PLIEN, Marion (Hrsg.): Spielfilme geographisch sehen lernen – Filmische Narrationen aus fachwis- senschaftlichen und didaktischen Perspektiven. Mainz 2019: 31-53 (= Mainzer Kontaktstudium Geographie, Bd. 15) Geographie, Bd. 17)

ANTON ESCHER, MARIE KARNER UND HELENA RAPP

„Cinematic Cruising” – mit dem „Traumschiff“ auf hoher See

1 Einleitung Träume wahr werden“ (Royal Caribbean 2018: 84) und Passagiere „ins Land der Fantasie“ (AIDA Die Kreuzfahrtbranche verspricht ihren Kunden Cruises 2018b: 36) entführt werden. Die Verhei- ein Reisen „Wie im Himmel auf See“ (Royal ßungen der Kreuzfahrt-Reedereien scheinen An- Caribbean 2018: 82) auf einem Schiff „Wo klang zu finden, denn die Form der Reiseveranstal- tung „Kreuzfahrt“ boomt.

Abb. 1: Zunahme der Hochsee-Kreuzfahrtpassagiere weltweit im Zeitraum von 1990 bis 2020

Kein Reisemarkt wächst derzeit so rasant wie die 2017 25,8 Millionen Passagiere eine Kreuzfahrt Hochsee-Kreuzfahrt. Laut Schätzungen des inter- gemacht. Für das Jahr 2018 werden 28 Millionen nationalen Kreuzfahrtverbands CLIA (Cruise Passagiere erwartet“ (REITZ 2018). Der US-ameri- Lines International Association) haben im Jahr kanische und der europäische Kreuzfahrtmarkt nehmen dabei die Spitzenplätze ein.

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Abb. 2: Herkunftsländer der Hochseekreuzfahrtpassagiere im Jahr 2017

Der Umsatz des Hochsee-Kreuzfahrttourismus er- Entsprechend nehmen die Anzahl und die Kapazi- reicht in Deutschland im Jahr 2016 gegenüber tät der Schiffe zu. 2015 eine Steigerungsrate von 17,8 %.

Datenquelle: Cruise Industry News 2018.

Abb. 3: Zunahme der Kreuzfahrtschiffe und deren Bettenkapazität im Zeitraum von 1999 bis 2020

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Die Begründung für den Boom der Branche liefert (2011: 246) hin: “Instead I have positioned films die Branche selbst: „Einer der vielen Gründe da- as discursive constructs recognising both the me- für, dass die Kreuzfahrtbranche erfolgreich blei- diatization (JANSSON 2002; JANSSON and FALK- ben wird, sind die individuellen Angebote, die sie HEIMER 2006) of places and spaces of travel and ihren Gästen aus aller Welt anbieten kann“, so tourism through film, at the same time as position- Cindy D’Aoust, Präsidentin und CEO von CLIA. ing film as unique sites or spaces of travel in them- „Nie zuvor habe ich eine Branche erlebt oder einer selves (BRUNO 1997; 2002)”. Zusätzlich kann von Branche angehört, die die Wünsche ihrer Kunden einer Verwandtschaft der menschlichen Wahrneh- auf diese Weise wahrnimmt und darauf reagiert. mung zwischen Bewegung und Reisen sowie Film, Deshalb werden wir auch in Zukunft weiteres der durch bewegte Bilder (Movies) erzeugt wird, Wachstum in der Branche erleben.” (CLIA ausgegangen werden. Hinzu kommt, dass das Deutschland 2017). Kostengünstige Angebote für Schiff selbst ein bewegter Ort ist und die Reisen- die Kreuzfahrttouristen sind u.a. durch die Be- den wie von selbst bewegt werden. schäftigung günstiger Arbeitskräfte aus Niedrig- Annäherung und Identität zwischen Film und lohnländern möglich. Damit geht eine ethnisch ori- Kreuzfahrt lässt sich aus mehreren Perspektiven entierte Arbeitsteilung einher. thematisieren: Zunächst wird die Vergleichbarkeit Der vorliegende Aufsatz will zeigen, dass der an- des Ortes angesprochen. Das Kreuzfahrtschiff und haltende Boom der Kreuzfahrt, der in den USA in das Kino sind Orte der (Post)Moderne, Orte der den 1970er Jahren mit der modernen Globalisie- Heterotopie (FOUCAULT 1987) und Orte der rung beginnt, insbesondere durch die Kombination Träume. Mit dieser dreifachen Identität kann die der klassischen Erlebnis-, Vergnügens- und Erho- Vergleichbarkeit der Orte für den Alltag der Men- lungs-Reise sowie durch die Integration von ge- schen belegt werden. fühltem Abenteuer- und Amouren-Urlaub entstan- Eine filmische Annäherung beider Orte ermögli- den ist. Dies wird vor allem durch die strategische chen die epochalen Fernsehserien The Love Boat Annäherung und das magische Zusammenspiel in den USA und Das Traumschiff in Deutschland. von lebensweltlicher Wirklichkeit und filmischer Die Serien lösen für die Rezipienten ein Bedürfnis Fiktion erzielt. Bereits LESTER (2011: 245) argu- nach Kreuzfahrten aus. Die definitive Identität von mentiert in diesem Sinne: “Arguably the modern Film und Kreuzfahrt sowie die beliebten Reality- is an exemplar of a simulated, fantasy Doku-Soaps ermöglichen ein „Reisen wie im Film space and film, and in particular, the institution of sein“. Die aufgezeigten Imaginationen und Hal- Hollywood has a long history in perpetuating the tungen von Kreuzfahrtreisenden erzeugen Cine- glamour of ocean liners.”1 Wir gehen jedoch noch matic Crusing, ein Reisen, das man erinnert, als ob einen Schritt weiter, indem wir konkret formulie- man in einem Hollywood-Film mit Happyend mit- ren: Die Kreuzfahrt ist für die Passagiere bzw. Ur- gespielt und alles „wirklich erfahren“ hätte. lauber eine Reise in den Film, ein Zustand als ob sie sich in einem Film befinden würden bzw. es fühlt sich an, wie im Film zu sein, denn im Erleben 2 Der Ort Film-Kino und der Ort und in der Erinnerung sowie insbesondere in der Kreuzfahrtschiff Phantasie der Reisenden erfüllen sich während der Reise nahezu alle Träume wie ein Leben im Film. Die Orte Kino und Kreuzfahrtschiff weisen aus un- Dies führt die Aussagen des Existenzphilosophen terschiedlichen Perspektiven nicht nur Gemein- Martin HEIDEGGER (1938: 87) weiter, der bereits samkeiten auf, sondern sind hinsichtlich bestimm- in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts festhielt: ter Qualitäten für Personen, die diese Orte nutzen „Der Grundvorgang der Neuzeit ist die Eroberung bzw. aufsuchen, identisch. der Welt als Bild“. Daraus folgt, dass die Welt zu- Ende des 19. Jahrhunderts entstand für einen pri- nehmend in bildlicher Form erfahren wird und vilegierten Personenkreis die Luxuskreuzfahrt als diese Bilder zur lebensweltlichen Wirklichkeit eine andere Art des Reisens. Aus der Distanzüber- werden. windung auf dem Meer mit dem Schiff entwickelte Auf den Zusammenhang zwischen Film, Ort und sich die Kreuzfahrt als eine Reise bei der das Er- Reisen durch die spezifische Interpretation von reichen eines Zielortes nur noch sekundär ist. Viel- Filmen als diskursive Konstrukte weist LESTER mehr steht das Hin- und Herfahren, das „Cruisen“2

1 Alle Hervorhebungen von Verfasser_innen in wörtlichen Zitaten 2 „Cruisen“ bzw. kreuzen bedeutet in der Sprache der Segler ein Ziel wurden aus Gründen der Lesbarkeit nicht übernommen. im Zickzackkurs, d.h. durch das temporäre segeln gegen den Wind, anzulaufen. In der amerikanischen Jugendsprache der 1950er Jahre 33

