MONATSZEITSCHRIFT DES LANDESSPORTBUNDES BERLIN JULI/ 8 AUGUST 7 2006

SPORTSPORT ININ BERLINBERLIN Fußball-WMFußball-WM hautnahhautnah Titel SPORT IN BERLIN Mit dem Spiel ‘Brasilien - Kroation’ ist die Fußball-WM hautnah in Berlin angekommen: grenzenlose Begeisterung auf den Straßen, Lebensfreude pur, Nächte durchtanzen, ungebremste Emotionen, Toooooooooooooooooooooooooooooor, Fröh- lichkeit, Jubel und Bäche voller Tränen, Fremde werden Freun- de, schöne Fußballer, so viele weibliche Fans wie noch nie, es Nr. VII-VIII, Juli/August 2006, 56. Jahrgang gibt nur ein Thema in der Stadt. So schön ist Sport. Foto: dpa

OFFIZIELLES VERBANDSORGAN DES LANDESSPORTBUNDES BERLIN Aus dem Inhalt

HERAUSGEBER: Landessportbund Berlin e.V., „Mit voller Pulle” in die neue Amtszeit verantwortlich: Norbert Skowronek LSB-Mitgliederversammlung mit Wahlen www.lsb-berlin.de Bericht auf den Seiten 4 bis 6 SPORTJUGEND BERLIN REDAKTION: „Wir kennen die Sorgen der Vereine” AKTUELL Angela Baufeld (verantwortlich), Dr. Heiner Brandi (verantwortlich: Sportjugend) Zur Zukunft der Sport-AG’s Lehrgänge der SJB-Bildungsstätte Kritisches auf Seite 7 Seite 13 bis 16 REDAKTIONSADRESSE: Wie Füchse das Flagschiff werden Vereinsberatung Sport in Berlin, Jesse-Owens-Allee 2, Auf geht’s! Berlin soll wieder eine Tombola oder Lotterie im Verein/Vorsicht 14 053 Berlin (Postanschrift: Brieffach 1680, Handball-Stadt werden bei der Gestaltung von Internet-Seiten 14 006 Berlin) Fon (030) 30 002-109, Fax (030) 30 002-119 Wie es geht? auf Seite 8 Hinweise auf Seite 18/19 Email: [email protected] Sechs 100-Jährige Fußball-Vereine Dennoch ein 3:0-Sieg DRUCK: Kurzporträts der Geburtstags„kinder” für die Gastgeber DruckVogt GmbH, Schmidstr. 6, 10 179 Berlin, Seite 10/11 Erste DFB-Fanreise 1935 nach England Fon (030) 275 616 - 0 , Fax (030) 279 18 93 So was wie Frida war noch nie da Sporthistorisches auf Seite 21 ANZEIGENVERWALTUNG: Mitmachen bei über 40 Sportarten Die erste Frau mit dem 50. Ruderer- TOP Sportmarketing Berlin GmbH Fahrtenabzeichen kommt aus Berlin Festival des Sports am 9./10. September Fritz-Lesch-Str. 29, 13053 Berlin Fon. (030) 9717 2734, Fax. (030) 9717 2735 Seite 12 SC Siemensstadt lädt ein: Seite 23

SPORT IN BERLIN erscheint jeweils am ersten Werktag eines Kalendermonats. Der Bezugspreis ist im LSB-Mitgliedsbeitrag enthalten.

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NÄCHSTER REDAKTIONSSCHLUSS: 8. 8. 2006 Karikatur: Klaus Stuttmann 2 SPORT IN BERLIN VII-VIII/2006 Thema des Monats

von Norbert Skowronek LSB-Direktor

Zur Abwechselung mal Nutzungsgebühren? Landesrechnungshof

Foto: Engler Foto: kramt alten Hut heraus

n einer Zeit, in der der Sonderbeauftragte viele eindeutige Handbewegungen in Richtung lins gemeinnützige Sportvereine auch für die Ides UN-Generalsekretärs Adolf Ogi im Na- obere Kopfhälfte wären die Folge? Zukunft zusicherten. Es zeigt, dass Berlins Po- men der Vereinten Nationen durch die Welt litiker besser die Zusammenhänge der Gesell- reist und die wichtigen Aufgaben des Sports in Generell wird aber das mangelnde Engage- schaftspolitik in der Stadt begreifen als einzel- unserer verrückten Welt Politikern, Wirtschafts- ment der Berliner Vereine kritisiert. Laut Rech- ne Mitarbeiter des Rechnungshofes, und nicht führern und Wissenschaftlern näherbringt, die nungshof sind bis Ende 2001 lediglich 25 Ver- zu vergessen, wohl auch besser rechnen kön- Bedeutung für Integration, sozialen Zusam- träge über erweiterte Schlüsselverantwortung nen. menhalt, Gesundheit und Bildung, hat der von Berlins Vereinen abgeschlossen worden. Landesrechnungshof - unbeeindruckt von den Nach Angaben der Bezirksämter bestehen al- Der Rechnungshof ist nach Artikel 95 der Ver- gesellschaftspolitischen Notwendigkeiten - ge- lerdings im Mai 2005 allein 51 Verträge zur fassung von Berlin eine unabhängige, nur radezu erbsenzählerhaft den Versuch unter- „erweiterten Schlüsselverantwortung“ für dem Gesetz unterworfene Landesbehörde. Er nommen, dem Berliner Sport an der Basis den Sportplätze, 113 Verträge über die Überlas- prüft die Wirtschaftlichkeit und Ordnungsmä- Garaus zu machen. „Der Rechnungshof erwar- sung einer öffentlichen Sportanlage zur vorran- ßigkeit der gesamten Haushalt- und Wirt- tet, dass der Senat dem Abgeordnetenhaus gigen Nutzung und 263 Verträge über die al- schaftsführung Berlins. Er berichtet darüber eine Änderung des Sportförderungsgesetzes leinige Nutzung von Räumlichkeiten und Teil- jährlich dem Abgeordnetenhaus. Insofern ist vorlegt, die eine generelle angemessene Be- flächen öffentlicher Sportanlagen durch einen er nach allen bekannten Kommentaren keiner teiligung der Sportorganisationen an der Un- Verein. der drei Gewalten Legislative, Exekutive, ge- terhaltung und Bewirtschaftung der von ihnen schweige denn der Judikative zuzuordnen. genutzten öffentlichen Sportanlagen vorsieht, Stimmen diese Zahlen, fragt der Bürger? Laut Letztendlich ist er ein weisungsfreies „Hilfsor- um deren Bestand und Funktionsfähigkeit zu Statistik des Landessportbundes Berlin treiben gan von Exekutive und Legislative“, wie es aus sichern“, so die Formulierung im Jahresbericht 80 Vereine Sport auf ihren eigenen Anlagen. Artikel 95 der Verfassung von Berlin hervor- 2006 der zurzeit dem Abgeordnetenhaus vor- 60 Vereine haben in letzter Zeit die zuvor ge- geht. liegt. pachteten Sportanlagen vom Senat gekauft. Das Land Berlin hat zwischenzeitlich 70 Flä- Damit steht fest, dass allein das Abgeordne- Auf mehr als sieben Seiten listet der Rech- chen und die Bezirke etwa 240 Grundstücke tenhaus von Berlin zu entscheiden hat, wie nungshof seine Argumente auf: an Vereine zur sportlichen Nutzung verpachtet. die enormen Anstrengungen des Berliner Somit verbleiben 1.300 Sportstandorte mit Sports zur Übernahme von Eigenverantwor- • Die wesentlich veränderte Finanzlage des Kernsportanlagen, bei den meisten handelt es tung für Sportanlagen zu bewerten sind: sei Landes erfordere eine generelle angemes- sich um Schulstandorte. Für Schulsporthallen es beim Kauf von landeseigenen Grundstü- sene Beteiligung der Sportorganisationen an haben Berlins Vereine rund 1.000 so genann- cken, um darauf selbstfinanzierte Sportanla- Unterhaltungs- und Bewirtschaftungskosten, te „kleine Schlüsselverträge“ abgeschlossen. gen zu unterhalten – hier sind Millionen in die • die Bereitschaft des Sports per Schlüsselver- Da kommt selbst der Rechnungshof nicht um- Landeskasse gespült worden – sei es bei den trag auf freiwilliger Basis öffentliche Sportan- hin festzustellen, dass diese Verträge zur Ein- mehr als 1.000 Schlüsselverträgen. Es wird lagen zu betreiben, sei nicht wesentlich ge- sparung von Platz- und Hallenwartstellen bei aber auch darauf ankommen, dass der Berli- stiegen, und den Bezirken beigetragen haben. Das Volu- ner Sport nicht nachlässt in seinem Bemühen, • Verträge auf „erweiterte Schlüsselverantwor- men allerdings wird verschwiegen, es könnte mehr Eigenverantwortung für Sportstätten zu tung“ für Sportplätze stießen kaum auf Re- der eigenen Argumentation schaden. übernehmen. Dafür sind in dem einen oder sonanz bei den Vereinen. anderen Fall die verwaltungsmäßigen Regula- Vom LSB sind die Einsparungen in den Bezir- rien noch zielführender zu formulieren. Dem Dabei neigt der Bericht zuweilen sogar zur ken Dank des Eigenengagements der Vereine Rechnungshof ist bei seiner wichtigen Aufga- Großzügigkeit. „Der Rechnungshof vertritt kei- auf weit über 5 Millionen Euro hochgerechnet be zu wünschen, dass er den Blick für die Ge- neswegs die Ansicht, die Sportorganisationen worden. Wen wundert es da, dass die Frakti- samtzusammenhänge nicht verliert, in Berlins hätten die gesamte Unterhaltung und Bewirt- onsvorsitzenden von SPD, Die Linke / PDS, Gesellschaftspolitik einschließlich der enor- schaftung aller öffentlichen Sportanlagen zu BÜNDNIS 90 / Die Grünen und der Spitzen- men Zukunftsaufgabe der Integration, in der übernehmen oder diese kostendeckend zu fi- kandidat der CDU für die Abgeordnetenhaus- Bildungspolitik, aber auch in der so arg gerupf- nanzieren.“ Man stelle sich vor, anstelle der wahl bei der Mitgliederversammlung des Lan- ten Sportförderung, zu der die kostenlose Zur- Sportorganisationen ständen Opernbesucher. dessportbundes am 2. Juni die kostenfreie verfügungstellung der Sportanlagen eben Welcher Aufschrei ginge durch Berlin und wie Zurverfügungstellung der Sportstätten an Ber- auch gehört.

SPORT IN BERLIN VII-VIII/2006 3 LSB-Mitgliederversammlung Wettspielmonopols beziehungsweise die Einheit von Sportwetten und Zahlenlotterien mit ihren segensreichen Wirkungen für die Verbände und Vereine.

Ein zentrales Thema in Hanischs Rede war auch die Ehrenamtlichkeit. „In letzter Konsequenz stützt sich unser Sport auf die 56 000 freiwilligen

„Die vorbildliche Initiative von Sportjugend und LSB zur Übernahme von 18 Kitas ist ganz besonders zu würdigen.“ Friedbert Pflüger Mitglied im Deutschen Bundestag, CDU-Spitzenkandidat

Helfer, ohne die weder die Vereine noch die Ver- bände existieren könnten. „Bis zu 200 Stunden jährlich sind sie für ihre übernommene Aufgabe unterwegs, zahlen sogar oftmals Fahr- und Tele- fonkosten aus eigener Tasche. Das große bür- gerschaftliche Engagement darf jedoch nicht da- durch noch erschwert werden, dass beispiels- as gewählte LSB-Präsidium: (1. Reihe v.l.) Hans-Jürgen Reißiger, Norbert Skowronek, Claudia weise in Charlottenburg durch die Ausdehnung DZinke, Gabriele Wrede, Professor Dr. Gudrun Doll-Tepper, Marion Hornung, Dr. Joachim Börner; der Park-Gebührenpflicht einem Trainer mit zwei (hintere Reihe v.l.) Uwe Hammer, Dr. Dietrich Gerber, Peter Hanisch, Wolf-Dieter Wolf wöchentlichen Übungsterminen Mehrkosten von 24 Euro entstehen. Da ist schnell die kriti- Landessportbund Berlin setzt auf Kontinuität - Peter Hanisch bleibt an der Spitze: sche Grenze erreicht.“

Die diskutierte Erhöhung des Steuerfreibetrages „Mit voller Pulle” in die für Übungsleiter kam ja leider nicht zustande. Stattdessen wird sogar offen die Abschaffung neue Amtsperiode von Steuerermäßigungen gefordert. Noch immer er Kapitän bleibt an Bord. Und mit ihm - bis hende LSB-Präsident Peter Hanisch rief deshalb Dauf eine Ausnahme - die gesamte Mann- auch den 177 Delegierten der verschiedenen schaft. Der LSB setzt auf Kontinuität, wie sich bei Verbände und bezirklichen Sportarbeitsgemein- der Ordentlichen Mitgliederversammlung im Rat- schaften zu: „Wir werden jetzt mit voller Pulle die nächsten drei Jahre im Sinne des Berliner Sports „Wir sind für gebührenfreie Sportstätten, unter- angehen.“ stützen die bisherige Regelung, dass auch Zuvor hatte er in seinem Rechenschaftsbericht künftig Mittel aus dem Lottotopf dem Sport zur eindringlich darauf hingewiesen und damit auch Verfügung stehen und erkennen an, dass die den anwesenden Vertretern aus der Politik, Belastbarkeit bei der Schließung von Bädern einschließlich des Senators Klaus Böger, ins erreicht ist. Der Sport ist eine wichtige wirt- Stammbuch geschrieben, dass für ihn die schaftliche Komponente in unserer Stadt.“ kostenfreie Nutzung der Sportstätten wie auch Michael Müller SPD-Fraktionsvorsitzender deren Erhalt im Rahmen der Schul- und ie Kassenprüfer Ursula Staeder (re.) und haus Schöneberg am 2. Juni 2006 zeigte und Sportanlagensanierung absolut unverzichtbar sei. DHeiner Lohmann (mi.) konnten laut LSB- was im Hinblick auf die anstehenden Aufgaben Als weitere wichtige Voraussetzung für den Satzung nicht mehr für eine weitere Amtspe- von großer Bedeutung ist. Der einstimmig wie- Berliner Sport nannte der alte und neue LSB- riode kandidieren. Neue Kassenprüfer sind Ga- dergewählte und in seine dritte Amtsperiode ge- Präsident den unbedingten Erhalt des staatlichen briele Buchla, Georg Rohkamm, Stefan Zipter.

hrengäste (v.l): Hans-Dietrich Fiebig, Präsident des LSB Brandenburg; die sportpolitischen Sprecher der Fraktionen im Berliner Abgeordnetenhaus EMieke Senftleben (FDP), Felicitas Kubala (Bündnis 90/Die Grünen) und Dr. Walter Kaczmarczyk (PDS); Leitender Senatsrat Jürgen Kießling; Staatssekretär Thomas Härtel; Peter Danckert, Vorsitzender des Sportausschusses im Deutschen Bundestag; Friedbert Pflüger, Berliner CDU- Spitzenkandidat; die Fraktionsvorsitzenden im Abgeordnetenhaus Michael Müller (SPD), Stefan Liebich (Linkspartei/PDS)und Volker Ratzmann (Bündnis 90/Die Grünen); sowie Hans-Georg Wieck, DKLB-Vorstand Berlin

4 SPORT IN BERLIN VII-VIII/2006 LSB-Mitgliederversammlung

müssen ehrenamtliche Vereinsvorstände nach den selben Regeln haften wie hoch bezahlte GmbH-Geschäftsführer. Als weiteres Problem hob Hanisch hervor, dass man „die gerade für junge Ehrenamtliche so wichtige Würdigung ih- res freiwilligen Engagements im Schulzeugnis orst Feilke (re.), LSB-Schatzmeister von H2000 bis 2006, kandidierte nicht mehr „Das Sportstätten-Sanierungsprogramm muss und ist für seine langjährige ehrenamtliche unbedingt fortgesetzt werden. Die Aufgabe von Tätigkeit im Sport mit der LSB-Sportplakette in Plätzen darf nur die Ausnahme bleiben.“ Silber ausgezeichnet worden. Stefan Liebich Fraktionsvorsitzender Linkspartei.PDS

