PS Vergessen Autoren des 19. & 20. Jahrhunderts Thomas, Federico Grössing, 0401731

WALISISCHE LITERATUR & DER SOZIALHISTORISCHE HINTERGRUND IM 20.JAHRHUNDERT

Die walisische Literatur und ihr Fortbestand zeichneten sich primär durch die Entwicklung und Weiterführung des Walisischen ab. Durch das internationale Interesse an der eigenen, „nationalen Literatur“ im Zuge der national-kulturellen Differenzierung der letzten Jahrhunderte, sowie des an sich wachsenden Nationalgefühles in Wales, walisische Dichter dazu animiert in ihrer eigenen Sprache zu schreiben. Das „Sterben“ des Walisischen & der begrenzte Sprachraum war letzten Endes für walisische Schriftsteller wenig förderlich. Thomas, der seine Texte in Englisch verfasste (und es somit auch schaffte auswärts der walisischen Sprachgrenzen erfolg zu haben), hatte ohnedies nie die Möglichkeit gehabt, sein literarisches Können in walisischer Sprache zu entfalten: sein Vater war strikt gegen das Praktizieren des Walisischen, „fütterte“ schon das junge Gehirn des mit Versen aus Shakespeare und förderte energisch das großer Interesse seines Sohnes an der englischen Sprache, ihrer Literatur und den Wörtern – „powerful, vigorous, and beautiful in their manifold meanings“.

Industrielle Revolution, Weltkriege und gesellschaftliche Unruhen prägten den Beginn des 20.Jahrhunderts. Unberührt von den historischen Rumoren, verbrachte Dylan Thomas als Sohn eines relativ wohlhabenden & belehrten Lehrers ein glückliche Kindheit (die er auch in einigen seiner Gedichte aufgriff). In Berührung mit dem rauen Leben trat erst mit dem Fortgang aus Wales ein; trotz seiner literarischen Erfolge blieben finanzielle Nöten nicht aus (diese sind aber hauptsächlich von Thomas selbst zu verantworten und stehen in wenig Zusammenhang mit der damaligen wirtschaftlichen Situation). Probleme ergaben sich zu Beginn des zweiten Weltkrieges; die Rationierung von Papier, das schwindende Interesse an Literatur und der daraus folgende schwache Buchmarkt, zeigte sich durch finanzielle Notlagen (die selbst ohne Thomas Alkoholsucht entstanden) und niedrige Verkaufszahlen seiner Werke. Einberufungsbefehle und gesellschaftliche Ächtung brachten den Dichter ebenso damit in eine unglückliche Lage.

Epochal gesehen wurde Thomas in den Literarischen „Modernism“ hineingeboren. Er hegte Bewunderung für progressive Autoren wie James Joyce , aber auch für klassischen Literatur wie die des William Shakespeare fanden in seiner Arbeit platz. Dylan Thomas – oft als „moderner Lyriker“ angeführt – in eine dieser Schubladen zu pressen ist schwer möglich; seine Lyrik bedient sich zwar oftmalig gewohnter Maßstäbe, fortschreitend war jedoch ebenso seine Vermengung literarischer Gattungen ( wirkt wie ein lyrisches Prosawerk) und der Art seiner Vortragung (Im Tagesspiegel sieht Markus Hesselmann in Thomas’ Sprechweise vorwegnehmende Elemente des Raps).

ANDERE WAHRHEITEN ÜBER DYLAN THOMAS UND SEIN LEBEN NACH DEM TOD

Um Dylan Thomas ranken sich Verehrung, schätzende sowie abfällige (Halb-)Wahrheiten, die bis heute reichen. Bob Dylan (dessen Aussagen man oft mit Misstrauen begegnen sollte), habe Aufgrund seiner Bewunderung für Thomas, dessen Namen angenommen. Verewigt bleibt er auch auf dem Cover des Beatles Album „St.Peppers Lonely Hearts Club“, die Rolling Stones wollten sein Leben verfilmen, sein Biograph Andrew Lycett sieht in ihm den ersten „Rockstar“, der den Lebensstil dieses Stils fast ein halbes Jahrhundert vorweggenommen hat. Biopics (in diesem Sinne) über ihn und seine Frau sind in Planung, sein Stück Under Milkwood wird heute noch aufgeführt. Viele Mythen ergaben sich eben durch Dylan Thomas’ starke Alkoholabhängigkeit. Soll er doch vor seinem Tod gemeint haben „18 Gläser Whiskey, ich glaub das ist der Rekord!“ – mit augenblicklich darauf folgendem Fall ins Koma. Die ersten Tage mit seiner neuen Geliebten (Thomas galt allgemein als Frauenheld) und zukünftigen Frau, sollen sich die beiden nur von „Flüssigkeiten“ ernährt haben. Gesellschaftlich geachtet; angeblich durch das Brüsten seiner Affinität zu Alkohol, der ihm seiner Meinung nach vor dem Wehrdienst gerettet haben soll. Diese Angeberei und das Wettern gegen die Kriegstreiberei hätte ihn angeblich auch beinahe umgebracht, als er in eine Prügelei mit einem ehemaligen Soldaten geriet und dieser ihn später mit einer Maschinenpistole auf ihn feuerte, um Thomas „einen Geschmack vom Frontleben“ gönnen wollte. Alkoholiker, Frauenheld, Lyriker. Jung starb Dylan Thomas, als sein rasanter Lebensstil, seinen Tribut forderte. Nach seiner großen Beerdigung zerstreute sich zwar die sich rund um Thomas gebildete Gemeinde von Lyriker, Schriftstellern, Dichtern und hauptsächlich Trinkern in Amerika, dennoch verhalf er einigen Künstlern zu aufstrebenden Ruhm (viele Schauspieler der Aufführung Under Milkwood galten danach als sehr gefragt). Ob sich Thomas nun auf Grund seiner literarischen Bedeutung oder seines – zweifelhaften? – Rufs in das Bewusstsein seiner Zeit gebrannt hat, oder seine Werke im Laufe der Zeit weniger Beachtung finden, Thomas wird trotz allem nicht so schnell vergessen werden.

Dylan Thomas: Dokumentarfilme, Funk und Spielfilme

1. Dokumentarfilme. Donald Taylor

In London lernte Thomas einen jungen Drehbuchschriftsteller namens Ivan Moffat kennen, der ihm seinen zukünftigen Arbeitgeber Donald Taylor vorstellte. Taylor kannte Thomas´ Arbeit bereits aus den „Twenty-Five Poems“, die beiden verstanden sich von Anfang an gut. Thomas erhielt eine Anstellung in seiner Firma „Strand Films of Golden Square“ und begann mit dem verfassen von Kurzfilmdrehbüchern. Während der vier Jahre, die er für diese Firma tätig war, zog er mehrfach mit seiner Familie um. „Strand Films“ stellte bewusst gute Schriftsteller ein, und setzte auch keine Filmerfahrung voraus. Andere für diese Firma tätige Autoren waren Graham Green und Philip Lindsay. Taylor war daher begeistert, auch Thomas unter Vertrag zu haben. Es wurde innerhalb von Schriftstellerteams gearbeitet, daher ist der Verdienst von Thomas nur schwer bis gar nicht auszumachen. In dieser Zeit schrieb er u.a. für Filme wie „This is Colour“ für die Imperial Chemical Industrie gedreht, oder „C.E.M.A.“ (Council for the Encouragement of Music and Art) für das Informationsministerium.1 Thomas verfasste aber auch Kulturfilme in der Länge von jeweils fünf oder zwölf Minuten. Dazu zählen u.a. „New Towns for Old“ (1942), „Balloon Site 568“ (1942), zusammen mit Ivan Moffat und „Our Country“ (1944), ein Fünfzig Minuten Film. Dieser Streifen erregte in Insiderkreisen Aufsehen. „The Documentary News Letter“ druckte drei Besprechungen ab, zusätzlich außerdem Auszüge as dem begleitenden poetischen Text. Es ist ein lyrischer Film über England im Krieg von Regisseur John Eldridge. Er zeigt einen Matrosen, der England durchquert, von Schiffen in Liverpool, den Flughäfen Kents bis hin zu den Holzfällerlagern in Schottland. Es ist eine propagandistische Arbeit, die den britischen Charakter mit Liebe zeigt. Allerdings hatte der Film nicht nur positive Rezensionen, manche Kritiker hielten den lyrischen Begleittext für überflüssig. Der Stil des Begleittextes erinnert ein wenig an einen anfahrenden Zug:

