Praktikumsbericht Evobus
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Dieser Praktikumsbericht soll Lust auf ein Ingenieurstudium machen! „Guten Tag, ich bin der Praktikant!“ Jedes Mal erntete ich erstaunte Blicke, wenn ich mich mit diesem Satz bei einem Team von EvoBus vorstellte. Ich konnte eine Woche lang verschiedene Teams aus dem Entwicklungsbereich in Neu-Ulm der Abteilungen „Versuch“ und Konstruktion in Neu- Ulm besuchen und mir einen Eindruck von ihrer Arbeit verschaffen. Die erste Überraschung: Hier werden nicht nur Busse aus fertigen Teilen zusammengeschraubt und –geschweißt, hier wird auch hochkarätige Entwicklung betrieben. Der folgende „Praktikumsbericht“ soll im ersten Teil einen Einblick geben in einige Arbeitsthemen und im zweiten Teil Fragen beantworten, die angehende Studentinnen und Studenten interessieren könnten. Arbeitsthemen und Sachinformationen 1. Historie und Grundstruktur von EvoBus (Daimler Buses) 2. Quality-Gates – 10 Stufen von der Idee bis zur Auslieferung 3. Konzepte – Neue Ideen ins Spiel bringen 4. Betriebsfestigkeit – 1 000 000 km müssen schon sein 5. Produktbewährung – Wenn im Feld Probleme auftauchen 6. Messtechnik – Wie sieht die Wirklichkeit aus? 7. Probefahrt E-Citaro – zukunftsweisend 8. PMT (Prozesse, Methoden, Tools) – Die Arbeit Vieler im Blick behalten 9. Planung und Controlling – Überblick lokal und global 10. HLK (Heizung, Lüftung, Klimatisierung) – Heizen und Kühlen im Bus 11. Probefahrt „Bremsen“ – Kann man einen Bus bei extremen Fahrmanövern umwerfen? 12. Autonomes Fahren I – 5 Stufen: Füße weg, Hände weg, Augen weg, Gehirn weg, Fahrer weg 13. Autonomes Fahren II – Totwinkelassistent 14. Strategie – Wie sieht Busfahren in der Zukunft aus? 15. Vorbereitung Erprobungsfahrt Teststrecke – Fahrverhalten mit GPS messen 16. Aerodynamik – kleine Änderungen mit großen Wirkungen 17. Akustik – Wenn es beim Busfahrer brummt Weitere Fragen und Begleitthemen 18. Remanufactoring – Nicht alles wegwerfen 19. Job-Sharing – Vereinbarkeit von Familie und Beruf 20. Job-Rotation – Abwechslung auf Zeit 21. Ordnerstruktur – Dateien wiederfinden 22. Warum macht die Arbeit Freude? Einige Antworten 23. Ulmer Modell – eine interessante Studienmöglichkeit 24. Bachelor – kann man auch mit diesem Abschluss etwas anfangen oder muss man den Master machen? 25. Muss man studiert haben, um einen guten Job zu bekommen? 26. Muss man nach der 4. Klasse unbedingt zum Gymnasium gehen? 27. Macht es Sinn, vor einem Studium einen Beruf zu erlernen? 28. Anteil von Frauen in den technischen Berufen 29. Mail on Holiday 30. Danke und Fazit Fachthemen 1. Historie und Grundstruktur von EvoBus (Daimler Busses) Die EvoBus-GmbH entstand 1995 durch die Zusammenführung von Setra und Mercedes-Benz. Setra war ursprünglich ein Produkt der Firma Kässbohrer, die seit 1899 in Ulm Busse baute. Der erste „Kässbohrer-Omnibus“ wurde noch von Pferden gezogen. Stromlinienbus (1935) Sattelbus von 1935 (170 Fahrgäste, 18,7 m Länge) SETRA bedeutet „selbsttragende Konstruktion“ und war DIE revolutionäre Erfindung der Firma Kässbohrer im Jahr 1950. Das neueste Flaggschiff der Flotte: S 531 DT Quelle und weitere Meilensteine von Kässbohrer und Setra: