Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume

Jahresbericht 2013 Jagd und Artenschutz Herausgeber: Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume des Landes Schleswig-Holstein Mercatorstraße 3 24106 Kiel

Titelfotos von links nach rechts: „Feldlerche“ von Reimer Stecher „Blühstreifen“ von Inke Rabe „Teichanlage“ von Inke Rabe „Feldhase“ von Frank Hecker

Zeichnungen: Dr. Winfried Daunicht und Kenneth-Vincent Daunicht

Druck: Pirwitz Druck & Design, Kiel

November 2013

ISSN 1437-868X

Auflage: 5.000

Diese Broschüre wurde auf 100% chlorfrei gebleichtem Papier (tcf) gedruckt.

Diese Druckschrift wird im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit der Schleswig-Holsteinischen Landesregierung herausgegeben. Sie darf weder von Parteien noch von Personen, die Wahlwerbung oder Wahlhilfe betreiben, im Wahlkampf zum Zwecke der Wahlwerbung verwendet werden. Auch ohne zeitlichen Bezug zu einer bevorstehenden Wahl darf die Druckschrift nicht in einer Weise verwendet werden, die als Parteinahme der Landesregierung zugunsten einzelner Gruppen verstanden werden könnte. Den Parteien ist es gestattet, die Druckschrift zur Unterrichtung ihrer eigenen Mitglieder zu verwenden.

Die Landesregierung im Internet: http://www.schleswig-holstein.de Inhalt

Vorwort...... 5

1 Jagd

1.1 Niederwild ...... 6 1.1.1 Gesamtentwicklung ...... 6 1.1.2 Streckenergebnisse und deren Erläuterung ...... 6 1.2 Schalenwild ...... 16 1.2.1 Gesamtentwicklung ...... 16 1.2.2 Streckenergebnisse und deren Erläuterung ...... 16 1.3 Jagdstrecken 2012/2013 ...... 20 1.3.1 Veränderungen der Jagdstrecke 2012/2013 gegenüber dem Vorjahr in Prozent ...... 22 1.4 Statusbericht Fangjagd in Schleswig-Holstein 2010 ...... 23 1.5 Fangjagd in Schleswig-Holstein ...... 26 1.6 Rotwildmanagement ...... 30 1.7 Eisvogel im Revier ...... 33

2 Beispielhafte Biotop- und Artenschutzmaßnahmen

2.1 Bericht nach Artikel 17 der FFH-Richtlinie – Berichtszeitraum 2007 bis 2012 ...... 36 2.2 Statusbericht Artenhilfsprogramm ...... 40 2.3 Managementplanung im Landeswald ...... 41 2.4 Stiftung Naturschutz ...... 43 2.5 AG Geobotanik Grünland Schlei ...... 48 2.6 Saatkartenaktion: Heidenelke ...... 52 2.7 Artenhilfsmaßnahmen bei punktuell vorkommenden, seltenen Vogelarten: ...... 54 a Trauerseeschwalbe ...... 54 b Maßnahmen für Trauerseeschwalben ...... 60 c Lachseeschwalbe ...... 63 d Seeregenpfeiffer ...... 67 2.8 Bedeutung des Biotopschutzes für den Artenschutz ...... 72 2.9 Wolfsmanagement in Schleswig-Holstein Bundesweite Zusammenhänge ...... 75 2.10 Vertragsnaturschutz „Greening für Bienen“ ...... 78

3 Bestandsentwicklungen

3.1 Feldhase ...... 80 3.2 Trauerschnäpper ...... 83 3.3 Uhu ...... 85 3.4 Schleiereule ...... 87 3.5 Schutzkonzept Uferschnepfe ...... 90 3.6 Wiesenvögel ...... 93 3.7 Kranich ...... 97 3.8 Fasan ...... 100 3.9 Wiesenweihe ...... 103 3.10 Weißstorch ...... 106 3.11 Graureiher ...... 110 3.12 Kormoran ...... 113 3.13 Seeadler ...... 115 3.14 Kriechender Sellerie ...... 117

3 4 Neobiota

4.1 Warnliste Neobiota ...... 119 4.2 Kermesbeere ...... 123

5 Jagdwesen

5.1 Jägerprüfungen und Jagdscheine ...... 125 5.2 Jagdabgabe ...... 127 5.3 Struktur der Jagdfläche in Schleswig-Holstein ...... 128 5.4 Jagd- und Schonzeiten in Schleswig-Holstein ...... 129 5.4.1 Haarwild ...... 129 5.4.2 Federwild ...... 130 5.5 Anerkannte Nachsuchengespanne in Schleswig-Holstein ...... 131

Anhang

Tabellen ...... 133 Jagd- und Naturschutzbehörden ...... 143 Anerkannte Vereine ...... 144 Rechts- und Verwaltungsvorschriften ...... 146 Fachbegriffe ...... 148

4 „ Vorwort

Wie jedes Jahr haben ehren- und hauptamtlich Engagierte aus der Jägerschaft, von den Na- turschutzverbänden und aus den Verwaltun- gen den Jagd- und Artenschutzbericht 2013 verfasst. Der Bericht ist eine Bilanz der Le- benssituation ausgewählter Arten. Er schreibt zugleich die langjährige Jagdstreckenstatistik fort. In seiner bunten Vielfalt und Breite der Themenpalette setzt er bundesweit Maßstä- be. Dies gibt mir Anlass, den zahlreichen Ak- teuren zu danken, ohne die dieser Bericht nicht zustande käme.

Im Jahre 2013 stehen Schutzmaßnahmen für unterschiedliche Biotope besonders im Mittel- punkt Die Palette reicht von den Manage- mentmaßnahmen in den Landesforsten, den Life-Projekten der Stiftung Naturschutz und dem Moorschutz bis zur Erfassung der arten- reichen Grünlandflächen an der Schlei durch die AG Geobotanik. Der Schutz einzelner ge- fährdeter Arten kann langfristig nur gelingen, wenn die Umweltbedingungen insgesamt stimmen. Die Erhaltung der Artenvielfalt durch Biotopschutz wird deshalb weiterhin zu mei- huhn, Fasan, Hase und Kaninchen mit andau- nen politischen Schwerpunktzielen gehören. ernden negativen Strecken trends. Wir bewer- ten die Erhaltungssituation der jagdbaren Ar- Es gibt spektakuläre Tierarten, die bei ihrem ten zurzeit sehr sorgfältig, um daraus individu- Auftreten sofort das Interesse einer breiten ell abgestimmte Jagd- und Schonzeiten abzu- Öffentlichkeit hervorrufen. Der Wolf ist ein leiten. Beispiel hierfür, dessen Rückkehr nach Schles- wig-Holstein wir mit Spannung und Freude Die jährliche Herausgabe des Jagd- und Arten- verfolgen und den wir durch ein umfassendes schutzberichtes ist ein gemeinsames Projekt Managementkonzept begleiten. Der diesjähri- von Jägern und Naturschützern. Diese Einig- ge Bericht zeigt, dass auch Arten, die oft nur keit um die Erhaltung der Einzigartigkeit und Spezialisten kennen, als wertvolle Bestandtei- Vielfalt der schleswig-holsteinischen Lebens- le unseres Ökosystems Liebhaber und Schüt- räume würde ich mir an vielen anderen Stellen zer finden. Ich denke an die Wiederansiedlung wünschen. des Kriechenden Selleries oder der Blume des Jahres 2012, der Heidenelke.

Die aktuelle Bilanz der Jagdstrecken verstärkt den seit Jahren sichtbaren Trend. Das Scha- lenwild gehört zu den Profiteuren des Land- schaftswandels und der geänderten Anbau- Dr. Robert Habeck methoden in der Landwirtschaft. Hier drohen Minister für Energiewende, ernsthafte Schäden in Wald und Flur, denen Landwirtschaft, Umwelt und vorgebeugt werden muss. Auf der anderen ländliche Räume Seite stehen viele Niederwildarten wie Reb- des Landes Schleswig-Holstein

5 1 Jagd

1.1 Niederwild

1.1.1 Gesamtentwicklung Die Forstwirtschaft feiert im Jahre 2013 das Ein entscheidender Faktor für den guten Erhal- Jubiläum von 300 Jahren Nachhaltigkeit. Das tungszustand von Niederwildarten ist die Qua- Prinzip, dass nur so viel genutzt werden darf, lität der Lebensräume. Leider hat sich diesbe- wie gesichert nachwächst, gilt auch für die züglich der negative Trend in der Agrarland- Niederwildjagd. schaft auch im abgelaufenen Jagdjahr fortge- setzt. Die landwirtschaftlichen Betriebe müs- Methodisch ist es sehr aufwändig, die Anzahl sen zwar teilweise hart um ihre Einkommen und damit den potentiellen Zuwachs „un- ringen. Gleichwohl ist es bedenklich, in wel- scheinbarer“ Niederwildarten wie zum Beispiel chem Umfang Kleinstrukturen wie Feldraine, Baummarder, Hermeline oder Blässhühner in Brachflächen und Tümpel, aber auch artenrei- größeren Lebensräumen zu ermitteln. Die im ches Grünland, verschwunden sind. Auch Jahresbericht Jagd und Artenschutz veröffent- Maßnahmen, an denen die Jägerschaft mit- lichten Zeitreihen der Jagdstrecken sind zwar wirken könnte, wie die Anlage von Blühstrei- Weiser für lang- und mittelfristige Trends, sie fen in großen Ackerschlägen oder die Begrün- sagen aber zum Beispiel nichts aus über geän- dung von deckungsreichen Feldgehölzen oder derte Jagdmethoden oder freiwillige jagdliche naturnahen Wildäsungsstreifen, sieht man lei- Zurückhaltung der Jagdausübungsberechtig- der viel zu selten. ten. Deshalb müssen weitere Untersuchungen hinzukommen, um Aussagen darüber treffen Trotz dieser teilweise bedauerlichen Fakten zu können, ob die Niederwildjagd tatsächlich hat das Jagdjahr 2012/13 beim Niederwild ei- nachhaltig ist oder ob die Bejagung einzelner nige erfreuliche Streckenergebnisse gebracht. Arten eventuell zu einer Störung anderer emp- Lediglich Hasen, Wiesel, Fasane, Rebhühner findlicher Arten führt. Schleswig-Holstein ver- und Blässhühner hatten Streckenrückgänge fügt hier mit dem WildTierKataster (WTK) über gegenüber dem Vorjahr zu verzeichnen. Alle ein ergänzendes Instrumentarium. In Koopera- anderen Arten hatten Streckenzuwächse. Be- tion zwischen der Christian-Albrechts-Universi- sonders auffällig sind dabei die hohen Raub- tät Kiel und dem Landesjagdverband Schles- wildstrecken (siehe Ziffer 1.1.3). wig-Holstein e. V. (LJV) werden regelmäßig re- präsentative Bestandserfassungen für ver- schiedene Arten durchgeführt. Auch der ehren- 1.1.2 Streckenergebnisse und deren amtliche Naturschutz liefert Monitoringdaten Erläuterung insbesondere für Federwildarten.

Die Landesjagdzeitenverordnung als Messlatte Hasen für die jagdliche Nutzbarkeit von Tierarten steht Die Langzeitbeobachtung zeigt, dass die Ha- derzeit auf dem Prüfstand. Hierbei wird sehr senstrecken seit ihrem deutlichen Einbruch im sorgfältig abgewogen, ob das Störpotential, Schneewinter 1978/79 regelmäßigen wellen- welches die Bejagung neben den zahlreichen förmigen Schwankungen unterworfen waren. Freizeitaktivitäten wie Geocaching, Mountainbi- Seit 2005 herrscht eine Abschwungphase, die king oder Pilze sammeln mit sich bringt, in ei- im zurückliegenden Jagdjahr mit einer Strecke nem angemessenen Verhältnis zur Notwendig- von 32.863 Hasen möglicherweise zum Still- keit der Abwehr von Wildschäden, zur Nutzbar- stand gekommen ist. Die meisten Hasen wer- keit der Jagdbeute oder zur Regulationsnot- den in den Westküstenkreisen, insbesondere wendigkeit von Beutegreifern steht. in der Marsch, erlegt.

6 140.000

Hasenstrecke 120.000

100.000

80.000 Anzahl 60.000

40.000

20.000

0

Jagdjahr

Über die Hasenbestände gibt es seit Beginn zu Revier oft stark. Vor einer Entscheidung der neunziger Jahre sehr gute wissenschaftli- über die Bejagung oder gar die Durchführung che Untersuchungen des WildTierKatasters. einer Treibjagd muss deshalb der Frühjahrs- Schleswig-Holstein hat demnach im bundes- und Herbstbestand durch Scheinwerfertaxati- weiten Vergleich eine sehr hohe Hasendichte. on oder andere geeignete Zählverfahren ermit- Allerdings schwanken die Besätze von Revier telt werden.

Feldhase Foto: Frank Hecker

7 Kaninchen Die Kaninchenstrecke blieb mit 11.824 Stück genüber dem Vorjahr (10.554 Stück) zu ver- auf niedrigem Niveau, obwohl ein Anstieg ge- zeichnen war.

250.000

Kaninchenstrecke

200.000

150.000 Anzahl

100.000

50.000

0

Jagdjahr

In vielen Revieren Schleswig-Holsteins sind sung zu finden, die allen Seiten gerecht wird. die Kaninchen wegen der Seuchenzüge von Myxomatose und China-Seuche vollständig verschwunden, während sie in einigen weni- Füchse gen Schwerpunkträumen wie etwa der Stadt Die Fuchsstrecke pendelt seit 2007 um die Norderstedt eine schadensträchtige Problem- 15.000er-Marke. Im zurückliegenden Jagdjahr wildart sind. Bei diesen Gegebenheiten wird wurden 16.455 Füchse erlegt (Vorjahr 14.490 es nicht einfach sein, eine neue Jagdzeitenlö- Stück).

25.000

Fuchsstrecke

20.000

15.000 Anzahl

10.000

5.000

0

Jagdjahr

Es ist fachlich umstritten, ob die Bejagung ei- Vielleicht wird das bis zum Jahre 2015 auf der nen messbaren Einfluss auf die Gesamtpopu- Halbinsel Eiderstedt laufende Monitoringpro- lation der Füchse in Schleswig-Holstein aus- gramm hier einen Erkenntnisbeitrag liefern übt. Auch über den Einfluss der Füchse auf können. Beutetierarten gibt es konträre Auffassungen.

8 Dachse Die Dachpopulation befindet sich auf einem ersten Schäden durch die Anlage von Bauen gesichert hohen Stand. Der Dachs wird oft gekommen. nicht intensiv und gezielt, sondern eher „bei- läufig“ bejagt. Dachse besiedeln inzwischen Mit 1.985 Dachsen (Vorjahr 1.842 Stück) wur- auch suboptimale Biotope im Bereich der de die zweithöchste Dachsstrecke seit Beginn Westküste. An Landesschutzdeichen ist es zu der Aufzeichnungen im Jahre 1960 erzielt.

2.500

Dachsstrecke

2.000

1.500 Anzahl

1.000

500

0

Jagdjahr

Marder, Iltis, Wiesel Die Notwendigkeit der Bejagung des marder- und Mink, zum Beispiel in Seeschwalbenkolo- artigen Raubwildes wird insbesondere von nien an der Westküste, lassen den Schluss zu, den Naturschutzverbänden bestritten. Eng da- dass eine Regulierung weiterhin erforderlich mit im Zusammenhang steht die Diskussion ist. Ausgenommen hiervon ist lediglich das über das Für und Wider der Fangjagd. Emp- überwiegend auf Mäuse spezialisierte Maus- findliche Verluste durch Iltis und/oder Wiesel wiesel.

Iltis Foto: Frank Hecker

9 Die Steinmarderstecke erreichte mit 4.442 Durchschnittshöhe. Stück die seit der Jahrtausendwende übliche

6.000 Steinmarderstrecke

5.000

4.000

3.000 Anzahl

2.000

1.000

0

Jagdjahr

Der Baummarder hatte mit 532 Stück eine Re- brettfallen in Schleswig-Holstein aus Tier- kordstrecke (plus sieben Prozent) und auch schutzgründen nicht zugelassen sind. die Iltisstrecke lag mit 2.098 Stück auf einem vergleichsweise hohen Niveau (plus 18 Pro- zent). Die Zahlen verdeutlichen, dass die Fang- Waschbär, Marderhund jagd unter Nutzung moderner Fanggeräte of- Die Ausbreitung dieser beiden zugewanderten fensichtlich zumindest regional weiterhin be- Neubürger geht in Schleswig-Holstein offen- trieben wird. sichtlich weiter. Die Marderhundstrecke steigt seit der Jahrtausendwende stetig und unauf- Die rückläufigen Strecken von Hermelin und haltsam. Sie erreichte im letzten Jagdjahr die Mauswiesel dürften vor allem darauf zurückzu- Rekordmarke von 1.542 Stück (Vorjahr 1.145 führen sein, dass die früher üblichen Wipp- Stück).

1800 Strecken von Waschbär und Marderhund 1600

1400

1200

Waschbär 1000 Marderhund

Anzahl 800

600

400

200

0

Jagdjahr

10 In der Fachliteratur wird immer wieder berich- len Bedrohung werden können. Eine Regulie- tet, dass Waschbär und Marderhund für Vogel- rung durch Bejagung ist deshalb, ähnlich wie und Niederwildbestände zu einer existentiel- beim Fuchs, weiterhin erforderlich.

Waschbär (Jungtier) Foto: Frank Hecker

Fasane Die Rekordstrecken der Fasane in den 70er hörde hat im Jahre 2013 eine Pilotstudie an Jahren lagen bei 115.000 Stück. Im Jagdjahr die Tierärztliche Hochschule Hannover verge- 2012/13 waren es nur noch 8.406 Stück (Vor- ben, die in ein Forschungsprogramm des Bun- jahr 10.252 Stück). Ein historisches Tief. Wel- des in mehreren Bundesländern einmünden che anderen Ursachen neben dem Land- soll. Hieraus darf man Antworten auf die Fra- schaftswandel für den bundesweiten Rück- ge erwarten, ob ein bisher nicht erforschtes gang der Fasanenbestände verantwortlich Krankheitsgeschehen an der bedauerlichen sind, ist derzeit ungeklärt. Die oberste Jagdbe- Entwicklung beteiligt ist.

140.000 Fasanenstrecke

120.000

100.000

80.000 Anzahl 60.000

40.000

20.000

0

Jagdjahr

11 Rebhühner Es ist davon auszugehen, dass die Rebhühner Das Rebhuhn unterliegt wie Seeadler, See- in Kürze in Schleswig-Holstein zu den ganzjäh- hund oder Birkwild weiterhin der Hegepflicht rig geschonten Arten gehören werden. Ange- der Jägerschaft und steht unter dem strengen sichts der aktuellen Jagdstrecke von 102 Schutzregime des Jagdrechtes. Stück (!) und des Status des Rebhuhnes in der Roten Liste ist dies der einzig logische Auf die tabellarisch dargestellte Strecke in den Schritt. Die Einstellung der Bejagung ist aller- Kreisen und kreisfreien Städten sowie auf den dings nicht mit einer Herausnahme aus dem Fallwildanteil (soweit erfassbar) wird beson- Katalog der jagdbaren Arten zu verwechseln. ders hingewiesen.

Tab. 1: Streckenergebnisse Rebhühner / Höckerschwäne Jagdjahr 2012/13

Rebhühner Höckerschwäne Jagd Fallwild Jagd Fallwild NF 17 18 67 3 HEI 0 5 2 4 IZ 0 3 1 2 PI 0 0 79 0 FL 5 0 0 0 SL-FL 13 17 13 8 RD 12 0 17 5 KI 0 0 0 0 NMS 0 0 0 0 SE 0 0 1 0 PLÖ 1 3 9 12 OH 0 1 144 20 HL 0 0 3 0 OD 0 0 0 2 RZ 6 1 0 0 54 48 354 56 Gesamt 102 410 Rebhühner Höckerschwäne Jagd Fallwild Jagd Fallwild 53% 47% 86% 14%

50.000 Rebhuhnstrecke 45.000

40.000

35.000

30.000

25.000 Anzahl

20.000

15.000

10.000

5.000

0

Jagdjahr

12 Ringeltauben Die Strecke der Ringeltauben bewegt sich seit Bei der Frage nach der Bejagungsnotwendig- 2003 zwischen 15.000 und 17.000 Stück mit keit von Ringeltauben ist zu bedenken, dass nur geringen Schwankungen. 2012/13 kamen diese punktuell in Baumschulen, Gemüsekul- 15.870 Stück zur Strecke (plus drei Prozent). turen und Getreidesaaten empfindliche Wild- schäden verursachen können. 70.000 Taubenstrecke ab 2002 nur Ringeltauben 60.000

50.000

40.000 Anzahl 30.000

20.000

10.000

0

Jagdjahr

Wildgänse Die Wildgansstrecke steigt von Jahr zu Jahr hoch ist der prozentuale Streckenanstieg bei auf das nunmehr neue Rekordhoch von den Nonnengänsen (plus 54 Prozent) und den 16.014 Stück (Vorjahr 14.668 Stück). Alle be- konkurrenzstarken, in Ausbreitung befindli- jagdbaren Gänsearten sind daran beteiligt, wie chen Kanadagänsen (plus 20 Prozent). die nachstehende Tabelle zeigt. Besonders

18.000 Wildgansstrecke 16.000

14.000

12.000

10.000

Anzahl 8.000

6.000

4.000

2.000

0

Jagdjahr

Trotz des von der Landesregierung initiierten keit zum Ausnehmen von Gänsegelegen ist es integrierten Gänsemanagements mit der Be- bisher nicht gelungen, das Problem der Wild- reitstellung von Ausgleichsflächen und der schäden durch Gänsefraß und –verkotung neuen gesetzlichen Regelung mit der Möglich- endgültig in den Griff zu bekommen.

13 Tab. 1

Graugänse Blässgänse Saatgänse Kanadagänse Nonnengänse Nilgänse 2011/12 2012/13 2011/12 2012/13 2011/12 2012/13 2011/12 2012/13 2011/12 2012/13 2011/12 2012/13 Flensburg Kiel 78 39 17 124 128 1 1 Lübeck 17 42 3 Neumünster 8 4 2 Dithmarschen 1.452 1.415 12 77 13 5 7 17 137 173 35 27 Herzogtum Lauenburg 132 188 34 31 46 48 16 13 2 15 22 4.226 4.776 275 273 16 28 19 24 618 852 111 117 Ostholstein 1.385 1.442 61 34 11 21 261 292 2 2 9 9 Pinneberg 269 295 18 39 2 3 91 71 50 18 29 Plön 1.276 1.204 65 31 12 8 156 188 3 4 2 Rendsburg Eckernförde 858 895 44 16 309 428 72 64 Schleswig-Flensburg 829 825 6 10 5 46 66 76 100 Segeberg 210 180 1 14 19 13 10 Steinburg 747 784 59 112 5 8 78 96 63 181 19 18 Stormarn 169 168 Gesamt 11.656 12.257 591 624 105 126 1.121 1.345 820 1.263 375 399 plus 5,16 % plus 5,98 % plus 20,00 % plus 19,98 % plus 54,02 % plus 6,40 % 2011/12 2012/13 Wildgänse gesamt: 14.668 16.014 % Veränderung plus 9,20 %

Enten Die in den letzten Jahren rückläufigen Wil- aber im Vergleich mit den Achtziger- und dentenstrecken stiegen zwar leicht auf Neunziger-Jahren weiterhin auf niedrigem Ni- 49.939 Stück an (Vorjahr 43.597 Stück), lagen veau.

Krickenten (Pärchen) Foto: Frank Hecker

14 160.000 Wildentenstrecke 140.000

120.000

100.000

80.000 Anzahl

60.000

40.000

20.000

0

Jagdjahr

Höckerschwäne Es wurden 410 Höckerschwäne der Wildbahn abwehr auf Wintergetreideschlägen. Sie ist entnommen, davon 354 durch Bejagung. wegen der Verwechslungsgefahr mit den ge- schützten nordischen Singschwänen umstrit- Die Bejagung der Höckerschwäne erfolgt ten. überwiegend aus Gründen der Wildschadens-

Höckerschwäne Foto: Frank Hecker

Waldschnepfen Die Waldschnepfen werden in Schleswig-Hol- Waldschnepfen (Vorjahr 1.207 Stück) im Ver- stein im Spätherbst und Winter bei ihrem gleich zu einem längeren Zeitraum davor ein Zug von Skandinavien nach Süden bejagt. Die „mittelmäßiges“ Waldschnepfenjahr. Jagdstrecke hängt stark vom Zugverhalten der Vögel und den Witterungsbedingungen ab. Der Anteil der in Schleswig-Holstein an- Rabenkrähen, Elstern fallenden Jagdstrecke im Vergleich mit den Die Jagdstrecke der Rabenkrähen stieg aber- Abschusszahlen aus den übrigen europäi- mals um sieben Prozent auf 25.765 Stück, schen Ländern ist gering. Das zurückliegende die der Elstern um zwölf Prozent auf 5.091 Jagdjahr war mit einer Jagdstrecke von 2.480 Stück.

15 1.2 Schalenwild

1.2.1 Gesamtentwicklung Die Schalenwildbestände im waldärmsten zur viel beschworenen Regulierung der Wild- Bundesland Schleswig-Holstein sind so hoch bestände tatsächlich vorhanden ist. wie noch nie zuvor. Rotwild, Damwild und Schwarzwild erobern weiterhin neue Lebens- Das Jahr 2013 hat eine Änderung des Bundes- räume. Beim Rehwild wurde eine neue Re- jagdgesetzes gebracht, die Auswirkungen auf kordstrecke erzielt. Das Schwarzwild hat den die künftige Schalenwildbewirtschaftung ge- witterungsbedingten Populationsrückgang des winnen könnte. Grundstückseigentümer kön- Vorjahres überwunden. nen bei den Jagdbehörden beantragen, ihre Flächen aus ethischen Gründen aus der Beja- Die Qualität der Geweihe und Gehörne auf gung herauszunehmen. Es bleibt abzuwarten, den Trophäenschauen zeigt, dass die Ernäh- wie groß die Anzahl derartiger Anträge sein rungssituation des Wildes offensichtlich gut wird und in welchem Umfang Schlüsselflä- ist. Das Schalenwild gehört – ganz im Gegen- chen für die Schalenwildbejagung betroffen satz zum Niederwild – zu den Nutznießern der sein werden. Der Gesetzgeber hat den Jagd- Veränderungen in der Agrarlandschaft. behörden allerdings flexible Instrumente an die Hand gegeben, mit denen in derartigen Es wurde in früheren Jahren durch die oberste Fällen der Gefahr übermäßiger Wildschäden Jagdbehörde immer wieder auf die Wildscha- entgegengetreten werden kann. denssituation in den Wäldern hingewiesen. Die Ergebnisse der Verbiss- und Schälscha- densuntersuchungen in den Landesforsten 1.2.2 Streckenergebnisse und deren zeigen, dass die Situation weiterhin ernst ist. Erläuterung Diejenigen, die für eine weitere Ausbreitung von Rot- und Damwild eintreten, sollten sich darauf einstellen, dass Wildschäden im Wald Rotwild. nicht nur erfasst, sondern auch in dem dafür Beim Rotwild wurde zum ersten Mal seit Be- vorgesehenen Verfahren angemeldet und gel- ginn der heutigen Jagdstatistik die 1000-er tend gemacht werden können. Gleiches gilt Marke bei der Jahresstrecke überschritten. selbstverständlich auch für Schäden durch Das Rotwild hat in den Kreisen Nordfriesland, Schalenwild in der Landwirtschaft. Problema- Schleswig-Flensburg und Dithmarschen neue tisch sind die zahlreichen Verkehrsunfälle mit Gebiete besiedelt, die nach den Raumord- Wild sowie das zunehmende Eindringen von nungserlassen der obersten Jagdbehörde als Rehwild in den besiedelten Bereich. Beides rotwildfrei ausgewiesen sind. Problematisch sind Indizien für zu hohe Bestände. ist in diesem Zusammenhang die Gründung beziehungsweise Erweiterung von Hochwild- Die Jägerschaft bleibt aufgerufen, regelmäßig hegegemeinschaften mit dem satzungsmäßi- zu beweisen, dass eine ernsthafte Fähigkeit gen Ziel der Hege des Rotwildes.

1200 Rotwildstrecke

1000

800

600 Anzahl

400

200

0

Jagdjahr

16 Rotwildrudel Foto: Frank Hecker

Damwild Die Damwildstrecke in Schleswig-Holstein te Bereiche sowie das Ergebnis der verstärk- steigt scheinbar unaufhaltsam weiter an. Im ten Abschöpfung in Gebieten mit überhöhten Jagdjahr 2012/13 kamen 10.901 Stücke zur Wildbeständen. Parallel zur Jagdstrecke steigt Strecke (Vorjahr 9.902 Stücke). Dies ist die der Anteil des Fallwildes durch Straßenverkehr Folge der Ausbreitung in bisher nicht besiedel- und andere Ursachen.

12.000 Damwildstrecke

10.000

8.000

6.000 Anzahl

4.000

2.000

0

Jagdjahr

17 Sikawild Beim Sikawild kamen nie dagewesene 290 men heraus weiter verbreitet und damit zur Stücke zur Strecke (plus zwölf Prozent). Auch vierten oder gar fünften Schalenwildart in der hier muss erneut davor gewarnt werden, dass Fläche wird und dadurch das Schadenspotenti- sich Sikawild aus den angestammten Vorkom- al vergrößert.

350 Sikawildstrecke

300

250

200 Anzahl 150

100

50

0

Jagdjahr

Rehwild Auch beim Rehwild wurde mit einer Strecke sehr hohen Niveau stabilisiert zu haben. Kla- von 56.392 Stücken (Vorjahr 52.552 Stücke) gen über das Eindringen von Rehwild in Haus- ein neuer „Rekord“ erzielt. Es muss nach den gärten nehmen vor allem in städtischen Rand- Streckenergebnissen der Vorjahre bezweifelt gebieten zu. Bedrückend ist auch die Zahl von werden, dass es sich um Reduktionsabschüs- 11.415 Stücken Verkehrsfallwild trotz Anbrin- se handelt. Vielmehr scheint sich der Rehwild- gung von Wildwarnreflektoren an vielen Stra- bestand seit Mitte der 90er Jahre auf einem ßen im Lande.

Ricke mit Kitz Foto: Frank Hecker

18 60.000

Rehwildstrecke

50.000

40.000

30.000 Anzahl

20.000

10.000

0

Jagdjahr

Schwarzwild Die Schwarzwildstrecke schwankt von Jahr zu möglichkeiten in den Mondphasen. Im Jagd- Jahr wie bei keiner anderen Schalenwildart. jahr 2012/13 kamen 14.743 Stücke Schwarz- Ursachen hierfür sind unterschiedliche Witte- wild zur Strecke (Vorjahr 9.203 Stücke, Vorvor- rungsbedingungen zur Hauptzeit des Fri- jahr 16.092 Stücke). Nach einem Streckenein- schens verbunden mit Frischlingsverlusten, bruch im Vorjahr hat sich damit der langfristige die Ernährungssituation im Hinblick auf Wald- durchschnittliche Trend nach oben bestätigt. mast sowie die wechselhaften Bejagungs-

18.000 Schwarzwildstrecke 16.000

14.000

12.000

10.000

8.000 Anzahl

6.000

4.000

2.000

0

Jagdjahr

Das Schwarzwild hat sich im nördlichen Johann Böhling Schleswig-Holstein bis hin zur dänischen Ministerium für Energiewende, Grenze fest etabliert und erobert hier neue Le- Landwirtschaft, Umwelt bensräume. und ländliche Räume des Landes Schleswig-Holstein Der intensiven Schwarzwildbejagung muss im Mercatorstraße 3 Interesse der Landeskultur und der Seuchen- 24106 Kiel prävention weiterhin die verstärkte Aufmerk- samkeit der Jägerschaft gelten.

19 1.3 Jagdstrecken 2012/2013 (einschließlich Fallwild)

8 4 53 15 wildernde Katzen 64 732 201 270 181 387 331 940 1.204 1.011 5.401

0 wildernde Hunde

2 1 1 4 Nutrias

1 61 57 79 47 31 25 86 56 593 137 Marderhunde 144 225 1.542

1 2 2 3 7 5 1 2 2 1 17 11 Waschbären 54

8 3 4 16 56 Minke 87

4 8 6 6 15 44 10 17 Mauswiesel 48 158

7 1 5 3 4 1 46 17 12 42 84 121

Hermeline 343

1 1 11 57 11 32 11 350 282 102 139 126 101 475 Iltisse 399 2.098

75 29 17 58 12 292 350 457 674 331 371 192 159 657 Steinmarder 768 4.442

4 6 32 23 76 46 63 35 30 25 24 Baummarder 40 128 532

2 7 24 74 98 69 11 179 203 244 199 128 108 407 Dachse 232 1.985

17 72 41 157 843 Füchse 502 1.330 1.460 1.078 1.651 1.558 1.977 1.071 2.611 2.087 16.455

8 97 87 24 112 412 121 204 403 192 600 696 1.521 4.454 Kaninchen 2.917 11.8

24 73 141 592 999 121 1.034 3.234 6.344 3.680 1.892 1.155 7.517 2.857 Hasen 3.200 32.863

2 4 27 98 26 37 76 365 423 301 991 2.573 4.739 Schwarzwild 2.862 1.540 1.200

14.743

57 850 333 317 233 Rehwild . 4.508 3.537 5.652 3.286 3.747 6.147 2 6.258 3.383 3.749 7.153 8.468 11.415 56.392

1 32 13 146 143

Sikawild 290

4 18 39 21 Muffelwild 78

2 1 7 1 17 245 193 906 333 160 523 310 Damwild 3.310 2.143 1.526 2.463 10.901

2 37 42 32 12 10 32 18 536 255 Rotwild 142 1.044

Städte

kreisfreie Kreise und Verkehr Flensburg Kiel Lübeck Neumünster Dithmarschen Herzogtum Nordfriesland Ostholstein Pinneberg Plön Rendsburg - Eckernförde Schleswig - Flensburg Segeberg Steinburg Stormarn insgesamt davon Fallwild - davon Fallwild - allgemein Fortsetzung nächste Seite Lauenburg

20

24 80 13 60 739 289 210 463 121 407 615 548 772 579 Elstern 171 5.091

78 98 36 795 807 815 229 621 4.177 1.325 2.660 5.055 3.661 3.563 Rabenkrähen 1.845 25.765

3 4 6 8 28 Heringsmöwen 62

111

3 2 7 69 53

Mantelmöwen 134

4 1 4 40 31 15 65 71 20 550 129

Silbermöwen 930

6 1 6 7 44 30 13 43

Sturmmöwen 150

1 2 3 7 2 7 39 58 27 33 22 150

Lachmöwen 351

6 4 5 6 11 16 97 62 46 24 112 117

Bläßhühner 506

2 1 22 36 39 13 85 20 83 130 127 Waldschnepfen 439 1.483 2.480

5 6 9 2 5 26 39 17 22

Reiherenten 131

3 10 81 58 73 32 31 87

Krickenten 212 529 1.229

4 113 6 59

Pfeifenten 481 408 2.465 3.423

58 62 289 221 2.264 3.609 4.044 5.518 5.490 1.281 5.787 6.169 2.609 Stockenten 3.403 4.352 45.156

1 9 2 10 18 27 29 64 Nilgänse 22 117 100 399

2 2 3 50 181 173 Nonnengänse 852 1.263

3 19 96 71 17 13 66 24 128 292 428 Kanadagänse 188 1.345

8 3 5 5 8 21 48 28

Saatgänse 126

1 39 34 31 77 16 10 Blässgänse 31 112 273 624

4 42 39 180 168 295 784 188 895 825 1.442 1.415 Graugänse 4.776 1.204 12.257

1 2 3 3 6 79 18 22 21 21 Höckerschwäne 70 164 410

6 42 895 470 784 134 348 143 998 Ringeltauben 319 2.843 1.316 1.454 3.380 2.738 15.870

7 3 1 5 4 5 12 30 Rebhühner 35 102

50 49 17 44 171 983 930 351 620 244 340 617 Fasane 216 2.772 1.002 8.406

Kreise und kreisfreie Städte Flensburg Kiel Lübeck Neumünster Dithmarschen Herzogtum Lauenburg Nordfriesland Ostholstein Pinneberg Plön Rendsburg- Eckernförde Schleswig- Flensburg Segeberg Steinburg Stormarn insgesamt

21 22 .. Veränderungen derJagdstrecke2012/2013gegenüberdemVorjahr inProzent 1.3.1

Rotwild 16% Damwild 10% Sikawild 12% Schwarzwild 60% Muffelwild 60% Rehwild 60% Hasen -2% Kaninchen 12% Füchse 14% Dachse 8% Baummarder 7% Steinmarder 12% Iltisse 18% Wiesel -23% Waschbären 23% Marderhunde 35% Fasane -18%

Rebhühner -46% Ringeltauben 4% Wildgänse 9% Wildenten 15% Waldschnepfen 105%

Bläßhühner -19% Möwen 18% Rabenkrähen 7% Elstern 6% -60% -40% -20% 0% 20% 40% 60% 80% 100% 120% 1.4 Fangjagd in Schleswig-Holstein Die Jagd mit der Falle ist eine der ältesten te Bejagung mit der Falle kann trotz subopti- Jagdmethoden überhaupt. Im Laufe der Jahr- maler Verhältnisse für die Arten in unserer Kul- tausende hat der Mensch diese Form der Be- turlandschaft Erfolge erzielen. jagung stetig weiter entwickelt. Die Fangme- thoden als auch die Fanggeräte wurden im- mer wieder technisch verbessert und sind Wer darf die Fangjagd ausüben? heute sehr effizient und störungsarm. Die Fangjagd darf in Schleswig-Holstein nur mit behördlich registrierten Fallen durch Per- sonen ausgeübt werden, die an einem aner- Warum wird mit der Fallen gejagt? kannten Ausbildungslehrgang teilgenommen „Die Fangjagd ist ein legitimer, unverzichtba- haben. Hierzu bieten Landesjagdverband rer Teil der Jagdausübung. Sie ist insbesonde- Schleswig-Holstein e.V. und die Kreisjäger- re für die Regulierung des nachtaktiven Raub- schaften regelmäßig Fangjagdlehrgänge an. wildes, welches mit Schusswaffen nur be- Darüber hinaus ist die erfolgreiche Teilnahme grenzt bejagdbar ist, erforderlich. Auch für die an einem anerkannten Fangjagd-Ausbildungs- Schadensabwehr in befriedeten Bezirken ist lehrgang mittlerweile eine Grundvorausset- die Fangjagd das einzige probate Mittel“, zung für die Anmeldung zur behördlichen heißt es im diesjährigem Entwurf der Begrün- Jungjägerprüfung. dung der Fangjagdverordnung aus dem Um- weltministerium. Neben der theoretischen Schulung zur Wir- kung von Fallen, der Biologie der Wildtiere, Zur Bejagung unter anderen von Fuchs, den rechtlichen Rahmenbedingungen, die sich Dachs, Iltis, Baum- und Steinmarder sowie unter anderen aus Jagdgesetz, Naturschutzge- den invasiven Neozoen, Marderhund, Wasch- setz und Tierschutzgesetz ergeben, ist auch bär und Mink ist die Fangjagd die mit Abstand die praktische Ausbildung Bestandteil der effektivste und störungsärmste Jagdart. Auf- Lehrgänge. grund ihrer heimlichen Lebensweise mit ei- nem Aktivitätsschwerpunkt in den Dämme- rungs- und Nachtzeiten, sind diese Tierarten Welche Fallen dürfen verwendet werden? mit der Waffe nur bedingt zu bejagen. Die Fal- Die immer noch verbreitete Vorstellung des lenjagd ist hier also unerlässlich. Dies gilt ins- Fallenstellers, der mit verrosteten Totschlagfal- besondere auch zur Schadensabwehr in be- len in die Wälder zieht und sie dort aufstellt, friedeten Bezirken: Oft ist die Falle dort das ist veraltet und hat mit der heutigen Fangjagd einzige Mittel, um dem „Auto- oder Dachmar- nichts mehr zu tun. der“ habhaft zu werden. In Schleswig-Holstein werden zwei Formen In Schleswig-Holstein werden schwerpunkt- von Fallen eingesetzt. mäßig in den Feldrevieren Fallen gestellt. Sie Es wird hier unterschieden nach dienen dort sowohl dem Schutz der Niederwil- - Fallen für den Lebendfang darten und darüber hinaus profitieren viele be- - Fallen für den Totfang. drohte Bodenbrüter von einer intensiven Fal- lenjagd. Fallen für den Lebendfang1 Fallen für den Lebendfang sind bauartzugelas- Raubsäuger wie der Fuchs haben sich als Ge- sen, wenn sie gewährleisten, dass Tiere un- neralisten gut an die heutige Kulturlandschaft versehrt lebend gefangen werden, dem gefan- angepasst und profitieren teilweise so sehr genen Tier ein ausreichend großer Fangraum davon, dass ihre Populationsdichten stark ge- gewährt wird und der Innenraum so gestaltet stiegen sind. Dies hat zur Folge, dass in ver- ist, dass Verletzungen ausgeschlossen wer- schiedenen Schutzgebieten, die dem Schutz den. der Wiesenvogelpopulation dienen, in den letzten Jahren unter anderem die Fangjagd Dabei müssen Kasten- oder Röhrenfallen ei- wieder intensiviert werden musste, um den nen abgedunkelten Fangraum aufweisen. Bruterfolg der bodenbrütenden Wiesenvögel zu gewährleisten. Der Rückgang dieser Arten Fallen für den Totfang2 ist sicherlich nicht nur den steigenden Raubs- Als Fallen für den Totfang sind nur Fallen, die äugerdichten, sondern auch der Verschlechte- über einen Köderabzug3 ausgelöst werden rung der Lebensgrundlagen durch die intensi- und folgende technische Anforderungen erfül- vierte Bewirtschaftung zuzuschreiben. Geziel- len, bauartzugelassen:

1 nach Fangjagdverordnung § 2, Fassung vom 10. November 2008 2 nach Fangjagdverordnung § 3, Fassung vom 10. November 2008

23 Abb. 1: Bauartzugelassene Betonrohrfalle

Tab. 1: Zulässige Fallen für den Totfang und deren Mindestklemmkräfte

Typ Mindestklemmkräfte Bügelweiten

Schwanenhals 300 Newton über 66 cm bis 74 cm geeignet für Dachs, Fuchs, Marderhund und Waschbär

Schwanenhals 250 Newton über 51 cm bis 66 cm geeignet für Dachs, Fuchs, Marderhund und Waschbär

Schwanenhals 225 Newton über 41 cm bis 51 cm geeignet für Marder und Iltis

Eiabzugeisen 200 Newton bis 41 cm geeignet für Marder und Iltis

Conibearfalle groß4 300 Newton über 25 bis 33 cm geeignet für Dachs, Fuchs, Marderhund und Waschbär

Conibearfalle mittel4 250 Newton über 16 bis 22 cm geeignet für Marder, Iltis und Wiesel

Conibearfalle klein4 200 Newton über 11 bis 13 cm geeignet für Marder, Iltis und Wiesel

Der „Fallen-TÜV“ Die Fangjagd darf in Schleswig-Holstein nur Fallen für den Totfang müssen im Fangbunker mit geprüften und registrierten Fanggeräten oder geschlossenen Räumen aufgestellt wer- durchgeführt werden. Als Grundlage zur Re- den, die ausschließen, dass sich Personen gistrierung der Fallen dienen neben der aktu- oder andere Tierarten verletzen können. Im ellen Fassung der Fangjagdverordnung auch Gefahrenbereich muss zusätzlich ein Warn- Bundesjagdgesetz, Tierschutzgesetze und schild angebracht werden. Vorschriften des Artenschutzes. Das Umweltministerium hat dem Landesjagd- Bei der Fallenüberprüfung wird festgestellt, ob verband Schleswig-Holstein e.V. über einen öf- die Lebendfangfalle das Wild lebend unver- fentlich-rechtlichen Vertrag die Prüfung und sehrt oder die Totschlagfalle, aufgrund der mit Registrierung der Fallen („Fallen-TÜV“) über- einem Spezialgerät gemessenen Mindest- tragen. klemmkraft, sofort tödlich fängt (vgl. Tabelle 1). Im Rahmen dieses „Fallen-TÜVs“ wurden Zur Zulassung von Lebendfangfallen wird durch den Landesjagdverband Schleswig-Hol- überprüft, ob diese ausreichend große Fang- stein e.V. über 10.000 Fallen geprüft, regis- räume haben, und Verletzungen gefangener triert und mit einer Registrierungsnummer ver- Tiere ausschließt. Die zulässigen Fallen für sehen. Allen durchgeführten „Fallen-TÜVs“, den Totfang müssen die für ihre Größe zulässi- die dabei geprüften Fallen und deren Regis- ge Klemmkraft erbringen. Sie dürfen nicht auf trierungsnummer etcetera wurden und wer- Tritt oder Druck, sondern nur durch Zug an den den zuständigen Unteren Jagdbehörden dem Köder auslösen. gemeldet.

3 Das bedeutet, dass der Köder in der Falle gezogen werden muss, um sie auszulösen. Die Fallen funktionieren nicht auf Druck. 4 Gemäß Fangjagdverordnung im GVOBl. vom 29.08.2013 Seite 350 (nach Auskunft des MELUR, OJB; Stand 30.8.2013) zählt die Conibearfalle ab 01. Januar 2014 zu den verbotenen Fanggeräten.

24 Abb. 2: Fallen im abschließ- barem Fangbunker verhindern unbe- rechtigten Zugriff und Verletzungen Dritter. Die Zwangsöffnung darf bei Bügelwei- ten bis zu 51 cm nicht größer als 8 cm, bei den übri- gen Bügelweiten nicht größer als 25 cm aufweisen.

Abb. 3, 4, 5: abschließbare Fangbunker mit Ei- abzugseisen und kleiner Zwangsöff- nung, so dass aus- schließlich Marder gefangen werden können.

Fangjagd in der Praxis Der Rohstoff „Balg“ Bei den Lebendfangfallen werden meistens Im Sinne einer nachhaltigen Nutzung werden Rohr- und Kastenfallen eingesetzt, wobei sich erlegte Raubsäuger im Herbst und Winter insbesondere die Rohrfalle beim Fang von Alt- meistens gestreift, das heißt das Fell wird füchsen bewährt hat. Die Kastenfallen werden zum Gerben abgezogen und einer Nutzung zu- aufgrund ihrer Flexibilität häufig in befriedeten geführt. Bezirken eingesetzt um Schaden durch Stein- marder oder Fuchs zu verhindern. Insbesonde- Das Interesse an Fellen oder, wie sie der Jä- re in befriedeten Bezirken gibt es keine ande- ger nennt, Bälgen, die nachhaltig durch die re Möglichkeit als die Jagd mit der Falle um Jagd gewonnen werden, ist in den letzten Schaden von Haustieren, Fahrzeugen oder Jahren deutlich gestiegen und es entwickelt Häusern abzuwenden. sich ein guter Markt. Inzwischen gibt es zerti- fizierte Labels, die bei der Herstellung von Bei den Fallen für den Totfang wird hauptsäch- Kleidungs- und Modestücke unter Verzicht von lich das Eiabzugseisen mit einer Bügelweite Fellen aus Pelztierfarmen ausschließlich auf von durchschnittlich 38 Zentimetern verwen- regional und nachhaltig produzierte Felle aus det, welche sich besonders beim Fang von der Fangjagd zurückgreifen. Steinmardern bewährt hat.

Nach der Prüfung und Registrierung der Fallen Christopher von Dollen werden diese im Revier so aufgestellt, das die Landesjagdverband Schleswig-Holstein e.V. morgens und abends vorgeschriebene Kon- Hegelehrrevier Grönwohld trollen leicht möglich sind. Als Standorte für Kirchstr. 24 Fallen sind Pässe der Raubsäuger an Knicks, 24229 Schwedeneck trockenen Gräben oder Zäunen besonders in- teressant. Um selektiv zu fangen, werden die Dipl. Ing. Marcus Börner Fallen entsprechend beködert und anhand von Landesjagdverband Schleswig-Holstein e.V. Spuren und dem Verhalten des Wildes weiß Geschäftsstelle der Fangjäger, wann die Falle fängisch zu stel- Böhnhusener Weg 6 len ist. Gefangenes Wild kann in den Lebend- 24220 Flintbek fangfallen mit einer Taschenlampe sicher an- gesprochen werden.

25 1.5 Statusbericht Fangjagd in Schleswig- Holstein 2010 Die Jagd mit der Falle ist seit Jahren Gegen- ț Angaben zur Abschätzung der Fangjagdin- stand vieler Diskussionen, insbesondere aus tensität Tierschutzgesichtspunkten. Andererseits wird ș Wie viele Lebendfallen stehen Ihrem in Schutzgebieten in den letzten Jahren oft Jagdbezirk zur Verfügung? über einen Einsatz nachgedacht oder dieser ș Wie viele Totschlagfallen stehen Ihrem sogar schon durchgeführt. Das Land Schles- Jagdbezirk zur Verfügung? wig-Holstein unterstützt Projekte, bei denen die Fangjagd zum Einsatz kommt. An der Umfrage haben sich 1.344 Jagdbezirke beteiligt. Im Jahr 2010 wurde nach 2005 eine zweite Umfrage zur Fangjagd vom Wildtier-Kataster Schleswig-Holstein zusammen mit der Erfas- Ausübung der Fangjagd sung der Marderartigen durchgeführt. Im Jahr 2010 haben in Schleswig-Holstein Für die Bewertung der Jagdstreckenstatistik 37,5 Prozent der Reviere, die sich an der Um- ist die Intensität der Fangjagd im Vergleich frage beteiligt haben, Fallen gestellt. Die Er- zwischen den einzelnen Landschaften beson- gebnisse fallen regional deutlich unterschied- ders wichtig. Die geringen Jagdstrecken zum lich aus (Tabelle 1). Die Spanne reicht von Beispiel des Iltis im Herzogtum Lauenburg knapp fünf Prozent der Jagdbezirke im Her- sind eventuell kein Ausdruck einer geringen zogtum Lauenburg bis zu über 60 Prozent der Dichte oder Verteilung der Art, sondern spie- Jagdbezirke in Dithmarschen. Eine räumliche geln vielleicht nur die geringe Fangintensität Differenzierung nach Quadranten der TK 25 wider. Folgende Fragen wurden den Jagdaus- zeigt Abbildung 1. Vor allem in Jagdbezirken übungsberechtigten in allen Jagdbezirken der Geest, Angelns und Bereiche des Altkrei- Schleswig-Holsteins gestellt: ses Oldenburg wurde die Fangjagd ausgeübt. ț Ausübung der Fangjagd Jagdbezirke ohne Fangjagd liegen größtenteils ș Wurde die Fangjagd im Jagdjahr in Gebieten mit Vorkommen mehrerer Scha- 2009/10 ausgeübt? lenwildarten wie Damwild, Sika, Schwarzwild ș Wenn nicht, wurde die Fangjagd früher und Reh. ausgeübt?

Abb. 1: Ausübung der Fangjagd aufge- schlüsselt nach TK25-Quadranten. Quadrant ohne Dia- gramm bedeutet, dass keine Daten vorliegen. Die Grö- ße eines Kreises ist proportional zur Flä- che der beteiligten Jagdbezirke im Quadranten. (Legende: grün = Fangjagd wird ein- gesetzt, gelb = Fangjagd wird nicht eingesetzt)

26 Kreisjägerschaft Anteil der Jagdbezirke, die 2010 Fangjagd ausübten Tab. 1: Dithmarschen-Nord 63,2% Ausübung der Dithmarschen-Süd 62,5% Fangjagd aufge- Eckernförde 30,2% schlüsselt nach Kreisjägerschaften Eiderstedt 40,0% (n=1.344) Eutin 15,8% Flensburg Stadt & Land 46,8% Herzogtum Lauenburg 4,8% Lübeck 28,6% Neumünster 25,0% Nordfriesland 61,9% Oldenburg 51,5% Pinneberg 40,0% Plön 29,0% Rendsburg Ost 55,0% Rendsburg West 43,4% Schleswig 38,6% Segeberg 31,6% Steinburg 44,9% Stormarn 18,6% SH-Mittel 37,5%

Entwicklung der Fangjagd Gegenüber der Umfrage von 2005 gibt es kei- Regional sind die Veränderungen deutlicher, ne Veränderung im Einsatz der Fangjagd, so- was bei der Interpretation von Jagdstreckener- fern man ganz Schleswig-Holstein betrachtet gebnissen für Marderartige und Fuchs von gro- (2005 36,7 Prozent; 2010 37,9 Prozent). Ver- ßer Bedeutung ist, weil bei diesen Arten ein gleicht man allerdings nur Jagdbezirke, die sehr hoher Anteil der Jagdstrecke mit der Falle sich an beiden Umfragen beteiligt haben (725 erzielt wird. So hat sich beispielsweise der An- Jagdbezirke, davon 686 auswertbar), ergibt teil der die Fangjagd einsetzenden Jagdbezirke sich ein leichter Zuwachs von drei Prozent. So in Dithmarschen deutlich stärker als im Lan- haben in den letzten fünf Jahren neun Prozent desdurchschnitt erhöht (Abbildung 3). der an beiden Umfragen beteiligten Jagdbezir- ke die Fangjagd eingestellt, während zwölf Andererseits ist im Landkreis Herzogtum Lau- Prozent neu begonnen oder die Fangjagd wie- enburg der Einsatz von Fallen gegenüber 2005 der aufgenommen haben (Abbildung 2). deutlich zurückgegangen (Abbildung 3). Der Einsatz findet dort in weniger als fünf Prozent der beteiligten Jagdbezirke statt (Tabelle 2).

Ein Sonderfall stellt die Landschaft Eiderstedt dar. Dort wird seit 2012 in einem Projekt zum Wiesenvogelschutz der Einsatz von Fallen deutlich verstärkt, um Prädatorenmanagement effektiver ausüben zu können. Die Ergebnisse liegen noch nicht vor.

Fangjagdintensität Dass in einem Jagdbezirk die Fangjagd ausge- übt wird, sagt noch nichts über deren Intensi- tät aus. Damit Jagdstreckenstatistiken aus- Abb. 2: Fangjagd in Schleswig-Holstein. Veränderungen wertbar werden, sind Angaben zur Intensität gegenüber der Erfassung von 2005. Basis sind der Bejagung notwendig. 686 Jagdbezirke, die an beiden Erfassungen teilgenommen haben. (Legende: helles grün = Von den Jagdbezirken in denen Fangjagd be- Fangjagd beibehalten, dunk les grün = Fangjagd trieben wird, standen im Mittel 4,4 Fallen zur neu aufgenommen, gelb = Fangjagd einge- Verfügung, wobei auch hier große räumliche stellt, hellgelb = nach wie vor keine Fangjagd) Unterschiede bestanden.

27 Abb. 3: Veränderung im Einsatz der Fang- jagd zwischen 2005 und 2010 aufge- schlüsselt nach Kreisjägerschaften Kreisjägerschaften mit weniger als zehn beteiligten Jagdbezirken wur- den nicht darge- stellt. (n=686 Jagd- bezirke, Legende: helles grün = Fang- jagd beibehalten, dunkles grün = Fangjagd neu auf- genommen, gelb = Fangjagd einge- stellt, hellgelb = nach wie vor keine Fangjagd)

Abb. 4: Anzahl der Jagdbe- zirke eingeteilt in Fallendichteklas- sen. Die Klassen beziehen sich auf die Lebendfang-Fal- lendichte

28 Einsatz von Fallentypen Anteil der Jagdbezirke Tab. 2: Beide Typen vorhanden 9,5 Prozent Einsatz von Fallen- Nur Lebendfallen 25,3 Prozent typen in den Jagd- Nur Totschlagfallen 2,0 Prozent bezirken Schles- wig-Holsteins keine Fangjagd (Fallen) 63,2 Prozent (n=1.293)

Aus den Ergebnissen der Umfrage wurde be- Fazit rechnet, wie viele Fallen je Quadratkilometer In Schleswig-Holstein wurde 2010 hochge- (Fallendichte) gestellt werden können (Abbil- rechnet in circa 1.100 Jagdbezirken eine Fang- dung 4). jagd ausgeübt. Dabei haben sich die starken regionale Unterschiede in der Bejagungsinten- In 94,5 Prozent dieser Bezirke wurden Le- sität gegenüber der Erfassung von 2005 be- bendfangfallen eingesetzt. Es zeigt sich, dass stätigt. 72 Prozent dieser Jagdbezirke höchstens eine Lebendfangfalle je 100 Hektar stellen Für ein wissenschaftliches Monitoring insbe- können (Abbildung 4). Verglichen mit 2005 sondere der meist nächtlich aktiven Marderar- bedeutet dies einen leichten Rückgang der tigen, ist der Fallenfang, derzeit die beste Fallendichte. Nachweismethode. Weitere Methoden des Monitorings werden zurzeit in einem MuD- Sofern nur die Totschlagfallen betrachtet wer- Vorhaben der Bundesanstalt für Landwirt- den (in 31,2 Prozent der Fangjagd ausüben- schaft und Ernährung erprobt (Vorhabennum- den Jagdbezirke), gibt es in 81 Prozent dieser mer 09BM001). Jagdbezirke höchstens eine Falle je Quadrat- kilometer. Dipl. Geogr. Heiko Schmüser Im Projekt „Artenschutzmaßnahme Wiesen- Christian-Albrechts-Universität Kiel vogelschutz Eiderstedt (hier: Intensivierung Institut f. Natur- & Ressourcenschutz der Prädatorenbejagung in der Landschaft Ei- Abt. Landschaftsökologie derstedt)“ wird eine Fallendichte von einer Projekt Wildtier-Kataster Falle je Quadratkilometer angestrebt. Olshausenstr. 75 24118 Kiel

29 1.6 Rotwildprojekt abgeschlossen Die Lebensbedingungen für den Rothirsch ha- men der vierjährigen Projektlaufzeit wurde ben sich in den letzten Jahrzehnten drama- eine umfassende verhaltensbiologische und tisch verändert. Die Problemfelder sind be- genetische Datenbasis geschaffen, die weit- kannt: massive Lebensraumzerschneidung, reichende Schlussfolgerungen für das prakti- eine zunehmende Inanspruchnahme des Le- sche Management der Art erlaubt. Getragen bensraums durch verschiedenste Landnutzer wurde das Projekt im Land von den Schles- und nicht zuletzt eine insgesamt unbefriedi- wig-Holsteinischen Landesforsten, den Rot- gende Wildschadenssituation. wildhegegemeinschaften und dem Ministeri- um für Energiewende, Landwirtschaft, Um- Behörden, Landesforsten und Hegegemein- welt und ländliche Räume (MELUR), verant- schaften stehen daher vor der Frage nach ei- wortlich für die Durchführung war das Institut nem konstruktiven Umgang mit der komple- für Wildbiologie Göttingen und Dresden e.V. xen Lebensraum- und Bestandssituation im zusammen mit den Universitäten in Göttingen, Rahmen des Rotwildmanagements. Im Rah- Dresden und Kiel.

