Kreistagsvorlage 2018/438

Neuordnung der Straßenmeistereien

Dezernat: Dezernat 5 Bereich/Abt.: Straßenbau Verfasser: Hehr, Jürgen Helmut Riegger Landrat

1. Verwaltungs- und Wirtschaftsausschuss zur Vorberatung am 05.03.2018 nicht öffentliche Sitzung 2. Kreistag zur Entscheidung am 19.03.2018 öffentliche Sitzung

Anlagen: IMAKA-Gutachten Kurzfassung

Antrag:

Der Kreistag fasst auf der Grundlage des IMAKA-Gutachtens den Grundsatzbeschluss zur Neuordnung der Straßenmeistereien. Diese beinhaltet den Neubau einer Straßenmeisterei im nördlichen Bereich mit integrierter Zentralwerkstatt sowie Winterdienststützpunkt im Bereich Ost; außerdem den Neubau einer Straßenmeisterei im südlichen Bereich mit Ausbau des Stützpunktes als Winterdienststützpunkt bzw. Ganzjahresstützpunkt.

Hierzu ermächtigt der Kreistag die Verwaltung, vertiefte Planungen aufzunehmen.

Zur Unterstützung der Verwaltung wird ein interfraktionell besetzter projektbegleitender Bauausschuss eingerichtet.

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Begründung zur Kreistagsvorlage 2018/438

Ziel: Die Straßenmeistereien sollen an geeigneten Standorten auf einen modernen, zukunftsweisenden und den Arbeitsanforderungen gerechten Stand gebracht werden. Hierzu benötigt die Verwaltung den Auftrag, nach der Begutachtung der Bedürfnisse und möglichen Standorte durch die Firma IMAKA in die vertiefte Planung einzusteigen. Die Verwaltung bittet um Unterstützung durch einen interfraktionellen projektbegleitenden Kreistagsausschuss.

Hintergrund/Vorgeschichte: Der Straßenbetriebsdienst des Landratsamtes wird derzeit von den zwei Straßen- meistereien (SM) (Wimberg) und mit zusätzlichen Standorten in Althengstett und Simmersfeld betrieben. Bereits im Zuge der Verwaltungsreform 2005 wurde der Straßenbetriebsdienst auf diese 2 Straßenmeistereien reduziert mit jeweils einer Betreuungslänge von 321 bzw. 327 km. Von der SM Calw wird der nördliche, von der SM Nagold der südliche Landkreisteil betreut. Am Standort Althengstett ist zudem die Zentralwerkstatt des Landkreises untergebracht. Daneben existiert vor allem zur Gewährleistung des Winterdienstes ein weiterer Stützpunkt in Simmersfeld.

Mit der Verwaltungsstrukturreform (VRG vom 01.07.2004) sind die Liegenschaften des Straßenbetriebsdienstes mietweise auf den Landkreis Calw übergegangen. Der Erstattungsbetrag ist im Verwaltungsstrukturreformgesetz (VRG) geregelt.

Alle Immobilien befinden sich im Eigentum des Landes. Der Landkreis hat die Flächen und Gebäude vom Land angemietet und zahlt dem Land für alle Liegenschaften 145.000 € Miete pro Jahr. Die Zusammenarbeit mit dem Land als Eigentümer (Vermögen und Bau) gestaltet sich seit Jahren schwierig.

Die Gebäude stammen aus den 60er bis 80er Jahren und sind zum großen Teil in einem sehr schlechten Zustand. Angesichts der intensiven Nutzung sind die Liegen- schaften als Betriebs- und Arbeitsstätten für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der SM mittelfristig nicht mehr tragbar.

Zudem entsprechen insbesondere die Gebäude und Lagerhallen angesichts geänderter Nutzungsanforderungen (größere Fahrzeuge etc.) in keiner Weise mehr dem aktuellen Bedarf und den modernen Anforderungen an effiziente Arbeitsabläufe.

Aus all diesen Aspekten heraus ergibt sich ein Handlungsbedarf zur Neuordnung der Straßenmeistereien.

In den vergangenen beiden Jahren ruhte das Thema, während das Land im Rahmen einer großen Organisations- und Wirtschaftlichkeitsuntersuchung (OWU) prüfte, den Straßenbau bzw. den Straßenbetriebsdienst wieder aus den Landratsämtern heraus zu lösen und als staatliche Behörde zu organisieren.

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Die OWU ist mittlerweile abgeschlossen mit dem Ergebnis, dass der Straßenbau bei den Landratsämtern verbleibt. Auch die vom Bund beschlossene Einrichtung einer Bundesinfrastrukturgesellschaft wird im Landkreis Calw keine Auswirkungen auf den Straßenbetriebsdienst haben, nachdem das Land Baden-Württemberg weiterhin die Auftragsverwaltung für die Bundesstraßen übernehmen möchte und damit nur die Bundesautobahnen in die Bundesinfrastrukturgesellschaft übergehen.

