Siedlungsformen Des Burgenlandes
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ZOBODAT - www.zobodat.at Zoologisch-Botanische Datenbank/Zoological-Botanical Database Digitale Literatur/Digital Literature Zeitschrift/Journal: Burgenländische Heimatblätter Jahr/Year: 1931 Band/Volume: 4 Autor(en)/Author(s): Albrich Karl Artikel/Article: Siedlungsformen des Burgenlandes. (Schluß.) 173-189 ©Amt der Burgenländischen Landesregierung, Landesarchiv, download unter www.zobodat.at Siedlungsformen -es Durgenlandes. (Mit drei Siedlungssormenkarten.) Von Vermessungskommissär Dr. Ing. Karl Illbrich, Wien. III. (S ch lu ß .) HI. Teil. Südburgenland. Wiederbesiedlung und im Süd Der vorliegende III. Teil der Arbeit burgenland vor allem eine kroatische N eu weist ebenso wie der I. Teil (Nordburgen b e s ie d lu n g feststellbar. land) und der II. Teil (Mittelburgenland) Diese Neubesiedlung erfolgte insbeson dieser Arbeit sachlich die gleiche Gliederung dere in herrschaftlichen Waldgebieten, die auf. Dadurch wurde die Vergleichsmöglich neu gerodet werden mußten, und erfolgte keit wieder erheblich erleichtert und W ieder deshalb auch öfters in Form von Wald holungen konnten tunlichst vermieden werden. hufensiedlungen, die für diese Art der Neu Das Südburgenland deckt sich in geo besiedlung für die gesamte ostdeutsche Ko graphischer und politischer Hinsicht, wie schon lonisation sehr gebräuchlich war. Reine in den einleitenden Bemerkungen angeführt Waldhufensiedlungen aus dieser Zeit, in wurde, ungefähr mit den Bezirken Ober denen sich der alte Siedlungscharakter noch wart, Güssing und Iennersdorf. heute leicht erkennen läßt, sind N e u - Für die ältere Siedlungsgeschichte des h a u s i.d .W ., Harmisch, Punitz, St. Südburgenlandes bis zu den Türkenkriegen Kathrein und Schallendorf. H ie- sind im wesentlichen ebenfalls die D aten her gehören ferner die Orte Gülten dach, maßgebend, die in den einleitenden Be Krottendorf b. G., Neuberg und merkungen gegeben wurden. Der Einfluß Tudersdors, die heute zwar Wald der Türkenkriege auf die Siedlungsge husen - Gewannsiedlungen darstellen, die schichte und S ied lu n g sfo rm en des S ü d zweifellos aber als reine Waldhusen burgenlandes bildet sich wieder in einer siedlungen begründet wurden. neuen und bemerkenswerten Form aus. Außer diesen erwähnten Beispielen Während durch die Türkenkriege viele schon wurden aber auch zahlreiche Orte nach bestandene deutsche Siedlungen verwüstet dem Gewannsystem begründet. und nach Vertreibung der Türken im Nord Eine weitere Besonderheit des Süd burgenland vor allem im Kolonialstil mit burgenlandes gegenüber dem Nord- und Kroaten förmlich neu wieder begründet Mittelburgenland liegt in seiner Beziehung wurden und im Mittelburgenland solche zu den benachbarten innerösterreichischen Orte mit Erhaltung der alten Grundrisse Gebieten. Während sich im Nordburgen mit Kroaten wieder besiedelt wurden, ist land im allgemeinen eine passive Bindung im Südburgenland vor allem auch eine zu den angrenzenden niederösterreichischen Neubesiedlung, die in Form zahlreicher Gebieten feststellen läßt, die sich darin Ortsgründungen vor sich ging, feststellbar. äußert, daß beiderseits der Grenze die Im Südburgenland scheint die Kroaten- gleichen Siedlungsformen vorkommen und ansiedlung also nicht so sehr den Zweck im Mittelburgenland keine Bindung gegen gehabt zu haben, die durch die Türken die benachbarte bucklige Welt besteht, da einfälle dezimierte Bevölkerung zu ergänzen, an der Grenze ganz verschiedene Siedlungs als vielmehr den aus ihren südlichen W ohn formen aneinander stoßen, ist im S ü d gebieten vertriebenen Kroaten eine dauernde burgenland sogar eine aktive Verbindung neue Heimat zu schassen. Die alten Wohn zu den angrenzenden oststeirischen Gebieten gebiete dieser Kroaten hatten ja noch länger feststellbar. Auch H a b e r l a n d t führt in unter türkischer Herrschaft zu leiden, so (4) diesen Einfluß, der sich besonders in daß diese Umsiedlung verständlich wird. der Art der Gehöstgestaltung deutlich be Im Nordburgenland ist also vor allem merkbar macht, an. eine kroatische Wiederbegründung, Als planliche Unterlage für den vor im Mittelburgenland eine kroatische liegenden III. Teil dienten selbstverständlich 173 ©Amt der Burgenländischen Landesregierung, Landesarchiv, download unter www.zobodat.at wieder die ältesten vorhandenen Kataster- beit über dieses Fachgebiet stellt die un pläne, die durchwegs im Maßstabe 1:2880 gedruckte Grazer Dissertation „Siedlungs kartiert sind. Diese Katasteraufnahmen geographie des Südburgenlandes" von F. wurden im Südburgenland in den Jahren Wehofsich (1927) dar, die im folgenden 1856— 59 durchgeführt und die Blätter kurz als (6) zitiert wird. Diese mit viel Fleiß erliegen im Mappenarchive in Wien. Fer und Liebe gearbeitete Dissertation enthält ner wurde ebenfalls wieder die Josefini ein ganz ansehnliches, wenn auch nach ganz sche Militäraufnahme (Maßstab 1:28.800), anderen Gesichtspunkten behandeltes Ka die im Südburgenland in den Jahren pitel über Flur- und Siedlungssormen. 