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Zoologisch-Botanische Datenbank/Zoological-Botanical Database

Digitale Literatur/Digital Literature

Zeitschrift/Journal: Entomologie heute

Jahr/Year: 2015

Band/Volume: 27

Autor(en)/Author(s): Walter Sebastian

Artikel/Article: Etwa 11 500 Jahre alte Darstellungen von Hymenopteren aus Obermesopotamien (Körtik Tepe, SO Türkei): Neue Bestimmungsversuche und Interpretation. About 11 500 Years Old Images of from Upper Mesopotamia (Körtik Tepe, SE Turkey): New Determination Efforts and Interpretation 125-148 Etwa 11 500 Jahre alte Darstellungen von Hymenopteren aus Obermesopotamien 125

Entomologie heute 27 (2015): 125-148

Etwa 11 500 Jahre alte Darstellungen von Hymenopteren aus Obermesopotamien (Körtik Tepe, SO Türkei): Neue Bestimmungsversuche und Interpretation

About 11 500 Years Old Images of Hymenoptera from Upper Mesopotamia (Körtik Tepe, SE Turkey): New Determination Efforts and Interpretation

SEBASTIAN WALTER

Zusammenfassung: Am südostanatolischen Körtik Tepe, einem Siedlungshügel nahe der Einmün- dung des Batman in den Tigris, wurden frühneolithische Flachreliefs und Ritzzeichnungen gefun- den, die vermutlich Insekten zeigen. Einige wurden von den Archäologen als Bienen interpretiert. Die hier vorgestellte vergleichende Analyse von fünf Figuren legt die Abbildung von aculeaten Hymenopteren nahe. Hierfür sprechen verschiedene Merkmale, wie die Darstellung vermutlich von Antennen, Flügeln, Wespentaille und Stachel. Aufgrund der dargestellten Morphologie und des kulturellen Kontextes erscheinen Wespen als gemeinsames Grundmotiv wahrscheinlicher als Bienen. Ein weiteres Grundmotiv aller Darstellungen scheint der Prozess der Metamorphose zu sein, mit vermutlichen Darstellungen von Puppe und Imago in der Brutzelle und Imago neben der Brutzelle. Die Figuren könnten Vorstellungen von Tod und postmortaler Existenz symbolisieren.

Schlüsselwörter: Präkeramisches Neolithikum, Südost-Türkei, frühe Insektendarstellungen, Hy- menoptera, Wespen, Bienen

Summary: At southeast Anatolian Körtik Tepe, a tell near the junction of Batman and Tigris, Early Neolithic bas-reliefs and engravings were found, probably depicting . Several of them were interpreted as bees by the archaeologists. The here presented comparative analysis of fi ve fi gures suggests the depiction of aculeate hymenopterans. This is supported by different features, like the depiction of putative antennae, wings, wasp waist and sting. Based on the depicted morphology and the cultural context, wasps appear more likely as a common basic motif than bees. Another basic motif of all images seems to be the process of metamorphosis, with supposed representations of pupa and imago within the brood cell and imago next to the brood cell. The fi gures might symbolize ideas about death and post-mortal existence.

Keywords: Pre-Pottery Neolithic, south-eastern Turkey, early representations, Hymenoptera, wasps, bees

1. Einleitung 2013; AUBERT et al. 2014). Während des Pleistozäns von jungpaläolithischen Jägern Seit den ersten fi gürlichen Darstellungen vor und Sammlern geschaffene Skulpturen von etwa 40 000–35 000 Jahren sind Tiere ein der Schwäbischen Alb, wie der berühmte zentraler Gegenstand paläolithischer Bild- Löwenmensch (Aurignacien, ca. 40 000– werke (VIALOU 1992; CONARD 2003; COOK 30 000 vor heute), oder Zeichnungen und

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Malereien von Löwe, Pferd, Nashorn, Mam- jungpaläolithischen Kunst Europas sind mut, Wisent, Auerochse, Hirsch in den Höh- nur äußerst wenige Insektendarstellungen len von Chauvet (Aurignacien), Pech-Merle überliefert (BAHN & BUTLIN 1990). Die von (Gravettien, ca. 30 000–22 000 vor heute), BAHN & BUTLIN (1990) zusammengetrage- Lascaux, Niaux und Altamira (Magdalénien nen zehn Funde aus Deutschland, Belgien, ca. 19 000–14 000 vor heute) sind als her- der Schweiz und Frankreich entstammen ausragende Kunstwerke bekannt (VIALOU wohl überwiegend dem Magdalénien. Ne- 1992; ARCHÄOLOGISCHES LANDESMUSEUM ben dreidimensional gearbeiteten Objekten BADEN-WÜRTTEMBERG & ABTEILUNG ÄLTERE aus Stein oder Knochen sind auch Ritz- URGESCHICHTE UND QUARTÄRÖKOLOGIE DER zeichnungen überliefert. Die vermutlichen EBERHARD KARLS UNIVERSITÄT TÜBINGEN Insektendarstellungen sind nur wenige 2009; COOK 2013). Tiere waren für die Zentimeter groß. Eine Ritzzeichnung gibt damaligen Menschen ein zentraler Bestand- mit großer Sicherheit eine Springschrecke teil ihrer Umwelt. Sie waren als Jagdbeute wieder. Eine andere Ritzzeichnung könnte wichtige Lebensgrundlage, stellten teilweise nach Ansicht der Archäologen vielleicht eine aber auch eine Gefahr für den Menschen Ameise darstellen (es könnte sich jedoch dar. Die jungpaläolithischen Bildwerke auch um ein anderes Insekt, zum Beispiel zeigen zumeist große Säugetiere, Vögel einen Käfer, handeln). Ein Objekt wurde und Fische, welche der regionalen Tierwelt als Abbildung der Larve von Oedemagena entnommen wurden (SERANGELI 2009). Da tarandi (nach heutiger Nomenklatur Hypoder- die Häufi gkeit der Abbildung bestimmter ma tarandi, Rentierdasselfl iege) beschrieben. Tiere im Allgemeinen nicht deren natürli- Die meisten dieser Darstellungen wurden chem Auftreten oder deren Bedeutung für als Käfer interpretiert, so als Dytisciden die Ernährung entspricht, standen bei der (Schwimmkäfer), Necrophoren (nach heuti- Motivauswahl wohl andere Kriterien im Vor- ger Nomenklatur Nicrophorus, Totengräber), dergrund (HAHN 1986; VIALOU 1992; COOK Coccinelliden (Marienkäfer), Buprestiden 2013). Es wurden „vor allem kräftige, vor (Prachtkäfer) oder Carabiden (Laufkäfer) Lebenskraft strotzende Tiere abgebildet“ und nicht näher bestimmte Coleopteren. (SERANGELI 2009, S. 247). SERANGELI (2009, Die Bildwerke sind meistens sehr reduziert S. 247) sieht darin vor allem den Wunsch, und abstrahierend gestaltet. Es sind grob die „mit der Tierwelt in Kontakt“ zu treten und Körperumrisse wiedergegeben und teilweise sich ihrer zu „bemächtigen“, mit dem Mittel Körpersegmentierung, Flügel, Farbmuster, der Abbildung als „‚magische Handlung‘“ Augen oder Atemöffnungen, bei den Ritz- „Kontrolle“ auszuüben. Nach HAHN (1986) zeichnungen auch Beine angedeutet. Die wurden mit den Tieren vielleicht Ordnungs- dargestellten Tiere sind nur schwer bestimm- strukturen der Welt dargestellt, wobei sich bar; vielfach ist selbst die Interpretation als der Mensch als Jäger mit Raubtieren und Insekt fraglich. Wie Durchlochungen bei anderen ‚Kraft- und Macht‘-Tieren gleich- einigen dieser Objekte schließen lassen, setzte. Weitere Deutungsansätze sehen die wurden sie vermutlich zumindest teilweise Tierdarstellungen unter anderem im Kon- als Anhänger oder auf Kleidungsstücke text von Schamanismus, Ahnenkult oder aufgenäht getragen (BAHN & BUTLIN 1990; Initiationsriten (CONARD 2003; FLOSS 2009; BELLES 1997). DINGFELDER (1961, S. 92) COOK 2013). vermutete, dass Aaskäfer (Totengräber) und Abbildungen von Insekten spielen in der Rentierdasselfl iegenlarven als Leben, das Frühzeit der figurativen Kunst nur eine aus „Tod und Zersetzung“ hervorgeht, die marginale Rolle (SERANGELI 2009). Aus Aufmerksamkeit der paläolithischen Jäger der an Tierdarstellungen äußerst reichen hervorgerufen haben könnten. Andererseits Etwa 11 500 Jahre alte Darstellungen von Hymenopteren aus Obermesopotamien 127 hielt er es aber auch für möglich, dass ins- (vgl. HELMER et al. 2004; PETERS & SCHMIDT besondere Larven von Insekten dargestellt 2004). worden sein könnten, weil sie der Ernährung Die Identifi zierung der dargestellten Tiere dienten. könnte zu einem besseren Verständnis der Beeindruckende Tierdarstellungen begegnen Bildzeichen beitragen und damit tiefere Ein- uns auch zu Beginn des Neolithikums im blicke in die Vorstellungen und Weltbilder Norden Mesopotamiens, während der ers- der ersten Neolithiker gewähren. Die früh- ten Phase des sogenannten präkeramischen neolithischen Tierdarstellungen sind Teil Neolithikums (Pre-Pottery Neolithic A, kurz eines „einzigartigen Systems von Symbolen“ PPN A, ca. 12 000–10 800 vor heute), in (STORDEUR 2010, S. 124), eines „komplexen Form von Flachreliefs, Gravierungen und steinzeitlichen Zeichensystems“ (KÖKSAL- Skulpturen. Es sind teilweise recht große SCHMIDT & SCHMIDT 2007, S. 109), das bisher Darstellungen, wie auf den Steinpfeilern erst in Ansätzen analysiert ist und welches als des Göbekli Tepe (eine 20 m hohe Erhe- wichtiger Schritt zur Entwicklung der Schrift bung nordöstlich der Stadt Şanlıurfa mit betrachtet werden kann (WATKINS 2001). megalithischen Kultanlagen des PPN A, die Im Folgenden werden einige Bildwerke seit 1995 von einem Team um den kürzlich des PPN A aus Gräbern vom obermeso- verstorbenen KLAUS SCHMIDT archäologisch potamischen Körtik Tepe analysiert, die untersucht wird; in die kreisförmigen Mau- vermutlich Insekten darstellen. Ziel war es, ern sind große, monolithische Pfeiler einge- die dargestellten Tiere genauer zu identifi zie- setzt, die Reliefs mit Bildern verschiedener ren, um so auf deren Bedeutung schließen Tiere und abstrakten Zeichen aufweisen), zu können. Die vorliegende Betrachtung aber auch kleinere auf Gefäßen, Täfelchen schließt an eigene frühere Untersuchungen und anderen Objekten aus Stein oder Kno- zu Bildwerken des nordmesopotamischen chen von verschiedenen Fundorten. Diese PPN A an (WALTER 2014), die hierdurch Bildwerke wurden durch Sammler und Jä- ergänzt werden. ger geschaffen, die am Übergang zu einer bäuerlichen Kultur standen (SCHMIDT 2006; 2. Material und Methode BADISCHES LANDESMUSEUM KARLSRUHE 2007; ÖZDOĞAN et al. 2011 a, b). 2.1. Körtik Tepe Auch deren Bildwelt ist, ähnlich der paläo- lithischen Kunst Europas, (noch) geprägt Ein an möglichen Arthropoden- und insbe- durch Darstellungen von wilden Tieren. Es sondere Insektendarstellungen besonders sind zumeist kraftvolle, giftige, räuberische reicher Fundplatz ist der Körtik Tepe, ein und oft auch für den Menschen gefährli- niedriger Siedlungshügel im oberen Tigris- che Tiere. Neben verhältnismäßig großen Tal in der türkischen Provinz Diyarbakır Vertretern von Säugetieren, Vögeln und (37°48‘51.90” N, 40°59‘02.02” E) (Abb. Schlangen sind an mehreren Fundorten des 1). Seit dem Jahr 2000 durchgeführte ar- PPN A auch Darstellungen recht kleiner chäologische Grabungen unter der Leitung Tiere, insbesondere von Skorpionen und von VECIHI ÖZKAYA erbrachten eine spät- wohl weiteren Arthropoden, zu fi nden. Ein epipaläolithisch-frühneolithische Siedlung. Teil könnte Insekten abbilden (HELMER et 14C-Datierungen ergaben kalibrierte Alter al. 2004; PETERS & SCHMIDT 2004; STORDEUR von etwa 11 700 bis 11 300 Jahren vor heute, 2010). Wie bei den paläolithischen vermutli- die Siedlung datiert also auf den Übergang chen Insektendarstellungen erschwert auch von Pleistozän zu Holozän (BENZ et al. 2011; bei diesen Bildwerken die abstrahierende ÖZKAYA & COŞKUN 2011; KÖRTIKTEPE 2012). Darstellung eine taxonomische Einordnung Die archäologischen Befunde lassen sich