Abb 1: betäubtes Rotalttier Foto: Marcus Meiß- ner

Um einen Überblick über die Lebensraumnut- doch nur eine Fläche von circa 15 – 20 Pro- zung des Rothirsches in Schleswig-Holstein zu zent des Jahresstreifgebietes. Als Referenz erhalten wurden in den Bereichen Segeberger standen Daten aus Telemetrieprojekten in Heide, Schierenwald, Elsdorf, Iloo, Hassel- Hessen und Bayern zur Verfügung. Hier fielen busch und Lauenburg insgesamt 21 Rothir- die jährlichen Streifgebiete noch kleiner aus, sche mit GPS-Sendern ausgestattet. Die Aus- wobei sich die stark schwerpunktorientierte wertung der Lebensraumnutzung zeigte, dass Lebensraumnutzung auch in diesen Untersu- der Raumbedarf des Rotwildes im Jahresver- chungsgebieten bestätigt hat. Vor allem bei lauf landläufig überschätzt wird. Die mittlere Alttieren war die Raumnutzung weitgehend Größe der Streifgebiete (LoCoH95) lag bei 647 konstant, sie nutzten von Jahr zu Jahr nahezu Hektar für Alttiere und 1.548 Hektar für Hir- die gleiche Fläche. sche. Die Hälfte der Zeit nutzen die Tiere je-

30 Abb. 2 und 3: Gesamt–Jahresstreifgebiete (LoCoH95 / 95 % der Ortungen) und Kernflächen (LoCoH50 / 50 % der Ortungen) von zwei im Bereich der Iloo besenderten Hirschen. Alttiere nutzten wesentlich kleinere Flächen, zeigten aber ebenfalls eine stark schwerpunktorientierte Raumnutzung. Hirsch Iloo 2 wurde im Dezember 2012 im Segeberger Forst erlegt.

31 Die Analysen zu Raumnutzung und Genetik dung von Wildschäden – muss über die rein bestätigten nicht nur die Notwendigkeit son- quantitative Steuerung eines Bestands hinaus- dern auch die sehr guten Perspektiven Ver- gehen. Es beinhaltet neben zielorientierten bundbeziehungen zwischen den einzelnen Jagdstrategien und Jagdzeiten auch die Le- Rotwildvorkommen im Land zu erhalten. So bensraumgestaltung und eine enge, flächen- hat ein im Bereich der Iloo besenderter Hirsch bezogene Abstimmung von wildökologischen die A7 überquert und wurde schließlich im sowie jagdlichen Entwicklungszielen mit de- Nachbarvorkommen im Segeberger Forst er- nen der Forstwirtschaft. legt. Auf genetischem Wege konnte der Beleg einer existierenden Verbindung zwischen dem Fortschritte im Rotwildmanagement zu erzie- Rotwildvorkommen im deutsch-dänischen len bedeutet das (jagdliche) Handeln im eige- Grenzgebiet und dem Vorkommen bei Elsdorf nen Revier selbstkritisch zu hinterfragen. Sie erbracht werden – einer für den genetischen erfordern eine differenzierte Sichtweise und Austausch im Land enorm wichtigen Verbin- neue Ansätze. Schleswig-Holstein verfügt dung. Für einen Erhalt der genetischen Diver- über in weiten Teilen optimale Rotwildlebens- sität ist jedoch nicht nur ein funktionierender räume mit einem hohen Offenlandanteil. Ziel Individuenaustausch zwischen den Vorkom- muss es sein, dem Rothirsch zumindest auf men entscheidend, sondern auch ein zwi- Teilflächen eine möglichst störungsfreie Nut- schen den Landnutzern konsensfähiges Mana- zung dieses Lebensraumes zu ermöglichen. gement innerhalb der Vorkommen. Die vorhandenen Ansatzpunkte aufzugreifen Die Ergebnisse wurden daher jährlich in den und konsequent zu verfolgen ist nicht einfach. beteiligten Rotwildhegegemeinschaften des Es ermöglicht aber, den jeweiligen Rotwildbe- Landes präsentiert und ausführlich diskutiert. stand in die richtige Richtung zu entwickeln: Sie liefern einige grundlegende Hinweise für verstärkte Tagaktivität und gegebenenfalls ein an den Bedürfnissen der Art, aber auch an Tagsichtbarkeit und eine Reduktion der Wild- den Rahmenbedingungen und Ansprüchen der schäden in der Forst- und Landwirtschaft. Kulturlandschaft orientiertes Rotwildmanage- Das Projekt „Sicherung genetischer Diversität ment. Gezeigt hat sich auch: einfache Wege, beim Rothirsch in der Kulturlandschaft“ in Strickmuster oder Kochrezepte gibt es nicht. Schleswig-Holstein unter Trägerschaft der Der Rothirsch verfügt zwar über hochkomple- Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernäh- xe Verhaltensmuster, ist aber hinsichtlich sei- rung (BLE) wurde mit Mitteln des Bundesmi- ner Lebensraumnutzung sehr anpassungsfä- nisteriums für Ernährung, Landwirtschaft und hig. Sie bietet klare Ansatzpunkte um sie ziel- Verbraucherschutz (BMELV) gefördert. gerichtet zu beeinflussen. Schäden an der forstwirtschaftlich relevanten Vegetation sind vor allem ein Resultat der im Rotwildlebens- Dipl. Forstwirt Marcus Meißner raum vorherrschenden Rahmenbedingungen Institut für Wildbiologie Göttingen und Dres- beziehungsweise der Möglichkeiten diesen den e.V. unter dem Primat der Feindvermeidung nut- Büsgenweg 3 zen zu können. Wirksames Rotwildmanage- 37007 Göttingen ment – insbesondere in Bezug auf die Vermei-

32 1.7 Eisvogel im Revier (Alcedo atthis) Eisvogelweibchen mit einem beson- deren Schnabel be- nutzt eine Wild- und Fotofalle als Ansitzwarte Foto: Wilfried Sten- der

„Interessenkreis Schwentine Eisvogel“ Kontrolle, ob die Maßnahmen erfolgreich (I.Sch.E.): Mein Interesse gilt dem Eisvogel im waren. geografischen Kreis der Schwentine. Zusam- ț Im Herbst und Winter ergibt sich Gelegen- mengefasst ergibt sich daraus der Begriff „In- heit, die Brutwände für die neue Brut-Sai- teressenkreis Schwentine Eisvogel“. Mein son vorzubereiten: Starkregen, Über- „Einmannunternehmen“ ist seit 2007 eine eh- schwemmungen, Beschädigungen durch renamtliche und private Initiative von mir. Ich Frost sowie Beutegreifer setzen den Brut- besitze keine Gemeinnützigkeit, da es sich wänden oft zu. nicht um einen eingetragenen Verein handelt. ț Natürliche sowie künstliche Brutmöglich- Mein Domizil liegt im Herzen der holsteini- keiten für den fliegenden Edelstein bauen schen Schweiz mit der Schwentine vor der und unterhalten, dazu gehört die Kontakt- Haustür. Durch unzählige Wasserwanderun- pflege mit den Eigentümern der Flächen, gen blieb mir der Eisvogel dann auch nicht lan- auf denen Eisvogelschutz praktiziert wer- ge verborgen. Mein Interesse war geweckt den soll, mit ausgiebigen Informationen und so entwickelte sich mein Einsatz für diese über den Umfang der Maßnahmen und die Vogelart. Mehrere Jahre arbeitete ich in einem nachfolgende Unterhaltung derselben. ornithologischen Kreis mit, bei dem wir seiner ț Eisvogel-Daten aus allen Landkreisen Zeit eine Eisvogelgruppe neu aufgestellt hat- Schleswig-Holsteins werden von mir ge- ten. Von dieser Gruppe habe ich mich dann sammelt und dokumentiert getrennt und im Januar 2007 angefangen, ț Praktizierte Fotografie nur zum Zwecke der meinen Interessenkreis Schwentine-Eisvogel Dokumentation meiner Arbeiten (I.Sch.E.) aufzubauen. ț Mit Interessierten allgemein über das The- ma Eisvogel zu diskutieren Meine Aufgaben und Zielsetzungen verstehen ț Gewässer-Problematiken aufzeigen und do- sich, unter Berücksichtigung größtmöglicher kumentieren Achtung und Respekt der Natur gegenüber, als aktiver Einsatz zum Schutz und Erhalt der Eisvögel sowie dessen Lebensräume: Was Sie bei mir nicht finden: ț Natürliche und künstliche Brutwände, nach ț Einen Referent für Eisvogel-Vorträge vorheriger Absprache mit dem jeweiligen ț Bekanntgabe der Koordinaten von Standor- Grundstückseigentümer, bauen. ten der Eisvögel ț Nachfolgend und dazugehörig, die ganzjäh- ț Geführte Exkursionen für Fotografinnen/Fo- rige Beobachtung der Bauprojekte, zur tografen zu Eisvogelstandorten

33 Eisvogel-Informationen aus meiner Revierarbeit: In den Winterhalbjahren 2009/2010 sowie Auch 2012 wurden von mir zahlreiche natürli- 2010/2011 erlebten wir wieder ganz normale che Brutwände für die Eisvögel betreut. Zwei Winter. Die Eisvögelbestände reduzieren sich Brutanlagen waren befahren und beide ende- in den Wintermonaten sehr unterschiedlich. ten nach der zweiten Brut. In beiden Fällen Eisvogelfreunde aus Schleswig-Holstein und wurden die Brutkessel zweimal hintereinander den anderen Bundesländern informierten mich benutzt, obwohl weitere Brutmöglichkeiten über ihre Erfahrungen und Erkenntnisse. In vorhanden sind. Die Brutsaison 2012 war wie- den von mir betreuten Beobachtungsrevieren der ein ganz kleiner Erfolg für den Eisvogelbe- gab es in den Jahren 2010 und 2011 keine stand in Schleswig-Holstein. Auch die Eisvogel Eisvogelbruten. Ausnahmen nicht ausge- Brutsaison 2013 sieht sehr vielversprechend schlossen. aus.

Eisvogelweibchen mit einem Beute- fisch Foto: Wilfried Sten- der

Im September beenden die Eisvögel ihre Brut- Brutwände kontroliert und verstärkt auf Was- saison. In den Monaten Oktober bis Februar serschäden untersucht. bereite ich die einzelnen Abbruchkannten/Aus- kolkungen und Prallhänge für eine neue Brut- Nach jedem Winter muss ich bei den natürli- saison vor. Bei gut stehenden natürlichen chen Brutanlagen die Frontseiten neu aufset- Brutanlagen baue ich zum Teil künstliche Brut- zen. Wenn sich der Frost zurückzieht, werden röhren mit einem Brutkessel ein. Ich möchte die vorderen Lehmsandschichten instabil und dokumentieren, welche der vorhandenen Brut- brechen in sich zusammen. Spätestens Ende möglichkeiten als Erstes von den Eisvögeln Februar müssen alle Arbeiten vor Ort abge- angenommen werden. Sind es die künstlichen schlossen sein. Bei den Eisvögeln beginnt im oder die natürlichen Brutanlagen? Es soll aber Februar/März die Partnersuche für eine neue auch aufgezeichnet werden, wie oft die künst- Brutsaison. Für mich beginnen ab März die in- lichen und die natürlichen Brutelemente in der tensiven Beobachtungen der einzelnen Brut- laufenden Saison benutzt werden. Die künstli- standorte. So bekomme ich einen Überblick, chen Brutanlagen besitzen einen echten Vor- wo, wann und wie die einzelnen Brutmöglich- teil gegenüber den natürlichen Brutmöglichkei- keiten angenommen wurden, wenn denn die ten. Das Gelege der Eisvögel befindet sich in Eisvögel auftauchen. Aktuelle Informationen einem sehr sicheren Aufenthaltsort! Bis Ende von meiner Eisvogelarbeit bekommen Sie un- November 2012 hatte ich drei künstliche Brut- ter: http://www.schwentine-eisvogel.info/ anlagen eingebaut. Im Dezember wurden alle

34 Einbau einer künst- lichen Brutanlage Foto: Wilfried Sten- der

Ich erstelle mir einen Tourenplan, der beinhal- ein Defizit vorliegt! Meine „Aufzeichnungsan- tet, wo, wann und wie oft ich was zu doku- lagen“ informieren mich, mit erstaunlichen Fo- mentieren habe. Meine Eisvogel Beobachtun- tos und Daten. Ich habe eine Brutwand, wo gen enden im September. sich ein Untermieter einquartiert hatte und das schon über Jahre. Mit einem meiner „stil- Nach 2009 war kein Eisvogel mehr bei dieser len Helfer“ konnte das Geheimnis gelüftet Brutmöglichkeit für Eisvögel. Durch das Auf- werden. Möchten Sie es auch wissen? Kom- stellen meiner Wild- und Fotofalle konnte ich men Sie und schauen Sie sich auf meiner Ho- nun nachweisen, dass am 22.04.2013 nicht mepage um. nur ein Eisvogelmännchen diese Wand auf- suchte. Am 22.04.2013 wurde auf derselben Ich bin von der Arbeit der Wild- und Fotofallen Ansitzwarte ein Eisvogelweibchen dokumen- begeistert. Ich bekomme auch einen Überblick tiert. Hätte die Fotofalle die Anwesenheit der von der Tierwelt, die sich in den dunklen Stun- beiden Eisvögel nicht aufgezeichnet, würde den im Bereich der Brutwände bewegen. Mei- ich immer noch davon ausgehen, dass hier ne selbst gestellten Aufgaben sind aber nur keine Eisvögel sind. möglich, da ich von den jeweiligen Grundei- gentümern ein Betretungsrecht bekommen Für meine Eisvogelarbeit setzte ich „stille Hel- habe. Diese Art der Unterstützung ist eine fer“ ein. Es handelt sich um Wild- und Fotofal- Stärkung für das gesamte Ehrenamt in Schles- len. Damit ich optimale Brutplätze für die Eis- wig-Holstein. vögel planen und anlegen kann, benötige ich eine fundierte Grundlage. Ohne Fotofallen würden mir sehr wichtige Informationen nicht (Interessenkreis Schwentine Eisvogel zur Verfügung stehen. Mir fehlen Informatio- (I.Sch.E.)) nen von den Brutanlagen während meiner Ab- Wilfried Stender wesenheit. In den dunklen Stunden, wer und An der Schwentine 23 A was halten sich an den Brutanlagen auf oder 24326 Dörnick schauen vorbei? Das alles sind Zeiträume, wo

35 2 Beispielhafte Biotop- und Artenschutzmaßnahmen

2.1 Bericht nach Artikel 17 der FFH-Richtlinie – Berichtszeitraum 2007 bis 2012 Die EU-Vogelschutzrichtlinie1 und die FFH- Die aktuell abgeschlossene Berichtsperiode Richtlinie2, beide häufig auch als Europäische umfasst die Jahre 2007 bis 2012 und stellt die Naturschutzrichtlinien bezeichnet, entfalten zweite ihrer Art dar, da der erste Bericht sich zwar keine unmittelbare Wirkung in den Mit- im Wesentlichen nur auf den seinerzeitigen gliedstaaten der Europäischen Union. Sie müs- Meldestand der Gebietskulisse bezog und in- sen aber im Rahmen einzelstaatlicher Rege- soweit keine vergleichbaren Daten zum Erhal- lungen in nationales Recht umgesetzt und die tungszustand der Arten und Lebensraumtypen formulierten Regelungen auch vollzogen wer- enthielt. den. Die entsprechenden Daten werden jeweils ei- Über die Einhaltung dieser Verpflichtungen in genständig durch die hierfür zuständigen Bun- den Mitgliedstaaten, wacht die Europäische desländer erarbeitet und gemeinsam mit dem Union mit ihren Verwaltungseinheiten. Sollten Bundesumweltministerium (BMU) zu einem diese zu dem Schluss kommen, dass einzelne zusammenfassenden Bericht zusammenge- Regelungen nicht in nationales Recht umge- stellt. Dabei ist zu beachten, dass einzelne in setzt werden beziehungsweise einzelne ent- den Bundesländern erarbeitete Daten sich oft- sprechende nationale Regelungen nicht aus- mals nicht in den Angaben des Bundesbe- reichend vollzogen werden, weist die EU- richts wiederspiegeln. Die Gründe hierfür sind Kommission auf diese Defizite hin und ruft ge- vielfältig. So kann beispielsweise eine bundes- gebenenfalls den Europäischen Gerichtshof weit vorkommende Art, die in Schleswig-Hol- an. stein einen günstigen Erhaltungszustand auf- weist, bundesweit in der schlechtesten Kate- Im Rahmen des Vollzugs der europäischen Na- gorie U 2 geführt werden (ungünstiger turschutzrichtlinien müssen durch die Mit- schlechter Erhaltungszustand rot), weil die un- gliedstaaten in regelmäßigen Abständen Be- günstigeren Bedingungen in anderen Bundes- richte abgegeben werden, im Rahmen derer länder das positive Ergebnis aus Schleswig- Aussagen zur Erfüllung verschiedenster Pflich- Holstein überschatten. Gegenwärtig wird der ten gegenüber der EU-Kommission getroffen bundesdeutsche Bericht gemeinsam durch die werden müssen. Länder und den Bund auf der Grundlage wis- senschaftlicher Daten erarbeitet. Dieser Be- Ein wesentliches Berichtswerk ist der in regel- richt muss 2013 an die EU-Kommission über- mäßigen Abständen zu erstellende Bericht ge- mittelt werden. Da der Abstimmungsprozess mäß Artikel 17 der FFH-Richtlinie. Alle sechs noch nicht vollständig abgeschlossen ist, wer- Jahre müssen in diesem Bericht die aufgrund den bundesweite Ergebnisse hier noch nicht der FFH-Richtlinie durchgeführten Maßnah- präsentiert. Im Folgenden soll aber über einige men zur Erreichung der Richtlinienziele doku- der Ergebnisse, die sich im vergangenen Be- mentiert werden. Dabei sind insbesondere die richtszeitraum in Schleswig-Holstein ergeben Erhaltungsmaßnahmen sowie die Bewertung haben, am Beispiel der schleswig-holsteini- der Auswirkungen dieser Maßnahmen auf den schen Fledermäuse und Amphibien beispiel- Erhaltungszustand der Lebensraumtypen des haft berichtet werden. Anhangs I und der Arten des Anhangs II der FFH-Richtlinie (Artikel 6 Absatz 1 FFH-Richtli- Der FFH-Bericht setzt sich jeweils aus zwei nie) sowie die wichtigsten Ergebnisse der je- Berichtsteilen zusammen. Für die beiden be- weiligen Monitoringprogramme zu berücksich- troffenen biogeographischen Regionen des tigen (Artikel 11 FFH-Richtlinie). Im Rahmen Landes werden jeweils eigene Angaben erar- der letztgenannten Monitoringarbeiten finden beitet; es handelt sich hierbei um die soge- auch die Arten des Anhangs IV der FFH-Richt- nannte kontinentale und atlantische biogeogra- linie Berücksichtigung. phische Region. Die eine weist einen fest-

1 Richtlinie 2009/147/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 30. November 2009 über die Erhaltung der wildlebenden Vogelarten (EU-Vo- gelschutzrichtlinie [VS-RL]) 2 Richtlinie 92/43/EWG des Rates vom 21. Mai 1992 zur Erhaltung der natürlichen Lebensräume so-wie der wild lebenden Tiere und Pflanzen

36 landsgeprägten, die andere einen eher mari- ungenügend (XX – grau). Die Gründe sind nen Klimacharakter mit den jeweils typischen vielfältig. Teilweise handelt es sich um sel- Artenvorkommen auf. Die Bewertung der be- tene, teilweise um schwer zu erfassende handelten Arten wird in jeweils vier Katego- Arten. Ziel muss es hier sein, die Daten- rien vorgenommen: grundlage in den kommenden Berichtsperi- 1. Günstiger Erhaltungszustand – FV (favoura- oden weiter zu verbessern. Für sechs Arten ble) – Kennfarbe grün (Teichfledermaus, Bechsteinfledermaus, 2. Ungünstiger unzureichender Erhaltungszu- Wasserfledermaus, Fransenfledermaus, stand – U 1 (unfavourable) – Kennfarbe gelb Braunes Langohr, Große Bartfledermaus) 3. Ungünstiger schlechter Erhaltungszustand konnte ein günstiger Erhaltungszustand (FV – U 2 – Kennfarbe rot -. Grün) ermittelt werden. Nur drei der Ar- 4. Unbekannter Erhaltungszustand (Bewer- ten, die auch 2006 als grün eingestuft wur- tung aufgrund ungenügender Datengrundla- den finden sich hier wieder (Wasserfleder- ge nicht möglich) – XX – Kennfarbe grau maus, Fransenfledermaus, Braunes Lang- ohr), drei weitere tauchen in dieser Katego- Da mittlerweile Daten zu zwei Berichtszeiträu- rie neu auf (Teichfledermaus, Bechtstein- men vorliegen, lassen sich die Ergebnisse erst- Fledermaus, Große Bartfledermaus), da der mals vorsichtig vergleichen. Die Probleme, die 2006 noch ungenügende Wissenstand mitt- sich aufgrund dieses Vergleiches in Einzelfällen lerweile stark verbessert werden konnte. ergeben können, werden im Rahmen der bei- Vier Arten mussten in einen ungünstigen spielhaft behandelten Arten(gruppen) jeweils unzureichenden Erhaltungszustand (U 1 – kurz erläutert. gelb) eingeordnet werden (Breitflügelfleder- maus, Zwergfledermaus, Abendsegler, Mü- ckenfledermaus). Fledermäuse: a) Atlantische Region Derzeit kann noch nicht abschließend ge- Von den insgesamt 15 vorkommenden Fle- sagt werden, ob die Änderungen von Kate- dermausarten, konnten im ersten Berichts- gorien tatsächliche Bestandsbewegungen zeitraum (Bericht 2006) für lediglich sechs repräsentieren oder auf der deutlich verbes- Arten Angaben zum Erhaltungszustand ge- serten Datengrundlage beruhen und in allen macht werden. Für alle sechs Arten (Breit- Fällen auch reale Bestandsveränderungen flügelfledermaus, Wasserfledermaus, Fran- repräsentieren. senfledermaus, Zwergfledermaus, Abend- segler, Braunes Langohr) wurde seinerzeit ein günstiger Erhaltungszustand angenom- b) Kontinentale Region men (FV – grün). Für die verbleibenden Von den insgesamt 15 vorkommenden Fle- neun Arten (Teichfledermaus, Bechsteinfle- dermausarten, konnten im ersten Berichts- dermaus, Großes Mausohr, Kleiner Abend- zeitraum (Bericht 2006) für neun Arten segler, Mückenfledermaus, Rauhhautfleder- Angaben zum Erhaltungszustand gemacht maus, Große Bartfledermaus, Bartfleder- werden. Für acht Arten (Teichfledermaus, maus, Zweifarbfledermaus) reichten die er- Breitflügelfledermaus, Wasserfledermaus, hobenen Daten für eine Bewertung nicht Fransenfledermaus, Zwergfledermaus, aus. Abendsegler, Braunes Langohr, Mückenfle- dermaus) wurde seinerzeit ein günstiger Er- Bis dato waren in Schleswig-Holstein Fle- haltungszustand angenommen (FV – grün). dermäuse nicht im Rahmen eines flächen- Eine Art (Zweifarbfledermaus) wurde in die deckenden Monitoringprogramms bearbei- Kategorie „U 2 – rot“ eingestuft. Für die tet worden. Die Datengrundlage war des- verbleibenden sechs Arten (Bechsteinfle- halb ungenügend. Lediglich für einige weni- dermaus, Großes Mausohr, Kleiner Abend- ge Arten konnten erste Bewertungen flä- segler, Rauhhautfledermaus, Große Bartfle- chendeckend vorgenommen. Für die meis- dermaus, Bartfledermaus) reichten die er- ten Arten reichten die vorhandenen Infor- hobenen Daten für eine Bewertung nicht mationen – trotz teils punktuell guter Da- aus (siehe oben) tenverfügbarkeit – für eine landesweite Be- urteilung nicht aus. Im aktuellen Berichtszeitraum (Bericht 2012) ergibt sich folgendes Bild. Für nur Im aktuellen Berichtszeitraum (Bericht noch zwei Arten (Großes Mausohr, Kleiner 2012) stellte sich dies bereits deutlich an- Abendsegler) ist die Datengrundlage nach ders dar. Für nur noch fünf Arten (Großes wie vor ungenügend (XX – grau). Für sieben Mausohr, Kleiner Abendsegler, Rauhhautfle- Arten (Teichfledermaus, Bechsteinfleder- dermaus, Bartfledermaus, Zweifarbfleder- maus, Wasserfledermaus, Fransenfleder- maus) ist die Datengrundlage nach wie vor maus, Braunes Langohr, Rauhhautfleder-

37 maus, Große Bartfledermaus) konnte ein im vergangenen Berichtszeitraum in der at- günstiger Erhaltungszustand (FV -. Grün) er- lantischen Region nicht verschlechtert ha- mittelt werden. Nur fünf der Arten, die ben. Auch die perspektivischen Trendan- auch 2006 als grün eingestuft wurden, fin- nahmen für diese Arten gehen davon aus, den sich hier wieder (Teichfledermaus, dass die gegenwärtige Bestandssituation Wasserfledermaus, Fransenfledermaus, für nahezu alle Arten erhalten werden kann. Braunes Langohr, Rauhhautfledermaus), Lediglich für die Kreuzkröte muss befürch- drei weitere tauchen in dieser Kategorie tet werden, dass sich die Situation ver- neu auf (Bechtstein-Fledermaus, Rauhhaut- schlechtern könnte. Für diese auch an fledermaus Große Bartfledermaus). Sechs Ackerlebensräume gebundene Art bedarf Arten mussten in einen ungünstigen unzu- es nach wie vor geeigneter Lösungsansät- reichenden Erhaltungszustand (U 1 – gelb) ze. eingeordnet werden (Breitflügelfledermaus, Zwergfledermaus, Abendsegler, Mückenfle- Zahlreiche lebensraumverbessernde Maß- dermaus, Bartfledermaus, Zweifarbfleder- nahmen der letzten Jahre dürften zudem maus). Anders als im Bericht 2006 musste erst in den kommenden Jahren Wirkung keine Art mehr in die Kategorie U 2 – rot entfalten. Derzeit ist das primäre Ziel der (2006: Zweifarbfledermaus) eingestuft wer- durchgeführten Maßnahmen, die betroffe- den. nen Arten in Lebensräumen erneut anzusie- deln, in denen sie früher heimisch waren. Die Bewertung des Datenmaterials ist mit Amphibien haben, anders als zum Beispiel derjenigen für die atlantische Region ver- Vögel, ein geringes Ausbreitungspotential. gleichbar. Deshalb wird es in einem zweiten Schritt notwendig sein, die neu geschaffenen Le- bensräume durch geeignete Trittsteinbioto- Amphibien: pe miteinander zu verbinden, um die einzel- a) Atlantische Region nen Standorte zu sich selbst tragenden le- Für die sechs FFH-Amphibienarten (Kamm- bensfähigen sogenannten Metapopulatio- molch, Laubfrosch, Moorfrosch, Zaunei- nen zu vernetzen. dechse, Kreuzkröte, Wechselkröte, Knob- lauchkröte), die in Schleswig-Holstein vor- kommen, können Vergleiche zwischen bei- b) Kontinentale Region den Berichtszeiträumen (2006, 2012) gezo- In der kontinentalen Region des Landes gen werden. Schleswig-Holstein kommt zu den sechs Amphibienarten der atlantischen Region Für fünf der sechs Arten konnten bereits eine weitere Art (Rotbauchunke) hinzu. im Bericht 2006 Bewertungen vorgenom- men werden; für eine Art (Wechselkröte) Für alle sieben Arten konnten im Bericht lagen seinerzeit nicht genügend Daten vor. 2006 bereits Bewertungen abgegeben wer- Zwei Arten (Laubfrosch, Moorfrosch) wur- den. Für drei der FFH-Amphibienarten den in die Kategorie FV – grün eingestuft. (Kammmolch, Laubfrosch, Moorfrosch) Für drei Arten (Kammmolch, Kreuzkröte, konnte seinerzeit ein günstiger Erhaltungs- Knoblauchkröte) trafen die Kriterien der Ka- zustand attestiert werden. Drei Arten tegorie U 1 – gelb zu. (Kreuzkröte, Wechselkröte, Knoblauchkröte) wurden in die Kategorie U 1 – gelb einge- Für den aktuellen Berichtszeitraum (Bericht stuft. Lediglich eine Art (Rotbauchunke) 2012) ergab sich ein gleichbleibendes Bild. musste der ungünstigen schlechten Kate- gorie U 2 – rot zugeordnet werden. Für Amphibien wurden in den vergangenen Jahren große Anstrengungen zur Bestands- Am Ende der aktuellen Berichtsperiode stützung unternommen. Zahlreiche Flä- konnten die im Jahr 2006 in die Kategorie chen, die sich zum Beispiel im Besitz der FV – grün eingestuften Amphibienarten schleswig-holsteinischen Naturschutzstif- wiederum hier eingeordnet werden. Damit tungen befinden, wurden amphibiengerecht befinden sich diese drei Arten in der konti- gestaltet. Die hierzu notwendigen Maßnah- nentalen Region relativ stabil in einem men wurden vor allem im Rahmen der so- günstigen Erhaltungszustand. Der Kategorie genannten Amphibieninitiative der schles- U 1 – gelb wurden die restlichen Arten zu- wig-holsteinischen Stiftung Naturschutz geordnet. Neben den Arten, die bereits u.a. im Rahmen eines Life-Projekts der Eu- 2006 hierher gelangten, konnte nun auch ropäischen Union entwickelt. Als erster Er- die 2006 noch in der Kategorie U 2 geführ- folg ist zu werten, dass sich die Erhaltungs- te Rotbauchunke eine Stufe höher einge- zustände der europäischen Amphibienarten ordnet werden.

38 Ähnlich wie in der atlantischen Region als möglicherweise zunächst vermutet wurde. konnten die Bestände der europäischen Ziel der Bemühungen im Arten- und Lebens- Amphibienarten stabilisiert werden. Auch raumschutz vor allem im Verlauf der nun be- hier weisen die erarbeiteten Trendinforma- gonnenen kommenden FFH-Berichtsperiode tionen auf eine weitere Stabilisierung der muss sein, die noch bestehenden Informati- Bestände in Schleswig-Holstein hin und es onsdefizite zu beheben, um für alle Arten fun- kann möglicherweise aufgrund verschie- dierte Angaben zu Bestand und Entwicklung denster Maßnahmen auf eine weitere Ver- machen zu können. Weiterhin ist zu prüfen, in- besserung der Situation dieser Arten ge- wieweit Zu- und Abnahmen einzelner Arten hofft werden. auf tatsächlichen Prozessen beruhen oder eine Folge noch ungenügender Datenbestän- de oder vielleicht unzureichender Methoden- Fazit ansätze sind. Nicht zuletzt ist es notwendig, Nach wie vor stellt sich die Situation der die begonnenen Anstrengungen zur Unterstüt- schleswig-holsteinischen Tier- und Pflanzenar- zung der im Artenhilfsprogramm des Landes ten, wie in weiten Teilen der Europäischen besonders hervorgehobenen Arten fortzuset- Union, kritisch dar. Viele Arten sind weiterhin zen, um die gesetzlichen Verpflichtungen, die von Bestandsrückgängen oder sogar vom Aus- sich letztlich aus den europäischen Natur- sterben bedroht. Allerdings lassen die oben schutzrichtlinien ergeben zu erfüllen und vor genannten Beispiele hoffen, dass die in den allem die Funktionsfähigkeit des Naturhaus- vergangenen zehn bis fünfzehn Jahren einge- halts zu erhalten und zu verbessern. leiteten Artenschutzbemühungen zunehmend Früchte tragen werden. Die Daten zeigen deutlich, dass negative Einflüsse auf die viel- Thomas Gall fältigen Lebensräume und Artengefüge des Ministerium für Energiewende, Landwirt- Landes zwar mit geeigneten Maßnahmen mi- schaft, nimiert und in einigen Fällen sogar umgekehrt Umwelt und ländliche Räume werden können. Dieser Prozess bedarf aber Mercatorstraße 3 großer Anstrengungen und längerer Zeiträume 24106 Kiel

39 2.2 Statusbericht Artenhilfsprogramm Im nunmehr fünften Jahr werden die auf den 3. Koordination verschiedenster überregiona- Vorgaben des Artenhilfsprogramms 2008 ler und lokaler Projektträger, Aufbau eines (AHP) beruhenden Maßnahmen des Arten- Netzwerkes geeigneter Projektpartner, schutzes mit der Unterstützung zahlreicher 4. Aus-, Fort- und Weiterbildung von Projekt- Partner geplant und umgesetzt. Für zahlreiche partnern (fachliche Inhalte, Förderprogram- Arten wurden mittlerweile Artenschutzpro- me und ähnliches) gramme entwickelt und umgesetzt. Nach wie vor besteht für eine Reihe von Arten ein Be- Die oben genannten Angebote machen deut- darf an geeigneten Maßnahmenprogrammen. lich, dass es mit Hilfe der schleswig-holsteini- schen Artenagentur möglich ist, entsprechen- Das Artenhilfsprogramm hat sich zum Ziel ge- de Projekte zu bewältigen. Im Rahmen zahlrei- setzt, für spezielle Tier- und Pflanzenarten cher Projekte hat sich die Zusammenarbeit (prioritäre Arten), effiziente Artenschutzpro- der schleswig-holsteinischen Artenagentur mit gramme zu entwickeln und durchzuführen, um verschiedensten Projektpartnern bewährt. zunächst zu gewährleisten, dass sich der aktu- elle Zustand der betroffenen Arten nicht wei- Nach wie vor fehlen für einzelne gemäß Ar- ter verschlechtert und in einem zweiten tenhilfsprogramm prioritär zu fördernde Arten Schritt die Bestände dieser Arten in Richtung noch Artenhilfsprogramme, die durch geeigne- eines günstigen Erhaltungszustandes entwi- te Projektträger mit Unterstützung der schles- ckelt werden. Bereits bei der Konzeption des wig-holsteinischen Artenagentur geplant und Artenhilfsprogramms wurde deutlich, dass durchgeführt werden könnten. diese Ziele nicht allein durch die Naturschutz- behörden des Landes und weitere große Na- So werden gegenwärtig keine speziellen Maß- turschutzorganisationen erreicht werden kön- nahmen für Knäkente, Wachtel, Kuckuck, nen. Vielmehr bedurfte und bedarf es der Mit- Grünspecht, Heidelerche, Sprosser, Nachtigall, hilfe weiterer Partner. Diese wiederum haben Neuntöter, Nebelkrähe, Karmingimpel und oftmals nicht die Möglichkeiten, die teilweise Grauammer durchgeführt. Zwar profitieren aufwändigen Antrags- und Abrechnungsver- einzelne dieser Arten auch von anderen Natur- fahren zu bewältigen, die im Rahmen von Ar- schutzprojekten, die zum Beispiel der Verbes- tenschutzprogrammen notwendig sind, wenn serung bestimmter Lebensräume dienen, die diese mit öffentlichen Mitteln gefördert wer- Konzeption und Durchführung speziell auf die- den sollen. Darüber hinaus erschien es not- se Arten ausgerichteter Artenschutzprogram- wendig, aktiv Artenschutzprogramme zu gene- me wäre aber aus Sicht der schleswig-holstei- rieren, um die für bestimmte Arten notwendi- nischen Naturschutzverwaltung wünschens- ge Maßnahmen überhaupt entwickeln und wert. Gleiches gilt für eine Reihe wirbelloser durchführen zu können. Tierarten, die in den Anhängen II und IV der FFH-Richtlinie geführt werden. Nicht zuletzt Um diesem Problem entgegentreten zu kön- besteht die Möglichkeit, Projekte für bestimm- nen hat das schleswig-holsteinischen Land- te Pflanzenarten mit finanzieller Förderung des wirtschafts- und Umweltministerium (MELUR) Landes zu entwickeln und durchzuführen. Eine in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Ver- Liste mit prioritär zu berücksichtigenden Pflan- band für Landschaftspflege e.V. (DVL) im Jahr zenarten kann unter dem folgenden Link abge- 2009 die „Artenagentur Schleswig-Holstein rufen werden: ins Leben gerufen und unter anderen mit fol- genden Aufgaben betraut: http://artenagentur-sh.lpv.de/artenagentur/pro- jektentwicklung/tabelle-3.html 1. Identifizierung geeigneter Projekte des Ar- ten- und Naturschutzes entsprechend der Systematik des Artenhilfsprogrammes. Thomas Gall 2. Projektaquise und Projektkoordination Ministerium für Energiewende, Landwirt- a. Zusammenführen von geeigneten Pro- schaft, jektträgern und Flächeneigentümern Umwelt und ländliche Räume b. Fachliche und finanzielle Beratung ge- Mercatorstraße 3 eigneter Projektträger 24106 Kiel c. Mitwirkung bei der Erstellung von Pro- jektanträgen d. Hilfe bei der praktischen Projektumset- zung e. Organisation und Koordination der Eva- luierung von Projektmaßnahmen (Moni- toring)

40 2.3 Biotop- und Artenschutzmaßnahmen für die Landeswälder im Rahmen der Managementplanung Zwischen den Schleswig-Holsteinischen Lan- den Plänen bereits umgesetzt. Es ist also Zeit desforsten AöR (SHLF) und dem Landesamt für ein Resümee! für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räu- me (LLUR), Abteilung Naturschutz und Forst Überblickend lässt sich nun sagen, dass ein ,wurde im Jahr 2008 eine weitreichende Ver- großer Schwerpunkt auf der Regeneration des einbarung geschlossen. Die sogenannten Wasserhaushaltes liegt - in unserer extrem „Handlungsgrundsätze für den Arten- und Le- entwässerten Landschaft - ein sehr wichtiges bensraumschutz in Natura 2000-Waldgebieten Aufgabenfeld. Seit über 20 Jahren werden die der Schleswig-Holsteinischen Landesforsten forsteigenen Gräben - mit Ausnahme der We- (SHLF)“, im Alltagsgeschäft bald nur noch als geseitengräben - in den Landeswäldern nicht „Handlungsgrundsätze“ bezeichnet, legen für mehr unterhalten. Dies hat bereits zur langsa- die Natura 2000-Wälder der SHLF die wesent- men aber stetigen Zunahme feuchter Senken lichen Grundzüge der Bewirtschaftung im Sin- und einer moderaten Vernässung geführt. ne der Erhaltungsziele sowie Grundzüge der Dennoch führen viele Gräben, in Einzelfällen Managementplanung fest. Denn, nachdem cir- auch Rohrleitungen, nach wie vor viel Wasser ca 34 Prozent (circa 15.700 Hektar) der Lan- aus den Landeswäldern ab und vorhandene deswälder als Natura 2000-Gebiete an die EU Senken werden über Stichgräben entwässert. gemeldet worden waren, stand nun die Erar- Daher enthält nahezu jeder Managementplan beitung der gebietsspezifischen Management- Vorschläge für Staumaßnahmen, die vom Ein- pläne an. bringen von Gehölzmaterial oder von Lesestei-

Es zeigte sich sehr schnell, dass mit den Handlungsgrundsätzen eine gute Grundlage für das Management der Natura 2000-Gebiete geschaffen wurde, aber auch, dass im Mana- gementplan weitere Maßnahmenplanungen erforderlich sind, um den Besonderheiten der einzelnen Gebiete gerecht zu werden. Dahin- ter stecken zwei unterschiedliche Gründe: zum einen war bei der Erstellung der Hand- lungsgrundsätze zum Teil noch nicht klar, wel- che Maßnahmen eine Rolle spielen könnten, zum anderen wurde erkennbar, dass bestimm- te Maßnahmen nur auf Gebietsebene konkret planbar sind.

Regeln die Handlungsgrundsätze den Rahmen der forstlichen Nutzung wie zum Beispiel Ein- schlagszeiten und -häufigkeiten, maximale Ab- senkung des Bestockungsgrades und Min- destanzahl der Habitatbäume, sind insbeson- dere Themen wie „Regeneration des Wasser- haushalts“, „Schwerpunkte der Habitatbau- mauswahl“, Vorschläge für ungenutzte Berei- che, besonders schonende Maßnahmen der Verkehrssicherung, Wegekonzepte und Besu- cherlenkung, Anlage von Biotopen wie Tei- chen in den Handlungsgrundsätzen - wenn überhaupt - nur grob skizziert und bleiben in der Konkretisierung der Managementplanung vorbehalten.

In den Jahren zwischen 2008 und 2013 wur- den nun für alle Natura 2000-Flächen der SHLF Managementaussagen getroffen. Die aufgestellten Pläne sind im Internet auf der Landesseite unter [email protected] zu finden. Pa- Abb. 1: Vernässungsmaßnahmen durch Staueinbau im FFH-Gebiet „Bönebüt- rallel dazu wurden zahlreiche Maßnahmen aus teler Gehege“ bei Neumünster Foto: Udo Schiffer

41 Abb. 2: Beweidung im FFH-Gebiet „ Kiebitzholmer Moor und Trentmoor“ Foto: Norbert Gohle

nen bis hin zum Einbau fester Erd- oder Boh- Vielleicht ein Stück weit „naturbedingt“ sind lenstaue, der Aufnahme von Rohrleitungen im Managementplan vorgeschlagene Gehöl- und Verschluss durchbrochener Wälle führen. zanpflanzungen bei der SHLF beliebter und Auch die Übernahme von Verbandsgewäs- schneller einvernehmlich abgestimmt als die sern, für die eine Unterhaltungspflicht nicht Rücknahme von Gehölzbeständen. mehr gegeben ist, wurde schon als Maßnah- me einvernehmlich in einen Managementplan Viele dieser Maßnahmen sind relevant für den aufgenommen. Artenschutz von insbesondere Großvögeln, Amphibien, Reptilien, Fledermäusen, Insekten Eine umfangreiche Umsetzung dieses Was- und Pflanzenarten. Auf Flächen der SHLF sermanagements fand zum Beispiel in den setzt diese die Maßnahmen in der Regel sel- FFH-Gebieten „Bönebütteler Gehege“ und ber, meist mit eigenem Personal, um. „Wald am Bordesholmer See“ statt und zeigt schon deutliche Erfolge (siehe Abbildung 1). Neben Finanzmittel des Ministeriums für Ener- giewende, Landwirtschaft, Umwelt und ländli- Weitere Schwerpunkte stellen Wegekonzepte che Räume stehen für die Umsetzung der Ma- und Maßnahmen zur Besucherlenkung dar. nagementmaßnahmen auch eigene Gelder der Ebenso wichtig sind Maßnahmen, die unge- SHLF zur Verfügung. nutzte Naturwaldflächen erhalten und neue vorschlagen. Fazit: Die SHLF besitzt nicht nur Wald, sondern Mit der Managementplanung wird eine wichti- auch eine nicht unerhebliche Anzahl von Grün- ge Grundlage gelegt für die weitere Verbesse- land, Moorflächen, Heiden, Binnendünen, Ge- rung des Erhaltungszustandes der Natura wässern etcetera. Daher finden sich auch 2000-Gebiete. Wir befinden uns auf einem gu- „walduntypische“ Maßnahmen wie zum Bei- ten Weg, aber es gibt auch noch viel zu tun. spiel Beweidungskonzepte, Entkusselungen, Zaunbau und Mahdvereinbarungen in den Ma- nagementplänen. Auch diese Maßnahmen be- Edelgard Heim finden sich zum Teil bereits in der Umsetzung. Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und So ist im FFH-Gebiet „ Kiebitzholm“ die be- ländliche Räume reits seit längerem stattfindende extensive Hamburger Chaussee 25 Beweidung weiter optimiert worden (siehe 24220 Flintbek Abbildung 2).

42 2.4 Stiftung Naturschutz Schleswig- Holstein Die Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein ist Analog zu den Entwicklungsplänen für die NA- seit 2012 Teil des von der Deutschen Bundes- TURA 2000 Gebiete hat die Stiftung Natur- stiftung Umwelt (DBU) initiierten „Netzwerk schutz damit begonnen, Stiftungslandentwick- Nationales Naturerbe“. Das Netzwerk ist ein lungspläne (SLEP) aufzustellen, so dass in den bundesweites Bündnis von Stiftungen, Organi- kommenden Jahren für jedes ihrer Gebiete sationen und der öffentlichen Hand, die Eigen- ein eigener SLEP entwickelt werden kann. tümer von Naturschutzflächen sind. Das Kern- stück des Netzwerkes bildet dabei das „Natio- nale Naturerbe“. Das sind Liegenschaften des LIFE-BaltCoast Bundes, die aufgrund ihres hohen Naturschutz- Im August 2012 kamen rund 70 Experten auf wertes von national repräsentativer Bedeutung einer Abschlusstagung zu dem Ergebnis, dass sind. 125.000 Hektar übergibt die Bundesrepu- es den Küstenlebensräumen an der Ostsee blik in mehreren Tranchen dauerhaft in die Trä- wieder besser geht. Ehrenamtler und Behör- gerschaft der Länder, der DBU und weiterer denvertreter sollen nun mit Hilfe eines Praxis- Naturschutzorganisationen. Die Stiftung Natur- leitfadens auf die im Projekt erprobten und be- schutz hat aus dieser ersten Tranche den 237 währten Pflegetechniken zurückgreifen kön- Hektar großen Standortübungsplatz Wentorfer nen und so erfolgreich Artenschutz umsetzen. Lohe bei Hamburg in ihre Obhut bekommen. Im Rahmen des internationalen Projektes in In einer zweiten Tranche rechnet die Stiftung 34 Gebieten und fünf Ländern im Ostseeraum Naturschutz mit der Übertragung der Standort- wurde viel für die Lebensbedingungen von übungsplätze Nordoe bei Itzehoe und Blanken- zahlreichen Pflanzen und Tieren getan. see in Lübeck. Im Sinne der Netzwerk-Charta versteht die Stiftung Naturschutz aber ihr ge- Im Fokus standen während der siebenjährigen samtes Stiftungsland, rund 32.000 Hektar als Laufzeit europaweit geschützte Arten, deren Naturerbe, dass es laut Charta „für alle zu er- bevorzugte Lebensräume entlang der Ostsee halten, zu entwickeln und an die nächsten Ge- durch intensive Nutzung, Deichbau und künstli- nerationen weiterzugeben“ gilt. Ausdrücklich che Entwässerung verloren gegangen sind. heißt es dort: “Auf diesen Flächen hat die Na- Durch die Optimierung oder Wiederaufnahme tur zum Wohle aller Vorrang.“ von Beweidung und Mahd auf ehemaligen Brutflächen wurden die Lebensräume von Al- In einer Bürgerwerkstatt hat die Stiftung Na- penstrandläufer und Kampfläufer verbessert. turschutz gemeinsam mit den Menschen vor Mit Erfolg, denn die Arten kehrten in einige Ort für die Wentorfer Lohe ein tragfähiges Gebiete als Brutvögel zurück. Aber auch Rot- Konzept entwickelt, das den Schutz der wert- schenkel, Kiebitz und Austernfischer profitieren vollen Lebensräume samt seltenem Artenin- nun von den zahlreichen Maßnahmen, die erst ventar und Naherholungsansprüche verbindet. durch die enge Zusammenarbeit von Ornitholo- gen, Vegetationskundlern und Amphibienex- Zum Erhalt der Biologischen Vielfalt hat die perten möglich wurden. Vielfach ging es da- Stiftung Naturschutz zahlreiche weitere Pro- rum, den natürlichen Wasserhaushalt in den jekte und Maßnahmen auf den Weg gebracht Lagunenlandschaften und angrenzenden Salz- und umgesetzt. Ein weiteres LIFE+-Projekt wiesen wiederherzustellen. Dafür wurden in zum Schutz von Uferschnepfe, Kampfläufer den gesamten Projektgebieten mehr als 17 Ki- und Alpenstrandläufer (LIFE-Limosa) startete lometer Entwässerungsgräben verfüllt, Draina- im Oktober 2012. Drittmittelprojekte sind ein gen verschlossen und fünf vom Meer getrenn- wichtiges Finanzierungsinstrument der Stif- te Lagunen wieder mit der Ostsee verbunden. tungsarbeit. Diese Mittel tragen dazu bei, die Um den europaweit geschützten Kreuz- und in Schleswig-Holstein gemeldeten NATURA- Wechselkröten wieder Süßwasser zum Lai- 2000-Schutzgebiete in einem guten ökologi- chen auf den Küstenwiesen vorzuhalten, sind schen Zustand zu erhalten oder sie zu verbes- zahlreiche temporäre Kleingewässer entstan- sern. den, bestehende wurden saniert. Parallel ha- ben die Biologen über 100.000 aufgezogene Dazu gehört auch das ELER-Programm des Jungkröten ausgesetzt. So konnten sich fünf Landes: Insgesamt wurden in acht Gebieten neue Populationen etablieren, weitere kleinere rund 205 Hektar angekauft, in sechs Gebieten Populationen wurden gestützt. Damit die sind Maßnahmen für Knoblauchkröte, Rotbau- Laichgewässer nicht wieder zuwachsen und chunke und Laubfrosch. Darüber hinaus sind das Gelände für Brutvögel übersichtlich bleibt, in 14 Moorkomplexen Vernässungsmaßnah- hat die Stiftung Naturschutz zusammen mit ih- men umgesetzt worden. ren Partnern zahlreiche Weidelandschaften ein-

43 e tcoast.de Lagunen-Salzwiesen-Dünen-Kom- überlebensfähigen Populationen des Goldenen Scheckenfalters gebieten entlang der Ostsee in 5 , , , , , Vellinge Vellinge , Kalmar , Kihnu Strait , Danish Forest plexen und ihren charakteristischen , Estnisches Um- , Universität Hamburg , weltministerium Municipality and Nature Agency (SNS / Skov- og Naturstyrelsen) Bewohnern Saltholm Ejerlauget County Administration Board/ Länsstyrelsen i Kalmar län Landesverwaltung Gotland / Lansstyrelsen Gotland NPO PöhjakonnLithuanian Fund for Nature (LFN) Marine Park Foundation (KVN) Dänemark, Schweden, Estland, Litauen Amphi Consult „Nature & Biodiversity“ der EU50 % Stiftung Naturschutz S.-H. von wertvollen Lebensräumen des 40 % Stiftung Naturschutz S.-H., Goldenen, sowie der Aufbau von Landesamt für Landwirtschaft, Umweltund Ländliche Räume, NABU Deutsch- Schleswig-Holstein (LLUR) Umwelt und ländliche Räume weitere Projektpartner aus NABU Wasservogelreservat land e. V., Küstenlebensräumen in 34 Projekt- Staaten mit dem Schwerpunkt Wallnau 50 % Stiftung Naturschutz S.-H., Untere Naturschutzbehörde Kreis Schleswig-Flensburg, Dithmarschen- im NABU Bergenhusenfonds des Kreises Dithmarschen der Uferschnepfe durch die Verbes- serung des Erfolges bei Brut und Aufzucht der Jungen Volumeninsgesamt Fördergeber3,3 Mio. Euro 50 % LIFE+ Programm 6,2 Mio. Euro 50% LIFE+ Natur Programm der EU, Partner der Stiftung MOIN, Michael-Otto-Institut Stabilisierung der Kern-Populationen Schwerpunkt www.life-limosa.d ca. 5,69 Mio. Euro Naturschutz S.-H. 60 % LIFE III Natur Programm der EU Landesamt für Landwirtschaft, Wiederherstellung von wertvollen www.life-bal Erhalt und die Wiederherstellung www.life-aurinia.de Informationen Weitere

Projekt- laufzeit 1.9.2010 – 31.12.2018 2012 - 2022 Mai 2005 bis Dezember 2012 LIFE Limosa LIFE BaltCoast LIFE Aurinia Übersicht Drittmittelprojekte

44 gerichtet, in denen robuste Rinder, Schafe und vögel aufgewertet. Die Stiftung Naturschutz Konik-Wildpferde als vierbeinige Landschafts- und ihr Projektpartner das MOIN (Michael- pfleger die stark wuchernde Kartoffelrose, Otto-Institut im NABU Bergenhusen) haben Schilf und anderen Bewuchs kurz halten. insbesondere die vom Aussterben bedrohten Uferschnepfe, wissenschaftlich Limosa limo- Weitere Informationen unter: sa, im Blick. Diese hat an ihren Lebensraum www.life-baltcoast.de. hohe Anforderungen. Von der Optimierung ih- rer Lebensräume profitieren daher auch Kie- bitz, Rotschenkel, Kampfläufer, Alpenstrand- LIFE-Limosa läufer und Bekassine. Feuchtgrünlandvegetati- In dem in 2012 gestarteten Projekt werden in on, sowie schützenswerte Pflanzenarten wer- den nächsten zehn Jahren entlang der Nord- den weitere Nutznießer zahlreicher Maßnah- seeküste die Feuchtwiesen vom Rickelsbüller men in den Projektgebieten sein. bis zum Speicherkoog – immerhin eine Fläche von mehr als 4.000 Hektar in insge- Weitere Informationen unter: samt zehn Vogelschutzgebieten – für Wiesen- www.life-limosa.de.

Die Uferschnepfe steht im Mittel- punkt Foto: Reimar Stecher

LIFE-Aurinia Im LIFE-Aurinia-Projekt dreht sich alles um die Ziegen her. Erste Erfolge zeichnen sich ab: Be- Schirmart Goldener Scheckenfalter und seinen sonders der Thymian breitet sich erfreulicher- Lebensraum. Wo er sich wohlfühlt, sind auch weise zusehends aus. die Lebensbedingungen für zahlreiche andere Tiere und Pflanzen optimal. Im Naturschutzge- Sowohl auf den Nordoer Binnendünen als auch biet „Binnendünen Nordoe“ wurden durch in den anderen Projektgebieten wurden durch Gehölzeinschlag voneinander isoliert liegende, Fräsen und Oberbodenabtrag Rohbodenstellen offene Lebensräume miteinander verbunden. für die Auspflanzung und Aussaat von Nah- Davon profitieren auf den gehölzfreien Korrido- rungs- und Nektarpflanzen geschaffen. Insge- ren Licht liebende Arten, wie Teufelsabbiss, samt wurden 2012 14.000 Teufelsabbisssetz- Arnika und Heidenelke. Sie dienen zahlrei- linge, gezogen aus regionalem Saatgut, in den chen Schmetterlingen als Nahrungs- und Nek- Projektgebieten ausgepflanzt. Auch die tarpflanzen. Neben Zauneidechse und Kreuzot- Mahdgutübertragung diente der Verbreitung ter gehören auch Libellen zu den Profiteuren. von Zielarten. Bei dieser Methode zur Übertra- Im Sommer 2012 wurde erstmals im Stif- gung von artenreichem Mahdgut auf artenar- tungsland eine 150-köpfige Burenziegenherde me Empfängerflächen dient dabei das organi- aufgetrieben, die den weiteren Aufwuchs und sche Material zusätzlich als Schatten- und die Ausbreitung von Brombeeren und Spätblü- Feuchtigkeitsspender für die empfindlichen Sa- hender Traubenkirsche verhindern sollen. Aber men der Zielarten. Längere Transportwege ber- auch über Kiefern und Birken machen sich die gen allerdings die Gefahr, dass das Mahdgut

45 Foto: Artenschutz auf der Geltinger Birk

überhitzt und die Saat dabei Schaden nimmt. Jahren haben Förster, Jäger, Naturschützer, Daher wurde für die Übertragung von wertvol- Landwirte und die Gemeinde zahlreiche Maß- lem Mahdgut vom Standortübungsplatz Putlos nahmen zur Aufwertung von Flächen an der das zertifizierte Heudrusch®-Verfahren ge- Grünbrücke Kiebitzholm im Kreis Segeberg er- wählt. Bei diesem Verfahren wurde das von ei- folgreich in Angriff genommen. Der Projek- ner Spezialfirma auf einer Fläche von 15 Hektar traum rund um die Grünbrücke ist dabei nicht geerntete Mahdgut gedroschen und die so ge- nur von lokaler Bedeutung, sondern stellt ei- wonnene Saat für die Ausbringung im Folge- nen Baustein zur großräumigen Vernetzung jahr eingelagert. von Lebensräumen in Schleswig-Holstein dar.

