Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein

Dokumentation der Tagung in Hohn am 29. September 2000 Naturtourismus in der Flußlandschaft --Sorge Herausgeber: Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein Hamburger Chaussee 25 24220 Tel. 0 43 47 / 704 - 0 www.lanu.landsh.de

Titelfoto: Kanus an der Treene bei Hans-Joachim Augst

Herstellung: Pirwitz Druck & Design, Kiel

ISBN 3-923339-68-2

Februar 2002

Diese Broschüre wurde auf Recyclingpapier hergestellt.

Diese Druckschrift wird im Rahmen der Öffentlich- keitsarbeit der schleswig- holsteinischen Landes- regierung herausgegeben. Sie darf weder von Parteien noch von Personen, die Wahl- werbung oder Wahlhilfe betreiben, im Wahlkampf zum Zwecke der Wahlwer- bung verwendet werden. Auch ohne zeitlichen Bezug zu einer bevorstehenden Wahl darf die Druckschrift nicht in einer Weise verwen- det werden, die als Partei- nahme der Landesregierung zu Gunsten einzelner Gruppen verstanden werden könnte. Den Parteien ist es gestattet, die Druckschrift zur Unterrich- tung ihrer eigenen Mitglieder zu verwenden.

Die Landesregierung im Internet: www.schleswig-holstein.de/landsh Inhalt

Vorwort ...... 5

Ulf Hahne: Einführung Naturtourismus in der Flußlandschaft Eider-Treene-Sorge ...... 7

Ludwig Thormählen: Zukunftsgestaltung durch Eigeninitativen Regional- und Tourismusentwicklung in der Flußlandschaft Eider-Treene-Sorge ...... 11

Edgar Kreilkamp: Marketing für die Natur ...... 30

Yörn Kreib: Natur allein reicht nicht! Anforderungen eines Reiseveranstalters an Urlaubsregionen ...... 42

Naturtourismus Eider – Treene – Sorge: ein potenzieller Wirtschaftsfaktor? Protokoll der Arbeitsgruppe I ...... 48

Naturtourismus Eider – Treene – Sorge: Tourismusentwicklung durch verstärkte Zusammenarbeit Protokoll der Arbeitsgruppe II ...... 52

Teilnahmeliste ...... 55

Vorwort

Die „Flußlandschaft Eider-Treene-Sorge“ Weitere Informationen zu dem Projekt er- ist wegen ihrer reichhaltigen Naturausstat- halten Sie im Internet unter: tung und der damit verbundenen Biodiver- www.eurowetlands.com. sität einer der herausragendsten Naturräu- me Deutschlands. Die Region liegt abseits Ziel der Veranstaltung in Hohn war es, ge- der wirtschaftlichen Zentren Schleswig- meinsam neue Impulse für einen nachhal- Holsteins, wo sich die Tourismusentwick- tigen Naturtourismus in der „Flußland- lung noch in ihren Anfängen befindet. Die schaft Eider-Treene-Sorge“ zu geben und natürliche Ausstattung der „Flußland- touristische Initiativen zu entwickeln. schaft Eider-Treene-Sorge“ bietet jedoch für den Tourismus viele Entwicklungsmög- lichkeiten, die zur Steigerung der regiona- len Wertschöpfung einen entscheidenden Beitrag leisten könnten.

Die Eider-Treene-Sorge-Region ist wegen ihrer überregionalen Bedeutung in ver- schiedene bundesweite Aktivitäten und Projekte eingebunden. Über die vom Lan- Wolfgang Vogel desamt für Natur und Umwelt (LANU) be- Direktor des Landesamtes für Natur und triebene Naturschutzstation Umwelt des Landes Schleswig-Holstein. beteiligt sich die Region auch an dem in das europäische INTERREG IIC Programm eingebundene Projekt „Wetlands in Spati- al Planning“ (WISP). An dem WISP Projekt nehmen auch Regionen aus Schweden, Norwegen, Dänemark, England, den Nie- derlanden und dem Bundesland Nieder- sachsen teil. Im WISP Projekt sollen für großräumige Feuchtgebiete u.a. Ansätze für einen nachhaltigen Tourismus ent- wickelt werden. Belange der Ökologie, Ökonomie sowie der Raumplanung sollen dabei praxisorientiert und in Zusammenar- beit mit regionalen Entscheidungsträgern (stakeholders), der Bevölkerung und der Tourismusverbände miteinander verbun- den werden.

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Einführung: Naturtourismus in der Flußlandschaft Eider-Treene-Sorge

Von Prof. Dr. Ulf Hahne, Universität GH Kassel

Es mag zunächst überraschen, dass zu ei- ein „natürlicher“ Bündnispartner für Frei- ner Tagung mit dem Thema „Naturtouris- zeit und Erholung geworden - nicht zuletzt mus in der Flußlandschaft Eider-Treene- deshalb ist im Bundes- wie im Landesna- Sorge“ eine staatliche Naturschutzbehör- turschutzgesetz darauf hingewiesen, dass de, das Landesamt für Natur und Umwelt die Landschaft auch für Zwecke der Erho- des Landes Schleswig-Holstein, eingela- lung und um ihrer Schönheit willen zu er- den hatte. Wieso kümmert sich der Natur- halten sind. schutz um ein privatwirtschaftliches Feld wie den Tourismus? Heißt Naturschutz Weit über den eigenen Fachbeitrag hinaus nicht gerade Schutz vor menschlichen Nut- ist Naturschutz heute nicht nur Bünd- zungen, um die Naturlandschaft zu erhal- nispartner, sondern immer mehr auch ten? Aber - so lautet die Gegenfrage - wichtiger ökonomischer Faktor der Regio- muss Schutz immer gleich Ausschluss von nalentwicklung. Gerade hierfür steht die Menschen bedeuten? Können nicht Schutz Region Flußlandschaft Eider-Treene-Sorge und Nutz gemeinsam gehen? Geht es als inzwischen bundesweit bekanntes Bei- beim Erhalt der Natur- und Kulturland- spiel. Stand hier zunächst zu Beginn der schaften nicht auch um den Erhalt von 1990er Jahre die naturschutzfachliche Ent- Schönheit, mithin um ästhetische Fragen, wicklung eines großflächigen Biotopver- die Menschen schon immer an der Natur bundsystems mit verschiedenen großen fasziniert haben? Und wäre ein Miteinan- Naturschutzkernräumen im Vordergrund, der von Schutz und Nutzungsmöglichkei- so verband sich diese Zielsetzung sehr ten nicht die beste aller Welten, mithin schnell mit dem Ziel, den starken landwirt- das, was derzeit gern als „nachhaltig“ be- schaftlichen Strukturwandel in der Region zeichnet wird? Die Tagungsinitiative des abzufedern. Der vom Naturschutz betriebe- Landesamtes für Natur und Umwelt steht ne Flächenankauf half, den aufgebenden für einen solchen Wandel des Verständnis- Bauern ohne Hofnachfolger einen ange- ses von Naturschutz, der sich nicht mehr messenen Wert für das ohnehin schwer zu allein sektoral versteht, sondern mit einer verpachtende Feuchtgrünland zu bieten. integrierten Sichtweise versucht, zusam- Während dies eher eine passiver Entwick- men mit anderen Partnern gemeinsame lungsbeitrag war, leistet der ebenfalls in Entwicklungsperspektiven aufzubauen. Ein der Region eingesetzte Vertragsnatur- wichtiges Feld dieser Zusammenarbeit ist schutz die Verbindung von Pflegeleistun- der Tourismus. Die Tagung suchte ganz gen für die Natur mit ökonomischem Er- konkret Ansatzpunkte für den Ausbau des trag für die Bauern. Hier wird der Natur- Naturtourismus in der Region Flußland- schutz zu einem aktiven Faktor des Struk- schaft Eider-Treene-Sorge. turwandels.

Trotz allen aufgeregten touristischen Die Umsetzung derart integrierter Entwick- Marktgeschreis um „neue Events“ und lungsstrategien bedarf geeigneter, in der künstliche Freizeitparks ist die Suche nach Region akzeptierter Vermittler. Hier hat das Erholungsmöglichkeiten in der Natur nach Landesamt für Natur und Umwelt erstma- wie vor ein zentrales Motiv für Freizeit und lig in Schleswig-Holstein zunächst eine Erholung. Je stärker die Erholungsmög- ökologische Regionalberatung in der Regi- lichkeiten für Menschen und Natur durch on, später dann ebenfalls erstmalig die Na- Verstädterung, Baugebiete und Verkehrs- turschutzstation Eider-Treene-Sorge einge- trassen verringert werden, je mehr also richtet, welche die Kommunikation für eine das Bedürfnis nach Natur wächst, desto Umsetzung vor Ort leistet. wichtiger wird der Erhalt von Naturland- schaften - auch für die Menschen selbst. Die stärkere Orientierung der Region auf Der Naturschutz ist damit gewissermaßen den Erhalt und die Wiederherstellung einer

7 großräumigen Naturlandschaft bietet che Angebote weist die Region auf? Wel- Chancen für die Vermarktung von gesun- che Vermarktungsschritte sind erfolgver- den, naturgerecht erzeugten Produkten sprechend? All diese Fragen waren Anlass und Leistungen. Das Qualitätsmerkmal der genug, in der Veranstaltung mithilfe von Natur ist eine große Chance, die der regio- externen Experten und regionalen Akteu- nalen Wirtschaft durch das Vorantreiben ren gemeinsam aufgearbeitet zu werden. des Naturschutzes geboten wird. Mit dem Der Vortragsteil bestand aus drei Refera- Signum der Naturlandschaft lassen sich ten. landwirtschaftliche Produkte ebenso gut wie touristische und Gesundheitsleistun- Zunächst war es Ludwig Thormählen vor- gen verknüpfen. Aktionen wie „Aus der Re- behalten, die Region Flußlandschaft Eider- gion für die Region“ zeigen die vielfältigen Treene-Sorge vorzustellen und die vielfälti- Möglichkeiten an, gemeinsam mit dem gen Maßnahmen der Regionalentwicklung Naturschutz Nutzen aus dem Erhalt der re- darzulegen, welche vonseiten der Landes- gionalen Besonderheiten zu ziehen. regierung, aber von auch Akteuren der Re- gion im vergangenen Jahrzehnt unternom- Die Region Flußlandschaft Eider-Treene- men worden sind, um die Region voranzu- Sorge hat also bereits Maßnahmen ergrif- bringen. Ludwig Thormählen war von fen, um ihr Naturpotenzial zu schützen, 1991 bis Januar 2001 in seiner Funktion als weiterzuentwickeln und in Wertschöp- Landesplaner zugleich Koordinator der fungsstrategien umzusetzen. Sie ist sozu- Landesregierung Schleswig-Holstein für sagen auf dem Weg zu einer nachhaltigen die Entwicklung des Eider-Treene-Sorge- Zukunft und sie darf deshalb als eine von Gebietes und hat immer wieder Entwick- 25 Regionen in der Bundesrepublik lungsimpulse in die Region eingebracht. Deutschland stolz das Signum tragen: „Re- Seine wichtigsten Anliegen waren die Ver- gion der Zukunft - auf dem Weg zu einer knüpfung der Handlungsfelder Landwirt- nachhaltigen Entwicklung“. Dieser Titel schaft - Naturschutz - Wasserwirtschaft so- wurde ihr 1998 vom Bundesbauminister wie die Integration von ökologischen und verliehen und in einer zweiten Prämiierung ökonomischen Maßnahmen in der Region. im Sommer 2000 mit einem 2. Preis nochmals bestätigt. Dies ist jedoch kein Seine Darstellung folgt den Leitfragen Grund, sich zurückzulehnen, dafür sind zu nach der Ausgangssituation, den Aufga- viele Chancen noch ungenutzt. benstellungen und Rahmenbedingungen für die Region und behandelt die Etappen So fällt einem langjährigen Mitstreiter und der bisherigen Umsetzung. Insbesondere Beobachter der Regionalentwicklung in wird auch der Wandel eines ursprünglich der Eider-Treene-Sorge-Region auf, dass vom Land, also von oben initiierten Projek- es zweifellos viele Einzelansätze zur Stei- tes hin zu einem immer stärker von den gerung der Wertschöpfung gibt, dass aber Akteuren vor Ort, an vorderster Stelle den die Zusammenarbeit in der Region noch Kommunen und der von ihnen gegründe- viele Schwächen aufweist. Dies gilt in be- ten Entwicklungsagentur „Eider-Treene- sonderem Maße für den Tourismus, der Sorge-GmbH“ getragenen gemeinsamen zwar viele individuelle Anbieter und viele Anliegen aufgezeigt. Im Hinblick auf die lokale Angebote kennt, der aber noch viel Tourismusentwicklung belegt Thormählen zu wenig miteinander vernetzt ist, um als die verschiedentlichen Versuche zur Auf- regionales Angebot auf dem stark bewor- wertung dieses Handlungsfeldes und for- benen inländischen Tourismusmarkt eine dert die Akteure der Region zur Eigeninitia- Rolle zu spielen. tive zur Weiterführung dieser Ansätze auf. Diese Weiterführung bedarf jedoch profes- Kooperationen fallen also nicht vom Him- sioneller Unterstützung in der Region. mel, nur weil die potenzielle Chance zur Hierzu empfiehlt Thormählen die Errich- Vermarktung vorhanden ist. Kooperatio- tung eines Regionalmanagements in der nen müssen mühsam erarbeitet werden Region. und bedürfen genauer Analysen der ge- meinsamen Zielsetzungen, der Marktgege- Nach der Vorstellung der Region und ihrer benheiten und des potenziellen Nutzens bisherigen Aktivitäten widmet sich der für die Partner. Lässt sich Natur für den zweite Beitrag dem Einsatz von Natur im Tourismus überhaupt verkaufen? Wie Tourismusmarketing. Hierzu geht Profes- spektakulär muss das Naturerlebnis sein? sor Dr. Edgar Kreilkamp, Experte für Tou- Welche Formen des Tourismus sind von rismusmarketing von der Universität Lüne- der Naturschutzseite her akzeptabel? Wel- burg, den Fragen nach, was Tourismus-

8 marketing ist, welche Bedürfnisse touristi- Im Hauptteil seines Beitrages beschreibt sche Zielgruppen heute aufweisen, wie Re- Kreib die Anforderungen, die er als Reise- gionen Natur und Landschaft üblicherwei- veranstalter an eine ideale Urlaubsregion se im Tourismusmarketing einsetzen, und für einen naturorientierten, aktiven Erleb- wie man mit Regionsmarketing die ange- nisurlaub stellt. Zu den zentralen Kategori- strebten Zielgruppen der Umweltbewus- en gehören das Image (ist der Name der sten erreichen kann. Region Eider-Treene-Sorge eingängig und automatisch positiv besetzt?), die Erreich- Wesentlich für ein künftiges touristisches barkeit, die Infrastruktur im Hinblick auf Regionsmarketing ist die stärkere Berück- Qualität der Unterkünfte und Verpflegung, sichtigung der Kundenbedürfnisse. Ange- die Aktivitätsmöglichkeiten sowie die In- bote, die es allem und jedem recht ma- formations- und Kommunikationspolitik chen wollen, werden immer weniger ihr der Region. Wie eine Art Checkliste könn- Publikum finden und als wirkungsloses ten diese Kriterien von regionalen Touris- Prospektmaterial nur die Altpapierberge musinitiativen abgearbeitet werden und je erhöhen. Erst wenn Regionen sich mit ih- nach Schwächen zielgerichtet verbessert rer Positionierung klar von anderen unter- werden. Schließlich zeigt Kreib anhand scheiden und ihrer Zielgruppe die Vorteile von Beispielsregionen die Anknüpfungs- eines Regionsbesuches darstellen können, punkte für einen Naturreiseveranstalter wird sich eine Alleinstellungsposition er- auf. Als erfolgreichen Weg zur Angebotser- reichen lassen. Noch sei die Region Eider- arbeitung schlägt Kreib abschließend die Treene-Sorge davon weit entfernt, stellt Zusammenarbeit zwischen dem Reisever- Kreilkamp fest und fordert eine sehr viel anstalter und den regionalen Anbietern stärkere Erlebnisorientierung des Touris- vor, die sich bereits andernorts beim Auf- musangebotes. Auch Naturerleben muss bau eines nachhaltigen touristischen An- inszeniert werden, um zu einem Freizeiter- gebotes bewährt hat. lebnis zu werden, das dem Gast einen ho- hen Besuchsnutzen verspricht. Das Desti- Die vielfältigen Anregungen der Beiträge nationsmarketing sollte daher durch The- konnten während der Tagung noch in zwei menmarketing abgelöst werden, welches Arbeitsgruppen vertieft werden. Die Ar- im Naturtourismus durch gezielte erlebnis- beitsgruppe I befasste sich mit der Frage, orientierte Themenangebote die Gruppe inwieweit das Angebot der Region Fluß- der Umweltbewussten anspricht, die sich landschaft Eider-Treene-Sorge bereits den bewusst von den Erlebnissen in künstli- potenziellen Nachfragezielgruppen ent- chen Ferienwelten abgrenzen. Die Region sprechen würde. Dabei zeigte sich, dass hätte dabei gute Chancen, sich mit einem die Region vielfältige lokale Ansatzpunkte „Marketing für die Natur“ unterstützt durch aufweist, dass aber der Schritt zur regiona- Umweltgütekriterien als Region der Nach- len Verknüpfung und zu themenorientier- haltigkeit zu profilieren. ten Gemeinschaftsangeboten noch nicht erfolgt sei. Bemerkenswert ist dabei insbe- Den dritten Beitrag steuert ein Praktiker sondere, dass in der Region in den vergan- aus der Tourismusbranche bei, und zwar genen einige Naturerlebnisräume und ein Anbieter, der seit Jahren erfolgreich Lehrpfade geschaffen sowie bereits zwei Naturreisen in verschiedene Destinatio- von drei in der Region geplanten Naturin- nen Europas sowie auch zu Fernreisezie- formationszentren in Betrieb gegangen len veranstaltet. Yörn Kreib von Natours- sind. Hier zeigt sich die Kooperationsstra- Reisen stellt dabei ebenfalls die starke tegie zwischen Naturschutz und Regional- Kundenorientierung seiner Angebote entwicklung als erfolgreicher Zukunftsweg deutlich heraus. Natur, Artenvielfalt oder der Region. Die stärksten Mängel dagegen Umweltverträglichkeit allein oder zusam- wurden in der touristischen Zusammenar- men reichen als Reisemotiv nicht aus, um beit der Region erkannt, so dass dringend Naturreisen anzubieten. Hinzu muss das ein „Offenes Forum Tourismus“, ein „Run- Versprechen eines Erlebnisses kommen, der Tisch Tourismus“ oder ähnliche inte- das zielgruppenspezifisch anzupassen ist. grative und arbeitsorientierte Initiativen Hierzu werden die Umwelt- und Komfor- ins Leben gerufen werden sollten. tansprüche der von Natours-Reisen be- dienten Zielgruppe vorgestellt, um die Das Thema verstärkte Zusammenarbeit im Anforderungen deutlich zu machen, die Tourismus war genau das Thema, dem Regionen für diese Art Reisende erfüllen sich die Arbeitsgruppe II speziell verschrie- müssen. ben hatte. Ein einführendes Referat von Ute Schreiber, Geschäftsführerin des „Ver-

9 eins zur Revitalisierung der Haseauen“, viele Partner Gewinnersituationen entstan- zeigte die funktionierende Kooperation den. Derartige Win-Win-Situationen für zwischen Naturschutz, Kommunen, touri- Naturschutz und Regionalentwicklung kön- stischen Anbietern, Gastronomen und nen gerade über das Thema Naturtouris- Bauern auf. Für die Arbeitsgruppe ging es mus geschaffen werden. Die Umsetzung im folgenden darum, dieses Beispiel und muss allerdings durch ein geeignetes Re- die Ideen der Vormittags-Beiträge für mög- gionalmanagement begleitet werden. liche Kooperationsgruppierungen in der Eider-Treene-Sorge-Region umzusetzen. Vieles kann von anderen Regionen gelernt Abschließend verabredete das Plenum werden: Deshalb ist der Austausch mit Re- konkrete Umsetzungsschritte für einen gionen in ähnlicher Lage hilfreich, um von- „Runden Tisch Tourismus“, persönliche einander zu lernen. Ein derartiges Lern- Verantwortlichkeiten und einen Zeitplan netzwerk hat auch die diesem Band zu- zur Umsetzung der Vorhaben. grundeliegende Veranstaltung unterstützt: Das Netzwerk WISP (Wetlands in Spatial Die Veranstaltung hat deutlich gemacht - Planning) ist ein EU-Interreg II c Projekt und dies soll durch die Dokumentation der und schließt Feuchtgebietsregionen aus 6 Beiträge noch einmal nachvollzogen wer- Staaten zusammen, die sich über Möglich- den können -, welche Chancen in der spe- keiten eines nachhaltigen Tourismus sowie ziellen Ausrichtung der Region Flußland- dessen Umsetzung in Management, Natur- schaft Eider-Treene-Sorge auf den Natur- schutzstrategien und Raumplanung aus- tourismus liegen können, aber auch wel- tauschen. Dieser Austausch ist hilfreich, che Probleme zu lösen sind. Die Negativ- um die Ideen und Probleme mit Regionen faktoren des ländlichen Tourismus (Ange- zu diskutieren, welche ähnliche raumstruk- botsmängel, kleinräumiges Kirchturmden- turelle Ausgangslagen aufweisen. Die Um- ken, unprofessionelle Vermarktung, fehlen- setzung im Hinblick auf die eigene Region, de Organisationsstruktur etc.) sind durch die Herausstellung der Besonderheiten ist intensive Arbeit an folgenden Punkten zu aber letztlich eine Aufgabe, welche die Re- überwinden: gion selbst leisten muss. Die Tagung und Definition der Ziele für die touristische ihre Beiträge geben der Flußlandschaft Ei- Entwicklung der Region der-Treene-Sorge wichtige neue Impulse, Zielgruppenanalyse um ihren Weg zu einem nachhaltigen Tou- Stärken-Schwächen-Analyse des eige- rismus in Kooperation von Tourismus und nen Angebots und darauf basierend Naturschutz voranzutreiben. Angebotsverbesserung Definition der Produkte für ein touristi- Univ.-Prof. Dr. Ulf Hahne, sches Profil Fachgebiet Nachhaltige Themenorientierung Regionalentwicklung. Inszenierung Universität Gesamthochschule Kassel Nutzung der Kopplungsmöglichkeiten mit anderen Bereichen wie Natur- schutz, Landwirtschaft, Gastronomie, Kultur etc. Abstimmung des regionalen Angebo- tes Regionale Tourismusorganisation Zielgruppen- und themenorientierte Re- gionalvermarktung.

