AUF PUNKT DEN Champion in der DTM – gelingt in der Motorsport- Saison 2011 eine echte Sensation. Mit seinen Erfolgen am Steuer des AUF DEN von Phoenix eingesetzten DTM- Baujahr 2008 rückt er zugleich ein intensives Engagement in den Blickpunkt: Tomczyk erringt seinen ersten DTM-Titel in den Farben von Schaeffler. Für den Automobil- Zulieferer selbst schließt sich der Kreis fortwährender Motorsport- Förderung. Seit zweieinhalb Jahrzehnten treten die Konzernmarken LuK, FAG und INA als Sponsoren auf. Mit „Auf den Punkt“ lassen die Autoren Jörg Walz und Helge Gerdes die Geschichte des Schaeffler-Engagements im Motorsport Revue passieren, das mit der PUNKT konsequenten Förderung des Rallye-Asses Armin Schwarz begann und Konzentration und Präzision auf höchstem Niveau – unter anderem Programme bei der legendären Rallye Dakar, im Formel- zweieinhalb Jahrzehnte Motorsport mit Schaeffler und im Truck-Rennsport einschließt. Konzentration und Präzision auf höchstem Niveau – zweieinhalb Jahrzehnte Motorsport mit Schaeffler Motorsport Jahrzehnte – zweieinhalb Niveau höchstem auf Präzision und Konzentration

Jörg Walz Helge Gerdes

AUF DEN PUNKT Konzentration und Präzision auf höchstem Niveau – zweieinhalb Jahrzehnte Motorsport mit Schaeffler GruSSwort Maria-Elisabeth Schaeffler

Maria-Elisabeth Schaeffler Gesellschafterin Schaeffler Gruppe

2 Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser

er Motorsport hat viele Facetten, die ihn einzigartig machen. Eine davon ist seine Tradition, die nahezu so lange währt wie die Geschichte des Automobils D selbst.

Teamgeist und das Können des Einzelnen, Technik und Technologie, Innovationskraft und Dynamik, Entschlossenheit und Mut gehören zu den Eigenschaften, die für Erfolge im Motorsport unerlässlich sind. Das gilt in gleicher Weise für das tägliche Streben von Schaeff­ ler als einem weltweit führenden Automobilzulieferer und Wälzlagerspezialisten.

Im Motorsport wie bei Schaeffler zählen zu den weiteren Erfolgsfaktoren akribische ­Vorbereitung sowie die Fähigkeit, Mitarbeiter zu einem Team zu formen und die technischen Möglichkeiten auf den Punkt perfekt auszuloten. Ebenso wichtig sind die Entschlusskraft und die Fähigkeit, das maximal Machbare – bei gleichzeitig höchster Qualität und Zuverläs­ sigkeit – zu realisieren.

Seit 1949 ist Schaeffler mit seinen Präzisionsprodukten an der Gestaltung der automo­ bilen Gegenwart und Zukunft beteiligt. Mit unserem Firmenmotto „Gemeinsam bewegen wir die Welt“ ist im übertragenen Sinne auch die Beziehung zu unseren Kunden und das Mit­ einander der Schaeffler-Mitarbeiter gemeint. Dieses Motto lässt sich auch auf die Motor­ sport-Welt übertragen, wie die DTM-Saison 2011 und der gemeinsame Erfolg von Audi, dem Team Phoenix, einem exzellenten Fahrer und Schaeffler als Partner gezeigt haben.

Die Geschichte unseres Unternehmens ist seit über zweieinhalb Jahrzehnten mit dem Motorsport verbunden. Mit dem DTM-Titel von Martin Tomczyk im Schaeffler-Audi wurde 2011 ein bemerkenswertes Kapitel hinzugefügt.

Ich wünsche Ihnen viel Spaß bei der Lektüre der folgenden Seiten und beim Betrachten der zahlreichen Fotos aus zweieinhalb Jahrzehnten Motorsport bei Schaeffler.

3 SchaEffler im Motorsport Galerie

4 Krönender Abschluss

Er hat die Sensation geschafft. Als David alle Goliaths geschlagen. In Grün und Gelb drei unerwartete Siege in zehn DTM-Rennen gefeiert. Martin Tomczyk ist der Motorsportler des Jahres, gefeiert von den Fans beim Finale in Hockenheim.

5 SchaEffler im Motorsport Galerie

6 Herzstück der DTM

Erstmals wirbt Schaeffler in der DTM als Hauptsponsor eines kompletten Autos für seine Produkte, die in nahezu jedem Fortbewegungsmittel eingesetzt werden. Und die Farben des Konzerns avancieren zum Hingucker des Jahres.

7 SchaEffler im Motorsport Galerie

8 Natürlich Menschlich

Sie sind Racer durch und durch, sie sind fokussiert, kompromisslos auf Sieg gepolt. Und doch sind sie auch: Pfundskerle. Audi bietet 2011 einen extrem ausgeglichenen Fahrerkader auf. Und eine eingeschworene Truppe.

9 SchaEffler im Motorsport Galerie

10 Nasenlänge voraus

Nachwuchsförderung hat bei Schaeffler Tradition. In den 80er-Jahren tritt der Konzern als Seriensponsor der legendären Formel Ford auf. In der Formel 3, Sprungbrett zur Formel 1, werden Fahrer gezielt unterstützt. Hier: 1989.

11 SchaEffler im Motorsport Galerie

12 Liebe fürs Leben

Armin Schwarz entdeckt in den 80er- Jahren sein Faible für den Rallye-Sport und unternimmt alles, um seinen Traum vom gepflegten Powerslide zu leben. In dem „Nachbarn“ Schaeffler findet er einen langjährigen Verbündeten.

13 Schaeffler im Motorsport Inhalt

16

54 62

74 80 82 86

96 98

108 112 118

14 02 GruSSwort Maria-Elisabeth Schaeffler 04 30 Galerie Bemerkenswerte Motorsport-Fotos 68 16 Fit für die Zukunft Schaeffler ist bereit für das Morgen 26 Motorsport als Geisteshaltung Interview mit Prof. Peter Gutzmer 30 Perfekte Fügungen Die DTM-Meistersaison 2011 54 „Ich bin Ich. Und ich bleib so“ Interview mit Martin Tomczyk 62 Titel, Thesen, Temperamente 1986 und 2011 top: Jürgen Jungklaus 94 68 Zur Sache Schaeffler im Gespräch mit Technikern 74 Meisters Macher Das Audi Sport Team Phoenix im Porträt 80 In Love with Mickey Mouse Erinnerungen – 82 Herzlich willkommen Motorsport beim Schaeffler-Mitarbeitertag 86 ... der darf das Der Karrierestart von Armin Schwarz 100 94 Langzeit-Beziehung Erinnerungen – Wolfgang Kaufmann 96 Casino Royale Erinnerungen – 98 Von Monstern und Männern Erinnerungen – 100 Es lebe der Sport Schaefflers Historie im Motorsport 108 Racing XXL Schaeffler im Truck-Rennsport 124 112 Erfolgreiche Gratwanderung Das Engagement bei der Rallye Dakar

118 GroSSes im kleinen MaSSstab Schaeffler-Rennsport-Modelle

124 Ahnengalerie Schaeffler-Rennsportfahrzeuge

132 Galerie Augenblicke des Motorsports

142 Editorial Dr. Jürgen M. Geißinger

15 Die Schaeffler AG Einführung

16 Fit für die Zukunft

In jedem modernen Auto steckt nicht nur ein Stück Schaeffler – etwa 60 Teile steuert der Konzern aus Herzogenaurach in Fahrzeugen bei. Und auch in anderen Branchen zählt Schaeffler zur Weltspitze.

17 die SchaeFFler aG Einführung

chaeffl er ist ein weltweit renommierter zuliefe- rer der Automobilindustrie und Wälzlagerspezi- Salist für über 60 Industriebranchen. Das port- folio für das Automobil reicht von radlagern sowie fahr- werks- und lenkungskomponenten über getriebebau- teile und -entwicklungen bis hin zu motorenelementen und Ventilsteuerungssystemen. Schaeffl er-Innovationen tragen dazu bei, das Automobil von heute und morgen fi t für die herausforderungen der zukunft zu machen. gerade 1 in Sachen Energieeffi zienz – und somit für die minimierung von Kraftstoff verbrauch und Schadstoff -Emissionen – ist Schaeffl er maßgeblich an den Erfolgen im modernen Auto- mobilbau beteiligt.

Über die reduzierung von Verbrauch und Emissionen hinaus leisten Schaeffl er-produkte einen wichtigen Beitrag zur Steigerung von Sicherheit und fahrvergnügen. hier sind vor allem die fahrwerks-, lenkungs- und getriebekompo- 2 nenten zu erwähnen. Innovationsfreude und fertigungs- Know-how machen Schaeffl er zu einem der wichtigsten Ansprechpartner der Automobilindustrie.

UniAir, nockenwellenverstellsysteme, riementrieb- systeme und generatorfreilauf, leichtbaudiff erenzial mit Stirnverzahnung, zweimassenschwungrad und leichtbau-

3

1 Ausgezeichnet – die wälzgelagerte leichtbau- Ausgleichswelle wurde mit preisen überhäuft 3 Kernstück – das 2 pfi ffi ge Konstruktion – eDiff erenzial das Design des ist ein aktives leichtbaudiff erenzials Elektrodiff erenzial und sorgt für Vorteile bei das zentrale Bauteil des platzbedarf und gewicht ActIVeDrIVE

18 4

5 6

Ausgleichswellen, grundlegende Komponenten für manuelle Schalt-, Doppelkupplungs-, cVt-, und Automatikgetriebe, twintandem-lager oder radlager mit Stirnverzahnung, Bau- elemente für hybridfahrzeuge und die Elektromobilität – das Schaeffl er-portfolio ist umfangreich.

Elemente und Systeme der verschiedenen Schaeffl er-marken (luK, InA, fAg) fi nden sich in fahrzeugen fast aller hersteller, gleich ob aus Europa, Asien oder nord- und Südamerika. Durchschnittlich sind es rund 60 Bauteile aus dem hause Schaeffl er in jedem Automobil 4 Anspruchsvolle weltweit. Aufgabe – UniAir ist das weltweit erste vollvariable hydraulische Der Spannungsbogen moderner Automobilität erstreckt sich heute von der optimierung Ventilsteuerungssystem des Automobils mit klassischem, verbrennungsmotorischem Antriebsstrang über hybridlö-

sungen bis zur Elektromobilität. Die Schaeffl er-Konzeptfahrzeuge co2ncept-10%, Schaeffl er 5 Innovativ – das thermo- hybrid und ActIVeDrIVE stehen stellvertretend für das breit gefächerte Spektrum moderner management-modul von Automobilität und ermöglichen einen Blick auf das breite produktportfolio von Schaeffl er. Schaeffl er

6 Durchgesetzt – Bei dem co2ncept-10% handelt es sich um ein fahrzeug, das einige kurzfristig reali- Doppelkupplungen sierbare optimierungspotenziale von fahrzeugen mit Verbrennungsmotor darstellt. Der haben weltweit einen Schaeffl er hybrid dient zur Darstellung verschiedener hybridlösungen und zum Vergleich Siegeszug angetreten unterschiedlicher Betriebsmodi. Und der ActIVeDrIVE ist ein reines Elektrofahrzeug

19 Die Schaeffler AG Einführung

20 Die drei Schaeffler- Konzeptautos spiegeln die Bandbreite moderner Automobilität wider

21 Die Schaeffler AG Einführung

1 (BEV: Battery Electric Vehicle). „Darüber hinaus fungieren die drei ‚Ideenfahrzeuge‘ auch als Versuchsplattformen für die realitätsnahe Erprobung verschiedener Komponen- ten und Systeme“, sagt Prof. Peter Gutzmer, Entwicklungs­ vorstand von Schaeffler.

Hauptneuheit des auf Basis eines Škoda Octavia Scout realisierten Schaeffler ACTIVeDRIVE ist das sowohl an Vor- der- wie auch Hinterachse montierte aktive Elektrodiffe- renzial (eDifferenzial). Dieses Bauteil vereint den elektri- schen Antrieb mit der Möglichkeit einer radselektiv steu- erbaren Antriebsleistung. Dadurch wird ein sowohl für die Dynamik und Sicherheit als auch den Komfort zuträgliches ­Torque Vectoring (Drehmomentverteilung zwischen dem rechten und linken Rad) ermöglicht. „Das eDifferenzial er- möglicht Eingriffe zur Fahrdynamik durch gezielte Kraft- zuführung anstelle – wie bislang vom ESP gewohnt – mit- tels Brems­eingriff und somit Energieentnahme. Das aktive Elektrodifferenzial verbessert die Kraftübertragung beim Fahren auf Untergründen mit unterschiedlichen Reibwerten signi­fikant. Auch unterstützt es die Lenkung und wirkt sich deutlich positiv auf Fahrdynamik, Sicherheit und Fahrkom- fort aus. Der Einsatz von zwei eDifferenzialen ­ermöglicht zudem eine Längsverteilung der Antriebsmomente“, er- klärt Prof. Gutzmer. Die Möglichkeit der aktiven Längs- und Querverteilung der Antriebsmomente macht das eDifferen- zial zu einer idealen Plattform für eine innovative Fahrdyna- mikregelung. Mit der im ACTIVeDRIVE gezeigten Lösung ist Schaeffler Vorreiter für ein derartiges elektrisches Konzept in einem Fahrzeugantrieb. „Dementsprechend erstreckt sich das potenzielle Anwendungsgebiet des eDifferenzials von extrem fahrdynamischen Sportwagen über Fahrzeuge 2 klassischer Automobilkategorien bis hin zu Landmaschi- nen“, erklärt Dr. Tomas Smetana, Leitung Vorentwicklung Getriebesysteme Schaeffler Automotive.

Das eDifferenzial integriert zwei unterschiedlich di- mensionierte wassergekühlte Permanentmagnet-Synchron- 3 maschinen (PMSM), ein Planetengetriebe, ein Getriebe zur aktiven Drehmomentverteilung sowie – als zentrales Ele- ment – ein Schaeffler-Leichtbaudifferenzial.

Durch die Verwendung zweier aktiver Elektrodifferen­ ziale verfügt das Konzeptfahrzeug insgesamt über eine Leis­tung von bis zu 210 kW und Allradantrieb. Dank des 4 Leistungs- und Traktionsvermögens beschleunigt die 1.900 Kilogramm wiegende Testplattform in 8,5 Sekunden aus dem Stand auf 100 km/h.

22 Der Schaeffler Hybrid ist ein Vorentwicklungsprojekt, 1 testlabor – auf 4 Seriennah – das als „Ideenfahrzeug“ den praktischen Vergleich der viel- Rollenprüfständen Detaillösungen à la

seitigen Optionen zum Thema Elektromobilität ­ermöglicht. werden Prototypen CO2ncept-10% Dafür lassen sich mit dem Fahrzeug verschiedene Fahr- vor dem Einsatz in der zeugkonstellationen und Fahrzustände darstellen. So ver- Großserie überprüft 5 Vollautomatisch – die fügt der Schaeffler Hybrid neben dem serienmäßigen Ver- Montage von Wälzlagern brennungsaggregat des Basisfahrzeugs über einen elektri- 2 zukunftsweisend – schen Zentralmotor sowie zwei Radnabenantriebe. ACTIVEeDRIVE ist 6 offenes Ohr – bei der ein innovatives Geräuschprüfung werden Elektrofahrzeug Automotive-Produkte „Bei der Realisierung des Schaeffler Hybrid spielte für zur Senkung des uns die Darstellung verschiedener Konzepte samt aussa- 3 große Bandbreite – der Schallpegels optimiert gekräftiger Vergleichsmöglichkeiten sowie die realitäts- Schaeffler Hybrid nahe Erprobung die maßgebliche Rolle“, sagt Prof. Gutz- mer. Dementsprechend sind die verschiedenen Elemente jeweils zuschaltbar und umfassen eine große Bandbrei- te verschiedener Fahrzustände. Die Möglichkeiten reichen vom klassischen Betrieb mit Verbrennungsmotor über die Funktionsweise als Parallel-Hybrid und seriellem Hybrid 5 bis hin zum vollelektrischen Fahren. Der Verbrennungs- motor kann sowohl das Fahrzeug antreiben als auch als ­Range-Extender gekoppelt werden. Ein automatisiertes Schaltgetriebe vergrößert die Möglichkeiten.

Am Getriebe kommen selbstverständlich die auf die speziellen Anforderungen von Hybridfahrzeugen zuge- schnittenen Kupplungsprodukte der Schaeffler-Marke LuK zum Einsatz. Und der Energiespeicher, eine 16 kWh starke Litium-Ionen-Batterie (400 V, 400 A), lässt sich sowohl über Rekuperation als auch den Range-Extender sowie über externe Stromversorgung (Plug-in-Hybrid) aufladen. „Ein weiterer wichtiger Aspekt dieses Vorentwicklungs- projekts ist die vernetzte Entwicklungsarbeit der verschie- denen ­Schaeffler-Marken“, sagt Prof. Peter Gutzmer. Kon- 6 kret sind das INA, LuK, FAG sowie IDAM und AFT.

Die Zentraleinheit ist mittels einer Zahnkette am auto­matisierten Schaltgetriebe angeflanscht und treibt die Vorderräder an. Dabei handelt es sich um einen flüs- sigkeitsgekühlten, 50 kW leistenden und 95 Nm starken Elektromotor, der von der Schaeffler-Tochter IDAM kon- zipiert und gefertigt wurde. Die ebenfalls von Schaeffler entwickelten Radnabenantriebe tragen die Bezeichnung eWheel-Drive. Die im Schaeffler Hybrid montierten Exem- plare der bereits zweiten Generation leisten jeweils rund 70 kW und verfügen dabei über ein Drehmoment von rund 700 Nm. Bei der Konzeption und Produktion dieser leis­ tungsfähigen Bauelemente profitiert Schaeffler von sei- nem profunden Know-how auf dem Gebiet von Radlagern

23 Die Schaeffler AG Einführung

Traditionelle Stärke – stellt die DTM bereits höchste technische Ansprüche, übertrifft sich Schaeffler mit Innovationen für die hohe Stückzahl von Serienfahrzeugen noch einmal selbst

und der Direktantriebs-Technologie. Dementsprechend bilden die Radnabenantriebe eine kompakte Einheit, die Radlager, Antrieb und Bremse im Rad integriert. Ein Vor- teil dieser Antriebseinheiten: Sie können ohne allzu große Veränderungen einer Fahrzeugarchitektur in eine beste- hende Fahrzeugplattform für Versuchszwecke integriert werden. Darüber hinaus besticht der eWheel-Drive von Prof. Peter Gutzmer Schaeffler bereits jetzt durch seine ansprechende Dreh- Entwicklungsvorstand von Schaeffler momententfaltung sowie ein bemerkenswert niedriges Geräuschniveau. „Der Schaeffler „Der Schaeffler Hybrid hat keinen Anspruch auf eine Hybrid dient uns Serienfertigung“, sagt Prof. Peter Gutzmer, „vielmehr dient er uns als Ideenauto. Mit dem auf einem Cayenne

als Ideenauto. Wir basierenden CO2ncept-10% haben wir beispielsweise er- folgreich Verbrauchs- und Emissionsvorteile durch die Rei- wollen Zeigen, bungsminimierung im Antriebsstrang dargestellt. Mit dem Schaeffler Hybrid wollen wir zeigen, dass die Schaeffler dass wir das Thema Gruppe das Thema Mobilität ganzheitlich erfasst und auch über innovative Produkte für das Thema E-Mobilität inten- Ganzheitlich sehen.“ siv nachdenkt.“

24 Zum Produktportfolio, das auf die Anforderungen ­Cayenne mit V8-Motor. In diesem Fahrzeug kommen ver- von Hybrid-Fahrzeugen und E-Mobilität zurechtgeschnit- schiedene neue und bewährte, optimierte Komponenten ten ist, zählen neben den im Schaeffler Hybrid gezeigten aus dem Schaeffler-Portfolio in Antriebsstrang und Fahr- ­Elementen unter anderem noch Hybridkupplungen – wie werk zum Einsatz, die den Kraftstoffverbrauch – im - Ver sie beispielsweise bei Oberklasse-SUV-Hybrid-Modellen gleich zum Serienfahrzeug – unterm Strich um zehn Pro- zum Einsatz kommen –, elektromechanische Fahrwerks- zent senken. und Lenkungsbauteile sowie verschiedene Differenziale. Dabei reicht das Angebot vom Platz sparenden Leicht­- bau-Differenzial zum aktiven, im ACTIVeDRIVE gezeigten „Dieses Projekt ist ein gutes Beispiel für eine erfolg- eDifferenzial. reiche Zusammenarbeit zwischen Automobilhersteller und Zulieferer. Vernetztes Arbeiten verkürzt Entwicklungs- zeiten, verhindert aufwendige Redundanzen und leistet

Das Konzeptfahrzeug CO2ncept-10% steht für ein ge- so einen wichtigen Beitrag zur Wettbewerbsfähigkeit“, so meinsam von Porsche und Schaeffler realisiertes Vorent- Prof. Peter Gutzmer. „Mit dem CO2ncept-10% haben wir ei- wicklungsprojekt, bei dem durch Verwendung neuartiger nen eindrucksvollen und zugleich seriennahen Beweis für und optimierter Bauteile in Summe eine Reduzierung von weiterhin vorhandene Optimierungspotenziale erbracht.

