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Naturlyrik - Epochen im Überblick

Empfindsamkeit und Klassik (1786-1805 -Tod Schillers- / Romantik (1798-1835) (1740-1785) 1832 -Tod Goethes-) Allgemein Allgemein Allgemein Auch: Geniezeit Weimarer Klassik: hauptsächlich von Goethe und Betonung des Irrationalen, der Fantasie, des Erweiterung des die Vernunft (Ratio) betonenden Schiller geprägt Gefühls und der Schöpfungskraft des Dichters (s. Menschenbilds der Aufklärung, Hinwendung zum Gilt als Hochphase der deutschen Literatur SuD) Gefühl Rückbezug auf das Humanitätsideal und die Z.T. metaphysisches, quasi religiöses Anliegen der Erhöhung des Dichters zum Schöpfer / Genie Kunstauffassung der Antike Dichtung, Dichter als Seher und Künder Literatur soll zur Bildung beitragen: ganzheitliches Streben nach der Aufhebung von Gegensätzen in Menschenbild, das das rationale Bewusstsein eines der Dichtung (zwischen Endlichem und eigenverantwortlich handelnden Menschen Unendlichem, Besonderem und Allgemeinem ...) (Aufklärung) und Innerlichkeit und Gemütstiefe Romantische Ironie: Skepsis, ob die völlige (Sturm und Drang) miteinschließt Harmonie erreicht werden kann Rückwendung zum Mittelalter Blaue Blume: Symbol der Sehnsucht (nach Selbsterkenntnis durch Naturerkenntnis, erlösender Liebe, dem Unendlichen) Naturauffassung Naturauffassung Naturauffassung Natur nicht nur als Objekt wissenschaftlicher Naturerkenntnis ist Selbsterkenntnis Die Natur spricht: Natur als Zeichensystem, das der Betrachtung (Aufklärung), Natur als beseelt Abgrenzung gegen die in den Naturwissenschaften Dichter entziffert; Sprachmagie: erlösende und Subjektiv bestimmte Naturerfahrung zunehmende Abstrahierung von der schöpferische Kraft des dichterischen Wortes Mensch als Teil der Natur sinnlichen Erfahrung einzelner Objekt und Subjekt, Natur und Innerlichkeit des Naturbegeisterung Naturphänomene; Annahme einer innigen Menschen sind wesensverwandt Bevorzugung der wilden Natur vor der kultivierten Verbindung zwischen Einzelerscheinungen und Sehnsucht nach Harmonie zwischen Mensch und Natur allgemeinen Gesetzmäßigkeiten, Mensch und Natur Natur, Makrokosmos und Mikrokosmos V.a. Goethe: Pantheismus: Gott ist in der Natur bzw. Eskapismus: Flucht aus der als zweckrational und Spinoza: Gott und die Natur sind eins (Immanenz zerrissen empfundenen Gesellschaft in die statt Transzendenz) Einsamkeit der Natur; Motiv des Wanderns Natur ist nicht nur Objekt (natura naturata), sondern Naturbegeisterung trägt z.T. religiöse Züge auch schöpferisches Subjekt (natura naturans) Auch: dämonische Züge der Natur (z.B. Eichendorff) Formen der Dichtung Formen der Dichtung Formen der Dichtung Erlebnislyrik; Hymnen, Oden Ideen- statt Erlebnislyrik Vorbildlichkeit der Volkspoesie, Lieder Gegen Regelpoetik der Aufklärung Wieder strengere Formen Einfaches, regelmäßiges Vers- und Reimschema Freiere Formen, gefühlsbetonte Sprache: Ellipsen, Antike Formen (Elegie, Distichon ...) Synästhesie Ausrufe, Inversionen Personifizierung der Natur Personifizierung der Natur Personifizierung der Natur, Mutter Natur Musikalität durch Alliterationen, Anaphern ... Dichter und Gedichte Dichter und Gedichte Dichter und Gedichte Friedrich Gottlieb Klopstock: Johann Wolfgang von Goethe: „Der Zürchersee“ (1750), „Das Landleben“ / „Die „Gesang der Geister über den Wassern“ (1789) Clemens von Brentano Frühlingsfeier“(1759), „Die Sommernacht“ (1766) „Die Metamorphose der Pflanzen“ (1798) Joseph von Eichendorff: Johann Wolfgang von Goethe: Friedrich Hölderlin : „Mondnacht“ (1835), Sesenheimer Lyrik: „Maifest“ (1771) „An die Natur“ (1795) „Wünschelrute“ (1835) Lili-Lyrik: „Auf dem See“ (1775) „Hälfte des Lebens“ (1804) „An den Mond“ (1777) Das 19. Jahrhundert Zeitalter der Industrialisierung und Urbanisierung, Forschungsreisen / naturwissenschaftlicher Fortschritt, Evolutionstheorie