https://www.setra.de/marke/setraclassic/setra-historie/setra-meilensteine.html Gute Übersicht über EvoBus: https://www.evobus.com/evobus-gmbh-deutsch/layer/historie/ EvoBus ist auf drei Standorte verteilt: Neu-Ulm(Raised Floor Busses = Überland- und Reisebusse), Mannheim (Low Floor Busses = Stadtbusse, E-Mobilität) und Istanbul (Stadt,- Überland- und Reisebusse). Die Busherstellung unterscheidet sich in einigen wesentlichen Punkten von der Fabrikation von LKWs oder PKWs. Man hat wesentlich kleinere Stückzahlen. Zum Vergleich: In Neu-Ulm werden täglich 10 – 12 Busse gebaut, in Wörth baut Daimler täglich ca. 400 LKW. Außerdem haben die Busbesitzer oft Sonderwünsche, sodass die Busse nicht einfach von Robotern am Fließband gebaut werden können. Die Karosserie wird größtenteils von Hand verschweißt. Bei der Abteilung „Versuch“ sagt der Name alles. Den Ingenieuren und Werkstattmitarbeitern stehen ca. 100 Busse zur Verfügung, um technische Fragen in der Realität untersuchen zu können. Im Schema des Quality-Gates in (siehe Kap. 2) geschieht dies zwischen QG5 und QG3. Wenn der Versuch sein ok gibt, beginnt die Serienproduktion. 2. Quality Gates – 10 Schritte von der Idee zum fertigen Produkt Jede neue Idee durchläuft dieses Verfahren, das bei vielen Automarken angewendet wird. Es ist eine Weiterentwicklung der „Meilenstein“-Technik. Standen dort zeitliche Marken im Vordergrund, bis zu denen bestimmte Entwicklungen getätigt werden sollten, sind bei den Quality Gates (QG) klar formulierte Qualitätsfaktoren zu erfüllen, damit ein Produkt für die nächste Stufe freigegeben wird. Vom Produktstart (Q10, im Schema Marke J) bis zum fertigen Produkt (Q1) dauert es ca. 3 ½ bis 4 Jahre. Im dieser Zeit sind sehr viele Abteilungen und Teams beteiligt, so dass eine sehr gute Dokumentation von zentraler Bedeutung für eine hochwertige und zielgerichtete Entwicklung ist. Bildquelle: https://geschaeftsbericht2017.daimler.com/static/export/images/Daimler- GB2017_E.01_Fahrzeug-Produktentwicklungsprozess-fuer-Einzelfahrzeuge.png 3. Konzepte – Neue Ideen ins Spiel bringen Das Team „Konzepte“ koordiniert die Anfangsphase eines neuen Produktes. Es steigt bei QG 10 ein und ist intensiv beteiligt bis QG8. Danach übergibt es die Verantwortlichkeiten an andere Teams. QG 10 Bussteckbrief QG 9 Rahmenheft QG8 Lastenheft und Design, ab diesem Zeitpunkt ist die technische Machbarkeit gesichert. Die Hauptaufgabe besteht darin, schon in einem sehr frühen Stadium alle Beteiligten hinzuzuziehen. Wenn etwa der Auftrag kommt, einen Bus für die USA zu konzipieren, werden hier die ersten Grundlagen zusammengetragen (gesetzliche Richtlinien, Gegebenheiten des amerikanischen Marktes, Kundenwünsche). Es wird ein CAD-Modell entworfen, in dem alle Einzelteile enthalten sind. Dadurch ist zu jeder Zeit gewährleistet, dass z. Bsp. die vorgegebene Gesamtlänge eingehalten wird und nicht etwa ein Stoßfänger 5 mm rausschaut. Konkret: Ein Bus für den nordamerikanischen Markt - Ca. 10 cm breiter als bei uns, - nur ein Einstieg verpflichtend, - Kundenwunsch: Liftsystem im hinteren Bereich für Rollifahrer, aber auch für „fat people“, für die der Einstieg durch die Eingangstür beim Fahrer zu beschwerlich wäre. 4. Betriebsfestigkeit – Wie weit sollte ein Bus in seiner Lebensdauer fahren? Man unterscheidet zwischen Dauerfestigkeit (= „unendlich“ lange Lebensdauer) und Betriebsfestigkeit (= Nutzbarkeit für den normalen Gebrauch über eine normale Lebensdauer). Um letztere zu überprüfen, wird ein Versuchsbus auf die Daimler-Referenzstrecke bei Wörth geschickt. 