RUNDBRIEF Forum für Mitglieder und Freunde des Pazifik-Netzwerkes e.V.

Nr. 70/07 Februar 2007

Frauen schützen das Klima – Frauen fordern Klimaschutz

Die Frauen des Pazifik-Netzwerks haben sich anlässlich des Internationalen Frauentages am 8. März an der Aktion der genanet (Leitstelle Geschlechtergerechtigkeit, Umwelt und Nachhaltig- keit) zum Klimaschutz beteiligt. Das Bild, das Netzwerkmitglied Julia Wölfert aus Kiribati zeigt, ist auf der Internetseite der genanet (www.genanet.de/fotoaktion.html) ausgestellt. (Bildbearbei- tung: E. Garbe) Rundbrief Februar 2007 Seite 2

Editorial

Liebe Leserin, lieber Leser, im ersten Rundbrief des neuen Jahres gibt es nicht nur viele Neuigkeiten aus dem Pazifik- Netzwerk und der Pazifik-Infostelle zu berichten. Auch der Rundbrief weißt eine Neuerung auf. Wie versprochen hat sich die Infostelle einige Gedanken über die Neugestaltung der regelmäßig erscheinenden Medien gemacht. Leider ist es aus finanziellen Gründen nicht möglich, den Rundbrief in ein „Hochglanzmagazin“ zu verwandeln. Aber wir sind weiter dabei, der Leserin/dem Leser ein ansprechendes Design und eine verbesserte Übersicht über die Beiträge des Rundbriefs zu geben. Daher beinhaltet der Rundbrief ab dieser Ausgabe ein Inhaltsverzeichnis.

Inhaltlich hat sich am Rundbrief nichts geändert. Die Rubriken wurden beibehalten, variieren in ihrer Erscheinung jedoch gemäß Aktualität und Angebot. Dabei sei nochmals darauf hingewiesen, dass die Redaktion des Rundbriefes zwar stets nach interessanten Beiträgen für den Rundbrief sucht und Autoren kontaktiert, aber es prinzipiell natürlich jedem Leser – insbesondere den Mit- gliedern des Pazifik-Netzwerks – freisteht, Artikel für das Medium einzureichen. Da sich aber der maximale Umfang des Rundbriefes auf 56 Seiten beläuft, muss angemerkt werden, dass nicht im- mer alle Beiträge für die aktuelle Ausgabe berücksichtig werden können (wie geschehen in der No- vemberausgabe).

Das Erscheinungsdatum dieses Rundbriefes wurde auf Anfang März verschoben u.a. auch, weil dar- in der Bericht des Ende Februar stattgefundenen Jahresseminars sowie einige Ergebnisse der Mit- gliederversammlung des Pazifik-Netzwerks aufgenommen werden sollten. Zudem war aufgrund mei- ner Krankheit im Januar und der neuen Arbeitssituation der Infostelle (siehe Neues aus der Info- stelle) die Einhaltung des Termins nicht möglich. Leider musste aufgrund der fehlenden Zeit auch auf eine Endkorrektur verzichtet werden. Ich bitte, dies zu entschuldigen.

In dieser Ausgabe möchte ich mich sowohl beim alten/neuen Vorstand des Vereins als auch insbe- sondere bei den Netzwerkmitgliedern Andreas Holtz und Martin Mühlbauer bedanken, die durch ihre Beiträge den Rundbrief maßgeblich mitgestaltet haben. Hinweisen möchte ich in diesem Rund- brief besonders auf die zahlreichen pazifik-relevanten Termine und in diesem Zusammenhang auch auf die diesbezüglich ständig stattfindende Aktualisierung der Termine auf der Homepage der In- fostelle.

Viel Spaß beim Lesen und eine schöne (Vor-)Osterzeit

Katja Göbel

Rundbrief Februar 2007 Seite 3

Inhalt

Editorial ...... 2 Katja Göbel

Inhalt ...... 3

Berichte aus dem Pazifik Friendly Islands? Unruhen im Königreich Tonga ...... 5 Andreas Holtz

Neues von der Raum-Nickel-Mine in Papua-Neuguinea...... 7 Katja Göbel

Tagungs- und Veranstaltungsberichte Asien und Ozeanien: Ost- und südostasiatische Staaten konkurrieren um Einfluss in den pazifischen Staaten Jahresseminar des Pazifik-Netzwerks in Kassel-Wilhelmshöhe ...... 8 Andreas Holtz

Papua-Neuguinea-Kulturwoche in der City-Station Berlin...... 12 Mark Möller

„Papua (Indonesien) auf der Suche nach Gerechtigkeit“ Bundesweite Vortragsreihe mit Peneas Lokbere und Bruder Rudolf Otto Kambayong im Februar 2007...... 12 Ingrid Schilsky

Die wunderbare Welt der Tätowierung „Ta Moko – Tatauierte Lebenswege der Maori. Fotografien von Arno Gasteiger, Neuseeland“ im Frankfurter Museum der Weltkulturen ...... 14 Igor Eberhard

Fiji-Meeting in München ...... 16 Martin Mühlbauer

Bericht aus anderen Vereinen Painim Wantok – Freunde und Wantoks Papua Neuguineas ...... 17 Michael Schneider

Rezensionen Michael Powles (ed.): Pacific Futures...... 18 Andreas Holtz

John Henderson/Greg Watson (eds.): Securing a Peaceful Pacific ...... 20 Andreas Holtz

Gesellschaftsspiel: Tuvalu: Taktik am Vulkan...... 22 Udo Bartsch Rundbrief Februar 2007 Seite 4

Erklärt! Atomwaffen sind generell völkerrechtswidrig...... 23 Dr. Peter Becker

Feuilleton Mururoa ist nur der Anfang...... 29 Dr. Renate von Gizycki

Berichte aus den Regionalgruppen...... 30

Nachrichten aus dem Verein Veranstaltungen des Pazifik-Netzwerks ...... 31 Marion Struck-Garbe

Von Mitglied zu Mitglied Pazifische Tipps von Monika Berg, Berliner Pazifik-Stammtisch ...... 36

Neues aus der Infostelle...... 37 Katja Göbel

Termine ...... 41

Neuere Literatur Bücher...... 47

Zeitschriften Du772 – Pazifik. Das Meer der Inseln...... 49 Andere Zeitschriften ...... 51

Bücher/ Dossiers/ Blickpunkte/ Audios/ DVDs/Videos Neue Dossiers ...... 51

Neue Bücher in der Pazifik-Infostelle (Präsenzbibliothek) ...... 52

Neue Audios/ DVDs in der Mediothek ...... 52

Internettipps Kostenloses Internetradio aus Pazifikländern...... 53 Martin Mühlbauer

Tipps für den Wochenendausflug Hautzeichen – Körperbilder. Ein Haus zeigt Haut ...... 53 Katja Göbel

Impressum...... 55

Das Foto des Tages ...... 56

Rundbrief Februar 2007 Seite 5

Berichte aus dem Pazifik

Friendly Islands? Unruhen im Königreich Tonga

Bereits in der Vergangenheit haben bis zu 10.000 Tonganer in der Hauptstadt Nuku’alofa ihren Protest gegen die politischen Verhältnisse, Misswirtschaft und Korruption friedlich manifestiert. 2006 sind die Proteste schließlich eskaliert. Im Zuge der Demonstrationen fanden sieben Men- schen den Tod und Teile der Hauptstadt wurden verwüstet. Das politische System Tongas und die tägliche Politik als solche sind ohne seine Monarchie und na- mentlich ohne den tonganischen König nicht denkbar. Dem Herrscher wird nicht nur die staatliche Führung zuteil, sondern auch die religiöse. Folgt man tonganischen Geschichtsschreibern, so war der erste Tu’i (König) ein Nachkomme eines Gottes und einer irdischen Mutter. Genaue Daten sind nicht vorhanden. Die Herkunft der das politische System bestimmenden Tradition soll verschwom- men bleiben, um Zweifeln an der königlichen Legitimation zuvorzukommen. Die Einsetzung eines göttlich legitimierten Herrschers - der König ist nach Art. 41 der tongani- schen Verfassung heilig - erforderte politisch und gesellschaftlich eine hierarchische Ordnung und ein zentralisiertes politisches System. Noch heute gilt Tonga als stark zentralisiert, in dem die lokalen Institutionen nur ein marginales Mitspracherecht haben. Das gesellschaftspolitische Sys- tem baut auf drei hierarchischen Klassen auf. Der König und die königliche Familie stehen dabei an erster Stelle. An zweiter Stelle kommen die rund 30 Adligen samt ihrer engeren Familien („hou’eiki“) und als tragende Basis kommt die Gruppe der Gewöhnlichen („commoner“), also das nor- male Volk. Diese Dreiteilung hat bis in die Gegenwart Bestand. Das traditionelle politische System basiert also auf dem Gottesgnadentum des Königs und den sich daraus ableitenden Abhängigkeits- verhältnissen. Der König gibt dem Adel die Macht, die dem Monarchen durch die adlige Treue zu- rückgegeben wird. Die gewöhnlichen Menschen erhalten vom Monarchen Land für die familientra- gende Subsistenzwirtschaft, was die enge Verbindung zwischen Herrscher und Beherrschten fes- tigt. Das Land soll per Gesetz jedem Tonganer vom König gestellt werden. Demnach soll jeder männliche und steuerzahlende Tonganer im Alter von 16 Jahren drei Hektar Land als Lebensgrund- lage erhalten. Dass sich diese Verteilung auf Dauer bei einer steigenden Bevölkerung nicht durch- halten lässt, steht außer Frage. Bisher sind rund zwei Drittel des verfügbaren Landes aufgeteilt.

Die konstitutionelle Erbmonarchie Tonga hat einen auf der gesellschaftspolitischen Struktur auf- bauenden formalen und institutionellen Rahmen. Das Staatsoberhaupt ist der König, der diesen Ti- tel erbt. Das Regierungssystem gliedert sich in drei Körperschaften. Dazu zählen der Königliche Rat und das Kabinett als Exekutive, das Parlament als Legislative und die dreigliedrige Judikative. Die Regierung wird von einem Premierminister geführt, der vom König auf Lebenszeit ernannt wird. Seiner Regierung gehören vom König ernannte Personen an. Neben dem Premier bilden weitere neun königlich ernannte Minister das Kabinett. Hinzu kommen noch die beiden Gouverneure der Provin- zen Ha'apai and Vava’u, die ebenfalls vom König ernannt werden. Die zwölf Kabinettsmitglieder bil- den zusammen mit dem König den Königlichen Rat, dem u.a. die Ernennung der Richter zukommt. Die zwölf Kabinettsmitglieder sind auch Angehörige des Parlaments. Insgesamt umfasst das Parla- ment 30 Sitze, die nach einem bestimmten System besetzt werden. Die verbleibenden 18 Sitze werden zu gleichen Teilen von Vertretern des Adels und des Volkes besetzt. Im Klartext heißt dies, dass zwölf Mitglieder des Parlaments durch königliche Anweisung legitimiert sind, neun wer- den von den Adeligen gewählt und lediglich neun Mitglieder des Parlaments erhalten ihren Sitz Rundbrief Februar 2007 Seite 6 durch eine Wahl des Volkes. Die Regierung ist dem Parlament, dessen Vorsitz der ebenfalls vom König ernannte Speaker innehat, keine Rechenschaft schuldig, so dass die Funktion des Parlaments auf die Eingabe von Gesetzen reduziert ist. Gesetze müssen vom König gegengezeichnet werden, so dass die Krone auf jeden Fall die letzte Entscheidungsinstanz ist.

Die ersten Reformbemühungen hin zu einer Demokratisierung Tongas bestehen bereits seit den 1970er Jahren und sind mit der Person des ehemaligen Lehrers Akilisi Pohiva eng verbunden. Die Spannbreite reichte schon seinerzeit von der Bezahlung öffentlich Beschäftigter, Wahlbetrug, der Landverteilung bis hin zur Sitzverteilung im Parlament. Er forderte eine Parlamentsreform, die von der adligen Mehrheit abgelehnt wurde und stellte Fragen nach dem Verbleib der staatlichen Ein- nahmen, die Tonga durch den Verkauf von tonganischen Pässen an Ausländer erwirtschaftet hatte. 1989 gab es bereits die ersten Demonstrationen, mit denen Pohiva in seinen Forderungen unter- stützt wurde. Nun stieg auch die Kirche in diese Diskussion ein. Der Geistliche Taliai nannte die Verfassung von 1875 und besonders den umstrittenen Artikel 41, der die „gottgegebene“ Macht des Königs zementiert, ethisch und theologisch barbarisch. Landesweit tragend war diese Bewegung aber noch nicht, weil bislang nur die wenigen Gutausgebil- deten Protest anmeldeten, während die Mehrheit noch zu sehr in den Traditionen gefangen war, um einen Wandel zu propagieren. Allerdings bricht die Unzufriedenheit in jüngster Zeit die traditio- nellen Dämme. Trotz massiver Eingriffe in die Pressefreiheit wurde der Ruf nach einer Verfas- sungsreform und nach einer gerechten Verteilung der Einkünfte laut. 2003 protestierten 7.000 Menschen gegen eine Verfassungsänderung zugunsten des Königs. Anfang 2005 vereinbarte die Regierung die Privatisierung des staatseigenen „Tonga Electric Power Board“. Dies löste Proteste aus, weil die Vorstandsmitglieder, die zum Großteil aus der Königsfamilie stammen, sich hohe Ge- hälter zusprachen, während die Strompreise stiegen. Sparmaßnahmen der Regierung für die im öf- fentlichen Dienst Beschäftigten waren schließlich der Funke, der ein Protestfeuer entfachte. Am 06.09.2005 protestierten 10.000 Tonganer für eine Demokratisierung des Landes und für eine grundlegende Verfassungsänderung. Die Regierung sagte eine Lohnerhöhung zu und versprach, eine Verfassungsreform in Erwägung zu ziehen, durch die mehr als die bisher neun von 30 Abgeordne- ten frei gewählt werden dürfen. Die weiteren 21 Abgeordneten wurden vom Adel bzw. vom König bestimmt. Allerdings waren aber auch einige der bürgerlichen Abgeordneten bislang gegen einen politischen Wandel. Sie stehen entfernt mit dem Königshaus in Verbindung und sind somit Nutznie- ßer des Systems. Derweilen überschritten die Proteste die Grenze zur Gewalt. Studenten zerstörten bereits 2005 Autos und drohten, Regierungsgebäude einzuebnen. Die zugesagten Reformen, die auch vom neuen König Tupou V. nicht mehr völlig abgelehnt werden, wurden in der gegenwärtigen Legislaturperiode zwar verabschiedet. Lange Zeit sah es jedoch so aus, als wenn die Verfassungsreform nicht mehr rechtzeitig die Gremien bis zur nächsten Wahl 2008 durchlaufen könnten. In diesem Zusammen- hang entbrannten am 16.11.2006 die bislang schwersten Unruhen in Tonga. Eine aufgebrachte Men- ge von einigen Hundert Demonstranten zerstörte rund 80 % des Geschäftsviertels Nuku’alofas, wobei acht Menschen den Tod fanden und Geschäfte von Chinesen sowie Regierungsgebäude beson- ders in Mitleidenschaft gezogen wurden. Ob die Diskussion der Verabschiedung der Verfassungs- reform am 21.11.2006 mit den Unruhen in Verbindung gebracht werden können ist zwar nicht ein- deutig zu klären, wohl aber anzunehmen. Die Unruhen nahmen ein derartiges Ausmaß an, dass Tongas Regierung Australien und Neuseeland um Hilfe bat, die ihnen in Form von 150 Polizisten und Soldaten gewährleistet wurde. Kritische Stimmen aus Tonga bemängeln dies indes, weil damit keine nachhaltige Ruhe hergestellt, sondern lediglich die bestehenden Verhältnisse erhalten würden.

Rundbrief Februar 2007 Seite 7

Literatur: Campbell, Ian C. (2004): The Quest for Constitutional Reform in Tonga, Paper zur „Conference on Political Culture, Representation and Electoral Systems in the Pacific“, 10.-12.07.2004, Port Vila. James, Kerry (1997): „Rank and Leadership in Tonga“, in: Geoffrey M. White/Lamont Lindstrom (ed.): Chiefs Today, Stanford. Lawson, Stephanie (1996): Tradition versus Democracy in the South Pacific, Cambridge.

Andreas Holtz, Hamburg

Über den Autor: Andreas Holtz ist seit mehreren Jahren Mitglied im Pazifik-Netzwerk und mo- mentan noch Doktorand (Abschluss April 2007). Neben dem Studium der Politischen Wissenschaft studierte er Volkskunde, Mittlere und Neue Geschichte sowie VWL. Fachlicher Schwerpunkt sind die Theorien der Internationalen Beziehungen, Kleinstaatenforschung, die politische Ideenge- schichte und die Schnittmenge aus Kultur und Politik. Regionaler Schwerpunkt sind die Inselstaaten des Pazifiks.

Neues von der Ramu-Nickel-Mine in Papua-Neuguinea

Wie bereits in den letzten Ausgaben der pazifik aktuell berichtet, wurde im letzten Jahr mit dem Bau der Anlagen der Ramu-Nickel-Mine in Papua-Neuginea (PNG) begonnen. Das 800-Mio.-US-$- Projekt wird von der Zentralregierung in Port Moresby unterstützt. China Metallurgical Construc- tion Corporation (MCC), ein führender chinesischer Staatsbetrieb mit Beteiligung an großen Minen- projekten in Asien und Afrika, ist mit 85 % an der Mine beteiligt. Die restlichen 15 % machen Part- ner der Regierung in Papua-Neuguinea aus, u.a. Landbesitzer der Region.

Das Projekt ist seit Langem aufgrund seiner zu erwartenden negativen Auswirkungen auf die Um- welt und das soziale Gefüge der Menschen in der Region hoch umstritten. Hinzu kommt, dass Bei- spiele wie die Panguna-Mine auf Bougainville oder Ok Tedi gezeigt haben, dass durch einen Minen- betrieb, der vom Großteil der ansässigen Bevölkerung nicht unterstützt wird, schnell politische Unruhen und Gewalt ausgelöst werden können. Nun wurden weitere Bedenken laut. Bereits Anfang November 2006 merkte die Provinzregierung in Madang an, dass besonderes Augenmerk auf die Einhaltung der Beschäftigungs- und Steuergesetze gelenkt werden müsse, da der Verdacht bestünde, dass chinesische Arbeiter und Waren ohne entsprechende offizielle Papiere nach Papua-Neuguinea gelangten. Ende Februar nun beklagte u.a. der Vorsitzende der Landbesitzer- vereinigung von Kurumbukari und ein Mitglied des Parlaments, dass auf dem Minengelände internationale Sicher- Rundbrief Februar 2007 Seite 8 heitsstandards nicht eingehalten und die lokalen Arbeiter wie Sklaven behandelt würden. Der chinesische Minenbetreiber würde von den Arbeitern beispielsweise verlangen, Reis anzubauen und Hühner zu züchten. Arbeiten, die auch von der ansässigen Bevölkerung geleistet werden könnten, würden darüber hinaus meist von chinesischen Arbeitern ausgeführt. Ortskundige Quellen berichten, dass lokale Arbeiter im Gegensatz zu den chinesischen nur als Tagelöhner angestellt würden und am Tag 10 Kina (ca. 2,60 €) verdienten. Ein negativer Umschwung der Stimmung in Bezug auf die Chinesen sei zu bemerken, so wird aus Papua- Neuginea berichtet. Bleibt abzuwarten, wie sich nun die Zentralregierung in Port Moresby verhält, um der problematischen Situation gerecht zu werden und Schlimmeres zu vermeiden.

Die Bilder zeigen die Baustelle der geplanten Raffinerie an der Basamuk Bay (Rai Coast), die Teil des Ramu-Projekts darstellt. Geplant ist, den erzhaltigen Schlamm durch eine 134-km-lange Pipeli- ne von der Kurumbukari Minenanlage (am Fuß der Bismark Gebirgskette, ca. 75 km südwestlich der Provinzhauptstadt Madang) zur Küste zu pumpen. Dort sollen aus dem Schlamm hochwertige Ni- ckel- und Kobaltprodukte für den Weltmarkt hergestellt und der Abraum im Meer versenkt wer- den.

Katja Göbel, Neuendettelsau

Quellen: pazifik aktuell Nr. 67 und 68, Post Courier vom 26.02.07, www.highlandspacific.com, priva- te Berichte aus Papua-Neuginea.

Tagungs- und Veranstaltungsberichte

Asien und Ozeanien: Ost- und südostasiatische Staaten konkurrieren um Einfluss in den pazifischen Staaten

Jahresseminar des Pazifik-Netzwerks, CVJM-Jugendgästehaus Kassel-Wilhelmshöhe, 23. bis 25. Februar 2007

Die Tagung der Pazifik-Informationsstelle Neuendettelsau über den Einfluss der ost- und südost- asiatischen Staaten zog rund drei Dutzend Pazifik-Interessierte verschiedener Fachrichtungen und Hintergründe an. Als Referenten konnten u.a. der Berliner Sinologe Dr. Jens Damm und der Biologe (Tropical Coastal Environmentalist, Anm. d. Red.) Pavel Klinckhamers vom ECSIEP in Ut- Rundbrief Februar 2007 Seite 9 recht gewonnen werden. Des Weiteren standen als Fachreferenten der Historiker Jochen Lohmann und der Politikwissenschaftler Dr. Roland Seib sowie Siegfried Zöllner vom Westpapua-Netzwerk zur Verfügung. (Bildquelle: Schilsky) Die Einführung in dieses komplexe Thema gab Marion Struck-Garbe. Dabei zeigte sie die Interessen der ost- und südostasiatischen Staaten an den pazifischen Inselstaaten (PIS) auf, die sich vor allem in einen ökonomischen und in einen politisch-strategischen Bereich gliedern lassen. Dabei, so Struck-Garbe, befänden sich die PIS oftmals in einem Interessenkonflikt zwischen den auf sie gerichteten Interessen der asiatischen Staaten einerseits und andererseits der pazifischen Regionalmächte wie Australien, aber auch der USA. Nach diesen einführenden Worten erläuterte der Hamburger Historiker Jochen Lohmann die Geschichte der externen Inte- ressen im pazifischen Raum. In diesem Zusammenhang skizzierte er detailliert die deutsche Koloni- algeschichte in Ozeanien. Demnach engagierte sich das Deutsche Reich aus nationalpsychologischen Gründen der staatlichen Notwendigkeit einer nachholenden kolonialen Entwicklung Deutschlands sowie aus Gründen der Rohstoffsicherung in Ozeanien. Darüber hinaus, so Lohmann, spielten militä- rische Gründe ebenso eine Rolle wie die erstarkte und auswanderungsbereite deutsche Arbeiter- schicht, denen über Kolonien wohl die Auswanderung ermöglicht werden sollte, ohne dass hier eine Migration ins Ausland nötig gewesen wäre. Die damalige Reichsregierung erhoffte so, den „Schwund deutschen Blutes“ zu stoppen, revolutionäre Elemente abschieben und gleichzeitig einen neuen Ab- satzmarkt aufbauen zu können. Daneben beschäftigte sich Lohmann mit der japanischen Expansi- onspolitik in den 1930er- und 40er Jahren, dem Kriegsverlauf und seinen Auswirkungen auf die in- digene Bevölkerung. Leider äußerte sich Lohmann zu wenig über die Interessen der anderen europä- ischen Staaten wie Frankreich oder Großbritannien. Des Weiteren wäre hier auch eine kurze Analy- se des amerikanischen „strategic denial“ in der Zeit des Kalten Krieges und seinen Auswirkungen z.B. in den mikronesischen Staaten angebracht gewesen. Anschließend an Lohmann befasste sich der niederländische Biologe Pavel Klinckhamers mit der Plünderung der Fischgründe im Pazifik. Er erläuterte zunächst die enorme ökonomische Bedeutung des Fischfangs und der damit zusammenhängenden Exclusive Economic Zones für die PIS, warnte aber zugleich vor den Gefahren des industrialisierten Fischfangs. Auch der Pazifik gilt mittlerweile als überfischt. 80 – 90 % des gefangenen Fisches werden von den Fischfangnationen wie Japan ge- sichert. Allerdings besteht kein nennenswerter Kapitalrückfluss; nur vier bis sechs Prozent der Einnahmen gehen dabei an die ozeanischen Staaten. Dies ist u.a. eine direkte Folge aus kleinstaatli- chen Kapazitätsgrenzen. Die wenigen ozeanischen Delegierten auf den entsprechenden Konferen- zen sehen sich hochprofessionellen Verhandlungsdelegationen der Fischfangmächte gegenüber, denen sie kaum etwas gegenüberzusetzen haben. Zudem, so Klinckhamers, sehen sich die PIS noch weiteren Herausforderungen ausgesetzt. So ist die lebenswichtige Subsistenzfischerei wegen der Überfischung durch hochmoderne Fangflotten in Gefahr und durch die Besatzungen der Hochsee- fischer werden die PIS mit Prostitution und AIDS konfrontiert. Eines der größten Probleme ergibt sich aber aus der grassierenden Piraterie und der illegalen Fischerei, der die PIS wenig bis gar nichts entgegenzusetzen haben. Zwar sind mit der Forum Fishery Agency und der Western and Central Pacific Fisheries Commission Institutionen zur gemeinsamen Interessenvertretung vorhan- den. Regionale Verhandlungsteams werden aber dennoch häufig aus Gründen der staatlichen Eigen- interessen abgelehnt und die faktischen Kontrollmöglichkeiten der PIS sind auch in einem koopera- tiven Rahmen immer noch zu gering. Rundbrief Februar 2007 Seite 10