Für öffentliche Diskussionen sorgten Ende Bei den Aktivitäten standen insgesamt drei des Jahres die Renaturierungsmaßnahmen im verschiedene Lebensraumtypen, deren Opti- Stiftungsland am Galgenberg und Megelbarg mierung und Wiedervernetzung im Blickpunkt. bei Lütjenholm, Kreis Nordfriesland. Durch die Das Potential für die Wiederausbreitung und Rodung eines über 70jährigen und damit hie- Vernetzung wertvoller Waldlebensräume im breifen Sitkafichtenbestandes auf der dortigen Projektgebiet ist hoch, wofür auf den Flächen Binnendüne kann sich nun eine artenreichere der Landesforsten, unter anderem ein 17 Heidelandschaft entwickeln. Sie wird nicht nur Hektar großes Naturwaldband mit einem dau- dem Goldenen Scheckenfalter, sondern auch erhaft geltenden, totalen Nutzungsverzicht vielen anderen seltenen und bedrohten Tier- eingerichtet wurde. Artenreiche Offenlandle- und Pflanzenarten neuen Lebensraum bieten. bensräume wurden durch extensive Weide- Mit den begonnenen Maßnahmen zur Wieder- systeme, Triften, Einbau von Trittsteinen und ansiedlung des Goldenen Scheckenfalters be- Verbundelementen, sowie Einbeziehung be- findet sich das Projekt auf gutem Wege, ar- nachbarter Nutzflächen aufgewertet. Gleich- ten- und blütenreiches Grünland zu entwickeln zeitig wurden die Auen- und Gewässerlebens- und damit historische Kulturlandschaften zu räume durch Verdoppelung der Anzahl von reaktivieren. Damit erfüllt die Stiftung Natur- Kleingewässern von 25 auf 50 verbessert. Ers- schutz den Auftrag der Europäischen Union im te Ergebnisse der wissenschaftlichen Beglei- Rahmen von Natura 2000 die Biologische Viel- tung zeigen, dass die neu angelegten Gewäs- falt in Schleswig-Holstein zu erhalten und zu ser Kreuzkröten und Moorfröschen eine Wie- fördern. derausbreitung in Richtung Grünbrücke er- möglichen, erste Wiederbesiedlungen jenseits Weitere Informationen unter: der Autobahn werden in Kürze erwartet. Auch www.life-aurinia.de. die Ausbreitung floristischer Kennarten, wie der Heidenelke, wurde durch Anlage von Of- fenbodenstellen, Entwicklung neuer Lebens- Holsteiner Lebensraumkorridore räume und durch Mahdgut- und Heideplaggen- Im vom Bundesamt für Naturschutz geförder- übertragung sowie durch Förderung des zoo- ten Entwicklungs- und Erprobungsvorhaben choren Transportes gefördert. „Holsteiner Lebensraumkorridore“ steht bun- desweit erstmalig die ökologische Hinterlan- Weitere Informationen unter: danbindung einer Grünbrücke im Mittelpunkt www.lebensraumkorridore.de. eines Stiftungsprojektes. In den vergangenen

46 Moorschutz Die Wiedervernässung von künstlich entwäs- Umfangreiche Planungsarbeiten und intensive serten Mooren, finanziert aus Mitteln des Abstimmungsprozesse mit Behördenvertre- Moorschutzprogramms des Landes, stand tern, Fachleuten, Kooperationspartnern und schon 2011 auf der Agenda. Auch 2012 hat den Menschen vor Ort waren für die erfolgrei- die Stiftung Naturschutz ihre Bemühungen im che Umsetzung erforderlich. Das Jahr 2012 Moorschutz und damit auch im Klimaschutz stand ganz im Zeichen von Planungen und de- fortgesetzt. Im Königsmoor, Hartshoper Moor ren Vergabe. Insgesamt wurden für knapp und Dellstedter Birkwildmoor in der - 1.000 Hektar Stiftungsland Planungsaufträge Treene-Sorge Niederung wurden geplante Ziel- vergeben. Für rund 1.200 Hektar sind Mittel wasserstände erreich. Der Erfolg ist schon zur Vergabe von Planungsaufträgen beantragt. jetzt sichtbar: Die Mooroberfläche hat sich Auf 190 Hektar wurden im Jahr 2012 Bau- durch Quellung der Torfe deutlich angehoben. maßnahmen abgeschlossen. Die weitere Um- Bereits einen Sommer nach Maßnahmenbe- setzung folgt größtenteils im Jahr darauf. ginn ist in Teilen eine Ausbreitung von Torf- Nicht nur die Flora zeigt, dass ein positiver moosen zu registrieren. Ziel aller Maßnahmen Entwicklungstrend in Gang gesetzt wird, auch ist es, die Wasserstände zu optimieren, um die Vogelwelt spricht positiv auf die Lebens- die Regeneration moortypischer Arten zu ver- raumverbesserung in den Mooren an. Bei orni- bessern und die Freisetzung klimarelevanter thologischen Begehungen wurde die Wirk- Gase zu reduzieren. samkeit der Vernässungsmaßnahmen für zahl- reiche Arten untersucht. Sie zeigen schon Dafür wurde im Wesentlichen durch den Ein- jetzt einen Anstieg der Brutpaare von Bekassi- satz von Baggern vor Ort gleich ein ganzes ne, Blaukelchen, Rotschenkel und zahlreichen Bündel von Maßnahmen ergriffen: Entwässe- anderen Arten. Keine von ihnen lässt Defizite rungsgräben verfüllt, Verwallungen angelegt, und einen Rückgang in der Bestandsentwick- Drainagen entfernt, regulierbare Grabenstaue lung erkennen, vielmehr profitieren sie von gesetzt, Spundwände gerammt, Überläufe ge- den Strukturveränderungen und erhöhtem baut, sowie Vorfluter ent- und umwidmet. Nahrungsangebot.

Umsetzung und Planung 2012, Angaben in Hektar

Vergebene Beantragte Mittel Umsetzung Laufende Planungsaufträge für Planungen Baumaßnahmen Planungen Ostermoor, Wildes Moor, Königsmoor, Königsmoor, Dellstedt, 140 ha Schwabstedt, 730 ha 1. BA, 62 ha 2. BA, 85 ha Großes Moor, Tielener Moor, Hartshoper Moor Süd, Ahrenviölfelder Dellstedt, 250 ha 325 ha 70 ha Westermoor, 66 ha Hartshoper Moor, Glasmoor, Hartshoper Moor 102 ha 117 ha Südost, 30 ha Lundener Niederung, Großes Moor Dellstedt, 525 ha 2. BA 26 ha

Ausgleichsagentur Schleswig-Holstein Der Moorfrosch stand im Zentrum einer Ar- Früchte (Bucheckern, Eicheln, Haselnüsse, Him- tenschutzmaßnahme auf Eigentumsflächen ei- beeren, Holunder, Hagebutten etcetera) und Sa- nes Vorhabenträgers im Kampmoor bei Nor- men. Hier zeigt sich, dass ein abwechslungsrei- derstedt, wo im m Frühjahr 2012 neue Laich- cher Bestand an Gehölzen und krautigen Pflan- gewässer entstanden sind, die den dauerhaf- zen im Lebensraum besonders wichtig ist. Zur ten Erhalt der Population sichern sollen. An- Aufwertung des Lebensraumes und zur Förde- ders als bei den im Vorjahr ins Glasmoor um- rung von Fortpflanzungs- und Ruhestätten der gesiedelten Kreuzkröten, war eine aktive Um- Haselmaus wurden die Waldrandstrukturen ent- siedlung der Moorfrösche nicht erforderlich, sprechend ihren Ansprüchen optimal gestaltet. da die neuen Gewässer für die Lurche im er- reichbaren Umfeld errichtet werden konnten. Weitere Informationen: www.ausgleichsagentur.de. Für den Ausbau einer 380-kV-Freileitung hat die Ausgleichsagentur im Ökokonto Hornbek eine spezielle Artenschutzmaßnahme für die stark Hendrikje Wiebe / Nicola Brockmüller gefährdete Haselmaus initiiert. Die äußerst sel- Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein tene Maus ernährt sich vorwiegend vegetarisch Eschenbrook 4 durch Knospen, Blüten, Pollen, Junglaub, Rinde, 24113 Molfsee

47 2.5 Das Projekt „Artenreiches Grünland an der Schlei“ der AG Geobotanik Artenreiches Grünland ist in Schleswig-Hol- sichtigt. Außerdem ist zu beachten, dass die stein aufgrund von Umbruch und Intensivie- Anzahl der Flächen berücksichtigt wurde, je- rung auf der einen Seite und der Nutzungsauf- doch nicht die Größe. gabe an Ungunststandorten auf der anderen Seite stark gefährdet. In vielen Landesteilen Schleswig-Holsteins kommen praktisch keine Die typischen Grünland-Lebensräume an artenreichen Grünlandflächen mit alten Gras- der Schlei narben mehr vor. In der Schleiregion hingegen ist verhältnismäßig viel artenreiches Grünland erhalten geblieben. Im Rahmen eines Koope- Brackwasserbeeinflusstes Grünland (Le- rationsprojektes mit dem Land Schleswig-Hol- bensraumtyp 1330 Atlantische Salzwiesen) stein wurden daher in den Jahren 2011 und ist an der Schlei auf ufernah und niedrig gele- 2012 Grünlandflächen an der Schlei kartiert genen Flächen noch verhältnismäßig weit ver- und in Hinblick auf ihren Naturschutzwert be- breitet. Diese Flächen sind, im Gegensatz zu urteilt. Insgesamt wurden 106 Wertgrünland- Salzwiesen an der Westküste, nicht durch ma- flächen an der Schlei erfasst, welche sich wie rine Sedimentation, sondern durch Schilftorf- folgt auf drei Wertstufen verteilen: bildung im Schutze von Strandwällen entstan- den. Die eigentlichen Salzrasen sind erst durch die landwirtschaftliche Nutzung (Mahd, Wertstufe 1: Beweidung) geschaffen worden. Natürliche prioritär schutzwürdig – 49 Flächen Salzrasen sind an der inneren und mittleren Flächen, die Arten der Roten Liste der Gefäß- Schlei unter mittleren Salzkonzentrationen nur pflanzen Schleswig-Holsteins (Mierwald & Ro- kleinflächig anzutreffen, etwa auf erodierten mahn 2006) und/oder weitere schleitypische Ufern und abgebrochenen Bodenplacken, Lü- und bemerkenswerte Arten in größerer Zahl cken im Röhricht und Äsungs- und Vertrittflä- und/oder großen Beständen aufweisen, und chen von Vögeln, vor allem Gänsen. Unter welche zu den besonders schutzbedürftigen stärker salzhaltigen Bedingungen am Schlei- Lebensraumtypen der Schleiregion gehören haff dürften direkt an den Uferkanten unter (Brackwassergrünland, quelliges Grünland, dem Einfluss von Spritzwasser schmale Zonen Feuchtgrünland, trockenes artenreiches Grün- existieren, in denen auch von Natur aus Salz- land in Kuppen- und Hanglage, Magerrasen, rasenvegetation vorkäme. Insgesamt sind Borstgrasrasenreste). Salzrasen an der Ostseeküste stark im Rück- gang begriffen und gefährdet und sollten im Rahmen des Kulturlandschafts- und Arten- Wertstufe 2: schutzes erhalten werden. sehr schutzwürdig – 41 Flächen Flächen, die entweder eher artenarm sind, Bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts aber noch einige Arten der Roten Liste der sind praktisch alle niedrig liegenden Flächen Gefäßpflanzen beherbergen, oder die verhält- an der Schlei als Viehweide oder zur Heuge- nismäßig artenreich sind, aber keine oder nur winnung genutzt worden. Ältere Darstellun- wenige RL-Arten in kleineren Beständen auf- gen dokumentieren Flächen, die vor allem weisen. In der Regel handelt es sich um typi- durch niedrigwüchsige Bottenbinsen-Rasen sche Lebensräume der Schleiregion (Brack- (Juncetum gerardii) dominiert werden. Diese wasserrasenreste, trockenes und feuchtes Gesellschaft wird durch eine vergleichsweise Grünland). intensive Beweidung gefördert.

Heute sind viele der ehemaligen Salzrasen Wertstufe 3: brach gefallen, wodurch sich Brackwasser- schutzwürdig – 16 Flächen röhrichte (Astero-Phragmitetum und Bolbo- Flächen, die intensiver genutzt werden und schoenetum) und Brackwasser-Hochstau- daher eher arm an Pflanzenarten, aber aus an- denrieder (Soncho-Angelicetum) (FFH-Le- deren Gründen wertvoll sind (alte Grasnarbe, bensraumtyp 6531: Feuchte Hochstaudenflu- Wert für das Landschaftsbild, wichtiger Rast- ren) gebildet haben. Andere Flächen werden und Äsungsplatz für Gänse). viel extensiver als früher beweidet, wobei sich die Artenzusammensetzung und die Domi- Diese Bilanz stellt keinen Gesamtüberblick nanzverhältnisse der einzelnen Arten verscho- über den Anteil von Wertgrünland der ver- ben haben. Bottenbinsen-Rasen entwickeln schiedenen Stufen am gesamten Grünlandbe- sich zunächst in Richtung Rotschwingel-Ra- stand der Schlei dar, denn es wurden nicht sen, welche mit der Zeit von Röhrichten alle Grünlandstandorte an der Schlei berück- durchsetzt werden (zum Beispiel von Schilf-,

48 und Zusammengedrückte Quellbinse (Blysmus compressus) (RL 2) sind ebenfalls in Salzrasen an quellige Stellen gebunden.

Durch den salzbedingten „Stress“ werden die Dominanzverhältnisse für salzertragende Arten günstiger. Dies gilt auch für einige Arten, die nicht zu der typischen Salzwiesenflora, son- dern zu den Niedermoor- oder Feuchtgrünland- Arten gehören, aber in gewissem Maße salz- tolerant sind. Hierzu gehören der Sumpf-Drei- zack (Triglochin palustre) (RL 2) und der Röhri- ge Wasserfenchel (Oenanthe fistulosa) (RL 2), die anderenorts sehr selten geworden sind, an der Schlei aber noch gute Bestände aufwei- sen. Auch die Kuckucks-Lichtnelke (Lychnis flos-cuculi) (RL 3) scheint etwas salzertragend Abb. 1: Lachenals Wasserfenchel (Oenanthe lachenalii) zu sein. Eine typische und sehr häufige Seg- (RL 2). Diese deutschlandweit gefährdete Art genart des salzbeeinflussten Grünlands an der ist sehr typisch für die Schlei, wo sie noch weit Schlei ist die Hain-Segge (Carex otrubae), wel- verbreitet vorkommt. Foto: Dr. K. Romahn che ebenfalls nicht zu den Salzpflanzen im ei- gentlichen Sinne zählt.

Meerstrandsimsen- und Salz-Teichsimsen-Röh- richten). In diesen beweideten Mosaiken aus Salzrasen und lockeren Röhrichten können auch beweidungsempfindlichere Arten wie Meerstrand-Aster (Aster tripolium) und Großes Flohkraut (Pulicaria dysenterica) (RL 3) überle- ben. Manche Arten gedeihen besonders gut in den Übergangsbereichen zwischen kürzer ge- fressenen Stellen und dichterem Röhricht, wie Gewöhnliches Löffelkraut (Cochlearia officina- lis) und Lachenals Wasserfenchel (Oenanthe lachenalii) (RL 2). Dies sind Arten, die natürli- cherweise schwerpunktmäßig in lückigem Röhricht vorkommen, das durch natürliche Dy- namik wie Wellenschlag und Eisschur ge- schaffen wird.

Einige Arten werden im Salzgrünland durch den Tritt von Tieren gefördert, da hierdurch of- fene Bodenstellen geschaffen werden. So ist die Salzbunge (Samolus valerandi) (RL 2) be- Abb. 2: Mosaik aus Brackwasserröhrichten und Salzrasen bei Schwonsburg, vorzugt an bultig getretenen Stellen auf Sal- Refugium vieler gefährdeter Arten. Foto: Dr. K. Romahn zweiden anzutreffen und fehlt im Allgemeinen auf gemähten Flächen. Einjährige Arten der Quellerfluren (Lebensraumtyp 1310) wie der Feuchtgrünland (Calthion-Gesellschaften) fin- Europäische Queller (Salicornia europaea det sich häufig in Verzahnung mit Salzrasen in agg.), der nur an der äußeren Schlei ab Arnis höher gelegenen Grünlandflächen. Verbreitete vorkommt, die Salz-Schuppenmiere (Spergula- Calthion-Arten sind zum Beispiel Sumpfdotter- ria salina) und die Flügelsamige Schuppenmie- blume (Caltha palustris) (RL V), Wiesen- re (Spergularia media) profitieren von vegetati- Schaumkraut (Cardamine pratensis) (RL V), Ku- onsfreien Stellen direkt an der Uferkante, die ckucks-Lichtnelke (Lychnis flos-cuculi) (RL 3), durch Auskolkung oder durch den Tritt von Tie- Sumpf-Vergissmeinnicht (Myosotis scorpioi- ren in Ufernähe entstehen. des) (RL V), Rasen-Vergissmeinnicht (Myosotis laxa) (RL 3), Röhriger Wasserfenchel (Oenant- Rasen der Einspelzigen Sumpfsimse (Eleocha- he fistulosa) (RL 2), Wald-Simse (Scirpus sylva- ris uniglumis) in Salzrasen, die an der Schlei ticus) (RL V) und Sumpf-Hornklee (Lotus pe- häufig zu finden sind, zeigen quellige Stellen dunculatus) (RL V). Die meisten Feuchtgrün- an (Süßwasseraustritte). Die gefährdeten Ar- landflächen an der Schlei sind quellig. Grünland ten Rote Quellbinse (Blysmus rufus) (RL 1) in Hanglage, wie zum Beispiel bei Geel, kann

49 so quellig sein, dass man das Wasser „heraus- Sternmiere (Stellaria alsine) und Quellkraut gluckern“ hört. Hier finden sich als charakteris- (Montia fontana) (RL 3). Auffällig und schon tische Arten der Weichwasser-Quellfluren von weitem sichtbar sind die großen Bulte der (Cardamino-Montion) häufig die Arten Quell- Rispen-Segge (Carex paniculata).

Abb. 3: Quellige, schwach beweidete Hänge am Selker Noor. Foto: Dr. K. Ro- mahn

An Hängen, an denen kalkreiches Wasser aus- Feuchtgrünlandflächen, die extensiver bewei- tritt, wie zum Beispiel im Schoolbek-Tal und an det werden, tragen an schwächer vom Vieh der Koseler-Au-Niederung, finden sich kleinflä- frequentierten, nassen Stellen oft Mädesüß- chig Elemente der Kalkreichen Niedermoore Hochstaudenfluren (Filipendulion) und Groß- (Lebensraumtyp 7230), zum Beispiel mit den seggenröhrichte (Caricion elatae). Neben stark gefährdeten Arten Sumpf-Läusekraut häufigen Arten wie Sumpf-Segge (Carex acuti- (Pedicularis palustris) (RL 1), Zittergras (Briza formis), Ufer-Segge (Carex riparia), Mädesüß media) (RL 2), Stumpfblütige Binse (Juncus (Filipendula ulmaria), Baldrian (Valeriana offici- subnodulosus) (RL 2), Teufelsabbiss (Succisa nalis agg.) und Zottiges Weidenröschen (Epilo- pratensis) (RL 2) und Fleischfarbenes Knaben- bium hirsutum) finden sich in solchen Bestän- kraut (Dactylorhiza incarnata) (RL 2). Die letz- den auch gefährdete Arten wie Sumpf-Storch- ten kalkreichen Niedermoore an der Schlei schnabel (Geranium palustre) (RL 2) und Vier- sind in einem schlechten Erhaltungszustand kantiges Johanniskraut (Hypericum tetrapte- und stark gefährdet durch Nährstoffeinträge rum) (RL 3). aus oberhalb gelegenen Ackerflächen. Auch viele Weichwasser-Quelllebensräume sind Trockenes und gleichzeitig artenreiches Grün- durch die Verschmutzung aus benachbarten land ist in ganz Schleswig-Holstein inzwischen Ackerflächen bedroht. Insbesondere gilt dies extrem selten geworden. An der Schlei sind für sandige Böden, auf denen Mais angebaut solche Flächen noch gelegentlich zu finden, wird, wie zum Beispiel flächendeckend rund aber stark bedroht. Beweidete sandige und um das Tal der Geelbek/Winningmay mit wert- lehmige Kuppen sowie beweidete Strandwälle vollem Quellgrünland. Für alle Quellstandorte tragen oft die Gesellschaft des Roten gilt zudem, dass sie aufgrund der instabilen Straußgrases (Agrostis capillaris-Gesell- Bodenverhältnisse sehr trittempfindlich sind schaft), zum Beispiel mit den Arten Rundblätt- und bei Beweidung mit zu schweren Tieren rige Glockenblume (Campanula rotundifolia) oder bei ungünstigen Witterungsbedingungen (RL V), Acker-Witwenblume (Knautia arvensis) geschädigt werden. Daher werden schwierig (RL V), Kleine Pimpinelle (Pimpinella saxifraga) zu beweidende Flächen oft aufgegeben, wo- (RL 3), Knöllchen-Steinbrech (Saxifraga granu- mit die artenreichen Pflanzengesellschaften lata) (RL 3) und Wiesen-Flockenblume (Cen- ebenfalls verschwinden. taurea jacea) (RL V). Eine Besonderheit sind

50 trockene, leicht erodierte Kuppen am Lustberg chenerwerb oder Vertragsnaturschutz zu erhal- bei Bohnert, auf denen unter anderen noch ten. Kreuzblümchen (Polygala vulgaris) (RL 1) und Pechnelke (Silene viscaria) (RL 2) vorkommen. Besonders auf quelligen Standorten sollten Vereinzelt findet sich noch der Thymian (Thy- möglichst leichte Weidetiere aufgetrieben wer- mus pulegioides) (RL 3) auf sehr magerem den, wie Jungtiere, Starken oder Galloways. Grünland, zum Beispiel an der Koseler Au. Vermieden werden sollte wenn möglich eine Hier wurden an einem Hang auf einer struktur- Beweidung mit trockenstehenden Milchkühen. reichen Schafkoppel zudem kleine Streifen Diese verursachen nicht nur starke Trittschä- von Borstgrasrasen (Lebensraumtyp 6230*) den, sondern beweiden sumpfige Bereiche zu- gefunden, unter anderen mit den Arten Borst- dem ungern, da sie dort tief einsinken. Da- gras (Nardus stricta) (RL 3), Besenheide (Callu- durch werden feuchtere Bereiche oft ausge- na vulgaris) (RL V) und Dreizahn (Danthonia spart und fallen praktisch brach, während tro- decumbens) (RL 3). ckenere Stellen intensiv befressen werden. Das Abladen von Lesesteinen und Schutt zur Der Lebensraumtyp „Magere Flachland- Befestigung sumpfiger Stellen sollte höchs- Mähwiesen“ (6510) wurde auf einer Kuppe tens an Weidedurchlässen und nicht in der üb- bei Winnemark/Schwonsburg gefunden, die rigen Fläche gestattet werden, da ansonsten als Aussichtspunkt genutzt und offenbar gele- wertvolle Feuchtlebensräume verloren gehen. gentlich gemäht wurde. Diese Gesellschaft Wird eine Mahd durchgeführt, sollte auf mög- wird dominiert durch den Glatthafer (Arrhen- lichst leichtes Mähgerät und einen geeigneten atherum elatius) und beherbergt in den trocke- Mahdzeitpunkt geachtet werden, da ansonsten nen Bereichen zum Beispiel Wiesen-Flocken- besonders bei feuchter Witterung starke Be- blume (Centaurea jacea) (RL V), Schlangen- fahrensschäden entstehen. Für einige Flächen Lauch (Allium scorodoprasum) (RL 3), Wiesen- wird eine Erhöhung der Tierzahl oder die Ver- Labkraut (Galium album), Vogel-Wicke (Vicia längerung der Beweidungszeit empfohlen, um cracca), Mittlerer Klee (Trifolium medium). In die weitere Röhrichtentwicklung aufzuhalten. den feuchteren schleinahen Bereichen finden Für besonders artenreiche Flächen, die mit sich zum Beispiel Großes Flohkraut (Pulicaria Röhricht zu überwachsen drohen, wäre eine dysenterica) (RL 3) und große Bestände des Räumungsmahd mit anschließender Nachwei- schleitypischen Hohen Steinklees (Melilotus de empfehlenswert, falls diese Maßnahme altissimus). praktisch durchführbar ist.

Ein wichtiger Gefährdungsfaktor für trockenes, Für den Schutz von quelligem Grünland, insbe- artenreiches Grünland liegt in der Intensivie- sondere den stark gefährdeten Kalkflachmoo- rung (Düngung, „Narbenoptimierung“). Oft ren, ist die Entlastung der Flächen von ver- werden solche Flächen als Pferdekoppeln ge- schmutztem Hangdruck-, Quell- und Dränwas- nutzt und überbeweidet. Viele ehemals arten- ser essentiell. Gerade bei besonders artenrei- reiche Grünlandkuppen auf Moränen, wie sie chen Flächen, die an Maisfelder grenzen (zum für die Schlei typisch sind, sind zudem bereits Beispiel Schoolbektal, Geelbektal, Hestoft) dem Umbruch zum Opfer gefallen. Selbst an sollten hangaufwärts Pufferflächen eingerich- unzugänglichen Stellen wie der Spitze der tet werden, welche die Nährstoffeinträge ver- Halbinsel Finsterstern bei Bohnert oder an ringern. Ansonsten ist mit dem Verlust der Le- Steilhängen und in Niederungen wie am Ornu- bensräume und gefährdeten Arten innerhalb mer Noor wurde Grünland umgebrochen und weniger Jahre zu rechnen. Denkbar ist zum zu Ackerland umgewandelt. Beispiel die Finanzierung solcher Puffer-Flä- chen als Ökokontoflächen.

Empfehlungen Die letzten artenreichen trockeneren Grünlän- Um Grünland zu erhalten, ist bekanntlich eine der sind unbedingt schutzwürdig. Daher soll- regelmäßige Beweidung oder Mahd notwen- ten Maßnahmen wie Düngung und „Narben- dig, da sich ansonsten Brackwasser-Röhrichte, optimierung“ dringend unterbleiben. Für eini- Hochstaudenrieder und Feuchtgebüsche aus- ge Flächen wird eine Zurücknahme der Bewei- breiten würden. Auch dies sind zweifellos dungsintensität empfohlen. schutzwürdige Lebensräume. Angesichts der Tatsache, dass sich diese Lebensraumtypen in den letzten 30 Jahren an der Schlei auf Kos- Dr. Katrin Romahn ten der Atlantischen Salzwiesen und anderer AG Geobotanik in Schleswig-Holstein und Grünlandtypen enorm ausgebreitet haben, Hamburg e.V. sollte jedoch angestrebt werden, die letzten Lange Reihe 14 d artenreichen Grünländer im Rahmen von Flä- 24244 Felm

51 2.6 „Eine Tankstelle für Schmetterlinge“: die Heidenelke, Blume des Jahres 2012 Die siebte Saatkarten-Aktion des Landesam- Heidenelken können nur von Schmetterlingen tes für Landwirtschaft Umwelt und ländliche bestäubt werden. Ihre Blüten sind ganz auf Räume (LLUR) schließt wie 2008 mit der Ni- diese Gäste ausgerichtet. Die Blütenblätter fä- ckenden Distel und 2009 mit der Wegwarte chern sich zu einem kleinen Teller auf, dem wieder an die „Blume des Jahres“ Kür der Landeplatz für die Falter. Im unteren Teil sind Loki-Schmidt-Stiftung an. Die Mitmachaktion sie zu einer fast zwei Zentimeter langen en- soll auf eine Pflanze aufmerksam machen, die gen Röhre verwachsen. Der Nektar am Grund ebenso wie ihr namengebender Lebensraum ist unerreichbar für Hummeln und Bienen. Nur und daran angepasste Tierarten in Schleswig- Schmetterlinge mit sehr langen Rüsseln, wie Holstein rückläufig und stark gefährdet ist. Die die Dickkopffalter, kommen in den Genuss Heidenelke (Dianthus deltoides) wächst auf des süßen Saftes. Selbst das leuchtende Rosa sauren armen Sandböden und zählt zu den ty- der Blüte wird nur von Tagfaltern wahrgenom- pischen Pflanzen der Heiden, Magerrasen und men. Sie können im Gegensatz zu vielen an- Böschungen. Ihr Lebensraum verschwindet deren Insekten rote Farbtöne tatsächlich er- zunehmend durch Düngung, Nutzungsände- kennen. „Pink“, der englische Name für Nel- rung, Nutzungsaufgabe oder –intensivierung ke, ist die treffende Bezeichnung für diese sowie durch diffuse Nährstoffeinträge. Farbe. Viele helle Punkte und ein dunkelroter Ring auf den Blütenblättern weisen als Saft- Das Beispiel der Heidenelke zeigt, dass male den Faltern den schnellsten Weg zur Schmetterlinge und andere Insekten in drama- Futterquelle. tischer Weise vom Rückgang der Wildblumen betrof- Die winterharte Staude, die selten höher als fen sind. Damit fehlt vielen Vögeln das Futter 25 cm wird, bildet lockere, stark verzweigte für ihre Brut. Mit Heidenelken-Vorkommen im Horste mit zahlreichen kleinen Blüten. Auf- naturnah gestalteten Gärten, in Trockenbeeten grund ihrer Attraktivität gehört die Heidenelke Steingärten und auf begrünten Dächern kön- zu den besonders geschützten Pflanzenarten. nen wichtige Ersatz-Lebensräume geschaffen Sie kann leicht aus Samen gezogen werden. werden. Da die Art einen Kältereiz zum Keimen

Grönauer Heide, eines der landesweit größten Vorkommen der Heidenelke Foto: H.-J. Augst

52 braucht, muss sie im zeitigen Frühjahr oder im witterregen waren an die dreißig Interessierte Herbst ausgesät werden. Die zu den Nelken- erschienen, die tapfer unter Schirmen aushiel- gewächsen gehörende Art verträgt Trocken- ten und von einer dann strahlenden Sonne be- heit sehr gut und braucht sandigen, kalkarmen lohnt wurden. Gemeinsam wurde die artenrei- Boden. An einem sonnigen Platz wird sie aus- che Lebensgemeinschaft der Magerrasen dauernd bis in den Herbst hinein blühen durchwandert und der Pflegetrupp der Gallo- Wie in jedem Jahr sind zahllose Bürgerinnen ways beobachtet. Ohne ein differenziertes Be- und Bürger, Vereine und Schulen dem Aufruf weidungsmanagement könnten sich weder gefolgt und haben sich Saatkarten geholt. Heidenelke noch andere konkurrenzschwache Schon nach wenigen Wochen waren die Kar- und lichtliebende Arten halten. Die Heidenelke ten vergriffen. Das liegt zum einen daran, dass in Schäferhaus konnte sich nicht nur halten, sich die blühfreudige Pflanze als Zuchtform in sie ist dem Augenschein nach in den letzten Gärten schon einer großen Beliebtheit erfreut Jahren sogar zur Ausbreitung gelangt. Das und hinreichend bekannt ist, zum anderen Vorkommen im Stiftungsland Schäferhaus ge- aber auch an der begrenzten Anzahl der Kar- hört gemeinsam mit jenem der Grönauer Hei- ten. Nur 1.500 Karten konnten hergestellt de und Langenlehsten zu den größten des werden. Der Hauptgrund dafür ist, dass für Landes und lädt Ende Juli zum Erleben ein! Schleswig-Holstein bislang kein regionales Abgerundet wurde das gleichermaßen Infor- Saatgut der Art käuflich erworben werden mations- wie Sinneserlebnis durch einen Im- konnte. Es wurde in mühsamer Handarbeit biss am Bratwurststand von Bunde Wischen. von einer Mitarbeiterin des LLUR, Frau Düwel, Ein kleiner Nachtrag noch zur Vorjahres-Aktion gesammelt und war daher nur in begrenzter des Guten Heinrichs: Der „königliche Bote mit Menge verfügbar. Ein wenig der gesammelten Herz“ ist zwar wie ich unlängst feststellte aus Saat wurde einem Vermehrungsbetrieb zur dem heimischen Garten geflüchtet, hat sich Verfügung gestellt, so dass damit auch der aber mit Macht auf der nahegelegenen Pfer- Grundstein für die Regiosaatgewinnung der deweide ausgebreitet. Mehr als zwanzig kräfti- Art gelegt werden konnte. ge Pflanzen haben sich hier auf den Kahlstel- len des Vorjahres eingefunden. Genau so soll Zu einem Ganzkörpererlebnis hingegen wurde es funktionieren! die vom Bildungszentrum für Natur, Umwelt und ländliche Räume des Landes Schleswig- Holstein (BNUR) organisierte Führung am 4. Dr. Silke Lütt August im Stiftungsland Schäferhaus bei Dezernat Biodiversität Flensburg. Gemeinsam mit Axel Jahn von der Landesamt für Landwirtschaft Umwelt und Loki-Schmidt – Stiftung und Gerd Kämmer von ländliche Räume Bunde Wischen wurde das dann pink gepräg- Hamburger Chaussee 25 te Blütenmeer des Stiftungslandes bewundert 24220 Flintbek und diskutiert. Trotz wolkenbruchartigem Ge-

53 2.7 Artenhilfsmaßnahmen bei punktuell vorkommenden, seltenen Vogelarten

2.7a Bestandsstützung der Trauersee- schwalbe (Chlidonias niger) auf Eiderstedt durch Erhöhung der Nahrungsbasis in kolonienahen Gewässern Der Brutbestand der Trauerseeschwalbe zeigte vierung der Landwirtschaft in Folge (Maisan- in Schleswig-Holstein in den letzten Jahrzehn- bau, Nährstoffeinträge) und die Unterbindung ten einen dramatischen Bestandseinbruch von der Fischwanderungen durch ein ausschließ- etwa 1.600 Brutpaaren nach dem zweiten lich an der Entwässerung orientiertes Wasser- Weltkrieg auf nur noch 30 Brutpaare im Jahr management zu nennen. Da Trauerseeschwal- 2011. Auf der Halbinsel Eiderstedt, dem ben überwiegend Kleinfische und Wasserin- Hauptbrutgebiet der Art, wurden 1969 noch sekten erbeuten, wirkt sich so eine verminder- etwa 800 Paare erfasst - in der Brutsaison te Nahrungsbasis vermutlich direkt auf einen 2011 wurde das Bestandsminimum mit nur zu geringen Bruterfolg der Vögel aus. In den noch 16 Paaren notiert. Heute zählen Trauer- Jahren 2010 bis 2012 wurde experimentell seeschwalben europaweit zu den vom Aus- versucht, durch das Einsetzen von laichwan- sterben bedrohten Arten und stehen im An- dernden Stichlingen in kolonienahe Stauge- hang I der EU-Vogelschutzrichtlinie (79/409/ wässer die Nahrungsbasis der Trauersee- EWG, VSchRL). Die wesentlichen Gründe für schwalben zu verbreitern. diesen Bestandseinbruch liegen im Verlust und in der Entwertung von feuchten, gewässerrei- chen Lebensräumen. So ist bekannt, dass Die zentrale Bedeutung der Kleinfische Trauerseeschwalben auf Eiderstedt ihren Kolo- In der Literatur wird die Bedeutung von Klein- niestandort danach auswählen, wie viel Ober- fischen für die Ernährung der Trauersee- flächenwasser („blank stehende“ Senken und schwalben hervorgehoben. Auf Eiderstedt „bordvolle“, offene Gräben) in der Landschaft sind die beiden (früher) weit verbreiteten vorhanden ist. Hier setzen erste großräumige Kleinfischarten Dreistachliger Stichling (Gaste- Schutzmaßnahmen ein, wie der Erhalt von ge- rosteus aculeatus) und Zwergstichling (Pungiti- wässerreichen Grünlandgebieten auf der Halb- us pungitius) augenscheinlich die bevorzugten insel, wo 2008 ein EU-Vogelschutzgebiet auf Nahrungsfische. Die Lebensweise der beiden einer Fläche von 6.704 Hektar ausgewiesen Stichlingsarten unterscheidet sich in einem wurde. Innerhalb dieses Gebietes liegt das wesentlichen Punkt: Der Dreistachelige Stich- Gros der aktuellen Brut- und Nahrungsgebiete ling ist auf Eiderstedt mit seiner marinen Wan- der letzten Trauerseeschwalben. derform vertreten. Diese verbringt eine ausge- dehnte Fress- und Wachstumsphase in den Küstengewässern und wandert dann in die Lokale Schutzmaßnahmen Unterläufe der Flüsse ein, um hier zu laichen – Neben einem großräumigen Schutz der ge- und danach meist zu sterben. Über Jahrhun- wässerreichen Lebensräume ist die Eignung derte waren diese Fischwanderungen auf Ei- der näheren Umgebung der Brutkolonien von derstedt verbreitet möglich, da die aufsteigen- zentraler Bedeutung für den Erhalt der Art. So den Fischschwärme über die Siele, die Sielzü- konnte gezeigt werden, dass ein großer Teil ge und Zuggräben bis in die Parzellengräben der Nahrungsflüge im Umkreis von etwa 500 im Frühjahr ungehindert einwandern konnten. Metern um die Kolonien stattfindet. Kleinräu- Heute gelingt es deutlich weniger Fischen bis mig wirken hier das Vorhandensein von geeig- in die Laichgewässer vorzudringen, da ein na- neten Nistmöglichkeiten, die nutzbare Nah- turfernes Wassermanagement und wasser- rungsbasis und eine geringe Prädation kom- technische Bauwerke (Pumpen, Staue ecete- plex zusammen. Durch das Auslegen von ra) die Wandermöglichkeiten minimieren oder Nistflößen (seit 1989) und eine intensive Be- gar vollständig verhindern. In dem günstigen treuung des Restvorkommens durch Claus Fall, dass Dreistachelige Stichlinge in den Grä- Ivens konnte ein kleiner Brutbestand der Trau- ben auf Eiderstedt laichen konnten, wandern erseeschwalbe zwar über Jahre gehalten wer- die Jungfische im Spätsommer/Herbst wieder den, die fortschreitende Intensivierung der zurück in die Küstengewässer. Für die Ernäh- Landwirtschaft auf Eiderstedt wirkte und wirkt rung der Trauerseeschwalben dürften vor al- aber dem Erhalt der Art derzeit massiv entge- lem diese individuenreichen Jungfischschwär- gen. Als Ursachen sind vor allem der fortge- me zur Zeit der Kükenaufzucht im Juni/Juli schrittene Grünlandumbruch mit einer Intensi- von zentraler Bedeutung sein.

54 Zwergstichlinge bilden im größeren Maße sta- Erwartungsgemäß konnten die wandernden tionäre Formen in Süß- und Brackgewässern – Dreistacheligen Stichlinge nur vereinzelt und sie nehmen nur in geringem Umfang an den stets in geringer Individuenzahl in Staugräben Wanderungen in die Küstengewässer teil. Der nachgewiesen werden. Die im Rahmen dieser Anteil der Zwergstichlinge an den Fängen Arbeit lokal hohe Anzahl nachgewiesener Fi- schwankte in den drei Untersuchungsjahren sche (Tabelle 1) ging ausschließlich auf den allerdings deutlich: 5,7 Prozent (2010), 29,4 Nachwuchs von im Frühjahr eingesetzten Prozent (2011) und 2,0 Prozent (2012). Zwerg- Stichlingen zurück. Im Bereich der Kolonie stichlinge weisen eine nur geringe Salztole- Marne/Eiderstedt war die Art darüber hinaus ranz auf. Vermutlich aufgrund ihrer geringen auch in den Parzellengräben nachweisbar, die Wehrhaftigkeit verhalten sie sich unauffälliger einen direkten Zugang zu den Zuggräben hat- als die größere Verwandtschaft. Sie sind selte- ten. Die Wasserführung des Sielverbandes Te- ner an der Oberfläche der Gewässer aktiv und tenbüll ermöglichte es offensichtlich der Art daher für Trauerseeschwalben seltener als aus den marinen Gewässern bis in die Zuggrä- Nahrungsquelle erreichbar. ben zu wandern. Dies war eine Ausnahme, da auffällige Unterschiede zu den Untersu- Um die Nahrungsbasis der Trauerseeschwal- chungsgebieten Westerhever (keine Dreista- ben kurzfristig erhöhen zu können, standen cheligen Stichlinge in den untersuchten Parzel- folgende Fragen im Mittelpunkt dieser Arbeit: lengräben) und Kotzenbüll (nur wenige Indivi- ț Welche Kleinfische leben heute in den Par- duen nachweisbar) bestanden. zellengräben Eiderstedts in der Nähe der Seeschwalbenkolonien? In den angestauten Parzellengräben der Untersu- ț Ist es möglich, im Rahmen eines lokal be- chungsgebiete wurden nur lokal weitere Fischar- grenzten Experiments laichwandernde ten nachgewiesen (Tabelle 1, Abbildung 5). Dreistachelige Stichlinge im Frühjahr aus Nachwuchs wurde hier lediglich in einem Gra- der Eider zu entnehmen und in koloniena- ben bei den Cypriniden (vermutlich Rotfedern) he Gräben einzusetzen? Wenn ja, vermeh- festgestellt. Die Nachweise von älteren Plötzen, ren sich die umgesetzten Stichlinge in den Rotfedern, Brassen und Karauschen (Tabelle 1) Gräben? gelangen ausschließlich in Grabenabschnitten, ț Nehmen die Trauerseeschwalben das die mit einem Zuggraben in ungehinderter Ver- künstlich erhöhte Nahrungsangebot an? bindung standen. Für Trauerseeschwalben nutz- bare Jungfische der Cypriniden wurden hier nicht gefunden. Hervorzuheben ist das Fehlen Wenige Kleinfische in einem segmentierten von Aalen (Anguilla anguilla) in allen Fängen. Grabensystem Probefänge in drei Grünlandgebieten auf Ei- derstedt zeigten 2010 deutlich: In den Parzel- Umsetzen von laichwandernden lengräben der Halbinsel leben heute nur weni- Stichlingen ge Fischarten. Lediglich der Zwergstichling Die großen Wanderschwärme des Dreistache- war in allen Gewässern nachweisbar – in eini- ligen Stichlings, die im Frühjahr in die Gräben gen Staugräben bei Kotzenbüll und Marne mit der Halbinsel aufstiegen, sind bei vielen älte- lokal großen Vorkommen (Tabelle 1). Die Seg- ren Eiderstedtern noch in der erlebten Erinne- mentierung des Grabensystems durch Staue rung. In den letzten Jahren ist dieses Natur- (um eine Entwässerung der Wiesenvogelbrut- phänomen kaum noch zu beobachten. Im Rah- gebiete zu verhindern), durch Wasserbauwer- men dieser Untersuchung wurden Stichlinge ke und durch trockengefallene Grabenab- an zwei Probestellen in der Eidermündung schnitte (Entwässerung) machen viele Gräben entnommen, die eine direkte, ungehinderte der Halbinsel heute de facto zu abgeschlosse- Verbindung mit dem Fluss hatten. In den drei nen Kleingewässern, aus denen es bei hohen Untersuchungsjahren fielen die Laichwande- Wasserständen im Winterhalbjahr für die Fi- rungen im zeitigen Frühjahr sehr unterschied- sche zwar hinaus, oft aber nicht wieder hinein lich aus (Abbildung 1). Im Jahr 2010 wurden geht. Nicht selten sitzen die Fische in der Fal- vom 1.3. bis 29.3. – 9.801 Individuen (Max.: le: So trockneten viele Gräben in den nieder- 23.3.-27.3.) notiert, im Jahr 2011 vom 5.2. bis schlagsarmen Frühjahren 2010 und 2011 voll- 20.4. nur insgesamt 4.862 Individuen (schwa- ständig aus. In Folge mussten hier alle Fische che Wanderung, beachte längere Fangperi- sterben, da sie nicht mehr in tiefer gelegene ode). Im Jahr 2012 setzte die Laichwanderung Gewässerabschnitte abwandern konnten. bereits vergleichsweise früh ein. In der Zeit Auch die Wiederbesiedlung eines zuvor aus- vom 25.2. bis 31.3. wurden 36.382 Individuen getrockneten Gewässerabschnitts wird durch registriert mit einem starken Aufkommen der diese Segmentierung erschwert. Fische von Anfang bis Mitte März (Max.: 2.3.).

55 Tab. 1: Nachgewiesene Fischarten in drei Untersuchungsgebieten Eiderstedts (2010).

Kotzenbüll Westerhever Marne 26.7.-5.8., 14.7.-24.7. 26.7.-5.8. Summe 7.8.-17.8. unbestimmte Stichlinge (bis 1 cm) 136 6 142 Zwergstichling (bis 1 cm) 79 79 Zwergstichling (1-3 cm) 1715 301 478 2494 Zwergstichling (3-5 cm) 270 148 121 539 Zwergstichling (5-6 cm) 4 24 9 37 Dreistacheliger Stichling (1-2 cm) 44 102 403 549 Dreistacheliger Stichling (2-4 cm) 3 9 12

Unbestimmte Weißfische 2 2 Plötze (Rutilus rutilus) 5 5 Rotfeder (Scardinius erythrophthalmus)9 514 Moderlieschen, ca. 3 cm (Leucaspius delineatus)22 Brassen (Abramis brama) 1 1 Karausche (Carassius carassius)19625 Schlammpeitzger (Misgurnus fossilis)10 10

Es ist bekannt, dass das Wetter im Spätwinter wandern die Stichlinge entsprechend früher einen Einfluss auf die Wanderung der Stichlin- mit dem einsetzenden Tauwetter wie Ende ge hat. Vermutlich kommt der abfließenden Februar/Anfang März 2012. Tau- und Regenwassermenge dabei für den Zeitpunkt der Wanderung eine wesentliche Von den laichwandernden Dreistacheligen Bedeutung zu. Langanhaltende Kältewinter Stichlingen wurden alljährlich einige Tausend in verzögern die Wanderungen entsprechend Staugräben in der Nähe der Trauerseeschwal- deutlich. Als sich der Frost im März 2010 und benkolonien eingesetzt (Abbildung 2). Die Fi- 2011 noch bis Mitte beziehungsweise Ende sche vermehrten sich in allen Gräben in die sie des Monats hielt, setzte die Laichwanderung eingebracht wurden, so dass zur Zeit der Kü- erst in der letzten Märzdekade ein (Abbildung kenaufzucht der Seeschwalben große Jung- 1). Blieb ein sehr frostiger Spätwinter aus, fischschwärme als Nahrung vorhanden waren.

Abb. 1: Vergleich der Laichwanderungen des Dreistacheligen Stichlings an der Eidermündung in den Jahren 2010, 2011 und 2012. Für die Jahre 2010 (blau; März) und 2012 (grün; Ende Februar bis März) ist die Anzahl der gefangenen Stichlinge pro Tag angegeben, für das Jahr 2011 (rot; Mitte Februar bis Mitte April) jeweils die Summe der in einer Pentade registrierten Tiere.

56 erhöhtes Nahrungsangebot intensiv zu nutzen. Die kolonienahen Gewässer in Westerhever wurden nur in geringem Umfang zur Nah- rungssuche aufgesucht. Weder der Aussetz- graben des Jahres 2010 noch der Aussetzgra- ben des Jahres 2011 (mit dem aktuell erhöh- ten Nahrungsangebot an Jungfischen) wurden bevorzugt aufgesucht. Vielmehr flogen die Trauerseeschwalben in die weitere Umgebung der Kolonie, um unterschiedliche Gewässer aufzusuchen, um Insekten über dem Grünland oder Fluginsekten (vermutlich schwärmende Ameisen) zu erbeuten. Dies zeigte, dass den letzten Trauerseeschwalben durch biotopge- staltende Maßnahmen ein möglichst vielfälti- ges Angebot an Nahrungsquellen über die ge- samte Brutzeit hinweg geboten werden muss. Einige Nahrungsquellen stehen zwar nur kurz- zeitig zur Verfügung, werden aber von den Trauerseeschwalben dann intensiv genutzt.

Nahrungssuche Kolonie Marne (7.6.-22.7.) 8000

Abb. 2: Umsetzen der Dreistacheligen Stichlinge in ei- 6000 nen Grünlandgraben (Laichgewässer) bei Kot- zenbüll. Die im März wandernden 4000 Fische vermehrten sich in allen Staugräben, in die sie eingebracht wurden. Foto: M. Povel 2000 (Kotzenbüll, 27.3.2010) Summe (Sekunden)

0 Aussetzgraben Kontrollgraben Zuggraben Beobachtung von nahrungssuchenden Trauerseeschwalben Abb. 3: Über drei Gräben jagende Trauerseeschwalben an der Kolonie Marne An der Kolonie bei Marne/Eiderstedt wurden 2010. Verglichen wird die Summe der Zeit, die Vögel über drei gleich- 2010 die über einem Graben mit Fischbesatz, langen Grabenabschnitten mit der Nahrungssuche verbrachten (Beob- über einem Kontrollgraben ohne Besatz und achtungszeit: 16,5 Stunden). In den Aussetzgraben wurden im Frühjahr über einem angrenzenden Zuggraben im Juni laichwandernde Stichlinge eingesetzt, in den Kontroll- und Zuggraben und Juli nach Nahrung suchenden Trauersee- nicht. schwalben gleichzeitig protokolliert (Abbildung 3). Deutlich zeigte sich, dass die Vögel im Ver- gleich der drei kolonienahen Gewässer den Sind Moderlieschen eine Alternative? Graben, in den Stichlinge eingebracht wurden, In der Nähe der Brutkolonie bei Marne wurden am häufigsten zur Nahrungssuche überflogen. 2011 Moderlieschen (Leucaspius delineatus) Auch der angrenzende Zuggraben wurde re- ausgesetzt, oberflächenaktive Schwarmfische gelmäßig von den Vögeln auf der Suche nach mit einem hohen Vermehrungspotential. Die Nahrung aufgesucht. Wie oben erwähnt, er- nur wenige Zentimeter langen Fische sind möglichte die Wasserführung des Sielverban- auch erwachsen noch als Nahrung für die See- des Tetenbüll hier den Fischen ein Aufsteigen schwalben geeignet, zumal sie im Gegensatz aus den Küstengewässern bis in die Zuggrä- zu den Stichlingen weder Stacheln noch Kno- ben. Diese Beobachtungen korrelierten mit chenplatten besitzen. Die eingesetzten Kleinfi- der in den Gewässern nachgewiesen Anzahl sche überlebten nachweislich bis in den Spät- von Kleinfischen. sommer bei gutem Ernährungszustand. Ein Jahr später waren sie allerdings aus dem Ge- Im Jahr 2011 wurden die Beobachtungen in wässer verschwunden. Damit schlug der erste der Nähe der Kolonien bei Marne und Wester- Versuch Moderlieschen langfristig in einem hever wiederholt. Während sich an der Kolo- Staugraben anzusiedeln fehl. Vermutlich wan- nie Marne das bekannte Bild zeigte, verhielten derten die Fische mit den hohen Wasserstän- sich die Vögel an der zweiten Brutkolonie bei den im Winterhalbjahr ab. Eine mögliche Westerhever völlig anders (Abbildung 4). Die Rückkehr in die Aussetzgewässer wurde im Trauerseeschwalben unternahmen hier weit- folgenden Frühjahr durch die Staubleche ver- räumige Nahrungsflüge, um jeweils ein lokal hindert.

57 Abb. 4: Anteil der Zeit, die Trauerseeschwal- 100 ben über mehreren Gewässern und über Grünland in Nähe der Brutkolo- nien in Marne und 80 Grünland/Disteln Westerhever mit der Nahrungssuche Tränkekuhle verbrachten (13.6.- 9.7.2011). 60 Sielzug/Zuggraben

Aussetzgraben 2011 (Moderlieschen) Aussetzgraben 2011 40 (Stichlinge) Aussetzgraben 2010 (Stichlinge) Anteil Nahrungsflüge (%) Nahrungsflüge Anteil

20

0 Marne Westerhever

Fazit: Nahrungsengpässe gefährden den Nachwuchs Trauerseeschwalben bevorzugten Nahrungs- Heute steht für die Trauerseeschwalben nur in gewässer, die über eine offene, vegetations- wenigen Gräben der Untersuchungsgebiete freie Wasserfläche von mindestens fünf Me- eine größere Kleinfischpopulation als Nah- tern Breite verfügten und deren Wassertiefe rungsreservoir zur Verfügung. Wird weiterhin auch in Trockenperioden nicht unter 50 Zenti- berücksichtigt, dass in der Nähe der Brutkolo- meter (entsprechend Stauhöhe von mindes- nien derzeit nur einzelne Gräben oder Graben- tens einen Meter) sank. Entscheidend war zu- abschnitte von ihrer Struktur (ausreichend dem, dass die flachen Ufer beidseitig bewei- Wasser, große und vegetationsfreie Wasser- det wurden und kein Schilfröhricht aufwiesen. oberfläche, flache und beweidete Ufer ohne Schilfbewuchs; Abbildung 5) als Nahrungsge- wässer für Trauerseeschwalben geeignet sind, Fische können nicht fliegen! so wird eine für den Nachwuchs gefährlich zu- Trauerseeschwalben sind Teil der historischen gespitzte Situation erkennbar. In der Regel Vogelwelt in der Kulturlandschaft Eiderstedts. müssen die Vögel ihren Nachwuchs heute mit Die traditionelle, naturschonende Grünlandbe- den Beutetieren aus nur wenigen Gräben er- wirtschaftung in einer gewässerreichen Land- nähren. Andere Nahrungsquellen wie Insekten schaft entsprach den Lebensraumansprüchen im Grünland stehen nur kurzzeitig in größerer der Art. Die tiefgreifenden Veränderungen in Menge zur Verfügung, so zum Beispiel zur der Landnutzung der letzten Jahrzehnte brach- Blüte von Gräsern oder Kratzdisteln. Blütenrei- ten die Art bis an den Rand des Aussterbens. che, nährstoffärmere Mähwiesen mit einem Eine letzte Chance für das Überleben der Trau- artenreichen Insektenvorkommen fehlen heu- erseeschwalbe auf Eiderstedt liegt in der Er- te auf Eiderstedt. Erschweren ungünstige haltung einer an die gewässerreiche Land- Wetterphasen den Nahrungserwerb zusätzlich schaft angepassten Grünlandbewirtschaftung (windaufgewühlte Wasseroberfläche, erhöhter mit einer naturschonenden Weidetierhaltung. Energiebedarf bei Altvögeln), und betrifft eine Das Land Schleswig-Holstein unternahm mit solche Flaschenhals-Situation die Aufzuchtpha- dieser Zielsetzung erhebliche Anstrengungen - se, dann ist eine erhöhte Kükensterblichkeit der Bestandsrückgang konnte bislang aller- wahrscheinlich. dings nicht gestoppt werden. Der Ansatz die-

58 Abb. 5: Angestauter Parzellengraben in Westerhever (28.8.2010). ser Arbeit zeigt, dass die Nahrungssituation Wanderung über der minimalen Stauhöhe der für die Vögel durch lokale Besatzmaßnahmen Bleche liegen. Zudem sind im gesamten Ge- mit Stichlingen kurzfristig verbessert werden wässersystem ganzjährig ausreichend hohe können. Langfristig ist dies keine Lösung. Mit Wasserstände zu halten. Im EU-Vogelschutz- der derzeitigen „Zoosituation“ mit Brutflößen gebiet auf Eiderstedt ist das Wassermanage- auf wenigen Tränkekuhlen oder mit einem ment den Zielen einer die Natur, die einmalige künstlich verringerten Prädationsdruck (= ver- Landschaft und die Ressourcen schonenden stärkte Jagd auf Beutegreifer) stehen nur kur- Grünlandbewirtschaftung anzupassen. Dabei ze Strohhalme zur Verfügung, die das abseh- ist der Erfolg des Wassermanagements am bare Aussterben der Art in wenigen Jahren Vorkommen wertgebender Organismen zu nicht verhindern können. messen [zum Beispiel Trauerseeschwalbe, Wiesenvögel, Fischotter (Lutra lutra), Das Wassermanagement in dem Grabensys- Schlammpeitzger, Kolbenwasserkäfer (Hy- tem Eiderstedts muss auf die Bedürfnisse von drous piceus), Grüne Mosaikjunger (Aeshna vi- wandernden Tierarten, unter anderem auf die ridis) ecetera.]. des Dreistacheligen Stichlings, abgestimmt werden. Die wasserbaulichen Einrichtungen sind so zu nutzen (oder neu einzurichten), Holger A. Bruns dass die im Frühjahr aufsteigenden Fisch- im Auftrag des Vereins „Weideland Eider- schwärme in die Sielzüge und Zuggräben ein- stedt“ mit finanzieller Unterstützung des Mi- wandern können. Die Laichhabitate in den mit nisteriums für Energiewende, Landwirtschaft, Staublechen parzellierten Gräben können da- Umwelt und ländliche Räume des Landes bei von den Wasserorganismen nur erreicht Schleswig-Holsteins werden, wenn die Wasserstände während der

59 2.7 b Erhalt der Trauerseeschwalbe auf Eiderstedt - Vertragsnaturschutz allein nicht ausreichend Bereits seit Jahrzehnten steht die Trauersee- die Vögel ausreichend viele Fische, Kaulquap- schwalbe im Blickpunkt der Naturschutzbemü- pen und Wasserinsekten, während die Tränk- hungen auf der Halbinsel Eiderstedt. Neben kuhlen ihnen als Brutplatz dienten. Die große den beiden Kolonien im Ostroher Moor bei Zahl der Kuhlen und die Dichte und Qualität Heide und im Drager Vorland an der Unterei- der Wasserläufe erlaubte dabei einen Wechsel der hat sich hier ein kleiner Bestand dieser der Koloniestandorte – eine wichtige Voraus- einstmals in den gewässerreichen Landschaf- setzung für eine effektive Feindvermeidung. ten Schleswig-Holsteins weit verbreiteten Noch 1997 brüteten 79 Paare in sieben Kolo- Brutvogelart und einzigen heimischen Sumpf- nien auf Eiderstedt (Schwennesen 1997). seeschwalbe halten können. Schätzungen zu- Doch Intensivierungsdruck, Entwässerung und folge sollen nach 1945 noch 1.600 Trauersee- Grünlandumbruch haben auch vor der Eider- schwalbenpaare in Schleswig-Holstein gebrü- stedter Landschaft nicht halt gemacht. tet haben (Drenckhahn et al. 1970). Ende der sechziger Jahre gab es noch knapp 600 Brut- Im Jahr 2013 brüteten nur noch 20 Paare in paare. Anfang der achtziger Jahre des vorigen mehreren kleinen Kolonien auf Eiderstedt ein- Jahrhunderts war ihre Zahl bereits auf circa schließlich dem Oldensworter Vorland (Ivens 150-160 Paare gesunken (Albrecht 1984) und mündliche Mitteilung). Alle bekannten Brut- in den letzten Jahren gab es nur noch 30 bis plätze liegen innerhalb des Vogelschutzgebie- 40 Paare dieser eleganten Flieger im Lande. tes Eiderstedt beziehungsweise des Vogel- Nach Arealverlust und starkem Rückgang in schutzgebietes an der Untereider. Trotz inten- den Mooren, Sumpfbereichen und Seengebie- siver Schutzbemühungen seitens engagierter ten Schleswig-Holsteins bildeten über viele Privatpersonen und des Landes Schleswig- Jahre die weitläufigen Wiesen und Weiden Ei- Holstein bewegt sich damit der Brutbestand derstedts mit ihren zahllosen Tränkekuhlen auf Eiderstedt seit Jahren auf einem sehr und dem dichten Netz aus offenen und was- niedrigen Niveau (Abbildung 1.). Dennoch ist serführenden Gräben und Sielzügen den letz- es letztlich diesen Schutzbemühungen zu ver- ten wichtigen Rückzugsraum für die Trauer- danken, dass die Trauerseeschwalbe über- seeschwalbe in Schleswig-Holstein. In dieser haupt noch als Brutvogel auf Eiderstedt vor- an Kleingewässer reichen Landschaft fanden kommt.

