Jahresbericht 2010 Nationalpark Kellerwald-

Nationalpark Kellerwald-Edersee 2 JAHRESBERICHT NATIONALPARK KELLERWALD-EDERSEE 2010 3

Jahresbericht 2010 Nationalpark Kellerwald-Edersee

Nationalpark Kellerwald-Edersee 4 JAHRESBERICHT NATIONALPARK KELLERWALD-EDERSEE 2010

Inhalt

1. Vorwort ...... 7

2. Projekte internationaler Bedeutung ...... 8 2.1 Weltnaturerbe „Alte Buchenwälder Deutschlands“ ...... 8 2.2 IUCN-Zertifzierung ...... 10 2.3 Nationalpark-Evaluierung EUROPARC ...... 10

3. Naturschutz- und Managementmaßnahmen ...... 11 3.1 Prozessschutz und Biodiversität ...... 11 3.2 Naturschutzbehördliche Aufgaben ...... 11 3.3 Pfl ege- und Entwicklungsmaßnahmen ...... 12 3.3 1 Waldmanagement ...... 12 3.3 2 Off enlandpfl ege ...... 12 3.3 3.1 Spezielle Biotop-Renaturierungen ...... 13 3.3 3.2 Fließgewässer-Renaturierungen ...... 13 3.4 Wildtiermanagement ...... 14 3.5 Verwertung von Naturprodukten ...... 15 3.5.1 Wildbret ...... 15 3.5.2 Holz ...... 16 3.6 Naturschutzgroßprojekt Kellerwald-Region ...... 17

4. Forschung, Monitoring, Dokumentation ...... 19 4.1 Grundlagenkonzeption und Planungen ...... 19 4.2 Kartierungen und Inventarisierungen ...... 19 4.2.1 Wildkatzen – Lockstockprojekt ...... 21 4.2.2 Großlibellen ...... 22 4.2.3 Hautfl ügler – Bienen, Wespen, Hummeln ...... 22 4.2.4 Wanzen ...... 23 4.2.5 Flechten ...... 24 4.2.6 Moose ...... 24 4.2.7 Quellen ...... 25 4.3 Monitoring ...... 25 4.3.1 Avifaunistisches Monitoring ...... 25 4.3.2 Weisergatter ...... 26 4.3.3 Fotomonitoring ...... 26 4.3.4 Luftmess-Container HLUG ...... 27 4.3.5 Rotwild-Monitoring ...... 28 4.3.6 Scheinwerfertaxation ...... 28 4.3.7 Infrarot-Befl iegung ...... 29 4.4 Wissenschaftliche Spezialforschung ...... 29 4.4.1 Fledermäuse ...... 30 INHALT 5

4.4.2 Fließgewässerforschung ...... 30 4.5 GIS und Datenhaltung ...... 31 4.5.1 Geografi sches Informationssystem (GIS) ...... 31 4.5.2 Datenbanksystem ...... 31 4.5.3 Drittes Hessisches Naturwaldforum Buche ...... 32

5. Öff entlichkeitsarbeit ...... 33 5.1 Medienarbeit ...... 33 5.2 Internet-Auftritt ...... 33 5.3 Veranstaltungen, Ausstellungen und Messeauftritte ...... 33 5.4 Ausstellungen ...... 36 5.5 Marketing ...... 36 5.6 Vortrag & Forum ...... 37

6. Nationalpark-Einrichtungen ...... 40 6.1 NationalparkZentrum Kellerwald – Raum für Wildnis und Menschen ...... 40 6.2 BuchenHaus mit Ausstellung und WildnisSchule ...... 41 6.3 WildtierPark Edersee ...... 44 6.4 KellerwaldUhr ...... 45 6.5 Werkstatt & Waldladen ...... 45

7. Bildung und Erholung ...... 46 7.1 Bildungsarbeit ...... 46 7.1.1 Schulische Bildungsarbeit ...... 46 7.1.2 Einsatz ehrenamtlicher Nationalpark-Führer ...... 47 7.1.3 Rund um den Boggel ...... 48 7.1.4 Wildnisbildungsprojekt „Waldscout & Waldranger“ ...... 48 7.2 Erholung ...... 49 7.3 Barrierefreiheit ...... 50

8. Kooperationen der Nationalparkverwaltung ...... 51 8.1.1 EUROPARC Deutschland ...... 51 8.1.2 Commerzbank Aktiengesellschaft ...... 51 8.2 Naturpark Kellerwald-Edersee ...... 51 8.3 Region Kellerwald-Edersee e.V...... 52 8.4 Runder Tisch Tourismus ...... 52 8.5 Förderverein für den Nationalpark Kellerwald e. V...... 52 8.6 Verein der Freunde und Förderer des Wildparks Edersee ...... 52 8.7 Freiwilligeneinsätze im Nationalpark Kellerwald-Edersee ...... 53

Nationalpark Kellerwald-Edersee 6 JAHRESBERICHT NATIONALPARK KELLERWALD-EDERSEE 2010

9. Nationalpark-Region ...... 54 9.1 Nationalpark-Partner ...... 54 9.2 Großveranstaltungen und Regionalmärkte ...... 55

10. Organisation ...... 56 10.1 Organisationsaufbau ...... 56 10.1.1 Personal ...... 56 10.2 Nationalpark-Beirat & Forschungs-Beirat ...... 57 10.3 Änderung der Nationalparkverordnung ...... 57 10.4 Haushalt ...... 58 10.4.1 Ausgaben ...... 58 10.4.2 Einnahmen ...... 58 10.4.3 Zuwendungen Dritter ...... 58

11. Internationales ...... 59

12. Anhang ...... 61

Impressum ...... 62 VORWORT 7

1. Vorwort

2010 war wieder ein sehr intensives Jahr. Die umfangrei- Ganz neu gestaltet wurde der Eingangsbereich zum Wild- chen Aktivitäten und den jeweiligen Stand der Dinge kön- tierPark. Mit einem attraktiven Empfang und einem Shop nen Sie im vorliegenden zweiten Jahresbericht nach lesen ist er nun ganz auf der Höhe der Zeit. Die direkt anschlie- und – wenn Sie tiefer gehende Informationen brauchen – ßende WildnisSchule konnten wir fertig stellen und am sich in speziellen Publikationen oder bei unseren Mitar- 30. November im Beisein von Staatsministerin Lucia Put- beitern weiter informieren. trich ihrer Bestimmung übergeben. Die WildnisSchule ist ein zentraler Baustein in der Bildungsarbeit des National- Einige wenige herausragende Ereignisse sollen hier kurz parks und – nicht zuletzt wegen innovativer pädagogischer angesprochen werden: Ansätze – ein Angebot für Schulen und außerschulische Bildungsträger, das weit über die Nationalpark-Region Die Nominierung zum UNESCO-Weltnaturerbe ist zwei hinaus reicht. (vgl. 6.2) Riesenschritte vorangekommen. Zum 01. Februar 2010 wurde das Nominierungsdossier bei der UNESCO in Pa- Anfang Mai überprüfte das EUROPARC-Evaluierungs- ris eingereicht und dort für vollständig und gut ausgearbei- komitee die umfangreiche Selbst-Evaluierung des Natio- tet befunden. Anfang September bereiste dann der IUCN- nalparks und lobte nach intensiven zweitägigen Gesprächen Gutachter David Mihalic (USA) im Auftrag der UNESCO das bisher Erreichte und die Verankerung des National- die nominierten Gebiete, ließ sich aber natürlich keine ab- parks in der Region. (vgl. 2.3) schließende Beurteilung entlocken. Wir hoff en weiter auf eine positive Entscheidung des Welterbe-Komitees Ende Dass dies so bleibt, die Bindungen enger werden, das „Wir- Juni dieses Jahres. (vgl. 2.1) Gefühl“ stärker wird, der Stolz der Bevölkerung auf „ihren“ Nationalpark noch größer wird: daran arbeiten wir weiter, zielstrebig und intensiv.

Ihr Manfred Bauer

Nationalpark Kellerwald-Edersee 8 JAHRESBERICHT NATIONALPARK KELLERWALD-EDERSEE 2010

2. Projekte internationaler Bedeutung

2.1 Weltnaturerbe „Alte Buchenwälder Deutschlands“

Der Nationalpark Kellerwald-Edersee bewirbt sich ge- meinsam mit vier weiteren deutschen Buchenwaldgebieten um die Anerkennung als UNESCO-Weltnaturerbe. Zu den Nominierungsgebieten gehören neben einer etwa 1.500 ha großen Kernfl äche im Kellerwald ausgewählte Kernräume aus den beiden Nationalparks Jasmund und Müritz (Teilgebiet Serrahn) in Mecklenburg-Vorpom- mern, dem Nationalpark Hainich in Th üringen und dem Waldgebiet Grumsin im Biosphärenreservat Schorfheide- Als Gutachter hatte die IUCN den US-Amerika- Chorin in Brandenburg. Die vorgeschlagenen Gebiete re- ner David Mihalic ausge- präsentieren die wertvollsten Relikte großfl ächiger natur- wählt, der bereits das naher Rotbuchenwälder in Deutschland, für die unser Weltnaturerbe „Buchen- urwälder der Karpaten“ Land eine globale Verantwortung trägt. Damit ergänzen sie evaluiert hat. hervorragend das seit 2007 bestehende UNESCO-Welt- naturerbe „Buchenurwälder der Karpaten“. Kellerwald-Edersee – eine repräsentative Ausstellung ent- Der Nationalpark Kellerwald-Edersee ist Mitglied der wickelt. Diese Ausstellung „Weltnaturerbe Buchenwälder“ Bund-Länder-Arbeitsgruppe, die die Erstellung des An- wurde erstmals auf der Weltnaturschutzkonferenz 2008 in trags-Dossiers, eine begleitende Kommunikationsstrategie Bonn gezeigt und war seitdem in zahlreichen deutschen und die Zusammenarbeit mit Ukraine und Slowakei be- Städten zu sehen. treut. Im Zuge der im März 2008 gestarteten PR-Kampa- gne wurden die Homepage, ein Faltblatt und eine Bro- Nach der Eintragung in die Anmeldeliste (Tentative-List) schüre sowie – unter Federführung des Nationalparks im Jahre 2007 und der offi ziellen Einreichung des Nomi-

Staatssekretär, Regierungspräsident, Landrat, Bürgermeister und Vertreter verschiedenster gesellschaftlicher Gruppen erschienen zum Gespräch. PROJEKTE INTERNATIONALER BEDEUTUNG 9

nierungsdossiers zum 1. Februar 2010 beim UNESCO- Die Entscheidung über den Antrag wird auf der Sitzung Büro in Paris fand im Herbst 2010 die Prüfung vor Ort, die des UNESCO-Welterbekomitees im Juni 2011 in Paris sogenannte „Field Mission“, statt. Nach einer Auftaktveran- fallen. staltung in Bonn startete die Bereisung der fünf deutschen Über das Vorort-Gutachten von David Mihalic hinaus Teilgebiete am 9. September mit dem Nationalpark Keller- fl ießen zahlreiche weitere Expertisen externer Gutachter wald-Edersee. Die Naturschutz union (IUCN) war von der sowie diplomatische Aspekte mit in die Entscheidung ein. UNESCO mit der Evaluierung beauftragt worden. Als Die Anerkennung wäre eine herausragende Auszeichnung Gutachter hatte diese den US-Amerikaner David Mihalic und ein enormer Imagegewinn für die Regionen. Die Bu- ausgewählt, der bereits das Weltnaturerbe „Buchenurwälder chenwälder Deutschlands stünden dann auf gleicher Stufe der Karpaten“ evaluiert hatte. wie der Grand Canyon in den USA, das Große Barriereriff in Australien – oder wie das Wattenmeer, dem bisher ein- Nach der Fachexkursion zur Überprüfung der nominierten zigen großfl ächigen Weltnaturerbe in Deutschland, das Flächen im Gebiet, konnte sich der Gutachter im Natio- 2009 in die UNESCO-Liste als Erbe der Menschheit auf- nalparkZentrum beim Empfang regionaler Interessensver- genommen wurde. treter ein Bild über die Akzeptanz des Welterbevorhabens Weitere Informationen unter in der Region machen. www.weltnaturerbe-buchenwälder.de

Der IUCN-Gutachter David Mihalic (re.) bei der Prüfungsbe- reisung

Foto: Barbara Engels

Das Antragsdossier Nomination of the “Ancient Beech Forests of ” as Extension to the World Natural Heritage “Primeval Beech zur Anerkennung Forests of the Carpathians” (1133) als Welterbe wurde Nomination Dossier to the UNESCO for the Inscription on the World Heritage List

00456_208_Titel_engl am 1.2.2010 bei der .indd 1 Nationale UNESCO eingereicht. Naturlandschaften

12.01.2010 13:15:50 Nationalpark Kellerwald-Edersee 10 JAHRESBERICHT NATIONALPARK KELLERWALD-EDERSEE 2010

2.2 IUCN-Zertifzierung

Die Weltnaturschutzunion IUCN verfolgt das Ziel, welt- Edersee weist bereits heute ca. 90 % nutzungsfreier Zonen weit für Natur und Artenschutz zu sensibilisieren. Sie gibt auf. Geprüft wurde weiterhin, ob Forschung, Umweltbil- die „Roten Listen“ global gefährdeter Arten heraus und er- dung, Erholung und Besucherlenkung schutzgebietskon- arbeitet internationale Kategorien für Schutzgebiete. form gesteuert werden und wie das Schutzgebiet in die öf- Entsprechend der Präambel der Nationalpark-Verordnung fentliche Verwaltung und die Landesplanung eingebunden läuft seit 2007 auf Antrag des Hessischen Umweltministe- ist. Grundlage für die Beurteilung lieferten der National- riums ein entsprechendes Zertifi zierungsverfahren. Darin park-Plan und dessen Überprüfungen vor Ort. Anre- wird geprüft, inwieweit der Nationalpark Kellerwald- gungen von Martin Solar, beispielsweise zur Zonierung Edersee die weltweit gültigen, strengen Anforderungen der und zum Wildtiermanagement, fl ossen direkt in das Auf- IUCN-Kategorie II an Nationalparke erfüllt. stellungsverfahren des Nationalpark-Plans ein.

Im Oktober 2007 bereiste der IUCN-Experte Martin So- Nachdem der Evaluierungsbericht von Martin Solar mit lar aus Slowenien den Nationalpark. Im Mittelpunkt sei- einer positiven Empfehlung an das IUCN-Hauptquartier ner Bewertung stand, ob der Nationalpark die Marke von bzw. die Schutzgebietekommission gegangen ist, wird der mindestens 75 % nutzungsfreier Zonen erreicht und einen Nationalpark Kellerwald-Edersee im Frühjahr 2011 als konsequenten Schutz und die natürliche Entwicklung bisher erster und einziger in Deutschland die offi zielle seiner charakteristischen Ökosysteme und Lebensgemein- Anerkennung als Kategorie II-Nationalpark erhalten. schaften gewährleistet. Der Nationalpark Kellerwald-

2.3 Nationalpark-Evaluierung EUROPARC

Die Nationalparkverwaltung Kellerwald-Edersee nahm im Besuchereinrichtungen sowie Diskussionen mit externen Frühjahr 2010 an der bundesweiten Initiative zur Über- Gesprächspartnern. In einem ersten Resümee nach den prüfung der Managementqualität in deutschen National- Gesprächen lobte das Komitee das bisher Erreichte des parken teil. Dazu bereiste ein unabhängiges Fachkomitee jungen Nationalparks. Auch aufgrund der Mitwirkung in aus Landes- und Bundesvertretern, von Universitäten und zahlreichen Gremien und Arbeitskreisen und der Koope- Naturschutzverbänden, aus Nationalparken sowie Vertre- ration mit örtlichen Vereinen und Interessengruppen, ge- tern des Dachverbandes der Nationalen Naturlandschaften nieße der Park mittlerweile eine breite Unterstützung. Das Anfang Mai den Nationalpark. Die zweitägige Evaluierung Schutzgebiet leiste mit seinen vielfältigen Bildungs- und beinhaltete u.a. eine Exkursion in das Schutzgebiet, zu den Naturerlebnisangeboten sowie Informationseinrichtungen einen wichtigen Beitrag zum Image und der wirt schaftlichen Entwicklung der Region. Der Schlussbericht wird bis Mitte des Jahres 2011 erwartet.

Das Fachkomitee zur Evaluierung der Manage- mentqualität im Nationalpark auf einer Exkursion am „Fahrentriesch” NATURSCHUTZ UND MANAGEMENTMASSNAHMEN 11

3. Naturschutz und Managementmaßnahmen

3.1 Prozessschutz und Biodiversität

Zentrales Schutzziel im Nationalpark Kellerwald-Edersee Spezielle Artenschutz- und Biotoppfl egemaßnahmen spie- ist die natürliche Entwicklung des europäischen Rotbu- len im Nationalpark nur eine untergeordnete Rolle. Durch chenwaldes und seiner typischen Lebensgemeinschaften Managementmaßnahmen werden lediglich besonders na- ohne menschliche Steuerung. Ziel ist der Erhalt der natur- turferne, stark menschlich veränderte Landschaftsteile wie gemäßen Biodiversität des Waldökosystems inklusive sei- z. B. Nadelholz-Monokulturen und Gewässerverbauungen ner Sonderstandorte und Begleitbiotope wie Felsen, Quel- übergangsweise und befristet renaturiert sowie natürliche len und Bäche sowie der Vielfalt heute seltener und Prozesse angestoßen. bedrohter Reifezeiger alter und totholzreicher Wälder.

3.2 Naturschutzbehördliche Aufgaben

Aufgabe des Nationalparks als Untere Naturschutzbehör- Störungen, die Reduzierung von Nutzungsansprüchen und de (UNB) ist die Überwachung der Schutzvorschriften die Entwicklung von Ruhezonen im Gebiet. Dazu gehören gemäß Nationalparkverordnung. Neben dem strengen gleichermaßen die Besucherlenkung und die Koordination Schutz der natürlichen Prozesse geht es dabei um die Ver- der Bildungs- und Forschungsaktivitäten in der Fläche. meidung und den Rückbau von Beeinträchtigungen oder

Nationalpark Kellerwald-Edersee 12 JAHRESBERICHT NATIONALPARK KELLERWALD-EDERSEE 2010

UNB-Aufgaben im Jahr 2010 Anzahl TÖB-Stellungnahmen zu Fachplanungen (als Träger Öffentlicher Belange) 7 Naturschutzrechtliche und artenschutzrechtliche Ausnahmegenehmigungen, -gestattungen, -befreiungen 13 Wegebenutzungs- und Betretungserlaubnisse 65 Konzeptionelle u. planerische Fachbeiträge/Leistungen 8

Beispiele für weitere UNB und TÖB-Aufgaben im Jahr 2010: • Naturschutzrechtliche Ausnahmeregelungen (Fremdfi r- • Befreiungsverfahren Erweiterung Kavernenkraftwerk men, Gewässerrenaturierung Pfi ngstnelken-Proben, …) E.ON • Grünlandpfl ege-Aufl agen (Neuregelung „Fahrentriesch”, • Eingriff sbegleitung L3332 und Wasserrechtliche Kom- „Talgang/Quernstgrund”) pensationsmaßnahme • Grundsatzabstimmung Wasserschiff fahrtsverwaltung • Eingriff sminimierung Straßen-Fangzaun „Weißer Stein” (Banfe) • Renaturierung Tretbecken Kleinern • Vorbereitung Störzonenkonzept

3.3 Pfl ege- und Entwicklungsmaßnahmen

Pfl ege- und Entwicklungsmaßnahmen gliedern sich in die Bereiche Waldmanagement, Off enlandpfl ege und (Sonder-)Biotop-Renaturierungen.

3.3.1 Waldmanagement

In der Entwicklungszone sind kurzfristige (bis 2012) Be- von jagdlichen Einrichtungen gehört zum Waldmanage- handlungen auf ca. 100 Hektar (ha) vorgesehen. Mittel- ment. Alle jagdlichen Einrichtungen wurden kartiert und bis langfristig (bis 2022) stehen ca. 300 ha auf der Agenda. auf ihren Zustand und ihre Eignung bewertet. Die jagd- Nach dem Jahr 2022 sollen keine weiteren Waldumbau- lichen Einrichtungen in den zum Weltnaturerbe nomi- maßnahmen mehr erfolgen. Zu diesen Maßnahmen ge- nierten Flächen wurden komplett entfernt. hören beispielsweise der Umbau der im Schutzgebiet Im Rahmen einer Borkenkäfer-Konzeption wurden 2010 standortfremden Fichtenbestände oder die Entnahme der ca. 10 ha aufgelichtet bzw. entnommen. In dieser Rand- nicht heimischen Douglasie. Im Jahr 2010 wurden etwa zone von 500 m werden die vom Borkenkäfer befallenen 10 ha Nadelholzbestände aufgelichtet. Auch der Rückbau und die vom Sturm geworfenen Fichten aufgearbeitet.