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Abb. 1: Karte mit den im Text erwähnten Orten in Südost- und Zentralanatolien (Grafi k: S. WALTER). Fig. 1: Map with locations in south-eastern and central Anatolia mentioned in the text (Graphics: S. WALTER). der Kultur des PPN A zuordnen. Die SCHMIDT & SCHMIDT 2007; SCHMIDT 2007b; Menschen lebten als Jäger und Sammler in ÖZKAYA & COŞKUN 2011; K3: ÖZKAYA & einer dauerhaften Siedlung, wie die große COŞKUN 2011; K4: COŞKUN et al. 2010). Drei Anzahl an Rundhäusern belegt. Vielfach dieser Bildwerke (K1, K2, K3) könnten nach wurden Tote innerhalb der Häuser unter Meinung der Archäologen Bienen zeigen dem Fußboden bestattet. Über 400 Skelette (ÖZKAYA 2004; ÖZKAYA & COŞKUN 2011). Für wurden gefunden, zum größten Teil in einer diese Darstellungen wurden allerdings auch sogenannten Hocker- oder Halbhocker- Säugetiere als Motiv vermutet (ÖZKAYA 2004). Position. Oft wurden der Leichnam oder Für K4 wurde nicht weiter präzisiert, welches das Skelett ganz oder teilweise mit Gips Insekt hier dargestellt sein könnte. Eine mit K4 umhüllt (ÖZKAYA 2009; ÖZKAYA & COŞKUN verbundene Darstellung (K5) wurde bisher als 2011; KÖRTIKTEPE 2012). Fisch interpretiert (COŞKUN et al. 2010). In diesen Gräbern wurde „eine große An- zahl von Steinartefakten mit abstrakten […] 2.3. Analysemethode Tierfi guren“ entdeckt, von denen vermutet wird, „dass sie rituelle Funktion hatten“ Die fünf oben erwähnten Darstellungen (ÖZKAYA 2004, S. 590). Bei einer ganzen wurden einer neuerlichen Betrachtung un- Reihe dieser Figuren handelt es sich wohl terzogen, mit dem Ziel eventuell genauer zu um Abbildungen von Insekten. klären, ob und welche Insekten abgebildet sein könnten. 2.2. Die Darstellungen Die Originalobjekte befi nden sich im Ar- chäologischen Museum von Diyarbakır, Im Folgenden werden fünf vermutliche Tier- Türkei. Die Untersuchung wurde anhand darstellungen vom Körtik Tepe eingehender von Fotografi en der Objekte durchgeführt, untersucht. Zwei auf einer Knochenplakette welche freundlicherweise durch Prof. Dr. eingravierte Darstellungen (K4, K5, Abb. 2A, VECIHI ÖZKAYA und Dr. AYTAÇ COŞKUN, B) sowie drei Flachreliefs auf Steintäfelchen Abteilung für Archäologie, Dicle Universität, (K1, K2, K3, Abb. 3A–C). Vier dieser Dar- Diyarbakır, zur Verfügung gestellt wurden, stellungen (K1, K2, K3, K4) sollen Insekten ergänzt durch weitere, publizierte Fotogra- abbilden (K1, K2: ÖZKAYA 2004; KÖKSAL- fi en und Zeichnungen der Objekte (z. B. in Etwa 11 500 Jahre alte Darstellungen von Hymenopteren aus Obermesopotamien 129

ÖZKAYA 2004; BADISCHES LANDESMUSEUM weiterer, zumeist relativ sicher identifi zierter, KARLSRUHE 2007; COŞKUN et al. 2010; ÖZ- Tierfi guren auf anderen Bildwerken des KAYA & COŞKUN 2011; KÖRTIKTEPE 2012). PPN A (anhand von Bildmaterial des Göb- Im Fokus der Analyse standen die unter- liki Tepe-Projekts am DAI Berlin, welches schiedlichen bisher geäußerten Vermutun- durch Prof. Dr. KLAUS SCHMIDT bereitgestellt gen zur Identität der dargestellten Tiere. wurde, sowie publizierten Fotografi en und Zentrale Fragen waren also, ob (besonders Zeichnungen, z. B. in HELMER et al. 2014; bei K1, K2 und K3) eher Säugetiere – PETERS & SCHMIDT 2004; SCHMIDT 2006; insbesondere Schaf, Ziege, Hund – oder BADISCHES LANDESMUSEUM KARLSRUHE 2007, ein Gliedertier, insbesondere ein Insekt, ÖZDOĞAN et al. 2011a, b; BECKER et al. 2012). dargestellt ist, ob es sich teilweise (K4) Unter Einbeziehung der spezifi schen Be- um eine Spinne handeln könnte (wie dies dingungen von Kultur und Umwelt erlaubt für zu K4 ähnliche Figuren vom Göbe- dieses Vorgehen, zwischen wahrscheinli- kli Tepe vermutet wurde), ob eine Biene cheren und weniger wahrscheinlicheren oder ein bienenähnliches Insekt als Motiv Interpretationen zu unterscheiden. wahrscheinlich ist (wie bisher für K1, K2 Um den interpretativen Charakter zu ver- und K3 als wahrscheinlich erachtet) und deutlichen, werden mit anatomischen Be- ob sich im Arthropodenkontext eventuell griffen bezeichnete Elemente der Figuren eine andere Interpretationsmöglichkeit für – falls nicht anderweitig als Interpretation K5 (bisher als Fisch interpretiert) ergibt. gekennzeichnet – im Folgenden in einfache Außerdem sollte geprüft werden, ob es sich Anführungszeichen gesetzt. bei den verschiedenen Darstellungen um ein gemeinsames Motiv handeln könnte. Dies 3. Ergebnisse wurde von ÖZKAYA und COŞKUN (2011) für K1, K2 und K3 vermutet; SCHMIDT 3.1. Darstellung K4 (2007b) sah Verbindungen zwischen K1 und K2 und von ihm als Insekten oder Spinnen Abbildung 2A zeigt die Zeichnung eines gra- angesprochenen (SCHMIDT 2006; SCHMIDT vierten Knochentäfelchens (ca. 6 x 12 cm), 2007a) Darstellungen vom Göbekli Tepe das in einem Grab gefunden wurde. Grau (unter anderem der hier als G1 bezeichneten wiedergegeben ist die Fläche des erhaltenen Darstellung). Täfelchens. Gravierungen und Bruchspuren Die Analyse basiert auf den wiedergege- sind schwarz gezeichnet. Das Täfelchen ist benen morphologischen Merkmalen. Da zerbrochen und nur teilweise erhalten. In es abstrahierende Kunstwerke sind, ist die verschiedenen Bereichen (insbesondere links Möglichkeit einer eindeutigen Bestimmung in der Mitte) ist die ursprüngliche Oberfl äche im Vergleich zu natürlichen Objekten deut- abgesplittert. Im rechten Bereich sind drei lich reduziert und die Nutzung zoologischer verschiedene Figuren zu erkennen, die sich Bestimmungsschlüssel kaum möglich. Die anscheinend spiegelsymmetrisch im linken, im Bildwerk dargestellte Morphologie nur teilweise erhaltenen Bereich wiederholen. wurde zum einen anhand von Abbildungen COŞKUN et al. (2010, S. 66) haben vorgeschla- und Beschreibungen in Lehrbüchern und gen, dass diese drei Figuren (von der Mitte zusammenfassender sowie spezifischer ausgehend nach rechts beziehungsweise links) Literatur der zoologischen und entomolo- als „Wels (Silurus triostegus), […] Insekten und gischen Systematik und Taxonomie sowie […] Skorpione“ gedeutet werden könnten. Internetdatenbanken (z. B. BIOLIB, FAUNA Dass die rechte (und als kleiner Ausschnitt EUROPAEA) mit Merkmalen lebender Tiere auch ganz links erhaltene) Figur einen Skor- verglichen, zum anderen mit Merkmalen pion darstellt, ist offensichtlich, auch wenn

