Forschungen Im Karstsystem Des Hirschbergs Im Bregenzerwald (Vorarlberg) 59-66 FB Klampfer Hirschbg 09 XP8 WB Zeitlhofer 08 21.09.09 12:49 Seite 59
Total Page:16
File Type:pdf, Size:1020Kb
ZOBODAT - www.zobodat.at Zoologisch-Botanische Datenbank/Zoological-Botanical Database Digitale Literatur/Digital Literature Zeitschrift/Journal: Die Höhle Jahr/Year: 2009 Band/Volume: 060 Autor(en)/Author(s): Klampfer Alexander, Büchel Emil, Feuerstein Gerhard Artikel/Article: Forschungen im Karstsystem des Hirschbergs im Bregenzerwald (Vorarlberg) 59-66 FB_Klampfer_Hirschbg_09 XP8_WB_Zeitlhofer_08 21.09.09 12:49 Seite 59 © Verband Österreichischer Höhlenforscher, download unter www.biologiezentrum.at Forschungen im Karstsystem des Hirschbergs im 2 Bregenzerwald (Vorarlberg) ZUSAMMENFASSUNG ABSTRACT Mit der Entdeckung des Stierlochs 2001 Exploration of the Karst System und dem Auffinden mehrerer neuer Höhlen Hirschberg, Bregenzerwald, in Folge des großen Hochwasserereignisses Vorarlberg im Sommer 2005 begann am Hirschberg an In 2001 after exploring the Stierloch and der Grenze der Gemeinde Bizau zu Schnep- some other new caves an intensive period fau im Bregenzerwald in Vorarlberg eine of caving started at the area of the Hirsch- neue intensive Forschungsperiode, welche berg next to the border between Bizau and bis heute anhält. Es gelang binnen kurzer Schnepfau, which are small villages in the Zeit, insgesamt über 1,5 km an neuen Höh- Bregenzerwald in Vorarlberg. In a short time lenteilen in vorwiegend (epi)phreatisch ent- more than 1,5 km of new passages in most- Alexander Klampfer wickelten ehemaligen Wasserhöhlen zu er- ly (epi-)preatic caves were mapped. The lar- Steig 20 a / Top 3, 6842 Koblach forschen und zu dokumentieren. Die größ- gest caves of the area, Ferolars-Riese-Höhle, [email protected] ten Höhlen des Gebiets, die Ferolars-Riese- Unwetterhöhle and Stierloch may be parts Höhle, die Unwetterhöhle sowie das Stier- of a bigger cave system. Emil Büchel loch dürften Teile eines größeren zusam- Albert Lortzingstraße 3, 6850 Dornbirn menhängenden Höhlensystems darstellen. Ein genetischer Zusammenhang scheint auf Gerhard Feuerstein Grund der Anlage und des Bewetterungs- Sonnenstr. 333, 6874 Bizau schemas als sehr wahrscheinlich. EINLEITUNG Bereits Ende der 1960er und Anfang der 1970er Jahre mit Ausnahme des Stierlochs um vorwiegend horizon- war das Hirschbergmassiv Ziel höhlenkundlicher Un- tal entwickelte episodisch aktive Wasserhöhlen han- tersuchungen, wobei man sich damals hauptsächlich delt. Nahezu alle bis dato bekannten Eingänge wurden auf die höher gelegenen kleinen Plateaubereiche der im Sommer 2005 nach dem großen Hochwasserereig- Wölflersgunten- und Osterguntenalpe konzentrierte. nis lokalisiert, da es damals zu einem Anspringen der In den 1980er und 1990er Jahren folgten weitere punk- Höhlen kam. Zu den bedeutenden Höhlen zählen zur- tuelle Forschungen im Bereich der zuvor genannten zeit die Ferolars-Riese-Höhle (1128/37) mit 734 m Län- Karrenfelder (Abb. 1). ge und 40 m Vertikalerstreckung, die Unwetterhöhle Im Winter 2001 wurde im Rahmen einer Wanderung (1128/34) mit knapp 700 m begangenen Höhlenteilen der ausgeschmolzene Einstieg zum Stierloch (1128/28) und rund 80 m Tiefe (516 m davon sind derzeit