nach wie vor mit der Lupe suchen muss.“ So ur mit erheblichen Schwierigkeiten konnte wird Engagement nicht gefördert, sondern regel- Nder LSB-Haushalt 2006 zum Ausgleich ge- recht entmutigt. bracht werden, erklärte der scheidende LSB- Schatzmeister Horst Feilke, denn aufgrund der Nach Anhörung des Rechenschaftsberichts und geringeren Einspielergebnisse bei der Deut- der Genehmigung des Haushaltsplanes 2005 schen Klassenlotterie stehen dem LSB fünf verliefen die Wahlen zügig und völlig problem- Prozent weniger als im Vorjahr zu. Das bedeu- los, zumal im Vorfeld schon alle Weichen gestellt te, dass einige Reduzierungen in den einzelnen waren und nur ein Posten neu besetzt werden Bereichen nicht ausbleiben konnten. „Da das musste. Einstimmig bestätigte die Versammlung wirtschaftliche Umfeld nicht besser und mögli- cherweise künftig weniger Lotto und Toto ge- portsenator Klaus Böger: „Die 2025 Sport- auch die beiden bisherigen Vizepräsidenten Dr. spielt wird, ist zu befürchten, dass die Zuwen- vereine in Berlin bilden ein elementares Dietrich Gerber (Leistungssport) und Gabriele S dungen der DKLB noch geringer werden“, so Gerüst in unserer Gesellschaft. Wir brauchen Wrede (Breitensport) in ihren Ämtern, was Feilke, der vehement dafür plädierte, dass die Freunde in der Welt und in unserem Land. ebenfalls - mit kleinen Einschränkungen - für die Position ‘Förderung des Jugendwettkampf- Dafür hat der LSB bisher viel getan. Und wird übrigen Präsidiumsmitglieder galt. sports’ von allen Kürzungen verschont bleibt. es auch weiterhin tun, denn die nächsten Großereignisse stehen vor der Tür, im nächsten „Ein großes Kompliment und ein dickes Jahr die WM im Handball sowie im Modernen Dankeschön den vielen Ehrenamtlichen in Resolution Fünfkampf und 2009 in der Leichtathletik. Vereinen und Verbänden, ohne die der Sportstadt Berlin - Wie lange kann Gemeinsam mit dem Fußball-Verband bemüht Breitensport überhaupt nicht möglich wäre.“ der Schwimmsport noch seinen Beitrag sich Berlin um die Ausrichtung des Champions Volker Ratzmann Fraktionsvorsitzender dazu leisten? Berlins wassersport- League-Finales 2008 oder 2009.” Bündnis 90/Die Grünen treibende Verbände bald „auf dem Der einzig Neue in der Crew ist Hans-Jürgen Trockenen“? Reißiger (65), der anstelle des nicht mehr kandi- Bereits im April 2001 hatte der Berliner dierenden Horst Feilke das schwierige Finanzres- Schwimm-Verband eine Resolution zu die- sort übernimmt und ohne Gegenstimme ge- sem Thema verfasst. Damals ging es haupt- wählt wurde. Der gebürtige Berliner war zuletzt sächlich darum, den Schwimmsport in Berlin Vorstand der DKLB (1985-2006), kennt sich im nicht weiter einzuengen. Mittlerweile steht Tennis und Handball aus, nahm auch am Box- dieser vor einer sich immer mehr nähern- training von Herbert Sonneberg teil und gehört den Existenzbedrohung; über 25.000 Mit- über 30 Jahre der DLRG an. Was sofort von eini- glieder unseres Verbandes sehen sich in der gen frohgemut so kommentiert wurde: „Es ist Ausübung ihres Sports bedroht. Die Bäder gut, dass wir in wirtschaftlich angespannten Zei- sind weiter in einem maroden Zustand, da SB-Ehrenmitglied Dietrich Maes (re.) - der Instandhaltungsstau immer weiter Lneben LSB-Direktor Norbert Skowronek - lei- „Erfreulich, dass der Berliner Sport von Jahr zu wächst. 2004 wurden die erweiterten Som- tete die Wiederwahl von Peter Hanisch Jahr gewachsen ist und für einen enormen merschließzeiten der Bäder noch als eine Bekanntheitsgrad sorgt. Die 26 Hektar große Ausnahme in Aussicht gestellt. Mittlerweile Fläche am Gleisdreieck sollte auch eine gehören sie der Normalität an. Etliche Kin- Chance für den Sport sein.“ der, Jugendliche und Erwachsene können Mieke Senftleben über mehrere Wochen, ja sogar Monate, Sportpolitische Sprecherin der FDP nicht ihrem Sport nachgehen. Wie oft noch muss die soziale Verantwortung des Sports ten einen Mann haben, der aus dem Rettungs- betont werden? schwimmer-Lager kommt und damit den Ber- • Wir bitten Abgeordnetenhaus und Senat liner Sport finanziell über Wasser halten kann von Berlin, entsprechende finanzielle Mittel und der es auch gewohnt ist, sich durchzubo- zur Verfügung zu stellen, um den augen- xen.“ blicklichen Bestand an Bädern in Berlin zu SB-Ehrenmitglieder (v.l.) Werner Text: Hansjürgen Wille sichern. (Auszug) LHannemann, Joachim Günther Fotos: Jürgen Engler

SPORT IN BERLIN VII-VIII/2006 5 LSB-Mitgliederversammlung Sport kann bei weitem nicht die Rede sein. Nun hat die Lobby des Profifußballs die Katze aus dem Sack gelassen. In einem Brief an die Innen- minister der Länder haben sich DFL und DFB Auszüge aus der Rede von LSB-Präsident Peter Hanisch Ende April für private Wettveranstalter mit auf der LSB-Mitgliederversammlung am 2. Juni 2006 im Rathaus Schöneberg umstrittener Lizenz aus den letzten DDR-Tagen stark gemacht. Widrigkeiten gemeinsam bezwingen Machen wir uns nichts vor, das ist und bleibt ein unsolidarischer Akt, der die Finanzierung des on indianischen Gesellschaften wissen wir, ’Stammessolidarität’ haben wir das bislang ge- gemeinnützigen Sports in unverantwortlicher Vdass sie sich, immer dann, wenn es darauf meinsam meistern können. Weise gefährdet - Egoismus pur! Nach unserer ankommt, um einen Totempfahl versammeln. Sie alle wissen, dass die Grundlage unseres Überzeugung kann die Aufrechterhaltung der Dieser symbolisiert für sie Gemeinschaft und Sporttreibens ein Gesetz ist, mit dem sich auch bisherigen Förderung des Vereinssports nur bei auch Zusammenhalt. Ihr Totem mahnt die Stam- der Staat gewisse Selbstbeschränkungen aufer- entschlossener Verteidigung des staatlichen mesglieder, bei allen existenziellen Fragen nicht legt hat. Einerseits legt das Sportförderungsge- Wettmonopols gewährleistet werden. Das Urteil außer Acht zu lassen, worauf man sich gemein- setz fest, unter welchen Voraussetzungen ge- des Bundesverfassungsgerichts vom 28. März sam bezieht. Nun muss man nicht Karl May gele- meinnützige Vereine die vorhandene Sportstät- hätte bei solidarischem Vorgehen des Sports für sen haben, um zu wissen, wie wichtig gemeinsa- teninfrastruktur nutzen können, andererseits ver- eine tragfähige Ausgestaltung des Monopols me Bezugspunkte sind. Auch die Glieder der pflichtet sich der Staat zur Erhaltung derselben. jede Chance geboten. Diese wurde aus egoisti- Sportbewegung brauchen gemeinsame Bezüge, Deshalb: Hände weg von diesem Gesetz! So- schen Motiven der Berufsfußballer zu Lasten selbst wenn diese in unserer Zeit natürlich an- ihrer eigenen Amateure und auch der Amateure ders aussehen als in einer weitgehend schriftlo- der anderen Sportarten aufs Spiel gesetzt. Unter sen Stammesgesellschaft. Stammesbrüdern würde man sich anders ver- Was uns im Sport verbindet, ist der gemeinsame halten! Bezugspunkt mit dem Einvernehmen auf das, Das Bundesverfassungsgericht hatte befunden, was wir wie geworden sind - eine überparteiliche dass ein staatliches Wettmonopol rechtmäßig Sicht! Der gemeinnützige Sport hält es wie die sei, wenn die Bekämpfung krankhafter Spiel- indianische Gesellschaft: Der Totempfahl mahnt sucht im Zentrum gesetzgeberischer Erwägun- zu Gemeinschaft und Zusammenhalt. gen stehe. Hier allerdings wurde Nachbesse- Der Berliner Sport hat großartige Erfolge vorzu- rungsbedarf gesehen. Statt aber nun bei der weisen - auch aktuell, und darum soll es ja hier Ausformulierung verbesserter Regeln mitzuarbei- und heute gehen. Die Mitgliederzahlen in den ten, setzen die Profis auf Auflösung des Mono- Vereinen steigen, die Medaillenausbeute der pols, um möglicherweise perspektivisch eigene Spitzenathleten lässt aufmerken, herausragende Wetten veranstalten zu können. Veranstaltungen finden in unserer Stadt ein sach- Ich darf noch einmal daran erinnern: Die Beteili- kundiges wie begeisterungsfähiges Publikum, gung des LSB Berlin an den Erträgen aus der die sportbezogene Wirtschaft boomt. Wenn sich Deutschen Klassenlotterie Berlin geht auf Abtre- Berlin überall in der Welt positiv ins Gespräch tung einer verbandseigenen Sportwettenlizenz bringt, dann auch seiner Sportler wegen. Der an das Land zurück. Als Bemessungsgröße für Sport hat dieser Stadt etwas zu geben, sie muss die Amateursportförderung wurde seinerzeit es nur entgegennehmen. ausdrücklich ein gemischter Prozentsatz aus Zah- Ich spreche natürlich nicht von irgendeinem lenlotterien und Sportwetten vereinbart. Das Sport. Nicht vom Berufssport der Fußballmillio- sollte die Förderung des Sports unabhängig von näre, nicht vom Sport im stillen Kämmerlein oh- wohl die kostenfreie Nutzung unserer Sportanla- Entwicklungen machen, auf die er selbst nun kei- ne jeden sozialen Bezug, und ich spreche auch gen wie auch deren Erhalt im Rahmen der nerlei Einfluss mehr hatte. Durch andere nicht vom Sporttreiben als Konsumgut. Wir hier Schul- und Sportanlagensanierung bleiben für Schwerpunktsetzungen im Marketing sind heute vertreten den selbst organisierten Amateursport, uns absolut unverzichtbar. Auch wenn Indianer ja unter dem Dach des Staates die Zahlenlotterien so wie wir es uns in der LSB-Satzung auferlegt sonst bekanntlich keinen Schmerz kennen, hier deutlich umsatzstärker als die Sportwetten. haben und so, wie es das Sportförderungsgesetz liegt für uns die Schmerzgrenze. 370 Millionen Jeder, der gegen das staatliche Wettmonopol richtigerweise von uns verlangt. Euro Sanierungsstau sprechen eine eigene Spra- oder die Einheit aus Sportwetten und Zahlenlot- In unserem Sport stützt sich alles in letzter Kon- che... terien mit der Spitzhacke zu Felde zieht, macht sequenz auf die Schultern von 56.000 Ehren- Und ein Abgeordnetenhaus-Beschluss über das sich zum Totengräber des Amateursports. Auch amtlichen der Vereine und Verbände. Ihre Arbeit Prozedere bei Aufgabe nicht mehr benötigter der Berufssport zehrt von einer gesunden Ver- ist in den vergangenen Jahren beileibe nicht Schulstandorte und ihrer Sportanlagen gilt an einslandschaft mit abgestuftem Leistungsvermö- leichter geworden, umso mehr Grund gibt es, ih- sich auch für die politischen Häuptlinge im Be- gen in allen Leistungsklassen, ohne die es auch nen dankbar zu sein für einen großartigen und zirk Lichtenberg, die sich skandalöserweise für Profis irgendwann kein begeistertes und kun- uneigennützlichen Einsatz im Dienste des Ge- mehrfach über die eindeutige Gesetzeslage hin- diges Publikum mehr gäbe. Ich fordere den meinwesens... weggesetzt haben... Deutschen Fußball-Bund und die Deutsche Fuß- Der Handlungsspielraum des Staates ist geringer Als Ergebnis der politischen Überzeugungsarbeit ball-Liga auf, von ihrem schändlichen Treiben Ab- geworden. In dem Maße, in dem selbst staatli- des Sports ist in der neuen EU-Dienstleistungs- schied zu nehmen!... che Pflichtaufgaben nur noch lückenhaft wahr- richtlinie die zunächst drohende Geltung auch genommen werden, geraten freiwillige Aufgaben für Sportwetten und Lotterien im entscheiden- Gerade in schwerer Zeit müssen die Reihen - wie die Sportförderung - sofort unter ganz den Augenblick herausgenommen worden. geschlossen sein, das gilt für Rothäute ebenso besonderen Druck. Die Finanzkrise Berlins hat Doch von Entwarnung bei der Diskussion um wie für Sportler. Die Rauchzeichen sind eindeu- dem Sport in der Vergangenheit schon außerge- den Erhalt des staatlichen Wettspielmonopols tig: Ein Bezwingen aller Widrigkeiten gelingt nur wöhnliche Herausforderungen aufgezwungen. In mit seinen segensreichen Wirkungen für den in Gemeinsamkeit!

6 SPORT IN BERLIN VII-VIII/2006 deshalb entsprechende Mitsprache- und Stimm- rechte haben, die künftig denen der Fachverbän- de angepasst werden sollten. Außerdem sollte analog zur Sportjugend ein Präsidialmitglied von den Bezirkssportbünden gestellt werden und diese in den Ausschüssen Breiten- und Freizeit- sport sowie Sportstätten vertreten sein. Auf der LSB-Mitgliederversammlung wollten die Bezirkssportbünde einen Satzungsänderungs- antrag zur Gleichschaltung des Stimmrechts mit den Verbänden mit besonderer Aufgabenstel- lung einbringen. Das wurde fallen gelassen. Warum? Weil im LSB-Präsidium diese Absicht abgelehnt worden war. Da damit der Antrag kaum Chancen auf Annahme hatte, haben wir beschlossen, un- sere Ziele auf neuen Wegen anzugehen. Die Ab- lehnung der Bezirkssportbünde durch manche Fachverbände ist für mich nicht nachvollziehbar. Was die Männer von Bayern München können, können die Frauen von Turbine Potsdam auch: Denn mit unserem Einsatz für die Vereine vor Pokalsieg und Deutsche Meisterschaft 2006. Turbine-Mitglied DFB-Präsident Theo Zwanziger: Keiner Ort sichern wir auch den von den Fachverbän- kann sich vorstellen, wie sehr ich mich freue”. Foto: Engler den organisierten Wettkampf- und Sportbetrieb sowie die für die Talentförderung notwendigen Michael Schenk, Vorsitzender des Arbeitskreises der bezirklichen Sport-AG: Rahmenbedingungen. Leider ist es so, dass sich viele Fachverbände inhaltlich nie mit den Be- zirkssportbünden beschäftigt haben. Andere „Wir kennen die Sorgen und sprechen über uns, wissen aber nicht, was wir machen. Deshalb: Miteinander reden ist besser. Nöte der Vereine am besten“ Welche Hintergründe vermuten Sie hinter den beschriebenen „Verständigungsproblemen“? eit 1991 gehören die bezirklichen Sport- Rechnung ist simpel: Würden sie diese Aufgabe Ehrlich gesagt, handfeste finanzielle. Manche se- Sarbeitsgemeinschaften zu den Säulen nicht engagiert wahrnehmen, hätten sie nicht so hen einen Verteilungskampf und eigene Zuwen- des organisierten Sports in Berlin. Nach viele Mitglieder. Ohne Konkurrent der Sportfach- dungen gefährdet. Die Angst, dass die Bezirks- einer Satzungsänderung des LSB wurden verbände zu sein, wirken die Bezirkssportbünde sportbünde zu einer Art zweiter Kraft im LSB sie LSB-Mitglieder mit Stimmrecht. Auch als eine Art Dachorganisation gegenüber den Be- werden könnten und damit entsprechende Mit- von staatlicher Seite sind sie anerkannt. zirksämtern, dem Senat und anderen. Sie ken- tel okkupieren könnten, geht aber an der von „Zur Koordinierung der bezirklichen Sport- nen die Sorgen und Nöte der Vereine an der Ba- LSB-Präsident Peter Hanisch auf dem Verbands- angelegenheiten werden Sportarbeitsge- sis am besten. Das können die Fachverbände tag beschworenen Gemeinsamkeit glatt vorbei. meinschaften unter Beteiligung der aner- nicht leisten. Die Bezirkssportbünde reden mit Der Jahresbericht des LSB weist für 2005 je kannten Sportorganisationen im Bezirk bei der Vergabe von Sportstätten, beraten Be- 5000 Euro Hilfe für die Bezirkssportbünde mit gebildet“, heißt es im Sportförderungsge- zirksämter und Senatsverwaltung bei der Ausstat- Mitgliederzahlen zwischen 11 400 und 49 000 setz. Hier wie da freilich ist die tung und Sanierung von Sportanlagen, aus. Die 667 Dart-Sportler Berlins wurden dage- Praxis das Kriterium der Wahrheit. erstellen regionale Sportentwicklungs- gen mit 9000 Euro unterstützt. Um einem mög- Mit Michael Schenk, Vorsitzender pläne, helfen Vereinen bei juristischen lichen Aufschrei gleich vorzubeugen: Es geht des Arbeitskreises der Sport- Fragen, sind im ganz direkten Sinne für nicht darum, denen etwas wegzunehmen. Son- Ag/Bezirkssportbünde im LSB, die Bürger da. Schon die Kurzfassung dern darum, den Bezirkssportbünden mehr als sprach Klaus Weise über Selbst- dieser Punkte müsste jeden Skeptiker bisher jene Rolle einzuräumen, die sie in der verständnis, Erreichtes, Defizite, von der Wichtigkeit unserer Einrichtun- Praxis schon ausüben. Zukunftskonzepte. gen überzeugen. Peter Hanisch hat seine Rolle als Moderator zwi- Wie ist es richtig: Sportarbeitsgemein- Nicht alle teilen Ihre Überzeugung, schen Verbänden und Bezirkssportbünden an- schaften oder Bezirkssportbünde? dass den Bezirkssportbünden eine geboten. Was halten Sie davon? Michael Schenk Im Moment noch beides, in Zukunft größere Rolle gebührt. Zudem ist die Zum einen ist es sicher ein Reflex auf unsere Be- nur noch letzteres. In Pankow und Treptow-Kö- genannte Aufgabenfülle riesig und die Probleme mühungen, im LSB gegenüber den anderen penick haben sich die Sport-AG’s schon den Na- des organisierten Sports in Berlin werden nicht Verbänden gleichrangig und auf Augenhöhe be- men Bezirkssportbund gegeben. Die anderen kleiner. Wie wollen Sie dem mit vergleichsweise handelt zu werden. Zum anderen ist es eine werden folgen. Mit dem neuen Namen gibt es bescheidenen Zuwendungen und kleinem Ap- Chance, Dinge in Gang zu bringen und zu lösen. eine stärkere Abgrenzung gegenüber anderen parat gerecht werden? Wir sind jederzeit bereit, Gespräche zu führen. Institutionen. Arbeitsgemeinschaft, das ist ein un- Nach dem zuvor Gesagten kann es nur logisch Was ist für Sie eine vernünftige Lösung? handlicher Begriff, der nicht aus dem Sport sein, die Bezirkssportbünde auch finanziell und Ohne Bezirkssportbünde geht nichts. Wir sind kommt. Mit Bezirkssportbund ist begrifflich eine personell leistungsfähig auszustatten. Sie ergän- wichtig und vielerorts bei der Bezirkspolitik ent- Kette hergestellt: Deutscher Olympischer Sport- zen in sinnvoller Weise die Tätigkeiten der Fach- sprechend akzeptiert. Mit derzeit maximal vier bund, Landessportbund, Bezirkssportbund. verbände und des LSB. Ihre Stärkung ist schon Stimmen im LSB findet das nur unzureichend Sehen Sie die Bezirkssportbünde als Erfolgsge- deshalb dringlich, um gegenüber anderen Inter- Ausdruck. Die gescheiterte Satzungsänderung, schichte? essenvertretern und Lobbyisten nicht ins Hinter- die keinesfalls bedeuten würde, dass wir auch Ich denke schon. Sie sind echte Interessenver- treffen zu geraten. Bezirkssportbünde dürfen kei- nur annähernd die Chance hätten, den LSB zu treter der Vereine auf bezirklicher Ebene. Die ne Verbände „dritter Klasse“ sein und müssen majorisieren, bleibt also auf der Tagesordnung.

