Begleitmaterial

zu

Linie 1 Musikalische Revue von Volker Ludwig und Birger Heymann FREISPIEL – Theater mit Jugendlichen und Erwachsenen Empfohlen für alle ab 12 Jahren

Premiere in den Kammerspielen am 25. April 2011 um 19.30 Uhr

u\hof: Theater für junges Publikum am Landestheater Linz

Redaktion: Anke Held Inhaltsverzeichnis

Zum Stück und zur Inszenierung ª FREISPIEL – Theater mit Jugendlichen und Erwachsenen – ein langer Weg ª Besetzung ª Informationen über das Stück Linie 1 und dessen Handlung ª Informationen über den Autor und den Komponisten von Linie 1 ª Das Regieteam ª Ein Interview mit dem Regisseur ª Informationen zur Ausstattung und zu den Kostümen ª Die SchauspielerInnen ª Das Premierenklassenprojekt

Theaterpädagogisches ª Fragen zur Vor- bzw. Nachbereitung des Stückes ª Ein Theaterprojekt der anderen Art ª Standbilder ª Improvisationen ª Diskussion

Literatur- und Filmempfehlungen

Zum Stück und zur Inszenierung

FREISPIEL Theater mit Jugendlichen und Erwachsenen – ein langer Weg

Die Spielclubarbeit am u\hof: ist seit Begründung dieser Sparte ein fixer Bestandteil des theaterpädagogischen Angebots. Unter der Leitung von professionellen Theater- macherInnen haben in den vergangenen zwölf Jahren zahlreiche Jugendliche und Erwachsene die Bühnenbretter erobert. Sehr engagierte und interessante Projekte sind so am Landestheater zu erleben gewesen. Hintergrundgedanke dieser Inszenierungen war und ist immer, Amateuren, egal ob jugendlich oder erwachsen, Theater auf eine andere Art erlebbar zu machen als nur aus der Sicht des Publikums. Eine Produktion zu erarbeiten und gemeinsam mit anderen auf der Bühne zu stehen, bedeutet immer einen umfangreichen Erfahrungs- prozess für alle Beteiligten. Soziale und kommunikative Fähigkeiten werden weiter entwickelt, die Selbst- und die Fremdwahrnehmung werden geschärft. Durch das Erleben eines Inszenierungsprozesses in all seinen Stufen von der Konzeptions- probe bis hin zur Premiere wird den Beteiligten ästhetische Bildung im Theater- bereich vermittelt. Wenn sie beispielsweise erfahren, wie intensiv und auch anstrengend Proben sind, wie der Einsatz von musikalischen Mitteln Szenen beeinflussen kann und wie Lichtstimmungen den Gesamteindruck prägen, werden sie auf solche Details auch beim Besuch anderer Inszenierung schauen, werden solche Teilaspekte anders wertschätzen und genießen können.

In der Spielzeit 2009/10 begann das u\hof: Team die Inszenierungsarbeit mit Jugendlichen derart zu intensivieren, dass die TeilnehmerInnen im September 2009 erstmals gecastet wurden. Mit den so ausgewählten Akteuren aus Linz und Umge- bung wurde unter der Regie von Holger Schober und Rebecca Hofbauer eine Szenencollage unter dem Titel Küssen verboten! erarbeitet. Erstmalig wurde solch eine Inszenierung in den regulären Spielplan integriert. Es gab insgesamt 12 nahezu ausverkaufte Vormittags- und Abendvorstellungen (1136 ZuschauerInnen). Parallel dazu wurde auch die inhaltliche Arbeit in den Theaterstudios (Theater- studio 1 für 12-15-Jährige unter der Leitung von Thomas Pohl, Theaterstudio 2 für alle ab 30 Jahren unter der Leitung von Dr. Uwe Lohr) überdacht. Endziel sollte eine gemeinsame Stückentwicklung beider Spielclubs sein, die in den Kammerspielen zur Aufführung gelangen sollte. Dazu sollten beide Studios über jeweils zwei Jahre laufen. Im ersten Jahr würde ein Art Basiskurs mit den Schwerpunkten Körper- und Stimmarbeit, szenische Improvisationen und Gruppendynamik stattfinden. Einmal monatlich wären bereits gemeinsame Proben der beiden Studios zu realisieren. Darüber hinaus sollte der regelmäßige Besuch von Landestheaterinszenierungen unterschiedlicher Genre und deren Vor- und Nachbesprechung, ggf. mit Beteiligten, in die Studioarbeit einfließen. Im zweiten Semester des ersten Jahres sollten die Gruppen schon stärker zueinander geführt werden, um zu einem Arbeitsthema zu finden, dass dann die Grundlage für die gemeinsame Stückentwicklung im zweiten Jahr bilden würde. Im September 2009 fanden die jeweiligen Castings statt, und die Arbeit begann wie oben beschrieben. Im Februar 2010 gab es eine inhaltliche Neuorientierung: Auf Intension der Theaterleitung hin wurde von der geplanten gemeinsamen Stückent- wicklung abgesehen. Es sollte nun ein bereits vorhandenes, möglichst sehr populäres Stück umgesetzt werden. So begann das u\hof: Team mit der Suche nach einem geeigneten Stück mit möglichst hohem Bekanntheits- und Beliebtheitsgrad. Außerdem überlegten wir, wer als RegisseurIn in Frage käme. Die Wahl fiel schließlich auf die musikalische Revue Linie 1 und den Regisseur Karl M. Sibelius, dem Dr. Uwe Lohr als Produktionsleiter zur Seite stehen sollte. Bereits im Frühjahr 2010 gab es erste Teamsitzungen mit Karl M. Sibelius, Elisabeth Strauß (Drama- turgin) sowie Anke Held (Theaterpädagogin), in denen die weitere Vorgehensweise und die Ausweitung des Projektes besprochen wurden. Es gab zwei wichtige Eckpfeiler, die die Weiterarbeit im Projekt bestimmten: Zum einen sollten noch vor dem Sommer erneut Castings stattfinden, um neue TeilnehmerInnen zu finden, da die Mitwirkenden der Theaterstudios 1 und 2 ehemals nicht für eine musikalische Revue ausgesucht worden waren, aber sängerische und tänzerische Qualitäten für die Umsetzung von Linie 1 unbedingt erforderlich sein würden. Außerdem wurden aufgrund der Vielzahl an Rollen weitere Darsteller, vor allem Erwachsene, gebraucht. Alle Aktiven aus den Theaterstudios 1 und 2 sollten aber in jedem Fall bei den Castings dabei sein, um die Chance zu bekommen, ihre Fähigkeiten zu zeigen und ggf. bei Linie 1 dabei zu sein. Zum anderen sollte die Einbeziehung von Jugendlichen nicht nur die DarstellerInnen auf der Bühne betreffen, sondern auch die Bereiche Musik (Band), Kostüme und Bühnenbild bzw. grafische Gestaltung. Wir wollten die noch zu bestimmenden pro- fessionellen KollegInnen in diesen Breichen unbedingt für diese Idee begeistern. Bald war auch klar, wer diese KollegInnen sein würden. Es kamen Nebojša Krula- nović als musikalischer Leiter, Silke Fischer und Dido Viktoria Sargent für die Kostü- me und Jan Hax Halama für Bühnenbild/Grafik mit in das Regieteam. Ab Oktober 2010 wurden entsprechende Kontakte hergestellt. Allerdings ging dieser Entwicklung noch eine Änderung voraus: Nachdem Karl M. Sibelius noch im Juli 2010 bei den Castings dabei war, gab er die Regie für dieses Projekts aus privaten Gründen im September 2010 zurück. Statt seiner übernahm der Regieassistent des u\hof:, Kevin E. Osenau, diese Aufgabe. Nachdem er in Zusammenarbeit mit Elisabeth Strauß und Dr. Uwe Lohr aus den knapp 100 gecasteten TeilnehmerInnen 53 auswählte, begann ab Oktober 2010 die Inszenierungserarbeitung unseres Projekts Linie 1. Bis zur Premiere Ende April 2011 sind sieben probenintensive Monate vorbeige- gangen, in denen die Aktiven gemeinsam etwas geschafft haben, dass ihr Selbstbe- wusstsein stärken wird. An ihrem Ergebnis werden über 4000 ZuschauerInnen teil- haben, wenn sie die Vorstellungen besuchen. Das ist enorm und eine Erfahrung, die alle Mitwirkenden prägen wird. Sie übernehmen damit auch Vorbildwirkung für an- dere Gleichaltrige, die dieses Mal vielleicht „nur“ im Zuschauerraum sitzen, aber eventuell von der Begeisterung der DarstellerInnen auf der Bühne angesteckt werden und dann beim nächsten Projekt selber mit dabei sind.

FREISPIEL – Theater mit Jugendlichen und Erwachsenen wird in der Spielzeit 2011/12 fortgesetzt, allerdings in einer anderen Spielstätte (Eisenhand) und einem anderen Genre (Schauspiel): Verrücktes Blut von Nurkan Erpulat und Jens Hillje unter der Regie von Asli Kislal hat am 7. April 2012 Premiere.

Linie 1 Musikalische Revue von Volker Ludwig (Text) und Birger Heymann (Musik) Eine Produktion von FREISPIEL – Theater mit Jugendlichen und Erwachsenen FREISPIEL – Theater mit Jugendlichen und Erwachsenen Empfohlen für alle ab 12 Jahren und für Erwachsene

Schauspielensemble Mädchen Elena Hametner/Katharina Lohr Schlucki, Krankenschwester, Brunhild Ursula Enzenhofer/Lena Plochberger Lola, Kroneleserin, Rita, Bosna Lissy, Rote Frau Andrea Ilk/Elisabeth Wallner Erich, Kroneleser, alter Mann, Hermann Ernst Kraus/Fritz Soyka Junge im Mantel, Mondo, Amerikanischer Tourist Michael Tisler Ulli, Anmacher, Justin, Er Florian Granzner/Andreas Schütz Krischi, Stefanie, Japanische Touristin, Sie Yara Bauer/Simone Wagner Lady, Japanische Touristin, Migrantin Jacqueline Bocskay/Elke Pum Verwirrter, Drogenkunde, amerikanischer Tourist Wolfgang Dürnberger Kroneleser, Herbert, Stadtwache, Pendler Robert Schröck/Thomas Schütz Kroneleserin, Handyfrau, Deutsche Touristin Karin Kuks/Ulli Ullmann Bambi, Deutscher Tourist Klaus Schwarzenberger Kleister, Amerikanischer Tourist, Johnnie Matthias Trattner Lumpi, Japanische Touristin, Kontrolleurin Lisanne Demelius/Jessica Hornsey Bisi, Deutsche Touristin, Agathe Ambra Schuster/Andrea Strohriegl Risi, Deutsche Fremdenführerin, Krimhild, Kontrolleurin Christina Leckel/Christina Linecker Schwangere, Stadtwache, Amerikanische Fremdenführerin, Kontrolleurin Katharina Ilk/Elina Redinger/Sabrina Weirauch Andrea, Janice, Japanische Touristin, Sieglinde Julia Penkner/Michaela Schütz/ Theresa Stingeder Maria Sonja Atlas Japanische Fremdenführerin, Kontrolleurin Julia Barta/Gabriela Knesovic Passanten, Wartende, Kroneleser, Fahrgäste, Schaulustige, Fanclub Ensemble

(Rollen in der Reihenfolge ihres Auftretens, Mehrfachbesetzungen in alphabetischer Reihenfolge)