Ein Runder Tisch Tourismus in der Fluß- landschaft Eider-Treene-Sorge kann sich als offenes nicht-hierarchisches Gremium dieser Themen annehmen und damit die Verantwortung für den weiteren Entwick- lungsprozess im Feld Naturtourismus übernehmen. Beispiele für runde Tische kennt die Region bereits aus der Zusam- menarbeit im Feld Naturschutz - Landwirt- schaft - Wasserwirtschaft. Auch bei ihnen hat sich die Zusammenarbeit dort am schnellsten entwickelt, wo für möglichst

10 Zukunftsgestaltung durch Eigen- initiativen: Regional- und Tourismus- entwicklung in der Flußlandschaft Eider-Treene-Sorge

Von Ludwig Thormählen1)

1. Einleitung jetzt vor allem darum, den Akteuren der Tourismusentwicklung in der „Flußland- Zehn Jahre erfolgreiche Regional- und schaft Eider-Treene-Sorge“ Ansatzpunkte, Tourismusentwicklung im Eider-Treene- Wege und Chancen für die Zukunftsgestal- Sorge-Gebiet liegen hinter uns. Sechs tung durch Eigeninitiativen im Rahmen der chancenreiche Jahre der EU-Förderperiode integrierten Regionalentwicklung aufzuzei- 2001 bis 2006 liegen vor uns. Anlass ge- gen. nug für eine kurze Besinnungspause und die Auseinandersetzung mit den Fragen: 2. Die „Flußlandschaft Was haben wir bisher erreicht? Wo wollen wir hin? Eider-Treene-Sorge“ Wie kommen wir dahin? Bei der „Flußlandschaft Eider-Treene-Sor- Es ist kein Zufall, dass ausgerechnet das ge“ handelt es sich heute um eine 143.000 Landesamt für Natur und Umwelt im Rah- ha große Region mit rund 80.000 Einwoh- men des Interreg II c-Projektes „Wetlands nern. Bei grenzt sie in einem klei- in Spatial Planning (WISP)“ zu der Veran- nen Abschnitt unmittelbar an die Nordsee. staltung ‘Naturtourismus’ eingeladen hat, Im Wesentlichen handelt es sich aber um denn der Naturschutz war gemeinsam mit ein Gebiet mitten im Binnenland, das von der Landesplanung von Anfang an ein den Flüssen Eider, Treene und Sorge kräftiger Motor der Regional- und Touris- durchflossen und geprägt wird. Zu diesem musentwicklung. Gebiet gehören zehn Ämter mit 101 Ge- meinden aus den Kreisen , Die kommunalen und privaten Akteure ha- , Schleswig- und ben jedoch erfreulicherweise im Laufe der -Eckernförde (s. Abb. 1 und Zeit immer stärker das Heft des Handelns Tab. 1). in die Hand genommen. Daher geht es

1)Der Autor war von 1991 bis zum Januar 2001 Koordinator der Landesregierung Schleswig-Holstein für die Entwicklung des Eider-Treene-Sorge-Gebietes

11 Abb. 1 a: Die Flußlandschaft Eider-Treene-Sorge in Schleswig-Holstein - Lage

12 Abb. 1 b: Die Flußlandschaft Eider-Treene-Sorge in Schleswig-Holstein - heutige Gebietsgrenzen

13 Gebiet Einwohner Fläche lichkeiten für Landwirtschaft, Naturschutz, am 31.12.99 in km≈ Wasserwirtschaft und Tourismus, obwohl Amt Hennstedt 5.941 124,34 die Region im Übrigen aus landwirtschaft- licher Sicht im Hinblick auf den großen An- Amt Lunden 5.304 99,83 teil an Moorgebieten und Grenzertragsbö- Amt Tellingstedt 7.810 137,27 den teilweise als „von Natur benachteiligt“ angesehen wird. beteiligte Ämter im Kreis Dithmarschen 19.055 361,44

Amt 5.899 98,11 Die Landwirtschaft ist trotz des tiefgreifen- den Strukturwandels für viele Gemeinden Amt Treene 11.509 184,32 ein wichtiger Wirtschaftsfaktor und für den Amt Viöl 8.715 177,77 Naturschutz zunehmend ein wichtiger Partner mit Chancen auch im Bereich der beteiligte Ämter im Kreis Nordfriesland 26.123 460,20 Tourismusentwicklung. Amt 8.973 167,88 Neben der Landwirtschaft ist im letzten beteiligtes Amt im Kreis Rendsburg-Eckernförde 8.973 167,88 Jahrzehnt die gewerbliche Wirtschaft in ih- Amt Kropp 10.767 158,82 rer Bedeutung für die Regionalentwicklung immer deutlicher in Erscheinung getreten. Amt Stapelholm 6.314 136,24 Klein- und Kleinstbetriebe prägen die Amt Silberstedt 9.344 141,26 Struktur. Zu regionalen Schwerpunkten ha- ben sich in jüngster Zeit neben traditionel- beteiligte Ämter im Kreis Schleswig-Flensburg 26.425 436,32 len Standorten wie Kropp, Viöl und Telling- Flußlandschaft Eider-Treene-Sorge gesamt 80.576 1.425,84 stedt immer stärker auch andere Standorte wie , Norder- und Süderstapel Ämter: beteiligte Gemeinden: entwickelt. Chancen im Dienstleistungsbe- Hennstedt Barkenholm, Bergewöhrden*, Delve*, Fedderingen*, Glüsing*, reich wie insbesondere auch im Tourismus Hägen, Hennstedt*, Hollingstedt*, Kleve*, Linden, werden zunehmend wahrgenommen. Norderheistedt, Schlichting*, Süderheistedt, Wiemerstedt* Lunden Groven, Hemme, Karolinenkoog, Krempel*, Lehe*, Lunden*, Rehm-Flehde-Bargen*, St. Annen* Gemessen an der Einwohnerentwicklung und der Zahl der Baufertigstellungen hat Tellingstedt Dellstedt*, Dörpling*, Gaushorn, Hövede*, Pahlen*, Schalkholz*, Süderdorf*, Tellingstedt*, Tielenhemme*, sich die Region im Projektzeitraum der Wallen*, Welmbüttel, Westerborstel, Wrohm* 90er Jahre hervorragend entwickelt: Die Friedrichstadt Drage*, Friedrichstadt*, Koldenbüttel*, Seeth*, Uelvesbüll, prozentualen Bevölkerungszunahmen la- Witzwort gen mit 15,1% (1987-1999) bzw. 9,5% Treene *, Hude*, , *, Ostenfeld*, (1994-1999) deutlich höher als in den betei- Ramstedt*, Rantrum*, *, Simonsberg, ligten Kreisen und als im Landesdurch- Süderhöft*, Südermarsch*, *, Wisch*, * schnitt (8,7% bzw. 3,1%). Viöl Ahrenviöl, Ahrenviölfeld, Behrendorf, , Haselund, Immenstedt, Löwenstedt, Norstedt, Oster-Ohrstedt*, Eine ähnliche Feststellung lässt sich für die Schwesing, , Viöl, Wester-Ohrstedt* Zahl der Baufertigstellungen treffen. Die Hohner Harde *, , *, Elsdorf-Westermühlen*, Zunahmen lagen mit 26,5% (1987-1999) *, *, *, Hohn*, Königshügel*, Lohe-Föhrden*, *, * bzw. 14,7% (1994-1999) deutlich höher als in den betreffenden Kreisen und als im Kropp Alt-Bennebek*, Börm*, Dörpstedt*, Groß Rheide, Klein Rheide, Klein-Bennebek*, Kropp*, Tetenhusen* Landesdurchschnitt (17,6% bzw. 8,6%). Stapelholm Bergenhusen*, Erfde*, Meggerdorf*, Norderstapel*, Süderstapel*, Tielen*, * Die integrierte Regionalentwicklung Silberstedt Bollingstedt, Ellingstedt, Hollingstedt*, Jübek, Silberstedt*, scheint auch insofern Früchte zu tragen. Treia* * Gemeinden, die ganz oder teilweise zum Kernraum der Flußlandschaft Eider- 3. Entwicklungsansätze, Treene-Sorge gehören. Zielsetzungen und Tab 1: Flußlandschaft Das 40.000 ha große relativ geschlossene Eider-Treene-Sorge - Niederungsgebiet im Herzen der Region Rahmenbedingungen beteiligte Kreise, Ämter stellt - vor allem im Hinblick auf den Vogel- und Gemeinden schutz - ein wichtiges Gebiet im europäi- Anfang der 90er Jahre gab es zahlreiche (Statistisches Landesamt schen Netz „Natura 2000“ dar. Die Fluß- Menschen in der Region, die nicht so recht Schleswig-Holstein, landschaft Eider-Treene-Sorge kann daher an gute Zukunftsperspektiven glauben Statistischer Bericht im wesentlichen Teil als europäisches konnten. Der landwirtschaftliche Struktur- A I 2 - j/99) Großschutzgebiet bezeichnet werden. Das wandel war in vollem Gange. Alternativen bedeutet: Entwicklungs- und Fördermög- drängten sich nicht gerade auf. Die Sorge

14 um die Landwirtschaft und die befürchtete sonders interessierte Vereine wie den För- Verödung der Dörfer war groß. Chancen derverein Landschaft Stapelholm und den für die Tourismusentwicklung wurden nur Naturschutzverein Meggerdorf, einzelne von wenigen regionalen Akteuren gese- andere Vereine und Verbände (z. B. Was- hen. Die Möglichkeit, dass der Naturschutz ser- und Bodenverbände, Naturschutzver- und der sanfte Tourismus in nicht allzu fer- bände) sowie engagierte Kommunalpoliti- ner Zeit zu den Triebfedern für eine hoff- ker und Privatpersonen erfolgreich in An- nungsvolle und heute bereits vielseitig an- griff genommen werden. erkannte zukunftsorientierte Regionalent- wicklung werden sollte, war seinerzeit für Bezüglich der Frage, ob und wie regionale viele völlig unvorstellbar. Das aber änderte Entwicklungschancen künftig genutzt wer- sich mit der Zeit immer stärker. den, kommt es entscheidend auch auf die Rahmenbedingungen an. Regionale Entwicklungsansätze und Zielsetzungen Rahmenbedingungen

Aus der Sicht der Landesentwicklung, das Es vergeht kaum ein Tag, an dem nicht zu- heißt des Landesraumordnungsplans von nehmende weltwirtschaftliche Verflechtun- 1998, gibt es im Eider-Treene-Sorge-Gebiet gen sichtbar werden. Das Internet ermög- drei zukunftsweisende Ansätze. Neben den licht immer umfassendere und interessan- hervorragenden Voraussetzungen für den te Informationen selbst über den letzten Aufbau eines europäisch bedeutsamen Winkel der Welt. Das erhöht den Konkur- Biotop-Verbundsystems und für die Ent- renzdruck gerade auch im Bereich des Tou- wicklung eines einzigartigen Tourismusan- rismus. Und wer sich als einzelner Akteur, gebotes ergeben sich Entwicklungsimpul- als einzelnes Dorf oder auch als Amt zu be- se aus der Lage im weiteren Umland der haupten versucht, der wird bald merken: Kreisstädte Heide, Husum, Schleswig und Nur im regionalen Verbund und in der Ko- Rendsburg. Damit sind die Hauptansatz- operation der regionalen Akteure liegt die punkte für die integrierte Regionalentwick- Chance, sich zu behaupten und neue inter- lung genannt und die Aufgabenstellungen essante Zukunftsperspektiven zu eröffnen. im Wesentlichen angedeutet. Im Übrigen: Europa wächst und der Wett- bewerb der Regionen hat längst begon- Beim Projekt „Eider-Treene-Sorge“ geht es nen. demnach vor allem um die Berücksichti- gung der Interessen von Natur und Um- Die richtigen Antworten auf die neuen Her- welt, das heißt: ausforderungen sind nur im Rahmen eines die Erhaltung von Landschaftsräumen regional ausgerichteten Denkens und im Sinne einer nachhaltigen Landnut- Handelns zu finden. Dieses ist im Übrigen zung und Erhaltung/Entwicklung von auch wichtig, um die hervorragenden Rah- Ökosystemen, menbedingungen für die Förderung der in- die Erhöhung der Artenvielfalt und Ar- tegrierten Regionalentwicklung zu nutzen: tenschutz, Der Raum ist in die Gemeinschaftsaufgabe Maßnahmen zur Energieeinsparung ‘Verbesserung der regionalen Wirtschafts- und zur Nutzung alternativer Energie- struktur’ einbezogen und ist insgesamt Be- quellen. standteil des Ziel 2-Gebietes der EU und damit auch des schleswig-holsteinischen Weiterhin geht es um die Förderung der Regionalprogramms. Darüber hinaus wirtschaftlichen Entwicklung und Nutzung gehört er zum Teil zum Interreg III a-Gebiet der vorhandenen Potenziale für eine zu- (Schleswig / Sønderjylland) und zum Inter- kunftsgerichtete Entwicklung des Touris- reg III b-Gebiet (Nordsee bzw. Ostsee). mus sowie insgesamt um die Erhaltung und Gestaltung der ökologischen, ökono- Der vor zehn Jahren von der Landesregie- mischen und sozialen Lebensgrundlagen rung eingeleitete regionale Entwicklungs- für die nachfolgenden Generationen im prozess entspricht voll den Zielsetzungen Sinne der Agenda 21. der Regional- und Förderpolitik der EU, des Bundes und des Landes. Er ist auf Ko- Angesichts der schwierigen Ausgangslage, operation, regionale Zusammenarbeit und die auch durch das Fehlen eines leistungs- innovative Entwicklungen sowie eine mög- fähigen Regionalmanagements gekenn- lichst hohe Effizienz ausgerichtet. Nicht zu- zeichnet war, konnten die anstehenden letzt deshalb erfolgte auch kürzlich auf Aufgaben seinerzeit nur durch einige be- Bundesebene die Anerkennung als „Regi-

15 on der Zukunft - auf dem Wege zu einer 1990 landesplanerischer Konzeptentwurf, Angebot des nachhaltigen Entwicklung“. Immer mehr Landes an die Region zur Zusammenarbeit Menschen schätzen das Gebiet als interes- 1991 Beauftragung eines Koordinators der santen Förder- und Entwicklungsraum. Landesregierung / Einrichtung eines Noch so gute Rahmenbedingungen nutzen Regionalbüros / Einsetzung von aber nichts, wenn die notwendigen zu- Regionalberatern kunftsgerichteten Eigeninitiativen regiona- 1996 Bildung einer Lenkungsgruppe mit Vertretern ler Akteure ausbleiben! von Kreisen und Ämtern 1998 Umwandlung des Regionalbüros in eine Naturschutz-Station 4. Etappen und Inhalte 2000 Gründung der Eider-Treene-Sorge-GmbH (Entwicklungsagentur) durch zehn Ämter aus der integrierten vier Kreisen Einleitung des Prozesses zur Durchführung Regionalentwicklung einer regionalen Agenda und Gründung des Eider-Treene-Sorge-Forums Wie hat sich das regionale Engagement nun bis heute entwickelt? Antworten auf Tab. 2: Etappen der integrierten Regionalent- diese Frage lassen sich aus der Darstel- wicklung in der Flußlandschaft Eider-Treene- lung der wichtigen Etappen der Regional- Sorge entwicklung, der Entwicklung der Gebiets- kulisse und der Handlungsfelder sowie aus Dabei handelt es sich um entscheidende der Dokumentation der Strategieentwick- Schritte zum Aufbau eines dauerhaften Re- lungen und Umsetzungsprozesse ableiten gionalmanagements, durch das die Chan- (s. Dokumentation hierzu im Anhang). cen der integrierten Regionalentwicklung besser genutzt und die Effektivität kommu- Wichtige Etappen 1990 bis 2000 naler und privater Initiativen erhöht wer- den. Am Anfang war die Landesregierung die treibende Kraft. Sie legte 1990 den Entwurf Wandel der Gebietskulisse eines regionalen Entwicklungskonzeptes für die Region vor und machte das Ange- Die Überschrift über der Karte (s. Abb. 2) bot, mit den verschiedenen Gebietsabgrenzun- Entwicklungsansätze und -potenziale in gen der letzten drei Jahrzehnte in der Fluß- enger Zusammenarbeit mit den regio- landschaft Eider-Treene-Sorge könnte lau- nalen Akteuren im Rahmen von Unter- ten: „Vom lokalen Zielkonflikt zur regiona- suchungen und Gesprächen vor Ort ge- len Zukunftsgestaltung und -sicherung“. meinsam zu erkunden und zu bewer- ten, In der rund 2.500 ha großen Gemeinde Ziele und Umsetzungsstrategien ge- Meggerdorf war nicht genügend Raum, meinsam, das heißt fach- und grenz- um die rund 500 ha große Alte-Sorge- übergreifend sowie in enger Zusam- Schleife, ein Gebiet von gesamtstaatlich menarbeit zwischen Land und Region, repräsentativer Bedeutung für den Natur- festzulegen, schutz, für die Naturschutzentwicklung zu konkrete Umsetzungsschritte sowie die erwerben, ohne die Existenz der landwirt- Entwicklung und Umsetzung von Pro- schaftlichen Betriebe zu gefährden. Es jekten mit den regionalen Akteuren ge- wurde ein größeres Gebiet, zunächst das meinsam abzustimmen. Amt Stapelholm und später auf Anregung des Fördervereins Landschaft Stapelholm Für diesen damals neuen und heute immer die Landschaft Stapelholm (19.000 ha) ge- noch modernen Aufbruch waren organisa- wählt, um die Entwicklung von Landwirt- torische Maßnahmen erforderlich, die schaft und Naturschutz sowie in weiteren durch die in Tab. 2 aufgeführten Etappen wesentlichen regionalen Handlungsfeldern gekennzeichnet sind. voranzutreiben.

16 Abb. 2: Die Flußlandschaft Eider-Treene-Sorge - Der Wandel der Gebietskulisse in den letzten drei Jahrzehnten

17 Auch dieses Projektgebiet wurde zu klein. In der gesamten Flußlandschaft Eider-Tree- Zur Lösung der regionalen Kernprobleme ne-Sorge standen die Handlungs- und In- (Landwirtschaft - Naturschutz - Wasser- vestitionsschwerpunkte in der Zeit von wirtschaft) und Nutzung der regionalen 1990 bis 1996 noch in sehr engem Zusam- Entwicklungschancen (u.a. touristische menhang mit den - vom Ministerium für Entwicklung) wurde ein 60.000 ha großes die ländlichen Räume und vom Umweltmi- Projektgebiet gewählt. Es wurde im We- nisterium geförderten - Lösungen der Ziel- sentlichen nach ökologischen aber ergän- konflikte und der Nutzung von Entwick- zend auch landesplanerischen Kriterien lungschancen im Bereich Landwirtschaft - (z.B. Einbeziehung von zentralen Orten) Naturschutz - Wasserwirtschaft. Darüber abgegrenzt. hinaus wurden aber auch die städtebauli- chen und infrastrukturellen Grundstruktu- Schließlich wurde das Projektgebiet auf ren (u. a. fast flächendeckende Abwasser- die heutige Flußlandschaft Eider-Treene- reinigung) verbessert und denkmalpflege- Sorge (143.000 ha), das ganze Gebiet der rische Maßnahmen zur Erhaltung der hi- beteiligten Ämter, erweitert, um die inzwi- storischen Kulturlandschaft durchgeführt schen deutlich gewordenen Chancen effek- (s. Tab. 4). tiver nutzen zu können und die Vorrausset- zungen für die Entwicklung und Umset- zung regionaler und lokaler Projekte zu Maßnahmen Gesamt- investition verbessern. 1. Konzeptentwicklung, Koordinierung, Dokumentation, Regionalbüro 0,66 Handlungsfelder und regionale 2. Grundlegende land- und wasserwirt- Leitprojekte schaftliche Untersuchungen 0,56 3. Grunderwerb Zunächst werden beispielhaft für den Teil- - im Auftrage der Stiftung Naturschutz 29,50 raum Hohner Harde einzelne Etappen der - im Rahmen der Flurbereinigung 5,34 Regional- und Tourismusentwicklung mit 4. Flurbereinigung einschl. Wegebau, jeweiligen Handlungsfeldern aufgezeigt Biotop- und Ausgleichsmaßnahmen 11,70 (s. Tab. 3). 5. Landwirtschaftlicher Wegebau außerhalb der Flurbereinigung 8,59

1990/91 Vorstellung des integrierten Entwicklungskonzeptes für das 6. Maßnahmen zur Förderung der ökolo- Eider-Treene-Sorge-Gebiet im Amtsausschuss des Amtes Hohn gischen Entwicklung in Naturschutz- gebieten, biotop-gestaltende Renaturierung des Hohner Sees Maßnahmen, freiwilliger Landtausch 1,91 1993 Bereisung des Amtes durch den Umweltausschuss des 7. Vertragsnaturschutz 2,70 Kreistages Rendsburg-Eckernförde (Ergebnis: Zustimmung zum eingeleiteten Entwicklungsprozess) 8. Abwasserreinigung 33,50 1995 Integriertes Umsetzungskonzept für die Entwicklung des 9. Tourismusentwicklung, sanften Tourismus Bau eines Fahrradweges 3,94 (Teilprojekt 4: Hohn mit dem Vorhaben „Hohner Fähre“) 10. Städtebauförderung, Dorfentwicklung, 1998 Aus der Region für die Region (gemeinsame Gespräche und denkmalpflegerische Maßnahmen 14,17 Aktionen von Gastwirten und Initiativen aus Hohn) 11. Beschäftigungs- und Qualifizierungs- 1998 Anerkennung des Eider-Treene-Sorge-Gebietes (einschl. Hohn) maßnahme Frauenwerkhof in Seeth 3,20 als „Region der Zukunft“ Gesamtsumme 115,77 1999 Wiederherstellung des Eiderüberganges „Hohner Fähre“, damit Verbindung der Kreise Rendsburg-Eckernförde und Tab. 4: Integrierte Regionalentwicklung in der Dithmarschen Flußlandschaft Eider-Treene-Sorge - 2000 Herausgabe des regionalen Radwanderführers für die Gesamtinvestitionen 1990 bis 1996 (in Mio. DM) Flußlandschaft Eider-Treene-Sorge (vgl. LT-Drs. 14/335). Entwicklung des Projektes Natur- und Umweltschutz-Zentrum (NUZ) als drittes regionales Informationszentrum In der Zwischenzeit wurden die Hand- Start für die Ländliche Struktur- und Entwicklungsanalyse (LSE) lungsfelder durch zunehmende regionale im Amt Hohner Harde Aktivitäten erheblich erweitert (s. Tab. 5).

