Pressionen, Bis Ein Paukenschlag Einen Schnell Ins Trockene Schlüpfen Lässt
Total Page:16
File Type:pdf, Size:1020Kb
INTAKT RECORDS – CD-REVIEWS SYLVIE COURVOISIER - MARK FELDMAN QUARTET BIRDIES FOR LULU Intakt CD 230 / 2014 Anything goes. Man kann die halbe Mannschaft auswechseln, und bleibt dennoch das SYLVIE COURVOISIER MARK FELDMAN QUARTET. Scott Colley am Bass und Billy Mintz an den Drums sind konfrontiert und dabei doch selber auch schon aktiv beteiligt an einem Programm, in dem jedes einzelne Teilstück die Kaleidoskopik des Ganzen wiederholt. Mise en abyme wohin man blickt. Birdies for Lulu (Intakt CD 230) im Allgemeinen und 'Cards for Captaine' im Besonderen sind einem verstorbenen Freund gewidmet, dem Schweizer Indologen Yves Ramseier (1956 - 2013). Der Duktus der Musik ist jedoch alles andere als elegisch, die Kapriolen häufen sich derart, dass ich da lieber von Capriccios sprechen möchte. Das 'Cards'-Stück mischt komponiertes und aleatorisches Material, verwirft einen Teil von Letzterem, um es studiomanipulativ doch wieder an passenderer Stelle einzufügen, oder als Coda anzuhängen. Es gibt nur eine Richtschnur, Spielwitz en gros und en detail. Feldman brilliert bei 'Cards' mit schillernden Bogenkratzern über einem animierten Puls, mit stenografierten Kürzeln, mit Flötentönchen am Steg, während Courvoisier von kristallinem Gesplitter zu Staubgewedel wechselt und dann von Slideeffekten zu debussyeskem Wellengekräusel und versonnenen, pizzikatobepickten Impressionen, bis ein Paukenschlag einen schnell ins Trockene schlüpfen lässt. 'Shmear' hetzt wie ein Hund hinterm Stöckchen her, kontrastiert mit einer Kürzesthymne, wetterwendischem Gegrummel und Courvoisiers röhrenglockig läutender Linker zu violinistischen Paganinismen, das sie mit merkurialem Geperle erwidert - bis plötzlich die getragene Hymnik wiederkehrt, während der Hund immer noch sein Stöckchen jagt. Danach kann man sich yogamäßig in 'Natarajasana' versenken, sich vom Piano besänftigen, von der Violine einspinnen, vom Bass die Chakras massieren lassen. Bei 'Downward Dog' spielt Courvoisier ihren Monk-Joker, bei 'Birdies for Lulu' ist Messiaensche Vogeligkeit Trumpf, was vogelfresserische Gelüste bei Courvoisiers Katze weckt. Flatterhaftigkeit, besser wohl: ein Sich-Entziehen ist auch das Thema von 'Travesuras', das sich auf Das böse Mädchen von Mario Vargas Llosa bezieht. 'Coda for Captaine' bringt dann mit einer geigerischen Endlosrille und clowneskem Gestus ein ganzes Buket möglicher Finale. Rigobert Dittmann, Bad Alchemie, BA 82, 2014 Wie ein munteres Uhrwerk nahenden Unheils klingt der Anfang dieses Albums, ein einprägsames Klangmotiv voller Reminiszenzen halbdunkler Welten. Scheinbar unaufhaltsam läuft es, aber dann beginnt es drumherum zu schaben und zu knarzen. Solcherart aufgeladene Klangmotive gehen einher mit verblüffenden Übergangsqualitäten und Umschwüngen, die aufhorchen und aufschauen lassen. Es treffen erstaunliche klangliche Kernmotive aufeinander, verzahnen sich miteinander, umspielen sich frech oder ehrbietig, dreist oder behutsam, flüsternd oder krachend. Der Kontext stiftet Lesarten, lässt Stimmigkeit entstehen. Dadurch, dass solche freien Kerne zu Kontexten füreinander werden, können ganz neue, erstaunliche Valenzen entstehen, die sich in einer Klangdramaturgie von erstaunlicher Direktheit, Dynamik und Enigmatik entfalten. Fixierschrauben gelöst oder gänzlich ohne. Hier wird nicht in grossen Linie geschwelgt oder Fertiges vorgegaukelt. Vielmehr ist es ist ein grossartiges Spiel in vielen Varianten mit der Unbestimmtheit der Form, das von einem ausgeprägten Formgefühl getragen wird. Und so wird der eine wunderbare Schuh nach dem anderen daraus. Im Gegensatz zum Ideal der Nahtlosigkeit wird hier der Prozess der Entstehung von Sinnfälligkeit und Sinngebung im Spiel selbst gefeiert – eine befreiende Wohltat. Ach, und so macht’s wohl keiner. Vergleichsverrenkungen erübrigen sich! Nun braucht man all das beim Zuhören nicht zu wissen oder (mit)zu denken. Die Elemente, Übergänge und Bewegungsarten sind so reich und anregend, dass sie einem als solche zum Vergnügen reichlich genügen. Und wie dabei ein bestechendes Ganzes entsteht, das ist schon verblüffend wunderbar. Vom Kartenspiel des Capitaine zum krönenden Shmear und über verklanglichte Körper-Kontext-Figurationen zu den Birdies für die Katze Lulu und den Travesuras, was für ein Wort, den Possen der Klangverwandlung. Und zu guter Letzt noch eine Coda für einen Freund, den Capitaine. Dies alles verdankt sich einem ganz eigenen Zusammenwirken von Colley und Mintz mit dem Zweigespann Feldman Couvoisier. Es überrascht, wie Colley dies, das Ganze in voller Fülle hüllend, trägt. Auch seine solistischen Interventionen sind erstaunlich, von grosser Klasse, enorm bereichernd. Mintz ist der Mann, der aus dem Hintergrund agiert, nicht so sehr