Neben Klickhamers ging Ingrid Schilsky explizit auf die Fischereiproblematik im Pazifik am Beispiel des japanischen Walfangs ein. Die international in der Kritik stehende japanische Walfangpolitik lässt sich Tokio einiges kosten. So verpflichtet sich Japan, 400 Mio. US$ an das Pacific Forum zu zahlen, um infrastrukturelle Maßnahmen durchzuführen. Inoffiziell ging das Geld allerdings an die sechs Staaten des Forums, die Japan in seiner Walfangpolitik unterstützen. Dabei fällt ins Auge, dass diese sechs Staaten dieselben sind, die auch Taiwan und nicht die VR China diplomatisch aner- kennen. An diesem Beispiel wird deutlich, wie sehr politische und ökonomische Interessen einander bedingen. Die wirtschaftlichen Interessen externer Mächte in Ozeanien beschränken sich aber nicht nur auf den maritimen Bereich. Dr. Roland Seib zeigte in diesem Zusammenhang das Interesse der asiati- schen und amerikanischen Schwellenländer mit hohen Wachstumsraten an ozeanischen Bodenschät- zen und Holzvorkommen auf. Hier sticht besonders die VR China heraus, die Rohstoffe aus der Re- gion importiert und sich zugleich einen Absatzmarkt schafft. Bislang hat China noch keine sicher- heitspolitischen Interessen an der Region. Um so mehr macht sich Peking daran, die ökonomischen Interessen durch z. B. Spenden, Entwicklungshilfe und sonstige Transferleistungen auszubauen. Dabei – und das ist für viele PIS nicht unwichtig – fragt China nicht nach Good Governance. In der Folge, so Seib, entstehen Außenabhängigkeiten, Korruption, Verteilungskonflikte, Umweltver- schmutzung sowie oftmals eine Überbewertung der einheimischen Währung („dutch disease“). Die Verteilungskonflikte in Ozeanien entstehen vor allem durch die oftmals undurchsichtige Verteilung von Entwicklungshilfe und Investitionen im Pazifik. Hinzu kommt, dass die externen Transferleis- tungen und Investitionen oftmals ein großes Ausmaß annehmen, dass die Weiterexistenz der betreffenden Staaten ohne diese Mittel existenziell gefährdet erscheint. Von ausgeglichenen Interessen zwischen den PIS und den externen Investoren kann damit keine Rede mehr sein. Nachdem sich Seib eher mit der ökonomischen Komponente der Beziehungen der PIS mit Ost- und Südostasien beschäftigt hat, ging der Berliner Sinologe Dr. Jens Damm (siehe Bild; Quelle: Schilsky) auf die politischen Beziehungen ein, wobei sein Hauptfokus auf der VR China und Taiwan lag. Damm begann seinen informativen Vortrag mit einem kurzen historischen Abriss des Verhältnis der beiden chinesischen Staaten. Er zeichnete eindrucksvoll die Marginalisierung Taiwans besonders in den letzten 40 Jahren nach. Demnach verlor Taiwan immer mehr Raum gegenüber dem großen Nachbarn auf dem Festland, so dass sich Taiwan im Rahmen seiner Ein-China-Politik kaum noch potenter Partner erfreuen konnte. Aus diesem Grunde wich Taipeh recht schnell auf die neuen Staaten in Ozeanien aus, die es seitdem im Rahmen einer Scheckbuchdiplomatie für sich zu gewinnen sucht. Allerdings stehen die Karten hier trotz der um- fangreichen Mittel, die Taiwan für die PIS bereithält, eher schlecht. So verbietet sich für Taiwan anerkennende PIS der Handel mit der VR China. Umgekehrt ist aber der Handel mit Taiwan auch weiterhin möglich, wenn die VR China anerkannt wird. Dabei widersprach Damm Roland Seib, indem er auch das sicherheitspolitische Interesse der VR China an Ozeanien im Rahmen der „Second Is- land Chain“ als Verteidigungsgrenze unterstrich. Diese vorgeschobene Verteidigungsgrenze um- fasst weite Teile Ozeaniens bis hin zu den Salomonen und entspricht dem Konzept einer offensiven Verteidigung, welche die PIS im Konfliktfalle zum Schlachtfeld werden ließen. Weiterhin erläuter- Rundbrief Februar 2007 Seite 11 te Damm die Auswirkungen des chinesischen Engagements im Pazifik vor dem Hintergrund der australischen Hegemonie in der Region. Am Beispiel Fiji stellte er dar, inwieweit Suva die Nicht- einmischung Pekings nach dem letzten Putsch nutzen konnte, um Australien mit Hilfe Chinas auszu- spielen. Um den Konkurrenzkampf der beiden chinesischen Staaten im Pazifik zu illustrieren, gab Damm Zahlen für die VR China an. Demnach investierte China bislang rund 380 Mio. US$ in die PIS, die vor allem in die Infrastruktur investiert wurden. Weiterhin bestehen Zollerleichterungen und Bildungsangebote. Dies alles, so schloss Damm, geht einher mit dem Wunsch Pekings, Taiwan inter- national weiterhin zu isolieren. Taipeh ist sich im Klaren darüber, dass seine internationale Margi- nalisierung fortschreiten wird, so dass jeder der PIS weiterhin als Sprachrohr in den UN genutzt werden muss. Allerdings stellt sich auch Taiwan die Frage, ob weiterhin Millionen in die PIS inves- tiert werden sollen, wenn die eigene Marginalisierung immer weiter zunimmt. Im Falle einer Wie- dervereinigung dürfte sich diese Frage nicht stellen, weil das Interesse beider chinesischer Staa- ten an Ozeanien dann rapide abnehmen würde. Daran anschließend stellte Roland Seib die Frage, ob das asiatische Engagement in Ozeanien als Auslöser von Konflikten angesehen werden könnte. Am Beispiel Tongas und der Salomonen erläuter- te Seib das Wirken der zugewanderten Chinesen in den PIS. Dabei unterschied er zwischen altein- gesessenen Chinesen und solchen, die als ethnische Chinesen in den 1980er Jahren oder als Hong- kong-Chinesen nach 1997 einwanderten. Erst mit der zweiten Einwanderungswelle begann laut Seib der Einfluss der Chinesen auf die politischen Verhältnisse der PIS zu wachsen, nachdem die Alt- eingesessenen sich vor allem auf ökonomische Aspekte konzentrierten. Während die alteingesesse- nen Chinesen ihren angestammten Traditionen treu blieben, ließen sich die jungen Nachzügler auf die Verlockungen der schnellen und oftmals illegalen Gewinnmaximierung ein. Die Ausschreitungen gegenüber den Chinesen in Tonga oder auf den Salomonen sind also eher vor dem Hintergrund des Aufstandes der Besitzlosen gegen die Besitzenden zu sehen, als dass sie einen rassistischen Hintergrund vermuten lassen. Als Lösungsvorschlag nannte Seib die Stärkung der demokratischen Akteure und Institutionen, wobei allerdings die Kernfrage unbeantwortet blieb, inwieweit der bestehende Konflikt zwischen gesellschaftlicher Tradition und staatlicher Moderne dadurch neu entfacht würde. Im letzten Beitrag umriss Dr. Siegfried Zöllner (siehe Bild; Quelle: Schilsky) vom Westpapua-Netzwerk die Rolle Indonesiens in Ozeanien. Er unterstrich dabei deutlich das militärische Selbstbewusstsein Djakartas, das sowohl als Zeichen für den Konflikt in West-Papua als auch als Signal nach Canberra gewertet werden kann. Dabei zeigt Indonesien nicht nur militärische Stärke und Entschlossenheit, sondern signali- siert ebenso Verhandlungsbereitschaft mit seinen pazifischen Nachbarn, die wegen Indonesiens ökonomischer Potenz nicht von den PIS übergangen werden kann. Selbst die melanesischen Staaten scheinen inzwischen ihre Gegensätze mit Indonesien zu überden- ken, nachdem sich Indonesien bereiterklärt hat, die PIS materiell zu unterstützen. Insgesamt bot diese Tagung ein breites Sammelsurium an Informationen über das Verhältnis zwi- schen Asien und Ozeanien. Der Vorteil dieser Vielfältigkeit war aber zugleich auch ein Nachteil. Es wäre hier vielleicht wünschenswert gewesen, weniger Aspekte zu beleuchten und dabei tiefgrei- fender auf diese einzugehen.

Andreas Holtz, Hamburg Rundbrief Februar 2007 Seite 12

Papua-Neuguinea-Kulturwoche in der City-Station Berlin

Vom 13. bis 18. Februar fand in der City-Station diese besondere Veranstaltung statt. Gäste dieser Begegnungsstätte in Berlin-Wilmersdorf erlebten ein vielseitiges Programm und vor allem Begeg- nungen mit Menschen aus Papua-Neuguinea (PNG). Gisela Gürtler und Mark Möller zeigten eigene Fotos im Rahmen einer thematisch geordneten an- sprechenden Ausstellung. Dieser Blickfang wurde ergänzt durch eine Informationswand. Dienstag und Mittwoch stellte Dollin Maok, geboren in PNG, ihr Land und ihre Kultur einem interes- sierten Publikum dar. Fasziniert zeigten sich die Teilnehmenden von der handwerklichen Kunst in PNG, insbesondere die Bilum-Mützen und Schmuck wurde sehr bestaunt. Am Donnerstag berichte- te M. Möller von seinem Jahr als Stipendiat der Nordelbischen Kirche in PNG. Ebenso wie Pastor Fred Yawomar am Samstag hatte er Schwierigkeiten, einen Abschluss zu finden, weil aus dem Pub- likum unerschöpflich Nachfragen kamen. Nachdem am Freitag noch einmal ein Film gezeigt worden war, stellte sich Pastor Fred Yawomar, derzeit Austauschpastor der Evangelisch-Lutherischen Kir- che Papua-Neuguineas in Bayern, den neugierigen Fragen von Besucherinnen und Besuchern. Mit einer Predigt in der Stadtmissionsgemeinde in der City-Station beendete Fred Yawomar auch diese Kulturwoche. Die Woche sei ein toller Erfolg gewesen, so Organisator Mark Möller; insbesondere auch, weil bei- de, neuguineische Referentinnen und Referenten, sowie Besuchende im Gespräch viel voneinander erfuhren. Wegen des Erfolges werde daher die Bilderausstellung auch zunächst hängen bleiben.

Mark Möller, Berlin

Über den Autor: Mark Möller ist seit der diesjährigen Mitgliederversammlung zweiter Vorstand des Pazifik-Netzwerks. Mark Möller ist Diakon und war als Stipendiat der Nordelbischen Kirche bis Juni 2006 ein Jahr in Papua-Neuguinea (am Kirchenamt in Lae und im Kotte-Distrikt) tätig.

„Papua (Indonesien) auf der Suche nach Gerechtigkeit“

Bundesweite Vortragsreihe mit Peneas Lokbere und Bruder Rudolf Otto Kambayong im Februar 2007

Zu den vielen Menschenrechtsverletzungen, die in Indonesien auch seit Beginn der „Reformasi“-Ära verübt wurden und werden, gehört der „Fall von Abepura“: Das Polizeirevier in Abepura (etwa 10 km von Jayapura entfernt) war am 7.12.2000 von einer unbekannten Gruppe überfallen worden, mit tödlichen Folgen für zwei Polizisten und einen Wachmann. Direkt im Anschluss daran stürmten in den frühen Morgenstunden Polizeieinheiten drei Wohnheime für Papua-Studenten und drei Ge- meindehäuser, dabei wurde ein Student erschossen und über 100 Personen, einschließlich schwan- gerer Frauen und Kinder in Polizeigewahrsam genommen und brutal mit Keulen geschlagen. Die Fol- terungen, an denen drei Studenten starben, wurden u.a. von einem Schweizer Journalisten beo- bachtet, der verhaftet worden war, weil er eine Unabhängigkeitsdemonstration fotografiert hatte. Verschiedene Menschenrechtsorganisationen dokumentierten den Fall ausführlich und wiesen die Unschuld der für zwei Tage Inhaftierten nach. Dies führte fünf Jahre später zu einem Gerichts- verfahren wegen der Misshandlungen in Polizeigewahrsam, das mit einem Freispruch für die ange- klagten Polizisten endete.

Rundbrief Februar 2007 Seite 13

Bei der Vorbereitung auf das Gerichtsverfahren und während des Prozesses selbst erfuhren die Folteropfer Unterstützung von der Organisation „Peace Brigades International“ (pbi). „pbi“ organi- siert auf Anfrage lokaler Gruppen, die von politisch motivierter Gewalt betroffen sind, eine schüt- zende Präsenz mit Hilfe von internationalen Freiwilligenteams. Seit 1998 ist pbi in Indonesien und seit 2004 in West-Papua aktiv. Die pbi-Regionalgruppe Köln/Bonn hat nun die deutsche Rundreise von Peneas Lokbere von der „Community of Survivors of the Abepura Case“ und von Bruder Rudolf Otto Kambayong (Büro für Frieden und Gerechtigkeit der Katholischen Kirche in Papua) organisiert.

Bei der Veranstaltung in der Werkstatt 3 in Hamburg am 12.2.2007 berichtete Peneas Lokbere unter anderem, wie ihm und seinen Mitgefangenen Essig auf die Wunden gegossen wurde und die Wächter sich über die „Schweinefleischfresser mit Schweinegehirnen“ verächtlich machten; die gefangenen Frauen erregten den Zorn der Polizisten auch deshalb, weil sie „zur Schule gingen an- statt zu Hause zu bleiben“ und wurden mit glühenden Zigaretten verbrannt. Auch heute seien viele Opfer noch traumatisiert, was auch für die Überlebenden zweier ähnlicher Vorfälle in den Folgejahren gelte.

Immer wieder, so berichtete Bruder Rudolf Otto Kambayong auf Nachfrage aus dem Publikum, ge- be es Angriffe auf Polizeistationen, bei denen nie die Täter gefasst, aber immer anschließend Raz- zien in den Bevölkerungsgruppen „aus den mittleren Bergen“ gemacht würden. Der einheimische katholische Geistliche äußerte sich aber insgesamt politisch sehr zurückhaltend und stellte erst auf entsprechende Nachfragen einen Zusammenhang zwischen dem Gold- und Kupferabbau in eben dieser Bergregion (Freeport Company) und den Menschenrechtsverletzungen her.

Von ihrer Deutschlandreise erhoffen sich die indigenen Papuas mehr Öffentlichkeit bei ihrer Su- che nach Gerechtigkeit. Sie möchten hier darüber berichten, dass die Opfer weder Entschädigun- gen für körperliche und seelische Schäden noch für ihre zerstörten Häuser erhielten – im Gegen- teil, sie seien nun als „Separatisten“ stigmatisiert, dürften keine Universitätsbildung mehr in An- spruch nehmen, nicht mehr in der Verwaltung arbeiten und seien auch in ihrer Redefreiheit einge- schränkt; viele der Zusammengeschlagenen benötigten noch medizinische Hilfe, die sie bisher nicht erhalten.

Inwieweit jedoch kleine Veranstaltungen mit vorinformierten Zuhörern wirklich solche Menschen- rechtsverletzungen an eine größere Öffentlichkeit bringen können und ob mit Besuchen bei staatli- chen Stellen auf Bundes- oder EU-Ebene etwas zu bewirken wäre, wurde unter den Zuhörern leb- haft und ohne zu einem wirklichen Ergebnis zu gelangen diskutiert - also Fragen, die wir uns im Pa- zifik-Netzwerk gelegentlich ebenfalls stellen (auch wenn sich mit dem Schlagwort „Südsee“ noch eher Aufmerksamkeit erzielen lässt als mit der weitgehend unbekannten Heimat der West-Papuas).

Wie „weit“ das indonesisch besetzte West-Papua sogar von Papua-Neuguinea entfernt ist, fiel mir zum Schluss nochmals auf, als Lloyd Werry, ein Hamburger Besucher aus PNG, auf die beiden West-Papuas zuging: Die Begrüßung war sehr emotional und äußerst herzlich – aber sie konnten nicht miteinander reden, da Lloyd des Bahasa Indonesia nicht mächtig ist.

Ingrid Schilsky, Hamburg

Rundbrief Februar 2007 Seite 14

Die wunderbare Welt der Tätowierung „Ta Moko – Tatauierte Lebenswege der Maori. Fotografien von Arno Gasteiger, Neuseeland“ im Frankfurter Museum der Weltkulturen

Es gibt keine Wunder mehr. Das scheint einfach so. Die Zeit der Wunder ist, zumindest für viele Menschen, ein für alle mal vorbei. Auch in Museen erwartet kein einziger Mensch mehr Wunder. Warum auch? Der Philosoph Jean-François Lyotard schrieb in einem seiner Essays, dass Museen „einer gottlo- sen Kathedrale“ gleich kämen und eine Art Ersatzgottesdienst für die Menschen im „Westen“, gemeint sind vor allem die Menschen in Europa und Nordamerika, seien1. Seine Ansicht zur Bedeutung von Religion und Glauben einmal außer acht gelassen: Verfolgt man seine Gedanken weiter, beinhaltet das Leben aus seiner Sicht keine Wunder mehr in unserem Alltag und aus diesem Grunde würden wir uns Künstler/Künstlerinnen und Museen „er- schaffen“. Das sei da hingestellt. Es greift je- doch zu kurz und weckt viele Widersprüche. Wa- rum gibt es beispielsweise indigene Museen in den pazifischen Staaten, wenn Religion dort nach- weislich eine wichtige Rolle spielt? Zu kurz greifend, irrt er sich außerdem. Denn wer geht wirklich mit staunenden Augen in Museen und erwartet ein Wunder zu finden? Die Allerwenigsten mit großer Sicherheit. Die Macht und die Möglichkeiten von Museen, von Kunst und von Wissenschaft werden von ihm überschätzt. Die Rolle und Bedeutung von Glauben wahrscheinlich unterschätzt. Außerdem sind die „echten“ profanen, „gottlosen“ Kathedralen vermutlich vielmehr die Kinos, Shopping-Center und Einkaufsstraßen der Konsumgesellschaft. Vielleicht sind Museen sogar nur eine Art Mehr-Wert der Konsumgesellschaft, eine andere Form von Unterhaltungs-Manufakturen. Ausgestattet nur mit der Autorität des Faktischen. Vielleicht.

Eine besondere Art von Mehr-Wert und gleichsam eine besondere Art von Wunder ist dennoch dem Frankfurter Museum der Weltkulturen gelungen. Die kleine und dichte Foto-Ausstellung des in Neuseeland lebenden Tiroler Fotografen Arno Gasteiger kann nicht anders beschrieben werden. Er hatte Glück: Peter Mesenhöller ist im Rahmen dieser kleinen Ausstellung sehr viel gelungen. Die Fotografien haben durch ihre Arbeit vermehrt ein „Gesicht“ und eine Wirkung verliehen bekom- men. Doch das macht noch kein Wunder, sondern „nur“ professionelle Arbeit aus. Umso erstaunlicher, da diese kleine Schau eine Erweiterung der Hautzeichen-Körperbilder”- Ausstellung, die das Museum der Weltkulturen zeitgleich im Haus Schaumainkai 2 zeigt, darstellt. Arno Gasteiger hingegen ist mit seiner Fotoausstellung ein kleines Wunder oder vielleicht eher ein großer Wurf gelungen. Ganz nach Betrachtungsweise.

1 Lyotard, Jean-François: Über eine Katze (Malraux und der Ruhm). In: Jean-François Lyotard: Das Elend der Philosophie. Passagen Philosophie. Wien: 2004; S. 219. Rundbrief Februar 2007 Seite 15

Inhaltlich wird in den 16 großformatigen schwarz-weiß Fotografien und in den biographischen Be- gleittexten „am Beispiel Neuseelands die zeitgenössische Praxis des Tatauierens in Ozeanien“ (wie es im Pressetext heißt) präsentiert. Seine Bilder erzählen durchaus intime Geschichten von einzelnen Maori, von ta moko (den Maori Tatauierungen), von maoritanga (der Maori-Erneuerungsbewegung) und vor allem von Individuen und ihrem Leben. Im ethnologischen Alltag leider immer noch eine Seltenheit. Sechs Maori schildern ihr Leben, ihre Lebenswege und Einstellungen aus ihrer Sicht. Sie hatten das Selbst-Bestimmungsrecht über ihre Fotografien und ihre Texte und haben diese (mit- )gestaltet. Das Einschreiben der tätowierten Zeichen ist ein Beispiel für den Wandel ihres Lebens: Ihr Leben entwickelte sich parallel mit ihren Tatauierungen und ihren Einstellungen zu diesem Thema. Angefangen haben sie alle mit der Ablehnung von Tattoos oder nur mit Gefängnis- oder Gang- „Inschriften“, ausgeführt von ihren Zellengenossen oder irgendwelchen backyard-studios. Das hat sich geändert. Viele Tattoos wurden in späteren Lebensabschnitten durch moko überdeckt und erweitert, zum Teil der eigenen Geschichte gemacht, wobei ta moko das Ziel und der Aus- gangspunkt dieser Form der Selbst-Bestimmung und -Findung war. Für viele Maori definiert sich ihre Identität durch ta moko, die traditionellen Tätowierungen. Ta moko war durch die weißen Kolonisatoren verpönt, verboten und weitgehend ausgerottet. Erst im Zuge des Maori-Widerstands ab den 1980er Jahren, durch die Wiederentdeckung der eigenen Werte und eigenen Wurzeln, ist eine neue Form von Freiheitswillen entstanden: Maoritanga, das Leben als Maori.

Arno Gasteiger hat bei seinen Recherchen über die Maori-“Black-Power “-Gang seinen wichtigsten Gewährsmann Martin Cooper, einen ehemaligen Führer dieser Gang, kennengelernt. Deshalb hatte er überhaupt die Erlaubnis für diese Fotografien bekommen. Dies ist keine Selbst- verständlichkeit mehr. Aus Furcht vor der Verletzung des Copyrights und aufgrund bitterer Er- fahrungen mit dem Missbrauch ihrer Fotografien, etwa als abschreckende Werbung für Sicher- heitsfirmen bekommen nur wenige Fotografen die Erlaubnis Fotografien von tatauierten Maori zu machen und auch noch auszustellen bzw. zu publizieren (vgl. etwa das umstrittene Buch von Hans Nelemann: Moko. Maori-Tattoo. Zürich, New York 1999 oder von Gordon Toi Hatfield/Patricia Steur: Dedicated by Blood. Den Haag 2003). Die Fotografierten Martin Cooper, Bernadette Papa, Laura Rahui, Tuhoe Isaak, Te Orohi Paul und schließlich Hakopa Paul haben sich verändert. Die Zeiten der Kriminalität sind vorbei. Sie sind alle angesehene Mitglieder ihrer Communities, erfolgreiche Individuen, zum Teil maoritanga-Aktivisten geworden. Nur durch diese menschliche und kulturell-basierte Stärke und den daraus resultieren- den Stolz konnten diese Bilder zustande kommen. Sie haben durch ihre Zusammenarbeit diese Aus- stellung ermöglicht. Die Umsetzung und Vermittlung von Aspekten der Kultur der Maori, insbesondere von der Kunst der Tatauierung, über das Medium Fotografie ist ein schwieriger Weg, wenn sie nicht in Ethno- kitsch oder Kommerz abrutschen soll. Dazu wird ein Foto-Künstler benötigt. Der Erfolg von „Ta Moko – Tatauierte Lebenswege der Maori. Fotografien von Arno Gasteiger, Neuseeland“ sagt auch viel über den Fotografen – und auch den Menschen Arno Gasteiger aus. Die Ausstellung entspricht diesem. Das ist ein kleines Wunder.