Band des BORG Honauerstraße E-Gitarre Lorenz Asamer, Julian Buschberger E-Bass Paul Öllinger, Jakob Preßmair Schlagzeug Alexander Kreisbichler, Raphael Ritt Keyboard Lukas Reischl Saxophon Simon Stefan Einstudierung Günther Böcksteiner

Inszenierung Kevin E. Osenau Musikalische Leitung Nebojša Krulanović Choreographie Ilja van den Bosch, Daniel Morales Pérez Bühnenbild Jan Hax Halama Kostüme Silke Fischer, Dido Viktoria Sargent Lichtdesign Helmut Janacs Dramaturgie Elisabeth Strauß Theaterpädagogik Anke Held Produktionsleitung Dr. Uwe Lohr Fotos Christian Brachwitz Regieassistenz Martina Müllner Ausstattungsassistenz Dido Viktoria Sargent Inspizienz Marko Pammer

Technische Leitung Philipp Olbeter Technische Einrichtung Hubert Wolschlager Beleuchtung Helmut Janacs Ton Robert Doppler, Grahame Rogers, Christian Börner Leiter Kostümabteilung Richard Stockinger Damenschneiderei Christa Dollhäubl Herrenschneiderei Raimund Steininger Maske Kurt Zauner Damengarderobe Christine Schönberger Herrengarderobe Doris Hornsey Leiter Werkstätten Kerstin Wieltsch Requisite Peter Weissensteiner Schlosserei Alois Hofstätter Tischlerei Alois Elmecker Malersaal Mag. Wolfgang Preinfalk Tapeziererei Gernot Franz Ausweitung des Projekts über die Grenzen des Landestheaters hinaus Parallel zu den Casting-Vorbereitungen initiierte Karl M. Sibelius, im Frühjahr 2010 noch geplanter Regisseur für Linie 1, die Suche nach Kooperationspartnern in der Linzer Schullandschaft. Ziel war es, den beteiligten SchülerInnen und LehrerInnen einen Einblick in die für die Ausbildung relevanten Berufsfelder am Theater zu ermöglichen und sie durch die Arbeit mit den KünstlerInnen, Licht- und Tontechnikern bis hin zur Bühnentechnik und den Werkstätten auf Workshop-Basis in den Entste- hungsprozess einer (bis auf die AmateurdarstellerInnen) regulären Theaterpro- duktion einzubinden. Konkret entschied sich das Regieteam für Kooperationen in folgenden Bereichen:

Musik/Ton Der Populärmusik-Zweig des BORG Honauerstraße (Leitung: Wolfger Buchberger) konnte dafür gewonnen werden, zwei Besetzungen für die Bands zu stellen. Die Einstudierung übernahm, in Absprache mit dem musikalischen Leiter Nebojša Krulanović, Günther Böcksteiner, der bereits bei einigen u\hof: Produktionen auf der Bühne gestanden hat.

Kostüm Ende Juni 2010 konnte mit der HBLA Lentia auch für den Bereich Kostümbild eine Schule gewonnen werden. Ein erstes Treffen mit Schülerinnen des Mode-Zweigs (Gabriele Hochreiter) vor dem Sommer diente dazu, das Konzept vorzustellen und die weitere Vorgehensweise nach dem Sommer zu besprechen.

Bühne/Video und Grafik Vor Ende der Saison 2009/2010 wurde auch für die Bereiche Bühne/Video und Grafik ein Kooperationspartner gefunden, die HTL 1 „Bau und Design“ (Leitung: Andreas Wiesinger, Joachim Schnaitter) und die Klasse 4 GD, unter Mitarbeit von Jan Hax Halama.

LinzAG Linien Ebenfalls als Kooperationspartner gefunden werden konnte die LinzAG Linien. Sie stellte dem Landestheater Werbeflächen zur Verfügung und ermöglichte sowohl die Aufstellung des Linie 1-Ticketautomaten vor den Kammerspielen als auch Original- Uniformen für den Kammerspiele-Publikumsdienst.

Weitere Informationen Premierenklasse: Klasse 1b der Praxishauptschule der PH der Diözese Linz Leitung: Prof. Ingeborg Stöttinger

Aufführungsdauer: 100 Minuten, keine Pause Premiere Kammerspiele, Spielzeit 2010/11 am Montag, 25. April 2011, 19.30 Uhr

Kartenbestellung unter 0800 218 000, für Gruppen unter 0800 218 000-8 oder (0732) 76 11-121 Weitere Informationen unter www.uhof.at Medieninhaber und Herausgeber: OÖ. Theater und Orchester GmbH Landestheater Linz | Promenade 39 | 4020 Linz | Telefon (0732) 76 11-0 Über Linie 1

Die Musikalische Revue Linie 1 wurde am 30. April 1986 vom Berliner Grips-Theater uraufgeführt, feiert also im April sein 25-jähriges Bühnenjubiläum. Volker Ludwig verfasste die Texte, während Birger Heymann mit der Rockband No ticket die Musik dazu schrieb. Regie bei der Uraufführung führte der Österreicher Wolfgang Kolneder. 1988 wurde Linie 1 erfolgreich als Musicalfilm verfilmt.

Linie 1 wurde anfangs von allen großen Bühnen Deutschlands unbeachtet gelassen. Bundesweit bekannt wurde Linie 1 dadurch, dass mehrere Lieder in der Fernseh- Satiresendung Scheibenwischer aufgeführt wurden. Erst mit den Theaterwochen in Stuttgart, wo die Musikalische Revue der einzige deutsche Beitrag war, wuchs der Bekanntheitsgrad. 1987 wurde Volker Ludwig für Linie 1 mit dem Mühlheimer Dramatikerpreis ausge- zeichnet. Von da an führte das Stuttgarter Staatsschauspiel das Stück auf und erziel- te damit einen großen Erfolg. Weitere Bühnen folgten. Nachdem das Grips-Theater in Amsterdam, Dublin, Kalkutta, London, Paris, New York City, Omsk, , und Wien Gastspiele absolviert hatte, nahmen nun auch andere Theater, darunter in Köln, Mannheim, Stuttgart, Wien und New York, die Revue in ihr Programm auf.

Das Stück wurde der größte Erfolg des Grips-Theaters in Berlin und das meistge- spielte deutsche Theaterstück seiner Zeit. Nach Dreigroschenoper von Bertolt Brecht ist es weltweit das erfolgreichste deutsche Musical. 2008 wurde es in Berlin das 1.300ste Mal aufgeführt.

Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Linie_1

Linie 1 (Handlung) FREISPIEL – Theater mit Jugendlichen und Erwachsenen

Im Original, das in der 1980er Jahren entstand, spielt die Handlung in Berlin, konkret in der Berliner U-Bahn. Zu dieser Zeit war die Stadt noch geteilt und vom Ost-West- Konflikt geprägt. Mittlerweile hat sich das längstens überholt, daher sind Anspie- lungen darauf in der Linzer Fassung gestrichen worden. Um den Amateuren die Um- setzung zu erleichtern, wurde die gesamte Handlung in eine österreichische Groß- stadt verlagert, einige Gesangsnummern gestrichen bzw. ersetzt.

Ein junges Mädchen aus der Provinz, von Zuhause ausgerissen, ist auf der Suche nach ihrem Traumprinzen, dem Rockmusiker Johnny. Sie steht am Hauptbahnhof und trifft die „Überreste“ der Großstadt, die sich dort nachts versammeln – nur nicht auf Johnnie. So macht sie sich mit der U-Bahn auf die Suche nach ihm und gerät in einen Strudel von Begegnungen mit Typen der anderen Art …

Eine Show, ein Drama, ein Musical über Leben und Überleben in der Großstadt, über Hoffnung und Anpassung, Mut und Selbstbetrug, zum Lachen und Weinen, zum Träumen - und zum Nachdenken über sich selbst. Der Autor und der Komponist

Volker Ludwig (Autor) Volker Ludwig (eigentlich Eckart Hachfeld) studierte von 1957 bis 1960 Germanistik und Kunstgeschichte in Berlin und München. Als Sohn des Schriftstellers Eckart Hachfeld legte er sich das Pseudo- nym Volker Ludwig zu, um Verwechslungen zu vermeiden. Zusammen mit seinem Bruder entstand das erste Kindertheater- Stück Stokkerlok und Millipilli. Seitdem gilt Volker Ludwig als Begründer des modernen Kindertheaters. Zuvor hatte es in Westdeutschland kein eigenes Theater für Kinder gegeben. Seit 1959 schrieb er für Die Stachelschweine, für das Düsseldorfer Kom(m)ödchen, für die Lach- und Schießgesellschaft und für Wolfgang Neuss. Seit 1962 ist er freier Schriftsteller, und von 1965 bis 1971 war er Leiter des von ihm gegründeten Reichskabaret Berlin. Dieses verstand sich als Teil der außerparlamen- tarischen Opposition. Neben Dieter Kursawe, Detlef Michel und Volker Kühn und gehörte Volker Ludwig zu dessen Hauptautoren. 1969 gründete Ludwig ein emanzipatorisches Theater für Kinder. Ab 1972 wurde es unter dem Namen Grips-Theater bekannt. Dieses entwickelte sich zum wichtigsten deutschsprachigen Kinder- und Jugendtheater. Auf dem Programm standen ausschließlich Eigenproduktionen, die in fast 40 Sprachen übersetzt wurden. Ludwig blieb bis 2010 dessen Theaterleiter und Hauptautor des GRIPS-Theaters. Die 1986 uraufgeführte musikalische Revue Linie 1 unter der Regie von Wolfgang Kolneder wurde zu einem der größten Erfolge des Grips-Theaters, von zahlreichen bundesdeutschen Theatern nachgespielt und von Reinhard Hauff verfilmt. Volker Ludwig erhielt für seine Theaterstücke und sein Schaffen diverse Preise, zuletzt 2008 den Faust-Theaterpreis für sein Lebenswerk.

Quelle: http://www.grips-theater.de/grips/volker_ludwig http://de.wikipedia.org/wiki/Volker_Ludwig

Birger Heymann (Musik) Birger Heymann wurde 1943 in Berlin-Kreuzberg geboren. Er studierte klassische Gitarre und Klavier. Er komponierte für Die Wühlmäuse, für das Studentenkabarett Bügelbrett und für das Reichskabarett (1969), aus dem sich später das GRIPS-Theater entwickelte. Hier schrieb er zahllose Kinderlieder, die teilweise in Schulbüchern und auch Liederbüchern zu finden sind. Als Interpret sang er einige davon in der Sesamstraße, im Feuerroten Spielmobil und in der Rappelkiste. Am GRIPS-Theater konnte er zahlreiche Projekte realisieren, am bekanntesten wurde das berühmte Musical Linie 1. Es folgte ein Kompositionsauftrag vom Theater des Westens in Berlin für Eins, zwei, drei, einer Adaption des Bühnenstücks von Frenec Molnár und Billy Wilders gleichnamiger Film-Groteske. Als zweites musikalisches Tätigkeitsfeld konnte er die Filmmusik für sich entdecken. Er schrieb zahlreiche Filmmusiken, darunter Ein Fall für Zwei (45 Folgen), die Titelmelodie zu Adelheid und ihre Mörder, verschiedene Fernsehserien wie z.B. Ravioli, sowie Hörspielmusiken wie für George Taboris Weissmann und Rotgesicht und vieles andere mehr.

Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Birger_Heymann Das Regieteam

Kevin E. Osenau (Regisseur) Kevin Emanuel Osenau studierte von 2002-2006 Film- und Theater- regie an der Athanor Akademie für darstellende Kunst in Burghausen. Es folgte ein Engagement an der Badischen Landesbühne Bruchsal als Regieassistent und Schauspieler. In dieser Zeit inszenierte er Ali Baba und die vierzig Räuber, Eine Woche voller Samstage von Paul Maar und Ein Schaf fürs Leben nach dem Bilderbuch von Maritgren Matter, sowie Siegfried, ein Klassenzimmerstück für alle ab 10 Jahren, das er auch selbst schrieb. Seit dieser Spielzeit ist Osenau am Landestheater Linz tätig, wo er am u\hof: Theater für junges Publikum als Regieassistent und Dramaturg (Die Insel) arbeitet und zudem im Herbst 2010 kurzfristig als Regisseur für das FREISPIEL-Projekt Linie 1 einsprang.

Nebojša Krulanović (Musikalische Leitung) Nebojša Krulanović wurde in Foca in Ostbosnien geboren (eigentlich sind seine Wurzeln in Montenegro) und ist in Sarajevo aufgewachsen. Dort studierte er Klavier, spielte und komponierte für verschiedene Jazz- und Rockformationen und absolvierte Auftritte in Fernsehen und Radio. Seit 1986 ist er in Österreich und war zunächst am Stadttheater Klagenfurt engagiert bevor er 1992 fest ans Landestheater Linz als Leiter der Schauspielmusik und Komponist wechselte.

Jan Hax Halama (Bühnenbild) Halama arbeitet seit 1995 für Theater und Bühnen in Deutschland, den Niederlanden und Österreich. Nach Ausbildung in Gießen und Assistenzen an der Folkwang-Hochschule Essen, dem Landestheater Mecklenburg Vorpommern, Neustrelitz, dem Stadttheater Gießen und an den Städtischen Bühnen Münster folgten Engagements als Bühnenbildner und Kostümbildner in Münster, Marburg, Gießen, Neustrelitz, Amsterdam und Linz. Seit 1998 arbeitet Halama in Linz. Hier entstanden Ausstattungen in allen Sparten des Theaters (Schauspiel, Oper, Tanz/Ballett), u. a. für das Landestheater Linz, das Theater der Jugend Wien, die Musicalwochen Bad Leonfelden, die Komödienspiele Porcia, den u\hof: Theater für junges Publikum am Landestheater Linz, das TheaterUnser, das Theater des Kindes, für Opera da Camera und das Brucknerhaus Linz, sowie für Filmproduktionen. Seit der Spielzeit 2007/08 ist Halama außerdem für das grafische Erscheinungsbild des Landestheaters Linz, Sparte u\hof: Theater für junges Publikum verantwortlich.

Silke Fischer (Kostüme) Studium der Bühnengestaltung an der HKU-Utrecht und der Kunstuniversität Graz – Abschluss 2003 mit Auszeichnung und Würdigungspreis der Kunstuniversität Graz. Während des Studium arbeitete sie im Kostümatelier des Niederländischen Tanztheaters NDT in Den Haag. Nach dem Studium Arbeiten als Bühnen- und Kostümbildnerin unter anderen am Schauspielhaus Graz, Festspielhaus St. Pölten, Landestheater Linz, Landestheater Niederösterreich, Haus für Mozart Salzburg/kleines Festspielhaus, Brucknerhaus Linz, Abrons Art Centre New York, Baruch Performing Arts Centre New York und Staatsoper Hannover. Zusammenarbeit mit Karl M. Sibelius, Jörg Mannes, Sandy Lopicic, Dora Schneider, Darrel Toulon, Rainer Mennicken, Catherine Guerin, SILK, Beverly Blankenship, Peter Breuer, Henry Mason, Uwe Lohr, Laura Kowalewski und viele mehr. Produktionen in den Bereichen Tanz/Ballett, Schauspiel, Oper, Operette und Musical sowie Musikvideo und Tanzfilm. 2005–2007 leitete sie die Kostümabteilungen am Landestheater Linz.

Dido Viktoria Sargent (Kostüme) Geboren in Los Angeles, Kalifornien, absolvierte Sargent die High- school mit Schwerpunkt Bildende Kunst. Zwischen 2004 und 2009 war sie als Hospitantin und Assistentin im Bereich Bühne und Kostüme tätig, u. a. an der Staatsoper Berlin, der Volksbühne am Rosa- Luxemburg-Platz und dem Berliner Ensemble. 2008 machte Sargent einen Abschluss als Modistin und macht handge- fertigte Einzelstücke und Speziellanfertigungen für diverse Anlässe und Auftritte (Label „Dido Victoria Millinery“). Für die Produktion Fouche kam sie erstmals im Rahmen von Linz09 als Kostümassistentin nach Linz. Seit Dezember 2009 ist Sargent festes Engagement als Ausstattungsassistentin am Landestheater Linz. Linie 1 ist ihre erste eigene Produktion als Kostümbildnerin.

Ilja van den Bosch (Choreographie) Ilja van den Bosch wurde in den Niederlanden geboren und erhielt ihre Ausbildung u. a. in ihrer Heimat am Königlichen Konservato- rium in Den Haag. An der John Cranko Schule in Stuttgart schloss sie ihre Ausbildung ab, und ihr erstes Engagement führte sie ans Flensburger Ballett. Nach zwei Spielzeiten wechselte sie an das Ballett Vorpommern. Zu ihren wichtigsten Rollen zählen hier Chloë in Daphnis und Chloë und die Titelrolle in Coppélia. Mit der Saison 2005/2006 wurde sie Mitglied des Tanztheaterensembles am Tiroler Landestheater Innsbruck unter Ballettdirektor Jochen Ulrich, und in der Spielzeit 2006/2007 wechselte sie als Tänzerin in das Ensemble des Landestheaters Linz, wo sie u. a. als Marie in Nussknacker und Mausekönig, Coppélia und Klara in Coppélia getanzt hat und in der laufenden Spielzeit 2008/2009 als Marzelline in Fidelio – Ein Ballett und Prinzessin Aurora in Dornröschen zu erleben war. Sie tanzte außerdem bei internationalen Festivals.

Daniel Morales Pérez (Choreographie) Der Spanier studierte Tanz am Institute of Theater Dance and Choreography und am it dansa in . Es folgten verschiedene Gastengagements in Spanien. Seit der Spielzeit 1998/1999 war er als festes Ensemblemitglied beim Ballett Vorpommern engagiert. Hier zählen zu seinen wichtigsten Rollen Bernarda in Bernarda Albas Haus und Diego Rivera in Frida – Viva la vida. In der Spielzeit 2005/2006 wechselte er in das Tanztheaterensemble des Tiroler Landestheaters Innsbruck. Hier tanzte er z. B. die Titelrolle in Buster Keatons Spaziergang. Seit der Spielzeit 2006/2007 ist er Mitglied des Ballett-Ensembles am Landestheater Linz. Als Choreograph entstanden eigene Arbeiten: … and you were in the Fjeld singing this Yoink und Wie bitte? für das Ballett Vorpommern, el patio für die Ballettakademie Arnheim,Galle für den Jungen Choreographenabend am Tiroler Landestheater in Innsbruck und Phobos für Tanz-Extra – Junge Choreographenwerkstatt sowie das WG-Tanzstück Bei mir sind wir drei am Landestheater Linz. 2009/2010 folgten die Choreographien für Überdosis G'fühl (Benefizgala für die AIDS-Hilfe OÖ am Landestheater Linz), Song and Dance (Musical von Andrew Lloyd Webber im Posthof) und das Tanzstück Nicht ganz mein Schatz im Rahmen des TheaterSpectacels Wilhering.

Ein Interview mit dem Regisseur Wie bist du zu diesem Projekt gekommen, und wie konntest du die bereits erledigten Vorarbeiten in dein Konzept einfließen lassen? Du meinst vermutlich die konzeptionellen Vorarbeiten von Karl M. Sibelius? Da ich Karl nie getroffen habe und nur über Dritte eine Ahnung von den konzeptionellen Gedanken bekommen habe, vermute ich, dass ich nicht sehr viel einfließen lassen konnte. Das größte „Erbe“ war natürlich das Leitungsteam, das außer mir ja komplett gleich geblieben ist. Ich bin unglaublich froh darüber, dass ich die Möglichkeit bekommen habe, mit diesem Team zusammenzuarbeiten. Ich habe mich im September noch mit jedem Einzelnen getroffen, um zu verhindern, dass irgendjemand im Team ist, mit dem ich überhaupt nicht zusammenarbeiten kann. Dass ich mit einem Team arbeiten durfte, die alle zwar mehr Erfahrung haben als ich, mich aber nie haben spüren lassen, dass ich der „Kleine“ bin, war eine der schönsten Seiten an der Arbeit an Linie 1. Das zweite „konzeptionelle Erbe“ war das Casting im Juli. Als ich im September das Angebot bekommen habe, die Regie von Linie 1 zu übernehmen, war ein gewisser zeitlicher Druck gegeben, da über 80 Leute vor der Sommerpause gecastet wurden und immer noch keine Antwort erhalten hatten. Ich habe mich dann mit Elisabeth Strauß, die ja auch beim Casting dabei war, über die Liste der Leute gebeugt und habe mir von ihr erzählen lassen, was sie denkt und was Karl M. Sibelius zu den Leuten gesagt hat. Nachdem Karl M. Sibelius sehr viel mehr Berufserfahrung als ich hat, habe ich meine Entscheidung, wer dabei ist und wer nicht, sehr stark von den Meinungen von Karl M. Sibelius und Elisabeth Strauß abhängig gemacht. Natürlich habe ich auch eine eigene Komponente eingebracht, auf der Basis dessen, was ich aus den Casting-Unterlagen entnehmen konnte. Zu Beginn der Probenphase war es mir aber wichtig, den Teilnehmern den Konkurrenz- und Leistungsdruck des Castings wieder zu nehmen. Im Verlauf der Arbeit musste ich mich dann von ein paar Teilneh- mern trennen und nachbesetzen. Alles in allem haben Karl und ich wenn auch nicht gemeinsam, dennoch zu gleichen Teilen dieses wunderbare Ensemble zusammengestellt.

