1 | 2012 GLOBAL Preis: VIEW 3,– Euro

Unabhängiges Magazin der Österreichischen Gesellschaft für Außenpolitik und die Vereinten Nationen (ÖGAVN) und des Akademischen Forums für Außenpolitik (AFA)

World Court of Human Rights: Utopia?

http://www.globalview.at DVR: 0875538 Nr.1/2012; ISSN: 1992-9889

Liebe Leserin! Lieber Leser!

Die Idee zur Einrichtung eines Weltgerichts- tikel. Mit der Ausrichtung der Global South- hofes für Menschenrechte ist zwar nicht South Development Expo (GSSD) Ende des neu, jedoch haben jüngste Entwicklungen Jahres wird die Partnerschaft einen neuen die Diskussion darüber wieder neu entfacht. Höhepunkt erreichen. Trotz mancher regional erfolgreicher Mo- Ab 2014 soll der Louvre Abu Dhabi dank delle und zahlreicher Abkommen betrachten des klangvollen Namens, hochkarätiger viele Regierungen, aber auch einige NGOs, Kunstwerke und eindrucksvoller Architektur eine weltweit agierende Instanz in Sachen Besucher aus aller Welt an den Persischen Menschenrechte als eine zu radikale oder Golf locken. Das arabische Emirat scheint gar utopische Vorstellung. Prof. Manfred keine Kosten und Mühen zu scheuen, um Nowak präsentiert in seinem Artikel stich- sich den Glanz eines weltberühmten Muse- haltige Argumente für einen Weltgerichts- ums zu verleihen. Wie Nicole Kanne berich- hof für Menschenrechte und beantwortet tet, beobachten Kritiker das Projekt mit wichtige Fragen, um der weit verbreiteten Argwohn, orten sie doch eine zunehmende Skepsis zu begegnen. Kommerzialisierung von Museen. „Der Kern der Probleme liegt für mich im Die vielfältige Kultur Österreichs als Kern- politischen System, im Versagen der poli- element der Außenpolitik zu präsentieren, tischen Kultur und der politischen Klasse in stellt eine besondere Herausforderung dar. Griechenland.“ Mit diesen eindringlichen Botschafter Martin Eichtinger zeigt, wie sich Worten beschreibt der griechische Autor die österreichische Auslandskulturpolitik Petros Markaris die Situation in seinem süd- auf Basis des neuen, 2011 verabschiede- europäischen Heimatland. Im Interview mit ten Auslandskulturkonzepts den globalen Redakteurin Emina Adamovic spricht er über Trends wie Kulturkooperation und dem Dia- Hintergründe der wirtschaftlichen Krise, die log der Kulturen und Religionen stellt. widersprüchliche Lage Griechenlands und die Zukunft des Landes. Eine angenehme Lektüre wünscht Ihnen Die seit nunmehr knapp fünfzig Jahren bestehende erfolgreiche Zusammenarbeit Ihr zwischen der UNIDO (United Nations In- Thomas Böhler dustrial Development Organization) und der Chefredakteur Stadt Wien beleuchtet Julia Peitl in ihrem Ar-

Wir freuen uns sehr, die vorliegende erste Ausgabe des GLOBAL VIEW im Jahr 2012 mit ausgewählten Beiträgen von Experten und jungen Autoren auch zahlreichen neuen Leserinnen und Lesern zu über- reichen! Feedback bzw. Artikelvorschläge nehmen wir jederzeit gerne via [email protected] entgegen.

Impressum Herausgeber: Österreichische Gesellschaft für Außenpolitik und die Vereinten Nationen (ÖGAVN) und Akademisches Forum für Außenpolitik (AFA) Eigentümer und Verleger: Akademisches Forum für Außenpolitik – Österreich, Hochschulliga für die Vereinten Nationen (AFA) Büro: A – 1010 Wien, Johannesgasse 2/2/32 | Tel.: +43 /1/ 512 85 21 | http://www.globalview.at | [email protected] Chefredakteur: Thomas Böhler Redaktion: Emina Adamovic, Mirko Ebelshäuser, Leonie Volonte Layout: Thomas Böhler Lektorat: Eliska Macnerova, Elke Riedl Titelbild: Flickr / James Cridland Nicht gekennzeichnete Bilder: Redaktion oder Autor Druck: Aumayer Druck & Verlag Ges.m.b.H, A – 5222 Munderfing, Gewerbegebiet Nord 3, +43 /7744/ 20080, http://www.aumayer.co.at

Offenlegung der Blattlinie gem. § 25 Abs. 4 Mediengesetz Herausgeber: Österreichische Gesellschaft für Außenpolitik und die Vereinten Nationen (ÖGAVN) und Akademisches Forum für Außenpolitik (AFA) Eigentümer und Verleger: Akademisches Forum für Außenpolitik – Österreich, Hochschulliga für die Vereinten Nationen (AFA) Sitz: A – 1010 Wien, Johannesgasse 2/2/32 Unternehmer: unabhängiger, eingetragener Verein (ZVR: 330335717); Vorstand vertreten durch Michael F. Pfeifer (Präsident) Das GLOBAL VIEW ist das unabhängige und überparteiliche Magazin der Österreichischen Gesellschaft für Außenpolitik und die Vereinten Nationen (ÖGAVN) und des Akademischen Forums für Außenpolitik (AFA) und versteht sich als Informations- und Diskussionsplattform zu außen- und weltpolitischen Themen. Der Inhalt stellt die Meinung der jeweiligen Autoren dar. Auch wenn im Text aus Gründen der besseren Lesbarkeit weibliche Formen nicht explizit ausgeschrieben werden, beziehen sich alle personenbezogenen Formulierungen auf weibliche wie männliche Personen.

GLOBAL VIEW 1/2012 Autoren

Botschafter Dr. MARTIN EICHTINGER leitet die Kul- ELVA HARDARSON currently works for the Perma- turpolitische Sektion im Bundesministerium für eu- nent Mission of Japan to the International Organiza- ropäische und internationale Angelegenheiten. Er tions in Vienna. She holds a Masters degree in Inter- trat nach dem Studium der Rechtswissenschaften national Politics from Aberystwyth University and a und Auslandsstudien an der Johns Hopkins Universi- BA degree in International Relations from the Uni- ty (Bologna) und in Paris in den auswärtigen Dienst versity of Leeds in the UK. Ms Hardarson also spent ein. Stationen seiner diplomatischen Karriere waren one year in Reykjavik in order to study Icelandic and Mexiko, Washington, D.C und als österreichischer English at the University of Iceland. Botschafter in Rumänien und der Republik Moldau.

VOLKER HOCHSTÄTTER is acting chairman of the MANFRED NOWAK is professor of International Law Academic Forum for Foreign Affairs in Eisenstadt and and Human Rights at the University of Vienna. He is worked for four months in Bosnia and Herzegovina director of the Ludwig Boltzmann Institute of Human for a banking company. He is currently finishing his Rights and worked as the UN Special Rapporteur on Bachelor degree in International Business at the Torture from 2004 to 2010. Mr Nowak also served as HUB - Campus Stormstraat at the University K.U. UN expert on enforced disappearances and as judge Leuven in Brussels. at the Human Rights Chamber of Bosnia and Herze- govina.

ROMAN PABLE studies Political Science at the Uni- JULIA PEITL studies MA East Asian Economy and So- versity of Vienna. He is currently an exchange stu- ciety at the University of Vienna. During her under- dent at MGIMO University, Moscow. His main fields graduate studies, she spent one academic year in of interest include European history, international Japan. She is a team member of the Global Advance- politics, globalisation and political economy. ment Programme (GAP) of the Academic Forum for Foreign Affairs in Vienna and currently undertakes an internship with UNIDO in Vienna. Her main inter- est lies in poverty issues in Asia.

ALEXANDER STROBL studied Economics, Manage- MATTEO VANNACCI graduated in International Stu- ment, and International Affairs at the University of dies and is currently studying International Relati- Vienna and was a visiting student at the University of ons at the University of Florence. He has been a re- Chicago, the University of Cambridge and the Lon- porter for Italian local newspapers and has worked don School of Economics. He is currently in transiti- as an intern at the Commercial Office of the US on to Graduate Studies in Public Policy. He has been Consulate General in Florence. His fields of interest a member of AFA since 2007 and served as a mem- are Italian politics, international trade and populati- ber of the Vienna board in the 2009/10 term. on-related issues.

NICKI K. WEBER studiert Politikwissenschaften an Mag. ROBERT ZEINER ist Leiter der Abteilung „Pro- der Hochschule für Politik München und ist seit 2011 gramme und Projekte International“ der Austrian Vorstandsvorsitzender des Jungen Forums der Ge- Development Agency (ADA). Nach dem Betriebswirt- sellschaft für Außenpolitik (München). Er ist in den schaftsstudium in Linz arbeitete er zunächst einige Bereichen Webgestaltung, IT sowie Presse- und Öf- Jahre im Wirtschaftsbereich. Später war Robert Zei- fentlichkeitsarbeit tätig. ner beim Österreichischen Entwicklungsdienst in verschiedenen Leitungsfunktionen tätig. Von 2001 bis 2003 war er Geschäftsführer der Entwicklungsor- ganisation HORIZONT3000.

GLOBAL VIEW 1/2012 Inhalt

06 United Nations 06 World Court of Human Rights: Utopia? Manfred Nowak

09 International 09 Widerstand von Netzaktivisten oder Hainburg 2.0? Joachim Kurz

UN Photo / Sudhakaran 10 15 Years of CTBTO – High Time for Action Elva Hardarson

Photo: 12 Globale Partnerschaft gegen die Armut Robert Zeiner Is a World Court of Human Rights a feasible project ? – page 6. 14 Russia's Rendezvous with Destiny Roman Pable 16 Bosnia and Herzegovina – An Analysis Volker Hochstätter 18 The Homo Oeconomicus – An Endangered Species? Alexander Strobl

20 Europäische Union 20 Understanding Italy’s Triple Crisis Matteo Vannacci 22 Die literarische Stimme Griechenlands Emina Adamovic histler bw 24 Österreich

Flickr / 24 An der schönen blauen Donau Paul Schliefsteiner : to

Fo 25 A Model for Fruitful Partnership Julia Peitl Herausforderungen für die Österreichische Aus- landskulturpolitik – Seite 26. 26 Kultur und Gesellschaft 26 Kultur als Kernelement internationaler Beziehungen Martin Eichtinger 28 The Louvre Abu Dhabi – A Museum of the 21st Century Nicole Kanne

29 ÖGAVN / AFA 29 Das Junge Forum München stellt sich vor Nicki K. Weber Die Meisterschaft im Deutschsprachigen Debat- 30 Vienna MUN Club startet in zweites Jahr Sara Mansour Fallah ti eren 2012 erstmals in Wien – Seite 31. 31 Die MDD 2012 – Wien erredet Aufsehen! Martin Wacker

GLOBAL VIEW 1/2012 6 United Nations

World Court of Human Rights: Utopia?

The proposal to establish a World Court of Human Rights with the power to decide in a legally binding manner about individual human rights complaints, similar to regional human rights courts in Europe, America and Africa, is still con- sidered by many as a radical and utopian idea. But in a rapidly changing global environment with major human rights challenges, such an institution of global governance aimed at holding governments accountable for their human rights performance is urgently needed. On the basis of a draft Statute and Commentary, the author argues for a more ratio- nal discourse on this important human rights topic. Text Manfred Nowak

ights create duties and demand account- human or fundamental rights as laid down in man rights violation to personal liberty and to Rability. If somebody has a legal right, national constitutions andte in rnational hu- provide me with adequate reparation for the somebody else has a corresponding legal duty. man rights treaties. After all, human rights are harm suffered. If the duty-bearer does not fulfil the respective known as the most important of all legal rights. duty, the rights-holder can start legal proceed- If a police officer, without any valid reason, ar- Regional human rights courts ings before an independent court with the aim rests me and keeps me in police detention, I of forcing the duty-bearer to live up to his or may lodge a human rights complaint before an Within the 47 member States of the Council of her legal obligations. If necessary, the court’s ordinary court, a special human rights court or Europe with some 800 million inhabitants, this judgement will be implemented by the rele- a constitutional court with the aim of establish- simple logic of legal rights, duties and account- vant law enforcement bodies. ing a violation of my human right to personal ability has been put into practice with respect This is the simple logic of rights, duties, ac- liberty and providing me with adequate repa- to most civil and political rights. Article 5 ofthe countability, remedies and reparation in any ration for the harm suffered, i.e. immediate European Convention on Human Rights (ECHR) State which is based on the rule of law. If I buy a release and compensation for the time spent contains the right to personal liberty, and since car and pay the purchase price, I acquire a con- in arbitrary detention. the entry into force of the 11th Additional Pro- tractual right that the sales company delivers If the competent domestic courts, for whatev- tocol to the ECHR in 1998, every person who the respective car in the way described in the er reason, fail to provide me with a relief, and claims to be a victim of the right to personal purchase contract. Should the sales company my State is a party to an international or re- liberty or any other right of the ECHR has the fail to deliver the car or to provide me with a gional human rights treaty containing the right procedural right to lodge a human rights com- car of a different quality, I may commence civil to personal liberty, I should be able to file an plaint directly with the full-time European proceedings before a civil court with the aim of international human rights complaint before Court of Human Rights in Strasbourg (see pic- forcing the company to deliver the appropriate a competent international or regional human ture on page 9). car or to return the purchase price and to pay rights court. These courts should be empower- Every year, the European Court decides on adequate compensation for the damages. The ed to rule with a final and legally binding judge- tens of thousands of individual human rights same holds true if somebody is damaging or ment, whether or not I am a victim of the hu- complaints and hands down almost 2,000 le- stealing my car. If I go to a driving school and pass the relevant Justitia, the Roman Goddess of Justice, on a gate of the Peace Palace in The Hague (Neth- exams, I acquire the legal right to drive a car. erlands), seat of the International Court of Justice. The logic of rights, duties, accountability, Should the competent administrative autho- remedies and reparation should also hold true for human rights as fundamental legal rights. ht:U ht Sudhakaran / Photo UN Photo: rity fail to provide me with a driving licence or in any other unlawful manner interfere with my legally acquired right to drive a car, I may start administrative proceedings against the respective governmental authority be- fore ordinary courts or special administrative courts with the aim of enforcing my legal right to drive a car. If necessary, the relevant court judgement will be implemented by appropri- ate law enforcement measures even against the government.

Is there a different logic for human rights?

The same holds true or at least should hold true for the most important legal rights, i.e.