Abb. 1: 35 Brutpaare und Auf- 30 zuchterfolg der 25 Trauerseeschwal- 20 Brutpaare ben auf Eiderstedt 15 Flügge Jungvögel 2008-2013 (Daten- 10 grundlage Ivens 5 2013) 0 2008 2009 2010 2011 2012 2013

Anfang 2000 wurde mit dem „Trauersee- ten. Die Nachfrage nach diesen sowohl für schwalbenprogramm“ ein eigenständiges Ver- Einzelflächen als auch für ganze Betriebe kon- tragsmuster im Rahmen des Vertragsnatur- zipierten Programmen ist groß. Mehr als schutzes entwickelt, das speziell auf die natur- 5.500 Hektar Grünland werden zurzeit auf Ei- räumlichen Eigenarten der Eiderstedter Land- derstedt gemäß den Auflagen extensiv bewirt- schaft, die dort wirtschaftenden landwirt- schaftet und mit einer vorgegebenen Tierzahl schaftlichen Betriebe und die Bedürfnisse der beweidet oder spät gemäht. Kernstück der Trauerseeschwalbe und Wiesenvögel abge- Programme sind jedoch die Biotop gestalten- stimmt wurde. 2006 wurde das „Trauersee- den Maßnahmen, für die jeder teilnehmende schwalbenprogramm“ durch die beiden Ver- Betrieb zwei Prozent seiner Vertragsfläche zur tragsnaturschutzprogramme „Weide-Wirt- Verfügung stellen muss und auf denen das schaft Marsch“ und „Weide-Landschaft Land Schleswig-Holstein Maßnahmen zur Ha- Marsch“ abgelöst. Das Ziel all dieser von der bitatoptimierung für die Trauerseeschwalbe Europäischen Union kofinanzierten Agrarum- aber auch für Kiebitz und andere Wiesenvögel weltprogramme besteht darin, eine amphibi- umsetzt. sche Marschenlandschaft am Leben zu erhal-

60 Abb. 2: Die Schaffung neuer Wasserflächen durch Grüppen- und Grabenanstau sowie durch Anlage von neuen Tränkekuhlen in Zusammen- hang mit der Pflege einer weitläufigen Weidewirtschaft sind die Inhalte des Vertragsnaturschutzes auf Eiderstedt Fotos: Inke Rabe

Seit 2001 wurden auf den Vertragsnaturschutz- von entscheidender Bedeutung für den Fort- flächen mehr als 5.200 Einzelmaßnahmen bestand der Trauerseeschwalbe auf Eider- durchgeführt. Mehr als 400 Kilometer Gräben stedt. Nach niederländischen Untersuchungen und 200 Kilometer Grüppen wurden angestaut, zeichnen sich günstige Bruthabitate der Trau- 58 Kilometer Gräben und 18 Kilometer Grüp- erseeschwalbe durch einen Anteil von min- pen verbreitert. 170 Tränkekuhlen konnten neu destens zehn Prozent offenen Wasserflächen angelegt beziehungsweise bestehende ent- aus (van Winden mündliche Mitteilung). Heute schlammt werden. Zusätzlich wurden mehr als befinden sich alle Brutplätze auf Flächen, die 70 Kilometer Gräben geräumt oder ausgemäht nach den Vorgaben des Vertragsnaturschutzes (Abbildung 2). Auch zahlreiche flächige Vernäs- bewirtschaftet werden oder die der Stiftung sungen sind in diesem Zusammenhang ent- Naturschutz gehören. Auch auf deren Flächen standen oder alte Gräben, die im Zuge der wurden Gräben und Gruppen angestaut und Flurbereinigung verschwanden, wurden wieder verbreitert. ausgehoben und angestaut. Insgesamt wurden in den letzten Jahren mehr als 1,4 Millionen Nicht nur die Trauerseeschwalben auch die Euro für Naturschutzmaßnahmen seitens des Wiesenvögel profitieren von dem Wasserma- Landes aufgewendet. nagement. Denn während in vielen Teilen Ei- derstedts ein Rückgang der Wiesenvogelbe- Ziel aller Gestaltungsmaßnahmen ist es, mehr stände um mehr als 50 Prozent festgestellt offene Wasserflächen zu schaffen und das im wurde, blieben sie in den Gebieten, in denen Frühjahr gefallene Niederschlagswasser länger umfangreiche Wasserhaltemaßnahmen durch- in der Landschaft zu halten. Neben der Schaf- geführt werden konnten, nahezu stabil oder fung sicherer Nistplätze durch das Auslegen nahmen wie beim Kiebitz sogar geringfügig zu von Brutflößen (Abbildung 2, 3) ist insbeson- (Hötker et al.2011). Dies beleuchtet die im- dere die Schaffung offener Wasserflächen in mense Bedeutung von Wasserflächen und der unmittelbaren Umgebung der Kolonien Vernässungen für die Vogelwelt der Marsch.

61 Abb. 3: Eine erfolgreiche Brut der Trauersee- schwalbe ist auf Ei- derstedt nur noch auf Brutflößen möglich Foto: C. Ivens

Letztlich haben jedoch alle Anstrengungen bis- stützung der Trauerseeschwalbe auf Eider- her nicht dazu geführt, den Bestand der Trau- stedt durch Erhöhung der Nahrungsbasis in erseeschwalbe auf Eiderstedt zu erhöhen und kolonienahen Gewässern“ in diesem Heft). langfristig zu sichern. Dafür ist der Bruterfolg, Dringend notwendig wäre eine Beteiligung der das heißt die Anzahl der flüggen Jungvögel, in Wasserwirtschaft an der Verbesserung der den letzten Jahren viel zu gering ausgefallen Wasserstände und die Gewährleistung von (Abbildung 1). Prädatoren, ungewöhnliche Mindestwasserständen in den öffentlichen Konkurrenzsituationen um die Brutplätze oder Grabennetzen und Sielzügen. Weiterhin müss- die schlechte Witterung werden oftmals für ten auch auf den Stiftungsflächen noch größe- den Verlust von Gelegen und Küken verant- re flächige Überstauungen als sichere Brut- wortlich gemacht. Letztlich ist es aber viel- plätze für die Kolonien geschaffen werden. mehr der in den letzten Jahrzehnten vollzoge- Ansonsten ist zu befürchten, dass die Trauer- ne Landschaftswandel und der Wechsel von seeschwalbe trotz aufwendiger Bestandstüt- einer Wasserbewirtschaftung zu einer Entwäs- zungsmaßnahmen von Eiderstedt als Brutvo- serung, der zu der gravierenden Entwertung gel verschwinden wird. des Lebensraumes der Trauerseeschwalbe und der Wiesenvögel in den Eiderstedter Mar- schen geführt hat. Die schlechte Nahrungsver- Inke Rabe fügbarkeit, der Mangel an Kleinfischen und Dezernat Landschaftsentwicklung, Gebiets- Wasserinsekten, führt dazu, dass der Nach- schutz wuchs verhungert oder die Vögel zu viel Zeit Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und mit der Nahrungsbeschaffung verbringen, Zeit, ländliche Räume die benötigt wird, um Gelege und Nachwuchs Hamburger Chaussee 25 vor Kälte oder Feinden zu schützen (siehe 24220 Flintbek dazu auch den Artikel von H. Bruns „Bestand-

62 2.7c Lachseeschwalbe Das Schutzprojekt für die Lachseeschwalbe in Verbreitung und Bestand Dithmarschen besteht nun im dritten Jahr. Küsten und Ufer mit natürlicher Dynamik sind Erstes Ziel des Projektes ist es, den Bestand auf Grund von Eindeichungen und flächende- kurzfristig zu stabilisieren und langfristig auf ckender Entwässerung in West- und Mitteleu- ein robustes Niveau anzuheben. ropa kaum noch vorhanden. Besonders gravie- rend zeigt sich dieser Verlust bei den Lachsee- Wesentliche Elemente des Schutzprojektes schwalben im Binnenland. Während in Südeu- sind: ropa durch die Ausweitung des Reisanbaus ț Überwachung der Kolonie während der (besonders in Spanien) Sekundärlebensräume Brutzeit von Anfang Mai bis Anfang Au- entstanden, die die dortigen Vorkommen sta- gust, Besucherinformation und Besucher- bilisieren konnten, folgte in Mitteleuropa in lenkung, Schutz vor vermeidbaren Störun- der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts der gen durch zwei permanent anwesende Be- Bestandszusammenbruch. Nach dem Erlö- treuer, die in einem Bauwagen des Lan- schen der Population an den Voralpenflüssen desbetriebes für Küstenschutz, National- spätestens um 1930, hatte sich der mitteleu- park und Meeresschutz Schleswig-Holstein ropäische Bestand auf die in Dänemark und an (LKN) am Deich mit Blick auf die Kolonie der Nordseeküste Schleswig-Holsteins behei- stationiert sind. matete cimbrische Population konzentriert, de- ț Vorbereitung für Rettungsmaßnahmen von ren Maximum Anfang der vierziger Jahre bei Küken und Gelegen bei drohenden Überflu- etwa 500 Brutpaaren lag. 30 Jahre später fand tungen. sich dort nur noch ein Zehntel des Ausgangs- ț Monitoring der Kolonie, Überwachen des bestandes (Abbildung 2). Gleichzeitig verlager- Brutfortschrittes, Erfassen von Prädation - te sich der Verbreitungsschwerpunkt aus der insbesondere durch Landraubtiere - durch jütischen Limfjord-Region südwärts an die regelmäßige, schonende Vorlandkontrollen deutsch-dänische Wattenmeerküste, wo sich sowie automatische Kameras, Umsetzung heute im Dithmarscher Elbvorland bei Neufel- von Schutzmaßnahmen (zum Beispiel Auf- derkoog ihre letzte, im Jahr 2013 31 Brutpaare stellen von Elektrozaun). umfassende Kolonie befindet. Zwei weitere ț Bruterfolgskontrolle, Beringung und Farb- Paare brüteten aktuell in Niedersachsen, eines markierung der Jungvögel, Sammeln von in Dänemark. Daten zur Populationsbiologie. ț Sammeln von Daten zur Ernährungssituati- on und Nahrungsökologie. Nahrung Im Gegensatz zu Brand- oder Küstensee- schwalben sind Lachseeschwalben offenbar weniger salztolerant und meiden zur Brutzeit Nahrung mit dem Salzgehalt vom Meerwas- ser. Stattdessen jagen sie vorzugsweise im Binnenland (Insekten, Regenwürmer, Eidech- sen, Kleinsäuger) oder an Süßgewässern (zum Beispiel Krebse, Kleinfische, Amphibien). So ist zum Beispiel die im Süß- und Brackwasser des Elbeästuars verbreitete Wollhandkrabbe (Eriocheir sinensis) im Raum Neufeld die häu- figste Beute (Abbildung 3), während die im Wattenmeer ähnlich zahlreiche Strandkrabbe (Carcinus maenas) im Nahrungsspektrum der letzten vier Jahre nicht festgestellt wurde.

Vermutlich beruht die Beschränkung auf salz- arme Nahrung zur Brutzeit auf einer geringen Salzverträglichkeit der Küken. Nahrungsökolo- gische Voraussetzung für erfolgversprechende Brutvorkommen von Lachseeschwalben scheint also eine artenreiche limnisch-terrestri- sche Kleintierfauna und Zugang zu Süßwasser zu sein, wie sie die extensiv bewirtschafteten Elbmarschen früherer Tage bieten konnten. Das dithmarscher Elbufer ist heute mit Aus- Abb. 1: Adulte Lachseeschwalbe im Hafen von Neu- nahme der Vorländer und Deiche fast vollstän- feld. Foto: Reimer Stecher. dig in intensive Agrarlandschaft umgewandelt,

63 Abb. 2: Brutpaare Dänemark Deutschland Bestandsentwick- 500 lung seit 1930 450 400 350 300 250 200 150 100 50 0 1930 1940 1950 1960 1970 1980 1990 2000 2010 Jahr

wogegen auf der niedersächsischen Seite freien Sand- und Kiesbänken von Voralpenflüs- noch höhere Anteile an extensivem Grünland sen im Einzugsbereich der Donau. Vorausset- zu finden sind. Deshalb hielten sich in der Vor- zung für die Ansiedlung von Lachseeschwal- brutzeit und nachdem sie ihre Bruten verloren ben ist stets die Anwesenheit von Kolonien hatten viele Lachseeschwalben (bis zu ein anderer („gastgebender“) Arten, mit denen Drittel des Bestandes) zur Nahrungssuche in Lachseeschwalben ihr Brutgeschäft synchroni- Nordkehdingen auf. sieren und deren Schutz sie suchen (in unse- ren Breiten Fluss- und Küstenseeschwalbe, Abb. 3: Lachmöwe und Säbelschnäbler). Zusammen Lachseeschwalbe mit diesen Arten siedeln sie auf vegetations- mit erbeuteter freien Kies- und Sandbänken in Insellage oder Wollhandkrabbe. auf Nehrungen, ersatzweise auf durch Schaf- Foto: Gerd-Michael beweidung und Gänsefraß sehr niedrig be- Heinze wachsenen Vorländern. Auch im Vorland wird tendenziell die Nähe zum Wasser (an Prielen, Gräben und Kanten) gesucht.

Bruterfolg In den letzten vier Jahren befanden sich sämt- liche Brutvorkommen im deutsch-dänischen Wattenmeer (keine in Jütland), wobei es allein im südlichen Dithmarschen zu einer Kolonie- gründung kam. Die Anzahl der Brutpaare war über diesen Zeitrahmen insgesamt rückläufig, was auf Grund des geringen Bruterfolges in den Vorjahren nicht überraschte. Im Jahr 2012 gab es zur Freude aller Beteiligten zum ersten Mal seit etwa zehn Jahren nennenswerten Bruthabitat Bruterfolg – in der Kolonie Neufelderkoog wur- Ursprüngliche Bruthabitate der Lachsee- den bei 38 Paaren über 30 Jungvögel flügge. schwalbe sind temporär überschwemmte 2013 zogen 31 Paare 20 Jungvögel erfolgreich Landschaften, die nicht zwingend am Meer auf, wobei etwa ein Drittel der Brutpaare er- liegen müssen. Im kontinentalen Osteuropa folglos blieb. Drei Brutpaare aus Niedersach- brüten Lachseeschwalben zum Beispiel in sen und Dänemark steuerten weitere vier bis Steppen und Halbwüsten an Seen und Flüs- fünf Jungvögel für die cimbrische Population sen, die nur wenige Wochen im Jahr nach der bei, sodass der Gesamtbruterfolg der mittel- Schneeschmelze Wasser führen. Bis in die europäischen Population mit maximal 25 flüg- zwanziger Jahre hinein gab es eine etwa 100 gen Nachkommen von 34 Brutpaaren anzuset- Brutpaare starke Population an vegetations- zen ist (0,74 Jungvögel pro Brutpaar).

64 Verluste und Gefährdungen Raubsäuger auf einem sehr hohen Niveau be- Die wichtigsten Ursachen für Verluste bezie- finden und einen starken Ausbreitungsdruck hungsweise Mortalität von Gelegen und Kü- auf die Küste erzeugen. Damit ist für den Ar- ken sind: tenschutz eine verschärfte Situation entstan- ț Prädation durch Raubsäuger den. Der langfristige Erhalt der Seevogelkolo- ț Überflutungen der Brutplätze nien in den Vorländern der Festlandsküste be- ț Extreme Wetterlagen darf zukünftig eines integrierten Management- ț Störungen konzeptes für Prädatoren in ihrem Einzugsbe- reich. Die bislang weitgehende Abwesenheit von Landraubtieren auf Inseln und Halligen Prädation durch Raubsäuger muss mit allen Mitteln gewährleistet bezie- Seevogelkolonien stellen eine ergiebige Nah- hungsweise wiederhergestellt werden, um rungsquelle für Prädatoren dar. Ursprünglich Brutmöglichkeiten für koloniebrütende Möwen waren tagaktive, flugfähige Prädatoren wie und Seeschwalben zu gewährleisten und da- Greifvögel und Großmöwen die einzige Bedro- mit auch zukünftig Lachseeschwalben dort hung für die in der Weite natürlicher Ansiedlungsmöglichkeiten bieten zu können. Schwemmländer verteilten Bodenbrüter. Kon- takte mit Raubsäugern wie Füchsen und Mar- dern waren selten, da die Brutplätze auf Inseln und Sandbänken für sie praktisch unerreichbar waren. Koloniebrütende Seevögel haben da- her im Laufe der Evolution recht wirksame Ab- wehrstrategien gegen Möwen und Greifvögel entwickelt, sind aber gegen Raubsäuger weit- gehend hilflos, besonders nachts.

Bereits im Jahr 2010 deutete sich an, dass ne- ben ungünstigen Wetterbedingungen Prädati- on durch Füchse der Grund für die Brutausfäl- le in der Kolonie Neufelderkoog gewesen sein könnte. Seit Projektbeginn 2011 wurden daher jedes Jahr die am dichtesten besiedelten Teil- bereiche der Kolonien durch Elektrozäune, wie sie auch in der Schäferei im Einsatz sind, ge- schützt. Während 2012 nur kurzzeitiger Präda- tionsdruck auf die Lachseeschwalben festzu- stellen war, wurden 2013 die Kolonien der Fluss- und Lachseeschwalben von Füchsen und vermutlich auch Minks massiv heimge- sucht (Abbildung 4). Alle acht Lachseeschwal- benpaare außerhalb des Elektrozaunes sowie Abb. 4: Prädationsopfer im Neufelderkoog-Vorland (20.6.2013). Foto: Markus circa 5 innerhalb verloren ihre Bruten. Bei den Risch/GFN. etwa 1.500 Brutpaaren der Flussseeschwal- ben kam es bis Ende Juli praktisch zu einem Totalausfall der Reproduktion sowie getöteten Überflutung der Brutplätze Altvögeln in dreistelliger Größenordnung. Auf den Vorländern der Westküste kommt es in jedem Jahr naturgemäß zu Überschwem- Nach den bisherigen Erfahrungen entfalten mungen durch Sturm-Hochwasser, deren An- Elektrozäune gegen den Fuchs zumindest zeit- zahl in Abhängigkeit von der Geländehöhe weise eine gewisse Wirkung, können aber schwankt: Je höher eine Vorlandfläche liegt, keine Marderartigen abhalten. Nachteil dieser desto geringer ist das Risiko von Überflutun- Methode ist außerdem, dass sie nur auf rela- gen. tiv kleiner Fläche einsetzbar ist. Elektrozäune können also keine dauerhafte Lösung für das In einer Analyse der seit 2010 von Lachsee- Problem sein, dass binnenländische Raubsäu- schwalben in Dithmarschen genutzten Brut- ger heute nur wenige hundert Meter über den plätze stellte sich heraus, dass der Kolonie- Deich wandern müssen, um dort zur Brutzeit standort Neufelderkoog-Vorland mit gut 90 Nahrung im Überfluss vorzufinden. Seit mit Zentimetern über mittlerem Hochwasser dem flächendeckenden Ausbringen von Impf- (MHW) im Hinblick auf das Überflutungsrisiko ködern bestandsregulierende Seuchen zurück- relativ günstig liegt (Abbildung 5). Seit ein- gedrängt worden sind, kann davon ausgegan- schließlich 2011 waren die Kolonien dort kei- gen werden, dass sich die Populationen der ner gefährlichen Hochwassersituation ausge-

65 Abb. 5: Hochwassersimula- tion im Neufelderk- oog-Vorland bei MHW + 90 Zenti- meter. Punkte kennzeichnen Kolo- niestandorte 2010 – 2013.

setzt, die ein Eingreifen zur Rettung von Gele- willige Störungen traten nicht mehr auf – si- gen und Küken erfordert hätte. Die niedrig lie- cherlich auch die Konsequenz eines Gerichts- genden Vorlandabschnitte haben den zusätzli- verfahrens gegen einen Störer und der breiten chen Nachteil, dass sie deichnah liegen, wäh- Unterstützung der Vorlandpächter und des rend die hohen eher deichfern liegen, im Neu- Landrates des Kreises Dithmarschen für den felderkoog-Vorland zum Beispiel 350 Meter Artenschutz. vom Treibselabfuhrweg entfernt. Daher sind sie besser gegen Störungen zu schützen als deichnahe Bereiche. Ziel der Artenschutzbe- Fazit und Ausblick mühungen für die Lachseeschwalbe muss es In der bisher dreijährigen Laufzeit des Projek- daher sein, die relativ hochwassersicheren tes wurden wichtige Erkenntnisse gewonnen, Brutplätze an der Abbruchkante des Neufel- mit denen das Schutzkonzept kontinuierlich derkoog-Vorlands in der aktuellen Qualität zu verbessert wurde. Durch die intensive Betreu- erhalten und Störungen während der Ansied- ung, die zunehmende lokale Unterstützung lungsphase zu vermeiden, damit es nicht zu und die relativ günstigen natürlichen und stan- Abwanderung kommt. Zusätzlich müssen aber dörtlichen Bedingungen der Brutplätze im Vor- auch die Kolonien der gastgebenden Arten an land von Neufelderkoog stellte sich erstmals diesen Stellen besonders intensiv geschützt seit vielen Jahren ein nennenswerter Repro- und gefördert werden, da sich ohne sie dort duktionserfolg ein (50 flügge Jungvögel in den vermutlich keine Lachseeschwalben ansiedeln letzten beiden Jahren). würden. Dringender Handlungsbedarf besteht im Hin- Ungünstige Wetterperioden blick auf den Prädationsdruck durch Raubsäu- Nasskalte Wetterlagen über mehrere Tage hin- ger, der die Lachseeschwalben sowohl direkt weg, wie sie während der „Schafskälte“ im als auch indirekt über die Gefährdung der Juni regelmäßig auftreten, aber auch Hitzepe- Flussseeschwalbe als gastgebender Art be- rioden, gefährden vor allem kleine Küken in droht. Dass Füchse und Marder in der Lage der ersten Lebenswoche. In dieser Phase ist sind, Seevogelkolonien innerhalb kurzer Zeit ihre Thermoregulation noch nicht ausgebildet, zu vernichten, ist aus vielen ehemaligen See- so dass sie empfindlich gegenüber Vernäs- vogelbrutgebieten, insbesondere an der Ost- sung/Auskühlung und Überhitzung sind. Stö- seeküste, bekannt. Hoffentlich bleibt den Ko- rungen reduzieren die Möglichkeit der Eltern, lonien in den Vorländern der Friedrichskoog- ihre Küken zu hudern und richten gerade in Halbinsel, den derzeit größten Flusssee- dieser Zeit die größten Schäden an. Als natür- schwalbenbeständen im Wattenmeer und der liche und unvorhersehbare Einflussgröße sind einzigen mitteleuropäischen Lachseeschwal- ungünstige Wettersituationen hinzunehmen, benkolonie, ein ähnliches Schicksal erspart. zumal ihre Tragweite relativ gering ist. Die wetterbedingten Verluste an Küken betrugen 2012 vermutlich fünf, 2013 vermutlich drei Kü- Dr. Inken Mauscherning (Bündnis Naturschutz ken. in Dithmarschen), Klaus Günther (Schutzstation Wattenmeer), Bernd Hälterlein (LKN-Nationalparkverwal- Störungen tung), Nachdem bis einschließlich 2011 menschliche Störungen an den Koloniestandorten im südli- Dr. Markus Risch (GFN, Kiel) chen Dithmarschen relativ häufig und vermut- Bündnis Naturschutz in Dithmarschen e.V. lich auch folgenschwer waren, gingen diese in Meldorfer Str. 17 den Jahren 2012 und 2013 stark zurück. Mut- 25770 Hemmingstedt

66 2.7d Seeregenpfeifer Mehr als 95 Prozent des im Jahr 2011 auf rund 240 Paare bezifferten deutschen Brutbestandes des Seeregenpfeifers (Charadrius alexandrinus) befinden sich in Schleswig-Holstein. Die Be- standssituation dieser Art wurde bereits in den Jahresberichten „Jagd und Artenschutz“ der Jahre 2009 und 2010 für dieses Bundesland dargestellt. Im Folgenden sollen aktuellere Be- standsdaten für Schleswig-Holstein präsentiert und ausgewählte Aktivitäten vorgestellt wer- den, die im Rahmen des Projektes „Möglich- keiten zum Erhalt der Brutpopulation des See- regenpfeifers in Schleswig-Holstein“ in den Jahren 2009 bis 2013 vom Michael-Otto-Institut im NABU im Auftrag des Ministeriums für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume des Landes Schleswig-Hol- stein durchgeführt wurden.

Ziel des Projektes war es, Brutbestände, Brut- erfolg, Überlebens- und Umsiedlungsraten so- wie Habitatansprüche der in Schleswig-Holstein brütenden Seeregenpfeifer zu untersuchen. An Hand dieser Daten sollte beurteilt werden, wie das Management in den derzeit von der Art ge- nutzten Brutplätzen optimiert werden kann und ob ein Potenzial zur Besiedlung aktuell nicht be- setzter Gebiete besteht. Da die Brutsaison Abb. 1: Brutverbreitung des Seeregenpfeifers in 2013 bei der Erstellung dieses Berichtes gera- Schleswig-Holstein im Jahr 2012. de erst beendet war, sind noch keine Angaben zum landesweiten Bestand und Bruterfolg im Jahr 2013 möglich. Diesbezügliche Daten für durch Nonnengänse beweidetes Grünland in einzelne Gebiete aus dem Jahr 2013 sind daher Deichnähe. Im Jahr 2013 waren hier Ende Mai von vorläufigem Charakter. bis zu sieben Paare anwesend.

Der landesweite Brutbestand des Seeregen- Verbreitung und Brutbestände pfeifers (siehe Abbildung 2) hatte zu Beginn Die Brutverbreitung des Seeregenpfeifers in der 2000er Jahre mit jahrweise weniger als Schleswig-Holstein ist auf die Westküste be- 150 Paaren einen Tiefpunkt innerhalb der letz- schränkt. Abgesehen von zwei Brutplätzen in ten zwei Jahrzehnte erreicht. Danach nahm natürlichen Strand-Lebensräumen mit langfris- der Bestand wieder leicht zu, blieb jedoch zu- tig rückläufigen Bestandszahlen (Sylt, St. Pe- nächst bei weniger als 200 Paaren. Im Zeit- ter) wurden in den letzten Jahren überwie- raum von 2009 bis 2011 stieg er von 166 auf gend Bruten in den Naturschutzkögen (Belt- 235 Paare an, sank jedoch im Jahr 2012 wie- ringharder Koog, Rickelsbüller Koog, Katinger der leicht auf 223 Paare. Vorläufige Ergebnisse Watt) dokumentiert (siehe Abbildung 1). Im aus dem Jahr 2013 deuten auf einen wieder Jahr 2012 brüteten rund 90 Prozent der Paare positiven Bestandstrend hin. So erhöhte sich in diesen Lebensräumen. Wichtigstes Brutge- beispielsweise der Brutbestand im Rickelsbül- biet im gesamten Nordseeraum war der Belt- ler Koog (mit Vorland) von 39 Paaren im Jahr ringharder Koog mit 128 Paaren im Jahr 2012. 2012 auf 44 Paare 2013. Im Bereich von St. In den Jahren 2012 und 2013 wurden darüber Peter (mit Ordinger Wiesen) stieg er im sel- hinaus außerhalb der Naturschutzköge zwei ben Zeitraum von 18 auf 23 Paare. Im Bereich beziehungsweise drei Paare an der Hafenmole des Katinger Watts wurden 2013 hingegen in Büsum festgestellt. Zudem gab es im Jahr nur 27 Paare gegenüber 31 Paaren im Vorjahr 2012 ein neues Brutvorkommen in den Ordin- kartiert. Die Anzahl besetzter Gebiete hat sich ger Wiesen bei Brösum auf Eiderstedt. Hier- von nur fünf im Jahr 2010 wieder auf (mindes- bei handelte es sich um kurzgrasiges, intensiv tens) acht 2013 erhöht.

67 Abb. 2: 700 Brutbestandsent- wicklung des See- 600 regenpfeifers in Schleswig-Holstein (Quelle: LKN-Natio- 500 nalparkverwaltung, eigene Daten). 400

300 Anzahl BP 200

100

0 1970 1988 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 Jahr

Bruterfolg und Verlustursachen In drei Gebieten (Beltringharder Koog, St. Pe- jeweils rund 0,7 flügge Jungvögel pro Paar ter und Katinger Watt) wurden in den Jahren (Jahre 2009 – 2012) ermittelt werden. In einer 2009 bis 2013 genauere Untersuchungen zum ähnlichen Größenordnung lag auch der mittle- Bruterfolg durchgeführt. Am Nordufer des Ar- re Bruterfolg in zwei anderen Teilgebieten des lau-Speicherbeckens im Beltringharder Koog Beltringharder Kooges (Salzwasserbiotop, Süd- („Gebiet Arlau“) und in St. Peter wurde zu- östliches Feuchtgrünland). dem der Schlupferfolg untersucht. Im Gebiet Arlau kamen in allen Untersu- Der Schlupferfolg war in den Jahren 2009 bis chungsjahren Nestkameras zum Einsatz, um 2012 im Gebiet Arlau mit einer Schlupfwahr- die Ursachen für Gelegeverluste genauer un- scheinlichkeit der Gelege von 9 Prozent bis 69 tersuchen zu können. Außerdem sollten mit Prozent größer als in St. Peter (1 Prozent bis Hilfe der gewonnenen Kamerabilder an den 21 Prozent). Die Ursachen für den geringen Beinen der Seeregenpfeifer befindliche Farb- Wert im Vorland von St. Peter lagen einerseits ringe abgelesen werden. Es wurden Fotofallen in einer hohen Prädationsrate und andererseits des Typs MOULTRIE GAMESPYi60 eingesetzt. in häufigen Gelegeverlusten durch Über- Dabei handelte es sich um Digitalkameras, die schwemmungen in Folge hoch auflaufender durch Bewegungen im Sensorbereich (hier: Fluten. In den Jahren 2009 bis 2013 wurden der Nestumgebung) ausgelöst werden konn- 32 Gelegeverluste durch Überflutung und 62 ten und die sowohl tagsüber als auch nachts Gelegeverluste durch Prädation dokumentiert. Fotos anfertigten. Die Kameras wurden weni- Soweit erkennbar, waren diese Verluste vor- ge Meter von den Nestern entfernt an niedri- nehmlich durch Füchse bedingt. Ein Ausnah- gen Pfosten befestigt. Insgesamt konnten auf mefall war der Sommer 2011, als acht Nach- diese Weise 107 Gelege zumindest zeitweise gelege einer kleinen Kolonie innerhalb von überwacht werden (2009: vier Gelege, 2010: fünf Tagen durch Rabenkrähen prädiert wur- 13 Gelege, 2011: 18 Gelege, 2012: 44 Gelege, den. 2013: 28 Gelege). Dabei wurden insgesamt elf Prädationsereignisse festgestellt, die auf min- Der Bruterfolg fiel in den einzelnen Gebieten destens sieben Tierarten zurückgingen (siehe sehr unterschiedlich aus: Im Vorland von St. Tabelle 1). Jeweils rund die Hälfte der mit den Peter blieb dieser in drei von fünf Jahren voll- Kameras dokumentierten Gelegeverluste ließ kommen aus. Im Jahr 2013 wurden hier erst- sich auf Säuger und Vögel zurückführen. Aus- mals seit 2010 wieder mindestens zwei Jung- gewählte Nestkamerabilder, die Prädatoren vögel (von 20 Paaren) flügge. Im Gegensatz zeigen, wurden in den Abbildungen 3a-d zu- dazu konnten im Gebiet Arlau und am Katinger sammengestellt. Watt bei jährlichen Schwankungen im Mittel

68 Tab. 1: Verteilung der mit Hilfe der Nestkameras registrierten Prädationsereignisse von Seeregenpfeifer-Gelegen im Gebiet Arlau auf die einzelnen Tierarten und Jahre. Im Jahr 2011 wurden keine Prädatoren nachgewiesen.

Tierart Anzahl Prädationsereignisse 2009 2010 2011 2012 2013 Summe Fuchs (Vulpes vulpes)1 23 Steinmarder (Martes foina)1 1 Iltis (Mustela putorius)11 Säuger, unbekannt 1 1 Wiesenweihe (Circus pygargus) 2 2 Austernfischer (Haematopus ostralegus) 1 1 Sturmmöwe (Larus canus) 1 1 Nebelkrähe (Corvus cornix) 1 1

Abb. 3a: In der Brutsaison 2013 wurden an zwei Gele- Abb. 3c: Eine in Dänemark beringte Wiesenweihe prädierte zwei Seeregen- gen Füchse fotografiert. pfeifer-Gelege in der Brutsaison 2012.

Abb. 3d: In der Brutsaison 2013 konnte erstmals fotografisch dokumentiert werden, dass eine Austernfischer-Familie ein Seeregenpfeifer-Gelege Abb. 3b: Ein Iltis prädierte ein Seeregenpfeifer-Gelege prädierte. Es handelte sich um das bisher einzige Gelege mit vier Ei- in der Brutsaison 2012. ern (normal sind drei Eier).

69 Die Ergebnisse zeigen, dass im Beltringharder Otto-Instituts im NABU war bereits in einem Koog ein breites Spektrum an Prädatoren an anderen Gebiet ein Austernfischer als Prädator den Gelegeverlusten beteiligt war. Weihen eines Trauerseeschwalben-Geleges nachge- (Circus spp.) wurden bereits in der Vergangen- wiesen worden. Trotz der vielfältigen Prädato- heit in St. Peter als Nesträuber von Strandbrü- ren-Gemeinschaft gab es im Gebiet Arlau in tern nachgewiesen. Die Prädation eines See- den meisten Jahren vermutlich mehr Jungvö- regenpfeifer-Geleges durch Austernfischer gel, als zum Ausgleich der Sterblichkeit nötig konnte durch die Nestkameras wohl erstmalig waren. fotografisch dokumentiert werden. Durch vo- rausgegangene Untersuchungen des Michael- Im Beltringharder Koog wird seit einigen Jah- ren versucht, vor der Brutzeit möglichst viele der anwesenden Füchse zu erlegen (PETERSEN- ANDRESEN, mündliche Mitteilung). Infolgedes- sen wurden im Gebiet Arlau nur in zwei Unter- suchungsjahren (2009 und 2013) während der gesamten Brutzeit Füchse (Fähen mit Jungen) festgestellt. Während der Schlupferfolg mit neun Prozent im Jahr 2009 vermutlich auf Grund der Füchse sehr gering war, wurden im Jahr 2013 nur an zwei von 28 mit Nestkame- ras überwachten Gelegen Füchse als Nesträu- ber festgestellt. Der Bruterfolg war in diesem Jahr nach vorläufigen Daten hoch (mindestens 66 große Jungvögel am 26.6.2013).

Auch im Gebiet Arlau kam es in manchen Jah- ren zu Überflutungen von Gelegen nach Star- kregenereignissen, zum Beispiel jeweils Ende Juni 2012 und 2013. Manche Seeregenpfeifer- Paare versuchten mit unterschiedlichem Er- folg selbst unter Wasser stehende Gelege weiter zu bebrüten. Mit Hilfe der Nestkameras konnte im Jahr 2013 in mindestens zwei Fäl- Abb. 4a: Drei Seeregenpfeifer-Küken sind auf einem Erdhügel geschlüpft, der len ein Schlupferfolg von Gelegen dokumen- aus dem Wasser ragte. tiert werden, die auf kleinen Hügeln oder Kuh- fladen angelegt worden waren und dadurch wenige Zentimeter hoch aus dem Wasser rag- ten (siehe Abbildungen 4a-b).

Habitatmanagement und Schutzmaßnahmen Die Seeregenpfeifer-Nistplätze in Schleswig- Holstein befinden sich zu mehr als 90 Prozent innerhalb von Schutzgebieten (EU-Vogelschutz- gebiete, Naturschutzgebiete, Nationalpark). In den meisten dieser Gebiete findet ein mehr oder weniger stark auf die Ansprüche der Art abgestimmtes Habitatmanagement statt. So wurde beispielsweise eine zwischenzeitig ver- waiste Teilfläche am Nordufer des Arlau-Spei- cherbeckens im Beltringharder Koog nach Auf- nahme einer Rinderbeweidung wiederbesie- delt: Im Jahr 2012 brüteten hier zwölf Seere- genpfeifer-Paare (siehe Tabelle 2). Der positive Trend im Beweidungsgebiet hat sich 2013 fort- gesetzt. Die Aufrechterhaltung einer ausrei- chenden Beweidungsintensität ist in diesem Gebiet zwingend notwendig, um eine Umkehr der positiven Entwicklung zu verhindern. Abb. 4b: Schlupferfolg in einem Nest, das auf einem Kuhfladen angelegt wor- Am Katinger Watt hat sich die Nicht-Entfer- den war. nung des Treibsels am Teerdeich westlich der

70 Jahr Brutpaare im Brutpaare im Brutpaare im Tab. 2: Beweidungsgebiet Arlau Gebiet Arlau Beltringharder Brutbestandsent- insgesamt Koog wicklung des See- regenpfeifers auf 2006 4 85 144 einer seit 2009 be- 2007 5 67 119 weideten Fläche im 2008 0 65 126 Vergleich zum ge- 2009 04193samten Gebiet Ar- 2010 8 52 129 lau und zum ge- samten Beltringhar- 2011 8 48 140 der Koog. 2012 12 67 128

Eiderdammflächen als einfache, aber effektive Dominic Cimiotti und Dr. Hermann Hötker Schutzmaßnahme erwiesen. Am Teerdeich Michael-Otto-Institut im NABU wurden im Jahr 2012 elf Seeregenpfeifer-Paa- Goosstroot 1 re kartiert sowie zwei Gelege im Treibsel ge- 24861 Bergenhusen funden. Nachdem am Brutplatz an der Büsu- mer Hafenmole im Jahr 2012 häufige Störun- Rainer Schulz gen der Seeregenpfeifer durch Touristen beob- Schutzstation Wattenmeer achtet worden waren, wurde hier im Jahr Hafenstraße 3 2013 durch Mitarbeiter des Landesbetriebes 25813 Husum für Küstenschutz, Nationalpark und Meeres- schutz Schleswig-Holstein eine mobile Schutz- Dagmar Cimiotti zone eingerichtet. Diese Maßnahme war inso- Grüner Weg 16 fern erfolgreich, als dass hier drei flügge Jung- 25813 Südermarsch vögel von insgesamt drei Brutpaaren nachge- wiesen werden konnten. Am Sylter Ellenbo- Brigitte Klinner-Hötker gen könnte die Einrichtung mobiler Schutzzo- Schleswiger Chaussee 78 nen für Strandbrüter am Nordstrand ebenfalls 25813 Husum die Bruterfolgsaussichten für den Seeregen- pfeifer erhöhen.

71 2.8 Wie wichtig ist der Biotopschutz für den Artenschutz? Ergebnisse eines Seminares des Bildungszentrums für Natur, Umwelt und Ländliche Räume am 21. Februar 2012 in Flintbek Die Roten Listen der gefährdeten Tier- und Überdüngung) oder spezielle Artenschutzmaß- Pflanzenarten werden immer länger. Ist es in nahmen benannt. Die Ergebnisse sind in der diesem Zusammenhang sinnvoll, sich auf ein- Tabelle dargestellt. zelne Artenschutzmaßnahmen zu konzentrie- ren oder ist hier der Schutz der Lebensräume Die neun Vortragenden mit den zehn Vorträ- all dieser Arten effektiver? Welche übergeord- gen (zu den Fischen gab es keinen Vortrag) neten Maßnahmen müssen prioritär angegan- haben die Herausforderung erfüllt, aus der Da- gen werden, um die Artenvielfalt zu erhalten? ten- und Informationsfülle die übergeordneten Welche zielgerichteten Artenschutzmaßnah- Gesichtspunkte klar herauszustellen; außer- men sind sinnvoll? Zur Klärung dieser Fragen dem haben sie Lust gemacht, sich intensiver fand ein Seminar mit dem in der Überschrift mit allen Artengruppen auseinander zu setzen. genannten Titel statt. Anhand der Roten Listen Wieder ist klar geworden: die wichtigste Da- ausgewählter Pflanzen- und Tiergruppen ha- tengrundlage für den Arten- und Naturschutz ben die Vortragenden, die gleichzeitig bei der ist und bleibt das von ehrenamtlich engagier- Erstellung der Roten Listen beteiligt waren, ten Kennerinnen und Kennern zusammenge- der Reihe nach die Bedeutung der einzelnen tragene Fachwissen, dass vom amtlichen Na- Biotope beziehungsweise Lebensräume be- turschutz weiter gezielt gewürdigt und geför- leuchtet, übergeordnete Biotopschutzmaßnah- dert werden muss. Außerdem wurde deutlich, men betont (zum Beispiel Reduzierung der wie gewinnbringend ein Austausch zwischen Bearbeiterinnen und Bearbeitern der einzelnen Artengruppen ist. Es zeigte sich nämlich, dass die Schutzprioritäten bei den einzelnen Grup- pen durchaus ähnlich gelagert sind, was die Wichtigkeit übergeordneter Biotopschutzmaß- nahmen unterstreicht.

Untergliederung der Biotope bzw. Lebens- räume in Tabelle 1 Orientiert anhand der Kartieranleitung für die gesetzlich geschützten Biotope und die FFH- Lebensraumtypen . Meere/Küsten: Offenes Meer; Priel/Ströme, Riff, Makrophytenbestand (einschl. Seegras- wiese), Watt, Sandbank, Flachwasserzone, Strand, Salzwiese, Brackröhricht, Küstendü- ne/Strandwall, Steilküste (einschl. Felsküste), Strandsee, Ästuar Binnengewässer: See, Kleingewässer, Quel- le, Fließgewässer, Verlandungsbereich, Über- schwemmungsbereich, Staudenflur, künstli- ches Gewässer Trockenbiotope: Heide, Binnendüne, Borst- grasrasen, Trockenrasen Grasland: Frischwiese, Feuchtwiese, Nass- wiese, Binnenland-Salzstelle, Grünland-Bra- che Moore: Hochmoor, Übergangsmoor, Nieder- moor, Röhricht/Ried, Sumpf Wälder und Gehölze: Bruchwald, Schlucht- Abb. 1: Ein Brauner Bläuling Aricia agestis saugt an einer Sand-Strohblume wald, Auwald, Moorwald, Kratt, Trockenwald, Hellichrysum arenarium auf den Herrenburger Dünen im Naturschutz- sonstiger Laubwald, Nadelwald, Knick, Allee, gebiet Wakenitz. Solche Lebensräume beherbergen eine Vielzahl ge- Einzelbaum fährdeter Tier- und Pflanzenarten und erfordern einen umfassenden Acker: Acker, Garten, Ruderalflur Biotopschutz (Foto: Hans-Joachim Augst). Siedlung: Siedlungsbereich, Verkehrsfläche

72 der und der Reduzierung Zulassen von Überdüngung mehr Dynamik Dynamik mehr Entwässerung, Stephan Gürlich +++ + +++ +++ serung Libellen Käfer der Über- der Entwäs- Reduzierung düngung und Arne Drews - ! !! !! Groß Wieder- düngung der Über- ansiedlung Reduzierung Schmetterlinge Kolligs

62 899 65 4.038 62 899 65 47 % 42 % 49 % 52 % gigkeit Fische einschl. stellung efindet. der Über düngung Durchgän- Wiederher- Süßwasser Neunaugen Reduzierung (H.-J. Augst) Detlef der +++ +++ K. 7 Biotop- Wieder- K. 85 % komplexe, ansiedlung Kriechtiere Reduzierung Überdüngung, Biotopverbund Arne Drews ) kommen infrage: der Roten Liste spez. und der nahmen Schutz vor Verfolgung, Biotopmaß- Nestschutz, Nestschutz, Reduzierung Überdüngung Entwässerung Wilfried Knief

+ ++ ++ + ++ +++ + +++ + + + +++ von Sinne Sinne Biotop- weitesten komplexe Störungen im Verhinderung Peter Borkenhagen vergeben und als ! oder !! ausgedrückt (große beziehungsweise sehr große Verantwortung). Eine Verantwortung besteht für einen Eine Verantwortung vergeben und als ! oder !! ausgedrückt (große beziehungsweise sehr große Verantwortung).

der Sonder- von Luft, strukturen und Boden Gewässern Verringerung und Hotspots Erhaltung von Eutrophierung Christian Christian Dolnik + ++ + ++ ++ +++ + + ++ ++ ++ +++ ++ +++ ++ ++ +++ +++ +++ ++ +++ ++ +++ +++ ++ ++ +++ +++ +++ ++ +++ ++ +++ +++ ++ +++ +++ + + ++ ++ (+) + +++ +++ + ++ +++ + ++ ++ der +++ ++ + Schutz einzelner Wuchsorte Verantwortungsarten Reduzierung Überdüngung Christof Martin

te von und +++ +++ +++ +++ +++ Biotop- Boden- bildung ungestör- Hotspots

Ermittlung Sicherung komplexe, Großpilze Moose Flechten Säugetiere Vögel Lurche Matthias Lüderitz (wie wichtig sind die verschiedenen Lebensräume für Artengruppe der ! ! ! ! !! + +++ ++ ++ +++ ++ ++ der von und +++ +++ +++ ohne 2006 2006 2001 2010 2001 2010 2003 2002 2009 2011 2011 57 % 47 % Ca. 70 % 75 % 47 % 41 % L. 74 % 1.520 3.940 642 720 15 62 221 L. und der Hotspots Pflanzen Ermittlung Sicherung Bromberen Reduzierung Überdüngung Entwässerung Katrin Romahn

Normal (für einige, meist ungefährdete Arten), Wichtig (für viele, oft gefährdete Arten), Sehr wichtig (für sehr viele, gefährdete oder einige hochgradig Arten). Bewertungsklassen + ++ +++ Einige Autoren haben diese Klassen auch für des Gesamtareals auf dessen Boden b Staat oder ein Bundesland dann, wenn sich beträchtlicher gar der überwiegende Teil GRUPPE Höhere Stand Rote Liste Artenzahl Anteil Rote– Liste-Arten alle Kategorien Meere/ Küsten Binnen- gewässer Trocken- biotope Grasland Moore Wälder Gehölze Acker Siedlung Übergeordnete Biotop- maßnahmen Spezieller Arten schutz QUELLE Tab. 1:Tab. Als

73 Von den in Schleswig-Holstein insgesamt vor- Hans-Joachim Augst, Landesamt für Landwirt- kommenden Pflanzen und Pilzen konnten ge- schaft, Umwelt und ländliche Räume, Ham- schätzt ein Drittel der Arten bewertet werden, burger Chaussee 25, 24220 Flintbek von den Tieren circa 15 Prozent. Peter Borkenhagen, Faunistisch-ökologische Insgesamt kann man als Fazit festhalten: Um Arbeitsgemeinschaft, Schrevendorf 42, 24253 die Artenvielfalt in Schleswig-Holstein nachhal- Probsteierhagen tig zu sichern, müssen Maßnahmen auf drei Ebenen stattfinden Christian Dolnik, AG Geobotanik in Schleswig- Holstein und Hamburg e.V., Ökologie-Zentrum, in folgender Priorität: Olshausenstr. 75, 24118 Kiel 1. An erster Stelle stehen die übergreifen- den Biotopmaßnahmen, die für jede Or- Arne Drews, Landesamt für Landwirtschaft, ganismengruppe anhand von Beispielen Umwelt und ländliche Räume, Hamburger konkretisiert wurden Chaussee 25, 24220 Flintbek - Reduzierung der Überdüngung und der Entwässerung; Stephan Gürlich, Büro für koleopterologische - Großflächiger Prozessschutz von natür- Fachgutachten, Wiesenstr. 38, 21244 Buch- lichen/naturnahen Biotopen, Zulassen holz von Dynamik; - Gezielte, differenzierte Pflege von Kul- Wilfried Knief, Ornithologische Arbeitsgemein- turbiotopen; schaft für Schleswig-Holstein und Hamburg - Restnaturflächen vergrößern und spe- e.V., Neukamp 10, 24253 Probsteierhagen zielle Lebensräume wiederherstellen – vorzugsweise dort, wo sie einmal vor- Detlef Kolligs, Stiftung Naturschutz Schleswig- kamen. Holstein, Eschenbrook 4, 24113 Molfsee 2. Der Biotopschutz ist wichtig für den Ar- tenschutz, ohne ihn kann man die vielen Matthias Lüderitz, Mykologische Arbeitsge- bekannten und vor allem die noch größere meinschaft Schleswig-Holstein, Hauptstraße Zahl unbekannter Arten nicht schützen. 3, 23701 Eutin-Sibbersdorf

Dabei sind einige der genannten Biotope Christof Martin, Gesellschaft für Freilandökolo- wichtiger als andere: das gilt für alle natür- gie und Naturschutzplanung mbH, Adolfplatz lich vorkommenden Biotope wie Meere, 8, 24105 Kiel Küsten, Binnengewässer und Moore, aber auch für die Trockenbiotope. Katrin Romahn, AG Geobotanik in Schleswig- 3. Spezielle Artenschutzmaßnahmen blei- Holstein und Hamburg e.V., Lange Reihe 14d, ben eine Ausnahme, die allerdings wichtig 24244 Felm sein können.

Von allen BearbeiterInnen als vordringlich he- rausgestellt wurde die Reduktion der Über- düngung. Klar wurde, dass die Ziele des Ar- tenschutzes nur dann erfüllt werden können, wenn der unabsichtliche Eintrag von Nährstof- fen über die Luft und über Oberflächenwässer deutlich verringert wird.

74 2.9 Wolfsmanagement in Schleswig-Holstein Nach jahrhunderte langer Abwesenheit sind gungen erfüllt sind: Großraubtiere wieder zurück in Deutschland. 1 – Sie ist stabil oder nimmt zu. 2 – Sie hat genügend geeigneten Lebensraum Wölfe haben das größte Potential unter den in zur Verfügung. Deutschland potentiell vorkommenden Groß- 3 – Dieser Lebensraum wird seine Qualität bei- raubtieren für eine rasche Ausbreitung und Ko- behalten. lonisation neuer Gebiete. Einzeltiere können 4 – Die Größe der günstigen Referenzpopulati- hunderte Kilometer weit in wolfsfreie Gebiete on (Favorable Reference Population, FRP) wandern. ist erreicht (in Anlehnung an die Rote Liste Kriterien D oder E der IUCN). In der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts 5 – Die Population ist so groß wie oder größer kamen mehr als 40 Wölfe aus Polen als zu dem Zeitpunkt, als die Direktive in nach Deutschland. Mehr als 30 wurden ge- Kraft trat. schossen, weitere zehn wurden Verkehrsopfer 6 – Das geeignete Referenzgebiet (Favorable auf Schiene oder Straße. Erst 1998 gelang es Reference Range, FRR) ist besetzt. einem Wolfspaar, auf einem Truppenübungs- 7 – Ein Austausch von Individuen innerhalb der platz in Nordost-Sachsen ein Territorium zu Population beziehungsweise zwischen Po- etablieren. Zwei Jahre später kam es zur ersten pulationen erfolgt oder wird gefördert (min- bestätigten Welpen Aufzucht – etwa 150 Jahre destens ein genetisch effizienter Migrant nach der definitiven Ausrottung der Art in per Generation). Deutschland. 8 – Ein effizientes und robustes Monitoring ist etabliert. Von allen Großraubtierpopulationen Deutsch- lands hat die deutsch-westpolnische Wolfspo- pulation bei weitem das größte Potential für Berichtspflicht eine rasche Ausbreitung. Es stand fest, dass Die wesentlichen Ergebnisse des Monitorings bei einer günstigen Entwicklung diese Populati- sind alle sechs Jahre an die Kommission zu be- on die Mehrheit der deutschen Länder sowie richten (Art. 17 FFH-RL). Tschechien erreichen könnte. Damit ergab sich eine klare Herausforderung für ein grenzüber- Auf nationaler Ebene sind Verbreitungs- sowie schreitendes Management und Monitoring. Vorkommenskarten zu erstellen.

Anforderungen nach der FFH-Richtlinie Gegenwärtiges Monitoring von Übergeordnetes Ziel der FFH-Richtlinie ist das Großraubtieren in Deutschland Erreichen und Erhalten eines günstigen Erhal- Die Bundesrepublik ist ein föderalistisches Sys- tungszustands (Favorable Conservation Status, tem aus 16 Ländern. Die Bundesregierung gibt FCS) für alle Habitate und Arten von europäi- den gesetzlichen Rahmen vor, die Länder set- schem Interesse, sowie die Erhaltung der Bio- zen ihn um. Großraubtiere sind (außer durch diversität natürlicher Habitate, wilder Fauna und EU-Recht) durch Bundesgesetze geschützt, die Flora in den Mitgliedsstaaten. Um festzustellen, Bundesregierung berichtet an die EU-Kommis- ob dieses Ziel im Einzelfall erreicht ist, sollen sion. Da aber die Umsetzung der Schutzbestim- die Mitgliedsstaaten „den Erhaltungszustand mungen Ländersache ist, sind die Länder auch der natürlichen Habitate und der in Anhang II zuständig für das Monitoring. Analyse und In- und IV Art. 2 aufgeführten Arten überwachen, terpretation des Monitorings werden derzeit mit besonderer Berücksichtigung von Habitaten ebenfalls von den Ländern durchgeführt. Die und Arten prioritärer Bedeutung (Art. 11, FFH Zusammenführung der Länderberichte zu ei- RL). Nachdem alle Großraubtierarten in Anhang nem nationalen Bericht obliegt dem Bundesamt II und IV FFH RL gelistet sind, ist das Monito- für Naturschutz. ring des Erhaltungszustands eine Verpflichtung, die direkt aus Art. 11 der Habitatrichtlinie folgt. Standards für ein Monitoring von In den Leitlinien für Managementpläne für Groß- Großraubtieren in Deutschland raubtiere auf Populationsebene (LINNELL ET Für das Monitoringprogramm werden die AL. 2008) ist der Begriff günstiger Erhaltungs- SCALPKriterien verwendet. zustand (FCS) folgendermaßen definiert (diese Leitlinien sind zwar rechtlich nicht bindend, SCALP (Status and Conservation of the Alpine werden von der Kommission aber als beste Lynx Population) ist eine Schutzinitiative, die fachliche Grundlage verwendet): unter anderem auch standardisierte Kriterien Eine Population ist in einem günstigen Erhal- für die Interpretation von Monitoringdaten für tungszustand, wenn alle folgenden acht Bedin- den Luchs entwickelt hat.

75 C1: eindeutiger Nachweis = harte Fakten, Ein Rudel wird als eine Gruppe von mehr als die die Anwesenheit eines Großraubtiers ein- zwei Wölfen, die in einem Territorium leben, deutig bestätigen (Lebendfang, Totfund, gene- bestätigt durch C1- oder C2-Daten definiert. tischer Nachweis, Foto, Telemetrieortung). Ein reproduzierendes Rudel besteht aus zwei oder mehr Wölfen mit bestätigter Reproduk- C2: Bestätigter Hinweis = von erfahrener tion. Person überprüfter Hinweis (zum Beispiel Spur oder Riss), bei dem ein Großraubtier als Verursacher bestätigt werden konnte. Die er- Wolfsmanagement in Schleswig-Holstein fahrene Person kann den Hinweis selber im Das Wolfsinfozentrum Schleswig-Holstein im Feld oder anhand einer Dokumentation von ei- Wildpark Eekholt mit den zum größten Teil ner dritten Person bestätigen. 2011 geschulten ehrenamtlichen Wolfsbetreu- ern ist zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit, C3: Unbestätigter Hinweis = Alle Hinweise, die Koordinierung des Wolfsmonitorings und bei denen ein Großraubtier als Verursacher auf die Beratung bei Präventionsmaßnahmen. Grund der mangelnden „Beweislage“ von ei- ner erfahrenen Person weder bestätigt noch Aufgaben des Wolfinfozentrums sind neben ausgeschlossen werden konnte. Dazu zählen Information- und Aufklärungsarbeit für die Be- alle Sichtbeobachtungen, auch von erfahrenen völkerung, die Lagerung und Bereitstellung Personen, ferner alle Hinweise, die zu alt sind, von Materialien (Elektrozäune, Lappzäune et- unklar, unvollständig dokumentiert sind, zu cetera) zum Schutz von Haustierherden vor wenige um ein klares Bild zu ergeben (zum Wölfen, zentraler Ansprechpartner für die Mel- Beispiel bei Spuren) oder aus anderen Grün- dung von Wolfssichtungen und Beratung von den für eine Bestätigung nicht ausreichen; Meldenden beziehungsweise Betroffenen, ebenso alle Hinweise, die nicht überprüft wer- zentrale Bereitstellung von so genannten den konnten. Die Kategorie C3 kann in Unter- Wolfsberatern, Vermittlung erfahrener Perso- kategorien „wahrscheinlich“ und „unwahr- nen gemäß BfN-Skript 251 aus dem Jahr 2009 scheinlich“ unterteilt werden. und Erstellung eines Berichts über die Ergeb- nisse der jährlichen Tätigkeit.

