Bayerns Laubmoose
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©Naturwissenschaftlicher Verein Passau, download unter www.biologiezentrum.at BAYERNS LAUBMOOSE Vorläufige Uebersicht mit besonderer Rücksicht auf HST ä ** _*• B »s.*- ' y :■* »m .. Von LUDWIG MOLENDO. ©Naturwissenschaftlicher Verein Passau, download unter www.biologiezentrum.at 130GM8UAJ SülföYAS ©Naturwissenschaftlicher Verein Passau, download unter www.biologiezentrum.at V orw ort. Es sind eigentlich zwei Arbeiten über Moose, die ich in dieser Schrift zusammenziehe und dien Freunden der Botanik übergebe, und ich hoffe dass, wenn die eine mehr die localen Interessen zu be friedigen sucht, die andere auch weit über Bayerns Grenzen hinaus einige Aufmerksamkeit bei den Mooskennern und Pflanzengeographen sich erobern soll. * * * In erster Linie war mir als Aufgabe gestellt, eine Ueber sieht der Moosarten zu bringen, die bisher mit Sicherheit in Niederbayern ermittelt wurden. Dieser Kreis hat freilich noch weite Strecken, die, im Sinne der bryologischen Forschung, vollständig jungfräulich sind. Doch liegt daran nicht allzuviel, denn unser nieder bayerisches „Jungfernland“ ist im Grossen doch nur ein wenig ge gliedertes, seicht ausgetieftes einförmiges Hügelwellenland, und seine sanften Hänge und flachen Thalungen sind fast alle schon sehr stark (len nivellirenden, nemlich alles Wilde und Eigenartige zerstörenden Angriffen der sich steigernden Kultur und Bodenausnülzung unterworfen. Die vielversprechenden höheren Gebirgskämme, ihre tiefen klamm- artigen kühlen Einschnitte voll schäumender Cascaden und die maje stätischen Stromthäler Niederbayerns sind, im Gegensätze zum vorigen monotonen Gelände, von tüchtigen Moosforschern wiederholt unter sucht worden. So hat der unvergessliche edle uneigennützige Professor Sendtner sein Falkenauge, seine Energie und seinen Feuergeist auch in ver ©Naturwissenschaftlicher Verein Passau,4 download unter www.biologiezentrum.at schiedenen Jahrgängen an der Mooswelt des „bayerischen Waldes“ bewährt. Viel hier Gesammeltes war seinerzeit in dem von S endtner selber erst gegründeten „Herbarium Boi cum“ aufbewahrt; vieles auch (und weitaus das Wichtigere von Sendtners sämmllichen Moosen) enthielt Sendtners Privatherbar, das zuerst in den Besitz des reichen Privatiers Hrn. Westhoff in Düsseldorf kam, welcher Manches mir und Dr. Lorentz gütig zum eingehenden microscopischcn Studium übergab und welcher es später meinem Freunde und Collegen, dem bot. Assistenten Dr. P. G. Lorentz (zurZeit in den La-Plata-Staaten Universilätsprofessor) zum Geschenke machte. Von ihm kaufte Sendtners Moose, nebst dessen (und meinen) sämmllichen grossen Moos- sainmlungen, das bayerische Staatsherbarium in München, welches da durch endlich eine der reichsten Sammlungen europäischer Moose erhielt, auf die ich alle Forscher nachdrücklichst aufmerksam mache. Sendtners’s sämmtliche Sammlungen haben ich und Lorentz jahre lang studirt, benützt und auch revidirt. „Revidirl“ erlaube ich mir zu sagen. Hiezu sei ein für allemal mein Beweggrund beigesetzt. Es besteht nemlich schon eine Be nützung, ja eine scheinbar ganz genaue Benützung von Sundtner’s Tagebüchern. Solche Aufzeichnungen aber werden bekanntlich — jeder Forscher weiss das aus Erfahrung — unter dem Eindruck und den Erregungen mehr oder minder anstrengender grösserer Excursionen hingeworfen; sie tragen natürlich auch, bei allen Forschern der ganzen Welt, die deutlichen Spuren der ersten Aufregung, namentlich den Mangel jener präcisen Feile, die allein erst das spätere genaue Studium an der Seite der nöthigen Hilfsmittel hervorbringen kann. Kritikloses Abdrucken von Reisetagebüchern, oder mit ändern Worten: ein solch’ vorzeitiges Preisgeben fremder unvollendeter Ge dankenarbeit, ---- das ist der Wissenschaft wie der Ehre des geliebten Todlen, den man damit leider zu ehren wähnt, entschieden nachteilig. Sendtner’s Nachlass hat nun in dieser Beziehung ein ganz merkwürdig verschiedenes Schicksal zu erleben gehabt. Denn einerseits gestaltete sich der grössere phanerogamische und phyto- geogriiphische Theil desselben unter der pietätsvollen und sichtenden Hand zweier Freunde, die selber hochangesehene Fachmänner sind, unter der Hand und Fürsorge von den Herrn Prof. Radlkofer und Oberbergrath GÜmbel zu einem Musterwerke über den bayerischen Wald und seine Vegetationsverhältnisse. — Audererseits wagte sich ©Naturwissenschaftlicher Verein Passau, download unter www.biologiezentrum.at 5 an den biologischen Riicklass ein mehr wohlmeinender als geübter Dilettant, der selige Hr. Appellsekretär G. Gerber, der, hauptsächlich nach den Reisetagebüchern Send tn er ’s, drei Skizzen über die Moose des Algäu, dann Ober- und Niederbayerns drucken liess und damit auf ein ihm viel zu fremdes Feld gerieth, bei dessen Anbau er nicht einmal Sendtner’s