Charles Darwins, Religionskritische Schriften Ludwig Feuerbachs: Gott und Jenseits sind Produkte der Einbildungskraft, Infragestellung metaphysischer Gewissheiten (Gott, Seele ...) durch den Philosophen Friedrich Nietzsche > Infragestellung traditioneller Werte, Verunsicherung, Skeptizismus; Die Natur wird immer weniger als beseelt gesehen und verliert zunehmend die religiöse Dimension, Naturbilder der Vergänglichkeit und des Todes treten in den Vordergrund Biedermeier und Vormärz (1815-1848) Realismus (1840-1900) Naturalismus (1880-1900) Allgemein Allgemein Allgemein Politisch: Zeitalter der Restauration (Wiener Kongress Sachliche Darstellung der gesellschaftlichen Literarische Erschließung der gesellschaftlichen 1815) Verhältnisse, aber nicht durch Nachahmung der Wirklichkeit Konflikt: Streben des wirtschaftlich erstarkenden realen gesellschaftlichen Verhältnisse, sondern durch Literatur nach dem Vorbild der Wissenschaften: Bürgertums nach Beteiligung an der Macht eine glaubwürdige, überzeugende Fiktion Kunst ist Nachahmung (Mimesis) der Natur, welche Forderung nach verfassungsmäßiger Garantie der aber (z.B. bedingt durch die Subjektivität des bürgerlichen Freiheiten und staatlicher Einheit Darstellung des Arbeiterlebens Künstlers) nur begrenzt möglich ist. Drei literaturgeschichtliche Hauptrichtungen: Arno Holz’ Gleichung: Kunst = Natur - x 1. Apolitische, an die Spätromantik anknüpfende und ins Biedermeier mündende Lyrik Lyrik: führte eher ein Schattendasein, da die Ablehnung vergangener Epochen wie der Klassik und 2. politische Lyrik vom Jungen Deutschland bis Erzählung und der Roman geeigneter erschienen, die der Romantik, Anspruch der Modernität zum Vormärz gesellschaftlichen Verhältnisse darzustellen, als die 3. : kritisch sowohl gegenüber auf Innerlichkeit und subjektives Erleben abzielende den (angesichts der gesellschaftlichen Lyrik Verhältnisse) „grüne[n] Lügen“ des Biedermeier als auch gegenüber der (politisch engagierten) „Tendenzpoesie“ Naturauffassung Naturauffassung Naturauffassung Ad1.: Eskapismus: Flucht vor der geschichtlichen, Eskapistische Tendenzen: Naturerlebnis als einsame, Verknüpfen der Natur- mit der Großstadtlyrik: Natur gesellschaftlichen Wirklichkeit in die Natur; gesellschaftsferne Erfahrung aus der Perspektive des Großstadtbewohners Beschränkung auf die private Sphäre Auch: Sinnliches Erfreuen an der Natur Ad 2: Verlangen nach Liberalisierung der Aufwertung des Diesseits, nachdem religiöse reaktionären Verhältnisse in Deutschland als Vorstellungen fragwürdig wurden (z.B. bei Keller) Analogie zu Erneuerungsprozessen in der Natur als Medium, in dem sich die Innerlichkeit Natur (Frühling) spiegelt Ad 3: Enthüllung der Rede von der schönen Natur Natur wird von dem Menschen bearbeitet (z.B. als ideologische Verklärung Feldarbeit) Formen der Dichtung Formen der Dichtung Formen der Dichtung Ad 1.: Anknüpfung an verschieden literarische Anknüpfung an Goethe und die Romantiker Traditionelle Formen neben modernen Formen Traditionen, z.B. die Romantik (Arno Holz’ Forderung, Reim, Strophe, Alliteration ... Ad 2.: Frühlingsmetaphorik: politischer Frühling abzuschaffen), Neologismen, Auflösung der Syntax ... Ad 3.: Ironie; ironische Brechung des Naturgefühls Dichter und Gedichte Dichter und Gedichte Dichter und Gedichte Ad 1.: Eduard Mörike: „Im Frühling“ (1828) Arno Holz: „Frühling“ (1885), „Dreizehn Annette v. Droste-Hülshoff:„Die tote Lerche“ (1844) : „Herbst“ (1848 v) verschluchzende Ikten“ (1898/99) Ad 2.: Robert Prutz: „Ver sacrum“ (1844) : „Frühlingslied“ (1841) Ad 3.: Heinrich Heine: „Das Fräulein stand am Meere“ (1844 v)