Räumliche Analyse – Vorkommen und Verbreitungsgebiet Wolfsnachweise in Schleswig-Holstein Mit den Begriffen Vorkommen und Verbrei- Im Juli 2012 wurde ein Wolf im westlichen tungsgebiet wird der räumliche Zustand einer Kreis Segeberg durch Fotofalle und geneti- Population beschrieben. scher Untersuchung einer Kotprobe nachge- wiesen (sogenannter C1-Nachweis). Vorkommen ist das Gebiet, das tatsächlich von der Art besiedelt ist. Es wird durch die be- Anfang 2013 gelang der bestätigte Hinweis setzten Rasterzellen von 10x10 Quadratkilo- auf einen zweiten Wolf in Schleswig-Holstein meter Größe beschrieben. Als besetzt gilt im Kreis Herzogtum Lauenburg in unmittelba- eine Rasterzelle bei einem C1-Nachweis. Liegt rer Nähe der Grenze zu Mecklenburg-Vorpom- ein solcher nicht vor, sind mindestens drei C2- mern. Durch einen geschulten ehrenamtlichen Hinweise erforderlich. Zellen nur mit C3-Hin- Wolfsbetreuer konnte im Schnee eine 1.500 weisen gelten nicht als besetzt. Genaue Meter lange Spur dokumentiert und sicher ei- Schätzungen der Populationsgröße von Wöl- nem Wolf zugeordnet werden. fen lassen sich nur schwer erheben. Am 02.04.2013 wurde auf der A1 zwischen Dagegen ist die Anzahl der reproduzierenden den Anschlussstellen Ahrensburg und Bargte- Rudel (Familien) nicht nur leichter zu ermitteln, heide ein Wolf überfahren. sondern für die Beurteilung des Erhaltungszu- standes auch sinnvoller als die Gesamtzahl Am 25. Juli 2013 gelang es durch ein Fotofal- der Tiere. lenbild einen Wolf im nördlichen Kreis Dith- marschen nachzuweisen. Es handelte sich um einen jungen Wolf im Sommerfell.

Anke Schwarz-Kaack Ministerium für Energiewende, Landwirt- schaft, Umwelt und ländliche Räume Abb. 1: Fotofallenbild von einen Wolf im nördlichen Mercatorstraße 3 Kreis Dithmarschen 24106 Kiel

76 2.10 Greening für Bienen

Anlass Nach der Rapsblüte im Mai finden Honigbie- Nahrungsangebot für Honigbienen sowie wei- nen in unserer Feldflur vielfach kaum noch ge- tere Blüten besuchende Insekten durch eine nügend Nahrung. Dieses „Trachtloch“, wie die örtliche Kooperation zwischen Imkern und Imker die Nahrungsverknappung treffend be- Landwirten verbessert werden kann. Zielset- zeichnen, ist in den letzten Jahren mit dem zung war es, viele kleine über das Land ver- Rückgang der Stilllegungsflächen und der zu- teilte Blühinseln auf Ackerflächen anzulegen, nehmenden Vereinfachung der Fruchtfolgen die bis in den September hinein reichlich Pol- bis hin zu Monokulturen noch ausgeprägter len und Nektar liefern. Gleichzeitig sollten in geworden. Hierbei ist es nicht so sehr der Vorbereitung auf die anstehende GAP-Reform Nektar, der den Bienen nach der Rapsblüte Erfahrungen gesammelt werden, ob derartige fehlt. Es fehlt der Pollen, der als Aufbaunah- Blühinseln als „ökologische Vorrangflächen“ rung für die Bienenbrut essenziell ist. Ohne geeignet sind. Pollenvielfalt sinkt die Lebenserwartung, es geht die Wachsproduktion zurück und das Bie- nenvolk wird anfällig gegen Krankheiten. Die Nahrungsarmut auf dem Lande zwingt mittler- weile so manchen Imker zum Umzug in die Dörfer und Städte oder sogar zur Aufgabe der Imkerei.

Dabei profitiert auch die Landwirtschaft von gesunden Bienenvölkern. Durch ihre Bestäu- bungsleistung lässt sich beispielsweise der Rapsertrag um bis zu 30 Prozent steigern, und Obstanbau wäre ohne die Bestäubungsleis- tungen der Honigbienen und ihrer wild leben- den Verwandten nicht denkbar. Denn wie die Honigbienen haben auch die Wildbienen, Hummeln, Schmetterlinge, Fliegen und Käfer eine unverzichtbare Bedeutung als Bestäuber von Kultur- und Wildpflanzen.

Die Honigbiene gilt als Indikatorart für den Zu- stand der Biodiversität in der Agrarlandschaft. Abb. 1: Projektfläche mit Bienenstöcken (Foto: H. Neumann) Findet sie nicht genügend Nahrung, ist das An- gebot an Blütenpflanzen auch für viele andere Insekten nicht mehr ausreichend und es müs- Projektinhalte sen dringend gegensteuernde Maßnahmen er- Für das Pilotprojekt wurde eine einjährige griffen werden. Im Zuge der aktuell anstehen- Blühmischung ausgewählt, die nicht so sehr den Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik auf einen hohen Honigertrag, sondern viel- (GAP) der EU wurde beschlossen, die Gewäh- mehr auf ein vielfältiges Pollenangebot für ge- rung der Direktzahlungen an Landwirtschafts- sunde Bienen ausgelegt ist. Die Mischung ba- betriebe in Zukunft mit bestimmten von den siert auf dem „Visselhöveder Insektenparadies Landwirten zu erbringenden „Greening“-Leis- I“, dessen Zusammensetzung für das Projekt tungen zu verknüpfen. Diese sollen unter an- leicht angepasst wurde (Tabelle 1). Die Anlage derem die Bereitstellung „ökologischer Vor- der Blühinseln erfolgte nach den Vorgaben, rangflächen“ auf Äckern beinhalten. Hier bietet die auch für das Vertragsnaturschutzpro- sich die Chance, zusätzliche Blühflächen für gramm „Ackerlebensräume“ gelten. So durfte Bienen und andere Insekten zu schaffen. die Blühmischung ausschließlich auf Ackerflä- Der Deutsche Verband für Landschaftspflege chen angesät und nicht gedüngt oder mit (DVL) e.V. hat vor dem geschilderten Hinter- Pflanzenschutzmitteln behandelt werden. Die grund im Jahr 2013 in Kooperation mit dem Größe der Blühareale war auf maximal 5.000 Landesverband Schleswig-Holsteinischer und Quadratmeter (0,5 Hektar) je Betrieb begrenzt, Hamburger Imker e.V. und dem Landesamt für um trotz eines begrenzten Projektbudgets lan- Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume desweit an möglichst vielen Standorten Erfah- des Landes Schleswig-Holstein (LLUR) das rungen sammeln zu können. Bei streifenför- Projekt „Greening für Bienen“ durchgeführt. mig angelegten Blühflächen musste deren In dem Pilotprojekt wurde erprobt, wie das Breite mindestens sechs Meter betragen.

77 Tab. 1: Art Deutscher Name Anteil (%) Zusammensetzung Fagopyrum esculentum Echter Buchweizen 39.5 der Blühmischung Phacelia tanacetifolia Rainfarn-Phazelie 14.0 im Projekt „Gree- Linum usitatissimum Saat-Lein 13.0 ning für Bienen“ Helianthus annuus Einjährige Sonnenblume 11.0 Anethum graveolens Dill 3.0 Camelina sativa Saat-Leindotter 3.0 Malva mauritiana Mauretanische Malve 3.0 Trifolium incarnatum Inkarnat-Klee 3.0 Ornithopus sativus Echte Serradella 2.5 Trifolium alexandrinum Alexandriner Klee 2.5 Trifolium resupinatum Persischer Klee 2.5 Vicia sativa Saat-Wicke 2.5 Calendula officinalis Garten-Ringelblume 0.5 Gesamt 100.0

Im Zentrum des Projektes stand die örtliche ker dokumentierten den Etablierungserfolg der partnerschaftliche Zusammenarbeit zwischen Ansaatmischung, die vertraglich vereinbarten Imkern und Landwirten. Um Teilnehmer für Flächengrößen wurden stichprobenhaft durch das Pilotvorhaben zu gewinnen, wurde das den DVL überprüft. Die Bedeutung der Blühin- Projekt Anfang 2013 intensiv durch den seln für wild lebende Tiere und Pflanzen wur- schleswig-holsteinischen Imkerverband (Mit- de hingegen nicht eingehender untersucht. gliederzeitschrift, Veranstaltungen) sowie im Hierzu liegen bereits umfangreiche Ergebnisse Bauernblatt beworben. Für die Vertragsab- aus zahlreichen Studien sowie auch vorausge- wicklung und Kommunikation mit den Land- henden eigenen Untersuchungen vor (siehe wirten hat der DVL (Projektträger) zusätzlich Erfolgskontrollen zum Pilotprojekt „Saumbio- einen Projektbearbeiter beschäftigt. Die Flä- tope und Vernetzungsstreifen in Ackerland- chen für die Blühinseln wählten die örtlichen schaften“ sowie zum Programm „Ackerle- Imker gemeinsam mit den Landwirten aus. bensräume“, Jagd- und Artenschutzbericht Für fachliche Fragen standen neben dem Pro- 2008 und 2012). Die Finanzierung des Pilot- jektbearbeiter der DVL und der Imkerverband projektes „Greening für Bienen“ erfolgte zu zur Verfügung. Das Saatgut für die Ansaat wesentlichen Teilen (Projektbearbeiter, Ansaat- wurde im Frühjahr 2013 zentral durch den mischung, Ausgleichszahlung) durch das Mi- DVL bestellt und den teilnehmenden Landwir- nisterium für Energiewende, Landwirtschaft, ten per Post zugeschickt. Die beteiligten Im- Umwelt und ländliche Räume.

Abb. 2: Bienenanflug auf Phaceliablüte (Pha- celia tanacetifolia) Foto: Dr. Aiko Huckauf

78 Etablierungserfolg der Blühmischung Anflug durch Bienen Anflug durch andere Insekten 0% 0% Abb. 3: 4% 0% 5% 10% 0% Ergebnisse der

21% 18% Blühflächen-Kon- trollen der beteilig- ten Imker (n = 47 Fragebögen; n = 69 Blühflächen)

75% 77%

90% sehr gut, angesäte Arten dominant intensiv wenig gar nicht weiß nicht intensiv wenig gar nicht weiß nicht mäßig, angesäte Arten jedoch vorhanden schlecht, angesäte Arten kaum vorhanden sehr schlecht, angesäte Arten nicht vorhanden

Ergebnisse Die Resonanz war groß: Innerhalb der vorgege- untersuchten Flächen dominierten Hühnerhirse, ben Meldefrist konnten 74 „Teilnehmerpaare“ Kriech-Quecke und/oder Acker-Kratzdistel. aus jeweils einem Landwirt und einem Imker gewonnen werden. Aus allen Haupt-Naturräu- men Schleswig-Holsteins beteiligten sich Land- Fazit wirte. Neben 65 konventionellen Betrieben nah- Die positiven Projektergebnisse und -erfahrun- men an dem Projekt neun Betriebe teil, die nach gen lassen den Schluss zu, dass die Projektin- den Richtlinien des Ökologischen Landbaus wirt- halte in die Ausgestaltung von Greening- oder schaften. Insgesamt wurden landesweit rund 40 auch Agrarumweltmaßnahmen aufgenommen Hektar mit der Blühmischung bestellt. werden können. Besonders erfreulich war die große Bereitschaft der Landwirte, sich des The- Einige Flächenangebote konnten aufgrund der mas „Hilfe für Bienen in der Agrarlandschaft“ Vorgaben nicht in das Projekt aufgenommen anzunehmen und Kooperationen mit Imkern ein- werden (Privat-, Gartenflächen). Mehrere Inte- zugehen. Wenn sich derartige Blühinseln in Zu- ressenten äußerten in diesen Fällen die Absicht, kunft in einem größeren Umfang etablieren lie- die Blühmischung privat anschaffen und ausbrin- ßen, könnten sie voraussichtlich nicht nur einen gen zu wollen. wichtigen Beitrag für die Imkerei und die Biodi- versität leisten, sondern darüber hinaus das Ima- Sowohl der Etablierungserfolg der Blühmi- ge der Landwirtschaft aufwerten, da solche bun- schung als auch die Nutzung der Blühflächen ten Farbtupfer in der ansonsten vielfach blüten- durch Bienen und andere Insekten wurden armen Landschaft positiv wahrgenommen wer- durch die beteiligten Imker in der deutlichen den. Dies zeigte sich nicht zuletzt in dem großen Mehrzahl der kontrollierten Flächen als positiv Interesse der Medien an diesem Thema. bewertet (Abbildung 3). Dr. Helge Neumann Wie in den vorausgehenden Untersuchungen zu Deutscher Verband für Landschaftspflege (DVL) e.V. Blühflächen/-streifen in Schleswig-Holstein (sie- Artenagentur Schleswig-Holstein he oben) zeigten die Projektflächen bei den eige- Hamburger Chaussee 25 nen Kontrollen im August 2013 im Hinblick auf 24220 Flintbek die Vegetationszusammensetzung ein recht un- terschiedliches Bild. In Abhängigkeit der mögli- Dr. Aiko Huckauf chen Einflussfaktoren (Standort, Vornutzung, Ahornweg 27 Saattermin, Bestelltechnik, Witterung) waren auf 24242 Felde den einzelnen Flächen teilweise unterschiedli- che Ansaatarten dominant beziehungsweise den Inke Rabe Blühaspekt bestimmend. Je nach Standortver- Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländli- hältnissen gab es sowohl niedrigwüchsige und che Räume schüttere Flächen als auch dichte und hoch- Hamburger Chaussee 25 wüchsige Bestände. Der Anteil und die Arten- 24220 Flintbek zahl der Ackerwildkräuter differierten ebenfalls von Fläche zu Fläche recht stark. Unter den Dietrich Ramert nicht angesäten Pflanzen waren vor allem Gän- Landesverband Schleswig-Holsteinischer und Ham- sefuß-, Kamille- und Knöterich-Arten häufig. burger Imker e. V. „Problempflanzen“ traten lediglich in Einzelfällen Hamburger Straße 109 in größeren Deckungen auf. Nur auf drei von 41 23795 Bad Segeberg

79 3 Bestandsentwicklungen

3.1 Feldhase Die Entwicklung der Feldhasen wird durch der bisher 18 Jahre beteiligen sich 62 Zählge- eine besondere Methode erfasst, der Schein- biete an einer Zählung. werfertaxation. Die Feldhasenzählungen wer- den auf festgelegten Fahrtrouten in Untersu- Der Schwerpunkt der Verbreitung der Feldha- chungsgebieten regelmäßig im Rahmen des sen ist die Marsch. Aber auch einige Bereiche Wildtier-Katasters seit 1995 durchgeführt. Die von Geest und Hügelland weisen hohe Feld- Methode erfordert je zwei Zählungen im Früh- hasenbesätze auf (Abbildung 1). jahr und im Herbst bei Dunkelheit. Im Mittel

Abb. 1: Feldhase 2013. Er- gebnisse der Feld- hasentaxationen in den Referenzgebie- ten des Wildtier-Ka- tasters Schleswig- Holstein im Früh- jahr.

Die Entwicklung der Frühjahrszählungen seit Das landesweite Mittel für 2013 ist 15,9 Ha- Mitte der Neunziger Jahre zeigt für Schleswig- sen / km². Holstein eine bis 2006 steigende Populations- entwicklung. Seit 2007 ist der landesweite Werden die Frühjahrsdichten (Hasen je Qua- Trend negativ. In den Jahren 2012 und 2013 dratkilometer Untersuchungsfläche) differen- wurden die bisher niedrigsten Ergebnisse ge- ziert nach den Naturräumen betrachtet, fallen zählt. (Abbildung 2). die deutlich höhere durchschnittlichen Feldha- sendichte in den Marschgebieten und die im Im Jahr 2013 wurden im Mittel auf den Verhältnis zu den neunziger Jahren hohen Be- Scheinwerfer-Taxationsflächen gezählt: sätze im Hügelland auf (Abbildung 3). Wird An- ț In der Marsch 21,6 Hasen / km² geln vom Hügelland getrennt betrachtet, zeigt ț auf der Geest 12,8 Hasen / km² sich der Trend für das Östliche Hügelland in ț im Hügelland 15,1 Hasen / km² den letzten Jahren noch deutlicher.

80 Abb. 2: Entwicklung der Scheinwerfertaxati- onsergebnisse im Frühjahr in Schles- wig-Holstein von 1995 bis 2013, Mit- telwert aus allen beteiligten Gebie- ten

Abb. 3: Entwicklung der Feldhasen-Taxati- onsergebnisse des Frühjahrs in Schles- wig-Holstein nach Naturräumen von 1995 bis 2013.

Vergleich der Entwicklung in den Naturräumen Um die Entwicklungstendenz der einzelnen über dem langjährigen Mittel liegende Feldha- Naturräume besser vergleichen zu können, sendichte aufweist. Die Landschaft Angeln wurden alle Werte so transformiert, dass die zeigt seit drei Jahren deutlich unterdurch- Hasenanzahl und die unterschiedliche Streu- schnittliche Werte mit den stärksten negativen ung der Hasendichte in den einzelnen Natur- Abweichungen vom langjährigen Mittel im Jahr räumen keine Rolle mehr spielen. Zusätzlich 2013. Die Marsch und die Hohe Geest zeigen wurde zwischen Angeln und Östlichem Hügel- in den letzten vier bis fünf Jahren einen sehr land, sowie zwischen Hoher und Niederer Ge- ähnlichen, negativen Trend, der allerdings nicht est unterschieden. so stark ausgeprägt ist wie in Angeln. Die Re- ferenzgebiete auf der Niederen Geest liegen Das Östliche Hügelland ist der einzige Natur- zwischen denen des Östlichen Hügellandes raum der im letzten Jahr (2013) eine deutlich und der Marsch/Hohe Geest. (Abbildung 4)

81 Abb. 4: Vergleich der Entwicklung in den Naturräumen

Fazit Der Feldhase ist landesweit noch nicht gefähr- Heiko Schmüser & Christin Nowok det, in einigen Regionen hat er lokal in den Christian-Albrechts-Universität Kiel letzten fünf Jahren abgenommen. Die weitere Institut für Natur- & Ressourcenschutz Entwicklung ist aufmerksam zu beobachten. Abt. Landschaftsökologie Einen solchen Rückgang hat es ähnlich schon Projekt WildTierKataster in den neunziger Jahren gegeben und es Olshausenstraße 75 bleibt zu beobachten, ob der derzeitige Rück- 24118 Kiel gang nur eine langjährige (durch Klimafaktoren bedingte?) Schwankung darstellt.

82 3.2 Trauerschnäpper Das Trauerschnäpperprogramm wird seit 2009 Itzehoe gelegenen Probeflächen aufgebaut mit der Unterstützung des Ministeriums für werden. Es handelt sich primär um eine Stu- Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt und die der „Vogelwarte Helgoland“ mit Erfassung ländliche Raume des Landes Schleswig-Hol- aller Brutpaare (Meisen, Kleiber, Trauerschnäp- stein als gezielte Fördermaßnahme zum Ar- per, Feldsperling, Gartenrotschwanz und Star, tenschutz des Trauerschnäppers (Ficedula hy- sechs Fledermausarten) und der üblichen brut- poleuca) durchgeführt. Es kann dabei auf eine biologischen Parameter inklusive der Berin- seit 1994 laufende Untersuchung im Kreis gung der Nestlinge und soweit erreichbar der Steinburg mit zahlreichen knapp nördlich von Altvögel.

Abb. 1: Trauerschnäpper Weibchen hudernd Foto: S. Martens.

In dieser Zusammenfassung wird lediglich der Jahrzehnten in Mitteleuropa negativ. Diese Anteil von 65 Prozent der 3.600 Nistkästen be- Tendenz hält auch nach neuen Erkenntnissen handelt, der in Teilbereichen liegt, die der Trau- im Rahmen der Adebar-Brutvogelatlaskartie- erschnäpper grundsätzlich derzeit in Schles- rung und des Monitorings von Vögeln in der wig-Holstein besiedelt, ausgenommen sind Normallandschaft unverändert an. Die Ursa- also die innerhalb der Stadt Itzehoe und in chen werden derzeit noch sehr kontrovers dis- Knickbereichen gelegenen Probeflächen. kutiert und sind letztendlich noch nicht voll- ständig verstanden. Es sei aber unter ande- Die hier betrachteten Untersuchungsflächen rem auf die These des Klimawandels kurz ver- liegen alle nördlich oder nordöstlich von Itze- wiesen, auf den sich der Trauerschnäppers als hoe in den Staatsforsten Drager Lohfiert (750 Fernstreckenzieher mit Überwinterungsgebiet Kästen; in Klammern die Nistkastenanzahl im Tropenbereich Afrikas eventuell bei rigidem 2013), im Christinenthaler Wald (400 Kästen), timing des Zuges und Mauserablaufs nicht so im Holsteiner Wald und beim Flugplatz Hungri- flexibel einstellen kann wie zum Beispiel die ger Wolf (400 Kästen) sowie in der Halloh (200 Kohlmeise als Standvogel oder Teilzieher. Kästen). Als Ergänzung kam noch eine Auffors- tungsfläche von circa 40 Jahren bei Eversdorf Mit 215 Brutpaaren (davon 40 in der erstmals (in Privatbesitz, 100 Kästen) an der A23 acht erfassten Teilfläche im Schierenwald) konnten Kilometer nördlich von Itzehoe hinzu, die erst 2013, trotz des sehr späten Frühjahrs und ei- im Rahmen dieser Untersuchung vom Trauer- ner anhaltend nasskühlen Phase Mitte Mai, schnäpper besiedelt wurde. Erstmals in die- die bisherigen Bestandsanstiege weiter stabili- sem Jahr wurden ergänzend 180 schon lange siert werden. bestehende Nistkästen im Schierenwald bei Lokstedt durch M. Haupt kontrolliert und teil- Die Belegung der Nistkästen mit Konkurrenten weise mit Marderschutz nachgerüstet. Die bis- (insbesondere Kohlmeisen und Kleiber) war herige und erfolgreiche Strategie zur Gruppen- nach dem langem Winter und fehlenden bildung von Nistkästen zur Konkurrenzminimie- Bucheckern erheblich gemindert, dennoch rung und vor allem das konsequente Optimie- wurden ergänzend auch mehrere Bruten des ren des Marderschutzes wurden fortgesetzt. Trauerschnäppers in Naturhöhlen (Buntspecht- höhlen) nachgewiesen. Der Brutbestand des Trauerschnäppers in Schleswig-Holstein wird in der Roten Liste Die Trauerschnäpper begannen 2013 deutlich (2010) mit 4.600 Paaren angegeben. Die Be- später als in den Vorjahren mit den ersten Bru- standsentwicklung ist in den letzten zwei ten, der Median der Schlupfzeitpunkte war er-

83 lin am Waldrand, einmal verdrängt durch Kohl- meise, dreimal Inbesitznahme und Zukoten von Gelegen in der Legephase durch Fledermäuse, einige Male ungeklärt kalte Gelege Ende Mai bei den Nachkontrollen. Diese Brutaufgaben ohne offensichtliche Erklärung gehen zumin- dest zum Teil wohl auf die nasskalte Witterung zurück. Die meisten Bruten flogen vollständig aus, insgesamt fast 1.000 Jungvögel!

Die Zahl der nachgewiesenen Bruten ist jetzt von 85 im Jahr 2008 kontinuierlich auf 175 an- gestiegen, durch die Ergänzung im Schieren- wald (40 Brutpaare) befinden sich sogar 215 Brutpaare unter Kontrolle, gegenüber 2012 bleibt der Brutbestand auf hohem Niveau stabil.

Hinweise auf Nahrungsmangel bei der Jungen- aufzucht ergaben sich unverändert nicht, Clus- ter von besonders geeigneten Arealen mit alten Laubbäumen in Mischung mit Lärchen und frei- en Wegschneisen wiesen mehrfach vier oder Abb. 2: Typisches Trauerschnäpperhabitat im Drager Lohfiert. Foto: S. Martens fünf Brutpaare auf wenigen Hektar auf!

Als Besonderheit konnte 2012 ein Vogel aus staunlicherweise aber dennoch nur ein bis zwei Groningen/Niederlanden (dort als Jungvogel Tage später als im Durchschnitt der letzten 2011 beringt) als Brutvogel-Weibchen mit er- zehn Jahre (29. Mai), da sich die Masse der folgreicher Brut im Untersuchungsgebiet nach- Bruten (anders als bei Meisen und Kleibern) gewiesen werden. Ebenso auffällig war, dass 2013 nicht verspätete. Der Abstand des 2013 von 30 von M. Haupt gefangenen Weib- Schlupfzeitpunktes zur Kohlmeise reduzierte chen im Schierenwald neun im bisherigen Un- sich dadurch von sonst zehn auf knapp fünf tersuchungsgebiet beringt worden waren. Alle Tage! Es fehlten dagegen die extrem frühen Vögel bis auf einen waren als Jungvögel mar- Bruten der Vorjahre mit Schlupfzeitpunkten kiert worden und ein bis fünf Jahre alt, die Ent- vom 15. bis 18. Mai, also Legezeitpunkten fernungen zum Beringungsort betrugen acht schon Ende April. Auffällig waren zahlreiche bis zwölf Kilometer. Ein Vogel war als vorjähri- Bruten (circa 20 Prozent) mit spätem, aber den- ges Weibchen elf Kilometer entfernt 2012 im noch erfolgreichem Ablauf. Anhand von Kon- Drager Tiergartenwald auf dem Gelege gefan- trollen beringter Weibchen ergibt sich, dass die- gen worden – hier gab es also einen Nistplatz- se späte Welle wohl durch vorjährige Vögel aus wechsel. Diese Beringungsnachweise belegen der Brutreserve hervorgerufen wurde – Trauer- eine Ausstrahlung der erfolgreichen Schutz- schnäpper brüten oft im ersten Sommer noch maßnahmen auch in einen größeren Bereich nicht. Eine Erklärung für die vielen Bruten von um die bisherigen Untersuchungsgebiete. Da in jungen Vögeln ist weniger das kalte und späte der neu erfassten Fläche im Schierenwald 2013 Frühjahr, sondern vielleicht eher die erneute auch erstmals Jungvögel beringt wurden und Massenvermehrung der Frostspannerraupen die sofort erfolgten Nachrüstungen mit Marder- (nun schon im vierten Jahr in Folge) in Altei- schutz 2014 greifen müssten, können in den chenbeständen und damit eine günstige Nah- nächsten Jahren sicher weitere Aussagen zum rungssituation. Passend zu dieser Hypothese Austausch gemacht werden. kam es zu einer auffälligen Verlagerung der Dichteschwerpunkte in Eichenbestände bezie- Empfohlen wird für die Folgejahre der Ab- hungsweise Laubbaumalleen innerhalb der un- schluss der Marderschutzmaßnahmen sowie tersuchten Forsten. Trotz der ungünstigen Wit- der Ersatz fehlender Kästen (Erfahrungswert: terung während der Jungenaufzucht konnte circa sechs bis sieben Prozent Verlust durch wohl aufgrund des hohen Nahrungsangebotes Fällarbeiten, Sturm, Verwitterung der Kästen erneut ein insgesamt guter Bruterfolg festge- und Diebstahl – zum Glück im Kreis Steinburg stellt werden. nur minimal).

Es gab nur mäßige Brutverluste: zwölfmal Baummarder in noch ungeschützten Kästen, Dr. Sönke Martens vor allem auf der neu aufgenommenen Teilflä- Carl Gördelerweg 16 che Schierenwald, einmal Wiesel oder Herme- 25524 Itzehoe

84 3.3 Uhu Auch im Jahre 2013 konnte das Brutbestands- de und vieler ehrenamtlicher Helfer durchge- monitoring zum Uhu dank der Unterstützung führt werden. Ihnen allen sei an dieser Stelle des Ministeriums für Energiewende, Landwirt- herzlich gedankt und zugleich wird um weitere schaft, Umwelt und ländliche Räume des Lan- Mitarbeit und Unterstützung für die kommen- des Schleswig-Holstein sowie der Forstbehör- den Jahre gebeten. den, der Jägerschaft, der Naturschutzverbän-

Abb1: Verbreitungskarte des Uhus für das Jahr 2013 nach Na- turräumen.

Bestandsentwicklung und Verbreitung Im Jahr 2013 wurden weniger Bruten regis- 2013 waren 23 Bruten nicht erfolgreich, sie triert als in den Vorjahren. An vielen altbekann- wurden teilweise während der Brutphase ten Brutplätzen waren die Brutpaare anwe- ohne bekannte Gründe aufgegeben. Außer- send, sie schritten jedoch nicht zur Brut. Aus- dem wurden während der Jungenphase be- wertungen von Fotos einer Wildkamera von reits zehn Küken tot unter dem Horst gefun- Peter Finke zeigen eifrigen Betrieb am Brut- den. Die Gelegegröße war 2013 sehr gering, platz, doch es kam nicht zur Eiablage. Insge- meist ein bis zwei Eier und nur 21 Gelege mit samt wurden 2013 nur 125 Brut- und 20 Re- drei Eiern. Brutbestand und Bruterfolg wiesen vierpaare mit 180 Jungvögeln festgestellt. Da- in den letzten Jahren deutliche Schwankungen mit lag die Zahl der erfassten Bruten deutlich auf. Der durchschnittliche Bruterfolg der letz- unter dem bisherigen Maximalwert 2012 (162 ten fünf Jahre lag bei 1,4 Jungvögeln pro Brut- Bruten mit 254 Jungen), aber auch unter den paar. Da in den beiden ersten Lebensjahren Zahlen von 2011. Uhus eine hohe Sterblichkeit haben.

85 Abb. 2: Bestandsentwick- lung des Uhus in Schleswig-Holstein

Besondere Aspekte im Berichtsjahr Witterungsmäßig war das Jahr für den Uhu of- haben, da an allen Horsten mit Jungvögeln so fenbar schwierig. Es gab zu Beginn während gut wie kein Futterdepot gefunden wurde. der Brutzeit viel und hoch liegenden Schnee, Nach den bisher vorliegenden Daten (Stand: was zum Aussetzen der Brut oder kleinen Ge- 01.08.2013) liegt die Anzahl der Todfunde bei legen geführt haben könnte. Auch das Nah- 15 Vögeln, Daten der Vogelwarte von beringt rungsangebot scheint eine Rolle gespielt zu gefundenen Vögeln liegen noch nicht vor.

Uhufamilie in ei- nem ausgehöhlten Baum Foto: T. und P. Peu- kert

Ausblick Trotz der geringen Anzahl an festgestellten hören würden. Auch die Mitteilung von Tod- Bruten 2013 und des geringen Bruterfolges funden ist wichtig. in den letzten Jahren wird der Gesamtbe- stand in Schleswig-Holstein wie bisher auf 450 Paare geschätzt. Aufgrund der weiten Landesverband Eulen-Schutz in Schleswig-Hol- Verbreitung der Art nimmt der Arbeitskreis stein e.V. Uhu gerne alle Meldungen zu Uhuvorkom- Arbeitskreis Uhu men entgegen. Es wäre schön, wenn wir Karl-Heinz Reiser nach dem guten Meldeergebnis durch die Ruhwinkel 8 Förster auch etwas mehr aus Jägerkreisen 24994 Medelby

86 3.4 Schleiereule Der Landesverband Eulen-Schutz in Schles- Der zunächst milde und sehr niederschlagsrei- wig-Holstein e.V. führt seit 1981 das Arten- che Winter 2011/2012 mit einem mehrwöchi- schutzprogramm Schleiereule im Rahmen ei- gen Kälteeinbruch zum Ende hin hatte keinen nes Bestandsmonitorings mit Unterstützung sehr großen negativen Einfluss auf die Rest- des Ministeriums für Energiewende, Landwirt- bestände der nachgewiesenen Revierpaare. schaft, Umwelt und ländliche Räume (MELUR) Es gab nur wenige Todfundmeldungen und die durch. Ein landesweites Netz von circa 100 vorhandenen Brutpaare des Vorjahres konnten ehrenamtlich tätigen Gebietsbetreuerinnen zumeist im gleichen Habitat nachgewiesen und Gebietsbetreuern der Arbeitsgruppe werden. Schleiereule kontrolliert dabei über 1.800 Nist- kastenstandorte. Die Gesamtzahl der betreu- Leider waren erste Bestandsanalysen zu Be- ten Nistkästen erhöhte sich 2012 von 2.403 ginn des Frühjahres sehr frustrierend. auf insgesamt 2.420 installierte Nistkästen in Weitläufiges Dauergrünland mit Wühlmaus- zumeist schleiereulengerechten landwirt- mangel, lokale Ausweitungen der Maisanbau- schaftlichen Gebäuden mit Dauergrünlandan- flächen und weiterhin verwaiste ehemalige teilen. Auch in diesem Berichtsjahr lag bei der Brutstandorte machten zu Beginn der Balz- Nistkastenbetreuung der Schwerpunkt im und Hauptbrutzeit im April/Mai 2012 keinen Austausch alter, zum Teil nicht optimal instal- großen Mut für die bevorstehenden Hauptkon- lierter Nistkästen. Neuanbringungen gab es trollen. Letztendlich wurden im Verlauf der Be- nur in wirklich schleiereulengerechten Stand- standskontrollen die schlimmsten Befürchtun- orten mit Nachweis zumindest einer Schleie- gen zum Jahresende bestätigt. Insgesamt reule. konnten 2012 nur 122 Bruten mit 399 nachge- wiesenen Jungeulen bestätigt werden. Dies Schleiereule ergab durchschnittlich 3,27 erfasste Jungeu- Bruten und Jungvögel von 2000 - 2012 len pro Brut. Nur die festgestellten Jungeulen 4500 pro Gelege erhöhten sich leicht gegenüber 4000 dem Vorjahr. Als beispielhaft für einige extre- 3500 me regionale Bestandszusammenbrüche sei- 3000 en hier die Kreise Steinburg und Dithmar- 2500 Bruten schen genannt. Trotz desolater Gesamtsituati- 2000 Jungvögel Anzahl 1500 on sind positiv die Kreise Rendsburg-Eckern- 1000 förde, Segeberg und Ostholstein zu nennen, 500 wo es leichte Bestandszunahmen gab. 0 Naturräumlich gab es starke Einbußen in der 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 Jahre Marsch, während im Östlichen Hügelland hö- here Bestände beobachtet wurden. Hier könn- Abb. 1: Entwicklung der Schleiereulenpopulation in ten sich die verbliebenen arten- und individu- Schleswig-Holstein 2000 bis 2012 enreichen Kleinsäugerbestände in den struk- turreichen Kulturlandschaften positiv auf das breite Nahrungsspektrum der Schleiereule Bestandsentwicklung und Verbreitung ausgewirkt haben. Da die Schleiereule in ihrer Ernährung und Fortpflanzung bekannterweise stark vom Vor- Spät- und Zweitbruten sind wie jedes Jahr nur kommen und der Erreichbarkeit ihres Haupt- wenige gemeldet worden. Insgesamt konnten beutetieres, der Feldmaus, abhängig ist, zeigt nur fünf Zweit- sowie fünf Spätbruten erfasst sie über die Jahre hinweg große Bestands- werden. Dies liegt sicherlich situationsbedingt schwankungen. In lange andauernden und hauptsächlich an ausgebliebenen Kontrollfahr- schneereichen Wintern brechen die Schleie- ten vieler frustrierter Gebietsbetreuerinnen reulenbestände durch Abwanderung oder Ver- und Gebietsbetreuer ab etwa September. sterben generell auf einen Tiefstand zusam- men. Dies konnte deutlich nach den beiden Da Anfang Dezember 2012 die zum Teil wühl- letzten strengeren Schneewintern 2009/2010 mausarmen Dauergrünlandbereiche für einige und 2010/2011 festgestellt werden, auch Wochen mit Schnee bedeckt wurden, kann wenn es natürlich zumeist mehrere Regulati- davon ausgegangen werden, dass bei mini- onsfaktoren gibt. miertem Nahrungsangebot die ausgeflogenen Jungvögel keine hohe Überlebensrate hatten.

87 Tab. 1: Kreis Bruten Erfasste Jungeulen Schleiereulenbru- Jungeulen pro Gelege ten und erfasste Jahr 2012 2011 2012 2011 2012 2011 Jungeulen in Steinburg 21 53 64 146 3,0 2,8 Schleswig-Holstein 2011 und 2012, Dithmarschen 23 28 73 87 3,2 3,1 aufgeschlüsselt Rendsb./Eck. 18 11 53 32 2,9 2,9 nach Kreisen Plön 3 — 10 — 3,3 — Stormarn 1 — 3 — 3,0 — Lauenburg — — — — — — Pinneberg 4 4 10 10 2,5 2,5 Nordfriesland 10 11 43 31 4,3 2,8 Segeberg 8 1 28 4 3,5 4,0 Ostholstein 9 4 33 7 3,7 1,8 Schleswig/Fl. 25 30 82 116 3,3 3,9 Gesamt 122 143 399 433 3,27 2,98

Abb. 2: Nachgewiesene Bruten der Schleie- reule in Schleswig- Holstein 2012

Besondere Aspekte im Berichtsjahr 2012 Die Kontrollfahrten während der Brut- und Bruthabitat zu überdauern beziehungsweise Aufzuchtzeit machten wieder einmal deutlich, zu überleben. wie schwer es die standorttreue Schleiereule bei fortschreitender Verschlechterung ihrer Le- In 2012 konnten die Gebietsbetreuerinnen und bensgrundlagen hat, in ihrem Nahrungs- und Gebietsbetreuer einen weiteren Zuwachs neu-

88 Geest Marsch Östliches Hügelland Gesamt Tab. 2: Nistkästen 1046 435 939 2420 Brutergebnisse der 45 43 34 122 Schleiereule in Bruten (43) (76) (24) (143) Schleswig-Holstein Bruten 36,9% 35,2% 27,9% 2012, gegliedert prozentual (30,1) (53,1) (16,8) nach Naturräumen Belegung der 4,3% 9,9% 3,6% 5,9% (in Klammern die Nistkästen % (4,2) (17,6) (2,5) (8,1) Daten aus 2011) Erfasste 135 141 123 399 Jungeulen (146) (212) (75) (433) Davon beringt 5 — 20 25 Jungeulen 33,8% 35,3% 30,9% prozentual (33,7) (49,0) (17,3) Jungeulen 3,0 3,3 3,6 3,3 pro Gelege (3,4) (2,8) (3,1) (3,1) Brutaufgaben 3 3 3 9

er Biogasanlagen und eine Ausweitung der Brutpaare, die im Vorderraum des Nistkastens Flächen mit Energiemais feststellen. brüteten. Dabei gab es 2012 in der Marsch 23 Prozent weniger Nachweise im Vergleich zum Diese Entwicklung zusammen mit einer fort- Vorjahr; in der Geest aber 13 Prozent und im schreitenden Modernisierung und Intensivie- östlichen Hügelland sogar 30 Prozent mehr rung der Landwirtschaft, zwei Schneewintern Nachweise. Diese naturräumlichen Unter- und anderen Regulationsfaktoren, wie zum schiede spiegelten sich auch bei der Schleie- Beispiel Verkehrsopfer und Pestizidvergiftung, reule wider. prägten im besonderen dieses Berichtsjahr und sorgten für viel Frust und Ärgernis bei In waldnahen Standorten finden sich auch den ehrenamtlichen Eulenschützern. Waldkauzbrutpaare in den Schleiereulenkästen ein. In 2012 waren es 25 Brutpaare. In den Hauptverbreitungsgebieten der Fluss- marschen und der Hohen Geest wurden zum Mit 61 Brutpaaren zeigt die Dohle vor allem Teil nur noch ein Zehntel der Brutpaare vom im Kreis Dithmarschen wiederum eine stei- letzten erfolgreichen Berichtsjahr 2007 festge- gende Tendenz. stellt. Selbst regionale Totalausfälle waren kei- ne Seltenheit. Ausblick Landesweite Wühlmausgradationen bleiben Erfreulicherweise wurden bei den ersten Kon- seit Jahren aus; nur noch regionale Gradatio- trollfahrten im Frühjahr/Sommer vermehrt Ein- nen sind jahrweise festzustellen. Dies spiegel- zeleulen in den landwirtschaftlichen Gehöften ten auch die wenigen beobachteten Beutede- festgestellt. Die Landwirte berichteten in einer pots von Kleinsäugern in den Nistkästen wi- Vielzahl von Gesprächen davon. Dies setzte der. Da die Schleiereule in ihrer Ernährung und sich über das ganze Berichtsjahr derart fort, Fortpflanzung bekannterweise stark vom Vor- dass erwartet werden konnte, im Jahr 2013 kommen und der Erreichbarkeit ihres Haupt- bei hoffentlich nur kurzweiligen Witterungsun- beutetieres, der Feldmaus, abhängig ist, geht bilden im Winter und Frühjahr wieder mehr es seit 2008 mit dem Gesamtbestand ab- Brutpaare zu beobachten. Leider erfüllte sich wärts. der Wunschgedanke nicht; die bis August 2013 vorhandenen Kontrolldaten der Nistkäs- Die Größe und der Standort machen die ten weisen auf eine desolate Brutsaison 2013 Schleiereulennistkästen auch für andere Tierar- mit weniger als 50 nachgewiesenen Brutpaa- ten interessant. Bei der Belegung der Nistkäs- ren bis dato hin. ten mit anderen Arten ist an erster Stelle der Turmfalke zu nennen. Er ist der Schleiereule in seinem Nahrungsbedarf, seiner kürzeren Brut- Landesverband Eulen-Schutz in und Aufzuchtdauer sowie seiner Jagdweise Schleswig-Holstein e.V. und -dauer am Tage im Vorteil. 345 Turmfal- Arbeitskreis Schleiereule kenbrutpaare mit zumeist ausgeflogenen vier Dirk-Peter Meckel bis fünf Jungfalken konnten nachgewiesen Holstenstraße 10 werden. Im Berichtsjahr 2011 waren es 298 25560 Schenefeld

89 3.5 Schutzkonzept für Uferschnepfen in Schleswig-Holstein Die Uferschnepfe ist eine Vogelart, deren Be- vorzugen offene Landschaften ohne Bäume, stände weltweit zurückgehen und die deshalb Büsche und Schilfstreifen. Eine wesentliche in der globalen Roten Liste der IUCN als Gefährdungsursache sind Verluste durch die „Near Threatened“ geführt wird. Die entspre- Landwirtschaft, da die Küken erst im Juni, chende Kategorie auf Deutsch wäre „Vorwarn- also lange nach dem Termin des ersten Grün- liste“. Auch in Deutschland und in Schleswig- landschnitts, flügge werden. Holstein stehen Uferschnepfen auf der Roten Liste in den Kategorien 1 (D) und 2 (SH). Die Die wirkungsvollsten Schutzmaßnahmen für Bestände in Schleswig-Holstein haben sich in Uferschnepfen sind die Bereitstellung eines den letzten Jahren nach längeren Rückgängen ausreichend hohen Wasserstandes und fla- offensichtlich stabilisiert (siehe Artikel über cher, offener Wasserflächen im Brutgebiet, Wiesenvögel in diesem Bericht) – allerdings der Schutz vor Verlusten durch die Landwirt- auf einem geringen Niveau. Schleswig-Hol- schaft und gegebenenfalls Maßnahmen zur stein besitzt mit etwa einem Viertel des Ge- Offenhaltung der Landschaft. samtbestandes eine beträchtliche Verantwor- tung für den Fortbestand der Art in Deutsch- land, so dass ein landesweites Schutzkonzept Uferschnepfen in Schutzgebieten für die Art geboten erscheint. In Schleswig-Holstein brüten Uferschnepfen vor allem in den Marschen der Nordseeküste Uferschnepfen brüten fast ausschließlich auf und in der Flussniederung von Eider, Treene Grünland und benötigen zu Beginn der Brut- und Sorge (Abbildung 1). Etwa die Hälfte des zeit zur Nahrungssuche flache Wasserstellen Bestandes befindet sich in EU-Vogelschutzge- und/oder sehr feuchte, stocherfähige Böden. bieten. In den Schutzgebieten, die sich im Ei- Die Küken sind sowohl auf Versteckmöglich- gentum der öffentlichen Hand und der Stiftung keiten im hohen Gras als auch auf niedrigere, Naturschutz Schleswig-Holstein befinden, wur- insektenreiche Pflanzenbestände zur Nah- den bereits in den vergangenen Jahren im Auf- rungssuche angewiesen. Uferschnepfen be- trag des Ministeriums für Energiewende, Land-

Abb. 1: Brutbestände der Uferschnepfe (Mit- telwert der Jahre 2007-2013) in den Wiesenvogelzähl- gebieten Schles- wig-Holsteins.

90 wirtschaft, Umwelt und ländliche Räume (ME- sowohl Wiesenvogel- als auch Habitatkartie- LUR) Maßnahmen zum Schutz von Ufer- rungen durchgeführt, so dass ein feinmaschi- schnepfen und anderen Wiesenvögeln durch- ges, aktuelles Kataster der wichtigsten Wie- geführt, zu denen ein Management der Was- senvogellebensräume des Landes vorliegt. serstände und eine angepasste Beweidung zur Parzellenscharfe Karten sind in Vorbereitung. Verbesserung der Vegetationsstruktur zählen. Aus diesen Informationen werden zurzeit im Stellenweise wurden auch in erheblichem MOIN detaillierte Vorschläge für ein landes- Maße Gehölze entfernt. Die genannten Aktivi- weites Schutzkonzept für Uferschnepfen erar- täten haben einen wesentlichen Beitrag zur beitet. Stabilisierung der Bestände geleistet. Die Uferschnepfenbrutbestände des Landes Seit Ende 2012 und bis 2022 werden die konzentrieren sich in einigen Gebieten. Für die Maßnahmen in den Schutzgebieten von ei- wichtigsten dieser Vorkommen außerhalb der nem EU-Life+ Projekt (LifeLimosa) der Stif- LifeLimosa-Projektgebiete werden einige Da- tung Naturschutz Schleswig-Holstein (Projekt- ten zusammengestellt (Tabelle 1) und es wird leitung) und des Michael-Otto-Instituts im erörtert, welche Schutzmöglichkeiten sich NABU (Monitoring) unterstützt, welches vor prinzipiell ergeben. allem die Steigerung des Bruterfolgs zum Ziel hat. Die Projektgebiete, in denen etwa 40 Pro- Die Uferschnepfenvorkommen konzentrieren zent der schleswig-holsteinischen Uferschnep- sich nicht nur auf bestimmte Gebiete, sondern fen brüten sind: Rickelsbüller Koog, Hauke- auch innerhalb der einzelnen Gebiete auf be- Haien-Koog, Ockholmer Vordeichung, Beltring- stimmte Flächen. An einigen Stellen sind nur harder Koog, Stiftungsflächen auf Eiderstedt, wenige, meist tief liegende und dementspre- Ostermoor bei Seeth, Alte-Sorge-Schleife, Ei- chend feuchte Parzellen entscheidend für das dermündung, Nord- und Südteil des Dithmar- Vorkommen der Uferschnepfen. Die Lage die- scher Speicherkoogs. ser Flächen ist bekannt, so dass Landwirte ge- zielt angesprochen werden könnten mit dem Ziel einer langfristigen Sicherung durch Kauf Schutz von Uferschnepfen außerhalb von oder Vertragsnaturschutz. Schutzgebieten Für die 60 Prozent des Uferschnepfenbestan- Grundsätzlich wäre in allen genannten Gebie- des, die nicht in den LifeLimosa-Projektgebie- ten eine Anhebung des Wasserstandes und ten brüten, sind bisher in sehr unterschiedli- die Anlage noch weiterer Flachgewässer vor- chem Umfang Schutzmaßnahmen ergriffen zugsweise durch Graben- oder Grüppenstau worden. Als Vertragsnaturschutzprogramm ist die Voraussetzung für eine stärkere Besied- vor allem der ganzbetriebliche Ansatz zu er- lung durch Uferschnepfen. Vor allem in den wähnen, bei dem alle Grünlandflächen eines Marschgebieten ist es wegen der Wasserun- Betriebes am Programm teilnehmen und auf durchlässigkeit und Festigkeit der Böden in mindestens zehn Prozent der Flächen Vernäs- vielen Fällen möglich, durch den Anstau von sungsmaßnahmen durchgeführt werden müs- Grüppen und Gräben im Frühjahr auf einzel- sen. Dieses Programm wurde bisher erfolg- nen Flächen geeignete hydrologische Verhält- reich auf Eiderstedt und in ersten Ansätzen in nisse zu schaffen, auch wenn die Umgebung der Flusslandschaft von Eider, Treene und Sor- weiter entwässert wird. Aus diesem Grund ge angewendet. Ein weiterer Schutzansatz ist sind der Erwerb von geeigneten Flächen be- der Gemeinschaftliche Wiesenvogelschutz, ziehungsweise der gesamtbetriebliche Ansatz bei dem sich Landwirte verpflichten, dort wo mit Vernässungsmaßnahmen zielführende In- Gelege oder Bruten von Watvögeln vorhanden strumente. sind, solange es nötig ist, auf Aktivitäten zu verzichten, die den Watvogelnachwuchs ge- Der Gemeinschaftliche Wiesenvogelschutz ist fährden könnten (zum Beispiel Walzen oder ebenfalls ein Instrument mit noch größerem Mähen). Dieser Ansatz wird seit vielen Jahren Potenzial. Allerdings ist zu bedenken, dass es erfolgreich in der Flusslandschaft von Eider, zunächst einmal „nur“ die Verluste durch die Treene und Sorge verfolgt und in einigen wei- Landwirtschaft verringert, in der Praxis sogar teren Gebieten erprobt. oft eliminiert. Es sollte daher dort zum Einsatz kommen, wo die entsprechenden Habitatbe- In den Jahren 2012 und 2013 wurden in gro- dingungen schon vorherrschen oder herge- ßen Teilen des Landes im Auftrag des MELUR stellt werden sollen.

91 Tab. 1. Gebiet Größe (ha) Uferschnepfen- Bestandstrend Größere Brutgebie- brutbestand seit 2000 te von Uferschnep- (Paare) fen außerhalb von 2008-2013 Schutzgebieten, in denen Schutzmaß- Nössekoog auf Sylt 4247 69 stark abnehmend nahmen sinnvoll er- Föhr (Marsch) 3243 77 stabil scheinen. Pellworm (Marsch) 3565 33 stabil Brückengraben bei Neukirchen 269 7 zunehmend Köge um Dagebüll und Fahretoft 1338 11 abnehmend Ockholmer Koog 1338 5 stark abnehmend Hattstedter Marsch 1472 4 vermutl. stabil Porrenkoog bei Husum 60 5 vermutl. stabil Eiderstedt (außerhalb des VSG) ca. 10-15.000 ca. 65 stark abnehmend Eider, Treene, Sorge außerhalb VSG 1221 25 stabil Mieleniederung 4765 33 abnehmend Windberger Niederung 2150 12 abnehmend

Hermann Hötker Michael-Otto-Institut im NABU Goosstroot 1 24861 Bergenhusen

92 3.6 Wiesenvögel in Schleswig-Holstein Seit langem stehen Wiesenvögel, oder genau- suchten Gebieten zu aktualisieren. Mit den Er- er gesagt die auf Wiesen brütenden Watvögel fassungen 2013 wurden in allen binnenländi- Austernfischer, Kiebitz, Alpenstrandläufer, schen Zählgebieten innerhalb der vergange- Kampflaufer, Bekassine, Uferschnepfe, Großer nen sieben Jahre mindestens einmal Wiesen- Brachvogel und Rotschenkel im Fokus des Na- vogelzählungen durchgeführt. turschutzes. Bis auf den Austernfischer ste- hen alle genannten Arten wegen ihrer Be- Die folgenden Diagramme zeigen die Entwick- standsrückgänge auf der Roten Liste der Brut- lungen der Wiesenvogelpopulationen in vögel Deutschlands. Uferschnepfe und Großer Schleswig-Holstein. Dargestellt sind die mit Brachvogel finden sich sogar auf der Vorwarn- dem Programm TRIM berechneten Populati- liste der global bedrohten Tierarten der IUCN. onsindices bezogen auf das Jahr 1990. Da in einzelnen Gebieten oft größere Datenlücken In Schleswig-Holstein führt das Michael-Otto- herrschten, ergaben die Modellierungen in vie- Institut im NABU im Auftrag des Ministeriums len Fällen große Unterschiede in den Indices für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt benachbarter Jahre. Diese entsprechen nicht und ländliche Räume (MELUR) mit Unterstüt- immer den tatsächlichen Bestandsschwankun- zung der Ornithologischen Arbeitsgemein- gen und sollten nicht überinterpretiert werden. schaft für Schleswig-Holstein und Hamburg Für die überwiegend an der Nordseeküste seit einigen Jahren ein Monitoring der oben brütenden Arten Austernfischer und Rot- genannten Wiesenvögel durch. Dazu werden schenkel wurden nur die Populationsanteile regelmäßig und unregelmäßig erhobene Da- außerhalb der Salzwiesen und Inseln der ten aus insgesamt 362 Zählgebieten gesam- Nordseeküste gewertet. Da die Datenrückläu- melt und für Trendberechnungen genutzt. Das fe aus dem Jahr 2013 zum Zeitpunkt der Be- Monitoring wird begleitet von Untersuchun- richtsabfassung noch nicht vollständig waren, gen zu Populationsbiologie, zur Habitatwahl sind die im Folgenden dargestellten Ergebnis- und zu konkreten Schutzansätzen. So wurde se als vorläufig zu werten. eine Kartierung der großflächigen, für Wiesen- vögel geeigneten Grünlandflächen in Schles- wig-Holstein durchgeführt, die einen für Wie- Austernfischer senvögel dringend schützenswerten Bestand Die Bestände des Austernfischers im Binnen- von etwa 50.000 Hektar erbrachte. Im Jahr land nahmen nach 1996 deutlich ab. Mittler- 2013 wurden mit Förderung durch das Minis- weile dürften nur noch etwa halb so viele Aus- terium für Energiewende, Landwirtschaft, Um- ternfischer im schleswig-holsteinischen Bin- welt und ländliche Räume besondere Anstren- nenland brüten wie Mitte der neunziger Jah- gungen unternommen, um die Bestandsdaten re. Auch an der Küste war der Trend seit die- der Wiesenvögel besonders in wenig unter- ser Zeit negativ.

Abb. 1: Bestandsentwick- lung des Austernfi- schers im binnen- ländischen Schles- wig-Holstein (alle Zählgebiete außer Nordsee-Salzwie- sen und –Inseln). Die Symbole geben mit TRIM berech- nete Indexwerte an, die vertikalen Linien die Standard- fehler der Schät- zungen.

93 Kiebitz Die für das Wiesenvogelmonitoring ausge- schaft“ sein. Aus diesem Grund dürfte die wählten Zählgebiete gehören zu den für diese Trendlinie für den Kiebitz zu „optimistisch“ Artengruppe noch am besten geeigneten Be- sein. Es spricht Vieles dafür, dass die Be- reichen und dürften somit nicht repräsentativ standsabnahmen landesweit deutlich stärker für die schleswig-holsteinische „Normalland- waren.

Abb. 2: Bestandsentwick- lung des Kiebitz‘ in Schleswig-Holstein. Die Symbole geben mit TRIM berech- nete Indexwerte an, die vertikalen Linien die Standard- fehler der Schät- zungen.

Alpenstrandläufer und Kampfläufer Bekassine Für Alpenstrandläufer hat es in den letzten Die Daten zeigen einen deutlichen Populati- Jahren keine konkreten Hinweise auf Bruten onsrückgang seit 1990. Für das Jahr 2013 lie- in Schleswig-Holstein mehr gegeben. Für den gen bisher noch zu wenige Daten für eine Mo- Kampfläufer konnten im Rahmen des LifeLi- dellierung vor. mosa-Projekts 2013 Brutnachweise erbracht und weitere sehr konkrete Hinweise gefunden werden (Bruns, Klinner-Hötker, Salewski, Schmidt, Thorup mündlich).

Abb. 3: Bestandsentwick- lung der Bekassine in Schleswig-Hol- stein. Die Symbole geben mit TRIM berechnete Index- werte an, die verti- kalen Linien die Standardfehler der Schätzungen.

94 Uferschnepfe Nach deutlichen Rückgängen in den 1990er wo geeignete Schutzmaßnahmen ergriffen Jahren stabilisierten sich die Bestände. Stabile worden waren (Anhebung der Wasserstände, und zunehmende Lokalpopulationen gab es in Vermeidung von Verlusten durch die Landwirt- den Schutzgebieten beziehungsweise dort, schaft).