auf dem Meer von Hafen zu Hafen im Mittelpunkt. das gesellschaftliche Erleben lenken, als auch die Die Reise als reines Vergnügen war erfunden! Das Wahrnehmung der Produkte und Orte beeinflus- Kreuzfahrtschiff blieb über die Jahre aufgrund der sen. hohen Kosten nur der „High Society“ vorbehalten. Kino und Kreuzfahrtschiff sind Orte und Erst nach etwa hundert Jahren erfahren Vergnü- Nicht-Orte (AUGÉ 1994). Es sind Orte des Wi- gungsreisen auf See den bereits erwähnten unvor- derspruchs und Orte der Gegensätzlichkeit. Sie hergesehenen Boom (DÄNZER-KANTOF 2014: 23) existieren als reale und imaginierte sowie imagi- und sind inzwischen für nahezu alle Bevölke- nierende Orte. Diese Eigenschaften bringen den rungsgruppen der Länder des globalen Nordens er- modernen und postmodernen Charakter beider schwinglich. Orte zum Ausdruck. Ende des 19. Jahrhunderts wurde mit der Kine- „Das Kino ist als Ort darauf angelegt, zugleich matographie ein neues Medium erfunden: Die Nicht-Ort zu sein, Zugangstor zu einer jenseits der Aufzeichnung und die Wiedergabe von Bewegun- Raumgrenzen liegenden Welt“ (MORAT 2016: gen. Aus laufenden Bildern mit simulierter Bewe- 228f.). Die Orte sind durch ihre Funktionalität ge- gung entstand der Stummfilm, danach entwickelte prägt und dominiert. Obwohl es Nicht-Orte sind, man den Tonfilm, den Farbfilm, den 3D-Film und das heißt weder identitätsstiftend, noch relational, anschließend den digitalen Film. Man rezipierte noch historisch (AUGÉ 1994: 92f.), können sie die Filme je nach Epoche in Jahrmarkzelten, The- durch die persönlichen Beziehungen und Erleb- atern, Palästen und Hinterzimmern sowie schließ- nisse der Nutzer zu Erinnerungsorten werden, ob- lich in Wohnzimmern. Im digitalen Zeitalter ge- wohl sie als Charakter keine Individualität aufwei- nügt ein Mobiltelefon, um Filme in bester Qualität sen. Der subjektiv empfundenen Freiheit auf dem zu genießen. „‘Ort des Kinos‘ meint den Blick- Meer steht das Gefangensein auf dem Schiff, die raum3, den die Projektion eines Films (gleichwel- Reduktion der individuellen Bewegungsfreiheit cher Technologie) schafft wie voraussetzt“ (KÖTZ von Reling zu Reling gegenüber. Hinzu kommen 1986: 8). Mit den digitalen Möglichkeiten der Auf- die Einschränkungen durch die zahlreichen Ver- zeichnung und der Wiedergabe von Filmen wird haltensregeln und die strengen Sicherheitsaufla- nahezu jeder Ort zum Kino und ist für fast alle gen. Die grenzenlose Freiheit im Kino besteht aus- Menschen in unterschiedlicher Qualität verfügbar. schließlich in der individuellen Wahrnehmung und Die Orte Kreuzfahrtschiff und Kino unterliegen im der subjektiven Phantasie des Rezipienten zum 21. Jahrhundert einem nahezu weltweiten Boom. Lichtspiel. Der Kinogänger darf lediglich Hören Beide Orte sind Orte der (Post)Moderne, Orte der und Sehen, jegliche andere Verwirklichung ist ver- Heterotopie und Orte der Träume. boten, abgesehen von „Popcorn und Cola“. Außer- dem ist er für die Dauer der Aufführung meist be- 2.1 Orte der (Post)Moderne wegungslos freiwillig an seinem Stuhl bzw. an sei- nem Platz des Sehens und Hörens „gefesselt“. Da- Die Entstehung des Kinos bzw. Filmsehens und mit unterliegen die „Reisenden“ sowohl auf dem des Kreuzfahrtschiffes als „Orte der Moderne“ Schiff als auch im Kino der totalen Bestimmung (MORAT 2016: 233) ist auf die Ebenen der techni- durch den Ort. Das Schiff selbst ist heute als tou- schen Entwicklungen und soziokulturellen Verän- ristische Destination, als „shipscape“ (KWORTNIK derungen Mitte des 19. Jahrhunderts zurückzufüh- 2008: 292) zu begreifen, damit ist es, wie der Ort ren. Mit einer zunehmenden Erlebnisorientierung Kino, das Ziel von Menschen bzw. Passagieren, der Gesellschaft seit der zweiten Hälfte des 20. die zwar „Reisen“, aber dennoch an einem siche- Jahrhunderts und einer neuen innenorientierten ren Ort bleiben wollen. Sowohl im Kino als auch Lebensauffassung, die das Subjekt selbst in das auf dem Schiff sind Besucher und Passagiere pas- Zentrum des Denkens und Handelns stellt sive Rezipienten der Ereignisse, die sie umgeben. (SCHULZE 1995: 59ff.), ist Kino und Kreuzfahrt Beide Orte geben eine eigene Rhythmik vor, wel- Ausdruck einer metropolitanen, hedonistischen che die allumfassende Wahrnehmung ihrer Besu- und egozentrierten Vergnügungskultur (MORAT cher steuert. Kino und Kreuzfahrtschiff ermög- 2016: 230ff.). Hinter beiden Phänomenen stehen lichen für die Kinogänger und die Passagiere einflussreiche und große Industrien, die sowohl wurde unter „Cruisen“ ein „gemeinsames cooles Herumfahren mit Fernsehens geschaffene Raum immer an einem Ort ist. Dies bedeutet, dem Auto“ bezeichnet, um Freunde und Bekannte zu treffen sowie dass jeder Ort an dem man einen Film betrachtet ein Kino ist, unab- um „zu sehen und gesehen zu werden“. hängig von seiner baulichen Gestaltung, seiner Dimension und seiner 3 Die Konstruktion „Blickraum“ als Ort bringt zum Ausdruck, dass Materialität. mit Kino oder Cinema der durch die Tätigkeit des Filmsehens bzw. 34

eine subjektive Simulation einer für sie unbe- Öffnung/Schließung und Illusion/Kompensation kannten Welt. Das Kino stellt in gewisser Weise charakterisiert werden. Dabei ist zu beachten, dass ein Fenster zur Welt dar, denn wie KRACAUER sich die Ausführungen zu den Kategorien vermi- (1960) anführt lernt der Mensch die Erde „wie sein schen und überschneiden. eigenes Haus, auch wenn er niemals über die Gren- Ein heterotoper Raum kann als Ort mehrere zen des eigenen Dorfes hinauskommt“ Räume in sich vereinen bzw. zusammenbrin- (SCHEFFAUER 1920 zit. nach KRACAUER 1960: gen, „...die an sich unvereinbar sind“ 250) kennen. Dies führt dazu, dass uns „das Kino (FOUCAULT 1987: 127). Explizit wird auf das Kino die Welt erschließt“ (KRACAUER 1960: 250) und verwiesen, dass „…ein merkwürdiger viereckiger unsere Vorstellung von der Welt in der wir leben Saal [ist], in dessen Hintergrund man einen zwei- maßgeblich prägt. Es werden filmische Bilder und dimensionalen Schirm einen dreidimensionalen Lebensvorstellungen vermittelt, die zwar inner- Raum sich projizieren sieht“ (FOUCAULT 1987: halb filmischer Wirklichkeiten stattfinden, aber 127). Kino vereint mehrere Räume und Platzierun- trotzdem mit eigenen Erlebnissen verknüpft wer- gen in sich und bietet ein schier unendliches Ima- den. MORAT (2016: 231) spricht davon, dass das ginationsareal an. Ebenfalls FOUCAULT (2013: 21) Kino als „stete Einladung zum Aufbruch in imagi- charakterisiert am Beispiel der großen Kolonial- näre Fernen dient“. Im Vergleich dazu müssen schiffe des 19. Jahrhunderts, die sich von Hafen zu Kreuzfahrten ebenfalls als subjektive Entdeckung Hafen bewegten, Schiffe als heterotope Orte. einer bestimmten (touristisch aufbereiteten) Welt Schiffe sind als „ein Stück schwimmender Raum“ gesehen werden. Das Schiff bildet in diesem Zu- [...], Orte ohne Ort, ganz auf sich selbst angewie- sammenhang die „sichere“ Umgebung, den sen, in sich geschlossen und zugleich dem endlo- (post)modernen Lehnstuhl4 von der aus „fremde sen Meer ausgeliefert…“ zu verstehen. Darüber Welten“ in kleinen wohl dosierten Fragmenten im hinaus bezeichnet FOUCAULT (2013: 21f.) Schiffe Vorbeigehen erlebt werden können. „Mein Hotel als Idealtyp der Heterotopie: „Das Schiff ist die zeigt mir die Welt“, formulieren die Werbetexter Heterotopie par excellence“ (FOUCAULT 2013: von AIDA Cruises (2019a). Das Schiff wird dabei 21f.). Auch KWORTNIK (2008: 293) betrachtet das als kurzeitiges Zuhause eingetauscht, das auch me- Schiff als eine Kombination von „floating resort dial in diesem Sinne vermarktet wird: „Die ganze hotel, sightseeing vessel, gourmet restaurant, food Welt sehen und sich überall zu Hause fühlen“ court, nightclub, shopping center, entertainment (AIDA Cruises 2017: 3). Das Erkunden und Ent- complex, and recreation facility...“ mit der Beson- decken der Welt beginnt hierbei nicht in den Häfen derheit alle diese Orte und viele weitere zu verei- bzw. auf den Routenpunkten während der Kreuz- nen und sich mobil auf dem Wasser fortzubewe- fahrt. Es findet auf dem Schiff statt, auf dem die gen. Der spezifische Charakter des Ortes ermög- „weite Welt“ in Filmen, Bildern, Dekoration und licht dem Passagier sich selbst neu zu definieren: Entertainment präsentiert wird. „…ships can be conceived as fantasy, heterotopic spaces in which a person can become someone 2.2 Orte der Heterotopie else“ (LESTER 2011: 234). Der heterotope Ort impliziert für seine Besu- Einen aufschlussreichen theoretischen Zugang cher eine andere Zeit. Die Menschen brechen so- bietet Michel FOUCAULT (1987) mit seinen Über- wohl im Kino als auch auf dem Kreuzfahrtschiff legungen zur Differenz von Orten. FOUCAULT mit ihrer herkömmlichen Zeit. Die Filmseher tre- (2013: 10f.) versteht unter Heterotopien besondere ten aus der alltäglich lebensweltlichen Zeit heraus Räume – andere Räume – sogenannte „...Gegen- und treten gewissermaßen in die Film-Zeit (z.B. in räume [...] die vollkommen anders sind als die üb- das 18. Jahrhundert) ein. Ebenso verlassen die rigen“ und eröffnet damit eine wissenschaftliche Passagiere mit dem Betreten des Schiffes die Orts- Perspektive, die im Gegensatz zu Utopien, die kei- zeit, denn sie bewegen sich mit dem Schiff immer nen Ort haben, Heterotopien als konkrete vollkom- gegen oder mit der Zeit. Auch werden Ort (z. B. men andere Räume betrachtet (FOUCAULT 2013: Heck und Bug oder Steuerbord und Backbord) und 11). Die heterotopen Orte können unter anderem Zeit (z. B. Glasen) auf dem Schiff in anderen Ein- durch die Kategorien Raum und Zeit sowie durch heiten angegeben.

4 Als „Armchair Traveller” bezeichnet man Personen, die im Lehn- d.h. ihren Ort nicht verlassen müssen. Sie laufen keine Gefahr aus ih- stuhl sitzend, nur mit dem Finger auf der Landkarte „verreisen“. rer Welt zu fallen und den Zugang zur spezifischen Welt, in der sie Letztlich können sowohl der Kinogänger als auch der Passagier des reisen, zu verlieren. Kreuzfahrtschiffes als eine moderne Version des „Armchair Travel- ler‘s” gesehen werden, da beide ihren Platz, ihren Stuhl, ihre Kabine 35