eigenste Verbesserungen in dessen eigenen Sammlungen und Scheden (Herbarium boicum etc.) benützte, und u. a. auch alle Sphagna, die gerade Sendtner’s Lieblinge waren, ganz wegliess. Das meinte ich, gleich liier einfügen zu sollen, um späterhin bei Jedermann weiterer Entschuldigung enthoben zu sein, wenn ganz erhebliche Gründe mich zwingen, so manche Angabe Gerbers zu ignoriren oder zu ändern. Ich hoffe sogar, es solle fortan Sendtner’s mächtiges Verdienst um die bryologische Kenntniss ganz Bayerns viel leuchtender hervortreten wie bisher. Ja es freut mich herzlich, so (gerade im Gebiete seiner Lieblinge, der Moose) dem verehrten Todten, dem einstigen Lehrer und Freunde, an seinem frühen Grabe auch einen kleinen Zoll der Dankbarkeit zu opfern, und ich gedenke dabei der freudigen Zustimmung aller Freunde gewiss zu sein : verdankt doch beinahe der ganze Kreis der heutigen Mooskenner Bayerns seine ersten bryologischen Genüsse der seltenen Anregungsgabe unseres unvergesslichen Sendtner’s. Nur wenige von uns empfingen solche mächtige, für das ganze Leben nach haltige Impulse von ändern Lehrern, namentlich von den beiden Schimper l von dem als Greis einem Akte brutaler Pöbel-Rohheit erlegenen Carl, der die Blattstellungsgesetze fand, und von dem noch lebenden W. Ph. Schimper, dem hochverehrten grossen Reformator der Moos-Systeinalik. An der Kenntniss der Moose des „bayerischen Waldes“ speciell hat fast ein gleiches Verdienst, wie Sendtner, der unermüdliche jetzige Oberbergralh Dr. Wilhelm Gümbel, dessen mustergültige um fassende geognostische Begehung des Waldes ihm ganz besonders reichliche Gelegenheit zu schonen Funden auch in der Mooswelt gab, mit der er selbst persönlich wohlvertraut war, während das kritische Material seiner Moose aus dem „bayer. Walde“ sein verstorbener Bruder Theodor Gümbel, der dritte Mitarbeiter an der „Bryologia europaea“ speziell untersuchte. Eine treffliche Skizze über dieses Material veröffentlichte W. Gümbel schon 1854 in der „Flora“ oder Regensburger botanischen Zeitung: sie war das erste Zuverlässige, was über die Mooswelt des Böhmerwaldes bekannt ward, welche Fi ©Naturwissenschaftlicher Verein Passau, download unter www.biologiezentrum.at 6 Professor Milde 1867 (Bryol. Siles p. VII.) mit um so mehr Recht als „bisher wenig bekannt“ bezeichnete, als er selber diese bedeu tungsvolle Uebersicht richtig total übersah. Auch aus der „allen Garde“ sind noch einige Männer — sie sind jelzt alle todt — zu erwähnen. Zunächst die zwei Hofräthe und Direotoren des Münchner botanischen Gartens: Schrank, der Valer der bayerischen Flora, der zu Vornbach bei Passau geboren ist, und V. Martius, der gleichfalls in Niederbayern Moose sammelte, schon lange ehe er daran denken konnte, die Flora des fernen Brasiliens aufzuschliessen und mit dem Palmenschmuck der Tropenwelt den eigenen Namen zu verherrlichen. Von ihren Sammlungen hat sich nichts Besonderes erhallen, selbst in Martius’ Herbare, das jetzt in Belgien ist, waren schon 1856 so viel wie keine niederbayerischen Moose vorhanden. — Mehr kritisch ins Gewicht fallen daher die An gaben des wackeren, nach wunderlichen Schicksalen bis nach Irlbach in Niederbayern verschlagenen Lothringers Duval, des Verfassers der „Flora von Irlbach“ (1823), dessen Moosfunde von den ersten Moos kennern seiner Zeit, von seinen Freunden Hornschuch, Nees, Voit und Funck eingesehen, bestimmt und verwerthet wurden. — Auch der selige Domvicar Reuss in Passau sammelte zahlreiche Exemplare von Moosen, die leider ohne alle genauere Angaben und im Laufe der Dezennien in einen Zustand gerathen sind, dass ihr Benutzer leichter Diphlherie als Belehrung davontragen könnte. — Des Herrn Rektors Fürnrohr Entdeckungen für Regensburg streifen öfter hart an unser specielles Gebiet. ln neuerer Zeit ist es unter den Niederbayern besonders der rast lose, vor keiner Mühsal zurückschreckende Freund Dr.Priem, welcher um Frontenhausen, Reisbach und Dingolfmg — also in bryologisch gar nicht viel versprechenden Landstrichen — mit gewissenhafter Treue beobachtete und eine Reihe schöner Funde zuerst in (Nieder-) Bayern machte. Dem Namen dieses alten Mitarbeiters, auch der rassauer Vereinsberichte, werden wir auch diesmal öfter’ begegnen; über die Moose des Vilsthales hat er in. „III. Bericht des botanischen Vereins in Landshul“ (1871, p. 32-43) eine Aufzählung von 138 Arten gebracht. Andere schöne Funde Iheilte mir Dr. Priem brieflich mit. Durch seinen Beruf nach Nlttenau in die bayerische Oberpfals versetzt, machte er dort Ende Juni 1874 den schönsten unter den neueren Funden, den der Bruchia vogesiaca, welche in den ©Naturwissenschaftlicher Verein Passau, download unter www.biologiezentrum.at 7 Vogesen an ihrem Originalstandorte vernichtet sein soll und nun am Rande des bayerischen Waldes auPs Neue auftaucht. Es kann bei unserer