Abb. 4: Bestandsentwick- lung der Ufer- schnepfe in Schles- wig-Holstein. Die Symbole geben mit TRIM berechnete Indexwerte an, die vertikalen Linien die Standardfehler der Schätzungen.

Großer Brachvogel Der Brutbestand des Großen Brachvogels in dere Beobachtungen bestätigen Bestandsver- Schleswig-Holstein erwies sich als weitge- lagerungen von den Mooren in die umliegen- hend stabil. Eine durch das MELUR geförderte den Grünlandgürtel. Untersuchung im Jahr 2012 und zahlreiche an-

Abb. 5: Bestandsentwick- lung des Großen Brachvogels in Schleswig-Holstein. Die Symbole geben mit TRIM berech- nete Indexwerte an, die vertikalen Linien die Standard- fehler der Schät- zungen.

95 Rotschenkel Die Brutbestände des Rotschenkels im Bin- schenkel an der Küste brütet, wo der Bestand nenland zeigten seit 1990 eine deutlich negati- bis mindestens 2009 mehr oder weniger stabil ve Tendenz. Besonders in den vergangenen war, muss eine Auswertung der Daten im beiden Jahren waren starke Rückgänge zu Küstenbereich zeigen, wie sich der Landesbe- verzeichnen. Da die große Mehrzahl der Rot- stand entwickelt hat.

Abb. 6: Bestandsentwick- lung des Rotschen- kels im binnenländi- schen Schleswig- Holstein (alle Zähl- gebiete außer Nordsee-Salzwie- sen und –Inseln). Die Symbole geben mit TRIM berech- nete Indexwerte an, die vertikalen Linien die Standard- fehler der Schät- zungen.

Eiderstedt Art Bestandsveränderung Die Halbinsel Eiderstedt nimmt seit vielen 2001 bis 2010-2013 Jahren eine besondere Rolle bei der Betrach- Austernfischer -28 % tung der Wiesenvogelbestandsentwicklung in Kiebitz -38 % Schleswig-Holstein ein. Mit den vom MELUR Uferschnepfe -50 % finanzierten und den zuvor schon erbrachten Rotschenkel -19 % ehrenamtlichen Zählungen konnten in den Tab. 1: Bestandsentwicklung von Wiesenvögeln auf Jahren 2010 bis 2013 alle Gebiete, die bei der der Halbinsel Eiderstedt. Die Bestandsverluste annähernd vollständigen Erfassung 2001 auf- beziehen sich auf einen Vergleich der Zählun- gesucht worden waren, erneut erfasst wer- gen 2001 mit dem Mittelwert von Zählungen den. Auch wenn noch nicht alle Daten voll- der Jahre 2010 bis 2013 und beruhen auf einer ständig ausgewertet sind, zeigen sich inner- Auswertung von mehr als 90 Prozent der Ge- halb von etwa zehn Jahren deutliche Be- biete. standsverluste: Uferschnepfen büßten etwa die Hälfte ihres Bestandes ein, Kiebitze fast 40 Prozent, Austernfischer fast 30 Prozent Hermann Hötker, Heike Jeromin, und Rotschenkel fast 20 Prozent. Insbesonde- Kai-Michael Thomsen re die Uferschnepfe, die Indikatorart für feuch- Michael-Otto-Institut im NABU tes Grünland, entwickelte sich erheblich Goosstroot 1 schlechter als im übrigen Land. 24861 Bergenhusen

96 3.7 Kranich Mit Unterstützung des Ministeriums für Ener- che Kontrolle im traditionellen Kerngebiet der giewende, Landwirtschaft, Umwelt und ländli- Population, dem Kreis Herzogtum Lauenburg. che Räume des Landes Schleswig-Holstein Aus den übrigen Landesteilen wurden eben- (MELUR) führt der WWF Deutschland, Mölln, falls neue Brutstandorte bekannt, so dass von das Artenhilfsprogramm Kranich seit 1973 mindestens 420 Kranich-Paaren ausgegangen durch. Für die Bestandserfassung durch den werden kann. Von 95 Brutpaaren wurde der WWF werden auch Informationen von Förs- Bruterfolg erfasst: 53 Paare brüteten erfolg- tern, Jägern, Grundeigentümern und Ornitho- reich, 73 Jungvögel wurden flügge. Mit 0,8 logen des Landes ausgewertet. Aufgrund der Jungvögeln/Brutpaar wurde der bundesweite langwierigen Aufzucht der Jungen dauert die Durchschnitt (0,9 Jungvögel/Brutpaar) nicht er- Erfassung des Bruterfolges zum Teil bis in den reicht. Herbst hinein. Um zudem den Verlauf des Herbstzuges darstellen zu können, werden im Schutz und Renaturierung der Feuchtgebiets- vorliegenden Jahresbericht die Ergebnisse des Lebensräume des Kranichs am Westrand der Vorjahres (2012) dargestellt. mitteleuropäischen Population haben auch die Wiederausbreitung über Schleswig-Holstein bis nach Dänemark gefördert, wo es 2011 be- Bestandsentwicklung und Verbreitung reits 170 Paare gab. In den angrenzenden süd- Aufgrund vieler erfolgreich umgesetzter dänischen Großkommunen ist der Bestand hö- Schutzmaßnahmen zur Wiedervernässung von her (17 Paare, J. Tofft, 2011) als der bis 2010 Feuchtgebieten, Schutzgebietsausweisungen bekannte Bestand im nördlichen Schleswig- und des über das Landesnaturschutzgesetz Holstein. Im Frühjahr 2012 wurden daher 34 (§28a) abgesicherten Schutzes der Brutplätze potenziell geeignete Gebiete nördlich der Linie zeigen Kraniche eine anhaltend positive Be- Husum - Schleswig im Auftrag des WWF standsentwicklung in Schleswig-Holstein (Ab- durch J. Tofft untersucht. zehn Revierpaare bildung 1). Die Bestandserfassung erfolgt da- wurden erfasst, von sieben Paaren brüteten her nicht mehr alljährlich flächendeckend. vier Paare mit fünf flüggen Jungvögeln erfolg- Dennoch ist es auch aufgrund der komplexen reich. Die meisten Moore und deren Umge- Brutbiologie des Kranichs erforderlich, den bung wurden als nur bedingt „Kranich-taug- Bruterfolg in ausreichend häufigen Abständen lich“ eingestuft. Grünland ist als Nahrungsflä- zu dokumentieren, um negative Auswirkun- che zwar oft vorhanden, jedoch fehlt es auf- gen, zum Beispiel aufgrund von Landschafts- grund der Entwässerung häufig an geeigneten oder Landnutzungsänderungen rechtzeitig er- Brutplätzen beziehungsweise Gewässern mit kennen zu können. 2012 war ein Schwerpunkt anhaltend ausreichendem Wasserstand für die die Brutpaar-Erfassung in den nördlichen Lan- Brut und das sichere Übernachten bis in den desteilen von Schleswig-Holstein (siehe un- Spätsommer hinein. Hier besteht also weiter ten). Darüber hinaus erfolgte eine umfangrei- Handlungsbedarf.

Abb. 1: Kranich-Revierpaa- re: Entwicklung des Bestandes 1972 bis 2012

97 Kranichrast 2012/2013 Nach der Brutsaison wurden im Herbst und Schutz Winter 2012/2013 gemeinsam mit der Orni- Die Renaturierung von Feuchtgebieten ist ein thologischen Arbeitsgemeinschaft für SH und entscheidender Teil der Schutzmaßnahmen. HH (OAG) und anderen ehrenamtlichen Natur- Aber für die wandernden Kranichfamilien, die schützern landesweit Kranichzahlen an Rast- für die Jungenaufzucht in den ersten Wochen und Schlafplätzen ermittelt. Wichtigster tradi- Insektennahrung benötigen, ist ein Verbunds- tioneller Schlafplatz ist nach wie vor das Na- ystem von extensiv genutzten feuchten Grün- turschutzgebiet „Oldenburger See“. landflächen, Tümpeln und durchlichteten Wäl- dern für den Bruterfolg entscheidend. Gebiet Kreis Anzahl Oldenburger See RZ 608 Der kontinuierliche Verlust an extensiv genutz- Salemer Moor RZ 300 ten feuchten Grünlandflächen ist für viele Kra- Hellmoor Panten RZ 350 nichpaare ursächlich für den Verlust der Jung- Wehrensteich RZ 550 vögel. Fliegenberg RZ 50 Duvenseer Moor RZ 240 Positiv ist hingegen die gute Zusammenarbeit ETS (Alte Sorge-Schleife) SL 120 mit staatlichen und privaten Waldeigentümern. Wildes Moor RD 29 Besonders der Wiederanstau von Erlenbruch- Dosenmoor NMS 94 wäldern führte in einigen Gebieten zu einer er- Oldenburger Graben OH 54 staunlichen Brutplatzdichte. Einige besonders Sehlendorfer See PLÖ 220 durch den Tourismus gefährdete Brutgebiete Kronswarder PLÖ 120 werden nach den Bestimmungen des Waldge- Hasenmoor SE 130 setzes von Schleswig-Holstein gesperrt. Wei- Tarbeker Moor SE 165 tere Störquellen, wie forstwirtschaftliche Maß- Warder See SE 41 nahmen, besonders das bis weit in die Brut- Breitenburger Moor IZ 140 zeit durchgeführte Brennholzwerben, konnten Himmelmoor PI 500 in den letzten Jahren überwiegend den Kra- Tab. 1: Maximalzahlen an den bekannten Kranichsam- nichschutznotwendigkeiten angepasst wer- mel- und Rastplätze in Schleswig-Holstein 2012 den.

Abb. 2: Kraniche beim Anflug an den Rastplatz. Foto: T. Neumann, WWF

98 Vor diesem Hintergrund ist verständlich, dass Kranichrast- und -schlafplätze. Aufgrund neuer neben den „klassischen“ Naturschützern auch Richtlinien des Umweltministeriums hoffen viele andere Menschen aus der „Kranichregi- wir, dass auch die Förderung der grünen Ener- on“ die Ausweisung neuer Eignungsflächen gie den Schutz der biologischen Vielfalt unse- für Windkraftanlagen in diesen Gebieten sehr res Landes ausreichend berücksichtigt. kritisch sehen. Dies betrifft natürlich auch die

Abb. 3: Verschiebung des Brutareals in den letzten Jahren

Das Kranichjahr 2013 2013 fand zwar keine landesweit koordinierte 3. Im Durchschnitt wurden nur 0,4 Jungvö- Erfassung statt, dennoch lässt die aktuelle Da- gel/Brutpaar flügge, das heißt nur die tenlage folgende Bewertung zu: Hälfte der normalen jährlichen Reproduk - tion. 1. Durch den späten kalten Winter verschob sich der Brutbeginn um circa drei Wochen. 2. Durch die intensive Trockenheit während Sabine Reichle des Frühsommers, verbunden mit einem WWF Deutschland grundsätzlich geringen Nahrungsflächenan- Naturschutz-Flächenmanagement gebot, verstarben viele Jungvögel während Hauptstr. 144 der Aufwuchszeit. 23879 Mölln

99 3.8 Fasan Der Fasan hat in Schleswig-Holstein eine lan- marnbelt-Region erprobt. Parallel dazu wurde ge Tradition als Volierenvogel, die bis ins Mit- im restlichen Schleswig-Holstein für eine Teil- telalter reicht, wobei seine jagdliche Geschich- nahme an einem zukünftigen, regelmäßigen te und damit seine Etablierung als weitverbrei- Feldhuhn-Monitoring geworben. teter Brutvogel des Landes im Freiland deut- lich jünger ist und in großem Umfang auf Aus- Aus den Jahren 2007 und 2008 liegen aus ei- wilderungen in den sechziger Jahren bis in die ner allgemeinen, landesweiten Erfassung Mel- siebziger Jahre zurückgeführt werden kann. dungen zum Vorkommen aus je über 1.300 Auswilderungen spielen jedoch spätestens Jagdbezirken von balzenden Hähnen in den seit den frühen neunziger Jahren keine popu- Frühjahrsmonaten vor. Weiterhin sollte in den lationsrelevante Rolle mehr, so dass von ei- Erfassungen auch die Anzahl beobachteter nem selbständig reproduzierenden und sich Hennen dokumentiert werden. Im Jagd- und erhaltenden Bestand sicher auszugehen ist. Artenschutzbericht 2009 (Hoffmann & Schmü- Bei der sogenannten Niederwildjagd ist der ser 2009) wurde die landesweite Situation be- Fasan in Schleswig-Holstein wie in anderen reits näher beleuchtet. Flachlandregionen neben Feldhase und Ringel- taube eine wichtige Art. Bezüglich der Verteilung des Fasans im Raum Schleswig-Holstein sind nach wie vor die Das Wildtier-Kataster Schleswig-Holstein höchsten Dichten in der Dithmarscher Marsch (WTK-SH) erfasst den Fasan im Rahmen sei- zu finden. Föhr und Amrum zeigen auch bis in ner Feldhuhnerfassungen. Diese Feldhuhner- die Gegenwart hohe Fasanenbesätze. (Abbil- fassungen wurden in den Jahren 2011 und dung 1). 2012 in einem INTERREG-Projekt in der Feh-

Abb. 1: Dichte der Fasa- nenhähne im Früh- jahr 2008 nach Na- turräumen (n=1.518)

100 Entwicklung Aufgrund der Monitoring Daten aus insgesamt über 22.000 Hähne im Frühjahr für die beiden 179 Jagdbezirken, die sich sowohl 2008 als betrachteten Landschaften auf Basis der WTK- 2012 beteiligt haben und insgesamt circa 8,5 Umfrage statistisch hochgerechnet. Der Be- Prozent der Offenlandfläche Schleswig-Hol- stand für das Jahr 2012 wird auf circa 15.000 steins repräsentieren, ist ein deutlicher Rück- Hähne geschätzt. gang für die Landschaften Geest und Östli- ches Hügelland zu verzeichnen. Die mittlere Aussagen zur Marsch können wegen unzurei- Veränderung von 2012 gegenüber 2008 liegt chender Datengrundlage derzeit nicht getrof- bei einem Rückgang von circa 30 Prozent (Me- fen werden, die Rückgänge dort sind aber ver- dian, n= 171), wobei die Streuung im Hügel- mutlich ähnlich stark, insbesondere in Dith- land deutlich größer als auf der Geest ist (Ta- marschen, wenn man sich die Entwicklung belle 1). Der Bestand im Jahr 2008 wurde auf der Jagdstrecken anschaut (vgl. Abbildung 2).

Tab. 1: Entwicklung der Dichte der Fasanenhähne von 2008 zu 2012 nach Landschaften. Angegeben ist der Anteil der auf die einzelne Klasse der Veränderung entfällt, getrennt nach den Land- schaften Geest (n= 42) und Hügelland (n = 129).

Entwicklung der Dichte von 2008 zu 2012 Geest Hügelland mehr als 50% Rückgang 24% 32% 20% bis unter 50% Rückgang 29% 29% keine besonderen Veränderungen 36% 21% 20% bis 50% Zunahme 7% 10% mehr als 50% Zunahme 2% 3% mehr als 100% Zunahme 2% 5%

Abb. 2: Entwicklung der Jagdstrecken beim Jagdfasan von 1983 bis 2012 nach Landkreisen. Da- ten: MELUR (1984 bis 2013)

101 Jagdstreckenentwicklung Der Fasan als r-Stratege ist grundsätzlich in Ländern Europas ebenfalls beschrieben. Ne- der Lage, Verluste innerhalb weniger Repro- ben Landschaftsaspekten und verändertem duktionsperioden auszugleichen. Dies gelingt Jagdmanagement kommen auch Krankheiten jedoch nur, wenn die Landschaftskapazität als Ursache in Frage, wie die lokal gehäuft eine Erholung zulässt. In den Kreisen Plön und auftretenden Meldungen von Fallwild vermu- Ostholstein hat sich die Jagdstrecke Ende der ten lassen (Abbildung 3). Der „Game and 1990ger Jahr bis 2007 nicht so erholt, wie in Wildlife Conservation Trust“ (GWCT) hat bei den westlichen und nördlichen Landkreisen 50 telemetrierten Wildfängen von Fasanen- (Abbildung 2). hennen in Norfolk, England, eine Verlustrate von zwei Dritteln festgestellt. Von diesen Ver- Die zum Teil sehr starken Rückgänge der lusten waren wiederum über 30 Prozent auf Jagdstrecken seit 2007 hat es ähnlich schon eine Infektion mit einem Corona-Virus zurück- Anfang der 1990er Jahre gegeben. Im Jahr zuführen, der nach Abmagerung und erhebli- 1997 wurde der Tiefstand der Jagdstrecken chen Schädigungen der inneren Organe zum erreicht. Bis zum Jahr 2007 hat es einen star- Tod führt (GWCT 2011). Die Ursachen des ken Anstieg gegeben und seitdem geht die Rückganges sollten eingehender untersucht Jagdstrecke wieder zurück. Dieser aktuelle werden. Rückgang ist in anderen Bundesländern und

Abb. 3: Anteil des Fallwil- des an der Jagd- strecke im Jagdjahr 2011/12 nach einer Umfrage des WTK- SH. (Rot = Fallwild, grün = Jagdstre- cke)

Dr, D. Hoffmann & H. Schmüser Christian-Albrechts-Universität Kiel Institut f. Natur- & Ressourcenschutz Abt. Landschaftsökologie Projekt Wildtier-Kataster Olshausenstr. 75 24118 Kiel

102 3.9 Wiesenweihe Seit 1995 gewährleistet das Wildtierkataster fliegen der Jungen unterbleibt, kann ein ho- den Schutz und das Monitoring der Wiesen- her Bruterfolg erreicht werden. Teilnehmen- weihen in Schleswig-Holstein. Die Erfassung de Landwirte erhalten Entschädigungszahlun- und der Schutz werden durch ein landeswei- gen. tes Netz ehrenamtlicher Mitarbeiter aus Jagd, Landwirtschaft und Naturschutz sichergestellt, deren Arbeit durch das Wildtierkataster koordi- Ergebnisse 2012 niert wird. Dabei wird eng mit dem Landes- Im Jahr 2012 lag der Brutbestand bei 58 Paa- jagdverband Schleswig-Holstein e.V. und mit ren. Bei 52 Paaren konnte ein Brutnachweis der Ornithologischen Arbeitsgemeinschaft erbracht werden, weitere sechs Paare sind als Schleswig-Holstein und Hamburg e.V. (OAG- Revierpaare eingestuft worden. Hinzu kom- SH) kooperiert. men 25 Paare oder Einzelvögel, die zwar zur Brutzeit gesichtet wurden, allerdings nicht in Für den Schutz gilt es, die Horste möglichst Verbindung mit einer Brut gebracht werden frühzeitig zu finden, um deren Zerstörung konnten (Brutzeitvorkommen). Die Zahl der durch landwirtschaftliche Bearbeitung zu ver- Brutpaare als auch der Brutzeitvorkommen lag hindern. Durch das Einrichten von Schutzzo- damit 2012 auf dem höchsten Stand seit 1995 nen, in denen die Bearbeitung bis zum Aus- (Abbildung 1).

Abb. 1: Wiesenweihe 1995 bis 2012: Populati- onsentwicklung an- hand von Brut- (BP) und Revierpaaren (RP) sowie Brutzeit- feststellungen (BZV)

Erstmals brüteten 2012 annähernd gleich viele Ostholsteins sind 2012 nicht besiedelt gewe- Wiesenweihen nördlich wie südlich des Nord- sen. Mehrjährig besiedelte Dichtezentren oder Ostsee-Kanals (Abbildung 2). Die Ausdehnung kolonieartiges Brüten, wie etwa in den neunzi- des Brutgebiets reichte 2012 von der däni- ger Jahren in der Eider-Treene-Sorge-Niede- schen Grenze bis fast an die Elbe in Lauen- rung (vgl. Lugert, Meyer & Meyer, 1994), ließ burg und auch in Ost-West-Richtung wurde sich in den letzten Jahren nur in wenigen Fäl- fast die maximale Distanz erreicht. Die Mar- len feststellen, etwa in den oben genannten schen haben dabei an Brutpaaren verloren, Reußenkögen oder östlich von Segeberg. insbesondere die Wiedingharde, einst ein Schwerpunkt der Verbreitung, aber auch Eider- Im Landkreis Nordfriesland kann von einer stedt, wo 2012 keine Brut nachgewiesen wur- weitgehend vollständigen Erfassung ausge- de. Kontinuierlich besiedelt blieben die Reu- gangen werden, lediglich Teile der Bökinghar- ßenköge. Neue Brutstandorte in der Umge- de, sowie südlich Karharde könnten Erfas- bung von Meldorf sind vermutlich eher auf sungslücken aufweisen. Die Marschbereiche eine Intensivierung der Erfassung zurückzu- Dithmarschens und Teile des Kreises Stein- führen als auf Neuansiedlungen. Die Geest burg wurden 2012 genauer untersucht als in und das Hügelland indessen haben erneut an den Jahren zuvor, trotzdem ist noch nicht von Bedeutung gewonnen, vier Fünftel aller Paare einer flächendeckenden Erfassung auszuge- brüten mittlerweile dort. Einzig ein Streifen hen. südlich des Kanals, sowie der nördliche Teil

103 Abb. 2: Brutverbreitung der Wiesenweihe 2012 mit Beobachtungs- status

Die Tendenz zur Ausbreitung an Standorte, an durchschnittliche Zahl der ausgeflogenen Jun- denen zuvor keine Brutpaare bekannt waren, gen pro erfolgreiches Paar, betrug in Schles- sowie die Tatsache, dass dort in der Regel ge- wig-Holstein in der vergangenen Brutsaison ringere Paardichten anzutreffen sind, lassen 2,3 Junge pro Paar. Bezieht man auch die Paa- vermuten, dass einzelne Vorkommen nicht er- re mit ein, die nachweislich erfolglos waren, fasst wurden. Dies betrifft insbesondere die erhält man den Gesamtbruterfolg, die durch- durch Relief und Knicks schlecht einsehbaren schnittliche Zahl ausgeflogener Jungen pro Regionen Ostholsteins. Erschwerend kommt Brutversuch. Dieser betrug 1,6 Junge pro hinzu, dass dort das ehrenamtliche Betreuer- Paar. Der Teilbruterfolg 2012 weicht nur unwe- netzwerk nur lückenhaft ausgebildet ist. Vor sentlich vom langjährigen Mittel ab (Abbildung diesem Hintergrund ist eine Abschätzung der 3), der Gesamtbruterfolg allerdings liegt ein nicht bekannten Bruten mit Unsicherheit be- wenig darunter. haftet. Nur in wenigen Fällen konnte eindeutig die Ur- Bei 29 Brutpaaren wurde das Bruthabitat er- sache für Brutverluste festgestellt werden. In fasst. Am häufigsten wurde mit 21 Nennun- zwei Fällen wurden Wiesenweihen vor der Lo- gen Getreide genutzt, davon waren zehn kalisierung und Einleitung von Schutzmaßnah- Gerste-, neun Weizen- und zwei Roggenbru- men ausgemäht. Zum einen war ein Paar in ten. Weitere sechs Paare brüteten in naturna- Grünroggen für Ganzpflanzensilage betroffen, hem, oder von der Struktur ähnlichem Habitat, zum anderen eine Gerstenbrut an einem bis- vornehmlich in Bracheflächen und Hochstau- her nicht erfassten Standort in Ostholstein. denfluren unterschiedlicher Artzusammenset- Zwei weitere Nester sind durch Säuger prä- zung. In Raps fanden zwei Bruten statt. Die diert worden, in einem Fall war der Fuchs Ver- Anteile der einzelnen Habitate lagen im Durch- ursacher im anderen, zum ersten Mal, schnitt des Untersuchungszeitraums. Schwarzwild. Anders als in den Jahren zuvor werden in diesem Bericht erstmals nur die 2012 konnte bei 33 Paaren der Aufzuchtser- Komplettverluste angegeben, da beim Verlust folg ermittelt werden, bei diesen flogen insge- einzelner Jungvögel die Ursache in der Regel samt 52 Junge aus. Der Teilbruterfolg, die nur schwer identifizierbar ist.

104 Abb. 3: Gesamt- und Teil- bruterfolg der Wie- senweihe

Schutzverträge, weitere Aktivitäten und Diskussion Im Jahr 2012 wurde in nur vier Fällen der Ab- Die Verlagerung der Besiedlung Schleswig- schluss eines Schutzvertrags nötig. Zum einen Holsteins und insbesondere die Räumung ermöglichte die enge Abstimmung mit den langjährig besetzter Gebiete bleibt die auffäl- betroffenen Landwirten, dass zunächst abge- ligste Entwicklung der letzten Jahre. Auch der wartet werden konnte, ob die Jungen vor der in diesem Jahr erfolgte Abgleich mit Daten Ernte flügge waren. Zum anderen sorgte die aus dem Internetportal ornitho.de bestätigte nasse Witterung gegen Ende der Nestlingszeit diese Entwicklung. Dies ist vor dem Hinter- in einigen Fällen dafür, dass die Ernte insbe- grund der höchsten jemals erfassten Brutpaar- sondere bei Gerste und Weizen sowieso über zahl in 2012 besonders außergewöhnlich. Ob- das Flüggewerden der Jungvögel hinaus ver- wohl diese Entwicklungen mittlerweile viel- schoben wurde. fach diskutiert wurden, gibt es bisher keine eindeutigen Erklärungsansätze. So hat sich die Wo es problemlos möglich und zeitlich vertret- Qualität der Landschaft in den betroffenen Ge- bar war, wurden erstmals in 2012 an einzel- bieten zumindest nicht kurzfristig frappierend nen Standorten Jungvögel im ganzen Land be- verändert, auch kann es sich kaum um grobe ringt. Dies soll im kommenden Jahr weiter Erfassungsfehler handeln. ausgebaut werden.

Die Zahl der Brut- und Revierpaare seit 2006 Christian Hertz-Kleptow & Heiko Schmüser ist anlässlich von Recherchen für den Atlas Christian-Albrechts-Universität Kiel der Brutvögel Deutschlands durch einen Da- Institut f. Natur- & Ressourcenschutz tenabgleich mit der Datenbank der OAG-SH Abt. Landschaftsökologie rückwirkend leicht erhöht worden und weicht Projekt WildTierKataster daher von den bisher veröffentlichten Zahlen Artenschutzprojekt Wiesenweihe ab. Insgesamt erhöhten sich die Zahlen um Olshausenstr. 75 fünf Brutpaare und weitere wenige Revierpaa- 24118 Kiel re und Brutzeitvorkommen.

105 3.10 Weißstorch Seit 1973 wird in Schleswig-Holstein der schon seit Jahrzehnten verwaiste Neststand- Weißstorchbestand jährlich durch ehrenamtli- orte im Lande wiederbesiedelt wurden, wie che Mitarbeiter der NABU AG Storchenschutz zum Beispiel Satrup oder Böklund in der Land- erfasst. Das Ministerium für Energiewende, schaft Angeln. Darüber hinaus brüteten in Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume Schleswig-Holstein noch 55 Storchenpaare in trägt die anfallenden Fahrt- und Sachkosten Anbindung zu vier Tierparks beziehungsweise für die Erfassungsfahrten. Im Michael-Otto-In- Pflegestationen, die gesondert erfasst wer- stitut im NABU in Bergenhusen werden die den. Ihre Zahl blieb konstant. Daten in eine Datenbank eingegeben und au- tomatisch eine Verbreitungskarte erstellt. Die Rückkehr der ersten westziehenden Weißstörche aus Spanien erfolgte bereits Ende Februar bis Anfang März. Die Rückkehr Brutsaison 2012 der Ostzieher verzögerte sich im Gegensatz Der Brutbestand des Weißstorchs ist in wie im Vorjahr etwas und konnte verstärkt ab Schleswig-Holstein im Jahr 2012 um fast sie- Mitte April beobachtet werden. Bis Mitte Mai ben Prozent angestiegen. 248 Paare, 16 mehr konnte die Ansiedlung von später zurückkeh- als im Jahr zuvor, bezogen ihre Nester im Lan- renden Erstbrütern registriert werden, die gro- de. Auffällig war die Tatsache, dass mehrere ßenteils noch zur Brut schritten.

Abb. 1: Entwicklung des Weißstorchbrutbe- standes (Säulen) und des Gesamt- bruterfolges (Jun- ge/Paar) (Punkte) in Schleswig-Holstein 1973 - 2012.

Die Witterung während der Jungenaufzucht samtbruterfolg (JZa) von 1,7 Jungen pro Paar war 2012 durch ein trockenes Frühjahr und ei- und einem Teilbruterfolg (JZm) von 2,3 Jungen nen sehr nassen Sommer geprägt. Ausgiebige pro erfolgreiches Brutpaar (Tabelle 1). Damit Regenfälle, vor allem im Juli, verursachten er- lag der Bruterfolg 2012 im langfristigen Lan- hebliche Jungenverluste bei Spätbrütern, so desdurchschnitt (JZa 1,6/JZm 2,4). Der zum dass es häufig zu Totalausfällen von Bruten Bestandserhalt notwendige Reproduktionser- kam. folg (JZa) von 2,0 wurde in diesem Jahr nicht erreicht. Die Brutpaare in Tierparks und Pflege- Es brachten 188 Paare insgesamt 429 Jungvö- stationen brachten 124 Junge zum Ausfliegen gel zum Ausfliegen. Dies entspricht einem Ge- (JZa 2,3 Juv/Paar, JZm 2,8 Juv/erf. Paar).

106 2012 2011 2010 2009 2008 Ø 1973-2011 Tab. 1: HPa 248 232 207 204 229 Vergleich der brut- biologischen Daten HPm 188 174 173 131 149 des Weißstorchs % HPo 24,2 25 16,4 35,8 34,9 32,4 im Jahr 2012 mit JZa 1,7 1,9 2,1 1,2 1,3 1,6 den Vorjahren und dem langfristigen JZm 2,3 2,5 2,5 1,8 2,0 2,4 Durchschnitt in Schleswig-Holstein. HPa Zahl aller nestbesetzenden Paare, die in der ersten Hälfe der Brutzeit das Nest mind. 4 Wochen lang nutzten. HPm Zahl der Nestpaare mit ausfliegenden Jungen. %HPo prozentualer Anteil der Nestpaare ohne ausfliegende Jungen an der Zahl aller nestbe- setzenden Paare (HPa) JZa Gesamtbruterfolg JZG/HPa JZm Teilbruterfolg JZG/HPm

Abb. 2: Brutverbreitung des Weißstorchs in Schleswig-Holstein 2012.

Weißstorchberingung Seit 2003 werden in Schleswig-Holstein wie- den NABU Weißstorchbetreuern 2012 insge- der Weißstörche beringt. Mit Hilfe von Ringab- samt 82 Brutvögel anhand der Ringe identifi- lesungen lassen sich wichtige Erkenntnisse ziert werden konnten. Ihr Durchschnittsalter zur Altersstruktur, zum Ansiedlungsverhalten lag bei 6,8 Jahren. Damit ist das Durch- und zur Überlebensrate des Weißstorchs ge- schnittsalter gesunken. winnen. Die größte Anzahl machen vier- und fünfjähri- Die Anzahl der Ringstörche in der Population ge Vögel aus (Abbildung 3), mit einem Anteil im Lande nimmt kontinuierlich zu, so dass von von fast 38 Prozent.

107 Auffällig hoch mit fast elf Prozent ist der Anteil nahme von zweijährigen Brutvögeln hängt of- von zweijährigen Weißstörchen, die großen- fenbar mit dem zunehmenden Anteil von teils auch erfolgreich brüteten. Weißstörche Westziehern, die auf der Iberischen Halbinsel werden in der Regel mit drei Jahren ge- überwintern, zusammen. Was die eigentlichen schlechtsreif und können dann erfolgreich brü- Ursachen für das gehäufte Auftreten der frü- ten. Die Brut von zweijährigen Vögeln stellte hen Brutreife sind, kann derzeit nur spekuliert bisher eine Ausnahme dar und wurde vor al- werden. lem bei Westziehern nachgewiesen. Die Zu-

Abb. 3: Altersstruktur von beringten Weiß- störchen (Brutvö- gel) in Schleswig- Holstein 2012.

Abb. 4: Herkunft von be- ringten Weißstör- chen, die 2012 in Schleswig-Holstein brüteten.

108 Anhand der Beringungen konnte auch die Her- Westzieher kehrten am 3. März und 1. April kunft der Brutvögel analysiert werden (Abbil- zurück. Die Ostzieher am 9. und 19 April. dung 4). Fast die Hälfte der beringten Brutvö- gel stammt aus Schleswig-Holstein. Außer- Weitere interessante Informationen über den dem kamen zahlreiche Störche aus Mecklen- Weißstorch in Schleswig-Holstein finden sich burg-Vorpommern und Niedersachsen. Die Zu- im Internet unter: wanderung von Brutvögeln erfolgt sowohl aus http://schleswig- südwestlicher wie auch aus südöstlicher Rich- holstein.nabu.de/m06/m06_04/ tung. und http://stoercheimnorden.jimdo.com/index.php Der Zug der besenderten Weißstörche kann Satellitentelemetrie an schleswig- im Internet unter: holsteinischen Weißstörchen http://www.nabu.de/aktionenundprojekte/weis 2012 waren insgesamt sieben schleswig-hol- sstorchbesenderung/index.html steinische Weißstörche mit sogenannten GPS- verfolgt werden. Satellitensendern durch das Michael-Otto-In- stitut im NABU ausgerüstet worden, um ihr Verhalten im Winterquartier beobachten zu können. Die solarbetriebenen Sender wiegen nur 30 Gramm und nehmen stündlich die GPS Koordinaten auf, um sie alle drei Tage an ei- nen Satelliten zu senden. Die sieben Altvögel stammten aus Seeth (Männchen), Erfde-Bar- gen (Männchen und Weibchen), Pahlen (Männchen), Tielen (Weibchen) und Bergenhu- sen (zwei Weibchen).

Drei Senderstörche nahmen die westliche Zu- grichtung, die restlichen vier die östliche. Zwei Vögel erreichten nicht das Winterquartier, son- dern verunglückten an elektrischen Freileitun- gen während des Zuges.

Die Störche Nick (Seeth), Adele und Florian (Bergenhusen) flogen über die westliche Zu- groute nach Spanien. Florian verunglückte am westlichen Rand der Pyrenäen. Die anderen beiden verbrachten den Winter in der Umge- bung von Madrid.

Die anderen vier Weißstörche nahmen die Ostroute. Anni kam nur bis zum Fuß der Kar- paten bei Krakau. Michael (Bargen) und Gus- tav (Pahlen) zogen in den Tschad und blieben den gesamten Winter über in der Sahelzone. Die Störchin Astrid (Bargen) zog zunächst in den Sudan, um dann Anfang November ins äthiopische Hochland zu fliegen. Im Dezember zog sie dann über Ostafrika weiter bis nach Südafrika, um den Rest des Winters in der Abb. 5: Zugrouten von vier schleswig-holsteinischen Umgebung von Johannisburg zu bleiben. Weißstörchen mit GPS-Satellitensendern im Winter 2012/2013. Insgesamt waren die klimatischen Verhältnis- se in der östlichen Sahelzone sehr günstig. Die Vögel kamen gut durch den Winter und es Kai-Michael Thomsen gab keine weiteren Verluste. Die drei Ostzie- Michael-Otto-Institut im NABU her verließen das Winterquartier bereits im Goosstroot 1 Februar. Ihr Rückzug wurde aber wie im Vor- 24861 Bergenhusen jahr durch starke Nordostwinde über der Liby- schen Wüste erschwert. Außerdem sorgte Jörg Heyna der langanhaltende Winter in Europa für eine NABU AG Storchenschutz weitere Verzögerung des Zuges. Die beiden 25746 Lohe-Rickelshof

109 3.11 Graureiher Seit 1979 wird der Brutbestand des Graurei- Ornithologische Arbeitsgemeinschaft (OAG) hers in Schleswig-Holstein von der Staatlichen landesweite Zählungen organisiert. Damit ist Vogelschutzwarte im Landesamt für Landwirt- die Brutbestandsentwicklung dieser Großvo- schaft, Umwelt und ländliche Räume (LLUR) gelart in Schleswig-Holstein inzwischen lü- erfasst. In den Jahren davor hatte schon die ckenlos über vier Jahrzehnte dokumentiert.

Junge Graureiher Foto: Thomas Grünkorn

Bestandsentwicklung und Verbreitung 2013 wurden 1.120 Brutpaare in 72 Kolonien ginn, wie auch bei anderen Arten (zum Bei- und Einzelbrutvorkommen gezählt (Abbildung spiel Schwänen und Gänsen), durch den spä- 1). Seit fünf Jahren hat der Brutbestand von ten Kälteeinbruch stark verzögert. Erst Anfang Jahr zu Jahr abgenommen und ist jetzt auf Mai haben wir erste Eierschalen von ge- den niedrigsten Bestand seit Beginn der regel- schlüpften Jungen gefunden. In Normaljahren mäßigen Erfassungen gesunken. Gegenüber befinden sich zu dieser Zeit bereits große dem Höchstbestand von 2.675 Paaren im Jahr Jungvögel in den Nestern. 2002 hat der Bestand innerhalb von nur einem Jahrzehnt um fast 60 Prozent abgenommen Endgültig erloschen sind 2013 zwei traditionel- (Abbildung 2). Ein Grund dafür sind mehrere le Kolonien und zwei Einzelbrutplätze sind strengere Winter oder späte Kälteeinbrüche, nicht wieder besetzt worden. Neu waren zwei wie in diesem Frühjahr. Darauf reagieren die kleine Kolonien und eine Einzelbrut. Langfristig Reiher besonders empfindlich, weil sie dann hat die Anzahl der Brutplätze nahezu kontinu- bereits in die Kolonien zurückgekehrt sind. ierlich zugenommen (Abbildung 2). Da gleich- Eine Kolonie ist sogar vollständig wieder ver- zeitig die Brutpaarzahlen rückläufig waren, ist lassen worden, nachdem sie bereits besetzt die mittlere Koloniegröße seit 2002 von 48 gewesen war. Darüber hinaus war der Brutbe- Paaren auf ein Drittel (16 Paare) gesunken. Ur-

110 Abb. 1: Brutverbreitung des Graureihers in Schleswig-Holstein 2013.

sache dafür dürften Veränderungen des Le- stand sank von 57 auf 18 Prozent. Insbeson- bensraums und des Nahrungsangebots sein. dere in der Marsch haben offenbar zunehmen- Im Verbreitungsschwerpunkt Eiderstedt ist der de Entwässerung und Grünlandumbruch zu ei- Bestand von 777 Paaren im Jahr 1973 um 75 ner Verringerung der Lebensraumkapazität ge- Prozent auf knapp 200 Paare (2013) zurückge- führt, die Großkolonien und die hohen Bestän- gangen Der Anteil Eiderstedts am Landesbe- de früherer Jahrzehnte nicht mehr ermöglicht.

Abb. 2: Brutbestandsent- wicklung des Grau- reihers in Schles- wig-Holstein. Säu- len = Brutpaare; Punkte = Kolonien; K = Kältewinter, (K) = Normalwinter mit längeren Schneela- gen oder Vereisung oder späten Kälte- einbrüchen.

111 Gefährdung/Schutz Gemäß § 28a LNatSchG ist es verboten, die che einer anerkannten Fischzuchtanlage bis zu Nistplätze von Graureihern durch Abholzungen acht Reiher abgeschossen werden. Die Aner- und andere Handlungen in einem Umkreis von kennung erfolgt durch die oberste Jagdbehör- 100 Metern zu gefährden. de. Im letzten Jahr sind ihr 213 Vögel als er- legt gemeldet worden (Abbildung 3). Ange- Nach einem ähnlichen Vorfall vor sieben Jah- sichts des historisch niedrigen Brutbestandes ren und einem entsprechenden Hinweis der in Schleswig-Holstein sollte alles unterlassen zuständigen unteren Naturschutzbehörde auf werden, was eine Erholung behindern könnte. die artenschutzrechtlichen Bestimmungen, Die Bejagung macht die Reiher scheu. Auf- sind erneut in einer der letzten Buchenkolo- grund der hohen Fluchtdistanzen können sie nien Bäume gefällt worden. Daraufhin hat die die durch den Landschaftswandel geringer ge- UNB jetzt ausdrücklich jegliche Nutzung im wordenen Ressourcen nicht vollständig nut- Umkreis von 100 Metern zu den Nistplätzen zen. Es ist deshalb davon auszugehen, dass untersagt. durch eine Aufhebung der Landesverordnung nicht nur die direkte Mortalität gesenkt, son- Nach der „Landesverordnung über die Fest- dern auch die Kondition der Vögel verbessert setzung einer Jagdzeit für Graureiher“ vom werden würde, was sich günstig auf die Über- 1.9.1978 können vom 1. August bis 31. Okto- lebensrate und den Bruterfolg auswirken soll- ber im Umkreis von 200 Metern um Fischtei- te.

Abb. 3: Anzahl der nach der Landesverord- nung über die Fest- setzung einer Jagd- zeit für Graureiher als erlegt gemelde- ten Vögel.

Dr. Wilfried Knief Neukamp 10 24253 Probsteierhagen

Dr. Jan Kieckbusch Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume - Staatliche Vogelschutzwarte - Hamburger Chaussee 25 24220 Flintbek

112 3.12 Kormoran Seit der Wiederbesiedlung Schleswig-Hol- Nordfriesland) nördlich des Hindenburgdam- steins durch den Kormoran werden im Auftrag mes nisteten 48 Paare. Die schwer zugängli- des Ministeriums für Energiewende, Landwirt- chen Brutkolonien im Wattenmeer wurden schaft, Umwelt und ländliche Räume im Rah- von Thomas Grünkorn im Auftrag der National- men eines Bestandsmonitorings alljährlich Da- parkverwaltung im Landesbetrieb für Küsten- ten zum Vorkommen des Kormorans gesam- schutz, Nationalpark und Meeresschutz an- melt. hand von Luftbildern ausgezählt. In der Hasel- dorfer Marsch (Kreis Pinneberg) an der Unte- relbe lag der Brutbestand mit 327 Paaren et- Bestandsentwicklung und Verbreitung was niedriger als 2012 mit 354 Brutpaaren Im Jahr 2013 gab es in Schleswig-Holstein 13 (NABU Haseldorf). Die 2011 neu entstandene Brutplätze, an denen 2.583 Kormoranpaare ge- Kolonie im Friedrichgabekoog (Kreis Dithmar- brütet haben (Abbildung 1). Damit lag der schen), in der die Kormorane zusammen mit Brutbestand 2013 gegenüber 2012 um 109 Saatkrähen brüten, bestand auch 2013 mit ins- Paare höher, aber immer noch etwa auf dem gesamt 40 Brutpaaren. Mehrere in den letzten Niveau der letzten fünf Jahre, und auch niedri- Jahren besetzte Kleinbrutplätze waren auch ger als im 20-jährigen Mittel (Abbildung 2). Die 2013 nicht besetzt, darunter Hallig Südfalll und Hälfte des Landesbestandes nisteten an der der Hauke-Haien-Koog. Nordseeküste/ Unterelbe, 29 Prozent an der Ostseeküste und 21 Prozent im Binnenland. Am Güsdorfer Teich (Kreis Plön) brüteten 460 Brutpaare, der Bestand lag etwas höher als in Die Brutplätze im Westen von Schleswig-Hol- den vergangenen Jahren. Im NSG Stoffsee stein haben in den letzten Jahren stetig an Be- (Kreis Rendsburg-Eckernförde) nahm der Be- deutung für den Landesbestand gewonnen. In stand weiter auf nur noch 38 Paare ab. Die diesem Jahr wurde wiederum die größte Kolo- Brutmöglichkeiten werden hier zunehmend nie mit 487 Brutpaare an den Kleiaushub-Tei- schlechter und ein Erlöschen ist absehbar. Am chen bei Wyk/Föhr (Kreis Nordfriesland) ermit- Kuhlsee (Kreis Ostholstein) lag der Brutbe- telt, die Kolonie auf Trischen (Kreis Dithmar- stand ebenfalls bei 38 Paaren, die in der Nach- schen) nahm auf 394 Brutpaare ab, 2012 brü- barschaft von Graureihern brüteten. In der teten hier noch 431 Paare. Auf einer kleinen Tonkuhle Mehlbek (Kreis Steinburg) brüteten Betonplattform auf dem Buttersand (Kreis neun Brutpaare.

Abb. 1: Brutverbreitung des Kormorans in Schleswig-Holstein 2013.

113 3500 Bruterfolg und Prädation Brutpaare Nordseeküste u. Unterelbe Der Bruterfolg war 2013 ebenfalls sehr unter- 3000 Brutpaare Ostseeküste Brutpaare Binnenland schiedlich: Während die Kolonie auf Wallnau erneut von verschiedenen Seeadlern, Füchsen 2500 und Silbermöwen weitgehend geplündert wor- den ist und nur 31 Jungvögel flügge werden 2000 konnten, war der Bruterfolg in den übrigen Küstenkolonien an der Ostsee normal. Am

Brutpaare 1500 Güsdorfer Teich verursachte windiges Wetter

1000 Ende Mai erhebliche Verluste, etwa 90-100 Nester gingen verloren. Seeadler stellten sich

500 erst im Juli ein und erbeuteten zahlreiche Jungvögel wie bereits 2011.

0 1980 82 84 86 88 90 92 94 96 98 2000 02 04 06 08 2010 12 Die Bestandsentwicklung setzt sich also wie Abb. 2: Brutbestandsentwicklung des Kormorans in Schleswig-Holstein. in den Vorjahren angedeutet fort: Die Vorkom- men im Umfeld um Seeadler-Brutplätze oder Jungadler-Aufenthaltsgebiete nehmen ab, an Auch an den vier großen Ostseebrutplätzen der Westküste ist das Vorkommen stabil und gab es unterschiedliche Entwicklungen: Am nimmt einen immer höheren Anteil am Lan- Westerwerker See (Flensburger Förde, Kreis desbestand ein. Die geringfügige Zunahme Schleswig-Flensburg) nahm der Bestand deut- des Gesamtbestandes liegt im Schwankungs- lich auf 138 Brutpaare ab, während am Hem- bereich der vergangenen zehn Jahre. melmarker See (Eckernförder Bucht, Kreis Rendsburg-Eckernförde) die Anzahl der Brut- Die Ergebnisse der Brutbestandserfassung paare mit 392 um 37 Paare über der Zahl von 2013 zeigen, dass die Entwicklung des Kor- 2012 lag. Im Wasservogelreservat Wallnau auf moranbrutbestandes in den einzelnen Kolo- Fehmarn (Kreis Ostholstein) lag die Anzahl der nien und verschiedenen Landesteilen Schles- Nester mit 62 Nestern wohl als Folge der an- wig-Holsteins unterschiedlich verläuft. Daher haltenden Prädation unter den Zahlen der Vor- soll auch in den kommenden Jahren die Brut- jahre (2012: 82 Nester, 2011: 195 Nester, bestandsentwicklung weiter beobachtet wer- NABU Wallnau). In dieser Kolonie wurde auch den. Hinweise auf neu gegründete Brutkolo- in diesem Frühjahr eine Webcam installiert, nien oder Schlafplätze nehme ich gerne entge- die Live-Bilder vom Brutgeschehen ins Inter- gen. net überträgt (http://schleswig-holstein.nabu.de/ naturerle- ben/webcam/12396.html). Bernd Koop Waldwinkel 12 Nach der erfolgreichen Ansiedlung 2009 stieg 24306 Plön der Brutbestand auf der Geltinger Birk (Kreis Schleswig-Flensburg) an der Flensburger Au- ßenförde in diesem Jahr auf 150 Paare an.

Abb. 3: Gemeinschaftlich jagende Kormorane am Sehlendorfer Binnensee. Bei die- ser Technik des Nahrungserwerbs werden im Schwarm lebende Kleinfische erbeu- tet. Foto: Lothar Sielmann

114 3.13 Seeadler Die landesweite Erhebung wird alljährlich von der Projektgruppe Seeadlerschutz durchge- führt.

Abb. 1: Brutverbreitung des Seeadlers in Schleswig-Holstein 2013

Bestandsentwicklung Im Jahr 2013 waren in Schleswig-Holstein 76 Im zeitigen Frühjahr 2013 begannen 71 Paare Seeadlerreviere besetzt. Im Vergleich zum Vor- mit einer Brut und 59 Paare brüteten erfolg- jahr gab es zwei Neuansiedlungen (Lankau/RZ reich, so dass im Juli insgesamt 91 junge See- und Rhinplate/IZ) und die Bruttradition im adler flügge wurden. Die Verteilung der Jun- Sachsenwald wurde in diesem Jahr nach Un- genzahl pro Horst erbrachte folgendes Bild: 3 terbrechung fortgesetzt. Diese Bestandszu- x 3, 26 x 2 und 30 x 1 Jungvögel. Insgesamt nahme wurde aber durch das Verschwinden brüteten zwölf Paare nicht erfolgreich, 17 Pro- von zwei Revierpaaren (Kappeln/SL und Feh- zent der begonnenen Bruten waren somit er- marn-Süd/OH) kompensiert. Die Verlustursa- folglos. Die Ursachen hierfür sind unterschied- chen in den zwei verwaisten Revieren sind un- lich und waren in mindestens drei Revieren klar. Im Revier Wesseker See wurden in der durch einen Horstabsturz begründet. Bei den Brutzeit ein Altvogel und der Jungvogel des meisten Paaren blieb die Ursache für die Brut- Brutpaares mit Vergiftungserscheinungen tot aufgabe unbekannt. unter dem Horstbaum gefunden.

115 Abb. 2: 100 Brutbestandsent- 90 wicklung des See- Revierpaare adlers in Schles- 80 ausgeflogene Junge wig-Holstein. 70 60 50 40 30 20 10 0 1980 1985 1990 1995 2000 2005 2010 2015

Verbreitung Gefährdung und Schutz Aufgrund der naturräumlichen Ausstattung Die Eignung der Wälder als störungsarmer liegt der Schwerpunkt der Verbreitung in den Brutlebensraum wird durch die Ausweisung gewässerreichen Kreisen Plön (PLÖ) und Ost- von Horstschutzzonen nach § 20 Landeswald- holstein (OH). In den Landkreisen Herzogtum- gesetz (von 2004) und § 28 a Landesnatur- Lauenburg (RZ) und Steinburg (IZ) hat sich der schutzgesetz (von 2010) begünstigt. Als posi- Bestand durch Neuansiedlungen verdichtet. tiv ist die Beibehaltung der bewährten Recht- Über die Brutvorkommen im Kreis Herzogtum grundlage im Landesnaturschutzgesetz zur Si- Lauenburg besteht eine direkte Verbindung cherung der Horstschutzzonen von Großvö- zum mecklenburgischen Kernbrutbestand. geln zu nennen. Der gesetzliche Schutz muss Die Seeadlervorkommen verteilen sich auf allerdings auch zukünftig durch die Abspra- zwölf Landkreise: chen von Einzelanordnungen in den Revieren abgesichert werden, was eine gute Zusam- Kreis Paare Kreis Paare menarbeit mit Grundeigentümern, Revierförs- PLÖ 20 IZ 4 tern und Jägern voraussetzt. OH 13 NF 3 RD 11 HEI 2 RZ 18OD1 Bernd Struwe-Juhl & Volker Latendorf SE 17PI1 Projektgruppe Seeadlerschutz SL 15HL1 Biologiezentrum Tab. 1: Vorkommen des Seeadlers in den verschiede- Olshausenstr. 40 nen Kreisen. 24118 Kiel

116 3.14 Erster positiver Trend bei der Bestandsentwicklung des Kriechenden Selleries (Apium repens) Zu den wenigen höheren Pflanzen des An- chen Verbreitungsraum zehn stabile, sich hangs II der FFH-Richtlinie, die für Schleswig- selbst reproduzierende Populationen mit je- Holstein relevant sind, gehört der Kriechende weils mindestens 100 Pflanzen in einem Zeit- Sellerie (Apium repens). Der Art geht es raum von drei Jahren aufzubauen. schlecht im Land, was einerseits in der FFH- Einstufung des Erhaltungszustandes zu `un- günstig-schlecht (sogenannte rote Einstufung) im Natura 2000 Bericht 2006 führte und ande- rerseits in der Zuordnung zur Kategorie `vom Aussterben bedroht in der Roten Liste zum Ausdruck kommt. Nur noch ein einziges Vor- kommen in den Sundwiesen auf Fehmarn konnte vor zehn Jahren ermittelt werden (sie- he Bericht zu Apium repens im Jagd- und Ar- tenschutzbericht 2004). Auch bundesweit ist der Kriechende Sellerie vom Aussterben be- droht. Zwar gibt es insbesondere in Mecklen- burg-Vorpommern und in Bayern noch einige Vorkommen, insgesamt hat Deutschland für die Erhaltung der kleinwüchsigen Pflanze aber nicht nur eine europaweite sondern sogar eine weltweite Verantwortung. An der grundsätz- lich kritischen Situation der Art hierzulande hat sich nichts geändert, aber durch intensive Be- mühungen des Landes weist die Bestandsent- wicklung im Natura 2000 Bericht 2012 immer- hin einen positiven Trend auf und konnte beim Erhaltungszustand auf ungünstig/unzureichend (gelbe Einstufung) zurückgestuft werden.

Der positive Trend ist darauf zurückzuführen, dass frühzeitig eingeleitete Wiederansiedlun- gen inzwischen zu einem weiteren stabilen Bestand in der Eichholzniederung geführt ha- Abb.1: Mutterpflanzenkultur von Apium repens beim LPV-Dummersdorfer ben. Um die Art vor dem Aussterben zu be- Ufer Foto: Artenagentur wahren, wurden schon 2007 und 2008 vom damaligen Landesamt für Natur und Umwelt (LANU) gemeinsam mit der Universität Ham- In einem ersten Schritt wurde 2010 damit be- burg erste Wiederansiedlungsmaßnahmen in gonnen Jungpflanzen aus autochthonem Saat- drei Gebieten (Sehlendorfer Binnensee, Eich- gut der Fehmaraner Sundwiesen zu vermeh- holzniederung und Neustädter Binnenwasser) ren und als kräftige Pflanzen mit ausreichen- im Rahmen des LIFE-BaltCoast-Projektes dem Ballen in so genannten Baumschulplatten (www.life-baltcoast.de) der Stiftung Natur- sechs Monate vorzuziehen. In 2011 und 2012 schutz durchgeführt. Der Bestand an der Eich- konnten damit 3.000 Pflanzen für Wiederan- holzniederung konnte sich etablieren. Er wird siedlungsversuche produziert werden. seither beobachtet und macht einen vitalen Zur standortbezogenen Wiederansiedlung und stabilen Eindruck. wurden geeignete Flächen in einem etwa 25 Kilometer breiten Suchraumkorridor des ehe- Trotz dieses Teilerfolges ist das hohe Ausster- maligen Verbreitungsraumes der Art von Feh- berisiko damit nicht nachhaltig gemindert wor- marn bis nach Hamburg erkundet. Eine Aus- den. Deshalb wurde im Jahr 2010 beschlos- wahl der Flächen fand anhand der Kriterien: sen, die bisherigen Managementbemühungen Trophie, flache Flutmulden, Kurzrasigkeit oder durch Wiederansiedlung an weiteren geeigne- Flutrasenbestände mit geeigneten Indikatorar- ten Standorten im ursprünglichen Verbrei- ten, Störungseinflüsse durch Weidetiere so- tungsraum zu ergänzen. In Zusammenarbeit wie mit Zuhilfenahme von Bodenproben statt. zwischen der Artenagentur Schleswig-Hol- Zur Auswahl der Standorte wurden nur Flä- stein, der Stiftung Naturschutz und unter fach- chen der Stiftung Naturschutz berücksichtigt, licher Begleitung des Landesamtes wurde ein da diese dem Naturschutz langfristig zur Ver- Projekt etabliert, mit dem Ziel im ursprüngli- fügung stehen.

117 aus unterschiedlichen Gründen reduziert ist. Als besonders günstige Standorte haben sich nährstoffarme, lückige Flutrasen sowie durch Tritt gestörte Ufersäume von Amphibienge- wässern der Stiftung Naturschutz erwiesen. Hier konnte sich Apium repens als schnell wachsende Pionierart auf den Offenbodenstel- len gut etablieren. Auch scharf beweidete, zeitweilig überstaute Pferdekoppeln haben sich als geeignet gezeigt. Schlechte Ansied- lungserfolge wurden hingegen auf torfigen Flutrasen erzielt, die gerade in trockenen Jah- ren zu einer Nährstoffmobilisierung neigen. Auf diesen Standorten kommt es schnell zu einer Überwucherung von Apium durch die Grünlandbegleitarten. Dementsprechend wirkt sich auch eine zu schwache oder zu späte Be- weidung wüchsigerer Ansiedlungsflächen ne- gativ aus. Ein schwacher Salzgehalt übt hinge- gen keinen nachteiligen Einfluss auf den An- siedlungserfolg aus.