3.3.2 Off enlandpfl ege

Der Nationalpark beinhaltet insgesamt 235 ha Grün- und (Triescher) und Besucherplätze über Pfl egeverträge mit Off enland, von denen laut Nationalpark-Plan ca. 129 ha sechs Landwirten und 1 Schäfer bewirtschaftet, um sie (102 ha im Eigentum des Landes Hessen, 27 ha Fremdbe- dauerhaft zu erhalten und zu entwickeln. sitz) auch langfristig off en gehalten werden sollen. Jährlich Die Vergütung erfolgt über einjährige Pfl egeverträge. Die werden rund 102 ha ausgewählte Waldwiesen, Hutungen Leistungen umfassen ein- bis zweimalige Mahd, Beweidung NATURSCHUTZ UND MANAGEMENTMASSNAHMEN 13

mit Schafen oder Rindern und die Spezialpfl ege durch Darüber hinaus wurden rund 106 ha Off en- und Grün- Ranger oder geschulte Auftragnehmer. Im Mittelpunkt land, bereits seit längerer Zeit der Sukzession überlassen 2010 stand der Abgleich der Verträge mit anderen Förder- bzw. werden – gemäß dem Motto „Natur Natur sein las- programmen der Landwirtschaftsverwaltung. Die Kosten sen“ – nicht mehr behandelt. für die Grünlandpfl ege betrugen insgesamt rund 15.000 €.

3.3.3.1 Spezielle Biotop-Renaturierungen

Die speziellen Biotop-Renaturierungen umfassen Maß- In der Pfl egezone (II) geht es um die Optimierung kultur- nahmen auf 45 ha im Wald und 36 ha im Off enland. historisch wertvoller Off enlandbiotope und die Verbesse- In der Entwicklungszone (Ib) soll durch minimale Ein- rung ihres Erhaltungszustandes gemäß FFH-Richtlinie. griff e ein Anstoß zur natürlichen Selbstregulation gegeben Auf Basis eines speziellen Pfl egekonzeptes wurden 2010 werden, beispielsweise bei der Renaturierung lokal ver- verteilt auf zahlreiche Kleinfl ächen rund 2,5 ha Trocken- bauter Gewässer. Im Rahmen des Naturschutzgroßprojekts und Nassbiotope seltener Arten im Rangereinsatz mittels Kellerwald-Region konnten so zahlreiche Verrohrungen Hand- und Balkenmäher-Mahd entfi lzt oder ausgehagert. oder Überfahrten entnommen oder zu Furten umgestaltet Enorme Fortschritte brachte das Naturschutzgroßprojekt werden (vgl. Kap. 3.3.3.2 und Kap. 3.6). Schwerpunktmä- bei der Wiederherstellung ehemaliger Heide- und Mager- ßig in den nominierten Welterbefl ächen wurden alte Zaun- rasenfl ächen durch umfangreiche Nadelholzentnahmen und gatter und Jagdkanzeln oder ehemalige Kleinbauwerke Entbuschungsarbeiten in den Bereichen „Koppe”, „Fahren- (Fütterungen) abgebaut. triesch” und „Heiligenstockdriesch” bei Altenlotheim.

Anlage einer Furt oberhalb Wellenhausen Freistellungsarbeiten an der „Koppe”

3.3.3.2 Fließgewässer-Renaturierungen

Die überwiegend sehr naturnahen Bachsysteme des Natio- ein Programm zur Gewässerrenaturierung erarbeitet. Rund nalparks weisen an verschiedenen Stellen Störungen der na- 120 Maßnahmen sind vorgesehen. In den kommenden türlichen Gewässerdynamik bis hin zu Isolierungen einzel- Jahren handelt es sich um Rückbauten von zu klein dimen- ner Bachabschnitte durch Verrohrungen unter Wegen und sionierten Durchlässen, in deren Folge durch Auskolkungen Verbauungen von Gewässerläufen auf. und Abstürze in der Gewässersohle eine Wanderung von Auf Grundlage einer ökologischen Bestandserfassung und Fischen und Fischnährtieren sowie weiterer Bachorganis- Schadstrukturenanalyse durch die Universität Kassel wurde men verhindert wird.

Nationalpark Kellerwald-Edersee 14 JAHRESBERICHT NATIONALPARK KELLERWALD-EDERSEE 2010

Maßnahmen geringer Dimension, wie die Entnahme kleinerer Durchlassrohre in ehemaligen Rückewegen, sind Aufgabe der Nationalparkverwaltung und werden von Ran- gern durchgeführt. Größeren Maßnahmen, überwiegend im Bereich des Banfe-Keßbach-Fließgewässersystems, werden aufgrund ihrer überregionalen Bedeutung und der Vernet- zung mit dem Umfeld im Rahmen des Naturschutzgroß- projekts Kellerwald-Region ausgeführt. So sind im Herbst 2010 an den Oberläufen der Banfe im Bereich „Ruhlauber” und „Dennighausen” Bachverrohrungen unter Wegen durch vier naturnahe Furten ersetzt worden. Zusätzlich ist in der „Großen Küche” eine verrohrte Überfahrt eines früheren Rückeweges entfernt worden. Die Gesamtkosten dieser Maßnahmen beliefen sich auf 57.000 € Anlage einer Furt bei Dennighausen

3.4 Wildtiermanagement

Im Idealfall bleiben Wildtierpopulationen in Nationalparken Alle beteiligten Jäger mussten einen schriftlichen Nachweis von Eingriff en jeglicher Art verschont. Um den Schutzzweck erbringen, dass sie auf laufende Ziele geschossen haben. trotz des Fehlens natürlicher Prädatoren wie Wolf oder Luchs Trophäen gingen nicht an die Erleger, seit 2008 werden sie nicht zu gefährden, ist eine Reduktion der Schalenwildarten Bildungseinrichtungen im Umfeld des Nationalparks zur Rot-, Dam-, Reh-, Muff el- und Schwarzwild notwendig. Verfügung gestellt. Die Bejagung ist auf bestimmte Flächen im Nationalpark be- Die Abschüsse wurden dem Ziel einer Reduzierung der schränkt. Die Bereiche gliedern sich bis 2012 in eine Dauer- Wildbestände angepasst und grundsätzlich hoch angesetzt. jagdzone von 1.206 ha, eine Intervalljagdzone von 2.984 ha Besonders hoch liegen die Abschusspläne bei Damwild und und eine jagdfreie Zone von 1.467 ha. Die einzelnen Jagdzo- Muff on, denn beim Damwild ist eine starke Reduzierung, nen sollen bis 2017 reduziert werden. Ab 2018 ist eine Beja- beim Muffl on eine Aufl ösung der Bestände erwünscht. Die gung ausschließlich auf den Dauerjagdzonen von 1.206 ha Eingriff e beim Schwarzwild sind generell hoch anzusetzen, (21 % der Nationalparkfl äche) angestrebt. um Schäden in den angrenzenden landwirtschaftlichen Grundlage für die Höhe der Reduktion sind die Ergebnisse Flächen möglichst gering zu halten. der Vegetationskartierung, der Scheinwerferzählungen und Es ist erklärtes Ziel, Wildschäden in Bereichen außerhalb der Infrarot-Befl iegung (vgl. 4.3.5 ff .). Zudem werden die des Nationalparks so gering wie möglich zu halten. Dies gilt Sichtbeobachtungen bei Bewegungsjagden von externen sowohl für landwirtschaftliche Flächen als auch für forst- (Wild) - Biologen ausgewertet. Hieraus ergeben sich Auf- wirtschaftlich genutzte Flächen. In 2010 wurden intensive schlüsse über die Zusammensetzung der Wildbestände und Gespräche mit allen an den Nationalpark angrenzenden Tendenzen der Populationsentwicklung. Hiernach wird der Organisationen geführt. Durch eff ektive und störungsarme jährliche Abschussplan aufgestellt. Regulierungsmethoden soll langfristig ein hohes Maß an Die Wildbestandsreduktion erfolgt schwerpunktmäßig durch Vertrautheit des Wildes erzielt werden, damit der Rothirsch Bewegungsjagden. von Nationalparkbesuchern auch tagsüber beobachtet werden 2010 wurden acht Bewegungsjagden durchgeführt. Aufgrund kann. Das Ziel der Tagsichtbarkeit steht jedoch bis auf wei- der Witterungsverhältnisse konnten zwei vorgesehene Jagden teres hinter der Abschusserfüllung zurück. im Dezember nicht durchgeführt werden. Grundsätzlich wer- den Jagdhunde zur Beunruhigung eingesetzt. Die Planung erfolgte in enger Abstimmung mit dem Institut für Wildtier- kunde an der Universität Göttingen. NATURSCHUTZ UND MANAGEMENTMASSNAHMEN 15

Schalenwildabschuss von 2004/05 bis 2010/11

180

160

140

120

Rotwild 100 Damwild Muffelwild

80 Rehwild Schwarzwild

60

40

20

0 04/05 05/06 06/07 07/08 08/09 09/10 10/11

NLP NLP NLP NLP NLP NLP NLP

Jagdjahr 2004 / 2005 2005 / 2006 2006 /2007 2007/ 2008 2008 / 2009 2009 / 2010 2010 / 2011 Stücke Rotwild 48 56 30 37 31 36 40 insgesamt Stücke Damwild 55 68 78 74 28 32 40 insgesamt Stücke Muffelwild 13 27 41 17 9 7 9 insgesamt Stücke Rehwild 53 64 30 47 51 58 70 insgesamt Stücke Schwarzwild 110 166 120 153 114 80 93 insgesamt

3.5 Verwertung von Naturprodukten

3.5.1 Wildbret

Im Nationalpark Kellerwald-Edersee wird der gesamte Ab- des Wildbrets nicht zu vermarkten und wurden ordnungs- schuss verwertet und veräußert. Die Wildverwertung ist seit gemäß beseitigt. dem Jahre 2009 nach „Gutes aus Hessen“ zertifi ziert. 2010 Die Gesamteinnahmen betrugen 16.100,- €. Abzüglich der wurden insgesamt 205 Stücke Wild veräußert. 42 Stücke Kosten für Unterhaltung der Kühl- und Verkaufseinrich- waren auf Grund der hohen Anforderungen an die Qualität tungen in Höhe von 5.800,- € betrug der Erlös 10.300,- €.

Nationalpark Kellerwald-Edersee 16 JAHRESBERICHT NATIONALPARK KELLERWALD-EDERSEE 2010

3.5.2 Holz

Die Aufarbeitung von Holz erfolgt nur im Zuge des Wald- im Schutzgebiet. Aufgearbeitetes Holz wird grundsätzlich umbaus (s. 3.3.1). Baumstämme, die beispielsweise bei veräußert, auf eine regionale Vermarktung wird Wert gelegt. einem Sturm über Wege fallen und sie somit versperren, Bei Waldumbaumaßnahmen wurden ausschließlich Nadel- werden i. d. R. lediglich zur Seite geräumt und verbleiben holzbestände motormanuell aufgearbeitet.

Zusätzlich wurden in vier Bereichen Fichten aufgrund von Borkenkäferbefall (s. 3.3.1 Waldmanagement) aus nachbarrechtlichen Gründen aufgearbeitet. Der Einschlag wurde zum Großteil durch einen Unternehmer motormanuell getätigt und maschinell gerückt. In naturschutzfachlich sensiblen Bereichen wurde mit Pferden gerückt.

Verwertung von Naturprodukten

Fichte 2.179 fm

Lärche 20 fm

Bearbeitete Fläche 20 ha

Erlöse 27.000,- € NATURSCHUTZ UND MANAGEMENTMASSNAHMEN 17

3.6 Naturschutzgroßprojekt Kellerwald-Region

Mit dem Förderprogramm für Naturschutzgroßprojekte Die Projektkulisse bilden Natur- und Nationalpark Keller- fördert der Bund Naturschutzvorhaben von gesamt staat- wald-Edersee mit den vier Kerngebieten Nationalpark, lich repräsentativer Bedeutung. Zentrales Ziel des Keller- nördliche Ederseesteilhänge, Kulturlandschaft wald-Projekts ist es, die ausgedehnten Buchenwälder und und Wesetal sowie Hoher Keller. die vielgestaltige Kulturlandschaft der Region zu erhalten und weiter zu entwickeln.

Wichtige Teilziele in den Kerngebieten des Naturschutzgroßprojektes Kellerwald-Region

Wichtige Ziele in den Kerngebieten des Naturschutzgroßprojektes: Nationalpark Renaturierung ausgewählter Fließgewässer, Waldsonder- und Offenlandbiotope in Ergänzung zum großflächigen Prozessschutz Nördliche Ederseesteilhänge Sicherung von Naturwald-Kernflächen und Xerotherm-Biotopen teils durch Pro- zessschutz, Umbau von Nadelholz-Fehlbestockungen, randlich Magerrasenpflege, Besucherlenkung (in Zusammenarbeit mit FA Vöhl) Kulturlandschaft Frankenau und Wesetal Entwicklung von nachhaltigen Landnutzungsformen und innovativen Regionalent- wicklungsansätzen (Gründung Hessens 1. Arche-Region), Pflege von Extensiv- und Feuchtwiesen, Heiden und Magerrasen, Renaturierung von Gewässern Hoher Keller Praxismodell Forstwirtschaft und Naturschutz in Kooperation mit FA und verschiedenen Waldbesitzarten, Renaturierung von Waldsonderbiotopen (Fels- und Blockfluren, Quellen, Moore und Fließgewässer, Trocken- und Sumpfwälder), Besucherlenkung

Projektträger ist der Zweckverband Naturpark Kellerwald- Daraus kommen im Kerngebiet Nationalpark ausschließ- Edersee in enger Zusammenarbeit mit dem Nationalpark. lich Projekte in Frage, die nicht vom hoheitlichen Grund- Zusätzlich zur Bundesförderung in Höhe von 65 % unter- auftrag eines Nationalparks zur Wildnisentwicklung durch stützt das Land Hessen das Großvorhaben mit einem Prozessschutz abgedeckt sind und eine überregionale Anteil von 25 %. 10 % der Kosten tragen die Kommunen Bedeutung oder einen Vernetzungsbezug nach außen auf- des Zweckverbandes. Nach einer dreijährigen Vorplanungs- weisen. (vgl. Tabelle oben) phase mit intensiver Regionalbeteiligung stehen für die Umsetzung des Gesamtprojektes bis zum Jahre 2015 ca. Im Nationalpark wurden auf der „Koppe“, dem „Heiligen- 6,2 Millionen Euro zur Verfügung. stockdriesch“ und dem „Fahrentriesch“ bei Altenlotheim umfangreiche Entbuschungen zur Wiederherstellung der Grundlage für die Projektumsetzung sind der Projektan- Hutelandschaften mit verbesserter Beweidbarkeit ausge- trag und der genehmigte Pfl ege- und Entwicklungsplan führt. Vor allem im Bereich des Banfe- und Keßbach- (Planungsgruppe Natur und Landschaft 2008) sowie eine Systems wurden mit Tiefbaufi rmen etwa ein Dutzend Sozioökonomischen Begleitstudie (cognitio 2008). Die Verrohrungen entnommen, Dämme zurückgebaut und an Projektsteuerung wurde für die Umsetzungsphase perso- wichtigen Betriebs- und Kutschwegen durch naturnahe nell und strukturell neu aufgestellt. Furten ersetzt. Für den Bloßenberg in der Banfebucht bei Bringhausen wurde im Frühjahr 2011 die boden- und ve- Nach der Übergabe des Bewilligungsbescheides am 23. getationsschonende Entnahme von Kiefern per Helikopter Oktober 2009 konnte umgehend mit den Detailplanungen aus den steilen Pfi ngstnelken-Felshängen vorgeplant. und Ausschreibungen erster Realisierungsmaßnahmen begonnen werden. In der Saison 2010 kamen im Natur- In den anderen Kerngebieten außerhalb des Nationalparks park Maßnahmen im Gesamtwert von etwa einer Million standen in Zusammenarbeit mit den Forstämtern Arbeiten Euro zur Ausführung. zur Entnahme von Nadelgehölzen aus den Steilhängen des Edersees oder den Mooren und Blockhalden des Hohen

Nationalpark Kellerwald-Edersee 18 JAHRESBERICHT NATIONALPARK KELLERWALD-EDERSEE 2010

Kellers auf dem Programm. Dagegen konzentrierten sich Über die Förderung der Naturschätze des Kellerwaldes die Anstrengungen in der Kulturlandschaft um Frankenau hinaus liefert das Naturschutzgroßprojekt große Chancen neben der Heide-Regeneration auf die Vorbereitung Hes- für eine weitere touristische Inwertsetzung der Region. sens erster Arche-Region mit alten Haustierrassen und die Installierung eines Flurneuordnungsverfahrens. Alle Maßnahmen wurden durch Öff entlichkeitsarbeiten und der Erstellung von Informationsmaterialien begleitet.

Heidschnucken „Fahrentriesch” FORSCHUNG, MONITORING, DOKUMENTATION 19

4. Forschung, Monitoring, Dokumentation

4.1 Grundlagenkonzeption und Planungen

2010 wurden folgende wichtige Projekte und Planungen • Fachbezogene Zusatzauswertungen der permanenten durchgeführt: Stichprobeninventur (PSI) mit der forstlichen Versuchs- • Einreichung des Nominierungsantrags für das UNESCO- anstalt Weltnaturerbe „Alte Buchenwälder Deutschlands“ und • Vorbereitung eines Störzonenkonzepts für die Belas- Vorbereitung der Gutachterbereisung im Rahmen der tungssteuerung im Schutzgebiet (Weiterentwicklung Bund-Länder-Arbeitsgruppe der Ruhezonen und des Wegeplans) • Aktualisierung der englischen Übersetzung des National- • Weiterentwicklung von Planungs- und Umsetzungsver- park-Plans und spezieller Managementkonzepte fahren für das Flächenmanagement, schwerpunktmäßig • Fachkonzeptionelle Leitung des Naturschutzgroß- Einstieg in die Umsetzung des Gewässer-Renaturie- projektes Region Kellerwald (BfN), Koordination der rungskonzeptes Umsetzungsphase II • Weiterentwicklung des Forschungskonzeptes in • Installation und Erprobung eines dauerhaften Foto- Zusammenarbeit mit dem Forschungsbeirat Monitorings im Gelände • Vorbereitung eines relationalen, GIS-bezogenen Datenbanksystems für den Nationalpark

4.2 Kartierungen und Inventarisierungen

Die Erfassung der natürlichen Lebensgrundlagen (Boden, Fledermausforschung, sind mittlerweile so weit voran- Wasser, Luft) sowie des Biotop- und Artenspektrums im geschritten, dass sie in die Forschungsbereiche des Großschutzgebiet dienen als Grundlage für das Schutz- „Monitorings“ (vgl. Kap. 4.3) oder der „Spezialforschung“ gebietsmanagement sowie die nationalparkspezifi schen (s. Kap. 4.4.1) überführt werden können. Bildungs- und Forschungsaufgaben. Den aktuellen Gesamtstand der Arten-Inventarisierung Auf faunistischer Ebene liegt der Schwerpunkt derzeit in gibt die Übersichtstabelle auf Seite 20 wider – insgesamt der Vertiefung der verschiedenen Insektengruppen, im sind derzeit etwa 5.402 Arten (1.517 Pfl anzen- und 3.885 fl oristischen bei der Komplettierung der Moose. Eine Tierarten) im Nationalpark nachgewiesen. Reihe von Inventarisierungsprojekten, beispielsweise die

Nationalpark Kellerwald-Edersee 20 JAHRESBERICHT NATIONALPARK KELLERWALD-EDERSEE 2010

Artenanzahlen nach Tier- und Pflanzengruppen im Nationalpark Kellerwald-Edersee Inventarisierungsstand 1.12.2010

Tiergruppe Artenzahl Quelle

Säuger 48 (55)* Frede, Malec (2005-9), div. Informanten

davon: Fledermäuse 16 Dietz (2000 / 2010)

Vögel 77 Lübcke (1995, 2007), Paleit (2002 / 4)

Amphibien 10 Mai (1989), ergänzt 2009

Reptilien 5 Mai (1989), ergänzt 2009

Käfer (ausschl. Xylobionte) 829 Schaffrath (1996 – 2008), Hannover

Schmetterlinge 822 Hannover (2006)

Hautflügler 230 Fuhrmann (2004 – 2010)

Wanzen 299 Morkel (2005 – 2010)

Netzflügler 28 Morkel (2009-2010)

Kamelhalsfliegen 3 Morkel (2009 – 2010)