Der Zugang zum heterotopen Ort unterliegt Zusammenfassend sind Kino und Kreuzfahrtschiff spezifischen Mechanismen der Öffnung und letztlich Illusionsorte und Orte der Kompensation, Schließung. Man kann sie als „Zugangstor zu ei- Orte der Flucht aus dem Alltag und somit selbst ner jenseits der Raumgrenzen liegenden Welt“ be- Ziele des Reisens (ENZENZBERGER 1958). schreiben: „Die Saalverkleidung schließt den Ki- noraum von der Außenwelt ab, während die Lein- 2.3 Orte der Träume wand ihn virtuell öffnet. Häufig gibt es zwei Türen oder Vorhänge, die als Schleuse zwischen Innen In lebensweltlicher Sprache versteht man unter und Außen fungieren. Auch das Foyer mit Garde- Träumen das Bedürfnis nach Erfüllung von geheg- robe, Sitzgelegenheiten, Ausschank und Verkauf ten Wünschen und unerfüllten Sehnsüchten. Meist von Süßigkeiten ist eine solche Schleuse zwischen handelt es sich um Wünsche und Sehnsüchte, die Straße und Kinosaal. Der Eintritt in den Vorführ- im Alltag nicht realisierbar sind, da sie der Ord- raum gewährt den Zuritt zu einem anderen Ort“ nung der Gesellschaft widersprechen, moralische (MORAT 2016: 228f.). Der Kinoraum kann erst bzw. gesetzliche Grenzen überschreiten oder wieder nach der Vorstellung verlassen werden. schlicht physikalisch nicht umsetzbar sind. Auf dem Kreuzfahrtschiff sind ähnliche Mechanis- Die postmoderne Werbung für die unterschied- men der Öffnung und Schließung zu finden. Nur lichsten Produkte hingegen, verspricht gerade mit einem gültigen Ticket wird der Zugang auf das die Erfüllung des scheinbar nicht Erfüllbaren. Schiff gewährt. Die personifizierte Bordkarte bil- Die Kreuzfahrtindustrie versieht zahlreiche Ange- det hier den Eintritt an der Schwelle zur Gangway, bote mit dem Merkmal Traum wie „Traumhafte die das Schiff mit dem Land verbindet. Festgelegte Kreuzfahrten“, Das Traumschiff und „Dreamlines Normen und Kontrollen, wie das Desinfizieren der Kreuzfahrten“. Außerdem wird in vielen Werbe- Hände und das Scannen des Handgepäcks an der spots auf die Erfüllung von Träumen und Sehn- Durchgangskontrolle stellen eine Art Schleuse dar. sucht verwiesen: „Unsere Routen haben alle ein Mit dem Passieren der Metalldetektoren betritt der Ziel: Ihr Fernweh“ (Mein Schiff 2018). Außerdem Passagier einen anderen Ort, der ähnlich wie das wird das Erleben des ultimativen Märchens ver- Kino die Raumgrenzen des Alltäglichen durch- sprochen: „1001 Nacht. Ein Urlaub“ (Mein Schiff bricht. Das Schiff ist nach dem Ablegen vom Meer 2018). Diese Werbestrategie trifft insbesondere umgeben und ein vollkommen abgeschlossener auf das Kino (Film- und Fernsehen) und auf das Ort, der nicht mehr verlassen werden kann. Kreuzfahrtschiff zu, wie HERBST (2010: 41) in An- Der heterotope Raum dient jeder Gesellschaft spielung auf die Fernsehserie Das Traumschiff er- als Illusion- und Kompensationsraum im Ge- läutert: „Dass man gerade im Fernsehgeschäft und gensatz und im Vergleich zum Raum des All- dort vor allem in der Werbung und beim Traum- täglichen. „Mit einem einzigen kleinen Schritt be- schiff mit den Sehnsüchten der Menschen spielt, traten wir eine neue Welt, einen Gegenentwurf zur Träume verkauft, die sich [der] Ottonormalver- Wirklichkeit an Land“ (Frank Conroy zit. nach braucher nicht leisten kann, und Illusionen anbie- FOSTER WALLACE 2006: 62). Nach Betreten eines tet, denen keiner sich hinzugeben traut, ist eine ge- Kreuzfahrtschiffes befindet sich der Passagier an heime Abmachung zwischen Machern, Vorma- einem Ort, der sowohl Illusionen ermöglicht als chern, Mitmachern und über 10 Millionen Gebüh- auch die Defizite des Alltags kompensiert. Dies renzahlern, die sich zweimal im Jahr sehr, sehr schildert LESTER (2011: 234) wie folgt: “As spaces gerne von gegerbten, gelifteten und gebräunten of transgression the very notion of being physi- Gesichtern die lange Nase der Exotik machen las- cally separated from one’s normal societal rules, sen.“ which govern particular modes of behaviour, per- Aber es ist nicht nur die Werbung, die das imagi- mits transitional identities.“ Ebenso trifft dies auf nierende Traum-Potenzial der Besucher und das Kino zu. Die Qualität des Raumes ist nahezu Passagiere thematisiert, sondern Schiff und Kino identisch bezüglich der Möglichkeiten: “[…] these zeigen auch selbst bezüglich des Traumes einen in- films mediate the unique spatially bound worlds in haltlichen Zusammenhang. Der Kinogänger wird which social norms are temporarily discarded and nach den Vorstellungen von KRACAUER (1960: replaced with displays of promiscuous adventure 248) selbst in einen Traum versetzt: „Der Kinobe- and hedonistic pursuit“ (LESTER 2011: 234). Kino sucher folgt den Bildern auf der Leinwand in einen wird zum Erlebnis, das vorrübergehende „Verän- traumartigen Zustand“. Dieser Zustand tritt, wenn derungen der täglichen Gewohnheiten und Umge- man BIERODT (2013: 11) folgt, auch auf dem bungen“ (MEHRABIAN 1987: 146) mit sich bringt. Kreuzfahrtschiff ein: „Auf dem Schiff verschmel-

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zen unsere Träume – wie im Kino“. Diese Andeu- 96) beschreibt, wurde die US-amerikanische TV- tungen zeigen, dass für Kino-Besucher und Kreuz- Serie The Love Boat produziert. Die Reederei fahrt-Passagiere der jeweilige Ort der Ort zum „Princess Cruises“ stand dem Vorhaben, an Bord Träumen und der Ort des Traumes ist. Die gegebe- ihrer Schiffe zu drehen, aus Angst vor Imageschä- nen Rahmenbedingungen durch den Veranstalter den zunächst skeptisch gegenüber. Verfilmt wurde tragen dazu bei, dass in der Wahrnehmung und in daher eine harmlosere Version des Buches (GARIN der Erinnerung die Dimension des Traumes eine 2005: 97), die im Anschluss an drei Fernsehfilme überwiegende Rolle für die Zufriedenheit des im Jahr 1976 und 1977 jeden Samstagsabend um Konsumenten bewirkt. Der qualitative Unter- 20 bzw. 21 Uhr bei ABC ausgestrahlt wurden. schied beider Orte besteht darin, dass im Kino Wahrnehmung auf das Audio-Visuelle beschränkt ist, während das Kreuzfahrtschiff die gesamte Leiblichkeit und damit alle Sinne in unterschiedli- cher Ausprägung anspricht. Zusammenfassend sind drei Traum-Aspekte fest- zuhalten: Erstens versprechen beide Orte dem Konsumenten die Realisierung seiner individuel- len Träume, die im alltäglichen Leben aufgrund vieler Hürden nicht verwirklicht werden können. Zweitens schaffen beide Orte Bedingungen, damit sich der Besucher in einen traumartigen Zustand versetzt fühlt bzw. versetzen kann. Drittens erfül- len in der Wahrnehmung und Beurteilung der Kon- sumenten beide Orte „unerfüllte Wünsche und be- gehrte Sehnsüchte“ und damit Träume, wenn auch oftmals nur in der Phantasie/Einbildung und weni- ger in der konkreten Wahrnehmung/Lebenswelt.

3 Die legendären TV-Serien The Love Boat und Das Traumschiff

Der Boom der Kreuzfahrt in den USA ist ohne die moralisch grenzüberschreitende US-amerikani- sche Fernsehserie The Love Boat nicht zu denken. Abb. 4: The Loveboat Videocover der ersten Staf- Die Serie gilt als die ultimative Motivation ihrer fel Konsumenten für Reisen auf dem Kreuzfahrt- schiff. Die dynamische Entwicklung der gesamten Bis 1986 wurden neun Staffeln mit 244 Folgen ge- Branche wird heute auf die TV-Serie zurückge- dreht (CUDAHY 2001: 85), gefolgt von fünf Son- führt. In ähnlicher Weise, angepasst an deutsche derfolgen bis 1990. Die hohe Identifikation mit der moralische Verhältnisse, wurde in der Bundesre- Serie wird unter anderem darauf zurückgeführt, publik Deutschland die Serie Das Traumschiff dass jeder Zuschauer potentiell ein Gast hätte sein etabliert, die zwar nicht die identischen Effekte für können (GARIN 2005: 99, 101, 103), denn die die Kreuzfahrtbranche hatte, aber dennoch die er- Kreuzfahrtschiffe „Pacific Princess“ und „Island folgreichste und dauerhafteste Serie der Zweiten Princess“ dienten als Real-Life-Sets. Sie wurden Deutschen Fernsehens (ZDF) ist. von Touristen, die als Statisten dienten und darauf hofften im Fernsehen gezeigt zu werden, stärker 3.1 Die US-amerikanische Fernsehserie The nachgefragt als andere Kreuzfahrtschiffe. Zusätz- Love Boat lich wurden große Filmkulissen in den Century- Fox Studios gebaut (RILEY 1979: 44), die zu den Inspiriert vom verruchten Roman „Love Boats“ teuersten Sets ihrer Zeit gehörten. Diametral zur von SAUNDERS (1975) in dem eine ehemalige Kritik an der Banalität der Serie, erreichten die ers- Schiffshostess das Leben an Bord eines Passagier- ten beiden Staffeln Ende der 1970er Jahre astrono- schiffes als „one giant sex party“ (GARIN 2005: mische Marktanteile von bis zu 33 Prozent (RILEY

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1979: 43). Die Serie wird als eine der besten Pro- Konflikte und Beziehungsprobleme auf. Die Figu- duktplatzierungen aller Zeiten gewertet und er- ren verlassen das Schiff als wiedervereinigte Fa- reichte Höchstwerte von bis zu 50 Millionen Emp- milie oder als Paar, dem die Gründung einer eige- fangshaushalten pro Folge (GARIN 2005: 94). The nen Familie bevorsteht (SEITER 1987; SCHWICH- Love Boat wurde in 29 Sprachen übersetzt, in über TENBERG 1984: 301ff.). In jeder Folge werden dar- 90 Länder verkauft (BROOKS und MARSH 1979: über hinaus soziale Missstände in Verbindung mit 237f. zit. nach DALE 1997: 187) und lief ab 1985 Ernährung, Bildung, Gewalt und Kapitalismus im deutschen Kabelfernsehn auf Sat. 1 (FOLTIN thematisiert, die durch Liebesbeziehungen gelöst 1987: 368). werden (SCHWICHTENBERG 1984: 308).

