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Zoologisch-Botanische Datenbank/Zoological-Botanical Database

Digitale Literatur/Digital Literature

Zeitschrift/Journal: Burgenländische Heimatblätter

Jahr/Year: 1931

Band/Volume: 4

Autor(en)/Author(s): Albrich Karl

Artikel/Article: Siedlungsformen des Burgenlandes. (Schluß.) 173-189 ©Amt der Burgenländischen Landesregierung, Landesarchiv, download unter www.zobodat.at Siedlungsformen -es Durgenlandes. (Mit drei Siedlungssormenkarten.) Von Vermessungskommissär Dr. Ing. Karl Illbrich, Wien. III. (S ch lu ß .) HI. Teil. Südburgenland. Wiederbesiedlung und im Süd­ Der vorliegende III. Teil der Arbeit burgenland vor allem eine kroatische N eu ­ weist ebenso wie der I. Teil (Nordburgen­ b e s ie d lu n g feststellbar. land) und der II. Teil (Mittelburgenland) Diese Neubesiedlung erfolgte insbeson­ dieser Arbeit sachlich die gleiche Gliederung dere in herrschaftlichen Waldgebieten, die auf. Dadurch wurde die Vergleichsmöglich­ neu gerodet werden mußten, und erfolgte keit wieder erheblich erleichtert und W ieder­ deshalb auch öfters in Form von Wald­ holungen konnten tunlichst vermieden werden. hufensiedlungen, die für diese Art der Neu­ Das Südburgenland deckt sich in geo­ besiedlung für die gesamte ostdeutsche Ko­ graphischer und politischer Hinsicht, wie schon lonisation sehr gebräuchlich war. Reine in den einleitenden Bemerkungen angeführt Waldhufensiedlungen aus dieser Zeit, in wurde, ungefähr mit den Bezirken Ober­ denen sich der alte Siedlungscharakter noch wart, Güssing und Iennersdorf. heute leicht erkennen läßt, sind N e u - Für die ältere Siedlungsgeschichte des h a u s i.d .W ., Harmisch, Punitz, St. Südburgenlandes bis zu den Türkenkriegen Kathrein und Schallendorf. H ie- sind im wesentlichen ebenfalls die D aten her gehören ferner die Orte Gülten dach, maßgebend, die in den einleitenden Be­ Krottendorf b. G., Neuberg und merkungen gegeben wurden. Der Einfluß Tudersdors, die heute zwar Wald­ der Türkenkriege auf die Siedlungsge­ husen - Gewannsiedlungen darstellen, die schichte und S ied lu n g sfo rm en des S ü d ­ zweifellos aber als reine Waldhusen­ burgenlandes bildet sich wieder in einer siedlungen begründet wurden. neuen und bemerkenswerten Form aus. Außer diesen erwähnten Beispielen Während durch die Türkenkriege viele schon wurden aber auch zahlreiche Orte nach bestandene deutsche Siedlungen verwüstet dem Gewannsystem begründet. und nach Vertreibung der Türken im Nord­ Eine weitere Besonderheit des Süd­ burgenland vor allem im Kolonialstil mit burgenlandes gegenüber dem Nord- und Kroaten förmlich neu wieder begründet Mittelburgenland liegt in seiner Beziehung wurden und im Mittelburgenland solche zu den benachbarten innerösterreichischen Orte mit Erhaltung der alten Grundrisse Gebieten. Während sich im Nordburgen­ mit Kroaten wieder besiedelt wurden, ist land im allgemeinen eine passive Bindung im Südburgenland vor allem auch eine zu den angrenzenden niederösterreichischen Neubesiedlung, die in Form zahlreicher Gebieten feststellen läßt, die sich darin Ortsgründungen vor sich ging, feststellbar. äußert, daß beiderseits der Grenze die Im Südburgenland scheint die Kroaten- gleichen Siedlungsformen vorkommen und ansiedlung also nicht so sehr den Zweck im Mittelburgenland keine Bindung gegen gehabt zu haben, die durch die Türken­ die benachbarte bucklige Welt besteht, da einfälle dezimierte Bevölkerung zu ergänzen, an der Grenze ganz verschiedene Siedlungs­ als vielmehr den aus ihren südlichen W ohn­ formen aneinander stoßen, ist im S ü d ­ gebieten vertriebenen Kroaten eine dauernde burgenland sogar eine aktive Verbindung neue Heimat zu schassen. Die alten Wohn­ zu den angrenzenden oststeirischen Gebieten gebiete dieser Kroaten hatten ja noch länger feststellbar. Auch H a b e r l a n d t führt in unter türkischer Herrschaft zu leiden, so (4) diesen Einfluß, der sich besonders in daß diese Umsiedlung verständlich wird. der Art der Gehöstgestaltung deutlich be­ Im Nordburgenland ist also vor allem merkbar macht, an. eine kroatische Wiederbegründung, Als planliche Unterlage für den vor­ im Mittelburgenland eine kroatische liegenden III. Teil dienten selbstverständlich

173 ©Amt der Burgenländischen Landesregierung, Landesarchiv, download unter www.zobodat.at wieder die ältesten vorhandenen Kataster- beit über dieses Fachgebiet stellt die un­ pläne, die durchwegs im Maßstabe 1:2880 gedruckte Grazer Dissertation „Siedlungs­ kartiert sind. Diese Katasteraufnahmen geographie des Südburgenlandes" von F. wurden im Südburgenland in den Jahren Wehofsich (1927) dar, die im folgenden 1856— 59 durchgeführt und die Blätter kurz als (6) zitiert wird. Diese mit viel Fleiß erliegen im Mappenarchive in Wien. Fer­ und Liebe gearbeitete Dissertation enthält ner wurde ebenfalls wieder die Josefini­ ein ganz ansehnliches, wenn auch nach ganz sche Militäraufnahme (Maßstab 1:28.800), anderen Gesichtspunkten behandeltes Ka­ die im Südburgenland in den Jahren pitel über Flur- und Siedlungssormen. 1784— 85 erfolgte, und die Franziszeische Die Arbeit „Eine Studienreise des geo­ Militäraufnahme (Maßstab 1:28.800), die graphischen Institutes der Universität Graz aus den Jahren 1844 und 1853—54 in das südliche Burgenland" von M. S i­ stammt, herangezogen. tz aritsch in der Kartographischen Zeitschrift, D ie gegenwärtige Form der Sied­ 1922, wird immer kurz als (7) zitiert lungen kann von den ungefähr 190 süd­ und behandelt ebenfalls von einer Reihe burgenländischen Orten zur Zeit nur von von Orten des Südburgenlandes die Sied­ ungefähr 60 Orten, die seit 1928 neu lungsformen. allerdings mehr vom geo­ vermessen wurden, aus Plänen studiert graphischen Standpunkte aus. Ferner sei werden. Diese modernen Katasterpläne wieder die schon im II. Teil mit (4) be­ haben zumeist den Maßstab 1:2000 und zeichnete „Topographie Bd. 26" von A. erliegen im Bundesvermessungsamte in K a b e r l a n d t angeführt. Diese behandelt W ien . in bezug auf die Siedlungsformen aller­ Von den übrigen Gemeinden liegen dings nur mehr den Bezirk Oberwart in vorläufig keine modernen Katasterpläne der gleich ausführlichen Weise wie das vor, da deren Neuverm essung erst im Z uge Nord- und Mitkelburgenland. Der Bezirk ist, so daß in diesen Fällen noch die alten, Güssing wird leider nur mehr mit einigen total überholten Blätler behelfsmäßig ver­ Zeilen abgetan und der Bezirk Jenners­ wendet werden müssen, was übrigens ein dorf ist überhaupt nur mehr durch die sprechendes Beispiel für die seinerzeitige Abschnittsüberschrift angedeutet. Diese un­ Vernachlässigung dieses deutschen Grenz­ gleichmäßige Behandlung läßt den Namen gebietes durch die ungarische Verwaltung „Topographie" allerdings nicht mehr ganz ge­ ist. Für alle diese Gemeinden kann die rechtfertigt erscheinen. Schließlich sei unter (8) neuere Entwicklung des Ortsbildes nur das neu erschienene, ausgezeichnete „Kand- durch Studium an Ort und Stelle erhoben wörterbuch des Grenz- und Auslanddeutsch­ werden, was vom Verfasser in den meisten tums," Bd. I, Lief. 9, angeführt, in dem Fällen auch durchgeführt werden konnte. das Burgenland von einer Reihe von Von bereits vorhandener Literatur Fachleuten bearbeitet wurde. Das Sied­ wären insbesonders fünf Arbeiten hervor­ lungsbild des Burgenlandes wird darin zuheben. An erster Stelle die außerordent­ von F . W ehofsich behandelt, allerdings lich gediegene Arbeit von I. R. Bünker zu w enig umfangreich und w ohl zu sehr „Typen von Dorfsturen an der dreifachen verallgemeinert. Ein genauerer Aberblick Grenze von Niederöskerreich, Ungarn (Bur­ über die Siedlungsformen des Burgen­ genland) und Steiermark" in den „Mit­ land es ist daraus nicht zu gew innnen. teilungen der Anthropologischen Gesellschaft Sehr hübsch und vortrefflich gelungen ist in Wien." Bd. XXX, Jg. 1900, die im aber die Darstellung der Besiedlungs­ folgenden immer mit (5) bezeichnet wird. geschichte in Abschnitt IV/l von E. Diese Arbeit stellt ein Musterbeispiel be­ Klebel, wobei mit Kilse der beigegebenen züglich der Analysierung von Flurformen Karten die sehr verwickelten Besiedlungs­ dar und ihr Wert wird nicht beeinträchtigt, epochen außerordentlich anschaulich geschil­ wenn manche der darin ausgesprochenen dert werden. Ergebnisse nach dem heutigen Stande der Städtische, und zwar kleinstädtische Siedlungssormenforschung als überholt Siedlungsformen können im Südburgen­ gelten können. Eine weitere schätzbare Ar­ land an den drei Beispielen Rechnih,

