PROTEST 1 Recht auf Stadt - never mind the papers! Aufruf des Bündnisses für eine andere Migrations- und Sozialpolitik

Die GEW Studis sind in dem füreinander einstehen. Wir sind Mindeststandards. Dabei hat er von über 60 weiteren Initiativen Studierende, die nicht akzeptie- ganz andere Lösungsinstrumente und Organisationen unterstützten ren wollen, dass gute Bildung in der Hand. Wir sind wütend, Bündnis „Recht auf Stadt - ne- nur etwas für Reiche ist. Wir sind und wir werden immer mehr, die ver mind the papers!“ vernetzt. Menschen, die es nicht hinneh- dagegen protestieren.” Die von dem Bündnis ins Leben men wollen, dass die unveräußer- gerufene Kampagne hat das Ziel, lichen Menschenrechte für unsere Wir arbeiten zusammen – wir in den Hamburger Wahlkampf zu Nachbarin nicht gelten sollen. In kämpfen zusammen intervenieren und will dem selbst- unseren Kämpfen schaffen wir arbeiten wir, zufriedenen Senat klar machen: das solidarische Hamburg. Wir die wir deutsche Pässe haben, Wir sind alles andere als zu- achten aufeinander, wir werden gemeinsam mit frieden. Wir wollen einen grund- stärker dadurch, dass wir uns zu- Menschen für die es schwierig legenden Wandel in der Migra- sammenschließen. Wir wissen: in bis unmöglich ist, eine legale tionspolitik. Wir kämpfen für dieser Stadt ist Platz für Alle – au- Arbeitserlaubnis zu bekommen. Bleiberecht, für Arbeitserlaubnis ßer für diejenigen, die uns unsere Manche haben ein Arbeitsver- und menschenwürdiges Wohnen Rechte nehmen wollen, außer für bot, als Strafe, weil sie nicht an - für alle! diejenigen, die sich an uns immer ihrer eigenen Abschiebung mit- sowohl für qualiizierte als auch Mehr über das Bündnis und die nur bereichern wollen. wirken. Manche haben ein gene- Kampagne indet sich im Internet “Seit eineinhalb Jahren sind relles Beschäftigungsverbot oder unter http://nevermindthepapers. wir, die Gelüchteten der Gruppedürfen nur arbeiten, wenn keiner und proitieren von der Ausbeu noblogs.org „Lampedusa in Hamburg“ Teil mit deutschem Pass die Arbeit dieser Stadt. Wir arbeiten hier, will. Manche werden aber auch JAN ALBERTSEN, RONJA HEINELT, JAN KOLBOW, GESA MÜLLER wir wohnen hier, wir organisie- gezwungen zu jeder Bedingung und TOBIAS WOLLBORN ren uns hier. Unser Kampf um ein zu arbeiten, weil sonst ihre Auf- GEW Studis Bleiberecht wird von Tausenden enthaltserlaubnis nicht verlängert unterstützt. Der Senat ignoriert wird. Und dann gibt es noch die- Folgend dokumentieren wir uns.” jenigen, die überhaupt nicht legal den Aufruf des Bündnisses. “Wir sind Gelüchtete aus -vie arbeiten dürfen, weil sie ofiziell len Ländern. Gelüchtet vor Krie- gar nicht existieren. So wie dieje- – Recht auf Arbeit und beruliche Recht auf Stadt – never mind gen, geführt auch mit deutschen nigen von uns, die Bleiberecht in the papers! Waffen, gelüchtet vor vermeid- einem anderen EU-Staat haben, Wir sind Refugees im alltäg- barem Hunger und Elend. Wir wo sie nicht leben können, weil lichen Kampf gegen das schlechte wohnen in Containern und Zelten. es dort keine Arbeit gibt. So wie Leben in überfüllten und isolierten Traumatisiert von unseren Erleb- wir von der Gruppe „Lampedusa Lagern, wir sind Nachbar*innen, nissen sind wir auf engstem Raum in Hamburg“. Wir wissen, unter die sich gegen die Verdrängung untergebracht, ohne Möglichkeit diesen Bedingungen werden wir aus überteuerten Vierteln weh- uns zurückzuziehen, angemes- in die Abhängigkeit von staat- ren, Aktivist*innen, die sich ihr sener medizinischer Versorgung lichen Leistungen gezwungen. Recht auf Stadt zurückerobern. oder auch nur der Möglichkeit Oder in illegalisierte Arbeitsver- Wir sind organisierte Gelüchtete selbst zu kochen. Viele Menschen hältnisse, zu Niedriglöhnen, in von „Lampedusa in Hamburg“. dieser Stadt helfen uns aus pri- Rechtlosigkeit. Wir wollen das Wir sind Gewerkschafter*innen, vater Initiative. Der Senat tut so, nicht. Wir wollen auch nicht die die wissen, dass wir als Lohn- als wäre er überrascht über un- Löhne und Arbeitsbedingungen abhängige nur stark sind, wenn ser Kommen und behauptet, alle aller Lohnabhängigen herunter- wir gemeinsam mit den Beschäf- Möglichkeiten für eine Verbesse- ziehen, wir wollen nicht den Min- tigten mit den schlechtesten Be- rung dieser Situation auszuschöp- destlohn untergraben. Wir werden inden uns zusammen mit denen, dingungen auf dem Arbeitsmarkt fen. Dabei schafft er nicht mal dazu gezwungen. Tatsächlich