Going out out over the racing rails in a grumble of London- leaving thunder over the maze track of metal through a wink and a spin of towns and signals and fields out to the edges of the explosive the moon-moved man- indifferent capsizing sea.2

Ein parodistischer Film, den Thomas zusammen mit Oswald Mitchell als Regisseur gedreht hat, mit dem Titel “Is Your Earnie Really Necessary?”, ausgehend von dem Kriegsplakat „Is Your Journey Really Necessary?“ wurde vom Informationsministerium nicht freigegeben. Die Festanstellung bei Taylor hat zu dem Zeitpunkt der Geburt seiner Tochter 1943 stattgefunden. Die Firma drehte im Jahr um die 75 Filme, sie schlug Regierungsstellen und der Industrie Ideen vor und wurde dann aufgefordert, diese Filme unter Vertrag zu erstellen. 1943 allerdings löste Taylor „Strand Films“ auf und gründete mit einer kleineren Angestelltenanzahl die Firma „Gryphon Films“. Dylan Thomas blieb bis 1944 bei ebendieser Firma. Taylor wollte nun vor allem Spielfilme drehen und beauftragte Thomas, das „Leben des Robert Burns“ nach der Biographie von Catherine Carswell zu schreiben.

1 Read, Bill: Dylan Thomas in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. Rowohlt. Hamburg: 1968. S. 84 2 Ebda. S. 86 1 Bedauerlicherweise ist das Drehbuch nicht mehr vorhanden. Außerdem verfasste er „Twenty Years a-Growing“ nach einer Erzählung von Maurice O`Sullivan. Keiner dieser Filme wurde gedreht. Thomas konnte sich gut verschiedenen Personengruppen anpassen, die Welt der „Filmleute“ faszinierte ihn besonders, er fühlte sich in deren Gesellschaft wohl. (S. 87 mehr) 1945 lebte Thomas mit seiner Familie in Wales, in der Stadt , dem Schauplatz von „Quite Early One Morning“, aus dem später „Under Milk Wood“ wurde. Als Regisseur John Eldridge und dessen Sekretärin Miss Fisher bei Thomas waren, um mit ihm zu arbeiten, ereignete sich ein antisemitischer Zwischenfall, Miss Fisher wegen. Ein betrunkener Kapitän drang in Thomas´ Bungalow ein, und feuerte eine Maschienengewehrsalve in die Decke. Die Angelegenheit verlief im Sand. Zu Beginn seiner Tätigkeit erhielt Thomas 10 Pfund wöchentlich, als er wegging hatte sich der Lohn verdoppelt, was für einen Filmautor eine nicht unbeträchtliche Summe darstellt. Caitlin Thomas hat gelegentlich behauptet, dass das Gehalt Thomas´ Begabung zerstört habe, allerdings ist eher vom Gegenteil auszugehen, denn der spätere Mangel an Geld brachte bekanntlich eine noch tiefere Verzweiflung über ihn, nicht aber ein ansteigen seiner dichterischen Schaffenskraft. 1944, als Thomas noch bei Taylor angestellt war, beendete er eines seiner bekanntesten Werke, das Gedicht „Poem in October“. Es ist ein Liebesgedicht, in viele Sprachen übersetzt.

2. Funk Auf die Zeit der Kurzfilme wurde Thomas freier Mitarbeiter bei der BBC.3 Beriets 1934 waren zwei seiner Gedichte im „Listener“ abgedruckt worden. Thomas´ erster Vortrag beim Funk war „Das Leben und der moderne Dichter“ und wurde am 21.04.1937 in Swansea gesendet. Von diesem Zeitpunkt an schrieb Thomas bis zum Ende seines Lebens für den Rundfunk. Von Oktober 1945 bis 1948 erarbeitetrwe er über 100 Sendungen, die meisten in der Programmreihe „Book of Verse“, die von John Arlott gemacht wurden. Arlott schrieb über die Zusammenarbeit folgendes:

Ich arbeitete zwischen 1945 und 1950 ungefähr zwanzig- oder dreißigmal pro Jahr mit ihm zusammen, an literarischen Programmen jeder Art. Er war immer aufgeschlossen für alles Neue (…). Weil er Gedichte so tief erfaßte – er rühmte sich dessen nie – und völlig unbestechlich war, wurde er für mich als Leiter der Sendung ein idealer Prüfstein. 4

Unter allen Funkleiten, mit denen er im Laufe dieser Zeit gearbetiet hat, war er de, Iren Louis MacNeice am meisten zugetan. Dieser war nicht nur ein Ebenbürtiger Zechkumpan, sondern auch ein erfahrener Lyriker, auf dessen Rat Thomas hörte. Als MacNeice nun das „Satyricon“ des Petronius als „Trimalchio´s Feast“ für Funk bearbeitete, wirkte Thomas als Sprecher mit. (Außerdem hat er verschiedene Rollen in Shakespeare-Stücken sowie „Agamemnon“ in Aischyloss Stück und den Teufel in „Verlorenes Paradies“ gesprochen.) MacNeice beschrieb Thomas Arbeit aus der Perspektive des Sendeleiters wie folgt:

„Er war (…) ein feinfühliger und vielseitiger Schauspieler, was er wiederholt bei der Mitwirkung an Hörspielen bewies (…) spielte er auch gerne Charakterrollen, besonders komische oder groteske, zum Beispiel einen freundlichen Raben in der Funkbearbeitung eines norwegischen Märchens. wenn nötig, konnte er sogar leicht

3 Ackerman, John: Dylan Thomas. His Life and Work. London: 1996. S. 162 4 Read: S. 95 2 über seine Stelle hinweggehen. Bei all diesen Nebenbeschäftigungen wurde – ebenso wie in seiner Lyrik und Prosa –die gleiche typische Haltung sichtbar: Freude an dem, was er tat, und Sorgfalt in der Art, wie er es tat.“5

Die BBC zu ein Drittes Programm auf, die Literaturabteilung wurde von Roy Campell übernommen, der Thomas vielseitig einsetzte. Campell beschreibt Thomas als einen vielseitigen Gesichtssprecher mit nur einer Schwäche. Er konnte keine klassischen Dichter wie Pope oder Dryden lesen. (mehr: S. 98) Thomas´ eigene Funkarbeiten schrieb er für den Sender „Welsh Home Service“. Besonderen Erfolg hatte er mit den autobiographischen Berichten „Memories of Christmas“ sowie „Return Journey“. Ersterer kam zusammen mit dem Artikel „Conversation about Christmas“ unter dem Titel „A Child´s Christmas in Wales“ heraus. Sein beliebtestes Hörfunkstück ist wohl „Return Journey“, ein Bericht über einen Nachkriegsbesuch in Swansea. Thomas beschreibt das Ausmaß der Verwüstung, das durch Luftangriffe in drei aufeinander folgenden Nächten angerichtet wurde. Außerdem verknüpft er darin eine Schilderung von sich selbst als Reporter, dann als Schüler und zuletzt als Kind. Acht autobiographische Radio-Essays wurden zusammen mit anderen, konventionelleren Reportagen 1954 vom Leiter des walisischen Regionalsenders der BBC, Aneirin Talfan Davies, unter dem Titel „Quite Early One Morning“ herausgegeben.