vermes- in einer ehemaligen Schipiste, wenige Meter entfernt sen bei 63 m Höhenunterschied) sowie das Stierloch vom Sessellift auf die Oberhirschbergalpe entdeckt. Im mit 301 m Länge und 70 m Tiefe. Diese drei Höhlen Juni darauf wurden der verstürzte Einstiegsschacht trennen je etwa 500 m Distanz, wobei einige offene freigelegt und die dahinter liegenden Höhlenräume Fortsetzungen und vor allem die sehr starke Wetterfüh- erstmals befahren und anschließend vermessen. Die rung in allen Objekten möglicherweise auf ein großes Entdeckung des Stierlochs war der eigentliche Anstoß zusammenhängendes Höhlensystem schließen lassen. zu einer neuen und teils sehr intensiven Forschungs- Im Jahr 2003 wurden im selben Gebiet vom Institut für periode in einem bis dahin höhlenkundlich vernach- Angewandte Geologie an der Universität Karlsruhe lässigten Bereich. In den letzten Jahren konnten so hydrogeologische Untersuchen durchgeführt, auf einige weitere Höhlen neu in den Österreichischen deren Ergebnisse in diesem Artikel ebenso ansatz - Höhlenkataster aufgenommen werden, wobei es sich weise eingegangen wird (Abb. 1). Die Höhle / 60. Jg. / Heft 1-4/2009 59 FB_Klampfer_Hirschbg_09 XP8_WB_Zeitlhofer_08 21.09.09 12:50 Seite 60 © Verband Österreichischer Höhlenforscher, download unter www.biologiezentrum.at Klampfer, Büchel, Feuerstein / Forschungen im Karstsystem des Hirschbergs im Bregenzerwald (Vorarlberg) 120.000 122.000 124.000 126.000 Objekt in Warteliste Kleinhöhle Mittelhöhle Großhöhle Eingabestellen Färbeversuch Probeentnahmestellen nachgewiesene Fließwege Höhlenverlauf Gemeindegrenze 2 4 Isolinien 50 m 8 . 0 0 Ulfenalpe 0 Bizau (681 m) 34 28 Wölflersguntenalpe 35 Oberhirschbergalpe Hirschberg (1834 m) 30-33 1600 m 37 1300 m ? Ostergunten- 2 4 10 6 00 alpe m . 0 0 Schnepfau, (734 m) 0 Abb. 1: Übersicht Hirschberg - massiv, A. Klampfer unter Bregenzer Ache Verwendung der Karten von Ludwig (2004) und Kerkhecker (2004). DAS GEBIET Der 1834 m hohe Hirschberg liegt nahe den Orten Bi- ßenbach. Im Osten ist der Osterguntenbach Begren- zau und Bezau im Bregenzer Wald. Während die Hän- zung, welcher den Hirschberg vom Diedamskopf ge Richtung Norden felsdurchsetzt steil abbrechen, ist trennt, während im Westen seine Ausläufer nach Bizau das Gelände an der Südseite größtenteils weniger und Schnepfau reichen. schroff, obwohl hier ebenfalls Felsstufen anzutreffen An der Nordwestflanke führt ein Sessellift von etwa sind. Hier liegen zahlreiche Almen welche, besonders 800 m Länge bis auf eine Höhe von 1430 m, der ein in trockenen Sommern, mit der Wasserknappheit des mittlerweile stillgelegtes Schigebiet erschloss. Die Karstgebiets zu kämpfen haben. zahlreichen Almen sind fast alle durch Güterwege Umgrenzt wird der Hirschberg im Norden durch das erschlossen, was die Höhlenforschung in diesem Tal des Bizauer Baches und im Süden durch den Wei- Gebiet stark erleichtert (Abb. 1). GEOLOGIE UND HYDROLOGIE Geologisch gehört das Gebiet dem Helvetikum an, das lich differieren kann. Im Folgenden wird nur ein klei- seine Hauptverbreitung in der Schweiz findet, aber ner, für die Verkarstung relevanter Teil dargestellt. Es auch weiter nach Osten streicht. Das bedeutendste handelt sich um folgende kreidezeitliche Schichten: Karstplateau ist hier