Tab. 3: Integrierte Regionalentwicklung in der Flußlandschaft Eider-Treene-Sorge - Beispiele der Regional- und Tourismusent- wicklung im Amt Hohner Harde

18 Tab. 5: Integrierte Regio- nalentwicklung im Eider- Landwirtschaft - Naturschutz - Wasserwirtschaft Treene-Sorge-Gebiet - Aufbau eines Biotopverbundsystems Aktuelle Handlungsfelder Verbesserung der Struktur der landwirtschaftlichen Betriebe, Nutzung von und regionale Leitprojekte Möglichkeiten des Zuerwerbs, Umnutzung von freiwerdender Bausubstanz (Beispiele) Projekt „Rindfleischvermarktung“ Stadt- und Dorfentwicklung, Denkmalpflege Ländliche Struktur- und Entwicklungsanalysen Maßnahmen zur Erhaltung der historischen Kulturlandschaft Umweltmaßnahmen Energieeinsparung, Einsatz erneuerbarer Energie (Gemeinschaftsprojekt Eider- Treene-Sorge-GmbH / Energieagentur) Nachhaltige Reetnutzung (Machbarkeitsstudie) Abwasserreinigung Betrieblicher Umweltschutz - auch zur Kostenersparnis Qualifizierungs- und Beschäftigungsmaßnahmen für Langzeitarbeitslose Projekt „Frauenwerkhof“ in Seeth „Arbeit, Umwelt und Tourismus“ (Projekt der RABS eGmbH und der Eider-Treene- Sorge-GmbH) Gewerbliche Wirtschaft Gewerbegebietsausweisung in interkommunaler Zusammenarbeit Gründung von Handels- und Gewerbevereinen, regionale Zusammenschlüsse Regionalvermarktung Verbesserung der organisatorischen Voraussetzungen durch Gründung der Eider- Treene-Sorge-GmbH, Einrichtung einer Naturschutzstation, Aufbau von „Runden Tischen“ etc. Einigung auf ein gemeinsames Logo für die Region Internet-Präsentation der Region Kooperation mit Regionen im In- und Ausland, Beteiligung am InterregIIc-Projekt „Wetlands in Spatial Planning (WISP)“ Arbeit, Umwelt und Tourismus Aufbau eines Netzwerkes regionaler Informationszentren Bauliche Fertigstellung des NaTourCentrums Lunden Erstellung einer Multimediashow Aufbau eines Naturerlebnisraumes Thematische Radwanderwege Fertigstellung der Radwanderwegkarte und Markteinführung Ausschilderung der Routen Fertigstellung weiterer Informationspunkte und -pfade Bau von Rastplätzen und Schutzhütten Touristischer Entwicklungsprozess Positionierung der „Flußlandschaft Eider-Treene-Sorge“ als Erholungsgebiet Kunst und Kultur Regionale Bestandsaufnahme, Projektmanagement für Kunst- und Kulturprojekte, Aufbau eines regionalen Kunstmanagements Fortführung der Aktion „Von Pfahl zu Pfahl“ Erstellung eines Gesamtkonzeptes: Bestandsaufnahme von Kunst- und Kulturakti- vitäten, Erstellung von Kulturprofilen Regionaler Veranstaltungskalender Information und Öffentlichkeitsarbeit

5. Tourismusentwicklung Ausgangslage

Im Folgenden sollen beispielhaft Aus- Außerlandwirtschaftliche Entwicklungen gangslage, Wege und Ansätze der Touris- spielten vor zehn Jahren in den Diskussio- musentwicklung etwas ausführlicher dar- nen vor Ort kaum eine Rolle. Der Touris- gestellt werden, um auf die bisherigen Er- mus hatte nur in einigen Orten wie Frie- gebnisse und die Chancen für Aktivitäten drichstadt, Süderstapel und Schwabstedt regionaler Akteure aufmerksam zu ma- eine größere Bedeutung. Im Übrigen „leb- chen. te“ die Region von Überschwappeffekten

19 des Nordsee-Tourismus. Diese Art des „Natur, Kultur und Geschichte der Region Tourismus konnte zur Regionalentwick- Eider-Treene-Sorge erleben“ heißt ein mit lung keinen entscheidenden Beitrag lei- den regionalen Akteuren erarbeitetes Kon- sten. zept (Kesper et al. 1995). Es beinhaltet kon- krete Vorschläge für ein regionales Rad- Dennoch hatte sich dort, wo es wie zum wanderwegenetz und mündete in das re- Beispiel in Süderstapel eine nennenswerte gionale Leitprojekt „Arbeit, Umwelt und Tourismusentwicklung gab, bereits heraus- Tourismus“ ein. Zahlreiche Gespräche und gestellt, dass der Tourismus positive Wir- die Herausarbeitung von Handlungsansät- kungen auf Einheimische und Gäste, auf zen mit den Gastwirten zur Erhaltung und Wirtschaft (Gasthöfe, Einzelhandel, Spar- Erhöhung der Attraktivität des noch relativ kassen, Banken) und Landwirtschaft sowie dichten Netzes an Landgasthöfen schlos- für den Naturschutz hat. sen sich an.

Der Tourismus hatte sich in den traditio- Schließlich wurde gemeinsam mit den nellen Standorten bereits als positiver kommunalen Akteuren ein integriertes Standort- und Imagefaktor für die Dorf- Umsetzungskonzept mit konkreten Maß- und Stadtentwicklung bewährt. Konnte nahmen für die Entwicklung des sanften und kann man das auch für die ganze Re- Tourismus erarbeitet. Eigeninitiativen zur gion Eider-Treene-Sorge unterstellen? Umsetzung gab es seinerzeit nur verein- zelt. Daher wurde ein Workshop veranstal- Wege zur Konzept- und tet, um zu klären: Wollen wir überhaupt Projektentwicklung Tourismusentwicklung? Und - wenn ja - wer macht was? In der ersten Phase (1991 bis 1994 – s. Do- kumentation) ging es darum, die regiona- Dieses Werkstattgespräch in Friedrichstadt len Ansätze zu untersuchen und - beispiel- (1996) war das eigentliche Startsignal für haft - Möglichkeiten für Eigeninitiativen zahlreiche Vorhaben, welche die Entwick- aufzuzeigen. Dieses ist in enger Zusam- lung bis heute kennzeichnen. Das erste re- menarbeit des Regionalberaters für den gionale Tourismusvorhaben, das Leitpro- ökonomischen Bereich und des Natur- jekt ‘Arbeit, Umwelt und Tourismus’, wur- schutzzentrums in Bergenhusen im Auftra- de hier im Ansatz entwickelt. Die RABS ge des Koordinators des Landes durch (RABS = Regionale Arbeits-, Beschäfti- zahlreiche Gespräche mit regionalen Ak- gungs-, Qualifizierungs- und Serviceange- teuren geschehen. In diesem Rahmen wur- bote GmbH) als Träger hat es mit finanziel- de beispielsweise gemeinsam mit der Ge- ler Unterstützung durch die Landesregie- meinde Bergenhusen ein Besucherlen- rung, die Arbeitsverwaltung, die Europäi- kungskonzept erarbeitet und anschließend sche Union und die Ämter im Zeitraum von der Gemeinde mit finanzieller Unter- 1996 bis 2000 durchgeführt. stützung durch das Umweltministerium umgesetzt. Im übrigen wurden von dem Es war auch in einer weiteren Hinsicht ein damaligen Regionalberater konkrete Anre- Pilotprojekt: Erstmals standen die Kommu- gungen für Landfrauen zum Thema ‘Ferien nen gemeinsam in finanzieller Verantwor- auf dem Bauernhof’ erarbeitet. tung für die Region. Ein Abstimmungsgre- mium, die Lenkungsgruppe der Kreise und Dann ging es allmählich (1994/95) über zu Ämter, wurde eingesetzt (November/De- Fragen, welche konkreten Ansätze sich für zember 1996) und schließlich wurde die Ei- kommunale und private Akteure zur Tou- der-Treene-Sorge-GmbH gegründet rismusentwicklung und -vermarktung (1.1.2000). nachvollziehbar aufzeigen lassen und wel- che Möglichkeiten sich in der Region für Die gemeinsamen Sondierungsarbeiten eine Erhöhung der Wertschöpfung nach zeigten im Übrigen, dass es zahlreiche re- dem Motto „Aus der Region - Für die Regi- gionsspezifische Ansätze für die Tourismu- on“ bieten. sentwicklung gibt (s. Tab. 6).

20 Flußlandschaft Eider, Treene, Sorge, Arlau Bootfahren, Kanu, Segeln, Ba- den, Angeln, Golfspielen, reiten, Campen naturnahe Erholung

Naturlandschaft Biotopverbundsystem, Störche, Wieselvögel beobach- 14 Naturschutzschwerpunkte ten, Lehrpfade benutzen Natur erleben Natur- und Umweltinformation

historische Kulturlandschaft Friedrichstadt, Seeth historische Hauslandschaft er- kunden, typische Stadt-, Dorf- und Landschaftsbilder ent- decken, sich in Landgasthöfen erholen am Landleben teilnehmen

benachbarte Kreisstädte Theodor-Storm-Stadt Husum. Geschichte der ländlichen Regi- (mögliche Kooperationspartner) Nordsee on in der städtischen Museums- Museumsstadt Schleswig, landschaft erkunden, Veranstal- alte Festungsstadt Rendsburg an tungen besuchen (bei jedem Eider und Nord-Ostsee-Kanal Wetter), Einkaufserlebnis, Fern- Klaus-Groth-Stadt Heide bahnanbindung, Geschichte und Gegenwart erleben

benachbarte Erholungsschwer- / Nordsee attraktive Ausflugsmöglichkei- punkte, Landschaften Schleilandschaft / Ostsee ten, Ergänzung / Erweiterung (mögliche Kooperationsräume) Landschaft der oberen Treene der regionalen Angebote Ochsenweg / Naturpark Hüttener Berge Erlebnisbereich Nord-Ostsee-Kanal Erholungslandschaft Inseln und Halligen Dänemark

Tab. 6: Regionsspezifische Ansätze für die Tourismusentwicklung

Zu den Ansätzen gehören die Möglichkeiten spiel im Bereich des Ochsenwegs. Insge- für eine naturnahe Erholung. Sie setzt an samt geht es darum, die regionsspezifi- bei den Flüssen Eider, Treene, Sorge und schen Potenziale noch genauer zu untersu- Arlau (früher Trennlinien - heute gemeinsa- chen, das eigene Profil zu schärfen sowie me Entwicklungsbänder) sowie bei der Na- attraktive Spezialangebote gemeinsam mit tur, Kultur und Landschaft, dem Kapital der verschiedenen Kooperationspartnern zu Region. Entscheidend für den Erfolg ist entwickeln und zu vermarkten. aber die konsequente Nutzung und Vernet- zung der Angebotspotenziale und die ge- Stärken und Schwächen, neue Ansätze meinsame Vermarktung. Und wenn es in diesem Zusammenhang um das Schnüren Die Suche nach den regionsspezifischen attraktiver kundenorientierter Angebotspa- Potenzialen, den Vorzügen und Schwächen kete geht, dann dürfen die vier Kreisstädte war auch Gegenstand des Werkstattge- sowie die benachbarten Erholungsland- spräches in Friedrichstadt. Die Hitliste der schaften nicht außer Acht gelassen werden: Stärken und Schwächen (s. Tab. 7) gibt ei- Dies sind einerseits die Küstenlandschaften nen Anhalt über die gemeinsame Bewer- und andererseits insbesondere andere at- tung durch regionale Akteure. traktive Gebiete im Binnenland, zum Bei-

21 „top 10“ Stärken „top 10“Schwächen (Zahl der Punkte) (Zahl der Punkte)

Hohes Naturpotenzial, schöne Landschaft touristische Infrastruktur nicht entwickelt

Gastronomie u. Urlaubsquartiere Hinterhofsituation von 4 Kreisen: gute Infrastruktur 4 Kreise – 1 Gebiet

Erhalt der Identität der Dörfer unzureichende Vermarktungsstrategien

Intakte Natur- und Kulturlandschaft mangelndes Tourismusprofil

Ruhe in der Region, Nähe zum Meer Eigeninitiative entwicklungsbedürftig

Interessante Kulturlandschaft fehlende Zusammenarbeit

Historische Gebäude fehlende Umsetzung

Image, Leitbild Storch keine regionale Identität

Bewusstsein der Bewohner über ihr fehlendes Marketing für die Region Landschaftskapital

Kooperationsbereitschaft Qualität der Beherbergung

Tab. 7: Naturbezogener sanfter Tourismus im Eider-Treene-Sorge-Gebiet - Hitliste der Stärken und Schwächen. Ergebnisse eines Werkstattgesprächs; Punktebewertung durch die regionalen Akteure (stadt & land, Gesellschaft für raumpolitische Forschung, Planung und Beratung, Kiel 1996).

Sie deutet darauf hin, dass es einerseits in Die folgende Übersicht (s. Tab. 8) macht der Region ungenutzte Möglichkeiten gibt deutlich, dass zahlreiche notwendige Maß- und dass andererseits noch viel zu tun nahmen bereits erfolgreich aufgegriffen bleibt im Hinblick auf die touristische Infra- wurden und sogar schon abgeschlossen struktur, unternehmerische Eigeninitiati- sind. Insgesamt ergibt sich damit eine gute ven, Marketingstrategien und die Erstel- Grundlage für die notwendigen Schritte lung von nachfragegerechten Produkten. zur Weiterentwicklung des Tourismus.

Biotopverbundsystem 14 Naturschutzschwerpunkte (zur Zeit 10.000 ha) Regionale Informationszentren Institut für Wiesen und Feuchtgebiete in Bergenhusen, NaTourCentrum Lunden, Info-Zentrum Arlau Schleuse Natur- und Umweltzentrum Hohn (geplant) Regionales Radwegenetz Eider-Treene-Sorge Weg, Fernradwegeverbindung zu vier Kreisstädten und zum Ochsenweg; örtliche Ergänzungen Regionales Reitwegenetz (Anfänge) Ämter Tellingstedt, Treene, Viöl, Kropp Flussübergänge Eider-Übergänge: Nordfeld-Schleuse, Hohner Fähre, Übergang über die Treene und Arlau (geplant) Regionales Kunstprojekt: „Von Pfahl zu Pfahl“ Initiative von einheimischen Künstlerinnen und Künstlern; Planung eines Nachfolgeprojektes örtliche Aktivitäten Lehrpfade bzw. Naturerlebnisräume: Bergenhusen, Lunden, Schwabstedt private Initiativen Golfplatz in Hennstedt, Aktion „Zanderessen“ mehrerer Landgasthöfe an Eider u. Treene, Meierei Besichtigung in Ostenfeld Erweiterung und Gründung privater Existenzen (Bettenhaus, Künstlercafe) Regionales Marketing Eider-Treene-Sorge-Logo Internet Präsentation der Flußlandschaft Eider-Treene-Sorge Pressefahrt auf der Eider Sonstiges Anerkennung als „Region der Zukunft“

Tab. 8: Tourismusentwicklung im Eider-Treene-Sorge-Gebiet - neue Ansätze

22 6. Möglichkeiten für eine bilden eine geeignete Grundlage für eine effektive Öffentlichkeitsarbeit. Diese wie- stärkere Unterstützung derum ist erforderlich, um das Hauptziel der integrierten Regionalentwicklung zu privater und kommuna- erreichen, möglichst viele nachhaltig wir- kende und damit förderungsfähige Projek- ler Eigeninitiativen te mit einer Vielzahl von Akteuren zu ent- wickeln und umzusetzen. Notwendigkeit und erste Erfolge regiona- ler Eigeninitiativen wurden bereits mehr- Eine Übersicht über die Möglichkeiten, fach angesprochen. Der erfolgreiche Weg welche die Gemeinschaftsaufgabe für die zum Aufbau geeigneter Grundstrukturen Unterstützung der Entwicklung im Eider- für ein leistungsfähiges Regionalmanage- Treene-Sorge-Gebiet unter den verschiede- ment wurde aufgezeigt. Für die Fortset- nen Fragestellungen bietet, enthält zung des erfolgreichen Weges einer inte- schließlich die Tabelle 11. grierten Regionalentwicklung ist die perso- nelle Verstärkung des Regionalmanage- 7. Zusammenfassung, ments unerlässlich. Ausblick In diesem Sinne ist bereits vorgesehen, dass die Geschäftsführung der Eider-Tree- Zusammenfassend kann festgestellt wer- ne-Sorge-GmbH künftig von einer haupt- den, dass die Flußlandschaft Eider-Treene- beruflichen Kraft wahrgenommen wird. Sorge heute eine hervorragende Ausgangs- Das allein reicht für die dringend notwen- position für die weitere Regional- und Tou- dige Entwicklung und Umsetzung innovati- rismusentwicklung besitzt. Dies gilt sowohl ver Projekte und Förderanträge einschließ- für die Umsetzung einer Vielzahl möglicher lich der aktiven Einbindung einer immer Einzelinitiativen regionaler Akteure als auch größeren Zahl von Akteuren nicht aus. Aus für die Fördermöglichkeiten im Rahmen der diesem Grunde wird auf die neuen Mög- Initiative „Zukunft im eigenen Land (ziel)“ lichkeiten der Gemeinschaftsaufgabe „Ver- der Landesregierung und speziell auch für besserung der regionalen Wirtschafts- die Bewerbung um die Teilnahme an der struktur“ aufmerksam gemacht, die EU- Initiative LEADER+. zunächst für drei - im Hinblick auf die EU - Förderperiode 2001 bis 2006 - entscheiden- Seit einer Reihe von Jahren sind in der Re- de Jahre einen finanziellen Anreiz zur Ver- gion von verschiedenen Beteiligten zuneh- stärkung des Regionalmanagements auch mend innovative Wege eingeschlagen durch Beauftragung von externen Dienst- worden. Über akteursbezogene sektor- leistern bietet. übergreifende regionale Netzbildungs-, Steuerungs- und Entwicklungsprozesse im Der Ansatz der Gemeinschaftsaufgabe fin- Sinne von „regional and local governance“ det sich in der folgenden Übersicht (Tabel- bemühen sich die Akteure in der Region le 9) und ist dort dem in der Region beste- darum, den komplexen Anforderungen ei- henden als „Projekt Regionalmanage- nes tiefgreifenden - sich in einem immer ment“ definierten Handlungsbedarf ge- großräumigeren Bezug vollziehenden - genübergestellt. Beide Ansätze decken Wandels von Wirtschaft, Gesellschaft und sich weitgehend. Umwelt im Rahmen einer nachhaltigen Re- gionalentwicklung gerecht zu werden. Für In dem zunächst vorgesehenen Förderzeit- den Erfolg dieses Aufbruches kommt es raum 2001 bis 2003 ergeben sich für die entscheidend auf den Willen und die Kraft beispielhaft aufgeführten Handlungs- der regionalen Akteure an, die Chancen für schwerpunkte (s. Tabelle 10) unterschiedli- die Zukunftsgestaltung durch verstärkte Ei- che Prioritäten. Am Anfang steht insbeson- geninitiativen zu nutzen. dere auch im Zusammenhang mit der an- gestrebten LEADER+ Förderung die Kon- Der Schlüssel zum Erfolg liegt in der ziel- zeptentwicklung im Vordergrund. Dabei strebigen Entwicklung und Umsetzung in- beteiligen sich immer mehr „neue“ regio- tegrierter regionaler Projekte mit vielfälti- nale Akteure, deren Zusammenarbeit sich gen Synergieeffekten. Hierfür ist einerseits beispielsweise über die Einrichtung von eine noch intensivere Beteiligung der re- „Runden Tischen“ fördern lässt. Ergebnis- gionalen Akteure und dafür eine erhebli- se der Konzeptentwicklung und die Ideen- che Verstärkung des Regionalmanage- entwicklung im Rahmen „Runder Tische“ ments erforderlich.

23 Das große Interesse der am Workshop Teil- mehr Menschen in der Flußlandschaft Ei- nehmenden sowie die bisherigen Überle- der-Treene-Sorge entschlossen sind, die gungen und Planungen der Naturschutz- Chancen der Regional- und Tourismusent- station Eider-Treene-Sorge, der Eider-Tree- wicklung mit dem notwendigen Engage- ne-Sorge-GmbH und des Fördervereins ment zu nutzen. Landschaft Stapelholm zeigen, dass immer

Ansatz der Gemeinschaftsaufgabe Projekt „Regionalmanagement“ „Regionale Wirtschaftsstruktur“

Zielsetzungen: Vorbereitung und Beschleunigung re- Neuer Start der integrierten Regional- gionaler Entwicklungsprozesse entwicklung (größeres Gebiet, neuer Förderzeitraum: 3 Jahre Schwerpunkt „Wirtschaft“) wissenschaftliche Begleitung Vorbereitung und Beschleunigung der Entwicklungs- und Umsetzungsprozes- se Unterstützung und Vernetzung der re- gionalen Akteure Nutzung des Erfahrungspotenzials ei- nes erfahrenen Unternehmers für das ETS-Regionalmanagement Einarbeitung eines Regionalmanagers und Vorbereitung auf die spätere Tätig- keit als Geschäftsführer der ETS-GmbH

Aufgaben: Erarbeitung und Umsetzung eines in- Erarbeitung eines integrierten regiona- tegrierten regionalen Entwicklungs- len Entwicklungs- und Umsetzungskon- konzeptes zeptes für die wirtschaftliche, soziale und kulturelle Entwicklung unter Berücksichtigung ökologischer Zielset- zungen (u.a. als Grundlage für LEADER+)

Maßnahmen: Erarbeitung/Umsetzung regionaler Auswertung der Ländlichen Struktur- Entwicklungsprojekte und Entwicklungsanalysen und Zusam- Einleitung/Förderung regionaler Kon- menführung mit bereits herausgearbei- sensbildungsprozesse, Aufbau regio- teten regionalen Handlungs- und Pro- naler Netzwerke, Bündnisse, Innovati- jektansätzen in ämterübergreifenden onscluster u.ä. Arbeitsgruppen Mobilisierung verborgener regionaler Aufbau/Unterstützung „Runder Tische“ Beschäftigungs- und Wachstumspo- z. B. Tourismus, gewerbliche Wirt- tenziale schaft, Handel Erarbeitung und Umsetzung einer Tou- rismus- und Marketingkonzeption Unterstützung laufender und Entwick- lung neuer Arbeitsmarktprojekte Unterstützung des Agenda 21-Prozesses Förderung der Öffentlichkeitsarbeit Erfolgskontrolle

Tab. 9: Integrierte Regionalentwicklung in der Flußlandschaft Eider-Treene-Sorge – Projekt „Regionalmanagement“ (Modell)

24 Tab. 10: Integrierte Regionalentwick- lung in der Fluß- landschaft Eider- Treene-Sorge – Re- gionalmanage- ment/Aufgaben- schwerpunkte, zeitli- che Prioritäten (Mo- dell). Die Anzahl der Balken steigt mit dem Aufwand, wel- cher im jeweiligen Zeitraum betrieben wird.

Was? Wie? Wann? Wer?