Kraftstoffverbrauch und CO2-Emissionen um zehn Prozent Doch damit ist das Ende der Fahnenstange noch lange nicht erzielt werden konnte. erreicht. CO2ncept-10% ist die Summe der verschiedenen Einzelbauteile. Und das sind nur einige von denen, die zum Schaeffler-Produktportfolio gehören und auch bei Fahrzeu-

Hinter der Bezeichnung CO2ncept-10% verbirgt sich gen anderer Segmente eine vergleichbare Optimierung der ein CO2-Demonstrationsfahrzeug auf Basis eines Porsche Energieeffizienz ermöglichen.“

25 Schaeffler im Motorsport Prof. Peter Gutzmer

26 Motorsport als Geisteshaltung

Integrationskraft, Vorbild, Ideenschmiede – Motorsport ist mehr als nur technologischer Wettbewerb. Ein Gespräch mit Prof. Peter Gutzmer über Anforderungen, Teamgeist und Motivation.

27 Schaeffler im Motorsport Prof. Peter Gutzmer

1 artin Tomczyk und das Audi Sport Team Phoenix haben da- für gesorgt, dass Schaeffler nun auch Motorsport-fans Mein Begriff ist ... Prof. Peter Gutzmer Die Saison 2011 war außergewöhnlich. Als wir im März auf dem Gen- fer Automobilsalon Möglichkeiten einer Farbgebung und die Entscheidung, ob wir in dieser Saison erstmals auf ein komplettes Fahrzeug setzen sollten, diskutierten, war mit dem tat- sächlichen Verlauf des DTM-Jahres noch nicht zu rechnen.

Was hat Sie am meisten daran beeindruckt? Natürlich war das die Leistung von Martin Tomczyk und dem Team Phoenix. Für Martin war es mit Sicherheit eine unerquickliche Situation, als er mit der Tatsache konfrontiert wurde, für diese Saison mit einem „Gebrauchtwagen“ vorliebnehmen zu müssen. Martin hat sich mit aller Energie und Akribie auf die neue Aufgabe vorbereitet und es verstanden, seine Chance zu nutzen. Und auch bei Phoenix witterten Ernst Moser und Dirk Theimann die Chance, die sich ihnen bot. Noch vor Saisonbeginn gab Ernst die Losung aus, dass ein Laufsieg das Sai- sonziel sei. Die Art und Weise, wie dieses Team dann die Saison bestritten hat, war höchst beeindruckend. Und auch die Schaeffler-Mitarbeiter haben mich beeindruckt. Sie haben die Saison sehr intensiv und begeistert verfolgt. Schaeffler engagiert sich sich seit zweieinhalb Jahrzehnten im Motorsport. Rennwagen mit den Logos von FAG, INA und LuK haben Titel gewonnen und waren siegreich bei der Rallye Paris–Dakar, in der DTM, der Tourenwagen-­ 1 Kompromisslos – die Lösungen, die der Motorsport Ingenieuren abverlangt, erfordern Präzision

2 2 Integration als Kraft – beim DTM-Boxenstopp muss alles stimmen

3 Kraftvoller Moment – die letzten Minuten vor dem Start

4 Voller Einsatz – die DTM erfordert den Null-Fehler-Job

5 Mir san hier – Dr. Geißinger und Prof. Gutzmer (rechts) statten der DTM in Valencia einen Besuch ab

6 Auf den Punkt – Martin Tomczyk voller Konzentration auf das Rennen

28 Systemhaus eMobilität hervorgehen. Und parallel zur ge- lebten Tagesarbeit hat der grün-gelbe DTM-Bolide seinen Teil dazu beigetragen, diese Entwicklung bei Schaeffler zu visua- 3 4 lisieren. Zudem entwickelt Racing in einem Technologieunter- nehmen einen ganz besonderen Reiz.

Weltmeisterschaft, beim 24-Stunden-Rennen auf dem Nür- Gibt es auch Elemente, in denen der Motor­ burgring, in der Truck-GP-Szenerie, im Langstreckenpokal, sport den Schaeffler-Ingenieuren als Vor- bei Rallyes ... Und doch hat der Schaeffler-Audi gezeigt, wel- bild dienen kann? che Integrationskraft vom Motorsport ausgehen kann. Die Zweifelsfrei. Die Komplexität und Geschwindigkeit des Poster und Aufkleber von „unserem“ DTM-Renner hängen ­Motorsports fordern von den Ingenieuren Lösungen, die weltweit in zahlreichen Produktionshallen und Büros, gleich auf den Punkt zu finden sind. Wettbewerb stachelt an, und ob sich die Mitarbeiter zuvor eher mit unseren Marken INA, ein Rennen startet an einem festen Termin. Motorsport- LuK oder FAG identifiziert hatten. Einsätze schärfen den Blick für das Wesentliche, fordern umsetzbare Lösungen zu einem unverrückbar feststehen- den Zeitpunkt. Motorsport fördert den Teamgeist, das ma- Wie meinen Sie das? chen nicht nur die schnellen DTM-Boxenstopps deutlich. In einem global agierenden Unternehmen mit verschiedenen Und selbst das Beispiel, das Martin mit seinem Wechsel zu starken Marken, die jeweils ihre eigene Geschichte haben, ist ­Phoenix gegeben hat, kann es im Berufsalltag sinnvoll er- es normal, dass sich die Mitarbeiter mit der Marke identifi- scheinen lassen, von Zeit zu Zeit über neue Zusammenset- zieren, die für sie am nächsten liegt. So ist es historisch ge- zungen von Teams nachzudenken. Ich selbst habe als junger wachsen, dass die Kollegen in Bühl sich als LuK-Mitarbeiter Ingenieur im Hause Porsche viel in meiner Motorsport-Zeit­ verstehen und man in Herzogenaurach bei INA arbeitet. Doch gelernt und konnte im Wettbewerb wichtige Erfahrungen­ das ist heute so nicht mehr gegeben. Als Zulieferer kommen sammeln. Von der Motivation, die Formel-1-Einsätze aus­ wir von der Komponente – das heißt, dass wir Teile der je- üben, ganz zu schweigen. weiligen Konzernmarken anbieten und sich die Produkte der verschiedenen Marken eher ergänzen. Die zunehmende Kom- plexität, die mit dem Angebot innovativer Systeme für Motor, Und Wie geht es weiter? Getriebe und Fahrwerk einhergeht, hat längst dazu geführt, Wir werden dem Motorsport verbunden bleiben, gleich ob dass die Schaeffler-Mitarbeiter – gleich, mit welcher Marke im Truck-Sport oder der DTM. Und wir werden Möglichkeiten sie sich beschäftigen – Hand in Hand agieren. Nur so werden ­suchen und finden, neue Ideen weiterzuentwickeln. Die Elek- Innovationen möglich, wie sie beispielsweise aus unserem tromobilität bietet dafür reizvolle Voraussetzungen.

5 6

29 DTM 2011 Saison

30 Perfekte Fügungen

Mögen sich zu Beginn der DTM-Saison 2011 Beobachter noch die Augen reiben, profiliert sich Martin Tomczyk Schritt für Schritt, Erfolg für Erfolg als Titelkandidat. Und das aus der zweiten Reihe heraus. Es ist das Jahr eins. Für den Rosenheimer als Führungsspieler im neuen Team. Für Schaeffler als Hauptsponsor eines Autos. Für alle Parteien: ein Coup. Wahre Wunder in Grün und Gelb: elf Episoden zwischen Erfolgshunger und Euphorie.

31 DTM 2011 Saison

1

artin Tomczyk muss weichen. Nach zehn Jah- Bei Phoenix Racing sind bereits viele DTM-Stars auf- ren bei wechselt er aus seiner geblüht, haben unter der familiären, verbindlichen und vor Mbisherigen motorsportlichen Heimat als ge- allem professionellen Führung von Teamchef Ernst Moser, reifter Routinier zu Phoenix Racing. Ein kompletter Racer, Teammanager Dirk Theimann, Werkstattleiter Jörg Baldes gewachsen an Siegen, vor allem aber an Niederlagen. Ein und dem Technischen Leiter Jürgen Jungklaus ihren zwei- Umbruch: 2008er-Audi statt 2009er. Nicht mehr das aktu- ten Frühling eingeläutet. Keine andere Mannschaft versteht ellste Material, das seit dem DTM-Entwicklungsstopp zur es derart gut, menschlich, verlässlich und nahbar ihre Fah- Verfügung steht. Nicht mehr der Adjutant des immer ge- rer zu motivieren, ihnen Topleistungen zu ermöglichen. Er- handelten Titelkandidaten Mattias Ekström, dem Tomczyk folgshunger wird nicht vorausgesetzt, sondern wie selbst- Freund und loyaler Helfer ist. Stattdessen: Team­leader, verständlich von den Verantwortlichen vorgelebt. Die Ausbilder für die junge Teamkollegin und DTM-Novizin scheinbare Degradierung ins zweite Glied wird Tomczyk als ­Rahel Frey. Chance begreifen. Und er wird sie nutzen.

32 1 Rückspiegel im Blick nach vorn – Martin Tomczyk tauscht mit Mike Rockenfeller den Arbeitsplatz

2 „Caipirinha-Express“ – so wird der markante, grün-gelbe Schaeffler-

Audi von Martin 2 Tomczyk getauft

3 Sympathieträger – Timo Scheider vertritt wie Tomczyk die Schaeffler-Farben

4 Volles Haus – 2011 liefern sich Audi und Schaeffler entschließt sich vor der Saison zu einem neu- Mercedes-Benz in en Schritt in der Motorsport-Förderung. Statt vieler kleinerer einem reinen Duell Engagements verteilt auf mehrere Fahrzeuge setzt man mit spannende Rennen den Konzernmarken LuK, FAG und INA optisch ganz auf ein Auto. Bewusst wählt man in Herzogenaurach einen „Jahres- 5 Entscheider – Audi- wagen“. Werbung für die eigene Sache. In aller Bescheiden- Motorsportchef heit. Aber mit optischem Knalleffekt. Grün und Gelb avan- Dr. Wolfgang Ullrich cieren zu den Farben der Saison. Aus dem anfangs liebe- versetzt Martin voll „Caipirinha-Express“ getauften, knapp 500 PS starken Tomczyk in die zweite DTM-Prototyp wird schnell ehrfurchtsvoll „der Schaeffler- Reihe. Ein kluger Audi“. Man ist in aller Munde. Für Phoenix, für Tomczyk, für Schachzug Schaeffler: der Coup des Jahres.

3 4 5

33 DTM 2011 Saison

1 2 01

DTM Hockenheim Offenes Visier

Sie gehört im Vorwege einer Saison stets zu den größten Politika: 1 Ausgefeilte die Einstufung der Fahrzeugjahrgänge im Vergleich zueinander. Choreografie – beim Über das Basisgewicht werden die Leistungsfähigkeiten der Boxenstopp ist 2011 eingesetzten DTM-Fahrzeuge 2009er- und 2008er- Teamwork gefragt Jahrgangs nivelliert. Doch wie treffsicher ist die Einstufung? Bei Testfahrten vor der Saison halten sich die Hersteller traditionell 2 Glanzpunkte beim mit guten Rundenzeiten zurück. Man möchte den Gegnern Auftakt – Ralf nicht zu viele Informationen liefern. Erstes Indiz für die wahre Schumacher holt im Performance: Hockenheim, erstes Zeittraining der Saison, das Mercedes sein erstes die Startaufstellung zum Auftakt bestimmt. In vier Sessionen Podium, Timo Scheider wird knallhart ausgesiebt. Erst fallen die vier langsamsten wird im Audi Vierter Kandidaten, dann sechs weitere dem sogenannten Shoot- out zum Opfer, ehe sich in Sitzung vier die vier Besten um 3 Hatz um Rang drei – die Pole-Position streiten. Martin Tomczyk mag Hockenheim Schumacher, Scheider, nicht besonders. Und Hockenheim ist nicht gut zu Martin Tomczyk Tomczyk. Eine ambivalente Beziehung. Und doch glänzt der Rosenheimer beim ersten ernstlichen Kräftemessen. Startplatz sechs. Den münzt Tomczyk im Rennen in Position fünf um. Ein solider Auftakt als Bester mit älterem Material. Ein erstes Ausrufezeichen. Allerdings: Ein schlechteres Ergebnis wird Tomczyk die gesamte Saison nicht mehr einfahren.

3

34 02

DTM Zandvoort Purer Genuss

2011 ist vieles neu für Martin Tomczyk. Neues Umfeld, erstmals altes Material. Und ein neuer Renningenieur. In Jürgen Jungklaus findet der 29-Jährige einen kongenialen Partner für das Technische. Gemeinsam erarbeiten sie Rennen um Rennen eine nahezu perfekte Abstimmung für den Renntrimm. Racing mit diesen Vorzeichen – ein Genuss. In Zandvoort erlebt Tomczyk ein Rennen, das wohltuend auf der Zunge zergeht: Startplatz vier, tadellose Strategie und perfekt getimte Pflichtboxenstopps, deren zwei reglementbedingt je Rennen absolviert werden müssen. Besser als das: Die Wertung für die schönsten Überholmanöver geht an 1 der niederländischen Nordseeküste eindeutig an Tomczyk. Drei Mal bremst er Konkurrenten aus, jeweils in der berühmt-berüchtigten Tarzanbocht, der ersten Kurve nach Start-und-Ziel. Das schönste Manöver setzt er gegen Jamie Green, der 2011 zum Dauerrivalen wird. „Das Handling des Autos war einfach überragend, das ganze Rennen lang“, so Tomczyk. „Egal ob zu Beginn oder zum Ende eines Stints, ob mit leerem oder vollem Tank. Einfach unverändert perfekt.“ Und dann ist da noch diese seltsame Stille im Boxenfunk. Von seinem bisherigen Renningenieur Dave Benbow ist Tomczyk es gewohnt, 1 Einstellungssache – permanent über die Rundenzeiten und Martin Tomczyk Abstände informiert zu sein. Jürgen erarbeitet sich in Jungklaus ist anders. „Ich habe ihn Zandvoort das perfekte zwischendurch angefunkt, um zu hören, Renn-Setup ob er überhaupt noch da ist“, flachst Tomczyk nach dem Rennen. Die Antwort 2 Netter Ausblick – nach krächzt mit Blick auf die Rundenzeiten zwei Saisonrennen eher nüchtern, aber ungemein steht Tomczyk bereits aufbauend über den Äther. „Martin, um einen Punkt was soll ich dir erzählen? Mach einfach besser da als die das weiter, was du die ganze Zeit tust. ­Ex-Teamkollegen Ich muss dir da nichts erzählen.“ Das Mattias Ekström und Resultat ist das erste Podiumsresultat Timo Scheider der Saison: Rang drei. 2

35 DTM 2011 Saison

1 03

DTM Spielberg Spiel, Berg Und Sieg

Phoenix Racing ist eine Mannschaft mit einer langen Liste von Erfolgen. Legendenbildende Siege bei den 24 Stunden von Spa-Francorchamps und bei den 24 Stunden am Nürburgring gehören dazu. Als das Team am wiedereröffneten Kurs von Spielberg die Transporter entlädt und sich für die bevorstehende Aufgabe wappnet, liegt der letzte Triumph in der DTM bereits zehn lange Jahre zurück. Damals setzte man noch das Astra V8 Coupé ein und war beim Heimspiel am Nürburgring mit erfolgreich. Während das Siegerauto von einst in Rüsselsheim verstaubt und 2 Reuter als DTM-Experte für die ARD co-kommentiert, ist der Siegeswille ungebrochen. Timo Scheider war 2003 in Zandvoort kurz davor, für Phoenix zu siegen. Oliver Jarvis 2009. 2011 ahnt man allerdings, erneut eine Siegchance zu haben. Die an den Hang gebaute Streckencharakteristik in Spielberg spielt den um 25 Kilogramm leichteren Jahreswagen in die Karten. Allein zwischen der Start-Ziel-Linie und der zweiten Kurve, der Remus- Kurve, beträgt der Höhenunterschied knapp 70 Meter. Dazu kommt noch ein leichter aerodynamischer Vorteil der 2008er-A4 gegenüber den Nachfolgern, der auf den langen Geraden weniger Timo Scheider Luftwiderstand liefert. Es fehlen allein: Zum Rennen in Spielberg ein Renningenieur und ein Fahrer, die den Ball auf dem Elfmeterpunkt verwandeln. Jürgen Jungklaus und „Um in der DTM vorn zu Martin Tomczyk geben sich keine Blöße. Trockenes Freies Training oder sein, muss einfach alles nasses Qualifying? Der grün-gelbe Schaeffler-A4 dominiert. Es wird eine stimmen. Bei mir Tat es ziemlich einfache, taktische und spielerisch leicht aussehende Fahrt das in Spielberg nicht. zum ersten DTM-Sieg für Phoenix seit 2000 und dem ersten für Tomczyk seit Doch Martin hat einen 2009. Von Freitag bis Sonntag ist er zu keiner Zeit gefährdet. Grandiosen Job gemacht.“

36 1 Im Visier – die 2 Premiere – Spielberg 3 Da bin ich – Martin Mannschaft von Phoenix markiert den ersten Sieg Tomczyk ist nach dem gibt sich in Österreich für den Schaeffler-Audi in Sieg in Spielberg der keine Blöße der Saison 2011 Tabellenführung nah

3

37 DTM 2011 Saison

1

04

DTM Lausitzring Jeckedijeckedi-Yeah

Wer Renningenieur Jürgen Jungklaus begegnet, lernt einen ruhigen, ausgeglichenen Charaktermenschen kennen. Jungklaus lebt Motorsport. Beruflich mit Phoenix, privat beim Steuern von hoch entwickelten, ferngesteuerten Rennautos. Jungklaus lacht gern, obwohl er stets den Eindruck erweckt, dass er im Hinterkopf noch die neuesten Datenaufzeichnungen zur Analyse spazierenführt. Beim ersten Sieg der Saison in Spielberg überrascht er seinen Fahrer mit einem Gefühlsausbruch. „Jabadabadu“ schallt es bei der Zielankunft aus dem Funk. Was aber, wenn rare Momente wie dieser häufiger werden? Schon am Lausitzring wird so aus „Jabadabadu“ ein „Jeckedijeckedi-Yeah“ – angesichts eines weiteren Sieges, der an Brillanz den ersten gar in den Schatten stellt. Und Jungklaus hat erheblichen Anteil daran. Martin Tomczyk qualifiziert den Schaeffler-A4 als Vierten und ringt am Start Markengefährte Mattias Ekström nieder. In Turn 1 lässt er im ersten Stint zudem erneut Jamie Green alt aussehen. Mit Strategie erledigt Jungklaus den Rest. Er holt Tomczyk zu seinem ersten Stopp zwei Runden später als den Führenden herein. Das reicht, um den Tabellenführer auf der Strecke zu überholen. Dass es auch in der Tabelle gelingt, dafür sorgt Timo Scheider. Der Audi-Pilot nutzt eine aggressive Strategie und wird von Startplatz neun vor Spengler Zweiter.