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gally binding judgements finding a broad vari- Pho to ety of human rights violations by various Eu- Jean-Marc / Photo UN : ropean States. Usually, governments comply with these judgements and the Committee of Ministers as the highest political body of the

Council of Europe supervises the domestic im- Fe plementation of the Court’s judgements. Un- rré fortunately, other world regions are less suc- cessful in granting their inhabitants the same legal protection for their human rights. Under the American Convention on Human Rights (ACHR) of 1969, which is based on the European model, an Inter-American Court of Human Rights has been established in San José, Costa Rica. Yet only a minority of all States in the American hemisphere has ratified the ACHR and accepted the optional competence Two women fighting for the application of human rights: At the bottom, Eleanor Roosevelt with of the Inter-American Court. In an Optional the UN Universal Declaration of Human Rights in 1949. Above, Navanethem Pillay, UN High Protocol to the African Charter of Human and Commissioner for Human Rights, at a press conference in Geneva (Switzerland). Peoples’ Rights adopted in 1998, the Heads of State or Government of the African Union International veCo nant on Civil and Political Rights than to prosecute heads of State or gov- have created an African Court of Human and Rights, lack the power to hand down legally ernment for the same human rights violations Peoples’ Rights in Arusha, Tanzania. However, binding judgements. before an International Criminal Court? this court only has a limited competence and Although the idea of a World Court of Human Violations of human rights found by the World power to provide effective relief to individual Rights dates back to an Australian proposal Court of Human Rights would in most cases victims of human rights violations. The situa- submitted to the then UN Commission on Hu- only lead to an obligation to pay compensa- tion in other world regions, notably Asia, the man Rights already in 1947, it is still considered tion to the victims, whereas thete In rnational Pacific and the Arab World, is even less satis- by most governments as radical and utopian. Criminal Court may sentence, and ad hoc in- factory. Even academic human rights scholars and non- ternational criminal tribunals in fact have sen- governmental human rights organizations, tenced, the respective government officials, United Nations scepticism such as Human Rights Watch and Amnesty including heads of State and government, to International, which in the aftermath of the many years of imprisonment! The United Nations is in many respects at the Cold War successfully lobbied for the estab- Is individual criminal responsibility for >> forefront of human rights protection. Within lishment of a UN High Commissioner for Hu- the framework of the United Nations the vic- man Rights (see picture) and an International Commons Wikimedia Photo: tims of humanht rig s violations may only ad- Criminal Court, show little tein rest in reviving dress themselves to quasi-judicial human this idea. They are not necessarily against the rights treaty monitoring bodies, provided that creation of a World Court of Human Rights, but their respective governments have ratified consider it too early to put this proposal on the relevant international human rights treaties agenda of the recently established UN Human and have accepted the optional individual Rights Council or any other political body of the complaints procedures established therein. United Nations. These expert committees, most notably the Why is it more radical to hold governments Human Rights Committee created under the accountable before a World Court of Human

GLOBAL VIEW 1/2012 8 United Nations Pho to WkmdaCmos/Fe Schaerli Fred / Commons :Wikimedia

The European Court of Human Rights in Strasbourg (France) hands down almost 2,000 legally binding judgements every year. major human rights violations less dangerous enforced against governments? In the same discussed with high-level policy makers of the for State sovereignty than collective human way as judgements of the International Court United Nations and the European Union. rights accountability of governments? Why are of Justice, thete In rnational Criminal Court or Our joint project clearly goes beyond the tra- European, Latin American and African govern- regional human rights courts, namely primarily ditional competence of regional human rights ments that subject themselves to the juris- through State cooperation. courts and also addresses major contempo- diction of regional human rights courts more - What is the added value of the World Court? rary problems of international human rights sceptical about creating a World Court with A more effective universal protection of hu- protection, such as adequate reparation for similar powers? man rights in individual cases. victims and the accountability of international Some of these governments are at the same - What can we do against the overburdening of organizations and transnational corporations time strong supporters of the new doctrine of the Court with too many cases? Let us first wait for human rights violations in their respec- the "Responsibility to Protect" and have re- whether the Court will be overburdened soon. tive spheres of influence in a global society. cently even used military force against States, If this will be the case in the next 50 years, the In our opinion, recent developments in world such as Cote d’Ivoire and Libya, aimed at pro- United Nations will find similar solutions like politics, including the "Arab Spring", the "Oc- tecting their people against major human the Council of Europe has found with the 11th cupy Wall Street" movement and the need to rights violations perpetrated by their respec- and 14th Additional Protocol to the European effectively respond to the various global crisis tive governments. Convention on Human Rights! situations by strengthening global governance structures provide a fertile ground for more in- Frequently asked questions and weans rs Draft Statute of a World Court novative ideas, such as the World Court of Hu- man Rights, to flourish. << The scepticism towards the World Court of Hu- In order to provide answers to all these ques- man Rights therefore seems to be rooted more tions andve de lop a more rational basis for the in the ignorance about its potential wepo rs academic and political discourse about the than on principal grounds. When we discussed World Court, we decided to draft a Statute the idea of the Court in political bodies or aca- for a World Court of Human Rights, similar to demic gatherings, we were usually confronted the Rome Statute for an International Criminal with similar questions that were easy to be Court. This was elaborated in the context of answered as the following examples illustrate: research projects within the framework of a - Will the World Court have the power to re- Swiss initiative onaft dr ing a global "Agenda on view judgements of the European Court of Hu- Human Rights" commemorating the 60th anni- man Rights? No! versary of the Universal Declaration of Human - Do the respective UN human rights treaties Rights and was supported by an EU-funded need to be amended? No! COST Action on "The Role of the EU in UN Hu- - Will the existing UN treaty monitoring bodies man Rights Reform", carried out jointly by the be abolished or merged into a unified super- Association of Human Rights Institutes. committee? No! At the final conference of this COST Action, - Will the jurisdiction of the World Court which will take place in Vienna from 10th to be forced upon governments against their 12th September 2012, the project of a World will? No! Court of Human Rights together with other - How will the judgements of the Court be reform proposals will be presented to and

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Widerstand von Netzaktivisten oder Hainburg 2.0?

Seit 2007 wurde das „Anti Counterfeiting Trade Agreement“ (ACTA) zwischen den USA, Japan, der Europäischen Union und weiteren Staaten hinter verschlossenen Türen verhandelt. In Europa hat dieses Abkommen in den letzten Wochen große Kritik hervorgerufen und zu einer wohl unerwarteten Protestwelle geführt. Handelt es sich dabei um den Wider- stand einer kleinen Gruppe von Netzaktivisten? Oder offenbart sich das Bedürfnis einer ganzen Gesellschaft nach aufmerksamer Netzpolitik? Text Joachim Kurz Fo

u Beginn der Verhandlungen über das mul- to gelten. Er zeigt aber vor allem, dass diese The- lcr/SebastianDooris / Flickr : Ztilaterale Handelsabkommen konnte wohl matik die gesellschaftliche Mitte erreicht hat. niemand die heftigen Reaktionen antizipieren. Die Gründung von Piratenparteien und ihr ACTA ziele ja, wie es hieß, lediglich auf den aufsehenerregender Einzug ins Berliner Abge- Kampf gegen Produktpiraterie und Urheber- ordnetenhaus sind Ausdruck davon. Ob Netz- rechtsverletzungen ab, um westliches Know- politik dieselbe Veränderungskraft wie Um- How und Konsumenten zu schützen. Immerhin weltfragen in den 1980er Jahren in sich trägt, werden jährlich gefälschte Waren und Raub- wird sich jedoch erst zeigen. ACTA könnte für kopien im Wert von über 200 Milliarden Dollar Europa aber das werden, was Hainburg damals gehandelt. Warum regt sich gerade in Europa, für Österreich war: Ausdruck des Wandels zum das doch eindeutig von diesem Schutz profitie- Thema der Mitte und Türöffner in die institu- ren würde, so vehementer Widerstand? tionalisierte Politik.

Verborgene Wirtschaftsinteressen? Europäisches Parlament als Notleine

Bei den Verhandlungen wurden die Urheber- Einige Staaten – u.a. Deutschland, Polen und rechtsbestimmungen nicht nur verschärft, Tschechien – haben die Ratifizierung aus- sondern auch ihr Anwendungskreis auf das gesetzt. In Österreich finden sich ebenfalls Internet ausgeweitet. Kritiker des Handels- Anzeichen für einen Meinungsumschwung abkommens befürchten, dass User-Rechte zugunsten der Kritiker. Außerdem muss ab- zugunsten von Konzerninteressen beschnit- Demonstranten gingen in zahlreichen eu- schließend auch das Europäische Parlament ten werden. Patent- und Urheberrechtsfragen ropäischen Städten gegen das Handelsab- noch zustimmen, dessen Abgeordneten nicht würden ebenso nicht mehr unterschieden wie kommen ACTA auf die Straße. davor zurück scheuen, ihre Macht einzuset- private und kommerzielle Nutzung. Server- zen – gerade bei internationalen Abkommen, provider würden zu Polizeiaufgaben inklusive preisgegeben wurde, hatten Interessensver- die an ihnen vorbei verhandelt wurden. SWIFT Überwachung der Internetnutzer verpflichtet treter der betroffenen Wirtschaft sehr wohl lässt grüßen. << und die vage Formulierung des Vertrages er- Zugang zu den Verhandlungen. muntere Staaten zu noch schärferen Regelun- gen. Neue Lebenswelt – neue Politik Neben dem Inhalt sehen Kritiker ihre Befürch- tungen auch durch das Zustandekommen von Das als demokratiepolitisch fragwürdig emp- ACTA bestätigt. An den Verhandlungen waren fundene Zustandekommen sowie die Aus- nämlich ausschließlich Industriestaaten be- weitung der strengen Urheberrechtsbestim- teiligt. Die dafür zuständigen Foren, wie die mungen erhitzen heute die Gemüter. In der Welthandelsorganisation (WTO) oder die Welt- digitalen Netzwelt tummelt sich nicht mehr nur organisation für geistiges Eigentum (WIPO), eine Hand voll kritischer Cyberaktivisten, die wurden nicht berücksichtigt. Weder Entwick- dieselben demokratischen Rechte wie in der lungsstaaten noch die für Fragen der Produkt- „realen“ Welt einfordert. Der virtuelle Raum piraterie und des Urheberrechts zentralen wird immer mehr zur Lebenswelt von Normal- Länder Indien, Brasilien und China sind Teil des bürgern. Die Beschränkung auf eine rein tech- Abkommens. Kritiker spekulieren deshalb über nische Nutzung von Diensten im World Wide die „wahren“ Intentionen hinter ACTA. Derar- Web ist dabei nicht mehr gegeben. tige Mutmaßungen werden wiederum durch Zunehmend entsteht eine digitale Öffentlich- die lange Geheimhaltung genährt. Während keit. Der Widerstand gegen ACTA und die der Öffentlichkeit bis Mitte 2010 nichts davon Demonstrationen können als Indikatoren dafür

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15 Years of CTBTO – High Time for Action

"We must face facts. Until we have universal adherence to a legally-binding global norm against nuclear testing, there is no guarantee that nuclear tests will not happen again." UN Secretary-General Ban Ki-moon, 23 September 2011.

The mandate of the Preparatory Commission for the Comprehensive Nuclear-Test-Ban Treaty Organization (CTBTO) with its headquarters in Vienna is to promote and prepare for the entry into force of the Comprehensive Nuclear-Test- Ban Treaty (CTBT) and to ensure the operational readiness of its verification regime once the CTBT enters into force. Festivities marking the 15th anniversary of the Preparatory Commission for the CTBTO took place on 17 February 2012 in Vienna. Much has been achieved in the past 15 years, but significant challenges still lie ahead, which call for strong and continued leadership. Text Elva Hardarson

s of February 2012, the CTBT has been in violation of the CTBT has occurred. In that site Inspection is foper rmed within a stringent Asigned by 182 states and ratified by 157. case, the treaty foresees a consultation and a time frame in a designated inspection area of The CTBT will be legally binding when all 44 nu- clarification process with the state suspected up to 1,000 km2 and involves a group of up to clear technology holding states, the so-called to have tested a nuclear weapon as well as 40 inspectors from all over the world, exten- Annex II States, have signed and ratified the the possibility to request an On-site Inspection sive preparation, familiarisation with the com- treaty. The eight hold-out Annex II states are (see picture). This final verification measure, plex equipment and training is vital. China, Democratic People’s Republic of Korea which can prove unequivocally that a regis- (DPRK), Egypt, India, Iran, Israel, Pakistan, and tered event constituted a nuclear test, will not Progress towards entry into force the United States. be available to States Signatories until the CTBT Approximately 2,000 nuclear tests were con- enters into force. The seventh bi-annual Article XIV feCon rence ducted between 1945 and 1996, when the The CTBTO is actively pursuing the build-up promoting entryto in force of the CTBT took CTBT opened for signature with the aim to of the On-site Inspection capabilities and place on 23 September 2011 in New York. ban nuclear tests everywhere on the planet (in the States Signatories recently endorsed the At this high-level conference, world leaders the atmosphere, on the surface, underwater budget for the next Integrated Field Exercise, came together to reiterate the importance of and underground). In the 15 years since, the which will take place in 2014. Given that an On- the CTBT for the international nuclear non- three countries that have broken the de-facto proliferation and disarmament regime and to moratorium were India and Pakistan in 1998 UN Secretary-General Ban Ki-moon and Tibor call upon the remaining Annex II countries to and most recently the Democratic People's Tóth, CTBTO Executive Secretary, at CTBTO's sign and ratify without delay. Moreover, a final Republic of Korea (DPRK) in 2006 and 2009. 15th anniversary ceremony in February 2012 declaration was adopted including concrete The strong international condemnation of in Vienna. steps to be taken towards early entry into force the DPRK’s underground nuclear tests, which Pho and universalisation of the CTBT. to were successfully detected by the verification Official The / Flickr : The Annex II country Indonesia expressed regime of the CTBT, proves that a global norm its intent to ratify the CTBT for the first time against nuclear testing has been established. during the Non-Proliferation Treaty (NPT) re- The unique verification regime of the CTBT is view conference in May 2010. Three delega- CT based on the International Monitoring System, BT tions of Indonesian parliamentarians have sub- Photostream O which will consist of a global network of 337 sequently visited the CTBTO. As a member of seismic, infrasound, hydro-acoustic and radio- the most recent delegation visiting the CTBTO nuclide/noble gas stations. Approximately 85 in November 2011, Mr Helmy Fauzy, Member percent of the required monitoring stations of the Indonesian Defence and Foreign Policy have been established to date, representing an Commission, stated that "ratification of the investment by the States Signatories of one bil- CTBT can be expected in the very near future, lion USD. Further ratifications would give new possibly in the next couple of weeks. Indonesia impetus for continuing investments, which are will use its good relations to promote the Trea- essential for the completion and maintenance ty in Asia and the Middle East and beyond and of the system. at the highest political vele l." On 6 December The data is processed and analysed at the In- 2011, the Indonesian Parliament ratified the ternational taDa Centre in Vienna and the raw CTBT and thus brought the treaty a significant data as well as reviewed bulletins areov pr ided step closer towards entry into force. to all States Signatories in a timely and demo- Many are convinced of the important leader- cratic manner. The States Signatories make the ship role the U.S. can play in bringing the CTBT final judgement whether a suspicious event into force. The ratification process in the U.S.

