend konnten im Berichtszeitraum wiederum zwei Releases veröffentlicht werden. Das Release 4.0 vom Januar 2020 stellt einen Sprung in der Major-Release-Versionsnummer dar, da das CSS-Framework Bootstrap hier von der Version 3 auf die Version 4 aktualisiert wurde, was zu zahlreichen Anpassungen in der technischen Architektur und auch im responsiven Layout führte. Das Release 4.2 im September 2020 brachte lediglich kleine technische Verbesserungen an der Webanwendung, dafür übersprang das interne Subversionssystem zur Datenhaltung der TEI- und MEI-Dateien die 25.000er Marke. Nach schon vorliegenden Transkriptionen wurden durch die Hilfskräfte neu einge- arbeitet: Familienbriefe 1770–1826 und Drittbriefe 1800–1829. Eveline Bartlitz über- prüfte die Übertragungen der Briefe Webers aus den Jahren 1823/24 und ergänzte in Zusammenarbeit mit Frank Ziegler deren Kommentierung zu ausgewählten Personen und Sachverhalten. Solveig Schreiter überarbeitete anhand der Weber-Studien 4/1 die digitale Präsentation der Schriften des Harmonischen Vereins und löste gemeinsam mit den Hilfskräften nicht mehr gültige alte Dokumentenverweise in den früheren Schriften- und Briefkommentaren auf. Zugleich korrigierte sie die Metadaten der Briefedition. Charlene Jakob unterstützte die Aufarbeitung der Württemberger Akten und die Vervollständigung der Prager Korrespondentenberichte aus dem Wiener „Sammler“. Zahlreiche Briefe und Mitteilungen Webers aus den Jahren 1791 bis 1806 und 1813 bis 1824 sowie die Mehrzahl der Schriften aus den Jahren 1800 bis 1812 wurden einer nochmaligen Revision unterzogen (abschließende Korrekturlesung und Kommentierung); damit liegen nun über 1.000 Briefe und 500 Schriften mit dem Status-Vermerk „approved“ vor. Einen besonderen Schwerpunkt bildete die Arbeit an den Themenkommentaren, die gezielt Sachverhalte näher beleuchten, die übergreifend in zahlreichen Briefen, Doku- menten, Schriften und/oder Tagebuchnotizen Webers angesprochen sind. Damit entsteht ein Kommentierungs-“Netzwerk“ für die angesprochenen Teilbereiche der Textedition (akut u. a. Beiträge zu Webers eigenhändigen Werklisten, zur Tilgung seiner Schulden, zum Adelstitel der Familie, zum Streit um das Erstaufführungsrecht des „Oberon“ in Berlin u. a. m.). Auf der Grundlage gegenwärtig ermittelbarer Quellen abgeschlossen wurde die in diesem Zusammenhang erstellte Spielplandokumentation des Prager Stände- theaters für die Jahre 1813 bis 1816 (während Webers dortiger Tätigkeit als Opern- und Musikdirektor). Charlene Jakob konnte gemeinsam mit Frank Ziegler das Theater- Repertorium in zahlreichen Details überarbeiten; beide nahmen zudem einen weiteren Schwerpunkt der Kommentierung, betreffend Webers Konzerttätigkeit, in Angriff. Die Dokumentation der Konzertbesprechungen bildet die Grundlage für entsprechende Themenkommentare, die nun für Webers frühe Konzerte (1802 bis 1807) sowie für die Auftritte in Prag (1813 bis 1816) und Dresden (1817 bis 1826) vorliegen; kommentierte Zusammenstellungen für die Konzertreisen sind in Vorbereitung und konnten für die Prager Zeit bereits erstellt werden. Abgeschlossen wurde eine Dokumentation zu Webers 56

Lehrtätigkeit zwischen 1810 und 1826. Die Kommentierung der Briefe und Tagebücher konnte somit substantiell erweitert werden. Solveig Schreiter und Joachim Veit beteiligten sich an der Vorbereitung einer Station zum „Freischütz“ innerhalb des an der Staatsbibliothek zu Berlin geplanten Bibliotheks- museums.

Ende des Jahres fand der Umzug der Berliner Arbeitsstelle in die renovierten Bereiche der Staatsbibliothek zu Berlin statt. Die Raumsituation der Musikabteilung erlaubt es nun nicht mehr, für die der Edition durch ehrenamtliche Mitarbeit verbundenen Mitarbeiter- innen Eveline Bartlitz und Dagmar Beck eigene Büroplätze vorzuhalten, wie dies bis zum Frühjahr durch das freundliche Entgegenkommen der Bibliotheksleitung möglich war. Nach einer Veranstaltung zu Ehren beider Mitarbeiterinnen in der Bibliothek wurden nun entsprechende technische Möglichkeiten geschaffen, um die für die Edition der Briefe und Tagebücher unverzichtbare Hilfe beider weiterhin – nun vorwiegend vom häuslichen Arbeitsplatz aus – zu ermöglichen. Auch die Detmolder Arbeitsstelle bereitete ihren aufgrund der beengten Raumsituation im neuen Forum Wissenschaft Bibliothek Musik notwendigen Umzug in die Räume des ursprünglichen Musikwissenschaftlichen Seminars vor; dieser Umzug wird aufgrund von verwaltungsbedingten Verzögerungen nun voraussichtlich Anfang 2021 stattfinden.

Am 12. Februar hielt Peter Stadler bei der Winter School 2020 an der Universität Wup- pertal einen Abendvortrag „Digitale Transformation wissenschaftlicher Editionen – Zur Entwicklung der Carl-Maria-von-Weber-Gesamtausgabe“. Bei der vom 2.–7. März an der Universität Paderborn veranstalteten DHd-Jahrestagung leitete Peter Stadler einen halbtägigen Kurs zu TEI-ODD, Joachim Veit steuerte ein Referat unter dem Titel „Würgegriff oder Rettungsanker? – Interpretationsspielräume handschriftlicher (Musik-)Quellen im digitalen Kontext“ bei; außerdem waren beide im Organisationsteam der Tagung tätig. Peter Stadler bot bei der (virtuellen) Edirom-Summer-School 2020 eine „Einführung in ODD“ und einen Kurs „X-Technologien“ an, Joachim Veit gemeinsam mit Kristin Herold und Ran Mo eine „Einführung in TEI“. Solveig Schreiter nahm im Rahmen von Weiter- bildungsmaßnahmen an den Kursen von Stadler, Veit an Kursen zu MEILER und TEI- Publisher teil. Joachim Veit hielt am 24. September in der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden einen Vortrag zur Neuerwerbung des Autographs der „Jubel-Kantate“. Im Sommer- und Wintersemester 2020/21 nahm Joachim Veit an DH-Seminaren von Daniel Röwenstrunk teil und beriet die Teilnehmer*innen bei inhaltlichen Fragen zu Webers „Euryanthe“ als Gegenstand des Seminars.

57

Publikationen im Berichtszeitraum:

Joachim Veit, „Musikdokumente. Aspekte ihrer Modellierung im Kontext digitaler Editionen“, in: Innovation in der Bauwirtschaft, hrsg. von Eva-Maria Seng und Frank Göttmann, Berlin 2020, S. 665–690; Solveig Schreiter, „Carl Maria von Weber als Beethoven-Interpret“, in: „Diesen Kuß der ganzen Welt!“ Die Beethoven-Sammlung der Staatsbibliothek zu Berlin, hrsg. von Friederike Heinze, Martina Rebmann und Nancy Tanneberger (Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Ausstellungskataloge N. F. 62), Petersberg 2020, S. 182–187; Frank Ziegler, „,versichern Sie ihn meiner wahrsten innigen Verehrung‘. Carl Maria von Webers Sicht auf Beethoven“, in: ebd., S. 174–181; ders., Artikel „Weber, Carl Maria von“, in: Neue deutsche Biographie, Berlin 2020, S. 464–468; ders., „Georg Denglers Theatergesellschaft in Baden (1809–1813) – eine Dokumen- tation“, in: Musik in Baden-Württemberg. Jahrbuch 2019/2020, S. 209–239; ders., „Carl Maria von Weber in Baden-Baden“, in: Weberiana. Mitteilungen der Internationalen Carl-Maria-von-Weber-Gesellschaft e. V., Heft 30 (2020), S. 29–48; ders., „Zwei Konvolute mit Dokumenten Carl Maria von Webers neu in der Staatsbibliothek“, in: Bibliotheksmagazin. Mitteilungen aus den Staatsbibliotheken in Berlin und München, Jg. 15, Nr. 44 (Mai 2020), S. 69–72.

BERND ALOIS ZIMMERMANN-GESAMTAUSGABE Historisch-kritische Ausgabe seiner Werke, Schriften und Briefe

Träger und Herausgeber: Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Aka- demie der Wissenschaften und der Literatur, Mainz. Projektleiterin: Prof. Dr. Dörte Schmidt. Anschriften: Arbeitsstelle Berlin: B. A. Zimmermann-Gesamtausgabe, Berlin-Branden- burgische Akademie der Wissenschaften, Jägerstraße 22/23, 10117 Berlin; Tel: 030/ 20370-578 (Pasdzierny), 030/20370-556 (Jäger), 030/20370-350 (Marzillier); E-Mail: [email protected], [email protected], [email protected]. Arbeitsstelle Frankfurt am Main: B. A. Zimmermann-Gesamtausgabe, Goethe-Universität Frankfurt, Institut für Musikwissenschaft, Senckenberganlage 31, 60325 Frankfurt am Main; Tel.: 069/798-22191 (Kuhl), 069/798-22192 (Bohl, Schlosser); Fax: 069/798-22190; E-Mail: [email protected], [email protected], [email protected]; Internet: http://www.zimmermann-gesamtausgabe.de. Verlag: Schott Music, Mainz. Umfang der Ausgabe: Geplant sind elf Abteilungen musikalische Werke mit insgesamt 30 Bänden, z. T. mit Teilbänden, sowie zwei Abteilungen Schriften (2 Bände) und Briefe (4 Bände).

58

Beschäftigt sind in der Berliner Arbeitsstelle als Wissenschaftliche MitarbeiterInnen Dr. Matthias Pasdzierny (Arbeitsstellenleitung, 50%), Hemma Jäger, M.Ed. (bis Februar Vollzeit, seit März 75%) sowie Felix Marzillier, M.Ed. (50%, seit September 66%). In der Frankfurter Arbeitsstelle sind Dr. Adrian Kuhl (Arbeitsstellenleitung), Benjamin Wolff Bohl, M.A. (Research Software Engineer, 50%, seit Januar zusätzlich 25% am Zentrum Musik – Edition – Medien der Universität Paderborn) und Katharina Schlosser, M.A. (50%, seit August 75%) tätig. Als studentische Hilfskräfte sind in der Berliner Arbeits- stelle Judith Treumann, Kai Paschen und Ole Jana angestellt. In der Frankfurter Arbeits- stelle sind Patrick Dziurla M.A. als wissenschaftliche Hilfskraft sowie Verena Kolb und Caroline Schneider als studentische Hilfskräfte mit Abschluss tätig. Praktika wurden absolviert von Sophia Schulz (Oktober bis Dezember 2019, Berlin) und Pia Wolff (Oktober bis Dezember 2020, Berlin).

Die Bernd Alois Zimmermann-Gesamtausgabe (BAZ-GA) legt die musikalischen Werke Zimmermanns, seine Bearbeitungen fremder Werke, seine Schriften und eine Auswahl seiner Briefe sowie der Gegenbriefe in einer historisch-kritisch edierten Form vor. Dabei erscheinen die Schriften sowie die Briefe und Gegenbriefe in einer kommentierten Edi- tion. Die BAZ-GA erscheint als Hybrid-Ausgabe, die aus einer herkömmlich in Bänden er- scheinenden Druckausgabe und einer digitalen, internetbasierten Edition besteht. Die gedruckten Bände werden den kritischen Aspekt der Edition eines Notentextes akzentu- ieren und vor allem die Informationen bereitstellen, die für die musikalische Praxis sowie ein darauf ausgerichtetes wissenschaftliches Interesse relevant sind. Die digitale Edition wird dagegen mehr auf Genese wie Vernetzung der Werke untereinander ausgerichtet sein und so den Ansprüchen eines vertieften, insbesondere quellenorientierten Forschungs- interesses dienen. Nach Gattungen gegliedert wird die BAZ-GA folgende Abteilungen umfassen: I. Oper, II. Ballette, III. Orchesterwerke, IV. Instrumentalkonzerte, V. Kammermusik, VI. Klavier- werke, VII. Vokalwerke, VIII. Bühnen-, Film- und Elektronische Musik, IX. Hörspiel- musik, X. Bearbeitungen, XI. Jugendwerke, Fragmente und Paralipomena, XII. Schriften, XIII. Briefe (Auswahl).