Ta Moko – Tatauierte Lebenswege der Maori. Fotografien von Arno Gasteiger, Neuseeland. 28. Oktober 2006 - 4. März 2007, Museum der Weltkulturen Frankfurt/Main.

Igor Eberhard, Wien

Rundbrief Februar 2007 Seite 16

Über den Autor: Igor Eberhard ist seit dem letzten Jahr Mitglied des Pazifik-Netzwerks. Er stu- dierte Kultur- und Sozialanthropologie, Germanistik, Philosophie und Geschichte an der Universität Mainz und an der Universität Wien. Von 2006 bis 2007 hatte er ein Forschungsstipendium der Uni- versität Wien für ein Forschungsprojekt über Maori Tätowierungen (ta moko) und ist seit 2006 Dissertant an der der Uni Wien. Daneben ist er Redakteur und Kolumnist beim International Tattoo Guide sowie Vorstandsmitglied und Mitarbeiter bei der Österreichisch-Südpazifischen Gesell- schaft (OSPG).

Fiji-Meeting in München

Am 21. Februar 2007 lud das Fiji Visitors Bureau Europe und die Tourism Action Group zu einem abendlichen Meeting unter dem Motto "FIJI ME. - Meeting with Partners & Friends" ins Mandarin Oriental Hotel München ein. Stellvertretend für Julia Ratzmann konnte ich an der Veranstaltung teilnehmen. Zweifellos haben bereits das hervorragende Ambiente des Hotels sowie das ausgezeichnete Essen den Besuch der Veranstaltung gelohnt. Im Mittelpunkt stand jedoch neben der Pflege alter und neuer Kontakte die Vorstellung der aktuellen FIJI ME.-Kampagne des Fiji Visitors Bureau. Auch die zwischenzeitlich bestehende und nunmehr wieder zurückgezogene Reisewarnung des Auswärti- gen Amts für Fiji wurde thematisiert. Das Publikum des Meetings setzte sich vorrangig aus Vertre- tern der Tourismusbranche (Reiseveranstalter, Hotelmanager usw.) sowie Reisejournalisten zu- sammen. Mit Bill Gavoka war auch der CEO (alleiniger Geschäftsführer, Anm. d. Red.) des Fiji Visi- tors Bureau anwesend und konnte die Runde mit manch humorvoller Anekdote aus Fiji unterhalten. Das Meeting bot insgesamt die Möglichkeit zu vielen anregenden Gesprächen rund um Fiji und Oze- anien, wenngleich sich das Interesse mancher Gäste für die Aktivitäten des Netzwerks in Grenzen hielt. Dies sollte jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Abend eine Vielzahl interessanter Einblicke in die Tourismusbranche rund um Fiji gewährt hat. Wer mehr über Fiji als Reiseziel er- fahren möchte, sei auf die Websites www.bulafiji.de und www.bulafiji.com verwiesen.

Martin Mühlbauer, Gröbenzell

Über den Autor: Der 23-jährige Martin Mühlbauer studiert seit 2003 Physische Geographie, Zoo- logie und Fernerkundung am Department für Geographie an der Ludwig-Maximilians-Universität in München. Pazifische Schwerpunkte sind die kleinen Inselstaaten Tokelau, Tuvalu, Kiribati, Nauru, die Marshall-Inseln, Palau sowie die US Minor Outlying Terrritories und das australische Coral Sea Islands Territory. Tokelau ist seine große Leidenschaft. Seit April 2004 betreibt er daher die Webseite www.tokelau-info.de (siehe Rezension im letzten Rundbrief). Auf dieser Internetseite bietet Martin Mühlbauer seit Neuestem ein Tokelau-Rätsel (www.tokelau-info.de/html/ratsel.html) an. Darüber hinaus hat er noch eine deutschsprachige Tokelau-Newsgroup und einen Tokelau- Onlineshop gegründet. Seine neuen Internetseiten www.marshallinseln.net und www.coralseaislands.de befinden sich derzeit noch im Aufbau. Mit den Internetseiten möchte Mar- tin Mühlbauer dem Informationsdefizit entgegenzuwirken, das hierzulande im Hinblick auf manche pazifische Gebiete besteht. Martin Mühlbauer schreibt regelmäßig die Internettipps für den Rundbrief.

Rundbrief Februar 2007 Seite 17

Bericht aus anderen Vereinen

Painim Wantok – Freunde und Wantoks Papua Neuguineas

Im engeren Sinne wird im Neo-Melanesischen Tok Pisin, dem Pidgin Papua-Neuguineas, eine Person als wantok bezeichnet, die die gleiche Muttersprache (one talk) spricht. Heutzutage wird der Beg- riff allerdings auch ganz allgemein für “Landsmann” verwendet. In Europa leben nur wenige Papua-Neuguiner, die meisten in alle Winde zerstreut und weit entfernt von ihren wantoks. Besser dran sind diejenigen, die mit Ihresgleichen zusammenleben, wie bei- spielsweise Botschaftsangehörige oder Besucher der Mission in Neuendettelsau. Die Großfamilie ist der Nabel des Universums eines Papua-Neuguiners, seine Sozialversicherung, seine letzte Hoffnung und Rückzugsgebiet. In der Diaspora ist ein wantok jedoch teilweise der Er- satz für die weit entfernte Großfamilie. Papua Neuguiner in Übersee leiden nicht nur unter der Distanz zu ihren Familien sondern auch am Mangel an wantoks. Painim Wantok ist eine Plattform, die einerseits zum Ziel hat, ein Netzwerk zwischen Papua- Neuguinern in Übersee einzurichten und andererseits Papua-Neuguiner in Deutschland und Europa sowie Freunde des Landes und anderweitig Interessierte regelmäßig zusammenzubringen, um Er- fahrungen und Neuigkeiten auszutauschen, Heimweh und Einsamkeit zu lindern und gemeinsam das landestypische Essen mumu zuzubereiten. Painim Wantok ist ein offenes Forum, jeder ist herzlich eingeladen, die Inhalte dieses Forums mit- zugestalten sowie seine eigenen Ideen und Beiträge an [email protected] zu senden. Denkbar wäre, einen Chatroom einzurichten (wer weiß, wie das geht?) oder eine Adressenliste von Papua- Neuguinern in Europa sowie Interessierten zu veröffentlichen. Die Initiative entstand während Treffen ehemaliger Entwicklungshelfer des Deutschen Entwick- lungsdienstes (ded), des Centrum für Internationale Migration und Entwicklung (CIM), des öster- reichischen Entwicklungsdienstes Horizonte 3000, der Evangelischen Mission Neuendettelsau, Wissenschaftlern, Besuchern und anderen Personen mit Interesse an diesem Land. Eindrücke der vergangenen fünf Treffen können unter http://www.wantok.info/ abgerufen werden. Das letzte bung fand im Juni 2006 mit ca. 25 Teilnehmern statt. Das nächste Treffen findet vom 8. bis 10. Juni, 2007 im Hotel Pfeiffermühle (D-87497 Wertach, Tel. 08365 - 799 0, Fax 08365 - 799 51, www.hotel-pfeiffermuehle.com) statt. Wie bereits er- wähnt, sind die Treffen offen für jedermann! Verbindliche Anmeldungen werden erbeten unter [email protected]. Wir werden um Mittel und Unterstützung vom Rückkehrerreferat des ded, der DSE, des CIM, der Mission Neuendettelsau, etc. bitten und falls Interesse besteht, könnten wir das nächste Treffen inhaltlich mit Veranstaltungen, Vorträgen, Ausstellungen, etc. bereichern. Bitte teilt uns Eure Ideen dazu mit. Falls Ihr vorher schon wantoks treffen wollt, dann meldet Euch bei uns, wir freuen uns immer auf einen Besuch von wantoks.

Kontakt: Phyllis, Bellamy & Michael Schneider Pfeiffermuehle 3, 87497 Wertach – Tel +49 (0) 8365 - 799 0 Fax +49 (0) 8365 - 799 51 www.wantok.info [email protected]

Rundbrief Februar 2007 Seite 18

Rezensionen

Michael Powles (ed.): Pacific Futures. ANU Canberra 2006, Pandanus Books. 260 Seiten, ISBN 1-74076-187-1, AUS$ 34,95.

Die umfassenden regionalen Ereignisse seit dem Beginn des RAMSI-Einsatzes auf den Salomonen 2003 sind bislang in ihrer Gesamtheit noch nicht durch die einschlägige Literatur erfasst worden. Michael Powles hat mit diesem Buch den Versuch unternommen, diese Lücke in der Literatur zu schließen. Zu diesem Zweck hat Powles eine beeindruckende Schar an Experten zusammengebracht, wozu unter anderem Richard Herr, Greg Fry, John Henderson, T.K. Jayamaran, Satish Chand, Lau Asofou So’o, Ron Crocombe und Ratu Joni Kuemlangan gehören. Powles’ Buch zeigt bereits in seiner Gliederung die Stoßrichtung seiner Argumentation. Die 22 Auf- sätze sind in vier Abschnitte unterteilt. Die ersten beiden Abschnitte befassen sich mit den politi- schen, ökonomischen und sozialen Herausforderungen des gegenwärtigen pazifischen Raumes. Aus- gehend von den strukturellen Gegebenheiten der insularen Kleinstaaten des Pazifiks werden in den letzten beiden Abschnitten die möglichen Handlungsalternativen diskutiert, wobei die Autoren of- fensichtlich kooperative Lösungen für die pazifischen Probleme bevorzugen. Der durch das gesam- te Buch verlaufende Argumentationsstrang, wonach die kleinstaatlich induzierten Probleme der pazifischen Inselstaaten nur mittels kooperativer Zusammenarbeit gelöst werden können, geht leider viel zu wenig auf die pazifischen Besonderheiten der Subregionen ein, die eine gesamtpazifi- sche Kooperation zumindest in der Vergangenheit beziehungsweise vor dem verstärkten Engage- ment Australiens in der Region verhindert haben. Dies erscheint aber auch fast der einzige Kritik- punkt an dem ansonsten für einen Überblick über den Pazifik ausgezeichneten Buch zu sein. Aller- dings sei hier noch angemerkt, dass einige der Artikel wie der von Greg Fry bereits als Tagungsbe- richt im Internet zu finden sind. Von der Vielzahl der Aufsätze seien hier einige exemplarisch hervorgehoben. Nachdem John Hen- derson die pazifischen Probleme anhand des „typisch“ pazifischen Konflikts zwischen Tradition und Moderne erläutert, indem er gesellschaftliche Gegebenheiten mit künstlichen und kolonial über- nommenen Ideen von Staatlichkeiten gegenüberstellt, schildern Teresia Teaiwa und Malakai Koloa- matangi die Funktionsmöglichkeiten von Demokratie in den pazifischen Inselstaaten, wobei sie schlussfolgern, dass Demokratie dort am ehesten funktioniert, wenn sie mit traditionellen Struktu- ren verbunden wird. Die ökonomische Situation im Pazifik wird von Wadan Narsey geschildert. Narsey befasst sich mit den kürzlich implementierten Abkommen zum Freihandel im Pazifik, wobei die Meinung vertreten wird, dass das Pacific Island Countries Trade Agreement (PICTA) und das Pacific Agreement on Closer Economic Relations (PACER) vor allem als ökonomische Werkzeuge zur australischen Kon- trolle und zum australischen Nutzen der pazifischen Region zu sehen seien. Narsey schlägt damit eine argumentative Richtung ein, die von anderen Autoren dieses Sammelbandes geteilt und dabei gleichzeitig von offizieller Seite dementiert wird. Eine derartige Neo-Liberalisierung des pazifischen Raumes, die bereits von Narsey angerissen wird, zeigt sich im Beitrag von Claire Slatter noch deutlicher. Slatter stellt in außerordentlich kla- ren Worten die Verbindung von ökonomischen Idealen (in Form des ökonomischen Neo- Liberalismus), einer davon beeinflussten australischen „Beratungsindustrie“ und staatlichem Han- deln Canberras in der Region dar. Dabei scheut sie sich auch nicht, die Dinge beim Namen zu nen- nen, indem sie auf die Verflechtung von ökonomischen Interessen in der Region und politischen Rundbrief Februar 2007 Seite 19

Werkzeugen zu deren Durchsetzung eingeht, die den amerikanischen „Krieg gegen den Terror“ als Allzweckargument übernehmen, um australisches Handeln zu legitimieren. Slatter hätte allerdings in ihren Ausführungen erwähnen können, dass auch das australische Handeln durch ökonomische und globalisierte Strukturen geleitet ist, deren Herr nicht die Regierung in Canberra ist. Der von Australien viel gepriesene Regionalismus, der offiziell die Maxime des australischen Han- delns ist, ist Gegenstand der folgenden Beiträge, die vor allem die Doppeldeutigkeiten des pazifi- schen Regionalismus aufdecken. So werden zwar die Freihandelszonen durch Australien befürwor- tet. Vor einer Freizügigkeit der Arbeitskräfte schreckt Canberra aber zurück. Wie Vijay Naidu zeigt, ist auch die Entwicklungshilfe kein Selbstzweck, sondern ein Instrument zur Interessens- durchsetzung. Dabei hat sich die Entwicklungshilfestruktur seit 1989 weitgehend geändert. Von der VR China und Taiwan abgesehen, geht es nicht mehr darum, die „andere Seite“ zu übertreffen, sondern selbst Einfluss zu nehmen. Naidu stellt dar, wie Japan seine Hilfe mit Fangrechten in pazi- fischen Gewässern erkauft, während Geber wie Australien und andere westliche Geber ihre Gaben von der Umsetzung der neo-liberalen Vorgaben der Weltbank und anderer abhängig machen. Immer mehr zeigt das von Powles editierte Buch die Bedeutung der Region für die pazifischen In- selstaaten auf. Dabei zeichnet Richard Herr noch einmal die Geschichte der pazifischen Kooperati- on seit der Gründung der South Pacific Commission 1947 nach, was einerseits der Vollständigkeit halber sinnvoll erscheint, andererseits jedoch angesichts der bereits oftmals publizierten Überbli- cke von Herr über den pazifischen Regionalismus den Verdacht des Abschreibens bei sich selbst und der damit zusammenhängenden Überflüssigkeit nicht gerade entkräftet. Ähnliches gilt für Ron Crocombe, der zum wiederholten Mal die verschiedenen Charakteristika der pazifischen (Sub-) Regionen darstellt. Greg Fry fragt schließlich nach „Whose ?“ und wer warum die Deutungshoheit für diesen Begriff innehat. Fry stellt noch einmal eindrucksvoll vor, in welchen Strukturen sich die „pazifische Politik“ bewegt und welchen Herren sie gehorcht, wenn er die australische Adaption des amerikani- schen „Antiterrorkrieges“ als omnipotente Rechtfertigungsstrategie entlarvt, die in ihrer Inter- pretation des Handelns Widerspruch nicht zulässt, eigene Realitäten aufbaut und es dabei ver- lernt, den Pazifik auch anders zu verstehen. Die gegenwärtige staatszentristische Ausrichtung des Pacific Plan, die gesellschaftliche Zusammenhänge in Form von immanent wichtigen Traditionen mit Missachtung straft, mag hier als Beispiel dienen. Damit kommt das Buch zu seinem Ende und zu einem analytischen Höhepunkt, indem es Transform Aqorau einige Gedanken zur staatlichen Souveränität im Pazifik zubilligt. Aqorau stellt eine Debat- te innerhalb der UNO dar und zeigt die praktischen Auswirkungen im Pazifik. Demnach ist die staatliche Souveränität nicht mehr sakrosankt, sondern abhängig von ihrer Funktionsmöglichkeit. Demnach hat die internationale Gemeinschaft die Pflicht zur Intervention, wenn ein Staat seinen Funktionen nicht mehr nachkommt bzw. nachkommen kann. Aqorau schlägt hier also eine Brücke von den „unwichtigen Inseln“ im Pazifik zu weltpolitisch relevanten Fragen. Insgesamt zeigt Powles Buch also eine sehr gelungene Auswahl an Themen zur pazifischen Zukunft, die nicht nur einen hervorragenden Überblick über die gegenwärtige Situation im Pazifik darstellt, sondern auch Denkanstöße liefert, die eingeschlagene Wege in Frage stellt.

Andreas Holtz, Hamburg

Rundbrief Februar 2007 Seite 20

John Henderson/Greg Watson (eds.): Securing a Peaceful Pacific. Christchurch 2005, Canterbury University Press. 528 Seiten, ISBN 1-877257-37-0, NZ$ 39,95.

Das Begriffspaar Pazifik und Sicherheitspolitik schien seit dem Ende des Kalten Krieges stark an Bedeutung verloren zu haben. Zudem war die sicherheitspolitische Perzeption seinerzeit weniger eine der pazifischen Inselstaaten, sondern eher den pazifischen Anrainerstaaten und hier vor allem den USA mit ihrer Politik des Stategic Denial zugeordnet. Welche sicherheitspolitische Bedrohung sollte schon von den insularen pazifischen Kleinstaaten ausgehen? Dabei waren auch schon zu Zei- ten der Blockkonfrontation Anzeichen vorhanden, die nicht nur auf einen glücklichen l’homme na- turell hindeuteten. Die westlichen Provinzen der Salomonen probten eine Sezession; ebenso ver- hielt es sich 1980 mit der Santo Rebellion in Vanuatu. Dass Libyen als Drahtzieher des internatio- nalen Terrorismus in den 1980er Jahren in Tonga und Vanuatu diplomatisch sowie entwicklungshil- fetechnisch aktiv wurde und nicht nur in Canberra für Unruhe sorgte, passt ebenso wenig in das Bild des friedlichen Pazifiks wie die beiden ersten Militärputsche 1987 in Fiji, die Versenkung des Greenpeaceschiffes Rainbow Warrier durch den französischen Geheimdienst 1984, die französi- schen Nukleartests auf Moruroa oder der Bürgerkrieg auf Bougainville seit 1989. Seit 9/11 hat jedoch auch im Pazifik eine Zeitenwende stattgefunden und die fragilen Inselstaaten in den Mit- telpunkt des sicherheitspolitischen Interesses gerückt. Dieses Interesse verstärkte sich natürlich angesichts der Putsche in Fiji 2000 und 2006, der gewalttätigen Unruhen auf den Salomonen bis 2003 und der Konflikteskalation in Tonga 2006 beträchtlich. Dabei haben die sicherheitspoliti- schen Analysen ein weiteres Feld zu umspannen, als dies traditionell geschah. Die klassischen zwi- schenstaatlichen Konflikte haben im Pazifik glücklicherweise keine Chance. Hier sind es andere Konfliktursachen wie der Gegensatz zwischen Tradition und Moderne, ökonomische Ungleichheiten, Landstreitigkeiten und ökologisch induzierte Konflikte, die zu Instabilitäten führen können und trotz ihrer Asymmetrien zu den pazifischen Anrainerstaaten auch dort für Unruhe sorgen. Die sicherheitspolitische Aufarbeitung durch die regionale Hegemonialmacht Australien lässt sich im Rückblick an verschiedenen Konferenzen wie der Biketawa-Declaration oder der Auckland- Declaration und schließlich am Pacific Plan ablesen, welche sich anschicken, die gesamte sicher- heitspolitische Architektur im Pazifik umzubauen. Dass hierbei regionale Parallelen am hegemonia- len und preemptiven Handeln Australiens zum globalen Handeln der USA bestehen, überrascht an- gesichts des engen Schulterschlusses Canberras mit Washington nicht wirklich. Der Pazifik ist also „back on the map“, auch wenn sich dies sicherlich viele unter anderen Vorzeichen gewünscht hät- ten. Mit dem nun vorliegenden Buch haben die Herausgeber John Henderson und Greg Watson erstmals ein zusammenhängendes Werk über die gegenwärtigen sicherheitspolitischen Strukturen des Pazi- fiks und deren Auswirkungen geschaffen, das dem interessierten Leser auch über die ersten Ein- blicke hinaus Informationen über die pazifischen Staaten gibt. Daran ist natürlich in erster Linie die illustre Gruppe an Autoren beteiligt, zu der unter anderem David Hegarty, Graham Hassall, Stewart Firth, Derek McDougall, Ron Crocombe, Jon Fraenkel, Michael Powles, Ron May, Asofou So’o und Tarcisius Tara Kabutaulaka gehören. Das Buch ist in 15 einzelne Themenbereiche gegliedert. Dazu gehört neben dem einleitenden auch ein lobenswerter theoretischer Überblick, der ansonsten in der sozialwissenschaftlichen Literatur über den Pazifik nur zu oft nicht vorhanden ist. Des Weiteren zeigt die thematische Gliederung die sicherheitspolitisch relevanten Determinanten im Pazifik auf. Dazu gehören solch interdependente Bereiche wie der pazifische Regionalismus im Zeichen des Pacific Forums und dessen strukturellen Wandel hin zu einer intervenierenden Organisation, die seit der Biketawa Declaration möglichen Intervention, die tatsächlichen militärischen und polizeilichen Einsatzmöglichkeiten und die politi- schen Gegebenheiten im Pazifik. Ein weiterer Themenkomplex zeigt sich in den Bereichen Entwick- Rundbrief Februar 2007 Seite 21 lung, Umwelt und Gesellschaft, wobei die Herausgeber überlegt gearbeitet haben, weil sich pazifi- sche Konflikte oftmals an gesellschaftlichen Konstellationen entzünden, die im Widerspruch zu einem nach westlichen Vorbildern konstruierten Staat stehen und durch ökologische Degradation und fehlgeschlagener Entwicklung verschärft oder sogar hervorgerufen werden. Schließlich werden in den verbleibenden Abschnitten Fallbeispiele aus Fiji, den Salomonen, Papua-Neuguinea und West- Papua beleuchtet. Mit einem Aufsatz von Stewart Firth über die neue Ära der pazifischen Sicherheitspolitik werden die regionalspezifischen Abschnitte eröffnet. Dabei stellt sich Firth gegen die gängige Meinung, dass Australiens und Neuseelands Einfluss im Pazifik determinierend sei. Vielmehr, so Firth, wird die pazifische Sicherheitspolitik durch die regionalen Institutionen und somit durch die Insulaner selbst gestärkt. Dabei übersieht er aber die realen Kräfteverhältnisse im Pacific Forum, welche die Entschlussfähigkeit des Forums faktisch bestimmt. So gesehen überrascht es im folgenden auch wenig, wenn die sicherheitspolitischen Bedrohungsszenarien zuerst auf die regionalen Vor- mächte Neuseeland und besonders Australien zugeschnitten sind. Seit 9/11, Australiens Teilnahme am globalen „Anti-Terror-Kampf“ der USA und den Bali Bombings 2002 sieht sich Australien in Ge- fahr, von terroristischen Gruppen attackiert zu werden, die ggf. von zusammenbrechenden Staaten hauptsächlich in Melanesien im Sinne eines pazifischen Afghanistans gegen Australien agieren könnten. Tatsächlich sucht man nach Terroristen im Sinne eines gut ausgebildeten und extern ge- schulten Kämpfers im Pazifik bislang vergebens, worauf Jon Fraenkel in seinem Beitrag richtig hin- weist und damit den Kampf gegen den Terror als omnipotentes Rechtfertigungsinstrument ent- tarnt. Obwohl der Regionalismus einen eigenen Abschnitt einnimmt, wäre eine etwas umfangreichere Ana- lyse wünschenswert gewesen, welche die subregionalen Gegensätze und die daraus folgende frühe- re Lähmung des Forums als Entscheidungsinstrument näher unter die Lupe genommen hätte. Den- noch reichen die gegebenen Informationen aus, um dem interessierten Leser einen Überblick über die Gemengelage aus an der pazifischen Realität vorbeigehenden staatlichen Konstruktionen, regio- nalistischen Kontroversen, ökonomischen und entwicklungspolitischen Hürden, traditionellen Kon- fliktlösungsmechanismen und modernen Lösungsvorschlägen zu geben. Einer dieser modernen Lö- sungsvorschläge wird z.B. von Derek McDougall diskutiert, der sich mit dem australischen und neu- seeländischen Engagement im Pazifik befasst und somit einen nicht neuen, aber seit der Verab- schiedung der Biketawa Declaration verstärkt eingeschlagenen Weg der Intervention im Pazifik nachzeichnet. Kennzeichen einer solchen Intervention sind die tatsächlichen Interventionsmöglich- keiten, die sich in der ökonomischen Potenz sowie in den militärischen und polizeilichen Kapazitäten der Intervenierenden ausdrücken. Im Abschnitt „Military and Police“ geben unter anderem Beth Greener-Barcham und Tony McLeod anhand des RAMSI-Einsatzes Auskunft über die bisher einzige regionale Intervention, die sich freilich faktisch als eine australische Intervention darstellt. David Baker verfolgt hier schließlich die Frage, inwieweit sich überhaupt zerfallene Staaten über einen solchen Einsatz von machtpolitischer Hardware restaurieren lassen. Ein weiteres herauszuhebendes Thema besteht in der Rolle von ökologischer Degradation als Kon- fliktursache. Hier zeigt besonders Lawrence Kalinoe den Zusammenhang zwischen „environmantal damage and socio-political instability“ auf, der sich vor allem am Beispiel von Bougainville beobach- ten lässt. Wichtig erscheint dieser Abschnitt aber auch deswegen, weil er eben auch grundlegend die ökologische Sicherheit behandelt und somit einen Erkenntnismehrwert hinterlässt, der nicht nur für die pazifischen Inselstaaten, sondern leider bereits jetzt schon auch für die restliche Welt von Interesse ist. In den verbleibenden rund 150 Seiten werden die pazifischen Einzelschicksale bearbeitet, wobei der Fokus auf den Staaten und Gebieten mit den größten Konfliktpotenzialen liegt. Neben der Er- läuterung der Konflikte auf Fiji, den Salomonen, Papua-Neuguinea und West-Papua wäre es aller- Rundbrief Februar 2007 Seite 22 dings wünschenswert gewesen, wenn das ohnehin umfangreiche Format des Buches noch etwas er- weitert worden wäre, um auch die scheinbar weniger wichtigen Konflikte in Tonga, Vanuatu (Tanna) und den Föderierten Staaten von Mikronesien zu analysieren. Zudem hätte dann auch noch sicher- lich eine genaue Beschreibung der Zustände auf den flachen Atollstaaten Mikronesiens und Polyne- siens Platz finden können, um den Begriff einer ökologischen Sicherheitspolitik besser auszuleuch- ten. Schließlich gibt es noch einen letzten Kritikpunkt an dem ansonsten sehr guten Buch. Das Au- torenkolleg widmet sich fast allen tatsächlichen und möglichen Formen von Konflikten im Pazifik. Es werden ethnische Spannungen, Landstreitigkeiten und Ressourcenkonflikte sowie ökologische Kon- fliktmöglichkeiten und der Konflikt zwischen (gesellschaftlicher) Tradition und (staatlicher) Mo- derne abgehandelt. Allerdings wird der konfliktträchtige Wettkampf der beiden chinesischen Staaten im Pazifik, den man auch als „kleinen Kalten Krieg“ im Pazifik umschreiben könnte, nur se- kundär behandelt. Hätten die Herausgeber auch dafür noch einen Themenkomplex geschaffen, dann wäre das Buch ausgezeichnet gewesen; so ist es „nur“ sehr gut.

