Räuber Und Gendarm - Waffen Im Kinderzimmer Masterarbeit Walter Oppel Bauhaus-Universität Weimar
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RÄUBER UND GENDARM - WAFFEN IM KINDERZIMMER MASTERARBEIT WALTER OPPEL BAUHAUS-UNIVERSITÄT WEIMAR 1 KONTAKT Walter Oppel Email: Internet: www.walter.oppel.net RÄUBER UND GENDARM - WAFFEN IM KINDERZIMMER Masterarbeit Bauhaus-Universität Weimar Mediengestaltung Walter Oppel Matrikelnummer: 50 585 Prüfer: Prof. Dr. Walter Bauer-Wabnegg Betreuer: Nina Röder Weimar, 05.07.2013 1 Inhalt Replica Warfare / Fotoserie / Masterarbeit praktischer Teil 4 Räuber und Gendarm / Einleitung / Masterarbeit theoretischer Teil 23 Das Spiel 25 Warum spielen Kinder? 25 Rollenspiel 27 Spiel als Mittel zur Verarbeitung 29 Spielzeug 31 Der Spielzeugmarkt 35 Medien und Spielzeug – eine effektive Synergie 43 Der Medienverbund 53 Produktstudie LEGO & PLAYMOBIL 55 Ergebnisse der Produktstudie 57 Spielzeugwaffen / Kriegsspielzeug 63 Die Geschichte des Kriegsspielzeuges 65 Eltern und Spielzeugwaffen 67 Nerf - Ein Beispiel für die erfolgreiche Vermarktung von Spielzeugwaffen 69 Waffen und Kultur 71 Gewalt in den Medien 77 Folgen Gewaltkonsum im Fernsehen 83 Gewalt und Computerspiele 85 Kindliche Faszination für Waffen 89 Resümee 93 Künstlerisches Statement 97 Anhang 100 Fotoserie ..REPLICA WARFARE.. Walter Oppel Praktischer Teil der Masterarbeit: Räuber und Gendarm – Waffen im Kinderzimmer Weimar, 02.04.2014 [Toy gun #01] [Toy gun #02] [Toy gun #03] [LEGO guns #04] [Toy gun #05] [STAR WARS gun #06] [Girls gun #07] [Toy gun #08] [Girls gun #09] [LEGO guns #10] [Toy guns #11] [Fucking tanks #12] [Toy gun #13] [Toy grenade #14] [Military play #15] [Militia paly #16] [Toy grenades #17] [Toy gun #18] [Abbildung.01] Spielzeugwaffe im Kindergarten Benjamin Blümchen, Weimar; Star Wars Boba Fett Blaster der Firma Hasbro, 2013. Einleitung Die Mehrheit aller in Deutschland lebenden Menschen, schätzt Situationen zu begreifen und möglichst aktiv mitbestimmen Ich entdeckte Anzeichen, dass innerhalb der Gesellschaft seit Jahren die Kriminalitätsrate viel zu hoch ein. Christian zu können. Das kindliche Spiel ist also auch ein Spiegel ihrer Gewaltthemen immer präsenter sind. Mich faszinieren Verände- Pfeiffer, der Leiter des Kriminologischen Forschungsinstituts Lebenswirklichkeit. Ausgangspunkt für das Konzept dieser rungen der Gesellschaft und ich setze mich in meiner künstleri- Niedersachsen, sieht als mögliche Ursache dieser gefühlten Abschlussarbeit war eine Beobachtung, die ich im Jahr 2011 schen Arbeit mit ihnen auseinander. Wahrnehmung, den gesteigerten Konsum des breiten im Kindergarten meiner Tochter machen konnte. Dort hatte Medienangebotes mit Gewalt thematisierenden Inhalten. ich über einen Zeitraum von zwei Monaten die Möglichkeit Um konkrete Fakten zu finden, mit denen sich die beobachtete Im Hamburger Abendblatt stellte er fest: „Der Sendeanteil, das Spiel der Kinder mitzuerleben. Dabei fiel mir besonders die Zunahme der Gewaltaffinität der Kinder erklären lässt, wird der dem Thema Kriminalität gewidmet wird, hat stark Spielweise der Jungen auf. Anders als während meiner Zeit als im theoretischen Teil der Arbeit ein Teil des Spielzeugmarktes zugenommen.