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A

B C Abb. 2: A, B Graviertes Knochenobjekt vom Körtik Tepe (Länge etwa 12 cm). Gesamtansicht mit Darstellungen K4 und K5 (A) und Detail mit Darstellung K4 (B) (Grafi k: S. WALTER, nach COŞKUN et al. 2010). C Vermutliche Darstellung eines Insekts (eventuell einer Mutillide) oder einer Spinne auf einem Steinpfeiler vom Göbekli Tepe (G1, Höhe der Figur ca. 20 cm. Grafi k: S. WALTER, nach BADISCHES LANDESMUSEUM KARLSRUHE 2007). Fig. 2: A, B Engraved bone object from Körtik Tepe (length approx. 12 cm). General view with representations K4 and K5 (A) and detail with representation K4 (B) (Graphics: S. WALTER, after COŞKUN et al. 2010). C Probable image of an insect (possibly a mutillid) or a spider on a stone pillar from Göbekli Tepe (G1, hight of the fi gure about 20 cm. Graphics: S. WALTER, after BADISCHES LANDESMUSEUM KARLSRUHE 2007). nur drei der natürlicherweise vier Beinpaare Das vermutliche Insekt (im Folgenden K4) ist (HJELLE 1990) wiedergegeben sind. Die in Abbildung 2 B vergrößert wiedergegeben. „ovoide“ (COŞKUN et al. 2010, S. 66) mög- Die im Bild obere Seite von K4 entspricht liche Figur eines Welses wäre wohl so zu wohl dem vorderen, die untere Seite dem verstehen, dass die obere, einfache Spitze hinteren Bereich des Tieres. Es wird ver- das Schwanzende, die untere Doppelspitze mutlich von dorsal betrachtet, so wie wir das geöffnete Maul des Fisches abbildet. Insekten zumeist wahrnehmen. Der ‚Körper‘ Etwa 11 500 Jahre alte Darstellungen von Hymenopteren aus Obermesopotamien 131 des Tieres ist in zwei Hauptteile gegliedert, ‚Antennen‘-Linien kann als Kopf angesehen die jeweils durch mehrere konzentrische werden, während die kleineren konzentri- Kreise dargestellt werden. Von beiden Seiten schen Kreise der Brust, die größeren dem des kleineren, ‚vorderen‘ Hauptteils gehen Hinterleib entsprechen. jeweils drei parallele, gerade Linien aus, die Ein auffälliges Merkmal der Figur K4 ist die etwa in einem Winkel von 45° schräg nach nur schmale Verbindung von ‚Brust‘ und ‚hinten‘ gerichtet sind. In seinem ‚vorderen‘ ‚Hinterleib‘. Eine Einschnürung im vorde- (oberen), zugespitzten Bereich entspringt ren Hinterleibsbereich, eine ‚Wespentaille‘, außerdem eine Doppellinie, die sich sofort ist das charakteristische Kennzeichen der nach links und rechts verzweigt und jeweils Taillenwespen (Apocrita), einer Unterord- in einem großen, S-förmigen Bogen bis zu nung der Hautfl ügler (Hymenoptera) (für den benachbarten Figuren verläuft. Vom einen Überblick über Hymenopteren und ‚hinteren‘, deutlich größeren Hauptteil geht ihre Merkmale siehe z. B. GAULD & BOLTON mittig eine kurze Linie zum Rand des Kno- 1988; GOULET & HUBER 1993; KÖNIGSMANN chentäfelchens nach unten. & KOCH 1994). Ein weiteres Merkmal, das Figuren, die K4 ähneln, sind auch auf für eine Taillenwespe spricht, ist die vom Pfeilern des etwa 200 km vom Körtik ‚Hinterleib‘ abgehende stachelähnliche Tepe entfernten Göbekli Tepe zu fi nden Struktur, die den Giftstachel einer aculeaten (Abb. 2C). Sie wurden ganz allgemein als Taillenwespe wiedergeben könnte. „Insekt“ bezeichnet, aber aufgrund der Der Stachel könnte auch der Ovipositor Tatsache, dass in manchen Fällen wohl vier (Legestachel) einer nicht-aculeaten Tail- Beinpaare abgebildet sind, mehrfach auch lenwespe, einer Legimme (Terebrantia) als „Spinnen“ identifi ziert (SCHMIDT 2006, sein. Extrem lange Antennen und kleiner S. 186-189; KÖKSAL-SCHMIDT & SCHMIDT Kopf könnten dann zwar sehr gut zu einer 2007, S. 106). Schlupfwespe (Ichneumonidae) passen, die Obwohl eine zweiteilige Körpergliederung Gesamtgestalt ist hierfür aber nicht schlank wie bei Darstellung K4 eher einer Spinne genug. Zu den Legimmen zählen neben (Cephalothorax, Abdomen) und nicht einem recht großen auch sehr viele kleine Arten, Insekt (Kopf, Thorax, Abdomen) entspricht, die wohl keine größere Aufmerksamkeit er- ist hier doch sicherlich ein Insekt abgebildet weckten. Aufgrund der dargestellten Gestalt (zur Morphologie von Spinnen siehe z. B. und vermutlichen Größe des Insekts sind FOELIX 2011; ALBERTI & THALER-KNOFLACH deshalb auch andere Legimmen als Motiv 2013; zur Morphologie von Insekten siehe eher unwahrscheinlich. z. B. SNODGRASS 1935/1993; WEBER 1966; Zu den aculeaten Hymenopteren zählen DETTNER & PETERS 2010; SEIFERT 2010; neben verschiedenen Wespenfamilien BEUTEL & POHL 2013). Die links und rechts auch Ameisen, Bienen und unter diesen seitlich vom ‚(Kopf-)Thorax‘-Bereich ab- Hummeln. Die Gesamtgestalt, mit dem gehenden jeweils drei Striche stehen wahr- sich zur ‚Brust‘ so deutlich verjüngenden scheinlich entweder für drei Bein- oder/und ‚Hinterleib‘, spricht gegen eine Hummel. ein bis zwei Flügelpaare. Die nach ‚vorne‘ Die Darstellung der ‚Antennen‘ entspricht abgehenden geschwungenen Strukturen wahrscheinlich nicht genau deren realer stellen vermutlich Antennen dar. Für Beine Gestalt – sie wurden sicherlich verlängert, oder Pedipalpen sind sie im Vergleich zu den um optische Verbindungen zu den Nach- anderen vermutlichen Beinen zu lang. Auch barfi guren zu schaffen –, orientiert sich der geschwungene, bogenförmige Verlauf jedoch vermutlich grundsätzlich an dieser. spricht eher für Antennen als Beine oder In einem Bogen seitlich nach hinten gerich- Pedipalpen. Der Verzweigungsbereich der tete, lange ‚Antennen‘ sprechen eher gegen

Entomologie heute 27 (2015) 132 SEBASTIAN WALTER eine Ameise als Motiv. Für Ameisen wären und sonstige Bereiche dunkelgrau. Die im Allgemeinen kürzere, vom Kopf zuerst beiden Darstellungen werden im Folgen- eher seitwärts, dann nach vorne oder unten den als K1 (Maße der Figur: 4,1 x 2,6 cm, gerichtete Antennen zu erwarten. Typisch SCHMIDT 2007b) und K2 (Maße der Figur: für Ameisenfühler ist, dass die Fühlergeißel 5,3 x 3,4 cm, SCHMIDT 2007b) bezeichnet. über einen stark verlängerten (geraden) Die Ähnlichkeit der zwei Figuren spricht Fühlerschaft am Kopf ansetzt. Hierdurch dafür, dass jeweils das gleiche Tier abgebildet erscheinen Ameisenantennen zumeist im wurde. Die Darstellungen wurden von den mittleren Bereich deutlich geknickt – und ausgrabenden Archäologen als mögliche Ab- nicht wie dargestellt gebogen (SEIFERT 1996; bildung eines Hundes oder eines schaf- oder vgl. auch Abb. bei HÖLLDOBLER & WILSON ziegenähnlichen Tieres, wahrscheinlicher 1990, 2013). Bienen haben ebenfalls eher einer Biene beziehungsweise eines bienen- kurze Antennen. ‚Körper‘-Gestalt sowie ähnlichen Insekts interpretiert (ÖZKAYA Verlauf und Länge der ‚Antennen‘ weisen 2004; ÖZKAYA & COŞKUN 2011). also, auch wenn sich die Darstellung einer Der Kopf beider Figuren (K1 und K2) weist Biene oder Ameise nicht ganz ausschließen zwei zur Seite gebogene Anhänge und einen lässt, eher auf eine Wespe hin. Ob das Insekt schnauzenartig vorspringenden ‚Mund‘-Teil gefl ügelt ist oder nicht, ist nicht eindeutig auf. Die im zentralen Bereich des ‚Kopfes‘ festzustellen. Mit einer apocriten, eventuell jeweils angebrachten punktförmigen Vertie- aculeaten Wespe wäre auch eine Flügel- fungen stellen sicherlich Augen dar. Auf der losigkeit (Apterie) oder Kurzflügeligkeit linken Seite des Tieres, vom ‚Brust‘-Bereich (Brachypterie) vereinbar. ausgehend, sind zwei doppelt genickte, N- Auch bei den teilweise als Spinnen be- förmige Linienstrukturen zu erkennen, die zeichneten Figuren vom Göbekli Tepe unterhalb des ‚Kopfes‘ beginnen und bis (Abb. 2C) kann der wespenartige Körper- zum spitz zulaufenden ‚Hinterleibs‘-Ende bau als Indiz dafür gewertet werden, dass reichen. Sie stellen wohl angewinkelte oder nicht Spinnen sondern apocrite, vermutlich an den Körper gezogene Beine dar. Auf der aculeate Hymenopteren wiedergegeben rechten Seite beider Figuren folgt eine Linie werden sollten. Da in keinem Fall als Flügel dem gebogenen Verlauf des Körpers. Bei interpretierbare Strukturen vorhanden sind, K1 sind etwa in der Mitte des gebogenen wurden Spinnenameisen (Mutillidae) als Körpers zwei Querstriche eingeritzt. Der mögliches gemeinsames Motiv vorgeschla- ‚Hinterleibs‘-Bereich ist mit fünf punkt- gen. Mutilliden sind aculeate Wespen die sich förmigen Vertiefungen versehen. Figur unter anderem durch Apterie der Weibchen K2 weist mehrere konzentrische Kreise im auszeichnen und in verschiedenen Kulturen ‚Brust‘-Bereich sowie eine direkt anschlie- symbolisch-mythologische Bedeutung besit- ßende V-förmige Einritzung auf. Bei K1 zen (WALTER 2014). Auch K4 könnte eine endet der ‚Hinterleib‘ außerdem in einer Mutillide darstellen. stachelähnlichen Struktur. Es ist vor allem die Gestalt des ‚Kopfes‘, 3.2. Darstellungen K1 und K2 welche die Ähnlichkeit mit einem Caniden (Hund) oder ‚Ovicapriden‘ (Schaf, Ovis ori- Die Abbildungen 3A und B sind Zeichnun- entalis, oder Ziege, Capra aegagrus) nahelegt gen von zwei kleinen Steintäfelchen, die (ÖZKAYA 2004; ÖZKAYA & COŞKUN 2011). jeweils als Flachrelief ausgearbeitete Tiere Recht sicher als Ovicapriden beziehungswei- in Seitenansicht abbilden. Die erhabenen se Caniden identifi zierte Darstellungen sind Flächen der Reliefs sind hellgrau wiederge- von verschiedenen Fundorten des PPN A geben, Gravierungen innerhalb der Figuren bekannt. Auf Bildwerken des Körtik Tepe Etwa 11 500 Jahre alte Darstellungen von Hymenopteren aus Obermesopotamien 133