Andreas Holtz, Hamburg

Gesellschaftsspiel

Taluva: Taktik am Vulkan Marcel-André Casasola Merkle (Autor), Verlag Hans im Glück, erschienen im Oktober 2006, für 2 bis 4 Personen ab 10 Jahren, dauert 40 Minuten, kostet 28 Euro.

Man merkt Spielen meist positiv an, wenn sie nicht aus der Abstraktion heraus, sondern vom Thema her entwickelt wurden. So auch hier. Bei „Taluva“ geht es nicht um Punkte oder Dollars, sondern um das Entstehen einer pazifischen Vulkaninsel. Mit Stanzteilen aus extra dicker Pappe, die man im Spielverlauf an- und übereinander legt, wächst die Insel aus dem Wasser; nach und nach entsteht eine gebirgige Spielfläche, die sich mit jedem Spielzug weiter verändert. Vulkane brechen aus, Häuser müssen den Lavamassen weichen, neue Landschaften entstehen. Jedes der Pappteile besteht aus drei verbundenen Sechseck-Feldern. Eines davon zeigt immer einen Vulkan, die beiden anderen Felder stellen unterschiedliche Landschaften dar, etwa Dschungel, Lichtung, Felsen oder Strand. Wer am Zug ist, bekommt eines dieser Plättchen zugelost und muss es auf der gemeinsamen Insel verbauen. Entweder legt man es einfach an und vergrößert dadurch die Inselfläche oder man baut in die Höhe. Dazu muss man das Vulkanfeld genau auf einen bereits vorhandenen Vulkan platzieren und noch weitere Regeln einhal- ten: Das neue Teil muss auf eine bestimmte Weise ausgerichtet sein, und obwohl man durchaus fremde Hütten eliminieren darf, so doch keine komplette Ansiedlung. Natürlich betätigt man sich nicht aus rein ästhetischen Gründen als Landschaftsarchitekt, sondern verfolgt ein Ziel dabei. Und an dieser Stelle kommen die sehr schön geformten Holzgebäude ins Spiel. Davon besitzt jeder Spieler drei Sorten: Tempel, Türme und Hütten. Immer nachdem man die Insel mit seinem Plättchen erweitert hat, darf man anschließend ein oder mehrere Gebäude Rundbrief Februar 2007 Seite 23 bauen. Und man gewinnt, wenn man zwei seiner Gebäude-Arten komplett auf der Insel unterge- bracht hat. Für das Bauen gelten Vorschriften: Einen Turm beispielsweise kann man nur auf einem Berg errich- ten, der mindestens drei Inselpappen hoch ist. Obendrein muss der Turm mit anderen Häusern der eigenen Farbe verbunden sein. Ähnliches ist auch für die anderen beiden Gebäudetypen zu beach- ten, wodurch es einiges an Taktik erfordert, die Landschaft nicht irgendwie, sondern zielgerichtet zu erweitern: Einerseits will man die Voraussetzungen schaffen, um Hütte, Turm oder Tempel auf- zustellen; andererseits will man genau dies für den nächsten Spieler verhindern. Während man die ersten Züge vielleicht einfach noch auf gut Glück dahinspielt, nähert sich das Spielende viel rascher als gedacht. Nun gilt es dringend, die Möglichkeiten der Gegner einzukalku- lieren, um keine ungewollten Siegvorlagen zu geben. „Taluva“ erfordert Aufmerksamkeit und eine recht aggressive Spielweise. Um erfolgreich zu sein, muss man seine Mitspieler rechtzeitig behin- dern, ihnen Bauplätze wegnehmen oder blockieren. Das Ziehen des zu verbauenden Landschafts- plättchens ist der einzige Glücksfaktor im Spiel, der Rest ist Taktik. „Taluva“ vereint mehrere Vorzüge: Neben der stimmigen Optik und dem hochwertigen Material überzeugt es vor allem durch sein einfaches Grundprinzip. Die wenigen Regeln lernt man schnell und kann sofort starten. Dennoch besitzt das Spiel Tiefe und Finessen. – Das alles ist nett und rund und gelungen. Und trotzdem nötigt „Taluva“ einem eher wohlwollenden Respekt ab als dass es begeistert. Obwohl die landschaftsbildenden Vulkanausbrüche so anschaulich in Szene gesetzt wurden, bleibt die Spielhandlung abstrakt. Man entwickelt keinen emotionalen Bezug zu seinen Hütten, hat nicht wirk- lich den Eindruck, Siedlungen aufzubauen. „Taluva“ funktioniert bestens, aber es fesselt nicht.

Udo Bartsch, Hannover

Erklärt!

Atomwaffen sind generell völkerrechtswidrig2

Guten Abend meine Damen und Herren,

[… Auslassung der Redaktion] Die deutsche Sektion (der International Association of Lawyers Against Nuclear Arms, IALANA, deutscher Name: Juristinnen und Juristen gegen atomare, biologische und chemische Waffen – Für gewaltfreie Friedensgestaltung, Anm. d. Red.) wurde gegründet von Herta Däubler-Gmelin. Zu den Gründern zählt auch Bernd Hahnfeld, einer der berühmten „Friedensrichter“ von Mutlangen, das Risiko von Disziplinarmaßnahmen nicht scheuend. […]

2 Dieser Vortrag wurde von Dr. Peter Becker, dem Vorsitzenden der dt. Sektion von IALANA, am 6. Oktober auf der Tagung „Atomwaffen – Eine Herausforderung für den Frieden“ in der Evangelischen Akademie Bad Boll (siehe Rundbrief 69/06) gehalten. Aus Platzmangel konnte der Tagungsbericht im letzten Rundbrief nicht publiziert werden. Rundbrief Februar 2007 Seite 24

Der Gründung ging ein lehrreicher Vorgang voraus, den ich im ersten Kapitel des Vortrags schildern will: Das World Court Project I, das zur berühmten Entscheidung des Internationalen Gerichtshofs in Den Haag führte, seiner Advisory Opinion über die Völkerrechtswidrigkeit von Atomwaffen, aus der der Titel des Vortrags stammt.

Im zweiten Kapitel geht es darum, wie und warum dieser Richterspruch nicht beachtet wurde. Deswegen planen die IALANA und andere Organisationen ein neues Projekt, das im dritten Kapitel beschrieben wird.

Im vierten Kapitel möchte ich mit Ihnen überlegen, mit welchen Mitteln man solche Entscheidungen verbindlich machen könnte, wo doch der Internationale Gerichtshof mit dem Sicherheitsrat der Vereinten Nationen (VN) nur einen Gerichtsvollzieher hat, der gegen die Vetomächte nichts aus- richten kann.

Die Geschichte begann so: Im Jahre 1987 saßen in seiner Küche Richard Falk, ein bekannter amerikanischer Völkerrechtler, und Peter Weiss, erster Co-Präsident unserer Vereinigung, zusammen. Es ging um die Frage, wie man die Völkerrechtswidrigkeit von Atomwaffen belegen und feststellen lassen könnte. Ausgangs- punkt war Art. 96 der Charta der VN, wo es wie folgt heißt: „Die Generalversammlung oder der Sicherheitsrat kann über jede Rechtsfrage ein Gutachten des Internationalen Gerichtshofs anfor- dern“; des Gerichthofs der VN. Also war die Aufgabe, eine Mehrheit der Generalversammlung dazu zu bewegen, ein solches Gutachten anzufordern. Die Entscheidung der Mitgliedsstaaten und auch das Gutachten wollten unsere Völkerrechtler durch ein eigenes Gutachten vorbereiten, dem sie den Arbeitstitel „World Court Project“ gaben. Peter Weiss und Herta Däubler-Gmelin kannten sich. So ergriff sie die Initiative zur Gründung der deutschen IALANA und zur Übersetzung des Gutach- tens ins Deutsche. Diese haben wir gemacht; das Büchlein ist noch heute zu haben.

Im Jahre 1992 fand dann in Genf eine Internationale Konferenz statt, an der Vertreter der IALANA, der IPPNW – im Saal sitzt Xanthe Hall, die Spezialistin der IPPNW für das Thema, un- ermüdlich mit seiner Propagierung befasst – und des International Peace Bureau (IPB), auf der die Einzelheiten des Projekts besprochen wurden. Die Aufgabe, den Mitgliedstaaten bzw. ihren Bot- schaftern im VN-Gebäude in New York das Projekt vorzustellen, fiel dann Alyn Ware zu, einem anderen IALANA-Aktivisten. Man entschied sich, zunächst den Weg über die World Health Orga- nization (WHO) zu gehen: Mediziner braucht man von den schrecklichen Folgen eines Atomwaffen- einsatzes nicht zu überzeugen. Außerdem war die IPPNW bei den WHO-Mitgliedern angesehen. Tatsächlich gelang es nach Anlaufschwierigkeiten, in der WHO eine Mehrheit für die Stellung ei- nes solchen Antrags zu gewinnen. Wichtige Grundlage dieser Arbeit war eine Weiterentwicklung des Gutachtens, das auch in Deutschland unter dem Titel „Völkerrecht gegen Kernwaffen“ erschie- nen ist (1993).

Allerdings kamen Zweifel auf, ob die WHO wirklich zuständig für die Befassung des Internationa- len Gerichtshofs mit der Rechtsfrage der Völkerrechtswidrigkeit sei. Deswegen wurde beschlos- sen, eine entsprechende Entscheidung der Generalversammlung herbeizuführen. Den Antrag reich- te das Koordinationsbüro der „Blockfreien Staaten“ Ende 1993 ein. Auf massiven Druck namentlich der USA, Frankreichs und des Vereinigten Königreichs entschlossen sich jedoch zahlreiche Staa- ten, auch aus dem Kreis der Blockfreien, nicht auf einer Beschlussfassung im Jahr 1993 zu beste- hen. Daraufhin wurde der Gutachtensantrag der WHO vorangetrieben. Der Frankfurter Völker- Rundbrief Februar 2007 Seite 25 rechtler Prof. Bothe erarbeitete ein Rechtsgutachten zu den Zulässigkeitsfragen. Zahlreiche Trä- gerorganisationen sammelten Unterschriften. Am 10. Juni 1994 übergaben Repräsentanten des Projekts dem Registrar des Internationalen Gerichthofs in Den Haag mehr als 100 Millionen Unter- schriften. Kurz zuvor war der Gutachtensantrag der WHO eingegangen.

Der entscheidende Durchbruch gelang dann in der 49. Sitzungsperiode der VN- Generalversammlung im Herbst 1994. Mit einer Mehrheit von 77 Ja- gegen 33 Nein-Stimmen bei 21 Enthaltungen wurde der von den Blockfreien Staaten eingebrachte Resolutionsentwurf angenom- men. Trotz des großen politischen und finanziellen Drucks der Atomwaffenstaaten verlangte die Generalversammlung vom IGH nicht nur die Prüfung der Völkerrechtsmäßigkeit des Einsatzes von Atomwaffen, sondern auch der Androhung des Nuklearwaffen-Einsatzes.

Am 08. Juli 1996 erging dann schließlich der Richterspruch, dessen Kernaussage mit einer Mehr- heit von 7 zu 7 Stimmen erging, wobei die Präsidentenstimme den Ausschlag gab:

„E. Die Bedrohung durch oder Anwendung von Atomwaffen steht generell im Wider- spruch zu den in einem bewaffneten Konflikt verbindlichen Regeln des Internationa- len Rechts und insbesondere den Prinzipien und Regeln des humanitären Völker- rechts.“

Diese Mehrheit von 7 zu 7 war nur scheinbar: Drei Richter stimmten nur deswegen gegen die Aus- sage, weil sie der Auffassung waren, dass der Atomwaffeneinsatz und die Androhung unter allen Umständen völkerrechtswidrig sei. Die eigentliche Mehrheit war also 10 zu 4. Die 4 Stimmen kamen von den Richtern aus den Atomwaffenstaaten.

Der Gerichtshof leitete seine Kernaussage aus dem Kriegsvölkerrecht ab, dem so genannten „ius in bello“. (Zur Klarstellung: Die Frage, ob ein Krieg als solcher rechtsmäßig oder rechtswidrig ist, be- handelt das „ius ad bellum“). Es gibt nämlich zahlreiche völkerrechtliche Verträge über die Regeln für die Kriegsführung, etwa die Haager Landkriegsordnung von 1905, oder das Haager Abkommen über Deformationsmunition von 1899 mit seinem Verbot von Dum-Dum-Geschossen. Diese Prinzipien hat Christopher Weeramantry, ehemaliger Vizepräsident des IGH und mitwirkender Richter an dem Gutachten, amtierender Präsident der IALANA, in seinem Büchlein „Warum die atomare Be- drohung von Tag zu Tag zunimmt“ (in deutscher Sprache bei der IALANA für 2 € erhältlich) zu- sammengefasst:

• Das Verbot der willkürlichen und wahllosen Tötung von Zivilisten, • das Verbot der Verursachung von grausamem und unnötigem Leiden, • das Verbot von Völkermord, • das Verbot der Umweltzerstörung, • das Verbot von Generationen übergreifenden Schädigungen, • das Verbot des Einsatzes von Giftgas und ähnlichen Stoffen, • das Verbot der Schädigung von neutralen Staaten, • das Unmöglichmachen einer Rückkehr zu Zusammenleben und –arbeit, • das Verbot der Zerstörung von medizinischen Zentren sowie von Gotteshäusern.

Es liegt auf der Hand, dass der Einsatz von Atomwaffen gegen diese Vorgaben des Völkerrechts verstößt. Daraus leitete der Gerichtshof seine Aussage über die „generelle“ Völkerrechtswidrig- keit des Einsatzes von Atomwaffen ab. In dem Büchlein findet sich aber noch viel mehr: Einzelhei- Rundbrief Februar 2007 Seite 26 ten über die Folgen der Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki, über die vielen Unfälle und Beinah-Unfälle mit Atomraketen und –bomben, vor allem aber über die eigenartige Vorgehens- weise der Atomwaffenstaaten, die sich selbst Atomwaffen dauerhaft erlauben, es allen anderen Staaten aber verbieten wollen („Double standards“).

Die Kernaussage des IGH (E) hatte aber auch eine Schwäche:

„Der Gerichtshof kann jedoch in Anbetracht des gegenwärtigen Völkerrechtsstatus und der ihm zur Verfügung stehenden grundlegenden Fakten nicht definitiv entschei- den, ob die Bedrohung durch oder Anwendung von Atomwaffen in einer extremen Notwehrsituation, in der das reine Überleben eines Staates auf dem Spiel stehen würde, rechtmäßig oder unrechtmäßig sein würde“; die so genannte „Notwehrklausel“.

Die Advisory Opinion enthält wohl deswegen noch eine Aussage, die in der Resolution der General- versammlung gar nicht angesprochen war und die wohl ausdrückt, dass der IGH mit seinem Not- wehr-Vorbehalt alles andere als zufrieden war. Der IGH kam nämlich einstimmig zu der folgenden Aussage:

„Es gibt eine Verpflichtung, Verhandlungen in gutem Glauben fortzusetzen und abzu- schließen, die zu atomarer Abrüstung in allen ihren Aspekten unter strikter und ef- fektiver internationaler Kontrolle führen.“

Damit griff der IGH auf Artikel VI des Vertrags über die Nichtverbreitung von Kernwaffen (NV- Vertrag) zurück, wo es heißt wie folgt:

„Jede Vertragspartei verpflichtet sich, in redlicher Absicht Verhandlungen zu führen über wirksame Maßnahmen zur Beendigung des nuklearen Wettrüstens in naher Zu- kunft und zur nuklearen Abrüstung sowie über einen Vertrag zur allgemeinen und voll- ständigen Abrüstung unter strenger und wirksamer internationaler Kontrolle.“

Über diese Formulierung ging der IGH noch hinaus, indem er nämlich forderte, dass die Staaten nicht nur verhandeln, sondern solche Verhandlungen auch „abschließen“ („come to a conclusion“) müssten.

Ich komme jetzt zum 2. Kapitel: Leider haben die Atomwaffenstaaten aber ihr Verhalten mehr am vermeintlich zulässigen Einsatz von Atomwaffen in einer Notwehrsituation ausgerichtet als an Art. VI. Es ist ja so, dass der IGH sich die Notwehrlage nicht vorstellen könnte, weil ihm die Fakten fehlten. Also hätten die Atom- waffenstaaten erklären müssen, worin denn diese Fakten liegen, wenn sie die ihnen durch Art. 6 aufgegebenen Verhandlungen führten. Davon war aber in den Folgejahren nichts festzustellen.

Im Gegenteil: Ermutigende Fortschritte in völkerrechtlichen Verträgen wurden dann doch nicht umgesetzt. Es kam zu zahlreichen Rückschlägen in der nuklearen Abrüstung:

Rundbrief Februar 2007 Seite 27

• Der umfassende Kernwaffenteststoppvertrag (CTBT) ist nach wie vor nicht in Kraft getre- ten. Die USA verkürzen die Vorlaufzeit für die Wiederaufnahme von Kernwaffentests in Nevada auf 1 1/2 Jahre. • Verhandlungen zum Fissile Material Cutoff Treaty (FMCT) konnten nicht beginnen. • Die USA haben den ABM-Vertrag im Dezember 2001 gekündigt. • START II wird daraufhin von Russland nicht ratifiziert und wird nicht in Kraft treten. • Der SORT-Vertrag hat keinerlei Verifikationsmaßnahmen, gilt nur bis 2012 und erfordert nicht die Demontage von Kernwaffen. • Die US Nuclear Posture Review von 2003 schlägt den Einsatz von Kernwaffen auch als Reak- tion auf einen Angriff mit biologischen oder chemischen Waffen vor. • Die USA produzieren seit 2004 wieder Tritium für Kernwaffen und tun dies in einem zivilen Reaktor. • Weiterhin bestehen weltweit rund 20.000-30.000 nukleare Waffen, davon sind nach wie vor rund 4000 in höchster Alarmbereitschaft. Die Arsenale werden modernisiert und auf lange Lebensdauer eingestellt. • Es gibt also mehr Rückschritt als Fortschritt. Aus diesem Grund – und damit komme ich zum Kapitel 3 – planen unsere und andere Vereinigungen ein neues, das

World Court Project II: Wir arbeiten am Entwurf einer neuen Resolution für die Generalversammlung, in der es nicht mehr um die Völkerrechtswidrigkeit der Atomwaffen sondern, um die fehlende Erfüllung der Verpflich- tung aus Art. VI geht. Es gibt Entwürfe für eine Resolution und Gutachtensfragen, die ich – in eng- lischer Sprache – dabei habe. Die Fragen lauten wie folgt:

1. Wendet sich die Verpflichtung aus Art. VI NV-Vertrag an alle Staaten, gleichgültig, ob sie dem Vertrag beigetreten sind oder nicht? Diese Frage richtet sich ersichtlich an Israel, das dem NV-Vertrag nicht angehört. Seine Atombewaffnung stellt das ernsteste Hindernis für den Frieden im Nahen Osten dar. 2. Welche sind die generellen Rechtsprinzipien und –kriterien, die bei den Verhandlungen der Staaten in gutem Glauben beachtet werden müssen? 3. Umfasst die Verpflichtung zu Verhandlungen in gutem Glauben auch den Abschluss der Ver- handlungen in einer angemessenen Frist? 4. Könnten sich Mängel der Verhandlungen in gutem Glauben auch aus den folgenden Handlun- gen oder Unterlassungen ergeben?

Dieser Frage folgen dann einige Beispiele, etwa • das Fehlen des Beginns von Verhandlungen über die vollständige Abrüstung seit dem 8. Juli 1996; • die fehlende Umsetzung der Verifikations- und Transparenzverpflichtungen sowie der Un- umkehrbarkeit der Entwicklung, die sich aus den 13 Schritten („thirteen steps“) ergeben, die die NV-Überprüfungskonferenz im Jahre 2000 beschlossen hat:

Nach Art. VIII Abs. 3 des NV-Vertrags müssen nämlich die Vertragsstaaten alle fünf Jahre über- prüfen, ob und in welchem Umfang sie der „Wirkungsweise des Vertrags“ gerecht geworden sind. Diese „thirteen Stepps“ bieten daher ein gutes Anschauungsmaterial, Beispiele für die Fortschrit- te – oder Nichtfortschritte – bei der Abrüstung. Außerdem wird in dieser beispielhaften Aufzäh- lung auch auf die Empfehlungen der Blix-Kommission vom Juni 2006 Bezug genommen. Rundbrief Februar 2007 Seite 28

Diese Frage 4 ist umstritten: Der IGH darf sich nach Art. 96 VN-Charta nur mit „Rechtsfragen“ befassen. Zeitraubende und schwierige Tatsachenaufklärungen müssen deswegen vermieden wer- den. Deswegen ist derzeit offen, ob diese Beispiele überhaupt aufgeführt werden sollen. Wir über- legen uns allerdings, dass diese Fragen Anschauungsmaterial für die Gespräche mit dem Botschaf- tern liefern könnten. Welche Formulierung die Mitgliedsstaaten dann schlussendlich in ihrer Reso- lution verwenden, bleibt deswegen naturgemäß offen.

Das 4. Kapitel befasst sich mit der schwierigsten Frage und ist wegen einer gewissen Ratlo- sigkeit relativ kurz:

Wie kann man eine Advisory Opinion wirklich verbindlich machen?