38 2

1 Perfekt getimt – dank präzise gesetzter Boxenstopps fährt 3 Martin Tomczyk an die Tabellenspitze

2 Hier spielt die Musik – Martin Tomczyk und der Schaeffler-Audi sind die Publikumslieblinge

3 Einer hin, zwei im Sinn – Martin Tomczyk überholt am Start Mattias Ekström, später folgt ein sehenswertes Manöver gegen Jamie Green und ein Überholvorgang an der Box gegen Bruno Spengler

4 Hart erkämpft – am Lausitzring arbeitet sich Tomczyk von Startplatz vier ganz nach vorn

4

39 DTM 2011 Saison 05

DTM Mit Phoenix aus der Asche 1 Audi hat da ein Problem mit dem Norisring. Seit die Marke 2004 mit dem A4 in die DTM einstieg, hat sie hier noch nie gewonnen. Der letzte Erfolg mit vier Ringen datiert aus dem Jahr 2002, als Laurent Aiello im privaten Abt-Audi TT-R sich in der allerletzten Kurve beherzt den Sieg sicherte. Das alles wäre kein großes Thema, läge der Norisring nicht ausgerechnet vor der Haustür der Ingolstädter. Mehr Heimrennen geht nicht. Und so lässt man bei der zehnmaligen Le-Mans-Sieger-Marke seit jeher nichts unversucht, die Mercedes-Dominanz zu durchbrechen. Selbst ein Nachbau der Strecke auf dem Flugplatz von Cochstedt gehört zur Vorbereitung. Doch in Sachen Traktion ist Mercedes seit Jahren einen Schritt voraus. Der entscheidende Faktor auf dem welligen Nürnberger Stadtkurs. Dazu kommt: Ingolstadts Bester, Tabellenführer Martin Tomczyk, hat ebenfalls ein Problem mit dem Norisring. Ganz einfach: Tomczyk kann kein Norisring. Und so findet er sich nicht ganz unerwartet auf der zehnten Startposition wieder. Doch am Sonntag setzt pünktlich zum Rennen heftiger 2 Regen ein. Die Situation ändert sich. Und Tomczyk? Der zeigt das, was ihn später in der Saison noch häufiger auszeichnen wird: maximalen Hunger auf Erfolg. Im strömenden Regen arbeitet er sich Stück für Stück nach vorn. Als er dank eines späten ersten und eines unmittelbar darauf folgenden zweiten Boxenstopps auf Rang drei angekommen ist, wird das Rennen hinter dem Safety-Car vorzeitig abgebrochen, 1 Enge Sache – am aber dennoch voll gewertet. Zwar verliert Norisring kommt es auf Tomczyk als bester Audi-Fahrer hinter jeden Millimeter an Sieger Bruno Spengler und dessen Mercedes-Teamkollegen Jamie Green 2 Auf den Punkt – die Tabellenführung. Doch sein vierter Schaeffler-Mann Podestplatz im fünften Rennen bedeutet Timo Scheider wird am optimale Schadensbegrenzung. Norisring Vierter

40 DTM-Showevent München Schau-Laufen

2011 ist in der DTM ein Übergangsjahr. Der letzte Showdown Marke gegen Marke, ehe 2012 BMW mit dem M3 zurückkehrt. DTM hoch drei. Das Beste, was der Serie passieren kann. Das erste Flair der anbrechenden neuen Ära liefert ein Showevent in München, bei dem BMW sein zukünftiges DTM-Auto präsentiert. Keine Meisterschaftspunkte, aber Racing pur. Im Stile des Race of Champions wird im direkten Duell im K.-o.-System um den Sieg gekämpft. Nur einen Steinwurf von der BMW-Firmenzentrale entfernt, in einer der größten deutschen Architekturen des 20. Jahrhunderts – dem Olympiastadion. Man ist nah dran am Publikum, das an zwei Tagen für guten Zuspruch sorgt: Zahlreiche Fans pilgern in den Olympia-Park. Eine große Schau, in der man im Hinblick auf die Meisterschaft viel zerstören und nichts gewinnen kann. Martin Tomczyk geht das Event konservativ an. Im Schaeffler-Audi ist im Viertelfinale gegen Mercedes-Mann Christian Vietoris Schluss. Ein Knock-out ohne Wirkung.

1 Große Kulisse – das Showevent in München wird im für 1972 erbauten Olympia-Park ausgetragen

2 Die Kür nach der Pflicht – Martin Tomczyk genießt den direkten Fankontakt

3 Abhaken – für Timo Scheider ist im K.-o.-System gleich zu Beginn Schluss

1

2 3

41 DTM 2011 Saison

1 06

DTM Nürburgring Home, Swede Home

Es ist schon etwas Besonderes, ein Heimrennen zu bestreiten. Freunde und Geschäftspartner kommen, die Familie ist da. Jeder Fahrer, jedes Team kann auf so ein nahe gelegenes Event verweisen, zu dem die Anreise kurz ist und das für einen Extra-Kick Motivation sorgt. Für Phoenix Racing ist das Heimrennen jedoch noch ein bisschen spezieller, noch ein bisschen näher. Denn die Firmenzentrale liegt nur einen Steinwurf von der berühmt-berüchtigten Nordschleife des Nürburgrings entfernt. Dort bereitet die Mannschaft von Ernst Moser im Gewerbegebiet von Meuspath die beiden DTM für Martin Tomczyk und Rahel Frey vor. Um ihre Rennfahrzeuge zur Rennstrecke zu schaffen, hat Phoenix eine Sondergenehmigung erhalten, um die exakt drei Kilometer bis ins Fahrerlager auf den eigenen vier Rädern über die Bundesstraße zu absolvieren. Im Schritttempo freilich und mit Warnleuchten versehen. Doch

42 2 3

4 5

1 Volle Konzentration – 3 Kämpferherz – Tomczyk Martin Tomczyk vor dem bleibt mit sieben Qualifying Punkten Rückstand ein Meister-Kandidat

2 Blick nach vorn – Audi- Sportchef Dr. Wolfgang 4 Dunkle Wolken – Ullrich sieht mit das Wetter gibt dem Martin Tomczyk einen Zeittraining Würze Jahreswagenfahrer mit guten Titelchancen 5 Tapferes Scheiderlein – Timo Scheider wird nach Zweikampf mit Tomczyk Vierter

es wird nicht das Wochenende des Martin Tomczyk, sondern seines Freundes Mattias Ekström. Der Schwede, der 2007 mit Schaeffler DTM-Champion wurde, ist schon im Qualifying eine Klasse für sich. Auch das Rennen mutet am Sonntag einfach an. Vom Start weg führt Ekström bis ins Ziel. Was dahinter an Punkten zu ernten übrig bleibt, ist härter erkämpft. Martin Tomczyk geht als Siebter ins Rennen, erwischt einen guten Start, gerät jedoch in der ersten Runde mit Jamie Green aneinander. Die Frontpartie wird in Mitleidenschaft gezogen und damit die Aerodynamik. Tomczyk muss fortan die Reifen härter als gewollt rannehmen. Jetzt ist Teamwork gefragt. Der erste Boxenstopp der Phoenix-Mannschaft gerät zum brillanten Moment. Die Frontpartie richten, Tanken, Reifen wechseln. Und das alles in der schnellsten Zeit des Nachmittags. Dieser Boxenstopp schiebt Tomczyk auf die fünfte Position, die er bis ins Ziel hält.

43 DTM 2011 Saison

1 07

1 Trockenübung – beim DTM Reifenwechsel-Training scheint für das Phoenix- Drei, zwei, eins – seins Team noch die Sonne, im Eine – die richtige – Entscheidung zu treffen, ist niemals Rennen regnet es leicht, wenn es um das Wetter geht. Audi hat große Momente erlebt, wenn es darum ging, zur richtigen 2 Spieß umgedreht – Zeit die richtige Wahl der Abstimmung und der Reifen Martin Tomczyk reist als zu treffen. Gleich mehrere Le-Mans-Siege sind daran erneut Führender aus festzumachen, glorreiche Geschichten von Underdogs, die Brands Hatch ab die übermächtige Konkurrenz mit mutigen Beschlüssen besiegten. Audi hat aber auch peinliche Rückschläge 3 Jubel-Arie – Tomczyk hinnehmen müssen, weil man sich schlicht verzockt hat. holt auf dem „Indy- Nicht selten in der DTM. In Brands Hatch kommt der Hopp- Circuit“ seinen dritten oder-top-Moment um kurz nach ein Uhr mittags. Dieser Saisonsieg Moment, in dem die richtige Entscheidung getroffen werden muss. Ergiebiger Regen flutet den „Indy-Circuit“, 4 Schwindelig gefahren – die ultrakurze, nur knapp zwei Kilometer lange Variante auf dem kürzesten Kurs des Traditionskurses. Die Frage ist nur: Regnet es weiter? im Kalender stehen Oder verbessern sich die Bedingungen gegen Rennende, 88 Rennrunden an. das in etwa zwei Stunden erwartet wird? Audi entscheidet Nach der zehnten führt sich für kompromissloses Regen-Setup, die Gegner bei Martin Tomczyk Mercedes-Benz für eine Mischabstimmung, die sowohl auf

44 2 3

nasser als auch auf trockener Fahrbahn funktioniert. Wie sich später herausstellen wird, liegt Audi diesmal richtig. Und doch verlangt dies eine beherzte und mutige, gleichzeitig auch vorsichtige Fahrt, um aus der Vorlage Kapital zu schlagen. Schlicht: Brillanz. Die Ausgangslage des Martin Tomczyk: Startplatz drei hinter Mike Rockenfeller und , gemeinsam Reihe zwei sich teilend mit Jamie Green. Bruno Spengler dagegen ist nur Siebter. Eine gute Gelegenheit, das Punktepolster des Mercedes-Manns aus Kanada zu verringern. Dass es mehr als nur das wird, dafür sorgt Martin Tomczyk höchstselbst. Der Rosenheimer stürmt innerhalb der ersten zehn von insgesamt 88 Runden an die Spitze, während sich die Konkurrenz aus dem Mercedes-Lager mit der falschen Abstimmung langsam nach hinten durchreichen lassen muss. Neben Tomczyk brilliert auch Edoardo Mortara. Der Rookie vom ist wie Tomczyk eine Entdeckung des Jahres. Der Formel-3-Euro-Serie-Champion wird hinter Mattias Ekström Dritter und erobert im siebten Anlauf so prompt seinen ersten Podestplatz. Eine Empfehlung für das Jahr 2012. Wie jene für Tomczyk: 2011 wird der 29-Jährige keine Gelegenheit auslassen, Punkte zu sammeln – und ist damit der Einzige. Kein Resultat gerät schlechter als Platz fünf. Dazu drei Siege: ein Wert, den nur sein Freund Mattias Ekström mit einer starken zweiten Saisonhälfte zu egalisieren imstande ist. So sehen Champions aus, schon jetzt.

4

45 DTM 2011 Saison

08

DTM Oschersleben One Lap Wonder

Oschersleben ist Audi-Revier. Der winklige, enge Kurs mit 14 Kurven auf 3.696 Metern liegt dem A4 DTM ein kleines bisschen mehr als der C-Klasse. Vier zu drei steht es in Sachen Siege. Fünf zu zwei im Vergleich bei den Pole-Positions. Zudem reist Audi mit Tabellenführer Martin Tomczyk in die Magdeburger Börde, der den schmalen Vorsprung von nur einem Zähler auf Bruno Spengler im Mercedes mitbringt. Auftrag: Führung möglichst ausbauen, sich schadlos halten. Doch der Qualifying-Samstag gerät zum Desaster. Dabei galt Tomczyk seinerzeit als das „One lap wonder“, das im Qualifying mit einer gehörigen Portion Mut und der absoluten Fähigkeit zur Chaosrunde für Überraschungen sorgte. Doch im Hier und Jetzt wendet sich der Umbau der Abstimmung vor dem Zeittraining gegen Tomczyk. Nur Position 15, damit Startplatz 14, weil Ralf Schumacher im Mercedes zurückversetzt wird. Auf kaum einer anderen Rennstrecke ist die Startposition derart bedeutsam. War es das mit der Führung im Gesamtklassement? Womöglich. Wäre da nicht das Wetter und dieses „One lap wonder“ Martin Tomczyk. Im Regen nimmt Martin Tomczyk nach dem Start das Herz in beide Hände, geht aggressiv, teilweise außen an den Gegnern vorbei und macht allein in Runde eins acht Positionen gut, in Runde zwei eine weitere. In Runde zehn ist er bereits an seinem direkten Meisterschaftsgegner Bruno Spengler, der als Zweiter gestartet ist, dran und Dritter. Als der nach zwei Renndritteln unplanmäßig zur Box fährt und später aufgeben muss, ist der Weg zu Rang zwei hinter dem völlig enteilten Mattias Ekström frei. Und Valencia bringt Matchball eins.

1

46 2 3

1 Dem Ziel so nah – Martin Tomczyk erarbeitet sich einen Matchball für das Rennen in Valencia

2 Nachdenklich – das Zeittraining verläuft für Tomczyk desaströs

3 Kopfsache – mit 4 veränderten Prozessen sorgen Abt-Technikchef Albert Deuring und Co für bessere Ergebnisse

4 Gut versteckt – Schaeffler-Pilot Timo Scheider fährt ein unauffälliges Rennen Martin Tomczyk Über das Rennen in Oschersleben 5 Kurvendiskussion – Martin Tomczyk mit Renningenieur „Für mich ist die Jürgen Jungklaus Geschichte des

Tages eindeutig die 5 der ersten Runde. Acht Positionen gutzumachen und Danach sogar auf Platz zwei vorzufahren, ist alles andere als einfach.“

47 DTM 2011 Saison

09

DTM Valencia Wahre Wunder

Sonntag. Es ist kurz vor acht Uhr morgens. Es ist empfindlich kalt im Bundesstaat Georgia im Osten der USA. Road Atlanta, hochrangige Mitarbeiter von Audi Sport und vom Team Joest, die tags zuvor beim legendären „Petit Le Mans“-Rennen eine empfindliche Schlappe gegen Erzfeind Peugeot erlitten haben, haben sich versammelt, um via Internet-Livestream das DTM-Rennen in Valencia zu verfolgen. Der einzige Weg, um direkt im Bilde zu sein. Audi-Sportchef Dr. Wolfgang Ullrich und seine Mitarbeiter türmen sich im Halbkreis um einen Bildschirm, der die Berichterstattung des „Ersten“ wiedergibt. Die schlechte

48 1

49 DTM 2011 Saison 1 DER Moment – Martin Tomczyk kreuzt als neuer Champion die Ziellinie

2 Kongenial – Martin Tomczyk und Renningenieur Jürgen Jungklaus

3 Freudentaumel I – 2 Abklatschen im Parc Nachricht zuerst: Martin Tomczyk Fermé startet in Valencia von Platz zehn. Die gute: Titelgegner Bruno Spengler von 4 Pure Routine – Platz zwölf und lediglich drei Mercedes, Boxenstopp im Rennen darunter zwei unter Berufung startend, stehen vor Tomczyk. Er braucht gerade 5 Freundentaumel II – das einmal zwei Punkte mehr als Spengler, Team Phoenix und der um vorzeitig Champion zu werden. Überraschungschampion Es ist ein Tag für Heldengeschichten, auch wenn diese hier schnell erzählt ist. Runde eins, aus zehn mach sechs, 6 Nicht optimal – im während Bruno Spengler weiter hinten Zeittraining holt sich nicht vorankommt. Tomczyk arbeitet sich Tomczyk nur den zehnten weiter vor, bis auf die dritte Position – Startplatz Spengler kommt dagegen über Rang 3 neun nicht hinaus. Der Rest ist Routine, sogar „ein bisschen langweilig“, wie Tomczyk später befindet. Und vor allem: die endlose Geschichte von Anbremsen, Herausbeschleunigen, Hoch- und Runterschalten, bis die Renndistanz geschafft ist. Allein der letzte Stint dauert 15 Runden an – eine mentale Quälerei. Doch Tomczyk kreuzt als Dritter die Ziellinie und besiegelt den ersten Titel der DTM-Geschichte in einem nicht aktuellen Fahrzeug. Während all das in Valencia passiert, kullern knapp 7.200 Kilometer entfernt beim Chef, der ehrfurchtsvoll „Dr. U“ genannt wird, die Freudentränen. Es ist eben: ein wahres Wunder.

4 5

50 6

51 DTM 2011 Saison

1 Meistermacher – die 2 Neue Rolle – Martin 3 Dämmerung –mit der 4 Aus zwei mach drei – 2012 Box des Audi Sport Tomczyk gibt Saison 2011 endet die kommt mit BMW ein dritter Team Phoenix, das Autogramme als Ära des Audi A4 DTM. Hersteller in die DTM. auch Rang drei in der Champion der 2011er- 2012 kommt der Audi Hockenheim ist das letzte Teamwertung feiert DTM-Saison A5 DTM Duell Audi gegen Mercedes

1

52 10

DTM Finale Hockenheim Eine Frage der Ehre

Die Atmosphäre beim Saisonfinale ist etwas Spezielles. In Hockenheim ist sie 2011 besonders gelöst. Das neue Meisterteam von Phoenix wird allenthalben ausnahmslos gefeiert, ein 2 ganzes Fahrerlager freut sich für die sympathische Truppe aus Meuspath am Nürburgring. Die große Eins prangt als Zeichen des Triumphes in der Box und auf dem Dach des neuen Meisterautos, wird auf Aufklebern und Postern verteilt. Vor dem Start präparieren die Mechaniker des Teams in der Startaufstellung den Schaeffler-Audi mit grün-gelben Perücken. Für Meister und Meistermacher also eine Spaßveranstaltung ohne Wert? Denkste. Denn in Hockenheim noch einmal zu glänzen, ist eine Frage der Ehre. Ohne Not etwas herschenken ist nicht Teil der DNA eines Rennsportlers. Man möchte allzu gern das Finalrennen dazu verwenden, die letzten Eindrücke zurechtzurücken. Drei Siege gingen aus den vergangenen vier Rennen an Mattias Ekström, dazu ein zweiter Platz. 3 Es macht sich ein kleiner Hype breit um den Schweden. Was wäre wohl gewesen, wenn er eine weniger verkorkste erste Saisonhälfte gehabt hätte? Was wäre wohl gewesen, wenn Martin Tomczyk mit Blick auf den Titel nicht hätte taktisch fahren müssen, lautet hinter vorgehaltener Hand die Gegenparole aus dem Phoenix-Lager. Eine Wollen- wir-doch-mal-sehen-Attitüde prägt 4 das letzte Saisonrennen. Und Tomczyk glänzt ein weiteres Mal. Startplatz drei hinter Miguel Molina im 2008er-Audi und Jamie Green im 2009er-Mercedes. Molina erwischt einen guten, Green und Tomczyk einen perfekten Start und gehen vorbei. Diesen einmal genutzt, entwickelt sich ein Routine-Rennen, bei dem die Positionen der ersten drei besetzt bleiben. Bis ins Ziel. Rang zwei – das Tüpfelchen auf dem i einer großartigen Saison.

53 DTM 2011 Martin Tomczyk

54 „ICH BIN ICH. Und ich Bleib so“

David schlägt acht Goliaths. Im Jahreswagen gegen das Establishment der DTM – nie hat ein Titelträger so viel Sympathie geerntet wie Martin Tomczyk. Kumpelhaft, launig, aufgeräumt – ein Interview mit dem DTM-Champion 2011.

55 DTM 2011 Martin Tomczyk

1

önnen Sie sich noch an den ­Moment erinnern, als Sie dieses „Ich bin KChampion“-Gefühl erstmals total verinnerlicht hatten, und wie haben Sie ihn erlebt? Martin Tomczyk In der Tat hat es eine Weile gedauert, bis es wirklich im Kopf angekommen ist. Ich habe diesen Mo- ment eher alleine erlebt. Man wacht morgens auf, schlägt die Augen auf und denkt bei sich: „Mann, ich bin ja DTM-Cham- pion.“ Das ist dann ein Gefühl enormen inneren Friedens.

Wie sind denn die Gratulationen zum ­ Titel ausgefallen? Am schönsten fand ich, dass meine Teamkollegen sich mit mir gefreut haben – aufrichtig gefreut. Und ich habe bisher im Fahrerlager noch niemanden getroffen, der mir den ­Titel missgönnt hätte. Am emotionalsten war es natürlich mit meiner Familie.