174 ©Amt der Burgenländischen Landesregierung, Landesarchiv, download unter www.zobodat.at Pinkafeld und Schlaining, die üb- es zu Beginn des 14. Ihdts. gegründet rigens alle drei politisch Märkte sind, worden. Im Anschluß an das Barockschloß vorgeführt werden. liegt gegen Westen der Kirchenplatz mit Rechnitz stellt eines der interessantesten den Ausmaßen 40X90 m mit der katho- Probleme der südburgenländischen Sied- lischen Kirche in der Plahmitte und un- lungssormen dar Es wurde deshalb auch mittelbar daran anschließend ein Markt­ als Planbeispiel beigegeben. Nach (8) ist platz mit den Ausmaßen 55X80 m, die

Ös/üc/r.- L/'er'ia/r§e/'. also beide städtebaulich Rechteckplähe mit primäre Anlage darstellt, läßt sich nun mit den Seitenverhältnissen 1:2 und 2:3 sind. Kilse der vergleichenden Siedlungsformen- Die Baublöcke der Stadt sind ziemlich sorschung lösen. Im nördlichen Niederöster­ regelmäßig rechteckig und eng verbaut. reich wurde nämlich von A. Klaar eine D as Straßennetz ist also, w ie m an a u s vollständig gleichartige Siedlung in seiner dem Planbeispiel entnimmt, mit Berück­ im I. Teil dieser Arbeit zitierten Abhand­ sichtigung des Schlosses angelegt worden. lung (9) angeführt. Es ist dies Retz, Eine sehr interessante Sache läßt sich nun das aus den beiden Teilen Reh-Altstadt aber bei der Südostecke des Schlosses und Retz-Neustadt besteht. Kiebei ist Reh- feststellen. Dort beginnt ein alter Dorfan­ Neustadt der eigentliche heutige Stadtkern ger von 4 0 — 6 0 m B reite, der heute von von Reh mit dem großen Rechteckplah einem Bach durchflossen ist. Die beiden (76X170 m), der mit dem städtischen west­ Aandslraßen dieses Bachangers, der heute lichen Teil von Rechnitz korrespondiert. vollständig und eng verbaut ist. hießen in Retz-Altstadt ein 9 0 -1 5 0 m breiter Breit­ der alten Mappe von 1858 Ilngermarkt- anger, zweigt ebenfalls wie der Anger gasse und Bräuhausgasse. Der erste Name von Rechnih schräg von der heutigen eigent­ deutet also auf die Zeit hin, zu der dieser lichen Stadt ab und ist ebenfalls von Anger noch zu Marktzwecken (vermutlich einem Bach durchflossen, ist also sicherlich als Viehmarkt) verwendet wurde. Die mit dem östlichen Angerteil von Rechnih Frage, welcher dieser beiden Ortsteile die korrespondierend. Da nun dieser Angerteil

175 ©Amt der Burgenländischen Landesregierung, Landesarchiv, download unter www.zobodat.at in Retz, wie historisch nachgewiesen, zweifel­ Siedlung des Burgenlandes ist. auf Grund los der ältere Teil ist, ist vorläufig also der Siedlungsform nur ein langweiliges wohl der Schluß gestattet, daß als Alt- Mehrstraßendorf. Rechnitz wider Erwarten der östliche An­ Grotzpetersdorf besitzt vor der gerteil anzusprechen ist. Dankbar wäre Kirche einen Rechteckplatz mit unvollkom­ jedenfalls die Aufgabe, dieses siedlungs- menem Straßenkreuz mit den Ausmaßen kundliche Ergebnis, wie es auch bei Retz 3 5 x 7 6 m (S eiten v erh ä ltn is 1 : 2 ) , ist aber geschehen ist, mit lokalhistorischer Forschung ansonsten ebenfalls ein Mehrstrahendorf, zu vergleichen. dessen regelmäßiges Straßennetz allerdings Pin kafeld hat einen verzerrten Recht­ schon sehr vom Städtebau beeinflußt er­ eckplatz m it den A u sm aß en 5 0 — 7 0 X 1 7 0 m scheint. Ileberraschenderweise wäre hier auch (Seitenverhältnis also rund 1:3) mit regel­ der Breitanger von E b e r a u einzurei­ mäßiger Baublockeinteilung, wobei das hen, das mehr als Dorf mit städtlich be­ Straßennetz ebenfalls regelmäßig zum Schloß einflußtem Straßenplatz, der mit den Aus­ hin orientiert ist. Nach der Siedlungsform maßen 50x300 m ein Seitenverhältnis handelt es sich um eine Anlage aus dem von 1:6 auszuweisen hat. zu bezeichnen 15.— 16. Ihdt. Dies entspricht der Tat­ w äre. sache, da Pinkafeld 1532 bis auf den Güssing wird in (8) als Ort mit Grund zerstört wurde und nachher völlig kleinstädtischen Merkmalen dargestellt, was neu aufgebaut werden mußte. insoserne begründet ist, als es 1427 als Schlaining, dessen offizieller Name „civitL8 et 8uburbium" und im 17. Ihdt. Stadt-Schlaining auf einstige Bedeutung als „adelige und freie Stadt" genannt hinweist — besaß es doch seit 1462 Stadt- wird, deren Ringmauerreste noch vorhan­ recht — hat seinen mittelalterlichen Charakter den sind. Es ist aber vorläufig eine Dorf­ viel mehr bewahrt, als es z. B. von Rust anlage mit verbautem linsenförmigen An­ behauptet wird. Es wurde im Anschluß ger, dessen kleinstädtischer Ausbau erst im an die viel ältere Burg von dem berühm­ Z uge ist. ten steirischen Ritter Andreas Paumkir- Nunmehr werden die rund 190 Dorf­ cher 1 4 6 2 gegründet. E ine planliche V er­ anlagen des Südburgenlandes in die im wandtschaft mit den steirischen Stadtgrund­ I. Teil aufgebaute planliche Siedlungs­ rissen ist auch unverkennbar festzustellen. formentypologie eingereiht und die Beson­ E s besitzt einen Rechteckplatz mit den A u s ­ derheiten und abweichenden Eigenheiten maßen 34x66 m (Seitenverhältnis 1:2). im Siedlungsbilde kurz geschildert. Schlaining ist städtebaulich leider ein viel Streusiedlungen zu wenig bekanntes Juwel des Burgen­ des Südburgenlandes. landes und ist nach der städtischen Sied- Die Streusiedlung, die im Nord- und lungssormentypologie von A.Klaar eine Mittelburgenland nur durch je ein Bei­ Kolonialstadt mit Rechteckplatz, mit aller­ spiel vertreten war. ist im Südburgenland dings außerordentlich später Gründungs­ derart ausgeprägt, daß hiebei das ganze zeit. Landschaftsbild entscheidend, und zwar in Von städtischen Detailsormen des Süd­ recht günstigem Sinne beeinflußt wird. Es burgenlandes wäre der Kauptplatz von sind dabei für das vorliegende Gebiet fol­ O b er wart zu nennen, der aber modern gende zwei Siedlungsformengruppen aus­ ist und sich in das allgemeine Siedlungs­ einander zu halten: bild von Oberwart nur unorganisch ein­ 1. ) Eigentliche Streusiedlung (Einöd­ fügt. Oberwart ist, trotzdem es auf Grund flur). seiner Beoölkerungszahl mit 4600 Ein­ 2. ) Berghäusersiedlung (Weilerftur). wohnern nach der Freistadt Eisenstadt (mit Diese beiden Siedlungsformen fließen rund 5000 Einwohnern)*) die größte im Südburgenland oft so ineinander über, *) Eisenstadt, siedlungsgeographisch genom­ daß ihre gegenseitige Abgrenzung bei der men (also einseht. Oberberg und Unterberg), hat Siedlungsformenanalyse nicht immer mit rund 6600 Einwohner. aller Schärfe möglich ist. Im folgenden