3. Spielfilme

Durch die Vermittlung eines früheren Film-Kollegen nahm ihn die Rank-Firma „Gainsborough Films unter Vertrag. 1948 sollte Thomas drei Drehbücher liefern: einen historischen Stoff aus Wales, R.L. Stevensons Kurzgeschichte „The Beach of Falesá“ und ein Musical mit dem Titel „Me an My Bike“. Der Drehbuchherausgeber Jan Read hatte keine leichte Aufgabe, Thomas´ Arbeit zu überwachen. Denn dieser hatte die Angewohnheit, jeden Vorschuss sofort auszugeben, und dann um noch mehr Vorschuss zu bitten, ohne auch nur mit der Arbeit angefangen zu haben. Die Bitten um mehr Geld waren meist begründet mit: Weihnachtsgeschenke für die Kinder oder ähnliches. Einer Legende nach soll Dylan einen früheren Arbeitgeber um eine Kiste Whiskey gebeten haben, sich dann mit der Kiste und einem Hotelzimmer einsperren lassen und Kiste und Drehbuch an einem Wochenende geschafft haben. Thomas galt als sehr unpünktlich aber mit einem entwaffnenden Charme. Die Filmindustrie verzeichnete 1948 einen starken Rückgang, Rank verkaufte das Studio, ohne einen einzigen der drei Filme zu drehen. Thomas hatte sich nicht ausschließlich auf Kulturfilme spezialisiert. Nach dem Ausscheiden aus „Gryphon Films“ 1944 gehörte er eine Zeit lang zu einem Autoren Team der Stratford Film Company, und schrieb an Drehbüchern wie „No Room at the Inn“ und „Three Weird Sisters“ mit. Obwohl nicht auszumachen ist, für welchen Part Thomas verantwortlich ist, nahmen es ihm einige Landsleite übel, dass er bei „Three Weird Sisters“ mitgeschrieben hat, da dieser die Waliser als Leite mit „einer Lüge auf der Zunge und einem Kirchenlied auf den Lippen“ zeichnet.6 Thomas nahm seine Aufträge gerne mit nach Hause, da London ihm als Arbeitsplatz ungemütlich war. Allerdings war nie Geld vorhanden, so schrieb er einer Kollegin bei der BBC: In Old Manor ist Woche der Armut, und die Rechnungen winseln. Nächste Woche, wer weiß, trage ich vielleicht goldene Stiefel!7

5 zit. nach: Read: S. 96 6 Read: S. 104 7 Read: S. 104 3 Das zeugt allerdings einmal mehr von der Unfähigkeit, mit Geld umzugehen. Dylan Thomas hatte nichts gegen Auftragsarbeiten einzuwenden, wenn diese gut bezahlt waren. Einmal kam es sogar so weit, dass das Finanzamt Einkommenssteuerrückstände einforderte, Thomas musste von jedem verdienten Pfund 90% abführen. Diese Situation bedrohte die Existenz der Familie sowie Thomas´ Gesundheitszustand. 1950, auf der ersten Amerikareise verdiente Thomas mit seinen Lesungen an verschiedenen Eliteuniversitäten ein kleines Vermögen, das er allerdings nicht zusammenhalten konnte. 1950 war Thomas außerdem wieder für die BBC tätig, er besprach die Werke amerikanischer Lyriker. Im September las er außerdem drei eigene Gedichte und im Dezember nahm er an Rundgesprächen mit Georg Baker, Roy Campell und W.R. Rodgers teil. 1951 erstellte Thomas eine Sendereihe über persisches Erdöl, das Thema war ein Auftragswerk der „British Petroleum Company“, die ein Drehbuch für einen Werbefilm in Auftrag gaben. In einem Brief schreibt er:

Die Anglo-Iranische Erdölgesellschaft hatte mich hergeschickt, um in einem Film zu zeigen, wie herrlich Persien und wie mauseklein, wie zahm der Einfluß der Firma dort ist. (…) Ich kam gerade noch raus, bevor der Ausnahmezustand erklärt wurde… Vielleicht schickt man mich demnächst verkleidet zurück mit dem Auftrag, nunmehr ein Drehbuch darüber zu schrieben, wie scheußlich Persien und wie großartig, wie unentbehrlich jene fabelhafte Erdölfirma ist.8

Der Film wurde ebenfalls nicht gedreht.

4. Vergessener Autor

Einer der Indizien ist wohl, dass die Drehbücher hautsächlich in Teams verfasst wurden, daher der Anteil, den Thomas verfasst hat, nicht klar auszumachen ist. Außerdem handelte es sich fast ausschließlich um so genannte Bildungsfilme, die im Auftrag con Organisationen gedreht wurden. Keiner dieser Filme scheint, meinen Recherchen nach, noch erhältlich zu sein.

8 zit. nach Read: S. 118 4 PS Vergessene Autoren und Autorinnen des 19. und 20. JH Julia Rotter 0701273

D YLAN T HOMAS Biografie und Anekdoten

Während sich meine Kollegin auf die „harten Fakten“ Dylan Thomas’ konzentriert hat, habe ich mein Augenmerk auf ihn als Mensch gelegt. Dazu habe ich die Biografie, geschrieben von seiner Frau Caitlin, „Mein Leben mit Dylan Thomas“ gelesen, die von 1937 bis zu seinem Tod 1952 mit ihm verheiratet war. Biografien über Dylan Thomas gibt es wie Sand am Meer. Nahezu jeder seiner Freunde machte es sich zur Aufgabe seine Biografie zu schreiben. Ich habe aber Caitlins Werk gewählt, da ich der Meinung bin, dass die Ehefrau ihren Mann immer noch besser kennt, als irgendjemand sonst – und ich wurde nicht enttäuscht. Denn wie sich herausstellte, war Dylan ein großartiger Schauspieler, der seine Reden und Briefe auf sein Publikum abstimmte und sich auch seinen Freunden gegenüber immer so verhielt wie sie oder die gängigen Klischees über Dichter es erwarteten.

1914 wurde Dylan Thomas in Swansea geboren. Sein Vater, D.J. Thomas, war Schuldirektor, strenger Lehrer und Verehrer der englischen Literatur. Laut Caitlin wartete er immer auf einen Ruf einer der englischen Universitäten um dort einen Lehrstuhl zu bekleiden. Dies blieb ihm allerdings versagt, so dass er stets enttäuscht vom Leben war. Später als Dylan berühmt wurde, meinte Caitlin, hätte sein Vater durchaus großen Stolz für seinen Sohn gehegt, auch wenn er ihn nie aussprach, schien aber auch neidisch auf den Ruhm seines Sohnes zu blicken und wäre der Meinung ihm gebühre die Anerkennung. Dylans Mutter, die von allen nur Granny Thomas genannt wurde, entstammte einer bäuerlichen Pfarrerfamilie und war stets fröhlich und plauderte viel. Ihrem Mann ging sie damit regelrecht auf die Nerven, so dass er sich häufig in seiner Bibliothek einschloss. Granny Thomas verhätschelte Dylan aufs äußerste. Dylan war nicht befähigt die kleinsten Handgriffe selbst durchzuführen. So konnte er sich zum Beispiel sein Frühstücksei nicht selbst aufschlagen. Seine Mutter übersah großzügig seine Trinkeskapaden und meinte, wann immer ihr Sohn mit einem schlimmen Kater aufwachte, er habe die Grippe, steckte ihn in die Badewanne, ins warme Bettchen und pflegte ihn mit Süßigkeiten aufzumuntern. Sein Leben lang wurde Dylan von Frauen gerne wie ein Baby behandelt. Er wollte gebadet werden, er wünschte, dass seine Frau Caitlin ihn ankleidete und pflegte häufig über ausgedachte Krankheiten zu jammern um Mitleid zu erheischen und umsorgt zu werden.

1931 verließ Dylan die Grammer School und wurde Jungreporter bei der South Wales Daily Post – allerdings behielt er diese Stellung nicht lange, sondern gab sie ein Jahr später auf um am Swansea Little Theatre tätig zu werden. 1933 erscheint sein Gedicht „Und dem Tod soll kein Reich mehr bleiben“ („And Death Shall Have No Dominion“) im New English Weekly – sein erstes Gedicht, dass außerhalb der walisischen Presse abgedruckt wurde. Im Dezember 1934 wurde eines von Dylans Gedichten zum ersten Mal in einem Buch abgedruckt – „Light Breaks Where No Sun Shines“ in „The Year’s Poetry“. Im selben Monat erschien Dylans erstes Buch „“. Von da an lebte Dylan in London bei Freunden oder Verwandten. So war es möglich, dass sich er und Caitlin 1936 in einem Pub – dem „Wheatsheaf“ – begegneten. Dylan war schon damals immer umgeben von einer großen Menschenmenge, die ihm gefesselt zu hörte. So lange er sprach, spendierten sie ihm Drinks und umso mehr Dylan erzählte, umso ausschweifender und langatmiger wurde er um noch mehr Getränke bezahlt zu bekommen. Während seiner Performance schaute er Caitlin nicht einmal in die Augen und doch lag sein Kopf am Ende des Abends in ihrem Schoß und schwor ihr ewige Liebe und Treue. Die folgende Woche verbrachten Caitlin und Dylan nachts in einem Hotelzimmer des Eiffel Tower Hotels, wo sie sich die Zimmergebühren anschreiben ließen, und tagsüber in Pubs zu.