Was reizt dich an Linie 1? Bei jeder meiner Inszenierungsarbeiten markieren drei Fragen die Basis, auf der ich mein Konzept aufbaue. 1. Was will der Autor mit seinem Text aussagen oder erreichen? 2. Welches Thema, welche Aussage des Textes ist mir persönlich wichtig? Was möchte ich mit diesem Text aussagen? 3. Welche Themenfelder, Konflikte und Aussagen sind meiner Meinung nach für einen „Gegenwarts-Zuschauer“ relevant? Wenn ich diese Fragen für mich beantwortet habe, versuche ich einen gemeinsamen Nenner zu finden. Das heißt: Eine angestrebte Aussage zu formulieren, die sowohl der Intention des Autors, als auch meinem persönlichen Anspruch gerecht wird und darüber hinaus eine Relevanz in der heutigen Zeit aufweist. Über das Autorenteam Volker Ludwig / Birger Heyman und den Regisseur der Urauf- führung am Grips Theater, Wolfgang Kolneder, hat sich bei meiner Recherche ein Bild gezeichnet, dass es eine der Hauptabsichten war, ein Gesellschafts-Porträt zu zeichnen. Und zwar mit einem kräftigen Augenzwinkern. Nicht der Handlungsbogen, die Suche des Mädchens nach ihrem Märchenprinz steht im Vordergrund, sondern die Vielzahl der Situationen und Typen – sowie die Sorgen, Hoffnungen und Ängste der Großstadtmenschen. Es ist, als würde das Mädchen stellvertretend für den Zu- schauer durch die U-Bahn der Großstadt getrieben werden, und wir, die Zuschauer schauen durch das Mädchen wie durch eine Lupe auf eine Collage an Situationen, denen wir im Alltag zwar auch begegnen, worauf wir dann aber selten einen so kla- ren Blick haben. In einem Interview von Volker Ludwig habe ich gelesen: „... Linie 1 ist gewissermaßen eine Liebeserklärung an die Unterschichten einer Großstadt.“ – Dieses Zitat ist für mich zu einem Schlüsselsatz in der Arbeit an Linie 1 geworden. Auf der Suche nach meinem persönlichen Zugang zu dem Stoff sind mir zuerst die Themenfelder aufgefallen, die für mich heute überhaupt keine Relevanz mehr haben: Zuallererst die Berliner Mauer. Als Linie 1 geschrieben wurde, war ich selbst noch so gut wie flüssig und die Trennung von Ost- und Westberlin ein großes Thema. Heute, 25 Jahre später, fällt es mir schwer, einen relevanten Grund zu finden, sich in der Ar- beit mit Linie 1 (für ein Publikum ab 12) darüber auseinanderzusetzen. Auch die Auseinandersetzung mit durch den Zweiten Weltkrieg reich gewordenen Nazi-Witwen hat für mich, 75 Jahre nach Hitlerdeutschland, nicht mehr die Aktualität, die vielleicht in den frühen 80ern noch gegeben war. Das Thema Fremdenfeindlichkeit selbst je- doch ist höchst aktuell und auch für mich, als Angehöriger der Roma und Sinti, ein sehr persönliches Feld für Auseinandersetzungen. Der „Mut zum Träumen“, wie eines der Lieder in Linie 1 heißt, ist etwas, das mich in meinem Werdegang dahin gebracht hat, wo ich heute bin, und ich kann aus vollem Herzen die Absicht dieses Liedes unterschreiben. Genauso persönlich angesprochen fühle ich mich, wenn Hermann singt: „Es ist herrlich zu leben!“ Mein Zugang zu Linie 1 lässt sich vermut- lich mit einer „Aufforderung zu einer lebensbejahenden Grundhaltung, der Aufforde- rung zu Hoffnung und Mut, sowie zu Toleranz und Zivilcourage“ beschreiben. Viele Stücke setzen sich mit Figuren auseinander, die sehr weit entfernt vom „norma- len“ Zuschauer sind. Auf den Bühnen treffen wir Könige, Kindsmörderinnen, Hexen, zum Tode Verurteilte, von göttlichen Visionen Geplagte. Ich habe noch nie ein Stück gelesen, dessen Figurenwelt so nah an den Zuschauern war wie Linie 1. Natürlich kommen vermutlich keine Obdachlosen ins Theater, aber Schüler und Schülerinnen, Mütter und Väter, Arbeiter, Rentner und viele mehr. Und viele der Figuren in Linie 1 sind Gestalten, denen wir tagtäglich auf der Straße begegnen. Das schafft eine wun- derbare Ausgangslage, um die Auseinandersetzung mit Themen wie Fremdenfeind- lichkeit, Arbeitslosigkeit, Obdachlosigkeit, Vorurteile, Lebensziele etc. viel näher am Zuschauer passieren zu lassen, als bei Richard III oder dem schottischen Stück.

Kannst du die Besonderheiten an der Arbeit mit Amateuren beschreiben? Natürlich denkt man bei der Arbeit mit Amateuren als Erstes an die so genannten handwerklichen Defizite. Und ja, in der Tat verbringt man viel Zeit in der Arbeit mit Übungen und Spielen, die die meisten Profis das letzte Mal auf der Schauspielschule gemacht haben. Aber der Hauptvorteil, der alle Defizite ausgleicht, ist die Motivation und Spielfreude der Darsteller, die ihre Freizeit zur Verfügung stellen, um bei diesem Projekt mitzuwirken. Diese Gruppe kommt nicht auf die Proben, um ihren Job zu machen, sie verdient ihr Geld entweder in einem ganz anderen Bereich oder geht noch zur Schule. Diese Gruppe kommt auf die Proben, weil sie unbedingt auf der Bühne stehen will. Jeder Profi hat diese Einstellung auch irgendwo in sich, sonst wäre er nie ans Theater gekommen, aber die Alltagsroutine, die Tatsache, dass es eben auch „nur“ ein Job ist, verleitet den einen oder anderen Profi auch mal dazu, nur „abzuliefern“. Die unbändige Lust, auf der Bühne zu stehen, tritt bei Amateuren noch so direkt, so ungefiltert zum Vorschein, dass ich nach fast jeder Probe immer wieder beschwingt bin von der Energie, die auf der Probe entstanden ist. Trotzdem, was neben manchen handwerklichen Defiziten und dem Mangel an Erfah- rung ein großes Problem in der Arbeit mit Amateuren darstellt, ist, so meine Erfah- rung, die Disziplin. Ja, sie wollen alle auf der Bühne stehen, haben aber kaum einen Erfahrungswert, was es bedeutet, ein so aufwändiges Musical zu erarbeiten. Die Tat- sache, dass man, auch wenn man nur eine sehr kleine Rolle spielt, eine ganze Probe überflüssig macht, wenn man nicht zu einer Probe erscheint, ist vielen nicht bewusst, auch nicht die Notwendigkeit einer konzentrierten Arbeitsatmosphäre, die Notwendig- keit bei einer Doppelbesetzung immer aufmerksam zu sein, vor allem wenn die ei- gene Zweitbesetzung gerade probt und man selbst nicht auf der Bühne steht, und vor allem die Notwendigkeit der Pünktlichkeit. Auf der anderen Seite ist es jedoch durch nichts zu ersetzen, was man bei der Arbeit mit Amateuren von ebendiesen zurückbekommt. Es ist nicht nur eine Musicalproduk- tion, es ist ein soziales Gefüge, das mit der Zeit immer stärker zusammengewachsen ist. Freundschaften sind entstanden, es wird unglaublich aufeinander geachtet und jeder versucht für den Anderen da zu sein. Als Regisseur werde ich oft mit Fragen oder Gesprächen konfrontiert, die zwar überhaupt nichts mit der Arbeit an diesem Projekt zu tun haben, die mir aber zeigen, wie wichtig diese gemeinsamen Stunden für jeden Einzelnen geworden sind und wie wichtig mir jeder Einzelne geworden ist. Diese Erfahrung ist ein riesengroßes Geschenk.

Was war dir in der Umsetzung von Linie 1 besonders wichtig? Ich habe mir in den ersten Monaten sehr viel Zeit genommen, um mit Gruppenspie- len, Improvisationen und Sensibilisierungsübungen möglichst viel über die Stärken und Schwächen von jedem Einzelnen zu erfahren. Ziel war es, eine Besetzung zu machen, bei der jeder vor allem das macht, was er unbedingt will und/oder kann, die Möglichkeit bekommt, an Schwächen zu arbeiten und gleichzeitig aber nicht dazu ge- zwungen wird, etwas zu spielen, zu singen oder zu tanzen, wobei er/sie sich komplett unwohl fühlt. Gleich zu Beginn der Arbeit wollte ich von allen Beteiligten wissen, was ihre persönlichen Wünsche und Erwartungen sind. Wenn mir eine Teilnehmerin gesagt hat, ich singe und tanze wahnsinnig gern, aber ich will nicht unbedingt einzel- ne Szenen spielen, dann habe ich versucht, in der Besetzung darauf Rücksicht zu nehmen. Für mich als Regisseur stehen Inhalt und Aussage sehr stark im Vordergrund, aber gleichzeitig geht es bei dem Projekt FREISPIEL ja auch um das „Über-Sich-Hinaus- Wachsen“. Mir ist besonders wichtig, dass alle Beteiligten die Chance bekommen, sich zu präsentieren. Ich glaube Ilja van den Bosch, Daniel Morales Pérez (Choreo- graphen) und Nebojša Krulanović (Musikalischer Leiter) stimmen mit mir überein, wenn ich sage, in den letzten sechs Monaten haben alle unglaublich viel dazugelernt. Und der/die Eine oder Andere wird vermutlich auch später noch der Theaterwelt erhalten bleiben. Als ich 15 Jahre alt war, habe ich selbst bei einem Projekt wie FREISPIEL am Salz- burger Landestheater mitgewirkt. Für mich war dieses Projekt der Anfang einer Kette von Ereignissen, die dazu führten, dass ich ein Jahr später eine eigene Theater- gruppe gründete und meine ersten Inszenierungserfahrungen sammelte und wieder ein Jahr später beschloss, Regie zu studieren. Für mich war dieses Projekt nicht nur wegweisend, sondern auch wegbereitend. Wenn von den 37 Darstellern aus Linie 1 nur einer oder eine später mal Schauspieler, Sänger, Tänzer oder Regisseur wird, dann werde ich vermutlich vor Stolz platzen.

Das Gespräch führte Martina Müllner Informationen zum Bühnenbild

Für das Bühnenbild zeichnet Jan Hax Halama verantwortlich. Ähnlich dem Charakter des Gesamtprojektes hat er die Bühne sehr flexibel und an den kreativen Prozess anpassbar gestaltet: Auf der weitestgehend vollkommen leeren, schwarzen Bühne sind im Schnürboden von oben 72 senkrechte Leuchtstoffröhren (immer 6 in einer Reihe, 12 Reihen hinter- einander) und 13 quer liegende Leuchtstoffröhren einsetzbar. Dazu kommen 4 wei- tere Leuchtstoffröhren aus der Unterbühne heraus. Alle Leuchtstoffröhren sind ein- zeln schaltbar. Durch die verschiedenen Kombinationen, wie diese Röhren aus dem Schnürboden heruntergefahren werden, entstehen unterschiedlichste, den Situa- tionen angepasste Bilder. Außerdem werden 52 weiße Hartschalenplastiksessel (ähnlich Bürostühlen), z. T. im Orchestergraben lagernd, genutzt. Im Hintergrund der Bühne steht ein großes Holzpodest für die Band. Darüber hinaus kommt sehr oft die Drehbühne zum Einsatz, um etwa Ortswechsel oder U-Bahn-Fahrten zu verdeutlichen.