SPORT IN BERLIN VII-VIII/2006 7 Auf geht’s! Berlin soll wieder eine Handball-Stadt werden Wie Füchse das Flaggschiff werden ie Zeit heilt alle Wunden, heißt es. Wenn der ehrgeizige Projekt betitelt, mit dem er den Tra- DVolksmund recht hat, dann dürfte Berlin ditionsverein wieder nach ganz oben führen will, über kurz oder lang auch wieder eine Handball- und das er auch trotz des gegenwärtigen Rück- Zukunft haben. Nie standen die Zeichen jeden- standes zur Zielvorgabe keineswegs aufgegeben falls so gut wie im Moment, obwohl es in der hat. „Als ich hierher kam, da haben mich die Stadt einst so herausragender Männer-Vereine Skeptiker gewarnt, dass es sehr schwer wird, sich wie Dynamo Berlin (als 1. SC Berlin, danach HC hinter Fußball, Basketball oder Eishockey als wei- Preußen im Jahre 1990 letzter DDR-Meister) tere Sportart zu etablieren. Sie haben verdammt und Frauen-Klubs wie dem mehrfachen Meister recht gehabt“, bilanzierte Hanning nüchtern, und EC-Sieger TSC, beide aus dem Ostteil, der- aber keineswegs resigniert. „Mein Motto war im- zeit keinen Erstligisten gibt, der in der nationalen mer: Nur wer nicht kämpft, hat schon verloren!“ Spitze mitmischt. Das soll sich ändern - und end- Er nimmt es als Kompliment, wenn ihm jetzt lich, endlich scheint das Bedingungs- gesagt wird, „du kannst nicht meckern, gefüge dafür gegeben. Mit Zweitligist „In Berlin erlebt unse- was du schon erreicht hast“, und kün- Reinickendorfer Füchse ist ein Verein re attraktive Sportart digt lachend an: „Das war’s noch da, der als Transportmittel für die eine bemerkenswerte lange nicht gewesen! Wer jetzt denkt, Sehnsüchte der nach wie vor großen Renaissance. Und die er hat Ruhe vor mir, der soll sich ge- Handball-Fangemeinde der Metro- Füchse könnten dabei täuscht haben.“ lba Berlin ist Deutscher Vizemeister. Im ent- pole taugt; mit der Schmelinghalle das Flaggschiff Ascheidenden Finale setzte sich RheinEner- eine Spielstätte, die mehr als nur ein werden” Auch Berlins HBV-Präsident Henning gie Köln durch. Präsident Dieter Hauert: „Diese pures Zweckgebäude sportlichen Henning Opitz Opitz ist froh über den „Unruhestifter“. Enttäuschung dauert jetzt ein ganzes Jahr, bis Tuns darstellen kann. Mit dem vom Berlins Handball- Dank Hanning und anderer rühriger zu den nächsten Playoffs. Aber die ist tief im Hamburger SV gen Hauptstadt ge- Präsident Handball-Verrückter, dank auch des Herzen, alles andere geht seinen normalen lockten umtriebigen Geschäftsführer Bob Han- HVB „erlebt unsere attraktive Sportart eine be- Weg weiter. Wir greifen an.” ning, der zuvor auch schon respektable Referen- merkenswerte Renaissance in der Stadt. Und die Fotos: Engler zen als Trainer erworben hat, ist zudem jene un- Füchse könnten dabei das Flaggschiff werden! verzichtbare Manpower vorhanden, ohne die die Fakt ist, Handball wird in der letzten Zeit in der Dinge nicht sinnvoll nach vorne zu bewegen Berliner Öffentlichkeit stark positiv wahrgenom- sind. Hanning ist ein im positiven Sinne glänzen- men.“ Das Allstar-Game, wo Nationalteam und der Verkäufer in eigener Sache, wobei das die besten, in der Bundesliga spielenden Auslän- „eigen“ nicht die Person, sondern die Sache an der aufeinandertreffen, wird in Zukunft regelmä- sich meint. Dass er sich dazu der in einer über ßig in Berlin stattfinden. Es wird Länderspiele ge- öffentliche Wahrnehmung definierten Gesell- ben, das Eröffnungsmatch der Handball-WM schaft adäquaten Mittel bedient, ist nur legitim. 2007 in der Schmelinghalle. Berlins Handball- Aufschwung kann immer neue und noch weite- Die zuvor so gut wie gar nicht in den Medien re Ideen gebrauchen. Die Vereine sollten die vorkommende Sportart Handball hat auf diese Möglichkeiten, die sie haben, noch besser nut- Weise das zuvor lang anhaltende Aufmerksam- zen und sich damit identifizieren. Wie zum Bei- keitsdefizit immerhin spürbar abbauen können. spiel bei der Ticketaktion der Füchse, bei der die Dazu gehörte Ende November auch eine Prä- anderen Vereine an jeder Karte, die sie für ein sentation des neuen Hauptsponsors der „Füch- Füchse-Spiel verkaufen, mit einem Euro partizi- se“, für die sich diese eine illustren Ort ausge- pieren. Hanning und Füchse-Trainer Jörn-Uwe sucht hatten. In 207 Meter Höhe, im Tele-Café Lommel, ein ehemaliger Nationalspieler, wollen, des Berliner Wahrzeichens, stellten Hanning & dass Berlin im Endeffekt ein Stützpunkt des Co. den holländischen Energieversorger Nuon Deutschen Handball-Bundes wird. vor, der nun die Brust der ambitionierten Haupt- stadt-Handballer ziert. Dr. Thomas Mecke, Ge- „Was hier an Struktur da ist, ist Weltklasse. Man schäftsführer der Deutschland GmbH des Unter- muss es nur nutzen!“, sagt Bob Hanning und be- nehmens, findet das Engagement durchaus nennt damit nur die Konsequenz seiner Erkennt- sinnvoll. „Nuon, das heißt in Holland in etwa so nis. Der folgt er geradlinig und ohne Eigennutz. viel wie ‚Auf geht’s’, und das empfinde ich für So ist es nur folgerichtig, dass er ehrenamtlich ana Ritter (17) und Andrei Kazlouski (17) ganz passend für beide, die Handballer wie für das Training des 92er Jahrgangs des HVB über- vom OTK Schwarz Weiß Berlin waren Berlins uns“, begründete der Wirtschaftsmann das Enga- nommen hat, dass die Füchse eng mit dem OSP J erfolgreichstes Tanzpaar beim „Summer Dance gement. Dass es dafür angesichts des Ortes der kooperieren, dass Lommel in Schulen und Gym- Festival”, Europas größter Tanzsportveranstal- Pressekonferenz und der Art der beiderseitig be- nasien für Handball-Interessen sondiert und ak- tung für die Jugend , das am 3. und 4. Juni im triebenen Aktivitäten auch genug schöne Sätze tiv ist. All das gehört zu einem soliden Unterbau, Velodrom stattfand. Beide holten sich den Vize- gab, lag auf der Hand. „Das ist ein Ort mit Sym- der den Füchsen nicht nur den baldigen Aufstieg meistertitel. 800 Tanzsportler aus ganz Europa bolik. Wir wollen keineswegs den Boden unter bescheren, sondern auch das spätere Überleben tanzten von den Kinderturnieren bis zur Jugend den Füßen verlieren, andererseits aber dennoch im Oberhaus sichern soll. Dazu gehören die A auf fünf Tanzflächen gleichzeitig um die hoch hinaus“, gab Bob Hanning, seit vier Mona- Gründung eines Aufsichtsrats, die Schaffung „Continental Trophy”. Im nächsten Jahr findet ten in Berlin „Spiritus rector“ eine Steilvorlage für wirtschaftlicher Grundlagen, die aus dem „Auf das „SuDaFe” am 9. und 10. Juni statt. die Medienvertreter. „1. Liga 2007“ hat er das geht’s!“ ein „Weiter geht’s“ machen. Klaus Weise Foto: Salomon

8 SPORT IN BERLIN VII-VIII/2006 Nächste ordentliche LSB- Mitgliederversammlung ie nächste ordentliche Mitgliederver- Dsammlung des LSB Berlin findet am LSB-Präsidium diskutiert mit BÜNDNIS 90 / Die Grünen und fordert: 8. Juni 2007 um 18 Uhr im Rathaus Schöneberg statt. Mehr Sport in Ganztagsschulen Ehrenprofessur in China raditionell begannen nach den Neuwahlen zung der Aktivitäten der Vereine in den Nachmit- für Berliner Professorin Tzum LSB-Präsidium die Gespräche mit den tagsstunden durch den Berliner Senat. Im Zu- Vorständen der im Abgeordnetenhaus von Berlin sammenhang mit den notwendig werdenden udrun Doll-Tepper, Präsidentin des Weltrates vertretenen Fraktionen. Am 15. Juni trafen Sibyll- stärkeren Integrationsaktivitäten ist es vielmehr Gfür Sportwissenschaft und Leibes-/Körperer- Anka Klotz und Volker Ratzmann mit LSB-Präsi- angeraten, dem Sport verstärkt Möglichkeiten in ziehung, DOSB-Vizepräsidentin sowie LSB-Präsi- dent Peter Hanisch und Direktor Norbert Sko- den Schulen zu Bewegungsangeboten in den dialmitglied, wurde eine Ehrenprofessur der chi- wronek zu einem intensiven Informationsaus- Nachmittagsstunden insbesondere an Haupt- nesischen Shenyang Normal University verlie- tausch zusammen. Themen waren die unbefrie- und Gesamtschulen zu gewähren und diese fi- hen. Repräsentanten der Universität drückten ihr Interesse an weiterer Zusammenarbeit aus. digende Situation der Bäder in Berlin und der in nanziell abzusichern. der Zwischenzeit nicht mehr verantwortbare Sa- nierungsstau, die gesundheitlichen Aspekte der Der abschließende Schwerpunkt des Gesprächs großen Aktivitäten der Sportorganisationen im war die Situation der Eliteschulen des Sports und Kinder- und Jugendsport, Gesundheits- und Se- die Förderung des Nachwuchsleistungssports in niorensport. Großes Lob erntete die Initiative des Berlin. Hier war man übereinstimmend der Auf- Landessportbundes Berlin und der Sportjugend fassung, dass das zukünftige Schul- und Leis- zum Betreiben von eigenen Kindertagesstätten. tungssportzentrum mit Werner-Seelenbinder- Die Schwerpunktsetzungen gesunde Ernährung Schule und Coubertin-Gymnasium sowie der und Bewegung sind ausdrücklich gewürdigt wor- Flatow-Oberschule und der Poelchau-Oberschu- den. le wichtige Voraussetzungen für die erfolgreiche Arbeit Berlins im Nachwuchsleistungssport sind. Bemängelt wurde die nach wie vor nicht ausrei- Dies gilt es bedarfsgerecht auszustatten und zu Eine Zehn-Millionen-Reichsmark-Note von chende Einbindung des Sports in das Konzept sichern. Insofern äußerten beiden Seiten ihr Un- 1923 wechselt den Besitzer: das Museums- der Ganztagsschulen. Wenn auch rahmenver- verständnis, dass die notwendige Rechtsverord- stück -einst ein Geschenk für Manfred Stelse tragliche Bedingungen schon seit Jahren verein- nung zur juristischen Absicherung nach wie vor zum Amtsantritt als LSB-Finanzreferent bart sind, so fehlt doch die finanzielle Unterset- noch nicht beschlossen ist. N.S. Ein Jahr vor der WM im Modernen Fünfkampf in Berlin: Personalwechsel an der Weltverbands-Präsident Klaus Schormann schweben Veränderungen vor Spitze des LSB-Finanzreferats ls sich Manfred Stelse (65) Ende Juni beim Moderner Fünfkampf will moderner werden ALandessportbund nach mehr als 20 Jahren uch nach der Fußball-WM wird es in Deutsch- band holte und dank seiner Freundschaft zu Prinz in den beruflichen Ruhestand verabschiedete, Aland und damit in Berlin weiter Großereignisse Albert die Geschäftsstelle nach Monaco verlegte, stand sein Nachfolger im von internationalem Zuschnitt geben. Beispielswei- hat es geschafft, dass der Pentathlon inzwischen in Amt des Finanzreferen- se 2007. Vom 15. bis 21. August finden rund um 114 Staaten betrieben wird. Allerdings, das weiß ten schon bereit. Das das Olympiastadion die weltweiten Titelkämpfe im Schormann, muss der Moderne Fünfkampf moder- LSB-Präsidium hat zu Modernen Fünfkampf statt. Einer, der das bewerk- nisiert werden. Ein wichtiger Schritt wurde vor bruchloser Gestaltung stelligt hat, ist Klaus Schormann, Präsident der Uni- Jahren getan, als Schießen, Fechten, Schwimmen, des Wechsels Wert dar- on International de Pentathlon Moderne. Der um- Laufen und Reiten nicht mehr an fünf Tagen statt- auf gelegt, dass neuer triebige Multifunktionär und Kosmopolit rechnet fand, sondern nur noch an einem. Zu den Neuhei- und alter Referent sich mit der Rekordteilnahme von 50 bis 52 Nationen. ten gehört beispielsweise seit 1994 der Gebrauch am Arbeitsplatz ein hal- „Dass Berlin den Vorzug erhielt, liegt daran, dass wir der Luftpistole auf 10-m-Scheiben sowie die im Ski- Peter Schwarz, LSB- bes Jahr lang überlap- mit bedeutenden Veranstaltungen am liebsten in laufen und Biathlon angewandte Gundersen-Me- pen. Ganz leicht wird es Metropolen gehen, weil dort nicht nur die sportli- thode, wonach der vor der letzten Übung Führende Referent für Leis- chen Voraussetzungen gegeben sind, als Erster zum abschließenden Wett- tungssport, wurde für Stelse-Nachfolger Ne- sondern auch die Möglichkeit eines bewerb antreten muss und sein bishe- vom Präsidium zum dim Bayat (40) nicht, kulturellen Programms“, sagt der Hes- riger Vorsprung in eine Zeitgutschrift Nachfolger von sich am alterfahrenen se, der als Taktiker, Rhetoriker und klu- umgerechnet wird. Beim Fünfkampf ist Manfred Stelse im Vorgänger in Sachen ger Kopf mit diplomatischem Geschick es das 3000-m-Rennen. Für die WM Amt des stellvertre- Sport-Finanzen zu mes- sen. Doch auch er bringt gilt. Nicht zuletzt seiner Überzeugungs- im kommenden Jahr plant Schormann tenden LSB-Direktors kraft und seiner Lobbyarbeit ist es zu deshalb eine spektakuläre Änderung. neben profundem kauf- berufen. verdanken, dass der Moderne Fünf- Das entscheidende Laufen, wo es männischen Rüstzeug kampf als fester Bestandteil des olym- letztendlich um die Medaillen und langjährige Erfahrung als Vereinsvorsitzender in pischen Programms zumindest bis Platzierungen geht, soll auf einem Teil- die neue Tätigkeit ein, allerdings nicht als Turner, 2012 in London, erhalten bleibt. stück des Kurfürstendamms, wo das sondern als Judoka. Fotos: Engler/Wille/red. Schormann, Oberstudienrat und der- Publikum hautnah das Geschehen zeit im Hessischen Kultusministerium verfolgen kann, stattfinden. Zum einen Sporthilfe startet mit dem „Land für den Ausbau internationaler Kontakte zuständig, ist daran gedacht, Schießen und Laufen zu einer der Ideen“ ins 40. Lebensjahr führt seit 1984 den Deutschen und seit 1993 den Einheit zusammenzulegen, wobei Strafrunden fällig n ihrem Gründungstag, dem 26. Mai, startet internationalen Fünfkampf-Verband, gehört seit werden, wenn eine Scheibe (mit einer Laserpistole) zwölf Jahren der Kulturkommission des IOC an und nicht getroffen wurde. Außerdem soll es Vor- und Adie Stiftung Deutsche Sporthilfe mit einem ist Koordinator für olympische Kongresse. Der stän- Zwischenrunden von Vierergruppen geben, aus de- Festakt in ihr 40. Lebensjahr. Anlass ist die Er- dig kreuz und quer durch die Welt reisende zweifa- nen sich die Sieger für die nächste Runde bis zum nennung der Sporthilfe als „ausgezeichneter Ort“ che Familienvater aus Gunderhausen, der König Finale qualifizieren. Schormann: „Wir modernisieren im „Land der Ideen“, einer Initiative von Bundes- Konstantin zum Patron für die UIPM gemacht hat, den Fünfkampf, ohne seine Geschichte zu verraten. regierung und BDI. Die Festrede in der Deut- Juan Antonio Samaranch, den Sohn des ehemali- Die fünf Disziplinen werden Herzstück des Wettbe- sche-Bank-Filiale „Unter den Linden“ hielt der gen IOC-Präsidenten, als Vize in den Fünfkampf-Ver- werbs sein.“ Text/Fotos: Hansjürgen Wille UN-Sonderbeauftragte für Sport, Adolf Ogi. DSB