Die Arbeiten an folgenden Notenbänden konnten im Berichtszeitraum weit vorangebracht werden:

II, 1 (Ballette: Kontraste. Musik zu einem imaginären Ballett nach einer Idee von Fred Schneckenburger; Alagoana. Caprichos Brasileiros), herauszugeben von Adrian Kuhl, Redaktion: Katharina Schlosser; III, 5 (Orchesterwerke: Impromptu für Orchester), herauszugeben von Katharina Schlos- ser, Redaktion: Adrian Kuhl; (Photoptosis. Prélude für großes Orchester), herauszugeben von Benjamin W. Bohl, Hemma Jäger, Felix Marzillier und Katharina Schlosser, Redak- tion: Adrian Kuhl, Matthias Pasdzierny; (Stille und Umkehr. Orchesterskizzen), herauszugeben von Hemma Jäger, Redaktion: Matthias Pasdzierny. 59

Der Rücklauf aus der internen Redaktionsphase wurde in die Editionen von II,1 einge- arbeitet und für die Editionen von III,5 werden derzeit die Satzvorlagen erstellt. IV, 4 (Instrumentalkonzerte: Requiem für einen jungen Dichter. Lingual für Sprecher, Sopran- und Bass-Solo, drei Chöre, Orchester, Jazz-Combo, Orgel und elektronische Klänge nach Texten verschiedener Dichter, Berichte und Reportagen), herauszugeben von Matthias Pasdzierny, Redaktion: Adrian Kuhl. Die Quellenkollationierung wurde fortgeführt. Für die Entwicklung eines Digitalisie- rungsworkflows der werkspezifischen Tonbänder konnte eine Kooperation mit dem Tonmeisterstudiengang der Universität der Künste Berlin initiiert werden. VI, 2 (Klavierwerke: Perspektiven. Musik zu einem imaginären Ballett für zwei Klaviere; Monologe für zwei Klaviere. Fassung der „Dialoge für zwei Klaviere und großes Orchester“ für zwei Klaviere soli), herauszugeben von Katharina Schlosser, Redaktion: Matthias Pasdzierny; VII, 3 (Vokalwerke: Omnia tempus habent. Solokantate für Sopran und 17 Solo- instrumente nach Texten der Vulgata; Ich wandte mich und sah an alles Unrecht, das geschah unter der Sonne. Ekklesiastische Aktion für zwei Sprecher, Bass-Solo und Orchester), herauszugeben von Felix Marzillier und Hemma Jäger, Redaktion: Hemma Jäger und Felix Marzillier. Das Editionsexposé für VI,2 wurde abgeschlossen, für „Omnia tempus habent“ (VII,3) befindet es sich in Vorbereitung.

Auch die Arbeiten an der Schriften- und Briefausgabe konnten weit vorangetrieben wer- den: Für die Rohtranskriptionen sämtlicher Schriftendigitalisate, die in Kooperation mit dem an der BBAW angesiedelten Projekt OCR-D erarbeitet wurden, erfolgte die Ein- richtung der Codierung nach den im Berichtszeitraum erstellten projektspezifischen Richtlinien. Die Konvertierung in einzelne Briefdatensätze der projektseitig angefertigten Erfassungstabellen zur Korrespondenz Zimmermanns konnte abgeschlossen werden.

Die Arbeiten an der Website der BAZ-GA konnten abgeschlossen und die Seite unter www.zimmermann-gesamtausgabe.de online gestellt werden. Weitere Tätigkeiten an der Web-App umfassen derzeit die Entwicklung verschiedener Seitenvarianten, um die Web- site für die interne Forschungsarbeit nutzen zu können. Zur Unterstützung bei der Weiterqualifikation ihrer MitarbeiterInnen veranstaltete die BAZ-GA im Februar ein internes Forschungskolloquium, auf dem die MitarbeiterInnen ihre in Arbeit befindlichen Qualifikationsarbeiten vorstellten und diskutierten. Die alljähr- liche viertägige Klausurtagung der BAZ-GA im September konnte trotz der Corona- Pandemie stattfinden.

Auch in diesem Jahr trat die BAZ-GA zu verschiedenen Anlässen an die Öffentlichkeit. Matthias Pasdzierny hielt im Februar gemeinsam mit Franziska Boehm und Fabian Rack den Vortrag „NFDI4Culture: Das Recht im Forschungsdatenzyklus – Sammeln, Aufberei- ten, Veröffentlichen“ im Rahmen der Tagung „Tipping Points. Zum Verhältnis von Freiheit und Restriktion im Urheberrecht“ am Weizenbaum-Institut in Berlin. 60

Im September referierte Adrian Kuhl auf dem Symposium „Musik als Experimentierfeld für Bewegung“ in Strobl am Wolfgangsee über Bewegungsgestaltung in Balletten von Zimmermann und Giselher Klebe.

Publiziert werden konnte der von Sabine Ehrmann-Herfort, Adrian Kuhl, Matthias Pasd- zierny und Dörte Schmidt herausgegebene Band „‚Man müßte nach Rom gehen‘. Bernd Alois Zimmermann und Italien“, Kassel usw. 2020 (Analecta musicologica 55), der die Referate und Dialogformate der 2018 von der BAZ-GA in Zusammenarbeit mit dem Deutsch-Historischen Institut Rom veranstalteten gleichnamigen Tagung sowie zwei zusätzliche Beiträge enthält. Von der BAZ-GA finden sich Beiträge von Hemma Jäger, Adrian Kuhl, Matthias Pasdzierny und Dörte Schmidt im Band.

Die im Berichtszeitraum geplante Beiratssitzung wurde vom Beirat aufgrund des Lock- downs vertagt.

CORPUS MONODICUM Die einstimmige Musik des lateinischen Mittelalters

Träger: Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Mainz. Projektleiter: Prof. Dr. Andreas Haug (Lehrstuhl für Musik des vorneuzeitlichen Europas) und Prof. Dr. Frank Puppe (Lehrstuhl für Künstliche Intelligenz und Wissenssysteme am Zentrum für Philologie und Digitalität [ZPD] der Universität Würzburg). Anschrift: Corpus monodicum, Universität Würzburg, Institut für Musikforschung, Domerschulstraße 13, 97070 Würzburg, Tel.: 0931/3184218, e-mail: andreas.haug@uni- wuerzburg.de, [email protected], [email protected]; Internet: http://www.musikwissenschaft.uni-wuerzburg.de/forschung/corpus_monodicum. Verlag: Schwabe Verlag Basel. Notengrafik: Notengrafik Berlin. Softwareentwicklung: Firma Olyro GmbH Würzburg. Umfang der Ausgabe: Das geplante Editionskorpus umfasst circa 5000 Editionseinheiten (Gesänge oder Gesangskomplexe der Gattungen Kyrie, Gloria, Sanctus, Agnus, Tropen, Sequenzen, Lieder und Spiele) aus insgesamt circa 200 überwiegend handschriftlichen Quellen des 11. bis 16. Jahrhunderts englischer, normannischer, französischer, deutscher, italienischer, aquitanischer und katalanischer Herkunft. Die Ergebnisse des Vorhabens werden in erster Linie in digitaler Form zugänglich gemacht. Dies wird durch eine browserbasierte Anwendung ermöglicht, deren Neuentwicklung Teil des Vorhabens ist. Seit 2011 sind zwei Bände im Druck erschienen.

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Berichtsjahr: Prof. Dr. Charles M. Atkinson (als ehrenamtlicher Mitarbeiter), Dr. David Catalunya (50%, beurlaubt), Tim Eipert M.A. (30%, seit 1. September 50%), Alexander Hartelt M.A. (50%, seit 1. Mai), Dr. Isabel 61

Kraft, Dr. Salah Eddin Maraqa (66%, ab 1. Oktober 50%), PD Dr. Andreas Pfisterer (Elternzeit bis 29. Februar, danach 50%), Anna Sanda M.A. (30%, bis 31. Juli); in Freier Mitarbeit: Dr. Maria Dorofeev, Dr. Elaine Stratton-Hild, Junior-Prof. Dr. Konstantin Voigt; studentische Hilfskräfte: Jasmin Hartmann-Strauß M.A., Felix Pöppel, Johann Schuppe, Lucia Swientek (bis 30. September).

Wissenschaftlicher Beirat: Wulf Arlt (Basel), Charles M. Atkinson (Columbus, Ohio), Gunilla Björkvall (Stockholm), Marco Gozzi (Trento), Max Haas (Basel) (†), Andrew Hankinson (Oxford), Felix Heinzer (Freiburg), David Hiley (Regensburg), Oliver Huck (Hamburg), Michael Klaper (), Lori Kruckenberg (Eugene, Oregon), Susan Rankin (Cambridge).

Das Projekt „Corpus monodicum“ widmet sich der Erforschung und Edition musik- historisch signifikanter, editorisch noch unerschlossener Bestände der einstimmigen kirchlichen und weltlichen Musik des europäischen Mittelalters mit lateinischem Text. Ziel des Vorhabens ist es, ein philologisch gesichertes Fundament für die weitere Erfor- schung der Formungsphase europäischer Musik zu legen und somit eines der größten Defizite der musikhistorischen Mittelalterforschung zu beseitigen. Im Einvernehmen mit den Gremien der Trägerakademie und mit Zustimmung der Wissenschaftlichen Kom- mission der Union der deutschen Akademien der Wissenschaften wurde zum Beginn seiner zweiten Laufzeithälfte (2019–2026) eine methodische Neuausrichtung des Vor- habens eingeleitet, die seiner digitalen Komponente Priorität einräumt. Um den Fortgang der Onlineausgabe zu beschleunigen, deren erste Version Ende 2020 veröffentlicht wer- den soll, wird die Druckausgabe vorerst zurückgestellt. Das Editionskorpus wird voll- ständig als Onlineausgabe, auszugsweise als Druckausgabe vorgelegt. Dadurch wird sich die Zahl der Druckbände gegenüber dem zu Beginn des Vorhabens geplanten Umfang von 26 Bänden in 6 Abteilungen verringern und die Aufteilung des Editionskorpus auf Bände verändern.

Onlineausgabe

Im Berichtsjahr abgeschlossene Arbeiten:

Entwicklung eines integrierten Tools zur Projektorganisation und Metadaten-Erfassung der Dokumente (unter Aufsicht von Frank Puppe und Tim Eipert durch die Firma Olyro).

Vorbereitung der Publikation einer Pre-Alpha-Version der Präsentationssoftware (Entwicklungsstand August 2020) mit einem Testdatenset (circa 200 Datensätze), in dem alle im Editionskorpus vertretenen Gattungen durch Editionseinheiten aus Quellen aller Herkunftsregionen repräsentiert sind (https://corpus-monodicum.de).

Kontrolle und Endredaktion des Editionskorpus der Alpha-Version.

62

Teilkorpus Ordinariumsgesänge: Revision und Annotation des digitalen Editionskorpus, Eingabe von Metadaten von Repertoires aus Quellen deutscher (Aa13 aus Aachen, Ba 12 aus Bamberg), englischer (PaA 135), normanno-sizilischer (Mad 19421), französischer (Pa 1235 aus Nevers), italienischer (To 18 aus Bobbio) und aquitanischer (Pa 1871 aus Moissac) Herkunft (Charles M. Atkinson, Jasmin Hartmann, Andreas Pfisterer).

Teilkorpus Tropen: Revision und Annotation des digitalen Editionskorpus, Eingabe von Metadaten von Repertoires aus Quellen französischer (Pa 1235 aus Nevers, Pro 12 aus Chartres), deutscher (Ut 417 aus Utrecht, Aa 13 aus Aachen, Wü 165 aus Würzburg, Halb 45 aus Halberstadt, MüU 156 aus Moosburg, SCan 7 aus Innichen, Graz 807 aus Klosterneuburg), italienischer (To 18 aus Bobbio) und aquitanischer (Pa 1871 aus Moissac) Herkunft (Isabel Kraft).