Abb. 5: Kreuzfahrtschiff „Island-Princess“ als Real-Life-Set

Jede Folge von The Love Boat setzt sich aus drei parallel stattfindenden, aber unabhängigen Hand- lungssträngen zusammen, die im Wechsel gezeigt werden, emotional aufgeladen und leicht nachzu- vollziehen sind (SEITER 1987). Der Produzent cha- rakterisiert die Auswahl der Geschichten, die von unterschiedlichen Autoren geschrieben wurden, wie folgt: “We've always tried to make one of our stories a farce, one a comedy and one a 'warmedy' that brings tears" (Douglas CRAMER zit. nach SEI- TER 1987). Während des Check-Ins werden die Passagiere samt ihrer Probleme vorgestellt (GARIN Abb. 6: Hauptprotagonisten der TV-Serie The 2005: 7). Junge Passagiere, Gäste mittleren Alters Loveboat und Senioren offenbaren in den ersten Szenen ihre Meinungsverschiedenheiten, Missverständnisse, Unterschwellig vermittelt The Love Boat eine Ide- emotionalen Wunden und unerfüllten Sehnsüchte. ologie, die auf dem Versprechen der persönlichen Eine Eskalation der Probleme erfolgt nach der ers- Transformation beruht. Mit dem Kauf eines ten halben Stunde, wenn Verlobungen platzen, Kreuzfahrttickets kann „Liebe“ wie eine Ware er- Partner mit unschönen Wahrheiten konfrontiert worben werden, die als Allheilmittel alle Probleme werden und Ehe-Scheidungen als einzige Lösung löst. Dies wird bereits mit dem Trailer vermittelt erscheinen. Bereits am nächsten Morgen zeichnen (SCHWICHTENBERG 1984: 303): „Love, exciting sich – passend zur harmonischen Atmosphäre auf and new. Come aboard, we’re expecting you. Love dem Außendeck, in den Restaurants und Bars – life’s sweetest reward. (…) Love won’t hurt any- Entschärfungen der zwischenmenschlichen Ausei- more. It’s an open smile on a friendly shore“. Die nandersetzungen ab. Die dauerhaften Mitglieder Serie suggeriert, dass eine Kreuzfahrt die Regen- der Crew fungieren dabei als Pseudo-Therapeuten eration persönlicher Beziehungen und die Heilung und Vermittler bei Beziehungsproblemen. Sie ge- emotionaler Verletzungen ermöglicht: „[T]he un- ben stets geeignete Ratschläge und sorgen für ein spoken promise was (…), you, too, would fall un- utopisches Gemeinschaftsgefühl an Bord. Indem der its therapeutic, nonthreateningly aphrodisiacal die Protagonisten um Verzeihung bitten, einen influences. (…) You might walk away from your Sinneswandel erleben, sich verlieben oder ein ent- cruise married, reconciled or just happily over- scheidendes Geheimnis enthüllen, lösen sich alle sexed – maybe with an adopted child, or maybe

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only with a sweet, sexy memory to keep you com- produziert. Wie bei The Love Boat versprachen pany during those cold winter nights back in Any- sich die Reedereien, auf dessen Schiffen die Serie town, USA“ (GARIN 2005: 100f.). während realer Kreuzfahrten gedreht wurde, eine Das Kreuzfahrtschiff symbolisiert somit einen uto- nachhaltige Werbewirkung. Sie hofften auf eine pischen Mikrokosmos, ein luxuriöses Leben, Imageverbesserung des Produktes Kreuzfahrt, fernab von Alltagsproblemen wie Schulden, beruf- einer Reiseform, die als monoton galt (FOLTIN lichen Strapazen, Nachbarschaftsstreitigkeiten und 1987: 365). Mit 20.000 DM Produktionskosten pro der Organisation der Kinderbetreuung (SEITER Sendeminute wurde im Vergleich zu anderen 1987): „The show’s writers created a happy, am- Serien etwa das Doppelte an Finanzmitteln nesiac world where the responsibilities and conse- aufgewendet. quences of everyday life were abandoned at the gangway. (…) The Love Boat positioned cruising as exotism wrapped in a security blanket“ (GARIN 2005: 95, 100). Die Lösung persönlicher Probleme durch einen Aufenhalt auf einem Kreuzfahrtschiff ermöglicht letzlich die Reintegration des Individu- ums in die Gesellschaft: “Significantly, the love boat’s journey charts a movement away from soci- ety at large, and onboard the social microcosm of the ship, large social problems are resolved at the personal level which makes possible a final reinte- gration with society” (SCHWICHTENBERG 1984: 308). Indem die Beziehungsgeschichten von über 700 prominenten Gastdarstellern gespielt wurden, konnte eine hohe Zahl an unverbindlichen sexuel- len Begegnungen in der Serie stattfinden. Beein- flusst davon wurden Vergnügungsreisen fortan als potentielle Möglichkeit sexueller unverbindlicher Kontakte wahrgenommen. Diese kollektive Imagi- nation war jedoch verknüpft mit der normativen Botschaft, dass schlussendlich nur monogame he- terosexuelle Ehe-Bündnisse und die Nuklearfami- lie zu wahrer Zufriedenheit, Erfüllung und der Er- fahrung ewiger romantischer Liebe führen kann: „The program reinforces the institution of marri- age by introducing in a controlled, contained way the possibility of sexual promiscuity and of Abb. 7: Das Traumschiff Videocover der ersten divorce, only to reaffirm marriage as the sole beiden Folgen happy, healthy arrangement for adults“ (SEITER 1987). Aus diesem Grund konnte sich die verru- Gegenwärtig erreichen die jährlichen beiden Erst- fene Serie als Unterhaltungsshow für die ganze Fa- ausstrahlungen einen Marktanteil von knapp 20 milie durchsetzen, auch wenn viele Menschen Prozent, was für das ZDF als sehr gut einzustufen nicht dazu standen, sie zu rezipieren (GARIN 2005: ist (QUOTENMETER 2018). Inzwischen wurden für 100). den Dreh der Serie bereits fünf unterschiedliche Schiffe als Real-Life-Sets verwendet, unter ande- 3.2 Die ZDF-Serie Das Traumschiff rem das Kreuzfahrtschiff „MS Deutschland“ von 1999-2015. Nach dem Vorbild der US-amerikanischen Serie Jede Folge setzt sich aus drei Geschichten zusam- und mit Anregungen aus der DDR-Serie Zur See5 men, die humorvoll, romantisch und rührend so- wurden seit 1981 bis heute über 80 Folgen der wie mit komischen Elementen durchsetzt sind. Sie ZDF-Serie Das Traumschiff in Deutschland verlaufen parallel zueinander, werden jedoch ab- gesehen von Handlungsort und Handlungszeit nur

5 Die Fernsehserie Zur See wurde in den 1970er Jahren in der DDR produziert. Die neun Folgen wurden auf dem Lehr- und Frachtschiff J. G. Fichte verfilmt. 39

in Ausnahmefällen miteinander verschränkt. The- fünf Phasen. Dazu zählt die Ankunft und Vorstel- matisiert werden klischeehafte bzw. „altherge- lung der Passagiere auf dem Kreuzfahrtschiff und brachte Handlungsmuster, von scheinbar Ster- das Aufkommen dramatischer Konflikte an Bord. benskranken, die nur Opfer von Fehldiagnosen Die Auseinandersetzungen erreichen auf dem sind, Heiratsschwindlern, Hochstaplern, Erb- Landausflug ihren Höhe- bzw. Wendepunkt und schleichern, Falschspielern und Ehebrechern“ werden in der letzten Phase zurück an Bord durch (BIEROD 2013: 92). Die Drehbücher der einzelnen Konfrontationen gelöst. Rezipienten müssen we- Geschichten stammen von bis zu drei wechselnden der ihre Imagination noch ihre Phantasie bemühen, Autoren. Der Produzent fasst sie zum endgültigen denn „die emotionalen und rationalen Reaktionen Skript zusammen. Die Geschichten sind einfach sind programmiert und verlaufen in sorgfältig ab- gestrickt, da jeder Handlungsstrang in circa zwan- gesteckten Bahnen, in Richtung Lustgewinn“ zig Minuten erzählt werden muss (STROBEL 1992: (FOLTIN 1987: 378). Den Zuschauern werden 156, 158). Identifikationsmöglichkeiten auf breiter Basis an- geboten. Indem die Mehrheit der Konflikte im Kern alltäglich ist, verspüren Zuschauer Identifi- kation, Träume, Humor, Mitleid sowie Überlegen- heitsgefühle (STROBEL 1992: 159ff.). Abschließend steht das Kapitänsdinner für ein Happy End, welches den Passagieren das allge- meine Glück verspricht (STROBEL 1992: 159ff.). Hier wird der normativ-moralische Auftrag des öf- fentlich-rechtlichen Rundfunks der BRD deutlich. Der Kapitän fasst in seiner Abschlussansprache, die „Moral der erlebten Geschichten“ für das - likum auf dem Schiff und vor dem Fernsehgerät nochmals zusammen. Darunter fallen z. B. die Ak- zeptanz von anderen Ethnien, das Verzeihen eines Abb. 8: Kreuzfahrtschiff „MS Deutschland“ als Seitensprungs, die Integration eines Kriminellen, Real-Life-Set die Annahme eines Kuckuckskindes und vieles mehr. Inhaltlich geht es bei Das Traumschiff um persön- Bei den Handlungen geht es nicht um die Destina- liche, individuell begründete Probleme von Passa- tionen per se. Zwar wurden die Sequenzen zu gieren, die nie strukturell begründet und somit Landausflügen von ursprünglich sechs bis acht durch das Aufklären von Irrtümern und Eingeste- Minuten auf Wunsch der Zuschauer verdoppelt hen von Fehlern revidierbar und dauerhaft lösbar (STROBEL 1992: 158), allerdings wird ein durch- sind (STROBEL 1992: 163f.). Die immer lächelnde weg farbenfrohes Bild der Länder gezeichnet mit Crew steht den Passagieren hilfreich zur Seite. einem Fokus auf Folklore, Bauwerke und Natu- ridylle. Dabei fungiert das Exotische lediglich als optische Abwechslung und Kulisse für die Aktivi- täten der Handlungsträger. Sie konzentrieren sich auf ihre individuellen Probleme und setzen sich nicht mit der fremden Kultur und der harmonisch dargestellten Umwelt, die nur bildlich in Form von Postkatenmotiven und nicht inhaltlich thematisiert wird, auseinander (FOLTIN 1987: 374f.). Mittels Ausblendung ökonomischer wie politi- scher Abhängigkeiten vom Westen und der damit zusammenhängenden Missstände (z.B. Müll, kör- perliche Arbeit, Armenviertel) erfolgt eine exoti- sierende Darstellung der sozialen Realität der be- Abb. 9: Hauptprotagonisten der TV-Serie Das suchten Länder. Auch gesellschaftliche Problem- Traumschiff lagen Deutschlands, soziale Zwänge und alltägli-

che Pflichten der Passagiere werden ausgeblendet Dabei entwickeln sich die leicht verständlichen (EILDERS und NITSCH 2014: 160; FOLTIN 1987: Handlungsstränge melodramatisch und linear in 364). „Realitätsferne kennzeichnet den gesamten