SPORT IN BERLIN VII-VIII/2006 9 Vereins- und Sportgeschichte BFC Meteor 06: Wo „Icke” Häßlers Karriere begann Ein halbes Dutzend Berliner Fußballvereine feiern 2006 historisches Jubiläum a, der BFC Meteor 06 von der Hanne-Sobek- JSportanlage an der Osloer Straße in Wedding Sechs 100-Jährige im WM-Jahr hat schon bessere Zeiten erlebt als zu seinem 100. Geburtstag, der zünftig im Paul-Fleisch- 21 Berliner Sportvereine erblickten vor 100 Jahren das Licht der Welt. mann-Heim in der Iranischen Straße gefeiert Sechs von ihnen wurden von Fußballbegeisterten aus der Taufe gehoben. wurde. Die Hoffnung allerdings, mit dem Jubilä- Wolfgang Schilhaneck stellt sie auf diesen beiden Seiten in „Sport in Berlin” vor: um auch mit der 1. Mannschaft in die A aufgestiegen zu sein hatte, sich leider nicht er- SC Union 06: füllt. Doch dieser Zustand soll nicht länger anhal- ten. Immerhin gehörte man in den 60er Jahren Eisern Union - ein uralter Schlachtruf lebt schon mehrmals der an, aus der zum Beispiel Hertha BSC in die 1. Bundesliga s war kein Zufall, dass sich kürzlich der 1. FC Am 9. Juni 1950 wurde der Spielbetrieb unter aufstieg, stand man 1963 im Berliner Pokalend- Union und der SC Union 06 in einem dem Namen SC Union 06 in Westberlin aufge- E spiel und wurden die A-Junioren 1985 Berliner Freundschaftsspiel gegenüberstanden. Die Urvä- nommen. An der Geburtsstätte hielt eine Schar Pokalsieger. Im Frauenfußball dominierte Meteor ter beider Vereine standen an einer gemeinsa- Sportkameraden die SG Union Oberschönewei- 06 sogar über Jahrzehnte an der Spree, doch men Wiege, als am 17. Juni 1906 vor den Toren de am Leben, bis sie von der BSG „Motor“ ge- schlief er 1989 sang- und klanglos ein. So sind Köpenicks der FC Olympia gegründet wurde, aus schluckt wurde, die später zum TSC Oberschö- natürlich die Blicke des 1. Vorsitzenden Peter dem vier Jahre später der SC Union Oberschö- neweide mutierte. Als zweites Fußball-Leistungs- Dähn, der seit 2000 an der Spitze des Clubs zentrum der DDR-Hauptstadt neben dem Stasi- steht, zielgerichtet auf die Zukunft fixiert: „Ab der club BFC Dynamo wurde 1972 der 1. FC Union kommenden Saison wird es auch ein Senioren- etabliert. team bei uns geben. Verstärkungen sollen das Die ganz großen Erfolge der Jubilare in Gelb- Leistungsniveau anheben mit dem mittelfristigen Schwarz aus Moabit liegen lange zurück. Bereits Ziel, in die aufzusteigen Wir werden in vor 1948 (siehe Foto), mit dem 83fachen der Jugendabteilung einen sportlichen Leiter ha- Stadtauswahlspieler Herbert Raddatz in den ben, um eine bessere Abstimmung mit der Män- Reihen, hatte Union Oberschöneweide 1920, nerabteilung zu herzustellen. Es ist außerdem 1923 und 1940 den Berliner Meistertitel er- beabsichtigt, den Trainingsplatz in der Kolonie- kämpft. Als Union 06 folgten Westberliner Meis- straße in Eigenregie zu übernehmen.“ tertitel 1953 und 1976 sowie Pokalerfolge 1947 und 1948. Der Jubilar zählt gegenwärtig 324 Mitglieder. In In die neue Saison 2006/2007 geht der 244 der letzten Saison standen vier Männer- und sie- Mitglieder aus 16 Nationen zählende SC mit ben Jugendmannschaften im Spielbetrieb des neweide hervorging, der dann Berliner Fußball- fünf Männer- und sechs Jugendmannschaften, Berliner Fachverbandes. „70 Prozent der Spieler geschichte schreiben sollte. Bis 1950, als wegen darunter drei Mädchenteams. An der Spitze von sind ausländische Mitbürger. Die Integration politischer Schikane seitens der gerade gegrün- „Eisern Union“, ein uralter Schlachtruf der Fans, klappt gut. Viele von ihnen gehören schon Jahre deten DDR der Kern des Traditionsvereins, der steht seit 1999 der 56-jährige Bernd Stautmeier dem Verein an“, so der 47jährige Dähn. Meteors 1948 als kommunale Sportgruppe zweiter Berli- „Was wir brauchen ist ein engagierter Leiter der Geburtsstätte ist übrigens der Stadtteil Moabit, ner Nachkriegsmeister geworden war, den Be- Jugendabteilung”, die 2005 mit dem Integrati- wo man auf dem legendären Exer die ersten schluss fasste, von der Wuhlheide in das Poststa- onspreis des Bezirksamtes Mitte und im Jahr Spiele austrug, u.a. gegen den Mitjubilar Hertha dion umzuziehen. Dort ist noch heute seine davor mit dem Fair-Play-Preis des DFB ausge- 06 Charlottenburg. Das Geburtstagskind gehört Heimstatt. zeichnet worden war. zu den ersten Vereinen, die vor 100 Jahren auch schon an die Nachwuchsarbeit dachten. Und Mariendorfer Sportverein 06: schließlich: Beim BFC Meteor 06 vollzog Thomas „Icke“ Häßler in der Jugend seine ersten Fußball- Per pedes 25 Reichsmark gespart schritte, bevor umjubelter Nationalspieler wurde. ls 1924 der Mariendorfer BC 06 nach einem Jahrhundertwende die ersten Torpfosten in die vereinigung mit Namensänderung am 10. No- ASpiel der Gauklasse in Luckau nicht bereit Erde gerammt. „Bei Gastwirt Otto Gehrke zog vember 1989 zum Mariendorfer SV 06. Ein aus war, 25 Reichsmark für einen Transport zum man sich vor 80 Jahren um“, erinnert sich Kurt Eigenleistung errichtetes Vereinsheim wurde Bahnhof Uckro zu zahlen, entschlossen sich Jünemann, Jahrgang 1919, das jüngste von 14 1989 eingeweiht. Spieler und Fans, die 8,5 km zu Fuß zurück zu le- Geschwistern und seit 70 Jahren eng mit Mari- Der jetzige Landesligist zählt 700 Mitglieder. Acht gen, um den letzten Zug nach Berlin um 20 Uhr endorf verwachsen. Er wurde besonders geehrt. Männer-, fünfzehn Jugend- sowie eine Frau- zu erreichen, was auch gelang. Eine von vielen Als Ortsrivale wurde am 24. März 1926 der SC enmannschaft sind im Volkspark zu betreuen. An Geschichten aus der Historie des Mariendorfer Krampe gegründet. Als dort noch Handball und der Spitze des Vereins steht seit zwei Jahren der SV 06, der in diesen Wochen auf der Trabrenn- Tennis hinzu kamen, gab man sich 1936 den 55jährige Günter Kube. Herausragend ist die Ar- bahn sein 100jähriges Bestehen beging. Namen SC Mariendorf 26. Beide Vereine wur- beit im Nachwuchsbereich, der von Jörg Busse Wie im vorigen Satz erkennbar trug der Verein den nach dem 2. Weltkrieg 1949 von den Alliier- geleitet wird. Davon zeugen der Sepp-Herber- nicht immer seinen heutigen Namen. Ur- ten wieder zugelassen. Sportliche und wirtschaft- ger-Preis 1987, 1992, 2005 und die Ehrung sprungsvereine des MSV sind nämlich der Mari- liche Stagnation sowie störendes Konkurrenz- durch die Egidius-Braun-Stiftung in diesem Jahr. endorfer BC 06 und der SC Mariendorf 1926. denken waren schließlich die Gründe für die Fu- Der MSV gewann auch den Wettbewerb „FIFA- Nahe dem jetzigen Volksbad wurden vor der sion am 14. März 1985 zur Mariendorfer Spiel- WM im Verein“ mit 1996 von 2006 Punkten.

10 SPORT IN BERLIN VII-VIII/2006 Vereins- und Sportgeschichte enn sich aus kleinen Vereinen eine WPersönlichkeit formt und dann ihren Weg geht, verweist man darauf mit besonderem Stolz. So auch der Charlottenburger FC Hertha 06, als er im Frühjahr seinen 100. Geburtstag Charlottenburger Fußball-Club Hertha 06: beging und auf dem Festakt Heinz Lucas be- grüßte. Der heute 84jährige avancierte schon Der Kiezclub vom Mierendorffplatz mit 18 Jahren zum Spielführer der 1. Mannschaft Auszeichnungen entgegen. In Anwesenheit von Amateurliga Berlins, der damals zweithöchsten „die zwischen 1936 und 1940 die stärkste war, LSB-Präsident Peter Hanisch die Verdienstmeda- Spielklasse, an. Doch das ist lange her. Nach der die der CFC je besaß“, wie man in der Festzeit- illen des DFB und des NOFV sowie gemeinsam gescheiterten Fusion 1999 gab es einen großen schrift des Clubs nachlesen kann. Seinen Weg mit dem 2. Vorsitzenden und früherem Jugend- Aderlass bei den Jugendmannschaften. „Doch machte Lucas später als Vertragsspieler beim BSV 92, er spielte beim FC Würzburg, führte trainer Klaus Knorr die Goldene Ehrennadel des wir gaben nicht auf und stehen dank engagierter schließlich als Trainer Fortuna Düsseldorf sowie Clubs mit Brillanten. Die Grün-Weißen von der Mitglieder heute wieder in allen Altersklassen im 1860 München in die 1. Bundesliga und war in Brahestraße gehörten auch schon einmal der Spielbetrieb“, so Geschäftsführer Daniel Lemnitz. der Bundesliga Coach von Eintracht Braun- schweig.

Ein Mann aber prägt das Geschehen noch in der Gegenwart des am 5. März 1906 als FC Vorwärts Charlottenburg geborenen Vereins, der sich aber schon zwei Jahre später CFC Hertha 06 nannte: Präsident Wolfgang Sandow. Seit 28 Jahren steht er an der Spitze des Kiezclubs vom Mierendorff- platz, der heute 450 Mitglieder in der Fußballab- teilung zählt, darunter 30 Prozent Jugendliche. Weitere Abteilungen sind Kegeln, Tischtennis und Schach. Sandow lernte Höhen und Tiefen kennen, erlebte eine gescheiterte Fusion mit Brandenburg 03, er machte den Absturz der 1. Mannschaft in die Kreisliga B mit, steuerte mit seinen Mitstreitern aber auch wieder erfolgreich auf die Bezirksliga zu. Und so nahm dann folge- richtig der Präsident zur 100-Jahr-Feier hohe

Sport Club Alemannia 06 Haselhorst: Fußball-Club Spandau 06: Zurück in Kreisklasse A Jubiläumsjubel am Ziegelhof ünf junge Männer waren es, die am 6. Mai 1906 den SC Alemannia 06 uf dem Sportplatz am Ziegelhof mit Havelblick brach am 21. Mai noch FHaselhorst gründeten. Schwarz und Gelb wurden als Vereinsfarben ge- Amehr als nur Torjubel aus. Der Grund: Im Jahr seines 100-jährigen Be- wählt. „Wir sind ein typischer Kiezverein vor der Spandauer Wasserstadt“ stehens hatte der FC Spandau 06 den Staffelsieg in der erkämpft sieht der 1. Vorsitzende Heinz Heise seinen Club. Rund 300 Mitglieder zah- und den Sprung in die Verbandsliga geschafft. „Die kontinuierliche Arbeit im len ihren Beitrag und drei Männer-, eine Frauen- sowie neun Nachwuchs- Männer- und Nachwuchsbereich trägt jetzt ihre Früchte, denn auch die A-, mannschaften stehen im organisierten Spielbetrieb. B-, C- und D-Junioren gehören der höch- sten Berliner Spielklasse an. Ein Verdienst Wertvolle Stützen der Alemannen, die seit 1960 im Stadion Haselhorst an auch des Jugendleiters Klaus Sucrow“, wür- der Daumstraße ihr Domizil haben, sind neben dem 62jährigen Heise, der digt der Präsident des Clubs, Rüdiger Bie- seit 20 Jahren ein Ehrenamt im Verein ausübt, Geschäftsführer Frank Göbel, nert, das auch angestrebte Geburtstagsge- Dirk Lemke und Olaf Rehfeld aber auch Jugendtrainer Ewald Marquardt und schenk. Die offiziellen Feierlichkeiten übri- gens begannen mit einem Freundschafts- Marco Dodel, der etwas im Hintergrund die Fäden spinnt. In Kreisklassen, spiel gegen die Nationalmannschaft des Ka- Kreisligen und so genannten 1. Klassen sah sich bis 1945 Alemannia in trau- ribikstaates Anguilla, die während der WM- ter Gemeinsamkeit mit Traditionsvereinen wie Stern 1900, Hertha 03 Zeh- Tage einige Spiele in der Bundesrepublik lendorf und Hertha 06 Charlottenburg. bestritt. Der FC Spandau, der so erst seit dem 6.3.2003 heißt, zählt 640 Mitglieder Akribisch festgehalten wurde der sportliche Werdegang nach dem 2. Welt- und ist beim Verband mit sieben Männer- krieg. Er weist nach, das der Verein zwischen 1948 und 1959 achtmal der und 16 Jugendmannschaften registriert. Amateurliga angehörte. Nach der Wende bildeten Landesliga und Bezirksliga 160 Jugendliche sind ausländischer Herkunft „und werden bei uns unab- das Umfeld „bis zu einem tiefen Sturz runter bis zur Kreisliga C, als nach hängig ihrer Herkunft oder ihres Glaubens gesellschaftlich integriert“, so der dem Abstieg aus der Bezirksliga am Ende der Saison 2001/2002 fast die ge- 63jährige Bienert, „Chef“ beim FCS seit März 2006. Auch sein Verein wurde samte 1. Mannschaft den Verein verließ“, resümiert Heise. für erfolgreiche Nachwuchsarbeit im Jahre 2003 mit dem Sepp-Herberger- Preis ausgezeichnet. Der Club hat ein eigenes schuldenfreies Vereinsheim. Doch im Jubiläumsjahr scheint die Sonne in Haselhorst wieder heller. Unter Für den SC Britannia hatte die Geburtsstunde am 6. Juni 1906 geschlagen. den Trainern Andreas Inderwisch und Thomas Husemann konnte in diesem Am 23.8.1921 schloss man sich mit dem SC Hertha 1911 zum Spandauer Jahr wieder der Sprung in die Kreisliga A geschafft werden. Nachwuchs ge- Ballspielclub zusammen. Mit der Lizenzerteilung durch die Alliierten am winnt der Verein u.a. durch gute Kontakte zum Jugendklub „Haseleck“, 23.9.1949 wurde aus der kommunalen Nachkriegs-Sportgruppe Wilhelm- freundschaftlich sind die Beziehungen zum Platznachbarn FC Galatasaray. stadt wieder der Spandauer BC.

SPORT IN BERLIN VII-VIII/2006 11 Frauen im Sport Ruderfreunden aus Ost und West. Bis zu 11 eigene Boote hatte sie sich dafür zugelegt, und in einer angemieteten Scheune in Dolgenbrodt gelagert. „Ich habe alle Leute von der ‚anderen Die erste Frau mit dem 50. Ruderer-Fahrtenabzeichen kommt aus Berlin Seite’ über die Polizei eingeladen - so viele Cou- sins und Cousinen dürfte kaum jemand gehabt So was wie Frida war noch nie da haben.“ Natürlich fand dies unter argwöhnischer Beobachtung der Stasi statt, wie Frida Krüger ier steh’ ich und kann nicht anders - so ähn- dem großen See und dachten, uns gehört die nicht erst nach Ansicht ihrer Akte weiß. „Es war Hlich könnte Frida Krüger antworten, wenn ganze Welt. Ein wunderbares Gefühl.“ grotesk und zum Lachen und Weinen zugleich, man sie nach dem Wieso und Warum ihrer nun wie die uns, in Büschen versteckt, observiert und schon über sieben Jahrzehnte währenden Ru- Nach Kriegsende dachten zunächst wenige fotografiert haben.“ Die Touren fanden trotzdem der-Leidenschaft fragt. „Rudern ist eben mein Deutsche an Rudern, andere Dinge waren über- statt - und tun es auch heute ohne „Sonderbe- Leben“, sagt die Seniorin, die am zweiten Weih- lebenswichtiger. Frida Krüger und ihr damaliger treuung“ immer noch. Die rührige Breitensportle- nachtsfeiertag dieses Jahres ihren 85. Geburts- Mann aber waren schnell wieder dabei, kauften rin flog damals übrigens aus der BSG-Leitung, tag feiert und doch fit wie ein Turnschuh wirkt. einen demolierten Zweier ohne, ließen den zum weil es eben nicht ungestraft bleiben durfte, „mit Im Vorjahr hat sie zum 50. Mal das Fahrtenabzei- Doppelzweier umbauen und von der Polizei re- dem Klassenfeind zu rudern“. Frida Krüger erin- chen des Deutschen Ruderverbandes (DRV) er- gistrieren (was damals nötig war) und suchten nert sich an die „Delegiertenkonferenz“: „Ich worben - Ausweis für mehrere hundert Ruderki- unter den vielen ausgebombten und ausge- musste aufstehen und wurde runtergeputzt. lometer pro Saison. Deren 1429 verzeichnet die Aber ich glaube, das war de- Statistik von 2005 für die mit 1,50 Meter Körper- nen viel peinlicher als mir.“ größe und bescheidenen 49 kg Gewicht alles andere als eine Ruderstatur aufweisende Sport- enthusiastin, die damit insgesamt über das halbe Danach musste Frida Krüger Jahrhundert auf 86 996 Kilometer kommt. Und sich anderenorts von Sport- mithin quasi schon mehr als zweimal den Äqua- funktionären noch „einen Vor- tor umrudert hat. trag über mein Verbrechen anhören, gegen das Mord gar Frida Krüger ist die erste Frau, die beim Wander- nichts zu sein schien“. Als die rudertreffen des DRV Ende September in Köln- kesse Frage, was denn verbie- Porz das Goldene Abzeichen mit der 50 entge- te, ein privates Boot mit gen nehmen darf. Bisher haben nur zwei Män- Freunden aus Westberlin zu ner dies vor ihr geschafft, der Berliner Gerhard rudern, unfreundlich mit „Pri- Wünsch und der Anklamer Gerhard Schulz. „Ich vat können Sie machen, was bin bestimmt keine Angeberin, aber ein bisschen Sie wollen!“ beantwortet wur- stolz darf man da wohl schon mal sein“, sagt sie de, stand fest: die Spreewald- daheim in der Karl-Marx-Allee, wo sie seit 1953 Touren gehen weiter! Das tun wohnt. Ein Treff mit ihr, der Spaß macht. Denn sie, wie gesagt, bis heute. Frida Krüger kann jede Menge spannende, kurio- Freilich hat Frida Krüger dabei se und auch ein paar traurige Geschichten erzäh- nicht mehr die Ruderblätter in len, die beginnen, als die meisten Zeitgenossen der Hand, sondern betätigt noch nicht geboren waren und gar nicht enden sich als Steuerfrau. Das eine wollen. Das Schöne und Nützliche dabei: man oder andere „Zipperlein“ for- erfährt, lernt und gewinnt auch etwas. dert Tribut, die Luft wird schneller knapp. „Das ärgert Das Problem für den Autor dieser Laudatio auf mich maßlos. Wenn man 70 eine tolle Frau heißt dabei nur: Wo und womit Jahre gerudert ist und das auf beginnen? Was ein Buch verdient, auf eine Seite einmal nicht mehr so geht, zu bringen, gerät zum Kunststück. 14 Jahre alt dann will man es einfach war Frida Krüger, als sie mit dem Rudern begann, brannten Bootshäusern an Berlins Gewässern nicht wahr haben. Und Steuern, das ist eben nur das sie danach nie wieder losließ. „Als kleines den passenden Verein dazu. RC Burgund, RC Ni- ein Ersatz ...“ Und zeigt dabei auf ihre Oberarme: Mädchen war ich davor eine sportliche Niete ers- belungen in Rauchfangswerder, BSG Rotation, „Da waren mal richtige Muskeln!“ Mit denen sie ter Klasse“, erzählt sie und grinst. „Beim Völker- der Postsport-Verein und schließlich Pro Sport 24 inzwischen durch fast ganz Europa gerudert ist, ball haben sie mich immer als Letzte für eine in Köpenick-Wendenschloß hießen und heißen und kistenweise Fotos von diversen Gewässern Mannschaft gewählt.“ Dann spielte ein in der die weiteren Stationen der rüstigen Dame mit mitgebracht hat. Schule angebrachter Zettel Schicksal: Wer will ru- dem wie ein Perpetuum Mobile sprudelnden dern? Frida versuchte sich in Treptow erst beim Unternehmungsgeist. Der hat in Ruder-Kreisen In manchen Jahren brachte sie es auf mehr als Schülerruder-Verein, dann beim Verein der Tou- einen legendären Ruf und ist vor einigen Jahren 3000 Kilometer per Boot. „Da fasst du dir renruderer. „Ich wusste ganz schnell: das isses! sogar mit dem Bundesverdienstkreuz honoriert manchmal an den Kopf, ob das nicht doch ein Ich konnte sitzen, musste weder rennen noch worden. Auch deshalb, weil sich Frida Krügers bisschen übertrieben war. Mit 1500 bist du näm- Bock springen und hatte dennoch jede Menge Leidenschaft und Energie nicht an irgendwel- lich auch bedient“, sagt Frida Krüger. Bewegung. Det hat mir gefallen!“ Von Treptow chen politischen Vorgaben scherte, sondern sich bis zum Müggelsee und wieder zurück, auch die zuvörderst Menschlichkeit und gesundem Ver- Freilich, rückblickend irgendwas anders machen Mädchen durften damals schon stramm rudern. stand verpflichtet fühlte. in Sachen Rudern würde sie nicht, wenn sie es Mit einer Freundin verbrachte sie während der könnte. „Es waren tolle Jahre mit vielen tollen fürchterlichen Kriegsjahre viel Zeit auf dem Was- Seit Ende der 70er Jahre hat Frida Krüger ihre Leuten. Und ein bisschen was soll ja auch noch ser. „Manchmal waren wir das einzige Boot auf berühmten Spreewaldfahrten organisiert - mit kommen ...“ Text/Foto: Klaus Weise