GLOBAL VIEW 1/2012 International 11 Photo: CT BTO

stalled after the Senate voted the CTBT down tributed significantly to the States Signatories’ in 1999. Doubts about the verifiability of the efforts to evaluate the radionuclide risks fol- treaty and the need to ensure a reliable U.S. lowing the power plant accident. nuclear stockpile were among the stated rea- The tragic events in Japan underlined the po- sons against ratification. tential of the CTBT verification data to contri- The situation has changed markedly since bute to disaster mitigation efforts. A wide 1999. Firstly, with the exception of the DPRK, range of further potential civil and ntiscie fic the international community has honoured a applications of the CTBT verification data and moratorium on nuclear testing and thereby technologies in addition to treaty monitoring made it increasingly unacceptable to test exist, e.g. climate change research, monitoring nuclear devices. Given that the basic obliga- of volcanic eruptions, assistance in plane crash tions under the treaty are being carried out, it investigation, and research on background would be beneficial for all to reap its full secu- radiation vele ls. A close relationship with the rity benefits. Secondly, Mr Thomas D’Agostino, broader scientific community therefore offers Department of Energy’s undersecretary for mutual benefits and has been further strength- nuclear security and administrator of the Na- ened by the Science and Technology Confer- tional Nuclear Security Administration (NNSA), ence in June 2011 in Vienna. confirmed in an interview in April 2011 that the U.S. nuclear stockpile is reliable with- Test no more out further underground testing. Finally, the CTBTO has built a strong regime to verify the To conclude with the words of the CTBTO Ex- treaty in the years since 1999. ecutive Secretary Mr Tibor Tóth: "You cannot During his speech in April 2009 in Prague U.S. stop here because you can carry through what President Barack Obama vowed to "immedi- you pledged 15 years ago: Test no more. By no ately and aggressively pursue U.S. ratification one, nowhere, never." (23 September 2011) << of the CTBT." Ms Ellen Tauscher, U.S. Under Secretary for Arms Control and International Security, confirmed at the 2011 Article XIV Conference that the administration has be- After entryto in force, the CTBTO can conduct On-site Inspections (OSI) in order to verify states' gun the process of engaging the Senate on the compliance with guidelines set by the Comprehensive Nuclear-Test-Ban Treaty. The photo CTBT. shows measurements during an OSI simulation exercise in Kazakhstan in 2008. Pho to lcr/TeOfficial The / Flickr : Great East Japan Earthquake

The devastating 9.0 magnitude Great East Japan Earthquake and tsunami on 11 March CT BT

2011, which was followed by the accident at Photostream O TEPCO’s Fukushima Dai-ichi nuclear power plant, presented a serious stress test for the CTBTO and its verification regime. The chal- lenge was met successfully and proved the unique capabilities of the verification regime. Not only did the data collected by the seismic and hydro-acoustic stations contribute effec- tively to the tsunami warnings, but the data from the radionuclide and noble gas stations combined with the atmospheric transport modelling (ATM) tool, displaying the global dispersion of radioactive emissions, also con-

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Globale Partnerschaft gegen die Armut

Im September 2000 einigten sich die Mitgliedstaaten der UNO auf eine gemeinsame entwicklungspolitische Agenda mit acht Zielen und einem umfangreichen Maßnahmenkatalog, um bis 2015 die weltweite Armut drastisch zu redu- zieren. Der Weg dorthin ist oft steinig. Eine neue Partnerschaft für wirksame Entwicklungszusammenarbeit sorgt seit Kurzem für eine neue Dynamik. Text Robert Zeiner

ei den einzelnen Millenniums-Entwick- Frischer Elan für Entwicklung sollen unterschiedliche Herangehensweisen Blungszielen (MDGs; siehe Abbildung) hat einander ergänzen. „Diversität managen und es unterschiedlich große Fortschritte gegeben. Kurzum: Es wird in den kommenden Jahren Fragmentierung reduzieren“ sind zentrale Bis zur weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise nochmals einen Schub gemeinsamer und Botschaften. 2007/2008 schien die Umsetzung der meisten konzertierter Anstrengung brauchen, um die Ein entscheidender Schritt auf dem Weg zu Ziele bemerkenswert rasch voranzuschreiten. MDGs zu erreichen. Auch wenn die Öffentli- dieser globalen Partnerschaft war es, dass sich Der aktuellste Bericht dazu aus 2011 stellt fest, chen Entwicklungshilfeleistungen (ODA) global neben den traditionellen auch neue Geber dass die globale Armutsquote kontinuierlich in absoluten Beträgen jährlich und kontinuier- wie China, Brasilien oder Indien den Inhalten gesunken ist und 2015 voraussichtlich weni- lich gestiegen sind, ist ihr durchschnittlicher des Abschlussdokuments von Busan anschlos- ger als 15 Prozent der Weltbevölkerung in ex- Anteil am Bruttonationaleinkommen gleich sen, wenn auch zunächst auf einer weniger tremer Armut leben werden. geblieben und noch weit von dem für 2015 an- verbindlichen Basis. Sehr selbstbewusst brin- Einige der ärmsten Länder verzeichnen die gepeilten Ziel von 0,7 Prozent entfernt. gen sich diese Länder als neue Entwicklungs- größten Fortschritte im Bildungsbereich. Die Das vierte „High Level Forum on Aid Effec- partner ein und sind nicht unwesentlich dafür Kindersterblichkeit ist um ein Drittel zurück- tiveness“ vom 29. November bis 1. Dezem- verantwortlich, dass sich die alte Zweiteilung gegangen. Die weltweite Malariasterblichkeit ber 2011 in der südkoreanischen Hafenstadt in Geber und Empfänger aufzulösen beginnt wurde um 20 Prozent vermindert. Im Vergleich Busan sollte neuen Ansporn geben. Schon der und in eine globale Partnerschaft erweitert. zu 1990 hatten im Jahr 2008 1,1 Milliarden Titel des Abschlussdokuments signalisiert eine Diese inklusive Partnerschaft soll Entwicklung mehr Menschen in den Städten und 723 Mil- grundlegend geänderte Herangehensweise: wirksamer machen. >> lionen mehr Landbewohner Zugang zu besser- Die „Busan Partnerschaft für wirksame Ent- em Trinkwasser. wicklungszusammenarbeit“ will im Vergleich zu den Abschlusserklärungen der vorange- Trotz positiver Trends einige Rückschläge gangenen Foren in Rom, Paris und Accra nicht mehr nur die Wirksamkeit der Hilfe verbessern, Aus dem Bericht geht allerdings auch klar her- sondern gemeinsam mit allen Akteuren eine vor, dass dieser positive Trend ganz wesentlich neue „Partnerschaft für Entwicklung“ schaffen. auf die rasante wirtschaftliche Entwicklung der Das hat weitreichende Konsequenzen. Fo to asiatischen Staaten, insbesondere Chinas und ADA : Indiens, und das daraus resultierende höhere Alte und neue Akteure durchschnittliche Pro-Kopf-Einkommen zu- rückzuführen ist. Die tatsächliche Einkom- Die Partnerländer stehen vor neuen Heraus- mensverteilung innerhalb der Länder, aber forderungen: Sie sollen stärker als bisher ihren auch zwischen ihnen, bleibt ein Problem. Entwicklungsweg selbst steuern und auf der Dies erklärt auch, warum sich die Zahl der am Basis einer genauen Analyse ihre Entwick- wenigsten entwickelten Länder (LDCs) seit lungspläne präzise beschreiben. Sie verpflich- 1971 von 25 auf 48 im Jahr 2011 nahezu ver- ten sich, Eigenverantwortlichkeit nicht nur als doppelt hat, obwohl die Indikatoren bei den Regierungsaufgabe zu verstehen, sondern als meisten MDGs positiv verlaufen sind. Das demokratisches Prinzip, das die Zivilgesell- Wirtschaftswachstum in den LDCs beruhte we- schaft, Parlamente, Medien oder den Privat- niger auf nachhaltigen Investitionen, sondern sektor gleichermaßen einbindet. war von steigenden Rohstoffexporten und Diese verstärkte Orientierung an den spe- Geldrücksendungen emigrierter Verwandter zifischen foAn rderungen, Bedürfnissen und getragen. Die Krise 2007/2008 führte zu einem Lösungswegen der Partnerländer bildet auch raschen Rückgang der Exporte und der Über- den Rahmen für die optimale Arbeitsteilung weisungen aus dem Ausland. Rund 80 Mil- zwischen den verschiedenen Akteuren und die lionen Menschen sind dadurch wieder zurück bestmögliche Kombination von Maßnahmen. in die extreme Armut gefallen. Auf der Grundlage gemeinsamer Prinzipien

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Auch in Zukunft wird Entwicklungszusam- to D St / ADA : menarbeit eine unverzichtbare, aber nicht die einzig entscheidende Rolle spielen. Sie soll eine ef Katalysatorfunktion erfüllen und die Potenzia- Pleger an le aller Akteure optimal zum Einsatz bringen. Dem Privatsektor kommt dabei eine zentrale Stellung als Motor von Entwicklung zu, denn technologische Innovationen, Beschäftigungs- und Einkommenssteigerung sowie die Mobili- sierung der einheimischen Ressourcen tragen wesentlich zur Beseitigung von Armut bei. Doch nur durch viel mehr Kohärenz zwischen den internationalen entwicklungspolitischen, wirtschafts-, finanz- und handelspolitischen Maßnahmen kann es gelingen, gute Beding- ungen für die raschere Entwicklung, insbeson- dere der LDCs, zu schaffen. Die Österreichische Entwicklungszusammen- arbeit engagiert sich für ein umfassenderes Die "Busan Partnerschaft" bringt auch für die österreichische Entwicklungszusammenarbeit Verständnis von Eigenverantwortlichkeit neue Herausforderungen. Die Austrian Development Agency (ADA) ist auch an Planungspro- (Ownership), das auch Parlamente, zivilge- jekten, wie dem hier abgebildeten in Uganda, beteiligt. sellschaftliche Organisationen, Medien und den Privatsektor umfasst. Um die Mittelflüsse Fazit für Österreich Die in den diversen internationalen Zielkata- in der Entwicklungszusammenarbeit trans- logen skizzierten Handlungsstränge sind bei parenter zu machen, setzt sich Österreich für Für die österreichische Entwicklungspolitik Weitem kein fertiges Rezept. Alle Beteiligten eine qualitativ bessere Erhebung grundlegen- und Entwicklungszusammenarbeit untermau- sind aufgefordert, konkrete Beiträge zu leisten. der wie auch zukunftsorientierter teDa n nach ert das Abschlussdokument von Busan die Sie werden dabei Flexibilität und einen lan- OECD/DAC-Kriterien (Organisation for Eco- bereits eingeschlagenen strategischen Rich- gen Atem brauchen. Dies gilt gleichermaßen nomic Co-operation andve De lopment's De- tungen, zum Beispiel die seit Langem vorlie- für zivilgesellschaftliche gaOr nisationen, Par- velopment Assistance Committee) ein, die ver- gende Empfehlung, die ODA insgesamt strate- lament, Wirtschaft oder die öffentliche Ver- lässliche und aussagekräftige foIn rmationen gischer auszurichten und die wichtigsten waltung. Kreativität, Innovation und eine alle gewährleistet. österreichischen Akteure stärker an diesem einbeziehende Herangehensweise in der Um- Die Akteure der neuen „Busan Partnerschaft“ Rahmen zu orientieren. Ein wichtiger Schritt setzung sind genauso gefragt wie ein entschie- haben einen ehrgeizigen Zeitplan: Bis Mitte dazu ist die geplante inhaltliche und strukturel- denes Bekenntnis auf der politischen Seite. << 2012 sollen die Modalitäten der neuen Part- le Neugestaltung des Dreijahresprogramms nerschaft sowie konkrete Handlungsanleitung- der österreichischen Entwicklungspolitik. en für deren Umsetzung feststehen. Dazu Aber auch an einer Erhöhung des program- sollen unter Federführung der Partnerländer mierbaren Anteils der ODA wird kein Weg länderspezifische Ziele und Indikatoren erar- vorbeiführen, wenn beispielsweise die Frag- beitet werden. Weiters sind die Prozesse zur mentierung reduziert werden soll. Schließlich Überprüfung und Rechenschaftslegung zu be- werden die von der Austrian Development schreiben. Die Erklärung von Busan will damit Agency geführten Koordinationsbüros der Ös- nicht nur einmal mehr die Erfüllung der MDGs terreichischen Entwicklungszusammenarbeit bis 2015 beschleunigen, sondern darüber wesentlich in die von den Partnerländern ge- hinaus den Blick und die Energien auf die Zeit steuerten Planungs- und Umsetzungsprozesse danach lenken. eingebunden sein.

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Russia's Rendezvous with Destiny

Two decades ago, the dissolution of the Soviet Unionto as nished the world. The struggling rise of Russia back into the league of global powers has been in many ways no less amazing. However, while Putin’s centralisation policy stabilised the country in a period of crisis, the system he created is increasingly slowing Russia down in its further development. Text Roman Pable

lmost twelve years after his first elec- needed economic and political predictability. paternalism in exchange for growing prospe- Ation, Vladimir Putin is becoming president In his first two terms as President, Russia’s rity. Unlike in the Arab Spring rebellions, Rus- of Russia again, probably staying in office for GDP grew more than seven percent a year; sians are beginning to flex their muscles not another twelve years. While international -ob the poverty rate fell by half, the governmental for a higher standard of living but to be seen servers criticised limited competition,fa un ir gross debt dropped from over a hundred per- as citizens of a democratic state rather than campaigning conditions and procedural irre- cent of the national GDP to less than ten and merely as subjects of the Kremlin. The era of gularities, there is little doubt that the majo- the unemployment rate was reduced by a half. Putin with all its reforms helped the country’s rity of the Russian populace is still supporting The country has undergone a remarkable eco- economy to make a step forward into the fu- him and his ideas. Yet it seems that the recent nomic and social transformation – real wages ture, but its political system remained in the elections, which were followed by unprece- increased drastically and the consumer market past, conserving centralisation, corruption and dented demonstrations, were in no way more exploded. As a result, a real middle class ap- a strict hierarchy. unfair than earlier ones. But the expectations peared, made up largely of cosmopolitan pro- and demands of the country’s middle class fessionals in Moscow, St. Petersburg and other Institutions as empty shells have changed drastically over the last decade. urban centres. In order to understand today’s democracy in The fact that exactly the group benefiting the Theoretically, the country has all the necessary Russia we should not forget its past and how most from Putin’s reforms is now the driving institutions a functioning democracy needs, it emerged after seven decades of totalitarian force behind the protests shows both the suc- but they are little more than empty shells. The rule. cess and failure of his rule; a rising number of country has courts and attorneys, but few be- Russians feel that their standard of living is now lieve they are impartial. It has a parliament, A man and the transformation of a country secure enough, that they are no longer willing but the Duma is not the right place to debate to accept the Kremlin’s policy of benevolent political issues, according to one of its previ- The lift of the Iron Curtain marked for many Eu- ous speakers. There are parties competing for ropeans the beginning of a new era of freedom In his first two terms, President Vladimir power, but even the party of power itself, Ye- and prosperity. But while the West was cele- Putin has substantially transformed Russia. dinaya Rossiya (United Russia), is just a neces- brating victory in the Cold War and some even After his re-election, he faces protests of a sary tool for the Kremlin, carries hardly any au- the end of history itself, for many Russians the rising middle class. thority and does not determine policy or make Pho dissolution of the Soviet Union meantst notju to decisions. iiei omn / Commons Wikimedia : new freedoms and possibilities, but also ex- In this regard it is not the absence of any par- ploding poverty, an absence of the rule of law, ticular civil right that drives people out on despair and indignity. While western politi- the streets; rather, it is the absence of politi- cians were welcoming Yeltsin’s dismantling of cal reform itself that makes the rising middle the Soviet system, the first thing the Russian ww class angry at the system. They are concerned w. people linked to the democratic reforms was and In Press Presidential / kremlin.ru about the growing gap between the govern- an enormous drop in the standard of living, the ment’s rhetoric of a prosperous Russia playing rouble’s steady slide into worthlessness, politi- a decisive role in world politics and therd ha cal disorder and outrageous corruption on all reality. Despite all the progress made in the levels of government. last two decades Russia is still far away from It was the demand for a strong leader who being fully developed by western standards, so would bring order into a world that broke serious are some of the problems the country apart which marked the early career of Vladi- fo is facing. mto Office rmation mir Putin. Comingto in office, he yepla d the Transparency International now ranks Russia role of an authoritarian moderniser, pushing 143rd out of 183 countries in terms of cor- through a number of reforms on deregulation, ruption, malefe li expectancy is 63 years and taxation, the legal system and the federal ad- therefore significantly welo r than in Central ministration, thereby giving the country the Europe or even China and the population is