Wie hoch das Aussterberisiko bei nur wenigen Abb. 2: Erfolgreich Angesiedelter Apium-Bestand in Seedorf. Nährstoffarme Populationen der Art ist, zeigt der seit zwei kurzrasige Flutmulden stellen gute Habitate zur Wiederansiedlung dar Jahren abnehmende originäre Bestand auf Foto: Artenagentur den Sundwiesen. Feuchte Sommer mit hohen Wasserständen an den Wuchsorten führten einhergehend mit einer zu geringen Bewei- Insgesamt konnten in 2010 acht Gebiete aus- dung zu starken Bestandseinbrüchen. Flankie- findig gemacht werden und im September/Ok- rend wurde die Fläche jetzt gemäht, um der tober 2011 wurde mit den Wiederansiedlungs- konkurrenzschwachen Art wieder „mehr Luft“ maßnahmen an ein bis mehreren Standorten zu verschaffen. pro Gebiet begonnen. Die Anpflanzungen wur- den in der Regel in der Form eines zweireihi- Sämtliche Bestände werden weiterhin regel- gen Transekts, überwiegend an Rändern von mäßig kontrolliert, denn erst langfristige Un- Stillgewässern, aus dem Gewässer heraus in tersuchungen zeigen, wie die Effizienz der etwas höhere trockenere Uferabschnitte Wiederansiedlungen tatsächlich zu bewerten durchgeführt. In 2012 wurden die Ansiedlun- ist. gen bei positiver Entwicklung aufgestockt. An- siedlungen, die keinen Erfolg zeigten, wurden nicht weiter verfolgt. Die Gebietsauswahl wur- Detlev Finke de insgesamt auf zehn Gebiete erweitert. Deutscher Verband für Landschaftspflege (DVL) e.V.; Artenagentur In 2012 und 2013 wurde die Maßnahme durch Hamburger Chaussee 25 eine Erfolgskontrolle begleitet. Insgesamt sind 24220 Flintbek etwa ein Drittel der Wiederansiedlungen als erfolgreich zu bewerten. Dr. Silke Lütt Dezernat Biodiversität, Landesamt für Land- Die Bestände haben sich etabliert und weisen wirtschaft Umwelt und ländliche Räume , jährlich Zunahmen in der Individuenzahl auf. Hamburger Chaussee 25 Positive Entwicklungen stellten sich dann ein, 24220 Flintbek wenn der Konkurrenzdruck auf den Flächen

118 4 Neobiota

4.1 Warnliste noch nicht in Deutschland vorkommender invasiver Tiere und Pflanzen Invasive gebietsfremde Tier- und Pflanzenar- on dieses Gebietes – reicht also zur Erfüllung ten haben erhebliche Auswirkungen auf die der Definition nicht aus; hinzukommen muss Biodiversität und sind eine der Hauptursachen ein erhebliches Gefährdungspotential für die für Biodiversitätsverlust und Artensterben. dort natürlich vorkommenden Ökosysteme, Grund für das Auftreten dieser Arten außer- Biotope oder Arten. halb ihres natürlichen Verbreitungsgebietes sind in der Regel Folgen menschlicher Aktivi- Um den Gefahren für die heimischen Ökosys- täten wie Handel, Transport und Verkehr. Das teme durch invasive Arten entgegen treten zu Gefährdungspotential wächst mit der fort- können, wurden bereits vor einigen Jahren im schreitenden Globalisierung der Märkte und BNatSchG Regelungen im Umgang mit diesen der Zunahme des weltweiten Handels und formuliert. Mit dem in Kraft treten der Novelle Warenaustausches sowie des Fernreisever- des BNatSchG am 1. März 2010 wurden diese kehrs. Neben den Gefahren für die Biodiversi- Regelungen ergänzt und verbessert. Die Ge- tät können invasive Arten wirtschaftliche und fährdung der heimischen Lebensräume und soziale Auswirkungen haben. Sie können bei- Arten durch bisher nicht vorkommende oder spielsweise Krankheiten übertragen, direkte invasive Arten soll möglichst verhindert wer- Gesundheitsprobleme verursachen, Schäden den (§ 40 Abs. 1 BNatSchG). Neu auftretende an Infrastrukturen und Freizeit- beziehungs- invasive Arten sollen durch Sofortmaßnahmen weise Erholungsanlagen verursachen oder die der zuständigen Behörden des Bundes und Ursache von Schäden und Verlusten in Forst- der Länder unverzüglich beseitigt oder deren und Landwirtschaft sein. Schätzungen zufolge Ausbreitung verhindert werden (§ 40 Abs. 3 haben sich zehn bis fünfzehn Prozent der Satz 1 BNatSchG). Bereits weit verbreitete in- mehr als 12.000 in der Umwelt Europas vor- vasive Arten sollen durch Kontrollmaßnahmen kommenden gebietsfremden Arten mittler- im Rahmen einer Schadenbegrenzung zumin- weile fortgepflanzt und ausgebreitet. Nach dest an einer weiteren Ausbreitung gehindert Schätzungen der Europäischen Union verursa- werden, um durch diese zu erwartende nega- chen invasive Arten europaweit Kosten von tive Auswirkungen beziehungsweise Schäden jährlich etwa zwölf Milliarden Euro. Diese zu minimieren. Entsprechende Maßnahmen Summe umfasst die verursachten Schäden sind aber nur dann gefordert, wenn diese ebenso, wie die Kosten für die Bekämpfung technisch überhaupt möglich und verhältnis- dieser Arten. mäßig sind (§ 40 Abs. 3 Satz 2 BNatSchG). Ar- ten, bei denen zum Beispiel aufgrund der Er- Worum handelt es sich eigentlich bei dieser fahrungen anderer Staaten mit vergleichbaren Artengruppe? Irrtümlich werden häufig solche Lebensraumbedingungen zu befürchten ist, Arten als invasiv angesehen, die allein ein dass sie in Deutschland ebenfalls invasiv wer- großes Ausbreitungspotential haben und sich den könnten, müssen beobachtet werden (§ gleich einer Invasion in einem neuen Verbrei- 40 Abs. 2 BNatSchG). tungsgebiet ausbreiten. Solche Arten können zwar gemeint sein, dieser Beschreibungsver- Um die Invasivität von in Deutschland auftre- such allein reicht allerdings zur Definition inva- tenden Arten beurteilen zu können bedarf es siver Arten nicht aus. Das Bundesnaturschutz- einer Bewertungsmethode, damit insbesonde- gesetz (BNatSchG) definiert im § 7 (Begriffs- re in Deutschland mit seinem föderativen Auf- bestimmungen) in seinem Absatz 2 Nr. 9 wel- bau eine einheitliche Vorgehensweise im Voll- che Arten naturschutzrechtlich als invasiv gel- zug der oben aufgeführten Regelungen über- ten. Demnach ist eine invasive Art eine Tier- haupt ermöglicht werden kann. Das Bundes- oder Pflanzenart, deren Vorkommen außer- amt für Naturschutz hat eine entsprechende halb ihres natürlichen Verbreitungsgebietes Bewertungsmethode im Rahmen eines soge- für die dort natürlich vorkommenden Ökosys- nannten F + E-Vorhabens erarbeiten lassen teme, Biotope oder Arten ein erhebliches Ge- und diese im Jahr 2010 im Rahmen seiner fährdungspotenzial darstellt. Allein die Verbrei- Skriptenreihe veröffentlicht1. Zur Charakterisie- tung einer Art außerhalb ihres natürlichen Ver- rung invasiver Arten wird ein dreigliedriges breitungsgebietes – wenn man will die Invasi- Listensystem, bestehend aus Schwarzen,

1 Nehring, S. et al. (2010): Schwarze Liste invasiver Arten: Kriteriensystem und Schwarze Liste invasiver Fische für Deutschland und für Österreich. BfN-Skripten 285: 185 S.

119 Grauen und Weißen Listen verwendet, wobei fährden oder deren Lebensräume so verän- Schwarze und Graue Listen in drei bezie- dern, dass diese für die dort vorkommen- hungsweise zwei weitere Kategorien unter- den heimischen Arten entwertet werden. gliedert sind. Nachfolgend seien diese Listen, Bei diesen Arten gibt es aufgrund be- ihre Unterkategorien sowie die daraus abzulei- stimmter artspezifischer Kriterien Hinweise tenden Aktivitäten kurz erläutert: für ein möglicherweise bestehendes Ge- 1. Weiße Liste fährdungspotential, es existieren aber noch Hier sind diejenigen gebietsfremden Arten keine diesbezüglichen konkreten Beobach- enthalten, die in Deutschland und Öster- tungen. Für diese Arten sollte eine Monito- reich wild lebend nachgewiesen wurden ring und weitere Forschung im Vorder- und von denen nach derzeitigem Wissens- grund stehen (§ 40 Abs. 2 BNatSchG). Auf- stand keine Gefährdung heimischer Arten grund des geringen Kenntnisstandes hin- oder von heimischen Lebensräumen aus- sichtlich ihrer invasiven Eigenschaften, sind geht. Um Arten in diese Liste einzuordnen, aber weitergehende Handlungen nicht ge- bedarf es vorher einer eingehenden fachli- rechtfertigt. chen Beurteilung hinsichtlich ihrer poten- tiellen Auswirkungen auf die von diesen 3. Schwarze Liste Arten besiedelten Lebensräume. Hier sind diejenigen gebietsfremden Arten enthalten, die als invasiv gelten, da im je- 2. Graue Liste weiligen Bezugsgebiete belegt ist, dass sie Die Graue Liste ist unterteilt in zwei weite- entweder heimische Arten direkt gefähr- re Unterkategorien (Listen): den oder deren Lebensräume so verän- a. Handlungsliste dern, dass diese für die dort vorkommen- Diese Liste enthält diejenigen gebietsfrem- den heimischen Arten entwertet werden. den Arten, die als potentiell invasiv gelten, da für sie bislang nur begründete Annah- Es kann sich dabei sowohl um im Bezugs- men vorliegen, dass sie entweder heimi- gebiet vorkommende, als auch dort noch sche Arten direkt gefährden oder deren Le- fehlende Arten handeln, wenn auf Grund bensräume so verändern, dass diese für der Invasivität in klimatisch oder biogeogra- die dort vorkommenden heimischen Arten phisch ähnlichen Gebieten bei einer zu- entwertet werden. Bei diesen Arten kön- künftigen Einbringung in das Bezugsgebiet nen negative Auswirkungen auf Grund ei- eine Gefährdung mit hoher Wahrscheinlich- nes ungenügenden Wissenstandes zum keit anzunehmen ist. Zeitpunkt der Einstufung nicht endgültig beurteilt werden, die vorhandenen Hinwei- Die Schwarze Liste wiederum ist unterteilt se reichen aber aus, um entsprechende in drei weitere Unterkategorien (Listen): Maßnahmen zu begründen. a. Warnliste Hier können Arten eingeordnet werden, Hier sind diejenigen gebietsfremden Arten die im Bezugsgebiet (zum Beispiel enthalten, die in Deutschland noch nicht Deutschland) (bereits) wild lebend vorkom- wild lebend vorkommen, die in anderen kli- men, aber auch solche, die (noch) nicht im matisch und naturräumlich vergleichbaren Bezugsgebiet wild lebend vorkommen. Regionen invasiv sind oder bei denen es Letztere erhalten in den entsprechenden sehr wahrscheinlich ist, dass sie in Listen den Zusatz „im Bezugsgebiet feh- Deutschland invasiv werden und für die ge- lend“. zielte vorbeugende Maßnahmen zur Ver- hinderung der Einbringung erforderlich sind Für diese Arten liegen noch keine Belege, (§ 40 Abs. 1 BNatSchG). sondern begründete Annahmen zu negati- ven Auswirkungen vor. Für diese Arten ist b. Aktionsliste ein Monitoring ihrer Bestandsentwicklung Hier sind diejenigen gebietsfremden Arten und der von ihnen ausgehenden Gefähr- enthalten, die in Deutschland schon vor- dungen notwendig (§ 40 Abs. 2 kommen, deren Vorkommen kleinräumig BNatSchG). Darüber ist es notwendig, Un- sind, weil sie sich in der Regel am Beginn tersuchungen zur Entwicklung und Umset- der Ausbreitung befinden und für die ge- zung vorbeugender Maßnahmen durchzu- eignete, erfolgversprechende Bekämp- führen. fungsmaßnahmen bekannt sind. Bei diesen Arten ist eine sofortige, intensive und b. Beobachtungsliste nachhaltige Bekämpfung aller bekannten Diese Liste enthält diejenigen gebietsfrem- Vorkommen im gesamten Bezugsgebiet den Arten, für die Hinweise vorliegen, dass sinnvoll. Die Chancen die Besiedlung sie entweder heimische Arten direkt ge- Deutschlands nachhaltig zu verhindern sind

120 Tab. 1: Warnliste invasiver Arten für Deutschland (invasive Arten fett gedruckt)

Wissenschaftlicher Name Deutscher Name Status Einstufung Makroalgen Grüne Gabelalge Fehlend Schwarze Liste - Warnliste Codium fragile spp. Atlanticum Codium fragile Grüne Gabelalge Fehlend Schwarze Liste - Warnliste spp. Scandinavicum Undaria pinnatifida Wakame Fehlend Schwarze Liste - Warnliste Spermatophyta Acer rufinerve Rotnerviger Ahorn Fehlend Graue Liste - Handlungsliste Akebia quinata Fingerblättrige Akebie Fehlend Schwarze Liste - Warnliste Araujia sericifera Folterpflanze Fehlend Graue Liste - Beobachtungsliste Baccharis halimifolia Kreuzstrauch Fehlend Schwarze Liste - Warnliste Eichhornia crassipes Wasserhyazinthe Unbekannt Schwarze Liste - Warnliste Fallopia sachalinensis Igniscum Fehlend Schwarze Liste - Warnliste ‚Igniscum‘ Heracleum persicum Persischer Bärenklau Fehlend Schwarze Liste - Warnliste Heracleum sosnowskyi Sosnowsky Bärenklau Fehlend Schwarze Liste - Warnliste Ludwigia peploides Flutendes Heusenkraut Fehlend Schwarze Liste - Warnliste Paspalum paspalodes Pfannengras Unbekannt Graue Liste - Handlungsliste Persicaria perfoliata Durchwachsener Knöterich Fehlend Schwarze Liste - Warnliste Pueraria lobata Kudzu Fehlend Schwarze Liste - Warnliste Sorghum x almum Columbusgras Fehlend Graue Liste - Handlungsliste Spartina alterniflora Glattes Schlickgras Fehlend Schwarze Liste - Warnliste Cnidaria Blackfordia virginica Schwarzmeer-Qualle Fehlend Weiße Liste Platyhelminthes Arthurdendyus triangulatus Neuseelandplattwurm Fehlend Schwarze Liste - Warnliste Nematoda Bursaphelenchus xylophilus Kiefernholznematode Fehlend Schwarze Liste - Warnliste Mollusca Rapana venosa Asiatische Raubschnecke Fehlend Graue Liste - Handlungsliste Urosalpinx cinerea Amerikanischer Austernbohrer Fehlend Graue Liste - Handlungsliste Insecta Agrilus planipennis Asiatischer Eschen-Prachtkäfer Fehlend Graue Liste - Handlungsliste Dryocosmus kuriphilus Japanische Esskastaniengallwespe Fehlend Weiße Liste Linepithema humile Argentinische Ameise Unbekannt Schwarze Liste - Warnliste Vespa velutina Asiatische Hornisse Fehlend Graue Liste - Handlungsliste Crustacea Homarus americanus Amerikanischer Hummer Fehlend Graue Liste - Handlungsliste Orconectes juvenilis Kentucky Flußkrebs Fehlend Schwarze Liste - Warnliste Orconectes rusticus Amerikanischer Rostkrebs Fehlend Schwarze Liste - Warnliste Orconectes virilis Viril-Flußkrebs Fehlend Schwarze Liste - Warnliste Tunicata Didemnum vexillum Tropf-Seescheide Fehlend Schwarze Liste - Warnliste Pisces Perccottus glenii Amurgrundel Fehlend Schwarze Liste – Warnliste Pimephales promelas Fettköpfige Elritze Unbekannt Schwarze Liste - Warnliste Amphibia Xenopus laevis Glatter Krallenfrosch Fehlend Schwarze Liste - Warnliste Aves Corvus splendens Glanzkrähe Fehlend Graue Liste - Handlungsliste Threskiornis aethiopicus Heiliger Ibis Unbekannt Schwarze Liste - Warnliste Mammalia Callosciurus erythraeus Pallas -Schönhörnchen Fehlend Graue Liste – Beobachtungsliste Callosciurus finlaysonii Finlayson-Schönhörnchen Fehlend Graue Liste – Beobachtungsliste Muntiacus reevesi Chinesischer Muntjak Fehlend Schwarze Liste – Warnliste Sciurus carolinensis Grauhörnchen Fehlend Schwarze Liste – Warnliste Sciurus niger Fuchshörnchen Fehlend Graue Liste – Handlungsliste Sylvilagus floridanus Florida-Waldkaninchen Fehlend Graue Liste - Handlungsliste

121 groß, wenn es gelingt, die erneute Ein- kommen in Deutschland bislang noch nicht schleppung zu verhindern. Bei diesen Ar- nachgewiesen werden konnte. Bei fünf dieser ten liegt der Handlungsschwerpunkt auf Arten konnten keine sicheren Angaben zum Früherkennung und Sofortmaßnahmen (§ Vorkommen gemacht werden; diese Arten 40 Abs. 3 Satz 1). wurden mit dem Status „Unbekannt“ verse- hen. c. Managementliste Hier sind diejenigen gebietsfremden Arten Das Ergebnis der Invasivitätsbewertung durch enthalten, die in Deutschland schon vor- das BfN für diese 42 Arten kann Tabelle 1 ent- kommen, deren Vorkommen kleinräumig nommen werden. sind, für die aber keine geeigneten, erfolg- versprechenden Bekämpfungsmaßnahmen Für 26 der überprüften 42 noch nicht in bekannt sind oder deren Vorkommen Deutschland vorkommenden Arten wird eine schon großräumig sind. Einstufung in die Schwarze Liste-Warnliste für nötig gehalten. Für diese Arten wären somit Maßnahmen sind in der Regel deshalb nur gemäß § 40 Abs. 1 BNatSchG vorbeugende lokal sinnvoll und sollten darauf abzielen, Maßnahmen zur Verhinderung der Einbringung den negativen Einfluss dieser invasiven Ar- erforderlich. ten zum Beispiel auf besonders schützens- werte Arten, Lebensräume oder Gebiete Fünf der zehn aufgeführten Gefäßpflanzen zu minimieren (§ 40 Absatz 3 Satz 2 werden mehr oder weniger häufig als Zier- BNatSchG). pflanzen gehandelt, drei weitere könnten mög- licherweise zukünftig Bedeutung für den Zier- Daneben sollten die Bestände dieser Arten pflanzenhandel erlangen. Für diese Arten wäre überwacht und Forschungsanstrengungen beispielsweise ein Besitz- und Vermarktungs- zur Entwicklung geeigneter Bekämpfungs- verbot auf der Grundlage des § 54 Abs. 4 maßnahmen unternommen werden. BNatSchG in Verbindung mit § 44 Abs. 2 und Abs. 3 Nr. 2 BNatSchG als geeignete Maßnah- Aus dem oben Gesagten wird deutlich, dass men einzustufen. Möglicherweise könnten invasive Arten nur dann erfolgreich und vor al- zwischenzeitlich freiwillige Verpflichtungen der lem mit angemessenem Aufwand entfernt be- entsprechenden Handelsverbände hilfreich ziehungsweise kontrolliert werden können, sein. wenn Bekämpfungsmaßnahmen möglichst früh einsetzen können. Im Rahmen geeigneter Für neun der dreizehn Tierarten der Warnliste Präventionsmaßnahmen ist es notwendig, werden vorbeugende Maßnahmen als zielfüh- eine Vorstellung über das Verhalten zu erwar- rend beurteilt. Neben Besitz- und Vermark- tender Neubürger zu entwickeln. Hierzu wur- tungsverboten, können hier bestimmte Hal- de durch das Bundesamt für Naturschutz tungsauflagen zum Ziel führen. So sollten Hei- (BfN) eine Warnliste erstellt, die diejenigen Ar- lige Ibisse zukünftig nicht mehr freifliegend in ten enthält, die aufgrund der Erfahrungen in zoologischen Anlagen gehalten werden. anderen Ländern oder aufgrund fachlicher Er- kenntnisse in Deutschland in Zukunft freige- setzt werden könnten und die sich dann wahr- Thomas Gall scheinlich im Sinne der oben genannten Defi- Ministerium für Energiewende, Landwirt- nition des BNatSchG invasiv verhalten wer- schaft, den. Insgesamt waren 53 Arten durch das BfN Umwelt und ländliche Räume bewertet worden. Für elf dieser Arten konnte Mercatorstraße 3 im Rahmen der Bewertung festgestellt wer- 24016 Kiel den, dass sie bereits in Deutschland vorkom- men. Es verblieben somit 42 Arten, deren Vor-

122 4.2 Die Kermesbeere – ein auffälliger Neophyt erobert den Siedlungsraum Drei Mal täglich fünf Kügelchen! So war mein einfand, das mit seinen leuchtenden erst kar- erster Kontakt mit der Kermesbeere. Aller- mesinroten Blütentrauben und später dann dings nicht mit dem Kraut, sondern als ho- schwarzen Beerenständen meine Aufmerk- möopathischen Medikament zur Vorbeugung samkeit erweckte. Zwar ließ es sich mit der gegen Brustentzündung als damals junge und gängigen Bestimmungsliteratur zunächst nicht stillende Mutter. Phytolacca D 30 - von der be- bestimmen, erst bei zur Hilfenahme einschlä- treuenden Hebamme wärmstens empfohlen! giger Florenwerke für botanische Neubürgern1 und des Internets ließ es sich zuordnen. Und Jahre später traf ich dann wieder auf „Phyto- das Erstaunen war groß! Hatte mir das Medi- lacca“ und zwar im heimischen Garten, wo kament mit dem exotischen Namen doch da- sich versteckt zwischen Zierstauden ein im mals wichtige Dienste erwiesen! Spätsommer auffälliger werdendes Gewächs

Die asiatische Ker- mesbeere erobert den Siedlungsraum Foto: Dr. S. Lütt

1 z.B. STACE, C. (1991): New Flora of the British Isles. 1226 S., Suffolk.

123 Fortan beobachte ich die Kermesbeere häufi- dem Griechischen stammende Worte „phy- ger in Schleswig-Holstein. Vorzugsweise im ton“ bedeutet „Pflanze“, „lacca“ kommt aus Siedlungsbereich in leicht verwilderten Beeten dem italienischen und heißt „Lack“. Der deut- und Ruderalflächen. In der gemeinsamen Da- sche Name ist dem arabischen Wort „ker- tenbank der AG Geobotanik in Schleswig-Hol- mes“ für „rot“ entnommen. Das Phytolacca- stein und Hamburg e.V. und des LLUR gibt es rot ist ein stickstoffhaltiger schwarzroter Beta- nur wenige aktuelle Nachweise aus der Nähe cyanfarbstoff, der nur noch historische Bedeu- von Mülldeponien. tung hat.

Weltweit existieren 35 Kermesbeeren-Arten. Früher benutzte man den Saft zum Färben von In Schleswig-Holstein kommen bislang zwei Süßigkeiten und Wein, zum Färben von Korb- Arten vor: Phytolacca americana, die Amerika- waren oder in Verbindung mit Alaun zum Fär- nischen Kermesbeere, und Phytolacca escu- ben von Wolle. Nach verschiedenen Quellen lentum, die Asiatische Kermesbeere. Für die wurde in Frankreich zur Zeit Ludwig XIV das eindeutige Ansprache ist der Aufbau der Blü- Nachfärben von Wein mit dem Saft der Ker- ten und Früchte entscheidend. Die Namen ge- mesbeere mit Todesstrafe bedroht, wohl weil ben Auskunft über die Herkunftsgebiete, bereits der geringfügige Weingenuss zu Amerika und Asien (vorwiegend China) aber Bauchkrämpfen führte. auch Afrika, von wo sie zum Zwecke der Zier- de für den Gartenbau und als alte Nutzpflanze Bundesweit sind die Kermesbeeren auf dem vom Menschen eingeführt wurden. Vormarsch. Das Bundesamt für Naturschutz hat die naturschutzfachliche Invasivität beider Die Blüten der Kermesbeere sind weißlich bis in Schleswig-Holstein bislang vorkommender rosa – karmesinrot und stehen in dichten, Arten gerade überprüft und kommt zu dem Er- mehr als zehn Zentimeter hohen Trauben, aus gebnis, dass Phytolcca americana als poten- denen sich ab August auffällige dunkelrote bis tiell invasiv einzuschätzen ist und damit auf schwarze Sammelfrüchte entwickeln. Die Blät- die „graue“ Liste derjenigen Arten kommt, ter haben eine eiförmig-elliptische Form und gegen die man etwas tun könnte, aber nicht sind ganzrandig und wechselständig und wer- muss, da gemäß BNatSchG noch kein erhebli- den mehrere Dezimeter lang. Die Pflanze ches Gefährdungspotential anderer Arten, Bio- treibt alljährlich aus den Erneuerungsknospen tope oder Ökosysteme vorliegt. ihres Rübenkopfes bis zu zwei Meter lange Sprosse aus. Für so viel Biomasse braucht sie Für die Asiatische Kermesbeere hingegen natürlich Kraft. Daher bevorzugt sie nährstoff- konnte selbst eine potentielle Gefährdung reiche, frische Böden. In der Jungmoräne und nicht bestätigt werden. Allerdings wurde bei auf künstlich aufgebrachten Pflanzböden ist der Art im Labor ein allelopathisches Potential sie daher häufiger anzutreffen. Trockene und festgestellt, dass andere Pflanzen gegebenen- leichte Böden meidet die Kermesbeere. Sie falls bei der Ansiedlung behindern kann. bleibt meist einige Jahre zu Gast, verschwin- Im Gegensatz zu Süddeutschland, Frankreich det dann aber wieder, so leise und unbemerkt, und Ungarn sind die Vorkommen in Schles- wie sie kommt. wig-Holstein noch unbeständig. Bislang reicht es, die Ausbreitung der Pflanzen im Auge zu Die gesamte Pflanze ist giftig. Ihre auffälligen behalten. Beeren werden aber von den Vögeln gerne gefressen und die Samen dadurch verbreitet. Wenn Sie dabei helfen möchten, melden Sie Die Beeren insbesondere der Amerikanischen größere Vorkommen bitte der Autorin! Kermesbeere, die höhere Giftkonzentrationen aufweist, können für Kleinkinder eine Gefahr darstellen und zu Beschwerden im Magen- Dr. Silke Lütt und Darmbereich, Durchfällen und Krämpfen Dezernat Biodiversität führen. Landesamt für Landwirtschaft Umwelt und ländliche Räume Der deutsche Name und der Gattungsname Hamburger Chaussee 25 „Phytolacca“ geben Hinweise auf die Verwen- 24220 Flintbek dung des Pflanzensaftes als Farbstoff: das aus

124 5 Jagdwesen

5.1 Jägerprüfungen und Jagdscheine Die Ergebnisse der 2013 in den Kreisen und Um einen Jagdschein zu erhalten, müssen die kreisfreien Städten abgehaltenen Jäger prü- Bewerberinnen und Bewerber eine Jägerprü - fungen sind in der nachfolgenden Tabelle dar- fung bestehen. gestellt.

8 0 0 2 1 0 5 0 5 3 1 0 0 0 0 27

3 4 0 6 4 0 4 0 0 2 3 0 0 5 0 31 bestandenen Prüfungsabschnitt Erteilung eines Zeugnisses über den

0 0 0 0 13 13 17 30 17 18 15 14 13 11 12

0 0 4 0 8 5 0 9 6 5 9 4 0 6 69 11 Anzahl Anteil Anzahl Anteil Davon A* B** A*

1 8 0 0 0 0 0 0 7 1 0 7 0 6 31 Davon

1 4 0 0 3 0 0 0 2 0 0 2 0 1 0 4 16 im Prüfungsabschnitt Wiederholungsprüfung

0 87 87 83 90 70 83 82 85 86 87 89 88 100 100 100 Bestandene Prüfungen Prüfungen Nicht bestandene erteilt erteilt

0 71 20 19 24 23 42 33 31 58 34 15 46 Abschließendes 464 Prüfungszeugnis Anzahl Anteil Anzahl Anteil A* B**

0 0 0 0 9 3 19 1 0 9 0 19 1 0 9 48 15 eines Davon lediglich schnittes Prüfungsab- Wiederholung Wiederholung

0 24 29 1 29 82 23 51 21 39 36 67 27 38 15 52 der 533 Anzahl gesamt gesamt Prüflinge

Kiel Plön Städte Städte Kreise, Lübeck Gesamt kreisfreie Stormarn Segeberg Steinburg Flensburg Flensburg Pinneberg Lauenburg Herzogtum Schleswig- Ostholstein Rendsburg- Neumünster Eckernförde Nordfriesland Dithmarschen A* Schießprüfung B** Schriftlicher und mündlich-praktischer Teil (siehe auch: Die Entwicklung der Jägerprüfungen seit 1973 im Anhang, Tabelle 7)

125

41 558 782 531 428 610 412 706 437 187 625 191 724 1.084 4.881 8.562 8.147 9.087 8.870 Jagd- 12.197 10.930 10.387 10.786 12.637 12.388 10.189 Anzahl scheine

59 62 41 59

5 1 1 lichen Forstdienst

39 31 34 2 31

Gebührenfreie Jagdscheine für Forstbeamte pp. im öffent-

2005

26 22 48 23 ig 3-jährig1-jährig 2-jährig 3-jährig

1 1 und Berufsjäger

Privatforstangestellte Privatforstangestellte Jahresjagdscheine für 9 7 14 13 ordnung über die Jagdabgabe vom 22. Dezember Jagdabgabe vom 22. ordnung über die Ermäßigungen entfallen mit der neuen Landesver- mit entfallen Ermäßigungen

6 7 6 9 7 4 4 0 0 0 3 0 0 58 62 76 79 66 83 72 73 72 63 10 73 16 ausfer- 20,00 Doppel- tigungen tigungen

4 1 0 0 87 97 84 10 23 13 16 11 82 11 16 11 15 15 101 119 124 140 126 141 148 20,00 15,00 scheine für Jahresjagd- Jugendliche

2 6 9 6 3 1 3 0 1 2 0 2 39 54 44 33 52 67 37 61 93 36 16 54 jagd- 15,00 scheine Falkner-

6 3 8 6 0 3 0 90 43 28 22 21 10 15 0 2 525 672 110 1.112 1.429 1.491 1.558 2.101 2.497 2.555 3.158 3.165 länder 10,00 15,00 Tagesjagd- scheine für In- und Aus-

45 2.803 35 412 515 473 338 774 511 257 419 493 351 333 133 4.755 4.474 6.238 4.783 4.463 6.365 5.150 4.829 6.494 5.528 5.217 55,00 100,00

8 9 8 9 5 128 0 27 28 20 22 18 15 21 20 193 175 168 182 207 177 185 185 192 188 211 0,00 45,00 7

In- und Ausländer

4 72 52 44 56 39 38 113 144 159 105 226 128 118 3.330 2.032 1 2.747 2.503 2.323 2.359 2.529 2.595 2.684 3.019 3.143 3.197 1-jährig 2-jährig 3-jährig 1-jährig 2-jähr 35,00 35,00

Zusammenstellung der 2012 in Schleswig-Holstein erteilten Jagdscheine Zusammenstellung der 2012 Zum Vergleich: 2002 Jahresjagdscheine für Jahresjagdscheine Gebühr Jagdabgabe Kreis/ kreisfreie Stadt Flensburg Kiel Lübeck Neumünster Dithmarschen Hzgt. Lauenburg Nordfriesland Ostholstein Pinneberg Plön Rendsb.-Eckernf. Schlesw.-Flensb. Segeberg Steinburg Stormarn Gesamt 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011

126 5.2 Jagdabgabe Gemäß der Landesverordnung über die Jagd- Möglichkeiten zur Verhütung und Vermin- abgabe vom 19. November 2010 wird bei der derung von Wildschäden; Erteilung eines Jahresjagdscheines neben der • Erfassung von Wildbeständen und Unter- Verwaltungsgebühr von mindestens 35 Euro suchungen zu Wildbestandsveränderungen eine Jagdabgabe erhoben, die in der Regel 35 (Monitoring); Euro beträgt. • Die Errichtung und der Betrieb von Muster- und Lehrrevieren sowie sonstige Maßnah- Gemäß § 16 Landesjagdgesetz steht die Jagd- men und Einrichtungen zur Aus- und Fort- abgabe, nach Abzug des Verwaltungsaufwan- bildung der nach o.a. Gesetz am Jagdwe- des, dem Land zur Förderung des Jagdwe- sen beteiligten Personen; sens zu. • Öffentlichkeitsarbeit.

Aus der Jagdabgabe sind insbesondere zu för- Aus der Jagdabgabe standen 2012 rund dern: 786.00 Euro zur Verfügung. Mit den Mitteln, • Maßnahmen zur Erhaltung und Verbesse- die vom Land vergeben wurden, wurden fol- rung der Lebensgrundlagen des Wildes; gende Maßnahmen finanziert oder unterstützt: • Untersuchungen der Lebens- und Umwelt- bedingungen der Wildarten sowie

In Tausend EUR Maßnahmen zur Erhaltung und Verbesserung der Lebensgrundlagen des Wildes: 54,8 Schutzprojekte jagdbarer Arten des LJV 22,5 Seeadlerschutzprojekt 16,0 Wiesenweihe 7,5 Birkwild 5,0 PRONATUR des LJV 3,8

Jagdwesen: 282,7 Hegelehrrevier des LJV:: 51,7 Förderung des jagdlichen Schießens; Umbau von Schießständen 222,0 Förderung des Jagdhundewesens: 9,0

Erfassung und Untersuchung von Wildbeständen (Monitoring): 171,9 Seehund: 32,1 Wildtierkataster des LJV 22,5 Feldhasen 17,1 Prädatorenprojekt des LJV 50,0 Verkehrsunfallforschungsprojekt 10,0 Totfundkataster 22,7 Mauswiesel 17,5

Aus- und Fortbildung / Öffentlichkeitsarbeit: 140,6 Aus- und Fortbildung der Jägerinnen und Jäger: 7,5 Anteilige Kosten des Mitteilungsblattes „Jäger in Schleswig-Holstein“: 75,0 Informationsbroschüren und Lehrmaterial: 4,5 Ehrenpreise, Jagd- und Artenschutzbericht, Sachkosten: 10,2 Personal u. Sachkosten MLUR 25,0 Sonstige Öffentlichkeitsarbeit 18,4

Kreisjägerschaften 97,7

Ausgaberest 2013: 38,5

Gesamt: 786,2

127 5.3 Struktur der Jagdfläche Anzahl und Größe der Jagdbezirke (Erhebung von 2011)

Das Jagdrecht ist untrennbar mit dem Eigen- größe von 75 Hektar als Eigenjagdbe-zirk tum an Grund und Boden verbunden. Die Jagd (EJB) oder 250 Hektar in gemeinschaftlichen darf jedoch nur in Revieren mit einer Mindest- Jagdbezirken (GJB) ausgeübt werden.

gemeinschaftl. Anteil an der Kreise bzw. private Größe kommunale Größe Größe insgesamt Jagdbezirke Gesamtjagd- kreisfreie Städte EJB ha EJB ha ha ha GJB fläche S-H

Flensburg 1 105 1 220 4 1.285 1.610 0,1 %

Kiel 2 461 5 1.090 6 2.400 3.951 0,3 %

Lübeck 5 848 21 4.292 13 5.034 10.174 0,7 %

Neumünster 1 93 7 4.521 4.614 0,3 %

Dithmarschen 51 8.220 4 855 165 118.404 127.479 9,0 %

Herzogtum Lauenburg 91 25.980 70 16.677 148 68.716 111.373 7,9 %

Nordfriesland 46 7.518 4 1.620 206 173.649 182.787 12,9 %

Ostholstein 211 40.618 4 367 179 75.498 116.483 8,2 %

Pinneberg 15 2.316 53 46.646 48.962 3,5 %

Plön 131 43.762 111 52.922 96.684 6,8 %

Rendsburg- 196 42.580 4 679 211 146.900 190.159 13,4 % Eckernförde Schleswig- 93 15.072 228 169.109 184.181 13,0 % Flensburg

Segeberg 93 20.488 4 723 141 91.190 112.401 7,9 %

Steinburg 44 7.957 3 818 107 82.089 90.864 6,4 %

Stormarn 62 10.383 1 290 103 45.905 56.578 4,0 %

insgesamt 1.042 226.401 121 27.631 1.682 1.084.268 1.338.301 94,6 %

Landesforsten 154 42.555 44.555 3,0 % EJB sonst. landeseigene 48 17.090 17.090 1,2 % EJB Stiftung Naturschutz 27 4.134 4.134 0,3 % EJB bundeseigene EJB 41 13.035 13.035 0,9 %

Land Schleswig- . 1.312 303.215 121 27.631 1.682 1.084 268 1.415.115 100,0 % Holstein

128 5.4 Jagd- und Schonzeiten in Schleswig- Holstein Zusammenfassung der Jagd- und Schonzeiten § 1 Abs. 3 Bundesjagdzeitenverordnung: Die des Bundes und des Landes festgesetzten Jagdzeiten umfassen nur solche (Schleswig-Holstein in fetter Schrift) Zeiträume einschließlich Tageszeiten, in denen nach den örtlich gegebenen äußeren Umstän- den für einen Jäger die Gefahr der Verwechs- lung von Tierarten nicht besteht.

5.4.1 Haarwild

Rotwild Kälber 01.08.-28.02. Schmalspießer 01.06.-28.02. Schmaltiere 01.06.-31.01. Hirsche und Alttiere 01.08.-31.01. Dam- und Sikawild Kälber 01.09.-28.02. Schmalspießer 01.07.-28.02. Schmaltiere 01.07.-31.01. Hirsche und Alttiere 01.09.-31.01. Rehwild Kitze 01.09.-28.02. Schmalrehe 01.05.-31.01. Ricken 01.09.-31.01. Böcke 01.05.-15.10. Muffelwild 01.08.-31.01. Schwarzwild 16.06.-31.01.; vorbehaltlich der Bestimmungen des § 22 Abs. 4 des Bundesjagdgesetzes darf die Jagd das ganze Jahr auf Frischlinge und Überläufer ausgeübt werden Feldhasen 01.10.-15.01. Wildkaninchen * ganzjährig vorbehaltlich der Bestimmungen des § 22 Abs. 4 des Bundesjagdgesetzes Nutrias 01.08.-28.02. Füchse * ganzjährig vorbehaltlich der Bestimmungen des § 22 Abs. 4 des Bundesjagdgesetzes Marderhunde ganzjährig vorbehaltlich der Bestimmungen des § 22 Abs. 4 des Bundesjagdgesetzes Waschbären ganzjährig vorbehaltlich der Bestimmungen des § 22 Abs. 4 des Bundesjagdgesetzes Stein- und Baummarder 16.10.-28.02. Iltisse 01.08.-28.02. Hermeline 01.08.-28.02. Mauswiesel 01.08.-28.02. Dachse 01.08.-31.10. Minke ganzjährig vorbehaltlich der Bestimmungen des § 22 Abs. 4 des Bundesjagdgesetzes

* Im Bereich der Deichkörper nach § 64 und § 65 des Landeswassergesetzes darf die Jagd auf Füchse und Wildkaninchen zur Gewährleistung der Deichsicherheit auch in der Setz- zeit ausgeübt werden.

129 5.4.2 Federwild

Rebhühner 01.10.-15.12. Fasane 01.10.-15.01. Ringel-** und Ringeltauben vom 20.08.-30.04. mit der Maßgabe, Türkentauben dass die Jagd in der Zeit vom 20.08.-31.10. sowie vom 21.02.-30.04. nur zur Schadensabwehr ausgeübt werden darf, wenn sie in Trupps auf gefährdeten Acker- und Grünlandkulturen sowie Baumschulflä- chen einfallen; Türkentauben: Schonzeit Höckerschwäne 01.11.-20.02. nur mit Kugelschuss Graugänse 01.08.-15.01. mit der Maßgabe, dass die Jagd in der Zeit vom 01.09. bis 31.10. nur zur Schadensabwehr auf gefährdeten Acker- und Grünlandkulturen ausge- übt werden darf Bläss-, Saat-, Ringel- Blässgänse: 01.11.-15.01. und Kanadagänse Kanadagänse: 01.08.-15.01. mit der Maßgabe, dass die Jagd in der Zeit vom 01.08. bis 31.10. nur zur Schadensabwehr auf gefährdeten Acker- und Grün- landkulturen ausgeübt werden darf Saatgänse: 01.11.-15.01. Ringelgänse: Schonzeit Nonnengänse ** 01.10.-15.01. nur außerhalb von Europäischen Vogel- schutzgebieten und nur zur Schadensabwehr auf ge- fährdeten Acker- und Grünlandkulturen in den Krei- sen Nordfriesland, Dithmarschen, Pinneberg und Steinburg. Die Notwendigkeit zur Abwehr erhebli- cher Schäden auf Grünlandkulturen muss zuvor durch einen anerkannten Sachverständigen festge- stellt worden sein. Nilgänse 01.08.-15.01. Stockenten 01.09.-15.01. Pfeif-***, Krick-, Spieß-, 01.10.-15.01. nur Pfeif-, Krick- und Reiherenten Berg-, Reiher-, Tafel-, (alle anderen Enten haben Schonzeit) Samt- und Trauerenten Waldschnepfen 16.10.-15.01. Blässhühner 11.09.-20.02. Lach-, Sturm-, Silber-, 01.10.-10.02. Mantel- und Heringsmöwen Aaskrähen **** 01.08.-20.02. Elstern **** 01.08.-28.02.

** Die außerhalb der Jagdzeit vom 01.11.-20.02. erlegten Ringeltauben sowie die erlegten Nonnengänse sind in der Wildnachweisung gesondert zu erfassen. *** In den Kreisen Nordfriesland, Dithmarschen, Steinburg und Pinneberg und auf der Insel Fehmarn darf die Jagd auf Pfeifenten zur Abwehr erheblicher landwirtschaftlicher Schäden auf gefährdeten Ackerkulturen auch zur Nachtzeit ausgeübt werden. **** Zur Abwehr erheblicher landwirtschaftlicher Schäden und zum Schutze der heimi- scher Tierwelt ist der Fang von Aaskrähen und Elstern mit selektiv fangenden Einzelfang - fallen während der Jagdzeit gestattet. Über die getätigten Fänge ist ein gesondertes Fangbuch zu führen, in welchem die verantwortlichen Jagdausübungsberechtigten die getätigten Fänge nach Arten und Anzahl aufzuschlüsseln und die Kontrollen der Fallen nachzuweisen haben.

130 5.5 Anerkannte Nachsuchengespanne in Schleswig-Holstein Kreis Stormarn und Lübeck Kreis Herzogtum Lauenburg 1. Bayerischer Gebirgsschweißhund Nils 9. Schwarzwildbracke Hera von Kiekinde- vom Lahntal, Rüde, ZB-Nr.: 09-055 mark, Hündin, ZB-Nr.: VDH/SBV 99029 mit dem Führer Günter Fischer, Kam- und Schwarzwildbracke Alpha vom Hell- predder 20, 23845 Bühnsdorf, Tel.:04550 - bachtal, Hündin, ZB-Nr.:/03/0960397 mit 9958949 oder 0157 - 85441495 dem Führer Helbert Ernst, Lerchenweg 21, 23881 Breitenfelde, 2. Tiroler Bracke Brutos von Wieland- Tel.: 04532-8225872 oder 0172 - 2733204 rücken, Rüde, ZB-Nr.: 01/1610059 mit dem Führer Thomas Fahrenkoog, 10. Hannoverscher Schweißhund Pius vom Diekkamp, 23858 Groß Barnitz, Tel.: Falkenberg, Rüde, ZB-Nr.: 2486 04533 - 798293 oder 0170-8150430 mit dem Führer Chris Balke, Heideweg 3, 23883 Grambek, Tel.: 04542 – 8508307 3. Hannoverscher Schweißhund Brenda von oder 0170 – 2912153 der Steinrausch, Hündin, ZB-Nr. 2509 mit dem Führer Manfred Fröhlich, Ham- 11. Hannoverscher Schweißhund Frieda vom burger Str. 159, 24558 Henstedt-Ulzburg, Sinngrund, Hündin, ZB-Nr. 2993 Tel. 04193-8879841 oder 0162-9802765 mit dem Führer Sven Tütge, Großblöcken 3a, 22962 Siek, Tel.: 0175-8862728 4. Hannoverscher Schweißhund Burga vom Randowtal, Hündin, ZB-Nr. 2825, und Deutsch-Drahthaar Birka vom Grantbarg, Kreis Rendsburg-Eckernförde Hündin, ZB-Nr. 167865 12. Deutsch-Drahthaar Ilko vom Oechtringer mit dem Führer Matthias Dahlmann, Bi- Forst, Rüde, ZB-Nr.: 175540 schofsteicher Weg 49, 23858 Reinfeld, mit dem Führer Wolfgang Wohlers, Els- Tel. 04533-8060 oder 0162-9008553 barg 2a, 24594 Heinkenborstel, Tel.: 04873 – 602 oder 0173 – 8606548

Kreis Segeberg 13. Westfälische Dachsbracke Anton vom 5. Hannoverscher Schweißhunde Alf vom Iloo - Forst, Rüde, ZB-Nr.: 55 - 02 Jungfernholz, Rüde, ZB-Nr.: 2385 und mit dem Führer Egon Halupka, Bargsted- Lio Strelitz-Alt, Rüde, ZB-Nr. 2845 mit terstr. 23. 24589 Nortorf, dem Führer Marcel Zickermann, Tel.: 0162 – 5337501 oder 04392 - 929097 Waldarbeitergehöft 1, 23812 Glashütte - Post Wahlstedt 1, Tel.: 04320 - 581550 14. Hannoverscher Schweißhund Adrina Bor- oder 0172 - 9431128 drup Klitplantage, Hündin, ZB-Nr.: 2600 mit dem Führer Jann Struck, Bahnhofs- 6. Deutsch-Kurzhaar Eyko von der Hansab- weg 5, 24790 Haßmoor, urg, Rüde, ZB-Nr.: 0228 / 09 Tel.: 04331 - 949502 oder 0170 – 3819740 mit dem Führer Dirk Hinz, Glückstädter Str. 49, 24576 Mönkloh, 15. Hannoverscher Schweißhund Dago von Tel.: 0172 - 7206811 und 04192 - 6491 Schnabbel’s Müritzmeute, Rüde, ZB-Nr.- DRV-238134 mit dem Führer Bernd Kos- 7. Bayrischer Gebirgsschweißhund Wolo hyk, Birkenweg 7, 24644 Timmaspe, vom Wiesacker, Rüde, ZB-Nr.: 02-27 Tel.: 04392 - 1808 oder 0160 – 5759111 mit dem Führer Ernst-Otto Sick, Kieler Straße 17, 24649 Wiemersdorf, 16. Hannoverscher Schweißhund Barth vom Tel.: 0152 – 2903267 oder 04192 – Saupark Springe, Rüde, ZB-Nr.: 2494 8195165 mit dem Führer Henning Rohwer, Iloo- weg 11a, 24644 Timmaspe, 8. Bayrischer Gebirgsschweißhund Noel Tel.:04392 – 1623 oder 0171 – 4102363 vom Laubustal, Rüde, ZB-Nr. 11-050 mit dem Führer Gerd Büge, Hofstraße 2, 17. Alpenländische Dachsbracke Wenda z Ha- 24628 Hartenholm kamilu, Rüde, ZB-Nr.: 2404/08 und Han- Tel.: 04195-1383 oder 0171-3548114 noverscher Schweißhund Aaron vom Biebertal, Rüde, ZB-Nr.: 2947 mit dem Führer Friedrich Fülscher, Dorfstr. 100, 24242 Felde, Tel.: 04340 – 403047 oder 0151 – 40424410

131 18. Hannoverscher Schweißhund Barth vom Kreis Dithmarschen Saupark Springe, Rüde, ZB-Nr.: 2494 mit 24. Deutsch-Drahthaar Waldmann vom Liet- dem Führer Karsten Stieper, Ilooweg 9, her-Moor, Rüde, ZB-Nr.: 203444, 24644 Timmaspe Tel.: 04392 - 6276 oder mit der Führerin Ute Jochims, Nordha- 0162-9398685 stedterstr. 9, 25767 Tenbüttel-Röst, Tel.: 04835-7528 oder 0174-1799919 19. Bayerischer Gebirgsschweißhunde Wastl vom Wiesacker, Rüde, ZB-Nr.: 02-30 und Bibi vom Bramesch, Hündin, ZB-Nr. 10- Kreis Pinneberg 034, mit dem Führer Ingo Ahrenhold, 25. Deutsch-Langhaar Bentje to Kathen, Breekstücken 5a, 24354 Kosel, Tel.: Hündin, ZB-Nr.: 424-04, mit dem 04354-986836 oder 0151 – 20339905 Führer Jan Hachmann, Vossbarg 4, 25364 Bokel, Tel.: 0172-8075419 20. Kleiner Münsterländer Lord vom Dreben- hold, Rüde, ZB-Nr.: 04-0608 mit der Füh- rerin Anette Jöhnk, Dorfstraße 9, 24214 Kreis Steinburg Neuwittenbek, Tel.: 04346-8703 oder 26. Rauhaarteckel Omme vom Eikenbrook, 0173-2191566 Hündin, ZB-Nr.: 0502574 R, mit dem Führer Reiner Holste, Ahornring 16, 25551 Hohenlockstedt, Kreis Plön Tel.: 04826-850686 oder 0173-2994512 21. Hannoversche Schweißhunde Botha vom Jungfernholz, Hündin, ZB-Nr.:2690 und Frieda vom Reichshof, Hündin, ZB- Kreis Schleswig-Flensburg Nr. 2982 27. Rauhaarteckel Mona vom Ahlsensee, mit dem Führer Reimer Mohr, Lindenstra- Hündin, ZB-Nr.: 08T2941 R, mit dem ße 32, 24327 Rathlau, Tel.: 04382 – 266 Führer Heinrich Sievertsen, Elbestraße oder 0162 - 5886913 45, 24943 Flensburg, Tel.: 0461-312716 oder 0160-7008618 22. Rauhaarteckel Klara von der Kloster- gruft, Hündin, ZB-Nr.: 60DC32 mit dem Führer Cai von Rumohr, Siedlung 3, 24306 Wittmoldt, Tel.: 04522 – 508778

23. Bayerischer Gebirgsschweißhund Iven vom Hohenhahn, Rüde, ZB-Nr.: 08-040, mit dem Führer Christian Drapatz, Köl- lingbek 3, 24601 Wankendorf, Tel.: 04326 – 288885 oder 0173-9767301

132 Anhang

Tabellen

Tabelle 1: Nutzung des landwirtschaftlichen Bodens in Schleswig-Holstein / Flächen in ha

Veränd. 2012 zu Nutzung 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2011 in % landwirtschaftlich 997.626 1.008.173 998.123 992.581 995.637 999.100 990.400 -0,9% genutzte Fläche darunter: 345.897 349.043 317.115 317.184 313.892 318.800 317.400 -0,4% Dauergrünland Ackerland 643.979 651.470 673.247 667.996 674.283 673.400 665.600 -1,2% darunter: 316.804 304.019 345.046 313.877 292.192 293.900 331.000 12,6% Getreide Winterweizen 193.045 190.573 214.861 190.498 205.876 203.800 221.000 8,4% Sommerweizen 2.032 1.440 1.921 5.129 2.045 6.700 7.500 11,9% Roggen 18.627 22.551 29.167 28.965 20.442 19.100 26.100 36,6% Wintergerste 74.348 60.871 66.058 67.657 47.579 40.200 53.200 32,3% Sommergerste 9.605 10.402 14.337 7.242 4.095 9.600 8.100 -15,6% Hafer 7.643 7.901 9.340 6.422 3.864 6.500 7.100 9,2% Tricitale 10.154 8.889 8.933 6.058 6.370 5.800 5.700 -1,7% Körnermais inkl. 421 789 421 1.221 1.087 1.100 1.400 27,3% Corn-Cob-Mix Hackfrüchte 16.062 17.352 12.712 12.898 13.222 14.900 14.700 -1,3% Kartoffeln 5.462 5.949 5.383 5.489 5.458 5.200 5.500 5,8% Zuckerrüben 10.123 10.981 6.898 7.067 7.491 9.200 8.800 -4,3% Runkelrüben 438 392 271 228 Raps und Rübsen 113.155 121.080 95.752 115.252 112.058 89.500 61.200 -31,6% Darunter: 111.956 120.386 95.397 114.733 111.890 88.800 60.500 -31,9% Winterraps Ackerfutterpflanzen 155.734 170.853 198.282 212.173 239.668 256.200 240.500 -6,1% Silomais/Grünmais 107.717 124.485 131.833 147.569 175.669 194.000 180.700 -6,9% Hülsenfrüchte 2.123 1.667 1.763 1.481 1.616 2.100 2.000 -4,8% Flächenstilllegung 30.566 27.076 9.100 3.908 6.945 8.600

Anmerkungen zur Tabelle: • Getreide: einschl. Körnermais • Sommerweizen: einschl. Durum • Hafer: einschl. Sommermenggetreide • Körnermais: einschl. Corn-Cob-Mix • Kartoffeln: mittelfrühe und späte zusammen einschl. In- dustrie-, Futter- und Pflanzkartoffeln • Flächenstilllegung: Brache einschl. stillgelegter Flächen mit Bei- hilferegelung

Quelle: Agrarreport / Statistikamt Nord

133 Tabelle 2: Schalenwildstrecken im Jahresvergleich

Jagdjahr Rotwild Damwild Sikawild Schwarzwild Rehwild Muffelwild 1960 299 1.961 22 826 24.084 1965 391 2.571 46 1.581 23.523 1970 359 2.770 48 1.259 17.304 1971 408 2.443 29 1.199 17.228 1972 355 2.748 44 1.963 12.883 1973 508 3.050 34 1.884 15.692 1974 481 3.016 32 1.803 17.614 1975 553 3.852 56 1.797 28.917 1976 572 3.308 63 1.966 31.124 1 1977 591 4.140 49 3.018 32.628 3 1978 640 3.639 58 1.299 34.725 2 1979 597 4.129 65 1.298 22.197 1 1980 552 4.148 74 1.569 25.710 7 1981 620 3.985 67 1.697 30.092 4 1982 632 3.966 79 2.045 30.623 1 1983 724 4.285 89 2.469 33.425 5 1984 674 4.330 99 3.428 33.361 5 1985 613 4.240 68 3.259 34.132 21 1986 625 4.325 92 2.717 34.111 21 1987 576 4.545 89 3.197 33.882 51 1988 651 5.091 77 4.170 36.964 54 1989 623 4.914 67 3.437 38.349 35 1990 542 5.293 70 4.870 41.088 64 1991 545 5.460 61 5.232 41.405 68 1992 669 5.196 51 3.805 43.067 52 1993 625 6.177 71 7.199 44.771 56 1994 509 5.812 67 6.296 43.810 54 1995 537 5.930 69 4.071 44.912 51 1996 641 6.462 105 7.046 48.713 41 1997 588 6.550 113 5.145 48.608 34 1998 620 6.684 140 5.318 47.923 35 1999 613 6.419 127 7.669 47.917 34 2000 676 6.901 152 5.756 48.509 47 2001 673 7.029 163 9.185 49.238 33 2002 801 7.334 110 7.802 50.097 42 2003 678 7.660 116 11.338 53.719 49 2004 714 7.373 144 8.388 51.324 46 2005 681 7.229 120 8.205 51.136 58 2006 718 7.312 103 8.170 49.614 22 2007 671 7.503 145 11.576 48.681 21 2008 736 7.632 144 14.642 49.368 28 2009 879 8.185 185 14.401 55.517 29 2010 856 9.498 274 16.092 54.449 41 2011 910 9.902 260 9.203 52.554 41 2012 1.044 10.901 290 14.743 56.392 78

134 Tabelle 3: Anteil von männlichen und weiblichen Stücken an der Schalenwildstrecke 2012 (einschließlich Fallwild)

.

ibl 26 175 466 134 3.038 3.424 1.404 1.816 1.860 2.034 4.738 3.737 3.273 2.021 2.445

30.591

Stücke 56.392 we

Rehwild

99 142 384 929 2.614 2.723 1.567 1.677 1.713 3.730 3.416 2.985 1.728 2.063 25.801 Böcke

0 31 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 45 23 10 12

Schafe

78

Mufflon

0 0 0 0 0 0 0 0 0 8 0 9 0 0 33 16 Widder

0 0 0 0 0 0 0 0 1 0 0 0 91 101 193

Kahlwild

290

Sikawild

0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 52 45 97 Hirsche

1 0 5 0 1 90 11 138 0 971 344 124 195 1.318 6.847 2.078

Kahlwild

10.901 Damwild

1 0 2 0 6 0 71 69 107 555 883 1.580 179 115 4.045 1.232 Hirsche

0 0 0 0 0 0 0 825 5 77 16 17 11 355 143 624

Kahlwild

1.044

Rotwild

2 0 0 0 0 0 0 5 7 12 65 16 20 181 112 420 Hirsche

Flensburg Kiel Lübeck Neumünster Dithmarschen Herzogtum Lauenburg Nordfriesland Ostholstein Pinneberg Plön Rendsburg- Eckernförde Schleswig- Flensburg Segeberg Steinburg Stormarn Insgesamt

135 Tabelle 3a: Anteil von männlichen und weiblichen Stücken an der Schwarzwildstrecke 2012 (einschließlich Fallwild)

1 3 0 0 4 0 0 11 97 62 37 24 175 Bachen

0 3 0 0 3 1 2 33 40 57 254 157 124 Keiler

0 1 0 4 63 10 558 324 364 211 229 bachen Überläufer 14.743

0 4 11 5 3 8 63 810 437 461 323 keiler Überläufer

0 9 0 5 95 882 797 1.450 bachen Frischlings 6.916 (46,9%) 7.827 (53,1%) Schwarzwild weiblich Schwarzwild männlich

8.890 (60,3%) 4.635 (31,4%) 1.218 (8,3%)

0 6 0 1 8 3 0 7 20 20 12 18 20 47 53 83 97 7 14 100 965 765 213 259 231 424 483 224 179 350 338 57 52 1.492 2.610 2.025 4.479 4.411 738 480 keiler Frischlings