Einleitend ist ein Hinweis angebracht: Es gibt eine Schwachstelle in der Konstruktion des Interna- tionalen Gerichtshofs. Sie liegt darin, dass sich die Mitgliedsstaaten der Rechtsprechungsgewalt des Gerichts unterwerfen müssen und die Befugnis haben, die Rechtsprechungskompetenz des IGH einzuschränken (Art. 36 Abs. 2 des Statuts des Internationalen Gerichtshofs). So hat der Staat Nicaragua die USA vor dem IGH verklagt, um ein Verbot der Verminung seiner Häfen zu erreichen. Der IGH hat am 27.06.1986 dem Antrag stattgegeben und die USA verurteilt, die Verminung auf- zuheben. Daraufhin entzogen die USA dem IGH die Kompetenz für derartige Streitfälle. Die IALANA hat in einer Ausstellung im Internationalen Gerichtshof im Jahr 1999 auch diesen Fall dargestellt und darüber ein Büchlein veröffentlicht (More Power for Law).

Ferner: Der Gerichtshof hat „nur“ ein Gutachten mit einer Auslegung des Völkerrechts erstattet. Zu beachten ist aber, dass der IGH der Gerichtshof ist, der für alle Mitgliedsstaaten der VN ver- bindlich Recht spricht und demgemäß auch Auslegungen festschreibt. Das gilt auch für das Völker- vertragsrecht im NV. Zweitens gibt es ein Beispiel im Deutschen Verfassungsrecht. Es gab in den jungen Jahren der Bundesrepublik Deutschland ebenfalls die Möglichkeit, das Bundesverfassungs- gericht um ein Rechtsgutachten zu bitten (§ 97 BVerfGG). Das Bundesverfassungsgericht hat in seinem Beschluss vom 08.11.1952 (BVerfGE 2,79 ff., 87, 89) gesagt, dass es das Gutachten in sei- ner Eigenschaft als Gericht erstattet. Es beruht also wie ein Urteil auf Gesetz und Recht und ist nicht nur eine bloße Zusammenfassung der Meinungen einzelner Autoritäten. Es ist daher nach sei- nem materiellen Gehalt einem Urteil gleichzustellen. Das gilt auch für die Advisory Opinion des IGH.

Aus diesem Grund wäre zunächst folgender Schritt zu erwägen: Nach Art. 94 Abs. 2 VN-Charta kann ein Staat den Sicherheitsrat anrufen, wenn eine Streitpartei einer Verpflichtung aus einem Urteil des IGH nicht nachkommt. Es wäre zu prüfen, ob ein Rechtsgutachten einem Urteil im Sinne dieser Vorschrift gleichsteht. Zumindest könnten Staaten wegen Verletzung des Art. VI NV- Vertrag nach Art. 34 VN-Charta den Sicherheitsrat anrufen. Deswegen wäre es denkbar, dass der Iran, der ja wegen seines Verhaltens bei der Urananreicherung vor den Sicherheitsrat gebracht werden soll, seinerseits eine Untersuchung des Verhaltens der Atomwaffenstaaten nach Art. VI NPT verlangt. Allerdings darf bezweifelt werden, ob der Sicherheitsrat in der Tat entsprechend dem Antrag des Iran eine Verletzung des Art. VI NPT durch die Atomwaffenstaaten feststellt. Der erfolgversprechendere Weg wäre wegen der Unabhängigkeit des Entscheidungsorgans sicher- lich der IGH. Deswegen spricht sehr viel für den in Kapitel 3 meines Vortrags beschriebenen Weg.

Rundbrief Februar 2007 Seite 29

Im Übrigen ist an die „parlamentarischen“ und „außerparlamentarischen“ Vorgehensweisen zu den- ken:

Das Verhalten der Atomwaffenstaaten könnte, ohne dass es mit der Stellung eines Antrags auf ein Rechtsgutachten des IGH verbunden wird, nach Art. 35 der Charta in der Generalversammlung zur Sprache gebracht werden. Ferner wären die Möglichkeiten der Zivilgesellschaft auszuloten und auszuschöpfen, insbesondere zur Beeinflussung der öffentlichen Meinung in den Atomwaffenstaa- ten

• durch die Medien, • durch die Kirchen, • durch die Gewerkschaften, • und natürlich durch die Friedensbewegungen der Atomwaffenstaaten: So wäre etwa die Be- schäftigung mit dem Antrag auf Erstattung eines neuen Rechtsgutachtens des IGH ein inte- ressantes Instrument zur Beeinflussung der öffentlichen Meinung.

Damit können wir jetzt alle anfangen!

Dr. Peter Becker, Marburg

Über den Autor: Dr. Peter Becker ist Rechtsanwalt und Notar und seit 1989 Vorsitzender der deutschen Sektion der International Association of Lawyers Against Nuclear Arms (IALANA; dt. Juristinnen und Juristen gegen atomare, biologische und chemische Waffen – Für gewaltfreie Friedensgestaltung). Weitere Infos zu IALANA unter www.ialana.de

Feuilleton

Das Feuilleton soll in dieser Ausgabe an die Atomtests im Pazifik erinnern. Am 1. März 1954 explo- dierte auf dem Bikini-Atoll die Wasserstoffbombe mit dem Codenamen „Bravo“. Im folgenden Ge- dicht von Dr. Renate von Gizycki geht es zwar nicht um die Atomtests der USA auf dem Bikini- Atoll, aber es schildert eindrücklich die Auswirkungen der Tests und die Rücksichtslosigkeit der Atommächte im allgemeinen.

Mururoa ist nur der Anfang von Renate von Gizycki

Dies soll einmal ein Paradies gewesen sein

Jetzt befestigt eine tödliche Wissenschaft hier ihren Standpunkt mit Belegen aus Beton

Rundbrief Februar 2007 Seite 30

errichtet hinter unserem Rücken künstliche Horizonte

Mururoa Ist nur der Anfang!

Welche Botschaften übermitteln uns denn die Gerippe der Seepferdchen? Welche Nachricht kommt mit den ahnungslos westwärts wehenden Winden aus der Tiefe des Ozeans fällt als Regensturz auf unser Dach?

Daß die Menschen schon immer wehrlos gewesen sind gegen Wirbelstürme und Seebeben gibt man uns kalt zu bedenken

und brütet das Chaos im strahlensicheren Anzug unter der arroganten Trikolore des Fortschritts

Glaubt nichts Sagt Nein Jagt sie zum Teufel!

Aus dem 2007 erschienen Buch „Abschied von der Südsee“ (edition giz) von Renate von Gizycki.

Neues aus den Regionalgruppen

◊ Der Berliner Pazifik-Stammtisch Im März wird es keinen Berliner Stammtisch geben. Hingewiesen sei aber auf das polynesische Fest in Berlin. Hierzu bitte weitere Infos bei Monika Berg erfragen, ebenso wie zu einem Stamm- tischtermin im April.

Kontakt und Information über Monika Berg, Tel. 030 / 611 62 81, E-Mail: [email protected]

◊ Der Pazifik-Stammtisch Tübingen Auch im Südwestdeutschen gibt es einen Pazifikstammtisch. Wir treffen uns alle sechs bis acht Wochen in der Südstadt von Tübingen. Die Treffen finden in der Gaststätte „Loretto“ in der Ka- tharinenstr. 22 statt. Rundbrief Februar 2007 Seite 31

Kontakt und Information über Maja Messner, Tel.: 07071 /78 520, E-Mail: messner- [email protected]

◊ Der Pazifik-Stammtisch Bonn Der Pazifik-Stammtisch Bonn ruht nach dem Weggang von Volker Böge und Glenine Hamlyn. Wer Interesse hat, erneut einen Stammtisch in der Region Köln/Bonn ins Leben zu rufen, möge sich doch bitte bei der Pazifik-Infostelle unter [email protected] melden!

◊ Der Nürnberger Pazifik-Stammtisch Der nächste Stammtisch findet am Mittwoch, den 21. März um 19:15 Uhr wie immer im „Cafe Dante“ am Gewerbemuseumsplatz 1 (im Gebäude der alten LGA, neben dem Kino Cinecitta) statt.

Kontakt und Information über Peter Birkmann, Tel: 0911/592329, E-Mail: [email protected]

◊ Der Hamburger Pazifik-Stammtisch Zu unserem nächsten Stammtisch treffen wir uns am Montag, den 19. März 2007 ab 19 Uhr im Clubraum des Bistros Roth in der Rothestraße 34 in Hamburg-Altona. An diesem Abend werden wir vom Asien/Ozeanien-Seminar in Kassel berichten und gemeinsam etliche schöne Veranstaltungen im Frühling und Sommer planen. Wir laden hiermit alle Ethnologen, Leute aus pazifischen Inselstaaten, kirchlich engagierte Men- schen und Hamburger, die mit Privatfirmen, zu Forschungszwecken oder auf Weltreise im Pazifik waren, zu unserem Informations- und Meinungsaustausch ein!

Kontakt und Information über Ingrid Schilsky, Erich-Kästner-Ring 17, 22175 Hamburg, Tel. 040 / 640 83 93; E-Mail: [email protected]

Die aktuellen Termine der Regionalgruppen finden sich auch auf der Homepage des Pazifik- Netzwerkes unter http://www.pazifik-netzwerk.org/regional.

Nachrichten aus dem Verein

Veranstaltungen des Pazifik-Netzwerks

Im November 2006 veranstaltete das Pazifik-Netzwerk an der Universität Hamburg eine kleine Reihe mit Spielfilmen aus Ozeanien. Das gemeinsame Merkmal aller dabei gezeigten Filme bestand darin, dass sie aus einheimischer Produktion stammen und Geschichten aus der Region erzählen. Drehbuch, Akteure, Drehort und die Mehrzahl der Filmschaffenden sind ebenfalls aus Ozeanien. Die finanzielle Förderung kam hingegen zumeist aus dem Ausland. Gedacht sind diese Filme zu- nächst jedoch allesamt für das pazifische Publikum, weshalb sie auch in der jeweiligen Landesspra- che gedreht und lediglich mit Untertiteln versehen sind.

Rundbrief Februar 2007 Seite 32

Die Filme unterscheiden sich vor allem in ihrer Entstehungsgeschichte und in den gesellschaftli- chen Zusammenhängen, in denen sie entstanden. Sie erzählen unterschiedliche Geschichten, denen wiederum je eine starke Frauenfigur in den Hauptrollen gemeinsam ist.

01.11. The Land Has Eyes, Rotuma, Hereniko Vilsoni, 2004 Der Film ist von der Idee bis zur Realisation von dem Schriftsteller, Dramaturgen und Fil- memacher Hereniko Vilsoni aus Fidschi, der schon seit 15 Jahren in Hawai’i lebt und dort in- zwischen als Professor für Literatur, Theater und Film tätig ist, gemacht worden. Er hat den Film zum Teil selbst finanziert, zum Teil durch Spenden und Zuschüsse einer NGO. Vilsoni erzählt die Geschichte eines Mädchens, das vermittels mystischer Kraft die Unschuld ihres zu Unrecht verurteilten Vaters beweist. Angesiedelt ist der Film in der Kolonialzeit in Fi- dschi.

08.11. Vot Long Pati Ia! Your Vote, Our Party, Wan Smallbag Theatre, Vanuatu 1999 Der Film ist aus einer Theaterproduktion heraus entstanden und von einem australischen Filmemacher unterstützt sowie mit australischen Geldern finanziert worden. Er handelt von Wahlen, Korruption und betrügerischen Politikern im Vanuatu der Gegenwart.

15.11. Tinpis Run, Papua-Neuguinea, Pengo Nengo, 1990 Die Idee zu diesem Film ist in der seinerzeit noch bestehenden Filmschule des Landes - skul blong wokim piksa - entwickelt worden. Realisiert wurde er mit Hilfe eines französischen Produzenten und Filmemachers sowie mit Mitteln aus der französischen Entwicklungshilfe. Es ist ein Roadmovie, das auf humorvolle Art und Weise das Miteinander und Gegenüber von Traditionellem und Modernem im heutigen Alltag Papua-Neuguineas beschreibt.

Die kleine Filmreihe sollte dazu beitragen, die derzeitige Situation in Ozeanien besser zu verste- hen. Mit ihren eigenen Worten und Bildern erzählen die Menschen des Pazifiks von ihrem Alltag, ihren Sorgen, politischen Verwerfungen und sozialen Spannungen, was eine gute Alternative zu den bei uns oft üblichen Südseebildern und -filmen darstellt, oder wie es Vilsoni Hereniko ausdrückt: „If native people don’t tell their own stories then we don’t get an insider’s perspective, an alterna- tive view of reality and how things actually happened“.

Diese Filmreihe kann jederzeit von lokalen Pazifikgruppen durchgeführt werden. Die Filme (und andere) sind bei der Pazifik-Infostelle ausleihbar. Hintergrund-Material und Informationen stellt Marion Struck-Garbe gern zur Verfügung.

Vortrag am 28.11.2006 an der Universität Hamburg Sanguma in Papua-Neuguinea - Hexerei unter Christinnen und Christen

Mary Tankulu, Soziologin am Melanesian Insitute in Goroka, die auf Einladung des Nordelbischen Missionszentrums nach Deutschland gekommen war, hatte sich bereit erklärt, ihren bereits in Breklum gehaltenen spannenden Vortrag noch einmal an der Universität Hamburg einem breiteren und anderen Publikum zugänglich zu machen.

Mary Tankulu gab einen Überblick über die derzeit in Papua-Neuguinea stattfindende Renaissance der traditionellen Zauberei. Zeitungen berichten fast täglich von rituellen Handlungen, Verfolgun- gen und Morden, die auf Hexerei oder Zauberei zurückgehen. Der dabei zumeist verwendete Beg- Rundbrief Februar 2007 Seite 33 riff Sanguma stammt ursprünglich aus der Provinz Madang und bezeichnet Schadenszauberei. San- guma ist heute im ganzen Land - auch in den Städten - verbreitet und steht für übelwollende For- men der Zauberei beziehungsweise Hexerei. Insbesondere nicht erklärbare Todesfälle werden vielfach mit Sanguma in Zusammenhang gebracht. Dabei werden die der Zauberei beschuldigten Frauen und Männer dann bedroht, umgebracht oder zur Flucht getrieben. Der Glaube an Hexerei sitzt noch (oder wieder) tief und absorbiert viele Energien - in zwei Richtungen: Entweder um je- manden vermittels Sanguma zu schädigen oder um den vermeintlichen Auslöser/Verursacher bzw. die Verursacherin zu ermitteln und unschädlich zu machen. Obwohl Zauberei seit 1971 verboten ist, scheint es äußerst schwierig zu sein, sie tatsächlich einzudämmen.

Denn vermeintliche Zauberopfer oder deren Verwandte melden die Vorkommnisse nicht der Polizei und Zauberer, die selbst Opfer von Racheakten werden, suchen ebenfalls weder bei der Kirche noch bei der Polizei Schutz. Mit der zunehmenden Verbreitung von HIV-AIDS hat sich die Situati- on nun dramatisch zugespitzt. Denn AIDS scheint vielfach in den Vorstellungswelten in Papua- Neuguinea etwas zu sein, was einem von außen angehext wird. Der/die verantwortliche Zauberer/in muss zwingend gefunden und unschädlich gemacht werden. Dieses Verhalten nützt dem AIDS- Opfer gar nichts, es begünstigt stattdessen noch die Ausbreitung der Krankheit und bringt Un- frieden in die Gemeinden. Solches Verhalten und die ihm zugrunde liegenden Vorurteile aufzubre- chen, braucht viel Zeit, Verständnis und Sensibilität. Um so beachtlicher, dass das Melanesian In- stitute in Goroka die Erforschung von mystischen Vorstellungen im melanesischen Kontext inzwi- schen zu einem Studienschwerpunkt gemacht hat. Die von Mary Tankulu vorgestellte Studie er- fasst die regional unterschiedlichen Traditionen und versucht, den Rückgriff der Menschen auf diese Tradition zu verstehen bzw. zu erklären. Es ist ein erster Schritt in die richtige Richtung auf einem vermutlich äußerst langen und beschwerlichen Weg.

Am 07.12. zeigte das Pazifik-Netzwerk zusammen mit der Abteilung für Südostasien an der Uni- versität Hamburg im Rahmen einer Ringvorlesung zu „Verstädterung in Asien und Afrika“ den Film:

Cowboy and Maria in Town - Stories from the Squatter Settlement in Papua New Guinea, Les McLaren, Annie Stiven, Australien 1991

Die Ringvorlesung war mit etwa 60 Personen extrem gut besucht. Der Film wurde begleitet von ei- nem kleinen Vortrag über die Geschichte der Squatter Settlements in Port Moresby. Die Veran- staltung war ein großer Erfolg.

Vom 13. bis 22. Dezember 2006 zeigte das Pazifik-Netzwerk dann noch eine Ausstellung mit Kunst und Alltagskunst von Frauen aus Papua-Neuguinea unter dem Titel „Strings and Ties“ im Foyer des Asien-Afrika- Instituts der Universität Hamburg. Diese Präsentation wurde ergänzt durch eine Foto- Ausstellung von Katie Englert aus den USA mit Bildern vom Alltag und von einer Hochzeitsfeier in einem Dorf im Hochland. Eingebettet in die Ausstellung war am 15.12. Rundbrief Februar 2007 Seite 34 eine eintägige Konferenz zum Thema: „Frauen in Papua-Neuguinea zwischen Opferrolle und Selbstbehauptung“. Ziel war es dabei, Kenntnisse über den Alltag und die Probleme der Frauen Pa- pua-Neuguineas zu vermitteln und eine Diskussion über existierende und potenzielle Maßnahmen zur Ermächtigung der Frauen anzuregen. Frauen leisten wesentliche Entwicklungs-Beiträge. In ihren Händen liegt die Reproduktion: Im we- sentlichen ernähren sie mit ihrer harten landwirtschaftlichen Arbeit Männer, Kinder und Alte. In ihren schweren Netztaschen (Bilums) schleppen sie nicht nur Süßkartoffeln, Feuerholz und den Nachwuchs, sondern auch das Wohl der Nation auf ihren Rücken. Anerkennung für diese Leistung erhalten sie nicht, ganz im Gegenteil: ihr Status ist niedrig und sie sind von Entschei- dungsprozessen ausgeschlossen und darüber hinaus sind sie oft Opfer von Gewalttaten. Unter der derzeit stattfindenden dramatischen Zunahme von HIV-AIDS leiden insbesondere die Frauen: ei- nerseits als Opfer der Krankheit und andererseits durch soziale Stigmatisierung, die oft in physi- sche und/oder psychische Gewalt gegen die Betroffenen gipfelt.

Donica und Esi sind aus dem Hochland von Papua-Neuguinea nach Europa gekommen, um durch die Ausstel- lung und den Verkauf von Kunsthandwerk sowie durch Workshops zum Bilumknüpfen für ihre Region zu werben. Ihre Anwesenheit gab Interessierten die Chance, zu hören, wie Menschen heute im Hochland von Papua-Neuguinea leben, wie sie ihren Alltag gestalten und wovon sie träumen - dies alles konnte man direkt im Gespräch in Erfahrung bringen.

Esi und Donica stammen aus verschiedenen Hochlandprovinzen. Donica ist aus dem Dorf Pakule in den Sou- thern Highlands und Esi aus Napamogona im östlichen Hochland (nahe Goroka). Sie haben sich durch Regina Knapp kennengelernt. Regina ist eine adoptierte Verwandte von beiden.

Regina wurde 1972 in Papua-Neuguinea geboren, als ihre Eltern dort lebten, und hat ihre frühen Kindheits- jahre dort zugebracht. Dann kam sie mit den Eltern nach Deutschland, wo sie schließlich studierte. Als ausgebildete Anthropologin ging sie in ihre alte Heimat Papua-Neuguinea zurück, um Feldforschung im Hochland durchzuführen. Momentan arbeitet Regina in Australien an der National University ihre Doktor- arbeit aus.

Die langjährige Beziehung Reginas zu den Menschen in Napamogona führte dazu, dass sie von diesen adop- tiert wurde. Die Napamogano umfassen circa 1200 Leute und gehören zur Bena Sprachgruppe. 2005 haben Regina und ihr aus England stammender Freund Mark in Napamogona traditionell geheiratet. Esi übernahm die Rolle von Ginas Schwiegermutter, indem sie Mark adoptierte. 30 Gäste aus Übersee waren bei der Hochzeit dabei und 2000 Leute aus dem Hochland von Papua-Neuguinea.

Da es für Freundschaft kein Konzept gibt in Papua-Neuguinea - man ist entweder ein Verwandter, wird adoptiert oder bleibt ein Fremder - wurden alle Hochzeitsgäste in den Napamogona Stamm durch Adopti- on aufgenommen. Jeder kam in eine Familie. So wurde eine große - wenn man so will – internationale - Fami- lie geschaffen. Esi und Donica haben also für ihre Reise nach Europa und Deutschland einen weiteren und für sie äußerst wichtigen Grund: sie kommen, um ihre neue Familie und Verwandtschaft zu besuchen. Mit jemandem in Beziehung zu stehen bedeutet in Papua-Neuguinea stets auch Austausch zu haben, sei es ein Austausch von Wissen und gegenseitiger Hilfe oder durch Unterstützung mit Gütern und Geld.

Die Reisekosten für Donica und Esi wurden durch die seinerzeitigen Hochzeitsgäste aus Europa getragen. Carla-Maria Cribari-Assali und Regina Knapp haben die Reise durch Europa und die Bilum-Ausstellungen organisiert.

Mit verschiedenen Vorträgen versuchte die Konferenz dieses weite Feld abzustecken. Ganz beson- ders spannend war der Beitrag von Carla-Maria Cribari-Assali und Regina Knapp, die zusammen mit Rundbrief Februar 2007 Seite 35

Esi Papuae aus Napamogona und Donica Nandie aus Pakule über den Alltag der Frauen im Dorf be- richteten. Es war eine gelungene Kombination aus akademischer Zusammenfassung und Überblick ergänzt durch lebendige Berichte.

Hofagao Kaia (siehe Foto) aus Banz im Hochland von Papua-Neuguinea lenkte das Augenmerk dann auf die leise Gewalt gegen Frauen. Gemeint sind die gesellschaftlichen Strukturen, die den Lebensraum und die Bewegungsfreiheit von Frauen drastisch einengen. Oft schon als Barriere im Kopf verankert und als quasi naturgegeben hingenommen, werden diese Beschränkungen kaum noch als drängende Probleme wahrgenommen. Hofagao Kaia leitet ein Fortbildungszentrum in Banz, dass Frauen die Möglichkeit bietet, sich in Ökologie, Verwaltung, Finanzen und Seelsorge weiter zu bilden, um sich wirkungsvoll in der kirchlichen Gemeindearbeit engagieren zu können. In den Kursen in Banz gewinnen die Frauen aber nicht nur an Wissen, sondern auch an Selbstbewusstsein.

Waltraut Behrmann (siehe Foto rechts), die über 10 Jahre in Papua-Neuguinea mit Frauengruppen gearbeitet hat, berichtete unter anderem darüber wie heute Rauschgift und Alkohol die Menschen zunehmend unberechenbar machen und dies zum Ausbruch von Gewalt führt. Sie hat Materialien und Methoden entwickelt, um derartige Eskalationen zu verhindern und diese viel im Rahmen von Gruppenarbeit eingesetzt. Am Church College in Banz hat sie vor allem zum Thema Gewaltprävention gearbeitet. Waltraut Behrmann berichtete auch von der Stärke der Frauen im Alltag und ihrer Rolle als Friedensstifterinnen bei Stammeskämpfen - insbesondere auf Bougainville. Sie bedauerte, dass bis heute lediglich eine einzige Frau im Parlament sei und hofft, dass sich dieses bei den nächsten Wahlen 2007 ändern möge.