12 SPORT IN BERLIN VII-VIII/2006 SPORTSPORTJUGENDJUGEND BERLINBERLIN

AKTUELLE NACHRICHTEN AUS DEM KINDER- UND JUGENDSPORT JUL/AUG 2006

gekleistert, getanzt und natürlich auch Sport ge- trieben werden kann, denn der zweite Eckpfeiler der Erziehung heißt Bewe- gung. Außer dem Tobezim- mer existiert ein Turnsaal. Es gibt eine Kooperation mit dem SC Siemensstadt, zweimal wöchentlich kommt ein Übungsleiter. Allerdings muss dafür pro Vierteljahr ein zusätzlicher Beitrag von 13,50 Euro ge- zahlt werden, was, wie die Stellvertretende Kita-Lei- terin Manuela Handreka Integration als wichtiger Bestandteil der Kita in der berichtet, leider schon zu Abmeldun- gen durch sozial schwache Eltern ge- südlichen Wasserstadt Spandau führt hat.

Bauchtanz im Brauereihof Neben einer Bauecke, einem Atelier, Der unbedarfte Gast traut zuerst sei- chen Wasserstadt Spandau an der Theatersaal, Experimentier- und For- nen Ohren und später seinen Augen Neuendorfer Straße ein vorüberge- schungsraum gibt es sogar auch ein nicht. Aus dem zweiten Stockwerk der hendes Zuhause (Öffnungszeiten 6 Computerzimmer. Auf bestimmte Tas- Kita am Brauereihof 1 dringt orienta- bis 17.30) Uhr) gefunden haben. ten hin wird ein Bild präsentiert und lische Musik. Der neugierige Blick in Deshalb gilt für die Erzieherinnen als über einen Lautsprecher folgt dann einen großen Raum verrät dann, dass vorrangige Aufgabe, die Integration die entsprechende Erläuterung. „Wir hier zehn bis zwölf kleine Mädchen untereinander zu fördern und vor versuchen alles, damit die Kinder bis sich äußerst geschickt im Takt bewe- allem die deutsche Sprache zu ver- zur Einschulung die deutsche Sprache gen, und zwar in farbenprächtige mitteln. Was mitunter gar nicht so beherrschen“, erklärt Marion Siegert, Kostüme gehüllt und teilweise sogar einfach ist, denn oftmals melden die die seit Anfang an dabei ist und seit mit einem Schleier versehen. Mit viel Mütter ihre Schutzbefohlenden an, dem 1. Januar dieses Jahres das Zep- Einfühlungsgefühl zelebrieren sie, ohne sich richtig ausdrücken bezie- ter in dieser Kita führt, seit das Pro- sehr zur Freude der Erzieherin Petra hungsweise verständigen zu können. jekt in die KiB-Trägerschaft der Löhr, einen von ihr einstudierten Im Zweifelsfall müssen Dolmetscher Sportjugend Berlin gekommen ist. Bauchtanz. von der Caritas oder Kompaxx ran. Natürlich finden auch Ausflüge zu be- Diese erst vor sechs Jahren auf dem Doch dank der guten Ausbildung und nachbarten Spielplätzen, Museen, ehemaligen Gelände der Schultheiss- des Fingerspitzengefühls der elf der nahen Zitadelle, dem FEZ in der Brauerei entstandene, sehr moderne Erzieherinnen, die auch noch von Wuhlheide und sogar zum Flughafen Kindertagesstätte, eingebettet in ein einigen sprachgewandten ABM-Kräf- Tegel statt. Doch auch der gut be- Ensemble von Wohnhäusern, Restau- ten unterstützt werden, ist es bisher stückte Garten mit einem Kletterge- rants, Gesundheitszentrum und Ho- gelungen, alle Probleme in den Griff rüst, einer Schaukel und einem Bas- tel, ist zum Schmelztiegel unter- zu bekommen. ketballkorb, einer Wasserpumpe und schiedlicher Mentalitäten, Kulturen Feuerstelle bieten reichlich Abwechs- und ethnischen Bevölkerungsgrup- Die lichtdurchflutete Kita mit unge- lung, was selbstverständlich auch Ap- ein Wald- und Indianer-Fest im Span- pen geworden. „Achtzig Prozent un- wöhnlich breiten Fluren und großen petit macht. Neben einem gemeinsa- dauer Forst mit anschließender Über- serer Jungen und Mädchen entstam- Fenstern verfügt nicht nur über ein men Frühstück sorgt die türkische Kö- nachtung in der Kita an, natürlich men Migrantenfamilien“, berichtet herrliches, verglastes Atrium, wo al- chin Aynur Kilic für einen ausgewoge- samt Erzieherinnen. Auf spielerische Kita-Leiterin Marion Siegert, wobei lerdings ein nicht unerheblicher Ge- nen Speiseplan. Lecker sind vor allem Weise lernen die Jungen und Mäd- der Anteil aus Russland, der Türkei räuschpegel herrscht, dem in Bälde die selbstgebackenen Spezialitäten chen aus den verschiedensten Kultur- und dem arabischen Raum besonders jedoch abgeholfen werden soll, son- aus ihrem Heimatland. kreisen Verstehen und Umgehen mit- stark ist: 95 Kinder aus 15 verschie- dern auch eine Vielzahl von Räumen, einander. Integration pur. denen Nationen, die hier in der südli- wo gebaut und gewerkelt, gemalt und Besonders groß kam bei den Kindern Text/Fotos: Hansjürgen Wille

SPORT IN BERLIN VII-VIII/2006 13 SPORTJUGEND BERLIN

Leistungsübersicht des organisierten Berliner Sports: Integration durch Sport Eine Berliner Hauptschule kapituliert vor der Gewalt ihrer Schüler. Der Hilferuf der Rütli-Schule in Neukölln löst bundesweit heftige Debatten über die Probleme bei der Integration von Zuwanderern aus. Es sollte aber nicht vergessen werden, dass trotz aller Probleme viele positive Entwicklungen zu verzeichnen sind. Der Berliner Sport hat in den vergangenen Jahrzehnten viele Initiativen zur sozialen Eingliederung von Kindern und Jugendlichen nichtdeutscher Herkunft unter- nommen und Erfolge erzielt. Neben Kitas und Schulen gibt es keine andere Or- ganisation, in der eine vergleichbar große Anzahl von Menschen mit Migrations- hintergrund vertreten ist. Sport und Sportvereine sind Orte, an denen für junge Menschen nichtdeutscher Herkunft soziales Lernen stattfindet. In „Sport in Berlin” möchten wir über Initiativen, Programme, Projekte berichten. Heute be- ginnen wir mit einer Chronologie ab den 70er Jahren: Programme und Projekte zur Integration von jungen Menschen nichtdeut- scher Herkunft - initiiert und umgesetzt durch die Sportjugend Berlin 1972 Aufruf der Sportjugend an die Sportvereine zur Integration ausländischer Kinder, Jugendlicher und ihrer Familien. Etwa 500 junge Menschen nichtdeut- scher Herkunft sind Mitglied in einem Sportverein. 1977 Gründung des Deutsch-Türkischen-Kinder- und Jugendtreffs in Kreuzberg. Ein Kooperationsprojekt der Sportjugend mit der Fachhochschule für Sozialpä- Neu für Schulen in Berlin: dagogik und Sozialarbeit. Später Auszeichnung mit dem Theodor-Heuss-Preis. 1980 Start eines finanziellen Förderprogramms der Sportjugend zur Integrati- Ausbildung von Schülern on ausländischer Mitbürger in die Sportvereine mit Unterstützung des Senats. 20 Jahre später erfasst das Statistische Landesamt rund 22.000 ausländische zu Sporthelfern Mitglieder, darunter 15.000 Kinder und Jugendliche. Die tatsächlichen Zahlen Lisa, Jasmin, Nils, Vanessa und Jac- klärt. Aus diesem Geräteangebot ha- von Mitgliedern mit Migrationshintergrund dürften aufgrund von Einbürgerun- queline, Schüler der Robert-Jungk- ben die fünf Schüler/innen, die mit gen weitaus höher liegen und weil viele Sportvereine keine Unterscheidung Oberschule, sind Sporthelfer. Was ist Schüler/innen von vier anderen mehr zwischen deutschen und ausländischen Mitgliedern vornehmen. das? In einem Lehrgang an drei Wo- Schulen aus verschiedenen Bezirken 1987 Herausgabe „Treffpunkt Sport” - Informationsheft zur Integrationsarbeit. chenenden im März 2006 haben sie Berlins den Pilotlehrgang in Beglei- 1988 Initiierung des Kick-Projekts. Sport gegen Jugenddelinquenz in Zusam- gelernt, wie man Sportgeräte aus tung von Lehrkräften absolvierten, menarbeit mit der Polizei und dem Senator für Inneres. Im Jahr 2006: 10 einer Sportkiste in den großen Pau- im Werte von 500 Euro Geräte bestel- Standorte zur sozialpädagogischen und sportlichen Betreuung von straffälligen sen, in der Mittagspause, in Freistun- len können, die zum Sportprofil ihrer Jugendlichen sowie zur Kriminalitätsprävention. den und zu besonderen Schulanläs- Schule passen. 1989 Gründung des SportJugendClubs Kreuzberg am Kottbusser Tor zur gewalt- sen zum Einsatz bringt. präventiven und integrativen Jugendarbeit mit Hilfe der Ausländerbeauftragten Inzwischen sind die durch die Ju- des Senats von Berlin. Aktueller Standort: Mariannenplatz in Kreuzberg. Bewegungsmangel in der Schüler- gendstrafvollzugsanstalt hergestell- 1989 Start des Projekts ‘Sport mit Aussiedlern’ zur sozialen Eingliederung von schaft nimmt leider immer mehr zu, ten Sportkisten in den Schulen ange- Spätaussiedlern aus Osteuropa. Kooperation mit 40 Sportvereinen. Unterstüt- die Folgen für die Gesundheit werden kommen. Die ausgebildeten Sport- zung durch das Bundesministerium des Innern. immer deutlicher. Deshalb haben der helfer stellen den Schulgremien und 1991 Programm des Abgeordnetenhauses von Berlin ‘Jugend mit Zukunft gegen Verein für Sport und Jugendsozialar- den Schülerjahrgängen, die aktiv Gewalt’. Sportjugend gründet in der Folgezeit 12 SportJugendClubs zur Betreu- beit e.V., eine Initiative der Sportju- werden sollen, die Kiste vor. ung von benachteiligten, sozial auffälligen Jugendlichen sowie für Jugendli- gend Berlin, die Unfallkasse Berlin, che mit Migrationshintergrund. 3 Mobile Teams für Straßensozialarbeit und die CITYBKK und die Freiwilligen-Ini- Die Initiatoren hoffen auf weitere aufsuchende Jugendarbeit entstehen. 3 Mädchenzentren werden gegründet. tiative Charlottenburg-Wilmersdorf Sponsoren, die dieses Projekt, Akti- 1994 Projekt ‘Hinausreichende Jugendarbeit’ mit auffälligen Jugendlichen „Schüler lernen Verantwortung“ das vierung von Bewegung in Schulen, nichtdeutscher Herkunft wird im Bezirk Lichtenberg gegründet. Projekt „Sporthelfer“ initiiert, um Motivierung zum Sporttreiben in Ver- 1997 Zwischen Integration und Isolation - junge Ausländer in Deutschland. durch Bewegungsangebote in der einen, Übernahme von Verantwor- Fachkonferenz der Sportjugend zur Integrationspolitik mit der Beauftragten Schule am Aggressionsabbau mitzu- tung durch Schüler, unterstützen und der Bundesregierung für Ausländerfragen. wirken, die Zahl der Unfälle zu verrin- fordern die Oberschulen auf, Schü- 2000 Inhaltliche und finanzielle Erweiterung des Projekts ‚Sport mit Aussied- gern und Eigeninitiative und eigen- lern die Gelegenheit zur Sporthelfer- lern’. Das Projekt ‚Integration durch Sport’ wendet sich an Spätaussiedler, verantwortliches Verhalten von Schü- ausbildung zu ermöglichen. Jugendliche mit Migrationshintergrund und an benachteiligte Jugendliche. lern zu entwickeln. 2001 LSB und Sportjugend starten Kampagne gegen Rassismus, Fremdenfeind- Die Anmeldung erfolgt beim Verein lichkeit und Gewalt mit dem Slogan ‚Sport kennt Gegner. Keine Feinde’. In 30 Übungseinheiten haben sie ge- für Sport und Jugendsozialarbeit e.V. 2004 Im Europäischen Jahr der Erziehung durch Sport lobt die Sportjugend lernt, wie man mit Sprungseilen, (Burkhard von Eickstedt), Hanns- Berlin einen Vereinswettbewerb aus. Ausgezeichnet werden Projekte und Jongliergeräten, Diabolos, Schwing- Braun-Str./Friesenhaus II, 14053 Maßnahmen von Sportvereinen bzw. -verbänden, die Kinder und Jugendliche seil, Badminton-, Softtennis- und Berlin, T 300-985-23, F 300-985-22, mit Migrationshintergrund einbeziehen mit dem Ziel von Toleranz und Respekt. Tischtennisschlägern, Basket- und E-Mail eickstedt@freizeitsport- 2006 Präventionspreis der Landeskommission Berlin gegen Gewalt für gewalt- Volleybällen und anderen Spielgerä- team.de . präventive Arbeit mit männlichen Jugendlichen nicht-deutscher Herkunft. ten umgeht und sie Mitschülern er- Jürgen Clausen