176 ©Amt der Burgenländischen Landesregierung, Landesarchiv, download unter www.zobodat.at werden nun die Hauptmerkmale dieser M an ersieht, daß ein eigentlicher geschlos­ beiden Untergruppen beschrieben. sener Ortsried nicht vorhanden ist. Die Gehöfte sind längs verschiedener Wege 1.)EigentlicheStreusiedlung verstreut und die in der Nähe eines Ge­ (Einödflur). höftes befindlichen Grundstücke gehören Diese Form wurde schon im I. Teil zumeist zu dem betreffenden Gehöft. An beschrieben und nun wird als typisches dieser Stelle kann auch gesagt werden, Planbeispiel hiezu H e n n d o r f vorgeführt. daß im Burgenland infolge der ungefähr

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zehnfachen Bevölkerungsvermehrung und österreichischen Alpengegenden, wo der Los der bisher zumeist geübten Art der Erb­ mit den ^ausgründen zumeist an einen teilung, bei der die Grundstücke des Erb­ Haupterben übergeht und die anderen Er­ lassers, entsprechend der Zahl der Erben, ben in Geld abgesunden werden. Beson­ in der Natur in ebensoviele Teile geteilt ders günstig ist es in dieser Hinsicht in werden, die Einödsiedlungshöfe ungleich Tirol, dessen Bauern niemals unter Leib­ kleinräumiger sind als diejenigen in den eigenschaft gestanden waren und wo diese

177 ©Amt der Burgenländischen Landesregierung, Landesarchiv, download unter www.zobodat.at zur Erhaltung eines kräftigen Bauern­ die W eilerflur. D iese W eilerflur stellt standes wichtige Erbfolge im sogenannten ein Mittelding zwischen Gewann- und „Löferecht" auch gesetzlich fundiert ist. Einödflur dar. Die nahe beim Los ge­ Als weitere Beispiele können Loch­ legenen Grundstücke gehören hiebei meist art, W e i n b e r g , das aus den weiler­ zum betreffenden Gehöft, was also der artigen Gruppen Ober- und Unterweinberg Einödflur entsprechen würde. Ferner ge­ besteht. Langzeil, Limba ch, Grie­ hören aber zu jedem Gehöft noch einige selstein und Mühlgraben angeführt zumeist sehr unregelmäßig geformte Grund­ werden. Ferner B u r g a u b erg, d as von stücke von den nächst liegenden, oft Burgau, und Neudauberg, d as von auch sehr unregelmäßigen Gewannen, was Neubau, beide also von Steiermark aus, also der Gewannflur entspricht. Es fehlt besiedelt worden sind. Alle diese Orte sind also sowohl in der Größe, Lage und Form selbständige politische Gemeinden ohne ge­ der Parzellen die sonst übliche Regel­ schlossenen Ortsried. mäßigkeit. Im Planbeispiel L e n n d o r f für Einödflur ist auch teilweise etwas 2 .) Berghäusersiedlung Weilerflur feststellbar. (W e i l e r f l u r). Die wichtigsten und charakteristischen Diese für das Burgenland sehr charak­ Beispiele für Berghäusersiedlungen sind teristische Siedlungsform ist dadurch ge­ Allhau, Buchschachen, Oberdorf. kennzeichnet, datz in einer politischen Ge­ Wolfau, Gerersdorf, Lackerberg, meinde außer einem geschlossenen Ortsried, Kukmirn, Oldendorf, Rauchwart. der zumeist in einem Tal oder aus einer S t r e m . Wörterberg, Leiligenkreuz. Lochsläche liegt, noch eine oder mehrere Iennersdorf, Neuhaus a. Kl. Raks, zumeist sehr lockere Siedlungen auf den Welten und Zahling. umliegenden Lügeln vorhanden sind. Diese Eine Besonderheit stellen die „Keller­ Berghäusersiedlungen sind oft in bezug auf anlagen" entlang des sogenannten Pinka- die Bevölkerungszahl überwiegender als bodens dar. also von Eisenberg bis Mo- der eigentliche Ortskern. Als Beispiel sei schendorf. Am Ostabfall des Lügellandes hier W o l f a u angeführt, wo das geschlos­ befindet sich nämlich im Zusammenhang sene Breitangerdorf im Tale 120 Läufer mit dem Weingartengebiete eine endlose mit 741 Einwohnern zählt, während die Zahl von Bergkellern, die zumeist unbe­ zugehörigen, verstreut liegenden „Bergen" wohnt sind und abends den eigentümlichen 142 Läufer mit 792 Einwohnern umfassen. Eindruck von verlassenen Dörfern machen. Das Verbreitungsgebiet der Berghäuser­ Sehr selten sind Bauernhöfe eingestreut. siedlungen geht vom äußersten Südende Derartige Kellersiedlungen, die in ihrer des Burgenlandes nach Norden bis unge­ Urtümlichkeit außerordentlich bemerkens- fähr zur Wasserscheide zwischen der Pinka und sehenswert sind, befinden sich in und dem Strembach. Diese siedlungsgeo­ Eisenberg, Kohfidisch (Tschatterberg), graphisch wichtige Siedlungsformengrenze Deutsch-Schützen, Edlitz, W in ten , wurde in der beigegebenen Siedlungssor- Kulm, Gaas und Moschendorf sowie menkarke des Südburgenlandes strich­ weiter nördlich in Rechnih. punktiert eingezeichnet. Weshalb diese Der Weiler als Übergang von der Berghäuser im Burgenland nicht noch Streusiedlung zur Sam m elsied lu ng ist im weiter nördlich vorkommen, obwohl doch Gegensatz zum Nord- und Mittelbur­ ein gleichwertiges Gelände auch weiter genland, wo er durch je ein Beispiel ver­ nördlich, z.B. auch im Mittelburgenland, treten ist, im Südburgenlande durch drei­ vorhanden ist, ist noch nicht einwandfrei zehn Beispiele vertreten. nachgewiesen worden. Die einwandfreie Es sind dies Lasel bei Bernstein, Klärung dieser Frage wäre sicherlich eben­ die M ühlhäuser-Gruppe bei Buchschachen, falls noch ein dankbares siedlungsgeogra­ Unterwaldbauern bei Grafenschachen, phisches Problem. Die Flurverfassung der das früher eine eigene selbständige Ge­ Berghäusersiedlungen ist ebenfalls die Ein­ meinde war, Langau bei Lolzschlag, ödflur oder in der Mehrzahl der Fälle das früher ebenfalls selbständig war,

178 ©Amt der Burgenländischen Landesregierung, Landesarchiv, download unter www.zobodat.at Schönau bei Schlaining, Kalteneck bei einziger Weiler des Burgenlandes poli­ Stuben und Parapatitsch bei Weiden tisch selbständig ist, w a s ihre llb erg a n g s- b. V ., ferner die Mittermühlhäuser- stellung zu den Sammelsiedlungen eben­ gruppe bei Oldendorf, die Mühlhäuser­ falls kennzeichnet. gruppe bei St. Michael, der Ortsteil 6 . Sammelsiedlungen des nördlich von Gritsch und der Ortsteil Südburgenlandes. nordwestlich von Windisch-M i niHof. Diese Siedlungsform ist nun im Ge­ Schließlich gehören noch die Kirchweiler gensatze zum Nord- und Mittelburgenland, Maria-Weinberg beiGaasundM aria- wie aus den vorhergehenden Zeilen er­ Bild bei Weichselbaum hieher. Kaber­ sichtlich ist, nicht mehr die ausschließlich laubt zählt in (4) fälschlich auch B e r g ­ vorherrschende. werk in diese Gruppe, das aber mit 44 Die beiden großen Untergruppen der Käufern und 277 Einwohnern schon ein Sammelsiedlungen werden nunmehr be­ ganz stattliches Dorf ist. züglich des Südburgenlandes vorgeführt. Wesentlich ist, was hier besonders 1. Waldhufen siedlungen. hervorgehoben sei, daß die Bezeichnung Diese Siedlungsform, die im II. Teil Weilerflur, die die Fluroerfassung anzeigt dieser Arbeit näher beschrieben wurde, ist und die Bezeichnung Weiler, die die im Südburgenland in reiner, heute noch Ortsform angibt, gedanklich streng aus­ gut kennbarer Form in fünf Beispielen einanderzuhalten sind, da das gemein­ vertreten, die alle von Kroaten im 16. same Vorkommen nicht zwangläufig ist. Ihdt. begründet wurden. Am besten ist Schließlich sei noch bemerkt, daß kein diese Siedlungsform in Punitz erhalten,