GLOBAL VIEW 1/2012 International 15 ht:Fik Sa / Flickr Photo: shrinking steadily. Furthermore, economic development faces substantial constraints, amongst the most important the poor quality va

of institutions, labour etmark efficiency, busi- ra ness sophistication, and innovation. According to the Global Competitiveness Report issued by the World Economic Forum liberal reforms such as strengthening the rule of law and the protection of property rights, improving the functioning of the judiciary, and raising secu- rity levels are needed to keep the economy growing, to boost innovation and attract for- eign capital. However, during his four years as Prime Minister, Putin gave little evidence of his will to implement such reforms. On the contrary, as part of the tandem with the interim President Medvedev, he played the role of the conserva- In large Russian cities in particular, a strong middle class has emerged in recent years. A symbol tive hardliner, looking sceptically on possible of this increasing wealth is the Moscow International Business teCen r. changes within the system. Thereby he in- creasingly exposed his own Soviet background political system. Will the government be willing is, "as the head of a party full of crooks and with all its paradoxes. His focus on military and able to fight corruption effectively as well thieves." << spending while the economy still cannot com- as enhance a model of governance based on pete in the global consumer market as well as the rule of law? Will the Kremlin’s centralised his less-than-enthusiastic stance and his high decision-making remain the modus vivendi or tolerance for repressive regimes during the will the parliament and the party system be Arab Spring made him increasingly look like strengthened along with further promotion of a man of the past who seems to stand once democratic structures? Will the Russian econo- again on the wrong side of history. my be solely based on the export of natural re- However, although Putin’s presidential cam- sources or can the consumer market industry paign was also often based on Soviet style and the innovation sector be boosted? strongman rhetoric, he has outlined a diffe- The answers to the above questions depend rent approach towards the future of Russia in on whether or not the country’s leading elite several articles. As he is calling the direct in- realises that preserving power and privileges volvement of the people as the fundamental at all costs cannot any longer be its sole po- condition of a modern state, willing to seek litical goal within a society that has gone further cooperation with western powers and through fundamental and possibly irreversible defining Russia as an essential part of the Euro- changes. If Putin does achieve a smooth trans- pean culture, he sounds more like a pragmatic fer of power to an emerging civil society he moderniser than a hawkish autocrat. might be judged by history in the light he sees himself already: as one of Russia’s great re- A nation at the crossroads formers. However, if Putin fails to implement successful reform to combat corruption and In the following months much depends upon cronyism, his legacy may instead be defined Putin’s sincerity about the reformation of the by the phrase coined by Alexey Navalny, that

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Bosnia and Herzegovina – An Analysis

"I expect that we shall fulfil conditions for submitting the applications for EU membership by June 30." Vjekoslav Bevanda, Prime Minister of Bosnia and Herzegovina; Reuters; 22 February 2012.

Since the end of the Bosnian War in 1995 Bosnia and Herzegovina consists of two political entities with a complex po- litical system. Despite many positive vede lopments, the country is still divided between several ethnic groups. In the face of these divides and economic difficulties, Prime Minister Vjekoslav Bevanda has the delicate task of paving the way for the country's application for membership in the European Union. Text Volker Hochstätter Photo: he film "In the Land of Blood andey Hon "

which was recently released in the Aus- Vo T Hochs lker trian and German cinemas is set in Sarajevo during the time of the horrible Bosnian War. tätter The movie is about a love story and its related problems between a Serbian policeman and a Bosnian artist during the War. Of course, one could argue that the film is not an ntiauthe c production with regard to the War, but for sure Bosnia and Herzegovina gained worldwide at- tention thanks to this film.

Outbreak of the Bosnian War

Before going deeper into the current situation, it is important to understand the background of this war and the initial conflict. With the beginning breakup of the Socialist Federal Re- The presidency of Bosnia and Herzegovina rotates every eight months between a Bosnian Mus- public of Yugoslavia through the secessions of lim, a Bosnian Serb and a Bosnian Croat. The Gazi Husrev-beg Mosque in Sarajevo is a sign of Croatia and veSlo nia in 1991, ethnical tensions the country's multi-ethnic composition. have intensified. The tensions deteriorated when the Socialist Republic of Bosnia and Her- country's current population cannot be given. open-minded and happily welcome tourists zegovina, which was populated by mainly Mus- The last population census took place in 1991 and foreigners. Furthermore, the country has lim Bosnians, declared its independence on 3 before the War. It is estimated that around 3.8 a beautiful nature and a rich cultural heritage. March 1992. This was the last factor resulting million people live in Bosnia and Herzegovina. On the other hand, there are still a lot of prob- in the Bosnian War between Muslim Bosnians, Since the Dayton Peace Agreement, Bosnia and lems within the country. To date, the three big Orthodox Serbs and Catholic Croats. Herzegovina consists of two entities, the Fede- religious groups still live separated from each ration of Bosnia and Herzegovina and the Re- other. Bosnian Serbs prefer to live in the Re- Situation after the Bosnian War publika Srpska. Furthermore, since that time, publika Srpska and Bosnian Muslims and Bos- Bosnia and Herzegovina has a complex political nian Croats in the Federation of Bosnia and Under international pressure, Slobodan system which divides the power between the Herzegovina. Most of the younger citizens Milosevic (former President of Serbia and Yu- three main ethnic groups. Therefore, the presi- have never been to other territories for seve- goslavia), Franjo Tudman (former President of dency rotates every eight months between a ral reasons. There are still a lot of prejudices, Croatia) and Alijaet Iz begovic (former Presi- Bosnian Muslim, a Bosnian Serb and a Bosnian hate and antipathy towards the other religious dent of Bosnia and Herzegovina) finally signed Croat. groups. The "under 18 generation" is the first the Dayton Peace Agreement in December generation after the War and it might need an- 1995 (see photo on the next page). Around Current situation other generation for these problems to disap- 200,000 people had lost their lives in this war; pear. exact numbers of the dead are unknown due The present situation in Bosnia and Herze- This situation is not only an issue within the to the difficulty of defining war victims. In addi- govina is quite different to that during the War. population, but also on the politicalve le l. The tion, a lot of people had fled to countries such On the one hand, there are a lot of positive representatives of the different groups seem to as Australia, Austria, Germany and the United aspects to mention. From my personal experi- be too attached to their respective territories States. As a result, an exact number of the ence, people are very friendly, generous, and without seeing the bigger picture. Of course,

GLOBAL VIEW 1/2012 International 17 Pho to iiei omn / Commons Wikimedia : U. .Air S. Forc e/St aff g.BinSchlumbohm Brian Sgt.

The signing of the Dayton Peace Agreement in 1995 put an end to the Bosnian War which had caused the death of around 200,000 people. they are also afraid of losing power and follow- were rising up while seeing desperate people to apply for EU membership later this year. ers by willing to compromise. This also appears in the streets. It took one hour until a special Hopefully, such declarations will soon be fol- to be a reason for why it took 15 months since force managed to restrain the aggressor. Be- lowed by concrete actions sinceva Be nda will the parliamentary elections back in October sides, destroyed buildings mainly in the coun- be judged on the basis of his results. << 2010 that the representatives arrived at an tryside and bullet holes caused by grenades in agreement. More precisely, Zlatko Lagumdzija, Sarajevo are still visible traces of the War. head of the anti-nationalist SDP and the win- ner of the elections, tried to reach a compro- Future prospects mise across the ethnic divide, but the head of the Croatian party HDZ, Dragan Covic, refused In one of the first interviews after his election, and wanted to work with Milorad Dodik, head the new Prime Minister Vjekoslav Bevanda of the SNSD party, who often threatened with stated: "I expect that we shall fulfil conditions a secession of the Serbian Republic from the for submitting the applications for EU mem- national state of Bosnia and Herzegovina. bership by June 30." The international reaction In view of a possible state bankruptcy, pres- following the forming of a government was sure from the enraged population increased rather positive. The Austrian Federal Minister and major uprisings seemed likely. Finally, the for European and International Affairs, Michael representatives were willing to compromise. Spindelegger, congratulated Bosnia and Herze- There were also rumours that Milorad Dodik govina on the new government, saying that it only agreed because a proceeding against him is now Vjekoslav Bevanda’s job to make impor- concerning corruption was dropped two hours tant reforms so that the country will be able before the final agreement. Eventually, the Croat Vjekoslav Bevanda from the HDZ party became Prime Minister. Traces of the Bosnian War are still visible throughout the country. The picture shows the Sebilj, Of course, these political conflicts also had a a wooden fountain in Bascarsija square in Sarajevo, which has been restored after the War. negative impact on the economic rating of Na / Commons Wikimedia Photo: the country and important structural reforms. Furthermore, Bosnia and Herzegovina has to struggle with high rates of unemployment and crime. Indeed, especially racketeering, smug- gling, illegal arms deals, human trafficking and

drug dealing are very common. In some cases ta i Wilson lie this even involves politicians. The Bosnian- ma fia is well connected with the Kosovar mafia and has partly undermined the Bosnian police. Additional issues are low wages for the police force as well as the fear of citizens of getting troubles when reporting somebody to police. The incidence of 28 October 2011 was a proof of the present insufficient security situation in Bosnia and Herzegovina, when a radical Mus- lim attacked the American embassy in Saraje- vo, wounding two policemen. Feelings of war

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The Homo Oeconomicus – An Endangered Species? The discussion of the justification about the rationality assumption in Economics is as old as the assumption itself. The recent financial crisis sparked a new round of academic debate. Text Alexander Strobl

hen scholars of psychology, political sci- Departures from full rationality Claims of early behavioural economists draw- Wence, law or sociology first come across ing on insights of both economics and psy- the concept of the homo oeconomicus, the Nevertheless, deciding with full rationality chology were often dismissed on the grounds reactions mostly are bewilderment along with also requires that humans are capable of do- that those experiments were simply designed strong disapproval. The model of a calm, self- ing complex calculations about their expected to trick people into making bad choices. The ish, clear-minded and fully rational actor both utility. It seems reasonable to conclude that impact of those "individual-level" anomalies assumes and predicts that individuals will con- this becomes more difficult as well as more on the overall outcome is perceived to be too sistently pick the best outcome for them, over time-consuming with an increase in options small to justify considering their effects in gen- any number of choices, thus maximising their available. As a result, we start making poorer eral theory. own utility. For most people, this might sound choices or put decisions on hold when our pool more like a description of Star Trek's Mr Spock, of concentration is depleted. The price of thought rather than any real human being. So how can Who can claim that he or she has never de- Economists believe that this model provides an layed urgent work and succumbed to the The next line of defence of the homo oeco- accurate explanation of how real people make charm of learning about interesting, but much nomicus argued that even this allegedly irra- their decisions? Do Economists really believe less urgent matters on Wikipedia? In fact, the tional behaviour can be explained in a ratio- in this obviously most reductionist view of hu- very author of these lines has fallen victim to nal way. By assuming that people include the man nature? such irrationality while drafting this article's energy and time costs of making decisions concept. This is what psychologists and behav- (transaction costs) into their decision of doing There are many ways to be irrational… ioural economists call "decision fatigue". all the calculations, it can be seen as optimal Furthermore, fully rational decisions also re- to simply trust one's gut feelings. Since doing …but there is only one way to be rational. quire an individual's indifference between otherwise is going to be costly in terms of time While this observation may sound trivial, sup- identical choices presented in different ways. and energy, this makes good sense, especially porters claim that it explains the very advan- However, numerous financial experiments when the risk involved is rather small. tage of the hypothesis. Models that are built demonstrate a significant effect of the ways Different foin rmation available to different assuming that people act as if they were maxi- of presentation on people's actual choices. groups (asymmetric information) can also mising their own utility can be proven wrong, Especially in situations with high riskvo in lved, help explain why consumers may make bad i.e. they are falsifiable. If consumers behave people perceive the objectively same risk as choices. Paying a high price for a low-quality differently than predicted by the model, when different, depending on which frame is used product makes perfect sense if the consumer is confronted with a certain situation, one can (framing effect). simply ill-informed about the product's objec- only conclude that the model is incorrect (pre- suming that consumers know what they are The idea of the rationally thinking and acting human being has sparked heated debates in Eco- doing). On the other hand, a model generally nomics and other disciplines (in the picture, Auguste Rodin's "The Thinker").

assuming irrational behaviour would have to Pho to

be much more complex and – above all – could Prae Andreas / Commons Wikimedia : not be falsified, thereby lacking the basic crite- ria of a scientific theory. However, critics argue that the solely self-in- terested actor is way too far from an accurate description of how humans actually make their decisions. In fact, we are not only interested in our own well-being, but we like to help other fc people without expecting ytan hing in return ke (altruism) or we do care for the overall well- being of our society. Supporters claim that these seemingly selfless acts are actually fully rational and already included in the equation. It serves our self-image when we help others, and it serves our concept of fairness when we observe low inequality within society.