Bild „In der U-Bahn“

Bild: „U-Bahn fährt“ Informationen zu den Kostümen

Die Kostüme wurden von Silke Fischer und Dido Viktoria Sargent entworfen. Da aber das Konzept zu Linie 1 darauf beruht, nicht nur auf der Bühne engagierte Amateu- rInnen zu haben, sondern diese auch in anderen Bereichen einzubinden, kontak- tierten beide die HBLA Lentia und fanden in Frau Mag. Gabriele Hochreiter eine interessierte Lehrerin, die sich mit ihrer Klasse an der Produktion beteiligte. Silke Fischer und Dido Viktoria Sargent berichten über dieses Teilprojekt: Beim ersten Treffen mit den Schülerinnen der HBLA Lentia im Oktober 2010 erläu- terten wir, nach einer Einführung durch Kevin E. Osenau, der die Vorstellungen des Regisseurs zu Linie 1 und der Kostüme darlegte, die Herangehensweise des Kostümbildners an eine Produktion. Dann folgte die Einteilung der Schülerinnen in Gruppen, denen Figuren des Stücks zugeordnet wurden. Danach gab es eine Einführung zum Thema Figurendramatur- gie, Recherche und Entwicklung eines Entwurfes. Unter Berücksichtigung der Kostümdramaturgie sollten die Gruppen bis zum nächsten Treffen Vorschläge zu den zugeteilten Rollen ausarbeiten. Sogleich folgte die Recherchephase durch die Schülerinnen, die von uns gemeinsam mit den Schülerinnen am Ende ausgewertet wurde. Anhand dieser Auswertung ha- ben wir die Entwurfsphase eingeleitet. Aus verschiedenen Ideen wurde die endgütige Gestaltung des Kostüms einer Figur zusammengesetzt und erneut ausgewertet. Danach folgte die Endphase – das Fertigstellen aller Entwürfe. Während dieses Pro- zesses machten die Schülerinnen viele Entdeckungen, was die einzelnen Figuren betrifft und versuchten, sie auf einen Nenner zu bringen. Zum Beispiel wurde bei der Figur der Lady diskutiert, ob diese denn nun wirklich eine reiche Frau ist oder nur vorgibt, eine zu sein – denn schließlich würde eine wirklich reiche Frau eher nicht am Würstelstand auftauchen – oder doch? Und wenn doch, mit welcher Begründung? Aus diesen und ähnlichen Punkten ergab sich dann die Gestaltung dieser Person.

Die Zusammenarbeit mit den Schülerinnen der HBLA Lentia beeinflusste auch die tatsächlichen Kostümideen von Silke Fischer und Dido Viktoria Sargent für Linie 1. So haben sie den Entwurf der Schülerinnen für die Figur Kleister umgesetzt und aus dem Fundus (der Kostümsammelstelle im Landestheater, die ca. 40.000 Kostüme beherbergt) so treu der Figurine wie möglich umgesetzt. Auch bei der Figur Johnny war es so. Bei der Figur Schlucki entwickelten sie die Ideen der Schülerinnen weiter, aber vom Prinzip her übernahmen sie die Grundgedanken dazu. Auch bei anderen Figurinen flossen die Gestaltungsideen der Schülerinnen in die wirklichen Kostüme ein. Insgesamt werden für eine Linie 1-Vorstellung 96 Kostüme gebraucht. Davon wurden 7 genäht, 31 gekauft und 58 aus dem Fundus zusammengestellt.

Doch damit war dem Praxisbezug der Schülerinnen noch nicht Genüge getan. Sie waren auch bei den Anproben dabei, erlebten so, wie ihre Kostümideen an den DarstellerInnen aussahen und konnten auf diese Wiese ihre Ideen auf Realisierbar- keit überprüfen.

Und schließlich blieben die Schülerinnen bis zum letzten Einsatz „ihrer Kostüme“ mit dabei: Sie betätigten sich als Helferinnen hinter der Bühne, bei den insgesamt 95 Kostümwechseln der 20 SchauspielerInnen während der insgesamt zehn Vorstellungen.

Figurine zu Das Mädchen

Figurine zu Kleister Die SchauspielerInnen

Da FREISPIEL, in der Spielzeit 2010/2011 die Inszenierung Linie 1, ein Angebot für theaterinteressierte und spielbegeisterte Jugendliche und Erwachsene ist, wurde bereits in der vorangegangenen Spielzeit die Suche nach Beteiligten mittels Flyern, Pressemitteilungen, website und nicht zuletzt Mundpropaganda öffentlich gemacht. Noch vor der Sommerpause fanden Castings statt, die vom damals noch geplanten Regisseur für Linie 1, Karl M. Sibelius, sowie Dramaturgin Elisabeth Strauß, vom Musikalischen Leiter Nebojša Krulanović und Produktionsleiter Dr. Uwe Lohr durchgeführt wurden. Etwa 100 Interessierte beteiligten sich an dieser Auswahlrunde. Nach dem Sommer wurden die Entscheidungen gefällt. Kevin E. Osenau, der ab September 2010 mit der Regie von Linie 1 betraut wurde, traf mit Dr. Uwe Lohr und Elisabeth Strauß eine Auswahl von 53 Leuten, die zu einem weiteren Workshopwochenende und zur weiteren Mitarbeit am Projekt eingeladen wurden. Schlussendlich waren dann insgesamt 37 Mitwirkende an Linie1 beteiligt. Der jüngste Darsteller ist 13, der älteste 63. Alle haben ab Oktober, als die intensive musikali- sche, tänzerische und szenische Probenarbeit begann, größtenteils berufliche oder schulische und private Belange hintan gestellt, viele Fahrstunden in Kauf genommen und mit einem unermüdlichen Eifer die Inszenierung erarbeitet.

Elena Katharina Ursula Hametner Lohr Enzenhofer 18 Jahre 14 Jahre 19 Jahre Schülerin Schülerin Schülerin im Stück im Stück im Stück Das Mädchen Das Mädchen Schlucki, Kranken schwester, Brunhild

Lena Andrea Ilk Elisabeth Plochberger 45 Jahre Wallner 15 Jahre Creative 40 Jahre Schülerin Director Kindergarten- im Stück im Stück pädagogin Schlucki, Lola, im Stück Lola, Kranken- Kroneleserin, Kroneleserin, schwester, Rita, Rita, Brunhild Bosna Lissy, Bosna Lissy,

Rote Frau Rote Frau

Ernst Kraus Fritz Soyka Michael Tisler 63 Jahre 53 Jahre 20 Jahre Pensionist Mitarbeiter Software im Stück Linz AG Developer Erich, im Stück im Stück Kroneleser, Erich, Junge im alter Mann, Kroneleser, Mantel, Mondo, Hermann alter Mann, Amerikanischer Hermann Tourist

Florian Andreas Yara Bauer Granzner Schütz 13 Jahre 13 Jahre 14 Jahre Schülerin Schüler Schüler im Stück Krischi, im Stück im Stück Stefanie, Ulli, Anmacher, Ulli, Japanische Justin, Er Anmacher, Touristin, Sie Justin, Er

Simone Jacqueline Elke Pum Wagner Bocskay 23 Jahre 14 Jahre Studentin Volksschullehrerin Schülerin Studentin im Stück Lady, im Stück im Stück Japanische Krischi, Lady, Touristin, Stefanie, Japanische Migrantin Japanische Touristin, Touristin, Sie Migrantin

Wolfgang Katharina Ilk Thomas Schütz Dürnberger 16 Jahre 48 Jahre Student Schülerin Reprotechniker im Stück im Stück im Stück Verwirrter, Schwangere, Kroneleser, Drogenkunde, Stadtwache, Herbert, amerikanischer Amerika- Stadtwache, Tourist nische Frem- Pendler denführerin,

Kontrolleurin

Karin Kuks Ulli Ullmann Klaus im Stück 54 Jahre Schwarzenberger Kroneleserin, Mitarbeiterin 33 Jahre Handyfrau, Finanzamt Berater/Program- Deutsche im Stück mierer im SAP- Touristin Kroneleserin, Umfeld Handyfrau, im Stück Bambi, Deutsche Deutscher Tourist Touristin

Matthias Jessica Lisanne Demelius Trattner Hornsey 16 Jahre 17 Jahre 16 Jahre Schülerin Schüler Schülerin im Stück Lumpi, im Stück im Stück Japanische Kleister, Lumpi, Touristin, Amerikanischer Japanische Kontrolleurin Tourist, Touristin, Johnnie Kontrolleurin

Ambra Andrea Christina Schuster Strohriegl Linecker 15 Jahre 18 Jahre 16 Jahre Schülerin Schülerin Schülerin im Stück im Stück im Stück Bisi, Deutsche Bisi, Deutsche Risi, Deutsche Touristin, Touristin, Fremdenführerin, Agathe Agathe Krimhild, Kontrolleurin

Julia Penkner Theresa Sonja Atlas 17 Jahre Stingeder 33 Jahre Schülerinim 18 Jahre Hausfrau Stück Andrea, Schülerin im Stück Maria Janice, im Stück Japanische Andrea, Touristin, Janice, Sieglinde Japanische Touristin,

Sieglinde

Julia Barta Gabriela Robert Schröck 25 Jahre Knesovic 57 Jahre Bürokauffrau 15 Jahre Ingenieur im Stück Schülerin im Stück Japanische im Stück Kroneleser, Fremdenfüh- Japanische Herbert, rerin, Fremdenfüh- Stadtwache, Kontrolleurin rerin, Pendler Kontrolleurin

Elina Redinger Sabrina Michaela Schütz 17 Jahre Weirauch 16 Jahre Schülerin 16 Jahre Schülerin im Stück Schülerin im Stück Andrea, Schwangere, im Stück Janice, Japanische Stadtwache, Schwangere, Touristin, Sieglinde Amerikanische Stadtwache, Frem- Amerika- denführerin, nische Frem- Kontrolleurin denführerin, Kontrolleurin

Äußerungen einiger Darstellerinnen zur Probenzeit

Theresa Stingeder: Die musikalischen Proben haben mir immer besonders gefallen. Ich habe viele neue Stimmübungen gelernt, die ich auch daheim beim Üben dann verwenden konnte. Nebojša versuchte auch immer, die Lieder gut auf uns anzupassen, damit sie schlussendlich für jeden gut und passend zu singen waren.

Elena Hametner: Auch bei den Choreo-Proben konnte ich jede Menge dazu lernen. Ich habe mich immer schon gerne bewegt und wie jedes junge Mädchen auch in der Disco mal so richtig abgerockt. Aber wie man gezielte Tanzschritte und ganze Choreographien einstudiert, das wusste ich bisher nicht. Tanzen macht mir einfach totalen Spaß, da konnte ich richtig Kraft tanken. Es war und ist es auch noch immer sehr lehrreich, interessant und vor allem unterhaltsam!

Andrea Ilk: Das Miterleben dieser Proben ist für mich sehr interessant. Am Entstehen eines Stückes aktiv beteiligt zu sein lässt meine Begeisterung für das Theater abermals wachsen. Kevin gibt uns Struktur, lässt aber auch genügend Spielraum, um unsere Persönlichkeit einzubringen.

Elisabeth Wallner: Momentan spielt sich der größte Teil meiner Freizeit neben Familie und Vollzeitjob im Theater ab. Insofern richten sich alle meine Planungen nach dem Probenplan. Ich ertappe mich häufig beim Singen eines „Ohrwurms“ aus Linie1.

Elena Hametner: Proben, Proben, nochmals Proben … wenig Zeit für andere Dinge, aber dafür jede Menge Spaß und Action.

Theresa Stingeder: Linie 1 ist für mich eine kunterbunte Mischung aus ganz verschi- edenen Personen, die alle komplett verschieden sind, aber durch die Liebe zum Theater alle wieder zusammenwachsen. Und genau das, denke ich, macht Linie 1 aus.

Das Premierenklassenprojekt bei Linie 1

Theater hat es in der heutigen Zeit der PC-Spiele und Actionfilme im Fernsehen und Kino nicht leicht, sich zu behaupten. Ein Theater kann mit der Perfektion einer Com- puteranimation und der Extremleistungen eines Stuntmans nicht mithalten. Dennoch ist das Bühnenerlebnis etwas Besonderes. Es ist unmittelbar, die Aktiven sind real, jede Vorstellung ist einmalig und nicht wiederholbar. Publikum und Schauspielensemble begeben sich gemeinsam auf eine Reise voller Phantasie. Alle sind am Gelingen des Unternehmens mit beteiligt, Passivrollen gibt es nicht!

