Zur Wertungsgeschichte Einer Literarischen Gattung
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p CCOMICSOMICS Zur Wertungsgeschichte einer literarischen Gattung + + + Peter Wolter + + + Seite 1 Comics - Zur Wertungsgeschichte einer Literarischen GAttung Hausarbeit zur ERlangung des MAgistergrades AN DER Ludwig-Maximilian-UNIVERSITÄT München BEI PROf. Dr . Konrad Feilchenfeldt IM FAchgebiet: Neuere Deutsche Literatur Von Peter Wolter Hans-Leipelt-Str .8 | 80805 München MÜNCHEN, DEN 17. JULI 2007 Abb. 2 Umschlag: Abb. 1 Seite 2 Inhaltsverzeichnis SEITE +++ 1. Einleitung 6 +++ 2. Der Comic im Spiegel seiner 15 Stoffgeschichte 2.1. Klärung der Betrachtungsweise 15 2.2. Von der Antike bis zur Moderne 16 2.3. Die Entwicklung des modernen Comics 22 2.3.1. Zeitungs-Strips und Humor – 1895 bis 1928 22 2.3.1.1. Der Slapstick 22 2.3.1.2. Die frühen Außenseiter 29 2.3.1.3. Der Family-Strip 31 2.3.1.4. Der Girl-Strip 34 2.3.1.5. Weitere erwähnenswerte Comics und Ereignisse dieser Zeit 36 2.3.1.6. Zusammenfassung 38 2.3.2. Die Abenteuergeschichten und das Comic-Heft 39 2.3.2.1. Die Dschungel-Saga 39 2.3.2.2. Die Science Fiction 41 2.3.2.3. Das Comic-Heft 44 2.3.2.4. Die Kriminalgeschichten 46 2.3.2.5. Der Western 47 2.3.2.6. Die Ersten Schritte in Europa 48 2.3.2.7. Die Rittergeschichte 53 Inhaltsverzeichnis Seite 3 SEITE 2.3.2.8. Die Superhelden 56 2.3.2.9. Die Auswirkungen des zweite Weltkrieges 59 2.3.2.10. Der Horror-Comic und die Folgen 60 2.3.2.11. Weitere erwähnenswerte Comics und Ereignisse dieser Zeit 62 2.3.2.12. Zusammenfassung 68 2.3.3. Von den Revolutionen der 60er Jahre bis heute 69 2.3.3.1. Die neue Welle der Superhelden 69 2.3.3.2. Comics für Erwachsene - Asterix und Erotik 72 2.3.3.3. Der Underground 74 2.3.3.4. Die Avantgarde in Frankreich 80 2.3.3.5. Die Avantgarde in Amerika und neue Vertriebsstrukturen 82 2.3.3.6. Die Mangas 87 2.3.3.7. Die Akademische und journalistische Nutzung 90 2.3.3.8. Weitere erwähnenswerte Comics und Ereignisse dieser Zeit 91 2.3.3.9. Zusammenfassung 94 Seite 4 Inhaltsverzeichnis SEITE +++ 3. Ein Bezugsrahmen: die Kunst-Kitsch Theorie 96 3.1. Problemstellung 96 3.2. Unterscheidungsfaktoren zwischen Kunst und Kitsch 98 3.2.1. Geisteshaltung und Funktion: distanzierter Genuss gegenüber distanzloser Stimulans 98 3.2.2. Inhalt: Bildung- und Forschungsauftrag Gegenüber starrem Geisteshorizont 99 3.2.3. Durchführung: konventionslose Wirklichkeitserfahrung gegenüber klischeehaftem Ausdruck 100 3.2.4. Struktur : architektonische Komposition gegenüber Kumulation 101 3.2.5. Verbreitung: Elitärer Gegenstand gegenüber Massenware 101 3.2.6. Zusammenfassung 102 +++ 4. Die Evolution des Begriffes vom Comic und seiner Wertschätzung 103 4.1. Die Reputation des Comics als triviale literarische Gattung bis Ende der 60er 103 Inhaltsverzeichnis Seite 5 SEITE 4.1.1. Die Klassifikation als literarische Gattung 103 4.1.2. Überlegungen zu den Ursachen für diese Klassifizierung 105 4.1.3. Dr . Werthams Schule 108 4.1.4. Werthams Einfluss 112 4.1.5. Relativierung 116 4.1.6. Überprüfung und Herleitung der dargelegten Reputation 119 4.1.6.1. Comics als Konsumgut für Kinder 119 4.1.6.2. Die Funktion der Comics und die entsprechende Arbeitssituation 121 4.1.6.3. Untersuchung