Teilkorpus Sequenzen: Digitale Transkription und Annotation, Eingabe von Metadaten von Repertoires aus Quellen französischer (Pa 1235 aus Nevers, Pa 14452 aus Paris, Pro 12 aus Chartres) und deutscher (Ei 366 aus Einsiedeln, Lü 11 aus Lübeck) Herkunft (Salah Eddin Maraqa, Anna Sanda, Lucia Swientek).

Teilkorpus Lieder: Revision und Annotation des digitalen Editionskorpus von Liedern aus Quellen normanno-sizilischer Herkunft (Madrid 289, Madrid 19421; Konstantin Voigt).

Teilkorpus Spiele: Revision und Annotation des digitalen Editionskorpus, Eingabe von Metadaten von 16 Spielen aus Quellen englischer (Sol 569 aus Wilton Abbey) und französischer (Pa 1235, Pa 904 aus Rouen, Laon 263 aus Laon) Herkunft (Elaine Stratton Hild).

Für die Ausgabe der als 'Spiele' bezeichneten Komplexe liturgischer Gesänge im Rahmen des CM wurde ein neuartiger editorischer Ansatz entwickelt, der verschiedentlich auf Fachtagungen in Nordamerika und Europa vorgestellt und diskutiert worden ist. Damit entspricht die Ausgabe dem in der aktuellen Forschung entfalteten Verständnis dieser Gattung nicht als mittelalterliche Theateraufführungen, sondern als historische „representational, devotional practices.” (Michal Kobialka, This is My Body: Representational Practices in the Early Middle Ages, Ann Arbor 1999; Nils Holger Petersen, The Representational Liturgy of the Regularis Concordia, in: The White Mantle of Churches: Architecture, Liturgy, and Art around the Millennium, hg. von Nigel Hiscock, Turnhout 2003, S. 107–177, und Nils Holger Petersen, Biblical Reception, Representational Ritualand Biblical Reception, Representational Ritual, and the Question of ‘Liturgical Drama’, in: Sapientia et Eloquentia: Meaning and Function in Liturgical Poetry, Music, Drama, and Biblical Commentary in the Middle Ages, hg. von Gunilla Iversen und Nicholas Bell, Turnhout 2009, S. 163–201). In dieser Form wurde das Repertoire dieser Repräsentationen noch nicht veröffentlicht: nicht länger organisiert nach Themen, sondern nach Quellen und Institutionen, und nicht länger als isolierte Kompositionen, sondern als Teile des lokalen liturgischen und institutionellen Kontexts, in den sie jeweils eingebettet waren. Diese Kontexte werden in einem bislang in keiner Edition berücksichtigten Umfang mitediert und unter Einbeziehung kontextueller Quellen dokumentiert.

63

Quellenbeschreibungen: Aufarbeitung und Ergänzung der Beschreibungen für die erste Version der Onlineausgabe (Jasmin Hartmann und Hanna Zühlke).

Im Berichtsjahr weitergeführte Arbeiten:

Entwicklung einer Präsentationssoftware für die Onlineausgabe (unter Aufsicht von Frank Puppe durch die Firma Olyro Gmbh, Würzburg, in Zusammenarbeit mit Tim Eipert und Alexander Hartelt). Erarbeitung eines Konzepts und einer Softwarelösung für die Präsentation des Kritischen Apparats und die Dokumentation der Notationsbefunde.

Erprobung des am Würzburger Lehrstuhl für Künstliche Intelligenz und Wissenssysteme von Christoph Wick entwickelten intelligenten Transkriptionswerkszeugs OMMR4all für seinen Einsatz innerhalb des CM (Tim Eipert und Alexander Hartelt). Vorbereitung und Einreichung eines DFG-Antrags für ein Projekt zur Weiterentwicklung dieses Werkzeugs (Frank Puppe und Andreas Haug). Editionskorpus: Transkription und Annotation, Eingabe der Metadaten von Editionsein- heiten aller im digitalen Editionskorpus repräsentierten Gattungen.

Druckausgabe

Infolge der Rückstellung der Druckausgabe zugunsten der Onlineausgabe, wurden die Fertigstellung der in Vorbereitung befindlicher und der Notensatz editorisch abgeschlos- sener Druckbände aufgeschoben; die von dieser Entscheidung betroffenen Bände sind im Jahresbericht 2019 (S. 63–67) aufgeführt.

OPERA Spektrum des europäischen Musiktheaters in Einzeleditionen

Träger: Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Mainz. Herausgeber: Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Mainz unter der Leitung von Prof. Dr. Thomas Betzwieser. Projektleiter: Prof. Dr. Thomas Betzwieser. Anschrift: OPERA, Institut für Musikwissenschaft (FB 09), Goethe-Universität, Sencken- berganlage 31, 60325 Frankfurt a.M., Postfach 111 932, 60054 Frankfurt a.M., Tel.: 069/ 798-22164, -22165, -22166, -22171, Fax: 069/798-22170, E-Mail: [email protected], Internet: http://www.opera.adwmainz.de. Verlag: Bärenreiter-Verlag, Kassel. Umfang der Ausgabe: Geplant sind 14 Werke. Die Kritischen Berichte werden digital auf Datenträgern den Bänden beigefügt. Seit 2009 sind vier Bände erschienen.

64

In der OPERA-Arbeitsstelle an der Goethe-Universität Frankfurt arbeiteten im Berichts- jahr als Wissenschaftliche MitarbeiterInnen Tobias Bachmann M.A. (50%, ab 15. April mit 66%), Sebastian Biesold M.A. (ab 1. Oktober), Dr. Matteo Giuggioli (bis 31. Juli), Tina Köth-Kley M.A., Christin Seidenberg M.A. und Janette Seuffert M.A. Als wissen- schaftliche Hilfskräfte wirkten Anita Hoffmann M.Mus. Andreas Mourão dos Santos M.A. (ab 1. April) sowie Stephan Summers, als studentische Hilfskräfte waren Andreas Mourão dos Santos (bis 31. März) und Emma Kern beschäftigt. OPERA arbeitet überwiegend mit externen BandherausgeberInnen, deren editorische Tätigkeit von den ProjektmitarbeiterInnen redaktionell begleitet und technisch unterstützt wird.

OPERA gliedert sich in sechs Module, die jeweils eine bestimmte editorische Problem- stellung fokussieren: I. Eigentext und Fremdtext, II. Transfer und Transformation, III. Aufführungspraxis und Interpretation, IV. Work in Progress, V. Sprechen und Singen, VI. Mediale Erweiterung. Die Werke werden in Hybridausgaben publiziert: Die Notentexte erscheinen konventio- nell als Druckausgaben, die Edition des vertonten Textes und die Kritischen Berichte wer- den auf Basis des vom Forschungsprojekt „Digitale Musikedition“ der Universität Pader- born/Hochschule für Musik Detmold entwickelten Programms „Edirom“ erstellt und auf Datenträgern vorgelegt.

An den folgenden Bänden wurde im Berichtszeitraum gearbeitet:

II /Joseph Karl Bernard: Faust, herauszugeben von Tina Köth-Kley, Redak- tion: N.N.; III Ferdinando Paër/Giacomo Cinti: Leonora ossia L’amor conjugale, herauszugeben von Christin Seidenberg, Redaktion: Tina Köth-Kley; III Carl Zeller/Moritz West: Der Vogelhändler, herauszugeben von Stefanie Acquavella- Rauch, Redaktion: Matteo Giuggioli (bis 31. Juli), Sebastian Biesold (ab 1. Oktober). III Agostino Steffani/Ortensio Mauro: Enrico Leone, herauszugeben von Matteo Giug- gioli und Christin Seidenberg; Textedition: Janette Seuffert, Redaktion: intern; VI Adolphe Adam/Théophile Gautier/Jules-Henri de Saint-Georges/Jean Coralli/Jules Perrot: Giselle, herauszugeben von Doug Fullington und Marian Smith, Redaktion: Tina Köth-Kley und Janette Seuffert; VI Peter von Lindpaintner/Johann Wolfgang von Goethe/Carl Seydelmann: Ouverture, Entreacte, Chöre und Lieder zu Goethes Faust in der Bearbeitung von Carl Seydelmann, herauszugeben von Andreas Münzmay und Antje Tumat, Redaktion: Janette Seuffert.

Bei der diesjährigen virtuellen Edirom Summer School (ESS) der Universität Paderborn vom 31. August bis 4. September haben Anita Hoffmann und Janette Seuffert Kurse zur digitalen Editionsarbeit besucht. Tobias Bachmann hat den Kurs Edirom/Digitale Musik- edition gehalten.

65

An projektrelevanten Publikationen sind erschienen:

Thomas Betzwieser: The Limits of Uncovering Context(s): Intertextuality and Eighteenth Century „Metamelodramma“, in: Tijana Popović Mladjenović/ Vesna Mikić/ Ana Stefanović/ Radoš Mitrović (Hrsg.), „Contextuality of Musicology – What, How, Why and Because“, Belgrad 2020, S. 56–65; ders.: Fidelio italienisch: „Leonora ossia L’amor conjugale“, in: Programmbroschüre Schwetzinger Festspiele 2020, S. 97–101; www.swr.de/swrclassic/schwetzinger-festspiele/ saisonbroschuere-mai-2020-100.pdf.

RÉPERTOIRE INTERNATIONAL DES SOURCES MUSICALES (RISM) Zentralredaktion Frankfurt

Träger: Internationales Quellenlexikon der Musik e.V., Frankfurt am Main. Ehren- präsidenten: Dr. Harald Heckmann, Ruppertshain; Prof. Dr. Dr. h.c. Christoph Wolff, Cambridge/Freiburg; Präsident: Prof. Dr. Klaus Pietschmann, Mainz; Vizepräsidentin: Prof. Dr. Andrea Lindmayr-Brandl, Salzburg; Sekretär: Dr. Laurent Pugin, Bern; Schatzmeister: Jane Gottlieb, New York; kooptierte Vorstandsmitglieder: Prof. Dr. Ulrich Konrad, Würzburg; Prof. Dr. John H. Roberts, Berkeley. Commission Mixte bestehend aus Delegierten von der International Association of Music Libraries, Archives and Documentation Centres und der International Musicological Society: Mathias Auclair (IAML); Prof. Dr. Egberto Bermúdez Cujar (IMS); Richard Chesser (IAML); Prof. Dr. Dinko Fabris (IMS); Prof. Dr. Markus Grassl (IMS); Prof. Dr. Beatriz Magalhães Castro (IAML); Prof. Dr. Thomas Schmidt (IMS); Prof. Dr. Barbara Wiermann (IAML); Prof. Dr. Christiane Wiesenfeldt (IMS), Sonia Wronkowska (IAML). Leiter der Zentralredaktion: Klaus Keil (bis 31. August) bzw. Dr. Balázs Mikusi (seit 1. September). Projektleiter: Prof. Dr. Klaus Pietschmann, Mainz. Anschrift: Internationales Quellenlexikon der Musik, Zentralredaktion, Johann Wolfgang Goethe-Universität, Campus Bockenheim, Senckenberganlage 31-33, 60325 Frankfurt am Main, Tel.: 069/706231, Fax: 069/706026, E-Mail: [email protected], Internet: http://www.rism.info. Verlage: für Serie A/I, für die Bände VIII,1 und 2 der Serie B, sowie für Serie C: Bärenreiter-Verlag, Kassel; für Serie A/II, Internetdatenbank: EBSCO Publishing, Inc., Birmingham, USA; für Serie B (ohne Bände VIII,1 und 2): G. Henle Verlag, München. Hosting: Bayerische Staatsbibliothek, München; Staatsbibliothek zu Berlin, Preußischer Kulturbesitz (Datenbanken); Digitale Akademie der Mainzer Akademie der Wissenschaf- ten und der Literatur (Website).

Hauptamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter: Dr. Martina Falletta (75%), Stephan Hirsch, Klaus Keil (Arbeitsstellenleiter bis 31. August), Guido Kraus, Alexander Marxen (37,5%), Dr. Balázs Mikusi (Arbeitsstellenleiter ab 1. September), Jennifer Ward, Isabella 66

Wiedemer-Höll (50%, bis 31. Mai). Die Arbeit wurde unterstützt durch mehrere Prakti- kanten, wie auch Martin Bierwisch, Kristina Krämer und Johanna Thöne als studentische MitarbeiterInnen.