Schlammfliegen 2 Morkel (2009 – 2010)

Schwebfliegen 225 Malec (2005 – 2010)

Weitere Dipteren (Raupen-, Raub-,Stink- Dick- 81 Malec (2005-2010) kopf-, Lausfliegen, Hummelschweber, Bremsen)

Buckelfliegen 29 Prescher (2010)

Heuschrecken 27 Frede (1997 – 2006), Tigges (2009)

Libellen 19 Hannover (2007)

Pilzmücken 187 Zaenker (2005 – 2010)

Gallenerreger 100 Lehmann (2006)

Schnecken (gesamter Naturpark) 72 Lehmann (2003)

Sonstiges:

Quellfauna (verschiedene Gruppen**) 797 Zaenker (2002 – 2010)

Quellen 517 Zaenker (2002 – 2010)

Pflanzengruppen Artenzahlen Quelle

Farne und Blütenpflanzen 560 Lehmann (2004), Frede, Bot. AK

Pilze 383 Langer (2004 – 2007), Mayr (1991)

Flechten 280 Teuber (2004 – 2009)

Teuber (2006 – 2010), Waesch (2008 – 2010, u. a. (+ = Moose 283 (+11) Tuff quelle Rabenstein wenige Meter außerhalb NLP)

Vegetationstypen 43 PNL (2005 / 6)

Biotoptypen 87 PNL (2005 / 6)

Biotop-Einzelflächen ca. 10.500

* vermutete Artenzahl ** beinhaltet teilweise auch die oben genannten Gruppen FORSCHUNG, MONITORING, DOKUMENTATION 21

4.2.1 Wildkatzen – Lockstockprojekt

Im Jahr 2007 wurde im Nationalpark erstmals seit mehr als Erfolgreich extrahierte Kern-DNA aus den Haarfollikeln 50 Jahren die Anwesenheit der Wildkatze wieder nachge- zeigte, dass es sich um mindestens fünf verschiedene Indivi- wiesen. Über ein Lockstockmonitoring mit Baldrianköder- duen, darunter vier männliche und mindestens ein weib- stöcken wird seitdem die weitere Ausbreitung und Entwick- liches Exemplar handelt. Bei einer weiteren nachgewiesenen lung der Wildkatzenpopulation im Nationalpark beob- weiblichen Wildkatze handelt es sich vermutlich um ein achtet. Im Winter 2009 / 2010 wurde die Anzahl der Lock- zweites nachgewiesenes weibliches Tier. Zufällig wurde im stöcke von 68 auf insgesamt 90 Stöcke erhöht, so dass jetzt Frühsommer im Nationalpark eine Jungkatze beobachtet, eine räumliche Verteilung über die gesamte Schutzgebiets- ein wichtiger erster Hinweis auf eine erfolgreiche Reproduk- fl äche besteht. Von Ende Januar bis Mitte Mai 2010 sind bei tion im Nationalpark. insgesamt sechs Stockkontrollen 15 verwertbare Haarpro- ben eingesammelt worden, von denen sich 13 Proben auf- Projektpartner: Dipl. Biol. Olaf Simon, grund genetischer Untersuchungen am Forschungsinstitut Institut für Tierökologie und Naturbildung Senckenberg eindeutig der Europäischen Wildkatze zuord- nen ließen.

Nationalpark Kellerwald-Edersee 22 JAHRESBERICHT NATIONALPARK KELLERWALD-EDERSEE 2010

Mitarbeiter des Nationalparks konnten mit Hilfe einer Nachtsichtkamera 2009 erstmals einen Fotonachweis für diese scheue Wildtier- art im Nationalpark Kellerwald-Edersee liefern. 2010 konnte ein weiteres Exemplar im Bild festgehalten werden.

4.2.2 Großlibellen

Die beiden Cordulegaster-Arten C. boltonii und C. bidenta- hend beschränkt auf die schattigen obersten Quellbereiche ta sind Quelljungfern, die sich auf das Leben in und an der Waldbäche, wobei sie die Baumkronen als Jagdraum Bachläufen spezialisiert haben und sind daher für deutsche und Sonnenplätze mit nutzen. Die Zweigestreifte Quell- Mittelgebirge besonders charakteristische Tiere. Insgesamt jungfer, C. boltonii, besiedelt eher Bachmittel- und Unter- wurden 40 Bachabschnitte untersucht. Es stellte sich he- läufe mit besonnten Abschnitten und kommt daher im raus, dass die sonst großräumig seltenere Gestreifte Quell- Nationalpark insgesamt nur selten und in Randlage vor, jungfer, C. bidentata, im Nationalpark die dominante Art wie aus der Untersuchung hervorging. ist. Die Imagines dieser Quelljungfer sind hier weitestge- Projektpartner: Dr. Jochen Tamm, Kassel

4.2.3 Hautfl ügler – Bienen, Wespen, Hummeln

Bereits seit 2008 werden zum Nachweis von Aktionsradi- Bemerkenswert an diesem Fund ist, dass der Wildbienen- en von Wildbienen sogenannte Blumenstraußversuche im art in der Literatur bisher maximal 150 m Aktionsradius Nationalpark durchgeführt. Hierzu wurden auf einer Na- zugeschrieben wurde. Somit konnte mit diesem Versuch delholz-Windwurffl äche inmitten eines Buchenbestandes erneut nachgewiesen werden, dass Wildbienen deutlich zwischen „Fahrentriesch” und Ahrensberg Glockenblumen größere Aktionsradien besitzen als bisher angenommen. unter eine Malaise(-Zelt)falle gepfl anzt. Dort konnten Ex- Fuhrmann, M. (2009): Der Blumenstraußversuch – eine emplare der oligolektischen* Wildbienenart Chelostoma Methode für autökologische Studien an Bienen. – Bemix campanularum (Glockenblumen-Scherenbiene) gefangen 28: 18 – 24; Bielefeld werden. Es wird davon ausgegangen, dass die Art von dem * Oligolektisch = nur Pollen einer Pfl anzenart bzw. nah Luftlinie ca. 650 m entfernten Borstgrasrasen auf dem verwandter Art wird genutzt „Fahrentriesch” angefl ogen ist, wo sich die nächsten Vor- kommen der entsprechenden Glockenblumen befi nden. Projektpartner: Markus Fuhrmann, Kreuztal FORSCHUNG, MONITORING, DOKUMENTATION 23

4.2.4 Wanzen

Die Dokumentation der Wanzenfauna des Nationalparks Kellerwald-Edersee ist gegenwärtig in Hessen die hinsicht- lich ihrer Artausstattung am besten untersuchte Lokalfau- na dieser Tiergruppe für ein Gebiet entsprechender Fläche. Bis Oktober 2010 wurden insgesamt 299 Wanzenarten auf dem Gebiet des Nationalparks Kellerwald-Edersee nachgewiesen. Einen Erstfund für Deutschland stellt die 2008 in einer Bodenfalle im Mulm einer Rotbuche am „Weißen Stein“ nachgewiesene Rindenwanze Aradus serbicus dar. Bei die- sem äußerst selten nachgewiesenen, nordmediterranen Faunenelement handelt es sich um eine Urwaldreliktart Spitzbauch Troilus luridus Foto: Dr. Morkel mit im Detail unbekannter Biologie (Morkel, 2010), wobei eine Nahrungsbeziehung an Laubholz- oder gar aus- Erste Ergebnisse der Grunddatenerhebung aus dem Nati- schließlich an die Rotbuche besiedelnde Pilze derzeit nicht onalpark wurden von Dr. Carsten Morkel auf dem 4. Kon- ausgeschlossen werden kann. Weitere Totholzbesiedler gress der Internationalen Heteropterologischen Gesell- sind die Rindenwanzenarten Aradus conspicuus (Abb. 1), schaft im Juli 2010 in Tinajin (China) vorgestellt. A. depressus und Aneurus avenius. Projektpartner: Dr. Carsten Morkel, Beverungen

Abb. 2: Verteilung der Wanzenarten auf die jeweiligen Familien in Hessen und dem Nationalpark Kellerwald-Edersee mit einer Prognose (C. Morkel, 2005) der für den Nationalpark potenziell zu erwartenden Arten.

Nationalpark Kellerwald-Edersee 24 JAHRESBERICHT NATIONALPARK KELLERWALD-EDERSEE 2010

4.2.5 Flechten

Seit 2004 wurde die Flechtenfl ora an 29 ausgewählten Lo- berg und in der „Wooghölle” wurden Zeigerarten historisch kalitäten im Nationalpark Kellerwald-Edersee untersucht. alter Waldbestände wie Arthonia vinosa, Calicium adsper- Ergänzt wurden diese Daten durch Zufallsbeobachtungen sum, Cladonia parasitica, Gyalecta fl otowii, Megalaria laureri und einige Literaturangaben. Inzwischen sind 285 Flech- und Pertusaria hemisphaerica nachgewiesen. Auf natürli- tenarten und 22 fl echtenbewohnende Pilze bekannt. Da- cherweise waldfreien Felsstandorten im Gipfelbereich des runter einige Neu- und Wiederfunde für Hessen wie bei- Daudenbergs, am Bloßenberg und auf den Blockhalden am spielsweise Arthonia muscigena, Bacidia trachona, Catillaria „Backofen” befi nden sich Reliktarten, die hier seit der letzten atomarioides, Gyalecta fl otowii, Megalaria laureri, Pyrenidi- Eiszeit überdauert haben, u. a. Caloplaca grimmiae, Lecidea um actinellum und Taeniolella delicata. Ein Neufund für fuliginosa, Protoparmelia atriseda und Umbilicaria polyphylla. Deutschland ist der fl echtenbewohnende Pilz Neocoleroa In Nord- und Mittelhessen sind Vorkommen dieser Arten inundata. In urwaldartigen Schluchtwäldern am Ringels- nur von primären Felsstandorten bekannt, so vom Bilstein bei , vom Bilstein bei Albungen und von der Milseburg und der Steinwand in der Rhön.

Projektpartner: Dipl.-Biol. Dietmar Teuber, PLANTAGO

Gyalecta flotowii: Art historisch alter Wälder. Aktuell einziges hessisches Vorkommen im Nationalpark Kellerwald-Edersee

Foto: Manfred Heinze, Gießen

4.2.6 Moose

Seit 2008 wurde an ausgewählten Waldorten die Moosfl o- rückgangenen Arten werden als Zeigerarten alter natur- ra erfasst. Insgesamt sind inzwischen 283 Arten nachge- naher Waldbestände mit einer langen Habitatkontinuität wiesen (1 Hornmoos, 53 Lebermoose, 229 Laubmoose). angesehen. Die Moosfl ora in Teilbereichen des Nationalparks (z. B. Weitere in 2010 gefundene Arten, von denen aus Hessen Rabenstein, Bloßenberg, „Wooghölle”, Daudenberg und nur wenige aktuelle Vorkommen bekannt sind, sind die Ringelsberg) ist auch aus überregionaler Sicht sehr arten- Laubmoose Antitrichia curtipendula, Anomodon longifolius, reich. Die Gesamtzahl der Moose im Nationalpark wird Buxbaumia aphylla, Zygodon rupestris, Zygodon viridissimus auf 350 Arten geschätzt. Die Inventarisierung hat den und die Lebermoose Lophozia longidens, Lophozia obtusa, Kenntnisstand zur Moosfl ora Hessens bei der landesweit Scapania scandica. befriedigenden Datenlage wesentlich verbessert. Als Lebensraum für Moose von großer Bedeutung sind Im Mittelpunkt der 2010 durchgeführten Untersuchungen im Gebiet die alten naturnahen Waldbestände, Felsfl uren, standen die Bereiche Daudenberg, Bachtäler südlich des blockreiche Quellbäche und Blockhalden, aber auch off en- Traddelkopfes, oberes Banfetal und Ringelsberg. Her- erdige Wegböschungen und Magerrasen. vorzuheben sind zwei Wiederfunde für Hessen, das Leber- moos Marsupella funckii und das Laubmoos Heterocladium Projektpartner: Dipl.-Biol. Dietmar Teuber, Dr. Gunar dimorphum. Diese bundesweit sehr seltenen und stark zu- Waesch, Dipl.-Biol. Markus Preußing FORSCHUNG, MONITORING, DOKUMENTATION 25

4.2.7 Quellen

2010 waren die Wesetalhänge südlich des Traddelkopfes reiche in sickerfeuchtem Zustand. Mit den in der Zwi- Schwerpunkt der Quelluntersuchungen. Dort in den schenzeit 523 Quellen sind nur etwa die Hälfte der Quel- Waldorten „Platte Born”, „Jungfernloch” und „Steiniger len des Nationalparks untersucht, im Bereich „Platte Born“ Graben” befi nden sich mehrere blocküberlagerte Quellho- konnte eine Buckelfl iegenart erstmals für Deutschland rizonte, deren Schüttungen durch steile Hangmulden ins nachgewiesen werden. Von mittlerweile 187 Pilzmücken- Tal führen. An den Wassergerinnen treten kleinstandört- arten im Nationalpark konnten allein im Zuge der Quell- lich immer wieder Quellen zu Tage. Während die Bäche untersuchungen 124 Arten inventarisiert werden. selbst am Hangfuß im Sommerhalbjahr periodisch trocken Projektpartner: Stefan Zaenker, Fulda – unter Mitwir- fallen können, bleiben die teilweise ausgedehnten Quellbe- kung von Frank Seumer, NAJU Waldeck-Frankenberg

4.3 Monitoring

Schwerpunkte des Monitorings sind die dauerhafte Beo- lagen dieser Arten unter Beachtung der Schutzgebietsziel- bachtung der Entwicklung natürlicher und naturnaher setzungen. Darüber hinaus soll das Monitoring Erkennt- Lebensgemeinschaften, ihrer Lebensgrundlagen, der Wald- nisse für das Schutzgebietsmanagement, den Naturschutz, struktur sowie einzelner besonderer Arten und das Moni- die Forstwissenschaft und die forstliche Praxis liefern. toring nach der FFH- und Vogelschutzrichtlinie. Für „Ar- 2009 trat der Nationalpark der internationalen Vereini- ten von gemeinschaftlichem Interesse“ (FFH Anhang II, gung für Langzeitbeobachtung „LTER“ bei und stellt seine IV und V) ist das Dokumentieren von Veränderungen Fachmitarbeit zur Verfügung. vorgeschrieben und dient der Erhaltung der Lebensgrund-

4.3.1 Avifaunistisches Monitoring

In Fortsetzung der Revierkartierung von Jochen Paleit (1997, Die Ergebnisse zeigen außerdem eine deutliche Korrela- 2004) zu Vogelarten auf sieben ausgesuchten Buchenfl ächen tion zwischen stehendem Totholz und Höhlenbrütern, zwischen 5,32 und 17,89 ha Größe erfolgte 2010 eine erneute einen Zusammenhang von aufwachsender Verjüngung Aufnahme durch Nationalparkmitarbeiter Matthias Schlote. zur Artenzahl und einen deutlichen Zusammenhang des Die Diversität ist im Vergleich zu den Jahren 1997 und Temperaturganges zur Siedlungsdichte der Nahrungs- 2004 von 2,60 (1997) über 2,76 (2004) auf 2,265 (2010) und Brutgilden. gesunken. Das heißt, es gab auf den Flä- chen eine Abnahme der Arten. Die Siedlungsdichten stiegen hingegen Gesamtergebnis Vogelkartierung 2010 im Vergleich 1997 und von 19,28 (1997) über 22,5 (2004) auf 2004

23,9 (2010). Das bedeutet, dass die An- 2010 Vogelarten zahl der Vögel angestiegen ist.

Arten, für die Deutschland europaweit Siedlungsdichte 2004 eine Verantwortung (im Sinne von Denz 2003) haben, sind ebenfalls angestiegen Diversität 1997 (beispielsweise Buchfi nk, Rotkehlchen, 0% 25% 50% 75% 100% 125% 150% 175% 200% Amsel, Trauerfl iegenschneppe).

Nationalpark Kellerwald-Edersee 26 JAHRESBERICHT NATIONALPARK KELLERWALD-EDERSEE 2010

4.3.2 Weisergatter

Weisergatter dienen der dauerhaften Beobachtung der Vege- Die Auswertung in 2010 ergab, dass der Wildverbiss in 15 tationsentwicklung und des Wildeinfl usses. Insgesamt wur- von 32 aufgenommenen Probefl ächen zugenommen, in 11 den im Nationalpark 55 Probefl ächen eingerichtet, die über unverändert geblieben ist und in 6 abgenommen hat. alle Vegetationstypen und Höhenlagen verteilt sind. Im Westen und Nordosten des Parks setzt sich die Abnah- Die Vegetationskartierung, die in den festgelegten 10 x 10 m metendenz fort, Zunahmen häufen sich vornehmlich in großen Gattern und ihren Vergleichsfl ächen gleicher Größe bestimmten Kuppen- und Hanglagen oder feuchten Bach- erfolgt, wird je nach Vegetationseinheit entweder im jähr- auenwäldern. lichen oder im mehrjährigen Rhythmus durchgeführt. Der Die Verbissmengen-Prozente variieren je nach Pfl anzenart direkte Vergleich der im Weisergatter vorkommenden Vege- und Biotoptyp extrem, liegen aber überwiegend in den Kate- tation mit derjenigen auf der ungezäunten Fläche ist ein In- gorien gering bis mäßig. Einige ältere Buchenwälder entwi- dikator für das Standortpotenzial und den Wildeinfl uss und ckeln sich erwartungsgemäß durch starke Schattenwirkung lässt Rückschlüsse auf die Populationsgröße zu. in eine Phase geringer Vegetationsveränderung.

4.3.3 Fotomonitoring

Ziel ist die visuelle Langzeitdokumentation nationalpark- wurffl ächen, in denen eine starke Entwicklungsdynamik zu spezifi scher Biotoptypen und ausgewählter Landschafts- erwarten ist, sogar jährlich. ausschnitte in ihren Entwicklungsstadien mit Fototechnik (jeweils in und außerhalb der Vegetationsperiode). Es werden zwei Aufnahmemodelle unterschieden: Foto- Je nach Wüchsigkeit des Biotoptyps ist eine Aufnahme- aufnahmen an PSI-Probekreisen werden nach festem Auf- frequenz von zwei bis fünf Jahren vorgesehen. In Wind- nahmeschema bearbeitet (Setzen von Fluchtstangen und

Aufnahmemodell an PSI-Probekreisen FORSCHUNG, MONITORING, DOKUMENTATION 27

bestimmten Aufnahmewinkeln- und abständen zum PSI- Bei Aufnahmestandorten, die nicht an PSI-Probekreisen Mittelpunkt, siehe Abbildung). Die Aufnahmen dienen liegen, kann die Aufnahmerichtung frei gewählt und festge- hier eher wissenschaftlichen Fragestellungen bzw. Erkennt- legt werden. Besonderer Augenmerk liegt hier auf dem nissen. visuellen Eff ekt.

Hainsimsen-Buchenwald im Ruhlauber Windwurffläche am Daudenberg

Im Frühjahr 2010 wurde die erste Aufnahmereihe gestar- nahmepunkt wurde ein Aufnahmeprotokoll mit Steckbrief tet. Bisher sind 29 Aufnahmepunkte installiert worden, angelegt, das den Folgeaufnahmen dient. weitere wenige sollen in 2011 noch folgen. Für jeden Auf- In 2011 steht die weitere Optimierung des Projektes an.