“1 Diese Affinität zum Gewaltkonsum lässt Zivildienstleistender in einer vergleichbaren Kindertagesein- untersucht und analysiert. In diesem Zusammenhang habe ich sich mittlerweile auch bei Kindergartenkindern beobachten. richtung, beobachtete ich bei den Jungen eine große Affinität, mich mit der Frage beschäftigt: Warum sind Spielzeugwaffen Mit meiner Masterarbeit möchte ich das Eindringen von Gewalt und Tod in ihrem Spiel zu thematisieren. Sie beschossen für Kinder so attraktiv? In den folgenden Kapiteln stelle ich die Kriegswaffen in die Spielzimmer der Kinder und die damit sich mit imaginären Raketenwerfern und Maschinengewehren, Ergebnisse dieser Recherche vor. Sie sind Basis meines künstleri- verbundene Akzeptanz von Waffen als normalen Gegenstand legten Bomben und spielten Kampfszenen aus Filmen nach, schen Konzeptes für meine Fotoarbeit, die ich im letzten Kapitel ihres täglichen Lebens beobachten. die für ihre Altersgruppe (4−6 Jahre) nicht empfohlen sind. vorstelle. Diese Beobachtung war für mich Anlass, mich intensiver mit Der Schweizer Entwicklungspsychologe Jean Piaget beschreibt den Veränderungen der Lebenswirklichkeit der Kinder ausein- das Spiel der Kinder als Versuch, ihr Umfeld in das eigene ander zusetzten. Die gesammelten Eindrücke verdichteten sich Denken, Handeln und Gestalten einzubeziehen, um erlebte letztlich zu der Idee meiner Fotoarbeit „Replica Warfare“. 01 Pfeiffer, Christian: „Gefühlte“ Kriminalität nimmt zu. In: Hamburger Abendblatt online, 30.07.2007. www.abendblatt.de [Alle Internetquellen befinden sich als PDF-Dokument auf der dieser Arbeit beigelegten Daten-CD] 23 [Abbildung.02] Familie in Berlin Mitte, 2012. Das Spiel Faktor in der Entwicklung und Erziehung eines jeden Kindes sich aktiv mit der Umwelt auseinander setzen zu wollen, sind und so versuchen Erwachsene seit jeher über das Spiel Einfluss wichtige Motive zu spielen. „Das Spiel der Kinder ist eine Für Kinder ist das Spiel die wichtigste und interessanteste Form auf die Entwicklung der Kinder zu nehmen. „Von Aristoteles selbstbestimmte Tätigkeit, in der sie ihre Lebenswirklichkeit des Zeitvertreibs. Das Spiel ist essentielle Voraussetzung für ihre über die Pädagogen der Renaissance und Aufklärung bis heute, konstruieren und rekonstruieren.“10 Spiel ist eine Nachbildung gesunde psychische und körperliche Entwicklung. Kinder sind lässt sich die Absicht verfolgen, über Spielprozesse das Kind der Wirklichkeit, „aber nicht nur Imitation dieser, sondern auch sich der positiven Effekte, die das Spiel auf sie ausübt, bewusst. zum Lernen bestimmter Inhalte und Fähigkeiten zu überlisten, die Darstellung und Erweiterung des kindlichen Verständnisses Es verschafft ihnen Zufriedenheit. „In die unvollkommene es also dazu zu bringen, sich die reale Welt so anzueignen, wie der Welt und seiner eigenen Person“.11 Solche Spielkonstruk- Welt und in das verworrene Leben bringt es eine zeitweilige, die Erwachsenen sie verstehen.“7 tionen und Motive „entstehen durch die Ordnung eigener begrenzte Vollkommenheit.“2 Spiel ist von Anfang an erfüllt von Wahrnehmungen und Einordnung bereits gemachter Erfah- den Elementen, die dem Spiel eigen sind: Es ist voll von Ordnung, rungen in neue Handlungskonzepte“.12 Spannung, Bewegung, Feierlichkeit und Begeisterung.