Um das Publikum, insbesondere Kinder und Jugendliche, an die Welt des Theaters zu führen, braucht es aber mehr als anspruchsvolle und spannende Stücke auf den Spielplan zu setzen. Es bedarf differenzierter Angebote, die ermöglichen, Theater selbst durch eigenes Spiel zu erfahren und spezifisches Hintergrundwissen zu erlangen. Nur so können die Kinder und Jugendlichen ein geschultes Auge für das Geschehen auf der Bühne entwickeln, um sich damit kritisch auseinander- und in Beziehung dazu zu setzen.

Unser theaterpädagogisches Programm zeichnet sich durch genau solche Angebote aus. So gibt es beispielsweise die Möglichkeit, den Workshop Theater-ABC durchzuführen oder sich an einem der Theaterstudios zu beteiligen. Und auch das Premierenklassenprojekt zielt genau in diese Richtung. Grundsätzlich gibt es das Angebot Premierenklasse bei allen Inszenierungen des Landestheaters. Anhand des Premierenklassenprojekts zu Linie 1 möchte ich erläutern, wie so ein Projekt ablaufen kann.

Planung, Absprache, erstes Treffen Da das Angebot Premierenklasse allgemein in den Werbemitteln des Landestheaters (Spielzeitjahreshefte, website) ausgeschrieben ist, können sich interessierte LehrerInnen jederzeit bei uns melden. Gemeinsam wird dann überlegt, welche Produktion geeignet ist und wann das erste Treffen stattfinden kann. Das erste Treffen ist eine Einführung in Stück und Inszenierung, die immer an der Schule stattfindet. Für Linie 1 war es nicht einfach, eine Premierenklasse zu finden, da die Premiere am Ostermontag stattfand und somit schulfreie Zeit war. Dennoch ist es gelungen, Inge Paumann für das Projekt zu begeistern. Sie meldete sich mit ihrer Deutschklasse (Klasse 1b, 24 SchülerInnen) der Praxishauptschule der PH der Diözese Linz für das Projekt an. Per Telefon und E-Mail legten wir den Termin für das erste Treffen in der Schule fest. Am Mittwoch, 23. März 2011 war es dann soweit. Um 8.50 Uhr starteten wir das Premierenklassenprojekt. Zunächst besprachen wir in der Klasse, was sich die SchülerInnen insgesamt vom Projekt und speziell von der Aufführung erwarten würden. Dann erklärte ich ihnen, worum es in dem Stück geht, wer alles beteiligt ist, was die Aufgaben der TeilnehmerInnen sind, was das Besondere an diesem FREISPIEL-Projekt ist und wie die Auswahl der Mitspielenden erfolgte. Ich untermauerte die Ausführungen mit dem Vorstellen von Figurinen, Zeigen von Fotos der Bühnenbildentwürfe und der grafischen Entwürfe für die Werbelinie. Danach wurde es dann praktischer. In Spielen und Improvisationsaufgaben näherten wir uns den Themen ‚Leben auf dem Bahnhof’, ‚U-Bahn-Begegnungen’, ‚Alleinsein in der Großstadt’ und ‚Zusammentreffen von Menschen in einer fremden Umgebung’. Die SchülerInnen konnten hier selber szenisch ausprobieren, ihrer Phantasie freien Lauf lassen und Ideen einbringen. Immer wieder besprachen wir das Gesehene und entwickelten weiter.

Rückmeldungen von SchülerInnen über die Einführungsveranstaltung: Julia: Mir hat es gefallen, weil es abwechslungsreich gestaltet war. Am besten haben mir die Spiele gefallen. Ich hab erfahren, dass sehr viele Leute bei diesem Stück spielen und dass sie keine Profischauspieler sind. Ich freue mich auf die Geschichte und bin sehr neugierig.

Dani: Ich hab erfahren, dass sehr viele Leute dabei teilnehmen. Und, dass dieses Stück lustig wird. Mir hat es gut gefallen, weil wir viel erfahren haben und viel Spaß hatten. Ich freue mich sehr auf die erste Probe. Und ich hoffe, ich darf noch zur Premierenfeier bleiben.

Max: Ich habe erfahren, dass es sehr viel Arbeit ist und dass man sehr viele Leute dazu benötigt. Die coolen Rollen und die Kostüme haben mir sehr gut gefallen. Mir hat auch gefallen, dass man mit Leuchtstoffröhren so coole Effekte hinbekommen kann. Ich freu mich auf die Punks, die Gruftis und den Rockstar und die Effekte mit den Leuchtstoffröhren.

Probenbesuche Das zweite Treffen im Rahmen des Premierenklassenprojektes war dann ein Probenbesuch am Montag, 28. März 2011 um 18.00 Uhr. Während einer szenischen Probe von Linie 1 im Probensaal waren alle SchülerInnen zugegen und erlebten so, wie hier gearbeitet wird. Ich stellte ihnen zu Beginn die Beteiligten vor und erklärte ihnen, in welcher Situation sich die SchauspielerInnen auf der Bühne gerade befinden. Da die Probe im Probensaal stattfand, waren sowohl die Kostüme als auch das Bühnenbild noch nicht original. Auch hier gab ich für die SchülerInnen entsprechende Erläuterungen dazu, damit sie nachvollziehen konnten, was beispielsweise die diversen Holzständer und die Podesterie auf der Bühne zu bedeuten haben. Nach gut einer Stunde gab es eine Pause, und die SchülerInnen konnten an die Beteiligten Fragen stellen.

Rückmeldungen von SchülerInnen zum Probenbesuch Daniel: Die coolen Rollen haben mir gefallen. Ich habe erfahren, dass es auch Theatergeld gibt. Die Schauspieler haben sehr gut getanzt und gesungen. Ich habe gelernt, dass Musicals auch cool sein können. Ich finde, es war etwas übertrieben, dass Schlucki dem alten Mann gleich eine mit der Flasche überzog.

Franzi: Mir haben die Lieder und die Bewegungen dazu sehr gut gefallen. Ich hoffe, dass das Stück genauso toll wird, wie wir es beim Proben gesehen haben. Begeistert hat mich, dass Amateure (= keine ausgebildeten Schauspieler) mitspielen und wie sie zusammen arbeiten. Es ist sicher anstrengend, da zu spielen, denn sie arbeiten schon seit Oktober.

Lucia: Es war eigentlich recht witzig und cool! Ich kann mich noch an alles erinnern. Ich fand alles gut, es gibt nichts, was mir nicht gefallen hat. Ich wünsche mir, mehr zu sehen. Der Regisseur war eigentlich nicht streng. Es war viel zu verbessern, und die Spieler haben sich auch Gedanken gemacht und sehr viel verbessert. Da muss man sich aber sehr bemühen, um so ein Stück zusammen zu bringen. Ich werde mir das vielleicht mal ansehen, weil es mir gefällt. Ich wünsche mir, dass ich auch eine Schauspielerin werde.

Katharina: Also mir hat alles sehr sehr gut gefallen, und es war interessant. Ich bin bei der Premiere dabei und freu mich auf die ganze Vorstellung. Mir haben die Sängerinnen gut gefallen und der Tanz „Die Lock fährt ab“ war toll wirklich … Eine Probe habe ich mir nicht so vorgestellt und wie kann man so eine Disziplin haben. Ich hätte zu tuscheln begonnen. Wie geht sich das aus mit den Proben und der Schule/Arbeit? Das sind zum Teil auch Schulkinder und alle Schulkinder waren toll, ich hätte es mir nicht getraut vorzuspielen. Bei einer Probe war ich noch nie dabei. Ich finde, dass alles toll aussah, es hat so echt ausgesehen, die Bewegungen und die Texte.

Der nächste Probenbesuch folgte dann am Donnerstag, 14. April 2011, nun schon auf der Originalbühne. Bei diesem Probenbesuch waren leider nicht alle Schü- lerInnen anwesend, dafür kamen einige Eltern und Geschwister mit. Auf dieser Probe war bereits das originale Bühnenbild aufgebaut und z.T. trugen die Schauspie- lerInnen schon Originalkostüme. Gearbeitet wurde am Schlussbild, das den Aktiven viel Konzentration abverlangt. Auch hier gab es nach ca. einer Stunde wieder eine kurze Pause für alle, in der Fragen gestellt werden konnten. Für viele war das Er- staunen groß, wie weitläufig nun die Originalbühne im Vergleich zum Probensaal ist. Die Erkenntnis, dass auch manches Geschehen auf der Bühne bei jeder Vorstellung in manchen Situationen immer wieder anders sein kann, verunsicherte manche SchülerInnen: „Aber die Leuchtstoffröhren fallen ja immer anders, wie geht das denn?“ – „Aber die Sessel werden immer an anderen Stellen verteilt sein, wie kom- men die SchauspielerInnen damit klar?“ Und dass ein Bühnenbild nicht immer realistisch sein muss, um vielleicht jedem/r ZuschauerIn die Freiheit zu lassen, dazu selber zu assoziieren, war euch eine wich- tige Feststellung an diesem Probenabend. Und prompt kamen auch gleich Ideen zur Eingangsbühnenbildsituation: ‚Chaos’, ‚U-Bahn-Linien’, ‚Kulisse einer beleuchteten Stadt im Dunkeln’. Die Neugier auf das gesamte Stück stieg bei allen SchülerInnen sehr. Der Ostermon- tag wurde von allen mit Spannung erwartet.

Premiere Montag, 25. April, 19.30 Uhr, Ostermontag: Premiere! Endlich war es soweit! Herausgeputzt und erwartungsvoll warteten die SchülerInnen auf das große Ereignis.

Die erste Reaktion der Lehrerin per E-Mail: Mir persönlich hat es nicht gefallen. Ich kannte das Musical noch nicht und bin von einigen Themen, die angerissen werden (Ausländer, Obdachlose, alte Menschen ...) und deren Umsetzung nicht so einverstanden. Auf mich hat das sehr klischeehaft gewirkt. Ich bin mir sicher, dass in der Erarbeitung damit gut umgegangen wurde, aber ich kann nur sagen, wie es bei mir angekommen ist. Bühnenbild und Choreographien haben mir sehr gut gefallen.

Einige Rückmeldungen von SchülerInnen: Die Sprache war ein bisschen „wild“, aber die Schauspieler haben gut gespielt. Erst dachte ich, dass mich das Bühnenbild enttäuschen würde, aber die Leuchtstoffröhren wurden super eingesetzt.

Das Bühnenbild und die Choreografien fand ich verdammt gut. Die Musik hat uns allen gefallen und bei dem Lied ‚Halt dich an deiner Liebe fest’ mussten wir alle mitsingen und haben jetzt noch einen Ohrwurm.

Mich hat die Sprache (Schimpfwörter) teilweise sehr gestört. Dieses Musical würde ich also doch eher 12-18-Jährigen empfehlen. Mich hat gewundert, dass Amateurschauspieler so etwas Tolles aufführen konnten. Mein Gesamteindruck war eigentlich gut. Ich fand dieses Stück wäre eher ab13/14 Jahren. Die Ausdrucksweise und die Sachen, die passiert sind, waren etwas übertrieben. An einem Bahnhof gibt es zwar schlimme Sachen, jedoch ist es nicht so schlimm, wie es dort angegeben war.

Ich fand es toll, super, cool, klass!