4.3.4 Luftmess-Container HLUG

Ergänzend zum bisherigen europaweiten Programm für sehr niedrigen Niveau. Bedingt durch die geringe atmo- ein intensives Umweltmonitoring zur Erfassung von Stoff - sphärische Verweilzeit und die relativ große Entfernung zu fl üssen in Waldökosystemen betreibt das Hessische Lan- den Quellgebieten ist der Kellerwald relativ gering durch desamt für Umwelt und Geologie (HLUG) am Peterskopf Stickoxide belastet, der gleitende Jahresmittelwert für im Nationalpark die Luftmessstation Kellerwald, eine von Stickstoff dioxid liegt bei 8 μg /m³. ca. 30 hessischen Messstationen, mit der die Immissions- überwachung auf der Grundlage der europäischen Luft- Dem gegenüber ist die Ozonkonzentration bedingt durch qualitäts-Richtlinien und des Bundes-Immissionsschutz- die Höhenlage sowie die geringeren Konzentrationen gesetzes überwacht wird. Die Ergebnisse stehen der ozonzerstörender Substanzen im Kellerwald mit einem Nordwestdeutschen Forstlichen Versuchsanstalt und der Jahresmittelwert von 57 μg /m³ (2010) vergleichsweise Nationalpark-Forschung zur Verfügung. hoch. Höhere Konzentrationen wurden nur noch auf der Wasserkuppe und am Kleinen Feldberg sowie den Wald- Am Luftmesscontainer werden die Gaskonzentrationen messstationen Witzenhausen, und Fürth gemes- Schwefeldioxid, Kohlenmonoxid, Stickstoff monoxid, sen. Stickstoff dioxid, Ozon und Feinstaub gemessen. Darüber hinaus werden die meteorologischen Parameter Tempera- Projektpartner: Hess. Landesamt für Umwelt und tur, Niederschlag, Windgeschwindigkeit und -richtung, Geologie, Wiesbaden, Nordwestdeutsche Forstliche relative Feuchte, Luftdruck und Globalstrahlung erfasst. Versuchsanstalt, Abteilung Umweltkontrolle, Die Schwefeldioxidkonzentration liegt mit einem gleiten- Hann. Münden den Jahresmittelwert von 1,2 μg /m³ ganzjährig auf einem

Nationalpark Kellerwald-Edersee 28 JAHRESBERICHT NATIONALPARK KELLERWALD-EDERSEE 2010

4.3.5 Rotwild-Monitoring

Telemetrie Die Telemetrie schaff t nicht nur die Grundlage für Ma- Der Umgang mit dem Rotwild muss sich sowohl an den nagementmaßnahmen und zur Überprüfung ihrer Auswir- vorgegebenen ideellen Zielsetzungen innerhalb des Natio- kungen, sondern bietet auch ausgezeichnete Möglichkeiten nalparks (Schutz natürlicher Prozesse, Tagsichtbarkeit) als für spannende Öff entlichkeitsarbeit. Schlüsselfragen wie auch an praktischen Rahmenbedingungen und Sachzwän- Jagddruck, Erlebbarkeit, Tagaktivität, Notwendigkeit von gen orientieren. Sowohl das Wildtiermanagement als auch Winterfütterung, Einsatz von Stöberhunden bei Bewe- begleitende Maßnahmen – z. B. der Rückbau des Gatters gungsjagden, Wanderung und Lebensraumerschließung und die Ausweisung von jagdfreien Zonen – haben eine er- können durch die Telemetrie anhand realer Verhaltens- hebliche Außenwirkung auf den Rotwildbestand und bergen weisen bzw. räumlich / zeitlicher Habitatnutzungsmuster beträchtliches Konfl iktpotential in Bezug auf das Umland. analysiert und ggf. präsentiert werden. Sie ist daher auch Dem Rotwild kommt als größte heimische Säugetierart im ein entscheidendes Instrument des Konfl iktmanagements. Nationalpark eine besondere Bedeutung zu. Die Entschei- dung für das Telemetrie-Projekt wurde 2007 getroff en, um Im Jahre 2008 erfolgte die Projektplanung, die 2009 in Erkenntnisse über die Habitatnutzung dieser Tierart zu folgenden Projekten umgesetzt wurde: gewinnen. • Beantragung der erforderlichen Genehmigungen • Schulung von Mitarbeitern • Beschaff ung von Betäubungsgewehren • Vorbereitung der Informationen für das jagdliche Umfeld • Besenderung von drei Stück Rotwild (weiblich)

Zu Beginn des Jahres 2010 konnten drei weitere, zum Ende des Jahres 2010 sechs weitere Tiere besendert werden. Zwei der besenderten Tiere wurden außerhalb des Natio- nalparks erlegt. Zurzeit befi nden sich insgesamt zehn Tiere unter Sender. Die ersten Auswertungen zeigen eine klare Raumnutzung. Die bisher besenderten weiblichen Tiere halten sich fast ausschließlich im Nationalpark-Gebiet auf, die besenderten Telemetriertes weibliches Rotwild männlichen Tiere nutzen das Umfeld weitaus intensiver.

4.3.6 Scheinwerfertaxation

2010 wurden vier Scheinwerfertaxationen von National- Die Anzahl der bei einer Scheinwerferzählung gesichteten parkmitarbeitern durchgeführt. Wissenschaftliche Er- Tiere wird entsprechend hochgerechnet. Die Ergebnisse kenntnisse belegen, dass von einer Population ungefähr werden mit den Daten der Infrarot-Befl iegung abgeglichen. zwei Drittel der einzelnen Individuen gesichtet werden. FORSCHUNG, MONITORING, DOKUMENTATION 29

Gesamtergebnis der Scheinwerferzählungen von 2005 bis 2010 bei den 5 Schalenwildarten im Nationalpark Kellerwald-Edersee

180

160

140

120 lungen

h SaSa. SaSa. 100 Sa. Sa. Maximalzählungen 80 SSa. zahl der Maximalzählungen k 60 Stückzahl der Maximalzählungen

40

20

0 2005 2006 2007 2008 2009 2010

4.3.7 Infrarot-Befl iegung

Zuverlässige Angaben über Anzahl sowie räumliche und schaftsprojekt der Nationalparke Bayerischer Wald, Hai- zeitliche Verteilung der größten Säugetiere sind insbeson- nich, Kellerwald-Edersee sowie dem Biosphärenreservat dere beim Management von Wildtieren von großem Inte- und Naturpark Pfälzer Wald werden Flüge zur Erfassung resse. Dies kann durch den Einsatz eines kostengünstigen, der Huftiere durchgeführt. Erprobungsfl üge für diese störungsarmen Ultraleichtfl ugzeuges mit eingebauten Methode begannen im Oktober 2008 und werden bis Aufnahmesystem aus Infrarotkamera (IR) und Echtbild- September 2011 andauern. Die Infrarot-Befl iegung wird kamera (VIS) erreicht werden. In einem Gemein- zweimal jährlich durchgeführt.

IR-Bild: Wärmequellen erkennbar, Überprüfung auf VIS-Bild

4.4 Wissenschaftliche Spezialforschung

Der Nationalpark als großfl ächiges Referenzgebiet für sowie die wenig beeinfl ussten Gewässersysteme, verbunden weitgehend natürlich dynamische Entwicklung ist für die mit einer verhältnismäßig geringen Beeinfl ussung des Ge- wissenschaftliche Spezialforschung besonders interessant. bietes in der Vergangenheit und unter der Prämisse des Der insgesamt große Altholzanteil mit hoher Totholz- Prozessschutzes heute, lässt wertvolle Erkenntnisse für den kontinuität und besonderer Habitatausstattung, die relief- Natur und Ressourcenschutz, Waldbau und Landnutzun- bedingte große Zahl an Sonder- und Extremstandorten gen erwarten.

Nationalpark Kellerwald-Edersee 30 JAHRESBERICHT NATIONALPARK KELLERWALD-EDERSEE 2010

4.4.1 Fledermäuse

Die im Jahr 2000 begonnene und kontinuierlich durch- ohr gestartet: Die Th ermoregulationsmuster beider Arten geführte Fledermausforschung im Gebiet des heutigen waren in allen Reproduktionsperioden sehr ähnlich. Nationalparks ist im 2008 erschienenen 1. Forschungs- Weibchen in früher Schwangerschaft und Post-Laktation band des Nationalparks Kellerwald-Edersee zusammen- senkten ihre Körpertemperatur zur Energieeinsparung gefasst . Mit dem Untertitel „Vom Arteninventar zur deutlich häufi ger und intensiver als Weibchen in Laktati- Zönosen forschung“ werden die insgesamt 15 vorkom- on. Die Bechsteinfl edermaus nutzte acht Spechthöhlen, menden Fledermausarten, ihre Habitatansprüche und vier Spalten und einen Astabbruch als Tagesquartiere. Das Raumnutz un gen für die interessierte Öff entlichkeit und Braune Langohr nutzte zwei Spechthöhlen, vier Astab- die Fleder maus f orschung dokumentiert. 2010 konnte mit brüche und sechs Spalten als natürliche Baumquartiere. der Mückenfl edermaus die 16. Art nachgewiesen werden. In der frühen Schwangerschaft konnten signifi kante Un- Zusätzlich zur Überwachung des Bleibergstollens als terschiede der Th ermoregulationsstrategien beider Arten Überwinterungsquartier mittels Lichtschranke und Foto- in unterschiedlichen Quartiertypen festgestellt werden. falle und zum akustischen Aktivitätsmonitoring für Fledermäuse mit sogenannten „BatCordern“ wurde 2010 Projektpartner: Dr. Markus Dietz und Kollegen, eine Dissertation von Frau Anja Hörig zum Th ema Th er- Institut für Tierökologie und Naturbildung

moökologie bei Bechsteinfl edermaus und Braunem Lang- FORSCHUNGSBERICHTE BAND 1 2008 • FLEDERMÄUSE • 2008 1 BAND FORSCHUNGSBERICHTE

FORSCHUNGSBERICHTE DES NATIONALPARKS KELLERWALDEDERSEE • BAND 1 Fledermäuse im Nationalpark Kellerwald-Edersee Nationalpark Kellerwald-Edersee

9:11:46 Uhr 115.04.20085.04.2008 9:11:46 Uhr

1 us_Titel.indd FB_Flederma Wasserfledermaus 00034_

4.4.2 Fließgewässerforschung

Mit der Dauerbeobachtung aquatischer Diversität und Bärenbach und an der Banfe wird das Arteninventar als Prognose möglicher Auswirkungen von Klimaverände- Ausgangsbasis für ein Monitoring vervollständigt. Die rungen auf die Fließgewässergemeinschaften im National- Kenntnis struktureller und physikalisch-chemischer Eigen- park wurde ein neues zukunftsweisendes Forschungsprojekt schaften dieser Gewässerbereiche aus früheren Untersu- begonnen. Durch eine weiterführende Untersuchung chungen und begleitende Untersuchungen beleuchten die von Bachorganismen an Dauerbeobachtungsstellen am ökologische Plastizität und Elastizität dieser Kellerwald- FORSCHUNG, MONITORING, DOKUMENTATION 31

bäche. Mithilfe des Datenmaterials über Lebensraum und Dazu wurde eigens eine dauerhafte Abfl ussmessstation Lebensgemeinschaften lässt sich die Biodiversität aqua- an der Banfe eingerichtet, die Wassertiefe, Fließgeschwin- tischer Ökosysteme im Nationalpark beschreiben und digkeit und Abfl usssummen ermittelt. ökosystemare Veränderungen, wie z. B. prognostizierte Klimaveränderungen anhand speziellen Bachorganismen, Projektpartner: Prof. Dr. Ulrich Braukmann, für die entsprechende autökologische Informationen be- Universität Kassel, Fachgebiet Gewässerökologie kannt sind, beschreiben. Bestandteil des Untersuchungs- und Gewässerentwicklung und Dipl. Ingenieur programms ist eine Niederschlag-Abfl uss-Modellierung. Ulf Stein, Witzenhausen

4.5 GIS und Datenhaltung

4.5.1 Geografi sches Informationssystem (GIS)

Das GIS im Nationalpark dient im Wesentlichen der Arbeitsschwerpunkte in 2010 waren: Visualisierung raumbezogener Daten wie z. B. Kartie- • die gesamte Neustrukturierung und Sortierung der rungsdaten, Forschungsergebnissen aus dem Gelände oder Dateiablage im GIS (andauernd bis 2011) räumlichen Planungen vor dem Hintergrund einer Orien- • mobiles GIS für den Geländeeinsatz tierungshilfe wie den Luftbildern oder Topografi schen (Einrichten von ArcPad 8.0 auf stationären und mobi- Karten (Geobasisdaten) sowie deren Analyse. Auch kön- len Geräten inkl. Programmschulung von Mitarbeitern, nen Sachdaten mit einem räumlichen Bezug (Koordinaten- Anschaff ung von GPS-Empfängern, Schaff ung einer werten) versehen und somit im GIS dargestellt werden. problemlosenÜbertragungsmöglichkeit von GPS-Daten So werden kontinuierlich themenspezifi sche Arbeits karten ins GIS, Expertengespräch mit Hesssen-Forst) im GIS erstellt, sowie Grob- und Feinplanungen in den • Aufrüsten der Hardware (Austausch der fünf GIS- Bereichen Biotopmanagement, Weltnaturerbe, Wegepla- Rechner durch leistungsstärkere Geräte) nung und Wildtiermanagement aufgestellt. • ein Werkvertrag für GIS-Bearbeitung (Neuabgrenzung Die Beschaff ung von Geo(fach)daten über die jeweiligen Waldorte) Fachbehörden und Institute als auch die Aufarbeitung und • Erstellung einer Arbeitsanweisung zur Ausgabe von Ausgabe der für Forschungsaufträge und universitären Ar- Daten an Externe beiten benötigten Grunddaten fi ndet fortlaufend statt.

4.5.2 Datenbanksystem

Ziel ist die Entwicklung einer nationalparkspezifi schen tung und Management verwaltet werden. Auch die Ein- und GIS-kompatiblen relationalen zentralen Datenbank arbeitung der Altgutachten ist geplant. Der vorgesehene als Forschungs- und Management-Datenbank unter Be- Zeitrahmen für den Aufbau wird auf ca. 2,5 Jahre ge- rücksichtigung internationaler Standards und landeseige- schätzt. ner Systeme (Natis, Natureg). Dabei werden eine enge Zusammenarbeit mit Hessen-Forst LBL und FENA Ende 2009 reichte das Nationalparkamt einen Projekt- sowie Erfahrungsaustausch mit anderen Nationalparken antrag zur Abstimmung bei der LBL ein. praktiziert. Nach einzelnen Modifi zierungen und Konkretisierungen In der Datenbank sollen mehr als 1 Mio. Datensätze aus im Antrag gab die LBL Ende 2010 mündlich „grünes Forschung, Biotop- und FFH-Kartierung, Forsteinrich- Licht” für ein mögliches Projekt.

Nationalpark Kellerwald-Edersee 32 JAHRESBERICHT NATIONALPARK KELLERWALD-EDERSEE 2010

4.5.3 Drittes Hessisches Naturwaldforum Buche

Am 05. und 06. Mai 2010 fand in der Holzfachschule desweit vorzeigbar ist, verdeutlichte Dr. Markus Dietz Bad Wildungen das 3. Hessische Naturwaldforum Buche vom Institut für Tierökologie und Naturbildung. statt. Die Tagungsreihe wird seit Gründung des National- Martin Reiss von der Uni Marburg und Stefan Zaenker parks 2004 vom Hessischen Umweltministerium und vom Hessischen Höhlen- und Karstforscher-Verband dem Landesbetrieb Hessen-Forst ausgerichtet. er läuterten an ihren ebenfalls weit fortgeschrittenen For- Im Mittelpunkt der Veranstaltung 2010, mit etwa 120 schungen die überregional herausragende Bedeutung Teilnehmern, stand die Präsentation von Forschungs- der Quellgewässer im Nationalpark. ergebnissen aus dem Nationalpark Kellerwald-Edersee. Einen Blick über die Grenzen hinaus lieferte Dr. Vasyl Lavnyy aus der Ukraine mit seinem Beitrag über die Achim Frede, Forschungsleiter beim Nationalpark, gab in Urwaldforschung in Transkarpatien und deren Nutzen seinem Auftaktreferat einen Überblick über den aktuellen für den naturnahen Waldbau in Mitteleuropa. Stand von Forschung und Monitoring im Schutzgebiet seit Prof. Detlef Schulze, Direktor des Max Planck Institutes dessen Gründung und erläuterte das Forschungskonzept für Geochemie, beleuchtete auch mit durchaus ungewöhn- sowie die Koordinationsarbeit. lichen Aspekten die europäische Kohlenstoff bilanz und Dr. Peter Meyer und Dr. Marcus Schmidt von der Nord- die Rolle der Wälder als CO2-Senke. westdeutschen Forstlichen Versuchsanstalt präsentierten Zum Abschluss gab der Leiter des Landesbetriebs Hes- in ihren Referaten die ersten Ergebnisse der Permanenten sen-Forst Michael Gerst einen Einblick in die Natur- Stichprobeninventur sowie der begleitenden Vegetations- schutz strategie und die Biodiversitätsziele von Hessen- erfassung, welche die wesentliche Basis für das dauerhafte Forst. Waldstruktur-Monitoring im Nationalpark liefern. Dass die langjährige Fledermausforschung mit ihrem brei- Die Beiträge wurden in der Fachzeitschrift AFZ ten Zönosen-bezogenen Ansatz im Park mittlerweile bun- – Der Wald 17 / 2010 publiziert.

Bei der Exkursion am 6. Mai konnten sich ca. 40 Tagungsteilnehmer vor Ort einen Einblick in konkrete Forschungsprojekte und Monitoring-Einrich- tungen im Nationalpark verschaff en. Auf der Tour vom Heimbachtal bei Kleinern zum „Weißen Stein” bei Hemfurth standen naturnahe Quellen und Bäche sowie Naturwaldrelikte an Felshängen im Mittelpunkt des Interesses.

Im Resümee der Tagung war man sich einig, dass in der Aufbauphase des Nationalparks die Basis für eine systematische, wissenschaftlich fundierte und am Schutzziel orientierte Forschungs- und Monitoringarbeit geschaff en wurde. ÖFFENTLICHKEITSARBEIT 33

5. Öff entlichkeitsarbeit

5.1 Medienarbeit

Knapp die Hälfte der Pressemitteilungen aus dem Berichts- jahr entfi el auf Ankündigung oder Berichte von Veranstal- tungen des Nationalparks. Die Berichterstattung war durch- Jahr 2008 2009 2010 weg positiv. Pressemitteilung 39 161 119 Im Jahr 2010 wurde ein ca. 15-minütiger Film erstellt, der Presseeinladung 12 12 20 über den gesamten Jahresverlauf den Nationalpark mit sei- Fotoanfrage – 2 20 nen unterschiedlichen Pfl anzen- und vor allem Tierarten Zeitungsartikel 268 348 457 vorstellt. Der Film von E&S Werner Natur- & Tierfi lm Internet-Artikel / -Erwähnungen – 193 231 wird sowohl in den Nationalparkeinrichtungen als auch bei Pressereise 0 0 1 Messeauftritten gezeigt werden.

5.2 Internet-Auftritt

Seit 02.03.2006 ist der Nationalpark Kellerwald-Edersee (Pressemitteilungen, Veranstaltungshinweise) zeitnah ins unter der Adresse www.nationalpark-kellerwald-edersee.de Netz gestellt werden. 2010 verzeichnete die Homepage des barrierefrei und 4-sprachig (vgl. 7.3) im Internet vertreten. Nationalparks 274.305 Besucher. Besucher der Seite fi nden dort allgemeine Informationen In zwei Workshops wurde gemeinsam mit Touristikern, zum Nationalpark und seinen Einrichtungen, Kurzbe- Partnerbetrieben und Mitarbeitern des Nationalparkamtes schreibungen der Wanderrouten, Veranstaltungsankündi- an Inhalten und Struktur des neuen Internetauftritts ge- gungen und vieles mehr. Die Nationalparkverwaltung arbeitet. Neben klassischen Th emen sollen auch Soziale pfl egt die Seite selbst. So können aktuelle Informationen Netzwerke zukünftig Berücksichtigung fi nden.

5.3 Veranstaltungen, Ausstellungen und Messeauftritte

Das Veranstaltungsangebot des Nationalparks ist breit gefächert. Den Schwerpunkt bilden Führungen im Gebiet Veranstaltungsteilnehmer 2010 selbst. Darüber hinaus gibt es verschiedene Aktionen im NationalparkZentrum, im WildtierPark Edersee oder die seit 2006 bestehende und im Nationalparkamt stattfi n- 2675 dende Reihe „Vortrag & Forum“. An 359 Veranstaltungen Erwachsene nahmen insgesamt 8.794 Personen teil. 4251 Jugendliche Zusätzlich zu den im Veranstaltungskalender 2010 ange- Kinder botenen Aktionen und den buchbaren Veranstaltungen, führten Sachgebietsleiter und Mitarbeiter der National- 1868 parkverwaltung 61 Fachexkursionen durch und hielten 90 Vorträge.