der Inhalte auf künstlerische oder kitschige Qualität 125 4.1.6.3.1. Originalität und Klischeehaftigkeit 125 4.1.6.3.2. Die Geisteshaltung beim Comic-Konsum 132 4.1.6.3.3. Das kompositorische Moment am Beispiel von Superman 134 4.1.6.3.4. Ergebnisse 138 Seite 6 Inhaltsverzeichnis SEITE 4.2. Die Neuorientierung bezüglich des Comics 139 4.2.1. Die Bildende Kunst entdeckt den Comic 139 4.2.2. Die Wissenschaft entdeckt den Comic neu 142 4.2.3. Eine neue Klassifikation 148 4.2.4. Kunstgeschichtliche Begründung für das Umdenken 150 4.2.5. Zur aktuellen Definition 154 4.3. Zusammenfassung 158 +++ 5. Resümee 160 Glossar 164 Abbildungsverzeichnis 169 Literaturverzeichnis 172 Primärquellen 172 Sekundärquellen 175 Internetquellen 185 Lebenslauf 188 Seite 7 «Wenn ein Kritiker einen Film niedermachen will, muss er nur schreiben, er habe den Plot eines Comic-Strips» Charles M. Schulz «Hitler was a beginner compared to the comic book industry.» dr . Fredric Wertham «Oh, der argentinische Comic ist ein weites Feld!» Comic-Experte Reinhold Reitberger bei einem Gespräch am 9. Juli 2007, das Vorhaben belächelnd, einen Überblick über die Geschich- te des Comics zu verfassen. Seite 8 Abb. 3 +++ 1. Einleitung Die Definition eines Schweizer Konversationslexikons von 1953 beschreibt den Comic wie folgt: «Comics = amerikanische Bezeichnung einer weitverbreiteten Buch- und Maga- zinliteratur für die Jugend. Drastisch gezeichnet, auf Situationsspannung berech- nete Bildergeschichte, in denen das Wort zu rudimentärem Begleittext degradiert ist. Nur anfänglich humorvoll (Name), dann auch belehrenden Inhalts, aber meist Kriminal- oder Abenteuergeschichten» (Zitiert nach Glietenberg,1956, S. 27). In Duden – Das Fremdwörterbuch von 1960 heißt es: «Comics: Kurzw. für: Comic strips. […]: urspr. die von wenig Text begleiteten Bildreihen karikaturistischer Art, die in Fortsetzungen in den amerikan. Zeitun- gen erschienen, dann selbstständige primitive Bildserien meist abenteuerlichen Inhalts.»1 +++++++++++++++++++++++++ 1 Originaler Wortlaut laut freundlicher Auskunft des Verlages. Einleitung Seite 9 Betrachtet man diese Definitionen vom heutigen Standpunkt aus, sind sie verschiedentlich leicht zu widerlegen, beziehungsweise als ungenau zu kenn- zeichnen. Beispielsweise ist Text keine konstitutive Komponente zur Klassi- fikation des Comics. Die einzelnen Bilder reichen als Bedeutungsträger aus, um den Inhalt zu vermitteln, wie der folgende Comicstrip belegt: Abb. 4 – Für Comics ohne Text hat sich die Bezeichnung «Phantomime-Strip» eingebürgert. Des Weiteren sind generelle Vorwürfe der «Primitivität» oder der «Berech- nung auf Situationsspannung» zurückzuweisen, bedenkt man zum Beispiel ein Werk wie KEIJI NAKAZAWAS Barfuß durch Hiroshima, das eine historisch-au- tobiographische Aufarbeitung der Geschehnisse in Hiroshima vor und nach dem Abwurf der Atombombe 1945 darstellt. Auch eine generelle Aussage über den Zeichenstil ist nicht zu treffen, angesichts der schier unbegrenzten Vielfalt von Stilen, die die heutige Comic-Landschaft prägen. Dies sollen einige unsystematisch zusammengestellte Beispiele illustrieren: Seite 10 Einleitung Abb. 5 Abb. 6 Abb. 7 Einleitung Seite 11 Abb.8 Abb. 9 Seite 12 Einleitung Wie kommt es also zu