Wenn Sie an das erste Meeting mit Ernst Moser, Ihrem neuen Teamchef in der Saison 2011, zurückdenken – über welche Ziele haben Sie da gesprochen? Phoenix war für Sie ein komplett neues Für mich war die Sache klar: Ich wollte der beste Team nach zehn Jahren bei Abt Sportsline. „Jahreswagen“-Fahrer werden. Und ich habe Ernst einen Was haben Sie an der Mannschaft zu schät- Sieg versprochen. Wir waren eigentlich gleich auf einer Wel- zen gelernt? lenlänge und haben die gleichen Ziele geteilt. In Sachen Was ich wirklich über die Maßen schätze, ist, dass Ernst Rennsieg war er natürlich nicht abgeneigt – dass es aber ­Moser ein Racer durch und durch ist. Er pflegt einen hervor- gleich so früh in der Saison damit geklappt hat, war eine ragenden Kontakt zu seinen Mitarbeitern, lässt nie den Chef tolle Sache. raushängen. Er arbeitet voll integriert mit. Das wirkt sich ­extrem positiv auf die Arbeitsmoral aus.

Allein die ersten drei Rennen: Fünfter Platz beim Auftakt, dann erstes Podium, dann erster Sieg. Wenn sich die Saison derart ent- wickelt – wann glaubt man als Rennfahrer daran, dass es mit dem Titel etwas werden könnte? Ich habe erst nach dem siebten Rennen und dem Sieg in Brands Hatch daran geglaubt, als ich die sieben Punkte Rückstand auf meinen Gegner Bruno Spengler aufgeholt 1 Im Gespräch – Martin hatte. Zuvor habe ich eigentlich von Rennen zu Rennen ge- Tomczyk steht Autor Jörg dacht und versucht, jeweils das Beste herauszuholen. Also Walz Rede und Antwort hat sich erst im letzten Saisondrittel das Ziel verändert. Im Endeffekt hat sich dann alles darum gedreht, dass die Ab- 2 Rückhalt Nummer läufe immer perfekt sind. Und ich habe mich mehr als zuvor eins – Lebensgefährtin auf den Gegner Bruno Spengler konzentriert und öfter auf Christina Surer die Tabelle geschaut …

56 Schaeffler ist mit einem enormen Enga­ Ihr Vater Hermann als ADAC-SportPräsident gement und mit viel Begeisterung in das den Pokal überreicht. Wie wichtig ist Familie Jahr gegangen. Wie haben Sie das persönlich im Unternehmen Titel? wahrgenommen? Sehr wichtig. Mir ist natürlich bewusst, dass meine Familie Vor dem Rennen am Norisring war ich das erste Mal bei immer mitfiebert. Wir sind ganz klar eine Motorsport-Fami- Schaeffler zu Besuch. Und es war wirklich unglaublich, lie und es macht Spaß, den Motorsport mit der Familie zu wie infiziert dort alle schon vom Motorsport waren und wie ­leben und offen über alle Themen reden zu können. stolz, dass ihr Auto vorn mitfährt. Man ist durch die Abtei- lungen gegangen und es hingen überall Poster an den Wän- den. Es gab eine Autogrammstunde, die großen Zuspruch Hand aufs Herz: Was haben Sie gedacht, fand. Wenn ein Unternehmen in so kurzer Zeit derart hin- als Audi-Sportchef Dr. Wolfgang Ullrich ter einem Projekt steht, macht das auch mir als Rennfahrer die Nachricht überbrachte, dass Sie nur ein großen Spaß. Einfach toll, wenn man von so einem Weltkon- altes Auto für 2011 bekommen und Abt Sports- zern unterstützt wird. line verlassen müssen? Ich war erst mal sprachlos. Damit hatte ich nicht gerechnet und es war im ersten Moment auch schwer zu akzeptieren. Ihr Bruder Tobias und ihre Verlobte Es hat ein, zwei Tage gedauert, aber dann habe ich angefan- Chris­tina Surer sind eigentlich immer vor gen hart daran zu arbeiten, das Beste aus der neuen Situa- Ort. Es kommt aber auch schon mal vor, dass tion herauszuholen.

2

57 DTM 2011 Martin Tomczyk

58 Martin Tomczyk über Ziele in der DTM-Saison 2011

„Für mich war die Sache klar: Ich wollte der beste ,Jahreswagen‘- Fahrer werden. Und ich habe Ernst einen Sieg versprochen. Wir waren gleich auf einer Wellenlänge.“

59 DTM 2011 Martin Tomczyk

Im Moment des Titelgewinns war Dr. Ullrich bei einem Übersee-­ Rennen. Was ist Ihnen durch den Kopf geschossen, als Sie live im Fern- sehen per Telefon seine Gratulation entgegengenommen haben? Die Liveschalte war unmittelbar nach dem Rennen und es war schade, dass er nicht mit uns feiern konnte. Aber dennoch konnte man merken, wie sehr er sich mit mir gefreut hat. Ich glaube, dass er dieses Ergebnis auch nicht voraussehen konnte. Es war natürlich schön, ­seine Anerkennung als Bestätigung für die harte Arbeit zu bekommen.

Warum Lief die Zusammenarbeit mit Ihrem Ingenieur Jürgen Jung- klaus auf Anhieb so gut? Jürgen ist schon lange im Geschäft. Er ist ein sehr erfahrener Ingenieur und ein ruhiger

Wussten Sie, daSS …

… Martin Tomczyk am 22. April 2001 als damals jüngster Pilot der Geschichte sein Renn-Debüt in der DTM gab? Der Saisonauftakt in Hockenheim im Abt-Audi TT-R des Privatteams Abt Sportsline war sein erstes Tourenwagenrennen überhaupt.

… Martin Tomczyk nach einem Jahrzehnt im Audi Sport Team Abt Sportsline zur Saison 2011 ins Audi Sport Team Phoenix und damit in einen sogenannten „Jahreswagen“ wechselte?

… Martin Tomczyk ein ausgewiesener Technik-Freak ist und bei Freunden als erster Ansprechpartner bei Fragen um Laptops, Mobiltelefone und Flachbildfernseher gilt?

… er mit 1,88 Meter der größte Pilot im 2011er-DTM-Feld war?

… er eine Lehre als Bürokaufmann abgeschlossen hat, aber sein heimlicher Berufswunsch lange Erzieher war?

… Martin Tomczyk zusammen mit seiner Lebensgefährtin Christina Surer in der Nähe von Basel lebt?

… Martin Tomczyk vor einigen Jahren schon mal mit Supermodels wie Karen Mulder auf den Laufsteg durfte?

… Tomczyk in seiner Freizeit leidenschaftlich gern kocht und sich dafür auch schon mal Frauenzeitschriften mit entsprechenden Rezepten kauft?

60 ­Charakter. Dass der Ingenieur, mit dem ich zusammenarbeite, Ruhe ausstrahlt, ist mir immer wichtig gewesen. Das macht Jürgen ganz klar. Er ist nicht mehr der junge Heißsporn und das ist gut so. Auf Ruhe kommt es nämlich meiner Meinung nach an, besonders in einer Renn­ serie, in der es um Hundertstel und Millimeter geht.

Drei Gründe, warum Sie trotz des DTM-Titels mit beiden Beinen auf dem Boden bleiben … Weil ich eine tolle Familie habe, die mich in der Hinsicht wohlerzogen hat. Zweitens, weil es gar keinen Grund gibt, abzuheben – schließlich weiß ich aus eigener Erfahrung, wie schwer Genussmensch – es ist, einen DTM-Titel zu bekommen. Und drittens liegt es gar nicht in meiner Natur. Ich bin Martin Tomczyk schätzt ich. Und ich bleib so. einen guten Kaffee

Martin Tomczyk Vita

geboren 7. Dezember 1981 Geburtsort Rosenheim (D) Wohnort Aesch bei Basel (CH) FamilieNSTAND Verlobt Grösse 1,88 Meter Gewicht 75 Kilogramm Beruf Rennfahrer Hobbys Schwimmen, Ski fahren Website www.tomczyk.com

61 DTM 2011 Rückblick: 25 Jahre danach

Titel, Thesen, Temperamente

25 Jahre vor Martin Tomczyks Titelgewinn in der DTM sichert sich Kurt Thiim „powered by Schaeffler“ die Meisterschaft. Nicht nur für den Konzern schließt sich mit dem Titel der Kreis.

62 63 DTM 2011 Rückblick: 25 Jahre danach 2

3

1 Champion 1986 – 3 Teamboss und Fahrer – Kurt Thiim, der von der Frieder Nickel aus Schaeffler-Marke LuK Aachen links, Kurt Thiim gefördert wird aus Dänemark rechts

2 Powerslide – das atn- 4 Epochal – seinerzeit Team geht mit dem Rover gab es zahlreiche Vitesse an den Start Flugplatzrennen 1

ie Unterschiede zwischen den Epochen sind immens. Und doch gibt es jede Menge Parallelen. Damals wie heute: Der Underdog gewinnt. Damals wie heute: DDie Meisterschaft entscheidet sich vor dem Finalrennen. Damals wie heute: Die DTM ist hart umkämpft. 1986 gewinnt Kurt Thiim in seinem ersten Jahr für das atn-Team aus ­Aachen, unterstützt von der Schaeffler-Konzernmarke LuK. 2011, 25 ­Jahre danach, ist Martin Tomczyk Titelträger der DTM und Meister der Herzen – im grün-gelben Schaeffler-Audi. Und beide haben etwas gemeinsam: ihren Meistermacher.

Jürgen Jungklaus, der 2011 als Renningenieur von Martin Tomczyk entscheidenden ­Anteil am Überraschungscoup hat, finanziert sich mit seinem Job als Chefmechaniker in Frieder Nickels atn-Team sein Studium. Oder, wie er sagt: „Ich habe mehr geschraubt als studiert.“ Jungklaus bereitet in der Woche in Aachen den Rover Vitesse für den Dänen Kurt

64 Thiim vor, am Wochenende setzt er ihn mit einem Hilfsme- chaniker und dem Teamchef bei den Rennen der noch jun- gen DTM ein. Nebenbei besucht er in der Fachhochschule Jürgen Jungklaus in Köln Vorlesungen, um später das Diplom in Fahrzeug- Meistermacher 1986 und 2011 technik abzulegen. „Die Atmosphäre „Damals gab es ausschließlich Privatteams und die DTM war wesentlich amateurhafter, auch wenn es für die im Fahrerlager Verhältnisse von 1986 natürlich alles hochprofessionell war“, erinnert sich Jungklaus. „Die Atmosphäre im Fahrer- war familiärer. lager war familiärer. Auf der Strecke hat man sich bekämpft, abseits sich gegenseitig ausgeholfen. Sei es mit Werkzeu- Auf der Strecke gen oder Ersatzteilen. Und war ein Rennwochenende vor- bei, hat man sich darauf gefreut, sich bald an der Rennstre- hat man sich cke wiederzusehen.“ Zu den Wochenenden reist das atn- Team mit einem zum Renntransporter umgebauten Bus und bekämpft, dem Rennwagen im Schlepp an. Mittags freuen sich Chef- und Hilfsmechaniker, wenn der Teamchef an der Imbissbu- abseits sich de für alle eine Currywurst holt. „Das Wort ‚Hospitality‘ gab es damals noch gar nicht und musste wohl noch erfunden gegenseitig werden“, so Jungklaus. „Abends hat man sich mit den Fahr- ern in der Pistenklause auf ein Schnitzel getroffen.“ ausgeholfen.“

1986 gehen die Ford Sierra XR4Ti als Favoriten ins Ren- nen. Doch sie erweisen sich als defektanfällig. Vor allem wegen einer diffizilen Motorelektronik. Hauptgegner ist deshalb im „Baby-Benz“. Doch auch Weidler hat oft mit Problemen, vor allem mit dem Getriebe, zu kämp- 4 fen, während das atn-Team häufig das Glück des Tüchtigen hat. Nicht selten stellen sich die Defekte erst nach der Ziel- durchfahrt als solche heraus. „Wir haben unsere Werkzeug- kästen damals in die Box gestellt und die Autos reingescho- ben. Wenn es Boxen gab. Bei den vielen Flugplatzrennen waren das dann natürlich Zelte“, blickt Jungklaus zurück. „Und auch in Sachen Abstimmung wurde nicht viel unter- nommen. Vielleicht haben wir mal eine Feder gewechselt, aber im Großen und Ganzen hat man es bei der Abstimmung belassen, die der Erfahrung nach in der Werkstatt daheim gewählt wurde.“

Vor dem letzten Rennen steht Kurt Thiim mit dem atn-Rover Vitesse praktisch als Meister fest. Nur ein mo- torsportliches Wunder kann Volker Weidler als letztem

65 DTM 2011 Rückblick: 25 Jahre danach

1

66 1 Defektanfällig – der LuK- 2 Heute die Nummer eins – 3 Perfektes Team – geförderte Ford Sierra die Renningenieure Martin Tomczyk und XR4Ti ist schnell, krankt Jürgen Jungklaus und Jürgen Jungklaus aber an der Motorelektronik Laurent Fedacou mit harmonieren von und fällt häufig aus Martin Tomczyk Beginn an

2 3

­verbliebenem Gegner noch zum Titel verhelfen: Ein Total- erstmals einen Spiegel eingesetzt, in dem Martin sehen ausfall von ­Thiim bei gleichzeitigem Sieg von Weidler sind konnte, was beim Reifenwechsel passiert. Das war seine die Voraussetzungen. Thiim wird Meister. „Das war für uns eigene Idee. Und wir haben damit unsere Boxenstopps ins- eine tolle Sache, denn damals gab es die ersten Werksauf- gesamt verbessert.“ träge an Teams“, so Jungklaus. „Für das folgende Jahr ha- ben wir einen Werksauftrag von Alfa Romeo bekommen. Für uns als Drei-Mann-Truppe sportlich gesehen natürlich wie Wie 1986 das atn-Team geht Phoenix Racing 2011 als ein Sechser im Lotto.“ Underdog in die Meisterschaft. An den Titelgewinn glaubt vor der Saison niemand ernstlich. Auch als die sportliche Entwicklung pro Phoenix verläuft, überwiegt die Skepsis, 2011 feiert Jürgen Jungklaus mit Martin Tomczyk er- auch bei Jungklaus. „Das war wie beim kleinen Jungen, der neut den Titel. Gleich von Beginn an stimmt die Chemie unter dem Weihnachtsbaum das große Geschenk sieht, zwischen Renningenieur und Fahrer. „Wir haben uns gleich aber nicht daran glaubt, dass es für ihn ist“, umschreibt verstanden. Martin hat konkrete Vorstellungen entwickelt, es Jungklaus, der bis kurz vor Saisonende die Titelchancen die wir als Team umgesetzt haben“, so Jungklaus zum ­Titel, nicht wahrhaben will. „Erst nach dem Rennen in Oschers­ Version 2011. „Wir haben gemerkt, dass wir einen Fahrer leben, als wir mit neun Punkten Vorsprung und nur noch haben, der mit realistischen Zielen unsere Arbeit auf der zwei Rennen im Kalender nach Valencia fuhren, habe ich ge- Strecke umsetzt. Umgekehrt hat Martin gemerkt, dass sein glaubt, dass es was werden könnte.“ Jungklaus schreibt mit Input von uns sehr ernst genommen und in die Tat umge- dem 2011er-Titel ein Stückchen Geschichte. Nach 25 Jahren setzt wird. Ein Beispiel: 2011 haben wir beim Boxenstopp schließt sich der Kreis.

67 DTM 2011 Timo Scheider

68 Zur Sache Schaeffler

Techniker fragen, der Rennfahrer antwortet. Ein etwas anderes Interview mit Timo Scheider im Verhör der Schaeffler-Mitarbeiter über Rennsport, Persönlichkeit und Gefahr.

69 DTM 2011 Timo Scheider

enn man Ihre Vita betrachtet, dann fallen auch Jahre auf, die W nicht So erfolgreich waren. Gibt es ein Geheimrezept für die, die im Alltag abseits des Motorsports selbst häufig einen langen Atem brauchen, das Sie mit uns teilen? Timo Scheider Geduld ist wichtig. Und der Glaube an sich selbst. Und wenn es nicht gut läuft, kommt eines Tages die- ser „Turn-around“, der Punkt, an dem es wieder bergauf geht und man wieder oben ankommt. Und ja, manchmal möchte man nicht weiterklettern. Dann wird der Unterschied erkennbar zwischen denen, die es schaffen, und denen, die aufgeben. Durchhalten ist dann die beste Parole, Willen zei- gen. Der Glaube an sich selbst kann Berge versetzen.

Wir beschäftigen uns bei Schaeffler auch mit Festigkeitsauslegungen, also der Halt- barkeit von Komponenten. Wie ist das im Renn- sport, beispielsweise bei einem 24-Stunden-Ren- nen? Wie weit geht man an die Grenzen? Da muss man zwischen Sprint- und Langstreckenrennen unterscheiden. Bei einem 24-Stunden-Rennen war es in der Vergangenheit so, dass man über die Distanz die Pro- bleme möglichst reduziert. Heute gleichen diese Rennen besonders zu Beginn echten Sprintrennen. Da geht man zu 100 Prozent an die Grenzen. Je länger das Rennen dau- ert, desto mehr beginnt man das Material zu schonen, bei- spielsweise beim Anfahren nach dem Boxenstopp oder beim Bremsen. Interessant daran ist, dass beim Audi R8 LMS, mit dem wir das 24-Stunden-Rennen in Spa-Francorchamps Frage. Man muss aber auch anerkennen, dass die Macher gewonnen haben, bewusst viele Serienbauteile verwendet des Reglements mit vielen Einheitsbauteilen eine effektive werden. Mittlerweile ist in manchen Bereichen die Qualität Reduzierung der Kosten erreicht haben. Es ist wichtig, dass so gut, dass man diese Teile im Rennsport einsetzen kann. die DTM für die Hersteller finanziell machbar bleibt, ohne dass daraus gleich eine Einheitsmeisterschaft wird. Na- türlich steckt für die Hersteller in diesen Autos jede Menge In der DTM gibt es viele Einheitsbauteile. ­Potenzial. Wäre es nicht interessanter, wenn man das strikte Reglement – beispielsweise bei der An- triebstechnik – lockern würde, damit auch Im Motorsport gibt es diesen Spruch von quattro wieder erlaubt ist? Lotus-Gründer Colin Chapman. Demnach In jedem Regenrennen wünsche ich mir Allradantrieb, keine bricht das beste Rennauto auf der Ziellinie

70 zusammen. Er wollte damit sagen, dass jedes Teil so lange halten soll Erfahrungsaustausch – wie nötig. Gilt das bei Ihnen in der DTM auch? Prof. Peter Pleus, So extrem ist es nicht. Wir haben reglementbedingt beispielsweise je Team und Saison drei Schaeffler- Motoren zur Verfügung. Reichen die nicht, gibt es Strafen. Das verhindert, dass ein Herstel- Bereichsvorstand ler einen kostenintensiven Übermotor mit wenig Laufleistung baut, der nur ein Wochenende Motorsysteme und ­DTM- durchhält. Die DTM-Autos, gerade die von Audi, sind extrem zuverlässig und haltbar. Sämt- Pilot Timo Scheider liche Komponenten haben eine vorgeschriebene Laufzeit. Ist die erreicht, werden sie ausge- tauscht. So gibt es während der Saison eigentlich keine nennenswerten Defekte.

Wie bereiten Sie sich auf die Rennen vor? Auch per Spielkonsole? Bei Strecken wie der Nürburgring-Nordschleife, die sehr detailgetreu in den Rennsimula-

71 DTM 2011 Timo Scheider

Frage und Antwort – tionen nachempfunden sind, kann man sich den Streckenverlauf und die Besonderheiten Timo Scheider wird von schon einprägen. Aber die meisten Rennstrecken kenne ich mittlerweile so gut, dass ich nicht Schaeffler-Mitarbeitern mehr an der Spielkonsole üben muss. Vor Ort laufe ich stattdessen lieber die Rennstrecke interviewt noch einmal ab, um die kleinen Detailveränderungen zum letzten Mal zu entdecken.