Nationalpark Kellerwald-Edersee 34 JAHRESBERICHT NATIONALPARK KELLERWALD-EDERSEE 2010

2010 beteiligte sich der Nationalpark Art der Messe Ort Kellerwald-Edersee mit Ausstel- Freizeitmesse f.re.e München lungen, Dioramen und Informations- Frühjahrsausstellung Kassel ständen an diversen Großveranstal- „Gutes aus Hessen“ Alsfeld tungen. Reisemesse Touristica Darmstadt Hessentag Stadt Allendorf Internationale Grüne Woche Berlin Internationale Tourismus-Börse Berlin Tour Natur Düsseldorf Wildbuffet Maritim Badehotel Bad Wildungen

Im Frühjahr 2010 wurde der Anhänger, mit dem die Ausstellungsexpo- Am 30. Mai luden erstmalig der Nationalpark Kellerwald-Edersee und nate und Materialien zu Messen oder anderen Veranstaltungen trans- das Schnuckenprojekt Edersee gemeinsam zur Schafschur & Lämmertau- portiert werden, neu gestaltet. Die auf vier Seiten bedruckten Wände fe auf den „Fahrentriesch” ein. Den Besuchern, die zu Fuß oder mit dem verschmelzen in weichen Übergängen zu einem einheitlichen und fort- Planwagen kamen, wurden zahlreiche Aktionen, Informationen und laufenden Bild und zeigen dabei Landschaftselemente oder Tiere aus dem Köstlichkeiten rund um die wolligen Naturschützer geboten. Ein beson- Nationalpark bzw. dem WildtierPark und Exponate aus dem National- deres Erlebnis boten die rund 350 Heidschnucken mit ihren Lämmern parkZentrum: als Werbefläche für den Nationalpark und die Region von Diplombiologe Georg Schutte. Für die Lämmer konnten Patenschaften unterwegs in ganz Deutschland. erworben werden. Circa 300 Besucher kamen zum „Fahrentriesch”.

Im Juni 2010 wurde das 6. Nationalparkfest im, am und um das NationalparkZentrum Kellerwald gefeiert. Die vielfältigen Angebote standen ganz im Zeichen von „Kunst und Nationalpark“. Die Attraktionen reichten von Musik, Th eater und Film bis zum Kunsthandwerk. Die Gäste be- gegneten auch dem Boggel, dem Sympathieträger für den Nationalpark, aus dem vergangenen Jahr wieder. Alle Mit- spieler der Boggel-Rallye konnten bei einer anschließenden Verlosung exklusive Preise, beispielsweise eine Kutschfahrt in den Nationalpark, gewinnen. Das Nationalparkfest be- suchten rund 2000 Gäste.

Mitte Juni wurden die neu gestalteten Informations fenster Das Nationalparkfest bot auch zahlreiche Möglichkeiten, sich selbst in der Domstadt Fritzlar eingeweiht. Direkt am Markt- kreativ einzubringen, beispielsweise bei der Gestaltung neuer Installationen platz präsentieren sich der Nationalpark Kellerwald-- auf dem WildnisErlebnisgelände. ÖFFENTLICHKEITSARBEIT 35

Ende Juli nahm Staatsminis- terin Silke Lautenschläger am Richtfest für die neue National- park-Werkstatt teil und begab sich im Anschluss auf eine klei- ne geführte Exkursion in das Großschutzgebiet. Nach der Wanderung bedankte sich die Umweltministerin bei allen Nationalpark-Mitarbeitern für deren großes Engagement und die geleisteten Arbeiten der ver- gangenen Jahre, indem sie zum gemeinsamen Grillen einlud.

Obwohl in den Schaufenstern verschiedene Akteure auftreten, soll der Betrachter ein einheitliches Gesamtbild wahrnehmen können. Aus diesem Grund hat die Nationalparkverwaltung, die komplette Umgestaltung der Fensterfronten durch die Nationalpark-Werkstatt unternommen und ein Konzept zur einheitlichen Darstellung entworfen. see, die Erlebnisregion Edersee, die Gemeinde sowie der Kulturverein Fritzlar.

Anfang August luden der Nationlpark Kellerwald-Edersee, die Stadt Frankenau und der Ortsbeirat Altenlotheim zum 6. Heideblütenfest nach Altenlotheim ein. Das vielseitige Programm bot auch 2010 für die ganze Familie jede Men- Imker Eberhard Schleifer stellt sein Handwerk auf dem Heideblütenfest vor. ge spannende Informationen, Spiel & Spaß, Kulinarisches und Produkte rund um die Heide. Es kamen rund 3.500 Besucher. veranstalteten Wildbuff ets standen Informationen und Präsentationen über die vielfältige Bildungsarbeit des Mitte November fand zum 5. Mal in Folge das „Wildbuf- Großschutzgebietes. Vorgestellt wurde an diesem Abend fet“ im MARITIM statt, bei dem das Nationalparkamt insbesondere das BuchenHaus, das in den vergangenen mit seinen Partnern, Freunden und Förderern auf das ver- Monaten aus dem früheren Fagutop entstand. Der Natio- gangene, erfolgreiche Jahr zurückblickt und einen Ausblick nalpark-Förderverein stellte sein Patenschaftsprogramm auf das kommende Jahr gibt. Im Mittelpunkt des 2010 vor. Es nahmen rund 150 Gäste teil.

Der Abend, der im Zeichen exklusiver Wildgerichte stand, wurde in Koope- Am 19. September führte unter dem Motto „Genusswanderung mit Schäfer ration zwischen Nationalparkverwaltung, dem Förderverein für den Schutte und seinen Heidschnucken“ die Wanderung in Begleitung der Nationalpark Kellerwald e.V. und dem MARITIM-Badehotel ausgerichtet. wolligen Naturschützer von der Quernst-Kapelle zum „Heiligenstocktriesch”.

Nationalpark Kellerwald-Edersee 36 JAHRESBERICHT NATIONALPARK KELLERWALD-EDERSEE 2010

5.4 Ausstellungen

„Weltnaturerbe Buchenwälder“, federführend vom Natio- dungen, die Bundesgartenschau in Schwerin und Neustre- nalpark Kellerwald-Edersee und der Agentur cognitio kon- litz im Müritz Nationalpark. Vom 15. bis zum 25. Januar zipiert, ist Teil der Kommunikationsstrategie zur Weltna- 2010 war die Ausstellung auf der Internationalen Grünen turerbenominierung. Die Ausstellung ist mehrsprachig Woche in Berlin und vom 3. Februar bis zum 11. März in (Deutsch, Englisch, Spanisch, Russisch) und wurde erst- der Lobby der Commerzbank-Zentrale in Frankfurt zu mals auf der Internationalen Naturschutzkonferenz im sehen. Vom 3. Oktober 2010 bis zum 3. Januar 2011 wur- Mai 2008 im Bundesministerium für Umwelt in Bonn prä- de sie, bereits zum zweiten Mal, in der Bad Wildunger sentiert (vgl. Ziff 2.1). Das „BuchenBuch“, eines der Expo- Wandelhalle präsentiert.

nate dieser Wanderausstellung, informiert interaktiv und Die auf Messen ausgestellten Dioramen werden abwechs- umfassend über die Buchenwälder Europas. Seit Mai 2009 lungsreich gestaltet und den Ausstellungsbedingungen - bereichert jeweils ein Exemplar sowohl die Ausstellung im drinnen oder draußen- optimal angepasst. Auf dem Hes- NationalparkZentrum als auch das BuchenHaus am sentag 2010 in Stadtallendorf wurde auf den rund 250 m2 WildtierPark. Ausstellungsfl äche erstmalig ein mäandrierender Bachlauf Weitere Stationen in den vergangenen Jahren waren waren mit einer getreu nachgebauten Quelle installiert. u.a. der Hessische Landtag, die Wandelhalle in Bad Wil-

5.5 Marketing

Am 17.09.2010 kamen im Nationalparkamt Experten Gemeinsam wurden zunächst Ideen gesammelt, wie die zum Th ema Marketing in einem Workshop zusammen. Vernetzung zwischen Nationalpark und Tourismus zu ver- Neben Teilnehmern aus der Nationalparkverwaltung und bessern ist. Kernziel des Workshops war die Erarbeitung dem NationalparkZentrum Kellerwald beteiligten sich von Maßnahmen, um den Nationalpark mit seinen Ein- Vertreter anderer Nationalparke sowie der regionalen richtungen besser im Tourismusmanagement zu platzieren. Hotellerie. Vertreter aus dem Tourismusbereich waren terminlich verhindert. ÖFFENTLICHKEITSARBEIT 37

5.6 Vortrag & Forum

Vortragsverzeichnis 2006 bis 2010

Vortragsort Datum Thema / Titel des Vortrags Referent

Nationalparkamt

Vortrag & Forum 16.02.06 Walddynamik und Vogelwelt Jochen Paleit 23.02.06 Die Heilkraft der Bäume Dr. Erika Haindl 09.03.06 Waldschutz vom Amazonas bis zur Eder Carsten Rocholl, Greenpeace 23.03.06 Biotope und Lebensgemeinschaften der Nationalparkregion Ralf Kubosch Prof. Dr. Birgit Ziegenhagen, 11.05.06 Buchen-Genetik-Untersuchung im Nationalpark UNI Marburg 27.09.06 Biotopkartierung im Nationalpark Heiko Savatzki 18.10.06 Ökologie der Bäche und Quellen im Nationalpark Ulf Stein und Stefan Zaenker 26.10.06 Geologie des Nationalparks Sven Bökenschmidt Dr. Christoph Schenk, 02.11.06 Wildnis in Deutschland Zoologische Gesellschaft FFM 16.11.06 Mythos Baum Dr. Erika Haindl 30.11.06 Alte-Siedlungen – Neue Wildnis Rudolf Chartschenko 25.01.07 Naturschutz – Forschung – Dokumentation Dipl. Biol. Achim Frede Jürgen Wolters, Institut für 15.02.07 Verantwortung für die Wälder der Erde Regenwald und Artenschutz Peter Gaffert, Leiter 01.03.07 Wildnis im Netzwerk Nationalpark Kellerwald-Edersee Dr. Josef Richter, 15.03.07 „Wald, Du moosiger Träumer“ (Hille) Landforstmeister a. D. 29.03.07 „Weite – Wildnis – Stille“ Manfred Quehl Dipl. Meteorologe 26.04.07 Brutofen oder Eiskeller Günter Fikenscher Stefan Vogt und Sebastian Blum, 04.06.07 Lebensraum Eder NABU Ole Anders, Koordinator 27.09.07 Neues vom Luchs Luchsprojekt Nationalpark Bunt- und Edelmetallerze in Kellerwald und umliegenden 11.10.07 Erwin Braun, Bergdirektor a. D. Rheinischen Schiefergebirge 18.10.07 Das Baumsymbol im Märchen Dr. Erika Haindl 01.11.07 Archäologie und Bodendenkmäler im Nationalpark Dr. Klaus Sippel, Bezirksarchäologe 22.11.07 Gläserne Wildnis oder Quadratur des Kreises Wolfgang Kommallein 06.12.07 Unbekannte Naturwelt Rudolf Chartschenko

Dr. Jürgen Willig, HESSEN-FORST, 31.01.08 Buchenurwälder im Balkan-Nationalpark (Bulgarien) Forsteinrichtung u. Naturschutz 14.02.08 Natur obskur – Wie Jugendliche heute Natur erfahren Dr. Rainer Brämer, UNI Marburg Jens Brüggemann, Müritznatio- Nationalpark-Partner in Deutschland 28.02.08 nalpark und weiteren Vertretern – Tourismus mit etwas anderen Standards deutscher Nationalparke 13.03.08 Die Urwaldmacher – Von Amaurodon bis Zunderschwamm Dr. Gitta Langer Olaf Simon, Institut für 27.03.08 Die Wildkatze im Nationalpark Kellerwald-Edersee Tierökologie und Naturbildung „Der Hund gehört zum Menschen Dr. Marion Ebel, 09.10.08 – doch wohin gehört der Wolf?“ Wildpark Klein-Auheim

Nationalpark Kellerwald-Edersee 38 JAHRESBERICHT NATIONALPARK KELLERWALD-EDERSEE 2010

Vortragsort Datum Thema / Titel des Vortrags Referent

Vortrag & Forum Neue Wege in der Wildnisbildung – Das Projekt Waldscout & Berthold Langenhorst, 23.10.08 Waldranger im Nationalpark Kellerwald-Edersee NAJU Hessen Manfred Grossmann, Leiter des 20.11.08 Weltnaturerbe Buchenwälder – Nationalpark Hainich Nationalparks Hainich Bruder Sonne, Schwester Mond Peter Dietrich, Evangelische 04.12.08 – Auf den Spuren von Franz von Assisi Kirche von Kurhessen-Waldeck Dr. Michael Weigelt, Leiter des 14.01.09 Weltnaturerbe Buchenwälder - Nationalpark Jasmund Nationalparks Jasmund Matthias Schlote und Volker 29.01.09 Zwei Kellerwäldler in China Nagel, Mitarbeiter im Nationalpark Kellerwald-Edersee Constanze Knape, Weltnaturerbe Buchenwälder - 12.02.09 Leiterin des Biosphärenreservats – Grumsiner Forst im Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin Schorfheide-Chorin Manfred Bauer, Leiter National- 26.02.09 Deutschlands längste Vertikale park Kellerwald-Edersee 12.03.09 Gambia – Naturwälder im Spannungsfeld Markus Hirschmann, Göttingen Waldpädagogik in Hessen – Qualifizierte Bildungsarbeit oder 26.03.09 Petra Westphal, HESSEN-FORST Freizeitvergnügen für Großstadtkids? Günther Schumann, 15.10.09 Freundschaft mit wildlebenden Füchsen Homberg / Efze Ulrich Meßner, 29.10.09 Weltnaturerbe Buchenwälder – Müritz-Nationalpark Leiter des Nationalparks Müritz Prof. August Bier - Chirurg und Waldbauer; Ein Waldecker auf Prof. em. Dr. Dr. Jörgen Petersen, 05.11.09 der Spur der Naturgesetze Göttingen Dr. Franz Malec, ehem. Leiter des 12.11.09 Klein aber oho! Mäuse und Spitzmäuse im Nationalpark Naturkundemuseums Kassel 26.11.09 Vom Leben mit dem Wald – Waldnutzung in historischer Zeit Markus Schönmüller Wolfgang Kommallein und Arbeitsurlaub in Nationalparken 03.12.09 Christoph Wehner, Geschäfts- – Das Bergwaldprojekt e. V. stellt sich vor führer Bergwaldprojekt e. V.

Eberhard Leicht, HESSEN-FORST, 10.12.09 Schweinemast – Der Wald als Weide und Futterquelle Forstamt Vöhl Dr. Ernst Kürsten, 14.01.10 Indien – viele Menschen – wenig Bäume Holzfachschule Bad Wildungen Im Reich der urigen Buchen 28.01.10 – Ein Streifzug durch den Nationalpark Kellerwald-Edersee Manfred Delpho mit dem Naturfotografen Manfred Delpho Matthias Schlote, Nationalpark 11.02.10 Kenias große Tierwelt Kellerwald-Edersee Dr. Jörg Müller, Forschungsleiter 25.02.10 Der ökologische wert alter Laubwälder im Nationalpark Bayerischer Wald Schillerfalter und Eisvogel Dr. Kai Füldner, Leiter 11.03.10 – verschwinden unsere schönsten Tagfalter? Naturkundemuseum Kassel Hegyi Barna, Nationalpark Cheile 25.03.10 Braunbären in Rumänien Bicazului-Hasmas, Rumänien Henning Graf von Kanitz, 14.10.10 Forstschutz und Naturschutz in Tasmanien Geschäftsführer Center-Forst-GmbH Fischadler, Schwarzstorch und Co. - Seltene Großvgel in und Martin Hormann, 11.11.10 um den Nationalpark Kellerwald-Edersee Staatliche Vogelschutzwarte Dipl.-Biol. Frank-Uwe Michler, „Ausgesetzt- Haus besetzt“ 25.11.10 Gesellschaft für Wildökologie und – das Überleben der Waschbären in der Fremde Naturschutz e.V. „Von Taigawald und Steppenlandschaft“ Mareike Schulze, Nationalpark 09.12.10 – Leben und Arbeiten in der Mongolei Kellerwald-Edersee ÖFFENTLICHKEITSARBEIT 39

Vortragsort Datum Thema / Titel des Vortrags Referent

NationalparkZentrum 2008 bis 2010

Vortrag im NLPZ Achim Frede, Diavortrag: Faszination Kellerwald 03.06.09 Sachgebietsleiter Naturschutz, – Impressionen aus der Nationalpark-Region Forschung und Dokumentation Wolfgang Kommallein, 08.10.09 Wildtiermanagement im Nationalpark Sachgebietsleiter Management und Entwicklung Die Entwicklung des Fischbestandes im Ederstausee nach Fischreiwirtschaftsmeister 07.04.10 Aussetzung der berufsfischereirechtlichen Nutzung Andreas Rohn Katrin Schneider, 05.05.10 Yellowstone: Wo die Erde brodelt Leiterin des Nationalpark Zentrums Kellerwald Von der wilden Flusslandschaft der „Edder” Rudolf Chatschenko, Nationalpark 19.05.10 zur Modellregion der Zukunft Kellerwald-Edersee Manfred Bauer, Leiter National- 02.06.10 Deutschlands längste Vertikale park Kellerwald-Edersee Projektmitarbeiter: Wildnisbildung im Nationalpark: 01.09.10 Anja Erxleben Das Projekt Waldscout & Waldranger und Sebastian Weigand Ole Anders, Koordinator des 06.10.10 Der Luchs – Rückkehrer in den Harz Luchsprojekts im Harz

KellerwaldUhr

Diavortrag 24.02.10 Überlebensstrategie von Tieren und Pflanzen im Winter Thomas Kull in der 31.03.10 Nationalpark im Wandel der Jahreszeiten Volker Nagel KellerwaldUhr 04.04.10 Tiere des Nationalparks Hermann Bieber 06.05.10 Tiere des Nationalparks Thorsten Daume

Holzfachschule Bad Wildungen

Dr. Johannes Hager, Leiter des Vortrag zur Bedeutung der Nationalen Naturlandschaften Naturparks Eichsfeld-Hainich- 17.03.10 für den Erhalt der Biodiversität Werratal und Vorstandsmitglied von EUROPARC Deutschland

Nationalpark Kellerwald-Edersee 40 JAHRESBERICHT NATIONALPARK KELLERWALD-EDERSEE 2010

6. Nationalpark-Einrichtungen

6.1 NationalparkZentrum Kellerwald – Raum für Wildnis und Menschen

Das 2008 eröff nete NationalparkZentrum Kellerwald prä- Besucher der Ausstellung des NationalparkZentrums Kellerwald 2010

sentiert in außergewöhnlicher Architektur eine Erlebnis- 7000

ausstellung zum Nationalpark mit 4D-Kinoerlebnis. Es 6000

wird betrieben durch eine gGmbH, Gesellschafter sind das 5000

rzahlen 4000 Land Hessen (90 %) und die Gemeinde Vöhl (10 %). Die e gGmbH hat 8 Beschäftigte, darunter 4 Teilzeitbeschäftigte. 3000 Besucherzahlen Zusätzlich beschäftigt sind ein Teilnehmer des Freiwilligen 2000 Ökologischen Jahres sowie Praktikanten. Partnerin als tou- 1000 ristische Anlaufstelle im NationalparkZentrum ist die 0 Edersee Touristic GmbH, die in 2010 mit einer halben Stelle im Haus vertreten war. Das NationalparkZentrum konnte 2010, im dritten Jahr seines Bestehens, 37.806 Eintritt zahlende Ausstellungsbe- sucher verzeichnen. Zusätzlich informierten die Mitarbei- trum ausgerichtet (ca. 2.000 Besucher). Eine besondere ter ca. 11.000 Personen im Foyer über den Nationalpark Veranstaltung fand anlässlich des 1. Hessischen Tags der und seine Region. An Veranstaltungen nahmen darüber Nachhaltigkeit am 23. September statt. „Gammelholz & hinaus weitere 10.110 Personen teil. Insgesamt konnte das Sägespäne“ war hessenweit eines der Highlights. Nach- NationalparkZentrum also 58.624 Besucher empfangen. mittags wurde in Kooperation mit dem Forstamt Vöhl ein An Führungen durch die Ausstellung nahmen insgesamt Rollenspiel für Schüler zum Th ema Forstwirtschaft & 434 Gruppen teil. Hierunter fallen 163 Schulklassen und Nationalpark angeboten. Am Abend spielte die Göttinger Kindergruppen; für sie gibt es ein besonderes Bildungsan- Comedy Company zur Einweihung des einzigartigen gebot mit verschiedenen Th emen. Blockhalden-Amphitheaters auf dem WildnisErlebnisge- Es gab zahlreiche Veranstaltungen im NationalparkZen- lände. Unter dem Th ema „Gammelholz & Sägespäne“ durf- trum. Die Reihe „AbendAusstellung & FilmLounge“ fand te im Improvisationstheaterstück das Publikum im vollbe- im Winterhalbjahr fünf Mal statt, dazu zwei Familienkino- setzten Amphitheater entscheiden, was gespielt wurde. Nachmittage. Darüber hinaus gab es sechs Vortragsabende Der 3. Herbstmarkt am NationalparkZentrum im Okto- im Kino des Zentrums. Zehn Mal wurde zum Lagerfeuer- ber lockte ca. 5.000 Besucher auf das Außengelände, als abend auf dem WildnisErlebnisgelände eingeladen. Das rund 45 Kunsthandwerker und Direktvermarkter zeigten, Nationalparkfest wurde am 6. Juni am NationalparkZen- was die Region zu bieten hat.