46 hlz – Zeitschrift der GEW Hamburg 1-2/2015 durch überteuerte Mieten Recht auf medizinische Behand- Recht auf Stadt an den Rand der Stadt ge- lung, wenn wir krank werden. drängt zu werden. Wir ste- hen auf einer Seite mit den Wir fordern: Wohnungslosen, nicht ge- – Freier Zugang zur Gesundheits- geneinander. Wir alle, die versorgung für alle wir gemeinsam unser Recht – Legalisierung des Aufenthalts Refugees welcome! auf Stadt erkämpfen, wir aller Menschen, die hier leben – Lagersystem abschaffen! Recht auf Wohnen und Arbeitserlaubnis für alle! wissen, dass in dieser Stadt es ist möglich! die fetten Proite der Immo- – Das Abschiebesystem abschaf- bilienbesitzer immer vor fen den Bedürfnissen der All- gemeinheit kommen. Aber Wir Alle, die wir in Hamburg nevermindthepapers.noblogs.org Wohnraum ist ein existen- leben, sind Teil dieser Stadt. Un- zielles Bedürfnis, keine sere Regierung verschließt die Ware! Ihr, vom Senat, sagt Augen vor dieser Realität und nicht, ihr könntet nichts tun. nimmt es hin, dass Menschen, Ihr habt die Möglichkeit, illegalisiert werden. Menschen, leer stehenden Büroraum in die zu jeder Bedingung arbeiten Wohnungen umzuwandeln. müssen, ausgeschlossen von allen sozialen Rechten. Dieser Senat