Moderne Naturlyrik Nachwirken Nietzsches in der Philosophie, Kriege und Drittes Reich in der Realgeschichte: Infragestellung traditioneller Werte, Verunsicherung, Skeptizismus, Ich- Verlust; Sprachkrise: Zweifel an der Hinlänglichkeit der Sprache; empfundene Verbrauchtheit der sprachlichen / dichterischen Mittel, Verlangen nach neuen Ausdrucksmitteln, die der Erfahrung des Sinnverlusts (Gott, Ich) angemessen sind Kritik an der schönen, harmonischen Naturdarstellung der Goethezeit, der Romantik und z.T. des 19. Jahrhunderts, zunehmende Entfremdung des modernen (Groß- stadt-) Menschen von der Natur; Betonung der Gleichgültigkeit der Natur gegenüber dem menschlichen Schicksal; Kultivierte Natur (z.B. Parks) anstelle der wilden Natur; Thematisieren der Naturzerstörung, Nebeneinander unterschiedlicher Strömungen; auch Rückgriffe auf das Naturbild der Romantik und Goethezeit Ästhetizismus, Impressionismus und Expressionismus (1910-1925) Bis ca. 1960 Ca. 1960 bis heute Symbolismus (1883-1923) DIE NATUR- Allgemein Allgemein MAGISCHE SCHULE Allgemein Allgemein Erfahrung der Reizüberflutung und Geprägt durch die Apokalypse des (30er - 50er Jahre) Gesellschaftskritische, Verschiedene Richtungen: Anonymität des Einzelnen in der Ersten Weltkrieges aufklärerische Funktion von Sowohl gesellschaftskritische, Großstadt; Ich-Verlust; Kunst als Kultur- und gegenwartskritisch Natur als Gegenwelt Literatur angesichts von engagierte Literatur als auch die Gegenwelt zur gesellschaftl. Realität Reizüberflutung: Gleichzeitigkeit zur gesellschaftlichen Faschismus, Diktatur und das Private und die Innerlichkeit Kunst hat keine gesellschaftskritische von Verschiedenem Realität , Eskapismus: Vertreibung thematisierende ,Neue Funktion Form z.T. wichtiger als Inhalt Flucht vor der durch Subjektivität’ Form z.T. wichtiger als Inhalt WeltkriegeLiteratur gepräg ten Naturauffassung Naturauffassung Gegenwart in die als Naturauffassung Naturauffassung Entfremdung von der Natur Thematisierung der finsteren Seiten ,heile Welt ’ und zeitlos Kritik an als naiv und Natur als Opfer menschlicher Thematisierung der düsteren Seite der der Natur (z.B. Mond als Motiv des empfundene Natur anachronistisch Eingriffe, Technikkritik: Natur: Vergänglichkeit, Tod Schreckens und Unheils) Neuromantische empfundener Dichtung der Ökolyrik: beklagt Naturzerstörung Natur = die kultivierte, domestizierte, Natur als Spiegelbild eines ver- Strömung: Poetische naturmagischen Schule ,künstliche’ Natur, z.B. Gärten und störten Ich Sprache als Mittel der Zuflucht in heile Gegenwelt Naturbilder zur Selbst- Parks als Zufluchtsorte von der Welterschließung; der Natur als Verbrechen bespiegelung des lyrischen Ich: Massengesellschaft in den Städten Sprachmagie;Zuflucht in Gestörte Beziehung zur Metaphorik Dichter ische Sprache Natur Formen der Dichtung Formen der Dichtung vermag Harmonie Formen der Dichtung Formen der Dichtung Sonett Simultaneität (Darstellung von zwischen Mensch und Gedichte über Naturgedichte Freie Formen ohne Reim Dinggedicht (v.a. Rilke): Poetische, verschiedenen, auch sich Natur wiederherzu - S. Brechts ,Gespräch über Enjambements distanzierte und unpersönliche widersprechenden gleichzeitigen stellen; Gedicht als Bäume’ Ellipsen Darstellung eines Gegenstandes, der Eindrücken) Möglichkeit, Natur Metaphern meist symbolisch erhöht wird Eindrückliche Bildsprache sinnlich zu erfahren Sachliche, nüchterne, Chiffren (Geheimzeichen) Bildbrüche (Katachresen), Sprachzerstörung (Zerstörung der schmucklose Sprache ohne Katachresen (Bildbrüche) Verfremdung, Synästhesie, Syntax, von Worten ...) Formen der Dichtung Reime Synästhesie Kleinschreibung; Chiffren Kleinschreibung; Chiffren Eher traditionelle Enjambements Kleinschreibung Dichter und Gedichte Dichter und Gedichte Formen mit Reimen Dichter und Gedichte Dichter und Gedichte : „Printemps“ (1911) als Ausdruck von Bertold Brecht: „An die Günter Kunert Harmonie Nachgeborenen“ (1938) : „Komm in den totgesagten Park und schau“ (1897) Vertreter Günter Eich Jürgen Becker: „Natur-Gedicht“ Wilhelm Lehmann Durs Grünbein Oskar Loerke Nico Bleutge, Steffen Popp