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Darstellungsstil der Traumschiff-Serie program- Die in den Serien vermittelte heilende Wirkung der matisch. (…) Das gesamte Design der Serie wirkt Kreuzfahrt sowie die Vorstellungen von Über- wie blankpoliert, ohne störende Ecken und Kan- fluss, des umsorgt Seins, gutem Wetter und poten- ten, und eignet sich dadurch ebenfalls als Projekti- tiellen Grenzüberschreitungen (z.B. Glücksspiel, onsfolie für Träume von einem schöneren, besse- Affären, Alkoholkonsum und Sexualität6) jenseits ren Leben“ (STROBEL 1992: 164). Das Kreuzfahrt- alltäglicher Verpflichtungen, motivierte viele Zu- schiff fungiert als Symbol und Sehnsuchtsort für schauer dazu, selbst eine derartige Reise zu unter- absolute Harmonie und Sorglosigkeit, als Sinnbild nehmen.7 Im Jahr 1978 erreichte Princess Cruises einer Traum-Gesellschaft auf dem alle Passagiere erstmalig eine 100 prozentige Buchungsauslastung scheinbar den gleichen Status genießen, potentiell (RILEY 1979: 43): „Overnight, cruises became all glücklich und unbesorgt sind und beim Captains the rage - a fashionable and affordable escape for Dinner in den Genuss von exquisiten kulinarischen the middle class“ (FOUST 2005: 92). Zu Beginn der Köstlichkeiten kommen (FOLTIN 1987: 368f.). 1970er Jahre lag die Zahl US-amerikanischer Dieser Kontrast zur Armut und angenommenen Kreuzfahrttouristen bei etwa 500.000, stieg bis zur „Rückständigkeit“ der besuchten Länder ermög- Premiere der ersten The Love Boat Folge auf etwa licht es den Zuschauern, die sich mit den Schau- 825.000 an und erreichte zum Ende des Jahrzehnts spielern der Traumschiff-Serie identifizieren, sich die drei-Millionen Marke (GARIN 2005: 94). Der- von der eigenen Überlegenheit zu überzeugen zeit kommen mehr als ein Drittel (13,08 Mio.) der (FOLTIN 1987: 377). weltweiten Kreuzfahrtpassagiere (24,74 Mio.) aus Nordamerika (CLIA 2018a). 3.3 Auswirkungen der Serien The Love Boat „Ich weiß nicht, zu welcher Linie die Pacific und Das Traumschiff Princess aus der Fernsehserie The Love Boat ge- hörte […], aber inzwischen hat Princess Cruise Der Erfolg der beiden Serien The Love Boat und den Namen gekauft und benutzt den armen alten Das Traumschiff erklärt sich dadurch, dass „für die Gavin MacLeod, ehedem Kapitän-Darsteller auf meisten Rezipienten das Medium Fernsehen selbst dem Serien-Pott, für seine TV-Werbung.“ (FOS- ein Traumschiff ist, d.h. ein Ablenkungsapparat, TER WALLACE 2006: 12f., Fußnote 4). eine „Escape-Möglichkeit“, die sie auf Knopf- Auch in Deutschland weckte die Serie Das Traum- druck – einem fliegenden Teppich vergleichbar – schiff ein starkes Interesse für Kreuzfahrtreisen, al- aus ihrer von Umweltzerstörung, Arbeitslosigkeit, lerdings lagen die Kosten einer dreiwöchigen Krankheiten und dem atomaren Holocaust bedroh- Reise damals noch bei 6.000 DM bis 21.000 DM, ten Realität entführt“ (FOLTIN 1987: 378). Zu- weshalb die norwegische Vistafjord und die deut- schauer erhalten durch die Serie Zugang zu „einem sche MS Astor für die meisten „Traumschiffe“ Schlaraffenland“, zu Mobilität und Weltläufigkeit, blieben (FOLTIN 1987: 365f.). Die Traumschiff- ohne ihr Wohnzimmer verlassen zu müssen (FOL- Serie hatte somit einen zeitlich verzögerten, aber TIN 1987: 378). Die weiche und entrückende Titel- dennoch starken Effekt auf die wachsende Popula- musik der Serien dient dabei als Hilfe für Flucht- rität der Kreuzfahrt in Deutschland (BIEROD fantasien (FOLTIN 1987: 364). Außerdem produ- 2013). Seit Ende der 1990er Jahre ist die Zahl der ziert nach JABLONSKI (2018: 167) „das Fernsehen Kreuzfahrer aus Deutschland von 306.000 im Jahr Idylle/n in Serie/n“, die sich sowohl auf das Schiff 1998 auf 2.189.000 im Jahr 2017 angestiegen und als auch auf die Destinationen beziehen. rangiert auf Platz eins im Vergleich zu anderen eu- The Love Boat und Das Traumschiff haben das ropäischen Staaten (insg. 6,9 Mio.) (CLIA 2018b). Image der Kreuzfahrt maßgeblich verändert, die Zahlreiche Spinn-Offs der Serie Das Traumschiff Kreuzfahrtindustrie revitalisiert und den Touris- spiegeln den Erfolg und das steigende Interesse an musmarkt revolutioniert.: „The Love Boat promo- Kreuzfahrten. Im Jahr 2007 startete die auf der ted the cruise ship experience as exciting and gla- “Deutschland” bzw. „Amadea“ gedrehte Spiel- morous; suddenly, to take a cruise was to enter a filmreihe „Kreuzfahrt ins Glück“, bei der Hoch- mobile, never-ending party” (DALE 1997: 166). zeitsplaner in bislang 27 Episoden Paare begleiten,

6 Die Spielfilme Boat Trip (2002) und College Animals 2 (2006) grei- wurde, soll der Markt neu belebt werden: „Will Upcoming TV Drama fen diese Thematik auf. Sie sind im Kontext der Coming-of-Age- Revive China’s Floundering Cruise Industry? fragt Lauren HALL- Filme und der Teenager-Klamotte-Filme zu interpretieren und spielen ANAN am 11. April 2018 im Internet-Journal „Jing Travel“ (HALL- auf einem Kreuzfahrtschiff. ANAN 2018). Die Wahrscheinlichkeit, dass die Strategie der verant- wortlichen Produzenten aufgeht, ist sehr groß, denn Travel and Tour 7 Der chinesische Kreuzfahrtmarkt hat nach Jahren des dynamischen world (2018) schreibt „Chinese tourism gets heavily impacted by Wachstums im vergangenen Jahr einen Einbruch erlitten. Mit der films“. Fernseh-Serie One Boat, One World, die im Januar 2018 abgedreht 41

die sich an Bord das Jawort geben und anschlie- und Bildern. Unter den Filmen über und mit Schif- ßend am jeweiligen Reiseziel ihre Hochzeitsreise fen nimmt der Spielfilm Titanic von James CAME- antreten. Durchzogen von emotionalen Turbulen- RON (1997) diese Rolle ein.10 Der Erfolg des Spiel- zen und großen Gefühle, ist die Stamm-Besatzung films ist sicherlich auf die Qualität des Filmes zu- der Serie Das Traumschiff, bestehend aus Kapitän, rückzuführen, aber letztlich spielt auch der Tita- Chefhostess und Schiffsarzt ebenfalls in Nebenrol- nic-Komplex eine nicht zu unterschätzende Rolle, len vertreten (imfernsehen 2018). der seit Untergang des legendären Schiffes die Phantasie der Filmemacher, Romancier, Journalis- ten, Erzähler und der Kreuzfahrpassagiere beflü- 4 Titanic-Komplex, Reality-Doku-Se- gelt. Der Titanic-Komplex thematisiert die Kreuz- 11 rien und Reisen „wie im Film sein“ fahrt als Katastrophe . Eine fast nicht überschau- bare Reihe an Spielfilmen wie z.B. In Nacht und Eis (1912), Titanic (1943), Die letzte Nacht der Ti- Der Zusammenhang zwischen Spielfilmen, Fern- tanic (1958), Titanic (1996) und Titanic (1997) um seh-Serien und Doku-Soap-Serien sowie Kreuz- nur einige zu nennen, Romanen und Erzählungen fahren wird von den Machern der Filme und Ree- sowie Dokumentationen sind auf Basis des Ereig- dern sowie den Werbern für die Kreuzfahrtunter- nisses „Untergang der Titanic“ im Jahr 1912 ent- nehmen gezielt betrieben. Die Kreuzfahrtschiffe standen und ein Ende ist nicht abzusehen.12 orientieren sich an filmischen Beispielen, wie der Genauso wie TV-Serien eine wichtige Rolle für opulent ausgestatteten Titanic, dem wohl bekann- die steigende Beliebtheit der Kreuzfahrtindustrie testen filmischen Schiff aus Hollywood. Die Rea- Ende des 20. Jahrhunderts zugeschrieben wird, ha- lity-Doku-Serien beziehen die Passagiere in die ben Spielfilme wie der 1997 prämierte Film Tita- Filme als Quasi-Schauspieler mit ein. Letztlich be- nic von CAMERON (1997), trotz der Tragödie eines legen diese Praktiken, dass die Passagiere im Film sinkenden Schiffes, beachtlich zu einem gesteiger- leben, dass Kreuzfahren wie Filmsehen bzw. Se- ten Interesse nach Transatlantikschifffahrten bei- riensehen ist, nur, dass bei ersteren die Wahrneh- getragen (CUDAHY 2001: 140). Der Sozialpsycho- mung nicht auf Audiovisuelles begrenzt ist. Man loge Dirk BLOTHNER (1999: 220ff.) spricht bei der könnte die Reisen mit dem Kreuzfahrtschiff unter Titanic von einem Jahrhundertthema, das immer den heutigen digitalen Bedingungen als Reisen wieder die Menschen beschäftigt. Die Geschichte „auf einem Filmset“ oder Reisen „wie im Film der Titanic hat sich mit allen nur erdenklichen Zu- sein“ bezeichnen.8 sammenhängen in das Bewusstsein von Men-

schen, die sich mit Meer, Passagierschiffen und 4.1 Der Titanic-Komplex oder das Vorbild Kreuzfahrt beschäftigen, eingeschrieben, obwohl aus Hollywood die Titanic kein Kreuzfahrtschiff war. “Titanic was an and not a cruise ship per se, however Spielfilme d.h. ihre Bühnen und ihre Erzählungen many traditions and rituals associated with modern sowie die Praktiken ihrer Charaktere spielen bei cruising originated from the Edwardian era of der lebensweltlichen Verwirklichung ihrer Rezipi- transatlantic voyaging” (LESTER 2011: 194). Da- enten als Muster bzw. Vorbild eine nicht unerheb- mit wird die Brücke und Verbindung zwischen Ti- liche Rolle. Insbesondere Schlüsselelemente des tanic und Kreuzfahrtschiff deutlich. Allerdings Films werden oftmals kopiert, zu Sprichwörtern9