Warum fassen ehemalige Formel-1-Fahrer Nach einem Wechsel in Die DTM Dort so schlecht FuSS? Das habe ich mich auch oft gefragt. Ich habe schon mit vielen darüber gesprochen, sei es Mika Häkkinen, Jean Alesi, Ralf Schumacher oder jetzt David Coulthard. Ein DTM-Auto wiegt unge- fähr das Doppelte eines Formel-1-Rennautos bei nur etwa zwei Drittel Leistung. Das heißt, man muss den Schwung einer Kurve mitnehmen, damit man schnell ist. Das erfordert einen ande- ren Fahrstil. Der Schwung in der Kurve ist in der Formel 1 nicht wirklich entscheidend, weil die ­Autos sehr leicht aus den Kurven herausbeschleunigen und viel stärker bremsen. Wahrschein- lich stimmt nach dem Umstieg das Gefühl des Rennfahrers nicht mehr mit dem überein, was er gewohnt ist. Man verliert den Rhythmus. Aber eine genaue Antwort habe ich da nicht.

72 In Le Mans sind 2011 die Audi-Fahrer Mike den Präsentation der Fahrzeuge – zum Beispiel bei einer Rockenfeller und Allan McNish schwer ver- Markteinführung – eingebunden, aber eigentlich nie in die unglückt, aber beinahe unverletzt davon- Entwicklung. Anders war es beim Audi R8. Dort hat man gekommen. Was geht einem Audi-Kollegen ganz gezielt das Know-how von uns Rennfahrern abgefragt durch den Kopf, wenn er das sieht? und unsere Meinung erbeten. Beispielsweise, was das Ver- Wenn ich daran denke, bekomme ich auch jetzt noch Gän- halten dieses Sportwagens im Grenzbereich angeht. sehaut. Das sind Momente, die möchte man als Rennfahrer nicht erleben. Wir sind uns des Risikos unseres Sports be- wusst. Und doch glaube ich, dass es gefährlicher ist, sich ich habe von 1988 bis 1996 für Audi Sport in täglich im Straßenverkehr zu bewegen. Die Entwicklung im der DTM gearbeitet. Damals haben wir teil­ Rennsport ist in Sachen Sicherheit in den vergangenen Jah- weise bis fünf Uhr in der Früh geschraubt. Ist ren rasant fortgeschritten und auf extrem hohem Niveau. das heute auch noch so? Ich glaube, dass Mike und Allan den Ingenieuren bei Audi Leider ja. Die Jungs müssen je nach Programm und Tag ihre Gesundheit verdanken. Es ist schön, zu erleben, dass so schon mal länger schuften. Wenn dann ein Unfall dazu­ ein Horrorcrash – Gott sei Dank – glimpflich ausgeht. kommt, wird es besonders lang. Beim Finale 2010 in Schanghai habe ich im Training einen Totalschaden pro- duziert. Die Jungs sind am nächsten Tag erst um zehn Uhr Sind Rennfahrer eigentlich in die Ent- mit dem letzten Aufkleber fertig geworden. Als Rennfahrer wicklung von Serienfahrzeugen involviert? weiß man, dass sie die heimlichen Stars sind, aber nie im Ich glaube, wenn Rennfahrer die Autos abstimmen wür- Rampenlicht stehen. Da sollte man immer ordentlich Danke den, dann wären das alles Rennautos. Wir sind häufig bei ­sagen. Sonst hat man einen­ schweren Stand.

Timo Scheider Vita

geboren 10. November 1978 Geburtsort Lahnstein (D) Wohnort Lochau (A) Familienstand Ledig Grösse 1,78 Meter Gewicht 74 Kilogramm Beruf Rennfahrer Hobbys Kochen, Supermoto, Snowboarden Website www.timoscheider.de

73 DTM 2011 Audi Sport Team Phoenix

Meisters Macher

Konsequent und ehrgeizig, unverkrampft und familiär, nahbar und verbindlich – beim Audi Sport Team Phoenix haben viele DTM-Stars zu alter Stärke zurückgefunden. Eine außergewöhnliche Truppe. Ein Porträt.

74 75 DTM 2011 Audi Sport Team Phoenix

eamchef Ernst Moser ist eine natürliche Autori- ­Racing. Von Anfang an mit dabei: eine Handvoll Zak- tät. Der gebürtige Schwabe füllt jeden Raum un- speed-Mitarbeiter, die in einer Phase des Umbruchs dem T mittelbar aus, sobald er ihn betritt. Dabei ist er Ruf ihres ehemaligen Vorgesetzten und Kollegen folgen. stets zurückhaltend. Ein Mann der leiseren Töne. Und doch 100.000 Mark hat Moser an eigenen Mitteln zur Verfügung, hat sein Wort bei seinen Mitarbeitern Gewicht. Er ist ein der Rest wird aus Krediten finanziert. Am 18. Februar 1999 guter Chef, der die Balance aus Fördern und Fordern zielge- wird die Phoenix Racing GmbH unter der Nummer 14305 im nau trifft. Und er ist ein Mann, der sein Schicksal in die Hand Handelsregister von Koblenz eingetragen. Getragen wird nimmt. Tugenden, die man auch bei Schaeffler schätzt. das junge Unternehmen von Leidenschaft: Die DTM ist Ernst Mosers Leben. Bereits 1988 ist er als Mechaniker dabei. Im Jahr 2000 beginnt das Engagement der Mannschaft, die sich 1999 gründet Moser gemeinsam mit dem Marketing- ganz bewusst in Meuspath nahe dem Nürburgring am Stre- Experten Dirk Theimann an dessen Küchentisch Phoenix­ ckenabschnitt Döttinger Höhe ansiedelt, mit dem Einsatz

76 1 1 Aussortiert – Logistik 3 Sammlerstück – 2011 und Planung gehören holt Martin Tomczyk acht auch zu den Aufgaben Pokale für Phoenix in eines DTM-Teams die Eifel

2 Lagebesprechung – der 4 Chef und Dialog wird bei Phoenix Charakterkopf – Ernst gepflegt Moser gründet 1999 die Phoenix Racing GmbH

2

3

4

77 DTM 2011 Audi Sport Team Phoenix

1

von V8 Coupés. Vier Siege gelingen, doch die Meisterschaft geht an den Rivalen Mercedes. Obwohl in anderen Kategorien – der FIA-GT-Meister- schaft, bei den 24 Stunden von Spa-Francorchamps oder am Nürburgring oder bei der legendären Rallye Dakar – Siege und große Erfolge gelingen, ist in der DTM fortan Siegflaute angesagt. Timo Scheider scheitert 2003 in Zandvoort knapp, 2009 an gleicher Stelle Oliver Jarvis. Dann kommt Martin Tomczyk.

2011 zurückversetzt ins vermeintlich zweite Glied, blüht der Rosenheimer unter der Führung von Teamchef Ernst Moser, Teammanager Dirk Theimann, Werkstattleiter Jörg Baldes und dem Technischen Leiter Jürgen Jungklaus auf. Zuvor hatten Mike Rockenfeller und Timo Scheider hier zurück zu alter Stärke gefunden. Es ist der unbedingte Wille zum Erfolg, das kompromisslose Kämp- 2 fen für die eigenen Ziele, die jeden Einzelnen bei Phoenix ­auszeichnen. „Ich versuche, die Bedürfnisse und Schwierigkeiten der Mitarbeiter schon früh zu erkennen, in den Augen zu lesen und so gut es geht einzuwirken“, versucht Ernst Moser das Erfolgsmodell zu erklären. „Das geht ­allerdings nicht immer, schließlich muss man auch an das Geschäft denken.“ Apropos Geschäft. Wo sieht Ernst Moser seinen Rennstall 2012 – nach dem Meisterjahr? Die Antwort kommt ohne Zögern: „In der DTM.“ Und 2021? „Auch in der DTM. Und vielleicht können wir uns einen Traum erfüllen und mit Audi bei den 24 Stunden von Le Mans starten.“

3 4 5

78 1 Führungskraft – 4 Fremdwort Fluktuation – Werkstattleiter Phoenix-Mitarbeiter sind Jörg Baldes loyal und zuverlässig und seit Jahren dabei

2 Eine Frage der Präzision – die Technik wird stets 5 Chef-Techniker – sorgfältig vorbereitet Jürgen Jungklaus

3 Herz und Seele – 6 Starke Truppe – das Teammanager Dirk Team Phoenix Racing Theimann ist Mann der feiert ausgelassen den ersten Stunde ersten DTM-Titel

6

79 schaeFFler im motorsPort 2011 Erinnerungen – Mike Rockenfeller

onaco hat mehr Glamour. Die Nordschleife mehr Mythos. Und Road Atlanta mehr Atmo- Msphäre. Oschersleben ist in vielerlei Hinsicht das Gegenmodell zu den berühmten Rennstrecken des Erd- balls. Und doch gehört die Strecke zu den anspruchsvollen. Mike Rockenfeller, der seit 2007 in der DTM hier startet, hat viele Erinnerungen an den knapp 3,7 Kilometer langen Kurs. „Mit Oschersleben hat meine Automobilsport-Karri- in loVe ere begonnen. Es ist eine der Strecken, auf denen ich bis- her am häufi gsten gefahren bin“, so Rockenfeller. „Damals kam ich aus der Jörg-van-Ommen-Kartserie, die ich gewon- nen hatte, dorthin zu einer Sichtung für die Formel König. With Ich wollte vor der Sichtung natürlich schon ein bisschen Praxis sammeln und habe in Oschersleben vorab mit dem Team von Timo Rumpfkeil, das direkt an der Rennstrecke beheimatet ist, ein bisschen trainiert. Das war nichts Ver- micKey botenes, wurde aber dennoch von ein paar meiner Konkur- renten prompt entdeckt und verpfi ff en. Da hatte ich natür- lich Angst, dass mir das negativ ausgelegt werden würde. Aber ich habe wohl dennoch überzeugt. Bei meinem ersten mouse Rennen in Oschersleben habe ich auch gleich im Formel- König-Auto auf der Pole gestanden.“

Eng und winklig. Oschersleben ist ein spezieller Ort für Rennen. Egal ob , FIA-GT, DTM oder For- Mike Rockenfeller verbindet den mel König – Rockenfeller brilliert in Oschersleben fast aus- nahmslos. Besonders sein erster Auftritt mit den knapp Beginn seiner Karriere und ein 500 PS starken Tourenwagen-Prototypen der DTM ist ihm ganz besonderes Rennen mit und vielen Fans in Erinnerung geblieben. „Ich war gerade dem Kurs in der Börde. neu und fuhr mein zweites Rennen“, so Rockenfeller. „Ich

80 habe hinter Mika Häkkinen nur ganz knapp die Pole-Position verpasst. Mika Häkkinen! Der ist zweimaliger Formel-1-Weltmeister. Doch ich habe gemerkt, dass auch Formel-1-Stars nur mit Wasser kochen. Im Rennen habe ich den Start gewonnen und geführt, aber die Führung beim Boxenstopp wieder verloren. Ich habe das ganze Rennen mit Mika einen tollen Kampf gehabt und am Ende ein hartes, aber immer noch sehr faires Manöver gegen ihn gesetzt. Da- mit hatte ich mir Rang drei und das erste Podest gleich beim zweiten DTM-Rennen gesichert. Das war natürlich eine tolle Sache.“ 1 Feines Duell – in Oschersleben ringt Mike Rockenfeller 2007 Seither reist Rockenfeller stets mit einem guten Gefühl nach Oschersleben. „Die Stre- Mika Häkkinen nieder cke gehört zu den Konstanten in meinem Motorsport-Leben. Seit 2001 bin ich im Automobil- Rennsport und jedes Jahr – bis auf eine Ausnahme – habe ich dort in jeder der Rennserien, 2 Gutes Gefühl – Mike in denen ich gestartet bin, ein Rennen bestritten“, so Rockenfeller. „Und von Anfang an habe Rockenfeller reist von ich immer, wenn ich ankam, am ersten Tag eine Jogging-Runde entlang der Strecke eingelegt. jeher gern zu Rennen in Ich kenne dort jedes Detail, trotz der Umbauarbeiten zwischendurch.“ der Magdeburger Börde

1 2 Mike Rockenfeller Vita geboren 31. Oktober 1983 Geburtsort Neuwied (D) Wohnort Altnau (CH) Familienstand Ledig Grösse 1,75 Meter Gewicht 67 Kilogramm Beruf Rennfahrer Hobbys Krafttraining, Ski fahren Website www.mike-rockfenfeller.de

81 Schaeffler im Motorsport Mitarbeitertag

82 Herzlich Willkommen

Schaeffler lädt im September 2011 zum großen Mitarbeitertag. Im Zentrum des Interesses von über 30.000 Besuchern: der Motorsport.

83 Schaeffler im Motorsport Mitarbeitertag

1 2

September 2011 1 Signierstunde – Martin 3 Familienmitglied – Magnet Motorsport Tomczyk erfüllt die Armin Schwarz gehört Autogrammwünsche der seit 25 Jahren zum Rallye-Legende Armin Schwarz ist Schaeffler-Mitarbeiter Schaeffler-Inventar da. Er verdankt seine Karriere im Motorsport der Unterstützung durch 2 Gastgeschenk – ­Maria- 4 talk, Talk, Talk – Schaeffler. Martin Tomczyk ist da. Elisabeth Schaeffler Tomczyk, Schwarz Er ist mit Schaeffler in der DTM in bekommt eine Zeichnung und Autor Jörg Walz im der Gegenwart voll durchgestartet. von Tomczyks Audi A4 Gespräch Ihr Einsatzauto haben sie jeweils DTM überreicht mitgebracht: das Audi Coupé von 1987. Und den Audi A4 DTM, der 2011 am Start ist. Zweieinhalb Jahrzehnte Motorsport üben auf die Beschäftigten der Schaeffler-Marken LuK, INA und FAG eine magische Wirkung aus. Über 70.000 Mitarbeiter zählt der Konzern, über 30.000 Menschen kommen zum Mitarbeitertag, der im September 2011 in Herzogenaurach für große Begeisterung sorgt. Autogramme von Schwarz und Tomczyk finden reißenden Absatz, die Identifikation der Mitarbeiter mit ihren Stars ist enorm. Schwarz und Tomczyk bleiben nahbar wie eh und je und erobern die Herzen der Schaeffler-Angestellten im Sturm.

84 3 4

Martin Tomczyk

„Unglaublich, mit was für einer Begeisterung die Schaeffler-Mitarbeiter hinter dem Projekt DTM stehen. In jeder Abteilung und an fast jedem Arbeitsplatz hängen Poster davon.“

85 Rallye-Sport Armin Schwarz

86 ... der darf das

Die Rallye-Karriere von Armin Schwarz gründet auf Herzblut, auf nicht enden wollendem Engagement, auf dem Verfolgen klarer Ziele. Und auf einer intensiven Partnerschaft mit dem Nachbarn Schaeffler.

87 Rallye-Sport Armin Schwarz

1 1 Krönung – bei der Metz Rallye 1986 im Süden Nürnbergs springt ein zweiter Platz mit reichem Pokalschmuck heraus

2 Demonstration – die Devise lautet „voller“ Einsatz, und es gilt, niemals einen Zentimeter zu verschenken

3 Eigengewächse – die Mechaniker-Truppe des INA-Rallye-Teams setzt sich auch aus Schaeffler- Mitarbeitern zusammen. Das Foto zeigt (von links) Jörg Rybczynski, Bernd Heinze, Klaus-Peter Hagen, Herbert Kamm, Jürgen Seiler, Jürgen Paul, Oliver Baltz. Noch heute arbeiten einige von ihnen im Hause Schaeffler

2

88 3

as zornige Brüllen des Vierzylinders, beatmet durch zwei offene Doppelverga- ser, gesteuert mit „scharfen“ Nockenwellen und kaum gedämpft durch ein sport- Dlich knapp geschnittenes Abgasrohr, wird zunehmend lauter. Je näher es kommt, desto stärker ist auch das Prasseln des Schotters zu vernehmen, der den Wagenboden des weißgrundigen Fiat 131 malträtiert. Aus den verbreiterten Radhäusern sendet der Steinschlag grummelnde Takte, und das spoilerbewehrte Heck malt mit der staubige Schleppe das dazu passende Bild in die mittelfränkische Landschaft. Die Fahrradfahrer, die die geschotterte ­Straße von Oberreichenbach nach Tanzenheit befahren, haben ihre Räder ins benachbarte Feld geschoben. Sie wissen die Situation routiniert einzuschätzen. Armin Schwarz befindet sich im An- und Vorbeiflug, die Rallye-Nachwuchshoffnung aus Oberreichenbach, dem rund 600 Einwohner zählenden mittelfränkischen Dorf vor den Toren von Herzogenaurach.

Schwarz arbeitet in den achtziger Jahren als Schrauber in der Münchauracher Fiat-Werk- statt Autohaus Stadie und ist fasziniert von den Feuerwerken, die Walter Röhrl auf den Rallye- Pisten der Welt abfeuert. Nach einem Ausflug zur „Monte“ fasst er den Entschluss zur Rallye- Karriere. Und die ersten Fahrten im aufgetragenen und notdürftig präparierten Fiat lassen be- reits das Talent des Franken erkennen. Auf der Suche nach dem „Wie“ für die weiteren Schritte zu einer Rallye-Karriere tritt Schwarz beim Nachbarn Schaeffler in Herzogenaurach an. Der jun- ge Motorsportler berichtet von seinen Zielen, versteht mit dem in ihm lodernden Feuer einen Funken in die Schaeffler-Geschäftsleitung zu tragen. „Na ja, dann machen Sie mal“, lauten die Worte des damaligen Geschäftsführers Wolfgang Falk, dem Vorgänger von Dr. Jürgen Geißin- ger, der seit 1998 die Geschicke des florierenden Weltkonzerns verantwortet.

Der Umstieg auf Audi, die Marke aus der Nachbarschaft, ist beschlossene Sache, die Rohkarosse eines Audi 80 quattro bereits vorhanden. Und um die für ein veritables Rallye- Fahrzeug fehlenden Teile soll sich Armin Schwarz zusammen mit dem Entwicklungsleiter von ­Schaeffler kümmern – schließlich verbindet Schaeffler und Audi eine erstklassige Zusammen- arbeit. Auch die Mechaniker, die Armin beim Aufbau des Wagens helfen, stehen tagsüber bei Schaeffler in der Entwicklung, im Versuch oder in der Produktion ihren Mann. „Wir haben dann

89 Rallye-Sport Armin Schwarz

90 Armin Schwarz Deutscher Rallye-Meister 1987

„Die Anfangsjahre waren geprägt von Ehrgeiz und grenzenlosem Engagement. Das galt für alle im Team und für unsere Partner. Sie bilden das Fundament meiner Karriere.“

91 Rallye-Sport Armin Schwarz

1 2

die notwendigen Rennsportteile bei Audi bestellt“, erinnert Besuch in der Schwarzschen Werkstatt den Rallye-Boliden sich der angehende Rallye-Profi. „Jedes Teil hatte seine eige- und das ebenfalls in Eigenarbeit aufgebaute Renntranspor- ne Nummer und stellte eine Position auf der auf Endlospapier ter-Motorhome zeigen lässt. Aus Anerkennung für die acht- mit blassem Nadeldruck wiedergegebenen Lis­te dar. Und als bare Art und Weise, mit der Schwarz das Unternehmen ver- diese dann im Hause Schaeffler vorlag, erhielt ich eine Ein- tritt, darf sich die Rallye-Truppe an den Rallye-Wochenenden ladung, doch noch einmal in der Geschäftsleitung vorstellig auch des Schaeffler-Transporterfuhrparks bedienen. zu werden – schließlich addierten sich die einzelnen Schrau- ben, Muttern und Teile zu einer Summe, für die es auch eine achtbare Limousine zu erwerben gegeben hätte.“ Am Saisonende steht der Rallye-Novize als Titelkandi- dat da. Ein zweiter Platz bei der Drei-Städte-Rallye reicht für den ersten Titel in der ersten vollen Saison. Doch Peugeot Am Ende steht ein weiß-grüner Audi 80 quattro, mit bietet Michèle Mouton und einen aus der WM stammenden dem Armin Schwarz und seine Amateurmannschaft 1986 Gruppe-B-Boliden namens 205 turbo 16 auf. Der doch sehr im Mitropa-­ Cup, einer Rallye-Europameisterschaft, Stück seriennahe Audi erweist sich im direkten Vergleich als eher für Stück nach vorn stürmen und die Blicke des interessier- stumpfe Waffe. Armin Schwarz fasst sich ein Herz, wird er- ten Publikums auf sich ziehen. Interessiert zeigt sich auch neut in Herzogenaurach vorstellig und trägt seine Idee vor: Schaeffler-Gründer Dr. Georg Schaeffler, der sich bei einem Er möchte ebenfalls ein Gruppe-B-Fahrzeug organisieren.

