LIEBENDE (AT) Spielfilm, Digital, Farbe, 15-30 Min
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LIEBENDE (AT) Spielfilm, Digital, Farbe, 15-30 min Eine junge Frau lebt in einer Stadt, die nicht ihr Zuhause ist. Sie ist sich dessen bewusst. Im Bewusstsein einer Abwesenheit. Sie versucht, einen Brief zu schreiben. Aber es fällt ihr schwer, die richtigen Worte auf Papier zu bringen. Sie arbeitet als Kindermädchen, fast jeden Nachmittag. Sie soll dem kleinen Mädchen, auf das sie aufpasst, etwas Deutsch beibringen. Eine alte Frau wartet in einem Museum auf die Ankunft einer jungen Frau. Denn sie hat eine Idee, die sie an sie weitergeben soll. Sie lebt schon lange in dieser Stadt. Diese Stadt ist ihr Zuhause geworden. Ihr Mann arbeitet als Kunsthändler. Sie schaut ihm gerne zu, wenn er Äpfel für den Kuchen schneidet. Ein kleines Mädchen wartet auf eine junge Frau, die nach Hause kommt. Denn es gibt eine Geschichte, die die junge Frau ihr erzählen soll. Es ist ihre liebste Geschichte. Sie hat sogar den Jungen und das Mädchen im Baum auf dem Feld gemalt. Sie glaubt an Zeitreisen. Sie hält gerne Ausschau nach den wabernden Löchern im Raum, die einen einsaugen und auf die Reise schicken. >>An einem späten Nachmittag, als ich mit Rodin in seinem Atelier war, brach die Dunkelheit herein, während wir uns unterhielten. (...) Er sprach ganz leise mit einer hingebungsvollen Wärme. Er neigte sich über den Marmorleib, als ob er in ihn verliebt wäre. "Es ist wirklich Fleisch!", sagte er. Und strahlenden Augen fügte er hinzu: "Man könnte meinen, es sei durch Küsse und Liebkosungen geformt!" Dann legte er plötzlich seine Hand auf die Statue: "Man erwartet fast, diesen Körper bei der Berührung warm zu finden."<< „Auguste Rodin - Die Kunst: Gespräche des Meisters gesammelt von Paul Gsell, diogenes 1979 Was muss getan werden, damit jemand (einst liebend) einen Ort verlässt? Der Film erzählt von einer jungen Frau, die in Kopenhagen als Kindermädchen arbeitet. Wir verfolgen Sie in einer Stimmung kurz vor dem Aufbruch in ein neues Kapitel. Auf einer Bank im Wintergarten der Glyptothek sitzend, versucht sie einen Abschiedsbrief zu verfassen. Ihr begegnet ein altes Paar. Die beiden waren auch mal Fremde in dieser Stadt. Getragen von einer Erzählung über ein zeitreisendes Mädchen bewegt sie sich durch die Statuen des Museums, beobachtet die steinernen Körper und findet schließlich eine Antwort, bereit diese Stadt - diese Geschichte - hinter sich zu lassen. Arbeitsansatz Der Film beschriebt einen Zustand der Stagnation und die Bewegung raus aus diesem Zustand, die Loslassen erfordert. Die Kamera ist extrem entscheidend dieses Gefühl direkt auf der Bildebene zu vermitteln. Es gibt nur wenige Momenten im Film, in denen das Bild bewegt ist, die gegen andere Momente der bildlichen Statik arbeiten. Die fantastischen Räume der Heide und des Havelzimmers habe eine entrückte Bewegung, die erst in der Realität der Figuren gespiegelt wird, wenn die Protagonistin sich durch die Skulpturen des Museums bewegt und durch den direkten Kontakt zu ihrem Gefühl der Abwesenheit langsam aus der Stagnation aufbrechen kann. So erschafft der Blick eine subjektive, die dem Gefühl der Protagonistin entspricht. Gleichzeitig ist es wichtig den Figuren dieser Geschichte immer Raum zu geben, ihnen respektvoll gegenüber zu stehen. Dem Betrachten Zeit zu geben. Die gezeigten Körper sprechen manchmal in Totalen durch ihre Bewegungen, manchmal in Detailaufnahmen der Hände und seltener auch durch Nahaufnahmen, die mit Geduld beobachten, welche Gedanken in den Figuren liegen. Die Tonebene ergänzt auf einer subtileren, sinnlichen Ebene die Orte und Zustände des Films. Die akustischen Räume sind generell von einer Ruhe und Wärme geprägt, die den Aufenthalt in der inneren Welt der Protagonistin begleiten. Das Team besteht aus Menschen, die Film studieren und teilweise frei in der Branche arbeiten und durch vorangegange Projekte bereits miteinander sehr vertraut sind. Besonders da der Hauptdrehblock eine gemeinsame Reise zu den Motiven in Dänemark, Berlin, der Lüneburger Heide und Hamburg erfordert, ist es wichtig eine angenehme Dynamik untereinander zu pflegen. Jahre bevor ich selbst die Glyptotek in Kopenhagen besuchte, zeigte mir eine liebe Freundin in ihrem Skizzenbuch eine Zeichnung von einer Palme, die bis zu einer Glaskuppel reichte, daneben kleine Skizze von Menschen, die Fotos machen oder in Prospekten lesen. Sie erzählte mir, dass sie einige Zeit mit ihrem Liebsten in der Stadt verbracht hatte. Dass die beiden wahnsinnig verliebt waren, sich aber zu viel zwischen ihnen aufgestaut hatte, sodass es unmöglich war zurück zueinander zu finden. Sie erzählte mir, dass sie Seite an Seite durch dieses Museum gingen und diese großen Menschen aus Stein betrachteten, die sich streichelten, berührten, schrieen und umarmten. Und die