Der Beitrag von Prof. Dr. Bettina Beer aus Heidelberg setzte sich mit HIV-AIDS und interethnischen Beziehungen auseinander. In ihrem Vortrag verfolgt sie die Frage, was die Ethnologie zum allgemeinen Verständnis des Problems HIV-AIDS beitragen kann und wel- che theoretischen Ansätze in der Diskussion eine Rolle spielen. Oder: Wie kann die Aus- breitung von HIV-AIDS in unterschiedlichen kulturellen Kontexten verhindert werden? In wie weit sind gewisse kulturell bedingte sexu- elle Praktiken als „riskant“ zu klassifizieren Rundbrief Februar 2007 Seite 36 und in wie weit ist die Konstruktion von Risikogruppen dann hilfreich für die Untersuchung der Ausbreitung von HIV-AIDS? Am Beispiel der Wampar macht sie deutlich, dass ohne den kulturellen Kontext zu verstehen bzw. einzubeziehen alle Klassifizierungen nicht hinreichen, um wirksame An- sätze zur Eindämmung von HIV-AIDS zu entwickeln. Da Bettina Beer selbst verhindert war, wurde der Vortragtext von Katja Göbel vorgelesen. (Foto vorherige Seite: Esi Papuae und Donica Nandie in Hamburg)

Am Schluss stellte Marion Struck-Garbe eine neue Generation von jungen Frauen vor, die in der Stadt aufgewachsen sind und ihren Weg als Künstlerinnen gehen. Sie verzichten weitgehend auf feste Partnerschaften, um sich ihren Berufswunsch zu erfüllen und haben es dabei gleichzeitig schwer, als Künstlerinnen Anerkennung zu finden. Ihre Sicht auf die Frauen des Landes wurde dem von Männern gezeichneten Bild gegenüber gestellt. Schon die Auswahl des Sujets und die Arran- gements machen deutlich, dass die Männer Frauen in traditionellen Rollen und Arrangements be- vorzugen während die Künstlerinnen eher das Ausgegrenztsein der Frauen aus Entscheidungspro- zessen und ihre eigenen Probleme darstellen (z.B. Konflikte zwischen Mutter- und Künstlerinnenrol- le).

Marion Struck-Garbe, Vorstandsvorsitzende des Pazifik-Netzwerks, Hamburg

Von Mitglied zu Mitglied

Pazifische Tipps von Monika Berg, Berliner Pazifik-Stammtisch

One Ocean, One People 2007 Voyages to Micronesia and Japan A Celebration of Pacific Voyaging, Cultures, and Islands

Unter diesem Motto sind erneut zwei traditionell gebaute große Auslegerkanus zu einer Segelreise von den Hawaii-Inseln nach Japan aufgebrochen. Die HOKULE’A (von O’ahu) und die ALINGANO MAISI (von Hawaii) trafen sich am 23.1.07 in der Kealakekua Bay auf Hawaii und starteten zu der Segeltour auf traditionelle Weise (Navigation nur nach Wind, Meeresströmungen und Sternen), zunächst Richtung Marshall Islands, dann über Mikronesien, Palau nach Japan, wo sie im April oder Mai ankommen möchten. Mit dieser Reise sollen die historischen Kontakte, die seit 125 Jahren durch den Besuch des ha- waiianischen Königs David Kalakaua in Japan bestehen, gefeiert werden.

Veranstalter ist die Polynesian Voyage Society (PVS), die seit 1976 sowohl den Bau traditioneller Segelkanus fördert als auch verschiedene Segelreisen auf den Spuren der alten polynesischen Seefahrer organisiert. Ebenso unterstützt sie Erziehungsprojekte, bei denen Schüler die traditio- nelle Segelweise der Polynesier lernen, z.B. an der Highschool in Kahaluu, Hawaii (wurde in der ma- re-TV-Sendung am 1.3. gezeigt). Mehr Infos zur PVS und der Segelreise der beiden Kanus unter http://pvs.kcc.hawaii.edu/2007voyage/index.html.

Rundbrief Februar 2007 Seite 37

KAGO-Film

Ein wunderschöner Film, sowohl von der Idee her als auch von der Technik, den Bildern und der Filmmusik (teils elektronisch, teils auf originalen Instrumenten, z.B. einer Schlitztrommel), die man bei der Premierenfeier abends noch live auf der Bühne erleben konnte. Der Film war, außer mit drei Sponsoren für Technik und Transport, privat finanziert und diente dem Filmemacher Denis Bivour als Abschlussarbeit an der Universität der Künste in Berlin. Da ich das Filmprojekt gar nicht so gut beschreiben kann wie Denis Bivour und sein Team auf ihrer Internetseite, empfehle ich dort rein zu schauen: www.cargo-project.de

Monika Berg, Berlin

Anmerkung der Redaktion: Monika Berg organisiert seit mehren Jahren den Pazifik-Stammtisch in Berlin und betreibt den Versandhandel La Pirogue. Die Premiere des Films „Kago“ fand am 24. Feb- ruar 2007 im Filmtheater Hackesche Höfe in Berlin statt. Monika Berg nahm an der Premierenfeier teil.

Infos zum Film (Flyer-Text): „Wenn du in großer Gefahr bist, so sagt es das Wissen der Initiation, bekommst du die Fähigkeit zu fliegen. In nur einem Moment lässt die unsichtbare Kraft deinen Körper und deine Seele zu ei- nem sicheren Ort fliegen. Vater hat oft davon erzählt, denn es gibt viele Gefahren. Im Wald, unter den Wurzeln der Bäume und im Wasser wohnen die Dämonen, wie der Massalai vor dem man sich in Acht nehmen muss. Die unsichtbare Kraft aber kannst du nicht beschwören oder beherrschen. Sie kommt zu dir, wenn du dem Wissen der Initiation folgst. Willst du sie fangen, bleibt sie für immer weg.“

Kago (Tok Pisin = Cargo, Fracht) erzählt in poetisch-philosophischer Weise von der Welt einer klei- nen Gruppe ursprünglich lebender Menschen im Inneren Papua-Neuguineas. Die teils dokumentari- schen, teils fiktiven Elemente des Films sind das Ergebnis einer intensiven Zusammenarbeit mit den Menschen des Yonggom-Clans. Die gemeinsam entwickelte und unter ungewöhnlichen Umständen gefilmte Geschichte kreist um die Erfahrungen des Erstkontakts mit der so genannten Zivilisation in der Mitte des 20. Jahrhunderts.

Da der Film bislang nicht im Vertrieb ist, kann er leider auch noch nicht bei der Pazifik-Infostelle ausgeliehen werden. Die Verfügbarkeit ist am besten bei Denis Bivour direkt zu erfragt.

Neues aus der Infostelle

Bereits im letzen Rundbrief wurde auf die bevorstehenden Neuerungen in der Personalstruktur der Infostelle hingewiesen, die seit dem 1. Januar dieses Jahres Realität sind. Julia Ratzmann ist nach ihrer „Baby-Pause“ wieder in der Infostelle zurück und hat sich sofort in die vertrauten Ar- beitsabläufe eingefunden, nachdem sie sich ja bereits im vergangenen Jahr auf eigenen Wunsch um die Aktualisierung der Homepage der Infostelle gekümmert hat. Wir haben sowohl eine inhaltliche als auch eine zeitliche Aufteilung der Arbeit vorgenommen, die wie folgt aussieht: Rundbrief Februar 2007 Seite 38

Inhaltliche Aufteilung: Julia Ratzmann: Redaktion pazifik aktuell, Pflege der Homepage und Pressekontakte, Projekte im Zusammenhang mit Klimawandel, Projekte für 2008.

Katja Göbel: Redaktion Rundbrief, Finanzen/Anträge, Projekte im Zusammenhang mit Atom- tests/Rüstungsfragen und Betreuung der Wanderausstellung „Kein Bravo für Bikini“, Deutscher Evangelischer Kirchentag 2007 in Köln.

Den Schriftverkehr sowie Anfragen und Bestellungen bearbeiten wir gemeinsam, ebenso wie Publikationen und anderweitige Medien – teilweise auch abhängig von den jeweiligen Fachgebieten. Daher gilt weiterhin, dass die allgemeine Kontaktaufnahme zur Infostelle über die bisherigen Adressdaten laufen wird. Wir haben beide Zugriff auf die E-Mail-Adresse info@pazifik- infostelle.org und auch unter der Telefonnummer 098 74-91 220 sind wir beide erreichbar (das Telefon wird bei Abwesenheit einer Mitarbeiterin auf die andere Person umgestellt). Da Julia Ratzmann und ich teilweise zeitlich parallel in der Infostelle arbeiten, hat uns Mission EineWelt zwei Büros – sprich zwei gesonderte Arbeitsplätze – zur Verfügung gestellt. Daher habe ich auch einen eigenen Telefonanschluss und bin an meinem Arbeitsplatz unter 098 74-91 221 (ggf. zu Julia Ratzmann umgeleitet) zu erreichen. Wer direkt an Julia Ratzmann oder mich eine E-Mail schreiben möchte kann diese an [email protected] bzw. [email protected] senden. Julia Ratzmann ist fünf Tage die Woche von 8:00 bis 12:00 Uhr im Büro und ich mittwochs bis freitags ganztags, wobei sich die Stundeneinteilung am Mittwoch und Freitag jeweils an den aktuellen Projekten orientiert. (Foto: Julia Ratzmann und Kat- ja Göbel, Quelle: Gerlinde Grossmann, MEW)

Auch im Pazifik-Netzwerk hat sich im Vorstand eine personelle Veränderung im Zuge der letzten Mitgliederversammlung (zum Jahresseminar siehe Beitrag in diesem Rundbrief) ergeben. Wiederum konnten wir Marion Struck-Garbe für den Posten als Vorstandsvorsitzende gewinnen. Sie arbeitet sowohl bei Greenpeace in Hamburg als auch als Dozentin am Asien-Afrika Institut der Universität Hamburg. Agnes Brandt konnte in diesem Jahr nicht wieder als zweiter Vorstand kandidieren, da sie im Februar ihre Promotionsforschung in Neuseeland antrat. Für sie wurde Mark Möller in den Vorstand gewählt (siehe auch seinen Beitrag in diesem Rundbrief). Maja Messner, Architektin und langjähriges Netzwerkmitglied, die auch bei der Gestaltung und weiteren Konzeption der Ausstel- lung „Kein Bravo für Bikini“ beteiligt ist, wurde erneut einstimmig zur Kassenwartin gewählt. Die Journalistin Ingrid Schilsky wurde für 2007 als Kassenprüferin bestätigt. Dieses „Urgestein“ des Vereins lebte jeweils zwei Jahre in Kiribati und Samoa. Sie organisiert den Pazifik-Stammtisch Hamburg und kann auf eine Erfahrung im Netzwerk – neben ihrem unermüdlichen ehrenamtlichen Engagement für den Verein inkl. zahlreicher Projektorganisationen – sowohl als frühere Kassenwar- tin als auch als Ausschussmitglied des Netzwerks zurückblicken und ist seit einigen Jahren zusam- men mit Marion Struck-Garbe mit der Betreuung von Projekten mit Künstlerinnen und Künstlern aus dem Pazifik betraut. Von Seiten der Infostelle möchten wir uns ganz herzlich bei den Mitgliedern Rundbrief Februar 2007 Seite 39 des letztjährigen Vorstands, die 2006 wieder viele Stunden ihrer Freizeit für die Vereinsarbeit aufgebracht haben, für seine gelungene Arbeit bedanken. Die Kommunikation zwischen Vereinsvor- stand und Infostelle war sehr intensiv und führte dazu, dass wieder viele interessante und zu- kunftsweisende Projekte durchgeführt werden konnten. Für das Jahr 2007 sind bereits mehrere Projekte in Planung, auf deren erfolgreiche Durchführung wir uns in Zusammenarbeit mit dem neu- en Vorstand und seinen begleitenden Gremien sowie vielen helfenden Hände der Mitglieder des Pa- zifik-Netzwerks sehr freuen.

Jedes Jahr werden auf der Mitgliederversammlung zwei neue Ausschussmitglieder gewählt, da zwei turnusmäßig ausscheiden. In diesem Jahr traf es Roland Seib und Klaus Schilder (weiter im Amt sind Ortrun Alius und Angelika Regel), die nach ihrer langjährigen Tätigkeit diesmal nicht mehr zur Wahl antraten. Auch bei Ihnen möchte sich die Infostelle herzlich bedanken, haben sie uns doch all die Jahre mit ihrem Engagement nicht nur bei den Ausschusssitzungen der Infostelle, sondern auch im Tagesgeschäft sehr hilfreich unterstützt! Für sie wurden Beatrix Mettler- Frercks und Hans Listl-Stolzewski in den Ausschuss gewählt. Beatrix Mettler-Frercks ist Grün- dungsmitglied des Pazifik-Netzwerks und war 1990/91 zweite Vorsitzende des Vereins. Danach leitete sie bis zu Ihrer ersten Schwangerschaft eineinhalb Jahre die Pazifik-Infostelle und über- nahm im Anschluss einen Turnus den Posten eines Ausschussmitglieds. Nach ihrer Tätigkeit in der Pazifik-Infostelle wurde sie vom Missionswerk Bayern als Mitarbeiterin im Bereich der hauseige- nen Ausstellung eingestellt, wo sie bis heute tätig ist. Da sie dementsprechend ihren Wohnsitz in Neuendettelsau hat, arbeitet sie ehrenamtlich bei der Konzeption und Verbreitung der Wander- ausstellung „Kein Bravo für Bikini“ mit. Darüber hinaus ist sie seit mehreren Jahren Mitglied der Naturhistorischen Gesellschaft Nürnberg (NHG), wo sie auch an der Gestaltung der neuen Ausstel- lung des Museums beteiligt war. Langjähriges Netzwerkmitglied Hans Listl engagiert sich seit Jah- ren beim Stammtisch der Pazifik-Gruppe Nürnberg und war und ist dementsprechend bei der Or- ganisation einiger Kirchentage und Seminare der Nürnberger Pazifik-Gruppe involviert. Eine fun- dierte Mitarbeit im Ausschuss der Pazifik-Informationsstelle ist hiermit gegeben. Vielen Dank für Eure Teilnahme in diesem Gremium! Alle weiteren Ergebnisse der Mitgliederversammlung werden innerhalb des nächsten Monats mit dem Protokollreader an alle Mitglieder versandt.

Einen Kommentar möchte ich gerne noch zu der Situation unserer Freunde beim European Centre on Pacific Issues (ECSIEP) machen. Peter van der Vlies und Pavel Klinckhamers waren auf der Mit- gliederversammlung und dem Jahresseminar des Pazifik-Netzwerks anwesend. Am Freitagabend wurde mit beiden und mit anderen relevanten Gesprächspartnern über die Zukunft von ECSIEP beraten, wobei wir zu keinem konkreten Entschluss kamen. Sowohl Vorstand als auch Infostelle werden sich in den nächsten Wochen gemeinsam mit den entsprechenden Ansprechpartnern inten- siv mit diesem Thema beschäftigen und uns für eine zufriedenstellende Zukunft des europäischen Netzwerks (European Pacific Solidarity) einsetzen. In jedem Fall hoffen wir, Peter und Pavel nicht das letzte Mal auf unseren Veranstaltungen gesehen zu haben.

Wie einige von Ihnen/Euch schon wissen und wie es auch bereits an dieser Stelle im letzten Rund- brief verkündet wurde, hat sich sowohl Name als auch Struktur des ehemaligen Missionswerks der Evang.-Luth. Kirche in Bayern geändert. Die Infostelle ist nunmehr im Haus von Mission EineWelt – Centrum für Partnerschaft, Entwicklung und Mission der Evang.-Luth. Kirche in Bayern angesiedelt. Bezüglich der Struktur hat sich einiges geändert. Das Referat Lateinamerika (LA) wurde nicht nur strukturell sondern auch räumlich in Mission EineWelt eingegliedert. Das Referat Entwicklung und Politik (EP – ehemals Kirchlicher Entwicklungsdienst, KED) hat seinen Sitz zwar noch in Nürnberg, ist aber nun auch Teil des neuen Centrums. Die Länderreferate sowie Finanzen und Verwaltung Rundbrief Februar 2007 Seite 40

(F+V) haben ihre Namen beibehalten. Anders sieht dies bei den restlichen Referaten aus. Das Di- rektorat verändert sich terminologisch in „Leitung“ (LTG), das Missionskolleg in „Referat Mission Interkulturell“ (MI) und das Gemeindereferat in „Referat Partnerschaft und Gemeinde“ (PG). Falls hierzu weiterer Nachfragebedarf besteht, bitte an die Sekretärin des Direktors, Frau Anneliese Reuter, unter 098 74-91 001 wenden. (Für Insider – Frau Reuter war noch im letzten Jahr Sekre- tärin im Missionskolleg und löste Frau Christa Försterling nach deren Ausscheiden – Altersteilzeit – Ende letzten Jahres im Direktorat ab. Vielen Dank an dieser Stelle an Frau Försterling, ehemals auch Sekretärin im Referat Papua-Neuguinea/ Pazifik/ Ostasien – für die bereichernde Zusammen- arbeit!)

Nach diesen vielen personellen Infos sollte nun auch etwas über die Arbeit der letzten Monate gesagt werden, soweit diese nicht schon im Rundbrief angesprochen wurde. Mitte Dezember letz- ten Jahres nahm ich an der Konferenz „Frauen in Papua-Neuguinea zwischen Opferrolle und Selbstbehauptung“ (siehe Bericht in diesem Rundbrief) teil und verlas dort den Vortrag zu HIV/AIDS in Papua-Neuguinea von Prof. Dr. Bettina Beer, die leider kurzfristig an diesem Termin verhindert war. Im Anschluss konnte die Hörerschaft ihre Fragen u.a. an Pastor Martin Krieg rich- ten, der mit dieser Problematik als Referent für Papua-Neuguinea und Pazifik beim Nordelbischen Missionszentrum (NMZ) vertraut ist. Im Anschluss an die Konferenz nahm ich an der Weihnachts- feier des Hamburger Pazifik-Stammtischs teil, was ich nach all dem Trubel der letzten Monate sehr genoss – insbesondere auch deshalb, weil neben vielen Pazifik-Freunden auch mehrere Pazifik- Insulaner aus allen pazifischen Regionen teilnahmen und den Abend nachdrücklich gestalteten. Kur- ze Zeit danach verabschiedete ich mich in die Weihnachtsfeiertage, um dann im neuen Jahr – wie beschrieben – gemeinsam mit Julia Ratzmann den Dienst in der Infostelle anzutreten.

Am 14. Januar wurde dann das neue Centrum Mission EineWelt offiziell mit einer Veranstaltung eröffnet. Eingeladen waren Partner des Centrums und Interessierte, die sich im Haus und in den einzelnen Referaten über das neue Centrum informieren konnten. Julia Ratzmann gestaltete Info- tafeln und stand an diesem Tag den Besuchern Rede und Antwort zu Fragen über die Arbeit der Pazifik-Infostelle.

Eine besondere Ehre wurde der Infostelle wenige Tage später zuteil, als sie vom Auswärtigen Amt zur Akkreditierung des neuen Botschafters der Salomonen in den Berlin Capital Club am Gendar- menmarkt eingeladen wurde. Hier konnten neue Kontakte geknüpft und alte aufgefrischt werden. Es war mir eine große Freude, bei dieser Veranstaltung dabei zu sein, und wir würden uns sehr freuen, wenn die Infostelle weiterhin Gelegenheit hätte, an derartigen Ereignissen teilzu- nehmen. Vom 22. Januar bis 2. Februar 2007 weilte die Wanderausstellung „Kein Bravo für Bikini“ im Oberstufenzent- rum Oberhavel II – Technik in Hen- nigsdorf bei Berlin (siehe Foto; Quelle: K. Göbel), wo ich am 26. Januar zwei Dia-Vorträge zu Atomtest und deren Folgen im Pazifik hielt. Danach gestal- tete ich zusammen mit der Rundbrief Februar 2007 Seite 41 verantwortlichen Lehrerin Andrea Leese eine Doppelstunde zu diesem Thema und war – wie bereits nach den beiden vorangegangenen Vorträgen – überaus freudig überrascht, wie sehr die Schüler das Thema ansprach. Bei beiden Vorträgen musste ich nach ein paar Minuten erneut ansetzen, da sich mehrere Schüler bzw. ganze Schulklassen vor der Tür drängten, die unbedingt den Vorträgen beiwohnen wollten. Im anschließenden Unterricht kam ich den zahlreichen Fragen der Schüler kaum nach, die nicht müde wurden, mich bezüglich des pazifischen Themas und der aktuellen weltweiten Entwicklung auszufragen. Derartige Veranstaltungstermine sind für mich eine Bestätigung, dass die entwicklungspolitische Bildungsarbeit des Netzwerks und der Infostelle wichtiger denn je ist, kön- nen doch die Bildungseinrichtungen hierzulande dieser Aufgabe aufgrund der enggesteckten Lehr- pläne kaum nachkommen. Unsere Aufgabe sollte es auch weiterhin sein, gerade Kinder und Jugend- liche mit Themen, die sie in ihrem weiteren Lebensweg begleiten, vertraut zu machen. Diesbezüg- lich wurden auch die Kontakte zu „Ban All Nukes generation – European Youth Network for Nuc- lear Disarmament“ (www.bang-europe.org) vertieft, die das Netzwerk und die Infostelle gerne als Unterstützung an ihrem Stand auf dem Kirchentag in Köln (6. bis 10. Juni 2007) dabei hätte. Die Chancen stehen gut, dass sich die jungen Menschen an unserer Aktion „’Kein Bravo für Bikini’ – pazifische Inseln im Fokus westlicher Interessen“ beteiligen. An dieser Stelle sei nochmals er- wähnt (siehe Termine), dass wir noch Freiwillige für die Standbetreuung suchen. Wie vor zwei Jah- ren werden wir wiederum auf dem Kirchentag auf dem Markt „Vorfahrt für den Klimaschutz“ ver- treten sein, in Nachbarschaft des „Gläsernen Restaurants“ unter Leitung der Küche aus der Aka- demie Bad Boll.

Da die Infostelle einen E-Mail-Verteiler zu pazifischen Themen (Pressemitteilungen, ausgewählte Veranstaltungen, allgemeine Infos) einrichten möchte (über den Verteiler für Vereinsmitglieder hinaus), rufen wir alle Interessierten dazu auf, ihre E-Mail-Adressen an info@pazifik- infostelle.org weiterzugeben. Generell möchten wir alle darum bitten, uns Adressänderungen und neue Mail-Adressen zeitnah mitzuteilen.

Herzliche Grüße aus der Infostelle

Katja Göbel, Neuendettelsau

Termine

Ausstellungen

Ab 1. April 2007: Intermimsausstellung „Tanz der Masken“ in der Ozeanien-Abteilung des Linden- Museums Stuttgart. Aus alten Sammlungsbeständen werde vor allem Maskenlarven vom Sepik und Ramu, aus Neubritannien und Neuirland gezeigt. Die Präsentation von Einzelmasken und Maskenkos- tümen aus unterschiedlichen Regionen wird ergänzt durch Fotos und Filmausschnitte. Eröffnet wird die Ausstellung durch eine Führung der Kuratorin Dr. Ingrid Heermann am Sonntag, den 1. April um 11:00 Uhr. Linden-Museum Stuttgart, Hegelplatz 1, 70174 Stuttgart. Infos unter 0711-20 22-3 oder www.lindenmuseum.de. Öffnungszeiten: Di bis So 10:00 bis 17:00 Uhr, Mi 10:00 bis 20:00 Uhr.

Rundbrief Februar 2007 Seite 42

7. März bis 30. April 2007: Kunstausstellung Traumzeit . Emily Kame Kngwarreye, Long Jack Phillipus Tjakamarra, Paddy Sims Japaljarri und Ronnie Tjampitjinpa gehören zum Who is Who der indigenen Kunstszene Australiens. Ihre Werke zählen zu den Highlights der Ausstellung Traumzeit Australia, die ab dem 7. März unter der Schirmherrschaft der Australischen Botschaft im Art Center Berlin präsentiert wird. Auf über 1.000 m² zeigt die Verkaufsausstellung Werke von insgesamt 77 Künstlern, so dass ein umfassender Eindruck der verschiedenen Stilrichtungen ent- steht. Die über 40.000 Jahre zurückreichende Mythologie der Aborigines wird den Ausstellungs- besuchern auf eindrucksvolle Weise nahe gebracht. Neben den Gemälden gehören auch Filme und Fotografien zum Ausstellungsprogramm. Art Center Berlin, Friedrichstraße 134 (gegenüber Fried- richstadtpalast). Öffnungszeiten: täglich 11:00 bis 21:00 Uhr. Eintritt von 3 bis 6,50 Euro.

Seit 18. Januar 2007: Hoffnung für eine bessere Welt. Im Mittelpunkt der Ausstellung steht die „Weltkarte der Hoffnung“ der Künstlerin Birgit Berg. Überall auf der Welt entdeckte Birgit Berg Hoffnungsfunken: Menschen, die sich gemeinsam gegen ungerechte Strukturen auflehnen, sich für eine bessere Welt einsetzen. Das Pazifik-Netzwerk und die Pazifik-Informationsstelle haben sich mit einigen Bildern und einem Selbstporträt an der Ausstellung beteiligt. Friedensmuseum Nürn- berg e.V., Kaulbachstr. 2, 90408 Nürnberg. Infos unter 0911-360 96 77. Öffnungszeiten: Mo von 17:00 bis 19:00 Uhr, Mi von 15:00 bis 17:00 Uhr.