Zeitgerechte Erstellung Gleichbleibend intensive Beglei- Start: 1. Quartal 2001 Team von hochqualifizierten des Entwicklungskon- tung und Förderung der regio- und in der Praxis bewährten pri- zeptes (für LEADER+) nalen Entwicklungsprozesse zunächst bis 2003 vaten Dienstleistern der Berei- mit regionalen Akteuren durch che Einrichtung und Organisation, Vorberei- mit Gesamtstrategie bis 2006 Regionalentwicklung Betreuung Runder Tisch tung und Durchführung und -management „Tourismus“ von Veranstaltungen Wirtschaft Einrichtung und Betreu- inhaltlichen Input (u.a. Tourismus ung von 3-4 Arbeits- Beispiele aus anderen Wissenschaft gruppen „Handel / ge- Regionen) Öffentlichkeitsarbeit werbliche Wirtschaft“ Moderationen der Förderung des Diskussionen Regionalmarketing Durchführung von Konzeptionelle Vorberei- Workshops tungen für eine kontinu- Leitung von ierliche Öffentlichkeitsar- Arbeitsgruppen beit Koordination der Anregungen und Entscheidungsprozesse Beiträge für den Agenda Nachbereitung, Berichts- 21 Prozess legung Einarbeitung eines Re- gionalmanagers integrierte Projekt- und Regionalentwicklung

Vorteile: große Schlagkraft ab 1.1.2001: neuer ETS-Schwung umgehende und umfassende Beteiligung einer Vielzahl von regionalen Akteuren große Themenbreite, gute Integration aller Bereiche effektive, schnelle Projektentwicklung: volle Nutzung des EU-Förderzeitraums 2001-2006

Tab. 11: Integrierte Regionalentwicklung in der Flußlandschaft Eider-Treene-Sorge – Möglichkeiten durch verstärkten Einsatz des Instruments „Regionalmanagement“ der Gemeinschaftsaufgabe (GA)

25 DOKUMENTATION Ernährung, Landwirtschaft, Forsten und Fi- scherei. Kiel 1992. Strategieentwicklungen und Umsetzungs- prozesse im Eider-Treene-Sorge-Gebiet Bahner, T.: Projektskizze „Ökodorf Süder- stapel“. Untersuchung der Möglichkeiten 1990 für die Förderung des Naturschutzes durch Minister für Natur, Umwelt und Landesent- eine ökologisch orientierte extensive Land- wicklung des Landes Schleswig-Holstein bewirtschaftung (Futterbau/Milchviehhal- (Hrsg.): Entwurf eines Entwicklungskon- tung). Im Auftrag des Vereins für Natur- zeptes für die Eider-Treene-Sorge-Niede- und Landschaftsschutz Süderstapel e.V.. rung (vervielfältigte Drucksache). Kiel Süderstapel 1992. 1990. 1993 Vorstellung des Entwurfs eines Entwick- Amt für Land- und Wasserwirtschaft Heide, lungskonzeptes für die Eider-Treene-Sor- Abteilung Wasserwirtschaft: Gewässer- ge-Niederung im Rahmen einer Veranstal- kundliche Untersuchungen für das Ein- tung mit Vertretern der Kreise, Ämter, Ge- zugsgebiet der Alten Sorge. Heide 1993. meinden und Verbände durch den Minister für Natur, Umwelt und Landesentwicklung. Gäbler, H.-J.: Die Kulturlandschaft Eider- Erfde 1990. Treene-Sorge-Niederung. Wasserwirt- schaft für Landwirtschaft und 1990/1992 Naturschutz. In: Wasser & Boden. Jg. Erläuterung des Konzeptentwurfes durch 1993. Heft 12. S. 931 ff. den Koordinator des Landes für das Eider- Treene-Sorge-Gebiet und weitere Mitarbeiter 1993 verschiedener Landesdienststellen u.a. im Thormählen, L.: Das Entwicklungskonzept Rahmen folgender Veranstaltungen: für die Eider-Treene-Sorge-Niederung, eine Gemeinsame Sitzung des Ausschusses Chance für den ländlichen Raum. Vortrag für Wirtschaft, Verkehr und Fremden- im Rahmen des Seminars „Naturschutz verkehr, des Umweltausschusses und und Landwirtschaft“ der Arbeitsgemein- des Agrarausschusses des nordfriesi- schaft „Rettet die Feuchtgebiete“ in Ber- schen Kreistages in Schwabstedt. genhusen 1993. In: Die Gemeinde. Heft Sitzung des Umweltausschusses des 10/93. Kiel 1993. Dithmarscher Kreistages in Heide. Sitzung des Amtsausschusses Hohn in Thormählen, L.: Der Stellenwert ländlicher Hohn sowie des Umweltausschusses Räume in Schleswig-Holstein - das Bei- des Kreistages Rendsburg-Eckernförde. spiel „Entwicklungskonzept für die Eider- Sitzung des Stapelholm-Beirates in Treene-Sorge-Niederung“. In: Akademie Norderstapel, Kreis Schleswig-Flens- für Raumforschung und Landesplanung burg. (ARL) (Hrsg.): Entwicklungsperspektiven für ländliche Räume. Thesen und Strategi- 1991 en zu veränderten Rahmenbedingungen. Minister für Natur, Umwelt und Landesent- Arbeitsmaterialien 197. Hannover 1993. wicklung des Landes Schleswig-Holstein (Hrsg.): Entwicklungskonzept für die Eider- Jacobsen, J., Hemmerling, W.: Natur- Treene-Sorge-Niederung, in: Raumord- schutz in der Eider-Treene-Sorge-Niede- nungsbericht 1991. Kiel 1991. S. 114 ff. rung. Ein integrierter Konzeptentwurf der Landesregierung. In: Landesamt für Natur- Bericht der Landesregierung: Situation im schutz und Landschaftspflege Schleswig- Eider-Treene-Sorge-Raum und Möglichkei- Holstein (Hrsg.): Sonderdruck aus „Per- ten zur Verbesserung des Naturschutzes. spektiven des Naturschutzes in Schleswig- Landtags-Drucksache 12/1610. 05.09.1991. Holstein - 20 Jahre Landesamt für Natur- schutz und Landschaftspflege“. Kiel 1993. 1992 Landwirtschaftskammer Schleswig-Hol- 1993/1995 stein: Landwirtschaftliche Struktur- und Minister für Natur, Umwelt und Landesent- Entwicklungsanalyse zum Entwurf eines wicklung des Landes Schleswig-Holstein Entwicklungskonzeptes für die Eider-Tree- (Hrsg. 1993)/Die Landesregierung Schles- ne-Sorge-Niederung vom September 1990. wig-Holstein (Hrsg. 1995): Entwicklungs- Im Auftrag des Ministeriums für konzept für die Eider-Treene-Sorge-Niede-

26 rung. Chancen für Natur und Menschen. den ökonomischen Bereich, Institut für Faltblatt. Kiel 1993 / 2. Aufl. Kiel 1995. Regionale Forschung und Information im Deutschen Grenzverein e.V. Flens- 1994 burg. Jacobsen, J., Hemmerling, W.: Errichtung und Sicherung schutzwürdiger Teile von 1995 Natur und Landschaft mit gesamtstaatlich Landesamt für Naturschutz und Land- repräsentativer Bedeutung. Projekt: Alte schaftspflege Schleswig-Holstein (Hrsg.): Sorge-Schleife, Schleswig-Holsein. In: Na- Ökologische Entwicklungsmöglichkeiten tur und Landschaft. 69. Jg. (1994). Heft 7/8. im Eider-Treene-Sorge-Gebiet - Ergebnisse S. 307 ff. wissenschaftlicher Untersuchungen. Fach- symposium in Zusammenarbeit mit dem Presseinformation der Landesregierung NABU, Institut für Wiesen und Feuchtge- zur Bereisung des Eider-Treene-Sorge-Ge- biete, Bergenhusen. Dokumentation. Kiel bietes durch die Umweltministerin und 1995 (s. Seite 24). den Landwirtschaftsminister, 1994. In: Die Ministerpräsidentin des Landes Schleswig- Die Ministerpräsidentin des Landes Holstein, Staatskanzlei, Abteilung Landes- Schleswig-Holstein, Staatskanzlei, Abtei- planung (Hrsg.): Naturbezogener sanfter lung Landesplanung (Hrsg.): Naturbezoge- Tourismus im Eider-Treene-Sorge-Gebiet. ner sanfter Tourismus im Eider-Treene- Integrierte Regionalentwicklung im ländli- Sorge-Gebiet. Integrierte Regionalentwick- chen Raum. Dokumentation. Kiel 1995. S. lung im ländlichen Raum. Dokumentation. 113 ff. Kiel 1995. U.a. mit folgenden Beiträgen: Natur, Kultur und Geschichte der Regi- Leichtweiss-Institut, Technische Universität on „Eider-Treene-Sorge“ erleben. Regi- Braunschweig: Flussgebietsmodell Treene onsspezifische Ansatzpunkte zur Ent- bis zur Mündung in die Eider. Im Auftrag wicklung eines naturbezogenen sanften des Ministeriums für Natur und Umwelt. Tourismus. Untersuchung des Instituts Braunschweig 1994. für Wiesen und Feuchtgebiete des Na- turschutzbundes Deutschland - Natur- Leichtweiss-Institut, Technische Universität schutzzentrum Bergenhusen. Braunschweig: Untersuchung der Möglich- Landgasthöfe im Eider-Treene-Sorge- keiten und Grenzen für die Regelung der Gebiet. Möglichkeiten für die Steige- Wasserwirtschaft zur Ausrichtung des in- rung der Attraktivität, die Verbesserung tegrierten Entwicklungsprojektes Seeth. Im des Umweltschutzes und eine engere Auftrag des Ministeriums für Natur und Kooperation mit der Landwirtschaft zur Umwelt. Braunschweig 1994. Erhöhung der Wertschöpfung in der Region. Untersuchung von stadt & Die Ministerpräsidentin des Landes land, Gesellschaft für raumpolitische Schleswig-Holstein, Staatskanzlei, Abtei- Forschung, Planung und Beratung lung Landesplanung (Hrsg.): Entwick- mbH. Kiel. lungschancen im Eider-Treene-Sorge-Ge- biet. Dokumentation. Kiel 1994. U.a. mit Hahne, U.: Integriertes Umsetzungskon- folgenden Beiträgen: zept für die Entwicklung des sanften Tou- Ansatzpunkte für die außerlandwirt- rismus in der Eider-Treene-Sorge-Niede- schaftliche Entwicklung im Eider-Tree- rung. Ergebnisse der gemeinsamen Pro- ne-Sorge-Gebiet. Untersuchung des In- jektentwicklung von Regionalberatung und stituts für Regionale Forschung und In- lokalen Akteuren (Gesamtprojekt mit 6 formation im Deutschen Grenzverein Teilprojekten, Entwurf). Im Auftrag der e.V.. Flensburg. Staatskanzlei, Abteilung Landesplanung. Naturschutz-Information und Besu- Flensburg 1995. cherlenkung in Bergenhusen und im angrenzenden Niederungsgebiet. Un- Kaster, G.: Historische Kulturlandschaft tersuchung des Instituts für Wiesen Stapelholm, ein besonderer Schwerpunkt und Feuchtgebiete des Naturschutz- der Denkmalpflege. In: „Denk Mal“, Zeit- bundes Deutschland - Naturschutzzen- schrift für Denkmalpflege in Schleswig- trum Bergenhusen. Holstein. Jg. 2. Heide 1995. S. 33 ff. Ferien auf dem Bauernhof - Aktivie- rungseinheit für den Einsatz im Bereich Spitzer, H.: Regionales Entwicklungskon- Landfrauen, Fremdenverkehrsvereine zept - Beispiel „Eider-Treene-Sorge-Niede- etc.. Beitrag des Regionalberaters für rung“/Schleswig-Holstein. In: Einführung

27 in die räumliche Planung. Stuttgart 1995. Die Ministerpräsidentin des Landes S. 152 ff. Schleswig-Holstein (Hrsg.): Entwicklungs- und Kooperationsmöglichkeiten gewerbli- Hahne, U.: Nachhaltige Regionalentwick- cher Klein- und Mittelbetriebe im Eider- lung im peripheren Raum: Das Beispiel der Treene-Sorge-Gebiet. Kiel 1996. Eider-Treene-Sorge-Niederung in Schles- wig-Holstein. In: Steinecke (Hrsg.): Touris- Naturbezogener sanfter Tourismus im Ei- mus und nachhaltige Entwicklung, Strate- der-Treene-Sorge-Gebiet, Werkstattge- gien und Lösungsansätze. 4. Europäisches spräch mit den regionalen Akteuren in Wissenschaftsforum auf der Internationa- Friedrichstadt. Dokumentation. Im Auftrag len Tourismus-Börse Berlin 95. Europäi- der Staatskanzlei, Abteilung Landespla- sches Tourismus Institut. ETI-Texte. Heft 7. nung. stadt & land, Gesellschaft für raum- Trier 1995. politische Forschung, Planung und Bera- tung mbH. Kiel 1996. Thormählen, L.: „Eider-Treene-Sorge“, ein regionales Leitprojekt im Sinne neuer För- Thormählen, L.: Integrierte Regionalent- dergrundsätze des Landes für struktur- wicklung am Beispiel der Eider-Treene- schwache ländliche Räume. Vortrag im Sorge-Niederung. Konzepte, Umsetzungs- Rahmen der schleswig-holsteinischen Zen- schritte, regionales Management. Vortrag tralveranstaltung zum „Europäischen Na- im Rahmen des „Geowissenschaftlichen turschutzjahr 1995“ (Auszug). In: Die Mini- Kolloquiums“, Universität Bayreuth, sowie sterpräsidentin des Landes Schleswig-Hol- eines Seminars „Regionalplanung“ mit stein, Staatskanzlei, Abteilung Landespla- Umwelt- und Kommunalpolitikern in Vaa- nung (Hrsg.): Naturbezogener sanfter Tou- sa, Finnland. 1996. rismus im Eider-Treene-Sorge-Gebiet. Inte- grierte Regionalentwicklung im ländlichen Die Ministerpräsidentin des Landes Raum. Kiel 1995. Schleswig-Holstein (Hrsg.): Regionales Entwicklungskonzept für ein europäisches Presseinformation der Landesregierung Großschutzgebiet, das Projekt „Eider-Tree- zur schleswig-holsteinischen Zentralveran- ne-Sorge“. Kiel 1996. staltung im Rahmen des Europäischen Na- turschutzjahres, 1995, in Schwabstedt, s.: Stadt und Land: Entwicklung und Umset- Die Ministerpräsidentin des Landes zung einer Vermarktungsstrategie im Rah- Schleswig-Holstein, Staatskanzlei, Abtei- men der Aktion „Aus der Region für die lung Landesplanung (Hrsg.): Naturbezoge- Region“. Kiel 1996. ner sanfter Tourismus im Eider-Treene- Sorge-Gebiet. Integrierte Regionalentwick- Hemmerling, W.; Jacobsen, J.: Das Eider- lung im ländlichen Raum. Dokumentation. Treene-Sorge-Projekt. In: Leitbilder für Kiel 1995. S.111 f. Landschaften in peripheren Räumen. Schriftenreihe des deutschen Rates für 1995 Landschaftspflege. Heft 67. Bonn 1996 Thormählen, L.: Ökologische Entwicklung im Eider-Treene-Sorge-Gebiet - Zusam- 1997 menfassung der Untersuchungsergebnisse Thormählen, Ludwig: Integrierte Regional- und Schlussfolgerungen. In: Landesamt entwicklung am Beispiel der Eider-Treene- für Naturschutz und Landschaftspflege Sorge-Niederung. In: Akademie für Raum- Schleswig-Holstein (Hrsg.): Ökologische forschung und Landesplanung (Hrsg.): Entwicklungsmöglichkeiten im Eider-Tree- Großschutzgebiete, Chancen und Konflik- ne-Sorge-Gebiet - Ergebnisse wissen- te im Rahmen einer integrierten Regional- schaftlicher Untersuchungen. Fachsympo- entwicklung. Arbeitsmaterial Nr. 239. Han- sium in Zusammenarbeit mit dem NABU, nover 1997. S. 53 ff. Institut für Wiesen und Feuchtgebiete, Ber- genhusen. Dokumentation. Kiel 1995. 1998 Jaspert, T. (Hrsg.): Von Pfahl zu Pfahl, eine 1996 Begegnung zwischen Menschen, Kunst Jacobsen, J.: „Projektbetreuung Eider-Tre- und Landschaften in der Eider-Treene-Sor- ene-Sorge-Niederung“. Bericht für den ge-Region. Dokumentation. Bokel 1998. Zeitraum 18.06.1991 bis 31.01.1996. Kiel 1996.

28 Die Ministerpräsidentin des Landes Thormählen, L.: Projekt Eider-Treene-Sor- Schleswig-Holstein (Hrsg.): Regionalver- ge - Regionalentwicklung im Sinne der marktung und Regionalmarketing im Ei- Agenda 21. In: Evangelische Kirche Loc- der-Treene-Sorge-Gebiet. Kiel 1998. cum (Hrsg.): Kooperation in der Region, ein Ansatz für den Erhalt der Entwicklung. Thormählen, Ludwig: Das regionale Leit- Loccumer Protokolle 71/97. Loccum 1998. projekt „Arbeit, Umwelt und Tourismus“, ein Beitrag zur integrierten Regionalent- Die Ministerpräsidentin des Landes wicklung der „Flußlandschaft Eider-Treene- Schleswig-Holstein (Hrsg.): Das Eider-Tree- Sorge“. Referat im Rahmen eines Work- ne-Sorge-Gebiet, eine Integrierte Regio- shops anl. der Eröffnungsveranstaltung nalentwicklung. In: Ein Land plant und ge- zum Ideen- und Realisierungswettbewerb staltet seine Zukunft. Kiel 1998. „Regionen der Zukunft“ des BM-Bau/der BBR am 29./30.06.98 in Würzburg. (unver- 1999 öffentlicht). Förderverein Landschaft Stapelholm e.V. (Hrsg.): Das Projekt „Rindfleischvermark- 1998 tung“. Seeth 1998. Akademie für Raumforschung und Lan- desplanung (Hrsg.): Projekt „Flußland- Förderverein Landschaft Stapelholm e.V. schaft Eider-Treene-Sorge“. Integrierte (Hrsg.): „Die Flußlandschaft Eider-Treene- Regionalentwicklung in einem peripheren Sorge“, eine Region der Zukunft auf dem ländlichen Raum mit besonderen ökologi- Weg zur nachhaltigen Entwicklung. Hand- schen und touristischen Entwicklungs- lungsfelder, Projekte, Veranstaltungen, ansätzen. In: Interkommunale und regio- Fakten, Meinungen - mit Beitrag 1999 zum nale Kooperation - Variablen ihrer Funkti- Wettbewerb „Regionen der Zukunft“. onsfähigkeit. Arbeitsmaterial Nr. 244. Seeth 1999. Hannover 1998. S. 45 ff. Stapelholmer Naturschutzvereine: Das Thormählen, Ludwig: Integrierte Regio- Projekt „Ökonomisch tragfähige und na- nalentwicklung, Kooperationsmöglichkei- turverträgliche Reetnutzung“. Projektskiz- ten in dem Bereich „Kultur, Natur und Er- ze für eine Machbarkeitsstudie. Megger- holung“. Referat im Rahmen der Zu- dorf 1999. kunftswerkstatt „Freizeit, Tourismus und Kultur“ zur Erarbeitung eines regionalen Die Ministerpräsidentin des Landes Schles- Entwicklungskonzeptes in Schleswig. (un- wig-Holstein, LEG Schleswig-Holstein und veröffentlicht). Investitionsbank Schleswig-Holstein (Hrsg.): Nachhaltige Regionalentwicklung in der Förderverein Landschaft Stapelholm e.V. „Flußlandschaft Eider-Treene-Sorge“. In: (Hrsg.): Nachhaltige Regionalentwicklung Regionale Entwicklungsinitiativen in in der „Flußlandschaft Eider-Treene-Sorge“ Schleswig-Holstein, Informationen für städ- - Beitrag für den Wettbewerb „Regionen tische und ländliche Räume. Kiel 1999. der Zukunft“. Seeth 1998. 2000 Hahne, U.: Strategien und Dialogverfahren RABS: Der Eider-Treene-Sorge-Weg. Im zur integrierten nachhaltigen Regionalent- Land der Wiesenvögel: Kultur, Natur und wicklung in der „Flußlandschaft Eider-Tre- Geschichte einer Region der Zukunft ent- ene-Sorge“. In: Vonderach, G. (Hrsg.): decken. Radwanderkarte 1:50 000. In: BVA- Landberichte. Aachen 1998. Reihe Bielefelder Radkarten. Rendsburg Mai 2000. Die Ministerpräsidentin des Landes Schleswig-Holstein (Hrsg.): Möglichkeiten Eider-Treene-Sorge-GmbH: „Flußland- zur Nutzung erneuerbarer Energien im Ei- schaft Eider-Treene-Sorge“. Internet-Prä- der-Treene-Sorge-Gebiet. Kiel 1997. sentation. Norderstapel 2000. (geplant).

