Die Schubertiade - Ein Festival Der Besonderen Art
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Die Schubertiade - ein Festival der besonderen Art Gründung, Geschichte und Entwicklung Ein Festival für Franz Schubert. Ihm den gebührenden Platz neben Mozart und Beethoven einzuräumen, war die Idee der ersten Schubertiade, die 1976 von Hermann Prey in Hohenems gegründet wurde. Schnell entwickelte sich das unscheinbare Städtchen zu einem der renommiertesten Festspielorte und wurde zum alljährlichen Treffpunkt für ein internationales Publikum, welches das außergewöhnliche Kulturerlebnis sucht: die Begegnung mit hervorragenden Künstlern in einem überschaubaren Rahmen. Und das anstelle eines beliebig austauschbaren Allerwelts-Festivalprogrammes klare Definitionen vorfindet: das kompromißlose Bekenntnis zu Franz Schubert. Heute ist die Schubertiade mit jährlich um die 90 Veranstaltungen und knapp 45.000 Besuchern das bedeutendste und renommierteste Schubert-Festival weltweit. Nirgendwo sonst steht innerhalb kürzester Zeit eine derart große Anzahl von Liederabenden mit den besten Sängern der Welt auf dem Programm. Kammerkonzerte und Klavierabende auf höchstem Niveau bilden einen weiteren Schwerpunkt. Ergänzt wird das Programm durch einzelne Orchesterkonzerte, Lesungen und Meisterkurse. Fernab des sonst üblichen Festspielrummels gehört es aber zum Stil der Schubertiade, den intimen Charakter zu wahren und die Energie auf das zu konzentrieren, worauf es ankommt, nämlich musikalische Darbietungen in höchster Qualität zu bieten. Und so kommt die Liste derer, die bei der Schubertiade auftreten, einem „Who-is-Who“ der Lied- und Kammermusik-szene gleich. Daneben fördert die Schubertiade aber auch junge Talente, die am Beginn ihrer Karriere stehen, und bietet dem Publikum somit die Möglichkeit, neue Entdeckungen zu machen. Die Schauplätze Das Entdecken neuer Schauplätze zählt mit zur Tradition der Schubertiade. Seit der Gründung 1976 in Hohenems hat die Schubertiade bereits an zahlreichen Orten gewirkt und kann auf eine im wahrsten Sinne des Wortes „bewegte Geschichte“ zurückblicken. Als der Palast im Gründungsort Hohenems 1991 für eine Landesausstellung renoviert wurde und der Schubertiade für eine Saison nur mehr in sehr eingeschränkter Form zur Verfügung stehen sollte, wanderte das Festival zur Gänze ins benachbarte Feldkirch ab. Dort war bereits in den Jahren zuvor (erstmals 1985) immer wieder ein wesentlicher Teil des Programms durchgeführt worden. Von 1994 bis 2000 wurden neben den Konzerten in Feldkirch auch sogenannte „Landpartien“ durchgeführt. Diese führten das Publikum an landschaftlich äußerst reizvolle Plätze wie in die Propstei St. Gerold im Großen Walsertal, auf das im romantischen Argental gelegene Schloß Achberg nördlich von Lindau und nach Lindau selbst (1997-1999). Schwarzenberg im Bregenzerwald war ebenfalls seit 1994 jährlicher Veranstaltungsort einer „Landpartie“ und hat sich seit dem Umbau des Angelika-Kauffmann-Saales im Jahre 2001 als fixer Schubertiade- Schauplatz etabliert. Angelika-Kauffmann-Saal Der in schlichter Holzbauweise errichtete Saal besticht durch seine einzigartige Akustik, die von Künstlern und Publikum mit großer Begeisterung aufgenommen wurde. Und auch die Presse zeigte sich beeindruckt. In der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ wurde der Angelika-Kauffmann-Saal nun gemeinsam mit dem Mozart-Saal des Wiener Konzerthauses und dem Salzburger Mozarteum zu den drei besten Kammermusiksälen Österreichs gezählt, die Berliner Tageszeitung „Die Welt“ verglich ihn mit der Londoner Wigmore Hall, und die „Neue Zürcher Zeitung“ bezeichnete die Akustik des Angelika- Kauffmann-Saales als „schlechthin ideal“. Markus-Sittikus-Saal Nach einer Pause von 15 Jahren veranstaltet die Schubertiade seit Herbst 2005 zusätzlich zu den gewohnten Terminen in Schwarzenberg wieder Konzerte in Hohenems, ihrem Ursprungsort. Schauplatz ist der am Schloßplatz gelegene und unter Denkmalschutz stehende Markus-Sittikus-Saal. Das 1913 nach Plänen des Architekten Hanns Kornberger errichtete Gebäude diente über neun Jahrzehnte als Turnhalle wie auch als Veranstaltungssaal. 