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Caitlin beschreibt diese Woche als so ausschweifend, dass sie die ganze Zeit über aufs Essen vergaßen und sie erleichtert war, als die Woche um war und sie sich auf den Heimweg zu ihrer Mutter machte. Durch Zufall trafen sich die beiden im Haus eines guten Freundes wieder. Caitlin war damals als Geliebte des Malers anwesend. Trotzdem ließ sie es sich nicht nehmen, nach einer heiteren Sauftour am Rücksitz des Autos des Malers vor seinen Augen (denn er war der Fahrer) mit Dylan hemmungslos zu knutschen. Natürlich folgte dem eine heftige Prügelei, in der Dylan unterlag und so landete Caitlin erneut in Augustus Johns Bett.

1937 erhielt Dylan erste Aufträge beim Rundfunk und traf Caitlin in Cornwall wieder. Mitte desselben Jahres heiraten die beiden standesamtlich.

Ähnlich wie Dylan hatte auch Caitlin eine Les-affaire-Kindheit hinter sich. Ihre vornehme Mutter war felsenfest davon überzeugt gewesen, dass ihre Töchter allesamt reich heiraten würden. Sie dachte nicht im Traum daran, den Kindern auch nur irgendeine Erziehung angedeihen zu lassen. Sie belehrte sie weder in Sachen Sauberkeit (auch was das Baden und Kleider wechseln anbelangte), Geld (über Geld spricht man nicht), Kochen oder ähnlichem. Für all das, so war sich die Mutter sicher, würden ihre Töchter später Mädchen haben, die ihnen dabei zur Hand gingen.

Caitlins Vater verkörperte für sie alles was ein Mann nicht sein sollte. Er war ein Trinker, der sich in Bars und Pubs in Szene setzte, ein amateurhafter Schriftsteller und Frauenheld. Nach jeder Affäre schrieb er Briefe, die gut und gerne an die fünfzig Seiten lang wurden, an Caitlins Mutter und bat sie, ihn zurück zunehmen, was sie nie tat. Obwohl die Ähnlichkeit zwischen Caitlins Vater und Dylan so augenfällig ist, scheint Caitlin selbst es nicht zu bemerken. In dieser Hinsicht, wirkt sie beim Lesen ihrer und Dylans Biografie sehr einfältig.

Es sollten Jahre vergehen, bis das junge Paar ein hübsches Heim finden würden. Bis dahin lebten sie abwechselnd bei Dylans oder Caitlins Eltern oder bei Freunden. Geld hatten die beiden nie. Es zerrann ihnen zwischen den Fingern. Caitlin arbeitete noch hart an ihrer Karriere als Tänzerin, wurde aber sehr bald aus einer bekannten Tanzgruppe, die sie sicherlich zum Ruhm geführt hätte, entlassen, da sie betrunken auf die Bühne kam und nicht mehr wusste, welches Bein sie heben sollte. Sie schrieb das Scheitern ihrer Karriere Dylan zu. Immerhin hatte er sie zum Trinken gebracht. Dylan verdiente zwar Geld mit seinen Gedichten, allerdings nur wenig und sehr unregelmäßig. Sie waren auf die kargen Beträge angewiesen, die Caitlins Mutter den beiden regelmäßig überwies – und selbst das vertranken sie. So schrieb Dylan etliche Bettelbriefe und immer kam ein Freund zu Hilfe, der ihre Schulden tilgte.

Schließlich wurden sie im Jahr 1938 in Blashford ansässig, wo ihnen eine Gönnerin ein Haus kaufte. Obwohl das Haus geräumig war, benutzen die beiden nur zwei Zimmer – die Küche und ein Schlafzimmer. Caitlin kochte Stews. Sie hatte einen großen Suppentopf auf ihrem gewaltigen Herd stehen, wo sie hineinwarf, was immer ihr in die Hände fiel – aller Hand Gemüse und Knochen. Von Zeit zu Zeit, schreibt sie, färbte sich der Inhalt dieses Topfes ins unangenehm bläuliche. Da die beiden auch irgendwo schlafen mussten, leasten sie ein großes Doppelbett. Um die monatlichen Raten zu bezahlen, legten sie gewissenhaft Geld beiseite. Die erste Rate konnten sie bezahlen – die folgenden nicht. Sie vertranken das Geld, das sie gespart hatten. Als jemand kam um das nicht bezahlte Bett abzuholen, fluchten sie ihn. Caitlin ist sich wirklich nicht zu Schade, den Mann, der das Bett abholte, eine Kellerassel zu nennen. Die beiden waren aber nicht maßlos enttäuscht, so Caitlin, denn es blieb ihnen ja noch die Matratze.

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Im Jahr darauf wurde ihr erster Sohn Llewelyn Edouard geboren. Niemand hatte Caitlin vor den Schmerzen einer Geburt gewarnt und so schrie sie sich im Krankenhaus die Seele aus dem Leibe und meinte, sie müsse sterben. Dylan ließ sich nicht blicken und kam auch erst eine Woche nach der Geburt seines Sohnes ins Krankenhaus. Er nahm kaum Notiz von seinem Baby und Caitlin vermutete, dass er die Woche mit zügellosen Sauftouren und anderen Frauen verbracht hatte. Doch es war ihr gleich. Ihre ganze Aufmerksamkeit galt dem Baby. Sie liebte es mehr, als sie irgendetwas sonst vorher geliebt hatte. Dylan machte das schrecklich eifersüchtig und er benahm sich noch mehr wie ein Kind als sonst.

Im August diesen Jahres erschien Dylans Buch „Die Landkarte der Liebe“ („The Map of Love“), das aber nicht zu großer Aufmerksamkeit gelangte. Der zweite Weltkrieg hatte begonnen. So wie viele Männer wurde auch Dylan zur Musterung gerufen. Als Pazifist und ausgemachter Feigling, der er war, betrank er sich am Vortrag der Musterung so heftig, dass er am nächsten Tag wie das Elend in Person aussah und als völlig untauglich eingestuft wurde. Sofort zog er los um diese Bewertung zu feiern und verbrachte die darauf folgende Woche im Bett.

Im Dorf hatte das junge Paar hohe Schulden gemacht. Caitlin meinte, jeden Sonntag wären sie zum Markt gegangen, der weiß Gott nicht billig war, aber sie liebte nun einmal die Marktatmosphäre und Dylan versoff selbstverständlich Unsummen. Als nun der Krieg ausbrach wollten alle Gläubiger ihr Geld zurück haben, denn sie hatten den beiden wesentlich mehr Kredit gewährt, als sie eigentlich tragen konnten. So trat die kleine Familie die Flucht an und kehrte erst wieder zurück nachdem Freunde ihre Schulden bezahlt hatten.

Während der Kriegsjahre zogen die drei viel umher um Luftangriffen zu entgehen. Sie wohnten monatelang bei Freunden. Unter anderem bei einem Freund, den sie als fürchterlich knickrig beschimpften. Wann immer besondere Gäste eintrafen schenkte er diesen und sich selbst guten Wein ein. Dylan und Caitlin gingen dabei immer leer aus. Eines Tages fanden sie den versteckten Weinkeller ihres Gastgebers und beförderten Arme voller Weinflaschen in ihre Kammer. Als ihr Freund aufgebracht bemerkt, dass seine besten Weine verschwunden waren, bezichtigten Dylan und Caitlin in der Nähe lagernde Soldaten des Diebstahls.

1941 zog das Ehepaar nach London und ließ Llewelyn bei Caitlins Mutter zurück. Geldmangel und Dylans Chancen auf Auftraggeber in London machten einen Stadtaufenthalt unumgänglich. Caitlin hielt es für das Beste für ihr Baby außerhalb Londons zu bleiben, da immer noch Bomben über London niedergingen. 1943 gebar Caitlin ihre Tochter Aeronwy Bryn, die sie bei sich behielt und nicht zu ihrer Mutter brachte – ein Umstand, den Llewelyn nur sehr schwer verkraftete. Als Dylans Trinksucht keine Grenzen kannte und die Geldnot zu groß wurde, versetzte er Gegenstände seiner Gastgeber. Er stahl deren Hemden und hinterließ ihnen seine schmutzigen. Er stahl Nähmaschinen und Autos um sie im Pfandhaus zu versetzen. Er war davon überzeugt alles auslösen zu können, sobald er nur genug Geld hatte. Aber dazu kam es natürlich nie. Seine Frau Caitlin war keines Wegs entsetzt von Eskapaden dieser Art, sondern fand sie nur gut und recht. Die Reichen, meinte sie, besäßen sowieso unverschämt viel Geld.