Staatssekretär Mark Weinmeister bedankt sich bei den Schülern für ihren 3. Herbstmarkt am NationalparkZentrum Kellerwald Einsatz mit einem kleinen Andenken. NATIONALPARK-EINRICHTUNGEN 41

Im Laufe des Jahres fanden fünf Sonderausstellungen statt. Als zusätzliches touristisches Angebot verleiht das National- Volker Nagel präsentierte im April eine Fotoausstellung parkZentrum seit 2010 im Sommerhalbjahr Elektrofahrräder. „Impressionen aus dem Kellerwald“, Th omas Bölke zeigte Der Shop im NationalparkZentrum konnte 2010 im Ver- von Mai bis Juli seine Lichtkunst-Fotografi en „Die Farben gleich zum Vorjahr eine Umsatzsteigerung verzeichnen. der Nacht“. Im August wurde zum zweiten Mal die Aus- Der Shop bietet hochwertige Produkte an, darunter Bü- stellung „Mensch und Natur“ des Licher-Fotopreises ge- cher, Wanderkarten, T-Shirts, Holz- und Tonkunsthand- zeigt. Im Anschluss war von September bis November die werk, Spielwaren und Merchandising-Artikel, auch natio- Wanderausstellung „Nationales Naturerbe“ des Bundes- nalparkeigene. Eine ganze Reihe der Produkte kommt aus amtes für Naturschutz und im Winterhalbjahr die Bilder- der Region. Das verpachtete Restaurant „GastRaum“ spezi- ausstellung „Mensch-Natur-Kultur“ zum Wildnisbildungs- alisiert sich mehr und mehr auf regionale und biologisch projekt „Waldscout & Waldranger“ zu sehen. 34 Pressemit- produzierte Gerichte. teilungen wurden 2010 herausgegeben. Die Internetseite Im April 2010 hat die gGmbH den Betrieb der Kasse und verzeichnete ca. 1,3 Mio. Zugriff e. des Shops im WildtierPark übernommen. Dort sind zwei der Beschäftigten tätig.

6.2 BuchenHaus mit Ausstellung und WildnisSchule

Ausbau und Erweiterung projektierte WildnisSchule gerecht werden kann. Ein ein- Dem Entschluss zur Erweiterung des Fagutops waren Be- stöckiges Verbindungsbauwerk knüpfte an den Altbau an strebungen seitens der Landesbetriebsleitung (LBL) von und schuf eine zweite Eingangssituation. Eine räumliche Hessen-Forst und der Nationalparkverwaltung sowie Trennung von Bildungsbereich mit Gruppenarbeit und der örtlichen Naturschutzverbände und der Gemeinde off enem Bildungsbereich mit Besucherverkehr wurde so vorausgegangen. Ziele waren die Aktualisierung vollzogen. Trotz dieser erforderlichen räumlichen Teilung der Ausstellung, die Ausweitung der Bildungsarbeit und handelt es sich um einen integrativen Ansatz. Denn sowohl die Neugestaltung der Eingangssituation in den Wildtier- Ausstellung als auch WildtierPark sollen in die Praxis der Park. WildnisSchule einbezogen werden. Von einer Projektbegleitenden Arbeitsgruppe aus Mitar- Die Räumlichkeiten des Gruppenbereiches wurden multi- beitern und externen Fachleuten wurde ein Raum- und funktional ausgestattet. Im WildnisRaum soll gespielt, Ausstellungskonzept erarbeitet, das mit HMUELV und gelesen, kommuniziert, meditiert, refl ektiert, philosophiert, LBL intensiv abgestimmt wurde. fantasiert und fabuliert werden. Daraus ergaben sich An- Auf Grundlage der Kostenermittlungen der Entwurfspla- sprüche an die Ausstattung: Ruhe, Rückzug, Verdunklung, nung wurde die Finanzierung gesichert. Seit Frühjahr 2009 mobile Sitzelemente, mobile Moderationswände, Musik- wurden Ausstellungsbereiche von NABU und SDW in wiedergabe … Im WerkRaum soll gestaltet, beobachtet, die Planung integriert. gebastelt, bestimmt, experimentiert, erlebt und erfahren Mitte 2009 wurde mit den Ausführungsplanungen und werden. Entsprechend wurden Bestimmungs- und Beo- Umsetzungen begonnen werden. bachtungseinrichtungen, Wasseranschluss, Wasser- und Das Gesamtbauwerk wurde in enger Abstimmung zwi- Matsch becken, Werktische, Schränke für Werkzeug und schen Architekt, Ausstellungsplaner und Projektbeglei- Material vorgesehen. Im KlassenRaum soll präsentiert, tender Arbeitsgruppe realisiert. Den Bauarbeiten schloss dokumentiert, kommuniziert, recherchiert und informiert sich die Inneneinrichtung mit Ausstellung an. werden. Zur Einrichtung zählen daher Tagungstechnik, Die Umsetzung gliederte sich in mehrere Abschnitte. Pri- Internetanschluss, Whiteboard, Flipcharts, PCs, mobile orität hatte zunächst die räumliche Erweiterung. Nach Tisch- und Stuhlelemente. Zusätzliche Büroräume im Westen wurde ein zweistöckiges Ständerbauwerk mit zweiten Stock sollen den deutlich gestiegenen Anforde- Unterkellerung gebaut. Die Wabenform wurde aufgegriff en, rungen an die personelle Betreuung gerecht werden. jedoch durch einen rechteckigen Zwischenbau erweitert. Parallel zum Neubau des Gruppenbereiches der Wildnis- So entstand eine Fläche, die den Raumansprüchen an die Schule wurde der Altbau aus energetischer Sicht grund-

Nationalpark Kellerwald-Edersee 42 JAHRESBERICHT NATIONALPARK KELLERWALD-EDERSEE 2010

BuchenHaus WildtierPark

WildnisSchule Ausstellung

NetzWerk BoggelReich BodenSchau zum KlassenRaum WildtierPark Toiletten / WerkRaum Wickelraum

Eingang WildtierPark Eingang WildnisSchule Foyer / Kasse / Shop

WaldBühne SchattenWald WildnisRaum

legend saniert und ebenso wie die „Bericher Hütte” an die Chronologische Eckdaten des Umbaus moderne Haustechnik mit Holzpelletheizung angeschlos- September 2008 Entwurfsplanung Mittelfreigabe durch die sen. Eine bislang off ene Wabe wurde geschlossen und als Juli 2009 Hessische Landesregierung „BoggelReich” in das Bauwerk integriert. Für die Verbands- 24. September 2009 Baugenehmigung WildnisSchule ausstellungen wurde zusätzlich ein einstöckiger Anbau 14. Oktober 2009 Baubeginn WildnisSchule nach Norden realisiert. Richtfest im Beisein des Staats- 14. Dezember 2009 Die Eingangs- und Kassensituation wurde optimiert, eine sekretärs Mark Weinmeister Infotheke und ein Shop geschaff en. Die Ausstellung wurde Einweihung Foyer durch Staats- 15. April 2010 um eine Wabe vergrößert und modernisiert, um die Anfor- ministerin Silke Lautenschläger derungen an eine Nationalparkeinrichtung zu erfüllen. Uraufführung des Boggeltrailers 12. November 2010 beim Wildbuffet Einweihung WildnisSchule durch Ausstellungen 30. November 2010 Staatsministerin Lucia Puttrich Die Besucher sollen Buchenwälder und heimische Wild- tiere im Sinne der Bildung für eine nachhaltige Entwick- mieren. Im WildtierPark und in den Erlebnislandschaften lung kennen lernen und erleben. Die Vermittlung soll der Ausstellung mit „Schattenwald“, „BoggelReich“, „Wald- spannend, geheimnisvoll und gleichzeitig informativ erfol- bühne“, „NetzWerk“ und „BodenSchau“ soll jeder auf indi- gen. In der Eingangswabe gibt es Gelegenheit sich zu infor- viduelle Entdeckungstour gehen können.

BuchenHaus WildtierPark

WildnisSchule Ausstellung #PHHFM3FJDIt4DIBUUFO8BMEt/FU[8FSL GehegetGreifenschau 8JMEOJT3BVNt,MBTTFO3BVNt8FSL3BVN BodenSchautWaldBühne

Gruppen / Schulklassen nach Anmeldung 4QJFM&SMFCOJT*OGP[VSGSFJFO/VU[VOH ,POUBLU[VIFJNJTDIFO8JMEUJFSFO[VSGSFJFO mit pädagogischer Betreuung oder mit Führung der Ranger /VU[VOHPEFSNJU'àISVOHEFS3BOHFS NATIONALPARK-EINRICHTUNGEN 43

Im „SchattenWald“ stehen Buchensilhouetten, die in ihren geheimnisvoll. Von außen ist es nicht einsehbar. Erst muss Formen die Wüchsigkeit der Buche im Nationalpark wie- das „Nebeltor“ passiert werden. Kulisse ist ein fünfmal ver- derspiegeln. Sie erscheinen als Scherenschnitte und sind größerter Wildnisausschnitt voller Überraschungen. Aus gleichzeitig interaktive Exponate. Botschaften über die Bu- der Perspektive des Boggels sieht man den Wald mit ande- che und ihren Wald werden begreifbar. „NetzWerk“ ist der ren Augen: Bisher unbeachtete Details und Lebewesen Ausstellungsbeitrag des NABU-Landesverbandes Hessen. werden mit einem Mal bedeutend. Er greift den Nationalpark mit seinen ökologischen Ver- Ende des Jahres 2010 war bereits ein Großteil der Ausstel- knüpfungen in die Umgebung mit raumrelevanten Arten lung in ihren innovativen Dimensionen erkennbar. So wie Rothirsch, Luchs und Uhu auf. Die „BodenSchau“ der konnte bereits zu diesem Zeitpunkt resümiert werden, Schutzgemeinschaft Deutscher Wald holt kleine Boden- dass alle gesteckten Ziele erreicht worden sind. Das Ge- tiere ins Rampenlicht, schaff t ein begehbares Diorama. Die samtfi nanzvolumen beträgt ca. 2,3 Mio. €. „WaldBühne“ dient als Kino. Das „BoggelReich“ gibt sich Das BuchenHaus soll im April 2011 eröff net werden.

Das Dach des BoggelReiches wird gedämmt. Vorübergehend wird ein Kassencontainer eingesetzt.

Umweltministerin Silke Lautenschläger eröffnet den Eingangsbereich. Die WildnisSchule erhält eine Terrasse.

Die Kulisse im BoggelReich im Rohbau. Die Maler geben der Kulisse Leben.

Nationalpark Kellerwald-Edersee 44 JAHRESBERICHT NATIONALPARK KELLERWALD-EDERSEE 2010

6.3 WildtierPark Edersee

Der WildtierPark des Nationalparks Kellerwald-Edersee Seit Mai 2010 kann eine weitere Tierart im WildtierPark wurde 1970 gegründet und ist seit 2004 eine Nationalpark- präsentiert werden. Die Wildkatze als eine der Leitarten einrichtung. Hier erleben Besucher auf rund 80 ha 15 in Buchenwaldökosystemen wird in der ehemaligen Auer- heimische Wildtierarten in großräumigen, naturnahen und Birkwildvoliere präsentiert. Das Gehege wurde mit- Gehegen z. B. Wolf, Luchs, Wisent, Schwarzwild, Wild- hilfe der Schweizer Wildkatzenexpertin Marianne Hart- pferde, Waschbär, Fischotter und Uhu. mann zu einem Übergangsgehege für drei weibliche Der WildtierPark befi ndet sich in einer Phase der konzep- Wildkatzen umgestaltet. Die Entscheidung zur sogenann- tionellen Neuausrichtung. Diese ist erforderlich, um den ten Schwesternhaltung wurde bewusst getroff en, da in Park zu modernisieren und die Kernthemen des National- Deutschland kein Auswilderungsprojekt für Wildkatzen parks Wildnis, Dynamik und Prozessschutz sowie das existiert und der Nationalpark bei der Tierhaltung und in Motto „Natur Natur sein lassen“ adäquat zu transportieren. der Verantwortung für Tiernachwuchs vorbildlich sein Zu diesem Zweck wurde 2010 das gesamte Gelände kartiert. will. Die drei Schwestern kamen im Zoo Duisburg zur Erfasst wurde • Biotopausstattung Welt und wurden im Mai 2010 in den WildtierPark Eder- • Entwicklungspotenziale see umgesiedelt. Die Planung für ein neues Wildkatzenge- • Flächenbelastungen / Störungen hege liegt vor, die Erstellung ist abhängig von der Verfüg- • Habitate / Didaktikelemente barkeit entsprechender Haushaltsmittel.

Gesondert und detaillierter kartiert wurde die Hammer- Weiterhin wurden Planungen erstellt für ein begehbares bergspitze unter dem speziellen Aspekt der Nutzung für Damwildgehege und eine geänderte, barrierefreie Wege- Aktivitäten der WildnisSchule. führung im Eingangsbereich. Dort soll der steile asphal- Zahlreiche Ortstermine und ein Workshop mit den Exper- tierte Weg künftig durch einen attraktiven Weg durch das ten Dr. Udo Gansloßer, Marianne Hartmann und Frank Schwarzwildgehege ersetzt werden (vgl. Kap. 7.3). Kirsten und letztlich die Vergabe eines Werkvertrags führten Ende September wurde unter dem Motto „Tierisch wild im zu einem ersten Entwurf eines Masterplans für den Wild- Park“ das 40-jähriges Bestehen des WildtierParks gefeiert. tierPark. Mit gut 2500 Besuchern war das Fest ein voller Erfolg.

Besucherzahlen WildtierPark Edersee 2010

20.000 19.196 18.339 18.000 16.283 16.000 13.980 13.497 14.000 13.008 12.275 12.000

10.000 Besucher

8.000

6.000

4.000 2.928 1.897 2.000 889 849 571

0 Jan. Febr. März April Mai Juni Juli Aug. Sept. Okt. Nov. Dez. NATIONALPARK-EINRICHTUNGEN 45

6.4 KellerwaldUhr

Das Informationshaus KellerwaldUhr informiert über die Fünf der Büros wurden im Zuge einer Mehrfachbeauftra- Geschichte des Kellerwaldes, die Kulturlandschaft rund gung gegen eine Aufwandsentschädigung um zeichnerische um den Nationalpark und historische Waldnutzungen. und textliche Skizzen gebeten. Im März 2010 wurden die Entwürfe einem Gremium prä- sentiert, in dem Fachministerium, Landesbetriebsleitung, Besucherzahlen der KellerwaldUhr die Stadt Frankenau, Agenturen, Architekten und Mitar- beiter des Nationalparkamts vertreten waren. Die Entwür- Jahr Besucher fe sollten die Grundlage schaff en für das weitere Vorgehen 2008 rund 7.700 und die Finanzierungsfragen. Die erforderlichen Haus- 2009 rund 7.100 haltsmittel konnten jedoch im Jahr 2010 nicht mehr be- 2010 rund 6.500 reitgestellt werden.

Auf privatrechtlicher Basis konnte ein einjähriger Auf- Nach einem Vergleich des VG Kassel sollte die Keller- schub der Schließung vereinbart werden, sodass im Süden waldUhr im November 2010 geschlossen werden. 2009 des Nationalparks auch im Jahr 2011 eine adäquate Ein- wurde mit einer Vorplanung und Ideensuche in Hinblick richtung zur Verfügung stehen wird und Bildungsangebote auf Standort, Finanzierungsbedarf und Architektur begon- gemacht werden können. Die weitere Entwicklung wird nen. Potenzielle Architekten und Partner wurden im Rah- von der Bereitstellung der erforderlichen Haushaltsmittel men einer Bieterkreiserkundung um Referenzen gebeten. abhängen.

6.5 Werkstatt & Waldladen

Nach längerer Planung konnte in 2010 der Neubau der Der Neubau passt sich architektonisch gut in das Ortsbild Nationalpark-Werkstatt abgeschlossen werden. Durch die- von Edertal-Gellershausen ein. sen Neubau ist es gelungen, die Wildkühlkammer, einen Wildverkaufsraum (die Inbetriebnahme des Waldladens ist Durch den Neubau und die Neu-Aussattung mit moder- für Frühjahr 2011 geplant), die Nationalpark-Werkstatt nen Maschinen ist es gelungen, die Werkstatt in einen und einen Unterbringungskomplex für Maschinen und modernen Schreinerbetrieb umzugestalten, der alle Anfor- Geräte sowie einen Lagerraum für Ausstellungsgegenstän- derungen eines Nationalparks erfüllen kann. wie z. B. die de an einem Standort zu vereinen. Diese Zusammenlegung Beschilderung zur Besucherlenkung. an einem zentralen Ort bringt erhebliche logistische Vor- teile.

Nationalpark Kellerwald-Edersee 46 JAHRESBERICHT NATIONALPARK KELLERWALD-EDERSEE 2010

7. Bildung und Erholung

7.1. Bildungsarbeit

7.1.1 Schulische Bildungsarbeit

Jährlich besuchen zahlreiche Schulklassen aller Schul- Grundschulen: formen und Altersstufen aus verschiedenen Regionen Seit einem Pilotprojekt 2005 absolvieren jährlich alle Kinder Deutschlands den Nationalpark. Die Th emen reichen von der Grundschulen Edertal, Frankenau, Herzhausen und allgemeinen Informationen zum Nationalpark über natur- Vöhl in der 3. oder 4. Klasse drei Projekttage zum Th ema schutzfachliche Veranstaltungen bis hin zu Kunst und Nationalpark. Ethik. Auch praktische Arbeiten (z. B. Kartierung, Ver- messung) werden durchgeführt. Im vorschulischen Bereich Mitte März besuchten auch die Zweitklässler der Grund- werden zahlreiche Kindergärten betreut. schule Edertal den Nationalpark. Sie lernten, dass sich das Schutzgebiet in bestimmten Bereichen vollkommen frei von Schulpartnerschaften menschlichen Eingriff en entwickeln kann, und dass es weni- Die enge Zusammenarbeit mit den Schulen der National- ge Randbereiche gibt, in denen die Nationalparkmitarbeiter park-Region ist ein zentrales Ziel des Nationalparks Keller- der Natur noch für wenige Jahre unterstützend zur Seite wald-Edersee. stehen. In diesem Zusammenhang entfernten sie Sämlinge der fremdländischen Baumart Douglasie und brachten Projekttage mit Grundschulen 2006 bis 2010 Buchensamen aus. Bereits im Herbst 2009 hatte dieselbe Klasse Bucheckern von einem nahe stehenden Altbaum Anzahl der Jahr Grundschule in der Entwicklungszone gesammelt. Der Folgebesuch im Kinder Frühjahr 2010 ermöglicht aufeinander aufbauende Pro- 2006 Edertal 84 jektthemen. Eine Patenschaft für diese Fläche ist ange- Vöhl 23 dacht, sodass die Schüler die dynamischen Entwicklungs- Herzhausen 34 prozesse dauerhaft beobachten können. Künftig sollen Frankenau 34 auch den übrigen Partnerschulen des Nationalparks aus Helenental 11 Frankenau, Vöhl und Herzhausen ähnliche langfristige 2007 Edertal 71 Projekte mit Patenschaftsfl ächen angeboten werden. Vöhl 51 Herzhausen 31 Die Viertklässler der Grundschule Frankenau nahmen Anfang Frankenau 30 August am Modul „Werdende Wildnis – Kommt der Wolf 2008 Edertal 74 in unseren Wald zurück?“ teil. Dieses Modul entstand in der Herzhausen 51 länderübergreifenden Zusammenarbeit „Qualitätsentwicklung Vöhl 23 Bildung für Nachhaltige Entwicklung in der Waldpädagogik“ Frankenau 23 der Landesbetriebe Hessen-Forst und Brandenburg Forst. 2009 Edertal 71 In einem Rollenspiel zu Wölfen verwandelt wanderten und Vöhl 18 forschten die Viertklässler zwei Tage auf den Spuren des Herzhausen 36 Wolfes „Cotschum“, der sich von seiner Heimat Sibirien Frankenau 23 auf den langen und beschwerlichen Weg zur „Konferenz 2010 Edertal 80 der Wölfe“ in den Nationalpark Kellerwald-Edersee bege- Vöhl 32 ben hatte. Im Mittelpunkt der Konferenz stand die Ge- Herzhausen 47 fährdung der eigenen Art sowie des Lebensraumes „Rotbu- Frankenau 18 chenwälder“. Zur erneuten Refl ektion des Erlebten präsen- Summe 865 tierte die Klasse ein selbstgeschriebenes Th eaterstück. BILDUNG UND ERHOLUNG 47

Kegelbergschule Frankenberg: park und seine Bildungsangebote informiert und konnten Seit 2004 besuchen Schülerinnen und Schüler der Kegel- die neuen Örtlichkeiten besichtigen. bergschule (Einrichtung für Menschen mit Benachteili- gungen) regelmäßig den Nationalpark, beteiligen sich an AG Bildungsarbeit Projekten und werden von Rangern betreut. 2010 wurde die AG Bildungsarbeit gegründet und tagte 2010 besuchte die Projektgruppe das Schutzgebiet 35-mal, insgesamt sieben Mal. Mitglieder sind Verantwortliche bei schlechter Witterung traf sie sich in der KellerwaldUhr. der Bildungsabteilung aus Nationalparkamt und Natio- Zusätzlich zu den regelmäßigen Besuchen, die immer mitt- nalparkZentrum, Ranger sowie eine Vertreterin der eh- wochs stattfi nden, engagierten sich Schülerinnen und renamtlichen Nationalpark-Führer. 2010 ging es vor allem Schüler vom 26. bis 30. April 2010 in einer Projektwoche. darum, buchbare Ganztagsangebote zu entwickeln, die den Besuch des NationalparkZentrums mit einer Ranger- Gustav-Stresemann-Gymnasium Bad Wildungen: wanderung verbinden. Die AG plante darüber hinaus den Vom 25. bis zum 29. Januar 2010 nahmen Schüler der 1. Hessischen Tag der Nachhaltigkeit (vgl. 6.1). Jahrgangsstufe 12 an der Projektwoche „Juniormanager für Naturschutz“, einer Initiative der Deutschen Bundes- stiftung Umwelt (DBU), teil. Im Rahmen des Planspiels schlüpften die SchülerInnen einmal selbst in die Rolle einer Schutzgebietsverwaltung und bekamen so Einblicke in die vielfältigen Aufgabengebiete wie Prozessschutz, Forschung, Management und Öff entlichkeitsarbeit. Ihre Erfahrungen und Ideen sind in einem Online-Tagebuch unter www.nationalpark-kellerwald-edersee.de einzusehen.

