Im Spiegel Der Woche
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IM SPIEGEL DER WOCHE von Hans-Peter Schössler Kleines stolzes Einig: Wo sie meine Kunst nicht verstanden haben Hinter Mertloch gibt es zwei Alternativen, um Einig ist eine selbständige nach Mayen zu kommen. Geradeaus geht es über Gemeinde mit 144 Einwoh- Kollig und Gering, rechts ab direkt hinter der ehe- nern. 1103 wurde der Ort maligen Bahnlinie, die heute ein Radwanderweg gegründet, 1909 die Kirche ist, geht es nach Einig. Rechts im Wald liegt die gebaut. Neben der Kirche Mertlocher Schützenanlage. Ich meine mich zu gibt es einen Bouleplatz. erinnern, dass die vor Jahren einmal einen hoch- Und aus der alten, ein- karätigen Schützenmeister hatten. klassigen Schule ist ein Bürgersaal Und dann links der kleine Friedhof von Einig und mit Küche und Toilette geworden. Hier können mittenrein ins Zentrum. An der Ecke das ehe- die Einiger feiern. Einen Vollerwerbslandwirt gibt malige „Gasthaus Gilles“. Es hat schon bessere es noch. Und einen aktiven Schützenverein mit Zeiten gesehen, steht lange schon leer und ist einem Tambourkorps. Und 52 Telefonanschlüsse. trotzdem ein Stück Einiger Historie. In den 1960 Die Kinder gehen nach Mertloch zur Schule, wei- er Jahren war es eine Gaststätte, wie jedes Dorf terführende Schulen gibt es genügend in Polch, mindestens eine hatte. Leo und Änni Gilles wa- Münstermaifeld und natürlich in Mayen. ren die Gastleute. Ich meine, drei Kinder hatten Seit 12 Jahren ist Hans Münch stolzer Bürger- sie. Wir saßen in der Gaststube mit Blick auf fast meister von Einig. Er schwört auf den Gemein- ganz Einig. Bier aus Flaschen gab es. Ich bin mir schaftssinn seiner Bürger, auf ihre Tatkraft, wenn nicht mehr sicher, ob es aus Mayen oder der ho- es anzupacken gilt. Kommunalpolitiker werden hen Eifel kam. Oft saßen wir auch in der Küche. über Sinn und Wert solch kleiner Gemeinden Schafskoppspielen war angesagt. Und dann gab trefflich streiten. Den Menschen in Einig wird das es einen Saal. Der war hinten im Hof, neben den egal sein. Sie genießen ihre Eigenständigkeit und Schweineställen. Eine ganz steile Treppe musste es fehlt ihnen an nichts dabei. Außer vielleicht man hochgehen. Am Anfang des Abends ging ihrer alten Kneipe, die es seit Anfang der 1980er das noch prima. Der Saal war immer voll bei Jahre nicht mehr gibt. den Festen, vor allem an der Kirmes. Dann ha- ben meist die „Elzbachlerchen“ Musik gemacht. Mail an den Autor: [email protected] Wenn es mir besonders gut ging, war ich ihr Sän- ger. Frontsänger. Heino hatte ich im Repertoire, später Freddy Quinn. Singen konnte ich damals wie heute nicht.Aber Mut hatte ich. Und die Büh- ne liebte ich auch.Aber es hat schon geschmerzt, wenn nach einiger Zeit die ersten Einiger riefen „Der kann überhaupt nicht singen“. Ich bin heu- te noch davon überzeugt, dass die meine Kunst nicht verstanden haben. Das ist mir auch so er- gangen in Pillig und in Gering. Eigentlich müsste ich das Maifeld immer noch meiden. Nur in Al- lenz, da hat man mich verstanden. Das ehemalige „Gasthaus Gilles“. Foto: Pauly 14/16 Alle Kolumnen von Hans-Peter Schössler fi nden Sie ab sofort unter www.wochenspiegellive.de/im-spiegel-der-woche.