13 Uhr i landUngsbrücken i hambUrg Wir fordern: nimmt es hin, dass Gelüchtete Nach der Demo: 17 Uhr, Kundgebung vor der Flüchtlingsunterkunft Schnackenburgallee, HH – Keine Unterbringung in in Zelten leben müssen, in ei- Lagern ner reichen Stadt wie dieser. Wir – Nicht in Containern, Zel- wissen, ihre Auslüchte, dass sie besteht in Hamburg ein Bedarf ten oder Wohnschiffen, son- daran nichts ändern können, sind an zugewanderten Arbeitskräften dern Wohnungen für Alle falsch. Manches Gesetz könnten sowohl für qualiizierte als auch – Leerstand zu Wohnraum sie auf höherer Ebene beeinlus- für ungelernte Beschäftigung. – Mehr bezahlbarer Wohnraum sen. Vieles liegt direkt in ihrer Ganze Branchen kalkulieren mit- Hand. Eine gute Unterbringung und proitieren von der Ausbeu- Wir leben hier – wir bleiben für Gelüchtete ebenso wie eine tung schutzloser, illegalisierter hier Bleiberechtsregelung für Grup- Arbeitskräfte. Wessen Interessen Viele von uns, die in dieser pen von Bürgerkriegslüchtlin- vertritt der Senat, wenn er diese Stadt wohnen, arbeiten, leben, gen. Lampedusa in Hamburg – Zustände sehenden Auges hin- sind hier ofiziell nur geduldet.they are here to stay! Wir wissen, nimmt? Wir müssen von einer Duldungs- auch die kommende Wahl wird verlängerung zur nächsten zit- an der bestehenden schlechten Wir fordern Selbstverständliches, tern. In Hamburg ein dauerhaftes Situation nichts grundlegend än- wir fordern Menschenrechte ein: Bleiberecht zu bekommen, ist dern. Darum liegt es jetzt an uns. – Recht auf Arbeit und beruliche fast unmöglich. Jetzt, nach den Der Kampf um Anerkennung der Ausbildung, unabhängig vom neuen Gesetzesverschärfungen, Lampedusa-Gruppe zeigt, wie Aufenthaltsstatus noch schwieriger. Wir werden in viele Menschen in dieser Stadt – Arbeitserlaubnis für alle hier jahrelangen Verfahren „geprüft“, mit der Politik des Senats unzu- lebenden Menschen die kein Mensch durchschaut. Am frieden sind und sich wirklich Ende steht meist die Aufforderung willkommen fühlen möchten. Mit Recht auf menschenwürdiges zur Ausreise, obwohl Hamburg unseren Stimmen machen wir Wohnen! ganz andere rechtliche Möglich- deutlich: Die Kämpfe um Bleibe- Wir, die wir keine oder schlech- keiten hätte, die aber aus Prinzip recht, für menschenwürdige Un- te Papiere haben, wegen unserer nicht ausgeschöpft werden. Das terbringung, für politische und so- Hautfarbe oder unserem Namen in Ganze hat System und zur Folge, ziale Rechte werden weitergehen. kaputten Wohnungen zu überteu- dass viele von uns illegal gemacht Eine Politik gegen Migrant_innen erten Mieten wohnen, wenn wir werden. Illegalisiert zu werden, wird in Hamburg mit massiven überhaupt eine Wohnung anmie- heißt, ohne jeden Anspruch auf gesellschaftlichen Protesten zu ten dürfen. Wir, denen ganz offen soziale Rechte in dieser Stadt le- rechnen haben! Wir kämpfen für ins Gesicht gesagt wird: „An Aus- ben zu müssen, ausgeschlossen eine Stadt, in der alle Menschen, länder vermieten wir nicht“. Wir von vielem, was für die meisten die hier leben, die gleichen Rech- inden uns zusammen mit denen, Menschen dieser Stadt selbstver- te haben! die seit Jahren dagegen kämpfen, ständlich ist. Zum Beispiel dem

hlz – Zeitschrift der GEW Hamburg 1-2/2015 47 PROTEST 2 Von Gefahren & Gebieten Eine Veranstaltungsreihe der GEW Studis zu Ordnung und Kriminalisierung von, im & durch Raum

Mit der Errichtung des bis- fahrengebiete einzurichten - gibt alle Menschen gleichermaßen. lang größten Gefahrengebiets es aber immer noch und sie die- Mit der Veranstaltungsreihe wol- versuchte die Hamburger Polizei nen weiterhin der Kontrolle, Kri- len wir neben der allgemeinen im Januar 2014 mit Unterstüt- minalisierung und Vertreibung. Funktionsweise von Gefahren- zung des Senates, die politischen Die Ausrufung von „gefähr- gebieten zur Verwaltung von Ar- Kämpfe von Lampedusa in lichen Gebieten“ beinhaltet, mut und zur Aufrechterhaltung Hamburg, Rote Flora und Esso dass Handlungen und Personen der herrschenden Verhältnisse Häusern zu kriminalisieren. Da- an diesen Orten für gefährlich, auch die Mechanismen der Aus- rauf folgten wochenlang diverse kriminell und illegal erklärt wer- grenzung gegenüber Sexarbei- Gegenproteste, die auch interna- den. Auf diese Weise wird Kri- ter_innen und rassistisch diskri- tional für Aufsehen sorgten. Die minalität durch Raum konstitu- minierten Menschen beleuchten. Aufregung ist . Gefahren- iert. Die Praktiken der Kontrolle gebiete - wie die permanenten und Vertreibung sind anhand ras- JAN ALBERTSEN, RONJA HEINELT, Gebiete in St. Georg und St. Pau- sistischer, sexistischer und kapi- JAN KOLBOW, GESA MÜLLER und TOBIAS WOLLBORN li sowie die stetige Möglichkeit talistischer Kriterien konzipiert GEW Studis von Polizei und Senat, neue Ge- und betreffen entsprechend nicht

Veranstaltungen

Montag, 02.02., 19:00 Gefahrengebiete – wie Polizei Stadt/-bevölkerung ordnet. Mit Bernd Belina (Universität Frankfurt)

Montag, 16.02., 19:00 Wer hat Angst vor‘m Banlieu? Wie städtische Unsicherheitszonen mit Migration in Zusammen- hang gebracht werden. Mit Lee Hielscher (kritnet)

Montag, 02.03., 19:00 Repression gegen Sexarbei- ter_innen in St. Georg. Mit Kathrin Schrader (Universität Frankfurt)

Alle Veranstaltungen inden im Kollektiven Zentrum (Norderstraße 65, Münzviertel) statt.