29 Marketing für die Natur

Von Professor Dr. Edgar Kreilkamp, Universität Lüneburg

1. Einleitung näher erläutert werden sollen. Wichtig ist vor diesem Hintergrund vor allem die Defi- Der Tourismus gehört weltweit zu den nition, denn um Herkunft und Bedeutung wichtigsten Wachstumsbranchen und wird gibt es eine Reihe unterschiedlicher Mei- damit auch künftig eine entscheidende nungen. Der Begriff „Nachhaltigkeit“ ökonomische Rolle spielen. Die Welt-Tou- stammt aus der Übersetzung des engli- rismus-Organisation rechnet bis 2010 glo- schen Begriffes „sustainability“, was ei- bal mit einer Verdopplung der Urlauber- gentlich besser mit „Aufrechterhaltbarkeit“ zahlen. Für die privaten Auslandsurlaube zu übersetzen wäre. Die Begriffe Nachhal- der Deutschen werden jährliche Wachs- tigkeit und „sustainability“ erlangten ihre tumsraten der Reisen von 3-5 % im Be- Bekanntheit durch die Veröffentlichung der reich der Mittelmeerziele und von 5-7 % im „World Conservation Strategy“ (BMU Bereich des Ferntourismus prognostiziert. 2001) und den Brundtland-Bericht mit dem Im Deutschlandtourismus hingegen wird Titel „Our Common Future“ der UNO aus für die Zukunft eine Stagnation bzw. nur dem Jahre 1987, in denen der Zusammen- noch ein geringes Wachstum erwartet, hang zwischen Nachhaltigkeit und der nachdem der Marktanteil des Reiseziels zukünftigen Entwicklung deutlich wurde. Deutschland für inländische Privaturlauber Um den in der Regel uneinheitlich genutz- seit den 60er-Jahren von etwa 70 % auf ten Begriff „Nachhaltigkeit“ zu verdeutli- heute etwa 30 % gesunken ist (FUR 2000). chen, sind an dieser Stelle zwei Definitio- nen angegeben, mit deren Hilfe sich der Dennoch ist die Bedeutung des Tourismus Leser seine eigene Vorstellung vom In- in Deutschland hoch. Er trägt zu rund 8 % haltsreichtum des Begriffes machen kann: zum deutschen Bruttoinlandsprodukt bei und ist mit 2 Millionen Beschäftigten der „Mit dem Begriff „nachhaltige Entwick- größte Arbeitsmarkt in Deutschland. Ent- lung“ ist eine Wirtschaftsprozess gemeint, sprechend stark sind die Bemühungen, der langfristig aufrechterhalten werden den Deutschlandtourismus nachhaltig zu kann, ohne das Ökosystem Erde zu überla- stärken (FILIP-KÖHN et al. 1999). sten.“ (SCHMIDHEINY 1992)

Neben der wirtschaftlichen und auch so- „Nachhaltigkeit ist eine einfache Idee: Wir ziokulturellen Bedeutung haben ökologi- sollen uns Arten und Ökosysteme nur in sche Aspekte des Tourismus eine große einer solchen Weise zu Nutze machen, Bedeutung. Tourismus und Umwelt- bzw. dass sie sich unendlich lang und für alle Naturschutz sind schon lange keine sich Zwecke selber erneuern können.“ (ALLEN ausschließenden Ideen mehr, die Entwick- et al. 1980) lung zeigt eine Reihe bemerkenswerter Beispiele der Umsetzung nachhaltiger Tou- Im Folgenden soll zunächst die Umsetzung rismuskonzepte und insbesondere der Zu- der Nachhaltigkeit an Beispielen der Tou- sammenarbeit verschiedener Interessen- rismusbranche betrachtet werden. Dafür träger. Die Tourismusbranche kann als Bei- ist eine Beschreibung der Branche im Ver- spiel für eine Reihe weiterer Branchen die- gleich mit anderen Branchen notwendig. nen (KREILKAMP 2001), denn schon sehr früh beschäftigte man sich in diesem Be- Anschließend werden verschiedene Marke- reich mit den ökologischen und soziokultu- tingaspekte betrachtet, denn ohne ein pro- rellen Auswirkungen. Vor allem Bereiche fessionelles Marketing kann heute keine er- wie Massentourismus und Auswirkungen folgreiche Tourismuspolitik mehr erfolgen. des Reisen auf die Umwelt standen bereits Aus diesem Grund nimmt das Marketing früh im Interesse der Tourismuswissen- und speziell das neue Tourismusmarketing schaft (KRIPPENDORF 1984). einen breiten Raum ein. Um sich mit dem künftigen Touristen, und hier speziell mit Nachhaltigkeit bezieht sich dabei auf eine dem naturverbundenen Touristen, genauer Reihe von Aspekten, die im Folgenden auseinander setzen zu können, ist es von

30 entscheidender Bedeutung, sich ein Bild nachhaltig bezeichnet werden, wenn es von den Bedürfnissen und Wünschen der gelingt, diese drei Bereiche gleichgewich- Zielgruppe der umweltorientierten Reisen- tig zu berücksichtigen. Beispiele, nicht zu- den zu machen. Aus diesem Grunde bein- letzt aus Schwellenländern, haben gezeigt, halten die nachfolgenden Punkte auch die dass ein gesteigertes ökologisches Be- Beschreibung des Natururlaubers. Im An- wusstsein in der Regel erst bei Vorliegen schluss daran sollen die dargestellten Mar- einer soliden ökonomischen Basis erreicht ketingaspekte genutzt werden, um die be- werden kann. Ebenso haben sowohl öko- stehende Ansprache der Natururlauber zu nomische als auch ökologische Aspekte bewerten und unter Umständen neue Im- Konsequenzen für die Gesellschaft und pulse in die Idee der Kundenansprache ein- das soziokulturelle Erleben. Entsprechend fließen zu lassen. Damit verbunden ist die muss eine nachhaltige Tourismusentwick- Gestaltung der Marketinginstrumente für lung in den Städten und Gemeinden als die zukünftige Entwicklung im Bereich des festes Ziel für die Planung und Entwick- umweltverträglichen Naturtourismus, spe- lung eines Tourismuskonzeptes verankert ziell in der Flußlandschaft Eider-Treene- werden. Sorge. Um die Interessen der Bevölkerung in die- 2. Nachhaltige se Entwicklung einzubeziehen, ist eine Be- teiligung möglichst vieler Interessengrup- Tourismusentwicklung pen bei der Erarbeitung eines touristi- schen Leitbildes von großer Bedeutung. Ziel einer nachhaltigen Tourismuspolitik ist Nur so kann eine Integration der Gedan- es, eine Balance zwischen ökonomischen, ken einer nachhaltigen Tourismusentwick- ökologischen und gesellschaftlichen lung in die Prozesse der Tourismuspla- Aspekten zu realisieren (Abb. 1). Ein Tou- nung gelingen. rismuskonzept kann immer nur dann als

Markt

Ökonomische Effizienz

Ökologische Legitimität

Effizienz Destination

Natur Gesellschaft

Abb. 1: Aspekte einer nachhaltigen Tourismusentwicklung

31 Vor diesem Hintergrund sollen die Vor- und ellen Mittel können dann wieder in indirek- Nachteile des Tourismus näher betrachtet te Tourismusbereiche investiert werden, werden (Tab. 1). Die wichtigsten Vorteile z.B. in die Infrastruktur und den Denkmal- des Tourismus sind durch verschiedene schutz, aber sicherlich auch in Natur- Blickwinkel zu betrachten, die neben dem schutzbereiche und Projekte zur Erhaltung Touristen selbst auch die Wirtschaft des der natürlichen Ressourcen. Durch diese Reiselandes oder der Reiseregion sowie Reinvestition wird die zukünftige Gestal- Aspekte der Landnutzung, Infrastruktur und tung und somit auch die Naturnutzung der Landschaftspflege betreffen. Nicht alle Region entscheidend beeinflusst. Aspekte treffen für jede Destination zu, eini- ge Bereiche erlangen in Industriestaaten Auch eine geordnete Bebauung wird durch größere Bedeutung, andere eher in Ent- die Nutzung von Brachland mittels der in- wicklungs- oder Schwellenländern. frastrukturellen Entwicklung vorantrieben, ohne dass hierbei ökologische Interessen in den Hintergrund gedrängt werden müs- Vorteile/Nutzen des Tourismus Nachteile/Kosten des Tourismus sen. Schließlich haben auch die Bewohner Erholung, Entspannung, Erlebnisse etc. Landschafts-, Wasser-, der Region durch die neuen Einrichtungen, für die Reisenden Luftverschmutzung die in erster Linie für die Touristen entste- hen, Vorteile, denn der Freizeitwert der Re- Schaffung von Arbeitsplätzen Pflanzen- und Tiergefährdung gion steigt. Als Beispiel seien der Bau von Einhalt von Entsiedelung/Abwanderung Landschaftszerstörung und Schwimm- und Erlebnisbädern, sowie -zersiedelung großer Freizeitanlagen für die sportliche Betätigung genannt, aber auch die örtliche Einkommensverbesserung Zerstörung traditioneller Sozial- und Wertesysteme Gastronomie wäre häufig ohne Tourismus nicht lebensfähig. Finanzierung von Maßnahmen der Aufgabe einheimischer Lebensweisen Landschafts-/Denkmalpflege etc. Diesen Vorteilen stehen natürlich entspre- Wohlstand in benachteiligten Regionen Kulturverfall, Kommerzialisierung der chende Nachteile gegenüber. Vor allem die örtlichen Kultur/Kunst ökologische Belastung durch den Touris- Nutzung von Brachland Prostitution, Alkoholismus, mus nimmt einen großen Stellenwert ein. Kriminalität Neben der Landschafts-, Wasser- und Luft- verschmutzung ist vor allem die Zersied- Verbesserung der örtlichen Verteuerung der Grundstücke und Infrastruktur, Dienste, Kultur, Lebenshaltung lung und Vernichtung ländlicher Räume Freizeiteinrichtungen etc. ein großer Nachteil des Tourismus. Aber auch die Zerstörung der traditionellen So- Einkauf bei der örtlichen Stabilisierung von Diktaturen zial- und Wertesysteme sowie die Aufgabe Geschäftswelt einheimischer Lebensweisen sind wesent- Einnahmenerzielung/ Verstädterung und Landflucht liche Nachteile, welche die Bewohner der Devisenbeschaffung Region direkt betreffen. Diese Entwicklung kann über die Verteuerung der Grund- Tab. 1: Vor- und Nachteile des Tourismus (angelehnt an HOPFENBECK & stücke und der Lebenshaltung sowie das ZIMMER 1993) Gefühl, sich als Besuchsobjekt zu fühlen, bis zu zugegebenermaßen sehr drasti- Für den Touristen ergibt sich der wesentli- schen Folgen wie Kriminalität, Alkoholis- che Vorteil in der Erholung und Entspan- mus und Prostitution führen. nung während der Reise. Die klassischen Reisemotive, wie z.B. „raus aus dem All- Es lassen sich also in der Diskussion eine tag“ und „Entspannung/Erholung“ bele- Reihe von Vor- und Nachteilen erkennen, gen diesen Vorteil. Die Tourismuswirt- von denen die hier genannten sicherlich schaft profitiert vor allem durch Arbeits- nur Beispiele bilden können, die sich in der plätze, die über alle Bildungsniveaus hin- einzelnen Situation erweitern lassen. Aber weg geschaffen werden und auch durch schon hierbei wird die unklare Abgrenzung zusätzliche saisonale Arbeitsplätze, die ei- der Folgen des Tourismus deutlich, auf der ne enorme Bedeutung für die Arbeitsplatz- einen Seite eine klare Nutzug von Brach- situation der heutigen Zeit haben. Aber flächen, auf der anderen Seite die Zer- nicht nur die Tourismusindustrie direkt, störung von Freiräumen für die Natur, in sondern auch das Land bzw. die Region denen sich die Pflanzen- und Tierwelt ohne profitieren durch die Touristen, z.B. erhöh- Einschränkung frei entfalten könnte. Es te Umsätze in den Einzelhandelsgeschäf- lassen sich viele solcher Beispiele finden, ten vor Ort und damit letztlich höheren die je nach Auslegung des Betrachters und Steuereinnahmen. Die zusätzlichen finanzi- konkreter Gestaltung als positive oder ne-

32 gative Auswirkungen des Tourismus iden- der Tourismus zu den wichtigsten Bran- tifiziert werden können. chen des Landes, wobei im Vergleich zu anderen Branchen nicht nur wenige Gross- Somit ist der Diskussion um die Auswir- unternehmen den Markt bestimmen, son- kungen des Tourismus sicherlich eine dern eine Vielzahl kleiner und mittelständi- große Bedeutung beizumessen, u.a. durch scher Betriebe. die Problematik bzw. die Brisanz der da- raus resultierenden Folgen. Inzwischen hat Es gibt aber eine Reihe anderer Aspekte, jedoch die Tourismuswissenschaft ebenso die ebenfalls die Bedeutung des Tourismus wie die Tourismuspraxis ein breites Instru- darlegen und aus diesem Grund nicht uner- mentarium entwickelt, das Lösungen bei wähnt bleiben sollten. Mit einem Anteil von der Abwägung der Vor- und Nachteile lie- acht Prozent am Bruttoinlandsprodukt fert. Zu beachten ist grundsätzlich, dass es Deutschlands sowie Steuereinnahmen der sich bei Tourismus um einen bedeutenden Kommunen in Höhe von 2-3 Prozent des Wirtschaftszweig mit vielfältigen Auswir- Tourismusumsatzes besitzt der Ausbau des kungen auf die Städte und Gemeinden Tourismus einen wesentlichen Anteil an der handelt. Im Rahmen der Wirtschaftspolitik wirtschaftlichen Entwicklung der Städte konkurriert der Tourismus entsprechend und Kommunen. Mangelnde Transparenz mit anderen Wirtschaftszeigen. Eine Förde- verhindert häufig klare Entscheidungen und rung der Wirtschaft im Zuge von Gewerbe, Investitionen in die Tourismusentwicklung. Industrie- und Tourismusansiedlung hat So sind viele Kommunen bereit, für die An- entsprechend an alle Bereiche die gleichen siedlung von Industrie und Gewerbebetrie- Maßstäbe zu richten, nämlich eine Be- ben hohe Infrastrukturaufwendungen zu trachtung der ökologischen, ökonomi- tragen, in den Tourismus wird aber nur we- schen und gesellschaftlichen Auswirkun- nig investiert, da der Gewerbesteueranteil, gen. Im Vergleich zu anderen Wirtschafts- der sich auf eine Vielzahl von Betrieben ver- zweigen ist der Tourismus dann häufig als teilt, in der Regel nur schwer messbar ist. deutlich positiver zu beurteilen. Ein Denken in Gewerbesteueranteilen und weniger in Arbeitsplätzen, wirtschaftlicher Anhand der folgenden Grafik soll die Be- Entwicklung, Sekundär- und Multiplikatoref- deutung des Tourismus für Deutschland fekten, Einkommensteueranteilen usw. ver- als weiterer Anhaltspunkt dargelegt wer- hindert hier wirtschaftlich sinnvolle Ent- den. Neben der Automobilindustrie gehört scheidungen.

Abb. 2: Wirtschaftliche Bedeutung des Tourismus in Deutschland (DEUTSCHER TOURISMUSVERBAND 1999)

33 3. Die Grundidee von Wichtig für ein typisches Marketingdenken ist neben der Berücksichtigung der Kun- Marketing denbedürfnisse vor allem das Denken in Zielgruppen. Jede Zielgruppe oder auch Für das Verständnis von nachhaltigem Bedürfnisgruppe zeichnet sich durch un- Tourismus und dessen Durchsetzung vor terschiedliche Ansprüche, Bedürfnisse und dem Hintergrund zahlreicher touristischer Wünsche aus. In der Wissenschaft ist die Wettbewerbsprodukte ist die Kenntnis des Diskussion der verschiedenen Zielgruppen Instrumentariums des Marketings und spe- ein wesentlicher Forschungsansatz der ziell des Tourismusmarketings in ländli- letzten Jahre. Eine Reihe von differenzier- chen Regionen von großer Bedeutung. Zur ten Zielgruppen wurde definiert und be- Verdeutlichung des Begriffes Marketing sei schrieben. Das Spektrum reicht von den an dieser Stelle ein Satz von H. HANSEN Trendsensiblen über die Familiären, die aus dem Jahre 1959 eingebracht, der von Genießer, die Alleinlebenden, die Nur-Er- LAZO & CORBIN (1961) zitiert wurde: holer, die Sporturlauber usw. bis zu Perso- nengruppen, die zu sich selbst finden Marketing ist ein ... „Prozess der Ent- möchten, die esoterische Angebote nutzen deckung von Verbraucherwünschen und oder einfach nur die Natur erleben möch- deren Übersetzung in Produkte und ten. Nur wenn es einer Destination gelingt, Dienstleistungen, um gleichzeitig darauf sich auf die Bedürfnisse der einzelnen Ziel- einzuwirken, dass immer mehr Verbrau- gruppen einzustellen, wird sie erfolgreich cher diese Erzeugnisse und Dienste nut- sein. zen.“ Doch alleine die Produktgestaltung ausge- Im Wesentlichen geht es also bei Marke- hend von den Bedürfnissen der Kunden ting um die Erfassung von (latent vorhan- beschreibt noch nicht das gesamte Marke- denen) Kundenwünschen, die dann tingspektrum. berücksichtigt werden, um Produkte zu entwickeln, die genau diese Bedürfnisse Zu klären sind eine Vielzahl von Fragen, befriedigen können. Probleme und Wün- wie z. B.: sche der Kunden müssen am Anfang der Wie soll das Produkt den Verbraucher Überlegungen stehen und diese wesent- erreichen? lich mitbestimmen. Somit lässt sich der Welchen Preis soll es haben? Marketingprozess anhand des u.a. Modells Welches Image liegt dem Produkt zu klar beschreiben. Ausgangspunkt hierbei Grunde? sind die artikulierten Kundenwünsche. Wie informiere ich die Kunden? Über Marktforschung werden die Kunden- wünsche erfasst und analysiert. Häufig An dieser Stelle greift der klassische Mar- geht es aber über die Erfassung der artiku- keting-Mix. Neben der Produktpolitik lierten Wünsche hinaus, auch latente, also zählen zum klassischen Marketing-Mix die im Hinterkopf der Kunden vorhandene Preispolitik, die Distributionspolitik und die Wünsche, fließen in den Prozess des akti- Kommunikationspolitik. Die Preispolitik be- ven Marketings ein. schäftigt sich neben der Preisbestimmung vor allem mit Konditionen, Rabatten etc., die bestimmten Kundengruppen gewährt Ausgangspunkt Mittel Ziele werden sollen. Die Aufgabe der Distributi-

onspolitik sind sämtliche Faktoren, die mit dem Vertrieb zusammenhängen, d.h. mit Gewinnerzielung dem Weg von der Produktionsstätte bis Kunden- Kunden- Bündel von Marketing- über dauer- wünsche wünsche hafte Zufrieden- zum Verbraucher. Im Tourismus bedeutet Maßnahmen stellung der Kunden dies, dass die Buchbarkeit des Angebotes sichergestellt werden muss. Die Kommuni- kationspolitik hat die Aufgabe, den Be- Reaktive Positionierung kanntheitsgrad zu erhöhen und ein positi- ves Image aufzubauen. Als Instrumente zählen hierzu neben der klassischen Wer- Abb. 3: Grundgedanke des Marketing (KREILKAMP 1994) bung auch die Verkaufsförderung, Public Relations oder die neuen Medien.

34 Abb. 4: Marketing-Mix

Marketing-Mix

Produkt und Preis Vertrieb Kommunikation

Produkte mit Nutzung aller Aufbau von Alleinstellung zu Vertriebswege zur Bekanntheitsgrad konkurrenzfähigem Vermarktung der und positivem Preis Angebote Image

Erst die Bündelung dieser Komponenten ausforderungen und sucht diese in der Frei- macht ein aktives Marketing möglich. Das zeit. Der andere Teil der Bevölkerung ist Ziel des Marketingprozesses ist dann die von der Arbeit so vereinnahmt, dass nicht Gewinnerzielung über die dauerhafte Zu- genügend Zeit für Freizeit bleibt. Diese friedenstellung der Kunden. Diese Aufgabe Aspekte zeigen auch hier wieder, wie wich- des aktiven Marketing gelingt, wenn die tig ein Denken in Zielgruppen ist. Leistung überzeugend ist und der Kunde von den Vorteilen des Produktes überzeugt Auch die soziodemografische Struktur der werden kann. Bevölkerung ändert sich: Dies drückt sich aus in einem Rückgang der Bevölkerung, 4. Die Bedürfnisse der einer veränderten Altersstruktur (mehr Al- te als Junge - Abb. 5), einer anderen Haus- Reisenden haltsstruktur (mehr Singlehaushalte), höhere Bildung, einem hohen Vermögen Wie bereits in den vorangegangenen Ab- durch Erbschaft und Lebensversicherung schnitten erwähnt, ist die erfolgreiche Zu- bei einem Teil der Bevölkerung (Polarisie- kunft der Produkte oder auch der touristi- rung der Einkommenssituation) usw. Diese schen Angebote sehr stark von den Bedürf- Aspekte beeinflussen die Bedürfnisse der nissen der Bevölkerung abhängig. An die- heutigen und künftigen Kunden. Beispiels- ser Stelle sollen einige auswählte Kunden- weise sucht ein immer größerer Teil der bedürfnisse vor dem Hintergrund der Bevölkerung nach hochwertigen Angebo- zukünftigen Entwicklung betrachtet werden. ten, für die eine hohe Zahlungsbereitschaft besteht, d.h. nicht alle Personen suchen Gerade der für den Tourismus entscheiden- das billigste Angebot, sondern viele su- de Bereich „Freizeit“ hat sich in den letzten chen das exklusive Angebot zum hohen Jahren einem starken Wandel unterzogen. Preis. Natürlich werden auf der anderen Es findet eine Polarisierung statt. Der eine Seite auch günstige Angebote gesucht, Teil der Bevölkerung vermisst Abwechslung aber man kann nicht generell davon aus- und klagt über den Mangel an echten Her- gehen.

Abb.5: Die Bevölkerungs- schere (STATISTISCHES BUNDESAMT 2000)

35 Weiterhin verändern sich die Lebenspha- zumindest im Ansatz an die neu ausgerich- sen bzw. die Familienstruktur der Bevölke- teten Bedürfnisse der Bevölkerung anpas- rung. Es gibt mehr „Mingles“ (Single-Paa- sen, aber diese Entwicklung steht erst am re), „Dinks“ (Double Income no Kids) oder Anfang und wird an vielen Orten mit Ab- DCC (Double Career Couples), aber auch lehnung durch die Entscheidungsträger mehr „junge Alte“, also Senioren, die sich und die ortsansässige Bevölkerung behin- in ihren Interessen den jüngeren Genera- dert. Ebenso haben in der Vergangenheit tionen ähneln. Auch die Familienstruktur Musicals eine große Bedeutung erlangt, ändert sich, es entwickeln sich, bedingt aber auch hier ist bereits eine Sättigung durch Scheidungen, so genannte Patch- eingetreten. workfamilien, Kinder bekommen mehrere „Väter“ und/oder „Mütter“. Diese Ent- Als populärste Beispiele für zukunftsorien- wicklungen in der Gesellschaft beeinflus- tierte Freizeitzentren seien an dieser Stelle sen in großem Masse die Nachfragestruk- die Planungen des Ocean-Parcs in Bremer- tur der Kunden und somit auch deren Be- haven und des Space-Parcs in Bremen ge- dürfnisse. nannt, wobei der Space-Parc sich gegen die Kritiker durchgesetzt hat und sich der- Weitere wichtige Trends lassen sich mit zeit in Bau befindet. Auch das Universum Gegensätzen beschreiben (Trend und Ge- in Bremen als erstes deutsches Science- gentrend), die Verbraucher werden immer Center ist an dieser Stelle als positives Bei- multioptionaler. Beschleunigung versus spiel zu nennen. Auch neue Angebotsele- Entschleunigung, Hedonismus versus Spi- mente wie die „Nacht der Museen“ oder ritualität, Infotainment versus Edutain- die Umgestaltung von Einkaufszentren zu ment, alle diese gegensätzlichen Paare Erlebniszentren, beschreiben eine verän- sind für den modernen Verbraucher keine derte Entwicklung. Touristische Werbung sich ausschließenden Begriffe mehr, die sieht in der Regel jedoch noch anders aus: heutige Gesellschaft passt sich der jeweili- Sie berichtet über die historische Entwick- gen Situation an. Schneller, höher und lung der Stadt, weist auf Kirchen und Mu- weiter können von derselben Person als seen hin und lässt Ergebnisangebote in Bedürfnisadjektive genannt werden, am den Hintergrund treten. nächsten Tag oder vielleicht schon einige Stunden später das Entfliehen aus der Die Entwicklung in den deutschen (Ferien-) Hektik des Alltages und die innere Ruhe Regionen sieht im Vergleich zu den Städ- als entscheidungsrelevante Variable. Der ten eher noch schlechter aus. Noch immer Kunde kauft am Morgen bei Aldi, um dann vermarkten sich die Regionen mit den unter Umständen abends im KaDeWe eini- klassischen Argumenten Landschaft / Na- ge besondere ausgewählte Produkte zu er- tur, Entspannung, Gesundheit, Ruhe, stehen. Die Gesellschaft entflieht der Bin- Gemütlichkeit und Kultur. Grundsätzlich dung in eine vorbestimmte Bedürfnisgrup- handelt es sich bei diesen Aspekten sehr pe, die Käufer entwickeln sich zu so ge- wohl um vermarktbare Angebote, aber die nannten Hybridkäufern. Darstellung und die Vergleichbarkeit der deutschen Regionen erfordert eine klare 5. Das Angebot des Positionierung und Abgrenzung zu „Kon- kurrenzregionen“. Zusätzlich zu den „altbe- deutschen währten“ Angeboten müssen neue Erleb- nisangebote geschaffen werden, die einen Tourismusmarktes Anreiz bilden, die Region zu besuchen.

