2 GEBURTSTAGE Aus Der Sommerpause Kehrt Das
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Z GEBURTSTAGE Aus der Sommerpause kehrt das Zeughauskino mit einer Filmreihe und einem Sonderprogramm zurück, die anlässlich zweier 70. Geburtstage ganz unterschiedliche Stars vorstellen. Die eine das erste Kind eines Schauspie- lerpaares und schon in frühen Jahren ein Weltstar, der andere Sohn eines Mathematik- und Geschichtslehrers und bis zu seinem Lebensende relativ erfolglos in der Heimat. Die eine bemüht sich fortan, die populären Kli- scheebilder, mit denen sie als private Person immer wieder verwechselt wird, abzulegen und sich im Ausland als Darstellerin diffizilerer Figuren zu profilieren. Der andere wird im Ausland erst zu einem Star, einem Protest- sänger und Schauspieler, dessen politisches Engagement ihm den Spitzna- men »Roter Elvis« einträgt. Romy Schneider und Dean Reed wären im Sep- tember 70 Jahre alt geworden. Der Spielplan des Zeughauskinos bietet die Möglichkeit, zwei Filmstars des Jahrgangs 1938 (wieder) zu entdecken. Gleich Anfang September präsentiert das Zeughauskino zum 40. Jahrestag der Ausbruchsbewegungen von 1968 eine Filmreihe, die sich auf Ereignisse, Ideen und Debatten konzentriert, wie sie für das West-Berlin Ende der 1960er und Anfang der 1970er Jahre kennzeichnend waren. Im Mittelpunkt der Reihe 1968 IN BERLIN stehen frühe Arbeiten der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin (dffb) sowie die Filme der von ihr relegierten Regis- seure. Begleitend zur Ausstellung IM NAMEN DER FREIHEIT, die am 19. September im Deutschen Historischen Museum eröffnet wird, haben wir die Filmreihe GRUNDRECHTE zusammengestellt. Sie stellt jedem der 19 Grund- rechte eine westdeutsche Filmproduktion an die Seite, deren Thema oder Konflikt ein im Grundgesetz festgelegtes elementares Recht des Menschen verhandelt. Wir freuen uns über Ihr Kommen und wünschen allen Besuchern unterhalt- same wie auch lehrreiche Filmvorstellungen. Ihr Zeughauskino 2 1968 IN BERLIN Vieles, wofür die Chiffre 1968 steht, hatte in (West-) Berlin einen konkreten historischen Ort. Das gilt für die politischen Ereignisse – den Besuch des Schahs im Juni 1967 und die Auseinandersetzungen mit dem Springer-Kon- zern – ebenso wie für die Debatten über veränderte Lebensformen und die Bemühungen um eine Solidarisierung der Arbeiter und Studierenden. Das gilt aber auch für die filmpolitische Arbeit selbst. Nur ein Jahr nach ihrer Gründung 1966 befindet sich zum Beispiel die Deutsche Film- und Fernseh- akademie Berlin (dffb) im Innern eines Wirbelsturms der Revolte. Die Stu- dentinnen und Studenten des ersten Jahrgangs haben ihre nun Dziga-Ver- tov-Akademie genannte Ausbildungsstätte besetzt. Sie fordern unter ande- rem eine neue, politische Filmkunst. 18 Studierende werden daraufhin rele- giert. Doch viele von ihnen setzen ihre Arbeit an politischen Filmen und Fil- men über Fabrikarbeit und Arbeiterschaft fort. Die Reihe 1968 IN BERLIN stellt die Arbeiten dieser in Berlin revoltierenden Filmemacher vor. Mit freundlicher Unterstützung des Basis-Film Verleih und der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin (dffb) ROMY SCHNEIDER Am 23. September 1938 als Rosemarie Magdalena Albach in Wien geboren, wäre Romy Schneider in diesem Jahr 70 Jahre alt geworden. Das Zeughaus- kino nimmt diesen Jahrestag zum Anlass, einem außergewöhnlichen Film- star der 1950er bis 1970er Jahre eine internationale Filmreihe zu widmen. Das Programm stellt 14 Filme vor, die neben den in Österreich produzierten Sissi-Filmen vor allem in Frankreich und Italien hergestellt worden sind. Damit orientiert sich die Filmreihe ROMY SCHNEIDER an der Arbeit einer Schauspielerin, die nach frühen Publikumserfolgen rasch auf das Bild einer Märchenprinzessin festgelegt war und fortan im Ausland nach schauspiel- 3 erischer Profilierung und Eigenständigkeit suchte. Ohne je eine Schauspiel- schule besucht zu haben, gelang es Romy Schneider, sich zunehmend diffi- zilere Figuren zu erarbeiten. Ihr Schauspielstil blieb dabei stets einem Thea- ter der psychologischen Authentizität verhaftet. Vermutlich aus diesem Grund vermochte das Kino der Jungen, die Nouvelle Vague und der Neue Deutsche Film, mit ihr als Schauspielerin nichts anzufangen, wie umgekehrt Romy Schneider ihrerseits auch keinen Zugang zu den Filmen der jungen Regisseure fand. Luchino Visconti, Orson Welles und vor allem Claude Sau- tet gehörten zu den von Romy Schneider bevorzugten Regisseuren. Die Fil- me, die sie mit ihnen realisierte, haben eine Wiederentdeckung und Neuein- schätzung verdient. GRUNDRECHTE Am 19. September eröffnet das Deutsche Historische Museum unter dem Titel IM NAMEN DER FREIHEIT eine Ausstellung, die sich mit zentralen Etappen der deutschen Verfassungsgeschichte auseinandersetzt, der 1849 verkündeten Verfassung des Deutschen Reiches, der Weimarer