Vor dem Hintergrund der akuten Sanierungsbedürftigkeit der vom Land angemieteten Infrastruktur für die Straßenmeistereien des Landkreises steht die Verwaltung vor der Entscheidung, die Liegenschaften zu kaufen und zu sanieren, aufzugeben und selbst neu zu bauen oder das Land im Rahmen der Miete zu einer Sanierung zu drängen. Hierzu hat der Verwaltungs- und Wirtschaftsausschuss am 08.05.2017 (VWA 2017/104) die Verwaltung mit der Vergabe eines Auftrags zur organisatorischen und wirtschaftlichen Untersuchung des Straßenbetriebsdienstes beauftragt. Der Auftrag wurde an die Fa. IMAKA erteilt, die bereits 2005/2006 eine Organisationsuntersuchung zur Optimierung des Straßenbetriebsdienstes in den bestehenden Strukturen durchgeführt hatte.

Sachverhalt/Begründung: Die einzelnen Ergebnisse der Organisationsuntersuchung der Fa. IMAKA sind der Anlage zu entnehmen. Folgende Kernaussagen sind darin enthalten:

Sanierung/Erweiterung: IMAKA kommt zum Ergebnis, dass eine Sanierung und Erweiterung nicht mehr zweckmäßig ist. Zur Begründung wird auf den sehr schlechten Zustand in Einfachbauweise verwiesen, den schlechten Zustand der baulichen und technischen Einrichtungen und die technischen Entwicklungen, wie z.B. wesentlich höhere und längere LKW.

Räumliche und organisatorische Struktur: Die Einrichtung einer großen zentralen Straßenmeisterei wurde eingehend beleuchtet. Es wurden Modellrechnungen erstellt, um die verlängerten unproduktiven Fahrzeiten zu ermitteln. Aufgrund der hohen Produktivitätsverluste wurde diese Struktur- und Standortalternative verworfen. IMAKA kommt zum Ergebnis, dass das jetzige System in Bezug auf Topografie, Tälersituation, Stichstraßen, Verteilung zwischen Hauptverkehrsverbindungen und ländlichem Raum relativ ausgeglichen ist. Die jetzige Lage ist auch in Bezug auf den Winterdienst und die angestrebten Umlaufzeiten von bis zu drei Stunden bis zum Beginn des morgendlichen Berufsverkehrs in räumlicher und betrieblicher Hinsicht vorteilhaft. Es wird daher weiterhin eine Straßenmeisterei im nördlichen Bereich und eine Straßenmeisterei im südlichen Bereich mit den erforderlichen Stützpunkten bzw. Salzladestellen benötigt.

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Zentralwerkstatt: Die Zentralwerkstatt ist leistungsfähig, kostendeckend, wirtschaftlich und für den Landkreis Calw insgesamt unverzichtbar. Für die gegebene Produktvielfalt ist extern keine ausreichende Dichte und kurzfristige Erreichbarkeit sämtlicher Anbieter/Fabrikate gegeben. Auch eine kurzfristige Reparatur von Winterdienstfahrzeugen und –Anbaugeräten wäre bei einer externen Vergabe dieser Arbeiten nicht mehr möglich. Eine Zentralwerkstatt wird daher zwingend weiterhin benötigt. Diese sollte in die nördliche Straßenmeisterei integriert werden.

Flächenbedarf: Für eine nachhaltige Lösung ist ein Grundstückflächenbedarf von mind. 12.000 m² (ohne Zentralwerkstatt) bis 14.000 m² (mit Zentralwerkstatt) erforderlich.

Standortalternativen: Bei allen Städten und Gemeinden des Landkreises wurden verfügbare Flächen mit dem erforderlichen Flächenbedarf abgefragt. Sämtliche Grundstücke wurden mit einer Nutzwertanalyse (NWA) bewertet. Zentrales Entscheidungskriterium bildete die Lage und verkehrstechnische Anbindung, da hiervon die Reaktions- und Zugriffszeiten etc. im täglichen Betrieb abhängen.