Das Internationale Quellenlexikon der Musik (Répertoire International des Sources Musicales – RISM) mit der Zentralredaktion in Frankfurt steht unter dem Patronat der „International Association of Music Libraries, Archives and Documentation Centres“ (IAML) und der „International Musicological Society“ (IMS) und hat die Aufgabe, weltweit die gedruckte und handschriftliche Überlieferung der Musik zu dokumentieren. In einer Serie A/I werden zwischen 1600 und 1800 erschienene Einzeldrucke, in einer Serie A/II die Musikhandschriften nach 1600 mit einer ausführlichen Beschreibung inklusive der Fundorte nachgewiesen. Die Serie B ist für Spezialrepertorien vorgesehen wie z. B. Sammeldrucke des 16. bis 18. Jahrhunderts, das deutsche Kirchenlied, musiktheoretische Quellen in lateinischer, griechischer, arabischer, hebräischer und persischer Sprache usw. Die Serien A/I, A/II und B werden durch eine Serie C, das „Directory of Music Research Libraries“, ergänzt. Serie A/I: Zuerst veröffentlicht in 9 Bänden und 4 Supplementbänden mit einem Registerband. Eine CD-ROM zur Serie A/I, die alle Einträge der 9 Bände und die einge- arbeiteten Supplemente enthielt, war im Dezember 2011 erschienen. Die Daten der CD- ROM wurden in das Erfassungssystem Muscat (s. u.) geladen, und stehen seit 2015 im RISM Online-Katalog kostenfrei zur Verfügung. Einige Arbeitsgruppen bringen regel- mäßig Korrekturen und Ergänzungen an, wozu auch insbesondere das Hinzufügen von Fundorten und Links zu digitalen Reproduktionen gehört. Damit verändern sich die online zugänglichen Daten gegenüber der früheren Buchpublikation zunehmend. Im Rahmen eines Projekts und in Zusammenarbeit mit der Sächsischen Landes- bibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek, Dresden (SLUB) sind 2018 neue Tem- plates zur detaillierten Erfassung von Drucken in Muscat eingeführt worden. Anschließend wurde auch der RISM-OPAC auf die neuen Anforderungen angepasst. Serie B: Im Rahmen dieser Reihe sind bisher 33 Bände erschienen; zuletzt RISM B/XVII: Die Triosonate. Catalogue raisonné der gedruckten Quellen, hrsg. von Ludwig Finscher, Laurenz Lütteken und Inga Mai Groote, München 2016. Überarbeitete Einträge aus B/I (Musikdrucke zwischen 1500 und 1550 betreffend) wurden schon 2015 in den RISM Online-Katalog aufgenommen. Weitere B/I-Daten (Sammeldrucke bis 1700) konnten mit Förderung durch den Kulturfonds der VG-Musik- edition in revidierter Form auch dieses Jahr eingearbeitet werden. Serie C: Bisher erschienen fünf Bände. Zuletzt konnten die in Zusammenarbeit mit dem Publications Committee der IAML revidierten Bände II und III,1 herausgegeben werden. Darüber hinaus hat die RISM-Zentralredaktion einen Sonderband „RISM Bibliotheks- sigel-Gesamtverzeichnis“ publiziert, der inzwischen aktualisiert über die RISM Webseite als Datenbank der Bibliothekssigel zur Suche angeboten wird. Die Datenbank enthält auch Kontaktdaten wie Postadresse, Link zur Webseite und E-Mail-Adresse. Auch kann durch Anklicken der Bestand einer Institution im RISM Online-Katalog direkt aufgerufen werden. Als Nachfolgerin der Projektgruppe Access to Music Archives (AMA) hat die IAML im Juli 2019 eine Projektgruppe zur Revision der Serie C eingerichtet. Dabei sollen die Funktionen des RISM-Katalogisierungsprogramms in enger Zusammenarbeit mit der 67

Zentralredaktion optimiert und synchronisiert werden, um die Ausrichtung von Muscat an den jüngsten Initiativen und Modellen bibliographischer Daten zu erreichen. Serie A/II: In dieser Serie werden Handschriften mit mehrstimmiger Musik, die nach 1600 entstanden sind, komplett erfasst und erschlossen. Sie bildet den umfangreichsten Komplex des gesamten RISM und gegenwärtig den Schwerpunkt seiner Arbeit. Dafür werden von Arbeitsgruppen in mehr als 35 Ländern Titelaufnahmen von Musikhand- schriften vor Ort in den Bibliotheken und Archiven erarbeitet. Die Ländergruppen erstel- len ihre Beschreibungen mit dem Computer und arbeiten in der Mehrzahl über das Internet direkt auf dem Server des RISM. Die meisten Arbeitsgruppen verwenden das extra für diesen Zweck entwickelte Erfassungsprogramm Muscat, das kostenlos zur Verfügung gestellt wird. Die Übermittlung von digitalisierten Informationen vereinfacht die redaktio- nelle Betreuung und ermöglicht dadurch den Import von weiteren externen Datensätzen. Die Zusammenführung von Quellen aus verschiedenen Ländern in der RISM Datenbank bietet nicht nur bessere Suchmöglichkeiten für Forscher wie auch Musiker an, sondern verweist zugleich auf besondere Beziehungen zwischen verschiedenen Regionen und fördert die Rekonstruktion von historischen kulturellen Netzwerken.

Seit Beginn des Projektes wurden ca. 1.300.000 Titelaufnahmen in die RISM Zentral- redaktion nach Frankfurt gemeldet. Im Berichtsjahr hat zwar die COVID-19-Pandemie den Output der meisten Arbeitsgruppen stark beeinträchtigt, doch haben folgende Gruppen neue Titelaufnahmen mit Muscat erfasst: Andorra: 3 Titel; Argentinien: 697 Titel; Belgien: 23 Titel; China, Shanghai: 1 Titel, Hongkong 13 Titel; Deutschland, Berlin: 777 Titel, Dresden: 8.289 Titel, Karlsruhe: 451 Titel, Leipzig: 465 Titel, München: 13.422 Titel; Ecuador: 36 Titel; Estland: 3 Titel; Finnland: 3 Titel; Italien: 85 Titel; Kroatien: 10 Titel; Litauen: 4 Titel; Mexiko: 100 Titel; Österreich, : 441 Titel, Lambach: 782 Titel, Salzburg: 330 Titel (Mozarteum), Wien/Linz: 459 Titel; Polen: 11.204 Titel; Schweiz: 1.745 Titel; Slowakei: 667 Titel; Slowenien: 67 Titel; Spanien: 376 Titel; Südkorea: 715 Titel; Tschechien: 2.059 Titel; Ukraine: 244 Titel; USA: 1.160 Titel; Vereinigtes Königreich und Irland: 98 Titel.

Viele Arbeitsgruppen revidieren auch ältere Titel jeder Art. Darüber hinaus gehen in der Zentralredaktion immer wieder Ergänzungen, Hinweise auf Fehler oder Komponis- tenzuschreibungen von Benutzern ein, die nach Absprache mit den zuständigen Arbeits- gruppen eingearbeitet werden. Von einigen Bibliotheken erhält die Zentralredaktion auch Listen mit Links zu immer mehr Digitalisaten, die nach einer Sichtung meist automatisch in die Daten kopiert werden können. Diese Entwicklungen tragen wesentlich dazu bei, dass die Datenbank von RISM nicht nur für Musikwissenschaftler, sondern zunehmend auch für ausübende Musiker, die ihr Repertoire zu erweitern suchen, attraktiv erscheint. In diesem Sinne sieht RISM es als eine wichtige Mission an, musikalische Quellen nicht nur zu dokumentieren, sondern auch durch Vermittlung an ein größeres Publikum die Vergesellschaftung wirksam zu unterstützen. Dabei erfordert die laufende Verbesserung und Erweiterung der Datenbank sorgfältige und anhaltende Betreuung, ohne welche RISM seine zentrale Position in der musikalischen Quellenforschung längerfristig kaum beibe- halten könnte.

68

Besonders großen Aufwand seitens der Zentralredaktion erfordern Projekte, die den Import von Datensätzen aus externen Datenbanken betreffen. Die Daten über Musikhand- schriften aus dem Vereinigten Königreich und Irland sind 2011 in die Datenbank von RISM übertragen worden. Diese 55.000 Titel sind seitdem in unserem Online-Katalog recherchierbar. Eines der wichtigsten Projekte des Berichtsjahres war der Import von Daten aus dem Katalog der Bibliothèque Nationale de France in Paris. Nachdem 2019 etwa 400 Titel von Nachweisen aus dem Département de la musique übertragen wurden, um Erfahrung mit der automatischen Konvertierung zu sammeln, konnte ein größerer Datenbestand eingespielt werden. Nach gründlicher Revision und umsichtigen Korrekturen sind im Sommer 2020 fast 20.000 Einträge von dieser höchst bedeutsamen Sammlung in der RISM-Datenbank veröffentlicht worden. Wenn auch das Material nicht alle Musikhand- schriften der Bibliothèque Nationale umfasst, ist F-Pn nun das Sigel mit den fünftmeisten Nachweisen in unserer Datenbank. Ein noch ambitionierteres Projekt strebt die Revision wie auch umfängliche Anreiche- rung der italienischen RISM-Datensätze an. Gemäß einer Vereinbarung von 2016 hat RISM 217.669 Titel aus dem Katalog vom Istituto Centrale per il Catalogo unico delle Biblioteche Italiane (ICCU) in Muscat übernommen. Die besondere Herausforderung dieser Zusammenarbeit besteht einerseits darin, dass die Mitarbeiter der Zentralredaktion 40.000 neue Namen zu bearbeiten haben. Andererseits hatte die RISM-Datenbank bereits ca. 89.000 Titel aus Italien nachgewiesen. Die Identifizierung und Filterung von Dubletten erfordert sowohl händische Arbeit als auch das Programmieren von verschiedenen Wartungsskripten. Derzeit ist davon auszugehen, dass ca. 45.000 Titel Dubletten sind; das Ausschließen dieser Datensätze wird wohl auch 2021 eine der wichtigsten Aufgaben der Zentralredaktion bleiben. Inzwischen trug noch ein anderes „italienisches Projekt“ Früchte: Die RISM-Datenbank konnte mit knapp 3.000 Datensätzen überwiegend zu Musikhandschriften aus dem Fondo Cappella Sistina der Biblioteca Apostolica Vaticana (V-CVbav) angereichert werden. Die Daten basieren auf ausführlichen Katalogisaten, die Prof. Dr. Thomas Schmidt (Hudders- field) zur Verfügung gestellt hat, und sind auch über den Online-Katalog zugänglich. Die Katalogdaten aus der Schweiz haben lange Zeit einen Ausnahmefall dargestellt, da sie zwar mit Muscat aufgenommen wurden, im Datenformat aber in einigen Details abwichen und auch deshalb vom internationalen Datenpool abgesondert aufbewahrt und zu recherchieren waren. Als wichtiger Schritt der immer engeren Zusammenarbeit zwi- schen der Zentralredaktion und RISM Schweiz ist nun dieses Material (es umfasst mehr als 27.000 neue Datensätze) in die Muscat-Installation der Zentralredaktion importiert. Seit der Migration der Daten katalogisiert auch RISM Schweiz direkt im internationalen Erfassungsprogramm.

Dank der Katalogisierung in den Arbeitsgruppen und der verschiedenen Datenmigrations- projekte konnte die RISM-Handschriftendatenbank im Berichtsjahr um ca. 47.000 Titel erweitert werden.