A

B C

Abb. 3: Drei Steinobjekte vom Körtik Tepe mit Flachreliefs, die vermutlich Hymenopteren dar- stellen. A K1 (Figur ca. 4,1 x 2,6 cm), B K2 (Figur ca. 5,3 x 3,4 cm), C K3 (Figur ca. 10 x 2,7 cm) (Grafi k: S. WALTER, nach Fotografi en von S. ÖZBEY, Körtik-Tepe-Projekt). Fig. 3: Three stone objects from Körtik Tepe with bas-reliefs, which probably represent hyme- nopterans. A K1 (fi gure approx. 4.1 x 2.6 cm), B K2 (fi gure approx. 5.3 x 3.4 cm), C K3 (fi gure approx. 10 x 2.7 cm) (Graphics: S. WALTER, after photographs by S. ÖZBEY, Körtik Tepe project). sind mehrfach deutlich Ziegen zu erkennen, Darstellungen von eventuell domestiziertem am Göbekli Tepe wurden zahlreiche Ab- Hund (vgl. LICHTER 2007) und – hundeartig bildungen von Füchsen (vermutlich Vulpes anmutender – Hyäne (BECKER et al. 2012) vulpes) gefunden (HELMER et al. 2004; PETERS vor. Diese Darstellungen weichen alle recht & SCHMIDT 2004; ÖZKAYA & COŞKUN 2011; deutlich von K1 und K2 ab. Insbesondere Abb. 4A und 4B). Vereinzelt liegen auch die Gestaltung des ‚Hinterleibs‘ und die

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‚Rücken‘-Strukturen der Figuren finden Thorax kennzeichnen, die Doppellinie im hier keine Entsprechung und lassen auch mittleren Körperbereich von K1 könnte keine Übereinstimmung mit natürlichen der Kennzeichnung des Abdomens die- Merkmalen solcher Tiere erkennen (vgl. z. nen. Die schnauzenartige Gestaltung des B. FREY et al. 2015; SCHLIEMANN 2015). Auf Mundbereichs wurde als Konvention zur den ersten Blick ließe sich auch vermuten, Kennzeichnung als Tier betrachtet. Ohne dass Embryonen oder Föten eines Säugetiers genauere Begründung interpretierten sie dargestellt werden sollten. Fortgeschrittene diese Darstellungen weitergehend als die Embryonalstadien größerer Säugetiere sind Abbildung einer Biene beziehungsweise mit Körperlängen von bis zu mehreren eines bienenähnlichen Insekts (ÖZKAYA Zentimetern bereits gut erkennbar und 2004; ÖZKAYA & COŞKUN 2011). Vermutlich könnten damit von Jägern beobachtet war mit dem Begriff Biene eine Honigbiene worden sein (für einen Überblick über die gemeint – vom rezenten Verbreitungsgebiet Embryonalentwicklung von Schaf, Ziege, ausgehend Apis mellifera (CRANE 1999) –, die Hund und ähnlichen Taxa siehe ZIETSCH- in deutlich späteren Kulturen des Vorderen MANN & KRÖLLING 1955; SCHNORR & KRES- Orients und Ägyptens wichtige kulturelle SIN 2011). Auch hier bestünde jedoch unter und symbolische Bedeutung besitzen (z. B. anderem die Frage nach der anatomischen LURKER 1991a; CRANE 1999). Auch SCHMIDT Entsprechung der ‚Rücken‘-Strukturen der (2007b) und KÖKSAL-SCHMIDT & SCHMIDT Figuren (eine Fruchtblase sollte das ganze (2007) hielten K1 und K2 für ein – nicht Tier einschließen). näher identifi ziertes – Insekt mit Fühlern Die Archäologen neigten der Deutung der und Flügeln. SCHMIDT (2007b) erkannte bei Figuren K1 und K2 als Darstellungen von K1 außerdem einen Stachel, womit er wohl Insekten zu. Nach ihrer Überzeugung ge- einen Wehrstachel meinte. ben die Kopfanhänge die Antennen eines Die Darstellung des ‚Kopfes‘ mit den beiden Insekts wieder, die Rückenlinie Flügel, gekrümmten Anhängen stimmt mit der Ge- konzentrische Kreise (K2) könnten den stalt des mit Antennen ausgestatteten Kopfes

A B Abb. 4: A Vermutliche Darstellung von Wildziegen (Capra aegagrus) auf einem Steingefäß vom Körtik Tepe (Grafi k: S. WALTER, nach ÖZKAYA & COŞKUN 2011). B Darstellung eines Fuchses (vermutlich Vulpes vulpes) auf einem Steinpfeiler vom Göbekli Tepe (Grafi k: S. WALTER, nach SCHMIDT 2011). Fig. 4: A Probable image of wild goats (Capra aegagrus) on a stone vessel from Körtik Tepe (Gra- phics: S. WALTER, after ÖZKAYA & COŞKUN 2011). B Image of a fox (probably Vulpes vulpes) on a stone pillar from Göbekli Tepe (Graphics: S. WALTER, after SCHMIDT 2011). Etwa 11 500 Jahre alte Darstellungen von Hymenopteren aus Obermesopotamien 135 verschiedener Insekten recht gut überein. offenbar Flügel dar, wie dies auch von den Die ‚Schnauze‘ kann als Darstellung der Archäologen vermutet wurde (ÖZKAYA 2004; Mundwerkzeuge interpretiert werden, welche SCHMIDT 2007 b). Die keilförmige Struktur auch beim realen Insekt, zum Beispiel bei oberhalb der ‚Flügellinie‘ kann als Rücken- Hymenopteren, den Kopf oft schnauzenartig schild (Scutum und Scutellum) interpretiert verlängert erscheinen lassen (vgl. Abb. 5). werden. Die Gesamtgestalt, der schlanke ‚Körper‘ K1 weist am Ende des ‚Abdomens‘ eine und der sehr spitz zulaufende ‚Abdominal‘- spitze Verlängerung auf, die SCHMIDT Bereich entsprechen verschiedenen apocri- (2007 b) wohl zu recht als Stachel inter- ten Hymenopteren. Die V-Struktur bei K2 pretierte. Dass der ‚Stachel‘ bei einer Figur und die Querbänderung bei K1 können dargestellt ist, bei der anderen aber nicht, (ähnlich zu ÖZKAYA 2004) als Andeutung lässt vermuten, dass er normalerweise im der ‚Wespentaille‘ interpretiert werden. Körperinneren verborgen ist. Auch hier Diese Elemente könnten aber auch die könnte der Giftstachel einer aculeaten Hy- Wiedergabe einer natürlichen Musterung menoptere dargestellt sein. sein. Die Bänderung und das Punktmuster Diese auffällige Parallele zu K4 stützt eine bei K1 erinnern an Punkt- und Streifenmus- Interpretation aller drei Figuren (K1, K2 terungen, wie sie insbesondere bei aculeaten und K4) als Darstellungen des gleichen oder Hymenopteren, häufi g auftreten (vgl. Abb. eines recht ähnlichen Insekts. Da bei K4 5). Die Linie, welche jeweils auf der rechten wohl keine Flügel dargestellt sind, wurde die Seite parallel zum ‚Körper‘ verläuft, stellt Möglichkeit erörtert, es könne sich um eine

Abb. 5: Königin einer aculeaten Wespe (Vespula vulgaris) auf einem entstehenden Nest (Fotografi e F. H ORNIG, WIKIMEDIA 2013). Fig. 5: Queen of an aculeate wasp (Vespula vulgaris) on beginning nest (photograph F. HORNIG, WIKIMEDIA 2013).