GLOBAL VIEW 1/2012 International 19 ht:Fik miss-britt / Flickr Photo: tive quality. In addition, consumers might dis- count their future utility in exchange for more imminent fulfilment of their needs. Choosing between an apple today or two apples tomor- row, it can be absolutely rational to pick the first option when one is hungry. However, critics claim that these justifications are again an act of defending the preconceived notion of the existence of human rationality in hindsight. Numerous experiments have shown that people are susceptible to a wide array of routine biases,vo in lving the evaluation of risk or the assessment of their own future satisfac- tion taob ined from an action in the present. The best examples are provided in decisions about education, pension plans or health care. The concept of future utility reveals that it can be perfectly rational to pick one apple today As this leads to regret in the long run, the cri- instead of two tomorrow in order to fulfil more imminent needs. teria for an optimal decision are not fulfilled. Thus, the idea of the rational actor is not a fiercely and new institutions such as Warren models' application and highlight psychologi- positive assumption which iswe allo d to be fal- Buffet's Institute for New Economic Thinking cal patterns in irrational behaviour. sified by observations from real life, but rather sprang up, increasing funding opportunities The challenge for the discipline of Economics a normative statement that is made a priori. for research that was lacking broad access to lying ahead is to now structure these patterns Even if it was an assumption – which support- resources a few years earlier. in a way that they can be incorporated into ers claim it is – empirical evidence that does standard economic theory and regain the le- indeed falsify it would be denounced of being A new hope? gitimacy of its application. << specifically designed and not representing real life situations. As we have seen, human actions in reality are far from being guided by rational principles. A good predictor on aggregate? We get tired of deciding, fall victim to fram- ing effects, or fail to account for important but On the whole, the model still works fine, es- complex information. Still, the assumption of pecially for predicting changes in the macro- rational behaviourov pr ides Economists with economy, supporters used to claim – and some a good starting point for economic analysis, continue to do so today. Milton Friedman had since it is not the goal of the economic science argued that Economics does not need to be to produce insights into the processes of hu- concerned with the truth values of its models' man thought. While there are numerous cases assumptions, but only with the overall correct- in which the model holds true and consumers ness of its predictions. Over thest pa decades, act "as if" they were doing utility-maximising those predictions had turned out to be more calculations, there is also a considerable num- or less accurate, but only until the financial- cri ber of situations in which it fails to provide sis in 2007. sound predictions. Economists had not predicted this major dis- Over the last decades, joint work with psycho- tortion and as the crisis hit, the profession logy has led to the evolvement of behavioural strongly underestimated its far-reaching re- economics. Experiments formerly considered percussions. As a consequence, the overall impossible to perform in the economic sci- reputation of the profession has taken a heavy ences have been providing more detailed data blow from which it is still suffering today. on human action ever since. These empirical Young Economists started to question and criti- observations taob ined in controlled settings cise the idea of the homo oeconomicus more were then used to show barriers to the rational

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Understanding Italy’s Triple Crisis When he was appointed Italy’s Prime Minister back in November, Mario Monti had to face a deep economic, systemic and credibility crisis. He chose to follow the path of bitter austerity measures in order to reform the Italian economic and social system, but only European support will enable him to cope with this huge task. Text Matteo Vannacci

n 12 November 2011, when Prime Minis- Italy is not Greece. Its gross domestic of dynamic medium-sized enterprises and nu- Oter Silvio Berlusconi was forced to resign product is seven times bigger than the Greek merous important corporations inve se ral sec- following the pressures of the President of the one; it ranks as the 8th in the world and ac- tors such as food, luxury, fashion, car and mili- Italian Republic, Giorgio Napolitano, Italy was counts for 12.5 percent of the entire EU GDP tary. Moreover, almost every Italian household facing a huge credibility crisis. (according to IMF data from 2010). It is self- is in possession of its own home, in contrast Only a few days earlier, on 23 October, at a evident that an Italian debt crisis, with a huge to the Spanish real estate crisis. Nevertheless, joint press conference after the European public debt 1.2 times bigger than Italy’s actual Italy is considered less trustworthy than Spain. Council, Germany’s chancellor Angela Merkel GDP, would be catastrophic for the entire glob- This odd fact can be understood as a specula- and France’s president Nicolas Sarkozy osten- al economy and would almost certainly signify tion manoeuvre: the solid property status of sibly smiled after being questioned about -Ber the end of the euro zone. Italian households is an inviting "milking cow" lusconi’s commitments to reform Italian eco- for every government facing the need to repay nomy. This awkward moment marked the end The Prime Minister’s first moves high interest rates. Speculators were probably of the European-led initiative to secure Italian looking for equilibrium in order to secure the budget which had started during the summer, As a matter of fact, the very first step taken by highest rate possible. when the European Central Bank had written a Prime Minister Monti was to study and even- Monti struggled to put an end to this vicious confidential ttele r to Rome (eventually leaked tually issue a harsh decree of cuts, taxes and situation at the beginning of January when, in by the press) asking for deep, and eventually fight against tax evasion (called "Rescue-Italy a dramatic tein rview with the German press, never taken, systemic reforms. decree") in order to reduce public debt, find he argued that the path of austerity for Italian On 9 November, tensions grew to a breaking resources to repay high interests on debt se- citizens was affordable only in the context of point when the 10 Years Btp-Bund Spread (the curities and keep the State marching on. At the European cooperation and that privation with- yield gap between Italian and German sov- same time, he was struggling to stop the finan- out economic growth could lead to a wide- ereign debt securities) reached its historical cial speculation on Italian debt. spread popular resentment against the EU and maximum and began to fluctuate around the In December and January, Italy-Germany’s Germany itself. "Greek" or "Portuguese" point of no return of debt yield gap was higher than the Spain- This appeal eventually paved the way for the virtual insolvency. The same day, Berlusconi’s Germany’s one. Since the Italian GDP and GDP strong Italian contribution to the recent cycle parliament majority literally evaporated, giv- per capita are higher than the Spanish ones, of European summits in order to achieve the ing President Napolitano, the guarantor of the the Italian unemployment rate is lower and, goal of an EU fiscal union. Alongside the Eu- Constitution, the opportunity to ask for Berlus- despite zero-growth, there are still a number ropean action, Monti actually made clear that coni’s resignation, which he eventually handed in three days later. Italian Prime Minister Mario Monti chose the path of harsh austerity measures in the context of European cooperation in order to restore the country's credibility.

Mario Monti ahead of a difficult situation della Presidenza / Commons Wikimedia Photo:

On 16 November, President Napolitano ap- pointed Mario Monti – a well-known econo- mist and former EU Commissioner for Internal Market and Services and later for Competi- tion – head of a government of national uni- ty. Monti’s primary objective was to restore Italian credibility, choosing a team of well-

respected experts for his cabinet and showing Re pubblica a sober attitude, in contrast to the excesses of Berlusconi’s era. However, it became immediately clear that Ita- ly was indeed in the midst of a severe financial and systemic crisis and only serious reforms could mitigate the Italian menace to global economy.

GLOBAL VIEW 1/2012 European Union 21 Pho the time of "blood and tears" had come to an to end and the January Btp-Bund spread – helped / Commons Wikimedia : by ECB’s market operations (led by another Italian, Mario Draghi) – seems to have under- taken a falling course. T, Touching the structure of Italian society C&S

The Italian government then took the second step of its economic policy by issuing another decree called "Growth for Italy" which focused on deregulation and liberalisation of services in order to unlock economic growth. Corporatism is rooted in Italian society since Mussolini’s dictatorship. In 1939, the fascist Italy's annual public debt in relation to GDP has mostly been increasing over the last decades. regime changed the name of the Parliament The line indicates the 60 percent limit set by the Stability and Growth Pact. to Chamber of Fasci and Corporations in order to give representation to every Italian lobbying example, it is estimated that the annual Itali- tegration. Italian failure would be disastrous; group. After the War, this name was obviously an Chamber’s cost is actually higher than the achieving its recovery would indeed represent withdrawn, but corporatism remained a dis- sum of the costs of German, French, English a European success story. << tinctive social feature, often tein rtwined with and Spanish parliaments. The President of the the political structure and well-linked to politi- semi-autonomous province of Bolzano/Bozen, cal parties. This led to the growth of powerful at the Austrian border, earns more than U.S. lobbying groups (e.g. taxi and truck drivers, President Obama. pharmacies, lawyers, notaries, farmers, petrol In any case, most Italian politicians seem to en- station owners, driving schools) with a detri- joy their privileges and are not really worried mental effect on concurrence, market access, about a rampant wave of populism and disaf- consumer prices, service quality and eventu- fection towards democratic participation. This ally, economic growth. lies at the core of the actual Italian systemic The government, with the intent to liberalise crisis and it is made even worse by the patron- the service sector, is actually taking a ground- client system often taes blished by the political breaking move and is encountering huge re- parties with publicly owned enterprises (e.g. sistance from lobbying leaders and populist energy and water supply, garbage disposal politicians: lots of strikes are scheduled for and bus companies) and of course, lobbying the next months. However, Monti is convinced groups. that only a rapid boost in concurrence, trans- Political participation is at the very heart of parency and service efficiency can help to every working democracy. Nowadays, Italian solve the third and last Italian crisis: a worrying politics and veacti citizenship are worlds apart. systemic crisis. Restoring faith in the democratic process and political institutions as well as cutting the um- Conclusion: the core of the Italian crisis bilical cord linking political parties and lobby- ing groups are maybe the hardest tasks for When he triumphantly won the popular vote in Prime Minister Monti: Only by solving these 2008, Berlusconi catalysed the seemingly pe- problems he will be able to complete his re- riodic Italian need for a strongman in charge. forms and make economic growth possible. The fall of his government revealed a political However, he needs help from growth-stimu- system deeply flawed by corruption, nepotism, lating European policies. The Italian crisis is incompetence and every sort of privileges. For also a struggle for the future of European in-

GLOBAL VIEW 1/2012 22 Europäische Union

Die literarische Stimme Griechenlands

Der griechische Schriftsteller Petros Markaris sprach angesichts der wirtschaftlichen und politischen Krisen des Landes mit Emina Adamovic über die Wirtschaftskrise, Gegenwart und Zukunft Griechenlands und die Rolle, die die „faulen Kredite“ dabei einnehmen.* Interview Emina Adamovic

LOBAL VIEW: Herr Markaris, Sie haben wird er ins Deutsche übersetzt und in eine eu- PM: Das ist ein Teufelskreis. Ich glaube, dass Gbei Ihrer Eröffnungsrede auf der Buch- ropäische Fassung überarbeitet. Dieser Roman das von einem System kommt, das sich seit messe in Wien letzten Herbst Bertolt Brecht in wird voraussichtlich im Herbst erscheinen. Ab Anfang der 1990er Jahre etabliert hat. Das etwa folgendermaßen zitiert: „Die gaAuf be des Mai arbeite ich dann am dritten Roman. Schwergewicht wurde auf die Finanzen gelegt Dichters in der Krise ist es, über das Elend und und nicht auf die Produktion. Die einzigen, die Missstände zu schreiben und nicht über die GV: In Ihrem Roman „Faule Kredite“ sind kor- die es anders gemacht haben, waren die Schönheit der Bäume.“ Wie würden Sie diese rupte Banker Mordopfer, weil sie schuld an Deutschen. Und ihnen geht es heute gut. Missstände und die Krise in Griechenland ge- der Krise sein sollen. Sind für die Krise wirklich Die Deutschen haben das System immer an nerell beschreiben? nur vereinzelte gierige Banker verantwortlich? der Produktion orientiert und nicht an der Gibt das Volk nicht damit seine Selbstverant- Finanzwirtschaft. Wachstum heißt im Sinne Petros Markaris: Man muss über die Missstän- wortung für die Krise ab, wenn es so etwas der Finanzwirtschaft immer ausgeben, immer de reden; einen klaren Blick schaffen und zwar behauptet? mehr Geld in den Kreislauf bringen, damit wir vom Standpunkt eines Intellektuellen und mehr Wachstum und mehr Gewinn bekom- nicht eines Politikers. Das ist ganz wichtig. Der PM: Ich glaube, dass das ganze System in Eu- men. Aber es muss doch eine Ratio zwischen Kern der Probleme liegt für mich im politischen ropa, nicht nur in Griechenland, wie ein Do- Geld und Produktivität eines Landes geben. System, im Versagen der politischen Kultur und pingsystem funktioniert hat. Wenn man den Diese Ratio hat es einmal gegeben, heute gibt der politischen Klasse in Griechenland. Leuten, und zwar jahrzehntelang, einredet, es sie nicht mehr. Und die einzigen, die sich da- dass es nur den einen Weg gibt – den kürzesten ran halten, sind die Deutschen. GV: Worüber schreiben Sie gerade? Weg zum Erfolg – und man unter Erfolg haupt- sächlich den materiellen Erfolg begreift, dann GV: Einige Skeptiker behaupten, Griechenland PM: Ich arbeite gerade an einer Trilogie über ist das nur durch das Doping möglich. So wie sei nur der Anfang, dieses Szenario würde es die Krise. „Faule Kredite“ ist der erste Roman beim Sport der kürzeste Weg zu einer Medail- bald auch in ganz Europa geben. Finden Sie es dazu. Der zweite ist bereits auf Griechisch le durch das Doping beschleunigt wird. Die unrealistisch, so etwas zu behaupten? und nur in Griechenland erschienen. Zurzeit Griechen haben sich davon verführen lassen. Petros Markaris, der auf Einladung der Es war die Zeit der billigen und sehr leichten PM: Man sieht schon in der ersten Krise, wie ÖGAVN in Wien referierte, setzt sich in sei- Kredite. Man konnte für fast alles einen Kredit schwer sich Europa tut. Denn es kann sein, nem literarischen Werk auch kritisch mit der erhalten. dass Griechenland das schwächste Glied in der Krise in Griechenland auseinander. Doch das ist nicht die einzige Misere. Ein Kette ist, aber wir sehen einen ganzen Süden, Fo to

AFA : zweites Problem ist die Steuerhinterziehung. der sich anders verhält, andere Probleme hat Das ist heute noch ein großes Problem in und der andere Schwierigkeiten als Mitteleu- Griechenland. Jetzt will man Steuerspezialisten ropa und der Norden hat. Und ich weiß nicht, aus Deutschland nach Griechenland schicken. ob diese Schwierigkeiten überwunden werden Die müssen mit den griechischen Steuerein- können, und ich weiß nicht, ob Europa struk- treibern zusammenarbeiten. Diese sind so turell und finanziell dazu in der Lage ist, die in das System verzweigt, glauben Sie mir, Krise in Südeuropa zu meistern. Es geht nicht die Deutschen werden von ihnen gar nichts nur um Griechenland. bekommen, keine einzige Information. Man Ich glaube, was wir erleben ist ein System, das braucht etwas anderes, ein anderes System. Es sich von den Finanzmärkten führen lässt, weil geht nicht um die Leute, sondern um das Sys- das System die Kontrolle über diese Märkte tem, welches nicht richtig funktioniert. Es ist verloren hat. Diese Kontrolle hat das System nicht einfach, eine Veränderung zu erreichen. während der Krise 2008 und danach nicht in den Griff bekommen. Die Skeptiker haben GV: Woher kommt Ihrer Meinung nach die schon ein Argument. Aber einfach wegschauen Vorstellung des grenzenlosen Wachstums, und hilft nicht. dass man dabei nicht abschätzen kann, welche Ressourcen vorhanden sind? Dass diese sogar GV: Glauben Sie, dass sich durch die überstiegen werden, wie im Falle der Kredite? Wirtschaftskrise ein Nährboden für politische

GLOBAL VIEW 1/2012 Europäische Union 23 Fo to lcr/ Flickr : Ko ko tron

Im griechischen Parlament wird energisch nach Lösungen zur Finanz- und Schuldenkrise gesucht.