Als Zentrum eines umfassenden internationalen Netzwerks, sieht die RISM Zentral- redaktion es als wichtige Aufgabe an, seine Datenbank ständig um weitere Regionen zu 69 erweitern. Die Einbeziehung von neuen Ländern ist in diesem Zusammenhang höchst erfreulich: dieses Jahr haben wir z. B. Quellen aus Andorra erfasst und das erste Sigel für eine Sammlung in Papua Neuguinea erstellt. Auch sind heute schon Arbeitsgruppen in Südkorea und China aktiv, deren Katalogisate auf das Potenzial für die Erweiterung des internationalen Netzwerkes hinweisen. Ungeachtet dieser Entwicklungen steht im Fokus der Arbeit von RISM immer noch die möglichst vollständige Aufarbeitung der Quellen europäischer Musikgeschichte, und auch in diesem Gebiet bleibt noch vieles zu tun. Erstens stehen weitere Importprojekte an, dank welcher Daten aus den Nationalbibliotheken in Wien und Madrid übernommen werden; zweitens werden zurzeit mehr als 5.000 Titel von der amerikanischen Moravian Music Foundation für RISM vorbereitet. Nach den erfolgreichen Kooperationen mit dem Deutschen Historischen Institut in Rom (Sammlungen zweier römischen Fürstenhäuser betreffend) und der Staatsbibliothek zu Berlin (im Rahmen der DFG-Projekt Kompetenz- zentrum Forschung und Information Musik, KOFIM) ist RISM bestrebt, mit weiteren deutschen Institutionen zusammenzuarbeiten, um den Datenbestand durch gezielte Pro- jekte zu vervollständigen. Ein gutes Beispiel stellt unsere Vereinbarung mit dem Richard Strauss Quellenverzeichnis dar, derzufolge die in ihrem Online-Angebot (www.rsi- rsqv.de) enthaltenen Beschreibungen von Musikquellen auch im RISM Online-Katalog erscheinen sollten. Leider hängen solche Kooperationen in den meisten Fällen von Drittmittelfinanzierung ab und können nur selten bis zur vollständigen Aufarbeitung des relevanten Quellenmaterials weitergeführt werden. Dennoch bietet die Übernahme der zum Suchen notwendigen Datenbestandteile und die Verlinkung mit externen Quellendatenbanken eine verhältnismäßig zeiteffektive Methode an, die RISM Datenbank in verschiedene Richtungen zu erweitern. Diese Entwicklungen tragen auch dazu bei, dass RISM seine unstrittige Position als „first stop“ für alle, die weltweit historische Musik- quellen suchen, langfristig aufrechterhalten kann.

Nachdem die Daten zur Serie A/II in den 1980er-Jahren als Microfiche und ab 1994 jähr- lich als CD-ROM veröffentlicht wurden, stehen sie seit 2010 in einem Online-Katalog kostenlos im Internet zur Verfügung. Die Entwicklung der Suchsoftware wurde durch eine Zusammenarbeit des RISM mit der Bayerischen Staatsbibliothek, München, und der Staatsbibliothek zu Berlin, Preußischer Kulturbesitz möglich. Inzwischen ist der Katalog, dem die proprietäre Software TouchPoint zugrunde liegt, in mehreren Schritten weiter- entwickelt worden, dank der Förderung im Rahmen des Programms FID (Fachinfor- mationsdienst) der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Derzeit (Oktober 2020) umfasst der gesamte Datenbestand im OPAC 1.425.096 Titel. Darin ist der Normdatenbestand von 111.863 Titeln aus der Personennormdatei und 70.460 aus der Institutionendatei enthalten. Es verbleiben 1.242.773 Titel mit Quellen- nachweisen, bestehend aus 1.037.859 Titeln mit Handschriftenbeschreibungen und 204.014 Musikdrucken (wie auch 766 Libretti und 134 theoretische Werke). Die beliebten Links zu Digitalisaten konnten inzwischen auf 57.256 erweitert werden. Der Online-Katalog wurde im Monat durchschnittlich von 8.500 Personen bei 27.220 Besuchen genutzt, das sind im Jahr 102.000 Personen bei 326.640 Besuchen mit insgesamt 22.8 Millionen Seitenzugriffen. 70

Die Datenbank wird auch von EBSCO Publishing Inc. im Bündel mit den Partner- projekten RILM und RIPM (siehe http://www.r-musicprojects.org/) angeboten.

Seit 2013 werden die Daten des Online-Katalogs als Open Data und seit 2014 als Linked Open Data angeboten. Dieses Angebot richtet sich an Bibliotheken, die ihre Titel in den eigenen lokalen Online-Katalog übertragen wollen, oder an musikwissenschaftliche und datentechnische Projekte, die einen Quellenkatalog zu bestimmten Themen als Basis für weitere Forschung nutzen möchten. Um die Belieferung mit den Daten zu vereinfachen, hat die Zentralredaktion verschiedene Tools entwickelt, so z.B. eine SRU-Schnittstelle. Dieses Angebot wird auch rege genutzt: Über die SRU-Schnittstelle etwa gelangen die Daten in das Bibliotheksservicezentrum in Konstanz, die Staatsbibliothek zu Berlin und die Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek in Dresden zur Nutzung im eigenen Katalog. Das Forschungsprojekt Detmolder Hofmusik nutzt die Daten als Basis für die weitere, detaillierte Erforschung des Bestandes. Über die Seite des Online-Katalogs kann man den gesamten Datenbestand (Datensätze und entsprechende Normdaten) oder auch einen Teilbestand im MARCXML- oder RDF-Format herunter- laden, dabei werden vor allem die Daten zu den Musikincipits und Instrumenten als Forschungsbasis genutzt. Ende 2019 wurden die Daten in re3data aufgenommen, einem globalen Register, das Forschungsdaten-Repositorien aus verschiedenen akademischen Disziplinen umfasst. Auch in EROMM (European Register of Microform and Digital Masters) wurden Daten zu Digitalisaten aufgenommen. RISM hofft dabei darauf, dass die Nutzer dieser Angebote eventuelle Korrekturen und Ergänzungen der Zentralredaktion melden, und wird dazu weitere Hilfsmittel entwickeln.

Obwohl die meisten Benutzer RISM durch den Online-Katalog kennen, spielt hinter den Kulissen die Erfassungssoftware Muscat eine ebenso wichtige Rolle. Muscat beruht auf einem open source Programm (siehe: http://muscat-project.org/) und ist auch auf die Bedürfnisse anderer Projekte anpassbar, so dass damit die Wiederverwendung der RISM- Daten für wissenschaftliche Zwecke erheblich erleichtert wird. Das Erfassungsprogramm Muscat läuft seit seiner Auslieferung Ende 2016 zur vollsten Zufriedenheit. Selbstverständlich wird es stets weiterentwickelt; derzeit steht die Version 6.3.1 zur Verfügung. Da die technisch und fachlich optimale Unterstützung der Arbeits- gruppen eine fundamentale Priorität der Zentralredaktion ist, wird dort versucht, verschie- dene Sprachversionen der Erfassungssoftware zu entwickeln: dank der Zusammenarbeit mit André Guerra Cotta (RISM Brasilien) und Silvia Sequeira (RISM Portugal) kann jetzt auch eine portugiesische Sprachversion von Muscat angeboten werden. Außerdem wurden zum großen Teil die Richtlinien von Rodrigo Balaguer und Lucas Reccitelli ins Spanische übersetzt; eine polnische Sprachversion ist auch in Vorbereitung. Muscat wird entwickelt und unterhalten in Zusammenarbeit mit RISM Schweiz, das dank dieser Kooperation schon seit mehreren Jahren als der wichtigste internationale Partner der Zentralredaktion gilt.

Des Weiteren umfasst die fachliche Unterstützung die Einarbeitung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bestehender oder neuer Arbeitsgruppen. Dazu besuchen Mitarbei- terInnen der Zentralredaktion Arbeitsgruppen und halten Workshops auf Konferenzen. 71

Obwohl dieses Jahr die Corona-Krise diese Art Aktivität stark gehemmt hat, wurden Workshops unter anderem auf der Jahrestagung der IAML Ländergruppe Deutschland in Bonn (September) wie auch (online) für MitarbeiterInnen des Warschauer Chopin- Instituts (August und September) gehalten. Daneben werden auch Tutorials auf YouTube oder direkte Kontakte online angeboten. In Zusammenarbeit mit dem Musikwissen- schaftlichen Institut der Universität Tübingen wurde dieses Jahr auch ein Tutorial über RISM im Rahmen der Reihe „Tübinger Tutorials zur Musikwissenschaft“ produziert.

Redaktionell ist die Zentralredaktion für die Vereinheitlichung der Daten und die Bearbeitung der Normdateien Personen, Institutionen, Literatur und (sakrale) Texte ver- antwortlich. Dies geschieht in enger Zusammenarbeit mit den Arbeitsgruppen, die in diesem Zuge auch eine fortlaufende Betreuung erfahren können. Für eine bessere Kommunikation mit Arbeitsgruppen, Benutzern und interessierten Personen hat die Zentralredaktion in den letzten Jahren verschiedene Maßnahmen vorge- nommen. Die Website des RISM, die in Zusammenarbeit mit der Mainzer Akademie der Wissen- schaften und der Literatur (Digitale Akademie) entstanden ist, wird von der Zentral- redaktion und den Arbeitsgruppen ständig mit neuen Inhalten bestückt und erfreut sich weiter steigender Beliebtheit. Neben Neuigkeiten über Projekte, digitale Ressourcen oder Publikationen, die die Zentralredaktion von den Arbeitsgruppen bekommt, werden aktuelle Anlässe verknüpft (etwa Komponistenjubiläen, Veranstaltungen oder Instrument des Jahres), Konferenzberichte veröffentlicht und über neue Quellen in der Datenbank berichtet. Eine RISM-Facebookseite spricht ein weiteres internationales Publikum an und hat inzwischen 3.830 Follower. Auch auf Twitter ist RISM aktiv mit 2.502 Followern. Das RISM-Kurzporträt kann über die Zentralredaktion bezogen werden. Es liegt in einer englisch-deutschen, englisch-spanischen, englisch-chinesischen, englisch-russischen und auch englisch-portugiesischen Ausgabe vor. In Wikipedia wurden Kurzartikel eingestellt, neben Englisch und Deutsch auch auf Chinesisch, Französisch, Italienisch, Katalanisch, Niederländisch, Polnisch, Russisch Schwedisch, Spanisch, Tschechisch und Ungarisch. Ende 2019 wurden die deutsche und die englische Fassung komplett überarbeitet und aktualisiert. Die Kontakte zu den Arbeitsgruppen und zur Fachöffentlichkeit werden durch Teilnahme an Konferenzen und Veranstaltungen gepflegt. Am wichtigsten ist der jährliche, internationale IAML-Kongress, der im Berichtsjahr in Prag hätte stattfinden sollen, wegen der COVID-19-Pandemie aber nur online und stark gekürzt abgehalten wurde. Der ursprünglich im Programm stehende RISM-Tag soll 2021 nachgeholt und als Möglichkeit genutzt werden, von den Repräsentanten der internationalen RISM Arbeits- gruppen Ideen und Vorschläge für die Weiterentwicklung des Projektes zu sammeln. Er knüpft an einen Workshop an, der in Zusammenarbeit mit der Johannes Gutenberg-Uni- versität Mainz im November 2019 anlässlich der Mitgliederversammlung des Vereins Internationales Quellenlexikon der Musik e.V. im Helmholtz-Zentrum auf dem Mainzer Campus durchgeführt wurde und sich als höchst perspektivenreich erwies. Im Oktober 2019 war RISM mit einem Hauptvortrag „Musical Work Recognition, Linked Data, and RISM“ am Finnish Cataloguing Seminar (Kuvailun tiedotuspäivä), 72

University of Helsinki, und im September 2020 mit einer Keynote „Cataloging concerns at RISM related to non-Western music“ auf der Online-Tagung der Corpus Musicae Ottomanicae Cataloging Working Group Meeting vertreten. Die MitarbeiterInnen nahmen auch an vielen weiteren Konferenzen teil, um mit den aktuellen Entwicklungen im Bereich Digitale Musikwissenschaft Schritt zu halten, z. B. Music Encoding Conference (Mai), Society for Seventeenth-Century Music Annual Meeting (Juni), Medieval and Renaissance Music Conference (Juli), Digital Humanities at Oxford Summer School (Juli), IAML International Congress (Juli), Tagung IAML Deutschland (September), die alle eine Online-Teilnahme ermöglicht haben. RISM wurde besprochen in Early Music und Nineteenth-Century Music Review, und die beiden maßgeblichen internationalen Fachzeitschriften für Musikbibliothekare veröffentlichten größere Aufsätze zum Thema Musikdrucke in RISM (Kirstin Dougan Johnson: „Unravelling the RISM Riddle at the University of Illinois: An Inventory and Analysis“, Fontes Artis Musicae 67/2, S. 119–142 und Jennifer Ward: „Documenting Historical Printed Music in RISM: New Opportunitites for the Digital Age“, Notes 77/1, S. 9–32). Im Januar wurde die Incipitsuche des RISM Online-Katalogs sogar im Medien- magazin Billboard genannt, da Musikwissenschaftler sie genutzt haben, um (mit Erfolg) zu argumentieren, dass die Sängerin und Songwriterin Katy Perry zu Unrecht wegen Urheberrechtsverletzung verurteilt wurde. Die vielfältigen Erwähnungen von RISM in den verschiedensten Zusammenhängen bezeugen und befestigen zugleich den Ruf unserer Datenbank als unverzichtbares Instrument für Musikwissenschaftler wie auch ausübende Musiker.

