Warum Die Afd Als Rassistische Und Rechtsextreme Partei Einzuordnen Ist Cremer, Hendrik
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www.ssoar.info Nicht auf dem Boden des Grundgesetzes: Warum die AfD als rassistische und rechtsextreme Partei einzuordnen ist Cremer, Hendrik Veröffentlichungsversion / Published Version Forschungsbericht / research report Zur Verfügung gestellt in Kooperation mit / provided in cooperation with: Deutsches Institut für Menschenrechte Empfohlene Zitierung / Suggested Citation: Cremer, H.r. (2021). Nicht auf dem Boden des Grundgesetzes: Warum die AfD als rassistische und rechtsextreme Partei einzuordnen ist. (Analyse / Deutsches Institut für Menschenrechte). Berlin: Deutsches Institut für Menschenrechte. https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:0168-ssoar-73597-5 Nutzungsbedingungen: Terms of use: Dieser Text wird unter einer CC BY-NC-ND Lizenz This document is made available under a CC BY-NC-ND Licence (Namensnennung-Nicht-kommerziell-Keine Bearbeitung) zur (Attribution-Non Comercial-NoDerivatives). For more Information Verfügung gestellt. Nähere Auskünfte zu den CC-Lizenzen finden see: Sie hier: https://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/4.0 https://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/4.0/deed.de Analyse Nicht auf dem Boden des Grundgesetzes Warum die AfD als rassistische und rechtsextreme Partei einzuordnen ist Hendrik Cremer Das Institut Der Autor Das Deutsche Institut für Menschenrechte ist die Dr. iur. Hendrik Cremer ist wissenschaftlicher Mitar- unabhängige Nationale Menschenrechtsinstitution beiter des Deutschen Instituts für Menschenrechte; Deutschlands. Es ist gemäß den Pariser Prinzipien er arbeitet zu den Themen Recht auf Asyl, Rechte in der Vereinten Nationen akkreditiert (A-Status). Zu der Migration und Recht auf Schutz vor Rassismus. den Aufgaben des Instituts gehören Politikbera- Er studierte Rechtswissenschaften in Marburg und tung, Menschenrechtsbildung, Information und Do- Hamburg. Anschließend war er als Anwalt mit den kumentation, anwendungsorientierte Forschung zu Schwerpunkten Aufenthalts- und Sozialrecht tätig. menschenrechtlichen Themen sowie die Zusammen- arbeit mit internationalen Organisationen. Es wird Die vorliegende Analyse gibt die Auffassung des vom Deutschen Bundestag finanziert. Das Institut Deutschen Instituts für Menschenrechte wieder. ist zudem mit dem Monitoring der Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention und der UN-Kin- derrechtskonvention betraut worden und hat hierfür entsprechende Monitoring-Stellen eingerichtet. Analyse Nicht auf dem Boden des Grundgesetzes Warum die AfD als rassistische und rechtsextreme Partei einzuordnen ist Hendrik Cremer Vorwort Die Grund- und Menschenrechte und die ihnen und die gesamte Gesellschaft aufzuzeigen. Dabei zugrunde liegenden Werte bilden das Fundament wächst die Gefahr der Normalisierung rassistischer der freiheitlichen demokratischen Grundordnung und rechtsextremer Positionen, wenn sie sich so- im Sinne des Grundgesetzes. Rassistische und gar in Parteien finden, die in den Parlamenten ver- rechtsextreme Positionen stehen den Grund- und treten sind und die die Menschenwürde als den Menschenrechten diametral entgegen. Konsens aufkündigen, der in einer demokratischen, auf den Menschenrechten beruhenden Gesell- Als unabhängige Nationale Menschenrechtsins- schaft und für unsere grundgesetzliche Ordnung titution Deutschlands hat das Deutsche Institut konstituierend ist. Gerade die deutsche Geschichte für Menschenrechte gemäß seinem gesetzlichen hat gezeigt, dass die freiheitliche demokratische Auftrag und den Pariser Prinzipien der Vereinten Grundordnung eines Staates zerstört werden kann, Nationen den Auftrag, zu Förderung und Schutz wenn rassistische Grundhaltungen nicht rechtzei- der Menschenrechte in Deutschland beizutragen. tig auf energischen Widerstand stoßen und sich so Dazu gehört insbesondere der Einsatz für die verbreiten und durchsetzen können. Wahrung der Grundlagen der Menschenrechte – Menschenwürde und Verbot jeglicher Diskrimi- Vor diesem Hintergrund wird die Partei „Alter- nierung und damit auch und gerade rassistischer native für Deutschland“ (AfD) analysiert. Dabei Diskriminierung. Deshalb hat das Institut im Au- wurden die Ausführungen zur AfD, die bereits gust 2019 die Analyse „Das Neutralitätsgebot in Bestandteil der zuvor genannten Analysen sind, der Bildung. Neutral gegenüber rassistischen und aktualisiert und erweitert, um insbesondere die rechtsextremen Positionen von Parteien?