14 SPORT IN BERLIN VII-VIII/2006 SPORTJUGEND BERLIN KURZ NOTIERT

Juli/August 2006 Wieder Feriensportangebote Berliner Sportvereine 28 Vereine beteiligen sich in diesem Jahr am A-11 Aufbaulehrgang Übungsleiter C-Lizenz Breitensport für Kinder und Jugendliche Feriensportprogramm der Sportjugend Ber- Teilnahmevoraussetzungen: Mindestalter 17 Jahre, Sporttauglichkeit (Einschränkungen möglich) lin. Die offenen, nicht an eine Vereinsmit- Mitgliedschaft in einem Berliner Sportverein, Nachweis für einen ÜL-Basiskurs der LSB- gliedschaft gebundenen Angebote für Kin- Sportschule (kann nachgereicht werden), Nachweis eines Erste-Hilfe-Kurses (über 8 DS maximal 2 der, die die Ferien in Berlin verbringen, rei- Jahre zurückliegend) chen wieder vom Fußball über Beachvolley- Aufgaben: Erfolgreiche Absolvierung eines Basislehrgangs bei der Sportschule über 50 LE, regel- ball und Kletterkurse bis zum Wasserball, mäßige Teilnahme an den Lehrveranstaltungen, Durchführung einer Hospitation in der Freizeit- Kanupolo oder Rudern. sportpraxis und Anfertigung eines Protokolls, theoretische Vorbereitung und praktische Ständig aktualisiert sind alle Angebote auf Durchführung einer Lehrprobe, Vergabe der Lizenz ab Vollendung des 18. Lebensjahres unserer Website www.sportjugend-berlin.de Teilnahmebetrag:120 Euro (zzgl. 10 Euro für Exkursionen) nachzulesen. Termine: 25.10.2006, 18.30 - 21.30 Uhr (Vorbereitungstreffen); 28.10.2006, 9.30 Uhr - 17.30 Uhr; 29.10.2006, 9.30 Uhr - 16 Uhr; 4.11.2006, 9.30 Uhr - 17.30 Uhr; 5.11.2006, 9.30 Uhr - 16 Vorankündigung Uhr; 18.11.2006, 9.30 Uhr - 17.30 Uhr; 19.11.2006, 9.30 Uhr - 16 Uhr; 25.11.2006, 9.30 Uhr - ‚Jugendevent in Weimar 2007’ 26.11.2006, 16 Uhr (mit Übernachtung); 9.12.2006, 9.30 Uhr - 17.30 Uhr (Prüfungstag) Unter dem Motto ‚Move your Body – Stretch (jeweils 75 LE) your Mind’ veranstaltet die Deutsche Sport- jugend vom 16.-20.05.2007 in Weimar ein A-13 Achtung: Neue Termine: Zertifikatskurs Abenteuersport und Erlebnispädagogik großes Jugendevent. Unterschiedliche An- Referenten: Nina Penzlin, Holger Grysczyk gebote werden das große Schaufenster der Teilnehmer: junge Menschen mit Erfahrungen in der Jugendarbeit (Mindestalter 18 Jahre), Jugendarbeit im Sport gestalten: Vom Übungsleiter, Jugendleiter, Betreuer von Jugendsportgruppen oder in Ferienfreizeiten, Lehrer, Trendsport bis hin zum Gesundheitssport Sozialpädagogen und vom Breiten- bis hin zum Spitzensport. Teilnahmebeitrag: 180 Euro (zzgl. Kosten für Wahlpflichtveranstaltungen) Nähere Vorabinformationen findet man un- Ausbildungsumfang: (60 LE) ter: [email protected]. Kompletter Pflichtblock sowie mindestens ein Wahlblock Termine Pflichtblock: 16.9.2006, 9.30 Uhr - 17 Uhr; 17.9.2006, 9.30 Uhr - 16.30 Uhr; Aktion Mensch startet neues 28.9.2006, 9.30 - 16.30 Uhr; 29.9.2006, 9.30 Uhr - 16.30 Uhr; 11.12.2006, 9.30 Uhr - Förderprogramm 12.12.2006, 16.30 Uhr (letztes WE mit Übernachtung) (45 LE) Mit dem Förderprogramm im Rahmen der Termine Wahlblöcke: Aktion Mensch können Projekte von gemein- „Abenteuer Roll on down the street“ 30.04. oder 20.05.2006; 26./27.8.2006/F-17 oder F-26 nützigen Organisationen gefördert werden, und F-30 die wesentlich von ehrenamtlichen und frei- Wahlblock: „Abenteuer/Seilparcours“ 24./25.6.2006 / F-27 willigen MitarbeiterInnen getragen werden Wahlblock: „Kanuexpedition“ 2./3.9.2006 / F-31 oder zum Ziel haben, neue Freiwillige zu ge- Wahlblock: „Erlebnisspiele in Stadt und Natur“ 23./24.9.2006 / F-35 winnen. Die wichtigste inhaltliche Voraus- Wahlblock: „Abenteuer Sporthalle“ 25./26.11.2006 / F-40 (je 15 LE) setzung für eine Förderung ist, dass die be- antragten Projekte zu mehr Gerechtigkeit in F-31 Abenteuer Workshop „Kanuexpedition” der Gesellschaft beitragen. Ab 1. Mai kön- Inhalt: Im Workshop wird der Umgang mit Kajak und Canadier geübt und spielend erlernt. Es nen auf der Website http://diegesellschaf- werden Planungsgrundlagen für Bootsexkursionen vorgestellt. Außerdem sind Informationen und ter.de/aktion/foerderprogramm/index.php Übungen zu Sicherheitsaspekten auf dem Wasser Bestandteil des Programms. Kreative Spiele mit Förderanträge gestellt werden. Booten und Zusatzmaterialien sowie der Bau von Flößen mit alltäglichen Materialien bieten außerdem einen Blick auf die Möglichkeiten für Aktivitäten am Wasser. Freiwilliges Soziales Jahr Referenten: Katrin Penzlin, Holger Grysczyk weiterhin erfolgreich Teilnehmer: ab 16 Jahren, Übungsleiter, Jugendleiter, Betreuer von Ferienfreizeiten, Lehrer, Für einen einjährigen Freiwilligendienst in Sport- und Sozialpädagogen einem Berliner Sportverein sind über 400 Teilnahmebetrag: 26 Euro (zzgl. 10 Euro für Exkursion) Bewerbungen von jungen Leuten für den Zeitraum 2006/07 eingegangen. Da aber Termin: 2.9.2006, 10 Uhr bis (mit Übernachtung) bis 3.9.2006, 16 Uhr nur rund 100 Einsatzstellen zur Verfügung Ort wird noch bekannt gegeben (15 UE) stehen, mussten 300 Interessenten Absagen erteilt werden. F-35 Ringen-Rangen-Raufen-Spaß und Fitness im Kindesalter Wir suchen also weiterhin Sportvereine, die Teilnahmebetrag: 13 Euro sich am Freiwilligen Sozialen Jahr beteili- Referent: Mesut Göre gen möchten. Teilnehmerkreis: Mitarbeiter aus Sportvereinen, die mit Gruppen im Vorschulalter arbeiten bzw. arbeiten wollen, Mitarbeiter aus Kindergärten, Erzieher aus Vorschuleinrichtungen Termin: 21.10.2006, 10 -1 Uhr (8 UE)

ANMELDUNGEN Schriftlich: Bildungsstätte der Sportjugend, Hanns-Braun-Str., Haus 27, 14053 Berlin;

BILDUNGSSTÄTTE DER SPORTJUGEND BERLIN BILDUNGSSTÄTTE DER SPORTJUGEND Telefonisch: Rufnummern (030) - 30 00 71-43 HANNS-BRAUN-STR., HAUS 27, 14053 BERLIN, T. 300071-3

16 SPORT IN BERLIN VII-VIII/2006 Im Porträt DIE FRAGEN 14 Fred Kusserow DES LSB Präsident des Berliner Schwimm-Verbandes

❶ Würden Sie nicht den Beruf ausüben, den worden. Mittlerweile ist die Ausnahme längst Sie gerade bekleiden - welche Tätigkeit Regel und Normalität. „In der Praxis bedeutet würde Ihnen am ehesten Spaß machen? das, dass Kinder, Jugendliche und Erwachsene Eine, die in hohem Maße Organisationsfä- über Wochen, ja Monate ihrem Sport nicht nach- higkeit verlangt. Da ist vieles vorstellbar. Hauptsache, es fordert mich . gehen können. Mehrere Vereine können keine weiteren Mitglieder aufnehmen, da sie nicht ❷ Eine gute Fee möchte Ihnen einen über ausreichend Wasserfläche verfügen.“ Wunsch erfüllen - Sie müssen ihn nur äußern, was wäre das? „Dieser Trend dürfte sich auch in Zukunft fortset- In Gesundheit alt und glücklich werden. Die Devise kann zen, denn das Schwimmen ist in unserer älter ❸ Wie charakterisieren Sie Ihre Beziehung werdenden Gesellschaft für sportliches Mittun zum Sport? nur heißen: bestens geeignet, weil da Fitness- und Spaßfak- Speziell auf Schwimmen bezogen: Das ist tor eine enge Einheit bilden.“ Viele, die als Kinder eine der gesündesten Sportarten überhaupt, Wasser marsch! geschwommen seien, aber später dann mein- die in jedem Alter mit unterschiedlicher er Berliner Schwimm-Verband (BSV) ist ten, keine Zeit mehr zu haben für die eigene Er- Zielrichtung betrieben werden kann. Deiner wie die meisten anderen Sportfachver- tüchtigung, kehrten im reifen Alter ins Becken zurück. Und sei es per Wassergymnastik oder ❹ Welchen Wunsch haben Sie für diese bände im Landessportbund, und doch auch ein Beziehung zum Sport? besonderer. Sagt jedenfalls Fred Kusserow, seit Aqua-Jogging. „Viele Mandatsträger in der Politik Der hat mit der Berliner Situation zu tun: Ich April 2005 Präsident der rund 25 000 Mitglieder haben das offenbar noch nicht so richtig erkannt. wünsche mir das Vorhandensein von genü- in 71 Hauptstadt-Vereinen. Denn Schwimmen Anders kann ich mir die permanente Mittelver- gend Bädern in gutem baulichen Zustand. kann eigentlich jeder, der es möglichst frühzeitig knappung nicht erklären, wo doch die Devise nur einmal gelernt hat. Die Fortbewegung im Wasser ‚Wasser marsch!’ heißen kann.“ Weitere Hallen- ❺ Was war der beste Rat, den Sie von Ihren hält fit, ist ausgemacht gesund, nicht an speziel- schließungen zu verhindern ist deshalb erstes Eltern erhalten haben? le Fähigkeiten gebunden und in aller Regel auch Ziel des BSV-Präsidenten, der zugibt, „dass ich Hab’ auch ein Herz für diejenigen in der Ge- nicht ergebnisorientiert. Alles Gründe dafür, dass sellschaft, die nicht auf der Sonnenseite ste- mir die Lage bei meinem Antritt nicht so drama- Schwimmen zum echten Sport für jedermann hen! tisch vorgestellt habe“. Nahezu täglich ist der 48- taugt. Wobei hier natürlich nicht unterschlagen jährige, der auch Landespolizeisportbeauftragter ❻ werden soll, dass zum BSV auch Wasserspringer, Welche natürlichen Gaben möchten Sie und Vorsitzender des Deutschen Polizeisportku- besitzen? Wasserballer - beide Sparten sind zumindest ratoriums ist, mit den Mühen der Basis konfron- Die Dinge richtig voraussehen können. national Spitze - und Synchronschwimmer ge- tiert - und nicht bereit, sich mit trägen und hören. „Ich freue mich über jede Medaille für ❼ Was verabscheuen Sie am meisten? schleppend arbeitenden Verwaltungen abzufin- den Verband oder die einzelnen Vereine, aber Nicht eingehaltene Zusagen sowie Bera- natürlich bin ich als Präsident vor allem auch In- den. „Wenn ich auf einen Brief an den Sportse- tungsresistenz. teressenvertreter für die ‚einfachen’ Mitglieder, nator von Anfang Mai auch sechs Wochen da- ❽ Ihr größter Fehler? die einen Anspruch darauf haben, dass sie ihre nach noch keine Antwort habe, wenn bei einem Gutgläubigkeit. sportlichen Neigungen wahrnehmen können“, Bädersymposium im Januar des Jahres von den sagt Kusserow. Der Top-Athlet hat meist (noch) Berliner Bäder-Betrieben große Worte gefunden ❾ Ihr Hauptcharakterzug? keine Sorgen mit der Wasserfläche, die er zum werden, denen nicht mal kleine Taten folgen, Offenheit. Üben braucht. Für Normalverbraucher sieht das entzieht sich das meinem Verständnis.“ ❿ Was schätzen Sie am meisten an anderen in der selbsternannten „Sporthauptstadt“ schon Menschen? anders aus. Auch fürs Zusammengehörigkeitsgefühl inner- Aufrichtigkeit, Teamfähigkeit und halb des Verbandes und die Überwindung hie Kooperationsbereitschaft. Kusserow, seit 30 Jahren Beamter und einstwei- und da noch nicht vollständig überwundener ❶❶ Welche geschichtliche Gestalt bewun- len im Range eines Polizeioberrats, hat deshalb Gräben zwischen Ost und West hat sich der BSV dern Sie am meisten? auf dem LSB-Verbandstag Anfang Juni eine Re- etwas einfallen lassen. Zum Beispiel mit dem im Konrad Adenauer. solution eingebracht, die von allen Delegierten Januar erstmals veranstalteten „Schwimmer-Ball“ einhellig unterstützt wurde. Darin wird auf die zum gegenseitigen Kennenlernen, der ganz ❶❷ Ihr Motto für die Zukunft? Positiv den- dramatische Lage des Berliner Schwimmsports schnell ausverkauft war und nun 2007 seine ken und weiter für den Stellenwert des hingewiesen. Von einer sich nähernden Existenz- (Schwimm-)Sports kämpfen, der ihm zweite Auflage erleben wird. Kusserow, in jungen gebührt. bedrohung ist die Rede, vom maroden Zustand Jahren Schwimmer und Wasserballer bei der Bäder, dem Instandhaltungsstau und ständig Spandau 04, ehe er zum Handball wechselte, ❶❸ Wo möchten Sie am liebsten leben? sinkenden Senatszuschüssen. „Es ist Tatsache, empfand das als wohltuende Entspannung von In Berlin und ersatzweise auch am Lago dass viele Bäder vor dem endgültigen Aus ste- und Belohnung für „die knochenharte Funkti- Maggiore. hen, nachdem 2002 schon einmal 15 geschlos- onärsarbeit“. Die freilich beklagt er nicht. „Es ❶❹ Welche Gäste würden Sie am liebsten sen worden sind“, sagt Fred Kusserow. 37 Hal- macht mir Spaß, mein Organisationstalent zu zu einem Fantasie-Dinner einladen? lenbäder gibt es noch in der Hauptstadt, das entfalten und Herausforderungen zu meistern.“ Gute Freunde. Gros ist derzeit während des Sommers geschlos- Dabei hat er seine Verbandsmitglieder offenbar sen, um - so die Theorie - nötige Reparaturen überzeugt. Im April 2006 wurde er mit 155:0 vornehmen zu können. Als das 2004 erstmals Stimmen für zwei weitere Jahre im Vorsitz des geschah, war es noch als Ausnahme deklariert BSV bestätigt. Klaus Weise

SPORT IN BERLIN VII-VIII/2006 17 Der LSB gratuliert • Domenik Nowak zum Titelgewinn bei den Deutschen A-Jugend-Meisterschaften im Modernen Fünfkampf LSB gratuliert/Vereinsberater • Annika Schleu, Nick Kreemke zum Sieg bei den Deut- schen B-Jugend-Meisterschaften im Modernen Fünfkampf • Stefan Härtel zur Erringung der Deutschen Junioren- Meisterschaft im Boxen bis 75 Kg • Lydia Koppin, Thomas Plößel, Livia Bischoff-Everding, Zwei Männer, die über viele Jahrzehnte hinweg den Berliner Sport prägten, Erik Heil zur Erringung der Deutschen Junioren-Meister- feiern ihren 80. Geburtstag: Otto Höhne und Otto Ziege schaft der Segler im 470er • Lars Kiewning zum Sieg bei den Internationalen Deut- Keine Zeit für Botschafter in schen Segelmeisterschaften im Starboot • Tobias Schellenberg, Ditte Kotzian zu den Titelgewinnen bei den Deutschen Meisterschaften im Wasserspringen den Ruhestand Sachen Fußball vom 1 m Brett und beim 3 m Brett Synchronspringen ern zitiert Otto Ziege, der Mitte Juni seinen chon zu Lebzeiten hat man ihm ein Denkmal • Nora Subschinski zu den Deutschen Meisterschaften im G80.Geburtstag feierte, den amerikanischen Sgesetzt und das von ihm initiierte Klubhaus Wasserspringen vom Turm und im Synchronspringen Philosophen Ralph-Waldo Emerson, der einmal an der Onkel-Tom-Straße mit seinem Namen • Wasserfreunde Spandau 04 zur Erringung der Deut- gesagt hatte: „Sei tätig bis ins hohe Alter, das ist versehen. Wie kaum ein anderer prägte der stets schen Pokalmeisterschaft im Wasserball das Beste, was du für dich tun kannst.“ Und vitale, überaus begeisterungsfähige Berliner, der • Vivien Kussatz zur Erringung der Goldmedaille bei den daran hält sich der gebürtige Berliner, der einfach 1926 in Soldin/Pommern geboren wurde, die Segel-Europameisterschaften der Frauen im 470er nicht auf der faulen Bärenhaut liegen mag. Keine Fußball-Szene von Hertha 03 und der Stadt. • Annika Schleu, Tibor Nobis zum Sieg bei den Deut- zwei Monate, nachdem er seine Tankstelle an Auch in seinem beruflichen Umfeld hatte er es schen Meisterschaften der A-Jugend Moderner Fünfkampf der Mommsenstraße aufgab, steht er als Berater stets viel mit Heranwachsenden tun. Schließlich • Tobias Zenke zum 1. Platz bei der Deutschen Meister- auf einer Tankstelle am Hohenzollerdamm sei- war er 47 Jahre lang im Schuldienst tätig, davon schaft der Kadetten im Boxen bis 66 Kg nen Mann, wenngleich es täglich nur vier 20 Jahre als Rektor der größten Berliner Grund- • Cem Akkus zur Erringung der Deutschen Meisterschaft Stunden sind. schule, der Lenau-Schule in Kreuzberg. der Kadetten im Boxen bis 86 kg • Enrico Kölling zum Sieg bei den Deutschen Meister- Doch seine größten Meriten verdiente er sich schaften der Kadetten im Boxen bis 70 Kg unzweifelhaft als sportlicher Botschafter der • Tiziana-Mareike Schulz zur Erringung der Deutschen Stadt Berlin, denn zwischen 1964 und 2005 un- Jugend- und Junioren-Meisterschaften im Finswimming ternahm er mit den Zehlendorfer Fußballern 22 über 200 m, 400 m und in der 4 x 100 m Staffel Weltreisen und besuchte insgesamt 50 Länder, • Felix Rösicke zur Erringung der Deutschen Jugend- und wurde Ehrendoktor in Papua-Neuguinea, Ehren- Junioren-Meisterschaften Finswimming 800 und 1500 m mitglied des Fußball-Verbandes von Melbourne • Yves Rolack zur Erringung der Deutschen Meisterschaft und Manila, Ehrengast der Volksrepublik China im Streckentauchen über 800 m und bekam sogar den Ho-Chi-Minh-Orden von • Carolin Raatz zur Erringung der Deutschen Jugend- und Vietnam verliehen. Auch heute noch legt er die Junioren-Meisterschaften über 50 m Streckentauchen und Hände nicht in den Schoß, sondern kümmert Fotos: Engler Fotos: im Finswimming in der 4 x 200 m Staffel sich im Vorstand der Egidius-Braun-Stiftung um • David Pennewiß zur Erringung der Deutschen Jugend- Otto Ziege ist schon zu Lebzeiten zu einer Le- die Mexiko-Hilfe, das Projekt „Kinder in Not in gende im Radsport geworden. Seinen ersten und Junioren-Meisterschaft im Finswimming 1500 m Osteuropa“ und unterstützt Antigewalt- und Inte- • Cathrin Müller zum Sieg bei den Deutschen Meister- Sieg als Jugendfahrer feierte er 1940 in Buckow. grations-Aktionen. C.T. 1949 wurde er Deutscher Straßenmeister, er be- schaften im Finswimming in der 3 x 3000 m Staffel stritt 39 Sechstagerennen. Später wurde er • Christine Müller zur Deutschen Meisterschaft im Sportlicher Leiter der Sechstagerennen im Sport- Finswimming 6000 m und 3 x 3000 m Staffel palast, in der Deutschlandhalle, in der Dortmun- • Alina Löchert zur Erringung der Deutschen Jugend- und der Westfalenhalle und jetzt immer noch im Ve- Junioren-Meisterschaft im Finswimming 4 x 200 m Staffel lodrom (seit 1997). • Christian Eife zu den Titelgewinnen bei den Deutschen Meisterschaften im Finswimming 2000 m und 6000 m Zwischenzeitlich war er von 1964 bis 1969 auch • Leila Bonichon zum Titelgewinn bei den Deutschen Bundestrainer und schließlich Vorsitzender des Meisterschaften im Finswimming 3 x 3000 m Staffel Berliner Radsportverbandes, dessen Ehrenpräsi- • Julia Tischer zur Deutschen Jugend- und Junioren- dent er seit nunmehr dreißig Jahren ist. H.U. Meisterschaft im Finswimming in der 4 x 200 m Staffel Vorsicht bei der Gestaltung von Internetseiten! n „Sport in Berlin” 6/2002 hatten wir auf die Anforderungen bei der Ge- Istaltung von Internetseiten hingewiesen und auch darauf, wo Gefahren lauern. In jüngster Vergangenheit erhielten wieder einige Vereine kosten- pflichtige Abmahnungen (350 bis 700 Euro) von Rechtsanwaltbüros, weil sie Stadtplanausschnitte kopiert und auf ihren Seiten eingefügt haben. Das ist grundsätzlich verboten, weil es gegen das Urheberrecht verstößt. Die Haf- tung für solche Verstöße liegt immer beim vertretungsberechtigten Vorstand, auch wenn die Gestaltung der Homepage einem so genannten Webmaster übertragen wurde. Wenn mit Hilfe eines Kartenausschnitts auf bestimmte Standorte hingewie- sen werden soll, sollte man sich vorher sehr gewissenhaft die Nutzungsbe- dingungen des Anbieters durchlesen. Berlin.de z.B. gestattet eine Verlinkung und stellt sogar einen Deep-Link zur Verfügung, erlaubt aber nicht, Inhalte zu kopieren und auf der eigenen Homepage einzufügen. H.B.