Der Krieg tat Dylans Karriere keinen Abbruch. Er wirkte an über hundert Radiosendungen mit, erhielt Aufträge Drehbücher für Film und Fernsehen zu schreiben und veröffentlichte immer wieder Gedichte und Kurzgeschichten. Erst 1947 sollte Llewelyn wieder in seine Familie aufgenommen werden – sechs Jahre nachdem sie ihn bei seiner nun mehr lesbischen Großmutter zurück gelassen hatten.

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Nach einer Reise durch Italien kaufte eine Gönnerin der Familie ein Haus in South Leigh, doch gefiel es den Thomas dort nicht und fordern die Gönnerin auf ein anderes Haus in für sie zu erwerben. Im Oktober 1948 kaufte eben diese Gönnerin, Margaret Taylor, das Boat House, wo Dylan und seine Familie bis zu seinem Tod leben sollten. Magaret Talyor war höchst angetan von Dylan und bot ihm immer wieder an mit ihr zur schlafen oder sogar gemeinsam zu fliehen. Dylan ging nie auf diese Angebote ein, doch pflegte er die Bekanntschaft mit ihr, weil sie ihm, wann immer er darum bat, Geld gab. 1949 wird Colm Garan Hart geboren. Wie immer nimmt Dylan nicht viel Anteil an der Geburt seines Kindes. Wieder kam er eine Woche zu spät ins Krankenhaus und sah dabei so armselig aus, dass Caitlin sich wünschte, er würde sie nicht erkennen und wieder nach Hause gehen.

1950 tritt Dylan seine erste Lesereise nach Amerika an, für Caitlin der Ausgangspunkt für das fatale Ende ihrer Ehe. Amerika ist ein Land des Entertainments, so ist es heute, so war es auch damals. Dylan konnte sich perfekt in Szene setzen und wurde umjubelt und von Frauen umschwärmt. Monate lang zog er in Amerika umher, von einer Universität zu nächsten um Lesungen zu halten. So lange er nicht am Podium vor Publikum stand, trank er. Selten schickte er Geld nach Hause (oft drei Monate lang nicht). Wie viel er tatsächlich verdiente, sagte er seiner Frau nicht. Erst nach seinem Tod erfuhr sie von seinen tatsächlichen Einkünften. Es waren horrende Summen, die er aber alle in Alkohol investierte.

Auf dieser ersten Amerikareise sollte Dylan eine gewisse Pearl kennen lernen, mit der eine Affäre einging. Caitlin hatte nichts gegen „seinen Sex mit Alkohol“ wie sie es sagte, aber diese Affäre war ernster. Dylan gestattete Pearl Privilegien, die bisher nur Caitlin vorenthalten gewesen waren. Caitlin erfuhr von Pearl durch Magaret Taylor, der Gönnerin Dylans, die ihrerseits rasend eifersüchtig war. Von da an wurde Caitlin paranoid. Wann immer Dylan außer Haus war, vermutete sie, dass er bei ihr war. Aus Rache begann auch sie wieder stark zu trinken und ging einige Affären ein. Oft war Caitlin hoffnungslos betrunken, wenn Dylan aus dem Pub nach Hause kam. Dann stürzte sie sich auf ihn und prügelte ihn zur Besinnungslosigkeit. Sie griff in sein Haar und schlug seinen Kopf immer wieder gegen den Fußboden.

Caitlin erwartete 1951 ein weiteres Kind, ließ es jedoch abtreiben um Dylan auf seiner zweiten Amerikareise zu begleiten. Sie wollte auf Dylan aufpassen, darauf achten, dass er nicht soviel trank, doch vorrangig, gab sie zu, wollte sie sich ein wenig Spaß gönnen, wo sie doch seit so vielen Jahren bei den Kindern bleiben hatte müssen. Diese zweite Reise wurde ein einziges Fiasko. Nicht nur, dass Caitlin sich ebenso schrecklich benahm wie ihr Mann, sie musste auch zu sehen, wie Dylan mit jeder Frau mitging, die ihm ins Ohr hauchte. Beide gaben sie viel Geld aus. Dylan für das Trinken, Caitlin für schöne Kleider. Llewelyn wurde in diesem Sommer der Schule verwiesen, weil seine Eltern darauf vergessen hatten, das Schulgeld zu bezahlen.

1952 starb erst Dylans Vater, dann seine Schwester.

1953 unternahm Dylan zwei weitere Lesereise durch Amerika. Caitlin blieb diesmal zu Hause und konnte so nicht wissen, dass Dylan erneut eine ernsthafte Affäre mit einer Frau einging. Obgleich sie es nicht wusste, beschloss sie für sich, dass ihre Ehe am Ende war und schrieb dies auch an Dylans Manager. Die vierte Amerikareise war Dylans letzte. Als alter Angeber behauptete er achtzehn Gläser Whisky getrunken zu haben. (Bei späteren Recherchen und Interviews der Barbetreiber stellte sich heraus, dass es nicht annähernd so viele gewesen waren und Dylan wie üblich übertrieb.)

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Danach brach Dylan zusammen, lag noch einige Tage im Krankenhaus im Alkoholkoma und starb schließlich am 09. November 1953.

Caitlin kam zwar an sein Sterbebett, doch war sie so betrunken und umstellt von Schaulustigen, dass sie einen fürchterlichen Wutausbruch und Nervenzusammenbruch erlitt und in eine psychatrische Anstalt überwiesen wurde. Dort teilte man ihr wenige Tage später den Tod ihres Mannes mit. Sie brachte seinen Leichnam zurück nach Wales, was man ihr nicht gleich gestatte, da New York den Leichnam behalten wollte. Dylan wurde in Laugharne, seinem Heimatort bestattet.

Caitlin zog bald aus dem Boat House aus. Es verschlug sie nach Italien, wo sie einen neuen Partner fand und ihm noch mit neunundvierzig Jahren einen Sohn schenkte. Zwanzig Jahre lang blieb sie alkoholsüchtig, bis sie sich mit sechzig bei den Anonymen Alkoholikern einschrieb. Sie starb im Alter von einundachtzig Jahren und wurde auf ihren Wunsch hin in Laugharne neben Dylan bestattet.

Seite 5 PS Vergessene Autoren und Autorinnen des 19. und 20. JH Julia Rotter 0701273

Gründe für Dylan Thomas vergessen: 112 Übersetzungen im Index Translationum gefunden - was dafür, dass man ihn zu seiner Zeit mit Shakespeare gleichsetzte, recht schmächtig anmutet. http://databases.unesco.org/xtrans/a/openisis.a?a=Thomas+Dylan&stxt_1=&stxt_2=&stxt_3 =&sl=&l=&c=&pla=&pub=&tr=&e=&udc=&d=&from=&to=&tie=and

Dylan Thomas ist nicht vergessen: o 1967 Cover Sgt Pepper’s Lonely Hearts Club der Beatles o Bob Dylan hat sich nach ihm seinen Namen gewählt o 2007 veröffentliche die Zeit einen Artikel über ihn http://www.tagesspiegel.de/zeitung/Sonntag;art2566,2259336 o 2008 soll ein biografischer Film mit Namen „Caitlin“ in die Kinos kommen (Biofilmwelle) http://www.imdb.com/title/tt0497338/ o Wikipedia berichtet von ihm http://en.wikipedia.org/wiki/Dylan_Thomas o der Dylan Thomas Prize dotiert mit 60.000 Pfund wird heute noch verliehen http://www.thedylanthomasprize.com/index.html o Mit Dylan Thomas durch Wales – Reisetour http://www.schwarzaufweiss.de/england/wales1.htm o Im Katalog der Wiener Bibliotheken finden sich 38 Werke o Thomas Dylan Homepages: o http://www.dylanthomas.com/ o http://www.dylan-thomas.de/ o http://www.undermilkwood.net/ o http://www.dylanthomas.org/

Sgt. Pepper’s Lonely Heats Club – The Beatles 1967

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PS Vergessene Autoren Hanna Prandstätter Dylan Thomas

Rezeption und mögliche Gründe für sein Vergessenwerden

Auch heute noch spalten sich die Meinungen über den walisischen Schriftsteller Dylan Thomas. Diese Streitfrage stellt sich bereits zu Lebzeiten Thomas und zieht sich auch nach seinem Tod durch die gesamte Rezeptionsgeschichte. Als „vielseitigen Autor, einerseits populär andererseits oft kritisiert“ beschreiben ihn John Goodby und Chris Wigginton in „Dylan Thomas Critical Essays“. Betrachtet man die Rezeptionsgeschichte Thomas` Werke nach seinem Tod, so fällt auf, dass sie sehr wenig behandelt wurden, vor allem die Behandlung durch die gängigen literaturwissenschaftlichen Methoden fiel nur sehr gering aus. (so Goodby und Wigginton) Die englische Bibliographie Walford listet zum Beispiel keine Werke nach Mitte 1970 auf, die sich mit der Rezeption Dylan Thomas` Werke beschäftigt. Bemerkenswert ist auch, dass die 1962 herausgegebene kommentierte Ausgabe „Collected Poems“ 1996 erneut, jedoch unverändert aufgelegt wurde.