§reck/ll/r§s/orm.- Lockeres Äro/en^or/. LVurver/ossu/r^,- H/a/a^ll/ensMem7s/rer 7e/r/ö/M/§). 179 ©Amt der Burgenländischen Landesregierung, Landesarchiv, download unter www.zobodat.at bas deshalb als typisches Planbeispiel D iese Waldhufen-Gewannsied- beigegeben ist. Die bis zu 180 m breiten lungen sind durch elf Beispiele vertreten. Kufen dieses zweizeiligen Waldhufendorfes, Kievon sind Güttenbach kroatisch, eine die bis zum Wald führen, sind durch einzeilige Anlage, (in (6) fälschlich als kräftige Linien deutlich gekennzeichnet Gewanndorsbezeichnet),Krottendorf b.G. worden. Es wurde 1553 von kroatischen früher kroatisch, heute deutsch. Neuberg, Flüchtlingen gegründet, ist aber heute kroatisch, und Lüdersdorf, früher kroa­ gänzlich eingedeutscht. Die vier weiteren tisch, nunmehr deutsch, eine einzeilige An­ Beispiele für reine Waldhufendörfer sind lage, ebenfalls kroatische Waldhufendörfer N e u h a u s i. d. W ., das früher Kroat- des 16. Ihdts.. die sich zu Waldhufen- dorf hieß und heute ebenfalls gänzlich Gewannsiedlungen entwickelt haben. eingedeutscht ist, mit einer ursprünglichen Weiter gehören hieher die deutsch be­ Breite der Grundstreifen bis zu 100 m, siedelten Orte Günseck, das 1780—90 dann Karmisch, das heute schon eine entstanden ist, Iabing, das früher be­ deutsche Mehrheit besitzt (Grundstreifen stimmt einzeilig war, Loipersdorf (öst­ bis 80 m breit), S t. K athrein, heute licher Teil), wobei diese im Stegersbach­ noch kroatisch (ursprüngliche Breite der tal vereinzelt dastehende Waldhufenslur in Grundstreifen bis 40 m) und Scha Nen­ (4) dem ganzen Oberlaufe des Steger- dorf, das ein einzeiliges baches, also wohl zu umfangreich, zuge­ mit bis zu 50 m breiten Grundstreifen ist schrieben wird, Wiesfleck, das in (7) und heute ebenfalls gänzlich deutsch ist. fälschlich als Platzdorf bezeichnet wird, und Bemerkenswert ist, daß alle diese fünf Tschanigraben. Ferner ist hier N i e d ­ Orte nahe beisammen liegen, so daß eine ling s d o r f einzureihen, dessen Grund- zentrale Ortsplanung in dieser ja sonst im streifen bis 2 km Länge haben, aber Burgenland nicht üblichen Siedlungsform schon sehr schmal sind. Der Ort ist teil­ nicht von der Land zu weisen ist. weise als Breitanger (100— 150 m breit, mit durchfließendem Bach) ausgebildet, der Bezüglich der Erweiterungsmöglichkeit aber nicht so bedeutend ist, um die domi­ eines Waldhufendorfes bestehen wohl zwei nierende Siedlungsform darzustellen. Möglichkeiten, die aber so begrenzt sind, Eine noch weitergehende Vergrößerung daß die K apazität bald erschöpft ist und des Ortes hat Oberschützen auszuweisen, die weitere Vergrößerung des Ortes nur welche von I. R. B ü n k e r in (5) vor­ mit Verlust der Waldhusenform verbunden bildlich genau analysiert wurde, wobei er sein kann. Bei durchgehenden Grundstrei­ 15 Grundstreifen (Kufen) von 40— 55 m fen, wie z. B. in Oberschützen oder in Breite feststellte. Der Ort hat infolge sei­ S t . Kathrein, konnten vorerst die nes Aufschwunges seine alte Siedlungsform Streifen in der Mitte quer abgeteilt wer­ bis zur Unkenntlichkeit verloren und stellt den, so daß die Gehöftzahl verdoppelt jetzt ein M ehrstratzendorf dar. werden konnte. Ferner können die Grund- F . Wehofsich führt in (6) auch die streifen der Länge nach geteilt werden, so Gewanndörfer Eisenzicken, I o r m a n n s - daß die Kufen immer schmäler werden, dorf, Unterschützen und St. Martin wie z. B. in Iabing und Riedlin gs- i. d. W . fälschlich als Waldhufen-Gewann- dors, wo die Streifen nur mehr schmale dörfer an, wobei aber besonders das letz­ Gehöftbreite aufweisen. Die Gehöftzahl tere geradezu als Musterbeispiel eines wird dadurch wohl vergrößert, die für ein Gewanndorfes bezeichnet werden kann. Gehöft zur Verfügung stehende Kufe ist aber für eine geregelte Landwirtschaft zu 2. Gewannsiedlungen. klein, so daß zwangläufig die umliegen­ Die Gewannsiedlungen machen im den Wälder gerodet werden mußten und Südburgenland nicht mehr den ausgereif­ nach dem dann einzig möglichen Gewann­ ten Eindruck wie im Nordburgenland. system verteilt wurden, so daß die Flur­ Auch gegen d a s M ittelburgenland ist eine verfassung nunmehr als Mischform zu be­ größere Ursprünglichkeit zu konstatieren. zeichnen ist. Zu bemerken wäre, daß sich die Siedlungen

180 ©Amt der Burgenländischen Landesregierung, Landesarchiv, download unter www.zobodat.at der Kroaten und die wenigen Orte mit dis, Rumpersdorf, Gerersdorf b. G., magyarischer Bevölkerung in bezug Neusiedl b. G., Lroat. Reinersdorf. auf die Anlagesorm der Orte in keiner Dobersdorf (westlicher Teil), Gritsch Weise von den umgebenden deutschen (im Ortskern), L ö n i g s d o r f (westlicher Dörfern unterscheiden. Irgend eine natio­ T eil), Mogersdorf (östlicher Teil), Wel­ nale Besonderheit bei den Ortsanlagen ten und Lleinjabing (ehemalige unga­ scheint im ganzen Burgenland nicht zu be­ rische Grenzwächtersiedlung). Bemerkenswert stehen. Die deutschen Siedlungsformen ist, daß in B u r g der südliche Ortsteil wurden ohne Änderungen übernommen. um die auf einem Lügel liegende Lirche Eine leise Ausnahme besteht vielleicht bei ein Lausendorf ist, eine Besonderheit, die den ehemaligen ungarischen Grenz­ bereits auch in Baumgarten und D r a h - wächtersiedlungen. Bei dieser außerhalb der burg (siehe I. Teil) zu verzeichnen ge­ magyarischen Volksgrenze liegende Sper- wesen war. Alle diese Laufendörfer liegen kette, zu der unter anderen Bach selten, sowohl in der Ebene wie z. B. Litzladen, Deutsch-Schützen, Lirchfidisch, Loh- als auch im hügeligen Gelände, so daß fidisch, Lleinjabing, Siget i. d. W., eine Voraussetzung für die Entstehung Ober- und Unterwart, Rauchwart eines Lausendorfes scheinbar doch an kein u.a.m. gehörten, scheinen die Orte im Ortskern bestimmtes topographisches Gelände ge­ enger verbaut zu sein und der zumeist bunden ist. regelmäßige Abschluß der Lausgärten durch 6 . Straßendorf. Lecken („Loh" in der landesüblichen Be­ Diese bereits planmäßigere Siedlungs­ zeichnung genannt) ist auffallend. Ander­ form kommt im Südburgenland in zahl­ seits ist diese Eigenschaft auch bei neueren reichen Fällen vor. Lieher sind zu zählen: Angergründungen vorhanden. Es wäre je­ Badersdorf, Dreihütten, (übrigens denfalls dankbar die Frage des eventu­ einer der kleinsten Märkte Österreichs), ellen Einflusses der ehemaligen ungari­ I o r mannsdorf (ist entgegen (5) und (6) schen G renzwächtersiedlungen auf d as heu­ ein Gewanndorf), Lotezicken, Lroisegg. tige Siedlungsbild zu bearbeiten. Miedlingsdorf (10— 14 m breit, regel­ Zurückkommend auf die Bemerkung m äßig), Neustift a. d. L., Oberdorf, im I. T eil, S e ite 101, sei nochmals er­ Oberkohlstätten (neuere Gründung von wähnt, daß nach (6) in den Tälern vor­ Löhlern),Podler,Redlschlag (12— 18 m wiegend Gewannflur und im hügeligem breit). Riedlingsdorf (zugleich Wald- Gelände Einöd- und Weilerflur vorherr­ Husen-Gewanndorf), Schandors (12 b is schend ist. B em erk en sw ert ist aber, daß 16 m breit, sehr regelmäßig, weil es 1450 viele Orte mit voller Absicht an den Stel­ von Lroaten neu besiedelt wurde), Schön­ len angelegt wurden, an denen die Tal­ herrn (war früher sicherlich einzeilig), ebenen in das Lügelland übergehen, wobei Schreibersdorf, dessen Grundriß sich in städtebaulich geradezu monumental wir­ (4) befindet*), Stuben (zugleich Graben­ kende Ortsbilder erreicht wurden. Die dorf), Unterwart (riesig langes Straßen­ bemerkenswertesten solcher dominierend dorf) und Woppersdorf (ist früher wohl angelegten Orte sind Mariasdorf, N e u ­ einzeilig gewesen), ferner Groß-Mür- markt i. T., St. Martin i. d. W., bisch, Lack erb erg (wurde von Steier­ St. Michael, Wolfau und Pinkafeld. mark deutsch ' und von Stinah kroatisch Laufendorf. besiedelt, sehr interessant), Lasendorf, Diese Siedlungsform läßt sich nun Leiligenbrunn (früher wohl einzeilig), schon in vierzehn Beispielen zeigen. Das Lroatisch-Ehrensdors, Oberbildein beste Beispiel hiezu stellt Litzladen dar. (16—20 m breit, sehr regelmäßig). O l- Mit seinen regellos verteilten Vierseit- lersdorf, Rosenberg b. G., St. Ni­ höfen bildet es vielleicht das typischeste kolaus (1545 von 20 kroatischen Fami­ Laufendorf in Österreich. Auch das nörd­ lien begründet, heute eingedeutscht), S te in ­ lich davon liegende Loipersdorf (west­ bach b. St., Stinatz (9— 13 m breit. licher Teil) gehört hieher. Ferner A ltho- *) Abb. 171.