2005 wurde der Mehrzwecksaal von der Schubertiade langfristig angemietet, grundlegend renoviert und für einen Konzertbetrieb mit optimaler Raumakustik optimiert. Auch die Außenrenovierung des Markus-Sittikus-Saales sowie die Umgestaltung des Vorplatzes konnten mittlerweile fertiggestellt werden. Die neue Parkanlage neben und hinter dem Saal bietet die Möglichkeit für Pausenspaziergänge. Der Saal, der 300 Personen Platz bietet, hat seither bereits 70 Konzerte erlebt, die von Klassik-Freunden aus aller Welt besucht wurden. Aber auch die Künstler zeigen sich beeindruckt, so etwa Heinrich Schiff, der sich im Programmbuch der von ihm geleiteten Musiktage Mondsee wie folgt äußerte „… wie die Musikwelt in Staunen geriet, als kürzlich in Hohenems eine Traumadresse für Kammermusik und für Sänger geschaffen wurde“. Der Konzertsaal trägt den Namen „Markus-Sittikus-Saal“ zur Erinnerung an einen der prominentesten Hohenemser. Graf Markus Sittikus von Hohenems hat als Fürsterzbischof das Stadtbild von Salzburg mit dem Bau des Domes und von Schloß Hellbrunn wesentlich geprägt und mit einer einzigartigen musikhistorischen Tat, den ersten Opernaufführungen außerhalb Italiens, die große Operntradition Salzburgs begründet. Vom Vorplatz des Markus-Sittikus-Saales aus können die Konzertbesucher einen beein-druckenden Blick auf den als Naturkulisse steil aufragenden Schloßberg werfen. Dort oben stehen die Reste der einst mächtigen Burg Altems, wo Markus Sittikus 1574 geboren wurde. Anläßlich der Saal-Eröffnung war in der „Neuen Zürcher Zeitung“ zu lesen: „Nobilitiert wurde der Saal übrigens nicht nur durch seinen neuen Verwendungszweck, sondern auch durch seine Neubenennung als Markus-Sittikus- Saal. Damit wird an den aus Hohenems stammenden großen Salzburger Fürsterzbischof erinnert. Er war der Bruder jenes Hohenemser Grafen, der den Juden sein Territorium geöffnet und damit die jüdische Tradition des Ortes begründet hat. Neben dem Palast, der Ruine der Burg Altems, der Synagoge und dem Jüdischen Museum hat Hohenems mit dem Markus-Sittikus-Saal jetzt ein weiteres Denkmal seiner eindrücklichen Geschichte erhalten.“ Chronik 1972 Im Juni wird die „Mozartgemeinde Vorarlberg“ durch Gerd Nachbauer mit der Absicht gegründet, in Hohenems einen jährlichen Konzertzyklus mit Werken von Mozart im Mittelpunkt durchzuführen. Als Schauplätze sind der noch nicht beheizbare Rittersaal und der in Renovierung befindliche Hof des Palastes Hohenems, sowie die Pfarrkirche St. Karl vor- gesehen. Der Beginn der ersten Konzertreihe muß aus finanziellen Erwägungen auf den Herbst 1973 verschoben werden. (Ursprünglich war im Herbst 1972 als erstes Konzert ein Liederabend mit Peter Schreier – mit einer Mozart-Kantate und Schuberts Liederzyklus „Die schöne Müllerin“ – geplant.) Neben vielen anderen Künstlern wird auch Hermann Prey zur Mitwirkung in den kommenden Jahren eingeladen. 1973 Am 19. September findet im Rittersaal das erste Konzert der Mozart- gemeinde als Festkonzert zum 400. Geburtstag von Graf Kaspar von Hohenems mit Vokalensembles von Mozart statt. 1974 In der Planungsphase eines für den Juni 1975 vorgesehenen Lieder- abends schreibt Hermann Preys Sekretär Christian Lange im Mai an Gerd Nachbauer, daß dieses Konzert der Test sein könnte für ein größeres Projekt, das eng mit den Namen Prey und Schubert verbunden ist. Mit dem vierten und letzten Konzert der ersten Saison der Mozart- gemeinde Vorarlberg wird der 400. Geburtstag von Fürsterzbischof Markus Sittikus von Hohenems gefeiert. Christian Lange kommt im Juli nach Hohenems, um die möglichen Schauplätze zu fotografieren und mit Gerd Nachbauer einen Programm-vorschlag für eine erste Schubertiade im Mai 1976 zu erstellen. Hermann Prey akzeptiert den Palast Hohenems als Veranstaltungsort aufgrund der Fotos und ebenso den ihm vorgelegten Programmvorschlag. 1976 und 1977 werden als Einführungsjahre mit populären Schubert-Programmen geplant. Ab 1978 soll dann nach Preys Wunsch innerhalb eines Zeit-raumes von 12 Jahren das Gesamtwerk von Schubert in chronologischer Reihenfolge aufgeführt werden. Von Bund, Land und Gemeinde können bis zum Herbst Zusagen zur Subventionierung erreicht werden. Im November singt Hermann Prey in Bregenz Schuberts „Winterreise“. Am Tag zuvor kann er erstmals den Palast in Hohenems besichtigen und bei einer Pressekonferenz wird mit seiner Beteiligung das Schubertiade-Projekt der Öffentlichkeit vorgestellt. 1975 Im Jänner wird die „Schubertiade Hohenems Ges.m.b.H.“ gegründet. (Gesellschafter und Geschäftsführer: Christian Lange und Gerd Nach- bauer) Im März erscheint der Prospekt der Schubertiade Hohenems 1976 (8. bis 16. Mai). 1976 Der Rittersaal im Palast Hohenems wird renoviert und erhält eine Bodenheizung. Am Vorabend des ersten Schubertiade-Konzertes wird am Geburtshaus von Salomon Sulzer durch Hermann Prey eine Gedenktafel enthüllt. Die erste Schubertiade beginnt am 8. Mai mit einem Liederabend von Hermann Prey, am Klavier ist Leonard Hokanson. 1977 Christian Lange scheidet am 1. Jänner als Geschäftsführer der Schuber-tiade aus. Im Laufe des Frühjahrs wird im Palast eine mobile Hofüberdachung errichtet. Hermann Prey sagt über mehrere Monate alle Verpflichtungen ab. Auch seine Mitwirkung bei der Schubertiade ist bis zuletzt fraglich. Die Wiener Philharmoniker eröffnen unter der Leitung von Karl Böhm am 19. Juni die zweite Schubertiade. Gemeinsam mit den Wiener Philharmonikern veranstaltet die Schuber-tiade eine Ausstellung über Joseph Sulzer, einen Sohn von Salomon Sulzer und langjährigen Cellisten der Philharmoniker. Dies ist