“ ver- fortschreitende Radikalisierung dieser Partei zu öffentlicht. Die Publikation richtet sich an Akteure verdeutlichen. Die Analyse zeigt, dass es sich im in der schulischen und außerschulischen Bildung. Fall der AfD um eine rassistische und rechtsex- Im Mai 2020 folgten die Analyse „Politische Bil- treme Partei handelt. Wie das Bundesverfassungs- dung in der Polizei. Zum Umgang mit rassistischen gericht in seiner Entscheidung über den Antrag und rechtsextremen Positionen von Parteien“ wie auf Verbot der NPD ausgeführt hat, vertraut das auch die Analyse „Politische Bildung in der Bundes- Grundgesetz auf die geistige Auseinandersetzung wehr. Zum Umgang mit rassistischen und rechts- als wirksamste Waffe gegen die Verbreitung men- extremen Positionen von Parteien.“ schenverachtender Ideologien. Diese Auseinan- dersetzung braucht rechtliche und tatsächliche Die vorliegende Publikation richtet sich nun über Fundierung. Hierzu trägt die Analyse bei. Um die den Bildungskontext hinaus auch an staatliche, Grundlagen unserer Verfassungsordnung wirksam politische und gesellschaftliche Akteure, um sie zu verteidigen, müssen insbesondere die auf dem darin zu unterstützen, rassistische und rechtext- Boden des Grundgesetzes stehenden Parteien reme Positionen zu erkennen. Dies ist die Grund- rassistischen und rechtsextremen Positionen voraussetzung dafür, solche Positionen kritisch zu widersprechen, sich klar von Parteien, die solche thematisieren, sich von ihnen abzugrenzen bezie- Positionen vertreten, abgrenzen und verhindern, hungsweise ihnen entgegenzutreten. dass diese direkt oder indirekt politische Gestal- tungsspielräume erlangen. Die Publikation möchte einen Beitrag dazu leisten, gegenwärtige Erscheinungsformen von Rassismus Professorin Dr. Beate Rudolf und Rechtsextremismus und die damit verbunde- Direktorin des Deutschen Instituts für nen Auswirkungen und Gefahren für Betroffene Menschenrechte Inhalt Zusammenfassung 9 1 Einleitung 10 2 Der absolute Kern der freiheitlichen demokratischen Grundordnung: Artikel 1 Absatz 1 GG 11 3 Rassistische und rechtsextreme Positionen 12 4 Rassistische und rechts extreme Positionen der AfD 15 4.1 Grundsatzpapiere der Partei 15 4.2 Strategie zur Durchsetzung ihrer Positionen 19 4.3 Positionen von Führungspersonen und Mandatsträger_innen 20 4.4 Gesamtbewertung der Partei 23 5 Fazit 26 6 Literatur und Dokumente 27 ZUSAMMENFASSUNG 9 Zusammenfassung Rassistische und rechtsextreme Positionen haben fern die AfD entsprechende Positionen vertritt. im öffentlichen und politischen Raum deutlich Dabei zeigt der Beitrag auf, dass rassistische zugenommen. Dies stellt staatliche, politische und und rechtsextreme Positionen Bestandteil des gesellschaftliche Akteure vor erhebliche Heraus- AfD-Programms, der AfD-Strategie sowie der forderungen. Zugleich steht dabei immer wieder Positionierungen von AfD-Führungspersonen und die Frage im Raum, woran rassistische und rechts- Mandatsträger_innen sind und sich damit gegen extreme Positionen als solche zu erkennen sind. die in Artikel 1 Absatz 1 Grundgesetz veranker- ten unabdingbaren Grundlagen der Menschen- Vor diesem Hintergrund erörtert der Beitrag, welche rechte richten. Diese Positionen wenden sich Bedeutung den in Artikel 1 Absatz 1 Grundgesetz somit gegen den Grundsatz der allen Menschen verankerten unabdingbaren Grundlagen der Men- gleichermaßen zustehenden Menschenwürde schenrechte als Bestandteil der freiheitlichen de- und den damit einhergehenden Grundsatz der mokratischen Grundordnung bei der Einordnung Rechtsgleichheit aller Menschen. Hierbei handelt von Positionen als rassistisch und rechtsextrem es sich um nicht verhandelbare Grundsätze des zukommen. Grundgesetzes. Führungspersonen und Mandats- träger_innen der AfD vertreten darüber hinaus Er erläutert, was unter rassistischen und rechts- sogar Positionen, in denen sie der Gewalt das extremen Positionen zu verstehen ist und inwie- Wort reden. 10 EINLEITUNG 1 Einleitung Rassistische und rechtsextreme Positionen haben erzählungen thematisiert werden, die bei der im öffentlichen und politischen Raum deutlich zu- Verbreitung rassistischen und rechtsextremen genommen. Dies stellt staatliche, politische und Gedankenguts eingesetzt werden.3 gesellschaftliche Akteure vor erhebliche Heraus- forderungen. Zugleich steht dabei immer wieder Hierbei ist zu berücksichtigen, dass auch Parteien die Frage im Raum, woran rassistische und rechts- rassistische und rechtsextreme Positionen vertre- extreme Positionen als solche zu erkennen sind. ten können, die mit der freiheitlichen demokrati- schen Grundordnung nicht vereinbar sind, ohne Als Reaktion auf eine Reihe von rassistisch und deswegen verboten zu werden. Die Hürden für das antisemitisch motivierten Terroranschlägen hat Verbot einer Partei, das allein durch das Bundesver- die Bundesregierung im März 2020 einen Kabi- fassungsgericht erfolgen kann, sind deutlich höher.4 nettausschuss zur Bekämpfung von Rassismus und Rechtsextremismus gebildet,1 der im Novem- Die Partei „Alternative für Deutschland“ (AfD) setzt ber 2020 zahlreiche Maßnahmen beschlossen Akteure, die Rassismus und Rechtsextre mismus be- hat.2 Damit hat die Bundesregierung ein wichtiges ziehungsweise die AfD kritisch thematisieren,