Reichsver- fassung (1919), den Verfassungen der beiden deutschen Staaten (jeweils 1949) und einer immer stärker werdenden ostdeutschen Bürgerbewegung, die schließlich auf einer Massendemonstration auf dem Berliner Alexander- platz die auch in der DDR-Verfassung garantierten Freiheitsrechte einfor- dert (4.11.1989). Das Zeughauskino begleitet diese Ausstellung mit einer Filmreihe zum Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland. Sie konzen- triert sich auf die ersten 19 Artikel, die sogenannten Grundrechte, welche die Rechte eines jeden Menschen bzw. eines jeden Staatsbürgers gegen- über den Trägern der Hoheitsgewalt benennen. Den 19 Grundrechten stellt die Filmreihe jeweils einen westdeutschen Spiel- oder Dokumentarfilm an die Seite. Die ausgewählten Filme sollen dabei den Verfassungstext weniger illustrieren und veranschaulichen. Vielmehr erzählen die Filme von den Schwierigkeiten und Konflikten, die sich mit den Grundrechten im Zusammenleben der Deutschen ergeben haben und die sie möglicherweise weiterhin begleiten werden. KUNST DES DOKUMENTS – BAUEN UND WOHNEN Wenngleich es schwer fällt, dem Thema »Bauen und Wohnen« eine Gruppe zentraler, wegweisender Dokumentarfilme zuzuweisen, liegt es doch auf der Hand, dass die Visualisierung architektonischer und städtebaulicher Konzepte ein wichtiges Thema der Dokumentarfilmgeschichte ist und ganz unterschiedliche Erzähl- und Gestaltungsformen provoziert hat. Im Deutschland der 1920er und frühen 1930er Jahre entstanden zum Beispiel eine Reihe von Arbeiten, die sich den Prinzipien des »Neuen Bauens« ver- pflichtet fühlten. Die Filme kritisieren entweder die schlechten Wohnver- hältnisse in den Berliner Mietskasernen aus der Gründerzeit oder sie bewer- ben explizit diejenigen Bau- und Wohnprojekte, die den Ideen des Funktio- nalismus und Rationalismus folgen und der lebensreformerischen Forde- rung nach »Licht, Luft und Sonne« huldigen. Diese beiden Strömungen eines gesellschaftskritischen und visionären Dokumentarfilms prägen die Filmgeschichte insgesamt. KUNST DES DOKUMENTS – BAUEN UND WOH- NEN präsentiert 23 dokumentarische Arbeiten rund um das Thema »Archi- tektur, Stadtplanung, Bauen und Wohnen«. 4 1968 IN BERLIN Vieles, wofür die Chiffre 1968 steht, hatte in (West-) Berlin einen konkreten historischen Ort. Das gilt für die politischen Ereignisse – den Besuch des Schahs im Juni 1967 und die Auseinandersetzungen mit dem Springer-Konzern – ebenso wie für die Debatten über ver- änderte Lebensformen und die Bemühungen um eine Solidarisie- rung der Arbeiter und Studierenden. Das gilt aber auch für die film- politische Arbeit selbst. Nur ein Jahr nach ihrer Gründung 1966 befindet sich zum Beispiel die Deutsche Film- und Fernsehakademie Berlin (dffb) im Innern eines Wirbelsturms der Revolte. Die Studen- tinnen und Studenten des ersten Jahrgangs haben ihre nun Dziga- Vertov-Akademie genannte Ausbildungsstätte besetzt. Sie fordern unter anderem eine neue, politische Filmkunst. 18 Studierende wer- den daraufhin relegiert. Doch viele von ihnen setzen ihre Arbeit an politischen Filmen und Filmen über Fabrikarbeit und Arbeiterschaft fort. Die Reihe 1968 IN BERLIN stellt die Arbeiten dieser in Berlin revoltierenden Filmemacher vor. Mit freundlicher Unterstützung des Basis-Film Verleih und der Deut- schen Film- und Fernsehakademie Berlin (dffb) Wer braucht wen? 1968 IN BERLIN 1968 IN BERLIN Die Worte des Vorsitzenden BRD 1967, R: Harun Farocki (Assistenz: Helke Sander), K: Holger Meins, D: Ursula Lefkes, Christiane Schily, 3' Berlin, 2. Juni 1967 BRD 1967, R: Thomas Giefer, Hans-Rüdiger Minow, 50' Terror auch im Westen BRD 1968, R: Thomas Giefer, 30' Der Besuch des Schahs, der sich am 2. Juni 1967 in Berlin aufhält, stellt eine besondere Herausforderung für die im Umfeld des Sozialistischen Deut- schen Studentenbundes (SDS) politisierten Studenten der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin (dffb) dar: Farockis Die Worte des Vorsitzen- den denkt auf spielerische Weise über den Zusammenhang zwischen mao- istischer Theorie und Praxis nach. Eine Person blättert ziellos in der Mao- Bibel, faltet einen Papierflieger und wirft ihn dem Schah und seiner Gattin in die Suppe. Es wirken mit: Holger Meins, Harun Farocki und Helke Sander. Damit ist Die Worte des Vorsitzenden das rare Dokument einer fragilen Zusammenarbeit, die für kurze Zeit im Umfeld des Sozialistischen Deut- schen Studentenbundes möglich war. Thomas Giefer und Hans-Rüdiger Minow filmen in Berlin, 2. Juni 1967 die Aktionen und Geschehnisse eines Tages, der mit dem Tod Benno Ohnesorgs endet. Berlin, 2. Juni 1967 dokumentiert vor allem die Kundgebungen der Studenten und das Verhalten der Polizei. Er ist ein frühes Beispiel des 16mm-Filmaktivismus. In Fragen der filmischen Agitation geht Terror auch im Westen, der sich mit dem Vorwurf des medialen »Terrorismus« auseinandersetzt,