3 4 5

92 6

Letztendlich erhält er die Freigabe, sich einen 450 PS starken Parallel zur schnellen, wettbewerbsmäßigen Hatz über MG Mini Metro 4x4 zu mieten. Als Marschrichtung wird ein- Stock und Stein bestreitet der Franke einen Gutteil seines deutig der Titel definiert. Vermieter ist Konrad Schmidt, des- Tagesgeschäfts mit Test- und Entwicklungsfahrten für das sen Firmensitz in Cadolzburg ebenfalls zur unmittelbaren junge Rundstreckenprogramm von Audi. Das DTM-Engage- Nachbarschaft zählt. Schwarz macht, wie ihm aufgetragen, ment wird mit US-Renneinsätzen in der TransAm-Serie vor- und sichert sich den Mitropa-Cup und damit den Einstieg in bereitet. die Karriere eines Rallye-Profis.

Und Schwarz hilft bei den Vorbereitungen. In Ingolstadt 1987 und 88 wird Schwarz Audi-Werksfahrer, Einsatz- steht die Entscheidung, sich künftig auf der Rundstrecke team ist die SMS-Truppe von Konrad Schmidt, und Schaeffler statt auf Rallye-Pisten zu engagieren. Armin Schwarz hinge- ist Partner. Schwarz entert die Deutsche Rallye-Meisterschaft gen entscheidet sich dafür, der schnellen Fahrt auf unbefes­ und lenkt sein allradgetriebenes, kräftig untersteuerndes und tigtem Untergrund treu zu bleiben. Und so geht es für Audi in mit rund 210 PS nicht über die Maßen kräftig motorisiertes die DTM: Schwarz empfiehlt sich mit seinen drei Titeln in drei Audi Coupé quattro auf Titelkurs. 1988 gelingt es ihm, mit der Jahren für Werkseinsätze in der Rallye-Weltmeisterschaft stärker motorisierten, dafür aber auch unhandlicheren „Direk- und findet mit Toyota, Mitsubishi, Ford, Hyundai und Škoda tionslimousine“ Audi 200 quattro den Titel zu verteidigen. interessante Arbeitgeber für eine lange WM-Karriere.

1 Von wegen 4 Weichenstellung – 1986 „Direktionslimousine“ – baut Armin Schwarz den der Audi 200 quattro Audi 80 quattro auf leistet 240 PS … Armin Schwarz 5 Zielankunft – Schwarz Vita 2 … ist mit 1.250 Kilo aber feiert ausgelassen geboren 16. Juli 1963 kein Leichtgewicht Geburtsort Neustadt/Aisch (D) 6 Getriebetausch – bei der Wohnort Neustadt/Aisch (D) 3 Power satt – der 450 PS Drei-Städte-Rallye 1986 Familienstand Verheiratet starke MG Metro aus werden umfangreichere Website www.armin-schwarz.com Gruppe-B-Zeiten Servicearbeiten nötig

93 Schaeffler im Motorsport Erinnerungen – Wolfgang Kaufmann

94 Wolfgang Kaufmann Langzeit- Vita geboren 24. Januar 1965 Geburtsort Dernbach (D) Wohnort Molsberg (D) Beziehung Familienstand Ledig Beruf Rennfahrer Wolfgang Kaufmann trägt seit 1990 Gelb. Hobbys Kart, Mountainbiken Seither ist LuK sein persönlicher Sponsor – Website www.wolfgang-kaufmann.de egal ob bei Formel- oder Sportwagen- Rennen. Die persönliche Geschichte einiger Highlights.

ie Ehe zwischen der Schaeffler Gruppe und Wolf- GT-Rennen komplett absolviert. Der Regen und das brillant gang Kaufmann beginnt mit einem denkwür- aufgelegte Duo Kaufmann/Haupt sorgen für den ersten Por- Ddigen Rennen. 1990 startet „Piranha“, wie er sche-Gesamtsieg in der Geschichte der Serie. später von seinen Gegnern genannt wird, in der Deutschen ­Formel-3-Meisterschaft für das Opel-Team Schübel. Es ist ein Jahr mit vielerlei Premieren. Erstmals startet Kaufmann Das großes Faible entwickelt Wolfgang Kaufmann für in der Formel 3, wo Opel als Motorenlieferant einsteigt. Mit die Nordschleife. Ihm gelingt in der Zusammenarbeit mit LuK LuK steuert Kaufmann einen persönlichen Sponsor bei. Eini- dort im Jahr 2001 ein Coup. Er fährt mit einem straßenzuge­ ge seiner Gegner in der Serie werden später von sich reden lassenen, serienbereiften Porsche von Gemballa mit 7.32 Mi- machen: , Jörg Müller, Franz Engstler,­ nuten den Rundenrekord. Er wird bis 2004 Bestand haben. ­Marco Werner und Ralf Kelleners sind nur eine Auswahl. Und noch ein Highlight der Langzeit-Beziehung mit LuK: „Die Fahrzeuge waren nahezu identisch“, erinnert sich 2001 gewinnt Kaufmann den Porsche Weltcup. „Ein heraus- Kaufmann. „Und das erste Rennen war gleich ein unglaub- ragendes Resultat.“ Wie viele in seiner langen Karriere. lich turbulentes.“ Kaufmann gewinnt und distanziert sei- nen Teamkollegen Eduar Neto, der Zweiter wird, und Michael Schumacher, der Rang vier einfährt. „Das war natürlich eine absolut überragende Sache für mich.“ 1

Ein weiteres Highlight in der Beziehung Kaufmann–LuK ist die Le-Mans-Premiere 1995. Damals müssen sich die 1 Premiere – Wolfgang Teams im Pre-Qualifying beweisen, um einen Startplatz zu Kaufmann feiert bekommen. Kaufmann startet mit einem Freisinger-Porsche zusammen mit Hubert in einem dicht bestückten Feld von Werks- und Semi-Werks­ Haupt 2000 den ersten teams. „Dort habe ich die absolut schnellste Porsche-Runde Gesamtsieg eines gedreht“, so Kaufmann. „Das nächste Werks­auto kam gera- Porsche in der FIA-GT de einmal auf drei Sekunden heran.“ 2 Posieren bei der Premiere – 1990 ist das Dass Kaufmann ein Mann für besondere Premieren erste gemeinsame Jahr ist, zeigt er 2000 am Lausitzring. Die FIA-GT-Meisterschaft von Kaufmann und LuK, fährt erstmals auf dem neu eröffneten Kurs. Das ganze damals in der Formel 3. Wochen­ende ist extrem verregnet. Das zeitgleich ausgetra- Mit dabei: Opel- gene DTM-Rennen wird abgebrochen. Doch zuvor wird das Botschafterin Steffi Graf 2

95 sChaeFFler im motorsPort Erinnerungen – Andy Priaulx

Casino royale

Mythos Macau. Tourenwagen­Könige werden an speziellen Orten gekürt. In der Weltmeisterschaft triumphiert Andy Priaulx hier drei Mal in Folge. Ein Liebeserkärung des BMW­Piloten an den wohl anspruchsvollsten Stadtkurs der Welt.

ie ist eine von nur vier Automobil­Weltmeisterschaften und extrem hart um­ kämpft: die Tourenwagen­WM. Zimperlich sein? Eine verbotene Charaktereigen­ Sschaft, wenn es darum geht, den Besten der Besten in 20, 22 Rennen zu küren, je zwei an einem Rennwochenende. Extreme Sprints um Punkte und Podestplätze. So weit, so Motorsport­Alltag. Doch da ist noch dieses bisschen mehr. Da ist dieses alles überra­ gende Finale. Da ist Macau, der dramaturgische Höhepunkt einer Welt­Tournee. Die Gesamt­ wertung hat sich zu einer fi nalen Ausgangslage ausgebildet, die Anreise ist für Europäer die längste im weltumspannenden Kalender. Die Pause vor dem Rennen fällt immer noch ein bisschen länger aus, sorgt für mentale Anspannung. Und dann warten 6.115 Meter Stre­ ckenverlauf, mal sieben, mal 14 Meter breit. Ein nichts verzeihender Leitschienenkanal einer Casino­Hochburg, im ersten Teil steil ansteigend, im zweiten ein kurviger freier Fall zurück ins Ziel. Der pure Druck, wenn es darum geht, um einen WM­Titel zu kämpfen.

„Macau ist einzigartig in der Charakteristik und wenn man hier gewinnt, fühlt es sich wie eine echte Eroberung an“, sagt Andy Priaulx. „Macau ist in jeder Hinsicht ein Casino. Hier eine perfekte Runde zu erwischen ist sogar schwieriger als auf der Nürburgring­Nordschlei­ fe. Man muss ganz nah an die Mauern und Leitschienen heranfahren, um schnell zu sein. Man braucht eine saubere und präzise Linie. Es gibt keine Strecke, die mit Macau zu verglei­ chen ist. Alle anderen Stadtkurse, beispielsweise in Europa, sind nicht so temporeich. Auch Monaco nicht.“ Mit Macau verbindet Priaulx drei Weltmeistertitel. „Ich habe diese Form der Konzentration auf dieses eine Event immer sehr genossen. Man muss in der Tourenwagen­ WM ohnehin immer aussortiert und bestens vorbereitet sein. In Macau muss man das alles auf den Punkt abrufen. Ein Spiel, das ich immer beherrscht habe.“

96 Andy Priaulx Vita Titel eins: ein emotionaler Höhepunkt. Noch neun Fah­ rer können in Macau Weltmeister werden, doch der kon­ geboren 8. August 1974 stanteste der gesamte Saison setzt sich durch: Priaulx. Geburtsort Guernsey (GB) ­Titel zwei ist die süße Bestätigung im Folgejahr. Und noch Wohnort Guernsey (GB) eine ganz besondere Emotion verbindet Priaulx mit Macau. FamilieNSTAND Verheiratet „Mein emotionalster Moment war im Jahr 2003, als ich in Beruf Rennfahrer Macau bei einem Einladungsrennen für BMW gestartet bin. Hobbys Wasserski, Wandern Meine Tochter hatte sich entschlossen, einen Monat frü­ Website www.andypriaulx.com her als geplant auf die Welt zu kommen. Und ich war nicht da. Ich habe in jeder freien Minute mit dem Handy in der Hand draußen auf der Brücke vor unserem Hotel gestan­ den und habe darauf gewartet, dass es klingelt und es gute Nachrichten gibt.“ Die gibt es. Und der Name Priaulx wird in sportlicher Hinsicht in den Folgejahren eng mit dem an­ spruchsvollsten Stadtkurs der Welt verbunden bleiben.

Legende trifft Legende – Andy Priaulx feiert mit BMW drei Mal den Weltmeistertitel, drei Mal ist Macau der Ort der Entscheidung

97 SCHAEFFLER IM MOTORSPORT Erinnerungen – Klaus Niedzwiedz

VON MONSTERN UND MÄNNERN

Die Nordschleife ist eine Legende. 23 Kilometer Mythos, Mutkurven und Maximalgeschwindigkeiten. Klaus Niedzwiedz ist seit 40 Jahren in der „Grünen Hölle“ am Start. Und hat den Respekt vor der wohl gefährlichsten und herausforderndsten Rennstrecke der Welt bis heute nicht verloren.

ein erstes Rennen auf der Nordschleife war 1971 in der Formel Vau, einer Formel­ MEinstiegsklasse mit 1.300er­Volkswagen­ KLAUS NIEDZWIEDZ Motor“, erinnert sich der heute 60­jährige Klaus VITA Niedzwiedz. „Meine ersten Runden bin ich aber schon 1969 mit meinem privaten Mini gefahren. Zu der Zeit gab es noch GEBOREN 25. Februar 1951 keine Leitschienen, sondern nur Hecken. Damals sind sie GEBURTSORT Dortmund (D) dort auch noch so Formel 1 gefahren. An dem Charakter der WOHNORT Waltrop (D) Strecke hat sich bis heute nichts geändert: Man braucht FAMILIENSTAND Verheiratet als Fahrer noch immer richtig Herz, um schnell zu sein, und BERUF TV­Journalist muss schon mal die Pobacken zusammenkneifen.“ HOBBY Motorrad fahren

Niedzwiedz hat auf der Nordschleife einiges erlebt. Große Erfolge, große Geschichten. „1987 war mein ers­ tes Jahr mit LuK­Sponsoring – und gleich ein weltmeister­ liches“, so Niedzwiedz. „Ich bin in der Tourenwagen­WM damals Vizeweltmeister in der Fahrerwertung geworden

98 „Vize“ Niedze – 1987 holt Niedzwiedz mit Ford den zweiten Platz in der Tourenwagen-WM, 1989 glänzt er nach einem Unfall im Jahr zuvor auf der Nordschleife

und als Hersteller haben wir mit Ford den Markentitel ge­ Unfall habe ich mir die Schulter und den Arm gebrochen. holt. Walter Demel war damals für Schaeffler und das Mo­ Das war mein persönlich schwerster Unfall, den ich aber torsport-Sponsoring zuständig und hat die nicht gerade vergleichsweise glimpflich überstanden habe. Auf dem endlosen Gelder an seine Fahrer verteilt. Bis heute fahre ­Overall stand damals schon LuK – den habe ich heute ich mit persönlichem LuK-Aufkleber auf dem Helm.“ noch als Erinnerung im Büro hängen.“

Heute fährt Niedzwiedz beim 24-Stunden-Rennen Ernsthaft ans Aufhören denkt Niedzwiedz noch nicht. für Volkswagen in einem Scirocco mit Erdgasantrieb, da­ Solange er sich wohlfühlt und gute Rundenzeiten fährt, mals lenkte er furchterregende PS-Monster. „Bis heute kehrt er gern auf die Nordschleife zurück. Vielleicht auch, halte ich den Streckenrekord aus damaliger Betonschlei­ weil er mit dieser Rennstrecke die ein oder andere Anek­ fe und Nordschleife in einem 600, 700 PS starken Turbo- dote verbindet. Wie diese hier: „Auf der Nordschleife Capri. Wir haben damals teilweise abenteuerliche Proto­ habe ich den schönsten Ausfall meiner Karriere erlebt. typen auf der Nordschleife gefahren“, so Niedzwiedz. „In Ich bin am Pflanzgarten ausgerollt. Dort stand eine junge der DTM bin ich 1988 einmal bei etwa 300 km/h im Be­ Dame, wunderschön und jung. Ich war nicht mehr ganz so reich Tiergarten abgeflogen, weil mir hinten rechts ein jung, aber dennoch hat sich daraus eine interessante und Reifen geplatzt ist. Ich war von der 16. Startposition los­ schöne Liebesgeschichte entwickelt.“ Wie jene zur Nord­ gefahren und schon Zweiter hinter . Bei dem schleife selbst.

99 SchaEffler im Motorsport Historie

100 ES LEBE DER SPORT

Motorsport-Erfolge mit INA, LuK und FAG reichen bis in die Anfänge des Motorsports zurück. Doch erst ab Mitte der 80er-Jahre sind die Schaeffler- Farben Gelb, Grün und Rot permanent auf den Rennstrecken zu finden.

101 SchaEffler im Motorsport Historie

1

ay Harroun gewinnt das 500-Meilen-Rennen auf ein umfangreiches Sortiment verschiedener Wälzlager­ dem Ovalkurs, dem legendären Brickyard von lösungen. Das Fundament bildet die Erfindung des Nadel- R­Indianapolis, anno 1911 letztendlich auch dank lagerkäfigs durch Georg Schaeffler, mit dem den kompakt einer technischen Innovation – dem ersten Rückspiegel der bauenden Lagern der Durchbruch beispielsweise auch in Automobilgeschichte. Der vor dem Cockpit montierte Spiegel Automobil­getrieben gelingt. Heute ist das Portfolio längst macht die bis dahin übliche Souffleur-Arbeit des Beifahrers um Kupplungslösungen, Getriebekomponenten, Bauteile überflüssig. Das spart Gewicht und ermöglicht dem Renn- für Fahrwerksanwendungen und eine Vielzahl von Motoren- fahrer, den Blick konstant nach vorn zu richten. Mit an Bord elementen angewachsen, die Schaeffler weltweit unter den sind Radlager von FAG. Georg Fischer, Gründer der Fischer AG Konzernmarken INA, LuK und FAG anbietet. – landläufig als „Kugelfischer“ in aller Munde – ermöglicht mit seiner Erfindung der Kugelmühle erst die Fertigung von Kugellagern mit präzisen, gleichmäßigen und belastbaren Für Motorsport-Fans spielt LuK dabei die wohl prägnan- Kugeln. Der Indy-Sieg markiert den ersten internationalen teste Rolle, schließlich engagiert sich der Kupplungsspezia- Motorsport-Erfolg der zu Schaeffler zählenden Marken. list seit Mitte der Achtzigerjahre flächendeckend im Motor- sport. Treibend ist dabei die Aftermarket-Organisation, die für das Ersatzteilgeschäft mit Fachwerkstätten verantwort- So wie FAG für die Wiege des Kugellagers steht, steht lich zeichnet und damit – anders als im Erstausrüstungs-Ge- der Name Schaeffler für grundlegende Innovationen und schäft mit Automobilherstellern – im Dialog mit dem End-

102 2

5 Großer Bruder – der bärenstarke Ford Sierra Cosworth löst eindrucksvoll das zuvor eingesetzte Modell ab. Hier kämpft am Norisring um die Spitze

6 Blaue Periode – mit Mattias Ekström erringt das Audi Sport Team Abt Sportsline und LuK in der DTM Siege und auch Titel-Lorbeer

5 3 4

1 Umkämpft – die Britische Tourenwagen- Meisterschaft (BTCC) zählt ebenfalls zu den für LuK geeigneten Kommunikations- plattformen kunden, dem Autofahrer, steht. Und als Automobilzuliefe- rer, Werkstattausrüster und Technologiespezialist erscheint 2 Farbklecks – die ein Engagement im Motorsport als probates Mittel zur Stei- grellgrünen Alpina M3 gerung des Bekanntheitsgrades und Realisierung verschie- bringen Farbe in die DTM dener Maßnahmen zur Kontaktpflege. der späten 80er-Jahre

6 Den Auftakt macht Mitte der achtziger Jahre eine Part- 3 Die Ford-Junioren starten nerschaft mit Ford. LuK wird bis in die frühen Neunziger 1987 anfangs noch mit ­Seriensponsor der Formel Ford, jener Nachwuchsrenn­serie, dem Sierra XR4Ti mit der der Kartnachwuchs erste Erfahrungen im Formel- Rennwagen und auf namhaften Rennstrecken sammelt. 4 Wanderarbeiter – die Das gelbe Quadrat mit dem prägnanten LuK-Schriftzug DTM-Starts für Alpina prangt auf allen Fahrzeugen und Overalls. Zu den Piloten sind für jener Jahre, die sich mit ihren Formel-Ford-Erfolgen für eine eine willkommene Profi-Karriere qualifizieren, gehören Fahrer wie ­Michael Nebentätigkeit. Im Schumacher, Michael Bartels, Ellen Lohr oder ­Alexander Mittelpunkt steht damals Wurz. „Immer wieder habe ich auf den Meisterservice von seine Formel-1-Karriere

103 SchaEffler im Motorsport Historie

1 Botschafter – Augusto 2 Aufsehenerregend – der 3 Kader-Schmiede – Dirk Farfus und Andy Scirocco gehört zu den Müller und Alexander Priaulx vertreten die Rennwagen, mit denen Zanardi gehören in Schaeffler-Farben in der sich LuK im Breitensport der Tourenwagen-WM Tourenwagen-WM einen Namen macht ebenfalls zu BMW

1

2 3

104 4

LuK aufmerksam machen dürfen“, erinnert sich Rainer Braun, der die Formel Ford oftmals als Streckensprecher kommentierte.