8 An dieser Stelle muss angemerkt werden, dass die sozialen Medien 11 Allerdings stehen bei der filmischen Rezeption der Geschichte für die Kreuzfahrer eine nicht unwichtige Rolle spielen. Das Leben der Titanic für Seereisen meist die Ausstattung und die High Society im Film kann jedoch mit dem Leben im Netz nur bedingt verglichen im Vordergrund. “Titanic contributes to the many films that have werden. Der Fokus des Aufsatzes liegt auf der Perspektive des Indi- historically glamorised sea travel” (LESTER 2011: 218). Allerdings viduums und nicht auf den Dynamiken der Kommunikation in sozia- spiegelt sich in Hollywood-Produktionen die Dramatik des Unter- len Netzwerken. Hinsichtlich der Auswirkungen auf das alltägliche gangs wider, wie zahlreiche Beispiele anderer Filme zeigen, die ei- Leben bestehen allerdings strukturelle Zusammenhänge, die aber im nen impliziten Bezug zum Titanic-Komplex haben: Die Höllenfahrt Rahmen der vorliegenden Abhandlung nicht weiter betrachtet werden der Poseidon (1972); Jagd auf Poseidon (1979), Allein mit der Angst sollen. (1992); Speed 2 – Cruise Control (1997); Deadly Virus (2001), Mai- 9 Zur Verdeutlichung seien nachfolgend einige Beispiele in deutscher den Voyage (2004), Poseidon (2006); Twilight Syndrome: Dead Version angeführt: Casablanca (1942) „Ich schau dir in die Augen, Cruise (2008); Die Gustloff (2008), Havarie (2016). Kleines“; Der Pate (1972) “Ich werde ihm ein Angebot machen, das 12 Darüber hinaus wird die Dramatik des Untergangs in zahlreichen er nicht ablehnen kann“; ET (1982): „Nach Hause telefonieren“. Hollywood-Produktionen thematisiert, wie folgende Beispiele, die ei- 10 Der Film Titanic wurde im Jahr 1998 mit 11 Oscars und zahlrei- nen impliziten Bezug zum Titanic-Komplex haben, zeigen: Die Höl- chen anderen Preisen ausgezeichnet. Mit einem Einspielergebnis lenfahrt der Poseidon (1972), Jagd auf Poseidon (1979), Allein mit von ungefähr 1,9 Milliarden Dollar war der Film bis 2010 der be- der Angst (1992), Speed 2 – Cruise Control (1997), Deadly Virus deutendste Film aller Zeiten. (2001), Maiden Voyage (2004), Poseidon (2006), Twilight Syndrome: Dead Cruise (2008), Die Gustloff (2008), Havarie (2016). 42

muss beachtet werden, dass der Titanic-Komplex which games of love and survival are played out. scheinbar als lebensweltliche Wirklichkeit rezi- As such I find myself drawn into the utopian space piert wird, aber durchgehend seine Existenz aus of Titanic in which dreams and fantasies are en- der Fiktion bezieht und somit seine eigenen My- acted” (LESTER 2011: 211). then generiert. Die bekannte Szene, die zum ikonischen Bild ge- Die Verschiebung von filmischer und lebenswelt- worden ist, von den beiden sich liebenden Prota- licher Wirklichkeit beginnt mit der Architektur gonisten Rose DeWitt Bukater (Kate Winslet) und und Innenausstattung der Titanic, die oftmals bei Jack Dawson (Leonardo DiCaprio) am Bug der Ti- der Gestaltung der Kreuzfahrtschiffe kopiert wird. tanic wird in zahlreichen Bildern nachgestellt.

Abb. 10: Screenshot der Kulisse „Treppenauf- Abb. 12: Screenshot der Hauptprotagonisten des gang“ des Films Titanic Films Titanic am Bug des Schiffes

Unter den Erinnerungsaufnahmen und Selfies darf dieses Bild, das die Passagiere in identischer Posi- tion zeigt nicht fehlen. Auch die Reederein nutzen diese Pose in unterschiedlichen Variationen zur Vermarktung des Produktes „Kreuzfahrt“.

Abb. 13: Startbild der aktuellen AIDA-Webseite zum Thema „Angebote & Buchen“(AIDA Crui- ses 2019b)

Die Verbindung zwischen Titanic und Kreuzfahrt- schiff sieht LESTER (2011: 216 f.) in vielen Details und grundlegenden Rahmen des Films. „For exam- ple the grandeur and opulence of Titanic, as por- trayed on many occasions throughout the film, frames contemporary imaginings of the extrava- gance and exclusivity associated with the cruise Abb. 11: Treppenaufgang der MS Queen Victoria experience.” Rezipient und Passagier werden des- halb immer wieder die Inhalte und den Gegenstand “Reconstructing the architecture of Titanic, a des Films bei Fahren des Schiffes assoziieren. space betwixt and between land and sea, the ship Letztlich kann von einem Titanic-Gefühl gespro- becomes the stage on which an unlikely love story chen werden, das den Kreuzfahrt-Passagier erfüllt, unfolds” (LESTER 2011: 193). Damit entsteht für wenn er Situationen oder Stimmungen des Films die Passagiere des Kreuzfahrtschiffes nicht nur die selbst auf dem Schiff erfahren kann. Bühne auf der sich der Passagier (wieder)findet, sondern auch die Atmosphäre, welche die Spiel- szenen des Films beim Rezipienten entstehen las- sen. “In many ways ‘ship space’ is a playground in

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4.2 Reality-Doku-Serien auf Kreuzfahrt- informative Reisedokumentation und blickt in eine schiffen Welt, die Zuschauern normalerweise verborgen bleibt: Den komplexen Arbeitsalltag einer 500- „Das Spiel mit der Realität“ nennt Lothar MIKOS köpfigen Schiffscrew, die aus 30 Nationen besteht. (2012: 48) die Darstellungsformen des Reality- Es treffen Menschen aus unterschiedlichen Hierar- Fernsehens. Letztlich stellt er fest: Es gibt keine chien, Lebenswelten und Kulturen aufeinander, Realität im Fernsehen, sondern nur Unterschiede die hart dafür arbeiten, damit die Passagiere eine im Verhältnis zur Realität. Unter Anderem ver- unbeschwerte Zeit verbringen können. Crew und weist der Autor auf „die Inszenierung von Abbil- Passagiere werden von drei Kamerateams beglei- 13 dern sozialer Realität“. Die Tatsache, dass im tet. Die Doku-Serie ist nicht gescripted und ar- Fernsehen „echte“ Menschen auftreten, erzeugt beitet mit klassisch-dokumentarischen Mitteln“ bei Rezipienten, die Annahme, dass es sich um die (ARD 2016). Nicht nur die Arbeit der Besatzung, Darstellung von Wirklichkeit handelt. Ein höchs- sondern auch Reiseerlebnisse von Kreuzfahrtneu- tes Maß an Wirklichkeit, sozusagen das echte Le- lingen auf Passagier- und Crewseite sowie promi- ben wird abgebildet, wenn der Rezipient selbst nenten Gästen werden dargestellt und wie folgt zum sich wahrnehmenden Darsteller im Film wird. vermarktet: „So nah, persönlich und authentisch Diese Strategie wird zunehmend von TV-Statio- wie bei Verrückt nach Meer konnte noch kein Zu- nen instrumentalisiert um Zuschauer zu binden, schauer eine Kreuzfahrt im Fernsehen miterleben“ wie auch bei den Doku-Serien über die Kreuzfahrt. (ARD 2010). Eine hohe Identifikation mit der Doku-Serie Ver- rückt nach Meer wird insbesondere dadurch er- reicht, dass jeder Zuschauer potentiell selbst Pas- sagier an Bord der MS Artania bzw. MS Albatros alias „Grand Lady“ bzw. „Weiße Lady“ sein könnte, entweder als Pauschalreisender oder als Protagonist der Dokumentation. Kommentare auf Webseiten lassen erkennen, dass die MS Artania für viele zum „Traumschiff“ geworden ist. Wenn sie sich auf eine Reise begeben, nehmen sie das wahr, was ihnen in der Dokumentation zuvor ver- mittelt wurde in der Hoffnung, selbst im Fernsehen gezeigt zu werden, wie der folgende Kommentar verdeutlicht: „Nachdem wir viele Folgen im Fern- sehen verfolgt haben[,] konnte ich zusammen mit meinem Mann vom 22.02.18 bis 23.03.18 die Reise von nach Acapulco, also einmal quer durch die Südsee auf der Artania erleben. Die ganze Atmosphäre ist, wie im Fernsehen gezeigt. Wir hatten nicht Käpt’n Morten Hansen, sondern den „Fliegenden Holländer[“]! Ein unwahrschein- lich sympathischer Mensch. (…) Keines der Crewmitglieder hatte Berührungsängste und jeder- zeit hatten [s]ie Zeit für ein gemeinsames Foto oder ein Gespräch. Während unsere Reise wurden die nächsten Folgen der Serie gedreht. Dies war in Abb. 14: Verrückt nach Meer DVD-Cover keinster Weise störend. Es war eine wunderschöne Reise und wenn die Zeit es zulässt auch nicht die Seit 2009 wurden sieben Staffeln mit 270 Folgen letzte Reise mit Verrückt nach Meer. Sind jetzt der ARD-Doku-Serie Verrückt nach Meer ausge- schon gespannt wie die Folgen im Fernsehen strahlt, die mit den folgenden Worten beworben rüberkommen“ (Andrea aus Reutlingen 2018). wird: „Verrückt nach Meer ist eine unterhaltsame, Mit einem innovativen Format gewährt die Reality

13 „Scripted Reality“ bedeutet im Genre des Reality-TV, dass die Handlung der Dokumentation nach Regieanweisungen, d.h. nach ei- nem Drehbuch bzw. Skript verläuft. Die Grenze zwischen „scripted“ und „non skripted“ gilt als fließend. 44