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(weibliche, ungefl ügelte) Mutillide handeln. Eindruck aus vergleichbare Stellung fi ndet Eine Kombination von Stachel und vermut- sich bei den Fangbeinen von Fangheuschre- lichen Flügeln bei K1 spräche zumindest cken (Mantodea). Dieser Interpretation als hier gegen eine Mutillide (da die gefl ügelten mögliche Gottesanbeterin stehen aber die Männchen über keinen Stachel verfügen). sonstige Gestalt der ‚Beine‘ sowie andere Die Tatsache, dass die Darstellungen K1, Merkmale, wie die Länge und Ausrichtung K2 und K4 vom Körtik Tepe ein ansonsten der ‚Antennen‘, ‚Körper‘-Form und nicht recht ähnliches Tier in Lateralansicht mit zuletzt die ‚Körper‘-Haltung, entgegen (vgl. Flügeln, in Dorsalansicht aber wohl ohne z. B. DETTNER & PETERS 2010). Flügel abbilden, legt nahe, dass auch in K4 Die gekrümmte ‚Körper‘-Haltung mit ange- ein gefl ügeltes Tier dargestellt werden soll- legten Flügeln von K1 und K2 veranlasste te. Alternativ wäre auch denkbar, dass eine SCHMIDT (2007b) zu der Vermutung, dass weibliche aculeate Hymenoptere dargestellt K1 und K2 ein „Larvenstadium“ wiederge- wurde, die sowohl gefl ügelt (K1, K2) als ben. Die im Allgemeinen madenförmigen auch ungefl ügelt (K4) auftritt, wie dies für Larven von Apocriten (z. B. DETTNER & Ameisenköniginnen charakteristisch ist. Für PETERS 2010) können hier jedoch nicht K4 wurde jedoch schon festgestellt, dass hier abgebildet sein. Das wahrscheinliche Vor- wohl eher keine Ameise dargestellt ist. Die handensein von langen, voll ausgebildeten kreisförmig zurückgebogenen ‚Antennen‘ Flügeln schließt auch andere Insektenlarven von Darstellung K1 und K2 lassen, wie auch oder -nymphen aus. Von der ‘Körper‘- und eine eventuelle Punktmusterung (K1), hier ‚Bein‘-Haltung ausgehend, könnten mit K1 ebenfalls eher keine Ameise vermuten. Der und K2 Puppen dargestellt sein. Körper- schlanke, langgestreckte ‚Körper‘ spricht nah angezogene Beine sind typisch für das außerdem eindeutig gegen eine Hummel. Puppenstadium (vgl. Abb. 6A–D). Auch Das sehr spitz geformte ‚Hinterleibs‘-Ende ein stark nach ventral gebogener Hinterleib lässt auch bei diesen Figuren eher an eine ist bei einigen Hymenopteren-Puppen zu Wespe als an eine Biene denken. beobachten, z.B. bei verschiedenen Lehm- Die Extremitäten entsprechen denen eines wespenarten (vgl. z. B. Abb. bei KRUMM Insekts. Sie sind dünn und lang und gehen o. J.). Honigbienen nehmen in der Brut- vom ‚Brust‘-Bereich aus. Durch Richtungs- zelle eine eher gestreckte Haltung ein (vgl. wechsel der Linie sind die ‚Beine‘ jeweils in Abb. 6A, B). Die Wiedergabe von nur drei Abschnitte geliedert, die Femur, Tibia zwei statt drei ‚Beinen‘ ist ebenfalls mit und Tarsus wiedergeben könnten. Allerdings dem Erscheinungsbild der Puppen von sind nur zwei ‚Bein‘-Strukturen statt der zu Hymenopteren vereinbar: Das vorderste erwartenden mindestens drei dargestellt. Beinpaar liegt normalerweise zusammen ÖZKAYA (2004) vermutet, dass hier die Zahl mit den Antennen eng am Kopf an und zwei in der der Bedeutung von mehrere/vie- nicht wie die anderen zwei Beinpaare an le zu verstehen ist. Von einem an den Körper Brust und Hinterleib (vgl. Abb. 6A–D). Die gezogenen Hymenopteren-Vorderbein wür- Interpretation der ‚Rücken‘-Linie als Flügel de man, anders als dargestellt, erwarten, dass spricht allerdings gegen die Darstellung das Femur zuerst nach oben verläuft und das einer Puppe. Während des Puppenstadiums Bein dann nach unten abknickt (vgl. Abb. entwickeln sich die Hymenopteren-Flügel 6D). Die dargestellte Haltung entspricht innerhalb von Flügelscheiden – kleinen, seit- eher der Haltung eines in Ellbogen und lich an den Körper angelegten Hauttaschen Handgelenk angewinkelten menschlichen (vgl. Abb. 6A, B). Erst die Imago entfaltet Armes (zur menschlichen Anatomie s. z. ihre Flügel zur vollständigen Größe (z. B. B. SOBOTTA 2004). Eine vom optischen ZISSLER 2010). Etwa 11 500 Jahre alte Darstellungen von Hymenopteren aus Obermesopotamien 137

Der bei K1 dargestellte ‚Stachel‘ könnte ist. Auch die ‚Bein‘-Haltung spricht gegen auch darauf verweisen, dass mit der darge- diese Deutung. Denkbar wäre ebenfalls auch stellten ‚Körper‘-Haltung die Bewegung des ein Insekt in der Winterruhestellung. Eine Stechens mit dem Giftstachel verdeutlicht so starke Krümmung des Körpers wäre, werden sollte. Es könnte auch an die Eiab- ebenso wie der ausgefahrene Stachel, hierfür lage gedacht werden. Gegen beides spricht aber wohl eher untypisch. Für die eingeroll- jedoch die Haltung der ‚Beine‘, welche den te Verteidigungshaltung einer Goldwespe ‚Stachel‘ beziehungsweise das Ende des ‚Ab- (Chrysididae) ist die Krümmung nicht stark domens‘ bedecken. Ein gekrümmtes Abdo- genug (vgl. z. B. EVANS & EBERHARD 1970). men könnte ebenfalls auf eine Kopulations- Von der Haltung mit nach oben gebogenem haltung hinweisen. Während der Kopulation ‚Unterleib‘ und geknickten ‚Beinen‘ ausge- kann es bei aculeaten Hymenopteren auch hend, könnte es sich bei K1 und K2 jeweils zum Hervortreten des Giftstachels kommen um Darstellungen eines im Tod zusammen- (EVANS & EBERHARD 1970). Dann stellte sich gekrümmten Tieres handeln. Die Täfelchen die Frage, weshalb nur eines der beiden an wären dann möglicherweise um 90° nach der Kopulation beteiligten Tiere dargestellt rechts gedreht zu betrachten. Für eine im

A B C D

Abb. 6: A, B Puppen einer Honigbiene (Apis mellifera, A Arbeiterin, B Königin) in Ventral- (A) und Lateralansicht (B). Die verhältnismäßig kleinen Mandibeln und die große Saugrohranlage der Mundwerkzeuge sowie die Flügelscheiden sind grau markiert. C, D Puppen einer weiblichen, un- gefl ügelten Mutillide (Pseudomethoca frigida) in Ventral- (C) und Lateralansicht (D). C Die Mandibeln der Mundwerkzeuge sind grau markiert. D Die Stachelscheide ist grau markiert (A–D Grafi k: S. WALTER, A vereinfacht nach WEBER 1966, B nach einer Fotografi e von WAUGSBERG, WIKIMEDIA 2008, C–D vereinfacht nach BROTHERS 1972). Fig. 6: A, B Pupae of a honeybee (Apis mellifera, A worker, B queen) in ventral (A) and lateral (B) view. The comparably small mandibles and the large sucking tube of the mouthparts as well as the wing sheaths are marked grey. C, D Pupae of a female, apterous mutillid (Pseudomethoca frigida) in ventral (C) and lateral (D) view. C The mandibels of the mouthparts are marked grey. D The sting sheath is marked grey (A–D Graphics: S. WALTER, A simplifi ed after WEBER 1966, B after a photo- graph by WAUGSBERG, WIKIMEDIA 2008, C–D simplifi ed after BROTHERS 1972).

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Todeskampf zusammengekrümmte acule- und rechts zur Seite gebogenen Anhänge ate Hymenoptere wäre ein hervortretender im oberen ‚Kopf‘-Bereich als Antennen Giftstachel, wie vermutlich bei K1 zu beob- anzusehen, die in Gruppen auftretenden achten, nicht untypisch. Jedoch währen dann waagerechten und senkrechten Linien als eigentlich abgespreizte und nicht sorgfältig abstrahierte Darstellung von Körperseg- an den Rücken angelegte Flügel zu erwarten menten oder Gliedmaßen, die horizontalen (vgl. z. B. Abb. bei WIKIMEDIA 2006). Linien in der ‚Körper‘-Mitte – sie erinnern Alternativ wäre es allerdings ebenfalls an die Doppellinie bei K1 – auch hier möglich, dass es sich bei K1 und K2 um als Andeutung einer ‚Wespentaille‘, die Darstellungen der gefl ügelten Imago nach horizontalen Linien des unteren Bereichs Abstreifen der Exuvie, aber noch vor dem als Abdominalsegmente und die beiden Schlupf aus der Brutzelle handelt. Die Flügel dazwischen liegenden vertikalen Linien als wären bereits entfaltet, aber in Ruhestellung an den Körper gezogene Beine (ähnlich an den Rücken angelegt. Mit dieser Inter- wie sie bei K1 und K2 in Lateralansicht pretation wären sowohl angezogene Beine dargestellt sind). Auffällig sind die beiden als auch eine gekrümmte Körperhaltung im unteren ‚Kopf‘-Bereich links und rechts zu vereinbaren (vgl. z. B. Abb. bei KRUMM hervorragenden, nach unten gerichteten, o. J.). Offen bleibt jedoch die Frage, weshalb dreieckförmigen Strukturen, die an zwei bei K1 im Unterschied zu K2 der Stachel große, spitze Zähne erinnern. Sie stellen sichtbar ist. vermutlich geöffnete Mandibeln dar. Diese ‚Mundpartie‘ ist mit der Darstellung 3.3. Darstellung K3 einer Hymenoptere vereinbar, jedoch nicht mit den leckend-saugenden Mundwerkzeu- ÖZKAYA & COŞKUN (2011, S. 98) vermuteten, gen einer Honigbiene (vgl. Abb. 6A, B). Bei dass das gleiche „bienenähnliche“ Tier wie K3 sind eher beißend-kauende Mundwerk- bei K1 und K2 ebenfalls auf einem etwas zeuge mit starken und großen Mandibeln größeren Steintäfelchen (ca. 12 x 3 cm) dar- wiedergegeben (vgl. Abb. 6C). gestellt ist, allerdings wohl in Ventralansicht. Ein auffälliges Detail ist der am unteren Diese hier mit K3 bezeichnete Darstellung Ende des ‚Körpers‘ befi ndliche, nach links ist in Abbildung 3C als Zeichnung wieder- oben gebogene ‚Schwanz‘. Dieser könnte in gegeben. Der vermutliche Kopf weist wie Entsprechung zu K4 und K1 einen Stachel bei K1 und K2 zwei seitlich nach unten ge- darstellen. bogene Anhänge auf. Im Anschluss an den Eine solche Interpretation wirft aber auch ‚Kopf‘ wird der Körper durch ein großes, Fragen auf: Weshalb ist der Stachel nicht in länglich-ovales Gebilde repräsentiert, das Verlängerung der Körperachse nach unten, außer einem schwanzähnlichen Anhängsel sondern nach oben gerichtet? Unterhalb der keine deutlich als solche erkennbaren Ext- Figur wäre ausreichend Platz, einen in Ver- remitäten aufweist. längerung der Körperachse nach unten (also Auch hier besteht auf den ersten Blick eine ‚hinten‘) ausgerichteten Stachel darzustellen. gewisse Ähnlichkeit mit einem hundeartigen Sollte mit einem nach oben weisenden oder gehörnten Säugetier, die durch den ‚Stachel‘ ein gekrümmter Hinterleib ent- ‚Schwanz‘ am unteren Ende verstärkt wird. sprechend K1 und K2 angedeutet werden? Bei einer genaueren Betrachtung lassen sich Aber weshalb wurde dann nicht auch ein jedoch auch hier die verschiedenen Elemen- Teil des ‚Abdomens‘ nach oben gekrümmt te besser mit der Darstellung eines Insekts, dargestellt? Aus Platzmangel? insbesondere einer Hymenoptere, erklären. Unter der Annahme, dass K3 ein Puppen- In diesem Fall wären die zwei nach links stadium darstellt, könnte die ,Schwanz‘- Etwa 11 500 Jahre alte Darstellungen von Hymenopteren aus Obermesopotamien 139