Für die Saison 1987 hecken der LuK-Aftermarket-Spon- sorbeauftrage Walter Demel und Ford-Rennleiter Lothar 5 Pinske einen weiteren Plan aus. In Köln formiert Pinske mit Bernd Schneider, Frank Biela und Manuel Reuter ein vielver- sprechendes Nachwuchsteam, das im Rahmen der DTM mit starken Auftritten im Ford Sierra von sich reden macht. LuK ist mit von der Partie. Bereits 1986 stößt Armin Schwarz zum Kader der von Schaeffler unterstützten Motorsportler. Sein Sportgerät stammt in den folgenden Jahren stets aus dem Hause Audi. Lediglich für die meisterschaftsentscheidende Drei-Städte-Rallye 1986 wird kurzerhand ein geliehener Gruppe-B-MG-Metro mit INA-Botschaften beklebt. Doch auch der Peugeot 205 turbo 16 von Konkurrentin Michèle 6 Mouton und eine Reihe weiterer Rallye-Fahrzeuge verschie- dener Fabrikate fahren in den Folgejahren mit Unterstützung von LuK. Prominent sind unter anderem die verschiedenen Ford Sierra Cosworth, die zwischen 1987 und 1992 in der DTM bis zu Titelehren kommen. Spektakulär ist der leuch- tend rot lackierte Porsche 911 GT3 RS, mit dem das Duo ­Dobberkau/König 2007 Farbe in die Rallye-DM bringt.

1980 gewinnt der Volkswagen Iltis auf Anhieb die zwei- te Auflage der Rallye Paris–Dakar. Mit an Bord sind speziell abgedichtete Lager für die Drosselklappenwelle am Verga- ser. Die Rallye-Strapazen sind eine gute Bewährungsprobe für die neuen Lager, die heute längst in keinem modernen Auto mehr fehlen dürfen. Und auch als sich Volkswagen mit 4 Sowohl als auch – dem Race Touareg erneut bei der Rallye Dakar engagiert, sind der Ford Sierra Schaeffler-Komponenten mit an Bord. Diesmal sind es bei- Cosworth gehört auf spielsweise wälzgelagerte Turbolader, die sich durch erfolg- der Rundstrecke und reiche Motorsport-Einsätze für spätere Serienverwendungen Rallye-DM-Pisten qualifizieren. Und LuK ist auch als Partner von Volkswagen zu den bevorzugten Motorsport mit von der Partie. Erstmals Wüstenluft hatte Sportgeräten LuK bereits 2001 geschnuppert, als der rote, von Mitsubishi Deutschland eingesetzte Pajero von Jutta Klein­schmidt und Andy Schulz mit LuK-Logos die wohl härteste Rallye der Welt 5 Vorreiter – lange vor gewinnen konnte. dem heutigen Schritt in die Rallye-WM realisiert Volkswagen einen Golf Die Sponsorings der frühen Jahre sind oftmals auch an nach Kit-Car-Reglement Personen gebunden. So wie heute Timo Scheider als schnel- ler Markenbotschafter für Schaeffler und seine Marken in der 6 Spektakulär – der DTM und bei Langstreckenrennen, wie dem 24-h-Rennen von heckgetriebene Porsche Spa, unterwegs ist, unterstützt LuK Michael Bartels und Mar- 911 GT3 RS aus der co Werner beim Schritt von der Formel Ford in die Formel 3. Rallye-DM

105 SchaEffler im Motorsport Historie 1

1 Kraftvoll – Traktor- Pulling gehört zu den eindrucksvollen Möglichkeiten, die 2 Leistungsfähigkeit von Kupplungen darzustellen

2 Überraschungserfolg – BMW gelingt 2010 3 mit dem M3 GT2 ein Sieg beim legendären 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring

3 Vor großer Kulisse – Michael Bartels empfiehlt sich im Rahmen des Formel-3- Rennens in Monaco für weitere Aufgaben 6 4 4 Trittbrett – der Van Diemen, mit dem Michael Schumacher den Schritt von der Kartpiste auf die Rennstrecke macht

5 Formel-Schule – der mehrmalige Le-Mans- Sieger Marco Werner gehört ebenfalls zu dem Fahrerkader, der 5 zwischenzeitig LuK- Unterstützung erfuhr

6 Aufstrebend – Michael Schumacher als junger Formel-Ford-Pilot

106 1 Nonplusultra – Roland Asch ist in den ersten Jahren des Porsche Carrera Cup kaum zu schlagen

Für Michael Bartels ist der Auftritt beim prestigeträchtigen F3-Rennen im Rahmenprogramm des Monaco-GP einer der Türöffner für seinen Schritt in die Formel 1. Marco Werner beendet 2 Damenwahl – Ford bringt die Formel-3-DM 1991 und 1992 jeweils als Vize-Champion und gewinnt 1992 das internatio- im Rahmen des Fiesta nale F3-Rennen in Monte Carlo. Zu den Konkurrenten des mehrfachen Le-Mans-Siegers zählen Ladies Cup schnelle Michael Schumacher, Heinz-Harald Frentzen, Wolfgang Kaufmann und . Damen an den Start

3 Früh übt sich – im ADAC Kurt Thiim, Klaus Niedzwiedz und Peter Oberndorfer gehören zu den zahlreichen Touren- Volkswagen Polo Cup wagensportlern, die auf die Unterstützung aus Langen zählen können. Und parallel dazu pran- dürfen bereits junge gen die LuK-Logos auch auf einer Reihe von Boliden der ersten, bis 1992 währenden DTM-Ära. Piloten starten, die Dazu zählen verschiedene Ford Sierra XR4i und Cosworth RS 500 Alpina und BMW M3 sowie auf die Erteilung einer die Mercedes-Benz der Teams von Helmut Marko und Jochen Mass. Mit Audi beginnt 2007 eine amtlichen Fahrerlaubnis DTM-Partnerschaft, die über den Titelgewinn von Mattias Ekström anno 2007 bis zum jüngs- zum Führen von ten Titel von Martin Tomczyk reicht und deren Fortsetzung in die nunmehr vierte DTM-Ära be- Automobilen im schlossene Sache ist. Neben Mattias Ekström, der auf seinem blauen A4 auch das gelbe LuK- Straßenverkehr noch Logo präsentiert, agiert Mike Rockenfeller als INA-Botschafter. Sein roter Audi A4 ist dement- eine Zeit warten müssen sprechend mit der grünen INA-Raute geschmückt.

LuK und INA sind auch Partner von BMW in der Tourenwagen-Weltmeisterschaft. Andy Priaulx und sind die Schaeffler-Botschafter, die Siege und Titel sammeln. Ebenfalls mit BMW gewinnt LuK das legendäre 24-Stunden-Rennen auf der Nürburgring-Nord- schleife. Mit Ford, Porsche, Alfa Romeo und Volkswagen ist Schaeffler immer wieder in ver- schiedenen Markenpokalen, wie dem Fiesta Ladies Cup, Carrera Cup, Alfa 147 Cup und ADAC Volkswagen Polo Cup am Start. Aber auch schwere Geschütze gehören zu den bevorzugten Sportgeräten, mit denen sich die Markenbekanntheit steigern und das Produktportfolio nach- haltig darstellen lässt. So gehören die in der Truck-EM fahrenden Rennlaster von Buggyra und dem MKR-Team ebenso zur Schaeffler-Familie wie die drehmomentgewaltigen Traktoren, mit denen LuK die Leistungsstärke seiner Kupplungen beim Traktor-Pulling eindrucksvoll unter ­Beweis stellt.

1 2 3

107 Truck Racing FIA-Europameisterschaft

Racing XXL

108 Sie wiegen knapp fünf Tonnen. Sie haben 1.140 Pferdestärken. Ihr Drehmoment von 5.500 Nm ist pure Stärke. Kein Zweifel: Ein Renntruck ist etwas für echte Kerle.

109 Truck Racing FIA-Europameisterschaft

on null auf hundert in 4,8 Sekunden. Ein Porsche 911 GT3 beschleunigt derart ex- plosionsartig aus dem Stand. Ein beeindruckendes Schauspiel. Was aber, wenn Vdas gut Dreieinhalbfache des Gewichts eines Supersportwagens zum Sprint an- setzt? Was, wenn nicht das zierliche Stuttgarter Rössle eines Porsche in Knie-, sondern die ausgewachsene Renault-Raute eines Renntrucks in Brusthöhe gen Horizont katapultiert wird? Dann entstehen ohne Zweifel Kräfte, die absoluter Hightech bedürfen. Die ideale Büh- ne, um technologische Kompetenz zu beweisen.

Seit 2003 unterstützt Schaeffler Teams im Truck-Rennsport. Zunächst Buggyra, später MKR. Der erfolgreiche Konstrukteur Mario Kress, der für Buggyra arbeitet und später sein eigenes Team gründet, vertraut auf das Know-how von LuK: In den MKR-Renntrucks sorgen Rennkupplung, Lenkhelfpumpe und Ausrücklager aus Herzogenaurach für Kraft und Präzisi- on. Zum Vergleich: Während normale Kupplungsdruckplatten für 2.500 bis 3.000 Nm Dreh- moment konzipiert sind, muss eine Renndruckplatte 5.200 bis 5.500 Nm Drehmoment über- setzen können. Die in den MKR-Trucks eingesetzte LuK-Rennkupplung verfügt über eine Druckplatte, deren Nenndrehmoment mit 6.000 Nm sogar deutlich höher liegt. Zudem ver- fügen die Kupplungsscheiben der MKR-Trucks über Sinterbeläge – optimal geeignet, wenn

4 1

2

3

110 5

hohe Reibwerte erzielt werden, analog eine hohe Tempe- raturbeständigkeit gefordert ist. Die LuK-Lenkhelfpumpe steht hingegen mit bis zu 20 Prozent mehr Leistungsfähig- keit im Vergleich zum Serienpendant für ein präzises und einfaches Lenken im Renneinsatz – und das bei schnellen Richtungswechseln.

6 Und doch ist dieser Sport etwas für echte Kerle. Mar- kus Bösiger, , Adam Lacko und An- thony Janiec sind die vier Piloten im MKR-Team, die mit ­Schaeffler-Unterstützung die Fünftonnen-Kolosse im knall- harten Wettbewerb präzise von Erfolg zu Erfolg steuern. Seit knapp einem Jahrzehnt setzt sich Schaeffler im Truck- Rennsport ein. Was als Sponsoring und Technischer Partner des Teams Buggyra beginnt, wird sogleich mit einem ­Titel belohnt. Nur ein Jahr später ein weiterer Erfolg: Im ­Februar 2004 bricht ­David Vršecký in Dubai mit dem ­Buggyra

1 Daumen hoch – Markus 5 Ideale Bühne – bei Oestreich, Markus Drehmomenten Bösiger und Adam Lacko bis 5.500 Nm teilen sich in Most 2011 zeigt Schaeffler das Siegerpodest des technologische tschechischen FIA-Truck- Kompetenz in Sachen Europameisterschafts- Kupplungen Laufes 6 Großer Erfolg – mit 2 Starke Präsenz – dem Team Buggyra holt Schaeffler Automotive die Schaeffler Gruppe Aftermarket zeigt beim Siege, Titel und Erfolge MKR-Team mit FAG und LuK Flagge

3 Fünf Tonnen leicht gemacht – die Schaeffler- „Speed special“ den Truck-Geschwindigkeitsrekord und er- Lenkhelfpumpe sorgt für reicht eine Geschwindigkeit von exakt 281,723 km/h. Im Kraft und Präzision Jahr 2005 kündigt Buggyra an, in der „Truck-Race-Klasse“ zu fahren. Da hier mit manuellen Getrieben und nicht wie 4 Stimmungsvoll – der bei den Super-Race-Trucks mit Automatikgetriebe gefahren Truck Grand Prix auf wird, ergibt sich eine weitere Option für Schaeffler Automo- dem Nürburgring tive After­market: Neben der Lenkhelfpumpe wird jetzt auch zieht jährlich rund die LuK-Rennkupplung an das Team geliefert. Bereits zwei 200.000 Zuschauer an. Jahre später erreicht das Team Buggyra seinen größten Er- Mehr als die Formel am folg: Markus Bösiger – heute einer der vier Piloten des MKR- gleichen Ort. Pluspunkt Teams – gewinnt in seiner ersten Saison für Buggyra direkt ist die absolute Fannähe den Titel des Europameisters. David Vršecký schließt die des Sports Europameisterschaft auf dem dritten Platz ab.

111 Rallye Dakar Engagement

112 Erfolgreiche Gratwanderung

In fast keiner anderen Disziplin liegen Erfolg und Absturz so nahe beieinander wie bei Marathon-Rallyes. Hinter der nächsten Kuppe kann alles vorbei sein. LuK war als Partner an Erfolgen bei der Rallye Dakar beteiligt.

113 Rallye Dakar Engagement

nfangs wird die Sportart nicht einmal belächelt. Weil sie keiner wahrnimmt. Im- merhin: 182 Teilnehmer starten am 26. Dezember 1978 in Paris am Trocadéro Azur ersten Ausgabe der Rallye Dakar. Besser gesagt: eine Versammlung von 182 unternehmungslustigen, zumeist französischen Abenteurern. Immerhin sieben Frauen zäh- len zum mutigen Debüt-Aufgebot. Allesamt reiten die Damen die ruppigen Pfade auf Motor- rädern ab. So kosmisch weit weg wie der Wettbewerb ist für den gemeinen Zentraleuropäer auch dessen mediale Verbreitung. Zwar zählen schon damals 20 Journalisten von 13 Medi- en zum reiselustigen Pulk. Und es laufen jeden Abend zwischen 20.30 und 22.00 Uhr die Berichte des legendären Radiomoderators Max Meynier auf RTL. Aber die Sache hat einen kleinen Haken: Das gilt nur für Frankreich. Denn als Fernsehsender für Deutschland beginnt­ RTL plus erst fünf Jahre später zu existieren. Vom motorsportlichen Paläozoikum direkt in die jüngere Zeitrechnung: Längst ist die Rallye Dakar ein etablierter Wettbewerb, hat sich deutlich gegenüber der klassischen Rallye-Weltmeisterschaft ausdifferenziert, lockt meist andere Fahrer, Hersteller und Fans. Schon 1997 trägt sich Jutta Kleinschmidt erstmals als

1

114 Der Sieg von Jutta

­Etappensiegerin ins „Dakar“-Geschichtsbuch ein. Zwei Jah- Kleinschmidt re später führt die Deutsche den Wettbewerb zum ersten Mal an und wird am Ende Dritte der Gesamtwertung. bei der „Dakar“ 2001 bleibt Der große Durchbruch gelingt ihr 2001. Ihr roter Mit- subishi Pajero, der das gelbe LuK-Logo gut sichtbar an Front nicht die einzige und Seite trägt, gewinnt eine dramatische Ausgabe der Ral- lye. Bis zum Schluss kämpfen der Japaner Hiroshi Masuo- historische ka im Mitsubishi und Jean-Louis Schlesser aus Frank­reich im selbst gebauten Buggy um den Sieg. Mit einem Trick Leistung, an schummeln sich der Franzose und sein Teamkollege Josep- Maria Servia vor dem Start der vorletzten Etappe an Masuo- der Schaeffler ka vorbei. Der Japaner fühlt sich aufgehalten, will abseits­ Beteiligt ist.

2

1 Hoch das Beinchen – LuK setzt 2001 aufs richtige Pferd und ist am Sieg von Jutta Kleinschmidt 3 beteiligt

2 Karl der Große – Rallye- Weltmeister Carlos Sainz wechselt in den Marathon- Rallyesport und fährt im Zeichen von LuK. 2010 gewinnt er mit Volkswagen

3 Epochenwechsel – wer bei der Rallye Dakar vorn sein will, benötigt plötzlich Diesel-Power. Volkswagen macht es erfolgreich vor

115 Rallye Dakar Engagement

1

116 2 3

1 Steigflug – Volkswagen beweist die Überlegenheit des TDI- Antriebs eindrucksvoll und gewinnt drei Mal

2 Handarbeit – Marathon- Rallye-Profis wie Giniel de Villiers müssen sich 4 Technisches Hilfswerk – in der Wüste selbst zu der Volkswagen-Race- helfen wissen Truck assistiert den Race-Touareg-Piloten 3 Diamonds are a girl’s best friends – Jutta 5 Lady in Red – Jutta Kleinschmidt vertraut Kleinschmidt gewinnt beim Sieg 2001 auf 2001 zusammen mit die drei Mitsubishi- Andreas Schulz Diamanten im Grill

4

der Strecke überholen und zerstört dabei seine Aufhän- gung. Schlesser erhält eine Zeitstrafe von einer Stunde. ­Jutta Kleinschmidt und Beifahrer Andreas Schulz erhalten den Lohn für ihre kluge Fahrt und gewinnen. Die Deutsche ist die erste und bis heute einzige Frau, die die härteste ­Rallye für sich entschieden hat.

5 Das bleibt nicht die einzige historische Leistung, an der LuK beteiligt ist. Das Volkswagen-Werksteam will seine TDI-Technologie zum Erfolg führen. Im Race Touareg kom- men mit Schaeffler-Wälzlagern ausgerüstete Turbolader zum Vorserien­einsatz. Inzwischen berichten über 25 Sender mehr als 600 Stunden von der Veranstaltung. Jutta Kleinschmidt und ihre italienische Beifahrerin Fabrizia Pons stehen 2005 als erstes Team mit Diesel-Antrieb auf dem Podium. Sie wer- den Dritte. Ein Jahr später verbessert Volkswagen seine Leis­ tung nochmals: Giniel de Villiers und Tina Thörner sind Zwei- te. 2009 schließlich gelingt Volkswagen der Gesamtsieg. Schon 1980 haben die Wolfsburger gewonnen, nun erstmals auch mit TDI-Antrieb. Auch 2010 und 2011 siegt VW. Die Bil- der des roten Wüsten-Bezwingers von 2001 und des blauen Race Touareg bleiben den Fans unvergessen. Sie werden bis heute von vielen Medien immer wieder gern veröffentlicht.

117 Miniaturen Schaeffler-Rennsport-Modelle

118 GroSSes im kleinen MaSSstab

Eine ganze Armada von Motorsport-Helden hat die Schaeffler Gruppe bisher gesponsert. Alles auch Top-Kandidaten für einen Ehrenplatz in der Modellsammler-Vitrine.