Krisen und Konflikte ausbreitet? Können Sie griechische Bürgertum hat gar nichts mit dem tieren konnten. Bulgarien und Rumänien hat- sich das vorstellen, oder sind das übertriebene europäischen Bürgertum, so wie man es hier ten diese Chancen nicht. Erst jetzt fangen sie Ängste? versteht, gemeinsam. Das griechische Bürger- mit den Reformen an. Aber es ist eines, wenn tum und das des Balkans sind aus den Privile- man dazu gezwungen ist, und es ist etwas PM: Wir haben zum ersten Mal in der Ge- gien der Osmanen herausgekommen. Es gibt anderes, wenn man sie freiwillig macht, weil schichte Europas 65 Jahre lang keine großen drei große Mängel: Balkan und Griechenland man verstanden hat, dass man ohne Reformen Konflikte und Kriege gehabt. Das ist schon kennen keine Renaissance, kein Bürgertum nicht überleben kann. Und wir haben die erste ein großer Erfolg, auch politisch. Es kann aber und keine Aufklärung. Deshalbte un rscheide Wahl. Ich wäre glücklicher, wenn die Griechen durchaus sein, dass wir jetzt eine andere Art ich zwischen Südeuropa und Balkan. Das ist von selbst die Reformen eingeführt hätten. von Konflikten erleben werden, die mit finan- eine Kulturfrage. Balkan ist eine andere Kultur. ziellen Mitteln ausgekämpft werden. Und das Das ist der Unterschied zu Südeuropa, obwohl GV: Was folgt nach der Endphase des ab- ist kein rein europäisches Problem, und ich der Balkan geografisch zu Südeuropa gehört. gewirtschafteten Systems in Griechenland? weiß nicht, was wir da erleben werden. Die Griechenland ist beides, geografisch und jetzt nächsten Schlachtfelder, auf denen Konflikte von der Entwicklung her ist es Südeuropa. PM: Ich weiß es nicht. Ich wäre ganz glücklich, ausgetragen werden, sind die Börsen und Fi- Ideologisch und intellektuell kommen wir aus wenn es Griechenland abgesehen vom Tou- nanzmärkte. Und das sage ich nicht, um etwas dem Balkan. rismus landwirtschaftlich schaffen würde, und Abschreckendes zu sagen. Ich sage es aus Er- zwar in eine industrialisierte Agrarproduktion fahrung, weil ich jetzt die Ansätze für so einen GV: Griechenland hat, wie alle Balkanstaaten, überzugehen. Warum so abschätzig über die Konflikt sehe. nicht an der Industrialisierung am Ende des Landwirtschaft reden? Wenn ein Land viele Wissen Sie, was mir Sorge macht? Nicht 19. Jahrhunderts teilgenommen. Das heißt, Produkte vermarkten und sie industrialisieren Griechenland, sondern die Eurozone und die alle Balkanstaaten inklusive Griechenland ha- kann, warum denn nicht? Wir haben wegen Welt. Das Geschäfts- und Finanzvolumen in ben mehr oder weniger gleiche Entwicklungen der Agrarsubventionen die Landwirtschaft lie- Griechenland beträgt 2,2 Prozent der gesam- gemacht und befinden sich auf dem gleichen gen lassen und nicht produziert, und haben ten EU-Zone. Wenn die 2,2 Prozent die übrigen Entwicklungsstand. Wie konnte also Griechen- daher auch die Märkte verloren. Was hatten 97,8 Prozent derart aus dem Gleichgewicht land angesichts dieser Tatsachen schon 1981 wir von den Subventionen? Es geht nicht nur bringen, dann stimmt etwas nicht. Dann läuft der EU beitreten, wo doch bis heute noch kei- um das Geld, es geht nicht nur um die Kredite, irgendetwas falsch. ne weiteren Balkanstaaten außer Rumänien es geht darum, wie man dieses Land umbauen und Bulgarien Mitglied sind, und dies, ohne die kann, damit es wieder produzieren kann. GV: Sie haben in Ihrem Vortrag bei der ÖGAVN notwendigen Reformen erbracht zu haben, die gesagt, dass „Griechenland auf zwei Funda- heute noch gefordert werden? GV: Warum leben Sie noch in Griechenland? menten steht: Europa und der Balkan. Grie- chenland ist beides. Das ist ein Widerspruch.“ PM: Nach dem Zweiten Weltkrieg gehörte PM: Ich bin kein Deserteur, Frau Adamovic. Warum ist es ein Widerspruch, gleichzeitig am Griechenland den Alliierten an. Dadurch war Ich gehe nicht weg. Ich bin 75 Jahre alt und Balkan und in Europa zu sein? Griechenland das einzige Land am Balkan, ich kämpfe immer noch. Ich habe in meinem welches der westlichen Allianz verbunden war Leben immer gekämpft. PM: Balkan ist in Europa. Griechenland ist und NATO-Mitglied wurde. Mit dem Bürger- einmal Südeuropa und ein andermal Balkan. krieg ging Griechenland auf die westliche Seite GV: Herzlichen Dank für das Gespräch! << Der Balkan hat eine Eigenart. Balkan war jahr- zu, und es gehörte weder dem real existieren- hundertelang unter osmanischer Herrschaft, den Sozialismus noch den Staaten, die block- * Das Interview wurde anlässlich des Besuches das ist der große Unterschied zum restlichen frei waren, wie Jugoslawien, an. Das hat den von Petros Markaris in Wien auf Einladung der Südeuropa. Balkan, das ist Osmanisches Reich. Griechen einen großen Vorteil gegeben, das Österreichischen Gesellschaft für Außenpolitik Wir haben keine Aufklärung gehabt. Das Problem aber war, dass sie nicht davon profi- und die Vereinten Nationen (ÖGAVN) geführt.

GLOBAL VIEW 1/2012 24 Österreich Fo to iiei omn Philipp / Commons Wikimedia : We igell

Die Donau, hier das Donauknie bei Visegrád, ist als einzigartiger Kultur- und Naturraum besonders schützenswert. An der schönen blauen Donau Die "International Commission for the Protection of the Danube River" (ICPDR) widmet sich dem Umgang mit der Donau. Heuer übernahm der Österreicher Wolfgang Stalzer die Leitung des Gremiums. Text Paul Schliefsteiner

ie Donau war schon immer ein lebens- Hochwasser, Eis oder schädliche Substanzen Wolfgang Stalzer, der neue alte Präsident Dbestimmender Faktor für die Menschen zu kontrollieren und abzuwenden. Zusätzlich ihrer Anrainerstaaten und darüber hinaus. gibt es gezielte Versuche, die Belastung des Jener Mann, der seit Jänner an der Spitze Daher gibt es seit über einem Jahrzehnt eine Schwarzen Meeres und der Quellen der Donau steht, ist kein Unbekannter in der Kommission. Kooperation zwischen 14 Staaten und der Eu- zu reduzieren. Neben den Vertragsstaaten koo- Wolfgang Stalzer, der die Position von Mykola ropäischen Union, welche den Schutz und die perieren noch weitere Länder mit der ICPDR im Melenevskyi aus der Ukraine übernahm, war gerechte Nutzung dieses Gebiets und seiner Rahmen der „EU Water Framework Directive“. 1998, kurz nach der Gründung, schon ein- Ressourcen zum Ziel hat. Das Sekretariat der mal Präsident der ICPDR. Der pensionierte ICPDR wurde 1999 in den Räumlichkeiten der Arbeitsweise der Donauschutz-Kommission Sektionschef des Lebensministeriums gilt als Vereinten Nationen im Viennate In rnational profunder Kenner der Materie und enthusias- Centre eröffnet. Mit Jänner 2012 übernahm Die ICPDR tagt zwei Mal im Jahr. Im Dezember tischer Naturliebhaber. Studierenden ist er als die Republik Österreich turnusmäßig für ein findet die ordentliche Mitgliederversammlung Lehrender am Institut für Wald-, Umwelt- und Jahr den Vorsitz. am Sitz des Sekretariats in Wien statt. Im Juni Ressourcenpolitik der Universität für Boden- gibt es außerdem eine Sitzung in jenem Land, kultur in Wien bekannt. Präsident Stalzer be- Donauschutz-Übereinkommen das gerade die Präsidentschaft innehat. Die tonte in seiner Antrittsrede, dass die Arbeit bei Präsidentschaft und damit der Vorsitz bei den allem Erreichten ständig fortgesetzt werden Das „Übereinkommen über die Zusammen- Treffen wechselt jährlich in alphabetischer Rei- müsse, was in Zeiten der Kürzung öffentlicher arbeit zum Schutz und zur verträglichen Nut- henfolge den Staat. Beschlüsse werden nach Gelder nicht immer leicht sei. zung der Donau“ (Convention on Coopera- dem Konsensprinzip gefasst. Es bleibt zu hoffen, dass dieses wichtige Pro- tion for the Protection andst Su ainable Use of Ein großer Teil der Arbeit wird in Expertengrup- jekt unter österreichischer Leitung dennoch the Danube River) bildet die Grundlage für pen erledigt. Diese Plattformen setzen sich aus weiter prosperiert und mit Fortschritten 2013 die Arbeit der Internationalen gaOr nisation. Spezialisten aus den Vertragsstaaten und den an Bosnien und Herzegowina übergeben Die Vereinbarung wurde im Juni 1994 in der beobachtenden Ländern zusammen. Teilweise werden kann. << bulgarischen Hauptstadt Sofia teun rzeich- sind auch NGOs und vertraglich vereinbarte net. Vier Jahre später, im Oktober 1998, trat Agenturen vertreten. Die sieben permanent sie – nach der Ratifikation durch den neunten bestehenden Gruppen treffen sich zwei bis Signatar – in Kraft. drei Mal im Jahr. Immer wieder gibt es Sonder- Der Vertrag zielt darauf ab sicherzustel- gruppen, die zeitlich begrenzt oder für eine len, dass Oberflächen- und Grundwasser im bestimmte Aufgabe einberufen werden. Die Einzugsgebiet der Donau nachhaltig und ge- Experten diskutieren Probleme und Fragen recht genutzt werden. Zu diesem Zweck haben im Rahmen der zugewiesenen Agenden. Ihre sich die unterzeichnenden Staaten und die Berichte und Empfehlungen ermöglichen ein EU zu einer umfassenden Kooperation in Fra- koordiniertes Vorgehen. gen der Wasserwirtschaft verpflichtet. Diese Das bereits erwähnte Sekretariat unterstützt beinhaltet rechtliche, administrative und tech- die Arbeit der Kommission. Die acht Mitarbei- nische Maßnahmen, um die Wasserqualität ter werden von einem Geschäftsführer ange- zu erhalten oder zu verbessern sowie präven- leitet. Insgesamt arbeiten rund 300 Menschen tive Vorkehrungen, um die Gefahren durch für die bzw. mit der ICPDR.

GLOBAL VIEW 1/2012 Austria 25

A Model for Fruitful Partnership

Climate change and resource scarcity are two of the major challenges in the 21st century. 46 years of cooperation be- tween UNIDO Headquarters and the City of Vienna lead the way to meet these risks through enhanced partnership. Text Julia Peitl

NIDO was founded in 1966 and became importance of access to affordable, reliable and the city. The GSSD Expo displays successful Uthe 6th UN Specialized Agency in 1985. energy services as fundamental for human, so- development solutions fromve de loping coun- With focus on poverty reduction through pro- cial, and economic development. tries for other developing countries to meet ductive activities, trade capacity-building and Johannes Kyrle, Secretary-General for Foreign the Millennium Development Goals. With this environment and energy, UNIDO’s role in the Affairs of the Austrian Federal Ministry for Eu- event, UNIDO and Vienna are answering to the global aid architecture by tackling climate ropean and International Affairs, emphasised growing trend among developing countries to change is more important than ever. Austria the importance of the event being held in look beyond their own borders when work- is still one of UNIDO’s six largest donors and Austria as the forum can draw on the wealth ing on new technology and poverty reduction concentrates on cleaner production and pro- of knowledge and connections of eight inter- mechanisms, a key concept incorporated in ductive capacity-building subsectors. As a re- national gaor nizations headquartered in and the founding idea of the Expo. sult, Austria co-finances nine of UNIDO’s 28 around Vienna with energy-related mandates. In the past four years, the GSSD Expo was held cleaner production centres. As shown in recent In 2013, the Vienna Energy Forum will have to in global hubs such as New York, Washington, benchmarks, Vienna is always mentioned as react to the outcomes of the COP 17 held in Geneva and Rome. Bringing the Expo to Vienna one of the top ten smart cities with regard to Durban in 2011 and the Rio+20 summit this not only enhances UNIDO’s importance for the green innovation and quality of life worldwide. year. city, but also increases Vienna’s international Enhanced cooperation between UNIDO and visibility as a centre for innovation and green Vienna is the obvious result. Global South-South Development Expo development. It seems that UNIDO’s and Vienna’s partner- Vienna Energy Forum 2012 marks an important date for the partner- ship, although nearing half a century, has just ship of the city of Vienna and UNIDO as the begun to show its potential. Fostering coop- Energy and access to energy are two of the Global South-South Development Expo (GSSD eration through forums and conferences tack- most important topics in the early 21st century, Expo) could be won for the UN organization ling the issues of climate change and resource and UNIDO in collaboration with the city of scarcity benefits both parties. Vienna enhan- Vienna hit the mark of time inga or nizing the The Vienna International Centre is the basis ces its image as a green, smart city bringing first Vienna Energy Conference in 2009. Un- for the fruitful partnership between UNIDO important stakeholders to the city and UNIDO der the slogan "Towards an Integrated Energy and Vienna. can take advantage of the international flair of Pho

Agenda Beyond 2020: Securing Sustainable to the city by involving other organizations in the NPoo/Mr Garten Mark / Photo UN : Policies and Investments", the conference pro- dialogue. Taking up on one of UNIDO’s mottos, vided a platform for high-level policy-makers, Austria and the UN organization have devel- private sector stakeholders and civil society oped a strong "Partnership for Prosperity." << representatives from developed and develop- ing countries, facilitating the discussion of en- ergy issues. It stressed the need for increased international cooperation and highlighted the role of the UN system and its development partners in the field of energy. The successes of the conference lead to an even bigger event in June 2011 – the Vienna Energy Forum – with 1,200 participants from 125 countries. This time, the slogan of "energy for all – time for action" concentrated interna- tional dialogue onov pr iding universal energy access and on the multiple co-benefits of in- creasing energy efficiency. The Secretary Gen- eral of UNIDO, Kandeh K. Yumkella, also chair of UN-Energy, a UN system-wide coordinating mechanism on energy issues, reiterated the

GLOBAL VIEW 1/2012 26 Kultur und Gesellschaft

Kultur als Kernelement internationaler Beziehungen In der Europäischen Union wächst die Überzeugung, dass die Kultur in den Außenbeziehungen der Union eine wich- tigere Rolle spielen muss. Die globalen Herausforderungen erfordern neue Konzepte: Kulturdiplomatie entwickelt sich von der Kulturpräsentation zur Kulturkooperation; der weltweite Dialog der Kulturen soll Frieden sichern und Kon- flikte verhüten helfen. Entspricht Österreichs Auslandskulturpolitik den Erwartungen und Herausforderungen? Text Martin Eichtinger