181 ©Amt der Burgenländischen Landesregierung, Landesarchiv, download unter www.zobodat.at sehr malerisch) und Wörterberg, das dorf und Allersgraben, der nördliche ehemals als Streusiedlung Ende des T eil von Burg. Eisenzicken, dessen 14. Zhdt. von Wörth in Steiermark aus Grundriß sich in (4) befindet*), (wird in besiedelt wurde, sich aber zu einem Straßen­ (6) fälschlich als Waldhufen-Gewanndorf dorf entwickelt hat. Weiters gehören hie- bezeichnet), Kleinzicken (mit plötzlichem her B o n i s d o r f (7 — 14 m breit), Seitenwechsel der Häuserzeile wegen der Krottendorf b .N ., N e u h a u s a . K l. Geländeform), Rohrbach a .d .T ., Edlitz (sehr hübsches Straßendorf am Fuße des (sehrregelmäßig),Eisenhüttl (sehr hübsch), Berghügels), Raks, Tauka (zugleich Glasing, Kirchfidisch, Kroat.- Grabendors, wird in (6) fälschlich als ty­ Tschantschendorf (im 16. Zhdt. kro­ pisches bezeichnet) und W a l­ atisch besiedelt), Rohr, Kalch und l e n dorf. Ein sehr bemerkenswertes Oberdrosen. Hieher gehören ferner die B eispiel ist Luis ing, dessen Dorfstraße O rte Klein- und Groß bachselten und 8— 10 m breit ist. Es hat aber die Ei­ Hüll, die dadurch bemerkenswert sind, genschaft, daß auf der östlichen Seite die daß vor ihrer Häuserzeile ein regelrechter Häuser normal mit der Vorderfront zur Anger mit Angernutzung vorgelagert ist. Straße stehen, während auf der Westseite Man wäre hier also in der seltsamen die Häuser mit der Rückseite zur Straße Lage von einzeiligen Breitangern sprechen stehen. Die Erklärung hiefür besteht m. E. zu können, obwohl die zweite Begrenzung darin, daß die westliche Häuserzeile nach­ des Breitangers nicht ebenfalls durch eine träglich mit einer selbständigen Zufahrts­ Randstratze mit Häuserzeile, sondern durch straße, jedenfalls erst zwischen 1853 bis den Beginn der Kulturen gebildet wird. 1858 versehen wurde. Zn der Franzis­ Mehrstraßendörfer sind durch vier zeischen Aufnahme 1853 besteht nämlich Beispiele vertreten: durch A llh a u , dessen nur die östliche Zeile und in der Kataster­ Grundriß sich in (4) befindet**) und dort ausnahme 1858 ist die heutige Siedlungs­ als Ortsbild einer unregelmäßigen Wald­ form bereits vorhanden. Ein zweites inter­ hufensiedlung bezeichnet wird. Demgegen­ essantes Straßendorf stellt W i n t e n dar. über konnte durch Lokalstudien festgestellt H ier ist ein rundlingartiger Charakter werden, daß der eigentliche Ortskern bei nicht abzusprechen, da W i n t e n nur der evangelischen Kirche (St. Brigitta in einen einzigen Z ugang besitzt und diese obigem Plane) liegt und dort ein haufen­ Dorfstraße sich am Südende sackförmig dorfähnliches Straßendorf ist, was mit erweitert und auch heute noch als Sack­ den weiter nördlich im Stegersbachtal lie­ gasse im Dorf endet. Auf Grund der an genden Haufendörfern korrespondieren diesem Ende sektorförmig angeordneten würde. Die südlich liegenden Hausgründe Gehöfte und des auf slavischen Einfluß waren früher Felder und verdanken ihren hindeutenden Ortsnamens ist es wohl denk­ Ausbau nur der durchquerenden Landes­ bar, daß an dieser Stelle sich einmal ein straße. Der spätere waldhufenartige Orts­ slavischer befunden hat. wobei teil ist also für die dominierende Sied­ aber nicht behauptet werden soll, daß der lungsform nicht ausschlaggebend; ferner Rundanger eine rein slavische Siedlungs­ durch O berwart, dessen zwei eigentlich form sei. Sehr bemerkenswert ist, daß ganz getrennte Siedlungsteile Obertrum und A . K la a r in (9) in Diederösterreich bei Untertrum durch den modernen Hauptplatz Herzogenburg bei den beiden uralten Or­ mit den Amtsgebäuden in allerdings sehr un­ ten Oberwinden und Unterwinden organischer Weise zusammengefügt wurden. infolge ihrer eigenartigen Gehöststellung Hieher gehört auch das schon früher ange­ ebenfalls auf ursprüngliche slavische Rund­ führte Großpetersdorf sowie auch linge schließt, womit wieder ein gewisser das heutige Oberschützen, das durch die übergeordneter Zusammenhang hergestellt Entwicklung in den letzten Jahrzehnten erscheint. seine Waldhusensiedlungsform vollständig Einzeilige Straßendörfer sind bis zur Unkenntlichkeit verloren hat. durch siebzehn Beispiele vertreten: Hieher *) Abb. 165. gehören die beiden kroatischen OrteAllers­ **) Abb. 173.

182 ©Amt der Burgenländischen Landesregierung, Landesarchiv, download unter www.zobodat.at L . Angerdörfer. 1u) Längssörmiger^Schmal- anger (20—40 m breit). A ls typisches P la n b e is p ie l.ist der Grundriß von M a r ia s d o rf beige­ geben, von dessen bis 25 m breitem Anger die östliche strichliert abge­ grenzte Fläche noch heute zu Anger­ zwecken, z. B. für Feuerteiche und Wassergraben, verwendet wird. Trotz­ dem zählt A. L a b e r l a n d t in (4 ) diesen Ort zu den Straßendörfern, während von (6) und (7) der Anger schon als Platz bezeichnet wird. Be­ zeichnend für die Entwicklung des §c/rma/a/r§e/' (26. m Ortes ist, daß die südlich des Angers ^aFe/r^er'/. Ö§///c/r.- ^/rFe/'/e//. im Plan sichtbaren Läufer, die ganz un­ ist. Zu den Schmalangerdörfern gehört regelmäßig, haufendorfartig verteilt sind, ferner Lannersdorf (bis 28 m breit), nach den Forschungen von I.R . Bünker Kleinpetersdorf (20—28 m breit), in (5) nur von Söldnern und Lolden N eu st ist bei Schl. (20—32 m breit), bewohnt sind und den neueren Ausbau welches in (4) zuerst als Verkehrsstraßen­ des Dorfes bilden. Diese südliche neuere dorf und dann sich widersprechend als mit Erweiterung des Ortes ist heute in Spihanger im Ortskern angeführt wird) bezug auf die Anzahl der Gehöfte und Welgersdorf (18—24 m breit, bereits umfangreicher als der alte Orts­ sehr regelmäßig), die alle von A. Laber­ kern. Eine schleuderhafte Siedlungs- landt in (4) trotz der erheblichen Breite sormenanalyse, die nur rein formal nach als Straßendörfer bezeichnet werden*) dem größeren Ortsteil vorgeht, ohne aus Weitere Schmalangerdörfer sind N e u ­ die organische Entwicklung des Ortes markt a. T. (24— 28 m breit, sehr hübsch), Rücksicht zu nehmen, könnte also hier ein R o t e n türm (18— 32 m, welches un­ Haufendorf konstatieren. In diese Gruppe wahrscheinlicherweise nach (4) früher ein­ gehört auch G r o d n a u (23— 26 m breit), zeilig gewesen sein soll), D e u ts c h - dessen Anger von einem Bach durchflossen S c h ü t z e n (28—36 m breit). G a a s (20— 40 m breit), Kulm ( 2 5 — 3 0 m breit), U r b e r s d o r f ( 2 0 — 3 5 m breit), Deutsch-Kaltenbrunn (20—34 m breit) und schließlich Rüdersdorf, dessen 26—30 m breiter Schmalanger von derart regel­ mäßigen Dreiseithöfen begrenzt wird, daß schon beinahe die Einreihung in die Kolonialdörfer in Erwägung zu ziehen wäre. 1b ) Längsförmiger Breit­ anger (über 40 m breit). Für diese Siedlungsform wird nun als typisches Planbeispiel Elten­ dorf vorgeführt. Der sehr schön ent­ wickelte Anger ist 62— 72 m breit und wird in der Mitte von einem S/'eila/rLe/' 62—72 m bre// (eu§/e/c/r Lac/mnFe/-). *) Siehe die entsprechende Bemerkung />/a/rmäM§e 4/r/a§e. hiezu im II. Teil,