Doku Serie Die Crew seit April 2018 einen Blick bilderung des Passagiers versucht. Dies wird durch hinter die Kulissen der AIDAStella, um sich auf die Selbst-Abbildung der Passagiere verstärkt. Ein dem Bewerbermarkt neu zu positionieren. Die auf weiterer Aspekt des Filmischen auf der Kreuzfahrt Instagram und YouTube über den Zeitraum von ei- ist das Spielen von Spielen und die Simulation der nem Monat veröffentlichten Stories und Posts von Möglichkeiten. sechs Mitarbeitern aus den Bereichen Shop, Spa, Restaurant, Küche, Sport und Technik werden als zukunftsfähiges Instrument gewertet, um mit inte- ressanten Karriereperspektiven neues Personal an- zuwerben und eine jüngere Zielgruppe anzuspre- chen: „Tägliche Stories und Posts, in denen die Protagonisten ihre Geschichten komprimiert und doch emotional zum Besten geben, entsprechen dem Wunsch der jungen Zielgruppe, sich in inter- nationalen Teams zu entfalten und beim Bereisen der Welt die persönliche Geschichte ihres Lebens zu finden“ (AIDA Cruises 2018a). Darüber hinaus setzen sich die umfangreicheren Dokumentarfilme ebenfalls mit den Beziehungen der Geschlechter in scheinbar anderen Zeitaltern auseinander. Der Film „Die letzten Gigolos“ aus dem Jahr 2014 thematisiert die ab- und angestell- ten älteren Herren, die zum Vergnügen mit den äl- teren Damen tanzen und sie unterhalten. In eine zeitgemäße Richtung weist der Film „Dream Boat“ aus dem Jahr 2017, der die Kreuzfahrt einer LGBTQ-Reise dokumentiert: „Für manche aus der globalen Reisegesellschaft sind die Tage an Bord mit den allabendlichen Partys vergnügliche Ablen- kung, für andere, die aus homophoben Ländern Abb. 15: Audiovisuell simulierter Wasserfall an wie Indien oder Palästina stammen, sind sie die Bord der AIDAmar (KARNER 2015) einzige Zeit, in der sie sorglos ihre Sexualität aus- leben können. Gemeinsam feiert man eine Utopie, Ein Kreuzfahrtschiff wirkt für die Passagiere sieben Tage lang auf See“ (PILARCZYK 2017). wie ein Kino und das Durchfahren der Welt ist „,Dream Boat‘ erfindet ein neues Genre: den die Leinwand. Nachdem der Passagier das Kreuz- Hochglanzdokumentarfilm. Die sehr präsente Mu- fahrtschiff betritt und dieses ablegt, wird ihm der sik ist wie aus dem “Traumschiff”, die Farbstim- Eindruck vermittelt, in einem überdimensionierten mung wie aus einem Urlaubsprospekt, der Titel- Lichtspieltheater zu sein. Frank Conroy beschreibt Schriftzug wie aus einem Kabarett-Theater und diese Situation folgendermaßen: „Nichts hatte uns der Himmel wie aus Kalifornien“ (BRAKE 2017). darauf vorbereitet, kein zitterndes Deck, kein Stampfen der Maschine. Es war, als zöge sich wie 4.3 „Auf einem Kreuzfahrtschiff fahren“ ist von Zauberhand das Land zurück, einem endlos 14 Reisen „wie im Film sein“ langen Rückzoom im Film gleich“ (FOSTER WALLACE 2006: 62). Dieser Situation kann man Das „Reisen wie im Film sein“ wird dadurch er- sich nicht entziehen, wenn man während der Reise möglicht, da der Schiffsort auf die Passagiere als von der Reling auf die Welt blickt.15 Man kann, und wie Kino wirkt. Hinzu kommt, dass der Ver- wie im Kino, die Welt, die an einem vorbeizieht anstalter der Kreuzfahrt nahezu eine völlige Ver-

14 Der Wunsch des Kinogängers zwischen Lebenswelt und Leinwand 15 Bei den Ausführungen über ein Kunstwerk, eine Installation, macht beliebig wechseln zu können, wird im Hollywoodkino mehrmals fil- SEUNG-CHOL (2012: 105) deutlich, dass durch die Betrachtung das misch thematisiert. Die gelungensten Beispiele sind The Purple Rose Bild zur Realität wird: „Der Betrachter kann nur sehen, was das Bild of Cairo von Woody ALLEN (1985) und Last Action Hero von John zeigt. In dieser Installation, die in der Panoramatischen Apperzeption, MCTIERNAN (1993). In beiden Filmen wird die Film-Wirklichkeit ge- die die ästhetische Distanz abschafft, und im Referenzsystem zwi- gen die Lebens-Wirklichkeit thematisiert. Der Film ist wie ein Traum, schen Bild und dessen Objekt begründet ist, wird das Bild de facto der keine physikalischen Gesetze kennt, während in der Lebenswelt zur Realität des Betrachters und dessen Veränderung wird als die Ver- jede Handlung Konsequenzen nach sich zieht. 45

nicht fassen und nicht anfassen, sondern nur sehen Reedereien inszeniert und simuliert. Ein ein- und hören.16 Der Passagier bekommt die Welt, die drucksvolles Beispiel ist der Strandabschnitt „Half Städte und Dörfer nicht nur vom Schiff aus, son- Moon Cay“ auf den Bahamas. dern auch auf den Landgängen vorgeführt. Selbst- redend befinden sich auf den meisten Kreuzfahrt- schiffen Kinos, um den Passagieren die Seetage zu verkürzen. Sozusagen ein Kino im Kino. „Die to- tale virtuelle Bewegungslosigkeit, das vollkom- mene simulierte Wohlfühlprogramm […]“ (FOS- TER WALLACE 2006: 145), wie wir es im Kino er- fahren können, kommt der Situation auf dem Kreuzfahrtschiff durch die diversen Erlebnis- und Wellnessprogramme der Veranstalter sehr nahe. Sogar die auf dem Schiff dargestellte „Natur“ wie ein Wasserfall wird filmisch medial rekonstruiert. Durch audiovisuelles „Rauschen und Flimmern“ simuliert, fühlt sich der Passagier im Treppenauf- gang von einem Wasserfall umgeben. Diese Stra- Abb. 17: Nach dem Vorbild der Bacardi Island ge- tegie findet ihre Fortsetzung in künstlich gestalte- stalteter privater Strandabschnitt „Half Moon ten privaten Inseln und Strandabschnitten der Cay“ auf den Bahamas (ESCHER 2016) Kreuzfahrtunternehmen. Der Strand von Cayo Le- vantado, der als Drehort der Bacardi-Werbung ver- marktet wird, gilt heute für Kreuzfahrttouristen als Sinnbild karibischer Stranderfahrung.

Abb. 18: Übersichtskarte des privaten Strandab- schnittes „Half Moon Cay“ (ESCHER 2016)

Vor der Ankunft in einem Hafen werden die Aus- Abb. 16: Cayo Levantado bei Samaná alias flugsziele (Städte und Dörfer, Parks und Museen Bacardi Island (RAPP 2019) sowie alle anderen Orte) bereits vorher in einem PR-Film im Theater, im Kino bzw. auf den zahl- Entsprechend der medialen Vorstellungen der reichen Bildschirmen an Bord des Kreuzfahrt- Passagiere werden der perfekte Strand und das schiffes vorgestellt17. Der Reisende hat bereits ge- vollendete Karibik-Feeling zur Zufriedenheit der sehen, was es zu sehen gibt bzw. was man besich- Passagiere und zum ökonomischen Vorteil der tigen und besuchen soll. Dadurch kann sich der

änderung der Realität aufgenommen“. In unserm Fall ist das Kreuz- Der Grand Canyon wird bei unterschiedlichen Wetter insbesondere fahrtschiff die Installation. Unter der „Panoramatischen Apperzep- bei blauem Himmel aus vielfältigen Perspektiven vorgeführt u.a. aus tion“ ist der Eingang des/der Beobachters/in in das Bild bzw. in den der Vogelflugperspektive. Die Filmaufnahmen sind hervorragend. das Bild abbildenden Raum" zu verstehen. Allerdings ist man nicht mehr in der Lage nach dem Besuch des 16 Michel DE CERTEAU (1980: 209 ff.) diskutiert die Problematik des Canyons in Wirklichkeit zu sagen, welche Perspektive wo, ob im Film „ruhenden Reisenden“, der „eingesperrt reist“ am Beispiel der Eisen- oder beim Begehen zuzuordnen ist. In der Erinnerung verschwimmen bahn unter dem Titel „Schiff und Kerker“ und formuliert: „[J]e mehr und verwechseln sich die wahrgenommenen Bilder. Diese Praxis du siehst, umso weniger kannst du fassen – eine Enteignung der Hand Landschaften und Objekte vor dem Besuch derselben im Film zu zei- zugunsten eines größeren Schweifens der Augen.“ gen ist heute bei zahlreichen Landschaftsparks, Museen und Objekten üblich. Umfangreiche Videos und zahlreiche Fotographien des 17 Bevor man in den USA den Grand Canyon besucht, wird man in Canyons sind auch über die Webseite des Parks abrufbar (National ein überdimensioniertes Besucherzentrum geführt, wo man einen Do- Park Service 2017). kumentarfilm über den zu besuchenden Grand Canyon sehen kann. 46

Passagier nur medial auf die zu besuchenden Orte einlassen, da er sie ja bereits kurz vorher aus idea- ler Perspektive (bei bestem Wetter) gesehen hat. Erfahrung, Erinnerung und Phantasie werden als Dimensionen der subjektiven Wirklichkeitskon- struktion bedient. Der Passagier nimmt nicht mehr das lebensweltlich zu betrachtende Objekt wahr, sondern vermischt und erinnert das medial vermit- telte mit dem lebensweltlich Gesehenen.18

Abb. 21: Folkloristische Fotosession vor dem Cruise Ship Terminal in Cartagena (KARNER 2019)

Die professionellen Fotographen sind auch an Bord bei allen Tanz-, Gesangs- und Spiele-Veran- staltungen sowie in den Restaurants auf dem Schiff tätig. Zusätzlich dreht ein Filmteam des Schiffes bei jeder Reise einen Kreuzfahrt-Erinnerungsfilm

Abb. 19: Ausflugspräsentation im Theater eines und versucht dabei des Absatzes wegen, möglichst Kreuzfahrtschiffes (KARNER 2019) alle Passagiere einmal vor die Linse zu bekom- men. Sobald Teile des Films fertiggestellt sind, laufen die Sequenzen für die Zeit der Reise auf den zahlreichen Bildschirmen des Schiffes. Der Passa- gier findet sich selbst im Film wieder oder auf der Ausstellungstafel der gedruckten Fotos im Foto- Shop des Schiffes.