119 Miniaturen Schaeffler-Rennsport-Modelle

er Motorsport ist der Schnellkochtopf für Innovationen. Leichtbau, Verbund­ 1 Rare Stücke – der Cup- fasern, Doppelkupplungsgetriebe, Effizienz sind nur ein paar Stichworte für Porsche von Roland Asch Dwegweisende Fortschritte, die zunächst im Rennauto und dann in der Serie für und der Rallye-Peugeot Furore sorgten. Logisch, dass ein Weltunternehmen wie Schaeffler mit seinen Marken LuK, von Mouton/Harryman FAG und INA den Motorsport als Sponsor unterstützt. Da die Helden der Piste auch immer begehrte Vorbilder für Miniaturen abliefern, kommt so ein interessantes Starterfeld für die 2 Detailverliebt – das Vi­trine zusammen. 1 : 18-Modell vom Volkswagen Race Touareg 2 Zurzeit parkt natürlich der Siegerwagen des aktuellen DTM-Champions Martin ­Tomczyk ganz vorn in der Startaufstellung. Zwei Miniaturen gibt es bereits zum Audi-A4-Siegerfahr- 3 Im Sammler-Maßstab zeug aus der Saison 2011 mit der Startnummer 14. Eines fertigt der asiatische Anbieter 1 : 43 – die 3er-BMW von Spark Model im internationalen Sammler-Maßstab 1 : 43 und hat dabei auch die letzten Fi- Nußbaumer/König und nessen des Tourenwagen-Prototyps herausgearbeitet. Marc Hufenbecher, beim Spark-Kun- Kurt Thiim den Audi für Miniaturen zuständig: „Wir wollen beim letzten Rennen in der Saison die aktu- ellen Autos en miniature verkaufen können. Das ist uns in den letzten beiden Jahren ohne 4 Die Kleinsten unter den Probleme gelungen.“ Schaeffler-Flitzer Nummer zwei von Martin Tomczyk entstand in rei- Kleinen – Modelle von ner Handarbeit. Die Karosserie entstammt einem Kunststoffbausatz von Revell und rollt auf RT2, 3er und A4 DTM im einem Slotracing-Chassis über die Autorennbahn. Diese 1 : 24-Miniaturen sind rare Einzel- Maßstab 1 : 87 anfertigungen der Rennbahn-Spezialisten vom Slotracing-Werk aus Ha­vighorst und entste- hen in ebenso mühevoller wie virtuoser Handarbeit. In der DTM sind die Sponsoren-Logos der Schaeffler Gruppe seit 2006 nicht mehr zu übersehen. Für die Teams von Abt Sportsline 5 Gut gemacht – der (LuK), Rosberg (INA) und Phoenix (INA) war die Gruppe bis in die Saison 2011 hinein aktiv. All Audi 80 quattro von diese DTM-Flitzer gibt es zumindest in den beiden wichtigsten Modellauto-Maßstäben 1 : 43 Schwarz/Hösch aus und 1 : 18 auch als Miniaturen zu kaufen. alten Rallye-Tagen

1 2 3

120 5

4

Ganz besonders detailliert fallen die 1 : 18-Miniaturen list Scala43 ein weit gefächertes Programm bereit. Egal ob der DTM von Norev aus. Hier muss der Sammler zwar einer- der Audi 80 quattro von Armin Schwarz aus der Saison 1986, seits auf bewegliche Türen und abnehmbare Hauben verzich- der Audi 200 quattro von Schwarz und Hertz von der RAC-Ral- ten, dafür erhält er aber eine tadellos proportionierte und lye 1988 oder der Audi 200 quattro desselben Piloten von der dekorierte Außenhaut. Michael Borgeest von der deutschen Akropolis-Rallye 1989 – alles ist in der Baugröße 1 : 43 vor- Dependance der Franzosen: „Sie können natürlich in diesem rätig. Gerade der frühe Audi 80 quattro ist mit viel Liebe zum Maßstab viel mehr Details und Finessen he­rausarbeiten. Detail angefertigt. Das ist bei dem 80er von Armin Schwarz Das gilt insbesondere für das Renncockpit und den Überroll- auf den ersten Blick an der prächtigen Verarbeitung der Ab- bügel, aber auch für die zahlreichen Be- und Entlüftungsöff- ziehbilder und der gelungenen La­ckierung zu erkennen. nungen und die Aerodynamikbauteile am Audi A4 DTM.“

Auch die Audi-Mutter Volkswagen profitierte vom Spon- Gesponserte Fahrzeuge von Audi ziehen sich auch en soring aus Herzogenaurach, denn der Race Touareg 2 trägt miniature wie ein roter Faden durch das Motorsport-Engage- die gelb-schwarzen Logos von „LuK“ auf den vorderen Kot- ment der Schaeffler Gruppe. Hier hält der Kleinserienspezia- flügeln. Selbst beim Mitsubishi von Jutta Kleinschmidt aus

121 Miniaturen Schaeffler-Rennsport-Modelle

1

dem Jahr 1999 fehlen die Schriftzüge nicht. Beide Sieger- Eine ganz besondere Beziehung hat ­Schaeffler auch zu typen sind in 1 : 18 und in 1 : 43 als Miniaturen erhältlich, den Tourenwagen-Spezialisten von BMW. 2007 sponserte der Race Touareg 2 darüber hinaus in 1 : 87. Ein echter Hin- LuK zum Beispiel ein ganz außergewöhnliches Fahrzeug in gucker ist das Modell des Wüsten-VW in 1 : 18 von Norev, der Tourenwagen-Weltmeisterschaft: Den BMW 320 si von denn es besitzt jede Menge beweglicher Features. Trotzdem Alessandro Zanardi, der beispielsweise in Brünn auf das versteckt sich übrigens der Fünfzylinder-Dieselmotor mit Podium fuhr. Das Modell von diesem Rennen zeichnet Mi- 285 PS eindrucksvoll, weil er als Frontmotor hinter der Vor- nichamps aus Aachen in 1 : 43 nach und liefert dabei neben derachse in Längsrichtung eingebaut ist. Dafür gibt die ab- sauberen Proportionen eine Dekoration, die an Vorbildtreue nehmbare Fronthaube den Blick auf die Kühlluftkanäle und kaum zu überbieten ist. Ebenfalls im LuK-Look tritt der DTM- die Gitterrohrstruktur des Vorderwagens frei. Das Cockpit Dreier von 1988 an. Der Wagen von Kurt Thiim gewann da- lässt sich dank zu öffnender Türen ebenfalls perfekt in Au- mals das . genschein nehmen. Neben den beiden Sportsitzen springt hier die gebirgshohe Mittelkonsole im Renngerät von Carlos Sainz sofort ins Auge. Pedalerie und Mehrpunktgurte fehlen Den Tourenwagen-WM-Dreier mit LuK-Logo in der Ver­ ebenfalls nicht. Sogar die Instrumentierung ist inklusive al- sion von 2006 liefert aber auch Autoart in der Baugröße ler Kontrollleuchten perfekt umgesetzt. 1 : 18, zum Beispiel als Startnummer 42 von Jörg ­Müller.

122 1 Neueste Errungenschaft – 3 Rallye-Modelle in das 2011er-Meisterauto Perfektion – die Scala43- von Martin Tomczyk in Nachbildungen 43-facher Verkleinerung 4 3er in 1 : 18 – das Modell 2 Bullig auch in Miniform – vom Tourenwagen-WM- der Buggyra-Racetruck BMW, den Jörg Müller von Markus Bösinger steuerte

2

­Meister wurde mit diesem Fahrzeug 2006 Andy ­Priaulx. Schön am 1 : 18er von Autoart sind die technischen Fines- sen wie der fein nachgebildete Vierzylinder-Motor unter der beweglichen Fronthaube, der umfangreich verkabelt ist, der Renntank mit passenden Schnell­verschlüssen im Kofferraum und das Renn­cockpit mit originalgetreuem Überrollbügel und komplett umgesetzter Feuerlöschanlage. Auch die vorwie- gend weiße Lackierung hat Autoart brillant realisiert. Selbst ein echter Exot füllt das Starterfeld weiter auf: der von LuK gesponserte Buggyra MK-R08, mit dem Markus Bösiger 2009 erfolg­reich bei der Truck-EM an den Start ging. Abrex baut diesen bärenstarken Lkw-Boliden im Maßstab 1 : 43 nach.

3

Drei weitere Raritäten steuert die Firma Modellauto- dreams aus Saarlouis zum Starterfeld bei. Es sind allesamt Unikate in 1 : 43, der Opel Manta B 400 Klans/Ostmann/­ Demant/Uyttenhoven vom 24-Stunden-Rennen 2003 eben- so wie der Audi 200 quattro SMS DTM Schwarz/Hertz, RAC Rallye 1988, und das Audi GT Coupé quattro von Schwarz und Hösch von der Drei-Städte-Rallye in INA-Dekoration. Auf Börsen eher mit viel Sportsgeist aufzuspüren ist etwa der Cup-Elfer von Roland Asch aus dem Porsche Carre- ra Cup 1991 mit der Startnummer 16. Dieses Modell hatte sich zum Titelgewinn damals die Firma Kager auf Basis einer ­Vitesse-Miniatur nach Maß schneidern lassen. Ebenfalls rar: ein 1 : 43-Modell von Ixo in Netz. Es zeichnet den Wagen von Mouton und Harryman bei der 86er-„Monte“ nach. 4

123 Technik Schaeffler-Rennsportfahrzeuge

Ahnengalerie

25 Jahre Schaeffler im Motorsport – zahlreiche erfolgreiche, sogar legendäre Rennfahrzeuge sind mit Unterstützung der Konzernmarken FAG, LuK oder INA an den Start gegangen. Eine Auswahl von Kultautos.

124 Van Diemen FORD FIESTA RF 88 XR2

Auf dem Weg in die Formel 1 ist die Formel Ford lange Markenpokale – wie beispielsweise der ab 1982 Zeit die erste Stufe nach dem Gokart. Diese mussten ausgetragene Fiesta Ladies Cup – sorgen traditionell auch Fahrer wie Ayrton Senna und Michael Schumacher für turbulente Rennvorstellungen. Hier messen sich meistern. Der heute siebenfache F1-Champion sitzt heißspornige Sportler mit identischem Material und somit – wie eine Reihe späterer Rennprofis auch – in einem der größtmöglicher Chancengleichheit. Die Tatsache, dass der flügellosen Monoposti der von LuK geförderten Rennserie. Fiesta Cup ausschließlich Rennfahrerinnen vorbehalten war, sorgte nochmals für gesteigerte Aufmerksamkeit.

Motor 4-Zylinder-Reihe Motor 4-Zylinder-Reihe

Leistung 77 kW / 105 PS Leistung 71 kW / 96 PS

Hubraum 1.598 cm3 Hubraum 1.597 cm3

Gewicht 410 kg Gewicht 745 kg

125 Technik Schaeffler-Rennsportfahrzeuge

FORD SIERRA MERCEDES-BENZ 190E XR4 TI 2.5-16 EVO 1

Die DTM startete 1984 als „klassenlose Gesellschaft“ Auch Mercedes hielt seinen Renntourenwagen durch mit der Bezeichnung Deutsche Produktionswagen- Auflage von eigens mit Hinblick auf DTM-Einsätze Meisterschaft. Schnell wurde sie zur Deutschen optimierten Evolutionsmodellen frisch. Große Radhäuser, Tourenwagenmeisterschaft und Publikumsliebling. breite Spur und üppigeres Flügelwerk schafften Platz Handicapgewichte sorgten für Chancengleichheit und für große Reifen und Bremsen. Am Steuer des von LuK spannende Rennen zwischen Fahrzeugen verschiedener unterstützten Mercedes-Teams von Jochen Mass saß unter Hersteller und unterschiedlicher Konfigurationen. anderem Frank Biela.

Motor 4-Zylinder-Reihe Motor 4-Zylinder-Reihe

Leistung 316 kW / 430 PS Leistung 232 kW / 315 PS

Hubraum 2.299 cm3 Hubraum 2.496 cm3

Gewicht 1.200 kg Gewicht 1.040 kg

126 VOLKSWAGEN FORD SIERRA COSWORTH Race 4X4 Touareg 2

Unterhalb der mit Gruppe-A-Rennwagen ausgetragenen Mit dem Race Touareg 2 wird Volkswagen bei der DTM rangierte die Deutsche Tourenwagen-Trophäe Rallye Dakar zum Seriensieger. Bereits 2007 gelingen (DTT). Hier kamen noch einmal seriennähere Fahrzeuge, dem Diesel-Boliden bei der vorerst letzten „Dakar“ aufgebaut nach dem engmaschigen Gruppe-N-Reglement, auf afrikanischem Boden die meisten Etappensiege. zum Einsatz. Die zweite Serie des „Cossie“ kommt optisch Dann wechselt die Rallye – nach einem Jahr Pause – ziviler, dafür aber mit Allradantrieb daher. nach Südamerika. Volkswagen siegt dreimal in Folge. Schaeffler-Innovationen sind mit an Bord.

Motor 4-Zylinder-Reihe Motor 5-Zylinder-Reihe

Leistung 221 kW / 300 PS Leistung 202 kW / 275 PS

Hubraum 1.993 cm3 Hubraum 2.500 cm3

Gewicht 1.200 kg Gewicht 1.788 kg

127 Technik Schaeffler-Rennsportfahrzeuge PORSCHE 911

REYNARD-VOLKSWAGEN CARRERA 883 CUP

In der Formel 3 trennt sich die Spreu vom Weizen. Hier Roland Asch gehört – wie schon zuvor im Porsche 944 zeigt sich, ob ein Renntalent tatsächlich auch den Biss für Turbo Cup – auch bei dem seit 1990 ausgetragenen eine Profikarriere hat. LuK unterstützt Talente wie Michael Carrera Cup zu den Männern, die es zu schlagen gilt. Bartels, der es bis in die Formel 1 und zum mehrfachen Sein LuK-gelber 911 markiert oftmals die Spitze des dicht GT-Weltmeister bringt. gedrängten Feldes.

Motor 4-Zylinder-Reihe Motor 6-Zylinder-Boxer

Leistung 125 kW / 170 PS Leistung 191 kW / 260 PS

Hubraum 1.998 cm3 Hubraum 3.598 cm3

Gewicht 455 kg Gewicht 1.220 kg

128 PORSCHE 911 AUDI COUPÉ GT3 RS QUATTRO

Auch auf Rallyepfaden setzt der Heckmotor-Sportwagen Nach Ende der wilden Tage mit den extrem immer wieder Glanzzeichen. Die Rallyetradition des 911 leistungsstarken Gruppe-B-Boliden feiert der Audi quattro fußt auf den Erfolgen bei der Rallye Monte Carlo Mitte der sein Comeback in der Gruppe A mit schlanker Coupé- sechziger Jahre. Das Duo Dobberkau/König bringt mit dem Karosserie. Das SMS-Team agiert werksnah und gewinnt leuchtend roten GT3 ab 2007 Farbe in die Deutsche Rallye- 1987 mit Armin Schwarz den DRM-Titel. Auf dem Auto Meisterschaft. prangen Gelb und Grün für LuK und INA.

Motor 6-Zylinder-Boxer Motor 5-Zylinder-Reihe

Leistung 280 kW / 381 PS Leistung 145 kW / 197 PS

Hubraum 3.598 cm3 Hubraum 2.226 cm3

Gewicht 1.370 kg Gewicht 1.080 kg

129 Technik Schaeffler-Rennsportfahrzeuge

BMW BMW 320 SI M3 GT2

Der BMW-Pilot Andy Priaulx wird von 2005 bis 2007 Parallel zum Engagement in der Tourenwagen- dreimal hintereinander Tourenwagen-Weltmeister. Weltmeisterschaft (WTCC) ist LuK auch Partner bei den Auch wenn der Titel darauf an Seat und Chevrolet geht, Langstreckenrennen, die BMW 2010 in Angriff nimmt. Dazu LuK zählt weiter zu den Siegern: 2010 gewinnt Priaulx zählen die 24h-Rennen in Le Mans, Spa-Francorchamps beispielsweise sechs Rennläufe. und auf dem Nürburgring. In der Eifel wird der nach GT- Statuten aufgebaute M3 als Gesamtsieger abgewunken.

Motor 4-Zylinder-Reihe Motor V8-Zylinder

Leistung 206 kW / 280 PS Leistung 367 kW / 500 PS

Hubraum 1.999 cm3 Hubraum 3.999 cm3

Gewicht 1.155 kg Gewicht 1.245 kg

130 MKR RENAULT AUDI A4 DXI 13 DTM

Motorsport mit Lkw gehört seit Jahrzehnten zu den Abgesehen vom üppigen Spoilerwerk und den großen Publikumsmagneten. Der auf dem Nürburgring Kotflügelverbreiterungen kommt der A4 DTM daher wie ausgetragene Truck-Grand-Prix beispielsweise zählt in sein ziviler Serienbruder. Tatsächlich handelt es sich Deutschland zu den Rennveranstaltungen mit den meisten bei den Dienstwagen von Mattias Ekström und Co. Besuchern. Hier duellieren sich die hubraumstarken, um Silhouette-Boliden, deren Fahrer ziemlich zentral eigens für den Renneinsatz aufgebauten Zugmaschinen und knapp vor der Hinterachse tief und sicher am mit bis zu 160 km/h. Lenkrad drehen.

Motor V6-Zylinder Motor V8-Zylinder

Leistung 839 kW / 1.140 PS Leistung 338 kW / 460 PS

Hubraum 12.796 cm3 Hubraum 4.000 cm3

Gewicht 4.800 kg Gewicht 1.070 kg

131 Schaeffler im Motorsport Galerie

132 Kontemplative Momente

Individuelle Vorbereitung, Rückzug zum Sammeln der Konzentration im Hintergrund der Box: Vor dem Training bereitet sich jeder auf seine Art vor – mit geschlossenen Augen oder in die Ferne schweifendem Blick. Wie Timo Scheider.

133 Schaeffler im Motorsport Galerie

134 Abgehoben

Mythos mit der Macht faszinierender Bilder: Kaum eine andere Rennstrecke ist global so bekannt wie die legendäre Nordschleife. BMW stellt sich mit dem M3 GT2 und siegt beim 24-Stunden- Rennen 2010 überraschend.

135 Schaeffler im Motorsport Galerie

136 Heiss auf die Grüne Hölle

Breiten- statt Spitzensport: Nicht nur in der DTM sind die Schaeffler-Farben Grün und Gelb markant vertreten. Auch bei der Langstreckenmeisterschaft auf der Nürburgring-Nordschleife strahlen sie – mit dem Team Bonk Motorsport.

137 Schaeffler im Motorsport Galerie

138 Vorreiter-Rollen

Die härteste Prüfung im weltweiten Motorsport: die Rallye Dakar. 1980 pures Abenteuer, das Freddy Graf Kottulinsky und Gerd Löffelmann im Volkswagen Iltis dominieren und gewinnen. Mit am Erfolg beteiligt: speziell gedichte Lager der Schaeffler Gruppe, die erst später in Serienfahrzeugen zum Einsatz kommen.

139 Schaeffler im Motorsport Galerie

Unter Strom

Egal ob Jugendtraum oder Freizeitspaß für Kinder ab 30: Die Carrera-Bahn ließ und lässt viele junge Herzen höherschlagen. Und ganz selbstverständlich steht sie für Elektromobilität. Ganz vorn: das Unikat des Schaeffler-Audi A4 DTM in 1 : 24.

140 141 Impressum

Autoren Fotos Jörg Walz, Helge Gerdes Adam Opel AG Bildagentur DPPI/Volkswagen Produktion, Verlag & Vertrieb Bildagentur Hoch Zwei/Audi Speedpool Multimedia-Service GmbH Bildagentur Kräling/Volkswagen Bernhard-Nocht-Straße 99 BMW 20359 Hamburg Friedemann Bock Telefon +49 40 300682-0 Stephan Diekmann Telefax +49 40 300682-22 Max Etzold Fotografie E-Mail [email protected] Christian M. Hoffmann Internet www.speedpool.com Burkhard Kasan Mitsubishi redaktion Schaeffler AG Andreas Berse, Bettina Girst, Alexander von Wegner Mathias Schröder Thomas Urner Schlussredaktion David Feist, Iris Wedekind ISBN: 978-3-940672-52-0

Koordination © 2011 Speedpool Multimedia-Service GmbH Carina Chowanek, Carolin Grethe Alle Rechte vorbehalten

Gestaltung und Grafiken Hella Fassauer, Jana Herbst, Robin-John Herzer, Clemens Kügler, Thomas Wildelau

Druckvorstufe Julien Gradtke, Anke von Lübken, Kathrin Voß

Jörg Walz ist Autor zahlreicher Motor- und Motorsportbücher. Als Journalist und Kommunikator hat er in den zurückliegenden 25 Jahren das Geschehen des internationalen Motorsports hautnah miterlebt und in Worte gefasst – von der DTM über die GT- und Rallye-Szene bis hin zur Formel 1. Zu seinen Büchern gehören beispielsweise auch die ersten offiziellen Jahrbücher von DTM und ITC.

Helge Gerdes begleitete für Speedpool in den vergangenen zwölf Jahren die DTM und die zurückliegenden drei Dakar- Rallyes vor Ort als Redakteur und Buchautor. Er gilt als Kenner der Motorsport-Szene und verfasste in den Jahren 2005 bis 2010 jeweils die „Tourenwagen Story“.

144

AUF PUNKT DEN Champion in der DTM – Martin Tomczyk gelingt in der Motorsport- Saison 2011 eine echte Sensation. Mit seinen Erfolgen am Steuer des AUF DEN von Phoenix eingesetzten DTM-Audi Baujahr 2008 rückt er zugleich ein intensives Engagement in den Blickpunkt: Tomczyk erringt seinen ersten DTM-Titel in den Farben von Schaeffler. Für den Automobil- Zulieferer selbst schließt sich der Kreis fortwährender Motorsport- Förderung. Seit zweieinhalb Jahrzehnten treten die Konzernmarken LuK, FAG und INA als Sponsoren auf. Mit „Auf den Punkt“ lassen die Autoren Jörg Walz und Helge Gerdes die Geschichte des Schaeffler-Engagements im Motorsport Revue passieren, das mit der PUNKT konsequenten Förderung des Rallye-Asses Armin Schwarz begann und Konzentration und Präzision auf höchstem Niveau – unter anderem Programme bei der legendären Rallye Dakar, im Formel- zweieinhalb Jahrzehnte Motorsport mit Schaeffler und im Truck-Rennsport einschließt. Konzentration und Präzision auf höchstem Niveau – zweieinhalb Jahrzehnte Motorsport mit Schaeffler Motorsport Jahrzehnte – zweieinhalb Niveau höchstem auf Präzision und Konzentration