Aktuelle Infos: www.gewstudis.blogsport.de

48 hlz – Zeitschrift der GEW Hamburg 1-2/2015 PROTEST 3 Den Rassismus entlarven Broschüre zur Kritik der „Alternative für Deutschland“ erschienen

Pünktlich zum Wahlkampf- Bernd Lucke im Dezember 2014 wollen, um somit deren Einzug auftakt der Hamburger AfD seine Sympathie zusprach. Zu- in die Hamburger Bürgerschaft veröffentlicht das Hamburger dem versucht die AfD aus den zu verhindern. Im Anschluss an Bündnis gegen Rechts die Bro- islamistischen Morden in Paris die Vorstellung der Broschüre schüre „Rechtspopulismus ist politisches Kapital zu schlagen, protestierten einige Veranstal- keine Alternative“. Nachdem be- indem sie auf die allgemeine tungsteilnehmer_innen auf der kannt wurde, dass die rechtspo- Trauer aufspringt und diese mit Wahlkampfveranstaltung der pulistische AfD ihren AfD und auf der Straße

Wahlkampf zur Ham- Foto: vor dem Hotel gegen burger Bürgerschafts- die rechtspopulistische wahl am 10.1. im Partei. Um deren Ein- Keller des Emporio- zug ins Parlament ab- Hotels starten will, zuwehren und Schlim- wurde die Veröffent- merem vorzubeugen, lichung der Broschüre gilt es, der AfD und kurzerhand um eine anderen rechten Posi- Woche nach vorne, tionen bei jeder Gele- auf den gleichen Tag genheit Paroli zu bie- – ins direkt gegenü- ten – in der Schule, im berliegende Gänge- Seminar, in der Kneipe viertel – verlegt. und auf der Straße.

Dort wurde den Die Broschüre ist mehreren hundert 42 Seiten stark und Teilnehmenden ein enthält insgesamt 15 erster Einblick in Artikel von 13 Au- die Publikation ge- tor_innen sowie wei- boten und die AfD tere Literaturhinweise. in Hinblick auf ihre Herausgeber_innen rassistische, antifemi- sind das Hamburger nistische und marktra- Bündnis gegen Rechts, dikale Ausrichtung die DGB Jugend Nord, kritisiert. Das Erstar- die ver.di-Jugend ken der AfD wurde Hamburg und die im Kontext eines seit GEW Hamburg mit mehreren Jahren be- Unterstützung durch stehenden Rechtsrucks in Eur- antimuslimischen Ressentiments den AStA der Uni Hamburg. Sie opa analysiert, in dessen Zuge zu unterfüttern versucht. erscheint in einer Aulage von die AfD weit verbreitete Ras- 8000 Stück und kann kostenlos sismen und rückwärtsgewandte In einer gemeinsamen Pres- beispielsweise in der Geschäfts- Krisenerklärungen aufgreift und sekonferenz verkündeten das stelle der GEW abgeholt werden. die parteienlandschaftliche Lü- Hamburger Bündnis gegen (Demnächst) steht sie auf www. cke rechts der Union zu füllen Rechts, das Gängeviertel, ver. gewstudis.blogsport.de zum versucht. Weiteren Rückenwind di, die GEW Studis und zwei Download bereit. erhofft sich die Partei von den Autor_innen, mit der Broschüre JAN ALBERTSEN, RONJA HEINELT, rassistischen Mobilisierungen über die Funktionär_innen und JAN KOLBOW, GESA MÜLLER der Pegida-Demonstrationen, die menschenverachtenden Po- und TOBIAS WOLLBORN denen der Parteivorsitzende sitionen der AfD aufklären zu GEW Studis hlz – Zeitschrift der GEW Hamburg 1-2/2015 49