Lehrerfortbildung Ende April 2010 fand eine Lehrerfortbildung mit 15 Teil- nehmerInnen im NationalparkZentrum Kellerwald statt. Zwei Schulleiter-Dienstversammlungen des Staatlichen Schulamtes Fritzlar fanden in der neuen WildnisSchule statt. Alle SchuleiterInnen wurden so über den National- „Konferenz der Wölfe”

7.1.2 Einsatz ehrenamtlicher Nationalpark-Führer

Im Jahr 2010 wurden 10 ehrenamtliche Nationalparkfüh- Führungen der Nationalpark-Führer rer Innen bei Führungen im Großschutzgebiet eingesetzt. 2009 und 2010 wurden jeweils 9 der Führungen für die Jahr Anzahl der Führungen Teilnehmerzahl zahlreichen niederländischen Gäste in deren Mutterspra- 2007 22 169 che durchgeführt. 2010 wurden 10 weitere Ehrenamtliche 2008 25 288 zu Nationalpark-Führern ausgebildet. Der Einsatz der nun 2009 23 361 insgesamt 20 ehrenamtlichen NationalparkführerInnen 2010 44 786 soll weiterhin intensiviert werden, insbesondere auch bei der Betreuung der Besuchereinrichtungen.

Nationalpark Kellerwald-Edersee 48 JAHRESBERICHT NATIONALPARK KELLERWALD-EDERSEE 2010

7.1.3 Rund um den Boggel

Der Boggel, ein urtümliches Mischwesen, teils Pfl anze – Die Weiterentwicklung des Boggels im Jahr 2010 beinhal- teils Tier, lebt als heimlicher Bewohner im Nationalpark tete: Kellerwald-Edersee. Die Boggelfi gur wird seit April 2008 • die Entwicklung verschiedener Charaktere. Dies als Informations- und Sympathieträger in der Bildungs- ermög licht weitergehende Geschichtenerzählung und und Öff entlichkeitsarbeit des Nationalparks und seiner eine eingängige Vermittlung von Umweltthemen. Einrichtungen eingesetzt. • die Entwicklung reichhaltiger Mimik und Gestik. Grundwissen über Pfl anzen und Tiere im Allgemeinen Dies fördert die Lebendigkeit und schaff t Empathie und die Buche im Besonderen kann über die Lebensweise mit dem Wesen der Boggel und ihrer Umwelt. der Boggels spannend vermittelt werden. Der Boggel wur- • die spezielle Entwicklung einer kindergerechten Ge- de im Rahmen eines Kooperationsprojektes des National- schichte auf Basis eines Charakters, der durch Neugier, parks Kellerwald-Edersee mit cognitio Kommunikation & Tollpatschigkeit und kleine Fehler den Kindern zur Planung entwickelt. Sowohl die Wortmarke „Boggel ®“ als Identifi zierung dient. auch die Figuren wurden patentrechtlich geschützt. Ver- • die Einbindung in realistisches Videomaterial. Dies schiedene Boggel-Produkte wie Stoff tier, Memory, Mal- schaff t eine direkte Verbindung zu lokaler Natur. buch etc. wurden entwickelt und werden als Merchandi- • die Entwicklung verschiedener, komplexer Bewe- singprodukte verkauft. gungsabläufe: Gehen, Schleichen, Rennen, Tanzen, Fallen, Fliegen. So wird Spannung erzeugt.

In der Ausstellung des BuchenHauses entsteht das Boggel- www.boggel.de Reich (vgl. 6.2). Der Trailer zum Boggelfi lm ist zu sehen unter www.nationalpark-kellerwald-edersee.de. Seit Dezember 2010 gibt es unter www.boggel.de nicht nur eine eigene Boggel-Homepage sondern darüber hinaus auch Accounts bei Facebook und Twitter. BoggelMalbuch

Ausgabe 1

Nationalpark Kellerwald-Edersee 0000034_97_BoggelPRO_Malbuch.indd 1 034_97 _Bogg elPRO_M albuch .indd 1

25.05 .2009 09:43:03

7.1.4 Wildnisbildungsprojekt „Waldscout & Waldranger“

2008 haben Naturschutzjugend Hessen (NAJU) und der sollen Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufe I und Nationalpark Kellerwald-Edersee gemeinsam ein innova- II sowie Jugendgruppen und Jugend(hilfe)-Einrichtungen tives Bildungsprojekt entwickelt. Mit der Einrichtung von im Rahmen einer 24-stündigen „Expedition in die Wildnis“ „Wildnisinseln“ mitten in einem deutschen Nationalpark zum intensiven Nachdenken über das Verhältnis von BILDUNG UND ERHOLUNG 49

Mensch, Natur und Kultur im Rahmen des Diskurses der Nachhaltigen Entwicklung angeregt werden. Das Projekt ist auf 3 Jahre angelegt und wurde 2010 von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) mit 60.000 € gefördert, die auf die gesamte Projektzeit bezogene Förder- summe beträgt 231.100 €. Weitere Förderer sind die Stif- tung Hessischer Naturschutz und die Sparkassenstiftung Waldeck-Frankenberg.

Das Projektbüro auf der Jugendburg Hessenstein wird von einer Dipl. Ing. für Naturschutz und Wildnispädagogin so- wie einem Sozialpädagogen betreut. Übernachtung auf der WildnisErlebnisinsel 2009 nahmen neun Schulklassen an der „Expedition in die Wildnis“, in 2010 sieben Schulklassen teil. 2010 wurde darüber hinaus erstmalig die Projektwoche als Ferienpro- Wesentlicher Bestandteil des Projektes ist die naturschutz- grammoff en für interessierte Kindern und Jugendliche in fachliche und biologiedidaktische Begleitforschung in einer nicht schulgebundenen Gruppe angeboten. Zusammenarbeit mit den Universitäten Hannover und Ludwigsburg. Erste Ergebnisse werden 2011 erwartet. Das Wildnisbildungsprojekt wird in Kooperation mit fünf Weiterer Bestandteil des Projektes ist die Aus- und Fort- Jugendeinrichtungen rund um den Nationalpark durchge- bildung von Multiplikatoren. Mitte April 2010 wurde ein führt und durch einen Bildungsbeirat fachlich begleitet. zweitägiger Workshop zum Th ema „Wildnisbildung“ für Die Vertreter des Bildungsbeirates sind Lehrer, Naturwis- Mitarbeiter anderer Wald-Nationalparke angeboten, an senschaftler, Didaktiker und in der Jugendhilfe Tätige. dem 16 Personen teilnahmen. Mitte Oktober 2010 fand 2010 tagte der Beirat zweimal, wobei sich bei dem Treff en mit 22 Teilnehmern die erste Fortbildung für die Funkti- Mitte Juni die 14-köpfi ge Gruppe selbst auf die 24-stün- onsbeamten „Waldpädagogik“ von Hessen-Forst statt. Die dige Expedition in den Nationalpark begab. Multiplikatorenschulungen sollen in 2011 vertieft werden.

7.2 Erholung

Wegeplanung und Besucherlenkung Radwanderwege und Zubringer im Nationalpark Die Umsetzung des 1. Wegeplans wurde zu einem Groß- teil abgeschlossen. Noch anstehende Umsetzungsarbeiten Route Länge (km) erfolgten im Jahr 2010. NLP-Radwanderweg 21,3 Zubringer-Radwanderweg 15,0

Wegeplan von 2008 bis 2012

Kategorie Länge (km) (innerhalb NLP) ohne Randwege Beworbener Weg (Rückbau / Entwicklung zu Pfad) 55,5 Beworbener Weg (naturverträglich ausgebaut) 68,4 Beschilderter Weg (Rückbau / Entwicklung zu Pfad) 5,5 Beschilderter Weg (naturverträglich ausgebaut) 38,1 Betriebsweg (zukünftig) 10,5 Summe Wege 178 Betriebsweg , die künftig aufgegeben werden 13,0 Befristete Sperrung (davon 2,8 km beworben; 7,7 km beschildert) 10,5

Nationalpark Kellerwald-Edersee 50 JAHRESBERICHT NATIONALPARK KELLERWALD-EDERSEE 2010

Fläche Ruhezonen: ca. 3.283 ha Fläche NLP: 5.738,5 ha Fläche Weltnaturerbe: 1.467 ha Der Nationalpark weist zurzeit folgende Wegedichten auf: Weltnaturerbefl äche: 16,6 lfm / ha NLP gesamt: 31,0 lfm / ha

Das Radwanderwegesystem wurde im Jahr 2010 an eini- gen wenigen Stellen des Nationalparks instand gesetzt, die restlichen Arbeiten sind 2011 geplant. Alle beworbenen Wege sind durch die Beschilderung so gekennzeichnet, Aufgrund eines Windwurfereignisses musste der Brückengrundsteig bei Schmittlotheim neu konzipiert werden. Es wurde ein spannender Steig dass jeder Besucher diese Wege ohne Karte benutzen kann. entwickelt, der Einblicke in die werdende Wildnis ermöglicht und die Entwicklung nach Windwürfen zeigt. Nationalpark-Tore Die einheitlich gestalteten Eingangstore sollen die Besu- Nationalpark-Wanderparkplätze cher aus den Ortschaften zu den jeweiligen Haupteingän- Anreisenden Besuchern mit PKW wird die Möglichkeit gen des Nationalparkes hinführen. Die Idee für diese Tore eröff net, auf Wanderparkplätzen ihren PKW zu parken wurde durch den „Verein für die Region“ in Altenlotheim und von dort den Nationalpark zu Fuß oder mit Rad auf geboren. Dort wurde im Jahr 2005 das erste Tor durch den den Wegen zu erkunden. Wanderparkplätze wurden bisher Verein hergerichtet und aufgestellt. Die Holztore werden in den Nationalpark-Anrainergemeinden Vöhl-Kirchlo- in der nationalparkeigenen Betriebswerkstatt in Gellers- theim, Vöhl-Schmittlotheim, Frankenau-Altenlotheim, hausen hergestellt. Bis heute wurden in den Orten Franke- Frankenau, Edertal-Gellershausen, Edertal-Kleinern, Eder- nau-Altenlotheim, Frankenau, Vöhl-Kirchlotheim, Vöhl- tal-Aff oldern, Edertal-Hemfurth und Edertal-Bringhausen Schmittlotheim, Vöhl-Harbshausen, Edertal-Hemfurth, eingerichtet. In 2010 konnte in Bad Wildungen-Frebershau- Edertal-Kleinern, Edertal-Bringhausen und in Bad Wil- sen der letzte Ort im Süden des Nationalparks mit einem dungen-Frebershausen Eingangstore errichtet. Die übrigen Wanderparkplatz ausgestattet werden. Die fehlenden Park- Anrainergemeinden folgen in 2011 und 2012. plätze im Norden folgen in den nächsten Jahren.

7.3 Barrierefreiheit

2010 wurde eine erste Konzeptskizze zur Barrierefreiheit er- • Bauliche Infrastruktur im Außenbereich stellt. Als Grundlage wurden die verschiedenen Anforde- • Angebot mehrerer Zugangshilfen rungen und Bedürfnisse von Menschen mit Beeinträchti- • Umweltkommunikation (Infohäuser, Infomaterial, Internet, gungen, vorhandene statistische Daten und rechtliche vgl. Kap. 5.2) Grundlagen analysiert und ein erster Check zu Überprü fung • Umweltkommunikation im Außenbereich (Infomaterial) der Nationalparkeinrichtungen / angebote durchgeführt: • Umweltkommunikation im Außenbereich (Führungen) • Sind Angebote des Nationalparks sowohl für Rollstuhl- Kurzfristig sind folgende Maßnahmen geplant: nutzende als auch für gesunde Besucher nutzbar? • Barrierefreie Erreichbarkeit des WildtierParks (Bushalte- • Sind Informationen durch mindestens zwei Sinne stelle und Parkplatzbefestigung) wahrnehmbar? • Gewährleistung größtmöglicher Barrierefreiheit bei • Bietet der Nationalpark Informationen einfach und Umstrukturierung des WildtierParks (vgl. Kap. 6.3) verständlich an? • Rollstuhlnutzbare Gestaltung des Rundwanderweges Der in Arbeit befi ndendliche Managementplan „Barriere- in Kleinern freiheit“ wird eine Checkliste für alle Nationalparkange- • Rollstuhlgeeignete Aussichtsplattform am Hagenstein bote beinhalten: • Behindertengerechte Gestaltung des Parkplatzes der • Erschließung der Naturerlebnisorte Wildbeobachtungskanzel bei Altenlotheim KOOPERATIONEN DER NATIONALPARKVERWALTUNG 51

8. Kooperationen der Nationalparkverwaltung

8.1.1 EUROPARC Deutschland

EUROPARC Deutschland wurde 1991 als länderüber- Der Leiter des Nationalparks Kellerwald-Edersee ist greifender Verband der Nationalparke, Naturparke und Mitglied des Fachkomitees, das den Evaluierungsprozess Biosphärenreservate in Deutschland gegründet. Seit 2005 beratend begleitet. Die Evaluierung des Nationalparks besteht die gemeinsame Dachmarke „Nationale Naturland- Kellerwald-Edersee erfolgte im Mai 2010. Die National- schaften“, die alle Großschutzgebiete unter einem einheit- parkverwaltung arbeitet in mehreren Arbeitsgemein- lichen Erscheinungsbild vereint. Der Nationalpark Keller- schaften mit. Die Nationalparkleitungen koordinieren wald-Edersee verwendet – wie die Mehrheit der Groß- sich zweimal jährlich in der „AG Nationalparke“, Fragen schutzgebiete – das CD der Nationalen Naturlandschaf- der Öff entlichkeitsarbeit und des gemeinsamen Auftritts ten. Er beteiligt sich an den Projekten von EUROPARC der Großschutzgebiete werden in der „AG Kommunikati- Deutschland wie dem Projekt „Nationalpark-Partner“ und on“ besprochen, die „AG Nationalpark-Partner“ begleitet dem Projekt „Praktikum für die Umwelt“. EUROPARC das Partner projekt und die Sachgebietsleiter für Forschung Deutschland koordiniert die derzeit nach einem einheit- stimmen sich in der „AG Forschung“ ab. lichen Kriterienkatalog durchgeführte Evaluierung der deutschen Nationalparke.

8.1.2 Commerzbank Aktiengesellschaft

Wie in den Vorjahren auch, fi nanzierte die Commerzbank Vom 3. Februar bis zum 11. März war die Ausstellung AG das Projekt „Praktikum für die Umwelt“ (s. a. 8.1 und „Weltnaturerbe Buchenwälder“ in der Lobby der Com- 10.1.1). merzbank-Zentrale in Frankfurt zu sehen.

8.2 Naturpark Kellerwald-Edersee

Die beiden Großschutzgebiete der Kellerwaldregion ar- in Kassel, traten sie auch 2010 wieder gemeinsam mit beiten eng zusammen, was durch die Lage der beiden Ver- Vertretern des Tourismus auf. Das Naturschutzgroß- waltungen unter einem Dach sehr erleichtert wird und in projekt in der Trägerschaft des Naturparks wird bei der der Veröff entlichung eines gemeinsamen Veranstaltungs- Umsetzung der Naturschutzmaßnahmen fachlich durch kalenders auch sichtbaren Ausdruck fi ndet. 2009 wurde das Nationalparkamt beraten und unterstützt. 2010 enga- erstmalig eine gemeinsame Rad- und Wanderkarte heraus- gierte sich der Naturpark sowohl auf dem Nationalpark- gegeben. Bei verschiedenen Messen, beispielsweise der Fest als auch auf dem Heideblütenfest. Tour Natur in Düsseldorf oder der Frühjahrsausstellung

Nationalpark Kellerwald-Edersee 52 JAHRESBERICHT NATIONALPARK KELLERWALD-EDERSEE 2010

8.3 Region Kellerwald-Edersee e. V.

Im eingetragenen Verein „Region Kellerwald-Edersee“ wird mische Entwicklung der Region unterstützt. Der Leiter in der Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Kommu- des Nationalparks nimmt als Beisitzer an den Vorstands- nen, Verbänden, Vereinen und Einzelpersonen die Ökono- sitzungen des Vereins teil.

8.4 Runder Tisch Tourismus

Auf Einladung des Nationalparkamts trafen sich die Ver- Die durch die Schutzgebietsverwaltung geschaff ene Infra- treter der touristischen Organisationen (Edersee-Touris- struktur sowie die Öff entlichkeitsarbeit des Nationalparks tik, Touristische Arbeitsgemeinschaft Ederseeregion, wurden am 9. Dezember 2010 in der Aufsichtsratsitzung Staatsbad Wildungen, Stadtmarketing Fritzlar, Kur und des Regionalmanagements Nordhessens in Kassel darge- Tourismus Bad Zwesten, Kurhessisches Bergland, Touri- stellt. stikservice Waldeck-Ederbergland) im Frühjahr 2010, um Aktivitäten und Öff entlichkeitsarbeit abzustimmen. Der Herbsttermin musste aufgrund von Terminschwierigkeiten entfallen.

8.5 Förderverein für den Nationalpark Kellerwald e. V.

1992 als Verein „Pro Nationalpark“ gegründet, arbeitet er rung des Wildbuff ets. Die Geschäftsführung des Vereins seit Gründung des Nationalparks als „Förderverein für den wird durch die National parkverwaltung wahrgenommen. Nationalpark Kellerwald-Edersee e. V.“ weiter. Er bezu- Zum Jahresende 2010 verzeichnete der Verein 163 Mit- schusst verschiedene Projekte, engagiert sich beispielsweise glieder. 2010 kam der Vorstand für 4 Sitzungen zusammen. bei den Untersuchungen zur Wildkatze und unterstützt Weitere Infor mationen unter das Nationalparkamt bei der Organisation und Durchfüh- www.nationalparkkellerwald.de

8.6 Verein der Freunde und Förderer des Wildparks Edersee

Vor vierzig Jahren gegründet, unterstützt der Verein mit aus. Der Leiter des Nationalparks und der Leiter des fi nanziellen Mitteln Maßnahmen im WildtierPark. In WildtierParks sind Mitglied des mehrköpfi gen Vereins- 2010 richtete der Verein gemeinsam mit der Nationalpark- vorstandes. 2010 kam der Vorstand für fünf Sitzungen verwaltung das große Jubiläumsfest zum 40-jährigen zusammen. Bestehen sowohl des Vereins als auch des WildtierParks KOOPERATIONEN DER NATIONALPARKVERWALTUNG 53

8.7 Freiwilligeneinsätze im Nationalpark Kellerwald-Edersee

Das Bergwaldprojekt e. V. Der Förderverein für den Arbeitsurlaub in Nationalparken Nationalpark Kellerwald-Edersee

Das Bergwaldprojekt e. V. bietet Menschen zwischen 18 Der Förderverein bot in Zusammenarbeit mit der Natio- und 88 die Möglichkeit, als Freiwillige für eine Woche in nalparkverwaltung einen Arbeitseinsatz an, bei dem der den unterschiedlichsten Wäldern zu arbeiten und sich für sog. Brückengrundsteig angelegt wurde. Hintergrund war, künftige Baumriesen zu engagieren. Seit fünf Jahren wer- dass der im Januar durch Sturmtief Xynthia verursachte den auch Projekte im Nationalpark Kellerwald-Edersee Windwurf einen Rundwanderweg versperrte. Der Brü- betreut. Im Jahr 2010 engagierten sich 30 Personen für ckengrundsteig ermöglicht Nationalparkbesuchern nun, zwei Wochen im Nationalpark. die Windwurffl äche zu durchqueren und so die dynami- schen Prozesse auf dieser Fläche zu beobachten.