derartigen Definitionen, zumal in anerkannten Stan- dardwerken wie dem Duden? Die Antwort liegt in der Zeit ihrer Entstehung: Die Begrifflichkeit des Phänomens «Comic» hat sich, wie seine Reputation und das Spektrum der Inhalte, einer Evolution unterzogen. Es erscheint da- bei logisch, dass alle drei in einer Wechselbeziehung zueinander stehen. Genannte Entwicklungen und Zusammenhänge darzustellen, ist Aufgabe der vorliegenden Arbeit. Interessant ist diese Wertungsgeschichte in Hinblick auf den heutigen ge- sellschaftlichen Anklang, den der Comic erfährt. Dieser ist höchst different: Zum einen gibt es Comic-Kongresse, Comic-Museen und in Belgien ist es gar möglich, den Comic als Studiengang zu belegen. Originalzeichnungen erzielen horrende Sammlerpreise und einzelne Werke erfahren höchste Aner- kennung von Seiten des Bildungsbürgertums: ART SPIEGELMANNS Maus wurde 1992 mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet. Auf der anderen Seite ist außerhalb speziell interessierter Kreise von einer sehr abwertenden Meinung gegenüber dem Comic zu sprechen. Das Metier wird in der breiten Öffentlichkeit «normalerweise als Kinderei belächelt»2 (einen satirischen Kommentar dazu gibt MATHIAS EMDE, siehe Abb. 3). Die Motivation, die Geschichte des Comics und die Geschichte seiner Re- putation zu beleuchten, liegt also in der Frage, wie es zu der heutigen Situa- tion kam. In Kapitel Zwei soll zunächst ein historischer Abriss von der Entstehungs- geschichte des Comics bis heute geliefert werden. Für einen möglichen spä- teren Bezug hinsichtlich seiner Aufarbeitung in der Forschung wird dabei neben einschneidenden Ereignissen für den Markt speziell auf die stoffliche Entfaltung eingegangen. Um das auszuführende Image des Comics in ein Verhältnis mit dem zeit- lich entsprechenden, inhaltlichen Spektrum zu stellen, ist neben der Aus- +++++++++++++++++++++++++ 2 Artikel: Denken funktioniert ikonisch - ART SPIEGELMAN im STANDARD-Interview. In: Der Standard. URL: http://derstandard.at/?id=1428438 (Abgerufen 16. Juli 2007). Einleitung Seite 13 breitung des selbigen aber auch ein wertender Kommentar nötig. Hierfür bedarf es eines Instrumentariums, das in Kapitel Drei festgelegt werden soll. Es werden die wichtigsten Punkte zusammengefasst, die die moderne Kunst- Kitsch Theorie zur Bestimmung von künstlerischer oder kitschiger Klassifika- tion vorgibt. Zur Anwendung kommen diese in Kapitel Vier. Dort soll die Geschichte der Diskussion um den Comic dargestellt werden, bezüglich seiner Klassifikation und seiner qualitativen Bewertung. Daraufhin wird anhand der Kunst-Kitsch Theorie der Zusammenhang zwischen der Kritik an der Erzählform als sol- cher und dem zeitlich entsprechenden Spektrum von Inhalten untersucht. Der Grund, warum in dieser germanistischen Arbeit dabei fast ausschließ- lich ausländische Werke behandelt werden, ist die realistische Betrachtung des Marktes. Comics werden in Deutschland seit über sechzig Jahren millionenfach konsumiert, jedoch ist der Anteil inländischer Erzeugnisse bis auf wenige Ausnahmen bedeutungslos, die «Gestalt des Comic-Import-Wesens» ist dage- gen «bis in die Gegenwart von konstitutiver Bedeutung» (DOLLE-WEINKAUFF, S. 15)3. Sie sind eine amerikanische Schöpfung, die