29. April 2006 bis 9. September 2007: Hautzeichen – Körperbilder. Die Ausstellung zeigt Beispie- le von Tätowierung, Narbenschmuck und Körperbemalung aus Ozeanien, Asien, Afrika, Südamerika und Europa. Museum der Weltkulturen, Schaumainkai 29, 60594 Frankfurt am Main. Begleitend zur Ausstellung findet ein interessantes Programm statt. Infos unter 069-212 315 10 oder www.mdw- frankfurt.de. Öffnungszeiten: Di bis So von 10:00 bis 17:00 Uhr, Mi von 10:00 bis 20:00 Uhr.

6. Dezember 2006 bis 30. September 2007: Schätze aus Afrika, Indonesien und der Südsee – Die Schenkungen Baessler und Arnhold. Nahezu ein Viertel aller Objekte des Museums für Völ- kerkunde Dresden sind Schenkungen von Personen, die sich der Stadt Dresden und seiner ethno- graphischen Sammlung verbunden fühlten. Anlässlich des Stadtjubiläums geht das Museum auf „Spurensuche“ und widmet seinen bedeutendsten Förderern eine Sonderausstellung. Museum für Völkerkunde Dresden, Japanisches Palais, Palaisplatz 11, Dresden. Infos unter 0351-81 44-841 oder www.voelkerkunde-dresden.de/. Öffnungszeiten: Di bis So 10:00 bis 18:00 Uhr.

5. Mai 2006 bis Februar 2008: Pasifika Styles im Cambridge University Museum of Archaeology and Anthropology. Die Ausstellung zeigt zeitgenössische Kunst, die von Maori und Pazifischer Kul- tur beeinflusst wurde. Informationen unter www.pasifikastyles.org.uk

Veranstaltungen des Pazifik-Netzwerks uns seiner Partner/ Seminare/ Vorträge/ Museumsführungen

8. März 2007, 11:30 Uhr: Frauen schützen das Klima – Frauen fordern Klimaschutz. Die genanet (Leitstelle Geschlechtergerechtigkeit, Umwelt und Nachhaltigkeit) veranstaltet am Hackeschen Markt in Berlin-Mitte anlässlich des Internationalen Frauentages eine Fotosession zum Thema Kli- maschutz und Geschlechtergerechtigkeit. Die Fotografin Hannah Förster wird hierzu an diesem Termin Fotos machen, die sich mit dem Thema beschäftigen. Eine Auswahl von Fotos wird unter www.genanet.de/fotoaktion.html gezeigt. Hier findet sich auch das vom Pazifik-Netzwerk einge- reichte Bild von Julia Wölfert. Rundbrief Februar 2007 Seite 43

Samstag, 10. März 2007, 15:00 Uhr: Familien-Zeit: Gespielt wird überall! Die Reise durch die Welt des Spiels macht Station bei den Indianern Nordamerikas, in der Südsee und in Afrika. Eth- nologisches Museum Berlin, Lansstraße 8, 14195 Berlin-Dahlem. Kosten: 5 €, hinzu kommt der Ein- tritt von 6,00 € (erm. 3 €, Kinder und Jugendliche bis 16 Jahren frei). Nächster Termin dieser Veranstaltung: 29. April, 14:00 Uhr!

Samstag, 10. März 2007, 19:00 Uhr: Polynesisches Fest in Berlin. Da einige Gäste von den Inseln im Rahmen der Internationalen Tourismus Börse (ITB) in Berlin sein werden, wird von Mele und Peter Köhncke und den Frauen (Polynesierinnen) der Berliner Tanzgruppen ein Fest mit polynesi- schem Buffet und Tanzvorführungen der Nonga Dance Group und Fetu’u o Berlin, den Berliner Hula- Gruppen sowie Gästen ein Fest organisiert. Veranstaltungsort: „Saal am Markt“ im Diakonie- Zentrum, Dambockstraße 76, 13503 Berlin. U-Bahn-Linie 6 bis Tegel, dann mit dem Bus 124 bis Station „Diakonie-Zentrum“ und kleiner Fußweg durch die Anlage bis zum Saal/Café. Weitere Infos bei Monika Berg unter [email protected] oder 030-611 62 81.

Sonntag, 11. März 2007, 16:00 Uhr: Osterinsel-Südsee extrem. Musik-Dia-Vortrag von Jörg Her- tel. Museum für Völkerkunde Dresden, Japanisches Palais, Palaisplatz 11, Dresden.

13. bis 15. März 2007: Workshop „Nordelbisches PNG-Netzwerk“. Es handelt sich um eine Veran- staltung der Ökumenischen Arbeitsstelle im Kirchenkreis Herzogtum Lauenburg in Kooperation mit dem PNG/Pazifik-Referat des Nordelbischen Missionszentrums (NMZ) und wird vom Stelleninha- ber Pastor Martin Krieg organisiert. Zusammen mit Gästen aus Papua-Neuguinea – Rev. Muhuju Mu- hujupe und Ms. Yufunia Bonny – soll ein Netzwerk von Papua-Neuguinea-Partnerschaften in der Nordelbischen Kirche gestaltet werden. Veranstaltungsort: Pastoralkolleg in Ratzeburg. Weitere Infos unter 045 41-88 93-11/13 (Kirchenkreis Herzogtum Lauenburg) oder 040-881 81-311 (NMZ) sowie [email protected].

Freitag, 16. März 2007, 19:30 Uhr: Porträt der Künstlerin Birgit Berg im Rahmen der Ausstellung Hoffnung für den Frieden und Vorstellung der mitwirkenden Gruppen (z.B. auch Pazifik-Netzwerk und Pazifik-Infostelle). Friedensmuseum Nürnberg e.V., Kaulbachstr. 2, 90408 Nürnberg. Infos unter 0911-360 96 77.

Samstag, 17. März 2007, 15:00 Uhr: Von der Haut des Krokodils zum Mehndi. Führung zur Aus- stellung „Hautzeichen – Körperbilder“ mit Nina Weich. Museum der Weltkulturen, Schaumainkai 29, 60594 Frankfurt am Main. Nächster Termin: 24. März, 15:00 Uhr (mit Andrea Roh-Kippes)!

Sonntag, 18. März 2007: Kirchenkreis Partnerschaftssonntag unter dem Motto „aufeinander hö- ren – miteinander handeln“. Aus dem Partnerschafts-Distrikt „Kotte“ in PNG werden der neuge- wählte Distrikt-Präsident Rev. Muhuju Muhujupe und Ms. Yufunia Bonny (Frauenleiterin) erwartet. Das Pazifik-Netzwerk wird mit einem Infostand und einer kleinen Ausstellung mit Bildern von Künstlerinnen und Künstlern aus Papua-Neuguinea vertreten sein. Veranstaltungsort: Petri-Forum Ratzeburg. Weitere Infos unter 045 41-88 93-11 (Kirchenkreis Herzogtum Lauenburg) oder 040- 881 81-311 (NMZ) sowie [email protected].

Mittwoch, 21. März 2007, 20:00 Uhr: Kunst und Justiz, Landrechte und die Überwindung von Ungerechtigkeit: Das Beispiel der australischen Spinifex-People. Vortrag mit Bildbeispielen von Dr. Peter Pelzer (Frankfurt a. M/Utrecht). Museum der Weltkulturen, Hochparterre, Schaumainkai 37, Frankfurt/Main, Eintritt 5 €, ermäßigt 3 €. Rundbrief Februar 2007 Seite 44

21. bis 23. März 2007: Indonesien-Tagung des West-Papua-Netzwerks zum Sonderautonomiege- setz im Arbeitnehmerzentrum Königswinter, Johannes-Albers-Allee 3, 53639 Königswinter (Ta- gungsort wurde von Berlin nach Königswinter verlegt). Weitere Infos beim West-Papua-Netzwerk www.west-papua-netz.de

23. bis 25. März 2007: „Alles eine Frage von Beziehungen…“ Solidarität und Partnerschaft im Zeitalter der Globalisierung. Philippinenpartnerschaftsseminar der VEM/Jahresseminar des Phi- lippinenbüros. Jugendgästehaus Bad Honnef, Selhofer Str. 106, 53604 Bad Honnef. Infos unter 0201/830 38 28 oder [email protected].

Freitag, 23. März 2007, 15:00 Uhr: Lesung von Milda Drüke aus ihrem neuen Buch Solomon Blue zur Buchmesse in Leipzig. Veranstaltungsort: GRASSI-Museum für Völkerkunde Leipzig, Johannis- platz 5-11, 04103 Leipzig. Eintritt 3 bzw. 2 €, mit Buchmesseausweis ist der Eintritt frei.

Dienstag, 27. März 2007, 19:00 Uhr: Weltumseglung - auf den Spuren der SMS Novara – 150 Jahre danach. Vortrag von Bruno Janaszek. Ort: Österreichisches Gesellschafts- und Wirt- schaftsmuseum, Vogelsanggasse 7/NIG/4. Stock, 1010 Wien.

Samstag, 31. März 2007, 15:00 Uhr: Sagen und Legenden aus der Südsee. Ethnologisches Museum Berlin, Lansstraße 8, 14195 Berlin-Dahlem. Kosten: 3 €, hinzu kommt der Eintritt von 6,00 € (erm. 3 €, Kinder und Jugendliche bis 16 Jahren frei). Nächste Termine dieser Veranstaltung: 15. April, 13. Mai, 2. Juni, 30. Juni, jeweils 15:00 Uhr!

Sonntag, 15. April 2007, 11:00 Uhr: Die großen Kinder der kleinen Muttermaske – Die Masken- tradition am Ramu, Papua-Neuguinea. Führung mit Dr. Ingrid Heermann. Linden-Museum Stutt- gart, Hegelplatz 1, 70174 Stuttgart.

Dienstag, 17. April 2007: Eröffnung der Wanderausstellung „Kein Bravo für Bikini“ im Petri- Forum Ratzeburg, Am Markt 7, Ratzeburg. Weitere Infos bei der Pazifik-Infostelle erfragen.

Dienstag, 24. April 2007, 19:00 Uhr: Mythologie und traditionelles Weltbild bei den Asmat/ Pa- pua-Neuguinea. Vortrag von Alexander de Antoni. Ort: Seminarraum D am Institut für Kultur- und Sozialanthropologie, Universitätsgasse 7/NIG/4. Stock, 1010 Wien.

4. bis 6. Mai 2007: McPlanet.com-Kongress 2007 zum Thema „Klima der Gerechtigkeit“. Veran- staltungsort ist das Hauptgebäude der Technischen Universität (TU) Berlin, Straße des 17. Juni 135, 10623 Berlin. Das Pazifik-Netzwerk hat sich auch diesmal mit einem Workshop als Mitwir- kende beworben. Weitere Infos zur Veranstaltung unter www.mcplanet.com oder 030-28 09 59 15.

Sonntag, 6. Mai 2007, 15:00 Uhr: Arthur Baessler und die Dresdner Ozeaniensammlung. Themati- sche Führung mit Antje Schultz. Museum für Völkerkunde Dresden, Japanisches Palais, Palaisplatz 11, Dresden.

15. bis 19. Mai 2007, jeweils 20:30 Uhr: Tanzvorführung Tempest – Sturm (nach William Shakes- peare) des Ensemble MAU (Leitung: Lemi Ponifasio). Die Gruppe MAU verbindet in ihren Arbeiten pazifische Sprech- und Tanztraditionen mit zeitgenössischem, minimalistischem Körpertheater. Ort: Halle G im MuseumsQuartier, Museumsplatz 1, 1070 Wien. Weitere Infos unter www.festwochen.at Rundbrief Februar 2007 Seite 45

Sonntag, 20. Mai 2007 (Internationaler Museumstag), 15:00 Uhr: Tatau, Tattoo, Tätowierung. Wie Tattoos nach Europa kamen. Vortrag von Birgit Kertzscher und Leberecht Funk. Museum für Völkerkunde Dresden, Japanisches Palais, Palaisplatz 11, Dresden.

Montag, 21. Mai 2007, 18:15 Uhr: Leipziger Museumsnacht „Augen auf“ mit diversen Vorträgen zu pazifischen Themen. GRASSI-Museum für Völkerkunde Leipzig, Johannisplatz 5-11, 04103 Leipzig.

Pfingstsonntag, 27. Mai 2007, 14:00 Uhr: Familien-Zeit: Kopfschmuck unter Palmen. Farbenfroh und fantasievoll ist der Kopfschmuck auf der Südseeinseln Neuguinea. Die aufwendigen Konstrukti- onen aus Naturmaterialien sind kleine Kunstwerke. Nach einer Erkundung der Südsee-Ausstellung entstehen in einem Familien-Workshop eigene Kopfbedeckungen nach typischen Vorbildern. Be- grenzte Teilnehmerzahl! Anmeldung unter 030-83 01-438. Ethnologisches Museum Berlin, Lansstraße 8, 14195 Berlin-Dahlem. Kosten: 5 €, hinzu kommt der Eintritt von 6,00 € (erm. 3 €, Kinder und Jugendliche bis 16 Jahren frei).

Diverses

7. bis 11. März 2007: Internationale Tourismus Börse in Berlin. Auf der ITB sind auch wieder ei- nige pazifische Inseln durch die South Pacific Tourism Organisation (SPTO) vertreten. Mitglieder: Cook Islands, Fidschi, Kiribati, Neukaledonien, Papua-Neuguinea, Samoa, Salomonen, Tahiti (Franzö- sisch-Polynesien), Tonga, Tuvalu, Vanuatu. Als „neues Mitglied“ ist jetzt auch China dazugekommen. Wer mehr über die SPTO und ihre Marketing-Aktionen für die pazifische Region wissen möchte: www.spto.org. Dort gibt es auch einen wöchentlichen Newsletter. (Info von Monika Berg)

30. März bis 1. April 2007: Sprachkurs Tok Pisin, Kurs 1 (Kapitel 1-4). Ort: Mission EineWelt, Neu- endettelsau. Weitere Infos beim Referat Mission Interkulturell, [email protected] oder 098 74-9 15 01.

18. bis 20. Mai 2007: Sprachkurs Tok Pisin, Kurs 2 (Kapitel 5-8). Ort: Mission EineWelt, Neuen- dettelsau. Weitere Infos beim Referat Mission Interkulturell, [email protected] oder 098 74-9 15 01.

Vorankündigung

6. bis 8. Juni 2007: G8-Gipfel in Heiligendamm/Bad Doberan bei Rostock. Informationen zu Ver- anstaltungen und Aktionen, die im Rahmen des G8-Gipfels beispielsweise von Nichtregierungsorga- nisationen durchgeführt werden, lassen sich im Internet nachlesen (z.B. www.heiligendamm2007.de). Allg. Infos gibt es auch auf der offiziellen Seite der Bundesregierung (www.bundesregierung.de/Content/DE/Artikel/2006/07/2006-07-04-g8-heiligendamm.html).

6. bis 10. Juni 2007: 31. Deutscher Evangelischer Kirchentag in Köln. Das Pazifik-Netzwerk und die Pazifik-Informationsstelle werden wieder mit einem Stand auf dem Kirchentag vertreten sein. Wie vor zwei Jahren befindet sich dieser Stand auf dem Markt „Vorfahrt für den Klimaschutz“. Unser Motto lautet „’Kein Bravo für Bikini’ - Pazifische Inseln im Fokus westlicher Interessen“. Weitere Infos bei der Pazifik-Infostelle und unter www.kirchentag.de Rundbrief Februar 2007 Seite 46

8. bis 10. Juni 2007: Wantok-Treffen im Hotel Pfeiffermühle (D-87497 Wertach, Tel. 08365 - 799 0, Fax 08365 - 799 51, www.hotel-pfeiffermuehle.com). Das Treffen ist offen für jedermann. Verbindliche Anmeldungen werden erbeten unter [email protected] (siehe hierzu auch den Bei- trag in diesem Rundbrief).

8. bis 10. Juni 2007: 34. Jahrestagung der Deutsch-Pazifischen Gesellschaft (DPG) im Bistums- haus St. Ludwig, Speyer. Informationen und Anmeldung zur Tagung bei der Präsidentin der DPG, Frau Rosemarie Vespermann-Deeken (054 24-80 44 45). Weitere Infos unter www.deutsch- pazifische-gesellschaft.de

Sonntag, den 10. Juni 2007, 14:00 Uhr: Tanz der Masken – Eine Sicht auf Ahnen und Geister. Führung mit Dr. Ingrid Heermann. Linden-Museum Stuttgart, Hegelplatz 1, 70174 Stuttgart.

Dienstag, 12. Juni 2007, 19:00 Uhr: Wettlauf um die Kokosnuss. Die Erforschung Neuguineas am Ende des 19. Jh. Vortrag mit Christine Schlott. Museum für Völkerkunde Dresden, Japanisches Palais, Palaisplatz 11, Dresden.

Sonntag, 17. Juni 2007 (Familientag), 15:00 Uhr: Tatau, Tattoo, Tätowierung. Museum für Völ- kerkunde Dresden, Japanisches Palais, Palaisplatz 11, Dresden.

Sonntag, 24. Juni 2007, 14:00 Uhr: Familien-Zeit: „Dach über dem Kopf“. Ob Zelt, Pfahlhaus oder Iglu…erzählen können alle Häuser. Welche Alltagstätigkeiten, religiöse Handlungen oder fami- liären Beziehungen können Behausungen veranschaulichen? Die Reise durch Afrika, die Südsee und zu den Indianern Nordamerikas wird mit dem Bau eines Miniatur-Obdaches abgeschlossen. Be- grenzte Teilnehmerzahl! Anmeldung unter 030-83 01-438. Ethnologisches Museum Berlin, Lansstraße 8, 14195 Berlin-Dahlem. Kosten: 5 €, hinzu kommt der Eintritt von 6,00 € (erm. 3 €, Kinder und Jugendliche bis 16 Jahren frei).

13. bis 15. Juli 2007: 5. Europäisches Hula-Festival. Badewelt Waikiki, Zeulenroda (Thüringen). Hier wird sich das Pazifik-Netzwerk evtl. wieder mit einem Stand beteiligen. Weitere Infos unter www.hulafestival.de/german/start.htm

15. Juli 2007: Fest der weltweiten Kirche. Mission EineWelt, Neuendettelsau. Mit einem Info- stand der Pazifik-Infostelle und des Pazifik-Netzwerks.

19. und 20. Juli 2007: In Search of Reconciliation and Peace in Indonesia. Workshop an der Uni- versität Singapur (www.ari.nus.edu.sg/events_categorydetails.asp?categoryid=6&eventid=551).

3. bis 5. August 2007: Pacific Islands Festival Europe. Süsel bei Lübeck. Gastgeber wird in diesem Jahr die Deutsch-Pazifische Gesellschaft sein. Näheres unter www.pife.org/pf2007/index.HTM

7. bis 10. August 2007: Sprachkurs Tok Pisin, Kurs 3-4 (Kapitel 9-12 und 13-16). Ort: Mission Ei- neWelt, Neuendettelsau. Weitere Infos beim Referat Mission Interkulturell, mi@mission- einewelt.de oder 098 74-9 15 01.

Aktuelle Veranstaltungen und Terminverschiebungen bitte der Homepage der Pazifik-Infostelle in der Rubrik „Termine“ entnehmen! Rundbrief Februar 2007 Seite 47

Hinweis für alle Mitglieder des Pazifik-Netzwerks: Sowohl für den Stand auf dem Kirchentag in Köln als auch auf dem Hula-Festival in Zeulenroda benötigt das Pazifik-Netzwerk noch helfende Hände bei der Standbetreuung. Falls sich keine Freiwilligen für das Hula-Festival finden, können wir in diesem Jahr dort nicht vertreten sein, da Julia Ratzmann und ich an diesem Wochenende anderweitig terminlich verbucht sind.

Neuere Literatur

Bücher

Ahmadu, Mohammed L. and Robert A. Hughes: Commerical Law and Practice in the South Pacific. Coogee, NSW 2006, Cavendish Publishing (Australia). 487 Seiten, ISBN-10: 1859418406 und ISBN-13: 978-1859418406.

Banivanua-Mar, Tracey: Violence and Colonial Dialogue. Australia-Pacific Indentured Labor Tra- de. University of Hawaii Press 2007. 296 Seiten, ISBN-10 0824830250.

Bashkow, Ira: The Meaning of Whitemen: Race and Modernity in the Orokaiva Cultural World. Chicago 2006, University of Chicago Press. 328 Seiten, ISBN 0-2260-03890-4 (cl) and 0-226- 03891-2 (pa).

Bryant-Tokalau, Jenny and Ian Frazer (eds): Redefining the Pacific? Regionalism Past, Present and Future. Aldershot, UK and Burlington, VT 2006, Ashgate Publishing. 226 Seiten, ISBN 978-0- 7546-4673-0 (hb).

Chan, Gaye and Andrea Feeser: Waikiki: A History of Forgetting and Remembering. Honolulu 2006, University of Hawai'i Press. 198 Seiten, ISBN 978-0-8248-2979-7 (cl).

Class, Ulrike: Das Land entlang des Sepik. Lit Verlag 2007. 464 Seiten, ISBN-10: 3825893839 und ISBN-13: 978-3825893835.

Crowdy, Denis: Guitar Style, Open Tunings, and Stringband Music in Papua New Guinea (inkl. CD). Institute of Papua New Guinea Studies 2006. Überarbeitete Version der unveröffentlichten Magisterarbeit.

D'Entrecasteaux, Bruni: Voyage to Australia and the Pacific, 1791-1793. Edited and translated by Edward Duyker and Maryse Duyker. Carlton, Victoria 2006, Miegunyah Press, Melbourne Univer- sity Publishing. 456 Seiten, ISBN 0-522-84932-6 (hb).

Drüke, Milda: Solomon Blue. Bei den Inselbewohnern Papua-Neuguineas. Frederking & Thaler 2007. 250 Seiten, ISBN-10: 3894056606 und ISBN-13: 978-3894056605.

Rundbrief Februar 2007 Seite 48

Evangelische Kirche im Rheinland (Hrsg.): Wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte in West-Papua. Soziale Realität und politische Perspektiven. Veröffentlichung des Referates für Gerechtigkeit, Frieden und die Bewahrung der Schöpfung der Vereinten Evangelischen Mission, Band 7/2. Foedus-Verlag 2006. 264 Seiten. (Übersetzung des in Englisch erschienen Buches von 2005 „Economic, Social und Cultural Rights in West-Papua)

Gizycki, Renate von: Abschied von der Südsee. Gedichte mit Zeichnungen von Horst von Gizycki. Kassel 2007, Edition giz. 40 Seiten.

Gossler, Klaus: Die Société commerciale de l’Océanie (1876-1914). Aufstieg und Untergang der Hamburger Godeffroys in Ost-Polynesien. MontAurum 2006. 592 Seiten, ISBN-10: 3937729208 und ISBN-13: 978-3937729206.

Kirsch, Stuart: Reverse Anthropology: Indigenous Analysis of Social and Environmental Rela- tions in New Guinea. Palo Alto, CA 2006, Stanford University Press. 296 Seiten, ISBN 0804753423 (paper) und 0804753415 (cloth).

Kuwahara, Makiko: Tattoo: An Anthropology. London and New York 2005, Berg Publishers. 288 Seiten, ISBN 184520154X (hardback) and 1845201558 (paperback).

Lau, L. Stephen and John F. Mink: Hydrology of the Hawaiian Islands. Honolulu 2006, University of Hawai'i Press. 376 Seiten, ISBN 0-8248-2948-4 (cloth).

Lemonnier, Pierre: Le sabbat des lucioles: Sorcellerie, chamanisme et imaginaire cannibale en Nouvelle-Guinnée. Paris 2006, Éditions Stock. 409 Seiten ISBN-10: 2234058538 und ISBN-13: 978-2234058538.

Liebersohn, Harry: The Traveler's World: Europe to the Pacific. Cambridge, MA 2006, Harvard University Press. 380 Seiten, ISBN 978-0-674-02185-3.

Loch, Alexander: Haus, Handy & Halleluja – Psychosoziale Rekonstruktion in Osttimor. Eine ethnopsychologische Studie zur postkonfliktuösen Dynamik im Spannungsfeld von Identität, Trau- ma, Kultur und Entwicklung (Dissertation). Frankfurt & London 2007, Verlag für Interkulturelle Kommunikation (IKO). 560 Seiten, ISBN 3-88939-850-2.