Erwähnenswert ist es schließlich, dass RISM dieses Jahr auch als Mitglied des Konsor- tiums NFDI4Culture Unterstützung für die Weiterentwicklung von Muscat bekommen hat. Dabei soll unter anderem die intensivere Anwendung von sogenannten Werknorm- sätzen im Fokus stehen, die die noch regere Benutzung des RISM Datenpools wie auch seine bessere Verlinkung mit weiteren Datenbanken befördern soll. Die Grundlagen für diese bedeutende Weiterentwicklung waren im Mai 2019 bei der Konferenz „Werktitel, Werknorm – Perspektiven der Einführung einer Werkebene bei RISM“ an der Akademie der Wissenschaften und der Literatur in Mainz gelegt worden. Zwischenzeitlich hat die Zentralredaktion eine engere Zusammenarbeit mit der Deutschen Nationalbibliothek in Frankfurt am Main angeregt, um dieses wichtige Projekt in den kommenden Jahren zum großen Nutzen von Bibliothekaren, Musikern wie auch Musikwissenschaftlern realisieren zu können.

RÉPERTOIRE INTERNATIONAL DES SOURCES MUSICALES (RISM) Arbeitsgruppe Deutschland

Träger: Répertoire International des Sources Musicales (RISM) – Arbeitsgruppe Deutschland e.V., München. Vorsitz: Prof. Dr. Nicole Schwindt. Projektleiterin: Prof. Dr. Nicole Schwindt. 73

Anschriften: RISM-Arbeitsstelle Dresden: Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Uni- versitätsbibliothek Dresden, 01054 Dresden, Tel.: 0351/4677-398, -396, E-Mail: Andrea. [email protected], [email protected], [email protected]. RISM-Arbeitsstelle München: Bayerische Staatsbibliothek, 80328 München; Tel.: 089/ 28638-2110, -2884, -2395 (RISM) und 28638-2927 (RIdIM), E-Mail: Gottfried.Heinz- [email protected], [email protected] und Steffen. [email protected] sowie Dagmar. [email protected] (für RIdIM). Inter- netseite beider RISM-Arbeitsstellen: http://de.rism.info, für RIdIM: http://www.ridim- deutschland.de.

Die RISM-Arbeitsgruppe der Bundesrepublik Deutschland ist ein rechtlich selbstständiger Teil des internationalen Gemeinschaftsunternehmens RISM, das ein Internationales Quel- lenlexikon der Musik erarbeitet. Ihre Aufgabe ist es, die für die Musikforschung wichtigen Quellen in Deutschland von circa 1600 bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts zu erfassen. Sie unterhält zwei Arbeitsstellen, die sich die Quellenerfassung regional teilen, zum einen an der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden und zum anderen an der Bayerischen Staatsbibliothek München. Die Titelaufnahmen werden von den Arbeitsstellen zur Weiterverarbeitung an die RISM-Zentralredaktion in Frankfurt übermittelt.

Hauptamtliche wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind bei der Dresdner Arbeitsstelle: Dr. Andrea Hartmann (75%), Carmen Rosenthal (bis 31. August, 60%) Dr. Miriam Roner (ab 1. September, 60%) und Dr. Undine Wagner (65%), bei der Münchner Arbeitsstelle: Dr. Gottfried Heinz-Kronberger, Dr. Helmut Lauterwasser und Dr. Steffen Voss für die Erfassung der Musikalien sowie Dr. Dagmar Schnell (50%) für die Erfassung der musikikonographischen Quellen bei RIdIM.

Im Berichtsjahr musste die Arbeit den durch die COVID-19-Pandemie bedingten Ein- schränkungen angepasst werden. Die Mitarbeitenden konnten in der Zeit vom 18. März bis 17. April (in München) und vom 23. März bis 27. April (in Dresden) nur im Home- office arbeiten: Auch danach (bis 17. Juli in München und bis 31. Juli in Dresden) war die Arbeit vor Ort nur an einzelnen Tagen in der Woche möglich. Lediglich in Weimar konnte durchgehend im Archiv gearbeitet werden. Da keine Besuche in Archiven und Biblio- theken durchgeführt werden konnten, musste in Dresden und München der Arbeitsplan modifiziert werden.

Musikhandschriften, Reihe A/II

Von der Dresdner Arbeitsstelle wurde im Berichtszeitraum an folgenden Musikalien- beständen gearbeitet:

Dessau, Stadtarchiv Dessau-Roßlau (D-DEsa) Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek (D-Dl) 74

Leipzig, Bach-Archiv (D-LEb) Magdeburg, Archiv und Bibliothek der Kirchenprovinz Sachsen (D-MAaek) Magdeburg, Telemannzentrum (D-MAt) Meiningen, Meininger Museen, Sammlung Musikgeschichte (Nachträge) (D-MEIr) Weimar, Hochschule für Musik „Franz Liszt“, Thüringisches Landesmusikarchiv (D- WRha)

An der Sächsischen Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek (D-Dl) wurde die Erfassung von Dresdner Musikquellen fortgesetzt, die nach dem zweiten Weltkrieg nach Russland verlagert worden waren. Aufgrund eines zwischen D-Dl und RUS-Mrg geschlossenen Kooperationsvertrags lieferte RUS-Mrg weitere Digitalisate von Musik- handschriften, nach denen im Homeoffice katalogisiert werden konnte. In Dresden wurde an der Katalogisierung der Musikhandschriften der Gorke-Sammlung aus dem Bach-Archiv Leipzig (D-LEb) weitergearbeitet. 2016/2017 wurden diese Hand- schriften im Rahmen des Landesdigitalisierungsprogramms Sachsen digitalisiert, nun folgt die Tiefenerschließung in Muscat/RISM. Zudem werden die Wasserzeichen mit einer Thermographie-Kamera aufgenommen und in WZIS (Wasserzeichen-Informationssys- tem) katalogisiert und veröffentlicht. Fortgeführt wurde die Erfassung der Musikhandschriften Zittauer Provenienz (D-Dl). Die Bearbeitung des Nachlasses von Friedrich Schneider (D-DEsa) wurde beendet. Aus den Meininger Museen, Sammlung Musikgeschichte, Max-Reger-Archiv (D-MEIr) konn- ten noch einige Nachträge ergänzt werden. In der Außenstelle der Dresdner Arbeitsstelle, dem Thüringischen Landesmusikarchiv Weimar (WRha), wurde neben zwei Depositalbeständen aus Eisfeld und Warza der Notenbestand aus dem Nachlass des Kutzlebener Kantors Carl Ernst Bernhardt Louis Kröckel (1816–1883) katalogisiert. Begonnen wurde mit der Erfassung des musikalischen Nachlasses von Friedrich Mergner (1818–1891), der neben seiner Tätigkeit als Pfarrer auch komponiert hatte.

Auf Werkvertragsbasis arbeitete eine Mitarbeiterin (Sara Neuendorf) in Magdeburg (D- MAt und D-MAaek).

Insgesamt wurden im Berichtsjahr von der Dresdner Arbeitsstelle 3.212 Titelaufnahmen zu Musikhandschriften angefertigt, dazu kommen 131 Titelaufnahmen, die in kooperie- renden Projekten entstanden (Gesamtzahl: 3.343 Titel).

Von der Münchner Arbeitsstelle wurden Musikalienbestände ganz oder in Teilen in fol- genden Orten und Institutionen erschlossen:

Aschaffenburg, Bibliothek der Musikschule (D-ASm) Bad Homburg vor der Höhe, Stadtarchiv (D-BDHsta) Berlin, Universität der Künste, Universitätsbibliothek (D-Bhm) Bonn, Universitätsbibliothek (D-BNu) (Nachträge) Dietfurt a. d. Altmühl, Franziskanerkloster (D-DTF) 75

Erpfting, Katholische Pfarrkirche (D-ERP) Karlsruhe, Badische Landesbibliothek (D-KA) (Nachträge) Kreuzwertheim, Fürstlich Löwenstein-Wertheim-Freudenbergsches Hausarchiv (D- KWER) [Nachtrag] Landsberg a. L., Stadtpfarrkirche Mariä Himmelfahrt (D-LDB) München, Bayerische Staatsbibliothek (D-Mbs) München, Bayerisches Hauptstaatsarchiv, Bibliothek (D-Mhsa) (Nachträge) Nürnberg, Landeskirchliches Archiv (D-Nla) (Nachträge) Nürtingen, Turmbibliothek (D-NUEtb) (Nachträge) Passau, Gymnasium Leopoldinum (D-Pg) Polling (bei Weilheim), Katholische Kirche (D-POL) Saarbrücken, Saarlandmuseum (D-SAAsm) Trostberg, Stadtmuseum (früher: Heimatmuseum) (TBh) (abgeschlossen) Triefenstein b. Homburg a.M., Privatsammlung Günther (D-TSgünther) Tübingen, Evangelisches Stift, Bibliothek (D-Tes) Tübingen, Schwäbisches Landesmusikarchiv (D-Tl) (Nachträge zu Ochsenhausen und Rot an der Rot) Wolfenbüttel, Niedersächsisches Landesarchiv (D-Wa)

Die bereits begonnene Katalogisierung der Musikhandschriften der Musikschule Aschaf- fenburg (D-As) wurde fortgesetzt und abgeschlossen. Im Stadtarchiv Bad Homburg (D-BDHsta) wurden die Noten aus dem Besitz des Hauses Hessen-Homburg katalogisiert. Den umfangreichsten Teil der Sammlung bilden die priva- ten Musikalien der Luise Friederike von Anhalt-Dessau (1798-1858). Neben diesem höfi- schen Bestand wurden in dem Archiv auch ältere Musikalien aus dem Repertoire der Bad Homburger Kurkapelle erfasst Aus dem Bestand Universität der Künste, Berlin (D-Bhm) wurden im Juli 2019 weitere 512 Handschriften zur Bearbeitung angeliefert und bearbeitet. Eine dritte Lieferung ist in Planung. Aus der Universitätsbibliothek Bonn (D-BNu) wurden als Nachträge Handschriften aus dem Nachlass des Musikwissenschaftlers Ludwig Schiedermair (1876-1957) erfasst. Die Badische Landesbibliothek in Karlsruhe (D-KA) stellte in großer Zahl Digitalisate zur Verfügung, anhand derer und von Zusatzinformationen seitens des Bibliotheksper- sonals Handschriften katalogisiert wurden. Ende 2019 wurde die umfangreiche Kirchenmusiksammlung aus dem Archiv der Brüdergemeine Neuwied (D-NEUW) gesichtet. Die für das Frühjahr 2020 geplante Er- schließung konnte jedoch nicht durchgeführt werden, da das Archiv durch den Ausbruch der COVID-19-Pandemie bis auf weiteres nicht zugänglich ist. An der Bayerischen Staatsbibliothek wurde weiter der Bestand katalogisiert. Zudem wurden zahlreiche Korrekturen für die digitale Weiterverwendung der Daten vorge- nommen. Des Weiteren wurde im Lockdown der noch zur Veröffentlichung ausstehende Band 16 der „Kataloge Bayerischer Musiksammlungen“ teilweise eingegeben, da der 76