Die Tänze haben sehr gut zu den Musiken gepasst und waren sehr schön.

Die Kostüme hätte ich mit irgendwie anders vorgestellt, aber sie waren ganz toll.

Führung und Nachgespräch Genau eine Woche nach der Premiere, am Montag, 2. Mai, 8.30 Uhr fand das letzte Treffen im Rahmen des Premierenklassenprojektes statt. Zu Beginn erklärte ich den SchülerInnen, welche Bühnen zum Landestheater Linz gehören und zeigte ihnen Bilder vom Großen Haus aus der Zeit um 1805. Im Anschluss daran gingen wir auf die Bühne des Großen Hauses, dann durch die Vorbereitungshalle, in die Werk- stätten und schließlich in den Fundus. An allen „Stationen“ erzählte ich, welche Mit- arbeiterInnen hier tätig sind, und was genau sie zu tun haben. Ich betonte immer wieder das Zusammenspiel der vielen Abteilungen im Theater, um die Arbeits- strukturen hinter der Bühne zu verdeutlichen. Zwischendurch gab es viele Detail- fragen von den SchülerInnen, auf die ich gerne einging, um letzte Unklarheiten zu beseitigen. Nach der Führung setzten wir uns zu einem Gesprächskreis zusammen und redeten über das gesamte Projekt, insbesondere über die Premiere. Die Rückmeldungen dazu waren größtenteils positiv. Weniger gut an kam die als zu grobe empfundene Sprache des Stückes. Für manche war auch die eigentliche Story nicht ganz klar. Die Musik und die begleitenden Choreografien wurden sehr gelobt, ebenso die Kostüme sowie die schauspielerische und die sängerische Leistung der DarstellerInnen.

Die begleitende Lehrerin Frau Prof. Inge Paumann über das Premierenklassen- projekt Theater und Schule bilden für mich seit 1998 (damals war ich mit meinen Schü- lerinnen und Schülern die erste Premierenklasse mit Tortuga) eine wichtige Sym- biose. Mit Schülern nicht nur das Endprodukt zu sehen, sondern auch bei der Ent- stehung eines Stückes mit dabei sein zu können, mit den Schauspieler/-innen, den Regisseur/-innen zu sprechen, Fragen stellen zu können, die mühevolle Kleinarbeit nachvollziehen zu können, sind wichtige Erfahrungen und bringen auch wertvolle Erkenntnisse für das Leben. Denn gerade bei der jetzigen Produktion Linie1, die mit Amateurschauspieler/-innen gemacht wird, gibt es für meine Schüler/-innen ein hohes Identifikationspotential. Mitverfolgen zu können, wie man durch hartes Training, Gemeinschaft, Ausdauer, Disziplin und professioneller Führung Ergebnisse erzielen kann, die den Vergleich mit professionellem Theater nicht scheuen, das ist wahre Lebensschulung. Ergänzt werden diese Erfahrungen durch eine Einführung und spielpädagogische Übungen der Theaterpägdagogin Anke Held, die es den Kindern ermöglichen, durch eigenes Handeln und Tun das Geschehen auf der Bühne nachzuvollziehen.

Hinweis Falls auch Sie mit Ihrer Klasse ein Premierenklassenprojekt miterleben und gestalten wollen, wenden Sie sich an das u\hof: Büro Ansprechpartnerinnen: Eva Haunschmid/Susanne Höchtel Telefon: 0800 218 000-8 oder E-Mail: [email protected]

Theaterpädagogisches

Fragen zur Vor- bzw. Nachbereitung des Stückes

ª Was wisst ihr über Linie 1, habt ihr schon Aufführungen gesehen? ª Kennt ihr die Verfilmung? ª Wie würdet ihr die Stimmung in einer U-Bahn in einer Großstadt beschreiben? ª Was haltet ihr von dem Spruch: „Sie ist vor Liebe blind!“? ª Wie, denkt ihr, sollte die Bühne ausschauen, warum? ª Wie, denkt ihr, sollten die Kostüme ausschauen, warum? ª Hört euch im Vorfeld des Theaterbesuches die Musik zu Linie 1 an. Versucht sie zu beschreiben. Was ist das für Musik? Was drücken die einzelnen Nummern für eine Stimmung aus? ª Was meint ihr, wie viele SchauspielerInnen auf der Bühne zu sehen sein werden?

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ª Welche Szenen sind euch von eurem Theaterbesuch besonders in Erinnerung geblieben, warum? ª Das Mädchen begegnet auf der Suche nach Johnny vielen verschiedenen Menschen. Welche sind euch in Erinnerung geblieben? Was eint all diese Menschen? Sind sie realistisch? ª Kommen im Laufe der Geschichte Figuren vor, mit denen bzw. mit deren Ansichten ihr euch identifizieren könnt? Warum (nicht)? ª Das Stück Linie 1 spielt im Original in Berlin bzw. in der Berliner U-Bahn. In unserer Fassung wurde die Handlung nach Österreich verlegt. Wie steht ihr dazu? ª In der Inszenierung kommt viel Musik zum Einsatz, wie findet ihr diese? Habt ihr sie als passend zu Geschichte empfunden, warum (nicht)? ª Ist das Ende der Geschichte für euch ein Happy End, warum (nicht)? ª In welchem Bühnenbild wurde die Geschichte erzählt? Könnt ihr es beschreiben? Was hat für euch das Bühnenbild dargestellt? ª Was wisst ihr noch von den Kostümen? Wie haben sie euch gefallen? Habt ihr sie als passend zu Geschichte empfunden, warum (nicht)? Ein Theaterprojekt der anderen Art

Schlüpft in Rollen von Personen, die an einer professionellen Theaterproduktion in irgendeiner Weise beteiligt sind!

Seid KostümbildnerInnen! Lasst euch noch einmal die Geschichte von Linie 1 durch den Kopf gehen und/oder lest sie auch noch einmal nach! Notiert euch, welche Figuren in der Geschichte vorkommen! Überlegt, wie diese Figuren charakterisiert sind! Überlegt nun, wie ihr diese Figuren dementsprechend kleiden würdet und warum! Entwickelt zu euren Figuren dementsprechende Kostümentwürfe! Stellt diese im Plenum vor und diskutiert über die unterschiedlichen Ideen!

Seid BühnenbildnerInnen! Lasst euch noch einmal die Geschichte von Linie 1 durch den Kopf gehen und/oder lest sie auch noch einmal nach! Notiert euch, welche Orte in der Geschichte vorkommen! Überlegt, wie ihr diese Orte auf der Bühne darstellen könntet! Überlegt nun, welche Materialien ihr dafür bräuchtet und notiert euch diese! Baut von euren Ideen kleine Bühnenbildmodelle in (Schuh)kartons! Stellt diese im Plenum vor und diskutiert über die unterschiedlichen Entwürfe!

Seid ChoreographInnen! Besorgt euch die einzelnen Musiknummern von Linie 1! Hört euch die Texte genau an und überlegt, an welcher Stelle der Handlung die einzelnen Nummern gesetzt sind! Überlegt nun, welche Figuren im Stück genau diese Nummern singen und wie diese Figuren in dieser Situation drauf sind! Überlegt dann, wie sich diese Figuren entsprechend ihrer Situation und entsprechend der Musiknummer bewegen könnten … entwickelt Choreographien! Stellt die Choreographien im Plenum vor und diskutiert über die unterschiedlichen Ideen!

Seid ReporterInnen und TheaterkritikerInnen! Besucht eine Vorstellung von Linie 1 im Landestheater und nehmt euch das Programmheft mit! Besorgt euch alle nur möglichen Informationen über die Inszenierung am Landestheater. Nutzt Landestheaterpublikationen wie das monatlich erscheinende Theatermagazin, die Monatsspielpläne, die u\hof: website … Lasst euch noch einmal den Theaterbesuch von Linie 1 durch den Kopf gehen! Versucht nun zu beschreiben, wie ihr diesen Besuch erlebt habt, welche DarstellerInnen im positiven wie negativen Sinne euch in Erinnerung geblieben sind und warum, welche Szenen euch am meisten/sehr berührt haben und warum? Beschreibt, wie das Bühnenbild und die Kostüme, die sängerischen und instrumentalen Leistungen auf euch gewirkt haben. Gebt wieder, wie nachvollziehbar die Geschichte auf der Bühne gestaltet wurde. Überlegt, ob ihr das Stück weiterempfehlen würdet oder nicht und warum. Stellt eure Kritiken im Plenum vor und diskutiert über die unterschiedlichen Meinungen! Seid MitarbeiterInnen der Öffentlichkeitsarbeit! Stellt euch vor, Linie 1 läuft an eurem Theater! Überlegt durch welche Maßnahmen ihr die Inszenierung bewerben könntet! Setzt eure Ideen wenn möglich selber um! Stellt eure geplanten Maßnahmen und Werbemittel vor, erklärt sie kurz im Plenum und diskutiert über die Ideen!

Seid SchauspielerInnen und Regisseure Stellt Szenen aus der Inszenierung, die euch besonders beeindruckt/gar nicht beeindruckt haben! Erklärt dann, warum euch insbesondere diese Szene(n) so besonders/gar nicht gefallen hat/haben. Überlegt, wie diese Szene auch noch anders hätte enden können. Probiert, diese Überlegungen ins Spiel umzusetzen.

STANDBILDER Baut Standbilder zu den folgenden Themen und entwickelt daraus kurze improvisierte Szenen! Bahnhof U-Bahn-Abteil Würstelstandl

IMPROVISATIONEN ª Improvisationen zum Thema Erstbegegnung in einer fremden Stadt 4er Gruppen bilden Aufgabe: Ein/e ist Bursch/Mädchen vom Lande, der/die in die Großstadt kommt und jemanden sucht, die anderen drei Beteiligten sind Personen auf dem Bahnsteig Was passiert? Überlegt genau, wer diese Personen sind, welche Typen? Wie reagieren sie also aufeinander?

10 Min Bedenkzeit Gegenseitiges Vorspielen

ª Improvisationen zum Thema Menschen in einer Stadt Findet euch in kleinen Gruppen (3-5 Leute) zusammen. Sucht euch aus der Zeitung Fotos, auf denen Menschen sind! Denkt euch zu den Menschen eine Geschichte aus! Entwickelt eine Szene aus dieser Geschichte!

ª Improvisationen zum Thema Lebensweisheiten Setzt folgende Sprichwörter/Lebensweisheiten in kleinen Szenen oder Standbildern um. Überlegt und diskutiert, ob diese Zeilen mit Situationen in Linie 1 in Verbindung stehen! Wo nichts ist, hat der Kaiser sein Recht verloren. Müßiggang ist aller Laster Anfang Wer höher steigt, als er sollte, fällt tiefer, als er wollte. Not macht erfinderisch.

DISKUSSION Diskutiert: Das Leben ist unbedingt schön, was wir brauchen, ist eine Strategie des Glücks!

Notiert euch einige eurer Zukunftswünsche und stellt sie im Plenum vor, vergleicht. Welche Wünsche kommen oft vor? Welche Wünsche sind sehr außergewöhnlich? Mit welchen Wünschen anderer könnt ihr euch identifizieren?