1784— 85 erfolgte, und die Franziszeische Die Arbeit „Eine Studienreise des geo Militäraufnahme (Maßstab 1:28.800), die graphischen Institutes der Universität Graz aus den Jahren 1844 und 1853—54 in das südliche Burgenland" von M. S i stammt, herangezogen. tz aritsch in der Kartographischen Zeitschrift, D ie gegenwärtige Form der Sied 1922, wird immer kurz als (7) zitiert lungen kann von den ungefähr 190 süd und behandelt ebenfalls von einer Reihe burgenländischen Orten zur Zeit nur von von Orten des Südburgenlandes die Sied ungefähr 60 Orten, die seit 1928 neu lungsformen. allerdings mehr vom geo vermessen wurden, aus Plänen studiert graphischen Standpunkte aus. Ferner sei werden. Diese modernen Katasterpläne wieder die schon im II. Teil mit (4) be haben zumeist den Maßstab 1:2000 und zeichnete „Topographie Bd. 26" von A. erliegen im Bundesvermessungsamte in K a b e r l a n d t angeführt. Diese behandelt W ien . in bezug auf die Siedlungsformen aller Von den übrigen Gemeinden liegen dings nur mehr den Bezirk Oberwart in vorläufig keine modernen Katasterpläne der gleich ausführlichen Weise wie das vor, da deren Neuverm essung erst im Z uge Nord- und Mitkelburgenland. Der Bezirk ist, so daß in diesen Fällen noch die alten, Güssing wird leider nur mehr mit einigen total überholten Blätler behelfsmäßig ver Zeilen abgetan und der Bezirk Jenners wendet werden müssen, was übrigens ein dorf ist überhaupt nur mehr durch die sprechendes Beispiel für die seinerzeitige Abschnittsüberschrift angedeutet. Diese un Vernachlässigung dieses deutschen Grenz gleichmäßige Behandlung läßt den Namen gebietes durch die ungarische Verwaltung „Topographie" allerdings nicht mehr ganz ge ist. Für alle diese Gemeinden kann die rechtfertigt erscheinen. Schließlich sei unter (8) neuere Entwicklung des Ortsbildes nur das neu erschienene, ausgezeichnete „Kand- durch Studium an Ort und Stelle erhoben wörterbuch des Grenz- und Auslanddeutsch werden, was vom Verfasser in den meisten tums," Bd. I, Lief. 9, angeführt, in dem Fällen auch durchgeführt werden konnte. das Burgenland von einer Reihe von Von bereits vorhandener Literatur Fachleuten bearbeitet wurde. Das Sied wären insbesonders fünf Arbeiten hervor lungsbild des Burgenlandes wird darin zuheben. An erster Stelle die außerordent von F . W ehofsich behandelt, allerdings lich gediegene Arbeit von I. R. Bünker zu w enig umfangreich und w ohl zu sehr „Typen von Dorfsturen an der dreifachen verallgemeinert. Ein genauerer Aberblick Grenze von Niederöskerreich, Ungarn (Bur über die Siedlungsformen des Burgen genland) und Steiermark" in den „Mit land es ist daraus nicht zu gew innnen. teilungen der Anthropologischen Gesellschaft Sehr hübsch und vortrefflich gelungen ist in Wien." Bd. XXX, Jg. 1900, die im aber die Darstellung der Besiedlungs folgenden immer mit (5) bezeichnet wird. geschichte in Abschnitt IV/l von E. Diese Arbeit stellt ein Musterbeispiel be Klebel, wobei mit Kilse der beigegebenen züglich der Analysierung von Flurformen Karten die sehr verwickelten Besiedlungs dar und ihr Wert wird nicht beeinträchtigt, epochen außerordentlich anschaulich geschil wenn manche der darin ausgesprochenen dert werden. Ergebnisse nach dem heutigen Stande der Städtische, und zwar kleinstädtische Siedlungssormenforschung als überholt Siedlungsformen können im Südburgen gelten können. Eine weitere schätzbare Ar land an den drei Beispielen Rechnih, 174 ©Amt der Burgenländischen Landesregierung, Landesarchiv, download unter www.zobodat.at Pinkafeld und Schlaining, die üb- es zu Beginn des 14. Ihdts. gegründet rigens alle drei politisch Märkte sind, worden. Im Anschluß an das Barockschloß vorgeführt werden. liegt gegen Westen der Kirchenplatz mit Rechnitz stellt eines der interessantesten den Ausmaßen 40X90 m mit der katho- Probleme der südburgenländischen Sied- lischen Kirche in der Plahmitte und un- lungssormen dar Es wurde deshalb auch mittelbar daran anschließend ein Markt als Planbeispiel beigegeben. Nach (8) ist platz mit den Ausmaßen 55X80 m, die Ös/üc/r.- L/'er'ia/r§e/'. also beide städtebaulich Rechteckplähe mit primäre Anlage darstellt, läßt sich nun mit den Seitenverhältnissen 1:2 und 2:3 sind. Kilse der vergleichenden Siedlungsformen- Die Baublöcke der Stadt sind ziemlich sorschung lösen. Im nördlichen Niederöster regelmäßig rechteckig und eng verbaut. reich wurde nämlich von A. Klaar eine D as Straßennetz ist also, w ie m an a u s vollständig gleichartige Siedlung in seiner dem Planbeispiel entnimmt, mit Berück im I. Teil dieser Arbeit zitierten Abhand sichtigung des Schlosses