ür die österreichische Außenpolitik ist und nalen Medienberichterstattung erhält. Kultur- rung, die auch in Zeiten von Sparmaßnahmen Fwar die Kultur stets eine tragende Säule. berichte über Österreich dominieren zwar die und Ausgabenreduktionen nicht grundsätzlich Dies wohl nicht zuletzt aus dem Grund, dass Reportagen, aber eine höhere Dichte der Me- hinterfragt wird. Österreich liegt mit seinen sich Österreich weltweit eines großartigen dienberichte wäre wünschenswert. öffentlichen Kulturausgaben im Spitzenfeld Rufs als Kulturnation erfreut und damit über Auch Österreichs Rolle eines Weltrekordhalters Europas und wendet fast so viele Budgetmit- einen automatischen Erkennungswert und bei Touristenankünften und -nächtigungen im tel für Kulturförderung wie für seine Vertei- ein Alleinstellungsmerkmal verfügt. Wenn Verhältnis zur Einwohnerzahl untermauert die digung auf (öffentliche Kulturförderung auf der Außenminister des bevölkerungsreichsten Attraktion des Kulturstandortes Österreich: den Ebenen Bund, Länder und Gemeinden im Landes der Erde, der Volksrepublik China, er- jeder fünfte Besucher „outet sich“ in Umfragen Jahre 2008: 2,3 Mrd. Euro bzw. 274 Euro/Kopf; klärt, dass man in China bei klassischer Musik als Kulturkonsument. Gesamtausgaben für Verteidigung: 2,8 Mrd. automatisch ante Ös rreich denkt, dann ist das Wir befinden uns im Klimt-Jubiläumsjahr Euro (2008)) mehr als ein höfliches Kompliment. In der Re- (150. Geburtstag des Ausnahmekünstlers) publik Korea erscheint eine Karriere in klas- und machen weltweit mit der Erinnerung an Das neue Auslandskulturkonzept sischer Musik wenig vielversprechend, wenn eine der fruchtbarsten Kunstepochen Öster- man nicht zumindest einen Teil seines Studi- reichs Furore. Das Thema „Wien 1900“ hat Das Netz der österreichischen Auslandskul- ums in Wien bzw. Österreich absolviert hat. nichts an seiner Attraktivität verloren. Sein turvertretungen hat sich in den letzten Jahren großer Einfluss auf alle Dimensionen der Kul- sehr erfreulich erweitert. Dabei kommt der Die Basis für die Zukunft ist gelegt turgeschichte wird anerkannt. Das Klimt-Jubi- Vielzahl von kleinen Netzknotenpunkten eine läumsjahr bildet neuerlich eine Basis für die immer größere Bedeutung zu. Neben den Kul- Die sehr positive Einschätzungte Ös rreichs Auseinandersetzung mit dem zeitgenössischen turaktivitäten an 93 Botschaften und General- als Kulturnation spiegelt sich auch in den in- Kulturschaffen in Österreich. Der traditionelle konsulaten und den 30 Kulturforen weltweit ternationalen Rankings wider, allerdings fällt „Österreich-Kanon“ liefert den Ausgangspunkt haben die Kulturaktivitäten an den 61 Öster- auf, dass Österreich aufgrund seiner Größe für die Präsentation des neuen, zeitgenössisch- reich-Bibliotheken (im Jahr 2010 waren dies und seines politischen und wirtschaftlichen en Österreich, das seine unglaubliche Vielfalt 860 Veranstaltungen) und an den Standorten Einflusses (Österreich gehört nicht zur Grup- und den Wandel seiner Gesellschaft vermitteln der etwa 120 Österreich-Lektorinnen und -Lek- pe der in der G-20 versammelten größten möchte. toren wesentlich zu einer größeren Dichte des Wirtschaftsmächte der Welt) oftmals nicht Erfreulich ist die öffentliche teUn rstützung Netzes beigetragen. Daneben leisten die neun das Gewicht anderer Staaten in der internatio- für die Rolle des Staates bei der Kulturförde- Österreich-Institute mit ihrem Sprach- und Landeskulturvermittlungsauftrag einen weite- Der historisch gewachsene kulturelle und wissenschaftliche Reichtum bildet die Basis für die ren Beitrag. Präsentation des zeitgenössischen Österreich in kultureller Hinsicht im Ausland. Fo

to Besonders in unserer Nachbarschaft, in der lcr/ Flickr : Donauregion und im neuen Schwerpunkt-

bw gebiet der österreichischen Außenpolitik, histler dem Schwarzmeerraum, verfügt Österreich über eine anerkannt breite Kulturrepräsen- tanz. Daneben bekennt sich Österreich zum Anspruch einer globalen Kulturpräsenz: eine Vielzahl österreichischer Auslandskulturak- tivitäten findet z.B. in den immer wichtiger werdenden Mitgliedstaaten der BRICS-Länder (Brasilien, Russland, Indien, China und Südaf- rika) statt, wobei in Russland, Indien und China eigene Kulturforen eingerichtet sind. Das 2011 von Vizekanzler und Außenminister Michael Spindelegger verabschiedete neue Auslandskulturkonzept soll der gegenwärtigen

GLOBAL VIEW 1/2012 Kultur und Gesellschaft 27

Entwicklung der internationalen Kulturdiplo- Zum anderen geht der Trend innerhalb der Höhepunkt dieser Aktivitäten ist die Abhal- matie Rechnung tragen. Als klassisches Ziel Europäischen Union zu einer stärkeren Einbin- tung des Fünften Jahresforums der Allianz der der Auslandskulturarbeit steht die Aufgabe dung der Kultur in die außenpolitischen Aktivi- Zivilisationen in Wien Ende Februar 2013. Die eines Vermittelns des innovativ-kreativen Po- täten der Union. So betont das Europäische 2005 unter der Schirmherrschaft des General- tentials Österreichs an der Spitze. Auf der Basis Parlament in einer Entschließung vom 12. sekretärs der Vereinten Nationen gegründete des historisch gewachsenen kulturellen und Mai 2011 die Bedeutung der Kulturdiplomatie internationale gaOr nisation, der gegenwärtig wissenschaftlichen Reichtums soll den zeitge- und der kulturellen Zusammenarbeit, wenn es mehr als 130 Staaten angehören, widmet sich nössischen Kulturschaffenden der Einstieg in darum geht, die Interessen und Werte der EU den weltweiten Bemühungen im Bereich des den internationalen Kulturdiskurs ermöglicht und der Mitgliedstaaten, die die europäische Dialogs der Kulturen unter starker Einbezie- werden. Österreichische kulturelle Positionen Kultur ausmachen, in der Welt voranzubringen hung der Zivilgesellschaft. Die Wahl Öster- sollen Eingang in eine durch die Informations- und zu kommunizieren; fordert nachdrück- reichs als Austragungsort des Fünften Jahresfo- und Kommunikationsrevolution geprägte, lich, dass eine Person in jeder EU-Vertretung rums der Allianz der Zivilisationen ist auch eine internationale Kunst- und Kulturlandschaft im Ausland für die Koordinierung kultureller Anerkennung der österreichischen Leistungen finden. Dabei geht die Entwicklung immer Beziehungen und Interaktion zwischen der EU in diesem ständig wichtiger werdenden Be- mehr weg von einer „Präsentationsdiploma- und Drittländern sowie für die Förderung der reich der internationalen Kulturdiplomatie. << tie nationalen künstlerischenffe Scha ns“ hin europäischen Kultur in enger Zusammenar- zu einer Vermittlerrolle im Rahmen globaler beit mit kulturellen Akteuren und netzgestütz- Kulturkooperationen. Schließlich gewinnt auch ten Organisationen, wie z.B. EUNIC, zuständig Das Österreichische Kulturforum New York die globale Gesellschaft vom Ideenreichtum sein sollte; und spricht sich für die Schaffung gilt als Aushängeschild der insgesamt dreißig und der Kreativität der Kultur. Kulturschaffende einer Generaldirektion für Kultur im Rahmen Österreichischen Kulturforen weltweit. verfügen über ein großes Sensorium für gesell- des neuen Europäischen Auswärtigen Dienstes Fo to schaftliche Problemfelder und sind in der Lage, (EAD) aus. Cultural Austrian : wichtige Impulse für die gesellschaftliche Ent- wicklung zu geben. Der Dialog der Kulturen und Religionen Fo Neue Entwicklungen auf europäischer Ebene Abschließend sei auf ein wichtiges neuestä Be - New rum tigungsfeld der Kulturdiplomatie hingewiesen, Yo

Ein zweites Ziel des neuen Auslandskulturkon- den Dialog der Kulturen und Religionen als Plakke David / rk zepts ergibt sich aus der Überzeugung, dass Beitrag zur globalen Vertrauensbildung und die österreichische Auslandskulturpolitik Friedenssicherung, dem sich das dritte Ziel eine „europäische Mission“ hat. Dem Grund- des österreichischen Auslandskulturkonzepts satz der „Einheit in der Vielfalt“ europäischer verpflichtet sieht. Aus der Überzeugung, dass Kultur folgend, soll Österreich aktiv an der der Dialog der Kulturen in Zeiten der globalen Weiterentwicklung der europäischen Inte- Vernetzung eine entscheidende Rolle für das gration mitwirken. Hier gibt es gerade in der friedvolle Zusammenleben der Völker und die jüngsten Zeit eine spannende Bewegung zu Lösung der vor uns stehenden, weltweiten He- verzeichnen: Zum einen haben sich die eu- rausforderungen, wie Armut, Wasser- und Res- ropäischen Kulturinstitute in einer institutio- sourcenmangel, Klimawandel etc. spielt, wen- nalisierten Kooperation im Rahmen von EUNIC det die österreichische Auslandskulturarbeit (European Union National Institutes for Cul- nicht unwesentliche Mittel für Aktivitäten auf, ture) zusammengefunden und organisieren im die sich sowohl nach innen (Stichwort „Integra- vermehrten Maße gemeinsame, europäische tion“; als Beispiel seien die landeskundlichen Kulturaktivitäten, insbesondere auch in Dritt- Schulungen für islamische Religionslehrer und staaten, wo Europäische Filmfestivals und Imame genannt) als auch nach außen (z.B. die „Lange Nächte der europäischen Literatur“ zu Organisation des „Arab-European Young Lead- vielbesuchten Events geworden sind. ers Forum“) richten.

GLOBAL VIEW 1/2012 28 Culture and Society Pho to lcr/ Flickr : Ro a Lashkin man

A new museum in Abu Dhabi carrying the name of the world-famous Louvre in Paris shall be the modern interpretation of a high-class museum. The Louvre Abu Dhabi – A Museum of the 21st Century Expected to open its doors in 2014, the Louvre Abu Dhabi is to become the first universal museum in the Arab world. Thanks to a cooperation with France, the emirate will benefit from the European nation’s centuries-old expertise as well as loans from its first class art collections. The museum will exhibit a variety of artworks from various periods and cultures, thus providing a place for intercultural encounter and dialogue. However, the project has also met with criticism which regards it as an example of the growing commercialisation of the museum world. Text Nicole Kanne n 6 March 2007, the Louvre Abu Dhabi buildings. While the accumulation of separate While the first three semesters, held in Abu Owas created through an intergovernmen- spaces under a translucent roof is reminis- Dhabi with courses on history of art, law and tal agreement between France and the United cent of bazaars in the Middle East, the neutral museology, focus on the theoretical and ad- Arab Emirates, establishing a new type of cul- whites as well as the cubic forms allude to the ministrative basics of museum work, a fourth tural cooperation between two nations. The modernist museum architecture such as the semester, which takes place in various cultural new international museum, thega or nisation "white cube". institutions in Paris, allows the students to gain of which is modelled after the Louvre in Paris, insight into the practical aspects of their field will place Abu Dhabi among the great museum A multicultural collection of artworks of study. cities in the world and make it a place of inter- cultural exchange. Furthermore, Abu Dhabi The wide variety of artworks exhibited will A growing commercialisation will benefit from France’s centuries-old mu- reflect the goal of intercultural exchange and seum tradition as well as its academic exper- dialogue. Amongst others, these will include Mainly western cultural experts such as art tise in the cultural field. In exchange for provi- prehistoric objects, Islamic art, French Impres- historians or museum professionals criticise ding name, know-how and a loan collection of sionist paintings, artworks of India and China the project as they are afraid it might favour first-class artworks from its public collections, or contemporary art. While one part of the a growing commercialisation of museums and France obtains a licence fee of 700 million Eu- museum’s collection will be composed of loans cultural products. Sure enough, with its high- ros, including 400 million for the use of the from French public collections (such as the class art collection, an original architecture name "Louvre" over a period of 30 years. Louvre, the Musée d’Orsay or the Centre Pom- and a renowned name, the Louvre Abu Dhabi pidou), the other part will consist of a perma- at first glance seems to stress commercial as- Saadiyat Island – the future cultural centre nent art collection, acquired by the Louvre Abu pects more than cultural ones. This phenom- Dhabi itself. The museum’s first acquisitions enon, however, is far from being singular in The Louvre Abu Dhabi is being built on Saadi- reflect this universal approach. Among them the cultural world. Rather, it seems to be an yat Island, located about 500 metres off the are, for example, a painting of "Madonna and outcome of a global development of the mu- coast of Abu Dhabi. One part of the island, the Child" by Italian Renaissance painter Giovanni seum world in the early 21st century. Many Saadiyat Cultural District, is to become the na- Bellini, a marble head of Buddha from 6th cen- western museums, such as the Guggenheim in tion’s future culturalnt ce re. Next to the Lou- tury Northern China as well as paintings and Bilbao or the Maxxi in Rome, have served as vre Abu Dhabi for example, there are emerging engravings by the French 19th century painter role models for a new type of museums where Abu Dhabi’s branches of the New York Guggen- Edouard Manet. an extravagant architecture and the focus on heim Museum, the Zayed National Museum as Alongside the building-up of Abu Dhabi as a commercialisation count more than the art- well as a performing arts centre. cultural centre, the emirate is developing a works themselves. The building itself is designed by the French targeted education in the cultural sector. Aim- Given the worryingly decreasing financial sup- star architect Jean Nouvel and estimated to ing at providing a well-directed and practical port of cultural matters in the western world, cost around 83 million Euros. The exhibition training for future museum professionals, the one might however welcome this develop- area with a surface of about 24,000 m² con- Paris-Sorbonne University faculty in Abu Dhabi ment. Eventually, it encourages a larger num- sists of several smaller buildings, dominated by in collaboration with the History of Art de- ber of people to engage with an extraordinary a huge circular roof. With his exceptional de- partment of Paris IV Sorbonne and the Ecole art collection which, at heart, is every muse- sign, Nouvel creates a link between traditional du Louvre in Paris offers a two-year Master’s um’s fundamental mission. << Arab architecture and modern-day museum Degree in History of Art and Museum Studies.