Verlag an einer Drucklegung kein Interesse mehr zeigt. Herr Dr. Robert Münster als ur- sprünglicher Herausgeber gab schon vor geraumer Zeit seine Zustimmung dafür. Bisher sind vier der sechs darin vorkommenden Bestände erfasst (D-DTF, -ERP, -LDB, -POL). Im Bayerischen Hauptstaatsarchiv in München (D-Mhsa) wurden in der Fragmenten- sammlung als Einbandmakulatur verwendete Korrekturfahnen von Orlando di Lassos Druck „Magnum Opus Musicum“ von 1604 entdeckt. Diese einzigartige Überlieferung wurde der Orlando di Lasso-Gesamtausgabe zugetragen und sollte ursprünglich auf der Medieval and Renaissance Music Conference 2020-Tagung in Edinburgh von Bernhold Schmid der Fachwissenschaft vorgestellt werden. Die Katalogisierung der Musikhandschriften im Landeskirchlichen Archiv Nürnberg (D-Nla) kann als abgeschlossen gelten. Es wurde noch der Bestand an RISM-relevanten Drucken vollständig überprüft und ergänzt, ebenso wie in der Turmbibliothek in Nürtin- gen. Die handschriftlichen Musikalien des Gymnasium Leopoldinum in Passau (D-Pg) wur- den komplett erfasst. Vollständig erfasst wurde ebenfalls die Sammlung des Lehrers Johannes Carl Koch aus Saarbrücken, die in der Bibliothek des Saarlandmuseums (D-SAAsm) aufbewahrt wird. Sie umfasst gedruckte und handschriftliche Werke, überwiegend Klavierwerke, Lieder und Kammermusik. Durch persönliche Kontakte konnte Herr Prof. Kirsch beginnen, die Privatsammlung Michael Günther in Triefenstein zu erfassen. Die Katalogisierung der Musikhandschriften und einiger Musikdrucke im Stadtmuseum Trostberg (D-TBh) konnte im Berichtszeitraum abgeschlossen werden. In dem Bestand befinden sich etliche Autographe von Johann Michael Closner (1786–1860). Der Nachlass der Familie Closner enthält auch einige interessante Abschriften, darunter eine Kopie der Missa in G-Dur von Wolfgang Amadé Mozart (KV Anh. C 1.12) aus Kloster Seeon. Die Katalogisierung in der Bibliothek des Evangelischen Stifts in Tübingen wurde vor Ort begonnen. Aufgrund der Reisebeschränkungen durch die COVID-19-Pandemie erklärte sich die Institution bereit, die Musikalien nach München auszuleihen; dadurch konnte die Arbeit an diesem Bestand bis dato fortgesetzt werden. Während des angeordneten Lockdowns wurden bisher nicht erfasste handschriftliche Quellen aus dem Schwäbischen Landesmusikarchiv in Tübingen (D-Tl) aus den Einzel- beständen des Benediktinerklosters Ochsenhausen und des Prämonstratenserklosters Rot an der Rot mit Hilfe der gedruckten Kataloge von Georg Günther erfasst. Hierbei gelang es, einige anonym überlieferte Werke zu identifizieren und einem Komponisten zuzu- weisen. Im Niedersächsischen Landesarchiv Wolfenbüttel wurde begonnen, den Teilbestand der historischen Musikhandschriften des Staatstheaters Braunschweig zu katalogisieren. Um die Arbeit vor Ort zu beschleunigen, werden die Datensätze anhand eines Findbuchaus- zugs angelegt und vor Ort per Autopsie vervollständigt. Durch die Reisebeschränkungen musste eine geplante Dienstreise storniert werden. Deshalb finden sich in der RISM- Datenbank zu diesem Bestand derzeit zahlreiche unvollständige und unveröffentlichte Titel. 77

Insgesamt wurden im Berichtsjahr von der Münchner Arbeitsstelle 8.512 Titelauf- nahmen erstellt, dazu kommen 4.982 Titelaufnahmen, die in kooperierenden Projekten entstanden (Gesamtzahl: 13.494 Titel).

Musikdrucke, Reihe A/I, B/I und II

Im Bereich der Drucke konnten 66 bisher nicht in RISM nachgewiesene Drucke neu auf- genommen werden. Hervorzuheben ist ein bisher völlig unbekannter Druck von 1599 mit 35 ein- bis zwölfstimmigen Instrumentalkanons von Rudolph di Lasso. Darüber hinaus wurden zahlreiche Exemplareinträge angelegt und über 200 Einträge komplett überarbei- tet, da die Alteinträge falsch oder nur rudimentär waren.

Libretti

In der Reihe gedruckter Libretti konnte 1 Titel neu erfasst werden, bei den handschrift- lichen Libretti waren es 2 Neueinträge.

Theoretische Werke

In der Reihe der handschriftlichen theoretischen Werke waren es 3 Neueinträge und 1 Fundortnachtrag. Für ein gedrucktes theoretisches Werk konnte ein neuer Fundort nach- getragen werden.

Bildquellen (RIdIM)

Im Berichtsjahr richtete die Münchner Arbeitsstelle des Répertoire International d’Icono- graphie Musicale den Fokus auf die Erfassung noch nicht bearbeiteter musealer Samm- lungen und auf noch nicht berücksichtigte Teilbestände bereits gesichteter Institutionen. Letzteres bezieht sich auf die Kunsthalle Karlsruhe, bei der die umfangreiche Sammlung von Scheibenrissen anhand des detaillierten Bestandskatalogs zu den bereits erfassten Gemälden und Graphiken ergänzend nachgesichtet wurde. Dabei konnten 145 zusätzliche Scheibenrisse verzeichnet werden. Weiterhin ermöglichte die Webdatenbank der Kunst- halle die nachträgliche Katalogisierung von 12 Objekten aus den Bereichen Graphik (7) und Malerei (5). Insgesamt vermehrte sich die Anzahl an musikikonographisch relevanten Objekten aus der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe um 157 Einzeldarstellungen.

Vollständig neu bearbeitet wurden im Berichtsjahr folgende Sammlungen:

Deutsches Museum von Meisterwerken der Naturwissenschaft und Technik, Archiv (Gemäldesammlung) (9 Einzeldarstellungen) Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Gemäldegalerie Alte Meister (295 Einzeldarstel- lungen) Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Galerie Neue Meister (132 Einzeldarstellungen) 78

Der dokumentarische Bildbestand innerhalb der RIdIM-Arbeitsstelle wurde erweitert:

Karlsruhe, Staatliche Kunsthalle (239) Dresden, Staatliche Kunstsammlungen, Gemäldegalerie Alte Meister (212) Dresden, Staatliche Kunstsammlungen, Galerie Neue Meister (116) Berlin, Staatliche Museen zu Berlin, Gemäldegalerie (2)

Damit weist die Datenbank der RIdIM-Arbeitsstelle am Ende des Berichtsjahres 20.808 Datensätze zu musikikonographischen Darstellungen und 1.995 übergeordnete Objektein- heiten aus. Die Aktualisierung des Datenbestands der Webdatenbank erfolgte mit einer Neuein- spielung am 6. August.

Aufgrund der aktuellen Situation der betreffenden Institutionen (Sanierungsmaßnahmen, terminliche Engpässe bei geplanten Ausstellungseröffnungen usw.) und der Maßnahmen zur Eindämmung der COVID-19-Pandemie konnten die Bestände nicht vor Ort in Augen- schein genommen werden. Stattdessen fand die Katalogisierung anhand von gedruckten Bestandskatalogen mit quantitativ und qualitativ hinreichenden Abbildungen sowie Web- datenbanken (maßgeblich des jeweiligen Museums, Bildindex der Kunst und Architektur, Deutsche Fotothek) und der dort präsentierten Abbildungen statt. Eine Sichtung wenig- stens der in den Ausstellungen zugänglichen Originale soll zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt werden.

Im Rahmen der 2. Förderphase des FID Musikwissenschaft erfolgte die englische Über- setzung der Texte der geplanten neuen bzw. aktualisierten Website. Die englische Überset- zung des kontrollierten Vokabulars (Beschreibung der physischen Aspekte eines Kunst- objekts wie Gattung, verwendete Materialien usw.) unter Berücksichtigung des Art and Architecture Thesaurus des Getty Research Institute wurde begonnen und für die Bereiche Gattung, Untergattung, Art, Werkzeug, künstlerische Tätigkeit weitgehend abgeschlossen. Damit einher gingen Korrekturen bzw. terminologische Angleichungen innerhalb der RIdIM-Datenbank zugunsten eines vereinheitlichten Gebrauchs von Varianten. Die Berei- che Sachbegriff, verwendete Materialien und Technik werden im nächsten Berichtsjahr bearbeitet.

Sonstiges

Sowohl für RISM als auch für RIdIM wurden Spezifikationen in den Antragstellungs- prozess der Nationalen Forschungsdateninfrastruktur (NFDI4Culture) für das Jahr 2019 eingebracht. Auch weiterhin gab es ein verstärktes Interesse an der Nachnutzung und dem Austausch der bei RISM erstellten Daten: Im Berichtszeitraum wurden aufwändige Arbeiten und Datenanpassungen für die Einspielung in den B3Kat vorgenommen. Die durch RISM 79 erfassten Daten werden außerdem von Institutionen in Augsburg, Berlin, Karlsruhe, Leip- zig, München, Münster, Nürnberg und Regensburg genutzt. In München fanden zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses Einführungen für Praktikanten und Wissenschaftler statt. Diese wurden sowohl in die Arbeit bei RISM als auch bei RIdIM eingeführt. Es waren dies zwei ausländische und drei inländische Kolleginnen und Kollegen, die in der Quellenerfassung und den Systemen MUSCAT und HIDA geschult wurden.

Kooperationen

Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden (D-Dl): Abge- schlossen wurde das Arbeitspaket des FID Musikwissenschaft zur Tiefenerschließung einer Pilotmenge von Einzel- und Sammeldrucken des 16.–18. Jahrhunderts in Muscat. Insgesamt wurden in zwei Jahren (2018/2019) 2.654 Drucktitel überarbeitet und in diesem Zusammenhang 14.647 neue Teileinträge erstellt. Germanisches Nationalmuseum Nürnberg (D-Ngm): DFG-Antrag zur Katalogisierung und Digitalisierung der Musikautographe. Bayerische Staatsbibliothek (D-Mbs): Verlagsarchiv des Mainzer Musikverlags B. Schott's Söhne (D-MZsch). Im Berichtszeitraum wurden alleine von den Mitarbeiterinnen des Schott-Projektes 1089 Handschriftentitel angelegt. Die Privatsammlung Günther in Triefenstein (Ortsteil von Homburg am Main) wird durch Herrn Prof. Dieter Kirsch erfasst. Landeskirchliches Archiv Nürnberg (D-Nla): Durch die Vermittlung der Münchner Arbeitsstelle soll der bedeutende historische Musikalienbestand im Landeskirchlichen Archiv Nürnberg (D-Nla) im Rahmen des Internetportals „Bavarikon“ (Kultur und Wis- sensschätze Bayerns) digitalisiert und veröffentlicht werden. Die RISM-Daten, sowohl der Handschriften als auch der Drucke, sollen dabei als Metadaten genutzt werden, weshalb RISM bereits in die Antragsstellung eingebunden war.

Konferenzteilnahmen/Vorträge/Veröffentlichungen

Schnell, Dagmar, Workshop „Qualitätsmanagement für Kulturdaten“ im Rahmen des KONDA-Projekts (Kontinuierliches Qualitätsmanagement von dynamischen Forschungs- daten zu Objekten der materiellen Kultur unter Nutzung des LIDO-Standards) am 24.–25. Oktober 2019 im Hermann von Helmholtz-Zentrum für Kulturtechnik, Humboldt-Univer- sität zu Berlin (HZK); Wagner, Undine, Referat „Figuralmusik und Mehrchörigkeit – zur Kirchenmusik in Thüringer Städten und Gemeinden im 17. Jahrhundert“, 54. International Musicological Colloquium Brno: Urban music culture in Central Europe ca. 1450-1670 (4. bis 6. Novem- ber 2019 in Brno).