Das Angebot des deutschen Tourismus- Die Tourismuswerbung in Deutschland ist marktes sollte sich, um in Zukunft Erfolg momentan nicht in der Lage, eine klare zu haben, an die Entwicklungen in der Be- Zielgruppe anzusprechen. Der Vielzahl der völkerung anpassen. Leider ist diese Ten- deutschen Ferienregionen gelingt es nicht, denz aber nur selten zu erkennen. Das An- sich klar von anderen Urlaubzielen abzu- gebot deutscher Städte enthält noch im- setzen. Den deutschen Regionen fehlt in mer die klassischen Aspekte Sehenswür- der Regel die „USP“ (Unique Selling Pro- digkeiten, Kultur, Einkaufszentren sowie position), also das positive Alleinstellungs- Gastronomie und Hotellerie, ohne dabei merkmal. Auch die Darstellung des „Con- hinreichend auf die neuen Bedürfnisse der sumer Benefit“, also des Vorteils, den der Kunden einzugehen. Zwar entwickeln sich Besucher erlebt, wenn er sich für eine be- in einigen Städten schon so genannte Ur- stimmte Region entscheidet, wird in der ban Entertainment Center (UEC), die sich derzeitigen Deutschlandwerbung vernach-

36 lässigt. Die Werbung und auch die Ange- Nutzung von Standortgegebenheiten bote bzw. „Produkte“ deutscher Fremden- eines landschaftstypischen Ortes mit verkehrsziele sollten sich, um in der Zu- (mehr zufälligem) Schloss kunft Erfolg zu haben, stärker an die Be- Konversion nicht mehr landwirtschaft- dürfnisse einzelner Zielgruppen anpassen, lich nutzbarer Flächen für Tourismus, damit der Kunde, der im Mittelpunkt ste- Sport und Freizeit hen sollte, nicht in Zukunft mit „leeren Größtmögliche Erfüllung der immer Händen“ dasteht und kein entsprechendes komplexeren Urlaubswünsche der Angebot findet. Nachfrager Schaffung eines ganzjährigen Urlaubs- Aber nicht alles, was derzeit in Deutsch- und Erlebnispotenzials in Deutschland land an Produkten und an Marketingmaß- Angebote für unterschiedlichste Ziel- nahmen vorhanden ist, geht an den Be- gruppen (Golf, Tennis, reiten, wandern, dürfnissen der Gesellschaft vorbei. Fahrrad fahren, verschiedene Wasser- Deutschland ist immer noch das Reiseziel sportarten, Wellness, usw.) Nummer Eins der Deutschen, auch wenn die Marktanteile fallen. Zuerst ist es natür- Diese Kriterien haben zur Ferienanlage lich wichtig, auch die klassische Zielgrup- „Land Fleesensee“ geführt, bzw. liegen pe der Deutschlandreisenden zu befriedi- dem Konzept zu Grunde. In der Ferienanla- gen, und diese ist nun mal im Bereich älte- ge befinden sich mehrere Teilangebote, rer Personen zu definieren. Gerade für die- die den unterschiedlichen Zielgruppen ge- se Zielgruppe ist das derzeitige Angebot recht werden. Neben dem ersten TUI-Ro- häufig ausreichend. Aber auch im Hinblick binson-Club Deutschlands, dem Flagg- auf die neuen Zielgruppen lassen sich in schiff der Premium-Clubmarke Robinson, Deutschland nennenswerte positive Bei- befindet sich unter anderem das Radisson- spiele finden. An dieser Stelle sei z.B. die SAS-Schlosshotel, ein Hotel der sehr ge- neu entstandene Ferienanlage „Fleesen- hobenen Mittelklasse sowie eine PGA see“ genannt. Hier werden für Mecklen- Golfanlage vor Ort. Dieses Angebot ist für burg-Vorpommern neue Zielgruppen an- die Zielgruppe der Qualitätskäufer ent- gesprochen, die in der Vergangenheit nur wickelt worden und wird von zahlreichen schwer für einen Deutschlandurlaub zu ge- zusätzlichen Angeboten, wie z.B. Spitzen- winnen waren. Das innovative Konzept gastronomie, abgerundet. Aber auch die kann anhand folgender Schlüsselaspekte preisbewussten Käufer kommen mit dem verdeutlicht werden: TUI-Dorfhotel auf ihre Kosten und finden Revitalisierung einer klassischen deut- ein Angebot der preiswerteren Kategorie schen Urlaubslandschaft in den Neuen mit entsprechenden Zusatzangeboten. Ent- Ländern sprechend anders sieht natürlich auch die Gute Erreichbarkeit durch die relative Darstellung des Angebots im Prospekt der Nähe zu den Ballungszentren Berlin Anlage aus. Als Beispiel sei eine Seite mit und Hamburg der Darstellung der verschiedenen Sportangebote wieder gegeben (Abb. 6).

Abb. 6: Sportangebote im „Land Fleesensee“

37 Man kann also in dem Konzept „Fleesen- Urlaub und damit für ein ganz konkretes see“ sehr deutlich die Ansprache unter- Angebot. In welcher Region diese Leistung schiedlicher Zielgruppen erkennen, ohne angeboten wird, verliert zunehmend an dabei die klare Positionierung als Erlebnis- Bedeutung. Immer mehr touristische An- anbieter in Deutschland, also in der nähe- gebote entstehen unabhängig von touristi- ren Umgebung, zu verlieren. Damit wird schen Regionen, lediglich die Erreichbar- vor allem die Zielgruppe der Kurzurlauber keit wird zum Kriterium von Erfolg und angesprochen, die für ihr verlängertes Wo- Misserfolg. Andere Regionen besinnen chenende nicht auf ihre grundsätzlichen sich auf ihre landschaftlich einzigartigen Bedürfnisse einer Urlaubsreise verzichten Stärken und bauen diese zu qualitativ will. Ob sich dieses Angebot in Zukunft hochwertigen touristischen Angeboten durchsetzen wird, bleibt abzuwarten, die aus. Derjenige, der nur „Mittelmass“ bie- Entwicklung der Übernachtungszahlen tet, wird im Wettbewerb verlieren. scheint aber den Erfolg dieser Strategie zu belegen. Festzustellen bleibt, dass das Marketing für deutsche Städte und Regionen verbes- Als wichtiger Aspekt für die erfolgreiche serungsbedürftig ist und sich den verän- Entwicklung deutscher Ferienregionen derten Rahmenbedingungen anpassen bleibt festzuhalten, dass mehr Erlebnisan- sollte. Deutsche Destinationen bieten im- gebote geschaffen werden müssen, die mer noch Vielfalt statt Einzigartigkeit, Aus- sich als Verkaufsargumente einsetzen las- flugsziele statt Events, Traditionskultur sen. USP, Events, Erlebniskultur, Naturer- statt Erlebniskultur, Wanderwege statt Na- lebnis und Lebensgefühl sind die Stich- tur-Erlebnis, Gebäude und Steine statt Le- worte, die in den Tourismusregionen um- bensgefühl. Für die künftige Entwicklung gesetzt werden müssen. Freizeiterlebnisse der Angebote im deutschen Tourismus- sollten inszeniert werden, Destinationen markt ist aber neben den geänderten Be- müssen entsprechend wie Freizeit- und Er- dürfnissen eben auch die Nachfrage nach lebnisparks gemanagt werden. Nur mit umweltorientierten Reisen zu berücksichti- diesem konsequenten Umdenken und der gen. Die Zielgruppe der Umweltbewussten Umsetzung dieser Aspekte in die Marke- möchte mit Angeboten bedient werden, tingmaßnahmen der Zukunft wird es auf die derzeit ebenfalls selten zu finden sind. Dauer möglich sein, neue Zielgruppen an- Diese Aspekte sollen vor allem vor dem zusprechen und den negativen Trend in Hintergrund der Nachhaltigkeit touristi- der Reiseentscheidung für Deutschland zu scher Angebote noch einmal genauer be- stoppen. Eine klare Herausstellung dieser trachtet werden. neu geschaffenen „Erlebniskultur“ als „Consumer Benefit“ lässt eine positive Al- 6. Die Zielgruppe der leinstellung der deutschen Ferienregionen zu und schafft somit durch die Konzentrati- umweltbewussten on auf die Bedürfnisse der „modernen Konsumenten“ einen klaren Vorteil, der Reisenden sich in steigenden Besucherzahlen nieder- schlagen wird. Der „umweltbewusste Reisende“ befindet sich im Schwerpunkt in der Altersgruppe Zur Verdeutlichung dieser Aspekte soll im der 20 bis 50 jährigen Reisenden, hat in Folgenden noch einmal auf die Entschei- der Regel eine überdurchschnittliche dungsmuster für eine Urlaubsreise einge- Schulbildung, ist eher weiblich und lebt gangen werden. Die Reiseentscheidung überdurchschnittlich oft in einer Familie. beruht letztlich auf zwei wesentlichen Etwa zehn Prozent aller Reisenden Aspekten. Neben dem Preis bzw. der Qua- gehören traditionell dieser Zielgruppe an, lität ist für den Reisenden vor allem das wobei diese Gruppe sich insbesondere Urlaubsreiseverhalten von großem Inter- durch die höchste Reiseintensität aller Be- esse, also ob der Urlaub eher aktiv oder völkerungsgruppen auszeichnet (FUR passiv gestaltet werden soll. Auch diese 2000). Einflüsse auf die Reiseentscheidung soll- ten von den Anbietern von Reiseprodukten Wesentlich für die Definition der Zielgrup- berücksichtigt werden, denn häufig steht pe ist das hohe Gewicht von Umwelt- an erster Stelle der Reiseentscheidung die aspekten, die sich in den Gedanken und Art des Urlaubs und nicht das Reiseziel. Ei- Bedürfnissen dieser Zielgruppe wider- ne immer größere Zahl der Touristen ent- spiegeln. Eine sehr große Bedeutung ha- scheidet sich für eine besondere Art von ben neben Informationen über die Um-

38 weltsituation in der Zielregion vor allem Betrachtet man zusätzlich die „Kauffakto- Hinweise auf Natur- und Umweltschutz- ren“, also Aspekte, die bei einer Reiseent- maßnahmen sowie Ausflugsmöglichkei- scheidung berücksichtigt werden, so zeigt ten mit Bahn und Bus sowie selbstver- sich das besondere Anspruchsprofil der ständlich mit dem Rad. Schon diese Infor- umweltbewussten Reisenden: Bei allen mationen zeigen deutlich die sehr klare Kauffaktoren (Wie wichtig ...?) liegen die Abgrenzung zu anderen Zielgruppen und Angaben über dem Durchschnitt der Rei- die besonderen Ansprüche dieser Reisen- senden insgesamt! den. Sie erwarten die Verwendung voll- wertiger, überwiegend regionaler Produk- Die Zielgruppe der Personen, die sich als te und suchen Angebote zum Kennenler- besonders umweltbewusste Reisende be- nen der Tier- u. Pflanzenwelt. Beliebt sind zeichnen kann also sehr genau beschrie- ökologisch geführte Hotels und Gasthöfe. ben werden. Ihre Reisemotive, ihr Reise- Weiterhin sind für die „Umweltbewuss- verhalten und ihre Bedürfnisse sind be- ten“ die Kennzeichnung umweltbewusster kannt. Zu fragen ist: „Gibt es überhaupt Angebote in Katalogen, Informationen ein Angebot für die sehr anspruchsvolle über kulturelle Besonderheiten und Mög- Gruppe der „Umweltbewussten“, die lichkeiten für Kontakte mit der einheimi- doch so eindeutige Bedürfnisse hat? Gibt schen Bevölkerung wichtig. Diese Aspekte es das qualitativ hochwertige und ent- sind für die Entwicklung entsprechender sprechend teure Angebot zum Erleben der Angebote in dem Bereich sehr entschei- Natur unter ökologischen Gesichtspunk- dend und aus diesem Grund an dieser ten oder existiert an dieser Stelle nicht Stelle so explizit benannt. Die Motive der eher eine Lücke im Angebot, die gefüllt „Umweltbewussten“ schließen sich den werden sollte?„Viele der Personen, die Bedürfnissen nahtlos an und zeichnen sich als besonders umweltbewusst be- sich durch ein sehr hohes Anspruchsni- zeichnen, verbringen ihren Urlaub im veau aus. Im Vergleich zur übrigen Bevöl- Ausland. Aber auch im Inland steigt der kerung sind natürlich Motive wie „Natur Anteil derer, die beispielsweise eine Regi- erleben“, „Etwas für die Gesundheit tun“ on von dem Fahrrad aus erleben möch- und „aus der verschmutzen Umwelt her- ten. Inzwischen dürfte bekannt sein, dass auskommen“ stärker ausgeprägt. Neben diese Personen eine gute Gastronomie den o.a. Motiven stehen für die Zielgruppe schätzen, anspruchsvolle und außerge- vor allem die Aspekte „abschalten, aus- wöhnliche touristische Angebote suchen spannen“, „Tapetenwechsel“, „Zeit fürein- und auch bereit sind, hierfür entsprechen- ander haben“ sowie „tun und lassen kön- des Geld zu investieren. nen was man will“ im Mittelpunkt.

Abb. 7: Kauffaktoren der „Umweltbewussten“ (FUR 2000)

39 7. Ein neues Tourismus- Freude, der Spaß, alles das, worüber man nach seinem Urlaub gerne den Freunden marketing und Bekannten erzählt.

Um den Anforderungen der Zielgruppen Angebote im Bereich des umweltorientier- gerecht zu werden, ist es für Destinationen ten Tourismus müssen entwickelt und ge- notwendig, sich auf die veränderten Be- fördert werden, da sie sich durch ökologi- dürfnisse der Bevölkerung einzustellen. sche Werte klar vom bisherigen unter- Aber dieser Aspekt alleine reicht nicht aus, scheiden. Sie müssen dabei dem An- auch das Marketing muss professioneller spruch der Urlauber gerecht werden, d.h. werden, um den Reisenden die neuen An- eine hohe Qualität aufweisen und umfas- gebote näher zu bringen. Nicht nur neue senden Service in den Mittelpunkt stellen. touristische Produkte sind gefordert, auch Als Beispiel sei der Kulturbahnhof Ratze- ein professionelles Vertriebssystem und ei- burg genannt, der den Besuchern ermög- ne Marketingkommunikation, die neue licht, andere Fortbewegungsmittel (Draisi- Kunden überzeugt. nenfahrten, Wasserfahrräder) kennen zu- lernen und zu nutzen. Als Kulisse wird die Dies gelingt umso eher, als es gelingt, das Natur genutzt und zeitgleich wird Natur- klassische Regionenmarketing durch ein schutz aktiv durchgeführt. Dazu reicht aber Themenmarketing zu ersetzen. Deutsche nicht nur die Veränderung der Kommuni- Ferienregionen, absehen von Nord- und kationspolitik, sondern der gesamte Mar- Ostsee sowie dem Alpenraum, sind häufig keting-Mix sollte an die neuen Bedürfnisse austauschbar. Sie bieten vergleichbare An- angepasst werden. Edutainment und Ent- gebote zu eher günstigen oder eher teure- ertainment müssen als Grundlagen in die ren Preisen. Die Qualität der Angebote, der Produktgestaltung eingebracht werden, Unterkunftsbetriebe, der Freizeitangebote um die neue Kommunikation auch mit ent- und der Gastronomie sind sich zu ähnlich, sprechenden Produkten belegen zu kön- als das sie die Reiseentscheidung potenziel- nen. ler Urlauber deutlich beeinflussen könnten. Vielen ist der Urlaub in Deutschland zu Die Zahl der Prospekte muss deutlich ver- langweilig, sie suchen Angebote im Aus- ringert werden und an Stelle der alten Pro- land. Will sich eine Destination diesem spekte müssen neue themenorientierte Wettbewerb stellen, so muss sie Angebote Gesamtprogramme der Region stehen, die liefern, die einzigartig sind. Sie muss das sich inhaltlich von bisherigen Prospekten „besondere“ Angebot für ausgewählte Ziel- unterscheiden. Sie vermitteln die Erlebnis- gruppen anbieten. Damit rückt die Art des se der Region und sind klar zielgruppenbe- Angebotes (das Thema) in den Mittelpunkt. zogen. Hierzu zählen auch Naturprospekte, die im Design und in der Herstellung die Hierbei ist die Nachhaltigkeit ein wesentli- ökologischen Interessen berücksichtigen cher Aspekt, der thematisch in den Mittel- und die unter Umständen durch Zusam- punkt gerückt werden sollte. Vor allem um- menarbeit mit Naturschutzorganisationen weltbewusste Zielgruppen müssen ange- entstehen. Zusätzlich muss aktives Marke- sprochen werden über Themen, welche ting über verschiedene weitere Medien die Natur erlebbar machen. Es müssen wie z.B. Anzeigen, Rundfunk, Internet und Produkte entstehen, die Natur erfassbar unter Umständen auch über das Fernse- machen, die den Reisenden in den Mittel- hen (Zusammenarbeit mit Fernsehsen- punkt der Natur versetzt, um das „erleben“ dern) betrieben werden. Nur mit diesen zu gestalten. Die Kommunikation muss Aktivitäten und einem veränderten Marke- diese Themen zum Inhalt haben und sich ting können die Kunden begeistert und da- damit von der Kommunikationspolitik der mit auch letztendlich überzeugt werden, benachbarten Region absetzen, um zu ei- dass die jeweilige Destination die richtige ner USP zu kommen. Landerlebnis, Natur Urlaubsentscheidung ist bzw. war. Dann erleben, Städte erleben etc. sollten im Mit- werden auch die „Umweltbewussten“ als telpunkt neuer Kommunikationsmaßnah- Zielgruppe angesprochen und auf das ent- men stehen und nicht die Länge der Rad- sprechende Angebot hingewiesen. Neue wege, das Alter der Gebäude oder die Viel- Ideen sind also gefragt, die Erlebniswerte fältigkeit des Angebotes. Der Radweg bie- der Regionen müssen herausgestellt wer- tet die Infrastruktur zum Erleben der Natur den, die Reiselust erzeugen. und ist wichtig zur Gestaltung der Angebo- te, in der Kommunikation muss jedoch der Auch die Flußlandschaft Eider-Treene-Sor- Erlebniswert im Vordergrund stehen, die ge hat die oben genannten Probleme, sich

40 mit den Stärken nicht wesentlich von an- Nur die Berücksichtigung der geänderten deren Destinationen Deutschlands zu un- Rahmenbedingungen und das Verständnis terscheiden. Die Stärken liegen in der Na- für ein differenziertes Marketing eröffnet tur, der Landschaft, den Dörfern, Radwe- den Destinationen die Chance, sich ge- gen, Reiterwegen, aber auch in außerge- genüber anderen Reisezielen abzusetzen wöhnlichen Angeboten („Von Pfahl zu und damit erfolgreich in die Entwicklung Pfahl“) sowie der Ruhe und der Nähe zum des Tourismus der Region zu blicken. Hier- Meer. Aber mit diesen Kriterien ist die bei ist das Marketing für die Natur ein we- Destination nicht alleine in Deutschland, es sentlicher Aspekt, denn auch die Natur müssen also weitere neue Faktoren gefun- kann ein Wettbewerbsfaktor sein, aber nur den werden, die den USP der Region festi- unter dem Gesichtspunkt des „Erlebens“. gen und die Destination zu einem interes- Die Regionen stehen also in der Zukunft santen Reiseziel machen. Gleichzeitig müs- vor dem großen Schritt, das Marketing zu sen die Schwächen der Region, also die wandeln, sich den Bedürfnissen der Kon- mangelnde touristische Infrastruktur, die sumenten anzupassen und gleichzeitig die mangelnde oder fehlerhafte Vermarktung, Aspekte der Nachhaltigkeit zu beachten, das wenig klare Profil sowie die fehlende um sich im Wettbewerb klar zu positionie- Zusammenarbeit zwischen den Entschei- ren. Im „Marketing für die Natur“ liegt eine dungsträgern aus Politik und Wirtschaft große Chance für die Flußlandschaft Eider- verbessert werden. Treene-Sorge.

Im Moment handelt es sich um eine Regi- on, die mitten im Land zwischen Nord- und Ostsee liegt und keine klare Profilie- rung und damit auch Positionierung auf- weist. Die Lösung könnte in einem klaren Literatur Marketing für die Natur liegen. Anspruchs- volle Zielgruppen (der umweltbewusste Allen, R. F. et al. (1980): Beat the system! A Reisende) werden angesprochen, die way to create more human environ- hochwertige Angebote abseits der Haupt- ments. New York. BMU (2000): Sustainable tourism : deutsche routen des Tourismus suchen. Initiativen für einen nachhaltigen Touris- mus . Hrsg.: Bundesministerium für Um- Notwendig hierzu ist vor allem ein Wandel welt, Naturschutz und Reaktorsicherheit. im Angebotsverhalten und ein klares ziel- Bonn. gruppenbezogenes Themen- und Erlebnis- Deutscher Tourismusverband (1999): Jahres- marketing, vor dem wichtigen Hintergrund bericht 1999. des Naturerlebens, dass die Kunden direkt Filip-Köhn, R.; Hopf, R.; Kloas, J. (1999): anspricht und deren Bedürfnisse zu befrie- Wirtschaftsfaktor Tourismus. Gutachten digen vermag. Die Destination Flußland- im Auftrage des Bundesministers für schaft Eider-Treene-Sorge muss Lust auf Wirtschaft und Technologie. Berlin. eine Reise erzeugen und dabei die Natur Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen (FUR 2001): Reiseanalyse 2000. als „Erlebnis“ vermarkten. Hopfenbeck, W. & P. Zimmer (1993): Um- weltorientiertes Tourismusmanagement, 8. Fazit München, S. 43-57. Kreilkamp, E. (1994): Kundenorientierung Die Entwicklung des Tourismus hat sich in und aktive Positionierung. In: Kunden- den letzten Jahren entscheidend verän- nähe realisieren, hrsg. Von T. Tomczak dert. Mit Beginn der Nachhaltigkeitsdebat- und C. Belz. St. Gallen, S. 81-99. te haben sich in der Tourismuswirtschaft Kreilkamp, E. (2001): Zukunftsorientierte erste Anzeichen für die Integration um- Tourismuspolitik in Deutschland, in: Ge- welt- und naturrelevanter Fragestellungen machter oder gelebter Tourismus? Hrsg. von Kreilkamp, E., Pechlaner, H., gezeigt, die sich bis heute in der Touris- Steinecke, A.,Wien . muswirtschaft auswirken. Diese Aspekte Krippendorf, J. (1984): Für ein neues Ver- sind auch in Bezug auf das Regionenmar- ständnis von Freizeit und Reisen, Zürich. keting von entscheidender Bedeutung, Lazo & Corbin (1961): Marketing Manage- denn durch Berücksichtigung der Wand- ment, New York. lung der Kundenbedürfnisse und eine ein- Schmidheiny, S. (1992): Kurswechsel. Globa- deutige Ansprache differenzierter Zielgrup- le unternehmerische Perspektiven für pen kann es den Regionen gelingen, sich Entwicklung und Umwelt. München. gegen den negativen Trend im Deutsch- Statistisches Bundesamt (2000): Bevölke- landtourismus durchzusetzen. rungsstatistik.