IMAKA empfiehlt folgende Prioritäten als Standortalternativen:

Nördliche SM mit integrierter Zentralwerkstatt: 1a.Neubau Gewerbegebiet Würzbacher Kreuz (Calw); Winterdienstkooperation mit Bauhof Calw bzw. Althengstett; ggf. bei Bedarf alternativer Winterdienststützpunkt im Bereich Ost;

1b.Neubau Gewerbegebiet Zettelberg II (Rötenbach); Winterdienstkooperation mit Bauhof Calw bzw. Althengstett; ggf. bei Bedarf alternativer Winterdienststützpunkt im Bereich Ost;

2. Kauf SM Calw: Abriss, Neubau mit Vergrößerung der Fläche durch zusätzlichen Grunderwerb / Überlassung Speßhardter Weg 40 durch Landkreis Calw; Winterdienstkooperation mit Bauhof Calw bzw. Althengstett; ggf. bei Bedarf alternativer Winterdienststützpunkt im Bereich Ost;

Südliche SM: 1. Neubau neben der L 362 (ehem. B 28) beim Bernecker Tankhof (); Kauf, Sanierung und Erweiterung oder Sanierung und Erweiterung Winterdienststützpunkt Simmersfeld durch Vermieter;

2. Neubau Gewerbegebiet Eisberg (Nagold); Kauf, Sanierung und Ausbau zum Ganzjahresstützpunkt Simmersfeld oder Sanierung und Ausbau durch Vermieter;

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Eigentümer des Grundstücks beim Berrnecker Tankhof (1. Priorität einer südlichen SM) ist der Freiherr von Gültlingen als Privateigentümer. Nach ersten Gesprächen ist er nur unter der Voraussetzung eines Alternativgrundstücks für ein Holz-Nasslager zur Abgabe des Grundstücks bereit.

Der Standort der zweiten Priorität im Gewerbegebiet Eisberg stellt aufgrund der Randlage mit langen Reaktions- und Zugriffszeiten keine Ideallösung dar und macht zudem den Ausbau des Winterdienststützpunktes Simmersfeld zum Ganzjahresstützpunkt erforderlich. Daher sollte für den Fall, dass sich die Straßenmeisterei nicht am Bernecker Tankhof realisieren lässt, nochmals intensiv Ausschau nach alternativen Standorten in zentraler Lage mit guter verkehrstechnischer Anbindung gehalten werden.

Mit dem Land (Vermögen und Bau) fand am 19.01.18 ebenfalls ein Gespräch statt. Vermögen und Bau hat zur Wertermittlung der Grundstücke und Liegenschaften in Nagold, Calw, Althengstett und Simmersfeld Aufträge zur Gutachtenermittlung durch die Gutachterausschüsse der betroffenen Städte und Gemeinden vergeben.

Finanzielle Auswirkungen: Es ist von einem Gesamt-Investitionsvolumen in Höhe von rd. 20 Mio. € auszugehen. Ausgehend von rd. 18 Mio. € Gesamt-Herstellungskosten (ohne Grunderwerb) und einer 50 – 80 jährigen Abschreibungs- und Nutzungsdauer ergeben sich Abschreibungen in Höhe von 225.000 bis 360.000 €/Jahr.

Hinzu kommt bei einer durchschnittlichen Finanzierung/Kapitalbindung während der Abschreibungs-/Nutzungsdauer inkl. Grunderwerb von 10 Mio. € und einem Zins von 2 % ein Zinsaufwand von 200.000 €/Jahr. Insgesamt müsste mit 425.000 bis 560.000 €/Jahr gerechnet werden.

Bei einer Sanierung der einzelnen Hallen durch das Land mit einem Sanierungsbedarf von mind. 2 bis 3 Mio. Euro/Standort müsste mit den vom Land bereits angekündigten Mieterhöhungen mit einer Kaltmiete zwischen 490.000 und 670.000 €/Jahr gerechnet werden.

Dies stellt jedoch keine Option dar, da aufgrund der technischen Entwicklung (größere LKW etc.) die Sanierung im Bestand kein Ersatz für den für den bedarfsbezogenen Neubau ist. Der Kostenerstattungsbetrag gemäß VRG für die Mietkosten in Höhe von 142.720 €/Jahr steht zur Refinanzierung der jährlichen Kosten weiterhin zur Verfügung.

Verschiedene Finanzierungsoptionen werden geprüft. Zum einen käme eine Eigenfinanzierung durch Kreditaufnahme, zum anderen ein Finanzierungsmodell über einen Investor in Frage.

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Im Kreishaushalt I542000005 sind für 2018 und 2019 jeweils Planungsmittel in Höhe von 300.000 € vorgesehen.

Veranschlagung der Finanzmittel im laufenden Haushaltsjahr Die Planungsmittel sind im Haushaltsjahr 2018/19 veranschlagt Die Mittel reichen nicht aus. Deckung über:

Es sind keine Mittel veranschlagt. Deckung über: Teilhaushalt: Produktgruppe: Produkt/Kostenstelle:

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