Heinz-Kronberger, Gottfried, Katalog der Musikhandschriften und Musikdrucke der Stiftskirche Altötting (D-AÖhk): Thematischer Katalog. München: RISM-Arbeitsgruppe 80

Deutschland e.V.; Frankfurt a.M.: RISM-Zentralredaktion, 2019 (= Musikhandschriften in Deutschland, Bd. 18); ders., Sensationeller Fund: Korrekturfahnen von Orlando di Lassos Magnum Opus Musicum (1604), in: Nachrichten aus den Staatlichen Archiven Bayerns, 79 (Dezember 2020), i.V.; Voss, Steffen, Katalog der Musikhandschriften des Franziskanerklosters Neukirchen beim Heiligen Blut (D-NKf): Thematischer Katalog. München: RISM-Arbeitsgruppe Deutschland e.V.; Frankfurt a. M.: RISM-Zentralredaktion, 2020 (= Musikhandschriften in Deutschland; Bd. 19); ders., „Non temer bell’idol mio“: Gaspare Pacchierotti in der Rolle des Timante in Demofoonte-Vertonungen von Joseph Schuster (Forlì 1776) und (London 1778). in: L’opera italiana nei territori boemi durante il Settecento, vol. 5, Prag 2020, S. 241–269; ders., Die Musikpflege am Münchener kurfürstlichen Hof im Spiegel der historischen Musikalienbestände der Bayerischen Staatsbibliothek. Ein Beitrag zur Sammlungs- und Überlieferungsgeschichte, in: Sammeln - Musizieren - Forschen. Zur Dresdner höfischen Musik: Bericht über das internationale Kolloquium vom 21. bis 23. Juni 2016, Dresden 2020, S. 29–40; Wagner, Undine, Spuren und Abschriften von Telemanns Werken in Notenbeständen aus Thüringer Kirchenarchiven, in: Barockmusik als europäischer Brückenschlag. Fest- schrift für Klaus-Peter Koch, hrsg. von Claudia Behn, Beeskow 2019, S. 293–304. 81

Personenregister

Acquavella-Rauch, Brandenburg, Irene 19f. Friesenhagen, Andreas Stefanie 11, 18–20, 64 Brinkmann, Reinhold 33 24–26 Allroggen, Gerhard 52 Brown, Bruce Alan 19 Fullington, Doug 64 Anderl, Reiner 3 Brunner, Renate 43 Appel, Bernhard R. 5, Brzoska, Matthias 3 Gardner, Matthew 21, 8f. Burrows, Donald 21 32, 36, 38 Arlt, Wulf 61 Buschmeier, Gabriele 4, Gerlach, Sonja 24 Aschauer, Mario 38 18f., 24 Gierens, Jakob 44 Atkinson, Charles 60–62 Buttgereit, Carl-Martin Giuggioli, Matteo 64 Auclair, Mathias 65 17 Goertz, Wolfram 11 Gölz, Tanja 3f., 18–20 Bach, Anna-Lena 12 Catalunya, David 60 Gottlieb, Jane 65 Bachmann, Tobias 32, Chesser, Richard 65 Göttmann, Frank 57 64 Chong, Riyo 41 Gozzi, Marco 61 Balaguer, Rodrigo 70 Clausen, Hans Dieter 21 Grafschmidt, Christopher Bandur, Markus 52–54 Cox, Susanne 5, 7–11 29f., 33 Bartlitz, Eveline 52, 55f. Cremer, Tirza 39, 41 Grassl, Markus 65 Bästlein, Ulf 17 Griffiths, Howard 25 Bauer, Tobias 26, 28 Dewald, Sandra 39 Gromes, Raphaela 48f. Beck, Dagmar 52, 56 Dinglinger, Wolfgang Groote, Inga Mai 66 Becker, Alexander 30 28 Grotjahn, Rebecca 11 Beeks, Graydon 21 Dorofeev, Maria 61 Gruber, Gernot 3 Beer, Nikolaos 29–33 Dougan Johnson, Kirstin Grund, Vera 9 Behr, Johannes 11f., 72 Gubsch, Clemens 37 14f., 17 Draheim, Joachim 53 Guerra Cotta, André 70 Beiche, Michael 40 Dufner, Jens 5, 8 Günther, Georg 76 Bermúdez Cujar, Egberto Dvoran, Yuval 12, 24 Günther, Michael 76, 79 65 Dziurla, Patrick 44, 58 Berndt, Axel 10 Haas, Max 61 Best, Terence 21 Eber, Anselm 42f. Hadjakos, Aristotelis 10 Betzwieser, Thomas 17, Edelmann, Bernd 47 Hafner, Laura 18 20, 63, 65 Ehrmann-Herfort, Sabine Hallmark, Rufus 41 Biehler, Marvin 50 60 Hanft, Andrea 34–36 Bielok, Anna 41 Eich, Katrin 11f., 14–17 Hankinson, Andrew 61 Bierwisch, Martin 66 Eichert, Felix 24 Harasim, Clemens 26, Biesold, Sebastian 25, Eipert, Tim 60, 63 28 64 Eller, Florence 46, 49 Hartelt, Alexander 60, Björkvall, Gunilla 61 Engers, Tobias 39 63 Blaut, Stephan 21 Erhard, Alexander 44 Hartmann, Andrea 73 Bock, Katrin 12 Evers, Timo 39–41 Hartmann-Strauß, Jasmin Boehm, Franziska 59 61–63 Bohl, Benjamin Wolff Faber, Rudolf 36, 38 Hatt, Hanns 3 57f. Fabris, Dinko 65 Haug, Andreas 60, 63 Bolz, Sebastian 44, Falletta, Martina 65 Hauschildt, Jakob 11–15 46–48 Finke, Sarah 50 Häuser, Jacqueline 39 Bornhöft, Rüdiger 12 Finscher, Ludwig 66 Heckmann, Harald 65 Brandenburg, Daniel Franz, Jannik 29 Heidrich, Jürgen 3 18–20

82

Heijden, Hanna van der Konrad, Ulrich 3, 7, 39, Mitrović, Radoš 65 44 44, 49, 52, 65 Mo, Ran 5, 9f., 56 Heine, Claudia 44, Kopitz, Klaus Martin Mourão dos Santos, 46–48 42f. Andreas 64 Heinemann, Michael Köth-Kley, Tina 64 Mühle, Friederike 24–26 42f. Kraft, Isabel 60–62 Müller, Birgit 26–28 Heinze, Friederike 57 Krahe, Kristin R. M. 41 Münster, Robert 76 Heinzer, Felix 61 Krämer, Kristina 66 Münzmay, Andreas 5, Heinz-Kronberger, Krämer, Ulrich 34–36 9–11, 64 Gottfried 73, 79f. Kraus, Guido 65 Musgrave, Michael 14, Helmer, Debora 50 Kruckenberg, Lori 61 16f. Herold, Kristin 5, 9f., 56 Kube, Michael 36–38 Hiley, David 61 Kuhl, Adrian 57–60 Nauhaus, Gerd 41 Hirsch, Stephan 65 Nebel, David 25 Hirschmann, Wolfgang Landgraf, Annette 21, Neudauer, Lena 48 21, 23 23 Neusch, Dominic 50 Hoffmann, Anita 18, 64 Lautenschläger, Philine Nguyen, Alexander 29 Hoffmann, Richard 33 34f. Novara, Elisa 5, 7, 9–11 Hofstetter, Michael 20 Lauterwasser, Helmut Högl, Georg 50f. 73 Obert, Salome 5 Huck, Oliver 61 Leibbrandt, Philipp 44 Oechsle, Siegfried 11, Hüttemeister, Tim 52 Leipold, Dominik 44, 48 17 Leopold, Silke 3 Oppermann, Annette 7 Jacobshagen, Arnold 24 Lindmayr-Brandl, Andrea Jackson, Patrick 19 65 Pacholke, Michael 21, Jaeschke, Nina 11 Lippmann, Friedrich 24 23 Jäger, Hemma 57–60 Litschauer, Walburga 38 Papadopoulou, Vasiliki Jahrmärker, Manuela 38 Liu, Yin-Shao 18 12, 14, 16f., 37f. Jakob, Charlene 52, 55 Long, Yanxi 29 Pascall, Robert 14f. Jana, Ole 58 Loose-Einfalt, Katharina Paschen, Kai 58 Jaroš, Monika 12, 16f. 37f. Pasdzierny, Matthias Jedamzik, Martin 50 Lotzow, Alexander 17 57–60 Jedicke, Almut 12 Loy, Felix 36, 38 Pernpeintner, Alexander Jestremski, Margret 49f. Lozano Fernández, Carlos 44–49 Jordt, Mareike 12 43 Peterlechner, Marlene Josic, Jelena 43 Lütteken, Laurenz 66 37 Jost, Christa 50 Petersen, Erko 12, 17 Magalhães Castro, Petrov, Daniil 27 Kech, Adrian 44, 46–49 Beatriz 65 Pfisterer, Andreas 61f. Keil, Klaus 65 Maraqa, Salah Eddin Philippi, Daniela 18–20 Kepper, Johannes 5, 61f. Pietschmann, Klaus 3, 8–10 Martin, Christine 23, 36, 18, 65 Kern, Emma 64 38 Pohl, Stefanie 44 Kinast, Jana 15 Marx, Hans Joachim 21 Poos, Heinrich 17 Kirsch, Dieter 76, 79 Marxen, Alexander 65 Popović Mladjenović, Kirsch, Kathrin 12, 17 Marzillier, Felix 57–59 Tijana 65 Klaper, Michael 61 Meixner, Christoph 55 Popp, Susanne 29 Koch, Armin 39, 41 Melkert, Hella 34f. Prendergast, Ryan 48 Koch, David 29 Meng, Jie 39 Pugin, Laurent 65 Kolb, Verena 58 Mikić, Vesna 65 Puppe, Frank 60, 63 König, Stefan 29–31 Mikusi, Balázs 65

83

Raab, Armin 24–26 Schuller, Christoph 50 Tritle, Kent 16 Rack, Fabian 59 Schulz, Sophia 58 Treumann, Judith 58 Ramer-Wünsche, Teresa Schumacher, Pia 39 Tumat, Antje 64 21 Schwemer, Bettina 50 Rankin, Susan 61 Schwindt, Nicole 72 Umbreit, Tabea 44, 48 Rawitzer, Andreas 50 Scuderi, Christina 20 Unverricht, Hubert 24 Rebmann, Martina 57 Seedorf, Thomas 29, 36, Reccitelli, Lucas 70 38 Veit, Joachim 5, 8–11, Reich, Franziska 18f. Seibert, Christoph 29 52–57 Reich, Nancy B. 41 Seidenberg, Christin 64 Voigt, Konstantin 61f. Rettinghaus, Klaus 10 Seipelt, Agnes 5, 8–10 Vojtěch, Ivan 33 Richts, Kristina 17 Seng, Eva-Maria 57 Volckmar-Waschk, Heide Ried, Dennis 29–33 Sequeira, Silvia 70 24–26 Riem, Julian 48f. Seuffert, Janette 64 Voss, Steffen 73, 80 Riethmüller, Albrecht 3 Shein, Yuliya 18f. Risinger, Mark 22 Siegert, Christine 8, 25 Wagner, Undine 73, 79f. Roberts, John H. 21, 65 Smith, Marian 64 Waidelich, Till Gerrit 38 Roner, Miriam 73 Smyka, Ekaterina 43 Waloschek, Simon 10 Rosenmüller, Annegret Sögtrop, Mario 44, 48 Walter, Horst 24 42f. Spencer, Charles 17 Ward, Jennifer 65, 72 Rosenthal, Carmen 73 Spörl, Birgit 41 Wawilow, Anastasia 7 Röwenstrunk, Daniel 10, Sprang, Christian 33 Wehner, Ralf 26–28 56 Stadler, Peter 52, 56 Weigert, Franziska 44, Stefanović, Ana 65 48 Sanda, Anna 61f. Stein, Leonard 33 Wendt, Matthias 41 Sänger, Richard 5, 9-11 Steinbeck, Wolfram 24 Werley, Matthew 20 Schauerte, Katharina 24 Steinhauser, Elke 29 Wick, Christoph 63 Schenk, Stefan 44–49 Stephan, Rudolf 33 Wiechert, Bernd 11–17, Schick, Hartmut 44, 49 Støkken Bue, Margarethe 35 Schloen, Silke 24, 26 17 Wiedemer-Höll, Isabella Schlosser, Katharina Stratton-Hild, Elaine 66 57–59 61f. Wiermann, Barbara 65 Schlothmann, Julia 41 Strohm, Reinhard 23 Wiesenfeldt, Christiane Schmid, Bernhold 76 Struck, Michael 11f., 14, 4, 28, 65 Schmidt, Birgit 50 16f. Wilken, Hendrik 21 Schmidt, Christian Martin Summers, Stephan 64 Wilker, Ulrich 26 26–28 Swientek, Lucia 61f. Wolff, Christoph 65 Schmidt, Dörte 4, 57, 60 Synofzik, Thomas 42f. Wolff, Pia 58 Schmidt, Fabian 52, 54 Woesler, Winfried 17 Schmidt, Jakob 52 Tadday, Ulrich 12f., 15 Wronkowska, Sonia 65 Schmidt, Phillip 21, 23 Tanneberger, Nancy 57 Schmidt, Thomas 65, 68 Tentler, Isabell 39, 41 Zechner, Ingeborg 20 Schneider, Caroline 58 Thomas, Christina 39, Zhao, Melodie 25 Schneider, Markus 17 41 Ziegler, Frank 52f., 55, Schnell, Dagmar 73, 79 Thöne, Johanna 66 57 Schreiter, Solveig 52–57 Timms, Colin 21 Zühlke, Hanna 63