Struktur tatsächlich recht genau einen könnten auch geöffnete ‚Mandibeln‘ auf Stachel abbilden. Auf die dargestellte Weise den Vorgang des Ausschlüpfens, des Be- weit aus dem Abdomen herausragende, an freiens hinweisen. das Abdomen angelegte Stachelanlagen sind bei verschiedenen Wespenfamilien 3.4. Darstellung K5 während des Puppenstadiums zu fi nden (vgl. Abb. 6D) – so bei Ichneumoni- Auf dem Knochentäfelchen mit der Darstel- den, Braconiden (dann jeweils ein Le- lung K4 (Abb. 2A) befi ndet sich links von gestachel), Mutilliden oder Tiphiiden K4 eine „ovoide“ Form (COŞKUN et al. 2010, (hier jeweils ein Wehrstachel) (WIL- S. 66), die im Weiteren als K5 bezeichnet LIAMS 1919; BROTHERS 1972, 1978) –, wird. Nach Ansicht von COŞKUN et al. (2010, jedoch nicht bei Honigbienen (vgl. Abb. S. 66) könnte sie als „Wels” interpretiert 6B, SNODGRASS 1956). Eine so ausgeprägte werden. K5 ist eine schmale, langgestreckte Stachelanlage spräche dann also gegen eine Struktur, die an einem Ende (im Bild oben) Honigbiene (und wohl auch gegen eine zur Mitte hin relativ spitz zuläuft, am ande- Ameise), könnte aber (ähnlich der Flü- ren Ende (im Bild unten) scheint die Figur in gellosigkeit von K4) ein Hinweis auf eine der Mitte ein- bzw. aufgerissen. Das Innere Mutillide sein. der Figur ist in zwei Teilbereichen mit meh- Die Interpretation als Puppe wird durch die reren zur Außenlinie parallel verlaufenden ‚Körper‘-Form der Figur K3 unterstützt: Linien ausgefüllt. Die kompakte Spindelform entspricht der Darstellung K4 wurde als Abbildung einer Körpergestalt von Hymenopteren (und aculeaten Hymenoptere interpretiert, die anderen Insekten) während des Puppensta- Darstellungen K1, K2 und K3 als Abbil- diums mit an den Körper angelegten Ex- dungen solcher Insekten in der Brutzelle. tremitäten (vgl. Abb. 6A–D). Darstellung K5 könnte daher eine geöffnete Brutzelle, K3 ist somit gut als Hymenopterenpuppe einen geöffneten Kokon oder eine geöffnete interpretierbar – in der Zusammenschau Puppenhülle darstellen, aus der/dem das von Mundwerkzeugen, Stachelanlage und Insekt (K4) gerade ausschlüpfte. Körperform am wahrscheinlichsten der Puppe einer Wespe. 3.5. Fazit K1 bis K5 Zwei Details, die nicht einer Hymenopte- renpuppe entsprechen, sind die Stellung In Tabelle 1 sind die für die Interpretation der ‚Antennen‘ sowie der ‚Mandibeln‘. wichtigsten Merkmale der Darstellungen Während des Puppenstadiums sind die K1 bis K4 vom Körtik Tepe sowie einer K4 sich entwickelnden Antennen eng an den ähnlichen Darstellung vom Göbekli Tepe Kopf angelegt (vgl. Abb. 6A–D). Erst die (G1, Abb. 2C) nochmals zusammengestellt. ausschlüpfende Imago richtet die Anten- Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass nen auf. Eine Erklärung für die gewählte die Darstellungen K1 bis K4 vermutlich ein Darstellungsweise wäre, dass die deutlich ähnliches, wespenartiges Insekt in unter- nach unten gekrümmte Haltung der ‚An- schiedlichen Ansichten, Körperhaltungen tennen‘ auf angelegte Antennen verweisen und Entwicklungsstadien (Puppe, Imago sollte. Eine weitere Erklärung wäre, dass vor und kurz nach dem Schlupf) zeigen. Es der Moment wiedergegeben wird, wenn könnte sich in allen Fällen um eine gefl ü- die fertig entwickelte Imago ihre Puppen- gelte aculeate Hymenoptere handeln und haut abstreift, um (nach einer längeren bei K5 um deren geöffnete Brutzelle oder Ruhepause) dann aus dem Kokon/der geöffneten Kokon. Als mögliches gemein- Brutzelle auszuschlüpfen. Entsprechend sames Motiv verweisen die verschiedenen

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Merkmale insgesamt eher auf Wespen als dürften dabei vor allem potenziell gefähr- auf Bienen oder Ameisen. liche und im Hinblick auf die Nahrungs- ausbeute besonders ergiebige Arten im 4. Diskussion Vordergrund gestanden haben, aber auch zufällige Beobachtungen. Im Folgenden soll vor allem den Fragen Die typische Warnfärbung vieler aculeater nach der Plausibilität der Verwendung von Hymenopteren hinterlässt in Verbindung aculeaten Hymenopteren als Motiv und mit einem schmerzhaften Stich selbst bei möglichen Gründen für ihre Darstellung einmaliger Begegnung mit diesen Insekten nachgegangen werden. einen bleibenden Eindruck. Eine besondere Gefahr können Nester sozialer aculeater 4.1. Beobachtungen von Hymenopte- Hymenopteren sein, wenn diese absichtlich ren während des PPN A oder unabsichtlich gestört werden und sich eine ganze Gruppe von Insekten gegen den Voraussetzung für die Darstellung von menschlichen Angreifer zur Wehr setzt. In Hymenopteren und deren Entwicklungs- der Türkei sind Bienen- und Wespenstiche stadien in der frühneolithischen Kunst heutzutage häufi g und auch mit Komplika- ist eine wiederkehrende Begegnung der tionen verbunden (KALYONCU et al. 1997). Menschen mit diesen Tieren und deren Unter dem Gesichtspunkt der Bedrohlich- genaue Beobachtung. Für Wildbeuter keit könnten für die Jäger und Sammler

Tab. 1: Zusammenstellung morphologischer Merkmale (+: vorhanden, –: nicht vorhanden, ( ): unsicher, leere Zelle: Aufgrund der Ansicht nicht erkennbar, [ ]: ergänzende Anmerkung). Tab. 1: Compilation of morphological features (+: existent, –: not existent, ( ): uncertain, void cell: not perceivable because of view, [ ]: supplementary note). Etwa 11 500 Jahre alte Darstellungen von Hymenopteren aus Obermesopotamien 141 des PPN A auch die äußerst schmerzhaft Schmetterlingsblütlern etc. Entlang der Flüsse stechenden Mutilliden (z. B. KÖNIGSMANN & gab es Laubwälder mit Tamarisken, Pappeln/ KOCH 1994) bedeutsam gewesen sein. Die in Weiden, Erlen, Eschen und Ahorn (WATKINS der Türkei vorkommenden Ameisen (siehe 2007; RIEHL et al. 2012). Diese Parklandschaft z. B. ANTWIKI 2015) sind in dieser Hinsicht bot sicherlich gute Bedingungen für viele wohl eher von geringerer Bedeutung. Hymenopteren, die ähnlich häufi g gewesen Zu den von Wildbeutern gesammelten Nah- sein könnten wie heute. In der Region sind rungsmitteln gehören auch Honig, Insekten heutzutage neben verschiedenen Ameisengat- und Insektenlarven. Ameisen und Ameisen- tungen (AKTAÇ & RADCHENKO 2002; ANTWIKI brut wurden und werden in verschiedenen 2015) viele weitere aculeate Hymenopteren Regionen der Welt gesammelt und gegessen zu fi nden, die zum Teil schon durch ihre (DEFOLIART 2009). Auch bei der Ausbeutung Körpergröße beeindrucken, wie beispiels- von Honigbienennestern werden vielfach nicht weise Dolchwespen (Scoliidae, mit Längen nur die Honig-, sondern auch Brutwaben mit bis zu etwa 5 cm) oder auch die Orientalische Larven und Puppen, teilweise auch adulte Bie- Hornisse (Vespa orientalis, 2-3 cm) (z. B. MADL nen gegessen (CRANE 1999). Das gilt auch für 1997; TEZCAN et al. 2004; ÖZBEK & ANLAŞ Wespen und ihre Brut, und zwar überwiegend 2011). Die Honigbiene ist mit der Unterart soziale aculeate Wespen, aber auch andere Apis mellifera meda vertreten (vgl. ÖZDIL et al. aculeate Wespen wie Grab- und Wegwespen 2012). In antiken Schriftzeugnissen wurden (Sphecidae und Pompilidae) (CRANE 1999). im östlichen Mittelmeerraum insbesondere Die Wildbeuter des PPN A könnten also soziale Wespen und Hornissen teilweise als schon im Rahmen ihres Nahrungserwerbs Plage beschrieben (vgl. KELLER 1913). Falten- vielfach verschiedene Entwicklungsstadien wespen, zu denen staatenbildende Wespen von Bienen und Wespen wie auch Ameisen und solitäre Lehmwespen und Pollenwespen beobachtet haben. Auch die Beobachtung gehören, sind heute mit zahlreichen Arten von Mutilliden, welche als Parasiten in Bie- vertreten (z. B. YILDIRIM 2012). Es kommen nen-, Hummel- und Wespennestern auftreten auch verschiedene Arten von Mutilliden vor (z. B. EVANS & EBERHARD 1970; KÖNIGSMANN (YILDIRIM 2006). & KOCH 1994; BROTHERS et al. 2000), wäre in diesem Zusammenhang denkbar. Mutilliden 4.2. Andere frühe Hymenopterendar- könnten als ‚besondere‘ Bienen oder Wespen stellungen wahrgenommen worden sein. Gute Bedingungen für Beobachtungen Die bislang frühesten wahrscheinlichen Dar- bieten synanthrope Hymenopteren, die an stellungen von Hymenopteren entstammen und in menschlichen Behausungen nisten, der Felsbildkunst der spanischen Levante wie verschiedene Faltenwespen (einzelne und werden in das Holozän gestellt. DAMS Arten von Feld-, Kurzkopf-, Langkopf- und & DAMS (1977) geben dafür einen Zeitraum Lehmwespen oder auch Hornissen) oder von 8 000 bis 2 000 v. Chr. an. Bislang wur- Bienen (insbesondere manche Mörtel- oder den die hier dargestellten Insekten als Bienen Mauerbienen) (vgl. z. B. FOWLER 1983; MADER gedeutet (DAMS & DAMS 1977; BELLES 1997; 2000). Sie waren sicherlich auch schon in den CRANE 1999). Aus dem zentraltürkischen Dörfern der ersten Neolithiker zu fi nden. Çatal Höyük sind aus einer späteren Phase Das Klima während des PPN A war dem des Neolithikums (ca. 6 600 v. Chr.) Darstel- heutigen ähnlich (WATKINS 2007). Die Ve- lungen von wohl gefl ügelten Insekten, die getation bestand damals vorwiegend aus teilweise als Bienen gedeutet wurden, und offenen Waldsteppen mit Eichen, Pistazien, vielleicht Waben bekannt (MELLAART 1967; Mandelbäumen, kleinen Sträuchern, Gräsern, CRANE 1999).