41 Natur allein reicht nicht! Anforderungen eines Reiseveranstalters an Urlaubsregionen

Von Yörn Kreib, Natours Reisen GmbH

1. Natours Reisen Es besteht nicht immer ein für jeden Tag festgelegtes Reiseprogramm. Nur so kön- (Konzeption) nen spontane Ideen und Wünsche der Teil- nehmer in hohem Maße berücksichtigt Natours Reisen besteht seit 1980 und hat werden. sich von Beginn an auf Gruppenreisen in Europa spezialisiert, die mit den Aktivitä- Gruppe ten Wandern, Kanu- und Radfahren ver- bunden sind. Jährlich gehen etwa 4.000 Da sich das Stammpublikum hauptsächlich Menschen mit Natours auf Reisen. aus Einzelreisenden („Singles“) zusam- mensetzt, ist das Gruppengefühl für viele Das Gruppenreiseangebot wurde in den Teilnehmer ein wichtiger Bestandteil der letzten Jahren sowohl durch individuelle Reisen. Die Zusammensetzung der Gruppe Reisen als auch „Bike & Bus“ (umwelt- trägt sehr stark zum Erfolg einer Reise bei. schonende An-/Abreise in europäische Fe- rienregionen für radelnde Individualurlau- Von großer Bedeutung ist hierbei auch die ber unter Mitnahme des Fahrrads) erwei- Gruppengröße. Kleine Reisegruppen sind tert. Das 2000 entwickelte neue Städterei- bei Natours Reisen von Anfang an selbst- senkonzept - z.B. Kopenhagen mit Rad verständlich. Bis heute werden fast alle und Kanu - wurde im Rahmen der Interna- Wander- und Kanutouren mit max. 11 bzw. tionalen Tourismus Börse (ITB) in Berlin 13 und die meisten Fahrradtouren mit 15 mit einer „Goldenen Palme“ ausgezeich- Teilnehmern durchgeführt. Mittlerweile net. werden aber auch Haustouren (fester Standort) mit bis zu 35 Teilnehmern ange- Neben eigenen Reisen vermittelt Natours boten. In diesen Fällen wird die Gruppe Reisen aber auch Reisen anderer Veran- vor Ort in kleinere Gruppen aufgeteilt (z.B. stalter. Diese führen zum Teil auch in bei Skitouren in Anfänger und Fortge- außereuropäische Länder. schrittene oder in Wanderer, Fahrradfahrer und Stadtbesucher). Von Beginn an bestimmten umweltscho- nende, sanfte Aktivitäten die Angebotspa- Die Teilnahme an einer Gruppenreise be- lette. Die wichtigsten Bestandteile des deutet keine Einschränkung der Individua- Konzepts seien kurz aufgeführt. lität. Derart konzipierte Reisen ergänzen vielmehr alle Möglichkeiten einer Gruppe Aktivitäten/Inhalte (Geselliges Beisammensein u.ä.) um indi- viduelle Freiräume (ohne ein schlechtes Wandern (Trekking), Skilanglauf, Kanutou- Gewissen haben zu müssen). ren, Fahrradreisen und Segeltörns sind der wesentliche Bestandteil der Reisen. Damit Umweltaspekte hat sich Natours Reisen ganz bewusst für naturnahe und wenig umweltschädigende Leitfaden des unternehmerischen Han- Aktivitäten entschieden. Die Spannbreite delns ist die Organisation, Durchführung reicht von „sportlichen“ Etappen-Wander- und Vermittlung umweltschonender Rei- touren mit Gepäck bis zu „gemütlichen sen. Hierzu tragen insbesondere die klei- Haustouren“, bei denen das Genießen im nen Gruppen, die „langsamen/ruhigen“ Vordergrund steht und unterschiedliche Aktivitäten sowie eine möglichst umwelt- oder kombinierte Aktivitäten das Angebot freundliche Anreiseform bei. Im Rahmen bereichern. regelmäßiger Mitarbeiterschulungen wer-

42 den ökologische Aspekte immer wieder die erwarteten Erlebnisqualitäten! Nicht thematisiert. die Wasserqualität eines Flusses gibt den Ausschlag für einen Urlaub, sondern die Als einer der ersten deutschen Reiseveran- Möglichkeit, diesen Fluss vom Kanu aus stalter informiert Natours Reisen seine hautnah zu erleben. Kunden mit Hilfe einer Energieverbrauchs- zahl über den bei jeder Reise anfallenden Umweltverträgliche Reisen ja, immerhin Energieverbrauch (Ökologische Entschei- ist dies die Grundlage des Reisepro- dungshilfe). Prospekte und Kundeninfor- gramms, doch in der Kommunikation mit mationen werden ausnahmslos auf Um- dem Kunden taucht dieser Aspekt inzwi- weltpapier gedruckt. schen nur noch als Randthema auf. Die Umweltverträglichkeit liefert das gute Ge- Als Mitglied im Verband „forum anders rei- wissen, in der Kommunikation aber geht sen“ (siehe Portrait) hat sich Natours Rei- es um Erlebnisse, Genuss und Aktivität. sen zudem einem umfangreichen Kriteri- enkatalog verpflichtet. Es bleibt festzuhalten: Natur- und Umwelt- aspekte sind zwar wichtig, wirken aber Unterkunft/Verpflegung eher im Unterbewusstsein des Urlaubssu- chenden. Es gilt also in der Werbung/Aus- Die Bandbreite der angebotenen Über- schreibung die möglichen Erlebnisqualitä- nachtungsmöglichkeiten reicht vom Cam- ten herauszustellen (die, und das ist klar, pingbiwak/-platz bis zum komfortablen Ho- sehr häufig von einer intakten Natur/Um- telaufenthalt. Seit einigen Jahren erlangen welt abhängen). die festen Unterkünfte immer größere Be- deutung, da der Wunsch nach mehr Kom- 3. Gesucht: Die ideale fort größer wird. In letzter Zeit ist zudem ein verstärkter Trend zum Einzelzimmer zu Urlaubsregion beobachten. (Zielgruppe) Bei der Auswahl der Unterkünfte achtet Natours Reisen insbesondere auf landesty- Viele Reiseideen entstehen während priva- pische Häuser mit viel Atmosphäre, die ter Urlaube der Mitarbeiter. Daneben wer- möglichst schmackhaftes Essen aus regio- den regelmäßig entsprechende Publikatio- naler Küche anbieten. Präferiert werden nen gesichtet und Messetermine wahrge- Häuser sowohl in naturnaher Lage als nommen. Dazu kommt eine unendliche auch im näheren Umkreis der Sehenswür- Masse an Prospekten, Materialien etc., die digkeiten der Region. unaufgefordert auf dem Schreibtisch lan- den. 2. Tourismus lebt vom Am Anfang steht die Festlegung der anzu- „Egoismus“ sprechenden Zielgruppe. Natours Reisen richtet sich mit seinem Angebot Trotz aller grünen Ideale kommt auch Na- hauptsächlich an 30 - 45 jährige Singles tours Reisen bei der konkreten Ausgestal- (Paare sind ebenfalls vertreten). Spezielle tung seiner Reisen nicht an den Wünschen Angebote für Familien mit Kindern runden der Urlauber vorbei. Und da gilt: Die „Na- das Angebot ab. Die Kunden kommen aus tur“ bestimmt ebenso wenig wie der „Um- dem gesamten Bundesgebiet und inzwi- weltaspekt“ allein die Urlaubsentschei- schen, dank Internet, auch aus den be- dung. nachbarten Ländern (Belgien, Schweiz, Österreich). Den Kunden ist die Umweltverträglichkeit ihres Urlaubs wichtig, die Entscheidung Im Urlaub suchen sie Aktivitäten (kein aber fällt nach dem durch derartige Reise- Sport!), bei denen Erholung und nicht Lei- angebote zu erwartenden persönlichen stung im Vordergrund steht. Eine interes- Nutzen (Gruppenerlebnis, Kanuabenteuer, sante Landschaft, kulturelle Möglichkeiten, Lagerfeuer auf einsamer Insel). Dies gilt in eine stilvolle, landestypische Unterkunft ähnlichem Maße für die Natur am Urlaubs- und gutes Essen sollten den Rahmen bil- ort. Nicht der Grad der Artenvielfalt be- den. Daraus lassen sich die folgenden An- stimmt die Urlaubsentscheidung, sondern forderungen ableiten.

43 3.1. Image/Profil des Zielgebiets über eine qualitativ hochwertige, angepas- ste (Umwelt/Kultur) Infrastruktur verfügen. Mit welchen Bildern bzw. Gefühlen verbin- Ebenfalls ungeeignet sind Regionen mit den potenzielle Kunden den Namen einer touristischer „Über“-Erschließung (Groß- Urlaubsregion? Eigene erste Assoziationen anlagen à la Center Parcs, Freizeitparks, während der Vorbereitung auf die Veran- Golfanlagen, Ferienclubs u.ä.). staltung in Hohn: Bei „Eider - Treene - Sor- ge (ETS)“ denke ich spontan an Blood, 3.3.1 Unterkunft Sweat and Tears - warum sollte ich in so einer Gegend Urlaub machen? Die Auswahl der Unterkunft kann über Er- folg und Misserfolg einer Reise entschei- Die „Mecklenburger Seenplatte“ dagegen den. Folgende Kriterien müssen daher (zu- lässt andere, konkretere Bilder entstehen - mindest in Teilen) erfüllt sein: Wald - Wasser - Weite - Wassersportler Ökologisch wirtschaftende kleine Ho- fühlen sich angesprochen. Ist die in Be- tels, Pensionen o.ä. tracht gezogene Region gerade In, spricht Unterkünfte mit persönlicher Atmos- sie bestimmte Gefühle an, ist ein relativ phäre fest umrissenes Bild von ihr im Bewusst- Gruppentaugliche Häuser (z.B. ausrei- sein der Allgemeinheit verankert? Zum chende Anzahl von Zimmern mit zwei Beispiel steht die Bezeichnung „Münster- getrennten Betten. Zahlreiche Hotels land“ für Radfahren, Schlösser, plattes sind dazu nicht in der Lage) Land. Verwendung ökologisch & regional/lo- kal produzierter Lebensmittel (regiona- Ist die Region bekannt? Viele Kunden grei- le & saisonale Küche) fen in aller Regel doch lieber nach bekann- Häuser mit Umwelt-Gütesiegel (z.B. ten Destinationen (Sicherheit?). Wer aber „Grüner Schlüssel“, „Blaue Schwalbe“) kennt beispielsweise die „Flußlandschaft Aktivitäten ab Haus möglich Eider-Treene-Sorge“? Gastfreundschaft und flexibler Service

Ist das Image einer Region mit bestimmten 3.3.2 Aktivitäten Zielgruppen (Alter, Hobby etc) verknüpft? (z.B. wird Urlaub innerhalb Deutschlands Die reibungslose sowie umweltschonende vielfach mit Urlaub für Senioren gleich ge- Durchführung von Rad-, Kanu- und Wan- setzt.) derreisen wird von folgenden Aspekten bestimmt: 3.2. Lage/Erreichbarkeit Gutes Radwegenetz bzw. Netz kleiner möglichst autofreier Straßen/Wege Insbesondere bei Radtouren spielt die be- Wandermöglichkeiten queme Erreichbarkeit des Urlaubsortes mit Kanueinstiegs-/-ausstiegsstellen der Bahn und öffentlichen Verkehrsmitteln, Rastplätze/Einkehrmöglichkeiten die den relativ problemlosen Transport des Aktuelles Karten- und Infomaterial eigenen Fahrrads ermöglichen, eine wich- Rad-/Kanuverleih am Ort tige Rolle. Kombination Natur & Kultur möglich Gutes ÖPNV-Netz (Transfer zu Wande- Unverzichtbar ist eine reizvolle, vielfältige rungen u.ä.) und interessante Landschaft (d.h. keine in- dustrialisierte Landwirtschaft, ausgeräum- 3.4. Planungsphase (Kommunikation, te Landschaft, keine Mastbetriebe - z.B. Präsentation, Buchung) Landkreis Vechta - , keine größeren Indu- strieansiedlungen sowie lärmende Ver- In der Planungsphase ist ein Veranstalter kehrswege). Die Region sollte über vielfäl- u.a. angewiesen auf: tige Möglichkeiten zur Realisierung der an- gebotenen Aktivitäten (Rad, Wandern, Ka- Klar strukturiertes Informationsmaterial nu) verfügen. Ein gut ausgebautes Netz öf- mit hohem Informationsgehalt (es be- fentlicher Verkehrsmittel erleichtert den steht kein Bedarf an den vielfach ver- Gästen den Zugang zum Urlaubsgebiet. schickten, bunt bebilderten „Bei uns ist es schön“ -Katalogen). Von Interesse 3.3. Infrastruktur sind vielmehr Gastgeberverzeichnisse, aktuelles Kartenmaterial, Liste von An- Nicht touristisches Niemandsland bzw. bietern und z.B. Rad/Kanuverleihern am Neuland ist gefragt, sondern Regionen, die Ort;

44 Infomaterial auf Umweltpapier (aber Verankerung der touristischen Aktivitä- professionell gestaltet. Weniger ist oft ten in der Region (Beteiligungsmodelle mehr!); u.ä.). Das bestehende touristische An- gebot wird von der Mehrheit der Bevöl- Allzu oft endet der Geltungsbereich des kerung getragen (keine Akzeptanzpro- Infomaterials an den jeweiligen Verwal- bleme). tungsgrenzen. Diese Grenzen sind für den Veranstalter ebenso wie für die Ur- 4. Ideen/Beispiele lauber relativ unerheblich. Also: Ge- meinden sollten kooperieren (Synergie- Einige Beispiele belegen, dass sowohl Ver- effekte nutzen; gemeinsam werben, ge- anstalter als auch angehende Ferienregio- meinsame Buchungszentrale, etc.) statt nen nicht bei Null anfangen müssen, son- konkurrieren; dern auf den Erfahrungen aus anderen Re- gionen Deutschlands, Dänemarks u.a. auf- Rasche Kommunikation (auch außer- bauen können: halb der Saison, da dies in der Regel Rhön (Biosphärenreservat) Qualitäts- die Zeit der Reiseplanung ist: immer siegel für landwirtschaftliche Produkte, noch sind zahlreiche Touristinformatio- die auch im Tourismus verwandt wer- nen/Einrichtungen außerhalb der Sai- den; Kooperation Landwirtschaft (öko- son nicht oder nur sehr schlecht er- logisch) und Tourismus; dadurch Erhalt reichbar; z.B. sind viele Touristenbüros der Kulturlandschaft; Pauschalangebo- an Samstagen/Sonntagen, wenn ei- te; gentlich die meisten Gäste kommen, Osnabrücker Land (Logo/Image) Erfolg- geschlossen); reiches Binnenmarketing durch Instal- lation eines Logos, Verankerung in der Kompetente Ansprechpartner (mit Ser- Bevölkerung und bei Touristikern/Touri- vicequalitäten!) die sich um Interessen- sten, Kooperation mit TUI, Entwicklung ten kümmern! Immer noch sehen zahl- von Pauschalangeboten, Buchungszen- reiche Tourismusvertreter vor Ort keine trale/-system; Notwendigkeit hier flexibel, kundenge- Münsterland (s.o.) zentrale Buchungs- recht zu (re)agieren. Sie verharren im- stelle, Pauschalangebote, erfolgreiches mer noch im: „Bei uns ist es schön, das Marketing, Image!; muss doch jeder sehen - was sollen wir Møn (Dänemark) Ferienhäuser mit Um- da groß aktiv werden!“ - Ein mitunter weltzertifikat (Kriterienkatalog von an- folgenschwerer Zustand! Gefragt sind deren lokalen Anbietern übernommen), vielmehr ein aktives Marketing und die Einbettung der Hausauszeichnung in Bereitschaft, unternehmerisches Risiko Gesamtstrategie; Interessante Angebo- zu übernehmen. Kein Wunder, dass es te (z.B. „Picknick im Grünen“ -Touristen sich bei den örtlichen Ansprechpart- kaufen ökologischen Picknickkorb plus nern von Natours Reisen in aller Regel Inselkarte mit eingezeichneten schönen um touristische Privatanbieter (Unter- Picknickplätzen); kunft, Verleiher o.ä.) handelt; „Danske Små Øer“ (Dänemark) Zusam- menschluss/Kooperation von kleinen In- Bestehende Pauschalangebote - die Na- selgemeinden (z.B.), Erhalt der Inselge- tours Reisen komplett übernehmen meinden durch touristische Angebote kann (Vermittlung) oder aber zu eige- (Pauschal, Ferienhäuser u.a.), gemein- nen Reisen neu zusammenbaut (Veran- samer Prospekt; Buchungszentrale. staltung); Ein interessanter Ansprechpartner im Hin- Kooperationspartner (Gemeinde/Regi- blick auf die nachhaltige Ausrichtung der on/Anbieter) sollten verantwortungsbe- touristischen Entwicklung in der „Fluß- wusst mit ihrer Natur/Umwelt umge- landschaft Eider - Treene - Sorge“ könnte hen. Es ist selbstverständlich, dass eine das „forum anders reisen“ sein. Dabei Region nicht nur eine Zielgruppe an- handelt es sich um einen Zusammen- sprechen kann/will. Natours Reisen schluss von über 60 Reiseveranstaltern, weicht jedoch aus, wenn diese unter- Organisationen, Reisemittlern u.a., die sich schiedlichen Gruppen (bzw. die dafür in einem umfangreichen Kriterienkatalog vorgehaltenen Einrichtungen) sich ge- dem umwelt- und sozialverträglichen Tou- genseitig beeinträchtigen; rismus verpflichtet haben.

45 Die südnorwegische Region Buskerud macht es vor. Interessiert am Aufbau eines Kontakt: nachhaltigen touristischen Angebots, fehl- te den Verantwortlichen vor Ort schlicht Natours Reisen; Untere Eschstr.15, und ergreifend das touristische Know 49179 Ostercappeln, Tel.:05473-9229-0, How. Seit 1999 sitzen deshalb Vertreter der Fax: 05473-8219, Region sowie des „forum anders reisen“ E-Mail: [email protected], an einem Tisch, um Ansprüche (der Touri- Internet: www.natours.de sten) und Möglichkeiten (der Gastgeber) miteinander in Einklang zu bringen. Anbie- ter und Verkäufer entwickeln das Produkt gemeinsam. Lernprozesse auf beiden Sei- ten sind die Folge.

Portrait

Die Organisation

forum anders reisen Hirschberger Str. 48 90473 Nürnberg Tel. 0911 8932454 Fax 0911 8932455 eMail: [email protected] Internet: http://www.forum-anders- reisen.de

Das Umweltkonzept wohl einen Gemeinschaftsstand mit allge- meinen Informationen zur Arbeit des Ver- Das „forum anders reisen“ versteht sich bandes sowie einzelne Stände der Mit- als Netzwerk zur Stärkung der kleinen Ver- gliedsunternehmen. anstalter und zur Verbesserung ihrer Kom- munikation. Der Verband stellt sich die Das „forum anders reisen” hat sich als Aufgabe, die Idee eines nachhaltigen Tou- Schnittstelle zwischen Wissenschaft und rismus praktisch und politisch zu unter- Praxis zu einem sehr gefragten Teilnehmer stützen - nach innen (für die eigenen Mit- bei diversen Workshops, Tagungen und glieder) und nach außen (in der fachlichen Konferenzen entwickelt. und tourismuspolitischen Diskussion). Das Kontrollsystem über die Einhaltung Leitlinie stellt dabei der Kriterien-Katalog der Kriterien besteht aus sechs Säulen: dar, den die Mitglieder bei Eintritt in das 1. Fragebogen an die Mitglieder „forum anders reisen” unterzeichnen und 2. Selbsterklärung der Mitglieder zur Ein- sich damit zu deren Erfüllung verpflichten. haltung des Kriterienkataloges und zur Bearbeitung der Fragebögen Die Umsetzung 3. Jährliches Setzen von unterschiedli- chen Schwerpunkt-Themen Jährlich gibt das „forum anders reisen” ei- 4. Selbst-Deklarierung der „kritischen“ ne Broschüre heraus mit ausgewählten Reisen Angeboten seiner Mitglieder. 5. Stichproben des Kontrollausschusses 6. Abstimmung mit einem externen Bei- Auf der Homepage des „forum anders rei- rat (Personen aus Wissenschaft, Tou- sen” finden sich eine Datenbank zum Rei- rismuskritik, Presse, Ministerien) seangebot einiger Mitglieder, Informatio- nen zu Messe-Terminen, eine Praktikanten- ‚Best-practice’ - Beispiele und Reiseleiterbörse und Informationen für die Presse. Wiederholt wurden Mitglieder für ihre Ver- dienste um nachhaltigen Tourismus mit Auf etwa 10 Tourismus-Messen stellt sich angesehenen Tourismuspreisen ausge- das „forum anders reisen” vor. Es gibt so- zeichnet (z.B. Goldene Palme von GEO

46 SAISON, Sonntag aktuell, TopTeamNatour Dachmarke/Gütesiegels für Nachhaltiges der Bundesstiftung Umwelt). Reisen. Ein Projekt, das von Umweltbun- desamt und Bundesumweltministerium Um den Energieverbrauch der einzelnen getragen wird. Transportmittel bei An- und Abreise dem Verbraucher anschaulich vorzuführen, Perspektiven/Ziele empfiehlt der Verband seinen Mitgliedern, anhand eines Computer-Programms des Die Mitgliederzahl ist binnen zwei Jahren B.U.N.D. (Bund für Umwelt- und Natur- von 12 auf ca. 75 Unternehmen angestie- schutz Deutschland) sog. Energiekennzah- gen. Durch die damit gewonnene Wirt- len in den Katalogen anzugeben. Somit schaftskraft kann das „forum anders rei- kann bei jeder einzelnen Reise an konkre- sen” seinen Mitgliedern auch im Bereich ten Beispielen abgelesen werden, welches des Marketing Vorteile bieten. Die gemein- Verkehrsmittel aus Sicht des Umwelt- same Werbung soll weiter ausgebaut wer- schutzes vorzuziehen ist. den, um die nachhaltigen Reiseideen der Mitglieder zu fördern und damit bekannter Beispiele, wie eine hohe regionale Wert- zu machen. schöpfung und ein konsequentes Einbezie- hen lokaler Bevölkerung möglich ist, zei- Das „forum anders reisen” sensibilisiert gen etliche Projektreisen der Mitgliedsun- weiter die Verbraucher, dass umweltorien- ternehmen. Diese Projektreisen sollten fol- tiertes Reisen keinen Verzicht von Lebens- gende Kriterien erfüllen: freude bedeutet, sondern viel mehr ein Intakte Natur Plus an Qualität ist. Intakte Kultur Subjektives Wohlbefinden der Einhei- Die Einflussnahme auf die Rahmenbedin- mischen gungen für einen Nachhaltigen Tourismus Wirtschaftlicher Wohlstand der Einhei- soll durch eine weiter steigende Mitglie- mischen derzahl gestärkt werden. Optimale Befriedigung der Gästewün- sche Ein weiteres Ziel ist es, zu beweisen, dass Oberstes Ziel der Reisen ist das Gestal- neben massentouristischen und standardi- tungsrecht nachfolgender Generatio- sierten Pauschalangeboten auch umwelt- nen verträgliche und sozialverantwortliche For- men des Tourismus möglich sind. Hier soll Das „forum anders reisen“ beteiligt sich an eine Pionierrolle gegenüber den Großver- der Entwicklung einer bundesweit gültigen anstaltern eingenommen werden.