Literatur- und Filmempfehlungen

Kordon, Klaus: Mein Freund Ringo. Taschenbuch, 2. Auflage, Weinheim: Beltz-Verlag, 2000 ISBN: 3407784384 Seit Tim in die dritte Klasse geht, fährt er jeden Morgen mit der S-Bahn zur Schule. Dort trifft er seinen Freund, den Straßenmusikanten und Puppenspieler Ringo. Aber mitten im Winter verändert sich alles, denn plötzlich ist Ringo verschwunden. Tim sorgt sich sehr, doch seine Eltern haben wenig Verständnis dafür. So macht er sich, anstatt zur Schule zu gehen, auf die Suche nach seinem Freund. Schließlich findet er Ringo krank und verfroren in einem alten Campingbus. Als die Mutter von Tims Schwänzen erfährt, muss er seinen Eltern alles erzählen. Gemeinsam finden sie einen Weg, wie Ringo geholfen werden kann. Eine Geschichte über Freundschaft und Solidarität, übers Helfen und Sich-Helfen- Lassen.

Swindells, Robert: Eiskalt. Hamburg: Carlsenverlag, 2003. ISBN: 3551372306 Dieses Buch ist fantastisch geschrieben und macht Leser nachdenklich: Erschreckend, aber vollkommen realistisch beschreibt der Autor das Schicksal eines obdachlosen Jugendlichen, der auf der Straße nicht richtig zurecht kommt. Inhaltlich sehr gut, besonders interessante Charaktere und eine bemitleidenswerte Hauptperson.

Ritzkowsky, Joachim: Die Spinne auf der Haut. Leben mit Obdachlosen. Bericht, Analyse, Deutung. Berlin: Alektor Verlag, 2001. ISBN: 388425071X Viele Obdachlose in Berlin kennen die evangelische Kirche zum Heiligen Kreuz am Halleschen Tor. Während der kalten Jahreszeit wird diese Kirche mittwochnachmittags zur Wärmestube für bis zu 150 obdachlose Männer und Frauen. Sie kommen wegen der warmen Suppe und den heißen Getränken, der belegten Brote und der Sprechstunde des Arztes. Viele kommen aber auch wegen Joachim Ritzkowsky, dem Gemeindepfarrer, der gemeinsam mit den Ehrenamtlichen die BesucherInnen persönlich begrüßt. Achim, wie die Obdachlosen den 63-Jährigen nennen, schenkt nicht nur Suppe aus und verteilt Kleidung wie ein Marktschreier. Er ist auch Gesprächspartner, zu dem viele einen guten Draht haben. In dieser Essay- Sammlung erzählt Joachim Ritzkowsky von dem alltäglichen Leben mit den Obdachlosen und beschreibt Lebensformen und Verhaltensweisen in der Szene. Sein besonderes Interesse gilt ihren Zeichen - wie den Tätowierungen, dem Schmuck oder außergewöhnlichen Kleidungsstücken, die er in Beziehung zu den Zeichen der bürgerlichen Gesellschaft setzt und vor dem Hintergrund christlicher und mythologischer Überlieferungen deutet. Die Spinne auf der Haut berichtet auch über die Tätigkeit der Arbeitsgemeinschaft Leben mit Obdachlosen. Dieser Zusammenschluss von über 70 kirchlichen und sozialen Initiativen der Berliner Obdachlosenhilfe vernetzt Wärmestuben, Tagesaufenthalte, Notübernachtungen und Nachtcafés und tritt öffentlich für das Bleiberecht der Armen und Obdachlosen in der Berliner Innenstadt ein. Lutz, Ronald, Stickelmann, Bernd: Weggelaufen und ohne Obdach. Weinheim: Juventaverlag, 1999 ISBN: 3779902583 Dieses Buch dokumentiert praktische Erfahrungen in der sozialpädagogischen Arbeit mit Jugendlichen in besonderen Lebenslagen. Schwergewicht wird auf den schwierigsten Teil der Arbeit gelegt: Wie lässt sich ein Zugang zu Jugendlichen gewinnen, deren Lebensmittelpunkt die Straße geworden ist. Die Berichte entwickeln die Prozesse, die in der Arbeit mit diesen Jugendlichen möglich sind, thematisieren aber auch die Probleme. Die ethnologischen, soziologischen und die sozialpädagogischen Theorieansätze, die die Hintergründe und Bedingungen des Lebens auf der Straße systematisieren, werden als Gerüst für die Aufarbeitung der praktischen Ansätze in verschiedenen Städten Deutschlands erörtert. Das Buch trägt damit Materialien und Konzepte zusammen, die der Debatte mehr Sachlichkeit vermitteln sowie Hintergründe und Ursachen aufarbeiten.

Ströbele, Friedrich: Max der Landstreicher Tübingen: Silberburg-Verlag, Juni 2003 ISBN: 387407546X Was veranlasst einen Schulrektor und Familienvater, sich Bart und Haare stehen zu lassen, sich in ungewaschene Klamotten zu werfen und unter mittellosen Außenseitern sein täglich Brot auf der Straße zu ergattern? Friedrich Ströbele berichtet, was er als „Max, der Landstreicher“ unter Obdachlosen erlebt hat. Schlimmen Schicksalen ist er begegnet. Er hat am eigenen Leibe erfahren, wie arme Menschen in Deutschland versorgt werden, wie sie an Nahrung kommen, an Kleidung und einen Schlafplatz.

Popilarski, Ulrike Maria: Herla. Ein sozialkritischer Roman aus der Obdachlosen-Szene. Norderstedt: BoD GmbH, 2003. ISBN: 3831144087 Eine Theateraufführung, von Obdachlosen erdacht, geschrieben und umgesetzt, bringt die Akteure an den Wendepunkt ihres Lebens. Die Altenpflegerin Josi erfährt, dass sich hinter jedem dieser Menschen ein persönliches Schicksal und eigenständiger Charakter verbirgt. Gemeinsam erlebt die bunt gemischte Gruppe Veränderungen und vielfältige Situationen, in denen Hoffnung und Verzweiflung nah beiander liegen. Eine Geschichte, die den Problemen des Lebens nicht aus dem Weg geht, sondern hinsieht und hinterfragt, aufklärt, motiviert und Unsicherheiten abbaut.

Tillmanns, Wolfgang, Mikhailov, Boris, Singh, Dayanita: Architektur der Obdachlosigkeit Köln: Dumont Literatur und Kunst Verlag, 2003. ISBN: 3832173668 Architektur der Obdachlosigkeit – zu Gast in der Pinakothek der Moderne Obdachlosigkeit ist seit vielen Jahren ein weltweites Problem der modernen Gesellschaften. Mehr und mehr prägen die haus- und heimatlosen Menschen auch das Bild unserer Städte, doch die Wahrnehmung dieses Problems variiert von Mensch zu Mensch. Einige sind schockiert, andere angeekelt, mancher reagiert verwirrt und die meisten gleichgültig, selten jedoch ist der Umgang mit den Obdachlosen respektvoll. Die Kunst hat sich bisher diesem Problem nur selten angenommen, zu groß sind die Hemmschwellen und Ängste. Auch mangelnde Absatzmöglichkeiten für eine derart sozialkritische Kunst und die Gefahr des Vorwurfs der Beschönigung oder einer mangelnden Ästhetik sind sicherlich mit Schuld an dieser Situation. Diese Publikation, die anlässlich der Ausstellung "Architektur der Obdachlosigkeit" zum 10-jährigen Jubiläum der Straßenzeitung BISS vom 1. bis 21. September in der Pinakothek der Moderne in München erscheint, zeigt die Arbeiten von sieben international renommierten Fotografen, die sich trotz aller Hindernisse auf dieses unsichere Terrain vorgewagt haben und welche künstlerischen Positionen sie zu dem Thema Obdachlosigkeit beziehen. Die Fotografen Boris Mikhailov, Ulrike Myrzik/Manfred Jarisch, Dayanita Singh, Wolfgang Tillmans, John Vink und Wolfgang Bellwinkel wurden von der Straßenzeitschrift BISS eingeladen, über die Problematik der Wohnsitzlosen zu arbeiten. Die Ausstellung zeigt nicht nur das soziale Elend und die Armut, sondern auch die Kreativität und die Improvisationsfähigkeit, die von Obdachlosen entwickelt wird, um in ihrer Situation zu überleben.

Blum, Elisabeth: Wem gehört die Stadt? Basel: Lenosverlag, 1996. ISBN: 385787256X Der öffentliche Raum der Stadt wird umgebaut: Arme und Obdachlose, die das Bild des glücklichen und erfolgreichen Lebens durch ihre bloße Gegenwart belasten könnten, sind in der geschäftigen Stadt der Einkaufserlebnisse, des Big Business und des touristischen Sightseeing nicht nur unerwünscht, sie werden mit zunehmend schärferen Maßnahmen zum Verschwinden gebracht. Die von der Architektin Elisabeth Blum zusammengestellte Anthologie berichtet über Menschen, die ihren Arbeitsplatz verlieren, ihre Wohnung aufzugeben gezwungen sind und schließlich auf der Straße landen. Sie stellt Initiativen vor, die die vom schlanken Staat nicht mehr geleisteten Aufgaben übernehmen, bietet politische und ökonomische Analysen, die nach den Ursachen der Verelendung inmitten des Reichtums fragen und gibt Anregungen und Perspektiven für ein Umdenken in den Köpfen und in den Städten.

Bodenmüller, Martina: Auf der Straße leben. Mädchen und junge Frauen ohne Wohnung. Hopf, Münster: Literaturverlag, 1995 ISBN: 3825826686 Die Zahl der Menschen, die auf der Straße leben, wächst. Noch vor kurzem war die (Fach)Öffentlichkeit davon überzeugt, dass vor allem erwachsene Männer von Wohnungslosigkeit betroffen sind. Inzwischen ist unübersehbar geworden, dass auch Mädchen und junge Frauen zunehmend ohne festen Wohnsitz sind Martina Bodenmüller hat nicht nur die bisherige Forschungslage (vorrangig zu obdachlosen Frauen) zusammenfasst, sondern auch eine eigene qualitative Studie über die Entstehungsbedingungen und das Erleben der Wohnungslosigkeit von Mädchen und jungen Frauen vorstellt. Die Frauen werden im einzelnen nach ihrer Lebenssituation in der Familie, der Entstehung von Wohnungslosigkeit, den Beziehungen und Bewältigungsstrategien in der Wohnungslosigkeit, nach Lebensplanung und nach Erfahrungen mit dem Hilfesystem der sozialen Arbeit gefragt. Die Stärke des vorliegenden Buches besteht in der Eindringlichkeit mit der die Mädchen zu Wort kommen. Es wird deutlich, dass die „Nebeneffekte“ der Wohnungslosigkeit (Kriminalität, prostituives Verhalten) die Konsequenz des Straßenlebens und nicht ihre Ursache sind.

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Linie 1 – Das Kultmusical als Film • Darsteller: Inka Groetschel, Ilona Schulz, Dieter Landurius • Regisseur(e): Reinhard Hauff • Komponist: Birger Heymann • Format: Dolby, PAL • Sprache: Deutsch (Dolby Digital 2.0) • Region: Region 2 • Bildseitenformat: 16:9 - 1.66:1 • FSK: Freigegeben ab 12 Jahren • Studio: Kinowelt GmbH • Erscheinungstermin: 24. Oktober 2008 • Produktionsjahr: 1987 • Spieldauer: 95 Minuten • ASIN: B001CQFNSK

Linie 1 – Das Musical • Grips Theater Berlin • Ursprüngliches Erscheinungsdatum : 21. Dezember 2008 • Label: Grips Theater • Copyright: (c) Grips Theater • Gesamtlänge: 49:44 • ASIN: B001RV5USS