Das Lebenshilfe-Werk Kreis Waldeck-Frankenberg e. V.

Auch im Jahr 2010 engagieren sich Betreute der Lebenshil- fe in Waldeck-Frankenberg e. V. im Schutzgebiet. Sechs bis acht Betreute mit jeweils zwei ehrenamtlichen Betreu- ern entfernten zusammen mit einem Ranger Schutzvor- richtungen von einzelnen Bäumen. Insgesamt fanden fünf Einsätze statt. Initiiert wurde die Zusammenarbeit durch eine Kooperation von EUROPARC Deutschland e. V. und der Bundesvereinigung Lebenshilfe für Menschen mit gei- stiger Behinderung e. V. Diese Institution gibt interessier- Mitglieder des Fördervereins für den Nationalpark Kellerwald-Edersee ten Menschen mit geistiger Behinderung die Möglichkeit, nach dem erfolgreichen Arbeitseinsatz die Arbeit in Nationalen Naturlandschaften ehrenamtlich zu unterstützen. Der jährliche gemeinsame bundesweite Kooperations-Tag wurde am 8. Mai an mehreren Stand- orten in Deutschland durch gemeinsame Aktionen von lokaler Lebenshilfe und benachbartem Schutzgebiet durch- geführt – auch im Nationalpark Kellerwald-Edersee.

Das Team des Arbeitseinsatzes besteht jeweils aus sechs bis acht Be- treuten der Lebenshilfe Waldeck-Frankenberg e. V., zwei ehrenamtlichen Betreuern und einem Nationalpark-Mitarbeiter.

Nationalpark Kellerwald-Edersee 54 JAHRESBERICHT NATIONALPARK KELLERWALD-EDERSEE 2010

9. Nationalpark-Region

9.1 Nationalpark-Partner

Für eine stärkere Verknüpfung zwischen Naturschutz in Nationalpark-Partnerbetriebe auf einen Blick Nationalparken und Tourismuswirtschaft steht das EU- ROPARC-Projekt „Partner der Nationalen Naturland- • Bauernhofpension Büchsenschütz schaften”. Es meint die Kooperation zwischen National- • Belvedere-das Biohotel am Edersee parkverwaltungen und vorwiegend touristisch geprägten • Café Ederblick Unternehmen für eine nachhaltige Regionalentwicklung. • Campingplatz Asel-Süd „Ederseeparadies“ Idee des Projektes ist, dem Besucher der Nationalpark- • Campingplatz Teichmann Region Beherbergungs- und Gastronomiebetriebe anzu- • Casa Verde Vöhl bieten, die sowohl einen ökologisch hohen Qualitätsstan- • Ferienhaus Hilberg dard erfüllen, als auch den Gast kompetent zu Naturschutz- • Ferienhof Schöneweiß und Nationalparkthemen informieren und beraten kön- • Ferienhof Ulrich nen. Mittlerweile beteiligen sich bereits 12 Nationalparke • Ferienwohnung am Nationalpark in Deutschland. Arbeitsziele sind die Etablierung der Qua- • Ferienwohnung Finke litätsmarke „Nationalpark-Partner“ mit Wiedererken- • Ferienwohnung Förster nungswert, die Qualitätssicherung, die Ver netzung der • Ferienwohnung Isling Partner und ein gemeinsames Marketing. • Ferienwohnung Keil • Ferienwohnung Nagel In den vergangenen zwei Jahren hat sich die EUROPARC • Ferienwohnungen Wolf AG „Nationalpark-Partner“, die ursprünglich aus drei • Fünfseenblick – Biohotel Nationalparken bestand, auch für Biosphären-Reservate • GastRaum im NationalparkZentrum Kellerwald und Naturparke geöff net. Das Projekt und die AG ent- • Haus am Sonnenhang wickelten sich zu den „Partnern der Nationalen Naturland- • Hofcafe am Nationalpark schaften“ weiter. Vom 18. bis 20. Oktober 2010 tagte • Jause am Jesenberg die EUROPARC AG im Kellerwald beim Nationalpark- • Jausenstube Dülfershof Partner „Frankenauer Hof “. • Landhaus Bärenmühle • Sport-, Natur- und Erlebniscamp der Sportjugend Hessen Weitere Informationen unter • Waldhotel Wiesemann www.nationalpark-kellerwald-edersee.de

Das Interesse der Betriebe an einer Zusammenarbeit mit dem Nationalpark ist groß. NATIONALPARK-REGION 55

9.2 Großveranstaltungen und Regionalmärkte

Großveranstaltungen und Regionalmärkte 25. April 2010 Kulinarische Frühlingsanfang am NationalparkZentrum Kellerwald 5. April 2010 Osterrallye im WildtierPark Edersee 5. + 6. Mai 2010 3. Hessisches Naturwaldforum Buche 30. Mai 2010 Schafschur & Lämmertaufe am Fahrentriesch 6. Juni 2010 6.Nationalpark-Fest am NationalparkZentrum Kellerwald 8. August 2010 6.Heideblütenfest in Altenlotheim 23. September 2010 1. Hessischer Tag der Nachhaltigkeit am NationalparkZentrum Kellerwald 26. September 2010 40-jähriges Jubiläum WildtierPark Edersee 24. Oktober 2010 3. Herbstmarkt am NationalparkZentrum Kellerwald 12. November 2010 5.Wildbuffet im MARITIM-Badehotel in Bad Wildungen

Ranger präsentieren den Nationalpark Kellerwald-Edersee nicht nur auf Messen mit abwechslungsreichen Dioramen und Exponaten, sondern auch auf verschiedenen Veranstaltungen der Schutzgebietsver- waltung. Dort stehen sie den Gästen mit Rat und Tat zur Seite.

Nationalpark Kellerwald-Edersee 56 JAHRESBERICHT NATIONALPARK KELLERWALD-EDERSEE 2010

10. Organisation

10.1 Organisationsaufbau

Das Nationalparkamt Kellerwald-Edersee wurde aufgrund Es untersteht der Rechts- und Fachaufsicht des für Forsten der Nationalparkverordnung vom 1. Januar 2004 als eigen- und Naturschutz zuständigen Ministeriums (Hessisches ständige Dienststelle des Landesbetriebes Hessen-Forst Ministerium für Umwelt, Energie, Landwirtschaft und eingerichtet. Verbraucherschutz) und der Dienstaufsicht des Landesbe- triebs Hessen-Forst.

Organigramm der Nationalparkverwaltung Kellerwald-Edersee

Nationalparkleitung: Manfred Bauer Leitung des Nationalparkamtes und Koordination der Sachgebiete Assistentin des Nationalparkleiters: Nicole Backhaus

Sachgebiet 1 Sachgebiet 2 Sachgebiet 3 Sachgebiet 4 Zentrale Dienste Wald, Wild und Wege Forschung, Naturschutz Kommunikation, Bildung und Planung und Naturerleben Leitung: Angela Bauer, Dieter Drebes Leitung: Wolfgang Kommallein Leitung: Achim Frede Leitung: Jutta Seuring

– Organisation / IT – Waldmanagement – Fachkonzeption und – Kommunikation und – Personal – Wildtiermanagement -planung Veranstaltungen – Haushalts-, Kassen- und – Flächenmanagement – Forschung und Monitoring – Presse und Medien Rechnungswesen – Wegeplanung und – Untere Naturschutzbehörde – Bildung – Liegenschaften Besucherlenkung – Natura 2000 – Informations- und – Fuhrpark – Rettungskonzeption – Biotopmanagement Bildungseinrichtungen – Allgemeine Verwaltungs- – Untere Forst-, Jagd- und – Geographisches – BuchenHaus mit angelegenheiten Fischereibehörde Informationssystem, WildnisSchule – Rechts- und Verfahrens- – Flächenranging Datenmanagement – KellerwaldUhr angelegenheiten – Nationalparkwerkstatt – Dokumentationen und – WildtierPark Fachpublikationen – Nationalparkwacht, ehren- amtliche Nationalparkführer, Freiwilligenprogramm – FÖJ und Praktikum für die Umwelt – Tourismus und Marketing – Barrierefreiheit

10.1.1 Personal

Zurzeit sind im Nationalparkamt 48 Mitarbeiter und Mit- Ranger sind ausgebildete Forstwirte. Zusätzlich weisen arbeiterinnen mit einem Personalvolumen von 44,04 sie die Qualifi kation eines geprüften Natur- und Land- Stellen beschäftigt. Zusätzlich werden zwei Verwaltungs- schaftspfl egers auf. 2010 schlossen die ersten drei Ranger fachangestellte ausgebildet. Aus der Anzahl der Mitarbei- die berufsergänzende Fortbildung zum zertifi zierten Wald- terinnen und Mitarbeiter kann nicht auf die im Haushalt pädogogen äußert erfolgreich ab. Das Ziel der National- vorhandenen Stellen geschlossen werden, da einige Stellen parkverwaltung ist, dass in den kommenden Jahren alle mit Ganztageskräften, andere mit ein oder zwei Teilzeitbe- Ranger der Nationalpark-Wacht diese staatliche Zertifi zie- schäftigten besetzt sind. Alle im Nationalpark arbeitenden rung erlangen. ORGANISATION 57

Neben den fest angestellten Mitarbeitern beschäftigt das sammenhänge besser zu verstehen. Die Teilnehmer dieses Nationalparkamt eine Vielzahl von Praktikanten, darunter so genannten „Freiwilligen ökologischen Jahres“ sind dem zwei im Rahmen eines „Praktikums für die Umwelt“. Dane- WildtierPark in Edertal-Hemfurth und der Kellerwald- ben bietet das Nationalparkamt jedes Jahr zwei jungen Uhr in Frankenau zugeordnet, werden aber auch in ande- Leuten die Chance, für die Umwelt praktisch tätig zu sein ren Bereichen der Nationalparkverwaltung eingesetzt. und gleichzeitig Ökologische und umweltpolitische Zu-

Vom 28. bis zum 30. Oktober besuchten 30 Nationalpark-Mitarbeiter im Rahmen einer Fortbildung den Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer. Das seit 2009 ausgezeichnete Weltnaturerbe wurde während einer Wattwanderung erkundet. Auf dem abwechslungsreichen Programm standen auch die Informationseinrichtungen wie das Nationalpark-Haus oder das Multimar Wattforum.

10.2 Nationalpark-Beirat & Forschungs-Beirat

Der Nationalpark-Beirat berät und unterstützt den Natio- park-Beirat hat als Fachausschuss den Forschungs-Beirat nalpark in allen fachlichen Angelegenheiten. Die Mitglieder eingerichtet. In diesem sind Wissenschaftler aus verschie- bestehen sowohl aus Vertretern der Bundes,- Landes,- und denen Fachbereichen vertreten, die dem Sachgebiet Natur- Kommunalpolitik als auch aus Wissenschaftlern verschie- schutz, Forschung & Planung im Nationalpark beratend dener Fachbereiche und regionalen Akteuren wie beispiels- zur Seite stehen. Der Nationalpark-Beirat kam 2010 ein- weise den örtlichen Naturschutzverbänden. Der National- mal, der Forschungs-Beirat zweimal zusammen.

10.3 Änderung der Nationalparkverordnung

Auf Grund Artikel 5 des Gesetzes zur Neuregelung des Nationalpark Kellerwald-Edersee vom 17. Dezember 2003 Rechts des Naturschutzes und der Landschaftspfl ege vom redaktionell durch Verordnung vom 7. Dezember 2009 20. Dezember 2010 musste die Verordnung über den geändert werden.

Nationalpark Kellerwald-Edersee 58 JAHRESBERICHT NATIONALPARK KELLERWALD-EDERSEE 2010

10.4 Haushalt

Das Land Hessen stellt dem Landesbetrieb Hessen- Verfügung. Die Budgetanforderung erfolgt durch die Nati- Forst die von der Nationalparkverwaltung zur Erfüllung onalparkverwaltung im Rahmen des jährlichen Haushalts- der Aufgaben benötigten Haushaltsmittel zur aufstellungsverfahrens.

10.4.1 Ausgaben

Insgesamt hat das Nationalparkamt 2010 Ausgaben in Sachausgaben 1.376.628 € Höhe von 5.271.350 € getätigt. Investitionen 1.509.257 € Personalausgaben 2.385.465 €

Sonstige Ausgaben (Rückstellungen für Personal) = Finanzierungsausgaben 3 %

Investitionsausgaben Personalausgaben 29 % 42 %

Sachmittelausgaben 26 %

10.4.2 Einnahmen

Die Einnahmen im Haushaltsjahr 2010 betrugen insge- Wildbret und Vermarktung von Holz aus dem Waldum- samt 637.721 Euro. Diese umfassen insbesondere Ein- bau (vgl. Kap. 6.3 und Kap. 3.5). trittsgelder für den WildtierPark Edersee, Verkauf von

10.4.3 Zuwendungen Dritter

Für das Projekt „Waldscout und Waldranger – Umweltbil- (DBU) erhalten. Es handelt sich dabei um ein Kooperati- dung für Kinder und Jugendliche auf Wildniserlebnisin- onsprojekt mit der Naturschutzjugend Hessen e. V. seln in deutschen Nationalparks“ hat der Nationalpark Wie in den Vorjahren auch, fi nanzierte die Commerzbank Kellerwald-Edersee in 2010 eine Förderung in Höhe von AG das Projekt „Praktikum für die Umwelt“ (s. a. 10.1.1 60.000 Euro von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt und 7.1.4) INTERNATIONALES 59

11. Internationales

Ende März 2010 berichtete Hegyi Barna, Mitarbeiter des Vom 29. März bis zum 16. April absolvierte die in Bay- rumänischen Nationalparks Cheile Bicazului-Hasmas reuth studierende und aus Tadschikistan stammende in der Reihe „Vortrag & Forum“ über Lebensweise, Erfor- Bunafsha Mislimshoeva ein Praktikum im Nationalpark. schung und Management von Braunbären.

Im April 2010 besuchte der mongolische Minister für Naturschutz, Umwelt und Tourismus den Nationalpark. In der Folge entstand eine intensive Zusammenarbeit, die zwei mongolische Fachleute Ende September für eine Woche in den Nationalpark führte und den Leiter des Nationalparks Manfred Bauer zu einem Kurzzeiteinsatz Anfang Oktober in die Mongolei. Beides diente der Planung für eine zentrale Informationseinrichtung in Ulan Bator und der besseren Vernetzung der bestehenden Informationszentren.

Nationalpark Kellerwald-Edersee 60 JAHRESBERICHT NATIONALPARK KELLERWALD-EDERSEE 2010

Die weiteste Anreise zum 3. Naturwaldforum Buche im Zum Auftakt der Evaluierungsveranstaltung zum UNESCO- Mai 2010 hatte Waldbaudozent Dr.Vasyl Lavnyy von der Weltnaturerbe fand am 7. September im Bonn ein gemein- Universität L´viv (Lemberg) in der Ukraine. Im Mittel- sames Treff en mit Vertretern des karpatischen Weltnatur- punkt seines Vortrags stand der mit 8.500 ha größte Bu- erbes (Ukraine, Slowakei) statt, an dem Manfred Bauer chenurwald Europas bei Uholka. und Achim Frede teilnahmen.

Am 5. Juni besuchten drei Vertreter des indonesischen Umweltministeriums aus der Forst- und Naturschutzab- teilung den Nationalpark, um sich über die Verwaltung und das Management des Prozessschutzgebietes sowie die Einbindung der örtlichen Bevölkerung zu informieren.

Vom 24. bis 26. Juni bereisten zwei chinesische Forstwis- senschaftler aus dem Dongzhai Mangrovensumpf-Natio- nalpark das hessische Großschutzgebiet, um sich zum einen über den Nationalpark und seine Informationsein- richtungen und zum anderen über Regionalmanagement und Tourismus zu informieren.

Die französische Schülerin Rose Marie Domeck absol- vierte vom 5.Juli bis zum 5. August ein Praktikum im Nationalpark. Am 7. Oktober besuchte eine rund 20-köpfi ge Delegation hochrangiger Forstleute aus der chinesischen Provinz Am 24. und 25. Juli bereisten der Referatsleiter des Forst- Gansu den Nationalpark, um sich über Waldpädagogik ministeriums (Oberste Jagdbehörde) und ein Revierförster sowie die Informations- und Bildungseinrichtungen des aus Tadschikistan den Nationalpark, um sich sowohl über Nationalparks zu informieren. das Wildtiermanagement als auch die Besucherlenkung zu informieren. In Zusammenhang mit der Gehegegestaltung für die Wildkatzen im WildtierPark Edersee reiste Jutta Seuring, Am 1. September hielt der Nationalparkleiter Manfred Sachgebietsleiterin der Nationalpark-Einrichtungen, im Bauer zusammen mit dem Leiter des Nationalparks Hai- März 2010 in die Schweiz. Die Schweizer Wildkatzen- nich in Brüssel in der Hessischen Landesvertretung einen spezialistin Marianne Hartmann besuchte den Wildtier- Vortrag über den Nominierungsprozess zum Weltnaturer- Park drei Mal. be und stellte dabei den Nationalpark Kellerwald-Edersee 170 geladenen Gästen vor. ANHANG 61

12. Anhang

Abkürzungsverzeichnis AG Arbeitsgruppe BfN Bundesamt für Naturschutz BNE Bildung für nachhaltige Entwicklung DBU Deutsche Bundesstiftung Umwelt FENA Forsteinrichtung und Naturschutz FFH Flora-Fauna-Habitat Fm Festmeter GIS Geografi sches Informationssystem ha Hektar HLUG Hessisches Landesamt für Umwelt und Geologie HMUELV Hessisches Ministerium für Umwelt, Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz IUCN International Union for Conservation of Nature and Natural Resources, Weltnaturschutzunion

LBL Landesbetriebsleitung HESSEN-FORST NABU Naturschutzbund NAJU Naturschutzjugend NLPZ NationalparkZentrum Kellerwald PSI Permanente Stichprobeninventur SDW Schutzgemeinschaft Deutscher Wald TÖB Träger Öffentlicher Belange UNB Untere Naturschutzbehörde

Nationalparkamt Kellerwald-Edersee KellerwaldUhr Laustraße 8 in 34537 Bad Wildungen Am Sternberg in 35110 Frankenau Telefon: 05621 75249-0 Telefon: 06455 759541 Fax: 05621 75249-19 E-Mail: [email protected] E-Mail: [email protected] Internet: www.nationalpark-kellerwald-edersee.de BuchenHaus, WildnisSchule, WildtierPark Edersee NationalparkZentrum Kellerwald Am Bericher Holz 1 in 34549 Edertal-Hemfurth Weg zur Wildnis 1 in 34516 Vöhl-Herzhausen Telefon: 05623 97303-0 Telefon: 05635 992781 E-Mail: [email protected] E-Mail: [email protected] Internet: www.nationalpark-kellerwald-edersee.de Internet: www.NationalparkZentrum-Kellerwald.de Internet: www.wildtierpark-edersee.eu

Nationalpark Kellerwald-Edersee 62 JAHRESBERICHT NATIONALPARK KELLERWALD-EDERSEE 2010

Impressum

Herausgeber: Nationalparkamt Kellerwald-Edersee Laustraße 8, 34537 Bad Wildungen Tel. 0049 (0) 5621 75249-0 [email protected] www.nationalpark-kellerwald-edersee.de

Fotos: Nationalpark Kellerwald-Edersee, NationalparkZentrum Kellerwald, Barbara Engels, Th omas Stephan, Dr. Jürgen Willig, Manfred Heinze, Dr. Carsten Morkel, cognitio

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Nationalpark Kellerwald-Edersee Herausgeber: Nationalparkamt Kellerwald-Edersee Laustraße 8, 34537 Bad Wildungen, Telefon: 0049 (0) 5621 75249-0 Nationale [email protected] www.nationalpark-kellerwald-edersee.de Naturlandschaften