Lyons, Paul: American Pacificism: Oceania in the U.S. Imagination. New York 2005, Routledge. 288 Seiten ISBN 9780415351942 (hb).

MacLeod, Celeste Lipow: Multi-ethnic Australia: Its History and Future. Jefferson, NC 2006, McFarland Publishing. 238 Seiten, ISBN 0-7864-2522-9 (pb).

Manu, Moke, et al.: Hawaiian Fishing Traditions. (überarbeitete Ausgabe, erstmals 1992 als „Ha- waiian Fishing Legends“ erschienen). Honolulu 2006, University of Hawai'i Press. Distributed for Kalamaku Press. 176 Seiten, ISBN 978-0-9709597-5-1 (pa).

Miller, Raymond and Michael Mintrom (eds): Political Leadership in New Zealand. Auckland 2006, Auckland University Press. 272 Seiten, ISBN 1-86940-358-4 (pb).

Rundbrief Februar 2007 Seite 49

Motteler, Lee S.: Pacific Island Names: A Map and Name Guide to the New Pacific. Honolulu 2006, Bishop Museum Press. 104 Seiten, ISBN 0-930897-12-9 (paper).

Newman, Julian and Sam Lawsom: The Last Frontier: Illegal Logging in Papua and China's Mas- sive Timber Theft. London and Bogor 2006, Environmental Investigation Agency (EIA) and Tela- pak. 32 Seiten. Pdf heruntergeladen: December 19, 2006, from the World Wide Web at: http://www.eia-international.org/files/reports93-1.pdf

Prasad, Biman C. and Clem Tisdell: Institutions, Economic Performance and Sustainable Develop- ment: A Case Study of the Fiji Islands. Hauppauge, NY 2006, Nova Science Publishers. 278 Seiten, ISBN 9781600210882 (cloth).

Russell, Lynette (ed.): Boundary Writing: An Exploration of Race, Culture, and Gender Binaries in Contemporary Australia. Honolulu 2006, University of Hawai'i Press. 232 Seiten, ISBN 0-8248- 3048-2 (paper) und 0-8248-3005-9 (cloth).

Schindlbeck, Markus: Expeditionen in die Südsee. Begleitbuch zur Ausstellung und Geschichte der Südsee-Sammlung des Ethnologischen Museums. Berlin 2007, Dietrich Reimer Verlag/ Staatliches Museen zu Berlin Ethnologisches Museum. 189 Seiten mit vielen Abb., ISBN 978-3-496-02780-5.

Stella, Regis Tove: Imagining the Other: The Representation of the Papua New Guinean Sub- ject. Honolulu 2007, University of Hawai'i Press. Published in association with the Centre for Pa- cific Islands Studies, University of Hawai'i. 272 Seiten, ISBN 978-0-8248-2575-1 (cl).

Trompf, Garry W.: Religions of Melanesia. A Bibliographic Survey. Bibliographies and Indexes in Religious Studies, Number 57. Westport 2006, Praeger Publishers. 720 Seiten, ISBN 0-313- 28754-6. 131,90 €.

Wardlow, Holly: Wayward Women: Sexuality and Agency in a New Guinea Society. Berkeley 2006, University of California Press. 296 Seiten, ISBN 978-0-520-24559-4 (hc) and 978-0-520- 24560-0 (pb).

Zeitschriften

Die Ausgabe 11 und 12 (Dezember 2006/ Januar 2007) von „du“ – Zeitschrift für Kultur widmete sich dem Thema „Pazifik. Das Meer der Inseln“ mit poetischen Texten von pazifischen Autoren. Die Pazifik-Infostelle unterstütze die Herausgeber der Zeitschrift bei der Behandlung des Themas. „Du“ erscheint monatlich beim schweizer Verlag Niggli und behandelt jeweils schwerpunktmäßig ein Thema der Kultur. Eine Ausgabe kostet 12,00 €, ein Jahresabo 117,00 € (für Studenten 91,00 €).

ISBN: 3-03717-030-1 ISBN-13: 978-3-03717-030-4 ISSN: 0012-6837

Rundbrief Februar 2007 Seite 50

Du772 – Pazifik. Das Meer der Inseln

Horizonte 07 – Istrisches Impromptu. Pater Macuka verkauft sein Haus. Von Richard Swartz 10 – Paris. Königsdramen. Die neue Fondation Vuitton. Von Valérie Duponchelle 11 – Basel. Getrommelte Melodien. Fritz Hauser. Von Thomas Meyer 13 – Sankt Petersburg. Blutendes Künstlerherz. Von Sabine Riedel 14 – Dublin. Pfahlbauer, Roter Pfeil. Mythos Schweiz. Von Martin Zingg 15 – Mailand. Zankapfel Scala. Von Dietmar Polaczek 16 – Interview. Georg Baselitz im Gespräch mit Wiebke Hüster 19 – Selbstgebrannt. Von Nadine Olonetzky 22 – Kabinett der Moderne. Martin Zellers «Five Pleasures». Von Leung Ping-Kwan 24 – Leserbriefe, Pressestimmen, «du» vor 50 Jahren 25 – Autoren, Fotografen, Künstler/Illustratoren 04 – Impressum 96 – Jahresübersicht. Inhaltsverzeichnis 2006, 66. Jahrgang du 772 – Pazifik. Das Meer der Inseln 26 – Ich sehe Fidschi in deinen Augen. Zwei Gedichte von Teresia K. Teaiwa - Nauru und Tuvalu in Fotografien von Jocelyn Carlin 28 – Vorgestellt: der Pazifik. Von Andreas Nentwich 30 – Wenn Tasmanische Teufel zu Sirenen werden. Von Andreas Langenbacher 35 – Das Meer flicht eine Girlande. Ein Gedicht von Pio Manoa 36 – Gebannt von Neptuns blauem Schlund. Von Felicitas Hoppe 38 – Winziges Utopia im Pazifik. Von Santi Hitorangi 42 – Das Elend der Phosphatinsel Nauru. Von Oswald Iten 45 – Sie und ihr Enkel. Ein Gedicht von Albert Wendt 46 – Floreana oder Des Schrecklichen Anfang. Von Rebekka Kricheldorf 52 – Wie die Meuterer der Bounty Land gewannen. Eine Geschichte aus Polynesien 53 – Typen wie Gauguin. Ein Gedicht von Selina Tusitala Marsh 53 – Afa-Nafanua. Ein Gedicht von Tusiata Avia 54 – Die Yupik-Eskimos. Fotografien Heidi Bradner, Text Jacqueline Schärli 64 – Die verlorenen Inseln des Pazifiks. Von Raoul Schrott 70 – Meuterei auf Pitcairn. Ein Gedicht von Selina Tusitala Marsh 72 – Auf Bambusstämmchen nach Amerika. Von Tim Severin 75 – Der gewundene Pfad zum Himmel. Von Epeli Hau’ofa 78 – Das graue Starren des Kugelfischs. Von James Hamilton-Paterson 79 – In ihrem Kielwasser. Ein Gedicht von Albert Wendt 80 – Alles in allem. Von Thomas Meinecke 85 – Nafanuas Schwester. Ein Gedicht von Tusiata Avia 86 – Zu Gast beim letzten Hawaiianer. Von Lukas Egli 87 – Für Luamanuvao Winnie Laban. Ein Gedicht von Karlo Mila 89 – Warum die Menschen sterben müssen. Eine Legende aus Melanesien 90 – Der Pazifik. Eine Chronik. Von Christian Kaufmann 92 – Karte von Ozeanien

Rundbrief Februar 2007 Seite 51

Das Journal 99 – Ausstellungskalender 100 – Souvenir d’un mariage. Von Fanni Fetzer. Bild oculus 100 – Gäste im Haus 102 – Noch nicht gedrehte Filme. Von Jörg Kalt 103 – Lesen & Hören 104 – Ein Wochenende in Portbou. Von Beate Rothmaier 105 – Im Radio. Von Gerwig Epkes 106 – Bücherei. Von Jochen Jung 107 – Ein anderes Museum 107 – Das Wort 107 – Im Fernsehen 108 – Das Porträt 109 – Sélections: Ausstellungshinweise für Dezember und Januar 110 – Jahrestage 111 – Stehbar in der Bahnhofshalle 112 – Wissenswelt. Von Martin Rasper 113 – Katalog von Allem. Von Peter K. Wehrli 114 – Ausblick

Andere Zeitschriften

Ich möchte noch gerne auf die neuste Ausgabe von The Contemporary Pacific (Vol. 19, No 1) hin- weisen. Unser „Mann vor Ort“, Netzwerkmitglied Lorenz Gonschor, liefert darin in der Rubrik „Po- lynesia in Review: Issues and Events“ - ähnlich wie vor einem Jahr – einen Überblick über die politi- schen Verhältnisse zwischen Juli 2005 und Juni 2006 in Französisch-Polynesien.

Weiterhin möchte ich drüber informieren, dass sich die Zeitschrift Pacific News, die von der Ar- beitsgemeinschaft für Pazifische Studien e.V. (APSA) in Zusammenarbeit mit der Abt. für Kultur- u. Sozialgeographie am Geographischen Institut der Universität Göttingen herausgegeben wird, mit einem neuen Internetauftritt (www.geogr.uni-goettingen.de/kus/apsa/pn/) präsentiert. Das De- sign ist stark an das der gedruckten Ausgabe angelegt. Es ist nun auch eine Volltextsuche innerhalb aller bislang erschienen Artikel möglich. Die Zeitschrift erscheint halbjährlich und beinhaltet eine interdisziplinäre Vielfalt von Beiträgen über aktuelle Entwicklungen im asiatisch-pazifischen Raum.

Neue Bücher/ Dossiers/ Blickpunkte/ Audios/ DVDs/Videos

Neue Dossiers

Dossier Nr. 77 Katja Göbel (Red.): Eckart Garbe, Britta Graupner, Martin Maden, Ingrid Schilsky, Prof. Niklaus R. Schweizer, Marion Struck-Garbe: Jenseits von Süd- seekitsch und Bürgerkrieg. Erfolgreiche Strategien zur gesellschaftlichen Entwicklung in Ozeanien. Dokumentation der Tagung des Pazifik-Netzwerks e.V. vom 17. bis 19. Februar 2006 in Berlin. Neuendettelsau Februar 2007, 33 Seiten 2,50 € Rundbrief Februar 2007 Seite 52

Neue Bücher in der Pazifik-Infostelle (Präsenzbibliothek)

Drüke, Milda: Solomon Blue. Bei den Inselbewohnern Papua-Neuguineas. Frederking & Thaler 2007. 250 Seiten.

Evangelische Kirche im Rheinland: Wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte in West-Papua. Soziale Realität und politische Perspektiven. Veröffentlichung des Referates für Gerechtigkeit, Frieden und die Bewahrung der Schöpfung der VEM, Band 7/2.Foedus-Verlag 2006. 264 Seiten.

Gizycki, Renate von: Abschied von der Südsee. Gedichte mit Zeichnungen von Horst von Gizycki. Kassel 2007, Edition giz. 40 Seiten.

Schindlbeck, Markus: Expeditionen in die Südsee. Begleitbuch zur Ausstellung und Geschichte der Südsee-Sammlung des Ethnologischen Museums. Berlin 2007, Dietrich Reimer Verlag/ Staatliches Museen zu Berlin Ethnologisches Museum. 189 Seiten mit vielen Abb.

Staatliche Museen zu Berlin, Preußischer Kulturbesitz (Hrsg.): Die Poesie der Dinge. Surrealisti- sches Sehen und die Kunst der Südsee. Katalog zur gleichnamigen Ausstellung des Ethnologischen Museums in Kooperation mit der Neuen Nationalgalerie (15.11.05 bis 07.05.06). Berlin 2006. 46 S.

Neue Audios/ DVDs in der Mediothek

Audios Unite 2 Feu: Haine, misère et crasse (inkl. dem Lied „Bombardement Atomique“), 2006, 2 CDs (75 min. und 40 min.).

DVDs Chris Owen: Betelnut Bisnis – a story from Papua New Guinea. 2006, Farbe, englisch, DVD, 53 min. (DVD-Nr. 186) Eine Geschichte über die Betelnuss und ihren Gebrauch in Papua-Neuguinea. Der Film zeigt eine Familie, die mit der Betelnuss ein Geschäft aufziehen will, sowie das alltägliche Leben in Papua- Neuguinea.

Gerline Böhm: Hab und Gut in aller Welt: Papua-Neuguinea. Farbe, deutsch, DVD, 30 min. (Aus- gestrahlt am 19.11.06 auf ARTE) (DVD-Nr. 182) Dokumentation über den Alltag einer Familie in Papua-Neuguinea.

Martin Maden: Crater Mountain Story. 2007, Farbe, englisch, DVD, 54 min. (DVD-Nr. 187) Die Maimafu (Eastern Highlands) zeigen ihre Schauspielstücke, die sie zusammen mit Filmemacher Martin Maden entwickelten. Diese Stücke drücken die Besorgnis der Maimafu über die Bedrohung für ihr Land und ihre Existenz im Angesicht einer großen Goldmine aus.

Die DVDs und Audios können gegen Portoerstattung bei der Infostelle ausgeliehen werden.

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Internettipps

Kostenloses Internetradio aus Pazifikländern

Ist das Wetter draußen kalt, schmuddlig und grau, wünscht man sich manches Mal pazifische Tem- peraturen und eine Portion guter pazifischer Laune herbei. Der Wunsch nach tropischem Wetter wird wohl unerfüllt bleiben, aber die gute Laune ist bei den folgenden Internetradiosendern fester Bestandteil des Programms. Zum Anhören der Sender sind auf alle Fälle eine schnelle Internetver- bindung (DSL) und teilweise zusätzliche Software notwendig. www.live365.com/stations/janeresture (Pacific Islands Radio): Jane Resture ist in erster Linie für ihre sehr umfangreiche Website über Pazifikstaaten bekannt. Doch es gibt von ihr auch einige In- ternetradiosender, die nicht minder empfehlenswert sind. Das Pacific Islands Radio ist (im Gegen- satz zu Janes Micronesia Music Radio und Melanesia Music Radio) kostenlos, doch zum Anhören des Programms ist der Real Player notwendig. Letzterer kann kostenlos unter www.real.com herunter- geladen werden. Die Musik stammt von Interpreten aus dem gesamten Pazifik. Leider wird das Pro- gramm oft von Werbung unterbrochen. http://player.streamtheworld.com/VITIFM (VITI FM): Dieser Sender aus Fidschi ist die erste Wahl für Leute, die gerne "Gute-Laune-Musik" (Pop, Schlager etc.) hören. Im Programm sind viele Songs pazifischer und speziell fidschianischer Musikgruppen. Besonders zu empfehlen ist das Frühprogramm Vakacabesiga, das nach unserer Zeit abends läuft. www.live365.com/stations/a3v891 (Tonga Radio): Musik aus Tonga kann man bei diesem sehr emp- fehlenswerten Sender aus Nuku’alofa anhören. Pazifische Klänge pur! Zur Wiedergabe des Radio- programms muss man sich den kostenlosen Real Player (www.real.com) besorgen. www.palauradio.com (WWFM 89.5 Radio): Freunde zeitgenössischer palauischer Musik sind hier an der richtigen Adresse. Der Sender bringt fast ausschließlich Musik aus dem kleinen mikronesischen Land und man benötigt zum Anhören den Windows Media Player.

Martin Mühlbauer, Gröbenzell

Tipps für den Wochenendausflug

Hautzeichen – Körperbilder Ein Haus zeigt Haut

Seit Ende letzten Jahres ist im Frankfurter Museum der Weltkulturen (MdW) die Ausstellung „Hautzeichen – Körperbilder“ zu sehen. Eindrucksvoll zeigt die Ausstellung im Haupthaus des aus drei Villen bestehenden Museums in 12 Räumen - verteilt über zwei Stockwerke - die weltweit un- terschiedlichen Formen der Körperverzierung, angefangen von Nasenschmuck, über gefeilte und gemeißelte Zähne in Indonesien und chinesische Lotusfüße bis hin zu Brustimplantaten wie sie Pa- Rundbrief Februar 2007 Seite 54 mela Anderson trägt und natürlich der Tätowierung oder – abgeleitet vom polynesischen Wort ta- tau – Tatauierung. Bereits beim Betreten des Foyers blickt dem Besucher eine lebensgroße Puppe entgegen - eine mo- derne Mitteleuropäerin mit schwarzem Anzug, Sonnenbrille und Tätowierung. An ihrem Hals schlängelt sich eine Eidechsentätowierung entlang, die jedoch größtenteils von ihrem Business- Anzug verdeckt ist. Moko ist bei den Maori in Aotearoa/Neuseeland die Bezeichnung für Eidechse, so Peter Mesenhöller, Kurator der Ausstellung. Für ihn beschreibt dieses Ausstellungselement die Verbindung zwischen der traditionellen Tatauierung der Maori oder insgesamt Polynesiens mit dem modernen tätowierten Menschen weltweit. Die Puppe steht aber auch für das stimmige Ausstel- lungskonzept, welches das Flair der mondänen Stadtvilla mit Stuck an den Decken und Parkettbö- den mit der vielfältigen Wandelbarkeit der menschlichen Haut verbindet. Das Museum hat keine Dauerausstellung und gestaltet daher seine Räumlichkeiten entsprechend den temporären Ausstellungen. Für „Hautzeichen – Körperbilder“ haben sich die Designer der Ausstellung etwas Besonderes einfallen lassen. Die Wände selbst stellen sich als „Haut“ dar. So ist beispielsweise die Wand im Raum mit dem Motto „Der Biss des Krokodils“, der in Form von Objekten und einer eindrucksvollen Foto- und Videodokumentation die blutige Narbentatauierung oder Skarifizierung bei den Itamul in Neuguinea zeigt, plastisch wie ein Krokodilrücken modelliert. (Das Bild zeigt einen Aufhängehaken von 1961 aus Korogo, Mittelsepik, Neuguinea, der vermutlich einen Clanahnen darstellt und deutlich die Kerbmuster der Narbentätowierung veranschaulicht; Quelle: Stephan Beckers/MdW) Die spezielle Sorgfalt, die bei der Einpassung der Ausstellung in die Räumlichkeiten des Museums an den Tag gelegt wurde, zeigt sich in der Tatsache, dass eigens eine Kalligraphin für die Ausstellung engagiert wurde, die die Wände in anmutigen Schriftzügen mit themenspezifischen Texten versehen hat. Als besonders gelungen kann auch das Memory-Spiel in Form kleiner Kärtchen, die mit Bilder der Ausstellung versehen sind, betrachtet werden. Die Kärtchen können vom Besucher beim Begehen der Ausstellung gesammelt und mit nach Hause genommen werden (Das Spiel ist am Wochenende kostenlos erhältlich, unter der Woche wird ein Unkostenbeitrag von 3,00 € erbeten).

Die Ausstellung teilt sich in permanenten Körperschmuck wie Ta- tauierung und Narbenschmuck im Hochparterre und nichtdauerhaf- te Köperverzierungen im Obergeschoß auf. Körpermalerei in West- afrika (siehe Bild: Savo Onivogi mit Podai-Bemalung. Loma, Guinea; Quelle: Karl-Heinz Krieg 1987) Henna-Malereien in Asien (Indien), Gesichts- und Körperbemalung sowie tönerne „Menschengefäße“ im nordostperuanischen Tiefland und Körperbemalung in Zentral- Brasilien sowie die aufwendigen Schminkmasken japanischer Kabuki-Schauspieler gehören zum Repertoire der oberen Etage. Für den Pazifik-Interessierten dürfte jedoch das Hochparterre mit ozeanischen Tatauier-Praktiken die „Beletage“ sein. In einem der Räume sind Tatauier-Instrumente aus Samoa und Aotearoa/Neuseeland zu sehen, neben schö- nen Schnitzarbeiten der Maori (aus dem hauseigenen Bestand), bei denen dem Betrachter die Mus- ter der Tatauierung wieder begegnen. Großformatig blicken Maori mit ihren eindrucksvollen Ge- Rundbrief Februar 2007 Seite 55 sichts-Tatauierungen (ta moko) auf die Besucher herab. Ein besonders „Schmankerl“ stellt in einem anderen Raum die um 1900 aus Gips und Pappmaché gefertigte Figur eines Papuas dar, die einem Abguss einer griechisch-römischen Statue gegenübergestellt ist, welche das seit dem 18. Jh. im- mer wieder propagierte westliche Schönheitsideal zeigt. Diesem Schönheitsideal entsprechend posiert ein von Kopf bis Fuß tatauierter Marquesaner auf einem nebenstehenden Bild – ein Abbild des „edlen Wilden“, der dem „wilden“ und ästhetisch nicht dem Schönheitsideal entsprechenden Papua gegenübersteht. Die degradierende Wertigkeit, die bezüglich anthropologischer Körpermaße und Tätowierungen insbesondere im 19. und frühen 20. Jh. an den Tag gelegt wurde, zeigt sich ebenfalls in zwei Räumen im Erdgeschoß. Bilder von primitiven „Seemannstätowierungen“ aus dem Archiv des Heidelberger Dermatologen Walther Schönfeld aus den 1920er und 1950er Jahren un- terstreichen die bis weit ins 20. Jh. gängigen Meinung, dass lediglich Seeleute, Kriminelle und „Kna- ckies“ Tätowierungen tragen würden. Im vierten Raum wird die Tätowierung mit Krankheit gleich- gesetzt, wie die Abbildungen tätowierter Menschen aus dem „Atlas der Hautkrankheiten“ (erschie- nen 1856) zeigt.

Durch die gelungene Anordnung der Objekte und die schöne Gestaltung der Räume wird ein konsi- stentes Bild des Ausstellungsthemas – beispielhafte Hautzeichen und Körperbilder aus fünf Konti- nenten3 - vermittelt. Das Museum der Weltkulturen wird mit dieser Ausstellung seinem Namen ge- recht.

Katja Göbel, Neuendettelsau

29. April 2006 bis 9. September 2007: Hautzeichen – Körperbilder. Museum der Weltkulturen, Schaumainkai 29, 60594 Frankfurt am Main. Infos unter 069-212 315 10 oder www.mdw- frankfurt.de. Öffnungszeiten: Di bis So von 10:00 bis 17:00 Uhr, Mi von 10:00 bis 20:00 Uhr.

Am 26. Oktober 2007 wird eine neue Ausstellung im Museum der Weltkulturen eröffnet werden - Reisen und Entdecken. Vom Sepik an den Main. Diese wird dann bis zum 19. Oktober 2008 zu sehen sein und verspricht eine interessante Ausstellung mit Objekten aus Neuguinea zu werden.

Herausgegeben von der Pazifik-Informationsstelle Postfach 68, 91561 Neuendettelsau, Tel. 09874/91220, Fax 93120, E-Mail: [email protected] Internet: http://www.Pazifik-Infostelle.org http://www.Pazifik-Netzwerk.org Redaktion: Katja Göbel

Wir bitten um eine Spende für die Arbeit des Pazifik-Netzwerks. Spenden sind steuerlich absetzbar. Pazifik-Netzwerk e.V., Postbank Nürnberg, Konto 40 550 853, BLZ 760 100 85

3 Auch Europa findet durch Themen wie Stigmatisierung und den Blick auf das Exotische und Fremde sowie die moderne Adaption weltweiter Körpermodifikationen im europäischen Kontext seinen Platz in der Ausstel- lung. Rundbrief Februar 2007 Seite 56

Das Foto des Tages

Von besonderer Relevanz waren für das Pazifik-Netzwerk im letzten Quartal das Jahresseminar und die Mitgliederversammlung in Kassel. Auf der Mitgliederversammlung wurde Marion Struck- Garbe als Vorstandsvorsitzende bestätigt und Mark Möller zum zweiten Vorstand gewählt.

Ein wichtiger Aspekt der Arbeit des Pazifik-Netzwerks ist es, sich mit Menschen aus dem Pazifik auszutauschen. Dies bereichert nicht nur unsere Arbeit, sondern bringt vor allem auch sehr viel Spaß und gute Laune.

Bild (v.li.): Martin Maden (Filmemacher aus Papua-Neuguinea, Bremen), Mark Möller (Berlin), Marion Struck-Garbe (Hamburg), Julia Wölfert (Mitglied der Tanzgruppe „Südseeperlen“ und des Ham- burger Pazifik-Stammtischs aus Kiribati, Wedel) (Bildquelle: Ingrid Schilsky, Hamburg)