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Die Darstellungen aus der spanischen PETERS & SCHMIDT 2004; STORDEUR 2010). Levante sind stark abstrahiert und nur Wie schon im Paläolithikum (vgl. Einleitung) aufgrund des Bildkontextes als Bienen er- spielen in der Bildwelt der frühesten Neoli- schließbar: Die Insekten sind in Verbindung thiker solche Tiere, die Nahrungsgrundlage mit Strukturen, die wohl ihre Nester wieder- sind, wie zum Beispiel Schafe, vielfach nur geben, und menschlichen Figuren, die auf eine sehr untergeordnete Rolle. Tiere werden Leitern zu solchen Nestern zur Honigernte also nicht wegen ihrer Bedeutung für die aufsteigen, abgebildet. Die Tiere sind dabei Ernährung abgebildet (PETERS & SCHMIDT als Gruppe im Flug wiedergegeben. Zumeist 2004; SCHMIDT 2009; ÖZKAYA & COŞKUN ist nicht klar zu unterscheiden, welche Ele- 2011). SCHMIDT (2003, 2009) sah die Tier- mente der Tierfi guren welche Körperteile darstellungen des obermesopotamischen wiedergeben (vgl. DAMS & DAMS 1977; CRA- PPN A als zu einem System von Symbolen NE 1999). Auch die Darstellungen aus Çatal gehörend, in dem giftige und aggressive, Höyük sind sehr reduziert und wurden vor bedrohliche Tiere eine besondere Bedeu- allem aufgrund der Assoziation mit waben- tung besitzen. In diesem Kontext wäre die oder nestähnlichen Strukturen als Bienen Interpretation der hier analysierten Tierdar- angesehen (vgl. MELLAART 1967; CRANE stellungen als aculeate Hymenopteren, also 1999). Im Vergleich zu den bislang bekann- als ‚Gifttiere‘, sehr passend. Der ‚Stachel‘ ten frühen Abbildungen von Hymenopteren könnte bei K1, K3 und K4 als deutliches sind die hier analysierten Darstellungen des Zeichen dieser Giftigkeit dargestellt wor- PPN A vergleichsweise klar und detailliert den sein. ausgeführt. Die Tiere wurden demnach Giftstachellose Legimmen scheiden damit verhältnismäßig genau beobachtet. Während als Motiv wohl aus. Solitäre Bienen und die Bilder aus der Levante vor allem Grup- Hummeln besitzen zwar einen Giftstachel, pen von Insekten zeigen, ist der Blick in den kommen aufgrund ihrer Friedfertigkeit Bildwerken des Körtik Tepe deutlich auf das als Motiv jedoch kaum in Frage. Auch die einzelne Tier gerichtet. Die Darstellungen Darstellung speziell einer Honigbiene er- des Körtik Tepe sind unter die ältesten be- scheint in diesem Zusammenhang weniger kannten Darstellungen von Hymenopteren wahrscheinlich, da Tiere nicht wegen ihrer zu stellen und könnten sogar die frühesten Bedeutung für die Ernährung abgebildet Abbildungen von Hymenopteren sein. wurden, die Honigproduktion als Grund für die Auswahl gerade dieser Art als Grund- 4.3. Die Bildwelt des PPN A motiv also ausscheidet. Ebenfalls spricht dies nicht für Ameisen als Motiv. Zwar be- In der Levantekunst treten die vermutlichen sitzen Ameisen bei vielen Völkern der Welt Bienen mehrfach im Zusammenhang mit mythologisch-religiöse Bedeutung; es stehen dem wohl Sammeln von Honig auf, werden jedoch vor allem Aspekte von Kooperation, also als Produzenten von Nahrungsmitteln sozialem Miteinander, Fleiß und Arbeit- dargestellt. Ein Interesse der Felsbildkünst- samkeit im Vordergrund (KELLER 1913; ler der Levante für die Honigbiene könnte LURKER 1991 b; ZERLING 2003). Hingegen ein Hinweis sein, dass auch in Körtik Tepe lässt sich eine aculeate Wespe sowohl dem Honigbienen abgebildet wurden. Aspekt der Giftigkeit als auch dem Aspekt Die Tierdarstellungen des PPN A zeichnen eines aggressiven, bedrohlichen Tieres gut sich jedoch, in Kontinuität zur paläolithi- zuordnen (vgl. z. B. auch ZERLING 2003). Als schen Kunst (vgl. Einleitung), überwiegend Grundmotiv wären aculeate Wespen somit durch die Abbildung von starken und ge- wahrscheinlicher als Bienen oder Ameisen. fährlichen Tieren aus (HELMER et al. 2004; Die Bildwerke des PPN A waren vermut- Etwa 11 500 Jahre alte Darstellungen von Hymenopteren aus Obermesopotamien 143 lich Bestandteil mythischer Erzählungen 4.4. Mögliche symbolische Bedeutung (SCHMIDT 2007 a). Die hier untersuchten Figu- der Darstellungen ren könnten also mythische Wesen sein. Eine Möglichkeit wäre, dass nicht ein reales Tier Als ein Grund für eine Darstellung von dargestellt wurde, sondern ein Mischwesen, aculeaten Hymenopteren ist sicherlich ihre das aus Elementen unterschiedlicher Tiere Eigenschaft als ‘Gifttier‘ anzunehmen. Dies zusammengesetzt wurde beziehungsweise wird vermutlich durch die teilweise Dar- das der Phantasie entsprang. stellung eines Giftstachels betont. Weitere Für Bildwerke dieser Epoche sind solche auffällige Merkmale der Darstellungen sind Phantasiewesen allerdings untypisch. Wie die zum Teil stark gekrümmte Haltung und für den an Tierdarstellungen reichhaltigs- die Tatsache, dass der Prozess der Verpup- ten Fundort des PPN A, Göbekli Tepe, pung und des anschließenden Schlupfes eine festgestellt wurde, stimmen die dargestell- Rolle zu spielen scheint. ten Tiere mit natürlichen Wesen überein Die in den Darstellungen K1 und K2 gezeigte (SCHMIDT 2006), „unter den Darstellungen auffällige, bogenförmig gekrümmte ‚Körper‘- [lassen sich] keine wirklichen Phantasietiere Haltung (vgl. Abb. 3A, B) wurde in der Analyse erkennen“ (HAUPTMANN & SCHMIDT 2007, als mögliche Darstellung der Todeshaltung S. 76). Das Neolithikum des Nahen Ostens eines Insekts gedeutet. Sie gleicht außerdem weist, wie die vorausgehende paläolithische der sogenannten Hockerposition, in welcher Kunst, keine hybriden Tiergestalten auf. die meisten Menschen in den Gräbern des Solche Wesen treten erst später, unter Körtik Tepe beigesetzt wurden (ÖZKAYA & anderen kulturellen Bedingungen, auf SAN 2007). Der stark nach oben gekrümmte (WENGROW 2011). Es kann also davon ‚Hinterleib‘ entspricht den an den Oberkör- ausgegangen werden, dass bei den analy- per gezogenen menschlichen Beinen. Die sierten Tierdarstellungen des Körtik Tepe vermutlichen Insektenbeine erinnern an ein nicht Körperteile unterschiedlicher Tiere Paar menschlicher Arme, welche in Ellbogen zu einem Phantasiewesen zusammengefügt und Handgelenk angewinkelt wurden, um die wurden. angezogenen Beine zu umfassen. Dies könnte Anders sieht dies für die Verbindung mensch- auch der Grund für die Abbildung von nur licher Körpermerkmale mit Tiergestalten aus. zwei statt drei oder sechs ‚Beinen‘ sein: Sie Dies kommt während des Paläolithikums und sollten bewusst mit menschlichen Armen asso- auch innerhalb der Kunst des PPN A zwar ziiert werden. Diese Interpretation wird durch selten, aber doch in einer Reihe von Bildwer- die Tatsache, dass es sich bei den analysierten ken vor (SCHMIDT 2006). Beispielsweise zeigen Bildern um Grabbeigaben handelt, unterstützt. Kranichdarstellungen von Pfeiler 33 des Gö- Der beobachtete Anthropomorphismus ist bekli Tepe „Knie, wie sie für Menschenbeine wahrscheinlich beabsichtigt. typisch sind“ (SCHMIDT 2006, S. 183). Dass, Es können jedoch auch Bilder vom Beginn wie bei K1 und K2, gerade die ‚Bein‘-Stellung eines neuen Lebens sein. Die Haltung von menschliche Züge trägt, wäre also durchaus K1 und K2 ähnelt der Haltung verschiede- nicht untypisch. ner Hymenopteren während oder nach der Dass die natürliche Erscheinung der Tiere Verpuppung in der Brutzelle. Die ‘Flügel‘ bei der bildnerischen Umsetzung teilweise würden dann auf den Moment kurz vor verändert wurde, lässt sich vielleicht dadurch dem Schlüpfen aus der Zelle hinweisen. erklären, dass nicht das Insekt selbst im Unterstützt wird diese Interpretation durch Vordergrund stand, sondern primär eine mit Darstellung K3 (Abb. 3C): Neben der ver- ihm verbundene Vorstellung veranschaulicht mutlichen Kennzeichnung als Puppe weisen werden sollte. erhobene ‚Antennen‘ und geöffnete ‚Man-