Warum zeigen die letzten 40 Jahre keinen, bzw wenig, Einfluss auf die Rezeption Dylans Werke?

Nach Goodby und Wigginton ist es kein Übersehen, beziehungsweise Vergessen seines Werks, vielmehr machen sie eine Hand voll Gründen für die fehlende Rezeption verantwortlich. Thomas` Werk war schon zu seinen Lebzeiten unterschiedlichsten Reaktionen ausgesetzt, dies beeinflusste die Rezeption auch nach seinem Tod. Kein Autor mit vergleichbarem Ruf löste solch lang anhaltenden Uneinigkeiten auf Seiten der Kritik aus. Eines der Grundprobleme stellte vor allem die Unterscheidung zwischen biographischen Bezugspunkten und seinem literarischen Werk dar, genauer die Trennung zwischen seines ausschweifenden Lebensstils und seines exzessiven Schreibstils. Sein Werk wurde viele Male im Hinblick auf seine Biographie gelesen, was wie auch die Literaturgeschichte oftmals zeigte zu einer Fehlrezeption führen kann (man denke an die Rezeption Goethes Werther und dem folgenden Wertherfieber). Die zwischen 1950 und 1970 populäre psychoanalytische Methode nahm sich der Interpretation Thomas` Werk zwar weitgehend an, doch auch hier manifestieren sich zwei gänzlich gegensätzliche Standpunkte. Einerseits die kritisierenden Schriften David Holbrooks („Dylan Thomas, The Code of Night“) andererseits Walford Davies der sich für Thomas einsetzte. Holbrook beschäftigte sich mit Hilfe der psychoanalytischen Methode mit Thomas` Werk, neigt jedoch dazu eine direkte Verbindung zwischen Text und Leben des Autors zu propagieren. Holbrooks Schriften schaden dem Ruf Thomas` und somit seiner Rezeption, da Holbrook den Anschein hervorrief, dass ein psychoanalytischer Zugang zu Thomas` Werk nur ein Negativer sein kann.

Die stärkste Kraft, welche Thomas` Rezeption beeinflusste war und ist „the importance of Thomas` Welshness“, also die Bedeutung seiner Heimat, Umgebung und Ort seines schriftstellerischen Schaffens, Wales. Eine wissenschaftlich kritische Annäherung an die Bedeutung von Wales für das Werk Thomas` ist laut Goodby und Winnington kompliziert, da es sehr leicht zu einer Stereotypisierung und Simplifizierung kommen kann. Sie fordern daher ein feineres Verständnis in der Auseinandersetzung mit diesem Thema. Dazu muss der historische Kontext sprich die Abhängigkeit Wales von Großbritannien beachtet werden. Thomas erlitt noch zu Lebzeiten immer wieder bösartige Angriffe von Seiten der herrschenden englischen Literaturkritik und nicht lange nach seinem Tod wurde sein Ruf durch Robert Graves schwerwiegend beschädigt. Graves bezeichnete Thomas als „demagogic Welsh masturbator who failed to pay his bills“. Dieser Ausspruch manifestiert die Vorurteile beziehungsweise die Abneigung Englands. Thomas Ruf als Autor verlor nach seinem Tod an Wichtigkeit, bildete sich doch kurz nach seinem Tod eine Gruppe junger Schriftsteller die sich genau gegen das aussprachen wofür Thomas stand (Larkin, Enright, …) In den 1960er Jahren findet in England eine Debatte um die nationale Identität des Landes statt, auch in der Literatur, in welcher die Werke Thomas` eher ausgespart bleiben. Der Konflikt zwischen Großbritannien und Wales spielt auch in der Rezeption Thomas` eine nicht unbedeutende Rolle, immer wieder stellt sich die Frage welcher Opposition er angehört, auch wenn er generell als walisischer Autor gilt.

Kennzeichnend in allen Werken, welche ich zum Thema der Rezeption über Dylan Thomas finden konnte, ist die starke Polarisierung, welche der Autor hervorruft, es herrscht nach wie vor Uneinigkeit und auf die Frage warum sich die Kritik all die Jahre nicht eingehender mit dem Werk beschäftigte fand ich kaum Antworten. Zwar konnte ich einige Thesen finden, welche vermutlich dazu beigetragen haben, doch eine wirkliche Erklärung war nicht auszumachen, da es diese vielleicht auch nicht gibt. Es sind also unglaublich viele Teilaspekte die hier zusammenwirken. Dies macht es jedoch leichter eine Grundthese für sein immer gründlicheres Vergessen festzmachen. Ich würde sein Vergessen schlussfolgernd auf die fehlende literaturkritische beziehungsweise literaturtheoretische Reflektion zurückführen. Dylan Thomas, ein Schriftsteller der lange Zeit polarisierte, Leser wie auch Kritiker, rückt langsam auf Grund fehlender wissenschaftlicher Auseinandersetzung mit seinem Werk aus dem Blickfeld.

Michael Luger Referat: Dylan Thomas 19.05.2008 Matr.-Nr.: 0504591 Aktuelle Rezeption und Verfügbarkeit

Dylan Thomas: Aktuelle Rezeption und Verfügbarkeit seiner Werke

Das Verzeichnis Lieferbarer Bücher (VLB) legt den Verdacht nahe, dass Dylan Thomas’ Wer- ke zumindest zu Teilen in Gefahr sind, vergessen zu werden. Eine Suche nach dem Autor er- gibt zwar 22 Titel, darunter sind allerdings allein acht Ausgaben seines Hörspiels „Under Milk Wood“ und zahlreiche Sammlungen von Briefen und Erzählungen. Thomas’ lyrische Werke sind in der Unterzahl, zuletzt erschien „Die Liebesbriefe“ im Jahr 2008 (Fischer Taschenbuch). In Sachen Lyrik ist der 1995 im Hanser Verlag veröffentlichte Band „Windabgeworfenes Licht“ – eine Gedichtsammlung – hervorzuheben.

Ein genauerer Blick auf die Verfügbarkeitssituation von Dylan Thomas’ Werken erhärtet die Gefahr des Vergessens allerdings nicht. Das Online-Kaufhaus Amazon hat in seiner amerikani- schen, britischen, französischen und deutschen Version jeweils weit mehr als 100 Werke im Angebot, amazon.com listet unter dem Autorennamen etwa 642 Suchresultate auf, die britische Version gar 723 und die deutsche immerhin noch 59 deutsche und 444 englische Ergebnisse.

Auch in der populären Rezeption scheint Thomas alles andere als Vergessen. Seit Mai führt das Londoner Tricycle-Theater „Under Milk Wood“ neu auf. Im Juni soll der Kinofilm „“ über Dylan und seine Ehefrau Caitlin Thomas mit den Darstellern Matthew Rhys, und erscheinen. Vor allem „Under Milk Wood“ wird in zahlreichen Theatern auch im deutschsprachigen Raum aufgeführt, im Staatstheater Darmstadt beispielsweise von einem Jugendclub. Dieser Fokus auf „Under Milk Wood“ einerseits und sein Privatleben anderseits, der in der Rezeption von Dylan Thomas auffällig häufig ist, ist vor allem für die Schaffenszeit des Dichters eine Besonderheit. Thomas ist heute weniger für seine Lyrik bekannt, als für seinen ausschweifenden, von Alkohol geprägten und gezeichneten Le- bensstil.