“3 Warum spielen Kinder? Kinder durch das Spiel zum Erlernen bestimmter Werte, Es ist die ordnende Funktion des Spieles, die den Kindern hilft „Die Pädagogik billigt dem Kinderspiel einen entwicklungsför- Normen oder Verhaltensmuster zu zwingen, ist nicht sich in ihrer Lebenswirklichkeit uneingeschränkt bewegen zu dernden Eigenwert zu, der in der schöpferischen Eigentätigkeit möglich. „Alles Spiel ist zunächst und vor allem ein freies können, ohne von den vielen Eindrücken, der sie umgebenden, und im Sozialverhalten des Kindes deutlich wird.“8 Im Spiel Handeln. Befohlenes Spiel ist kein Spiel mehr. Höchstens unüberschaubaren Welt, überfordert zu werden. Die Spielele- kann das Kind die Welt erkunden. Es lernt die physikalischen kann es aufgetragenes Wiedergeben eines Spiels sein.“13 Die mente – Spannung, Bewegung und Begeisterung – machen Eigenschaften der es umgebenden Gegenstände kennen. Im Übernahme gesellschaftlicher Werte und Normen im Spiel das Spiel zu einem Erlebnis, das Kindern Spaß und Freude Spiel mit diesen Gegenständen entwickelt es seine sensori- erfolgt auf freiwilliger Basis. Nur wenn ein Kind sie für sein bereitet. „Es bedarf keiner besonderer kultureller Anstöße schen Fähigkeiten. Es kann sich im Spiel soziale Kompetenzen Verständnis von Realität als wichtig erachtet, wird es sie in sein und Voraussetzungen für Kinder, um zu spielen, wohl aber aneignen, die eigene Motorik trainieren, d. h. Geschicklichkeit Spielkonstrukt integrieren und eventuell auch verinnerlichen. hängen die speziellen Ausdrucksformen des Spiels von der und Bewegungskoordination einüben und seine Kreativität Zwar können äußere Anreize, beispielsweise durch Spielzeug, Kultur ab“4, in der sie leben. Von Kindern erdachte Spiele und Phantasie zur Entfaltung bringen. Außerdem kann es Spielkameraden oder die Eltern das Kind dazu animieren sie im lassen so Rückschlüsse auf das sie umgebende Umfeld zu. „In spielend seine Gefühle entdecken und den Umgang mit seinen Spiel zu thematisieren, ob es dies tatsächlich tut, bleibt seine den Spielprozessen werden wichtige und aktuelle Themen Emotionen erlernen. Im Zusammenspiel mit anderen kann freie Entscheidung. und Muster des persönlichen Lebens so formuliert, dass sich das Kind darüber hinaus seine Kommunikation und Inter- in ihnen die kulturellen und gesellschaftlichen Einflüsse in aktion spielerisch an seinen Mitmenschen ausprobieren und Limitiert wird das Spiel zudem durch seine Begrenzung durch gebrochener Form widerspiegeln.“5 Die aktuelle Spielforschung verfeinern.9 Zeit und Raum, auch sie nehmen Einfluss auf das Spielkon- zeigt, „dass die Kinder in der Regel spielen, was für die Kultur „Der Sinn des kindlichen Spiels liegt nicht in einem Endprodukt, strukt: „Jedes Spiel bewegt sich innerhalb eines Spielraums, der Erwachsenen wichtig ist“.6 Das Spiel ist ein wesentlicher sondern in der Handlung selbst.“10 Neugier und der Wille der materiell oder nur ideell sein kann.“14 Außerdem haben 02 Huizinga, Johan: Homo Ludens – Vom Ursprung der Kultur im Spiel. Ort: Rowohlt Taschenbuch Verlag Hamburg, 2006. S.19 03 Huizinga: Homo Ludens, 2006. S.27 04 Retter, Hein: Spiel und Spielzeug auf der Schwelle eines neuen Zeitalters oder: Quo vadis, Homo ludens?. In: International