Flensburg Kiel Lübeck Neumünster Dithmarschen Frischlinge Herzogtum Lauenburg Nordfriesland Ostholstein Pinneberg Plön Rendsburg- Eckernförde Schleswig- Flensburg Überläufer Segeberg Steinburg Stormarn Insgesamt Insgesamt je Altersklasse 2 Jahre und älter Gesamtstrecke

136 Tabelle 4: Fallwildverluste beim Schalenwild

Wildart Jahr Jahresstrecken davon Fallwild-Verkehr Anteil Fallwild in % (Verkehr u. allgemein an Jahresstrecke Rotwild 1980 552 39 7,1% 1985 613 42 6,9% 1990 542 36 6,6% 1995 537 54 10,1% 2000 676 49 7,3% 2005 681 55 8,8% 2010 856 33 7,8% 2012 1.044 42 7,1% Damwild 1980 4.148 576 13,9% 1985 4.240 559 13,2% 1990 5.293 623 11,8% 1995 5.930 809 13,6% 2000 6.901 931 13,5% 2005 7.229 967 13,4% 2010 9.498 974 13,6% 2012 10.901 906 11,4% Sikawild 1980 74 16 21,6% 1985 68 5 7,4% 1990 70 15 21,4% 1995 69 16 23,2% 2000 152 39 25,7% 2005 120 32 26,7% 2010 274 38 17,2% 2012 290 32 15,5%

Schwarzwild 1980 1.569 69 4,4% 1985 3.259 162 5,0% 1990 4.870 241 4,9% 1995 4.071 228 5,6% 2000 5.756 316 5,5% 2005 8.205 441 5,4% 2010 16.092 646 5,1% 2012 14.743 423 3,5% Rehwild 1980 25.710 8.114 31,6% 1985 34.132 10.813 31,7% 1990 41.088 13.423 32,7% 1995 44.912 12.622 28,1% 2000 48.509 12.325 25,4% 2005 51.136 14.346 28,1% 2010 54.449 13.036 32,8% 2012 56.392 11.415 26,1% Muffelwild 1990 64 2 3,1% 1995 51 2 3,9% 2000 47 0 0,0% 2005 58 0 0,0% 2010 41 0 4,9% 2012 78 0 5,1%

137 Tabelle 5: Niederwildstrecken im Jahresvergleich (ohne Rehwild)

Jagdjahr Hasen Kaninchen Fasane Rebhühner Ringel - u. Wildgänse Wildenten Wald - - Türken schnepfen tauben 1) 1965 94.941 50.700 55.889 21.321 24.802 662 63.168 2.013

1966 79.755 47.641 69.469 19.630 22.696 808 78.038 1.787 1967 96.053 83.365 99.609 31.558 26.511 1.111 98.783 2.603 1968 74.374 79.492 84.189 24.077 23.718 634 82.621 2.061 1969 99.473 70.335 79.429 25.571 31.624 942 83.775 4.372

1970 100.709 79.915 115.283 21.635 30.288 791 72.090 3.159 1971 107.653 114.936 115.930 25.432 34.788 522 80.681 2.633 1972 84.506 106.073 78.400 15.116 39.991 703 85.681 2.494 1973 93.826 128.211 102.217 14.333 50.868 1.056 87.731 3.063 1974 95.573 185.826 115.429 18.718 53.420 895 74.784 2.657

1975 69.523 190.484 70.923 18.565 63.503 1.538 96.659 3.114 1976 77.807 208.884 67.035 15.990 62.772 1.302 81.772 2.570 1977 77.498 234.758 67.491 16.578 65.206 1.100 86.020 6.144 1978 51.672 134.204 34.464 6.905 59.479 1.830 84.834 2.793 1979 17.040 29.306 15.826 649 39.438 1.305 82.752 1.998 1980 48.278 53.690 25.048 362 39.612 1.223 95.444 1.636 1981 60.944 63.349 24.644 450 39.953 1.823 125.084 1.986

1982 39.612 66.386 24.567 413 38.738 2.360 114.868 1.189 1983 55.421 103.863 29.057 469 48.532 2.744 140.235 1.624

1984 60.647 122.653 25.089 245 47.051 2.317 101.103 1.428 1985 67.742 112.942 31.139 402 43.781 2.487 98.653 1.674 1986 57.687 105.628 32.714 774 45.285 2.704 109.435 1.884

1987 45.299 77.025 24.734 315 48.429 2.206 99.179 1.792 1988 53.891 97.579 29.701 617 44.227 3.648 121.259 1.973 1989 34.794 117.504 30.399 1.472 48.719 2.626 108.850 1.831

1990 36.683 119.153 23.866 807 49.807 2.639 95.457 1.443

1991 31.718 90.660 15.517 548 47.813 3.725 88.422 1.348 1992 43.731 95.213 19.903 786 44.955 2.958 80.212 1.586 1993 50.664 99.249 18.151 658 41.980 3.956 73.714 1.316

1994 40.438 53.285 12.103 664 40.426 4.489 80.116 1.134

1995 45.851 52.755 10.940 527 39.039 5.916 84.578 1.191 1996 44.799 45.066 8.549 386 33.303 4.893 66.248 1.366

1997 32.021 35.970 8.580 794 34.804 4.461 65.517 716

1998 31.782 27.568 9.633 445 27.378 4.701 61.049 1.469 1999 38.928 20.456 9.885 366 35.671 4.792 72.302 1.627 2000 37.804 18.596 10.879 355 35.846 5.603 62.535 1.880

2001 47.042 18.505 12.091 662 34.772 5.758 70.911 2.781

2002 47.097 17.746 12.559 406 22.536 6.395 68.869 1.769

2003 56.524 20.844 16.574 523 16.357 5.983 72.128 1.000

2004 56.954 16.767 16.724 369 16.631 5.898 68.413 1.575

2005 50.891 13.134 16.177 367 15.382 7.261 58.050 2.012

2006 50.576 13.576 18.582 414 14.572 8.496 60.642 2.196

2007 50.270 11.649 20.133 402 15.712 8.878 61.111 2.293

2008 44.638 15.597 17.734 371 16.342 10.249 55.073 3.438

2009 40.445 17.273 16.172 394 16.533 14.004 54.704 3.947

2010 38.711 14.114 12.090 316 17.631 12.622 46.665 1.888

2011 32.944 10.554 10.252 190 15.324 14.668 43.597 1.207

2012 32.863 11.824 8.406 102 15.870 16.014 49.939 2.480

1)ab 2002 nur Ringeltauben Fortsetzung nächste Seite 138 Fortsetzung Tabelle 5

Jagdjahr Füchse Dachse Baummarder Steinmarder Iltisse Wiesel Waschbären Marderhunde Minke

1960 8.144 167 166 184 3.493 7.047

1965 6.372 154 365 612 5.279 21.416 1966 7.746 149 315 627 4.489 13.209

1967 7.701 194 276 715 4.893 20.990 1968 8.992 235 236 738 5.039 32.938 1969 4.831 148 208 695 4.170 14.557 1970 5.406 104 202 817 4.277 15.679 1971 6.065 73 216 910 4.468 35.150

1972 6.851 81 180 903 4.413 37.814 1973 7.942 86 184 1.064 3.668 21.919 1974 9.573 84 168 1.056 3.452 27.199 1975 11.942 95 225 1.359 3.552 27.777 1976 9.802 92 204 1.559 3.207 16.325 1977 10.056 112 262 2.280 3.667 15.438 1978 8.462 106 234 2.214 3.021 15.615 1979 8.793 106 324 3.072 2.910 8.222 1980 8.288 185 380 4.037 2.514 9.394 1981 8.154 202 328 4.277 2.738 14.164 1982 8.520 282 316 5.142 2.879 17.358 1 1 1983 8.577 342 296 5.215 2.541 16.898 2 1984 9.430 328 333 4.551 2.477 15.305 5 1985 9.315 382 283 4.664 2.427 12.603 1986 10.195 462 279 4.734 2.686 11.943 1987 8.993 514 220 4.712 3.036 9.988 2 1988 11.031 645 284 4.541 3.014 12.256 1

1989 13.674 704 275 4.237 3.415 18.370 1 4 1990 14.471 575 257 4.162 3.252 24.729 6 4

1991 13.744 665 257 3.631 2.975 9.850 2 1992 15.382 843 220 3.724 2.688 10.329 1 4 1993 19.451 831 260 3.676 2.654 13.368 1 1994 14.786 883 289 3.875 2.895 6.418 1995 18.746 964 295 3.832 2.534 5.795 2 1996 16.804 821 278 3.570 2.701 5.641 1 1 1997 14.355 1.040 283 4.160 2.524 4.194 6

1998 15.327 935 341 3.913 2.172 3.839 1 6 1999 14.520 1.126 366 4.294 2.285 3.994 3 10 2000 14.071 942 289 3.640 1.724 2.311 3 9

2001 14.772 1.492 345 4.688 2.093 2.253 3 26

2002 13.577 1.423 280 4.336 1.895 0 5 39

2003 13.593 1.666 371 4.250 2.362 0 14 67

2004 13.763 1.605 462 4.833 2.273 549 7 96

2005 13.653 1.829 480 4.647 2.621 697 16 203 8

2006 12.338 2.004 508 4.383 2.211 749 16 276 23

2007 14.803 1.866 524 4.450 1.869 1.127 29 538 27

2008 15.384 1.726 475 4.444 2.260 1.015 43 736 42

2009 15.180 1.537 487 4.054 2.251 761 29 610 55

2010 16.270 1.935 478 4.306 2.036 785 63 844 130

2011 14.490 1.842 496 3.962 1.779 579 44 1.145 91

2012 16.455 1.985 532 4.442 2.098 501 54 1.542 87

139 Tabelle 6: Streckenergebnisse ausgewählter Arten je 100 ha Jagdfläche in den Kreisen und kreisfreien Städten im Durchschnitt der Jagdjahre (Jj) seit 1990/1991

Kreise und Jagdfläche Hasen: Durchschnitt der Jj Jagdjahr Kaninchen: Durchschnitt der Jj Jagdjahr kreisfreie Stand 90/91 95/96 00/01 05/06 90/91 95/96 00/01 05/06 Städte 2006 bis bis bis bis bis bis bis bis ha 94/95 99/00 04/05 09/10 12/13 94/95 99/00 04/05 09/10 12/13

Flensburg 1.610 3,1 3,2 2,3 3,8 1,5 28,2 15,6 0,8 0,3 0,5

Kiel 3.951 1,4 1,6 2,2 3,1 3,1 15,1 9,9 2,8 2,7 2,2

Lübeck 10.174 1,7 1,3 1,1 1,1 1,4 10,9 5,8 3,3 1,4 1,1

Neumünster 4.614 2,1 1,8 2,5 2,6 1,6 5,3 1,5 0,2 1,4 0,0

Dithmarschen 127.479 6,8 7,0 9,6 8,7 5,0 3,5 1,3 1,0 1,2 1,2

Herzogtum Lauenburg 111.373 0,5 0,7 0,6 0,6 0,5 0,8 0,5 0,1 0,1 0,1

Nordfriesland 182.787 6,3 5,8 6,4 6,4 4,1 5,9 4,2 1,6 1,5 1,6

Ostholstein 116.483 1,7 2,1 2,6 3,5 3,2 19,4 10,3 7,0 5,7 3,8

Pinneberg 48.962 4,0 3,4 4,6 3,3 2,0 9,1 1,9 2,2 0,3 0,4

Plön 96.684 1,0 0,8 1,1 1,2 1,1 2,0 1,2 0,4 0,3 0,4

Rendsburg- 190.159 1,6 1,7 2,3 2,3 1,5 3,9 1,6 0,8 0,6 0,3 Eckernförde

Schleswig- Flensburg 184.181 2,3 2,2 2,5 2,5 1,7 3,9 1,6 1,3 0,5 0,4

Segeberg 112.401 1,2 1,4 1,7 1,8 1,7 6,9 1,0 0,1 0,2 0,4

Steinburg 90.864 3,3 3,2 4,5 5,2 3,6 1,5 0,3 0,2 0,1 0,2

Stormarn 59.578 1,4 1,5 1,9 1,9 1,9 16,6 4,2 0,4 0,2 0,2

insgesamt 1.338.301 2,9 2,8 3,6 3, 5 2,5 6,5 2,6 1,7 1,0 0,9

Kreise und Jagdfläche Fasane: Durchschnitt der Jj Jagdjahr Wildenten: Durchschnitt der Jj Jagdjahr

kreisfreie Stand 90/91 95/96 00/01 05/06 90/91 95/96 00/01 05/06

Städte 2006 bis bis bis bis bis bis bis bis

ha 94/95 99/00 04/05 09/10 12/13 94/95 99/00 04/05 09/10 12/13

Flensburg 1.610 0,4 0,1 0,8 1,2 2,7 5,4 4,5 3,2 3,6 3,9

Kiel 3.951 1,3 0,7 0,9 1,7 1,3 4,1 5,0 5,5 5,6 5,6

Lübeck 10.174 1,0 0,6 0,8 0,8 0,5 8,4 5,4 5,1 4,4 2,8

Neumünster 4.614 0,3 0,1 0,4 0,5 0,4 4,3 2,3 1,7 1,4 1,3

Dithmarschen 127.479 3,8 2,3 4,2 6,0 2,2 7,9 6,9 7,6 6,2 4,9

Herzogtum 111.373 0,5 0,2 0,2 0,3 0,1 3,3 2,5 2,3 2,4 2,2 Lauenburg

Nordfriesland 182.787 0,8 0,5 0,7 0,9 0,5 8,3 7,7 7,6 6,0 5,0

Ostholstein 116.483 2,6 1,7 1,1 1,1 0,8 8,5 8,2 6,8 6,4 5,1

Pinneberg 48.962 2,6 1,2 1,2 1,2 0,7 4,2 4,2 2,5 2,6 2,6

Plön 96.684 1,5 0,2 0,2 0,3 0,2 5,7 4,6 4,6 3,4 3,6

Rendsburg- Eckernförde 190.159 0,7 0,4 0,7 0,9 0,3 5,3 4,2 4,1 2,9 3,1

Schleswig- Flensburg 184.181 0,8 0,3 0,8 0,9 0,3 4,4 3,4 3,7 3,2 2,4

Segeberg 112.401 0,3 0,1 0,3 0,5 0,2 3,9 3,3 4,0 3,4 3,3

Steinburg 90.864 1,2 0,9 1,3 1,5 1,1 6,0 5,8 5,8 5,2 4,6

Stormarn 59.578 1,3 0,3 0,5 0,6 0,60 5,9 4,7 4,9 4,3 3,8 insgesamt 1.338.301 1,3 0,7 1,0 1,3 0,6 5,9 5,1 5,0 4,3 3,7

140 Tabelle 7: Entwicklung der Jägerprüfungen seit 1973

Jahr Anzahl der bestandene nicht Anteil der nicht bestanden Anteil nicht Prüflinge Prüfungen bestandene nicht best. im jagdlichen bestanden im Prüfungen Prüfungen Schießen jagdl. Schießen v. Anz. Prüflinge

1975 1.038 730 308 30% 95 9% 1976 1.131 792 339 30% 104 9% 1977 1.038 725 313 30% 99 10% 1978 872 623 249 29% 83 10% 1979 747 537 210 28% 51 7% 1980 676 496 180 27% 51 8% 1981 664 474 190 29% 36 5% 1982 745 550 195 26% 55 7% 1983 746 570 176 24% 24 3% 1984 760 551 209 28% 33 4% 1985 791 594 197 25% 43 5% 1986 668 465 203 30% 34 5% 1987 645 486 159 25% 40 6% 1988 648 463 185 29% 46 7% 1989 636 462 174 27% 38 6% 1990 635 487 148 23% 28 4% 1991 660 531 129 20% 31 5% 1992 676 491 185 27% 39 6% 1993 702 540 162 23% 41 6% 1994 702 532 170 24% 43 6% 1995 703 521 182 26% 50 7% 1996 598 457 141 24% 40 7% 1997 595 456 139 23% 37 6% 1998 560 432 128 23% 29 5% 1999 463 363 100 22% 26 6% 2000 593 404 99 20% 23 5%

2001 473 393 79 17% 17 4% 2002 491 403 88 18% 19 4% 2003 455 374 81 18% 25 5%

2004 443 394 49 11% 18 4%

2005 376 315 61 16% 16 4%

Ab 2006 sind nach Neufassung der Jägerprüfungsordnung Wiederholungsprüfungen möglich. Es können sowohl nicht bestandene Prüfungsabschnitte innerhalb eines Jahres als auch die gesamte Prüfung beliebig oft wiederholt werden.

Jahr An- Davon Bestandene Prüfungen Nicht bestandene Prüfungen zahl lediglich Abschließendes Davon An- An- Davon Wiederholung der Prüfungszeugnis Wiederholungsprüfung zahl teil Erteilung eines Zeugnisses eines über den bestandenen Prüf- erteilt im Prüfungsabschnitt Prüfungs- Prüfungsabschnitt abschnittes linge Anzahl Anteil A* B** A* B** gesamt

2006 429 45 346 81% 16 23 83 19% 54 14

2007 407 59 322 79% 17 30 85 21% 36 24

2008 421 45 338 80% 23 11 83 20% 36 22

2009 383 36 311 81% 9 16 72 19% 45 14

2010 410 41 344 84% 10 22 66 16% 44 12

2011 479 62 380 79% 12 24 99 21% 59 16

2012 535 72 447 84% 21 40 88 16% 50 31

2013 533 48 464 87% 16 31 69 13% 31 2

* Schießprüfung ** Schriftlicher und mündlich -praktischer Teil

141 Tabelle 8: Extensivierungsförderung in Schleswig-Holstein aus Gründen des Naturschutzes (1986 - 1989 Extensivierungsförderung der Landbewirtschaftung, 1990 - 1998 Biotop-Programme im Agrarbereich, ab 1999 Vertragsnaturschutz)

Anzahl der Entschädigung Verträge ha 1987 Grünland 2.768 20.932 Acker 341 1.124 INSGESAMT 3.109 22.056 4,4 Mio. 1988 Grünland 3.112 22.493 Acker 635 2.509 INSGESAMT 3.747 25.002 5,5 Mio 1989 Grünland 3.434 24.328 Acker 537 2.236 INSGESAMT 3.971 26.564 5,6 Mio. 1990 Grünland 3.051 22.153 Acker 333 1.501 INSGESAMT 3.384 23.654 4,9 Mio. 1991 Grünland 3.097 21.238 Acker 179 926 INSGESAMT 3.276 22.164 4,2 Mio. 1992 Grünland 3.057 21.119 Acker 224 1.118 INSGESAMT 3.281 22.237 4,6 Mio. 1993 Grünland 985 6.538 Acker 243 1.255 INSGESAMT 1.228 7.793 2,5 Mio. 1994 Grünland 881 6.338 Acker 172 859 INSGESAMT 1.053 7.197 2,2 Mio. 1995 Grünland 1.033 7.383 Acker 175 901 INSGESAMT 1.208 8.284 2,7 Mio. 1996 Grünland 1.105 7.991 Acker 191 887 INSGESAMT 1.296 8.878 2,9 Mio. 1997 Grünland 1.105 8.071 Acker 133 700 INSGESAMT 1.238 8.771 2,8 Mio. 1998 Grünland 760 5.844 Acker 101 530 INSGESAMT 861 6.374 2,1 Mio. 1999 Grünland 804 6.020 Acker 49 196 INSGESAMT 853 6.216 1,7 Mio. 2000 Grünland 858 6.348 Acker 38 134 INSGESAMT 896 6.482 1,7 Mio. 2001 Grünland 876 7.155 Acker 19 61 INSGESAMT 895 7.216 1,7 Mio.

2002 Grünland 914 7.678 Acker 8 27 INSGESAMT 922 7.705 1,8 Mio. 2003 Grünland 1.067 8.920 Acker 9 30 INSGESAMT 1.076 8.950 2,2 Mio.

2004 Grünland 1.088 9.561 Acker 9 30 INSGESAMT 1.097 9.591 2,7 Mio..

2005 Grünland 1.141 10.370 Acker 29 344 INSGESAMT 1.170 10.714 3,3 Mio.

2006 Grünland 1.135 9.940 Acker 35 398 INSGESAMT 1.170 10.338 3,3 Mio

2007 Grünland 1.183 13.112 Acker 38 496 INSGESAMT 1.221 13.608 4,4 Mio.

2008 Grünland 1.235 14.140 Acker 40 508 INSGESAMT 1.275 14.648 4,8 Mio. 2009 Grünland 1.213 14.472 Acker 43 594 INSGESAMT 1.256 15.066 4,8 Mio. 2010 Grünland 1.482 18.782 Acker 120 1.628 INSGESAMT 1.602 20.410 5,8 Mio 2011 Grünland 1.363 20.582 Acker 255 3.542 INSGESAMT 1.618 24.124 7,0 Mio 2012 Grünland 1.645 20.128 Acker 266 3.634 INSGESAMT 1.911 23.762 7,0 Mio

142 Jagd- und Naturschutzbehörden

Jagdbehörden Oberste Jagdbehörde und Jagdbehörde für lan- Landrat des Kreises Plön deseigene Jagdbezirke ist das Hamburger Straße 17 - 18 Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, 24306 Plön Umwelt und ländliche Räume des Landes Tel.: 04522 / 743 254 Schleswig-Holstein Mercatorstraße 3 Landrat des Kreises Rendsburg-Eckernförde 24106 Kiel Kaiserstraße 8 Tel.: 0431/988-0 24768 Rendsburg (oder Durchwahl -7002) Tel.: 04331 / 202 236

Untere Jagdbehörden Landrat des Kreises Schleswig-Flensburg sind die Landrätinnen und Landräte der Kreise Flensburger Straße 7 und die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister 24837 Schleswig der kreisfreien Städte: Tel.: 04621 / 87 234

Oberbürgermeister der Stadt Flensburg Landrätin des Kreises Segeberg Rathausplatz 1 Hamburger Straße 30 24937 Flensburg 23795 Bad Segeberg Tel.: 0461 / 851 681 Tel.: 04551 / 951 447

Oberbürgermeisterin der Landeshauptstadt Kiel Landrat des Kreises Steinburg Fabrikstraße 8 Viktoriastraße 16 - 18 24103 Kiel 25524 Itzehoe Tel.: 0431 / 9012181 Tel.: 04821 / 69 337

Bürgermeister der Hansestadt Lübeck Landrat des Kreises Stormarn Kronsforder Allee 2 - 6 Mommsenstraße 11 23539 Lübeck 23843 Bad Oldesloe Tel.: 0451 / 122 1516 Tel.: 04531 / 160 309

Oberbürgermeister der Stadt Neumünster Bei der unteren Jagdbehörde wird gemäß § 34 Großflecken 63 (1) Landesjagdgesetz (LJagdG) eine Kreisjäger- 24534 Neumünster meisterin oder ein Kreisjägermeister bestellt. Tel.: 04321 / 942 2483 Diese beraten die Jagdbehörde in allen jagdli- chen Fragen. Landrat des Kreises Dithmarschen Stettiner Straße 30 Gemäß § 35 LJagdG wird bei der unteren Jagd- 25746 Heide behörde ein Jagdbeirat gebildet. Er setzt sich Tel.: 0481 / 97 1264 zusammen aus der Kreisjägermeisterin oder dem Kreisjägermeister, zwei Jägerinnen oder Jägern Landrat des Kreises Herzogtum Lauenburg und je einer Vertreterin oder einem Vertreter der Barlachstrasse 2 Landwirtschaft, der Forstwirtschaft und der 23909 Ratzeburg Jagdgenossenschaften sowie als Vertreterinnen Tel.: 04541 / 888 273 oder Vertreter des Naturschutzes die oder den jeweiligen Kreisbeauftragten für Naturschutz so- Landrat des Kreises Nordfriesland wie eine vom Beirat für Naturschutz benannte Marktsraße 4 Person, die Mitglied eines nach § 29 des Bun- 25813 Husum desnaturschutzgesetzes anerkannten Natur- Tel.: 04841 / 67 268 schutzverbandes ist.

Landrat des Kreises Ostholstein Der Jagdbeirat berät und unterstützt die untere Lübecker Straße 41 Jagdbehörde in allen wichtigen Fragen der Jagd- 23701 Eutin verwaltung. Insbesondere wirkt er bei der Bestä- Tel.: 04521 / 788 216 tigung oder Festsetzung der Abschusspläne ge- mäß § 21 Abs.2 Satz 1 Bundesjagdgesetz (BJG) Landrat des Kreises Pinneberg mit. Kurt-Wagener-Straße 11 25337 Elmshorn Zu den Sitzungen des Jagdbeirates werden Ver- Tel.: 04121 / 450 222 34 treterinnen oder Vertreter der unteren Jagdbe-

143 hörde, der unteren Forstbehörde und der unte- rinnen und Bürgern. Die oder der Landesbeauf- ren Naturschutzbehörde eingeladen. tragte wird durch einen Beirat unterstützt. Die Anzahl der Mitglieder des Beirats soll zwölf nicht Jagdbehörde für bundeseigene Flächen, auf überschreiten. Der Beirat setzt sich aus von der denen dem Bund die Jagdausübung zusteht, ist unteren Naturschutzbehörde berufenen Beauf- für Schleswig-Holstein der tragten für Naturschutz und ökologischen Sach- verständigen zusammen. Bundesforstbetrieb Trave Herrenschlag 10a Bei den unteren Naturschutzbehörden können 23879 Mölln Beiräte für den Naturschutz gebildet werden. Tel.: 04542/85670-0 Der Beirat hat die unteren Naturschutzbehörden in wichtigen Angelegenheiten des Naturschutzes zu unterstützen und fachlich zu beraten. Die aus Naturschutzbehörden der Mitte des Beirats gewählte Vorsitzende oder den Vorsitzenden bestellt die untere Natur- schutzbehörde als Kreisbeauftragte oder Kreis- Oberste Naturschutzbehörde beauftragten für Naturschutz. Sie kann für be- ist das Ministerium für Energiewende, Landwirt- stimmte Sachbereiche oder Teilbezirke auch schaft, Umwelt und ländliche Räume des Landes mehrere Kreisbeauftragte aus der Mitte des Bei- Schleswig-Holstein rats bestellen. Mercatorstraße 3 24106 Kiel Tel.: 0431 / 988-0 Anerkannte Vereine Bei bestimmten Vorhaben, die Auswirkungen auf Natur und Landschaft haben, müssen rechtsfähi- Obere Naturschutzbehörden ge Vereine, die nach § 40 des Landesnatur- sind das Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt schutzgesetzes anerkannt sind, am Verwaltungs- und ländliche Räume des Landes Schleswig-Hol- verfahren beteiligt werden. stein Hamburger Chaussee 25 Die Anerkennung als Naturschutzverein wird auf 24220 Flintbek Antrag von der obersten Naturschutzbehörde er- Tel.: 04347 / 704-0 und teilt und gilt für den Bereich des Landes. Sie muss erteilt werden, wenn der Verein für den Bereich des Nationalparks Schleswig- 1. nach seiner Satzung ideell und nicht nur vorü- Holsteinisches Wattenmeer bergehend vorwiegend die Ziele der Landesbetrieb für Küstenschutz, National- des Umweltschutzes fördert, park und Meeresschutz Schleswig-Holstein – Be- triebsstätte Tönning, Nationalparkverwaltung - 2. einen Tätigkeitsbereich hat, der sich auf das Schlossgarten 1 Gebiet des Landes erstreckt, 25832 Tönning Tel.: 04861 / 616-0 3. im Zeitpunkt der Anerkennung mindestens drei Jahre besteht und in diesem Zeitraum im Sinne der Nummer 1 tätig gewesen ist, Untere Naturschutzbehörden sind die Landrätinnen und Landräte der Kreise 4. die Gewähr für eine sachgerechte Aufgaben- und die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister erfüllung bietet; dabei sind Art und Umfang der kreisfreien Städte (Anschriften: siehe Jagd- seiner bisherigen Tätigkeit, der Mitglieder- behörden) und kreis sowie die Leistungsfähigkeit des Verei- nes zu berücksichtigen, für den Bereich des Nationalparks Schleswig- Holsteinisches Wattenmeer das Landesbetrieb 5. gemeinnützige Zwecke im Sinne von § 52 für Küstenschutz, Nationalpark und Meeres- der AbgabenVO erfüllt schutz Schleswig-Holstein. 6. den Eintritt als Mitglied, das in der Mitglieder- Die Ministerin oder der Minister für Energiewen- versammlung volles Stimmrecht hat, jeder- de, Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räu- mann ermöglicht, der die Ziele des Vereins me beruft eine Landesbeauftragte oder einen unterstützt; bei Vereinen, deren Mitglieder Landesbeauftragten für Naturschutz. ausschließlich juristische Personen sind, kann von dieser Voraussetzung abgesehen wer- Die oder der Landesbeauftragte unterstützt und den, sofern die Mehrzahl dieser juristischen berät die oberste und obere Naturschutzbehörde Personen diese Voraussetzung erfüllt. und vermitteln zwischen ihnen und den Bürge-

144 Die anerkannten Vereine sind zu beteiligen, Bund für Umwelt und Naturschutz, Landesver- wenn sie durch das Vorhaben in ihrem satzungs- band Schleswig-Holstein e.V. gemäßen Aufgabenbereich berührt sind. Die Be- Lerchenstraße 22 teiligung besteht darin, dass diesen Vereinen Ge- 24103 Kiel legenheit zur Stellungnahme sowie zur Einsicht Tel.: 0431 / 66060-0 in die einschlägigen Sachverständigengutachten zu geben ist. Sie ist zwingend vorgeschrieben Landesjagdverband Schleswig-Holstein e.V. Böhnhusener Weg 6 bei der Vorbereitung von Verordnungen und an- 24220 Flintbek deren im Range unter dem Gesetz stehenden Tel.: 04347 / 9087-0 Rechtsvorschriften der für Naturschutz und Landschaftspflege zuständigen Behörden, Landessportfischerverband Schleswig-Holstein e.V. bei der Vorbereitung von Programmen und Plä- Papenkamp 52 nen (Landschaftsprogramme und Landschafts- 24114 Kiel pläne), im Sinne der §§ 6 und 7 des Landesna- Tel.: 0431 / 676818 turschutzgesetzes, Naturschutzbund Deutschland, Landesverband bei der Vorbereitung von Plänen im Sinne des § Schleswig-Holstein e.V. 36 Satz 1 Nr. 2 des Bundesnaturschutzgesetzes, Färberstraße 51 24534 Neumünster bei der Vorbereitung von Programmen staatlicher Tel.: 04321 / 53734 und sonstiger öffentlicher Stellen zur Wiederan- siedlung von Tieren und Pflanzen verdrängter Schleswig-Holsteinischer Heimatbund e.V. wild lebender Arten in der freien Natur, Hamburger Landstraße 101 24113 Molfsee vor der Erteilung von Befreiungen von Geboten Tel.: 0431 / 98384-0 und Verboten zum Schutz von Gebieten im Sinne des § 32 Abs. 2 BNatSchG, Natura-2000 Gebie- Schutzgemeinschaft Deutscher Wald, Landes- ten, Naturschutzgebieten, Nationalparken, natio- verband Schleswig-Holstein e.V. nalen Naturmonumenten und Biosphärenreserva- Rendsburger Straße 23 ten, auch wenn diese durch eine andere Ent- 24361 Groß Wittensee scheidung eingeschlossen oder ersetzt werden, Tel.: 04356 / 986612 in Planfeststellungsverfahren, wenn es sich um Verein Jordsand zum Schutze der Seevögel und Vorhaben handelt, die mit Eingriffen in Natur und der Natur e.V. Landschaft verbunden sind, Haus der Natur Bornkampsweg 35 bei Plangenehmigungen, die an die Stelle einer 22926 Ahrensburg Planfeststellung im Sinne der Nr.6 treten, wenn Tel.: 04102 / 32656 eine Öffentlichkeitsbeteiligung vorgesehen ist, Naturschutzgesellschaft SCHUTZSTATION vor der Zulassung von Projekten oder Plänen WATTENMEER e.V. nach § 34 Abs. 3 und 4 sowie § 36 BNatSchG, Hafenstraße 3 bei denen die Prüfung der Verträglichkeit erge- 25813 Husum ben hat, dass sie zu erheblichen Beeinträchtigun- Tel.: 0 4841 / 668530 gen eines Natura 2000-Gebietes führen. Dem Landesnaturschutzverband Schleswig- Holstein sind gem. § 41 Abs. 4 des Landesna- In Schleswig-Holstein sind nachstehende Ver- turschutzgesetzes die Mitwirkungsrechte bände nach § 40 des Landesnaturschutzge- nach § 63 Abs.2 des Bundesnaturschutzgeset- setzes anerkannt (Stand: Juli 2013): zes sowie nach § 40 Abs. 2 des Landesnatur- schutzgesetz eingeräumt. Arbeitsgemeinschaft Geobotanik in Schleswig- Landesnaturschutzverband Schleswig-Holstein Holstein und Hamburg e.V. e.V. Christian-Albrechts-Universität Burgstraße 4 - Ökologie - Zentrum - 24103 Kiel Olshausenstraße 75 Tel.: 0431 / 93027 24098 Kiel Tel.: 0431 / 880-4030

145 Rechts- und Verwaltungsvorschriften

Jagd Bundesjagdgesetz in der Fassung der Bekannt- Landesverordnung über die Jagdabgabe vom machung vom 29. September 1976 (BGBl. I S. 19. November 2010 (GVOBl. Schl.-H. 2010 S. 2849), zuletzt geändert durch § 6a des Gesetzes 725). vom 29. Mai 2013 (BGBl. I S. 1386). Richtlinie für die Gewährung von Zuwendungen Jagdgesetz des Landes Schleswig-Holstein (Lan- aus den Mitteln der Jagdabgabe durch das Land desjagdgesetz - LJagdG) vom 13. Oktober 1999 Schleswig-Holstein vom 1. Februar 2006 (GVOBl. Schl.-H. S.300), zuletzt geändert durch (Amtsbl. Schl.-H. S. 115). diverse §§ des Gesetzes vom 8. Februar 2012 (GVOBl. Schl.-H. S. 266). Landesverordnung über Verwaltungsgebühren vom 15. Dezember 2008 (GVOBl. Schl.-H. S. Verordnung über den Schutz von Wild (Bundes- 383), zuletzt geändert durch Verordnung vom 25. wildschutzverordnung - BWildSchV) vom 25. Ok- Juni 2013 (GVOBl. Schl.-H. S. 301). tober 1985 (BGBl. I S. 2040), zuletzt geändert durch Artikel 3 der Verordnung vom 16. Februar Verordnung über Verfahren in Wild- und Jagd- 2005 (BGBl. I S. 258, 263). schadenssachen vom 18. November 2008 (GVOBl. Schl.-H. S. 667). Landesverordnung über die zuständigen Behör- den für die Durchführung der Bundeswildschutz- Gesetz zur Vorbeugung und Abwehr der von verordnung (Wildschutzzuständigkeitsverord- Hunden ausgehenden Gefahren (Gefahrhundege- nung – WildSch-ZustVO) vom 24. Juni 1986 setz - GefHG) vom 28. Januar 2005 (GVOBl. (GVOBl. Schl.-H. S. 150), zuletzt geändert durch Schl.-H. S. 51). Artikel 2 der VO vom 20.10.2008 (GVOBl. S. 540). Landesverordnung über die Fütterung und Kir- rung von Wild vom 1. Dezember 2000 (GVOBl. Landesverordnung über die Prüfung zum Erwerb Schl.-H. S. 607). des ersten Jagdscheines (Jägerprüfungsverord- nung) vom 5. März 2012 (GVOBl. Schl.-H. Landesverordnung über die Fangjagd (Fangjagd- S. 350). verordnung) vom 05. August 2013 (GVOBl. Schl.- H. S. 350). Landesverordnung über die Falknerprüfung (Falk- nerprüfungsordnung) vom 13. Juni 1979 (GVOBl. Grundsätze des Ministeriums für Umwelt, Natur Schl.-H. S. 406). und Forsten über Naturschutzgebiete und Jagd in Schleswig-Holstein vom 06. Januar 1997. Verordnung über die Jagdzeiten vom 2. April Richtlinie für die Hege und Bejagung des Rotwil- 1977 (BGBl. I S. 531), zuletzt geändert durch Ar- des in Schleswig-Holstein - Erlass vom 30. Juni tikel 1 der Verordnung vom 25. April 2002 (BGBl. 1997. I S.1487). Richtlinie für die Hege und Bejagung des Dam- Landesverordnung über jagdbare Tierarten und wildes in Schleswig-Holstein - Erlass vom über die Jagdzeiten vom 18. Oktober 2005 30. Juni 1997. (GVOBl. Schl.-H. S. 508), zuletzt geändert durch VO vom 4. Januar 2010 (GVOBl. Schl.-H. S.12) Richtlinie für die Hege und Bejagung des Rehwil- Landesverordnung über die Festsetzung einer des in Schleswig-Holstein - Erlass vom 15. Au- Jagdzeit für Graureiher vom 1. September 1978 gust 1996. (GVOBl. Schl.-H. S. 299), zuletzt geändert durch Verordnung vom 20. März 1991 (GVOBl. Schl.-H. Rot- und Sikawild in Schleswig-Holstein; Vorkom- S. 241). men, Begrenzung und Freigabe - Erlasse vom 21. April 1980 und 24. November 2005. Landesverordnung über den Betrieb der Vogelko- jen auf Föhr vom 23. Dezember 1994 (GVOBl. Schl.-H. 1994, S. 20), geändert durch Artikel 7 der Landesverordnung vom 21. Dezember 2007 (GVOBl. Schl.-H. S. 633).

146 Artenschutz Gesetz über Naturschutz und Landschaftspflege Richtlinie 79/409/EWG des Rates vom 2. April (Bundesnaturschutzgesetz - BNatSchG) vom 29. 1979 über die Erhaltung der wild lebenden Vo- Juli 2009 (BGBl. I S. 2542). gelarten (ABL. EG Nr. L 103, S. 1), zuletzt geän- dert durch Richtlinie 2006/105/EG des Rates Verordnung zum Schutz wild lebender Tier- und vom 20. November 2006 zur Anpassung der Pflanzenarten (Bundesartenschutzverordnung - Richtlinien 73/239/EWG, 74/557/EWG und BArtSchV) vom 16. Februar 2005 (BGBl. I S. 258, 2002/83/EG im Bereich Umwelt anlässlich des ber. S. 896), zuletzt geändert durch Artikel 2 des Beitritts Bulgariens uns Rumäniens (ABl. EG Nr. Gesetzes vom 12. Dezember 2007 (BGBl. I S. L 363 vom 20. Dezember 2006, S. 368). 2873). Richtlinie 92/43/EWG des Rates vom 21. Mai Verordnung über die Kennzeichnung wild leben- 1992 zur Erhaltung der natürlichen Lebensräume der Tiere zu wissenschaftlichen Zwecken (Kenn- sowie der wildlebenden Tiere und Pflanzen (ABL. zeichnungsverordnung – KennzVO) vom 26. No- EG Nr. L 206, Seite 7), zuletzt geändert durch vember 2008. Richtlinie 2006/105/EG des Rates vom 20. No- vember 2006 zur Anpassung der Richtlinien Gesetz zum Schutz der Natur (Landesnatur- 73/239/EWG, 74/557/EWG und 2002/83/EG im schutzgesetz - LNatSchG) vom 24. Februar 2010 Bereich Umwelt anlässlich des Beitritts Bulga- (GVOBl. Schl.-H. S. 301, ber. am 24. Juni 2010 S. riens uns Rumäniens (ABl. EG Nr. L 363 vom 20. 486). Dezember 2006, S. 368).

Gesetz zur Neufassung des Gesetzes zum Beschluss 94/157/EG des Rates vom 21. Februar Schutze des schleswig-holsteinischen Watten- 1994 über den Abschluss des Übereinkommens meeres (Nationalparkgesetz - NPG) vom 17. De- über den Schutz der Meeresumwelt des Ostsee- zember 1999 (GVOBl. Schl.-H. S. 518), geändert gebietes im Namen der Gemeinschaft (Helsinki- durch Artikel 4 des Gesetzes vom 13. Dezember Übereinkommen in seiner Fassung von 1992) 2007 (GVOBl. Schl.-H. S. 499). (ABl. EG Nr. L 73, S. 19).

Landesverordnung über gesetzlich geschützte Verordnung (EG) Nr. 338/97 des Rates vom 09. Biotope (Biotopverordnung) vom 22. Januar 2009 Dezember 1996 über den Schutz von Exempla- (GVOBl. Schl.-H. S. 52). ren wildlebender Tier- und Pflanzenarten durch Überwachung des Handels (ABL. EG Nr. L 61, S. Landesverordnung über die zuständigen Behör- 1 vom 3. 3. 1997), zuletzt geändert durch Verord- den nach dem Bundesnaturschutzgesetz und der nung (EG) Nr. 318/2008 vom 31. März 2008 (ABl. Bundesartenschutzverordnung (Artenschutz-Zu- EG Nr. L 95, S. 3). ständigkeitsverordnung - ArtSchZustVO) vom 29. Mai 2001 (GVOBl. Schl.-H. S. 87), geändert Verordnung (EG) Nr. 865/2006 der Kommission durch Verordnung vom 29. April 2003 (GVOBl. vom 4. Mai 2006 mit Durchführungsbestimmun- Schl.-H. S. 240). gen zur Verordnung (EG) Nr. 338/97 des Rates über den Schutz von Exemplaren wild lebender Landesverordnung über die Zuständigkeit der Tier- und Pflanzenarten durch Überwachung des Naturschutzbehörden (Naturschutzzuständig- Handels (ABL. EG Nr. L 166, S. 1), geändert keitsverordnung - NatSchZVO) vom 1. April 2007 durch Verordnung (EG) Nr. 100/2008 der Kom- (GVOBl. Schl.-H. S. 227), geändert durch Verord- mission vom 4. Februar 2008 ABl. EU Nr. L 31, nung vom 21. August 2007 (GVOBl. Schl.-H. S. S.3). 422). Übereinkommen vom 2. Februar 1971 über Landesverordnung zur Abwendung von Schäden Feuchtgebiete, insbesondere als Lebensraum für durch Kormorane vom 28. März 2011 (GVOBl. Wasser- und Watvögel, von internationaler Be- Schl.-H. S. 119). deutung (Ramsar-konvention) vom 2. Februar 1971 (BGBl. II S. 1266), geändert durch das Pari- Landesverordnung über die Genehmigung und ser Protokoll vom 3. 12. 1982 (BGBl. 1990 II S. Überwachung von Tiergehegen und Zoos vom 1670) und vom 28. 5. 1987 (BGBl. 1995 II S. 16. März 2008 (GVOBl. Schl.-H. S. 144) 218).

Übereinkommen vom 19. September 1979 über die Erhaltung der europäischen wildlebenden Pflanzen und Tiere und ihrer natürlichen Lebens- räume (Berner Konvention) - Gesetz vom 17. Juli 1984 (BGBl. II S. 618), zuletzt geändert durch Ge- setz vom 9. November 2001 (BGBl. I S. 2331).

147 Übereinkommen vom 23. Juni 1979 zur Erhal- Fachbegriffe tung der wandernden wildlebenden Tierarten Abiotische Faktoren Nicht durch Lebewesen (Bonner Konvention) - Gesetz vom 29. Juni 1984 verursachte Einflüsse (Boden, Wasser, Luft, (BGBl. II, S. 569), zuletzt geändert durch Gesetz Temperatur, Strahlung und so weiter). vom 9. November 2001 (BGBl. I S. 2331). Abschussplanung Nach dem Bundesjagdge- Abkommen vom 16. Oktober 1990 zum Schutz setz darf Schalenwild, mit Ausnahme von der Seehunde im Wattenmeer vom 16 Oktober Schwarzwild (Wildschweine), nur aufgrund 1990 (BGBl. 1991 II S. 1307). und im Rahmen eines jährlich von den Jagd- behörden festgesetzten Abschussplanes er- Abkommen vom 31. März 1992 zur Erhaltung legt werden. der Kleinwale in der Nord- und Ostsee vom 31. Anthropogen Vom Menschen beeinflusst März 1992 (BGBl. 1993 II S. 1114), in der in oder geschaffen. Esbjerg am 23. August 2003 angenommenen Artenschutz Aufgabenbereich des Natur- Fassung (BGBl. 2006 II S. 267). schutzes mit dem Ziel, den Gesamtbestand wild lebender Tier- und Pflanzenarten innerhalb Abkommen zur Erhaltung der europäischen Fle- ihres natürlichen Areals in ihrer gegebenen dermauspopulationen vom 4. Dezember 1991 Vielfalt so zu erhalten und zu fördern, dass die (BGBl.1993 II, S. 1106), in der Fassung der Än- Evolution der Arten gesichert bleibt. derung vom 11. September 2002 (BGBl. II S. Artenvielfalt Quantität der Artenzusammen- 2466). setzung einer Lebensgemeinschaft. Autochthone Arten Arten, die in einem Ge- Abkommen zur Erhaltung der afrikanisch-eurasi- biet als ”Ureinwohner” beheimatet sind, im schen wandernden Wasservögel vom 16. Juni Unterschied zu später eingewanderten und 1995 (BGBL. 1998 II S. 2500) in der Fassung der eingebürgerten Arten. Änderung vom 10. Mai 2004 (BGBL. II S. 600) Bewegungsjagd Gemeinschaftsjagd, bei der Richtlinien vom 16. November 2005 für die Ge- nur wenige Treiber einzeln und vorsichtig das währung von Zuwendungen für verschiedene Wild rege machen, so dass es sicher erkannt Maßnahmen des Artenschutzes (Amtsbl. Schl.- und erlegt werden kann. H. S. 1092). Bioindikatoren Pflanzen oder Tiere, die auf bestimmte Veränderungen der Umweltbedin- Richtlinien vom 20. Juni 2006 für die Zulassung gungen sensibel reagieren und diese damit von Ausnahmen im Einzelfall gemäß § 43 Absatz anzeigen können. 8 Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) bei Biomasse Die Menge lebender Organismen Saatkrähen, (Amtsbl. Schl.-H. S. 495). in Masse pro Flächeneinheit. Biosphäre Der von Organismen bewohnbare Richtlinie vom 14. Oktober 1997 zur Behandlung Raum der Erde und Atmosphäre: ”So tief wie von erkrankt, geschwächt oder verlassen aufge- ein Fisch tauchen und so hoch wie ein Vogel fundenen Robben (Amtsbl. Schl.-H. S. 500). fliegen kann”. Richtlinie 1999/22/EG des Rates vom 29. März Biotop Durch abiotische Standortmerkmale 1999 über die Haltung von Wildtieren in Zoos geprägte Lebensstätte einer Biozönose. (ABl. EG L 94 S. 24). Biozönose Gemeinschaft der in einem Biotop regelmäßig vorkommenden Lebewesen ver- Richtlinien vom 1. Februar 2001 für die Geneh- schiedener Arten, die untereinander in Wech- migung und den Betrieb von Tiergehegen gemäß selbeziehungen stehen. § 27 Landesnaturschutzgesetz für die Haltung Dauerwald Sich immer wieder erneuernder, von: dauerhafter Wald aus Bäumen aller Altersstu- fen und verschiedener Arten, dessen Gefüge - heimischen Huftieren, nicht durch Kahlschläge zerstört wird. Dauer- - Seehunden und Kegelrobben, wälder bieten einen optimalen Schutz für Bo- - Greifvögeln und Eulen, den, Wasser und Klima, da ihr Stoffkreislauf - Papageien, weitgehend geschlossen bleibt. Dauerwälder - Straußenvögeln (n.v.). bieten der Pflanzen- und Tierwelt nischenrei- che Ökosysteme, der Bevölkerung anspre- Richtlinien für die Genehmigung von Tiergehe- chende Erholungsräume und den Waldbesitze- gen zur Rehabilitation verölter Seevögel gemäß rinnen und Waldbesitzern mehr Sicherheit und § 27 Landesnaturschutzgesetz vom 1. Februar Ertrag bei geringeren Kosten als gleichaltrige, 2001 (n.v.). schlagweise bewirtschaftete Wälder. Diversität Bezeichnung für die Vielfalt in Or- ganismengemeinschaften, beurteilt nach Ar- tendichten und Einheitlichkeit der Individuen- dichte.

148 Dominanz Vorherrschen von bestimmten Ar- Interspezifische Konkurrenz Konkurrenz zwi- ten innerhalb einer Lebensgemeinschaft. schen Arten (zum Beispiel um Lebensraum). Emission Ausstoß von Schadstoffen durch ei- Intraspezifische Konkurrenz Konkurrenz zwi- nen Verursacher. schen den Individuen einer Art zum Beispiel Endemisch Bezeichnung für Pflanzen- und um Nahrung). Tierarten, die nur in einem mehr oder weniger Jagdbezirk Für das Jagdausübungsrecht wird natürlich abgegrenzten Gebiet und sonst nir- nach unserer Jagdgesetzgebung grundsätzlich gends vorkommen. ein Jagdbezirk gefordert. Er besteht aus Eutrophierung Anreicherung von Nährstoffen Grundflächen, die im Zusammenhang eine be- in einem Ökosystem. stimmte Größe aufweisen. Zu unterscheiden Fegeschaden Rindenverletzungen an jungen sind Eigenjagdbezirke, die sich im Eigentum Bäumen und an Sträuchern durch das Fegen einer Person befinden oder gemeinschaftliche und Schlagen mit dem Geweih der Hirsche Jagdbezirke, die einer Vielzahl von Eigentü- und Rehböcke. mern gehören. Fennoskandien Gebiet: Norwegen, Schwe- Jagdgenossenschaft Die Eigentümer der den und Finnland mit der Kola-Halbinsel, dem Grundflächen, die zu einem gemeinschaftli- Onega-Gebiet und Russisch-Karelien. chen Jagdbezirk gehören, bilden eine Jagdge- Gebietsfremde Art Nach Begriffsbestimmung nossenschaft. Die Jagdgenossenschaft ist in § 7 Bundesnaturschutzgesetz: „… eine wild eine Körperschaft des öffentlichen Rechts. lebende Tier- oder Pflanzenart, wenn sie in Jagdschutz Umfasst den Schutz des Wildes dem betreffenden Gebiet in freier Natur nicht insbesondere vor Wildseuchen, Futternot und oder seit mehr als 100 Jahren nicht mehr vor- Wilderei. kommt.“ Karnivor Fleischfressend, sich räuberisch er- Gesamtbruterfolg Bruterfolg aller Brutpaare, nährend. also auch der erfolglosen. Kirrung Das gelegentliche Anlocken mit gerin- Habitat Der Lebensraum einer Art. gen Futtermengen zum Zweck der Bejagung Hege Ziel der Hege ist es, landschaftsökolo- von Schwarzwild. Dabei muss das Futter so gisch und landeskulturell angepasste Wildbe- dargeboten werden, dass es anderem Scha- stände in günstigem Erhaltungszustand zu si- lenwild nicht zugänglich ist. chern und zu fördern sowie die natürlichen Le- Landschaftsökologie Lehre von der Struktur, bensgrundlagen zu erhalten und zu verbes- Funktion und Entwicklung der Landschaft. sern. Schwerpunkt ist dabei, Abhängigkeitsverhält- Hegegemeinschaften Privatrechtliche Zusam- nisse der Organismen und Lebewesen von ih- menschlüsse von Jagdausübungsberechtigten ren als Umwelt bezeichneten Standortfaktoren mehrerer zusammenhängender Jagdbezirke zu analysieren. zur großräumigen Bewirtschaftung von Hoch- Landschaftsplanung Raumbezogenes Pla- wildbeständen, vornehmlich der Lenkung von nungsinstrument auf gesetzlicher Grundlage, Bestandsdichten, des Altersaufbaus und des zur Verwirklichung der Ziele von Naturschutz Geschlechterverhältnisses. und Landschaftspflege in besiedelter und un- Heimische Art Nach Begriffsbestimmung in § besiedelter Landschaft, gegliedert in Land- 7 Bundesnaturschutzgesetz: ”... eine wild le- schaftsprogramm auf Landesebene, Land- bende Tier- oder Pflanzenart, die ihr Verbrei- schaftsrahmenplan auf regionaler Ebene und tungsgebiet oder regelmäßiges Wanderungs- Landschaftsplan auf Ortsebene. gebiet ganz oder teilweise a) im Inland hat Monitoring Dauerhafte Beobachtung und oder in geschichtlicher Zeit hatte oder b) auf Aufzeichnung verschiedener Parameter. natürliche Weise in das Inland ausdehnt; als Nachhaltige Nutzung Die Nutzung von Be- heimisch gilt eine wild lebende Tier- oder standteilen der biologischen Vielfalt in einer Pflanzenart auch, wenn sich verwilderte oder Weise und in einem Ausmaß, die nicht zum durch menschlichen Einfluss eingebürgerte langfristigen Rückgang der biologischen Viel- Tiere oder Pflanzen der betreffenden Art im In- falt führen, wodurch ihr Potential erhalten land in freier Natur und ohne menschliche Hil- bleibt, die Bedürfnisse und Wünsche heutiger fe über mehrere Generationen als Population und zukünftiger Generationen zu erfüllen (Rio- erhalten.” Übereinkommen 1992). Herbivor Sich ausschließlich von Pflanzen er- Naturnah Ohne direkten Einfluss des Men- nährend. schen entstanden, durch menschliche Einflüs- Hochwild Hierzu gehört Schalenwild, außer se nicht wesentlich verändert; bei Enden des Rehwild, ferner Auerwild, Steinadler und See- Einflusses kaum Änderungen, selbstrege- adler. lungsfähig. Immissionen Luftverunreinigungen, Geräu- sche, Erschütterungen, Strahlen und Wärme die in die Umwelt eingetragen werden.

149 Naturnahe Jagd Die Verwirklichung einer Rote Liste Offizielle Bilanz des Artenschwun- Jagd, die das Wild schützt, die Lebensräume des in der Bundesrepublik, von Fachwissen- erhält und verbessert sowie das Wild nachhal- schaftlern ständig überarbeitet. In den Roten tig und unter größtmöglicher Förderung der Listen werden alle heimischen Tier- und Pflan- biologischen Vielfalt nutzt. zenspezies aufgeführt, die im Bestand gefähr- Naturraum Physisch-geographische Raumein- det oder vom Aussterben bedroht sind. heit mit typischen Landschaften, Bio- und Schalenwild Umfasst die dem Jagdrecht un- Ökotypen. terliegenden wild lebenden Paarhufer. Naturschutz Gesamtheit der Maßnahmen zur Sukzession Vom Menschen unbeeinflusste Erhaltung und Förderung von Pflanzen und Tie- Abfolge von Vegetationsstadien, die einem dy- ren wildlebender Arten, ihrer Lebensgemein- namischen Prozess unterliegen. Sukzession schaften und natürlichen Lebensgrundlagen führt in Schleswig-Holstein auf nahezu allen sowie zur Sicherung von Landschaften und Standorten langfristig zu Wald. Landschaftsteilen unter natürlichen Bedingun- Teilbruterfolg Bruterfolg aller erfolgreichen gen. Brutpaare, die also mindestens einen Jungvo- Naturverjüngung Verjüngung des Waldes gel aufgezogen haben. durch Samenfall von Mutterbäumen und nicht Tümpel Flaches dauerhaftes, aber einer zeit- durch Pflanzung. weiligen Austrocknung unterworfenes Stillge- Naturwald Waldflächen, die sich selbst über- wässer ohne Tiefenzone bis ein Hektar Größe. lassen bleiben und in denen keine forstliche Mindestgröße 25 Quadratmeter. Nutzung mehr stattfindet. Verbissgehölze Sammelbezeichnung für alle Niederwild Alles Wild, das nicht zum Hoch- Strauch- und Baumarten, deren Knospen und wild zählt. Triebe mit Vorliebe von Schalenwild, Hase und Ökologie Wissenschaft vom Stoff- und Ener- Wildkaninchen geäst oder geschält werden giehaushalt der Biosphäre bzw. ihrer Unterglie- und die aufgrund ihres hohen Wiederaus- derungen ( z.B. Ökosysteme ) sowie von den schlagvermögens alljährlich wieder rasch und Wechselwirkungen ihrer Bewohner unterei- reichlich ausschlagen. nander und mit ihrer abiotischen Umwelt. Weidgerechtigkeit Ein historisch entwickelter Ökosystem Funktionelle natürliche Einheit der Sammelbegriff für alle Bestimmungen zur Si- Biosphäre als Wirkungsgefüge aus Lebewe- cherung einer ordnungsgemäßen und tier- sen, unbelebten natürlichen und vom Men- schutzgerechten Jagd und für alle Regeln, die schen geschaffenen Bestandteilen, die unter- das einwandfreie Beherrschen des Jagdhand- einander und mit ihrer Umwelt in energeti- werks und die ethische Einstellung des Jägers schen, stofflichen und informatorischen Wech- zum Mitmenschen und zum Tier betreffen. selwirkungen stehen. Weiher Nicht austrocknendes flaches Stillge- Population Gesamtheit der Individuen einer wässer, auch schwach durchflossen, ohne Tie- Art mit gemeinsamen genetischen Gruppen- fenzone mit der Verlandungsvegetation eines merkmalen innerhalb eines bestimmten Rau- stehenden Gewässers. Mindestgröße 25 Qua- mes. dratmeter. Prädator Fressfeind, Beutegreifer. Wildtierkataster Ermittlung und Dokumentati- Raubwild Alle dem Jagdrecht unterliegenden on der Verbreitung und der Populationsgrößen Beutegreifer. von frei lebenden Wildtieren und deren Le- Reviersystem Jagdrechtliche Ordnung, wo- bensräumen. nach die Jagd nur in Jagdbezirken ausgeübt werden darf, d.h. auf zusammenhängenden Grundflächen, die eine bestimmte Mindest- größe aufweisen. Vorteil des Reviersystems ist die örtliche Zuständigkeit und Verantwor- tung der Jagdausübungsberechtigten für ihr Revier, die beim Lizensjagdsystem (zum Bei- spiel in den USA) nicht gegeben ist.

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