18 SPORT IN BERLIN VII-VIII/2006 Aus der Arbeit der Vereinsberater: Tel. 300 02-100

ei Vereinsveranstaltungen wird oft auch eine BTombola oder sogar eine Lotterie für einen Tombola oder Lotterie im Verein guten Zweck durchgeführt. Bei beiden Ausspie- lungen werden Preise an die Käufer der Lose Ausspielungen allerdings der Lotteriesteuer, sind nal- und arbeitsintensiv. Sollte sie öffentlichen nach bestimmten Regeln verteilt. Der Begriff Lot- sie wiederum von der Umsatzsteuer befreit (§ 4 Charakter haben, muss sie beim Ordnungsamt terie wird verwendet, wenn der Gewinn in Geld Nr. 9b UStG). Kein Zweckbetrieb sondern wirt- gegen eine Verwaltungsgebühr angemeldet wer- besteht. Von Tombola spricht man, wenn die Ge- schaftlicher Geschäftsbetrieb sind Tombolas im den. Um als Tombola/Lotterie anerkannt und winne in Sachwerten bestehen. Keine Ausspielun- Rahmen von geselligen Veranstaltungen jeder Art. nicht nur zur bloßen ‘Geldbeschaffung’ abgestuft gen im Sinne des Lotteriegesetzes sind Veranstal- Auf die Verwendung des Überschusses kommt es zu werden, sollte das Verhältnis der Anzahl Lose tungen wie Preisskat, Preisschießen, Preiskegeln hierbei nicht an. zu den Nieten etwa 2 : 1, wenigstens aber 3 : 1 usw., weil es sich hierbei nicht um Glücksspiele Bei nichtöffentlichen Tombolas im Rahmen von betragen. Alle Gewinne müssen ein Ordnungssys- handelt, sondern weil es auf die persönlichen Fä- Sportveranstaltungen wird der Ertrag aus der Tom- tem haben, z.B. numerisch ausgezeichnet sein. higkeiten des Teilnehmers ankommt. bola so behandelt, wie die sportliche Veranstal- Die Gewinne müssen vorher präsentiert werden, Eine Lotterie bzw. Ausspielung muss von der zu- tung selbst. Sie ist also Teil dieser und unterliegt um erstens die Seriosität darzustellen und zwei- ständigen Behörde genehmigt werden. Ausge- damit der Einnahmengrenze von 30.678 Euro, tens natürlich den Losverkauf anzukurbeln. nommen von dieser Genehmigungspflicht sind vorausgesetzt, es nehmen keine bezahlten Sport- Wie verhält es sich aber nun mit der Steuerpflicht gemeinnützige Organisationen, wenn die Veran- ler teil. Nach einem Erlass des Bayerischen Fi- beim Empfänger eines Preises? Nach Auffassung staltung keinen öffentlichen Charakter trägt (OVG nanzministeriums vom 8.3.1994 darf der Ertrag der Finanzverwaltung ist die Ausgabe der Sachge- Bremen, Beschluss vom 08.03.2004 – 1A419/ aus der begünstigten Tombola aber nicht mehr als winne als unentgeltliche Wertabgabe i. S. von § 3 03). Öffentlichkeit liegt dann vor, wenn sich 20 % Anteil vom Gesamtertrag der Veranstaltung Abs. 1 Buchst. b Nr. 23 UStG anzusehen. Der Los- außenstehende Personen jederzeit an der Lotterie ausmachen. verkäufer erwirbt mit dem Los keinen Gewinn- oder Ausspielung beteiligen können. Eine solche Beabsichtigt ein Verein doch eine öffentliche Tom- anspruch, sondern lediglich eine Gewinnaussicht. Beteiligungsmöglichkeit ist nicht gegeben, wenn bola/Lotterie durchzuführen, muss sie angemel- Der Lospreis ist daher keine Gegenleistung für die Ausspielung nur innerhalb eines fest abge- det werden. Die Erlaubnis für eine lotteriesteuer- einen Sachgewinn und somit auch nicht steu- grenzten Personenkreises im Rahmen einer inter- befreite öffentliche Ausspielung (max. 650 EUR erpflichtig. Besteht ein Gewinn aus einer sons- nen Vereinsveranstaltung durchgeführt wird. Der Lospreis) wird aber nur erteilt, wenn im Zusam- tigen Leistung (z. B. einer Reise, Eintrittskarten vom Vereinsmitglied mitgebrachte Ehepartner menhang mit der Veranstaltung keine Wirtschafts- zum Theater oder einer sportlichen Veranstaltung stellt also kein Problem dar. werbung betrieben wird, die über die Präsentation usw.) ist seine Vergabe nicht umsatzsteuerbar. § 3 Die Einnahmen aus einer Tombola oder Lotterie der zu gewinnenden Sachgewinne hinausgeht. Abs. 1 Buchst. b UStG erfasst lediglich die unterliegen der Lotteriesteuer, wenn die Veran- Ein evtl. auf den Losen angebrachter Hinweis auf Zuwendung eines Gegenstandes und nicht einer staltung öffentlich ist und der Gesamtpreis aller einen oder mehrere Sponsoren ist allerdings Leistung. Lose den Betrag von 650 Euro (Freigrenze) über- zulässig. Zusätzliche Einnahmen für einen Werbe- Wenn der Verein die Sachgewinne selbst kauft, steigt oder Bargeldgewinne ausgeschüttet wer- aufdruck auf den Losen werden dagegen geson- stellt sich die Frage, ob er den Vorsteuerabzug in den. Gemeinnützige Organisationen sind sogar dert als Einnahmen des wirtschaftlichen Ge- Anspruch nehmen kann. Diese Frage kann bejaht von der Lotteriesteuer befreit, wenn die Einnah- schäftsbetriebs behandelt. werden. Dem Veranstalter steht nach § 15 UStG men der Ausspielungen 40.000 Euro nicht über- Oft werden die Preise für eine Tombola von Fir- der Vorsteuerabzug aus dem Erwerb der gegen- schreiten und der Erlös ausschließlich und un- men und Privatpersonen gespendet. Solche Sach- ständlichen Sachgewinne zu, weil der Verkauf der mittelbar für gemeinnützige Zwecke verwendet zuwendungen können steuerlich nur dann als Lose eine steuerpflichtige Einnahme ist. wird. Die Lotteriesteuer beträgt z.Zt. 16 2/3% des abzugsfähige Sachspende bescheinigt und be- Zum Schluss stellt sich natürlich die Frage: „Was verkauften Lospreises. rücksichtigt werden, wenn die Tombola selbst als bleibt für den Verein übrig…?” Bei der Ermittlung Lotteriesteuerfreie Tombolas von gemeinnützigen, Zweckbetrieb anzuerkennen ist. Wird die Tombola des Reinertrags einer Ausspielung dürfen nur die mildtätigen oder kirchliche Organisationen un- im Rahmen von geselligen Veranstaltungen unmittelbar damit zusammenhängenden Ausga- terliegen aber der Umsatzsteuerpflicht nach ermä- durchgeführt, sind die „gespendeten“ Sachpreise ben verrechnet werden. Sofern die Tombola im ßigtem Steuersatz, da sie im Zweckbetrieb ange- als Einnahmen und Ausgaben bei dieser Veran- Rahmen einer Veranstaltung stattfindet, dürfen siedelt sind. Dabei handelt es sich um sog. sons- staltung zu erfassen. Ein Abzug als Spende die Gesamtkosten der Veranstaltung nicht gegen tige Leistungen. Der Veranstalter erbringt nämlich kommt nicht in Betracht. die Einnahmen der Tombola gerechnet werden. mit dem Verkauf der Lose Lieferungen (BFH-Urteil Zur Durchführung einer Tombola sollte man fol- Heidolf Baumann vom 10.12.1959). Unterliegen die Erlöse aus gendes wissen: Eine Tombola/Lotterie ist perso- [email protected]

SPORT IN BERLIN VII-VIII/2006 19 Sporthistorie den so schwer zu leiden hatten, auch der Faust- kämpfer und Deutsche Jugendmeister Günter Loewinski. Besonders hart traf es aber all jene, die dem Zionismus und der Makkabi-Bewegung Ausstellung im Jüdischen Museum über ein besonderes Kapitel ablehnend gegenüberstanden, lieber als „gute deutscher Sportgeschichte Deutsche“ einem normalen Sportverein ange- hörten, und die sich ab dem Jahr 1933 mit Aus- „Schneller, höher, weiter . . .“ grenzung und Verfolgung konfrontiert sahen. In dieser Zeit erhielten die rein jüdischen Klubs Zu- o manch ein WM-Besucher in Berlin, der 1921 und 1928, so auch die Schaffung des welt- lauf - ehe 1938 alles verboten wurde. Saußer den Fußballspielen im Olympiastadion weiten Makkabi-Dachverbandes mit Sitz in Berlin, auch noch Interesse für andere Dinge hatte, und stellt die Leichtathletik mit der Olympiateil- Das galt selbstverständlich auch für einst gefeier- machte einen Abstecher ins Jüdische Museum nehmerin von Antwerpen und Deutschen Speer- te Fußballer, nachvollzogen durch die Ausstel- an der Lindenstraße, wo zwei Ausstellungen zu wurfmeisterin Martha Jacob in den Mittelpunkt, lung vom „verdient und doch vergessen.“ Wer betrachten sind, die sich mit dem jüdischen die allerdings für den SC Charlottenburg startete. weiß heute schon, dass der FC Bayern München Sport im allgemeinen und dem Fußball im be- Grün (für Rasen) demonstriert die inzwischen er- seine erste Deutsche Meisterschaft 1932 gegen sonderen beschäftigten. Titel der beiden Präsen- reichte Vielfalt der Angebote, die sich sowohl auf Eintracht Frankfurt jenem Umstand zu verdanken tationen: „Schneller, höher, weiter. . .“ sowie „Ver- den Breiten- als auch Leistungssportsektor er- hatte, dass mit Kurt Landauer beziehungsweise dient und doch vergessen.“ Richard Dombi zwei Juden das Zepter bei die- sem Erfolgsklub schwangen, der eine als Präsi- Das erstere Thema widmet sich der Entwicklung dent, der andere als Trainer. . der jüdischen Sportbewegung in Deutschland zwischen 1898 und 1938, wobei originale Erin- Auf der Open-Air-Anlage des Museums ist ein nerungsstücke, zeitgenössische Dokumente und improvisiertes Fußballfeld entstanden, auf dem ausgewählte Fotografien einen nachhaltigen Ein- die für den deutschen Fußball wichtigen jüdi- druck hinterlassen. Eingeteilt ist die Schau in vier schen Spieler, Trainer, Funktionäre, Wegbereiter Segmente, die sich jeweils farblich unterschei- und Publizisten in Leuchtstelen vorgestellt wer- den und eine bestimmte Epoche mit entspre- den. Dazu gehören Walter Bensemann, Gründer chenden Biographien der damals herausragen- der Fachzeitschrift „Kicker“, Willy Meisl, österrei- den Athleten widerspiegeln. Gelb (für Bar- chischer Nationaltorwart und „König der Sport- renholme) orientiert sich vornehmlich am Tur- streckten, wobei der Mannschaftssport einen journalisten“, sowie Hans Rosenthal, der nach nen und der Gründung des Vereins Bar Kochba breiten Raum einnimmt. In dieser Epoche dem Krieg Präsident von TeBe war. (1898) bis etwa 1920. Eine große Rolle spielt in (1929-1932), die besonders geprägt war von dieser Zeit natürlich Alfred Flatow, der bei den den Aktivitäten im Fuß- und Handball, Tennis so- Die Fußball-Präsentation ist bis Mitte August zu ersten Olympischen Spielen der Neuzeit in wie Hockey, fand auch die erste Makkabiade in sehen, die von Kurator und Historiker Manfred Athen drei Goldmedaillen gewann, zwei mit der Tel Aviv statt, jüdische Weltspiele, die ein Pen- Wichmann zusammengestellte Kabinettaus- Mannschaft an Barren und Reck sowie eine als dant zu den Olympischen Spielen bilden sollten. stellung „Schneller, höher, weiter“ im Raphael Einzelturner am Barren. Rot (für Aschenbahn) Braun (für Boxhandschuhe) symbolisiert zu- Roth Learning-Center bis November. zeigt die stetige Aufwärtsentwicklung zwischen gleich auch die Naziherrschaft, unter der die Ju- Claus Thal

er Sport-Club Charlottenburg e. V. bedauert, Leserbrief: Ddass bei einem solch sensiblen Thema wie der nationalsozialistischen Judenverfolgung z. T. zu „Gedenktafer für Martha Jacob” in SiB V/2006 mit Halbwahrheiten gearbeitet wird. Es ist richtig, Um eine solche fundierte Aussage haben wir die lig falschen Quellenangaben und 2. ohne auf die dass, wie GeSte schreibt, nach dem Machtantritt Tochter von Martel Jacob, Frau Hazel Shore, ein- offizielle Rücknahme des Beschlusses hinzuwei- der Nazis eine Delegiertenversammlung des dringlich gebeten, da aus den SCC-Unterlagen sen. SCC 1933 die Anwendung des Arierparagraphen keine Nachweise eines Ausschlusses zu erbrin- Kleinigkeit an Rande: Die von GeSte als jugendli- beschloss. Es fehlt hier allerdings der Hinweis, gen sind. Hiermit soll nicht behauptet werden, che Heimat von Martel Jacob erwähnte Straße in dass dieser Beschluss vor Eintragung in das Ver- dass es nach 1933 noch jüdische Mitglieder im Moabit heißt nicht Tillerwardenstraße, sondern einsregister als Satzungsänderung durch die SCC in nennenswerter Zahl gegeben hat. Es ist Tile-Wardenberg-Straße. Hauptgeschäftsstelle des SCC wirksam zurück- vielmehr denkbar, dass jüdische Mitglieder auf Dem letzten Satz des Artikels von GeSte könnte genommen und die Satzung in 1933 insofern Druck der Verbände informell ersucht worden man entnehmen, dass sich der SCC gegen den nicht geändert wurde. Erst 1941 heißt es im § 4 sind, den Verein zu verlassen oder man hat sie Gedanken einer Gedenktafel heftig gesträubt ha- Nr. 6 „Mitglieder können nicht Personen sein, die einfach nicht mehr zu Wettkämpfen gemeldet be. Das Gegenteil ist der Fall. Jahrzehntelang hin- nichtdeutschen Blutes … sind“. Martel Jacob ver- oder aufgestellt. gen zwei große Bronzetafeln mit den Namen der ließ Europa 1936. Immerhin liegen uns die Aussagen von zwei Zeit- SCC-Toten zweier Weltkriege im Haupteingang Schade, dass GeSte für sein wörtliches Zitat „I zeugen vor: 1. Ein heutiges Ehrenmitglied des des Mommsenstadions, bis sie vor einigen Jah- was evicted from the SCC in March 1933 becau- Vereins wechselte 1934 vom PSV zum SCC, weil ren von Fußballhooligans gestohlen und ver- se I was a Jew“ keinen Quellenhinweis vor- er im SCC, im Gegensatz zum PSV, nicht der HJ schleppt wurden. nimmt. Vielleicht hat er dabei in etwa an Hajo angehören musste. 2. Ein anderes Mitglied er- Man könnte noch mehr schreiben, hier aber Bernett gedacht, der ebenfalls ohne Quellenan- innert sich daran, dass 1934 drei jüdische Mann- wollte ich nur zu dem von GeSte publizierten gabe in seinem Buch „Leichtathletik in histori- schaftskameraden nicht mehr zum Spiel er- Text Stellung nehmen. Ich bedauere es sehr, schen Bildern“ über Martel Jacob schreibt: „Da schienen, obwohl der Jugendleiter sie aufgestellt dass dieser (z. T. tendenziöse) Text ohne Abstim- sie nicht arischer Abstammung war, wurde sie im - und nicht ausgeschlossen hatte. Auch Bernett mung mit uns geschrieben worden ist, zumal der März 1933 vom SC Charlottenburg ausgeschlos- zitiert in einem weiteren seiner Bücher den o. a. Schreiber auch mit der Erstellung der Gedenkta- sen“. Delegiertenbeschluss aus 1933, 1. mit zwei völ- fel nichts zu tun hat. Klaus Henk, SCC-Präsident