schale Stille ihrer realen Körper im Vergleich zur leidenschaftlichen Berührung des Steins ließ sie erkennen, dass es vorbei war. Jahre später schrieb ich das Wort "Omen" in mein Notizbuch, als ich am Fenster in einer Fähre saß, die mich von Dänemark nach Hause fuhr. Ich stand auf und ging an Deck, um zu sehen, wie der Dunst aus den Rohren der Fähre entwich und sich dieses Weiß und Grau mit dem Weiß und Grau des Himmels und des Meeres vermischte. Langes Sitzen fiel mir immer noch schwer, wegen eines falsch verheilten Bruchs in meinem Rücken. Als kleines Mädchen fiel ich von einem Baum, ohne mir der Schwere der Verletzung bewusst zu sein. Die Knochen wuchsen über die Jahre zusammen und hinterließen mich etwas krumm. Ich erinnere mich noch an das Gefühl des Aufpralls. Für einige Zeit konnte ich nicht atmen und alles, was ich sehen konnte, war die Baumkrone über meinem Kopf. Wie diese Baumkrone hinaus zu greifen schien, wie sie mein Sichtfeld ausdehnte. Einer dieser Momente, in denen sich die Zeit öffnet. Ein anderes Mal, vor diesem Moment auf der Fähre, hatte ich den Nachtbus nach Dänemark genommen. Kein Grau, kein Weiß an diesem Tag, aber Blau. Wir machten einen Spaziergang an der Küste und ich filmte die Algen zwischen den Steinen. Du sagtest, dass dir die Idee gefiel, kleine Filme zur Erinnerung zu machen. So wie früher, als Familien diese Videokameras hatten und Material sammelten, um es später, wenn sie alt waren, wiederzufinden. Ich erinnere mich an eine Sehnsucht, mit faltigen Händen nebeneinander zu sitzen. Oder an eine Sehnsucht nach unschuldiger Verspieltheit. Ein Jahr, nachdem ich daraufhin zu schreiben begann, verbrachten wir den ersten gemeinsamen Abend in einer Stadt, die uns beiden fremd war. Ich erzählte dir, dass ich bereits geliebt und verloren hatte. Ich erzählte dir von den Beiden, die Seite an Seite durch die Glyphen gingen. Nicht wissend, dass die Geschichte dieser unglücklich liebenden, in neuen Herzen einen Funken entfachen würde. Augenblicke vor der Umarmung kam mir das Wort "verdammt" in den Sinn. Wissend darum, dass die Liebenden eine Schwäche für die unerfüllte Liebe Anderer zu haben scheinen schuf Rodin"den Kuss" als einen Ausschnitt aus Dantes Höllentor und stellte Paolo und Franscesca da Rimini dar. Zwei Liebende, deren Brennen füreinander durch die Geschichte einer Liebe aus einer anderen Zeit und einem anderen Ort entzündet wurde. Ihre Gesichter sind nah beieinander, berühren sich aber nicht. Augenblicke vor dieser sich nähernden Berührung, die in Stein festgehalten ist, lasen sie über Lancelot und Guinevere und ihre unglücklichen Umstände. Der Klang eines vorbeifahrenden Schiffshorns brachte mich zurück auf das Deck der Fähre. Ich schaute hinunter und sah, wie sich der Schaum unter mir hob und senkte. Ich versuchte mich zu erinnern, ob ich damals bei meinem ersten Besuch im Museum das Buch von Lancelot und Guinevere in Paolos Hand gesehen hatte. Aber ich schien mich nicht an ihre Hände zu erinnern. Ich entkam der Kälte des Seewindes gerade, als mich eine mechanische Stimme aufforderte, zurück auf die unteren Decks zu gehen. Damals wusste ich noch nicht, dass ich ein Jahr nach diesem Moment auf dem Schiff, Dänemark ein weiteres Mal verlassen würde, diesmal allein. Diesmal mit dem Zug, am Fenster sitzend. Diesmal mit einem Ende für diese Geschichte heimkehren würde. Dieser Film ist kein Liebesbrief an einen Abwesenden, sondern an die Zukunft und die Vergangenheit, die helfen, sich aus der Stagnation zu schälen. Um neu anzufangen, um loszulassen. Die Glyptotek in Kopenhagen Der Wintergarten des Glyptotek-Museums in Kopenhagen und die ihn umgebenden Skulpturen von Auguste Rodin und den dänischen Bildhauern sind das zentrale Motiv dieses Films. Ich war mit einem lieben Freund auf einer Reise nach Kopenhagen und war so inspiriert von der Atmosphäre dort. Die Architektur des Museums ist einmalig. Die Geräusche in der Eingangshalle und das Licht, das durch die Kuppel fällt, die die Flügel der Ausstellungsteile verbindet, schaffen eine einzigartige Stimmung. Ich habe mich schon immer für bildhauerische Kunstwerke interessiert, und besonders nachdem ich Paul Gsells Schriften über die Gespräche, die er mit Rodin führte, gelesen hatte, schienen sich meine Gefühle gegenüber den Glyphen durch Rodins Worte zu bestätigen. Obwohl sie überlebensgroß sind und oft ein idealisiertes Körperbild darstellen, wirken sie alle so sanft. In diesen Skulpturen wird eine Spannung eingefangen, die ständig in Bewegung zu sein scheint. Die Lüneburger Heide Ich keine die Landschaft des Naturschutzgebiets der Lüneburger Heide sehr gut, da ich im Landkreis Celle angrenzend an eine der größten Heideflächen Europas groß geworden bin und viel Zeit meiner Kindheit dort in diesen Feldern verbrachte. Daher ist mir die Gegend und die Beschaffenheit der Natur dort sehr bekannt und