GLOBAL VIEW 1/2012 ÖGAVN / AFA 29

Das Junge Forum München stellt sich vor Das Junge Forum der Gesellschaft für Außenpolitik (München) bietet Studierenden eine Plattform für außenpolitische und internationale Themen. Dieser fakultätsübergreifende Austausch soll das Verständnis für Internationale Bezie- hungen außerhalb des Hörsaals schärfen. Text Nicki K. Weber

m Jahre 2005 wurde das Junge Forum als nisationen entwickelt. Zuletzt durfte das Junge nalen Spektrum auf Tuchfühlung gehen zu kön- IAustausch- und Begegnungsort für Studie- Forum einige Mitglieder des Akademischen Fo- nen und Berührungsängste abzulegen. Stich- rende und Absolventen gegründet. Vorausset- rums für Außenpolitik anlässlich des Besuchs wort „Learning by doing“. Die Zusammenarbeit zung für die Teilnahme war einzig der Wunsch, von Altpräsident Michail Gorbatschow bei der mit Gleichgesinnten verschafft ein besseres sich näher mit der Entwicklung internationaler Gesellschaft für Außenpolitik in München be- Gefühl für Teamwork und die Fähigkeit, sich Beziehungen befassen zu wollen. Seit nun- grüßen. und die eigene Arbeit zu reflektieren, kann mehr sieben Jahren wird diese Plattform von verbessert werden. Diese Punkte, gepaart mit Studierenden verschiedener Fachrichtungen Wozu ehrenamtliches Engagement? der aktiven inhaltlichen Auseinandersetzung organisiert und genutzt. Neben ihrem Interes- mit internationalen Themen und fremden se für außenpolitische Themen teilen sie alle Das Junge Forum lebt vom Mitmachen. Aber Kulturen, bilden eine gute Basis dafür, interna- die Meinung, dass Internationale Politik nicht warum sollten Studierende ihre knapp bemes- tionale Beziehungen besser zu begreifen und ohne Austausch funktioniert, und den Willen, sene Freizeit für ehrenamtliches Engagement bereiten gezielt auf die Berufswelt vor. sich in ihrer Freizeit mit den Hintergründen einsetzen? Der Politiker Lars Rohwer schreibt Der anhaltende Austausch zwischen dem dieser kritisch auseinanderzusetzen. auf seiner Website, dass „eine ehrenamtliche Jungen Forum, dem AFA und zwischen ihren Das Forum engagiert sich überparteilich und Tätigkeit wichtigefä Be higung vermittelt, um Mitgliedern zeigt, wie sehr Studierende ein bietet ein vielfältiges Programm. Neben klas- Freiheit, Demokratie und soziale Verantwor- globales Netzwerk schätzen. Auch in Zeiten sischen Vorträgen und Studienreisen werden tung zu gestalten“. Nicht zuletzt die Vereinten von Facebook & Co wird die Möglichkeit des Events zu politischen Themen angeboten oder Nationen haben die gesellschaftspolitische Be- persönlichen Kontakts gefordert und persön- man trifft sich im kleinen Kreis zu Arbeitstref- deutung des Ehrenamtes gewürdigt, als sie in liche Kontakte werden gerne gepflegt. << fen, Kamingesprächen oder dem monatlichen der Vollversammlung das Jahr 2011 zum Inter- „Jour Fixe“. Zuletzt durfte das Junge Forum im national Year of Volunteers erklärten. Zuge der Münchner Sicherheitskonferenz u.a. Die studiumsergänzende Tätigkeit innerhalb die Generalkonsule Conrad Tribble (USA) und von Jugend-Organisationen wie unserem Fo- Tibor Shalev Schlosser (Israel) begrüßen. rum und dem Akademischen Forum für Außen- Die Motivation für das Engagement im Fo- politik kann Studierenden und Absolventen rum schöpfen die Mitglieder aus ihrem Inter- viele Vorteile einbringen. Einer dieser ist es esse, den internationalen Diskurs zu fördern. etwa, mit Persönlichkeiten aus dem internatio- Hier haben sie die Chance, die internationale Berufswelt im Gespräch mit Vertretern aus Mitglieder des Jungen Forums mit Vertretern des U.S. Generalkonsulates München und des Politik, Wirtschaft und den Medien kennenzu- Israelischen Generalkonsulates, u.a. Generalkonsul Tibor Shalev Schlosser, im Amerika Haus. Fo

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Die Gesellschaft für Außenpolitik Fo u München rum

Ein wichtiger Pfeiler neben dem Engagement der Mitglieder ist die Gesellschaft für Außen- politik. Als Muttergesellschaft bietet sie den jungen Mitgliedern des Forums die Möglich- keit, an der sich selbst gestellten Aufgabe teilzuhaben, das Studium internationaler Ent- wicklungen zu vertiefen. Jährlich – auch 2012 – schickt das Junge Fo- rum eine Delegation zur Vienna International Model United Nations (VIMUN), der UNO- Simulationskonferenz des Akademischen Fo- rums für Außenpolitik (AFA), nach Wien. Über die Jahre hat sich eine enge Kooperation und Freundschaft zwischen beiden Jugend-Orga-

GLOBAL VIEW 1/2012 30 ÖGAVN / AFA Vienna MUN Club startet in zweites Jahr Genau ein Jahr ist die Gründung des Vienna Model United Nations Club (VMC) des Akademischen Forums für Außen- politik (AFA) nun her und man kann stolz auf ein erfolgreiches erstes Jahr zurückblicken. „Aktiver, offener undte in rna- tionaler“ heißt die Devise für das neue Semester. Text Sara Mansour Fallah

ugegebenermaßen ist es schwierig, die Ar- besten mehr als nur einmal im Jahr bei einer erlebte der VMC schon einige hitzige Debatten Zbeitswelt eines UN-Diplomaten zu durch- Konferenz. Diesen Gedanken teilte auch die zu verschiedensten Themen: dem Nahostkon- blicken. Eine Unterschrift hier, eine Rede da, AFA-Delegation, die im Frühjahr 2011 von flikt, dem Arabischen Frühling in Bahrain, dem wiederholtes Händeschütteln und mehr hat der LIMUN in London nach Wien zurück- iranischen Nuklearprogramm oder den Kon- man als Durchschnittsbürger bzw. Studie- kehrte. Das Konzept der MUN Clubs war im flikten um Kashmir und Zypern. render auch nicht gesehen. Doch es gibt eine englischsprachigen Raum schon weitverbrei- Während des Semesters findet pro Monat je- Möglichkeit, den Alltag und die Arbeit eines tet und umgesetzt. Meist an Universitäten weils eine Session statt, die wiederum aus zwei Delegierten bei den Vereinten Nationen besser gegründet, bieten die Clubs Studierenden die Meetings an Samstagen besteht. Aufgrund der zu verstehen: durch „learning by doing“. Und Möglichkeit, das Debattieren im UN-Modus guten Struktur und Organisation des VMC ist genau dieses „doing“ findet bei Model United das ganze Jahr hindurch zu üben. Diese „Bil- es für Teilnehmer ohne viel Aufwand möglich, Nations - Konferenzen und in MUN Clubs statt. dungslücke“ in Wien suchte die zurückgekehr- an den Meetings teilzunehmen: So wurden te AFA-Delegation zu füllen und so wurde im bisher für alle sieben abgehaltenen Sessions Diplomatie üben und verstehen März 2011 unter der Leitung des ehemaligen beispielsweise Studyguides vorbereitet und Generalsekretärs Roman Pable der Vienna online gestellt, die den Teilnehmenden einen So kommt es, dass jährlich Tausende junge MUN Club gegründet. großen Teil der Recherche ersparten. Gut Menschen an MUNs weltweit teilnehmen und eingelesen, begann dann für 15 Delegierte und in jene Arbeit eintauchen, die ein echter Di- Vierzehn debattenreiche Samstage einige Beobachterstaaten die Debatte im Si- plomat bei einer der vielen Krisensitzungen cherheitsrat – spannend und realitätsnah. zu bewältigen hat. Wer schon einmal an einer Seit seiner Gründung hat sich der Vienna MUN solchen Konferenz teilgenommen hat, wird Club als die ganzjährige und professionelle An- VMC im neuen Semester wohl bestätigen können, dass das oft zur Be- laufstelle für alle MUN-Interessierten in Wien schreibung benutzte Wort „Simulation“ der Sa- und Umgebung etabliert. Eingebunden in das Mit dem neuen Semester kommen auch ei- che nur begrenzt gerecht wird. Man bekommt AFA-Netzwerk und in enger Kooperation mit nige Veränderungen. Eine davon ist die Wahl den Eindruck, es ginge bei MUN lediglich um der jährlich stattfindenden VIMUN,etet bi einer neuen Leitung, die auf mich als Gene- das bloße Nachspielen von Vorgaben und das der VMC für Neueinsteiger das notwendige ralsekretärin und Lucas Kornexl als Stellver- starre Herunterlesen vorbereiteter Reden. Im Training für die Teilnahme an der VIMUN und treter traf. Mit einem teils neuen Team und Gegenteil: Die Debatten erfordern Vorberei- anderen Konferenzen. Gleichzeitig ist der einem verbesserten Konzept ist es das Ziel des tung, Hintergrundwissen, Ausdauer, Schlagfer- VMC aber auch ein Treffpunkt für langjährige VMC, viele neue Gesichter sowohl für seine tigkeit und diplomatische sowie rhetorische VIMUN-Teilnehmer, die auch außerhalb des MUN Sessions als auch für die VIMUN willkom- Fähigkeiten. Sommers ihrer Leidenschaft für MUN nachge- men zu heißen und vorbereiten zu können. Und all das will gelernt und geübt sein, am hen wollen. In seinem einjährigen Bestehen Da unser Fokus besonders auf Neueinsteigern liegt, werden ab diesem Semester als neue Im Vienna MUN Club wird regelmäßig in kleinem Rahmen das Verhandeln im UN-Modus Ausbildungsmaßnahme sogenannte MUN- geübt. Das neue Jahr kann mit vielen interessanten Neuerungen aufwarten. Workshops angeboten, bei denen Anfängern Fo to

AFA : alle Fertigkeiten und Vorbereitungstechniken für das MUN-Debattieren spielend beigebracht werden. Neben geplanten Kooperationen mit neuen Partnern im akademischen Bereich soll vor al- lem auch das Element der Auslandsreisen zu anderen MUN an neuen Destinationen ver- stärkt werden. In diese Richtung wurde auch schon ein erster Schritt gemacht: Im April reis- te der VMC mit einer Delegation zur MOSTI- MUN nach Mostar, Bosnien. In diesem Sinne versteht sich auch das Motto des VMC für das kommende Sommersemes- ter: aktiver, offener,te in rnationaler. <<

GLOBAL VIEW 1/2012 ÖGAVN / AFA 31 Die MDD 2012 – Wien erredet Aufsehen! Vom 7. bis 10. Juni 2012 wird das größte Debatti erturnier des deutschsprachigen Raumes – die Meisterschaft im Deutschsprachigen Debatti eren (MDD) – erstmals in Wien stattfinden. 72 Teams aus drei Ländern erwartet ein pres- ti geträchti ges und einzigartiges Ereignis und den Debatti erclub des Akademischen Forums für Außenpoliti k (AFA) in Wien eine einmalige Gelegenheit, dem Debatti eren als Form „kulti vierter“ Auseinandersetzung auch an Österreichs Hochschulen endgültig zum Durchbruch zu verhelfen. Text Marti n Wacker Fo

ie Freiheit der Rede hat den Nachteil, dass to AFA : Dimmer wieder Dummes, Hässliches und Bösartiges gesagt wird. Wenn wir aber alles in allem nehmen, sind wir doch eher bereit, uns damit abzufi nden, als sie abzuschaffen.“ So for- mulierte es einst Winston Churchill, als er sei- ner Überzeugung Ausdruck verleihen wollte, dass eine Demokratie ohne den freien Aus- tausch von Meinungen nicht bestehen könne. Die Debatt e ist das nöti ge Instrument hierzu, um im Rahmen geregelter Streitkultur Mei- nungsbildung, kritisches Denken und sprach- liche Fähigkeiten zu fördern. Vier Teams aus je zwei Rednern beziehen eine Position für oder gegen ein kontroverses Thema und versuchen Nach dem Sieg bei den ersten österreichweiten Meisterschaft en lädt der AFA Debatti erclub anschließend abwechselnd in freien Reden, Wien nun zum größten Redewett streit nach Wien. das Publikum und die Juroren von ihrer je- Foto), wobei die besten studenti schen Redner ten Wiener Lokalen können sich die Teilnehm- weiligen Ansicht zu überzeugen. Dabei geht es des Landes ermittelt wurden. Doch das Tur- er vom anstrengenden Turnieralltag erholen. nicht allein um die äußere Qualität einer Rede: nier in Graz gab den Österreichern schon einen Dennoch wird das Reden im Mittelpunkt des Durchdachte Strukturen, Teamwork sowie ar- Vorgeschmack auf die MDD. Wochenendes stehen. Nach den Vorrunden im gumentati ve Brillanz zählen ebensoviel wie si- traditionsreichen Gymnasium Wasagasse sind cheres Auftreten und überzeugende Rhetorik. Das größte deutschsprachige Turnier beeindruckende Räumlichkeiten als passende Kulisse für das Finale angedacht. Als Schirm- Die Debatti erszene in Österreich Noch befi nden sich die Organisati onsteams herr fungiert traditionellerweise der deutsche um Christoph Wiederkehr, Generalsekretär der Altbundeskanzler Helmut Schmidt, während Seit knapp acht Jahren üben sich zumeist Stu- AFA Debatti erclubs Österreich, und Rupinder den Ehrenschutz für die erste Debatt e in Ös- dierende in regelmäßigen Debatt en beim De- Rai, Vorsitzende des Debattierclubs in Wien, im terreich Bundespräsident Heinz Fischer über- batti erclub des AFA in Wien in dieser beinahe Vorbereitungsstress, wollen doch Anfang Juni nimmt. Neben eingelangten Grußworten wie sportlichen Form der verbalen Auseinander- diesen Jahres über 200 Rednerinnen und Red- von EU-Parlamentspräsident Martin Schulz setzung. Auch an anderen österreichischen ner in der Bundeshauptstadt untergebracht, werden namhaft e Persönlichkeiten die Ehren- Hochschulen sind Debattierclubs akti v, so etwa umsorgt und unterhalten werden, wenn es jury bilden. in Graz, Salzburg und Linz. In Klagenfurt befi n- darum geht, das beste Debatti erteam des Mehr als siebzig Teams werden vom 7. bis 10. det sich derzeit ein Debatti erclub im Aufbau. deutschen Sprachraumes zu ermitt eln. Juni die rhetorischen Klingen kreuzen. Es wird Dennoch steckt die hiesige Debatti erlandschaft Zum ersten Mal wird dieses Turnier außer- viel gesagt werden, aber sicherlich nicht so im Vergleich zu Deutschland oder dem angel- halb Deutschlands abgehalten werden. Dem viel „Dummes, Hässliches und Bösartiges“, wie sächsischen Raum noch eher in den Kinder- Veranstaltungsort Wien kommt deshalb eine Churchill der freien Rede unterstellte. Wenn schuhen. Auch wenn insbesondere bei den zentrale Bedeutung zu. Dieser Verantwortung sich die besten studenti schen Redner aus Ös- Clubs in Wien und Graz langsam wachsendes will das Organisati onsteam durch die Vorberei- terreich, Deutschland und der Schweiz treffen Interesse von Seiten der Öffentlichkeit zu tung einer ganz besonderen Veranstaltung un- und untereinander messen werden, wird der spüren ist, handelt es sich beim organisierten ter dem Motto Wien erredet Aufsehen! gerecht verbale Schlagabtausch von stichhaltigen Ar- Debatti eren in Österreich noch um eine Rand- werden. Ein umfangreiches Rahmenprogramm gumenten im Vordergrund stehen. So, wie es erscheinung. So gelang etwa erst im Dezember inklusive Galadinner und Stadtführung darf eine gute Debatt e eben verlangt. << 2011 in Graz die Ausrichtung einer ersten ös- ebenso wie das Abendprogramm nicht fehlen: terreichischen Debattiermeisterschaft (siehe Beim Heurigen wie beim Clubbing in angesag- Mehr Informati on unter www.mdd-wien.eu Mit freundlicher Unterstützung von:

GLOBAL VIEW 1/2012 United Nations Youth and Student Association of Austria – Academic Forum for Foreign Affairs

www.vimun.org

VIENNA INTERNATIONAL MODEL UNITED NATIONS Annually held in August

EXPERIENCE DIPLOMACY

at the UN Office at Vienna

UN SIMULATION CONFERENCE FOR STUDENTS AND YOUNG GRADUATES