der Gottesacker mit seiner höch- Quintner Kalk, Zementsteinschichten, Palfrisschich- sten Erhebung, dem Hohen Ifen (2230 m). Innerhalb ten, Oerflaschichten, Kieselkalk, Drusbergschichten dieser Einheit liegt als Antiklinale der Hirschberg par- und Schrattenkalk (Richter, 1969). allel zur Falte, die im Süden den Diedamskopf, bereits Hinsichtlich der Verkarstung tritt im Helvetikum der an der Grenze zwischen Flysch und Helvetikum, bil- Schrattenkalk in den Vordergrund, der von den Wasser det. Im Norden erhebt sich parallel dazu die Antiklina- stauenden tonig-mergeligen Drusberschichten unter- le der Niedere und der Winterstaude. Auch diese Berg- lagert wird. Dies bewirkt oftmals die Ausbildung von kette liegt im Helvetikum und stellt ein ähnliches, al- Schichtgrenzhöhlen. lerdings höhlenkundlich noch nahezu unbearbeitetes, Obwohl der Schrattenkalk nur Mächtigkeiten von bis karsthydrologisches System wie der Hirschberg dar zu 120 m aufweist, können aufgrund der meist ge - (Goldscheider & Göppert, 2004). neigten Lagerung Karstsysteme mit beachtlichen Die helvetische Schichtfolge am Hirschberg zeigt ei- Vertikaldistanzen entstehen. Als Beispiel dafür sei das nen komplexen Aufbau, welcher wiederum beträcht- Hölloch (1127/3) im Kleinen Walsertal genannt, 60 Die Höhle / 60. Jg. / Heft 1-4/2009 FB_Klampfer_Hirschbg_09 XP8_WB_Zeitlhofer_08 21.09.09 12:50 Seite 61 © Verband Österreichischer Höhlenforscher, download unter www.biologiezentrum.at Klampfer, Büchel, Feuerstein / Forschungen im Karstsystem des Hirschbergs im Bregenzerwald (Vorarlberg) welches eine Gesamtlänge von 10.637 m und eine westlich des Hirschbergs größere Karstquellen liegen, Höhendifferenz von 452 m aufweist (Stand Februar die den Karstkörper entwässern, taucht der Karstwas- 2009: www.hoelloch.de). serspiegel im Gemeindegebiet von Schnepfau an der Wie in allen Karstgebieten erfolgt auch im Hirschberg- Südwestseite des Bergs den Erkenntnissen nach unter massiv die Entwässerung größtenteils unterirdisch, das Geländeniveau ab und tritt nur bei größerem Was- wobei Quellen im Westen wie auch im Osten den serangebot zutage (Kerkhecker 2004, & Ludwig, 2004). Karstkörper entwässern. Im Rahmen von Färbeversu- Bei außerordentlichen Hochwasserereignissen wie im chen des Instituts für Allgemeine Geologie an der Uni- Sommer 2005 kommt es zu einem Anspringen der pe- versität Karlsruhe wurden Wasserwege von teilweise riodisch aktiven Quellhöhlen an der Westseite des über 4 km Luftdistanz nachgewiesen (Ludwig, 2004). Hirschbergs, welche dann als Überlauf fungieren. In Hohe Fließgeschwindigkeiten lassen auf stark verkar- der Unwetterhöhle (1128/31) kam es aus diesem stetes Gestein mit guten Wasserwegsamkeiten im Un- Grund zu einem Anstauen der Wassermassen von tergrund schließen. Während im Talraum von Bezau mindestens 80 Höhenmetern. DIE HÖHLEN Feuerstein, in mehreren Touren eine abwärtsführende Das Stierloch (1128/28) verstürzte Fortsetzung zu überwinden und erstmals Basisdaten: L: 301 m, H: –70 m, HE: 71 m, Sh: 1200 m die großräumigen Teile der Höhle zu betreten. Im Das Stierloch (Abb. 2) liegt nahe der Lifttrasse der Zuge zweier Forschungsfahrten durch Michael Behm, Hirschbergbahnen im Bereich der Unteren Hirschber- Rui Andrade und Alexander Klampfer am 18.