Thomas war so etwas wie ein Popstar bevor es Pop überhaupt gab. Der englische Guardian etwa schreibt im März dieses Jahres: „Dylan Thomas lived the rock'n'roll lifestyle before rock'n'roll was invented.“1 Der Berliner Tagesspiegel zitiert im April 2007 Pop- und Rockgrö- ßen, die sich über Thomas geäußert haben: "’Wir alle mochten Dylan Thomas’, hat Paul Mc- Cartney einmal gesagt, mehr noch, ‚ich glaube, dass John seinetwegen zu schreiben begann.’ Die Beatles haben ihren Helden auf dem Cover von ‚Sgt. Pepper’ verewigt. Mick Jagger von den Rolling Stones wollte das Leben des Dichters verfilmen. John Cale hat seine Gedichte ver- tont. Und Bob Dylan heißt Bob Dylan, weil er ein Fan von Dylan Thomas ist.“2

Der erwähnte John Cale – eine über Jahrzehnte prägende Figur der Popmusik – erzählt weiter: „Jedes Kind in Wales kennt den Text, überall gibt es Laienspielgruppen, die ‚Unter dem Milchwald’ aufführen. (...) Dylan war Teil des Lehrplans. Man konnte in Wales nicht aufwach- sen, ohne seine Texte zu lieben, auch wenn man sie nicht verstand."3 2007 ist Dylan Thomas in englischen Secondary Schools wieder auf den Lehrplan gesetzt worden und beschäftigt Jugendliche von 11 bis 14 Jahren im Unterricht. Auch auf Lehrplänen in deutschen Schulen ist

1 The Guardian, 12.3.2008 2 Der Tagesspiegel, 29.4.2007 3 Frankfurter Allgemeine Zeitung, 9.6.2007 1 Michael Luger Referat: Dylan Thomas 19.05.2008 Matr.-Nr.: 0504591 Aktuelle Rezeption und Verfügbarkeit gendliche von 11 bis 14 Jahren im Unterricht. Auch auf Lehrplänen in deutschen Schulen ist Thomas häufig zu finden.

Seine Popularität hängt ganz grundlegend mit seinem Lebensstil zusammen. Thomas’ Tochter Aeronwy sagt: "In Wales gab es eine puritanische Gegenbewegung. Den Leuten gefiel die Vor- stellung nicht, dass ihr wertvollstes kulturelles Exportgut als Trunkenbold und Frauenheld bekannt war, als Bohemien und leichtlebiger Mensch. Aber mit der Zeit wurde einigen Leuten in der Tourismusbranche und im Gemeinderat klar, dass mit diesem Mann ein Geschäft zu machen war."4 In seinen letzten Lebensjahren konnte auch Thomas selbst schon diese Form der Popularität noch miterleben. Seine Lesereisen durch die USA glichen einem Triumphzug. Die Motivation, eine Dylan-Thomas-Lesung zu besuchen, bestand aber offenbar nicht nur in der Wertschätzung seiner Lyrik. „But what drew crowds from New York to San Francisco, and on every college campus in between, was not just the performance; it was the possibility that Thomas would finally, irreparably, crack up. Elizabeth Hardwick remembered how professors and students alike were mesmerized by his alcoholic high-wire act: “Would he arrive only to break down on the stage? Would some dismaying scene take place at the faculty party? Would he be offensive, violent, obscene? These were alarming and yet exciting possibilities.”5, analysiert das US-Magazin New Yorker Thomas’ Faszination.

Der Vergleich zu heutigen Celebrities, deren Berühmtheit hauptsächlich auf dem Voyeurismus ihrer Anhänger aufbaut als auf besonderen Leistungen auf künstlerischem Gebiet, liegt hier nahe. Die Masse an Rezipienten erinnert sich an Dylan Thomas nicht wegen seiner Lyrik, son- dern vielmehr wegen seines Lebenswandels. Nicht nur behandelt beinahe jeder in den letzten Jahren in Zeitungen und Zeitschriften erschienene Text über Thomas seinen Alkoholismus und seine Untreue, es sind auch allzu oft diese Themen, die in der Thomas-Rezeption übrigbleiben. Andererseits findet der Dichter auch aus genau diesem Grund doch immer wieder noch neue Leser. Auch im nichtliterarischen Alltag taucht Thomas nach wie vor regelmäßig auf: Ein er- folgreiches irisches Rennpferd trägt seinen Namen, Ex-James-Bond-Darsteller Pierce Brosnans Sohn heißt nach dem Dichter Dylan Thomas Brosnan und die US-Präsidenten Clinton, Nixon und Carter pilgerten zu Thomas Geburtsort Laugharne in Wales. Die britische Zeitung Inde- pendent schreibt: “The popular reputation of Dylan Thomas has continued to grow since his death. Though some critics found the florid rhetoric and romanticism of his work overdone, these were exactly the aspects which appealed to the wider public.”6

Allein in der Jahren 2000 bis 2004 wurden 15 seiner Werke neu übersetzt, unter anderem auf Japanisch, Hebräisch, Tschechisch, Polnisch, Portugiesisch, aber auch auf Deutsch.7

4 Frankfurter Allgemeine Zeitung, 9.6.2007 5 The New Yorker, 5.7.2004 6 The Independent, 30.11.2005 7 Quelle: Index Translationum 2

„The Welsh Rimbaud“, 18 Poems (1934)

The force that through the green fuse drives the flower Drives my green age; that blasts the roots of trees Is my destroyer. And I am dumb to tell the crooked rose My youth is bent by the same wintry fever.

(The force that through the green fuse drives the flower, Dylan Thomas, 1933)

Im April 1934 gewann Dylan Thomas, damals 20 Jahre alt, den Sunday Referee’s Poet’s Corner Prize und sein erstes Werk wurde veröffentlicht. 500 Kopien wurden produziert und 1936 wurde eine zweite Auflage in Druck gegeben.

18 Poems wurde von der Fachpresse als eines der „bemerkenswertesten Bücher“ des Jahres gefeiert.

In seinen Gedichten vereinen sich der Einfluss der Moderne des frühen 20. Jahrhunderts und die literarischen Grössen der Vergangenheit – vor allem die Dichter der Romantik, wie zum Beispiel William Blake und Thomas Chatterton. Auch Arthur Rimbaud zählte zu seinen Vorbildern.

Die Themen und Ideen, die Dylan Thomas beschäftigten und inspirierten waren: das Schreiben selbst, Religion und Christentum, die Vergangenheit, die moderne Welt und die Natur, sowie Geburt, Tod, Liebe und Angst.

Bereits mit 25 Jahren war er einer der berühmtesten und zugleich hochumstrittensten Dichter seiner Zeit.

The broken halves are fellowed in a cripple, The crutch that marrow taps upon their sleep, Limp in the street of sea, among the rabble Of tide-tongued heads and bladders in the deep, And stake the sleepers in the savage grave That the vampire laugh.

(My world is pyramid, Dylan Thomas, 1934)

Name: Rumpler Flora, Matrikelnummer: 0347367, Studienkennzahl: A296

Under Milk Wood- A Play for Voices by Dylan Thomas

Entstehung des Hörspiels Under Milk Wood zieht sich über zehn Jahre; Ursprünglich: Stück mit durchgehender Handlung geplant, das Thomas The Town was Mad nannte (wäre dramatische Form, mit Handlung, Entwicklung, Auflösung, geworden); 1944: Hörspiel Quite Early One Morning gilt als Vorstufe zu Under Milk Wood (UMW)

Revision 1949: Veränderung der Handlung zu einfacher Zeitsequenz-Beschreibung, Stimmencollage (69 Stimmen); episodenhaft aneinander gereihte Form von Kurzbildern, die einen Tag im Leben der Bewohner des kleinen, fiktiven, walisischen Dorfs namens Llareggub (rückwärts gelesen: „bugger all“, „alles Mistkerle“) zum Thema hat; Vielzahl sprachlicher Stile und Redeformen (Dialog, Vers, Lied, Stimmenmuster, Erzählung); 3 Erzähler: einer davon ist blind! Querschneiden zwischen Szenen; Llareggub als Weltallegorie und Idealisierung eines Orts der Zeitlosigkeit