20 SPORT IN BERLIN VII-VIII/2006 Ablauf der Reise: Montag, 2. Dezember 1935: 8.53 Sonderzug Berlin-Lehrter Bahnhof nach Bremerhaven 16.28 Ankunft in Bremerhaven Sporthistorie 17.00 Ende der Einschiffung 18.00 Ablegen in Bremerhaven nach Southampton Dienstag, 3. Dezember: Nordseeüberquerung Mittwoch, 4. Dezember: Erste DFB-Fanreise 1935 nach England 5.00 Wecken und Frühstück 6.00 Ankunft in Southampton 7.30 Sonderzug nach London Dennoch 3:0-Sieg für die Gastgeber 10.00 Stadtrundfahrt in London nlässlich der Sonderausstellung „Berlin - Story ehrenamtliche und professionelle Tätigkeit für den 14.00 Spielbeginn in Tottenham of Football“ im Sportmuseum Berlin wurde Fußballsport auf effiziente Weise verknüpfen. We- 17.30 Rückfahrt von Waterloo-Station nach A dem Sportmuseum aus Privatbesitz ein bemerkens- gen der Bombenangriffe siedelte Stenzel etwa Southampton wertes Konvolut zum Thema „Fanreisen“ zur Verfü- 1943 mit allen seinen Unterlagen der Wirtschafts- 22.00 Ablegen in Southampton nach Bremerhaven gung gestellt, über das in keinem der zahlreichen abteilung nach Mecklenburg-Vorpommern um. Dort Donnerstag, 5. Dezember: Nordseeüberquerung Fußballbücher bisher berichtet worden ist. wurde er von heranrückenden Sowjetsoldaten am Freitag, 6. Dezember Das vorolympische Jahr 1935 bescherte der deut- 9. März 1945 vor den Augen seiner Frau und Toch- 9.00 Ankunft in Bremerhaven schen Fußballnationalmannschaft unter ihrem Trai- ter erschossen. geste 9.52 Sonderzug nach Berlin ner Dr. Otto Nerz die bis heute nicht übertroffene Sonderausstellung zur Fußball-WM im Sport- 20.30 Ankunft in Berlin-Lehrter Bahnhof Zahl von 17 Länderspielen in einem Jahr. Davon museum Berlin: „Berlin – Story of Football“; wurden 13 Spiele gewonnen, gegen Norwegen un- „Offizieller Partner des Kulturprogramms der entschieden gespielt, gegen Spanien, Schweden Stadt Berlin zur FIFA WM 2006“ und England gingen die Spiele verloren. Das letzte Ort: Haus des Deutschen Sports im Olympia- Spiel das Jahres gegen England am 4. Dezember park Berlin, Hanns-Braun-Straße 1935 im White-Harte-Lane-Stadion der Tottenham Hotspurs sahen ca. 10.000 mitgereiste Fans, die Öffnungszeit: bis 16. Juli 2006: täglich 11 - 20 überwiegend mit Hilfe der NS-Organisation „Kraft Uhr, an WM-Spieltagen in Berlin geschlossen durch Freude” nach London gekommen waren. Tel. 3 05 83 00 oder Fax 3 05 83 40 Dieses Fan-Aufkommen sorgte im Vorfeld für eine gewisse diplomatische „Unruhe“. Als das britische Innenministerium bekanntgab, es würde wegen der großen Zahl der deutschen Schlachtenbummler keine fußball-politischen De- monstrationen in London dulden, teilte Hitler den Briten mit, die deutsche Mannschaft könne auf die Unterstützung ihrer Anhänger nicht verzichten. Der Arthur Stenzel englische Fußballverband könne ja, um eine Trü- im Alter von 55 Jahren bung der guten zwischenstaatlichen Beziehung zu vermeiden, die Einladung zurückziehen (und damit Fotonachweis: Privatbesitz das Spiel absagen). Diese Blöße gaben sich die Bri- ten natürlich nicht, so dass unter den ca. 50.000 Zuschauern etliche Hakenkreuzfähnchen zu sehen waren - das Spiel gewann England klar 3:0. Einem kleinen Teil (nämlich genau 1.500 „treuen Mitgliedern seiner Gemeinde“) ermöglichte der DFB eine unvergessliche und komfortable Fanreise nach England: War man anfangs ungewiss über die notwendige Größe des zu verpflichtenden Schiffes und schwankten die Organisatoren zwischen der viel kleineren „Milwaukee“ und der größeren „Co- lumbus“, so schwanden bald die Bedenken, als die zustimmenden Schreiben aus der Fußballgemeinde sich zu Bergen häuften. Frisch ging man ans Werk, das 150.000-Reichsmark-Projekt war für die wage- Die Columbus, der größte Dampfer mutigen Funktionäre des DFB alsbald kein Risiko mehr, weil die Reise unverhofft schnell ausgebucht der deutschen Handelsflotte. war. Aufgrund dieses Zuspruches konnte der DFB Gemälde von Prof. Hans Bohrdt, um 1929 im Programmheft der Reise mit geschwellter Brust behaupten: „Dafür war und wird die Englandfahrt sein: ein weithin sichtbares Zeichen der wirtschaftli- chen Bedeutung unseres schönen Volkssportes Fußball und der Verbundenheit seiner Glieder.“ Die Idee und die hauptsächliche Organisation der ersten Fußball-Seereise leistete Arthur Stenzel. (geb. 21. November 1882) Der gelernte Bankkauf- mann Stenzel war Mitbegründer des Märkischen Fußball-Bundes und seit 1919 im Vorstand des Ver- bandes Brandenburgischer Ballspielvereine tätig. Der DFB berief ihn 1928 in seinen Finanzausschuß bevor er 1931 in das Amt des DFB-Schatzmeisters gewählt wurde. Als Leiter der Wirtschaftsabteilung im „Deutschen Reichsbund für Leibesübungen“ (seit dem 28. Dezember 1938: Nationalsozialisti- scher Reichsbund für Leibesübungen) konnte er

SPORT IN BERLIN VII-VIII/2006 21 Sportstätten / Breiten- und Freizeitsport

Mini-WM-Finale der Berliner Grundschulen Sieg für Japaner aus Lichtenrade as bei der richtigen Weltmeisterschaft Damit fand eine Aktion ihren Höhepunkt, die Wschon nach den Gruppenspielen ins Reich unter dem Motto stand „Die Welt zu Gast bei der Utopie gehörte, das wurde beim Finale der Freunden“. Über viele Wochen hinweg hatten Mini-WM der Berliner Grundschulen in die Tat Berliner Schulen die Gelegenheit, sich mit einem umgesetzt. In der gut besetzten, dem Olympia- an der WM teilnehmenden Land zu identifizieren stadion nachgebauten Adidas-Arena vor dem und mit dessen geografischen, politischen, wirt- Reichstag traf Japan, vertreten durch die Grund- schule am Taunusviertel aus Lichtenrade, auf die Argentinier der Grundschule am Brandwerder aus Spandau und gewann mit 11:9 (6:4) Toren. Dritter wurde England (Hunsrück-Grundschule) mit 13:11 gegen Tschechien (Grundschule am Sandsteinweg). Alles war wie im Original. Nationalhymne, Fähn- chen schwingende Fans auf den Rängen, Vor- stellung der Mannschaften. Nur die Anzahl der Tore unterschied sich. Kein Wunder, denn die ie Juli-Ausgabe von „Architektur + Bauphy- Kunstrasenfläche betrug nur 30 mal 20 Meter. Dsik” widmet sich dem Berliner Olympiastadi- Auf jeder Seite kamen fünf Feldspieler plus ein schaftlichen, sozialen und kulturellen Besonder- on. So schreibt DOSB- und LSB-Ehrenpräsident Torwart zum Einsatz. Als nach zweimal 30 Minu- heiten zu beschäftigen. Platz eins in diesem Pro- Manfred von Richthofen: „... auch sonst ent- ten die Pokale, Medaillen und Urkunden an die sprach das Olympiastadion durchaus dem da- jekt ging ebenfalls an die Taunusviertel-Grund- maligen Zeitgeschmack... Und selbstverständlich Teams verteilt waren, da erschien plötzlich der schule mit ihren glänzenden Japan-Projekten. kann man den Bau schön finden. Selbst heute Erste Sekretär der Japanischen Botschaft Kazuya Zweite wurde die Bornholmer GS (Italien) vor noch... Eine gemeinsame Studie von IHK und Otsuka, beglückwünschte die Sieger und über- der Heinrich-Seidel-GS (Costa Rica) und GS am LSB hat ... den finanziellen Nutzen sportlicher reichte jedem einen Kimono als Ehrenpreis. Ritterfeld (Australien). Text/Foto: Hans Ulrich Großveranstaltungen für Berlin hervorgehoben. Unter diesem Blickwinkel braucht das Stadion Alle Berliner Sportstätten und Vereine im Internet: www.lsb-berlin.de laufend weitere attraktive Veranstaltungen.” erlin hat über 2.000 Sportstatten, die als ein einmaliges Angebot im LSB-Internet-Auftritt ab- Brufbar sind: www.lsb-berlin.de. Die Sportstätten und Sportgelegenheiten sind nach Bezirken Trauer um Berliner unterteilt, z.T. sortiert nach Sportarten. Es sind Ansprechpartner zu finden u. a. für die Vergabe der Ruderlegende Herbert Buhtz Sportstätten, Telefonnummern des jeweiligen Standorts und Links zu den ansässigen Vereinen. er Berliner Sport und insbesondere die Ber- Außerdem sind alle Berliner Vereine, Verbände sowie alle Berliner Schulen mit ihren Sporthallen Dliner Ruderer trauern um Dr. Herbert Buhtz. sind verlinkt. Ansprechpartner: Peter Hahn, Tel.: (030) 30002-142 -e-mail: [email protected] Nur zwei Monate nach seinem 95. Geburtstag verstarb nach kurzer Krankheit der letzte Teilneh- Schüler-Austausch Berlin-Belfast mer und (Silber-) Medaillengewinner der Olym- pischen Spiele von 1932 in Los Angeles. „Wir lernen Kricket, unsere Gäste Faustball” Als junger Mann war der gebürtige Koblenzer och sind es Wunschvorstellungen, doch Nordirland antreten werde. Gedacht ist daran, von Magdeburg nach Berlin gezogen, um sich Nnach einem Besuch von acht Berliner Sport- neben einem touristischen Programm auch eine beim Berliner Ruder-Club sportlich zu vervoll- und Englischlehrern in Belfast ist man der Ver- Mini-Olympiade zu organisieren, wobei in den kommnen. Seine überaus erfolgreich verlaufene wirklichung eines Schüleraustausches zwischen Sportarten allerdings größere Unterschiede auf- Karriere erlebte mit dem zweifachen Gewinn der den beiden Städten ein wesentliches Stück nä- treten werden. Annette Krakau: „Die Belfaster berühmten Diamond Sculls bei der berühmten her gekommen, sodass demnächst die Unter- wollen uns in einem Schnell-Lehrgang Kricket, Henley-Regatta auf der Themse westlich von schriften von John Donnely, dem Leiter des Hockey und Gaelic Football, eine Art Rugby, bei- London, dem zweiten Platz im Doppelzweier mit Sportbereichs Erziehung in der nordirischen Me- bringen, wir möchten ihnen Faustball, Brennball seinem Partner Gerhard Boetzelen bei den Som- tropole, und Senator Klaus Böger, unter die Ver- und einen Paddelausflug anbieten.“ merspielen vor 74 Jahren in Amerika sowie dem einbarungen über das avisierte Projekt folgen können. EM-Titel im Achter 1938 in Mailand ihre absolu- Das auf Initiative der Britischen Botschaft und ten Höhepunkte. Nach dem 2. Weltkrieg gehör- Annette Krakau von der Lichtenrader Grundschu- der Berliner Schulverwaltung zustande gekom- te der Zahnarzt zu den Männern der ersten Stun- le im Taunusviertel, die bereits den Japan-Tag der mene Projekt soll zum einen die sprachlichen de, die den BRC und den Berliner Regattaverein Aktion „Berliner Schulen präsentieren WM-Teil- und zum anderen die menschlichen Beziehun- (heute Landesruderverband) wiederbegründe- nehmer“ vorbereitet hatte, war mit der kleinen gen zwischen den beiden Städten verbessern ten. Der Gentleman alter Schule gab seine gro- Delegation in Belfast und schlug sofort Pflöcke helfen. Während bei den Belfastern noch Proble- ßes Wissen auch gern als Trainer weiter, zu- ein. Mit ihrer britischen Kollegin Annalina Flana- me bei der Finanzierung der Fahrten bestehen, nächst in Brasilein, wo er in Rio de Janeiro drei gan von der Finaghy Primary School kam sie hofft Annette Krakau für ihre Schule auf einen Jahre lang wirkte, später dann bei seinem gelieb- überein, dass im nächsten Jahr eine zehn- bis Zuschuss der Sportjugend Berlin, die normaler- ten Berliner Ruder-Club, dem er seit 1930 ange- zwölfköpfige Gruppe von Viert- beziehungsweise weise solche sportlichen Maßnahmen unter- hörte. Claus Thal Fünftklässlern der Taunusschule die Reise nach stützt. Hans Ulrich

22 SPORT IN BERLIN VII-VIII/2006 Festival des Sports am 9./10. September beim SC Siemensstadt die Sportabzeichenstelle des LSB wird direkt vor Ort sein. Eine optimale Gelegenheit für Jung und Alt, die berühmteste deutsche Sportprüfung ab- Mitmachen bei über 40 Sportarten zulegen und somit seinen eigenen Fitnesszu- um 14. Mal in Berlin und zum vierten Mal im bieren und Mitmachen und weitere Highlights stand zu checken. Außerdem belohnen ja nahe- ZSport- und Freizeitzentrum Siemensstadt fin- wie Akro-Bungee, Hüpflandschaften, Shows, zu alle Krankenkassen den jährlichen Erwerb des det am 9. und 10. September 2006 mit dem Pool-Party, Bobbahn und noch viel mehr, wer- Sportabzeichens in ihren attraktiven Bonuspro- „Festival des Sports“ eine der größten Breiten- den auch in diesem Jahr wieder für eine große grammen. sportveranstaltungen des Deutschen Olympi- Besucherzahl im Sport- und Freizeitzentrum Sie- Vereine oder Verbände, die sich noch mit schen Sportbundes statt. Organisiert wird dieses mensstadt am Rohrdamm sorgen. Aktionen, Ständen oder Vorführungen an Sportevent vom Sport Club Siemensstadt Berlin, Am Samstag, 9. September wird im Vorfeld des beiden oder an einem der Tage beteiligen unterstützt vom Berliner Turnerbund, dem Lan- Festivaltages ein Sportabzeichentag durchge- wollen, können sich direkt mit dem Festi- desruderverband Berlin und dem Landessport- führt. Nahezu alle Disziplinen des Sportabzei- valteam - Hans-Jörg Oehmke (Tel. 380 02 bund Berlin. Das erfolgreiche Konzept der ver- chens, außer Wandern, Radfahren und Inline- 16 / - 44) - in Verbindung setzen. gangenen Jahre wird auch in diesem Jahr wieder Skaten, können an diesem Tag zwischen 10 und Ansonsten sind natürlich alle - ob jung oder alt - verfolgt werden: 15 Uhr abgelegt werden. Und wer alle Prüfungs- herzlich eingeladen nach Siemensstadt zu kom- Der Sonntag, 10. September, wird der bekannte teile besteht, kann an diesem Tag auch gleich men und das Festival mit all seinen Attraktionen Festivaltag sein. Über 40 Sportarten zum Auspro- sein Sportabzeichen in Empfang nehmen, denn zu genießen.

SPORT IN BERLIN VII-VIII/2006 23 A 7060 E SPORT IN BERLIN

LANDESSPORTBUND BERLIN E.V.

POSTVERTRIEBSSTÜCK ENTGELT BEZAHLT - DEUTSCHE POST AG -

ÄNDERUNGEN DER VEREINSANSCHRIFTEN BITTE SCHRIFTLICH UNTER ANGABE DER BEZIEHERNUMMER AN DIE PRÜFSTELLE/ MITGLIEDER- VERWALTUNG LANDESSPORTBUND BERLIN, JESSE-OWENS-ALLEE 2, 14053 BERLIN

NACH LEKTÜRE BITTE WEITERGEBEN

(DATUM/ZEICHEN)

SCHRIFT-(PRESSE)WART

1. VORSITZENDER

2. VORSITZENDER

(HAUPT-) KASSENWART

(VEREINS-) SPORTWART

(VEREINS-) JUGENDWART

FRAUEN-BEAUFTRAGTE

FREIZEITSPORT- BEAUFTRAGTER Jubel bei den Frauen des Berliner Hockey-Clubs: Sie haben am ersten Juni-Wochenende den Heimvorteil im Europacup der Landesmeisterinnnen genutzt und Platz 3 erkämpft. Im kleinen Finale siegte die Mannschaft um Lea Loitsch und Louisa Walter mit 3:2 nach Sieben-Meter-Schießen gegen Ata Sports/Aserbaidshan. Foto: Brigitte Hapke SONSTIGE

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