183 ©Amt der Burgenländischen Landesregierung, Landesarchiv, download unter www.zobodat.at Bach durchflossen, so daß man hier von das durch den modernen Ausbau der süd­ einem Bachanger sprechen kann. Einen lichen Randstraße noch verstärkt wird. breiten Bachanger besitzen ferner die Kieher gehören ferner Moschendorf (bis Orte: Aschau (44—62 m breit, 66 m breit, sehr regelmäßig), S t e i n ­ jetzt teilw eise verbaut), D r u m l i n g 6 2 — furt (bis 60 m breit), D o b e r s d o r f 76 m breit), Dürnbach ( 3 6 — 7 0 m (östlicher Ortsteil, bis 100 m breit) und breit, sehr regelmäßig), M a r k t h o d i s M o g e r s d o r f (westlicher Ortsteil bis (100— 150 m breit), welche beide in (4) 44 m breit). Kieher gehört ferner Rauch­ als regelmäßige Straßenanlagen bezeichnet wart, das sogar zwei linsenförmige Anger werden, Schachendors ( 7 0 — 8 0 m besitzt. D er westliche A nger ist b is 6 4 m breit), welches in (7) unrichtig als sack­ breit und besitzt zw ei heute noch gut er­ förmig erweitertes, von einem Bach durch­ haltene Randstraßen und auf die ehemalige flossenes Straßendorf bezeichnet wird, S i- gemeinsame Nutzung deutet das einzige g e t i. d.W. (40—60 m breit, ehemalige Gebäude auf diesem Anger, welches das ungarische Grenzwächtersiedlung, die aber alte Schulgebäude ist. hin. Der östliche durchaus nicht den von F. W e Hofsich A nger ist b is 7 0 m breit und noch heute angegebenen geschlossenen wehrhaften Ein­ gänzlich unverbaut. Trotzdem dieses Dorf druck macht, sondern eher aufgelockert er­ also sogar zwei bis 70 m breite Anger scheint), Willersdorf (130—180 m besitzt, die zu den besterhaltenen des B u r ­ breit, sehr großräumiger, heute teilweise genlandes Zählen, schreibt A. K a b e r­ verbauter Anger, der nach einem Plan laubt in (4) „Rauch wart und T o - aus dem Jahre 1770 damals noch nicht baj gehören zu den planmäßig gegrün­ verbaut war), B o c k s d o r f (150—200 m deten engen Straßendörfern, wobei breit), Deutsch-Ts chantschendorf die Reihenhöse freilich viel lockerer stehen (56— 105 m breit, heute noch gänzlich als im Nordburgenland." erhalten geblieben). Keugraben ( 1 2 0 — Nach persönlicher Mitteilung von A. 200 m breit), das im 17. Ihdt. von Kaberlandt bezieht sich der Ausdruck Kroaten neu besiedelt wurde, K ö n i g s ­ „eng" auf die Gehöftbreiten, was aller­ dorf (östlicher Ortsteil, 34— 46 m breit) dings wieder mit dem zweiten Satzteil in und S t . M a r tin i. d. W ., dessen Grund­ Widerspruch steht. Jedenfalls ist die Be­ riß sich in (4) befindet*) und dessen zeichnung Straßendorf durchaus abwegig. 36—44 m breiter Anger in der Mitte 3. Dreiecksanger. von einem tiefen Wassergraben durchquert wird. Kieher gehör! ferner der schon Die gedrungene Dreiecksform früher besprochene östliche Ortsteil von ist durch sieben B eispiele vertreten. Kieher R e c h n itz . gehören R a u h r i e g e l (bis 70 m breit), Breitanger ohne Wasserlauf besitzen das ein hübsches Beispiel für einen voll­ Litzelsdors (60— 75 m breit), Deutsch- ständig geschlossenen Dreiecksanger mit Ehrensdorf (36—46 m breit, sehr regel­ Dorfteich darstellt. D ieser A nger besitzt m äßig), K u k m ir n (40—50 m breit) tatsächlich auch heute nur eine einzige Zu­ und W olfau (50— 56 m breit), das in fahrtsstraße, die von Süden in das Dorf (4) ganz Zutreffend als Plahangersiedlung führt, und besitzt dadurch viel eher den im Ortskern bezeichnet wird. rundlingartigen Charakter als ihn Leben­ brunn hat. (Siehe II. Teil). Ferner 2. Linsenförmiger Anger. S u l z r i e g e l (bis 44 m breit), R e h ­ Kieher gehört vor allem G ü s s i n g, graben (Ende des 16.Zhdts. von Kro­ dessen linsenförmiger, bis 45 m breiter aten besiedelt), Ilnterbildein (sehr Anger vor der Franziskanerkirche bis auf regelmäßig), Keilt genkreuz (in (4) die beiden Randstraßen ähnlich wie in als unregelmäßige Wegesiedlung bezeichnet) Mödling (N.O.) gänzlich verbaut ist, so- und Weichselbaum. Schließlich gehört daß Güssing das Aussehen einer Straßen­ hieher S p itz zicken, dessen Grundriß in siedlung um den Burghügel erlangt hat, (4) enthalten ist.**) Es besitzt sogar zwei "Ö Abb. 167. **) Abb. 166.

184 ©Amt der Burgenländischen Landesregierung, Landesarchiv, download unter www.zobodat.at Dreiecksanger, und zwar am Nord- und v. Kolonialdorf. Südende des Dorfes. Zu dieser Gruppe ist vor allem K a- D ie längsförmige Dreiecksform g e n s d o r f zu zählen, das einen 36 m des Angers ist in mehreren, oft außer­ breiten Schmalanger besitzt. Die geradezu ordentlich gut erhaltenen Beispielen vor­ akademisch regelmäßige Gestalt der Kaus- handen, wobei besonders die Anlagen mit plähe läßt unbedingt aus eine neuere durchfließendem Bach im Südburgenland Gründung (nach der Türkenzeit) schließen. gut ausgebildet sind. Kieher gehören Obwohl es bereits Anfang des 13. Ihdts. W e i d e n b. R . (b is 8 0 m breit, jetzt erwähnt wurde, konnte für diese junge teilweise verbaut), E i s e n b e r g a. d. P . Siedlungsform eine historische Begründung (bis 48 m breit), dessen früherer Name nicht erlangt werden. Der Grundriß weist Schauka war, G o b e r l i n g (bis 150 m auf Maria-Theresianische Zeit hin. Viel­ breit), dessen Grundriß in (4) enthalten leicht hat eine Regulierung nach dem großem ist,*) wobei man sieht, daß der Anger Brande im Jahre 1843, dem 70 Käufer schon teilw eise verbaut ist und die F lu r- zum Opfer fielen, zur heutigen Regel­ versassung Anklänge an die Waldhufen­ mäßigkeit beigetragen. Ein zweites überaus siedlung zeigt, und Rettenbach (b is interessantes und denkmalpflegerisch wich­ 50 m breit, zugleich Grabendorf). tiges Beispiel hiefür stellt E b e r a u dar. Die einfache barocke Kirche liegt bereits Zu den regelmäßigsten Beispielen von in der Angerachse und übt dadurch trotz­ längsförmigen Dreiecksangern ohne durch­ dem eine gleiche beinahe monumentale W ir­ fließenden Bach gehört St. M i c h a e l , kung aus, wie die Kirche in S t. Andrä. dessen Grundriß in (4) enthalten ist**). (Siehe Planbeispiel im l. Teil.) Die Dieser bis 70 m breite Anger hat ähnlich wie barocken Platzanlagen vor den Kirchen in Mariasdorf die dominierende Kirche in Loretto, Frauenkirchen und im Scheitel als Blickpunkt und eben­ L ockenhaus (Siehe auch I. Teil) sind so wie in Mariasdorf ist am Ende infolge der reicheren Kirchenarchitektur wohl des Angers und zwar diesmal am pompöser in ihrer architektonischen W ir­ Nordostende eine neuere Ortserweiterung kung, wobei indes der wehrhafte Charakter entstanden, die an Käuserzahl heute den verloren gegangen ist. Das Siedlungsbild eigentlichen Ortskern schon weit übertrifft. von E b e r a u wird vom alten ehemaligen Kieher gehören ferner Stegersbach (b is Wasserschloß beherrscht, was aber durch 66 m breit), das in (4) als Kreuzwege­ den alten B aum w uchs jetzt nicht so recht dorf bezeichnet wird, wobei mit dieser B e­ zur Geltung kommt. Dieses Kolonialdorf, zeichnung der eigentliche Ortskern wohl das unbedingt vor der Türkenzeit begrün­ nicht erfaßt ist, dann S t r e m (b is 8 0 m det worden ist, war früher ganz von ei­ breit), Unterschüßen (bis 50 m breit), nem Wehrgraben umgeben, der in de- das entgegen den Anschauungen in (4) Josefinischen Aufnahme noch deutlich ein­ und (6) keine Waldhufenflur, sondern reine gezeichnet war. Die Linienführung dieses G ew annflur besitzt. D a n n Iennersdorf Grabens ist an der Lage der Kintergassen (bis 44 m breit) und schließlich T o b a j noch leicht zu verfolgen. Der alte wehr­ (bis 80 m breit, im 16. Ihdt. kroatisch hafte Eindruck dieses Ortes übertrifft weit­ neu besiedelt). Dieser Anger, der in der aus denjenigen von S i g e t i. d. W. und Josefinischen und Franziszeischen Mappe Kleinjabing. Eberau hat die Ge­ noch unverbaut eingezeichnet erscheint, ist schlossenheit und Unverbautheit seines An­ jetzt bereits teilweise verbaut. Dieser An­ gers bis heute erhalten können und gibt ger wird von A. K a b e r l a n d t ebenfalls mit seinem von Kecken umzäunten Kaus- unzutreffend als planmäßig gegründetes gärten noch ein gutes Bild der alten Wehr­ (enges) Straßendorf bezeichnet. (Siehe haftigkeit. Es bildet dadurch eines der Bemerkung bei Rauch wart). hübschesten Beispiele unter den burgenlän­ dischen Siedlungsformen und verdient *) Abb. 142. deshalb weitaus mehr als bisher bekannt **) Abb. 180. zu werden.