1953: endgültiger Titel Under Milk Wood entsteht; Stück ist noch immer nicht fertig gestellt 3. Mai 1953. Urlesung von UMW durch Dylan Thomas im Fogg Museum Harvard 14. Mai 1953: erste Bühnenlesung mit 6 Schauspielern im Poetry Center NY; großer Erfolg; UMW noch immer nicht fertig gestellt; immer wieder Umarbeitungen einerseits für Radioversion andererseits für Bühnenlesungen; Sept. 1953: Thomas übergibt „endgültiges“ Manuskript an BBC; enthält jedoch Liste mit zahlreichen Erweiterungen; UMW wurde nie vollendet→ Schluss wirkt forciert; 24., 25.Okt. 1953: Thomas hält zwei weitere Bühnenlesungen in NY; stirbt am 9.November des Jahres

Jänner 1954: Erstsendung der BBC London von UMW , gesprochen von Schauspielern ausschließlich walisischer Abstammung (u.a. Richard Burton!); Englische Originalausgabe erscheint im gleichen Jahr im Druck; Bald darauf Übersetzung in andere europäische Sprachen und ins Japanisch Nachdichtung von Erich Fried Unter dem Milchwald im selben Jahr; deutsche Erstsendung im NWDR Hamburg im September 1954 deutsche Buchausgabe im Drei Brücken Verlag (Heidelberg) 1954;

1954: Prix Italia für UMW als bestes Hörspiel

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Zahlreiche Bühnen- und Fernsehadaptionen: 1956: erste Bühnenadaption in England; Regie: Douglas Cleverdon; wenig erfolgreich, Problematik: andere Geschwindigkeit des Theaters; Ort-Zeitwechsel können nicht so rasch erfolgen wie im Hörspiel Verdopplung: Illustration der bereits beschreibenden, illustrierenden Worte

1961: Bühnenadaption von William Ball in New York mit Tänzern und unrealistischem Bühnenbild→ funktioniert besser 1957: Fernsehübertragung (von BBC gesendet); wenig erfolgreich 1971: Verfilmung von Andrew Sinclair mit Richard Burton, Elizabeth Taylor, Peter O´Toole; erfolgreicher; ähnliche Darstellungstechniken von Hörspiel und Film (Überblendungen, Montage, Schnitt) erweisen sich als hilfreich für die Verfilmung; dennoch: Subtilität der rein akustischen Übertragung kann nicht erreicht werden→UMW erzielt beste Wirkung als Hörspiel oder Bühnenlesung: 1988: George Martin (Beatles-Produzent) erarbeitet eine Neufassung mit ausschließlich walisischen Stimmen; Anthony Hopkins spricht „First Voice“; Musik von Elton John, Tom Jones, Mark Knopfler;

2003: jüngste deutschsprachige Version inszeniert von Regisseur Götz Fritsch; gewinnt Preis für Bestes Hörbuch 2006

2006: österreichischer Komponist Akos Banlaky vertont Unter dem Milchwald

Kaum wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Under Milk Wood (abgesehen von einer Ausgabe für Schulunterricht von Howard Fink); es finden sich nur Essays und Aufsätze Mögliche Gründe: „skandalöse“ Biographie des Autors steht weiterhin im Zentrum; UMW erweist sich als wenig inhaltsschwanger: Thomas betont immer wieder die sekundäre Rolle der Bedeutungsebene und des Inhalts von UMW; im Zentrum steht der akustische Effekt, der Klang der Worte (Erfolg von UMW hängt stark an ergreifend-sentimentaler Vortragsweise Dylan Thomas´) Kaum sozialkritische Anhaltspunkte obskurer, surrealer Stil ruft Unverständnis hervor

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Rebecca’s Töchter von Dylan Thomas

Inhalt:

Im Jahre 1842 kommt es in Wales zu Bauernaufständen, da der Adel die Bauern durch Zollschrankengebühren ausbeutet. Zuerst sind die Bauern machtlos, doch dann erscheint der unbekannte Held, der sich als Rebecca tarnt und zum gewaltlosen Aufstand aufruft. Mit seiner Hilfe können die Zollschranken abgeschafft werden und alles endet friedlich. Natürlich beinhaltet die Story auch eine Liebesgeschichte vom Helden und seiner mutigen Verehrerin, die ebenfalls ein gutes Ende nimmt.

Interessante Aspekte zum Buch:

Das Buch Rebecca’s Töchter wurde 1945 geschrieben, aber erst postum 1965 herausgegeben und 1983 ins Deutsche übersetzt. Ein interessanter Aspekt ist die Bibelstelle von der Dylan Thomas den Titel für das Buch wählt und sie in die Handlung einflechtet. So war Rebecca in der Bibel eine wichtige Gestalt, denn sie war die Mutter vieler Nachfahren und so die Übermutter zweier biblischer Völker. Diese Allegorie übernimmt Anthony, der Held des Buches, und setzt sich selbst als Rebecca an die Spitze. Statt eigener Nachfahren führt er die betroffenen Arbeiter und Bauern an, um sich gegen die Ungerechtigkeit des Adels zu wehren. Sind es in der Bibel die Tore der Feinde die es einzunehmen gilt, so müssen im Buch die Zollschranken vernichtet werden.

Das nun wesentlich Besondere an diesem Buch ist, dass es geschrieben ist wie ein Drehbuch. Dylan Thomas wollte damit eine neue Form der Literatur schaffen. Er setzte sich selbst einige Regeln, wie diese neue Form des Romans nun zu schreiben sei. Es wäre das Original Skript genau in dieser speziellen Form zu schreiben, dass man es ohne neue Bearbeitung drehen könnte. Das ist ihm bei Rebecca’s Töchter auch gelungen, wobei zu erwähnen ist, dass einige Anweisungen zu Kameraeinstellungen, bei dieser Ausgabe, weggelassen wurden, um nicht zu befremdlich auf den Leser zu wirken. So muss man sich jede Szene also bildlich vorstellen, wie einen Film. Anfangs wirkt es für den Leser etwas seltsam, da die Sätze nicht sonderlich schön ausformuliert sind, sondern eben nur zur Beschreibung der Szenen dienen, und kurz und schmucklos dastehen. Doch man kommt schnell in diesen Schreibstil hinein, außerdem lenkt die Handlung von der Form ab. Dylan Thomas ist hiermit also eine neuartige Form des Romans gelungen, die es jedoch nicht schaffte sich durchzusetzen.

Dylan Thomas ist gar nicht so unbekannt, wird er doch in seiner Heimat als Nationaldichter gefeiert. Seine poetischen Werke, allem voran Unter dem Milchwald, erfreuen sich auch heute noch von großer Beliebtheit, überhaupt als Theater oder Hörbücher. Von Rebecca’s Töchter ist jedoch kaum etwas zu lesen. In Biographien findet man Hinweise unter welchen Umständen Gedichte oder Kurzgeschichten entstanden sind, während Rebecca’s Töchter zwar Erwähnung findet, aber keine Hinweise zu finden sind, wann Dylan Thomas sich damit auseinander gesetzt hat.

Rebecca’s Töchter ist auch heute noch erhältlich, aber weit schwieriger als andere Werke zu erwerben. Im Internet findet man einiges zu Unter dem Milchwald und auf vielen Seiten findet man Übersetzungen von einzelnen Gedichten. Zu Rebecca’s Töchter findet man, wenn überhaupt, die Anmerkung, dass es als Drehbuch geschrieben wurde, aber ohne Angaben zum Hintergrund.

Verfilmung:

Dylan Thomas schrieb Rebecca’s Töchter für eine Firma und es sollte auch produziert werden, doch die Firma ging pleite. In diesem Durcheinander ging das Drehbuch dort verloren und verschwand so aus dem Blickfeld jeglicher Produzenten. Vor einigen Jahren entdeckte der Produzent Chris Sievernich das Buch Rebecca’s Töchter in einem Second Hand Laden, die er gerne durchstreifte und kaufte es. Er war verwundert, da ihm dieses Werk von Dylan Thomas vorher nie aufgefallen war. Es gefiel ihm so gut, dass er die Rechte erwarb es zu verfilmen, doch wurde das Drehbuch etwas überarbeitet um den Humor und die Handlung an die heutige Zeit anzupassen. Der Film Rebecca’s Töchter ist 1991 herausgekommen.