12 500 km auf der Schlechtweg-Strecke entsprechen etwa 1 000 000 km auf normalen Straßen. Das entspricht der angepeilten Lebens-Laufleistung eines Reisebusses. Dieser Test dauert ca. ¾ bis 1 Jahr. Nach jeweils 1/3 und 2/3 der Strecke kommt der Bus zurück nach Neu-Ulm, wo er komplett zerlegt wird. Dann wird jedes (!) Bauteil, jede (!) Schraube, jede (!) Strebe und jede (!) Schweißnaht auf Beschädigungen untersucht. Auf diese Weise kann man Schäden nicht nur lokal sondern auch zeitlich genau eingrenzen und vor der Serienproduktion entsprechende Änderungen / Ergänzungen vornehmen. Bei relevanten Schäden wird zunächst eine Ursachenanalyse gemacht. Im ersten Schritt werden die Belastungen der betroffenen Bauteile mit dem Computer berechnet, weil das den kleineren Aufwand und damit die geringeren Kosten bedeutet. Wenn es notwendig ist, kommen aber Messungen dazu, etwa eine direkte Kraftmessung mit Dehnungsmessstreifen. Wenn die Ursache gefunden ist, wird gemeinsam mit den Konstrukteuren über geeignete Maßnahmen entschieden. Quelle: Mitteilung Hr. Grün Es gibt regelmäßig Sondereinsätze: - Winterfahrt in Schweden Zugefrorene Seen bieten ideale Möglichkeiten, um das Winterverhalten zu untersuchen. (Bis zu - 40° C, sowie Einsätze für Fahrdynamik und Bremsverhalten - Sommerfahrt in Spanien Das andere Extrem sind heiße Temperaturen bis 40 ° C. - Langlauftest in der Türkei In Anatolien fahren Busse rund um die Uhr (Dreischichtbetrieb) auf realen Reisestrecken in 1 ½ Jahren 300 000 km, um die Betriebsfestigkeit unter realen Bedingungen zu untersuchen. 5. Produktbewährung – Wenn im Feld Probleme auftauchen Der Kundendienst gibt gravierende oder vermehrt auftretende Fehler an den Leitstand Fehlerrückmeldung weiter. Dort kümmert man sich um den Fall und entscheidet, wie damit umgegangen wird. Unter Umständen sind Messungen an defekten Bauteilen sinnvoll, um Ursachen ermitteln und Lösungen entwickeln zu können. Nebenbei bemerkt: EvoBus gibt 15 Jahre Garantie auf den Rahmen. 6. Messtechnik – Wie sieht die Wirklichkeit aus? Der Name sagt alles. Hier ist die zentrale Stelle für alle praktischen Untersuchungen an den Fahrzeugen. Alle Sensoren und die sonstige Messausrüstung (Kabel) werden hier bestellt und für den Einsatz vorbereitet. Das bedeutet einerseits intensive Arbeit an und mit der Technik, die für aussagekräftige Messungen erst kalibriert werden muss. Andererseits müssen die Programme zur Auswertung der Rohdaten und zur Darstellung der Ergebnisse an die jeweilige Aufgabenstellung angepasst werden. Ihnen steht dabei der Canbus zur Verfügung, der standardmäßig sehr viele Fahrzeugdaten liefert. Wenn notwendig, lassen sie von der Werkstatt auch weitere Sensoren einbauen, wobei es sich meist um Druckmesser und Temperaturfühler handelt. Insgesamt sind die Aufgabenstellungen im Bereich Messtechnik sehr anspruchsvoll und vielfältig. Keine Woche gleicht der anderen. 7. Probefahrt E-Citaro – zukunftsweisend