185 ©Amt der Burgenländischen Landesregierung, Landesarchiv, download unter www.zobodat.at Auf Grund der Ortsplanung selbst halten ist***), Unterkohlstätten, Zu­ würde auch Großpetersdorf in diese berbach (Bachanger), N eu st ist b. G. Gruppe einzuteilen sein, es wurde aber (Bachanger), Sulz, Minihof-Liebau, davon abgestanden, da die Regelmäßigkeit in (6) unrichtig als Kausendorf bezeichnet der umgebenden Flurverfassung nicht vor­ und Zahling mit unregelmäßigen Bach­ handen ist. anger, das ebenfalls in (6) unrichtig als Die Märkte Rechnih, Pinkafeld Kausendorf bezeichnet wird. und Schlaining zählen ebenfalls in diese In der beigegebenen Siedlungsform­ Gruppe, haben aber in ihrem Ortsaufbau, karte für das Südburgenland sind alle wie schon anfangs ausgeführt, rein klein­ Orte desselben enthalten und auch die im städtischen Charakter. Ihrer Entstehung vorhergehenden nicht näher besprochenen nach gehören sie in die G ruppe „vor der Orte sind mit ihrem entsprechenden Sied­ Türkenzeit". lungsformenzeichen eingetragen worden. Die Bezeichnung „Kolonialsiedlung" erfreut sich keineswegs besonderer Beliebt­ Schlutzbemerkungen. heit in interessierten Kreisen und wurde In den vorliegenden Abschnitten wurde nur notgedrungen mitgeführt um den An­ erstmalig der Versuch unternommen a l l e schluß an die bereits vorhandene umfang­ Siedlungen des Burgenlandes in bezug reiche Fachliteratur zu gewährleisten. Ver­ auf ihre Siedlungsformen zu bearbeiten. fasser möchte diesen Ausdruck gerne ver­ Selbst in den wenigen Fällen, in denen mieden sehen. Nach persönlicher Fühlung­ Orte im Text nicht behandelt worden sind, nahme mit A. K la a r wird in Zukunft wurde die Siedlungssorm bestimmt und hiefür die Bezeichnung „Gründungssied­ in der entsprechenden Siedlungsformenkarte lung" gewählt werden und die Bezeichnung eingetragen. Die vorliegende Arbeit unter­ „Neusiedlung" wird für ganz junge Sied­ scheidet sich also vor allen anderen darin lungen wie Sauerbrunn oder Bruckneudorf erwähnten Arbeiten dadurch, daß nicht nur vorbehalten werden. die eindeutig zu bestimmenden Orte her­ D i e Mischformen: vorgehoben wurden und alle anderen Orte ^Straßendorf mit haufendorf­ verallgemeinert und dadurch für einen ähnlicher A n lage wissenschaftlichen Vergleich wenig brauch­ 6 ) Straßendorf mit angerartiger bar dargestellt wurden, sondern daß jeder Erweiterung Ort unabhängig für sich bearbeitet wurde, wobei natürlich für jeden Ort. soweit es L) mit unklarer Anger form nach den heute zur Verfügung stehenden sind ebenfalls durch viele Beispiele vertreten, Unterlagen möglich war, der eigentliche von denen nur einige wenige bemerkens­ Ortskern erfaßt wurde. werte kurz angeführt werden. Kieher gehören B e r g w e r k , S chon A . K l a a r weist in seiner d as trotz seiner 4 4 K äufer in (4 ) a ls schon früher angeführten Arbeit „Die Weiler bezeichnet wird, Glashütten, Siedlungssormenkarke* auf die Bedenk­ das Mitte des 19. Zhdt. aus einer Glas­ lichkeit einer gebietweise flächenhaften Be­ fabrik entstanden ist und K r o bot eck, trachtung und Darstellung der Siedlungs­ dessen Grundriß in (4) enthalten ist.*) formen hin Aus den beigegebenen Sied­ ^ct 6) Kieher gehören Tatzmanns­ lungsform enkarten ist ersichtlich, daß die dorf, Buchschachen dessen Grundriß in verschiedensten Ortsformen knapp neben (4) enthalten ist,**) Kohfidisch und einander liegen können. Als Beispiel für Neumarkt a. d. R . eine derart irreführende flächenhafte Be­ ^.ct C ) K ieher gehört Bernstein, trachtungsweise sei folgendes angeführt: dessen unregelmäßig geformter Marktplatz A . K a b e r l a n d t sagt in (4): „Am auch einen Teich enthält. Kolzschlag, östlichen Gebirgsrand von Deutsch-Schützen Kemeten, dessen Grundriß in (4) ent­ bis Keiligenkreuz begegnen normalisierte Straßen- und Schmalangerdörfer neben *) Abb. 187. **) Abb. 172. ***) Abb. 177.

186 ©Amt der Burgenländischen Landesregierung, Landesarchiv, download unter www.zobodat.at