47 Naturtourismus Eider – Treene – Sorge: ein potenzieller Wirtschaftsfaktor?

Protokoll Frau Pfeiffer unterbreitete den Vorschlag, das Thema der Gruppendiskussion zu ver- der Arbeitsgruppe I ändern, um zunächst zu klären, ob Touris- mus überhaupt als potenzieller Wirt- Leitung: schaftsfaktor für die Flußlandschaft Eider- Christina Pfeiffer, Treene-Sorge eingeschätzt wird, bevor Ministerium für Ländliche Räume, Landes- man sich mit dem Thema ‚Angebot und planung, Landwirtschaft und Tourismus Nachfrage’ vertieft beschäftigt. So wurde des Landes Schleswig-Holstein das Thema der Arbeitsgruppe I in „Natur- tourismus ETS - ein potenzieller Wirt- schaftsfaktor“ geändert. Danach gab Frau Pfeiffer anhand der folgenden Tabelle ei- ne kurze Übersicht über die Infrastruktu- ren in der Flußlandschaft Eider-Treene- Sorge:

Was bietet die Flußlandschaft Eider-Treene-Sorge den Touristen?

Angebot lokal regional

A. Infrastruktur

Wanderwege JA NEIN

Radwanderwege JA JA

Eiderquerungen Fähre Delve-Bargen in Planung (für Fahrrad & Fußgänger) Übergang bei Nordfeld-Schleuse JA (für Fahrrad & Fußgänger) Hohner Fähre JA

Reitwege JA NEIN (Reitwegenetz in Tellingstedt z.B.)

B. Unterkünfte

Jugendherberge wird z.Zt. umgesetzt (Pahlen)

Pensionen & Hotels JA kein regionales Marketing (z.B. Zusammen- schluß für Über- nachtungsbetriebe)

Heuhotels in Planung

48 Angebot lokal regional

Urlaub auf dem Bauernhof JA kein regionales Marketing!

Kanu-Camping JA kein regionales Marketing

C. Gastronomie

Landgasthöfe z.B. regionale Küche mit JA kein regionales regionalen Produkten Marketing Vermarktungszusammenschlüsse JA Zandertage Eiderfrühstück

D. Naturbezogene Angebote

Naturinformationszentren Bergenhusen JA Lunden JA kein regionales Marketing ohne (in Planung)

Naturerlebnisräume & Lehrpfade Moorlehrpfad Schwabstedt JA Naturerlebnisraum Lunden JA kein regionales Marketing Naturlehrpfad Bergenhusen JA

Naturbeobachtungsmöglichkeiten z.B. Beobachtungsräume JA kein regionales Marketing

Thematische Führungen (in erster Linie naturkundlich) auf Anfrage NEIN

E. Sonstige Angebote

Sommer- & Kulturfeste (in den meisten Dörfern) JA NEIN

Bauernmärkte selten

Gesundheitsurlaub selten

Bildungsurlaub selten

Fahrrad & Wanderungen für Blinde NEIN NEIN

Kutschfahrten auf Anfrage

Kunst manchmal manchmal z.B. „ von Pfahl zu Pfahl“ Künstler gestalten Scheuerpfähle

z.Zt. können keine Pauschalangebote für die ETS Region im Reisebüro gebucht werden

Die Arbeitsgruppenteilnehmer stimmten Frage, ob die Arbeitsgruppenteilnehmer überein, dass es bereits zahlreiche touristi- denn glauben würden, dass Tourismus sche Angebote in der Flußlandschaft Eider- wirklich ein Wirtschaftsfaktor für die Fluß- Treene-Sorge gibt, dass es jedoch stark an landschaft Eider-Treene-Sorge ist oder sein Kooperation und regionaler Vermarktung könnte. Über diese Frage wurde dann mit mangelt. Daraufhin stellte Frau Pfeiffer die folgendem Ergebnis abgestimmt:

49 1. Tourismus ist bereits ein Wirtschafts- Fazit faktor: 1 Stimme 2. Tourismus ist noch kein wichtiger Es wurde beschlossen, ein „Offenes Fo- Wirtschaftsfaktor, aber er entwickelt rum Tourismus“ ins Leben zu rufen, des- sich dazu 11 Stimmen sen erste Aufgabe die Definition des USP 3. Tourismus ist kein Wirtschaftsfaktor sein sollte: und wird auch keiner werden: 2 Stim- Termin für ein erstes Forumtreffen men sobald Kooperation funktioniert (s. AG 2) Die Arbeitsgruppenteilnehmer wurden be- Wer sollte es ausrichten? fragt, warum ihrer Meinung nach der Tou- die ETS GmbH rismus in der Flußlandschaft Eider-Treene- Wer kontrolliert, dass tatsächlich ein Sorge bisher noch nicht richtig Fuß gefasst Treffen initiiert wird und stattfindet? habe. Vorschläge und Meinungen dazu Herr Piechotka, ETS Bürgerforum wurden schlagwortartig auf einer Pinwand gesammelt (s. Schaubild 1). Um die we- Um die Kommunikation und den Informa- sentlichen Schwachstellen in der Umset- tionsfluss zwischen verschiedenen Ebenen zung und Entwicklung des Tourismus in zu gewährleisten, sollte jeder (Anbieter, in- der Flußlandschaft Eider-Treene-Sorge teressierte Bürger, Politiker, Planer...) an herauszufinden, erhielt jeder der Teilneh- diesem Forum teilnehmen können. Daher mer 3 Klebepunkte, mit denen er die aus sollen die Termine für Forumtreffen in je- seiner Sicht wichtigsten Schlagworte mar- der Gemeinde bekannt gemacht werden kieren konnte (Schaubild 1). Die Mehrheit (breite Öffentlichkeitsarbeit). Im weiteren war der Meinung, dass die Tourismusbran- Verlauf der Arbeit des Forums sollen auch che in der Flußlandschaft Eider-Treene- Experten von außen eingeladen werden, Sorge ihren USP (‚unique selling proposi- mit denen der Ausbau der touristischen tion’), d.h. ihr Alleinstellungsmerkmal Angebote diskutiert werden kann, die aber nicht definiert habe und daher nicht gezielt gegebenenfalls auch Impulse für neue mit den Besonderheiten der Flußland- Ideen liefern. schaft Eider-Treene-Sorge werben könne. Aus diesem Grund könne auch keine Ziel- Aus den beiden Schaubildern und der ge- gruppe direkt angesprochen werden, für meinsamen Abschlussdiskussion wird die der USP eine besondere Anziehungs- schnell klar, dass beide Arbeitsgruppen (I kraft haben könnte. Als weitere wichtige & II) zu sehr ähnlichen Ergebnissen ge- Punkte wurden fehlende Qualität bzw. bie- kommen sind. Daher wird beschlossen, dere Angebote genannt und fehlende dass zunächst ein „Runder Tisch Touris- Kommunikation auf allen Ebenen. Als Kri- mus“ stattfinden soll, um Maßnahmen zur tik wurde auch die unzureichende Einbin- Verbesserung der Kooperation auf den dung der Bevölkerung, insbesondere der verschiedenen Ebenen zu erarbeiten. Da- Akteure im Tourismus, in die bisherige Ar- rauf aufbauend wird dann im März 2001 beit in der Eider-Treene-Sorge-Region ein- das „Offene Forum Tourismus“ ins Leben gebracht. gerufen, das sich mit der Definition des USP und in enger Zusammenarbeit mit dem Runden Tisch Tourismus mit der Ent- wicklung touristischer Angebote beschäfti- gen wird.

50 Zusammenarbeit Vermarktung Angebote

fehlende Umsetzung natürliche highlights fehlen Umsetzung der Rahmenbedingungen fehlt

fehlender versteckte Schönheiten Teufelskreis Informationsfluss; Angebot – Nachfrage außer bei den Landwirten

die Projekte werden von fehlende Flexibilität Aufgabenteilung oben entwickelt - regional - lokal

kein Gegenstromprinzip - touristische Zielgruppe mangelnde Qualität Basis und Behörden ist nicht definiert

fehlende Kommunikation USP = Alleinstellungs- biedere Angebote und Vernetzung merkmal

fehlender Rückhalt in zu viele Auflagen der Bevölkerung

starre Denkstrukturen mangelnde in der Bevölkerung Tourismuserfahrung

zu theoretisches Denken; Diskrepanz Planer/ Bevölkerung

die Praktiker werden von den Planern nicht befragt

fehlende Kommunikation und Vernetzung auf allen Ebenen

Zusammenarbeit zwischen den Tourismusanbietern und der Stiftung Naturschutz fehlt

Schaubild 1: Ergebnisse der AG I zu der Frage: „Warum ist der Tourismus in der Fluß- landschaft Eider-Treene-Sorge kein Wirtschaftsfaktor?“

51 Naturtourismus Eider – Treene – Sorge: Tourismusentwicklung durch verstärkte Zusammenarbeit

Protokoll Warum funktionierte Kooperation in den Haseauen? der Arbeitsgruppe II Weil sie zieloffen war. Die Kooperation auf Leitung: Landkreisebene wurde durch die Grün- Wolfgang Günther, dung des Zweckverbands ermöglicht. Eine Institut für Tourismus- und Bäderfor- Weiterentwicklung des Tourismus in den schung in Nordeuropa (N.I.T.) Haseauen ist geplant.

Ute Schreiber, Geschäftsführerin des „Ver- Chancen der Zusammenarbeit fördert: ein zur Revitalisierung der Haseauen“, starke Gemeinschaft gibt als Beispiel zum Thema einführend ei- Bezug zur Hase der anliegenden Kreise nen Kurzvortrag über ihr Projekt. und Gemeinden Möglichkeiten Förderung; z. B. durch Die Hase ist ein 180 km langer Fluss, wel- die EU cher durch 4 Kreise und 15 Anliegerge- die Erkenntnis: Naturschutz nützt Tou- meinden geht. Er soll im wesentlichen inkl. rismus seines Umlandes renaturiert werden. Um gute Werbewirkung / Öffentlichkeitsar- die vielfältigen Interessen und Ressorts zu beit bündeln, wurde ein Zweckverband mit gemeinsames Gastgeberverzeichnis hauptamtlichem Geschäftsführer ins Le- ben gerufen, der durch die Kreise und Ge- Probleme im touristischen Sektor: meinden finanziert wird. Veranstalter wollen Kontingente, aber pri- Damit ist dieses Projekt ein gutes Beispiel vate Anbieter wollen das nicht. Fremden- für Kooperation zwischen zahlreichen In- verkehrsverbände reden nicht miteinander, teressen und Strukturen. es fehlen vernetzende Information und ver- netzende Angebote Vorhandene Stärken sind: noch naturnahe Gewässer, Städte in der Nähe, wenig Indu- Diskussion strie. Nach diesem Fallbeispiel geht es in der Es wurde recht viel für den Tourismus ge- anschließenden Diskussion darum, inwie- tan. weit Kooperation im Tourismus in der Flußlandschaft Eider-Treene-Sorge schon Vorgehen: heute eine Rolle spielt oder in Zukunft spielen sollte. Reiseangebote schaffen, zum Beispiel: Radwanderweg nach dem Motto Auf einer Pinwand (Schaubild 1) werden „Blühender Hasetalweg - Bäume statt zum Thema „Kooperation heute“ zunächst Schilder“ Akteure gesammelt, die etwas zum Touris- Kooperation in Kompaktangeboten, z. mus in der Flußlandschaft Eider-Treene- B. Boot und Bike Sorge beitragen. Boot und Eisenbahn Heuhotel, Ferien auf dem Bauernhof Anschließend werden mit Kreisen und Ver- IG Gastliches Hasetal, wo Landwirte bindungslinien die derzeitigen Kooperati- und Gastwirte zusammen arbeiten onsbeziehungen zwischen den Akteuren Wettbewerb „Hasetaler“ (für Gastwirte auf dem Plakat dargestellt. und Höfe)

52 Kreise um Akteure veranschaulichen die Aber auch Landwirte, Gastronomen und Beziehung innerhalb der Gruppe; Linien Naturschutz haben mangelnde Beziehun- von einer Gruppe zur anderen die Koope- gen zu den FVV. Weiterhin wird deutlich, ration zwischen den jeweiligen Akteuren. dass Reiseveranstalter wenig eingebunden sind. Diese Gruppe ist aber gerade für eine Fehlt eine Kooperation, sind die Linien grau Kommunikation der Angebote gegenüber gezeichnet. Durchgezogene schwarze Lini- potenziellen Gästen wichtig. en stehen für gute Kooperation und gestri- chelte schwarze Linien zeigen eine vorhan- Anderseits gibt es auch schon bestehende dene aber noch recht geringe Kooperation Kooperationen innerhalb einer Gruppe (z. an. B. den Gastronomen untereinander) und zwischen Gruppen, auf denen zukünftige Es können sowohl graue als auch schwar- Projekte aufbauen können bzw. wo beste- ze Linien nebeneinander stehen; z.B. bei hende Kooperationen verstärkt werden allgemein mangelhafter Kooperation, in- können. nerhalb der vereinzelt jedoch gut zusam- mengearbeitet wird. Auch wenn die erarbeitete Übersicht kei- nen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt, Aus dem Schaubild wird schnell klar, dass gibt sie doch einen guten Eindruck vom es z. B. gerade an der Kooperation zwi- aktuellen Stand der Zusammenarbeit im schen den Fremdenverkehrsverbänden Tourismus in der Flußlandschaft Eider-Tre- (FVV) auf lokaler, regionaler und überre- ene-Sorge. Aus der Diskussion des ent- gionaler Ebene mangelt. standenen Schaubildes leitet die Gruppe

Schaubild 1: Kooperation heute. graue Linien = keine Kooperation; schwarze Linien = gute Kooperation; schwarze gestri- chelte Linien = geringe Kooperation. TASH = Tourismus-Agentur Schleswig-Holstein

53 anschließend folgenden Arbeitsplan ab:

Was soll gemacht werden? Runder Tisch Tourismus a) Treffen der Akteure jeweils unter sich (FVV alle zusammen, Gastronomie etc.) b) Zusammenkunft von Vertretern der verschiedenen Akteure Wer soll einladen? Frau Sander, ETS GmbH Herr Hensen, Gemeinschaft Grünes Binnenland Bis wann? Treffen der FVV bis 30. November 2000 Wer kontrolliert? Frau Schütt, Gewerbe- und Verkehrsverein Lunden

Erste Erfolge tere Schritte der Zusammenarbeit auf wei- teren Treffen. Schon bald nach der hier protokollierten Veranstaltung bzw. Arbeitsgruppe, lud Im Frühjahr 2001 soll sich, wenn die Zu- Frau Sander, ETS GmbH, zu dem oben an- sammenarbeit zwischen den FVV Erfolg gegebenen Runden Tisch ein. verspricht, ein „Runder Tisch Tourismus“ mit dem ursprünglichen Thema der AG I Der Termin am 16. November 2000 war ein dieser Veranstaltung - „Entspricht das An- voller Erfolg. Alle Fremdenverkehrsverbän- gebot der Nachfrage? Ausbau des touristi- de waren anwesend und vereinbarten wei- schen Angebots“ - befassen.

54 Teilnahmeliste

Veranstalter und Organisatoren AG Wolfgang Vogel Landesamt für Natur und Umwelt Hamburger Chaussee 25 24220 Flintbek II Sönke Beckmann Landesamt für Natur und Umwelt Hamburger Chaussee 25 24220 Flintbek I Julia Jacobsen Naturschutzstation Goosstroot 124861 Bergenhusen II Eider-Treene-Sorge (LANU) Jan Blew Projektbetreuung Theenrade 2 24326 Dersau II Dr. Katrin Schöps Projektbetreuung Kieler Weg 142 24145 Kiel I Referenten und Arbeitsgruppenleiter Prof. Dr. Ulf Hahne Universität Gesamthochschule 37213 Witzenhausen I Kassel, Nachhaltige Nordbahnhofstraße 1 a Regionalentwicklung, FB 13 Ludwig Thormählen Ministerium für ländliche Räume, Düsternbrooker Weg 104 24105 Kiel II Landesplanung, Landwirtschaft und Tourismus Prof. Dr. Universität Lüneburg, Fachbereich Scharnhorststr. 1 21332 Lüneburg I Edgar Kreilkamp Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Tourismusmanagement Yörn Kreib NAToURs Reisen GmbH Untere Eschstr. 15 49179 Ostercappeln II Christina Pfeiffer Ministerium für ländliche Räume, Düsternbrooker Weg 104 24105 Kiel I Landesplanung, Landwirtschaft und Tourismus Wolfgang Günther Institut für Tourismus- und Wrangelstr. 16 24105 Kiel II Bäderforschung in Nordeuropa GmbH (N.I.T.) Teilnehmer und Teilnehmerinnen Per Magnus Ahrén County Administration of Halland S 30186 Halmstad/ I Schweden Dagmar Bennewitz Naturschutzverein Meggerdorf Haubarg 4 24799 Meggerdorf II Matthias Bergmann NABU Ostfriesland Forlitzer Str. 125 26624 Wiegboldsbur Johann-J. Block Verein für Naturschutz und Landschaftspflege Erfde e.V. Am Klint 1 24803 Erfde/ Scheppern II Ralf Boddenberg DEHOGA - Nordfriesland Mittelburgwall 22-26 25840 Friedrichstadt II Hans Börner Amt Kirchspielslandgemeinde Teichstr. 1 25782 Tellingstedt I Tellingstedt Sabine Böttcher Moordeich 7 25878 Drage I Marianne Budach Gebietsgemeinschaft Grünes Binnenland e.V. Stapelholmer Weg 13 24963 Tarp I Karl-Heinz Bünger Fremdenverkehrsverein Ostenfeld-Wittbek-Winnert e.V. Hauptstraße 38 25872 Ostenfeld/ Husum II Thomas Clemens Mellumrat e.V. Zum Jadebusen 179 26316 Varel-Dangast II Hans-Gerd Dierks Naturschutzverein Süderstapel Groß-Steeder-Weg 16 25879 Süderstapel II Christine Düwel Landesamt für Natur und Umwelt Hamburger Chaussee 25 24220 Flintbek I Thorsten Elscher Ministerium für Umwelt, Natur und Mercatorstr. 3 24106 Kiel I Forsten, Abt. Naturschutz Herr Frahm Gemeinde Hohn Wöhrden 6 24806 Hohn II Thomas Garden Landkreis Wesermarsch Postfach 13 52 26913 Brake I Kai Golzio Staatliches Umweltamt Schleswig Gottorfstraße 3 24837 Schleswig II Britta Gottburg Landwirtschafts-Consulting GmbH Holstenstr. 106-108 24103 Kiel I Dirk Harmsen Terra Nordica, Ekologisk turism Box 4108 S 40040 Göteborg/ Schweden I Hans Hensen Gebietsgemeinschaft Stapelholmer Weg 1324963 Tarp II Grünes Binnenland e.V. Maren Iwers Fremdenverkehrsverein Stapelholm Am Markt 2 25879 Süderstapel II

55 Prof. Dr. Willfried Janßen Landesnaturschutzbeauftragter Hamburger Chaussee 25 24220 Flintbek II Joachim Jätschmann Amt Kirchspielslandgemeinde Nordbahnhofstr. 7 25774 Lunden I Lunden Rita Jensen Stiftung Naturschutz, Fabrikstraße 7 24103 Kiel II Schleswig-Holstein Hans- Joachim Kaiser Ministerium für Umwelt, Natur und Mercatorstr. 3 24106 Kiel I Forsten, Abt. Naturschutz Karsten Koch Natur- u. Umweltschutzzentrum Hohe Str. 4 24806 Hohn I Hohner See e.V. Helmut Kruckenberg NABU Ostfriesland Forlitzer Str. 125 26624 Wiegboldsbur I Volker Liebhardt Amt Kirchspielslandgemeinde Teichstraße 1 25782 Tellingstedt II Tellingstedt Helmut Mumm Amt Stapelholm Bahnhofstr. 29 25868 Norderstapel I P.-D. Ohrt Staatliches Umweltamt Schleswig Gottorfstraße 3 24837 Schleswig II Jürgen Olf Staatliches Umweltamt Schleswig Gottorfstraße 3 24837 Schleswig II Kirsten Otte Landwirtschafts-Consulting GmbH Holstenstr. 106-108 24103 Kiel I Christina Pertek Schüttingdeich 33 25794 Tielenhemme I Andrea Petersen Fremdenverkehrsverein An der Treene 11 25876 Schwabstedt I Schwabstedt, Haus des Kurgastes Klaus Petersen Ministerium für ländliche Räume, Düsternbrooker Weg 104 24105 Kiel II Landesplanung, Landwirtschaft und Tourismus Joachim Piechottka Landschaft Stapelholm e.V., Hauptstraße 23 25878 Seeth II Verein zur Förderung von Landschaft, Dorf und Kultur Jürgen Plundke Fremdenverkehrsverein Hauptstraße 3825872 Ostenfeld/ I Ostenfeld-Wittbek-Winnert e.V. Husum Reinhard Pollok Region Nord / LSE Hohner Harde Talstr. 9 25524 Itzehoe I Hans-Peter Rathje Fremdenverkehrsverein An der Treene 11 25876 Schwabstedt II Schwabstedt, Haus des Kurgastes Tim Rosskamp Mellumrat e.V. Zum Jadebusen 179 26316 Varel-Dangast I Uta Sander Eider-Treene-Sorge GmbH Johann-Adolf-Straße 30 25832 Tönning II Jürgen Schallhorn Gewerbe- und Verkehrsverein Tannenweg 2a 25774 Lunden- Lunden, Haus des Gastes Krempel II Ute Schreiber Verein zur Revitalisierung der Am Schölerberg 1 49082 Osnabrück II Haseauen e.V. Ute Schütt Amt Kirchspielslandgemeinde Nordbahnhofstr. 7 25774 Lunden II Lunden Klaus Sievers Gemeinde Hohn Wöhrden 6 24806 Hohn I Hans-Klaus Solterbeck Koordinator LSE, Amt Hohner Harde Hohe Str. 4 24806 Hohn II Steen Gemeinde Hohn Wöhrden 6 24806 Hohn II Martin Stein Landkreis Wesermarsch Postfach 13 52 26913 Brake II Michael Stellet Ministerium für Umwelt, Natur und Forsten, Abt. Naturschutz Mercatorstr. 3 24106 Kiel I Jürgen Stöcker Nationalparkservice gGmbH Schloßgarten 1 25832 Tönning I Rika Thode Naturschutzstation Eider-Treene-Sorge Goosstroot 1 24861 Bergenhusen II Bernd Wachter Gemeinde Schwabstedt Am Mühlenberg 5 25876 Schwabstedt I

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