ausbauend, sondern eher injektierend. Schönes Beispiel: sein evokatives, suggestives Besenfegen im Eröffnungsstück. Wie ein munteres Uhrwerk … scheinbar … Henning Bolte, manafonistas.de, 19. Mai 2014, Deutschland Frank von Niederhäusern, Kulturtipp Nr. 13, Juni 2014, Schweiz EUROPE MEDIA CHART - JUNE 2014 This is the third disc from Sylvie and Mark's quartet although they have a new rhythm team this time around. This is probably due to the fact that their previous drummer, Gerry Hemingway moved to Switzerland to teach a few years back. Their current rhythm team features two of Downtown's best players, both of whom are in- demand with dozens of discs from Mr. Colley (for David Binney, Jim Hall and Andrew Hill) and several from Mr. Mintz for the Nine Winds label before he moved to NYC. I listened to this twice the day it came in and was blown away by this disc. Over the past few years, Ms. Courvoisier and Mr. Feldman have played a number of duo and quartet sets and have been consistently amazing! Every time Sylvie plays at The Stone or anywhere else, someone in the audience is overheard saying that there is no other pianist who can do what Sylvie does, especially her inside- the-piano playing which puts her in a class of her own. This has got to be the CD of the month although Ms. Courvoisier's trio on Tzadik which came out last week is nearly as incredible as this one! Bruce Lee Gallanter, Downtown Music Gallery New York, June 2014, USA Thierry Quénum, JAZZMAGAZINE JAZZMAN, Juillet 2014, France Philippe Méziat, Article de Sylvie Courvoisier - Mark Feldman, JAZZMAGAZINE JAZZMAN, Juillet 2014, France (PDF-File) Wolf Kampmann, Jazzthetik, Juli/August 2014, Deutschland Reiner Kobe, Jazz'n'More, Juli/August 2014, Schweiz Pianist Sylvie Courvoisier and violinist Mark Feldman are a dynamic duo within the neoteric strategies of modern jazz, coupled with their substantial artistic output. They intersperse classical inferences with shades of folk, avant-garde schemas, and bristling improvisational segments into the big picture. This incarnation of the quartet now features upper-echelon session bassist Scott Colley and venerable drummer Billy Mintz. Essentially, the artists enrich the avant-classical genre by cultivating an undertow framed on swing, bop and concise opuses tinted with the appropriate doses of razzle-dazzle and free-flight mechanisms. Birdies for Lulu is a revelation of unanticipated surprises via the quartet's seamless execution, also rooted in capacious passages, striking tonal contrasts, and a consortium of dips and spikes. The frontline enlivens the momentum with effortlessly articulated and mesmeric unison choruses amid somber dirges and soaring breakouts. Variety is a common denominator from start to finish. For example on "Birdies for Lulu," Mintz instills a Middle Eastern backdrop with his delicate toms patterns, shaded by Courvoisier's dainty voicings and Feldman's resounding extended notes. Another important aspect pertains to how the band commingles assertive jazz choruses with capacious sound-sculpting tactics and softly moving mosaics, as you could hear the proverbial pin drop in between passages. But they close out the album with a calm-before-the-storm outlook on "Code for Capitaine," where the soloists engage in call and response processes with swirling intensity and asymmetrical stop and start grooves, offset when Courvoisier plucks the piano strings atop Colley's sawing arco notes. Yet Mintz adds another savory component with his colossal snare rolls as the quartet reshapes the proceedings with hand-claps, leading to a pleasantly bizarre finale. Indeed, Birdies for Lulu is a leading-edge exposition that accentuates the quartet's sophisticated approach and ability to sustain a high form factor of entertainment at all times. Glenn Astarita, All About Jazz, July 14, 2014 Un simple coup d'oeil au personnel permet de constater que la paire Courvoisier/Feldman est encore en train d'évoluer, de bouger, de se situer sur des territoires où on ne les attendait pas obligatoirement. Former un quartet avec deux instrumentistes fortement connotés « jazzmen », c'est plus qu'un geste, c'est un acte. Même si - ironie du rapport entre les mots et les choses - l'intégrité des uns et des autres reste, évidemment, intacte. Comme un label qui ne bougerait pas. Ces oiseaux pour Lulu - le nom du chat de Sylvie et Mark - se goûtent d'entrée avec la première partie d'une suite dédiée à un ami linguiste décédé (Yves Ramseier), une minute et quarante cinq secondes étonnantes, une pièce en forme de poursuite haletante qui pourrait très bien fonctionner comme indicatif d'une série policière dans la grande tradition des musiques hollywoodiennes. Le ton est donné. Car la suite de ces « Cards For Capitaine » montre trois choses : d'une part, que la pianiste et le violoniste ne renoncent