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187 ©Amt der Burgenländischen Landesregierung, Landesarchiv, download unter www.zobodat.at naturverbundener Geländesiedlung (?) in gen angewendet worden, die aber schließlich Grabenreihen und Berghäuserauflösung." sachlich doch nicht befriedigen. Abgesehen davon, daß der siedlungs- B ek an n t ist ja, daß A usdrücke „L ängs­ kundlich so überaus interessante Pinka- dorf" und „Straßendorf" überhaupt ein boden mit diesen wenigen Worten abgetan „Mädchen für Alles" sind, die gerne bei wird und auch die geographische Abgren­ jeder passenden und noch mehr unpassenden zung sehr mangelhast und bedenklich ist, Gelegenheit verwendet werden, was auch kommen in diesem fraglichen Gebiete, wie für die Bezeichnung „" und aus der Siedlungsformenkarte hervorgeht, „" Geltung hat. die verschiedensten Dorftypen wie Kolo­ Zum Schlüsse noch einige Worte über nialtyp, Dreiecks- und linsenförmiger Anger, die vorgeführte T ypologie an sich. S ie ist einzeilige Straßendörfer u. s. w. in großer als mehr formale Methode zweifellos ab­ Manigsaltigkeit vor. Ferner geht mitten weichend von der genetischen Methode. durch das zitierte Gebiet die wichtige Gegen die genetische Methode kann aber strichpunktierte Siedlungsformengrenze für gesagt werden, daß sie vor allem eine Berghäuser hindurch, so daß von vorne herein kolossale Überproduktion an Bezeichnungen siedlungskundlich zwei verschiedene Sied­ und Benennungen gebracht hat, die zwei­ lungsräume zu betrachten wären. Im felsohne eher hinderlich als fördernd ist. nördlichen dieser Siedlungsräume sind aber Dann scheint diese Methode auch in ein auch keine Grabenreihen vorhanden und gewisses totes Geleise gelangt zu sein, da ist auch keine Berghäuserauflösung feststell­ sie zu sehr von der persönlichen Einstellung bar, da durchaus geschlossene Sammelsied­ und Vorliebe der Bearbeiter abhängig ist lungen aufscheinen. Die obige als Beispiel und bedarf m. E. unbedingt irgend eines angegebene slächenhafte Darstellung erweckt neuen Antriebes. Da die Siedlungsgeo­ also zweifelsohne eine völlig falsche Vor­ graphie die günstige Stellung einer Grenz­ stellung vom dortigen Siedlungsbild. wissenschaft einnimmt, die gleichermaßen Eine weitere Besonderheit liegt darin, Geographen, Architekten, Städtebauer, daß in der vorliegenden Arbeit erstmalig Historiker und Geometer interessiert, wurde der Versuch unternommen wird, alle bur­ hier vom letzteren Fachgebiete aus eine genländischen Orte in ein einheitliches, „planliche Sisdlungsformentypologie" mit in sich widerspruchsreies System von Sied- besonderer Berücksichtigung der burgenlän­ lungssormentypen einzuordnen. Im Verfolg dischen Verhältnisse und mit engem Anschluß dieser ..maßtechnischen Methode" an den angrenzenden altösterreichischen wurde strenge darauf geachtet alle will­ Siedlungsformenkreis entwickelt. kürlichen, unkontrollierbaren und von der Der Verfasser ist der Meinung, daß Vorliebe des Verfassers abhängigen Be­ diese Arbeit keineswegs den Abschluß zeichnungen zu vermeiden. Wie wichtig einer Erforschung der burgenländischen die Klärung in der Terminologie der Be­ Siedlungsformen darstellt, sondern eher zeichnungen ist. soll an Mariasdorf, eine Grundlage für den weiteren vertieften das ja auch als Planbeispiel beigegeben ist, Ausbau dieser Forschung und für die or­ gezeigt werden. ganische Einordnung der burgenländischen I . R . B ü n k e r sagt in (5): Es sind Siedlungsformen in das gesamtdeutsche zwei parallele Zeilen vorhanden, deshalb Siedlungswesen und insbesondere in das ist es ein Gassendorf. Siedlungsbild der ostdeuschen Kolonisation. M. Sidarisch sagt in (7): Straße, Einige noch genauer zu bearbeitende die sich zu einem dreieckigen Platz erwei­ Problemstellungen wurden ja in dieser Ar­ tert. beit aufgezeigt. F . Wehofsich sagt in (6): L ä n g s ­ Es gibt kaum ein Gebiet in Öster­ dorf, aber schon mehr Platz als Gasse. reich und überhaupt im gesamtdeutschen A . K a b e r l a n d t sagt in (4): Siedlungsgebiete, das die uralten Dorf­ Straßendorf. anlagen noch heute in so unverfälschtem Für diesen typischen Schmalanger und ursprünglichem Zustande zeigt, wie sind also mehrere uneinheitliche Bezeichnun­ das Burgenland und insbesonders das

188 ©Amt der Burgenländischen Landesregierung, Landesarchiv, download unter www.zobodat.at Südburgenland. Das Durgenland kann Mögen diese Zeilen das ihrige zur in bezug auf die Siedlungsformen tatsäch­ Erhaltung, Schätzung und Anerkennung lich als Reliktlandschaft bezeichnet werden. der Besonderheiten und Schönheiten des Der starke Aufschwung, den es durch die burgenländischen Siedlungsbildes beitragen. Angliederung an Österreich genommen hat, äußert sich leider vielfach darin, daß stil­ Literaturverzeichnis. voll altartige Dorsanlagen durch störende 1. D. Fey — A. C s a t k a i „Die Denk­ Neubauten verunziert werden. Dabei ist male des politischen Bezirkes Eisenstadt und der freien Städte Eisensladt und Rust", Ost. Kunst­ hier in erster Linie als störend nicht nur topographie Bd. 24, Wien l932. die mangelnde architektonische Anpassung 2. E. L og er „Heimatkunde des Bezirkes an die Umgebung, sondern im größerem Maitersburg", Wien 1931. Maße noch die mangelnde Anpassung an 3. G. D e h i o „Handbuch der deutschen die alten Baulinien und die alten Straßen­ Kunstdenkmäler", Abt. Österreich, B d. 2, W ien — züge und die immer mehr um sich grei­ Berlin 1935. fende Verbauung der Angergrundslächen, 4. A. H a b e r l a n d t „Volkskunde des Burgenlandes, Hauskultur und Volkskunst". zu beherzigen. Nicht nur bedeutende Kunst­ Ost. Kunsttopographie, Bd. 26, Wien 1935. werke, sondern auch die alten und oft 5. I . R . B u n k e r „Typen von Dorffluren außerordentlich formschönen Dorfanlagen an der dreifachen Grenze von Niederöslerreich, verdienen tatkräftigen denkmalpflegeri­ Ungarn und Steiermark", Mitteilungen der schen Schuh. Jede Verbauung eines Anthropologischen Gesellschaft in W ien, Bd. 30, Dorfangers, jedes spekulative Vorbrechen W ien I960. 6. F. Wehofsich „Siedlungsgeographie aus alten Baulinien, wie es z. B. A. des Südburgenlanbes", Dissertation, Graz 1927. Kaberlandt in (4) am Beispiel M a t ­ 7. M . S id a r ils c h „Eine Studienreise des ter s bürg brandm arkt, ist vom S ta n d ­ geographischen Iujuiules der Universität punkte der Leimatpflege ebenso zu verur­ Graz in das südliche Burgenland", Kartographi­ teilen, wie Zerstörung und Schädigung sche Zeitschrift, 10. I g ., W ien 1922. anerkannter Kunstdenkmäler. Das Burgen­ 8. Handwörterbuch des Grenz- und Aus- landdeutschiums, Bd. I, Lief. 9, Artikel „Bur­ land besitzt im Burgenländischen K eim at- genland — Westungarn", Kiel 1935. und Naturschuhverein erfreulicher Weise 9. A. K la a r „Die Siedlungsformen Nie­ eine Institution, die auch in dieser Kinsicht derösterreichs" Jahrbuch für Landeskunde von zu wirken trachtet. Niederösterreich, 23. Ig., Wien 1930.

Buchbesprechungen. Abele Krnent: Kerzlieb und Rosen- seiner Novelle „Der arme Spielmann" verwertet roih. Liebe um den jungen Aar. Dürerverlag, hat, die beiden Nicht-Bodenständigen, der Mül­ Wien 1835. — 1829/30 in W ien. „Idylle und kosi- lerjunge Leon aus Schiffsmllhlen, auch ein ger Frieden herrscht im Reiche des Vaiers Napoleonide, und die lebenslustige Witwe Franz . . . Oesterreich, das Land der M itte, hat Garnhaft zu Grunde. Von Herzlieb weiß der für jetzt seine Ruhe. Aus dem Brodeln des po­ Linieneinnehmer zu sagen: „Wer die Fremde litischen Vulkans, weit im Westen, weicht ab sein könnte? Die Fannerl Elßler ist es nicht! und zu ein heißer Hauch nach Osten, nach dem Erstens ist sie noch auf Herbstvakanzen in kleinen, gartenumhegten. biedermeierischen Eisenstadt. ." Mit frauenhafter Zartheit führt Schönbrunn. Sein Fauchen gilt dem jungen uns die als Heimatdichierin rühmlichst bekannte Napoleon, der ihnen gerade recht wäre zum Verfasserin den seelischen Entwicklungsgang der Kronenträger, zur Verkörperung ihrer Ero­ beiden Mädchen, die gerade in N ot und B e ­ berungsideen, zum Sinnbild einer neuen Macht. drängnis ihre Tüchtigkeit beweisen, vor Augen Aber Vater Franz schläft nicht ." Und auch und in kräftigen Strichen hinwiederum zeichnet sie die kleine Herzlieb sorgt um den jungen Aar das gewaltige Naturereignis, daß so viele in und es ist sein Sekretarius, dessen Frau sie Gefahr brachte; aber eigene Tatkraft und festes wird, während ihre Schwester Rosenroth den Gotioertrauen sind die R eliung der Abgetrie­ jungen Dr. Stewart Vierhantl bekommt. Er­ benen. Und ein warmempfindendes Herz, innige reichen so die beiden Töchter des verstorbenen Heimatliebe und echter Gottesglaube zeichnen Gemeindearztes Guldenkraut von Schottenfeld auch die Dichterin aus. — r. — ein gesichertes Glück, so gehen im großen E is­ Abele Kmenl: Der Weg nach Wien. gänge von 1830, den ja auch Grillparzer in Romantische Geschichte eines W iener M ädels.

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