Entomologie heute 27 (2015) 144 SEBASTIAN WALTER dibeln‘ auf den Akt des Ausschlüpfens hin. vom Körtik Tepe legt bei allen Bildwerken Dieses Schlüpfen aus der Brutzelle könnte die Abbildung aculeater Hymenopteren nahe; in der Bildszene mit den Figuren K4 und K5 eine Figur gibt wohl Brutzelle, Kokon oder (Abb. 2A) gerade erfolgt sein: Das Insekt Puppenhülle eines solchen Insekts wieder. hat die verschlossene Zelle, in der es sich Die Analysen bestätigen also in gewisser verpuppt hat, geöffnet und verlassen. Die Weise die Vermutungen, dass in K1, K2 und im Vergleich zum ‚Insekt‘ recht groß darge- K3 „bienenähnliche Insekten“ (ÖZKAYA & stellte ‚Brutzelle‘ könnte auf ihre Bedeutung COŞKUN 2011, S. 98) dargestellt wurden. Die für die Gesamtaussage hinweisen. morphologische Analyse sowie die bekannten Alle Darstellungen (K1, K2, K3 und K4/5) Motive anderer Bildwerke des PPN A spre- können somit die Phase des Übergangs chen allerdings für Wespen als gemeinsames von der Puppe zur freien Imago darstellen. Grundmotiv und nicht für (Honig-)Bienen. Dies würde auch die teilweise Verbindung Möglicherweise wurde damals auch über- von Kennzeichen der Puppe mit denen der haupt nicht genauer zwischen Wespen und Imago erklären. Gut denkbar wäre eine Bienen unterschieden. Wichtiger als eine symbolische Gleichsetzung der Puppenru- solche Differenzierung waren wahrschein- he und der menschlichen Grabruhe. Der lich gemeinsame Merkmale wie der Besitz Schlupf der Imago könnte dem Beginn eines eines Wehrstachels und die Entwicklung erneuerten Lebens nach dem Tod – even- in einer Brutzelle oder einem Kokon. Dies tuell in verwandelter Form – gleichgesetzt würde mit Erkenntnissen der Ethnobiologie worden sein. übereinstimmen, dass volkstümliche Klassi- Möglich wäre in diesem Zusammenhang, fi kationssysteme gerade bei „Invertebraten“ dass die in verschiedenen Gräbern des teilweise nur auf vergleichsweise hohen Körtik Tepe praktizierte partielle oder voll- Stufen unterscheiden (ATRAN 1998). ständige Umhüllung der Skelette mit Gips Von besonderer Bedeutung sind die in der (ÖZKAYA 2009) eine solche Metamorphose vorliegenden Untersuchung erbrachten zu einer neuen Existenz, neuem Leben Hinweise, dass zumindest ein Teil der Ab- symbolisieren oder unterstützen sollte. Die bildungen mit der ‚Geburt‘ der Imago in Gipshülle könnte dabei einer Puppenhaut Verbindung zu stehen scheint. oder einem Kokon entsprechen, das Grab Wahrscheinlich wurden die Insekten nicht selbst einer Brutzelle. Auf den Glauben an um ihrer selbst willen abgebildet, sondern eine „Fortsetzung des Lebens nach dem besaßen metaphorisch-symbolische Bedeu- Tod“ lassen verschiedene Grabbeigaben, tung, die auf Besonderheiten in ihrer äuße- die Werkzeugen des diesseitigen Lebens ren Erscheinung und Lebensweise beruhte. ähneln, schließen (ÖZKAYA 2009; ÖZKAYA Giftstachel und die Metamorphose mit & COŞKUN 2011). Puppenruhe und anschließendem Schlupf Vielleicht besteht hier auch eine Verbindung der Imago könnten dabei die wichtigsten zu paläolithischen Insektendarstellungen, Eigenschaften aculeater Hymenopteren sein, für welche DINGFELDER (1961) vermutete, welche die Auswahl als Motiv begründeten. dass manche dieser Insekten primär als Le- ben, das aus Totem hervorgeht, Bedeutung Danksagung besessen haben könnten (vgl. Einleitung). Dem 2014 verstorbenen KLAUS SCHMIDT 5. Zusammenfassung und Fazit sowie MARION BENZ danke ich für hilfreiche Diskussionen, VECIHI ÖZKAYA und AYTAÇ Die vergleichende Untersuchung von fünf COŞKUN für die freundliche Bereitstellung verschiedenen Figuren aus vier Bildwerken von Bildmaterial des Körtik-Tepe-Projekts, Etwa 11 500 Jahre alte Darstellungen von Hymenopteren aus Obermesopotamien 145

FRANK HORNIG für die Erlaubnis, seine Fo- BECKER, N., DIETRICH, O., GÖTZELT, T., KÖKSAL- tografi e einer Wespenkönigin abzudrucken. SCHMIDT, Ç., NOTROFF, J., & SCHMIDT, K. (2012): Bei den Organisatoren des 27. Westdeut- Materialien zur Deutung der zentralen Pfei- schen Entomologentags in Düsseldorf, lerpaare des Göbekli Tepe und weiterer Orte des obermesopotamischen Frühneolithikums. HARTMUT GREVEN und SILKE STOLL, möchte Zeitschrift für Orient-Archäologie 5: 14-43. ich mich für die Möglichkeit bedanken, BELLES, X. (1997): Los insectos y el hombre die Ergebnisse der vorliegenden Untersu- pre histórico. Boletín de la Sociedad Entomo- chungen vorzustellen, sowie für zahlreiche lógica Aragonesa 20: 319-325. hilfreiche Anmerkungen zu einem früheren BENZ, M., COŞKUN, A., WENIGER, B., ALT, K.W., & Manuskriptentwurf. Dank auch an die Teil- ÖZKAYA, V. (2011): Stratigraphy and radiocar- nehmer der Tagung für ihre Anregungen. bon dates of the PPN A site of Körtik Tepe, Diyarbakır. Arkeometri Sonuçları Toplantısı Literatur 26: 81-100. BEUTEL, R.G., & POHL, H. (2013): Insecta. Pp. AKTAÇ, N., & RADCHENKO, A.G. (2002): Türkiye 634-713 in: Spezielle Zoologie. Teil 1: Ein- karincalarinin (Hymenoptera: Formicidae) zeller und Wirbellose Tiere (WESTHEIDE, altfamilya ve cins tani anahtarlari. Türkiye W., & RIEGER, G., Hrsg.). 3. Aufl . Springer Entomoloji Dergisi 26: 51-61. Spektrum; Berlin, Heidelberg. ALBERTI, G., & THALER-KNOFLACH, B. (2013): BIOLIB (o. J.): . Chelicerata. Pp. 493–541 in: Spezielle Zoo- BROTHERS, D.J. (1972): Biology and immature stages logie. Teil 1: Einzeller und Wirbellose Tiere of Pseudomethoca f. frigida, with notes on other spe- (WESTHEIDE, W., & RIEGER, G., Hrsg.). 3. Aufl . cies (Hymenoptera: Mutillidae). The University Springer Spektrum; Berlin, Heidelberg. of Kansas Science Bulletin 50: 1-38. ANTWIKI (2015): Turkey. (02.06.2015). stages of Myrmosula Parvula (Hymenoptera: ARCHÄOLOGISCHES LANDESMUSEUM BADEN- Mutillidae). Journal of the Kansas Entomo- WÜRTTEMBERG & ABTEILUNG ÄLTERE UR- logical Society 51: 698-710. GESCHICHTE UND QUARTÄRÖKOLOGIE DER BROTHERS, D. J., TSCHUCH, G., & BURGER, F. EBERHARD KARLS UNIVERSITÄT TÜBINGEN (2000): Associations of mutillid wasps (Hy- (Hrsg.) (2009): Eiszeit – Kunst und Kultur. menoptera, Mutillidae) with eusocial insects. Thorbecke; Ostfi ldern. Insectes sociaux 47: 201-211. ATRAN, S. (1998): Folk biology and the anthro- CONARD, N. J. (2003): Palaeolithic ivory sculptures pology of science: Cognitive universals and from southwestern Germany and the origins cultural particulars. Behavioral and Brain of fi gurative art. Nature 426: 830-832. Sciences 21: 547-609. COOK, J. (2013): Ice Age art: the arrival of the mo- AUBERT, M., BRUMM, A., RAMLI, M., SUTIKNA, T., dern mind. The British Museum Press; London. SAPTOMO, E.W., HAKIM, B., MORWOOD, M.J., COŞKUN, A., BENZ, M., ERDAL, Y. S., KORUYUCU, VAN DEN BERGH, G.D., KINSLEY, L., & DOS- M. M., DECKERS, K., RIEHL, S., SIEBERT, A., SETO, A. (2014): Pleistocene cave art from ALT, K. W., & ÖZKAYA, V. (2010): Living by Sulawesi, Indonesia. Nature 514: 223-227. the water – boon and bane for the people of BADISCHES LANDESMUSEUM KARLSRUHE (Hrsg.) Körtik Tepe. Neo-Lithics 2/10: 60-71. (2007): Vor 12.000 Jahren in Anatolien. Die CRANE, E. (1999): The world history of beekeep- ältesten Monumente der Menschheit. Theiss; ing and honey hunting. Duckworth; London. Stuttgart. DAMS, M., & DAMS, L. (1977): Spanish rock art BAHN, P.G., & BUTLIN, R.K. (1990): Les insects depicting honey gathering during the Meso- dans l‘art paléolithique: Quelques observa- lithic. Nature 268: 228-230. tions nouvelles sur la sauterelle d‘Enlène DEFOLIART, G. R. (2009): Insects as food. Pp. (Ariège). Pp. 247-254 in: L‘ art des objets au 376-381 in: Encyclopedia of Insects (RESH, paléolithique: colloque international (CLOTTES, V. H., & CARDÉ, R. T., eds). 2. Ed. Academic J., ed.). Foix. Vol. 1. Direction du Patrimoine; Press; Burlington MA, San Diego CA, Lon- Paris. don.

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