Abb. 20: Folkloristische Inszenierung beim einem Landgang in Rio de Janeiro (AIDA 2014)

Die Ver-Bilderung aller Aktivitäten und na- hezu aller Übergänge wird vom Veranstalter der Schiffsreise sichergestellt. Das Fotografieren Abb. 22: Präsentation der Fotoaufnahmen an der Passagiere beim erstmaligen Betreten und Bord eines Kreuzfahrtschiffes (KARNER 2011) beim Verlassen des Schiffes in jedem Hafen wird in der Regel gemeinsam mit Einheimischen in folkloristischen Gewändern organisiert.

18 Die vielfache Wechselwirkung von Bild und Blick sowie die Dy- sich durch die Welt bewegt. Diese Apparatur d.h. die Bewegung, die namik der wahrgenommenen und eingebildeten Realität beginnen be- sie herstellt, geht ein in den Blick, der folglich nur noch mobil sehen reits mit dem „Streben nach Illusion und nach der Darstellung von kann“ (SCHIVELBUSCH 2018: 61/62). Diese Feststellung trifft nicht Bewegung in Panorama und Diorama“ (BUDDEMEIER 1970: 15ff.) zu nur auf das Panorama, die Eisenbahn, das Auto, den Bus oder andere Beginn des 19. Jahrhunderts. potenzielle Transportmittel, sondern im Besonderen auf das Schiff zu. „Der panoramatische Blick gehört, …, nicht mehr dem gleichen Raum an wie die wahrgenommenen Gegenstände. Er sieht die Gegen- stände, Landschaften usw. durch die Apparatur hindurch, mit der er 47

Abb. 23: Fotokiosk an Bord eines AIDA-Schiffes Abb. 24: Musicalaufführung und filmische Doku- (RAPP 2019) mentation im Theatrium auf der AIDADiva (KARNER 2019) Das bordeigene Fernsehstudio, welches sein Pro- gramm in die Kabinen der Passagiere bringt, darf Die Selbst-Abbildungen der Passagiere erreicht nicht vergessen werden. Das Unterhaltungs-pro- bei Kreuzfahrern, wie bei den meisten Touris- gramm der Prime Time auf dem Schiff besteht un- ten, einen Höchststand. „Allein in mei-nem nä- ter anderem darin, dass aus dem Fernsehen be- heren Umkreis zähle ich über ein Dutzend ver- kannte Quiz- und Spiele-Shows unter Mitwir-kung schiedene Kameramarken, die Camcorder nicht der Passagiere nachgespielt werden, die live im mitgerechnet“, berichtet der Schriftsteller FOSTER Theater verfolgt und in Dauerschleife auf den WALLACE (2006: 43). Reisen ist ohne Bilder, Kon- bordeigenen TV-Kanälen konsumiert werden kön- sum von Bildern, Konsum von bewegten Bildern nen. Zusätzlich werden im Wechsel dazu Quiz- und ohne Selbstdarstellung in Bildern nicht mehr shows aus dem aktuellen deutschen Fernsehpro- zu denken. Aus allen möglichen Perspektiven wer- gramm gezeigt. Dadurch entsteht beim Passagier den das Kreuzfahrtschiff und seine Passagiere ab- der Eindruck Teil des „echten“ Fernsehens zu sein. gebildet. Sogar ein vom Kreuzfahrtunternehmen Auf dem Kreuzfahrtschiff ist der Passagier nahezu organisierter Rundflug dient letztlich der fotogra- immer „im Bild und/oder im Film“.19 fischen Aufnahme des Kreuzfahrtschiffes.

Abb. 25: Kreuzfahrtschiffe aus der Vogelperspektive im Hafen von St. John’s, Antigua (ESCHER 2019)

19 Im Gegensatz zum Filmtourismus, bei dem es den Filmtouristen Filmes, d.h. er nimmt unbewusst an, dass für ihn die Existenzregeln um das Erfahren der filmischen Atmosphäre eines Spielfilmes oder des Films gelten. einer Serie meist an einem Drehort des Films mit möglichst allen Sin- nen geht, reist und lebt der Kreuzfahrtpassagier in der Qualität eines 48

Darüber hinaus ist die Selfie-Manie Bestandteil auf dem Schiff hat, die aber die meisten Passagiere touristischen Seins und somit auch auf dem Schiff nicht wahrnehmen. Alleine die potenzielle Mög- zu Hause. lichkeit stellt die meisten Touristen zufrieden. Das Schiff ermöglicht das Spielen von Spielen und ihre Simulationen. Auf zahlreichen Schiffen werden die unterschiedlichsten Spiele zum Zeit- vertreib angeboten. Dabei wird offensichtlich, dass die Spiele oftmals nur gespielt werden. Primär geht es beim Spielen der klassischen Schiffsspiele wie Bingo und Shuffleboard oder den Team-Sport- arten Basketball und Volleyball nicht darum zu ge- winnen bzw. das Spiel zu optimieren, sondern da- rum, sich die Zeit zu vertreiben und so zu tun als ob man spielen würde.

Abb. 28: Kunstauktion an Bord eines AIDA-Schif- fes (RAPP 2019)

Abb. 26: Bingo an Bord der AIDAdiva (KARNER 2019)

Abb. 29: Innenaufnahmen des Casinos an Bord der AIDAdiva (KARNER 2019)

Abb. 27: Shuffleboard an Bord der AIDAdiva (KARNER 2019)

Dies trifft auch auf die Kunstauktionen, das Rou- lettespiel und viele andere Aktionen wie z.B. Golf und Gymnastik für die überwiegende Masse der Abb. 30: Simulation eines Golfkurses an Bord ei- Passagiere zu. nes AIDA-Schiffes (RAPP 2011) Die filmische, bildliche und textliche Werbung so- wie die materielle Ausstattung des Schiffes spie- Die spielerischen Erlebnisse und somit alle Erleb- geln dem Passagier, dass er nahezu alle Möglich- nisse auf dem Schiff haben keine Auswirkungen keiten der Selbstverwirklichung während der Zeit

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auf den Alltag zu Hause.20 Grundsätzlich hat der bei. Zudem sind die Erlebnisse und Erfahrungen Passagier nur so getan, als ob er es getan hätte. Die des Reisenden auf dem Kreuzfahrtschiff bildliche Verantwortung für nahezu alle Tätigkeiten auf Erfahrungen und filmische Erlebnisse, denn die dem Schiff hat man mit dem Betreten des Schiffes Teilnahme an der Reise impliziert, dass die Erleb- abgegeben. Der Kapitän und die Crew sowie die nisse keine konkreten negativen Auswirkungen Security-Mitarbeiter haben nicht nur die Verant- auf die Lebenswelt haben. Dies kann mit einem wortung für das Schiff, sondern auch für die Passa- Spiel verglichen werden, da das reine Spiel ja als giere übernommen. Eine der wichtigsten Regeln Gegensatz zum Alltag bzw. um Strategien für den an Bord lautet: Den Anweisungen des Bordperso- Alltag zu lernen, konzipiert wurde. Die Wirklich- nals ist unbedingt Folge zu leisten. keit der Schiffsreise ist eine erzeugte Situation, eine komplexe Inszenierung (mit allen Sicher- heitsimplikationen), wie eine lichtgespielte Insze- 5 „Cinematic Crusing“ – Kreuzfahr- nierung im Kino. Aufgrund der Art und Weise, wie ten im 21. Jahrhundert heute Kreuzfahrten betrieben, gestaltet und ver- kauft werden, kann „mit dem Kreuzfahrtschiff rei- sen“ als Cinematic Cruising bezeichnet werden. Die Wechselwirkung zwischen Spielfilm und All- Die Ausprägung der Schiffsreise als Cinematic tagswelt, d.h. dass Ereignisse „wie im Film“ Crusing ermöglichte und ermöglicht den Boom (SCHEFFER und JAHRAUS 2012) empfunden wer- dieser Tourismusbranche, denn nur im Cinematic den und dass Menschen oftmals „Leben wie im Crusing werden alle Träume, Wünsche und Sehn- Kino“ (SCHÄFER und BAACKE 1994) ist weithin süchte (ohne physische und psychische Belastung diskutiert. Das Bedürfnis der Menschen „in den der Passagiere) erfüllt. Die allgemeinen Bedingun- Film zu gehen“ und gewissenmaßen „Film zu le- gen der Schiffsreise, die speziellen Maßnahmen ben“ kehrt die Perspektive um und geht nicht vom und die ausgeklügelten Angebote der Veranstalter Screen aus, sondern folgt dem Bedürfnis der Men- bieten eine Reise als ob der Passagier im Film ist, schen ihr Leben filmisch (mit allen Implikationen) eine Reise in die eigene gelebte und erinnerte zu verbringen. Phantasie, gestützt durch filmische Imagination, Der Zusammenhang von Film und Kreuzfahrt wird filmische Inspiration sowie filmische Vorgaben. aus unterschiedlicher Perspektive diskutiert, wie Das Kreuzfahrtschiff mutiert zum selbst gesteuer- die Ausführungen von LESTER (2011: 245) zeigen: ten, interaktiven sowie mit allen Sinnen und völli- “… I contemplate the interplay between travel ger Leiblichkeit erlebbaren Cinema. through film and travel in the corporeal sense and Cinematic Cruising nimmt zahlreiche Aspekte der to what extent the ‘reel’ spaces of film (re)present zukünftigen Alltagswelt vorweg. Nach Ansicht der the ‘real’ spaces of cruise ships, or the extent to Autorinnen und des Autors spiegeln die „autokra- which films are discursive re-constructions of the tische“ Organisation, die hierarchische Struktur, already simulated world of the ship.” Die voran- die sicherheitstechnische Überwachung, die eth- stehenden Ausführungen belegen, dass aus der nisch-orientierte Arbeitsteilung und die totale le- Perspektive des Passagiers die Reise mit dem bensweltliche Konsumhaltung der Passagiere auf Kreuzfahrtschiff, wie eine Reise als „ob man sich dem Kreuzfahrtschiff unsere zukünftige Alltags- als Schauspieler in einem Film befindet“ empfun- welt. Es bleibt zu hoffen, dass die dunklen Seiten den wird. Fernseh-Serien, Spielfilme, Passagiere des (Traum)Schiffes auf dem Schiff bleiben und in Reality-Doku-Soaps, Werbefilme, die Passa- nicht Teil unserer gesellschaftlichen Realität wer- giere im Bild und Film auf dem Kreuzfahrtschiff den. sowie das Schiff als Kino tragen bei den Wahrneh- mungen und Erinnerungen der Passagiere dazu

20 An dieser Stelle ist der berühmte Satz aus und über Las Vegas/Ne- vada modifiziert anzuführen: „Alles was auf dem Kreuzfahrtschiff ge- schieht und geschehen könnte, (wenn es geschehen sollte) bleibt auf dem Kreuzfahrtschiff.“ 50

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